<<

Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen

Auftraggeber:

Freie und Hansestadt Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Referat Schutzgebiete und Landschaftspflege Neuenfelder Straße 19 21109 Hamburg

Bearbeitung:

Bielfeldt + Berg Landschaftsplanung Virchowstraße 16 - 22767 Hamburg Telefon: 040 / 389 39 39 Telefax: 040 / 389 39 00 eMail: [email protected]

Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.

Dieser Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet Altengammer Elbwiesen ist kofinanziert aus Mitteln der Freien und Hansestadt Hamburg.

Dezember 2015

PEP NSG Borghorster Elblandschaft Inhalt

Inhalt Seite

0 ZUSAMMENFASSUNG ...... 7

1 EINLEITUNG...... 9 1.1 Zielsetzung und Untersuchungsumfang ...... 9 1.2 Rechtliche Rahmenbedingungen ...... 10 1.2.1 Rechtsgrundlagen ...... 10 1.2.2 Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege ...... 12 1.2.3 Durchsetzung der Verbote nach § 5 NSG-VO und Ahndung der Ordnungswidrigkeiten gemäß § 6 NSG-VO ...... 12 1.2.4 Zulässigkeit der Maßnahmen des Pflege- und Entwicklungsplans ...... 13 1.2.5 Wiederansiedlungen von Pflanzen und Tieren ...... 13 1.2.6 Betreuung durch naturschutzverbände ...... 13 1.3 Bestehender Pflege- und Entwicklungsplan, sonstige Planungen ...... 13 1.4 Natura 2000 ...... 16 1.4.1 Rechtliche Bestimmungen ...... 16 1.4.2 Natura 2000 in Hamburg ...... 18 1.4.3 Natura 2000 im NSG Borghorster Elblandschaft ...... 18 1.5 Kosten ...... 19 2 LAGE UND UMGEBUNG DES NATURSCHUTZGEBIETES ...... 21

3 EIGENTUMSVERHÄLTNISSE, BESTEHENDE PFLEGE- UND BEWIRT- SCHAFTUNGSVERTRÄGE ...... 25

4 ZUSAMMENFASSUNG BIOTISCHES POTENZIAL ...... 26 4.1 Untersuchungs- und Auswertungsumfang ...... 26 4.2 Biotoptypen ...... 26 4.3 Bedeutung des Naturschutzgebietes für die untersuchten Artengruppen ...... 27 4.4 Faunistisch und floristisch besonders bedeutsame Biotope des Naturschutzgebiets ...... 32 4.5 Schutzgegenstand des Natura-2000-Gebietes ...... 35 5 GEFÄHRDUNGEN UND BELASTUNGEN ...... 37

6 LEITBILD UND ENTWICKLUNGSZIELE...... 41 6.1 Vorgaben des Landschaftsprogramms mit integriertem Artenschutzprogramm (LAPRO/APRO) und des Integrierten Bewirtschaftungsplanes Elbeästuar (IBP) ...... 41 6.2 Begriffsdefinition "Leitbild" und "Entwicklungsziel" ...... 45 6.3 Leitbild ...... 46 6.4 Zwangspunkte ...... 48 6.5 Entwicklungsziel ...... 49

1 Inhalt PEP NSG Borghorster Elblandschaft

6.5.1 Entwicklungsziele im Zusammenhang mit Natura 2000 ...... 50 7 MAßNAHMENPLAN ...... 51 7.1 Begriffsdefinitionen ...... 51 7.2 Pflegeeinheiten ...... 52 7.2.1 Pflegeeinheit 1 - Grünland ...... 52 7.2.2 Pflegeeinheit 2 – Röhrichte, Staudenfluren und sonstige Ufervegetation ...... 54 7.2.3 Pflegeeinheit 3 – Gewässer und ihre Ufer...... 56 7.2.4 Pflegeeinheit 4 - Gehölze ...... 58 7.2.5 Pflegeeinheit 5 - Invasive Arten ...... 59 7.3 Maßnahmenkatalog ...... 60 7.4 Maßnahmen im Zusammenhang mit Natura 2000 ...... 76 7.5 Zeitplanung ...... 79 7.6 Kostenplan ...... 81 8 ERFOLGSKONTROLLE UND ERLASS ...... 83 8.1 Erfolgskontrolle ...... 83 8.2 ERLASS ...... 85 9 QUELLENVERZEICHNIS ...... 87

ANHANG A: VERORDNUNGEN ...... 93

A 1 VERORDNUNG ÜBER DAS NSG (NSG-VO) BORGHORSTER ELBLANDSCHAFT ...... 93

A 2 ANORDNUNG ÜBER ZUSTÄNDIGKEITEN AUF DEM GEBIET DES NATURSCHUTZES UND DER LANDSCHAFTSPFLEGE (AONZL) ...... 99

ANHANG B: BESTANDSANALYSE ...... 105

B 1 ABIOTISCHER ZUSTAND ...... 105

B 1.1 NATURRAUM ...... 105

B 1.2 GEOLOGIE UND BÖDEN ...... 105

B 1.3 HYDROLOGIE ...... 107

B 1.4 KLIMA ...... 109

B 1.5 NUTZUNG UND NUTZUNGSGESCHICHTE ...... 110

B 2 BIOTISCHER ZUSTAND ...... 113

B 2.1 BIOTOPTYPEN UND VEGETATION ...... 113

B 2.1.1 METHODIK ...... 113

B 2.1.2 BESTAND ...... 114

B 2.2 BRUTVÖGEL ...... 127

B 2.2.1 METHODIK ...... 127

2 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Inhalt

B 2.2.2 BESTAND ...... 128

B 2.3 ZUG- UND RASTVÖGEL ...... 131

B 2.3.1 METHODIK ...... 131

B 2.3.2 BESTAND ...... 131

B 2.4 SÄUGETIERE ...... 135

B 2.4.1 METHODIK ...... 135

B 2.4.2 BESTAND ...... 136

B 2.5 AMPHIBIEN ...... 138

B 2.5.1 METHODIK ...... 138

B 2.5.2 BESTAND ...... 138

B 2.6 HEUSCHRECKEN ...... 141

B 2.6.1 METHODIK ...... 141

B 2.6.2 BESTAND ...... 142

B 2.7 FISCHE UND SONSTIGE ARTENGRUPPEN...... 145

B 3 NATURA 2000 IM NSG BORGHORSTER ELBLANDSCHAFT ...... 147

B 3.1 METHODIK ...... 147

B 3.2 BESTAND ...... 149

ANHANG C: TABELLEN DER KÜRZEL FÜR BEZEICHNUNGEN ...... 155

ANHANG D: (NICHTÖFFENTLICH) ...... 157

ANHANG E: NATURA 2000 ...... 159

E 1 STANDARDDATENBOGEN DES NATURA-2000-GEBIETES BORGHORSTER ELBLANDSCHAFT ...... 159

E 2 MERKBLATT ZU DEN VORLÄUFIGEN ERHALTUNGSZIELEN ...... 166

3 Inhalt PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Verzeichnis der Maßnahmeblätter

Blatt-Nr Kurzbeschreibung Seite

1 2-schürige Mahd der Brenndolden- und Flachlandmähwiesen 61

2 Intialsaat für artenarme Brenndolden- und Flachlandmähwiesen (optional) 63

3 Extensive Weidenutzung 64

4 Zurückdrängen der Ackerkratzdistel 65

5 Auwaldentwicklung, ggf. Initialpflanzungen 66

6 Errichtung von Info-Tafeln 68

7 Pflege von Röhrichtflächen und Staudenfluren 69

8 Rückbau von Ufer-/Sohlbefestigungen und Uferabflachung an der Schlinz 70

9 Rückbau von Deckwerk am Elbufer 71

10 Einschränkung der Angelrechte 73

11 Auslichten Bäumen und Gehölzen 73

12 Entfernen von Gehölzaufwuchs 74

13 Beobachtung der Ausbreitung von Neobiota 75

14 Eindämmung der Ausbreitung von Neobiota 76

Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-1: Naturschutzgebiet Borghorster Elbwiesen mit den Teilräumen Altengammer Elbwiesen, Borghorster Brack sowie Borghorster Elbwiesen und Sandberge (von West nach Ost) ...... 21

Abbildung 3-1: Darstellung der Eigentumsverhältnisse im Bereich der Altengammer Elbwiesen ...... 25

Abbildung 7-1: Der Weg zu den Entwicklungszielen ...... 51

Abbildung B1.2-1: Relief. Die Höhen der blau/grün dargestellten Flächen im Vorland liegen zwischen 2,50 mNN und 3,00 mNN, die beige-braun bis rot-braun dargestellten Flächen liegen zwischen 3,00 mNN und 5,50 mNN. Die Abstufung erfolgt in 0,5 m-Intervallen (KNABE INGENIEURE 2009)...... 106

Abbildung B 2.1-2: Lage der Fundorte des Schierlings-Wasserfenchels am AltengammerPriel 2013 (Dreiecke: zweijährige Pflanzen, Kreise = einjährige Pflanzen, Luftbild 2012: DOP40c 325840_59200) aus: LEGUAN (2014) ...... 125

4 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Inhalt

Tabellenverzeichnis Tabelle 4.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 29 Elbwiesen, nachgewiesenen besonderen Pflanzen- und Tierarten Tabelle 4.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 32 Elbwiesen, kartierten, nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG ge- schützten Biotope Tabelle 7.2.1-1: Pflegeeinheit 1, zyklische Maßnahmen 54 Tabelle 7.2.1-2: Pflegeeinheit 1, Einzelmaßnahmen 54 Tabelle 7.2.2-1: Pflegeeinheit 2, zyklische Maßnahmen 56 Tabelle 7.2.2-2: Pflegeeinheit 2, Einzelmaßnahmen 56 Tabelle 7.2.3-1: Pflegeeinheit 3, Einzelmaßnahmen 57 Tabelle 7.2.4-1: Pflegeeinheit 4, zyklische Maßnahmen 58 Tabelle 7.2.4-2: Pflegeeinheit 4, Einzelmaßnahmen 58 Tabelle 7.2.5-1: Pflegeeinheit 5, zyklische Maßnahmen 59 Tabelle 7.2.5-2: Pflegeeinheit 5, Einzelmaßnahmen 59 Tabelle 7.4-1: Übersicht der Maßnahmen für FFH-Lebensraumtypen im Natura 2000- 77 Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle 7.4-2: Übersicht der Maßnahmen für Tier- und Pflanzenarten der FFH- und 78 Vogelschutz-richtlinie im Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle 7.5-1: Zeitplanung der Maßnahmen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche 80 Altengammer Elbwiesen Tabelle 7.6-1: Gesamtübersicht über die voraussichtlich einzuplanenden Finanzmittel 81 während der Geltungsdauer des Pflegeplans Tabelle B 2.1-1: Flächenanteile der Biotoptypen (Hauptgruppen) im NSG Borghorster 117 Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle B 2.1-2: Flächenanteile der nach § 30 geschützten Biotope im NSG Borghorster 117 Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle B 2.1-3: Artenliste der in den Jahren 2005, 2008 und 2010/2013 im Rahmen der 118 flächendeckenden Biotoptypenkartierungen bzw. im Rahmen der pflanzen- soziologischen Erfassung von Dauerquadraten festgestellten Pflanzenarten Tabelle B 2.2-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 129 Elbwiesen, nachgewiesenen Brutvogelarten Tabelle B 2.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- 132 wiesen durch LEGUAN (2009) nachgewiesenen Zug- und Rastvogelarten Tabelle B 2.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 136 Elbwiesen nachgewiesenen Säugetierarten Tabelle B 2.5-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- 138 wiesen nachgewiesenen Amphibienarten Tabelle B 2.6-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 142 Elbwiesen nachgewiesenen Heuschreckenarten Tabelle B 3-1: FFH-Lebensraumtypen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche 151 Altengammer Elbwiesen Tabelle B 3-2: Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinie im NSG Borghorster Elb- 153 landschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle C-1: Liste der bezeichneten Biotope im NSG Borghorster Elblandschaft, 155 Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle D-1: Liste der Flurstücke im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Alten- 157 gammer Elbwiesen mit Angabe der Eigentums- und Pachtverhältnisse

5 Inhalt PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Kartenverzeichnis • Karte 1-1 Biotoptypen und Vegetation • Karte 1-2 Vögel • Karte 1-3 Probestellen und festgestellte Tierarten • Karte 2 Entwicklungsziele • Karte 3 Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen • Karte 4-1 FFH-Lebensraumtypen und Arten der FFH- und Vogelschutz-Richtlinie • Karte 4-2 Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen für FFH-Lebensraumtypen

..

6 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 0 Zusammenfassung

0 ZUSAMMENFASSUNG

Die Altengammer Elbwiesen im Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft sind durch eine hohe Zahl hochwertiger gesetzlich geschützter Biotoptypen geprägt. Hierzu zählen Flusswattflächen am Elbufer, Priele, Röhrichte und Hochstaudensäume der Unterelbe, ein Kleingewässer, Brenndolden-Auenwiesen, wechelsnasse Stromtalwiesen, Nasswie- sen, Glatthaferwiesen und ein Weidengebüsch unter Tideeinfluss. Die Flusswattflächen (teilweise), Priele, Hochstaudenfluren, Brenndolden- und Flachland-Mähwiesen stellen zudem FFH-Lebensraumtypen dar. Die Grünlandflächen sowie die Röhrichte und Hochstaudenfluren weisen eine hohe Be- deutung für typische Brutvögel wie Feldlerche, Wiesenpieper, Wiesenschafstelze, Blau- kehlchen (Anhang I der VRL), Rohrammer, Schilf- und Teichrohrsänger dieser Habitate auf. Mehrer Anhang I – Arten der Vogelschutzrichtlinie (VRL) treten als Nahrungsgäs- te/Gastvögel auf: Seeadler, Rohrweihe (Brutzeitfeststellung in 2013), Rotmilan, Wachtel- könig und Tüpfelsumphuhn. Die Flächen werden von Fledermäusen als Jagdhabitat genutzt, darunter auch von der Teichfledermaus (Anhang II – Art der FFH-Richtlinie). Ein in 2011 neu angelegter Priel weist neben besonders hochwertiger Flusswattvegetati- on mit Vorkommen der prioritären FFH-Art Schierlings-Wasserfenchel auch gefährdete Fischarten, darunter auch den Rapfen als Anhang II – Art der FFH-RL auf. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan konkretisiert die Vorgaben des Integrierten Bewirtschaftungsplans Elbeästuar für das Gebiet und bestimmt die Entwicklungsziele sowie die zur Erhaltung und Entwicklung der in diesen Teilflächen vorkommenden Fauna und Flora erforderlichen Maßnahmen. Aufgrund der herausragenden Bedeutung der Flächen für den Erhalt der FFH- Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Artenreiche Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) im Hamburger Raum dient die offene Wiesen- und Weideland- schaft als Leitbild für den Großteil der Flächen. Im Westen im Umfeld der Schlinz ist da- gegen eine Sukzession zu Tide-Auwald im Mosaik mit Tide-Röhrichtflächen vorgesehen. Als vordringlich umzusetzen, werden folgende Maßnahmen festgelegt: • Vorgaben für die Mahd der Brenndolden- und Flachland-Mähwiesen • Initialansaat auf drei artenarmen Grünlandflächen • Zurückdrängen der Ackerkratzdistel auf ufernahen Flächen • Minimierung anthropogener Störungen durch das Errichten von Infotafeln und die Einschränkung der Angelrechte • Beobachtung und ggf. Eindämmung der Ausbreitung von Neobiota Weitere Maßnahmen betreffen die Entwicklung und Pflege von Röhricht- und Uferstau- denfluren, die Entwicklung von Tide-Auwald, das Entfernen von Gehölzaufwuchs und die Rodung von Gehölzen im ansonsten offenen Grünlandbereich, den Rückbau von Ufer- und Sohlbefestigungen an der Schlinz sowie den Rückbau von Deckwerk am Elbufer.

7

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

1 EINLEITUNG

1.1 Zielsetzung und Untersuchungsumfang

Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) konkretisiert die Vorgaben des Inte- grierten Bewirtschaftungsplans Elbeästuar (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012) und be- stimmt die Entwicklungsziele für die im Altengammer Vorland, Bezirk , gelege- nen Teilflächen des Naturschutzgebietes (NSG) „Borghorster Elblandschaft“ sowie die zur Erhaltung und Entwicklung der in diesen Teilflächen vorkommenden Fauna und Flora erforderlichen Maßnahmen. Die im Altengammer Vorland geplanten und z.T. bereits rea- lisierten Kompensationsmaßnahmen für den Bau und Betrieb des Kraftwerks (vgl. Kapitel 1.3 Sonstige Planungen) werden im PEP berücksichtigt und gegebenenfalls im Sinne einer optimalen Einbindung in das Gesamtkonzept modifiziert. Der PEP bildet die fachliche Grundlage für die Umsetzung der Entwicklungsziele und die Durchführung der Maßnahmen. Mit der Formulierung des Leitbildes für Teilflächen des NSG wird das im Altengammer Vorland langfristig zu erreichende Fernziel vorgegeben. Der Maßnahmenplan (Kapitel 7) stellt einen Arbeitsplan dar, mit dem die Entwicklung des Raumes in Richtung auf dieses Ziel vorangetrieben wird. Bei Bedarf können Maßnahmenpläne aktualisiert und fortge- schrieben werden, die dann zu einer schrittweisen Verwirklichung des Leitbildes füh- ren.Der Pflege- und Entwicklungsplan gliedert sich in die Bestandsbeschreibung und den planerischen Teil. Die Bestandsbeschreibung (Kapitel 4 - 5 und Anhang B) stellt das abio- tische und biotische Potenzial des Gebietes sowie die Gefährdungen und Vorbelastungen dar. Der planerische Teil (Kapitel 6 - 8) formuliert die Entwicklungsziele und die durchzu- führenden Maßnahmen. Hier werden weiterhin Angaben zum Kostenrahmen und zur zeit- lichen Abfolge der Maßnahmen sowie zur notwendigen Erfolgskontrolle gemacht. Neben der Aufarbeitung vorliegender Quellen zum abiotischen und biotischen Potenzial des NSG (siehe Quellenverzeichnis) wurden zur Bestandsanalyse von Flora und Fauna Erhebungen und Auswertungen von Kartierungsdaten aus den Jahren 2005 bis 2013 durchgeführt. Ergebnisse sind: • eine Karte der Biotoptypen im Detaillierungsgrad der Biotopkartieranleitung der BSU Hamburg, Amt für Natur- und Ressourcenschutz mit Standorten gefährdeter Pflan- zenarten und eine Artenliste von Pflanzenvorkommen im NSG Borghorster Elbland- schaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, • eine Karte mit Darstellung der Brutvorkommen der Wiesenvögel im Jahr 2013 bzw. sonstiger Brutvögel im Jahr 2009 und eine Artenliste der festgestellten Vorkommen von Brut-, Zug- und Rastvögeln im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, • eine Karte der im Jahr 2009 bzw. 2013 untersuchten Probestellen zur Erfassung von Fledermäusen, Amphibien, Heuschrecken und Fischen mit den jeweils festge- stellten Arten, einer Darstellung potenzieller Landlebensräume von Amphibien so-

9 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

wie Listen mit den im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- wiesen, nachgewiesenen Säugetier-, Amphibien- und Heuschreckenarten. Falls in der Zukunft neuere bzw. weitere Angaben über die biotischen und abiotischen Faktoren des NSG vorliegen, wird bei einer bedarfsweisen Aktualisierung des PEP die aktuelle Datengrundlage verwendet.

1.2 Rechtliche Rahmenbedingungen

Bei einem Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) handelt es sich gemäß § 10 Absatz 1 des Hamburgischen Gesetzes zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes um einen Naturschutz-Fachplan der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) Er ist mit anderen für das Gebiet in bestimmten Teilaspekten zuständigen Behörden abgestimmt und insofern behördenverbindlich. Werden im PEP genehmigungspflichtige Maßnahmen vorgeschlagen, so wird durch die Vorgabe im PEP die notwendige Genehmigung nicht ersetzt, sondern ist vor Durchfüh- rung der Maßnahme einzuholen (z.B. wasserrechtliche Erlaubnis für den Gewässeraus- bau). Gegenüber privaten Dritten oder Verbänden besteht keine Verbindlichkeit des PEP. So- fern also im PEP Naturschutzmaßnahmen vorgeschlagen sind, die Eigentums- bzw. Pachtinteressen oder satzungsgemäße Aufgaben Dritter berühren, ist vor Durchführung der konkreten Maßnahmen eine entsprechende Zustimmung einzuholen.

1.2.1 Rechtsgrundlagen

Folgende Gesetze und Verordnungen dienen in Gänze oder in Teilen als Rechtsgrundla- ge für die Anwendung und Umsetzung des vorliegenden Pflege- und Entwicklungsplanes: • Verordnung über das NSG Borghorster Elblandschaft (NSG-VO) (siehe Anhang A 1), • Hamburgisches Gesetz zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes - HmbB- NatSchAG vom 11. Mai 2010 (HmbGVBl. S. 350, 402) zuletzt geändert am 13. Mai 2014 (HmbGVBl. S. 167) • Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz - BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), in Kraft getreten am 1. März 2010, letzte Änderung durch Artikel 421 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474); hier nur die unmittelbar geltenden Normen, • Hamburgisches Jagdgesetz vom 22. Mai 1978 (HmbGVBl. S. 162), zuletzt geändert am 18. Juli 2001 (HmbGVBl. S. 251, 257), • Strafgesetzbuch (StrGB) vom 13. November 1998 (BGBl I S. 3322), zuletzt geän- dert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 20. November 2015 (BGBl.I. S. 3322,

10 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

• FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Richtlinie - Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhal- tung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Pflanzen und Tiere vom 21. Mai 1992 (ABl. L 206 vom 22. Juli 1992, S. 7), zuletzt geändert durch die Richt- linie 2006/105/EG (ABl. L 363 vom 20.12.2006, S. 368), • EG-Vogelschutzrichtlinie - Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 (ABl. L 103, vom 25.4.1979, S. 1) in der kodifizierten Fassung: Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Er- haltung der wildlebenden Vogelarten (ABl. L 20, vom 26.01.2010, S. 7), • Hamburgisches Wassergesetz (HWaG) in der Fassung vom 29. März 2005 (HmbGVBl. Nr. 11, S. 97), zuletzt geändert durch Artikel 12 des Gesetzes vom 4. Dezember 2012 (HmbGVBl. S. 510. 519), • Verordnung über öffentliche Hochwasserschutzanlagen (Deichordnung - DeichO) vom 27. Mai 2003 (HmbGVBl. 2003, S. 151), • Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz - WHG) vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), das zuletzt durch Artikel 320 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474) geändert worden ist. • Wasserrahmenrichtline - Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maß- nahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (ABl. EG Nr. L 327/1 vom 22.12.2000), zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1137/2008 (Abl. L 311 vom 21.11.208, S. 1).

Weiterhin gilt die "Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege" (AOZNL) (siehe Anhang A 2). Die Vorgaben und Ziele des Landschaftsprogramms mit integriertem Arten- und Bio- topschutzprogramm (LAPRO/APRO) der Freien und Hansestadt Hamburg sind bei der Erstellung von Pflege- und Entwicklungsplänen zu berücksichtigen. Darüber hinaus sind die Vorgaben und Ziele aus den Fachplänen zum Hamburger Biotopverbund, dem Fach- konzept Arten- und Biotopschutz , dem Integrierten Bewirtschaftungsplan Elbeästuar und der FFH-Strategie hinzuzuziehen. Die in diesen Programmen für die Lebensraumtypen des NSG Borghorster Elblandschaft formulierten Ziele und Maßnahmen sind in Kapitel 6.1 ausgeführt. Das NSG Borghorster Elblandschaft ist gemäß Richtlinie 92/43/EWG, Artikel 4 (bzw. § 32 BNatSchG) als FFH-Gebiet in die Europäische Gemeinschaftsliste aufgenommen und damit Bestandteil des europaweiten Schutzgebietssystems Natura 2000. Die für die Aus- weisung als FFH-Gebiet relevanten Lebensraumtypen, Pflanzen- und Tierarten werden in Kapitel 4.5 aufgeführt. Maßnahmen, die insbesondere der Pflege- und Entwicklung von FFH-Lebensraumtypen oder –Arten dienen, sind im Maßnahmenplan kenntlich gemacht.

11 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

1.2.2 Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege

Zuständig für die Durchführung der aufgrund von § 10 Absatz 1 des HmbBNatSchAG (in Verbindung mit §§ 23, 26 des BNatSchG sowie § 27 Nummer 3 des Hamburgischen Jagdgesetzes) erlassenen Verordnung über Naturschutzgebiete ist nach der geltenden Fassung der "Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege" (AOZNL) - Abschnitt II – die Behörde für Umwelt und Energie. Die Durchführung der Verordnung richtet sich nach dem vorliegenden Pflege- und Entwick- lungsplan. Dem für das NSG Borghorster Elblandschaft zuständigen Behörde Umwelt und Energie obliegt somit die Umsetzung der in der Verordnung enthaltenen Gebote, die Durchset- zung der Verbote einschließlich der Ahndung etwaiger Verstöße im Naturschutzgebiet und die Erteilung von Befreiungen nach § 67 BNatSchG. Die Durchführung von Maßnah- men im Rahmen des vorliegenden Pflege- und Entwicklungsplans (oder dessen Entwurf) liegt ebenfalls in der Zuständigkeit des Amtes für Natur- und Ressourcenschutz. Die Behörde für Umwelt und Energie ist nach der AOZNL auch zuständig für die Übertra- gung der Betreuung des Naturschutzgebietes nach § 24 HmbBNatSchAG.

1.2.3 Durchsetzung der Verbote nach § 5 NSG-VO und Ahndung der Ordnungswidrig- keiten gemäß § 6 NSG-VO

§ 5 NSG-VO enthält die zur Sicherung des NSG erforderlichen Verbote. Im Rahmen der Verwirklichung der Entwicklungsziele kommt daher der Durchsetzung dieser Verbote - neben den biotoplenkenden Maßnahmen - eine zentrale Bedeutung zu. Die Verbote der Naturschutzgebietsverordnung sind den Besuchern unter Hinweis auf Ahndung etwaiger Verstöße nach § 6 der Verordnung in ausreichender Form durch Hin- weistafeln und Veröffentlichungen darzustellen. Im Rahmen der Überwachung oder sonst zur Anzeige gelangter Verstöße gegen Verbote nach § 5 NSG-VO ist nach dem Ordnungswidrigkeitsrecht vorzugehen. Soweit im Einzel- fall Verstöße mit Geldbußen zu ahnden sind, kommt nach § 29 Nr. 2 HmbBNatSchAG eine Geldbuße bis zu 50.000,-- € in Betracht. Zur Festlegung im Einzelfall ergeben sich nach dem Bußgeldkatalog nähere Angaben. Im Allgemeinen sind Verstöße mit Bußgeldern ab 25,-- €, bei Verstößen gegen die Verbo- te nach § 5 [1] Nrn. 16, 17, 20, 21 und 23 NSG-VO (Verunreinigung mit Abfällen und Ab- wässern, Errichtung von baulichen Anlagen, Veränderung der Bodengestalt eines Grund- stückes, seines Wasserhaushaltes und seiner Kulturart) nicht unter 200,-- € zu belegen. Darüber hinaus findet bei bestimmten Verstößen auch das Strafgesetz Anwendung (vor allem § 329 [3] StGB).

12 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

1.2.4 Zulässigkeit der Maßnahmen des Pflege- und Entwicklungsplans

Die notwendigen Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege sind im Maßnahmenplan des zu erstellenden Pflege- und Entwicklungsplans aufgeführt (Kapitel 7). Sie sind nach § 5 [2] NSG-VO freigestellt.

1.2.5 Wiederansiedlungen von Pflanzen und Tieren

Die Ansiedlung oder das Aussetzen von Pflanzen oder Tieren ist nach § 5 [1] Nr. 3 NSG- VO im NSG verboten. In besonderen Fällen können Ausnahmen zugelassen werden. Generell kann eine Ansiedlung nur durch Fachleute in vorheriger Abstimmung mit der BUE - Amt Naturschutz, Grünplanung und Energie als zuständiger Fachbehörde erfolgen. Zur Entwicklung artenreicher Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen ist für Teilbereiche der Altengammer Elbwiesen eine Mahdgutübertragung vorgesehen (vgl. Kapitel 7.2.1 Pflegeeinheit Grünland). Als Spenderfläche dienen artenreiche Wiesen in der Nähe (z.B. Kringelwiese in den Borghorster Elbwiesen).

1.2.6 Betreuung durch Naturschutzverbände

Das NSG Borghorster Elblandschaft wird durch eine Betreuungsgemeinschaft, bestehend aus Naturschutzbund Deutschland (NABU), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch- land (BUND), Botanischem Verein zu Hamburg e.V. und der Gesellschaft für ökologische Planung e.V. (GÖP) gepflegt.

1.3 Bestehender Pflege- und Entwicklungsplan, sonstige Planungen

Ein Pflege- und Entwicklungsplan liegt für das NSG Borghorster Elblandschaft bzw. die hier betrachteten Teilflächen im Altengammer Vorland noch nicht vor. Die Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz hat das ökologische Entwicklungspotenzial für die Unter- und Außenelbe untersucht und Vorschläge für Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung der Altengammer Elbwiesen erarbeitet (BFG 2003). Der Integrierte Bewirtschaftungsplan Elbeästuar (IBP) zeigt bezüglich der Natura 2000-relevanten Lebensraumtypen und Arten Handlungsbedarfe auf und definiert gesamträumliche Erhaltungs- und Entwicklungs- schwerpunkte. Der IBP steckt somit einen übergeordneten Rahmen ab, der mit einem eigenständigen Managementplan für die Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG bzw. FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft weiter konkretisiert wird.

13 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Sonstige Planungen Für die Errichtung und den Betrieb des Steinkohle-Kraftwerks Moorburg samt Hybridkühl- turm wurde der Vorhabenträger gemäß der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung (§ 4 BImSchG) bzw. gemäß der Ausnahmegenehmigung zur Beseitigung gesetzlich ge- schützter Biotope (§ 30 Abs. 3 BNatSchG i.V.m. § 14 Abs. 3 HmbNatSchAG) verpflichtet, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nach § 15 BNatSchG i.V.m. § 6 HmbNatSchAG zur Kompensation der Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durchzuführen. Die Kompensationsmaßnahmen wurden bzw. werden u.a. auf Teilflächen der Altengam- mer Elbwiesen umgesetzt. Die Konzeption der Maßnahmen erfolgte dabei in Kenntnis der naturschutzfachlichen Wertigkeit der Flächen sowie unter Berücksichtigung der Schutz- gebietsverordnung und in enger Abstimmung mit der Behörde für Umwelt und Energie. Im Bereich der Altengammer Elbwiesen sind die folgenden Kompensationsmaßnahmen vorgesehen: • Anlage eines prielartigen Wasserlaufs mit dem Ziel einer Entwicklung von Wattflä- chen und Flachwasserbereichen [Kompensationserfordernis: 1,07 ha; tatsächlich umgesetzte Maßnahme: rd. 1,9 ha] • Extensivierung von Grünlandflächen zur Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen [auf rd. 7,6 ha] • Entwicklung von Tide-Auwald [Kompensationserfordernis: 0,92 ha; in der Planunterlage festgelegte Maßnahme: rd. 1,2 ha] • Aufwertungsmaßnahmen im Bereich der Schlinz [Aufweitung von Rohrdurchlässen, Entfernung von Stauklappen] Mit den Maßnahmen erfolgt die Kompensation des Ausgleichserfordernisses von rd. 268.700 Punkten gem. Hamburger Staatsrätemodell für das Schutzgut Boden sowie rd. 943.700 Punkten für Pflanzen und Tiere. Die Maßnahmen sind Bestandteil der Genehmigung zu Bau und Betrieb des Kraftwerkes. Die baulichen Maßnahmen (Herstellung des Priels und Aufweitung der Rohrdurchlässe an der Schlinz) sind bereits realisiert. Die räumliche Umsetzung der übrigen Kompensationsmaßnahmen erfolgt unter Berück- sichtigung der Pflege- und Entwicklungsplanung der vorliegenden Unterlage (es erfolgt diesbezüglich eine Anpassung der ursprünglichen räumlichen Aufteilung der Komensati- onsmaßnahmen). Der Baustufenplan Bergedorf – zugleich Wirtschaftsplan vom 27.10.1952, erneut festge- stellt am 14.01.1955 – weist die Altengammer Elbwiesen sowie die umliegenden Landflä- chen als Grünflächen (Außengebiet) aus. Der Flächennutzungsplan (in der Neubekannt- machung von 1997, einschließlich der 1. - 116. Änderung und der 1. + 2. Berichtigung, Stand: November 2010) weist die Altengammer Elbwiesen als Naturbestimmte Flächen aus, die nördlich des Altengammer Hauptdeiches liegenden Bereiche als Flächen für die

14 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

Landwirtschaft bzw. als Bauflächen mit Dorf- oder Wohngebietscharakter. Ein Grünord- nungsplan liegt für das Gebiet nicht vor.

15 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

1.4 Natura 2000

1.4.1 Rechtliche Bestimmungen

Natura 2000 ist ein mitgliedstaatenübergreifendes rechtsverbindliches Schutzgebietssys- tem innerhalb der Europäischen Union. Es umfasst die Schutzgebiete nach der Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie: Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Pflanzen und Tiere vom 21. Mai 1992) und die Schutzgebiete gemäß der EG-Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten vom 25.4.1979). Ziel der FFH-Richtlinie ist es, ein System von zusammenhängenden Schutzgebieten zu schaffen. Geschützt werden in den Natura 2000-Gebieten bestimmte Lebensraumtypen (Anhang I der FFH-Richtlinie) und Arten (FFH-Richtlinie: Anhang II, Vogelschutzrichtlinie: Anhang I, Zugvögel entspr. Artikel 4 Absatz 2). Bezweckt wird mit einem solchen Schutz- status die Bewahrung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes die- ser Lebensräume und der Populationen dieser Tier- und Pflanzenarten. Die Gebiete sol- len ferner durch geeignete Strukturen vernetzt werden. In Deutschland wurde Natura 2000 mit der Umsetzung in nationales Recht durch das Bundesnaturschutzgesetz im April 1998 sowie mit entsprechenden Novellen in 2002, 2007 und 2009 rechtsverbindlich. Mit dem Inkrafttreten des neuen Bundesnaturschutz- gesetztes vom 29. Juli 2009 gelten die dortigen Regelungen zu Natura 2000 für Hamburg unmittelbar. Für die Natura 2000-Gebiete sind Maßnahmenpläne aufzustellen, die auch Bewirtschaf- tungspläne und geeignete Maßnahmen administrativer oder vertraglicher Art im Sinne des Artikels 6 Absätze 1 und 2 der FFH-Richtlinie umfassen können. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan stellt einen derartigen Natura 2000-Managementplan dar und konkretisiert damit die Pflege-, Entwicklungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen für den Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der Schutz- güter im Natura 2000-Gebiet (BNatSchG § 32 Abs. 5). Ein Teil dieser Maßnahmen kann auch als Maßnahmen zur Kohärenzsicherung im Sinne von § 34 Absatz 5 BNatSchG anerkannt und durchgeführt werden. Voraussetzung für die Anerkennung ist stets, dass • die Maßnahme geeignet ist, den Zusammenhang des Netzes Natura 2000 zu si- chern, • es sich nicht um eine Maßnahme allein zur Sicherung eines günstigen Erhaltungs- zustands von FFH-Lebensraumtypen und -Arten handelt, • es sich nicht um eine übliche Standardmaßnahme zur Wiederherstellung bzw. Entwicklung eines günstigen Erhaltungszustandes tiefgreifend geschädigter oder degenerierter Flächen von FFH-Schutzgütern handelt.

16 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

Diese Anerkennungsvoraussetzungen gelten analog auch für die Schutzgüter der EG- Vogelschutzrichtlinie. Maßnahmen, die aus Sicht der Fachbehörde zur Kohärenzsiche- rung in Frage kommen, sind in den Maßnahmenblättern in der Zeile "Ziel Natura 2000" mit einem Eintrag gekennzeichnet. Ob eine im Maßnahmenplan gekennzeichnete Maß- nahme eine geeignete Kohärenzsicherungsmaßnahme für ein bestimmtes Vorhaben dar- stellt, ist stets durch eine Einzelfallprüfung durch den Vorhabenträger zu untersuchen. Der Erhaltungszustand der Lebensraumtypen der dem Netz Natura 2000 angehörenden Gebiete, der Arten von gemeinschaftlichem Interesse und der europäischen Vogelarten ist mit einem Monitoring zu überwachen (BNatSchG § 6 Absatz 3). Über die Ergebnisse des Monitorings zu den FFH-Schutzgütern und die im Wesentlichen ergriffenen Maß- nahmen ist der EU-Kommission alle 6 Jahre ein Bericht vorzulegen. Für Arten und Lebensräume, für die ein Gebiet als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen wurde, gilt ein Störungs- und Verschlechterungsverbot, da der Bewahrung der Naturgü- ter, auch als Beitrag für die menschliche Lebensqualität, Vorrang eingeräumt wird. Dies schließt auch negative Einwirkungen von außen auf das Gebiet ein (BNatSchG § 33 Ab- satz 1). Anthropogene Eingriffe in diese Schutzgebiete sind nur sehr eingeschränkt und nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Für alle Vorhaben, die ein solches Natura 2000- Gebiet erheblich beeinträchtigen könnten, sind Verträglichkeitsprüfungen im Hinblick auf die festgelegten Erhaltungsziele des Schutzgebiets durchzuführen (BNatSchG § 34 Ab- satz 1). Kommt die Verträglichkeitsprüfung zu dem Schluss, dass eine erhebliche Beeinträchti- gung der FFH-relevanten Schutzgüter zu befürchten ist, so ist das Vorhaben unzulässig (BNatSchG § 34 Absatz 2). Abweichend darf ein Vorhaben nur zugelassen werden, wenn dies aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses erforderlich ist und eine Alternativlösung nicht gegeben ist. Bei der Zulassung sind Ausgleichs- maßnahmen vorzunehmen, die den Zusammenhalt (Kohärenz) des Netzwerkes Natura 2000 gewährleisten sollen. Über diese vorgenommenen Kohärenzmaßnahmen ist die EU- Kommission zu unterrichten (BNatSchG § 34 Absätze 3 bis 8). Befinden sich die jeweili- gen Schutzgebiete in der Zuständigkeit der Bezirksämter, so darf eine Zulassung nur im Einvernehmen mit der BSU erteilt werden (Senatsbeschluss vom 09.01.2007). Schließt das Natura 2000-Gebiet einen prioritären Lebensraumtyp oder eine prioritäre Art ein - dies sind Schutzgüter mit europaweit aufgrund ihrer starken Gefährdung hervor- gehobenem Status (in der FFH-Richtlinie besonders gekennzeichnet: z. B. Auwälder oder Schierlings-Wasserfenchel) - so sind die Ausnahmevorschriften für Eingriffe noch restrik- tiver. Für alle Vorhaben, die nicht der Gesundheit des Menschen, der öffentlichen Sicher- heit oder der Herstellung günstiger Umweltauswirkungen dienen, ist dann vor der Ent- scheidung über das Vorhaben eine Stellungnahme der Europäischen Kommission ein- zuholen (BNatSchG § 34 Absatz 4).

17 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

1.4.2 Natura 2000 in Hamburg

Hamburg besitzt 16 FFH-Gebiete und 8 EU-Vogelschutzgebiete, die zusammen - ohne den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer - eine Fläche von 6541 ha (8,7 Prozent der Hamburger Landesfläche) einnehmen. In Hamburg befinden sich nach dem FFH-Bericht für die Berichtsperiode 2007 bis 2012 von den 36 insgesamt hier vorkommenden FFH-Lebensraumtypen 22 in einem ungünsti- gen Erhaltungszustand. Von den 80 Hamburger Tier- und Pflanzenarten der FFH- Richtlinie (Anhänge II, IV und V) befinden sich 47 Arten in einem ungünstigen Erhal- tungszustand. Somit besteht bei vielen Lebensraumtypen und Arten für Hamburg die Notwendigkeit zur Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes. Für die Lebensraumtypen und Arten in einem günstigen Erhaltungszustand besteht ein Erhaltungsgebot.

1.4.3 Natura 2000 im NSG Borghorster Elblandschaft

Das NSG Borghorster Elblandschaft ist Bestandteil des FFH-Gebietes DE 2527-303 Borghorster Elblandschaft. Die Schutzgebietsgrenzen im Bereich der hier betrachteten Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG und FFH-Gebietes Borghorster Elbland- schaft sind deckungsgleich. Das FFH-Gebiet umfasst auf einer Gesamtfläche von 230 ha die Altengammer und Borghorster Elbwiesen, Schleusendamm und Borghorster Brack sowie Teile der Borghorster Sandberge und des Borghorster Hauptdeichs. Die Flächen lassen auf engem Raum die Vielfalt der ursprünglichen Naturlandschaft im -Urstromtal mit ihrer durch Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt erkennen und sind durch die in Teilberei- chen erhaltene, typische Vegetationszonierung vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandorten einschließlich der darin beheimateten artenreichen Lebensgemein- schaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten besonders schützenswert. In Kapitel 4.5 wird das biotische Po- tenzial im Bereich der Altengammer Elbwiesen dargestellt, das Grund für die Aufnahme des Gebietes in das Schutzgebietssystem Natura 2000 war. In Kapitel 6.5.1 werden die Entwicklungsziele im Zusammenhang mit dem Schutzgegen- stand für das Natura 2000-Gebiet erläutert. Im Maßnahmenplan werden Maßnahmen, die den Schutzzielen des Schutzgebietssys- tems Natura 2000 dienen, in Kapitel 7.4 tabellarisch zusammengefasst und auf den Maß- nahmenblättern kenntlich gemacht.

18 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

1.5 Kosten

Mittel für die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stehen als Einzelzuweisung beim PSP-Element 1-265.03.02.001.001 (Natur- und Landschaftsschutz)der BSU in be- schränktem Umfang zur Verfügung. In welcher Höhe tatsächlich Haushaltsmittel der BSU für die Realisierung des Maßnah- menplans zur Verfügung gestellt werden können, ist im Voraus oft nicht abschätzbar. Es sollte daher versucht werden, weitere Finanzierungsquellen (Ausgleichs-maßnahmen, Sponsoring, Sondermittel usw.) zu erschließen. Zusätzlich ist zu prüfen, ob die vorge- schlagenen Maßnahmen von den Besitzern der Flächen durchzuführen sind oder ob vor allem kleinere Maßnahmen ehrenamtlich durchgeführt werden können.

19

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 2 Lage und Umgebung des NSG

2 LAGE UND UMGEBUNG DES NATURSCHUTZGEBIETES

Das ca. 224 ha große Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft befindet sich im Süd- osten Hamburgs und setzt sich in Schleswig-Holstein ebenfalls als NSG fort. Es besteht auf Hamburger Stadtgebiet aus den drei Teilbereichen Altengammer Elbwiesen, Borghorster Brack sowie Borghorster Elbwiesen und Sandberge (Abb. 2-1).

Abbildung 2-1: Naturschutzgebiet Borghorster Elbwiesen mit den Teilräumen Altengammer Elbwie- sen, Borghorster Brack sowie Borghorster Elbwiesen und Sandberge (von West nach Ost)

Die an das NSG angrenzenden Bereiche liegen im Landschaftsschutzgebiet (Verordnung zum Schutz von Landschaftsteilen in der Gemarkung Altengamme bzw. Neuengamme, 1977), die südlich des NSG verlaufende Elbe ist Teil des FFH-Gebietes Hamburger Unterelbe (DE 2526-305) bzw. – auf Niedersächsischer Seite – Elbe zwischen Geesthacht und Hamburg (DE- 2526-332). Im Norden der Altengammer Elbwiesen grenzt binnendeichs die Schutzzone III des Wasserschutzgebietes /Altengamme an. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan umfasst die im Bezirk Hamburg-Bergedorf im Altengammer Vorland gelegene Teilfläche Altengammer Elbwiesen (Deutsche Grund- karten DGK 5: 8222, 8422, 8220, 8420) mit einer Größe von ca. 65 ha, die den westli- chen Teilraum des NSG darstellt und südlich von der Elbe, nördlich vom Altengammer Hauptdeich begrenzt wird (Abb. 2-2).

21 2 Lage und Umgebung des NSG PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Altengammer Hauptdeich

Altengammer Elbwiesen

Schlinz Elbe

Abb. 2-2: Teilraum Alten- gammer Elbwiesen (Grundlage: Digitale Orthophotos, Freie und Hansestadt Hamburg – Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung)

Die Altengammer Elbwiesen gehören zur naturräumlichen Haupteinheit Untere Elbeniede- rung (Elbmarsch). Aufgrund der Genese herrschen überwiegend sandig-schluffige Kleimarschen vor, die in der Nähe des Deiches und entlang der Schlinz schluffig-tonig ausgeprägt sind. Es handelt sich um ein Vordeichgebiet mit noch vorhandenen bzw. im Rahmen von Kom- pensationsmaßnahmen neu hergestellten Prielstrukturen und z. T. stromtal-typischer Ve- getation. Bei Hochwasserereignissen wird der gesamte Vorlandbereich überflutet. Die öffentliche Hochwasserschutzanlage ist in ihrer jetzigen Lage in den 60er Jahren er- richtet sowie 2004 an den damals gültigen Bemessungswasserstand angepasst worden. Binnendeichs schließt sich an die Hauptdeichlinie entlang der alten Deichlinie die typische Deichrandbebauung sowie Landwirtschaftsfläche der Vier- und Marschlande an. Die lang gestreckten Deichverläufe in Verbindung mit den sich daran anschließenden Vorlandflä- chen sind Zeugen der seit dem 12. und 13. Jahrhundert vorgenommenen Eindeichungen und prägende Elemente dieser Kulturlandschaft, gleichwohl sich der Charakter im Zuge von Deichvorverlegungen, -begradigungen und -ausbauten bis heute beträchtlich verän- dert hat. Der ehemals vorhandene Auwald des Deichvorlandes ist aufgrund von Rodungen und der nachfolgenden landwirtschaftlichen Nutzung nur noch in Resten erhalten: Der überwie- gende Teil der Altengammer Elbwiesen wird (bzw. wurde) grünlandwirtschaftlich als Rin- der- und Schafweide sowie als Mähwiesegenutzt. Die das Deichvorland bestimmenden Grünlandflächen mit gliedernden Schilf- und Röhrichtbeständen, die typischen Weiden- gebüsche sowie markante Baumreihen prägen das Landschaftsbild.

22 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 2 Lage und Umgebung des NSG

Parallel zur Elbe hat sich durch die wiederkehrenden Überschwemmungsereignisse ein Uferwall von etwa 3 m bis 4 m Höhe über Normalnull (NN) ausgebildet. Dieser wurde zwar wahrscheinlich als Sommerdeich künstlich erhöht, insgesamt blieb jedoch die An- ordnung der auentypischen Geländeformen erhalten. Die strukturreiche Abfolge des geo- logischen Geländeprofils und die damit einhergehenden deutlichen Feuchtegradienten bewirken im Zusammenhang mit dem maritim-kontinentalen Übergangsklima, dass hier Arten vorkommen, deren Hauptverbreitungsgebiet in südlicheren bzw. östlicheren Regio- nen liegt und somit in diesem Bereich an die Grenzen ihres natürlichen Vorkommens sto- ßen. Diese Umstände führen zu einem großen Artenreichtum der Flora und Fauna, der in dieser Zusammensetzung in Norddeutschland einzigartig ist.

23

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

3 EIGENTUMSVERHÄLTNISSE, BESTEHENDE PFLEGE- UND BEWIRT- SCHAFTUNGSVERTRÄGE

Der Ostteil der Altengammer Elbwiesen sowie größere Bereiche des Westteils befinden sich in Privateigentum (ganz überwiegend der Fa. Vattenfall), die restlichen Flächen be- finden sich im Eigentum der Freien und Hansestadt Hamburg. Flächen, die direkt an der Uferlinie der Elbe unterhalb des mittleren Tidehochwassers liegen, befinden sich im Ei- gentum der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.

Abbildung 3-1: Darstellung der Eigentumsverhältnisse im Bereich der Altengammer Elbwiesen

Ein Großteil der Altengammer Elbwiesen wurde bis zum Jahr 2008 im Rahmen des Ver- tragsnaturschutzes mit dem Ziel des Wiesenvogelschutzes bewirtschaftet. Im Zuge des Ankaufs zahlreicher Privatflächen durch Vattenfall und zur Sicherung der geplanten Um- setzung von Ausgleichsmaßnahmen durften die Verträge zunächst nicht fortgeführt wer- den. Dabei war entscheidend, dass die Maßnahmenumsetzung nicht durch die Verträge behindert werden sollte. Aktuell bestehen wieder Bewirtschaftungsverträge mit Weide- bzw. Wiesennutzung im Bereich des neu angelegten Priels in der Mitte des Altengammer Vorlandes und im Westen des Gebiets auf den Flächen der FHH. Ein Teil der Flächen dient als Ausgleichsflächen im Rahmen der Errichtung und des Be- triebs des Kohlekraftwerks Moorburg und dessen Kühlturmes. Auf diesen wurde bereits ein Priel neu angelegt bzw. soll zukünftig Grünland, Röhricht und Auwald entwickelt wer- den. Es bestehen Fischereipachtverträge mit dem ASV Brachsen, ASV Frühauf Düneberg und dem Bergedorfer Anglerverein über die Elbe zwischen Stromkilometer 588 (Landesgren- ze bei Geesthacht) bis zur Einmündung der Schlinz (vgl. Abb. 3-1). Gemäß § 5 Absatz 1

25 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Nr. 9 der NSG-Verordnung darf allerdings von der 1. Buhne (westliche Grenze des NSG) bis einschließlich zur 4. Buhne in östlicher Richtung nicht geangelt oder die Fischerei ausgeübt werden. Flurstück 2899 und 750 sind mittlerweile in den Besitz der Freien und Hansestadt Ham- burg übergegangen (Stand Aug. 2015).

4 ZUSAMMENFASSUNG BIOTISCHES POTENZIAL

4.1 Untersuchungs- und Auswertungsumfang

Für die Erstellung des vorliegenden Pflege- und Entwicklungsplanes wurden vom Amt für Natur- und Ressourcenschutz, Abteilung Naturschutz, Daten aus dem Biotop- und Arten- kataster Hamburgs zur Verfügung gestellt. Diese umfassen die Ergebnisse der Biotopkar- tierung aus dem Jahr 2012, einschließlich der Kartierung der FFH-Lebensräume sowie der Wiesenvogelkartierung aus den Jahren 2009, 2011und 2013. Ergänzend wurden Daten aus Untersuchungen hinzugezogen, die im Rahmen von Kom- pensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kraftwerkes durchgeführt wurden. Dies sind im Einzelnen: • Erfassung der Biotoptypen im Bereich der Altengammer Elbwiesen im Jahr 2008 in- klusive Aufnahme von Gefäßpflanzenarten der Roten Liste Hamburgs, • Heuschreckenerfassung im Jahr 2009, • Amphibienerfassung im Jahr 2009, • Brutvogelerfassung im Jahr 2009, • Umweltbaubegleitung und Erfolgskontrolle (2010/2011), • Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen im Altengammer Vorland, Jahresbericht 2013 LEGUAN (2014) Für eine ausführliche Beschreibung der Erfassungsmethodik wird auf Anhang B verwie- sen.

4.2 Biotoptypen

Die Altengammer Elbwiesen als Teilgebiet des NSG Borghorster Elblandschaft werden überwiegend grünlandwirtschaftlich als Rinder- und Schafweide sowie als Mähwiesen bewirtschaftet, z.T. auch im Rahmen des Vetragsnaturschutzes. Die Grünländer nehmen etwa 69 % der Fläche ein (d.h. ca. 44,69 ha) und sind zum Teil als Stromtalwiesen anzu- sprechen, mit Vorkommen zahlreicher gefährdeter oder seltener Pflanzenarten. Im Wes- ten verläuft deichparallel ein ca. 1.200 m langer Priel, die Schlinz. Der Unterlauf ist be- gradigt und befestigt, in Teilen weist der Priel jedoch natürliche Verhältnisse hinsichtlich Tidedynamik und Röhrichtvegetation auf. Die Schlinz wird gesäumt von Röhrichtbestän-

26 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial den (ca. 3 ha), kleinflächig sind Weidengebüsche unter Tideeinfluss vorhanden, die vor- nehmlich von Sal-Weide ( Salix caprea ) geprägt sind. Der ehemals vorhandene Auwald ist aufgrund von Rodungen und nachfolgender Grünlandnutzung nur in Resten erhalten, die Flächen sind insgesamt recht gehölzarm. Im westlichen Bereich finden sich am Elbufer und verstreut in der Fläche mehrere kartierwürdige Einzelbäume. Im zentralen Bereich ist eine annähernd in Nord-Süd-Richtung verlaufende Baumreihe aus Hybrid-Pappeln, öst- lich davon ist eine Strauch-Baumhecke vorhanden. Am Fuße der flachen, breiten Bö- schungen eines Entwässerungsgrabens im westlichen Bereich der Altengammer Elbwie- sen stehen zahlreiche weit ausladende Weiden. Etwa im mittleren Bereich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer mit einem Ufersaum aus Simsen und Flutrasenvegetation. Östlich davon, im Bereich Elbe-km 591,13, wurde im Jahr 2011/2012 als Kompensationsmaßnahme für die Errichtung und den Betrieb des Steinkohle-Kraftwerkes Moorburg durch Geländeabtrag ein Priel hergestellt. Er verläuft in nordöstlicher Richtung und hat eine Länge von ca. 475 m (bezogen auf die Prielsohle). Derzeit entwickelt sich dort ein hochwertiger tidegeprägter Biotopkomplex mit einem dau- erhaft wasserführenden Gerinne, Süßwasserwatt und tidegeprägten Röhrichten. Ober- halb MThw schließen sich Röhricht bzw. Staudenfluren an. Weiterhin finden sich einige kurze Prielrelikte im Wasserwechselbereich der Elbe. Im öst- lichen Bereich der Altengammer Elbwiesen hat sich entlang der Elbe auf knapp 1 km Länge ein Ufersaum aus Hochstauden ausgebildet. Eine Liste mit den im Rahmen der Untersuchungen nachgewiesenen Pflanzenarten und Biotoptypen kann Anhang B entnommen werden.

4.3 Bedeutung des Naturschutzgebietes für die untersuchten Artengruppen

Aus den Ergebnissen einer bundesweiten Auswertung zur Verbreitung der Farn- und Blü- tenpflanzen geht die besondere floristische Bedeutung der Tideauen östlich von Hamburg hervor. Trotz anthropogener Überformung gehören sie zu den Gebieten mit der höchsten Pflanzenvielfalt in Norddeutschland. So kommen in Hamburg nur in den Altengammer und Borghorster Elbwiesen Brenndolden-Auenwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6440) vor. Es handelt sich um die westlichsten Vorposten des subkontinental verbreiteten und für die Auen der Mittelelbe charakteristischen Lebensraumtyps. Auch Artenreiche Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) kommen mit nennenswerter Ausdehnung in Hamburg nur im Altengammer Vorland und in den Borghorster Elbwiesen vor. Die stete Zufuhr von Pflan- zensamen bzw. -diasporen und von verdrifteten Tieren durch die Elbe fördert die Arten- vielfalt (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). In den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft sowie in den unmittelbar angrenzenden Flächen wurden 205 Gefäßpflanzenarten, das ent- spricht ca. 20 % der gesamten in Hamburg gegenwärtig noch lebenden Flora, nachge- wiesen. Davon sind 28 Arten mindestens „gefährdet“ gemäß der Hamburger Roten Liste, wobei 7 Arten auch bundesweit als bedroht eingestuft werden, darunter z.B. die in Ham- burg vom Aussterben bedrohten Arten Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris ) und Sumpf-Brenndolde (Selinum dubium ). Erstmalig wurde in 2013 auch der nach der FFH-

27 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Richtlinie besonders geschützte, an der Süßwassser-Tideelbe endemische Schierlings- Wasserfenchel in mehreren Individuen in der Wasserwechselzone des neu angelegten Priels nachgewiesen. Begründet wird der Artenreichtum u.a. durch den Tideeinfluss und die vorhandenen Reli- efunterschiede: Während in den Senken je nach Feuchtegrad Arten der Brenndolden- Auenwiesen, Wiesen-Fuchsschwanz- und Glatthaferwiesen zu finden sind, gedeihen auf den Uferwällen und höher gelegenen Standorten stellenweise Trockenzeigerpflanzen wie der in Hamburg stark gefährdete Feld-Mannstreu (Eryngium campestre ) und der vom Aussterben bedrohte Dornige Hauhechel (Ononis spinosa ), die die beginnende kontinen- tale Ausprägung des Standortes belegen. Die Flächen des Altengammer Vorlandes stellen einen bedeutenden Lebensraum für Wiesenvögel und, v.a. im Bereich der Schlinz, für typische Brutvögel des Röhrichts dar. Vereinzelt wurden in Hamburg gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten nachge- wiesen, darüber hinaus zahlreiche Arten der Vorwarnliste. Die Flächen sind zudem Nah- rungshabitat für mehrere im Umfeld brütende Greifvogelarten und den Weißstorch und haben in Teilbereichen eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für Zug- und Rastvögel, ins- besondere als Rastplatz für Gänse, Enten und Wiesenvögel. Die Elbe stellt für Zugvögel einen überregional bedeutsamen Zugweg zwischen Brutgebieten in Nordosteuropa und Vogelrast- bzw. Überwinterungsgebieten der Mittelelbe und der Nordsee dar, wobei sich die Vögel am Stromverlauf orientieren. Die Vogelrastgebiete der Unter- und Mittelelbe stehen über den Elbzugweg miteinander in Wechselbeziehungen. Die Heuschrecken- und Amphibienfauna ist dagegen vergleichsweise artenarm und ge- prägt durch weitgehend unspezifische Arten. Die festgestellte Artenarmut ist jedoch nicht gleichzusetzen mit einer geringen Qualität des Lebensraumes sondern zeigt vielmehr, dass eine sehr wirksame Überflutungsdynamik vorhanden ist. Weiterhin werden die Altengammer Elbwiesen und die Elbe mit ihren in das Vorland hin- einragenden Buchten von mehreren Fledermausarten als Jagdhabitat genutzt. Quartier- standorte sind jedoch nicht vorhanden, die Flächen sind von allgemeiner Bedeutung für Säugetiere. Im Standarddatenbogen des FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft (s. Anhang E 1) sind zahlreiche in Anhang II der FFH-Richtlinie gelistete Fischarten als Schutz- und Erhal- tungsgegenstand aufgeführt. Von diesen Arten finden sich Rapfen, Fluss- und Meer- neunauge sowie vereinzelt Finte und Schnäpel in der Elbe und damit sporadisch auch in den entsprechenden Wasserflächen längs des Elbufers im Schutzgebiet. Zusätzlich be- stehen Nachweise des Rapfens aus dem neu geschaffenen Priel, von einer Nutzung ge- eigneter Habitate auch in der Schlinz ist auszugehen. Zu sonstigen relevanten Artengruppen liegen keine systematischen Erfassungen vor.

In nachfolgender Tabelle sind die in den Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Tier- und Pflanzenarten besonderer Bedeutung aufgeführt. Eine ausführliche Bestandsbe- schreibung mit Artenlisten kann Anhang B entnommen werden

28 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

Tabelle 4.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, nachgewiesenen besonderen Pflanzen- und Tierarten (Legende am Tabellenende)

Art RL HH RL D VSchRL/ Bemerkung FFH-RL

Pflanzen Deschampsia wibeliana Wibel-Schmiele * !! R Eryngium campestre Feld-Mannstreu 2 Euphorbia palustris Sumpf-Wolfsmilch 1 3 Juncus compressus Zusammengedrückte Binse 2 Limosella aquatica Schlammling 1 Im Rahmen der Kartierungen nicht festgestellt; erwähnt in IBP (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012) Mentha pulegium Polei-Minze 0 2 Mentha verticillata Quirl-Minze 1 Oenanthe conioides Schierlings-Wasserfenchel 1 !! 1 II, IV, Prioritär nach FFH Ononis spinosa Dornige Hauhechel 1 Petasites spurius Filzige Pestwurz 1 Pimpinella saxifraga Kleine Bibernelle 1 Pulicaria dysenterica Großes Flohkraut 1 Ranunculus bulbosus Knolliger Hahnenfuß 2 Ranunculus peltatus Schild-Wasserhahnenfuß 1 Schoenoplectus lacustris Gewöhnliche Teichsimse 2 Selinum dubium Sumpf-Brenndolde 1 2 Schutzgegen- stand des NSG Veronica anagallis- Wasser-Ehrenpreis 2 aquatica Veronica scutellata Schild-Ehrenpreis 2 Vögel (ohne Zug- und Rastvögel) Anthus pratensis Wiesenpieper V V Schutzgegen- stand des NSG, zahlreiche Brut- paare Ciconia ciconia Weißstorch 2 3 I Nahrungsgast Circus aeruginosus Rohrweihe 3 * I Nahrungsgast, in 2013 Brutzeit- feststellung Crex crex Wachtelkönig 2 2 I Schutzgegen- stand des NSG, Brutvogel im Jahr 2005, in späteren Jahr- en Gastvogel

29 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Art RL HH RL D VSchRL/ Bemerkung FFH-RL Haliaeetus albicilla Seeadler nb * I Gastvogel Luscinia svecica Blaukehlchen V V I Brutvogel Milvus milvus Rotmilan 2 * I Nahrungsgast Numenius arquata Großer Brachvogel - - Schutzgegen- stand des NSG, regelmäßiger Rastvogel Porzana porzana Tüpfelsumpfhuhn 2 1 I Erfassung 2013 außerhalb der regelhaften Brutperiode Saxicola rubetra Braunkehlchen 1 3 Brutvogel, in 2013 nicht mehr nachgewiesen Tringa totanus Rotschenkel 2 V Schutzgegen- stand des NSG, Brutvogel in den Jahren 2005, 2007, in späte- ren Jahren Gast- vogel Amphibien Pelophylax kl. esculentus Teichfrosch 2 * ! (Syn.: Rana kl. esculenta) Rana arvalis Moorfrosch 3 3 IV Fische Anguilla anguilla Aal - 3 Neu angelegter Priel Leuciscus idus Aland 3 3 Neu angelegter Priel, eudomi- nant Leuciscus aspius Rapfen 3 * II Neu angelegter Priel, subdomi- nant Alburnus alburnus Ukelei 3 * Neu angelegter Priel Fledermäuse Eptesicus serotinus Breitflügelfledermaus 3 G IV Nutzung als Jagdhabitat Myotis dasycneme Teichfledermaus 2 D ! II, IV Nutzung als Jagdhabitat Myotis daubentonii Wasserfledermaus 3 * IV Nutzung als Jagdhabitat Nyctalus noctula Großer Abendsegler 2 V IV Nutzung als Jagdhabitat Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus 3 * IV Nutzung als Jagdhabitat

30 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

Gefährdungskategorien der Roten Listen : 0: ausgestorben oder verschollen, 1: vom Aussterben bedroht, 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, R: extrem selten, G: Gefährdung unbekannten Ausmaßes, V: Vorwarnliste, D: Daten unzureichend, *: ungefährdet, nb: nicht bewer- tet Pflanzenarten, für deren Erhalt die Freie und Hansestadt Hamburg eine besondere Verantwortung hat: !! : besonders hohe Verantwortlichkeit [die Wibel-Schmiele ( Deschampsia wibeliana ) ist ein Endemit des Elbe-Ästuars im Außendeichsbereich der Elbe und in Hamburg nicht gefährdet]

Verantwortlichkeit Deutschlands! : Deutschland ist in hohem Maße für diese Art verantwortlich VSchRL: Vogelschutz-Richtlinie I: in Anhang I der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie *: Prioritäre Art II: in Anhang II der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art)

31 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

4.4 Faunistisch und floristisch besonders bedeutsame Biotope des Natur- schutzgebiets

Gemäß Biotopkartierung 2012 (vgl. Anhang B 2.1) sind insbesondere einige tidebeein- flussten Biotope (Prielstrukturen (große Teile der Schlinz), Flusswatt, Weidengebüsch unter Tideeinfluss) hochgradig wertvoll, dem neu angelegten Priel (Flusswatt mit Pionier- vegetation) wird sogar eine herausragende (nationale) Bedeutung zugesprochen (u.a. Ansiedlung von Oenanthe conioides ). Weitere Prielabschnitte, Flusswattbereiche an der Elbe, die Uferstaudensäume der Elbe, Tideröhrichte, einige Grünlandbereiche (z. T. mit Vorkommen von Selinum dubium ) sowie ein zentrales Kleingewässer mit umgebender feuchter Hochstaudenflur sind als besonders wertvoll eingestuft. Die Elbe sowie Glattha- ferwiesen und mesophiles Grünland nördlich und westlich des neu angelegten Priels sind in der Biotopbewertung der Stufe 6 „wertvoll“) zugeordnet. Weitere mesophile Grünland- flächen östlich des neu angelegten Priels sind als „noch wertvoll, gut entwicklungsfähig“ (Biotopwertsufe 5) ausgewiesen. Die übrigen Flächen (Intensivgrünland, verbautes El- bufer, Buhnen mit Deckwerk, Wegeflächen, eine Ruderalflur trockener Standorte, aber auch eine noch als Brenndoldenwiese angesprochene artenarme Grünlandfläche) sind der Wertsufe 4 („verarmt, entwicklungsfähig“) zugeordnet. Von den 45 innerhalb der NSG-Grenzen kartierten Biotopen sind 26 gesetzlich geschützt nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG (s. Tabelle 4.4-1), hierzu zählt auch der neu angelegte Priel.

Tabelle 4.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, kartierten, nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG geschützten Biotope (Legende am Tabellenende)

Biotop-Nr. gem. HH Biotoptyp Biotopbezeichnung Wert Schutz FFH-LRT Biotopkartierung

Fluss, naturnah mit Beeinträchtigun- FFM 6 § 3260 8218_2012_40 gen/Verbauungen

8218_2012_49 FWB Flusswatt mit Pioniervegetation 7 § 3270

8420_2012_60 FWB Flusswatt mit Pioniervegetation 9 § 3270

8418_2012_1 FWO Flusswatt, ohne Bewuchs 8 § (3270)

8420_2012_3 FWO Flusswatt, ohne Bewuchs 7 § (3270)

8420_2012_11 FWO Flusswatt, ohne Bewuchs 7 § (3270)

8218_2012_37 FWP Priel 8 § 3270

8420_2012_56 FWP Priel 7 § 3270

8420_2012_61 FWP Priel 8 §

8218_2012_16 FWV Tideröhricht 7 §

8420_2012_57 FWV Tideröhricht 7 §

8218_2012_36.1 GFC Brenndolden-Auenwiese 6 § 6440

32 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

Biotop-Nr. gem. HH Biotoptyp Biotopbezeichnung Wert Schutz FFH-LRT Biotopkartierung

8220_2012_2.1 GFC Brenndolden-Auenwiese 4 § 6440

8420_2012_54.1 GFC Brenndolden-Auenwiese 7 § 6440 Sonstige wechselnasse Stromtalwiesen GFS 7 § 8218_2012_35 und –weiden Sonstige wechselnasse Stromtalwiesen GFS 7 § 8420_2012_1 und –weiden

8420_2012_24* GMG Glatthafer-Wiesen 7 § 6510 Seggen-, binsen- und/oder hochstauden- 8218_2012_38 GNR reiche Nasswiese nährstoffreicher 7 § Standorte

8220_2012_31 HFT Weidengebüsch unter Tideeinfluss 8 §

8420_2012_15 HHM Strauch-Baumhecke 6 §

8218_2012_34 NRW Wasserschwaden-Röhricht 7 §

8218_2012_48 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430

8218_2012_50 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430

8418_2012_2 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430

8420_2012_52 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430 Sonstiges, naturnahes, nährstoffreiches SEZ 7 § 8420_2012_46 Kleingewässer

Biotop-Nr.: zusammengesetzt aus Nummer der Deutschen Grundkarte_Jahr der Erfassung_Biotop-Nr. der Ham- burger Biotopkartierung Biotoptyp: Kürzel gem. Kartieranleitung und Biotoptypenschlüssel für die Biotopkartierung Hamburg (BRANDT & ENGELSCHALL 2011)

Wert: Biotopwert gem. Biotopbewertung für die Biotopkartierung Hamburg (NETZ 2006) Schutz: gesetzlicher Schutz gem. § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG §: gesamter Biotop geschützt; (§) : Teilfläche des Biotops geschützt FFH-LRT: Nummer des FFH-Lebensraumtyps

* zusätzlich Brenndoldenfund: Manfred Haacks (2013) im Auftrag vom Vattenfall Die Flächen des Altengammer Vorlandes sind von regionaler Bedeutung für die Brutvo- gelfauna und stellen aufgrund ihres weitgehend offenen Charakters einen bedeutenden Lebensraum für Wiesenvögel wie Wiesenpieper und Feldlerche dar. Die Schlinz mit ihren Uferbereichen und den angrenzenden Röhrichten sowie der Hochstaudensaum entlang der Elbe haben eine hohe Bedeutung für Röhrichtbrüter wie Blaukehlchen, Rohrammer, Schilf- und Teichrohrsänger. Ebenfalls von hoher Bedeutung ist ein im zentralen Vorland elbnah gelegener Bereich, in dem zahlreiche Arten bzw. Brutpaare der Wiesenvögel und auch das in Hamburg vom Aussterben bedrohte Braunkehlchen festgestellt wurden. Da- bei handelt es sich um extensiv beweidete Grünlandflächen mit einem kleinteiligen Wech- sel verschiedener Grünlandtypen, da sich alte Uferwälle und Senken in der Fläche ab- wechseln. Die Altengammer Elbwiesen sind zudem Nahrungshabitat für zahlreiche Greif- vogelarten und den Weißstorch und haben in Teilbereichen eine hohe bis sehr hohe Be-

33 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft deutung für Zug- und Rastvögel. Dies sind vor allem die Elbuferbereiche mit ihren Fluss- watten und Auskolkungen sowie insbesondere im westlichen und mittleren Bereich die angrenzenden Grünlandbereiche, wo regelmäßig Wasservögel, wie z. B. Weisswangen-, Grau- und Blässgänse, Pfeif- und Krickenten, oder Limikolen wie Bekassine, Kiebitz und Großer Brachvogel beobachtet wurden. Die Schlinz, der neu geschaffene Priel und Auskolkungen am Elbufer sowie Buhnen ha- ben eine hohe Bedeutung für diverse Fischarten als Ruhezone, Nahrungs- und Auf- wuchshabitat und bieten ggf. auch geeignetes Substrat zur Laichablage. Der neu angelegte Priel stellt einen Standort des bundes- und landesweit vom Ausster- ben bedrohten Schierling-Wasserfenchels, einer streng geschützten prioritären Art ge- mäß FFH-Richtlinie, dar. Auch die Schlinz kommt als potentieller Standort in Frage.

34 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

4.5 Schutzgegenstand des Natura-2000-Gebietes

Folgende Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie sind gemäß des Standarddatenbogens (s. Anhang E 1) sowie auf Grundlage der seit 2004 durchgeführten Ersterfassung und des daran anschließenden, regelmäßigen Monitorings aktuell im hier betrachteten Teilgebiet (Altengammer Elbwiesen) des Natura 2000-Gebiets Borghorster Elblandschaft vorhan- den: • 3270 Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Bidention • 6430 (BfN) - Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe, hier: 6431-1 (HH) - Säume der Unterelbe (Feuchte Hochstaudensäu- me der planaren Stufe) • 6440 Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii) • 6510 (BfN) - Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisor- ba officinalis), hier: Glatthaferwiesen und Fuchsschwanzwiesen Fett hervorgehoben sind diejenigen Lebensraumtypen, die gemäß der vorliegenden NSG- Verordnung (Anhang A 1) ein Erhaltungsziel für das FFH-Gebiet darstellen. Folgende Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie sind gemäß des Standarddatenbogens und auf Grundlage der seit 2004 durchgeführten Ersterfassung und des daran anschlie- ßenden, regelmäßigen Monitorings aktuell im hier betrachteten Teilgebiet (Altengammer Elbwiesen) des Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft (Gesamtgebiet) vorhan- den: • Finte ( Alosa fallax ) • Rapfen ( Aspius aspius ) • Schnäpel* ( Coregonus oxyrhynchus ) [* : prioritäre Art] • Flussneunauge ( Lampetra fluviatilis ) • Schlammpeitzger ( Misgurnus fossilis ) • Meerneunauge ( Petromyzon marinus ) • Schierlings-Wasserfenchel* (Oenanthe conioides) Fett hervorgehoben sind diejenigen Arten, die gemäß der vorliegenden NSG-Verordnung ein Erhaltungsziel für das FFH-Gebiet darstellen. Die im Standarddatenbogen gelisteten Fischarten Rapfen, Fluss- und Meerneunauge sowie vereinzelt Finte, Schnäpel und Schlammpeitzger kommen in der Elbe vor und kön- nen somit potenziell auch in den entsprechenden Wasserflächen längs des Elbufers im Schutzgebiet nachgewiesen werden. Zusätzlich bestehen Nachweise des Rapfens aus dem neu geschaffenen Priel, von einer Nutzung geeigneter Habitate auch in der Schlinz ist auszugehen.

35 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Die Schlinz, der neu geschaffene Priel und Auskolkungen am Elbufer sowie Buhnen stel- len mit ihren strömungsarmen Flachwasserbereichen z.T. geeignete Ruhezonen für wan- dernde Fische und Neunaugen dar und bieten voraussichtlich auch geeignete Nahrungs-, Aufwuchs- oder Laichmöglichkeiten. Eine detaillierte Auflistung der im Gebiet vorkommenden FFH-Lebensraumtypen und Ar- ten des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie sowie der für das Gebiet relevanten Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie mit Flächenangaben sowie der Bewertung ihrer Erhaltungs- zustände findet sich im Anhang unter B 3. Den Bestand an FFH-Lebensraumtypen, FFH-Arten des Anhangs II und an Vogelarten der EU-Vogelschutzrichtlinie im Gebiet zeigt Karte 4-1.

36 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 5 Gefährdungen und Belastungen

5 GEFÄHRDUNGEN UND BELASTUNGEN

Schon früh veränderte der Mensch die ursprüngliche Auenlandschaft: Bereits im 8. Jahr- hundert wurde durch die zunehmende Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung der Auwald bis auf wenige Restbestände verdrängt. Mit dem beginnenden Deichbau um die Jahrtausendwende gingen tiefgreifende Veränderungen der natürlichen Flussdynamik einher. Ab 1200 bestanden durchgängige Linien von flachen Sommerdeichen an beiden Ufern der Tideelbe, im 16. Jahrhundert erhielten die Deiche eine Höhe, die ganzjährig Hochwasserschutz bot. Im Zuge der Eindeichungen wurden die Nebenarme der Elbe vom Hauptfluss abgetrennt. Die nordwestlich der Altengammer Elbwiesen verlaufende Dove Elbe wurde 1437/38 am Gammer Ort durch einen Verbindungsdeich zwischen den Inseln Altengamme und Neuengamme vom Hauptstrom der Unterelbe abgetrennt, um das Fahrwasser des Hamburger Hafens zu verbessern (http://de.wikipedia.org/ wi- ki/Dove_Elbe). Durch bauliche Maßnahmen (u.a. Eindeichungen, Fahrrinnenvertiefungen zwischen Hamburger Hafen und Elbmündung, Errichtung der Staustufe in Geesthacht 1960) wur- den die hydraulischen Verhältnisse in der Elbaue erheblich verändert. Bis vor knapp 100 Jahren reichte der Tideeinfluss nur bis Hoopte (Strom-km 600). Der Stromabschnitt von Hoopte bis Geesthacht, also auch der Abschnitt im Bereich der Altengammer Elbwiesen, gehörte noch zur rein fluvial geprägten Mittelelbe. Die Zunahme des Tidehubs bis zu ei- ner Höhe von über 2 m stellt eine tiefgreifende anthopogene Überprägung der Landschaft dar. Als einer der wenigen positiven Nebeneffekte der Verlagerung der Tide stromauf- wärts ist die dadurch ausgelöste Vergrößerung des Areals des Schierlings- Wasserfenchels zu nennen. Der Anteil der intensiv genutzten Grünlandflächen im Altengammer Vorland ist stetig zu- rückgegangen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist gemäß NSG-Verrodnung unter- sagt. Der Großteil der Flächen wurde in den letzten Jahren im Rahmen des Vertragsna- turschutzes extensiv bewirtschaftet, so dass die Belastungen aus landwirtschaftlicher Nutzung im Bereich der Altengammer Elbwiesen vergleichsweise gering sind. Die Verträ- ge im Rahmen des Vertragsnaturschutzes sind vielfach ausgelaufen. Aktuell werden noch Flächen im Westen und in der Mitte der Altengammer Elbwiesen im Rahmen von Bewirt- schaftungsverträgen genutzt. Bei einer unterbleibenden bzw. ungeeigneten Nutzung der übrigen Flächen besteht die Gefahr einer Einschränkung oder eines Verlustes der Eig- nung als Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. So befinden sich z.B. die Brenndolden-Auenwiesen in einem stark degradierten Zustand. Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln bestanden, wodurch die Flächen für Wiesenvögel an Wert verlieren und z.T. seltene Pflanzenarten wie der Feld-Mannstreu verdrängt werden. Aufgrund der Großstadtnähe spielen Wassersport und weitere Erholungsnutzungen eine besondere Rolle. So befinden sich westlich der Schlinzmündung außerhalb des NSG der Sportboothafen Altengamme, südöstlich der Altengammer Elbwiesen am niedersächsi- schen Elbufer der Hafen Stover Strand. Das Elbufer wird gerne von Anglern und anderen Erholungssuchenden genutzt, die auf dem Weg zu ihren Angel-, Sonn- und Badeplätzen

37 5 Gefährdungen und Belastungen PEP NSG Borghorster Elblandschaft das Altengammer Vorland queren. Insbesondere beim Frühjahrsaufstieg des Stints wird das Elbufer stark von Anglern frequentiert. Zwar wurde ein ehemals vorhandener Sportplatz zwischenzeitlich zurückgebaut, die Altengammer Elbwiesen werden jedoch nach wie vor zum Spielen und von Erholungssu- chenden aufgesucht. So beobachtete LEGUAN (2009) beispielsweise im August 2009 mehrere Fahrradfahrer mit Lenkdrachen, die zu erheblichen Störungen für die dort ras- tenden Kiebitze führten. Am Elbdeich verläuft ein beliebter Rad- und Fußwanderweg; re- gelmäßig nutzen Spaziergänger mit zum Teil frei laufenden Hunden vorwiegend den öst- lichen Teil der Altengammer Elbwiesen als Rundweg (zwischen Parkplatz und Eschen dominierter Baumreihe) (vgl. LEGUAN 2009), womit Störungen insbesondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Die Altengammer Elbwiesen werden regelmäßig durch Elbhochwässer überflutet. Diese natürliche Dynamik ist grundsätzlich positiv zu werten, beschränkt aber generell die Nut- zungsmöglichkeiten der Vorlandflächen. Aufgrund der hohen Schadstoffbelastung der Elbe in vergangenen Zeiten sind die alten Sedimente im Vorland belastet. So zeigte eine Untersuchung des Oberbodens z.T. erhebliche Überschreitungen des Maßnahmenwertes nach BBodSchV für Grünland bzgl. Arsen und Quecksilber, erhöhte Gehalte an extrahier- baren organischen Halogenverbindungen (EOX), polychlorierten Biphenylen (PCB), He- xachlorcyclohexanen (HCH) und polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Als besonders belastet zeigte sich dabei der östliche und westliche Bereich der Altengammer Elbwiesen. Die Dioxin- und Furangehalte liegen in einer weiten Spanne von 73 bis 920 ng/kgTM an I-TEQ. Auch hier ergibt sich eine besondere Belastung der randli- chen Areale. Betrachtet man die besonders belasteten randlichen Flächen liegt der mittle- re Gehalt bei ca. 340 ng/kgTM. Die BBodSchV nennt keine Prüfwerte für den Wirkungs- pfad Boden-Nutzpflanze. Zieht man für eine Bewertung die Richtwerte der Bund-Länder- Arbeitsgruppe „Dioxine“ für eine landwirtschaftliche und gärtnerische Bodennutzung her- an, sollten bei Werten oberhalb von 40 ng/kgTM „der Anbau bodennah wachsender Feld- futterpflanzen sowie die bodengebundende Nutztierhaltung unterbleiben“ (IHU 2012). Zum Umgang mit belastetem Mahdgut wird auf das Merkblatt der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Gemäß § 23 Absatz 1 der Futtermittelverordnung ist es zudem verboten, ein Futtermittel, das den zulässigen Höchstwert an unerwünschten Stoffen überschreitet (An- hang I der Richtlinie 2002/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. Mai 2002 über unerwünschte Stoffe in der Tierernährung (Abl. L 140 vom 30.5.2002, S. 10 in der jeweils gültigen Fassung) 1. in den Verkehr zu bringen, 2. zu verfüttern oder 3. zu Verdünnungszwecken mit dem gleichen oder einem anderen Futtermittel zu mi- schen. In diesem Zusammenhang ist auf die Eigenverpflichtungen des Futtermittelunternehmers (in diesem Falle der Landwirt, der die Flächen ggf. bewirtschaftet) hinzuweisen.

38 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 5 Gefährdungen und Belastungen

Durch starke Eutrophierung des Elbwassers können sich z.B. die Standortbedingungen für den FFH-Lebensraumtyp Brenndolden-Auenwiesen verschlechtern: Durch eine erhöh- te Phosphat-Versorgung erhöht sich die Produktivität der Vegetationsdecke. Konkurrenz- schwächere Arten wie die Sumpf-Brenndolde werden dadurch verdrängt. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat im Jahr 2006 ein Forschungsprojekt zur Be- deutung des Klimawandels für die Biologische Vielfalt initiiert und u.a. zusammen mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung die Auswirkungen des Klimawandels auf die Natura 2000-Gebiete Deutschlands untersucht (VOHLAND ET AL . 2011, ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Als Übergangsökosystem steht das Elbeästuar im Wechselspiel der Einflüsse aus dem Küstenraum und aus seinem Einzugsgebiet. Neben der Entwicklung der Temperaturen und der Niederschläge sind die Folgen des beschleunigten Meeres- spiegelanstiegs infolge des Klimawandels einerseits und die Veränderungen des Abfluss- verhaltens der Elbe von Relevanz. Die erstellten Prognosen sagen für das FFH-Gebiet Borghorster Elblandschaft bzw. den Unterelberaum eine deutliche Zunahme der Winterniederschläge, einen Rückgang der Sommerniederschläge, sowie insgesamt höhere Winter- wie Sommertemperaturen vo- raus. Darüber hinaus sind als Folgen des Meeresspiegelanstiegs allgemein höhere Was- serstände und höher auflaufende Sturmfluten zu erwarten. Das Abflussverhalten der Elbe wird durch stärkere Oberwasserabflüsse im Winterhalbjahr und niedrigere Abflussspen- den im Sommerhalbjahr geprägt sein (vgl. www.glowa-elbe.de). Dementsprechend sind für das Elbeästuar u. a. folgende Entwicklungen wahrscheinlich (mögliche Auswirkungen auf Schutzgegenstand und Erhaltungsziele des NSG Borghors- ter Elblandschaft sind in Klammern gesetzt): – weitere Verlagerung des Salz- und Brackwassereinflusses stromaufwärts (aufgrund der Lage am oberen Ende des Ästuars sind Veränderungen der Standortbedingungen durch höhere Salzkonzentration mit Veränderung der Artzusammensetzung insbeson- dere von Wasserorganismen, Pflanzen und Amphibien eher unwahrscheinlich), – Verschärfung des Sauerstoffmangels im Inneren des Ästuars im Sommer (negative Auswirkungen vor allem bezüglich der Wandersituation von Fischen), – bei gleichbleibendem Überflutungsraum weitere Zunahme des Tidehubs (häufigere Überflutung der höher gelegenen Teilflächen mit Veränderung der Standortbedingun- gen und des Artenspektrums, Verringerung der Lebensraumeignung für Brutvögel/des Bruterfolges bei höher auflaufenden Tiden während der Brutzeit), – Verluste von Vorlandflächen (Flächenabnahme, ggf. Verlust wertvoller Pflanzenstand- orte), – Zunahme der Vernässung im Vorland und Veränderungen der Nutzungs- bzw. Pfle- gemöglichkeiten (ggf. Beeinträchtigung von FFH-Lebensraumtypen und Tierlebens- räumen). Die globale Klimaveränderung zeigt vielfältige Wirkungen z.B. auf die Vogelwelt. Vor al- lem sind Verschiebungen von Zugzeiten und Zugwegen, ein verändertes jahreszeitliches Nahrungsangebot und Veränderungen des Brut- als auch des Überwinterungsgebietes

39 5 Gefährdungen und Belastungen PEP NSG Borghorster Elblandschaft bekannt (GOTTSCHALK 2010). Als Konsequenz der globalen klimatischen Entwicklung werden sich die Verbreitungsgebiete von Tier- und Pflanzenarten verlagern: Manche Ar- ten werden in kühlere Regionen nach Norden ausweichen, wärmeliebende Arten werden von Süden her einwandern bzw. ihr bestehendes Areal in Deutschland ausweiten (POMPE ET AL . 2009, VOHLAND ET AL . 2011). Ob alle Arten zu einer solchen dynamischen Anpassung in der Lage sein werden, ist un- klar. So prognostizieren VOHLAND ET AL . (2011) für Deutschlands Brutvögel Arealverluste bis hin zum Aussterben vor allem von wald- und feuchtgebietsgebundenen Vogelarten (deutliche Arealverluste z.B. für Bekassine ( Gallinago gallinago ), Wiesenpieper ( Anthus pratensis ) und Wachtelkönig ( Crex crex ); potenzielles Aussterben z.B. von Pfeifente ( A- nas penelope ), Kranich ( Grus grus ), Zwergschnäpper (Ficedula parva ) oder Seeadler (Haliaeetus albicilla )), wohingegen die Verbreitung der an Offenland angepassten Arten – je nach Anpassungsfähigkeit an Hitze und Trockenheit – auch zunehmen kann. Das Brutareal vieler Entenarten in Deutschland wird wahrscheinlich auf die küstennahen Räume Niedersachsens und Schleswig-Holsteins schrumpfen. Das Blaukehlchen wird im Süden und im Norden seines europäischen Verbreitungsgebiets starke Verluste erleiden. In Deutschland könnte sich sein Vorkommen in Zukunft auf West-Niedersachsen und Schleswig-Holstein konzentrieren (HUNTLEY ET AL . 2007). Vor diesem Hintergrund wird die Verantwortlichkeit des Elbeästuars u.a. für die Arten Kiebitz, Uferschnepfe und Bekassine voraussichtlich steigen. Eine klimatisch bedingte Schrumpfung ihres deutschlandweiten Areals wird die im Elbeästuar vorkommenden Me- tapopulationen noch weiter schwächen. Problematisch könnten sich hier die prognosti- zierten höher auflaufenden Tiden auswirken, wenn diese auch während der Brutzeit ver- stärkt auftreten. Im Zuge des Klimawandels werden auch Arten aus angrenzenden Regionen einwandern, die in Deutschland bislang nicht heimisch sind. Bei denjenigen, die sich dauerhaft etablie- ren, wird es sich nicht mehr um „gebietsfremde“, sondern um die neuen standortgerech- ten, einheimischen Arten handeln. Die Einwanderung von neuen Arten ist die Vorausset- zung zum Ausgleich für auswandernde Arten und zur Erhaltung der Biodiversität. Eine wichtige Aufgabe wird es sein, unter den Neuankömmlingen diejenigen zu identifizieren, die aufgrund ihres starken Ausbreitungsvermögens die einheimischen Arten und den An- passungsvorgang an neue Klimabedingungen gefährden. Neben Veränderungen von qualitativen Eigenschaften der Lebensräume (Artenzusam- mensetzung, Feuchte, Temperaturen usw.) ist auch mit quantitativen Veränderungen zu rechnen. Über die zukünftigen Anteile und die räumliche Verteilung der Wasser- und Vor- landflächen stehen derzeit keine Prognosen zur Verfügung. Die Folgen des Klimawandels für die Erhaltung des prioritären und nur in der Unterelbe vorkommenden Schierlings- Wasserfenchels sind noch nicht untersucht (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012).

40 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

6 LEITBILD UND ENTWICKLUNGSZIELE

6.1 Vorgaben des Landschaftsprogramms mit integriertem Artenschutzpro- gramm (LAPRO/APRO) und des Integrierten Bewirtschaftungsplanes Elbe- ästuar (IBP)

Bei der Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes wird wesentlich auf die im IBP gesetzten Zielprioritäten und das vorgeschlagene Maßnahmenprogramm zurückgegriffen. Das Landschaftsprogramm Hamburg (einschließlich der 91. Änderung, Stand: Dezember 2009) stellt als fachplanerische Zielvorstellungen für die Altengammer Elbwiesen die Mili- eus Naturnahe Landschaft und Vordeichsflächen dar. Für die Vorlandflächen werden fol- gende Entwicklungsziele zur Wiederherstellung, Bewahrung und Sicherung naturnaher Lebensräume formuliert: • Schutz und Entwicklung naturnaher, vielfältiger Flächen als Lebensräume für wildwach- sende Pflanzen und wildlebende Tiere, • Erhalt standorttypischer Boden- und Nährstoffverhältnisse, • Aufstellung von Pflege- und Schutzkonzepten aus der Sicht des Arten- und Bio- topschutzes, • Steuerung der Erholungsnutzung entsprechen der Belange des Arten- und Biotopschut- zes, • Erhalt der extensiven Grünlandbewirtschaftung auf Nasswiesen und Feuchtgrünland, • Schutz und Pflege des Landschaftsbildes, • Extensive Grünlandwirtschaft, • Entwicklung von tidebeeinflussten Lebensräumen. Elbe und Schlinz werden dem Milieu Tidegewässer zugeordnet, für das folgende Entwick- lungsziele genannt werden: • Erhalt und Wiederherstellung elbetypischer tidebeeinflusster Lebensräume, • Naturnahe Ufergestaltung mit Röhrichten, Auewäldern, Flachwasserzonen, Süßwasser- watten und Strandflächen, • Rückbau von Deckwerken, • Verbesserung von Wasserqualität und Wiederherstellung des Selbstreinigungsvermö- gens, • Verbesserung der Zugänglichkeit von Ufern und Lenkung der Freizeit- und Erholungs- nutzung unter Berücksichtigung der Belange des Arten- und Biotopschutzes, • Schutz und Entwicklung des jeweiligen Landschaftsbildes. Das Artenschutzprogramm als integrierter Bestandteil des Landschaftsprogramms stellt die Altengammer Elbwiesen als Biotopentwicklungsraum für Auenbereiche der tidebeein- flussten Gewässer dar und benennt als Ziele für die Vorlandflächen u.a. die Wiederher- stellung des Tideeinflusses in Teilbereichen sowie die Verbindung von Biotoptypen der

41 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Elbenebenflüsse, Elbarme (hier: Schlinz und die nordwestlich jenseits des Deiches gele- gene Dove-Elbe) und ehemaligen Vordeichsflächen mit der Tideelbe. Allgemeine Ziele und Maßnahmen sind: • Erhaltung und Wiederherstellung der charakteristischen Biotoptypen der Gewässer und ihrer Auenbereiche, • Naturnahe Gestaltung und Pflege der Gewässer, ihrer Ufer und Auenbereiche, • Gewässerreinhaltung und Verbesserung der Wasserqualität, • Sicherung der natürlichen Selbstreinigungskraft, • Sicherung des ökologisch notwendigen Wasserstandes in allen nicht von der Tide be- einflussten Gewässern, • Im Auenbereich umweltverträgliche landwirtschaftliche Bodennutzung als Grünland, Förderung extensiver Nutzung in Teilbereichen und der Umstellung auf ökologischen Landbau, keine Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, • Beschränkung oder Lenkung der Erholungsnutzung. Innerhalb des Freiraumverbundsystems sind die Vordeichflächen als Freifläche darge- stellt und gehören zum Städtischen Naherholungsgebiet der Vier- und Marschlande. Die Altdeichlinie ist als grüne Wegeverbindung gekennzeichnet. Derzeit erstellt die Behörde für Umwelt und Energie einen Fachplan zum Hamburger Bio- topverbund sowie eine Fachkonzeption Arten- und Biotopschutz. Die Altengammer Elb- wiesen als Teilflächen des NSG und FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft sind dem- nach Kernflächen für den Gewässerbiotopverbund und den Biotopverbund der Feuchtle- bensräume. Konkrete Handlungsanweisungen bzw. Maßnahmenvorschläge decken sich mit denen im hier vorliegenden PEP. Allerdings existieren bereits Maßnahmenvorschläge, die im Rahmen des Integrierten Be- wirtschaftungsplans Elbeästuar (IBP) (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012) entwickelt wur- den. Das Bearbeitungsgebiet des IBP erstreckt sich über alle Natura 2000-Gebiete ent- lang der Elbe vom Wehr bei Geesthacht bis zum Übergang zum Wattenmeer. Der IBP hat das Ziel, den Schutz einer einzigartigen Natur zu sichern und ausgewogene Lösun- gen zur Integration der Nutzungsbelange aufzuzeigen und stellt dabei ein schlüssiges Gesamtkonzept vor. Der Bewirtschaftungsplan zeigt bezüglich der Natura 2000-relevanten Lebensraumtypen und Arten Handlungsbedarfe auf und schlägt Maßnahmen zur Erreichung der Entwick- lungsziele vor. Die Maßnahmen mit Relevanz für die Altengammer Elbwiesen als Teilflä- che des NSG Borghorster Elblandschaft werden nachfolgend aufgelistet. Als Maßnahmen von höchster Dringlichkeit werden genannt (sofortiger Beginn notwendig, um das Vorkommen eines prioritären Lebensraumtyps / einer prioritären Art von internati- onaler Bedeutung zu sichern oder um eine Verschlechterung des Erhaltungszustands einer Art bzw. eines Lebensraumtyps abzuwenden): • Erhaltung der auentypischen Geländeformen

42 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

Erhaltung von feuchten Senken und von höher stehenden sandigen Uferwällen in na- turnaher Abfolge. Ziel ist die Erhaltung der Landschaftstypischen Geländeformen als Voraussetzung für die Erhaltung der Artenvielfalt und der Brenndolden-Auenwiesen. • Erhaltung des offenen Landschaftscharakters Erhaltung einer offenen Wiesenlandschaft mit charakteristischer Pflanzenvielfalt und Brutvogelgemeinschaft. Es sollen keine weiteren dominanten Gehölzstrukturen in den Kernbereichen der Wiesenlandschaft aufkommen. Mit Ausnahme einzelner Altbäume mit besonderer Eignung als Brut- bzw. Versteckhabitate für Vögel und Fledermäuse werden aufkommende Gehölze zurückgeschnitten oder als Kopfbäume gepflegt. • Erhaltung und Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen Die Reste der Brenndolden-Auenwiesen befinden sich in einem stark degradierten Zu- stand. Ziel der Maßnahme ist die sofortige Anpassung der Gebietspflege an die Be- dürfnisse der Brenndolde. Vergrößerung der Lebensraumflächen, ggf. Erhöhung der Artenvielfalt durch Mahdgutübertragung oder ähnliche Verfahren.

Als Maßnahme von hoher Dringlichkeit wird genannt (sofortiger Beginn zur Erreichung des günstigen Erhaltungszustands notwendig, jedoch keine akute Gefahr der Zustands- verschlechterung): • Ufergestaltung im Altengammer Vorland: Berme für Arten der Schlammufer Für einjährige Arten der Schlammuferfluren (LRT 3270) besteht ein Mangel an geeig- neten Wuchsorten. Ziel ist die Gestaltung geeigneter Wuchsorte für charakteristische Arten des LRT 3270.

Dringende Maßnahmen (notwendige Maßnahmen, um den günstigen Erhaltungszustand weiter zu verbessern und um den aktuellen günstigen Zustand langfristig zu erhalten) sind: • Erhaltung und Entwicklung von geeigneten Habitaten für Fische und Rundmäuler in Buhnenfeldern Im Abschnitt zwischen Geesthacht und Bunthaus fehlt der Raum zur Schaffung einer strukturreichen Aue weitgehend. Die vorhandenen Buhnen erfüllen für die Reprodukti- on des Rapfens und als Ruheräume für Wanderfische und Neunaugen eine wichtige Funktion. Ziel der Maßnahme ist die Erhaltung und Optimierung von Buhnen und Buh- nenfeldern als Aufwachshabitate für Fische und Ruhebereiche für wandernde Fische und Rundmäuler. • Prüfung des Status der Vorkommen des Weißflossigen Gründlings In der Elbe wurde der Weißflossengründling erstmalig 1998 nachgewiesen. Vermutlich ist diese Art bereits seit längerem Bestandteil der Elbefischfauna und bisher in weiten Teilen seines Verbreitungsgebietes übersehen worden. Ziel der Maßnahme ist die Er- fassung der Art und Klärung der Notwendigkeit einer Berücksichtigung im Standard- Datenbogen und als Erhaltungsziel.

43 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

• Erhaltung und Entwicklung von Flachland-Mähwiesen Ziel der Maßnahme ist die Erhaltung der vorhandenen Bestände durch Fortsetzung der bisherigen Pflege und die Ausweitung der Wiesenpflege auf angrenzende Parzellen mit vergleichbarem Potenzial. • Erhaltung von artenreichen feuchten Uferstaudenfluren Artenreiche Uferstaudenfluren sind schwerpunktmäßig im Osten des Gebiets ausge- bildet. Auf den Deckwerken hat sich ein Schilf- und Rohr-Glanzgrasröhricht entwickelt, in dem an Störstellen elbtypische Uferstauden vorkommen können. Diese eingewach- senen Deckwerke sollten in diesem Zustand erhalten bleiben. Unbewachsene Deck- werke sollen naturnah und unter Berücksichtigung der Standortansprüche des LRT 6430 umgestaltet werden. Die typischen Arten der Uferstaudenfluren sind konkurrenz- schwächer als das Schilf und profitieren von den gelegentlichen Störungen durch Frei- zeitnutzungen.

Als wichtige Maßnahmen werden genannt (Maßnahmen, die nicht primär für Arten und Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie oder der VSchRL ergriffen werden, aber für die Ar- tenvielfalt im Elbeästuar von hoher Bedeutung sind): • Pflege der aktuell und ehemals beweideten Flächen Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln verunkrautet. Arten der offenen mageren Rasen werden verdrängt. Auch für Wiesenbrutvögel haben die betroffenen Flächen an Wert verloren. Ziel der Maßnahme ist die Zurückdrängung der Acker-Kratzdisteln durch einen regelmäßigen Pflegeschnitt. • Erhaltung einer elbtypischen Staudenflur der Sandufer In einem Parzellenzwickel am Ufer ist eine sehr blüten- und insektenreiche Gras- und Staudenflur ausgebildet. Die Fläche ist von Gebüschen vor dem Wind abgeschirmt und thermisch begünstigt. Ziel der Maßnahme ist die Erhaltung typischer Pflanzenar- ten der sandigen Ufersäume durch eine Mahd alle 3 bis 5 Jahre. • Naturnähere Gestaltung der Schlinz Die Schlinz soll durch Rückbau der Deckwerke und Uferabflachung im unteren Ab- schnitt naturnäher gestaltet werden.

44 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

6.2 Begriffsdefinition "Leitbild" und "Entwicklungsziel"

Die Begriffe "Leitbild" und "Entwicklungsziele" werden von verschiedenen Autoren unter- schiedlich verwendet. Für die Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes ist daher eingangs eine Begriffsdefinition sinnvoll. Leitbilder und Entwicklungsziele sind Instrumente, um langfristige Veränderungen herbei- zuführen. Sie zeigen Richtung und Ziel der anzustrebenden Entwicklung biotischer und abiotischer Parameter und Prozesse. Sie sind unerlässlich, um Planungsabläufe, Erfas- sungsprogramme, Maßnahmen und Erfolgskontrolle zielführend auszurichten.

° Leitbild

Das Leitbild ist der erste Schritt in einem mehrstufigen Vorgehen. Es schildert die natur- schutzfachliche Idealvorstellung, die zur Verwirklichung der Schutzziele unter den heuti- gen Umständen anzustreben wäre, wenn es keine sozialen und ökonomischen Be- schränkungen gäbe. Hierbei wird bewusst auf wertende Abwägungen im Sinne von Kos- ten-Nutzen-Analysen und der Erhaltung bestimmter Nutzungsformen verzichtet.

° Zwangspunkte

Die kulturhistorische Entwicklung des Großraumes, in dem das NSG liegt, hat verschie- dene Rahmenbedingungen geschaffen. Einige von ihnen müssen als langfristig unabän- derlich gesehen werden (z. B. Klimaveränderungen, die Nutzung der Elbe als Schiff- fahrtsstraße oder die Besiedlung mit den sich hieraus ergebenden Anforderungen an den Hochwasserschutz) und stellen Zwangspunkte dar.

° Entwicklungsziel

Das Entwicklungsziel stellt den kurz-, mittel- oder langfristig realisierbaren Zustand des Gebietes dar. Es unterscheidet sich vom Leitbild durch die Anerkennung der unveränder- lichen Zwangspunkte. Bei einer heute noch nicht absehbaren Möglichkeit, die sozioökonomischen Zwangspunk- te zu modifizieren, sollte das Entwicklungsziel in Richtung des Leitbildes weiterentwickelt werden.

