Regionale Wissensbilanz Ortenaukreis

Claus Nagel Dr. Siegfried Mauch

Wirtschaftsregion /

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 2

„Die regionale Wissensbilanz war für mich ein Intensivkurs in Sachen Ortenau.“ Ein Teilnehmer

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 3 Vorwort

Wissensbilanz - das intellektuelle Kapital einer Region

Der amerikanische Nationalökonom John Maurice Clark hat es auf den Punkt gebracht: "Wissen ist der einzige Produktionsfaktor, der immer grö- ßer wird." Was hat nun die Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) auch noch mit "intellektuellem Kapital" zu tun? Sehr viel. Denn ganz ein- fach soll die WRO - und das sind die rund 50 Gesellschafter und 150 Mit- gliedsunternehmen des Wirtschaftsbeirates - neben allem Standortmarke- ting und der Öffentlichkeitsarbeit - Anstöße dazu geben, die Zukunftsfähig- keit der Region zu sichern. Dass die Ortenau bundesweit die erste Region ist, die ein solches Projekt durchgezogen hat, sei am Rande vermerkt.

Und wir leben ja in der Ortenau und am übrigen Oberrhein zum Glück nicht von jederzeit noch woanders einkaufbaren Billigpreisprodukten sondern von Know-How, Kreativität und Innovationen. Letztlich also von den Menschen, die das haben, sind oder entwickeln. Was zur Folge hat, dass jeder von uns immer ein wenig besser und qualifizierter sein muss als diejenigen, die auf billig machen (müssen). Wir also müssen Wissen wissen. Und dazu brau- chen wir eine Wissensbilanz. Denn die zeigt auch die Diskrepanz auf zwi- schen der Ortenau als innovativem Ranking-Schlusslicht in Baden- Württemberg und der Tatsache, dass die Region nur nicht in die etwas sehr einfache Struktur der Erfassungskriterien passt. Hier gibt es keine Ballung von DAX-Unternehmen, mit ausgewiesenen F&E-Abteilungen und einem manchmal übertriebenen Hang zu Patentanmeldungen. Hier gibt es aber zahlreiche eigentümergeführte Firmen, deren Mitarbeiter so innovativ sind, dass sich eine Patentanmeldung gar nicht rechnet. „Bis wir woanders ko- piert werden, müssen wir schon wieder zwei Jahre Vorsprung haben“, wie

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 4 Hans Nußbaum, der Vorsitzende des WRO-Wirtschaftsbeirates und Erfinder der SMART-Türme das pointiert sagt.

Bei einer Reihe von Unternehmen ist die Wissensbilanz nicht nur ein Argu- ment gegenüber den Banken, wenn es ums Rating geht, sondern dient da- zu wettbewerbsfähiger zu werden. Immaterielle Vermögenswerte werden erfasst, dargestellt und gewinnbringend eingesetzt. Und das besondere an dieser Bilanz ist, dass sie nicht rückwärtsorientiert ist wie etwa eine Finanz- bilanz, sondern zukunftsorientiert.

Mitte der neunziger Jahre wurde im Zuge der Frühverrentung tausender 50jähriger auch deren Wissen verrentet; ein Wert, der inzwischen wieder erkannt ist. Und dann kommt der demographische Aspekt dazu. In drei bis vier Jahren werden das Handwerk und die kleineren Unternehmen ihre Ausbildungsplätze nicht mehr besetzen können. Was wir hier also brauchen ist die noch stärkere Vernetzung von Jugend und Bildung, Familien, Verwal- tung und Unternehmen. Und auch dazu braucht es eine Wissensbilanz.

Mit deren Erstellung ist die Arbeit aber nicht getan – im Gegenteil, sie fängt erst an. Denn die in der nachfolgenden Dokumentation ermittelten zu- kunftsträchtigen Potenziale müssen in unternehmerische Initiativen und politische Entscheidungen gegossen und auch finanziert werden.

Dr. Günther Petry Aufsichtsratsvorsitzender der WRO

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Zusammenfassung

Funktionale und inhaltliche Anforderungen und deren Umsetzung

Im Zuge eines zusammenwachsenden Europa werden gegenwärtig die Wachstumschancen neu verteilt. Dabei spielen in einer internationalen und verflochtenen Welt regionale Knotenpunkte eine wichtige Rolle. Solche Kno- ten bilden neben Metropol- auch Grenzregionen. Sie verfügen über eine po- tenziell günstige sozioökonomische Leistungsfähigkeit und können Träger dynamischer und innovativer Entwicklungen sein. Nutzen sie die Chance, entdecken sie ihre Standortqualitäten und Alleinstellungsmerkmale und ma- chen sie darauf aufmerksam, können sie nicht nur zu Vorreitern eines euro- päischen Integrationsprozesses werden, sondern sich auch als Wirtschafts-, Lebens- und Gestaltungsräume mit hoher Ausstrahlungskraft positionieren.

Bei der Erstellung der Wissensbilanz wurde ein Expertenkreis aus Wirtschaft, Bildung, Gesellschaft und Verwaltung eingebunden. Es wurden persönliche Einschätzungen abgefragt und vor dem Hintergrund der amtlichen Statistik reflektiert. Dabei zeigte sich, dass die persönliche Wahrnehmung des Bera- tungsteams ein genaueres Bild zeichnet, als dies die statistischen Daten vermochten. Die regionale Wissensbilanz sieht die wesentlichen Stärken des Ortenaukreises • im Branchenmix der Wirtschaft, • in der - wenn auch in der amtlichen Statistik nicht erfassten - Innovationskraft und • in der Leistungsfähigkeit der erfolgreich binnenmodernisierten Verwaltungen.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 6 Betrachtet man die Empfehlungen der Teilnehmer aus einer Metaperspektive, können im Wesentlichen folgende funktionale und inhaltliche Anforderungen festgestellt werden:

Funktionale Anforderungen: Inhaltliche Anforderungen: Vernetzung Profilbildung Information und Kommunikation Cluster Regionalität Euroregion Identität Bildung

Bei einer weiteren Verdichtung dieser Schlagworte entstehen daraus die Er- fordernisse • eines breit angelegten Profilbildungsdialogs, • einer strukturierten Clusterbildung und • eines professionellen Netzwerkmanagements.

Für die im Rahmen der Umsetzung erforderliche praktische und analytische Auseinandersetzung ist es erforderlich, eine gesamtregionale Perspektive aufzubauen und einzunehmen. Bei dieser Perspektivbildung gewinnen neben den klassisch ökonomischen Standortfaktoren immer mehr Faktoren wie Wis- sen, Innovationsfähigkeit, kulturelle Attraktivität und die Größe des kreativen Potenzials an Bedeutung.

Der Erfolg eines Standorts hängt damit wesentlich davon ab, wie es der Re- gion gelingt, über ein professionelles Netzwerkmanagement aus Netzwerken Synergien zu generieren, die Bürgerschaft zu mobilisieren, eine erfolgreiche Clusterentwicklung zu betreiben und junge, innovative und gut ausgebildete Menschen anzuziehen oder in der Region zu behalten.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 7 Dies setzt voraus, dass im Landkreis ein klares und akzeptiertes Bild von der Entwicklungsrichtung besteht und Kreativität als Wertschöpfungsfaktor in Aus- und Fortbildung, in Unternehmen und Verwaltungen erkannt und geför- dert wird.

Im Wettbewerb der Regionen wird das innovative Vermögen von Menschen entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg. Kreative Köpfe ziehen kreative Köpfe an. Innovationen entstehen da, wo Regionen in industrielle, zwischen- betriebliche Kooperations- und Kommunikationsbeziehungen und in Cluster investieren und sich damit strukturelle Wettbewerbsvorteile verschaffen. Weiter ist anzustreben einen möglichst ausgeglichenen Mix an sozialer, wirt- schaftlicher und kultureller Qualität zu erlangen.

Da die Leistungsfähigkeit der Städte und Gemeinden vor allem finanziell an Grenzen stößt, hat die Suche nach neuen strategischen Kooperationen be- gonnen. Eine tragende Rolle wird hier im sogenannten Dritten Sektor und in Netzwerken des sozialen und kulturellen Bereichs gesehen. Dabei wird gera- de den „weichen Standortfaktoren" eine zentrale Bedeutung für wirtschaftli- che Prosperität und erhöhte Chancen im globalen Wettbewerb attestiert. Für die Zukunftsfähigkeit von Regionen sind neben den traditionellen Standort- faktoren vor allem kulturelle Offenheit, Vielfalt sowie Toleranz von zentraler Bedeutung. In der sich globalisierenden Wissensgesellschaft verlieren die einzelnen Orte an Bedeutung.

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Die Potenzialschwerpunkte der Region ergeben sich zusammengefasst aus dem stark umrandeten Feld (links oben) der nachfolgenden Grafik. Es sind dies die Themenfelder

BK-3 = Euroregion/ grenzüberschreitende Kooperationen BK-2 = Externe Beziehungen BK-4 = Image BK-1 = Interne Beziehungen HK-5/3 = Bevölkerungsstruktur und Zuwanderung SK-2/3 = IT-und Verkehrsinfrastruktur SK-5/HK 4 = Bildungsinfrastruktur und Qualifikationsniveau

Die Y-Achse beschreibt das Einflussgewicht, die X-Achse die Teilnehmerbewertung der Faktoren. Im linken oberen Feld befinden sich die Einflussfaktoren, die zwar ein hohes Einflussgewicht haben, bei denen aber noch Verbesserungspotenzial in Qualität und Systematik besteht.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 9 Konkretisierungen zu den wichtigsten Faktoren

Euroregion

• Harmonisierung bei der Infrastruktur (ÖPNV, Versicherung, Handy- Tarife)

• Beseitigung bürokratischer Hindernisse (Wohnsitz, KFZ-Anmeldung)

• Lehrkräfte sowie Mitarbeiter aller Verwaltungsebenen mit vergleichba- ren Aufgaben tauschen sich regelmäßig aus

• Informationsdefizite bezüglich gemeinsam gewollter Projekte werden abgebaut

• Verbesserung der gemeinsamen Kommunikation, in dem zB alle öffent- lichen Hinweise und Schilder zweisprachig formuliert werden

• Tageszeitungen auf beiden Seiten des Rheins veröffentlichen regelmä- ßige „Euroregion-Seiten“

• Regelmäßige Kommunikation und Austausch auf allen Ebenen, damit die Bevölkerung der Euroregion im Europa der Regionen sich als ge- meinsamen Wirtschaftsraum begreift

• Abstimmung künftiger Planungen auf den gesamten Raum

• gemeinsame Außendarstellung (Öffentlichkeitsarbeit und Messeteil- nahmen) – auch schon im Vorgriff auf die Metropolregion

• Initiativen zur frühen Umsetzung von Strukturen und Finanzierung der Metropolregion

• Stärkere Förderung des Ausbaus der französischen Sprachkenntnisse

• Intensivierung des Schüleraustausch und anderer Begegnungen

• gemeinsamer Bildungsplan (gemeinsames Geschichtsbild)

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 10 Externe Beziehungen

• Ausschöpfung der im Bereich der Wirtschaft bereits bestehenden ex- ternen Beziehungen

• Verbesserung der Kooperation der Hochschulen

• Entwicklung und Umsetzung von über die Region hinaus wirkenden Leuchtturmprojekten (auf der gesamten Oberrheinschiene)

• Gestaltung von Plattformen und Foren zum Austausch und zur Weiter- entwicklung

• Erstellung eines Kataloges von Kooperationsmodellen (analog der Ab- fallkooperation mit und Straßburg)

• Verbesserung des Verkehrs- und Tarifverbundes

• Aufbau und Pflege weiterer funktionaler Regionen neben der Gesund- heits-, Bildungs- und Wirtschaftsregion

• Einrichtung einer Stelle eines Förderspezialisten zur Generierung von Ausschreibungsgeldern (Brüssel, Berlin, )

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Image

Zur Verbesserung des Images sprachen sich die Teilnehmer dafür aus, die Imagebildung nicht nur nach außen, sondern vor allem auch nach innen zu betreiben. Die Zusammenführung der bestehenden Aktivitäten (Agenda 21) und die Bewahrung der kulturellen Identität sind dabei wichtige Aspekte. Folgende Fragestellungen wurden zur weiteren Behandlung empfohlen:

• Was sind unsere gegenwärtigen Stärken?

• Wie könnte unsere gemeinsame Zukunft aussehen?

• Brauchen wir ein Alleinstellungsmerkmal oder liegt die Stärke darin, gerade keines zu haben?

• Was könnten unsere Alleinstellungsmerkmale sein?

• Wer könnten die richtigen Identifikationspersonen sein?

• Was könnte das Markenzeichen der Ortenau sein?

• Was macht die Marke aus?

• Wie können wir die Region überregional noch besser platzieren?

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 12 Interne Beziehungen

• Bündelung der vielfältigen Aktivitäten im Bildungsbereich

• Bündelung der vielfältigen Aktivitäten im Gesundheitsbereich

• sowie im Rahmen der Euroregion und in anderen Bereichen über eine gemeinsame „Plattform“

• Schaffung von Anlässen, um ein Networking der innovativen Kräfte zu verstärken

• Setzung einer positiven Werbemarke, die mehr ist als es die einzelnen eingebrachten Produkte und Aktivitäten sind

• Förderung von Innovations- und Wertschöpfungsketten ausgewählter Branchen durch eine professionelle Clusterpolitik

• Verstärkung der Zusammenarbeit der Gemeinden im Wirtschaftsbe- reich und bei der Ausweisung von Gewerbe- und sonstigen Nutzflä- chen.

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Bevölkerungsstruktur und Zuwanderung

• Schaffung von ausreichenden Betreuungsplätzen in Kindergärten und anderen Berufstätige entlastenden familienfreundlichen Einrichtungen

• Hinwirken, dass die gute Sozialstruktur erhalten bleibt

• Maßnahmen mit denen Studenten und Auszubildende ihren Erstwohn- sitz in die Region verlegen

• Ausbau der Hochschulen

• Gründung einer Berufsakademie im Bereich Gesundheit

• Übernahme von Studiengebühren und Abschluss von Trainee-Verträgen durch Gemeinden und Unternehmen

• Schaffung attraktiver Arbeitsplätze

• Schaffung zusätzlicher interessanter Kultur- und Freizeitangebote (Fes- tivals und Ausstellungen, die auch die überregionale Bekanntheit erhö- hen)

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Verkehrsinfrastruktur

• Rheintalschiene mit Tunnellösungen

• Ausbau der Ost-West-Straßenverbindungen

• Verkürzung der Taktzeit der Bahn auf der Rheinschiene und Verbesse- rung der Anschlüsse in die Täler

• A5 Ausbau und

• Integration des Lahrer Flugplatzes in ein Oberrhein-Konzept

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Bildungsinfrastruktur und Qualifikationsniveau

• Überprüfen der Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung der Bildungs- infrastruktur

• Koordinierte Lobbyarbeit

• Finanzierung der Infrastruktur der Bildungsregion durch Kreis, Kom- munen und Wirtschaft

• Verstärkung der Vernetzung der Hochschulen im Oberrheinbereich

• Pilotprojekte und Leuchttürme im Bildungs- und Sozialbereich; mindes- tens Ko-Finanzierung durch Land, Bund oder EU

• Entwicklung innovativer Finanzierungsmodelle für zukunftsfähige For- schungsbereiche (Weitere Lehrstühle mit Anschubfinanzierung durch die Wirtschaft)

Wertvolle Erfahrungen, die Professor Günther Koch bei der nationalen Wis- sensbilanz des Landes Österreich machte, sind in dieses Projekt eingeflossen. Günther Koch hat das Modell im Rahmen einer Gesellschafterversammlung der WRO im Herbst 2008 vorgestellt.

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Inhaltsverzeichnis

1 EINFÜHRUNG...... 23

1.1 Ausgangslage...... 23 1.1.1 Aktuelle Trends ...... 23 1.1.2 Wettbewerb der Region...... 24 1.1.3 Die Wissensgesellschaft...... 24

1.2 Auftrag und Zielsetzung ...... 26

2 GRUNDLAGEN DER WISSENSBILANZIERUNG ...... 27

2.1 Modell der Wissensbilanz...... 27 2.2.1 Grundmodell „Wissensbilanz -Made in “ ...... 27 2.2.2 Berücksichtigung Erfahrungen nationaler Wissensbilanzen...... 28

2.2 Die Vermögensarten ...... 28 2.2.1 Humanvermögen ...... 28 2.2.2 Strukturvermögen...... 29 2.2.3 Beziehungsvermögen...... 29

3 VORGEHENSWEISE ...... 30

3.1 Clusterbildung ...... 30

3.2 Prozessphasen...... 30

3.3 Methodische Besonderheiten...... 30 3.3.1 Benchmarking ...... 30 3.3.2 Intuition als Informationsquelle...... 32 3.3.3 Wege der Wahrnehmung...... 33 3.3.4 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 34

4 ZIELWERTBESTIMMUNG ...... 36

4.1 Erstellung des Ist-Profils...... 36

4.2 Erstellung des Zielprofils ...... 37

4.3 Analyse der Diskrepanz ...... 38

5 ERMITTLUNG DER RELEVANTEN EINFLUSSFAKTOREN...... 39

5.1 Überblick über die Einflussfaktoren ...... 39

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5.2 Einflussfaktoren Humanvermögen...... 40

5.3 Einflussfaktoren Strukturvermögen ...... 41

5.4 Einflussfaktoren Beziehungsvermögen...... 43

6 URSACHEN-WIRKUNGSZUSAMMENHÄNGE...... 44

6.1 Ursachen-Wirkungsmatrix...... 44

6.2 Aktiv- und Passivsummen...... 45

6.3 Wirkungsgrad der Einflussfaktoren ...... 46

7 BEWERTUNG DER EINFLUSSFAKTOREN...... 49

7.1 Bewertungskriterien der Einflussfaktoren ...... 49

7.2 Bewertungsmaßstab ...... 49

7.3 Übersicht über die Bewertungsergebnisse ...... 50

7.4 Einzelauswertung der Balkendiagramme...... 51 7.4.1 Humanvermögen ...... 51 7.4.2 Strukturvermögen...... 52 7.4.3 Beziehungsvermögen...... 53

7.5 Profildiagramme...... 54 7.5.1 Qualitätsprofil ...... 54 7.5.2 Systematikprofil ...... 55

8 DIE BEWERTUNGEN DER EINFLUSSFAKTOREN...... 56

8.1 Sozialverträglichkeit (HK-1) ...... 56 8.1.1 Definition ...... 56 8.1.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 56 8.1.3 Wirkungsnetz ...... 57 8.1.4 Statistische Indikatoren zur Sozialverträglichkeit ...... 58 8.1.5 Interpretation...... 58

8.2 Motivationslage (HK-2) ...... 60 8.2.1 Definition ...... 60 8.2.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 60 8.2.3 Wirkungsnetz ...... 61 8.2.4 Statistische Indikatoren zur Motivationslage...... 62 8.2.5 Interpretation...... 62

8.3 Zuwanderungs- und Mobilitätsbestreben (HK-3) ...... 63 8.3.1 Definition ...... 63 8.3.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 64

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 18

8.3.3 Wirkungsnetz ...... 65 8.3.4 Statistische Indikatoren zum Zuwanderungs- und Mobilitätsbestreben...... 66 8.3.5 Interpretation...... 66

8.4 Bildungsstand und Qualifikationsniveau (HK-4) ...... 67 8.4.1 Definition ...... 67 8.4.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 67 8.4.3 Wirkungsnetz ...... 68 8.4.4 Statistische Indikatoren zum Bildungsstand und Qualifikationsniveau ...... 69 8.4.5 Interpretation...... 71

8.5 Bevölkerungsstruktur (Demografische Entwicklung; HK-5)...... 74 8.5.1 Definition ...... 74 8.5.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 74 8.5.3 Wirkungsnetz ...... 75 8.5.4 Statistische Indikatoren zur demographischen Entwicklung ...... 75 8.5.5 Interpretation...... 76

8.6 Werte in der Region (Grundhaltung; HK-6) ...... 78 8.6.1 Definition ...... 78 8.6.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 78 8.6.3 Wirkungsnetz ...... 79 8.6.4 Statistische Indikatoren zu den Grundwerten ...... 79 8.6.5 Interpretation...... 79

8.7 Wirtschaftskraft (SK-1)...... 81 8.7.1 Definition ...... 81 8.7.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 81 8.7.3 Wirkungsnetz ...... 82 8.7.4 Statistische Indikatoren zur Wirtschaftskraft...... 83 8.7.5 Interpretation...... 85

8.8 IT-Infrastruktur (SK-2) ...... 87 8.8.1 Definition ...... 87 8.8.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 87 8.8.3 Wirkungsnetz ...... 87 8.8.4 Statistische Indikatoren zur IT-Infrastruktur...... 88 8.8.5 Interpretation...... 88

8.9 Verkehrsinfrastruktur (SK-3)...... 89 8.9.1 Definition ...... 89 8.9.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 89 8.9.3 Wirkungsnetz ...... 90 8.9.4 Statistische Indikatoren zur Bestimmung der Verkehrsinfrastruktur ...... 90 8.9.5 Interpretation...... 91

8.10 Ökologische Nachhaltigkeit (SK-4) ...... 91 8.10.1 Definition...... 91 8.10.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 92 8.10.3 Wirkungsnetz ...... 92 8.10.4 Statistische Indikatoren zur Bestimmung der ökologischen Nachhaltigkeit...... 93 8.10.5 Interpretation...... 93

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8.11 Bildungsinfrastruktur (SK-5) ...... 94 8.11.1 Definition...... 94 8.11.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 94 8.11.3 Wirkungsnetz ...... 95 8.11.4 Statistische Indikatoren zur Bestimmung der Bildungsinfrastruktur ...... 96 8.11.5 Interpretation...... 96

8.12 Innovationskraft (SK-6) ...... 97 8.12.1 Definition...... 97 8.12.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 98 8.12.3 Wirkungsnetz ...... 99 8.12.4 Statistische Indikatoren zur Bestimmung der Innovationskraft...... 100 8.12.5 Interpretation...... 101

8.13 Leistungsfähigkeit der Administration (SK-7)...... 102 8.13.1 Definition...... 102 8.13.2 Einschätzungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 102 8.13.3 Wirkungsnetz ...... 103 8.13.4 Statistische Indikatoren zur Bestimmung der Verwaltungskraft...... 104 8.13.5 Interpretation...... 104

8.14 Freizeit- und Erholungsangebote (SK-8) ...... 105

8.14 Freizeit- und Erholungsangebote (SK-8) ...... 105 8.14.1 Definition...... 105 8.14.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 105 8.14.3 Wirkungsnetz ...... 106 8.14.4 Statistische Indikatoren zur Bestimmung der Freizeit- und Erholungsangebote...... 107 8.14.5 Interpretation...... 107

8.15 Interne Beziehungen (BK-1)...... 108 8.15.1 Definition...... 108 8.15.2 Einschätzung...... 108 8.15.3 Wirkungsnetz ...... 109 8.15.4 Statistische Indikatoren zu den internen Beziehungen...... 109 8.15.5 Interpretation...... 109

8.16 Externe Beziehungen (BK-2) ...... 110 8.16.1 Definition...... 110 8.16.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 110 8.16.3 Wirkungsnetz ...... 111 8.16.4 Statistische Indikatoren zu den externen Beziehungen ...... 111 8.16.5 Interpretation...... 111

8.17 Entwicklung einer Euroregion (BK-3)...... 112 8.17.1 Definition...... 112 8.17.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 112 8.17.3 Wirkungsnetz ...... 113 8.17.4 Statistische Indikatoren zum Eurodistrikt ...... 113 8.17.5 Interpretation...... 113

8.18 Image (BK-4)...... 115

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 20

8.18.1 Definition...... 115 8.18.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...... 115 8.18.3 Wirkungsnetz ...... 116 8.18.4 Statistische Indikatoren zum Image ...... 116 8.18.5 Interpretation...... 116

9 ZENTRALE MAßNAHMEN...... 117

9.1 Profilbildungsprozess/Leitbild...... 117

9.2 Clusterbildung ...... 119 9.2.1 Merkmale eines Clusters...... 119 9.2.2 Zur Notwendigkeit von Clustern ...... 120 9.2.3 Cluster der Ortenau...... 120

9.3 Professionelles Netzwerkmanagement...... 122

9.4 Wissenslandkarte ...... 123

9.5 Umsetzung...... 124

10 METHODENTRANSFER ...... 125

10.1 „Wissensbilanz made in Germany“ als Methode ...... 125

10.2 Verfahren und Inhalte...... 126

10.3 Ressourcen...... 126

Impressum/ Danksagung

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 21

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1 Einführung

1.1 Ausgangslage

1.1.1 Aktuelle Trends

Schwerpunktthema vieler Diskussionen in den vergangen Jahren war die demografi- sche Entwicklung der Industrienationen. Durch die zurückgehenden Geburtenraten und geringe Zuwanderungen kommt es gerade in den Industrienationen zu einer zu- nehmenden Überalterung der Bevölkerung. 1 Hiervon sind die einzelnen Länder und die einzelnen Regionen innerhalb der Länder unterschiedlich stark betroffen. Regio- nen mit einer hohen „Lebensqualität“ und Attraktivität können in den kommenden Jahren zunächst sogar noch mit einem Bevölkerungszuwachs rechnen, während an- dere Regionen mit einem Rückgang der Bevölkerung zu rechnen haben. Diese Wan- derungsbewegungen sind in sofern als problematisch zu bezeichnen, dass vorwiegend jüngere und erwerbsfähige Personen die Region verlassen und überwiegend Rentner in diesen Regionen zurück bleiben. In Kombination mit einer weiteren akuten Ent- wicklung, dem zunehmenden Fachkräftemangel, der sich auch in der aktuellen Fi- nanzkrise fortsetzen wird, können bereits heute Unternehmen in bestimmten Regio- nen ihren Bedarf an qualifizierten und innovativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht mehr decken. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren noch wei- ter verschärfen.

Auch die Entwicklungen in Richtung einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft stellen neue Anforderungen an die Wettbewerbsfähigkeit einer Region. Im Vergleich zur reinen Verkehrsinfrastruktur gewinnt die Telekommunikationsinfrastruktur mit schnellen Internetanschlüssen insbesondere im ländlichen Raum weiter an Bedeutung für die Standortentscheidung von Dienstleistungsorganisationen (Unternehmen, Ärz- te, Teilzeitbeschäftigte u.a.). Hier werden Regionen mit einer guten Telekommunika- tionsinfrastruktur einen Wettbewerbsvorteil aufweisen können.

1 Steffen Kröhnert u.a.; Die Demografische Lage der Nation, München 2006, Seite 10ff.

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1.1.2 Wettbewerb der Region

Im Europa der Regionen aber auch darüber hinaus findet zunehmend ein Wettbewerb der Kommunen und Regionen statt. Dieser Wettbewerb ist vielschichtig. Er bezieht sich sowohl auf die Standortqualität, als auch auf den Wettbewerb um Investoren und Firmen, um qualifizierte und kreative Menschen und um nationalstaatliche und supra- nationale Förderungen. Dieser Wettbewerb findet sowohl innerhalb Deutschlands als auch EU-weit statt. Dabei lösen sich zunehmend nationalstaatliche Grenzziehungen zugunsten grenzüberschreitender Verbünde auf. In diesem Wettbewerb ist die Kennt- nis der „weichen Faktoren“ ein wichtiger Vorsprung. Deren Analyse und Diagnose sind daher erste wichtige Schritte, um in dieser Wettbewerbslage zu bestehen und Zu- kunftsbilder einer regionalen Entwicklung zu entwerfen. Dazu bedarf es der struktu- rierten Erfassung und Kommunikation aller relevanten Standortfaktoren und die Dar- stellung der Wirkungszusammenhänge.

