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Land, Kommunen Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2016

Im Blickpunkt: Die Stadt

Reinhard Güll

In der Reihe „Im Blickpunkt“ steht dieses Mal die bis dahin selbstständigen Gemeinden Bot- die Stadt Oberkirch im . Aus tenau, Butschbach, Haslach, Nußbach, Ödsbach, dem Landesinformationssystem Baden-Würt­ Ringelbach, Stadelhofen, Tiergarten und Zusen- temberg (LIS) lassen sich für Oberkirch wie für hofen eingemeindet. Oberkirch ist verkehrstech- jede andere Kommune des Landes interes- nisch gut angebunden und über eine Bahnlinie sante Erkenntnisse zur Struktur und Entwick- von aus über erreichbar. lung gewinnen. Besonders herausgehoben Die Stadt gehört dem Tarifverbund an, werden an dieser Stelle die Bevölkerungsent- der den öffentlichen Personennahverkehr mit wicklung, der Weinbau, die Wohn- und die Be- mehreren Buslinien bedient. Außerdem hält die Reinhard Güll ist Büroleiter der Abteilung „Informations- schäftigtensituation sowie der Tourismus. Ortenau-S-Bahn, die sogenannte Renchtalbahn, dienste, Veröffentlichungs- in Oberkirch. Ganz neu ist der Ringbus, dieser wesen, sozial- und regional- wissenschaftliche Analysen“ befährt die Stadt mit drei Linien. Die Bundes- im Statistischen Landesamt Baden-Würt­temberg. straße 28 als Ortsumgehung entlastet seit 2014 Die Stadt Oberkirch liegt im Westen Baden-Würt­ Oberkirch und Lautenbach vom Durchgangsver- tembergs, etwa 12 km nordöstlich von Offenburg. kehr. Die Stadt Oberkirch bildet eine vereinbarte Oberkirch liegt am Rande der Oberrheinischen Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Tiefebene am Eingang des Renchtals in den und der Gemeinde Lautenbach. Schwarzwald und ist seit dem 1. Januar 2004 Große Kreisstadt. Im Zuge der Gemeindege- Oberkirch wurde erstmals im 11. Jahrhundert bietsreform Anfang der 1970er-Jahre wurden als Besitz der Herzöge von Zähringen als Sied- lung urkundlich erwähnt. Die Siedlung lag nörd- lich der heutigen Stadt. Nach 1218 wurde der Ort den Markgrafen von Baden als Lehen ge­ geben. Der damalige Ort wurde 1246 nieder­ S Lage der Stadt Oberkirch gebrannt und danach an der heutigen Stelle neu aufgebaut. Über Das Adelsgeschlecht der Lichtenau Baden- WeisenbachGernsbach Fürstenberger kam Oberkirch 1303 an das Bis- Bühl Baden Ottersweier Bühlertal tum Straßburg. 1326 wurden ihm die Stadtrechte Sas- Forbach Enzklöste verliehen. Von wenigen Unterbrechungen ab- bach S gesehen war Oberkirch lange Zeit in der Herr- schaft der Straßburger Bischöfe. Von diesen Kappel- Renchen rodeck Seebach Ottenhöfen Seewa wurde es zeitweise als Lehen an Württemberg im Willstätt Appen- Schwarzwald Baiersbronn und Baden vergeben. Im Dreißigjährigen Krieg weier Oberkirch F R A N K R E I C H Lautenbach wurde Oberkirch stark zerstört und dann noch einmal bei einem Stadtbrand 1689. Nur die Kirche Offenburg FreudenstadDo - blieb unversehrt. 1803 kam Oberkirch zum Groß- wald Ortenberg Bad herzogtum Baden. Verwaltungstechnisch wurde Peterstal- Gries- Meißen- Gengen- bach Oberkirch 1936 dem Bezirksamt Offenburg zu- Berg- bach heim haupten Bad Rippoldsau-Schapbach Ober- geordnet, daraus ging 1939 der Landkreis Offen­ Loßburg Friesenheim harmers- Schwa- bach Alpirsbach burg hervor. Nach dem Zweiten Weltkrieg ge- nau /Schwarzwald hörte der Landkreis Offenburg zum Land Baden Schenkenzell Kappel- Fischer- und ab 1952 im neuen Bundesland Baden-Würt­ Grafen- Kippen- bach Rheinau, Mahl- Seelbach gfG hausen heim Haslach temberg zum Südbaden. Bei berg Fluorn-Wi Steinach im Aichhalden Schiltach Rust Rings- Kinzigtal der Kreisreform zum 1. Januar 1973 wurde der heim Hof- stetten Mühlen- (Schwarz- Landkreis Offenburg aufgelöst und dem neu bach waldbahn) LauterbachRottweil Herbolzheim Weisweil Dun gebildeten Ortenaukreis zugeordnet. Kenzingen Biederbach Eschbronn Forchheim Wyhl am Kaiserstuhl EmmendingenFreiamt Hardt Riegel am KaiserstuhlMalterdingen Z Überregionale Bekanntheit gewann Oberkirch Schonach am Kaiserstuhl Gutach im Triberg Endingen am Kaiserstuhl Winden im Elztal im SchwarzwaldSchwarzwald-Baar-Kreisim Königsfeld durch seine ausgezeichneten Weine und als eines Ti i S h ld Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 88-43-15-03M N Landesinformationssystem © Kartengrundlage GfK GeoMarketing GmbH der Zentren des Obstanbaus. In der Weinbau- Karte erstellt mit RegioGraph 2015 kartei des Statistischen Landesamtes Baden-

