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1862–2012 Momente aus 150 Jahren Krankenhaus auf Rügen

150 Jahre Krankenhaus Bergen S a 1862 – 2012 n n e a- üg Kr R ankenhaus Bürgermeisterin Andrea KÖSTER Grußwort

Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bergener SANA- Krankenhauses, im Namen der Stadt Bergen auf Rügen möchte ich Ihnen zu Ihrem be- sonderen Jubiläum die herzlichsten Grüße und Glückwünsche über- mitteln. Das seit 150 Jahren in Bergen bestehende Krankenhaus mit seinem historischen Gebäude der Alten Chirurgie hat sich im Laufe der Jahr- zehnte zu ei- nem modernen und attraktiven medizinischen Zentrum auf der Insel Rügen ent- wickelt, auf das die Bergenerin- nen und Bergener sehr stolz sind. Dazu trägt nicht nur die bauliche Entwicklung bei, sondern vor al- lem ist es die gute Arbeit des medizinischen Fachpersonals und der Verwaltungsange- stellten. Neben der medizinischen Rundumversorgung engagiert sich das SANA-Krankenhaus im Rahmen der Aktivitäten der Gesundheits- insel, der Gesundheitsakademie, der Kurzzeitpfl ege und des Hospizes.

Dafür möchte ich mich im Namen der Einwohnerinnen und Einwoh- ner unserer Stadt ausdrücklich bedanken und wünsche allen Beteilig- ten zukünftig viel Erfolg und zufriedene Patienten.

Andrea Köster Bürgermeisterin Meilensteine Im Mittelalter und früher waren Pestillenarzt Dr. Christian Lemke in der Geschichte der die Menschen in Erkrankungsfäl- aus Meißen ein. In der Folgezeit er- Medizin auf Rügen len wohl auf Orakel der Priester, fuhren die Rüganer durch weitere auf die Behandlung durch Mön- Ärzte und Apotheker medizinische che und sogenannte Heilkundige Hilfe. 1779/80 wurde am „Golde- angewiesen. Die erste Notiz über nen Brinken“ das Ritterschaftli- medizinische Hilfe auf Rügen ist che Lazareth gegründet, ein Spital wahrscheinlich die Erwähnung mit drei Krankenzimmern und je des Magisters Bertold, der 1339 10 Betten. Leiter dieser Einrich- für das Kloster Bergen genannt tung waren Dr. Wewetzer und Dr. wurde. Zu denen, vom Zisterzien- Moritz von Willich. Da dieses Spi- ser-Orden gegründeten Klöstern tal bereits 1803 den Anforderun- gehörte meist ein Hospital, so in gen der wachsenden Bevölkerung Bergen das St.-Jürgen-Hospital für auf Rügen nicht mehr genügte, Aussätzige (Lepra), Pest-, Pocken- erfolgten über Jahre Bestrebungen Einleitung

und Cholera-Kranke. 1616 wurde für einen Krankenhausbau. Dieser die „Dohrenkiste“ erwähnt, ein erfolgte 1860–62 auf Vermittlung Haus zur Aufnahme von Geistes- des Geheimen Regierungsrates kranken. Der rügensche Landvogt Essé und nach Bau-Plänen des Kö- Matthäus von Normann berichte- niglichen Baurats Waesemann mit te im Mittelalter vom mehr einem Kostenaufwand von 34000 weniger erfolgreichen Wirken der Talern. Es entstand der Kranken- Bader und Barbiere. „Im 16. Jahr- hausneubau in der Calandstraße, hundert lag das Arzneiwesen auf ein dreistöckiger Backsteinbau mit Rügen völlig darnieder“, wie Prof. eigenwilligen Türmchen und Ver- Haas in seinen „Beiträgen zur Ge- zierungen. Die ersten drei leiten- schichte der Stadt Bergen“ schrieb. den Chefärzte dieses Hauses wa- Es gab auf Rügen keinen Arzt und ren Dr. Wentzel, Dr. Settegast und keine Apotheke. Erst 1624 erteilte Dr. Frank. In der Folgezeit wur- Herzog Phillipp Julius dem Arzt den immer wieder Um- und Aus- Johannes Fabricius, einem erfah- bauten, sowie Modernisierungen renen Bruch- und Steinschneider an diesem Haus vorgenommen, die Erlaubnis, seine Kunst auszu- in dem nunmehr seit 150 Jahren üben. Durch die Wirren des drei- medizinische Versorgung für die ßigjährigen Krieges war Rügen rügensche Bevölkerung und seine wieder ohne Arzt. 1683 stellte die Gäste geleistet wird. schwedische Regierung auf Bitten der Rügenschen Ritterschaft den Barb und Karl Zerning

