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Meilensteine

Leben mit Behinderung Ortenau e. V. Verein für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Gehe zu Seite

1982 1973 1987 1970 1992

Leben mit 1996 Behinderung Ortenau e. V. 1999

2020 2001 2016 2014 Gehe zu Seite Gehe zu Seite

Diese Festschrift „Meilensteine“ wurde ermöglicht, weil ganz viele Menschen bereit waren zu schreiben, zu erzählen, Fotos zur Verfügung zu stellen oder sich fotografieren zu lassen. Wir haben uns nach bestem Wissen und Gewissen bemüht alle Urheber und Quellen zu benennen.

Gerne dürfen Sie aus unserer Festschrift zitieren, diese weiterreichen, diese bekannt machen. Aber bitte beachten Sie dabei immer das Urheberrecht und den Schutz aller persönlichen Daten.

Alle Inhalte dieser Festschrift sind nämlich urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei Leben mit Behinderung Ortenau e. V. Alle Rechte vorbehalten.

Im Interesse einer besseren Lesbarkeit haben wir davon abgesehen geschlechtsspezifische Formen anzuführen. Die gewählten männlichen Formulierungen gelten deshalb uneingeschränkt auch für die weiteren Geschlechter.

Gerne können Sie bei Fragen zu Nutzung und Vervielfältigung Kontakt zu uns aufnehmen: Leben mit Behinderung Ortenau e. V., Zeppelinstraße 14, 77652 , Tel. 0781 96678-100, [email protected] Gehe zu Seite Gehe zu Seite

Menschen & Meilensteine

Konrad Ritter - Grußwort 3 Vereinsgründung 5 Hans Mußler - Bericht von den Anfängen 6 Georg Benz Sozialdezernent - Grußwort 7 Marco Steffens Oberbürgermeister Offenburg - Grußwort 8 Vereinschronik 9 Anfänge - Mobile Krankengymnastik 10 Physiotherapie heute 14 Fides Köhne - Anfänge und Ablösung 16 Hans Göppert - Vorstand 17 Eröffnung erste Wochenendbetreuung 18 Peter – Reise nach Erfurt 19 Lara - am Ende ist alles gut 20 Zivildienstleistende 23 Fahrdienst 24 Konrad Ritter - Interview 25 Servicehaus - Das erste Bauprojekt 28 Udo - Wohnen und arbeiten in Achern 29 Frank - Wohnen in Achern, Arbeit in Hamburg 31 Integration beginnt in den Köpfen - Gedanken zu einer Rede von Stefan Karolus 33 Der Verein und die Politik 35 Dr. Wolfgang Schäuble Präsident des Deutschen Bundestages - Grußwort 36 Übernahme der FuB im Brünnlesweg 37 Ferienfreizeit / Kurzzeit 38 Förderung und Betreuung - Das zweite Lebensmillieu 39 Klangschalentherapie 41 Therapeutisches Begleiten / Reiten mit dem Pferd 43 Ambulante Bereuung und Pflege 44 Hannes - Begleitung im Kindergarten 45 Moritz – Ferien in der Ortenau 47 Mechthild Wiemann - Elterninitiative fürs Wohnheim 49 Wohnen 53 Gehe zu Seite

Menschen & Meilensteine

Claudia Rees - Elterninitiative 2.0 55 Marius und Kirsten - Heimbeiräte in Renchen 57 „Wohnst du noch …?“ 59 Manuel - Kurzzeit Achern-Gamshurst 61 Isabel - Wohnheim Renchen 63 Sebastian – FBG Offenburg, Kurzzeit Achern-Gamshurst 65 Feste feiern 67 Das Zeltprojekt mit Azubis 78 Das Stuhlprojekt - Aus Alt mach Neu 73 Doris - Haus Damasina 77 Trauerkoffer und Inselzimmer 79 Blue Ocean Band 80 FBG Offenburg - Das externe Azubi-Projekt 81 Umzug in die Zeppelinstraße 82 BeratungsForum 83 INCLUSIO - Integrationshilfe 84 Fabio - Begleitung in der Schule 85 Raphael - Begleitung im Kindergarten 87 Fahrt nach Taizé 89 Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 91 Eric und Daniela - Arbeiten im Verein, Betreuung Zuhause 95 Nicolas alias Drive-By 97 Jutta Pagel-Steidl Geschäftsführerin lvkm - Grußwort 99 Aktion Mensch / KVJS 100 Zusammenarbeit mit Verbänden und Organisationen 101 Spenden, fördern, unterstützen 103 Johannes Suhm - Gemeinsam stark 105 Bundesfreiwilligendienst - Ein Märchenbuch 107 Der Aufsichtsrat 109 Die Geschäftsführung 110 Wir möchten herzlich danke sagen 111 Der Blick geht nach vorne 113 Impressum 115 Gehe zu Seite

Meilensteine 50 Jahre Leben mit Behinderung Ortenau e. V. Grußwort Aufsichtsratsvorsitzer Konrad Ritter

„Jubiläen und runde Geburtstage dienen schon seit Jahrhunderten als wichtiger Pfeiler im Meer der Zeit. Sie strukturieren das Erinnern, dienen der Selbstvergewisserung und manchmal sind sie einfach nur der Anlass für ein großes Fest.“ Meike Habicht

Liebe Leserinnen und Leser der Jubiläumsschrift Meilensteine,

Ein goldenes Jubiläum ist der Grund zu großer Freude und Dankbarkeit. Wie in vielen Lebensbereichen 50 Jahre als „gol- denes Fest“ begangen wird, so darf auch unser Verein mit Stolz und Dankbarkeit zurück und in die Zukunft blicken. Mit ersten unsicheren Schritten hat alles begonnen, aber die erste Begeisterung hat ein Feuer entfacht, das bis heute wirksam ist. Aufbau, Entwicklung und kontinuierliche Anpassung an neue Verordnungen und Gesetze waren eine ständige Herausforderung.

Am 17.11.1970 wurde der Spastiker-Verein Offenburg als Selbsthilfe-Verein aus der Taufe gehoben. Aus den Ursprüngen einer Elterninitiative entwickelte sich innerhalb der vergangenen Jahrzehnte ein erfolgreicher Dienstleister für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung. Auf mobile Physiotherapie, Wochenend- und Ferienfreizeiten folgten später weitere ambulante sowie teil- und vollsta- tionäre Angebote. Das Dienstleistungsangebot hat sich im der Jahre stetig weiterentwickelt. Der Verein ist geprägt von prosperierendem Wandel und zukunftsorientierter Entwicklung. Als notwendige substantielle und strukturelle Ver- änderung wurde im Jahr 1999 der 1. hauptamtliche Geschäftsführer installiert, was eine Zäsur vom Ehren- zum Hauptamt bedeutete. Mit der neuen Geschäftsstelle im Jahr 2016 – mit zentraler Verwaltung und Steuerungsfunktion und dem neu installierten Beratungsforum war ein weiterer wichtiger Entwicklungsschritt vollzogen. Nach langem Ringen wurde der Verein im Jahr 2016 umbenannt in „Leben mit Behinderung Ortenau e. V.“ Heute steht nicht mehr die Behinderung eines Menschen im Vordergrund, sondern seine Selbstbestimmung und die Teilhabe in der Gesellschaft. Ein weiterer großer Schritt der Entwicklung war zum 01.01.2020 die Übertragung der Vereinsverantwortung vom Ehrenamt zum Hauptamt. Ein Verein mit über 280 Mitarbeitern und fast 300 Betreuten ist im Ehrenamt mit persönlicher Haftung nicht mehr zu leiten und leisten.

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Ich freue mich über das Erreichte und ich habe Anlass zu danken. So danke ich den Damen und Herren der Gründergenera- tion. Stellvertretend dem Gründungsvorsitzenden Herrn Hans Mußler und seinem Stellvertreter Herrn Dr. Herbert Sütterle für ihre Pionierarbeit im ersten Jahrzehnt. Für das Erinnern sei noch sein direkter Nachfolger und inzwischen leider ver- storbene 1. Vorsitzende Herr Hans Göppert erwähnt, der die Geschicke des Vereins 17 Jahre lang prägte.

In meinen Dank mit einbeziehen möchte ich die stellvertretenden Vorsitzenden Frau Fides Köhne, Herrn Rudolf Heuberger und Frau Mechthild Wiemann, sowie alle aktuellen und ehemaligen Vorstands- bzw. Aufsichtsratsmitglieder. Mein weiterer Dank gilt allen Spendern und sonstigen staatlichen, kommunalen und privaten Unterstützern. Es spricht für gute Kooperation und Kommunikation, dass die ehrenamtlich engagierten ehemaligen Vorstandsmitglieder und die heutigen Aufsichtsratsmitglieder aus dem Elternverein in nahezu unveränderter Besetzung den Verein bis heute geführt und gesteuert haben.

„Ehrenamtliche Mitglieder sind das kostbarste Gut eines Vereins“ sagt der Volksmund. Für das jahrelange und zuverlässige Engagement, das nie genug Wertschätzung erfahren kann, danke ich allen sehr herzlich.

Das Ziel des Vereins wird weiterhin sein, das Leben der Menschen mit Behinderung zu begleiten, zu unterstützen und kom- promisslos an ihrer Seite zu stehen. Wie wichtig gesellschaftliche Teilhabe für uns Menschen ist, zeigt uns Corona mehr als deutlich. Mit dem Verzicht auf soziale Kontakte, auf Selbstbestimmung und auf Freiheiten kamen wir alle an unsere Gren- zen. Daher zeigt auch die Krise, wie wichtig die Aufgaben und Angebote des Vereins für Menschen mit Behinderung sind. Wir alle im Verein haben allen Grund zu feiern, aber wegen der Pandemie muss das geplante „große Fest“ – zu meinem Bedauern – ausfallen. So soll die vorliegende Jubiläumsschrift Meilensteine ein wenig Ersatz sein.

Natürlich ist es nicht möglich, alle Ereignisse und Personen der vergangenen 50 Jahre zu erwähnen, dennoch wurde ver- sucht, den verschiedenen Bereichen der Vereinsentwicklung gerecht zu werden. Die zahlreichen Bilder, Texte und Anek- doten der Jubiläumsschrift Meilensteine mögen Ihnen einen Überblick geben. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.

Bleiben Sie gesund und behütet und bleiben Sie uns gewogen, indem Sie dem Verein die Treue halten.

In langjähriger Verbundenheit

Konrad Ritter Vorsitzender Aufsichtsrat des Elternvereins

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Selbsthilfe Unterstützung solidarisches Engagement Eigeninitiative Familie

Das Leben mit einem behinderten Kind stellt Familien vor ganz be- sondere Herausforderungen, denn Pflege, Fürsorge, medizinische und therapeutische Betreuung sind oft sehr zeitaufwendig und belasten die ganze Familie. Der Alltag ist schwierig zu organisieren, die Teilnahme am kulturellen und gesellschaftlichen Leben ist mit immensen Herausforderungen verbunden. Deshalb trafen sich am 26.10.1970 mehrere Familien in Offenburg, um zu überlegen, um sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen. Federführend war Hans Mußler.

Gründungsmitglieder Um ihre Kräfte zu bündeln, sich auszutauschen aber auch um sich bei Gudrun Hogenmüller bürokratischen Angelegenheiten zu helfen, gründeten die Familien Klaus Gillmeister am 17. November 1970 (Kassenwart) in der „Neuen Pfalz“ in Offenburg Paul Kempf den „Verein zur Förderung und Betreuung spastisch gelähmter Heinz Kielmann und anderer körperbehinderter Kinder e. V. Offenburg/Baden“ Hans Mußler der im Volksmund schnell als „Spastiker-Verein Offenburg“ (1. Vorsitzender) bekannt wurde. Klara Reichenbach Herbert Sütterle (stellv. Vorsitzender) Karl-Walter Ziegler (Schriftführer)

1970

5 Gehe zu Seite Anfangsjahre wie alles begann Hans Mußler Vorstand von 1970 - 1980 seit 1982 Ehrenvorsitzender Träger des Bundesverdienstordens

Unsere Tochter Bettina wurde am 15.10.1966 geboren. Sie Spendenprojekt zu Gunsten des Vereins. Von Anfang an war durch die Geburt behindert. Plötzlich waren wir mit haben viele Spender unsere Arbeit ja erst möglich ge- dieser tragischen Situation konfrontiert. All unsere Zu- macht. Das Geld floss in den Aufbau der Krankengymnas- kunftspläne wurden über den Haufen geworfen, denn die tik. Die erste Krankengymnastin fuhr zur Behandlung der Versorgung und Betreuung unseres Kindes brauchte viel behinderten Kinder zu den Familien nach Hause. Was war Kraft. das für eine Erleichterung! Wir fuhren einmal in der Woche nach . Zunächst Aufgrund von Differenzen konnten unsere Kinder den zu Untersuchungen, aber auch zur Krankengymnastik, weil neuen Sonderschul-Kindergarten nicht besuchen. Wir dort eine Spezialistin war, von der wir uns Hilfe erhofften. mieteten eine Wohnung im Brünnlesweg im Paul-Ger- Wir hatten einen alten VW-Käfer, in den der Kinderwagen hard-Werk und organisierten dort die Betreuung unserer nur mit größter Mühe hineinpasste. Alleine die Fahrt dau- Kinder. Als wegen Eigenbedarf gekündigt wurde, kauften erte fast anderthalb Stunden, es gab ja noch keine Auto- wir das Haus in Offenburg-Hildboltsweier. Endlich durften bahn. Für unsere Tochter war das der größte Stress. unsere Kinder dann doch den Sonderschul-Kindergarten Ein Professor in Freiburg, der Bettina regelmäßig unter- besuchen. Deshalb wurde im Haus in Hildboltsweier die suchte, gab uns den Tipp, dass es in eine Gruppe von erste Wochenendbetreuung eingerichtet. Eltern mit behinderten Kindern gab, die sich regelmäßig Die Pflege und Versorgung unserer Tochter wurde immer traf. Durch die Arbeit im Lahrer Verein kam ich mit dem aufwendiger, meine beruflichen Aufgaben immer umfang- Landesverband in Kontakt. Als 1969 abzusehen war, dass reicher. Deshalb entschied ich mich, den Vorsitz im Verein die Kreisreform kommt, entstand die Idee, auch einen abzugeben. Herr Karolus, Sozialdezernent beim Landrats- Verein in Offenburg zu gründen. amt, hat mich dabei sehr unterstützt und ich konnte die So kam es 1970 schließlich zur Vereinsgründung in der Verantwortung in die Hände von Hans Göppert, den ich „Neuen Pfalz“ in Offenburg. Insgesamt waren wir 8 Per- auch persönlich kannte, abgeben. bis 2007 war ich jedoch sonen im Vorstand. Einige sind bis heute noch aktiv im weiterhin Mitglied im Vorstand des Vereins. Verein. Zunächst wollten wir all die Behinderten im Kreis erfas- sen, wissen, welche Unterstützung sie brauchen. Viele El- tern waren nicht bereit dazu – die Erinnerungen an die Euthanasie unter den Nationalsozialisten saß noch tief. Wir haben Werbung in örtlichen Zeitungen gemacht, ha- ben Kommunen, Behörden, Kinderärzte angeschrieben. Ich selbst bin ein halbes Jahr lang jeden Samstag in der Stadt gestanden, habe Wein und Bretzeln verkauft, da- mit Geld in die Vereinskasse kam. So bekam ich Kontakt zur Bevölkerung, klärte zum Thema Behinderung auf. Es zeigte sich, dass das dringendste Anliegen die therapeu- tische Behandlung und der damit verbundene immense Aufwand, überhaupt in die Praxis zu kommen, war. 1971 organisierten wir einen Ball mit Tombola in der Oberrheinhalle. Die Halle war voll und an dem Abend ka- men 25.000 D-Mark zusammen – das war das erste große

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Grußwort Georg Benz Sozialdezernent des Ortenaukreises

„Leben mit Behinderung Ortenau e. V.“ feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Zu diesem Jubiläum übermittle ich die besten Grüße und Wünsche des Ortenaukreises. Unser herzlicher Dank gilt besonders den Pionieren des Elternvereins, den Vereinsmitgliedern und vor allem auch den ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern für ihre äußerst engagierte und erfolgreiche Arbeit in den zurückliegenden Jahren. Begonnen hat alles mit einer Elterninitiative, die aus der Situation heraus entstanden ist, dass für ihre schwer- und mehr- fachbehinderten Kinder keine geeigneten und bedarfsgerechten Unterstützungsangebote zur Verfügung standen. Sie ließen sich im Sinne eines Zitats des italienischen Dichters und Philosophen Dante Alighieri leiten: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt. Der andere packt sie kräftig an und handelt“. Es fehlte insbesondere an familienunterstützenden und -entlastenden Angeboten und auch an therapeutischen Leistun- gen, und Eltern von Kindern mit Behinderung waren in hohem Maß auf sich alleine gestellt, was eine sehr hohe Belastung darstellte. Die gesellschaftlichen und die rechtlichen Rahmenbedingungen damals waren mit den heutigen in keinster Weise ver- gleichbar. Das Bundessozialhilfegesetz war gerade ein paar Jahre in Kraft, und es beinhaltete erstmalig explizite Regelun- gen für Leistungen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung. Dementsprechend waren damals auch gesellschaftliche und politische Haltungen zur Behindertenhilfe im Umbruch. In dieser Phase und den Jahren danach hat der neugegründete Elternverein die ersten Hilfe- und Unterstützungsangebote auf den Weg gebracht, wie die mobile Krankengymnastik und in den 1980er Jahren entlastende Dienste. Nicht zu unter- schätzen ist sicher auch der Umstand, dass die Vereinsmitglieder im Sinne der Selbsthilfe untereinander die Möglichkeit nutzen konnten, sich zu ihren Sorgen und Nöten auszutauschen und sich so gegenseitig zu unterstützen. Die Entwicklung des Vereins ging dann in weiteren Schritten voran. Meilensteine waren das im Jahr 2001 eröffnete Haus Damasina in sowie später die zweite stationäre Einrichtung in Renchen. Durch das differenzierte Leistungs- angebot hat sich „Leben mit Behinderung Ortenau e. V.“ zu einem herausragenden Leistungserbringer im Ortenaukreis entwickelt. Der Ortenaukreis hat die Entwicklung des Vereins in den zurückliegenden Jahren stets konstruktiv begleitet und unter- stützt. Für alle Beteiligten stand immer das Ziel vor Augen, die Menschen mit Behinderung bestmöglich zu fördern und zu betreuen - für dieses vorbildliche Engagement danken wir herzlich. Das Vereinsjubiläum fällt in eine Zeit grundlegender Ver- änderungen in der Behindertenhilfe durch das Bundesteil- habegesetz. Sie stellen einen Paradigmenwechsel in der Behindertenhil- Dasfe dar. Vereinsjubiläum Dieser wird auch fällt „Leben in eine mit Zeit Behinderung grundlegender im Ortenau Veränderungen in der Behindertenhilfee. V.“ vor die eine durch oder dasandere Bundesteilhabegesetz. Herausforderung stellen. Sie stellen Ich einen Paradigmenwechselbin sicher, dass diese in nicht der Behindertenhilfenur angenommen, dar. sondern Dieser wirdim auch „Leben mit BehinderungInteresse der Menschenim Ortenaukreis mit Behinderung e.V.“ für die gut eine bewältigt oder andere wer- Herausforderung stellen. Ich bin sicher, dass diese nicht nur angenommen, sondern im Interessen der den. Der Ortenaukreis wird dabei ein kooperativer Partner Menschen mit Behinderung gut bewältigt werden. Der Ortenaukreis wird dabei ein sein. kooperativer Partner sein. Dem Verein wünsche ich für die weitere Entwicklung alles DemGute. Verein wünsche ich für die weitere Entwicklung alles Gute.

Georg Benz GeorgDezernent Benz für Bildung, Jugend, Soziales und Arbeitsförderung

Dezernent für Bildung, Jugend, Soziales und7 Arbeitsförderung

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Grußwort Marco Steffens Oberbürgermeister der Stadt Offenburg

50 Jahre „Leben mit Behinderung Ortenau e.V.“ – zu diesem Jubiläum gratuliere ich, auch im Namen des Offenburger Ge- meinderats, allen haupt- und ehrenamtlich Engagierten mit Konrad Ritter an der Spitze!

Die Idee zur Einrichtung hatte ihre Keimzelle in einer Elterninitiative: Eltern mit einem Kind mit Behinderung haben sich zusammengeschlossen, um eine stundenweise Betreuung zu organisieren und sich gegenseitig zu unterstützen. Selbst- hilfe und solidarisches Engagement waren die Triebfedern, die im Jahr 1970 zur Gründung des Elternvereins - damals unter dem Namen „Spastiker-Verein Offenburg“ - führten. Seither macht es sich der Verein zur Aufgabe, Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung und deren Angehörige mit Rat und Tat zu unterstützen. Den Auftakt bildete die mobile Physiotherapie. Nach und nach wurde das Angebot im ambulanten Betreuungs- und Pflegebereich ausgebaut sowie die Leistungspalette mit teilstationären und stationären Offerten ergänzt.

Heute betreuen mehr als 280 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins über 230 Familien und Menschen mit Behinderung in der gesamten Ortenau. In den fünf Jahrzehnten ist es dem Verein gelungen, stetig zu wachsen, dabei hat sich seine Organisationsform als Elternverein als stabile Säule und Innovationsmotor erwiesen. Denn Betroffene sowie deren Eltern und Angehörige wissen am besten um die Bedürfnisse, Wünsche und Anforderungen von Menschen mit Behinderung. Ich nehme das heutige Jubiläum zum Anlass, dem Vereinsteam für die wertschätzende und individuelle Fürsorge, die den betreuten Menschen zu jeder Zeit in den Mittelpunkt stellt, herzlich zu danken.

Menschen mit Behinderung möchten leben wie andere auch – gemeinsam mit anderen, so normal wie möglich. Selbst- bestimmung bedeutet, eigene Entscheidungen zu treffen und unter verschiedenen Möglichkeiten wählen zu können. Im Erwachsenenalter gehört ein eigenes Zuhause ebenso dazu wie ein erfülltes Arbeitsleben und selbst gestaltete Freizeit. In- klusion ist eine große gesellschaftliche Herausforderung. Die Stadt Offenburg schätzt Einrichtungen wie den Verein Leben mit Behinderung Ortenau, der diese Herausforderung in unserer Kommune und der gesamten Ortenau annimmt und mit seinen umfangreichen Betreuungs- und Pflegeangeboten vorbildliche Unterstützung leistet.

Auch der Stadtverwaltung selbst ist es ein wichtiges Anliegen, Bürgerinnen und Bürger mit Handicaps bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen und umfassende Teilhabe zu ermöglichen. So erarbeitet beispielweise der „Runde Tisch Behinderten- freundliches Offenburg“ seit Jahren bedarfsorientierte Vor- schläge zur barrierefreien Gestaltung der Stadt. Dazu gehört selbstverständlich auch unser barrierefreies Internetange- bot.

Ich wünsche den Jubiläumsfeierlichkeiten einen harmoni- schen Verlauf und dem Verein für seine Arbeit in Zukunft alles Gute und viel Erfolg!

Marco Steffens Oberbürgermeister der Stadt Offenburg

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1970 Spastiker-Verein Offenburg e. V.

1970 26.10. Gründungstreffen des Vereins 17.11. Eintragung ins Vereinsregister mit dem Namen: Vorstand „Verein zur Förderung und Betreuung spastisch gelähmter Hans Mußler und anderer körperbehinderter Kinder e. V. Offenburg / Baden“ Dr. Herbert Sütterle 1970 1973 Aufbau der mobilen Krankengymnastik

Weiterer Ausbau mobile Krankengymnastik Vorstand und familienunterstützenden Dienste Hans Mußler Gemeinsame Freizeitaktivitäten der Familien Dr. Herbert Sütterle 1975

Vorstand 1981 Erwerb des Freizeithauses in OG-Hildboltsweier (Betrieb bis 2002) Hans Göppert Fides Köhne 1982 Eröffnung des ersten FED (Wochenendbetreuung) Geschäftsführung (GF) Konrad Ritter 1980

Vorstand 1985 Die ersten Zivildienstleistenden arbeiten in Betreuung und Fahrdienst Hans Göppert Fides Köhne Beginn der Hippotherapie in Achern (bis 2002) Geschäftsführung 1987 Gründung des Fahrdienstes Konrad Ritter 1985

1990 Beginn der Planungen für das Servicehaus in Achern-Gamshurst Vorstand 1992 Eröffnung des Servicehauses in Achern-Gamshurst (5 Plätze) Hans Göppert (betreutes Wohnen, Kurzzeit, Ferienfreizeit) Fides Köhne 1993 Beginn der Planungen für stationäres Wohnen durch Elterninitiative Geschäftsführung Konrad Ritter 1990 Leitung: Mechthild Wiemann

Vorstand 1995 Aufbau des mobilen Fach-Pflegedienstes Konrad Ritter (als Ergänzung der mobilen Betreuung durch ZDL) (1997) Fides Köhne 1996 Übernahme der Fördergruppe in Offenburg im Brünnlesweg mit 12 Plätzen Geschäftsführung 1999 Berufung einer hauptamtlichen Geschäftsführung (Joachim Haas) Joachim Haas 1995 (1999)

9 Gehe zu Seite 2020 Leben mit Behinderung Ortenau e. V. Gemeinschaft erleben - Zukunft gestalten

2001 Eröffnung des Hauses Damasina in Schutterwald (20 Wohnplätze, Förder- und Betreuungsgruppe mit 10 Plätzen) Vorstand 2004 Eröffnung der Praxis für Physiotherapie Konrad Ritter Rudolf Heuberger Einstellung einer pädagogischen Leitung (Wolfgang Dürr) Geschäftsführung 2000 Joachim Haas

Vorstand 2007 Start des ambulanten Trainingswohnens Konrad Ritter 2008 Beginn der konkreten Planung eines weiteren Wohnheims Rudolf Heuberger mit Förder- und Betreuungsgruppe in Renchen Geschäftsführung 2005 Joachim Haas

Vorstand 2011 Erweiterungsbau der FBG im Haus Damasina auf insgesamt 20 Plätze Konrad Ritter Mechthild Wiemann 2014 Eröffnung des Wohnheims in Renchen Geschäftsführung (24 Wohnplätze, Förder- und Betreuungsgruppe mit 22 Plätzen) Joachim Haas Wolfgang Dürr 2010 (2013)

2016 Umbenennung des Vereins in Leben mit Behinderung Ortenau e. V. Vorstand Umzug der Geschäftsstelle in die Zeppelinstraße und Konrad Ritter Bündelung der ambulanten Dienste in der Geschäftsstelle Mechthild Wiemann 2018 BeratungsForum wird eigenständiges Angebot Geschäftsführung Umzug der FuB Offenburg vom Brünnlesweg in die eppelinstraßeZ Joachim Haas Wolfgang Dürr 2015 2019 INCLUSIO - Integrationshilfe für Kindergarten- und Schulbegleitung

Vorstand / GF Joachim Haas 2020 Der Elternverein feiert 50-jähriges Bestehen Wolfgang Dürr Berufung eines hauptamtlichen Vorstandes (Wolfgang Dürr, Joachim Haas) (2020) Ehrenamtlicher Vorstand wird Aufsichtsrat Aufsichtsrat Konrad Ritter 2020 Mechthild Wiemann

2025

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Mit einem behinderten Kind unterwegs zu sein, bedeutete in der Regel einen großer Aufwand. Der war 1970 noch viel größer als heute. Öf- fentliche Verkehrsmittel waren nicht behindertengerecht, Autofahrten waren mühsam und selbst zu Fuß unterwegs zu sein, hieß Barrieren überwinden. Niemand dachte daran, dass Menschen mit Behinderung in eine Arztpraxis oder zur Therapie kommen mussten.

So war es beschwerlich für die Eltern und für die behinderten Kinder war es Stress, ein Herausreißen aus der gewohnten Umgebung. War man endlich in der Praxis, war eine Therapiestunde oft unmöglich. Deshalb engagierten die Eltern 1973 eine Krankengymnastin, die zu den Familien nach Hause kam. Was für eine unendliche Erleichterung für die Eltern und endlich auch ein therapeutischer Erfolg und ein Wohlempfinden für die Kinder!

40 Anzahl der Mitglieder mit einem Kind mit Aufbau mobile Krankengymnastik Behinderung + weitere fördernde Mitglieder

1973 1971 11 Gehe zu Seite Krankengymnastik / Physiotherapie Das erste familienunterstützende Angebot Die Anfänge

Im Jahr 1973 war mit der Einstellung der ersten Physio- Die physiotherapeutische Leitung arbeitete mit kreativen therapeutin für die mobile Krankengymnastik gleichzei- Ideen und viel Engagement am „umgekehrt“ inklusiven tig die Geburtsstunde der familienentlastenden Dienste Praxiskonzept, das - sicher seiner Zeit voraus - viel zur beim Spastiker-Verein Offenburg. Bekanntheit und Akzeptanz der Einrichtung in Schutter- Als Frau Monard und Frau Salzer zeitgleich am 1. Januar wald beigetragen hat. Von der damals erarbeiteten Fach- 1982 ihre Tätigkeit beim Verein aufnahmen, lag die or- kompetenz und Erfahrung im Bereich der Hilfsmittel- und ganisatorische Leitung und Behandlungskoordination in Rollstuhlversorgung profitieren heute auch unsere Patien- den Händen von Frau Köhne. Gemeinsam bauten die bei- ten im Servicehaus in Achern-Gamshurst und im Wohn- den über die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kinder- heim Renchen. ärzten den Bereich der ambulanten Säuglingsbehandlung Über all die Jahre war ein gutes, bereicherndes Miteinan- auf. Der Frühförderbereich wurde zum Schwerpunkt ihrer der, gestützt von regelmäßigen Besprechungen und in- Arbeit mit einem riesigen Einzugsgebiet, das sich über die ternen Fortbildungen, die große Stärke des Teams. Über ganze Ortenau erstreckte. Eine arbeitsreiche, zeitintensive die Bereiche Kinästhetik, Angebote für die Mitarbeiter des aber auch spannende Zeit in der bis zu 10 Kolleginnen Vereins über die Betriebliche Gesundheitsförderung und und Kollegen alle drei neurophysiologischen Behand- die Therapieangebote in den Gruppen vor Ort bringt sich lungsmethoden - Vojta, Bobath und PNF – ins Team ein- die Physiotherapieabteilung umfassend in die Arbeit des brachten und in verschiedenen Aufgabengebieten unter- Vereins ein. wegs waren. So sind die Weichen zukunftsweisend gestellt und man Neben der Elternarbeit war die Kooperation mit anderen kann gespannt auf die weitere Entwicklung der Physio- Organisationen und Schulen wie zum Beispiel der Früh- therapie im Verein blicken – gute Voraussetzungen für die beratung, der Helme-Heine-Schule oder der Lebenshilfe jungen Kolleginnen und Kollegen. wichtig und, dem ganzheitlichen Therapieansatz folgend, interdisziplinär mit den Kollegen anderer therapeutischer Berufsgruppen. Die Zusammenarbeit mit der Mukovi- scidose-Selbsthilfegruppe gab neue Impulse im atem- therapeutischen Bereich. Über einige Jahre konnte den Patienten auch Therapie auf dem Pferd (Hippotherapie) angeboten werden. Mit der Entstehung der ersten Förder-und Betreuungs- gruppe im Brünnlesweg in Offenburg war die dortige phy- siotherapeutische Betreuung unserer schwer mehrfach behinderten Patienten nicht mehr nur ausschließlich im Hausbesuch möglich. Ein weiterer wichtiger Meilenstein, der die wirtschaftliche Grundlage für den Fortbestand der Physiotherapie im Verein sicherte, war der Aufbau eines Praxisbetriebes im Haus Damasina.

Lisa Monard (2. von links) und Silvia Salzer (3. von links) bei einer Dienstbesprechung mit Kolleginnen.

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Fides Köhne über die Anfänge der Krankengymnastik:

„Ich bin schon im Gründungsjahr zum Verein gekom- men. Die Tochter von Herrn Mußler und unser Sohn waren bei der gleichen Krankengymnastin. Sie sprach mich auf die Vereinsgründung an und so trat ich in den Verein ein. Ich bin mit unserem Sohn 15 Jahre lang einmal in der Woche unter größten Mühen zur Krankengymnastik gefahren, deshalb war dieser erste Meilenstein - die mobile Kranken- gymnastik, die zu uns nach Hause kam - für unsere Familie ein großer Segen. Es war ein ganz dringend erforderliches Angebot, denn die Mo- bilität, die wir heute so selbstverständlich genießen, die gab es nicht.

Zunächst wurde eine Krankengymnastin angestellt. Aber die Nach- frage wuchs stetig, deshalb mussten weitere Krankengymnastinnen eingestellt werden. Herr Mußler übernahm die Verhandlung mit den Krankenkassen sowie den Erwerb weiterer Dienstfahrzeuge. Da ich eine Frau der Praxis bin, habe ich diesen Bereich durchstrukturiert und or- ganisiert, denn unsere Einsatzorte lagen zwischen Bühl und Kappel- Grafenhausen in der gesamten Ortenau. Bis ins Jahr 2000 war das mein Verantwortungsbereich. Dann entstand im Haus Damasina eine Praxis für Physiotherapie und Herr Baltes hat meinen Bereich über- nommen.Nicht immer war es einfach, all die Aufgaben in der Familie mit unserem behinderten Kind, der organisatorischen Arbeit im Verein und der Unterstützung in der Arztpraxis meines Mannes unter einen Hut zu bekommen. Aber ich habe es geschafft!“

13 Gehe zu Seite Physiotherapie

Die Abteilung für Physiotherapie betreut die Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Wohnheime, des Servicehauses in Achern- Gamshurst, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Förder- und Betreuungsgruppe in Offenburg und Patienten mit neurologischen Krankheitsbildern und Säuglinge im Hausbesuch. Das Therapeutenteam besitzt hohe Kompetenz und langjährige Erfah- rung in neurophysiologischen Behandlungsmethoden. Es besteht aus ausgebildeten Vojta-, Bobath- und PNF-Therapeuten mit Zusatzquali- fikationen z. B. in den Bereichen Atemtherapie (CF-Therapeuten), ma- nuelle Therapie oder Osteopathie. Im Zentrum der Behandlung steht primär immer eine Steigerung der Bewegungsqualität und nicht der Kraft. Das Klientel umfasst überwie- gend Personen, die von Cerebralparese (CP) bedroht oder betroffen sind, aber auch Menschen mit anderen chronischen Erkrankungen. Deshalb ist inter- und transdisziplinäres Arbeiten z. B. mit Logopäden, Ergotherapeuten oder Orthopädiemechanikern selbstverständlich. Daraus resultiert nicht nur ein weitreichender Erfahrungsschatz, son- dern auch große Kreativität in Bezug auf die Hilfsmittel- und Rollstuhl- versorgung.

14 Gehe zu Seite

Malte und Tilmann waren Freunde. Sie haben bis 2014 gemeinsam im Haus Damasina gewohnt. Malte wohnt heute im Wohnheim in Renchen. Tilmann ist 2018 verstorben.