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Die sanften Rebhänge der Stadt Oberkirch Quelle: Renchtal Tourismus GmbH

Württemberg wird für das Jahr 2014 eine mit schnittsalter der Bürger von Oberkirch betrug Keltertrauben bestockte Rebfläche von 498 Hek- 43,8 Jahre und lag damit nur dezent über dem tar (ha) ausgewiesen. Auf 264 ha werden Weiß- Landesdurchschnitt von 43,3 Jahren. Gut 7 % weingewächse und auf 234 ha Rotweingewächse der Einwohner von Oberkirch hatten 2014 einen angebaut. Die meisten Weinanbauflächen wer- ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Ober- den von Mitgliedern der Oberkircher Winzer­ kirch lag damit deutlich unter dem Landesdurch- genossenschaft bewirtschaftet. Spätburgunder schnitt von knapp 13 %. und Rieslingweine sind die verbreitetsten Wein- sorten. Die Rebflächen Oberkirchs ergeben damit Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in knapp 18 % der gesamten Rebfläche des Wein- Oberkirch ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2004 baubereiches Ortenau. In Oberkirch gibt es auch und 2014 stieg der Wohnungsbestand um knapp den größten Erdbeermarkt Deutschlands. Auch 3 %. Die Werte für baureifes Land lagen in dem die hier produzierten edlen Obstbrände tragen Zeitraum zwischen 2009 und 2014 mit 221 Euro zum positiven Image der Stadt bei, gibt es hier je Quadratmeter (EUR/m2) um 37 EUR/m2 höher doch annähernd 900 Hausbrennereien. als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Gut 58 % der Wohngebäude waren Einfamilien- Oberkirch hat eine Gemarkungsfläche von häuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche 6 913 ha. Davon werden fast 50 % landwirtschaft- von 48 m2 je Einwohner lag Oberkirch leicht über lich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungs- dem Landesdurchschnitt von 46 m2 je Einwoh- art deutlich über dem Landesdurchschnitt von ner. etwa 46 %. Die Waldfläche beträgt 36 % und liegt damit erheblich unter dem Durchschnitt des Die Chance auf eine Beschäftigung in Oberkirch Landkreises Ortenau (46 %). Gut 13 % der Fläche hat in den vergangenen 10 Jahren stark zuge- sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche. nommen. So hatten 2015 rund 7 900 sozialver- sicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeits- Am 31. Dezember 2014 lebten rund 19 700 Per- platz. Dies sind gut 19 % mehr als 2005. Langfristig­ sonen in Oberkirch. Mit 285 Personen je Quadrat- betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungs- kilometer (km2) entspricht die Besiedelung den pflichtig Beschäftigten 2015 sogar um mehr als eher ländlich geprägten Teilen Baden-Württem- 1 660 höher als 1999. Mehr als 61 % aller Ar- bergs und liegt etwas unter dem Landesdurch- beitsplätze in Oberkirch liegen im Bereich des schnitt (300 je km2). Die Bevölkerungsentwick- Produzierenden Gewerbes. Dieses dominiert die lung war in den Jahren zwischen 2004 und 2014 lokale Wirtschaft. Das Produzierende Gewerbe rückläufig. In diesem Zeitraum hat sie um – 2,7 % ist zwar nach wie vor ein zentraler Bereich in der abgenommen. Dagegen blieb die Bevölkerungs- landesweiten Beschäftigtenstruktur, kommt aber zahl im Kreis genau wie im Land stabil. Das Durch- landesweit nur noch auf einen Anteil von 36 %.