Sanitäts-Kraftwagen „Phänomen“, 1937

150 Jahre Krankenhaus Bergen S a 1862 – 2012 n n e a- üg Kr R ankenhaus 422 Im Jahr 1868 wurden 422 Kranke neu aufgenommen, 32 waren noch aus dem Vorjahr. Davon waren 346 Patienten auf der Inneren und 108 in der Chirurgie. Die durchschnittliche 1865 Verweildauer betrug auf der Inneren Bezeichnung als „Rügensches 15 Tage und in der Chirurgie 40 Tage. Kreisständisches Krankenhaus“

07.12.1864 –26.03.1879 Sanitätsrat Dr. med. Karl WENTZEL

1860 1870

1860–1862 Der Krankenhausneubau in der Calandstraße von 1860 bis 1862 war ein erheblicher Fortschritt in der stationären Betreuung und Behandlung von Kranken auf der Insel Rügen. Das Krankenhauss bestand anfänglich nur aus dem dreistöckigen Backsteinbau mit eigenwilligen Türmchen und Verzierungen. Es wurde bereits damals – man lese und staune – vom Erdgeschoss aus zentral beheizt. Im Souterrain hatte man so notwendige Einrichtungen, wie die Verwaltung, Wäscherei, den Lagerplatz für die Brennstof-- fe sowie das Sektions- und Leichenzimmer untergebracht. In den zwei Hauptetagen befanden sich zwei Krankensäle für je zehn Patienten und die nötigen Neben- und Isolierzimmer.

34000 In den Jahren 1860 bis 1862 wurde das Bergener Krankenhaus unter Leitung des Maurermeisters Johann Julius Deysing erbaut. „Der Bau erfolgte durch Vermittlung des Gehei- men Regierungsrathes Essé in und nach Plänen des Königlichen Baurathes Waesemann mit einem Kostenaufwand von 34 000 Thalern“. (Quelle: Statistische Beschreibung des Kreises Rügen von Wilhelm von Platen, 1868) Ärztliche Direktoren Leitende Chefärzte und

1.4.1879–30.6.1899 Medizinalrat Dr. med. Anton SETTEGAST

1880 1890 1894

16.05.1885 Der Steinschläger Koplin ist geheilt und wird heute aus dem Lazarett entlassen. Bergen, den 16. Mai 1885.

Originaldokument zum Bau des Krankenhauses aus dem Jahr 1862, gefunden bei der Sanierung 1999 (siehe Zeitungsartikel)

FranziskaF Tiburtius (1843–1927), die auf Rügen gebürtigeg erste deutsche praktizierende Ärztin, war öfter bei ihrem Bruder KarlK (1834–1910), praktizierender Arzt in Rambin, zu Besuch und erzählte folgende Begebenheit. Sie half ihrem Bruder und schiente dort den Un- 150 Jahre terschenkel einer alten Frau, die weiter ins Lazarett geschickt wurde. Dort Krankenhaus Bergen S a 1862 – 2012 n war man mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. „De Öbberste hätt seggt, dat n e a- üg Kr R wier wunderschön makt, dat kunn keen Perfessor bäter maken.“ ankenhaus 01.07.1899–24.10.1911 Dr. med. Theodor FRANK

1895 1900 1905 1910

1906 1901 Anschluss des Auf dem Kranken hausgelände Krankenhauses entstand ein Isolierpavillon an das öffentliche (spätere Kinderstation IV und VI) Kanalnetz