1.1.3 Die Wissensgesellschaft

Auf internationaler Ebene existieren bereits verschiedene Ansätze zur Erfassung im- materieller Erfolgsfaktoren. Nach dem Programm „Knowledge for Development“ der

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 24

Weltbank werden weiche Standortfaktoren auf nationaler Ebene regelmäßig erfasst und veröffentlicht. Aus Sicht der Weltbank bildet der strukturierte Umgang mit Fak- toren aus den Bereichen Wirtschaft, Innovation, Bildung und IT-Technologie die Basis für den zukünftigen Wohlstand einer Nation. Damit werden Wissen und der Umgang damit zum Rohstoff der Zukunft 2. Für den unternehmerischen Bereich ist in Deutsch- land die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderte „Wissens- bilanz made in Germany“ entwickelt worden 3. Mit dem Ansatz der regionalen Wissensbilanzierung wird die Lücke zwischen der nati- onalen Ebene und der unternehmerischen Ebene geschlossen. Die Faktoren der regi- onalen Wissensbilanz ergeben sich im Wesentlichen aus einem Zusammenführen die- ser beiden Ebenen. So ist die regionale Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte eine wichtige Bedingung für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Diese wird we- sentlich durch das Bildungssystem auf nationaler Ebene bestimmt. Der Ansatz der Wissensbilanz kann bis zu jeder einzelnen Person im Unternehmen oder in der Ver- waltung durchgereicht werden, wenn es darum geht, vor dem Hintergrund der Anfor- derungen das jeweilige Kompetenzprofil zu bestimmen.

2 Weltbank; http://info.worldbank.org/etools/kam2/KAM_page5.asp 3 http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Technologie-und- Innovation/Wissensbilanz/wissensbilanz-kuerze.html

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1.2 Auftrag und Zielsetzung

Auftrag war die bundesweit erstmalige Erstellung der regionalen Wissensbilanz auf der Grundlage der Methode „Wissensbilanz made in Germany“ im Auftrag der Wirt- schaftsregion Offenburg / Ortenau WRO. Untersuchungsgegenstand war der Ortenau- kreis als politische und administrative Einheit, obwohl einzelne Fragestellungen auch landkreisübergreifend reichten. Mit der Beachtung von Einheitlichkeit und Einräumig- keit konnte eine Deckung zwischen dem statistischen Informationsmaterial, den Er- gebnissen der Wissensbilanz und den politischen Entscheidungsträgern hergestellt werden.

Ziel des Projekts ist es, ein Verfahren zu finden und Maßnahmen zu generieren, wie die Wettbewerbsfähigkeit des Ortenaukreises im Standortwettbewerb der Regionen gestärkt werden kann. Dazu wurden

• die weichen Standortfaktoren des Ortenaukreises identifiziert, erfasst und be- wertet und

• auf der Basis der ermittelten Ursachen-Wirkungsketten Handlungsempfehlun- gen abgeleitet.

Ein weiteres Ziel war es herauszufinden, ob und wie sich unter den besonderen kom- plexeren Bedingungen und der freiwilligen Mitwirkung der Akteure einer Region die Methode „Wissensbilanz made in Germany“ im Rahmen der regionalen Entwicklung eines Landkreises einsetzen lässt.

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2 Grundlagen der Wissensbilanzierung

2.1 Modell der Wissensbilanz

Derzeit existiert international noch kein einheitlicher Standard zur Erstellung organi- sationaler, regionaler und nationaler Wissensbilanzen. Aus diesem Grund wurde für die regionale Wissensbilanz des Ortenaukreis in Deutschland eine Kombination be- währter Wissensbilanz-Ansätze gewählt.

2.2.1 Grundmodell „Wissensbilanz -Made in Germany“

Ausgehend von den Erfahrungen aus einer Vielzahl von Wissensbilanz-Projekten bei Unternehmen und Non-Profit-Organisationen wurde die Vorgehensweise nach dem Konzept „Wissensbilanz – Made in Germany“ 4 auf die Anforderungen der regionalen Entwicklung angepasst.

Dazu war zunächst eine Übertragung der unternehmerischen Fragestellung auf den Kontext der Standortentwicklung notwendig. Ausgehend von möglichen regionalen

4 Weitere Informationen unter www.akwissensbilanz.org

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Entwicklungszielen wurden Einflussfaktoren aus den immateriellen Potenzialen der Region ermittelt, die das Ziel „Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Region“ maßgeblich beeinflussen können. In Anlehnung an diese Wissensbilanzierungsmetho- de und in bewusster Abgrenzung zu anderen Regionalentwicklungsansätzen wurde besonderer Wert auf die Diskussion und Erfassung der Ursache- Wirkungszusammenhänge gelegt.

2.2.2 Berücksichtigung Erfahrungen nationaler Wissensbilanzen

Weiterhin wurde im Projekt auch gezielt auf die Erfahrungen von Professor Günther Koch mit der nationalen Wissensbilanz des Landes Österreich zurückgegriffen. Die Entwicklung möglicher Cluster an Einflussfaktoren wurde insbesondere am Modell der Österreichischen Wissensbilanz ausgerichtet.

2.2 Die Vermögensarten

2.2.1 Humanvermögen

Das Humanvermögen einer Region beschreibt das Potenzial der Bevölkerung inner- halb des Untersuchungsbereichs näher. Das Humanvermögen mit seinen Qualifikatio- nen und dem Bildungsniveau, mit seinen Motiven und Werten und seiner sozialen Struktur oder der Altersstruktur bildet die Grundlage für die Wertschöpfung einer Re-

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gion. Im Humanvermögen werden Einflussfaktoren erfasst und bewertet die sich im- mer direkt auf die Menschen einer Region beziehen.

2.2.2 Strukturvermögen

Das Strukturvermögen einer Region beschreibt die verschiedenen Strukturelemente, die für die Wettbewerbsfähigkeit einer Region relevant sind. Diese Strukturelemente lassen sich in die Bereiche „Bildungsinfrastruktur“, Wirtschaftsstruktur“, „Verkehrsinf- rastruktur“, „Telekommunikations-Infrastruktur, administrative Infrastruktur und kul- turelle Infrastruktur untergliedern. Diese Strukturelemente sind notwendig, damit die Menschen einer Region, das Humanvermögen und das vorhandene Potenzial umset- zen können.

2.2.3 Beziehungsvermögen

Das Beziehungsvermögen einer Region beschreibt die Beziehungen der Bevölkerung und der Institutionen innerhalb der Region untereinander. Es beinhaltet jedoch auch die Beziehungen über die eigenen Grenzen hinaus.

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3 Vorgehensweise

3.1 Clusterbildung

Zur Strukturierung der zu erwartenden umfassenden Fragestellungen wurden drei thematische Cluster gebildet. Aus diesen Clustern stammen auch die Teilnehmerin- nen- und Teilnehmerauswahl.

• Cluster 1: Wirtschaft

• Cluster 2: Gesundheit, Soziales, Bildung und Kultur

• Cluster 3: Infrastruktur, Politik und Verwaltung

3.2 Prozessphasen

Die regionale Wissensbilanz wurde ausgerichtet am Modell der „Wissensbilanz made in Germany“ in sechs Schritten erstellt:

1. Erarbeitung eines Zielbildes 2. Identifizierung der zentralen Einflussfaktoren 3. Ermittlung der Wirkungszusammenhänge zwischen den Faktoren 4. Bewertung von Qualität und Systematik der einzelnen Faktoren 5. Auswahl und Zuordnung statistischer Vergleichswerte 6. Entwicklung von Handlungsempfehlungen

3.3 Methodische Besonderheiten

3.3.1 Benchmarking

Daten erhalten Aussagekraft, wenn sie zu Vergleichsgrößen wertend in Beziehung ge- bracht werden. Dazu müssen die gewonnenen und erhobenen Daten und Informatio- nen mit ähnlichen Gebietskörperschaften verglichen werden können. Landkreise sind einmalige Konstrukte. Die Auswahl der Vergleichskreise muss sich daher auf wenige

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 30

zentrale Merkmale begrenzen. In der regionalen Wissensbilanz wird der Ortenaukreis mit den Landkreisen Schwarzwald-Baar, und sowie mit dem Land Baden-Württemberg verglichen. Alle Kreise weisen eine vergleichbare Branchenkonzentration, Bevölkerungsdichte (zwischen 204 und 225 Einwohner/qkm) und Bevölkerungszusammensetzung und damit eine ähnliche volkswirtschaftliche und demographische Ausgangswerte auf.

Landkreise Branchenkonzentration Topbranchen

Ortenaukreis 28,9 Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen

Schwarzwald-Baar-Kreis 27,5 Gesundheits- ,Veterinär- und Sozialwesen

Zollernalbkreis 29,6 Maschinenbau

Ostalbkreis 27,3 Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen

Die Branchenkonzentration (Anteil der drei wichtigsten Branchen an den sozialversi- cherungspflichtig Beschäftigten) ist ein Gradmesser für die Spezialisierung der Wirt- schaft. Je höher die Branchenkonzentration ist, umso stärker wird die Abhängigkeit der in einer Region beschäftigten Arbeitnehmer von wenigen Branchen und ggf. auch von wenigen Arbeitgebern sein. Sie reicht von Spitzenwerten von 46,9% in Böblingen mit seiner Konzentration auf die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteile bis zu 27,2 % im Landkreis . Von Seiten der Teilnehmerinnen und Teilneh- mer wurden neben dem Schwarzwald-Baar-Kreis auch die Landkreise und als Vergleichslandkreise vorgeschlagen. Diese weisen jedoch auf Grund ih- rer wirtschaftlichen Gliederung eine wesentlich höhere Branchenkonzentration als der Ortenaukreis auf: Rottweil (38,3%), Tuttlingen (45,7%) und wurden daher nicht in den Vergleichsmaßstab einbezogen 5.

5 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Branchenkonzentration 2005 nach Beschäf- tigten; http://www.statistik-bw.de/Veroeffentl/Statistik_AKTUELL/803408008.pdf

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Zusammensetzung der Bevölkerung 2007 je 1000 Einwohner 6

Merkmale Ortenaukreis Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land Baar-Kreis BW

Kinder unter 6 Jah- 54 56 52 51 54 ren

Kinder unter 7 Jah- 65 67 62 61 63 ren

Kinder und Jugendli- 192 198 185 188 184 che unter 18 Jahren

65jährige und ältere 194 189 212 203 190

75-Jährige und Älte- 86 83 93 87 81 re

Frauen 509 507 512 508 509

Ausländer 73 80 104 90 118 darunter unter 18 12 14 15 15 18 Jahren

Lebendgeborene 9 9 8 8 9

Geburtenüberschuss/ - -1 -1 -1 - -defizit

Zugezogene 55 47 51 48 62

Wanderungsgewinn/ +2 -3 -3 -2 +1 -verlust

3.3.2 Intuition als Informationsquelle

Wissen wird vorwiegend mit explizitem Wissen, also mit dem Wissen das bewusst, speicherbar sowie formulier- und formalisierbar ist gleichgesetzt. Doch Wissen um- fasst in einem viel größeren Ausmaß implizites Wissen. Dieses ist nicht bewusst sowie nicht formalisier- und formulierbar. Es umfasst all das, was im Rahmen der bisherigen Lebensbiographie eines Menschen an Eindrücken miterfahren, miterfasst, mitgesehen

6 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2009, http://www.statistik- bw.de/SRDB/home.asp?H=BevoelkGebiet&U=99&T=99025010&R=KR326

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oder mitgefühlt wurde. Dieser größere Teil des Wissens wird zumeist erst über Asso- ziationen bewusst. Fließt dieses Wissen in Entscheidungen ein, spricht man von Intui- tion, Bauchgefühl oder der Intelligenz des Unbewussten. Angesichts der wachsenden Komplexität in nicht mehr rationalisierbaren Situationen sind Gesellschaften und Or- ganisationen gezwungen, ihre Entscheidungen intuitiv auf der Basis auch unbewuss- ter Bewertungen zu treffen. Aus der Intuitionsforschung und der Verhaltensökonomie ist bekannt, dass bei der Lösung komplexer Sachverhalte die Intuition eine zentrale Rolle bei der Informationsverarbeitung und der Entscheidungsfindung einnimmt. Ins- besondere sind intuitiv getroffene Entscheidungen analytisch getroffenen Entschei- dungen dann überlegen, wenn es um die Prognose schwer vorhersagbarer Entwick- lungen mit beschränkter Information oder mit einer unüberschaubaren Informati- onsmenge geht und auf Grund der Verfechtungen die Wirkungen kaum noch ein- schätzbar sind 7. Bei der Erstellung einer Wissensbilanz sind eine große Menge an Struktur- und Beziehungsdaten zu verarbeiten und deren wechselseitigen Abhängig- keiten abzuschätzen, so dass die Nutzung des impliziten Wissens über Diskussionsan- stöße und freies Assoziieren, Reflexion und Feedback als geeigneter Referenzrahmen erschien, um mit einem vertretbaren personalen Input valide Aussagen treffen zu können.

Da implizites Wissen individuell erfahrungs- und wertegeleitet ist, ist es notwendig die Basis der Erfahrungserschließung zu verbreitern. Dazu wurden drei Cluster gebil- det, um gleichermaßen Vertreter aus Wirtschaft, Bildung und Gesellschaft sowie Poli- tik und Verwaltung einzubinden. Da alle Vertreter über einen umfassenden Wissens- und Erfahrungsvorrat verfügen sollten, wurden primär jeweils Geschäftsführer, bzw. Behörden- und Amtsleiter sowie deren Vertreter ausgewählt. Über diese Zusammen- führung sollte die intuitive und kollektive Intelligenz der Region als eigene Erkennt- nisquelle genutzt werden.

3.3.3 Wege der Wahrnehmung

Wirklichkeit kann sowohl wissenschaftlich analytisch wahrgenommen werden, wenn Daten und Fakten entsprechend ihrer Validität und Reliabilität gesammelt und zu- sammengeführt werden. Wirklichkeit kann aber auch individuell und global über Ein-

7 Gerd Gigerenzer, Bauchentscheidungen – Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition, München 2008.

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drücke wahrgenommen werden, wenn Informationen auf persönliche Werte, Prägun- gen und Erfahrungen stoßen. In beiden Fällen wird Wirklichkeit konstruiert. Das Kon- strukt ist dabei immer die Zusammenführung selektiver Aufmerksamkeit zu einem Ganzen. Diese Untersuchung nähert sich der Wirklichkeit über diese beiden Wege ü- ber das implizite Wissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und über die Feststel- lungen der amtlichen Statistik. Übereinstimmungen und Abweichungen werden auf- gezeigt, um den Blick für die jeweils andere Wirklichkeit zu schärfen.

3.3.4 Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Folgende Unternehmen und Institutionen haben sich zur Teilnahme bereit erklärt. Nicht alle konnten bei der engen Terminplanung regelmäßig teilnehmen.

Unternehmen und Institution Funktion

Agentur für Arbeit Leitung

Automobilzulieferer Unternehmer

Bauunternehmen Geschäftsführer

Bildungsregion Vorsitzender

Diakonieverband Dekan

EU-Institution Leitung

Evangelische Kirche Pfarrer

Fahrzeugbau Personalverantwortlicher

Forstwirtschaft Amtsleiter

Gemeinde Bürgermeister

Handel Geschäftsführer

Handwerkskammer Leitung

Hochschule Dozent Forschungskoordinator Kanzler Holzwirtschaft Geschäftsführer

Hotel /Gaststätten Unternehmer

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Unternehmen und Institution Funktion

IHK Leitung

Informationstechnik Unternehmer

Katholisches Dekanat Dekan

Landratsamt Dezernent Schulamtsleitung Stabsstelle Logistik Unternehmer

Maschinenbau Geschäftsführer

Medien Stabsstelle

Produktion Geschäftsführer

Regionalverband Leitung

Sparkassen/ Vorstand Volksbanken Städte/ Gemeinden (Ober)Bürgermeister Kultur-Amtsleiter Wirtschaftsförderer TechnologiePark Geschäftsführer

Tourismus Geschäftsführer

Vereine Vorstände

Volkshochschule Leitung

Wirtschaftsregion Wirtschaftsförderer

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4 Zielwertbestimmung

Wesentliche Grundlage für die spätere Bewertung der Einflussfaktoren bilden die Zie- le, die im Rahmen der regionalen Entwicklung erreicht werden sollen. Aufgrund eines fehlenden Ziel-Leitbildes für die Region, wurde in einem ersten Workshop ein Zielpro- fil erarbeiten. Dabei wurden ausgehend von den Themenclustern für mögliche Ein- flussfaktoren zehn grobe Zielkategorien gebildet. Dabei sind Gesichtspunkte eines vor einigen Jahren erarbeiteten, aber nicht öffentlich kommunizierten Leitbildes des Landratsamtes eingeflossen.

4.1 Erstellung des Ist-Profils

In einem ersten Schritt beurteilten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für jede Ziel- kategorie, ob das Profil des Ortenaukreises derzeit „ausreichend gut ausgeprägt ist, um im Wettbewerb der Regionen gut bestehen zu kommen“. Hier waren Werte von 0% (nicht ausreichend ausgeprägt) bis 100% (vollkommen / gut ausgeprägtes Profil) möglich.

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Das Ergebnis ist das aktuelle IST-Profil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den Ortenaukreis. Es zeigt insbesondere bei der Euroregion und in einzelnen Wirtschafts- bereichen deutlich geringe Ausprägungen.

4.2 Erstellung des Zielprofils

In einem zweiten Schritt wurde jede Kategorie danach bewertet, ob hier zukünftig ein stärkeres Profil angestrebt wird.

Das Ergebnis ist das aktuelle Zielprofil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den Ortenaukreis. Dieses Zielprofil wurde den weiteren Bewertungen zu Grunde gelegt. Es zeigt deutlich auf, dass nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ver- besserung bei der Bildung, im Dienstleistungssektor, bei Sport, Kultur und Gesund- heit sowie in den Bereichen Medien/Kreativtät/Informationstechnologie und bei der

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Bildung einer Euroregion im Zentrum künftiger regionaler Entwicklungen stellen soll- ten.

4.3 Analyse der Diskrepanz

Wird das Ziel-Profil nicht isoliert betrachtet, sondern mit dem Ist-Profil abgeglichen, können die regional wichtigen Zielbereiche zu zentralen Handlungsfeldern weiter ver- dichtet werden. So zeigt die Gegenüberstellung sehr deutlich, dass im Bereich Bil- dung, Gesundheit und Euroregion sowie bei einzelnen Wirtschaftsbereichen der größ- te Handlungsbedarf bezüglich einer stärkeren Profilbildung gesehen wird.

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5 Ermittlung der relevanten Einflussfaktoren

5.1 Überblick über die Einflussfaktoren

Jeder Dimension sind Einflussfaktoren zugeordnet, die zentrale Bedeutung für die Erreichung des Zielprofils haben. Dabei war eine Konzentration auf wesentlichen Faktoren notwendig. Diese wurden mit Indikatoren als Messgrößen unterlegt. Da die gesamte Komplexität eines Einflussfaktors nicht abgedeckt werden konnte, bedurfte es einer ausschnitthaften Konzent- ration auf als zentral erkannte Indikatoren. Die Abbildung zeigt das Ergebnis dieses Analyse- prozesses in einem Ishikawa-Diagramm.

Strukturvermögen Humanvermögen Ausreichende Anteile der ökologischen Schuldenstands Landwirtschaft Verantwortungsbereitschaft pro Einwohner Vertretbarkeit der CO2-Emmission pro Emittent der Menschen Dauer von Werte in der Ökologische Nachhaltigkeit Genehmigungsverfahren Region Erfolgsorientierung der Menschen Leistungsfähige Ausreichende Anteile der ausgewiesenen Naturschutzgebiete Offenheit für Neues Motivationslage Administration Vertretbarkeit der Feinstaubbelastung pro Einwohner Zahl der Beschäftigten im Krankheitstage pro Erwerbstätigen öffentlichen Sektor Güte der Ost-West-Verbindungen Bevölkerungsentwicklung Quote der Beschwerde- und Verkehrsinfrastruktur Widerspruchsverfahren Bevölkerungs- Autobahnanschlüsse entwicklung Sozialhilfebezug Innovationsniveau Entfernungen zu ICE-Bahnhöfen Geburtenquote Arbeitslosigkeit Innovationskraft und Flughäfen Sozialverträglichkeit Innovationsdynamik Schulübergänge Grad der Verfügbarkeit der Breitbandanbindung Ausländeranteile Einkommensstruktur Anzahl und Art der Freizeitangebote IT-Infrastruktur Bildungsstand & Qualifikationsniveau Freizeit u. Erholungsangebote Ausstattung der privaten Haushalte mit PC Schul- und Wirtschaftlichkeit und Nutzung der Angebote Hochschulabgänger Medienausstattung Gesamtwert aller produzierten Waren Belegte Seminarplätze bei Zusammenarbeit und Dienstleistungen Volkshochschule Hochschulen und Wirtschaft Wirtschaftskraft Wanderungsbilanz Bildungswesen Mobilitätsstreben Zahl der Unternehmensgründungen Berufspraktische Ausbildungen Zuwanderungen Zahl der Unternehmensaufgaben Angemessenheit des Verhältnisses Schüler/Lehrer Pendlerbewegungen Stärkung der Branchen-Mix (auch von und nach Frankreich) Wettbewerbsfähigkeit Sponsoring von Sport- und Kulturveranstaltungen der Region Wechselseitig Unterstützung gesellschaftlicher Gruppen, Verbände und Vereine Gemeinsame Planung Gemeinsamer ÖPNV Beziehungen innerhalb der Region Eurodistrikt Zusammenarbeit der Sozialpartner Integration zugezogener Bevölkerungsgruppen Beziehungen zwischen Bürgern, Vereinen, Verwaltungen, Bildungsträgern, Unternehmen Touristische Highlights Politische Unterstützung Teilnahme an überregionalen Messen Ausreichende Wirkung von Forschungsclustern Image Externe Beziehungen Bekanntheit überregionaler Sport- und Kulturveranstaltungen Zuliefer-, Produktions- und Entwicklungsverbünde Veröffentlichungen in der überregionalen Presse Kontaktpflege zu wichtigen externen Promotoren

Beziehungsvermögen

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Ausgehend von der Qualität eines Einflussfaktors und dem vorliegenden Datenmaterial konnte auch nicht jede Einschätzung mit statistisch erhobenen Angaben abgeglichen wer- den. Auch wäre es außer Verhältnis gewesen, eigens für diese Bewertung umfangreiche sta- tistische Erhebungen durchzuführen. Dies hätte auch dem Prozessziel widersprochen zu prü- fen, wie eine regionale Wissensbilanz mit den vorhandenen Ressourcen entwickelt werden kann.

5.2 Einflussfaktoren Humanvermögen

Kürzel Einflussfak- Definition tor

HK-1 Sozialver- Von einem hohen Maß an Sozialverträglichkeit im Ortenau- träglichkeit kreis kann bspw. ausgegangen werden, wenn 1. die Einkommensstruktur und die Einkommensvertei- lung als ausgewogen gilt, 2. die Arbeitslosigkeit ein vertretbares Ausmaß hat, 3. die Integration von Ausländern und Migranten ange- messen erfolgt ist. 4. sich der Anteil von Sozialhilfebeziehern in einem ver- tretbaren Rahmen bewegt.

HK-2 Motivations- Die Potenziale des Humanvermögens können nur dann aus- lage geschöpft werden, wenn die Beschäftigten in der Region ausreichend motiviert sind und ihr Humanvermögen dem- entsprechend zur Verfügung stellen. Von einer günstigen Motivationslage kann bspw. ausgegangen werden, wenn die durchschnittlichen Krankheitstage besonders niedrig sind und/oder wenn die Erfolgsorientierung der Beschäftigten besonders positiv eingeschätzt wird.

HK-3 Zuwande- Das Humanvermögen selbst ist in erster Linie an seine Trä- rungs- und ger gebunden. Jeder Träger von Humanvermögen kann sein Mobilitäts- „humanes Kapital“ überall dort zur Verfügung stellen, wo bestreben nach eigener Auffassung der größtmögliche Nutzen erzielt werden kann. Die Attraktivität eines Beschäftigungsstandor- tes zeigt sich dabei vor allem in einem günstigen Zuwande- rungs- und Mobilitätsbestreben.

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Kürzel Einflussfak- Definition tor

HK-4 Bildungs- Das Humanvermögen einer Region wächst mit dem Bil- stand und dungsstand und dem Qualifikationsniveau seiner Bevölke- Qualifikati- rung. onsniveau

HK-5 Bevölke- Eine dauerhaft positive Entwicklung des Humanvermögens rungsent- des Ortenaukreises steht in einem engen Zusammenhang wicklung mit der positiven Bevölkerungsentwicklung in der gesamten Region am Oberrhein.

HK-6 Grundhal- Die Haltung der Menschen ist die grundlegende Basis ihres tung in der Handelns. Sie nimmt somit einen hohen Stellenwert ein, Region wenn es darum geht, durch das eigene Handeln einen Bei- trag zur Weiterentwicklung der Region zu leisten. Förderlich sind dabei unter anderem Werte wie die Verantwortungsbe- reitschaft des Einzelnen sich für gemeinschaftliche Ziele und Zwecke zu engagieren, die Offenheit und die Neugierde sich auch einmal auf ein bislang unbekanntes Terrain zu wagen, die eigene Verlässlichkeit und das Vertrauen in andere sowie die Bereitschaft zum bürgerschaftlichen Engagement in Ver- einen, Non-Profit-Organisationen und Bürgerinitiativen.

5.3 Einflussfaktoren Strukturvermögen

Kürzel Einflussfak- Definition tor

SK-1 Wirtschafts- Die Wirtschaftskraft einer Region ist die wesentliche Trieb- kraft kraft der gesamthaften Entwicklung einer Region, denn sie fördert und fordert sowohl den Ausbau des Humanvermö- gens, als auch des Beziehungsvermögens. Die Wirtschafts- kraft einer Region kann bspw. dann positiv beurteilt werden, wenn a) von einem für die Region günstigen Branchen-Mix ausgegangen werden kann, b) die Insolvenzquote einen vertretbaren Rahmen nicht überschreitet, c) die Ertragskraft als mindestens ausreichend beurteilt werden kann.

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Kürzel Einflussfak- Definition tor

SK-2 IT- In welchem Ausmaß Wissen und Fähigkeiten erlernt, ausge- Infrastruktur tauscht und weiterentwickelt werden können, hängt in einer Wissensgesellschaft nicht zuletzt auch von dem Vorhanden- sein und der Qualität der IT-Infrastruktur ab.

SK-3 Verkehrsinf- Die Qualität der Verkehrsinfrastruktur ist in Regionen, in rastruktur denen Güter und Dienstleistungen produziert und auch real ausgetauscht werden, nach wie vor ein wichtiger Standort- faktor. Darüber hinaus ist es allerdings nicht weniger von Bedeutung wie gut der Ausbau des öffentlichen Personen- nahverkehrs ist.

SK-4 Ökologische Regionen sind nicht nur politisch-wirtschaftliche, sondern Nachhaltig- auch sozial-ökologische Systeme. Die regionale Entwicklung keit und die Nutzung der Region sollten so erfolgen, dass das natürliche System in seinen wesentlichen Charakteristika auch langfristig erhalten bleiben kann und keinen unum- kehrbaren Schaden erleidet.