15 Gehe zu Seite Organisation Tagesbetreuung Fides Köhne Hilfe und Selbsthilfe

Anfangs standen der Austausch, das Gespräch, die gegen- Und so reifte der Gedanke, ausgehend von Frau Wiemann, seitige Unterstützung bei unseren Eltern-Treffen im Ver- ein eigenes Zuhause für unsere Kinder zu schaffen. ein im Vordergrund. Wir wollten ein kleines wohnortnahes Wohnheim, um den Da unsere Kinder vorerst nicht in den Sonderschulkin- größtmöglichen Kontakt zu unseren Kindern aufrechtzu- dergarten aufgenommen wurden, mieteten wir 1978 erhalten. Das Wohnheim bereichert das Leben der Kin- vom Paul-Gerhard-Werk im Brünnlesweg eine Personal- der, denn die Förderung und Betreuung, die dort über wohnung und richteten dort eine Tagesstätte mit ent- Fachpersonal gewährleistet wird, können wir als Eltern gar sprechendem Fachpersonal zur Betreuung ein. Als nach nicht erbringen. Unsere Kinder hatten sich auch schnell zähen Verhandlungen unsre Kinder dann doch in den innerhalb der Wohngemeinschaften zusammengefunden, Sonderschulkindergarten gehen durften (mein Sohn war fühlten sich wohl in der familiären Atmosphäre, die in un- inzwischen 13 Jahre alt), wollten wir die Wohnungen nicht seren kleinen Wohnheimen herrscht. Frau Wiemann hat aufgeben und boten Wochenendfreizeiten von Freitag bis sich mit vollem Einsatz diesem Projekt gewidmet. Nach 10 Sonntagabend an. Nach anfänglichem Zögern der Eltern - mühevollen arbeitsreichen Jahren konnten 20 Bewohner „Ob das wohl gut geht?“ - stieg die Nachfrage stetig. 2001 in das Haus Damasina in Schutterwald einziehen. 1981 bot sich dann die Gelegenheit, in Hiltboltsweier im Nur Eltern von behinderten Kindern sehen auch die Be- Lupinenweg ein Haus zu erwerben. Umbau, Renovierung, dürfnisse und Anforderungen für ihre Kinder. Deshalb Einrichtung erbrachten die Eltern in Eigenleistung. 1982 hoffe ich, dass sich auch in Zukunft junge Eltern in der konnten wir dann dort die Freizeiten anbieten. Auch hier gleichen Weise engagieren. Vieles ist ja inzwischen gere- war die Nachfrage sehr groß. gelt. Aber es kommen immer wieder Veränderungen: die In Elternversammlungen wurde festgelegt, wer wann sein Zeiten ändern sich, die Behinderungen ändern sich, die Kind bringt. Ich habe Dienstpläne erstellt, Einkäufe getä- Möglichkeiten ändern sich, die Medizin und die Therapien tigt, Essenpläne ausgearbeitet. Jeweils eine Mutter brach- ändern sich, deshalb kann und darf es keinen Stillstand te das Mittagessen für den Samstag mit. Auch die Endrei- geben. nigung erfolgte in Eigenregie. Unsre Mitarbeiterinnen konnten ihre Kinder (Säuglinge, Der Verein war immer eine Solidargemeinschaft und Kleinkinder) mitbringen. Sie wuchsen miteinander auf, wird es auch in Zukunft bleiben. Ganz wichtig ist des- problemlos und selbstverständlich. Frank R. war so ein halb gemeinschaftliches Denken: Manches müssen El- Säugling, der mit 18 Jahren dann selbst bei uns tätig wur- tern für andere Eltern einfach mit übernehmen. Nicht de. jeder hat die Kraft und die Möglichkeiten sich zu enga- Es ist ein wichtiger Schritt im Leben, dass sich Kinder von gieren. ihren Eltern abnabeln und auch umgekehrt. Dieser Prozess begann für uns Eltern bereits mit der Tages- und Wochen- Wir sollten auf unserem eingeschlagenen Weg weiterge- endbetreuung. Auch für unsere behinderten Kinder ist es hen, denn sicher werden in Zukunft andere Wohnformen wichtig, ihr eigenes Leben zu leben. Das ist ein Abnabe- gewünscht und gebraucht. Schwerst Mehrfachbehinderte lungsprozess, der sehr schwierig ist, langsamer stattfin- brauchen immer besondere Betreuung und Fürsorge. det, denn die Entwicklung unserer Kinder ist ja auch eine Das Abwägen von machbar und nicht machbar wird auch andere als bei gesunden Kindern. Für mich war es nicht immer abhängig sein von finanziellen und personellen denkbar, mein Kind ein Leben lang zu betreuen. Bis zur Möglichkeiten, die der Verein hat. Schulentlassung war nun der Weg für unsere Kinder ge- regelt durch unterschiedliche Einrichtungen. Wie sollte es weitergehen? Zurück ins Elternhaus? Keine gute Lösung!

16 Gehe zu Seite Aufbauphase der Verein wächst Hans Göppert Vorstand von 1980 - 1997

Aus dem Vorwort, das Hans Göppert zum 10-jährigen Jubilä- um in der Festschrift veröffentlicht hat: „... 10 Jahre ist ein 1/8 eines Menschenlebens. In 10 Jahren wird aus einem behinderten Kind ein jugendlicher Behinder- ter. Die Probleme, vor denen dieser jugendliche Behinder- te steht, sind anders als bei Nichtbehinderten, ebenso die Probleme der Eltern dieses jugendlichen Behinderten. Dieser Probleme muss sich der Verein annehmen. Das heißt, ein An- gebot von Beratungs- und Betreuungsangeboten schaffen, das sich einerseits an den Möglichkeiten und Fähigkeiten des Behinderten orientiert, sowie andererseits die berechtigten Interessen der Eltern berücksichtigt …“

Im Gespräch mit dem Offenbur- ger Tageblatt: „Eigentlich war ich im Sozialbe- reich zunächst nicht kompetent. Durch meine Kreistagsarbeit hatte ich damals Kontakte zu Stefan Karolus, dem Sozial- dezernenten. Er fragte mich, ob ich die Arbeit für drei Jah- re übernehmen würde. ... Die Arbeit hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Vielleicht aus Solidarität mit den Betroffenen und aus Dank, dass ich zwei gesunde Kinder habe, vielleicht wegen meiner christlichen Der Verein blickt auf die ersten 10 Jahre zurück. Grundhaltung. Doch ich bin durch die Arbeit auch persönlich Ein Sommerfest am Schützenhaus gewachsen. Früher hätte ich stundenlang diskutieren kön- in Zell-Weierbach mit vielen nen, ob die Türkei in die EU aufgenommen werden soll oder geladenen Gästen findet statt. nicht. Heute ist das unwichtig. Ich habe gelernt, mehr nach innen zu sehen, bin gelassener geworden. Denn eigentlich bin ich ein richtiger Hops-and‘-Lit.“

1980 17 Gehe zu Seite

1981 erwirbt der Verein das Haus im Lupinenweg in Offenburg- Hildboltsweier. In Eigenregie wird das komplette Haus behin- dertengerecht umgebaut, Mitrabeiterinnen wie zum Beispiel Krankenschwestern oder Erzieherinnen für die Wochendendbe- treuung werden eingestellt. Die Eltern bringen das Essen für die Versorgung der Kinder zu Beginn noch selbst mit. Das Haus wird Modelleinrichtung des Landes Baden-Württem- berg, denn es ist die erste Einrichtung dieser Art für behinderte Kinder im Ländle. Organisatorische und sozialrechtliche Fragen sind immer wieder zu klären, Zuständigkeiten zu prüfen, Dienstzeiten festzulegen. Doch die Motivation und der eiserne Wille der Eltern führen das Projekt zum Erfolg. Im Jahr 2000, aufgrund der Eröffnung des Hauses Damasina in Schutterwald, wird das Haus verkauft. Die Ferienfreizeit / Wo- chenendbetreuung ist heute in Achern-Gamshurst angesiedelt.

Eröffnung des ersten FED (Wochenendbetreuung) Erwerb des Freizeithauses in Offenburg-Hildboltsweier

1982 1981 18 Gehe zu Seite Urlaub in Erfurt 2004 Peter wohnt im Haus Damasina

Erfurt ist wirklich schön finden Bewohner und Betreuer, auch Peter und ... du kriegst die Tür nicht zu :-) Kristin (rechts). Man kann dort gut mit dem Rollstuhl unterwegs sein.

Wir frühstücken im Wohnheim. Danach wird der Bus ge- Es passiert auch etwas Lustiges: Ich muss zur Toilette. In packt. Frank, Martina und Michael fahren im Bus. Ich fah- Erfurt gibt es eine öffentliche Behindertentoilette. Ich re im roten Opel Astra. Kristin, meine Betreuerin, fährt. fahre mit Kristin hinein. Leider geht die Tür nicht zu. Da Ich sitze neben ihr. Wir fahren über die Autobahn bis nach haben sich zwei andere Betreuer so hingestellt, dass nie- Erfurt. mand reinschauen kann. Wenn ich daran denke, muss ich Dort wohnen wir im Hotel „Grenzenlos“. Jeder hat ein gro- immer noch lachen. ßes Zimmer mit Bad. Es ist so groß. Wir können darin gut Auf der Rückfahrt halten wir an einer Raststätte. Ich bin mit dem Rollstuhl fahren. Jeden Morgen gibt es Frühstück mit zwei Zivis auf die Toilette gelaufen. Das ist auch witzig vom Büffet - sehr lecker. Wir schauen uns ganz viel in der anzusehen. Stadt an. Das Hotel ist mitten in der Stadt. Überall können Es ist eine schöne Freizeit gewesen. Ich erinnere mich im- wir mit dem Rollstuhl hinfahren. Auch mit der Straßen- mer gerne daran. bahn sind wir unterwegs. Das ist sehr aufregend. Wir schauen den Dom an, besuchen ein Café. Wir fahren Peter Ritter über die Krämerbrücke und besichtigen die alten Häuser. mit Unterstützung von Kristin Dornheim (Betreuerin) Im Egapark fliegen die Schmetterlinge im Schmetterlings- haus um uns herum. Die Ausstellung von der Urzeit bis Wer war dabei: heute ist sehr unterhaltsam. Zum Landschaftspark Steigl Bewohner: Frank, Martina, Michael und Peter fahren wir mit unserem Bus, weil er nicht direkt in Erfurt Mitarbeiter: Steffi, Mario, Steffen und Kristin ist. Auf dem Domplatz tanzt eine Trachtengruppe. Sehr schön sieht das aus.

19 Gehe zu Seite Am Ende ist alles gut Laras Familie stark sein für zwei Töchter Kraft, Mut, Hoffnung

Lara ist meine älteste Tochter. Sie hatte den denkbar Es ist sehr wichtig für mich, denn ich konnte in die Be- schwersten Start ins Leben, den man sich nur vorstellen treuung und Pflege von Lara volles Vertrauen entwickeln kann. Heute ist sie 26 Jahre alt. Lara ist durch die Ge- und somit endlich anfangen loszulassen. burt, unter anderem aufgrund von Sauerstoffmangel, be- hindert. Selbst das Trinken war für sie schwierig, denn oft Mehrere Jahre habe ich gebraucht, um mich mit meiner fehlt diesen Kindern der angeborene Saugreflex. Die Ärzte Lebenssituation zu arrangieren, habe oft gehadert und ge- waren der Meinung, dass Lara diese Behinderung nicht zweifelt und mich allein gelassen gefühlt. 1999 kam mei- lange überleben wird und haben mir immer wieder neue ne zweite Tochter Pia gesund zur Welt. Ich bin seit 2001 Lebenserwartungen vorhergesagt. Wir haben uns von Tag alleinerziehend und meine beiden Töchter sind mein Ein zu Tag gehangelt, doch nie habe ich die Hoffnung auf- und Alles. gegeben, denn Laras Lebenswille hat auch mir Kraft und Ich habe immer gearbeitet und mich in einen sehr bean- Hoffnung gegeben. Diese Hoffnung hat sich gelohnt, den spruchenden Spagat zwischen Beruf und Familie gewagt. heute ist Lara eine sehr zufriedene und ausgeglichene Doch ich habe es immer geschafft, für meine Kinder da zu junge Frau. Sie kann hören, bestimmt auch Sprache ver- sein und sie zu versorgen. Hierzu war eine genaue jähr- stehen, allerdings ist sie blind. Sie ist ganz ruhig und hat liche Vorausplanung und Koordinierung der Ferienzeiten, die Fähigkeit sich in stressigen Situationen auszuklinken, des Urlaubs und der Betreuungszeiten nötig. indem sie einfach ihre innere Entspannung findet. Lara hat eine einnehmende Art, die andere Mensch dazu be- Oft ist mir förmlich die Luft ausgegangen, denn an mich wegt, sich besonders um sie zu sorgen. selbst habe ich in all diesen Jahren nicht viel gedacht. Im- mer standen Fürsorge und Verantwortung für die Kinder Mit 2 Jahren kam Lara in den Schulkindergarten für Be- im Vordergrund. Ich habe aber immer wieder die Kraft hinderte in Offenburg, mit 7 Jahren ist sie in die angren- gefunden, dass ich für sie sorgen konnte. Mir war immer zende Schule für Körperbehinderte, auch in Offenburg - klar, dass Lara nicht für immer Zuhause bleibt. Ich woll- gleich nebenan, gewechselt. Mit 12 Jahren kam sie dann te, dass Lara trotz ihrer schweren Berhinderung ein eige- ins Schulinternat nach Emmendingen-Wasser. nes Leben führt. Nicht nur für sie, sondern auch für mich Im Juli 2014 kam sie aus der Schule, sie war dann zur selbst. Irgendwann habe ich gespürt, dass ich nicht mehr Überbrückung bis zum Einzug noch einige Zeit in Gams- die Kraft hatte, den Alltag für die Kinder weiterhin in die- hurst und ist dann als erste Bewohnerin in Renchen ein- sem Ausmaß aufrecht zu erhalten. gezogen. Bewusst wurde mir der Ernst der Lage mit dem Auszug Seit Lara in Renchen im Wohnheim wohnt, ist sie noch von Lara. Es kam mir so vor, als würde mein Körper das mehr zur Ruhe gekommen. Sie hat dort wirklich ein Zu- kompensieren, was er all die Jahre aus Verantwortungs- hause gefunden. Lara ist in ihrem tollen großen und bewusstsein und Anspannung verdrängt hatte. Mir wurde hellen Zimmer sehr glücklich. In Renchen ist sie keinem eine Last abgenommen und ich musste nicht mehr funk- Lärm, keiner Hektik, Hitze oder Kälte ausgesetzt. Auch die tionieren. Ich wurde krank und musste nach all der Zeit langen Autofahrten bleiben ihr erspart. Lara ist so glück- lernen, mir wieder Zeit für mich selbst und meine Ge- lich, so ruhig und so zufrieden. Als Mutter sehe ich, wie sundheit zu nehmen. Selbstverständlich bin ich immer für wohl Lara sich fühlt und wie liebevoll und fürsorglich sie meine Kinder da. Aber auch ich habe das Recht auf mein ... dort betreut wird und das ist mir eine große Freude. >> weiterlesen auf der übernächsten Seite

20 Gehe zu Seite

Lara (3 Jahre) hat es am liebsten ganz, ganz ruhig. Deshalb fand sie die Ruhe im Wohnheim, verursacht durch den Lockdown zu Beginn der Corona-Pandemie, gar nicht schlimm. Im Gegenteil ...

21 Gehe zu Seite Eigene Schwächen verstehen Kontakt mit Eltern Wandel und Entwicklung

... eigenes Leben und das fängt im Leben einer Mutter guten Start ins Leben zu garantieren. Doch wenn sie äl- damit an, wenn die Kinder aus dem Haus sind, auch mit ter werden muss man sich die gleichen Förderungen, die einem behinderten Kind. einem zustehen, hart erkämpfen. Ich kann an dieser Stelle Ich hätte Lara diese Förderung und Betreuung, die sie in nur den Tipp weitergeben, auf seinen Rechten zu behar- Renchen erfährt, Zuhause niemals bieten können. Das ren und sich das zu holen, was Ihrem Kind zusteht. Es hat kann man gar nicht schaffen. Ich habe langsam im Lauf sich für meine Familie immer gelohnt dafür zu kämpfen. der Jahre gelernt, sie loszulassen. Lara ist so wie sie ist und so fühlt sie sich wohl. Ich würde mir wünschen, dass Der Verein war für mich wirklich ein Segen und es war die Gesellschaft es lernt, jeden Menschen so wahrzuneh- für mich ein logischer Schritt, Engagement im Vorstand men und anzunehmen wie er ist, mit allen Stärken und zu zeigen. Der Wandel und die Entwicklungen im Verein Schwächen. sind ja immer von jungen Eltern angestoßen worden, die sich für den Verein einsetzen. Unsere Vorstellung Seit 2007 bin ich Mitglied im Verein, da ich die Kurzzeit- vom Leben, unsere Werte, unsere Bedürfnisse und auch betreuung in Achern-Gamshurst oft für Lara in Anspruch die rechtlichen Voraussetzungen haben sich sicher in 50 genommen habe. Esther Bea-Roth war mir dabei eine Jahren sehr gewandelt. Durch motivierte Eltern kann sehr große Hilfe und Unterstützung. Mein ganzer Dank der Verein dem aber gut Rechnung tragen. gilt ihrer verständnisvollen und fürsorglichen Art, mit der sie uns Eltern und auch unseren Kindern begegnet. Für die Zukunft möchte ich den Kontakt unter den Eltern weiter pflegen und auch dafür sorgen, dass neue Eltern Seit 2011 bin ich auch im Vorstand aktiv. Ich habe für die- in unseren Verein kommen, denn diese sind sehr wich- ses Haus in Renchen gekämpft, auch gemeinsam mit den tig. Ebenso steht der Gedanke der Selbsthilfe im Mittel- anderen Eltern. Sogar eine Demonstration vor dem Land- punkt, denn er trägt unseren Verein. Ich weiß aus eige- ratsamt haben wir organisiert, um auf unsere Belange ner Erfahrung, wie schwer es ist, in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen. So viele Formalitäten haben die aktiv zu werden, wenn man selbst mit seiner eigenen Baugenehmigung immer wieder in die Länge gezogen. Lebenssituation ringt. Hierfür braucht man ein dickes Durch den Druck in der Öffentlichkeit konnten wir aber Fell und Selbstbewusstsein. Doch wenn man das hat sicher etwas bewirken. Wenn man nicht so eine kompe- und sich das zutraut, sollte man diese Eigenschaften tente Unterstützung wie den Verein hat, dann kann man nutzen um etwas zu bewirken, so wie ich es getan habe. schon mal verzweifeln. Abschließend möchte ich betonen, was mir für alle an- Solange die Kinder mit Behinderung klein sind, ist es für deren Eltern sehr wichtig ist: Lassen Sie sich auf Ihre Eltern gut möglich Förderung und Unterstützung zu er- Lebenssituation ein, aber verlieren Sie nie Ihre eigenen fahren. Doch dann werden die Kinder volljährig oder im Wünsche und Bedürfnisse aus den Augen. Man muss an jungen Erwachsenenalter ausgeschult, und es beginnt ein sich selbst arbeiten, die eigenen Schwächen verstehen Kampf um jede Unterstützung, Therapie oder Förderung. und beachten. Das habe ich an mir selbst erfahren. Seien Plötzlich ist man als Eltern für die Zukunft der Kinder voll Sie sorgsam und achtsam mit sich selbst und Ihren Kin- verantwortlich. dern. Zögern Sie nicht, Angebote der Hilfe und der Unter- stützung zu nutzen und einzufordern. Kämpfen Sie für Ihr Es werden also keine Kosten und Mühen gescheut, unsere Recht und lassen Sie sich nicht alles gefallen! Kinder in jungen Jahren zu fördern und ihnen so einen

22 Gehe zu Seite Nicht wegzudenken Beteuung, Pflege, Fahrdienst Zivildienstleistende Arbeit im sozialen Bereich

Konrad Ritter über die „Zivis“, die beim Verein arbeiteten:

Ein wichtiger Faktor war die Beschäftigung von Zivildienstleistenden, die beim Verein arbeiteten. Welche Aufgaben hatten die „Zivis“? Aus der Elternschaft kam der Wunsch, dass Zivildienstleistende die Eltern zuhause bei der Betreuung und Pflege unterstützen. Dazu möchte ich eine in meinen Erinnerungen fest verankerte Anekdote erzählen: Der erste Zivildienstleistende im Verein war Karsten S. aus Wolfenbüttel. Er hatte einen Einstieg nach Maß. Am 2. Dezember 85 trat er seinen Dienst an. Er sollte das Kind einer Familie betreuen, die Eltern hatten eine termin- liche Verpflichtung. Wer nicht erschien, war der junge Mann. Kurz darauf kündigte er seinen Dienst dann auch wieder. Die Zivildienstleistenden waren im Fahrdienst und in der Betreuung und Begleitung in den Familien eingesetzt. Zu Spitzenzeiten waren es bis zu 120 gleichzeitig, die beim Verein beschäftigt waren. Sie kamen aus der gesamten Bundesrepublik. Wir stellten ihnen Wohnungen zur Verfügung, die wir anmieten mussten. Es gab eine Verwaltungsvorschrift, die besagte, dass zwischen Wohn- und Einsatzort nicht mehr als 25 km liegen durften. Da wir viele Betreuungen und auch Zivildienstleistende aus der nördlichen Ortenau hatten, entstanden Überlegungen, dort eine zweite Dienststelle zu eröffnen. So entwickelte sich schließlich der Ge- danke zum Bau des Sevicehauses in Achern-Gamshurst.

05.12.1985 Der erste Zivildienstleistende arbeitet beim Verein

1985

23 Gehe zu Seite Fahrdienst

In den letzten Jahren gewinnt die persönliche Begleitung und Betreu- ung von Menschen mit Behinderung immer mehr an Bedeutung, weil sie sich besser barrierefrei im Alltag bewegen können. Besonders der Bereich Mobilität steht dabei im Vordergrund. Der Elternverein unterhält bereits seit 1985 einen öffentlichen Fahr- dienst. Dieser Fahrdienst kann sowohl von Einzelnen als auch von Fa- milien oder Gruppen genutzt werden. Neben kleineren PKW werden auch Kleinbusse mit behindertengerech- ter Ausstattung eingesetzt, die einen oder mehrere Rollstühle beför- dern können. Individuelle Einzelfahrten, aber auch regelmäßige Fahr- ten sind möglich. Als besonderen Service bietet der Verein auch Kranken oder Senioren mit Behinderung an, sie zuhause an ihrer eigenen Wohnungstür abzu- holen und bei Bedarf und auch wieder zurück zu begleiten. Fahrten zu nahen Zielen, wie zum Beispiel zu Arztpraxen, zum Einkau- fen, zu einem Besuch bei Verwandten oder zu Behörden oder jedem anderen Ziel können genauso gebucht werden wie Fahrten zu weiter entfernten Zielen wie Krankenhäusern, Rehabilitationszentren oder zu Ausflügen. 1987

24 Gehe zu Seite Konrad Ritter Interview Anfänge und Aufbauphase Hippothrapie

Was waren die Anfänge des Vereins? änderten sich auch die Bedürfnisse und Anforderungen Der Verein wurde 1970 gegründet, ist fast aus dem Nichts der Familien. 1982 war eine ganz entscheidende Bedürf- entstanden. Er wurde von jungen Eltern mit einem Kind nislage, die zur Einführung der Wochenendbetreuung mit schwerer Behinderung gegründet, aus dem Bedürf- und zum Kauf und Umbau des Hauses im Lupinenweg nis heraus, sich gegenseitig zu unterstützen. Ich bin kein in Offenburg-Hildboltsweier führte. Zunächst fand eine Gründungsmitglied. Aber die Leistungen von Hans Muß- Wochenendbetreuung von Freitag 18:00 Uhr bis Sontag ler, Dr. Herbert Sütterle, Fides Köhne, Hans Göppert und 18:00 Uhr einmal im Monat statt. Der Bedarf war aber so Rudolf Heuberger in den ersten Jahrzehnten sind der groß, es kam ein zweites, drittes und viertes Wochenende Grundstein für all die vielen Meilensteine gewesen, auf dazu, schließlich auch die Ferienzeiten. die der Verein - mit Freude aber auch mit Stolz - zurück- blicken kann. Seit Mitte der 80er Jahre gibt es einen Fahrdienst. Bis Das erste Angebot war die mobile Krankengymnastik, die heute ist er ein Angebot des Vereins. Wie kam es zur bei den Familien zuhause stattfand, um die beschwer- Entwicklung dieses Angebots? lichen Wege in die Praxen und den damit verbundenen Die Wünsche und Bedürfnisse artikulierten die Eltern Stress für die Familien zu beenden. Sie war das Eingangs- selbst. Es war offensichtlich, dass die bestehenden Ange- tor für den gesamten ambulanten Bereich. Ich selbst bin bote wirksame Hilfe waren. Sie wurden ja sehr gut an- seit 1980 aktiv im Verein tätig. genommen. So entstand der Wunsch, dass die Kinder und Jugendlichen mit Behinderung zu Reha-Maßnahmen, zur Und sofort haben Sie eine Aufgabe übernommen. Wie Schule oder zu anderen Terminen gefahren werden soll- kam es dazu? ten. 1987 haben wir den ersten behindertengerechten Es war wohl eine Fügung des Schicksals. Von 1973 bis 1981 Transporter angeschafft. So ist der Verein stetig gewach- arbeitete ich beim Landratsamt im sozialen Bereich. Durch sen, die Angebote und Dienste wurden ausgeweitet. Ab meine Arbeit lernte ich Hans Mußler, den Gründungsvor- 1986 gab es ja auch die sehr erfolgreiche Hippotherapie sitzenden des Vereins kennen. Hans Göppert kannte mich beim Reitclub Achern. privat und fragte, ob ich im Verein aktiv mitarbeiten wol- le. So wurde ich am 24. März 1980 zum Schriftführer ge- Hippotherapie - das ist therapeutische Krankengym- wählt. Meine fachliche Qualifikation – nicht die Betroffen- nastik mit dem Pferd. Das war sicher ein ganz beson- heit meiner Familie - hat sicher dazu beigetragen, dass ich ders therapeutisches Angebot im Verein? bei einem Verein, der ausschließlich betroffene Familien Ja, das war es. Obwohl die Anschaffung von 3 Pferden als Mitglieder hatte, ein Amt übernehmen konnte. Schon durch die Aktion Sorgenkind (heute Aktion Mensch) geför- nach einem halben Jahr avancierte ich vom Schriftführer dert wurde, konnten wir dieses wertvolle therapeutische zum ehrenamtlichen Geschäftsführer. Angebot nur bis 2002 aufrechterhalten. Die immensen Unterhaltskosten für die Pferde, die dem Verein gehörten, Wie entwickelte sich der Verein nach dem ersten Jahr- ein speziell ausgebildeter Therapeut, Mietkosten für den zehnt weiter? Reitstall - all das war nicht mehr finanzierbar. Sehr zum Nach den ersten zehn Jahren Aufbauphase des Vereins Bedauern der Eltern. Die Hippotherapie war auch eine Er- begann die Ausbauphase. Die Kinder wurden älter: Aus weiterung unseres Angebotes für Menschen mit anderen Kindern wurden Jugendliche, aus Jugendlichen wurden Arten von Behinderung. Sie konnten dies als Nichtmitglie- Erwachsene. Aufgrund dieser biologischen Entwicklung der gegen einen Unkostenbeitrag in Anspruch nehmen.

25 Gehe zu Seite Bewegende Momente Motivation Dankbarkeit Ausbauphase

Gibt es ein Ereignis oder einen Moment, der besonders lichkeit, an Güte. Seine Devise war: Wenn jemand auf in Erinnerung geblieben ist? dem Boden liegt, hilft man ihm und sieht auch mal über Bei der Hippotherapie hatte ich meinen bewegendsten einen Fehler hinweg. Gerhard Virol, mein Vorgesetzter bei Moment im Verein. Das werde ich nie vergessen! Eine der Bewährungshilfe, war mit seiner preußischen Diszi- junge Frau mit MS saß auf dem Pferd, begleitet von zwei plin und seiner Ehrlichkeit ein weiteres Vorbild. Sie haben Zivildienstleistenden, drehte ihre Runden auf dem Reit- mein Tun und Handeln sowohl im Beruf als auch in mei- platz. Als sie vom Pferd abstieg, war sie in der Lage ohne ner ehrenamtlichen Arbeit maßgeblich geprägt. Auch all Rollstuhl, nur mit Hilfe eines Gehstocks einige Meter zu die Menschen und Familien, die die Angebote des Vereins gehen. Sie ist auf mich zugelaufen, bedankte sich ganz nutzen, von denen jede ein ganz besonderes Schicksal hat, herzlich bei mir und sagte: ‚Seit vielen Jahren kann ich waren mein täglicher Antrieb. Ganz besonders möchte ich das erste Mal wieder gehen.‘ Da kamen mir die Tränen aber meiner Frau meinen größten Dank aussprechen. Sie und ich habe diese Frau herzlich in die Arme genommen. hat über all die Jahrzehnte alles mitgetragen, mich immer Es war unglaublich ergreifend, diese Wirkung der Thera- unterstützt, mir den Rücken freigehalten. Ohne sie wäre pie zu sehen, diese Freude zu spüren. Das sind motivie- vieles nicht möglich gewesen. rende Momente! Eine Erfahrung, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Wie erklären Sie sich, dass der Verein stetig gewachsen ist. All seine Aufgaben und Angebote so zuverlässig er- Solche Erlebnisse bestätigen, wie wichtig und hilfreich bringen konnte? die Angebote des Vereins waren und auch heute noch Dass alles Wirken immer dem Menschen mit Behinderung sind. Woher haben Sie in all die Jahren Ihre Kraft, Ihre zu Gute kam, das nenne ich eine Herkulesleistung aller, Motivation genommen, den Verein im Ehrenamt als die sich engagiert haben. Alle Vorstände haben das immer Vorsitzender und nicht selbst Betroffener zu führen? ehrenamtlich getan. Alles Geld ist immer vollumfänglich Ich bin in einem christlichen Haus groß geworden. Ich in die Angebote und in die Projekte des Vereins geflossen. stamme aus einer einfachen Beamtenfamilie, war das Wir haben uns ein Renommee erarbeitet, sowohl bei den jüngste von acht Kindern. Da habe ich helfen und teilen Behörden als auch bei den Familien. gelernt. Dieses soziale Element wurde mir sozusagen in Sicher spielt auch eine Rolle, dass wir Menschen mit kom- die Wiege gelegt und hat meine Lebenseinstellung ge- plexen Behinderungen betreuen, die ganz besondere An- prägt. Die Kraft für mein ehrenamtliches Engagement gebote und Unterstützung benötigen. Das Vertrauen in und auch für meinen Beruf im sozialen Bereich schöpfe unsere Institution ist durch die enge Kooperation mit den ich aus dem Glauben. Ich spüre, wenn ich jemandem hel- Behörden stetig gewachsen. Wir waren in den 80er Jahren fe, dass dies positiv zurückkommt. Johann Wolfgang von sogar Modellprojekt und wurden mit 50 Prozent für unse- Goethe hat diese Erfahrung so ausgedrückt: ‚Wer anderen ren familienentlastenden Dienste vom Land gefördert. Es hilft, hilft sich selbst.‘ gab und gibt bis heute einen großen Bedarf für unsere Angebote. Der beste Vergleich ist für mich das Wachstum Gab es Menschen, die Sie bei Ihrer Arbeit besonders eines Baumes, der stetig wächst, der seine Wurzeln tief motiviert haben, die Vorbilder waren oder die Sie un- im Boden verankert und üppig gedeiht.Unsere Dienstleis- terstützt haben? tungspallette erweitert sich ja bis heute. ... Ja, die gab es. Herrmann Wiesler, Leiter des Sozialamtes des Ortenaukreises, war für mich ein Vorbild an Mensch- weiter auf der nächsten Seite >>>

26 Gehe zu Seite Stetiges Wachstum Verantwortung Stabilität Veränderungen tiefe Wurzeln

... Der Verein ist ständig gewachsen. Konnten all die Was wünschen Sie dem Verein für die Zukunft? Aufgaben überhaupt im Ehrenamt bewältigt werden? Für die Zukunft ist es von immenser Bedeutung, dass sich Bis 1999 war das tatsächlich so. Ich nehme bis heute alle der Hilfebedarf nicht an finanziellen Mitteln festmacht, meine Aufgaben ehrenamtlich war. Mit Joachim Haas sondern sich am Menschen selbst orientiert. Wir werden wurde 1999 der erste hauptamtlicher Geschäftsführer auch in Zukunft Menschen mit unterschiedlichsten Behin- angestellt, der die immer umfangreicheren und organi- derungen betreuen. Bei allen Angeboten stehen deshalb satorischen, personellen und finanziellen Aufgaben über- immer die behinderten Menschen mit deren Familien im nahm. Das war wichtig und richtig. Auch diese Verände- Mittelpunkt. Sie und ihre Bedürfnisse waren und sind rung war durchaus positiv für den Verein. Im Jahr 2004 richtungsweisend. Das offene, herzliche und aufrichtige wurde Wolfgang Dürr zunächst als pädagogische Leiter Miteinander von Bewohnern, Betreuten, Mitarbeitern und des Hauses Damasina in Schutterwald bestellt. Seit 2013 Eltern – das Bewusstsein gemeinsam auf dem Weg zu sein leiten beide gemeinsam als Geschäftsführer die Geschi- und voranzuschreiten, die Bereitschaft Neues zu wagen - cke des Vereins. Am 1. Januar 2020 haben sie zusätzlich das ist die große Stärke des Vereins seit 50 Jahren und ich die Vorstandschaft übernommen und den ehrenamtlichen wünsche von ganzem Herzen, dass dies noch viele, viele Vorstand abgelöst. Nach wie vor ist jedoch über das Gre- Jahre der Antrieb im Verein sein möge. mium eines Aufsichtsrates die Zusammenarbeit mit dem Elternverein gewährleistet und von immenser Bedeutung und Wichtigkeit.

Wie kam es dazu, dass der Verein nach dem Service- haus in Achern-Gamshurst den Bau eines Wohnheims favorisierte? Der Wunsch und der Antrieb dazu kamen eindeutig über Frau Wiemann. Sie ist mit dem Projekt „Nachschulische Versorgung“ an den Verein herangetreten und hat sich in einer Elterninitiative jahrelang dafür sehr engagiert. Schnell war sie im Vorstand aktiv und hat mit großem per- sönlichem Engagement dieses Projekt vorangebracht. Ein bedeutender Faktor auf dem Weg zur Realisierung war die Übernahme der Förder- und Betreuungruppe im Brünn- lesweg. Dadurch erhielten wir den Status einer teilstatio- nären Einrichtung. Ermöglicht wurde dieser bedeutsame Schritt durch eine Verzichtserklärung der Lebenshilfe Of- fenburg als dem nach der III. Werkstättenverordnung des Landes Baden-Württemberg zuständigen Träger. So wur- den letztendlich die Weichen fürs Haus Damasina gestellt. Mit Unterstützung Rudolf Heubergers, damals stellvertre- tender Vorstand im Verein, wurde Schutterwald Standort. Die zweite stationäre Einrichtung in Renchen war dann die Folge von Damasina. Die Nachfrage nach Wohnen und Versorgung war und ist bis heute größer als das Angebot.

27 Gehe zu Seite Servicehaus Gamshurst Das erste Bauprojekt Wohnungen für Zivildienstleistende

Konrad Ritter zum Bau des Servicehauses:

Das Servicehaus in Achern war das erste Bauprojekt des Vereins. Um bauen zu können, braucht man ja auch ein Grundstück? (Herr Ritter lacht) Das war eine Odyssee! Bereits 1989 ha- ben wir nach einem Grundstück gesucht. Zunächst woll- ten wir nach Renchen, aber die Kosten waren sehr hoch. Über Gespräche mit verschiedenen Bürgermeistern konn- ten wir schließlich ein Grundstück in Achern-Gamshurst erwerben. Das war ein sehr bedeutender Meilenstein im Verein. Im Sommer 1990 war Spatenstich. Es erfüllte alle Beteiligten mit Stolz, dass unser kleiner Verein, der aus- schließlich ehrenamtlich geführt wurde, es schaffte, ein solches Projekt zu schultern. Mit dem Betreiben des Ser- vicehauses haben wir zum ersten Mal auch Pflegesätze er- halten, um Kosten zu decken. Das war ein Durchbruch, der zur finanziellen Stabilisierung des Vereins beitrug.