840 Im Jahr 1903 wurden 840 Kranke neu aufgenommen, 54 waren noch aus dem Vorjahr. Davon waren 553 Patienten auf der Inneren und 337 in der Chirurgie. Die durchschnittliche Verweildauer betrug auf der Inneren 50 Tage und in der Chirurgie 39 Tage. Das Pfl egepersonal bestand aus drei Brüdern und zwei Schwestern. Ärztliche Direktoren Leitende Chefärzte und

01.01.1912–30.06.1929 Sanitätsrat Dr. med. Hermann SCHMIDT

1915 1920 1925 1928

1921 Anbau eines chirurgischen Operationstraktes an das Backsteingebäude 1910 Umbenennung in „Kreiskrankenhaus Bergen“

Bau eines Waschkesselhauses, Bau von Holzschuppen 1928–1930 und Schweinestall Anbau des Schwesternheimes, später dient der Bau als Verwaltungsgebäude

150 Jahre Krankenhaus Bergen S a 1862 – 2012 n n e a- üg Kr R ankenhaus 01.07.1929–16.10.1947 Dr. med. Johannes SEIFERT

1929 1935 1940

1934 Der erste Personen- und 12.12.1945 Lastenaufzug des Krankenhauses wurde in Betrieb genommen

Blick in das Innere des Sanitäts-Kraftwagens „Phänomen“, 1937 Ärztliche Direktoren Leitende Chefärzte und

1947–1950 06.10.1950–31.12.1976 Dr. med. Medizinalrat Peter JOACHIM Dr. med. Heinz FRANKE

1945 1950 1955 1959

1947 1951 Errichtung einer Umstellung vom Allgemein- zum Fachkranken- Infektionsstation haus unter Chefarzt Dr. Franke am Rugard

Sichtwerbung an der Krankenhauseinfahrt, 1951

200000 Der Haushaltsplan, der die Grund- lage für die Entwicklung im Jahre 1951 bilden sollte, war nicht den Erfordernissen entsprechend aufge- stellt. Die angeforderten und eingeplanten Mittel wa- ren in keinem Fall mit den erforderlichen Beträgen zu vereinbaren. Es musste daher ein Zusatzantrag zum 150 Jahre Haushaltsplan gestellt werden mit der Bitte um Nach- Krankenhaus Bergen S a 1862 – 2012 n genehmigung von 200000,– DM, der auch bewilligt n e a- üg Kr R wurde. (Quelle: Dr. Franke „Das Kreiskrankenhaus Stellenanzeige ankenhaus Bergen (Rügen) im Jahre 1951“) aus dem Jahr 1957 1960 Richtfest Bettenhaus I

1960 1965 1970

Röntgengerät, Labor und OP, Aufnahmen um 1960 Ärztliche Direktoren Leitende Chefärzte und

01.01.1977–12.03.1980 Obermedizinalrat Dr. med. Joachim BRUGER „Alte Chirurgie“, 1967

0 1975 1980

1966 Zusammenfassung aller Gesundheits- 1976 einrichtungen im Kreis zu den „Vereinigten Das Haus verfügt über Gesundheitseinrichtungen Rügen“ 12 Fachabteilungen mit 560 Betten 1961 Gründung der „Kreiskrankenanstalten Bergen“