45 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

6.3 Leitbild

Ohne menschliche Einflüsse wäre der Elbabschnitt im Bereich der Altengammer Elbwie- sen aufgrund der Zugehörigkeit zur rein fluvial geprägten Mittelelbe tidefrei (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Die Altengammer Elbwiesen wären dennoch geprägt von der Dynamik der Elbe und Bestandteil einer ausgedehnten Flussaue, mit hohen Wasserständen im Winter und tiefen Wasserständen im Sommer, gekennzeichnet durch eine durch Sedimentations- und Erosionsprozesse sich verändernde Uferlinie und ein auentypisches Relief aus flachen, qualmwasserführenden Senken und sandigen Rücken mit den auetypischen Lebensgemeinschaften. Der Großteil der Flächen wäre von Auwald bestanden, mit einer Weichholzaue in den regelmäßig überfluteten Bereichen und einer Hartholzaue, die nur gelegentlich bei starken Hochwässern überflutet wird, mit fließenden Übergängen je nach den Feuchtegradienten. Es gäbe keine Eindeichungen, die Dove- Elbe und andere Seitenarme wären noch mit der Elbe verbunden, weitere Nebengewäs- ser und Altarme könnten sich ausbilden. Die FFH-Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen und Magere Flachland-Mähwiesen sind keine natürlichen Lebensgemeinschaften (vgl. ANONYMUS 2002) sondern als Folge einer entsprechenden Wiesennutzung aus ehemals natürlichen Standorten (hier: Auwäl- der) hervorgegangen und wären ohne menschliche Einflüsse entsprechend nicht vorhan- den. Eine Rodung der Auwälder und Nutzung der Altengammer Elbwiesen als Wiesen und Weiden hat bereits vor mehreren hundert Jahren stattgefunden: auf einer Karte der Elbinseln von 1702 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N57.html) sind die Altengammer Elbwiesen bereits in annähernd ihrer heutigen Form dargestellt, die Darstel- lung in einer Karte von 1745 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N58.html) lässt vermuten, dass die Altengammer Elbwiesen zur Elbe hin teilweise mit einem Deich oder Uferbefestigungen versehen wurden, um die Fläche vor Erosion und häufigen Überflu- tungen zu schützen. Durch die jahrhundertelange weitgehend extensive Nutzung in Verbindung mit regelmä- ßigen Überschwemmungen und dem in Teilen noch vorhandenen auentypischen Relief entwickelten sich artenreiche Grünländer: In den Altengammer Elbwiesen kommen heute die westlichsten Vorposten der subkontinental verbreiteten und für die Auen der Mittelelbe charakteristischen Brenndolden-Auenwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6440) vor, und auch Artenreiche Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) sind mit nennenswerter Ausdehnung in Hamburg nur im NSG Borghorster Elblandschaft vertreten. Aufgrund ihres offenen Cha- rakters stellen die Altengammer Elbwiesen einen wertvollen Lebensraum insbesondere für Wiesenvögel dar und werden regelmäßig von Zug- und Rastvögeln zur Nahrungssu- che und als Ruheplatz ausgesucht. Trotz anthropogener Veränderungen und der heutigen Zugehörigkeit zum Elbeästuar mit Tideeinfluss weisen die Altengammer Elbwiesen auch heute noch Merkmale der ur- sprünglichen Aue sowie einen hohen Artenreichtum auf. Dementsprechend formuliert die NSG-Verordnung als Schutzzweck für das NSG Borghorster Elblandschaft, den repräsen- tativen Ausschnitt der ursprünglichen Naturlandschaft im Elbe-Urstromtal mit ihrer durch

46 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt und den typischen, in sich geschlossenen Vegetationsabfolgen vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandorten ein- schließlich den darin beheimateten artenreichen Lebensgemeinschaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, zu entwickeln und wiederherzustellen. Bezogen auf die hier betrachtete Teilflä- che ist der Schutzzweck die Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung der von Prie- len und Gräben durchzogenen, tidebeeinflussten strukturreichen Altengammer Elbwiesen mit ihren Süßwasserwatten, Tideröhrichten, Strandwällen, Auengehölzen, Hochstauden- fluren und Stromtalwiesen als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und gefähr- dete Tier- und Pflanzenarten wie Wiesenpieper, Rotschenkel, Wachtelkönig, Großer Brachvogel, Flussneunauge, Meerneunauge, Rapfen, Finte, Schnäpel und Sumpf- Brenndolde. Aufgrund der herausragenden Bedeutung der Flächen für den Erhalt der FFH- Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Artenreiche Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) im Hamburger Raum dient die offene Wiesen- und Weideland- schaft als Leitbild für den Großteil der Flächen, von einer Entwicklung zum ursprüngli- chen Zustand mit nahezu flächendeckenden Auenwäldern wird abgesehen. Die Altengammer Elbwiesen sind Lebensraum zahlreicher gefährdeter und vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten, die Artenvielfalt wird durch den natürlichen Eintrag von Pflanzendiasporen und von verdrifteten Tierarten bei Hochwässern regelmäßig aufge- frischt. Die natürliche Überflutungsdynamik fördert die Entwicklung eines auetypischen Reliefs mit sandigen Rücken und qualmwasserführenden Senken, in denen sich typische Tier- und Pflanzenarten entwickeln können. Die naturverträgliche Grünlandnutzung in Verbindung mit einer natürlichen Überflutungsdynamik ermöglicht die Ausbildung arten- reicher Stromtalwiesen. Die Erhaltung und Entwicklung der Wiesenlebensräume sichert das Vorkommen von Brutvögeln des Offenlandes. Abgesehen von der Grünlandnutzung finden keine menschlichen Eingriffe und Störungen statt. Weichholz- bzw. Hartholz-Auenwälder (FFH-LRT *91E0 und 91F0) und hochwüchsige Röhrichte kommen stellenweise vor, ohne die Landschaft zu beherrschen. Die Elbe ge- hört morphogenetisch wieder zur Mittelelbe ohne Tidenhub, abgetrennte Seitenarme sind wieder an den Strom angebunden. An den unbefestigten und der natürlichen Gewäs- serdynamik unterliegenden Ufern entwickeln sich einjährige Pflanzenfluren der schlam- migen Ufer (LRT 3270) und feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430). Flachwasserzonen mit natürlichen Uferzonen entsprechen den Bedürfnissen der vorkommenden Fischarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie. Von der Strömung abgeschirmte Gewässerbereiche mit Röhricht- und Auenwaldsäumen bieten dem Rapfen und anderen Fischarten geeigne- te Aufwuchslebensräume.

47 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

6.4 Zwangspunkte

Eine Entwicklung zum Leitbild wird durch bestimmte Umstände eingeschränkt. So ist das hydromorphologische Verhalten der Elbe gestört und eine Rückkehr zum tidefreien Zu- stand aufgrund der Bedeutung der Elbe als Wasserstraße und einer weiteren geplanten Vertiefung der Fahrrinne nicht realistisch. Als einer der wenigen positiven Nebeneffekte der Verlagerung der Tide stromaufwärts ist die dadurch ausgelöste Vergrößerung des Areals des Schierlings-Wasserfenchels und der tidebeeinflussten Süßwasserwatten zu nennen. Wesentlicher Zwangspunkt ist die Gewährleistung des Hochwasserschutzes für die Bin- nendeichflächen. Gemäß § 11 der DeichO ist das Vorland einschließlich der Uferbefesti- gung so zu erhalten und zu unterhalten, dass die Sicherheit der Hochwasserschutzanlage und ihre Unterhaltung nicht beeinträchtigt wird. Dies gilt auch für das Errichten von Anla- gen und das Lagern von Sachen. Der Schutzstreifen an der Hochwasserschutzanlage beträgt dabei vom Böschungsfuß des Deiches aus gemessen 10 m (§ 6 DeichO). Diese Flächen sind von einer Nutzung, außer zum Zweck einer Unterhaltung der Hochwasser- schutzanlage, ausgenommen. Problematisch ist ggf. eine naturnähere Ufergestaltung der Elbe oder der Priele, wenn durch die Entfernung der Deckwerke und Uferbefestigungen eine verstärkte Erosion zu befürchten ist und die Standsicherheit des Deiches gefährdet oder durch erhöhten Sedi- menteintrag in die Fahrrinne die Binnenschifffahrt beeinträchtigt wird bzw. sich der Unter- haltungsaufwand der Wasserstraße erhöht. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der im Rahmen des Klimawandels prognostizierten Erhöhung der Wasserstände (vgl. Kapitel 5). Die zur Entwicklung und Pflege von Stromtalwiesen erforderlichen Mahdtermine liegen z.T. innerhalb der Brutzeit und führen zu einem Zielkonflikt mit dem Schutz von Brutvö- geln des Offenlandes. Der prognostizierte Klimawandel kann ebenfalls zu den Zwangspunkten gerechnet wer- den. Die Aussichten, den aktuellen Zustand der Natura 2000-Gebiete des Elbeästuars zu erhalten, sind ungewiss. Wie sich der Klimawandel auf die Altengammer Elbwiesen im konkreten Fall auswirken wird, lässt sich insgesamt noch nicht einschätzen (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Gemäß den Vorgaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung darf der funktionelle Erhalt des für die Schifffahrt und die Eisabfuhr benötigten Regelungssystems (z. B. Buhnen, Leitwerke) nicht beeinträchtigt werden. Weiterhin ist Sedimenteintrag zu vermeiden und auf Sichtbarkeit der landseitigen Schifffahrtszeichen zu achten. Weiterhin muss die Ab- fuhr von Eis und der Einsatz von Eisbrechern gewährleistet sein.

48 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

6.5 Entwicklungsziel

Aus dem Leitbild und den zu berücksichtigenden Zwangspunkten wird das Entwicklungs- ziel abgeleitet, das den anzustrebenden Zielzustand für die Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft darstellt. Ziel ist es, den repräsentativen Ausschnitt der ursprünglichen Naturlandschaft im Elbe- Urstromtal mit ihrer durch Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt und den typi- schen, in sich geschlossenen Vegetationsabfolgen vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandorten einschließlich der darin beheimateten artenreichen Lebensge- meinschaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben be- drohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, zu entwickeln und wiederherzustellen. Das Leitbild der offenen Wiesen- und Weidelandschaft wird als Entwicklungsziel für den Groß- teil der Altengammer Elbwiesen übernommen. Die Pflanzenvielfalt wird unter besonderer Berücksichtigung der Gefährdung durch invasive Neophyten erhalten und gefördert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Erhaltung und Entwicklung typischer, artenrei- cher Brenndolden-Auenwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6440) und magerer Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) auf dafür geeigneten Standorten gelegt. Durch die Erhaltung und Entwicklung von zusammenhängenden Wiesengebieten mit ausreichenden Be- standsgrößen ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenarten bewahrt die Stromtalwie- senlandschaft im Abschnitt Geesthacht bis Neuengamme den Anschluss an die Lebens- gemeinschaft der Mittelelbe. Die Erhaltung und Entwicklung der Stromtalwiesen hat auf geeigneten Flächen den Vor- rang vor anderen Naturschutz-Zielen, da in Hamburg nur in den Altengammer und Borghorster Elbwiesen derartige Wiesentypen in nennenswerter Ausdehnung vorkommen können. Die zu erwartenden Konflikte mit Brutvögeln durch Mahdtermine während der Brutzeit werden so weit wie möglich durch geeignete Vermeidungsmaßnahmen reduziert. Die Bereiche mit hoher Bedeutung für Brutvögel (Schlinz mit ihren Uferbereichen und den angrenzenden Röhrichten, Hochstaudensaum entlang der Elbe, extensiv beweidete Grünlandflächen; vgl. Anhang B 2.2.2 Bestand Brutvögel) werden weiter in der bisherigen Form genutzt. Die Altengammer Elbwiesen stehen in enger Wechselbeziehung zu den angrenzenden FFH-Gebieten Hamburger Unterelbe (DE 2526-305) bzw. Elbe zwischen Geesthacht und Hamburg (DE 2526-332). Bezüglich der Gewässer und ihrer Ufer gilt das Entwicklungsziel eines naturnahen bis natürlichen Zustandes: Wo möglich werden Uferbefestigungen der Elbe zurückgebaut oder umgestaltet, um naturnahe Uferbereiche zu schaffen. Diese bie- ten geeignete Standortbedingungen für artenreiche einjährige Fluren der schlammigen Ufer (LRT 3270) und feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430), die für die Artenvielfalt im Elbeästuar von großer Bedeutung sind. Hier kommen überdurchschnittlich viele soge- nannte Stromtalpflanzen vor, die für die Auen großer Ströme charakteristisch und heute gefährdet sind (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Die Schlinz wird soweit wie möglich naturnah gestaltet und die übrigen Priele der Altengammer Elbwiesen weitgehend der natürlichen Entwicklung überlassen. Sie stellen mit ihren Flachwasserbereichen, bei Ti-

49 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft dehochwasser überstauten Süßwasserwatten und Stromkanten hochwertige Lebensräu- me für Fisch- und Neunaugenarten der FFH-Richtlinie und andere Wasserorganismen dar und sind mit Tideröhrichten, Süßwasserwatten sowie uferbegleitenden Hochstauden- fluren und Auwäldern (s.u.) als Lebensraum seltener Pflanzenarten wie des Schierlings- Wasserfenchels geeignet. Modellierungen der Ausbreitung der Schierlings- Wasserfenchel-Samen weisen darauf hin, dass Standorte im hier betrachteten Elbeab- schnitt eine besondere Rolle als Spendervorkommen für weiter stromabwärts gelegene Standorte spielen könnten (z. B. Schweenssand) (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Im Uferbereich der Elbe und der Schlinz wird kleinflächig über die natürliche Sukkzession die Entwicklung von Auenwäldern zugelassen. Weichholzauenwälder gehören zum priori- tären Lebensraumtyp *91E0 „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Al- no-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)“. Im Elbeästuar kommen Auenwälder aus Weiden, Erlen und Eschen in der besonders seltenen Ausprägung des Tideauenwalds vor. Die Weichholzaue setzt sich aus Röhrichten und Gehölzbeständen unterschiedlichen Alters zusammen. Hartholzauenwälder (LRT 91F0) setzen sich aus Eichen, Ulmen und Eschen zusammen und sind für Auenstandorte an Tieflandströmen typisch, die 1 bis 2mal kurzfristig im Winter und Frühling sowie bei Sommerhochwässern überflutet werden. Da- bei soll die besondere Eignung der Altengammer Elbwiesen als Lebensraum für Wiesen- und Röhrichtbrüter bzw. als Rastfläche zahlreicher Zugvogelarten nicht beeinträchtigt werden. So wird der offene Landschaftscharakter erhalten und stellenweise wiederherge- stellt. Die formulierten Entwicklungsziele korrespondieren mit den Vorgaben des Landschafts- programms mit integriertem Artenschutzprogramm (vgl. Kapitel 6.1).

6.5.1 Entwicklungsziele im Zusammenhang mit Natura 2000

Die Entwicklungsziele im Zusammenhang mit Natura 2000 lassen sich aus den Erhal- tungszielen der NSG-Verordnung ableiten. Ziel ist es, den günstigen Erhaltungszustand der vorkommenden Lebensraumtypen [hier: Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440), Flach- land-Mähwiesen (LRT 6510), artenreiche einjährige Fluren der schlammigen Ufer (LRT 3270), feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430 ] mit ihren jeweils charakteristischen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und zu entwickeln sowie den günstigen Erhaltungszustand von Finte, Rapfen, Meer- und Flussneunauge sowie des prioritären Schierlings- Wasserfenchels mit ihren jeweiligen Lebensstätten zu erhalten und zu entwickeln. In Teil- bereichen der Altengammer Elbwiesen ist die Neuentwicklung von Auenwäldern (FFH- LRT *91E0 und - soweit die Höhenlage hierfür zuträglich ist - 91F0) vorgesehen. Für weitere Ausführungen wird auf Kapitel 6.5 verwiesen.

50 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

7 MAßNAHMENPLAN

Nachdem die Bestandserfassungen abgeschlossen sind, werden daraus Leitbild und, unter Berücksichtigung der Zwangspunkte, Entwicklungsziele abgeleitet (vgl. Kapitel 6). Um diese Ziele erreichen zu können, werden nachfolgend Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen erarbeitet.

Bestand Entwicklungsziel

Maßnahmen

Abbildung 7-1: Der Weg zu den Entwicklungszielen

Es besteht die Notwendigkeit, die erarbeiteten Maßnahmen zu strukturieren. Hierzu wer- den die folgenden Begriffsdefinitionen eingeführt.

7.1 Begriffsdefinitionen

Im Folgenden werden zwei verschiedene Typen von Pflege- und Entwicklungsmaßnah- men unterschieden: Einzelmaßnahmen und zyklische Maßnahmen. • Zyklische Maßnahmen sind Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen, die regelmäßig durchgeführt werden müssen, meist in einjährigem Turnus. Hierzu zählen zum Bei- spiel auch Bewirtschaftungsregelungen. • Einzelmaßnahmen sind einmalige biotoplenkende und ersteinrichtende Maß- nahmen. Die Einzelmaßnahmen werden untergliedert in • Maßnahmen zur Verbesserung des naturschutzfachlichen Zustandes des NSG ("Verbesserung Naturschutz") und • Maßnahmen aus "besonderem Anlass", die nicht unmittelbar zur Verbesserung des naturschutzfachlichen Zustandes des NSG führen, sondern die z. B. der Besu- cherlenkung oder Beschilderung des Schutzgebietes dienen und meist einen gerin- gen Umfang haben.

51 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Maßnahmen sind dann mit der Bezeichnung "vorrangig" versehen, wenn ihre Durchfüh- rung dringend geboten ist, um eine Verschlechterung des Naturschutzgebietes und seiner Schutzgüter zu verhindern. Sie werden im Maßnahmenblatt, in den zusammenfassenden Tabellen und in den Maßnahmenkarten (Karte 3) mit einem Ausrufungszeichen ! gekenn- zeichnet. Alle Maßnahmen werden auf Maßnahmeblättern erläutert. Dabei werden gleiche oder ähnliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen auf einem Maßnahmeblatt zusammenge- fasst. Durch die Zusammenfassung ähnlicher Maßnahmen wird die Darstellung gestrafft und übersichtlich, da textliche Wiederholungen bei der Beschreibung der Maßnahmen reduziert werden. Die "Hinweise zur Bauausführung" enthalten auch Angaben darüber, ob bestimmte Maßnahmen aus naturschutzfachlichen oder finanziellen Gründen zusammen oder in einer bestimmten Reihenfolge auszuführen sind und ob Genehmigungen zur Durchführung einer Maßnahme notwendig sind. Weiterhin enthalten die Maßnahmeblätter eine Kostenschätzung. Die Summe der Maßnahmenblätter bildet den Maßnahmenkatalog (Kapitel 7.3).

7.2 Pflegeeinheiten

Zur räumlichen Strukturierung des umfangreichen Maßnahmenkatalogs werden alle Maßnahmen in Pflegeeinheiten zusammengefasst. Hierzu wird der kartierte biotische Bestand in Lebensraumkomplexe eingeteilt. Für diese Flächen werden aus Kapitel 6.5 und Karte 2 die Entwicklungsziele abgeleitet. Die zur Erreichung dieser Entwicklungsziele notwendigen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen gehören zu der entsprechenden Pflegeeinheit. Die einzelnen Pflegeeinheiten und die für sie geltenden Entwicklungsziele werden im Fol- genden kurz beschrieben. Die Biotoptypen zu den Pflegeeinheiten sowie die sie besie- delnde Tierwelt werden ausführlich in Anhang B beschrieben. Eine sehr knappe Zusam- menfassung befindet sich in Kapitel 4. Die Entwicklungsziele für das NSG werden in Kapi- tel 6 genauer erläutert. Die zu den einzelnen Pflegeeinheiten gehörigen Maßnahmen sind in den nachfolgenden Tabellen zusammengefasst. Sie sind im Maßnahmenkatalog (Kapitel 7.3) genau be- schrieben und mit ihrer räumlichen Lage in Karte 3 dargestellt.

7.2.1 Pflegeeinheit 1 - Grünland

Die Altengammer Elbwiesen werden überwiegend als Grünland genutzt. Vorkommende Biotope sind artenreiche Grünländer frischer bis mäßig trockener Standorte (Biotop- Gruppe GM, vgl. Karte 1-1), die z.T. als FFH-Lebensraumtyp Magere Flachland- Mähwiesen (hier: Glatthafer-Wiesen GMG und Wiesen-Fuchsschwanz-Wiesen GMM) angesprochen werden können, Feucht- und Nassgrünland (Biotop-Gruppe GF), z.T. als FFH-LRT Brenndolden-Auenwiesen (GFC) anzusprechen, sowie kleinräumig artenarmes Grünland (hier: artenarmes gemähtes Grünland mittlerer Standorte GIM).

52 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Auf Teilflächen entlang der Elbe und der Schlinz sollen sich durch eine Aufgabe der Nut- zung Tide-Auwälder entwickeln. Hauptentwicklungsziel für die Grünlandflächen ist jedoch eine naturverträgliche Wiesen- und z.T. Weidenutzung zur Erhaltung und Entwicklung der Brenndolden-Auenwiesen sowie der Flachland-Mähwiesen und zur Erhaltung und Ent- wicklung artenreicher Weideflächen. Durch eine schonende Bewirtschaftungsweise wer- den Bodenverdichtungen vermieden und die auetypischen Reliefformen (feuchte Senken, höher stehende sandige Uferwälle, hochwasserbedingte Sedimentumlagerungen) erhal- ten. Durch die regelmäßige Nutzung wird ein offener Landschaftscharakter gewährleistet, der u.a. Voraussetzung für eine Lebensraumeignung für zahlreiche Brut- und Rastvogel- arten ist. Insbesondere die ersten Mahdtermine, die zur Pflege und Entwicklung der Brenndolden- Auenwiesen erforderlich sind, liegen innerhalb der Brutzeit der Wiesenvögel und führen diesbezüglich zu einem Zielkonflikt. Die Erhaltung und Entwicklung der Stromtalwiesen hat auf geeigneten Flächen den Vorrang vor anderen FFH-Zielen (vgl. Kapitel 6.5 Ent- wicklungsziel). Auf die Belange der Brutvögel wird so weit wie möglich durch geeignete Maßnahmen Rücksicht genommen. Zur Verbesserung der Lebensbedingungen werden zum einen die Grünlandflächen im Umfeld des Priels für Wiesenvögel aufgewertet, indem sichtverschattende Gehölze entfernt werden (vgl. Pflegeeinheit 4). Zum anderen werden im Ostteil der Altengammer Wiesen, wo derzeit Sitzwarten für Wiesenvögel fehlen, rude- ralisierte Randstreifen angelegt, die einer Pflegemahd unterliegen (vgl. Pflegeeinheit 2). Aufgrund der derzeitigen Artenarmut wird eine zweimalige Pflegemahd empfohlen, um vorrangig die Entwicklung der Brenndolden-Auenwiesen bzw. Flachland-Mähwiesen zu unterstützen. Eine Initialsaat auf Teilflächen nach BOSSHARD (2000) wäre dann ange- bracht, wenn sich die gewünschten Arten nicht von alleine einstellen. Die Entwicklung der Flächen bleibt somit zunächst abzuwarten. Vor allem auf dem Uferwall im zentralen und westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen wurde an mehreren Standorten der in Hamburg stark gefährdete Feld-Mannstreu ( Eryngium campestre ) festgestellt. In den ufernahen Bereichen der aktuell und ehemals beweideten Flächen breitet sich stark die Acker-Kratzdistel ( Cirsium arvense ) aus und verdängt z.T. den Feld-Mannstreu und ande- re seltene Pflanzenarten. Hier ist ein regelmäßiger Pflegeschnitt erforderlich. Die beweideten Flächen sind eingezäunt. Der innerhalb der Weideflächen gelegene neu hergestellte Priel ist von der Beweidung durch Auszäunung ausgenommen, um die Ent- wicklung einer Ufervegetation aus Röhrichten und feuchten Staudenfluren zu fördern (vgl. Pflegeeinheit 2). Das Elbufer wird gerne von Anglern und anderen Erholungssuchenden genutzt, die auf dem Weg zu ihren Angel-, Sonn- und Badeplätzen die Grünlandflächen queren. Auch die Grünlandflächen selbst werden z.T. zum Spielen (Drachensteigen o.ä.) oder als Rundweg von Spaziergängern mit zum Teil frei laufenden Hunden genutzt, womit Störungen insbe- sondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Gemäß Verordnung über das Natur- schutzgebiet Borghorster Elblandschaft (vgl. Anhang A1) sind all diese Tätigkeiten verbo- ten. Um Verständnis für die Verbote zu erreichen, werden Informationstafeln aufgestellt, die in anschaulicher Weise die Bedeutung der Altengammer Elbwiesen als Lebensraum gefährdeter Tiere und Pflanzen verdeutlichen und auf naturverträgliches Verhalten sowie

53 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft die Verbote der NSG-Verordnung hinweisen. Die Einhaltung der Verbote der NSG- Verordnung ist konsequent durch geeignetes Personal zu überprüfen, insbesondere wäh- rend der Brutzeit und des Vogelzuges. Sofern die Maßnahme nicht ausreicht, die Flächen insbesondere angemessen vor Störungen zu schützen, ist ggf. eine Einzäunung der Altengammer Elbwiesen angezeigt. Die Angelnutzung und die bestehenden Fischereipachtverträge sollen auf den östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen beschränkt werden (vgl. Pflegeeinheit 3).

Tabelle 7.2.1-1: Pflegeeinheit 1, zyklische Maßnahmen

Pflegeeinheit 1 Grünland Zyklische Maßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 1/1 - 2 ! Erhaltung und Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen 3/1 - 2 Erhaltung und Entwicklung artenreicher Weideflächen 4/1 - 3 ! Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.1-2: Pflegeeinheit 1, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 1 Grünland Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 2/1 - 3 Initialsaat zur Entwicklung artenreicher Brenndolden-Auenwiesen und Flachland- Mähwiesen (optional, wenn sich die Arten nicht natürlicherweise ansiedeln) 5/1 - 4 Entwicklung von Tide-Auwald 6/1 ! Minimierung der erholungsbedingten Störungen durch Aufklärung (Informationsta- feln) 10/1 ! Einschränkung der Angelrechte

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

7.2.2 Pflegeeinheit 2 – Röhrichte, Staudenfluren und sonstige Ufervegetation

Entlang der Schlinz finden sich größere Bereiche mit tidebeeinflussten Röhrichten aus Schilf (FWV, vgl. Karte 1-1) und im Mündungsbereich Hochstauden-Ufersäume (NUE) sowie in der südlich angrenzenden Feuchtgrünlandfläche ein größeres Wasserschwaden- Röhricht (NRW). Diese Lebensräume haben eine besondere Bedeutung für typische Brutvogelarten der Röhrichte. Um den neu angelegten Priel haben sich artenreiche halbruderale Gras- und Staudenflu- ren mittlerer und feuchter Standorte ausgebildet (AKM, AKF). An den Ufern des naturnahen Kleingewässers (SEZ) hat sich ein natürlicher Saum aus Simsen und Flutrasenvegetation gebildet. Westlich schließt sich ein größerer sumpfiger Bereich mit u.a. Rohrglanzgras, der auch als halbruderale Gras- und Staudenflur feuchter Standorte (AKF) ausgewiesen wurde.

54 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Entlang der Elbe auf rund 1 km Länge im Osten und zwischen den 4 Buhnen im Westen ist ein Ufersaum aus Hochstauden (NUE, FFH-LRT 6431-1) vorhanden. Ein Teil der Röhrichte im Bereich der Schlinz soll durch eine regelmäßige Pflegemahd, die ein Aufwachsen von Gehölzen verhindert, erhalten werden, ein Teil wird im Zusam- menhang mit angrenzenden Flächen der natürlichen Sukzession überlassen. Ziel ist hier die Entwicklung eines Röhricht-Auengebüsch-Komplexes bis hin zum Tide-Auwald über die natürliche Sukzession. Die Ufer des Priels sowie sind gegen angrenzende Weidenutzung abgezäunt (vgl. Pfle- geeinheit 1). Die Gras- und Staudenflur ist zum Norden hin eingezäunt, wird aber als Weide genutzt. Um ein Aufkommen von Gehölzen zu vermeiden, erfolgt eine regelmäßi- ge Pflegemahd alle 5 Jahre (abschnittsweise jeweils einseitig des Priels), so dass der offene Landschaftscharakter mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel erhalten bleibt. Da im Ostteil der Altengammer Wiesen weniger Randstrukturen mit Sitzwarten vorhanden sind, die bestimmten Wiesenvögeln (insbesondere Schafstelze, Wiesenpieper, Feldler- che) geeignete Lebensbedingungen bieten, sollen derartige Strukturen dort neu geschaf- fen werden. Diese Maßnahme dient auch dazu, die durch eine Umstellung auf eine brenndoldenverträgliche Wiesennutzung mit frühem ersten Mahdtermin (vgl. Pflegeeinheit 1) bedingten Verluste von Wiesenvogel-Habitaten zu kompensieren. Hierzu wird deichpa- rallel ein Randstreifen von 5 m Breite von der 1. Mahd ausgenommen. Gleiches gilt für die entlang des Zaunes verlaufenden Randstreifen (Breite jeweils 2,5 m) zwischen den Flurstücken 2920 und 2927. Um eine Ruderalisierung und ein Aufkommen von Gehölzen zu vermeiden, erfolgt eine regelmäßige Pflegemahd mit der 2. Mahd im September, so- dass der offene Landschaftscharakter mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel er- halten bleibt. Das Mahdgut ist dabei abzufahren, um ein Verfilzen zu vermeiden. Die Uferstaudensäume der Elbe werden weitgehend der natürlichen Entwicklung überlas- sen. Eine Entwicklung der Bestände durch Umgestaltung von Deckwerken (vgl. Pflege- einheit 3) ist vorgesehen. Die Uferstaudensäume werden abschnittsweise in die Pflege- mahd der angrenzenden Flächen einbezogen (2. Mahd), sodass sich der Pflegeschitt etwa alle 5 Jahre abschnittsweise wiederholt. Die Pflegesequenzen können bei Bedarf angepasst werden. Die Abschnittsbildung erfolgt etwa zu 5 gleichen Teilen entlang der Elbuferlinie.

55 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Tabelle 7.2.2-1: Pflegeeinheit 2, zyklische Maßnahmen Pflegeeinheit 2 Röhrichte, Staudenfluren und Zyklische Maßnahmen sonstige Ufervegetation MNr. Vorrang Beschreibung 7/1 – 4 Regelmäßige Pflegemahd von Röhricht, Staudenfluren und sonstiger Ufervegetation 7/5 Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, 5 m Breite) entlang der Deichlinie 7/6 Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, beidseitig des Zauns 2,5 m Breite) 7/7 Abschnittsweise Pflegemahd der Uferstaudensäume der Elbe

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.2-2: Pflegeeinheit 2, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 2 Röhrichte, Staudenfluren und Einzelmaßnahmen sonstige Ufervegetation MNr. Vorrang Beschreibung 5/5 - 7 Entwicklung von Tide-Auwald

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

7.2.3 Pflegeeinheit 3 – Gewässer und ihre Ufer

Im Westen der Altengammer Elbwiesen verläuft deichparallel ein ca. 1.200 m langer Priel, die Schlinz (FWP, FFH-LRT 3270). Der Unterlauf ist begradigt und befestigt, in Teilen weist der Priel jedoch natürliche Verhältnisse hinsichtlich Tidedynamik und Röhrichtvege- tation auf. Die Schlinz wird im nördlichen Bereich durch zwei Überführungsbauwerke (Rohrdurchlässe) in ihrer ökologischen Durchgänigkeit und natürlichen Dynamik gestört. Der östliche Durchlass war zusätzlich mit Stauklappen versehen, die ein Einströmen des Wassers behinderten. Im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen wurden die Stauklap- pen kürzlich entfernt und die Rohrdurchlässe im Durchmesser vergrößert, so dass sich die Durchgängigkeit für Gewässerorganismen erhöht und der Tideeinfluss im Oberlauf verstärkt hat. Südlich der Altengammer Elbwiesen verläuft die Elbe (FFM, ) mit überwiegend befestig- tem Ufer, das stellenweise naturnahe Vegetationselemente (naturnahe Sandstrände, Röhrichte, Flusswatt mit und ohne Pioniervegetation, Priele/Auskolkungen o.ä.) aufweist (Zuordnung zum FFH-LRT 3270). Im östlichen Bereich hat sich auf den Deckwerken ein Ufersaum aus Hochstauden (NUE, FFH-LRT 6431) ausgebildet. Etwa im mittleren Be- reich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer (SEZ), östlich davon wurde im Jahr 2011/2012 im Rahmen der Kompensationsmaßnahmen für den Bau und Betrieb des Steinkohlekraftwerkes Moorburg durch Geländeabtrag ein grö- ßerer Priel (FWP, FFH-LRT 3270) hergestellt, dessen Böschungen nur im Mündungsbe-

56 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan reich zur Elbe mit Wasserbausteinen und oberhalb der Böschungsoberkante mit Erosi- onsschutzmatten befestigt wurden. Im nördlichen Bereich dieses Priels hat sich durch natürliche Überschwemmungs- und Abflussereignisse zwischenzeitlich ein kleiner Ne- benpriel gebildet. Aufgrund des Reliefs (vgl. Abb. B 1.2-1 im Anhang) wird sich der Ne- benpriel voraussichtlich weiter Richtung Norden entwickeln und sich ggf. mit der Schlinz verbinden. Weiterhin sind im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen zwei Entwässerungs- gräben vorhanden, von denen sich der westliche in Richtung Priel entwickelt. Für eine Einstufung als Priel muss die Erosion noch weiter voranschreiten, so dass die Tide re- gelmäßig einpendelt und nicht nur – wie bislang - bei höheren Hochwässern (über MThw). Bezüglich der Gewässer und ihrer Ufer gilt das Entwicklungsziel eines naturnahen bis natürlichen Zustandes: Wo es die Belange des Hochwasserschutzes und der Schiffahrt ermöglichen, sollen Uferbefestigungen der Elbe zurückgebaut oder naturnäher gestaltet werden, um neuen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten der Gewässer bzw. Schlammuferfluren und der Uferstaudensäume zu schaffen. Die Schlinz wird durch Rück- bau von Deckwerken und die Aufhebung der westlichen Überfahrt mit Rohrduchlass na- turnäher gestaltet. Die Schlinz sowie der neu angelegte Priel werden bis auf eine regel- mäßige Pflegemahd der Uferbereiche der natürlichen Entwicklung überlassen. Sie stellen hochwertige Lebensräume für Fische und Neunaugen dar und sind als Lebensraum sel- tener Pflanzenarten wie des Schierlings-Wasserfenchels geeignet. Die Ufer des Priels wurden gegen angrenzende Weidenutzung abgezäunt. Um ein Auf- kommen von Gehölzen zu vermeiden, erfolgt eine regelmäßige Pflegemahd, so dass der offene Landschaftscharakter mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel erhalten bleibt (siehe Pflegeeinheit 2). Eine Räumung der vorhandenen Gräben ist nicht vorgesehen. Sie werden der natürlichen Eigenentwicklung überlassen und ggf. in die angrenzende Grünlandnutzung eingebun- den. Unerwünschter Gehölzaufwuchs wird entfernt (vgl. Pflegeeinheit 4). Die Fischereipachtverträge werden zeitnah auf den östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen beschränkt, um Störungen und Gefährdungen der Fauna und Flora der Vor- landflächen zu minimieren. Zur Akzeptanzförderung ist die frühzeitige Aufklärung der Be- teiligten über Sinn und Zweck der Einschränkung der Nutzungsrechte von Bedeutung.

Tabelle 7.2.3-1: Pflegeeinheit 3, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 3 Gewässer und ihre Ufer Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 8/1 - 3 Naturnähere Gestaltung der Schlinz (Rückbau der Ufer- und Sohlbefestigung mit Abflachung der Ufer, Entfernung des westl. Rohrdurchlasses und der Überfahrt sowie Renaturierung des Gewässerbetts) 9/1 - 5 Naturnähere Gestaltung/Rückbau der Deckwerke am Elbufer 10/1 ! Minimierung von Störungen durch Freizeitnutzung (Einschränkung der Angelrechte)

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

57 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

7.2.4 Pflegeeinheit 4 - Gehölze

Die Altengammer Elbwiesen sind insgesamt recht gehölzarm. Im westlichen Bereich fin- den sich am Elbufer und verstreut in der Fläche mehrere kartierwürdige Einzelbäume, überwiegend Silber-Weiden ( Salix alba ). Am Fuße der flachen, breiten Böschungen eines Entwässerungsgrabens (FGV) im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen stehen zahlreiche weit ausladende Weiden, die vermutlich aus auseinander gebrochenen Kopf- weiden hervorgegangen sind (in Karte 1-1 nicht dargestellt). Prägnant ist eine annähernd in Nord-Süd-Richtung verlaufende Baumreihe aus Hybrid-Pappeln im zentralen Bereich (HEA, vgl. Karte 1-1), östlich davon ist eine Strauch-Baumhecke (HHM) vorhanden. Die im Westen vorhandenen Gehölze bleiben erhalten. Im westlichen Uferbereich der Elbe und entlang der Schlinz wird zudem die Entwicklung von Auenwäldern zugelassen (vgl. Pflegeeinheiten 1 und 2). Grundsätzlich soll der offene Landschaftscharakter der Altengammer Elbwiesen mit ihrer besonderen Eignung als Lebensraum für Wiesenbrüter bzw. als Rastfläche zahlreicher Zugvogelarten jedoch erhalten bleiben bzw. verbessert werden: durch eine regelmäßige Mahd weiter Bereiche wird ein Aufkommen von Gehölzen verhindert (vgl. Pflegeeinheiten 1 und 2). Die Gehölzentwicklung, insbesondere in den beweideten Bereichen, wird beo- bachtet; ggf. werden Pflegemaßnahmen zur Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuch- ses durchgeführt. Die dominante Pappel-Reihe im zentralen Bereich der Altengammer Elbwiesen wird der Eigenentwicklung überlassen, da es nach Votum des Grünausschus- ses Bergedorf in der ortsansässigen Bevölkerung keine entsprechende Akzeptanz für eine Fällung gibt. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Pappeln werden die Bäume in den nächsten Jahren auf natürliche Weise abgängig sein. Die Strauch-Baumhecke im Osten wirkt ebenfalls sichtverschattend. Die älteren Bäume bleiben erhalten, ggf. wird der Bestand ausgelichtet, um Blickbeziehungen zu ermögli- chen

Tabelle 7.2.4-1: Pflegeeinheit 4, zyklische Maßnahmen

Pflegeeinheit 4 Gehölze Zyklische Maßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 12/1 Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.4-2: Pflegeeinheit 4, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 4 Gehölze Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 11/1 Auflichtung sichtverschattender Gehölzreihen

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

58 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

7.2.5 Pflegeeinheit 5 - Invasive Arten

Da die Elbe als Ausbreitungsachse für verdriftetes Pflanzenmaterial und Tiere gelten kann, sind vor allem die Elbe mit ihren Nebengewässern sowie deren Uferbereiche mit den hier vorkommenden FFH-Lebensraumtypen 3270 (Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Bidention), 6430 (Feuchte Hochstau- densäume) und *91E0 (Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno- Padion, Alnion incanae, Salicion albae)) und ihren charakteristischen Tier- und Pflanzen- arten anfällig gegenüber der Ausbreitung invasiver Neophyten und Neozoen. Das Vorkommen bzw. die Neu-Etablierung von Neophyten und Neozoen wird im Rahmen der allgemeinen Gebietspflege und des regelmäßigen Gebiets-Monitorings beobachtet. Bei Bedarf werden geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen. Diese sind abhängig von den vorkommenden Arten und z.Z. nicht weiter konkretisierbar.

Tabelle 7.2.5-1: Pflegeeinheit 5, zyklische Maßnahmen

Pflegeeinheit 5 Invasive Arten Zyklische Maßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 13/1 ! Beobachtung der Vorkommen von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.5-2: Pflegeeinheit 5, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 5 Gehölze Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 14/1 ! Maßnahmen zur Eindämmung von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

59 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

7.3 Maßnahmenkatalog

Alle Maßnahmen zur Erreichung der Entwicklungsziele sind auf den folgenden Blättern zusammengestellt. Ein Verzeichnis der Maßnahmenblätter befindet sich am Ende des Inhaltsverzeichnisses. Die Nummern der Maßnahmen (MNr.) entsprechen den Nummern in Karte 3 "Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen". Dabei entspricht die Nummer vor dem Schrägstrich der Nummer des Maßnahmeblattes. Die Biotopnummern entsprechen den Nummern der Flächen in der Datenbank zu den Karten.

60 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 1 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Grünlandbereiche im Westen und Osten der Zyklische Maßnahme ja ! Altengammer Elbwiesen FlurstNr.: Im Westen: 746, 750, 2899, 769, 2901, 2836, 2038, 773; im Osten: 2927, 2931, 2934, 2936, 2938, 2940, 2844, 2961 Biotopnr.: Im Westen: 8218_2012_35, 8218_2012_36, 8220_2012_2, 8220_2012_215, 8420_2012_1, 8420_2012_23, 8420_2012_24, 8420_2012_32, 8420_2012_51, 8420_2012_58, 8420_2012_70, 8420_2012_73 Im Osten: 8420_2012_54, 8420_2012_68 Kurzbezeichnung: Erhaltung und Entwicklung bestehender Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen

Beschreibung:

Da Sumpf-Brenndolden keine Beweidung vertragen, ist ausschließlich eine Nutzung als Mähwiese vorgesehen: Die Flächen werden als zweischürige Mähwiese ohne Beweidung genutzt und das Mahdgut abtransportiert. Der 1. Schnitt erfolgt zum Zeitpunkt des Ähren-/Rispenschiebens des dominierenden Obergrases, d.h. etwa Ende Mai/Anfang Juni bei trockenem Wetter. Der 2. Schnitt erfolgt ab September nach Ausreifung der Samen der Sumpf-Brenndolde. Überflu- tungsbedingte Verschiebungen von Mahdterminen sind möglich. Zur Förderung charakteristischer Wiesenpflanzen der Flachland-Mähwiesen erfolgt für diese gleichfalls eine zweischü- rige Mahd unter vollständigem Verzicht auf Weidenutzung. Die Mahdtermine werden aufgrund von Verzahnungen und Übergängen zwischen den Vegetationseinheiten entsprechend den orgaben für die Brenndolden-Auenwiesen gewählt. Die Hinweise zur Bewirtschaftung (s.u.) sind zu beachten.

Ziel :

Die Reste der Brenndolden-Auenwiesen befinden sich in einem stark degradierten Zustand. Ziel der Maßnahme ist die sofortige Anpassung der Gebietspflege an die Bedürfnisse der Sumpf-Brenndolde und eine Vergrößerung ihres Le- bensraumes. Die Pflegemaßnahmen zielen auf eine Erhaltung und Entwicklung naturschutzfachlich hochwertiger Wie- senbestände mit typischer Vegetationszonierung der Stromtalwiesen entlang des Feuchtegradienten. Dabei werden sich in feuchteren Bereichen Brenndolden-Auenwiesen erhalten bzw. entwickeln, in den trockeneren Bereichen ober- halb der Brenndolden-Auenwiesen dagegen blütenreiche Flachland-Mähwiesen, denen auf den trockensten Standorten Magerrasen folgen (aus RINGENBERG 2006).

Ziel NATURA 2000:

Erhaltung und Entwicklung der Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Flachland-Mähwiesen (LRT 6510). Erhaltung und Entwicklung von zusammenhängenden Wiesengebieten mit ausreichenden Bestandsgrö- ßen ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenarten. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein (bezogen auf Erhalt der Wiesenbestände); die Entwicklung neuer Flächen kann dagegen als Kohärenzmaßnahme geeignet sein

61 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Ergänzende Hinweise:

Ob die Mahdfrequenz nach einigen Jahren auf einen Schnitt beschränkt werden kann, ist von betriebswirtschatlichen Fragen und der Entwicklung des Wiesenbestandes abhängig und sollte nach mehrjähriger naturschutzfachlicher Be- obachtung (Monitoring) neu beurteilt werden, ebenso das Erfordernis einer Initialsaat zur Entwicklung des gewünschten Vegetationstyps. Die Flurstücke 750, 2899 (teilweise) und 2901 (teilweise) dienen als Kompensationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Auf Teilflächen der Flurstücke 750 und 2899 ist das Ziel die Entwicklung von Brenndolden- Auenwiesen. Die in den Genehmigungsunterlagen genannten Mahdtermine weichen von den hier vorgesehenen Ter- minen ab. Die hier genannten Mahdtermine orientieren sich an dem Konzept, das bereits in den Borghorster Elbwiesen zur Entwicklung und Pflege von Brenndolden-Auenwiesen umgesetzt wird (RINGENBERG 2006) und sollten auf allen Flächen angewandt werden. Das Flurstück 2901 soll gemäß den Genehmigungsunterlagen teilweise zu Tide-Auwald entwickelt werden (ca. 10.000 m²). Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan weicht im Ergebnis aktueller Kartierungen von dieser Zielvorstellung ab, da es sich bei der Fläche gemäß Biotopkartierung der FHH (2010) um den FFH-LRT 6510 (Flachland-Mähwiesen) in einem guten (= günstigen) Erhaltungszustand handelt. Die Entwicklung von Tide-Auwald erfolgt stattdessen in ande- ren Bereichen der Altengammer Elbwiesen in entsprechendem Flächenumfang (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 5).

Hinweise zur Bewirtschaftung:

Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzie- rung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Erhalt des Reliefs: Es ist eine schonende Bewirtschaftungsweise zum Erhalt des Mikroreliefs und zur Vermeidung von Bodenverdichtungen anzuwenden. Auetypische Geländeformen sollten nicht durch Einebnung aufgehoben werden.

Walzen: Die Flächen dürfen nur in Ausnahmefällen (z. B. bei starken Wühlschäden durch Wild) zur Erhaltung der Mahdfähigkeit gewalzt werden. Zum Schutz der Brutvögel hat dies vor dem 1. April oder ab dem 1. Juli zu erfolgen.

Mahd: Die Flächen werden als zweischürige Mähwiese ohne Beweidung bewirtschaftet, wobei der 1. Schnitt Ende Mai/Anfang Juni und der 2. Schnitt ab September nach Ausreifung der Samen der Sumpf-Brenndolde vorzunehmen ist. Die Mahd der Flächen hat von innen nach außen oder von einer zur anderen Seite zu erfolgen. Gemäht werden sollte nur in trockenem Zustand, um die Anhaftung von evtl. belasteten Bodenpartikeln zu vermeiden. Nutzung des Mahdgutes: Das Mahdgut ist immer abzufahren, da es sonst zu unerwünschter Streuschichtakkumulation kommt, die sich ungünstig auf die Artenvielfalt auswirkt. Eine Heunutzung ist einer Silagenutzung vorzuziehen, da hier- durch eine bessere Samenverbreitung der Wiesenarten möglich ist.

Sonstiges: Der Einsatz von Düngemitteln, Herbiziden, ein Umbruch der Grasnarbe und/oder eine Neuansaat ist mit Ausnahme einer Initialsaat (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 2) grundsätzlich unzulässig, allerdings sind gemäß §5 (3) der NSG Verordnung Ausnahmen zulässig.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

15 ha 2 x Pflegemahd inkl. Abtransport 650 € / ha 9.750 € / Jahr

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

1/1 1 ca. 8,11 ha im Westen Nutzung als zweischürige Mähwiese

1/2 1 ca. 6,89 ha im Osten Nutzung als zweischürige Mähwiese

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

62 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 2 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Artenärmere Grünlandbereiche im Westen Einzelmaßnahme ja ! und Osten der Altengammer Elbwiesen Verbesserung Naturschutz FlurstNr.: Im Westen: 2899, 769; im Osten: 2927, 2844, 2961 Biotopnr.: Im Westen: 8420_2012_58 Im Osten: 8420_2012_68 Kurzbezeichnung: Entwicklung neuer artenreicher Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen

Beschreibung:

Die Nutzung der Flächen erfolgt wie auf Maßnahmeblatt 1 beschrieben. Sollte sich trotz des empfohlenen Mahdregimes eine Entwicklung zu Brenndolden Auenwiesen, bzw. Flachland-Mähwiesen nicht abzeichnen, ist eine Initialsaat nach Bosshard (2000) vorzunehmen.

Ziel :

Die Reste der Brenndolden-Auenwiesen befinden sich in einem stark degradierten Zustand. Ziel der Maßnahme ist die Vergrößerung des Lebensraumes der Brenndolde und die Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen bzw. in trockene- ren Bereichen von Flachland-Mähwiesen.

Ziel NATURA 2000:

Entwicklung der Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) und Vergrößerung ihres Flächenanteils als Lebensraum charakteristischer Tier- und Pflanzenarten.

Eignung als Kohärenzmaßnahme: ja

Ergänzende Hinweise:

In Folge einer Brenndolden-Kartierung durch M. Haacks im Auftrag von Vattenfall (2013) wurde auf dem Flurstück 2899 ein sehr kleinflächiges Vorkommen nachgewiesen.

Die Flächen mit der Flurstücksnummer 2899 und 769 befinden sich auf Flächen mit hoher Bedeutung für Zug- und Rastvögel. Als Brutvögel sind die Schafsstelze, der Wiesenpieper und die Feldlerche mit Revierzentren vertreten.

Nach den Daten des Höhenmodells der ACAD-Laserdaten, die von der Vattenfall Europe Generation AG im Rahmen der Planungen zur Prielanlage im Altengammer Vorland zur Verfügung gestellt wurden, befinden sich die Vorkommen der Brenndolde im Gebiet bevorzugt auf Höhen von 3 - 3,5 m ü NN. Daher sollte eine Förderung und Entwicklung von Brenndoldenwiesen auf jeden Fall auch diesen Bereich umfassen.

Hinweise zur Durchführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen.

Die Mahd der Flächen erfolgt wie auf Maßnahmeblatt 1 beschrieben. Sollte sich trotz des empfohlenen Mahdregimes eine Entwicklung zu Brenndolden Auenwiesen, bzw. Flachland-Mähwiesen nicht abzeichnen, ist eine Initialsaat nach Bosshard (2000) vorzunehmen: Auf den Flächen werden im Spätsommer 3 m breite Streifen in Abständen von 20 m zur Vorbereitung eines geeigneten Saatbettes ein- bis zweimal gefräst und das zuvor gewonnene Mahdgut auf den gefrästen Streifen flächig ausgebracht. Dabei sollte die beimpfte Fläche doppelt so groß sein wie die Spenderfläche. Zur Mahdgutgewinnung dienen artenrei- che Wiesen im Umland, wobei das Mahdgut bei feuchtem Wetter mit beginnender Samenreife der Brenndolde im Spät- sommer gewonnen wird. Der geeignete Termin ist abhängig vom Witterungsverlauf und muss durch fachliche Beobach- tung der Pflanzenbestände spezifisch festgelegt werden. Ggf. ist eine Sicherung des Saatgutes gegen Hochwässer, z.B. durch Andeckung mit Boden, erforderlich. Alternativ ist eine Ausbringung von Saatgut, das im Spätsommer aus der Spenderfläche über Mahd und Trocknung der Samen gewonnen wird, im Frühjahr nach Abfluss der Hochwässer denk- bar. Ein weiteres Verfahren besteht darin, Flächen von rund 2 m Breite und 10 m Länge oberflächlich zu fräsen und den Oberboden flach abzuschieben. Dadurch soll eine schnelle Wiederbegrünung der Flächen durch die vorhandenen

63 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Diasporen der Ausgangsvegetation vermieden werden. Um einen Düngeschub infolge der Mineralisierung des Humus zu vermeiden, ist das abgeschobene Material abzufahren. Anschließend wird das Mahdgut der Spenderflächen auf den Streifen flächig ausgebracht.

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

1,15 ha Wiesenfläche fräsen 0,19 € / m 2 2.185 €

0,575 ha Mahdgutgewinnung auf Spenderfläche 0,25 € / m 2 2.875 €

1,15 ha Ausbringung des gewonnen Mahdguts 0,40 € / m 2 4.600 €

Gesamtkosten 9.660 €

9,62 ha 2 x Pflegemahd inkl. Abtransport (zyklische Maßnahme) 650 € / ha 6.253 € / Jahr

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

2/1 1 ca. 5,05 ha Initialsaat (teilflächig) optional

2/2 1 ca. 3,89 ha Initialsaat (teilflächig) optional

2/3 1 ca. 0,55 ha Initialsaat (teilflächig) optional

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 3 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Grünland im zentralen Bereich der Zyklische Maßnahme nein Altengammer Elbwiesen FlurstNr.: 2899, 769, 773, 2918, 2920 Biotopnr.: 8420_2012_1, 8420_2012_2, 8420_2012_25, 8420_2012_59, 8420_2012_62, 8420_2012_69, Kurzbezeichnung: Erhaltung und Entwicklung artenreicher Weideflächen

Beschreibung:

Die Flächen werden als ungedüngte Weide extensiv genutzt (Hinweise zur Bewirtschaftung s.u.).

Ziel :

Erhaltung und Entwicklung offener Weideflächen mit naturschutzfachlicher Bedeutung insbesondere für seltene Pflan- zenarten, Brutvögel des Offenlandes und Rastvögel.

Ergänzende Hinweise:

Die Entwicklung der Bestände von Wiesenvögeln ist im Rahmen eines Monitorings zu beobachten. Ggf. ist die Nut- zungsart oder –intensität zur Erreichung der Entwicklungsziele anzupassen.

Hinweise zur Bewirtschaftung:

Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzie- rung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Die Beweidung erfolgt extensiv mit höchstens zwei Rindern pro Hektar bis Ende Juni als Standweide. Ab Juli bis No- vember können in Abstimmung mit dem Naturschutzamt max. 2,5 Großvieheinheiten pro Hektar zugelassen werden, sofern hierdurch keine Überbeweidung erfolgt. Einzelne Flächeneinheiten dürfen 10 ha nicht überschreiten. Ggf. sind größere Flächen zu trennen, um das Zusammenlaufen der Tiere zu größeren Beweidungseinheiten zu vermeiden. Zufütterung ist nicht erlaubt.

64 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Ab September erfolgt eine Pflegemahd, um Gehölzaufwuchs zu vermeiden und zur Winterruhe eine gepflegte Grasnar- be zu hinterlassen. Für die stark mit Acker-Kratzdisteln (vgl. Maßnahmenblatt 4) bewachsenen Bereiche kann eine Pflegemahd auch schon zu einem früheren Zeitpunkt (Juli) erforderlich werden.

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

17,06 ha Extensive Beweidung & Pflegemahd 420 € / ha 7.165,20 € / Jahr

Gesamtkosten

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

3/1 1 ca. 17,06 ha Extensive Beweidung

3/2 1 ca. 17,06 ha Pflegemahd

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 4 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Uferbereiche der ehemals und aktuell be- Zyklische Maßnahme nein ! weideten Flächen FlurstNr.: 746, 2899, 769, 773, 2918, 2920 Biotopnr.: 8218_2012_35, 8420_2012_1, 8420_2012_62 Kurzbezeichnung: Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel

Beschreibung:

In Bereichen mit starkem Bewuchs von Acker-Kratzdisteln ( Cirsium arvense ) erfolgt ein regelmäßiger Pflegeschnitt zu Terminen, die mit der Erhaltung des Feld-Mannstreus ( Eryngium campestre ) kompatibel sind.

Ziel :

Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln verunkrautet. Pflanzenarten der offenen mageren Rasen werden verdrängt. Auch für Wiesenbrutvögel haben die betroffenen Flächen an Wert verloren. Ziel der Maßnahme ist die Zurückdrängung der Acker-Kratzdisteln durch einen regelmäßigen Pflege- schnitt.

Ergänzende Hinweise:

Ggf. geht die Verunkrautung mit Acker-Kratzdisteln über die oben aufgeführten Flurstücke hinaus. Die Pflege ist auf diese Bereiche entsprechend auszudehnen. Das Flurstück Nr. 746 soll im westlichen Bereich der natürlichen Sukzession überlassen und zu Tide-Auwald entwickelt werden (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 6). Der Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdisteln ist hier für die ersten fünf Jahre vorge- sehen. Inwiefern ein vorzeitiges Zulassen der Sukzession möglich bzw. eine Fortführung der Pflegeschnitte erforderlich ist, ist im Rahmen des Monitorings zu beurteilen.

Hinweise zur Ausführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Zur Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel ist ein Pflegeschnitt beim Einsetzen der Samenreife (Blütezeit Juli – Sep- tember, Samenreife ca. 4 Wochen nach Blühbeginn) notwendig. Zu diesem Zeitpunkt verlagern die Pflanzen Nährstoffe in die Früchte. Wenn der Schnitt früher stattfindet, löst er eine Nährstoffverlagerung in das Wurzelwerk aus und ver- stärkt die vegetative Vermehrung. Der Feld-Mannstreu verfügt über ein kräftiges Wurzelsystem und ist schnittresistent. Pflegeschnitte zur Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel sind daher möglich, ohne den Feld-Mannstreu zu gefährden. Im ungünstigsten Falle kommt ein Teil der Pflanzen nicht zur Blüte, was aufgrund der kräftigen vegetativen Vermehrung des Feld-Mannstreus und der Größe des Vorkommens im Gebiet hinnehmbar ist ( vgl. ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012).

65 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

0,6 ha Pflegeschnitt & Abtransport 15 € / m 2 900 € / Jahr

Gesamtkosten 900 € / Jahr

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

4/1 1 ca. 1.000 m² Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel

4/2 1 ca. 2.500 m² Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel

4/3 1 ca. 2.500 m² Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 5 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Uferbereiche an Schlinz und Elbe Einzelmaßnahme ja FlurstNr.: 943, 743, 746 teilweise, 4792, 750 Verbesserung Naturschutz teilweise, 2899 teilweise Biotopnr.: 8218_2012_16, 8218_2012_34, 8218_2012_35, 8218_2012_36, 8218_2012_38, 8218_2012_48, 8220_2012_2, 8220_2012_58, 8220_2012_215 Kurzbezeichnung: Entwicklung von Tide-Auwald

Beschreibung:

Die Flächen werden aus der Nutzung genommen und der natürlichen Sukzession zur Entwicklung eines Röhricht- Auengebüsch-Komplexes bis hin zum Tide-Auwald überlassen.

Ziel :

Im Uferbereich der Elbe und der Schlinz wird über die natürliche Sukkzession die Entwicklung von Auenwäldern unter Tideeinfluss zugelassen. Auenwälder stellen einen natürlichen Hochwasser- und Uferschutz dar.

Ziel NATURA 2000:

Entwicklung von Auenwäldern aus Weidenin der besonders seltenen Ausprägung des Tideauenwalds und ggf. in tro- ckeneren, höhergelegenen Bereichen von Hartholzauenwäldern aus Eichen, Ulmen und Eschen. Weichholzauenwälder gehören zum prioritären Lebensraumtyp *91E0 „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)“. Die Weichholzaue setzt sich aus Röhrichten und Gehölzbeständen unterschiedlichen Alters zusammen. Hartholzauenwälder (LRT 91F0) sind für höhergelegene Auenstandorte an Tieflandströmen typisch, die 1 bis 2mal kurzfristig im Winter und Frühling sowie bei Sommerhochwässern überflutet werden. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Ja, mit Ausnahme der Flächen, die bereits als Ausgleichsflächen für den Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg festgelegt sind.

Ergänzende Hinweise:

Die Flurstücke 943 und 743 dienen als Kompensationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Auf Teil- flächen dieser Flurstücke ist das Ziel gemäß Genehmigungsunterlagen die Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan weicht von dieser Zielvorstellung ab und sieht die Entwicklung von Tide- Auwald vor, da die Schadstoffbelastungen des Bodens in diesem Bereich sehr hoch sind und insofern eine landwirt- schaftliche Nutzbarkeit erschweren. Die Flurstücke 750 und 2899 (teilweise) dienen ebenfalls als Kompensationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Auf einer Teilfläche des Flurstücks 2899 ist das Ziel gemäß Genehmigungsunterlagen und des Pflege- und Entwicklungsplans die Entwicklung von Tide-Auwald. Dagegen soll das Flurstück 750 entgegen der Genehmigungsun- terlage nicht in Gänze zu einer Brenndolden-Auenwiese entwickelt werden, sondern der Nordteil soll in Anbindung an

66 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan das Flurstück 2899 ebenfalls zu einer Auwaldfläche entwickelt werden. Dafür wird aus Gründen des Erhalts von wertvol- len Flachland-Mähwiesen auf dem Flurstück 2901 auf die Entwicklung von Auwald gemäß Genehmigungsunterlage verzichtet. Auf dem Flurstück Nr. 746 sind in den Uferbereichen Pflegemaßnahmen gegen die Verunkrautung mit Acker-Kratzdistel vorgesehen (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 4). Der Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel ist hier für die ersten fünf Jahre vorgesehen. Inwiefern ein vorzeitiges Zulassen der Sukzession möglich bzw. eine Fortführung der Pflegeschnitte erfor- derlich ist, ist im Rahmen eines Monitorings zu beurteilen. Bei Maßnahmenbeginn ist das Wasser- und Schifffahrtsamt zu beteiligen..

Hinweise zur Durchführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzierung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirt- schaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im-Futter.pdf).

Ziel ist die Entwicklung eines zusammenhängenden Saums aus Tide-Auwald entlang der Schlinz. Bis zur Aufhebung der westlichen Zufahrt über die Schlinz (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 8) werden die Flächen im Bereich der Zufahrt als Mähwiese entsprechend Maßnahmenblatt Nr. 1 genutzt; nach Aufhebung der Zufahrt erfolgt die Entwicklung zum Tide- Auwald über die natürliche Sukzession (Maßnahme Nr. 5/2).

Für die zielgerichtete Entwicklung zum Tide-Auwald kann es in Abhängigkeit von der örtlichen Situation (z.B. Vegetati- onsdecke, Höhenlage) erforderlich werden, Initialbepflanzungen mit autochtonem Gehölzmaterial vorzunehmen, in den Anfängen Pflegmaßnahmen durchzuführen und den Erfolg der Maßnahmen mit einem Monitoring zu begleiten.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

0,60 ha 2 x Pflegemahd inkl. Abtransport 650 € / ha 390 € / Jahr

€ €

Gesamtkosten

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

5/1 1 ca. 18.519 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/2 1 ca. 5.928 m² Bis zur Aufhebung der westlichen Zufahrt über die Schlinz Nutzung als Mähwiese, anschließend Entwicklung zum Tide-Auwald

5/3 1 ca. 19.735 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/4 1 ca. 4.821 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/5 2 ca. 11.675 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/6 2 ca. 5.262 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/7 2 ca. 4.718 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

67 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Blatt 6 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Deichweg Einzelmaßnahme nein ! FlurstNr.: - Besonderer Anlass Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Minimierung der Störungen durch Freizeitnutzung durch Information der Öffentlichkeit

Beschreibung:

Das Elbufer wird gerne von Anglern und anderen Erholungssuchenden genutzt, die auf dem Weg zu ihren Angel-, Sonn- und Badeplätzen die Grünlandflächen queren. Auch die Grünlandflächen selbst werden z.T. zum Spielen (Dra- chensteigen o.ä.) oder als Rundweg von Spaziergängern mit zum Teil frei laufenden Hunden genutzt, womit Störungen insbesondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Gemäß Verordnung über das Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft (vgl. Anhang A1) sind all diese Tätigkeiten verboten. Um Verständnis für die Verbote zu erreichen und Störungen zu vermeiden bzw. zu minimieren, werden Informationstafeln entlang des Deichwegs aufgestellt, die in an- schaulicher Weise die Bedeutung der Altengammer Elbwiesen als Lebensraum gefährdeter Tiere und Pflanzen ver- deutlichen und zu naturverträglichem und störungsarmem Verhalten auffordern sowie auf die Verbote der NSG- Verordnung hinweisen.

Ziel :

Information der Öffentlichkeit mit dem Ziel, insbesondere Brut- und Rastvögel vor Störungen und wertvolle Grünlandbe- reiche mit Vorkommen seltener Pflanzenarten vor Trittschäden zu schützen.

Ergänzende Hinweise:

Die Einhaltung der Verbote der NSG-Verordnung ist konsequent durch geeignetes Personal zu überprüfen, insbeson- dere während der sensiblen Brutzeit und des Vogelzuges. Sofern die Maßnahme nicht ausreicht, die Flächen ange- messen vor Störungen zu schützen, ist ggf. eine Einzäunung der Altengammer Elbwiesen angezeigt.

Hinweise zur Ausführung:

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

8 Stk. Informationstafeln inkl. Montage 500 € 4.000 €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Länge / Anzahl Beschreibung

6/1 1 8 Stück Aufstellen von Informationstafeln

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

68 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 7 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Uferbereiche Elbe, Schlinz, Priel Zyklische Maßnahme nein FlurstNr.: 743 teilweise, 746 teilweise, 941, 943 teilweise, 773 teilweise, 2918 teilweise, 2920 teilweise, 2927 teilweise, 2931 teilweise, 2934 teilweise, 2936 teilweise, 2938 teilweise, 2940 teilweise, 2844 teilweise, 2961 teilweise Biotopnr.: 8218_2012_16, 8218_2012_35, 8420_2012_52, 8420_2012_53, 8420_2012_54, 8420_2012_60, 8420_2012_68 Kurzbezeichnung: Erhalt und Entwicklung von Röhricht, Staudenfluren und sonstiger Ufervegetation

Beschreibung:

Erhalt der Röhrichtflächen östlich der Schlinz, einer elbtypischen Gras- und Staudenflur der Sandufer in Elbnähe, der Uferstaudenfluren im östlichen Abschnitt des Vorlands sowie der Uferbereiche eines naturnahen Kleingewässers und des neu angelegten Priels und Vermeidung des Aufkommens von Gehölzen durch eine Pflegemahd alle 3 bis 5 Jahre. Im östlichen Bereich der Altengammer Wiesen werden aus Gründen des Wiesenvogelschutzes entlang der Wiesenflä- chen Randstreifen von 5 m Breite durch Nutzungsaufgabe neu entwickelt und zur Vermeidung des Aufkommens von Gehölzen mindestens alle 2 bis 3 Jahre gemäht.

Ziel :

Erhaltung der Röhrichtflächen östlich der Schlinz als Lebensraum von besonderer Bedeutung für typische Brutvogelar- ten der Röhrichte. Erhaltung einer elbtypischen Gras- und Staudenflur der Sandufer. Pflege und Entwicklung ufertypi- scher Vegetation sowie Erhalt und Entwicklung des offenen Landschaftscharakters mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel.

Ergänzende Hinweise:

Die Flurstücke 943 und 743 sowie der Priel (hergestellt auf den Flurstücken 773, 2918 und 2920) dienen als Kompen- sationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Für die Schilfflächen entlang der Schlinz auf den Flurstü- cken 943 und 743 sehen die Genehmigungsunterlagen den Erhalt von Priel und Röhrichtflächen vor, die Uferbereiche des neu geschaffenen Priels sind mit dem Entwicklungsziel „Röhrichte und Staudenfluren“ dargestellt. Die hier darge- stellten Entwicklungsziele und Pflegemaßnahmen sind mit diesen Vorstellungen kompatibel. Die Gras und Staudenflur wird derzeit noch beweidet. Bei Maßnahmenbeginn ist das Wasser- und Schifffahrtsamt zu beteiligen.

Hinweise zur Ausführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzie- rung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Die Mahd erfolgt außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten und unter Beachtung der gesetzlichen Vorga- ben des § 39 Abs. 5 Nr. 3 BNatSchG zwischen Anfang Oktober und Ende Februar. Der Röhrichtbestand östlich der Schlinz wird dabei nicht vollständig gemäht sondern pro Pflegemahd bzw. Jahr nur Teilflächen (vorzugsweise 5 – 10 m breite Streifen in Längsrichtung). Die Gras- und Staudenfluren sowie der 5 m breite deichparallel verlaufenden Rand- streifen im östlichen Bereich werden dagegen ab September mit der 2. Grünlandmahd vollständig gemäht. Das Mahd- gut wird abtransportiert. Um den Bedürfnissen von Wiesenvögeln Rechnung zu tragen, die Randstrukturen nutzen (z.B. Schafstelze, Wiesen- piper), sind im derzeit homogenen Ostteil der Altengammer Wiesen (Flurstücke 2927, 2931, 2934, 2936, 2938, 2940,

69 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

2844 und 2961) entsprechende Strukturen durch extensivere Pflege zu schaffen. Hierzu wird deichparallel ein Rand- streifen von 5 m Breite nur im Zuge der 2. Pflegemahd ab September gemäht. Gleiches gilt für die Anlage eines Ru- deral-Randstreifens entlang des Zaunes zwischen Flurstück 2920 und 2927 (östlich des Zauns und südlich der verblei- benden Gehölze auf 5 m Breite) Die Uferbereiche des neu geschaffenen Priels sind gemäß den Genehmigungsunterlagen zu Bau und Betrieb eines Kraftwerkes alle 5 Jahre zu mähen. Dabei hat die Mahd abschnittsweise (jeweils einseitig des Priels) zu erfolgen. Die Uferstaudensäume der Elbe werden abschnittsweise in die Pflegemahd der angrenzenden Flächen einbezogen (2. Mahd), sodass sich der Pflegeschitt etwa alle 5 Jahre abschnittsweise wiederholt. Die Pflegesequenzen können bei Bedarf angepasst werden oder vollständig unterbleiben. Die Abschnittsbildung erfolgt etwa zu 5 gleichen Teilen entlang der Elbuferlinie.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

0,99 ha Mahd der Randstreifen im Zuge der 2. Pflegemahd 0,15 € / m 2 ca. 1.500 € / Jahr

1,78 ha Pflegemahd ca. alle 4 Jahre, Abfuhr Mahdguts 0,15 € / m 2 ca. 700 € / Jahr

3,37 ha Pflegemahd ca. alle 5 Jahre, Abfuhr Mahdguts 0,15 € / m 2 ca. 1.000 € / Jahr

Gesamtkosten ca. 3.200 € / Jahr

MNr. PfNr. Größe Beschreibung

7/1 2 ca. 8.712 m² Pflegemahd alle 3-5 Jahre östlich der Schlinz

7/2 2 ca. 6.457 m² Pflegemahd alle 3-5 Jahre (Gras- und Staudenflur)

7/3 2 ca. 2.616 m² Pflegemahd alle 3-5 Jahre (Uferbereich des Teiches)

7/4 2 ca. 18.678 m² Pflegemahd alle 5 Jahre (Uferbereich des neu angelegten Priels)

7/5 2 ca. 9.517 m² Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, 5 m Breite) entlang der Deichlinie; Pflegemahd mind. alle 2-3 Jahre

7/6 2 ca. 400 m² Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, 5 m Breite, östlich des Zauns); Pflegemahd mind. alle 2-3Jahre

7/7 2 ca. 15.000 m² Abschnittsweise Pflegemahd der Uferstaudensäume der Elbe (jeder Abschnitt wird ca. alle 5 Jahre gemäht)

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 8 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Schlinz Einzelmaßnahme ja FlurstNr.: 741, 746, 750, 941, 944, 2041, 2980, Verbesserung Naturschutz 3044 Biotopnr.: 8218_2012_16, 8218_2012_35, 8218_2012_37, 8218_2012_48 Kurzbezeichnung: Naturnähere Gestaltung der Schlinz

Beschreibung: Die Schlinz wird durch folgende Maßnahmen naturnäher gestaltet: Rückbau der Ufer- und Sohlbefestigung sowie Ufer- abflachung im begradigten Mündungsbereich. Entfernung des westlichen Rohrdurchlasses mit Überfahrt und Renatu- rierung des zuvor verrohrten Bereiches.

Ziel : Verbesserung der ökologischen Eigenschaften der Schlinz durch Schaffung naturnaher Sohl- und Uferbereiche und Vergrößerung des Überflutungsraumes, Verbesserung der Durchgängigkeit für Wasserorganismen und stärkere An- bindung des Oberlaufes an die Tidedynamik.

70 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Ziel NATURA 2000:

Die Schlinz gehört mit ihren Uferbereichen zum FFH-Lebensraumtyp 3270 Schlammige Flussufer mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Bidention. Durch die Maßnahmen soll die Schlinz soweit wie möglich naturnah gestal- tet und der natürlichen Entwicklung überlassen werden. Sie stellt einen potentiellen Lebensraum für den Rapfen, Neunaugen und Schierlings-Wasserfenchel dar. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Ja

Ergänzende Hinweise: -

Hinweise zur Durchführung:

Die auf den ersten rund 95 m Länge vorhandene Uferbefestigung im Unterlauf der Schlinz wird zurückgebaut, die ge- wonnen Ufersteine aus dem Gebiet entfernt und einer weiteren Verwendung zugeführt bzw. ggf. entsorgt. Vorab wird ermittelt (hydraulische Nachweise) und mit den zuständigen Behörden abgestimmt, ob zumindest im Mündungsbereich der Schlinz Befestigungen zur Deichsicherheit erforderlich sind. Die Uferböschung werden im besagten Unterlaufbe- reich deutlich abgeflacht (Neigungen zwischen 1:5 und 1:20) und die Entwicklung eines naturnäheren Verlaufs durch leichte Ausbuchtungen induziert. Die festzulegende Sohlhöhe wird in Abhängigkeit der Bestandshöhen und unter der Prämisse, dass die Deichsicherheit gewährleistet bleiben muss und die Entwicklungsziele der angrenzenden Flächen erreicht werden können, durch hydraulische Untersuchungen ermittelt. In geeigneten Bereichen werden Bermen unter- halb des Rhizomhorizonts angrenzender Röhrrichte angelegt, um Gunststandorte für Arten der Schlammuferfluren zu entwickeln. Gewonnenes Bodenmaterial wird abgefahren und einer fachgerechten Verwertung/Entsorgung zugeführt.

Im Rückbaubereich der Überfahrt werden flache Uferböschungen - angepasst an die angrenzenden Prielabschnitte - hergestellt und die Sohlhöhe auf die Sohlhöhen der angrenzenden Prielabschnitte abgestimmt. Das gewonnene Bo- denmaterial wird abgefahren und fachgerecht verwertet bzw. entsorgt. Die Baudurchführung erfolgt außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten. Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

Ca. Ufer- und Sohlbefestigung aufnehmen und einer fachgerech- Ca.10 € / m 2 6.000 € ten Weiterverwendung zuführen oder entsorgen 600 m 2

ca. 95 m Böschungen abflachen, Feingestaltung Ca.100 € / m 9.500 €

Gesamtkosten 15.500 €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

8/1 3 auf ca. 600 m 2 Länge Rückbau der Ufer- und Sohlbefestigung

8/2 3 auf ca. 95 m Länge Abflachung/Feingestaltung der Ufer, Anlage von Bermen

8/3 3 1 Stk. Entfernung des westlichen Rohrdurchlasses mit Überfahrt und Renatu- rierung des Gewässerbetts

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 9 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Östliches Elbufer Einzelmaßnahme ja FlurstNr.: 2920, 2927, 2931, 2934, 2936, 2938, Verbesserung Natur- 2940, 2844, 2961, 2948 (Elbe außerhalb NSG) schutz Biotopnr.: 8420_2012_11 (tlw. außerhalb NSG), 8420_2012_52, 8420_2012_53, (tlw. außerhalb NSG) Kurzbezeichnung: Erhaltung und Entwicklung von feuchten Hochstaudensäumen

71 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Beschreibung:

Mit Hochstaudensäumen bewachsene Deckwerke werden der natürlichen Entwicklung überlassen, unbewachsene Deckwerke werden, wo möglich, abgesenkt bzw. zurückgebaut.

Ziel :

Erhaltung von feuchten Hochstaudensäumen, Erhöhung der Naturnähe des Elbufers und Schaffung neuen Lebens- raumes für artenreiche feuchte Uferstaudenfluren.

Ziel NATURA 2000:

Vor allem im Osten der Altengammer Elbwiesen hat sich auf den Deckwerken ein heterogener Ufersaum entwickelt, teils mit Übergängen zu Röhricht, halbruderalen Gras- und Staudenfluren mittlerer Standorte und zu Weidengebüsch. Jedoch über die gesamte Länge regelmäßig vorhanden ist ein Uferstaudensaum mit hohen Anteilen der Weidenblättri- gen Aster, von Zottigem Weidenröschen und eingestreuten Röhrichten von Rohrglanzgras, der als FFH-Lebensraumtyp 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe) angesprochen wurde. Die eingewachsenen Deckwerke sollen in diesem Zustand erhalten bleiben. Die unbewachsenen Deckwerke werden abgesenkt oder naturnäher gestaltet, um günstige Standortbedingungen für Arten des LRT 6431 bzw. LRT 3270zu schaffen. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein

Ergänzende Hinweise: Weitere Abstimmungen mit den zuständigen Behörden erforderlich!

Hinweise zur Durchführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Kaum oder unbewachsene Deckwerksbereiche am Elbufer werden etwa auf 2 m unterhalb MThw abge- senkt/zurückgebaut. Hierbei handelt es sich um einen vorläufigen Schätzwert, der sich aus den vorgesehenen Deck- werksabsenkungen an der Spadenländer Spitze ableitet. Zur Überprüfung der Machbarkeit und Konkretisierung dieser Maßnahme sind hydraulische Untersuchungen erforderlich. Die ungefähren Rückbaubereiche sind in Karte 3 darge- stellt (5 Abschnitte: 9/1 – 5). Das Deckwerk wird gelöst, aus dem Gebiet abtransportiert und einer weiteren Verwertung zugeführt oder fachgerecht entsorgt. Soweit erforderlich werden die Uferböschungen in diesen Bereichen abgeflacht.

Die Belange der Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs sowie der Gewässerunterhaltung sind zu berücksichti- gen. Rückbau bzw. Gestaltung der Deckwerke hat in Abstimmung mit der WSV (Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes) zu erfolgen, die für die Unterhaltung der Ufer zuständig ist. Es empfiehlt sich, Lage und ggf. weitere erfor- derliche Maßnahmen (z.B. Anlage einer Berme, Einsatz von Methoden des biologischen Wasserbaus zur Ufersiche- rung) im Rahmen eines sog. Uferunterhaltungsplanes (s. HPA & WSV 2010) festzulegen. Die Bautätigkeiten erfolgen außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten. Bei Maßnahmenbeginn ist das Wasser- und Schifffahrtsamt zu beteiligen.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

2 Ca.3.50 Deckwerk lösen und abtransportiern, ggf. Bodenmodellie- 10 € / m 35.000 € 0m2 rung

Gesamtkosten 35.000 €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

9/1 - 5 3 ca. 550 m Länge, ca. 3.500 m² Rückbau der Deckwerke ggf. Uferabflachung

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

72 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 10 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Elbufer Einzelmaßnahme nein ! FlurstNr.: - Besonderer Anlass Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Einschränkung der Angelrechte

Beschreibung: Es bestehen Fischereipachtverträge mit dem ASV Brachsen, ASV Frühauf Düneberg und dem Bergedorfer Anglerver- ein über die Elbe zwischen Stromkilometer 588 (Landesgrenze bei Geesthacht) bis zur Einmündung der Schlinz. Ge- mäß § 5 Absatz 1 Nr. 9 der NSG-Verordnung darf allerdings von der 1. Buhne (westliche Grenze des NSG) bis ein- schließlich zur 4. Buhne in östlicher Richtung nicht geangelt oder die Fischerei ausgeübt werden. Das Elbufer wird dabei insbesondere zur Zeit des Stintaufstieges intensiv genutzt. Auf dem Weg zu den Angelplätzen werden häufig die Grünlandflächen gequert, womit Störungen insbesondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Es ist darauf hinzu- wirken, dass diese Bestimmungen der NSG-Verordnung eingehalten werden. Um die Störungen weiter zu verringern, soll die Angelnutzung im Rahmen der Novellierung der NSG-Verordnung in- nerhalb des NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen auf den östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen beschränkt werden.

Ziel : Einschränkung der Angelnutzung mit dem Ziel, insbesondere Brut- und Rastvögel vor Störungen und wertvolle Grün- landbereiche mit Vorkommen seltener Pflanzenarten vor Trittschäden zu schützen.

Ergänzende Hinweise: Zur Akzeptanzförderung ist die frühzeitige Aufklärung der Beteiligten über Sinn und Zweck der Einschränkung der An- gelnutzung von Bedeutung. Die Beachtung der eingeschränkten Angelrechte sowie die Einhaltung der Verbote der NSG-Verordnung sind konse- quent durch geeignetes Personal zu überprüfen, insbesondere während der sensiblen Brutzeit und des Vogelzuges.

Hinweise zur Ausführung: --

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ €

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Länge / Anzahl Beschreibung

10/1 3 Einschränkung der Angelrechte

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 11 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Zentrales Altengammer Vorland Einzelmaßnahme nein FlurstNr.: 2918, 2836, 2920, 2927 Verbesserung Naturschutz Biotopnr.: Strauch-Baumhecke: 8420_2012_15, Kurzbezeichnung: Auslichtung sichtverschattender Gehölzreihen

Beschreibung:

Die Strauch-Baumhecke östlich des ehemaligen Sportplatzes wirkt sichtverschattend. Die älteren Bäume bleiben erhal- ten, ggf. wird der Bestand ausgelichtet, um die angrenzenden Flächen für Wiesenvögel aufzuwerten.

73 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Ziel :

Erweiterung des offenen Landschaftscharakters; Aufwertung der Flächen für Brutvögel des Offenlandes.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

980 m 2 Strauch-Baumhecke lichten, Holz abtransportieren Ca. 4 € 3.920 €

Gesamtkosten 3.920 €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

11/1 4 ca. 980 m² Auflichtung der Strauch-Baumhecke

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 12 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Altengammer Elbwiesen Zyklische Maßnahme nein FlurstNr.: ohne Flächenzuordnung, gültig für das gesamte Vorland Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses

Beschreibung: Die Gehölzentwicklung in den Altengammer Elbwiesen, insbesondere in den beweideten Bereichen, wird im Rahmen der Gebietspflege und –überwachung beobachtet. Bei Bedarf werden Pflegemaßnahmen zur Entfernung unerwünsch- ten Gehölzaufwuchses durchgeführt. Ziel : Erhaltung des offenen Landschaftscharakters und Sicherung der Lebensraumeignung insbesondere für Wiesenbrüter und Zugvögel.

Ergänzende Hinweise: -

Hinweise zur Durchführung: Die Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses erfolgt außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten und unter Beachtung der gesetzlichen Vorgaben des § 39 Abs. 5 Nr. 2 BNatSchG zwischen Anfang Oktober und Ende Februar.

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ € Gesamtkosten € MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

12/1 4 k.A. Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

74 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 13 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Altengammer Elbwiesen Zyklische Maßnahme ja ! FlurstNr.: ohne Flächenzuordnung, gültig für das gesamte Vorland Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Beobachtung der Vorkommen von Neobiota

Beschreibung:

Das Vorkommen bzw. die Neu-Etablierung von Neophyten und Neozoen wird im Rahmen der allgemeinen Gebietspfle- ge und des regelmäßigen Gebiets-Monitorings beobachtet.

Ziel :

Identifizierung von Arten, die aufgrund ihres starken Ausbreitungsvermögens die einheimischen Arten und den Anpas- sungsvorgang an neue Klimabedingungen gefährden (invasive Arten).

Ziel NATURA 2000:

Beobachtung der Ausbreitung invasiver Neophyten und Neozoen in den besonders anfälligen Lebensraumtypen 3270, 6430 und *91E0 sowie im Hinblick auf Standortkonkurrenzen mit dem Schierlings-Wasserfenchel. Schutz der FFH- Lebensräume und -Arten vor invasiven Organismen.

Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein

Ergänzende Hinweise:

Da die Elbe als Ausbreitungsachse für verdriftetes Pflanzenmaterial und Tiere dient, sind die im Gebiet vorkommenden FFH-Lebensraumtypen 3270 (Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Biden- tion), 6430 (Feuchte Hochstaudensäume) und *91E0 (Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno- Padion, Alnion incanae, Salicion albae)) und ihre charakteristischen Tier- und Pflanzenarten anfällig gegenüber der Ausbreitung invasiver Neophyten und Neozoen. Bei Bedarf werden geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen (s. Maßnahmenblatt Nr. 14). Diese sind abhängig von den vorkommenden Arten und z.Z. nicht weiter konkretisierbar.

Hinweise zur Durchführung: -

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

13/1 5 ca. 65 ha Beobachtung der Vorkommen von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

75 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Blatt 14 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Altengammer Elbwiesen Einzelmaßnahme ja ! FlurstNr.: ohne Flächenzuordnung, gültig für das Verbesserung Naturschutz gesamte Vorland Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Maßnahmen zur Eindämmung von Neobiota

Beschreibung:

Sofern im Rahmen der allgemeinen Gebietspflege und des regelmäßigen Gebiets-Monitorings Neophyten oder Neo- zoen festgestellt werden, die aufgrund ihres starken Ausbreitungsvermögens die einheimischen Arten gefährden (inva- sive Arten), werden umgehend Maßnahmen zu deren Entfernung bzw. Eindämmung ergriffen.

Ziel :

Schutz der einheimischen Fauna und Flora.

Ziel NATURA 2000:

Schutz der FFH-Lebensräume und ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenarten vor invasiven Neophyten und Neo- zoen.

Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein

Ergänzende Hinweise:

Geeignete Maßnahmen zur Eindämmung invasiver Arten sind abhängig von den vorkommenden Neophyten und Neo- zoen und z.Z. nicht weiter konkretisierbar.

Hinweise zur Durchführung: -

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

14/1 5 k.A. Maßnahmen zur Eindämmung von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

7.4 Maßnahmen im Zusammenhang mit Natura 2000

Den nachfolgenden Tabellen ist zu entnehmen, auf welchen Maßnahmenblättern (Zahl vor dem Schrägstrich bei "MNr.") die Maßnahmen und Entwicklungsziele beschrieben sind, die der Verbesserung oder der Bewahrung der Erhaltungszustände der verschiede- nen Natura 2000-Schutzgüter dienen. Die Lage der Natura-2000-Maßnahmen ist in Karte 4-2 dargestellt. Bei den Tabellen für die Lebensraumtypen und Arten wird jeweils unterschieden in eine Verbesserung oder Bewahrung im Gebiet bereits bestehender Vorkommen von Natura 2000-Schutzgütern und die Entwicklung zusätzlicher Vorkommen dieser Schutzgüter im Natura 2000-Gebiet. In der Spalte "Lage" ist die Biotopnummer aus der entsprechenden Biotop-Kartierung angegeben.

76 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Die Maßnahmen 6/1 (Errichtung von Informationstafeln), 10/1 (Einschränkung der Angel- rechte), 13/1 (Beobachtung von Neobiota) und 14/1 (Eindämmung von Neobiota) wirken sich auf alle Lebensraumtypen aus und werden deshalb nicht einzeln in den Tabellen aufgeführt.

Tabelle 7.4-1: Übersicht der Maßnahmen für FFH-Lebensraumtypen im Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen a) Bestehende Vorkommen

FFH- Zu- Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang LRT stand 3270 B 8218_2012_37 8/1 Rückbau der Ufer- u. Sohl- Naturnähere Gestaltung der 8420_2012_56 befestigung Schlinz 8/2 Abflachung/Feingestaltung der Ufer 8/3 Entfernung des westlichen Rohrdurchlasses mit Über- fahrt und Renaturierung des Gewässerbetts 3270 A 8420_2012_60 7/4 Pflegemahd alle 5 Jahre Erhalt und Entwicklung der und Schlammuferfluren , Uferstaudenfluren und Ufer- röhrrichte des neuen Priels 6430 B 8218_2012_48 5/5 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röhricht- Auwald, ggf. Initialpflan- Auengebüsch-Komplexes zung bis hin zum Tide-Auwald (Sukzession) 6430 C 8418_2012_2 7/7 Abschnittsweise Pflege- Erhaltung und Entwicklung mahd der Uferstauden- von Uferstaudenfluren 8418_2012_50 säume 6430 C 8420_2012_52 7/7 Abschnittsweise Pflege- Erhaltung und Entwicklung mahd der Uferstauden- von Uferstaudenfluren säume 9/1-5 Rückbau von Deckwerk am Elbufer, ggf. Uferabfla- chung 6440 C 8218_2012_36 5/1 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röhricht- Auwald, ggf. Initialpflan- Auengebüsch-Komplexes zung bis hin zum Tide-Auwa ld (Sukzession) 6440 C 8220_2012_2 1/1 Zweischürige Mähwiese Erhalt und Entwicklung von ! ohne Beweidung Brenndolden-Auenwiesen 8420_2012_54 1/2 6510 B 8420_2012_23 1/1 Zweischürige Mähwiese Erhalt und Entwicklun g von ! ohne Beweidung artenreichen Flachland-Mäh- 8420_2012_24 wiesen 8420_2012_51

77 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

b) Zusätzliche Vorkommen

FFH- Derzeitiger Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang LRT Biotop 3270 FWO 8418_2012-1 10/1 Einschränkung der Erhalt und Enrwicklung ! Angelrechte naturnaher Uferbereiche 3270 FWO 8420_2012-11 9/1-5 Rückbau von Deckwerk Erhalt und Enrwicklung am Elbufer, ggf. Ufer- naturnaher Uferbereiche abflachung

10/1 Einschränkung der ! Angelrechte 6440 / GIM 8420_2012_58 2/1 (Optional) Initialsaat zur Erhalt und Entwicklung 6510 2/2 Entwicklung artenrei- von artenreichen Brenn- 8420_2012_68 cher Brenndolden- und dolden- und Flachland- 8420_2012_68 2/3 Flachland-Mähwiesen Mähwiesen *91E0 GFC 8218_2012_36 5/1 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röh- Auwald, ggf. Initial- richt-Auengebüsch- pflanzungen Komplexes bis hin zum Tide-Auwald (Sukzession) *91E0 GFC 8220_2012_2 5/2 Bis zur Aufhebung der Entwicklung eines Röh- westlichen Zufahrt über richt-Auengebüsch- 8220_2012_58 die Schlinz Nutzung als Komplexes bis hin zum Mähwiese, anschlie- Tide-Auwald (Sukzession) ßend Entwicklung zum Tide-Auwald *91E0 NRW 8218_2012_34 5/6 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röh- GFS, (FWV) 5/3, 5/7 Auwald, ggf. Initial- richt-Auengebüsch- 8218_2012_35 pflanzungen Komplexes bis hin zum GNR 8218_2012_38 5/4, 5/5 Tide-Auwald (Sukzession)

Tabelle 7.4-2: Übersicht der Maßnahmen für Tier- und Pflanzenarten der FFH- und Vogelschutz- richtlinie im Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen a) Bestehende Vorkommen FFH-Art Zu- Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang stand Oenanthe conioides C 8420_2012_59 7/4 Pflegemahd alle 5 Erhalt und Entwicklung Jahre der Uferröhrrichte und Schlamm-Uferfluren des neuen Priels b) Zusätzliche Vorkommen

FFH-Art Derzei- Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang tiger Biotop Oenanthe conioides FWP 8218_2012_37 8/1 Rückbau der Ufer- u. Naturnähere Ge- 8420_2012_56 Sohlbefestigung staltung der Schlinz 8/2 Abflachung /Feingestaltung der 8/3 Ufer Entfernung des west- lichen Rohrdurchlas- ses mit Überfahrt und

78 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Renaturierung des Gewässerbetts Rapfen 8218_2012_16 8/3 Entfernung des west- Naturnähere Ge- 8218_2012_35 lichen Rohrdurchlas- staltung der Schlinz 8218_2012_37 ses mit Überfahrt und 8218_2012_48 Renaturierung des Gewässerbetts Meer- und Fluss- 8218_2012_37 8/2 Abflachung Naturnähere Ge- Neunaugen /Feingestaltung der staltung der Schlinz Ufer

7.5 Zeitplanung

Vordringlich umzusetzende Maßnahmen sind die Vorgaben für die Mahd der Brenndol- den- und Flachland-Mähwiesen (MNr. 1/1 und 1/2), das Zurückdrängen der Ackerkratz- distel auf ufernahen Flächen (MNr. 4/1-3), die Minimierung anthropogener Störungen durch das Errichten der Infotafeln (MNr. 6/1) und die Einschränkung der Angelrechte (MNr. 10/1) sowie die Beobachtung und ggf. Eindämmung der Ausbreitung von Neobiota (MNr. 13/1 und 14/1). Eine Initialsaat zur Entwicklung artenreicher Brenndolden- und Flachland-Mähwiesen auf den Biotopflächen 8420_2012_58 und 8420_2012_68 (Mnr. 2/1–3) nach BOSSHARD (2000) wäre dann angebracht, wenn sich die gewünschten Arten nicht von alleine einstellen. Die Entwicklung der Flächen bleibt somit zunächst abzuwar- ten. Bei der 1. Mahd der Grünlandflächen ist auf die Aussparung der Randstreifen auf den Grünlandflächen im Osten des Gebietes zu achten. Die Flächen, die nur in mehrjährigem Turnus gemäht werden (Uferstaudenfluren, Röhrichte, Uferbereiche des neu angelegten Priels), sind gestaffelt in die Mahd einzubeziehen, sodass jährlich Teilbereiche/Abschnitte über das Gebiet verteilt ungemäht bleiben. In der folgenden Tabelle sind alle für das Gebiet vorgeschlagenen Maßnahmen aufgelis- tet und die für die Maßnahmenumsetzung jeweils geeigneten Monate gekennzeichnet, da ein Teil der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen nur bei bestimmten klimatischen Be- dingungen (z.B. Frost) durchgeführt werden kann.

79 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Tabelle 7.5-1: Zeitplanung der Maßnahmen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen

MNr. V Beschreibung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

1 ! 2-schürige Mahd • •

2 Initialsaat (optional) • 3 Erhaltung und Entwicklung x x x x x x artenreicher Weideflächen

4 ! Ackerkratzdistel zurückdän- • • gen 5 Auwaldentwicklung, ggf. x x x x Initialpflanzung 6 ! Infotafeln aufstellen x x x x x x x x x x x x 7 Pflegemahd in mehrjährigen x x x x Abständen 8 Rückbau von Ufer- x x x x x /Sohlbefestigungen und Ab- flachung der Ufer 9 Rückbau von Deckwerk am x x x x x Elbufer, ggf. Uferabflachung 10 ! Angelrechte einschränken x x x x x x x x x x x x 11 Roden von Bäumen und x x x x x Gehölzen 12 Gehölzaufwuchs entfernen x x x x x 13 ! Ausbreitung von Neobiotata x x x x x beobachten 14 ! Ausbreitung von Neobiotata x x x x x eindämmen

MNr. = Nummer der Maßnahme V = Vorrangigkeit (!) 1 - 12 = Monate Januar - Dezember • = Maßnahme muss in dem gekennzeichneten Monat durchgeführt werden x = gekennzeichneter Monat eignet sich für die Maßnahme, es ist zu prüfen, ob die Maßnahme zu diesem Zeitpunkt erforderlich bzw. möglich ist

80 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

7.6 Kostenplan

Bei der Ermittlung der Kosten für die Maßnahmen wurden die aktuellen Wasserbau- und Gartenbaukleinverträge der Hamburger Fachämter zum Ansatz gebracht. Von diesen Verträgen wurde abgewichen, wenn der Einsatz von Spezialgerät notwendig ist. In die- sem Fall sind, soweit vorhanden, die Kosten aus aktuellen Angeboten der BSU Hamburg verwendet worden. Auf mögliche Preissteigerungen, die sich während dieses Maßnah- menplans ergeben könnten, konnte nicht eingegangen werden. Die detaillierte Zuordnung der Kosten zu den einzelnen Maßnahmen kann dem Maßnah- menkatalog (Kapitel 7.3) entnommen werden. Zusätzliche Kosten können durch die Durchführung von Initialpflanzungen im Bereich der zu entwickelnden Tide-Auenwälder und die Überwachung/Eindämmung von Neobiota entstehen.

Tabelle 7.6-1: Gesamtübersicht über die voraussichtlich einzuplanenden Finanzmittel während der Geltungsdauer des Pflegeplans

Kosten der Maßnahmen davon vorrangige Maßnahmen zyklische Maßnahmen 27.658 € 16.903 € Einzelmaßnahmen 66.880 € 9.660 € Verbesserung Naturschutz Einzelmaßnahmen 4.000 € 4.000 € besonderer Anlass Summe 98.538 € 30.563 €

alle Kosten netto (ohne MwSt.)

81

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 8 Erfolgskontrolle und Fortschreibung

8 ERFOLGSKONTROLLE UND ERLASS

8.1 Erfolgskontrolle

Die Kontrolle der Entwicklung der Lebensräume im NSG während und nach Durchführung der Maßnahmen ist erforderlich, um bei Bedarf lenkend eingreifen zu können. Diese Kon- trolle wird für die Altengammer Wiesen aufgrund der diesbezüglichen Zuständigkeit von der BSU durchgeführt. Soweit ein wissenschaftliches Monitoring im Gebiet erfolgt, ist dies ebenfalls Aufgabe der BSU. Generell erfolgt im Gebiet ein regelmäßiges Monitoring der FFH-Lebensraumtypen (Flüs- se mit Schlammufern, Hochstaudenfluren, Brenndolden-Auenwiesen, Flachland- Mähwiesen und Tide-Auwälder). Da hiervon viele Flächen im Schutzgebiet umfasst sind und zudem im Rahmen der Biotopkartierung ca. alle 8 Jahre eine vollständige Erfassung aller Lebensräume im Altengammer Vorland erfolgt, können Entwicklungen im Gebiet gut verfolgt werden. Bezüglich der FFH-Arten wird im Gebiet der Erhaltungszustand des Schierlings-Wasserfenchels regelmäßig untersucht. Im gesamten Altengammer Vorland findet zudem ein regelmäßiges Monitoring der Wiesenvögel im 2-jährigen Turnus statt. zu Maßnahmenblatt 1 und 2: Die Entwicklung der Brenndolden-Auenwiesen und Flach- land-Mähwiesen wird im Rahmen des regelmäßigen FFH-Monitorings (ca. alle 3 Jahre) beobachtet. In den ersten Jahren nach Maßnahmenumsetzung sollte eine Erfolgskontrol- le in einem engeren Zeitrhythmus erfolgen. Je nach Erfolg der Maßnahme kann eine An- passung des Mahdregimes und/oder der Mahdgutübertragung erforderlich werden. zu Maßnahmenblatt 3: Die Entwicklung der Bestände von Wiesenvögeln wird im Rahmen des Monitorings zum Vertragsnaturschutz beobachtet. Ggf. ist die Nutzungsart oder – intensität zur Erreichung der Entwicklungsziele anzupassen. zu Maßnahmenblatt 4:. Auf Flurstück Nr. 746 soll in weiten Teilen Tide-Auwald entwickelt werden, der Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdisteln ist hier für die ersten fünf Jahre vor- gesehen. Inwiefern ein vorzeitiges Zulassen der Sukzession möglich bzw. eine Fortfüh- rung der Pflegeschnitte erforderlich ist, ist im Rahmen des Monitorings zu beurteilen. zu Maßnahmenblatt 5: Die Entwicklung zum Tide-Auwald ist im Rahmen eines Monito- rings zu beobachten. Dies gilt insbesondere, wenn sich die Notwendigkeit einer Auwald- Entwicklung durch Initialpflanzungen und ergänzende Pflegemaßnahmen ergeben sollte. zu Maßnahmenblatt 6 und 10: Die Funktionsfähigkeit der Informationstafeln ist zu über- prüfen. Die Einhaltung der eingeschränkten Angelrechte sowie der Verbote der NSG- Verordnung ist regelmäßig durch geeignetes Personal zu überwachen. Sofern die Maß- nahmen (Informationstafeln, Einschränkung der Angelrechte) nicht ausreichen, die Flä- chen angemessen vor Störungen zu schützen, sollte eine Aufklärung der Bevölkerung durch Info-Abende, Zeitungsartikel o.ä. erfolgen. Als letzte Konsequenz könnte auch eine teilweise oder vollständige Einzäunung der Altengammer Elbwiesen in Erwägung gezo- gen werden.

83 8 Erfolgskontrolle und Fortschreibung PEP NSG Borghorster Elblandschaft zu Maßnahmenblatt 8: Die Uferrenaturierungsmaßnahmen im Unterlauf der Schlinz sind über ein Monitoring zu begleiten. In Abhängigkeit vom Ergebnis der Erfolgskontrolle sind ggf. Nachbesserungsmaßnahmen erforderlich. zu Maßnahmenblatt 12: Die Gehölzentwicklung in den Altengammer Elbwiesen ist zu be- obachten. Bei Bedarf kann eine Durchführung von Pflegemaßnahmen zur Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses notwendig werden. zu Maßnahmenblatt 13 und 14: Das Vorkommen bzw. die Neu-Etablierung von Neophy- ten und Neozoen ist regelmäßig zu kontrollieren. Bei Bedarf sind Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

84 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 8 Erfolgskontrolle und Fortschreibung

8.2 ERLASS

Mit dem nachstehenden Datum tritt der vorliegende Pfege- und Entwicklungsplan in Kraft. Er gilt bis zum Erlass einen neuen Pflege- und Entwicklungsplans. Sollten in Zukunft neue wissenschaftliche Erkenntnisse, nicht vorhersehbare Veränderun- gen des abiotischen oder biotischen Potenzials oder Erfahrungen bei der Durchführung der Maßnahmen dazu führen, dass eine Verwirklichung von Teilen der Entwicklungsziele unrealistisch oder fachlich unerwünscht erscheint, so erfolgt von der Fachbehörde eine entsprechende Revidierung der Entwicklungsziele. Dies kann dann auch Auswirkungen auf die Inhalte des Maßnahmenplans haben. Bei der Lockerung von Zwangspunkten (s. Kapitel 6.4) kann eine Änderung der Entwicklungsziele hin auf das Leitbild (s. Kapitel 6.3) und die Anpassung der Maßnahmen sinnvoll sein.

Hamburg, den

…………………………………………………..

85

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 9 Quellenverzeichnis

9 QUELLENVERZEICHNIS

ANONYMUS (2002): Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg, Brenndolden- Auenwiesen (Cnidion dubii), Brandenburg.

ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2012): Integrierter Bewirtschaftungsplan für das Elbeästuar. http://www.natura2000-unterelbe.de/links-Gesamtplan.php

BFG – BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE KOBLENZ (2003): Untersuchung des ökolo- gischen Entwicklungspotenzials der Unter- und Außenelbe (Ökologische Potenzialana- lyse). Gutachten im Auftrag der Projektgruppe Potenzialanalyse, Wasser- und Schiff- fahrtsdirektion Nord / Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Wirtschaft und Ar- beit, Amt Strom- und Hafenbau. Stand: Juni 2003, Koblenz.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (1998): Das Europäische Schutzgebiets- system NATURA 2000 - BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Na- turschutz, Heft 53: 1-560. Bonn-Bad Godesberg.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (2011): Rote Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands. Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). Bonn-Bad Godesberg.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (1998a): Rote Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (2009): Bewertung des Erhaltungszustandes der Arten nach Anhang II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Deutschland - Überarbeitete Bewertungsbögen der Bund-Länder-Arbeitkreise als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring. Gutachten im Auftrag des BfN, Bonn.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (2009a): Bewertung des Erhaltungs- zustandes der Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Deutschland - Überarbeitete Bewertungsbögen der Bund-Länder-Arbeitkreise als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring. Gutachten im Auftrag des BfN, Bonn.

BOSSHARD , A. (2000): Blumenreiche Heuwiesen aus Ackerland und Intensiv-Wiesen. In: Naturschutz und Landschaftsplanung, 32. Jahrgang, Juni 2000: 161-171.

BRANDT , I. & B. ENGELSCHALL (2011): Kartieranleitung und Biotoptypenschlüssel für die Biotopkartierung Hamburg. 2. überarbeitete Auflage, Stand: Januar 2011. Herausge- geben von der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Hamburg.

BRANDT , I. & K. FEUERRIEGEL (2004): Artenhilfsprogramm und Rote Liste Amphibien und Reptilien in Hamburg. Verbreitung, Bestand und Schutz der Herpetofauna im Ballungs- raum Hamburg. Hrsg.: Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt - Naturschutzamt - 144 S.

BRAUN -BLANQUET , J. (1964): Pflanzensoziologie. Grundzüge der Vegetationskunde. 3. neubearb. u. wesentl. verm. Auflage, Wien.

87 9 Quellenverzeichnis PEP NSG Borghorster Elblandschaft

DEMBINSKI , M., DEMBINSKI , S., OBST , G. & A. HAACK (2004): Artenhilfsprogramm und Rote Liste der Säugetiere in Hamburg. Naturschutz und Landschaftspflege in Hamburg. Schriftenreihe der Behörde für Umwelt und Gesundheit, Heft 51. Hrsg.: Behörde für Umwelt und Gesundheit Hamburg - Naturschutzamt - 94 S.

DIERCKING , R. & L. WEHRMANN (1991): Artenschutzprogramm Fische und Rundmäuler in Hamburg. Umweltbehörde Hamburg - Naturschutzamt (Hrsg.): Schr.R. Umweltbehörde 38, 126 S.

FHH – FREIE UND HANSESTADT HAMBURG (1997): Landschaftsprogramm einschließlich Artenschutzprogramm. Gemeinsamer Erläuterungsbericht.

FHH - FREIE UND HANSESTADT HAMBURG (2005): Landesinterner Bericht zum Bearbei- tungsgebiet Elbe/Hafen Bestandsaufnahme und Erstbewertung (Anhang II / Anhang IV der WRRL), Stand: 31.01.2005, zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

FHH - FREIE UND HANSESTADT HAMBURG (2012): Datensätze des Biotopkatasters für das Altengammer Vorland (Shapedaten). Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

GOTTSCHALK , T. (2010): Verbreitungsänderungen von Vogelarten und Analyse des Ein- flusses des Klimawandels. Vortrag im Rahmen 2. BfN-Forschungskonferenz „Biologi- sche Vielfalt und Klimawandel“ vom 2. bis 3. März 2010 in Bonn. Tagungsband, S. 16- 17. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, Bonn- Bad Godesberg.

HEYDEMANN , B. (1997): Neuer Biologischer Atlas. Ökologie für Schleswig-Holstein und Hamburg.- Wachholtz Verlag Neumünster.

HPA & WSV - HAMBURG PORT AUTHORITY & WASSER - UND SCHIFFFAHRTSVERWALTUNG DES BUNDES (2010): Integrierter Bewirtschaftungsplan Elbeästuar - Fachbeitrag Wasser- straßen und Häfen. Stand: 17.12.2010.