Ein Haus kaufen, umbauen, Personal beschäftigen - all das kostet ja auch. Wie wurden diese Kosten finanziert? Das Haus und alle damaligen Angebote des Vereins wur- de aus Eigenmitteln, Spenden und einem Eigenanteil der Eltern finanziert. Erst zum 01. Januar 1992 mit der Inbetriebnahme das Servicehauses in Achern-Gamshurst konnten die Kosten teilweise über den Pflegesatz abge- rechnet werden. Servicehaus Gamshurst Einzug der ersten Bewohner

Baugenehmigung 1992 1989 28 Gehe zu Seite Ein Zuhause finden Gamshurst - Arbeiten, Wohnen, Leben Udo Eigenständigkeit erhalten

Heute bin ich mit Udo verabredet. Er ist einer derjeni- Udo mag auch Musik. Am liebsten Hard Rock oder Heavy gen, die bereits fast von Anfang an im Betreuten Wohnen Metal, schön laut. Deshalb freut er sich, wenn beim Mo- leben. Ich werde schon erwartet. Den spätsommerlichen torradclub Gamshurst, am Baggersee gegenüber vom Nachmittag nutzen wir, um im Garten miteinander zu Haus, das jährliche Motorradtreffen stattfindet. Da ist im- sprechen. „1994 bin ich hier eingezogen, mit 17 Jahren“ mer Live-Musik und es wird gefeiert bis tief in die Nacht. sagt Udo. „Bis dahin habe ich bei meinen Eltern gewohnt.“ Hier im Haus haben die Bewohner sozusagen ihre Ersatz- familie gefunden. Sie feiern miteinander Geburtstage, Udo fährt jeden Morgen nach Achern in die Werkstatt Weihnachten und verbringen auch sonst gerne in ihrer der Lebenshilfe. Dort arbeitet er in einer Abteilung, die Freizeit Zeit miteinander. Wer seine Ruhe haben will Gartentische zusammenbaut. Also von Montag bis Freitag macht die Tür zu seiner Wohnung zu. früh aufstehen, anziehen, frühstücken – soweit es geht alleine und da, wo Unterstützung benötigt wird, ist immer So haben sich ganz unterschiedliche Menschen mit ganz eine Pflegekraft im Haus. Sie versorgen die momentan 8 unterschiedlichen Behinderungen im Servicehaus Achern- Bewohnerinnen und Bewohner im Betreuten Wohnen. Gamshurst zu einer kleinen Gemeinschaft zusammenge- Dann heißt es: Rollstuhl in den Bus fahren und los geht funden und trotzdem hat jeder sein eigenes kleines Reich. es. Udo ist eh gerne unterwegs. „Am liebsten in Achern, Und wenn in der Ferienzeit oder am Wochenende noch da kenne ich Leute. Ich treffe sie in der Stadt. Oder ich die Kurzzeitbetreuung stattfindet, dann ist im Haus richtig fahre mit meinem E-Rolli durch die Stadt. Wenn ich kann, was los … besuche ich auch meine Mama in Oberschopfheim.“ Da muss ihn natürlich auch jemand hinfahren.

Nachmittags, wenn Udo nach Hause kommt, treffen sich die Bewohner. Bei schönem Wetter im Garten, wenn es regnet im Haus. Manchmal in der Wohnung von Udo. Dann kann man das Neueste vom Tage erzählen oder auch mal über Fußball quatschen.

Ingo zum Beispiel, der so gerne erzählt. Ein echtes Sprach- talent ist er. Kann Deutsch, Dänisch, Englisch und noch andere Sprachen. Er hört gerne Musik – Schlager oder Klassik. Bernd, der erst seit 2 Jahren im Haus wohnt, weil sein Va- ter in ein Pflegeheim gezogen ist. Bernds Lieblingsthema ist Wetter und Fußball.

Ingo, Bernd und Udo (von links nach rechts)

29 Gehe zu Seite

Udo wohnt schon seit 26 Jahren im betreuten Wohnen. Montag bis Freitag geht zur Arbeit, aber am Wochenende wird gerockt.

30 Gehe zu Seite

Stefan und Frank (rechts) vor den heiligen Hallen vom FC St. Pauli. Alleine geht´s nimmer. Zu zweit geht immer.

31 Gehe zu Seite „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ Frank Lewer duad üs Slav Achern - Betreutes Wohnen

Wenn dieser Buchtitel treffend ein Leben beschreibt, dann Der Kopf will beschäftigt sein. Die Idee: Warum nicht den das von Frank! Eine MS-Erkrankung würfelt sein ganzes Fußballclub als Arbeitgeber anschreiben. Einen Versuch Leben durcheinander. Mehrere schwere Schübe machen ist es wert, also geht die Initiativbewerbung per Mail an es ihm unmöglich, seinen Beruf weiter auszuüben, die den Club. Und? Es hat funktioniert! Familie zerbricht, der Umzug in eine Wohnung mit Be- Das Schicksal kann ein mieser Verräter sein, aber es hat treuung steht an. So war das in 2013. auch schöne Überraschungsmomente im Gepäck: Rauf - Schließlich war es der Verein, der schnell einen freien runter. Da passt auch irgendwie das: „Lewer duad üs Slav“ Platz im betreuten Wohnen in Achern anbieten konnte. eintätowiert auf seinem Arm, Motivation ein Leben lang. Neues Umfeld, neue Menschen – die eigene Lebenssitu- ation neu einordnen, überdenken. Das kostet Kraft, er- Auszug aus der Bewerbung: fordert Mut. Mehr Wohnqualität, Barrierefreiheit und pflegerische Betreuung - nur ein kleiner Trost. Das Leben Moin, geht weiter! Arsch hoch, Zähne zusammen! Eine Leiden- mein Name ist Dr. Frank Barnick, derzeit bin ich Erwerbsunfähigkeits- schaft begleitet ihn seit seiner Jugend: Fußball. Aber nur rentner und lebe im betreuten Wohnen in Achern-Gamshurst. Ich wen- der FC St. Pauli – Aufstieg, Abstieg – wie im echten Leben. de mich aus zwei Gründen an euch: Als echter Hamburger Jung ist er gewohnt, dass ihm ´ne 1. Ich bin schon seit Mitte der Achtziger ein Fan des FC St. Pauli - da- steife Brise ins Gesicht weht. Deshalb zieht es ihn immer mals hab ich noch in Hamburg gelebt. Neben dem sportlichen Aspekt wieder in den Norden. Ein Betreuer im Wohnheim reist ist natürlich das politisch/soziale Engagement des Vereins unglaublich mit ihm nach Hamburg – einmal, zweimal. Auch der Sohn, interessant. der Vater fahren mal mit. Gut, dass es die Familie gibt. 2. Ich bin auf der Suche nach einer Anstellung [...] da die neuen Me- Doch immer so in den Tag reinleben – nicht sein Ding. dien prinzipiell eine Anstellung unabhängig vom Beschäftigungsort erlauben, traue ich mich überhaupt mit meinem Ansinnen an euch heranzutreten. Mit anderen Worten: ich hab unheimlich Lust in so einem Gebilde, wie es der FC St. Pauli darstellt, mitzuarbeiten. Daran schließt sich jetzt die Frage an, ob es für euch überhaupt Sinn macht darüber nachzudenken jemanden [...] einzustellen, der A. 700 km entfernt wohnt, aber gelegentlich mal in Hamburg ist und der B. auch noch im Rollstuhl sitzt (was meines Erachtens das kleinste Pro- blem wäre, da ich prinzipiell mobil bin). [...] Die Intention meinerseits eine Beschäftigung zu suchen liegt darin, dass ich zum einen gerne etwas tun und zum anderen gerne wieder im Bereich Analyse/Daten arbeiten möchte. Unter der Voraussetzung, dass überhaupt Bedarf besteht und ihr die Möglichkeit seht so ein Experiment durchzuführen - als solches sehe ich mein Ansinnen an, weil ich mir über die Erfolgsaussichten durchaus Der gesamte Rollstuhl als Strandmobil. Sturm und Regen - schietegal! So is dat nu man inne Heimat. im Klaren bin -, biete ich euch mein Know How an [...]

32 Gehe zu Seite 1990 > 2020 Integration beginnt in den Köpfen Gedanken zu einer Rede von Stefan Karolus

Das schwierige Verhältnis von Sonderpädagogik und So- der Folge dann durchsetzten, dass entsprechende Insti- zialpädagogik tutionen geschaffen wurden. Diese Institutionen, seien es (Ausschnitte aus einer Rede zum 20. Vereinsjubiläum) Sonderkindergärten, Schulen, Helme, Werkstätten oder sonstige Einrichtungen, haben sich naturgemäß zunächst Bedeutsame Entwicklungsschritte des Vereins wurden spezialisiert und das tun sie immer weiter. … Nur ist mit Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre angestoßen: diesen Institutionen die Integration noch nicht erreicht, das Servicehaus in Achern, die Förder- und Betreuungs- weil der Prozess zwar in Gang gekommen ist, aber weiter- gruppe im Brünnlesweg in Offenburg und das erste bewegt werden muss. […] Wohnheim, das Haus Damasina in Schutterwald. Diese In der Theorie, aber auch in der Praxis stehen sich zwei Projekte wurden maßgeblich durch betroffene Eltern oder Standpunkte fast unversöhnlich gegenüber. Einmal der unter ihrer Beteiligung initiiert. Für die Realisierung die- sonderpädagogische Standpunkt, der die Behinderung des ser Ideen brauchte es in der Kreisverwaltung aber auch Menschen in besonderer Weise herausstellt und bearbeitet die richtigen Partner, die die Umsetzung ermöglichten und der sagt, wir brauchen … die Sondereinrichtungen. und die Finanzierung sicherten. Eine besonders wichtige Dieses Bild geht vor allem in Fällen schwerer Behinderung Persönlichkeit für den Verein war der damalige Sozial- von den Dogmen der Angeborenheit, der Unüberwindbar- dezernent Stefan Karolus. keit und Therapieresistenz aus. … Der andere Standpunkt Karolus, der sich der sozialen Aufgabe mit Herz und Ver- – der sozialpädagogische Standpunkt – setzt auf integra- stand verschrieben hatte, sorgte nicht nur für die finan- tive Pädagogik, Didaktik und Dialog. Er setzt im Wesent- zielle Ausstattung der Vereinsprojekte, sondern setzte lichen auf das Lernen und Denken als Prozess. … Angebote auch wichtige inhaltliche Impulse. Zum 20jährigen Jubi- sind so zu organisieren, dass sinn- und bedeutungsstiften- läum des Vereins hielt er eine Rede, die in ihren zentralen de Prozesse in Gang kommen. […] Aussagen nach wie vor gültig ist und deren formulierten Fragen an die jetzt gut ausgebaute Infrastruktur [müssen] Zielen der Verein nach wie vor verpflichtet ist. Wir zitieren erlaubt sein: […] nachfolgend einige Ausschnitte der Rede von 1990, die - Stimmt es, dass es sehr selten gelingt, die geschaffenen sich mit dem Thema der Integration beschäftigte: Strukturen aufzugliedern in leichtere Maßnahmen, z. B. Wohngemeinschaften, und die großen Institutionen auf- „… Integration ist aber auch ein Bewusstseinsprozess, der zulockern? uns dahin bringen soll, dass Integration das Normale, das - Trifft es zu, dass es außerordentlich selten gelingt, Men- Selbstverständliche ist. Wichtig ist, dass Integration kein schen, die einmal in einer beschützenden Werkstatt sind, statisches, unbeeinflussbares Handlungsresultat ist, son- in Zeiten der Vollbeschäftigung wieder an einen normalen dern eine Idee, die in sukzessiven Schritten zu einer Ver- Arbeitsplatz zu bringen? änderung der objektiven Situation führt. Integration ist Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Wir haben im Orte- nicht ein einmal erreichbarer Zustand, sondern ein gesell- naukreis eine gut aufgebaute Behindertenstruktur, wir ha- schaftlich sozialer Prozess, der ständig neu vollzogen wer- ben einen Behindertenplan, wir haben gemeinsam zahlrei- den muss. Integration muss zuerst in unseren Köpfen che Einrichtungen geschaffen und sind dabei, weitere auf geleistet werden. […] den Weg zu bringen. Warum sollte es uns nicht gelingen, Den Durchbruch brachten dann die Elternvereine, Lebens- im gemeinsamen Dialog auch die Integration ein Stück hilfen und Spastikervereine, die sich zusammenschlossen, voranzubringen. Dazu leistet der Spastiker-Verein einen um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen und die in ganz hervorragenden Beitrag, indem er zum ersten Mal

33 Gehe zu Seite versucht, für behinderte Menschen Wohnungen bereitzu- Gleichzeitig werden kleinteilige Wohnangebote – wie sie stellen; für Menschen, die heute noch in einer Einrichtung Stefan Karolus mit Blick auf das Servicehaus in Achern leben, dann aber in der freien Sozietät leben können. … gelobt hatte – weniger oder gar nicht gefördert und wur- Dass ein Umdenkungsprozess stattfinden muss, wissen wir. den im Behindertenplan von 2008 als wenig zielführend … Ein Prozess, an dessen Ende nicht mehr ein Aquarium beschrieben. als Bild steht, sondern eine Welt, in der alle gemeinsam Mit der Schaffung von zwei Wohnheimen hat der Verein miteinander leben, Behinderte und Nichtbehinderte und auch dem Wunsch der Politik und Verwaltung im Orte- jeder den anderen so sieht wie er ist, nämlich zuerst als naukreis entsprochen, kostengünstigen Wohnraum für Mensch und dann als Behinderten. Wenn diese Betrach- Menschen mit schweren Behinderungen und hohen Hilfe- tungsweise Platz greift, wird die Behinderung zur Neben- bedarfen zu schaffen. Nun wird es Zeit, sich wieder auf die sächlichkeit, was sie auch sein sollte, und nicht die Haupt- eigentlichen Ziele der Integration und Inklusion zu be- sache, um die sich alles dreht.“ sinnen und gerade auch für Menschen mit schweren Be- hinderungen kleinteilige Wohnangebote zu schaffen, die Integration und Inklusion – zwei Schlagworte, die in der besser auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen Behindertenhilfe fest verankert sind. Aber dennoch stellt abgestimmt sind. Die UN-Behindertenrechtskonvention sich nach Jahrzehnten der Hilfe die Frage, wie weit der von 2008, die sich in der Reform der Eingliederungshil- Prozess der Integration schon gediehen ist. Unser Blick fe und im Bundesteilhabegesetz niedergeschlagen hat, fällt naturgemäß auf die Lebensumstände von Menschen bietet hierfür die rechtliche und ideelle Grundlage und mit teilweise schweren Körperbehinderungen und Mehr- nimmt den Verein bei der Planung seiner Zukunftsprojek- fachbehinderungen. Hier führen manche Prozesse der te in die Pflicht. Das Ziel der Integration und der Inklusion Inklusion sogar zu Momenten der Exklusion, z.B. wenn muss für alle Menschen gelten und darf nicht vor Men- immer mehr Menschen mit leichten Behinderungen aus schen mit hohen Hilfebedarfen Halt machen. Der Prozess Wohnheimen ausziehen und die Wohnheime dann „ex- der Integration und Inklusion muss im Kopf beginnen – klusiv“ Menschen mit schweren Behinderungen vorbehal- aber nicht dort bleiben. ten bleiben.

34 Gehe zu Seite Der Verein und die Politik Wechselwirkungen

Das ist wie eine Symbiose zwischen Ameise und Blatt- laus: Die Ameise schützt die Blattläuse vor Fressfeinden, im Gegenzug darf die Ameise den süßen, so genannten Honigtau der Pflanzenparasiten melken. So ist das auch zwischen Verein und Politik: Wir setzen die Entscheidungen, die die Politik trifft, in unserer täglichen Arbeit um. Sie bilden den Rahmen all unseres Wirkens. Im Gegenzug übernehmen wir gesellschaftliche Aufgaben, regen gesellschaftliche und politische Themen, die Men- schen mit Behinderung betreffen, an; rücken sie ins Blick- feld und fordern Entscheidungen und Veränderungen. Wer ist Ameise, wer ist Blattlaus?

Schon zu Beginn der Vereinsgeschichte, vor 50 Jahren, waren es Eltern, die für die Versorgung ihrer behinderten Kinder Hilfen und Unterstützung einforderten. Sie trau- ten sich aus ihren schützenden vier Wänden heraus und lenkten den gesellschaftlichen Blick auf ihre Anliegen. Immer wieder haben wir Aktionen und Kampagnen ge- startet, um die Interessen und Rechte der behinderten Menschen, die wir betreuen, einzufordern. Wir mussten uns für unsere eigenen Projekte stark machen und diese durchsetzten. Aber auch die Rechte und Interessen unsere Mitarbeiter umsetzten und deren Anliegen vertreten. Ge- rade in diesem Jahr haben wir uns mit einer Mailingkam- pagne zur Corona-Prämie an alle Bundestags- und Land- tagsabgeordneten gewandt.

Pflegesätze Zivildienstleistende UN-Behindertenrechtskonvetion Kommunalpolitik Bundesfreiwilligendienst Integration SGB XI Pflege Anschreiben Rechte von Menschen mit Behinderung Recht auf Selbstbestimmung Bundesteilhabegesetz Landratsamt Kostenträger Behindertenrecht Bundestagsabgeordnete Sozialgesetzbuch Protest Kommunalpolitik Entscheidungen Abhängigkeiten Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Demonstration Arbeitsrecht SGB IX Eingliederungshilfe

35 Gehe zu Seite

Grußwort Dr. Wolfgang Schäuble MdB Präsident des Deutschen Bundestags

„Leben mit Behinderung“ – der heutige Vereinsname des einstigen Spastikervereins Offenburg - drückt vieles aus, und er ist eine ermutigende Botschaft. Wer den Verein von seinen Anfängen her kennt, ist tief beeindruckt von der Entwicklung des einstigen Spastikervereins zum großen Netzwerk der Hilfe und Selbsthilfe der Menschen mit Behinderung und natür- lich auch aller Angehörigen, Partner und Freunde, die einen Menschen mit Behinderung begleiten.

Mit einer Behinderung leben ist für viele Menschen in unserem Land Alltag, für viele Mitbürger aber auch unbekannt und fremd. Man kann mit einer Behinderung ein glückliches und erfülltes Leben führen. Das habe ich am eigenen Leib erfahren.

Entscheidend für das Leben mit Behinderung ist auch die Unterstützung der Familie, der Freunde und der sozialen Ein- richtungen. Eine gute medizinische Betreuung, Physiotherapie, barrierefreie Zugänge und vor allen Dingen Menschen, die im täglichen Leben Unterstützung leisten, spielen eine wichtige Rolle.

Genau dies leistet der Verein „Leben mit Behinderung“. Es begann mit kleinen Hilfestellungen im Alltag wie mobiler Phy- siotherapie, setzte sich fort mit Wohngruppen und Teilzeit-Betreuung.

Jeder Mensch ist anders, und jede Behinderung ist verschieden. Schon die Unterteilung in Menschen mit und Menschen ohne Behinderung scheint mir manchmal fraglich. In einem Gespräch mit Behinderten habe ich einmal gesagt: „Alle Menschen sind behindert. Aber wir wissen es wenigstens“. Jeder, der in seinem Leben schon einmal Hilfe benötigt und an- genommen hat, weiß um die Bedeutung von Unterstützung, wenn man selber gerade einmal nicht kann.

Deshalb danke ich dem Verein „Leben mit Behinderung“ für sein segensreiches Wirken und gratuliere allen Mitwirkenden und Mitgliedern zum 50jährigen Bestehen. Allen Menschen sage ich gerne: „Man kann mit einer Behinderung ein glück- liches und erfülltes Leben führen.“

Ich wünsche dem Netzwerk der Menschen mit Behinderung in der Ortenau für die Zukunft alles Gute zum Wohle der Menschen mit und ohne Behinderung.

Dr. Wolfgang Schäuble Präsident des Deutschen Bundestages

36 Gehe zu Seite FuB in Offenburg ein neues Kapitel Teilstationäre Einrichtung Förderung und Betreuung

Ein bedeutender Faktor für die Vereinsentwicklung war nach der III. Werkstättenverordnung des Landes Baden- die Übernahme der Förder- und Betreuungruppe im Württemberg zuständigen Träger. So wurden letztendlich Brünnlesweg. Dadurch erhielt der Verein die formale An- die Weichen für den Einstieg in den vollstationären Be- erkennung als Träger einer teilstationären Einrichtung. reich und den Bau des ersten Wohnheims, des Hauses Ermöglicht wurde dieser bedeutsame Schritt durch eine Damasina, gestellt. Verzichtserklärung der Lebenshilfe Offenburg als dem

Übernahme der Tages-Fördergruppe im Brünnlesweg

1996

37 Gehe zu Seite Ferienfreizeit / Kurzzeit

Die Kurzzeitbetreuung in den Ferien oder am Wochenende bietet Kin- dern, Jugendlichen und Erwachsenen ein vorübergehendes Zuhause, in dem sie sich wohl und geborgen fühlen können. Die gemütliche, familiäre Atmosphäre ist den Gewohnheiten der Menschen mit Behin- derung angepasst, um den Aufenthalt so vertraut und angenehm wie möglich zu gestalteten. Ein interdisziplinäres Team, dem grundsätzlich auch Fachkräfte wie Er- zieherinnen und Krankenschwestern angehören, gewährleistet eine individuelle und an den Bedürfnissen der Bewohner ausgerichtete Be- treuung. Sie knüpft an der Betreuung der Angehörigen an und berück- sichtigt auch Gewohnheiten und Rituale, die den behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vertraut sind. Die Aktivitäten im Tagesablauf orientieren sich an den individuellen Möglichkeiten, Bedürfnissen, Grenzen, Wünschen und Fähigkeiten je- des Einzelnen. Dieses Betreuungsangebot soll aber auch den Eltern Entlastung bieten und ihnen ermöglichen, sich aus der Betreuung für einen Zeitraum von einigen Tagen bis zu einigen Wochen herauszunehmen.

38 Gehe zu Seite Offenburg, Renchen, Schutterwald Förderung und Betreuung „Das zweite Lebensmillieu“

Menschen mit Behinderungen haben in der Regel das Zum einen strukturieren sie unseren Alltag, auch in der Recht, in besonderen Werkstätten beschäftigt zu werden. Unterscheidung von Arbeitswoche und Wochenende, In diesen Werkstätten werden sie ihren Fähigkeiten ent- Arbeit und Urlaub. Zum anderen ermöglichen sie neue sprechend in verschiedenen Arbeitsbereichen eingesetzt Impulse durch neue Herausforderungen, soziale Kontakte und erhalten einen Lohn. Dieses Recht haben jedoch nach und Anforderungen. § 219 (2) SGB IX nur Menschen, die ein „Mindestmaß an wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung erbringen“ Eine zweite Säule bildet die Förderung. Sie betrifft sen- können. Auch ausgeschlossen von dieser Berechtigung sorische, kognitive und soziale Bereiche: basale Stimu- sind Menschen mit schweren Verhaltensauffälligkeiten so- lation, musiktherapeutische Angebote, kognitives Trai- wie Menschen, die in besonderer Weise Pflege benötigen. ning, Werkangebote, kreative Angebote, Training der Für diese Menschen sollen Betreuungsangebote in der Kommunikation z.B. durch Elemente der „Unterstützten Werkstatt angegliederten Gruppen geschaffen werden. Kommunikation“ sind nur einige Aspekte eines sehr dif- ferenzierten Förderkatalogs. Die Förderung hat neben der Der Verein Leben mit Behinderung Ortenau versorgt Entwicklung individueller Fähigkeiten auch zum Ziel, dass überwiegend Menschen mit sehr hohem Unterstützungs- die Teilnehmer der Gruppe in ihrer eigenen Leistungsfä- bedarf, die keinen Platz in einer Werkstatt erhalten ha- higkeit unterstützt werden und den Wert des Geleisteten ben und daher in den sogenannten Förder- und Betreu- erfahren. Diese Erfahrungen können in der Folge weitere ungsgruppen (FBGs) betreut werden. Der Verein hat hier Entwicklungsschritte anstoßen. insgesamt 54 Plätze an drei verschiedenen Standorten geschaffen. Zwei FBGs sind den Wohnheimen in Schutter- Die dritte Säule bilden die sozialen Kontakte und die Ver- wald und Renchen angegliedert und versorgen überwie- besserung der sozialen und der Handlungskompetenz gend die Bewohner der jeweiligen Häuser. Die dritte FBG der Teilnehmer. Zu nennen wären hier beispielsweise befindet sich bei der Geschäftsstelle in der Zeppelinstraße die Durchführung von Gruppenaktivitäten, die Arbeit in und bietet Angebote für Menschen, die noch bei Eltern, Kleingruppen und Projektarbeit. Vierte, aber nicht minder Angehörigen oder in anderen Einrichtungen wohnen. wichtige Säule ist Pflege und Therapie. Hier geht es um die Aktivierung der eigenen körperlichen Ressourcen, die Die inhaltliche Grundlage der Fördergruppen des Vereins Anwendung von kinästhetischen Prinzipien in der Pflege bilden vier konzeptionellen Säulen: zuerst bildet jede För- und die Versorgung durch physiotherapeutische, logopä- dergruppe ein zweites, vom „Privaten“, oft dem „Wohnen“ dische und ergotherapeutische Leistungen. abgegrenztes Lebensmilieu. Dieser Gedanke folgt klar dem Normalisierungsprinzip: für die Entwicklung eines Die Arbeit der Fördergruppen soll den Teilnehmern die Menschen in unseren modernen Gesellschaften werden Sinnhaftigkeit ihres Tuns vermitteln und ihr Wohlbefin- unterschiedliche Lebensmilieus als sehr förderlich ange- den steigern. sehen.

Übernahme Förder- und Betreungsgruppe Förder- und Betreungsgruppe im Haus Damasina im Brünnlesweg Offenburg

1996 2001 39 Gehe zu Seite

Hierfür müssen für alle Teilnehmer individuelle Förder- nicht das Erwerbsleben der „arbeitenden Bevölkerung“ konzepte und Ansätze gesucht werden, da der betreu- kopiert werden. Nach unserer Auffassung ist es wenig te Personenkreis der Fördergruppen sehr heterogen ist. zielführend, über Themen wie Gehälter oder Rentenleis- Menschen mit schweren körperlichen und kognitiven Be- tungen zu sprechen. Wichtiger erscheint uns der Ansatz, hinderungen, Menschen mit Symptomen des Autismus- dass die Teilnehmer ihren Tag mit als sinnvoll erlebten spektrums oder Menschen mit körperlichen und psychi- Tätigkeiten gefüllt haben. Die hieraus entstandene Zu- schen Beeinträchtigungen: nur selten passt ein Konzept friedenheit mit der eigenen Leistung wird als Grundlage auch bei einem zweiten Betroffenen in vollem Umfang. einer erfüllten Lebensgestaltung betrachtet - und damit als zentraler Baustein einer ganzheitlich angelegten För- Und schließlich soll mit allen Angeboten, auch mit denen, derung. bei denen Produktion und Arbeit im Vordergrund stehen,

Erweiterungsbau im Haus Damasina 2. Förder- und Betreuungsgruppe Umzug der FuB Offenburg vom Brünnlesweg Förder- und Betreuungsgruppen in die Zeppelinstraße im Wohnheim Renchen

2011 2014 2018 40 Gehe zu Seite

Klang spüren - die Schwingungen der Klangschalen übertragen sich auf den Körper. Sie können zu tiefer Entspannung führen, die eigene Körperwahrnehmung stärken und den eigenen Hörsinn sensibilisieren.

41 Gehe zu Seite Alternative Therapieformen Klangschalen Klanginstrumente Förderung der Wahrnehmung

Menschen mit schweren körperlichen Einschränkungen Gleichzeitig sind die Klänge der Klangschale in ihrer besitzen oft auch eine eingeschränkte Körperwahrneh- obertonreichen Klangfülle zu hören und alle Sinne fol- mung, insbesondere dann, wenn die Körperbehinderung gen ihnen bei jedem Anschlagen vom Laut- zum immer schon seit Geburt besteht. Körperliche Behinderungen re- Leiserwerden. Dieses Klang- und Schwingungsverhalten duzieren die Möglichkeiten, den eigenen Körper im Raum der Klangschale kann in einen tief entspannten Zustand wahrzunehmen. Verstärkt werden diese Einschränkungen, hineinführen. Da die meisten Menschen einen unmittel- wenn zusätzlich sensorische Defizite bestehen, z.B. eine baren Zugang zu Klang haben, kann sich sehr leicht ein verminderte Druckempfindlichkeit oder Reizweiterlei- Zustand der Tiefenentspannung einstellen. Wohlgefühl tung. Mit gezielten Angeboten zur Körperwahrnehmung kann erfahren werden und vielfältige harmonisierende sollen solche Defizite (zumindest teilweise) ausgeglichen Prozesse können in Gang kommen. Weiterhin werden die werden. Damit soll das Wohlbefinden gesteigert, die Sin- Klangschalen zur Wahrnehmungsförderung eingesetzt. ne angeregt und die (seelische) Stabilität der Persönlich- Körperwahrnehmung und Tiefensensibilität werden durch keit unterstützt werden. Zum Einsatz können hier viele die Vibrationen der Klangschale angeregt und die Klänge Techniken kommen, eine davon ist die Arbeit mit Klang- der Schalen sensibilisieren den Hörsinn. schalen und anderen Klanginstrumenten. Von November 2006 bis Februar 2007 fand im Haus Bei der Klangmassage mit tibetischen Klangschalen wer- Damasina an vier Wochenenden ein Ausbildungskurs in den die Klangschalen auf den bekleideten Körper aufge- Klangmassage statt, an dem eine Mitarbeiterin des Hau- stellt und mit einem Schlägel angeschlagen. Die Schwin- ses teilnehmen konnte. Der Schwerpunkt lag auf dem Er- gungen der Klangschale übertragen sich auf den Körper. lernen der Klangmassage mit tibetischen Klangschalen, Sie werden als feine Vibrationen wahrgenommen, die sich die seither im Haus angeboten wird. Dank verschiede- im Gewebe wellenförmig ausbreiten und dieses dadurch ner privater Spender und einer Spende der Firma ATEC sanft massieren und lockern können. Vergleichen kann in Schutterwald konnten mehrere sehr schöne Schalen man dies mit dem Bild der kreisförmig sich ausbreitenden unterschiedlicher Größe sowie Zimbeln erworben werden. Wellen, die entstehen, wenn man einen Stein ins Wasser Später konnte das klangtherapeutische Angebot noch wirft. Bei jedem neuen Anschlagen der Klangschale sind durch weitere Instrumente wie Klangliege, Gong, Koshi diese Wellen als fühlbare Schwingungen wieder kräftiger und Körpermonochord ergänzt werden. zu spüren und verebben mit dem Ausklingen der Schale.

42 Gehe zu Seite Hippotherapie Therapeutisches Begleiten und Reiten mit dem Pferd

Für Menschen mit Behinderung ist es eine wunderbare Erfahrung, vom Pferd getragen zu werden, es zu berühren, ein Tier und seinen Lebens- raum mit allen Sinnen zu erleben. Die Wärme des Pferderückens entspannt die Muskeln, die rhythmische Bewegung stimuliert Muskulatur, Geist und Seele und führt zu vielen positiven Effekten. Die konkrete körperliche Arbeit, also Körperübun- gen, die auf dem Pferd stattfinden, beeinflussen positiv das Gleichge- wicht, die Körperspannung und die Aufrichtung. Ein heilender Effekt wird vor allem dadurch ermöglicht, dass sich der menschliche Körper auf die Impulse, die durch das sich bewegende Pferd verursacht wer- den, neu einpendeln kann. Zugleich kann das Pferd als Motivations- hilfe dienen. Mit den ersten Zivildienstleistenden und einem speziell ausgebildeten Krankengymnasten startete diese besondere Therapieform 1985. Nach mehrjähriger Pause begleitet heute Inge Schwenke (auf dem Foto rechts) viele unserer Bewohner einmal in der Woche therapeutisch mit dem Pferd.

43 Gehe zu Seite Ambulante Betreuung und Pflege

Betreuung und Pflege in der eigenen Wohnung zu ermöglichen – die- sem Gedanken war der Verein von Beginn an verpflichtet. Seit über zwanzig Jahren versorgt er daher Menschen in der Ortenau, die aufgrund ihres Alters, einer Krankheit oder aber aufgrund einer Be- hinderung auf unterstützende Pflege angewiesen sind, in ihrem eige- nen Zuhause. So bleibt diesen Menschen ein Höchstmaß an Selbstbestimmung er- halten und ihre Lebensqualität wird deutlich gesteigert. Das Leistungsspektrum umfasst die Grund- und Behandlungspflege, die hauswirtschaftliche Versorgung und die Unterstützung bei alltäg- lichen Tätigkeiten, wobei die Leistungen jeweils auf den individuellen Bedarf und die Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnitten werden. Darüber hinaus sind im Rahmen der mobilen Betreuung Hilfen bei der Essenszubereitung, der Haushaltsführung, beim Einkaufen und bei Be- hördengängen sowie die Begleitung bei der Freizeitgestaltung durch die Zusammenarbeit mit dem Fahrdienst des Vereins ist möglich.

44 Gehe zu Seite

Hannes (3 Jahre) besucht einen Regelkindergarten. Eine Betreungskraft unserer Integrationshilfe INCLUSIO begleitet ihn und unterstützt ihn dort, wo er Unterstützung braucht.

45 Gehe zu Seite Begleitung im Kindergarten Hannes Inklusion im Alltag

Trüb und grau ist es heute morgen und es regnet leicht. Sie schaut, wo und wie er Unterstützung braucht, z. B. Ich möchte Familie Doll besuchen. Deren dreijähriger beim Essen, teilweise auch in der Gruppe. Aber die Un- Sohn Hannes besucht den Regelkindergarten. Hannes hat terstützung ist so konzipiert, dass Hannes selbst vieles einen genetischen Defekt - Trisomie 21 - besser bekannt entdecken, lernen und mit den anderen Kindern spielen als Down-Syndrom. Zwei Stunden am Vormittag wird er kann. Die Betreuung begleitet Hannes für 2 Stunden am über unsere Integrationshilfe INCLUSIO von einer Betreu- Vormittag. Den Rest der Zeit, bis er um viertel vor zwölf ungskraft begleitet. Ich klingle. Die Tür geht auf, Frau Doll abgeholt wird, ist er voll in den Kindergartenalltag inte- begrüßt mich und da blitzt auch schon ein kleiner Blond- griert. schopf um die Ecke. Zunächst noch etwas schüchtern, Hannes ist das erste Kind mit Behinderung, das in diesem lehnt er an seinem Papa. Doch dann kommt er angeflitzt, Kindergarten betreut wird. Auch für den Kindergarten ist strahlt mich an. Wir gehen ins Esszimmer, setzen uns zum das eine ganz neue Erfahrung. „Vor kurzem sagte eine Er- Gespräch und schon klettert Hannes auf meinen Schoß zieherin zu mir, Hannes ist eine echte Bereicherung für als würde er mich schon immer kennen. Dass ein Kind so die Gruppe, weil er so einfühlsam ist und so offen auf herzlich und vertrauensvoll ist, berührt mich sehr. Neu- andere Menschen zugehen kann.“ gierig entdeckt er mein Handy, den Laptop, Schreibblock Wie kam der Kontakt zum Verein eigentlich zustande? und Kugelschreiber. Und malt mir ein Bild mit blauen „Das kam über die Empfehlung einer befreundeten Fa- Strichen auf meinen Schreibblock. milie. Wir hatten keine Ahnung, wer kompetent ist, die „Seit November geht Hannes in den Kindergarten“, be- Betreuung zu übernehmen“ erklärt mir die Mutter. „Den richtet seine Mutter. „Obwohl Hannes schon 3 Jahre alt Betreuungsbedarf und die Dauer der Begleitung in den ist, war uns wichtig, dass er zunächst zu den U3-Kindern Kindergarten werden ganz individuell für Hannes über kommt. Die Gruppe ist etwas kleiner, so war für Hannes die Integrationshilfe des Landratsamts festgelegt. Dann die Eingewöhnung einfacher und die jüngeren Kinder haben wir einen Anbieter gesucht, der die Begleitung entsprechen mehr dem Entwicklungsstand als die Kinder übernehmen kann. Die Wahl des Kindergartens stand uns im Ü3-Bereich. Hannes kann noch keine Wörter sprechen. frei, aber selbstverständlich wollten wir ihn hier im Ort Aber ihn betreut eine Logopädin, die Fortschritte fest- anmelden, dort, wo auch sein Bruder hingeht. stellt. Sein Gehör ist ganz normal ausgebildet, das heißt er kann Sprache verstehen. Er entwickelt sich im Moment Wir sind sehr froh, dass wir mit dem Verein Leben mit eher motorisch weiter. Hannes hat im Kindergarten sicher Behinderung Ortenau und der Integrationshilfe INCLU- laufen gelernt. Die Bewegungen der anderen Kinder ha- SIO eine sehr engagierte, verständnisvolle aber auch ben ihn angespornt. Er hat ein Kind im Kindergarten be- kompetente Unterstützung haben. Das war genau die obachtet, das sich beim Treppe steigen am Geländer fest- richtige Entscheidung.“ hielt, dann hat er es auch probiert und es hat geklappt.“ Eine türkisfarbene Brille hat Hannes auf der Nase sitzen Die Eltern von Hannes sind ganz sicher, dass sie für Han- und auf meine Nachfrage erklärt die Mutter, dass dadurch nes die richtige Entscheidung getroffen haben. Das zeigt Hannes‘ Schielen deutlich besser wurde, außerdem ist er auch seine Entwicklung. weitsichtig. Wie es weitergeht? Vielleicht kann Hannes auch die Re- Hannes hat noch einen großen Bruder, der schon in die- gelschule besuchen, sicher dann mit einer fachpädago- sem Jahr in die Schule kommt. Momentan geht er in den gischen Begleitung. Wer weiß?! Ich weiß ganz sicher, dass gleichen Kindergarten wie Hannes. Morgens bringen die Hannes mein Herz im Sturm erobert hat. So fröhlich, auf- Eltern ihre beiden Jungs in den Kindergarten. Dorthin geweckt und sonnig wie er ist, stehen ihm ganz sicher kommt auch die Betreuungskraft für Hannes. noch viele Türen offen. Was für ein schöner Regentag!