SK-5 Bildungswe- Unter diesem Einflussfaktor werden die wesentlichen, struk- sen turellen Voraussetzungen verstanden, die die Weiterentwick- lung und Ausbildung von Humanvermögen fördern. Grundle- gend dafür ist, dass entsprechende Institutionen überhaupt vorhanden sind. Bedeutend ist dann jedoch vor allem, dass diese Einrichtungen auch über die notwendige Ausstattung verfügen, um das Humanvermögen im Ortenaukreis positiv zu beeinflussen.

SK-6 Innovations- Die Innovationskraft einer Region umfasst zum einen die kraft Potenziale der Ideen und Erfindungen, aber auch deren (rea- le) Ausschöpfung bzw. Umsetzung.

SK-7 Leistungsfä- Die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes ist ein wei- higkeit der terer Einflussfaktor für die Gestaltung der Rahmenbedingun- Administrati- gen einer Region, innerhalb dessen sich das regionale Hu- on manvermögen möglichst positiv entfalten kann.

SK-8 Freizeit- und Neben den anderen Einflussfaktoren im Strukturvermögen, Erholungs- erhöht auch ein ausgewogenes Freizeit- und Erholungsange- angebote bot die Attraktivität einer Region. Von einem ausgewogenen Freizeit- und Erholungsangebot kann dann ausgegangen werden, wenn ein ausreichendes Angebot zur Verfügung steht, bei dem möglichst unterschiedliche Interessensgrup- pen berücksichtigt und bei dem auch wirtschaftliche Aspekte nicht außer Acht gelassen werden.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 42

5.4 Einflussfaktoren Beziehungsvermögen

Kürzel Einflussfak- Definition tor

BK-1 Beziehungen Dieser Einflussfaktor beschreibt die Güte der Beziehungen zwischen den innerhalb einer Region. Dies betrifft zum einen die Zu- Akteuren in- sammenarbeit zwischen den Bildungseinrichtungen, um im nerhalb der Rahmen gemeinsamer Projekte einen deutlichen „Mehr- Region Nutzen“ zu erzielen und bestehende Synergien besser aus- zuschöpfen (Bildungsregion Oberrhein). Darüber hinaus beschreibt dieser Einflussfaktor aber auch die Unterstüt- zung von gesellschaftlichen Gruppen (Gesundheitsregion Ortenau), Verbänden, Vereinen und wirtschaftlichen Netz- werken (Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau) untereinan- der.

BK-2 Beziehungen Dieser Einflussfaktor beschreibt die Güte der Beziehungen zwischen den zu Akteuren außerhalb des Ortenaukreises. Zum externen Akteuren au- Beziehungsvermögen gehören beispielsweise Zuliefer-, ßerhalb der Produktions- und Entwicklungsverbünde. Von Bedeutung Region sind aber auch politische Beziehungen oder auch die Zuge- hörigkeit zu überregionalen Forschungsclustern.

BK-3 Euroregion Die Euroregion (und eine künftige Metropolregion) ist in jeder Hinsicht eine wichtige Perspektive. Sie wird in dieser Wissensbilanz deutlich weiter gesehen als der Eurodistrikt /Ortenau. Kennzeichnend sind eine intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit sowie eine starke Austauschtätigkeit, die mit guten Beziehungen zwischen den Bürgern, Vereinen, öffentlichen Verwaltungen, Bil- dungseinrichtungen und Unternehmen etc. beiderseits des Rheins einhergeht.

BK-4 Image Die Wahrnehmung der Region durch Dritte, aber auch durch die Einwohner selbst lässt sich unter den Begriffen Bekanntheitsgrad und Image zusammenfassen. Ein positi- ves Image zeichnet sich vorrangig durch einen hohen (ü- berregionalen) Bekanntheitsgrad aus. Dieser Bekanntheits- grad sollte dabei möglichst auf positiven Assoziationen mit der Region beruhen, um den Ortenaukreis noch stärker als beliebtes touristisches Ziel, ebenso wie zu einem attrakti- ven Wirtschaftsstandort zu entwickeln: Der Marke Orte- nau..

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 43

6 Ursachen-Wirkungszusammenhänge

Wesentliche Grundlage der Wissensbilanz bildet ein systemischer Ansatz, in dem die zentralen Faktoren für eine wettbewerbsorientierte regionale Entwicklung in einen entsprechenden Wirkungszusammenhang gebracht werden. Dabei werden nicht nur die Wirkungsfaktoren einzeln bewertet, sondern vor allem wird bewertet, welchen Einfluss die Faktoren untereinander haben. Mit der Bewertung der Wirkungszusam- menhänge zwischen den Einflussfaktoren kann die gegenseitige Abhängigkeit zwi- schen den Elementen aufgezeigt werden. Weiterhin wird durch die gemeinsame Dis- kussion dieser Zusammenhänge das Verständnis der Teilnehmer über die gegenseiti- gen Abhängigkeiten verbessert.

6.1 Ursachen-Wirkungsmatrix

Die Bewertung der Zusammenhänge erfolgt in einer so genannten Ursache- Wirkungsmatrix, die auch als „Papiercomputer“ bezeichnet werden kann. Diese Me- thode basiert auf dem Ansatz der systemischen Unternehmensanalyse und bedient sich Methoden von Frederick Vester 8. Hierbei wird die Wirkung jeden einzelnen Fak- tors auf alle anderen in einer gemeinsamen Diskussion der Teilnehmer ermittelt. Die Wirkung der Faktoren auf sich selbst wird dabei nicht berücksichtigt.

8 Frederic Vester, Die Kunst vernetzt zu denken – Ideen und Werkzeuge für den Umgang mit Komplexität, Stuttgart 1999, Seite 160ff.

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Die Abbildung enthält in der ersten Spalte und in der ersten Zeile die Kurzbezeich- nungen der Einflussfaktoren, in der zweiten Spalte die Bezeichnungen der Einflussfak- toren und den folgenden Spalten das Mittel der Wertungen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die äußerste Spalte enthält die Aktivsummen, die unterste Ziel die Pas- sivsummen. Beide Summen werden im folgenden Abschnitt erläutert. Die Bewertung erfolgte nach folgenden Vorgaben:

• „0“ bedeutet, dass keine Wirkung zwischen den beiden Faktoren vermutet wird, • „1“ bedeutet einen schwachen Einfluss des Faktors „A“ auf dem Faktor „B“, • „2“ bedeutet eine proportional starke Wirkung des Faktors „A“ auf den Faktor „B“.

Da die Wissensbilanz als Instrument des strategischen Wissensmanagements und der regionalen Entwicklung genutzt wird und damit konkrete Ansatzpunkte für Verbesse- rungsmöglichkeiten liefern soll, wird bei der Bewertung der Wirkungszusammenhänge zunächst nur die „Wirkung einer (aktiven)Verbesserung des jeweiligen Einflussfak- tors“ betrachtet und erfasst. Die Auswirkungen einer Verschlechterung der Einfluss- faktoren wird im Rahmen der Wissensbilanz nicht betrachtet, könnte jedoch nach demselben Prinzip durchgeführt werden.

6.2 Aktiv- und Passivsummen

Die Analyse dieser Ursache-Wirkungsmatrix kann grundsätzlich auf zwei verschiede- nen Ebenen erfolgen. Die erste Analyseebene betrachtet die Aktivsummen (Zeilen- summen)- und Passivsummen (Spaltensummen) der Matrix.

Die Aktivsumme (AS) eines Einflussfaktors bezeichnet die Zeilensumme aller Werte. Sie gibt Auskunft darüber, wie stark der Einfluss dieses Faktors auf alle andere Fakto- ren des Gesamtsystems ist. Eine hohe Aktivsumme zeigt damit an, dass sich ein Ein- flussfaktor stark auf andere Faktoren auswirkt. Faktoren mit einer hohen Aktivsumme sind gute Steuerungsgrößen, da sie größeren Einfluss ausüben, als Faktoren mit einer geringen Aktivsumme.

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Die Passivsumme (PS) eines Einflussfaktors bezeichnet die Spaltensumme der Wer- te pro Spalte innerhalb der Matrix. Ein Einflussfaktor mit einer hohen Passivsumme wird stark von anderen Faktoren beeinflusst. Diese Faktoren sind als Steuerungsgrö- ßen eher ungeeignet. Sie sollten jedoch regelmäßig überwacht werden.

6.3 Wirkungsgrad der Einflussfaktoren

Aussagen über die Steuerbarkeit von Einflussfaktoren liefern die Wirkungsgrade der Einflussfaktoren. Sie errechnen sich aus dem Verhältnis von Aktiv- zu Passivsumme.

Der Wirkungsgrad I eines Einflussfaktors ergibt sich aus dem Verhältnis von Aktiv- summe zu Passivsumme. Ist dieses Verhältnis größer als 1, wirkt der Faktor aktiver auf andere Faktoren, als er selbst beeinflusst wird (Passivsumme). Damit eignet sich der Faktor grundsätzlich besser als Steuerungsgröße, als bei einem Verhältnis kleiner als 1. Grundsätzlich können Faktoren mit einer Aktivsumme größer als 1 als sinnvolle Steuerungsgrößen bezeichnet werden. Die Einflussstärke eines Faktors ist jedoch nicht nur von dem Verhältnis zwischen Aktiv und Passivsumme abhängig, sondern auch von dessen relativem Wirkungsanteil im Gesamtsystem. Einflussfaktoren mit ei- nem hohen Wirkungsanteil sind kritischer als Faktoren mit einem geringen Wirkungs- anteil. Das Einflussgewicht (Wirkungsanteil) eines Faktors errechnet sich aus dem Verhältnis der Aktivsumme, also der Summe der aktiven Wirkungen eines Einflussfak- tors, im Verhältnis zu den gesamten Einflüssen in der Matrix. Je höher das Gewicht des Einflussfaktors ist, desto stärker ist seine Wirkung in der Region, und desto grö- ßer ist seine Bedeutung.

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Der Wirkungsgrad II eines Einflussfaktors ergibt sich aus dem Produkt des Wir- kungsgrades I (Verhältnis AS / PS = Steuerbarkeit) und des Einflussgewichtes des Faktors im gesamten System. Die intensivere Beachtung eines Einflussfaktors mit hohem Wirkungsgrad I (Steuerungsfähigkeit = AS / PS) macht dann Sinn, wenn auch das gesamte Einflussgewicht überdurchschnittlich ist. Faktoren mit einem hohen Wir- kungsgrad II sind gute Steuerungsgrößen, die zusätzlich einen starken Einfluss im Gesamtsystem aufweisen.

Faktoren mit einem hohen Wirkungsgrad I, also einem Verhältnis von Aktivsumme zu Passivsumme größer als eins sind

SK-7: „Leistungsfähigkeit der Administration“ HK-4: „ Bildungsstand und Qualifizierungsniveau“ HK-5: „Bevölkerungsstruktur“

Weitere Faktoren mit einem leicht höheren Wirkungsgrad I größer sind

HK-6: „Werte der Region“ SK-2: „IT-Infrastruktur“ SK.3: „Verkehrsinfrastruktur“ SK-5: „Bildungsinfrastruktur“ BK-1: „interne Beziehungen“ BK-3: „Intensivierung Euroregion“

Bei einer Gewichtung der Aktivsummen in Bezug auf die Gesamtwerte innerhalb der Matrix (Aktivsumme / Summe aller Aktivsummen) werden die Faktoren im Wirkungs- system sichtbar, die insgesamt einen sehr hohen Einfluss im System haben. Dies sind in abnehmender Reihenfolge die Faktoren:

SK-1: „Wirtschaftskraft“ HK-4: „Bildungsstand / Qualifikationsniveau SK-5: „Bildungsinfrastruktur“ SK-6: „Innovationskraft“

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Als Kombination aus dem Wirkungsgrad I (Steuerbarkeit des Einflussfaktors) und dem Einflussgewicht des Faktors im Gesamtsystem ergeben sich die Faktoren mit dem höchsten Wirkungsgrad II. Diese Faktoren stellen Elemente dar, die aufgrund ei- ner guten Steuerbarkeit und einem hohen Einflussgewicht im beschriebenen System als kritische Einflussgrößen zu bezeichnen sind: Dies sind die Faktoren (in abneh- mender Reihenfolge):

SK-7: „Leistungsfähigkeit der Administration“ HK-4: „Bildungsstand / Qualifikationsniveau SK-5: „Bildungsinfrastruktur“ SK-1: „Wirtschaftskraft“, sowie HK-5: „Bevölkerungsstruktur und SK-6: „Innovationskraft“

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7 Bewertung der Einflussfaktoren

7.1 Bewertungskriterien der Einflussfaktoren

Die Einzelbewertung der Einflussfaktoren erfolgte im Projektteam nur nach den Krite- rien Qualität und Systematik .9 Eine Bewertung der Quantität der jeweiligen Ein- flussfaktoren wurde nicht vorgenommen.

Bei der Qualität des Einflussfaktors wurde bewertet, ob bei der vorhandenen Menge des Faktors die Qualität ausreicht, um aus heutiger Sicht die regionalen Entwick- lungsziele zu erreichen.

Bei der Systematik des Einflussfaktors wurde bewertet, wie systematisch mit dem Einflussfaktor in der Region umgegangen wird, um die regionalen Entwicklungsziele zu erreichen. Mit Systematik ist eine geplante, strukturierte, nachvollziehbare und abgestimmte Vorgehensweise gemeint, die entgegen Einzelaktivitäten eine umfas- sende und nachhaltige Steuerung der Einflussfaktoren vermuten lässt.

7.2 Bewertungsmaßstab

Die Bewertung der Einflussfaktoren erfolgte zunächst in drei groben Bewertungsbe- reichen.

9 Die Bewertung nach dem dritten Kriterium „Quantität“ wurde aufgrund der zeitlichen Re- striktionen und thematischer Besonderheiten bei der Regionalen Wissensbilanzierung zu- nächst nicht durchgeführt.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 49

Einflussfaktoren im Bereich zwischen 0%-30% sind in dem jeweiligen Bewertungskri- terium (Qualität oder Systematik) aus heutiger Sicht „nicht ausreichend, um die regionalen Ziele zu erreichen“ . Hier besteht in den Kriterien Qualität oder Syste- matik ein deutliches Verbesserungspotenzial. Eine Bewertung der Einflussfaktoren er- folgte zwischen 30%-60%, wenn die Einflussfaktoren in einem normalen Umfeld als „meistens ausreichend bezeichnet werden können, um die regionalen Ziele zu erreichen “.

Eine Bewertung der Faktoren erfolgte zwischen 60%-90%, wenn die Faktoren auch für besondere „weitgehend bzw. immer ausreichen, um die regionalen Ziele zu erreichen“. Innerhalb dieser einzelnen Bewertungsbereiche konnten dann in der Diskussion noch entsprechende tendenzielle Abstufungen vorgenommen werden. Die konkrete Bewertung der Faktoren ergab sich aus dem Durchschnitt der Einzelbewer- tungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

7.3 Übersicht über die Bewertungsergebnisse

Die nachfolgende Übersicht zeigt die Bewertungsergebnisse 10 pro Einflussfaktor in Be- zug auf die Bewertungskriterien Qualität und Systematik.

10 Der prozentuale Wert pro Einflussfaktor errechnet sich dabei aus der durchschnittlichen Bewertung der abgegebenen Stimmen in den Bewertungsbereichen rot, gelb und grün, wo- bei der grüne Bewertungsbereich durchschnittlich mit 90% berechnet wird, der gelbe Bewer- tungsbereich durchschnittlich mit 50% und der rote Bewertungsbereich durchschnittlich mit 10% bewertet wird.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 50

7.4 Einzelauswertung der Balkendiagramme

Die nachfolgenden Balkendiagramme zeigen die Einflussfaktoren einer Vermögensart in Bezug auf alle beiden Bewertungsdimensionen. Die Analyse der Balkendiagramme bezieht sich auf die Identifizierung sogenannter „positiver oder negativer Treppen“.

Die „positive Treppe“ eines Einflussfaktors weist eine hohe Systematik bei guter oder mittlerer Qualität auf. Die positive Aussage dieser Konstellation liegt darin, dass bei einer Verbesserung der Qualität, aufgrund der guten Systematik, auch ein nach- haltiger Erfolg zu erwarten ist. Durch eine derartige Konstellation ist die zu erwarten- de „Aufwand-Nutzen-Relation“ am größten.

Die „negative Treppe“ weist dagegen eine geringe Systematik bei mittlerer oder hoher Qualität auf. Damit werden viele Ressourcen benötigt, um qualitative Ergebnis- se zu liefern, die keine Systematik aufweisen und damit eher zufällig sind. Bei einem geringen Rückgang der Qualität sind hier sofort negative Wirkungen aufgrund fehlen- der Systematik zu erwarten.

Für eine nachhaltige regionale Entwicklung sind bevorzugt Maßnahmen zu planen, die „negative Treppen“ in „positive Treppen“ umkehren. Damit ist ein nachhaltiger Erfolg der Maßnahme zu erwarten. Neben dieser relativen Betrachtung der Balken zueinan- der sind auch die absoluten Werte der Balken zu beachten. So sind negative Treppen im Bereich ab 50% als deutlich weniger kritisch zu bezeichnen, als negative Treppen im Bereich um 30%.

7.4.1 Humanvermögen

Bei der Betrachtung des Balkendiagramms im Humanvermögen fällt zunächst auf, dass 4 von 6 Einflussfaktoren eine qualitativ positive Ausprägung (über 60%) in Be- zug auf dieses Kriterium aufweisen. Zusammengefasst bedeutet dies, dass die Work- shopteilnehmerinnen und -teilnehmer den Ortenaukreis im Humanvermögen qualita- tiv als weitgehend gut aufgestellt sehen. Die Systematik im Umgang mit den Einfluss- faktoren aus dem Bereich des Humanvermögens wurde im Gegensatz dazu als deut-

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lich geringer beurteilt und liegt in 5 von 6 Fällen unterhalb von 45%. Die einzige Aus- nahme dabei bildet die höhere Systematik im Umgang mit der „Sozialverträglichkeit“.

Insgesamt weisen damit alle Faktoren aus dem Humanvermögen die Konstellation der „negativen Treppe“ auf, die aber kurz- bis mittelfristig aufgrund fehlender Systema- tik, zu einem qualitativen Rückgang bei diesen Faktoren führen können.

An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass eine systematische Verbesserung der Faktoren aus dem Humanvermögen nur sehr bedingt möglich ist. Hier ist eine geziel- te Auswahl möglicher Ansatzpunkte notwendig. Wesentliche Einflussgrößen auf die Faktoren aus dem Humanvermögen können aus der Ursache-Wirkungsmatrix ermit- telt werden. Auf mögliche Maßnahmen wird unten noch näher eingegangen.

7.4.2 Strukturvermögen

Auch das Strukturvermögen weist in weiten Bereichen die Konstellation der „negati- ven Treppen“ auf, wobei hier die Systematik bei der Mehrzahl der Einflussfaktoren insgesamt höher ist. Obwohl auch beim Einflussfaktor „Leistungsfähigkeit der Admi- nistration“ noch von einer, wenn auch geringen negativen Treppe gegangen werden muss, so muss erwähnt werden, dass durch die Bewertung beider Kriterien von deut-

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lich über 60% hier mit einem nachhaltig positiven Einfluss auf die regionale Entwick- lung zu rechnen ist.

Weitere Ausnahmen im Sinne „positiver Treppen und damit einer nachhaltigen Ent- wicklung sind die beiden Einflussfaktoren „SK-2: IT-Infrastruktur“ und „SK-4: Ökolo- gische Nachhaltigkeit“ zu nennen. Gerade bei der IT-Infrastruktur scheint es aufgrund der hohen Systematik nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis sich eine qualitative Verbesserung einstellt.

Abschließend sei an diesem Punkt angemerkt, dass die Faktoren im Strukturvermö- gen grundsätzlich eine höhere Beeinflussbarkeit durch Akteure der Region aufweisen, als Faktoren aus dem Humanvermögen.

7.4.3 Beziehungsvermögen

Obwohl im Beziehungsvermögen leicht positive Treppen erkennbar sind, kann auf- grund des insgesamt sehr niedrigen Niveaus der Bewertung der Kriterien Qualität und Systematik nicht von einer nachhaltigen Entwicklung gesprochen werden. Hier sollte an einer wesentlichen Verbesserung der Systematik aller vier genannten Einflussfak- toren gearbeitet werden.

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7.5 Profildiagramme

Die Profildiagramme der Wissensbilanz zeigen eine Übersicht aller Einflussfaktoren in Bezug auf jeweils ein einzelnes Bewertungskriterium (z. B. Qualität). Diese Ansicht wird als Qualitätsprofil für die Einflussfaktoren bezeichnet. Das Qualitätsprofil liefert damit einen schnellen Überblick über die Ausprägung aller Einflussfaktoren in Bezug auf deren qualitative Bewertung. Gerade im Vergleich aller drei Kriterien zeigen sich hier die eigentlichen Stärken und Schwächen der Region.

7.5.1 Qualitätsprofil

Bei der Betrachtung des Qualitätsprofils aller genannten Einflussfaktoren bestätigt sich zunächst der Eindruck aus der Analyse der Balkendiagramme, dass die Faktoren des Strukturvermögens gut ausgeprägt sind. Als einziger negativer Ausreiser muss hier die IT-Infrastruktur bezeichnet werden. Auch das Humanvermögen zeigt in wei- ten Teilen eine positive Ausprägung der Faktoren in Bezug auf das Qualitätskriterium. Als Verbesserungsfähig wurden hier nur die Faktoren „HK-3 Zuwanderungs- / und Mobilitätsbestreben“ sowie der Faktor „HK-5: Bevölkerungsstruktur“ bewertet.

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Ein deutlich anderes Bild zeichnet sich bei den Einflussfaktoren des Beziehungsver- mögens ab. Bis auf den Faktor „BK-1: interne Beziehungen“ mit einer mittleren Be- wertung, zeigen alle anderen Faktoren deutliches Verbesserungspotenzial auf. Die Qualität des Beziehungsvermögens des Ortenaukreises kann damit deutlich als nicht ausreichend bezeichnet werden, um die regionalen Entwicklungsziele zu erreichen.

7.5.2 Systematikprofil

Im Vergleich zum Qualitätsprofil der Einflussfaktoren des Ortenaukreises weisen die Faktoren beim Kriterium der Systematik durchschnittlich ein niedriges Niveau aus. Im Vergleich der Vermögensarten kann wiederum dem Strukturvermögen noch die bes- sere Systematik attestiert werden. Die beiden Vermögensarten Humanvermögen und Beziehungsvermögen sind, bis auf einzelne geringfügig bessere Faktoren, durch eine nicht ausreichende Systematik gekennzeichnet. Während die Faktoren des Human- vermögens nur bedingt systematisch verbessert werden können, ist diese Möglichkeit bei den Faktoren des Beziehungsvermögens deutlich besser.

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8 Die Bewertungen der Einflussfaktoren

8.1 Sozialverträglichkeit (HK-1)

8.1.1 Definition

Von einem hohen Maß an Sozialverträglichkeit im Ortenaukreis wird ausgegangen werden, wenn

a) die Einkommensverteilung als ausgewogen angesehen werden kann, b) die Arbeitslosigkeit ein vertretbares Ausmaß hat, c) die Integration von Ausländern und Migranten angemessen erfolgt ist, d) sich der Anteil von Sozialhilfebeziehern in einem vertretbaren Rahmen bewegt.

8.1.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Qualität der Sozialverträglichkeit mit 90 % übereinstimmend sehr hoch eingeschätzt 11 , die Systematik und damit deren Beständigkeit mehrheitlich hingegen mit nur 70 %, aber immer noch ausreichend ge- nug, um das Zielprofil erreichen zu können.

Nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer stützt sich diese Einschätzung insbesondere auf das verhältnismäßig niedrige Preisniveau, die bestehende Einkom- mensverteilung, auf eine verhältnismäßig niedrige Arbeitslosigkeit und auf die als gut bezeichneten sozialen und familiären Beziehungen, insbesondere auf dem Lande. Ein Diskussionspunkt bezog sich auf die Integration von Ausländern und Migranten, die als unterschiedlich ausgeprägt, aber weiteigehend gelungen bezeichnet wurde. Diese Gruppe ist gut in das Vereinsleben integriert. Auch im Ortenaukreis sind erfolgreiche Vereine auf Mitglieder mit Migrationshintergrund angewiesen. Eine Ausdifferenzierung dieser Gruppe wird vor dem Hintergrund der gelungenen Integration nicht für erfor- derlich gehalten, wenngleich kulturelle Hintergründe als wichtige Unterscheidungs- merkmale angesehen werden. Auch der Anteil der Personen, die staatliche Hilfen in Anspruch nehmen, wird nicht als nicht besonders hoch gesehen.

11 Hier wirkt ein statistischer Abschlag.

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Die Systematik, mit der die Sozialverträglichkeit gewährleistet werden soll, wird hin- gegen weniger hoch eingeschätzt. Strukturen, die für eine nachhaltige Festigung au- ßerhalb der staatlichen Pflichtprogramme sorgen können, sind nicht deutlich genug. Auch wenn nahezu jede Gemeinde über einen Integrationsbeauftragten verfügt, ist nicht bekannt, welche konkreten Programme und Maßnahmen mit welchen Zielen und Zwecken aufgelegt wurden oder noch werden. Ein Netzwerk, in dem Ursachen und Maßnahmen sozialer Entwicklungen über die lokalen Grenzen hinweg analysiert und abgestimmt werden, existiert nicht oder ist nicht bekannt sein.

8.1.3 Wirkungsnetz

Die vorwiegend passive Position der Sozialverträglichkeit (HK-1) im Wirkungsnetz des Ortenaukreises macht die Graphik deutlich. Sie weist eine Aktivsumme von nur 13,7 Punkten und eine Passivsumme von 19,8 Punkten auf. Sie ist ihrem geringen Wir- kungsgrad zufolge selbst keine geeignete Steuerungsgröße. Die Sozialverträglichkeit ist eine Art gesellschaftlicher „Hygienefaktor“, der im Wesentlichen von der Wirtschaftskraft (SK- 1), dem Bildungsstand und Qualifikationsniveau (HK-4), der Bevölkerungsstruktur (HK-5), den internen Beziehungen (BK-1) und der Leistungsfähigkeit der Verwaltungen (SK-7) beeinflusst wird.