Feierliche Übernahme des Bettenhauses I

1980 Gründung des „Medizinischen Zentrums Rügen“

150 Jahre Fertigstellung des Bettenhauses I Krankenhaus Bergen S a 1862 – 2012 n n e a- üg Kr R ankenhaus ne weitere berufl iche Laufbahn als tion und einer sog. gemischten Sta- Chirurg. Dabei entsprachen die äu- tion für Patientinnen und Patien- ßeren Bedingungen, Behandlungs- ten mit septischen Erkrankungen. möglichkeiten, technische Ausstat- Jede Station hatte 40 Betten, davon tung u.a. in keiner Weise heutigen je 12 Betten, deren Zahl durch Auf- Standards und sind für den, der stellen von „Notbetten“ auf 14 er- sie nicht hautnah erlebt hat, nahe- höht werden konnte, in zwei Sälen, zu unvorstellbar. Trotzdem ist den Diese 12 (14) PatientInnen muss- medizinischen Leistungen im Sinne ten sich zwei Waschbecken, einen der Patienten, nicht vorrangig der kleinen Kleiderschrank und einen Wirtschaftlichkeit, mit Respekt zu Tisch mit zwei Stühlen teilen. Nicht begegnen. unbedingt benötigte Kleidung wur- Dr. med. de in der Kleider- und Vorratskam- Gert LIEBLING Die Chirurgische Abteilung mer auf dem Boden aufbewahrt. befand sich im 1862 erbauten Kran- Eine Sanitärzelle und Duschen gab Chirurgie vor 50 Jahren –

Nach Abschluss des Medizinstudi- kenhaus, das in den 50iger Jahren es nicht. Gemeinschafts toiletten, ums und einjähriger Tätigkeit am durch einen Anbau für den OP- nach oben und unten offen und nur Institut für Sozialhygiene der Uni- Trakt, das Labor, die Röntgenab- durch Pressplatten voneinander ge- versität kam ich eher zu- teilung, Bereich des Ärztlichen trennt, waren im „Spülraum“, der fällig nach Bergen, um ab 1. August Direktors, eine Bibliothek und ein zugleich für unreine Arbeiten ge- 1964 am damaligen Kreiskranken- Ärztekasino erweitert und moder- nutzt wurde. Für Kommunikation haus meine Tätigkeit als ärztlicher nisiert wurde. Dazu gehörten der untereinander war so gesorgt. An Pfl ichtassistent mit dem Ziel, Kin- Einbau von zwei Fahrstühlen und Besuchstagen, mittwochs und an derarzt zu werden, zu beginnen. einer Klimaanlage. Letztere hatte den Wochenenden von 14.00 bis Zu der Zeit musste man als frisch so viele Mängel, dass sie nur selten 16.00 Uhr, hielten sich bis zu 50 gebackener Mediziner zunächst in Betrieb genommen wurde. Der Personen in einem Saal auf. Dazu eine klinische Pfl ichtassistenz von stationäre Bereich blieb im Wesent- die mitgebrachten „kulinarischen je vier Monaten in der Chirurgie, in lichen unverändert. Spezialitäten“. Welch eine Belas- der Inneren Medizin und in einem Zum OP-Trakt gehörten zwei OP-Sä- tung für Patienten und Personal. Wahlfach absolvieren, ehe man die le, ein Gips- und ein Verbandszim- Das Stationszimmer war Arbeits- Approbation als Arzt erhielt. Bevor mer, ein kleiner Endoskopie-Raum, raum für die Stationsschwester, man dann eine Facharztausbildung der Sterilisationsraum, der neben den Stationsarzt und die Schwes- beginnen konnte, war ein Jahr in einem Vorbereitungsraum zugleich tern. Daneben befand sich ein einer Praxis für Allgemein-Medizin Lagerraum für Instrumente und „Wachzimmer“ mit vier Betten für abzuleisten. Eine Regelung, die ich OP-Wäsche war, ein Dienstzimmer. frischoperierte und schwerkran- angesichts der heutigen Diskussi- Galten die OP-Säle mehr oder we- ke Patienten. In der Stationsküche onen um eine gute Ausbildung des niger als „sterile“ Bereiche, wurden wurde das aus der Hauptküche in medizinischen Nachwuchses nicht im Verbands- und Gipszimmer auch Thermobehältern herangeholte Es- für verkehrt halte. ambulante Patienten und Notfälle sen patientengerecht zubereitet. Der Zufall wollte es, dass mich der behandelt, die direkt von der Straße Hier wurden auch das anfallende damalige Ärztliche Direktor, Dr. kamen. Heute unvorstellbar. Geschirr und Besteck gereinigt und med. Franke, zunächst in der Chi- aufbewahrt. rurgischen Abteilung einsetzte. Eine Sanitärzelle und Duschen Diese vier Monate unter seiner Lei- gab es nicht. Gemeinschafts- Dreischichtsystem – tung, seine fachlichen und mensch- toiletten, nach oben und unten 48-Stunden-Woche lichen Qualitäten, seine Autorität, offen und nur durch Pressplat- die Atmosphäre der Abteilung, ten voneinander getrennt. Das Pfl egepersonal (außer der Sta- die in erheblichem Maße auch von tionsschwester und den Stations- den Mitarbeitern geprägt wurde, Der stationäre Bereich bestand aus hilfen) arbeitete im Dreischicht- wurden richtungweisend für mei- einer Frauen- und einer Männersta- System (ähnlich wie heute), wobei es aber noch die 48-Stunden-Woche schenzeit wurde privat genutzt. tag und der Freitag, was aber nicht gab. Die Nachtschwester begann Im Sommer fuhr so mancher an heißt, dass an den anderen Tagen spätestens um 4.00Uhr mit dem den Strand, wenn er denn einen nicht operiert wurde. Der Montag Waschen der bettlägerigen Patien- fahrbaren Untersatz hatte. Im und Donnerstag waren besonders tInnen. Das Reinigen der Nachtti- Winter wurden auch mal gemein- den konservativen Behandlungs- sche und Betten einschließlich der same Wanderungen nach Busch- maßnahmen und der Diagnostik Wäschewechsel gehörten zu den vitz unternommen, die eine Un- (Rektoskopie, Cystoskopie u.a.) Aufgaben des Pfl egepersonals. Auf terbrechung in der Gaststätte von vorbehalten. den übrigen Arbeitsablauf auf den Familie Fritz fanden. Hier wurde Der Mittwoch war quasi ein Reser- Stationen soll hier nicht näher ein- denn schon mal unter oberärztli- vetag für operative und konservative gegangen werden. Nicht unerwähnt cher Aufsicht „nach Farbe getrun- Behandlungen, er wurde für Sprech- sollen aber folgende Arbeiten sein, ken“: Klarer, Pfeffi , Kirsch, Brau- stunden, Gutachten, Diktate u.a. ge- weil heute einfach unvorstellbar: ner… Auch der Königspudel des nutzt. Mulltupfer und Verbandskompres- Oberarztes bekam sein Bierchen. sen wurden per Hand aus in Ballen Haupt-OP-Tage waren der Diens- Eine Momentaufnahme