HUNTLEY , B., GREEN , R. E., COLLINGHAM , Y. C. & S.G. WILLIS (2007): A climatic atlas of European breeding birds. Durham University, The RSPB and Lynx Edicions, Barcelona. Auszug in: ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011): Integrierter Bewirtschaf- tungsplan für das Elbeästuar. http://www.natura2000-unterelbe.de/links- Gesamtplan.php

IHU – INSTITUT FÜR HYGIENE UND UMWELT (2012): Untersuchung des Oberbodens im Elb- vorland bei Altengamme. Bericht Nr. F2012A0190-1 vom 15.06.2012 und F2012A0190-2 vom 27.02.2012. Hamburger Landesinstitut für Lebensmittelsicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltuntersuchungen.

INSTITUT FÜR UMWELTSTUDIEN & JASCHKE , TH. (2011): PEP-Tool Version 3.01.: Anleitung für die Erstellung von Pflege- und Entwicklungsplänen für die Freie und Hansestadt Hamburg. - Bericht mit CD im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg - Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

KI FL – KIELER INSTITUT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE (2004): Ausgleichsmaßnahme Hahn- öfer Sand - Monitoring des Schierlings-Wasserfenchels.

88 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 9 Quellenverzeichnis

KNABE INGENIEURE (2009): Anlage 1.2 des Erläuterungsberichtes zum Antrag auf Geneh- migung - Ausgleichsmaßnahme Altengammer Vorland. Erstellt im Auftrag der Vatten- fall Europe Generation AG & Co. KG.

KORNECK , D., SCHNITTLER , M. & VOLLMER , I. (1996): Rote Liste der Farn- und Blütenpflan- zen ( Pteridophyta et Spermatophyta ) Deutschlands. In: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Pflanzen Deutschlands. Schriftenreihe für Vegetations- kunde, Heft 28: 21-187.

KÜHNEL , K.-D., GEIGER , A., LAUFER , H., PODLOUCKY , R. & M. SCHLÜPMANN (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) Deutschlands. Stand Dezember 2008. In: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflan- zen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere: 259 - 288. Bonn - Bad Godesberg.

KURZ , H. (2006): Potenzielle und aktuelle Standorte des Schierlingswasserfenchels. Pro- jektbüro Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe.

LEGUAN (2009): Ausgleichsmaßnahme Altengammer Vorland. Fachbeitrag Flora und Fauna – Biologische Untersuchungen. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG. Stand: 22. Oktober 2009, aktualisierte Fassung. Leguan GmbH Hamburg.

LEGUAN (2009a): Ausgleichsmaßnahme Altengammer Vorland. Artenschutzfachbeitrag. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG. Stand: 22. Ok- tober 2009, aktualisierte Fassung. Leguan GmbH Hamburg.

LEGUAN (2011): Umweltbaubegleitung und Erfolgskontrolle im Zuge der Ausgleich- maßnahmen im Altengammer Vorland. Wiesenbrüter- und Amphibienschutz, pflanzen- soziologische Aufnahmen. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG. Stand: 29. Juli 2011. Leguan GmbH Hamburg.

LEGUAN (2014): Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen im Altengammer Vorland. Jahresbericht 2013. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG. Stand: August 2014. Leguan GmbH Hamburg.

LIMNOBIOS (2012): Folgebewertung des Erhaltungszustandes für FFH-Fischarten 2010 - FFH-Gebiete Zollenspieker/Kiebitzbrack (DE 2627-301), Heuckenlock/Schweenssand (DE 2526-302), Borghorster Elblandschaft (DE 2527-303), Hamburger Unterelbe (DE 2526-305). Gutachten im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Naturschutz und Landschaftspflege. Entwurf, Stand: Mai 2012, Köthel.

MAAS , S., DETZEL , P. & A. STAUDT (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands. Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Bun- desamt für Naturschutz (Hrsg.), Bonn - Bad Godesberg.

MEINIG , H., BOYE , P. & R. HUTTERER (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Säuge- tiere (Mammalia) Deutschlands. Stand Oktober 2008. In: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 1: Wirbeltiere, S. 115 - 153. Bonn-Bad Godesberg.

89 9 Quellenverzeichnis PEP NSG Borghorster Elblandschaft

MIERWALD , U., GARNIEL , A. & T. DEINERT (2003): Kartierung und Bewertung der Lebens- raumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie in Hamburg – Teil 1: Lebensraumtypen des Binnenlandes. Entwurf 198 S.

MITSCHKE , A. (2007): Rote Liste der gefährdeten Brutvögel in Hamburg. 3. Fassung, 1.12.2006. Hamburger avifaunistische Beiträge 34: 185-227.

MITSCHKE , A. (2014): Avifaunistische Begleitkartierungen im Rahmen des Biotopschutz- programms in der Kulturlandschaft Hamburgs - Berichtsperiode 1990 bis 2014. Her- ausgegeben von der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

NETZ , B.-U. (2006): Biotopbewertung für die Biotopkartierung Hamburg, Stand: April 2006. Herausgegeben von der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadt- entwicklung und Umwelt.

NEUBECKER , J., KÖHLER , S., OBST , G. & K. JENSEN (2005): Der Schierlings-Wasserfenchel - Erfolgreiche Ansiedlung einer prioritären FFH-Art an der Elbe. Naturschutz und Landschaftsplanung Heft 8: 248 – 255.

POMPE , S., BERGER , S., GIAN -RETO , W., BADECK , F., HANSPACH , J., SATTLER , S., KLOTZ , S. & I. KÜHN (2009): Mögliche Konsequenzen des Klimawandels für Pflanzenareale in Deutschland. In : Natur und Landschaft 84. Jg., Heft 1, S.2 - 7.

POPPENDIECK , H.-H., BERTRAM , H., BRANDT , I., KREFT , K. A., KURZ , H., ONNASCH , A., PREISINGER , H., RINGENBERG , J., PRONDZINSKI , J. V. & D. WIEDEMANN (2010): Rote Liste und Florenliste der Gefäßpflanzen von Hamburg, 3. Auflage. In : Der Hamburger Pflan- zenatlas von a bis z, herausgegeben von Hans-Helmut Poppendiek, Horst Bertram, Ingo Brandt, Barbara Engelschall, Jörg v. Prondzinski. Dölling und Galitz Verlag, Ham- burg 2010.

RINGENBERG , J. (2006): „Konzept zur Entwicklung und Pflege von Brenndoldenwiesen in der Borghorster Elbaue“. Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag der FHH, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Sondervermögen Naturschutz.

RÖBBELEN , F. (2007): Heuschrecken in Hamburg - Rote Liste und Artenverzeichnis. 3. Fassung. Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Um- welt (Hrsg.).

RÖBBELEN , F. (2007a): Libellen in Hamburg - Rote Liste und Artenverzeichnis. 2. Fassung. Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Um- welt (Hrsg.).

ROTHENBÜCHER , J. (2004): The Impact of Mowing and Flooding on the Diversity of Arthro- pods in Floodplain Grassland Habitats of the Lower Oder Valley National Park, Ger- many. Dissertation an den Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Georg-August-Universität zu Göttingen.

SCHIPULL , K. (ohne Jahr): Naturräumliche Gliederung Hamburgs, unveröffentliches Manu- sskript im Auftrag der Abteilung Naturschutz der Behörde für Stadtentwicklung und

90 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 9 Quellenverzeichnis

Umwelt, Hamburg. GIS-Daten zur Verfügung gestellt am 21.2.2011 von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Natur- und Ressourcenschutz.

SIEPE , A. (2006): Dynamische Überflutungen am Oberrhein: Entwicklungs-Motor für die Auwald-Fauna. WSG Baden-Württemberg 10, 149-158.

STEINFELD & PARTNER – GRUNDBAUINGENIEURE STEINFELD UND PARTNER GBR (2008): NSG Borghorster Elblandschaft - Entwicklung tidegeprägter Biotope, 1. Bericht: Ergebnisse der Baugrunderkundung und Baugrundbeurteilung sowie Erkundung des Untergrundes auf Schadstoffe im Bereich des geplanten Prieles. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG.

STILLER , G. (2006): Monitoring des Schierlings-Wasserfenchels ( Oenanthe conioides ) in ausgewählten Hamburger FFH-Gebieten der Tideelbe. Gutachten im Auftrag der Be- hörde für Stadtentwicklung und Umwelt - Naturschutzamt, Hamburg.

SSYMANK , A., HAUKE , U., RÜCKRIEHM , C. & E. SCHRÖDER (1998): Das europäische Schutz- gebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 53. Bonn-Bad Godesberg.

SÜDBECK , P., BAUER , H.-G., BOSCHERT , M., BOYE , P. & W. KNIEF (Nationales Gremium Rote Liste Vögel) (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands. 4. Fassung, 30. No- vember 2007. The Red List of breeding birds of , 4th edition, 30 November 2007.- Ber. Vogelschutz 44: 23-81.

VOHLAND , K., BADECK , F., BÖHNING -GAESE , K., HANSPACH , J., KLOTZ , S., KÜHN , I., LAUBE , I. SCHWAGER, M., TRAUTMANNN , S. & W. CRAMER (2011): Schutzgebiete im Klimawandel – Risiken für Schutzgüter. In : Natur und Landschaft 86. Jg., Heft 5, S.204 - 213.

VOSSEN , B. (1997): Die Auswirkungen von Schafbeweidung auf die Heuschreckenfauna von Sandtrockenrasen und trockener Sandheide – untersucht anhand unterschiedli- cher Erfassungsmethoden. Unveröff. Diplomarbeit, Universität Hamburg.

91

PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 1 NSG-Verordnung

ANHANG A: VERORDNUNGEN

A 1 Verordnung über das NSG (NSG-VO) Borghorster Elblandschaft

Verordnung über das Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft Vom 19. September 2000

Fundstelle: HmbGVBl. 2000, S. 289

letzte berücksichtigte Änderung: § 2 neu gefasst, § 5 geändert durch Verordnung vom Stand: 22. Juni 2010 (HmbGVBl. S. 446)

Auf Grund der §§ 15, 16 und 17 des Hamburgischen Naturschutzgesetzes vom 2. Juli 1981 (Ham- burgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 167), zuletzt geändert am 4. November 1997 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seiten 489, 493), wird verordnet:

§ 1

Naturschutzgebiet

(1) Die in der Naturschutzkarte grün eingezeichneten, in den Gemarkungen Altengamme und Neu- engamme gelegenen Flächen der Borghorster Elblandschaft einschließlich der Borghorster Dü- nen/Elbwiesen, des Borghorster Bracks und der Altengammer Elbwiesen werden zum Naturschutz- gebiet erklärt.

(2) 1 Die Naturschutzkarte ist Teil dieser Verordnung. 2 Ihr maßgebliches Stück ist beim Staatsar- chiv, je eine Ausfertigung bei der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (Naturschutzamt) und beim Bezirksamt Bergedorf zur kostenfreien Einsicht durch jedermann niedergelegt.

§ 2

Schutzzweck und Erhaltungsziele

(1) Schutzzweck ist es, den repräsentativen Ausschnitt der ursprünglichen Naturlandschaft im Elbe- Urstromtal mit ihrer durch Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt und den typischen, in sich geschlossenen Vegetationsabfolgen vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandor- ten einschließlich den darin beheimateten artenreichen Lebensgemeinschaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, zu entwickeln und wiederherzustellen.

Dies gilt insbesondere für 1. die strukturreichen Vorlandflächen der von Prielen und Gräben durchzogenen, tidebeein- flussten Altengammer Elbwiesen mit ihren Süßwasserwatten, Tideröhrichten, Strandwällen, Auengehölzen, Hochstaudenfluren und Stromtalwiesen als Lebensstätte für hierauf angewie- sene seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Wiesenpieper, Rotschenkel, Wach- telkönig, Großer Brachvogel, Flussneunauge, Meerneunauge, Rapfen, Finte, Schnäpel und Brenndolde,

93 1 NSG-Verordnung PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

2. das Borghorster Brack mit seiner Wasserpflanzen- und Röhrichtvegetation, Gehölzgruppen und angrenzenden Grünländern als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und ge- fährdete Tier- und Pflanzenarten wie Steinbeißer, Rohrweihe, Sumpf-Sternmiere und Sumpf- quendel,

3. die Erhaltung der Borghorster Elbwiesen mit ihren von Gewässern durchzogenen Stromtal- wiesen subkontinentaler Verbreitung und Resten an Hartholzauenwäldern als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Pirol, Teichrohr- sänger, Rapfen, Brenndolde und Langblättriger Ehrenpreis und die Wiederherstellung tide- beeinflusster Süßwasserbiotope bestehend aus Flachwasserzonen, Süßwasserwatten, Tide- röhrichten, Auwäldern und Stromtalwiesen mit ihren hierauf angewiesenen Pflanzen- und Tierarten im Kontakt mit den angrenzenden Binnendünen der Besenhorster Sandberge, wo- bei die Wiederherstellung tidebeeinflusster Süßwasserbiotope vorrangig ist gegenüber der Erhaltung weiterer dort gegenwärtig vorkommenden Lebensräume und Arten,

4. die Ausläufer der Besenhorster Sandberge mit ihren trockenen Binnendünen und offenen, lückigen Sandtrockenrasen, umgeben von nährstoffarmen Trockenwäldern und strukturrei- chen Wäldern aus Eichen, Birken und Hainbuchen als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Wespenbussard, Schwarzspecht, Ge- fleckte und Gewöhnliche Ameisenjungfer, Grasnelke, Heide-Nelke, Besenheide, Silbergras und Berg-Sandglöckchen. (2) Erhaltungsziele des Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung im Sinne von § 32 Absätze 2 und 3 des Bundesnaturschutzgesetzes sind, den günstigen Erhaltungszustand 1. des Lebensraumtyps „Trockene Sandheiden“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflan- zenarten,

2. des Lebensraumtyps „Dünen mit offenen Grasflächen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

3. des Lebensraumtyps „Natürliche eutrophe Seen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

4. des Lebensraumtyps „Flüsse mit Schlammbänken“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

5. des Lebensraumtyps „Brenndolden-Auenwiesen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

6. des Lebensraumtyps „Magere Flachland-Mähwiesen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

7. des Lebensraumtyps „Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen“ mit seinen charakte- ristischen Tier- und Pflanzenarten,

8. des prioritären Lebensraumtyps „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

9. des Lebensraumtyps „Hartholzauenwälder“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzen- arten,

10. der Finte und des Rapfens mit ihren als Nahrungs-, Aufwuchs- oder Laichgebiet genutzten Lebensstätten aus Flachwasserbereichen, bei Tidehochwasser überstauten Süßwasserwat- ten und Stromkanten,

11. des Meerneunauges und Flussneunauges mit ihren als Wandergebiet genutzten Lebensstät- ten aus Flachwasserbereichen sowie Stromkanten,

94 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 1 NSG-Verordnung

12. des Steinbeißers mit seinen als Laichgebiet genutzten Lebensstätten aus flachen, schwach fließenden oder stehenden Gewässern mit sandigen oder schlammigen Sedimenten und

13. des prioritären Schierlings-Wasserfenchels mit seinen Lebensstätten aus Tideröhrichten, Süßwasserwatten sowie uferbegleitenden Hochstaudenfluren und Auwäldern zu erhalten und zu entwickeln.

§ 3

Gebote

Im Naturschutzgebiet ist es geboten, die in den Borghorster Dünen/Elbwiesen nördlich des Weges Am Kringel vorhandenen Heide- und Trockenrasengesellschaften der offenen Binnendünen auszu- weiten und miteinander zu verbinden.

§ 4

Duldung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

Folgende Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen der zuständigen Behörde zum Zwecke des Natur- schutzes und der Landschaftspflege sind von den Eigentümerinnen, Eigentümern und Nutzungsbe- rechtigten zu dulden: 1. die Verbindung und Erweiterung der offenen Binnendünen, Heide- und Trockenrasenflächen in den Borghorster Dünen/Elbwiesen nördlich des Weges Am Kringel durch Pflege und Frei- halten von aufkommendem Baumbewuchs,

2. die Entwicklung von Waldflächen mit hohem Anteil an Nadelholz zu standorttypischen Wald- gesellschaften,

3. die Mahd brachliegender Grünlandflächen,

4. die Durchführung von Maßnahmen wie Räumung und Entschlammung zur Pflege der Grä- ben im Feuchtgrünland,

5. die Entwicklung des naturnahen Gewässerverlaufs der Schlinz in den Altengammer Elbwie- sen verbunden mit einer Verbreiterung bis zu höchstens 15 Metern,

6. die Entwicklung von Weich- und Hartholzauenwäldern in den Altengammer Elbwiesen im Uferbereich der Elbe auf den Flurstücken 746, 769, 773, 1042, 1593, 2037 der Gemarkung Altengamme und 4361 der Gemarkung Neuengamme.

§ 5 Verbote

(1) Im Naturschutzgebiet ist es verboten,

1. Pflanzen oder einzelne Teile von ihnen abzuschneiden, abzupflücken, aus- oder abzureißen, auszugraben, zu entfernen oder sonst zu beschädigen,

2. wild lebenden Tieren nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder sie durch sonstige Handlungen zu stören oder ihre Eier, Larven, Puppen oder sonstige Entwicklungs- formen oder Nester wegzunehmen, zu zerstören oder zu beschädigen,

3. Pflanzen oder Tiere anzusiedeln oder auszusetzen,

95 1 NSG-Verordnung PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

4. das Gebiet außerhalb dafür bestimmter Wege zu betreten,

5. das Gebiet außerhalb dafür bestimmter Wege mit Fahrzeugen aller Art zu befahren oder außerhalb dafür bestimmter Stellen Fahrzeuge aller Art oder Anhänger abzustellen,

6. außerhalb dafür bestimmter Wege zu reiten oder Pferde mitzuführen,

7. die Jagd auf Federwild auszuüben,

8. Hunde auf andere Weise als an kurzer Leine mitzuführen,

9. an der Elbe auf den Flurstücken 746 teilweise und 1815 teilweise der Gemarkung Altengamme sowie an den übrigen Gewässern außerhalb dafür bestimmter Stellen zu angeln oder sonst Fische zu fangen, Fische oder Fischlaich in die Gewässer einzusetzen sowie Fischteiche anzulegen oder auszubauen,

10. die Gewässer mit Fahrzeugen aller Art zu befahren,

11. in den Gewässern zu baden,

12. Drachen, Ballone, Modellflugkörper mit Eigenantrieb oder Flugmodelle im Gebiet steigen zu lassen sowie Schiffsmodelle auf den Gewässern fahren zu lassen,

13. brennende oder glimmende Gegenstände wegzuwerfen oder Feuer zu machen,

14. zu zelten oder zu lagern,

15. die Ruhe der Natur durch Lärmen oder auf andere Weise zu stören,

16. das Gelände durch Abfälle, Abwässer oder auf sonstige Weise zu verunreinigen,

17. bauliche Anlagen jeglicher Art, Frei- und Rohrleitungen, Einfriedungen sowie Wege, Treppen, Brücken oder Stege zu errichten, anzulegen oder zu verändern,

18. Bild- oder Schrifttafeln anzubringen,

19. Zäune oder Zaunteile an Gehölzen zu befestigen,

20. Aufschüttungen oder Bohrungen vorzunehmen, die Bodengestalt, die Gestalt der Wasserläu- fe oder Teiche und ihrer Ufer durch Grabungen, Abbau oder durch Einbringen von Bodenbe- standteilen oder auf sonstige Weise zu verändern,

21. den Wasserhaushalt zu verändern oder den Naturhaushalt der Gewässer zu schädigen,

22. wasserbauliche Maßnahmen durchzuführen,

23. die Kulturart zu verändern, ausgenommen die Umwandlung von Acker- in Grünland,

24. Grünland auf den Flurstücken 1910 bis 1914, 1916 und 1917 der Gemarkung Altengamme umzubrechen,

25. Düngemittel aller Art auf den Flurstücken 1910 bis 1914, 1916 und 1917 der Gemarkung Altengamme auszubringen,

26. die Grasnarbe durch Überweidung zu zerstören,

27. Stallmist oder in Kunststoff eingeschweißte Ballen (zum Beispiel Silage) zu lagern,

28. Pflanzenschutzmittel anzuwenden,

96 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 1 NSG-Verordnung

29. das Wasser der Gräben auf einen geringeren Wasserstand als 20 cm über dem Gewässer- grund abzusenken,

30. Gegenstände von wissenschaftlicher, naturgeschichtlicher und bodenkundlicher Bedeutung zu beschädigen, aufzunehmen, zu sammeln oder zu verunstalten.

(2) Von den Verboten des Absatzes 1 gelten nicht

1. die Nummern 1 bis 5, 8 bis 10, 11, 13 bis 15, 18, 23, 25, 28 und die Nummer 16 für das Kompostieren von Gartenabfällen sowie, soweit ausschließlich Einfriedungen vorgenommen werden, die Nummer 17 für die übliche Hausgartennutzung auf den Flurstücken 2086 teilwei- se, 2088 teilweise, 2535 und 2551 der Gemarkung Altengamme,

2. die Nummern 1 bis 5, 10, 15, 17, 18, 20 bis 24, 29 und 30 für Maßnahmen des Naturschut- zes und der Landschaftspflege einschließlich der erforderlichen technischen Schutzvorkeh- rungen im Einvernehmen mit der für den Naturschutz zuständigen Behörde,

3. die Nummern 1 bis 5, 8, 15, 18 sowie, soweit ausschließlich Einfriedungen vorgenommen werden, die Nummer 17 für die ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennutzung,

4. die Nummern 1 bis 5, 17, 18, 20 und 22 soweit dies für behördliche Maßnahmen zur Siche- rung aller Hochwasserschutzeinrichtungen einschließlich der Mitverwendungsflächen für den Hochwasserschutz von Deichkilometer 0,0 bis zur Landesgrenze sowie für den Ausbau der außerhalb des Naturschutzgebietes liegenden Neuengammer, Altengammer und Borghorster Hauptdeiche erforderlich ist,

5. die Nummern 1, 2, 4, 5 und 8 für die ordnungsgemäße Ausübung der Jagd auf Haarwild zwischen dem 1. Juli eines jeden Jahres und dem 28. Februar des jeweils darauf folgenden Jahres sowie die Ausübung des Jagd- und Wildschutzes,

6. die Nummern 1, 2, 4, 5 und 15 für forstliche Maßnahmen,

7. die Nummern 1, 4, 5, 8, 13, 15, 18, 20 und die Nummer 12 für das Starten und Landen von Hubschraubern sowie, soweit Einfriedungen errichtet oder Gebäude und Einrichtungen un- terhalten werden, die Nummer 17 für das Polizei-Übungsgelände im Rahmen der polizeili- chen Nutzung,

8. die Nummern 1, 4, 5, 15, 17, 18, 20 und 22 für die Unterhaltung der Trinkwasserbrunnen und die Beprobung und Unterhaltung der Grundwassermessstellen,

9. die Nummern 1, 4, 5, 15, 17 und 18 für das Aufstellen und für die Unterhaltung von Schiff- fahrtszeichen im Deichvorland,

10. die Nummern 1, 4, 5, 10, 15 und 22 für Maßnahmen im Rahmen der Gewässerunterhaltung,

11. die Nummern 1, 2 und 4, soweit dies für die Ausübung der Fischerei- und Angelnutzung so- wie die Nummer 5 ausschließlich für die Fischereinutzung durch den Altengammer Fische- reiverein oder seiner Beauftragten an den hierfür bestimmten Stellen notwendig ist,

12. die Nummern 2, 4 und 5 für die Bisam- und Wanderrattenbekämpfung,

13. die Nummern 5 und 6 im Rahmen der ordnungsgemäßen Nutzung als Trabergestüt auf den Flurstücken 574, 575, 805, 837 und 1755 der Gemarkung Altengamme,

14. die Nummern 10 und 11 für die private Gewässernutzung auf den Flurstücken 575, 1755 und 1758 der Gemarkung Altengamme,

97 1 NSG-Verordnung PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

15. die Nummer 18 für das Anbringen von Schildern, die auf den Schutz des Naturschutzgebie- tes hinweisen oder als Ortshinweise dienen.

(3) Die zuständige Behörde kann auf Antrag im Einzelfall Ausnahmen zulassen von den Verboten des Absatzes 1 1. Nummer 25 für den Einsatz von Phosphor-, Kalium- und Kalk-Dünger,

2. Nummer 28, wenn die Zunahme von Monokulturen, zum Beispiel Ampfer, zu einer erhebli- chen Ertragsminderung oder Artenverarmung auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen führt.

§ 6

Ordnungswidrigkeiten

Ordnungswidrig nach § 29 Absatz 1 Nummer 1 des Hamburgischen Gesetzes zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes vom 11. Mai 2010 (HmbGVBl. S. 350) handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig den Verboten des § 5 Absatz 1 zuwiderhandelt.

§ 7

Schlussbestimmung

Die Verordnung zum Schutz von Landschaftsteilen in der Gemarkung Altengamme vom 19. April 1977 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 97), zuletzt geändert am 16. Januar 1989 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seiten 5, 7), und die Verordnung zum Schutz von Landschaftsteilen in der Gemarkung Neuengamme vom 19. April 1977 (Hamburgisches Ge- setz- und Verordnungsblatt Seite 102), zuletzt geändert am 24. August 1993 (Hamburgisches Ge- setz- und Verordnungsblatt Seite 231), treten außer Kraft, soweit Flächen durch diese Verordnung unter Schutz gestellt werden.

Gegeben in der Versammlung des Senats, Hamburg, den 19. September 2000.

98 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 2 AONZL

A 2 Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege (AONZL)

0-791

Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege Vom 29. Mai 1984

Fundstelle: Amtl. Anz. 1984, S. 909

Stand: letzte berücksichtigte Änderung: Abschnitt IV geändert durch Artikel 152 der Anordnung vom 20. September 2011 (Amtl. Anz. S. 2157, 2173)

I (1) Zuständige Behörde auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege, insbeson- dere für die Durchführung 1. des Bundesnaturschutzgesetzes - BNatSchG (BGBl. I S. 1193), zuletzt geändert am 8. April 2008 (BGBl. I S. 686, 688), 2. des Hamburgischen Naturschutzgesetzes (Hmb-NatSchG) in der Fassung vom 9. Oktober 2007 (HmbGVBl. S. 356, 392), 3. der Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates vom 9. Dezember 1996 über den Schutz von Exemplaren wild lebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels (ABl. EG Nr. L 61 S. 1), zuletzt geändert am 31. März 2008 (ABl. EU Nr. L 95 S. 3), und der Verordnung (EG) Nr. 865/2006 der Kommission vom 4. Mai 2006 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates über den Schutz von Exemplaren wild lebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels (ABl. EU Nr. L 166 S. 1), geändert am 4. Februar 2008 (ABl. EU Nr. L 31 S. 3), 4. des Gesetzes über den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer vom 9. April 1990 (Ham- burgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seiten 63, 64), geändert am 10. April 2001 (HmbGVBl. S. 52), 5. des Gesetzes über das ,,Sondervermögen Naturschutz und Landschaftspflege" vom 10. April 2001 (HmbGVBl. S. 51), und der darauf gestützten Rechtsverordnungen in der jeweils geltenden Fassung ist, soweit dort oder nachstehend nichts anderes bestimmt ist, die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. (2) Sie nimmt die Aufgaben der obersten Landesbehörde im Sinne des § 20 Absatz 3 BNatSchG wahr.

II (1) Zuständig für 1. die Durchführung der nach Artikel 6 Absatz 2 des Gesetzes zur Änderung des Hamburgischen Naturschutzgesetzes sowie zur Aufhebung und Änderung weiterer Vorschriften vom 3. April

99 2 AONZL PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

2007 (HmbGVBl. S. 119) übergeleiteten Grünordnungspläne einschließlich der Erteilung von Befreiungen nach § 48 HmbNatSchG von deren Festsetzungen, 2. die Durchführung der Festsetzungen im Sinne von § 7 Absatz 3 Satz 1 Nummern 4 und 5 HmbNatSchG solcher Bebauungspläne, für deren Aufstellung die Bezirke zuständig sind, ein- schließlich der Erteilung von Befreiungen nach § 48 HmbNatSchG davon, 3. die Erteilung des Einvernehmens zu Verpflichtungen nach § 9 Absätze 4 und 6 bis 8 Hmb- NatSchG sowie zur Untersagung nach § 9 Absatz 5 HmbNatSchG, sofern das Bezirksamt die nach anderen Rechtsvorschriften zuständige Behörde im Sinne von §§ 10 und 12 Hmb- NatSchG ist, 4. die Anforderung von Belegen über Fertigstellung und Durchführung nach § 9 Absatz 8 Hmb- NatSchG, sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, 5. die Entgegennahme von Anzeigen im Sinne des § 10 Absatz 2 HmbNatSchG sowie dazu er- forderliche Entscheidungen nach § 9 Absätze 4 bis 8 HmbNatSchG, 6. das Verlangen einer Sicherheitsleistung nach § 10 Absatz 3 HmbNatSchG, die zeitweilige Untersagung nach § 10 Absatz 4 HmbNatSchG sowie Anordnungen nach § 10 Absatz 5 HmbNatSchG, jeweils sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, 7. die Genehmigung der Verwendung von naturnahen Flächen oder Ödland nach § 11 a Hmb- NatSchG, 8. Anordnungen nach § 14 Absatz 3 Satz 1 HmbNatSchG, ausgenommen die nachfolgend unter Absatz 2 aufgeführten Naturschutzgebiete sowie den Nationalpark Hamburgisches Watten- meer, 9. die Verpflichtung zur Pflege nach § 14 Absatz 4 HmbNatSchG, 10. die Durchführung der auf Grund der §§ 15, 17, 19 und 20 HmbNatSchG erlassenen Verord- nungen einschließlich der Überwachung ihrer Ge- und Verbote, der Kennzeichnung nach § 23 Absatz 1 HmbNatSchG und der Übertragung der Betreuung nach § 44 HmbNatSchG sowie Anordnungen nach § 52 HmbNatSchG, 11. die Überwachung des Verbotes nach § 21 a Absatz 2 HmbNatSchG einschließlich der Ertei- lung von Befreiungen im Einzelfall nach § 48 a Absätze 1 und 2 in Verbindung mit § 48 Hmb- NatSchG, ausgenommen die Schutzgebiete ,,Hamburger Unterelbe" und ,,Rapfenschutzgebiet Hamburger Stromelbe" (Entscheidung der Kommission vom 12. November 2007 gemäß der Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Verabschiedung einer ersten aktualisierten Liste von Ge- bieten von gemeinschaftlicher Bedeutung in der atlantischen biogeografischen Region [ABl. EU Nr. L 12 S.1]) sowie die Naturschutzgebiete ,,Mühlenberger Loch/Neßsand", ,,Duvenstedter Brook", ,,Die Reit", ,,Stellmoorer Tunneltal", ,,Wohldorfer Wald", ,,Boberger Niederung", ,,Fischbeker Heide", ,,Wittmoor", ,,Höltigbaum", ,,Borghorster Elblandschaft" und ,,Moorgürtel", 12. die Durchführung der auf Grund von § 22 Absatz 1 HmbNatSchG erlassenen Verordnungen einschließlich der Überwachung ihrer Verbote sowie Anordnungen nach § 52 HmbNatSchG, 13. die Überwachung des Verwendungsverbotes nach § 23 Absatz 2 HmbNatSchG, 14. die Überwachung der Verbote nach § 26 Absätze 1 und 2 HmbNatSchG einschließlich der Zulassung von Ausnahmen nach § 26 Absatz 2 Satz 2 HmbNatSchG sowie der Erteilung von Befreiungen im Einzelfall nach § 48 HmbNatSchG, 15. die Genehmigung von Tiergehegen nach § 31 Absätze 1 und 2 HmbNatSchG einschließlich der Überwachung nach Maßgabe des § 31 Absätze 3 und 4 HmbNatSchG sowie der Über- wachung der Verwendungsbeschränkungen nach § 31 Absatz 5 HmbNatSchG, 16. die Überwachung der Beschränkungen zum Betreten der Flur nach § 33 Absätze 1 und 2 HmbNatSchG,

100 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 2 AONZL

17. die Bestimmung von Reitwegen und Reitflächen nach § 34 Absatz 1 HmbNatSchG sowie das Erteilen einer Befugnis im Einzelfall danach, 18. die Überwachung des Sperrverbotes nach § 35 Absatz 1 HmbNatSchG sowie die Anordnung der Beseitigung von Sperren nach § 35 Absatz 2 HmbNatSchG, sind, soweit nachstehend nichts anderes geregelt ist, die Bezirksämter. Sie sind neben der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt auch die zuständige Behörde für Anordnungen nach § 14 Absatz 1 und Absatz 3 Satz 2 HmbNatSchG, Zutritt und Untersuchungen nach § 47 HmbNatSchG und Datenverarbeitung nach § 47 a HmbNatSchG.

(2) Die Bezirksämter sind ferner im Rahmen eines Pflege- und Entwicklungsplanes nach § 15 Ab- satz 2 HmbNatSchG oder eines Maßnahmenplanes nach § 15 Absatz 6 HmbNatSchG zuständig für die Durchführung der auf Grund von §§ 15 und 16 HmbNatSchG erlassenen Verordnungen einschließlich der Überwachung ihrer Ge- und Verbote sowie der Kennzeichnung nach § 23 Absatz 1 HmbNatSchG, der Übertragung der Betreuung nach 0 HmbNatSchG und der Erteilung von Be- freiungen im Einzelfall nach § 48 HmbNatSchG oder nach § 48 a Absätze 1 und 2 in Verbindung mit § 48 HmbNatSchG, ausgenommen folgende Naturschutzgebiete: a) ,,Mühlenberger Loch/Neßsand" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Mühlenber- ger Loch/Neßsand vom 18. Oktober 2005 (HmbGVBl. S. 431), b) ,,Duvenstedter Brook" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook vom 29. Juli 1958 (Sammlung des bereinigten hamburgischen Landesrechts I 791-u), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), c) ,,Die Reit" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Die Reit vom 21. August 1973 (HmbGVBl. S. 401), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), d) ,,Stellmoorer Tunneltal" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunnel- tal vom 28. März 1978 (HmbGVBl. S. 87), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), e) ,,Wohldorfer Wald" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Wohldorfer Wald vom 9. Dezember 1980 (HmbGVBl. S. 377), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), f) ,,Boberger Niederung" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Boberger Niederung vom 21. Mai 1991 (HmbGVBl. S. 227), zuletzt geändert am 18. Dezember 2007 (HmbGVBl. S. 468), g) ,,Fischbeker Heide" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Fischbeker Heide vom 19. Mai 1992 (HmbGVBl. S. 101), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), h) ,,Wittmoor" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Wittmoor vom 22. Juli 1997 (HmbGVBl. S. 395), zuletzt geändert am 30. August 2005 (HmbGVBl. S. 375), i) ,,Höltigbaum" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Höltigbaum vom 26. Mai 1998 (HmbGVBl. S. 83), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), j) ,,Borghorster Elblandschaft" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft vom 19. September 2000 (HmbGVBl. S. 289), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), k) ,,Moorgürtel" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Moorgürtel vom 7. August 2001 (HmbGVBl. S. 306), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), l) ,,Auenlandschaft Norderelbe" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Auenland- schaft Norderelbe vom 16. Februar 2010 (HmbGVBl. S. 207), in der jeweils geltenden Fassung.

101 2 AONZL PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

(3) Absatz 1 Nummer 11 gilt nicht im Hafennutzungsgebiet nach § 2 des Hafenentwicklungsgeset- zes (HafenEG) vom 25. Januar 1982 (HmbGVBl. S. 19), zuletzt geändert am 18. November 2008 (HmbGVBl. S. 390), in der jeweils geltenden Fassung.

III (1) Die Aufgaben nach Abschnitt II Absatz 1 Nummern 2, 3 bis 6, 9, 10, 12 bis 14, 16 und 18 oblie- gen im Hafennutzungsgebiet nach § 2 HafenEG mit Ausnahme des durch die Gewässer Nieder- hafen, Binnenhafen, Zollkanal, Oberhafen, Oberhafenkanal und Norderelbe umschlossenen Ge- biets (Kehrwiederspitze, und HafenCity) der Hamburg Port Authority. Sie ist dort auch die zuständige Behörde für Anordnungen nach § 14 Absatz 1 und Absatz 3 Satz 2 HmbNatSchG, Entgegennahme von Anzeigen nach § 46 HmbNatSchG, Zutritt und Untersuchun- gen nach § 47 HmbNatSchG und Datenverarbeitung nach § 47a HmbNatSchG.

(2) Die Hamburg Port Authority ist ferner in den außerhalb des Hafengebiets nach § 2 HafenEG liegenden Teilen ihres wasserwirtschaftlichen Zuständigkeitsgebiets nach Abschnitt III Absatz 1 Satz 1 der Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Wasserrechts und der Wasser- wirtschaft vom 7. April 1987 (Amtl. Anz. S. 849, 1249), zuletzt geändert am 16. Dezember 2008 (Amtl. Anz. S. 2667), in der jeweils geltenden Fassung, ausgenommen das Gebiet der Alten Süder- elbe landseitig des Neßhauptdeichs, das durch die Gewässer Niederhafen, Binnenhafen, Zollkanal, Oberhafen, Oberhafenkanal und Norderelbe umschlossene Gebiet (Kehrwiederspitze, Speicher- stadt und HafenCity) und das Gebiet zuständig für 1. die Erteilung des Einvernehmens zu Verpflichtungen nach § 9 Absätze 4 und 6 bis 8 Hmb- NatSchG sowie zur Untersagung nach § 9 Absatz 5 HmbNatSchG, sofern das Bezirksamt die nach anderen Rechtsvorschriften zuständige Behörde im Sinne von §§ 10 und 12 Hmb- NatSchG ist, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzgebieten, 2. die Anforderung von Belegen über Fertigstellung und Durchführung nach § 9 Absatz 8 Hmb- NatSchG, sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzgebieten, 3. die Entgegennahme von Anzeigen im Sinne des § 10 Absatz 2 HmbNatSchG sowie dazu er- forderliche Entscheidungen nach § 9 Absätze 4 bis 8 HmbNatSchG, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzgebieten, 4. das Verlangen einer Sicherheitsleistung nach § 10 Absatz 3 HmbNatSchG, die zeitweilige Untersagung nach § 10 Absatz 4 HmbNatSchG sowie Anordnungen nach § 10 Absatz 5 HmbNatSchG, jeweils sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, ausgenommen bei Na- tur- und Landschaftsschutzgebieten, 5. die Durchführung der auf Grund von § 22 Absatz 1 HmbNatSchG erlassenen Verordnungen einschließlich der Überwachung ihrer Verbote, ausgenommen bei den vorläufig für Natur- schutzgebiete sicher gestellten Flächen, 6. die Kennzeichnung nach § 23 Absatz 1 HmbNatSchG, 7. die Anordnung der Beseitigung von Sperren nach § 35 Absatz 2 HmbNatSchG, 8. die Übertragung der Betreuung nach § 44 HmbNatSchG, ausgenommen bei Natur- und Land- schaftsschutzgebieten, 9. die Entgegennahme von Anzeigen und die Entscheidungen beim Fund unbekannter Natur- gebilde nach § 46 HmbNatSchG, ausgenommen bei Naturschutzgebieten, 10. Anordnungen nach § 52 HmbNatSchG, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzge- bieten.

102 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 2 AONZL

IV Die Aufgabe nach Abschnitt II Absatz 1 Nummer 9 obliegt, soweit sich die Verpflichtung zur Pflege auf Wald im Sinne des § 1 Absatz 1 des Landeswaldgesetzes vom 13. März 1978 (HmbGVBl. S. 74), zuletzt geändert am 3. April 2007 (HmbGVBl. S. 104, 106), in der jeweils geltenden Fassung bezieht, der Behörde für Wirtschaft Verkehr und Innovation.

1) V Auf Grund von § 2 Absatz 2 des Gesetzes zur Errichtung der Hamburgischen Friedhöfe - Anstalt öffentlichen Rechts - vom 8. November 1995 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 290) wird bestimmt: Die Aufgaben nach Abschnitt II Absatz 1 Nummer 10, soweit es die Durchführung der Baumschutz- verordnung vom 17. September 1948 (Sammlung des bereinigten hamburgischen Landesrechts I 791-i), zuletzt geändert am 2. Juli 1981 (Hamburgisches Gesetz und Verordnungsblatt Seite 167), auf den Friedhöfen der Hamburger Friedhöfe - Anstalt öffentlichen Rechts - betrifft, obliegen die Hamburger Friedhöfe - Anstalt öffentlichen Rechts -.

Fußnoten 1) Geändert und geänderte Bezeichnung 17.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt IV ist jetzt Abschnitt V

2) VI (1) Zuständig für 1. die Ausübung des Vorkaufsrechts nach § 37 HmbNatSchG, 2. Entschädigungsangelegenheiten nach § 39 Absätze 1 bis 4 HmbNatSchG, 3. Entscheidungen nach § 39 Absatz 5 HmbNatSchG ist die Finanzbehörde.

(2) Für das Enteignungsverfahren nach § 38 HmbNatSchG in Verbindung mit dem Hamburgischen Enteignungsgesetz in der Fassung vom 11. November 1980 (HmbGVBl. S. 305), zuletzt geändert am 18. Juli 2001 (HmbGVBl. S. 251, 254), in der jeweils geltenden Fassung gilt die Anordnung zur Durchführung des Hamburgischen Enteignungsgesetzes vom 18. Februar 2003 (Amtl. Anz. S. 833) in ihrer jeweils geltenden Fassung.

Fußnoten 2) Geänderte Bezeichnung 171.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt V ist jetzt Ab- schnitt VI

2) VII Fachbehörde nach §§ 42 und 44 bis 46 des Bezirksverwaltungsgesetzes vom 6. Juli 2006 (HmbGVBl. S. 404, 452), geändert am 19. Oktober 2006 (HmbGVBl. S. 519, 521), in der jeweils geltenden Fassung ist

103 2 AONZL PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

Fußnoten 2) Geänderte Bezeichnung 17.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt VI ist jetzt Ab- schnitt VII.

3) VIII Die Anordnung zur Durchführung des Naturschutzrechts vom 4. Juni 1974 mit der Änderung vom 1. Februar 1979 (Amtlicher Anzeiger 1974 Seite 833, 1979 Seite 242) und die Anordnung zur Durchführung des Gesetzes zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen vom 15. August 1978 mit der Änderung vom 1. Februar 1979 (Amtlicher Anzeiger 1978 Seite 1509, 1979 Seite 242) werden aufgehoben.

Gegeben in der Versammlung des Senats,

Hamburg, den 29. Mai 1984.

Fußnoten 3) Geänderte Bezeichnung 17.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt VII ist jetzt Ab- schnitt VIII.

104 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand

ANHANG B: BESTANDSANALYSE

B 1 Abiotischer Zustand

B 1.1 Naturraum

Hamburgs Landschaftsraum ist geprägt durch den Gegensatz der höher gelegenen, mehr oder weniger bewegten Geestlandschaft und der großflächigen, ebenen Marschenland- schaft. Gliederung und Aufbau des Naturraumes sind im Wesentlichen auf die eiszeitliche und nacheiszeitliche Landformung zurückzuführen: Durch das Schmelzwasser abtauen- der Gletscher entstand das breite Urstromtal der Elbe. Der Gezeitenfluß führte zur Bil- dung des Elbästuars mit seinen Stromverlagerungen und -spaltungen. Aus Ablagerungen entstanden die Marschgebiete in der Unterelbeniederung. Die Altengammer Elbwiesen liegen nach SSYMANK ET AL . (1998) in der naturräumlichen Haupteinheit D 24 „Untere El- beniederung (Elbmarsch)“ innerhalb der Großlandschaft „Nordwestdeutsches Tiefland“, gemäß Geographischer Landesaufnahme (Naturräumliche Gliederung, BIatt 57 Ham- burg-Süd, August 1964) zur naturräumlichen Einheit 670 „Harburger Elbmarschen“, nach SCHIPULL (ohne Jahr) zur Teileinheit 673.10 „Vier- und Marschlande“.

B 1.2 Geologie und Böden

Das Altengammer Vorland liegt im Elbe-Urstromtal. Während der Eiszeiten des Quartärs ist die Oberfläche Norddeutschlands mehrfach grundlegend umgestaltet worden. Beim Rückzug des Eises aus der letzten Eiszeit (Weichsel-Eiszeit) wurde das Urstromtal durch die Schmelzwässer der Gletscher ausgeräumt und es wurden flächig in großer Mächtig- keit Schmelzwassersande abgelagert. Im Elbtal liegen vielfach die Sande und Kiese der Weichsel-Eiszeit unmittelbar über den Ablagerungen des Tertiärs. Infolge des Meeres- spiegelanstieges nach Abtauen der Eismassen gelangte die Elbe wieder unter Tideein- fluss, und es lagerten sich feinkörnige, tonhaltige Sedimente ab. Im Gebiet finden sich als oberflächenahe Ablagerungen Auesande, z.T. über perimarinen Ablagerungen über Nie- dermoortorf. Parallel zur Elbe hat sich durch die wiederkehrenden Überschwemmungser- eignisse ein Uferwall von etwa 3 m bis 4 m Höhe über Normalnull (NN) ausgebildet. Die- ser wurde zwar wahrscheinlich als Sommerdeich künstlich erhöht, insgesamt blieb jedoch die Anordnung der auentypischen Geländeformen erhalten. Als Bodengesellschaft findet sich sandiger bis schluffiger Auengley über Sand vergesell- schaftet mit tonig-schluffiger typischer Flussmarsch, stellenweise anthropogen stark ver- ändert, sowie im stärker tidebeeinflussten westlichen Bereich sandiger bis schluffiger Au- engley über Sand, vergesellschaftet mit Nassgley; stellenweise sind Kleibänder und or- ganogene Schichten zwischengelagert [Geologische Übersichtskarte Hamburg (1986), Baugrundübersichtskarte (1985), Bodenökologische Konzeptkarte des Landschaftspro- gramms Hamburg (1989)].

105 1 Abiotischer Zustand PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Im Rahmen der Herstellung eines Priels im zentralen Bereich des Altengammer Vorlan- des wurde eine Baugrunduntersuchung durchgeführt (STEINFELD & PARTNER 2008), der- zufolge sich die Schichtung etwa wie folgt darstellt: • Mutterboden (Mächtigkeit bis ca. 0,5 m) • Auffüllungen aus Klei und/oder Sanden (Mächtigkeit zwischen 2 m und 2,7 m) • Klei und Sand in Wechsellagerung in unterschiedlicher Mächtigkeiten • Sande aus überwiegend Mittelsand Die Geländeoberfläche steigt von der Elbe aus nach Norden an und senkt sich dann in Richtung Schlinz im Norden bzw. Westen wieder. Die Höhen liegen zwischen +2,50 m NN am Elbufer, 3,50 mNN bis 4,50 mNN im Bereich des Uferwalls und bis zu 5,50 m NN beim ehemaligen Sportplatz (künstliche Aufschüttung). Im Verlauf der Schlinz liegt das Gelände im Mittel bei +3,00 m NN. In der nachfolgenden Abbildung sind die Geländehöhen, basierend auf Daten einer La- serscanbefliegung und ergänzt um den Höhenverlauf der Elbsohle basierend auf Peilda- ten, dargestellt (KNABE INGENIEURE 2009).

Abbildung B1.2-1: Relief. Die Höhen der blau/grün dargestellten Flächen im Vorland liegen zwischen 2,50 mNN und 3,00 mNN, die beige-braun bis rot-braun dargestellten Flächen liegen zwischen 3,00 mNN und 5,50 mNN. Die Abstufung erfolgt in 0,5 m-Intervallen (KNABE INGENIEURE 2009).

106 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand

B 1.3 Hydrologie

Oberflächengewässer Die Elbe verläuft südlich der Altengammer Elbwiesen und reicht mit Buchten, Prielen und Auskolkungen in die Fläche hinein, stellenweise sind Qualmwassertümpel erhalten. Die Elbe ist ein typischer Tieflandfluss mit sehr geringem Gefälle, sie ist Bundeswasserstraße und wird von der Binnenschifffahrt sowie fischereiwirtschaftlich genutzt. Durch bauliche Maßnahmen (u.a. Eindeichungen, Fahrrinnenvertiefungen zwischen Hamburger Hafen und Elbmündung, Errichtung der Staustufe in Geesthacht 1960) wurden die hydraulischen Verhältnisse in der Elbaue erheblich verändert. Bis vor knapp 100 Jahren reichte der Tideeinfluss nur bis Hoopte (Strom-km 600). Der Stromabschnitt von Hoopte bis Geest- hacht, also auch der Abschnitt im Bereich der Altengammer Elbwiesen, gehörte noch zur rein fluvial geprägten Mittelelbe, wird inzwischen jedoch dem Elbeästuar mit Tideeinfluss zugerechnet, wobei der Tidehub bei Geesthacht 2,2 m beträgt. Kein anderer Abschnitt der Unterelbe hat infolge des Tidehubanstiegs in so kurzer Zeit eine derart drastische Veränderung seiner ökologischen Eigenschaften erfahren. Die obere Tideelbe führt je- doch noch ganzjährig Süßwasser, eine Vertiefung für Zwecke der Seeschifffahrt hat nicht stattgefunden, so dass die Wassertiefe größtenteils weniger als 10 m beträgt und die Sauerstoffversorgung ganzjährig ausreichend ist. Die Form und Gestalt des Hauptfluss- bettes der Elbe ist schwach gewunden und durch wasserbauliche Maßnahmen, wie z. B. Buhnen und Deckwerke, festgelegt. Unerwünschte Fahrrinnenverflachungen werden durch sog. Unterhaltungsbaggerung behoben, jedoch nur punktuell und in geringem Um- fang (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Die jährlichen Gewässergüteuntersuchungen weisen die Elbe als kritisch belastetes Ge- wässer aus (Güteklasse II-III). Die Elbe ist im Hamburger Abschnitt signifikant mit Nähr- stoffen belastet, das Qualitätsziel (LAWA-Klasse II) wird für die Mehrheit der Nährstoff- Parameter nicht erreicht. Auffällig sind ferner vor allem Qualitätsnorm-Überschreitungen für Di-, Tri- und Tetrabutylzinn sowie Triphenylzinn. Die Nutzungen Schifffahrt und Hoch- wasserschutz tragen u.a. dazu bei, dass die Elbe als erheblich verändertes Gewässer gemäß Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) eingestuft wird und der gute ökologische Zu- stand sowohl bezüglich der biologischen und der chemisch-physikalischen Qualitätskom- ponente als auch bezüglich der Qualitätskomponente Gewässermorphologie nicht zu er- reichen ist. Umweltziel gemäß WRRL ist das gute ökologische Potenzial und der gute chemische Zustand, wobei die Elbe dem Referenztyp des „sandgeprägten, tidebeeinfluss- ten Stroms des Tieflandes“ und der sog. Brassenregionen der Fischgemeinschaften zu- gerechnet wird (FHH 2005, ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). In Ableitung aus den Wasserstandsdaten des Pegel Altengamme (Elbe-km 588,9) und des Pegel Zollenspieker (Elbe-km 598,2) wurde für die Altengammer Elbwiesen ein Mittle- res Tidehochwasser (MThw) bei +2,65 mNN und ein mittleres Tideniedrigwasser (MTnw) bei +0,30 mNN ermittelt (KNABE INGENIEURE 2009). Bei außerordentlichen Hochwässern erfolgt eine Überflutung des gesamten Vorlandes.

107 1 Abiotischer Zustand PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Die in das Vorland hineinführenden Priele stehen in direkter Verbindung zur Elbe und unterliegen dem Tideeinfluss. Die Schlinz ist im Mündungsbereich durch Deckwerk befes- tigt. Aufgrund der Sohllage im nördlichen Teil der Schlinz (ca. +1 mNN bis ca. +1,80 mNN) nimmt der Tideeinfluss im Norden ab, d.h. der Einfluss beschränkt sich zeitlich auf die höheren Wasserstände im Tidefluss. Die Schlinz wird im nördlichen Bereich durch zwei Überführungsbauwerke (Rohrdurchlässe) in ihrer ökologischen Durchgänigkeit und natürlichen Dynamik gestört. Der östliche Durchlass war zusätzlich mit Stauklappen ver- sehen, die ein Einströmen des Wassers behinderten. Im Rahmen von Kompensations- maßnahmen wurden die Stauklappen kürzlich entfernt und die Rohrdurchlässe im Durchmesser vergrößert, so dass sich die Durchgängigkeit für Gewässerorganismen er- höht und der Tideeinfluss im Oberlauf verstärkt hat. Etwa im mittleren Bereich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer mit einem Ufersaum aus Simsen und Flutrasenvegetation. Östlich davon, bei Elbe-km 591,13, wurde im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen ein Priel herge- stellt. Er hat eine Länge von ca. 475 m bezogen auf die Prielsohle und umfasst bei einer Sohltiefe von ca. 0,6 m unter MTnw eine dauerhaft wasserführende Fläche von ca. 0,8 ha bzw. eine dem Tidehub unterliegende Fläche von ca. 1,9 ha. Die Böschungen sind im Mündungsbereich zur Elbe mit Wasserbausteinen und oberhalb der Böschungsoberkante mit Erosionsschutzmatten befestigt. Im nördlichen Bereich des angelegten Priels hat sich durch natürliche Überschwemmungs- und Abflussereignisse zwischenzeitlich ein kleiner Nebenpriel gebildet. Aufgrund des Reliefs (vgl. Abb. B 1.2-1) wird sich der Nebenpriel voraussichtlich weiter Richtung Norden entwickeln und sich ggf. mit der Schlinz verbin- den. Weiterhin sind im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen zwei Entwässerungs- gräben vorhanden, von denen sich der westliche in Richtung Priel entwickelt. Für eine Einstufung als Priel muss die Erosion noch weiter voranschreiten, so dass die Tide re- gelmäßig einpendelt und nicht nur – wie bislang - bei höheren Hochwässern (über MThw).

Grundwasser Die unterhalb der z.T. lückig ausgebildeten Kleischicht anstehenden Sande des Holozäns und der Weichsel-Kaltzeit bilden den oberflächennahen Grundwasserleiter. Als tiefere Grundwasserleiter können die Sande und Kiese der Elster-Kaltzeit sowie die Oberen und Unteren Braunkohlesande angesprochen werden. Die einzelnen Grundwasserleiter sind innerhalb des Gebiets durch undurchlässige Schichten (Hamburger Ton) getrennt. Groß- räumig stehen die Grundwasserleiter über sogenannte Fenster in Verbindung (Karte Flu- rabstände und Grundwassergleichen des Landschaftsprogramms Hamburg, 1983). Da die Elbe im Grundwasseranschluss an den 1. Hauptgrundwasserleiter liegt, bestehen zwischen dem Oberflächengewässer Elbe und dem Grundwasser enge hydraulische Ver- bindungen, die zu tideabhängigen Schwankungen des Grundwasserstandes führen. Der minimale Grundwasserflurabstand zum oberflächennächsten Grundwasserleiter des hydrologischen Jahres 1995 fällt größtenteils in die Klasse 0 bis 2,5 m unter Gelände, im

108 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand

Bereich der Uferwälle und in Deichnähe in die Klasse 2,5 m bis 5 m, stellenweise bis 7,5 m unter Gelände (http://geoportal.metropolregion.hamburg.de/ mapbender/). Im Norden der Altengammer Elbwiesen grenzt binnendeichs die Schutzzone III des Was- serschutzgebietes Curslack/Altengamme an.

B 1.4 Klima

Großräumig betrachtet (makroklimatisch) zählt der Hamburger Raum zum atlantischen Klimabereich. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8,5 – 9 °C, die Januartemperatur liegt im langjährigen Mittel bei 0 - 1 °C, die Julitemperatur bei 16 – 17 °C. Die jährliche mittlere Sonnenscheindauer beträgt 1.400 – 1.500 Stunden, mit 25 – 50 Stunden im Ja- nuar und 200 - 225 Stunden im Juli. Die mittlere Niederschlagshöhe beträgt 700 – 800 mm/Jahr, der Wind kommt überwiegend aus westlichen Richtungen (Klimaatlas Bundes- republik Deutschland: www.dwd.de). Dabei weist das gesamte Elbniederungsgebiet und somit auch die Vier- und Marschlan- de, in denen sich die Altengammer Elbwiesen befinden, einige lokalklimatische Beson- derheiten auf: Im Vergleich zum übrigen Hamburger Gebiet sind die jährlichen Wärme- schwankungen größer, die mittleren Monatstemperaturen höher, die Niederschlagsvertei- lung ist gleichmäßiger, die Sonnenscheindauer in den Sommermonaten ist länger und die Jahresniederschläge sind mit ca. 680 mm/a geringer. Das Elbtal zählt zu den frostgefähr- deten Bereichen; bei entsprechenden atmosphärischen Bedingungen sammeln sich die kalten Luftmassen in der Niederung. Diese lokalklimatischen Besonderheiten führen in ihrer Gesamtheit zu einer Kontinentalisierung des Klimas, was sich auch dadurch zeigt, das hier sonst nur weiter östlich verbreitete Arten vorkommen können (HEYDEMANN 1997). Die Altengammer Elbwiesen befinden sich im ländlichen Stadtrandbereich. Das Klimapo- tenzial des Hamburger Stadtgebietes ist im Rahmen des Landschaftsprogramms anhand einer Klimatopbewertung erfasst worden. Demnach werden die Altengammer Elbwiesen als Klimatop „feuchte Standorte mit Gehölzanteil“ den bioklimatischen und lufthygieni- schen Entlastungsräumen und Kalt-/ Frischluftentstehungsgebieten zugeordnet. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat u.a. für das FFH-Gebiet Borghorster Elblandschaft die Klimaentwicklung für den Zeitraum von 2026 bis 2055 in einem „feuch- ten“ und einem „trockenen“ Szenario prognostiziert (www.pik-potsdam.de: "Klimawandel und Schutzgebiete"). Die erstellten Prognosen sagen eine deutliche Zunahme der Win- terniederschläge, einen Rückgang der Sommerniederschläge, sowie insgesamt höhere Winter- wie Sommertemperaturen voraus. So wird sich die Zahl der Sommertage mit Ta- gestemperaturen von mehr als 25 °C von 20,47 im Referenzzeitraum (1961-1990) auf 43,70 (feuchtes Szenario) bzw. 46,73 (trockenes Szenario) mehr als verdoppeln. Die Zahl der heißen Tage mit Temperaturen über 30 °C wird deutlich steigen (von 2,60 Tagen auf 10,33 im feuchten bzw. 10,43 im trockenen Szenario) und die Zahl der Frosttage, bei de- nen die Tagestemperatur unter 0 °C sinkt, deutlich abnehmen (von 79,13 im Referernz- zeitraum auf 41,30 im feuchten bzw. 45,40 im trockenen Szenario).

109 1 Abiotischer Zustand PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

In Kapitel 5 "Gefährdungen und Belastungen" werden die Konsequenzen dargestellt, die sich für Lebensräume und Arten der Altengammer Elbwiesen aus den Klimaprognosen und den sich daraus ergebenden Veränderungen abiotischer Faktoren ableiten.

B 1.5 Nutzung und Nutzungsgeschichte

Die Ufer der Tideelbe wurden ursprünglich von einer schilfigen Sumpflandschaft einge- nommen, die schon früh durch den Menschen verändert wurde: Mit dem Einsetzen der Eisenzeit und dem damit zunehmenden Holzbedarf für die Eisenverhüttung wurden groß- flächig Waldgebiete der Mittel- und Oberelbe gerodet. Dieses hatte weitreichende Erosio- nen der Böden zu Folge. Die Sedimentführung der Elbe erreichte so große Frachten, dass die mit Schilf und Röhrichten bewachsene Uferlandschaft am Unterlauf der Elbe förmlich im Schlamm erstickte. Die Marschlandschaft des heutigen Typs entstand, wobei das Höhenniveau bis heute von der Sedimentführung einerseits und der Höhe und Häu- figkeit der Sturmfluten andererseits geregelt wird (HPA & WSV 2010). Auf den nun höher liegenden, an die Elbe angrenzenden Flächen breitete sich eine Au- waldvegetation aus, deren Bestand jedoch nicht von Dauer war: bereits im 8. Jahrhundert wurde durch die zunehmende Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung der Auwald bis auf wenige Restbestände verdrängt (HPA & WSV 2010). Um das Jahr 1000 wurde mit dem Bau eines Deich- und Entwässerungssystems begon- nen, das die Erschließung neuer landwirtschaftlicher Flächen ermöglichte, einhergehend mit tiefgreifenden Veränderungen der natürlichen Flussdynamik. Ab 1200 bestanden durchgängige Linien von flachen Sommerdeichen an beiden Ufern der Tideelbe. Die Be- bauung erfolgt weiterhin auf Warften, da die höheren Wintersturmfluten von den Deichen noch nicht abgewehrt wurden. Erst im 16. Jahrhundert erhielten die Deiche eine Höhe, die ganzjährig Hochwasserschutz bot. Im Zuge der Eindeichungen wurden die Nebenar- me der Elbe vom Hauptfluss abgetrennt. So wurde die nordwestlich der Altengammer Elbwiesen verlaufende Dove Elbe in den Jahren 1437/38 am Gammer Ort durch einen Verbindungsdeich zwischen den Inseln Altengamme und Neuengamme vom Hauptstrom der Unterelbe abgetrennt, um das Fahrwasser des Hamburger Hafens zu verbessern (http://de.wikipedia.org/wiki/Dove_Elbe). Altengamme selbst wird erstmals 1188 urkundlich erwähnt. Der Name bedeutet Alte Erde und leitet sich aus dem indogermanischen Wort Gham bzw. Ghama für Erde ab. 1420 erlangten Hamburg und Lübeck die gemeinsame Herrschaft über das Dorf. Seit 1556 ist es mit Curslack, und Neuengamme als die Vierlande bekannt. Nach dem Ende der „beiderstädtischen“ Herrschaft gehörte Altengamme seit 1868 zum Hamburger Landgebiet (Landherrenschaft Bergedorf). 1938 erfolgte durch das Groß-Hamburg- Gesetz die vollständige Eingemeindung nach Hamburg (http://de.wikipedia.org/wiki/ Hamburg-Altengamme). Die in den Altengammer Elbwiesen vorkommenden FFH-Lebensraumtypen Brenndolden- Auenwiesen und Magere Flachland-Mähwiesen sind keine natürlichen Lebensgemein- schaften (vgl. ANONYMUS 2002) sondern als Folge einer entsprechenden Wiesennutzung aus ehemals natürlichen Standorten hervorgegangen und wären ohne menschliche Ein-

110 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand flüsse entsprechend nicht vorhanden. Eine Rodung der Auwälder und Nutzung der Altengammer Elbwiesen als Wiesen und Weiden hat dabei bereits vor mehreren hundert Jahren stattgefunden: auf einer Karte der Elbinseln von 1702 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N57.html) sind die Altengammer Elbwiesen bereits annähernd in ihrer heutigen Form dargestellt, die Darstellung in einer Karte von 1745 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N58.html) lässt vermuten, dass die Altengammer Elbwiesen zur Elbe hin teilweise mit einem Deich oder Uferbefestigungen versehen wurden, um die Fläche vor Erosion und häufigen Überflutungen zu schützen. Die Preußische Landaufnahme von 1880 zeigt eine Intensivierung der Nutzung mit meh- reren Gebäuden im östlichen Vorland, einzelnen Entwässerungsgräben, mehreren Wirt- schaftswegen und im zentralen Bereich einzelnen Ackerflächen. Eine Karte von 1961 zeigt bereits den relativ zentral in den Altengammer Elbwiesen angelegten Sportplatz. Die öffentliche Hochwasserschutzanlage wurde in ihrer jetzigen Lage in den Jahren nach der Sturmflut von 1962 errichtet, wodurch das Vorland Richtung Elbe verkleinert wurde. Die Hochwasserschutzanlage wurde vor einigen Jahren an den damals gültigen Bemes- sungswasserstand angepasst. Durch die jahrhundertelange weitgehend extensive Nutzung in Verbindung mit regelmä- ßigen Überschwemmungen und dem in Teilen noch vorhandenen auentypischen Relief entwickelten sich artenreiche Grünländer. Aufgrund ihres offenen Charakters stellen die Altengammer Elbwiesen einen wertvollen Lebensraum insbesondere für Wiesenvögel dar und werden regelmäßig von Zug- und Rastvögeln zur Nahrungssuche und als Ruheplatz ausgesucht. Die Unterschutzstellung der Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft erfolgte im September 2000.Die Meldung des gleichnamigen FFH-Gebiets an die EU erfolgte bereits im Dezember 1999; seit Dezember 2004 ist das FFH-Gebiet durch die EU anerkannt. Seit der Unterschutzstellung wurde der Sportplatz zurückgebaut und bis zum Jahr 2008 ein Großteil der Altengammer Elbwiesen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes mit dem Ziel der Grünlandextensivierung bewirtschaftet. Aktuell bestehen noch Bewirtschaftungs- verträge mit Weide- bzw. Wiesennutzung im Bereich des neu angelegten Priels in der Mitte des Altengammer Vorlandes und im Westen des Gebiets. Ein Teil des Vorlandes dient als Ausgleichsfläche im Rahmen der Errichtung und des Be- triebs eines Kohlekraftwerkes. Auf den Flächen wurde ein Priel neu angelegt bzw. soll Grünland, Röhricht und Auwald entwickelt werden. Es bestehen Fischereipachtverträge mit mehreren Angelvereinen, wobei die Elbe zwi- schen Stromkilometer 588 bis zur Einmündung der Schlinz zu den Vereinsgewässern gehört.

111

PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

B 2 Biotischer Zustand

B 2.1 Biotoptypen und Vegetation

B 2.1.1 Methodik

Die Altengammer Elbwiesen wurden im Rahmen der Biotopkartierung in Hamburg zuletzt in 2012 flächendeckend erfasst. Naturnahe Biotope mit mittlerer bis hoher Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz - insbesondere Biotope, die unter Schutzkategorien gemäß § 30 BNatSchG in Verbindung mit § 14 HmbBNatSchAG fallen oder Lebensraumtypen (LRT) gemäß FFH-Richtlinie sind, sowie nicht geschützte Biotope mit Anteilen naturnaher Vegetation bzw. natürlicher Lebensgemeinschaften - wurden individuell als Biotop kartiert und jeweils auf einem gesonderten Erhebungsbogen beschrieben und bewertet. Nur we- nige Teilflächen der Altengammer Elbwiesen erfüllen diese Kriterien nicht und wurden einem in der Kartieranleitung für die Biotopkartierung Hamburg (BRANDT & ENGELSCHALL 2011) definierten Biotoptyp zugeordnet. Auf eine detaillierte Beschreibung mittels Erhe- bungsbogen wurde in diesen Fällen verzichtet. Seit 1997 werden auch bedeutende Ein- zelbäume im Biotopkataster erfasst. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Bäumen, die aus Sicht des Naturschutzes wegen Art, Alter, Zustand, Wuchs und Fauna oder als Be- standteil des Stadt- und Landschaftsbildes von Bedeutung sind. Als Ergänzung zu den Daten der Hamburger Biotopkartierung wird auf die Erfassung der Gefäßpflanzenarten der Roten Liste Hamburgs zurückgegriffen, die im Zuge der im Altengammer Vorland durchgeführten Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kraftwerks im Oktober/November 2008 durchgeführt wurde (LEGUAN 2009). Auf- grund des Beauftragungstermins konnten die Frühblüher damals nicht mehr aufgenom- men werden, auch für die gesicherte Feststellung einiger Arten wie z. B. der Sumpf- Brenndolde ( Selinum dubium ) lag die Erfassung zu spät, so dass es sich um keine sys- tematische Erfassung handelt. Jedoch wurden in der ausgewerteten Unterlage (LEGUAN 2009) die floristischen Angaben der Biotoptypen- und Grünlandkartierung der BSU aus den Jahren 2004 und 2005 berücksichtigt, so dass davon ausgegangen wird, dass das relevante Artenspektrum abgebildet wurde. Eine weitere Datengrundlage bildet die im Zusammenhang mit den Ausgleichsflächen für Bau und Betrieb eines Kraftwerks durchgeführte Umweltbaubegleitung und Erfolgskon- trolle (LEGUAN 2011) sowie der Jahresbericht 2013 (LEGUAN 2014). Für die Vegetations- aufnahmen im Rahmen der Erfolgskontrolle wurden 2010 insgesamt 12 Dauerquadrate mit einer Flächengröße von je 25 m² (5 x 5 m) angelegt. Die Dauerquadrate wurden mit- tels GPS eingemessen, zudem wurde an jeder Ecke ein Magnet etwa 20 cm tief im Bo- den eingebracht, der dann mittels eines Metalldetektors aufgefunden werden kann. Die pflanzensoziologische Ersterfassung der Dauerquadrate erfolgte am 27.05.2010 nach der Methodik von BRAUN -BLANQUET (1964), um den Ausgangszustand zu dokumentieren. Dabei werden auf einer homogenen Fläche, geordnet nach Schichten (Baum-, Strauch-,

113 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Krautschicht) die vorkommenden Pflanzenarten aufgelistet und gemäß dem Deckungs- grad, also der Bodenfläche, die ihre Blätter bedecken, und dem Wuchsverhalten (Soziabi- lität) bewertet. In 2013 erfolgte im Rahmen der Erfolgskontrolle eine erneute Erfassung der 12 Dauer- quatrate. Zudem wurden Standorte von Selinum dubium und Oenanthe conioides erfasst.

B 2.1.2 Bestand

Im Rahmen der Biotopkartierung in Hamburg wurden in den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft insgesamt 45 Biotope kartiert, die 25 ver- schiedenen Biotoptypen gemäß des Biotopschlüssels zugewiesen wurden. Von den 45 innerhalb der NSG-Grenzen kartierten Biotopen sind 26 (14 der 25 verschiedenen Bio- toptypen) gesetzlich geschützt nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG, 18 der 45 Biotope (8 der 25 verschiedenen Biotoptypen) sind als FFH-Lebensraumtypen (insge- samt 5 verschiedene Lebensraumtypen) im Sinne der FFH-Richtlinie anzusprechen. Den größten Flächenanteil an den FFH-Lebensraumtypen sowie den gesetzlich geschützten Biotopen haben die Brenndolden-Auenwiesen (11,65 ha) und die Flusswattflächen der Elbe und Priele (rund 11 ha inkl. des neu angelegten Priels). Die Ergebnisse der Biotop- kartierung 2012 sind in Karte 1 dargestellt. Die Altengammer Elbwiesen wurden bislang überwiegend grünlandwirtschaftlich als Rin- der- und Schafweide sowie als Mähgrünland im Rahmen des Vertragsnaturschutzes na- turverträglich bewirtschaftet. Die Ausprägung der Grünländer wechselt in Abhängigkeit von Nutzungsform und –intensität sowie der Standortverhältnisse. In den intensiver ge- nutzten und überwiegend höher gelegenen Bereichen finden sich artenarme Grünlandflä- chen (GIM), daneben treten im Wechsel artenreichere Bestände wie Glatthafer- und Wie- sen-Fuchsschwanz-Wiesen (GMG, GMM), artenreiche Weide frischer bis mittlerer Stand- orte (GMW) sowie sonstiges mesophiles Grünland (GMZ) mit Vorkommen zahlreicher gefährdeter oder seltener Pflanzenarten auf. Auf höher gelegenen Bereichen der Uferwäl- le kommen stellenweise Bestände von Feld-Mannstreu ( Eryngium campestre ; RL HH 2) und Dorniger Hauhechel ( Ononis spinosa , RL HH 1) vor. Auf einigen wechselnassen Grünlandflächen (GFC) wurde die Sumpf-Brenndolde ( Selinum dubium , RL HH 1) festge- stellt. Aufgrund fehlender oder ungeeigneter Pflege (Beweidung statt Mahd) befinden sich die Brenndolden-Auenwiesen in einem stark degradierten Zustand. Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln ver- unkrautet, wodurch die Flächen für Wiesenvögel an Wert verlieren und z.T. seltene Pflanzenarten wie der Feld-Mannstreu verdrängt werden. Die Grünlandflächen werden vereinzelt von Gräben (FGV) durchzogen. An einem Graben tritt die Sumpf-Wolfsmilch ( Euphorbia palustris RL HH 1) auf. In einem Parzellenzwickel am Ufer im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen ist eine sehr blüten- und insektenreiche Gras- und Staudenflur ausgebildet (vgl. ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Die Fläche ist von Gebüschen vor dem Wind abge- schirmt und thermisch begünstigt (nicht in der Karte dargestellt).

114 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Im Westen verläuft deichparallel die Schlinz (FWP), ein ca. 1.200 m langer, vom Tiden- hub beeinflusster Priel. Das Wasser strömt hier je nach Tidenstand ein bzw. aus. Bei Eb- be fallen die Flächen zum Teil trocken. Der Mündungsbereich zur Elbe hin ist im gesam- ten Profil befestigt. Im weiteren Verlauf weist die Schlinz nur wenig bis keinen Verbau oder Befestigung durch Steinschüttungen auf. Im Wasserlauf finden sich Schlickbänke, die bei Niedrigwasser trocken fallen, sowie kleinere Schilfinseln. Im östlichen Abschnitt ist die Schlinz begradigt und teilweise befestigt. Zwar reicht der Tideeinfluss noch bis hier- her, Schlammbänke und Wasservegetation finden sich hier jedoch nicht. Die Schlinz wird gesäumt von Schilfröhricht (NRS) und Rohrglanzgras-Röhricht (NRG), etwas abseits befindet sich ein Wasserschwaden-Röhricht (NRW), kleinflächig sind Wei- dengebüsche unter Tideeinfluss vorhanden, die vornehmlich von Sal-Weide ( Salix cap- rea ) geprägt sind (nicht in der Karte dargestellt). Der ehemals vorhandene Auwald ist aufgrund von Rodungen und nachfolgender Grünlandnutzung nur in Resten erhalten, die Altengammer Elbwiesen sind insgesamt recht gehölzarm. Im westlichen Bereich finden sich am Elbufer und verstreut in der Fläche mehrere kartierwürdige Einzelbäume, über- wiegend Silber-Weiden ( Salix alba ). Landschaftsbildprägend ist eine annähernd in Nord- Süd-Richtung verlaufende Baumreihe aus Hybrid-Pappeln im zentralen Bereich (HEA), östlich davon ist eine Strauch-Baumhecke (HHM) mit auffälligen kräftigen und ausge- wachsenen Weißdornsträuchern (Crataegus monogyna ), einzelnen Hundsrosen (Rosa canina ) und in der Nordhälfte mit größeren Eschen (Fraxinus excelsior ) vorhanden. Am Fuße der flachen, breiten Böschungen eines Entwässerungsgrabens (FGV) im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen stehen zahlreiche weit ausladende Weiden, die vermutlich aus auseinander gebrochenen Kopfweiden hervorgegangen sind (in der Karte nicht dargestellt). Die Weiden erreichen nur Höhen von 4-6 m, aber Breiten von etwa 12 m. Südlich der Altengammer Elbwiesen verläuft die Elbe (FFA) mit überwiegend befestigtem Ufer, das stellenweise naturnahe Vegetationselemente (naturnahe Sandstrände, Röhrich- te, Priele/Auskolkungen) aufweist. Im östlichen Bereich hat sich entlang der Elbe auf knapp 1 km Länge ein Ufersaum aus Hochstauden (NUE) ausgebildet. Etwa im mittleren Bereich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer (SEZ) mit einem Ufersaum aus Simsen und Flutrasenvegetation. Östlich davon wurde als Kompensationsmaßnahme für die Errichtung und den Betrieb eines Steinkohle-Kraftwerkes in Hamburg Moorburg im Jahr 2011/2012 durch Geländeabtrag ein Priel im Bereich Elbe-km 591,13 hergestellt. Er verläuft in nordöstlicher Richtung und hat eine Länge von ca. 475 m (bezogen auf die Prielsohle). Die Böschungen wurden nur im Mündungsbereich zur Elbe mit Wasserbausteinen und oberhalb der Böschungsober- kante mit Erosionsschutzmatten befestigt. Es ist davon auszugehen, dass sich mit der Zeit ein hochwertiger tidegeprägter Biotopkomplex entwickelt, mit einem dauerhaft was- serführenden Gerinne, Süßwasserwatt und tidegeprägten Röhrichten. Oberhalb MThw werden sich Röhricht bzw. Staudenfluren anschließen. Bei der in 2013 erfolgten Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe im Zu- sammenhang mit dem Kraftwerk Moorburg wurden nur geringfügige Veränderungen fest-

115 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) gestellt, die standörtliche Ursachen haben, während das Ziel der Grünlandextensivierung nicht erreicht wurde, weil die Flächen weiterhin mindestens 2-mal jährlich gemäht wurden. Im Rahmen der Erfolgskontrolle 2013 wurden zudem Standorte von Selinum dubium und Oenanthe conioides erfasst. Die Sumpf-Brenndolde wurde an insgesamt 5 Stellen erfasst (4 Bereiche bis 50 m 2 Größe und ein Bereich mit ca. 1.600 m 2 Größe). Der Schierlings- Wasserfenchel hat Bereiche des neu angelegten Priels bereits kurz nach dessen Fertig- stellung besiedelt. Während der ersten Begehungen im August 2013 wurden von der Le- guan GmbH (LEGUAN 2014) 12 Keimpflanzen erfasst, von denen 7 während einer zweiten Begehung im September 2013 als Rosettenpflanzen bestätigt werden konnten. Hinzu kommen noch 5 blühende Exemplare, die sich bereits 2012 angesiedelt haben müssen.

116 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Tabelle B 2.1-1: Flächenanteile der Biotoptypen (Hauptgruppen) im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen

Kürzel der Biotoptypen (Hauptgruppen) Fläche [ha] Flächenanteil [%] Hauptgruppe in Karte 1-1

H Gebüsche und Kleingehölze 0,5 0,8 F Lineare und Fließgewässer 15,0 23,1 S Stillgewässer 0,3 0,5 N Biotope der Sümpfe und Niedermoore 2,0 3,1 (gehölzfrei) G Grünland 44,7 69,0 A Ruderale und halbruderale Krautfluren 2,3 3,5

Summe 64,8 100

Tabelle B 2.1-2: Flächenanteile der nach § 30 geschützten Biotope im NSG Borghorster Elbland- schaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen

nach § 30 geschützte Biotope Fläche [ha] Flächenanteil [%]

Natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehen- 14,5 39,0 der Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der dazu- gehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder naturnahen Verlan- dungsbereiche, Altarme und regelmäßig überschwemmten Bereiche ( Hier : Elbe, Priele, Flusswatt, Tideröhricht, Klein- gewässer: FFM, FWP, FWB, FWO, FWV, SEZ) Röhrichte, binsen- und seggenreiche Nasswiesen, einge- 22,2 59,7 schlossen artenreiche, wechselnasse Stromtalwiesen der Elbmarsch ( Hier : NRG, NRS, NRW, NUE, GFC, GMW, GNR) Feldhecken und Gebüsche (Hier : HHM und HFT) 0,5 1,3

Summe 37,2 100

In den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft sowie in den unmittelbar angrenzenden Flächen wurden 206 Gefäßpflanzenarten, das ent- spricht ca. 20 % der gesamten in Hamburg gegenwärtig noch lebenden Flora, nachge- wiesen. Davon sind 28 Arten mindestens „gefährdet“ gemäß der Hamburger Roten Liste, wobei 7 Arten auch bundesweit als bedroht eingestuft werden, darunter z.B. die in Ham- burg vom Aussterben bedrohten Arten Sumpf-Wolfsmilch und Sumpf-Brenndolde (vgl. Tabelle B 2.1-3). Begründet wird der Artenreichtum u.a. durch den Tideeinfluss und die vorhandenen Reli- efunterschiede: Während in den Senken Arten der Brenndolden-Auenwiesen, Wiesen- Fuchsschwanz- und Glatthaferwiesen zu finden sind, gedeihen auf den Uferwällen und höher gelegenen Standorten stellenweise Trockenzeigerpflanzen wie der in Hamburg stark gefährdete Feld-Mannstreu und die vom Aussterben bedrohte Dornige Hauhechel, die die beginnende kontinentale Ausprägung des Standortes belegen.

117 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Tabelle B 2.1-3: Artenliste der in den Jahren 2005, 2008 und 2010/2013 im Rahmen der flächende- ckenden Biotoptypenkartierungen bzw. im Rahmen der pflanzensoziologischen Er- fassung von Dauerquadraten festgestellten Pflanzenarten (Legende siehe Tabellenen- de)

Art RL HH RL D FFH Achillea millefolium Gewöhnliche Schafgarbe * Achillea ptarmica Sumpf-Schafgarbe V Acorus calamus Kalmus * Agrostis capillaris Rotes Straußgras * Agrostis indet. Straußgras - - Agrostis stolonifera Ausläufer-Straußgras * Agrostis stolonifera agg. Artengruppe Ausläufer- * Straußgras Alisma plantago-aquatica Gewöhnlicher Froschlöffel * Alliaria petiolata Knoblauchsrauke * Allium schoenoprasum Schnitt-Lauch 3 Alopecurus geniculatus Knick-Fuchsschwanz * Alopecurus pratensis Wiesen-Fuchsschwanz * Angelica archangelica Echte Engelwurz * Anthoxanthum odoratum Gewöhnliches Ruchgras * Anthriscus sylvestris Wiesen-Kerbel * Arctium lappa Große Klette * Arctium minus Kleine Klette * Arrhenatherum elatius Glatthafer * Artemisia vulgaris Gewöhnlicher Beifuß * Aster indet. Aster - - Bellis perennis Ausdauerndes Gänseblümchen * Berula erecta Aufrechte Berle * Betula pendula Hänge-Birke * Bidens cernua Nickender Zweizahn * Bidens tripartita Dreiteiliger Zweizahn V Bolboschoenus maritimus Strand-Simse V Bromus hordeaceus Weiche Trespe * Butomus umbellatus Schwanenblume * Calamagrostis epigejos Land-Reitgras * Callitriche indet. Wasserstern - - Callitriche palustris Sumpf-Wasserstern D Callitriche palustrius agg. Artengruppe Sumpf- nb - Wasserstern Caltha palustris Sumpfdotterblume 3 Calystegia sepium Zaun-Winde *

118 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Art RL HH RL D FFH

Capsella bursa-pastoris Gewöhnliches Hirtentäschel * Cardamine amara Bitteres Schaumkraut V Cardamine pratensis Wiesen-Schaumkraut * Carex acuta Schlank-Segge * Carex acutiformis Sumpf-Segge * Carex arenaria Sand-Segge 3 Carex arenaria agg. Artengruppe Sand-Segge - - Carex disticha Zweizeilige Segge V Carex hirta Behaarte Segge * Carex nigra Wiesen-Segge V Cerastium glomeratum Knäuel-Hornkraut * Cerastium holosteoides Gewöhnliches Hornkraut * Cerastium semidecan- Fünfmänniges Hornkraut * drum Chaerophyllum temulum Hecken-Kälberkropf * Cirsium arvense Acker-Kratzdistel * Cirsium oleraceum Kohl-Kratzdistel * Cirsium vulgare Gewöhnliche Kratzdistel * Convolvulus arvensis Acker-Winde * Crataegus laevigata Zweigriffliger Weißdorn * Crataegus monogyna Eingriffeliger Weißdorn * Crepis capillaris Grüner Pippau * Cuscuta europaea Europäische Seide * Cynosurus cristatus Gewöhnliches Kammgras V Dactylis glomerata Wiesen-Knäuelgras * Daucus carota Wilde Möhre * Deschampsia cespitosa Rasen-Schmiele * Deschampsia wibeliana Schlamm-Schmiele * !! R Draba verna Frühlings-Hungerblümchen * Eleocharis palustris Gewöhnliche Sumpfsimse * Eleocharis palustris agg. Artengruppe Gewöhnliche - - Sumpfsimse Elymus repens Gewöhnliche Quecke * Epilobium hirsutum Zottiges Weidenröschen * Equisetum arvense Acker-Schachtelhalm * Equisetum fluviatile Teich-Schachtelhalm * Equisetum indet. Schachtelhalm - - Equisetum palustre Sumpf-Schachtelhalm * Erigeron canadensis Kanadisches Berufkraut *

119 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D FFH Eryngium campestre Feld-Mannstreu 2 Erysimum cheiranthoides Acker-Schöterich * Euphorbia cyparissias Zypressen-Wolfsmilch V Euphorbia esula Esels-Wolfsmilch 3 Euphorbia palustris Sumpf-Wolfsmilch 1 3 Festuca arundinacea Rohr-Schwingel * Festuca pratensis Wiesen-Schwingel * Festuca rubra Rot-Schwingel * Festuca rubra agg. Artengruppe Rot-Schwingel - - Ficaria verna Scharbockskraut * Filipendula ulmaria Mädesüß * Fraxinus excelsior Gewöhnliche Esche * Galinsoga parviflora Kleinblütiges Franzosenkraut * Galium album Weißes Labkraut * Galium aparine Kletten-Labkraut * Galium palustre Sumpf-Labkraut * Galium verum Echtes Labkraut 3 Geranium molle Weicher Storchschnabel * Glechoma hederacea Gundermann * Glyceria fluitans Flutender Schwaden * Glyceria maxima Wasser-Schwaden * Herniaria glabra Kahles Bruchkraut * Hieracium pilosella Kleines Habichtskraut * Holcus lanatus Wolliges Honiggras * Hypochaeris radicata Gewöhnliches Ferkelkraut * Inula britannica Wiesen-Alant 3 Iris pseudacorus Gelbe Schwertlilie * Juncus articulatus Glieder-Binse * Juncus compressus Zusammengedrückte Binse 2 Juncus effusus Flatter-Binse * Juncus inflexus Blaugrüne Binse 3 Juncus tenuis Zarte Binse * Lathyrus pratensis Wiesen-Platterbse * Leontodon saxatilis Nickender Löwenzahn * 1) Limosella aquatica 1) Schlammling 1 Lolium multiflorum Vielblütiges Weidelgras * Lolium perenne Ausdauerndes Weidelgras * Lotus corniculatus subsp. Gewöhnlicher Hornklee * corniculatus

120 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Art RL HH RL D FFH

Lotus pedunculatus Sumpf-Hornklee * Luzula campestris Gewöhnliche Hainsimse * Lychnis flos-cuculi Kuckucks-Lichtnelke * Lycopus europaeus Gewöhnlicher Wolfstrapp * Lysimachia nummularia Pfennigkraut * Lysimachia vulgaris Gewöhnlicher Gilbweiderich * Lythrum salicaria Blut-Weiderich * Matricaria discoidea Strahlenlose Kamille [am * Deichweg knapp außerhalb des NSG] Medicago lupulina Hopfenklee [am Deichweg * knapp außerhalb des NSG] Melilotus albus Weißer Steinklee * Melilotus officinalis Echter Steinklee * Mentha aquatica Wasser-Minze * Mentha indet. Minze - - Mentha pulegium Polei-Minze 0 2 Mentha verticillata Quirl-Minze 1 Myosotis discolor Buntes Vergissmeinnicht 3 3 Myosotis scorpioides Sumpf-Vergissmeinnicht * Myosotis scorpiodes agg. Artengruppe Sumpf- - - Vergissmeinnicht Nasturtium officinale Echte Brunnenkresse * Oenanthe aquatica Gemeiner Wasserfenchel V Oenanthe conioides Schierlings-Wasserfenchel 1 1 * Ononis spinosa Dornige Hauhechel 1 Persicaria amphibia Wasser-Knöterich * Persicaria hydropiper Wasserpfeffer * Persicaria mitis Milder Knöterich V Petasites spurius Filzige Pestwurz 1 Phalaris arundinacea Rohr-Glanzgras * Phleum pratense Wiesen-Lieschgras * Phragmites australis Schilf * Pimpinella saxifraga Kleine Bibernelle 1 Plantago lanceolata Spitz-Wegerich * Plantago major Breit-Wegerich * Plantago major subsp. Großer Wegerich - major Poa angustifolia Schmalblättriges Rispengras D Poa annua Einjähriges Rispengras *

121 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D FFH Poa palustris Sumpf-Rispengras * Poa pratensis Wiesen-Rispengras * Poa trivialis Gewöhnliches Rispengras * Polygonum aviculare Vogel-Knöterich * Polygonum aviculare agg. Artengruppe Vogel-Knöterich * Populus canadensis Hybrid-Pappel * Potentilla anserina Gänse-Fingerkraut * Potentilla reptans Kriechendes Fingerkraut * Prunella vulgaris Kleine Braunelle * Pulicaria dysenterica Großes Flohkraut 1 Quercus robur Stiel-Eiche * Ranunculus acris Scharfer Hahnenfuß * Ranunculus bulbosus Knolliger Hahnenfuß 2 Ranunculus peltatus Schild-Wasserhahnenfuß 1 Ranunculus repens Kriechender Hahnenfuß * Ranunculus sceleratus Gift-Hahnenfuß * Rorippa amphibia Wasser-Sumpfkresse * Rorippa anceps Niederliegende Sumpfkresse * Rorippa palustris Gewöhnliche Sumpfkresse * Rosa canina Hunds-Rose * Rubus caesius Kratzbeere * Rubus idaeus Himbeere * Rumex acetosa Großer Sauerampfer * Rumex crispus Krauser Ampfer * Rumex hydrolapathum Fluss-Ampfer * Rumex maritimus Strand-Ampfer * Rumex obtusifolius Stumpfblättriger Ampfer * Rumex thyrsiflorus Straußblütiger Ampfer * Rumex x pratensis Stumpfblättriger Wiesen-Ampfer nb - Salix alba Silber-Weide * Salix caprea Sal-Weide * Salix cinerea Grau-Weide * Salix fragilis Bruch-Weide D Salix indet. Weide - - Salix rubens Fahl-Weide * Salix triandra Mandel-Weide * Salix viminalis Korb-Weide * Schoenoplectus lacustris Gewöhnliche Teichsimse 2

122 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Art RL HH RL D FFH

Schoenoplectus taberna- Salz-Teichsimse 3 emontani Scorzoneroides autum- Herbst-Löwenzahn * nalis Sedum acre Scharfer Mauerpfeffer * Selinum dubium Sumpf-Brenndolde 1 2 Senecio sarracenicus Fluß-Greiskraut 3 3 Sium latifolium Breitblättriger Merk 3 Sisymbrium officinale Weg-Rauke * Solanum dulcamara Bittersüßer Nachtschatten * Solidago gigantea Riesen-Goldrute * Sparganium erectum Ästiger Igelkolben * Stachys palustris Sumpf-Ziest * Stellaria aquatica Wasser-Miere * Stellaria graminea Gras-Sternmiere * Stellaria media Vogelmiere * Stellaria palustris Sumpf-Sternmiere V 3 Symphyotrichum sa- Weidenblättrige Aster * lignum Symphytum officinale Echter Beinwell * Tanacetum vulgare Rainfarn * Taraxacum indet. Löwenzahn - - Taraxacum sect. Rude- Artengruppe Gemeiner Löwen- D ralia zahn Thalictrum flavum Gelbe Wiesenraute 3 Tragopogon pratensis Wiesen-Bocksbart * Trifolium arvense Hasen-Klee * Trifolium dubium Kleiner Klee * Trifolium pratense Rot-Klee * Trifolium repens Weiß-Klee * Tulipa sylvestris Wilde Tulpe * 3 Typha latifolia Breitblättriger Rohrkolben * Urtica dioica Große Brennessel * Veronica anagallis- Wasser-Ehrenpreis 2 aquatica Veronica arvensis Feld-Ehrenpreis * Veronica scutellata Schild-Ehrenpreis 2 Veronica serpyllifolia Quendel-Ehrenpreis * Vicia angustifolia Schmalblättrige Wicke * Vicia cracca Vogel-Wicke *

123 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D FFH Vicia hirsuta Rauhaarige Wicke * Vicia sepium Zaun-Wicke * Vicia tetrasperma Viersamige Wicke *

1) Im Rahmen der Kartierungen nicht nachgewiesen. Erwähnt im Integrierten Bewirtschaftungsplan Elbeästuar (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011)

Taxonomie nach POPPENDIECK ET AL . (2010) (Florenliste)

RL HH: Rote Liste Hamburg (POPPENDIECK ET AL . 2010) Pflanzenarten, für deren Erhalt die Freie und Hansestadt Hamburg eine besondere Verantwortung hat: !! : besonders hohe Verantwortlichkeit [die Schlamm-Schmiele ( Deschampsia wibeliana ) ist ein Endemit des Elbe- Ästuars im Außendeichsbereich der Elbe, d.h. die Art kommt weltweit nur hier vor. Sie ist in Hamburg nicht gefährdet]

RL D: Rote Liste Deutschland (KORNECK et al., 1996) Gefährdungskategorien der Roten Listen : 0: ausgestorben oder verschollen, 1: vom Aussterben bedroht, 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, R: extrem selten, V: Vorwarnliste, D: Daten unzureichend, * oder freies Feld: ungefährdet, nb: nicht bewertet, - : keine Zuordnung möglich FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie [keine Vorkommen] II: in Anhang II der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art) *: prioritäre Art

Exkurs Schierlings-Wasserfenchel ( Oenanthe conioides ) In Hamburg kommt der in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie geführte und somit streng geschützte Schierlings-Wasserfenchel vor. Bundes- und landesweit ist der Schier- lings-Wasserfenchel vom Aussterben bedroht. Da es sich um eine endemische Art han- delt, die weltweit nur an der Elbe und ihren Nebenflüssen im Bereich des Tideeinflusses vorkommt, besteht eine nationale Verantwortung Deutschlands für den weltweiten Erhalt des Schierlings-Wasserfenchels. Die prioritäre Art ist in der Schutzgebietsverordnung als Erhaltungsziel für das FFH-Gebiet Borghorster Elblandschaft genannt. Der Schierlings-Wasserfenchel ist ein ausgesprochener Pionier vegetationsfreier und -armer Standorte und wächst auf tidebeeinflussten Flächen mit periodisch überschwemm- ten Schlick- und z. T. auch Sandböden (zwischen MThw und MTnw auf offenen Standor- ten am wasserseitigen Rand des Röhrichts, bei lichtem Schatten in nassen Senken des Tideauenwaldes).. Die Art besitzt keine dauerhaften Standorte, sondern ist darauf ange- wiesen, dass immer wieder neue geeignete Wuchsorte entstehen. Zur charakteristischen Standortdynamik größerer Flüsse gehört die wiederholte Neuentstehung von Pionier- standorten durch Sedimentumlagerung. Aufgrund seiner Fähigkeit, zahlreiche schwimm- fähige Samen zu produzieren und eine persistente Samenbank aufzubauen, ist der Schierlings-Wasserfenchel an eine starke Sedimentdynamik angepasst. Die Keimung erfolgt, sobald die im Sediment ruhenden Samen freigespült werden und an einen weit- gehend vegetationsfreien und damit konkurrenzarmen Standort gelangen. Auch nach der Keimung bleiben die Jungpflanzen eine Zeit lang schwimmfähig. Dadurch kann die Art weitgehend vegetationsfreie, oft kurzlebigen Standorte erobern und sich dort rasch etab- lieren (KI FL 2004). Diese natürliche Dynamik ist über weite Abschnitte der Elbe mittlerwei-

124 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation le durch Eindeichungen und Uferverbau so stark eingeschränkt worden, dass der Schier- lings-Wasserfenchel nur noch an wenigen Stellen geeignete Lebensbedingungen findet (KI FL 2004, STILLER 2006). Wie die Ergebnisse eines E+E Vorhabens zeigen, ist durch Anlage künstlicher Priele oder Öffnung abgedämmter Priele die erfolgreiche Etablierung der Art möglich (NEUBECKER ET AL . 2005). Der im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen neu angelegte Priel kommt somit ebenfalls als Standort in Frage (in Abb. B 2.1-2 nicht dargestellt). Tatsächlich wur- den in 2013 zwölf Individuen der Art auf den randlichen Wattflächen des Priels nachge- wiesen, eine Besiedlung der 2-jährigen Art hat demnach schon in 2012 stattgefunden (LEGUAN 2014).

Abbildung B 2.1-2: Lage der Fundorte des Schierlings-Wasserfenchels am AltengammerPriel 2013 (Dreiecke: zweijährige Pflanzen, Kreise = einjährige Pflanzen, Luftbild 2012: DOP40c 325840_59200) aus: LEGUAN (2014)

125

PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.2 Brutvögel

B 2.2 Brutvögel

Der Arbeitskreis an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg führt im Zusammenhang mit den Bewirtschaftungsverträgen der Behörde für Umwelt und Energie in Hamburg Be- standserhebungen der brütenden Wiesenvögel durch. Die ornithologische Kartierung dient dem Ziel, die allgemeine Entwicklung der Wiesenvogelbestände in Hamburg zu do- kumentieren und konkrete Empfehlungen für die mögliche Zulassung eines vorgezoge- nen Mahdtermins ab Mitte Juni für die extensiv bewirtschafteten Grünlandstrukturen aus- zusprechen. Bestandserhebungen der in den Altengammer Elbwiesen brütenden Wie- senvögel liegen aus den Jahren 2009, 2011 und 2013 vor, die digitalen Datensätze wur- den von der Behörde für Umwelt und Energie, Abteilung Naturschutz, zur Verfügung ge- stellt. Weiterhin wird auf Kartierungen des Brutvogelbestandes in den Altengammer Elbwiesen zurückgegriffen, die im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes durchgeführt wurden (LEGUAN 2009 und 2014).

B 2.2.1 Methodik

Die Wiesenvogelkartierung im Auftrag der BSU erfolgte an fünf Terminen je Kontrolljahr (2009: 10.04., 23.04., 07.05., 29.05., 12.06.; 2011: 07.04., 15.04., 05.05., 23.05., 09.06.; 2013: keine genauen Angaben). Bei geeigneter Witterung wurde der Brutvogelbestand in den frühen Morgenstunden ab Sonnenaufgang flächendeckend erhoben, wobei die in der Kartieranleitung der BSU aufgeführten Wiesenvogelarten und Begleitarten des ländlichen Raums erfasst wurden. Bei allen Begehungen wurde eine Feldkarte im Maßstab 1:5000 geführt, in der alle revieranzeigenden Verhaltensweisen, Sichtbeobachtungen potenzieller Brutvögel und Brutnachweise punktgenau eingetragen wurden. Die Brutvogelerfassung im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes erfolgte flächendeckend im Jahr 2009 und 2013 an vier Terminen in den frühen Morgenstunden und zwei Terminen während der Abend- und Nachtstunden. Alle hör- und sichtbaren, flächengebundenen Vögel wurden erfasst und in Rohkarten eingezeichnet, wobei insbesondere auf sog. "Revier anzeigende Merkmale" geachtet wurde, d. h. singende Männchen, rezente Nester, bettelnde bzw. jungflügge Nestlinge, warnende, Nistmaterial oder Futter transportierende Alttiere. Nach Abschluss der Geländearbeiten wurden die Rohkarten-Daten in Gesamtkarten ku- mulativ übertragen. Lokale Wiederholungsbefunde an einem Ort (für jeweils die gleiche Art) wurden dabei als Revieräquivalent aufgefasst, soweit diese zumindest überwiegend als "Revier anzeigend" einzustufen waren. Diese Befunde wurden dann mit den vorhan- denen Strukturen vor Ort (hinsichtlich Eignung als Bruthabitat) in Beziehung gesetzt. Un- ter geeigneten Bedingungen wurden die jeweiligen Befunde als Brutverdachtsvorkommen der betreffenden Art eingestuft und gewertet.

127 2.2 Brutvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

B 2.2.2 Bestand

In den Altengammer Elbwiesen wurden 2013 26 Brutvogelarten erfasst, weitere Arten nutzten die Flächen als Nahrungsraum oder wurden nur an einzelnen Terminen (insbe- sondere die in Hamburg gefährdete Rohrweihe und das in Hamburg stark gefährdete Tüpfelsumpfhuhn) beobachtet (vgl. Tabelle B 2.2-1 und Karte 1-2). Ein Brutrevier des in Hamburg vom Aussterben bedrohten Braunkehlchens (Saxicola rubetra ) konnte 2013 nicht mehr festgestellt werden. Auch der 2011 noch mit 4 Brutpaaren nachgewiesene in Hamburg gefährdete Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus ) konnte 2013 nicht mehr nachgewiesen werden. Es wurden 2013 aber mit Blaukehlchen (Luscinia svecica ), Feldlerche (Alauda arvensis ), Feldschwirl (Locustella naevia ), Flussregenpfeifer ( Charad- rius dubius ), Kuckuck (Cuculus canorus ), Nachtigall ( Luscinia megarhynchos ), Sumpf- rohrsänger (Acrocephalus palustris ), Rohrschwirl ( Locustella luscinioides ) und Wiesen- pieper (Anthus pratensis ) neun Brutvogelarten der Vorwarnliste und mit dem Bluthänfling eine gefährdete Brutvogelart Hamburgs erfasst. Die Feldlerche ist bundesweit gefährdet, Blaukehlchen, Bluthänfling, Feldschwirl, Kuckuck und Wiesenpieper stehen auf der bun- desweiten Vorwarnliste. Aufgrund des Sommer-Hochwassers (Juni) kann es in 2013 zum Verlust von Gelegen und zur Neuanlage von Revieren an anderer Stelle gekommen sein, was die Zahl der Revier erhöht haben könnte. Der in den Jahren 2005 und 2007 als Brutvogel festgestellte Rotschenkel (Tringa totanus ) konnte im Rahmen der ausgewerteten Kartierungen nicht als solcher nachgewiesen wer- den. Zwar wurde die Art jeweils am 06.05. und 24.06.2009 in den Altengammer Elbwie- sen am Elbufer beobachtet, aufgrund fehlender - Brutverdacht induzierender - Verhal- tensweisen, wurde ein Brutverdacht jedoch nicht angenommen (LEGUAN 2009). Im Jahr 2005 wurde ein Brutvorkommen des in Hamburg und bundesweit stark gefährde- ten Wachtelkönigs ( Crex crex ) im östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen festge- stellt. Im Rahmen der Kartierungen durch das Planungsbüro Leguan konnte am 26.05.2009 ein Wachtelkönig im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen verhört werden. Zur Einstufung als Brutverdacht ist die zweimalige Feststellung rufender Männ- chen im Abstand von mindestens 7 Tagen notwendig. Da die Art Ende Mai in der Regel noch durchzieht und später nicht mehr - trotz gezielter Überprüfung - verhört werden konnte, wird der Wachtelkönig nach LEGUAN (2009) als Durchzügler und nicht als Brutvo- gel gewertet. Der Brutplatz wurde zudem bereits Ende Mai gemäht, so dass eine Habitat- eignung zumindest unter dem im Jahr 2009 erfolgten Bewirtschaftungsregime ausge- schlossen werden kann, da der Art zu Brutbeginn Ende Mai/Anfang Juni 2009 die not- wendige Deckung durch Vegetation fehlte. In 2013 war eine Brut aufgrund der vorgezo- genen Mahd und des Sommer-Hochwassers nicht möglich. Als Gastvogelarten, die die Altengammer Elbwiesen als Nahrungshabitat nutzten, wurden Mäusebussard, Rohrweihe, Rotmilan, Seeadler, Sperber und Turmfalke sowie Weiß- storch festgestellt (LEGUAN 2009).