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8.1.4 Statistische Indikatoren zur Sozialverträglichkeit

Merkmale Ortenau- Ostalb- Schwarz- Zollern- Land BW kreis kreis wald-Baar- albkreis Kreis

Kaufkraft (gesamt) je Einwohner 23 958 € 24 460 € 26 264 € 28 041 € 25 991 € im Jahr 2005 12

Anteil der ausländischen Mitbür- 7,3 % 8,0 % 10,4 % 9,0 % 11,8 % ger 2007 13

Anteil der Personen pro 1000 20 15 17 16 21 Einwohner mit laufender Hilfe zum Lebensunterhalt im Jahr 2003 bezogen auf je 1000 Ein- wohner 14

Empfänger von Arbeitslosengeld 4,09 % 4,01 % 4,12 % 4,16 % 4,48 % II im Jahr 2007 bezogen auf die Bevölkerung in %

8.1.5 Interpretation

Die Indikatoren zur Bewertung der Sozialstruktur des Ortenaukreises weisen bezogen auf die Zahl der Vergleichskreise geringfügige Besonderheiten auf. Die Einkommens- struktur liegt leicht unter den Zahlen der Vergleichsgebiete. Ausgleichend dafür wird das Preisniveau als niedrig wahrgenommen. Für die etwas niedrige Kaufkraft dürften nicht zuletzt auch die starke Ausprägung des Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwe- sens mit Gesundheitsdienstleistungen, Krankenhäusern, Kliniken und Rehabilitations- zentren sowie das Gastgewerbe, deren Beschäftigte generell niedrig entlohnt werden und das mittelständisch geprägte Gewerbe ursächlich sein. Der Anteil der im Orte- naukreis lebenden Menschen mit Migrationshintergrund ist verhältnismäßig niedrig (7,5 % 2007; Land: 11,8 %). Eine größere Gruppe bilden Spätaussiedler (in der Stadt im Jahr 2004 20% der Einwohner). Die Integration dieser Menschen wird als kein die Sozialstruktur belastender Faktor angesehen, was insbesondere auch

12 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/Veroeffentl/Statistische_Berichte/4163_05001.pdf#search=%22private Haushal- te%22 13 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/SRDB/Tabelle.asp?99045010KR317 14 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Lokale Agenda 21, Gesellschaft und Sozia- les; http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?77003100KR317

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darauf zurückgeführt wurde, dass deren Integration als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe angesehen und von erfolgreichen auch mehrfach ausgezeichneten Integrati- onsprojekten begleitet wurde 15 . Auch die Werte zur Beziehung von Arbeitslosengeld und dauerhafter Sozialhilfe entsprechen denen der Vergleichskreise.

Die Sozialstruktur des Ortenaukreises weist nach dieser wertenden Vergleichsbe- trachtung keine Anomalien auf. Sie entspricht dem Bild eines mittelständisch gepräg- ten Raums, in dem der Sozial- und Versorgungsbereich sowie das produzierende Ge- werbe die Wirtschaftsstruktur bestimmen und der über eine ausgewogene Sozialhy- giene verfügt.

Zu bedenken gibt die verhältnismäßig niedrige Bewertung der Systematik. Sie zeigt, dass eine nachhaltige Selbststeuerung dieser Entwickelung nicht zwingend gewähr- leistet ist, vor allem dann, wenn man bedenkt, dass die als ausgewogen bis gut wahrgenommene Sozialstruktur wesentlich von Einflussfaktoren bestimmt wird, de- nen selbst eine gerade noch ausreichende Systematik (Wirtschaftskraft und Bevölke- rungswachstum) attestiert wird.

Inwieweit sich die aktuelle Wirtschaftsentwicklung der Jahre 2009 und 2010 (Finanz- krise) mit einer höheren Arbeitslosigkeit und Hilfebedürftigkeit auf die Sozialstruktur auswirkt oder von systemimmanenten Komponenten wie Branchenmix und privaten Vermögensrücklagen aufgefangen werden kann, kann gegenwärtig noch nicht prog- nostiziert werden. Die aktuellen Zahlen zur Kurzarbeit zeigen, dass der Ortenaukreis zu den Gebieten gehört, in denen nur 0,4 bis 0,8 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Kurzarbeit leisten 16 . Wegen der Exportabhängigkeit insbesondere des Maschinenbaus ist mit Zunahmen hierbei und bei der Arbeitslosigkeit zu rechnen (Ar- beitslosenquoten März 2009 5,1 %; des Vormonats 4,7 %, des Vorjahresmonats 3,7%) 17 .

15 Stadt Lahr, Integration der Aussiedler in Lahr, 2004; http://www.lahr.de/sixcms/media.php/7/Integration%20der%20Aussiedler.pdf , 16 Stuttgarter Zeitung vom 27.02.2009. Von Kurzarbeit besonders betroffen sind insbeson- dere Unternehmen aus der Automobil-, der Gummi- und Kunststoffwarenindustrie, Maschi- nenbauer oder Metallerzeuger und –bearbeiter. 17 Bundesagentur für Arbeit; http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/000000/html/start/karten/aloq_kreis_d ata/index_208.html

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Obwohl die Systematik niedriger als die Qualität eingeschätzt wurde, dürften auf Grund des hohen Einschätzungsniveaus insgesamt gesehen noch ausreichende sozio- ökonomische Stabilisatoren vorhanden sein. Daher kann noch von einer günstigen Sozialverträglichkeit ausgegangen werden.

8.2 Motivationslage (HK-2)

8.2.1 Definition

Die Potenziale des Humanvermögens können nur dann ausgeschöpft werden, wenn die Beschäftigten in der Region ausreichend motiviert sind und ihr Humanvermögen dementsprechend zur Verfügung stellen. Auch wenn diese Bedingung eher mittelbar als unmittelbar beeinflussbar ist, ist sie eine nicht zu vernachlässigende Einflussgrö- ße. Von einer günstigen Motivationslage wird bei dieser Untersuchung dann ausge- gangen, wenn

a) die durchschnittlichen Krankheitstage besonders niedrig sind und b) wenn die Erfolgsorientierung der Beschäftigten besonders positiv eingeschätzt wird.

8.2.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Zur Erreichung des Zielprofils wird von der überwiegenden Mehrheit des Bewertungs- teams die Qualität der Motivation mit 80 % sehr hoch eingeschätzt, die Systematik und damit deren Beständigkeit mehrheitlich jedoch, weil es hier keine messbaren ex- ternen Einflussmöglichkeiten gibt, mit nur 36,7 % als noch knapp ausreichend.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stufen ausgehend von den oben genannten In- dikatoren die Motivation der Bevölkerung gegenwärtig als gut ein. Gleichwohl stellen sie eine abnehmende Tendenz fest. So charakterisieren sie die Menschen als zuverläs- sig und erfolgsorientiert. Eine krankheitsbedingte Abwesenheit vom Arbeitsplatz wird nicht als be- sonders auffällig wahrgenommen. Begründet wird die hohe Einschätzung der Qualität auch mit dem sehr aktiven Vereinsleben und dem Ausmaß des ehrenamtlichen Engagements. Die Bürge-

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rinnen und Bürger engagieren sich in einer Bildungsregion, in einer Gesundheitsregion oder bei vielen anderen Vereinstätigkeiten. Ein solches Engagement ist dann besonders ausgeprägt, wenn entsprechende fördernde Strukturen vorhanden sind. Die ländliche Prägung und dabei insbeson- dere die persönlich soziale und familiäre Nähe der Akteure begünstigt die Entwicklung sich für die Gemeinschaft zu engagieren. Bei jungen Menschen wird allerdings eine abnehmende Einbrin- gungsbereitschaft festgestellt. Dies zeigt auch die Notwendigkeit einer Initiative zur Einrichtung von "Lehrlings-Filialen", in denen besonders motivierende Ausbildungsbedingungen geschaffen wurden.

Wenn schon die Qualität schwierig einzuschätzen war, taten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Einschätzung der Systematik schwerer. Deutlich wurde, dass Motivation kaum beeinflussbar ist, sondern wesentlich nur über fördernde Strukturen und Kommunikation beeinflusst werden kann. Bestehen diese Strukturen, funktioniert auch das Engagement. Im gesellschaftlichen Bereich wird es jedoch zunehmend schwieriger, solche Strukturen aufzubauen und Personen zu finden, die etwas bewegen wollen und andere Menschen auch systematisch motivieren können. Engagement und Einbringung finden vorwie- gend in den vorhandenen Bahnen statt. Das ist gerade im ehrenamtlichen Bereich der Fall. Dort hängt alles oder vieles von den Wenigen ab. Ein systematisches Arbeiten, das darauf angelegt ist, Personen anzusprechen und zu einem ehrenamtlichen oder sonst öffentlichen Engagement zu bewegen, findet kaum statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind der Auffassung, dass im beruflichen Bereich auf Arbeitgeberseite systematischer gearbeitet wird als im öffentlichen Be- reich.

8.2.3 Wirkungsnetz

Die Motivation (HK-2) ist im Rahmen der Gesamtwirkungen sowohl aktiv (Aktivsumme 19,7 Punkte) als auch passiv (Passivsumme 22,1 Punkte) wirksam. Sie ist allerdings ein Einflussfaktor, der nur durch die Gestaltung von Rahmenbedingungen mittelbar beein- flusst werden kann. Das Wirkungsnetz zeigt, dass Motivation wesentlich vom Bildungsstand (HK-4), der Bildungsinfrastruktur (SK-5) und der Wirtschaftskraft (SK-1) beeinflusst werden. Je gebildeter desto größer ist die erwartete Bereitschaft sich auch zu enga-

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gieren. Neben Wechselwirkungen können der Graphik auch Regelkreis entnommen werden, die aufzeigen, wie Motivation über weitere Einflussfaktoren sich selbst ver- stärken kann. So kann sich die Motivation günstig auf die Innovationskraft (SK-6) auswirken. Diese kann entweder die Kooperationsbeziehungen (BK-1) innerhalb der Gesellschaft befördern und damit die Motivations- und Verantwortungsbereitschaft (HK-2) unmittelbar oder diese über die Wirtschaftskraft (SK-1) verstärken.

8.2.4 Statistische Indikatoren zur Motivationslage

Statistisches Datenmaterial des Statistischen Landesamts zum Ortenaukreis liegt hierzu nicht vor.

8.2.5 Interpretation

Die Einschätzungen zeigen, dass ein Großteil der Menschen eher geneigt ist, sich in bestehenden Organisationen und Strukturen zu engagieren, als dazu neue aufzubau- en. Dabei wird von der Beobachtung ausgegangen, dass unter den aktuell gegebenen Verhältnissen mit einer zuverlässigen Beteiligungsbereitschaft nur bei einer verhält- nismäßig kleinen, politisch hochinteressierten Minderheit der Bevölkerung gerechnet werden kann, die im Praktikerjargon gern als die Gruppe der „üblichen Verdächtigten“ angesprochen wird 18 .

Dieser Einschätzung widerspricht auch nicht der Freiwilligensurvey der Bundesregie- rung (Stand 2004), wonach rund 70% der Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland über ihre beruflichen und privaten Verpflichtungen hinaus in Gruppen, Vereinen, Or- ganisationen und öffentlichen Einrichtungen aktiv beteiligt sind. Danach haben 36% längerfristig bindende ehrenamtliche oder freiwillig bestimmte Aufgaben und Arbeiten übernommen. Die größten Bereiche des Engagements sind Sport, Kindergar- ten/Schule, Kultur und Kirche/Religion. Die wichtigsten Gründe für das vielfältige En- gagement der Bürgerinnen und Bürger sind das Bedürfnis, die Gesellschaft wenigs- tens im Kleinen mitgestalten zu können, und die Suche nach Gemeinschaft mit ande- ren. Größte Wachstumsgruppe des freiwilligen Engagements sind ältere Menschen ab

18 H. Klages, Bürgerbeteiligung durch lokale Bürgerpanels, Berlin 2008.

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55 Jahren 19 . Diese Bereitschaft wird jedoch nicht ausgeschöpft, sondern besondere an der Schnittstelle des gesellschaftlichen zum politisch-administrativen Bereich oftmals durch Hemmnisse wie die Befürchtung zusätzlicher Belastungen insbesondere seitens der Verwaltung oder die Befürchtung eines außerpolitischen Wettbewerbs blockiert.

Die hohe Qualitätseinschätzung teilt das Bild einer bestehenden hohen gemeinschaft- lichen Verbundenheit mit dem eigenen Umfeld. Die gegenüber diesem Befund weit abfallende Einschätzung der Systematik dürfte dabei Ausdruck eines wahrgenomme- nen Wertewandels sein, der Veränderung des Werteprofils weg von Pflicht- und Ak- zeptanzwerten und hin zu Selbstentfaltungswerten, einschließlich deren Mischung be- schreibt. Traditionelle Einflussstrukturen wirken hier auf die Bereitschaft sich zu en- gagieren eher hemmend 20 . In diesem Zusammenhang kann auch – wie oben bereits angedeutet - eine Rolle spielen, dass es den politischen Kreisen nicht zugetraut wird, Bürgerbeteiligung so zu gestalten, dass sie nicht als zusätzliche Belastung, sondern als willkommene Unterstützung wahrgenommen wird.

Da die Einschätzung der Systematik weit unter der Qualitätseinschätzung liegt, ist ei- ne weitere Abnahme der Beteiligungsbereitschaft zu erwarten, wenn es nicht gelingt Beteiligungshemmnisse abzubauen und die Bevölkerung in die kommunale Willensbil- dung einzubinden.

8.3 Zuwanderungs- und Mobilitätsbestreben (HK-3)

8.3.1 Definition

Das Humanvermögen ist in erster Linie an seine Träger gebunden. Jeder Träger von Humanvermögen kann sein „humanes Kapital“ überall dort zur Verfügung stellen, wo nach eigener Auffassung der größtmögliche Nutzen erzielt werden kann. Die Attrakti-

19 Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend; 2. Freiwilligensurvey 2004. 20 So wurde öfters darauf hingewiesen, dass im Landratsamt ein Leitbildprozess durchge- führt worden ist, an dem sich aber weder der Kreistag noch die Bürger beteiligt haben.

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vität eines Beschäftigungsstandortes zeigt sich dabei vor allem in einem günstigen Zuwanderungs- und Mobilitätsbestreben. Indikatoren dafür sind die Einschätzung

a) der Zuwanderung und b) der Pendlerbewegungen.

8.3.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Auf die Frage, ob Zuwanderung und Mobilität in der Region ausreichend gut sind, um die Ziele zu erreichen, haben die T eilnehmerinnen und Teilnehmer mit großer Mehrheit die Qualität mit nur 43,3 % und die Systematik – also wie sie die Erwartung auf Grund der beste- henden Rahmenbedingungen einschätzen - mit überwiegender Mehrheit mit nur 40,7 % als noch ausreichend eingestuft.

Das Bewertungsteam ist der Meinung, dass der Ortenaukreis keine ausgesprochene Zuwanderungsregion ist, wenngleich Zuwanderungen in die Ortenau schon immer stattgefunden haben und auch weiterhin stattfinden werden. Doch d ie Zahl der Zuwan- derungen wird als gering eingestuft. Der Ortenaukreis ist kein Anziehungspunkt; er ist Außenstehenden nicht bekannt und für diese nicht attraktiv genug. Die Integration von Neubürgern wird von den Bewohnern nicht ausreichend aktiv gefördert. Kontakt- aufnahmen zu Einheimischen müssen in de Regel von den Neubürgern ausgehen.

Die latent niedrige Mobilitätsbereitschaft wird auf die Bodenständigkeit der Bevölke- rung und zum Teil auch auf die topographischen Verhältnisse zurückgeführt. „Man fährt in der Rheinebene mit dem Fahrrad zur Arbeit“. Die Menschen sind verwurzelt. Daher wird auch die Mobilität von außen als größer wahrgenommen als die nach au- ßen. Die Menschen fühlen sich im Ortenaukreis wohl. Sie pendeln eher nach außen, als dass sie ihren Wohnsitz verlegen. Sie nehmen dabei auch große Distanzen in Kauf. Nach den Einschätzungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer pendeln täglich über 9000 Personen aus Frankreich ein aber nur rund 300 nach Frankreich aus. Der begrenzten Mobilität der Bevölkerung folgt verbunden mit der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung eine Immobilität der Versorger. Die ärztliche Versorgung insbesondere im ländlichen Bereich des Kreises ist daher zum Teil schon sehr eingeschränkt, was der Attraktivität der Ortenau nicht förderlich ist. Zahlrei- che Firmen haben Probleme die erforderlichen geeigneten Arbeitskräfte zu finden. In der Verbes- serung der grenzüberschreitenden Ausbildung der Agentur für Arbeit werden erste Ansätze einer

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Mobilitätsstrategie gesehen. Der Beseitigung des Fachkräftemangels unter Berücksichti- gung der demographischen Entwicklung muss in den kommenden Jahren aktiv ge- gengesteuert werden.

8.3.3 Wirkungsnetz

Zuwanderung und Mobilität (HK-3) sind im Rahmen der Gesamtwirkungen sowohl aktiv (Aktivsumme 19,3 Punkte) als auch passiv (Passivsumme 22,6 Punkte) wirksam. Sie sind daher nicht zu vernachlässigende Wirkungs- größen. Auch diese sind weitgehend nur über die Gestaltung von Rahmenbedingungen be- einflussbar. So werden Zuwanderung und Mo- bilität insbesondere von der Qualität der Wirt- schaftskraft (SK-1) und der Verkehrsinfrastruktur (SK-3) beeinflusst. Über die Qualität der Bildungsstruktur (SK-5) beeinflusst sie den Bildungstand und das Qualifikationsniveau (HK-4). Außerdem beeinflussen Zuwande- rung und Mobilität wesentlich die Zusammensetzung der Bevölkerungsstruktur (HK- 5). Deren Veränderung stärkt die Innovationskraft (SK-6), wirkt positiv auf die Bil- dungsinfrastruktur (SK-5) und verbessert die Wirtschaftsstruktur (SK-1), um dann wiederum das Zuwanderungs- und Mobilitätsstreben (HK-3) zu verstärken.

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8.3.4 Statistische Indikatoren zum Zuwanderungs- und Mobili- tätsbestreben 21

Merkmale Ortenaukreis Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land Baar-Kreis BW

Wanderungssaldo +2,0 -3,2 -1,6 -2,2 +0,4 pro 1000 Einwoh- ner im Jahr 2006

Einpendlerquote je 93 70 114 55 179 100 Auspendler im Jahr 2006

Arbeitsplatzdichte 78 71 80 70 76 im Jahr 2006

8.3.5 Interpretation

Für einen ländlich geprägten Kreis weist der Ortenaukreis eine verhältnismäßig hohe Arbeitsplatzdichte auf. Die Arbeitsplatzdichte im Ortenaukreis lag im Jahr 2006 bei 78 Erwerbstätigen am Arbeitsort bezogen auf 100 Einwohner im erwerbsfähigen Alter von 15 bis unter 65 Jahren. Sie lag damit etwas höher als im Landesdurchschnitt und etwas höher als in fast allen Vergleichskreisen. Von ähnlich ländlich geprägten Land- schaften liegen nur der Schwarzwald-Baar-Kreis mit 80 und der Hohenlohekreis mit 82 höher. Höher lag die Arbeitsplatzdichte nur in Böblingen und in den Stadtkreisen. Die Einpendlerquote lag im Ortenaukreis im Jahr 2007 bei 93 und besagt, dass nur ein leichter Überschuss der Auspendler (23.393) gegenüber den Einpendlern (21.774) besteht 22 . Bedingt durch topgraphische Verhältnisse und verteilte gewerbliche Struk- turen kann dieses Bild regional recht uneinheitlich sein. Nach diesen Feststellungen bewegt sich die Attraktivität des Ortenaukreises als Beschäftigungsort im Rahmen vergleichbarer Kreise.

21 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/SRDB/home.asp?H=UmweltVerkehr&U=07&T=77005300&E=KR 22 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.

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Qualität und Systematik der Zuwanderung und der Mobilität werden beide als noch ausreichend eingeschätzt. Ein Zuwanderungs- und Mobilitätsschub ist ohne entspre- chende strukturelle innovative Interventionen nicht zu erwarten.

8.4 Bildungsstand und Qualifikationsniveau (HK-4)

8.4.1 Definition

Das Humanvermögen einer Region wächst mit dem Bildungsstand und dem Qualifika- tionsniveau seiner Bevölkerung. Indikatoren für die Bewertung des Bildungs- und Qualifikationsniveaus sind insbesondere

a) das Schulangebot, b) die Zahl der Schulwechsler, c) die Abschlüsse der Schulabgänger, d) das Angebot der Volkhochschulen, e) die Akademikerquote und f) die Annahme von Sprachangeboten .

8.4.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von einer Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Quali- tät des Bildungsstands und des Qualifikationsniveaus mit 66,7 % als meist ausreichend bezeichnet, dessen Systematik hingegen mehrheitlich mit nur 36,7 % als kaum noch ausreichend angegeben.

Der Bildungsstand wird insgesamt als verbesserungsfähig angesehen. Dabei wird die Qualität des Bildungsstands als zufriedenstellend eingeschätzt. Die kritischen Äuße- rungen beziehen sich mehr auf dessen Systematik und auf die Zukunftsaussichten des Landkreises. Die schwache systematische Ausprägung wird wesentlich mit dem Umstand begründet, dass Schul-, Bildungs- und Hochschulpolitik in Stuttgart und nicht im Kreis bestimmt werden. Der Kreis hat die für einen ländlichen Raum nicht untypische geringe Hochschuldichte. Hingewiesen wird aber auch darauf, dass Bil- dung nicht immer nur eine Frage der Finanzierung und Fremdsteuerung ist, sondern

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auch der Haltung, Einstellung und Bereitschaft der Bildungsträger, sich zu engagie- ren, wenn beispielsweise neue Bildungsmodelle konzipiert und pilotiert werden sollen. Dass der Kreis Veränderungen gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber steht, zeigt - so die Teilnehmerinnen und Teilnehmer - die gelungene Organisations- reform der Agentur für Arbeit zur Realisierung des Optionsmodells für die Betreuung von Hartz IV bzw. Arbeitslosengeld II-Empfänger. Diesem Beispiel folgend könnte der Landkreis auch in einen Piloten zur Kompetenzerfassung von Schülern eingebunden werden. Um solche Pilotprojekte durchführen zu können, muss allerdings die erfor- derliche personale Ausstattung vorhanden sein. Hingewiesen wird auch darauf, dass das Zuhause den Bildungsstand prägt. Die Schule kann nicht alles leisten. Systemati- sche Beziehungen zwischen Schule und Elternhaus fehlen jedoch. Die Unternehmen nutzen die derzeitige Krise nicht ausreichend, um Beschäftige von der Bundesagentur finanziert zukunftsbezogen zu qualifizieren. Hier wird auf das Erfordernis einer länger- fristigen Strategie der Unternehmen hingewiesen; siehe auch Fachkräfte und Demo- graphie.

8.4.3 Wirkungsnetz

Der Bildungsstand und das Qualifikationsniveau (HK-4) haben einen zentralen aktivierenden Einfluss auf viele andere Faktoren. Die Aktivsumme liegt bei 24,2 Punkten und die Passivsumme bei 20,7 Punkten. Der gewichtete Wirkungsgrad liegt bei 8,0 % und ist damit der höchste in dieser Untersuchung. Die Graphik zeigt die aktivierende Kraft sehr deutlich in den vom Bildungsstand und Qualifikationsniveau (HK-4) ausgehenden Pfeilen zur Wirtschaftskraft (SK-1), zur Be- völkerungsstruktur (HK-5), zur Innovationskraft (SK-6) sowie zur Bildungsstruktur (SK-5) und den internen Beziehungen (BK-1). Die Graphik zeigt auch, dass Bildungs- stand und Qualifikationsniveau in Wechselwirkungen mit diesen Einflussfaktoren steht, da die entsprechenden Pfeile immer auch eine direkte Rückkopplung aufzeigen. Einen geschlossenen Regelkreis zeigt beispielsweise die Beeinflussung der Bevölke-

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rungsstruktur (HK-5) durch das Bildungs- und Qualifikationsniveau. Eine verbesserte Bevölkerungsstruktur wirkt positiv auf die Innovationskraft (SK-6). Deren Verbesse- rung verstärkt wiederum das Bildungs- und Qualifikationsniveau.

8.4.4 Statistische Indikatoren zum Bildungsstand und Qualifika- tionsniveau

Schulübergange aus öffentlichen und privaten Grundschulen 2007/08 23 in %

Merkmale Ortenaukreis Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land Baar-Kreis BW

In Hauptschu- 29,9 25,6 27,2 32,5 25,1 len

In Realschulen 34,2 38,9 38,0 35,1 34,0

In Gymnasien 35,4 35,1 34,3 32,2 39,7

In sonstige 00,5 00,5 00,5 00,3 01,2 Schulen

Übergänge aus Grundschulen ins Gymnasium 2006/2007

Ortenau- Ostalb- Schwarz- Zollern- Land BW kreis kreis wald-Baar- albkreis Kreis

Übergänge in % 34,3 % 32,9 % 33,2 % 32,2 % 38,2 %

Veränderung der Ü- +6,1 % +10,8 % +8,4 % +5,1 % +7,5 % bergänge nach Ge- sprächen mit den Er- ziehungsberechtigten in %24

23 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/SRDB/home.asp?H=2&U=01&T=13013020&E=KR 24 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; Schulstatistik; Die Werte zeigen, inwieweit die Grundschulempfehlung sich von den Elternwünschen für den künftigen Schultyp, den ihre Kinder besuchen unterscheidet und/bzw. welche Unterschiede zwischen der Empfehlung und dem tatsächlich gewählten Schultyp bestehen, nachdem entsprechende Gespräche mit den Erziehungsberechtigten stattgefunden haben.

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Schulabgänge aus öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen 2006/07 25

Merkmale Ortenaukreis Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land Baar-Kreis BW

Hauptschulen 40,2 34,0 39,1 42,0 35,3

Sonderschulen 03,5 04,9 04,0 04,0 04,4

Realschulen 32,8 38,9 34,0 34,7 33,7

Gymnasien 22,7 21,3 21,7 18,0 24,8

Belegung ausgewählter Programmbereiche der Volkshochschule pro 100 Einwohner 2007 26

Belegungen Ortenaukreis Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land Baar-Kreis BW

Kultur/Gestaltung 1,2 1,5 1,3 1,2 1,8

Gesundheit 3,0 3,9 3,7 6,2 4,2

Sprachen 2,4 2,5 2,4 2,4 3,0

Arbeit/Beruf 1,0 0,9 0,4 1,1 1,1

Anteil der Akademiker an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2007 in %27

Ortenaukreis Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land BW Baar-Kreis

5,4 7,6 6,7 5,2 10,5

25 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/SRDB/Tabelle.asp?13013010KR317 26 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/Veroeffentl/Statistische_Berichte/3237_07001.pdf 27 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/ArbeitsmErwerb/ArbeitsmarktBW/ArbmIII_07.asp

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 70

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2007 in %28

Merkmale Ortenau- Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land kreis Baar-Kreis BW

Wissensintensive 26 24 27 19 31 Dienstleistungen 29

FuE intensive 13 24 23 23 21 Industriebran- chen 30

Übrige Wirt- 61 53 50 58 49 schaftsbereiche

8.4.5 Interpretation

Humanvermögen ist prinzipiell mobil. Daher ist die Attraktivität von Standorten für qualifizierte Arbeitskräfte ein wesentlicher Standortfaktor. Umgekehrt ist die Verfüg- barkeit von hoch qualifizierten Arbeitskräften ein wesentliches Entscheidungskriteri- um für die Standortwahl und die Investition von Unternehmen. Damit wird die Attrak- tivität eines Standortes für qualifizierte Beschäftigte zu einem Schlüsselfaktor für den Zukunftserfolg. Qualifizierte Beschäftigte ermöglichen wirtschaftliche Entwicklungen und tragen selbst über ein entsprechendes Nachfrageverhalten zur weiteren Steige- rung der Attraktivität eines Raumes bei. Das Wirkungsnetz bestätigt diese Bedingun- gen einer guten Wirtschafsstruktur. Beeinflusst wird die Attraktivität wesentlich von den Bereichen Forschung, demographische Entwicklung und der öffentlichen Finanz- kraft als Indikator für politische Gestaltungsmöglichkeiten sowie von der Qualität der mit dieser Einflussgröße angesprochenen Bildung.