geliefertem Mull und Zellstoff nach entsprechendem Zuschnitt herge- stellt, in Verbandstrommeln ver- packt und sterilisiert. Gebrauchte Mulltupfer wurden in einem Netz- beutel gesammelt, gewaschen, ge- trocknet, „ausgezupft“ und wieder zu Tupfern gedreht. Gebrauchte OP-Handschuhe wurden manuell gewaschen, nach der Trocknung auf Dichtigkeit geprüft – auf klei- ne Löcher wurden Gummifl icken geklebt, gepudert, in Filterpapier eingeschlagen, in Handschuhtrom- meln gepackt und sterilisiert. Ge- brauchte Spritzen und Kanülen wurden gereinigt, im „Spritzen- kocher“ desinfi ziert und anschlie- ßend sterilisiert. Beim Zusammen- setzen der Spritzen musste darauf geachtet werden, dass Kolben und Stempel auch zusammenpassten (Kennzeichnung durch Num- mern).

Unter oberärztlicher Aufsicht: Klarer, Pfeffi , Kirsch, Brauner…

Für uns Ärzte gab es noch den Teildienst von 7.00 bis 13.00 Uhr und von 16.30 bis 19.00 Uhr (sonn- abends von 8.00 bis 12.00 Uhr), oftmals konnten die Zeiten aber 150 Jahre nicht eingehalten werden. Die Zwi- Krankenhaus Bergen S a 1862 – 2012 n n e a- üg Kr R Dr. med. Heinz Franke und ankenhaus Dr. med. Gert Liebling im OP Aufnahme- und Apparative im Streck- und/oder Gipsverband. Hintergrunddienst Diagnostik Der Gipsverbrauch in Form von Alabastergipsbinden war enorm. Der Bereitschaftsdienst gliederte In der apparativen Diagnostik wa- Oberarmbrüche wurden im Ab- sich in einen Aufnahme- und einen ren automatische Röntgenbild- duktionsgips (Stuka), Oberschen- Hintergrunddienst. Der Aufnah- Bearbeitung, Sonographie, CT, kelbrüche im Becken-Bein-Gips, medienst wurde fachübergreifend MRT, Blut-Analysegeräte, fl exible Wirbelbrüche im Diadem-Gips bzw. von den Weiterbildungs assistenten Endoskope, Atroskopie noch nicht im Gipskorsett ausbehandelt. Die wahrgenommen, der Hintergrund- im Einsatz. Es dominierten neben heutige junge Chirurgen-Generation dienst war fachspezifi sch. Der den anamnestischen Erhebungen wird sie kaum kennen, geschweige Weiterbildungsassistent machte so und der klinischen Untersuchung denn anlegen können. z.B. auch unabhängig von seiner Standard-Laboruntersuchungen Fachausbildung Wundversorgun- und konventionelle Röntgendiag- gen, Abszessinzisionen, einfache nostik. Blutbilduntersuchungen er- Frakturbehandlungen, Abortaus- folgten z.B. noch unter dem Mikro-

räumungen, Naht von Episiotomien skop, Röntgenbilder wurden in der oder Dammrissen. An den Wochen- Dunkelkammer entwickelt, fi xiert enden war dem Weiterbildungsas- und getrocknet, ehe sie ausgewertet sistenten ein Pfl ichtassistent an die werden konnten. Da ein Facharzt Seite gestellt, dessen Aufgabe es vor- für Röntgenologie noch nicht be- rangig war, Anamnesen zu erstel- schäftigt war, wurden z.B. von den len und sämtliche i.V. Injektionen Chef- bzw. Oberärzten Durchleuch- auf den einzelnen Stationen vorzu- tungen der Lunge, des Magens und nehmen. Im Sommer kam es vor, des Darmes vorgenommen, ebenso dass sich am Sonnabendmittag die die Befundung der Röntgenaufnah- diensthabenden Chefärzte in ihre men. Das Behandlungsspektrum Wochenendhäuser abmeldeten mit umfasste alle operativen und