128 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.2 Brutvögel

Tabelle B 2.2-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, nachgewiesenen Brutvogelarten (Legende siehe Tabellenende) Art RL HH RL D VSchRL Status 2009 2011 2013 2013 Le- BSU guan Accipiter nisus Sperber * * GV Acrocephalus palustris Sumpfrohrsänger V * BV 16 14 10 10 Acrocephalus Schilfrohrsänger 3 V BV - 4 schoenobaenus Acrocephalus scirpaceus Teichrohrsänger * * BV 23 22 20 22 Alauda arvensis Feldlerche V 3 BV 5 5 4 3 Anas platyrhynchos Stockente * * BV - - 1 Anser anser Graugans * * BV 2 2 Anthus pratensis Wiesenpieper V V BV 32 13 14 10 Buteo buteo Mäusebussard * * GV Carduelis chloris Grünfink * * BV 1 - Carduelis carabina Bluthänfling 3 V 1 Charadrius dubius Flussregenpfeifer V * 1 1 Ciconia ciconia Weißstorch 2 3 I GV Circus aeruginosus Rohrweihe 3 * I GV/BZ 1 Columba palumbus Ringeltaube * * BV 2 - 2 Corvus corone corone Rabenkrähe * * BV 3 3 2 3 Crex crex Wachtelkönig 2 2 I GV Cuculus canorus Kuckuck V V BV 1 1 1 1 Emberiza schoeniclus Rohrammer * * BV 20 10 14 11 Falco tinnunculus Turmfalke V * GV Haliaeetus albicilla Seeadler nb * I GV Locustella luscinioides Rohrschwirl V - BV 1 Locustella naevia Feldschwirl V V BV - 1 - 1 Luscinia megarhynchos Nachtigall V * BV 1 Luscinia svecica Blaukehlchen V V I BV 1 1 3 4 Milvus milvus Rotmilan 2 * I GV Motacilla alba Bachstelze * * BV 1 - - Motacilla flava Schafstelze * * BV 27 15 9 10 Parus caeruleus Blaumeise * * BV 5 - 1 Parus major Kohlmeise * * BV 1 - 3 2 Passer montanus Feldsperling * V BV 1 - - Phasianus colchicus Fasan * nb BV 3 1 - Phylloscopus collybita Zilpzalp * * BV 2 - 3 3 Phylloscopus trochilus Fitis * * BV 1 - 1 Porzana porzana Tüpfelsumpfhuhn 2 1 I (BV) 1 Prunella modularis Heckenbraunelle * * BV 1 - 2 5

129 2.2 Brutvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D VSchRL Status 2009 2011 2013 2013 Le- BSU guan Remiz pendulinus Beutelmeise * * BV 1 1 Saxicola rubetra Braunkehlchen 1 3 BV 1 1 - Sturnus vulgaris Star * * BV 2 - Sylvia communis Dorngrasmücke * * BV 6 10 5 5 Sylvia curruca Klappergrasmücke * * BV 1 1 - Tadorna tadorna Brandgans * * BV 1 - 2 1 Tringa totanus Rotschenkel 2 V GV Turdus merula Amsel * * BV 5 - 3 4

RL HH: Rote Liste Hamburg (MITSCHKE 2007)

RL D: Rote Liste Deutschland (SÜDBECK ET AL . 2007) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 1: vom Aussterben bedroht, 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, V: Vorwarnliste, * : ungefährdet, nb: nicht bewertet VSchRL: Vogelschutz-Richtlinie I: in Anhang I der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen)

Status BV: Brutvogel, GV: Gastvogel (Nahrungsgast oder Durchzügler)

2009/2011: max. erfasste Anzahl der Brutpaare in den Altengammer Elbwiesen und den unmittelbar angrenzenden Flächen im jeweiligen Erfassungsjahr (- : kein Brutpaar oder Art nicht systematisch erfasst)

Aufgrund ihres weitgehend offenen Charakters stellen die Grünlandflächen der Altengammer Elbwiesen ein geeignetes Bruthabitat für zahlreiche Wiesenvögel wie Feld- lerche, Schafstelze und Wiesenpieper dar. Im Bereich der Schlinz sind größere Röhricht- bestände vorhanden, die Röhrichtbrütern wie Rohrammer, Sumpf- und Teichrohrsänger als Nistplatz dienen. Im östlichen Bereich der Elbwiesen hat sich entlang der Elbe ein Ufersaum aus Hochstauden ausgebildet, der ebenfalls ein wichtiges Bruthabitat der letzt- genannten Arten darstellt. In den vergleichsweise wenigen Gehölzen finden typische Ge- hölzbrüter wie Amsel, Dorngrasmücke oder Ringeltaube Nistgelegenheiten. Aufgrund des Vorkommens zahlreicher typischer Brutvogelarten bzw. Brutpaare der Röh- richte weist die Schlinz mit ihren Uferbereichen und den angrenzenden Röhrichten sowie der Hochstaudensaum entlang der Elbe eine sehr hohe Bedeutung für Brutvögel auf. Zwei im zentralen Bereich des Vorlandes elbnah gelegene Bereiche, in dem zahlreiche Arten bzw. Brutpaare der Wiesenvögel und bis 2011 auch das in Hamburg vom Ausster- ben bedrohte Braunkehlchen festgestellt wurden, weisen eine hohe Bedeutung für Brut- vögel auf. Dabei handelt es sich um extensiv beweidete Grünlandflächen mit einem klein- teiligen Wechsel verschiedener Grünlandtypen, da sich alte Uferwälle und Senken in der Fläche abwechseln. Die hohe Bedeutung der Altengammer Elbwiesen für die Avifauna wird in erster Linie durch das Vorhandensein zahlreicher typischer Brutvogelarten der Röhrichte, Wiesen und Wasserflächen auch ohne Vorhandensein zahlreicher, gefährdeter Arten generiert.

130 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.3 Zug- und Rastvögel

B 2.3 Zug- und Rastvögel

Es wird auf Kartierungen der Zug- und Rastvögel in den Altengammer Elbwiesen zurück- gegriffen, die im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Be- trieb eines Kohlekraftwerkes durchgeführt wurden (LEGUAN 2009). Weiterhin werden die in einzelnen Biotopbögen aus der Hamburger Biotopkartierung enthaltenen Zufallsbe- obachtungen von Rastvögeln berücksichtigt.

B 2.3.1 Methodik

Die Untersuchungen begannen Mitte Oktober 2008, also während des Herbstzuges, und wurden Mitte April 2009 mit Abschluss des Frühjahrszuges abgeschlossen. Um das ge- samte Rastvogelgeschehen abbilden zu können, wurden im Jahr 2009 von Mitte August bis Anfang Oktober 2009 erneute Rastvogelerfassungen durchgeführt. Die Begehungen erfolgten im 14-tägigen Rhythmus, so dass insgesamt 18 Begehungen durchgeführt wurden. Die Erfassung erfolgte mittels Punkt-Stopp-Zählung (Punkttaxie- rung). Dafür wurde das Untersuchungsgebiet in 12 Teilflächen untergliedert und die über 12 Zählpunkte entsprechend den Gegebenheiten im Gelände derart gewählt, dass sie einen Überblick über alle relevanten Rasthabitate ermöglichten. Jeder Punkt lag mög- lichst exponiert und bot eine optimale Einsicht in das Gelände. Eine derartige Verteilung ermöglichte eine lückenlose flächige Erfassung. Als optische Hilfsmittel wurden qualitativ hochwertige Ferngläser (Vergrößerung bis 10-fach) und Spektive (Vergrößerung bis 60- fach) verwendet. Bei der Erfassung wurde neben Art und Anzahl auch das jeweilige Verhalten der Vögel an den Punkten mit aufgenommen. Der Parameter Verhalten wurde dabei in Rast, Nah- rungsgast und Durchzug unterschieden und aufgenommen. Zugbewegungen über das Gebiet hinweg wurden nicht dokumentiert, da mit der Untersu- chung die Wertigkeiten der Flächen für Rastvögel bewertet werden sollte (LEGUAN 2009).

B 2.3.2 Bestand

Im Verlauf der Untersuchungen durch LEGUAN (2009) konnten insgesamt 8.768 rastende bzw. durchziehende Vogelindividuen nachgewiesen werden, die sich auf 68 Vogelarten verteilten. Bei den Rastvögeln bildeten Pfeifente, Stock- und Krickente, Grau-, Bläss- und Weißwangengans sowie die Limikolen Bekassine, Kiebitz und Großer Brachvogel die dominierenden Vogelarten, die zu etwa 75 % des Rastvogelaufkommens beitrugen. Die Pfeifenten wiesen mit über 29 % den größten Anteil am Rastvogelaufkommen auf, gefolgt von Kiebitz (ca. 18 %), Graugans (ca. 11 %), Blässgans (knapp 7 %), Stockente (über 3 %) und Großer Brachvogel (knapp 2,5 %).

131 2.3 Zug- und Rastvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Hinzu kamen durchziehende Schwärme von Wacholder- und Rotdrossel sowie des Stieg- litz. Weiterhin wurden als besondere Arten Alpenstrandläufer, Bartmeise, Eisvogel und Zwergsäger festgestellt.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die von LEGUAN (2009) in den Altengammer Elbwiesen beobachteten Rastvogelarten mit Angabe zum Verhalten und den insgesamt beobachte- ten Individuenzahlen. Auf eine Statusangabe und Bewertung gemäß Roter Listen wird verzichtet, da sich diese grundsätzlich auf die Gefährdungen von Brutvögeln, nicht jedoch auf die von Zug- oder Rastvögeln beziehen. So brüten die beiden Gänsearten Bläss- und Saatgans nicht in Hamburg, sondern u. a. in den borealen und arktischen Bereichen Skandinaviens und Russlands. Sie sind jedoch regelmäßige Zugvögel und Wintergäste in Hamburg. Bestandsrückgänge, deren Ursachen in den hiesigen Roten Listen dokumen- tiert werden und für die Verschlechterungen in Bruthabitaten verantwortlich gemacht wer- den, besitzen für die Rastvögel und Wintergäste keine Relevanz.

Tabelle B 2.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen durch LEGUAN (2009) nachgewiesenen Zug- und Rastvogelarten Art Verhalten Individuensumme Accipiter nisus Sperber Nahrungsgast 1 Alauda arvensis Feldlerche Durchzug 6 Alcedo atthis Eisvogel Durchzug 3 Anas crecca Krickente Rast 129 Anas penelope Pfeifente Rast 2.557 Anas platyrhynchos Stockente Rast 291 Anas strepera Schnatterente Rast 2 Anser albifrons Blässgans Rast 593 Anser anser Graugans Rast 989 Anser fabalis Saatgans Rast 85 Anthus pratensis Wiesenpieper Durchzug 49 Ardea cinerea Graureiher Nahrungsgast 12 Aythya fuligula Reiherente Rast 22 Branta canadensis Kanadagans Rast 23 Branta leucopsis Weißwangengans Rast 57 Buteo buteo Mäusebussard Nahrungsgast 18 Calidris alpina Alpenstrandläufer Rast 6 Carduelis carduelis Stieglitz Durchzug 231 Carduelis chloris Grünfink Durchzug 8 Carduelis spinus Erlenzeisig Durchzug 16 Charadrius dubius Flussregenpfeifer Rast 1 Ciconia ciconia Weißstorch Nahrungsgast 1 Circus aeruginosus Rohrweihe Nahrungsgast 1 Columba palumbus Ringeltaube Rast 25 Corvus corone Rabenkrähe Nahrungsgast 91

132 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.3 Zug- und Rastvögel

Art Verhalten Individuensumme Corvus corone Rabenkrähe Rast 150 Corvus frugilegus Saatkrähe Rast 180 Corvus monedula Dohle Nahrungsgast 5 Corvus monedula Dohle Rast 85 Cygnus olor Höckerschwan Rast 23 Delichon urbicum Mehlschwalbe Durchzug 9 Emberiza citrinella Goldammer Durchzug 2 Emberiza schoeniclus Rohrammer Durchzug 7 Erithacus rubecula Rotkehlchen Durchzug 1 Falco tinnunculus Turmfalke Nahrungsgast 8 Fringilla coelebs Buchfink Rast 1 Gallinago gallinago Bekassine Rast 59 Haematopus ostralegus Austernfischer Rast 13 Hirundo rustica Rauchschwalbe Durchzug 153 Hydrocoloeus minutus Zwergmöwe Durchzug 8 Larus argentatus Silbermöwe Rast 52 Larus canus Sturmmöwe Rast 110 Larus fuscus Heringsmöwe Rast 6 Larus marinus Mantelmöwe Rast 4 Larus ridibundus Lachmöwe Rast 190 Mergus albellus Zwergsäger Rast 10 Mergus merganser Gänsesäger Rast 18 Mergus serrator Mittelsäger Rast 1 Motacilla alba Bachstelze Durchzug 15 Motacilla flava Schafstelze Durchzug 3 Numenius arquata Großer Brachvogel Rast 208 Panurus Biarmicus Bartmeise Durchzug 3 Parus caeruleus Blaumeise Rast 9 Parus major Kohlmeise Rast 4 Phalacrocorax carbo Kormoran Rast 98 Phalacrocorax carbo Kormoran Durchzug 45 Phasianus colchicus Fasan Rast 4 Phylloscopus collybita Zilpzalp Durchzug 3 Pica pica Elster Nahrungsgast 16 Picus viridis Grünspecht Durchzug 1 Riparia riparia Uferschwalbe Durchzug 11 Saxicola rubetra Braunkehlchen Durchzug 1 Sturnus vulgaris Star Rast 261 Tachybaptus ruficollis Zwergtaucher Rast 2 Tadorna tadorna Brandgans Rast 11

133 2.3 Zug- und Rastvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art Verhalten Individuensumme Tringa hypoleucos Flussuferläufer Rast 5 Troglodytes troglodytes Zaunkönig Rast 3 Turdus iliacus Rotdrossel Durchzug 12 Turdus merula Amsel Rast 3 Turdus pilaris Wacholderdrossel Durchzug 145 Vanellus vanellus Kiebitz Rast 1.593

Die Biotopbögen der Biotopkartierung Hamburgs nennen für den Zeitraum von Ende Sep- tember bis Anfang Oktober 2005 ebenfalls Zufallsbeobachtungen von Bekassine, Gro- ßem Brachvogel, Kiebitz und Reiherente. Als weitere Art wurde der Rotschenkel ( Tringa totanus ) beobachtet. Die Elbe stellt für Zugvögel einen überregional bedeutsamen Zugweg zwischen Brutge- bieten in Nordosteuropa und Vogelrast- bzw. Überwinterungsgebieten der Mittelelbe und der Nordsee dar, wobei sich die Vögel am Stromverlauf orientieren. Die Vogelrastgebiete der Unter- und Mittelelbe stehen über den Elbzugweg miteinander in Wechselbeziehun- gen.

Die Altengammer Elbwiesen wurden von LEGUAN (2009) hinsichtlich ihrer Bedeutung für rastende und durchziehende Vogelarten bewertet. Demnach weisen vor allem die El- buferbereiche mit ihren Flusswatten und Auskolkungen sowie insbesondere die im westli- chen und mittleren Elbuferbereich angrenzenden Grünlandflächen eine sehr hohe bis hohe Bedeutung für Zug- und Rastvögel auf. Für diese Teilflächen ist das regelmäßige Auftreten von Wasservögeln, wie z. B. Grau- und Blässgänsen, Pfeif- und Krickenten, oder Limikolen wie Bekassine, Kiebitz und Großer Brachvogel Wert gebend. Die Röh- richtflächen entlang der Schlinz sind ein wichtiger Rastbiotop für Bekassinen. Singuläre Ereignisse waren am 27.11.2008 und 01.11.2009 die Nutzung der Baumbestände als Krähenschlafplatz, als 45 Dohlen und 125 Rabenkrähen bzw. 40 Dohlen, 25 Rabenkrä- hen und 180 Saatkrähen gezählt wurden. Bei den Erfassungen der Zug- und Rastvögel 2008/2009 wurden regelmäßig Spaziergän- ger mit zum Teil frei laufenden Hunden festgestellt, die vorwiegend den östlichen Teil der Altengammer Elbwiesen zwischen Parkplatz und Eschen dominierter Baumreihe als Rundweg nutzen. Rastvögel wurden in diesem Teil nur manchmal festgestellt. Kotspuren weisen aber auf eine regelmäßige Nutzung durch rastende Gänse hin, die vermutlich ab- hängig ist vom Besucherdruck bzw. sich auf die Abend- und Nachtstunden beschränkt.

134 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.4 Säugetiere

B 2.4 Säugetiere

Im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Koh- lekraftwerkes wurde eine Erfassung der Fledermausfauna durchgeführt, vorhandene bio- logische Daten des Artenkatasters der BSU abgefragt und Artenhilfsprogramme sowie Rote Listen der Stadt Hamburg (Verbreitungskarten) hinsichtlich streng geschützter Säu- getierarten gesichtet (LEGUAN 2009 und 2009a). Auf diese Ergebnisse wird im Folgenden zurückgegriffen, Zufallsbeobachtungen aus einzelnen Biotopbögen der Hamburger Bio- topkartierung werden berücksichtigt.

B 2.4.1 Methodik

Zur Erfassung von Winterquartieren und potenziellen Sommerquartieren von Fledermäu- sen erfolgte am 04.01.2009 eine Begehung der Altengammer Elbwiesen durch das Pla- nungsbüro Leguan. Am 23.07.2009 wurde eine weitere Begehung durchgeführt, um die Aktivitätsdichte von Fledermäusen an vier Probestellen aufzunehmen und mögliche Sommer- und Zwischenquartiere zu erfassen. Die Lage der Probestellen ist Karte 1-3 zu entnehmen. Fledermäuse können anhand ihrer Ultraschall-Ortungsrufe lokalisiert werden, die mit Hilfe von Ultraschalldetektoren („Bat-Detektor“) in hörbare Laute moduliert werden. Die Artbe- stimmung und Lokalisierung der Fledermäuse erfolgte im Feld durch Verhören der art- spezifischen Ortungsrufe ergänzt durch Sichtbeobachtungen mit Hilfe des Nachtsichtge- rätes AEG Fero 51 (IRH6ML). Für die Akustikortung kamen folgende Bat-Detektoren zum Einsatz: • Pettersson D-120 (Heterodynverfahren, Stereo), • Pettersson D-220 (Heterodynverfahren, Stereo, digital), • Pettersson D-230 (Heterodyn- und Frequenzteilungsverfahren, digital), • Pettersson D-240x (Heterodyn- und Zeitdehnungsverfahren, digital), • Pettersson D-980 (Heterodyn-, Frequenzteilungs- und Zeitdehnungsverfahren, digital). Im Zweifelsfall wurden die Ortungslaute unter Verwendung digitaler Aufzeichnungsgeräte - MD-Rekorder (Sony MZ-N910) oder DAT-Rekorder (Aiwa HD-8200E) - im Zeitdeh- nungsverfahren aufgezeichnet und der Analyse zugeführt. Die hochfrequenten Signale der Fledermausrufe wurden im Zeitdehnungsverfahren direkt über den Bat- Detektor Pet- tersson D-980, die Filterunit F2000 und die Datenwandlerkarte PCM-DAS16/330 auf dem Laptop Asus F7400 aufgezeichnet. Mit Hilfe dieser Technik wurde eine Echtzeitdarstel- lung der zeitgedehnten Sonargramme von Ortungs- und Sozialrufen der Fledermausarten vor Ort möglich. Für die Analyse der Sonargramme kamen die Tonanalyseprogramme GRAM 50, COOLEDIT 2000 und BATSOUND PRO zum Einsatz, die eine Bestimmung nach artspe- zifischen Merkmalen ermöglichen.

135 2.4 Säugetiere PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Die nachgewiesenen Arten wurden bezüglich ihres Verhaltens differenziert aufgenom- men, wobei unterschieden wurde in Jagd, Richtungsflug (aufgeschlüsselt nach Richtun- gen N, NO, O, SO, S, SW, W, NW) und indifferentes Verhalten.

B 2.4.2 Bestand

In den vier einmalig untersuchten Standorten konnten fünf Fledermausarten nachgewie- sen werden (s. Tabelle B 2.4-1). Mit Großem Abendsegler und Teichfledermaus kommen zwei in Hamburg stark gefährdete Arten vor, Breitflügel-, Wasser- und Zwergfledermaus sind in Hamburg gefährdet. Bundesweit steht der Große Abendsegler auf der Vorwarnlis- te. Für die Breitflügelfledermaus wird eine Gefährdung angenommen, die Datenlage für die Teichfledermaus wird derzeit bundesweit als unklar eingestuft. Wasser- und Zwerg- fledermaus sind bundesweit ungefährdet. Aus den Biotopbögen zur Biotopkartierung Hamburgs ergaben sich Hinweise auf Vor- kommen des Rehs.

Tabelle B 2.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Säugetierarten Art RL HH RL D FFH Capreolus capreolus Reh * * Eptesicus serotinus Breitflügelfledermaus 3 G IV Myotis dasycneme Teichfledermaus 2 D ! II, IV Myotis daubentonii Wasserfledermaus 3 * IV Nyctalus noctula Großer Abendsegler 2 V IV Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus 3 * IV

RL HH: Rote Liste Hamburg (DEMBINSKI ET AL . 2004) RL D: Rote Liste Deutschland (MEINIG ET AL . 2009) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, G: Gefährdung unbekannten Ausmaßes, V: Vorwarnliste, D: Daten unzureichend, * : ungefährdet; ! : Deutschland ist in hohem Maße für diese Art verantwortlich FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie II: in Anhang II der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art)

Im Rahmen der Begehungen wurden weder Winter- noch Sommerquartiere festgestellt: Die Weiden und sonstigen Bäume der betrachteten Baumreihen sind überwiegend zu jung, die Hybrid-Pappelkronen hinsichtlich der Äste zu dicht, so dass keine Anflugmög- lichkeiten bestehen. Die Äste der Hybrid-Pappeln sind zudem zu dünn, so dass keine Isolierung besteht, Frostsicherheit ist jedoch eine Voraussetzung für die Nutzung als Win- terquartier. Die solitären Bäume weisen keine Spechthöhlen oder sonstige Versteckmög- lichkeiten auf. Während der exemplarischen Untersuchungen zur Aktivitätsdichte wurde kein Schwärmverhalten, was als Hinweis für eine Quartiernutzung gewertet werden kann, festgestellt. Bei sämtlichen nachgewiesenen Fledermäusen handelte es sich um Adulttie- re. Das Vorhandensein relevanter Quartiere wird insgesamt ausgeschlossen.

136 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.4 Säugetiere

Unabhängig vom fehlenden Quartierangebot ist davon auszugehen, dass die Altengam- mer Elbwiesen als Jagdhabitat von Fledermäusen genutzt werden: Während für den Großen Abendsegler und die Wasserfledermaus lediglich Richtungsflüge beobachtet wurden, konnte für die übrigen Arten auch Jagdverhalten nachgewiesen werden. Da aber nur eine Begehung zur Erfassung der Aktivitätsdichte erfolgte, sind nach Aussage von LEGUAN (2009) Jagdnutzungen für Großen Abendsegler und Wasserfledermaus wahr- scheinlich. Für Teich- und Wasserfledermaus stellt die Elbe mit den in die Altengammer Elbwiesen hineinragenden Prielen das Jagdhabitat dar. Die Arten Zwerg- und Breitflügel- fledermaus sind typische Bewohner von Gebäuden und Siedlungsstrukturen und besitzen ihre Quartiere in den hinterdeichs befindlichen Gebäuden. Sie nutzen die Altengammer Elbwiesen als Nahrungshabitat. Neben den nachgewiesenen Säugetierarten ist ein zumindest sporadisches Vorkommen weiterer Arten möglich. So zeigen die landesübergreifenden Schutzbemühungen für den Fischotter ( Lutra lutra ) erste Erfolge. Im Elbabschnitt zwischen Geesthacht und Hamburg kommt die bundesweit gefährdete und in Hamburg vom Aussterben bedrohte Art wieder regelmäßig vor. Auch der auf der bundesweiten Vorwarnliste geführte Biber ( Castor fiber ) wurde vereinzelt beobachtet (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Die Altengammer Elbwiesen sind hinsichtlich der Säugetiere insgesamt von allgemeiner Bedeutung.

137 2.5 Amphibien PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

B 2.5 Amphibien

Für die Ermittlung des Amphibienbestandes in den Altengammer Elbwiesen wird auf die Kartierungen und eine Auswertung der im Artenkataster der BSU vorhandenen biologi- schen Daten zurückgegriffen, die im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnah- men für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes durchgeführt wurden (LEGUAN 2009).

B 2.5.1 Methodik

Durch das Planungsbüro Leguan wurden von Anfang April bis Mitte Juli 2009 drei Tages- begehungen sowie eine Begehung in den Dämmerungs- und Abendstunden durchge- führt. Die Erfassung der Amphibien erfolgte an fünf Gewässern in den Altengammer Elb- wiesen durch Verhören der artspezifischen Rufe, Sichtbeobachtungen, Kescher- und Reusenfänge, Laichfunde und Nachweis der frisch verwandelten Tiere am Gewässer. Zum Einsatz kamen Kleinfischreusen der Firma Jenzi mit einer Maschenweite von 2 mm. Kleinfischreusen haben sich zur Erfassung von Molchen mittlerweile als Methode etabliert und ermöglichen sehr gute Aussagen zum Vorkommen der Molcharten. Die Lage der Amphibiengewässer ist Karte 1-3 zu entnehmen.

B 2.5.2 Bestand

In den fünf untersuchten Gewässern wurden insgesamt drei Amphibienarten nachgewie- sen. In Tabelle B 2.5-1 sind die Einzelnachweise mit Angabe der maximalen Individuen- zahl für jeden Fundort aufgeführt.

Tabelle B 2.5-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Amphibienarten mit Angabe der max. Abundanzen Art RL HH RL D FFH Gewässer AVAm 01 02 03 04 05 Pelophylax kl. esculentus Teichfrosch 2 * ! 2 2 1 1 (Syn.: Rana kl. esculenta) Rana arvalis Moorfrosch 3 3 IV 20 Rana temporaria Grasfrosch V * 36 Rana indet. braun Braunfrösche - - ca. 500 unbestimmt Larven

RL HH: Rote Liste Hamburg (BRANDT & FEUERRIEGEL 2004) RL D: Rote Liste Deutschland (KÜHNEL ET AL . 2009) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, V: Vorwarnliste, - : keine Aussage möglich; ! : Deutschland ist in hohem Maße für diese Art verantwortlich FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art)

138 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.5 Amphibien

Die Braunfroschlarven wurden in einem Stadium nachgewiesen, in dem eine Bestimmung nicht möglich war. Es handelte sich entweder um Gras- oder Moorfrösche. In späteren Erfassungen konnten subadulte Exemplare nicht mehr nachgewiesen werden. Während die laut Artenkataster der BSU für die Altengammer Elbwiesen bis zum Jahr 1986 angegebenen Amphibienarten Grasfrosch, Moorfrosch und Teichfrosch im Rahmen der Untersuchungen durch LEGUAN (2009) bestätigt werden konnten, ist ein Vorkommen von Kamm- und Teichmolch für das Untersuchungsgebiet auszuschließen. Der Kamm- molch ist im Standarddatenbogen des FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft als Schutz- und Erhaltungsgegenstand aufgeführt (s. Anhang E 1), diese Angabe bezieht sich aber auf den Teilbereich der Borghorster Elbwiesen.. Im Verlauf des Kartierjahres trocknete das Gewässer AVAm01 aus. Möglicherweise ist das der Grund, warum keine Molcharten nachgewiesen werden konnten: Während die Braunfroscharten die Metamor- phose (Wechsel vom aquatischen Larvenstadium zum amphibischen Jugendstadium) in der Regel bis zum Juni abgeschlossen haben, verbleiben Molchlarven bis in den Septem- ber hinein im Gewässer. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Gewässer im Untersuchungs- jahr ausgetrocknet. Findet die Austrocknung regelmäßig jedes Jahr statt, kann für die Molche keine erfolgreiche Reproduktion erfolgen und die Art verschwindet nach dem Aussterben der Adulttiere. Für die Teichfrösche in Gewässer AVAm01 konnte keine Reproduktion belegt werden. Der Nachweis von lediglich zwei Tieren deutet nicht auf eine vitale Population hin, son- dern vielmehr auf herumwandernde Tiere. Teichfrösche konnten in insgesamt vier der fünf untersuchten Gewässer festgestellt werden, wenngleich nur in sehr geringen Indivi- duenzahlen. Vermutlich verhindern die regelmäßigen Hochwässer den Aufbau großer Populationen, da während der Überwinterung die Gefahr des Ertrinkens besteht. Gewässer AVAm05 befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Elbe und wird vermutlich auch schon bei geringen Hochwässern, die häufig auftreten, überflutet. Das Fehlen jeglicher Amphibien dort dürfte in direktem Zusammenhang mit dieser Überflutungsdynamik ste- hen. Die in Gewässer AVAm01 nachgewiesenen Gras- und Moorfrösche besitzen ihre Landle- bensräume nach LEGUAN (2009) vermutlich in den hochwassergeschützten Siedlungs- und Marschbereichen und suchen das Gewässer AVAm01 nur kurz zur Paarung und zum Ablaichen auf. Während der zahlreichen Begehungen im Rahmen weiterer Erfassungen konnten nie umherstreifende Amphibien in den Altengammer Elbwiesen festgestellt wer- den. Dies wird durch Untersuchungen zu „Ökologischen Flutungen“ am Oberrhein bestä- tigt (vgl. SIEPE 2006). Durch direkte Beobachtung gerichteter Wanderbewegungen wurde hier festgestellt, dass die Tiere den Überschwemmungsbereich während der Überflutung verließen und Gewässer hinter den Polderdeichen, außerhalb der Überflutungszone be- siedelten. Nach der Überflutung wanderten die Tiere wieder in die Polder zurück. Generell wird der Überflutungsdynamik eine positive Wirkung auf die Amphibienfauna zugesprochen, da die Hochwässer immer wieder neue Tümpel als Pioniergewässer schaffen, Altarme abschneiden und durch das Wegreißen von Gehölzen die Beschattung der Gewässer verringern. Zudem sorgen Hochwässer für eine Wasserführung der Ge- wässer während des Sommers. Die Beobachtungen am Oberrhein bestätigen dies (SIEPE

139 2.5 Amphibien PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

2006). Hier profitieren die Amphibien von flach überfluteten Wiesen und Uferbereichen im Offenland und den wechselfeuchten Bedingungen nach Überflutungen. Im Altengammer Vorland fehlen solche Überflutungsgewässer bzw. abgeschnittene Alt- arme. Von den untersuchten Gewässern stehen die vier Gewässer AVAm02 - AVAm05 über einen Priel mit der Gezeitendynamik in Verbindung und sind für die Amphibienfauna daher von untergeordneter Bedeutung. Gewässer AVAm01 ist zwar hinsichtlich des Biotoptypes als Priel anzusprechen, die Ge- zeitendynamik ist hier jedoch weitaus weniger ausgeprägt als in den übrigen Gewässern. Zudem befindet es sich vergleichsweise nah an den hochwassergeschützten Siedlungs- und Marschbereichen. Diese Faktoren dürften das Auftreten von Gras- und Moorfrosch erklären. Aufgrund des nachgewiesenen Artenspektrums weist Gewässer AVAm01 die höchste Bedeutung innerhalb der Altengammer Elbwiesen auf; die Altengammer Elbwiesen sind hinsichtlich der Amphibienfauna insgesamt jedoch als wenig bedeutend zu bewerten. Der Grund dürfte in der Überflutungsdynamik liegen, die den Aufbau vitaler Bestände verhin- dert. Unabhängig davon ist aber aus naturschutzfachlicher Sicht die Überflutungsdynamik innerhalb der Altengammer Elbwiesen zu begrüßen.

140 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.6 Heuschrecken

B 2.6 Heuschrecken

Heuschrecken sind streng eingenischt über Feuchtigkeit, Temperatur und Raumstruktur und gehören zu den Organismen, deren Populationen z. T. in außerordentlich kleinräumi- gen, manchmal nur wenige Quadratmeter großen Arealen leben. Sie sind daher als De- skriptororganismen, v. a. für die Qualität sehr trockener oder feuchter, offener Lebens- räume, gut geeignet. Im Zuge der Planungen für Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes wurde in den Altengammer Elbwiesen eine Erfassung der Heuschrecken durchgeführt (LEGUAN 2009). Sie repräsentieren den faunistischen Aspekt der bodennah lebenden Insektenfauna mit geringen Raumansprüchen bezogen auf offe- ne Standorte.

B 2.6.1 Methodik

Am 01.07.2009, 29.07.2009 und 19.08.2009 erfolgten Tagbegehungen bei sonnigem, warmem und weitgehend wolkenlosem Wetter. Um insbesondere für die Heupferde ( Tet- tigonia spp.) realistische Nachweisdichten zu erzielen, wurde am 29.07.09 die Begehung am späteren Nachmittag durchgeführt, da die Aktivitätsdichten dann deutlich ansteigen. Die Erfassung erfolgte auf 10 Probeflächen durch Sichtbeobachtung und Verhören der singenden Männchen mit Hilfe von Ultraschalldetektoren. Die Lage der Probeflächen ist Karte 1-3 zu entnehmen. Diese Methoden bringen für die meisten Arten befriedigende Ergebnisse. Anders verhält es sich mit der Nachweisbarkeit der Eichenschrecke ( Meco- nema thalassinum ). Diese Art ist insofern problematisch, da die Lautäußerung, das Fuß- trommeln, im Gelände praktisch nicht nachweisbar ist. Darüber hinaus besiedelt die Ei- chenschrecke vorwiegend Laubbäume. Um die Art sicher nachzuweisen, sind nächtliche Begehungen und ein Ableuchten der Baumstämme erforderlich, da die Tiere nachts aktiv sind und die Kronenregionen dann verlassen. Da diese Methode sehr aufwändig ist und die Eichenschrecke nicht als stenotop oder selten einzustufen ist, wurde auf eine syste- matische Kartierung der Art verzichtet. Es wurden das gesamte Artenspektrum und die Abundanzen ermittelt. In Anlehnung an die in der Ornithologie etablierte Erfassungsmethodik der Punkt-Stopp-Zählung wurden im Wesentlichen die stridulierenden Heuschreckenmännchen auf den unterschiedlichen Teilflächen während einer Zeitspanne von 10 Minuten gezählt. Diese Methode wurde von VOSSEN (1997) erprobt und hat sich in der Praxis in einer Vielzahl von Untersuchungen bewährt. Gezählt wurde dabei von einem Standort auf der Probefläche, von dem sämtli- che dort relevante Vegetationsstrukturen erfasst werden konnten.

141 2.6 Heuschrecken PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

B 2.6.2 Bestand

Die nachfolgende Tabelle B 2.6-1 zeigt eine Gesamtliste der nachgewiesenen Heuschre- ckenarten mit Angabe der maximal beobachteten Individuenzahlen. Zwei in Hamburg als gefährdet geltende Arten, die Sumpfschrecke ( Stethophyma grossum ) und die Große Goldschrecke ( Chrysochraon dispar ) wurden an drei bzw. einem Fundort nachgewiesen. Die anderen 6 Arten gelten als ungefährdet bzw. werden nach neueren Erkenntnissen bundesweit teilweise auf der Vorwarnliste geführt.

Tabelle B 2.6-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Heuschreckenarten Art RL HH RL D max. Individuenzahl Chorthippus albomarginatus Weißrandiger Grashüpfer * * 39 Chorthippus mollis Verkannter Grashüpfer * V 1 Chorthippus parallelus Gemeiner Grashüpfer * * 16 Chrysochraon dispar Große Goldschrecke 3 ↑ * 4 Conocephalus dorsalis Kurzflügelige Schwertschrecke * V 22 Metrioptera roeselii Roesels Beißschrecke * * 32 Stetophyma grossum Sumpfschrecke 3 ↑ * 4 Tettigonia viridissima Grünes Heupferd * * 46

RL HH: Rote Liste Hamburg (RÖBBELEN 2007) RL D: Rote Liste Deutschland (BFN 2011) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, V: Vorwarnliste, * : ungefährdet ↑ : Arten mit positiver Bestandsentwicklung in den letzten Jahren

In Hamburg kommen derzeit - ohne die als ausgestorben oder verschollen geltenden Ar- ten - 30 Heuschreckenarten vor (RÖBBELEN 2007). Mit acht in den Altengammer Elbwie- sen nachgewiesenen Arten wurde demnach etwa ein Viertel der landesweit vorkommen- den Heuschreckenarten nachgewiesen. Insgesamt ist der nachgewiesene Bestand relativ artenarm und geprägt durch weitge- hend unspezifische Arten. Zu berücksichtigen ist, dass die Bodenständigkeit laut LEGUAN (2009) nicht bei allen Arten gegeben ist: Der Verkannte Grashüpfer, der trockene, vegeta- tionsarme und sandige Lebensräume bevorzugt, wurde mit einem Exemplar am 19.08.2009 nachgewiesen. Die Art ist in Hamburg relativ weit verbreitet und in der Lage, schnell neue geeignete Lebensräume zu besiedeln. Auch entsprechend warme und tro- ckene Bedingungen, wie sie lange zwischen Juli und August 2009 herrschten, führen zu verstärkter Migration. Da Nachweise in den früheren Begehungen fehlen und die Lebens- raumeignung hier nur temporär gegeben ist, ist die Bodenständigkeit auszuschließen. Die Art ist von außerhalb in die Altengammer Elbwiesen eingewandert. Ungesichert ist ebenfalls die Bodenständigkeit der Sumpfschrecke. Nachweise erfolgten erst ab Ende Juli 2009. Durch eine zeitgleich verlaufende Untersuchung im Hafenbereich von Hamburg konnte gezeigt werden, dass dortige Populationen bereits Anfang Juli fast

142 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.6 Heuschrecken ihre maximalen Größen erreicht hatten. Nachweise Anfang Juli fehlen in den Altengam- mer Elbwiesen dagegen vollständig. Betrachtet man überdies die konkreten Nachweise, so zeigt sich, dass nur der Fundort AVHeu04 bei den beiden letzten Begehungen jeweils den Nachweis eines stridulierenden Tiers ergab. Fundort AVHeu01, Ende Juli mit 2 stri- dulierenden Männchen, war dagegen im August 2009 verwaist, was ein Hinweis auf eine zeitweilige Besiedelung während großräumiger Migrationen ist, die 2009 nachweislich stattfanden. Ein weiterer Nachweis eines einzelnen Exemplars am Fundort AVHeu09 Mit- te August 2009 entspricht einer Besiedlung nach Migration aus anderen Lebensräumen, ähnlich wie beim Verkannten Grashüpfer. Solche Besiedlungen zeigen aber grundsätzlich eine Habitateignung an – auch wenn die- se nur temporär ist. Es ist also davon auszugehen, dass der tatsächliche Bestand an bo- denständigen Heuschrecken in den Altengammer Elbwiesen bei sechs Arten liegt. Angesichts der Ausprägungen der einzelnen Teilflächen erscheint diese Zahl als zu ge- ring. Ein wesentlicher Faktor des Deichvorlandes ist die unregelmäßige Überflutung im Winterhalbjahr bzw. frühen Frühjahr sowie bei Extremereignissen auch während des Sommers. Solche Überschwemmungen können bei längerer Dauer zu Beeinträchtigun- gen der Eier verschiedener Heuschreckenarten führen. Bei solchen Überstauungen ist zu berücksichtigen, dass nicht immer das komplette Vor- land überschwemmt sein muss, sondern einzelne, höhere Flächen durchaus trocken blei- ben können. Während des Hochwassers am 03. - 04.10.2009 wurden beispielsweise der höher gelegene, ehemalige Sportplatz oder höhere Bereiche des Uferwalls an der Elbe nicht überflutet. Solche Bereiche können dann auch von Arten besiedelt werden, deren Eier weniger resistent gegen Nässe sind. Die stetigste Art, der Weißrandige Grashüpfer, ist in Hamburg eine der am weitesten ver- breiteten Kurzfühlerheuschrecken. Er besiedelt so gut wie alle offenen und halboffenen Lebensräume mit Ausnahme extrem vegetationsarmer und trockener Flächen. Er verträgt zudem leichten Salzeinfluss, weshalb er z. B. auch an Küsten und auf Halligen vorkommt. Die Eier haben eine hohe Feuchtigkeitstoleranz und überstehen Überschwemmungen. Obwohl für den Gemeinen Grashüpfer eine hohe Feuchtigkeitstoleranz nicht eindeutig nachgewiesen ist, ist aufgrund seiner Stetigkeit von immerhin 50 % und maximalen Abundanzen von bis zu 5 stridulierenden Männchen davon auszugehen, dass zumindest die Fundorte AVHeu05 und AVHeu10 eine gute Habitateignung haben. Die anderen be- siedelten Fundorte weisen dagegen eingeschränkte Eignungen auf. Die weiteren bodenständigen Arten legen ihre Eier in Pflanzenteile ab und sind dadurch gut gegen Überstauungen geschützt. Ein Sonderfall ist hierbei die Große Goldschrecke, die nur an Fundort AVHeu02 mit einem kleinen Bestand nachgewiesen wurde. Üblicher- weise besiedelt sie Flächen mit regelmäßigen Überstauungen seltener. Dieser Fundort auf dem Uferwall ist wahrscheinlich ein Bereich, der mit seiner Höhe von 4,5 m über NN bei relativ niedrigen Überstauungen häufig als Insel erhalten bleibt. Dies konnte durch das Planungsbüro Leguan während der Begehung am 04.10.2009, die bei Hochwasser stattfand, bestätigt werden.

143 2.6 Heuschrecken PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Ein zweiter Faktor, der ganz wesentlich die Zusammensetzung von Heuschreckenzöno- sen der Grünländer beeinflusst, ist die jeweilige Nutzung. Für Heuschrecken der Grün- länder ungünstig liegende Mahdtermine führen zu einer eingeschränkten Habitateignung. Der Einfluss der Nutzung wird relativ deutlich bei der Betrachtung der festgestellten Abundanzen an den einzelnen Standorten. Extensivierungen der Nutzungen bzw. nut- zungsfreie Bereiche tragen dazu bei, in diesem Raum die Anzahl möglicher Mikrohabitate zu vermehren. Die beiden Fundorte AVHeu02 und AVHeu05 sind diejenigen mit den ge- ringsten Nutzungseinflüssen. Hier erreichen die nachgewiesenen Arten zum Teil A- bundanzen von 10 stridulierenden Tieren. Überdies trägt die extensive bzw. nicht fest- stellbare Nutzung im Zusammenhang mit der erhöhten Lage im Gelände bei AVHeu02 dazu bei, dass sich hier ein kleiner, aber stabiler Bestand der Großen Goldschrecke etab- lieren konnte. Diese Art gilt in Hamburg als gefährdet. Arten extensiv genutzter und/oder feuchter Grünländer in Hamburg, wie z. B. Omocestus viridulus , Chorthippus dorsatus und evtl. auch Chorthippus montanus , fehlen im Gebiet. Ebenfalls ohne Befund blieb die gezielte Nachsuche nach den beiden hier potenziell vor- kommenden Dornschrecken-Arten Tetrix undulata und Tetrix subulata . Diese besiedeln oftmals kleinste Offenbodenbereiche in Grünländern. Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Heuschreckenfauna des Gebietes stark geprägt ist durch die stattfindenden Überflutungsereignisse. Die festgestellte Artenarmut ist des- halb auch nicht gleichzusetzen mit einer geringen Qualität, sondern weist vielmehr aus, dass eine sehr wirksame Überflutungsdynamik vorhanden ist, was mit den Zielsetzungen dieses Schutzgebiets korrespondiert. Die hinsichtlich der Heuschrecken getroffenen Aussagen zu Überflutung und Grünland- nutzung entsprechen den Untersuchungsergebnissen zu Zikaden in den Überschwem- mungsflächen des Nationalparks Unteres Odertal (ROTHENBÜCHER 2004). Auch hier war die Artenzahl in regelmäßig überfluteten Bereichen am geringsten, und die Mahd förderte mobile und wenig spezialisierte Arten.

144 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.7 Fische und sonstige Artengruppen

B 2.7 Fische und sonstige Artengruppen

Zu den Fischen liegt eine Erfassung im neu angelegten Priel vor (LEGUAN 2014), über die sonstigen relevanten Artengruppen bestehen keine systematischen Erfassungen in den Altengammer Elbwiesen. Im Standarddatenbogen des FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft (s. Anhang E 1) sind zahlreiche in Anhang II der FFH-Richtlinie gelistete Fischarten als Schutz- und Erhal- tungsgegenstand aufgeführt: Finte ( Alosa fallax ), Rapfen ( Aspius aspius ), Steinbeißer (Cobitis taenia ), Schnäpel (s.o.), Flussneunauge ( Lampetra fluviatilis ), Meerneunauge (Petromyzon marinus ) und Schlammpeitzger ( Misgurnus fossilis ). Steinbeißer und Schlammpeitzger wurden im Borghorster Brack nachgewiesen. Rapfen, Fluss- und Meerneunauge sowie vereinzelt Finte und Schnäpel finden sich in der Elbe und damit sporadisch auch in den entsprechenden Wasserflächen längs des El- bufers im Altengammer Vorland. Zusätzlich bestehen Nachweise des Rapfens aus dem neu geschaffenen Priel, von einer Nutzung geeigneter Habitate auch in der Schlinz ist auszugehen. Die Schlinz, der neu geschaffene Priel und Auskolkungen am Elbufer sowie Buhnen stel- len mit ihren strömungsarmen Flachwasserbereichen z.T. geeignete Ruhezonen für wan- dernde Fische und Neunaugen dar und bieten teilweise auch geeignete Nahrungs-, Auf- wuchs- oder Laichmöglichkeiten. Im Rahmen der Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen für den Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg wurde am 21.08.2013 eine Elektroefischung des neu angelegten Priels durch die LEGUAN GmbH durchgeführt (LEGUAN 2014). Es wurden insgesamt 10 Arten nachgewiesen. Nur 2 Exemplare des Aals und 1 Ukelei konnten als adulte Tiere gefangen werden. Es wurden insgesamt 10 Arten nachgewiesen. Nur 2 Exemplare des Aals und 1 Ukelei konnten als adulte Tiere gefangen werden. Das Artenspektrum wurde von den 3 eudominanten Arten (> 10 %) Aland, Flussbarsch und Flunder geprägt. Der gemeinsame Fanganteil dieser Arten betrug 89 %. Die restlichen 11 % des Elektrofangs bestanden aus der subdominanten (2 - 5 %) Art Rapfen und den rezedenten (1 – 2 %) Arten Brasse, Gründling, Aal, Zander, Karpfen und Ukelei. Der Priel läuft während Niedrigwassers nahezu trocken, daher ist er wenig als permanen- ter Lebensraum oder Laichplatz für Fische geeignet. Eine Fischfallensituation ist aber derzeit nicht gegeben. Der Priel stellt für Jungfische während Wasserführung einen Rückzugsraum dar. Aufgrund der Biotop- und Nutzungsstruktur der Altengammer Elbwiesen ist weiterhin da- von auszugehen, dass z.B. Weichtiere (Schnecken, Muscheln) und diverse Insektenarten z.T. geeignete Lebensbedingungen vorfinden. So wurde im Rahmen der Biotopkartierung im Jahr 2010 z.B. die landes- und bundesweit ungefährdete Schwarze Heidelibelle ( Sym- petrum danae ) im Gebiet beobachtet. In Qualmwassertümpeln kommt laut ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011) der Kleine Rückenschaler ( Lepidurus apus ), ein Ur-

145

zeitkrebs, als charakteristische Art vor. In der Elbe bzw. ihren Prielen und Auskolkungen ist von Vorkommen weiterer Wasserorganismen ist auszugehen.

146 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

B 3 Natura 2000 im NSG Borghorster Elblandschaft

B 3.1 Methodik

Die Kartierung der FFH-Lebensraumtypen (LRT) ist seit 2007, nach der Erstaufnahme der FFH-LRT in den FFH-Gebieten im Jahr 2004, integrierter Bestandteil der Biotopkartie- rung. Für jeden FFH-LRT der Wertestufen A, B und C wird ein Biotoperhebungsbogen mit den für die FFH-LRT relevanten Attributen ausgefüllt. Für FFH-LRT der Wertestufe D ist dies nicht erforderlich. Die in den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft vorkommenden Lebensraumtypen gemäß FFH-Richtlinie wur- den zuletzt im Jahr 2012 erfasst und jeweils auf einem gesonderten Erhebungsbogen entsprechend den Vorgaben der Kartieranleitung für die Biotopkartierung Hamburg (BRANDT & ENGELSCHALL 2011) beschrieben und bewertet. Für eine Beschreibung der Erfassungsmethodik von Tierarten wird auf die jeweiligen Me- thodik-Kapitel in Anhang B 2 „Biotischer Zustand“ verwiesen.

Die Bewertung des Erhaltungszustandes der FFH-Lebensraumtypen und der Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinie ist die Grundlage für die Ableitung der Entwicklungsziele und der durchzuführenden Maßnahmen. Im Folgenden wird das Bewertungssystem er- klärt. Nach dem Leitfaden der EU-Kommission zum FFH-Monitoring sind die Erhaltungszustän- de der FFH-Lebensraumtypen und -Arten gemäß eines Ampelschemas zu unterscheiden in: • grün: günstiger Erhaltungszustand • gelb: ungünstiger Erhaltungszustand (unzureichend; Vorwarnstufe) • rot: ungünstiger Erhaltungszustand (schlecht) • grau: unbekannter Erhaltungszustand Zur Ermittlung des Erhaltungszustandes in der gesamten biogeografischen Region (Hamburg: atlantisch) sind gemäß der EU-Kommission folgende Parameter ausschlagge- bend: • Lebensraumtypen: Verbreitung, Fläche, Strukturen und Funktionen sowie Zukunfts- aussichten • Arten: Verbreitung, Population, Habitat, Zukunftsaussichten

Bereits vor der Festlegung der EU-Kommission war in Deutschland ein System der Be- wertung der Erhaltungszustände der FFH-Lebensraumtypen und -Arten in den Natura- 2000-Gebieten geschaffen worden, das wie folgt aufgebaut ist:

147 3 Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

• A: hervorragender Erhaltungszustand (= günstiger Erhaltungszustand) • B: guter Erhaltungszustand (= günstiger Erhaltungszustand) • C: mittlerer bis schlechter Erhaltungszustand (= ungünstiger Erhaltungszustand) In Einzelfällen kann auch die Wertstufe D vergeben werden. Hierbei handelt es sich ent- weder um Flächen, die sich mittel- oder langfristig erst zu einem FFH-Lebensraumtyp entwickeln könnten oder um Flächen, deren Lebensraumtyp oder Art-Vorkommen für das jeweilige Natura-2000-Gebiet nicht repräsentativ ist. Folgende Parameter bestimmen die Einstufung des jeweiligen Erhaltungszustands nach dem A,B,C-Schema: • Lebensraumtypen: Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen, Voll- ständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars und Beeinträchtigungen • Arten: Zustand der Population, Habitatqualität und Beeinträchtigungen Auf dieser Basis kann einzelflächenbezogen für jeden FFH-Lebensraumtyp und jede FFH-Art eine Bewertung im A,B,C-Schema vorgenommen werden. Die schutzgut- spezifischen Bewertungsschemata sind dabei der Anleitung " Monitoring der FFH- Lebensraumtypen in Hamburg - Abgleich der bisher verwendeten Bewertungssysteme zur Beurteilung des Erhaltungszustandes (Stand: 14. November 2013) und der Anleitung des BfN: "Überarbeitete Bewertungsbögen der Bund-Länder-Arbeitskreise als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring" (BFN 2009 und 2009a) zu entnehmen. Eine Übernahme dieses A,B,C-Schemas für die Bewertung der Vogelarten ist sinnvoll und wird in Hamburg auch praktiziert. Hierzu gibt es eine Anleitung, die bei der BSU - Staatliche Vogelschutzwarte - vorliegt. Für den nach Art. 17 der FFH-Richtlinie vorgeschriebenen nationalen Bericht an die EU- Kommission werden diese Daten aggregiert. Zusammen mit den zusätzlich für die Lan- desebene erforderlichen Daten zu Verbreitung, Fläche und Zukunftsaussichten ergibt sich ein Bericht zur Situation des Erhaltungszustandes der FFH-Lebensraumtypen und -Arten für das gesamte Bundesland Hamburg, welcher den Vorgaben des EU-Leitfadens folgt (FFH-Bericht). In einer weiteren Aggregationsebene werden dann die entsprechenden Berichte anderer norddeutscher Länder zu einem Bericht für die atlantische biogeografi- sche Region Deutschlands vereinigt. Dieser Bericht wird dann über die Bundesregierung an die EU-Kommission übermittelt. Da die Berichtspflicht einem 6-jährigen Turnus unterliegt, müssen die zugrunde liegenden Daten im Rahmen des FFH-Monitorings des Bundeslandes (A,B,C-Bewertung des Erhal- tungszustandes) fortlaufend überprüft und angepasst werden. So ist nach Artikel 11 der FFH-Richtlinie der Erhaltungszustand der Lebensraumtypen des Anhangs I und der Arten des Anhangs II, IV und V in der Europäischen Union regelmäßig zu überwachen. Der Aktualisierungsrhythmus der Bewertung des Erhaltungszustandes ist dabei innerhalb der FFH-Lebensraumtypen und -Arten unterschiedlich.

148 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

B 3.2 Bestand

Nachfolgend werden die in den Altengammer Elbwiesen vorkommenden FFH- Lebensraumtypen beschrieben sowie die im Rahmen der Kartierungen nachgewiesenen Vogelarten des Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie bzw. die festgestellten Arten des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie aufgeführt. Die Angaben zum Erhaltungszustand der FFH-Lebensraumtypen sind der Biotopkartierung in Hamburg entnommen, der Erhal- tungszustand der Arten wurde, sofern vorhanden, aus dem Standarddatenbogen zum Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft übernommen. Der Erhaltungszustand des jeweiligen FFH-Schutzgutes auf Landesebene ist dem Bericht Hamburgs für die Berichts- periode 2007-2012 entnommen. Die Elbe im Bereich der Altengammer Elbwiesen wurde bei der Biotopkartierung 2012 als FFH-LRT 3260 („Fluss, naturnah mit Beeinträchtigungen/Verbauungen“) im Erhaltungs- zustand C kartiert. Teile des Elbufers (im Westen), die Schlinz mit Nebenprielen sowie der im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen angelegte Priel wurden dem FFH-LRT 3270 (Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p.) zu- geordnet. Ein weiterer FFH-LRT sind die am Elbufer (und im Mündungsbereich der Schlinz) vorhan- denen feuchten Hochstaudensäume (LRT 6431-1). Es handelt sich um einen heteroge- nen Ufersaum, teils über einer flach geneigten Steinböschung, teils mit Übergängen zu Röhricht und halbruderalen Gras- und Staudenfluren mittlerer Standorte und zu Weiden- gebüsch. Über die gesamte Länge regelmäßig vorhanden ist jedoch ein Uferstauden- saum mit hohen Anteilen der Weidenblättrigen Aster, von Zottigem Weidenröschen und eingestreuten Röhrichten von Rohrglanzgras. Durch Treibselablagerungen ist der Bereich relativ kräftig ruderal überprägt. Der Saum ist zumeist nur relativ schmal und strömungs- exponiert, so dass Wuchsorte für den Schierlings-Wasserfenchel hier unwahrscheinlich sind. Im Westen der Altengammer Elbwiesen befinden sich südlich der Schlinz zwei Flächen, die als FFH-LRT 6440 „Brenndolden-Auenwiese“ (GFC, vgl. Karten 1-1 bzw. 4-1, vgl. auch LEGUAN 2014) angesprochen wurden. Die westliche Grünlandfläche (Biotop Nr. 8218_2012_36) ist in ihrer Ausprägung sehr wüchsig, bis über 1 m hoch aufgewachsen (v.a. in den feuchteren Randbereichen entlang des benachbarten Priels) und von Obergräsern dominiert, mit hohen Anteilen von Fuchsschwanz, Wiesenschwingel und Gewöhnlichem Rispengras. Auch hohe Anteile von Mittelgräsern sind vorhanden, den- noch ist die bodennahe Vegetation noch krautreich, mit v.a. großen Beständen von Krie- chendem Hahnenfuß, einigen eingestreut vorkommenden Leguminosen und einem locker über die Fläche verstreutem Bestand aus Kuckucks-Lichtnelke. Die feuchteren Randbe- reiche sind stärker ruderal geprägt mit höheren Anteilen von v.a. Stumpfblättrigem Amp- fer. Die Fläche kann nicht als Mähwiese im engeren Sinne angesehen werden, da offen- sichtlich eine zeitweilige Beweidung stattfindet und hohe Anteile von weideflächen- typischen Arten vorhanden sind. Dennoch ist im weiteren Sinne eine Zuordnung zur Fuchsschwanzwiese denkbar. Da in Resten Vorkommen von Brenndolde vorhanden sind,

149 3 Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) wurde die Fläche als Entwicklungsfläche für eine Brenndoldenwiese angesehen und im Rahmen der Biotopkartierung in Hamburg entsprechend als Brenndolden-Auenwiese dargestellt. Ebenso die angrenzende Nachbarfläche (Biotop Nr. 8220_2012_2), bei der es sich um eine seit langem als Wiese genutzte, sehr nährstoffreiche Grünlandfläche han- delt, die zum Deich hin abfällt, mit Niveauunterschieden von fast 2 m. Vermutlich wurde die Wiese eingesät und gedüngt, es zeigen sich hohe Anteile von Weidelgras, daneben auch intensiver Aufwuchs aus Rohrglanzgras. Die Fläche ist im Übrigen sehr wüchsig und artenarm und prinzipiell nicht kartierwürdig, weist jedoch in Teilbereichen einen relativ großen Bestand aus Brenndolde auf. Die Fläche wird zudem bei Hochwasser offenbar in Teilbereichen zeitweilig überschwemmt (hier höhere Anteile an Feuchtezeigern). Die westlichere der beiden Flächen (Biotop Nr. 8218_2012_36) befindet sich größtenteils auf den Flurstücken 943 und 743, die als Ausgleichsflächen für Bau und Betrieb eines Kraftwerks in Hamburg-Moorburg dienen (vgl. Kapitel 1.3 Sonstige Planungen). Eine weitere als Brenndolden-Auenwiese kartierte Fläche befindet sich im Osten der Altengammer Elbwiesen (Biotop Nr. 8420_2012_54). Es handelt sich hierbei um eine recht homogene, mäßig artenreiche gemähte Wiesenfläche auf insgesamt zur Elbe hin leicht abfallendem Gelände und mit eingelagerten Mulden, die etwas feuchter geprägt sind. Die Vegetation wird seit einigen Jahren offenbar ausschließlich gemäht und ist do- miniert von Wirtschaftsgräsern, hohen Anteilen von Fuchsschwanz und Rispengrasarten sowie Weidelgras, jedoch deutlich arten- und blütenreicher als die westlich anschließende Fläche, mit Aspekt aus Scharfem Hahnenfuß, Kriechendem Hahnenfuß, Klee, Löwenzahn und im Frühjahr auch Wiesen-Schaumkraut. In Teilen zeigt sich eine etwas ruderalere Prägung mit locker verteilten Beständen aus Breitblättrigem und Krausem Ampfer. Auf- grund des Vorkommens von Brenndolde in kleineren Teilbereichen wurde die Fläche als Entwicklungsfläche für eine Brenndolden-Auenwiese in die Hamburger Biotopkartierung aufgenommen. Wiesen-Fuchsschwanz- (GMM) und Glatthaferwiesen (GMG) als FFH-LRT 6510 „Magere Flachland-Mähwiesen“ befinden sich im zentralen Bereich der Altengammer Elbwiesen (Biotope Nr. 8420_2012_23, 8420_2012_24 und 8420_2012_51). Biotop Nr. 8420_2012_23 ist eine mäßig artenreiche, relativ magere Fuchschwanz- bzw. Kamm- graswiese mit einem mäßig dichten Bestand aus Obergräsern. Sie ist in den Randberei- chen und im Westen etwas wüchsiger, im Osten weist sie sehr magere, offene und blü- tenreiche Teilbereiche auf. Stark vertreten sind Wiesen-Fuchsschwanz, Kammgras, Ris- pengras aber auch Weidelgras sowie ein meist relativ dichter Bestand aus verschiedenen Leguminosenarten, v.a. Kleiner Klee und Wiesenklee. Östlich grenzt eine seit langem als Mähwiese genutzte Glatthafer-Wiese an (Biotop Nr. 8420_2012_24). Der Standort ist relativ eben und nährstoffarm, mit örtlich leichten Ein- muldungen. Rispengras und Fuchsschwanz bilden nur lockere Bestände. Wesentlich ist die 2. Krautschicht, die nur etwa 20 bis 30 cm Wuchshöhe erreicht und durch einen gro- ßen Aspekt von Kleinem Klee derzeit recht blütenreich ist, eingestreut sind Vorkommen von Tausendschön in größerer Zahl. Am Boden finden sich mitunter kleinere Bereiche mit bestandsbildender Frühlingssegge. Die Vegetationsdeckung erreicht nur etwa 90 %, so dass das Licht den Boden erreichen kann. Der Bestand ist relativ reich an Leguminosen,

150 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

örtlich sind leichte Ruderalisierungstendenzen (Rainfarn) erkennbar. Hochwüchsig sind nur einzelne Randbereiche, die etwas nitrophytischer geprägt sind. Stromtaltypisch ist ein großer Bestand von Frühlingssegge und eingestreute Vorkommen von Straußblütigem Ampfer. Südlich dieser Fläche befindet sich ein weiterer als Glatthafer-Wiese angesprochener Biotop (Nr. 8420_2012_51). Dabei handelt es sich um ein insgesamt recht strukturreiches Grünland, dessen südlicher Bereich höher liegt als der nördliche (Uferwall / ehemaliger Sommerdeich). Die Fläche wurde langjährig beweidet, ist in jüngerer Zeit aber offenbar gemäht worden. Vor allem auf den höher gelegenen Flächen sind als Weideunkräuter stachelige Kräuter verbreitet, darunter ein relativ großer Bestand des in Hamburg stark gefährdeten Feld-Mannstreus und der in Hamburg vom Aussterben bedrohten Dornigen Hauhechel. Die Fläche selbst ist mäßig wüchsig mit vermutlich recht magerem Unter- grund und relativ blütenreich mit großen Beständen v.a. von Schafsgarbe. Als Mager- keitszeiger tritt zudem viel Spitzwegerich auf, und Rotschwingel nimmt vergleichsweise hohe Flächenanteile ein. Das Gebiet ist sehr uneben mit Niveauunterschieden von bis zu 2 m. Die kartierten Lebensraumtypen sind in Tabelle B 3-1 zusammengefasst. Tabelle B 3-2 gibt eine Übersicht über die im Rahmen der Kartierungen und sonstigen Datenauswer- tungen in den Altengammer Elbwiesen festgestellten bzw. die potenziell hier vorkommen- den Arten. Für eine ausführliche Bestandsbeschreibung wird auf die Anhänge B 2.2 (Brutvögel), B 2.4 (Fledermäuse), B 2.5 (Amphibien) und B 2.7 (Fische) verwiesen.

Tabelle B 3-1: FFH-Lebensraumtypen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen FFH-LRT Code Zust. HH Angaben in ha je Erhaltungszustand Gesamtfläche [ha] A B C D Fließgewässer der plana- 0,878 0,878 ren bis miontanen Stufe mit Vegetation des Ra- nunculion fluitantis Flüsse mit Schlammbän- 3270 ungünstig- 4,253 1,110 2,481 7,844 ken mit Vegetation des schlecht (U2) Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p. Feuchte Hochstauden- 6430 ungünstig - 1,603 0,384 1,987 fluren der planaren und (BfN) schlecht (U2) montanen bis alpinen Stufe (BfN) bzw. bzw. Säume der Unterelbe 6431-1 (Feuchte Hochstauden- (HH) säume der planaren Stufe) (HH) Brenndolden-Auen- 6440 ungünstig- 11,698 11,698 wiesen (Cnidion dubii) schlecht (U2) Magere Flachland- 6510 ungünstig- 2,885 2,885 Mähwiesen (Alopecurus (BfN) schlecht (U2) pratensis, Sanguisorba officinalis) (BfN) bzw . bzw . Magere Flachland- 6510-1

151 3 Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

FFH-LRT Code Zust. HH Angaben in ha je Erhaltungszustand Gesamtfläche [ha] A B C D Mähwiesen, Glatthafer- (HH) Wiesen (HH) Magere Flachland- 6510 ungünstig- 1,521 1,521 Mähwiesen (Alopecurus (BfN) schlecht (U2) pratensis, Sanguisorba officinalis) (BfN) bzw . bzw . Magere Flachland- 6510-2 Mähwiesen, Wiesen- (HH) Fuchsschwanz-Wiesen (HH)

Tabelle B 3-2: Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinie im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilflä- che Altengammer Elbwiesen

Code Zust. HH Zu- Population Fortpflanzung Sonstige Lebens- stand raumnutzung Vogelart Ciconia ciconia Weißstorch A031 gut (B) - Nein Sporadischer Nah- rungsgast Circus aerugino- Rohrweihe A081 gut (B) - Nein (Brutzeit- Sporadischer Nah- sus feststellung in rungsgast 2013) Porzana porzana Tüpfelsumpf- A119 ungünstig (C) - Nein (Feststel- Sporadisches Vor- huhn lung außerhalb kommen im Elbvor- der regelhaften land Brutperiode in 2013 Crex crex Wachtelkönig A122 gut (B) - 1 Brutpaar Neststandort in Keine aktuellen Brut- 2005 Biotop-Nr. nachweise 8422_2005_122 Haliaeetus albicil- Seeadler A075 gut (B) - Nein Sporadischer Nah- la rungsgast Luscinia svecica Blaukehlchen A272 sehr gut (A) - je 1 Brutpaar Neststandort in 2009/2011 Röhricht an der Schlinz (Biotop- Nr. 8220_2005_51 bzw. 8220_2005_89) Milvus milvus Rotmilan A074 ungünstig (C) - Nein Sporadischer Nah- rungsgast FFH-Tierart Rana arvalis Moorfrosch 1214 ungünstig - - 20 Ind. im Östl. Ende der Überwinterungsberei- unzureichend Jahr 2009 Schlinz, Biotop- che sind nicht genau (U1) Nr. bekannt. Vermutl. 8422_2005_125; Anwanderung aus Fortpflanzungs- den hinterdeichs erfolg unsicher gelegenen Siedlungs- und Marschgebieten. Castor fiber Europäischer 1337 ungünstig - - Nein Sporadisches Vor- Biber unzureichend kommen im Elbab- (U1) schnitt zwischen Hamburg und Geest- hacht Lutra lutra Fischotter 1355 ungünstig - - Nein Regelmäßiges Vor-

152 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

Code Zust. HH Zu- Population Fortpflanzung Sonstige Lebens- stand raumnutzung unzureichend kommen im Elbab- (U1) schnitt zwischen Hamburg und Geest- hacht Eptesicus seroti- Breitflügelfle- 1327 ungünstig - - Nachweis Nein Quartiere vermutl. in nus dermaus unzureichend einzelner Ind. den hinterdeichs (U1) im Jahr 2009 befindlichen Gebäu- den. Altengammer Elbwiesen als Nah- rungshabitat Myotis dasycne- Teichfleder- 1318 ungünstig - - Nachweis Nein Jagdhabitat: Elbe mit me maus unzureichend einzelner Ind. den in die Altengam- (U1) im Jahr 2009 mer Elbwiesen hin- einragenden Buchten Myotis dauben- Wasserfle- 1314 ungünstig - - Nachweis Nein Jagdhabitat: Elbe mit tonii dermaus unzureichend einzelner Ind. den in die Altengam- (U1) im Jahr 2009 mer Elbwiesen hin- einragenden Buchten Nyctalus noctula Großer 1312 günstig (FV) - Nachweis Nein Altengammer Elbwie- Abendsegler einzelner Ind. sen vermutl. als im Jahr 2009 Nahrungshabitat Pipistrellus pi- Zwergfleder- 1309 günstig (FV) - Nachweis Nein Quartiere vermutl. in pistrellus maus einzelner Ind. den hinterdeichs im Jahr 2009 befindlichen Gebäu- den. Altengammer Elbwiesen als Nah- rungshabitat Alosa fallax Finte 1103 ungünstig - C Potentielles Nein Flachwasserbereiche, schlecht (U2) Auftreten von Buhnenfelder und Larven und Priele der El- Jungfischen be/Schlinz Aspius aspius Rapfen 1130 günstig (FV) C 7 Ind. in 2013 Vermutlich nein Flachwasserbereiche, Buhnenfelder und Priele der El- be/Schlinz * Coregonus *Schnäpel *1113 ungünstig - - Potenzielles Nein Flachwasserbereiche, maraena, syn. schlecht (U2) Vorkommen Buhnenfelder und Coregonus ox- von Jungsta- Priele der El- yrhynchus dien und be/SchlinzPriele wandernder Individuen Lampetra fluviati- Flussneun- 1099 günstig (FV) B Potenzielles Nein Stromkanten der Elbe lis auge Vorkommen wandernder Individuen Petromyzon Meerneun- 1095 unbekannt B Potenzielles Nein Stromkanten der Elbe marinus auge Vorkommen wandernder Individuen FFH-Pflanzenart * Oenanthe conio- Schierlings- 1601 ungünstig - C 12 Ind. in Vorkommen am ides Wasserfen- schlecht (U2) 2013 neuen Priel chel * prioritäre Art = in Anhang II der Richtlinie 92/43/EWG mit dem Zeichen (*) gekennzeichnete Tier- und Pflanzenar- ten, d.h. Arten, für deren Erhaltung der Europäischen Gemeinschaft eine besondere Verantwortung zukommt.

153

PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang C: Kürzelliste

ANHANG C: TABELLEN DER KÜRZEL FÜR BEZEICHNUNGEN

Tabelle C-1: Liste der bezeichneten Biotope im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Kürzel Beschreibung AKF Halbruderale Gras- und Staudenflur feuchter Standorte AKM Halbruderale Gras- und Staudenflur mittlerer Standorte FFM Fluss, naturnah mit Beeinträchtigungen/Verbauungen FGV Stark verlandeter, austrocknender Graben FWB Flusswatt mit Pioniervegetation FWO Flusswatt, ohne Bewuchs FWP Priel FWV Tideröhricht FWX Verbautes Elbufer mit naturnahen Vegetationselementen GFC Brenndolden-Auenwiese GFS Sonstige wechselnasse Stromtalwiesen und -weiden GIM Artenarmes gemähtes Grünland mittlerer Standorte GMG Glatthafer-Wiesen GMM Wiesen-Fuchsschwanz-Wiesen GMW Artenreiche Weide frischer bis mittlerer Standorte GMZ Sonstiges mesophiles Grünland GNR Seggen-, binsen- und/oder hochstaudenreiche Nasswiese nährstoffreicher Standorte HFT Weidengebüsch unter Tideeinfluss HHM Strauch-Baumhecke NRW Wasserschwaden-Röhricht NUE Hochstaudensäume der Unterelbe OAG Schotterfläche, Steinhaufen, Blockschüttung OWL Lehmweg SEZ Sonstiges, naturnahes, nährstoffreiches Kleingewässer VSW Wirtschaftsweg

155

PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang D (nichtöffentlich)

ANHANG D: (NICHTÖFFENTLICH)

Aufstellung der Flächen des NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen (von West nach Ost) und ihrer Eigentums- und Pachtverhältnisse. Alle Flurstücke befinden sich in der Gemarkung Altengamme.

Tabelle D-1: Liste der Flurstücke im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- wiesen mit Angabe der Eigentums- und Pachtverhältnisse (Stand Aug. 2015) Flurstück Nr. Flurstück Nr. FHH Eigentümer/in Pächter/in 4792 610-04792 Freie und Hansestadt Hamburg Stephan Putfarken 4790 610-04790 Freie und Hansestadt Hamburg 4791 610-04791 Freie und Hansestadt Hamburg 941 610-00941 Freie und Hansestadt Hamburg 944 610-00944 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 943 610-00943 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 4797 610-04797 Freie und Hansestadt Hamburg 746 602-00746 Freie und Hansestadt Hamburg Stephan Putfarken 2948 602-02948 Bund 743 602-00743 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2895 602-02895 Freie und Hansestadt Hamburg 750 602-00750 Freie und Hansestadt Hamburg 2896 602-02896 Freie und Hansestadt Hamburg 741 602-00741 Freie und Hansestadt Hamburg 2980 602-02980 Freie und Hansestadt Hamburg 2041 602-02041 Freie und Hansestadt Hamburg 2899 602-02899 Freie und Hansestadt Hamburg 759 602-00759 Freie und Hansestadt Hamburg 2900 602-02900 Privat 769 602-00769 Freie und Hansestadt Hamburg Stephan Putfarken (teilweise) 2901 602-02901 Freie und Hansestadt Hamburg Hellmut Rathmann 1042 602-01042 Freie und Hansestadt Hamburg 773 602-00773 Freie und Hansestadt Hamburg Hellmut Rathmann (teilweise) 2038 602-02038 Freie und Hansestadt Hamburg Hellmut Rathmann 2908 602-02908 Freie und Hansestadt Hamburg 2836 602-02836 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2918 602-02918 Freie und Hansestadt Hamburg Hans-Jörg Blanke (teilweise) 1594 602-01594 Bund 2919 602-02919 Freie und Hansestadt Hamburg

157 Anhang E: Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Flurstück Nr. Flurstück Nr. FHH Eigentümer/in Pächter/in 2920 602-02920 Freie und Hansestadt Hamburg 2921 602-02921 Freie und Hansestadt Hamburg 2927 602-02927 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2931 602-02931 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2934 602-02934 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2936 602-02936 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2937 602-02937 Freie und Hansestadt Hamburg 2938 602-02938 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2939 602-02939 Freie und Hansestadt Hamburg 2916 602-02916 Freie und Hansestadt Hamburg 2940 602-02940 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2844 602-02844 Eggers, Wolfgang Altengammer Elbdeich 76, 21039 Hamburg 2961 602-02961 Wulff, Reinhard Ernst Rudolf Horster Damm 69, 21039 Ham- burg 2962 602-02962 Privat

158 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

ANHANG E: NATURA 2000

E 1 Standarddatenbogen des Natura-2000-Gebietes Borghorster Elbland- schaft

Gebiet

Gebietsnummer: 2527-303 Gebietstyp: B

Landesinterne Nr.: 606 Biogeographische Region: A

Bundesland: Hansestadt Hamburg

Name: Borghorster Elblandschaft geographische Länge (Dezimalgrad): 10,2939 geographische Breite (Dezimalgrad): 53,4350

Fläche: 230,00 ha

Vorgeschlagen als GGB: Dezember 1999 Als GGB bestätigt: Dezember 2004

Ausweisung als BEG: Meldung als BSG:

Datum der nationalen Unterschutzstellung als Vogelschutzgebiet:

Einzelstaatliche Rechtgrundlage für die Ausweisung als BSG:

Einzelstaatliche Rechtgrundlage für die Ausweisung als BEG:

Weitere Erläuterungen zur Ausweisung des Gebiets:

Bearbeiter: Christian Michalczyk

Erfassungsdatum: November 1999 Aktualisierung: Juni 2014 meldende Institution: Beh. f. Stadtentwicklung u. Umwelt (Hamburg)

TK 25 (Messtischblätter):

MTB 2527 Bergedorf

Inspire ID:

Karte als pdf vorhanden? nein

159

NUTS-Einheit 2. Ebene:

DE60 Hamburg

Naturräume:

670 Stader Elbmarschen naturräumliche Haupteinheit:

D24 Untere Elbeniederung (Elbmarsch)

Bewertung, Schutz:

Vielgestaltige Landschaft des Elbetals bestehend aus als Grünland genutzten Vordeichsflächen, Bracks, extensivem Kurzcharakteristik: Feuchtgrünland, Magerrasen, Heiden, Dünen und Wälder nasser bis trockener Standorte

Altengammer Elbwiesen, Kringelwiesen, Schleusendamm, Borghorster Brack, Borghorster Düne, Borghorster Haupt- Teilgebiete/Land: deich

Ursprüngliche Vegetationszonierung des Elbetals auf engem Raum von tidebeeinflußten Süßwasserwatten, Röhrichten, Begründung: Stromtalwiesen und Bracks bis hin zu Trockenlebensräumen am Geestfuß aus Dünen, Heiden, Grasfluren und Wäldern

Kulturhistorische

Bedeutung: geowissensch. Bedeu- typischer Aufbau des Elbe-Urstromtals auf engem Raum (Übergang Marsch-Geest), bereits kontinentaler Klimaeinfluß, tung: daher westl. Verbreitungsgrenze einiger Arten in Hamburg

Bemerkung:

Biotopkomplexe (Habitatklassen):

D Binnengewässer 8 %

E Fels- und Rohbodenkomplexe 2 %

H Grünlandkomplexe mittlerer Standorte 40 %

L Laubwaldkomplexe (bis 30 % Nadelbaumanteil) 12 %

N Nadelwaldkomplexe (bis max. 30% Laubholzanteil) 12 %

X01 Ästuare (Fließgewässermündungen mit Brackwassereinfluß u./od. Tidenhub, incl. Uferbiotope) 28 %

Schutzstatus und Beziehung zu anderen Schutzgebieten und CORINE:

160 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

Gebietsnummer Nummer FLandesint.-Nr. Typ Status Art Name Fläche-Ha Fläche-%

2527-303 2526-305 FFH b / Hamburger Unterelbe 707,00 0

2527-303 LSG b - Altengamme 250,00 100

2527-303 NSG b + NSG Borghorster Elblandschaft 225,00 98

Legende

Status Art b: bestehend *: teilweise Überschneidung e: einstweilig sichergestellt +: eingeschlossen (Das gemeldete Natura 2000-Gebiet umschließt das Schutzgebiet) g: geplant -: umfassend (das Schutzgebiet ist größer als das gemeldete Natura 2000-Gebiet) s: Schattenlisten, z.B. Verbandslisten /: angrenzend

=: deckungsgleich

Bemerkungen zur Ausweisung des Gebiets: auf Teilflächen Vertragsnaturschutz mit Landwirten, potentieller Lebensraum für Schierlings-Wasserfenchel

Gefährdung (nicht für SDB relevant):

Einflüsse und Nutzungen:

Code Auswirkung Rang Verschmutzung Ort

A04 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

A07 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

A08 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

D01.02 negativ mittel (durchschnittlicher Einfluß) innerhalb

D03.02 hoch (starker Einfluß) ausserhalb

161

E01.03 negativ mittel (durchschnittlicher Einfluß) ausserhalb

F02.03 negativ mittel (durchschnittlicher Einfluß) innerhalb

F03.01 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

G01.01 mittel (durchschnittlicher Einfluß) ausserhalb

G01.02 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

G02.08 negativ gering (geringer Einfluß) ausserhalb

G05.01 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

J02.05 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

J02.12 gering (geringer Einfluß) ausserhalb

L02 positiv gering (geringer Einfluß) innerhalb

L08 positiv mittel (durchschnittlicher Einfluß) innerhalb

Management:

Institute

Beh. f. Stadtentwicklung u. Umwelt Naturschutzamt

Status: J: Bewirtschaftungsplan liegt vor

Pflegepläne

Maßnahme / Plan Link

Integrierter Bewirtschaftungsplan Elbeästuar http://www.natura2000-unterelbe.de/

Erhaltungsmassnahmen:

Wiederherstellung des Tide- und Hochwassereinflusses der Elbe im Bereich der Borghorster Elbwiesen, Erhalt und Vergrößerung der trockenen Offen-Lebensräume, Pflege der Stromtalwiesen

Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie

162 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

rel.- rel.- rel.- Fläche P N Daten- Rep Erh.- Ges.- Ges.- Ges.- Jah Code Name Grö. Grö. Grö. (ha) F P Qual. . Zust. W. N W. L W. D r N L D

Trockene Sandheiden mit 201 2310 Calluna und Genista [Dünen im 0,43 G A 1 2 1 B C B C 0 Binnenland]

Dünen mit offenen Grasflächen 201 2330 mit Corynephorus und Agrostis 0,29 G A 1 2 1 B B B C 0 [Dünen im Binnenland]

Natürliche eutrophe Seen mit 201 3150 einer Vegetation des Magnopo- 3,50 G B 1 1 1 B C B C 0 tamions oder Hydrocharitions

Natürliche eutrophe Seen mit 201 3150 einer Vegetation des Magnopo- 0,18 G B 1 1 1 C C C C 0 tamions oder Hydrocharitions

Flüsse mit Schlammbänken mit 200 3270 Vegetation des Chenopodion 13,61 M B 1 1 1 C B B C 4 rubri p.p. und des Bidention p.p.

Flüsse mit Schlammbänken mit 200 3270 Vegetation des Chenopodion 0,32 G B 1 1 1 B B B C 8 rubri p.p. und des Bidention p.p.

Feuchte Hochstaudenfluren, 201 6431 1,00 G A 1 1 1 B C B C planar bis montan 0

Brenndolden-Auenwiesen 201 6440 3,75 G A 4 4 1 B A A B (Cnidion dubii) 0

Brenndolden-Auenwiesen 201 6440 1,46 G A 3 3 1 A A A B (Cnidion dubii) 0

Brenndolden-Auenwiesen 201 6440 17,61 G A 5 5 1 C A A C (Cnidion dubii) 0

Magere Flachland-Mähwiesen 201 6510 (Alopecurus pratensis, San- 4,46 G A 1 3 1 B B A C 0 guisorba officinalis)

Magere Flachland-Mähwiesen 201 6510 (Alopecurus pratensis, San- 1,51 G A 1 2 1 A B A C 0 guisorba officinalis)

Magere Flachland-Mähwiesen 201 6510 (Alopecurus pratensis, San- 0,31 G A 1 1 1 C C C C 0 guisorba officinalis)

Hainsimsen-Buchenwald (Luzu- 201 9110 5,73 G B 1 2 1 C C C C lo-Fagetum) 0

Alte bodensaure Eichenwälder 200 9190 auf Sandebenen mit Quercus 1,18 G B 1 1 1 C C C C 4 robur

163

Hartholzauenwälder mit Quer- cus robur, Ulmus laevis, Ulmus 200 91F0 minor, Fraxinus excelsior oder 4,22 G D 1 4 Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris)

Artenlisten nach Anh. II FFH-RL und Anh. I VSch-RL sowie die wichtigsten Zugvogelarten

rel.- rel.- rel.- N Sta- Dat.- Pop.- Biog.- Erh.- Ges.- Ges.- Ges.- Anh Jah Taxon Name S Grö. Grö. Grö. P tus Qual. Größe Bed. Zust. W. N W. L W. D . r N L D

Triturus cristatus 11 - 200 AMP r 1 1 1 h C C C C II [Kammmolch] 50 4

201 FISH Alosa fallax [Finte] j kD v 1 1 1 h C C C C II 0

Aspius aspius 200 FISH r kD r 1 1 1 w C C C C II [Rapfen] 8

Cobitis taenia 201 FISH r G 2 1 2 1 h C C B C II [Steinbeißer] 3

Coregonus oxyrin- 200 FISH m kD v D D D II chus s.l. [Schnäpel] 6

Lampetra fluviatilis 199 FISH m kD v 1 1 1 m B C C C II [Flußneunauge] 8

Misgurnus fossilis 200 FISH r kD v D D D II [Schlammpeitzger] 5

Petromyzon mari- 199 FISH nus [Meerneunau- m kD v 1 1 1 m B C C C II 8 ge]

Oenanthe conioides 201 PFLA [Schierling- r G 11 1 2 1 o C B B B II 3 Wasserfenchel]

weitere Arten

Taxon Code Name S NP Anh. IV Anh. V Status Pop.-Größe Grund Jahr

Legende

Grund Status

164 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

e: Endemiten a: nur adulte Stadien g: gefährdet (nach Nationalen Roten Listen) b: Wochenstuben / Übersommerung (Fledermäuse) i: Indikatorarten für besondere Standortsverhältnisse (z.B. Totholzreich- e: gelegentlich einwandernd, unbeständig tum u.a.) k: Internationale Konventionen (z.B. Berner & Bonner Konvention ...) g: Nahrungsgast l: lebensraumtypische Arten j: nur juvenile Stadien (z.B. Larven, Puppen, Eier) n: aggressive Neophyten (nicht für FFH-Meldung) m: Zahl der wandernden/rastenden Tiere (Zugvögel...) staging o: sonstige Gründe n: Brutnachweis (Anzahl der Brutpaare) s: selten (ohne Gefährdung) r: resident t: gebiets- oder naturraumtypische Arten von besonderer Bedeutung s: Spuren-, Fährten- u. sonst. indirekte Nachweise

t: Totfunde, (z.B. Gehäuse von Schnecken, Jagdl. Angaben, Herbarbe- z: Zielarten für das Management und die Unterschutzstellung lege...)

Populationsgröße u: unbekannt c: häufig, große Population (common) w: Überwinterungsgast p: vorhanden (ohne Einschätzung, present) r: selten, mittlere bis kleine Population (rare) v: sehr selten, sehr kleine Population, Einzelindividuen (very rare)

Literatur:

Jah Zeit- Sei- Ver- Nr. Autor Titel Nr. r schrift ten lag

HH6341316504668 Diverse Biotopkartierung Hamburg 6

HH6337411372462 Diverse regelmäßiges Monitoring der FFH-Arten Anhang II 8

Prüfung der Wertigkeit der NSGe Schnaakenmoor, Boberger Dr. Kurz, 199 Niederung, Stellmoorer Tunneltal, Höltigbaum, Kirchwerder hh0035 Holger et 9 Wiesen sowie weiterer Gebiete in HH auf ihre Eignung als al. Schutzgebiete nach V/FFH-RL

HH6337384493778 EGL et al: regelmäßiges Monitoring der FFH-Lebensraumtypen 4

165

HH6337384503897 EGL Ersterfassung der FFH-Lebensraumtypen 2

Dokumentation/Biotopkartierung:

Biotopkartierungsbögen-Nr.: 8624, 8622, 8422, 8220, 8222

Dokumentationslink:

Eigentumsverhältnisse:

Bund 4 %

Land 52 %

Kommunen 0 %

Sonstige 0 % gemeinsames Eigentum/Miteigentum 0 %

Privat 44 %

Unbekannt 0 %

E 2 Merkblatt zu den vorläufigen Erhaltungszielen

Ein Merkblatt ist nicht erforderlich, da die FFH-Erhaltungsziele in die NSG-Verordnung übernommen wurden (vgl. Anhang A 1).

166 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Inhalt

Inhalt Seite

0 ZUSAMMENFASSUNG ...... 7

1 EINLEITUNG...... 9 1.1 Zielsetzung und Untersuchungsumfang ...... 9 1.2 Rechtliche Rahmenbedingungen ...... 10 1.2.1 Rechtsgrundlagen ...... 10 1.2.2 Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege ...... 12 1.2.3 Durchsetzung der Verbote nach § 5 NSG-VO und Ahndung der Ordnungswidrigkeiten gemäß § 6 NSG-VO ...... 12 1.2.4 Zulässigkeit der Maßnahmen des Pflege- und Entwicklungsplans ...... 13 1.2.5 Wiederansiedlungen von Pflanzen und Tieren ...... 13 1.2.6 Betreuung durch naturschutzverbände ...... 13 1.3 Bestehender Pflege- und Entwicklungsplan, sonstige Planungen ...... 13 1.4 Natura 2000 ...... 16 1.4.1 Rechtliche Bestimmungen ...... 16 1.4.2 Natura 2000 in Hamburg ...... 18 1.4.3 Natura 2000 im NSG Borghorster Elblandschaft ...... 18 1.5 Kosten ...... 19 2 LAGE UND UMGEBUNG DES NATURSCHUTZGEBIETES ...... 21

3 EIGENTUMSVERHÄLTNISSE, BESTEHENDE PFLEGE- UND BEWIRT- SCHAFTUNGSVERTRÄGE ...... 25

4 ZUSAMMENFASSUNG BIOTISCHES POTENZIAL ...... 26 4.1 Untersuchungs- und Auswertungsumfang ...... 26 4.2 Biotoptypen ...... 26 4.3 Bedeutung des Naturschutzgebietes für die untersuchten Artengruppen ...... 27 4.4 Faunistisch und floristisch besonders bedeutsame Biotope des Naturschutzgebiets ...... 32 4.5 Schutzgegenstand des Natura-2000-Gebietes ...... 35 5 GEFÄHRDUNGEN UND BELASTUNGEN ...... 37

6 LEITBILD UND ENTWICKLUNGSZIELE...... 41 6.1 Vorgaben des Landschaftsprogramms mit integriertem Artenschutzprogramm (LAPRO/APRO) und des Integrierten Bewirtschaftungsplanes Elbeästuar (IBP) ...... 41 6.2 Begriffsdefinition "Leitbild" und "Entwicklungsziel" ...... 45 6.3 Leitbild ...... 46 6.4 Zwangspunkte ...... 48 6.5 Entwicklungsziel ...... 49

1 Inhalt PEP NSG Borghorster Elblandschaft

6.5.1 Entwicklungsziele im Zusammenhang mit Natura 2000 ...... 50 7 MAßNAHMENPLAN ...... 51 7.1 Begriffsdefinitionen ...... 51 7.2 Pflegeeinheiten ...... 52 7.2.1 Pflegeeinheit 1 - Grünland ...... 52 7.2.2 Pflegeeinheit 2 – Röhrichte, Staudenfluren und sonstige Ufervegetation ...... 54 7.2.3 Pflegeeinheit 3 – Gewässer und ihre Ufer...... 56 7.2.4 Pflegeeinheit 4 - Gehölze ...... 58 7.2.5 Pflegeeinheit 5 - Invasive Arten ...... 59 7.3 Maßnahmenkatalog ...... 60 7.4 Maßnahmen im Zusammenhang mit Natura 2000 ...... 76 7.5 Zeitplanung ...... 79 7.6 Kostenplan ...... 81 8 ERFOLGSKONTROLLE UND ERLASS ...... 83 8.1 Erfolgskontrolle ...... 83 8.2 ERLASS ...... 85 9 QUELLENVERZEICHNIS ...... 87

ANHANG A: VERORDNUNGEN ...... 93

A 1 VERORDNUNG ÜBER DAS NSG (NSG-VO) BORGHORSTER ELBLANDSCHAFT ...... 93

A 2 ANORDNUNG ÜBER ZUSTÄNDIGKEITEN AUF DEM GEBIET DES NATURSCHUTZES UND DER LANDSCHAFTSPFLEGE (AONZL) ...... 99

ANHANG B: BESTANDSANALYSE ...... 105

B 1 ABIOTISCHER ZUSTAND ...... 105

B 1.1 NATURRAUM ...... 105

B 1.2 GEOLOGIE UND BÖDEN ...... 105

B 1.3 HYDROLOGIE ...... 107

B 1.4 KLIMA ...... 109

B 1.5 NUTZUNG UND NUTZUNGSGESCHICHTE ...... 110

B 2 BIOTISCHER ZUSTAND ...... 113

B 2.1 BIOTOPTYPEN UND VEGETATION ...... 113

B 2.1.1 METHODIK ...... 113

B 2.1.2 BESTAND ...... 114

B 2.2 BRUTVÖGEL ...... 127

B 2.2.1 METHODIK ...... 127

2 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Inhalt

B 2.2.2 BESTAND ...... 128

B 2.3 ZUG- UND RASTVÖGEL ...... 131

B 2.3.1 METHODIK ...... 131

B 2.3.2 BESTAND ...... 131

B 2.4 SÄUGETIERE ...... 135

B 2.4.1 METHODIK ...... 135

B 2.4.2 BESTAND ...... 136

B 2.5 AMPHIBIEN ...... 138

B 2.5.1 METHODIK ...... 138

B 2.5.2 BESTAND ...... 138

B 2.6 HEUSCHRECKEN ...... 141

B 2.6.1 METHODIK ...... 141

B 2.6.2 BESTAND ...... 142

B 2.7 FISCHE UND SONSTIGE ARTENGRUPPEN...... 145

B 3 NATURA 2000 IM NSG BORGHORSTER ELBLANDSCHAFT ...... 147

B 3.1 METHODIK ...... 147

B 3.2 BESTAND ...... 149

ANHANG C: TABELLEN DER KÜRZEL FÜR BEZEICHNUNGEN ...... 155

ANHANG D: (NICHTÖFFENTLICH) ...... 157

ANHANG E: NATURA 2000 ...... 159

E 1 STANDARDDATENBOGEN DES NATURA-2000-GEBIETES BORGHORSTER ELBLANDSCHAFT ...... 159

E 2 MERKBLATT ZU DEN VORLÄUFIGEN ERHALTUNGSZIELEN ...... 166

3 Inhalt PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Verzeichnis der Maßnahmeblätter

Blatt-Nr Kurzbeschreibung Seite

1 2-schürige Mahd der Brenndolden- und Flachlandmähwiesen 61

2 Intialsaat für artenarme Brenndolden- und Flachlandmähwiesen (optional) 63

3 Extensive Weidenutzung 64

4 Zurückdrängen der Ackerkratzdistel 65

5 Auwaldentwicklung, ggf. Initialpflanzungen 66

6 Errichtung von Info-Tafeln 68

7 Pflege von Röhrichtflächen und Staudenfluren 69

8 Rückbau von Ufer-/Sohlbefestigungen und Uferabflachung an der Schlinz 70

9 Rückbau von Deckwerk am Elbufer 71

10 Einschränkung der Angelrechte 73

11 Auslichten Bäumen und Gehölzen 73

12 Entfernen von Gehölzaufwuchs 74

13 Beobachtung der Ausbreitung von Neobiota 75

14 Eindämmung der Ausbreitung von Neobiota 76

Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-1: Naturschutzgebiet Borghorster Elbwiesen mit den Teilräumen Altengammer Elbwiesen, Borghorster Brack sowie Borghorster Elbwiesen und Sandberge (von West nach Ost) ...... 21

Abbildung 3-1: Darstellung der Eigentumsverhältnisse im Bereich der Altengammer Elbwiesen ...... 25

Abbildung 7-1: Der Weg zu den Entwicklungszielen ...... 51

Abbildung B1.2-1: Relief. Die Höhen der blau/grün dargestellten Flächen im Vorland liegen zwischen 2,50 mNN und 3,00 mNN, die beige-braun bis rot-braun dargestellten Flächen liegen zwischen 3,00 mNN und 5,50 mNN. Die Abstufung erfolgt in 0,5 m-Intervallen (KNABE INGENIEURE 2009)...... 106

Abbildung B 2.1-2: Lage der Fundorte des Schierlings-Wasserfenchels am AltengammerPriel 2013 (Dreiecke: zweijährige Pflanzen, Kreise = einjährige Pflanzen, Luftbild 2012: DOP40c 325840_59200) aus: LEGUAN (2014) ...... 125

4 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Inhalt

Tabellenverzeichnis Tabelle 4.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 29 Elbwiesen, nachgewiesenen besonderen Pflanzen- und Tierarten Tabelle 4.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 32 Elbwiesen, kartierten, nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG ge- schützten Biotope Tabelle 7.2.1-1: Pflegeeinheit 1, zyklische Maßnahmen 54 Tabelle 7.2.1-2: Pflegeeinheit 1, Einzelmaßnahmen 54 Tabelle 7.2.2-1: Pflegeeinheit 2, zyklische Maßnahmen 56 Tabelle 7.2.2-2: Pflegeeinheit 2, Einzelmaßnahmen 56 Tabelle 7.2.3-1: Pflegeeinheit 3, Einzelmaßnahmen 57 Tabelle 7.2.4-1: Pflegeeinheit 4, zyklische Maßnahmen 58 Tabelle 7.2.4-2: Pflegeeinheit 4, Einzelmaßnahmen 58 Tabelle 7.2.5-1: Pflegeeinheit 5, zyklische Maßnahmen 59 Tabelle 7.2.5-2: Pflegeeinheit 5, Einzelmaßnahmen 59 Tabelle 7.4-1: Übersicht der Maßnahmen für FFH-Lebensraumtypen im Natura 2000- 77 Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle 7.4-2: Übersicht der Maßnahmen für Tier- und Pflanzenarten der FFH- und 78 Vogelschutz-richtlinie im Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle 7.5-1: Zeitplanung der Maßnahmen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche 80 Altengammer Elbwiesen Tabelle 7.6-1: Gesamtübersicht über die voraussichtlich einzuplanenden Finanzmittel 81 während der Geltungsdauer des Pflegeplans Tabelle B 2.1-1: Flächenanteile der Biotoptypen (Hauptgruppen) im NSG Borghorster 117 Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle B 2.1-2: Flächenanteile der nach § 30 geschützten Biotope im NSG Borghorster 117 Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle B 2.1-3: Artenliste der in den Jahren 2005, 2008 und 2010/2013 im Rahmen der 118 flächendeckenden Biotoptypenkartierungen bzw. im Rahmen der pflanzen- soziologischen Erfassung von Dauerquadraten festgestellten Pflanzenarten Tabelle B 2.2-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 129 Elbwiesen, nachgewiesenen Brutvogelarten Tabelle B 2.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- 132 wiesen durch LEGUAN (2009) nachgewiesenen Zug- und Rastvogelarten Tabelle B 2.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 136 Elbwiesen nachgewiesenen Säugetierarten Tabelle B 2.5-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- 138 wiesen nachgewiesenen Amphibienarten Tabelle B 2.6-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 142 Elbwiesen nachgewiesenen Heuschreckenarten Tabelle B 3-1: FFH-Lebensraumtypen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche 151 Altengammer Elbwiesen Tabelle B 3-2: Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinie im NSG Borghorster Elb- 153 landschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle C-1: Liste der bezeichneten Biotope im NSG Borghorster Elblandschaft, 155 Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle D-1: Liste der Flurstücke im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Alten- 157 gammer Elbwiesen mit Angabe der Eigentums- und Pachtverhältnisse

5 Inhalt PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Kartenverzeichnis • Karte 1-1 Biotoptypen und Vegetation • Karte 1-2 Vögel • Karte 1-3 Probestellen und festgestellte Tierarten • Karte 2 Entwicklungsziele • Karte 3 Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen • Karte 4-1 FFH-Lebensraumtypen und Arten der FFH- und Vogelschutz-Richtlinie • Karte 4-2 Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen für FFH-Lebensraumtypen

..

6 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 0 Zusammenfassung

0 ZUSAMMENFASSUNG

Die Altengammer Elbwiesen im Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft sind durch eine hohe Zahl hochwertiger gesetzlich geschützter Biotoptypen geprägt. Hierzu zählen Flusswattflächen am Elbufer, Priele, Röhrichte und Hochstaudensäume der Unterelbe, ein Kleingewässer, Brenndolden-Auenwiesen, wechelsnasse Stromtalwiesen, Nasswie- sen, Glatthaferwiesen und ein Weidengebüsch unter Tideeinfluss. Die Flusswattflächen (teilweise), Priele, Hochstaudenfluren, Brenndolden- und Flachland-Mähwiesen stellen zudem FFH-Lebensraumtypen dar. Die Grünlandflächen sowie die Röhrichte und Hochstaudenfluren weisen eine hohe Be- deutung für typische Brutvögel wie Feldlerche, Wiesenpieper, Wiesenschafstelze, Blau- kehlchen (Anhang I der VRL), Rohrammer, Schilf- und Teichrohrsänger dieser Habitate auf. Mehrer Anhang I – Arten der Vogelschutzrichtlinie (VRL) treten als Nahrungsgäs- te/Gastvögel auf: Seeadler, Rohrweihe (Brutzeitfeststellung in 2013), Rotmilan, Wachtel- könig und Tüpfelsumphuhn. Die Flächen werden von Fledermäusen als Jagdhabitat genutzt, darunter auch von der Teichfledermaus (Anhang II – Art der FFH-Richtlinie). Ein in 2011 neu angelegter Priel weist neben besonders hochwertiger Flusswattvegetati- on mit Vorkommen der prioritären FFH-Art Schierlings-Wasserfenchel auch gefährdete Fischarten, darunter auch den Rapfen als Anhang II – Art der FFH-RL auf. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan konkretisiert die Vorgaben des Integrierten Bewirtschaftungsplans Elbeästuar für das Gebiet und bestimmt die Entwicklungsziele sowie die zur Erhaltung und Entwicklung der in diesen Teilflächen vorkommenden Fauna und Flora erforderlichen Maßnahmen. Aufgrund der herausragenden Bedeutung der Flächen für den Erhalt der FFH- Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Artenreiche Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) im Hamburger Raum dient die offene Wiesen- und Weideland- schaft als Leitbild für den Großteil der Flächen. Im Westen im Umfeld der Schlinz ist da- gegen eine Sukzession zu Tide-Auwald im Mosaik mit Tide-Röhrichtflächen vorgesehen. Als vordringlich umzusetzen, werden folgende Maßnahmen festgelegt: • Vorgaben für die Mahd der Brenndolden- und Flachland-Mähwiesen • Initialansaat auf drei artenarmen Grünlandflächen • Zurückdrängen der Ackerkratzdistel auf ufernahen Flächen • Minimierung anthropogener Störungen durch das Errichten von Infotafeln und die Einschränkung der Angelrechte • Beobachtung und ggf. Eindämmung der Ausbreitung von Neobiota Weitere Maßnahmen betreffen die Entwicklung und Pflege von Röhricht- und Uferstau- denfluren, die Entwicklung von Tide-Auwald, das Entfernen von Gehölzaufwuchs und die Rodung von Gehölzen im ansonsten offenen Grünlandbereich, den Rückbau von Ufer- und Sohlbefestigungen an der Schlinz sowie den Rückbau von Deckwerk am Elbufer.

7

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

1 EINLEITUNG

1.1 Zielsetzung und Untersuchungsumfang

Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) konkretisiert die Vorgaben des Inte- grierten Bewirtschaftungsplans Elbeästuar (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012) und be- stimmt die Entwicklungsziele für die im Altengammer Vorland, Bezirk Bergedorf, gelege- nen Teilflächen des Naturschutzgebietes (NSG) „Borghorster Elblandschaft“ sowie die zur Erhaltung und Entwicklung der in diesen Teilflächen vorkommenden Fauna und Flora erforderlichen Maßnahmen. Die im Altengammer Vorland geplanten und z.T. bereits rea- lisierten Kompensationsmaßnahmen für den Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg (vgl. Kapitel 1.3 Sonstige Planungen) werden im PEP berücksichtigt und gegebenenfalls im Sinne einer optimalen Einbindung in das Gesamtkonzept modifiziert. Der PEP bildet die fachliche Grundlage für die Umsetzung der Entwicklungsziele und die Durchführung der Maßnahmen. Mit der Formulierung des Leitbildes für Teilflächen des NSG wird das im Altengammer Vorland langfristig zu erreichende Fernziel vorgegeben. Der Maßnahmenplan (Kapitel 7) stellt einen Arbeitsplan dar, mit dem die Entwicklung des Raumes in Richtung auf dieses Ziel vorangetrieben wird. Bei Bedarf können Maßnahmenpläne aktualisiert und fortge- schrieben werden, die dann zu einer schrittweisen Verwirklichung des Leitbildes füh- ren.Der Pflege- und Entwicklungsplan gliedert sich in die Bestandsbeschreibung und den planerischen Teil. Die Bestandsbeschreibung (Kapitel 4 - 5 und Anhang B) stellt das abio- tische und biotische Potenzial des Gebietes sowie die Gefährdungen und Vorbelastungen dar. Der planerische Teil (Kapitel 6 - 8) formuliert die Entwicklungsziele und die durchzu- führenden Maßnahmen. Hier werden weiterhin Angaben zum Kostenrahmen und zur zeit- lichen Abfolge der Maßnahmen sowie zur notwendigen Erfolgskontrolle gemacht. Neben der Aufarbeitung vorliegender Quellen zum abiotischen und biotischen Potenzial des NSG (siehe Quellenverzeichnis) wurden zur Bestandsanalyse von Flora und Fauna Erhebungen und Auswertungen von Kartierungsdaten aus den Jahren 2005 bis 2013 durchgeführt. Ergebnisse sind: • eine Karte der Biotoptypen im Detaillierungsgrad der Biotopkartieranleitung der BSU Hamburg, Amt für Natur- und Ressourcenschutz mit Standorten gefährdeter Pflan- zenarten und eine Artenliste von Pflanzenvorkommen im NSG Borghorster Elbland- schaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, • eine Karte mit Darstellung der Brutvorkommen der Wiesenvögel im Jahr 2013 bzw. sonstiger Brutvögel im Jahr 2009 und eine Artenliste der festgestellten Vorkommen von Brut-, Zug- und Rastvögeln im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, • eine Karte der im Jahr 2009 bzw. 2013 untersuchten Probestellen zur Erfassung von Fledermäusen, Amphibien, Heuschrecken und Fischen mit den jeweils festge- stellten Arten, einer Darstellung potenzieller Landlebensräume von Amphibien so-

9 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

wie Listen mit den im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- wiesen, nachgewiesenen Säugetier-, Amphibien- und Heuschreckenarten. Falls in der Zukunft neuere bzw. weitere Angaben über die biotischen und abiotischen Faktoren des NSG vorliegen, wird bei einer bedarfsweisen Aktualisierung des PEP die aktuelle Datengrundlage verwendet.