28 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/ArbeitsmErwerb/ArbeitsmarktBW/ArbmIII_07.asp 29 Wissensintensive Dienstleistungen sind: Luftfahrt, Nachrichtenübermittlung, Kreditgewer- be, Versicherungsgewerbe, mit dem Kredit- und Versicherungsgewerbe verbundene Tätig- keiten, Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen ohne Bedie- nungspersonal, Datenverarbeitung und Datenbanken, Forschung und Entwicklung, Erbrin- gung von wirtschaftlichen Dienstleistungen, anderweitig nicht genannt, Erziehung und Unter- richt, Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen, Kultur, Sport und Unterhaltung. 30 FuE-intensive Industriebranchen: Herstellung von chemischen Erzeugnissen, Maschinen- bau, Herstellung von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen, Her- stellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u.Ä., Rundfunk- und Nachrich- tentechnik, Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik, Herstellung von Uhren, Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen, Sonstiger Fahrzeugbau.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 71

Für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region ist die Verfügbarkeit über qualifizierte Arbeitskräfte von erheblicher Bedeutung. Die Deckung des zukünftigen Arbeitskräfte- bedarfs mit akademischen Arbeitskräften wird in der Wissensgesellschaft weiter an Bedeutung gewinnen. Dabei ist das Bildungs- und Qualifikationsniveau im Wesentli- chen das Ergebnis der vorschulischen und schulischen Ausbildung. Faktoren, die das Bildungsniveau beeinflussen, werden regelmäßig vom Institut der deutschen Wirt- schaft zusammengestellt und bewertet 31 . Die Ergebnisse sind jedoch nicht auf alle Kreise herunter gebrochen. Daher stehen nicht alle Faktoren zur Bewertung zur Ver- fügung. Von den zugänglichen Faktoren können daher hier insbesondere die Schüler- Lehrer-Relation, die Anzahl der Schüler mit der Grundschulempfehlung Gymnasium, die ein Gymnasium besuchen und die die Hochschulreife erreichen, von besonderem Interesse sein.

Das regionale Qualifikationsniveau der Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer im Land ist sehr unterschiedlich. Die Spannweite der Akademikerquote reichte im Jahr 2007 von 4,5 % im Neckar-Odenwald-Kreis bis 20,7 % im Stadtkreis Stuttgart. Im Ortenau- kreis lag sie weit unterdurchschnittlich bei nur 5,4 %, was auch auf die geringe Aus- stattung mit Hochschulen und Fachhochschulen zurückzuführen sein dürfte, mit sich möglicherweise rückkoppelnden Effekten, da die Zahlen der in w issensintensiven Dienstleistungen und in FuE intensiven Industriebranchen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ebenfalls nicht besonders ausgeprägt sind. Die Kategorie Universität wird im Ortenaukreis nur von der AKAD in Lahr mit 371 Studierenden im Winterse- mester 2007/08 bedient. Der Kategorie Fachhochschule sind die Hochschule Offen- burg (Technik und Wirtschaft) mit 2.336 Studierenden und die Fachhochschule für öf- fentliche Verwaltung in mit 1080 Studierenden zuzurechnen 32 .

Die Grundlagen für eine akademische Entwicklung werden wesentlich in der Schule sowie im vor- und außerschulischen Bereich gelegt. Auffallend im Ortenaukreis ist der verhältnismäßig hohe Anteil der Schüler, die von der Grundschule in die Hauptschule wechseln und auch dort ihren Abschluss machen, was angesichts der relativ geringen

31 Institut der deutschen Wirtschaft Köln, http://www.insm- bildungsmonitor.de/2008_best_baden-wuerttemberg.html 32 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/Veroeffentl/Statistische_Berichte/3234_08001.pdf

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 72

Ausländeranteile in Hauptschulen (Aussieder 7,1%, Ausländer 13,3 %) 33 zunächst verwundert aber mit den topographischen Gegebenheiten, der lokalen Verwurzelung, der Erreichbarkeiten insbesondere in den Schwarzwaldtälern und erzieherischen Prä- ferenzen erklärt werden kann. Die tatsächlichen Übergänge sind ein Ergebnis von Grundschulempfehlung und Elternwunsch. Dass solche Besonderheiten eine nicht unerhebliche Rolle bei der Schulwahl spielen, zeigt gerade die Zunahme der Wechselbereitschaft nach ent- sprechenden Gesprächen der Schulen mit den Erziehungsberechtigten.

Die Weiterbildung ist durchschnittlich ausgeprägt. Dabei überrascht zunächst der für eine Grenzregion nur durchschnittliche Sprachanteil. Nicht ausgeschlossen ist, dass sich hier bei einer genaueren Analyse regionale Binnendifferenzierungen zeigen. So dürfte das Sprachbildungsinteresse in der Rheinebene größer sein, als in den Tälern des Schwarzwaldes.

Die Einschätzung der Qualität ist fast doppelt so hoch wie die der Systematik. Diese Diskrepanz deutet auf einen hohen strukturellen Handlungsbedarf hin. In der Landes- verfassung (Art. 22) wird darauf hingewiesen, dass die Erwachsenenbildung vom Staat, den Gemeinden und den Landkreisen zu fördern ist, im Berufsbildungsgesetz, dass die berufliche Fortbildung (Erwachsenenbildung) die vierte Säule der Bildung ist (vgl. dazu § 1 Abs. 1). Gelingt es nicht diesen Bildungsauftrag strukturell zu verbes- sern, wird das Qualifikations- und Bildungsniveau in der Region deutlich sinken.

33 Vergleichswerte Land der Ausländer- und Aussiedleranteile an Hauptschulen in den Stadt- und Landkreisen im Schuljahr 2006/07: Aussiedler 4,3%, Ausländer 25,4%.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 73

8.5 Bevölkerungsstruktur (Demografische Entwicklung; HK-5)

8.5.1 Definition

Eine dauerhaft positive Entwicklung des Humanvermögens des Ortenaukreises steht in einem engen Zusammenhang mit der positiven Bevölkerungsentwicklung in der Region.

8.5.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mehrheitlich die Quali- tät der demographischen Entwicklung mit 46,7 % als noch ausreichend eingeschätzt. Die Systematik dieser Einflussgröße und damit deren Entwicklungsaussichten werden hingegen und „sehr vorsichtig“ mit nur 30 % als nicht mehr ausreichend angegeben.

Auch bei dieser Einschätzung spielt nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teil- nehmer die Doppelgesichtigkeit des Landkreises eine große Rolle. Der Rheinebene wird eine günstigere Entwicklungsprognose zugesprochen, als dem Schwarzwald. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind der Auffassung, dass die demographische Ent- wicklung eine Gegebenheit ist, die der Landkreis mit allen anderen Regionen teilt und die ihn vor die gleichen Herausforderungen stellt.

Wegen der vielen Wirkungszusammenhänge mit anderen Einflussgrößen und den zu berücksichtigenden zeitlichen Dimensionen sind hier Nachhaltigkeitseinschätzungen sehr schwer. Einzelne Aktivitäten wie das „Ortenauer Bündnis für Familien“ mit der Kinderbetreuung, das „Seniorenbüro“ oder das Projekt „50plus“ wurden gestartet. In der Planungsphase sind auch Initiativen, wie Absolventen der Hochschule Offenburg besser in der Region gehalten werden können (Erstattung von Studiengebühren oder die Finanzierung von Traineeprogrammen durch die Gemeinde). Doch diese einzelnen bekannten Aktionen – und vielleicht auch weitere nicht bekannte Aktionen – erschei- nen isoliert und wenig aufeinander abgestimmt, um dieser Herausforderung einiger- maßen systematisch und synergetisch begegnen zu können

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 74

8.5.3 Wirkungsnetz

Die Bevölkerungsstruktur (HK-5) hat einen hohen Aktivwert (Aktivsumme: 20,2 Punkte) und einen niedrigen Passivwert (16,3 Punkte). Sie ist eine zentrale Steuerungsgröße. Sie steht in einer engen Beziehung zur Wirtschaftskraft (SK-1). Sie stärkt diese direkt und führt über das Zuwanderungs- und Mobilitätsstreben (HK-3) auch zu einer rückkoppelnde Verstärkung der Bevölkerungsstruktur. Die Graphik zeigt auch, dass die Bevölke- rungsstruktur die Bildungsinfrastruktur (SK-5) herausfordert, deren Verbesserung die Wirtschaftskraft (SK-1) steigert und auch über diesen Weg die Bevölkerungsentwick- lung wieder günstig beeinflusst wird.

8.5.4 Statistische Indikatoren zur demographischen Entwicklung

Jugend- und Altersquotient 2015 und 202534

Merkmale Ortenaukreis Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land Baar-Kreis BW

Jugendquotient 35 32 32 32 31 30 2015

Altersquotient 36 34 33 36 35 33 2015

Jugendquotient 30 31 31 30 29 2025

34 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; Ausgangspunkt der Bevölkerungsvorausrechnung war der Bevölkerungsstand in den Kommunen gegliedert nach 100 Altersjahren und Geschlecht zum 31.12.2005. Den Berechnungen liegen u. a. eine des derzeitigen Geburtenniveaus, ein weite- rer Anstieg der Lebenserwartung um etwa 3 Jahre bis 2025 sowie ein jährlicher Wanderungsgewinn Baden-Württembergs von ca. 17 000 Personen zugrunde (in Anlehnung an die Annahmen der 11. ko- ordinierten Bevölkerungsvorausrechnung für Baden-Württemberg). Für die künftige Entwicklung inner- halb des Landes wurde außerdem angenommen, dass sich die vergangene relative Entwicklung (der Jahre 1997 bis 2005) fortsetzen wird. Konkret bedeutet das, wenn eine Kommune in der Vergangen- heit überdurchschnittliche Wanderungsgewinne erzielt hat, dies auch für den Vorausrechnungszeitraum unterstellt wird http://www.statistik- bw.de/SRDB/home.asp?H=BevoelkGebiet&U=03&T=98015200&E=KR 35 Bevölkerung unter 20 Jahren bezogen auf die Bevölkerung von 20 bis unter 65 Jahre. 36 Bevölkerung 65 Jahre und älter bezogen auf die Bevölkerung von 20 bis unter 65 Jahre.

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Altersquotient 42 41 43 43 41 2025 Erwerbstätige in den Landkreisen 37

Merkmale Ortenaukreis Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land BW Baar-Kreis

Zu- Abnahme +6,6 +1,7 -0,9 -4,9 +2,0 1999/1991

Zu- Abnahme +3,3 +3,5 +3,9 -5.4 +4,3 2006/1999

Zu- Abnahme +10,0 +5,2 +3,0 -10,0 +6,4 2006/1991

8.5.5 Interpretation

Die Grundlage für die Bildung und Nut- zung von Humanvermögen ist die Bevöl- kerung im erwerbsfähigen Alter. Die Wachstumsrate der Erwerbspersonen- zahlen, der Bevölkerungssaldo und die Akademikerquote (vgl. dazu HK-4 Nr. 8.4.4) sind zentrale Größen bei der Be- stimmung demographischer Wirkungen. Sie geben Auskunft, in welchem Umfang Erwerbspersonen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und welcher vom Qualifikationsniveau abhänge ökonomische Nutzen von ihnen zu erwarten ist.

Vorausrechnungen zur Überalterung der Bevöl- kerung sind keine Vorhersagen. Sie bilden ei- nen Trend ab, der auch im Ortenaukreis unver-

37 Arbeitskreis Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder – Berechnungsstand: August 2007; http://www.statistik- hessen.de/erwerbstaetigenrechnung/Kreisergebnisse_ET_1991_1999_2006.pdf

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kennbar dem des Vergleichsbereichs entspricht. Auch der Ortenaukreis wird die Fol- gen der demographischen Veränderung zu spüren bekommen, wenngleich weniger stark als der Landesdurchschnitt und weniger stark als andere Städte, die nach der Einwohnerzahl mit Offenburg vergleichbar sind. Der verhältnismäßig günstige Trend wird dabei insbesondere Wanderungsbewegungen zugeschrieben, von dem beispiels- weise die Stadt Offenburg stärker profitieren wird als der übrige Landkreis (vgl. Ab- bildung). Beide liegen über dem zu erwartenden Landesdurchschnitt. Der Anteil der Bevölkerung der bis zu 25-Jährigen lag beim Stichtag 31.12.2007 mit etwa 1% Punkt leicht über dem Landesdurchschnitt. Im Vergleich zu den anderen Vergleichsgebieten verfügte der Ortenaukreis zwischen 1991 und 2006 über eine günstige Entwicklung des Erwerbstätigenpotenzials, was eine wesentliche Bedingung für ökonomische Akti- vitäten war. In der jüngeren Vergangenheit wurden jedoch hier niedrigere Zuwachs- raten verzeichnet, die auch das Zukunftsbild bestimmen werden, sofern keine ver- besserten Anziehungskräfte greifen.

Zu den Folgen der demographischen Entwicklung gehören insbesondere der Mangel an Fachkräften, Wertschöpfungsverluste, eine zunehmende Belastung der erwerbstä- tigen Bevölkerung, eine tendenziell regionale Entvölkerung, Änderung der Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger, eine Verteuerung oder Reduktion der Pflege der vorhan- denen Infrastruktur und Etatverschiebungen in den öffentlichen Haushalten. Infolge dieser Entwicklung nehmen Krankheit und Pflegebedürftigkeit zu. Sie stellen die Ge- sellschaft vor große Herausforderungen, nicht nur hinsichtlich der Finanzierung der sozialen Versicherungssysteme, sondern auch hinsichtlich der in Zukunft notwendigen Infrastruktur für Versorgungseinrichtungen sowie für die Erschließung des Pflegepo- tenzials im familiären und gesellschaftlichen Umfeld 38 .

Diese Entwicklung könnte im Ortenaukreis konstruktiv ausgeschöpft werden. Er ver- fügt über eine Gesundheits-, Versorgungs- und Rehabilitationsinfrastruktur, die an die künftigen sich weiter diversifizierenden Dienstleistungsanforderungen rund um das Thema angepasst werden könnte. In diese Entwicklung sollte die Wissenschaftliche Hochschule Lahr mit einem Schwerpunkt-Studienangebot zum Gesundheitsmanage- ment und zur Gesundheitsversorgung einbezogen und mit den Anbietern dieser

38 Staatsministerium Baden-Württemberg, 2004, Einfluss der demografischen Entwicklung auf die Pflege- und Krankenhausversorgung; http://www.statistik- bw.de/Veroeffentl/111404001.pdf#search=%22demographische Entwicklung%22

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Dienstleistungen zu einem Qualitätscluster ausgebaut werden. In diesem Umfeld könnten dann auch komplementäre Dienstleistungen und neue Formen des interge- nerativen Zusammenlebens mit entsprechenden verstärkenden Rückkopplungen auf die Wirtschaftskraft entstehen. Ansätze bietet hier die „Gesundheitsregion Ortenau e.V.“.

Qualität und Systematik der Bevölkerungsstruktur werden beide als noch ausreichend eingeschätzt. Die statistischen Vorausberechnungen zeigen, dass dem Landkreis eine etwas bessere Prognose attestiert wird. Die leichten und auch nur vorübergehend stabilisierend wirkenden Wanderungsbewegungen könnten durch innovative struktu- relle Interventionen verbessert werden.

8.6 Werte in der Region (Grundhaltung; HK-6)

8.6.1 Definition

Die Haltung der Menschen ist die grundlegende Basis ihres Handelns. Sie nimmt so- mit einen hohen Stellenwert ein, wenn es darum geht, durch das eigene Handeln ei- nen Beitrag zur Weiterentwicklung der Region zu leisten. Förderlich sind dabei unter anderem Werte wie die Verantwortungsbereitschaft, sich für gemeinschaftliche Ziele und Zwecke einzusetzen, bürgerschaftliches Engagement zu zeigen, Offenheit und Neugierde, um sich auch einmal auf ein bislang unbekanntes Terrain zu wagen oder Verlässlichkeit durch das Setzen vertrauensbildender Maßnahmen zu zeigen.

8.6.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mehrheit- lich die Qualität der im Ortenaukreis vorherrschenden Grundhaltung mit 70,0 % als weitgehend günstig für die weitere Entwicklung eingestuft, deren Systematik von ei- ner breiten Mehrheit hingegen eher durchschnittlich mit nur 43,3 % angegeben.

Die Werthaltung der Menschen wird als konservativ bezeichnet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sich einig, dass die Menschen des Ortenaukreises bodenständig und zuverlässig sind, jedoch wenig flexibel. Sie sind mit ihrer Gemeinde verwurzelt. Fremden gegenüber sind sie eher abwehrend. Zugewanderte Personen haben es da-

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her schwer, sich in das Dorfleben zu integrieren. Ausschlaggebend für das Stimmver- halten bei Kommunalwahlen sind insbesondere die Ortsverwurzelung und die Ver- einsmitgliedschaft. Die Werthaltung ist recht stabil. Veränderungen können – wenn überhaupt – nur langfristig gesehen erreicht werden, was die Schwierigkeit einer sys- tematischen Einschätzung erhöht. Daher sind nachhaltige Entwicklungen kaum vor- hersagbar.

8.6.3 Wirkungsnetz

Die Grundwerte (HK-6) weisen eine leicht höhere Aktivsumme (19,8 Punkte) als Passivsumme (18,1 Punkte) auf, was angesichts der Stabilität dieser Einflussgröße überrascht. Die in den Grundwerten zum Ausdruck kommende Haltung weist starke Wechselwirkungen insbesondere mit der Sozialverträglichkeit (HK-1), der Motivation (HK-2) und der ökologischen Nachhaltigkeit (SK-4) sowie mit dem Bildungsstand und Bildungsniveau (HK-4) auf.

8.6.4 Statistische Indikatoren zu den Grundwerten

Statistisches Datenmaterial des Statistischen Landesamts zum Ortenaukreis liegt hierzu nicht vor.

8.6.5 Interpretation

Auch unter Einbeziehung von Äußerungen zum Einflussfaktor Motivation der Bevölke- rung kann nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Bevölkerung der Region als grundsätzlich struktur- und wertkonservativ bezeichnet werden, die in ent- sprechenden Werthaltungen zum Ausdruck kommt, jedoch erste Brüche zeigt. Ein In- dikator für Verwurzelung, Ortsgebundenheit und Verantwortungsbewusstsein könnte

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 79

neben dem Wahlverhalten auch die Wahlbeteiligung sein 39 . Doch diese entsprach bei der Kommunalwahl 2004 mit 52,4 % auch nur dem Landesdurchschnitt. Auch könnte man die These vertreten, dass Menschen mit einer traditionellen Werteorientierung Werte anderer wie Eigentum und Unverletzlichkeit besonders schätzen. Der Gefähr- dungsquotient im Ortenaukreis lag 2007 bei 712, im Ostalbkreis bei 658, im Schwarzwald-Baar-Kreis bei 654 und im Zollernalbkreis bei 718 40 . Ausgehend von den Zahlen der Vergleichsgebiete entsprach der Wert für den Ortenaukreis 2007 ei- nem durchschnittlichen Gefährdungspotenzial. Ob und wie stark sich die Grenzlage auswirkt, muss einer vertieften Prüfung vorbehalten bleiben.

Es spricht daher vieles dafür, dass die diagnostizierte Entwicklung als ein, wenn auch im ländlichen Raum etwas verzögert in Erscheinung getretener Wertewandel diagnos- tiziert werden kann (siehe oben). Die Diskrepanz zwischen der Einschätzung von Qualität und Systematik kann – was nicht verwunderlich ist – daher auch darauf zu- rückgeführt werden, dass der Wandel der Werte zunächst auch als ein verunsichern- der Werteverlust wahrgenommen wird 41 .

39 Einer Untersuchung der Fachhochschule Kehl zufolge ist das typische Gemeinderatsmit- glied ortsverbunden und Vereinsmitglied: Stuttgarter Zeitung vom 21.03.2009; http://www.hs- kehl.de/Hochschule/Forschung/Forschungsarbeiten/Studie_Gemeinderatsbefragung.pdf 40 Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Polizeiliche Kriminalstatistik; http://www.lka- bw.de/LKA/statistiken/Documents/Polizeiliche_Kriminalstatistik_BW_2007.pdf . Der Gefähr- dungsquotient ist die auf 100.000 Einwohner entfallende Zahl von Opfern. 41 Ein Wandel der Werte von Unterordnungs- und Fügsamkeitswerten zu Selbstentfaltungs- werten hat stattgefunden. Dabei handelt es sich um eine zwingende Anpassung an Bedin- gungen, um sich in einer hochdynamischen und komplexen Welt zurechtfinden zu können. In ihr kann sich der Einzelne nicht mehr auf den fürsorglichen Schutz von Familie und Ge- meinschaft verlassen, sondern ist selbst auf individuelle Orientierung, Zielfindung und Selbsterhaltung angewiesen. Infolge dieser Entwicklung wachsen auch stärker als bisher Menschen heran, die auf Dynamik und Wandel, auf Innovation und Wechsel eingestellt sind und die bereit und in der Lage sind, ihre Intelligenz, Energie und optimistische Motivation einzubringen. Der Wertewandel trägt damit entscheidend zur Erzeugung des kreativen Hu- manpotenzials bei (Helmut Klages, Die Zukunft ergreifen, Hamburg 2007, Seite 39f). Infolge dieser Entwicklung werden die Menschen individualistischer, flexibler und selbstverantwortli- cher. Effekte der Selbstentfaltung können aber auch Nörgeln, Unzufriedenheit und Aufmüp- figkeit, die Entwicklung von Autonomiebedürfnissen oder der Wunsch nach sozialer Anerken- nung und Integration sein (Klages a.a0, Seite 119f).

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 80

8.7 Wirtschaftskraft (SK-1)

8.7.1 Definition

Die Wirtschaftskraft einer Region ist die wesentliche Triebkraft der gesamthaften Entwicklung einer Region, denn sie fordert und fördert sowohl den Ausbau des Hu- manvermögens, als auch des Beziehungsvermögens. Die Wirtschaftskraft einer Regi- on wird hier dann positiv beurteilt, wenn

a) von einem für die Region günstigen Branchen-Mix ausgegangen werden kann, b) die Insolvenzquote einen vertretbaren Rahmen nicht überschreitet und c) die Ertragskraft (Bruttoinlandsprodukt) als ausreichend beurteilt wird.

8.7.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von der überwiegenden Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Qualität der Wirtschaftskraft mit 80,0 % als weitgehend gut ein- gestuft, deren Systematik und damit deren weitere Entwicklung ebenfalls von einer großen Mehrheit allerdings mit nur 43,3 % als noch ausreichend angegeben.

Die hohe Qualität der Wirtschaftskraft stützt sich wesentlich auf die Einschätzung, dass der bestehende Branchenmix ausgewogen ist. Damit können unterschiedlich qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bedient sowie die Abhängigkeit von bestimmten Branchen und die Anfälligkeit bei dominanten Produktionsketten redu- ziert werden. Insbesondere bei den Automobilzulieferern sowie in der Metall- und E- lektroindustrie werden gegenwärtig krisenbedingte Abhängigkeiten gesehen, was es erschwert die Zukunftsaussichten dieser Bereiche einzuschätzen. Günstig wirkt sich aus, dass die größtenteils mittelständischen Unternehmen unternehmergeführt sind und diese schneller und flexibler auf Entwicklungen reagieren können als Großunter- nehmen. Stabilisierend wirkt – nicht zuletzt auch infolge der demographischen Ent- wicklung – die Tatsache, dass der Gesundheitsbereich im Landkreis nach der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zur drittgrößten Branche in Baden- Württemberg zählt. Der Landkreis gehört auch zu den größten Holzproduzenten im Land. Mehr als 9000 Beschäftigte arbeiten in der „Wertschöpfungskette Holz“: Von den Waldbesitzern über die Bewirtschafter, den Sonderfahrzeugbau, Holzmaschinen-

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produktion, Sägewerke, Holzbau bis hin zur Resteverwertung als Heizmittel. Dieser Holzcluster wird derzeit von der Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau in Kooperation mit dem Regionalverband Südlicher Oberrhein und der Universität Kaiserslautern im Rahmen eines InterReg IV-Projektes untersucht. Weitere Cluster betreffen die Berei- che Medien und Entertainment, Logistik, Maschinenbau und Metall, Tourismus und Gesundheit. Diese breite Aufstellung von in der Regel inhabergeführten Unternehmen ist ein besonderes Merkmal des Ortenaukreises.

Auf die Frage, was einen attraktiven, den Wirtschaftsstandort Ortenaukreis kenn- zeichnenden Arbeitsplatz auszeichnet, stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer insbesondere folgende Anforderungen auf:

• Entwicklungsmöglichkeiten für die Beschäftigten, • Förderung der „Tüftler und Denker“ im Unternehmen, • Nutzen des vorhandenen Wissens auch von anderen, • Gutes Image des Unternehmens und der Region, • angemessene Bezahlung und • Betreuung von Kindern.

8.7.3 Wirkungsnetz

Die Wirtschaftskraft (SK-1) besitzt eine hohe Aktivsumme (27,1 Punkte) und eine hohe Passivsumme (28,0 Punkte). Diese Einflussgröße hat einen sehr hohen Wirkungsgrad im Gesamtsystem. Ganz besonders intensive Wechselwirkungen bestehen dabei mit dem Bildungsstand- und dem Qualifikationsniveau (HK-4). Weitere wichtige Bezüge bestehen zur Bildungsinfrastruktur (SK-5), Verkehrsinfrastruktur (SK-3), IT-Infrastruktur (SK-2), Innovationskraft (SK-6), den externen Beziehungen (BK-2) und dem Image (BK-4).

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 82

8.7.4 Statistische Indikatoren zur Wirtschaftskraft

Merkmale Ortenau- Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land kreis Baar-Kreis BW

Betriebsgründungen 42 476 281 245 177 12.721

Betriebsaufgaben 43 347 209 180 165 10.119

Anteil am Bruttoin- 3,8 % 2,6 % 1,8 % 1,5 % 100 % landsprodukt 44

Kaufkraft 45 95 97 105 117 100

Die nachfolgende Übersicht zeigt die zehn beschäftigungsintensivsten Branchen des Ortenaukreises, die auf Grund der statistischen Zuordnungen allerdings nicht den wirtschaftlichen Clustern entspricht 46 :

42 1.-3. Quartal 2008; Statistisches Landesamt Baden-Württemberg;http://www.statistik- bw.de/VolkswPreise/Landesdaten/GA.asp?y=2008&c=AN_05&t=5-01-09 43 1.-3. Quartal 2008; Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/VolkswPreise/Landesdaten/GA.asp?y=2008&t=5-01-09&c=AB_05 44 Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, nach Landesanteilen. 45 Kaufkraftindikator (Land = 100); Die Kaufkraft gibt an, wie viel Geldmittel der Bevölke- rung zu Konsumzwecken frei zur Verfügung stehen. 46 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/Veroeffentl/Statistik_AKTUELL/803408008.pdf#search=%22branchen%22

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 83

Die nachfolgende Übersicht zeigt einen Ausschnitt der jeweils drei beschäftigungsin- tensivsten Kreise mit den TOP-Branchen Baden-Württembergs.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 84

Die nachfolgende Übersicht zeigt einen Ausschnitt der TOP-Branchen in den Stadt- und Landkreisen.

8.7.5 Interpretation

Nach der Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird die Wirtschafts- struktur als zufriedenstellend wahrgenommen. Neben dem Gesundheits- Veterinär- und Sozialwesen mit Krankenhäusern, Kliniken, Rehabilitationszentren und weiteren Gesundheits- und Sozialdienstleistungen bilden der Maschinenbau als Teil des verar- beitenden Gewerbes sowie die Holzwirtschaft wichtige wirtschaftliche Stützen. Das Gesundheitswesen im Ortenaukreis steht, bezogen auf ganz Baden-Württemberg, auf Platz drei. Ausgeprägter ist dieser Bereich nur in den Universitätsstädten und .