kon- dem Hinweis, dass sie in 30 Minu- servativen Maßnahmen einer all- ten vor Ort sein könnten. Man kam gemeinchirurgischen Einrichtung: sich da manchmal schon ziemlich Appendektomie, Hernien-Reparati- verlassen vor. Die Weiterbildungs- on, Magenresektion (zu damaliger assistenten beteiligten sich auch am Zeit wesentlich häufi ger als heute; ambulanten Hausbesuchsdienst in ich habe während meiner FA-Aus- Bergen und den umliegenden Dör- bildung mehr als 100 Magenresek- fern. Manchmal ein abenteuerliches tionen durchgeführt), Cholecystek- Unterfangen, waren doch die An- tomie, Strumaresektion bis hin zur bindung der Dörfer an die Straße Whippl´schen Operation, um nur nicht immer gegeben und die Land- einige zu nennen. Endoskopische wege nicht immer für das Dienst- und endoprothetische Operationen auto befahrbar. So ging es dann zu gab es noch nicht. Als Besonder- Die operative Knochenbruchbe- Fuß, per Pferdefuhrwerk, Trecker heit soll erwähnt werden, dass jede handlung beschränkte sich auf oder auch als Sozius auf dem Motor- Strumaresektion mit dem Anlegen Blutigstellungen, gelegentliche rad zum hilfesuchenden Patienten. eines „Nonnenverbandes“ beendet Küntscher-Nagelungen von Ober- Witterungsbedingungen und Tages- wurde, der Kopf, Hals und Brust- schenkelbrüchen und Versorgung bzw. Nachtzeit durften da keine Rol- korb einschloss. Die heutige Chirur- von Schenkelhalsbrüchen. Da es le spielen. Um die Weihnachtszeit gengeneration wird ihn wohl nicht den „Bildwandler“ noch nicht gab, hatte es den Vorteil, dass man sich kennengelernt haben. erfolgte die intraoperative Rönt- seinen Tannenbaum irgendwo im Die Behandlung von Knochenbrü- genkontrolle mit einer mobilen Wald schlagen konnte. Die Kraftfah- chen erfolgte vorwiegend konserva- „Röntgenkugel“ ohne eine genaue rer hatten entsprechend vorgesorgt. tiv: Reposition und Ruhigstellung Fokussierung. Da sie nur begrenzt Lange Verweildauern dung zum Facharzt nach Absolvie- rung der Pfl ichtassistenz und des Die stationären Verweildauern allgemeinärztlichen Jahres. Zur würden heute die Manager der chirurgischen Ausbildung gehörte Krankenkassen in Panik verset- ½ Jahr Innere Medizin, aus mei- zen. Nur wenige Beispiele: Appen- ner Sicht durchaus sinnvoll, eben- höhenverstellbar war, musste sie dektomie und Hernien-Reparation: so wie eine Zeit in der Pathologie. dann auch schon mal auf einen 4 Wochen; Cholecystektomie und Dankbar war ich immer für den Stufentritt gehoben werden, um den Magenresektion: 6 Wochen; Com- Rat erfahrener Stationsschwes- nötigen Abstand zum Objekt herzu- motio cerebri: 6 Wochen strenge tern, mit dem so manche Klippe stellen. Zur schnellen Orientierung Bettruhe; Behandlung im Streck- umschifft werden konnte. Von un- konnte man sich eines Kryptoskops verband oder Becken-Bein-Gips schätzbarem Wert waren für mich bedienen. Aus Strahlenschutzgrün- bis zu ¼ Jahr oder länger. Diese jene Chefärzte, die in jeder Bezie- den eine Katastrophe. Da es noch langen Verweildauern hatten den hung Autorität und Vorbild waren. keine Anästhesie-Abteilung und Vorteil, dass man den Patienten, Auf die Leistungen und Erfah-