1.2 Rechtliche Rahmenbedingungen

Bei einem Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) handelt es sich gemäß § 10 Absatz 1 des Hamburgischen Gesetzes zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes um einen Naturschutz-Fachplan der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) Er ist mit anderen für das Gebiet in bestimmten Teilaspekten zuständigen Behörden abgestimmt und insofern behördenverbindlich. Werden im PEP genehmigungspflichtige Maßnahmen vorgeschlagen, so wird durch die Vorgabe im PEP die notwendige Genehmigung nicht ersetzt, sondern ist vor Durchfüh- rung der Maßnahme einzuholen (z.B. wasserrechtliche Erlaubnis für den Gewässeraus- bau). Gegenüber privaten Dritten oder Verbänden besteht keine Verbindlichkeit des PEP. So- fern also im PEP Naturschutzmaßnahmen vorgeschlagen sind, die Eigentums- bzw. Pachtinteressen oder satzungsgemäße Aufgaben Dritter berühren, ist vor Durchführung der konkreten Maßnahmen eine entsprechende Zustimmung einzuholen.

1.2.1 Rechtsgrundlagen

Folgende Gesetze und Verordnungen dienen in Gänze oder in Teilen als Rechtsgrundla- ge für die Anwendung und Umsetzung des vorliegenden Pflege- und Entwicklungsplanes: • Verordnung über das NSG Borghorster Elblandschaft (NSG-VO) (siehe Anhang A 1), • Hamburgisches Gesetz zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes - HmbB- NatSchAG vom 11. Mai 2010 (HmbGVBl. S. 350, 402) zuletzt geändert am 13. Mai 2014 (HmbGVBl. S. 167) • Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz - BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), in Kraft getreten am 1. März 2010, letzte Änderung durch Artikel 421 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474); hier nur die unmittelbar geltenden Normen, • Hamburgisches Jagdgesetz vom 22. Mai 1978 (HmbGVBl. S. 162), zuletzt geändert am 18. Juli 2001 (HmbGVBl. S. 251, 257), • Strafgesetzbuch (StrGB) vom 13. November 1998 (BGBl I S. 3322), zuletzt geän- dert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 20. November 2015 (BGBl.I. S. 3322,

10 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

• FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Richtlinie - Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhal- tung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Pflanzen und Tiere vom 21. Mai 1992 (ABl. L 206 vom 22. Juli 1992, S. 7), zuletzt geändert durch die Richt- linie 2006/105/EG (ABl. L 363 vom 20.12.2006, S. 368), • EG-Vogelschutzrichtlinie - Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 (ABl. L 103, vom 25.4.1979, S. 1) in der kodifizierten Fassung: Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Er- haltung der wildlebenden Vogelarten (ABl. L 20, vom 26.01.2010, S. 7), • Hamburgisches Wassergesetz (HWaG) in der Fassung vom 29. März 2005 (HmbGVBl. Nr. 11, S. 97), zuletzt geändert durch Artikel 12 des Gesetzes vom 4. Dezember 2012 (HmbGVBl. S. 510. 519), • Verordnung über öffentliche Hochwasserschutzanlagen (Deichordnung - DeichO) vom 27. Mai 2003 (HmbGVBl. 2003, S. 151), • Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz - WHG) vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), das zuletzt durch Artikel 320 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474) geändert worden ist. • Wasserrahmenrichtline - Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maß- nahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (ABl. EG Nr. L 327/1 vom 22.12.2000), zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1137/2008 (Abl. L 311 vom 21.11.208, S. 1).

Weiterhin gilt die "Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege" (AOZNL) (siehe Anhang A 2). Die Vorgaben und Ziele des Landschaftsprogramms mit integriertem Arten- und Bio- topschutzprogramm (LAPRO/APRO) der Freien und Hansestadt Hamburg sind bei der Erstellung von Pflege- und Entwicklungsplänen zu berücksichtigen. Darüber hinaus sind die Vorgaben und Ziele aus den Fachplänen zum Hamburger Biotopverbund, dem Fach- konzept Arten- und Biotopschutz , dem Integrierten Bewirtschaftungsplan Elbeästuar und der FFH-Strategie hinzuzuziehen. Die in diesen Programmen für die Lebensraumtypen des NSG Borghorster Elblandschaft formulierten Ziele und Maßnahmen sind in Kapitel 6.1 ausgeführt. Das NSG Borghorster Elblandschaft ist gemäß Richtlinie 92/43/EWG, Artikel 4 (bzw. § 32 BNatSchG) als FFH-Gebiet in die Europäische Gemeinschaftsliste aufgenommen und damit Bestandteil des europaweiten Schutzgebietssystems Natura 2000. Die für die Aus- weisung als FFH-Gebiet relevanten Lebensraumtypen, Pflanzen- und Tierarten werden in Kapitel 4.5 aufgeführt. Maßnahmen, die insbesondere der Pflege- und Entwicklung von FFH-Lebensraumtypen oder –Arten dienen, sind im Maßnahmenplan kenntlich gemacht.

11 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

1.2.2 Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege

Zuständig für die Durchführung der aufgrund von § 10 Absatz 1 des HmbBNatSchAG (in Verbindung mit §§ 23, 26 des BNatSchG sowie § 27 Nummer 3 des Hamburgischen Jagdgesetzes) erlassenen Verordnung über Naturschutzgebiete ist nach der geltenden Fassung der "Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege" (AOZNL) - Abschnitt II – die Behörde für Umwelt und Energie. Die Durchführung der Verordnung richtet sich nach dem vorliegenden Pflege- und Entwick- lungsplan. Dem für das NSG Borghorster Elblandschaft zuständigen Behörde Umwelt und Energie obliegt somit die Umsetzung der in der Verordnung enthaltenen Gebote, die Durchset- zung der Verbote einschließlich der Ahndung etwaiger Verstöße im Naturschutzgebiet und die Erteilung von Befreiungen nach § 67 BNatSchG. Die Durchführung von Maßnah- men im Rahmen des vorliegenden Pflege- und Entwicklungsplans (oder dessen Entwurf) liegt ebenfalls in der Zuständigkeit des Amtes für Natur- und Ressourcenschutz. Die Behörde für Umwelt und Energie ist nach der AOZNL auch zuständig für die Übertra- gung der Betreuung des Naturschutzgebietes nach § 24 HmbBNatSchAG.

1.2.3 Durchsetzung der Verbote nach § 5 NSG-VO und Ahndung der Ordnungswidrig- keiten gemäß § 6 NSG-VO

§ 5 NSG-VO enthält die zur Sicherung des NSG erforderlichen Verbote. Im Rahmen der Verwirklichung der Entwicklungsziele kommt daher der Durchsetzung dieser Verbote - neben den biotoplenkenden Maßnahmen - eine zentrale Bedeutung zu. Die Verbote der Naturschutzgebietsverordnung sind den Besuchern unter Hinweis auf Ahndung etwaiger Verstöße nach § 6 der Verordnung in ausreichender Form durch Hin- weistafeln und Veröffentlichungen darzustellen. Im Rahmen der Überwachung oder sonst zur Anzeige gelangter Verstöße gegen Verbote nach § 5 NSG-VO ist nach dem Ordnungswidrigkeitsrecht vorzugehen. Soweit im Einzel- fall Verstöße mit Geldbußen zu ahnden sind, kommt nach § 29 Nr. 2 HmbBNatSchAG eine Geldbuße bis zu 50.000,-- € in Betracht. Zur Festlegung im Einzelfall ergeben sich nach dem Bußgeldkatalog nähere Angaben. Im Allgemeinen sind Verstöße mit Bußgeldern ab 25,-- €, bei Verstößen gegen die Verbo- te nach § 5 [1] Nrn. 16, 17, 20, 21 und 23 NSG-VO (Verunreinigung mit Abfällen und Ab- wässern, Errichtung von baulichen Anlagen, Veränderung der Bodengestalt eines Grund- stückes, seines Wasserhaushaltes und seiner Kulturart) nicht unter 200,-- € zu belegen. Darüber hinaus findet bei bestimmten Verstößen auch das Strafgesetz Anwendung (vor allem § 329 [3] StGB).

12 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

1.2.4 Zulässigkeit der Maßnahmen des Pflege- und Entwicklungsplans

Die notwendigen Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege sind im Maßnahmenplan des zu erstellenden Pflege- und Entwicklungsplans aufgeführt (Kapitel 7). Sie sind nach § 5 [2] NSG-VO freigestellt.

1.2.5 Wiederansiedlungen von Pflanzen und Tieren

Die Ansiedlung oder das Aussetzen von Pflanzen oder Tieren ist nach § 5 [1] Nr. 3 NSG- VO im NSG verboten. In besonderen Fällen können Ausnahmen zugelassen werden. Generell kann eine Ansiedlung nur durch Fachleute in vorheriger Abstimmung mit der BUE - Amt Naturschutz, Grünplanung und Energie als zuständiger Fachbehörde erfolgen. Zur Entwicklung artenreicher Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen ist für Teilbereiche der Altengammer Elbwiesen eine Mahdgutübertragung vorgesehen (vgl. Kapitel 7.2.1 Pflegeeinheit Grünland). Als Spenderfläche dienen artenreiche Wiesen in der Nähe (z.B. Kringelwiese in den Borghorster Elbwiesen).

1.2.6 Betreuung durch Naturschutzverbände

Das NSG Borghorster Elblandschaft wird durch eine Betreuungsgemeinschaft, bestehend aus Naturschutzbund Deutschland (NABU), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch- land (BUND), Botanischem Verein zu Hamburg e.V. und der Gesellschaft für ökologische Planung e.V. (GÖP) gepflegt.

1.3 Bestehender Pflege- und Entwicklungsplan, sonstige Planungen

Ein Pflege- und Entwicklungsplan liegt für das NSG Borghorster Elblandschaft bzw. die hier betrachteten Teilflächen im Altengammer Vorland noch nicht vor. Die Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz hat das ökologische Entwicklungspotenzial für die Unter- und Außenelbe untersucht und Vorschläge für Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung der Altengammer Elbwiesen erarbeitet (BFG 2003). Der Integrierte Bewirtschaftungsplan Elbeästuar (IBP) zeigt bezüglich der Natura 2000-relevanten Lebensraumtypen und Arten Handlungsbedarfe auf und definiert gesamträumliche Erhaltungs- und Entwicklungs- schwerpunkte. Der IBP steckt somit einen übergeordneten Rahmen ab, der mit einem eigenständigen Managementplan für die Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG bzw. FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft weiter konkretisiert wird.

13 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Sonstige Planungen Für die Errichtung und den Betrieb des Steinkohle-Kraftwerks Moorburg samt Hybridkühl- turm wurde der Vorhabenträger gemäß der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung (§ 4 BImSchG) bzw. gemäß der Ausnahmegenehmigung zur Beseitigung gesetzlich ge- schützter Biotope (§ 30 Abs. 3 BNatSchG i.V.m. § 14 Abs. 3 HmbNatSchAG) verpflichtet, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nach § 15 BNatSchG i.V.m. § 6 HmbNatSchAG zur Kompensation der Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durchzuführen. Die Kompensationsmaßnahmen wurden bzw. werden u.a. auf Teilflächen der Altengam- mer Elbwiesen umgesetzt. Die Konzeption der Maßnahmen erfolgte dabei in Kenntnis der naturschutzfachlichen Wertigkeit der Flächen sowie unter Berücksichtigung der Schutz- gebietsverordnung und in enger Abstimmung mit der Behörde für Umwelt und Energie. Im Bereich der Altengammer Elbwiesen sind die folgenden Kompensationsmaßnahmen vorgesehen: • Anlage eines prielartigen Wasserlaufs mit dem Ziel einer Entwicklung von Wattflä- chen und Flachwasserbereichen [Kompensationserfordernis: 1,07 ha; tatsächlich umgesetzte Maßnahme: rd. 1,9 ha] • Extensivierung von Grünlandflächen zur Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen [auf rd. 7,6 ha] • Entwicklung von Tide-Auwald [Kompensationserfordernis: 0,92 ha; in der Planunterlage festgelegte Maßnahme: rd. 1,2 ha] • Aufwertungsmaßnahmen im Bereich der Schlinz [Aufweitung von Rohrdurchlässen, Entfernung von Stauklappen] Mit den Maßnahmen erfolgt die Kompensation des Ausgleichserfordernisses von rd. 268.700 Punkten gem. Hamburger Staatsrätemodell für das Schutzgut Boden sowie rd. 943.700 Punkten für Pflanzen und Tiere. Die Maßnahmen sind Bestandteil der Genehmigung zu Bau und Betrieb des Kraftwerkes. Die baulichen Maßnahmen (Herstellung des Priels und Aufweitung der Rohrdurchlässe an der Schlinz) sind bereits realisiert. Die räumliche Umsetzung der übrigen Kompensationsmaßnahmen erfolgt unter Berück- sichtigung der Pflege- und Entwicklungsplanung der vorliegenden Unterlage (es erfolgt diesbezüglich eine Anpassung der ursprünglichen räumlichen Aufteilung der Komensati- onsmaßnahmen). Der Baustufenplan Bergedorf – zugleich Wirtschaftsplan vom 27.10.1952, erneut festge- stellt am 14.01.1955 – weist die Altengammer Elbwiesen sowie die umliegenden Landflä- chen als Grünflächen (Außengebiet) aus. Der Flächennutzungsplan (in der Neubekannt- machung von 1997, einschließlich der 1. - 116. Änderung und der 1. + 2. Berichtigung, Stand: November 2010) weist die Altengammer Elbwiesen als Naturbestimmte Flächen aus, die nördlich des Altengammer Hauptdeiches liegenden Bereiche als Flächen für die

14 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

Landwirtschaft bzw. als Bauflächen mit Dorf- oder Wohngebietscharakter. Ein Grünord- nungsplan liegt für das Gebiet nicht vor.

15 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

1.4 Natura 2000

1.4.1 Rechtliche Bestimmungen

Natura 2000 ist ein mitgliedstaatenübergreifendes rechtsverbindliches Schutzgebietssys- tem innerhalb der Europäischen Union. Es umfasst die Schutzgebiete nach der Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie: Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Pflanzen und Tiere vom 21. Mai 1992) und die Schutzgebiete gemäß der EG-Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten vom 25.4.1979). Ziel der FFH-Richtlinie ist es, ein System von zusammenhängenden Schutzgebieten zu schaffen. Geschützt werden in den Natura 2000-Gebieten bestimmte Lebensraumtypen (Anhang I der FFH-Richtlinie) und Arten (FFH-Richtlinie: Anhang II, Vogelschutzrichtlinie: Anhang I, Zugvögel entspr. Artikel 4 Absatz 2). Bezweckt wird mit einem solchen Schutz- status die Bewahrung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes die- ser Lebensräume und der Populationen dieser Tier- und Pflanzenarten. Die Gebiete sol- len ferner durch geeignete Strukturen vernetzt werden. In Deutschland wurde Natura 2000 mit der Umsetzung in nationales Recht durch das Bundesnaturschutzgesetz im April 1998 sowie mit entsprechenden Novellen in 2002, 2007 und 2009 rechtsverbindlich. Mit dem Inkrafttreten des neuen Bundesnaturschutz- gesetztes vom 29. Juli 2009 gelten die dortigen Regelungen zu Natura 2000 für Hamburg unmittelbar. Für die Natura 2000-Gebiete sind Maßnahmenpläne aufzustellen, die auch Bewirtschaf- tungspläne und geeignete Maßnahmen administrativer oder vertraglicher Art im Sinne des Artikels 6 Absätze 1 und 2 der FFH-Richtlinie umfassen können. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan stellt einen derartigen Natura 2000-Managementplan dar und konkretisiert damit die Pflege-, Entwicklungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen für den Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der Schutz- güter im Natura 2000-Gebiet (BNatSchG § 32 Abs. 5). Ein Teil dieser Maßnahmen kann auch als Maßnahmen zur Kohärenzsicherung im Sinne von § 34 Absatz 5 BNatSchG anerkannt und durchgeführt werden. Voraussetzung für die Anerkennung ist stets, dass • die Maßnahme geeignet ist, den Zusammenhang des Netzes Natura 2000 zu si- chern, • es sich nicht um eine Maßnahme allein zur Sicherung eines günstigen Erhaltungs- zustands von FFH-Lebensraumtypen und -Arten handelt, • es sich nicht um eine übliche Standardmaßnahme zur Wiederherstellung bzw. Entwicklung eines günstigen Erhaltungszustandes tiefgreifend geschädigter oder degenerierter Flächen von FFH-Schutzgütern handelt.

16 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

Diese Anerkennungsvoraussetzungen gelten analog auch für die Schutzgüter der EG- Vogelschutzrichtlinie. Maßnahmen, die aus Sicht der Fachbehörde zur Kohärenzsiche- rung in Frage kommen, sind in den Maßnahmenblättern in der Zeile "Ziel Natura 2000" mit einem Eintrag gekennzeichnet. Ob eine im Maßnahmenplan gekennzeichnete Maß- nahme eine geeignete Kohärenzsicherungsmaßnahme für ein bestimmtes Vorhaben dar- stellt, ist stets durch eine Einzelfallprüfung durch den Vorhabenträger zu untersuchen. Der Erhaltungszustand der Lebensraumtypen der dem Netz Natura 2000 angehörenden Gebiete, der Arten von gemeinschaftlichem Interesse und der europäischen Vogelarten ist mit einem Monitoring zu überwachen (BNatSchG § 6 Absatz 3). Über die Ergebnisse des Monitorings zu den FFH-Schutzgütern und die im Wesentlichen ergriffenen Maß- nahmen ist der EU-Kommission alle 6 Jahre ein Bericht vorzulegen. Für Arten und Lebensräume, für die ein Gebiet als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen wurde, gilt ein Störungs- und Verschlechterungsverbot, da der Bewahrung der Naturgü- ter, auch als Beitrag für die menschliche Lebensqualität, Vorrang eingeräumt wird. Dies schließt auch negative Einwirkungen von außen auf das Gebiet ein (BNatSchG § 33 Ab- satz 1). Anthropogene Eingriffe in diese Schutzgebiete sind nur sehr eingeschränkt und nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Für alle Vorhaben, die ein solches Natura 2000- Gebiet erheblich beeinträchtigen könnten, sind Verträglichkeitsprüfungen im Hinblick auf die festgelegten Erhaltungsziele des Schutzgebiets durchzuführen (BNatSchG § 34 Ab- satz 1). Kommt die Verträglichkeitsprüfung zu dem Schluss, dass eine erhebliche Beeinträchti- gung der FFH-relevanten Schutzgüter zu befürchten ist, so ist das Vorhaben unzulässig (BNatSchG § 34 Absatz 2). Abweichend darf ein Vorhaben nur zugelassen werden, wenn dies aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses erforderlich ist und eine Alternativlösung nicht gegeben ist. Bei der Zulassung sind Ausgleichs- maßnahmen vorzunehmen, die den Zusammenhalt (Kohärenz) des Netzwerkes Natura 2000 gewährleisten sollen. Über diese vorgenommenen Kohärenzmaßnahmen ist die EU- Kommission zu unterrichten (BNatSchG § 34 Absätze 3 bis 8). Befinden sich die jeweili- gen Schutzgebiete in der Zuständigkeit der Bezirksämter, so darf eine Zulassung nur im Einvernehmen mit der BSU erteilt werden (Senatsbeschluss vom 09.01.2007). Schließt das Natura 2000-Gebiet einen prioritären Lebensraumtyp oder eine prioritäre Art ein - dies sind Schutzgüter mit europaweit aufgrund ihrer starken Gefährdung hervor- gehobenem Status (in der FFH-Richtlinie besonders gekennzeichnet: z. B. Auwälder oder Schierlings-Wasserfenchel) - so sind die Ausnahmevorschriften für Eingriffe noch restrik- tiver. Für alle Vorhaben, die nicht der Gesundheit des Menschen, der öffentlichen Sicher- heit oder der Herstellung günstiger Umweltauswirkungen dienen, ist dann vor der Ent- scheidung über das Vorhaben eine Stellungnahme der Europäischen Kommission ein- zuholen (BNatSchG § 34 Absatz 4).

17 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

1.4.2 Natura 2000 in Hamburg

Hamburg besitzt 16 FFH-Gebiete und 8 EU-Vogelschutzgebiete, die zusammen - ohne den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer - eine Fläche von 6541 ha (8,7 Prozent der Hamburger Landesfläche) einnehmen. In Hamburg befinden sich nach dem FFH-Bericht für die Berichtsperiode 2007 bis 2012 von den 36 insgesamt hier vorkommenden FFH-Lebensraumtypen 22 in einem ungünsti- gen Erhaltungszustand. Von den 80 Hamburger Tier- und Pflanzenarten der FFH- Richtlinie (Anhänge II, IV und V) befinden sich 47 Arten in einem ungünstigen Erhal- tungszustand. Somit besteht bei vielen Lebensraumtypen und Arten für Hamburg die Notwendigkeit zur Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes. Für die Lebensraumtypen und Arten in einem günstigen Erhaltungszustand besteht ein Erhaltungsgebot.

1.4.3 Natura 2000 im NSG Borghorster Elblandschaft

Das NSG Borghorster Elblandschaft ist Bestandteil des FFH-Gebietes DE 2527-303 Borghorster Elblandschaft. Die Schutzgebietsgrenzen im Bereich der hier betrachteten Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG und FFH-Gebietes Borghorster Elbland- schaft sind deckungsgleich. Das FFH-Gebiet umfasst auf einer Gesamtfläche von 230 ha die Altengammer und Borghorster Elbwiesen, Schleusendamm und Borghorster Brack sowie Teile der Borghorster Sandberge und des Borghorster Hauptdeichs. Die Flächen lassen auf engem Raum die Vielfalt der ursprünglichen Naturlandschaft im Elbe-Urstromtal mit ihrer durch Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt erkennen und sind durch die in Teilberei- chen erhaltene, typische Vegetationszonierung vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandorten einschließlich der darin beheimateten artenreichen Lebensgemein- schaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten besonders schützenswert. In Kapitel 4.5 wird das biotische Po- tenzial im Bereich der Altengammer Elbwiesen dargestellt, das Grund für die Aufnahme des Gebietes in das Schutzgebietssystem Natura 2000 war. In Kapitel 6.5.1 werden die Entwicklungsziele im Zusammenhang mit dem Schutzgegen- stand für das Natura 2000-Gebiet erläutert. Im Maßnahmenplan werden Maßnahmen, die den Schutzzielen des Schutzgebietssys- tems Natura 2000 dienen, in Kapitel 7.4 tabellarisch zusammengefasst und auf den Maß- nahmenblättern kenntlich gemacht.

18 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

1.5 Kosten

Mittel für die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stehen als Einzelzuweisung beim PSP-Element 1-265.03.02.001.001 (Natur- und Landschaftsschutz)der BSU in be- schränktem Umfang zur Verfügung. In welcher Höhe tatsächlich Haushaltsmittel der BSU für die Realisierung des Maßnah- menplans zur Verfügung gestellt werden können, ist im Voraus oft nicht abschätzbar. Es sollte daher versucht werden, weitere Finanzierungsquellen (Ausgleichs-maßnahmen, Sponsoring, Sondermittel usw.) zu erschließen. Zusätzlich ist zu prüfen, ob die vorge- schlagenen Maßnahmen von den Besitzern der Flächen durchzuführen sind oder ob vor allem kleinere Maßnahmen ehrenamtlich durchgeführt werden können.

19

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 2 Lage und Umgebung des NSG

2 LAGE UND UMGEBUNG DES NATURSCHUTZGEBIETES

Das ca. 224 ha große Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft befindet sich im Süd- osten Hamburgs und setzt sich in Schleswig-Holstein ebenfalls als NSG fort. Es besteht auf Hamburger Stadtgebiet aus den drei Teilbereichen Altengammer Elbwiesen, Borghorster Brack sowie Borghorster Elbwiesen und Sandberge (Abb. 2-1).

Abbildung 2-1: Naturschutzgebiet Borghorster Elbwiesen mit den Teilräumen Altengammer Elbwie- sen, Borghorster Brack sowie Borghorster Elbwiesen und Sandberge (von West nach Ost)

Die an das NSG angrenzenden Bereiche liegen im Landschaftsschutzgebiet Altengamme (Verordnung zum Schutz von Landschaftsteilen in der Gemarkung Altengamme bzw. Neuengamme, 1977), die südlich des NSG verlaufende Elbe ist Teil des FFH-Gebietes Hamburger Unterelbe (DE 2526-305) bzw. – auf Niedersächsischer Seite – Elbe zwischen Geesthacht und Hamburg (DE- 2526-332). Im Norden der Altengammer Elbwiesen grenzt binnendeichs die Schutzzone III des Wasserschutzgebietes Curslack/Altengamme an. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan umfasst die im Bezirk Hamburg-Bergedorf im Altengammer Vorland gelegene Teilfläche Altengammer Elbwiesen (Deutsche Grund- karten DGK 5: 8222, 8422, 8220, 8420) mit einer Größe von ca. 65 ha, die den westli- chen Teilraum des NSG darstellt und südlich von der Elbe, nördlich vom Altengammer Hauptdeich begrenzt wird (Abb. 2-2).

21 2 Lage und Umgebung des NSG PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Altengammer Hauptdeich

Altengammer Elbwiesen

Schlinz Elbe

Abb. 2-2: Teilraum Alten- gammer Elbwiesen (Grundlage: Digitale Orthophotos, Freie und Hansestadt Hamburg – Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung)

Die Altengammer Elbwiesen gehören zur naturräumlichen Haupteinheit Untere Elbeniede- rung (Elbmarsch). Aufgrund der Genese herrschen überwiegend sandig-schluffige Kleimarschen vor, die in der Nähe des Deiches und entlang der Schlinz schluffig-tonig ausgeprägt sind. Es handelt sich um ein Vordeichgebiet mit noch vorhandenen bzw. im Rahmen von Kom- pensationsmaßnahmen neu hergestellten Prielstrukturen und z. T. stromtal-typischer Ve- getation. Bei Hochwasserereignissen wird der gesamte Vorlandbereich überflutet. Die öffentliche Hochwasserschutzanlage ist in ihrer jetzigen Lage in den 60er Jahren er- richtet sowie 2004 an den damals gültigen Bemessungswasserstand angepasst worden. Binnendeichs schließt sich an die Hauptdeichlinie entlang der alten Deichlinie die typische Deichrandbebauung sowie Landwirtschaftsfläche der Vier- und Marschlande an. Die lang gestreckten Deichverläufe in Verbindung mit den sich daran anschließenden Vorlandflä- chen sind Zeugen der seit dem 12. und 13. Jahrhundert vorgenommenen Eindeichungen und prägende Elemente dieser Kulturlandschaft, gleichwohl sich der Charakter im Zuge von Deichvorverlegungen, -begradigungen und -ausbauten bis heute beträchtlich verän- dert hat. Der ehemals vorhandene Auwald des Deichvorlandes ist aufgrund von Rodungen und der nachfolgenden landwirtschaftlichen Nutzung nur noch in Resten erhalten: Der überwie- gende Teil der Altengammer Elbwiesen wird (bzw. wurde) grünlandwirtschaftlich als Rin- der- und Schafweide sowie als Mähwiesegenutzt. Die das Deichvorland bestimmenden Grünlandflächen mit gliedernden Schilf- und Röhrichtbeständen, die typischen Weiden- gebüsche sowie markante Baumreihen prägen das Landschaftsbild.

22 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 2 Lage und Umgebung des NSG

Parallel zur Elbe hat sich durch die wiederkehrenden Überschwemmungsereignisse ein Uferwall von etwa 3 m bis 4 m Höhe über Normalnull (NN) ausgebildet. Dieser wurde zwar wahrscheinlich als Sommerdeich künstlich erhöht, insgesamt blieb jedoch die An- ordnung der auentypischen Geländeformen erhalten. Die strukturreiche Abfolge des geo- logischen Geländeprofils und die damit einhergehenden deutlichen Feuchtegradienten bewirken im Zusammenhang mit dem maritim-kontinentalen Übergangsklima, dass hier Arten vorkommen, deren Hauptverbreitungsgebiet in südlicheren bzw. östlicheren Regio- nen liegt und somit in diesem Bereich an die Grenzen ihres natürlichen Vorkommens sto- ßen. Diese Umstände führen zu einem großen Artenreichtum der Flora und Fauna, der in dieser Zusammensetzung in Norddeutschland einzigartig ist.

23

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

3 EIGENTUMSVERHÄLTNISSE, BESTEHENDE PFLEGE- UND BEWIRT- SCHAFTUNGSVERTRÄGE

Der Ostteil der Altengammer Elbwiesen sowie größere Bereiche des Westteils befinden sich in Privateigentum (ganz überwiegend der Fa. Vattenfall), die restlichen Flächen be- finden sich im Eigentum der Freien und Hansestadt Hamburg. Flächen, die direkt an der Uferlinie der Elbe unterhalb des mittleren Tidehochwassers liegen, befinden sich im Ei- gentum der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.

Abbildung 3-1: Darstellung der Eigentumsverhältnisse im Bereich der Altengammer Elbwiesen

Ein Großteil der Altengammer Elbwiesen wurde bis zum Jahr 2008 im Rahmen des Ver- tragsnaturschutzes mit dem Ziel des Wiesenvogelschutzes bewirtschaftet. Im Zuge des Ankaufs zahlreicher Privatflächen durch Vattenfall und zur Sicherung der geplanten Um- setzung von Ausgleichsmaßnahmen durften die Verträge zunächst nicht fortgeführt wer- den. Dabei war entscheidend, dass die Maßnahmenumsetzung nicht durch die Verträge behindert werden sollte. Aktuell bestehen wieder Bewirtschaftungsverträge mit Weide- bzw. Wiesennutzung im Bereich des neu angelegten Priels in der Mitte des Altengammer Vorlandes und im Westen des Gebiets auf den Flächen der FHH. Ein Teil der Flächen dient als Ausgleichsflächen im Rahmen der Errichtung und des Be- triebs des Kohlekraftwerks Moorburg und dessen Kühlturmes. Auf diesen wurde bereits ein Priel neu angelegt bzw. soll zukünftig Grünland, Röhricht und Auwald entwickelt wer- den. Es bestehen Fischereipachtverträge mit dem ASV Brachsen, ASV Frühauf Düneberg und dem Bergedorfer Anglerverein über die Elbe zwischen Stromkilometer 588 (Landesgren- ze bei Geesthacht) bis zur Einmündung der Schlinz (vgl. Abb. 3-1). Gemäß § 5 Absatz 1

25 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Nr. 9 der NSG-Verordnung darf allerdings von der 1. Buhne (westliche Grenze des NSG) bis einschließlich zur 4. Buhne in östlicher Richtung nicht geangelt oder die Fischerei ausgeübt werden. Flurstück 2899 und 750 sind mittlerweile in den Besitz der Freien und Hansestadt Ham- burg übergegangen (Stand Aug. 2015).

4 ZUSAMMENFASSUNG BIOTISCHES POTENZIAL

4.1 Untersuchungs- und Auswertungsumfang

Für die Erstellung des vorliegenden Pflege- und Entwicklungsplanes wurden vom Amt für Natur- und Ressourcenschutz, Abteilung Naturschutz, Daten aus dem Biotop- und Arten- kataster Hamburgs zur Verfügung gestellt. Diese umfassen die Ergebnisse der Biotopkar- tierung aus dem Jahr 2012, einschließlich der Kartierung der FFH-Lebensräume sowie der Wiesenvogelkartierung aus den Jahren 2009, 2011und 2013. Ergänzend wurden Daten aus Untersuchungen hinzugezogen, die im Rahmen von Kom- pensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kraftwerkes durchgeführt wurden. Dies sind im Einzelnen: • Erfassung der Biotoptypen im Bereich der Altengammer Elbwiesen im Jahr 2008 in- klusive Aufnahme von Gefäßpflanzenarten der Roten Liste Hamburgs, • Heuschreckenerfassung im Jahr 2009, • Amphibienerfassung im Jahr 2009, • Brutvogelerfassung im Jahr 2009, • Umweltbaubegleitung und Erfolgskontrolle (2010/2011), • Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen im Altengammer Vorland, Jahresbericht 2013 LEGUAN (2014) Für eine ausführliche Beschreibung der Erfassungsmethodik wird auf Anhang B verwie- sen.

4.2 Biotoptypen

Die Altengammer Elbwiesen als Teilgebiet des NSG Borghorster Elblandschaft werden überwiegend grünlandwirtschaftlich als Rinder- und Schafweide sowie als Mähwiesen bewirtschaftet, z.T. auch im Rahmen des Vetragsnaturschutzes. Die Grünländer nehmen etwa 69 % der Fläche ein (d.h. ca. 44,69 ha) und sind zum Teil als Stromtalwiesen anzu- sprechen, mit Vorkommen zahlreicher gefährdeter oder seltener Pflanzenarten. Im Wes- ten verläuft deichparallel ein ca. 1.200 m langer Priel, die Schlinz. Der Unterlauf ist be- gradigt und befestigt, in Teilen weist der Priel jedoch natürliche Verhältnisse hinsichtlich Tidedynamik und Röhrichtvegetation auf. Die Schlinz wird gesäumt von Röhrichtbestän-

26 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial den (ca. 3 ha), kleinflächig sind Weidengebüsche unter Tideeinfluss vorhanden, die vor- nehmlich von Sal-Weide ( Salix caprea ) geprägt sind. Der ehemals vorhandene Auwald ist aufgrund von Rodungen und nachfolgender Grünlandnutzung nur in Resten erhalten, die Flächen sind insgesamt recht gehölzarm. Im westlichen Bereich finden sich am Elbufer und verstreut in der Fläche mehrere kartierwürdige Einzelbäume. Im zentralen Bereich ist eine annähernd in Nord-Süd-Richtung verlaufende Baumreihe aus Hybrid-Pappeln, öst- lich davon ist eine Strauch-Baumhecke vorhanden. Am Fuße der flachen, breiten Bö- schungen eines Entwässerungsgrabens im westlichen Bereich der Altengammer Elbwie- sen stehen zahlreiche weit ausladende Weiden. Etwa im mittleren Bereich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer mit einem Ufersaum aus Simsen und Flutrasenvegetation. Östlich davon, im Bereich Elbe-km 591,13, wurde im Jahr 2011/2012 als Kompensationsmaßnahme für die Errichtung und den Betrieb des Steinkohle-Kraftwerkes Moorburg durch Geländeabtrag ein Priel hergestellt. Er verläuft in nordöstlicher Richtung und hat eine Länge von ca. 475 m (bezogen auf die Prielsohle). Derzeit entwickelt sich dort ein hochwertiger tidegeprägter Biotopkomplex mit einem dau- erhaft wasserführenden Gerinne, Süßwasserwatt und tidegeprägten Röhrichten. Ober- halb MThw schließen sich Röhricht bzw. Staudenfluren an. Weiterhin finden sich einige kurze Prielrelikte im Wasserwechselbereich der Elbe. Im öst- lichen Bereich der Altengammer Elbwiesen hat sich entlang der Elbe auf knapp 1 km Länge ein Ufersaum aus Hochstauden ausgebildet. Eine Liste mit den im Rahmen der Untersuchungen nachgewiesenen Pflanzenarten und Biotoptypen kann Anhang B entnommen werden.

4.3 Bedeutung des Naturschutzgebietes für die untersuchten Artengruppen

Aus den Ergebnissen einer bundesweiten Auswertung zur Verbreitung der Farn- und Blü- tenpflanzen geht die besondere floristische Bedeutung der Tideauen östlich von Hamburg hervor. Trotz anthropogener Überformung gehören sie zu den Gebieten mit der höchsten Pflanzenvielfalt in Norddeutschland. So kommen in Hamburg nur in den Altengammer und Borghorster Elbwiesen Brenndolden-Auenwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6440) vor. Es handelt sich um die westlichsten Vorposten des subkontinental verbreiteten und für die Auen der Mittelelbe charakteristischen Lebensraumtyps. Auch Artenreiche Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) kommen mit nennenswerter Ausdehnung in Hamburg nur im Altengammer Vorland und in den Borghorster Elbwiesen vor. Die stete Zufuhr von Pflan- zensamen bzw. -diasporen und von verdrifteten Tieren durch die Elbe fördert die Arten- vielfalt (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). In den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft sowie in den unmittelbar angrenzenden Flächen wurden 205 Gefäßpflanzenarten, das ent- spricht ca. 20 % der gesamten in Hamburg gegenwärtig noch lebenden Flora, nachge- wiesen. Davon sind 28 Arten mindestens „gefährdet“ gemäß der Hamburger Roten Liste, wobei 7 Arten auch bundesweit als bedroht eingestuft werden, darunter z.B. die in Ham- burg vom Aussterben bedrohten Arten Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris ) und Sumpf-Brenndolde (Selinum dubium ). Erstmalig wurde in 2013 auch der nach der FFH-

27 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Richtlinie besonders geschützte, an der Süßwassser-Tideelbe endemische Schierlings- Wasserfenchel in mehreren Individuen in der Wasserwechselzone des neu angelegten Priels nachgewiesen. Begründet wird der Artenreichtum u.a. durch den Tideeinfluss und die vorhandenen Reli- efunterschiede: Während in den Senken je nach Feuchtegrad Arten der Brenndolden- Auenwiesen, Wiesen-Fuchsschwanz- und Glatthaferwiesen zu finden sind, gedeihen auf den Uferwällen und höher gelegenen Standorten stellenweise Trockenzeigerpflanzen wie der in Hamburg stark gefährdete Feld-Mannstreu (Eryngium campestre ) und der vom Aussterben bedrohte Dornige Hauhechel (Ononis spinosa ), die die beginnende kontinen- tale Ausprägung des Standortes belegen. Die Flächen des Altengammer Vorlandes stellen einen bedeutenden Lebensraum für Wiesenvögel und, v.a. im Bereich der Schlinz, für typische Brutvögel des Röhrichts dar. Vereinzelt wurden in Hamburg gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten nachge- wiesen, darüber hinaus zahlreiche Arten der Vorwarnliste. Die Flächen sind zudem Nah- rungshabitat für mehrere im Umfeld brütende Greifvogelarten und den Weißstorch und haben in Teilbereichen eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für Zug- und Rastvögel, ins- besondere als Rastplatz für Gänse, Enten und Wiesenvögel. Die Elbe stellt für Zugvögel einen überregional bedeutsamen Zugweg zwischen Brutgebieten in Nordosteuropa und Vogelrast- bzw. Überwinterungsgebieten der Mittelelbe und der Nordsee dar, wobei sich die Vögel am Stromverlauf orientieren. Die Vogelrastgebiete der Unter- und Mittelelbe stehen über den Elbzugweg miteinander in Wechselbeziehungen. Die Heuschrecken- und Amphibienfauna ist dagegen vergleichsweise artenarm und ge- prägt durch weitgehend unspezifische Arten. Die festgestellte Artenarmut ist jedoch nicht gleichzusetzen mit einer geringen Qualität des Lebensraumes sondern zeigt vielmehr, dass eine sehr wirksame Überflutungsdynamik vorhanden ist. Weiterhin werden die Altengammer Elbwiesen und die Elbe mit ihren in das Vorland hin- einragenden Buchten von mehreren Fledermausarten als Jagdhabitat genutzt. Quartier- standorte sind jedoch nicht vorhanden, die Flächen sind von allgemeiner Bedeutung für Säugetiere. Im Standarddatenbogen des FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft (s. Anhang E 1) sind zahlreiche in Anhang II der FFH-Richtlinie gelistete Fischarten als Schutz- und Erhal- tungsgegenstand aufgeführt. Von diesen Arten finden sich Rapfen, Fluss- und Meer- neunauge sowie vereinzelt Finte und Schnäpel in der Elbe und damit sporadisch auch in den entsprechenden Wasserflächen längs des Elbufers im Schutzgebiet. Zusätzlich be- stehen Nachweise des Rapfens aus dem neu geschaffenen Priel, von einer Nutzung ge- eigneter Habitate auch in der Schlinz ist auszugehen. Zu sonstigen relevanten Artengruppen liegen keine systematischen Erfassungen vor.

In nachfolgender Tabelle sind die in den Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Tier- und Pflanzenarten besonderer Bedeutung aufgeführt. Eine ausführliche Bestandsbe- schreibung mit Artenlisten kann Anhang B entnommen werden

28 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

Tabelle 4.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, nachgewiesenen besonderen Pflanzen- und Tierarten (Legende am Tabellenende)

Art RL HH RL D VSchRL/ Bemerkung FFH-RL

Pflanzen Deschampsia wibeliana Wibel-Schmiele * !! R Eryngium campestre Feld-Mannstreu 2 Euphorbia palustris Sumpf-Wolfsmilch 1 3 Juncus compressus Zusammengedrückte Binse 2 Limosella aquatica Schlammling 1 Im Rahmen der Kartierungen nicht festgestellt; erwähnt in IBP (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012) Mentha pulegium Polei-Minze 0 2 Mentha verticillata Quirl-Minze 1 Oenanthe conioides Schierlings-Wasserfenchel 1 !! 1 II, IV, Prioritär nach FFH Ononis spinosa Dornige Hauhechel 1 Petasites spurius Filzige Pestwurz 1 Pimpinella saxifraga Kleine Bibernelle 1 Pulicaria dysenterica Großes Flohkraut 1 Ranunculus bulbosus Knolliger Hahnenfuß 2 Ranunculus peltatus Schild-Wasserhahnenfuß 1 Schoenoplectus lacustris Gewöhnliche Teichsimse 2 Selinum dubium Sumpf-Brenndolde 1 2 Schutzgegen- stand des NSG Veronica anagallis- Wasser-Ehrenpreis 2 aquatica Veronica scutellata Schild-Ehrenpreis 2 Vögel (ohne Zug- und Rastvögel) Anthus pratensis Wiesenpieper V V Schutzgegen- stand des NSG, zahlreiche Brut- paare Ciconia ciconia Weißstorch 2 3 I Nahrungsgast Circus aeruginosus Rohrweihe 3 * I Nahrungsgast, in 2013 Brutzeit- feststellung Crex crex Wachtelkönig 2 2 I Schutzgegen- stand des NSG, Brutvogel im Jahr 2005, in späteren Jahr- en Gastvogel

29 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Art RL HH RL D VSchRL/ Bemerkung FFH-RL Haliaeetus albicilla Seeadler nb * I Gastvogel Luscinia svecica Blaukehlchen V V I Brutvogel Milvus milvus Rotmilan 2 * I Nahrungsgast Numenius arquata Großer Brachvogel - - Schutzgegen- stand des NSG, regelmäßiger Rastvogel Porzana porzana Tüpfelsumpfhuhn 2 1 I Erfassung 2013 außerhalb der regelhaften Brutperiode Saxicola rubetra Braunkehlchen 1 3 Brutvogel, in 2013 nicht mehr nachgewiesen Tringa totanus Rotschenkel 2 V Schutzgegen- stand des NSG, Brutvogel in den Jahren 2005, 2007, in späte- ren Jahren Gast- vogel Amphibien Pelophylax kl. esculentus Teichfrosch 2 * ! (Syn.: Rana kl. esculenta) Rana arvalis Moorfrosch 3 3 IV Fische Anguilla anguilla Aal - 3 Neu angelegter Priel Leuciscus idus Aland 3 3 Neu angelegter Priel, eudomi- nant Leuciscus aspius Rapfen 3 * II Neu angelegter Priel, subdomi- nant Alburnus alburnus Ukelei 3 * Neu angelegter Priel Fledermäuse Eptesicus serotinus Breitflügelfledermaus 3 G IV Nutzung als Jagdhabitat Myotis dasycneme Teichfledermaus 2 D ! II, IV Nutzung als Jagdhabitat Myotis daubentonii Wasserfledermaus 3 * IV Nutzung als Jagdhabitat Nyctalus noctula Großer Abendsegler 2 V IV Nutzung als Jagdhabitat Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus 3 * IV Nutzung als Jagdhabitat

30 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

Gefährdungskategorien der Roten Listen : 0: ausgestorben oder verschollen, 1: vom Aussterben bedroht, 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, R: extrem selten, G: Gefährdung unbekannten Ausmaßes, V: Vorwarnliste, D: Daten unzureichend, *: ungefährdet, nb: nicht bewer- tet Pflanzenarten, für deren Erhalt die Freie und Hansestadt Hamburg eine besondere Verantwortung hat: !! : besonders hohe Verantwortlichkeit [die Wibel-Schmiele ( Deschampsia wibeliana ) ist ein Endemit des Elbe-Ästuars im Außendeichsbereich der Elbe und in Hamburg nicht gefährdet]

Verantwortlichkeit Deutschlands! : Deutschland ist in hohem Maße für diese Art verantwortlich VSchRL: Vogelschutz-Richtlinie I: in Anhang I der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie *: Prioritäre Art II: in Anhang II der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art)

31 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

4.4 Faunistisch und floristisch besonders bedeutsame Biotope des Natur- schutzgebiets

Gemäß Biotopkartierung 2012 (vgl. Anhang B 2.1) sind insbesondere einige tidebeein- flussten Biotope (Prielstrukturen (große Teile der Schlinz), Flusswatt, Weidengebüsch unter Tideeinfluss) hochgradig wertvoll, dem neu angelegten Priel (Flusswatt mit Pionier- vegetation) wird sogar eine herausragende (nationale) Bedeutung zugesprochen (u.a. Ansiedlung von Oenanthe conioides ). Weitere Prielabschnitte, Flusswattbereiche an der Elbe, die Uferstaudensäume der Elbe, Tideröhrichte, einige Grünlandbereiche (z. T. mit Vorkommen von Selinum dubium ) sowie ein zentrales Kleingewässer mit umgebender feuchter Hochstaudenflur sind als besonders wertvoll eingestuft. Die Elbe sowie Glattha- ferwiesen und mesophiles Grünland nördlich und westlich des neu angelegten Priels sind in der Biotopbewertung der Stufe 6 „wertvoll“) zugeordnet. Weitere mesophile Grünland- flächen östlich des neu angelegten Priels sind als „noch wertvoll, gut entwicklungsfähig“ (Biotopwertsufe 5) ausgewiesen. Die übrigen Flächen (Intensivgrünland, verbautes El- bufer, Buhnen mit Deckwerk, Wegeflächen, eine Ruderalflur trockener Standorte, aber auch eine noch als Brenndoldenwiese angesprochene artenarme Grünlandfläche) sind der Wertsufe 4 („verarmt, entwicklungsfähig“) zugeordnet. Von den 45 innerhalb der NSG-Grenzen kartierten Biotopen sind 26 gesetzlich geschützt nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG (s. Tabelle 4.4-1), hierzu zählt auch der neu angelegte Priel.

Tabelle 4.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, kartierten, nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG geschützten Biotope (Legende am Tabellenende)

Biotop-Nr. gem. HH Biotoptyp Biotopbezeichnung Wert Schutz FFH-LRT Biotopkartierung

Fluss, naturnah mit Beeinträchtigun- FFM 6 § 3260 8218_2012_40 gen/Verbauungen

8218_2012_49 FWB Flusswatt mit Pioniervegetation 7 § 3270

8420_2012_60 FWB Flusswatt mit Pioniervegetation 9 § 3270

8418_2012_1 FWO Flusswatt, ohne Bewuchs 8 § (3270)

8420_2012_3 FWO Flusswatt, ohne Bewuchs 7 § (3270)

8420_2012_11 FWO Flusswatt, ohne Bewuchs 7 § (3270)

8218_2012_37 FWP Priel 8 § 3270

8420_2012_56 FWP Priel 7 § 3270

8420_2012_61 FWP Priel 8 §

8218_2012_16 FWV Tideröhricht 7 §

8420_2012_57 FWV Tideröhricht 7 §

8218_2012_36.1 GFC Brenndolden-Auenwiese 6 § 6440

32 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

Biotop-Nr. gem. HH Biotoptyp Biotopbezeichnung Wert Schutz FFH-LRT Biotopkartierung

8220_2012_2.1 GFC Brenndolden-Auenwiese 4 § 6440

8420_2012_54.1 GFC Brenndolden-Auenwiese 7 § 6440 Sonstige wechselnasse Stromtalwiesen GFS 7 § 8218_2012_35 und –weiden Sonstige wechselnasse Stromtalwiesen GFS 7 § 8420_2012_1 und –weiden

8420_2012_24* GMG Glatthafer-Wiesen 7 § 6510 Seggen-, binsen- und/oder hochstauden- 8218_2012_38 GNR reiche Nasswiese nährstoffreicher 7 § Standorte

8220_2012_31 HFT Weidengebüsch unter Tideeinfluss 8 §

8420_2012_15 HHM Strauch-Baumhecke 6 §

8218_2012_34 NRW Wasserschwaden-Röhricht 7 §

8218_2012_48 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430

8218_2012_50 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430

8418_2012_2 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430

8420_2012_52 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430 Sonstiges, naturnahes, nährstoffreiches SEZ 7 § 8420_2012_46 Kleingewässer

Biotop-Nr.: zusammengesetzt aus Nummer der Deutschen Grundkarte_Jahr der Erfassung_Biotop-Nr. der Ham- burger Biotopkartierung Biotoptyp: Kürzel gem. Kartieranleitung und Biotoptypenschlüssel für die Biotopkartierung Hamburg (BRANDT & ENGELSCHALL 2011)

Wert: Biotopwert gem. Biotopbewertung für die Biotopkartierung Hamburg (NETZ 2006) Schutz: gesetzlicher Schutz gem. § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG §: gesamter Biotop geschützt; (§) : Teilfläche des Biotops geschützt FFH-LRT: Nummer des FFH-Lebensraumtyps

* zusätzlich Brenndoldenfund: Manfred Haacks (2013) im Auftrag vom Vattenfall Die Flächen des Altengammer Vorlandes sind von regionaler Bedeutung für die Brutvo- gelfauna und stellen aufgrund ihres weitgehend offenen Charakters einen bedeutenden Lebensraum für Wiesenvögel wie Wiesenpieper und Feldlerche dar. Die Schlinz mit ihren Uferbereichen und den angrenzenden Röhrichten sowie der Hochstaudensaum entlang der Elbe haben eine hohe Bedeutung für Röhrichtbrüter wie Blaukehlchen, Rohrammer, Schilf- und Teichrohrsänger. Ebenfalls von hoher Bedeutung ist ein im zentralen Vorland elbnah gelegener Bereich, in dem zahlreiche Arten bzw. Brutpaare der Wiesenvögel und auch das in Hamburg vom Aussterben bedrohte Braunkehlchen festgestellt wurden. Da- bei handelt es sich um extensiv beweidete Grünlandflächen mit einem kleinteiligen Wech- sel verschiedener Grünlandtypen, da sich alte Uferwälle und Senken in der Fläche ab- wechseln. Die Altengammer Elbwiesen sind zudem Nahrungshabitat für zahlreiche Greif- vogelarten und den Weißstorch und haben in Teilbereichen eine hohe bis sehr hohe Be-

33 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft deutung für Zug- und Rastvögel. Dies sind vor allem die Elbuferbereiche mit ihren Fluss- watten und Auskolkungen sowie insbesondere im westlichen und mittleren Bereich die angrenzenden Grünlandbereiche, wo regelmäßig Wasservögel, wie z. B. Weisswangen-, Grau- und Blässgänse, Pfeif- und Krickenten, oder Limikolen wie Bekassine, Kiebitz und Großer Brachvogel beobachtet wurden. Die Schlinz, der neu geschaffene Priel und Auskolkungen am Elbufer sowie Buhnen ha- ben eine hohe Bedeutung für diverse Fischarten als Ruhezone, Nahrungs- und Auf- wuchshabitat und bieten ggf. auch geeignetes Substrat zur Laichablage. Der neu angelegte Priel stellt einen Standort des bundes- und landesweit vom Ausster- ben bedrohten Schierling-Wasserfenchels, einer streng geschützten prioritären Art ge- mäß FFH-Richtlinie, dar. Auch die Schlinz kommt als potentieller Standort in Frage.

34 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

4.5 Schutzgegenstand des Natura-2000-Gebietes

Folgende Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie sind gemäß des Standarddatenbogens (s. Anhang E 1) sowie auf Grundlage der seit 2004 durchgeführten Ersterfassung und des daran anschließenden, regelmäßigen Monitorings aktuell im hier betrachteten Teilgebiet (Altengammer Elbwiesen) des Natura 2000-Gebiets Borghorster Elblandschaft vorhan- den: • 3270 Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Bidention • 6430 (BfN) - Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe, hier: 6431-1 (HH) - Säume der Unterelbe (Feuchte Hochstaudensäu- me der planaren Stufe) • 6440 Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii) • 6510 (BfN) - Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisor- ba officinalis), hier: Glatthaferwiesen und Fuchsschwanzwiesen Fett hervorgehoben sind diejenigen Lebensraumtypen, die gemäß der vorliegenden NSG- Verordnung (Anhang A 1) ein Erhaltungsziel für das FFH-Gebiet darstellen. Folgende Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie sind gemäß des Standarddatenbogens und auf Grundlage der seit 2004 durchgeführten Ersterfassung und des daran anschlie- ßenden, regelmäßigen Monitorings aktuell im hier betrachteten Teilgebiet (Altengammer Elbwiesen) des Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft (Gesamtgebiet) vorhan- den: • Finte ( Alosa fallax ) • Rapfen ( Aspius aspius ) • Schnäpel* ( Coregonus oxyrhynchus ) [* : prioritäre Art] • Flussneunauge ( Lampetra fluviatilis ) • Schlammpeitzger ( Misgurnus fossilis ) • Meerneunauge ( Petromyzon marinus ) • Schierlings-Wasserfenchel* (Oenanthe conioides) Fett hervorgehoben sind diejenigen Arten, die gemäß der vorliegenden NSG-Verordnung ein Erhaltungsziel für das FFH-Gebiet darstellen. Die im Standarddatenbogen gelisteten Fischarten Rapfen, Fluss- und Meerneunauge sowie vereinzelt Finte, Schnäpel und Schlammpeitzger kommen in der Elbe vor und kön- nen somit potenziell auch in den entsprechenden Wasserflächen längs des Elbufers im Schutzgebiet nachgewiesen werden. Zusätzlich bestehen Nachweise des Rapfens aus dem neu geschaffenen Priel, von einer Nutzung geeigneter Habitate auch in der Schlinz ist auszugehen.

35 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Die Schlinz, der neu geschaffene Priel und Auskolkungen am Elbufer sowie Buhnen stel- len mit ihren strömungsarmen Flachwasserbereichen z.T. geeignete Ruhezonen für wan- dernde Fische und Neunaugen dar und bieten voraussichtlich auch geeignete Nahrungs-, Aufwuchs- oder Laichmöglichkeiten. Eine detaillierte Auflistung der im Gebiet vorkommenden FFH-Lebensraumtypen und Ar- ten des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie sowie der für das Gebiet relevanten Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie mit Flächenangaben sowie der Bewertung ihrer Erhaltungs- zustände findet sich im Anhang unter B 3. Den Bestand an FFH-Lebensraumtypen, FFH-Arten des Anhangs II und an Vogelarten der EU-Vogelschutzrichtlinie im Gebiet zeigt Karte 4-1.

36 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 5 Gefährdungen und Belastungen

5 GEFÄHRDUNGEN UND BELASTUNGEN

Schon früh veränderte der Mensch die ursprüngliche Auenlandschaft: Bereits im 8. Jahr- hundert wurde durch die zunehmende Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung der Auwald bis auf wenige Restbestände verdrängt. Mit dem beginnenden Deichbau um die Jahrtausendwende gingen tiefgreifende Veränderungen der natürlichen Flussdynamik einher. Ab 1200 bestanden durchgängige Linien von flachen Sommerdeichen an beiden Ufern der Tideelbe, im 16. Jahrhundert erhielten die Deiche eine Höhe, die ganzjährig Hochwasserschutz bot. Im Zuge der Eindeichungen wurden die Nebenarme der Elbe vom Hauptfluss abgetrennt. Die nordwestlich der Altengammer Elbwiesen verlaufende Dove Elbe wurde 1437/38 am Gammer Ort durch einen Verbindungsdeich zwischen den Inseln Altengamme und Neuengamme vom Hauptstrom der Unterelbe abgetrennt, um das Fahrwasser des Hamburger Hafens zu verbessern (http://de.wikipedia.org/ wi- ki/Dove_Elbe). Durch bauliche Maßnahmen (u.a. Eindeichungen, Fahrrinnenvertiefungen zwischen Hamburger Hafen und Elbmündung, Errichtung der Staustufe in Geesthacht 1960) wur- den die hydraulischen Verhältnisse in der Elbaue erheblich verändert. Bis vor knapp 100 Jahren reichte der Tideeinfluss nur bis Hoopte (Strom-km 600). Der Stromabschnitt von Hoopte bis Geesthacht, also auch der Abschnitt im Bereich der Altengammer Elbwiesen, gehörte noch zur rein fluvial geprägten Mittelelbe. Die Zunahme des Tidehubs bis zu ei- ner Höhe von über 2 m stellt eine tiefgreifende anthopogene Überprägung der Landschaft dar. Als einer der wenigen positiven Nebeneffekte der Verlagerung der Tide stromauf- wärts ist die dadurch ausgelöste Vergrößerung des Areals des Schierlings- Wasserfenchels zu nennen. Der Anteil der intensiv genutzten Grünlandflächen im Altengammer Vorland ist stetig zu- rückgegangen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist gemäß NSG-Verrodnung unter- sagt. Der Großteil der Flächen wurde in den letzten Jahren im Rahmen des Vertragsna- turschutzes extensiv bewirtschaftet, so dass die Belastungen aus landwirtschaftlicher Nutzung im Bereich der Altengammer Elbwiesen vergleichsweise gering sind. Die Verträ- ge im Rahmen des Vertragsnaturschutzes sind vielfach ausgelaufen. Aktuell werden noch Flächen im Westen und in der Mitte der Altengammer Elbwiesen im Rahmen von Bewirt- schaftungsverträgen genutzt. Bei einer unterbleibenden bzw. ungeeigneten Nutzung der übrigen Flächen besteht die Gefahr einer Einschränkung oder eines Verlustes der Eig- nung als Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. So befinden sich z.B. die Brenndolden-Auenwiesen in einem stark degradierten Zustand. Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln bestanden, wodurch die Flächen für Wiesenvögel an Wert verlieren und z.T. seltene Pflanzenarten wie der Feld-Mannstreu verdrängt werden. Aufgrund der Großstadtnähe spielen Wassersport und weitere Erholungsnutzungen eine besondere Rolle. So befinden sich westlich der Schlinzmündung außerhalb des NSG der Sportboothafen Altengamme, südöstlich der Altengammer Elbwiesen am niedersächsi- schen Elbufer der Hafen Stover Strand. Das Elbufer wird gerne von Anglern und anderen Erholungssuchenden genutzt, die auf dem Weg zu ihren Angel-, Sonn- und Badeplätzen

37 5 Gefährdungen und Belastungen PEP NSG Borghorster Elblandschaft das Altengammer Vorland queren. Insbesondere beim Frühjahrsaufstieg des Stints wird das Elbufer stark von Anglern frequentiert. Zwar wurde ein ehemals vorhandener Sportplatz zwischenzeitlich zurückgebaut, die Altengammer Elbwiesen werden jedoch nach wie vor zum Spielen und von Erholungssu- chenden aufgesucht. So beobachtete LEGUAN (2009) beispielsweise im August 2009 mehrere Fahrradfahrer mit Lenkdrachen, die zu erheblichen Störungen für die dort ras- tenden Kiebitze führten. Am Elbdeich verläuft ein beliebter Rad- und Fußwanderweg; re- gelmäßig nutzen Spaziergänger mit zum Teil frei laufenden Hunden vorwiegend den öst- lichen Teil der Altengammer Elbwiesen als Rundweg (zwischen Parkplatz und Eschen dominierter Baumreihe) (vgl. LEGUAN 2009), womit Störungen insbesondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Die Altengammer Elbwiesen werden regelmäßig durch Elbhochwässer überflutet. Diese natürliche Dynamik ist grundsätzlich positiv zu werten, beschränkt aber generell die Nut- zungsmöglichkeiten der Vorlandflächen. Aufgrund der hohen Schadstoffbelastung der Elbe in vergangenen Zeiten sind die alten Sedimente im Vorland belastet. So zeigte eine Untersuchung des Oberbodens z.T. erhebliche Überschreitungen des Maßnahmenwertes nach BBodSchV für Grünland bzgl. Arsen und Quecksilber, erhöhte Gehalte an extrahier- baren organischen Halogenverbindungen (EOX), polychlorierten Biphenylen (PCB), He- xachlorcyclohexanen (HCH) und polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Als besonders belastet zeigte sich dabei der östliche und westliche Bereich der Altengammer Elbwiesen. Die Dioxin- und Furangehalte liegen in einer weiten Spanne von 73 bis 920 ng/kgTM an I-TEQ. Auch hier ergibt sich eine besondere Belastung der randli- chen Areale. Betrachtet man die besonders belasteten randlichen Flächen liegt der mittle- re Gehalt bei ca. 340 ng/kgTM. Die BBodSchV nennt keine Prüfwerte für den Wirkungs- pfad Boden-Nutzpflanze. Zieht man für eine Bewertung die Richtwerte der Bund-Länder- Arbeitsgruppe „Dioxine“ für eine landwirtschaftliche und gärtnerische Bodennutzung her- an, sollten bei Werten oberhalb von 40 ng/kgTM „der Anbau bodennah wachsender Feld- futterpflanzen sowie die bodengebundende Nutztierhaltung unterbleiben“ (IHU 2012). Zum Umgang mit belastetem Mahdgut wird auf das Merkblatt der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Gemäß § 23 Absatz 1 der Futtermittelverordnung ist es zudem verboten, ein Futtermittel, das den zulässigen Höchstwert an unerwünschten Stoffen überschreitet (An- hang I der Richtlinie 2002/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. Mai 2002 über unerwünschte Stoffe in der Tierernährung (Abl. L 140 vom 30.5.2002, S. 10 in der jeweils gültigen Fassung) 1. in den Verkehr zu bringen, 2. zu verfüttern oder 3. zu Verdünnungszwecken mit dem gleichen oder einem anderen Futtermittel zu mi- schen. In diesem Zusammenhang ist auf die Eigenverpflichtungen des Futtermittelunternehmers (in diesem Falle der Landwirt, der die Flächen ggf. bewirtschaftet) hinzuweisen.

38 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 5 Gefährdungen und Belastungen

Durch starke Eutrophierung des Elbwassers können sich z.B. die Standortbedingungen für den FFH-Lebensraumtyp Brenndolden-Auenwiesen verschlechtern: Durch eine erhöh- te Phosphat-Versorgung erhöht sich die Produktivität der Vegetationsdecke. Konkurrenz- schwächere Arten wie die Sumpf-Brenndolde werden dadurch verdrängt. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat im Jahr 2006 ein Forschungsprojekt zur Be- deutung des Klimawandels für die Biologische Vielfalt initiiert und u.a. zusammen mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung die Auswirkungen des Klimawandels auf die Natura 2000-Gebiete Deutschlands untersucht (VOHLAND ET AL . 2011, ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Als Übergangsökosystem steht das Elbeästuar im Wechselspiel der Einflüsse aus dem Küstenraum und aus seinem Einzugsgebiet. Neben der Entwicklung der Temperaturen und der Niederschläge sind die Folgen des beschleunigten Meeres- spiegelanstiegs infolge des Klimawandels einerseits und die Veränderungen des Abfluss- verhaltens der Elbe von Relevanz. Die erstellten Prognosen sagen für das FFH-Gebiet Borghorster Elblandschaft bzw. den Unterelberaum eine deutliche Zunahme der Winterniederschläge, einen Rückgang der Sommerniederschläge, sowie insgesamt höhere Winter- wie Sommertemperaturen vo- raus. Darüber hinaus sind als Folgen des Meeresspiegelanstiegs allgemein höhere Was- serstände und höher auflaufende Sturmfluten zu erwarten. Das Abflussverhalten der Elbe wird durch stärkere Oberwasserabflüsse im Winterhalbjahr und niedrigere Abflussspen- den im Sommerhalbjahr geprägt sein (vgl. www.glowa-elbe.de). Dementsprechend sind für das Elbeästuar u. a. folgende Entwicklungen wahrscheinlich (mögliche Auswirkungen auf Schutzgegenstand und Erhaltungsziele des NSG Borghors- ter Elblandschaft sind in Klammern gesetzt): – weitere Verlagerung des Salz- und Brackwassereinflusses stromaufwärts (aufgrund der Lage am oberen Ende des Ästuars sind Veränderungen der Standortbedingungen durch höhere Salzkonzentration mit Veränderung der Artzusammensetzung insbeson- dere von Wasserorganismen, Pflanzen und Amphibien eher unwahrscheinlich), – Verschärfung des Sauerstoffmangels im Inneren des Ästuars im Sommer (negative Auswirkungen vor allem bezüglich der Wandersituation von Fischen), – bei gleichbleibendem Überflutungsraum weitere Zunahme des Tidehubs (häufigere Überflutung der höher gelegenen Teilflächen mit Veränderung der Standortbedingun- gen und des Artenspektrums, Verringerung der Lebensraumeignung für Brutvögel/des Bruterfolges bei höher auflaufenden Tiden während der Brutzeit), – Verluste von Vorlandflächen (Flächenabnahme, ggf. Verlust wertvoller Pflanzenstand- orte), – Zunahme der Vernässung im Vorland und Veränderungen der Nutzungs- bzw. Pfle- gemöglichkeiten (ggf. Beeinträchtigung von FFH-Lebensraumtypen und Tierlebens- räumen). Die globale Klimaveränderung zeigt vielfältige Wirkungen z.B. auf die Vogelwelt. Vor al- lem sind Verschiebungen von Zugzeiten und Zugwegen, ein verändertes jahreszeitliches Nahrungsangebot und Veränderungen des Brut- als auch des Überwinterungsgebietes

39 5 Gefährdungen und Belastungen PEP NSG Borghorster Elblandschaft bekannt (GOTTSCHALK 2010). Als Konsequenz der globalen klimatischen Entwicklung werden sich die Verbreitungsgebiete von Tier- und Pflanzenarten verlagern: Manche Ar- ten werden in kühlere Regionen nach Norden ausweichen, wärmeliebende Arten werden von Süden her einwandern bzw. ihr bestehendes Areal in Deutschland ausweiten (POMPE ET AL . 2009, VOHLAND ET AL . 2011). Ob alle Arten zu einer solchen dynamischen Anpassung in der Lage sein werden, ist un- klar. So prognostizieren VOHLAND ET AL . (2011) für Deutschlands Brutvögel Arealverluste bis hin zum Aussterben vor allem von wald- und feuchtgebietsgebundenen Vogelarten (deutliche Arealverluste z.B. für Bekassine ( Gallinago gallinago ), Wiesenpieper ( Anthus pratensis ) und Wachtelkönig ( Crex crex ); potenzielles Aussterben z.B. von Pfeifente ( A- nas penelope ), Kranich ( Grus grus ), Zwergschnäpper (Ficedula parva ) oder Seeadler (Haliaeetus albicilla )), wohingegen die Verbreitung der an Offenland angepassten Arten – je nach Anpassungsfähigkeit an Hitze und Trockenheit – auch zunehmen kann. Das Brutareal vieler Entenarten in Deutschland wird wahrscheinlich auf die küstennahen Räume Niedersachsens und Schleswig-Holsteins schrumpfen. Das Blaukehlchen wird im Süden und im Norden seines europäischen Verbreitungsgebiets starke Verluste erleiden. In Deutschland könnte sich sein Vorkommen in Zukunft auf West-Niedersachsen und Schleswig-Holstein konzentrieren (HUNTLEY ET AL . 2007). Vor diesem Hintergrund wird die Verantwortlichkeit des Elbeästuars u.a. für die Arten Kiebitz, Uferschnepfe und Bekassine voraussichtlich steigen. Eine klimatisch bedingte Schrumpfung ihres deutschlandweiten Areals wird die im Elbeästuar vorkommenden Me- tapopulationen noch weiter schwächen. Problematisch könnten sich hier die prognosti- zierten höher auflaufenden Tiden auswirken, wenn diese auch während der Brutzeit ver- stärkt auftreten. Im Zuge des Klimawandels werden auch Arten aus angrenzenden Regionen einwandern, die in Deutschland bislang nicht heimisch sind. Bei denjenigen, die sich dauerhaft etablie- ren, wird es sich nicht mehr um „gebietsfremde“, sondern um die neuen standortgerech- ten, einheimischen Arten handeln. Die Einwanderung von neuen Arten ist die Vorausset- zung zum Ausgleich für auswandernde Arten und zur Erhaltung der Biodiversität. Eine wichtige Aufgabe wird es sein, unter den Neuankömmlingen diejenigen zu identifizieren, die aufgrund ihres starken Ausbreitungsvermögens die einheimischen Arten und den An- passungsvorgang an neue Klimabedingungen gefährden. Neben Veränderungen von qualitativen Eigenschaften der Lebensräume (Artenzusam- mensetzung, Feuchte, Temperaturen usw.) ist auch mit quantitativen Veränderungen zu rechnen. Über die zukünftigen Anteile und die räumliche Verteilung der Wasser- und Vor- landflächen stehen derzeit keine Prognosen zur Verfügung. Die Folgen des Klimawandels für die Erhaltung des prioritären und nur in der Unterelbe vorkommenden Schierlings- Wasserfenchels sind noch nicht untersucht (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012).

40 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

6 LEITBILD UND ENTWICKLUNGSZIELE

6.1 Vorgaben des Landschaftsprogramms mit integriertem Artenschutzpro- gramm (LAPRO/APRO) und des Integrierten Bewirtschaftungsplanes Elbe- ästuar (IBP)

Bei der Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes wird wesentlich auf die im IBP gesetzten Zielprioritäten und das vorgeschlagene Maßnahmenprogramm zurückgegriffen. Das Landschaftsprogramm Hamburg (einschließlich der 91. Änderung, Stand: Dezember 2009) stellt als fachplanerische Zielvorstellungen für die Altengammer Elbwiesen die Mili- eus Naturnahe Landschaft und Vordeichsflächen dar. Für die Vorlandflächen werden fol- gende Entwicklungsziele zur Wiederherstellung, Bewahrung und Sicherung naturnaher Lebensräume formuliert: • Schutz und Entwicklung naturnaher, vielfältiger Flächen als Lebensräume für wildwach- sende Pflanzen und wildlebende Tiere, • Erhalt standorttypischer Boden- und Nährstoffverhältnisse, • Aufstellung von Pflege- und Schutzkonzepten aus der Sicht des Arten- und Bio- topschutzes, • Steuerung der Erholungsnutzung entsprechen der Belange des Arten- und Biotopschut- zes, • Erhalt der extensiven Grünlandbewirtschaftung auf Nasswiesen und Feuchtgrünland, • Schutz und Pflege des Landschaftsbildes, • Extensive Grünlandwirtschaft, • Entwicklung von tidebeeinflussten Lebensräumen. Elbe und Schlinz werden dem Milieu Tidegewässer zugeordnet, für das folgende Entwick- lungsziele genannt werden: • Erhalt und Wiederherstellung elbetypischer tidebeeinflusster Lebensräume, • Naturnahe Ufergestaltung mit Röhrichten, Auewäldern, Flachwasserzonen, Süßwasser- watten und Strandflächen, • Rückbau von Deckwerken, • Verbesserung von Wasserqualität und Wiederherstellung des Selbstreinigungsvermö- gens, • Verbesserung der Zugänglichkeit von Ufern und Lenkung der Freizeit- und Erholungs- nutzung unter Berücksichtigung der Belange des Arten- und Biotopschutzes, • Schutz und Entwicklung des jeweiligen Landschaftsbildes. Das Artenschutzprogramm als integrierter Bestandteil des Landschaftsprogramms stellt die Altengammer Elbwiesen als Biotopentwicklungsraum für Auenbereiche der tidebeein- flussten Gewässer dar und benennt als Ziele für die Vorlandflächen u.a. die Wiederher- stellung des Tideeinflusses in Teilbereichen sowie die Verbindung von Biotoptypen der

41 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Elbenebenflüsse, Elbarme (hier: Schlinz und die nordwestlich jenseits des Deiches gele- gene Dove-Elbe) und ehemaligen Vordeichsflächen mit der Tideelbe. Allgemeine Ziele und Maßnahmen sind: • Erhaltung und Wiederherstellung der charakteristischen Biotoptypen der Gewässer und ihrer Auenbereiche, • Naturnahe Gestaltung und Pflege der Gewässer, ihrer Ufer und Auenbereiche, • Gewässerreinhaltung und Verbesserung der Wasserqualität, • Sicherung der natürlichen Selbstreinigungskraft, • Sicherung des ökologisch notwendigen Wasserstandes in allen nicht von der Tide be- einflussten Gewässern, • Im Auenbereich umweltverträgliche landwirtschaftliche Bodennutzung als Grünland, Förderung extensiver Nutzung in Teilbereichen und der Umstellung auf ökologischen Landbau, keine Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, • Beschränkung oder Lenkung der Erholungsnutzung. Innerhalb des Freiraumverbundsystems sind die Vordeichflächen als Freifläche darge- stellt und gehören zum Städtischen Naherholungsgebiet der Vier- und Marschlande. Die Altdeichlinie ist als grüne Wegeverbindung gekennzeichnet. Derzeit erstellt die Behörde für Umwelt und Energie einen Fachplan zum Hamburger Bio- topverbund sowie eine Fachkonzeption Arten- und Biotopschutz. Die Altengammer Elb- wiesen als Teilflächen des NSG und FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft sind dem- nach Kernflächen für den Gewässerbiotopverbund und den Biotopverbund der Feuchtle- bensräume. Konkrete Handlungsanweisungen bzw. Maßnahmenvorschläge decken sich mit denen im hier vorliegenden PEP. Allerdings existieren bereits Maßnahmenvorschläge, die im Rahmen des Integrierten Be- wirtschaftungsplans Elbeästuar (IBP) (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012) entwickelt wur- den. Das Bearbeitungsgebiet des IBP erstreckt sich über alle Natura 2000-Gebiete ent- lang der Elbe vom Wehr bei Geesthacht bis zum Übergang zum Wattenmeer. Der IBP hat das Ziel, den Schutz einer einzigartigen Natur zu sichern und ausgewogene Lösun- gen zur Integration der Nutzungsbelange aufzuzeigen und stellt dabei ein schlüssiges Gesamtkonzept vor. Der Bewirtschaftungsplan zeigt bezüglich der Natura 2000-relevanten Lebensraumtypen und Arten Handlungsbedarfe auf und schlägt Maßnahmen zur Erreichung der Entwick- lungsziele vor. Die Maßnahmen mit Relevanz für die Altengammer Elbwiesen als Teilflä- che des NSG Borghorster Elblandschaft werden nachfolgend aufgelistet. Als Maßnahmen von höchster Dringlichkeit werden genannt (sofortiger Beginn notwendig, um das Vorkommen eines prioritären Lebensraumtyps / einer prioritären Art von internati- onaler Bedeutung zu sichern oder um eine Verschlechterung des Erhaltungszustands einer Art bzw. eines Lebensraumtyps abzuwenden): • Erhaltung der auentypischen Geländeformen

42 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

Erhaltung von feuchten Senken und von höher stehenden sandigen Uferwällen in na- turnaher Abfolge. Ziel ist die Erhaltung der Landschaftstypischen Geländeformen als Voraussetzung für die Erhaltung der Artenvielfalt und der Brenndolden-Auenwiesen. • Erhaltung des offenen Landschaftscharakters Erhaltung einer offenen Wiesenlandschaft mit charakteristischer Pflanzenvielfalt und Brutvogelgemeinschaft. Es sollen keine weiteren dominanten Gehölzstrukturen in den Kernbereichen der Wiesenlandschaft aufkommen. Mit Ausnahme einzelner Altbäume mit besonderer Eignung als Brut- bzw. Versteckhabitate für Vögel und Fledermäuse werden aufkommende Gehölze zurückgeschnitten oder als Kopfbäume gepflegt. • Erhaltung und Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen Die Reste der Brenndolden-Auenwiesen befinden sich in einem stark degradierten Zu- stand. Ziel der Maßnahme ist die sofortige Anpassung der Gebietspflege an die Be- dürfnisse der Brenndolde. Vergrößerung der Lebensraumflächen, ggf. Erhöhung der Artenvielfalt durch Mahdgutübertragung oder ähnliche Verfahren.

Als Maßnahme von hoher Dringlichkeit wird genannt (sofortiger Beginn zur Erreichung des günstigen Erhaltungszustands notwendig, jedoch keine akute Gefahr der Zustands- verschlechterung): • Ufergestaltung im Altengammer Vorland: Berme für Arten der Schlammufer Für einjährige Arten der Schlammuferfluren (LRT 3270) besteht ein Mangel an geeig- neten Wuchsorten. Ziel ist die Gestaltung geeigneter Wuchsorte für charakteristische Arten des LRT 3270.

Dringende Maßnahmen (notwendige Maßnahmen, um den günstigen Erhaltungszustand weiter zu verbessern und um den aktuellen günstigen Zustand langfristig zu erhalten) sind: • Erhaltung und Entwicklung von geeigneten Habitaten für Fische und Rundmäuler in Buhnenfeldern Im Abschnitt zwischen Geesthacht und Bunthaus fehlt der Raum zur Schaffung einer strukturreichen Aue weitgehend. Die vorhandenen Buhnen erfüllen für die Reprodukti- on des Rapfens und als Ruheräume für Wanderfische und Neunaugen eine wichtige Funktion. Ziel der Maßnahme ist die Erhaltung und Optimierung von Buhnen und Buh- nenfeldern als Aufwachshabitate für Fische und Ruhebereiche für wandernde Fische und Rundmäuler. • Prüfung des Status der Vorkommen des Weißflossigen Gründlings In der Elbe wurde der Weißflossengründling erstmalig 1998 nachgewiesen. Vermutlich ist diese Art bereits seit längerem Bestandteil der Elbefischfauna und bisher in weiten Teilen seines Verbreitungsgebietes übersehen worden. Ziel der Maßnahme ist die Er- fassung der Art und Klärung der Notwendigkeit einer Berücksichtigung im Standard- Datenbogen und als Erhaltungsziel.

43 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

• Erhaltung und Entwicklung von Flachland-Mähwiesen Ziel der Maßnahme ist die Erhaltung der vorhandenen Bestände durch Fortsetzung der bisherigen Pflege und die Ausweitung der Wiesenpflege auf angrenzende Parzellen mit vergleichbarem Potenzial. • Erhaltung von artenreichen feuchten Uferstaudenfluren Artenreiche Uferstaudenfluren sind schwerpunktmäßig im Osten des Gebiets ausge- bildet. Auf den Deckwerken hat sich ein Schilf- und Rohr-Glanzgrasröhricht entwickelt, in dem an Störstellen elbtypische Uferstauden vorkommen können. Diese eingewach- senen Deckwerke sollten in diesem Zustand erhalten bleiben. Unbewachsene Deck- werke sollen naturnah und unter Berücksichtigung der Standortansprüche des LRT 6430 umgestaltet werden. Die typischen Arten der Uferstaudenfluren sind konkurrenz- schwächer als das Schilf und profitieren von den gelegentlichen Störungen durch Frei- zeitnutzungen.

Als wichtige Maßnahmen werden genannt (Maßnahmen, die nicht primär für Arten und Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie oder der VSchRL ergriffen werden, aber für die Ar- tenvielfalt im Elbeästuar von hoher Bedeutung sind): • Pflege der aktuell und ehemals beweideten Flächen Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln verunkrautet. Arten der offenen mageren Rasen werden verdrängt. Auch für Wiesenbrutvögel haben die betroffenen Flächen an Wert verloren. Ziel der Maßnahme ist die Zurückdrängung der Acker-Kratzdisteln durch einen regelmäßigen Pflegeschnitt. • Erhaltung einer elbtypischen Staudenflur der Sandufer In einem Parzellenzwickel am Ufer ist eine sehr blüten- und insektenreiche Gras- und Staudenflur ausgebildet. Die Fläche ist von Gebüschen vor dem Wind abgeschirmt und thermisch begünstigt. Ziel der Maßnahme ist die Erhaltung typischer Pflanzenar- ten der sandigen Ufersäume durch eine Mahd alle 3 bis 5 Jahre. • Naturnähere Gestaltung der Schlinz Die Schlinz soll durch Rückbau der Deckwerke und Uferabflachung im unteren Ab- schnitt naturnäher gestaltet werden.

44 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

6.2 Begriffsdefinition "Leitbild" und "Entwicklungsziel"

Die Begriffe "Leitbild" und "Entwicklungsziele" werden von verschiedenen Autoren unter- schiedlich verwendet. Für die Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes ist daher eingangs eine Begriffsdefinition sinnvoll. Leitbilder und Entwicklungsziele sind Instrumente, um langfristige Veränderungen herbei- zuführen. Sie zeigen Richtung und Ziel der anzustrebenden Entwicklung biotischer und abiotischer Parameter und Prozesse. Sie sind unerlässlich, um Planungsabläufe, Erfas- sungsprogramme, Maßnahmen und Erfolgskontrolle zielführend auszurichten.

° Leitbild

Das Leitbild ist der erste Schritt in einem mehrstufigen Vorgehen. Es schildert die natur- schutzfachliche Idealvorstellung, die zur Verwirklichung der Schutzziele unter den heuti- gen Umständen anzustreben wäre, wenn es keine sozialen und ökonomischen Be- schränkungen gäbe. Hierbei wird bewusst auf wertende Abwägungen im Sinne von Kos- ten-Nutzen-Analysen und der Erhaltung bestimmter Nutzungsformen verzichtet.

° Zwangspunkte

Die kulturhistorische Entwicklung des Großraumes, in dem das NSG liegt, hat verschie- dene Rahmenbedingungen geschaffen. Einige von ihnen müssen als langfristig unabän- derlich gesehen werden (z. B. Klimaveränderungen, die Nutzung der Elbe als Schiff- fahrtsstraße oder die Besiedlung mit den sich hieraus ergebenden Anforderungen an den Hochwasserschutz) und stellen Zwangspunkte dar.

° Entwicklungsziel

Das Entwicklungsziel stellt den kurz-, mittel- oder langfristig realisierbaren Zustand des Gebietes dar. Es unterscheidet sich vom Leitbild durch die Anerkennung der unveränder- lichen Zwangspunkte. Bei einer heute noch nicht absehbaren Möglichkeit, die sozioökonomischen Zwangspunk- te zu modifizieren, sollte das Entwicklungsziel in Richtung des Leitbildes weiterentwickelt werden.

45 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

6.3 Leitbild

Ohne menschliche Einflüsse wäre der Elbabschnitt im Bereich der Altengammer Elbwie- sen aufgrund der Zugehörigkeit zur rein fluvial geprägten Mittelelbe tidefrei (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Die Altengammer Elbwiesen wären dennoch geprägt von der Dynamik der Elbe und Bestandteil einer ausgedehnten Flussaue, mit hohen Wasserständen im Winter und tiefen Wasserständen im Sommer, gekennzeichnet durch eine durch Sedimentations- und Erosionsprozesse sich verändernde Uferlinie und ein auentypisches Relief aus flachen, qualmwasserführenden Senken und sandigen Rücken mit den auetypischen Lebensgemeinschaften. Der Großteil der Flächen wäre von Auwald bestanden, mit einer Weichholzaue in den regelmäßig überfluteten Bereichen und einer Hartholzaue, die nur gelegentlich bei starken Hochwässern überflutet wird, mit fließenden Übergängen je nach den Feuchtegradienten. Es gäbe keine Eindeichungen, die Dove- Elbe und andere Seitenarme wären noch mit der Elbe verbunden, weitere Nebengewäs- ser und Altarme könnten sich ausbilden. Die FFH-Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen und Magere Flachland-Mähwiesen sind keine natürlichen Lebensgemeinschaften (vgl. ANONYMUS 2002) sondern als Folge einer entsprechenden Wiesennutzung aus ehemals natürlichen Standorten (hier: Auwäl- der) hervorgegangen und wären ohne menschliche Einflüsse entsprechend nicht vorhan- den. Eine Rodung der Auwälder und Nutzung der Altengammer Elbwiesen als Wiesen und Weiden hat bereits vor mehreren hundert Jahren stattgefunden: auf einer Karte der Elbinseln von 1702 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N57.html) sind die Altengammer Elbwiesen bereits in annähernd ihrer heutigen Form dargestellt, die Darstel- lung in einer Karte von 1745 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N58.html) lässt vermuten, dass die Altengammer Elbwiesen zur Elbe hin teilweise mit einem Deich oder Uferbefestigungen versehen wurden, um die Fläche vor Erosion und häufigen Überflu- tungen zu schützen. Durch die jahrhundertelange weitgehend extensive Nutzung in Verbindung mit regelmä- ßigen Überschwemmungen und dem in Teilen noch vorhandenen auentypischen Relief entwickelten sich artenreiche Grünländer: In den Altengammer Elbwiesen kommen heute die westlichsten Vorposten der subkontinental verbreiteten und für die Auen der Mittelelbe charakteristischen Brenndolden-Auenwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6440) vor, und auch Artenreiche Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) sind mit nennenswerter Ausdehnung in Hamburg nur im NSG Borghorster Elblandschaft vertreten. Aufgrund ihres offenen Cha- rakters stellen die Altengammer Elbwiesen einen wertvollen Lebensraum insbesondere für Wiesenvögel dar und werden regelmäßig von Zug- und Rastvögeln zur Nahrungssu- che und als Ruheplatz ausgesucht. Trotz anthropogener Veränderungen und der heutigen Zugehörigkeit zum Elbeästuar mit Tideeinfluss weisen die Altengammer Elbwiesen auch heute noch Merkmale der ur- sprünglichen Aue sowie einen hohen Artenreichtum auf. Dementsprechend formuliert die NSG-Verordnung als Schutzzweck für das NSG Borghorster Elblandschaft, den repräsen- tativen Ausschnitt der ursprünglichen Naturlandschaft im Elbe-Urstromtal mit ihrer durch

46 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt und den typischen, in sich geschlossenen Vegetationsabfolgen vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandorten ein- schließlich den darin beheimateten artenreichen Lebensgemeinschaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, zu entwickeln und wiederherzustellen. Bezogen auf die hier betrachtete Teilflä- che ist der Schutzzweck die Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung der von Prie- len und Gräben durchzogenen, tidebeeinflussten strukturreichen Altengammer Elbwiesen mit ihren Süßwasserwatten, Tideröhrichten, Strandwällen, Auengehölzen, Hochstauden- fluren und Stromtalwiesen als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und gefähr- dete Tier- und Pflanzenarten wie Wiesenpieper, Rotschenkel, Wachtelkönig, Großer Brachvogel, Flussneunauge, Meerneunauge, Rapfen, Finte, Schnäpel und Sumpf- Brenndolde. Aufgrund der herausragenden Bedeutung der Flächen für den Erhalt der FFH- Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Artenreiche Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) im Hamburger Raum dient die offene Wiesen- und Weideland- schaft als Leitbild für den Großteil der Flächen, von einer Entwicklung zum ursprüngli- chen Zustand mit nahezu flächendeckenden Auenwäldern wird abgesehen. Die Altengammer Elbwiesen sind Lebensraum zahlreicher gefährdeter und vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten, die Artenvielfalt wird durch den natürlichen Eintrag von Pflanzendiasporen und von verdrifteten Tierarten bei Hochwässern regelmäßig aufge- frischt. Die natürliche Überflutungsdynamik fördert die Entwicklung eines auetypischen Reliefs mit sandigen Rücken und qualmwasserführenden Senken, in denen sich typische Tier- und Pflanzenarten entwickeln können. Die naturverträgliche Grünlandnutzung in Verbindung mit einer natürlichen Überflutungsdynamik ermöglicht die Ausbildung arten- reicher Stromtalwiesen. Die Erhaltung und Entwicklung der Wiesenlebensräume sichert das Vorkommen von Brutvögeln des Offenlandes. Abgesehen von der Grünlandnutzung finden keine menschlichen Eingriffe und Störungen statt. Weichholz- bzw. Hartholz-Auenwälder (FFH-LRT *91E0 und 91F0) und hochwüchsige Röhrichte kommen stellenweise vor, ohne die Landschaft zu beherrschen. Die Elbe ge- hört morphogenetisch wieder zur Mittelelbe ohne Tidenhub, abgetrennte Seitenarme sind wieder an den Strom angebunden. An den unbefestigten und der natürlichen Gewäs- serdynamik unterliegenden Ufern entwickeln sich einjährige Pflanzenfluren der schlam- migen Ufer (LRT 3270) und feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430). Flachwasserzonen mit natürlichen Uferzonen entsprechen den Bedürfnissen der vorkommenden Fischarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie. Von der Strömung abgeschirmte Gewässerbereiche mit Röhricht- und Auenwaldsäumen bieten dem Rapfen und anderen Fischarten geeigne- te Aufwuchslebensräume.

47 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

6.4 Zwangspunkte

Eine Entwicklung zum Leitbild wird durch bestimmte Umstände eingeschränkt. So ist das hydromorphologische Verhalten der Elbe gestört und eine Rückkehr zum tidefreien Zu- stand aufgrund der Bedeutung der Elbe als Wasserstraße und einer weiteren geplanten Vertiefung der Fahrrinne nicht realistisch. Als einer der wenigen positiven Nebeneffekte der Verlagerung der Tide stromaufwärts ist die dadurch ausgelöste Vergrößerung des Areals des Schierlings-Wasserfenchels und der tidebeeinflussten Süßwasserwatten zu nennen. Wesentlicher Zwangspunkt ist die Gewährleistung des Hochwasserschutzes für die Bin- nendeichflächen. Gemäß § 11 der DeichO ist das Vorland einschließlich der Uferbefesti- gung so zu erhalten und zu unterhalten, dass die Sicherheit der Hochwasserschutzanlage und ihre Unterhaltung nicht beeinträchtigt wird. Dies gilt auch für das Errichten von Anla- gen und das Lagern von Sachen. Der Schutzstreifen an der Hochwasserschutzanlage beträgt dabei vom Böschungsfuß des Deiches aus gemessen 10 m (§ 6 DeichO). Diese Flächen sind von einer Nutzung, außer zum Zweck einer Unterhaltung der Hochwasser- schutzanlage, ausgenommen. Problematisch ist ggf. eine naturnähere Ufergestaltung der Elbe oder der Priele, wenn durch die Entfernung der Deckwerke und Uferbefestigungen eine verstärkte Erosion zu befürchten ist und die Standsicherheit des Deiches gefährdet oder durch erhöhten Sedi- menteintrag in die Fahrrinne die Binnenschifffahrt beeinträchtigt wird bzw. sich der Unter- haltungsaufwand der Wasserstraße erhöht. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der im Rahmen des Klimawandels prognostizierten Erhöhung der Wasserstände (vgl. Kapitel 5). Die zur Entwicklung und Pflege von Stromtalwiesen erforderlichen Mahdtermine liegen z.T. innerhalb der Brutzeit und führen zu einem Zielkonflikt mit dem Schutz von Brutvö- geln des Offenlandes. Der prognostizierte Klimawandel kann ebenfalls zu den Zwangspunkten gerechnet wer- den. Die Aussichten, den aktuellen Zustand der Natura 2000-Gebiete des Elbeästuars zu erhalten, sind ungewiss. Wie sich der Klimawandel auf die Altengammer Elbwiesen im konkreten Fall auswirken wird, lässt sich insgesamt noch nicht einschätzen (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Gemäß den Vorgaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung darf der funktionelle Erhalt des für die Schifffahrt und die Eisabfuhr benötigten Regelungssystems (z. B. Buhnen, Leitwerke) nicht beeinträchtigt werden. Weiterhin ist Sedimenteintrag zu vermeiden und auf Sichtbarkeit der landseitigen Schifffahrtszeichen zu achten. Weiterhin muss die Ab- fuhr von Eis und der Einsatz von Eisbrechern gewährleistet sein.

48 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

6.5 Entwicklungsziel

Aus dem Leitbild und den zu berücksichtigenden Zwangspunkten wird das Entwicklungs- ziel abgeleitet, das den anzustrebenden Zielzustand für die Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft darstellt. Ziel ist es, den repräsentativen Ausschnitt der ursprünglichen Naturlandschaft im Elbe- Urstromtal mit ihrer durch Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt und den typi- schen, in sich geschlossenen Vegetationsabfolgen vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandorten einschließlich der darin beheimateten artenreichen Lebensge- meinschaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben be- drohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, zu entwickeln und wiederherzustellen. Das Leitbild der offenen Wiesen- und Weidelandschaft wird als Entwicklungsziel für den Groß- teil der Altengammer Elbwiesen übernommen. Die Pflanzenvielfalt wird unter besonderer Berücksichtigung der Gefährdung durch invasive Neophyten erhalten und gefördert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Erhaltung und Entwicklung typischer, artenrei- cher Brenndolden-Auenwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6440) und magerer Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) auf dafür geeigneten Standorten gelegt. Durch die Erhaltung und Entwicklung von zusammenhängenden Wiesengebieten mit ausreichenden Be- standsgrößen ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenarten bewahrt die Stromtalwie- senlandschaft im Abschnitt Geesthacht bis Neuengamme den Anschluss an die Lebens- gemeinschaft der Mittelelbe. Die Erhaltung und Entwicklung der Stromtalwiesen hat auf geeigneten Flächen den Vor- rang vor anderen Naturschutz-Zielen, da in Hamburg nur in den Altengammer und Borghorster Elbwiesen derartige Wiesentypen in nennenswerter Ausdehnung vorkommen können. Die zu erwartenden Konflikte mit Brutvögeln durch Mahdtermine während der Brutzeit werden so weit wie möglich durch geeignete Vermeidungsmaßnahmen reduziert. Die Bereiche mit hoher Bedeutung für Brutvögel (Schlinz mit ihren Uferbereichen und den angrenzenden Röhrichten, Hochstaudensaum entlang der Elbe, extensiv beweidete Grünlandflächen; vgl. Anhang B 2.2.2 Bestand Brutvögel) werden weiter in der bisherigen Form genutzt. Die Altengammer Elbwiesen stehen in enger Wechselbeziehung zu den angrenzenden FFH-Gebieten Hamburger Unterelbe (DE 2526-305) bzw. Elbe zwischen Geesthacht und Hamburg (DE 2526-332). Bezüglich der Gewässer und ihrer Ufer gilt das Entwicklungsziel eines naturnahen bis natürlichen Zustandes: Wo möglich werden Uferbefestigungen der Elbe zurückgebaut oder umgestaltet, um naturnahe Uferbereiche zu schaffen. Diese bie- ten geeignete Standortbedingungen für artenreiche einjährige Fluren der schlammigen Ufer (LRT 3270) und feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430), die für die Artenvielfalt im Elbeästuar von großer Bedeutung sind. Hier kommen überdurchschnittlich viele soge- nannte Stromtalpflanzen vor, die für die Auen großer Ströme charakteristisch und heute gefährdet sind (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Die Schlinz wird soweit wie möglich naturnah gestaltet und die übrigen Priele der Altengammer Elbwiesen weitgehend der natürlichen Entwicklung überlassen. Sie stellen mit ihren Flachwasserbereichen, bei Ti-

49 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft dehochwasser überstauten Süßwasserwatten und Stromkanten hochwertige Lebensräu- me für Fisch- und Neunaugenarten der FFH-Richtlinie und andere Wasserorganismen dar und sind mit Tideröhrichten, Süßwasserwatten sowie uferbegleitenden Hochstauden- fluren und Auwäldern (s.u.) als Lebensraum seltener Pflanzenarten wie des Schierlings- Wasserfenchels geeignet. Modellierungen der Ausbreitung der Schierlings- Wasserfenchel-Samen weisen darauf hin, dass Standorte im hier betrachteten Elbeab- schnitt eine besondere Rolle als Spendervorkommen für weiter stromabwärts gelegene Standorte spielen könnten (z. B. Schweenssand) (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Im Uferbereich der Elbe und der Schlinz wird kleinflächig über die natürliche Sukkzession die Entwicklung von Auenwäldern zugelassen. Weichholzauenwälder gehören zum priori- tären Lebensraumtyp *91E0 „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Al- no-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)“. Im Elbeästuar kommen Auenwälder aus Weiden, Erlen und Eschen in der besonders seltenen Ausprägung des Tideauenwalds vor. Die Weichholzaue setzt sich aus Röhrichten und Gehölzbeständen unterschiedlichen Alters zusammen. Hartholzauenwälder (LRT 91F0) setzen sich aus Eichen, Ulmen und Eschen zusammen und sind für Auenstandorte an Tieflandströmen typisch, die 1 bis 2mal kurzfristig im Winter und Frühling sowie bei Sommerhochwässern überflutet werden. Da- bei soll die besondere Eignung der Altengammer Elbwiesen als Lebensraum für Wiesen- und Röhrichtbrüter bzw. als Rastfläche zahlreicher Zugvogelarten nicht beeinträchtigt werden. So wird der offene Landschaftscharakter erhalten und stellenweise wiederherge- stellt. Die formulierten Entwicklungsziele korrespondieren mit den Vorgaben des Landschafts- programms mit integriertem Artenschutzprogramm (vgl. Kapitel 6.1).

6.5.1 Entwicklungsziele im Zusammenhang mit Natura 2000

Die Entwicklungsziele im Zusammenhang mit Natura 2000 lassen sich aus den Erhal- tungszielen der NSG-Verordnung ableiten. Ziel ist es, den günstigen Erhaltungszustand der vorkommenden Lebensraumtypen [hier: Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440), Flach- land-Mähwiesen (LRT 6510), artenreiche einjährige Fluren der schlammigen Ufer (LRT 3270), feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430 ] mit ihren jeweils charakteristischen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und zu entwickeln sowie den günstigen Erhaltungszustand von Finte, Rapfen, Meer- und Flussneunauge sowie des prioritären Schierlings- Wasserfenchels mit ihren jeweiligen Lebensstätten zu erhalten und zu entwickeln. In Teil- bereichen der Altengammer Elbwiesen ist die Neuentwicklung von Auenwäldern (FFH- LRT *91E0 und - soweit die Höhenlage hierfür zuträglich ist - 91F0) vorgesehen. Für weitere Ausführungen wird auf Kapitel 6.5 verwiesen.

50 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

7 MAßNAHMENPLAN

Nachdem die Bestandserfassungen abgeschlossen sind, werden daraus Leitbild und, unter Berücksichtigung der Zwangspunkte, Entwicklungsziele abgeleitet (vgl. Kapitel 6). Um diese Ziele erreichen zu können, werden nachfolgend Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen erarbeitet.

Bestand Entwicklungsziel

Maßnahmen

Abbildung 7-1: Der Weg zu den Entwicklungszielen

Es besteht die Notwendigkeit, die erarbeiteten Maßnahmen zu strukturieren. Hierzu wer- den die folgenden Begriffsdefinitionen eingeführt.

7.1 Begriffsdefinitionen

Im Folgenden werden zwei verschiedene Typen von Pflege- und Entwicklungsmaßnah- men unterschieden: Einzelmaßnahmen und zyklische Maßnahmen. • Zyklische Maßnahmen sind Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen, die regelmäßig durchgeführt werden müssen, meist in einjährigem Turnus. Hierzu zählen zum Bei- spiel auch Bewirtschaftungsregelungen. • Einzelmaßnahmen sind einmalige biotoplenkende und ersteinrichtende Maß- nahmen. Die Einzelmaßnahmen werden untergliedert in • Maßnahmen zur Verbesserung des naturschutzfachlichen Zustandes des NSG ("Verbesserung Naturschutz") und • Maßnahmen aus "besonderem Anlass", die nicht unmittelbar zur Verbesserung des naturschutzfachlichen Zustandes des NSG führen, sondern die z. B. der Besu- cherlenkung oder Beschilderung des Schutzgebietes dienen und meist einen gerin- gen Umfang haben.

51 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Maßnahmen sind dann mit der Bezeichnung "vorrangig" versehen, wenn ihre Durchfüh- rung dringend geboten ist, um eine Verschlechterung des Naturschutzgebietes und seiner Schutzgüter zu verhindern. Sie werden im Maßnahmenblatt, in den zusammenfassenden Tabellen und in den Maßnahmenkarten (Karte 3) mit einem Ausrufungszeichen ! gekenn- zeichnet. Alle Maßnahmen werden auf Maßnahmeblättern erläutert. Dabei werden gleiche oder ähnliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen auf einem Maßnahmeblatt zusammenge- fasst. Durch die Zusammenfassung ähnlicher Maßnahmen wird die Darstellung gestrafft und übersichtlich, da textliche Wiederholungen bei der Beschreibung der Maßnahmen reduziert werden. Die "Hinweise zur Bauausführung" enthalten auch Angaben darüber, ob bestimmte Maßnahmen aus naturschutzfachlichen oder finanziellen Gründen zusammen oder in einer bestimmten Reihenfolge auszuführen sind und ob Genehmigungen zur Durchführung einer Maßnahme notwendig sind. Weiterhin enthalten die Maßnahmeblätter eine Kostenschätzung. Die Summe der Maßnahmenblätter bildet den Maßnahmenkatalog (Kapitel 7.3).

7.2 Pflegeeinheiten

Zur räumlichen Strukturierung des umfangreichen Maßnahmenkatalogs werden alle Maßnahmen in Pflegeeinheiten zusammengefasst. Hierzu wird der kartierte biotische Bestand in Lebensraumkomplexe eingeteilt. Für diese Flächen werden aus Kapitel 6.5 und Karte 2 die Entwicklungsziele abgeleitet. Die zur Erreichung dieser Entwicklungsziele notwendigen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen gehören zu der entsprechenden Pflegeeinheit. Die einzelnen Pflegeeinheiten und die für sie geltenden Entwicklungsziele werden im Fol- genden kurz beschrieben. Die Biotoptypen zu den Pflegeeinheiten sowie die sie besie- delnde Tierwelt werden ausführlich in Anhang B beschrieben. Eine sehr knappe Zusam- menfassung befindet sich in Kapitel 4. Die Entwicklungsziele für das NSG werden in Kapi- tel 6 genauer erläutert. Die zu den einzelnen Pflegeeinheiten gehörigen Maßnahmen sind in den nachfolgenden Tabellen zusammengefasst. Sie sind im Maßnahmenkatalog (Kapitel 7.3) genau be- schrieben und mit ihrer räumlichen Lage in Karte 3 dargestellt.

7.2.1 Pflegeeinheit 1 - Grünland

Die Altengammer Elbwiesen werden überwiegend als Grünland genutzt. Vorkommende Biotope sind artenreiche Grünländer frischer bis mäßig trockener Standorte (Biotop- Gruppe GM, vgl. Karte 1-1), die z.T. als FFH-Lebensraumtyp Magere Flachland- Mähwiesen (hier: Glatthafer-Wiesen GMG und Wiesen-Fuchsschwanz-Wiesen GMM) angesprochen werden können, Feucht- und Nassgrünland (Biotop-Gruppe GF), z.T. als FFH-LRT Brenndolden-Auenwiesen (GFC) anzusprechen, sowie kleinräumig artenarmes Grünland (hier: artenarmes gemähtes Grünland mittlerer Standorte GIM).