Das verarbeitende Gewerbe ist im Kreis ebenfalls sehr stark vertreten. Es ist grund- sätzlich exportstark. Der Maschinenbau und die Automobilzulieferer verzeichneten im ersten Dreivierteljahr 2008 noch verhältnismäßig hohe Zuwachsraten, erlitt allerdings

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 85

im dritten und viertel Quartal 2008 erhebliche Umsatzeinbrüche, die sich auch 2009 fortsetzen 47 . Dies hat direkte Auswirkungen auf die Arbeitsmarktsituation. Die aktuel- len Zahlen zur Kurzarbeit zeigen, dass der Ortenaukreis zu den Gebieten gehört, in denen nur 0,4 bis 0,8 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Kurzarbeit leisten, was im Vergleich zu Spitzenregionen mit 1,6 % verhältnismäßig günstig ist 48 . Von Kurzarbeit besonders betroffen sind insbesondere der Maschinenbau sowie die Metallerzeuger und Metallbearbeiter. Auch die Baubranche (einschließlich Sanierung und Ausbau, die von den Konjunkturprogrammen profitieren), ist im Ortenaukreis stark vertreten. Größere Zuwächse dürften insbesondere im Hochbau nicht mehr zu verzeichnen sein.

Der Anteil des Ortenaukreises am Bruttoinlandsprodukt des Landes ist gemessen an den Werten der Vergleichsgebiete am höchsten. Aus dieser Leistungskraft fließt je- doch nicht eine entsprechende Kaufkraft an die Bevölkerung ab. Dafür könnten der tendenziell zum Niedriglohnbereich zählende stark ausgeprägte Gesundheits- und Versorgungsbereich sowie der Baubereich ausschlaggebend sein. Trotzdem scheinen die Menschen - nach den Eindrücken des Bewertungsteams zu beurteilen – mit dieser Lage gegenwärtig zufrieden zu sein, was insbesondere auch auf das hier niedrigere Preisniveau zurückzuführen sein dürfte. Worauf der verhältnismäßig hohe Anteil an Insolvenzen zurückzuführen ist, muss einer eingehenden Untersuchung vorbehalten bleiben. Die Anforderungen des Bewertungsteams an attraktive Arbeitsplätze zeigen, dass die Unternehmen insbesondere das weibliche Erwerbstätigenpotenzial noch bes- ser nutzen sollten.

Die Diskrepanz zwischen der bestehenden Qualität der Wirtschaftsstruktur und der zukunftsbezogenen Systematik zeigt, dass trotz einer positiven Einschätzung eine nicht unerhebliche Unsicherheit besteht, ob die bestehende Wirtschaftsstruktur ge- messen am Zielprofil weiterhin so Bestand haben kann und ob die im Kreis vorhande- nen Voraussetzungen ausreichend sind, um Strukturentwicklungen zu initiieren und nachhaltig zu tragen.

47 In Baden-Württemberg in Höhe von 5%; vgl. dazu den Bericht zur Wirtschafts- und Sozi- alentwicklung in Baden-Württemberg 2008/2009, Seite 8. 48 Stuttgarter Zeitung vom 27.02.2009.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 86

8.8 IT-Infrastruktur (SK-2)

8.8.1 Definition

In welchem Ausmaß Wissen und Fähigkeiten erlernt, ausgetauscht und weiterentwi- ckelt werden können, hängt in einer Wissensgesellschaft nicht zuletzt auch von der Qualität der IT-Infrastruktur ab. Als Indikatoren wurden dafür angenommen:

a) die Verbreitung von Breitbandanschlüssen bzw. deren Verfügbarkeit bei Unter- nehmen und Privathaushalten sowie b) die Auswertung der regionalen Verteilung der Domains auf Stadt- bzw. Kreis- ebene.

8.8.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von einer sehr starken Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Qualität der IT-Infrastruktur mit 16,7 % als völlig unzureichend bezeichnet. Zum Teil sind selbst in der Rheinebene nur rund 25 % der Ortsteile aus- reichend mit Breitbandanschlüssen versorgt. Angesichts vieler Initiativen wird die Systematik der Verbesserungen von einer starken Mehrheit mit 73,3 % erheblich besser eingeschätzt.

8.8.3 Wirkungsnetz

Die IT-Infrastruktur (SK-2) weist eine Aktivsumme von 17,9 Punkten und eine Passivsumme von 16,3 Punkten auf. Sie ist damit eine nicht zu vernachlässigende Steuerungsgröße. Sie weist insbesondere sehr starke Wechselbeziehungen zur Wirtschaftskraft (SK-1), Bildungsinfrastruktur (SK-5) und Innovationskraft (SK-6) auf. Sie wird von der Leistungsfähigkeit der Admi- nistration (SK-7) beeinflusst.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 87

8.8.4 Statistische Indikatoren zur IT-Infrastruktur 49

Aussagefähiges statistisches Datenmaterial zur Breitbandversorgung des Ortenau- kreises liegt nicht vor. Der Breitbandatlas des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie ist nicht aktuell und konnte daher zur Abbildung des Versorgungsgrades nicht herangezogen werden.

8.8.5 Interpretation

Die Breitbandausstattung ist wie kaum eine andere Infrastruktur ein wichtiger Ent- wicklungsfaktor nicht nur im städtischen Bereich, sondern vor allen Dingen im ländli- chen Raum sein 50 . Mit Breitband werden Übertagungsgeschwindigkeiten nur ab 128 Kb/sec. bezeichnet 51 . Nach Aussagen des Bundes besteht bereits f ür 98 % der Haus- halte die Möglichkeit, Zugänge mit mindestens 384 Kilobit pro Sekunde zu nutzen (92 % mit mindestens 1 Megabit pro Sekunde) 52 . Doch selbst in Versorgungsgebieten entspricht diese erweiterte Anforderung nicht mehr den Kapazitätsanforderungen. Im Ortenaukreis ist das Problem erkannt. Maßnahmen zur Verbesserung der Breitband- ausstattung mit der Zielrichtung einer zeitgemäßen Übertragungsleistung sind einge- leitet. Es dürfte daher nur noch eine Frage der Zeit sein, bis das Ziel der Wirtschafts- region Offenburg/Ortenau diesen Bedienungsstand zu erreichen, erfüllt ist. Insbeson- dere auf diesen Umstand dürfte die hohe Bewertung der Systematik zurückzuführen sein.

49 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie; http://www.zukunft- breitband.de/BBA/Navigation/Breitbandatlas/breitbandsuche.html

50 Deutscher Städte- und Gemeindebund 2008, Infrastruktur im internationalen Standort- wettbewerb. 51 Deutscher Breitbandatlas, Internetverbindungen sollen in Deutschland künftig offiziell erst ab einer Übertragungsrate von 1 MB als Breitbandanschluss gelten. 52 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie; http://www.zukunft- breitband.de/BBA/Navigation/breitbandstrategie.html

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 88

8.9 Verkehrsinfrastruktur (SK-3)

8.9.1 Definition

Die Qualität der Verkehrsinfrastruktur ist in Regionen, in denen Güter und Dienstleis- tungen produziert und auch real ausgetauscht werden, nach wie vor ein – wenn auch in der Bedeutung zurückgehender - Standortfaktor. Darüber hinaus ist es allerdings nicht weniger von Bedeutung wie gut der Ausbau des öffentlichen Personennahver- kehrs ist.

8.9.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von einer großen Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Qualität der Verkehrsinfrastruktur mit 53,3 % als meist ausreichend bezeichnet. Die Systematik wird von einer überwiegenden Mehrheit mit 40 % nur noch als knapp ausreichend angegeben.

Auch wenn im Vergleich zu anderen Regionen die Bedienung mit Bahn (auch wenn mit einer Verkürzung der Taktzeiten die Anschlussbedienung ab Offenburg verbessert werden könnte), Autobahn, Flugplatz, Rheinhafen gut ist, fehlt es nach Auffassung der Teil- nehmerinnen und Teilnehmern insbe- sondere an ausreichenden Ost-West- Achsen. Auch steht der Ausbau der A5 schon lange auf der Agenda. Geplant ist der Ausbau der A 5 allerdings nur von Norden bis Offenburg. Engpässe zeigen sich insbesondere im Abend- verkehr und in den Tälern (Kinzigtal).

Ebenso sollte der öffentliche Personennahverkehr weiter verbessert werden, auch wenn im Vergleich zu anderen Regionen während der Schülerbeförderungszeiten eine

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 89

gute Bedienung gewährleistet ist. Hingewiesen wurde aber auch darauf, dass die Gel- tendmachung überhöhter Anforderung eine ländliche Region vor ein Dilemma stellt. Auf der einen Seite steigen die Anforderungen. Auf der anderen Seite muss der ÖPNV wirtschaftlich betrieben werden. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Haushalte zu, die über zwei Autos verfügen.

8.9.3 Wirkungsnetz

Die Verkehrsinfrastruktur (SK-3) weist eine Aktivsumme von 18,4 Punkten und eine Passivsumme von 16,2 Punkten auf. Dies bestätigt die hohe Einschätzung der Wichtigkeit und Bedeutung dieses Einflussfaktors. Sie ist damit auch eine wichtige Steuerungsgröße. Sie wird wesentlich beeinflusst von der Wirtschaftsstruktur (SK-1) und beeinflusst das Zuwanderungs- und Mobilitätsstreben (HK-3). Aber auch in umgekehrter Reihung übt die Wirtschaftsstruktur einen starken Einfluss auf die Verkehrsinfrastruktur aus. Auch Eu- roregion (BK-3) und Verkehrsinfrastruktur stehen in wechselseitig sich verstärkenden Beziehungen. Dabei reicht die Euroregion die beeinflussende Kraft an die Wirtschafts- kraft weiter. In unmittelbaren wechselseitigen Beziehungen stehen auf Grund von Werthaltungen auch Verkehrsinfrastruktur und ökologische Nachhaltigkeit (SK-4).

8.9.4 Statistische Indikatoren der Verkehrsinfrastruktur

Ortenau- Ortenau- Ostalb- Ostalb- Zoller- Zollern- kreis kreis kreis kreis nalbkreis albkreis Offenburg - Aalen Leinzell Balingen Schram- walden berg

Anzahl der 567 608 601 644 656 598 Pkw pro 1000 Ew 2007

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 90

8.9.5 Interpretation

Die PKW-Dichte ist im Ortenaukreis, insbesondere in der Rheinebene nicht ganz so hoch wie in den Vergleichsgebieten. Dies mag auf die Topographie und vielleicht auch auf die räumliche Nähe zum Arbeitsort zurückzuführen sein, kann aber auch ein Indiz dafür abgeben, dass gewisse Verkehrsbedarfe über den öffentlichen Personennahver- kehr angemessen abgedeckt werden können. Für einen ländlichen Raum können für den Ortenaukreis annähernd günstige Werte festgestellt werden. So lag im Jahr 2007 – im Vergleich - die Anzahl der Pkw pro 1000 Einwohner in Stuttgart bei 515. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der mittlere Neckarraum im Land über den am besten ausgebauten öffentlichen Personennahverkehr verfügt. Die nur ausreichende Einschätzung der Qualität wird wesentlich auf die als defizitär wahrgenommenen Ost-West-Verbindungen zurückgeführt. Die nur ausreichende Be- wertung der Systematik wird insbesondere darauf gestützt, dass es im Kreis proble- matische Verkehrsrandbereiche gibt, für deren Lösung überregionale Ansprechpartner zuständig sind und der Landkreis auf deren Beseitigung nur begrenzten Einfluss hat.

8.10 Ökologische Nachhaltigkeit (SK-4)

8.10.1 Definition

Regionen sind nicht nur politisch-wirtschaftliche, sondern auch sozial-ökologische Systeme. Die regionale Entwicklung und die Nutzung der Region sollten so erfolgen, dass das natürliche System in seinen wesentlichen Charakteristika langfristig erhalten bleiben kann und keinen unumkehrbaren Schaden erleidet. Indikatoren zur Messung der Ökologischen Nachhaltigkeit sind beispielsweise:

a) die CO2 Emissionen, b) der Anteil ökologischer Landwirte, c) der Anteil der Naturschutzgebiete und d) der Anteil des Flächenverbrauchs.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 91

8.10.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von der Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Qualität der ökologischen Nachhaltigkeit mit 53,3 % als meist ausreichend be- zeichnet. Die Systematik wird von einer großen Mehrheit mit 56,7 % etwas besser bewertet.

Nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer weist die Qualitätseinschät- zung ein starkes „Berg-Tal-Gefälle“ auf. In der Rheinebene beherrscht eine intensive- re Landwirtschaft mit auffälligen Maismonokulturen das Bild. Andererseits verfügt der Kreis auch dort über interessante ökologische Gebiete. Insbesondere bei der Bauleit- planung wird der Konflikt zwischen der intensiven Landwirtschaft und dem Natur- schutz ausgetragen. Insgesamt gesehen weist der Landkreis nach Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine gute ökologische Bilanz auf.

Als Indikator für ein systematisches Betreiben der ökologischen Nachhaltigkeit wird insbesondere der hohe administrative Ressourceneinsatz angegeben. Einer Nachhal- tigkeit hinderlich sind nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die zu starken kommunalen Eigeninteressen. Auf eine zum Teil ausgesprochene „Kirchturm- politik“ wurde öfters hingewiesen. Daran scheiterte die Ausweisung interkommunaler Gewerbeflächen. So wies jede Gemeinde lange Zeit noch eigene Gewerbegebiete und Wohngebiete aus, obwohl die Nachfrage bereits zurückgegangen ist. Insbesondere bei Gewerbeflächen konnten zum Teil nur suboptimale Standorte ausgewiesen wer- den. Nach Ansicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmen ist der Bedarf an Gewerbe- fläche kreisweit nahezu gedeckt. In ländlichen Orten steht Wohnraum zum Teil schon leer.

8.10.3 Wirkungsnetz

Die ökologische Nachhaltigkeit (SK-4) ist nach den Wirkungs- beziehungen keine wichtige Steuerungsgröße, sondern nur eine Ergebnisgröße. Ihre Aktivsumme liegt bei 15,5 Punkten, ihre Passivsumme bei 18,8 Punkten. Sie ist damit eine Größe, die wesentlich von anderen Einflussfaktoren gesteuert wird. So wird sie wesentlich von den Grundwerten (HK-6), der Verkehrsinfrastruktur (SK-3) sowie den Freizeitangeboten (SK-8) beeinflusst.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 92

8.10.4 Statistische Indikatoren zur Bestimmung der ökologischen Nachhaltigkeit

Merkmale Ortenau- Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land BW kreis Baar-Kreis

Emissionsdichte 6,37t/Ea 5,40t/Ea 5,27t/Ea 4,20t/Ea 7,19t/Ea der CO2- Emissionen 2005 53

Ökologisch bewirt- 2883 ha 2642 ha 3007 ha 3211 ha ------schaftete Fläche 2007 in ha 54

Anteil der Flächen 1,9 % 1,2 % 1,9 % 1,7 % 2,4 % der Naturschutz- gebiete an den Gemarkungsflä- chen (2008) 55 ,

Anteil der Sied- 11,2 % 11,8 % 11,1 % 13,0 % 13,6 % lungs- und Ver- kehrsfläche an der Gesamtfläche (2004) 56

8.10.5 Interpretation

Die Äußerungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestätigen ein ökologisches Durchschnittsbild, das weitgehend dem der ähnlich geprägten Vergleichsgebiete ent- spricht. Lediglich die CO2-Emmissionen liegen über den Werten der Vergleichskreise aber noch unter dem Landesdurchschnitt ( hat er einen fünffach höheren Wert). Auszuschließen ist nicht, dass die erhöhten Emissionswerte auf die Ver- kehrsachsen zurückzuführen sind sowie auf den Umstand, dass die Standorte der Messstationen nicht in dem Vergleich berücksichtigt werden konnten. Gemessen an

53 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/SRDB/Tabelle.asp?22503040KR317 54 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/SRDB/Tabelle.asp?05013028KR317 55 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/SRDB/Tabelle.asp?01513011KR317 56 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/SRDB/Tabelle.asp?01515215KR317

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der Größe des Landkreises könnte der Anteil ökologischer Landwirtschaft größer sein. Bei dieser Forderung ist jedoch zu berücksichtigen, dass der Kreis auch über eine große Fläche nicht landwirtschaftlich nutzbarer Fläche verfügt (Waldgebiete im Schwarzwald).

Qualität und Systematik der ökologischen Nachhaltigkeit weisen nur Durchschnitts- werte auf. Die Darlegungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer begründen die Ver- mutung, dass, trotz der guten Ausgangslage, ohne systematisches Handeln die Öko- logie im Landkreis Schaden nehmen wird.

8.11 Bildungsinfrastruktur (SK-5)

8.11.1 Definition

Unter diesem Einflussfaktor werden die wesentlichen strukturellen Voraussetzungen verstanden, die die Weiterentwicklung und Ausbildung von Humanvermögen fördern. Grundlegend dafür ist, dass entsprechende Institutionen überhaupt vorhanden sind. Bedeutend ist vor allem, dass diese Einrichtungen auch über die notwendige Ausstat- tung verfügen, um das Humanvermögen im Ortenaukreis positiv zu beeinflussen. Die Güte der Bildungsinfrastruktur wird anhand folgender Indikatoren eingeschätzt:

a) der Anzahl der Hoch- und Fachhochschulen, b) dem Schüler-Lehrer-Verhältnis, d) der Anzahl der Medien in öffentlichen kommunalen Bibliotheken.

8.11.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von der Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Qualität der Bildungsinfrastruktur mit 63,3 % als meist ausreichend eingeschätzt. Die Systematik mit der die Zukunftsfähigkeit dieser Struktur betrieben wird, wird von derselben Mehrheit mit nur 36,7 % als nicht mehr ganz ausreichend bewertet.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 94

Entscheidend für die schlechte Bewertung der Systematik ist der Umstand, dass der Landkreis nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer insbesondere über zu wenige Hochschulen sowie Fachhochschulen und über keine Berufsakademien ver- fügt. Befürchtet wird, dass der Landkreis dadurch von Entwicklungen abgehängt wird. Er verfügt mit der Wissenschaftlichen Hochschule in Lahr nur über eine kleine univer- sitäre Einrichtung. Mit der Hochschule Offenburg und mit der Fachhochschule für öf- fentliche Verwaltung in Kehl verfügt er über zwei ehemalige Fachhochschulen. Geis- teswissenschaften sind dabei ausgeklammert. Im Kreis ist keine Berufsakademie an- sässig, obwohl viele BA-Studenten hier ihre Praktika durchführen. Das Bewertungs- team sieht daher den Bedarf für eine eigene Berufsakademie (Duale Hochschule).

Lehr- und Ausbildungsangebote sollten insbesondere in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Medien ausgebaut werden. Gerade die Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Offenburg mit den Unternehmen sowie mit den umliegenden Hochschulen ist verbesserungsbedürftig. Der Zugang zur Hochschule in Straßburg sollte verein- facht werden. Dies schließt die Forderung ein, auch beim grenzüberschreitenden Hochschulbesuch Hilfen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz beziehen zu können.

Auch in den Übergangsbereichen zwischen Kindergarten und Schule sehen die Teil- nehmerinnen und Teilnehmer im Kreis Verbesserungsmöglichkeiten. Es gibt Landkrei- se, die auch hier deutlich weiter sind als der Ortenaukreis.

8.11.3 Wirkungsnetz

Die Bildungsinfrastruktur (SK-5) hat wie der Bildungsstand und das Qualifikationsniveau (HK-4) einen zentralen aktivierenden Einfluss auf viele andere Faktoren. Die Aktivsumme liegt bei 24,0 Punkten und die Passivsumme bei 21,3 Punkten. Der gewichtete Wirkungsgrad liegt mit 6,4 % etwas niedriger als der für den Bildungsstand und das Qualifikationsniveau. Die Graphik zeigt deutlich die aktivierende Kraft sowie die Aufnahme- und Multiplikations-

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 95

fähigkeit der Bildungsinfrastruktur. Aus dem verwirrenden Knäuel werden folgende einzelne Wirkungsketten isoliert und beschrieben. Sehr enge und wechselseitige Be- ziehung können zwischen Bildungsinfrastruktur und Bildungsstand (HK-4) und Bil- dungsinfrastruktur und Innovationskraft (SK-6) festgestellt werden. Deutlich zeichnen sich Regelkreise ab. So beeinflusst eine gute Bildungsinfrastruktur das Zuwande- rungs- und Mobilitätsstreben (HK-3) und gleichzeitig auch die Bevölkerungsstruktur (HK-5). Diese begünstigt den Bildungsstand und das Qualifikationsniveau (HK-4) und verstärkt über ein strukturelles Feedback die Bildungsinfrastruktur selbst wieder. Auch das Wirtschaftsprofil (SK-1) wirkt auf die Bildungsinfrastruktur und verstärkt das Qualifikationsniveau (HK-4).

8.11.4 Statistische Indikatoren zur Bestimmung der Bildungsinfrastruktur

Merkmale Ortenaukreis Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land Baar-Kreis BW

Schüler pro 22,5 22,1 22,8 22,6 23,2 Klasse 2007 57

Anzahl der Me- 897 1282 1131 1311 1412 dien pro 1000 Einw. 2007 58

8.11.5 Interpretation

Die Betreuungsrelation ist ein wichtiger Indikator für einen potenziellen Bildungser- folg 59 . Die Vergleichsdaten zeigen, dass im Ortenaukreis die Lehrer-Schüler-Relation weitgehend dem der Vergleichsgebiete entspricht. Damit dürfte der Landkreis über eine Bildungs- und Lehrerinfrastruktur verfügen, wie sie im Land üblich ist. Auch wenn das Land Baden-Württemberg hier nicht die besten Relationen im Bundesgebiet

57 Aller öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen. 58 http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?77005400KR317 ; Die Medien umfassen Print- und Non-Book-Medien, die in den Bibliotheken zur Ausleihe oder als Präsensbestand bereitstehen. 59 Michael Bräuninger, Siliva Stiller: Fit für die Zukunft? – Die Bundesländer im Vergleich, Wirtschaftsdienst 2007, 5, Seite 329.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 96

aufweist, liegt es bezüglich des Bildungserfolgs seiner Schulen deutlich über dem deutschlandweiten Niveau.

Die Medienausstattung in den öffentlichen kommunalen Bibliotheken weicht erheblich von denen der Vergleichsgebiete ab. Die Ausstattung mit Studieneinrichtungen ist verbesserungsbedürftig, selbst wenn die Besonderheiten des ländlichen Raums und die Lage zwischen den Hochschulstandorten und Freiburg und deren gute Erreichbarkeit berücksichtigt werden. Befürchtet wird – so die Einschätzung der Teil- nehmerinnen und Teilnehmer –, dass dieses Defizit das Entwicklungspotenzial des Landkreises und damit dessen Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig beeinflusst. Dieser Faktor ist besonders wichtig, da Hochschulen heute eine Magnetwirkung haben. Rund 75 % der Absolventen einer Hochschule bleiben in der Region. Damit Hochschulen und Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben, braucht es eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis 60 . Die schwache Bewertung der Systematik bringt diese Befürch- tung deutlich zum Ausdruck.

8.12 Innovationskraft (SK-6)

8.12.1 Definition

Die Innovationskraft einer Region umfasst zum einen die Potenziale der Ideen und Er- findungen, aber auch deren reale Ausschöpfung und Umsetzung. Die Güte der Inno- vationskraft wird anhand folgender Indikatoren des Statistischen Landesamts einge- schätzt 61 :

a) FuE-Ausgaben insgesamt / Bruttoinlandsprodukt und deren Entwicklung, b) FuE-Personal / Erwerbspersonen und deren Entwicklung, c) Erwerbstätige in industriellen Hochtechnologiebranchen / Erwerbstätige insgesamt und deren Entwicklung,

57 Werner Bornholdt; http://www.econo.de/html/innovationen_und_markt.html 61 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/Veroeffentl/Monatshefte/PDF/Beitrag09_01_03.pdf#search=%22innovation%22

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d) Erwerbstätige in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen / Erwerbstätige ins- gesamt und deren Entwicklung, e) Personen, die in wissenschaftlich-technischen Berufen arbeiten / Beschäftigte ins- gesamt und deren Entwicklung und f) die Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt / Einwohner und deren Entwicklung.

8.12.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mehrheit- lich die Qualität der Innovationskraft mit 70,0 % als weit überdurchschnittlich und daher als weitgehend ausreichend angesehen. Die Systematik mit der ihre Nachhal- tigkeit betrieben wird, wird demgegenüber mehrheitlich mit nur 46,7 % als noch aus- reichend angegeben.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sich einig, dass die Innovationskraft im Landkreis nach den statistischen Anforderungen ungünstig ist. Sie sind sich weiter auch darin einig, dass die statistischen Indikatoren hier nicht passen. Begründet wird dies insbesondere mit der besonderen klein- und mittelgewerblichen Wirtschafts- struktur. Dort sind eigene Abteilungen für Forschung und Entwicklungen nicht einge- richtet, können daher im Ortenauer Mittelstand auch nicht als solche ausgewiesen werden und bleiben daher bei Umfragen (Zukunftsatlas 2007 der Prognos AG 62 , Ma- nager-Magazin, Wirtschaftswoche und andere) unberücksichtigt. Die Beschäftigten sind allerdings innovativ und kreativ, auch wenn sie nicht in einer dafür zuständigen Forschungsabteilung arbeiten. Innovationen finden im Maschinenbau oder auch im Vertrieb statt. Leitbild des Innovators ist daher eher das des „Tüftlers“ als das des vernetzten Wissenschaftlers. Die Innovationen sind daher auch eher produkt- und prozessorientiert als grundlagenorientiert. Patentfähige Entwicklungen werden oft nicht angemeldet.

Innovationsträger sind daher auch weniger Hochschulabsolventen, als innovative Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter. Gerade deren Leistungen fallen durch das Erfassungs- raster der offiziellen Statistik. In der Region gibt es genügend „Hidden Champions“,

62 Zukunftsatlas 2007; http://www.prognos.com/Die-Karten.377.0.html

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 98

zu denen auch die Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau selbst gehört - mit dem Mo- dell einer gemeinsamen Finanzierung, einer engen Abstimmung der Wirtschaftsförde- rung mit den Kommunen, dem Kreis, den Kammern und wesentlich auch den Unter- nehmen. Die nur durchschnittlichen Werte für die Systematik werden damit begrün- det, dass Entwicklungen eher im Verborgenen ablaufen: „Man macht es halt“. Es wird nicht groß nach außen kommuniziert. Dass keine Patente angemeldet werden, dient auch dem Selbstschutz der Unternehmen. Oftmals erhöht gerade die Patentanmel- dung die Aufmerksamkeit der Wettbewerber.