keine Anästhesisten gab, wurden seine Probleme, seine Angehöri- rungen, die unter oft schwierigen die Narkosen von den Ärzten der gen besser verstehen bzw. führen Bedingungen erbracht wurden, mit jeweiligen operativen Abteilung konnte. Nicht umsonst wird heu- einem Lächeln oder Geringschät- durchgeführt. Vorherrschende Me- te die mangelnde Zuwendung des zung herabzublicken, ist sicher nicht thode auch bei größeren operativen Arztes und des Pfl egepersonals zu angebracht, auch wenn heute ganz Eingriffen war die Äther-Tropfnar- den Patienten infolge des Zeitdru- andere Anforderungen zu meistern kose. Die Tiefe der Narkose wurde ckes, der manchmal aber auch eine sind. Ein Glück für die Chirurgie durch Pulsmessung, Kontrolle der Alibifunktion erfüllt, beklagt. und deren Vertreter, dass die Ent- Augenrefl exe, Pupillenweite oder Ausklang. Diese äußeren Rah- wicklung nicht vor 50 Jahren stehen den Ruf des Operateurs „sie/er menbedingungen behinderten aber geblieben ist. presst“ gesteuert. nicht eine fachgerechte Weiterbil- Dr. med. Gert Liebling

„Alte Chirurgie“ 1967

150 Jahre Krankenhaus Bergen S a 1862 – 2012 n n e a- üg Kr R ankenhaus 13.03.1980–09.10.1990 10.10.1990–30.04.1994 Medizinalrat Medizinalrat Dr. med. Eberhard SCHENK Dr. med. Christoph SCHNUR

1981 1985 1990

03|1988 1982 Bau des Laborgebäudes nach Rekonstruktion der Decken Abriss der Wirtschaftsbaracke im alten Backsteingebäude

11|1989 Grundstein- legung für das Bettenhaus II

10|1981 1989 Kesseleinbau Heizung Bau des 50m hohen Schornsteins 04|1996 11|1997 Abriss der Verwaltung Fertigstellung der neuen Küche 07|1998 Fertigstellung und Einweihung des Funktionstraktes