46 Gehe zu Seite Urlaub Ferien Freizeit von Berlin Moritz in die Ortenau unbürokratisch und liebevoll

„Wir sind neu im Verein. Und wir leben in Berlin. Was Moritz genießt die Zuwendung, die Gesellschaft und das sollten wir hier und heute zu erzählen haben? Unsere Programm, während er Zeit ohne uns verbringt. Wir freu- Wurzeln liegen in Süddeutschland, mein Mann kommt en uns mit ihm, dass er hier ein Stück seines Alltags wie- aus Stuttgart, meine Mutter wuchs in Fautenbach auf und derfindet, das Zusammensein in einer Gruppe, das Mit- lebte hier, bis sie als junge Frau nach Karlsruhe zog. In einander. den vergangenen Jahren hat es uns hierher, in die Or- Bis vor einem Jahr besuchte Moritz als Inklusionsschü- tenau, gezogen, die Verbindung zur Verwandtschaft hier ler noch die Regelschule. Das lief drei Jahre lang ausge- wurde wieder stärker. zeichnet, drei Jahre lang gut und im letzten Jahr zeigte Unser Sohn Moritz ist schwerstmehrfachbehindert. Auch sich dann doch, dass alle Beteiligten den Bedürfnissen während unserer in letzter Zeit häufigen Aufenthalte in des inzwischen 15-Jährigen und ihren eigenen Ansprü- der Heimat suchten wir von Anfang an eine kompetente chen nicht gerecht werden konnten. Moritz wechselte Betreuung für ihn. zu einem Förderzentrum. Im Laufe der Zeit hat sich ein Schritt für Schritt haben wir sie gefunden. stabiles Netzwerk etabliert aus ehrenamtlichen Betreuern Schritt 1: Die Frau meines Cousins half auf der Suche nach der Björn-Schulz-Stiftung, Helferinnen im Rahmen der Unterstützung, wusste sie doch, dass eine ihrer Reit-Be- Entlastungsleistungen, Aufenthalte im Rahmen der Kurz- kannten bei einer Einrichtung für Behinderte tätig ist. zeitpflege im Hamburger Kupferhof, Ferienreisen mit dem Schritt 2: Welche das ist, ließ sich leicht herausfinden. Berliner Verein dynamis e. V. und neuerdings mit Schul- Schritt 3: Der Kontakt zu Frau Basler vom Beratungsfo- helfern, die über ein Persönliches Budget finanziert wer- rum in Offenburg war auch recht schnell hergestellt. den und ihn in der Kommunikation unterstützen. Schon Schritt 4: Der erste Termin in Gamshurst konnte bald ver- immer machten wir von der Möglichkeit einer Ganztages- einbart werden - im Sommer letzten Jahres, in den hei- schule Gebrauch. So können wir als Eltern in Vollzeit be- ßesten Wochen. rufstätig sein. Inzwischen war Moritz schon öfter tageweise in der Gams- hurster Kurzzeiteinrichtung und durfte auch schon Gast Einen Verein wie den LmBO kannten wir vorher nicht. im Renchener Wohnheim sein. Welch verhältnismäßig ge- Wir glauben zu spüren, dass er von Menschen getragen ringer formaler Aufwand genügt, haben wir erst mit dem wird, die ihre persönlichen Erfahrungen mit einem Le- Verein LmBO erfahren. Nicht mehr als nötig für einen Auf- ben mit Behinderung einbringen. Das hilft ungemein in enthalt, der uns allen - Eltern wie Kind - guttut. der Kommunikation, denn es erleichtert das Verständ- Moritz ist in besten liebevollen und gleichzeitig profes- nis für die Anliegen von behinderten Menschen und de- sionellen Händen - das ist auch ohne seitenlange Aufnah- ren Angehörige. metabellen, Fragebögen usw. möglich. Sie können kein gegenseitiges Vertrauen und bilaterale Anerkennung von Wir hoffen, dass der Verein sein Wirken und seine Wir- Kompetenzen ersetzen. Randbemerkung: auch mit betei- kung beibehalten und noch verstärken kann. Auch sollte ligten Behörden kann es weitestgehend unbürokratisch er jene Unterstützung erfahren, die er benötigt, um Pers- laufen. Die Zusage der Eingliederungshilfe erfolgte von pektiven verstetigen zu können.“ Berlin aus mitunter „Just-in-Time“, sozusagen per Telefon Vor-Ort. Am 5. Juni 2020 ist Moritz ganz unerwartet verstorben. Der Verein wird ihn in liebevoller und ehrender Erin- nerung behalten. Den Text hat Frau Rexroth im Mai 2020 geschrieben.

47 Gehe zu Seite

Alles Glück dieser Erde, liegt auf dem Rücken der Pferde - für Moritz (15 Jahre) ganz bestimmt.

48 Gehe zu Seite Die Elterninitiative Wohnen Mechthild Wiemann Ziel - ein Zuhause für junge Erwachsene mit Behinderung

Anfang der 1990er Jahre kam ich mit meiner Familie von Gleichzeitig arbeiteten Herr Reiling und ich weiter an Münster/Westfalen in die Ortenau. Unser behinderter unserer Idee. Wir besuchten, meist gemeinsam, Wohn- Sohn Malte besuchte die Schule für Körperbehinderte einrichtungen für Menschen mit schweren Mehrfachbe- in Offenburg. In vielen Gesprächen mit dem Schulleiter hinderungen in Baden und Württemberg, die Schulen für Herrn Walter Reiling wurde mir klar, dass unser Sohn Körper-und Mehrfachbehinderte in Emmendingen Wasser nach der Schulzeit keine optimale Wohnsituation in der und in -Kork und wir berichteten Eltern und Schullei- Ortenau finden würde. tungen von der Idee, einer Elterninitiative für ein Wohn- Für junge Menschen mit komplexen Einschränkungen und projekt mit dem Spastikerverein Offenburg. hohem Hilfebedarf gab es in der Ortenau nur Wohnein- Im Dezember 1994 konnten wir Eltern - 40 Eltern waren richtungen der Lebenshilfe. Diese waren aber für Entlass- anwesend - im Landratsamt Offenburg mit einer von mir schüler mit deutlicher Körperbehinderung nur bedingt gehaltenen Rede den Landrat Herrn Günther Fehringer geeignet. So entstand, mit Hilfe und Unterstützung von und den Sozialdezernenten Herrn Stefan Karolus, sowie Herrn Reiling, die Idee des Projektes „Nachschulische Ver- weitere Vertreter aus Politik und Verwaltung davon über- sorgung im Ortenaukreis“. zeugen, dass wir ein berechtigtes Anliegen für unsere Ich nahm Kontakt mit dem „Spastiker-Verein Offenburg“ Töchter und Söhne mit Behinderung vorbringen. auf und wurde 1992, wie es mein Wunsch war, Mitglied im Noch in dieser Sitzung wurde eine Arbeitsgemeinschaft Vorstand des Vereins. Ich wollte den Verein kennenlernen, gegründet, die sich regelmäßig mit Vertretern der Wohn- mich engagieren und einbringen. einrichtungen des Ortenaukreises, des Landeswohl- Zunächst übernahm ich den Bereich der Organisation des fahrtsverbandes, des Sozialhilfeträgers und mit mir als Zivildienstes im Verein. In enger Zusammenarbeit mit Vertreterin der Elterninitiative des Spastiker-Vereins zu dem damaligen Vorsitzenden Herrn Hans Göppert und Arbeitssitzungen traf. Die Moderation übernahm der Be- der später installierten professionellen Einsatzleitung hinderten-Koordinator Herr Ingo Letsche. entwickelte ich Strukturen für den Bereich der ambu- Diese Aufgabe erforderte von mir viel Zeit, Aufklärungs- lanten Betreuung durch ZDL und plante und leitete die und Überzeugungsarbeit und sehr viel Geduld. Mein Mo- Dienstbesprechungen. tor für den manchmal auch frustrierenden „Kampf“ war

Wo wohnen Kinder mit Behinderung, wenn sie erwachsen sind? Erste Gedanken und Gespräche unter Leitung von Mechthild Wiemann münden in die Gründung einer Elterninitiative.

1992 49 Gehe zu Seite

mein Sohn Malte. Er war zu Beginn dieser Arbeit erst 9 tiert und bearbeitet und schließlich das Vertrauen vieler Jahre alt. Mir war schon früh klar, dass Volker, unser äl- Eltern in das Projekt gewinnen können. terer Sohn, nach dem Abitur zum Studium ausziehen und Mindestens 24 Eltern mussten schriftlich dem Sozialhilfe- ein eigenständiges Leben führen würde und genau das träger bekunden, dass sie einen Platz für ihr Kind in einer wollte ich auch für unseren behinderten Sohn Malte. Einrichtung, die der Behinderung ihres Kindes gerecht Viele Eltern beschäftigen sich leider erst viel zu spät mit wird, benötigen. Diese sollte spezifisch für Menschen mit der Frage: „Was kommt nach der Schule für mein Kind mit Körper- und Mehrfachbehinderung ein Zuhause bieten Behinderung?“ und Förderung und Therapien (im 2 Milieu-Prinzip) und Von den ersten Gesprächen mit dem Schulleiter Herrn auch Teilhabe, zumindest im Ort, sicherstellen. Reiling bis zur Eröffnung des Hauses Damasina vergingen Des Weiteren war uns Eltern wichtig, dass unsere Kinder fast 10 Jahre. 7 Jahre habe ich als Sprecherin der Elternin- mit ihren Freunden aus Schule oder externer Förder- und itiative und in meiner Vorstandsfunktion für das Konzept Betreuungsgruppe gemeinsam in eine Wohneinrichtung gekämpft. einziehen können. Neben weiteren Unterstützern für das Projekt waren es Also haben wir Eltern in den bestehenden Wohn-Ein- auch der Sozialdezernent Herr Karolus und seine Frau, die richtungen des Ortenaukreises vorgesprochen und die mir bei wiederholten Besuchen in ihrem Haus immer wie- Aufnahme unserer, inzwischen erwachsenen, Kinder mit der Mut machten. Freunden (zu dritt oder auch viert) angefragt. Ich wusste aus vielen Einzelgesprächen mit den Eltern, Mehrere Entlassschüler gleichzeitig konnten die be- dass die meisten von ihnen sich nicht gerne mit einem stehenden Einrichtungen damals aber nicht aufnehmen möglichen Auszug ihrer Kinder aus dem Elternhaus nach und damit wären sämtliche Freundschaften und sozialen der Schule beschäftigen wollten. Genauso aber konnte ich Bezüge unserer Töchter und Söhne unberücksichtigt ge- mitbekommen, wir viele Eltern schon früh mit der auf- blieben. ... wendigen Pflege und Betreuung überfordert waren. So >> weiterlesen nächste Seite habe ich mit den Eltern in Kleingruppen das Thema disku-

05. August Spatenstich in Schutterwald

2000 50 Gehe zu Seite Geschafft! das Wohnprojekt wird realisiert Haus Damasina Eltern schreiben Erfolgsgeschichte

... Nachdem wir all diese Hürden erfolgreich gemeistert Verein zu, dass er im Ort eine Einrichtung für Menschen hatten, kam endlich grünes Licht vom Sozialhilfeträger, mit Behinderung errichten kann. eine neue Einrichtung zu genehmigen. In der Bevölkerung waren aber durchaus Unsicherheit, Aber schon tauchte die nächste Hürde auf. Die damalige Ängste und auch Vorbehalte zu spüren. Wir haben dann Werkstättenverordnung besagte, dass nur die Träger von in der Nähe der Baustelle ein großes Zelt aufgeschlagen Werkstätten auch für die Errichtung von Wohnplätzen zu- und die Einwohnerschaft zu einem Infonachmittag ein- ständig sind und damit die Genehmigung erhalten. geladen. Neben weiteren Rednern habe auch ich als Neu- Durch Kooperation mit der Lebenshilfe Offenburg erhielt Schutterwälderin und Mutter von Malte in meiner Rede der Spastiker-Verein vom damaligen Vorsitzenden der Le- aufgezeigt, wie man mit einem Kind, wie es Malte ist, in benshilfe, Herrn Manfred Siebert, die Zusage, die För- der heutigen Gesellschaft lebt und warum für ihn und uns der- und Betreuungsgruppe im Brünnlesweg in Offenburg Eltern wohnortnahe Wohnstätten so wichtig sind. Nach übernehmen zu können. So hatten wir mit dem neuen diesem Infonachmittag war das Projekt von den Bürgern teilstationären Angebot die Tür geöffnet für ein Wohn- akzeptiert. heim. Heute ist das Wohnheim Haus Damasina mit seinen Be- Endlich, am 11. Oktober 1999, kam die Zusage des Lan- wohnerinnen und Bewohnern ein fester Bestandteil in des- Wohlfahrts-Verbandes zur Realisierung einer Einrich- der Gemeinde und voll in das Ortsgeschehen integriert. tung im Sinne der Eingliederungshilfe — die offizielle Bestätung für den Spastiker-Verein OG ein Wohnheim zu Allen, die das Projekt über viele Jahre mit ihrem Fach- betreiben. Mit Unterstützung des damaligen Schutterwäl- wissen, ihrem Rat und auch mit Spenden unterstützt der Bürgermeisters, Herrn Rudolf Heuberger, der damals haben, sage ich herzlich DANKE! stellvertretender Vorsitzender im Verein war, konnten wir ein Grundstück erwerben. Der Gemeinderat sagte dem Mechthild Wiemann

Im Jahr 2011 wird das Haus Damasina um einen Anbau erweitert. Dort werden 10 neue Plätze zur Förderung und Betreuung geschaffen. Die Fotos entstanden beim Richtfest im Februar.

51 Gehe zu Seite Dankeschön Was ich noch sagen möchte ...

Nach nunmehr 28 Jahren im Vorstand - seit einem Jahr für mich all die Jahre das Gesicht des Vereins und Motor, im Aufsichtsrat - mit unterschiedlichen Aufgabenschwer- insbesondere für alle ambulanten Angebote. Wir haben punkten, verabschiede ich mich aus der aktiven ehren- gemeinsam, oft auch aus unterschiedlichen Positionen, amtlichen Arbeit. einen Kompromiss gefunden und mit allen Vorstands-/ Obwohl mein Motor immer mein Sohn Malte war, haben Aufsichtsratskolleg*innen - wie ich glaube - für den Ver- mir die vielfältigen Aufgabenstellungen sehr viel Freude ein weitreichende Weichen für die Zukunft stellen dürfen. bereitet. Ich habe viel Neues gelernt, Netzwerke aufbauen Für diese Zukunft wünsche ich mir, dass in Verein und können und interessante Menschen kennen- und schät- Vorstand der Blick immer auf Eltern gerichtet bleibt, um zen gelernt. Dabei hatte ich zahlreiche Unterstützer. kreative Elternpower zu beflügeln. Eltern erzeugen Offen- Ihnen allen gilt heute mein Dank. heit für andere Eltern. Sie sprechen mit dem Herzen und Ich danke den Vereinsmitgliedern für das Vertrauen, berichten aus eigener Erfahrung. mich immer wieder gewählt zu haben. Ich danke allen Die Mischung von kreativen, engagierten Eltern und Pro- Mitarbeitern, insbesondere in der Geschäftsstelle und fessionalität im Hauptamt sind für mich der Garant für die den Mitgliedern des Betriebsrates für die freundliche hohe Betreuungsqualität in allen Angeboten des Vereins. und wohlwollende Information und Unterstützung und ganz besonders danke ich den heutigen Vorständen Als Mutter gilt mein besonderer Dank allen Mitarbei- Herrn Joachim Haas und Herrn Wolfgang Dürr für das terinnen und Mitarbeitern, die in den vergangenen gute und motivierende Miteinander im Lenkungskreis Jahren, heute und zukünftig meinem Sohn Malte „ein und in allen weiteren Begegnungen des Vereins-Alltags. Lächeln auf sein Gesicht zaubern.“ Danken möchte ich meinen Vorstands- und Aufsichts- ratskolleginnen und -kollegen, mit denen ich viele ge- Ich weiß, daß dieser Verein mit all seinen engagierten, meinsame Jahre den Verein prägen und begleiten durfte. professionellen und kreativen Mitarbeiter/innen für Malte Dem Vorstands- jetzt Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn das Beste ist, was ihm - auch - für zu sein zukünftiges Le- Konrad Ritter gilt mein ganz besonderer Dank. Er war ben „passieren“ konnte.

52 Gehe zu Seite Wohnen

Das Haus Damasina in Schutterwald bietet heute 20 Männern und Frauen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren ein sicheres und komfortables Zuhause in angenehmer und familiärer Atmosphäre. Die Verbindung von pädagogischer Förderung, aktiver Freizeitgestaltung, physiotherapeutischer Begleitung und Pflege hat im Haus eine besondere Bedeutung.

Das Wohnheim in Renchen ergänzt seit 2014 das stationäre Wohnangebot für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderungen. Durch seine kleinteilige räumliche Struktur wird eine familiäre Atmosphäre geschaffen, in der sich die Bewohner wohl fühlen kön- nen. Angegliedert an das Wohnheim ist ein Förder- und Betreuungsbereich, der den Bewohnern des Hauses einen zweiten, vom Wohnheim getrennten Lebensbereich mit arbeitsorientierten Angeboten und spezieller therapeutischer Förderung bietet.

Das Sevicehaus in Achern-Gamshurst schließt die Lücke zwischen ambulanter Betreuung zu Hause und einer vollstationären Versorgung in einem Wohn- heim. Insgesamt stehen sieben, größtenteils barrierefreie, Wohnplatzmöglichkeiten zur Verfügung. In der vom Bewoh- ner angemieteten Wohnung wird mit bedarfsgerechter pflegerischer und betreuerischer Begleitung ein Höchstmaß an Individualität und selbstbestimmter Lebensführung gewährleitet. Auch eine sozialpädagogische Begleitung zur Hilfe in der persönlichen Lebensführung steht zur Verfügung.

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54 Gehe zu Seite Wohnheim Renchen Eine Demo zum Erfolg Zusammen sind wir stärker Elterninitiative 2.0

Ja, zusammen sind wir stärker! Die Berichte hier in der Petition. Jubiläumsausgabe Meilensteine von Herrn Mussler, Frau Im Nachhinein: „Das war wunderbar“! Wir fanden Gehör Köhne, Frau Wiemann beschreiben genau diese Aussage. und weitere Planungen wurden vorangetrieben. Projekte jeglicher Art sind hier im Verein immer durch Ich bin dankbar, dass wir uns immer auf die Unterstüt- Eltern angestoßen und mit Hilfe und Einsatz der Eltern zung des Vereins mit seinem Erfahrungsschatz der Haupt- realisiert worden. Das war in der Vergangenheit so, das und ehrenamtlichen Mitarbeitern verlassen konnten, mit gilt in der Gegenwart und mehr denn je für die Zukunft! Rat und Tat unterstützt wurden. Das Wohnheim in Renchen ist über viele Jahre im Vorfeld Mittlerweile wohnt unser Sohn Sebastian, heute 33 Jahre der Planungen durch unsere 2. Elterninitiative immer wie- alt, schon 6 Jahre im Wohnheim Rechen. Wie die Zeit doch der ins Gedächtnis der Politik gerufen worden. vergeht! 28 Jahre haben wir Sebastian zu Hause mit Un- Was haben wir nicht alles gemacht seit dem Jahr 2000. Als terstützung von Kindergarten, Körperbehinderten-Schule Sprecher der 2. Elterninitiative traten Frau Deininger und Offenburg, Oberlinschule Kork, FBG Schutterwald, Kurz- meine Wenigkeit auf. Wir erstellten ein Konto für Wohn- zeitbetreuung, erst im Lupinenweg, dann in Gamshurst, heim II, auf das die Eltern der Elterninitiative Beträge, die gut versorgen können. sie entweder gespendet hatten oder erarbeiteten, einzah- Sebastian hat nun seinen Platz gefunden, er fühlt sich len konnten. Durchführung von Adventsmärkten, Brunch, wohl und ist für uns unheimlich erwachsen geworden. regelmäßige Treffen der Elterninitiative, Erstellen von Und das ist den Mitarbeitern im Wohnheim zu verdanken. Plakaten und Flyern, Vorstellung der Initiative auf dem Und jetzt bin ich ganz erstaunt bei der Recherche in mei- Wochenmarkt Offenburg, Landratsamt runder Tisch 2007, nen Unterlagen, dass ich schon seit 1998 Beisitzer im Vor- Besuch anderer Wohnheime, Elterninitiativschreiben ans stand und jetzt Aufsichtsrat bin. So lange, 22 Jahre ehren- Landratsamt sind nur einige Aktivitäten. Die wichtigste amtliche Tätigkeit, Sie merken: in einem guten Team ist unserer Aktionen war die Demonstration für ein neues alles möglich. Wohnheim mit 24 Betroffenen und ihren Familien in Of- Zusammen sind wir stärker, ein Appell an jüngere Fami- fenburg. Wir überreichten dem Sozialdezernenten eine lien mit Ihren besonderen Kindern. Wir brauchen Sie für die Zukunft!

Claudia Rees

Elterninitiative für ein 2. Wohnheim

2000 - 2014 55 Gehe zu Seite

Nach 10 Jahren war die Geduld der Eltern wirklich überstrapaziert. Jetzt half als äußerstes Druckmittel nur noch die Demonstration vor dem Landrats- amt. Endlich kam Bewegung in die Sache. Doch 4 weitere Jahre sollten vergehen, ehe die ersten Bewohnerinnen und Bewohner im neuen Wohnheim in Renchen einziehen konnten.

56 Gehe zu Seite Heimbeirat in Renchen Kirsten und Marius Die Bewohner reden mit gemeinsam entscheiden

Verordnung über die Mitwirkung der Bewohnerinnen und Bewohner in Angelegenheiten des Heimbetriebes (Heimmitwirkungsverordnung - HeimmwV) § 1 Allgemeines (1) Die Mitwirkung der Bewohnerinnen und Bewohner in Heimen nach § 1 des Gesetzes erfolgt durch Heimbeiräte. Ihre Mitglieder werden von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Heime gewählt. § 29 Aufgaben des Heimbeirates [...] Maßnahmen des Heimbetriebes bei der Leitung [...] beantragen [...] Anregungen und Beschwerden [...] mit dem Träger auf ihre Erledigung hinzuwirken [...] die Eingliederung der Bewohnerinnen und Bewohner in dem Heim zu fördern [...] Entscheidungen [...] mitzuwirken [...] Bewohnerversammlung durchzuführen [...] Förderung einer an- gemessenen Qualität der Betreuung [...]

Klingt kompliziert? Ist es aber nicht! ihn in seinem Büro.“ Oder bei schönem Wetter auch mal Kirsten und Marius sind Heimbeiräte bzw. Heimfürspre- im Garten. cher im Wohnheim Renchen und das von Beginn an, also Im Moment sind es außergewöhnliche Zeiten: Seit Beginn seit 2014. Sie treffen sich etwa alle zwei Monate zur Be- der Corona-Pandemie trifft sich der Heimbeirat öfter. sprechung. Dann wird geredet: Ob ein Mitabeiter geht, Jeden Donnerstag wird Marius von Herrn Dürr über die eine neue kommt. Muss der Hausmeister was umbauen? neusten Fallzahlen informiert. Dann entscheiden sie, was Wer soll das bezahlen? Wollen wir in diesem Jahr ein Be- zu tun ist. wohnerfest veranstalten? Kirsten sagt dazu: „Wir sprechen „Wir machen das schon ganz lange“ sagt Kirsten. Im alles mögliche.“ nächsten Jahr geht die Amtszeit zu Ende. Ob sie weiter- Marius, der sich über eine elektronische Sprachunterstüt- machen, alle beide? Bestimmt! Besonders Marius hat zung (Talker ) äußern kann, sagt noch: „Da gibt es manch- sichtlich Spass an seiner Aufgabe. mal Streit.“ So schlimm ist es dann doch nicht, aber die drei sind nicht immer einer Meinung. Herr Dürr macht Aus aktuellem Anlass (Corona-Pandemie) erreichte Herrn Vorschläge, erklärt, was zu machen ist, welche Kosten an- Dürr diese E-Mail am 16.10.2020: fallen. Er erklärt vieles und Marius, der sich viele Gedan- ken macht, kann dann auch mal widersprechen. Hallo Herr Wolfgang Dürr, So fragt er ganz aktuell: „Aber jetzt ist unsere Hütte ...“ ich habe die Fallzahlen bekommen und es sind in Schutterwald und zeigt an den Platz, wo bisher offensichtlich eine Hütte 4 mehr Fälle als hier in Renchen. Im März gab es ja schon stand. Die Spuren sind noch sichtbar. Weiter kommt er gar Besuchseinschränkungen die sich lange hingezogen hat. Wie nicht. Herr Dürr weiß gleich Bescheid, beschwichtigt ihn. ich gestern bereits Frau Zentrale mitgeteilt habe, finde ich es Die Hütte (Gartenhaus) musste abgebaut werden, denn wichtig, dass wir weiter normal leben können und nicht ein- der Garten wird erweitert. geschlossen werden. Gerne würde ich mit Ihnen nächste Woche Da stand das Häuschen im Weg. „Aber“ tröstet Herr Dürr einen Termin wahrnehmen, bei dem wir über die Besuchsein- „es wird wieder aufgebaut“ und entschuldigt sich gleich, schränkungen und deren Ausmaß sprechen können. weil er tatsächlich vergessen hatte, die beiden zu infor- Ich würde mich über Terminvorschläge freuen. mieren. Marius ergänzt dann noch: „Wir müssen die Bau- Mit freundlichen Grüßen stelle auf nächstes Jahr verschieben.“ Das bestätigt Herr Marius Buchert, ihr Heimbeirat aus Renchen Dürr, denn es fehle noch Geld. Marius erklärt seine Aufgabe so: „Wir passen auf den Chef auf, damit er alles richtig macht. Zur Sitzung besuchen wir

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Herr Dürr ich brauche einen Fototermin

Kirsten und Marius sind die Heimbeiräte im Wohnheim in Renchen. Auch die anderen Einrichtungen haben einen Heibeirat bzw. Heimfürsprecher. Marius kann sich über eine elektronische Sprachunterstützung (Talker) verständigen. Der Talker ist eine Art Laptop. Marius kann mit Hilfe einer Tastatur Symbole anklicken. Daraus werden Worte und Sätze generiert. Marius hat ein sehr ausgeprägtes Sprachverständnis.

58 Gehe zu Seite leben, fördern, begegnen Haus Damasina & Wohnheim Renchen „Wohnst du noch oder lebst Du schon?“

Mit diesem berühmten Satz wies bereits ein schwedisches mit hohen regulativen Vorgaben und ambulante Ange- Möbelhaus darauf hin, dass ein Wohnangebot alleine bote, die recht frei gehalten waren. Aufgrund der immer noch nichts über die Lebensqualität aussagt. Dies gilt neuen gesetzlichen Regelungen wurden stationäre Ange- ganz besonders auch für Wohnangebote für Menschen bote oft als Neubauten auf der grünen Wiese realisiert, mit Behinderung, da hier das Angebot noch knapper ist nicht selten an die Grenze zwischen Wohn- und Industrie- als für Menschen, die auf keine behinderungsbedingten gebieten. Das Wohnheim mit 24 Plätzen wurde hierbei Einschränkungen Rücksicht nehmen müssen. zum (förderfähigen) Basis-Wohnmodell. Wohnangebote für Menschen mit Behinderung wurden in Im Ortenaukreis wurden Wohnplätze bis in die 1990er den Anfangszeiten im 19. Jh. von verschiedenen „Anstal- Jahre von der Lebenshilfe und der Diakonie Kork ange- ten“ vorgehalten. Ein Wohnplatz in einer dieser Anstalten boten. Das Angebot der Lebenshilfe richtete sich an ein bedeutete in ihrer Entstehungszeit grundsätzlich erst ein- relativ eigenständiges Klientel, das im Wesentlichen eine mal eine Verbesserung der Lebensumstände der Bewoh- stundenweise Betreuung am Tage benötigte. Das Ange- ner, die damals häufig als „Schwachsinnige“ oder „Blöde“ bot der Diakonie Kork richtete sich speziell an Menschen bezeichnet wurden und als wertlos für die Gesellschaft mit Epilepsie. Schwierig wurde es für die Menschen, die eingestuft wurden. In vielen Anstalten wurde das Wohn- einen hohen Hilfebedarf hatten, eine 24-stündige Betreu- angebot mit pädagogischen oder therapeutischen Ange- ung benötigten, und bei denen keine Epilepsie im Vorder- boten verbunden. Für diesen Schritt war es erst einmal grund stand. Diese Lücke konnte ab 2001 der Spastiker- notwendig gewesen, die Förderfähigkeit der betroffenen Verein Offenburg mit dem Haus Damasina schließen (s. a. Menschen anzuerkennen. Bericht von Mechthild Wiemann in dieser Broschüre). Laut Mit der Zeit kamen die Anstalten in Verruf, was vielen Konzeption sollte es vier Bereiche unter einem Dach ver- Ursachen geschuldet ist, nicht zuletzt auch ihrer Rolle im einen: Wohnen, Arbeiten, Therapie und Begegnung. Das Dritten Reich. Mit dem Entstehen von Elterninitiativen der Wohnheim wurde mit 20 und damit mit verhältnismäßig Behindertenhilfe in den 1960er Jahren veränderten sich wenigen Wohnplätzen geplant. Es beherbergt neben ei- die Ansprüche an das Wohnen. Das „Normalisierungsprin- nem Wohnbereich eine Förder- und Betreuungsgruppe, zip“, das im deutschsprachigen Raum besonders auch von die von 8.45 Uhr bis 15.45 Uhr ein durchgängiges Be- Bengt Nierje vertreten wurde, wurde zum Leitgedanken schäftigungsangebot vorhält, und eine physiotherapeuti- für neue Wohnformen: Wohnangebote sollten so nahe an sche Praxis. der Lebenswirklichkeit der Gesellschaft orientiert sein wie Nach fast zwanzig Jahren im Betrieb hat sich gezeigt, dass möglich. Dann hätten auch Menschen mit Behinderung das Konzept des Hauses Damasina erfolgreich etabliert die besten Chancen, sich weiter zu entwickeln. Es entstan- den in den 1970er und 80er Jahre viele gemeindenahe Wohnmodelle mit familiärem Charakter. Haus Damasina Durch die zunehmende Professionalisierung, den stär- 05.10.2001 Einweihung keren Blick auf die Wirtschaftlichkeit der Angebote und durch die zunehmenden gesetzlichen Regulierungen spaltete sich das Angebot in stationäre Wohnangebote

Baugenehmigung 05.08.2000 Spatenstich 2001 1999 2000 59 Gehe zu Seite werden konnte. Besonderes Merkmal des Hauses ist da- Körperbehinderungen, sondern auch durch psychische bei zunächst ein angemessener Personalschlüssel für die und seelische Behinderungen entstehen. Durch die Wei- Betreuung von Menschen mit schweren Behinderungen. terentwicklung des Heimkonzepts konnte der Verein auch Dieser ist so berechnet, dass auch schwere Behinderun- hier seine Kompetenzen steigern. gen kein Hindernis darstellen, um am gesellschaftlichen Doch nicht allen Menschen wird man mit einem Wohn- Leben teilzunehmen. Auch wenn pflegerische Aufgaben platz in einer stationären Einrichtung gerecht. Ein ambu- einen hohen Anteil an der Betreuungszeit einnehmen, lant betreutes Wohnangebot kann daher eine wichtige so bleiben immer noch Ressourcen, um mit Bewohnern Ergänzung sein. Seit 1992 bietet der Verein in seinem mal in die Stadt oder in ein Café zu gehen, Ausflüge zu Servicehaus in Achern-Gamshurst Wohnplätze im eigenen unternehmen, Besuche bei Freunden und Bekannten zu Appartement mit ambulanten Betreuungsleistungen an, machen. Der Kreativität der Mitarbeiter sind nur wenig weitere Betreuungen kamen in den 2000ern hinzu. Dabei Grenzen gesetzt, und so konnte auch schon mal ein Aus- ist dieses Angebot nicht so selbstverständlich, wie man flug zum integrativen Restaurant/Hotel nach Himmelreich meinen sollte. Zwar wird in der UN-Konvention über die bei Freiburg mit der Deutschen Bahn unternommen oder Rechte von Menschen mit Behinderung ein Wunsch und eine Zeltfreizeit auf einem Campingplatz im Schwarzwald Wahlrecht der Betroffenen festgeschrieben. Deutschland durchgeführt werden. hat diese UN-Konvention 2007 ratifiziert. Dennoch stellte Ein anderes wesentliches Merkmal ist die gute und enge der Teilhabeplan des Ortenaukreises 2008 noch fest, dass Zusammenarbeit mit Eltern, Angehörigen und Betreu- für Menschen mit Körperbehinderung – abweichend von ern. Da sich der Verein als Selbsthilfeverein Betroffener den Grundsätzen für Menschen mit geistiger Behinde- versteht, kam dieser Zusammenarbeit immer eine hohe rung – keine ambulante Versorgung anzustreben sei. Auf- Bedeutung zu. Schon vor Eröffnung des Hauses existierte grund des hohen Hilfebedarfs der Betroffenen solle hier eine Elterngruppe, und bis zum heutigen Tag trifft sich der grundsätzlich stationären Wohnangeboten der Vorzug ge- Elternstammtisch in regelmäßigen Abständen. Gemeinsa- geben werden. Diese Unterscheidung wurde jedoch nach me Arbeitsgruppen zwischen Eltern und Mitarbeitern wer- massiven Protesten unseres Vereins entschärft. den gegründet, wenn es spezielle Themen zu bearbeiten Mit der Reform der Eingliederungshilfe und dem neuen gibt – so z. B. gesundheitliche oder psychische Krisen von Bundesteilhabegesetz ändert sich der Blickwinkel auf die Bewohnern, Probleme mit der Hilfsmittelversorgung oder Wohnangebote erneut. Die starre Trennung zwischen sta- veränderte Betreuungsbedarfe im Laufe der Entwicklung tionären und ambulanten Wohnformen entfällt, aus sta- der Bewohner. Hier zeigt sich auch, dass die wohlwollen- tionären Wohneinrichtungen werden „besondere Wohn- de, aber auch kritische Begleitung durch die Eltern zu- formen“. Diese Veränderung zeichnet die Richtung vor, in sammen mit der engagierten Arbeit der professionellen die auch Leben mit Behinderung gehen möchte: Freiere, Mitarbeiter eine wichtige Grundlage für die hohe qualita- offenere und auf die individuellen Bedürfnisse zuge- tive Betreuung bildet. Die gute und solide Vertrauensba- schnittene Wohnformen in kleineren Wohneinheiten. Der sis, die daraus gewachsen ist, ist wichtige Voraussetzung Weg der Inklusion muss auch für Menschen mit schweren für eine positive, eigenständige Entwicklung der Bewoh- Behinderungen offen stehen, damit „Wohnen“ und „Le- ner jenseits des Elternhauses. bensqualität“ miteinander im Einklang stehen. Mit dem zweiten Wohnheim in Renchen vergrößerte der Verein das Angebot an stationären Wohnplätzen auf ins- Wohnheim Renchen gesamt 44 Plätze. Das Konzept des Wohnheims in Ren- Erste Bewohner ab Oktober 2014 chen basierte auf dem Erfolgskonzept des Hauses Damas- 25.04.2015 Einweihung ina und entwickelte dieses weiter. Denn im Lauf der Jahre hatte sich gezeigt, dass hohe Hilfebedarfe nicht nur durch