52 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Auf Teilflächen entlang der Elbe und der Schlinz sollen sich durch eine Aufgabe der Nut- zung Tide-Auwälder entwickeln. Hauptentwicklungsziel für die Grünlandflächen ist jedoch eine naturverträgliche Wiesen- und z.T. Weidenutzung zur Erhaltung und Entwicklung der Brenndolden-Auenwiesen sowie der Flachland-Mähwiesen und zur Erhaltung und Ent- wicklung artenreicher Weideflächen. Durch eine schonende Bewirtschaftungsweise wer- den Bodenverdichtungen vermieden und die auetypischen Reliefformen (feuchte Senken, höher stehende sandige Uferwälle, hochwasserbedingte Sedimentumlagerungen) erhal- ten. Durch die regelmäßige Nutzung wird ein offener Landschaftscharakter gewährleistet, der u.a. Voraussetzung für eine Lebensraumeignung für zahlreiche Brut- und Rastvogel- arten ist. Insbesondere die ersten Mahdtermine, die zur Pflege und Entwicklung der Brenndolden- Auenwiesen erforderlich sind, liegen innerhalb der Brutzeit der Wiesenvögel und führen diesbezüglich zu einem Zielkonflikt. Die Erhaltung und Entwicklung der Stromtalwiesen hat auf geeigneten Flächen den Vorrang vor anderen FFH-Zielen (vgl. Kapitel 6.5 Ent- wicklungsziel). Auf die Belange der Brutvögel wird so weit wie möglich durch geeignete Maßnahmen Rücksicht genommen. Zur Verbesserung der Lebensbedingungen werden zum einen die Grünlandflächen im Umfeld des Priels für Wiesenvögel aufgewertet, indem sichtverschattende Gehölze entfernt werden (vgl. Pflegeeinheit 4). Zum anderen werden im Ostteil der Altengammer Wiesen, wo derzeit Sitzwarten für Wiesenvögel fehlen, rude- ralisierte Randstreifen angelegt, die einer Pflegemahd unterliegen (vgl. Pflegeeinheit 2). Aufgrund der derzeitigen Artenarmut wird eine zweimalige Pflegemahd empfohlen, um vorrangig die Entwicklung der Brenndolden-Auenwiesen bzw. Flachland-Mähwiesen zu unterstützen. Eine Initialsaat auf Teilflächen nach BOSSHARD (2000) wäre dann ange- bracht, wenn sich die gewünschten Arten nicht von alleine einstellen. Die Entwicklung der Flächen bleibt somit zunächst abzuwarten. Vor allem auf dem Uferwall im zentralen und westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen wurde an mehreren Standorten der in Hamburg stark gefährdete Feld-Mannstreu ( Eryngium campestre ) festgestellt. In den ufernahen Bereichen der aktuell und ehemals beweideten Flächen breitet sich stark die Acker-Kratzdistel ( Cirsium arvense ) aus und verdängt z.T. den Feld-Mannstreu und ande- re seltene Pflanzenarten. Hier ist ein regelmäßiger Pflegeschnitt erforderlich. Die beweideten Flächen sind eingezäunt. Der innerhalb der Weideflächen gelegene neu hergestellte Priel ist von der Beweidung durch Auszäunung ausgenommen, um die Ent- wicklung einer Ufervegetation aus Röhrichten und feuchten Staudenfluren zu fördern (vgl. Pflegeeinheit 2). Das Elbufer wird gerne von Anglern und anderen Erholungssuchenden genutzt, die auf dem Weg zu ihren Angel-, Sonn- und Badeplätzen die Grünlandflächen queren. Auch die Grünlandflächen selbst werden z.T. zum Spielen (Drachensteigen o.ä.) oder als Rundweg von Spaziergängern mit zum Teil frei laufenden Hunden genutzt, womit Störungen insbe- sondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Gemäß Verordnung über das Natur- schutzgebiet Borghorster Elblandschaft (vgl. Anhang A1) sind all diese Tätigkeiten verbo- ten. Um Verständnis für die Verbote zu erreichen, werden Informationstafeln aufgestellt, die in anschaulicher Weise die Bedeutung der Altengammer Elbwiesen als Lebensraum gefährdeter Tiere und Pflanzen verdeutlichen und auf naturverträgliches Verhalten sowie

53 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft die Verbote der NSG-Verordnung hinweisen. Die Einhaltung der Verbote der NSG- Verordnung ist konsequent durch geeignetes Personal zu überprüfen, insbesondere wäh- rend der Brutzeit und des Vogelzuges. Sofern die Maßnahme nicht ausreicht, die Flächen insbesondere angemessen vor Störungen zu schützen, ist ggf. eine Einzäunung der Altengammer Elbwiesen angezeigt. Die Angelnutzung und die bestehenden Fischereipachtverträge sollen auf den östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen beschränkt werden (vgl. Pflegeeinheit 3).

Tabelle 7.2.1-1: Pflegeeinheit 1, zyklische Maßnahmen

Pflegeeinheit 1 Grünland Zyklische Maßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 1/1 - 2 ! Erhaltung und Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen 3/1 - 2 Erhaltung und Entwicklung artenreicher Weideflächen 4/1 - 3 ! Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.1-2: Pflegeeinheit 1, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 1 Grünland Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 2/1 - 3 Initialsaat zur Entwicklung artenreicher Brenndolden-Auenwiesen und Flachland- Mähwiesen (optional, wenn sich die Arten nicht natürlicherweise ansiedeln) 5/1 - 4 Entwicklung von Tide-Auwald 6/1 ! Minimierung der erholungsbedingten Störungen durch Aufklärung (Informationsta- feln) 10/1 ! Einschränkung der Angelrechte

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

7.2.2 Pflegeeinheit 2 – Röhrichte, Staudenfluren und sonstige Ufervegetation

Entlang der Schlinz finden sich größere Bereiche mit tidebeeinflussten Röhrichten aus Schilf (FWV, vgl. Karte 1-1) und im Mündungsbereich Hochstauden-Ufersäume (NUE) sowie in der südlich angrenzenden Feuchtgrünlandfläche ein größeres Wasserschwaden- Röhricht (NRW). Diese Lebensräume haben eine besondere Bedeutung für typische Brutvogelarten der Röhrichte. Um den neu angelegten Priel haben sich artenreiche halbruderale Gras- und Staudenflu- ren mittlerer und feuchter Standorte ausgebildet (AKM, AKF). An den Ufern des naturnahen Kleingewässers (SEZ) hat sich ein natürlicher Saum aus Simsen und Flutrasenvegetation gebildet. Westlich schließt sich ein größerer sumpfiger Bereich mit u.a. Rohrglanzgras, der auch als halbruderale Gras- und Staudenflur feuchter Standorte (AKF) ausgewiesen wurde.

54 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Entlang der Elbe auf rund 1 km Länge im Osten und zwischen den 4 Buhnen im Westen ist ein Ufersaum aus Hochstauden (NUE, FFH-LRT 6431-1) vorhanden. Ein Teil der Röhrichte im Bereich der Schlinz soll durch eine regelmäßige Pflegemahd, die ein Aufwachsen von Gehölzen verhindert, erhalten werden, ein Teil wird im Zusam- menhang mit angrenzenden Flächen der natürlichen Sukzession überlassen. Ziel ist hier die Entwicklung eines Röhricht-Auengebüsch-Komplexes bis hin zum Tide-Auwald über die natürliche Sukzession. Die Ufer des Priels sowie sind gegen angrenzende Weidenutzung abgezäunt (vgl. Pfle- geeinheit 1). Die Gras- und Staudenflur ist zum Norden hin eingezäunt, wird aber als Weide genutzt. Um ein Aufkommen von Gehölzen zu vermeiden, erfolgt eine regelmäßi- ge Pflegemahd alle 5 Jahre (abschnittsweise jeweils einseitig des Priels), so dass der offene Landschaftscharakter mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel erhalten bleibt. Da im Ostteil der Altengammer Wiesen weniger Randstrukturen mit Sitzwarten vorhanden sind, die bestimmten Wiesenvögeln (insbesondere Schafstelze, Wiesenpieper, Feldler- che) geeignete Lebensbedingungen bieten, sollen derartige Strukturen dort neu geschaf- fen werden. Diese Maßnahme dient auch dazu, die durch eine Umstellung auf eine brenndoldenverträgliche Wiesennutzung mit frühem ersten Mahdtermin (vgl. Pflegeeinheit 1) bedingten Verluste von Wiesenvogel-Habitaten zu kompensieren. Hierzu wird deichpa- rallel ein Randstreifen von 5 m Breite von der 1. Mahd ausgenommen. Gleiches gilt für die entlang des Zaunes verlaufenden Randstreifen (Breite jeweils 2,5 m) zwischen den Flurstücken 2920 und 2927. Um eine Ruderalisierung und ein Aufkommen von Gehölzen zu vermeiden, erfolgt eine regelmäßige Pflegemahd mit der 2. Mahd im September, so- dass der offene Landschaftscharakter mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel er- halten bleibt. Das Mahdgut ist dabei abzufahren, um ein Verfilzen zu vermeiden. Die Uferstaudensäume der Elbe werden weitgehend der natürlichen Entwicklung überlas- sen. Eine Entwicklung der Bestände durch Umgestaltung von Deckwerken (vgl. Pflege- einheit 3) ist vorgesehen. Die Uferstaudensäume werden abschnittsweise in die Pflege- mahd der angrenzenden Flächen einbezogen (2. Mahd), sodass sich der Pflegeschitt etwa alle 5 Jahre abschnittsweise wiederholt. Die Pflegesequenzen können bei Bedarf angepasst werden. Die Abschnittsbildung erfolgt etwa zu 5 gleichen Teilen entlang der Elbuferlinie.

55 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Tabelle 7.2.2-1: Pflegeeinheit 2, zyklische Maßnahmen Pflegeeinheit 2 Röhrichte, Staudenfluren und Zyklische Maßnahmen sonstige Ufervegetation MNr. Vorrang Beschreibung 7/1 – 4 Regelmäßige Pflegemahd von Röhricht, Staudenfluren und sonstiger Ufervegetation 7/5 Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, 5 m Breite) entlang der Deichlinie 7/6 Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, beidseitig des Zauns 2,5 m Breite) 7/7 Abschnittsweise Pflegemahd der Uferstaudensäume der Elbe

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.2-2: Pflegeeinheit 2, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 2 Röhrichte, Staudenfluren und Einzelmaßnahmen sonstige Ufervegetation MNr. Vorrang Beschreibung 5/5 - 7 Entwicklung von Tide-Auwald

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

7.2.3 Pflegeeinheit 3 – Gewässer und ihre Ufer

Im Westen der Altengammer Elbwiesen verläuft deichparallel ein ca. 1.200 m langer Priel, die Schlinz (FWP, FFH-LRT 3270). Der Unterlauf ist begradigt und befestigt, in Teilen weist der Priel jedoch natürliche Verhältnisse hinsichtlich Tidedynamik und Röhrichtvege- tation auf. Die Schlinz wird im nördlichen Bereich durch zwei Überführungsbauwerke (Rohrdurchlässe) in ihrer ökologischen Durchgänigkeit und natürlichen Dynamik gestört. Der östliche Durchlass war zusätzlich mit Stauklappen versehen, die ein Einströmen des Wassers behinderten. Im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen wurden die Stauklap- pen kürzlich entfernt und die Rohrdurchlässe im Durchmesser vergrößert, so dass sich die Durchgängigkeit für Gewässerorganismen erhöht und der Tideeinfluss im Oberlauf verstärkt hat. Südlich der Altengammer Elbwiesen verläuft die Elbe (FFM, ) mit überwiegend befestig- tem Ufer, das stellenweise naturnahe Vegetationselemente (naturnahe Sandstrände, Röhrichte, Flusswatt mit und ohne Pioniervegetation, Priele/Auskolkungen o.ä.) aufweist (Zuordnung zum FFH-LRT 3270). Im östlichen Bereich hat sich auf den Deckwerken ein Ufersaum aus Hochstauden (NUE, FFH-LRT 6431) ausgebildet. Etwa im mittleren Be- reich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer (SEZ), östlich davon wurde im Jahr 2011/2012 im Rahmen der Kompensationsmaßnahmen für den Bau und Betrieb des Steinkohlekraftwerkes Moorburg durch Geländeabtrag ein grö- ßerer Priel (FWP, FFH-LRT 3270) hergestellt, dessen Böschungen nur im Mündungsbe-

56 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan reich zur Elbe mit Wasserbausteinen und oberhalb der Böschungsoberkante mit Erosi- onsschutzmatten befestigt wurden. Im nördlichen Bereich dieses Priels hat sich durch natürliche Überschwemmungs- und Abflussereignisse zwischenzeitlich ein kleiner Ne- benpriel gebildet. Aufgrund des Reliefs (vgl. Abb. B 1.2-1 im Anhang) wird sich der Ne- benpriel voraussichtlich weiter Richtung Norden entwickeln und sich ggf. mit der Schlinz verbinden. Weiterhin sind im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen zwei Entwässerungs- gräben vorhanden, von denen sich der westliche in Richtung Priel entwickelt. Für eine Einstufung als Priel muss die Erosion noch weiter voranschreiten, so dass die Tide re- gelmäßig einpendelt und nicht nur – wie bislang - bei höheren Hochwässern (über MThw). Bezüglich der Gewässer und ihrer Ufer gilt das Entwicklungsziel eines naturnahen bis natürlichen Zustandes: Wo es die Belange des Hochwasserschutzes und der Schiffahrt ermöglichen, sollen Uferbefestigungen der Elbe zurückgebaut oder naturnäher gestaltet werden, um neuen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten der Gewässer bzw. Schlammuferfluren und der Uferstaudensäume zu schaffen. Die Schlinz wird durch Rück- bau von Deckwerken und die Aufhebung der westlichen Überfahrt mit Rohrduchlass na- turnäher gestaltet. Die Schlinz sowie der neu angelegte Priel werden bis auf eine regel- mäßige Pflegemahd der Uferbereiche der natürlichen Entwicklung überlassen. Sie stellen hochwertige Lebensräume für Fische und Neunaugen dar und sind als Lebensraum sel- tener Pflanzenarten wie des Schierlings-Wasserfenchels geeignet. Die Ufer des Priels wurden gegen angrenzende Weidenutzung abgezäunt. Um ein Auf- kommen von Gehölzen zu vermeiden, erfolgt eine regelmäßige Pflegemahd, so dass der offene Landschaftscharakter mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel erhalten bleibt (siehe Pflegeeinheit 2). Eine Räumung der vorhandenen Gräben ist nicht vorgesehen. Sie werden der natürlichen Eigenentwicklung überlassen und ggf. in die angrenzende Grünlandnutzung eingebun- den. Unerwünschter Gehölzaufwuchs wird entfernt (vgl. Pflegeeinheit 4). Die Fischereipachtverträge werden zeitnah auf den östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen beschränkt, um Störungen und Gefährdungen der Fauna und Flora der Vor- landflächen zu minimieren. Zur Akzeptanzförderung ist die frühzeitige Aufklärung der Be- teiligten über Sinn und Zweck der Einschränkung der Nutzungsrechte von Bedeutung.

Tabelle 7.2.3-1: Pflegeeinheit 3, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 3 Gewässer und ihre Ufer Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 8/1 - 3 Naturnähere Gestaltung der Schlinz (Rückbau der Ufer- und Sohlbefestigung mit Abflachung der Ufer, Entfernung des westl. Rohrdurchlasses und der Überfahrt sowie Renaturierung des Gewässerbetts) 9/1 - 5 Naturnähere Gestaltung/Rückbau der Deckwerke am Elbufer 10/1 ! Minimierung von Störungen durch Freizeitnutzung (Einschränkung der Angelrechte)

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

57 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

7.2.4 Pflegeeinheit 4 - Gehölze

Die Altengammer Elbwiesen sind insgesamt recht gehölzarm. Im westlichen Bereich fin- den sich am Elbufer und verstreut in der Fläche mehrere kartierwürdige Einzelbäume, überwiegend Silber-Weiden ( Salix alba ). Am Fuße der flachen, breiten Böschungen eines Entwässerungsgrabens (FGV) im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen stehen zahlreiche weit ausladende Weiden, die vermutlich aus auseinander gebrochenen Kopf- weiden hervorgegangen sind (in Karte 1-1 nicht dargestellt). Prägnant ist eine annähernd in Nord-Süd-Richtung verlaufende Baumreihe aus Hybrid-Pappeln im zentralen Bereich (HEA, vgl. Karte 1-1), östlich davon ist eine Strauch-Baumhecke (HHM) vorhanden. Die im Westen vorhandenen Gehölze bleiben erhalten. Im westlichen Uferbereich der Elbe und entlang der Schlinz wird zudem die Entwicklung von Auenwäldern zugelassen (vgl. Pflegeeinheiten 1 und 2). Grundsätzlich soll der offene Landschaftscharakter der Altengammer Elbwiesen mit ihrer besonderen Eignung als Lebensraum für Wiesenbrüter bzw. als Rastfläche zahlreicher Zugvogelarten jedoch erhalten bleiben bzw. verbessert werden: durch eine regelmäßige Mahd weiter Bereiche wird ein Aufkommen von Gehölzen verhindert (vgl. Pflegeeinheiten 1 und 2). Die Gehölzentwicklung, insbesondere in den beweideten Bereichen, wird beo- bachtet; ggf. werden Pflegemaßnahmen zur Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuch- ses durchgeführt. Die dominante Pappel-Reihe im zentralen Bereich der Altengammer Elbwiesen wird der Eigenentwicklung überlassen, da es nach Votum des Grünausschus- ses Bergedorf in der ortsansässigen Bevölkerung keine entsprechende Akzeptanz für eine Fällung gibt. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Pappeln werden die Bäume in den nächsten Jahren auf natürliche Weise abgängig sein. Die Strauch-Baumhecke im Osten wirkt ebenfalls sichtverschattend. Die älteren Bäume bleiben erhalten, ggf. wird der Bestand ausgelichtet, um Blickbeziehungen zu ermögli- chen

Tabelle 7.2.4-1: Pflegeeinheit 4, zyklische Maßnahmen

Pflegeeinheit 4 Gehölze Zyklische Maßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 12/1 Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.4-2: Pflegeeinheit 4, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 4 Gehölze Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 11/1 Auflichtung sichtverschattender Gehölzreihen

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

58 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

7.2.5 Pflegeeinheit 5 - Invasive Arten

Da die Elbe als Ausbreitungsachse für verdriftetes Pflanzenmaterial und Tiere gelten kann, sind vor allem die Elbe mit ihren Nebengewässern sowie deren Uferbereiche mit den hier vorkommenden FFH-Lebensraumtypen 3270 (Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Bidention), 6430 (Feuchte Hochstau- densäume) und *91E0 (Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno- Padion, Alnion incanae, Salicion albae)) und ihren charakteristischen Tier- und Pflanzen- arten anfällig gegenüber der Ausbreitung invasiver Neophyten und Neozoen. Das Vorkommen bzw. die Neu-Etablierung von Neophyten und Neozoen wird im Rahmen der allgemeinen Gebietspflege und des regelmäßigen Gebiets-Monitorings beobachtet. Bei Bedarf werden geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen. Diese sind abhängig von den vorkommenden Arten und z.Z. nicht weiter konkretisierbar.

Tabelle 7.2.5-1: Pflegeeinheit 5, zyklische Maßnahmen

Pflegeeinheit 5 Invasive Arten Zyklische Maßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 13/1 ! Beobachtung der Vorkommen von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.5-2: Pflegeeinheit 5, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 5 Gehölze Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 14/1 ! Maßnahmen zur Eindämmung von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

59 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

7.3 Maßnahmenkatalog

Alle Maßnahmen zur Erreichung der Entwicklungsziele sind auf den folgenden Blättern zusammengestellt. Ein Verzeichnis der Maßnahmenblätter befindet sich am Ende des Inhaltsverzeichnisses. Die Nummern der Maßnahmen (MNr.) entsprechen den Nummern in Karte 3 "Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen". Dabei entspricht die Nummer vor dem Schrägstrich der Nummer des Maßnahmeblattes. Die Biotopnummern entsprechen den Nummern der Flächen in der Datenbank zu den Karten.

60 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 1 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Grünlandbereiche im Westen und Osten der Zyklische Maßnahme ja ! Altengammer Elbwiesen FlurstNr.: Im Westen: 746, 750, 2899, 769, 2901, 2836, 2038, 773; im Osten: 2927, 2931, 2934, 2936, 2938, 2940, 2844, 2961 Biotopnr.: Im Westen: 8218_2012_35, 8218_2012_36, 8220_2012_2, 8220_2012_215, 8420_2012_1, 8420_2012_23, 8420_2012_24, 8420_2012_32, 8420_2012_51, 8420_2012_58, 8420_2012_70, 8420_2012_73 Im Osten: 8420_2012_54, 8420_2012_68 Kurzbezeichnung: Erhaltung und Entwicklung bestehender Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen

Beschreibung:

Da Sumpf-Brenndolden keine Beweidung vertragen, ist ausschließlich eine Nutzung als Mähwiese vorgesehen: Die Flächen werden als zweischürige Mähwiese ohne Beweidung genutzt und das Mahdgut abtransportiert. Der 1. Schnitt erfolgt zum Zeitpunkt des Ähren-/Rispenschiebens des dominierenden Obergrases, d.h. etwa Ende Mai/Anfang Juni bei trockenem Wetter. Der 2. Schnitt erfolgt ab September nach Ausreifung der Samen der Sumpf-Brenndolde. Überflu- tungsbedingte Verschiebungen von Mahdterminen sind möglich. Zur Förderung charakteristischer Wiesenpflanzen der Flachland-Mähwiesen erfolgt für diese gleichfalls eine zweischü- rige Mahd unter vollständigem Verzicht auf Weidenutzung. Die Mahdtermine werden aufgrund von Verzahnungen und Übergängen zwischen den Vegetationseinheiten entsprechend den orgaben für die Brenndolden-Auenwiesen gewählt. Die Hinweise zur Bewirtschaftung (s.u.) sind zu beachten.

Ziel :

Die Reste der Brenndolden-Auenwiesen befinden sich in einem stark degradierten Zustand. Ziel der Maßnahme ist die sofortige Anpassung der Gebietspflege an die Bedürfnisse der Sumpf-Brenndolde und eine Vergrößerung ihres Le- bensraumes. Die Pflegemaßnahmen zielen auf eine Erhaltung und Entwicklung naturschutzfachlich hochwertiger Wie- senbestände mit typischer Vegetationszonierung der Stromtalwiesen entlang des Feuchtegradienten. Dabei werden sich in feuchteren Bereichen Brenndolden-Auenwiesen erhalten bzw. entwickeln, in den trockeneren Bereichen ober- halb der Brenndolden-Auenwiesen dagegen blütenreiche Flachland-Mähwiesen, denen auf den trockensten Standorten Magerrasen folgen (aus RINGENBERG 2006).

Ziel NATURA 2000:

Erhaltung und Entwicklung der Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Flachland-Mähwiesen (LRT 6510). Erhaltung und Entwicklung von zusammenhängenden Wiesengebieten mit ausreichenden Bestandsgrö- ßen ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenarten. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein (bezogen auf Erhalt der Wiesenbestände); die Entwicklung neuer Flächen kann dagegen als Kohärenzmaßnahme geeignet sein

61 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Ergänzende Hinweise:

Ob die Mahdfrequenz nach einigen Jahren auf einen Schnitt beschränkt werden kann, ist von betriebswirtschatlichen Fragen und der Entwicklung des Wiesenbestandes abhängig und sollte nach mehrjähriger naturschutzfachlicher Be- obachtung (Monitoring) neu beurteilt werden, ebenso das Erfordernis einer Initialsaat zur Entwicklung des gewünschten Vegetationstyps. Die Flurstücke 750, 2899 (teilweise) und 2901 (teilweise) dienen als Kompensationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Auf Teilflächen der Flurstücke 750 und 2899 ist das Ziel die Entwicklung von Brenndolden- Auenwiesen. Die in den Genehmigungsunterlagen genannten Mahdtermine weichen von den hier vorgesehenen Ter- minen ab. Die hier genannten Mahdtermine orientieren sich an dem Konzept, das bereits in den Borghorster Elbwiesen zur Entwicklung und Pflege von Brenndolden-Auenwiesen umgesetzt wird (RINGENBERG 2006) und sollten auf allen Flächen angewandt werden. Das Flurstück 2901 soll gemäß den Genehmigungsunterlagen teilweise zu Tide-Auwald entwickelt werden (ca. 10.000 m²). Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan weicht im Ergebnis aktueller Kartierungen von dieser Zielvorstellung ab, da es sich bei der Fläche gemäß Biotopkartierung der FHH (2010) um den FFH-LRT 6510 (Flachland-Mähwiesen) in einem guten (= günstigen) Erhaltungszustand handelt. Die Entwicklung von Tide-Auwald erfolgt stattdessen in ande- ren Bereichen der Altengammer Elbwiesen in entsprechendem Flächenumfang (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 5).

Hinweise zur Bewirtschaftung:

Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzie- rung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Erhalt des Reliefs: Es ist eine schonende Bewirtschaftungsweise zum Erhalt des Mikroreliefs und zur Vermeidung von Bodenverdichtungen anzuwenden. Auetypische Geländeformen sollten nicht durch Einebnung aufgehoben werden.

Walzen: Die Flächen dürfen nur in Ausnahmefällen (z. B. bei starken Wühlschäden durch Wild) zur Erhaltung der Mahdfähigkeit gewalzt werden. Zum Schutz der Brutvögel hat dies vor dem 1. April oder ab dem 1. Juli zu erfolgen.

Mahd: Die Flächen werden als zweischürige Mähwiese ohne Beweidung bewirtschaftet, wobei der 1. Schnitt Ende Mai/Anfang Juni und der 2. Schnitt ab September nach Ausreifung der Samen der Sumpf-Brenndolde vorzunehmen ist. Die Mahd der Flächen hat von innen nach außen oder von einer zur anderen Seite zu erfolgen. Gemäht werden sollte nur in trockenem Zustand, um die Anhaftung von evtl. belasteten Bodenpartikeln zu vermeiden. Nutzung des Mahdgutes: Das Mahdgut ist immer abzufahren, da es sonst zu unerwünschter Streuschichtakkumulation kommt, die sich ungünstig auf die Artenvielfalt auswirkt. Eine Heunutzung ist einer Silagenutzung vorzuziehen, da hier- durch eine bessere Samenverbreitung der Wiesenarten möglich ist.

Sonstiges: Der Einsatz von Düngemitteln, Herbiziden, ein Umbruch der Grasnarbe und/oder eine Neuansaat ist mit Ausnahme einer Initialsaat (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 2) grundsätzlich unzulässig, allerdings sind gemäß §5 (3) der NSG Verordnung Ausnahmen zulässig.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

15 ha 2 x Pflegemahd inkl. Abtransport 650 € / ha 9.750 € / Jahr

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

1/1 1 ca. 8,11 ha im Westen Nutzung als zweischürige Mähwiese

1/2 1 ca. 6,89 ha im Osten Nutzung als zweischürige Mähwiese

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

62 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 2 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Artenärmere Grünlandbereiche im Westen Einzelmaßnahme ja ! und Osten der Altengammer Elbwiesen Verbesserung Naturschutz FlurstNr.: Im Westen: 2899, 769; im Osten: 2927, 2844, 2961 Biotopnr.: Im Westen: 8420_2012_58 Im Osten: 8420_2012_68 Kurzbezeichnung: Entwicklung neuer artenreicher Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen

Beschreibung:

Die Nutzung der Flächen erfolgt wie auf Maßnahmeblatt 1 beschrieben. Sollte sich trotz des empfohlenen Mahdregimes eine Entwicklung zu Brenndolden Auenwiesen, bzw. Flachland-Mähwiesen nicht abzeichnen, ist eine Initialsaat nach Bosshard (2000) vorzunehmen.

Ziel :

Die Reste der Brenndolden-Auenwiesen befinden sich in einem stark degradierten Zustand. Ziel der Maßnahme ist die Vergrößerung des Lebensraumes der Brenndolde und die Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen bzw. in trockene- ren Bereichen von Flachland-Mähwiesen.

Ziel NATURA 2000:

Entwicklung der Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) und Vergrößerung ihres Flächenanteils als Lebensraum charakteristischer Tier- und Pflanzenarten.

Eignung als Kohärenzmaßnahme: ja

Ergänzende Hinweise:

In Folge einer Brenndolden-Kartierung durch M. Haacks im Auftrag von Vattenfall (2013) wurde auf dem Flurstück 2899 ein sehr kleinflächiges Vorkommen nachgewiesen.

Die Flächen mit der Flurstücksnummer 2899 und 769 befinden sich auf Flächen mit hoher Bedeutung für Zug- und Rastvögel. Als Brutvögel sind die Schafsstelze, der Wiesenpieper und die Feldlerche mit Revierzentren vertreten.

Nach den Daten des Höhenmodells der ACAD-Laserdaten, die von der Vattenfall Europe Generation AG im Rahmen der Planungen zur Prielanlage im Altengammer Vorland zur Verfügung gestellt wurden, befinden sich die Vorkommen der Brenndolde im Gebiet bevorzugt auf Höhen von 3 - 3,5 m ü NN. Daher sollte eine Förderung und Entwicklung von Brenndoldenwiesen auf jeden Fall auch diesen Bereich umfassen.

Hinweise zur Durchführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen.

Die Mahd der Flächen erfolgt wie auf Maßnahmeblatt 1 beschrieben. Sollte sich trotz des empfohlenen Mahdregimes eine Entwicklung zu Brenndolden Auenwiesen, bzw. Flachland-Mähwiesen nicht abzeichnen, ist eine Initialsaat nach Bosshard (2000) vorzunehmen: Auf den Flächen werden im Spätsommer 3 m breite Streifen in Abständen von 20 m zur Vorbereitung eines geeigneten Saatbettes ein- bis zweimal gefräst und das zuvor gewonnene Mahdgut auf den gefrästen Streifen flächig ausgebracht. Dabei sollte die beimpfte Fläche doppelt so groß sein wie die Spenderfläche. Zur Mahdgutgewinnung dienen artenrei- che Wiesen im Umland, wobei das Mahdgut bei feuchtem Wetter mit beginnender Samenreife der Brenndolde im Spät- sommer gewonnen wird. Der geeignete Termin ist abhängig vom Witterungsverlauf und muss durch fachliche Beobach- tung der Pflanzenbestände spezifisch festgelegt werden. Ggf. ist eine Sicherung des Saatgutes gegen Hochwässer, z.B. durch Andeckung mit Boden, erforderlich. Alternativ ist eine Ausbringung von Saatgut, das im Spätsommer aus der Spenderfläche über Mahd und Trocknung der Samen gewonnen wird, im Frühjahr nach Abfluss der Hochwässer denk- bar. Ein weiteres Verfahren besteht darin, Flächen von rund 2 m Breite und 10 m Länge oberflächlich zu fräsen und den Oberboden flach abzuschieben. Dadurch soll eine schnelle Wiederbegrünung der Flächen durch die vorhandenen

63 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Diasporen der Ausgangsvegetation vermieden werden. Um einen Düngeschub infolge der Mineralisierung des Humus zu vermeiden, ist das abgeschobene Material abzufahren. Anschließend wird das Mahdgut der Spenderflächen auf den Streifen flächig ausgebracht.

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

1,15 ha Wiesenfläche fräsen 0,19 € / m 2 2.185 €

0,575 ha Mahdgutgewinnung auf Spenderfläche 0,25 € / m 2 2.875 €

1,15 ha Ausbringung des gewonnen Mahdguts 0,40 € / m 2 4.600 €

Gesamtkosten 9.660 €

9,62 ha 2 x Pflegemahd inkl. Abtransport (zyklische Maßnahme) 650 € / ha 6.253 € / Jahr

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

2/1 1 ca. 5,05 ha Initialsaat (teilflächig) optional

2/2 1 ca. 3,89 ha Initialsaat (teilflächig) optional

2/3 1 ca. 0,55 ha Initialsaat (teilflächig) optional

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 3 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Grünland im zentralen Bereich der Zyklische Maßnahme nein Altengammer Elbwiesen FlurstNr.: 2899, 769, 773, 2918, 2920 Biotopnr.: 8420_2012_1, 8420_2012_2, 8420_2012_25, 8420_2012_59, 8420_2012_62, 8420_2012_69, Kurzbezeichnung: Erhaltung und Entwicklung artenreicher Weideflächen

Beschreibung:

Die Flächen werden als ungedüngte Weide extensiv genutzt (Hinweise zur Bewirtschaftung s.u.).

Ziel :

Erhaltung und Entwicklung offener Weideflächen mit naturschutzfachlicher Bedeutung insbesondere für seltene Pflan- zenarten, Brutvögel des Offenlandes und Rastvögel.

Ergänzende Hinweise:

Die Entwicklung der Bestände von Wiesenvögeln ist im Rahmen eines Monitorings zu beobachten. Ggf. ist die Nut- zungsart oder –intensität zur Erreichung der Entwicklungsziele anzupassen.

Hinweise zur Bewirtschaftung:

Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzie- rung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Die Beweidung erfolgt extensiv mit höchstens zwei Rindern pro Hektar bis Ende Juni als Standweide. Ab Juli bis No- vember können in Abstimmung mit dem Naturschutzamt max. 2,5 Großvieheinheiten pro Hektar zugelassen werden, sofern hierdurch keine Überbeweidung erfolgt. Einzelne Flächeneinheiten dürfen 10 ha nicht überschreiten. Ggf. sind größere Flächen zu trennen, um das Zusammenlaufen der Tiere zu größeren Beweidungseinheiten zu vermeiden. Zufütterung ist nicht erlaubt.

64 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Ab September erfolgt eine Pflegemahd, um Gehölzaufwuchs zu vermeiden und zur Winterruhe eine gepflegte Grasnar- be zu hinterlassen. Für die stark mit Acker-Kratzdisteln (vgl. Maßnahmenblatt 4) bewachsenen Bereiche kann eine Pflegemahd auch schon zu einem früheren Zeitpunkt (Juli) erforderlich werden.

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

17,06 ha Extensive Beweidung & Pflegemahd 420 € / ha 7.165,20 € / Jahr

Gesamtkosten

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

3/1 1 ca. 17,06 ha Extensive Beweidung

3/2 1 ca. 17,06 ha Pflegemahd

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 4 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Uferbereiche der ehemals und aktuell be- Zyklische Maßnahme nein ! weideten Flächen FlurstNr.: 746, 2899, 769, 773, 2918, 2920 Biotopnr.: 8218_2012_35, 8420_2012_1, 8420_2012_62 Kurzbezeichnung: Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel

Beschreibung:

In Bereichen mit starkem Bewuchs von Acker-Kratzdisteln ( Cirsium arvense ) erfolgt ein regelmäßiger Pflegeschnitt zu Terminen, die mit der Erhaltung des Feld-Mannstreus ( Eryngium campestre ) kompatibel sind.

Ziel :

Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln verunkrautet. Pflanzenarten der offenen mageren Rasen werden verdrängt. Auch für Wiesenbrutvögel haben die betroffenen Flächen an Wert verloren. Ziel der Maßnahme ist die Zurückdrängung der Acker-Kratzdisteln durch einen regelmäßigen Pflege- schnitt.

Ergänzende Hinweise:

Ggf. geht die Verunkrautung mit Acker-Kratzdisteln über die oben aufgeführten Flurstücke hinaus. Die Pflege ist auf diese Bereiche entsprechend auszudehnen. Das Flurstück Nr. 746 soll im westlichen Bereich der natürlichen Sukzession überlassen und zu Tide-Auwald entwickelt werden (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 6). Der Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdisteln ist hier für die ersten fünf Jahre vorge- sehen. Inwiefern ein vorzeitiges Zulassen der Sukzession möglich bzw. eine Fortführung der Pflegeschnitte erforderlich ist, ist im Rahmen des Monitorings zu beurteilen.

Hinweise zur Ausführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Zur Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel ist ein Pflegeschnitt beim Einsetzen der Samenreife (Blütezeit Juli – Sep- tember, Samenreife ca. 4 Wochen nach Blühbeginn) notwendig. Zu diesem Zeitpunkt verlagern die Pflanzen Nährstoffe in die Früchte. Wenn der Schnitt früher stattfindet, löst er eine Nährstoffverlagerung in das Wurzelwerk aus und ver- stärkt die vegetative Vermehrung. Der Feld-Mannstreu verfügt über ein kräftiges Wurzelsystem und ist schnittresistent. Pflegeschnitte zur Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel sind daher möglich, ohne den Feld-Mannstreu zu gefährden. Im ungünstigsten Falle kommt ein Teil der Pflanzen nicht zur Blüte, was aufgrund der kräftigen vegetativen Vermehrung des Feld-Mannstreus und der Größe des Vorkommens im Gebiet hinnehmbar ist ( vgl. ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012).

65 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

0,6 ha Pflegeschnitt & Abtransport 15 € / m 2 900 € / Jahr

Gesamtkosten 900 € / Jahr

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

4/1 1 ca. 1.000 m² Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel

4/2 1 ca. 2.500 m² Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel

4/3 1 ca. 2.500 m² Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 5 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Uferbereiche an Schlinz und Elbe Einzelmaßnahme ja FlurstNr.: 943, 743, 746 teilweise, 4792, 750 Verbesserung Naturschutz teilweise, 2899 teilweise Biotopnr.: 8218_2012_16, 8218_2012_34, 8218_2012_35, 8218_2012_36, 8218_2012_38, 8218_2012_48, 8220_2012_2, 8220_2012_58, 8220_2012_215 Kurzbezeichnung: Entwicklung von Tide-Auwald

Beschreibung:

Die Flächen werden aus der Nutzung genommen und der natürlichen Sukzession zur Entwicklung eines Röhricht- Auengebüsch-Komplexes bis hin zum Tide-Auwald überlassen.

Ziel :

Im Uferbereich der Elbe und der Schlinz wird über die natürliche Sukkzession die Entwicklung von Auenwäldern unter Tideeinfluss zugelassen. Auenwälder stellen einen natürlichen Hochwasser- und Uferschutz dar.

Ziel NATURA 2000:

Entwicklung von Auenwäldern aus Weidenin der besonders seltenen Ausprägung des Tideauenwalds und ggf. in tro- ckeneren, höhergelegenen Bereichen von Hartholzauenwäldern aus Eichen, Ulmen und Eschen. Weichholzauenwälder gehören zum prioritären Lebensraumtyp *91E0 „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)“. Die Weichholzaue setzt sich aus Röhrichten und Gehölzbeständen unterschiedlichen Alters zusammen. Hartholzauenwälder (LRT 91F0) sind für höhergelegene Auenstandorte an Tieflandströmen typisch, die 1 bis 2mal kurzfristig im Winter und Frühling sowie bei Sommerhochwässern überflutet werden. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Ja, mit Ausnahme der Flächen, die bereits als Ausgleichsflächen für den Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg festgelegt sind.

Ergänzende Hinweise:

Die Flurstücke 943 und 743 dienen als Kompensationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Auf Teil- flächen dieser Flurstücke ist das Ziel gemäß Genehmigungsunterlagen die Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan weicht von dieser Zielvorstellung ab und sieht die Entwicklung von Tide- Auwald vor, da die Schadstoffbelastungen des Bodens in diesem Bereich sehr hoch sind und insofern eine landwirt- schaftliche Nutzbarkeit erschweren. Die Flurstücke 750 und 2899 (teilweise) dienen ebenfalls als Kompensationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Auf einer Teilfläche des Flurstücks 2899 ist das Ziel gemäß Genehmigungsunterlagen und des Pflege- und Entwicklungsplans die Entwicklung von Tide-Auwald. Dagegen soll das Flurstück 750 entgegen der Genehmigungsun- terlage nicht in Gänze zu einer Brenndolden-Auenwiese entwickelt werden, sondern der Nordteil soll in Anbindung an

66 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan das Flurstück 2899 ebenfalls zu einer Auwaldfläche entwickelt werden. Dafür wird aus Gründen des Erhalts von wertvol- len Flachland-Mähwiesen auf dem Flurstück 2901 auf die Entwicklung von Auwald gemäß Genehmigungsunterlage verzichtet. Auf dem Flurstück Nr. 746 sind in den Uferbereichen Pflegemaßnahmen gegen die Verunkrautung mit Acker-Kratzdistel vorgesehen (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 4). Der Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel ist hier für die ersten fünf Jahre vorgesehen. Inwiefern ein vorzeitiges Zulassen der Sukzession möglich bzw. eine Fortführung der Pflegeschnitte erfor- derlich ist, ist im Rahmen eines Monitorings zu beurteilen. Bei Maßnahmenbeginn ist das Wasser- und Schifffahrtsamt zu beteiligen..

Hinweise zur Durchführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzierung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirt- schaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im-Futter.pdf).

Ziel ist die Entwicklung eines zusammenhängenden Saums aus Tide-Auwald entlang der Schlinz. Bis zur Aufhebung der westlichen Zufahrt über die Schlinz (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 8) werden die Flächen im Bereich der Zufahrt als Mähwiese entsprechend Maßnahmenblatt Nr. 1 genutzt; nach Aufhebung der Zufahrt erfolgt die Entwicklung zum Tide- Auwald über die natürliche Sukzession (Maßnahme Nr. 5/2).

Für die zielgerichtete Entwicklung zum Tide-Auwald kann es in Abhängigkeit von der örtlichen Situation (z.B. Vegetati- onsdecke, Höhenlage) erforderlich werden, Initialbepflanzungen mit autochtonem Gehölzmaterial vorzunehmen, in den Anfängen Pflegmaßnahmen durchzuführen und den Erfolg der Maßnahmen mit einem Monitoring zu begleiten.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

0,60 ha 2 x Pflegemahd inkl. Abtransport 650 € / ha 390 € / Jahr

€ €

Gesamtkosten

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

5/1 1 ca. 18.519 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/2 1 ca. 5.928 m² Bis zur Aufhebung der westlichen Zufahrt über die Schlinz Nutzung als Mähwiese, anschließend Entwicklung zum Tide-Auwald

5/3 1 ca. 19.735 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/4 1 ca. 4.821 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/5 2 ca. 11.675 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/6 2 ca. 5.262 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/7 2 ca. 4.718 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

67 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Blatt 6 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Deichweg Einzelmaßnahme nein ! FlurstNr.: - Besonderer Anlass Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Minimierung der Störungen durch Freizeitnutzung durch Information der Öffentlichkeit

Beschreibung:

Das Elbufer wird gerne von Anglern und anderen Erholungssuchenden genutzt, die auf dem Weg zu ihren Angel-, Sonn- und Badeplätzen die Grünlandflächen queren. Auch die Grünlandflächen selbst werden z.T. zum Spielen (Dra- chensteigen o.ä.) oder als Rundweg von Spaziergängern mit zum Teil frei laufenden Hunden genutzt, womit Störungen insbesondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Gemäß Verordnung über das Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft (vgl. Anhang A1) sind all diese Tätigkeiten verboten. Um Verständnis für die Verbote zu erreichen und Störungen zu vermeiden bzw. zu minimieren, werden Informationstafeln entlang des Deichwegs aufgestellt, die in an- schaulicher Weise die Bedeutung der Altengammer Elbwiesen als Lebensraum gefährdeter Tiere und Pflanzen ver- deutlichen und zu naturverträglichem und störungsarmem Verhalten auffordern sowie auf die Verbote der NSG- Verordnung hinweisen.

Ziel :

Information der Öffentlichkeit mit dem Ziel, insbesondere Brut- und Rastvögel vor Störungen und wertvolle Grünlandbe- reiche mit Vorkommen seltener Pflanzenarten vor Trittschäden zu schützen.

Ergänzende Hinweise:

Die Einhaltung der Verbote der NSG-Verordnung ist konsequent durch geeignetes Personal zu überprüfen, insbeson- dere während der sensiblen Brutzeit und des Vogelzuges. Sofern die Maßnahme nicht ausreicht, die Flächen ange- messen vor Störungen zu schützen, ist ggf. eine Einzäunung der Altengammer Elbwiesen angezeigt.

Hinweise zur Ausführung:

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

8 Stk. Informationstafeln inkl. Montage 500 € 4.000 €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Länge / Anzahl Beschreibung

6/1 1 8 Stück Aufstellen von Informationstafeln

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

68 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 7 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Uferbereiche Elbe, Schlinz, Priel Zyklische Maßnahme nein FlurstNr.: 743 teilweise, 746 teilweise, 941, 943 teilweise, 773 teilweise, 2918 teilweise, 2920 teilweise, 2927 teilweise, 2931 teilweise, 2934 teilweise, 2936 teilweise, 2938 teilweise, 2940 teilweise, 2844 teilweise, 2961 teilweise Biotopnr.: 8218_2012_16, 8218_2012_35, 8420_2012_52, 8420_2012_53, 8420_2012_54, 8420_2012_60, 8420_2012_68 Kurzbezeichnung: Erhalt und Entwicklung von Röhricht, Staudenfluren und sonstiger Ufervegetation

Beschreibung:

Erhalt der Röhrichtflächen östlich der Schlinz, einer elbtypischen Gras- und Staudenflur der Sandufer in Elbnähe, der Uferstaudenfluren im östlichen Abschnitt des Vorlands sowie der Uferbereiche eines naturnahen Kleingewässers und des neu angelegten Priels und Vermeidung des Aufkommens von Gehölzen durch eine Pflegemahd alle 3 bis 5 Jahre. Im östlichen Bereich der Altengammer Wiesen werden aus Gründen des Wiesenvogelschutzes entlang der Wiesenflä- chen Randstreifen von 5 m Breite durch Nutzungsaufgabe neu entwickelt und zur Vermeidung des Aufkommens von Gehölzen mindestens alle 2 bis 3 Jahre gemäht.

Ziel :

Erhaltung der Röhrichtflächen östlich der Schlinz als Lebensraum von besonderer Bedeutung für typische Brutvogelar- ten der Röhrichte. Erhaltung einer elbtypischen Gras- und Staudenflur der Sandufer. Pflege und Entwicklung ufertypi- scher Vegetation sowie Erhalt und Entwicklung des offenen Landschaftscharakters mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel.

Ergänzende Hinweise:

Die Flurstücke 943 und 743 sowie der Priel (hergestellt auf den Flurstücken 773, 2918 und 2920) dienen als Kompen- sationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Für die Schilfflächen entlang der Schlinz auf den Flurstü- cken 943 und 743 sehen die Genehmigungsunterlagen den Erhalt von Priel und Röhrichtflächen vor, die Uferbereiche des neu geschaffenen Priels sind mit dem Entwicklungsziel „Röhrichte und Staudenfluren“ dargestellt. Die hier darge- stellten Entwicklungsziele und Pflegemaßnahmen sind mit diesen Vorstellungen kompatibel. Die Gras und Staudenflur wird derzeit noch beweidet. Bei Maßnahmenbeginn ist das Wasser- und Schifffahrtsamt zu beteiligen.

Hinweise zur Ausführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzie- rung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Die Mahd erfolgt außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten und unter Beachtung der gesetzlichen Vorga- ben des § 39 Abs. 5 Nr. 3 BNatSchG zwischen Anfang Oktober und Ende Februar. Der Röhrichtbestand östlich der Schlinz wird dabei nicht vollständig gemäht sondern pro Pflegemahd bzw. Jahr nur Teilflächen (vorzugsweise 5 – 10 m breite Streifen in Längsrichtung). Die Gras- und Staudenfluren sowie der 5 m breite deichparallel verlaufenden Rand- streifen im östlichen Bereich werden dagegen ab September mit der 2. Grünlandmahd vollständig gemäht. Das Mahd- gut wird abtransportiert. Um den Bedürfnissen von Wiesenvögeln Rechnung zu tragen, die Randstrukturen nutzen (z.B. Schafstelze, Wiesen- piper), sind im derzeit homogenen Ostteil der Altengammer Wiesen (Flurstücke 2927, 2931, 2934, 2936, 2938, 2940,

69 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

2844 und 2961) entsprechende Strukturen durch extensivere Pflege zu schaffen. Hierzu wird deichparallel ein Rand- streifen von 5 m Breite nur im Zuge der 2. Pflegemahd ab September gemäht. Gleiches gilt für die Anlage eines Ru- deral-Randstreifens entlang des Zaunes zwischen Flurstück 2920 und 2927 (östlich des Zauns und südlich der verblei- benden Gehölze auf 5 m Breite) Die Uferbereiche des neu geschaffenen Priels sind gemäß den Genehmigungsunterlagen zu Bau und Betrieb eines Kraftwerkes alle 5 Jahre zu mähen. Dabei hat die Mahd abschnittsweise (jeweils einseitig des Priels) zu erfolgen. Die Uferstaudensäume der Elbe werden abschnittsweise in die Pflegemahd der angrenzenden Flächen einbezogen (2. Mahd), sodass sich der Pflegeschitt etwa alle 5 Jahre abschnittsweise wiederholt. Die Pflegesequenzen können bei Bedarf angepasst werden oder vollständig unterbleiben. Die Abschnittsbildung erfolgt etwa zu 5 gleichen Teilen entlang der Elbuferlinie.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

0,99 ha Mahd der Randstreifen im Zuge der 2. Pflegemahd 0,15 € / m 2 ca. 1.500 € / Jahr

1,78 ha Pflegemahd ca. alle 4 Jahre, Abfuhr Mahdguts 0,15 € / m 2 ca. 700 € / Jahr

3,37 ha Pflegemahd ca. alle 5 Jahre, Abfuhr Mahdguts 0,15 € / m 2 ca. 1.000 € / Jahr

Gesamtkosten ca. 3.200 € / Jahr

MNr. PfNr. Größe Beschreibung

7/1 2 ca. 8.712 m² Pflegemahd alle 3-5 Jahre östlich der Schlinz

7/2 2 ca. 6.457 m² Pflegemahd alle 3-5 Jahre (Gras- und Staudenflur)

7/3 2 ca. 2.616 m² Pflegemahd alle 3-5 Jahre (Uferbereich des Teiches)

7/4 2 ca. 18.678 m² Pflegemahd alle 5 Jahre (Uferbereich des neu angelegten Priels)

7/5 2 ca. 9.517 m² Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, 5 m Breite) entlang der Deichlinie; Pflegemahd mind. alle 2-3 Jahre

7/6 2 ca. 400 m² Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, 5 m Breite, östlich des Zauns); Pflegemahd mind. alle 2-3Jahre

7/7 2 ca. 15.000 m² Abschnittsweise Pflegemahd der Uferstaudensäume der Elbe (jeder Abschnitt wird ca. alle 5 Jahre gemäht)

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 8 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Schlinz Einzelmaßnahme ja FlurstNr.: 741, 746, 750, 941, 944, 2041, 2980, Verbesserung Naturschutz 3044 Biotopnr.: 8218_2012_16, 8218_2012_35, 8218_2012_37, 8218_2012_48 Kurzbezeichnung: Naturnähere Gestaltung der Schlinz

Beschreibung: Die Schlinz wird durch folgende Maßnahmen naturnäher gestaltet: Rückbau der Ufer- und Sohlbefestigung sowie Ufer- abflachung im begradigten Mündungsbereich. Entfernung des westlichen Rohrdurchlasses mit Überfahrt und Renatu- rierung des zuvor verrohrten Bereiches.

Ziel : Verbesserung der ökologischen Eigenschaften der Schlinz durch Schaffung naturnaher Sohl- und Uferbereiche und Vergrößerung des Überflutungsraumes, Verbesserung der Durchgängigkeit für Wasserorganismen und stärkere An- bindung des Oberlaufes an die Tidedynamik.

70 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Ziel NATURA 2000:

Die Schlinz gehört mit ihren Uferbereichen zum FFH-Lebensraumtyp 3270 Schlammige Flussufer mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Bidention. Durch die Maßnahmen soll die Schlinz soweit wie möglich naturnah gestal- tet und der natürlichen Entwicklung überlassen werden. Sie stellt einen potentiellen Lebensraum für den Rapfen, Neunaugen und Schierlings-Wasserfenchel dar. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Ja

Ergänzende Hinweise: -

Hinweise zur Durchführung:

Die auf den ersten rund 95 m Länge vorhandene Uferbefestigung im Unterlauf der Schlinz wird zurückgebaut, die ge- wonnen Ufersteine aus dem Gebiet entfernt und einer weiteren Verwendung zugeführt bzw. ggf. entsorgt. Vorab wird ermittelt (hydraulische Nachweise) und mit den zuständigen Behörden abgestimmt, ob zumindest im Mündungsbereich der Schlinz Befestigungen zur Deichsicherheit erforderlich sind. Die Uferböschung werden im besagten Unterlaufbe- reich deutlich abgeflacht (Neigungen zwischen 1:5 und 1:20) und die Entwicklung eines naturnäheren Verlaufs durch leichte Ausbuchtungen induziert. Die festzulegende Sohlhöhe wird in Abhängigkeit der Bestandshöhen und unter der Prämisse, dass die Deichsicherheit gewährleistet bleiben muss und die Entwicklungsziele der angrenzenden Flächen erreicht werden können, durch hydraulische Untersuchungen ermittelt. In geeigneten Bereichen werden Bermen unter- halb des Rhizomhorizonts angrenzender Röhrrichte angelegt, um Gunststandorte für Arten der Schlammuferfluren zu entwickeln. Gewonnenes Bodenmaterial wird abgefahren und einer fachgerechten Verwertung/Entsorgung zugeführt.

Im Rückbaubereich der Überfahrt werden flache Uferböschungen - angepasst an die angrenzenden Prielabschnitte - hergestellt und die Sohlhöhe auf die Sohlhöhen der angrenzenden Prielabschnitte abgestimmt. Das gewonnene Bo- denmaterial wird abgefahren und fachgerecht verwertet bzw. entsorgt. Die Baudurchführung erfolgt außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten. Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

Ca. Ufer- und Sohlbefestigung aufnehmen und einer fachgerech- Ca.10 € / m 2 6.000 € ten Weiterverwendung zuführen oder entsorgen 600 m 2

ca. 95 m Böschungen abflachen, Feingestaltung Ca.100 € / m 9.500 €

Gesamtkosten 15.500 €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

8/1 3 auf ca. 600 m 2 Länge Rückbau der Ufer- und Sohlbefestigung

8/2 3 auf ca. 95 m Länge Abflachung/Feingestaltung der Ufer, Anlage von Bermen

8/3 3 1 Stk. Entfernung des westlichen Rohrdurchlasses mit Überfahrt und Renatu- rierung des Gewässerbetts

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 9 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Östliches Elbufer Einzelmaßnahme ja FlurstNr.: 2920, 2927, 2931, 2934, 2936, 2938, Verbesserung Natur- 2940, 2844, 2961, 2948 (Elbe außerhalb NSG) schutz Biotopnr.: 8420_2012_11 (tlw. außerhalb NSG), 8420_2012_52, 8420_2012_53, (tlw. außerhalb NSG) Kurzbezeichnung: Erhaltung und Entwicklung von feuchten Hochstaudensäumen

71 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Beschreibung:

Mit Hochstaudensäumen bewachsene Deckwerke werden der natürlichen Entwicklung überlassen, unbewachsene Deckwerke werden, wo möglich, abgesenkt bzw. zurückgebaut.

Ziel :

Erhaltung von feuchten Hochstaudensäumen, Erhöhung der Naturnähe des Elbufers und Schaffung neuen Lebens- raumes für artenreiche feuchte Uferstaudenfluren.

Ziel NATURA 2000:

Vor allem im Osten der Altengammer Elbwiesen hat sich auf den Deckwerken ein heterogener Ufersaum entwickelt, teils mit Übergängen zu Röhricht, halbruderalen Gras- und Staudenfluren mittlerer Standorte und zu Weidengebüsch. Jedoch über die gesamte Länge regelmäßig vorhanden ist ein Uferstaudensaum mit hohen Anteilen der Weidenblättri- gen Aster, von Zottigem Weidenröschen und eingestreuten Röhrichten von Rohrglanzgras, der als FFH-Lebensraumtyp 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe) angesprochen wurde. Die eingewachsenen Deckwerke sollen in diesem Zustand erhalten bleiben. Die unbewachsenen Deckwerke werden abgesenkt oder naturnäher gestaltet, um günstige Standortbedingungen für Arten des LRT 6431 bzw. LRT 3270zu schaffen. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein

Ergänzende Hinweise: Weitere Abstimmungen mit den zuständigen Behörden erforderlich!

Hinweise zur Durchführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Kaum oder unbewachsene Deckwerksbereiche am Elbufer werden etwa auf 2 m unterhalb MThw abge- senkt/zurückgebaut. Hierbei handelt es sich um einen vorläufigen Schätzwert, der sich aus den vorgesehenen Deck- werksabsenkungen an der Spadenländer Spitze ableitet. Zur Überprüfung der Machbarkeit und Konkretisierung dieser Maßnahme sind hydraulische Untersuchungen erforderlich. Die ungefähren Rückbaubereiche sind in Karte 3 darge- stellt (5 Abschnitte: 9/1 – 5). Das Deckwerk wird gelöst, aus dem Gebiet abtransportiert und einer weiteren Verwertung zugeführt oder fachgerecht entsorgt. Soweit erforderlich werden die Uferböschungen in diesen Bereichen abgeflacht.

Die Belange der Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs sowie der Gewässerunterhaltung sind zu berücksichti- gen. Rückbau bzw. Gestaltung der Deckwerke hat in Abstimmung mit der WSV (Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes) zu erfolgen, die für die Unterhaltung der Ufer zuständig ist. Es empfiehlt sich, Lage und ggf. weitere erfor- derliche Maßnahmen (z.B. Anlage einer Berme, Einsatz von Methoden des biologischen Wasserbaus zur Ufersiche- rung) im Rahmen eines sog. Uferunterhaltungsplanes (s. HPA & WSV 2010) festzulegen. Die Bautätigkeiten erfolgen außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten. Bei Maßnahmenbeginn ist das Wasser- und Schifffahrtsamt zu beteiligen.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

2 Ca.3.50 Deckwerk lösen und abtransportiern, ggf. Bodenmodellie- 10 € / m 35.000 € 0m2 rung

Gesamtkosten 35.000 €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

9/1 - 5 3 ca. 550 m Länge, ca. 3.500 m² Rückbau der Deckwerke ggf. Uferabflachung

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

72 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 10 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Elbufer Einzelmaßnahme nein ! FlurstNr.: - Besonderer Anlass Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Einschränkung der Angelrechte

Beschreibung: Es bestehen Fischereipachtverträge mit dem ASV Brachsen, ASV Frühauf Düneberg und dem Bergedorfer Anglerver- ein über die Elbe zwischen Stromkilometer 588 (Landesgrenze bei Geesthacht) bis zur Einmündung der Schlinz. Ge- mäß § 5 Absatz 1 Nr. 9 der NSG-Verordnung darf allerdings von der 1. Buhne (westliche Grenze des NSG) bis ein- schließlich zur 4. Buhne in östlicher Richtung nicht geangelt oder die Fischerei ausgeübt werden. Das Elbufer wird dabei insbesondere zur Zeit des Stintaufstieges intensiv genutzt. Auf dem Weg zu den Angelplätzen werden häufig die Grünlandflächen gequert, womit Störungen insbesondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Es ist darauf hinzu- wirken, dass diese Bestimmungen der NSG-Verordnung eingehalten werden. Um die Störungen weiter zu verringern, soll die Angelnutzung im Rahmen der Novellierung der NSG-Verordnung in- nerhalb des NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen auf den östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen beschränkt werden.

Ziel : Einschränkung der Angelnutzung mit dem Ziel, insbesondere Brut- und Rastvögel vor Störungen und wertvolle Grün- landbereiche mit Vorkommen seltener Pflanzenarten vor Trittschäden zu schützen.

Ergänzende Hinweise: Zur Akzeptanzförderung ist die frühzeitige Aufklärung der Beteiligten über Sinn und Zweck der Einschränkung der An- gelnutzung von Bedeutung. Die Beachtung der eingeschränkten Angelrechte sowie die Einhaltung der Verbote der NSG-Verordnung sind konse- quent durch geeignetes Personal zu überprüfen, insbesondere während der sensiblen Brutzeit und des Vogelzuges.

Hinweise zur Ausführung: --

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ €

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Länge / Anzahl Beschreibung

10/1 3 Einschränkung der Angelrechte

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 11 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Zentrales Altengammer Vorland Einzelmaßnahme nein FlurstNr.: 2918, 2836, 2920, 2927 Verbesserung Naturschutz Biotopnr.: Strauch-Baumhecke: 8420_2012_15, Kurzbezeichnung: Auslichtung sichtverschattender Gehölzreihen

Beschreibung:

Die Strauch-Baumhecke östlich des ehemaligen Sportplatzes wirkt sichtverschattend. Die älteren Bäume bleiben erhal- ten, ggf. wird der Bestand ausgelichtet, um die angrenzenden Flächen für Wiesenvögel aufzuwerten.

73 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Ziel :

Erweiterung des offenen Landschaftscharakters; Aufwertung der Flächen für Brutvögel des Offenlandes.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

980 m 2 Strauch-Baumhecke lichten, Holz abtransportieren Ca. 4 € 3.920 €

Gesamtkosten 3.920 €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

11/1 4 ca. 980 m² Auflichtung der Strauch-Baumhecke

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 12 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Altengammer Elbwiesen Zyklische Maßnahme nein FlurstNr.: ohne Flächenzuordnung, gültig für das gesamte Vorland Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses

Beschreibung: Die Gehölzentwicklung in den Altengammer Elbwiesen, insbesondere in den beweideten Bereichen, wird im Rahmen der Gebietspflege und –überwachung beobachtet. Bei Bedarf werden Pflegemaßnahmen zur Entfernung unerwünsch- ten Gehölzaufwuchses durchgeführt. Ziel : Erhaltung des offenen Landschaftscharakters und Sicherung der Lebensraumeignung insbesondere für Wiesenbrüter und Zugvögel.

Ergänzende Hinweise: -

Hinweise zur Durchführung: Die Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses erfolgt außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten und unter Beachtung der gesetzlichen Vorgaben des § 39 Abs. 5 Nr. 2 BNatSchG zwischen Anfang Oktober und Ende Februar.

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ € Gesamtkosten € MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

12/1 4 k.A. Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

74 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 13 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Altengammer Elbwiesen Zyklische Maßnahme ja ! FlurstNr.: ohne Flächenzuordnung, gültig für das gesamte Vorland Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Beobachtung der Vorkommen von Neobiota

Beschreibung:

Das Vorkommen bzw. die Neu-Etablierung von Neophyten und Neozoen wird im Rahmen der allgemeinen Gebietspfle- ge und des regelmäßigen Gebiets-Monitorings beobachtet.

Ziel :

Identifizierung von Arten, die aufgrund ihres starken Ausbreitungsvermögens die einheimischen Arten und den Anpas- sungsvorgang an neue Klimabedingungen gefährden (invasive Arten).

Ziel NATURA 2000:

Beobachtung der Ausbreitung invasiver Neophyten und Neozoen in den besonders anfälligen Lebensraumtypen 3270, 6430 und *91E0 sowie im Hinblick auf Standortkonkurrenzen mit dem Schierlings-Wasserfenchel. Schutz der FFH- Lebensräume und -Arten vor invasiven Organismen.

Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein

Ergänzende Hinweise:

Da die Elbe als Ausbreitungsachse für verdriftetes Pflanzenmaterial und Tiere dient, sind die im Gebiet vorkommenden FFH-Lebensraumtypen 3270 (Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Biden- tion), 6430 (Feuchte Hochstaudensäume) und *91E0 (Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno- Padion, Alnion incanae, Salicion albae)) und ihre charakteristischen Tier- und Pflanzenarten anfällig gegenüber der Ausbreitung invasiver Neophyten und Neozoen. Bei Bedarf werden geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen (s. Maßnahmenblatt Nr. 14). Diese sind abhängig von den vorkommenden Arten und z.Z. nicht weiter konkretisierbar.

Hinweise zur Durchführung: -

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

13/1 5 ca. 65 ha Beobachtung der Vorkommen von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

75 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Blatt 14 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Altengammer Elbwiesen Einzelmaßnahme ja ! FlurstNr.: ohne Flächenzuordnung, gültig für das Verbesserung Naturschutz gesamte Vorland Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Maßnahmen zur Eindämmung von Neobiota

Beschreibung:

Sofern im Rahmen der allgemeinen Gebietspflege und des regelmäßigen Gebiets-Monitorings Neophyten oder Neo- zoen festgestellt werden, die aufgrund ihres starken Ausbreitungsvermögens die einheimischen Arten gefährden (inva- sive Arten), werden umgehend Maßnahmen zu deren Entfernung bzw. Eindämmung ergriffen.

Ziel :

Schutz der einheimischen Fauna und Flora.

Ziel NATURA 2000:

Schutz der FFH-Lebensräume und ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenarten vor invasiven Neophyten und Neo- zoen.

Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein

Ergänzende Hinweise:

Geeignete Maßnahmen zur Eindämmung invasiver Arten sind abhängig von den vorkommenden Neophyten und Neo- zoen und z.Z. nicht weiter konkretisierbar.

Hinweise zur Durchführung: -

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

14/1 5 k.A. Maßnahmen zur Eindämmung von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

7.4 Maßnahmen im Zusammenhang mit Natura 2000

Den nachfolgenden Tabellen ist zu entnehmen, auf welchen Maßnahmenblättern (Zahl vor dem Schrägstrich bei "MNr.") die Maßnahmen und Entwicklungsziele beschrieben sind, die der Verbesserung oder der Bewahrung der Erhaltungszustände der verschiede- nen Natura 2000-Schutzgüter dienen. Die Lage der Natura-2000-Maßnahmen ist in Karte 4-2 dargestellt. Bei den Tabellen für die Lebensraumtypen und Arten wird jeweils unterschieden in eine Verbesserung oder Bewahrung im Gebiet bereits bestehender Vorkommen von Natura 2000-Schutzgütern und die Entwicklung zusätzlicher Vorkommen dieser Schutzgüter im Natura 2000-Gebiet. In der Spalte "Lage" ist die Biotopnummer aus der entsprechenden Biotop-Kartierung angegeben.

76 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Die Maßnahmen 6/1 (Errichtung von Informationstafeln), 10/1 (Einschränkung der Angel- rechte), 13/1 (Beobachtung von Neobiota) und 14/1 (Eindämmung von Neobiota) wirken sich auf alle Lebensraumtypen aus und werden deshalb nicht einzeln in den Tabellen aufgeführt.

Tabelle 7.4-1: Übersicht der Maßnahmen für FFH-Lebensraumtypen im Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen a) Bestehende Vorkommen

FFH- Zu- Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang LRT stand 3270 B 8218_2012_37 8/1 Rückbau der Ufer- u. Sohl- Naturnähere Gestaltung der 8420_2012_56 befestigung Schlinz 8/2 Abflachung/Feingestaltung der Ufer 8/3 Entfernung des westlichen Rohrdurchlasses mit Über- fahrt und Renaturierung des Gewässerbetts 3270 A 8420_2012_60 7/4 Pflegemahd alle 5 Jahre Erhalt und Entwicklung der und Schlammuferfluren , Uferstaudenfluren und Ufer- röhrrichte des neuen Priels 6430 B 8218_2012_48 5/5 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röhricht- Auwald, ggf. Initialpflan- Auengebüsch-Komplexes zung bis hin zum Tide-Auwald (Sukzession) 6430 C 8418_2012_2 7/7 Abschnittsweise Pflege- Erhaltung und Entwicklung mahd der Uferstauden- von Uferstaudenfluren 8418_2012_50 säume 6430 C 8420_2012_52 7/7 Abschnittsweise Pflege- Erhaltung und Entwicklung mahd der Uferstauden- von Uferstaudenfluren säume 9/1-5 Rückbau von Deckwerk am Elbufer, ggf. Uferabfla- chung 6440 C 8218_2012_36 5/1 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röhricht- Auwald, ggf. Initialpflan- Auengebüsch-Komplexes zung bis hin zum Tide-Auwa ld (Sukzession) 6440 C 8220_2012_2 1/1 Zweischürige Mähwiese Erhalt und Entwicklung von ! ohne Beweidung Brenndolden-Auenwiesen 8420_2012_54 1/2 6510 B 8420_2012_23 1/1 Zweischürige Mähwiese Erhalt und Entwicklun g von ! ohne Beweidung artenreichen Flachland-Mäh- 8420_2012_24 wiesen 8420_2012_51

77 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

b) Zusätzliche Vorkommen

FFH- Derzeitiger Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang LRT Biotop 3270 FWO 8418_2012-1 10/1 Einschränkung der Erhalt und Enrwicklung ! Angelrechte naturnaher Uferbereiche 3270 FWO 8420_2012-11 9/1-5 Rückbau von Deckwerk Erhalt und Enrwicklung am Elbufer, ggf. Ufer- naturnaher Uferbereiche abflachung

10/1 Einschränkung der ! Angelrechte 6440 / GIM 8420_2012_58 2/1 (Optional) Initialsaat zur Erhalt und Entwicklung 6510 2/2 Entwicklung artenrei- von artenreichen Brenn- 8420_2012_68 cher Brenndolden- und dolden- und Flachland- 8420_2012_68 2/3 Flachland-Mähwiesen Mähwiesen *91E0 GFC 8218_2012_36 5/1 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röh- Auwald, ggf. Initial- richt-Auengebüsch- pflanzungen Komplexes bis hin zum Tide-Auwald (Sukzession) *91E0 GFC 8220_2012_2 5/2 Bis zur Aufhebung der Entwicklung eines Röh- westlichen Zufahrt über richt-Auengebüsch- 8220_2012_58 die Schlinz Nutzung als Komplexes bis hin zum Mähwiese, anschlie- Tide-Auwald (Sukzession) ßend Entwicklung zum Tide-Auwald *91E0 NRW 8218_2012_34 5/6 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röh- GFS, (FWV) 5/3, 5/7 Auwald, ggf. Initial- richt-Auengebüsch- 8218_2012_35 pflanzungen Komplexes bis hin zum GNR 8218_2012_38 5/4, 5/5 Tide-Auwald (Sukzession)

Tabelle 7.4-2: Übersicht der Maßnahmen für Tier- und Pflanzenarten der FFH- und Vogelschutz- richtlinie im Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen a) Bestehende Vorkommen FFH-Art Zu- Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang stand Oenanthe conioides C 8420_2012_59 7/4 Pflegemahd alle 5 Erhalt und Entwicklung Jahre der Uferröhrrichte und Schlamm-Uferfluren des neuen Priels b) Zusätzliche Vorkommen

FFH-Art Derzei- Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang tiger Biotop Oenanthe conioides FWP 8218_2012_37 8/1 Rückbau der Ufer- u. Naturnähere Ge- 8420_2012_56 Sohlbefestigung staltung der Schlinz 8/2 Abflachung /Feingestaltung der 8/3 Ufer Entfernung des west- lichen Rohrdurchlas- ses mit Überfahrt und

78 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Renaturierung des Gewässerbetts Rapfen 8218_2012_16 8/3 Entfernung des west- Naturnähere Ge- 8218_2012_35 lichen Rohrdurchlas- staltung der Schlinz 8218_2012_37 ses mit Überfahrt und 8218_2012_48 Renaturierung des Gewässerbetts Meer- und Fluss- 8218_2012_37 8/2 Abflachung Naturnähere Ge- Neunaugen /Feingestaltung der staltung der Schlinz Ufer

7.5 Zeitplanung

Vordringlich umzusetzende Maßnahmen sind die Vorgaben für die Mahd der Brenndol- den- und Flachland-Mähwiesen (MNr. 1/1 und 1/2), das Zurückdrängen der Ackerkratz- distel auf ufernahen Flächen (MNr. 4/1-3), die Minimierung anthropogener Störungen durch das Errichten der Infotafeln (MNr. 6/1) und die Einschränkung der Angelrechte (MNr. 10/1) sowie die Beobachtung und ggf. Eindämmung der Ausbreitung von Neobiota (MNr. 13/1 und 14/1). Eine Initialsaat zur Entwicklung artenreicher Brenndolden- und Flachland-Mähwiesen auf den Biotopflächen 8420_2012_58 und 8420_2012_68 (Mnr. 2/1–3) nach BOSSHARD (2000) wäre dann angebracht, wenn sich die gewünschten Arten nicht von alleine einstellen. Die Entwicklung der Flächen bleibt somit zunächst abzuwar- ten. Bei der 1. Mahd der Grünlandflächen ist auf die Aussparung der Randstreifen auf den Grünlandflächen im Osten des Gebietes zu achten. Die Flächen, die nur in mehrjährigem Turnus gemäht werden (Uferstaudenfluren, Röhrichte, Uferbereiche des neu angelegten Priels), sind gestaffelt in die Mahd einzubeziehen, sodass jährlich Teilbereiche/Abschnitte über das Gebiet verteilt ungemäht bleiben. In der folgenden Tabelle sind alle für das Gebiet vorgeschlagenen Maßnahmen aufgelis- tet und die für die Maßnahmenumsetzung jeweils geeigneten Monate gekennzeichnet, da ein Teil der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen nur bei bestimmten klimatischen Be- dingungen (z.B. Frost) durchgeführt werden kann.

79 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Tabelle 7.5-1: Zeitplanung der Maßnahmen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen

MNr. V Beschreibung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

1 ! 2-schürige Mahd • •

2 Initialsaat (optional) • 3 Erhaltung und Entwicklung x x x x x x artenreicher Weideflächen

4 ! Ackerkratzdistel zurückdän- • • gen 5 Auwaldentwicklung, ggf. x x x x Initialpflanzung 6 ! Infotafeln aufstellen x x x x x x x x x x x x 7 Pflegemahd in mehrjährigen x x x x Abständen 8 Rückbau von Ufer- x x x x x /Sohlbefestigungen und Ab- flachung der Ufer 9 Rückbau von Deckwerk am x x x x x Elbufer, ggf. Uferabflachung 10 ! Angelrechte einschränken x x x x x x x x x x x x 11 Roden von Bäumen und x x x x x Gehölzen 12 Gehölzaufwuchs entfernen x x x x x 13 ! Ausbreitung von Neobiotata x x x x x beobachten 14 ! Ausbreitung von Neobiotata x x x x x eindämmen

MNr. = Nummer der Maßnahme V = Vorrangigkeit (!) 1 - 12 = Monate Januar - Dezember • = Maßnahme muss in dem gekennzeichneten Monat durchgeführt werden x = gekennzeichneter Monat eignet sich für die Maßnahme, es ist zu prüfen, ob die Maßnahme zu diesem Zeitpunkt erforderlich bzw. möglich ist

80 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

7.6 Kostenplan

Bei der Ermittlung der Kosten für die Maßnahmen wurden die aktuellen Wasserbau- und Gartenbaukleinverträge der Hamburger Fachämter zum Ansatz gebracht. Von diesen Verträgen wurde abgewichen, wenn der Einsatz von Spezialgerät notwendig ist. In die- sem Fall sind, soweit vorhanden, die Kosten aus aktuellen Angeboten der BSU Hamburg verwendet worden. Auf mögliche Preissteigerungen, die sich während dieses Maßnah- menplans ergeben könnten, konnte nicht eingegangen werden. Die detaillierte Zuordnung der Kosten zu den einzelnen Maßnahmen kann dem Maßnah- menkatalog (Kapitel 7.3) entnommen werden. Zusätzliche Kosten können durch die Durchführung von Initialpflanzungen im Bereich der zu entwickelnden Tide-Auenwälder und die Überwachung/Eindämmung von Neobiota entstehen.

Tabelle 7.6-1: Gesamtübersicht über die voraussichtlich einzuplanenden Finanzmittel während der Geltungsdauer des Pflegeplans

Kosten der Maßnahmen davon vorrangige Maßnahmen zyklische Maßnahmen 27.658 € 16.903 € Einzelmaßnahmen 66.880 € 9.660 € Verbesserung Naturschutz Einzelmaßnahmen 4.000 € 4.000 € besonderer Anlass Summe 98.538 € 30.563 €

alle Kosten netto (ohne MwSt.)

81

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 8 Erfolgskontrolle und Fortschreibung

8 ERFOLGSKONTROLLE UND ERLASS

8.1 Erfolgskontrolle

Die Kontrolle der Entwicklung der Lebensräume im NSG während und nach Durchführung der Maßnahmen ist erforderlich, um bei Bedarf lenkend eingreifen zu können. Diese Kon- trolle wird für die Altengammer Wiesen aufgrund der diesbezüglichen Zuständigkeit von der BSU durchgeführt. Soweit ein wissenschaftliches Monitoring im Gebiet erfolgt, ist dies ebenfalls Aufgabe der BSU. Generell erfolgt im Gebiet ein regelmäßiges Monitoring der FFH-Lebensraumtypen (Flüs- se mit Schlammufern, Hochstaudenfluren, Brenndolden-Auenwiesen, Flachland- Mähwiesen und Tide-Auwälder). Da hiervon viele Flächen im Schutzgebiet umfasst sind und zudem im Rahmen der Biotopkartierung ca. alle 8 Jahre eine vollständige Erfassung aller Lebensräume im Altengammer Vorland erfolgt, können Entwicklungen im Gebiet gut verfolgt werden. Bezüglich der FFH-Arten wird im Gebiet der Erhaltungszustand des Schierlings-Wasserfenchels regelmäßig untersucht. Im gesamten Altengammer Vorland findet zudem ein regelmäßiges Monitoring der Wiesenvögel im 2-jährigen Turnus statt. zu Maßnahmenblatt 1 und 2: Die Entwicklung der Brenndolden-Auenwiesen und Flach- land-Mähwiesen wird im Rahmen des regelmäßigen FFH-Monitorings (ca. alle 3 Jahre) beobachtet. In den ersten Jahren nach Maßnahmenumsetzung sollte eine Erfolgskontrol- le in einem engeren Zeitrhythmus erfolgen. Je nach Erfolg der Maßnahme kann eine An- passung des Mahdregimes und/oder der Mahdgutübertragung erforderlich werden. zu Maßnahmenblatt 3: Die Entwicklung der Bestände von Wiesenvögeln wird im Rahmen des Monitorings zum Vertragsnaturschutz beobachtet. Ggf. ist die Nutzungsart oder – intensität zur Erreichung der Entwicklungsziele anzupassen. zu Maßnahmenblatt 4:. Auf Flurstück Nr. 746 soll in weiten Teilen Tide-Auwald entwickelt werden, der Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdisteln ist hier für die ersten fünf Jahre vor- gesehen. Inwiefern ein vorzeitiges Zulassen der Sukzession möglich bzw. eine Fortfüh- rung der Pflegeschnitte erforderlich ist, ist im Rahmen des Monitorings zu beurteilen. zu Maßnahmenblatt 5: Die Entwicklung zum Tide-Auwald ist im Rahmen eines Monito- rings zu beobachten. Dies gilt insbesondere, wenn sich die Notwendigkeit einer Auwald- Entwicklung durch Initialpflanzungen und ergänzende Pflegemaßnahmen ergeben sollte. zu Maßnahmenblatt 6 und 10: Die Funktionsfähigkeit der Informationstafeln ist zu über- prüfen. Die Einhaltung der eingeschränkten Angelrechte sowie der Verbote der NSG- Verordnung ist regelmäßig durch geeignetes Personal zu überwachen. Sofern die Maß- nahmen (Informationstafeln, Einschränkung der Angelrechte) nicht ausreichen, die Flä- chen angemessen vor Störungen zu schützen, sollte eine Aufklärung der Bevölkerung durch Info-Abende, Zeitungsartikel o.ä. erfolgen. Als letzte Konsequenz könnte auch eine teilweise oder vollständige Einzäunung der Altengammer Elbwiesen in Erwägung gezo- gen werden.

83 8 Erfolgskontrolle und Fortschreibung PEP NSG Borghorster Elblandschaft zu Maßnahmenblatt 8: Die Uferrenaturierungsmaßnahmen im Unterlauf der Schlinz sind über ein Monitoring zu begleiten. In Abhängigkeit vom Ergebnis der Erfolgskontrolle sind ggf. Nachbesserungsmaßnahmen erforderlich. zu Maßnahmenblatt 12: Die Gehölzentwicklung in den Altengammer Elbwiesen ist zu be- obachten. Bei Bedarf kann eine Durchführung von Pflegemaßnahmen zur Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses notwendig werden. zu Maßnahmenblatt 13 und 14: Das Vorkommen bzw. die Neu-Etablierung von Neophy- ten und Neozoen ist regelmäßig zu kontrollieren. Bei Bedarf sind Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

84 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 8 Erfolgskontrolle und Fortschreibung

8.2 ERLASS

Mit dem nachstehenden Datum tritt der vorliegende Pfege- und Entwicklungsplan in Kraft. Er gilt bis zum Erlass einen neuen Pflege- und Entwicklungsplans. Sollten in Zukunft neue wissenschaftliche Erkenntnisse, nicht vorhersehbare Veränderun- gen des abiotischen oder biotischen Potenzials oder Erfahrungen bei der Durchführung der Maßnahmen dazu führen, dass eine Verwirklichung von Teilen der Entwicklungsziele unrealistisch oder fachlich unerwünscht erscheint, so erfolgt von der Fachbehörde eine entsprechende Revidierung der Entwicklungsziele. Dies kann dann auch Auswirkungen auf die Inhalte des Maßnahmenplans haben. Bei der Lockerung von Zwangspunkten (s. Kapitel 6.4) kann eine Änderung der Entwicklungsziele hin auf das Leitbild (s. Kapitel 6.3) und die Anpassung der Maßnahmen sinnvoll sein.

Hamburg, den

…………………………………………………..

85

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 9 Quellenverzeichnis

9 QUELLENVERZEICHNIS

ANONYMUS (2002): Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg, Brenndolden- Auenwiesen (Cnidion dubii), Brandenburg.

ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2012): Integrierter Bewirtschaftungsplan für das Elbeästuar. http://www.natura2000-unterelbe.de/links-Gesamtplan.php

BFG – BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE KOBLENZ (2003): Untersuchung des ökolo- gischen Entwicklungspotenzials der Unter- und Außenelbe (Ökologische Potenzialana- lyse). Gutachten im Auftrag der Projektgruppe Potenzialanalyse, Wasser- und Schiff- fahrtsdirektion Nord / Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Wirtschaft und Ar- beit, Amt Strom- und Hafenbau. Stand: Juni 2003, Koblenz.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (1998): Das Europäische Schutzgebiets- system NATURA 2000 - BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Na- turschutz, Heft 53: 1-560. Bonn-Bad Godesberg.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (2011): Rote Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands. Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). Bonn-Bad Godesberg.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (1998a): Rote Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (2009): Bewertung des Erhaltungszustandes der Arten nach Anhang II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Deutschland - Überarbeitete Bewertungsbögen der Bund-Länder-Arbeitkreise als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring. Gutachten im Auftrag des BfN, Bonn.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (2009a): Bewertung des Erhaltungs- zustandes der Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Deutschland - Überarbeitete Bewertungsbögen der Bund-Länder-Arbeitkreise als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring. Gutachten im Auftrag des BfN, Bonn.

BOSSHARD , A. (2000): Blumenreiche Heuwiesen aus Ackerland und Intensiv-Wiesen. In: Naturschutz und Landschaftsplanung, 32. Jahrgang, Juni 2000: 161-171.

BRANDT , I. & B. ENGELSCHALL (2011): Kartieranleitung und Biotoptypenschlüssel für die Biotopkartierung Hamburg. 2. überarbeitete Auflage, Stand: Januar 2011. Herausge- geben von der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Hamburg.

BRANDT , I. & K. FEUERRIEGEL (2004): Artenhilfsprogramm und Rote Liste Amphibien und Reptilien in Hamburg. Verbreitung, Bestand und Schutz der Herpetofauna im Ballungs- raum Hamburg. Hrsg.: Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt - Naturschutzamt - 144 S.

BRAUN -BLANQUET , J. (1964): Pflanzensoziologie. Grundzüge der Vegetationskunde. 3. neubearb. u. wesentl. verm. Auflage, Wien.

87 9 Quellenverzeichnis PEP NSG Borghorster Elblandschaft

DEMBINSKI , M., DEMBINSKI , S., OBST , G. & A. HAACK (2004): Artenhilfsprogramm und Rote Liste der Säugetiere in Hamburg. Naturschutz und Landschaftspflege in Hamburg. Schriftenreihe der Behörde für Umwelt und Gesundheit, Heft 51. Hrsg.: Behörde für Umwelt und Gesundheit Hamburg - Naturschutzamt - 94 S.

DIERCKING , R. & L. WEHRMANN (1991): Artenschutzprogramm Fische und Rundmäuler in Hamburg. Umweltbehörde Hamburg - Naturschutzamt (Hrsg.): Schr.R. Umweltbehörde 38, 126 S.

FHH – FREIE UND HANSESTADT HAMBURG (1997): Landschaftsprogramm einschließlich Artenschutzprogramm. Gemeinsamer Erläuterungsbericht.

FHH - FREIE UND HANSESTADT HAMBURG (2005): Landesinterner Bericht zum Bearbei- tungsgebiet Elbe/Hafen Bestandsaufnahme und Erstbewertung (Anhang II / Anhang IV der WRRL), Stand: 31.01.2005, zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

FHH - FREIE UND HANSESTADT HAMBURG (2012): Datensätze des Biotopkatasters für das Altengammer Vorland (Shapedaten). Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

GOTTSCHALK , T. (2010): Verbreitungsänderungen von Vogelarten und Analyse des Ein- flusses des Klimawandels. Vortrag im Rahmen 2. BfN-Forschungskonferenz „Biologi- sche Vielfalt und Klimawandel“ vom 2. bis 3. März 2010 in Bonn. Tagungsband, S. 16- 17. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, Bonn- Bad Godesberg.

HEYDEMANN , B. (1997): Neuer Biologischer Atlas. Ökologie für Schleswig-Holstein und Hamburg.- Wachholtz Verlag Neumünster.

HPA & WSV - HAMBURG PORT AUTHORITY & WASSER - UND SCHIFFFAHRTSVERWALTUNG DES BUNDES (2010): Integrierter Bewirtschaftungsplan Elbeästuar - Fachbeitrag Wasser- straßen und Häfen. Stand: 17.12.2010.

HUNTLEY , B., GREEN , R. E., COLLINGHAM , Y. C. & S.G. WILLIS (2007): A climatic atlas of European breeding birds. Durham University, The RSPB and Lynx Edicions, Barcelona. Auszug in: ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011): Integrierter Bewirtschaf- tungsplan für das Elbeästuar. http://www.natura2000-unterelbe.de/links- Gesamtplan.php

IHU – INSTITUT FÜR HYGIENE UND UMWELT (2012): Untersuchung des Oberbodens im Elb- vorland bei Altengamme. Bericht Nr. F2012A0190-1 vom 15.06.2012 und F2012A0190-2 vom 27.02.2012. Hamburger Landesinstitut für Lebensmittelsicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltuntersuchungen.

INSTITUT FÜR UMWELTSTUDIEN & JASCHKE , TH. (2011): PEP-Tool Version 3.01.: Anleitung für die Erstellung von Pflege- und Entwicklungsplänen für die Freie und Hansestadt Hamburg. - Bericht mit CD im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg - Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

KI FL – KIELER INSTITUT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE (2004): Ausgleichsmaßnahme Hahn- öfer Sand - Monitoring des Schierlings-Wasserfenchels.

88 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 9 Quellenverzeichnis

KNABE INGENIEURE (2009): Anlage 1.2 des Erläuterungsberichtes zum Antrag auf Geneh- migung - Ausgleichsmaßnahme Altengammer Vorland. Erstellt im Auftrag der Vatten- fall Europe Generation AG & Co. KG.

KORNECK , D., SCHNITTLER , M. & VOLLMER , I. (1996): Rote Liste der Farn- und Blütenpflan- zen ( Pteridophyta et Spermatophyta ) Deutschlands. In: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Pflanzen Deutschlands. Schriftenreihe für Vegetations- kunde, Heft 28: 21-187.

KÜHNEL , K.-D., GEIGER , A., LAUFER , H., PODLOUCKY , R. & M. SCHLÜPMANN (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) Deutschlands. Stand Dezember 2008. In: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflan- zen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere: 259 - 288. Bonn - Bad Godesberg.

KURZ , H. (2006): Potenzielle und aktuelle Standorte des Schierlingswasserfenchels. Pro- jektbüro Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe.

LEGUAN (2009): Ausgleichsmaßnahme Altengammer Vorland. Fachbeitrag Flora und Fauna – Biologische Untersuchungen. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG. Stand: 22. Oktober 2009, aktualisierte Fassung. Leguan GmbH Hamburg.

LEGUAN (2009a): Ausgleichsmaßnahme Altengammer Vorland. Artenschutzfachbeitrag. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG. Stand: 22. Ok- tober 2009, aktualisierte Fassung. Leguan GmbH Hamburg.

LEGUAN (2011): Umweltbaubegleitung und Erfolgskontrolle im Zuge der Ausgleich- maßnahmen im Altengammer Vorland. Wiesenbrüter- und Amphibienschutz, pflanzen- soziologische Aufnahmen. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG. Stand: 29. Juli 2011. Leguan GmbH Hamburg.

LEGUAN (2014): Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen im Altengammer Vorland. Jahresbericht 2013. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG. Stand: August 2014. Leguan GmbH Hamburg.

LIMNOBIOS (2012): Folgebewertung des Erhaltungszustandes für FFH-Fischarten 2010 - FFH-Gebiete Zollenspieker/Kiebitzbrack (DE 2627-301), Heuckenlock/Schweenssand (DE 2526-302), Borghorster Elblandschaft (DE 2527-303), Hamburger Unterelbe (DE 2526-305). Gutachten im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Naturschutz und Landschaftspflege. Entwurf, Stand: Mai 2012, Köthel.

MAAS , S., DETZEL , P. & A. STAUDT (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands. Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Bun- desamt für Naturschutz (Hrsg.), Bonn - Bad Godesberg.

MEINIG , H., BOYE , P. & R. HUTTERER (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Säuge- tiere (Mammalia) Deutschlands. Stand Oktober 2008. In: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 1: Wirbeltiere, S. 115 - 153. Bonn-Bad Godesberg.

89 9 Quellenverzeichnis PEP NSG Borghorster Elblandschaft

MIERWALD , U., GARNIEL , A. & T. DEINERT (2003): Kartierung und Bewertung der Lebens- raumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie in Hamburg – Teil 1: Lebensraumtypen des Binnenlandes. Entwurf 198 S.

MITSCHKE , A. (2007): Rote Liste der gefährdeten Brutvögel in Hamburg. 3. Fassung, 1.12.2006. Hamburger avifaunistische Beiträge 34: 185-227.

MITSCHKE , A. (2014): Avifaunistische Begleitkartierungen im Rahmen des Biotopschutz- programms in der Kulturlandschaft Hamburgs - Berichtsperiode 1990 bis 2014. Her- ausgegeben von der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

NETZ , B.-U. (2006): Biotopbewertung für die Biotopkartierung Hamburg, Stand: April 2006. Herausgegeben von der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadt- entwicklung und Umwelt.

NEUBECKER , J., KÖHLER , S., OBST , G. & K. JENSEN (2005): Der Schierlings-Wasserfenchel - Erfolgreiche Ansiedlung einer prioritären FFH-Art an der Elbe. Naturschutz und Landschaftsplanung Heft 8: 248 – 255.

POMPE , S., BERGER , S., GIAN -RETO , W., BADECK , F., HANSPACH , J., SATTLER , S., KLOTZ , S. & I. KÜHN (2009): Mögliche Konsequenzen des Klimawandels für Pflanzenareale in Deutschland. In : Natur und Landschaft 84. Jg., Heft 1, S.2 - 7.

POPPENDIECK , H.-H., BERTRAM , H., BRANDT , I., KREFT , K. A., KURZ , H., ONNASCH , A., PREISINGER , H., RINGENBERG , J., PRONDZINSKI , J. V. & D. WIEDEMANN (2010): Rote Liste und Florenliste der Gefäßpflanzen von Hamburg, 3. Auflage. In : Der Hamburger Pflan- zenatlas von a bis z, herausgegeben von Hans-Helmut Poppendiek, Horst Bertram, Ingo Brandt, Barbara Engelschall, Jörg v. Prondzinski. Dölling und Galitz Verlag, Ham- burg 2010.

RINGENBERG , J. (2006): „Konzept zur Entwicklung und Pflege von Brenndoldenwiesen in der Borghorster Elbaue“. Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag der FHH, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Sondervermögen Naturschutz.

RÖBBELEN , F. (2007): Heuschrecken in Hamburg - Rote Liste und Artenverzeichnis. 3. Fassung. Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Um- welt (Hrsg.).

RÖBBELEN , F. (2007a): Libellen in Hamburg - Rote Liste und Artenverzeichnis. 2. Fassung. Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Um- welt (Hrsg.).

ROTHENBÜCHER , J. (2004): The Impact of Mowing and Flooding on the Diversity of Arthro- pods in Floodplain Grassland Habitats of the Lower Oder Valley National Park, Ger- many. Dissertation an den Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Georg-August-Universität zu Göttingen.

SCHIPULL , K. (ohne Jahr): Naturräumliche Gliederung Hamburgs, unveröffentliches Manu- sskript im Auftrag der Abteilung Naturschutz der Behörde für Stadtentwicklung und

90 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 9 Quellenverzeichnis

Umwelt, Hamburg. GIS-Daten zur Verfügung gestellt am 21.2.2011 von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Natur- und Ressourcenschutz.

SIEPE , A. (2006): Dynamische Überflutungen am Oberrhein: Entwicklungs-Motor für die Auwald-Fauna. WSG Baden-Württemberg 10, 149-158.

STEINFELD & PARTNER – GRUNDBAUINGENIEURE STEINFELD UND PARTNER GBR (2008): NSG Borghorster Elblandschaft - Entwicklung tidegeprägter Biotope, 1. Bericht: Ergebnisse der Baugrunderkundung und Baugrundbeurteilung sowie Erkundung des Untergrundes auf Schadstoffe im Bereich des geplanten Prieles. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG.

STILLER , G. (2006): Monitoring des Schierlings-Wasserfenchels ( Oenanthe conioides ) in ausgewählten Hamburger FFH-Gebieten der Tideelbe. Gutachten im Auftrag der Be- hörde für Stadtentwicklung und Umwelt - Naturschutzamt, Hamburg.

SSYMANK , A., HAUKE , U., RÜCKRIEHM , C. & E. SCHRÖDER (1998): Das europäische Schutz- gebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 53. Bonn-Bad Godesberg.

SÜDBECK , P., BAUER , H.-G., BOSCHERT , M., BOYE , P. & W. KNIEF (Nationales Gremium Rote Liste Vögel) (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands. 4. Fassung, 30. No- vember 2007. The Red List of breeding birds of Germany, 4th edition, 30 November 2007.- Ber. Vogelschutz 44: 23-81.

VOHLAND , K., BADECK , F., BÖHNING -GAESE , K., HANSPACH , J., KLOTZ , S., KÜHN , I., LAUBE , I. SCHWAGER, M., TRAUTMANNN , S. & W. CRAMER (2011): Schutzgebiete im Klimawandel – Risiken für Schutzgüter. In : Natur und Landschaft 86. Jg., Heft 5, S.204 - 213.

VOSSEN , B. (1997): Die Auswirkungen von Schafbeweidung auf die Heuschreckenfauna von Sandtrockenrasen und trockener Sandheide – untersucht anhand unterschiedli- cher Erfassungsmethoden. Unveröff. Diplomarbeit, Universität Hamburg.

91

PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 1 NSG-Verordnung

ANHANG A: VERORDNUNGEN

A 1 Verordnung über das NSG (NSG-VO) Borghorster Elblandschaft

Verordnung über das Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft Vom 19. September 2000

Fundstelle: HmbGVBl. 2000, S. 289

letzte berücksichtigte Änderung: § 2 neu gefasst, § 5 geändert durch Verordnung vom Stand: 22. Juni 2010 (HmbGVBl. S. 446)

Auf Grund der §§ 15, 16 und 17 des Hamburgischen Naturschutzgesetzes vom 2. Juli 1981 (Ham- burgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 167), zuletzt geändert am 4. November 1997 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seiten 489, 493), wird verordnet:

§ 1

Naturschutzgebiet

(1) Die in der Naturschutzkarte grün eingezeichneten, in den Gemarkungen Altengamme und Neu- engamme gelegenen Flächen der Borghorster Elblandschaft einschließlich der Borghorster Dü- nen/Elbwiesen, des Borghorster Bracks und der Altengammer Elbwiesen werden zum Naturschutz- gebiet erklärt.

(2) 1 Die Naturschutzkarte ist Teil dieser Verordnung. 2 Ihr maßgebliches Stück ist beim Staatsar- chiv, je eine Ausfertigung bei der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (Naturschutzamt) und beim Bezirksamt Bergedorf zur kostenfreien Einsicht durch jedermann niedergelegt.

§ 2

Schutzzweck und Erhaltungsziele

(1) Schutzzweck ist es, den repräsentativen Ausschnitt der ursprünglichen Naturlandschaft im Elbe- Urstromtal mit ihrer durch Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt und den typischen, in sich geschlossenen Vegetationsabfolgen vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandor- ten einschließlich den darin beheimateten artenreichen Lebensgemeinschaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, zu entwickeln und wiederherzustellen.

Dies gilt insbesondere für 1. die strukturreichen Vorlandflächen der von Prielen und Gräben durchzogenen, tidebeein- flussten Altengammer Elbwiesen mit ihren Süßwasserwatten, Tideröhrichten, Strandwällen, Auengehölzen, Hochstaudenfluren und Stromtalwiesen als Lebensstätte für hierauf angewie- sene seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Wiesenpieper, Rotschenkel, Wach- telkönig, Großer Brachvogel, Flussneunauge, Meerneunauge, Rapfen, Finte, Schnäpel und Brenndolde,

93 1 NSG-Verordnung PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

2. das Borghorster Brack mit seiner Wasserpflanzen- und Röhrichtvegetation, Gehölzgruppen und angrenzenden Grünländern als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und ge- fährdete Tier- und Pflanzenarten wie Steinbeißer, Rohrweihe, Sumpf-Sternmiere und Sumpf- quendel,

3. die Erhaltung der Borghorster Elbwiesen mit ihren von Gewässern durchzogenen Stromtal- wiesen subkontinentaler Verbreitung und Resten an Hartholzauenwäldern als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Pirol, Teichrohr- sänger, Rapfen, Brenndolde und Langblättriger Ehrenpreis und die Wiederherstellung tide- beeinflusster Süßwasserbiotope bestehend aus Flachwasserzonen, Süßwasserwatten, Tide- röhrichten, Auwäldern und Stromtalwiesen mit ihren hierauf angewiesenen Pflanzen- und Tierarten im Kontakt mit den angrenzenden Binnendünen der Besenhorster Sandberge, wo- bei die Wiederherstellung tidebeeinflusster Süßwasserbiotope vorrangig ist gegenüber der Erhaltung weiterer dort gegenwärtig vorkommenden Lebensräume und Arten,

4. die Ausläufer der Besenhorster Sandberge mit ihren trockenen Binnendünen und offenen, lückigen Sandtrockenrasen, umgeben von nährstoffarmen Trockenwäldern und strukturrei- chen Wäldern aus Eichen, Birken und Hainbuchen als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Wespenbussard, Schwarzspecht, Ge- fleckte und Gewöhnliche Ameisenjungfer, Grasnelke, Heide-Nelke, Besenheide, Silbergras und Berg-Sandglöckchen. (2) Erhaltungsziele des Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung im Sinne von § 32 Absätze 2 und 3 des Bundesnaturschutzgesetzes sind, den günstigen Erhaltungszustand 1. des Lebensraumtyps „Trockene Sandheiden“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflan- zenarten,

2. des Lebensraumtyps „Dünen mit offenen Grasflächen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

3. des Lebensraumtyps „Natürliche eutrophe Seen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

4. des Lebensraumtyps „Flüsse mit Schlammbänken“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

5. des Lebensraumtyps „Brenndolden-Auenwiesen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

6. des Lebensraumtyps „Magere Flachland-Mähwiesen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

7. des Lebensraumtyps „Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen“ mit seinen charakte- ristischen Tier- und Pflanzenarten,

8. des prioritären Lebensraumtyps „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

9. des Lebensraumtyps „Hartholzauenwälder“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzen- arten,

10. der Finte und des Rapfens mit ihren als Nahrungs-, Aufwuchs- oder Laichgebiet genutzten Lebensstätten aus Flachwasserbereichen, bei Tidehochwasser überstauten Süßwasserwat- ten und Stromkanten,

11. des Meerneunauges und Flussneunauges mit ihren als Wandergebiet genutzten Lebensstät- ten aus Flachwasserbereichen sowie Stromkanten,

94 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 1 NSG-Verordnung

12. des Steinbeißers mit seinen als Laichgebiet genutzten Lebensstätten aus flachen, schwach fließenden oder stehenden Gewässern mit sandigen oder schlammigen Sedimenten und

13. des prioritären Schierlings-Wasserfenchels mit seinen Lebensstätten aus Tideröhrichten, Süßwasserwatten sowie uferbegleitenden Hochstaudenfluren und Auwäldern zu erhalten und zu entwickeln.

§ 3

Gebote

Im Naturschutzgebiet ist es geboten, die in den Borghorster Dünen/Elbwiesen nördlich des Weges Am Kringel vorhandenen Heide- und Trockenrasengesellschaften der offenen Binnendünen auszu- weiten und miteinander zu verbinden.

§ 4

Duldung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

Folgende Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen der zuständigen Behörde zum Zwecke des Natur- schutzes und der Landschaftspflege sind von den Eigentümerinnen, Eigentümern und Nutzungsbe- rechtigten zu dulden: 1. die Verbindung und Erweiterung der offenen Binnendünen, Heide- und Trockenrasenflächen in den Borghorster Dünen/Elbwiesen nördlich des Weges Am Kringel durch Pflege und Frei- halten von aufkommendem Baumbewuchs,

2. die Entwicklung von Waldflächen mit hohem Anteil an Nadelholz zu standorttypischen Wald- gesellschaften,

3. die Mahd brachliegender Grünlandflächen,

4. die Durchführung von Maßnahmen wie Räumung und Entschlammung zur Pflege der Grä- ben im Feuchtgrünland,

5. die Entwicklung des naturnahen Gewässerverlaufs der Schlinz in den Altengammer Elbwie- sen verbunden mit einer Verbreiterung bis zu höchstens 15 Metern,

6. die Entwicklung von Weich- und Hartholzauenwäldern in den Altengammer Elbwiesen im Uferbereich der Elbe auf den Flurstücken 746, 769, 773, 1042, 1593, 2037 der Gemarkung Altengamme und 4361 der Gemarkung Neuengamme.

§ 5 Verbote

(1) Im Naturschutzgebiet ist es verboten,

1. Pflanzen oder einzelne Teile von ihnen abzuschneiden, abzupflücken, aus- oder abzureißen, auszugraben, zu entfernen oder sonst zu beschädigen,

2. wild lebenden Tieren nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder sie durch sonstige Handlungen zu stören oder ihre Eier, Larven, Puppen oder sonstige Entwicklungs- formen oder Nester wegzunehmen, zu zerstören oder zu beschädigen,

3. Pflanzen oder Tiere anzusiedeln oder auszusetzen,

95 1 NSG-Verordnung PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

4. das Gebiet außerhalb dafür bestimmter Wege zu betreten,

5. das Gebiet außerhalb dafür bestimmter Wege mit Fahrzeugen aller Art zu befahren oder außerhalb dafür bestimmter Stellen Fahrzeuge aller Art oder Anhänger abzustellen,

6. außerhalb dafür bestimmter Wege zu reiten oder Pferde mitzuführen,

7. die Jagd auf Federwild auszuüben,

8. Hunde auf andere Weise als an kurzer Leine mitzuführen,

9. an der Elbe auf den Flurstücken 746 teilweise und 1815 teilweise der Gemarkung Altengamme sowie an den übrigen Gewässern außerhalb dafür bestimmter Stellen zu angeln oder sonst Fische zu fangen, Fische oder Fischlaich in die Gewässer einzusetzen sowie Fischteiche anzulegen oder auszubauen,

10. die Gewässer mit Fahrzeugen aller Art zu befahren,

11. in den Gewässern zu baden,

12. Drachen, Ballone, Modellflugkörper mit Eigenantrieb oder Flugmodelle im Gebiet steigen zu lassen sowie Schiffsmodelle auf den Gewässern fahren zu lassen,

13. brennende oder glimmende Gegenstände wegzuwerfen oder Feuer zu machen,

14. zu zelten oder zu lagern,

15. die Ruhe der Natur durch Lärmen oder auf andere Weise zu stören,

16. das Gelände durch Abfälle, Abwässer oder auf sonstige Weise zu verunreinigen,

17. bauliche Anlagen jeglicher Art, Frei- und Rohrleitungen, Einfriedungen sowie Wege, Treppen, Brücken oder Stege zu errichten, anzulegen oder zu verändern,

18. Bild- oder Schrifttafeln anzubringen,

19. Zäune oder Zaunteile an Gehölzen zu befestigen,

20. Aufschüttungen oder Bohrungen vorzunehmen, die Bodengestalt, die Gestalt der Wasserläu- fe oder Teiche und ihrer Ufer durch Grabungen, Abbau oder durch Einbringen von Bodenbe- standteilen oder auf sonstige Weise zu verändern,

21. den Wasserhaushalt zu verändern oder den Naturhaushalt der Gewässer zu schädigen,

22. wasserbauliche Maßnahmen durchzuführen,

23. die Kulturart zu verändern, ausgenommen die Umwandlung von Acker- in Grünland,

24. Grünland auf den Flurstücken 1910 bis 1914, 1916 und 1917 der Gemarkung Altengamme umzubrechen,

25. Düngemittel aller Art auf den Flurstücken 1910 bis 1914, 1916 und 1917 der Gemarkung Altengamme auszubringen,

26. die Grasnarbe durch Überweidung zu zerstören,

27. Stallmist oder in Kunststoff eingeschweißte Ballen (zum Beispiel Silage) zu lagern,

28. Pflanzenschutzmittel anzuwenden,

96 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 1 NSG-Verordnung

29. das Wasser der Gräben auf einen geringeren Wasserstand als 20 cm über dem Gewässer- grund abzusenken,

30. Gegenstände von wissenschaftlicher, naturgeschichtlicher und bodenkundlicher Bedeutung zu beschädigen, aufzunehmen, zu sammeln oder zu verunstalten.