8.12.3 Wirkungsnetz

Die Innovationskraft (SK-6) besitzt nach der Wirtschaftskraft, dem Bildungsstand und der Bildungsinfrastruktur die vierthöchste Aktivsumme (24,0 Punkte) im Wirkungsnetz und eine Passivsumme von 22,5 Punkten. Sie ist damit eine wichtige Steuerungsgröße im sozio- ökonomischen Wirkungsnetz des Landkreises. Verwunderlich ist daher die hohe Zufriedenheit mit der erreichten Quali- tät. Nicht verwunderlich sind die vielfältigen Wirkungsvernetzungen, insbesondere mit der Wirtschaftsstruktur (SK-1) und zu anderen zielwichtigen Einflussfaktoren. So kann eine Verbesserung der Innovationstruktur zu einer Intensivierung der „Eurore- gion“ (BK-3) führen, die dann ihrerseits positiv die Wirtschaftsstruktur (SK-1) beein- flusst und darüber rückkoppelnd zu einer weiteren Steigerung der Innovationskraft beiträgt. Andere Regelkreise führen über die Bildungsinfrastruktur (SK-5) zur Wirt- schaftsstruktur (SK-1) und von dort unmittelbar oder über eine Verbesserung der Be- völkerungsstruktur (HK-5) zu einer Steigerung der Innovationskraft.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 99

8.12.4 Statistische Indikatoren zur Bestimmung der Innovationskraft

Nach dem Innovationsindex des Statistischen Landesamts belegt der Ortenaukreis den letzten Platz in Baden-Württemberg 63 . Die letztplatzierten Kreise lagen bereits im Niveauindex 2006 am Ende der Skala.

Der Innovationsindex setzt sich aus den beiden Teilindizes „Niveau“ und „Dynamik“ zusammen. In den Niveauindex gehen die jeweils aktuellsten Werte von sechs Inno- vationsindikatoren ein. Diese sind europaweit klassifiziert. Der Niveauindex gibt Auf- schluss über den technologischen Ist-Zustand der untersuchten Gebiete. Der Dyna- mikindex umfasst die jahresdurchschnittlichen Veränderungsraten dieser sechs Inno- vationsindikatoren und gibt damit Hinweise auf die mittelfristige Entwicklung der In- novationsfähigkeit. Die Indikatoren des Niveauindex sind:

• FuE-Ausgaben insgesamt / zu Bruttoinlandsprodukt,

• FuE-Personal / zu Erwerbspersonen (Köpfe),

• Erwerbstätige in industriellen Hochtechnologiebranche in / zu Erwerbstätige

insgesamt,

• Erwerbstätige in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen / zu Erwerbstä-

tige insgesamt,

• Personen, die in wissenschaftlich-technischen Berufen arbeiten / zu Beschäf-

tigte insgesamt,

63 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/Veroeffentl/Monatshefte/PDF/Beitrag09_01_03.pdf#search=%22innovationsindex%22

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 100

• Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt / zu Einwohner.

8.12.5 Interpretation

Das Leitbild eines Innovationsträgers ist das des Tüftlers vom Format eines Friedrich August Haselwander, geboren 1859 in Offenburg und Erfinder des Drehstromgenera- tors oder eines Felix Wankel, geboren 1902 in Lahr und Erfinder des nach ihm be- nannten Motors. Doch die Zeit des Tüftlers als Einzelgänger ist vorbei. Kreative Lö- sungen sind heute zumeist interdisziplinär und Ergebnis einer regen Kommunikation. Ihre Entdeckung erfordert Erfahrungsaustausch und Vernetzung in kreativen Zentren. Diese haben Ausstrahlung und ziehen weitere kreative Menschen an.

Der Anteil der Akademiker an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag 2007 im Ortenaukreis bei 5,4 %, im Ostalbkreis bei 7,6 %, im Schwarzwald-Baar-Kreis bei 6,7 %, im Zollernalbkreis bei 5,2 % und im Landesdurchschnitt bei 10,5 %. Die Ver-

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 101

gleichsdaten zeigen, dass andere ländlich und mittelständisch geprägte Regionen hier besser platziert sind.

Dass die bestehenden Strukturen den künftigen Anforderungen nicht mehr entspre- chen, zeigt bei dieser Einflussgröße der deutliche Unterschied zwischen Qualität und Systematik. Deutlich wird bei diesem Unterschied auch, dass ohne fördernde struktu- relle Veränderungen auch die bestehende Innovationskraft schnell an Kraft zu verlie- ren droht. Im Zuge des fortschreitenden Strukturwandels hin zur Wissensgesellschaft wird zukünftig die technologische Leistungsfähigkeit einer Region an Bedeutung wei- ter zunehmen. Eine wesentliche Komponente eines regionalen Innovationsprozesses wird dabei der Austausch von Wissen und Informationen auch zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor haben. Wissensgenerierung und Innovation werden da- bei häufig in Clustern stattfinden, in denen sich unterschiedliche Akteure zusammen- finden, austauschen und abstimmen.

8.13 Leistungsfähigkeit der Administration (SK-7)

8.13.1 Definition

Die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes ist ein weiterer Einflussfaktor für die Gestaltung der Rahmenbedingungen einer Region, innerhalb dessen sich das regiona- le Humanvermögen möglichst positiv entfalten kann. Die Güte der Verwaltung wird etwa anhand folgender Indikatoren eingeschätzt:

a) Personalausgaben der öffentlichen Verwaltungen, b) durchschnittliche Dauer von Genehmigungsverfahren, c) Quote der Beschwerde- und Widerspruchsverfahren, d) Schuldenstand der öffentlichen Verwaltungen.

8.13.2 Einschätzungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von der weit überwiegenden Mehrheit der Teilnehme- rinnen und Teilnehmer die Leistungsfähigkeit der Verwaltung mit 73,3 % als weit ü-

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 102

berdurchschnittlich und daher als ausreichend angesehen. Die Systematik mit der ih- re Modernisierung betrieben wird, wird von einer Mehrheit mit 66,7 % als ausrei- chend eingeschätzt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind mit ihren Verwaltungen im Großen und Ganzen sehr zufrieden und schätzen die durchgeführten Modernisierungsschritte und Strukturreformen. Die Agentur für Arbeit in Offenburg hat 2008 bei einem internen bundesweiten Ranking den ersten Platz belegt. Abfallgebühren sind im Landkreis mit am günstigsten. Genehmigungsverfahren werden nach Aussagen von Unternehmen - im Vergleich zu anderen Regionen – schneller und flexibler durchgeführt. Die Verwal- tung des Landkreises wurde in vielen Bereichen binnenmodernisiert. Bedauert wurde nur, dass der im Landratsamt stattgefundene Leitbildprozess vom Kreistag nur zur Kenntnis genommen wurde. Eine Beteiligung des Kreistages hat nicht stattgefunden.

Die „nur“ überdurchschnittliche Bewertung der Systematik wird darauf zurückgeführt, dass öffentliche Institutionen sich nur beschränkt weiterentwickeln, wenn diese Wei- terentwicklung nicht im Fokus des Kontrollgremiums liegt. Entwicklungshemmnisse bestehen auch in den begrenzten Ressourcen.

8.13.3 Wirkungsnetz

Der Leistungskraft der Administration (SK-7) wird eine hohe Steuerungskraft zugeschrieben. Die Aktivsumme liegt bei 22,2 Punkten, die Passivsumme bei 17,5 Punkten. Sie besitzt damit nach dem Bil- dungsniveau die höchste Ge- staltungskraft. So können eine Verbesserung der Leistungskraft der Verwaltungen zu einer Verbesserung der Wirtschaftsstruktur (SK-1) und der IT-Infrastruktur (SK-2) führen, die dann ihrerseits die Leistungskraft der Verwaltung stärkt (E-Government). Vergleichbare Rückkopp- lungsbeziehungen können über eine Verbesserung der Bildungsinfrastruktur (SK-5) festgestellt werden. Auch wird erwartet, dass eine gute Verwaltung den Kooperati-

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 103

onsgrad (BK-1) im Landkreis verbessert und die „Euroregion“ (BK-3) stärkt, der sei- nerseits die Verwaltung des Landkreises herausfordern wird.

8.13.4 Statistische Indikatoren zur Bestimmung der Verwaltungskraft.

Ausgewählte Ausgaben einzelner Landkreise im Jahr 2006 64 sowie Steuerkraftsumme und Schuldenstand der Gemeinden 2007.

Ausgaben Ortenaukreis Ostalbkreis Schwarzwald- Zollern- Landkreise Baar-Kreis albkreis insgesamt Investitionsausgaben je 24 € 42 € 29 € 26 € 34 € Einwohner 2006 Personalausgaben des 138 €65 170 € 149 € 135 € 143 € Landkreises je Einwohner 2006 Zinsausgaben 6 € 10 € 7 € 4 € 9 € Steuerkraftsumme der 795 € 770 € 807 € 765 € --- Gemeinden pro Einwohner 2007 66 Schuldenstand der Ge- 359 € 584 € 443 € 640 € ---- meinden pro Einwohner 2007 Gewerbesteueraufkommen 533 € 461 € 511 € 463 € 580 € je Einwohner 2007 67

8.13.5 Interpretation

Politische Gestaltungsfähigkeit erfordert finanzielle Handlungsspielräume. Indikatoren sind dabei insbesondere der Schuldenstand, die Verwendung der Ausgaben und die Herkunft der Einnahmen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind mit ihren Verwal- tungen im Großen und Ganzen zufrieden, auch was den verantwortungsvollen und

64 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/FinSteuern/Landesdaten/LKR_A.asp 65 Unter Abzug der vom Bund erstatteten Kosten für die kommunale Arbeitsförderung. 66 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/SRDB/Tabelle.asp?16035012KR317 67 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/SRDB/Tabelle.asp?16015075KR317

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 104

wirtschaftlichen Umgang mit Ressourcen anbelangt. Die Personalausgaben des Land- kreises mit Stand 2006 lagen bereinigt unter den Werten der Vergleichsgebiete, e- benso die Ausgaben für Investitionen und die Zinslast (Indikator für Zukunftsbelas- tungen). Bezieht man den Personalkostenvergleich auf die zu bedienende Kreisfläche, fällt der Vergleich noch günstiger aus. Maßnahmen zum Personalabbau und zur Bin- nenmodernisierung auf Landkreisebene dürften danach gefruchtet haben.

Die Steuerkraftsumme der Gemeinden entspricht der der Vergleichskreise. Auffallend sind der niedrige und sich deutlich abhebende Schuldenstand und das verhältnismä- ßig hohe Gewebesteueraufkommen (der Landeswert hat hier nur einen beschränkten Aussagewert, da dieser auch die Stadtkreise mit ihrem höheren Gewerbesteuerauf- kommen einbezieht). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben ein starkes Zutrau- en zu ihren Verwaltungen. Dies belegen die hohen Bewertungen von Qualität und Systematik. Was die hohe Aktivsumme anbelangt kann dieses Vertrauen auch in eine Überforderung umschlagen.

8.14 Freizeit- und Erholungsangebote (SK-8)

8.14.1 Definition

Neben den anderen Einflussfaktoren im Strukturvermögen, erhöht auch ein ausgewo- genes Freizeit- und Erholungsangebot die Attraktivität einer Region. Von einem aus- gewogenen Freizeit- und Erholungsangebot kann dann ausgegangen werden, wenn ein ausreichendes Angebot zur Verfügung steht, bei dem möglichst unterschiedliche Interessensgruppen berücksichtigt und bei dem auch wirtschaftliche Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. Ein wesentlicher Indikator ist dabei der Auslastungs- grad.

8.14.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von fast allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Qualität der Freizeit- und Erholungsangebote mit 83,3 % als überdurchschnittlich hoch bezeichnet. Die Systematik, wie nachhaltig die Freizeit- und Erholungsangebote

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 105

sind, wird ebenfalls fast einstimmig allerdings mit nur 43,3 % als leicht unterdurch- schnittlich und gerade noch ausreichend eingeschätzt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sich einig: die Attraktionen des Ortenau- kreises sind seine Landschaft und seine Dörfer. Diese wurden auch schon mehrfach in Wettbewerben ausgezeichnet. Die Weinregion ist eher bei Kennern bekannt. Sie wird weitgehend als Teil des gesamten südbadischen Weinanbaugebiets wahrgenommen. Im Bereich Wellness und Gesundheit ist die Region gut aufgestellt. Auch der Europa- park in Rust gehört zum Ortenaukreis, wird jedoch in der Außenwahrnehmung nicht mit diesem in Verbindung gebracht, sondern eher dem Freiburger Raum („Rust bei Freiburg“) zugerechnet.

Die Bewertung der Systematik liegt weit hinter der Qualitätsbewertung zurück. Be- gründet wird dies mit zum Teil nicht nachvollziehbaren konzeptionellen Schwierigkei- ten im Kreis etwa bei der Entwicklung von Bäderkonzepten oder der schwachen Be- dienung der Bedürfnisse Jugendlicher. Ausgenommen von Großen Kreisstädten wird das die Freizeit- und Erholungsangebote charakterisierende Bild als bieder, verschla- fen, bodenständig und konservativ beschrieben .

8.14.3 Wirkungsnetz

Die Freizeit- und Erholungsangebote (SK-8) werden mit einer Aktivsumme von 15,4 Punkten und einer Passivsumme von 17,5 Punkten als keine herausragende Steuerungsgröße gesehen. Obwohl das Wirkungsnetz eine Vielzahl von wechselseitigen Wirkungen naheliegt, kann nur die zwischen dem Freizeit- und Erholungswert und dem Image (BK-4) als relevant bezeichnet werden.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 106

8.14.4 Statistische Indikatoren zur Bestimmung der Freizeit- und Erholungsangebote

Schlafgelegen- Ortenau- Ostalbkreis Schwarzwald- Zollernalbkreis Land heitsauslastung kreis Baar-Kreis BW 2008 68

Hotels 40,7 36,5 33,3 30,5 39,8

Hotels garni 33,3 38,9 30,1 31,9 36,9

Hütten und 24,6 17,3 20,4 24,2 27,1 Jugendherbergen

Vorsorge- und Re- 80,8 0,00 86,5 0,00 81,7 ha-Kliniken

Pensionen 31,5 31,0 26,7 15,4 32,6

8.14.5 Interpretation

Die Auslastungszahlen für Übernachtungen liegen über den Zahlen der Vergleichs- kreise und über dem Landesdurchschnitt. Für die hohe Auslastung dürfte insbesonde- re der Europapark in Rust ausschlaggebend sein. Von dessen Standort profitiert aller- dings der Ortenaukreis wenig. Er vermarktet sich selbst. In den Medien wird er meist dem Freiburger Raum zugerechnet. Die vielen auch im Gault Millau verzeichneten lo- kalen Winzergenossenschaften und Weinkellereien sind vorwiegend nur Einheimi- schen oder Weinkennern bekannt. Den Freizeit- und Erholungswert des Landkreises trägt seine Landschaft. Doch diese teilt er mit anderen Kreisen entlang des Rheins und im Schwarzwald. Sie allein ist kein Alleinstellungsmerkmal, die den Ortenaukreis zu einem attraktiven Standort für Wohnen, Leben und Arbeiten macht. Dies bringt die Einschätzung der Systematik deutlich zum Ausdruck.

68 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; http://www.statistik- bw.de/SRDB/Tabelle.asp?08063000KR317

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 107

8.15 Interne Beziehungen (BK-1)

8.15.1 Definition

Dieser Einflussfaktor beschreibt die Güte der Beziehungen innerhalb einer Region. Dies betrifft zum einen die Zusammenarbeit zwischen den Bildungseinrichtungen, um im Rahmen gemeinsamer Projekte einen deutlichen „Mehrnutzen“ zu erzielen und be- stehende Synergien besser auszuschöpfen. Darüber hinaus beschreibt dieser Einfluss- faktor auch die Unterstützung von gesellschaftlichen Gruppen, Verbänden und Verei- nen untereinander.

8.15.2 Einschätzung

Bezogen auf das Zielprofil wird von einer großen Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Qualität der internen Beziehungen mit 46,7 % als noch ausreichend bezeichnet. Die Systematik wird von fast allen Personen mit 50,0 % ebenfalls als aus- reichend eingeschätzt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass im Bildungsbereich die Zusammenarbeit deutlich verbessert werden kann. Dazu habe auch die Gründung der Bildungsregion beigetragen. Doch die Aktivitäten leiden unter der zu geringen Vernet- zung der beteiligten Bildungsanbieter. Bei der Entwicklung und Umsetzung moderner pädagogischer Konzepte bestehen Entwicklungslücken. Dies erschwert es mit der Entwicklung Schritt zu halten. Bei der Einrichtung der Ganztagesschule erfolgte keine Abstimmung mit den Vereinen (klassische Nachmittagsbeleger von Turnhallen). Stattdessen ist ein Wettbewerb um die Ehrenamtlichen entbrannt. Im Wirtschaftsbe- reich ist die WRO sehr aktiv und bewegt vieles. Das Vereinsleben entwickelt sich gut. Eine Verbesserung der kommunalen Zusammenarbeit wäre wünschenswert, da künf- tig verstärkt auch Infrastruktureinrichtungen zusammengelegt werden müssten (Schulen, Feuerwehr, Bauhöfe).

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 108

8.15.3 Wirkungsnetz

Die internen Beziehungen bzw. die Ko- operationsfähigkeit und -bereitschaft (BK-1) verfügt über eine Aktivsumme von 21,8 Punkten und eine Passivsumme von 20,7 Punkten. Sie hat einen positi- ven Steuerungseffekt, der dem der Leis- tungsfähigkeit der Verwaltung sehr nahe kommt. Besonders intensive Einflüsse werden auf die Wirtschaftskraft (SK-1) ausgeübt, was dafür spricht, dass auch bei Wirtschaftskontakten gesellschaftliche An- lässe und soziale Kommunikation eine wichtige Rolle spielen. Eine starke Wechselwir- kung mit der Innovationskraft (SK-6) konnte diagnostiziert werden. Die Bereitschaft, die internen Beziehungen zu verbessern, hängen wesentlich vom Bildungsstand und Qualifikationsniveau (HK-4) und von einer entsprechenden Motivation (HK-2) ab. Die- se ist umso höher, je besser die Wirtschaftskraft (SK-1) ist.

8.15.4 Statistische Indikatoren zu den internen Beziehungen

Statistisches Datenmaterial des Statistischen Landesamts zum Ortenaukreis liegt hierzu nicht vor.

8.15.5 Interpretation

Im Frühjahr 2008 wurde die Bildungsregion Ortenau als eingetragener Verein ge- gründet. Ziel des Vereins ist die Vernetzung der an Bildung und Erziehung beteiligten Institutionen. Mitglieder dieses Vereins sind insbesondere Schulen, die Agentur für Arbeit und einige Gemeinden und Unternehmen. Offensichtlich ist es diesem oder an- deren Netzwerken noch nicht gelungen, den angestrebten gesellschaftlichen Diskurs zwischen Bildungsträgern, Kommunen, Arbeitgebern und Bevölkerung in Gang zu setzen und die gesellschaftlichen Gruppen für die Erreichung gemeinsamer Ziele zu gewinnen, sonst wäre hier der Wunsch nach Vernetzungen nicht so deutlich.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 109

8.16 Externe Beziehungen (BK-2)

8.16.1 Definition

Dieser Einflussfaktor beschreibt die Güte der Beziehungen zu Akteuren außerhalb des Ortenaukreises. Zum externen Beziehungsvermögen gehören beispielsweise Zuliefer-, Produktions- und Entwicklungsverbünde. Von Bedeutung sind aber auch politische Beziehungen oder auch die Zugehörigkeit zu überregionalen Forschungsclustern.

8.16.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von der Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Qualität der externen Beziehungen mit nur 26,7% als unterdurchschnittlich und damit als nicht ausreichend bezeichnet. Die Systematik des Betreibens wird mehr- heitlich mit 33,3 % als etwas weniger unterdurchschnittlich eingeschätzt.

Die ungünstige Selbstbewertung stützt sich weniger auf die Anstrengungen zur Ver- besserung der externen Beziehungen, als auf die vorhandenen Standortbedingungen. Der Ortenaukreis liegt eingekeilt zwischen den Zentren Karlsruhe / Baden-Baden im Norden, Freiburg im Süden und Straßburg im Westen. Im Osten befindet sich der Schwarzwald. Der Ortenaukreis wird im Bewusstsein Außenstehender insbesondere im Norden und im Süden von den angrenzenden Regionen und im Osten vom Schwarzwald vereinnahmt. Er ist topopgraphisch, historisch und politisch ein Kunst- gebilde bestehend aus den ehemaligen Kreisgebieten Offenburg, Lahr, Kehl, und Wol- fach sowie Bühl/.

Nach Auffassung der teilnehmenden Personen entwickelt sich die Außendarstellung zwar gut. Befördert werden könnte jedoch diese Entwicklung mit einem klaren Profil, mit dem verstärkt geworben werden könnte. Der bestehende Branchenmix eignet sich für eine Profilbildung gerade nicht. Hier müssten deutlichere Konturen herausge- arbeitet werden. Ziel eines kommunizierbaren Entwicklungsprofils könnte neben der Euroregion auch die Leitidee einer grenzüberschreitenden Metropolregion Oberrhein sein, der der Ortenaukreis angehört.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 110

Entscheidend für die ungünstige Einschätzung ist auch der unzureichende Informati- onsrückfluss von außen. Sehr bedauert wurde, dass Förderprogramme erst dann im Ortenaukreis ankommen, wenn in Stuttgart schon alles vergeben ist. Daher ist die Lobbyarbeit mit einem „Kontakter“ zu verbessern, der beim Kreis oder der WRO an- gesiedelt werden sollte.

8.16.3 Wirkungsnetz

Die externen Beziehungen (BK-2) besitzen al- lein nach dem Verhältnis der Aktivsumme (20,0 Punkte) zur Passivsumme (21,3 Punkte) zu be- urteilen keine größere Steuerungsrelevanz. Bei- de Werte sind fast gleichwertig. Setzt man die- sen Einflussfaktor jedoch ins Verhältnis zur Ge- samtzahl aller Aktivsummen, ist er eine wichti- ge Steuerungsgröße. Die ausgewählten Beispie- le zeigen, dass die externen Beziehungen mit der Wirtschaftsstruktur (SK-1), dem Image (HK-4) und dem Euroregion (BK-3) in einem wechselseitigen Austausch stehen. We- sentlich beeinflusst werden die externen Beziehungen auch vom Bildungsstand und Qualifikationsniveau (HK-4). .

8.16.4 Statistische Indikatoren zu den externen Beziehungen

Statistisches Datenmaterial des Statistischen Landesamts zum Ortenaukreis liegt hierzu nicht vor.

8.16.5 Interpretation

Die Äußerungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigen, dass es dem Landkreis offensichtlich schwer fällt, Leuchttürme zu bilden, ein klares Profil zu entwickeln und dies nach außen zu tragen. Die gewachsenen Strukturen und die Ausdifferenzierun- gen erschweren eine Schwerpunktsetzung. Qualität und Systematik sind daher unter- durchschnittlich bewertet.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 111

8.17 Entwicklung einer Euroregion (BK-3)

8.17.1 Definition

Die Euroregion ist eine Perspektive für den Eu- rodistrikt. Sie wird insbesondere auf französi- scher Seite räumlich weiter gefasst als der Eu- rodistrikt. Sie kennzeichnet eine intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit sowie eine starke Austauschtätigkeit, die mit guten Beziehungen zwischen den Bürgern, Vereinen, öffentlichen Verwaltungen, Bildungseinrichtun- gen und Unternehmen etc. beiderseits des Rheins einhergeht.

8.17.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einstimmig die Qualität der Euroregion mit nur 10,0 % als nicht ausreichend eingeschätzt. Die Systematik des Betreibens wird mehrheitlich mit 33,3 % als unterdurchschnittlich und als nur knapp ausreichend angesehen.

Die schwache Bewertung des 2005 als Gemeinschaft von 78 Städten und Gemeinden gegründeten Zweckverbands, insbesondere zur Förderung der Zweisprachigkeit, des Ausbaus des öffentlichen Personennahverkehrs und der Kooperation bei der Gesund- heitsversorgung, liegt nach Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer insbe- sondere daran, dass dieses Konstrukt bislang noch nicht genügend mit Leben gefüllt worden ist und als zukunftsfähiger Kooperationsraum insbesondere auf französischer Seite nicht ausreicht, da er dort weitgehend auf weitgehend auf die Stadtgemeinde Straßburg beschränkt ist. Eine breite Einbindung der Bevölkerung in die Ausgestal- tung dieses Verbandes erfolgte bislang noch nicht. Auch bestehe – so die Teilnehme- rinnen und Teilnehmer ein Informationsdefizit bezüglich Ziele, Nutzen und Möglichkei- ten. Insbesondere der individuelle Nutzen wird nicht deutlich herausgestellt. Der Lei- densdruck ist noch nicht groß genug, um eine weitergehende aktive Zusammenarbeit

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 112

zu befördern. Weiter waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig, dass es einer Bewusstmachungskampagne bedarf, um das Verstehen des anderen zu verbes- sern und den Anteil interkultureller Kompetenz im Landkreis zu erhöhen.

8.17.3 Wirkungsnetz

Der Euroregion wird eine hohe strategische Bedeu- tung für die weitere Entwicklung des Ortenaukrei- ses zugeschreiben. Dies drückt sich in der hohen Aktivsumme aus (22,5 Punkte). Die Passivsumme liegt bei 20,9 Punkten. Der gewichtete Steuerungs- faktor liegt bei 6,3 % und entspricht damit fast dem Vergleichswert für die Bildungsinfrastruktur. Ausgeprägte Wechselwirkungen bestehen mit der Verkehrsinfrastruktur (SK-3), der Leistungsfähigkeit der Administration (SK-7), den externen Beziehungen (BK-2) und dem Image (BK-4). Interessant ist auch ein Regel- kreis, wonach die Euroregion die Wirtschaftskraft (SK-1) verbessert und diese Ver- besserung zu einer Verbesserung der Innovationskraft (SK-6) führt, die rückkoppelnd die Euroregion selbst stärkt.

8.17.4 Statistische Indikatoren zum Eurodistrikt

Nach einer Erhebung des Deutsch-Französischen Instituts aus dem Jahr 2005 ist die Anzahl der Elsässer und Badener, die ins Nachbarland reisten, denkbar gering: 31 % bei den Elsässern, 26 % bei den Badenern 69 .

8.17.5 Interpretation

In der Euroregion werden für den Ortenaukreis künftig wichtige Entwicklungs- und Wachstumschancen gesehen, wenn der Landkreis diese Chancen aufnimmt. Die Euro- region ist ein herausforderndes Ziele, das geeignet ist Kräfte zu mobilisieren und Entwicklungen voranzutreiben. Diese können zu Veränderungen und zu wirtschaftli-

69 Manfred Dürbeck am 12.9.2005 auf www.bzol.de

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 113

chem Wachstum führen. Eingestreut in die Erwartungen werden aber auch Befürch- tungen, ob der Ortenaukreis überhaupt in der Lage ist, dem attraktiven Profil von Straßburg ein eigenes attraktives Profil gegenüberzustellen, oder ihm in dieser Region nur die Vorhofrolle zufällt. Daher sprachen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine Erweiterung des Eurodistrikts in Richtung einer Euroregion aus, um durch die Aufnahme weiterer auch größerer Gemeinden auf französischer Seite die Domi- nanz und die Abhängigkeit von Straßburg zu relativieren und Gleichwertigkeit herzu- stellen zu können. Hinzu kommt, dass in Frankreich mitunter Bürgermeister kleinerer Kommunen Abgeordnete in der Nationalversammlung sein können und daher die Chance besteht der Zusammenarbeit ein größeres politisches Gewicht zukommen zu lassen.