Baugenehmigung 16.03.2013 Spatenstich 2014 2012 2013 60 Gehe zu Seite Loslassen lernen Auszeit

KurzzeitbetreuungManuel Netzwerke aufbauen

Manuel steckt gerade mitten in der Pubertät, ist aktiv, Leben danach ausgerichtet, einen Sohn mit Behinderung quirlig und entwickelt – wie alle Jugendlichen in diesem zu haben. Ich nenne das ,unsere Parallelwelt‘. Alter – seine eigene Persönlichkeit. Er verspürt gerade Wir haben festgestellt, wie wichtig es ist, ein Netzwerk um einen ausgeprägten Bewegungsdrang, seine Leidenschaft uns herum aufzubauen. So haben wir schon recht früh gilt dem Trommeln. Er ist ein fröhlicher Jugendlicher, eine Betreuung zunächst in der Familie, später über eine lacht gerne. ,Nanny‘ organisiert. Das war für uns ein Stück weit Los- Erst seit vier Jahren wissen die Eltern, welche Art von Be- lassen, das wir lernen mussten. hinderung Manuel hat: „Damit waren viele Fragen, auch Manuel wohnt noch zuhause, wir als Eltern sind seine Selbstvorwürfe nach unserer Verantwortung als Eltern, Hauptpflegepersonen. Hilfe nutzen wir in erster Linie, da- nach den Ursachen, endlich beendet. Es hat sich für uns mit wir uns eine kleine Auszeit gönnen können. Urlaube ein Kreis geschlossen. Auch in mir als Mutter ist dadurch bedeuten für uns alle Stress. Deshalb wollten wir etwas eine innere Ruhe eingekehrt. finden, das uns eine mehrtägige Auszeit ermöglicht und Es war bei der Geburt nicht offensichtlich, dass Manuel Manuel eine geborgene und vertraute Umgebung bieten eine Behinderung hat. Er war sehr klein und sehr leicht, kann. war ein Schreikind, ließ sich nicht anfassen, klebte förm- So haben wir im Jahr 2017 den Kontakt zum Verein Leben lich wie eine Banane am Boden fest. Erst die Physiothera- mit Behinderung Ortenau geknüpft. Anlass war eine lang peutin stellte fest, dass irgendetwas mit Manuel nicht in im Voraus geplante Reise und wir wollten Gewissheit, Ordnung ist. Daraufhin sind wir zur einer großen Unter- dass wir diese Reise sorgenfrei antreten können. Seitdem suchung nach Freiburg ins Klinikum gefahren, wo sich besucht Manuel immer wieder die Kurzzeiteinrichtung in herausstellte, dass Manuel eine Blockade des Atlaswirbel Achern-Gamshurst. Zu seiner, aber auch zu unserer gro- hatte. Durch die richtige Behandlung hörte Manuel auch ßen Freude, denn er fühlt sich dort zuhause und gebor- endlich auf zu schreien. Das gab uns Mut. gen. Die ersten Jahre waren geprägt von viele Aufenthalten Für die Zukunft wünsche ich, dass wir als Familie diesen in Krankenhäusern und Kliniken, die sehr belastend und Loslösungsprozess gemeinsam schaffen. Ich wünsche mir sehr sorgenvoll waren. Für mich war es ein Stück Trauer- den Ausbau und den Erhalt dieser wohnortnahen Angebo- arbeit und eine Art Abschiednehmen von der Vorstellung, te des Vereins, das wäre für uns Familien ganz hilfreich. dass Manuel ein gesundes Kind ist. Auch für meinen Mann und mich als Paar war diese Situ- Vielleicht wäre es möglich, gerade im Rahmen von In- ation sehr belastend. Im Rückblick hat uns diese Zeit aber klusion auch mal darüber nachzudenken, Kinder und zusammengeschweißt. Es war ein Kraftakt, den viele Paare Jugendliche mit Behinderung zum Beispiel in kommu- nicht bewältigen können. nale oder kirchliche Freizeitprogramme oder Jugend- Irgendwann wurde von ärztlicher Seite signalisiert, dass arbeit einzubinden: Raus aus unserer Parallelwelt und die Suche nach den Ursachen ergebnislos bleibt. Eine Ärz- rein in den normalen Alltag. Kinder und Jugendliche tin in Freiburg sagte: „Alle Felder sind abgegrast. Manuel mit Behinderung sollten sich begegnen können. wird sicher nie ein normales Leben führen können.“ Es be- gann die Phase der Akzeptanz – ein ganz wichtiger Schritt, Was mich am Verein sehr beeindruckt, ist die enorme um all den familiären und gesellschaftlichen Druck hinter Qualität der Betreuung, das herzliche, freundliche und uns zu lassen. Man verabschiedet sich in dieser Zeit von fürsorgliche Engagement der Mitarbeiterinnen und Mit- vielen Wunschgedanken und Illusionen. Wir haben unser arbeiter und die hohe Motivation bei der täglichen Arbeit. Das ist eine enorme Leistung.“

61 Gehe zu Seite

Manuel (16 Jahre) besucht immer wieder die Ferienfreizeit im Servicehaus in Achern-Gamshurst. Sowohl er als auch seine Eltern genießen diese Auszeiten.

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Isabel (33 Jahre) war eine der ersten Bewohnerinnen im Wohnheim Renchen. Ihr Lieblingsplatz im Sommer ist die Hängematte zum schau- keln im großen Garten des Wohnheims.

63 Gehe zu Seite Eigenständigkeit als Chance Isabel Wohnen und Leben im Wohnheim Renchen

Trisomie 12p - Chromosonendefekt auf dem 12. Chromo- Arbeits- und Freizeitangebot. Unsere Entscheidung stand som – was ist das denn? nach vielen Überlegungen fest: Wir wollten ihr diese Ent- „Wir wissen es sehr genau“, erzählen die Eltern von Isabel, wicklungschance geben. Unter anderem hatte sie dort die denn Isabels Behinderung hat genau darin ihre Ursache. Möglichkeit, eine vereinfachte Gebärdensprache zu ler- „Dieser Defekt ist sehr selten. 35 Fälle waren weltweit be- nen. Was sie allerdings dann doch nicht schaffte. kannt, als Isabell ein Baby war. Eine Professorin in Mün- Zu Beginn war sie jedes Wochenende zuhause, später nur chen und deren Doktorandin haben das sehr detailliert noch einmal im Monat. Es war positiv für unsere ganze dokumentiert. Familie: Isabel hat sich sehr gut weiterentwickelt und wir Schon im Krankenhaus spürten wir: irgendetwas stimmt hatten Zeit für uns, für unsere anderen beiden Töchter. nicht! Sie sah anders aus, entwickelte sich verzögert und Etwa zu der Zeit wurde der Bedarf im Verein für den nach einigen Monaten wurde es immer offensichtlicher. Bau eines zweiten Wohnheims sehr konkret. Für uns war Mit Isabels älterer Schwester hatten wir einen direkten das die Chance, uns im Verein zu engagieren, denn wir Vergleich. Dann gingen die vielen Klinikaufenthalte und wünschten uns einen Wohnplatz in der Nähe, so wie das Untersuchungen los. Wir steckten unsere Hoffnungen in Haus Damasina in Schutterwald. so viele verschiedene Therapien und pädagogische Kon- Wieder wurde eine Elterninitiative gegründet, die sich ge- zepte, probierten vieles aus - eine Art Trial-And-Error- genüber den Behörden, dem Landratsamt und den Kom- Prinzip. Nicht alles hat Erfolg gebracht. Man spürt als El- munen klar positionieren konnte und sich für ihre An- tern, was tut dem Kind gut und das Einfach-lieb-haben ist liegen einsetzte. Viele persönliche Kontakte konnten wir auch sehr wichtig. herstellen und viele Gespräche führen. Dank des großen Isabel sieht und hört sehr schlecht. Deshalb ist es schwie- Engagements der Eltern wurde dann das Wohnheim in rig für sie, am Alltag teilzunehmen. Hörgeräte und Brille Renchen realisiert. Wir sind schon in der Bauphase immer hat sie immer wieder heruntergerissen, die waren nicht mit Isabel auf die Baustelle gegangen. Isabel hatte da hilfreich. Sie kann Gesagtes einfach nicht verarbeiten. Sie schon ein Lieblingszimmer und genau in diesem Zimmer war im Körperbehindertenkindergarten und anschließend wohnt sie auch heute. in der Körperbehindertenschule in Offenburg. Lernte dort Seit 4 Jahren bin ich als Vater auch Mitglied im Vorstand, essen, mit 7 Jahren gehen. Sie wurde mobiler und viel seit 2020 im Aufsichtsrat des Vereins. aktiver. Bei einem Sommerfest im Kindergarten in Offenburg hat- Über die Eltern kommen ganz wichtige Impulse und te der Verein einen Informationsstand. Für uns waren das gerade die aktuellen Umstrukturierungen machen den Angebot der Kurzzeitbetreuung im Lupinenweg und spä- Verein stark und lebendig für die Zukunft. Kontakte und ter in Achern interessant. So konnten wir übers Wochen- Gespräche sind enorm wichtig, um die Anliegen der Fa- ende etwas zur Ruhe kommen. Urlaubsfahrten in fremde milien in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Das Umgebung waren mit Isabel nicht möglich. Das bedeutete wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Wir sollten ganz für uns ständige Anspannung und Belastung. Leider war sensibel die Zeichen der Zeit im Verein erkennen und es es nicht einfach, einen Platz zu bekommen, denn es gab schaffen, zeit- und persönlichkeitsgerechte Angebote zu ja viel mehr Eltern, als der Verein Plätze anbieten konnte. entwickeln, so dass für die Kinder mit Behinderung und Oft tauschten dann die Eltern auch untereinander. deren Familien eine Teilhabe am alltäglichen Leben 1999, im Alter von 12 Jahren, fanden wir für Isabel einen möglich ist. Und wir müssen Eltern finden, die bereit Wohnheimplatz in der Haslachmühle in der Nähe von Ra- sind, Verantwortung für andere Eltern mit zu überneh- vensburg. Die Einrichtung ist wie ein kleines Dorf mit ei- men. Denn nicht jede Familie findet dazu die Kraft. nem ganz breit gefächerten therapeutischen und sozialen

64 Gehe zu Seite Familien unterstützen Achern-Gamshurst

OffenburgSebastian Fröhlichkeit und Geselligkeit

„Sebastian wurde 1992 als Frühchen geboren. Er ist ein Ich wusste, Sebastian ist dort bestens versorgt. Was gibt fröhlicher und offenherziger Mensch - sehr personenbe- es Besseres, als so etwas! Als die Zeit in Emmendingen- zogen, die räumliche Umgebung ist ihm nicht wichtig. Er Wasser altersbedingt zu Ende ging, zog Sebastian wieder liebt geselliges Beisammensein und braucht Bezugsper- zu uns nach Hause. sonen um sich herum. Es ist so leicht, sein Herz zu er- Von Montag bis Freitag besucht er seitdem die Förder- und obern, ihn zum Lachen zu bringen. Betreuungsgruppe des Vereins in Offenburg, zunächst im Sebastian ging als Kind in die Schule für Körperbehin- Brünnlesweg, seit 2018 in der Zeppelinstraße. derte in Offenburg (heute Helme-Heine Schule). Verschie- Es ist so schön für mich zu sehen, wie liebevoll und für- dene Schicksalsschläge und eine schwere Erkrankung von sorglich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Sebasti- Sebastians jüngerem Bruder brachten mich als alleiner- an umgehen. Sie sind immer fröhlich, nie gibt es Missmut ziehende Mutter jedoch an meine Belastungsgrenze. oder Hektik. Ich schätze die familiäre und fürsorgliche At- Über Empfehlung anderer Familien kam 2001 der Kontakt mosphäre im Achern genauso wie die Freundlichkeit und zum Verein zustande. Das Kennenlern-Gespräch mit Es- die herzliche Zuwendung in Offenburg. ther Bea-Roth fand in den eigenen vier Wänden statt und kurz danach besuchte Sebastian zum ersten Mal die Kurz- Ich hoffe, dass der Verein es schafft, diese Angebote zu zeitbetreuung in Achern-Gamshurst. Schon nach dem ers- erhalten. Menschlichkeit, Wärme, zuhören können, mit ten Besuch war er hellauf begeistert. So oft, wie es über Rat und Tat zur Seite stehen - genau das macht den Ver- die Verhinderungspflege möglich war, ging Sebastian – zu ein so besonders. seiner großen Freude – nach Gamshurst. Für mich als Mutter war die Kurzzeiteinrichtung mit Fe- Für uns Eltern sind Austausch und Kontakt untereinan- rienfreizeit und Wochenendbetreuung des Vereins eine der wichtig, damit wir Wünsche, Sorgen und Ideen in den riesengroße Entlastung. Viele Freunde Sebastians, die er Verein einbringen können. Besonders die neuen Familien schon von der Schule kannte, waren oft gemeinsam mit können ja von uns „alten Hasen“ und deren Wissen pro- ihm dort. Zu sehen, wie wohl er sich dort fühlte, war eine fitieren. Mit dem Elterncafé, das ich mit organisiere und große Freude und hat vieles erleichtert. betreue, ist ein guter Weg beschritten, jetzt muss es sich Der damalige Schulleiter der Körperbehinderten Schule als stetiges Angebot zum Austausch und als Gesprächs- in Offenburg, Walter Reiling, sah unsere Sorgen und Nöte runde etablieren. Und das allerwichtigste und wertvollste und empfahl uns das Schulinternat in Emmendingen- für mich persönlich: Egal welches Angebot des Vereins wir Wasser, wo Sebastian wohnen und lernen konnte. Schwe- als Familie nutzen - zu wissen, dass Sebastian in allerbes- ren Herzens entschied ich mich, Sebastian ins Internat zu ten Händen ist! geben. Sehr schnell hat er sich dort eingelebt. Und so oft Zur Zeit geht es Sebastian gesundheitlich nicht sehr gut. es möglich war, ging er am Wochenende nach Gamshurst. Aber er wartet sehnsüchtig auf die nächste Ferienfreizeit Was für mich als Mutter unendlich wertvoll war: Ich konn- in Gamshurst mit seinen Freunden.“ te loslassen, mich auf meine Erholung konzentrieren und hatte auch Zeit für meinen anderen Sohn.

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Sebastian (28 Jahre) besucht die Tagesförder- und Betreuungsgruppe in Offenburg und genießt ab und zu mit seinen Freunden die Ferien im Servicehaus in Achern-Gamshurst.

66 Gehe zu Seite Geselligkeit Austausch rund um das Jahr Feste im Verein Gemeinschaft

Frühlingsfest, Zirkusfest, Orientalische Nacht, Sommer- fest, Nikolausfeier, Herbstfest, Weihnachtsbaum schmü- cken, Fasent, Bewohnerfest, Mitarbeiterehrung …. Feste und Feiern können viele Anlässe haben. Doch eines haben sie gemeinsam: Die Gäste dürfen sich entspannt zurücklehnen und genießen. Sie fördern den Zusammenhalt, den Austausch untereinander. Das war schon immer wichtig im Verein. Denn neben der Gesellig- keit ist es das Miteinander, das den Zusammenhalt fördert und ermöglicht, sich kennenzulernen. Feste sind aber auch ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung. Einfach mal Danke sagen für all die Aufga- ben, die tagtäglich im Verein von so vielen erledigt wer- den. Die mit Herzblut und viel Engagement Menschen mit Behinderung betreuen, sie versorgen. Frühlingsfest

Zikusfest Mitarbeiterehrung

Betriebsausflug Bewegungsfest

67 Gehe zu Seite Wer macht denn sowas? Was ist denn da passiert?

Einmal-WIndeln hängen zum trocknen an der Wäscheleine ...??

68 Gehe zu Seite 2010 Ein gemeinsames Projekt Zeltfreizeit in Seelbach Azubis und Schüler

Das Schülerprojekt war einige Jahre lang ein Teil der prak- chern der FBG mal etwas Außergewöhnliches zu bieten. tischen Ausbildung beim Verein. Alle Schüler*innen hat- Grundsätzlich ist alles erlaubt, von Andacht über Rock- ten die Aufgabe, gemeinsam ein Projekt für Bewohner*in- konzert bis Zoobesuch .... nen zu konzipieren und anschließend durchzuführen. Es wäre sicherlich hilfreich, wenn ihr schon die eine oder Die Idee war, dass Auszubildende in der Heilerziehungs- andere Idee habt! Frei nach dem Motto: Was ich schon pflege auf diese Weise ganz wesentliche Kompetenzen für immer einmal machen wollte, aber ... !!! ihr Berufsleben erwerben: Sie kooperieren zusammen in einem Team, sie sprechen sich ab, sie organisieren und Ich freue mich auf das Treffen und bin sehr gespannt ... planen und jede/r bringt sich mit seinen eigenen Fähig- keiten ein. Mit der Aussage „Grundsätzlich ist alles erlaubt, von An- Zum anderen kann durch dieses Engagement der Schü- dacht über Rockkonzert bis Zoobesuch …“ hatte ich ver- ler*innen – im besten Fall – eine außergewöhnliche Un- sucht, schon mal den Rahmen etwas abzustecken. Ich ternehmung für einen Teil der Bewohner entstehen, die hatte ein überschaubares Projekt im Sinn – auch wenn es sonst so nicht geben würde. grundsätzlich alles erlaubt ist. Es kam anders!

In diesem Jahr sollte das Schülerprojekt von einer er- Dann unser erstes Treffen. Haus Damsina, Erdgeschoss. fahrenen Fachkraft begleitet werden. Es galt, die Projekt- 18. November 2009. Alle Schüler*innen sind da! Nach arbeit zu strukturieren und zu organisieren, d. h. Termine einer kurzen Begrüßung: Karteikarten und Stifte. Jede(r) für Besprechungen planen und mit den Wohngruppen für sich allein. Brainstorming. Thema:„ Was ich schon im- abstimmen, die Treffen moderieren, den Prozess der Pla- mer einmal mit Bewohnern machen wollte!“ Danach: Prä- nung begleiten, die Fäden der Organisation etwas in der sentation der Ideen. Diskussionen, manche Ideen werden Hand zu haben. Ich habe mich gefreut, in diesem Jahr gleich verworfen, zunehmende Begeisterung für einen diesen „Job“ übernehmen zu dürfen. Vorschlag, Augen beginnen zu leuchten, manche Gesich- ter strahlen. Am Ende sind sich alle einig: „Wir wollen Also suchte ich einen geeigneten Termin und verschickte zelten gehen - unbedingt!!“ diese Einladung: Oh! Schülerprojekt 2010 Damit hatte ich nicht gerechnet. Jetzt war ich gefordert.

Liebe Schülerinnen, liebe Schüler! Ist das nicht eine kolossale Überforderung für diese Grup- pe, so ein großes Projekt? Kann diese Gruppe das stem- Zu einer ersten Vorbesprechung für das Schülerprojekt men? Ist ein Projekt eine Nummer kleiner, aber mit Erfolg wollen wir uns am Mittwoch, 18.11.09 von 14.30 Uhr – ca. durchgeführt, nicht viel besser? 16 Uhr im Musikraum im Haus Damasina zusammenset- Meine Aufgabe als Projektbegleiter besteht doch genau zen. darin, das richtige und machbare Maß für dieses Projekt Diesen Termin habe ich bereits mit den jeweiligen Grup- zu finden, dass die Gruppe weder unterfordert noch über- pen abgestimmt. fordert ist. Ziel des Projektes sollte sein, unseren Bewohnern/Besu- Was ist, wenn die anfängliche Begeisterung verflogen ist? Wird es dann schwierig? Muss ich damit rechnen, dass

69 Gehe zu Seite die tolle Idee dann scheitern wird? Und am Ende haben Und die Vorbereitung lief reibungslos. Sicher, es war nicht die Schüler*innen dann das Gefühl von Misserfolg und einfach, für eine Gruppe von 26 Frauen und Männern so Frust?!? eine Freizeit zu organisieren. Aber dank guter Kontakte Ist es in diesem Beruf nicht auch wichtig, die eigenen (Mirjam) konnten wir die Zelte von den Schutterwälder Grenzen zu kennen und zu akzeptieren, weil sonst die Ge- Ministranten leihen. Der Campingplatz Schwarzwälder fahr besteht, sich zu verausgaben und müde zu werden. Hof in Seelbach ist weitgehend barrierefrei und freute Das will ich unbedingt vermeiden. So wäre es jetzt an mir, sich, uns einige Parzellen vermieten zu können. Wir be- energisch gegenzusteuern und ein anderes (kleineres) schafften Brauereibänke, Feldbetten, Schlafsäcke, Geträn- Projekt ins Spiel zu bringen. ke, Nahrungsmittel, Geschirr, Kocher, usw...Wer schon ein- mal zelten war weiß, wie viel Geschlepp da zu besorgen Andererseits: Warum soll ich junge Menschen beschrän- ist. ken und eingrenzen, wenn sie große Ziele anstreben. Ist Alles war da. Es konnte losgehen! es jetzt gerade nicht mein Job, den Schüler*innen etwas zuzutrauen, sie zu ermutigen und zu bestärken, sie zu be- Fast wäre es nicht los gegangen. fähigen, auch ein großes Ziel erreichen zu können. Nur so Montagmorgen, 8 Uhr. Treffpunkt Haus Damasina. Tags entsteht (persönliche) Stärke und Energie und am Ende zuvor wurde bereits alles gepackt. Die ganze Nacht hat es vielleicht das Bewusstsein, den eigenen Fähigkeiten Ver- geregnet, auch jetzt ein wolkenverhangener Himmel. Ei- trauen zu können. nige Stimmen sind skeptisch („mit Rollstühlen im Matsch herum fahren ist kein Spaß!“ „Alles ist nass!“). Schluss- Es ist bald klar, dass es keine wirkliche Option ist, die endlich besteht kein Zweifel. „Wir ziehen das durch!“ Und Schüler*innen klein zu halten und ihre Begeisterung für wir fahren voller Optimismus und Begeisterung los! ein Zeltprojekt abzuwürgen. Und ich spüre, dass es auch mir großen Spaß machen wür- Naja, die Sache mit dem Matsch, das war dann schon so. de, Teil dieser Aktion sein zu können. So werfe ich alle Teilweise kaum ein Durchkommen mit den Rollstühlen. Einwände über Bord und wir beschließen gemeinsam: Gott sei Dank hatte der Vortrupp drei Zelte schon aufge- „Wir gehen zelten!“ baut und unsere Taschen konnten trocken bleiben – abge- sehen von ein paar Windelpaketen. Die wurden tatsäch- Erste Überlegungen: Wer geht mit? Wann können wir ge- lich nass. Aber auch da wussten wir uns zu helfen!! Andere hen? Wo gibt es einen geeigneten Zeltplatz? Und über- Camper staunten ob dieser Windel-Wäsche-Leine nicht haupt, wo bekommen wir Zelte her? schlecht, sah es doch so aus, als würden wir gebrauchte Es war klar: Es gibt viel zu tun. Plastikwindeln zum Trocknen an die frische Luft hängen, um sie anschließend wieder zu benutzen!! Natürlich erzählten wir unseren Kolleg*innen von unse- rem Entschluss. Die Resonanz war überwältigend. Of- Wir ließen uns nicht unterkriegen. Zum Zelten gehört fenbar hatten die Schüler*innen mit ihrer Idee voll ins auch mal schlechtes Wetter. So trotzten wir am Montag Schwarze getroffen. Luzia, Marita und Manfred - erfahre- noch widrigen Bedingungen und trugen unsere Regen- ne Fachkräfte und gleichzeitig erfahrene und begeisterte sachen. Um so mehr freuten wir uns am Dienstag Morgen Camper – meldeten gleich den Wunsch an, mit zu gehen. über die Sonne, die uns langsam wärmte und den Matsch So konnte sich die Gruppe sicher sein, sehr kompetente trocknete. Ein tolles Erlebnis für alle. Das ist doch genau Unterstützung zu haben. Ab diesem Moment war klar: Die das Schöne am Zelten: Die Natur unmittelbar erleben. ... Sache läuft. >> weiterlesen

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... Und in den kommenden drei Tagen und Nächten mach- Angesichts des Schlafdefizits waren wohl alle froh, dass ten wir genau das! sie nach drei Nächten im Zelt wieder in ihrem eigenen Bett schlafen konnten. Aber ich kann mir gut vorstellen, Apropos Nächte: Neben unserem Küchenzelt hatten wir dass alle mit einem Lächeln auf dem Gesicht eingeschla- vier Zelte zum Schlafen dabei. Malte und Robert, der fen sind – in Erinnerung an unglaublich schöne, außer- von an Anfang an von der Idee der Zeltfreizeit begeistert gewöhnliche Tage mit Camping und Natur pur. war und schnell erkannte, dass er so seine Beziehung zu Und die Schüler*innen? Malte weiter intensivieren könnte, nächtigten in einem Ich hatte den Eindruck, sie hatten sehr viel Spaß in diesen Zwei-Personen-Zelt. Dankenswerterweise gewährte mir Tagen und waren am Ende auch ganz schön stolz auf sich. Dominik im zweiten kleinen Zelt Unterschlupf. Außerdem Dabei haben sich alle, die dabei waren, eingebracht und gab es noch ein geheimnisvolles Frauenzelt, aus dem lei- ihren Teil zum Gelingen beigetragen. So erlebten wir zu- der keine Geheimnisse nach außen gedrungen sind. Und sammen eine wunderbare Freizeit, die sich doch ein klein schließlich war da das sehr große, gemischte New-York- wenig von anderen tollen Freizeiten abhebt. Zelt: Wenn man von New York behauptet, es sei die Stadt, die niemals schläft, so müsst man analog sagen: Das ist Wahrscheinlich ist sie für alle, die dabei waren, unverges- das Zelt, das niemals schläft. Wenn das letzte nächtliche sen! Gespräch / Lachen / Schnarchen / Quatsch machen ver- klungen war, ging meist das erste morgendliche Räkeln / Lautieren / Schnarchen / Lachen schon wieder los. Ich will Die Teilnehmer: natürlich keinem zu Nahe treten, aber irgendwann hat man den Schlafmangel doch einigen angesehen… Christian, Andrea, Heike, Berenike, Harry, Helge, Chris, Johannes, Frank, Melanie, Doris, Franziska, Martina, Wir blieben bis am Donnerstag und erlebten Natur und Mirjam, Michael, Manfred, Sebastian, Lucia, Peter, Linda, Campingplatz pur. Den ganzen Tag im Freien, meist bei Malte, Robert, Massimo, Marita, Dominik, Andreas Sonnenschein, spazieren gehen, nebenan im Freibad abkühlen, auf der Terrasse des Campingplatzes Kaffee trinken, abends am Lagerfeuer, grillen, Gitarre spielen, singen. Manfred begeisterte uns einmal mit einer Feuer- Keulen-Jonglage.

Wir bekamen sogar Besuch: Gleich am ersten Abend ver- wöhnte uns Klaus Marksthaler (seines Zeichens Hobby- koch) mit kulinarischen Köstlichkeiten. Clemens kam mit Kristin für einen halben Tag und freute sich sichtlich, mit dabei zu sein. Familie Glatz kam vorbei und auch Markus Baltes ließ es sich nicht nehmen, einen Nachmittag lang an unserer tollen Campingplatz-Atmosphäre teil zu ha- ben.

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Schlechtes Wetter gibt es beim Zelten nicht, nur schlechte Kleidung. Aber der aufgewweichte Boden war zum Fahren mit dem Rollstuhl eine echte Herausforderung. Und trotzdem war das Wochenende ein voller Erfolg.

72 Gehe zu Seite Die Stuhl-Werkstatt Aus Alt mach Neu Ein Projekt im Haus Damasina Kreativität

Die Idee entstand, weil eine Bewohnin ein besonderes Ge- Projektbeschreibung schenk für ihre Schwester suchte. Der entstandene Stuhl Wir möchten alte, liebgewonnene Stühle phantasievoll, gefiel uns so gut, dass wir beschlossen, für eine Kunstaus- kreativ und künstlerisch umgestalten. In Arbeitsgruppen stellung, an der wir teilnehmen wollten, einen weiteren aus 2 bis 4 mehrfach behinderten Menschen und einer Stuhl zu fertigen. Wir entschieden uns den Stuhl zu einem Fachkraft werden wir mit Pappmasché, Lochgitterdraht, bestimmten Motto künstlerisch aufzuarbeiten. Er wurde Stoffen, Glassteinen, Farben und vielen ande-ren Mate- der absolute „Hingucker“. Immer noch steht er im Haus rialien einen Kunststuhl / Damasinastuhl gestalten. Das Damasina und wird von allen bewundert. Projekt findet im Werkraum der Förder- und Betreuungs- gruppe statt. Die bearbeiteten Stühle werden dann auf Warum ein Stuhl? Spendenbasis verkauft. Einmal pro Jahr soll im Haus Der Stuhl hat bei uns im Haus Damasina die Bedeutung, Damasina eine Auktion mit unseren Kunststühlen ver- sich zu unseren Bewohnern zu setzen, Zeit für sie zu ha- anstaltet werden. Um unseren Kundenkreis zu erreichen, ben. Zeit um · Hilfestellung anzubieten · vorzulesen · zu werben wir durch Handzettelverteilung in Einrichtungen spielen · Gespräche zu führen · zu werken · da zu sein. und über die Zeitung. Frau M. äußert das so: „Komm setz dich zu mir, ich zeige dir was aus meinem Lieblingskatalog und wir trinken was Ziel des Arbeitsprojekts zusammen.“ Frau M. findet es klasse, wenn wir uns die Die Teilnehmer erleben viele Schritte von der Idee über Zeit nehmen, zu ihr zu sitzen. Sie ist einfach sehr gesellig Handskizzen, Materialauswahl, Herstellung, bis zum Ver- und liebt Gäste in jeglicher Form. kauf und der Auslieferung bzw. Übergabe des Stuhls. Frau B. spielt sehr gerne Scrabble. Beim Wörtersuchen mit Dieses Arbeitsprojekt gibt unseren Teilnehmern die Mög- Stuhl hat sie sehr viele Ideen: Königsstuhl, Kinderstuhl, lichkeit durch Kunst die Umwelt zu erfahren, sich selbst Bürgermeisterstuhl, Webstuhl, Klostuhl, Schaukelstuhl, darin auszudrücken und einer sinnhaften Tätigkeit nach- Küchenstuhl, Kaiserstuhl. zugehen. Die Gruppenarbeit ist gesellig und fördert das Ab jetzt soll es einen Damasinastuhl geben, welcher im- soziale Miteinander. Durch Farben und Materialien wer- mer unterschiedlich wird – so wie die Menschen, die in den unterschiedliche Sinne der Menschen angesprochen. diesem Haus leben.

Das Stuhlprojekt Der Arbeitsprozess Dauer: 2012 - 2015 > alten Stuhl aufarbeiten > Thema festlegen, Umsetzung planen gefertigte Stühle: 2012 24 2013 23 > große Schmuckelemente in Form von Holzteilen oder Drahtgerüst 2014 15 > kompletten Stuhl mit Pappmaschè umwickeln 2015 15 ______> weiße Grundierung 77 > Anstrich, Dekorationen, Verzierung > Auslieferung oder Verkauf

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Lucia und Klaus-Dieter grundieren einen Stuhl, den ein Gitarrist bekommen soll.

74 Gehe zu Seite Von der Idee zum Produkt Gemeinschaft Freude · Handarbeit planen, arbeiten, staunen

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Peter und Christian arbeiten in der Projektgruppe, die den Stuhl für den Kindergarten aufarbeiten.

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Mit Hilfe der Reittherapie kann Doris ihre Beweglichkeit erhalten. Wer genießt wohl mehr: das Pferd die Streicheleinheiten oder Doris das Streicheln des Pferdes nach dem Reiten?