(2) Von den Verboten des Absatzes 1 gelten nicht

1. die Nummern 1 bis 5, 8 bis 10, 11, 13 bis 15, 18, 23, 25, 28 und die Nummer 16 für das Kompostieren von Gartenabfällen sowie, soweit ausschließlich Einfriedungen vorgenommen werden, die Nummer 17 für die übliche Hausgartennutzung auf den Flurstücken 2086 teilwei- se, 2088 teilweise, 2535 und 2551 der Gemarkung Altengamme,

2. die Nummern 1 bis 5, 10, 15, 17, 18, 20 bis 24, 29 und 30 für Maßnahmen des Naturschut- zes und der Landschaftspflege einschließlich der erforderlichen technischen Schutzvorkeh- rungen im Einvernehmen mit der für den Naturschutz zuständigen Behörde,

3. die Nummern 1 bis 5, 8, 15, 18 sowie, soweit ausschließlich Einfriedungen vorgenommen werden, die Nummer 17 für die ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennutzung,

4. die Nummern 1 bis 5, 17, 18, 20 und 22 soweit dies für behördliche Maßnahmen zur Siche- rung aller Hochwasserschutzeinrichtungen einschließlich der Mitverwendungsflächen für den Hochwasserschutz von Deichkilometer 0,0 bis zur Landesgrenze sowie für den Ausbau der außerhalb des Naturschutzgebietes liegenden Neuengammer, Altengammer und Borghorster Hauptdeiche erforderlich ist,

5. die Nummern 1, 2, 4, 5 und 8 für die ordnungsgemäße Ausübung der Jagd auf Haarwild zwischen dem 1. Juli eines jeden Jahres und dem 28. Februar des jeweils darauf folgenden Jahres sowie die Ausübung des Jagd- und Wildschutzes,

6. die Nummern 1, 2, 4, 5 und 15 für forstliche Maßnahmen,

7. die Nummern 1, 4, 5, 8, 13, 15, 18, 20 und die Nummer 12 für das Starten und Landen von Hubschraubern sowie, soweit Einfriedungen errichtet oder Gebäude und Einrichtungen un- terhalten werden, die Nummer 17 für das Polizei-Übungsgelände im Rahmen der polizeili- chen Nutzung,

8. die Nummern 1, 4, 5, 15, 17, 18, 20 und 22 für die Unterhaltung der Trinkwasserbrunnen und die Beprobung und Unterhaltung der Grundwassermessstellen,

9. die Nummern 1, 4, 5, 15, 17 und 18 für das Aufstellen und für die Unterhaltung von Schiff- fahrtszeichen im Deichvorland,

10. die Nummern 1, 4, 5, 10, 15 und 22 für Maßnahmen im Rahmen der Gewässerunterhaltung,

11. die Nummern 1, 2 und 4, soweit dies für die Ausübung der Fischerei- und Angelnutzung so- wie die Nummer 5 ausschließlich für die Fischereinutzung durch den Altengammer Fische- reiverein oder seiner Beauftragten an den hierfür bestimmten Stellen notwendig ist,

12. die Nummern 2, 4 und 5 für die Bisam- und Wanderrattenbekämpfung,

13. die Nummern 5 und 6 im Rahmen der ordnungsgemäßen Nutzung als Trabergestüt auf den Flurstücken 574, 575, 805, 837 und 1755 der Gemarkung Altengamme,

14. die Nummern 10 und 11 für die private Gewässernutzung auf den Flurstücken 575, 1755 und 1758 der Gemarkung Altengamme,

97 1 NSG-Verordnung PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

15. die Nummer 18 für das Anbringen von Schildern, die auf den Schutz des Naturschutzgebie- tes hinweisen oder als Ortshinweise dienen.

(3) Die zuständige Behörde kann auf Antrag im Einzelfall Ausnahmen zulassen von den Verboten des Absatzes 1 1. Nummer 25 für den Einsatz von Phosphor-, Kalium- und Kalk-Dünger,

2. Nummer 28, wenn die Zunahme von Monokulturen, zum Beispiel Ampfer, zu einer erhebli- chen Ertragsminderung oder Artenverarmung auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen führt.

§ 6

Ordnungswidrigkeiten

Ordnungswidrig nach § 29 Absatz 1 Nummer 1 des Hamburgischen Gesetzes zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes vom 11. Mai 2010 (HmbGVBl. S. 350) handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig den Verboten des § 5 Absatz 1 zuwiderhandelt.

§ 7

Schlussbestimmung

Die Verordnung zum Schutz von Landschaftsteilen in der Gemarkung Altengamme vom 19. April 1977 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 97), zuletzt geändert am 16. Januar 1989 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seiten 5, 7), und die Verordnung zum Schutz von Landschaftsteilen in der Gemarkung Neuengamme vom 19. April 1977 (Hamburgisches Ge- setz- und Verordnungsblatt Seite 102), zuletzt geändert am 24. August 1993 (Hamburgisches Ge- setz- und Verordnungsblatt Seite 231), treten außer Kraft, soweit Flächen durch diese Verordnung unter Schutz gestellt werden.

Gegeben in der Versammlung des Senats, Hamburg, den 19. September 2000.

98 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 2 AONZL

A 2 Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege (AONZL)

0-791

Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege Vom 29. Mai 1984

Fundstelle: Amtl. Anz. 1984, S. 909

Stand: letzte berücksichtigte Änderung: Abschnitt IV geändert durch Artikel 152 der Anordnung vom 20. September 2011 (Amtl. Anz. S. 2157, 2173)

I (1) Zuständige Behörde auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege, insbeson- dere für die Durchführung 1. des Bundesnaturschutzgesetzes - BNatSchG (BGBl. I S. 1193), zuletzt geändert am 8. April 2008 (BGBl. I S. 686, 688), 2. des Hamburgischen Naturschutzgesetzes (Hmb-NatSchG) in der Fassung vom 9. Oktober 2007 (HmbGVBl. S. 356, 392), 3. der Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates vom 9. Dezember 1996 über den Schutz von Exemplaren wild lebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels (ABl. EG Nr. L 61 S. 1), zuletzt geändert am 31. März 2008 (ABl. EU Nr. L 95 S. 3), und der Verordnung (EG) Nr. 865/2006 der Kommission vom 4. Mai 2006 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates über den Schutz von Exemplaren wild lebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels (ABl. EU Nr. L 166 S. 1), geändert am 4. Februar 2008 (ABl. EU Nr. L 31 S. 3), 4. des Gesetzes über den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer vom 9. April 1990 (Ham- burgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seiten 63, 64), geändert am 10. April 2001 (HmbGVBl. S. 52), 5. des Gesetzes über das ,,Sondervermögen Naturschutz und Landschaftspflege" vom 10. April 2001 (HmbGVBl. S. 51), und der darauf gestützten Rechtsverordnungen in der jeweils geltenden Fassung ist, soweit dort oder nachstehend nichts anderes bestimmt ist, die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. (2) Sie nimmt die Aufgaben der obersten Landesbehörde im Sinne des § 20 Absatz 3 BNatSchG wahr.

II (1) Zuständig für 1. die Durchführung der nach Artikel 6 Absatz 2 des Gesetzes zur Änderung des Hamburgischen Naturschutzgesetzes sowie zur Aufhebung und Änderung weiterer Vorschriften vom 3. April

99 2 AONZL PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

2007 (HmbGVBl. S. 119) übergeleiteten Grünordnungspläne einschließlich der Erteilung von Befreiungen nach § 48 HmbNatSchG von deren Festsetzungen, 2. die Durchführung der Festsetzungen im Sinne von § 7 Absatz 3 Satz 1 Nummern 4 und 5 HmbNatSchG solcher Bebauungspläne, für deren Aufstellung die Bezirke zuständig sind, ein- schließlich der Erteilung von Befreiungen nach § 48 HmbNatSchG davon, 3. die Erteilung des Einvernehmens zu Verpflichtungen nach § 9 Absätze 4 und 6 bis 8 Hmb- NatSchG sowie zur Untersagung nach § 9 Absatz 5 HmbNatSchG, sofern das Bezirksamt die nach anderen Rechtsvorschriften zuständige Behörde im Sinne von §§ 10 und 12 Hmb- NatSchG ist, 4. die Anforderung von Belegen über Fertigstellung und Durchführung nach § 9 Absatz 8 Hmb- NatSchG, sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, 5. die Entgegennahme von Anzeigen im Sinne des § 10 Absatz 2 HmbNatSchG sowie dazu er- forderliche Entscheidungen nach § 9 Absätze 4 bis 8 HmbNatSchG, 6. das Verlangen einer Sicherheitsleistung nach § 10 Absatz 3 HmbNatSchG, die zeitweilige Untersagung nach § 10 Absatz 4 HmbNatSchG sowie Anordnungen nach § 10 Absatz 5 HmbNatSchG, jeweils sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, 7. die Genehmigung der Verwendung von naturnahen Flächen oder Ödland nach § 11 a Hmb- NatSchG, 8. Anordnungen nach § 14 Absatz 3 Satz 1 HmbNatSchG, ausgenommen die nachfolgend unter Absatz 2 aufgeführten Naturschutzgebiete sowie den Nationalpark Hamburgisches Watten- meer, 9. die Verpflichtung zur Pflege nach § 14 Absatz 4 HmbNatSchG, 10. die Durchführung der auf Grund der §§ 15, 17, 19 und 20 HmbNatSchG erlassenen Verord- nungen einschließlich der Überwachung ihrer Ge- und Verbote, der Kennzeichnung nach § 23 Absatz 1 HmbNatSchG und der Übertragung der Betreuung nach § 44 HmbNatSchG sowie Anordnungen nach § 52 HmbNatSchG, 11. die Überwachung des Verbotes nach § 21 a Absatz 2 HmbNatSchG einschließlich der Ertei- lung von Befreiungen im Einzelfall nach § 48 a Absätze 1 und 2 in Verbindung mit § 48 Hmb- NatSchG, ausgenommen die Schutzgebiete ,,Hamburger Unterelbe" und ,,Rapfenschutzgebiet Hamburger Stromelbe" (Entscheidung der Kommission vom 12. November 2007 gemäß der Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Verabschiedung einer ersten aktualisierten Liste von Ge- bieten von gemeinschaftlicher Bedeutung in der atlantischen biogeografischen Region [ABl. EU Nr. L 12 S.1]) sowie die Naturschutzgebiete ,,Mühlenberger Loch/Neßsand", ,,Duvenstedter Brook", ,,Die Reit", ,,Stellmoorer Tunneltal", ,,Wohldorfer Wald", ,,Boberger Niederung", ,,Fischbeker Heide", ,,Wittmoor", ,,Höltigbaum", ,,Borghorster Elblandschaft" und ,,Moorgürtel", 12. die Durchführung der auf Grund von § 22 Absatz 1 HmbNatSchG erlassenen Verordnungen einschließlich der Überwachung ihrer Verbote sowie Anordnungen nach § 52 HmbNatSchG, 13. die Überwachung des Verwendungsverbotes nach § 23 Absatz 2 HmbNatSchG, 14. die Überwachung der Verbote nach § 26 Absätze 1 und 2 HmbNatSchG einschließlich der Zulassung von Ausnahmen nach § 26 Absatz 2 Satz 2 HmbNatSchG sowie der Erteilung von Befreiungen im Einzelfall nach § 48 HmbNatSchG, 15. die Genehmigung von Tiergehegen nach § 31 Absätze 1 und 2 HmbNatSchG einschließlich der Überwachung nach Maßgabe des § 31 Absätze 3 und 4 HmbNatSchG sowie der Über- wachung der Verwendungsbeschränkungen nach § 31 Absatz 5 HmbNatSchG, 16. die Überwachung der Beschränkungen zum Betreten der Flur nach § 33 Absätze 1 und 2 HmbNatSchG,

100 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 2 AONZL

17. die Bestimmung von Reitwegen und Reitflächen nach § 34 Absatz 1 HmbNatSchG sowie das Erteilen einer Befugnis im Einzelfall danach, 18. die Überwachung des Sperrverbotes nach § 35 Absatz 1 HmbNatSchG sowie die Anordnung der Beseitigung von Sperren nach § 35 Absatz 2 HmbNatSchG, sind, soweit nachstehend nichts anderes geregelt ist, die Bezirksämter. Sie sind neben der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt auch die zuständige Behörde für Anordnungen nach § 14 Absatz 1 und Absatz 3 Satz 2 HmbNatSchG, Zutritt und Untersuchungen nach § 47 HmbNatSchG und Datenverarbeitung nach § 47 a HmbNatSchG.

(2) Die Bezirksämter sind ferner im Rahmen eines Pflege- und Entwicklungsplanes nach § 15 Ab- satz 2 HmbNatSchG oder eines Maßnahmenplanes nach § 15 Absatz 6 HmbNatSchG zuständig für die Durchführung der auf Grund von §§ 15 und 16 HmbNatSchG erlassenen Verordnungen einschließlich der Überwachung ihrer Ge- und Verbote sowie der Kennzeichnung nach § 23 Absatz 1 HmbNatSchG, der Übertragung der Betreuung nach 0 HmbNatSchG und der Erteilung von Be- freiungen im Einzelfall nach § 48 HmbNatSchG oder nach § 48 a Absätze 1 und 2 in Verbindung mit § 48 HmbNatSchG, ausgenommen folgende Naturschutzgebiete: a) ,,Mühlenberger Loch/Neßsand" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Mühlenber- ger Loch/Neßsand vom 18. Oktober 2005 (HmbGVBl. S. 431), b) ,,Duvenstedter Brook" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook vom 29. Juli 1958 (Sammlung des bereinigten hamburgischen Landesrechts I 791-u), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), c) ,,Die Reit" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Die Reit vom 21. August 1973 (HmbGVBl. S. 401), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), d) ,,Stellmoorer Tunneltal" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunnel- tal vom 28. März 1978 (HmbGVBl. S. 87), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), e) ,,Wohldorfer Wald" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Wohldorfer Wald vom 9. Dezember 1980 (HmbGVBl. S. 377), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), f) ,,Boberger Niederung" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Boberger Niederung vom 21. Mai 1991 (HmbGVBl. S. 227), zuletzt geändert am 18. Dezember 2007 (HmbGVBl. S. 468), g) ,,Fischbeker Heide" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Fischbeker Heide vom 19. Mai 1992 (HmbGVBl. S. 101), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), h) ,,Wittmoor" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Wittmoor vom 22. Juli 1997 (HmbGVBl. S. 395), zuletzt geändert am 30. August 2005 (HmbGVBl. S. 375), i) ,,Höltigbaum" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Höltigbaum vom 26. Mai 1998 (HmbGVBl. S. 83), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), j) ,,Borghorster Elblandschaft" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft vom 19. September 2000 (HmbGVBl. S. 289), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), k) ,,Moorgürtel" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Moorgürtel vom 7. August 2001 (HmbGVBl. S. 306), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), l) ,,Auenlandschaft Norderelbe" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Auenland- schaft Norderelbe vom 16. Februar 2010 (HmbGVBl. S. 207), in der jeweils geltenden Fassung.

101 2 AONZL PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

(3) Absatz 1 Nummer 11 gilt nicht im Hafennutzungsgebiet nach § 2 des Hafenentwicklungsgeset- zes (HafenEG) vom 25. Januar 1982 (HmbGVBl. S. 19), zuletzt geändert am 18. November 2008 (HmbGVBl. S. 390), in der jeweils geltenden Fassung.

III (1) Die Aufgaben nach Abschnitt II Absatz 1 Nummern 2, 3 bis 6, 9, 10, 12 bis 14, 16 und 18 oblie- gen im Hafennutzungsgebiet nach § 2 HafenEG mit Ausnahme des durch die Gewässer Nieder- hafen, Binnenhafen, Zollkanal, Oberhafen, Oberhafenkanal und Norderelbe umschlossenen Ge- biets (Kehrwiederspitze, Speicherstadt und HafenCity) der Hamburg Port Authority. Sie ist dort auch die zuständige Behörde für Anordnungen nach § 14 Absatz 1 und Absatz 3 Satz 2 HmbNatSchG, Entgegennahme von Anzeigen nach § 46 HmbNatSchG, Zutritt und Untersuchun- gen nach § 47 HmbNatSchG und Datenverarbeitung nach § 47a HmbNatSchG.

(2) Die Hamburg Port Authority ist ferner in den außerhalb des Hafengebiets nach § 2 HafenEG liegenden Teilen ihres wasserwirtschaftlichen Zuständigkeitsgebiets nach Abschnitt III Absatz 1 Satz 1 der Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Wasserrechts und der Wasser- wirtschaft vom 7. April 1987 (Amtl. Anz. S. 849, 1249), zuletzt geändert am 16. Dezember 2008 (Amtl. Anz. S. 2667), in der jeweils geltenden Fassung, ausgenommen das Gebiet der Alten Süder- elbe landseitig des Neßhauptdeichs, das durch die Gewässer Niederhafen, Binnenhafen, Zollkanal, Oberhafen, Oberhafenkanal und Norderelbe umschlossene Gebiet (Kehrwiederspitze, Speicher- stadt und HafenCity) und das Gebiet Neuwerk zuständig für 1. die Erteilung des Einvernehmens zu Verpflichtungen nach § 9 Absätze 4 und 6 bis 8 Hmb- NatSchG sowie zur Untersagung nach § 9 Absatz 5 HmbNatSchG, sofern das Bezirksamt die nach anderen Rechtsvorschriften zuständige Behörde im Sinne von §§ 10 und 12 Hmb- NatSchG ist, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzgebieten, 2. die Anforderung von Belegen über Fertigstellung und Durchführung nach § 9 Absatz 8 Hmb- NatSchG, sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzgebieten, 3. die Entgegennahme von Anzeigen im Sinne des § 10 Absatz 2 HmbNatSchG sowie dazu er- forderliche Entscheidungen nach § 9 Absätze 4 bis 8 HmbNatSchG, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzgebieten, 4. das Verlangen einer Sicherheitsleistung nach § 10 Absatz 3 HmbNatSchG, die zeitweilige Untersagung nach § 10 Absatz 4 HmbNatSchG sowie Anordnungen nach § 10 Absatz 5 HmbNatSchG, jeweils sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, ausgenommen bei Na- tur- und Landschaftsschutzgebieten, 5. die Durchführung der auf Grund von § 22 Absatz 1 HmbNatSchG erlassenen Verordnungen einschließlich der Überwachung ihrer Verbote, ausgenommen bei den vorläufig für Natur- schutzgebiete sicher gestellten Flächen, 6. die Kennzeichnung nach § 23 Absatz 1 HmbNatSchG, 7. die Anordnung der Beseitigung von Sperren nach § 35 Absatz 2 HmbNatSchG, 8. die Übertragung der Betreuung nach § 44 HmbNatSchG, ausgenommen bei Natur- und Land- schaftsschutzgebieten, 9. die Entgegennahme von Anzeigen und die Entscheidungen beim Fund unbekannter Natur- gebilde nach § 46 HmbNatSchG, ausgenommen bei Naturschutzgebieten, 10. Anordnungen nach § 52 HmbNatSchG, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzge- bieten.

102 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 2 AONZL

IV Die Aufgabe nach Abschnitt II Absatz 1 Nummer 9 obliegt, soweit sich die Verpflichtung zur Pflege auf Wald im Sinne des § 1 Absatz 1 des Landeswaldgesetzes vom 13. März 1978 (HmbGVBl. S. 74), zuletzt geändert am 3. April 2007 (HmbGVBl. S. 104, 106), in der jeweils geltenden Fassung bezieht, der Behörde für Wirtschaft Verkehr und Innovation.

1) V Auf Grund von § 2 Absatz 2 des Gesetzes zur Errichtung der Hamburgischen Friedhöfe - Anstalt öffentlichen Rechts - vom 8. November 1995 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 290) wird bestimmt: Die Aufgaben nach Abschnitt II Absatz 1 Nummer 10, soweit es die Durchführung der Baumschutz- verordnung vom 17. September 1948 (Sammlung des bereinigten hamburgischen Landesrechts I 791-i), zuletzt geändert am 2. Juli 1981 (Hamburgisches Gesetz und Verordnungsblatt Seite 167), auf den Friedhöfen der Hamburger Friedhöfe - Anstalt öffentlichen Rechts - betrifft, obliegen die Hamburger Friedhöfe - Anstalt öffentlichen Rechts -.

Fußnoten 1) Geändert und geänderte Bezeichnung 17.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt IV ist jetzt Abschnitt V

2) VI (1) Zuständig für 1. die Ausübung des Vorkaufsrechts nach § 37 HmbNatSchG, 2. Entschädigungsangelegenheiten nach § 39 Absätze 1 bis 4 HmbNatSchG, 3. Entscheidungen nach § 39 Absatz 5 HmbNatSchG ist die Finanzbehörde.

(2) Für das Enteignungsverfahren nach § 38 HmbNatSchG in Verbindung mit dem Hamburgischen Enteignungsgesetz in der Fassung vom 11. November 1980 (HmbGVBl. S. 305), zuletzt geändert am 18. Juli 2001 (HmbGVBl. S. 251, 254), in der jeweils geltenden Fassung gilt die Anordnung zur Durchführung des Hamburgischen Enteignungsgesetzes vom 18. Februar 2003 (Amtl. Anz. S. 833) in ihrer jeweils geltenden Fassung.

Fußnoten 2) Geänderte Bezeichnung 171.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt V ist jetzt Ab- schnitt VI

2) VII Fachbehörde nach §§ 42 und 44 bis 46 des Bezirksverwaltungsgesetzes vom 6. Juli 2006 (HmbGVBl. S. 404, 452), geändert am 19. Oktober 2006 (HmbGVBl. S. 519, 521), in der jeweils geltenden Fassung ist

103 2 AONZL PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

Fußnoten 2) Geänderte Bezeichnung 17.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt VI ist jetzt Ab- schnitt VII.

3) VIII Die Anordnung zur Durchführung des Naturschutzrechts vom 4. Juni 1974 mit der Änderung vom 1. Februar 1979 (Amtlicher Anzeiger 1974 Seite 833, 1979 Seite 242) und die Anordnung zur Durchführung des Gesetzes zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen vom 15. August 1978 mit der Änderung vom 1. Februar 1979 (Amtlicher Anzeiger 1978 Seite 1509, 1979 Seite 242) werden aufgehoben.

Gegeben in der Versammlung des Senats,

Hamburg, den 29. Mai 1984.

Fußnoten 3) Geänderte Bezeichnung 17.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt VII ist jetzt Ab- schnitt VIII.

104 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand

ANHANG B: BESTANDSANALYSE

B 1 Abiotischer Zustand

B 1.1 Naturraum

Hamburgs Landschaftsraum ist geprägt durch den Gegensatz der höher gelegenen, mehr oder weniger bewegten Geestlandschaft und der großflächigen, ebenen Marschenland- schaft. Gliederung und Aufbau des Naturraumes sind im Wesentlichen auf die eiszeitliche und nacheiszeitliche Landformung zurückzuführen: Durch das Schmelzwasser abtauen- der Gletscher entstand das breite Urstromtal der Elbe. Der Gezeitenfluß führte zur Bil- dung des Elbästuars mit seinen Stromverlagerungen und -spaltungen. Aus Ablagerungen entstanden die Marschgebiete in der Unterelbeniederung. Die Altengammer Elbwiesen liegen nach SSYMANK ET AL . (1998) in der naturräumlichen Haupteinheit D 24 „Untere El- beniederung (Elbmarsch)“ innerhalb der Großlandschaft „Nordwestdeutsches Tiefland“, gemäß Geographischer Landesaufnahme (Naturräumliche Gliederung, BIatt 57 Ham- burg-Süd, August 1964) zur naturräumlichen Einheit 670 „Harburger Elbmarschen“, nach SCHIPULL (ohne Jahr) zur Teileinheit 673.10 „Vier- und Marschlande“.

B 1.2 Geologie und Böden

Das Altengammer Vorland liegt im Elbe-Urstromtal. Während der Eiszeiten des Quartärs ist die Oberfläche Norddeutschlands mehrfach grundlegend umgestaltet worden. Beim Rückzug des Eises aus der letzten Eiszeit (Weichsel-Eiszeit) wurde das Urstromtal durch die Schmelzwässer der Gletscher ausgeräumt und es wurden flächig in großer Mächtig- keit Schmelzwassersande abgelagert. Im Elbtal liegen vielfach die Sande und Kiese der Weichsel-Eiszeit unmittelbar über den Ablagerungen des Tertiärs. Infolge des Meeres- spiegelanstieges nach Abtauen der Eismassen gelangte die Elbe wieder unter Tideein- fluss, und es lagerten sich feinkörnige, tonhaltige Sedimente ab. Im Gebiet finden sich als oberflächenahe Ablagerungen Auesande, z.T. über perimarinen Ablagerungen über Nie- dermoortorf. Parallel zur Elbe hat sich durch die wiederkehrenden Überschwemmungser- eignisse ein Uferwall von etwa 3 m bis 4 m Höhe über Normalnull (NN) ausgebildet. Die- ser wurde zwar wahrscheinlich als Sommerdeich künstlich erhöht, insgesamt blieb jedoch die Anordnung der auentypischen Geländeformen erhalten. Als Bodengesellschaft findet sich sandiger bis schluffiger Auengley über Sand vergesell- schaftet mit tonig-schluffiger typischer Flussmarsch, stellenweise anthropogen stark ver- ändert, sowie im stärker tidebeeinflussten westlichen Bereich sandiger bis schluffiger Au- engley über Sand, vergesellschaftet mit Nassgley; stellenweise sind Kleibänder und or- ganogene Schichten zwischengelagert [Geologische Übersichtskarte Hamburg (1986), Baugrundübersichtskarte (1985), Bodenökologische Konzeptkarte des Landschaftspro- gramms Hamburg (1989)].

105 1 Abiotischer Zustand PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Im Rahmen der Herstellung eines Priels im zentralen Bereich des Altengammer Vorlan- des wurde eine Baugrunduntersuchung durchgeführt (STEINFELD & PARTNER 2008), der- zufolge sich die Schichtung etwa wie folgt darstellt: • Mutterboden (Mächtigkeit bis ca. 0,5 m) • Auffüllungen aus Klei und/oder Sanden (Mächtigkeit zwischen 2 m und 2,7 m) • Klei und Sand in Wechsellagerung in unterschiedlicher Mächtigkeiten • Sande aus überwiegend Mittelsand Die Geländeoberfläche steigt von der Elbe aus nach Norden an und senkt sich dann in Richtung Schlinz im Norden bzw. Westen wieder. Die Höhen liegen zwischen +2,50 m NN am Elbufer, 3,50 mNN bis 4,50 mNN im Bereich des Uferwalls und bis zu 5,50 m NN beim ehemaligen Sportplatz (künstliche Aufschüttung). Im Verlauf der Schlinz liegt das Gelände im Mittel bei +3,00 m NN. In der nachfolgenden Abbildung sind die Geländehöhen, basierend auf Daten einer La- serscanbefliegung und ergänzt um den Höhenverlauf der Elbsohle basierend auf Peilda- ten, dargestellt (KNABE INGENIEURE 2009).

Abbildung B1.2-1: Relief. Die Höhen der blau/grün dargestellten Flächen im Vorland liegen zwischen 2,50 mNN und 3,00 mNN, die beige-braun bis rot-braun dargestellten Flächen liegen zwischen 3,00 mNN und 5,50 mNN. Die Abstufung erfolgt in 0,5 m-Intervallen (KNABE INGENIEURE 2009).

106 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand

B 1.3 Hydrologie

Oberflächengewässer Die Elbe verläuft südlich der Altengammer Elbwiesen und reicht mit Buchten, Prielen und Auskolkungen in die Fläche hinein, stellenweise sind Qualmwassertümpel erhalten. Die Elbe ist ein typischer Tieflandfluss mit sehr geringem Gefälle, sie ist Bundeswasserstraße und wird von der Binnenschifffahrt sowie fischereiwirtschaftlich genutzt. Durch bauliche Maßnahmen (u.a. Eindeichungen, Fahrrinnenvertiefungen zwischen Hamburger Hafen und Elbmündung, Errichtung der Staustufe in Geesthacht 1960) wurden die hydraulischen Verhältnisse in der Elbaue erheblich verändert. Bis vor knapp 100 Jahren reichte der Tideeinfluss nur bis Hoopte (Strom-km 600). Der Stromabschnitt von Hoopte bis Geest- hacht, also auch der Abschnitt im Bereich der Altengammer Elbwiesen, gehörte noch zur rein fluvial geprägten Mittelelbe, wird inzwischen jedoch dem Elbeästuar mit Tideeinfluss zugerechnet, wobei der Tidehub bei Geesthacht 2,2 m beträgt. Kein anderer Abschnitt der Unterelbe hat infolge des Tidehubanstiegs in so kurzer Zeit eine derart drastische Veränderung seiner ökologischen Eigenschaften erfahren. Die obere Tideelbe führt je- doch noch ganzjährig Süßwasser, eine Vertiefung für Zwecke der Seeschifffahrt hat nicht stattgefunden, so dass die Wassertiefe größtenteils weniger als 10 m beträgt und die Sauerstoffversorgung ganzjährig ausreichend ist. Die Form und Gestalt des Hauptfluss- bettes der Elbe ist schwach gewunden und durch wasserbauliche Maßnahmen, wie z. B. Buhnen und Deckwerke, festgelegt. Unerwünschte Fahrrinnenverflachungen werden durch sog. Unterhaltungsbaggerung behoben, jedoch nur punktuell und in geringem Um- fang (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Die jährlichen Gewässergüteuntersuchungen weisen die Elbe als kritisch belastetes Ge- wässer aus (Güteklasse II-III). Die Elbe ist im Hamburger Abschnitt signifikant mit Nähr- stoffen belastet, das Qualitätsziel (LAWA-Klasse II) wird für die Mehrheit der Nährstoff- Parameter nicht erreicht. Auffällig sind ferner vor allem Qualitätsnorm-Überschreitungen für Di-, Tri- und Tetrabutylzinn sowie Triphenylzinn. Die Nutzungen Schifffahrt und Hoch- wasserschutz tragen u.a. dazu bei, dass die Elbe als erheblich verändertes Gewässer gemäß Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) eingestuft wird und der gute ökologische Zu- stand sowohl bezüglich der biologischen und der chemisch-physikalischen Qualitätskom- ponente als auch bezüglich der Qualitätskomponente Gewässermorphologie nicht zu er- reichen ist. Umweltziel gemäß WRRL ist das gute ökologische Potenzial und der gute chemische Zustand, wobei die Elbe dem Referenztyp des „sandgeprägten, tidebeeinfluss- ten Stroms des Tieflandes“ und der sog. Brassenregionen der Fischgemeinschaften zu- gerechnet wird (FHH 2005, ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). In Ableitung aus den Wasserstandsdaten des Pegel Altengamme (Elbe-km 588,9) und des Pegel Zollenspieker (Elbe-km 598,2) wurde für die Altengammer Elbwiesen ein Mittle- res Tidehochwasser (MThw) bei +2,65 mNN und ein mittleres Tideniedrigwasser (MTnw) bei +0,30 mNN ermittelt (KNABE INGENIEURE 2009). Bei außerordentlichen Hochwässern erfolgt eine Überflutung des gesamten Vorlandes.

107 1 Abiotischer Zustand PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Die in das Vorland hineinführenden Priele stehen in direkter Verbindung zur Elbe und unterliegen dem Tideeinfluss. Die Schlinz ist im Mündungsbereich durch Deckwerk befes- tigt. Aufgrund der Sohllage im nördlichen Teil der Schlinz (ca. +1 mNN bis ca. +1,80 mNN) nimmt der Tideeinfluss im Norden ab, d.h. der Einfluss beschränkt sich zeitlich auf die höheren Wasserstände im Tidefluss. Die Schlinz wird im nördlichen Bereich durch zwei Überführungsbauwerke (Rohrdurchlässe) in ihrer ökologischen Durchgänigkeit und natürlichen Dynamik gestört. Der östliche Durchlass war zusätzlich mit Stauklappen ver- sehen, die ein Einströmen des Wassers behinderten. Im Rahmen von Kompensations- maßnahmen wurden die Stauklappen kürzlich entfernt und die Rohrdurchlässe im Durchmesser vergrößert, so dass sich die Durchgängigkeit für Gewässerorganismen er- höht und der Tideeinfluss im Oberlauf verstärkt hat. Etwa im mittleren Bereich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer mit einem Ufersaum aus Simsen und Flutrasenvegetation. Östlich davon, bei Elbe-km 591,13, wurde im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen ein Priel herge- stellt. Er hat eine Länge von ca. 475 m bezogen auf die Prielsohle und umfasst bei einer Sohltiefe von ca. 0,6 m unter MTnw eine dauerhaft wasserführende Fläche von ca. 0,8 ha bzw. eine dem Tidehub unterliegende Fläche von ca. 1,9 ha. Die Böschungen sind im Mündungsbereich zur Elbe mit Wasserbausteinen und oberhalb der Böschungsoberkante mit Erosionsschutzmatten befestigt. Im nördlichen Bereich des angelegten Priels hat sich durch natürliche Überschwemmungs- und Abflussereignisse zwischenzeitlich ein kleiner Nebenpriel gebildet. Aufgrund des Reliefs (vgl. Abb. B 1.2-1) wird sich der Nebenpriel voraussichtlich weiter Richtung Norden entwickeln und sich ggf. mit der Schlinz verbin- den. Weiterhin sind im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen zwei Entwässerungs- gräben vorhanden, von denen sich der westliche in Richtung Priel entwickelt. Für eine Einstufung als Priel muss die Erosion noch weiter voranschreiten, so dass die Tide re- gelmäßig einpendelt und nicht nur – wie bislang - bei höheren Hochwässern (über MThw).

Grundwasser Die unterhalb der z.T. lückig ausgebildeten Kleischicht anstehenden Sande des Holozäns und der Weichsel-Kaltzeit bilden den oberflächennahen Grundwasserleiter. Als tiefere Grundwasserleiter können die Sande und Kiese der Elster-Kaltzeit sowie die Oberen und Unteren Braunkohlesande angesprochen werden. Die einzelnen Grundwasserleiter sind innerhalb des Gebiets durch undurchlässige Schichten (Hamburger Ton) getrennt. Groß- räumig stehen die Grundwasserleiter über sogenannte Fenster in Verbindung (Karte Flu- rabstände und Grundwassergleichen des Landschaftsprogramms Hamburg, 1983). Da die Elbe im Grundwasseranschluss an den 1. Hauptgrundwasserleiter liegt, bestehen zwischen dem Oberflächengewässer Elbe und dem Grundwasser enge hydraulische Ver- bindungen, die zu tideabhängigen Schwankungen des Grundwasserstandes führen. Der minimale Grundwasserflurabstand zum oberflächennächsten Grundwasserleiter des hydrologischen Jahres 1995 fällt größtenteils in die Klasse 0 bis 2,5 m unter Gelände, im

108 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand

Bereich der Uferwälle und in Deichnähe in die Klasse 2,5 m bis 5 m, stellenweise bis 7,5 m unter Gelände (http://geoportal.metropolregion.hamburg.de/ mapbender/). Im Norden der Altengammer Elbwiesen grenzt binnendeichs die Schutzzone III des Was- serschutzgebietes Curslack/Altengamme an.

B 1.4 Klima

Großräumig betrachtet (makroklimatisch) zählt der Hamburger Raum zum atlantischen Klimabereich. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8,5 – 9 °C, die Januartemperatur liegt im langjährigen Mittel bei 0 - 1 °C, die Julitemperatur bei 16 – 17 °C. Die jährliche mittlere Sonnenscheindauer beträgt 1.400 – 1.500 Stunden, mit 25 – 50 Stunden im Ja- nuar und 200 - 225 Stunden im Juli. Die mittlere Niederschlagshöhe beträgt 700 – 800 mm/Jahr, der Wind kommt überwiegend aus westlichen Richtungen (Klimaatlas Bundes- republik Deutschland: www.dwd.de). Dabei weist das gesamte Elbniederungsgebiet und somit auch die Vier- und Marschlan- de, in denen sich die Altengammer Elbwiesen befinden, einige lokalklimatische Beson- derheiten auf: Im Vergleich zum übrigen Hamburger Gebiet sind die jährlichen Wärme- schwankungen größer, die mittleren Monatstemperaturen höher, die Niederschlagsvertei- lung ist gleichmäßiger, die Sonnenscheindauer in den Sommermonaten ist länger und die Jahresniederschläge sind mit ca. 680 mm/a geringer. Das Elbtal zählt zu den frostgefähr- deten Bereichen; bei entsprechenden atmosphärischen Bedingungen sammeln sich die kalten Luftmassen in der Niederung. Diese lokalklimatischen Besonderheiten führen in ihrer Gesamtheit zu einer Kontinentalisierung des Klimas, was sich auch dadurch zeigt, das hier sonst nur weiter östlich verbreitete Arten vorkommen können (HEYDEMANN 1997). Die Altengammer Elbwiesen befinden sich im ländlichen Stadtrandbereich. Das Klimapo- tenzial des Hamburger Stadtgebietes ist im Rahmen des Landschaftsprogramms anhand einer Klimatopbewertung erfasst worden. Demnach werden die Altengammer Elbwiesen als Klimatop „feuchte Standorte mit Gehölzanteil“ den bioklimatischen und lufthygieni- schen Entlastungsräumen und Kalt-/ Frischluftentstehungsgebieten zugeordnet. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat u.a. für das FFH-Gebiet Borghorster Elblandschaft die Klimaentwicklung für den Zeitraum von 2026 bis 2055 in einem „feuch- ten“ und einem „trockenen“ Szenario prognostiziert (www.pik-potsdam.de: "Klimawandel und Schutzgebiete"). Die erstellten Prognosen sagen eine deutliche Zunahme der Win- terniederschläge, einen Rückgang der Sommerniederschläge, sowie insgesamt höhere Winter- wie Sommertemperaturen voraus. So wird sich die Zahl der Sommertage mit Ta- gestemperaturen von mehr als 25 °C von 20,47 im Referenzzeitraum (1961-1990) auf 43,70 (feuchtes Szenario) bzw. 46,73 (trockenes Szenario) mehr als verdoppeln. Die Zahl der heißen Tage mit Temperaturen über 30 °C wird deutlich steigen (von 2,60 Tagen auf 10,33 im feuchten bzw. 10,43 im trockenen Szenario) und die Zahl der Frosttage, bei de- nen die Tagestemperatur unter 0 °C sinkt, deutlich abnehmen (von 79,13 im Referernz- zeitraum auf 41,30 im feuchten bzw. 45,40 im trockenen Szenario).

109 1 Abiotischer Zustand PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

In Kapitel 5 "Gefährdungen und Belastungen" werden die Konsequenzen dargestellt, die sich für Lebensräume und Arten der Altengammer Elbwiesen aus den Klimaprognosen und den sich daraus ergebenden Veränderungen abiotischer Faktoren ableiten.

B 1.5 Nutzung und Nutzungsgeschichte

Die Ufer der Tideelbe wurden ursprünglich von einer schilfigen Sumpflandschaft einge- nommen, die schon früh durch den Menschen verändert wurde: Mit dem Einsetzen der Eisenzeit und dem damit zunehmenden Holzbedarf für die Eisenverhüttung wurden groß- flächig Waldgebiete der Mittel- und Oberelbe gerodet. Dieses hatte weitreichende Erosio- nen der Böden zu Folge. Die Sedimentführung der Elbe erreichte so große Frachten, dass die mit Schilf und Röhrichten bewachsene Uferlandschaft am Unterlauf der Elbe förmlich im Schlamm erstickte. Die Marschlandschaft des heutigen Typs entstand, wobei das Höhenniveau bis heute von der Sedimentführung einerseits und der Höhe und Häu- figkeit der Sturmfluten andererseits geregelt wird (HPA & WSV 2010). Auf den nun höher liegenden, an die Elbe angrenzenden Flächen breitete sich eine Au- waldvegetation aus, deren Bestand jedoch nicht von Dauer war: bereits im 8. Jahrhundert wurde durch die zunehmende Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung der Auwald bis auf wenige Restbestände verdrängt (HPA & WSV 2010). Um das Jahr 1000 wurde mit dem Bau eines Deich- und Entwässerungssystems begon- nen, das die Erschließung neuer landwirtschaftlicher Flächen ermöglichte, einhergehend mit tiefgreifenden Veränderungen der natürlichen Flussdynamik. Ab 1200 bestanden durchgängige Linien von flachen Sommerdeichen an beiden Ufern der Tideelbe. Die Be- bauung erfolgt weiterhin auf Warften, da die höheren Wintersturmfluten von den Deichen noch nicht abgewehrt wurden. Erst im 16. Jahrhundert erhielten die Deiche eine Höhe, die ganzjährig Hochwasserschutz bot. Im Zuge der Eindeichungen wurden die Nebenar- me der Elbe vom Hauptfluss abgetrennt. So wurde die nordwestlich der Altengammer Elbwiesen verlaufende Dove Elbe in den Jahren 1437/38 am Gammer Ort durch einen Verbindungsdeich zwischen den Inseln Altengamme und Neuengamme vom Hauptstrom der Unterelbe abgetrennt, um das Fahrwasser des Hamburger Hafens zu verbessern (http://de.wikipedia.org/wiki/Dove_Elbe). Altengamme selbst wird erstmals 1188 urkundlich erwähnt. Der Name bedeutet Alte Erde und leitet sich aus dem indogermanischen Wort Gham bzw. Ghama für Erde ab. 1420 erlangten Hamburg und Lübeck die gemeinsame Herrschaft über das Dorf. Seit 1556 ist es mit Curslack, Kirchwerder und Neuengamme als die Vierlande bekannt. Nach dem Ende der „beiderstädtischen“ Herrschaft gehörte Altengamme seit 1868 zum Hamburger Landgebiet (Landherrenschaft Bergedorf). 1938 erfolgte durch das Groß-Hamburg- Gesetz die vollständige Eingemeindung nach Hamburg (http://de.wikipedia.org/wiki/ Hamburg-Altengamme). Die in den Altengammer Elbwiesen vorkommenden FFH-Lebensraumtypen Brenndolden- Auenwiesen und Magere Flachland-Mähwiesen sind keine natürlichen Lebensgemein- schaften (vgl. ANONYMUS 2002) sondern als Folge einer entsprechenden Wiesennutzung aus ehemals natürlichen Standorten hervorgegangen und wären ohne menschliche Ein-

110 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand flüsse entsprechend nicht vorhanden. Eine Rodung der Auwälder und Nutzung der Altengammer Elbwiesen als Wiesen und Weiden hat dabei bereits vor mehreren hundert Jahren stattgefunden: auf einer Karte der Elbinseln von 1702 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N57.html) sind die Altengammer Elbwiesen bereits annähernd in ihrer heutigen Form dargestellt, die Darstellung in einer Karte von 1745 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N58.html) lässt vermuten, dass die Altengammer Elbwiesen zur Elbe hin teilweise mit einem Deich oder Uferbefestigungen versehen wurden, um die Fläche vor Erosion und häufigen Überflutungen zu schützen. Die Preußische Landaufnahme von 1880 zeigt eine Intensivierung der Nutzung mit meh- reren Gebäuden im östlichen Vorland, einzelnen Entwässerungsgräben, mehreren Wirt- schaftswegen und im zentralen Bereich einzelnen Ackerflächen. Eine Karte von 1961 zeigt bereits den relativ zentral in den Altengammer Elbwiesen angelegten Sportplatz. Die öffentliche Hochwasserschutzanlage wurde in ihrer jetzigen Lage in den Jahren nach der Sturmflut von 1962 errichtet, wodurch das Vorland Richtung Elbe verkleinert wurde. Die Hochwasserschutzanlage wurde vor einigen Jahren an den damals gültigen Bemes- sungswasserstand angepasst. Durch die jahrhundertelange weitgehend extensive Nutzung in Verbindung mit regelmä- ßigen Überschwemmungen und dem in Teilen noch vorhandenen auentypischen Relief entwickelten sich artenreiche Grünländer. Aufgrund ihres offenen Charakters stellen die Altengammer Elbwiesen einen wertvollen Lebensraum insbesondere für Wiesenvögel dar und werden regelmäßig von Zug- und Rastvögeln zur Nahrungssuche und als Ruheplatz ausgesucht. Die Unterschutzstellung der Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft erfolgte im September 2000.Die Meldung des gleichnamigen FFH-Gebiets an die EU erfolgte bereits im Dezember 1999; seit Dezember 2004 ist das FFH-Gebiet durch die EU anerkannt. Seit der Unterschutzstellung wurde der Sportplatz zurückgebaut und bis zum Jahr 2008 ein Großteil der Altengammer Elbwiesen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes mit dem Ziel der Grünlandextensivierung bewirtschaftet. Aktuell bestehen noch Bewirtschaftungs- verträge mit Weide- bzw. Wiesennutzung im Bereich des neu angelegten Priels in der Mitte des Altengammer Vorlandes und im Westen des Gebiets. Ein Teil des Vorlandes dient als Ausgleichsfläche im Rahmen der Errichtung und des Be- triebs eines Kohlekraftwerkes. Auf den Flächen wurde ein Priel neu angelegt bzw. soll Grünland, Röhricht und Auwald entwickelt werden. Es bestehen Fischereipachtverträge mit mehreren Angelvereinen, wobei die Elbe zwi- schen Stromkilometer 588 bis zur Einmündung der Schlinz zu den Vereinsgewässern gehört.

111

PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

B 2 Biotischer Zustand

B 2.1 Biotoptypen und Vegetation

B 2.1.1 Methodik

Die Altengammer Elbwiesen wurden im Rahmen der Biotopkartierung in Hamburg zuletzt in 2012 flächendeckend erfasst. Naturnahe Biotope mit mittlerer bis hoher Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz - insbesondere Biotope, die unter Schutzkategorien gemäß § 30 BNatSchG in Verbindung mit § 14 HmbBNatSchAG fallen oder Lebensraumtypen (LRT) gemäß FFH-Richtlinie sind, sowie nicht geschützte Biotope mit Anteilen naturnaher Vegetation bzw. natürlicher Lebensgemeinschaften - wurden individuell als Biotop kartiert und jeweils auf einem gesonderten Erhebungsbogen beschrieben und bewertet. Nur we- nige Teilflächen der Altengammer Elbwiesen erfüllen diese Kriterien nicht und wurden einem in der Kartieranleitung für die Biotopkartierung Hamburg (BRANDT & ENGELSCHALL 2011) definierten Biotoptyp zugeordnet. Auf eine detaillierte Beschreibung mittels Erhe- bungsbogen wurde in diesen Fällen verzichtet. Seit 1997 werden auch bedeutende Ein- zelbäume im Biotopkataster erfasst. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Bäumen, die aus Sicht des Naturschutzes wegen Art, Alter, Zustand, Wuchs und Fauna oder als Be- standteil des Stadt- und Landschaftsbildes von Bedeutung sind. Als Ergänzung zu den Daten der Hamburger Biotopkartierung wird auf die Erfassung der Gefäßpflanzenarten der Roten Liste Hamburgs zurückgegriffen, die im Zuge der im Altengammer Vorland durchgeführten Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kraftwerks im Oktober/November 2008 durchgeführt wurde (LEGUAN 2009). Auf- grund des Beauftragungstermins konnten die Frühblüher damals nicht mehr aufgenom- men werden, auch für die gesicherte Feststellung einiger Arten wie z. B. der Sumpf- Brenndolde ( Selinum dubium ) lag die Erfassung zu spät, so dass es sich um keine sys- tematische Erfassung handelt. Jedoch wurden in der ausgewerteten Unterlage (LEGUAN 2009) die floristischen Angaben der Biotoptypen- und Grünlandkartierung der BSU aus den Jahren 2004 und 2005 berücksichtigt, so dass davon ausgegangen wird, dass das relevante Artenspektrum abgebildet wurde. Eine weitere Datengrundlage bildet die im Zusammenhang mit den Ausgleichsflächen für Bau und Betrieb eines Kraftwerks durchgeführte Umweltbaubegleitung und Erfolgskon- trolle (LEGUAN 2011) sowie der Jahresbericht 2013 (LEGUAN 2014). Für die Vegetations- aufnahmen im Rahmen der Erfolgskontrolle wurden 2010 insgesamt 12 Dauerquadrate mit einer Flächengröße von je 25 m² (5 x 5 m) angelegt. Die Dauerquadrate wurden mit- tels GPS eingemessen, zudem wurde an jeder Ecke ein Magnet etwa 20 cm tief im Bo- den eingebracht, der dann mittels eines Metalldetektors aufgefunden werden kann. Die pflanzensoziologische Ersterfassung der Dauerquadrate erfolgte am 27.05.2010 nach der Methodik von BRAUN -BLANQUET (1964), um den Ausgangszustand zu dokumentieren. Dabei werden auf einer homogenen Fläche, geordnet nach Schichten (Baum-, Strauch-,

113 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Krautschicht) die vorkommenden Pflanzenarten aufgelistet und gemäß dem Deckungs- grad, also der Bodenfläche, die ihre Blätter bedecken, und dem Wuchsverhalten (Soziabi- lität) bewertet. In 2013 erfolgte im Rahmen der Erfolgskontrolle eine erneute Erfassung der 12 Dauer- quatrate. Zudem wurden Standorte von Selinum dubium und Oenanthe conioides erfasst.

B 2.1.2 Bestand

Im Rahmen der Biotopkartierung in Hamburg wurden in den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft insgesamt 45 Biotope kartiert, die 25 ver- schiedenen Biotoptypen gemäß des Biotopschlüssels zugewiesen wurden. Von den 45 innerhalb der NSG-Grenzen kartierten Biotopen sind 26 (14 der 25 verschiedenen Bio- toptypen) gesetzlich geschützt nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG, 18 der 45 Biotope (8 der 25 verschiedenen Biotoptypen) sind als FFH-Lebensraumtypen (insge- samt 5 verschiedene Lebensraumtypen) im Sinne der FFH-Richtlinie anzusprechen. Den größten Flächenanteil an den FFH-Lebensraumtypen sowie den gesetzlich geschützten Biotopen haben die Brenndolden-Auenwiesen (11,65 ha) und die Flusswattflächen der Elbe und Priele (rund 11 ha inkl. des neu angelegten Priels). Die Ergebnisse der Biotop- kartierung 2012 sind in Karte 1 dargestellt. Die Altengammer Elbwiesen wurden bislang überwiegend grünlandwirtschaftlich als Rin- der- und Schafweide sowie als Mähgrünland im Rahmen des Vertragsnaturschutzes na- turverträglich bewirtschaftet. Die Ausprägung der Grünländer wechselt in Abhängigkeit von Nutzungsform und –intensität sowie der Standortverhältnisse. In den intensiver ge- nutzten und überwiegend höher gelegenen Bereichen finden sich artenarme Grünlandflä- chen (GIM), daneben treten im Wechsel artenreichere Bestände wie Glatthafer- und Wie- sen-Fuchsschwanz-Wiesen (GMG, GMM), artenreiche Weide frischer bis mittlerer Stand- orte (GMW) sowie sonstiges mesophiles Grünland (GMZ) mit Vorkommen zahlreicher gefährdeter oder seltener Pflanzenarten auf. Auf höher gelegenen Bereichen der Uferwäl- le kommen stellenweise Bestände von Feld-Mannstreu ( Eryngium campestre ; RL HH 2) und Dorniger Hauhechel ( Ononis spinosa , RL HH 1) vor. Auf einigen wechselnassen Grünlandflächen (GFC) wurde die Sumpf-Brenndolde ( Selinum dubium , RL HH 1) festge- stellt. Aufgrund fehlender oder ungeeigneter Pflege (Beweidung statt Mahd) befinden sich die Brenndolden-Auenwiesen in einem stark degradierten Zustand. Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln ver- unkrautet, wodurch die Flächen für Wiesenvögel an Wert verlieren und z.T. seltene Pflanzenarten wie der Feld-Mannstreu verdrängt werden. Die Grünlandflächen werden vereinzelt von Gräben (FGV) durchzogen. An einem Graben tritt die Sumpf-Wolfsmilch ( Euphorbia palustris RL HH 1) auf. In einem Parzellenzwickel am Ufer im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen ist eine sehr blüten- und insektenreiche Gras- und Staudenflur ausgebildet (vgl. ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Die Fläche ist von Gebüschen vor dem Wind abge- schirmt und thermisch begünstigt (nicht in der Karte dargestellt).

114 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Im Westen verläuft deichparallel die Schlinz (FWP), ein ca. 1.200 m langer, vom Tiden- hub beeinflusster Priel. Das Wasser strömt hier je nach Tidenstand ein bzw. aus. Bei Eb- be fallen die Flächen zum Teil trocken. Der Mündungsbereich zur Elbe hin ist im gesam- ten Profil befestigt. Im weiteren Verlauf weist die Schlinz nur wenig bis keinen Verbau oder Befestigung durch Steinschüttungen auf. Im Wasserlauf finden sich Schlickbänke, die bei Niedrigwasser trocken fallen, sowie kleinere Schilfinseln. Im östlichen Abschnitt ist die Schlinz begradigt und teilweise befestigt. Zwar reicht der Tideeinfluss noch bis hier- her, Schlammbänke und Wasservegetation finden sich hier jedoch nicht. Die Schlinz wird gesäumt von Schilfröhricht (NRS) und Rohrglanzgras-Röhricht (NRG), etwas abseits befindet sich ein Wasserschwaden-Röhricht (NRW), kleinflächig sind Wei- dengebüsche unter Tideeinfluss vorhanden, die vornehmlich von Sal-Weide ( Salix cap- rea ) geprägt sind (nicht in der Karte dargestellt). Der ehemals vorhandene Auwald ist aufgrund von Rodungen und nachfolgender Grünlandnutzung nur in Resten erhalten, die Altengammer Elbwiesen sind insgesamt recht gehölzarm. Im westlichen Bereich finden sich am Elbufer und verstreut in der Fläche mehrere kartierwürdige Einzelbäume, über- wiegend Silber-Weiden ( Salix alba ). Landschaftsbildprägend ist eine annähernd in Nord- Süd-Richtung verlaufende Baumreihe aus Hybrid-Pappeln im zentralen Bereich (HEA), östlich davon ist eine Strauch-Baumhecke (HHM) mit auffälligen kräftigen und ausge- wachsenen Weißdornsträuchern (Crataegus monogyna ), einzelnen Hundsrosen (Rosa canina ) und in der Nordhälfte mit größeren Eschen (Fraxinus excelsior ) vorhanden. Am Fuße der flachen, breiten Böschungen eines Entwässerungsgrabens (FGV) im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen stehen zahlreiche weit ausladende Weiden, die vermutlich aus auseinander gebrochenen Kopfweiden hervorgegangen sind (in der Karte nicht dargestellt). Die Weiden erreichen nur Höhen von 4-6 m, aber Breiten von etwa 12 m. Südlich der Altengammer Elbwiesen verläuft die Elbe (FFA) mit überwiegend befestigtem Ufer, das stellenweise naturnahe Vegetationselemente (naturnahe Sandstrände, Röhrich- te, Priele/Auskolkungen) aufweist. Im östlichen Bereich hat sich entlang der Elbe auf knapp 1 km Länge ein Ufersaum aus Hochstauden (NUE) ausgebildet. Etwa im mittleren Bereich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer (SEZ) mit einem Ufersaum aus Simsen und Flutrasenvegetation. Östlich davon wurde als Kompensationsmaßnahme für die Errichtung und den Betrieb eines Steinkohle-Kraftwerkes in Hamburg Moorburg im Jahr 2011/2012 durch Geländeabtrag ein Priel im Bereich Elbe-km 591,13 hergestellt. Er verläuft in nordöstlicher Richtung und hat eine Länge von ca. 475 m (bezogen auf die Prielsohle). Die Böschungen wurden nur im Mündungsbereich zur Elbe mit Wasserbausteinen und oberhalb der Böschungsober- kante mit Erosionsschutzmatten befestigt. Es ist davon auszugehen, dass sich mit der Zeit ein hochwertiger tidegeprägter Biotopkomplex entwickelt, mit einem dauerhaft was- serführenden Gerinne, Süßwasserwatt und tidegeprägten Röhrichten. Oberhalb MThw werden sich Röhricht bzw. Staudenfluren anschließen. Bei der in 2013 erfolgten Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe im Zu- sammenhang mit dem Kraftwerk Moorburg wurden nur geringfügige Veränderungen fest-

115 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) gestellt, die standörtliche Ursachen haben, während das Ziel der Grünlandextensivierung nicht erreicht wurde, weil die Flächen weiterhin mindestens 2-mal jährlich gemäht wurden. Im Rahmen der Erfolgskontrolle 2013 wurden zudem Standorte von Selinum dubium und Oenanthe conioides erfasst. Die Sumpf-Brenndolde wurde an insgesamt 5 Stellen erfasst (4 Bereiche bis 50 m 2 Größe und ein Bereich mit ca. 1.600 m 2 Größe). Der Schierlings- Wasserfenchel hat Bereiche des neu angelegten Priels bereits kurz nach dessen Fertig- stellung besiedelt. Während der ersten Begehungen im August 2013 wurden von der Le- guan GmbH (LEGUAN 2014) 12 Keimpflanzen erfasst, von denen 7 während einer zweiten Begehung im September 2013 als Rosettenpflanzen bestätigt werden konnten. Hinzu kommen noch 5 blühende Exemplare, die sich bereits 2012 angesiedelt haben müssen.

116 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Tabelle B 2.1-1: Flächenanteile der Biotoptypen (Hauptgruppen) im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen

Kürzel der Biotoptypen (Hauptgruppen) Fläche [ha] Flächenanteil [%] Hauptgruppe in Karte 1-1

H Gebüsche und Kleingehölze 0,5 0,8 F Lineare und Fließgewässer 15,0 23,1 S Stillgewässer 0,3 0,5 N Biotope der Sümpfe und Niedermoore 2,0 3,1 (gehölzfrei) G Grünland 44,7 69,0 A Ruderale und halbruderale Krautfluren 2,3 3,5

Summe 64,8 100

Tabelle B 2.1-2: Flächenanteile der nach § 30 geschützten Biotope im NSG Borghorster Elbland- schaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen

nach § 30 geschützte Biotope Fläche [ha] Flächenanteil [%]

Natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehen- 14,5 39,0 der Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der dazu- gehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder naturnahen Verlan- dungsbereiche, Altarme und regelmäßig überschwemmten Bereiche ( Hier : Elbe, Priele, Flusswatt, Tideröhricht, Klein- gewässer: FFM, FWP, FWB, FWO, FWV, SEZ) Röhrichte, binsen- und seggenreiche Nasswiesen, einge- 22,2 59,7 schlossen artenreiche, wechselnasse Stromtalwiesen der Elbmarsch ( Hier : NRG, NRS, NRW, NUE, GFC, GMW, GNR) Feldhecken und Gebüsche (Hier : HHM und HFT) 0,5 1,3

Summe 37,2 100

In den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft sowie in den unmittelbar angrenzenden Flächen wurden 206 Gefäßpflanzenarten, das ent- spricht ca. 20 % der gesamten in Hamburg gegenwärtig noch lebenden Flora, nachge- wiesen. Davon sind 28 Arten mindestens „gefährdet“ gemäß der Hamburger Roten Liste, wobei 7 Arten auch bundesweit als bedroht eingestuft werden, darunter z.B. die in Ham- burg vom Aussterben bedrohten Arten Sumpf-Wolfsmilch und Sumpf-Brenndolde (vgl. Tabelle B 2.1-3). Begründet wird der Artenreichtum u.a. durch den Tideeinfluss und die vorhandenen Reli- efunterschiede: Während in den Senken Arten der Brenndolden-Auenwiesen, Wiesen- Fuchsschwanz- und Glatthaferwiesen zu finden sind, gedeihen auf den Uferwällen und höher gelegenen Standorten stellenweise Trockenzeigerpflanzen wie der in Hamburg stark gefährdete Feld-Mannstreu und die vom Aussterben bedrohte Dornige Hauhechel, die die beginnende kontinentale Ausprägung des Standortes belegen.

117 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Tabelle B 2.1-3: Artenliste der in den Jahren 2005, 2008 und 2010/2013 im Rahmen der flächende- ckenden Biotoptypenkartierungen bzw. im Rahmen der pflanzensoziologischen Er- fassung von Dauerquadraten festgestellten Pflanzenarten (Legende siehe Tabellenen- de)

Art RL HH RL D FFH Achillea millefolium Gewöhnliche Schafgarbe * Achillea ptarmica Sumpf-Schafgarbe V Acorus calamus Kalmus * Agrostis capillaris Rotes Straußgras * Agrostis indet. Straußgras - - Agrostis stolonifera Ausläufer-Straußgras * Agrostis stolonifera agg. Artengruppe Ausläufer- * Straußgras Alisma plantago-aquatica Gewöhnlicher Froschlöffel * Alliaria petiolata Knoblauchsrauke * Allium schoenoprasum Schnitt-Lauch 3 Alopecurus geniculatus Knick-Fuchsschwanz * Alopecurus pratensis Wiesen-Fuchsschwanz * Angelica archangelica Echte Engelwurz * Anthoxanthum odoratum Gewöhnliches Ruchgras * Anthriscus sylvestris Wiesen-Kerbel * Arctium lappa Große Klette * Arctium minus Kleine Klette * Arrhenatherum elatius Glatthafer * Artemisia vulgaris Gewöhnlicher Beifuß * Aster indet. Aster - - Bellis perennis Ausdauerndes Gänseblümchen * Berula erecta Aufrechte Berle * Betula pendula Hänge-Birke * Bidens cernua Nickender Zweizahn * Bidens tripartita Dreiteiliger Zweizahn V Bolboschoenus maritimus Strand-Simse V Bromus hordeaceus Weiche Trespe * Butomus umbellatus Schwanenblume * Calamagrostis epigejos Land-Reitgras * Callitriche indet. Wasserstern - - Callitriche palustris Sumpf-Wasserstern D Callitriche palustrius agg. Artengruppe Sumpf- nb - Wasserstern Caltha palustris Sumpfdotterblume 3 Calystegia sepium Zaun-Winde *

118 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Art RL HH RL D FFH

Capsella bursa-pastoris Gewöhnliches Hirtentäschel * Cardamine amara Bitteres Schaumkraut V Cardamine pratensis Wiesen-Schaumkraut * Carex acuta Schlank-Segge * Carex acutiformis Sumpf-Segge * Carex arenaria Sand-Segge 3 Carex arenaria agg. Artengruppe Sand-Segge - - Carex disticha Zweizeilige Segge V Carex hirta Behaarte Segge * Carex nigra Wiesen-Segge V Cerastium glomeratum Knäuel-Hornkraut * Cerastium holosteoides Gewöhnliches Hornkraut * Cerastium semidecan- Fünfmänniges Hornkraut * drum Chaerophyllum temulum Hecken-Kälberkropf * Cirsium arvense Acker-Kratzdistel * Cirsium oleraceum Kohl-Kratzdistel * Cirsium vulgare Gewöhnliche Kratzdistel * Convolvulus arvensis Acker-Winde * Crataegus laevigata Zweigriffliger Weißdorn * Crataegus monogyna Eingriffeliger Weißdorn * Crepis capillaris Grüner Pippau * Cuscuta europaea Europäische Seide * Cynosurus cristatus Gewöhnliches Kammgras V Dactylis glomerata Wiesen-Knäuelgras * Daucus carota Wilde Möhre * Deschampsia cespitosa Rasen-Schmiele * Deschampsia wibeliana Schlamm-Schmiele * !! R Draba verna Frühlings-Hungerblümchen * Eleocharis palustris Gewöhnliche Sumpfsimse * Eleocharis palustris agg. Artengruppe Gewöhnliche - - Sumpfsimse Elymus repens Gewöhnliche Quecke * Epilobium hirsutum Zottiges Weidenröschen * Equisetum arvense Acker-Schachtelhalm * Equisetum fluviatile Teich-Schachtelhalm * Equisetum indet. Schachtelhalm - - Equisetum palustre Sumpf-Schachtelhalm * Erigeron canadensis Kanadisches Berufkraut *

119 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D FFH Eryngium campestre Feld-Mannstreu 2 Erysimum cheiranthoides Acker-Schöterich * Euphorbia cyparissias Zypressen-Wolfsmilch V Euphorbia esula Esels-Wolfsmilch 3 Euphorbia palustris Sumpf-Wolfsmilch 1 3 Festuca arundinacea Rohr-Schwingel * Festuca pratensis Wiesen-Schwingel * Festuca rubra Rot-Schwingel * Festuca rubra agg. Artengruppe Rot-Schwingel - - Ficaria verna Scharbockskraut * Filipendula ulmaria Mädesüß * Fraxinus excelsior Gewöhnliche Esche * Galinsoga parviflora Kleinblütiges Franzosenkraut * Galium album Weißes Labkraut * Galium aparine Kletten-Labkraut * Galium palustre Sumpf-Labkraut * Galium verum Echtes Labkraut 3 Geranium molle Weicher Storchschnabel * Glechoma hederacea Gundermann * Glyceria fluitans Flutender Schwaden * Glyceria maxima Wasser-Schwaden * Herniaria glabra Kahles Bruchkraut * Hieracium pilosella Kleines Habichtskraut * Holcus lanatus Wolliges Honiggras * Hypochaeris radicata Gewöhnliches Ferkelkraut * Inula britannica Wiesen-Alant 3 Iris pseudacorus Gelbe Schwertlilie * Juncus articulatus Glieder-Binse * Juncus compressus Zusammengedrückte Binse 2 Juncus effusus Flatter-Binse * Juncus inflexus Blaugrüne Binse 3 Juncus tenuis Zarte Binse * Lathyrus pratensis Wiesen-Platterbse * Leontodon saxatilis Nickender Löwenzahn * 1) Limosella aquatica 1) Schlammling 1 Lolium multiflorum Vielblütiges Weidelgras * Lolium perenne Ausdauerndes Weidelgras * Lotus corniculatus subsp. Gewöhnlicher Hornklee * corniculatus

120 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Art RL HH RL D FFH

Lotus pedunculatus Sumpf-Hornklee * Luzula campestris Gewöhnliche Hainsimse * Lychnis flos-cuculi Kuckucks-Lichtnelke * Lycopus europaeus Gewöhnlicher Wolfstrapp * Lysimachia nummularia Pfennigkraut * Lysimachia vulgaris Gewöhnlicher Gilbweiderich * Lythrum salicaria Blut-Weiderich * Matricaria discoidea Strahlenlose Kamille [am * Deichweg knapp außerhalb des NSG] Medicago lupulina Hopfenklee [am Deichweg * knapp außerhalb des NSG] Melilotus albus Weißer Steinklee * Melilotus officinalis Echter Steinklee * Mentha aquatica Wasser-Minze * Mentha indet. Minze - - Mentha pulegium Polei-Minze 0 2 Mentha verticillata Quirl-Minze 1 Myosotis discolor Buntes Vergissmeinnicht 3 3 Myosotis scorpioides Sumpf-Vergissmeinnicht * Myosotis scorpiodes agg. Artengruppe Sumpf- - - Vergissmeinnicht Nasturtium officinale Echte Brunnenkresse * Oenanthe aquatica Gemeiner Wasserfenchel V Oenanthe conioides Schierlings-Wasserfenchel 1 1 * Ononis spinosa Dornige Hauhechel 1 Persicaria amphibia Wasser-Knöterich * Persicaria hydropiper Wasserpfeffer * Persicaria mitis Milder Knöterich V Petasites spurius Filzige Pestwurz 1 Phalaris arundinacea Rohr-Glanzgras * Phleum pratense Wiesen-Lieschgras * Phragmites australis Schilf * Pimpinella saxifraga Kleine Bibernelle 1 Plantago lanceolata Spitz-Wegerich * Plantago major Breit-Wegerich * Plantago major subsp. Großer Wegerich - major Poa angustifolia Schmalblättriges Rispengras D Poa annua Einjähriges Rispengras *

121 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D FFH Poa palustris Sumpf-Rispengras * Poa pratensis Wiesen-Rispengras * Poa trivialis Gewöhnliches Rispengras * Polygonum aviculare Vogel-Knöterich * Polygonum aviculare agg. Artengruppe Vogel-Knöterich * Populus canadensis Hybrid-Pappel * Potentilla anserina Gänse-Fingerkraut * Potentilla reptans Kriechendes Fingerkraut * Prunella vulgaris Kleine Braunelle * Pulicaria dysenterica Großes Flohkraut 1 Quercus robur Stiel-Eiche * Ranunculus acris Scharfer Hahnenfuß * Ranunculus bulbosus Knolliger Hahnenfuß 2 Ranunculus peltatus Schild-Wasserhahnenfuß 1 Ranunculus repens Kriechender Hahnenfuß * Ranunculus sceleratus Gift-Hahnenfuß * Rorippa amphibia Wasser-Sumpfkresse * Rorippa anceps Niederliegende Sumpfkresse * Rorippa palustris Gewöhnliche Sumpfkresse * Rosa canina Hunds-Rose * Rubus caesius Kratzbeere * Rubus idaeus Himbeere * Rumex acetosa Großer Sauerampfer * Rumex crispus Krauser Ampfer * Rumex hydrolapathum Fluss-Ampfer * Rumex maritimus Strand-Ampfer * Rumex obtusifolius Stumpfblättriger Ampfer * Rumex thyrsiflorus Straußblütiger Ampfer * Rumex x pratensis Stumpfblättriger Wiesen-Ampfer nb - Salix alba Silber-Weide * Salix caprea Sal-Weide * Salix cinerea Grau-Weide * Salix fragilis Bruch-Weide D Salix indet. Weide - - Salix rubens Fahl-Weide * Salix triandra Mandel-Weide * Salix viminalis Korb-Weide * Schoenoplectus lacustris Gewöhnliche Teichsimse 2

122 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Art RL HH RL D FFH

Schoenoplectus taberna- Salz-Teichsimse 3 emontani Scorzoneroides autum- Herbst-Löwenzahn * nalis Sedum acre Scharfer Mauerpfeffer * Selinum dubium Sumpf-Brenndolde 1 2 Senecio sarracenicus Fluß-Greiskraut 3 3 Sium latifolium Breitblättriger Merk 3 Sisymbrium officinale Weg-Rauke * Solanum dulcamara Bittersüßer Nachtschatten * Solidago gigantea Riesen-Goldrute * Sparganium erectum Ästiger Igelkolben * Stachys palustris Sumpf-Ziest * Stellaria aquatica Wasser-Miere * Stellaria graminea Gras-Sternmiere * Stellaria media Vogelmiere * Stellaria palustris Sumpf-Sternmiere V 3 Symphyotrichum sa- Weidenblättrige Aster * lignum Symphytum officinale Echter Beinwell * Tanacetum vulgare Rainfarn * Taraxacum indet. Löwenzahn - - Taraxacum sect. Rude- Artengruppe Gemeiner Löwen- D ralia zahn Thalictrum flavum Gelbe Wiesenraute 3 Tragopogon pratensis Wiesen-Bocksbart * Trifolium arvense Hasen-Klee * Trifolium dubium Kleiner Klee * Trifolium pratense Rot-Klee * Trifolium repens Weiß-Klee * Tulipa sylvestris Wilde Tulpe * 3 Typha latifolia Breitblättriger Rohrkolben * Urtica dioica Große Brennessel * Veronica anagallis- Wasser-Ehrenpreis 2 aquatica Veronica arvensis Feld-Ehrenpreis * Veronica scutellata Schild-Ehrenpreis 2 Veronica serpyllifolia Quendel-Ehrenpreis * Vicia angustifolia Schmalblättrige Wicke * Vicia cracca Vogel-Wicke *

123 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D FFH Vicia hirsuta Rauhaarige Wicke * Vicia sepium Zaun-Wicke * Vicia tetrasperma Viersamige Wicke *

1) Im Rahmen der Kartierungen nicht nachgewiesen. Erwähnt im Integrierten Bewirtschaftungsplan Elbeästuar (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011)

Taxonomie nach POPPENDIECK ET AL . (2010) (Florenliste)

RL HH: Rote Liste Hamburg (POPPENDIECK ET AL . 2010) Pflanzenarten, für deren Erhalt die Freie und Hansestadt Hamburg eine besondere Verantwortung hat: !! : besonders hohe Verantwortlichkeit [die Schlamm-Schmiele ( Deschampsia wibeliana ) ist ein Endemit des Elbe- Ästuars im Außendeichsbereich der Elbe, d.h. die Art kommt weltweit nur hier vor. Sie ist in Hamburg nicht gefährdet]

RL D: Rote Liste Deutschland (KORNECK et al., 1996) Gefährdungskategorien der Roten Listen : 0: ausgestorben oder verschollen, 1: vom Aussterben bedroht, 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, R: extrem selten, V: Vorwarnliste, D: Daten unzureichend, * oder freies Feld: ungefährdet, nb: nicht bewertet, - : keine Zuordnung möglich FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie [keine Vorkommen] II: in Anhang II der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art) *: prioritäre Art

Exkurs Schierlings-Wasserfenchel ( Oenanthe conioides ) In Hamburg kommt der in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie geführte und somit streng geschützte Schierlings-Wasserfenchel vor. Bundes- und landesweit ist der Schier- lings-Wasserfenchel vom Aussterben bedroht. Da es sich um eine endemische Art han- delt, die weltweit nur an der Elbe und ihren Nebenflüssen im Bereich des Tideeinflusses vorkommt, besteht eine nationale Verantwortung Deutschlands für den weltweiten Erhalt des Schierlings-Wasserfenchels. Die prioritäre Art ist in der Schutzgebietsverordnung als Erhaltungsziel für das FFH-Gebiet Borghorster Elblandschaft genannt. Der Schierlings-Wasserfenchel ist ein ausgesprochener Pionier vegetationsfreier und -armer Standorte und wächst auf tidebeeinflussten Flächen mit periodisch überschwemm- ten Schlick- und z. T. auch Sandböden (zwischen MThw und MTnw auf offenen Standor- ten am wasserseitigen Rand des Röhrichts, bei lichtem Schatten in nassen Senken des Tideauenwaldes).. Die Art besitzt keine dauerhaften Standorte, sondern ist darauf ange- wiesen, dass immer wieder neue geeignete Wuchsorte entstehen. Zur charakteristischen Standortdynamik größerer Flüsse gehört die wiederholte Neuentstehung von Pionier- standorten durch Sedimentumlagerung. Aufgrund seiner Fähigkeit, zahlreiche schwimm- fähige Samen zu produzieren und eine persistente Samenbank aufzubauen, ist der Schierlings-Wasserfenchel an eine starke Sedimentdynamik angepasst. Die Keimung erfolgt, sobald die im Sediment ruhenden Samen freigespült werden und an einen weit- gehend vegetationsfreien und damit konkurrenzarmen Standort gelangen. Auch nach der Keimung bleiben die Jungpflanzen eine Zeit lang schwimmfähig. Dadurch kann die Art weitgehend vegetationsfreie, oft kurzlebigen Standorte erobern und sich dort rasch etab- lieren (KI FL 2004). Diese natürliche Dynamik ist über weite Abschnitte der Elbe mittlerwei-

124 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation le durch Eindeichungen und Uferverbau so stark eingeschränkt worden, dass der Schier- lings-Wasserfenchel nur noch an wenigen Stellen geeignete Lebensbedingungen findet (KI FL 2004, STILLER 2006). Wie die Ergebnisse eines E+E Vorhabens zeigen, ist durch Anlage künstlicher Priele oder Öffnung abgedämmter Priele die erfolgreiche Etablierung der Art möglich (NEUBECKER ET AL . 2005). Der im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen neu angelegte Priel kommt somit ebenfalls als Standort in Frage (in Abb. B 2.1-2 nicht dargestellt). Tatsächlich wur- den in 2013 zwölf Individuen der Art auf den randlichen Wattflächen des Priels nachge- wiesen, eine Besiedlung der 2-jährigen Art hat demnach schon in 2012 stattgefunden (LEGUAN 2014).

Abbildung B 2.1-2: Lage der Fundorte des Schierlings-Wasserfenchels am AltengammerPriel 2013 (Dreiecke: zweijährige Pflanzen, Kreise = einjährige Pflanzen, Luftbild 2012: DOP40c 325840_59200) aus: LEGUAN (2014)

125

PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.2 Brutvögel

B 2.2 Brutvögel

Der Arbeitskreis an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg führt im Zusammenhang mit den Bewirtschaftungsverträgen der Behörde für Umwelt und Energie in Hamburg Be- standserhebungen der brütenden Wiesenvögel durch. Die ornithologische Kartierung dient dem Ziel, die allgemeine Entwicklung der Wiesenvogelbestände in Hamburg zu do- kumentieren und konkrete Empfehlungen für die mögliche Zulassung eines vorgezoge- nen Mahdtermins ab Mitte Juni für die extensiv bewirtschafteten Grünlandstrukturen aus- zusprechen. Bestandserhebungen der in den Altengammer Elbwiesen brütenden Wie- senvögel liegen aus den Jahren 2009, 2011 und 2013 vor, die digitalen Datensätze wur- den von der Behörde für Umwelt und Energie, Abteilung Naturschutz, zur Verfügung ge- stellt. Weiterhin wird auf Kartierungen des Brutvogelbestandes in den Altengammer Elbwiesen zurückgegriffen, die im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes durchgeführt wurden (LEGUAN 2009 und 2014).

B 2.2.1 Methodik

Die Wiesenvogelkartierung im Auftrag der BSU erfolgte an fünf Terminen je Kontrolljahr (2009: 10.04., 23.04., 07.05., 29.05., 12.06.; 2011: 07.04., 15.04., 05.05., 23.05., 09.06.; 2013: keine genauen Angaben). Bei geeigneter Witterung wurde der Brutvogelbestand in den frühen Morgenstunden ab Sonnenaufgang flächendeckend erhoben, wobei die in der Kartieranleitung der BSU aufgeführten Wiesenvogelarten und Begleitarten des ländlichen Raums erfasst wurden. Bei allen Begehungen wurde eine Feldkarte im Maßstab 1:5000 geführt, in der alle revieranzeigenden Verhaltensweisen, Sichtbeobachtungen potenzieller Brutvögel und Brutnachweise punktgenau eingetragen wurden. Die Brutvogelerfassung im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes erfolgte flächendeckend im Jahr 2009 und 2013 an vier Terminen in den frühen Morgenstunden und zwei Terminen während der Abend- und Nachtstunden. Alle hör- und sichtbaren, flächengebundenen Vögel wurden erfasst und in Rohkarten eingezeichnet, wobei insbesondere auf sog. "Revier anzeigende Merkmale" geachtet wurde, d. h. singende Männchen, rezente Nester, bettelnde bzw. jungflügge Nestlinge, warnende, Nistmaterial oder Futter transportierende Alttiere. Nach Abschluss der Geländearbeiten wurden die Rohkarten-Daten in Gesamtkarten ku- mulativ übertragen. Lokale Wiederholungsbefunde an einem Ort (für jeweils die gleiche Art) wurden dabei als Revieräquivalent aufgefasst, soweit diese zumindest überwiegend als "Revier anzeigend" einzustufen waren. Diese Befunde wurden dann mit den vorhan- denen Strukturen vor Ort (hinsichtlich Eignung als Bruthabitat) in Beziehung gesetzt. Un- ter geeigneten Bedingungen wurden die jeweiligen Befunde als Brutverdachtsvorkommen der betreffenden Art eingestuft und gewertet.

127 2.2 Brutvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

B 2.2.2 Bestand

In den Altengammer Elbwiesen wurden 2013 26 Brutvogelarten erfasst, weitere Arten nutzten die Flächen als Nahrungsraum oder wurden nur an einzelnen Terminen (insbe- sondere die in Hamburg gefährdete Rohrweihe und das in Hamburg stark gefährdete Tüpfelsumpfhuhn) beobachtet (vgl. Tabelle B 2.2-1 und Karte 1-2). Ein Brutrevier des in Hamburg vom Aussterben bedrohten Braunkehlchens (Saxicola rubetra ) konnte 2013 nicht mehr festgestellt werden. Auch der 2011 noch mit 4 Brutpaaren nachgewiesene in Hamburg gefährdete Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus ) konnte 2013 nicht mehr nachgewiesen werden. Es wurden 2013 aber mit Blaukehlchen (Luscinia svecica ), Feldlerche (Alauda arvensis ), Feldschwirl (Locustella naevia ), Flussregenpfeifer ( Charad- rius dubius ), Kuckuck (Cuculus canorus ), Nachtigall ( Luscinia megarhynchos ), Sumpf- rohrsänger (Acrocephalus palustris ), Rohrschwirl ( Locustella luscinioides ) und Wiesen- pieper (Anthus pratensis ) neun Brutvogelarten der Vorwarnliste und mit dem Bluthänfling eine gefährdete Brutvogelart Hamburgs erfasst. Die Feldlerche ist bundesweit gefährdet, Blaukehlchen, Bluthänfling, Feldschwirl, Kuckuck und Wiesenpieper stehen auf der bun- desweiten Vorwarnliste. Aufgrund des Sommer-Hochwassers (Juni) kann es in 2013 zum Verlust von Gelegen und zur Neuanlage von Revieren an anderer Stelle gekommen sein, was die Zahl der Revier erhöht haben könnte. Der in den Jahren 2005 und 2007 als Brutvogel festgestellte Rotschenkel (Tringa totanus ) konnte im Rahmen der ausgewerteten Kartierungen nicht als solcher nachgewiesen wer- den. Zwar wurde die Art jeweils am 06.05. und 24.06.2009 in den Altengammer Elbwie- sen am Elbufer beobachtet, aufgrund fehlender - Brutverdacht induzierender - Verhal- tensweisen, wurde ein Brutverdacht jedoch nicht angenommen (LEGUAN 2009). Im Jahr 2005 wurde ein Brutvorkommen des in Hamburg und bundesweit stark gefährde- ten Wachtelkönigs ( Crex crex ) im östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen festge- stellt. Im Rahmen der Kartierungen durch das Planungsbüro Leguan konnte am 26.05.2009 ein Wachtelkönig im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen verhört werden. Zur Einstufung als Brutverdacht ist die zweimalige Feststellung rufender Männ- chen im Abstand von mindestens 7 Tagen notwendig. Da die Art Ende Mai in der Regel noch durchzieht und später nicht mehr - trotz gezielter Überprüfung - verhört werden konnte, wird der Wachtelkönig nach LEGUAN (2009) als Durchzügler und nicht als Brutvo- gel gewertet. Der Brutplatz wurde zudem bereits Ende Mai gemäht, so dass eine Habitat- eignung zumindest unter dem im Jahr 2009 erfolgten Bewirtschaftungsregime ausge- schlossen werden kann, da der Art zu Brutbeginn Ende Mai/Anfang Juni 2009 die not- wendige Deckung durch Vegetation fehlte. In 2013 war eine Brut aufgrund der vorgezo- genen Mahd und des Sommer-Hochwassers nicht möglich. Als Gastvogelarten, die die Altengammer Elbwiesen als Nahrungshabitat nutzten, wurden Mäusebussard, Rohrweihe, Rotmilan, Seeadler, Sperber und Turmfalke sowie Weiß- storch festgestellt (LEGUAN 2009).

128 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.2 Brutvögel

Tabelle B 2.2-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, nachgewiesenen Brutvogelarten (Legende siehe Tabellenende) Art RL HH RL D VSchRL Status 2009 2011 2013 2013 Le- BSU guan Accipiter nisus Sperber * * GV Acrocephalus palustris Sumpfrohrsänger V * BV 16 14 10 10 Acrocephalus Schilfrohrsänger 3 V BV - 4 schoenobaenus Acrocephalus scirpaceus Teichrohrsänger * * BV 23 22 20 22 Alauda arvensis Feldlerche V 3 BV 5 5 4 3 Anas platyrhynchos Stockente * * BV - - 1 Anser anser Graugans * * BV 2 2 Anthus pratensis Wiesenpieper V V BV 32 13 14 10 Buteo buteo Mäusebussard * * GV Carduelis chloris Grünfink * * BV 1 - Carduelis carabina Bluthänfling 3 V 1 Charadrius dubius Flussregenpfeifer V * 1 1 Ciconia ciconia Weißstorch 2 3 I GV Circus aeruginosus Rohrweihe 3 * I GV/BZ 1 Columba palumbus Ringeltaube * * BV 2 - 2 Corvus corone corone Rabenkrähe * * BV 3 3 2 3 Crex crex Wachtelkönig 2 2 I GV Cuculus canorus Kuckuck V V BV 1 1 1 1 Emberiza schoeniclus Rohrammer * * BV 20 10 14 11 Falco tinnunculus Turmfalke V * GV Haliaeetus albicilla Seeadler nb * I GV Locustella luscinioides Rohrschwirl V - BV 1 Locustella naevia Feldschwirl V V BV - 1 - 1 Luscinia megarhynchos Nachtigall V * BV 1 Luscinia svecica Blaukehlchen V V I BV 1 1 3 4 Milvus milvus Rotmilan 2 * I GV Motacilla alba Bachstelze * * BV 1 - - Motacilla flava Schafstelze * * BV 27 15 9 10 Parus caeruleus Blaumeise * * BV 5 - 1 Parus major Kohlmeise * * BV 1 - 3 2 Passer montanus Feldsperling * V BV 1 - - Phasianus colchicus Fasan * nb BV 3 1 - Phylloscopus collybita Zilpzalp * * BV 2 - 3 3 Phylloscopus trochilus Fitis * * BV 1 - 1 Porzana porzana Tüpfelsumpfhuhn 2 1 I (BV) 1 Prunella modularis Heckenbraunelle * * BV 1 - 2 5

129 2.2 Brutvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D VSchRL Status 2009 2011 2013 2013 Le- BSU guan Remiz pendulinus Beutelmeise * * BV 1 1 Saxicola rubetra Braunkehlchen 1 3 BV 1 1 - Sturnus vulgaris Star * * BV 2 - Sylvia communis Dorngrasmücke * * BV 6 10 5 5 Sylvia curruca Klappergrasmücke * * BV 1 1 - Tadorna tadorna Brandgans * * BV 1 - 2 1 Tringa totanus Rotschenkel 2 V GV Turdus merula Amsel * * BV 5 - 3 4

RL HH: Rote Liste Hamburg (MITSCHKE 2007)

RL D: Rote Liste Deutschland (SÜDBECK ET AL . 2007) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 1: vom Aussterben bedroht, 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, V: Vorwarnliste, * : ungefährdet, nb: nicht bewertet VSchRL: Vogelschutz-Richtlinie I: in Anhang I der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen)

Status BV: Brutvogel, GV: Gastvogel (Nahrungsgast oder Durchzügler)

2009/2011: max. erfasste Anzahl der Brutpaare in den Altengammer Elbwiesen und den unmittelbar angrenzenden Flächen im jeweiligen Erfassungsjahr (- : kein Brutpaar oder Art nicht systematisch erfasst)

Aufgrund ihres weitgehend offenen Charakters stellen die Grünlandflächen der Altengammer Elbwiesen ein geeignetes Bruthabitat für zahlreiche Wiesenvögel wie Feld- lerche, Schafstelze und Wiesenpieper dar. Im Bereich der Schlinz sind größere Röhricht- bestände vorhanden, die Röhrichtbrütern wie Rohrammer, Sumpf- und Teichrohrsänger als Nistplatz dienen. Im östlichen Bereich der Elbwiesen hat sich entlang der Elbe ein Ufersaum aus Hochstauden ausgebildet, der ebenfalls ein wichtiges Bruthabitat der letzt- genannten Arten darstellt. In den vergleichsweise wenigen Gehölzen finden typische Ge- hölzbrüter wie Amsel, Dorngrasmücke oder Ringeltaube Nistgelegenheiten. Aufgrund des Vorkommens zahlreicher typischer Brutvogelarten bzw. Brutpaare der Röh- richte weist die Schlinz mit ihren Uferbereichen und den angrenzenden Röhrichten sowie der Hochstaudensaum entlang der Elbe eine sehr hohe Bedeutung für Brutvögel auf. Zwei im zentralen Bereich des Vorlandes elbnah gelegene Bereiche, in dem zahlreiche Arten bzw. Brutpaare der Wiesenvögel und bis 2011 auch das in Hamburg vom Ausster- ben bedrohte Braunkehlchen festgestellt wurden, weisen eine hohe Bedeutung für Brut- vögel auf. Dabei handelt es sich um extensiv beweidete Grünlandflächen mit einem klein- teiligen Wechsel verschiedener Grünlandtypen, da sich alte Uferwälle und Senken in der Fläche abwechseln. Die hohe Bedeutung der Altengammer Elbwiesen für die Avifauna wird in erster Linie durch das Vorhandensein zahlreicher typischer Brutvogelarten der Röhrichte, Wiesen und Wasserflächen auch ohne Vorhandensein zahlreicher, gefährdeter Arten generiert.

130 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.3 Zug- und Rastvögel

B 2.3 Zug- und Rastvögel

Es wird auf Kartierungen der Zug- und Rastvögel in den Altengammer Elbwiesen zurück- gegriffen, die im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Be- trieb eines Kohlekraftwerkes durchgeführt wurden (LEGUAN 2009). Weiterhin werden die in einzelnen Biotopbögen aus der Hamburger Biotopkartierung enthaltenen Zufallsbe- obachtungen von Rastvögeln berücksichtigt.

B 2.3.1 Methodik

Die Untersuchungen begannen Mitte Oktober 2008, also während des Herbstzuges, und wurden Mitte April 2009 mit Abschluss des Frühjahrszuges abgeschlossen. Um das ge- samte Rastvogelgeschehen abbilden zu können, wurden im Jahr 2009 von Mitte August bis Anfang Oktober 2009 erneute Rastvogelerfassungen durchgeführt. Die Begehungen erfolgten im 14-tägigen Rhythmus, so dass insgesamt 18 Begehungen durchgeführt wurden. Die Erfassung erfolgte mittels Punkt-Stopp-Zählung (Punkttaxie- rung). Dafür wurde das Untersuchungsgebiet in 12 Teilflächen untergliedert und die über 12 Zählpunkte entsprechend den Gegebenheiten im Gelände derart gewählt, dass sie einen Überblick über alle relevanten Rasthabitate ermöglichten. Jeder Punkt lag mög- lichst exponiert und bot eine optimale Einsicht in das Gelände. Eine derartige Verteilung ermöglichte eine lückenlose flächige Erfassung. Als optische Hilfsmittel wurden qualitativ hochwertige Ferngläser (Vergrößerung bis 10-fach) und Spektive (Vergrößerung bis 60- fach) verwendet. Bei der Erfassung wurde neben Art und Anzahl auch das jeweilige Verhalten der Vögel an den Punkten mit aufgenommen. Der Parameter Verhalten wurde dabei in Rast, Nah- rungsgast und Durchzug unterschieden und aufgenommen. Zugbewegungen über das Gebiet hinweg wurden nicht dokumentiert, da mit der Untersu- chung die Wertigkeiten der Flächen für Rastvögel bewertet werden sollte (LEGUAN 2009).

B 2.3.2 Bestand

Im Verlauf der Untersuchungen durch LEGUAN (2009) konnten insgesamt 8.768 rastende bzw. durchziehende Vogelindividuen nachgewiesen werden, die sich auf 68 Vogelarten verteilten. Bei den Rastvögeln bildeten Pfeifente, Stock- und Krickente, Grau-, Bläss- und Weißwangengans sowie die Limikolen Bekassine, Kiebitz und Großer Brachvogel die dominierenden Vogelarten, die zu etwa 75 % des Rastvogelaufkommens beitrugen. Die Pfeifenten wiesen mit über 29 % den größten Anteil am Rastvogelaufkommen auf, gefolgt von Kiebitz (ca. 18 %), Graugans (ca. 11 %), Blässgans (knapp 7 %), Stockente (über 3 %) und Großer Brachvogel (knapp 2,5 %).

131 2.3 Zug- und Rastvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Hinzu kamen durchziehende Schwärme von Wacholder- und Rotdrossel sowie des Stieg- litz. Weiterhin wurden als besondere Arten Alpenstrandläufer, Bartmeise, Eisvogel und Zwergsäger festgestellt.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die von LEGUAN (2009) in den Altengammer Elbwiesen beobachteten Rastvogelarten mit Angabe zum Verhalten und den insgesamt beobachte- ten Individuenzahlen. Auf eine Statusangabe und Bewertung gemäß Roter Listen wird verzichtet, da sich diese grundsätzlich auf die Gefährdungen von Brutvögeln, nicht jedoch auf die von Zug- oder Rastvögeln beziehen. So brüten die beiden Gänsearten Bläss- und Saatgans nicht in Hamburg, sondern u. a. in den borealen und arktischen Bereichen Skandinaviens und Russlands. Sie sind jedoch regelmäßige Zugvögel und Wintergäste in Hamburg. Bestandsrückgänge, deren Ursachen in den hiesigen Roten Listen dokumen- tiert werden und für die Verschlechterungen in Bruthabitaten verantwortlich gemacht wer- den, besitzen für die Rastvögel und Wintergäste keine Relevanz.

Tabelle B 2.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen durch LEGUAN (2009) nachgewiesenen Zug- und Rastvogelarten Art Verhalten Individuensumme Accipiter nisus Sperber Nahrungsgast 1 Alauda arvensis Feldlerche Durchzug 6 Alcedo atthis Eisvogel Durchzug 3 Anas crecca Krickente Rast 129 Anas penelope Pfeifente Rast 2.557 Anas platyrhynchos Stockente Rast 291 Anas strepera Schnatterente Rast 2 Anser albifrons Blässgans Rast 593 Anser anser Graugans Rast 989 Anser fabalis Saatgans Rast 85 Anthus pratensis Wiesenpieper Durchzug 49 Ardea cinerea Graureiher Nahrungsgast 12 Aythya fuligula Reiherente Rast 22 Branta canadensis Kanadagans Rast 23 Branta leucopsis Weißwangengans Rast 57 Buteo buteo Mäusebussard Nahrungsgast 18 Calidris alpina Alpenstrandläufer Rast 6 Carduelis carduelis Stieglitz Durchzug 231 Carduelis chloris Grünfink Durchzug 8 Carduelis spinus Erlenzeisig Durchzug 16 Charadrius dubius Flussregenpfeifer Rast 1 Ciconia ciconia Weißstorch Nahrungsgast 1 Circus aeruginosus Rohrweihe Nahrungsgast 1 Columba palumbus Ringeltaube Rast 25 Corvus corone Rabenkrähe Nahrungsgast 91

132 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.3 Zug- und Rastvögel

Art Verhalten Individuensumme Corvus corone Rabenkrähe Rast 150 Corvus frugilegus Saatkrähe Rast 180 Corvus monedula Dohle Nahrungsgast 5 Corvus monedula Dohle Rast 85 Cygnus olor Höckerschwan Rast 23 Delichon urbicum Mehlschwalbe Durchzug 9 Emberiza citrinella Goldammer Durchzug 2 Emberiza schoeniclus Rohrammer Durchzug 7 Erithacus rubecula Rotkehlchen Durchzug 1 Falco tinnunculus Turmfalke Nahrungsgast 8 Fringilla coelebs Buchfink Rast 1 Gallinago gallinago Bekassine Rast 59 Haematopus ostralegus Austernfischer Rast 13 Hirundo rustica Rauchschwalbe Durchzug 153 Hydrocoloeus minutus Zwergmöwe Durchzug 8 Larus argentatus Silbermöwe Rast 52 Larus canus Sturmmöwe Rast 110 Larus fuscus Heringsmöwe Rast 6 Larus marinus Mantelmöwe Rast 4 Larus ridibundus Lachmöwe Rast 190 Mergus albellus Zwergsäger Rast 10 Mergus merganser Gänsesäger Rast 18 Mergus serrator Mittelsäger Rast 1 Motacilla alba Bachstelze Durchzug 15 Motacilla flava Schafstelze Durchzug 3 Numenius arquata Großer Brachvogel Rast 208 Panurus Biarmicus Bartmeise Durchzug 3 Parus caeruleus Blaumeise Rast 9 Parus major Kohlmeise Rast 4 Phalacrocorax carbo Kormoran Rast 98 Phalacrocorax carbo Kormoran Durchzug 45 Phasianus colchicus Fasan Rast 4 Phylloscopus collybita Zilpzalp Durchzug 3 Pica pica Elster Nahrungsgast 16 Picus viridis Grünspecht Durchzug 1 Riparia riparia Uferschwalbe Durchzug 11 Saxicola rubetra Braunkehlchen Durchzug 1 Sturnus vulgaris Star Rast 261 Tachybaptus ruficollis Zwergtaucher Rast 2 Tadorna tadorna Brandgans Rast 11

133 2.3 Zug- und Rastvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art Verhalten Individuensumme Tringa hypoleucos Flussuferläufer Rast 5 Troglodytes troglodytes Zaunkönig Rast 3 Turdus iliacus Rotdrossel Durchzug 12 Turdus merula Amsel Rast 3 Turdus pilaris Wacholderdrossel Durchzug 145 Vanellus vanellus Kiebitz Rast 1.593

Die Biotopbögen der Biotopkartierung Hamburgs nennen für den Zeitraum von Ende Sep- tember bis Anfang Oktober 2005 ebenfalls Zufallsbeobachtungen von Bekassine, Gro- ßem Brachvogel, Kiebitz und Reiherente. Als weitere Art wurde der Rotschenkel ( Tringa totanus ) beobachtet. Die Elbe stellt für Zugvögel einen überregional bedeutsamen Zugweg zwischen Brutge- bieten in Nordosteuropa und Vogelrast- bzw. Überwinterungsgebieten der Mittelelbe und der Nordsee dar, wobei sich die Vögel am Stromverlauf orientieren. Die Vogelrastgebiete der Unter- und Mittelelbe stehen über den Elbzugweg miteinander in Wechselbeziehun- gen.

Die Altengammer Elbwiesen wurden von LEGUAN (2009) hinsichtlich ihrer Bedeutung für rastende und durchziehende Vogelarten bewertet. Demnach weisen vor allem die El- buferbereiche mit ihren Flusswatten und Auskolkungen sowie insbesondere die im westli- chen und mittleren Elbuferbereich angrenzenden Grünlandflächen eine sehr hohe bis hohe Bedeutung für Zug- und Rastvögel auf. Für diese Teilflächen ist das regelmäßige Auftreten von Wasservögeln, wie z. B. Grau- und Blässgänsen, Pfeif- und Krickenten, oder Limikolen wie Bekassine, Kiebitz und Großer Brachvogel Wert gebend. Die Röh- richtflächen entlang der Schlinz sind ein wichtiger Rastbiotop für Bekassinen. Singuläre Ereignisse waren am 27.11.2008 und 01.11.2009 die Nutzung der Baumbestände als Krähenschlafplatz, als 45 Dohlen und 125 Rabenkrähen bzw. 40 Dohlen, 25 Rabenkrä- hen und 180 Saatkrähen gezählt wurden. Bei den Erfassungen der Zug- und Rastvögel 2008/2009 wurden regelmäßig Spaziergän- ger mit zum Teil frei laufenden Hunden festgestellt, die vorwiegend den östlichen Teil der Altengammer Elbwiesen zwischen Parkplatz und Eschen dominierter Baumreihe als Rundweg nutzen. Rastvögel wurden in diesem Teil nur manchmal festgestellt. Kotspuren weisen aber auf eine regelmäßige Nutzung durch rastende Gänse hin, die vermutlich ab- hängig ist vom Besucherdruck bzw. sich auf die Abend- und Nachtstunden beschränkt.

134 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.4 Säugetiere

B 2.4 Säugetiere

Im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Koh- lekraftwerkes wurde eine Erfassung der Fledermausfauna durchgeführt, vorhandene bio- logische Daten des Artenkatasters der BSU abgefragt und Artenhilfsprogramme sowie Rote Listen der Stadt Hamburg (Verbreitungskarten) hinsichtlich streng geschützter Säu- getierarten gesichtet (LEGUAN 2009 und 2009a). Auf diese Ergebnisse wird im Folgenden zurückgegriffen, Zufallsbeobachtungen aus einzelnen Biotopbögen der Hamburger Bio- topkartierung werden berücksichtigt.

B 2.4.1 Methodik

Zur Erfassung von Winterquartieren und potenziellen Sommerquartieren von Fledermäu- sen erfolgte am 04.01.2009 eine Begehung der Altengammer Elbwiesen durch das Pla- nungsbüro Leguan. Am 23.07.2009 wurde eine weitere Begehung durchgeführt, um die Aktivitätsdichte von Fledermäusen an vier Probestellen aufzunehmen und mögliche Sommer- und Zwischenquartiere zu erfassen. Die Lage der Probestellen ist Karte 1-3 zu entnehmen. Fledermäuse können anhand ihrer Ultraschall-Ortungsrufe lokalisiert werden, die mit Hilfe von Ultraschalldetektoren („Bat-Detektor“) in hörbare Laute moduliert werden. Die Artbe- stimmung und Lokalisierung der Fledermäuse erfolgte im Feld durch Verhören der art- spezifischen Ortungsrufe ergänzt durch Sichtbeobachtungen mit Hilfe des Nachtsichtge- rätes AEG Fero 51 (IRH6ML). Für die Akustikortung kamen folgende Bat-Detektoren zum Einsatz: • Pettersson D-120 (Heterodynverfahren, Stereo), • Pettersson D-220 (Heterodynverfahren, Stereo, digital), • Pettersson D-230 (Heterodyn- und Frequenzteilungsverfahren, digital), • Pettersson D-240x (Heterodyn- und Zeitdehnungsverfahren, digital), • Pettersson D-980 (Heterodyn-, Frequenzteilungs- und Zeitdehnungsverfahren, digital). Im Zweifelsfall wurden die Ortungslaute unter Verwendung digitaler Aufzeichnungsgeräte - MD-Rekorder (Sony MZ-N910) oder DAT-Rekorder (Aiwa HD-8200E) - im Zeitdeh- nungsverfahren aufgezeichnet und der Analyse zugeführt. Die hochfrequenten Signale der Fledermausrufe wurden im Zeitdehnungsverfahren direkt über den Bat- Detektor Pet- tersson D-980, die Filterunit F2000 und die Datenwandlerkarte PCM-DAS16/330 auf dem Laptop Asus F7400 aufgezeichnet. Mit Hilfe dieser Technik wurde eine Echtzeitdarstel- lung der zeitgedehnten Sonargramme von Ortungs- und Sozialrufen der Fledermausarten vor Ort möglich. Für die Analyse der Sonargramme kamen die Tonanalyseprogramme GRAM 50, COOLEDIT 2000 und BATSOUND PRO zum Einsatz, die eine Bestimmung nach artspe- zifischen Merkmalen ermöglichen.