Der Eurodistrikt wurde wie ein Zweckverband angelegt. Dies war ein erster notwendi- ger Schritt zur Institutionalisierung der Zusammenarbeit. Doch dem „Produkt“ fehlt nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die erforderliche emotionale Verbundenheit. Dies gelte vor allen Dingen dann, wenn aus dem Eurodistrikt eine Eu- roregion als ein einheitlicher Wirtschafts- und Kulturraum Beachtung finden soll. Dazu müssen die vorhandenen Netze stärker geknüpft und verknüpft werden. Dazu reicht ein Bürgerbüro als eine gemeinsame Anlaufstelle für die Bürger aus dem Ortenaukreis und der Straßburger Stadtgemeinschaft (CUS) nicht aus. Erforderlich ist, dass ein Zu- sammengehörigkeitsgefühl entsteht, das aus dem Stärkenprofil eines jeden Gebiets- teils gespeist wird. Dies erfordert jedoch, dass sich jeder Teil seiner Stärke bewusst ist, diese gezielt ausbaut und diese als gleichberechtigter und gleichwertiger Partner als „eigene Marke“ einbringt.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 114

8.18 Image (BK-4)

8.18.1 Definition

Die Wahrnehmung der Region durch Dritte, aber auch durch die Einwohner selbst lässt sich unter dem Begriff Image zusammenfassen. Ein positives Image zeichnet sich vorrangig durch einen hohen (überregionalen) Bekanntheitsgrad aus, die Region muss also erst einmal wahrgenommen werden. Dieser Bekanntheitsgrad sollte dabei möglichst auf positiven Assoziationen mit der Region beruhen, um den Ortenaukreis über seine regionalen Grenzen hinweg zu einem beliebten Ausflugsziel, ebenso wie zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort zu verhelfen.

8.18.2 Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Bezogen auf das Zielprofil wird von der Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Qualität des Images des Landkreises mit 33,3 % als unterdurchschnittlich wahr- genommen. Die Systematik wird von einer größeren Mehrheit mit 40,0 % leicht dar- über eingeschätzt.

Begründet wird die Einschätzung damit, dass der Tourismus die Region nicht ausrei- chend wahrnimmt. Dazu wird die Wahrnehmung zu stark von Freiburg und der Dachmarke Schwarzwald bestimmt. Dabei verfügt der Kreis über ein attraktives Weinanbaugebiet, eine interessante Museenlandschaft, ausreichende Hotel- und Pri- vatunterkünfte, die allerdings nicht immer den aktuellen Kundenanforderungen nach Komfort und Wellness entsprechen. Die Auftritte „Ortenau mit Straßburg“ oder „Orte- nau mit Baden-Baden“ - das sind Alleinstellungsmerkmale - müssen systematischer eingesetzt werden. Hinzu kommt das fehlende Bewusstsein der Einwohner „Ortenau- er“ zu sein. Um den Ortenaukreis besser wahrnehmen zu können, müssen die Akteu- re besser vernetzt und positive Wegmarken wie ein „Ortenau-Klinikum“ in allen Be- reichen gefördert werden. Nur so entstehen Regionalbewusstsein („Wir sind Ortenau- er“) und ein klares Profil. Dank der WRO – so die Einschätzung des Bewertungsteams - wird der Ortenaukreis im Bereich der Wirtschaft seit einigen Jahren schon viel bes- ser wahrgenommen.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 115

8.18.3 Wirkungsnetz

Das Image besitzt eine verhältnismä- ßig niedrige Aktivsumme (19,8 Punk- te), jedoch eine hohe Passivsumme (25,0 Punkte). Es ist daher selbst kei- ne relevante Steuerungsgröße, son- dern ein Konstrukt, das aus der Inten- sität der Wahrnehmung anderer Ein- flussgrößen gespeist wird. So sind Image bestimmende Faktoren die Wirtschaftskraft (SK-1), die Qualität der Bildungs- infrastruktur (SK-5), die Innovationskraft (SK-6), die Güte der externen Beziehungen (BK-2), die weitere Umsetzung der Euroregion (BK-3) und die Qualität des Freizeit- und Erholungsangebots (SK-8). Als Folge eines guten Images werden Verbesserun- gen in der Wirtschaftsstruktur (SK-1) und bei der Zuwanderung (HK-3) gesehen.

8.18.4 Statistische Indikatoren zum Image

Statistisches Datenmaterial des Statistischen Landesamts zu den Landkreisen liegt hierzu nicht vor.

8.18.5 Interpretation

Die Äußerungen des Bewertungsteams zeigen, dass der Kreis zwar über eine Vielzahl interessanter strukturverbessernder Ansätze in vielen Bereichen verfügt, aber über kein klares Profil. Dies wird insbesondere der vorherrschenden Diversität zugeschrie- ben. Deutliche Unsicherheit besteht daher auch bei der Bestimmung der Alleinstel- lungsmerkmale und der Stärken des Landkreises, die besonders beworben werden können. Ein solches Merkmal in der Euroregion oder in einer künftigen Metropolregion könnten etwa die Medien- und Entertainment Economy und weitere Cluster unter dem Slogan „Wo Leben und Arbeit befreundet sind“ sein. Dazu einen breit anlegten profilbildenden Diskussionsprozess einzuleiten halten die Teilnehmerinnen und Teil- nehmer für zwingend notwendig.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 116

9 Zentrale Maßnahmen

9.1 Profilbildungsprozess/ Leitbild

In den Diskussionen wurde immer wieder deutlich, dass bedingt durch die Geschich- te, durch Strukturreformen, den breiten Branchenmix, einzelne Identitätsträger und viele gute, jedoch zum Teil unkoordiniert erscheinende Aktivitäten ein unklares Bild dessen besteht, was der Ortenaukreis ist und für was er steht. Dieses Bedürfnis ver- stärkt sich im Zusammenhang mit der Umsetzung und Weiterentwicklung zur Eurore- gion. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stehen dieser Entwicklung grundsätzlich offen gegenüber. Sie haben allerdings die Befürchtung, dass es ohne eine Ausgewo- genheit der beteiligten Kommunen und ohne ein klares Stärkenprofil zu Verschiebun- gen kommt und der Ortenaukreis „Vorhof“ der Metropole Straßburg wird.

Dem Ortenaukreis mangelte es nicht an identitätsbildenden Symbolen. Der Bollenhut stammt aus dem Kreisgebiet. Er ist jedoch heute als Markenzeichen von der gesam- ten Schwarzwaldregion vereinnahmt und steht daher als identitätsbildendes Symbol nicht mehr zur Verfügung. Daher sind neue identitätsstiftende Symbole, Produkte und

Dienstleistungen gefragt .

Es wird angeregt diese Profilsuche als einen breiten identitätsstiftenden Prozess anzu- legen, zielgruppenspezifisch auszurichten und die Beiträge der Gruppen kaskaden- förmig zu bündeln. Dieser die Wissensbilanz weiter konkretisierende Prozess könnte in Anlehnung an die Methode Zukunftskonferenz ablaufen. Dabei handelt es sich um eine Großgruppenkonferenz, mit deren Hilfe eine Mobilisierung weiter Bevölkerungs- teile erreicht und ein Konsens über die lokalen Eckpfeiler einer wünschenswerten Zu- kunft erarbeitet werden können 70 . Mit dieser Methode kann Begeisterung geweckt, die in der Bevölkerung ruhende Emotionalität und Kreativität gehoben und über ein abgestimmtes zielgruppenspezifisches Arrangement Lösungswege für die Bewältigung

70 Die Zukunftskonferenz, Karlsruhe Masterplan 2015 wurde von der Führungsakademie Ba- den-Württemberg begleitet; http://www.karlsruhe.de/rathaus/masterplan_2015/zukunftskonferenz/zukunftskonferenz_b er

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 117

gemeinsamer Herausforderungen entwickelt werden. Dabei ist die kommende Gene- ration intensiv einzubinden, ebenso die regionalen Medien. Zentrale Fragen in diesem kreativen Prozess sollten sein:

• Was sind unsere gegenwärtigen Stärken?

• Wie könnte unsere gemeinsame Zukunft aussehen?

• Brauchen wir ein Alleinstellungsmerkmal oder liegt die Stärke darin, gerade keines zu haben?

• Was könnten unsere Alleinstellungsmerkmale sein?

• Wer könnten die richtigen Identifikationspersonen sein?

• Was könnte das Markenzeichen der Ortenau sein?

• Was macht die Marke aus?

• Wie können wir die Region überregional noch besser platzieren?

Enden könnte der Prozess mit einer Großveranstaltung in einer der großen Hallen des Landkreises, indem die Vertreter aller beteiligten Gruppen vor dem Hintergrund ihrer vor Ort gemachten Erfahrungen diesen Prozess nochmals gemeinsam durchleben. Anschließend würden die Erkenntnisse gesichtet und ausgewertet und zu Ergebnis- vorschlägen zusammengestellt, bevor sich die politischen Entscheidungsträger in ei- ner Klausur damit auseinandersetzen.

Dieser Prozess wird nur gelingen, wenn ihn ein identitätsstiftender Promotor trägt.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 118

9.2 Clusterbildung

9.2.1 Merkmale eines Clusters

Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen hängt von deren Innovationsanstren- gungen und –erfolgen ab. Innovationen sind zumeist generiertes Humanvermögen. Doch klein- und mittelständische Unternehmen haben oftmals alleine nicht die Kapa- zitäten und die Möglichkeiten das erforderliche Humanvermögen selbst aufzubauen und Synergieeffekte zu erschließen. Innovationsnetze können hier abhelfen und dabei die eigenen Ressourcen schonen und Kosten sparen.

Solche Netzwerke oder Cluster entstehen insbesondere dann, wenn

• bei einer geographischen Konzentration von Unternehmen und anderen Orga- nisationen ein spezifisches Technologie- oder Anwendungsfeld erschlossen werden soll,

• eine große Zahl von Akteuren entlang einer Wertschöpfungskette einbezogen werden soll, wobei eine solche Wertschöpfungskette nicht nur fachlich, son- dern kann auch querschnittsbezogen gesehen werden oder sich auch aus einer Gesamtsicht auf den sozio-ökonomischen Raum ergeben kann, um

o um Innovationen gemeinsam voranzubringen o Trendanalysen vorzunehmen und künftige Marktentwicklungen besser erkunden o Fragen der besseren Führung, Zusammenarbeit, Prozesssteuerung oder Finanzierung beantworten und o bei Qualifizierung und Bildung stärker Anbieter, Bedarfsträger zu ver- netzen

• die Kommunikation und Kooperation verschiedener Akteure bei komplementä- ren Produkten, Produktteilen oder Dienstleistungen verbessert werden soll,

• mit Hilfe von Kooperation die einzelbetriebliche Effizienz gesteigert werden soll,

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 119

• die Integration öffentlicher, halböffentlicher und wissenschaftlicher Einrichtun- gen in eine regionale Wertschöpfungskette verbessert werden soll.

9.2.2 Zur Notwendigkeit von Clustern

Die Bildung eines oder mehrerer regionaler Cluster bietet sich vor allen Dingen dort an, wo Kooperationsbeziehungen strategisch abgestimmt, gezielt Lücken geschlossen werden und diese Aktivitäten in die Flächendeckung sowie in die regionale Struktur- politik einfließen sollen. Cluster sind damit ein Beitrag zur Lösung der Standortkon- kurrenz der Regionen. Eine Clusterpolitik führt zu einer Abkehr vom Prinzip der „Gießkanne“ und zu einer Hinwendung zum Prinzip der „Stärken stärken“. Im Wege dieser Konzentration können über eine Bündelung des Ressourceneinsatzes sowie ü- ber eine Transparenz der Ziele, Zwecke und Maßnahmen aller bereits laufenden Akti- vitäten und über eine Verbesserung der Kommunikation interne Wachstumseffekte angeregt werden. Externe Wachstumseffekten können über Neuansiedlungen, der Zuzug qualifizierter Beschäftigter und die Verbesserung des Images entstehen.

Die Erschließung von Wachstums- und Beschäftigungseffekten erfordert Zeit. Dies er- fordert eine Institutionalisierung der zu Clustern verbundenen Netzwerke über ein professionelles Netzwerkmanagement; entsprechende Finanzmittel für jedes Cluster müssen im Rahmen der Wirtschaftsförderung bereit gestellt werden.

9.2.3 Cluster der Ortenau

Eine erfolgreiche Clusterpolitik knüpft an die Stärken einer Region an. Der Ortenau- kreis weist insbesondere fünf ausgewiesene Stärkenprofile aus,

• die Gesundheitsinfrastruktur mit Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen, • die Holzbewirtschaftung und Holzverarbeitung • Tourismus • Metall/Maschinenbau sowie • den Medien- und Entertainmentbereich.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 120

Der Landkreis verfügt mit Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen über eine gute Gesundheits- und Versorgungsinfrastruktur, die ausgehend von der demographi- schen Veränderung der zufolge die Nachfrage nach Gesundheits- und Versorgungs- dienstleistungen sowie dazugehörenden komplementären Betreuungsdienste durch Familienangehörige oder die Entwicklung neuer Formen des intergenerativen Zu- sammenlebens und Zusammenarbeitens weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Um als Cluster erfolgreich zu sein, reicht das alleine nicht aus. Erforderlich ist, dass die gesamte Innovations- und Wertschöpfungskette eines Wirtschaftsbereichs im Cluster abgebildet wird, bestehend insbesondere aus Ausbildung, Qualifizierung, Qualitätssicherung, strategische Unternehmensführung, Fertigungsplanung und Fer- tigungssteuerung, Produktion und Produktionskettensteuerung insbesondere bei hochwertigen und komplexen Produkten, Design und Branding sowie Vertrieb und Af- ter-Sales-Services. Unternehmen, die regional oder branchenmäßige zu Clustern ver- bunden sind, entsteht nicht nur Mehrwert durch die Einbeziehung von Forschung, Wissensverbünde und anderen Dienstleistungen, sondern auch dadurch, dass sie über ihren eigenen Bereich hinaus auf ihr Umfeld abstrahlen und Multiplikatoreffekte ent- falten.

Mit der privaten Berufsschule für Sozial- und Pflegeberufe verfügt der Landkreis über eine Ausbildungsstätte. Angeregt wird, diesen Ausbildungsbereich um eine weitere praxisbezogene Ausbildungsstätte zu erweitern und eine Berufsakademie aufzubauen. In diese Innovationskette könnten sehr gut der Masterstudiengang Clinical Research Management der Wissenschaftlichen Hochschule Lahr mit den Bereichen Gesund- heitsökonomik und Gesundheitsmanagement eingebunden und weiterentwickelt sowie die bestehende Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg genutzt werden. Soweit bekannt, gibt es in Baden-Württemberg bislang nur in der Hochschule eine vergleichbare Fakultät, in der allerdings die Handlungsfähigkeit nur in den Bereichen Pflege und Pflegemanagement, Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft erworben wird. Der Bereich des Gesundheits- und Gesundheitsbetriebsmanagements sowie neue Gesundheitsdienstleistungen scheint dabei unterrepräsentiert zu sein. Diese Lü- cke könnte im Ortenaukreis geschlossen werden.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 121

9.3 Professionelles Netzwerkmanagement

Cluster können nicht von oben herab erzeugt werden. Sie müssen aus den Branchen heraus aufwachsen. Dies heißt nicht, dass die Wirtschaftspolitik hier keine Rolle zu spielt. Die regionale Wirtschaftspolitik hat die Cluster genauso im Visier wie die staat- liche Innovationspolitik. Cluster sind und können aktiv unterstützt und gefördert wer- den. Dies ist umso wichtiger, je größer die Bedeutung der beteiligten Bereiche für die Region und je komplexer die vorhandenen Strukturen sind.

Im Landkreis gibt es bereits Cluster im Bereich Holz, gewachsene Ansätze in den Be- reichen Maschinenbau, Präzisionstechnik und Metallverarbeitung sowie eine Vielzahl von bekannten und unbekannten öffentlich und privat getragenen, zumeist als Verei- ne organisierte Bündnissen und Initiativen (Bildungsregion, Gesundheitsregion, Fami- lienbildung im Ortenaukreis, Landesprogramm Stärke, Frühe Hilfen, Bündnis für Fa- milien, Arbeitsgemeinschaft für berufliche Fortbildung, die Ausbildungsinitiative Orte- naukreis u.v.a). Dieses Engagement ist zu nutzen und soll in die vorgeschlagene Clusterstruktur integriert werden, um die regionale Entwicklung fokussiert betreiben zu können.

Hochkomplexe Prozesse können sich effizient und effektiv nur in Ausnahmefällen wirksam selbstorganisiert entwickeln, denn Systeme neigen zu selbstreferenziellen Ergebnissen. Deshalb bedarf es der zielorientierten Bündelung des bereiten Engage- ments durch ein professionelles Netzwerkmanagement. Bei der Steuerung hochkom- plexer Prozesse müssen insbesondere

• eine klare alle verbindende Strategie entwickelt, • politische Institutionen eingebunden, • unterschiedlichen Organisationsgrade der Beteiligten verbunden • Spannungen zwischen Themenstellungen abgebaut, • mit der Beeinflussung von Binnenbeziehungen umgegangen, • der Einsatz knapper Ressourcen geplant, • für eine vertrauensvolle Kommunikation gesorgt und • abgesprochene Meilensteine abgerufen und die einzelnen Prozess- und Pro- jektphasen überwacht und gesteuert werden.

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In einen ersten Schritt sollen die in Betracht kommenden Vereine, Institutionen und Netzwerke mit ihren Ansprechpartnern und den nutzbaren Kompetenzen erfasst und weiter gepflegt werden. In einem zweiten Schritt sollten Gespräche mit den Gemein- schaften geführt werden, die ausgehend von der Zielsetzung bereits einen relativ ho- hen Vernetzungsgrad oder eine breitere Erfolgspalette verfügen.

9.4 Wissenslandkarte

Die Erstellung einer Wissenslandkarte für den Ortenaukreis könnte ein wichtiger Bau- stein zur Verbesserung der internen Kommunikation, der Identifizierung der eigenen Stärken und der Zusammenführung der bestehenden Aktivitäten sein. Damit würde die notwendige Transparenz geschaffen, um positiv und fundiert engagiert über die Wirkungen in der eigenen Region sprechen zu können. Die Wissenslandkarte wäre damit auch ein geeignetes Instrument zur Verbesserung der Außendarstellung. Der Aufbau einer Wissenslandkarte kann auf verschiedene Art und Weise erfolgen. Analog zur Wissensbilanz sollte auch hier ein partizipativer Ansatz gewählt werden. Denn ei- ne derartige Karte muss wachsen und leben. Sie muss daher wesentlich von den Be- troffenen selbst getragen werden. Es müssen ständig neue Wissensbereiche hinzu kommen und alte wegfallen.

In einem ersten Schritt sollte definiert werden, welche Inhalte in die Karte aufge- nommen werden sollen und welche Struktur sie erhalten soll. Ausgehend von der Zielsetzung eine „Landkarte des Wissens“ zu sein, sollten um Orientierung zu geben sowie Einschätzungen und Planungen zu ermöglichen, Faktenwissen, Wissen über Ab- läufe, Kontakt- und Erfahrungswissen sowie entsprechende Aktivitäten aufgenommen und in ein ansprechendes graphisches Bild eingebunden werden. Dabei kann sowohl der Wissensaufbau durch Forschung und Entwicklung, die Wissensvermittlung in Aus- und Weiterbildung als auch der Wissensaustausch in Kooperationen und Netzwerken erfasst werden. Auch sollten Projekte aufgenommen werden, die bereits laufen, kurz vor dem Beginn stehen oder mit welchen Erfahrungen erfolgreich abgeschlossen wur- den. Abgerundet werden könnte die Karte mit einem Bereich für „Ideen“.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 123

Als Einstieg bietet sich die grafische Darstellungsform des Mindmaps an. Die Abbil- dung zeigt eine erste ausbaubare Grundstruktur. Mindmaps ermöglicht auch bei um- fangreichen Inhalten eine übersichtliche Navigation. Struktur und Inhalte können ein- fach und schnell erweitert und verändert werden. Ein weiterer Vorteil der Mindmaps besteht in der Vernetzung der Inhalte innerhalb der Mindmaps und die Möglichkeit der Verlinkung auf Webseiten außerhalb. Wird die Wissenslandkarte des Ortenaukrei- ses in Form einer Open-Source Datei („Freemind“) auf einer Webseite dargestellt, kann jeder Interessierte dieses Mindmap (und dass Programm) herunterladen und weiter ergänzen. Damit ist eine ständige Weiterentwicklung der Wissenslandkarte gewährleistet. Über eine kreative Darstellung kann eine Wissenslandkarte auch selbst zu einem die Wissensquellen, -bestände und –anwendungen vernetzenden Kunstwerk werden.

9.5 Umsetzung

Begonnen werden sollte mit der Profilbildung, um den Weg und das Entwicklungsziel genau zu kennen. Darauf abgestimmt, sollen die Cluster weiter konkretisiert werden. Wird deren Komplexität zu groß, sollten die Cluster-Aktivitäten von einem professio- nellen Netzwerkmanagement begleitet werden.

Wissensbilanz Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) S. 124

Mit der Umsetzung sollte eine Einrichtung beauftragt werden, die nicht unmittelbar im politischen Geschehen steht, sondern die in der Lage ist, unterschiedliche Beteiligte, Institutionen und Interessen zu moderieren und zu verbinden. Erforderlich ist jedoch, diesem Prozess einen hochgestellten und einflussreichen Promotor zur Seite zu stel- len, der auch die Schnittstelle zu den politischen Entscheidungsträgern bedient. Denn die Beobachtung der Entwicklung und die Pflege der Rahmenbedingungen sind eine wichtige Aufgabe der politischen Entscheidungsträger eines sich in den Wettbewerb stellenden Wirtschaftsstandortes. Dieser Wettbewerb besteht bereits im Europa der Regionen. Erst die Verinnerlichung dieser Konkurrenzlage führt zu einer vergleichs- weise hohen Effizienz der Steuerungsmittel und die Entscheidungsträger zu wettbe- werbsorientierten Lösungen. Daher sind die hier vorgeschlagenen Meta- Empfehlungen auch nur erste Schritte – beginnend mit der Profilentwicklung und Pro- filbestimmung.

10 Methodentransfer

10.1 „Wissensbilanz made in Germany“ als Methode

Ziel dieses Piloten war auch zu erproben, ob und wie sich die Methode „Wissensbilanz made in Germany“, die primär für Unternehmen sowie Profit- und Nonprofitorganisa- tionen entwickelt wurde, sich auch für Regionen eignet. Die grundsätzliche Eignung kann bestätigt werden, auch wenn infolge der Besonderheit der Projektbedingungen leichte Modifikationen notwendig waren.

Projektziel war auch zu ermitteln, ob die zur Verfügung stehenden Informationen und das verfügbare Wissen ausreichen, um die regionale Wissensbilanz erstellen zu kön- nen. An Information standen insbesondere das veröffentlichte statistische Material des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, des Statistischen Bundesamtes und der Bundesanstalt für Arbeit sowie diverse Literaturquellen zu Verfügung. Das verfügbare Wissen war das explizite und implizite Wissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Den Informations- und Wissensquellen legen unterschiedliche Erfas- sungs- und Darstellungslogiken zu Grunde. Das statistische Material ist zumeist nach administrativen Bezugsgrößen aggregiert. Das Wissen der Teilnehmerinnen und Teil- nehmer ist in Kenntnis von zumeist kulturellen, geschichtlichen und topographischen Bedingungen stärker binnendifferenziert. Die Entwicklung der regionalen Wissensbi-

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lanz hat gezeigt, dass beide Zugänge notwendig sind, um ein möglichst realistisches Bild eines Landkreises zu zeichnen. Sie hat auch gezeigt, dass Parallelanalysen aus der Laiensphäre wichtige Hinweise und Erkenntnisse liefern, die in der amtlichen Sta- tistik nicht so nicht abgebildet sind. Der Umfang mit dem statistischen Material bietet dazu einen wichtigen Reflexionsrahmen an.

10.2 Verfahren und Inhalte

Die Grundstruktur des Verfahrens kann nahezu komplett übertragen werden. Abge- wichen wurde bei der Vorauswahl der identifizierten Einflussfaktoren und bei der Be- wertung der Ursachen-Wirkungszusammenhänge. Statt der vierteiligen Bewertung wurde nur eine dreiteilige Skala eingesetzt. Dies führte zu klareren Fokussierungen. Die drei Vermögensarten können für regionale Wissensbilanzen verwendet werden. Eine klare Fokussierung der Zielstellung „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Or- tenaukreises “ war notwendig. Die Einflussgrößen waren den regionalen Besonder- heiten anzupassen. Dies dürfte bei künftigen Verfahren ähnlich sein, da jede Region einflusserhebliche Besonderheiten aufweist. Die Erarbeitung der Einflussfaktoren er- brachte die erforderliche Breitenwirkung. Dabei war keine betriebswirtschaftlich Sicht wie bei Unternehmen üblich zu Grunde zu legen, sondern eine sozio-ökonomische Makrosicht.

10.3 Ressourcen

Die Teilnahme war freiwillig. Dies erforderte eine nicht unerhebliche Bewerbung des Projekts. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehörten größtenteils den oberen Füh- rungsebenen ihrer Organisation sowie - größtenteils in Personalunion – auch anderen Organisationen und Vereinen an. Diese funktionale Auswahl war notwendig, um das implizite Wissen über die gesamte Ortenau abrufen zu können. Naturgemäß ist das Zeitbudget dieser Personen sehr begrenzt. Daher musste das Verfahren so angepasst werden, dass trotz dieser Restriktionen die wesentlichen Verfahrensschritte der Wis- sensbilanz angewendet werden konnten. Diese Restriktion führte auch dazu, dass die Profilfindung nicht den Prozess selbst integriert wurde, sondern an einen anschließen- den neuen Prozess delegiert wird.

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Impressum

Autoren

Claus Nagel C. Nagel & Kollegen GmbH Danziger Str. 4 95126 Schwarzenbach / Saale

Dr. Siegfried Mauch Führungsakademie Baden-Württemberg Hans-Thoma-Straße 1 76133 Karlsruhe

Besonderer Dank gilt

Vorname Name Unternehmen und Institution

Günter Arbogast Landratsamt Ortenaukreis

Walter Blum Stadt Lahr

Peter Cleiß Bildungsregion Ortenau e.V.

Hermann Dörrich Wissenschaftliche Hochschule Lahr

Hans-Joachim Fomferra Stadt Offenburg

Günther Fröhlich VHS Ortenau

Doris Geiger Freie Journalistin

Walter Glunk Volkshochschule Offenburg

Günter Ihle Evangelisches Dekanat Kehl

Wolfgang Jokerst Stadt Bühl

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Vorname Name Unternehmen und Institution

Michaela Kaiser Stadt Bühl

Monika Kopf Burda Direct GmbH

Ulrich Lang Agentur für Arbeit

Horst Sahrbacher Agentur für Arbeit

Martina Schmette Wissenschaftliche Hochschule Lahr

Franz Seiser Landratsamt Ortenaukreis

Holger Steenhoff Landratsamt Ortenaukreis

Hans-Joachim Vogel Gewerblich-technische Schule Offenburg

Juliane Weerenbeck Diakonieverband Ortenau

Alexander Wenz Landratsamt Ortenaukreis

Martina Wörner Volkshochschule Offenburg

Wolfgang Zink Landratsamt Ortenaukreis

Wir bedanken uns für die hilfreiche Unterstützung des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg.

Bild S. 2: © Liesenviech

Schlußbericht vorgelegt: Mai 2009 Auftraggeber: WRO Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau GmbH Kontakt: [email protected] 0781 968 67 31

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