77 Gehe zu Seite Haus Damasina liebt Blumen und Musik Doris Gespräch und Austausch sind wichtig

Meine Tochter Doris wurde am 1979 geboren, war ein Früh- heute Kontakt – Doris ist die Patentante des Sohnes ihrer chen. DIe Polioimpfung, ein falsch behandelter Infekt - eine Freundin. Verkettung unglücklicher Umstände - während der Inves- Doris hat sich gut in ihre Lebenssituation eingefunden. Sie tigationen und Behandlungen ins Koma gefallen - bekam kann zum Beispiel alleine mit dem Taxi, mit dem ASB, zu ein Shunt eingesetzt, der die Hirnflüssigkeit dauerhaft ab- Therapien fahren und es tut ihr gut, selbstverantwortlich zu leitet. Das macht sie zu einer Risikopatientin, sie darf nicht handeln. Ich habe ja auch meinen Alltag, kann nicht immer stürzen, darf kein hohes Fieber haben und sich kein Virus für sie da sein. einfangen. Was die Zukunft bringt? Ich habe schon meine Bedenken Bis zur Klasse 4 war sie in der „Falkenhausenschule“ in und meine Ängste. Aber nicht alles kann man regeln. Die Kehl, danach besuchte sie die Schule mit Internat in Em- Sorge um die Zukunft ist wohl mein lebenslanger Begleiter. mendingen-Wasser, von wo sie mit anderen Kommilitonen Doris ist stark, sie hat ihr Leben im Haus Damasina, hat eine vom Internat zum Beispiel auch oft eine Diskothek in Frei- Arbeitsstelle, kann – hoffentlich irgendwann wieder – ihre burg besuchten. Reisen machen. Sie wird das schaffen. Der Leiter der Schule, Herr Walter, versuchte mich bzw. uns Es gibt Personen im Verein die uns vertrauensvoll und offen zu überzeugen, dass wir nach dem Schulabschluss für Doris gegenüber stehen, die uns auch in schwierigen Situationen ein Platz in einem Wohnheim finden sollen - es wäre für sie unterstützt haben und unterstützen werden – es werden ge- das Beste. Es würde ihr guttun, da sie gelernt habe auch meinsam Lösungen gesucht. weg von zu Hause zu sein. Bei einer Elternbeiratsitzung Leider haben die Eltern und Angehörige der Bewohnerin- habe ich Frau Wiemann kennengelernt und das Projekt nen und Bewohner des Hauses Damasina so wenig Kontakt „Damasina-Haus“. So ist Doris 2001 im „Damasina-Haus“ zu einander. Jeder hat sicher genug mit seiner eigenen Ge- eingezogen mit dem Versprechen, dass sie jedes Wochen- schichte und dem Alltag zu tun, das verstehe ich. Trotzdem ende nach Hause kommt, und das ist auch heute noch so. wünsche ich mir mehr Kontakt, mehr Austausch, mehr In- Sie hat akzeptiert, dass Damasina ihr zweites zu Hause ist, formationen von Eltern untereinander. Es gibt ein Eltern- ihr Zimmer wollte sie so eingerichtet haben wie zu Hau- stammtisch zu dem jeder kommen kann, so wie er Zeit hat. se, aber sie kommt jeden Freitag heim, wir verbringen das Ich finde die gegenseitige Unterstützung wichtig. arumW Wochenende zusammen, unternehmen immer wieder etwas nutzen wir nicht diese Möglichkeit? Auch wir Eltern werden – besuchen Opern, Konzerte, Musicals, Theater-Aufführun- ja nicht jünger – immerhin sind viele unsere Kinder seit 20 gen. Jahren im Haus Damasina. Waren schon erwachsen als sie Doris liebt die Musik, ganz besonders Schlager, tanzt gerne. dort einzogen. Sie hat sogar iim Sommer 2017 die ganze Gruppe aus dem Wohnbereich OG im „Damasina-Haus“ zur Nachmittags- Es ist sicher eine Vertrauenssache, miteinander zu re- bzw. Abenddisko in ihrem Zimmer bewegt. den, sich zu öffnen. Es braucht Mut dazu. Aber so lang- Über Ihren Laptop oder über Internetanschluss zu Hause sam funktioniert die Kommunikation der Eltern unter- sucht sie ihre Lieblingsmusik, das ist ihre große Leiden- einander immer besser. Das freut mich, denn sie ist schaft. Sie geht zweimal in Jahr mit 2 Urlaubsunternehmern wertvoll und wichtig. Wir können uns doch gegenseitig – der Lebenshilfe Offenburg und der Diakonie Mühlheim Sorgen und Ängste nehmen uns austauschen. - in Urlaub, ist sehr offen für Neues, für fremde Menschen, Das ist auch ein Potential für die Zukunft. aber sehr zögerlich im Freundschaften schließen. Dennoch hat sie eine Freundin aus Kindertagen sie ha- ben sich auf dem Spielplatz kennengelernt, und haben bis

78 Gehe zu Seite Loslassen Trauerkoffer und Inselzimmer Abschied nehmen im Haus Damasina

Im Haus Damasina gibt es einen besonderen Raum: der „Jeder trägt etwas von dem Verstorbenen im Herzen. Das Inselraum. Er bietet eine Möglichkeit zur Erinnerung und spüren unsere Teilnehmer“, erläutert Frau Becherer, „die- zur Stille für die Bewohner*innen des Hauses. Sie können ser Prozess des Loslassens und Abschiednehmens beglei- sich dorthin zurückziehen, an verstorbene Angehörige tet uns ein Leben lang.“ denken, fühlen, spüren, verstehen. Die Idee und die Um- So wertvoll ist der Inselraum den Bewohner*innen des setzung wurden von Lucia Becherer und Anja Peterdorf Hauses mittlerweile, dass er immer mehr besucht oder als begleitet. Sie arbeitet seit 2001 im Haus Damasina und Rückzugsort genutzt wird. beschäftigt sich seit 2004 mit dem Thema „Trauerarbeit“. Zum Thema Abschiednehmen und Loslassen gibt es auch Als 2006 ein Bewohner des Hauses verstarb, kam bei den einen Trauerkoffer - vollgepackt mit allerlei Utensilien wie befreundeten Bewohner*innen der Wunsch nach einem zum Beispiel Federn, Schmetterlinge, Postkarten, Kerzen, Ort der Erinnerung auf. Bilderrahmen, Perlen - Motive und Gegenstände, die den Mittlerweile gehören feste Rituale wie die Trauerwoche, Abschied symbolisieren. Die Bewohner können einen Ge- die „Herzenstränen zur Erinnerung“, Gespräche (soweit genstand aussuchen und ihn mit ihren Erinnerungen an möglich) und persönliche Gegenstände zur Erinnerung an Verstorbene verknüpfen. So wird das Gefühl der Trauer für Verstorbene und zum Trauerritus dazu. manchen leichter zu ertragen und kann manchmal sogar den Schmerz und die Traurigkeit erleichtern.

79 Gehe zu Seite Pop und Rockmusik live Blue Ocean Band Integrative Band mit Herz und Botschaft

Seit vielen Jahren unterstützt der Verein mit der „Blue Ocean Band“ ein besonderes integratives Projekt. Hier musizieren Menschen mit und ohne Behinderung auch öffentlich sehr erfolgreich gemeinsam und geben für die Gesellschaft ein schönes Beispiel, was gelebte in- tegrative Zusammenarbeit bedeutet und zu welchen Leistungen Men- schen mit Behinderung in der Gemeinschaft fähig sind. Derzeit besteht die Band - gegründet im Jahr 2001 - aus 13 ehrenamt- lichen Musikerinnen und Musikern mit und ohne Behinderung, die mit Herzblut und Ehrgeiz zum eigenen Spaß, aber besonders für den Geist und die praktische Idee der Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft unterwegs sind. Musikalisch engagiert ist die Band im Pop- und Rockbereich der 70er- Jahre bis heute und hat, auf großen wie auch auf kleinen Bühnen be- heimatet, in der gesamten Ortenau eine große Fangemeinde.

80 Gehe zu Seite Eine Maschine Das Azubi-Projekt zum Schneiden der Firma HIWIN

Sebastian sitzt voller Erwartung neben der Maschine und freut sich, als er endlich auf den Startknopf drücken kann. Fasziniert schauen er und seine „Kollegin“ Dilber, wie die Maschine mehrere kleine Holzstäben auf eine Länge kürzt. Dann purzeln diese aus einem Schacht und kön- nen in einen Karton gelegt werden. Die Maschine haben Auszubilden- de der Firma Hiwin aus Offenburg in einem abteilungsübergreifenden Projekt und in Absprache mit Christian Zimmermann (im Bild rechts), Betreuer in der Tagesfördergruppe Offenburg, geplant, konstruiert und zusammengebaut. Azubis des zweiten und dritten Lehrjahres der Firma HIWIN haben die- ses gelungene Projekt 2018 realisiert. Das Ergebnis: eine Maschine, die von Menschen mit Behinderung bedient werden kann.

81 Gehe zu Seite Umzug in die Zeppelinstraße Neuer Name Neue Geschäftsstelle / Zentrum für Ambulante Dienste / BeratungsForum

Konrad Ritter zur Namensänderung des Vereins:

Was war der Grund für die Namensänderung von Spastiker-Verein Offen- burg in Leben mit Behinderung Ortenau? Bei Vereinsgründung standen Linderung für die Betroffenen und Entlastung der Familien im Mittelpunkt. Das Krankheitsbild wurde bewusst im Namen getragen, um die Bevölkerung auf diese Art der Behinderung aufmerksam zu machen. 2002 trat das Behindertengleichstellungs- gesetz in Kraft, 2009 wurde in der UN die Behindertenrechtskonvention verabschiedet. Auch im Verein liegt der Blick nicht mehr auf der Behinderung selbst, sondern die Teilhabe am sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben ist die Grundlage all unseres Handeln und Wirkens im Verein. Wir betreuen auch nicht ausschließlich Menschen mit einer Spastik. Wir betreuen und begleiten Menschen mit unterschiedlichsten körperlichen, geistigen oder auch seelischen Behinderungen. Unterstützen, wo es nötig ist, und Teilhabe im Rahmen der Ein- gliederungshilfe ermöglichen – das bedeutet heute Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung.

Der Verein ändert seinen Namen Umzug der Geschäftsstelle

2016

82 Gehe zu Seite BeratungsForum

BeratungsForum Leben mit Behinderung Ortenau e. V.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen und Angebote für Menschen mit Behinderung werden ständig weiterentwickelt und verbessert. Deshalb sind umfassende Beratungs- und Betreuungsleistungen für Betroffene wie auch für Familien erforderlich. Dies gilt insbesondere auch für neu interessierte Familien, die nur sehr wenig Überblick über rechtliche und inhaltliche Themen der Sozial- und der damit korrespondierenden Gesetzgebung wie auch des vor- handenen Angebots haben. Damit ist das BeratungsForum in Offenburg ein wichtiger Baustein in der örtlichen sozialen Infrastruktur. Es ist aber auch Vernetzungsstelle für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige und Betreuer. Gerade im Rahmen der rechtlichen und formalen Änderungen bietet das Beratungsforum kompetente, neutrale und persönliche Beratung und Unterstützung bei der Antragstellung und beim Ausfüllen der For- mulare an. Seminare, Vorträge, Einladungen zum Gespräch – online oder direkt im Veranstaltungsraum – bieten ein breites Spektrum an Austausch und Information.

83 Gehe zu Seite Integrationshilfe

Inclusio Wir begleiten Ihr Kind in Kindergarten und Schule Ein Angebot des Elternvereins Leben mit Behinderung Ortenau e. V.

Einzelne Fälle von individueller Betreuung in der Schule oder im Kin- dergarten gab es schon immer. Erst mit Beschluss der UN-Behinderten- rechtskonvention fordern Eltern dieses Recht gezielt für ihre Kinder ein. Seit 5 Jahren ist die Integrationshilfe – so der Fachbegriff – ein weite- res eigenständiges Angebot der ambulanten, familienunterstützenden Dienste im Verein, seit 2019 auch mit einem eigenen Logo und Namen. Der Bereich ist schnell gewachsen. Mittlerweile arbeiten fast 40 Mit- arbeiter, die meisten in Teilzeit, in diesem Bereich. Besonders Familien mit Kindern und Jugendlichen, die ohne fremde Hilfe das „normale Leben“ in der einen oder anderen Form nicht be- wältigen können, sind auf der Suche nach Unterstützung. Oft sind Besonderheiten im Verhalten wie z. B. ADS, ADHS oder Au- tismusspektrumsstörungen, die eine abweichende Wahrnehmungsver- arbeitung bedingen, die Ursache. Der Verein hat deshalb speziell für diese Elterngruppe ein Unterstüt- zungsangebot in Form der pädagogischen Schul- und Kindergarten- begleitung oder Assistenz geschaffen. Diese Begleitung ermöglicht Kindern und Jugendlichen die aktive Teilhabe im Kindergarten, am schulischen oder am gesellschaftlichen Leben.

84 Gehe zu Seite Begleitung in der Schule Fabio Integrationshilfe INCLUSIO

Fabio berichtet aus seinem Schulalltag:

Die Vorteile von Frau M.

„Frau M. ist schon seit zirka 5 Jahren bei mir als Unter- richtsbegleitung. Seitdem fällt mir der Unterricht etwas leichter und ich bin organisierter als die 2,5 Schuljahre vorher. Ich habe sehr viel öfter meine Hausaufgaben erledigt, weil sie es mir immer in den Planer schreibt. Ich spreche die Lehrer öfter an. Wenn ich gestresst oder abgelenkt bin, tippt sie mich am Arm, dass ich weitermache und besser in der Schule aufpasse. Bei schweren Arbeiten gehe ich mit ihr in einen freien Raum, dass ich mich besser kon- zentrieren kann. Jetzt in der Corona-Pandemie kommt sie im Homeschoo- ling 6 Stunden die Woche zu mir nach Hause. So fällt es mir leichter, weil sie mit mir dann Englisch und Deutsch macht. Was mich stresst ist, wenn sie jede Stunde sagt, dass ich im Unterricht besser aufpassen soll.“

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Raphael (3 Jahre) besucht mit Unterstützung von INCLUSIO den Regelkindergarten und ist dort gut integriert. Für die berufstätigen Eltern ist das eine große Hilfe im Alltag. Für Raphael bieten sich dadurch gute Entwicklungsmöglichkeiten und er entdeckt spielerisch die Welt.

87 Gehe zu Seite Familienalltag Raphael Kind und Beruf Hilfe, wo sie gebraucht wird

Raphael ist 3 Jahre alt. Er wird über die Integrationshilfe steht dieses ständige Kämpfen für ihr gutes Recht in INCLUSIO des Vereins in den Regelkindergarten begleitet. deutlichem Widerspruch zum gesellschaftlichen Lob auf Aufgrund eines seltenen Gendefektes (Phelan-McDermid- Inklusion. Syndrom - eine genetische Verkürzung auf dem langen „Wir brauchen einfach Planungssicherheit für unseren All- Arm des Chromosoms 22) hat er eine ausgeprägte Mus- tag. Wir reden so viel über Teilhabe, aber die Behörden kelschwäche. Er versteht einfache Sätze, kann sich aber und die Kassen – an denen beißen wir uns die Zähne aus,“ selbst nicht in der Lautsprache verständig machen. Erst berichtet der Vater. Eine gewisse Enttäuschung kann er im Februar 2019 erfuhren die Eltern, dass Raphael die- dabei nicht verhehlen. Das zehrt sehr an den Kräften und sen Gendefekt hat. Wie es den Eltern in dieser Zeit ging? ist unendlich zermürbend. „Nicht gut,“ sagt seine Mutter „wir spürten, dass etwas Sehr beeindruckend ist, wie Raphael durch die anderen nicht in Ordnung ist, aber niemand konnte unsere Fragen Kinder zu Bewegung und zum Spielen animiert wird. „Das wirklich beantworten. Wir haben uns Hilfe und ärztliche wirkt sich unglaublich positiv auf seine Entwicklung aus. Unterstützung gesucht. Sind dazu sogar bis nach Mün- Es ist so schön zu sehen, wie die anderen Kinder mit ihm chen zu Spezialisten gefahren, um Antworten auf unsere umgehen, wie sie ihm Spielzeug bringen, wie sie sich mit Fragen zu erhalten.“ ihm verständigen. Dieser unbefangene Umgang ist für Seit Oktober 2019 besucht Raphael den Regelkindergar- alle Kinder eine Bereicherung.“ ten, der direkt in der Nachbarschaft angesiedelt ist. Es Raphael ist ein sehr quirliger Junge, er strahlt immer war der Wunsch der Eltern, dass Raphael in diesen Regel- wieder, beobachtet seine Umgebung aufmerksam. Viele kindergarten gehen kann. Sie haben sich direkt mit der unterschiedliche Therapiemaßnahmen wie Physio-, Logo-, Kindergartenleitung in Verbindung gesetzt. „Wir wollten Ergotherapie, Reiten und Heilpädagogik prägen den All- einfach probieren, ob es funktioniert. Vieles mussten wir tag der Familie. Immer wieder auch Intensivtherapie, wie organisieren. Schritt für Schritt haben wir uns dann durch zum Beispiel eine Delphintherapie, die für das nächste all die Vorgaben und behördlichen Strukturen durchgear- Jahr geplant ist. beitet. Das Amt hat uns die Begleitung in den Kindergar- Wo finden die Eltern Unterstützung? „Wir sind Mitglieder ten bewilligt, aber es hieß, die Betreuungskraft müssen in einer Facebook-Gruppe, informieren uns übers Inter- wir selbst finden. net, tauschen uns mit anderen betroffenen Eltern direkt Aber wo suchen, wenn man doch gar keine Erfahrung und aus, profitieren gegenseitig von unserem Wissen, unserer Unterstützung in diesem Bereich hat. Wir haben Anzeigen Erfahrung. Wir sind mittlerweile gut vernetzt und infor- geschaltet bei Facebook, haben verschiedenste Organisa- miert, haben Menschen, die uns ohne große Erklärungen tionen angefragt. Selbst der Kindergarten hat diese Stelle verstehen. Das erleichtert vieles, gibt uns Kraft für den ausgeschrieben. Letztendlich hat es dann über den Ver- Alltag und macht uns Mut für unsere Angelegenheiten zu ein Leben mit Behinderung funktioniert.“ Der Erstkontakt kämpfen.“ zum Verein kam über das BeratungsForum zustande. Hier erhielten die Eltern bei einem Erstgespräch zuhause kom- Zukunftswünsche? Diese Frage beantworten die Eltern petente Unterstützung und Antworten auf ihre Fragen. nicht direkt, aber: „Wir freuen uns über jeden kleinen Raphael wird zurzeit an 3 Vormittagen für jeweils 2,5 Fortschritt. Wir stehen mitten in der Gesellschaft, wol- Stunden begleitet. Ein vierter Vormittag und eine längere len uns nicht verstecken. Es ist für viele immer noch tägliche Betreuungszeit mit insgesamt 12 Stunden würde seltsam, wenn sie ein Kind mit Behinderung sehen. Des- den Eltern, besonders in beruflicher Hinsicht, vieles er- halb ist es so wertvoll, dass Kinder mit und ohne Be- leichtern, dafür kämpfen sie im Moment. Für die Eltern hinderung schon im Kindergarten lernen miteinander umzugehen.“

88 Gehe zu Seite Gemeinschaft Stille & Meditation Fahrt nach Taizé ein einmaliges Erlebnis

Zweimal – 2014 und 2018 – waren wir mit unseren Be- Zum Abschluss des Tages sind wir immer in den Kiosk ge- wohnern in Taizé. Auslöser war, dass ich ein Stück auf dem gangen. Dort gibt es Getränke, kleine Snacks. Herrlich, Jakobsweg unterwegs war. Taizé liegt am Weg und ich diese Atmosphäre mit Menschen ganz vieler Nationalitä- habe einige Tage dort verbracht. Ich war so beeindruckt ten, die Geselligkeit mit Musik und Gesprächen. Einmal von der Atmosphäre und dem friedlichen Miteinander, haben wir Cluny, eine kleine Stadt in der Nähe, besucht. dass ich dachte: das ist auch etwas für die Bewohner von Sind dort auf den Markt gegangen und haben in einem Haus Damasina. Restaurant gegessen. 2018 hatten wir ein besonderes Erlebnis mit einem behin- Taizé ist eigentlich ein Ort der Meditation und der Stil- derten Mann aus Japan. Wir sind uns ständig begegnet, le für junge Menschen aus aller Welt. Bis zu 5000 junge haben uns zugewunken. Kommunikation war mit seinem Leute reflektieren und meditieren über ihre Lebensge- Betreuer auf Englisch möglich. Es war der sehnlichste staltung, ihre Zukunft. Es ist aber auch ein Ort des Ver- Wunsch des Mannes aus Tokio, einmal im Leben nach Tai- zeihens, ein Weg des Friedens und des Vertrauens. Jede zé zu fahren, denn in seinem Wohnort gehört er zu einer Woche wird dort die Osterwoche zelebriert, beginnend Taizé-Gemeinschaft. Seine tiefe Gläubigkeit war sehr be- am Gründonnerstag. Karfreitag wird ein Kreuz abgelegt, rührend. jeder hat die Möglichkeit zum Kreuz zu gehen, dort zu meditieren, reflektieren. Am Samstag wird die Osternacht Taizé hinterließ einen tiefen Eindruck bei uns allen. Die gefeiert. Die Brüder entfachen an einer Osterkerze ihre vielen friedlichen Menschen, die besondere Atmosphä- Lichter und dann wird das Licht durch die ganze Kirche re in der Kirche, manchmal fast schon erschütternde weitergereicht, von Mensch zu Mensch. Eine ganz wun- Momente, die spirituelle Stimmung, die Stille – all das derschöne Atmosphäre. strahlt noch weit in unseren Alltag im Haus hinein. Schnell konnte ich einige Kolleginnen für die Idee begeis- tern. Wir setzten unsere Planungen in die Tat um, packten 2014 unseren Bus und ein weiteres Fahrzeug und los ging es! Bewohner: Christian, Michael, Peter, Heike Wir waren in Baracken, in ganz einfachen Unterkünften Clemens hatte sich unglaublich auf die Reise gefreut, aber mit Gemeinschaftsbad und Etagenbetten untergebracht, - vermutlich vor lauter Aufregung - wurde er krank und sehr einfach, aber barrierefrei. musste deshalb im Zuhause bleiben. Stattdessen fragten Der Tagesablauf ist sehr strukturiert. Um 8:15 Uhr treffen wir Peter. Er wollte eigentlich nicht mit, aber er hat ir- sich alle in der Kirche zum Morgengebet. Alle Teilnehmer gendwann „geschnallt“, dass dies seine einzige Möglich- sitzen auf dem Boden. Man singt Lieder in verschiedenen keit war, mal rauszukommen, sein einziger Sommerurlaub Sprachen, Texte werden von den Brüdern vorgelesen und sozusagen. Auch Peter wurde von diesem besonderen Ort es gibt Momente des Innehaltens. Es entsteht eine ganz verzaubert und genoss die Reise sehr. besondere Atmosphäre, eine Energie, die jeden anrührt. Betreuer: Angelika, Anja, Luzia, Ella und Christiane Nach dem Morgengebet findet auf einer großen Wiese das Frühstück statt. Anschließend findet eine Bibelstunde 2018 im Zeltbereich statt. Um 12:20 Uhr findet ein Mittaggebet Bewohner: Chris, Heike, Christian statt, dann gibt es Mittagessen. Danach haben wir eine Betreuer: Luzia, Angelika, Anna-Lena, Christiane Mittagspause eingelegt; um 19 Uhr Abendessen, 20:30 Uhr Abendgebet.

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Friedliche, stille Atmosphäre und eine ganz besondere Spiritualität, die niemanden unberührt lässt - das ist Taizé. Das haben 2014 auch die Teilnehmer Christian, Angelika, Michael, Ella, Anja, Peter, Christiane, Luzia und Heike (von links nach rechts, Bild unten) so erlebt.

90 Gehe zu Seite Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Was und wo wäre der Verein ohne sie?! In den Anfangsjahren war das noch eher eine über- schaubare Anzahl. Mittlerweile arbeiten im Verein fast 300 ehren- und hauptamtliche Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle Entwicklungen und Projekte, die der Verein anstößt, sie gelingen nur, wenn auch Mitabeiterinnen und Mitarbeiter da sind, die den Arbeitsalltag und die damit verbundenen Aufgaben bewältigen. Nicht jeder kennt jeden, das ist aufgrund der dezentralen Struktur und der verschiedenen Standorte auch fast unmöglich. Es ist erfreulich mit wie viel Engagement, Kreativität und Freude sie ihrem Beruf - oder vielleicht auch ihrer Berufung - nachgehen: in der Betreuung, Begleitung, Beratung, Fahrdienst, Haustechnik, Hauswirtschaft, Pflege, Physiotherapie, Ver- sorgung, Verwaltung ... DANKE! Hier ist ein kleiner, aber unvollständiger Einblick in die ver- schiedenen Bereiche.

FBG II / Damasina

Achern-Gamshurst

Wohnen OG / Renchen

91 Gehe zu Seite

Wohnen EG / Damasina

Geschäftsstelle

FBG / Renchen

FuB Offenburg

Nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten gleichzeitig, manche haben Urlaub, manche sind krank. Deshalb suchen Sie das eine oder andere Gesicht vergeblich.

92 Gehe zu Seite

Wohnen OG / Damasina

Haustechnik

Wohnen EG / Renchen

Inclusio

93 Gehe zu Seite

FBG I / Damasina

Mobile Betreuung &Pflege

Fahrdienst

Physiotherapie

94 Gehe zu Seite

Ein ganz besonderes Jahr Was das Leben schön macht Eric und Daniela Ein ganz besonderer Tag

Am Freitag, den 11. September 2020, war ein ganz beson- Frau K. unterstützte mich beim Haare waschen, beim Ein- derer Tag für uns, doch dazu später mehr. seifen meines Körpers und beim Abtrocknen meines Kör- pers im Bett. Um 6.25 Uhr klingelte wie an jedem Morgen, an dem wir zur Arbeit gehen, unser Wecker. Nach einer 20-minütigen Nach dem Duschen kam mein Schatz Daniela auch schon Aufwachphase kam auch schon der Frühdienst zu uns. Sie nach Hause! wuschen mich im Bett, halfen mir beim Anziehen meiner Kleider und unterstützten mich beim Umsetzen in meinen Mit einem Stadtgang nach Offenburg, begann nun der ge- E-Rollstuhl, auch „Schlumpfine“ genannt. mütliche Teil des Abends! Nach zirka 20 Minuten saß ich in meinem E-Rollstuhl. Ich fuhr in unser Bad, wusch mein Gesicht und kämmte mir Nach unseren Erledigungen in der Stadt, ließen wir den meine Haare. Abend im „Kaffee Stein“ in der Steinstraße ausklingen. Nachdem ich aus dem Bad kam, frühstückten wir erst ein- mal. Wie mir Daniela beim gemeinsamen Essen erzählte, war Genauer gesagt, bestand unser Frühstück, aus 2 Tassen Kaf- die Blumenlieferung für sie an diesem Tag wohl das Ge- fee, die wir gemeinsam an unserem Küchentisch tranken. sprächsthema Nummer 1 in der Geschäftsstelle. Dies er- zählte mir mein Schatz Daniela am Abend. Es war ein nicht ganz normaler Arbeitstag! Ich war kaum bei der Arbeit, kam auch schon unser Freund Daniela aß ein Kürbis-Gulasch und ich ein Steak mit Pom- und Kollege Manfred grinsend auf mich zu. Anne, seine mes frites und einem kleinen gemischten Salat, den wir Partnerin, hatte ihn angerufen und ihm erzählt, dass Da- uns teilten. niela einen Blumenstrauß per „Fleurop“ in die Zeppelin- Auf dem Lindenplatz vor dem Kaufhaus Karstadt spielten straße geliefert bekommen hatte. Er sah mich an und sagte heute Abend noch verschiedene Bands mit Liedern aus den „Das ist aber eine schöne Idee, gut gemacht!“ und klopfte 80ern und 90ern. mir auf die Schulter. Diese Musik war ganz und gar unsere Musikrichtung. Na klar, mit diesem Musik-Mix sind wir ja auch aufgewachsen. Ich unternahm am Tag zuvor mit unserer Betreuung und inzwischen sehr guten Freundin Franziska einen Spazier- Nach einem gemütlichen Essen gingen wir gegen 22.00 gang zum Fleurop-Laden in der Nähe des Bahnhofs. Wo ich Uhr wieder nach Hause. eine Blumenlieferung in die Zeppelinstraße 14 mit dazu passender Karte in Auftrag gab. Der Blumenstrauß sollte Wir verbrachten einen schönen und gemütlichen Tag, denn am Freitag, den 11. September 2020, unserem 25. Jahres- wir feierten an diesem Tag unseren 25. Jahrestag !! tag, geliefert werden.

Als ich nach der Arbeit nach Hause kam, erwartete mich die Pflegefachkraft, um mir beim Duschen zu helfen. Ich du- sche dreimal die Woche: montags, mittwochs und freitags!

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Eric und Daniela feiern im Jahr 2020 auch ein Jubiläum: ihren 25. Kennenlerntag. Sie arbeiten beide beim Verein und werden - soweit sie Unterstützung brauchen - über den ambulanten Betreuungs- und Pflegedienst versorgt.

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Nicolas alias Drive-By - brennt für den Rap. Lust reinzuhören? Man findet seine Songs und sein Album „Roll to the beat“ auf allen Streamingplattformen wie Spotify, Deezer, Apple Music, die Videos auf Youtube. In den sozialen Netzwerken instagram.com/drivebyrap, facebook.com/drivebyrap, youtube.com/drivebyrap. Oder einfach googlen ... Foto: Saskia Reichenbach

97 Gehe zu Seite So geht Eigenständigkeit mit dem BFD fing es an Nicolas Am Tag arbeiten, am Abend rappen

Sie sind ja schon lange mit dem Verein verbunden? Seit lich, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Handicap wann denn genau? oder nicht. Es ist eine Vollzeitstelle, einen Tag arbeite ich Also eigentlich fing es mit einem Bundesfreiwilligendienst im Homeoffice. an. Nach der Schule wollte ich nicht direkt studieren. Ich Neben dem Beruf gibt es ja noch das Hobby … wollte nicht gleich weiter lernen. Dann stellte sich plötzlich Oh ja! Große Leidenschaft (Nicolas strahlt übers ganze Ge- die Frage: darf ich überhaupt als Mensch mit Beeinträchti- sicht) …. seit meiner Jugend bin ich richtig eingestiegen in gung einen Bundesfreiwilligendienst machen? Das musste die Hip-Hop-Szene. Ich war auf ganz vielen Konzerten, bis von oberster Stelle abgeklärt werden, denn ich brauche ja ich 2013 begonnen habe selbst Musik zu machen. im Arbeitsalltag eine Assistenz. Aber das wurde ganz prag- Ist es schwierig, Konzerte zu besuchen? matisch gelöst. Eine Auszubildende im Verein, die am glei- Es kommt drauf an. In den großen Sälen ist das kein Pro- chen Ort arbeitete wie ich, hat mich unterstützt. Acht Mona- blem. Ich bestelle mein Ticket und die Begleitperson kann te habe ich dann im Haus Damasina gearbeitet. kostenlos mit. Schwieriger ist es in kleinen Clubs. Die sind Somit war die Zeit bis zum Studium überbrückt. Was und eben nicht immer barrierefrei. Wenn alle Stricke reißen ste- wo haben Sie studiert? he ich dann schon mal mit auf der Bühne, da keine speziel- Public Management, d. h. Verwaltung im Öffentlichen Dienst len Rollstuhlplätze vorhanden sind. an der Hochschule in Kehl. Es war ein duales Studium, das Das eine ist ja, Konzerte zu besuchen, wenn man Musik heißt ich hatte immer wieder längere Arbeitsphasen, die mag. Das andere ist, selbst Musik zu machen? Wie kam ich bei der Stadt Offenburg und bei Landratsamt absolviert es dazu? habe sowie einen Teil bei der Firma Kältetechnik Huber. Zu Der Anstoß kam nicht von mir. Als ich meinen jetzigen Pro- Beginn wurde ich noch von meiner Assistenz zum Studium duzenten kennenlernte, sprach er mich irgendwann an und gefahren. Später hatte ich mein eigenes umgebautes Auto. fragte, ob ich nicht selbst rappen wollte. Seine Aussage: ‚Du Seitdem ist die Assistenz nur noch Beifahrer*in. hast den Flow, rappst immer mit, du hast Talent‘. Ich war Sie sind mobil, haben ein Auto. Das ist doch gut! sehr skeptisch. Ich sehe nicht aus wie der typische Rapper, Ja, unbedingt. Zu Hause unterstützen mich meine Eltern, habe nicht die Stimme dafür. Doch genau das fand er span- bei der Arbeit die Assistenzkraft, und wenn ich in der Frei- nend. Rappen heißt ja, über seinen Alltag, sein Leben zu be- zeit unterwegs bin, helfen mir meine Freunde. Also ein ganz richten. Wir haben den ersten Song aufgenommen. Schon ‚normales, reibungsloses‘ Leben. Was schwieriger geworden hatte ich Blut geleckt. ist: Seit es keine ‚Zivis‘ mehr gibt, ist es sehr, schwer Assis- ... und mittlerweile schon ziemlich prominent! Wie viele tenzkräfte zu finden. Ich arbeite in einer Verwaltung, meine Auftritte pro Jahr sind das, die Sie absolvieren? Assistenz muss mir hauptsächlich bei Handreichungen be- Für letztes Jahr habe ich 15 Auftritte gezählt. Ganz unter- hilflich sein. schiedliche Veranstaltung, zum Beispiel eine Kickbox-Gala, Sie haben dann direkt nach dem Studium angefangen zu ein Kurzfilmfestival, sogar eine eranstaltungV mit Ü-60 Pu- arbeiten? blikum, die uns, mich und meine Crew, die „Hi5-Crew“, mit Nicht direkt. Denn leider war es gar nicht so einfach. Be- der ich ebenfalls Musik mache, richtig gefeiert haben. rufserfahrung war gewünscht, aber trotzdem soll man ganz Wie geht es weiter? Mehr Musik, wenn der Erfolg noch jung sein. Das passt nicht. Wenn ich von der Hochschule größer wird und beruflich zurücktreten? komme, habe ich eben noch keine Berufserfahrung. Ich So wie es ist, bin ich zufrieden. Ich bin glücklich bei meiner wollte auch unbedingt in den sozialen Bereich. Arbeitsstelle, will mir mit der Musik keinen Druck machen. Was ist jetzt Ihr Aufgabenbereich bei der Stadtverwal- Das war von Anfang an Leidenschaft. Ich habe wirklich gar tung, wo Sie arbeiten? nichts erwartet und es kam so viel mehr zurück. Ich nutze Es gibt zwei Integrationsbeauftrage, ich bin aber Inklusi- die Chancen, die mir gegeben werden. Mache mein Ding in onsbeauftragter. Inklusion geht noch ein Stück weiter. Sie meiner Geschwindigkeit, denn Kunst geht nicht auf Knopf- sucht Antworten auf die Frage: Wie ist die Teilhabe aller druck. Ich habe das bisher ganz gut unter einen Hut ge- Menschen am sozialen und gesellschaftlichen Leben mög- bracht, halte die Balance.

98 Gehe zu Seite Grußwort Glück kann man teilen. Sorgen auch. Jutta Pagel-Steidl lvkm Baden-Württemberg

„Hilfe, mein Kind ist behindert!“ Eine Behinderung stellt Eltern vor besondere Herausforderungen. Viele Familien erleben radikale Umbrüche, nicht selten sogar eine Wende in ihrem Leben. Das Leben mit einem Kind mit Behinderung bedeutet vielfach auch Arztbesuche, Therapien, Krankenhausaufenthalte, persönliche Einschränkungen, viel Zeit und Bürokratie für die Bewilligung von Heil- und Hilfsmitteln, Pflege, Familienentlastung und vieles mehr. Einfach ist es nie.

„Glück kann man teilen. Sorgen auch.“ 50 Jahre Selbsthilfe für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung und deren Familien ist ein Grund zum Feiern! 1970 schlossen sich Eltern behinderter Kinder rund um Offenburg zusammen, um sich persönlich gegenseitig zu stärken. In bester demokratischen Tradition gründeten sie eine Bürgerinitiative. Sie wussten, dass es leichter ist, gemeinsam für eine bessere Zukunft ihrer Kinder mit Behinderung zu kämpfen. Menschen mit Behinderungen und ihre Familien sind „Experten in eigener Sache“. Am Anfang ging es vor allem um frühe Therapien und das Recht auf Bildung. Erinnern wir uns an die 1960er Jahre, in denen Kinder mit schweren Behinderungen noch als „unbeschulbar“ galten.

„Schon viel erreicht – noch viel mehr vor!“ In den zurückliegenden fünf Jahrzehnten wurde Vieles erreicht. Doch jede Zeit bringt neue Herausforderungen, die es gemeinsam zu meistern gilt. Eine der ganz großen Herausforderungen lautet Inklu- sion, also die volle und gleichberechtigte Teilhabe. Gemeinsam tragen wir alle dafür Sorge, dass niemand ausgeschlossen wird.

Wir können uns nicht darauf ausruhen, dass Gesetze inzwischen stärker die Belange von Menschen mit Behinderungen in den Blick nehmen – ob Grundgesetz, UN-Behindertenrechtskonvention, Schulgesetz, Landesbauordnung, Bundesteil- habegesetz. Wir müssen jeden Tag die Gesetze im Alltag mit echtem Leben füllen. Es geht um barrierefreie Wohnungen, Busse und Bahnen, um eine gute gesundheitliche Versorgung, um barrierefreie Lebens- und Arbeitswelten mittendrin in der Gesellschaft. Dazu braucht es auch Menschen, die Menschen mit Behinderungen helfen, ein gutes Leben zu führen.

Der Verein „Leben mit Behinderung Ortenau“ ist eine starke Gemeinschaft, die dank Ideenreichtum, Kreativität, Hartnä- ckigkeit, Fleiß, Kontakte, Humor und vielem mehr passgenaue Lösungen gefunden hat: Therapieangebote, Familienent- lastung, Wohn- und Beschäftigungsangebote, Fahrdienste. Die aktuelle Corona-Pandemie führt uns überdeutlich vor Augen, wie schnell dringend benötigte Unterstützungsan- gebote ins Wanken geraten können. Durch den „lock down“ im März 2020 waren die Familien mit behinderten Kindern von heute auf morgen vielfach auf sich alleine gestellt. Kurz- um: Selbsthilfe behinderter Menschen und ihrer Familien ist heute so wichtig wie eh und je.

„Schon viel erreicht – noch viel mehr vor!“ Herzlichen Glück- wunsch zum 50-jährigen Jubiläum und weiterhin alles Gute!