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Ausgewählte Daten zur Stadt Oberkirch, zum Landkreis Ortenaukreis und T zu Baden-Württemberg

Landkreis Stadt Merkmal / Indikator Einheit Ortenau- Land Oberkirch kreis

Fläche

Fläche insgesamt am 31. Dezember 2014 ha 6 913 185 084 3 575 134 Siedlungs- und Verkehrsfläche am 31. Dezember 2014 % 13,2 11,8 14,4 Waldfläche am 31. Dezember 2014 % 35,8 47,3 38,3 Landwirtschaftsfläche am 31. Dezember 2014 % 49,6 38,0 45,5

Bevölkerung

Bevölkerung am 31. Dezember 2014 Anzahl 19 732 415 639 10 716 644 Ausländeranteil am 31. Dezember 2014 % 7,1 8,4 12,6 Durchschnittsalter Ende 2014 Jahre 43,8 43,8 43,3 Geburtenüberschuss/-defizit je 1 000 Einwohner 2004 – 2014 Anzahl 0,9 – 0,9 – 0,4 Bevölkerungsdichte am 31. Dezember 2014 Einwohner/km2 285 225 300

Weiterführende Schulen

Übergänge auf Werkreal-/Hauptschulen 2015/16 % 14,5 12,4 7,2 Übergänge auf Realschulen 2015/16 % 41,5 39,3 33,8 Übergänge auf Gymnasien 2015/16 % 39,6 38,5 43,4 Übergänge auf Gemeinschaftsschulen 2015/16 % 3,8 8,1 13,3

Beschäftigte am Arbeitsort

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte1) je 1 000 Einwohner 2015 Anzahl 400 404 404 Beschäftigte im Produzierenden Gewerbe 20151) % 61,1 39,8 36,2 Beschäftigte im Handel, Verkehr und Gastgewerbe 20151) % 14,8 22,8 20,2 Beschäftigte im sonstigen Dienstleistungsbereich 20151) % 22,5 36,8 43,0

Verkehr

Pkw je 1 000 Einwohner 2015 Anzahl 611 600 576 Pkw-Anteil am Kfz-Bestand 2015 % 77,7 79,7 82,0

Tourismus

Ankünfte von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner 2015 Anzahl 2 539 3 896 1 902 Ankünfte von Auslandsgästen je 1 000 Einwohner 2015 Anzahl 612 1 441 454 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner 2015 Anzahl 6 097 8 440 4 737 Übernachtungen von Auslandsgästen je 1 000 Einwohner 2015 Anzahl 1 489 2 630 1 038

Wohnen

Anteil Einfamilienhäuser an Wohngebäuden 2014 % 58,4 56,4 61,0 Wohnfläche je Einwohner 2014 m² 48 45 46

Wasserwirtschaft

Trinkwasserverbrauch je Einwohner 2013 Liter/Tag 77 116 116 Trinkwasserpreis 2015 EUR/m³ 2,02 1,94 2,07

Gemeindefinanzen

Steuerkraftmesszahl je Einwohner 2014 EUR 932 860 956 Steuerkraftsumme je Einwohner 2014 EUR 1 118 1 087 1 286 Schuldenstand (Kernhaushalt, Eigenbetriebe) je Einwohner 2014 EUR 774 951 1 008

1) Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit.

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Blick über die Schauenburg auf die Stadt Oberkirch Quelle: Stadt Oberkirch

Die Finanzlage der Stadt gestaltet sich auch ver- gend sind für den lokalen Weinbau. Auch gas- gleichsweise positiv. Der Schuldenstand je Ein- tronomisch werden die Besucher mit Speziali- wohner belief sich zwar auf 774 Euro im Jahr täten aus der traditionsreichen Badischen Küche 2014, er lag aber deutlich unter dem Landes- verwöhnt. Last but not least ist Oberkirch ein durchschnitt von 1 008 Euro je Einwohner. So- Paradies für Wanderer. So gab es 2015 rund wohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als 6 100 Übernachtungen von Gästen je 1 000 Ein- auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen wohner in Oberkirch. Damit liegt die Stadt weit im Jahr 2014 allerdings unter dem Landes- über dem Landesmittel. niveau.

In Oberkirch kann man als Tourist die Ortenau von ihrer schönsten Seite erleben. Die Wein- stadt Oberkirch am Tor des Renchtals an der Weitere Auskünfte erteilt Badischen Weinstraße zeichnet sich aus durch Reinhard Güll, Telefon 0711/641-20 08, warme, tiefgründige Urgesteinsböden, die prä- [email protected]

Berichtigung

Im Beitrag „Zur Entwicklung des Rauchverhal- von „… in Deutschland“ richtigerweise „ … in tens in den letzten 20 Jahren“ in Heft 7/2016 des Baden-Württemberg“ heißen. Statistischen Monatshefts ist der räumliche Bezug in den Titelüberschriften der Schaubilder S1 Der korrigierte Beitrag ist unter www.statistik. (S. 17), S2 (S. 18) und S3 (S. 19) nicht korrekt baden-wuerttemberg.de/Service/Veroeff/Monats wiedergegeben. Hier muss es jeweils an Stelle hefte/20160703.mha abrufbar.

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