09|1996 01.05.1994–30.04.2004 Fertigstellung Medizinalrat der Bettenhäuser Dr. med. Volkmar KNORR III und VI

1995 2000 2001

20.01.2000 Übergabe des 3. Bauabschnit- tes im Ostfl ügel 1994 Bettenhaus I Abriss der Heizung 1993 1999 Bauarbeiten der 05|1994 Sanierung des Energieversorgungsstation Grundsteinlegung für Backsteingebäudes Bettenhaus III und VI „Alte Chirurgie“ 06|1993 Beginn der Baumaßnahmen 06|1994 zur grundlegenden Erneuerung Sprengung des Schornsteins; des Krankenhauses Fertigstellung Bettenhaus I 07|1993 07|1994 Abriss der Wäscherei Umzug auf die neue Kinder- station im Bettenhaus I

08|1999 Eröffnung der Kurzzeit- pfl ege „Am Raddas“

1992 Inbetriebnahme des Bettenhauses II, unter anderem mit Klinik für Innere Medizin, Dialyseabteilung und Intensivtherapiestation (ITS) 11|1992 Inbetriebnahme des ersten Computertomographen auf Rügen 150 Jahre Krankenhaus Bergen S a 1862 – 2012 n 01.09.1991 n e a- üg Kr R Sana Kliniken GmbH als neuer Träger des Krankenhauses Bergen ankenhaus Ärztliche Direktoren Leitende Chefärzte und

01.05.2004 –31.12.2004 seit 01.01.2005 Medizinalrätin Dr. med. Oec. med. Dr. med. Renate IVERSEN Knut MÜLLER

2002 2005 2010

08|2004 02|2008 Gründung der Gründung der „Gesundheitsinsel Sana Arztpraxen 04|2010 Rügen e.V.“ Rügen GmbH (MVZ) Gründung der Gesundheits-Akademie- Rügen GmbH 17.06.2002 Eröffnung des Hospizes am Sana-Krankenhaus 01.10.2005 Erlangung des Status „Akademisches Lehrkrankenhaus der Ernst- Moritz-Arndt-Universität Greifswald“

01.09.2011 20 JAHRE Sana-Krankenhaus Rügen

02|2002 Inbetriebnahme des Parkhauses Direktoren

Ärztliche

150 Jahre Krankenhaus Bergen S a 1862 – 2012 n n e a- üg Kr R 2012 ankenhaus

09|2012 150 Jahre Krankenhaus Bergen (Calandstraße)

„Wir stehen hier im Sana-Krankenhaus auf Rügen, einem Haus der Grund- und Regelversorgung. Wir haben uns in den letzten 20 Jahren zu einem modernen Gesundheitszentrum entwickelt, mit neuesten diagnostischen Möglichkeiten und Therapien, die dem aktuellen Standard der modernen Medizin genügen. In diesem Krankenhaus verfügen wir über ein breites und modernes Behandlungsspektrum, das sowohl für die Inselbevölkerung als auch ihrer zahlreichen Gäste zur Verfügung steht, jetzt und auch in Zukunft.“ (Auszug aus dem Film „150 Jahre alte Chirurgie“)

CD zum Film „150 Jahre alte Chirurgie“

Impressum Herausgeber Sana-Krankenhaus Rügen GmbH, Bergen auf Rügen Satz | Layout | Druck DRUCKHOF Gampe, Bergen auf Rügen 150 Jahre Vielen Dank an Barb und Karl Zerning für die kompetente Unterstützung Krankenhaus Bergen S a 1862 – 2012 n sowie an Dr. med. Gert Liebling. n e a- üg Kr R ankenhaus © 2012 Sana-Krankenhaus Rügen. Alle Rechte vorbehalten. Sana-Krankenhaus Rügen GmbH Akademisches Lehrkrankenhaus der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Calandstraße 7–8 | 18528 Bergen auf Rügen Telefon 0 38 38 / 39-0 | Fax 0 38 38 / 39-10 15 [email protected] | www.sana-ruegen.de