Jutta Pagel-Steidl Geschäftsführerin, Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg e.V.

99 Gehe zu Seite Die Aktion Mensch Land // KVJS

Die „Aktion Mensch“ ist für den Verein schon über vie- Neben der Aktion Mensch war für den Verein beim Bau le Jahrzehnte hinweg ein sehr verlässlicher ideeller und von Gebäuden und Einrichtungen im Rahmen der not- finanzieller Partner. Viele für den Verein sehr wichtige wendigen Finanzierung auch das finanzielle Engagement Projekte und Meilensteine konnten nur mit der ideellen durch das Land Baden-Württemberg wie auch des frühe- und auch finanziellen Unterstützung durch die vormals ren Landeswohlfahrtsverbandes, heute Kommunalver- „Aktion Sorgenkind“, heute „Aktion Mensch“ geplant und band für Jugend und Soziales (KVJS), sehr wichtig. Hier auch tatsächlich realisiert werden. hat der Verein, auch wenn die Mühlen manchmal sehr So sind hier die Wohn- und Fördergruppengebäude in langsam mahlen, stets reale Hilfe erwarten können. Ge- Schutterwald und Renchen, das Servicehaus in Achern wie rade auch in der jüngsten Corona-Pandemie durfte der auch die Fördergruppe und die Geschäftsstelle in Offen- Verein in schwieriger Zeit vom Land konkrete und wichti- burg zu nennen. Aber auch sämtliche ambulanten Ange- ge Unterstützung erfahren. Für die langjährige inhaltliche bote wurden mit Starthilfe oder Investitionsförderungen und finanzielle Begleitung durch das Land und den KVJS durch die Aktion Mensch mitbegleitet. Man darf sagen, bedanken wir uns sehr herzlich und hoffen auch hier dar- dass der Verein ohne diese fundamentale Unterstützung auf, dass in deren Sozialpolitik die Behindertenhilfe auch durch die Jahrzehnte heute nicht annähernd den bekann- weiterhin einen besonderen Stellenwert behält. ten Entwicklungsstand hätte. Daher sind der Verein wie auch alle betroffenen Men- schen und Familien dieser segensreichen Institution sehr zu Dank verpflichtet. Gerne können wir bestätigen, dass die Aktion Mensch ihrem selbstgesteckten Ziel einer „in- klusiven Gesellschaft“ in unserer Raumschaft durch ihr engagiertes jahrelanges Wirken einen großen Schritt nä- hergekommen ist. Auch in der Zukunft wird zur weiteren Entwicklung und zur Realisierung all der vorhandenen Zukunftspläne die Hilfe der Aktion Mensch weiter notwendig sein. Wir bedanken uns sehr für die bisherige großartige Unterstützung und hoffen, die ausgestreckte helfende Hand zum Wohle der betroffenen Menschen weiter ergreifen zu dürfen.

100 Gehe zu Seite Zusammenarbeit

Zur Erreichung unserer satzungsgemäßen Vereinszie- So gilt es von unserer Seite Dank zu sagen für eine sehr le und zur Mitgestaltung der regionalen sozialen Land- fruchtbare Partnerschaft zum Wohle der uns beider an- schaft, dürfen wir uns auf die Mithilfe und Unterstützung vertrauten Personengruppe. Wir hegen die berechtigte von starken Partnern verlassen. Mit dem Ortenaukreis als Hoffnung und Erwartung, auch in der Zukunft gemeinsam Träger der örtlichen Sozial- und Eingliederungshilfe, wie noch viel diesbezüglich Positives bewirken zu können. auch mit unseren angeschlossenen Sozialverbänden in Land und Bund haben wir solch wirksame und unterstüt- Um unsere Interessen regional, überregional aber auch zende Partner. bundesweit vertreten zu können, haben wir uns nach- stehend aufgeführten Sozialverbänden angeschlossen. In Viele positive Entwicklungen unseres Vereins sind nur diesen sozial orientierten Solidargemeinschaften enga- durch die stets sehr gut funktionierende, nachhaltige und gieren wir uns aktiv auf Verbandsebene und erhalten im vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung Gegenzug neben anderem eine umfangreiche Begleitung und der Kreispolitik des Ortenaukreises möglich gewesen. in den Bereichen rechtliche und soziale Information, poli- Auf der Basis einer gemeinsam erarbeiteten Sozialpla- tische Lobbyarbeit und praktische Projektunterstützung. nung, bestehender vertraglicher Vereinbarungen zu Leis- tung und Gegenleistung sowie gemeinsam konzipierter Leistungsangebote für Menschen mit Behinderung, ge- Wir bedanken uns anerkennend bei allen Verbandsorga- hört der Ortenaukreis zu unseren wichtigsten inhaltli- nisationen, -gremien und den ausführenden Mitarbeite- chen, konzeptionellen und finanziellen Partnern. rinnen und Mitarbeitern für deren wertvolle Unterstüt- zung, die wir seit vielen Jahren uneingeschränkt erfahren Getragen von der auch immer guten, zielorientierten und durften und freuen uns auch weiterhin auf eine frucht- zugewandten Zusammenarbeit mit den dort handelnden bare Zusammenarbeit. und entscheidenden Personen, konnte in den vergange- nen Jahrzehnten gemeinsam viel für den benannten Per- sonenkreis und dessen Lebensqualität bewirkt werden.

101 Gehe zu Seite

„Sowohl in Fragen des Lebensunterhaltes bei dauerhafter Erwerbsminderung oder im Alter als auch bei Behinderung und Pflege, bei Wohngeld, BAföG oder bei Schwer- behinderten sind die ca. 130 Mitarbeiterinen und Mitarbeiter jederzeit gerne bereit, behilflich zu sein.“ Quelle: www.ortenaukreis.de

„Ziel des Bundesverbandes ist es, die Lebensbedingungen so zu gestalten, dass Men- schen mit Behinderung und ihre Familien ein möglichst selbstständiges Leben nach ihren eigenen Vorstellungen führen können. Im Mittelpunkt der Arbeit des Bundes- verbandes und seiner Mitgliedsorganisationen stehen alle Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung und ihre Familien. Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung, die ein Leben lang auf Begleitung, Pflege und Zuwendung angewiesen sind, sowie Menschen mit Behinderung, deren Leben sich kaum von dem nichtbehin- derter Menschen unterscheidet.“ Quelle: www.bvkm.de

„Aus örtlichen Initiativen ging 1966 – sieben Jahre nach Gründung des Bundesver- bandes – der Landesverband als übergreifender Selbsthilfe- und Fachverband hervor. Heute ist er eine Gemeinschaft, in der sich rund 5.000 Familien mit behinderten Angehörigen zusammengeschlossen haben. In regionalen Mitgliedsorganisationen leisten Eltern, ehrenamtliche Helfer und Fachkräfte unverzichtbare Arbeit. Vor Ort haben die Vereine viele Einrichtungen und Dienste geschaffen.“ Quelle: www. lv-koerperbehinderte-bw.de

„Der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg ist einer der sechs anerkannten Spitzen- verbände der freien Wohlfahrtspflege in der Bundesrepublik. Der PARITÄTISCHE ist weder konfessionell, weltanschaulich noch parteipolitisch gebunden. Der PARITÄTI- SCHE steht für sachkundige und innovative Sozialarbeit zum Wohle des einzelnen Menschen und der Gesellschaft. Er bejaht und fördert die Vielfalt der Ansätze und der Suche nach neuen Lösungen in der Wohlfahrtspflege. Der PARITÄTISCHE ist daher grundsätzlich für alle Gruppierungen offen, die überwiegend soziale Arbeit leisten oder leisten wollen und deren Ziele, Methoden und konkrete Arbeit an einem huma- nistischen Menschenbild ausgerichtet sind.“ Quelle: www. paritaet-bw.de

102 Gehe zu Seite Ein großes Dankeschön Spenden, fördern, unterstützen was Hilfe bewirkt Hilfe, die direkt ankommt

An dieser Stelle möchten wir allen Spendern, Förderern Es gibt Förderer, die jährlich dem Verein eine Spende zu- und Unterstützern, die uns in alle den Jahrzehnten mit kommen lassen; Firmen aus der Region, die einmalig oder großen und kleinen Spenden unterstützt haben, ein einmal im Jahr einen großen Geldbetrag spenden; Stif- ganz herzliches Dankeschön aussprechen. tungen, Clubs, die selbst Geld sammeln um gemeinnüt- Was hätten wir nur ohne sie gemacht?! zige Organisationen zu fördern; anonyme Spender; Geld- institute oder nationale Konzerne, die direkt oder über So vielfältig ist die Unterstützung, so ideenreich sind die Stiftungen unterstützen; Stiftungsgründungen; mancher Unterstützerinnen und Unterstützer, dass eine vollständi- hat etwas zu vererben; ein Umschlag mit Geld in der Ta- ge Auflistung schier unmöglich erscheint. Und die Absicht gespost; Kleinstbeträge, die monatlich überwiesen wer- ist bei allen gleich: Sie tun Gutes! Beweisen ihr großes den; große Spendenaktionen in den lokalen Medien … Herz! Unterstützen Menschen mit Behinderung und de- ren Familien, ermöglichen ihnen ein Quäntchen mehr … Eltern und Mitglieder selbst sind immer wieder bereit, Lebensqualität, Freude, Teilhabe am sozialen kulturellen den Verein zu unterstützen, sich in Form von Spenden oder gesellschaftlichen Leben; sind ein Beispiel dafür, oder ehrenamtlicher Arbeit einzubringen. dass auch jede Form der Unterstützung den Begriff „In- klusion“ mit Leben erfüllt. Die Kreativität der Spenderinnen du Spender ist schier unendlich. Manche unterstützen konkrete Projekte, man- In den Anfangsjahren waren es noch die großen Straßen- che spenden einfach so, der eine kommt auf den Verein und Haussammlungen, die der Verein selbst durchführte. zu, der andere liest es in der Zeitung, hört es im Radio. Bereits im ersten Jahr seines Bestehens hatte der Vereins- Egal ob groß oder klein, viel oder wenig, Geld- oder Sach- vorstand selbst einen Ball in der Oberrheinhalle organi- spende –vieles konnte in den 50 Jahren Vereinsgeschichte siert und erhielt einen fünfstelligen Betrag – Ergebnis der oft nur mit Hilfe von Spenden ermöglicht werden … Eintrittsgelder und einer Tombola.

Ob es Vereine sind, die mittels einer Benefizveranstaltung eine Spende ermöglichen; der Chor, der sein Repertoire zum besten gibt; der Tanzclub, der zum Tanzbein schwin- gen einlädt; Kinder, die auf Geschenke zur Kommunion verzichten und stattdessen den Verein unterstützen; Spendendosen auf der Ladentheke, die seit Jahrzehnten immer wieder abgeben werden; Geburtstagskinder, die zugunsten des Vereins feiern; kreative Projekte von Men- schen, die nähen, basteln, Schmuck verkaufen, Ostereier gravieren, tanzen, backen; Rocker mit Herz ...

103 Mittwoch, 7. März 2018

www.bo.de MITTELBADISCHE PRESSE ORTENAU

Kurz und bündig Vortrag: »Alter und Arthrose« Kehl (red/klk). Mit einem kostenlosen Vortragsabend über das Thema »Alter und Arthrose – wann ist eine Behandlung erforderlich, wann minimal-invasiv?« setzt das Ortenau- Klinikum Kehl morgen, Donnerstag, um 19 Uhr in der Haupt- geschäftsstelle der Sparkasse in Kehl die Gesundheitsaka- demie Ortenau fort. Bruno Schweigert, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Endoprothetik am Ortenau Klinikum Fotos: C. Ramsteiner Offenburg- (künftig Kehl) und zugleich Leiter des Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung, stellt neue Möglichkeiten der Arthrosebehandlung vor und geht auf Fragen ein. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

»Checkpoint« der AIDS-Hilfe vorverlegt Landesinnungsmeister und Juryleiter Markus Günther (von links) gratulieren den Siegern des Internationalen Drechslerwettbewerbs (red/klk). Die AIDS-Hilfe Offenburg/Ortenau- Helmut Birbamer, Christine Polheim, Ralf Geithner, Sebastian Seidler, Kaspar Straub und Markus Bernhardsgrütter. Offenburg ’s rund kreis weist darauf hin, dass der »Checkpoint« vorverlegt wird auf heute, Mittwoch, von 18 bis 20 Uhr – in den Räumen der AIDS-Hilfe in der Malergasse 1 in Offenburg. Beim »Check- STICHWORT point« handelt es sich um ein Testangebot, bei dem man sich auf HIV und Syphilis testen lassen kann. Angeboten wird In geht auch ein HIV-Schnelltest, bei dem ein zuverlässiges Ergebnis bereits nach einer halben Stunde vorliegt. Alle Tests werden Europasymposium und Bundesverbandstag der Drechsler lockt viele Gäste an / Internationaler Wettbewerb anonym und kostenlos vorgenommen. Ab April wird der »Checkpoint« wieder am jeweils zweiten Mittwoch des Monats Zum zehnten Mal stattfinden. Weitere Info sind unter www.checkpoint-bw.de, veranstaltete die ¬ 0 7 8 1 / 7 7 1 8 9. Drechslerinnung Baden- Donnerstag, 28. Juni 2018 WürttembergGehe ihr Euro- zu Seite symposium für Drechsler im Hotel »Drei Könige« in Oberwolfach –dieses L 103 in Steinach wird Sebastian Seidler aus Mal kombiniert mit dem Oberaichbach/Niederbay- Bundesverbandstag der ern siegte in der Klasse C für einen Tag gesperrt Drechsler, die zum Teil (Lehrlinge) mit seiner ge-

24 Stunden lang wird die Asphaltdeckeeingang Steinach aufgebracht von Wel- sehr weite Anreisen auf nialen Kreation »Karl Va- Hans Weißflog aus Hildesheim beim Drechseln einer kleinen Do- (red/klk). Nächs- schensteinach kommend sich nahmen. lentin und Liesl Karstadt. Steinach bis zur Unterführung der R AMSTEINER se mit durchbrochenem Deckel. Die Feinheiten wurden über ei- LAUDIA Kurz und bündig ter Schritt beim Ausbau der Schwarzwaldbahn von Offen- VON C ne Kamera auf zwei große Bildschirme übertragen, damit im Ortsdurchfahrt Steinach burg Richtung . Die überfüllten Saal auch die Zuschauer auf den Stehplätzen noch (red/pak). Die ehemaligen Mitarbeiter des Wettbewerb PWO-Rentner treffen sich am Stammtisch auf der L 103 zwischen dem Baufirma wird die betroffe- Oberwolfach. Ein Drechs- etwas von der Vorführung mitbekamen.ten vor allem die arbeiten für Ortseingang und der Bahn- nen Anwohner und Anlieger lermeister mit auffälliger Lu- den Internationalen Drechsler- Die Preisträger des 8. In- Progress-Werks Oberkirch treffen sich am Freitag, 29. Juni,, unterführung: Im gesamten per Handzettel über den Ab- penbrille arbeitet konzentriert Hobbydrechslerforen, weil er wettbewerb zum Thema »Zwei ternationalen Drechsler- 16 Uhr, im Gasthaus »Linde« in Stadelhofen; auchNeurentner Streckenabschnitt der Wel- lauf rechtzeitig informieren. im Kellersaal des Hotels »Drei sein Programm »ganzheitlich« Teile« viel Anlass, sie waren wettbewerbs zum Thema sind eingeladen. Könige« an einer Dose mit ei- auf Drechsler ausrichtet, die ih- stets umlagert. »Zwei Teile«: schensteinacher Straße wird Die Asphaltdeckschicht in Klasse A: Meister, die Asphaltfeindecke aufge- den Einmündungsbereichen nem sehr filgranen, »durchbro- ren Lebensunterhalt in diesem »Ich habe hier wieder sehr Gesellen und fortge- www.bo.de Kirchenchor (red/all). begleitet Im Schönstatt-Zentrum Vigil in Marienfried Marienfried bracht. Das teilt das Regie- von Einetweg und Kreuz- chen gedrehtem« Deckel und Handwerk verdienen. Deshalb aufgetankt«, sagte Christine Pol- rungspräsidium mit. bühlstraße wird am darauf- erläutert jeden Arbeitsschritt. ging es in den Referaten auch heim aus Basel, die den ersten schrittene Amateure Oberkirch 1. Christine Polheim, Wenn das Wetter mit- folgenden Montag eingebaut, Und damit im überfüllten Zu- um rechtliche und kaufmänni- Platz der Hauptklasse beim In- findet am Sonntag, 1. Juli, um 19 Uhr, eine musikalische Vigil spielt, soll der Deckeneinbau schauerraum auch wirklich je- sche Dinge, um die Sicherheit ternationalen Drechslerwettbe- Basel/Schweiz zum Fest Mariä Heimsuchung statt. Der Kirchenchor Öds- der Verkehr innerörtlich um- 2. Kaspar Straub, MITTELBADISCHE PRESSE bach und die Pfarrband »Aufbruch« aus Önsbach werden mit am Samstag, 17. März, aus- geleitet. der jeden Handgriff nachvoll- an der Drehbank, eine Rücken- werb belegt. Und Michael Häss- Nach Einbau der Asphalt- ziehen kann, überträgt eine schule für Drechsler oder auch ler, ein Amateur aus dem Raum Rückholz/Allgäu einstimmen in das Lob der Gottesmutter Maria. Peter Wolf geführt werden. Auch einen 3. Helmut Birbamer, US DEM RENCHTAL spricht ein geistliches Wort, kleine Impulse zwischen den Ausweichtermin hat das Re- deckschicht sind im gesamten Kamera die »Handarbeit« auf um Tipps eines Fotografen zum Karlsruhe, der zum ersten Mal A zwei große Bildschirme. Thema Objektfotografie. dabei war, fand das Sympsoium Berndorf/Österreich Liedern gibt Sr. M. Elena Karle. Bei schönem Wetter ist der gierungspräsidium mit Sams- Bauabschnitt noch Restarbei- Klasse B: Amateur- Treffpunkt an der Mariensäule oder Kapellenvorplatz, sonst tag, 7. April, bereits genannt. ten zu erledigen. Für diese Hans Weißflog, der »Meis- »irre gut durchstrukturiert«. (zwei Sieger) in der Hauskapelle des Zentrums. Für den Deckeneinbau ist ter des Durchbrochendrehens« Weite Anreisen Und auch der Vize-Bundesin- drechsler Restarbeiten ist ein Zeitfens- 1. Ralf Geithner, eine Vollsperrung zwischen ter von etwa 14 Tagen vorge- aus Hildesheim, zog sicher vie- Ob vom Genfer See, aus Nie- nungsmeister Wolfgang Miller le Amateurdrechsler an, die je- derbayern oder von der Ost- strahlte: »Ich bin noch nie von Burgstedt/Sachsen Samstagmorgen und Sonn- sehen. Mit Verkehrsbehin- 1. Markus Bernhards- - tagmorgen, jeweils 6 Uhr, not- derungen und Einengungen des Jahr den »offenen Sams- seeküste: Viele nahmen weite hier weggefahren, ohne etwas grütter, Schönenberg/ Frauen tauschen sich wendig. Das Regierungsprä- entlang der L 103 ist in diesem tag« des Eurosymposiums der Anreisen auf sich. Schließlich mitzunehmen, das ich wirklich Drechsler gern den Profis über trafen hier erstmals das Euro- auch umsetzen konnte«. Schweiz sidium bittet, Sperrungen Zeitraum weiterhin zu rech- 3. Karl Gutensohn, Hei- teressierte bei einer sechs und ausgeschilderte Umlei- nen, so das Regierungspräsi- die Schulter schauen. Aber symposium der Drechslerin- Großes Lob gab es für das Ho- Kilometer langen Abend - (sp). tungen zu beachten. dium. auch die Drechslermeister lie- nung Baden-Württemberg mit tel »Drei Könige« und Familie desheim/Rheinland-Pfalz im Nationalparkwanderung aus am Dienstag, 3. Reiff Medien 08/10/2018 Der Einbau der Asphalt- ßen sich seine Vorführung dem Bundesverbandstags zu- Echle, die laut Innungsmeister Seite : 10 Zwei Veranstaltungen von »KircheMITTELBADISCHEJuli, im Nationalpark« vom Ruhestein über PRESSE Eine Bildergalerie zu diesem: - deckschicht erfolgt vom Orts- nicht entgehen. Sie war eine sammen. Bundesinnungsmeis- Markus Günther »jeden Wunsch den Wildseeblick hin zur Thema finden Sie unter /Ruhestein Darmstätter Hütte und zu von vielen Weiterbildungsan- ter Walter Hoppe war begeis- von den Augen abliest«. Das Interessierte Frauen können rück. Die Wanderung ist vor - geboten dieses Wochenendes, tert von der Atmosphäre, in der nächste Eurosymposium ist am www.bo.de|Webcode: 16115 sich morgen, Freitag, 29. an APPENWEIERallem für alle interessant, www.bo.de / RENCHEN das die Drechslerinnung Ba- Junge und Alte, Norddeutsche 5. bis 7. April 2019, das Wettbe- einem Frauenpilgertag betei- die eine Gruppe oder ein Gre den-Württemberg schon seit und Schweizer, Meister, Lehr- werbsthema lautet »Durchblick«. ligen. Die Wanderung führt mium leiten zum Beispiel als - Ausgezeichnet für mehr als 50 Jahren anbietet. linge und Amateure mitein- Foto: dpa über einen Rundweg von Jugendgruppenleiter, Lei ReiffDieser Medien jährliche - 20180307 Lehrgang ander fachsimpelten. Dazu bo- Sand über die Badener Hö- terin einer Frauengruppe, ist auch offen für Amateure, he zum Herrenwieser See. Familienkreis, aber auch eine hohe Qualität er unterscheidet sich aber von Aussichtsreiche Höhe wech- Pfarrgemeinderäte oder Ge freut sich die stellvertretende selt mit mooriger Tiefe. Mit meindeteamsprecher oder Ortenau-Klinikum Lahr-: 5. Zertifizierung kleinen geistlichen ImpulsenFlohmarkt-Erlös - fü Verwaltungsdirektorin Cari- ähnliches. (red/klk). Das Ortenau- nehmen sich die Teilnehmer Die Themenzentrierte Lahr na Broß. Verein mit dieser Spende ein Das Ortenau-KlinikumPage : 1 so großes Stück weiterbrin- Zeit dafür, Übergänge und Interaktion gibt hilfreiche - Klinikum Lahr-Ettenheim ist Wechsel im eigenen Leben zu Grundlagen für das, was das erneut für seine hohen me- in Lahr hatte sich 2005 erst- Spende sichert das Beratungsforumein Motto des Vereins«, betonte gen konnten.« abMit dem neu ge- bedenken. soziale Einrichtundizinischen, pflegerischen mals unter die Lupe nehmen Konrad Ritter. schaffenen Beratungsforum Die Wanderung ist zirka Zusammensein einer Grup pe gelingen lässt. Unterwegs - und therapeutischen Quali- lassen und die Prüfung be- 65 000 Euro von Regionalstiftungtungs- und Sparkasse Betreuungsleistung Offenburg/Ortenau Diesen Gedanken für Verein griff Hel- Lebenhat mit der Behinderung Verein Leben mit Be- 18 Kilometer Verein lang und star-Leben mitgibt Behinderung es dazu kurze Informa mit Spendetätsstandards überraschtr durch die Ge- standen. Seitdem ist die Kli- notwendig. Konrad Ritter, Vor- mut Becker, Vorstandsvorsit- hinderung Ortenau laut Be- (red/klk). So viel tet um 9 Uhr am Parkplatz tionen und Möglichkeit zum sellschaft »Kooperation für nik zum fünften Mal erfolg- Offenburg sitzender des Vereins, schätz- zender der SparkasseF auf:reitag, »Wir 1 cker einen wichtigen Baustein bach aufgewachsen ist, aus ei- der BergwaldhütteRenc Sand (Nä- Austausch. Treffpunkt ist - Transparenz und Qualität im reich zertifiziert worden. In Geld hat der Verein Leben mit te den solidarischen Gedan- fördern und unterstützen mit in der örtlichen sozialen Infra- he Schwarzwaldhochstra-hen (red/fb). Einmal im 0. August gener Erfahrung. Er habe sich Jahr bietet die Firma Normum 17 Uhr am Nationalpark Gesundheitswesen«g (KTQ) der alle drei Jahre erfolgen- Behinderung Ortenau in einer ken, dem die Regionalstiftung unserer Regionalstiftung Pro- struktur geschaffen. ße). Leitung haben die Frau- damals fast in ganz Deutsch- zentrum Ruhestein. Leitung ausgezeichnet worden. Das Spende noch nie bekommen: der Sparkasse Offenburg sich jekte in der Region, und ich 201 enreferentinbau in aus Renchen Rastatt und ihren Mi den Überprüfung der Quali- 8 land, zumindest zwischen dem und Anmeldung bei Helga teilt das Klinikum in einer tätsanforderungen legen die die Regionalstiftung der Spar- verschrieben habe. »Da haben freue mich sehr, dass wir den Der Oppenauer Allgemeinarzt Reinhard Schandl geht mit 69 Jahren zum Monatsende in den Ruhestand. Seine Praxis übernimmt Helgaa Klär,rbeite Kirche im Natio- Klär, Kirche imG Nationalemäß dem Firmenmotto Bayerischen Wald und Koblenz rn - Pressemitteilung mit. Gutachter ihr Augenmerk vor kasse Offenburg/Ortenau hat wir etwas gemeinsam, denn Olga Hättig, die zuvor in Renchen tätig war. te, dass die kommenden Mo- nach einer geeigneten Praxis nalpark.Flohmarkt: Anmeldung: Ausrangierte,ein www. park: info@klaer-beratung.� 0» 7Passion 8 4 2 /9 9 4 6 7 1.for care« sei es von en beso t- Nach einer mehrwöchi- allem auf die Bereiche Patien- eine Spende in Höhe von 65 000 Hilfe zur Selbsthilfe ist ja auch nate nicht einfach werden umgeschaut, bis er nicht weit dst-mopf.de/frauenpastro-07 222/93� 19 07 770 842/99 oder 46 bei 71 n de oder besonderer Bedeutung, dass aber� noch voll funktionsf- dere gen Vorbereitungsphase und Euro zugesagt. würden. Üblicherweise nehme entfernt von der Heimat, in Op- al, n Mensc tenorientierung, Mitarbei- Helgahige ElektroKlär, h einer einwöchigen Visitati- terorientierung, Sicherheit, Um das vielfältige und spe- so eine Übergabe zwei Jahre penau, fündig wurde. den, für dieen unterstütztdie Produkte wür he in Anspruch, zunächst müsse teoderr [email protected] on hoben die externen Gut- Informations- und Kommu- zielle Angebot für Menschen »Dieund KunstZ deseräte, Leitens Com ä- Vereinigung in Freiburg nach geklärt werden, ob das Gebiet Ehefrau macht weiter ein kleines ube Entgelt erwor gestellt werden, erklärteachter die vor allem die gute Zu- nikationswesen, Führung mit Behinderung und deren Oppenau sieht Schandl laufend lernen«h ö könnenr k In pu- - »Das ist einemein Nachfolger Glücksfall« gesucht, al- durch die Kassenärztliche Ver- b önnen f Auszu sammenarbeit innerhalb der sowie das Qualitätsmanage- Angehörige weiter zu stärken, lerdings erfolglos und die An- en werden. Der gesamte E ür bild r- einigung überhaupt für eine durch die Fortführung seiner boyon. end Klinik hervor, die Ausdruck ment. erfolgte 2016 der Umzug des Allgemeinarzt Reinhard Schandlzeige hat alsbald mit wieder Olga zurück-Hättig NachfolgerinPraxisnachfolge für seine freigegeben Oppenauer PraxisPraxis beigefunden der Ärzteversor- lös k e Gü einer offenen Unternehmens- Das Ortenau-Klinikum Vereins an die Zeppelinstraße omm - lcicek gezogen. Schandl hatte sich ist. Anfangs sei das nicht der gung gut aufgestellt. Mit Wolf- Einrichtungt oderein einer ge Bei einem Rund kultur I sei.c- Ebenso würdigten Lahr-Ettenheim unterzieht in Offenburg. Dort wurden die Nach 28 Jahren gibt der er r- damit abgefunden, Ende dieses Fall gewesen. Hätte es mehre- gang Keller, dessen angestell- meinnützigen Organisationsozia durchs Haus konnten sichsie die enge Kooperation der sich freiwillig dem Prüfver- Aufgaben der Geschäftsstelle Oppenauer Allgemein- Jahres ohne Nachfolger auf- len re Bewerber gegeben, hätte er tem Arzt Artur Domke und zugute. die Klinikgan mit externen Partnern fahren der KTQ. Das Ergeb- und des ambulanten Dienstes arzt Reinhard Schandl zuhören. Dass Arztpraxen im keine Einflussmöglichkeiten Olga Hättig verfüge die Stadt beide g - druck vonn der Fr Arbeit desmit Ver dem Ziel einer konsequen- nis wird auf der Homepage zentral gebündelt. Die Spende seine Praxis zum Mo- ländlichen Raum nicht fortge- mehr auf die Nachfolge gehabt, dann weiterhin über drei All- Diesmal ging eine Gesam aue n ein ten Patientenorientierung. veröffentlicht. der Regionalstiftung der Spar- führt werden, sei kein Einzel- blickt Schandl zurück. Doch es gemeinärzte. Während sichsumme von 700 Euro an den eins machen und in kleinenen Ein natsende in jüngere Hän- Darüber- hinaus seien sowohl Weitere Transparenz kasse Offenburg/Ortenau er- de. Der 69-Jährige hatte fall, schließlich ziehe es viele blieb bei Olga Hättig als einzi- Reinhard Schandl zum Mo-Verein Leben mit Behinde Begegnungen und Gespr Jungmediziner in die Städte. ger Bewerberin. natsende aus der Praxis verab- t- die baulichen- Verbesserun- schafft das Ortenau-Klini- möglichte zusätzlich die Rea- zeitweise die Hoffnung Ein halbes Jahr habe Hät- rung Ortenau, der in Ren chen mit den Bewohnern undgen und Erweiterungen als kum durch seine Mitglied- lisierung eines langgehegten bereits aufgegeben, einen Es musste schnell gehen schieden will, werde seine ein- tig für die Weiterbildung zur zige Angestellte, seinec Ehefrauh Betreuern in Kontakt ko auch die geplanten Projekte schaft im Krankenhaus- Wunsches im Verein: die Schaf- Nachfolger zu finden. Nicht so Olga Hättig. Die en ein Wo - ä- A LLGEIER Allgemeinärztin genutzt, im noch etwa vier Monateschl an der hn men. darauf ausgelegt, die Klinik verbund CLINOTEL, der fung eines Beratungsforums Foto: Ulrich Marx IMON ossener Tageshei S Internistin, die zuvor in Ren- letzten halben Jahr habe sie Seite seiner Nachfolgerin wei- m mi - im Sinne der Patientenorien- ebenfalls regelmäßig und auf für Menschen mit Körper- und VON »Für mich und chen tätig war, habe von Kol- für 24 Mensc t ang m- in seiner Praxis mitgearbeitet, terarbeiten. för e- Mehr Lebens tierung weiterzuentwickeln. freiwilliger Basis medizini- Mehrfachbehinderung und de- Freuen sich über die Spende (von links): Helmut Becker (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Of- legen den Tipp bekommen, auf um »Land und Leute kennen- sch derung »Die erneute Zertifizie- Oppenau. werer Körper-hen un m q sche Qualitätsdaten seiner ren Angehörige, denn gerade fenburg/Ortenau), Ingrid Fuchs (OB-Stellvertreterin der Stadt Offenburg), Konrad Ritter (Vorsit- dem Land nach einer Praxis zu zulernen«, wie Schandl sagt. fachbehinderun it te Auch Karl Bühlerualitä als Foto: Birgittrung Reinfarth unterstreicht unsere Mitgliedskrankenhäuser ver- die sich immer wieder verän- zender Verein Leben mit Behinderung Ortenau) Mechthild Wiemann (stellvertretende Vorsitzende meine Patienten ist das ein suchen. »Im Sommer vergan- ils t Dass es dafür eine gewisse Zeit »Es freut uns, dass Sie dan Me uns treter des Angehörigenrats großen Anstrengungen für öffentlicht. Weitere Informa- dernden rechtlichen und ange- Verein), Carmen Basler (Mitarbeiterin im Beratungsforum). Glücksfall«, freut sich Rein- genen Jahres ist sie auf mich braucht, weiß der angehen- g unterhält.hr- u qualitativ hochwertige Leis- tionen unter: botsbezogenen Bedingungen, hard Schandl. Am Montag zugekommen«, sagt Renhard de Ruheständler, der in Dur- denken. Das zei nd Mec Ver- h tungen und eine offene Kom- machen eine umfassende Bera- wird der Oppenauer Allge- Schandl, »ich hatte mit so et- in Renchen wahrgenommenUlrich Hodapps te(links)llvertreten und seinethild Frau Gertrud spenden seit 40 gt, dassJahren wir an den Verein »Leben mit Behinderung Wi Ortenau«munikation und gegenüber Pati- meinarzt seine Praxis im Drei- was schon nicht mehr gerech- w de de emann, www.ortenau-klinikum.de königweg nach 28 Jahren an erde freuten sich überdes den E Besuch des VorsitzendenV Konradenten, Rit- zuweisenden Ärzten, net«. Schandl, der drei Jahre n als ten s lternvere orsitze Olga Hättig übergeben. zuvor ein Seminar zur Praxis- Stad Bew ter. ic n- Pflegediensten und Partnern Dass er eine Nachfolgerin t«, ohn h, d ins, übergabe besucht hatte, wuss- Dürr begrü er diese Spen enn Dan freu im Akut- und Reha-Bereich«, tembergischendi Kleinkunst-ßte Wo r den » k - für seine Praxis finden wür- preisne ausgezeichnete beid wurde. lfg ren K können w dieser de, hatte der 69-Jährige schon Martinn de Wangler bedienten Vertreter ang ind Musikverein Ulm und Stadtkapelle Renchen kooperieren na Durr Firm gen, ern un ir unse nicht mehr für möglich gehal- sich auch bei der »Heimat.tour«a No in- die hi d Ange - b ban un rmbau Kleingeldne Bleibe haben,er im Wo einfach fließt einhör seit ten. Bereits vor drei Jahren ha- seineroyon. Kunstfigur »Fideliusd Gü Le- hn i- Renc be er über die Kassenärztliche schwarzwald Baden-Würt- lcice bissc heimzende e des Vereins, Konradhen. Waldvogel«. Diese Bühnenfi- k Ic- hen Me i- gibt es eineS eit Ende A temberg, studierte Schauspiel gur verkörpert einen originel- lität un hr an Le Ritter, am vergangenen Frei- p an der Hochschule für Musik len, bodenständigen und im 40 Jahrend För bin Kässchentag das EhepaarJugendkapelle Hodapp. Dies gemeinsame des Musikverril chen« d ensqu und Darstellende Kunst »Mo- besten Sinne traditions- und Lebensmittelgeschäft. erung Hodappermög spendeta-sei ein für wunderbares Behinderteeins Ulm Zeichen und der die J (red/all). Ulrich ugendk zarteum« in Salzburg. Danach werteverbundenen sowie frei- li- der Nächstenliebele Renchen. beton- der Leitun apelle, unte phiert, diskutiert, musiziert folgten Festengagements am heitsliebenden Schwarzwälder Oppenau te Ritter und überreichte als Stadtka r- Ebert, beimg »von Alexandra Waldvogel macht Station in Oppenau Hodapp betreibt mit seiner treffe 27 Jun p r und sogar degustiert. Staatstheater Oldenburg und Ur-Typus. Diese Wesenszüge Dankeschön einenn s Blumen-i g el- zerte, Stadt am Stadttheater Ingolstadt. Frau Gertrud direkt im Zen- strauß undzur ein Weinpräsentch Mi musike Rock« der Summerni Schauspieler und Kabarettist AufMartin Entdeckungsreise Wangler beleuchtet am 8. August den Begriff »Heimat«verbindet er in seiner Rolle mit Pro ttwoc r a Seit 2003 arbeitet er im Film den ebenfalls der Region zuzu- trum von Oppenau einen Le- an das Ehepaar Hodapp.be im »Wir habe Rat Stadtka ght usw fest) sowie bei (red/all). Ende Juli Tagsüber geht Fidelius zwi- Musike Renc nds hausp p - ärtigen Events. Nach und Fernsehen und ist dort un- ordnenden Qualitäten von In- bensmittelladen, den, wie er möchten uns beirhus Ihnen für hne ten). Weiterelatz Au elle am den Sommer selbst mit einem Schmun- öffe . Ih r (wir Oppenau schen den Spielorten auf Ent- ter anderem in der SWR-Serie novations- und Querdenker- Ihre Beständigkeitntlich und Ihreren er beric die f mein startet wieder der SWR-Schau- zeln betont, »vermutlich letz- en A sten in R hte- Pro erien be sam m deckungsreise und trifft sich »Die Fallers« als »Bernd Cle- geist. Treue zum Verein, ganzuft be-ritt enchen un ftritte t ben d ginnen dem Foto dieus Juizi spieler und Schwarzwälder Ka- unter anderem auch mit inter- ten Tante-Emma-Laden in hatte Fest folg ers, es V ere mens« zu sehen. Seit 2005 ist er sonders im Namen der von , We d Ulm en geleitet von ororch mit Johannes Baier n. – A barettist Martin Wangler seine essanten Menschen, die seinen zusätzlich als Kabarettist mit der Ortenau«. Hodapp hat uns betreuten Menschen mit Jug ihnac (Ulmer Ebert. Nach Beendi es- gendkapelleuf auch eine kleine Besonder- end htsmar Alexan L »Fidelius Waldvogel – Heimat. Weg queren. Den einen oder an- seiner Kunstfigur »Fidelius Körper- und Mehrfachbehin- vorspi kt, zweij dra uise Steiger und Ste tour 2018«. Seine diesjähri- deren nimmt er gerne ein Stück heit in seinem Laden: Auf der ele, ähri g , Marie- Waldvogel« unterwegs, für die derung, recht herzlich be- Jahres den gen Bl ung de Herbst ge Reise führt ihn laut Ptres- des Weges auf seinem Traktor er 2009 mit dem baden-würt- Theke steht seit 40 Jahren ei- danken. Ihre Unterstützung kon- Grundschulenäserklasse werden inr (Mus fanie ne Sammeldose des Vereins hier künfti Berthold Burkartikvere semitteilung durch Südbaden. mit. An schönen, gefälligen Or- kommt direkt und ohne Um- in Ul Unterwegs ist Martin Wangler »Leben mit Behinderung Or- g 21 Kinder merer m), ten macht er Halt und genießt wege an.« Der Verein lege (Stadtkapelle, Iris Kam – in der Rolle seiner Kunstfigur auf seine Weise das Dasein. tenau«. Alle kleinen Centbe-Zusammengrößten Wert darauf, mit Hil- 190 Jahre undge Ditorigent - Martin Wangler, gebo- - »Fidelius Waldvogel« - mit sei- träge wandern sofort in diese fe von Spenden ein Mehr an in Alexan ) sowie nem Oldtimer Traktor; Eicher, ren 1969 in Breitnau im Hoch- Sammeldose. dra »Waren es früherDie zirka Zwillinge Lebensqualität Lene Steinkop und geziel- Foto: Ste Ebert. Baujahr 1968, Modell »Königs- te Förderung für Menschen fanie Schremp sechs Dosen im Jahr, sind es tiger«, sowie einem zur Bühne mit Behinderung zu ermögli- p umgebauten Forst-Waldarbei- mittlerweile bis zuEin acht Zwillin mit chen, betonte Ritter. terwagen. An etwa 20 Spielor- einem Betrag von ungefähr f und Franz Kie ten macht er Station. vierzig Euro, dieauf wir zusammen direkt g 1 Am Mittwoch, 8. August, spaar blickt Spenden an den Vereinz u spenden«,r be- fer um 20 Uhr, tritt »Fidelius Wald- übergabe der Normbau-Mitarbeiter an Verein Leben richtet Hodapp. Ausüc diesemk: »Ba 90 Lenze feiern heute in Urlo vogel« auf Einladung des Kul- mit Behinderun Grund besuchte(Lene der Steinkop Vorsit- ltser-Lene« turbüros Oppenau in Oppenau boyon (beide Firma Normbau), Heimleiter Wolf g – von links: Lena Durban und G »Ba Powered by TECNAVIA auf. Dort öffnet er seine Wan- ltser-Franz«f )(Franz und ffen ihren 95. Geburtstag wohnerin Sabine Ederle, stellvertretende Vereinsvorsitzende K p derbühne und präsentiert sein Foto: Martin Wangler iefer) Mechthild Wiemann und An feiern heute in fi etwa 90-minütiges Kabarett- U t rloffen den programm »Nächste Ausfahrt ülcicek Ic ta Heimat!«. In diesem setzt sich gan - g und sind to95. gehöri g Dürr, B Geburt Ba Martin Wangler in der Rol- genrat Karl Bühler e p s- hn verp le des Fidelius Waldvogel laut - fit. Copyright � 20180307 Reiff Medienn fli VON em Stun chtet ( Mitteilung »mit dem heute viel Appenweierer Ferienprogramm SIEGFRIE Oktober 5, 2020 1:42 pm (GMT +2:00) d dies Copyright © $$edition Reiff Medien Foto: Birgitt .Rein nig), e enloh bei strapazierten Begriff ›Heimat‹ D SP he er n von 51 P ei- ENGLER sch im geschärften Blick auf den fahrth App äft Frö beim G fen- Schwarzwald auseinander«. Ferienkinder und Frauenkreis backe d enweier-Urlo eine Festanstellunhli ipserg arf schon als ch in Ur e- Heimaterfahrungen werden net wer ffen Hier war Franz K lo in seinem Programm betrach- -Urlo G . E ffen Am Mittwoch, 8. August, macht Martin Wangler als »Fidelius Waldvogel« auf seiner Heimattour den, wennnade e bezeich s seiner Rente im Einsatz.g bekam. 1950 tet und reflektiert. Mit seinem Station in Oppenau.koc lingspaar mit jeweils 95 Jahren i he un ffen - he efer bi »urtümlich-bäuerlichen Blick Ra d bac (sp). Unter auf d in Zw iratete s zu auf das Themenfeld« unterhal- hmen ke i n em Buc il- der Ju des Fer ch«, l d ern k borene E bil te er auf kritisch-humorvolle einsraum im Bür ud der Ur em Motto »Hurra, da el geme ar O ienprogramms l rf. Be insam 2014. E ll. D i dili Art sein Publikum. An diesem Tem offener Frauen Lene Ste i Fr a f i e E he e ge- peraturen warg erzentrumes e ein.d Trotz hochsommerlichenheuteAugust 21, 2018 10:08 amin / Powerednz Ki by TECNAVIAei- En ne Toc frau star Kabarettabend werde philoso- um Wissenswertes über er Geme k fer, ist dies heutekopf, geso. Alse Zwifer u kelki hter un b in reis im borene K nd auf den Ehrentander d be in Vo de in lingspaar wur freuen s zwe kommen. Da lltre den Ver ie- ich i Kochkurs, sondern auch Ti ffer. 23 K - Ur ter un g heute bei gesunde Ernährun loffen ge den s l- d Opa. mit dem Va wurd inder in boren un ie 1923 vermittelt. In vier Gru en den K kamen, der e in »Zwe - in g vermittelt zu sc lter d wuc ite He Speisenplan von den Jungköchenpp umgesetzt.dern n Es gab Gurken haft au lichen Lan hsen imat« T s für einen icht nur Re le trenntenf. sNac Franz K salat, Gemüserohkost mitpp Dipp,en auf Lachsnudeln, Dessert mit h der Vo dwirt VU geteilt, wurdegedeckten der vorbereitete Tischgeln zum lk - Leben lan iefer Weintrauben, Schokoladenkuchen, selbstgemachtes Eis und die geme ich ssch leb insamen bWege.eruf u- Turnvere g mit und fürt sc seinenhon e Eistee. Lediglich mit dem Aufräumen und Geschirrspülen F sbedi in ür Lene Steinko ngt ze in. Se klappte es noch nicht so perfekt. Dies durften dann die fünf zunächst das so hnte lbst ü Ja aktiv ber Ja ehrenamtli jahr an, ehe sie bei der damalpf stand hnturn er T u h - genannte Land ha rner i r- c gen Metz bezeichnet, seinelle, w zweite Hest d hen Helfer des Frauenkreises übernehmen - ie er es se ie ihre Ausbildungerei Lan mat. lb i Und di st Während des Krieges wargenecker die - ne des Wortes.es iNochm wa heute ver g h i- absolvierte. geh rsten Jubilarin in einem Haushalt in t kein Tag, an Sin- . 104 in d Frankfurt tätig, danach folg er Turn dem er n - ten einige Jahre als Angestell um nac halle vor ic h d be ht te hen. Un em Rec ischaut, beim d Franz K hten zu se samt dama - Die Zwillin immer w d ligen W ie ief - w es Lan irtsc - feiern heuteg ein Lene Urloffen Steinkopf, ihr 95. Wie »sei der neue Arer fin echse dratsamtes. 1951haft ne Turn det lte di - hal ha beit, um Pharmawer e Ju ten. lle« in bilar auch das Vereinsleben. Ein Le geborene Kiefer und Franz Kiefer Schuss zu loffen k Sc h in zum Für seine vielfälti , wo s euric dienste in der Turnerbewe ihren Dienstie tat. bis 1 zur Renteh in treu U ben l genfest. r- ang h Foto: Siegfried Spengle wurden ihm sämtlicheg Ehrusten Ve sie Ernst Ste rin in at s i r 959 den Di ch di - g - 1992 star in heiratete vere en e Ju bil liere en des Vereins und des Turngun kopf ins geste st des a- n zw ei r g b. , der b Helfer und Mitll Na ter. Kin gaues zuteil. So ist er Ehren ereits t, vie rren- der n- Im D rungsmannsc le Jah ihrer M mitglied des Vereins. Auch die ienst glied der Füre als Der zwe ut- - der lingspaares,itge w Gemeinde hat ihm den Sport Neb Narrete Heute noc haft. h borene - en Fam S - fer es scherzhaft bezeichnetdes Zw ler-E gab es ili i teinkopf als Ehrenmitgliedh b ie Franz K il hren be e un esuch m - de A bief (Url i der »Ba d Beru alle Veransta t Lene usste nac i der Geme offener Vo l f e- D ppe n w e ie r ü b e r r e ic h t. - tser-Lene« eins oder ist ltungen der M h der Sc ie Zw i lksmun itar hu , illinge au n- d) a Gast des Ver sch beit i lzeit un Ehrentag angesproc ber im Narren gern - aft sch n der Lan d f den gro rem gesehener litär on re d ten, heut ke dienst antretencht frü wirt- dass s h ßen igen E ller. An er erst 1945 heimkehrte.h Dann den M zusammen eie g en, me hrentag gratih i- lückli in- Ferienkinder auf den S - war , von Fest in so ch se Im Rahmen des Fer u- der Ju dem feiern z lch ien, re zum Au bilar de h u dü se ltenes Frauenkreises Urloffen im Bür Beim Grimmelshausen-Bogenclub Renchen wurde au für e eute noc rfen ienpro fräum inige Ja ihrer Besorgungenh e m und gramms waren dienst h- inen Gro bei- Renc bei ihren eigenen Autos wahrnehßte hen der i il gerzentrum.23 Ki m (red men t jewe Redaktion Appenweier/Renchennder G elshausen-Bogenc). Der GBC Gr können. ils ast des ch Foto: Spengle en bete im- puren von Robin Hood - Fr pro iligte s lub Ren ein weni itz B r gramm der Stadtich Renchen.am Fer - fs Gold der Scheibe und au F ierer ( Au gen un g »Theorie« zu Bo ax 07 fb) • Tele f dem Bogenp ien- d Sc 802 fon 07 ten auc hieß /7005 8 die Verantwort latz h sch techn - 40 • E-M 02/ b b an die Schießlinie.on mi ik gi f Ballons geschossen 3000 en un egrüß t Pfeil ng es ail: fri d Mä lich - und tz.bie zunäch dchen un die Bu Nach Bogen rer@r st e - zö den ersten no eiff.de »alte Kunst«i nen des BoE d ga b gerlichen Schüssen wurden inblick en ch Jäger aus vergangenen Zeiten, ßens. Nac in die jungen Bogensc etwas die di in h ei genschie mer s e sogenannten 3D-T die S ner E - ich h icher inwe mi erer un ützen den i heitsrege isun t klein d di im- ns Vi g er. e Z i Der Spasier genommen.iere wur ln un Das Go ele da - d ballons oderld so - mer war groß b der Sc ei den Te heib w ß gar, wie richtie, Lu ie im »Pfeilflug«, di e und Ze für dieilne h ft- Ki it verg - nder w ing ge Tre antwort ie auc ffsichere Ferienkinder. li h für Gr chen die Ve imme des Renc r- war lshausen-Bogenc diese Veransta hener der e lub inma ltung w s l ein to lles Erl ie- ebnis. Gehe zu Seite Gemeinsam stark Offenburg - Berlin Johannes Suhm Schauspieler bedingungslos und wertfrei

Wenn ich an Menschen mit Behinderung denke, verbinde Ist es unser Leistungsdenken, unser Streben nach Erfolg, ich damit zuallererst ein Gefühl: Angst. Oder Scham. Oder der alltägliche Druck, der keinen Platz dafür lässt, Schwä- beides zugleich. chere oder hilfsbedürftige Menschen mit einzuschließen? Letzte Woche wartete ich am Flughafen mit vielen ande- Oder sind es schlicht die mangelnden gemeinsamen Er- ren auf den Abflug als plötzlich eine Frau in einem fahr- fahrungen? baren Bett dazu geschoben wurde. Sie stöhnte laut und Menschen mit Behinderung nur zum Problem zu erklären, war stark eingeschränkt. Und plötzlich kam die gesamte gibt vor allem den Blick frei auf uns alle, die wir uns als Atmosphäre ins Stocken, Blicke gingen verwirrt durch den nichtbehindert sehen. Raum und suchten Sicherheit, eine große Unruhe kam Wie gehen wir mit uns selbst, also mit unserem eigenen auf. Leben um? Als ich ein Kind war, und die Offenburger Erich-Kästner- Der gesellschaftliche Druck, das funktionieren müssen im Schule besuchte, so erinnere ich mich, gab es in der Nähe Alltag, scheint mir, lässt uns manchmal vergessen, was die auch eine Sonderschule. Und ich weiß noch sehr deutlich, wirklichen Werte unseres Daseins sein sollten. dass es eine große Angst unter uns Schülern gab, jemals Nämlich die Freude und Lust am generellen „hier“ sein, diese Sonderschule besuchen zu müssen, vielleicht nicht das zu jedem Leben gehört. „normal“ zu sein. Bedingungslos und wertfrei, ohne Angst, vielleicht nicht Auch der Cousin einer Freundin meiner Eltern hatte Down- gut genug zu sein. Syndrom, aber auch das wurde damals in den achtziger Wenn wir es schaffen könnten, dies uns und damit allen Jahren immer nur als Problem oder große Last dargestellt. anderen zuzugestehen, denke ich, wäre das Leben für alle An geschilderter Freude im Umgang mit behinderten um vieles leichter. Menschen kann ich mich in dieser Zeit nicht erinnern. Wieso tun sich Menschen auch heute noch schwer damit, Deswegen freue ich mich sehr, gemeinsam mit dem Ver- Menschen mit Behinderung als selbstverständlichen Teil ein „Leben mit Behinderung“, durch gemeinsame Ver- unserer Gesellschaft zu akzeptieren? Weshalb geraten wir anstaltungen und öffentliche Kommunikation, mich in Verlegenheit und werden unsicher um Umgang mit dafür stark machen zu dürfen, Menschen mit Behinde- Menschen mit Behinderung? rung in unserer Gesellschaft sichtbarer zu machen. Als ich während des Zivildiensts am Johannesstift in Ber- Leben bedeutet nämlich für alle, auch an Schwierigkei- lin Ende der Neunzigerjahre in einer Wohngemeinschaft ten zu wachsen, sich zu entwickeln, Herausforderungen mit behinderten Menschen zu arbeiten begann, bekam anzunehmen und die Dinge als veränderbar zu begrei- ich schließlich einen tieferen Einblick und aus meiner an- fen. fänglichen Berührungsangst wurde mit der Zeit Neugier Dafür möchte ich mich mit meinem Engagement stark auf die Menschen hinter ihrer Behinderung oder Krank- machen. heit und ihrer Schwierigkeiten mit dem Alltag. Ich begann zu erkennen, dass hinter jeder Behinderung ein Mensch stand, mit Neugierde und Interessen und vor allem mit Freude am Leben, das es zu erleichtern gilt.

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Das war ein ganz besonderes Ereignis, als die Familien, die der Verein betreut, zur Filmpremeiere des Films „Benjamin Blüm- chen“ ins Forumcinema Offenburg eingeladen waren. Der Schauspieler Johannes Suhm hatte im Juli 2019 die Einladung zur Film-Premiere in Offenburg initiiert. Gemeinsam mit Jan-Marc Maier, Geschäftsführer Forumcinemas, wurden insgesamt 200 Freikarten zur Verfügung gestellt. Johannes Suhm ist geboren, aufgewachsen und bis heute verwurzelt in der Ortenau.

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„Unser Märchenbuch“ - entstanden nach einem Jahres Bundesfreiwilligendienst. Da steckt viel Herzblut drin und es zeigt, wie kreativ man so ein Jahr nutzen kann. So schön und herzlich haben Sandra und Anna-Lena uns gezeigt, dass etwas wirklich Freude macht, das eigene Leben berreichert ...

107 Gehe zu Seite Was mein Leben reicher macht ... Ein Märchenbuch Bundesfreiwilligendienst

Ein Märchenbuch? Im Bundesfreiwilligendienst? Ja, auch Auszug aus „Unser Märchenbuch“ so kann man sich engagieren, auch das ist Arbeit - krea- tive eben. Nachwort Man lernt viel beim Verein im Bundesfreiwilligendienst: Nach all den Geschehnissen, die sich im Königreich zu- über sich, über andere, über Menschen mit Behinderung, getragen haben, waren sich Sandra und Anna-Lena sicher, über Arbeit, Teamgeist, Arbeitsalltag, Routine ... soziales dass dort nur Harmonie und buntes Treiben herrschte. Engagement heißt das in pädagogischen Kreisen. Ihnen gefiel es dort so gut, dass sie ein ganzes Jahr lang 1985 sind es die Wehrdienstverweigerer, die im Rahmen blieben, um mitten im Geschehen zu sein. [...] Natürlich ihres Zivildienstes Aufgaben im Fahrdienst, bei der Hippo- wollten die beiden wiederkehren, um ihren neu gewon- therapie oder in der Betreuung Aufgaben übernehmen. nen Freunden einen Besuch abzustatten. [...] Manche Jahren waren es bis zu 120 gleichzeitig, die wert- volle Unterstützung geleistet haben. Und so mancher ist Liebe FBG II und III, danach da geblieben, der eine oder andere bis heute. Ei- das Jahr mit euch hat uns soviel Spaß gemacht und dafür nige zog es in die weite Welt hinaus, manche wurden be- wollen wir danke sagen! Ihr habt uns gezeigt, dass man, rühmt, hatten beruflichen Erfolg. Doch diese wertvollen, auch wenn man im Rollstuhl sitzt, das Leben genießen das persönliche Leben bereichernden Erfahrungen erin- und sehr viel Spaß haben kann. Ihr habt alle eine so posi- nern sie ein Leben lang. tive Ausstrahlung, dass man einfach gerne zum Arbeiten 2011 wird dann die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft. geht und das ist ja des Beste, was einem passieren kann! Das ist gleichzeitig die Geburtsstunde des Budndesfrei- Wir können jedem nur empfehlen zu euch zu kom- willigendienstes (BFD). Nun können Schulabgänger, the- men, denn ihr seid wirklich eine tolle Gruppe! oretisch eigentlich jeder ein Jahr BFD absolvieren. und Hoffentlich sehen wir uns wieder! praktisch? Für den Verein wird es immer schwieriger, diese Stellen An alle Mitarbeiter: zu besetzen. Viele zögern - mit behinderten Menschen zu Wir wollen uns für dieses wunderbare Jahr bedanken. arbeiten, können sie sich nicht vorstellen. Nie hätte man denken können, dass ihr uns alle so sehr Viele der Absolventen des BFD blicken auf diese Zeit als ans herz wachst - ihr wart nicht nur Arbeitskollegen, eine Bereicherung zurück. Aber die Zusammenarbeit kann sondern auch Berater, Freunde, Helfer. Ihr habt in die- für beide Seiten fruchtbar sein: die tägliche Arbeit wird sem Jahr all unsere Probleme mit anhören müssen, egal durch den frischen Wind, die Motivation, die Ideen und ob es um die Frisur ging, eine riesen Kleiderbestellung, die Unterstützung ungemein bereichert. Im Gegenzug oder unsere Ausbildung / Studium. Wir haben viel zusam- kann man einfach mal ohne Druck ohne Zwang in den men gelacht und viel miteinander erlebt. Für uns ist das Arbeitsalltag im sozialen Bereich und in die Behinderten- eine Erfahrung fürs Leben. hilfe reinschnuppern. Das baut Vorurteile ab, fördert Ak- Auch wenn wir beide andere Wege einschlagen, wären wir zeptanz, schafft Inklusion. am liebsten noch länger geblieben, doch zum Glück sind Was steht nun in dem Märchenbuch? Es ist eine Buch über wir ja nicht aus der Welt und werden euch auf jeden Fall das Königreich Damasina und alle seine Bewohnerinnen besuchen kommen. und Bewohner. Jeder hat seine eigene Geschichte, seine Wir wünschen euch noch viele schöne Jahre im Haus Da- Rolle: Herrscherin, Ritter, Schlosslady, Orchestermeister, masina. Hofnarr, eine gute Seele, ein junger Knabe, Vorkoster, lie- Eure Sandra und Anna-Lena benswerter Chaot ... dazu viele witzige, anrührende Bilder.

108 Gehe zu Seite Der Aufsichtsrat

Dem Aufsichtsrat gehören im Jahr 2020 an:

Karl Bühler Sabine Sauer Marianne Deininger Claudia Rees Simone Dierle Konrad Ritter (Vorsitzender) Werner Hogenmüller Wolfgang Walz Susanne Klumpp-Hoffmann (Schriftführerin) Mechthild Wiemann (2. Vorsitzende) Fides Köhne

Zum 01. Januar 2020 ist die neue Satzung des Vereins in Kraft getreten. Aus dem Vorstand wurde der Aufsichtsrat. Die Hauptaufgabe des Aufsichtsrats ist die Weiterentwicklung der ide- ellen Ausrichtung des Vereins und die Überwachung der satzungsge- mäßen Zwecke. Der Aufsichtsrat berät und überwacht den Vorstand. Er hat ein umfängliches Recht auf Auskunft und Akteneinsicht. Die detaillierten Aufgaben regelt die Geschäftsordnung. Der Aufsichtsrat kümmert sich aktiv um die Mitgliederbetreuung und Mitgliedergewinnung.

109 Gehe zu Seite Wechsel, Verantwortung neue Herausforderung Geschäftsführung vom Ehrenamt zum Hauptamt

Wolfgang Dürr und Joachim Haas übernehmen gemeinsam die Geschäftsführung Joachim Haas Wolfgang Dürr wird hauptamtlicher wird Geschäftsführer Pädagogische Leitung 2013 1999 2004 110 Gehe zu Seite Partnerschaftlicher Respekt Wir möchten herzlich danke sagen ... für so vieles

In seiner nun 50-jährigen Geschichte hat der Verein viel Dank gilt auch den Mitgliedern, die mit Ihrer Mitglied- wohlwollende Begleitung, großzügige Unterstützung und schaft unseren Verein finanziell und ideell unterstützen ein sehr besonderes Engagement durch viele naheste- und diesem so das Grundgerüst zum Handeln bieten. hende Menschen und Institutionen erfahren. Ohne diese Ein herzlicher Dank auch allen Mitarbeiterinnen und Mit- unverzichtbaren Beiträge hätte sich die Entwicklung des arbeitern, allen Freiwilligendienstleistenden sowie allen Vereins nicht so erfolgreich gestalten und die praktische ehrenamtlichen Helfern des Vereins, die mit ihrer sehr en- Hilfe sich zum Wohl von Menschen mit Behinderung im gagierten, qualitativen und hervorragenden Arbeit zum Ortenaukreis nicht so wirkungsvoll entfalten können. guten Erfolg unseres Vereins und zum Wohle von Men- schen mit Behinderung und deren Familien beigetragen Daher wollen wir alle und insbesondere die uns anver- haben. trauten Menschen mit Behinderung, diesen Moment nutzen, um gemeinsam „DANKE“ zu sagen. Bedanken möchten wir uns auch sehr herzlich bei all je- nen Privatpersonen, Firmen und Institutionen, die uns Allen voran gebührt den damaligen Gründervätern sowie und unsere Projekte fördernd oder mit Spenden im Laufe allen Mitgliedern des Vereinsvorstands innerhalb dieser dieser 50 Jahre tatkräftig unterstützt haben. Auch den Ge- Entwicklungszeit unser besonderer Dank. Viel spürbarer richten im Landgerichtsbezirk und der Staatsanwaltschaft Idealismus, eine selbstlose Zuwendung zu den gemeinsa- Offenburg sei gedankt für die Zuweisung von Geldauf- men Zielen und ein unglaubliches Maß an bürgerschaft- lagen. lichem ehrenamtlichem Handeln waren zu erbringen, um den Verein zur heutigen Blüte zu entwickeln. Aber, die Wir sind sehr froh über diese Zuwendungen, da sie uns Mühen und der Einsatz haben sich gelohnt – das Ergebnis die Möglichkeit geben, die an uns gestellten Aufgaben darf sich mit berechtigtem Stolz sehen lassen. erfüllen zu können.

2020

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Eine gesonderte Anerkennung gilt auch der Einwohner- auch viele weitere mit uns verbundene Personen. Ihnen schaft in Gamshurst, Schutterwald, Offenburg und Ren- allen ein sehr herzlicher Dank. chen sowie den dort ansässigen Firmen für ihr besonderes Wohlwollen, das stets gute Miteinander und die angebo- Zu guter Letzt gilt unser Dank aber auch all den uns an- tenen Möglichkeiten der Inklusion. vertrauten Menschen mit Behinderung und deren Fami- lien, die uns tagtäglich immer wieder neu ihr Vertrauen Wir bedanken uns bei Menschen, die in der heutigen Zeit schenken und deren Wohl auch Ziel und Zweck unseres den Blick für wesentliche Dinge in dieser Gesellschaft Vereins ist. Dieses Vertrauen ehrt uns, spornt uns aber nicht verloren haben. auch gleichzeitig an, die in uns gesetzten Erwartungen und Hoffnungen mit Qualität und Augenmaß auch weiter- Ein wichitger Beitrag zur guten Entwicklung in der Ver- hin zum Wohle dieser Menschen zu erfüllen. gangenheit wurde auch durch unsere vielen externen ge- schäftlichen und ideellen Partner geleistet. Mit Freude und Stolz um das Erreichte in der vergange- nen Zeit, hegt der Verein die Hoffnung, dass wir von all Ohne Wertung, Vollständigkeit und Rangfolge sind dies diesen vorbenannten Menschen und Institutionen auch z. B.: die regionalen Schulen für Menschen mit Behin- in kommenden Jahren weiter die notwendige Unterstüt- derung, die mit uns zusammenarbeitenden Ärzte und zung erfahren dürfen. Nur so kann es gelingen, die vor Therapeuten, die Kommunen Offenburg, Schutterwald, uns stehenden Herausforderungen, Schwierigkeiten und Renchen und Achern, die Kranken- und Pflegekassen, Be- wichtigen Projekte zum Wohle der Lebensqualität der uns rufsgenossenschaften, die Architekten- und Steuerbüros, am Herzen liegenden Menschen mit Behinderung in der die regionalen Mitanbieter in der AGBO (Arbeitsgemein- Region meistern zu können. schaft der Behindertenhilfe im Ortenaukreis e. V.), wie

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Wir sind auf dem Weg Entwicklungsmöglichkeiten Der Blick geht nach vorne Gemeinsam für Teilhabe stark machen

Das stetige Wachstum des Vereins Leben mit Behinde- keit beurteilt werden. Oberstes Ziel des Elternvereins wird rung machte eine organisatorische Neuausrichtung un- daher bleiben, den Unterstützungsbedarf der Menschen ausweichlich. Durch die erreichte Größe wurden die An- mit Behinderung im Ortenaukreis zu erkennen und ge- sprüche an eine ehrenamtliche Führung überstrapaziert meinsam mit den Betroffenen passende Angebote zu ent- (s. auch Interview mit Herrn Ritter). Nach einer intensiven wickeln, die es ihnen ermöglichen, Behinderungen im all- Auseinandersetzung mit den organisatorischen Möglich- täglichen Leben abzubauen, Teilhabechancen zu schaffen keiten, die Gewichte des Vereins vom Ehrenamt mehr und Prozesse der Integration und Inklusion von Menschen zum Hauptamt hin zu schieben, entschied sich der Vor- mit Behinderungen und hohem Unterstützungsbedarf zu stand dazu, die aufgebauten Dienstleistungen weiterhin fördern. im Rahmen der Vereinstätigkeit anzubieten. Der Vorstand sollte in Zukunft aber hauptamtlich geführt werden, die Aufbauen kann der Verein dabei auf einer vielseitigen Pa- Mitglieder des bisherigen ehrenamtlichen Vorstands bil- lette von Angeboten, die in den vergangenen Jahrzehn- deten den neu geschaffenen Aufsichtsrat. Diese Verände- ten entstanden sind. Hier gilt es, Menschen mit Behin- rung wurde im Januar 2020 pünktlich zum 50. Geburtstag derungen entlang ihres Lebensweg - im Kindesalter, als umgesetzt. Erwachsene und schließlich als alt gewordene Menschen - zu begleiten. Die bestehenden Angebote z.B. der Physio- Als hauptamtlichen Vorständen kommt Herrn Haas und therapie, der Kurzzeitbetreuung, der Kindergarten- und Herrn Dürr nun die Aufgabe zu, die Angebote des Vereins Schulbetreuung, der tagesstrukturierenden Angebote und kontinuierlich und mit Augenmaß weiterzuentwickeln. Im der Wohnbetreuung müssen neuen Bedürfnissen und ver- Zentrum jeglicher Tätigkeit des Vereins stehen die Bedürf- änderten Vorstellungen angepasst werden. nisse der Mitglieder und ihrer Angehörigen. Dieser An- spruch bedingt, dass mögliche Angebote nicht nach ihrer Die Unterstützung von Kindern findet bei uns vor allem Wirtschaftlichkeit, sondern primär nach ihrer Dringlich- im Rahmen der Physiotherapie, der Kurzzeitbetreuung,

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der Kindergarten- und der Schulbetreuung statt. Diese Alternative zur Heimbetreuung zu entwickeln. Denn mit Angebote wollen wir weiterentwickeln und noch besser der Bezeichnung „besondere Wohnformen“ wird ja bereits 3 vernetzen, um Kindern die 4bestmöglichen Entwicklungs- deutlich, dass sich „Inklusion“ mit solchen Wohnformen chancen zu eröffnen. nur schwer in Einklang bringen lassen kann.

In den tagesstrukturierenden Einrichtungen sollen Ange- All dies sind nur einzelne Beispiele, welche Aufgaben auf bote für Menschen geschaffen werden, die bislang noch den Verein, aber auch auf die Gesellschaft allgemein, in durch viele Raster fielen. Menschen mit schweren körper- den nächsten Jahren zukommen. Darüber hinaus gilt es lichen Behinderungen und ohne oder nur mit geringen aber auch, aktuelle Herausforderungen zu bewältigen. kognitiven Einschränkungen werden oft in Tagesstätten 2020 stand für uns weniger unter dem Zeichen des Ju- der Altenhilfe versorgt. Dies wird ihren Ansprüchen und biläums, als unter den bedrohlichen Auswirkungen einer Möglichkeiten nicht gerecht und schließt diese Menschen unerwartet über uns hereingebrochenen Pandemie. Wir aus einem erlebnisreichen und erfahrungsreichen Alltag wissen nicht, was die Zukunft uns bringt und auf welche aus. Hier gilt es, Integrationsmöglichkeiten zu schaffen, Entwicklungen wir uns einstellen müssen. Wir hoffen aber, Beschäftigungsangebote mit therapeutischen Angeboten mit der Unterstützung unserer Mitglieder und Mitarbeiter zu kombinieren, um Lebensmut und Lebensenergie dieser und all den Freunden und Kooperationspartnern in Ge- Menschen wieder zu stärken. sellschaft, Politik und Verwaltung die kommenden Jahre dafür nutzen zu können, die Bedingungen von Menschen Wohnangebote sollten wieder kleinteiliger angeboten mit schweren körperlichen und seelischen Behinderungen werden. Gemeinsam mit unseren Partnern in der Sozial- weiter zu verbessern. verwaltung und in Kooperation mit den bestehenden Ins- titutionen der Behindertenhilfe wollen wir für Menschen mit hohen Hilfebedarfen individuelle Wohnangebote als

114 Gehe zu Seite Impressum

Konzeption . Layout . Redaktion Birgitt Reinfarth, Leben mit Behinderung Ortenau e. V.

Texte . Berichte . Interviews Soweit nicht anders angegeben: Birgitt Reinfarth, Leben mit Behinderung Ortenau e. V. Eric Braun (96) Wolfgang, Dürr (33f, 39f, 42, 59f, 111f, 113f) Joachim Haas (100ff, 111f, 113f) Andreas Oßwald (69ff) Claudia Rees (55) Silvia Salzer (12) Sabine Sauer (20ff) Mechthild Wiemann (49ff)

Fotos Soweit nicht anders angegeben: Leben mit Behinderung Ortenau e. V. Landratsamt Ortenaukreis (7), Stadt Offenburg (8), SIlvia Salzer (12), Peter Ritter (19), Sabine Sauer (21), Frank Barnick (31, 32), Dr. Wolfgang Schäuble (36), Claudia Rees (55), Andreas Oßwald, Manfred Baumgärtner (68, 72), Lucia Becherer (73 - 75), Angelika Rinkel (90), Saskia Reichenbach (97), Jutta Pagel-Steidel (104), Johannes Suhm (106), Anna-Lena Sterner (107)

Zeitungsberichte mit Fotos Mittelbadische Presse (18, 23, 28, 34, 35, 43, 50, 76, 104, 110) Badische Zeitung (56, 104) STAZ / Guller (35, 82, 104)

Lektorat Silke Keil, Offenburg

Druck EuroPrintPartner GmbH & Co. KG, Weststraße 26, 77694 Kehl

Auflage 700

115 Gehe zu Seite Gehe zu Seite

Für Menschen mit Behinderung

Alle Angebote, Leistungen, Einrichtungen im Jahr 2020: • Haus Damasina Wohnheim / FuB - Schutterwald • Wohnheim / FuB - Renchen • Betreutes Wohnen / Kurzzeiteinrichtung - Achern • Förder- und Betreuungsgruppe (FuB) - Offenburg • BeratungsForum • Ambulante Pflege und Betreuung • Familienunterstützender Dienst • Tagesferienfreizeit • Physiotherapie - Praxis und ambulant • Fahrdienst • INCLUSIO - Integrationshilfe in Kindergarten und Schule • individuelle Schwerbehindertenassistenz (ISA) Gehe zu Seite

Meilensteine

1970 - 2020

Leben mit Behinderung Ortenau e. V.

Leben mit Behinderung Ortenau e. V. Verein für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung

Zeppelinstraße 14 . 77652 Offenburg Telefon 0781 96678-100 . [email protected] www.lmb-ortenau.de