135 2.4 Säugetiere PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Die nachgewiesenen Arten wurden bezüglich ihres Verhaltens differenziert aufgenom- men, wobei unterschieden wurde in Jagd, Richtungsflug (aufgeschlüsselt nach Richtun- gen N, NO, O, SO, S, SW, W, NW) und indifferentes Verhalten.

B 2.4.2 Bestand

In den vier einmalig untersuchten Standorten konnten fünf Fledermausarten nachgewie- sen werden (s. Tabelle B 2.4-1). Mit Großem Abendsegler und Teichfledermaus kommen zwei in Hamburg stark gefährdete Arten vor, Breitflügel-, Wasser- und Zwergfledermaus sind in Hamburg gefährdet. Bundesweit steht der Große Abendsegler auf der Vorwarnlis- te. Für die Breitflügelfledermaus wird eine Gefährdung angenommen, die Datenlage für die Teichfledermaus wird derzeit bundesweit als unklar eingestuft. Wasser- und Zwerg- fledermaus sind bundesweit ungefährdet. Aus den Biotopbögen zur Biotopkartierung Hamburgs ergaben sich Hinweise auf Vor- kommen des Rehs.

Tabelle B 2.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Säugetierarten Art RL HH RL D FFH Capreolus capreolus Reh * * Eptesicus serotinus Breitflügelfledermaus 3 G IV Myotis dasycneme Teichfledermaus 2 D ! II, IV Myotis daubentonii Wasserfledermaus 3 * IV Nyctalus noctula Großer Abendsegler 2 V IV Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus 3 * IV

RL HH: Rote Liste Hamburg (DEMBINSKI ET AL . 2004) RL D: Rote Liste Deutschland (MEINIG ET AL . 2009) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, G: Gefährdung unbekannten Ausmaßes, V: Vorwarnliste, D: Daten unzureichend, * : ungefährdet; ! : Deutschland ist in hohem Maße für diese Art verantwortlich FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie II: in Anhang II der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art)

Im Rahmen der Begehungen wurden weder Winter- noch Sommerquartiere festgestellt: Die Weiden und sonstigen Bäume der betrachteten Baumreihen sind überwiegend zu jung, die Hybrid-Pappelkronen hinsichtlich der Äste zu dicht, so dass keine Anflugmög- lichkeiten bestehen. Die Äste der Hybrid-Pappeln sind zudem zu dünn, so dass keine Isolierung besteht, Frostsicherheit ist jedoch eine Voraussetzung für die Nutzung als Win- terquartier. Die solitären Bäume weisen keine Spechthöhlen oder sonstige Versteckmög- lichkeiten auf. Während der exemplarischen Untersuchungen zur Aktivitätsdichte wurde kein Schwärmverhalten, was als Hinweis für eine Quartiernutzung gewertet werden kann, festgestellt. Bei sämtlichen nachgewiesenen Fledermäusen handelte es sich um Adulttie- re. Das Vorhandensein relevanter Quartiere wird insgesamt ausgeschlossen.

136 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.4 Säugetiere

Unabhängig vom fehlenden Quartierangebot ist davon auszugehen, dass die Altengam- mer Elbwiesen als Jagdhabitat von Fledermäusen genutzt werden: Während für den Großen Abendsegler und die Wasserfledermaus lediglich Richtungsflüge beobachtet wurden, konnte für die übrigen Arten auch Jagdverhalten nachgewiesen werden. Da aber nur eine Begehung zur Erfassung der Aktivitätsdichte erfolgte, sind nach Aussage von LEGUAN (2009) Jagdnutzungen für Großen Abendsegler und Wasserfledermaus wahr- scheinlich. Für Teich- und Wasserfledermaus stellt die Elbe mit den in die Altengammer Elbwiesen hineinragenden Prielen das Jagdhabitat dar. Die Arten Zwerg- und Breitflügel- fledermaus sind typische Bewohner von Gebäuden und Siedlungsstrukturen und besitzen ihre Quartiere in den hinterdeichs befindlichen Gebäuden. Sie nutzen die Altengammer Elbwiesen als Nahrungshabitat. Neben den nachgewiesenen Säugetierarten ist ein zumindest sporadisches Vorkommen weiterer Arten möglich. So zeigen die landesübergreifenden Schutzbemühungen für den Fischotter ( Lutra lutra ) erste Erfolge. Im Elbabschnitt zwischen Geesthacht und Hamburg kommt die bundesweit gefährdete und in Hamburg vom Aussterben bedrohte Art wieder regelmäßig vor. Auch der auf der bundesweiten Vorwarnliste geführte Biber ( Castor fiber ) wurde vereinzelt beobachtet (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Die Altengammer Elbwiesen sind hinsichtlich der Säugetiere insgesamt von allgemeiner Bedeutung.

137 2.5 Amphibien PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

B 2.5 Amphibien

Für die Ermittlung des Amphibienbestandes in den Altengammer Elbwiesen wird auf die Kartierungen und eine Auswertung der im Artenkataster der BSU vorhandenen biologi- schen Daten zurückgegriffen, die im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnah- men für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes durchgeführt wurden (LEGUAN 2009).

B 2.5.1 Methodik

Durch das Planungsbüro Leguan wurden von Anfang April bis Mitte Juli 2009 drei Tages- begehungen sowie eine Begehung in den Dämmerungs- und Abendstunden durchge- führt. Die Erfassung der Amphibien erfolgte an fünf Gewässern in den Altengammer Elb- wiesen durch Verhören der artspezifischen Rufe, Sichtbeobachtungen, Kescher- und Reusenfänge, Laichfunde und Nachweis der frisch verwandelten Tiere am Gewässer. Zum Einsatz kamen Kleinfischreusen der Firma Jenzi mit einer Maschenweite von 2 mm. Kleinfischreusen haben sich zur Erfassung von Molchen mittlerweile als Methode etabliert und ermöglichen sehr gute Aussagen zum Vorkommen der Molcharten. Die Lage der Amphibiengewässer ist Karte 1-3 zu entnehmen.

B 2.5.2 Bestand

In den fünf untersuchten Gewässern wurden insgesamt drei Amphibienarten nachgewie- sen. In Tabelle B 2.5-1 sind die Einzelnachweise mit Angabe der maximalen Individuen- zahl für jeden Fundort aufgeführt.

Tabelle B 2.5-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Amphibienarten mit Angabe der max. Abundanzen Art RL HH RL D FFH Gewässer AVAm 01 02 03 04 05 Pelophylax kl. esculentus Teichfrosch 2 * ! 2 2 1 1 (Syn.: Rana kl. esculenta) Rana arvalis Moorfrosch 3 3 IV 20 Rana temporaria Grasfrosch V * 36 Rana indet. braun Braunfrösche - - ca. 500 unbestimmt Larven

RL HH: Rote Liste Hamburg (BRANDT & FEUERRIEGEL 2004) RL D: Rote Liste Deutschland (KÜHNEL ET AL . 2009) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, V: Vorwarnliste, - : keine Aussage möglich; ! : Deutschland ist in hohem Maße für diese Art verantwortlich FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art)

138 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.5 Amphibien

Die Braunfroschlarven wurden in einem Stadium nachgewiesen, in dem eine Bestimmung nicht möglich war. Es handelte sich entweder um Gras- oder Moorfrösche. In späteren Erfassungen konnten subadulte Exemplare nicht mehr nachgewiesen werden. Während die laut Artenkataster der BSU für die Altengammer Elbwiesen bis zum Jahr 1986 angegebenen Amphibienarten Grasfrosch, Moorfrosch und Teichfrosch im Rahmen der Untersuchungen durch LEGUAN (2009) bestätigt werden konnten, ist ein Vorkommen von Kamm- und Teichmolch für das Untersuchungsgebiet auszuschließen. Der Kamm- molch ist im Standarddatenbogen des FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft als Schutz- und Erhaltungsgegenstand aufgeführt (s. Anhang E 1), diese Angabe bezieht sich aber auf den Teilbereich der Borghorster Elbwiesen.. Im Verlauf des Kartierjahres trocknete das Gewässer AVAm01 aus. Möglicherweise ist das der Grund, warum keine Molcharten nachgewiesen werden konnten: Während die Braunfroscharten die Metamor- phose (Wechsel vom aquatischen Larvenstadium zum amphibischen Jugendstadium) in der Regel bis zum Juni abgeschlossen haben, verbleiben Molchlarven bis in den Septem- ber hinein im Gewässer. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Gewässer im Untersuchungs- jahr ausgetrocknet. Findet die Austrocknung regelmäßig jedes Jahr statt, kann für die Molche keine erfolgreiche Reproduktion erfolgen und die Art verschwindet nach dem Aussterben der Adulttiere. Für die Teichfrösche in Gewässer AVAm01 konnte keine Reproduktion belegt werden. Der Nachweis von lediglich zwei Tieren deutet nicht auf eine vitale Population hin, son- dern vielmehr auf herumwandernde Tiere. Teichfrösche konnten in insgesamt vier der fünf untersuchten Gewässer festgestellt werden, wenngleich nur in sehr geringen Indivi- duenzahlen. Vermutlich verhindern die regelmäßigen Hochwässer den Aufbau großer Populationen, da während der Überwinterung die Gefahr des Ertrinkens besteht. Gewässer AVAm05 befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Elbe und wird vermutlich auch schon bei geringen Hochwässern, die häufig auftreten, überflutet. Das Fehlen jeglicher Amphibien dort dürfte in direktem Zusammenhang mit dieser Überflutungsdynamik ste- hen. Die in Gewässer AVAm01 nachgewiesenen Gras- und Moorfrösche besitzen ihre Landle- bensräume nach LEGUAN (2009) vermutlich in den hochwassergeschützten Siedlungs- und Marschbereichen und suchen das Gewässer AVAm01 nur kurz zur Paarung und zum Ablaichen auf. Während der zahlreichen Begehungen im Rahmen weiterer Erfassungen konnten nie umherstreifende Amphibien in den Altengammer Elbwiesen festgestellt wer- den. Dies wird durch Untersuchungen zu „Ökologischen Flutungen“ am Oberrhein bestä- tigt (vgl. SIEPE 2006). Durch direkte Beobachtung gerichteter Wanderbewegungen wurde hier festgestellt, dass die Tiere den Überschwemmungsbereich während der Überflutung verließen und Gewässer hinter den Polderdeichen, außerhalb der Überflutungszone be- siedelten. Nach der Überflutung wanderten die Tiere wieder in die Polder zurück. Generell wird der Überflutungsdynamik eine positive Wirkung auf die Amphibienfauna zugesprochen, da die Hochwässer immer wieder neue Tümpel als Pioniergewässer schaffen, Altarme abschneiden und durch das Wegreißen von Gehölzen die Beschattung der Gewässer verringern. Zudem sorgen Hochwässer für eine Wasserführung der Ge- wässer während des Sommers. Die Beobachtungen am Oberrhein bestätigen dies (SIEPE

139 2.5 Amphibien PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

2006). Hier profitieren die Amphibien von flach überfluteten Wiesen und Uferbereichen im Offenland und den wechselfeuchten Bedingungen nach Überflutungen. Im Altengammer Vorland fehlen solche Überflutungsgewässer bzw. abgeschnittene Alt- arme. Von den untersuchten Gewässern stehen die vier Gewässer AVAm02 - AVAm05 über einen Priel mit der Gezeitendynamik in Verbindung und sind für die Amphibienfauna daher von untergeordneter Bedeutung. Gewässer AVAm01 ist zwar hinsichtlich des Biotoptypes als Priel anzusprechen, die Ge- zeitendynamik ist hier jedoch weitaus weniger ausgeprägt als in den übrigen Gewässern. Zudem befindet es sich vergleichsweise nah an den hochwassergeschützten Siedlungs- und Marschbereichen. Diese Faktoren dürften das Auftreten von Gras- und Moorfrosch erklären. Aufgrund des nachgewiesenen Artenspektrums weist Gewässer AVAm01 die höchste Bedeutung innerhalb der Altengammer Elbwiesen auf; die Altengammer Elbwiesen sind hinsichtlich der Amphibienfauna insgesamt jedoch als wenig bedeutend zu bewerten. Der Grund dürfte in der Überflutungsdynamik liegen, die den Aufbau vitaler Bestände verhin- dert. Unabhängig davon ist aber aus naturschutzfachlicher Sicht die Überflutungsdynamik innerhalb der Altengammer Elbwiesen zu begrüßen.

140 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.6 Heuschrecken

B 2.6 Heuschrecken

Heuschrecken sind streng eingenischt über Feuchtigkeit, Temperatur und Raumstruktur und gehören zu den Organismen, deren Populationen z. T. in außerordentlich kleinräumi- gen, manchmal nur wenige Quadratmeter großen Arealen leben. Sie sind daher als De- skriptororganismen, v. a. für die Qualität sehr trockener oder feuchter, offener Lebens- räume, gut geeignet. Im Zuge der Planungen für Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes wurde in den Altengammer Elbwiesen eine Erfassung der Heuschrecken durchgeführt (LEGUAN 2009). Sie repräsentieren den faunistischen Aspekt der bodennah lebenden Insektenfauna mit geringen Raumansprüchen bezogen auf offe- ne Standorte.

B 2.6.1 Methodik

Am 01.07.2009, 29.07.2009 und 19.08.2009 erfolgten Tagbegehungen bei sonnigem, warmem und weitgehend wolkenlosem Wetter. Um insbesondere für die Heupferde ( Tet- tigonia spp.) realistische Nachweisdichten zu erzielen, wurde am 29.07.09 die Begehung am späteren Nachmittag durchgeführt, da die Aktivitätsdichten dann deutlich ansteigen. Die Erfassung erfolgte auf 10 Probeflächen durch Sichtbeobachtung und Verhören der singenden Männchen mit Hilfe von Ultraschalldetektoren. Die Lage der Probeflächen ist Karte 1-3 zu entnehmen. Diese Methoden bringen für die meisten Arten befriedigende Ergebnisse. Anders verhält es sich mit der Nachweisbarkeit der Eichenschrecke ( Meco- nema thalassinum ). Diese Art ist insofern problematisch, da die Lautäußerung, das Fuß- trommeln, im Gelände praktisch nicht nachweisbar ist. Darüber hinaus besiedelt die Ei- chenschrecke vorwiegend Laubbäume. Um die Art sicher nachzuweisen, sind nächtliche Begehungen und ein Ableuchten der Baumstämme erforderlich, da die Tiere nachts aktiv sind und die Kronenregionen dann verlassen. Da diese Methode sehr aufwändig ist und die Eichenschrecke nicht als stenotop oder selten einzustufen ist, wurde auf eine syste- matische Kartierung der Art verzichtet. Es wurden das gesamte Artenspektrum und die Abundanzen ermittelt. In Anlehnung an die in der Ornithologie etablierte Erfassungsmethodik der Punkt-Stopp-Zählung wurden im Wesentlichen die stridulierenden Heuschreckenmännchen auf den unterschiedlichen Teilflächen während einer Zeitspanne von 10 Minuten gezählt. Diese Methode wurde von VOSSEN (1997) erprobt und hat sich in der Praxis in einer Vielzahl von Untersuchungen bewährt. Gezählt wurde dabei von einem Standort auf der Probefläche, von dem sämtli- che dort relevante Vegetationsstrukturen erfasst werden konnten.

141 2.6 Heuschrecken PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

B 2.6.2 Bestand

Die nachfolgende Tabelle B 2.6-1 zeigt eine Gesamtliste der nachgewiesenen Heuschre- ckenarten mit Angabe der maximal beobachteten Individuenzahlen. Zwei in Hamburg als gefährdet geltende Arten, die Sumpfschrecke ( Stethophyma grossum ) und die Große Goldschrecke ( Chrysochraon dispar ) wurden an drei bzw. einem Fundort nachgewiesen. Die anderen 6 Arten gelten als ungefährdet bzw. werden nach neueren Erkenntnissen bundesweit teilweise auf der Vorwarnliste geführt.

Tabelle B 2.6-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Heuschreckenarten Art RL HH RL D max. Individuenzahl Chorthippus albomarginatus Weißrandiger Grashüpfer * * 39 Chorthippus mollis Verkannter Grashüpfer * V 1 Chorthippus parallelus Gemeiner Grashüpfer * * 16 Chrysochraon dispar Große Goldschrecke 3 ↑ * 4 Conocephalus dorsalis Kurzflügelige Schwertschrecke * V 22 Metrioptera roeselii Roesels Beißschrecke * * 32 Stetophyma grossum Sumpfschrecke 3 ↑ * 4 Tettigonia viridissima Grünes Heupferd * * 46

RL HH: Rote Liste Hamburg (RÖBBELEN 2007) RL D: Rote Liste Deutschland (BFN 2011) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, V: Vorwarnliste, * : ungefährdet ↑ : Arten mit positiver Bestandsentwicklung in den letzten Jahren

In Hamburg kommen derzeit - ohne die als ausgestorben oder verschollen geltenden Ar- ten - 30 Heuschreckenarten vor (RÖBBELEN 2007). Mit acht in den Altengammer Elbwie- sen nachgewiesenen Arten wurde demnach etwa ein Viertel der landesweit vorkommen- den Heuschreckenarten nachgewiesen. Insgesamt ist der nachgewiesene Bestand relativ artenarm und geprägt durch weitge- hend unspezifische Arten. Zu berücksichtigen ist, dass die Bodenständigkeit laut LEGUAN (2009) nicht bei allen Arten gegeben ist: Der Verkannte Grashüpfer, der trockene, vegeta- tionsarme und sandige Lebensräume bevorzugt, wurde mit einem Exemplar am 19.08.2009 nachgewiesen. Die Art ist in Hamburg relativ weit verbreitet und in der Lage, schnell neue geeignete Lebensräume zu besiedeln. Auch entsprechend warme und tro- ckene Bedingungen, wie sie lange zwischen Juli und August 2009 herrschten, führen zu verstärkter Migration. Da Nachweise in den früheren Begehungen fehlen und die Lebens- raumeignung hier nur temporär gegeben ist, ist die Bodenständigkeit auszuschließen. Die Art ist von außerhalb in die Altengammer Elbwiesen eingewandert. Ungesichert ist ebenfalls die Bodenständigkeit der Sumpfschrecke. Nachweise erfolgten erst ab Ende Juli 2009. Durch eine zeitgleich verlaufende Untersuchung im Hafenbereich von Hamburg konnte gezeigt werden, dass dortige Populationen bereits Anfang Juli fast

142 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.6 Heuschrecken ihre maximalen Größen erreicht hatten. Nachweise Anfang Juli fehlen in den Altengam- mer Elbwiesen dagegen vollständig. Betrachtet man überdies die konkreten Nachweise, so zeigt sich, dass nur der Fundort AVHeu04 bei den beiden letzten Begehungen jeweils den Nachweis eines stridulierenden Tiers ergab. Fundort AVHeu01, Ende Juli mit 2 stri- dulierenden Männchen, war dagegen im August 2009 verwaist, was ein Hinweis auf eine zeitweilige Besiedelung während großräumiger Migrationen ist, die 2009 nachweislich stattfanden. Ein weiterer Nachweis eines einzelnen Exemplars am Fundort AVHeu09 Mit- te August 2009 entspricht einer Besiedlung nach Migration aus anderen Lebensräumen, ähnlich wie beim Verkannten Grashüpfer. Solche Besiedlungen zeigen aber grundsätzlich eine Habitateignung an – auch wenn die- se nur temporär ist. Es ist also davon auszugehen, dass der tatsächliche Bestand an bo- denständigen Heuschrecken in den Altengammer Elbwiesen bei sechs Arten liegt. Angesichts der Ausprägungen der einzelnen Teilflächen erscheint diese Zahl als zu ge- ring. Ein wesentlicher Faktor des Deichvorlandes ist die unregelmäßige Überflutung im Winterhalbjahr bzw. frühen Frühjahr sowie bei Extremereignissen auch während des Sommers. Solche Überschwemmungen können bei längerer Dauer zu Beeinträchtigun- gen der Eier verschiedener Heuschreckenarten führen. Bei solchen Überstauungen ist zu berücksichtigen, dass nicht immer das komplette Vor- land überschwemmt sein muss, sondern einzelne, höhere Flächen durchaus trocken blei- ben können. Während des Hochwassers am 03. - 04.10.2009 wurden beispielsweise der höher gelegene, ehemalige Sportplatz oder höhere Bereiche des Uferwalls an der Elbe nicht überflutet. Solche Bereiche können dann auch von Arten besiedelt werden, deren Eier weniger resistent gegen Nässe sind. Die stetigste Art, der Weißrandige Grashüpfer, ist in Hamburg eine der am weitesten ver- breiteten Kurzfühlerheuschrecken. Er besiedelt so gut wie alle offenen und halboffenen Lebensräume mit Ausnahme extrem vegetationsarmer und trockener Flächen. Er verträgt zudem leichten Salzeinfluss, weshalb er z. B. auch an Küsten und auf Halligen vorkommt. Die Eier haben eine hohe Feuchtigkeitstoleranz und überstehen Überschwemmungen. Obwohl für den Gemeinen Grashüpfer eine hohe Feuchtigkeitstoleranz nicht eindeutig nachgewiesen ist, ist aufgrund seiner Stetigkeit von immerhin 50 % und maximalen Abundanzen von bis zu 5 stridulierenden Männchen davon auszugehen, dass zumindest die Fundorte AVHeu05 und AVHeu10 eine gute Habitateignung haben. Die anderen be- siedelten Fundorte weisen dagegen eingeschränkte Eignungen auf. Die weiteren bodenständigen Arten legen ihre Eier in Pflanzenteile ab und sind dadurch gut gegen Überstauungen geschützt. Ein Sonderfall ist hierbei die Große Goldschrecke, die nur an Fundort AVHeu02 mit einem kleinen Bestand nachgewiesen wurde. Üblicher- weise besiedelt sie Flächen mit regelmäßigen Überstauungen seltener. Dieser Fundort auf dem Uferwall ist wahrscheinlich ein Bereich, der mit seiner Höhe von 4,5 m über NN bei relativ niedrigen Überstauungen häufig als Insel erhalten bleibt. Dies konnte durch das Planungsbüro Leguan während der Begehung am 04.10.2009, die bei Hochwasser stattfand, bestätigt werden.

143 2.6 Heuschrecken PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Ein zweiter Faktor, der ganz wesentlich die Zusammensetzung von Heuschreckenzöno- sen der Grünländer beeinflusst, ist die jeweilige Nutzung. Für Heuschrecken der Grün- länder ungünstig liegende Mahdtermine führen zu einer eingeschränkten Habitateignung. Der Einfluss der Nutzung wird relativ deutlich bei der Betrachtung der festgestellten Abundanzen an den einzelnen Standorten. Extensivierungen der Nutzungen bzw. nut- zungsfreie Bereiche tragen dazu bei, in diesem Raum die Anzahl möglicher Mikrohabitate zu vermehren. Die beiden Fundorte AVHeu02 und AVHeu05 sind diejenigen mit den ge- ringsten Nutzungseinflüssen. Hier erreichen die nachgewiesenen Arten zum Teil A- bundanzen von 10 stridulierenden Tieren. Überdies trägt die extensive bzw. nicht fest- stellbare Nutzung im Zusammenhang mit der erhöhten Lage im Gelände bei AVHeu02 dazu bei, dass sich hier ein kleiner, aber stabiler Bestand der Großen Goldschrecke etab- lieren konnte. Diese Art gilt in Hamburg als gefährdet. Arten extensiv genutzter und/oder feuchter Grünländer in Hamburg, wie z. B. Omocestus viridulus , Chorthippus dorsatus und evtl. auch Chorthippus montanus , fehlen im Gebiet. Ebenfalls ohne Befund blieb die gezielte Nachsuche nach den beiden hier potenziell vor- kommenden Dornschrecken-Arten Tetrix undulata und Tetrix subulata . Diese besiedeln oftmals kleinste Offenbodenbereiche in Grünländern. Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Heuschreckenfauna des Gebietes stark geprägt ist durch die stattfindenden Überflutungsereignisse. Die festgestellte Artenarmut ist des- halb auch nicht gleichzusetzen mit einer geringen Qualität, sondern weist vielmehr aus, dass eine sehr wirksame Überflutungsdynamik vorhanden ist, was mit den Zielsetzungen dieses Schutzgebiets korrespondiert. Die hinsichtlich der Heuschrecken getroffenen Aussagen zu Überflutung und Grünland- nutzung entsprechen den Untersuchungsergebnissen zu Zikaden in den Überschwem- mungsflächen des Nationalparks Unteres Odertal (ROTHENBÜCHER 2004). Auch hier war die Artenzahl in regelmäßig überfluteten Bereichen am geringsten, und die Mahd förderte mobile und wenig spezialisierte Arten.

144 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.7 Fische und sonstige Artengruppen

B 2.7 Fische und sonstige Artengruppen

Zu den Fischen liegt eine Erfassung im neu angelegten Priel vor (LEGUAN 2014), über die sonstigen relevanten Artengruppen bestehen keine systematischen Erfassungen in den Altengammer Elbwiesen. Im Standarddatenbogen des FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft (s. Anhang E 1) sind zahlreiche in Anhang II der FFH-Richtlinie gelistete Fischarten als Schutz- und Erhal- tungsgegenstand aufgeführt: Finte ( Alosa fallax ), Rapfen ( Aspius aspius ), Steinbeißer (Cobitis taenia ), Schnäpel (s.o.), Flussneunauge ( Lampetra fluviatilis ), Meerneunauge (Petromyzon marinus ) und Schlammpeitzger ( Misgurnus fossilis ). Steinbeißer und Schlammpeitzger wurden im Borghorster Brack nachgewiesen. Rapfen, Fluss- und Meerneunauge sowie vereinzelt Finte und Schnäpel finden sich in der Elbe und damit sporadisch auch in den entsprechenden Wasserflächen längs des El- bufers im Altengammer Vorland. Zusätzlich bestehen Nachweise des Rapfens aus dem neu geschaffenen Priel, von einer Nutzung geeigneter Habitate auch in der Schlinz ist auszugehen. Die Schlinz, der neu geschaffene Priel und Auskolkungen am Elbufer sowie Buhnen stel- len mit ihren strömungsarmen Flachwasserbereichen z.T. geeignete Ruhezonen für wan- dernde Fische und Neunaugen dar und bieten teilweise auch geeignete Nahrungs-, Auf- wuchs- oder Laichmöglichkeiten. Im Rahmen der Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen für den Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg wurde am 21.08.2013 eine Elektroefischung des neu angelegten Priels durch die LEGUAN GmbH durchgeführt (LEGUAN 2014). Es wurden insgesamt 10 Arten nachgewiesen. Nur 2 Exemplare des Aals und 1 Ukelei konnten als adulte Tiere gefangen werden. Es wurden insgesamt 10 Arten nachgewiesen. Nur 2 Exemplare des Aals und 1 Ukelei konnten als adulte Tiere gefangen werden. Das Artenspektrum wurde von den 3 eudominanten Arten (> 10 %) Aland, Flussbarsch und Flunder geprägt. Der gemeinsame Fanganteil dieser Arten betrug 89 %. Die restlichen 11 % des Elektrofangs bestanden aus der subdominanten (2 - 5 %) Art Rapfen und den rezedenten (1 – 2 %) Arten Brasse, Gründling, Aal, Zander, Karpfen und Ukelei. Der Priel läuft während Niedrigwassers nahezu trocken, daher ist er wenig als permanen- ter Lebensraum oder Laichplatz für Fische geeignet. Eine Fischfallensituation ist aber derzeit nicht gegeben. Der Priel stellt für Jungfische während Wasserführung einen Rückzugsraum dar. Aufgrund der Biotop- und Nutzungsstruktur der Altengammer Elbwiesen ist weiterhin da- von auszugehen, dass z.B. Weichtiere (Schnecken, Muscheln) und diverse Insektenarten z.T. geeignete Lebensbedingungen vorfinden. So wurde im Rahmen der Biotopkartierung im Jahr 2010 z.B. die landes- und bundesweit ungefährdete Schwarze Heidelibelle ( Sym- petrum danae ) im Gebiet beobachtet. In Qualmwassertümpeln kommt laut ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011) der Kleine Rückenschaler ( Lepidurus apus ), ein Ur-

145

zeitkrebs, als charakteristische Art vor. In der Elbe bzw. ihren Prielen und Auskolkungen ist von Vorkommen weiterer Wasserorganismen ist auszugehen.

146 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

B 3 Natura 2000 im NSG Borghorster Elblandschaft

B 3.1 Methodik

Die Kartierung der FFH-Lebensraumtypen (LRT) ist seit 2007, nach der Erstaufnahme der FFH-LRT in den FFH-Gebieten im Jahr 2004, integrierter Bestandteil der Biotopkartie- rung. Für jeden FFH-LRT der Wertestufen A, B und C wird ein Biotoperhebungsbogen mit den für die FFH-LRT relevanten Attributen ausgefüllt. Für FFH-LRT der Wertestufe D ist dies nicht erforderlich. Die in den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft vorkommenden Lebensraumtypen gemäß FFH-Richtlinie wur- den zuletzt im Jahr 2012 erfasst und jeweils auf einem gesonderten Erhebungsbogen entsprechend den Vorgaben der Kartieranleitung für die Biotopkartierung Hamburg (BRANDT & ENGELSCHALL 2011) beschrieben und bewertet. Für eine Beschreibung der Erfassungsmethodik von Tierarten wird auf die jeweiligen Me- thodik-Kapitel in Anhang B 2 „Biotischer Zustand“ verwiesen.

Die Bewertung des Erhaltungszustandes der FFH-Lebensraumtypen und der Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinie ist die Grundlage für die Ableitung der Entwicklungsziele und der durchzuführenden Maßnahmen. Im Folgenden wird das Bewertungssystem er- klärt. Nach dem Leitfaden der EU-Kommission zum FFH-Monitoring sind die Erhaltungszustän- de der FFH-Lebensraumtypen und -Arten gemäß eines Ampelschemas zu unterscheiden in: • grün: günstiger Erhaltungszustand • gelb: ungünstiger Erhaltungszustand (unzureichend; Vorwarnstufe) • rot: ungünstiger Erhaltungszustand (schlecht) • grau: unbekannter Erhaltungszustand Zur Ermittlung des Erhaltungszustandes in der gesamten biogeografischen Region (Hamburg: atlantisch) sind gemäß der EU-Kommission folgende Parameter ausschlagge- bend: • Lebensraumtypen: Verbreitung, Fläche, Strukturen und Funktionen sowie Zukunfts- aussichten • Arten: Verbreitung, Population, Habitat, Zukunftsaussichten

Bereits vor der Festlegung der EU-Kommission war in Deutschland ein System der Be- wertung der Erhaltungszustände der FFH-Lebensraumtypen und -Arten in den Natura- 2000-Gebieten geschaffen worden, das wie folgt aufgebaut ist:

147 3 Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

• A: hervorragender Erhaltungszustand (= günstiger Erhaltungszustand) • B: guter Erhaltungszustand (= günstiger Erhaltungszustand) • C: mittlerer bis schlechter Erhaltungszustand (= ungünstiger Erhaltungszustand) In Einzelfällen kann auch die Wertstufe D vergeben werden. Hierbei handelt es sich ent- weder um Flächen, die sich mittel- oder langfristig erst zu einem FFH-Lebensraumtyp entwickeln könnten oder um Flächen, deren Lebensraumtyp oder Art-Vorkommen für das jeweilige Natura-2000-Gebiet nicht repräsentativ ist. Folgende Parameter bestimmen die Einstufung des jeweiligen Erhaltungszustands nach dem A,B,C-Schema: • Lebensraumtypen: Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen, Voll- ständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars und Beeinträchtigungen • Arten: Zustand der Population, Habitatqualität und Beeinträchtigungen Auf dieser Basis kann einzelflächenbezogen für jeden FFH-Lebensraumtyp und jede FFH-Art eine Bewertung im A,B,C-Schema vorgenommen werden. Die schutzgut- spezifischen Bewertungsschemata sind dabei der Anleitung " Monitoring der FFH- Lebensraumtypen in Hamburg - Abgleich der bisher verwendeten Bewertungssysteme zur Beurteilung des Erhaltungszustandes (Stand: 14. November 2013) und der Anleitung des BfN: "Überarbeitete Bewertungsbögen der Bund-Länder-Arbeitskreise als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring" (BFN 2009 und 2009a) zu entnehmen. Eine Übernahme dieses A,B,C-Schemas für die Bewertung der Vogelarten ist sinnvoll und wird in Hamburg auch praktiziert. Hierzu gibt es eine Anleitung, die bei der BSU - Staatliche Vogelschutzwarte - vorliegt. Für den nach Art. 17 der FFH-Richtlinie vorgeschriebenen nationalen Bericht an die EU- Kommission werden diese Daten aggregiert. Zusammen mit den zusätzlich für die Lan- desebene erforderlichen Daten zu Verbreitung, Fläche und Zukunftsaussichten ergibt sich ein Bericht zur Situation des Erhaltungszustandes der FFH-Lebensraumtypen und -Arten für das gesamte Bundesland Hamburg, welcher den Vorgaben des EU-Leitfadens folgt (FFH-Bericht). In einer weiteren Aggregationsebene werden dann die entsprechenden Berichte anderer norddeutscher Länder zu einem Bericht für die atlantische biogeografi- sche Region Deutschlands vereinigt. Dieser Bericht wird dann über die Bundesregierung an die EU-Kommission übermittelt. Da die Berichtspflicht einem 6-jährigen Turnus unterliegt, müssen die zugrunde liegenden Daten im Rahmen des FFH-Monitorings des Bundeslandes (A,B,C-Bewertung des Erhal- tungszustandes) fortlaufend überprüft und angepasst werden. So ist nach Artikel 11 der FFH-Richtlinie der Erhaltungszustand der Lebensraumtypen des Anhangs I und der Arten des Anhangs II, IV und V in der Europäischen Union regelmäßig zu überwachen. Der Aktualisierungsrhythmus der Bewertung des Erhaltungszustandes ist dabei innerhalb der FFH-Lebensraumtypen und -Arten unterschiedlich.

148 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

B 3.2 Bestand

Nachfolgend werden die in den Altengammer Elbwiesen vorkommenden FFH- Lebensraumtypen beschrieben sowie die im Rahmen der Kartierungen nachgewiesenen Vogelarten des Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie bzw. die festgestellten Arten des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie aufgeführt. Die Angaben zum Erhaltungszustand der FFH-Lebensraumtypen sind der Biotopkartierung in Hamburg entnommen, der Erhal- tungszustand der Arten wurde, sofern vorhanden, aus dem Standarddatenbogen zum Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft übernommen. Der Erhaltungszustand des jeweiligen FFH-Schutzgutes auf Landesebene ist dem Bericht Hamburgs für die Berichts- periode 2007-2012 entnommen. Die Elbe im Bereich der Altengammer Elbwiesen wurde bei der Biotopkartierung 2012 als FFH-LRT 3260 („Fluss, naturnah mit Beeinträchtigungen/Verbauungen“) im Erhaltungs- zustand C kartiert. Teile des Elbufers (im Westen), die Schlinz mit Nebenprielen sowie der im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen angelegte Priel wurden dem FFH-LRT 3270 (Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p.) zu- geordnet. Ein weiterer FFH-LRT sind die am Elbufer (und im Mündungsbereich der Schlinz) vorhan- denen feuchten Hochstaudensäume (LRT 6431-1). Es handelt sich um einen heteroge- nen Ufersaum, teils über einer flach geneigten Steinböschung, teils mit Übergängen zu Röhricht und halbruderalen Gras- und Staudenfluren mittlerer Standorte und zu Weiden- gebüsch. Über die gesamte Länge regelmäßig vorhanden ist jedoch ein Uferstauden- saum mit hohen Anteilen der Weidenblättrigen Aster, von Zottigem Weidenröschen und eingestreuten Röhrichten von Rohrglanzgras. Durch Treibselablagerungen ist der Bereich relativ kräftig ruderal überprägt. Der Saum ist zumeist nur relativ schmal und strömungs- exponiert, so dass Wuchsorte für den Schierlings-Wasserfenchel hier unwahrscheinlich sind. Im Westen der Altengammer Elbwiesen befinden sich südlich der Schlinz zwei Flächen, die als FFH-LRT 6440 „Brenndolden-Auenwiese“ (GFC, vgl. Karten 1-1 bzw. 4-1, vgl. auch LEGUAN 2014) angesprochen wurden. Die westliche Grünlandfläche (Biotop Nr. 8218_2012_36) ist in ihrer Ausprägung sehr wüchsig, bis über 1 m hoch aufgewachsen (v.a. in den feuchteren Randbereichen entlang des benachbarten Priels) und von Obergräsern dominiert, mit hohen Anteilen von Fuchsschwanz, Wiesenschwingel und Gewöhnlichem Rispengras. Auch hohe Anteile von Mittelgräsern sind vorhanden, den- noch ist die bodennahe Vegetation noch krautreich, mit v.a. großen Beständen von Krie- chendem Hahnenfuß, einigen eingestreut vorkommenden Leguminosen und einem locker über die Fläche verstreutem Bestand aus Kuckucks-Lichtnelke. Die feuchteren Randbe- reiche sind stärker ruderal geprägt mit höheren Anteilen von v.a. Stumpfblättrigem Amp- fer. Die Fläche kann nicht als Mähwiese im engeren Sinne angesehen werden, da offen- sichtlich eine zeitweilige Beweidung stattfindet und hohe Anteile von weideflächen- typischen Arten vorhanden sind. Dennoch ist im weiteren Sinne eine Zuordnung zur Fuchsschwanzwiese denkbar. Da in Resten Vorkommen von Brenndolde vorhanden sind,

149 3 Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) wurde die Fläche als Entwicklungsfläche für eine Brenndoldenwiese angesehen und im Rahmen der Biotopkartierung in Hamburg entsprechend als Brenndolden-Auenwiese dargestellt. Ebenso die angrenzende Nachbarfläche (Biotop Nr. 8220_2012_2), bei der es sich um eine seit langem als Wiese genutzte, sehr nährstoffreiche Grünlandfläche han- delt, die zum Deich hin abfällt, mit Niveauunterschieden von fast 2 m. Vermutlich wurde die Wiese eingesät und gedüngt, es zeigen sich hohe Anteile von Weidelgras, daneben auch intensiver Aufwuchs aus Rohrglanzgras. Die Fläche ist im Übrigen sehr wüchsig und artenarm und prinzipiell nicht kartierwürdig, weist jedoch in Teilbereichen einen relativ großen Bestand aus Brenndolde auf. Die Fläche wird zudem bei Hochwasser offenbar in Teilbereichen zeitweilig überschwemmt (hier höhere Anteile an Feuchtezeigern). Die westlichere der beiden Flächen (Biotop Nr. 8218_2012_36) befindet sich größtenteils auf den Flurstücken 943 und 743, die als Ausgleichsflächen für Bau und Betrieb eines Kraftwerks in Hamburg-Moorburg dienen (vgl. Kapitel 1.3 Sonstige Planungen). Eine weitere als Brenndolden-Auenwiese kartierte Fläche befindet sich im Osten der Altengammer Elbwiesen (Biotop Nr. 8420_2012_54). Es handelt sich hierbei um eine recht homogene, mäßig artenreiche gemähte Wiesenfläche auf insgesamt zur Elbe hin leicht abfallendem Gelände und mit eingelagerten Mulden, die etwas feuchter geprägt sind. Die Vegetation wird seit einigen Jahren offenbar ausschließlich gemäht und ist do- miniert von Wirtschaftsgräsern, hohen Anteilen von Fuchsschwanz und Rispengrasarten sowie Weidelgras, jedoch deutlich arten- und blütenreicher als die westlich anschließende Fläche, mit Aspekt aus Scharfem Hahnenfuß, Kriechendem Hahnenfuß, Klee, Löwenzahn und im Frühjahr auch Wiesen-Schaumkraut. In Teilen zeigt sich eine etwas ruderalere Prägung mit locker verteilten Beständen aus Breitblättrigem und Krausem Ampfer. Auf- grund des Vorkommens von Brenndolde in kleineren Teilbereichen wurde die Fläche als Entwicklungsfläche für eine Brenndolden-Auenwiese in die Hamburger Biotopkartierung aufgenommen. Wiesen-Fuchsschwanz- (GMM) und Glatthaferwiesen (GMG) als FFH-LRT 6510 „Magere Flachland-Mähwiesen“ befinden sich im zentralen Bereich der Altengammer Elbwiesen (Biotope Nr. 8420_2012_23, 8420_2012_24 und 8420_2012_51). Biotop Nr. 8420_2012_23 ist eine mäßig artenreiche, relativ magere Fuchschwanz- bzw. Kamm- graswiese mit einem mäßig dichten Bestand aus Obergräsern. Sie ist in den Randberei- chen und im Westen etwas wüchsiger, im Osten weist sie sehr magere, offene und blü- tenreiche Teilbereiche auf. Stark vertreten sind Wiesen-Fuchsschwanz, Kammgras, Ris- pengras aber auch Weidelgras sowie ein meist relativ dichter Bestand aus verschiedenen Leguminosenarten, v.a. Kleiner Klee und Wiesenklee. Östlich grenzt eine seit langem als Mähwiese genutzte Glatthafer-Wiese an (Biotop Nr. 8420_2012_24). Der Standort ist relativ eben und nährstoffarm, mit örtlich leichten Ein- muldungen. Rispengras und Fuchsschwanz bilden nur lockere Bestände. Wesentlich ist die 2. Krautschicht, die nur etwa 20 bis 30 cm Wuchshöhe erreicht und durch einen gro- ßen Aspekt von Kleinem Klee derzeit recht blütenreich ist, eingestreut sind Vorkommen von Tausendschön in größerer Zahl. Am Boden finden sich mitunter kleinere Bereiche mit bestandsbildender Frühlingssegge. Die Vegetationsdeckung erreicht nur etwa 90 %, so dass das Licht den Boden erreichen kann. Der Bestand ist relativ reich an Leguminosen,

150 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

örtlich sind leichte Ruderalisierungstendenzen (Rainfarn) erkennbar. Hochwüchsig sind nur einzelne Randbereiche, die etwas nitrophytischer geprägt sind. Stromtaltypisch ist ein großer Bestand von Frühlingssegge und eingestreute Vorkommen von Straußblütigem Ampfer. Südlich dieser Fläche befindet sich ein weiterer als Glatthafer-Wiese angesprochener Biotop (Nr. 8420_2012_51). Dabei handelt es sich um ein insgesamt recht strukturreiches Grünland, dessen südlicher Bereich höher liegt als der nördliche (Uferwall / ehemaliger Sommerdeich). Die Fläche wurde langjährig beweidet, ist in jüngerer Zeit aber offenbar gemäht worden. Vor allem auf den höher gelegenen Flächen sind als Weideunkräuter stachelige Kräuter verbreitet, darunter ein relativ großer Bestand des in Hamburg stark gefährdeten Feld-Mannstreus und der in Hamburg vom Aussterben bedrohten Dornigen Hauhechel. Die Fläche selbst ist mäßig wüchsig mit vermutlich recht magerem Unter- grund und relativ blütenreich mit großen Beständen v.a. von Schafsgarbe. Als Mager- keitszeiger tritt zudem viel Spitzwegerich auf, und Rotschwingel nimmt vergleichsweise hohe Flächenanteile ein. Das Gebiet ist sehr uneben mit Niveauunterschieden von bis zu 2 m. Die kartierten Lebensraumtypen sind in Tabelle B 3-1 zusammengefasst. Tabelle B 3-2 gibt eine Übersicht über die im Rahmen der Kartierungen und sonstigen Datenauswer- tungen in den Altengammer Elbwiesen festgestellten bzw. die potenziell hier vorkommen- den Arten. Für eine ausführliche Bestandsbeschreibung wird auf die Anhänge B 2.2 (Brutvögel), B 2.4 (Fledermäuse), B 2.5 (Amphibien) und B 2.7 (Fische) verwiesen.

Tabelle B 3-1: FFH-Lebensraumtypen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen FFH-LRT Code Zust. HH Angaben in ha je Erhaltungszustand Gesamtfläche [ha] A B C D Fließgewässer der plana- 0,878 0,878 ren bis miontanen Stufe mit Vegetation des Ra- nunculion fluitantis Flüsse mit Schlammbän- 3270 ungünstig- 4,253 1,110 2,481 7,844 ken mit Vegetation des schlecht (U2) Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p. Feuchte Hochstauden- 6430 ungünstig - 1,603 0,384 1,987 fluren der planaren und (BfN) schlecht (U2) montanen bis alpinen Stufe (BfN) bzw. bzw. Säume der Unterelbe 6431-1 (Feuchte Hochstauden- (HH) säume der planaren Stufe) (HH) Brenndolden-Auen- 6440 ungünstig- 11,698 11,698 wiesen (Cnidion dubii) schlecht (U2) Magere Flachland- 6510 ungünstig- 2,885 2,885 Mähwiesen (Alopecurus (BfN) schlecht (U2) pratensis, Sanguisorba officinalis) (BfN) bzw . bzw . Magere Flachland- 6510-1

151 3 Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

FFH-LRT Code Zust. HH Angaben in ha je Erhaltungszustand Gesamtfläche [ha] A B C D Mähwiesen, Glatthafer- (HH) Wiesen (HH) Magere Flachland- 6510 ungünstig- 1,521 1,521 Mähwiesen (Alopecurus (BfN) schlecht (U2) pratensis, Sanguisorba officinalis) (BfN) bzw . bzw . Magere Flachland- 6510-2 Mähwiesen, Wiesen- (HH) Fuchsschwanz-Wiesen (HH)

Tabelle B 3-2: Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinie im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilflä- che Altengammer Elbwiesen

Code Zust. HH Zu- Population Fortpflanzung Sonstige Lebens- stand raumnutzung Vogelart Ciconia ciconia Weißstorch A031 gut (B) - Nein Sporadischer Nah- rungsgast Circus aerugino- Rohrweihe A081 gut (B) - Nein (Brutzeit- Sporadischer Nah- sus feststellung in rungsgast 2013) Porzana porzana Tüpfelsumpf- A119 ungünstig (C) - Nein (Feststel- Sporadisches Vor- huhn lung außerhalb kommen im Elbvor- der regelhaften land Brutperiode in 2013 Crex crex Wachtelkönig A122 gut (B) - 1 Brutpaar Neststandort in Keine aktuellen Brut- 2005 Biotop-Nr. nachweise 8422_2005_122 Haliaeetus albicil- Seeadler A075 gut (B) - Nein Sporadischer Nah- la rungsgast Luscinia svecica Blaukehlchen A272 sehr gut (A) - je 1 Brutpaar Neststandort in 2009/2011 Röhricht an der Schlinz (Biotop- Nr. 8220_2005_51 bzw. 8220_2005_89) Milvus milvus Rotmilan A074 ungünstig (C) - Nein Sporadischer Nah- rungsgast FFH-Tierart Rana arvalis Moorfrosch 1214 ungünstig - - 20 Ind. im Östl. Ende der Überwinterungsberei- unzureichend Jahr 2009 Schlinz, Biotop- che sind nicht genau (U1) Nr. bekannt. Vermutl. 8422_2005_125; Anwanderung aus Fortpflanzungs- den hinterdeichs erfolg unsicher gelegenen Siedlungs- und Marschgebieten. Castor fiber Europäischer 1337 ungünstig - - Nein Sporadisches Vor- Biber unzureichend kommen im Elbab- (U1) schnitt zwischen Hamburg und Geest- hacht Lutra lutra Fischotter 1355 ungünstig - - Nein Regelmäßiges Vor-

152 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

Code Zust. HH Zu- Population Fortpflanzung Sonstige Lebens- stand raumnutzung unzureichend kommen im Elbab- (U1) schnitt zwischen Hamburg und Geest- hacht Eptesicus seroti- Breitflügelfle- 1327 ungünstig - - Nachweis Nein Quartiere vermutl. in nus dermaus unzureichend einzelner Ind. den hinterdeichs (U1) im Jahr 2009 befindlichen Gebäu- den. Altengammer Elbwiesen als Nah- rungshabitat Myotis dasycne- Teichfleder- 1318 ungünstig - - Nachweis Nein Jagdhabitat: Elbe mit me maus unzureichend einzelner Ind. den in die Altengam- (U1) im Jahr 2009 mer Elbwiesen hin- einragenden Buchten Myotis dauben- Wasserfle- 1314 ungünstig - - Nachweis Nein Jagdhabitat: Elbe mit tonii dermaus unzureichend einzelner Ind. den in die Altengam- (U1) im Jahr 2009 mer Elbwiesen hin- einragenden Buchten Nyctalus noctula Großer 1312 günstig (FV) - Nachweis Nein Altengammer Elbwie- Abendsegler einzelner Ind. sen vermutl. als im Jahr 2009 Nahrungshabitat Pipistrellus pi- Zwergfleder- 1309 günstig (FV) - Nachweis Nein Quartiere vermutl. in pistrellus maus einzelner Ind. den hinterdeichs im Jahr 2009 befindlichen Gebäu- den. Altengammer Elbwiesen als Nah- rungshabitat Alosa fallax Finte 1103 ungünstig - C Potentielles Nein Flachwasserbereiche, schlecht (U2) Auftreten von Buhnenfelder und Larven und Priele der El- Jungfischen be/Schlinz Aspius aspius Rapfen 1130 günstig (FV) C 7 Ind. in 2013 Vermutlich nein Flachwasserbereiche, Buhnenfelder und Priele der El- be/Schlinz * Coregonus *Schnäpel *1113 ungünstig - - Potenzielles Nein Flachwasserbereiche, maraena, syn. schlecht (U2) Vorkommen Buhnenfelder und Coregonus ox- von Jungsta- Priele der El- yrhynchus dien und be/SchlinzPriele wandernder Individuen Lampetra fluviati- Flussneun- 1099 günstig (FV) B Potenzielles Nein Stromkanten der Elbe lis auge Vorkommen wandernder Individuen Petromyzon Meerneun- 1095 unbekannt B Potenzielles Nein Stromkanten der Elbe marinus auge Vorkommen wandernder Individuen FFH-Pflanzenart * Oenanthe conio- Schierlings- 1601 ungünstig - C 12 Ind. in Vorkommen am ides Wasserfen- schlecht (U2) 2013 neuen Priel chel * prioritäre Art = in Anhang II der Richtlinie 92/43/EWG mit dem Zeichen (*) gekennzeichnete Tier- und Pflanzenar- ten, d.h. Arten, für deren Erhaltung der Europäischen Gemeinschaft eine besondere Verantwortung zukommt.

153

PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang C: Kürzelliste

ANHANG C: TABELLEN DER KÜRZEL FÜR BEZEICHNUNGEN

Tabelle C-1: Liste der bezeichneten Biotope im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Kürzel Beschreibung AKF Halbruderale Gras- und Staudenflur feuchter Standorte AKM Halbruderale Gras- und Staudenflur mittlerer Standorte FFM Fluss, naturnah mit Beeinträchtigungen/Verbauungen FGV Stark verlandeter, austrocknender Graben FWB Flusswatt mit Pioniervegetation FWO Flusswatt, ohne Bewuchs FWP Priel FWV Tideröhricht FWX Verbautes Elbufer mit naturnahen Vegetationselementen GFC Brenndolden-Auenwiese GFS Sonstige wechselnasse Stromtalwiesen und -weiden GIM Artenarmes gemähtes Grünland mittlerer Standorte GMG Glatthafer-Wiesen GMM Wiesen-Fuchsschwanz-Wiesen GMW Artenreiche Weide frischer bis mittlerer Standorte GMZ Sonstiges mesophiles Grünland GNR Seggen-, binsen- und/oder hochstaudenreiche Nasswiese nährstoffreicher Standorte HFT Weidengebüsch unter Tideeinfluss HHM Strauch-Baumhecke NRW Wasserschwaden-Röhricht NUE Hochstaudensäume der Unterelbe OAG Schotterfläche, Steinhaufen, Blockschüttung OWL Lehmweg SEZ Sonstiges, naturnahes, nährstoffreiches Kleingewässer VSW Wirtschaftsweg

155

PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang D (nichtöffentlich)

ANHANG D: (NICHTÖFFENTLICH)

Aufstellung der Flächen des NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen (von West nach Ost) und ihrer Eigentums- und Pachtverhältnisse. Alle Flurstücke befinden sich in der Gemarkung Altengamme.

Tabelle D-1: Liste der Flurstücke im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- wiesen mit Angabe der Eigentums- und Pachtverhältnisse (Stand Aug. 2015) Flurstück Nr. Flurstück Nr. FHH Eigentümer/in Pächter/in 4792 610-04792 Freie und Hansestadt Hamburg Stephan Putfarken 4790 610-04790 Freie und Hansestadt Hamburg 4791 610-04791 Freie und Hansestadt Hamburg 941 610-00941 Freie und Hansestadt Hamburg 944 610-00944 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 943 610-00943 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 4797 610-04797 Freie und Hansestadt Hamburg 746 602-00746 Freie und Hansestadt Hamburg Stephan Putfarken 2948 602-02948 Bund 743 602-00743 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2895 602-02895 Freie und Hansestadt Hamburg 750 602-00750 Freie und Hansestadt Hamburg 2896 602-02896 Freie und Hansestadt Hamburg 741 602-00741 Freie und Hansestadt Hamburg 2980 602-02980 Freie und Hansestadt Hamburg 2041 602-02041 Freie und Hansestadt Hamburg 2899 602-02899 Freie und Hansestadt Hamburg 759 602-00759 Freie und Hansestadt Hamburg 2900 602-02900 Privat 769 602-00769 Freie und Hansestadt Hamburg Stephan Putfarken (teilweise) 2901 602-02901 Freie und Hansestadt Hamburg Hellmut Rathmann 1042 602-01042 Freie und Hansestadt Hamburg 773 602-00773 Freie und Hansestadt Hamburg Hellmut Rathmann (teilweise) 2038 602-02038 Freie und Hansestadt Hamburg Hellmut Rathmann 2908 602-02908 Freie und Hansestadt Hamburg 2836 602-02836 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2918 602-02918 Freie und Hansestadt Hamburg Hans-Jörg Blanke (teilweise) 1594 602-01594 Bund 2919 602-02919 Freie und Hansestadt Hamburg

157 Anhang E: Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Flurstück Nr. Flurstück Nr. FHH Eigentümer/in Pächter/in 2920 602-02920 Freie und Hansestadt Hamburg 2921 602-02921 Freie und Hansestadt Hamburg 2927 602-02927 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2931 602-02931 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2934 602-02934 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2936 602-02936 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2937 602-02937 Freie und Hansestadt Hamburg 2938 602-02938 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2939 602-02939 Freie und Hansestadt Hamburg 2916 602-02916 Freie und Hansestadt Hamburg 2940 602-02940 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2844 602-02844 Eggers, Wolfgang Altengammer Elbdeich 76, 21039 Hamburg 2961 602-02961 Wulff, Reinhard Ernst Rudolf Horster Damm 69, 21039 Ham- burg 2962 602-02962 Privat

158 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

ANHANG E: NATURA 2000

E 1 Standarddatenbogen des Natura-2000-Gebietes Borghorster Elbland- schaft

Gebiet

Gebietsnummer: 2527-303 Gebietstyp: B

Landesinterne Nr.: 606 Biogeographische Region: A

Bundesland: Hansestadt Hamburg

Name: Borghorster Elblandschaft geographische Länge (Dezimalgrad): 10,2939 geographische Breite (Dezimalgrad): 53,4350

Fläche: 230,00 ha

Vorgeschlagen als GGB: Dezember 1999 Als GGB bestätigt: Dezember 2004

Ausweisung als BEG: Meldung als BSG:

Datum der nationalen Unterschutzstellung als Vogelschutzgebiet:

Einzelstaatliche Rechtgrundlage für die Ausweisung als BSG:

Einzelstaatliche Rechtgrundlage für die Ausweisung als BEG:

Weitere Erläuterungen zur Ausweisung des Gebiets:

Bearbeiter: Christian Michalczyk

Erfassungsdatum: November 1999 Aktualisierung: Juni 2014 meldende Institution: Beh. f. Stadtentwicklung u. Umwelt (Hamburg)

TK 25 (Messtischblätter):

MTB 2527 Bergedorf

Inspire ID:

Karte als pdf vorhanden? nein

159

NUTS-Einheit 2. Ebene:

DE60 Hamburg

Naturräume:

670 Stader Elbmarschen naturräumliche Haupteinheit:

D24 Untere Elbeniederung (Elbmarsch)

Bewertung, Schutz:

Vielgestaltige Landschaft des Elbetals bestehend aus als Grünland genutzten Vordeichsflächen, Bracks, extensivem Kurzcharakteristik: Feuchtgrünland, Magerrasen, Heiden, Dünen und Wälder nasser bis trockener Standorte

Altengammer Elbwiesen, Kringelwiesen, Schleusendamm, Borghorster Brack, Borghorster Düne, Borghorster Haupt- Teilgebiete/Land: deich

Ursprüngliche Vegetationszonierung des Elbetals auf engem Raum von tidebeeinflußten Süßwasserwatten, Röhrichten, Begründung: Stromtalwiesen und Bracks bis hin zu Trockenlebensräumen am Geestfuß aus Dünen, Heiden, Grasfluren und Wäldern

Kulturhistorische

Bedeutung: geowissensch. Bedeu- typischer Aufbau des Elbe-Urstromtals auf engem Raum (Übergang Marsch-Geest), bereits kontinentaler Klimaeinfluß, tung: daher westl. Verbreitungsgrenze einiger Arten in Hamburg

Bemerkung:

Biotopkomplexe (Habitatklassen):

D Binnengewässer 8 %

E Fels- und Rohbodenkomplexe 2 %

H Grünlandkomplexe mittlerer Standorte 40 %

L Laubwaldkomplexe (bis 30 % Nadelbaumanteil) 12 %

N Nadelwaldkomplexe (bis max. 30% Laubholzanteil) 12 %

X01 Ästuare (Fließgewässermündungen mit Brackwassereinfluß u./od. Tidenhub, incl. Uferbiotope) 28 %

Schutzstatus und Beziehung zu anderen Schutzgebieten und CORINE:

160 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

Gebietsnummer Nummer FLandesint.-Nr. Typ Status Art Name Fläche-Ha Fläche-%

2527-303 2526-305 FFH b / Hamburger Unterelbe 707,00 0

2527-303 LSG b - Altengamme 250,00 100

2527-303 NSG b + NSG Borghorster Elblandschaft 225,00 98

Legende

Status Art b: bestehend *: teilweise Überschneidung e: einstweilig sichergestellt +: eingeschlossen (Das gemeldete Natura 2000-Gebiet umschließt das Schutzgebiet) g: geplant -: umfassend (das Schutzgebiet ist größer als das gemeldete Natura 2000-Gebiet) s: Schattenlisten, z.B. Verbandslisten /: angrenzend

=: deckungsgleich

Bemerkungen zur Ausweisung des Gebiets: auf Teilflächen Vertragsnaturschutz mit Landwirten, potentieller Lebensraum für Schierlings-Wasserfenchel

Gefährdung (nicht für SDB relevant):

Einflüsse und Nutzungen:

Code Auswirkung Rang Verschmutzung Ort

A04 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

A07 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

A08 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

D01.02 negativ mittel (durchschnittlicher Einfluß) innerhalb

D03.02 hoch (starker Einfluß) ausserhalb

161

E01.03 negativ mittel (durchschnittlicher Einfluß) ausserhalb

F02.03 negativ mittel (durchschnittlicher Einfluß) innerhalb

F03.01 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

G01.01 mittel (durchschnittlicher Einfluß) ausserhalb

G01.02 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

G02.08 negativ gering (geringer Einfluß) ausserhalb

G05.01 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

J02.05 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

J02.12 gering (geringer Einfluß) ausserhalb

L02 positiv gering (geringer Einfluß) innerhalb

L08 positiv mittel (durchschnittlicher Einfluß) innerhalb

Management:

Institute

Beh. f. Stadtentwicklung u. Umwelt Naturschutzamt

Status: J: Bewirtschaftungsplan liegt vor

Pflegepläne

Maßnahme / Plan Link

Integrierter Bewirtschaftungsplan Elbeästuar http://www.natura2000-unterelbe.de/

Erhaltungsmassnahmen:

Wiederherstellung des Tide- und Hochwassereinflusses der Elbe im Bereich der Borghorster Elbwiesen, Erhalt und Vergrößerung der trockenen Offen-Lebensräume, Pflege der Stromtalwiesen

Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie

162 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

rel.- rel.- rel.- Fläche P N Daten- Rep Erh.- Ges.- Ges.- Ges.- Jah Code Name Grö. Grö. Grö. (ha) F P Qual. . Zust. W. N W. L W. D r N L D

Trockene Sandheiden mit 201 2310 Calluna und Genista [Dünen im 0,43 G A 1 2 1 B C B C 0 Binnenland]

Dünen mit offenen Grasflächen 201 2330 mit Corynephorus und Agrostis 0,29 G A 1 2 1 B B B C 0 [Dünen im Binnenland]

Natürliche eutrophe Seen mit 201 3150 einer Vegetation des Magnopo- 3,50 G B 1 1 1 B C B C 0 tamions oder Hydrocharitions

Natürliche eutrophe Seen mit 201 3150 einer Vegetation des Magnopo- 0,18 G B 1 1 1 C C C C 0 tamions oder Hydrocharitions

Flüsse mit Schlammbänken mit 200 3270 Vegetation des Chenopodion 13,61 M B 1 1 1 C B B C 4 rubri p.p. und des Bidention p.p.

Flüsse mit Schlammbänken mit 200 3270 Vegetation des Chenopodion 0,32 G B 1 1 1 B B B C 8 rubri p.p. und des Bidention p.p.

Feuchte Hochstaudenfluren, 201 6431 1,00 G A 1 1 1 B C B C planar bis montan 0

Brenndolden-Auenwiesen 201 6440 3,75 G A 4 4 1 B A A B (Cnidion dubii) 0

Brenndolden-Auenwiesen 201 6440 1,46 G A 3 3 1 A A A B (Cnidion dubii) 0

Brenndolden-Auenwiesen 201 6440 17,61 G A 5 5 1 C A A C (Cnidion dubii) 0

Magere Flachland-Mähwiesen 201 6510 (Alopecurus pratensis, San- 4,46 G A 1 3 1 B B A C 0 guisorba officinalis)

Magere Flachland-Mähwiesen 201 6510 (Alopecurus pratensis, San- 1,51 G A 1 2 1 A B A C 0 guisorba officinalis)

Magere Flachland-Mähwiesen 201 6510 (Alopecurus pratensis, San- 0,31 G A 1 1 1 C C C C 0 guisorba officinalis)

Hainsimsen-Buchenwald (Luzu- 201 9110 5,73 G B 1 2 1 C C C C lo-Fagetum) 0

Alte bodensaure Eichenwälder 200 9190 auf Sandebenen mit Quercus 1,18 G B 1 1 1 C C C C 4 robur

163

Hartholzauenwälder mit Quer- cus robur, Ulmus laevis, Ulmus 200 91F0 minor, Fraxinus excelsior oder 4,22 G D 1 4 Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris)

Artenlisten nach Anh. II FFH-RL und Anh. I VSch-RL sowie die wichtigsten Zugvogelarten

rel.- rel.- rel.- N Sta- Dat.- Pop.- Biog.- Erh.- Ges.- Ges.- Ges.- Anh Jah Taxon Name S Grö. Grö. Grö. P tus Qual. Größe Bed. Zust. W. N W. L W. D . r N L D

Triturus cristatus 11 - 200 AMP r 1 1 1 h C C C C II [Kammmolch] 50 4

201 FISH Alosa fallax [Finte] j kD v 1 1 1 h C C C C II 0

Aspius aspius 200 FISH r kD r 1 1 1 w C C C C II [Rapfen] 8

Cobitis taenia 201 FISH r G 2 1 2 1 h C C B C II [Steinbeißer] 3

Coregonus oxyrin- 200 FISH m kD v D D D II chus s.l. [Schnäpel] 6

Lampetra fluviatilis 199 FISH m kD v 1 1 1 m B C C C II [Flußneunauge] 8

Misgurnus fossilis 200 FISH r kD v D D D II [Schlammpeitzger] 5

Petromyzon mari- 199 FISH nus [Meerneunau- m kD v 1 1 1 m B C C C II 8 ge]

Oenanthe conioides 201 PFLA [Schierling- r G 11 1 2 1 o C B B B II 3 Wasserfenchel]

weitere Arten

Taxon Code Name S NP Anh. IV Anh. V Status Pop.-Größe Grund Jahr

Legende

Grund Status

164 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

e: Endemiten a: nur adulte Stadien g: gefährdet (nach Nationalen Roten Listen) b: Wochenstuben / Übersommerung (Fledermäuse) i: Indikatorarten für besondere Standortsverhältnisse (z.B. Totholzreich- e: gelegentlich einwandernd, unbeständig tum u.a.) k: Internationale Konventionen (z.B. Berner & Bonner Konvention ...) g: Nahrungsgast l: lebensraumtypische Arten j: nur juvenile Stadien (z.B. Larven, Puppen, Eier) n: aggressive Neophyten (nicht für FFH-Meldung) m: Zahl der wandernden/rastenden Tiere (Zugvögel...) staging o: sonstige Gründe n: Brutnachweis (Anzahl der Brutpaare) s: selten (ohne Gefährdung) r: resident t: gebiets- oder naturraumtypische Arten von besonderer Bedeutung s: Spuren-, Fährten- u. sonst. indirekte Nachweise

t: Totfunde, (z.B. Gehäuse von Schnecken, Jagdl. Angaben, Herbarbe- z: Zielarten für das Management und die Unterschutzstellung lege...)

Populationsgröße u: unbekannt c: häufig, große Population (common) w: Überwinterungsgast p: vorhanden (ohne Einschätzung, present) r: selten, mittlere bis kleine Population (rare) v: sehr selten, sehr kleine Population, Einzelindividuen (very rare)

Literatur:

Jah Zeit- Sei- Ver- Nr. Autor Titel Nr. r schrift ten lag

HH6341316504668 Diverse Biotopkartierung Hamburg 6

HH6337411372462 Diverse regelmäßiges Monitoring der FFH-Arten Anhang II 8

Prüfung der Wertigkeit der NSGe Schnaakenmoor, Boberger Dr. Kurz, 199 Niederung, Stellmoorer Tunneltal, Höltigbaum, Kirchwerder hh0035 Holger et 9 Wiesen sowie weiterer Gebiete in HH auf ihre Eignung als al. Schutzgebiete nach V/FFH-RL

HH6337384493778 EGL et al: regelmäßiges Monitoring der FFH-Lebensraumtypen 4

165

HH6337384503897 EGL Ersterfassung der FFH-Lebensraumtypen 2

Dokumentation/Biotopkartierung:

Biotopkartierungsbögen-Nr.: 8624, 8622, 8422, 8220, 8222

Dokumentationslink:

Eigentumsverhältnisse:

Bund 4 %

Land 52 %

Kommunen 0 %

Sonstige 0 % gemeinsames Eigentum/Miteigentum 0 %

Privat 44 %

Unbekannt 0 %

E 2 Merkblatt zu den vorläufigen Erhaltungszielen

Ein Merkblatt ist nicht erforderlich, da die FFH-Erhaltungsziele in die NSG-Verordnung übernommen wurden (vgl. Anhang A 1).

166 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Inhalt

Inhalt Seite

0 ZUSAMMENFASSUNG ...... 7

1 EINLEITUNG...... 9 1.1 Zielsetzung und Untersuchungsumfang ...... 9 1.2 Rechtliche Rahmenbedingungen ...... 10 1.2.1 Rechtsgrundlagen ...... 10 1.2.2 Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege ...... 12 1.2.3 Durchsetzung der Verbote nach § 5 NSG-VO und Ahndung der Ordnungswidrigkeiten gemäß § 6 NSG-VO ...... 12 1.2.4 Zulässigkeit der Maßnahmen des Pflege- und Entwicklungsplans ...... 13 1.2.5 Wiederansiedlungen von Pflanzen und Tieren ...... 13 1.2.6 Betreuung durch naturschutzverbände ...... 13 1.3 Bestehender Pflege- und Entwicklungsplan, sonstige Planungen ...... 13 1.4 Natura 2000 ...... 16 1.4.1 Rechtliche Bestimmungen ...... 16 1.4.2 Natura 2000 in Hamburg ...... 18 1.4.3 Natura 2000 im NSG Borghorster Elblandschaft ...... 18 1.5 Kosten ...... 19 2 LAGE UND UMGEBUNG DES NATURSCHUTZGEBIETES ...... 21

3 EIGENTUMSVERHÄLTNISSE, BESTEHENDE PFLEGE- UND BEWIRT- SCHAFTUNGSVERTRÄGE ...... 25

4 ZUSAMMENFASSUNG BIOTISCHES POTENZIAL ...... 26 4.1 Untersuchungs- und Auswertungsumfang ...... 26 4.2 Biotoptypen ...... 26 4.3 Bedeutung des Naturschutzgebietes für die untersuchten Artengruppen ...... 27 4.4 Faunistisch und floristisch besonders bedeutsame Biotope des Naturschutzgebiets ...... 32 4.5 Schutzgegenstand des Natura-2000-Gebietes ...... 35 5 GEFÄHRDUNGEN UND BELASTUNGEN ...... 37

6 LEITBILD UND ENTWICKLUNGSZIELE...... 41 6.1 Vorgaben des Landschaftsprogramms mit integriertem Artenschutzprogramm (LAPRO/APRO) und des Integrierten Bewirtschaftungsplanes Elbeästuar (IBP) ...... 41 6.2 Begriffsdefinition "Leitbild" und "Entwicklungsziel" ...... 45 6.3 Leitbild ...... 46 6.4 Zwangspunkte ...... 48 6.5 Entwicklungsziel ...... 49

1 Inhalt PEP NSG Borghorster Elblandschaft

6.5.1 Entwicklungsziele im Zusammenhang mit Natura 2000 ...... 50 7 MAßNAHMENPLAN ...... 51 7.1 Begriffsdefinitionen ...... 51 7.2 Pflegeeinheiten ...... 52 7.2.1 Pflegeeinheit 1 - Grünland ...... 52 7.2.2 Pflegeeinheit 2 – Röhrichte, Staudenfluren und sonstige Ufervegetation ...... 54 7.2.3 Pflegeeinheit 3 – Gewässer und ihre Ufer...... 56 7.2.4 Pflegeeinheit 4 - Gehölze ...... 58 7.2.5 Pflegeeinheit 5 - Invasive Arten ...... 59 7.3 Maßnahmenkatalog ...... 60 7.4 Maßnahmen im Zusammenhang mit Natura 2000 ...... 76 7.5 Zeitplanung ...... 79 7.6 Kostenplan ...... 81 8 ERFOLGSKONTROLLE UND ERLASS ...... 83 8.1 Erfolgskontrolle ...... 83 8.2 ERLASS ...... 85 9 QUELLENVERZEICHNIS ...... 87

ANHANG A: VERORDNUNGEN ...... 93

A 1 VERORDNUNG ÜBER DAS NSG (NSG-VO) BORGHORSTER ELBLANDSCHAFT ...... 93

A 2 ANORDNUNG ÜBER ZUSTÄNDIGKEITEN AUF DEM GEBIET DES NATURSCHUTZES UND DER LANDSCHAFTSPFLEGE (AONZL) ...... 99

ANHANG B: BESTANDSANALYSE ...... 105

B 1 ABIOTISCHER ZUSTAND ...... 105

B 1.1 NATURRAUM ...... 105

B 1.2 GEOLOGIE UND BÖDEN ...... 105

B 1.3 HYDROLOGIE ...... 107

B 1.4 KLIMA ...... 109

B 1.5 NUTZUNG UND NUTZUNGSGESCHICHTE ...... 110

B 2 BIOTISCHER ZUSTAND ...... 113

B 2.1 BIOTOPTYPEN UND VEGETATION ...... 113

B 2.1.1 METHODIK ...... 113

B 2.1.2 BESTAND ...... 114

B 2.2 BRUTVÖGEL ...... 127

B 2.2.1 METHODIK ...... 127

2 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Inhalt

B 2.2.2 BESTAND ...... 128

B 2.3 ZUG- UND RASTVÖGEL ...... 131

B 2.3.1 METHODIK ...... 131

B 2.3.2 BESTAND ...... 131

B 2.4 SÄUGETIERE ...... 135

B 2.4.1 METHODIK ...... 135

B 2.4.2 BESTAND ...... 136

B 2.5 AMPHIBIEN ...... 138

B 2.5.1 METHODIK ...... 138

B 2.5.2 BESTAND ...... 138

B 2.6 HEUSCHRECKEN ...... 141

B 2.6.1 METHODIK ...... 141

B 2.6.2 BESTAND ...... 142

B 2.7 FISCHE UND SONSTIGE ARTENGRUPPEN...... 145

B 3 NATURA 2000 IM NSG BORGHORSTER ELBLANDSCHAFT ...... 147

B 3.1 METHODIK ...... 147

B 3.2 BESTAND ...... 149

ANHANG C: TABELLEN DER KÜRZEL FÜR BEZEICHNUNGEN ...... 155

ANHANG D: (NICHTÖFFENTLICH) ...... 157

ANHANG E: NATURA 2000 ...... 159

E 1 STANDARDDATENBOGEN DES NATURA-2000-GEBIETES BORGHORSTER ELBLANDSCHAFT ...... 159

E 2 MERKBLATT ZU DEN VORLÄUFIGEN ERHALTUNGSZIELEN ...... 166

3 Inhalt PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Verzeichnis der Maßnahmeblätter

Blatt-Nr Kurzbeschreibung Seite

1 2-schürige Mahd der Brenndolden- und Flachlandmähwiesen 61

2 Intialsaat für artenarme Brenndolden- und Flachlandmähwiesen (optional) 63

3 Extensive Weidenutzung 64

4 Zurückdrängen der Ackerkratzdistel 65

5 Auwaldentwicklung, ggf. Initialpflanzungen 66

6 Errichtung von Info-Tafeln 68

7 Pflege von Röhrichtflächen und Staudenfluren 69

8 Rückbau von Ufer-/Sohlbefestigungen und Uferabflachung an der Schlinz 70

9 Rückbau von Deckwerk am Elbufer 71

10 Einschränkung der Angelrechte 73

11 Auslichten Bäumen und Gehölzen 73

12 Entfernen von Gehölzaufwuchs 74

13 Beobachtung der Ausbreitung von Neobiota 75

14 Eindämmung der Ausbreitung von Neobiota 76

Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-1: Naturschutzgebiet Borghorster Elbwiesen mit den Teilräumen Altengammer Elbwiesen, Borghorster Brack sowie Borghorster Elbwiesen und Sandberge (von West nach Ost) ...... 21

Abbildung 3-1: Darstellung der Eigentumsverhältnisse im Bereich der Altengammer Elbwiesen ...... 25

Abbildung 7-1: Der Weg zu den Entwicklungszielen ...... 51

Abbildung B1.2-1: Relief. Die Höhen der blau/grün dargestellten Flächen im Vorland liegen zwischen 2,50 mNN und 3,00 mNN, die beige-braun bis rot-braun dargestellten Flächen liegen zwischen 3,00 mNN und 5,50 mNN. Die Abstufung erfolgt in 0,5 m-Intervallen (KNABE INGENIEURE 2009)...... 106

Abbildung B 2.1-2: Lage der Fundorte des Schierlings-Wasserfenchels am AltengammerPriel 2013 (Dreiecke: zweijährige Pflanzen, Kreise = einjährige Pflanzen, Luftbild 2012: DOP40c 325840_59200) aus: LEGUAN (2014) ...... 125

4 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Inhalt

Tabellenverzeichnis Tabelle 4.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 29 Elbwiesen, nachgewiesenen besonderen Pflanzen- und Tierarten Tabelle 4.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 32 Elbwiesen, kartierten, nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG ge- schützten Biotope Tabelle 7.2.1-1: Pflegeeinheit 1, zyklische Maßnahmen 54 Tabelle 7.2.1-2: Pflegeeinheit 1, Einzelmaßnahmen 54 Tabelle 7.2.2-1: Pflegeeinheit 2, zyklische Maßnahmen 56 Tabelle 7.2.2-2: Pflegeeinheit 2, Einzelmaßnahmen 56 Tabelle 7.2.3-1: Pflegeeinheit 3, Einzelmaßnahmen 57 Tabelle 7.2.4-1: Pflegeeinheit 4, zyklische Maßnahmen 58 Tabelle 7.2.4-2: Pflegeeinheit 4, Einzelmaßnahmen 58 Tabelle 7.2.5-1: Pflegeeinheit 5, zyklische Maßnahmen 59 Tabelle 7.2.5-2: Pflegeeinheit 5, Einzelmaßnahmen 59 Tabelle 7.4-1: Übersicht der Maßnahmen für FFH-Lebensraumtypen im Natura 2000- 77 Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle 7.4-2: Übersicht der Maßnahmen für Tier- und Pflanzenarten der FFH- und 78 Vogelschutz-richtlinie im Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle 7.5-1: Zeitplanung der Maßnahmen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche 80 Altengammer Elbwiesen Tabelle 7.6-1: Gesamtübersicht über die voraussichtlich einzuplanenden Finanzmittel 81 während der Geltungsdauer des Pflegeplans Tabelle B 2.1-1: Flächenanteile der Biotoptypen (Hauptgruppen) im NSG Borghorster 117 Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle B 2.1-2: Flächenanteile der nach § 30 geschützten Biotope im NSG Borghorster 117 Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle B 2.1-3: Artenliste der in den Jahren 2005, 2008 und 2010/2013 im Rahmen der 118 flächendeckenden Biotoptypenkartierungen bzw. im Rahmen der pflanzen- soziologischen Erfassung von Dauerquadraten festgestellten Pflanzenarten Tabelle B 2.2-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 129 Elbwiesen, nachgewiesenen Brutvogelarten Tabelle B 2.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- 132 wiesen durch LEGUAN (2009) nachgewiesenen Zug- und Rastvogelarten Tabelle B 2.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 136 Elbwiesen nachgewiesenen Säugetierarten Tabelle B 2.5-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- 138 wiesen nachgewiesenen Amphibienarten Tabelle B 2.6-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer 142 Elbwiesen nachgewiesenen Heuschreckenarten Tabelle B 3-1: FFH-Lebensraumtypen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche 151 Altengammer Elbwiesen Tabelle B 3-2: Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinie im NSG Borghorster Elb- 153 landschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle C-1: Liste der bezeichneten Biotope im NSG Borghorster Elblandschaft, 155 Teilfläche Altengammer Elbwiesen Tabelle D-1: Liste der Flurstücke im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Alten- 157 gammer Elbwiesen mit Angabe der Eigentums- und Pachtverhältnisse

5 Inhalt PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Kartenverzeichnis • Karte 1-1 Biotoptypen und Vegetation • Karte 1-2 Vögel • Karte 1-3 Probestellen und festgestellte Tierarten • Karte 2 Entwicklungsziele • Karte 3 Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen • Karte 4-1 FFH-Lebensraumtypen und Arten der FFH- und Vogelschutz-Richtlinie • Karte 4-2 Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen für FFH-Lebensraumtypen

..

6 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 0 Zusammenfassung

0 ZUSAMMENFASSUNG

Die Altengammer Elbwiesen im Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft sind durch eine hohe Zahl hochwertiger gesetzlich geschützter Biotoptypen geprägt. Hierzu zählen Flusswattflächen am Elbufer, Priele, Röhrichte und Hochstaudensäume der Unterelbe, ein Kleingewässer, Brenndolden-Auenwiesen, wechelsnasse Stromtalwiesen, Nasswie- sen, Glatthaferwiesen und ein Weidengebüsch unter Tideeinfluss. Die Flusswattflächen (teilweise), Priele, Hochstaudenfluren, Brenndolden- und Flachland-Mähwiesen stellen zudem FFH-Lebensraumtypen dar. Die Grünlandflächen sowie die Röhrichte und Hochstaudenfluren weisen eine hohe Be- deutung für typische Brutvögel wie Feldlerche, Wiesenpieper, Wiesenschafstelze, Blau- kehlchen (Anhang I der VRL), Rohrammer, Schilf- und Teichrohrsänger dieser Habitate auf. Mehrer Anhang I – Arten der Vogelschutzrichtlinie (VRL) treten als Nahrungsgäs- te/Gastvögel auf: Seeadler, Rohrweihe (Brutzeitfeststellung in 2013), Rotmilan, Wachtel- könig und Tüpfelsumphuhn. Die Flächen werden von Fledermäusen als Jagdhabitat genutzt, darunter auch von der Teichfledermaus (Anhang II – Art der FFH-Richtlinie). Ein in 2011 neu angelegter Priel weist neben besonders hochwertiger Flusswattvegetati- on mit Vorkommen der prioritären FFH-Art Schierlings-Wasserfenchel auch gefährdete Fischarten, darunter auch den Rapfen als Anhang II – Art der FFH-RL auf. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan konkretisiert die Vorgaben des Integrierten Bewirtschaftungsplans Elbeästuar für das Gebiet und bestimmt die Entwicklungsziele sowie die zur Erhaltung und Entwicklung der in diesen Teilflächen vorkommenden Fauna und Flora erforderlichen Maßnahmen. Aufgrund der herausragenden Bedeutung der Flächen für den Erhalt der FFH- Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Artenreiche Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) im Hamburger Raum dient die offene Wiesen- und Weideland- schaft als Leitbild für den Großteil der Flächen. Im Westen im Umfeld der Schlinz ist da- gegen eine Sukzession zu Tide-Auwald im Mosaik mit Tide-Röhrichtflächen vorgesehen. Als vordringlich umzusetzen, werden folgende Maßnahmen festgelegt: • Vorgaben für die Mahd der Brenndolden- und Flachland-Mähwiesen • Initialansaat auf drei artenarmen Grünlandflächen • Zurückdrängen der Ackerkratzdistel auf ufernahen Flächen • Minimierung anthropogener Störungen durch das Errichten von Infotafeln und die Einschränkung der Angelrechte • Beobachtung und ggf. Eindämmung der Ausbreitung von Neobiota Weitere Maßnahmen betreffen die Entwicklung und Pflege von Röhricht- und Uferstau- denfluren, die Entwicklung von Tide-Auwald, das Entfernen von Gehölzaufwuchs und die Rodung von Gehölzen im ansonsten offenen Grünlandbereich, den Rückbau von Ufer- und Sohlbefestigungen an der Schlinz sowie den Rückbau von Deckwerk am Elbufer.

7

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

1 EINLEITUNG

1.1 Zielsetzung und Untersuchungsumfang

Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) konkretisiert die Vorgaben des Inte- grierten Bewirtschaftungsplans Elbeästuar (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012) und be- stimmt die Entwicklungsziele für die im Altengammer Vorland, Bezirk Bergedorf, gelege- nen Teilflächen des Naturschutzgebietes (NSG) „Borghorster Elblandschaft“ sowie die zur Erhaltung und Entwicklung der in diesen Teilflächen vorkommenden Fauna und Flora erforderlichen Maßnahmen. Die im Altengammer Vorland geplanten und z.T. bereits rea- lisierten Kompensationsmaßnahmen für den Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg (vgl. Kapitel 1.3 Sonstige Planungen) werden im PEP berücksichtigt und gegebenenfalls im Sinne einer optimalen Einbindung in das Gesamtkonzept modifiziert. Der PEP bildet die fachliche Grundlage für die Umsetzung der Entwicklungsziele und die Durchführung der Maßnahmen. Mit der Formulierung des Leitbildes für Teilflächen des NSG wird das im Altengammer Vorland langfristig zu erreichende Fernziel vorgegeben. Der Maßnahmenplan (Kapitel 7) stellt einen Arbeitsplan dar, mit dem die Entwicklung des Raumes in Richtung auf dieses Ziel vorangetrieben wird. Bei Bedarf können Maßnahmenpläne aktualisiert und fortge- schrieben werden, die dann zu einer schrittweisen Verwirklichung des Leitbildes füh- ren.Der Pflege- und Entwicklungsplan gliedert sich in die Bestandsbeschreibung und den planerischen Teil. Die Bestandsbeschreibung (Kapitel 4 - 5 und Anhang B) stellt das abio- tische und biotische Potenzial des Gebietes sowie die Gefährdungen und Vorbelastungen dar. Der planerische Teil (Kapitel 6 - 8) formuliert die Entwicklungsziele und die durchzu- führenden Maßnahmen. Hier werden weiterhin Angaben zum Kostenrahmen und zur zeit- lichen Abfolge der Maßnahmen sowie zur notwendigen Erfolgskontrolle gemacht. Neben der Aufarbeitung vorliegender Quellen zum abiotischen und biotischen Potenzial des NSG (siehe Quellenverzeichnis) wurden zur Bestandsanalyse von Flora und Fauna Erhebungen und Auswertungen von Kartierungsdaten aus den Jahren 2005 bis 2013 durchgeführt. Ergebnisse sind: • eine Karte der Biotoptypen im Detaillierungsgrad der Biotopkartieranleitung der BSU Hamburg, Amt für Natur- und Ressourcenschutz mit Standorten gefährdeter Pflan- zenarten und eine Artenliste von Pflanzenvorkommen im NSG Borghorster Elbland- schaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, • eine Karte mit Darstellung der Brutvorkommen der Wiesenvögel im Jahr 2013 bzw. sonstiger Brutvögel im Jahr 2009 und eine Artenliste der festgestellten Vorkommen von Brut-, Zug- und Rastvögeln im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, • eine Karte der im Jahr 2009 bzw. 2013 untersuchten Probestellen zur Erfassung von Fledermäusen, Amphibien, Heuschrecken und Fischen mit den jeweils festge- stellten Arten, einer Darstellung potenzieller Landlebensräume von Amphibien so-

9 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

wie Listen mit den im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- wiesen, nachgewiesenen Säugetier-, Amphibien- und Heuschreckenarten. Falls in der Zukunft neuere bzw. weitere Angaben über die biotischen und abiotischen Faktoren des NSG vorliegen, wird bei einer bedarfsweisen Aktualisierung des PEP die aktuelle Datengrundlage verwendet.

1.2 Rechtliche Rahmenbedingungen

Bei einem Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) handelt es sich gemäß § 10 Absatz 1 des Hamburgischen Gesetzes zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes um einen Naturschutz-Fachplan der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) Er ist mit anderen für das Gebiet in bestimmten Teilaspekten zuständigen Behörden abgestimmt und insofern behördenverbindlich. Werden im PEP genehmigungspflichtige Maßnahmen vorgeschlagen, so wird durch die Vorgabe im PEP die notwendige Genehmigung nicht ersetzt, sondern ist vor Durchfüh- rung der Maßnahme einzuholen (z.B. wasserrechtliche Erlaubnis für den Gewässeraus- bau). Gegenüber privaten Dritten oder Verbänden besteht keine Verbindlichkeit des PEP. So- fern also im PEP Naturschutzmaßnahmen vorgeschlagen sind, die Eigentums- bzw. Pachtinteressen oder satzungsgemäße Aufgaben Dritter berühren, ist vor Durchführung der konkreten Maßnahmen eine entsprechende Zustimmung einzuholen.

1.2.1 Rechtsgrundlagen

Folgende Gesetze und Verordnungen dienen in Gänze oder in Teilen als Rechtsgrundla- ge für die Anwendung und Umsetzung des vorliegenden Pflege- und Entwicklungsplanes: • Verordnung über das NSG Borghorster Elblandschaft (NSG-VO) (siehe Anhang A 1), • Hamburgisches Gesetz zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes - HmbB- NatSchAG vom 11. Mai 2010 (HmbGVBl. S. 350, 402) zuletzt geändert am 13. Mai 2014 (HmbGVBl. S. 167) • Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz - BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), in Kraft getreten am 1. März 2010, letzte Änderung durch Artikel 421 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474); hier nur die unmittelbar geltenden Normen, • Hamburgisches Jagdgesetz vom 22. Mai 1978 (HmbGVBl. S. 162), zuletzt geändert am 18. Juli 2001 (HmbGVBl. S. 251, 257), • Strafgesetzbuch (StrGB) vom 13. November 1998 (BGBl I S. 3322), zuletzt geän- dert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 20. November 2015 (BGBl.I. S. 3322,

10 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

• FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Richtlinie - Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhal- tung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Pflanzen und Tiere vom 21. Mai 1992 (ABl. L 206 vom 22. Juli 1992, S. 7), zuletzt geändert durch die Richt- linie 2006/105/EG (ABl. L 363 vom 20.12.2006, S. 368), • EG-Vogelschutzrichtlinie - Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 (ABl. L 103, vom 25.4.1979, S. 1) in der kodifizierten Fassung: Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Er- haltung der wildlebenden Vogelarten (ABl. L 20, vom 26.01.2010, S. 7), • Hamburgisches Wassergesetz (HWaG) in der Fassung vom 29. März 2005 (HmbGVBl. Nr. 11, S. 97), zuletzt geändert durch Artikel 12 des Gesetzes vom 4. Dezember 2012 (HmbGVBl. S. 510. 519), • Verordnung über öffentliche Hochwasserschutzanlagen (Deichordnung - DeichO) vom 27. Mai 2003 (HmbGVBl. 2003, S. 151), • Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz - WHG) vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), das zuletzt durch Artikel 320 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474) geändert worden ist. • Wasserrahmenrichtline - Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maß- nahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (ABl. EG Nr. L 327/1 vom 22.12.2000), zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1137/2008 (Abl. L 311 vom 21.11.208, S. 1).

Weiterhin gilt die "Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege" (AOZNL) (siehe Anhang A 2). Die Vorgaben und Ziele des Landschaftsprogramms mit integriertem Arten- und Bio- topschutzprogramm (LAPRO/APRO) der Freien und Hansestadt Hamburg sind bei der Erstellung von Pflege- und Entwicklungsplänen zu berücksichtigen. Darüber hinaus sind die Vorgaben und Ziele aus den Fachplänen zum Hamburger Biotopverbund, dem Fach- konzept Arten- und Biotopschutz , dem Integrierten Bewirtschaftungsplan Elbeästuar und der FFH-Strategie hinzuzuziehen. Die in diesen Programmen für die Lebensraumtypen des NSG Borghorster Elblandschaft formulierten Ziele und Maßnahmen sind in Kapitel 6.1 ausgeführt. Das NSG Borghorster Elblandschaft ist gemäß Richtlinie 92/43/EWG, Artikel 4 (bzw. § 32 BNatSchG) als FFH-Gebiet in die Europäische Gemeinschaftsliste aufgenommen und damit Bestandteil des europaweiten Schutzgebietssystems Natura 2000. Die für die Aus- weisung als FFH-Gebiet relevanten Lebensraumtypen, Pflanzen- und Tierarten werden in Kapitel 4.5 aufgeführt. Maßnahmen, die insbesondere der Pflege- und Entwicklung von FFH-Lebensraumtypen oder –Arten dienen, sind im Maßnahmenplan kenntlich gemacht.

11 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

1.2.2 Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege

Zuständig für die Durchführung der aufgrund von § 10 Absatz 1 des HmbBNatSchAG (in Verbindung mit §§ 23, 26 des BNatSchG sowie § 27 Nummer 3 des Hamburgischen Jagdgesetzes) erlassenen Verordnung über Naturschutzgebiete ist nach der geltenden Fassung der "Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege" (AOZNL) - Abschnitt II – die Behörde für Umwelt und Energie. Die Durchführung der Verordnung richtet sich nach dem vorliegenden Pflege- und Entwick- lungsplan. Dem für das NSG Borghorster Elblandschaft zuständigen Behörde Umwelt und Energie obliegt somit die Umsetzung der in der Verordnung enthaltenen Gebote, die Durchset- zung der Verbote einschließlich der Ahndung etwaiger Verstöße im Naturschutzgebiet und die Erteilung von Befreiungen nach § 67 BNatSchG. Die Durchführung von Maßnah- men im Rahmen des vorliegenden Pflege- und Entwicklungsplans (oder dessen Entwurf) liegt ebenfalls in der Zuständigkeit des Amtes für Natur- und Ressourcenschutz. Die Behörde für Umwelt und Energie ist nach der AOZNL auch zuständig für die Übertra- gung der Betreuung des Naturschutzgebietes nach § 24 HmbBNatSchAG.

1.2.3 Durchsetzung der Verbote nach § 5 NSG-VO und Ahndung der Ordnungswidrig- keiten gemäß § 6 NSG-VO

§ 5 NSG-VO enthält die zur Sicherung des NSG erforderlichen Verbote. Im Rahmen der Verwirklichung der Entwicklungsziele kommt daher der Durchsetzung dieser Verbote - neben den biotoplenkenden Maßnahmen - eine zentrale Bedeutung zu. Die Verbote der Naturschutzgebietsverordnung sind den Besuchern unter Hinweis auf Ahndung etwaiger Verstöße nach § 6 der Verordnung in ausreichender Form durch Hin- weistafeln und Veröffentlichungen darzustellen. Im Rahmen der Überwachung oder sonst zur Anzeige gelangter Verstöße gegen Verbote nach § 5 NSG-VO ist nach dem Ordnungswidrigkeitsrecht vorzugehen. Soweit im Einzel- fall Verstöße mit Geldbußen zu ahnden sind, kommt nach § 29 Nr. 2 HmbBNatSchAG eine Geldbuße bis zu 50.000,-- € in Betracht. Zur Festlegung im Einzelfall ergeben sich nach dem Bußgeldkatalog nähere Angaben. Im Allgemeinen sind Verstöße mit Bußgeldern ab 25,-- €, bei Verstößen gegen die Verbo- te nach § 5 [1] Nrn. 16, 17, 20, 21 und 23 NSG-VO (Verunreinigung mit Abfällen und Ab- wässern, Errichtung von baulichen Anlagen, Veränderung der Bodengestalt eines Grund- stückes, seines Wasserhaushaltes und seiner Kulturart) nicht unter 200,-- € zu belegen. Darüber hinaus findet bei bestimmten Verstößen auch das Strafgesetz Anwendung (vor allem § 329 [3] StGB).

12 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

1.2.4 Zulässigkeit der Maßnahmen des Pflege- und Entwicklungsplans

Die notwendigen Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege sind im Maßnahmenplan des zu erstellenden Pflege- und Entwicklungsplans aufgeführt (Kapitel 7). Sie sind nach § 5 [2] NSG-VO freigestellt.

1.2.5 Wiederansiedlungen von Pflanzen und Tieren

Die Ansiedlung oder das Aussetzen von Pflanzen oder Tieren ist nach § 5 [1] Nr. 3 NSG- VO im NSG verboten. In besonderen Fällen können Ausnahmen zugelassen werden. Generell kann eine Ansiedlung nur durch Fachleute in vorheriger Abstimmung mit der BUE - Amt Naturschutz, Grünplanung und Energie als zuständiger Fachbehörde erfolgen. Zur Entwicklung artenreicher Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen ist für Teilbereiche der Altengammer Elbwiesen eine Mahdgutübertragung vorgesehen (vgl. Kapitel 7.2.1 Pflegeeinheit Grünland). Als Spenderfläche dienen artenreiche Wiesen in der Nähe (z.B. Kringelwiese in den Borghorster Elbwiesen).

1.2.6 Betreuung durch Naturschutzverbände

Das NSG Borghorster Elblandschaft wird durch eine Betreuungsgemeinschaft, bestehend aus Naturschutzbund Deutschland (NABU), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch- land (BUND), Botanischem Verein zu Hamburg e.V. und der Gesellschaft für ökologische Planung e.V. (GÖP) gepflegt.

1.3 Bestehender Pflege- und Entwicklungsplan, sonstige Planungen

Ein Pflege- und Entwicklungsplan liegt für das NSG Borghorster Elblandschaft bzw. die hier betrachteten Teilflächen im Altengammer Vorland noch nicht vor. Die Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz hat das ökologische Entwicklungspotenzial für die Unter- und Außenelbe untersucht und Vorschläge für Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung der Altengammer Elbwiesen erarbeitet (BFG 2003). Der Integrierte Bewirtschaftungsplan Elbeästuar (IBP) zeigt bezüglich der Natura 2000-relevanten Lebensraumtypen und Arten Handlungsbedarfe auf und definiert gesamträumliche Erhaltungs- und Entwicklungs- schwerpunkte. Der IBP steckt somit einen übergeordneten Rahmen ab, der mit einem eigenständigen Managementplan für die Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG bzw. FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft weiter konkretisiert wird.

13 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Sonstige Planungen Für die Errichtung und den Betrieb des Steinkohle-Kraftwerks Moorburg samt Hybridkühl- turm wurde der Vorhabenträger gemäß der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung (§ 4 BImSchG) bzw. gemäß der Ausnahmegenehmigung zur Beseitigung gesetzlich ge- schützter Biotope (§ 30 Abs. 3 BNatSchG i.V.m. § 14 Abs. 3 HmbNatSchAG) verpflichtet, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nach § 15 BNatSchG i.V.m. § 6 HmbNatSchAG zur Kompensation der Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durchzuführen. Die Kompensationsmaßnahmen wurden bzw. werden u.a. auf Teilflächen der Altengam- mer Elbwiesen umgesetzt. Die Konzeption der Maßnahmen erfolgte dabei in Kenntnis der naturschutzfachlichen Wertigkeit der Flächen sowie unter Berücksichtigung der Schutz- gebietsverordnung und in enger Abstimmung mit der Behörde für Umwelt und Energie. Im Bereich der Altengammer Elbwiesen sind die folgenden Kompensationsmaßnahmen vorgesehen: • Anlage eines prielartigen Wasserlaufs mit dem Ziel einer Entwicklung von Wattflä- chen und Flachwasserbereichen [Kompensationserfordernis: 1,07 ha; tatsächlich umgesetzte Maßnahme: rd. 1,9 ha] • Extensivierung von Grünlandflächen zur Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen [auf rd. 7,6 ha] • Entwicklung von Tide-Auwald [Kompensationserfordernis: 0,92 ha; in der Planunterlage festgelegte Maßnahme: rd. 1,2 ha] • Aufwertungsmaßnahmen im Bereich der Schlinz [Aufweitung von Rohrdurchlässen, Entfernung von Stauklappen] Mit den Maßnahmen erfolgt die Kompensation des Ausgleichserfordernisses von rd. 268.700 Punkten gem. Hamburger Staatsrätemodell für das Schutzgut Boden sowie rd. 943.700 Punkten für Pflanzen und Tiere. Die Maßnahmen sind Bestandteil der Genehmigung zu Bau und Betrieb des Kraftwerkes. Die baulichen Maßnahmen (Herstellung des Priels und Aufweitung der Rohrdurchlässe an der Schlinz) sind bereits realisiert. Die räumliche Umsetzung der übrigen Kompensationsmaßnahmen erfolgt unter Berück- sichtigung der Pflege- und Entwicklungsplanung der vorliegenden Unterlage (es erfolgt diesbezüglich eine Anpassung der ursprünglichen räumlichen Aufteilung der Komensati- onsmaßnahmen). Der Baustufenplan Bergedorf – zugleich Wirtschaftsplan vom 27.10.1952, erneut festge- stellt am 14.01.1955 – weist die Altengammer Elbwiesen sowie die umliegenden Landflä- chen als Grünflächen (Außengebiet) aus. Der Flächennutzungsplan (in der Neubekannt- machung von 1997, einschließlich der 1. - 116. Änderung und der 1. + 2. Berichtigung, Stand: November 2010) weist die Altengammer Elbwiesen als Naturbestimmte Flächen aus, die nördlich des Altengammer Hauptdeiches liegenden Bereiche als Flächen für die

14 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

Landwirtschaft bzw. als Bauflächen mit Dorf- oder Wohngebietscharakter. Ein Grünord- nungsplan liegt für das Gebiet nicht vor.

15 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

1.4 Natura 2000

1.4.1 Rechtliche Bestimmungen

Natura 2000 ist ein mitgliedstaatenübergreifendes rechtsverbindliches Schutzgebietssys- tem innerhalb der Europäischen Union. Es umfasst die Schutzgebiete nach der Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie: Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Pflanzen und Tiere vom 21. Mai 1992) und die Schutzgebiete gemäß der EG-Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten vom 25.4.1979). Ziel der FFH-Richtlinie ist es, ein System von zusammenhängenden Schutzgebieten zu schaffen. Geschützt werden in den Natura 2000-Gebieten bestimmte Lebensraumtypen (Anhang I der FFH-Richtlinie) und Arten (FFH-Richtlinie: Anhang II, Vogelschutzrichtlinie: Anhang I, Zugvögel entspr. Artikel 4 Absatz 2). Bezweckt wird mit einem solchen Schutz- status die Bewahrung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes die- ser Lebensräume und der Populationen dieser Tier- und Pflanzenarten. Die Gebiete sol- len ferner durch geeignete Strukturen vernetzt werden. In Deutschland wurde Natura 2000 mit der Umsetzung in nationales Recht durch das Bundesnaturschutzgesetz im April 1998 sowie mit entsprechenden Novellen in 2002, 2007 und 2009 rechtsverbindlich. Mit dem Inkrafttreten des neuen Bundesnaturschutz- gesetztes vom 29. Juli 2009 gelten die dortigen Regelungen zu Natura 2000 für Hamburg unmittelbar. Für die Natura 2000-Gebiete sind Maßnahmenpläne aufzustellen, die auch Bewirtschaf- tungspläne und geeignete Maßnahmen administrativer oder vertraglicher Art im Sinne des Artikels 6 Absätze 1 und 2 der FFH-Richtlinie umfassen können. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan stellt einen derartigen Natura 2000-Managementplan dar und konkretisiert damit die Pflege-, Entwicklungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen für den Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der Schutz- güter im Natura 2000-Gebiet (BNatSchG § 32 Abs. 5). Ein Teil dieser Maßnahmen kann auch als Maßnahmen zur Kohärenzsicherung im Sinne von § 34 Absatz 5 BNatSchG anerkannt und durchgeführt werden. Voraussetzung für die Anerkennung ist stets, dass • die Maßnahme geeignet ist, den Zusammenhang des Netzes Natura 2000 zu si- chern, • es sich nicht um eine Maßnahme allein zur Sicherung eines günstigen Erhaltungs- zustands von FFH-Lebensraumtypen und -Arten handelt, • es sich nicht um eine übliche Standardmaßnahme zur Wiederherstellung bzw. Entwicklung eines günstigen Erhaltungszustandes tiefgreifend geschädigter oder degenerierter Flächen von FFH-Schutzgütern handelt.

16 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

Diese Anerkennungsvoraussetzungen gelten analog auch für die Schutzgüter der EG- Vogelschutzrichtlinie. Maßnahmen, die aus Sicht der Fachbehörde zur Kohärenzsiche- rung in Frage kommen, sind in den Maßnahmenblättern in der Zeile "Ziel Natura 2000" mit einem Eintrag gekennzeichnet. Ob eine im Maßnahmenplan gekennzeichnete Maß- nahme eine geeignete Kohärenzsicherungsmaßnahme für ein bestimmtes Vorhaben dar- stellt, ist stets durch eine Einzelfallprüfung durch den Vorhabenträger zu untersuchen. Der Erhaltungszustand der Lebensraumtypen der dem Netz Natura 2000 angehörenden Gebiete, der Arten von gemeinschaftlichem Interesse und der europäischen Vogelarten ist mit einem Monitoring zu überwachen (BNatSchG § 6 Absatz 3). Über die Ergebnisse des Monitorings zu den FFH-Schutzgütern und die im Wesentlichen ergriffenen Maß- nahmen ist der EU-Kommission alle 6 Jahre ein Bericht vorzulegen. Für Arten und Lebensräume, für die ein Gebiet als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen wurde, gilt ein Störungs- und Verschlechterungsverbot, da der Bewahrung der Naturgü- ter, auch als Beitrag für die menschliche Lebensqualität, Vorrang eingeräumt wird. Dies schließt auch negative Einwirkungen von außen auf das Gebiet ein (BNatSchG § 33 Ab- satz 1). Anthropogene Eingriffe in diese Schutzgebiete sind nur sehr eingeschränkt und nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Für alle Vorhaben, die ein solches Natura 2000- Gebiet erheblich beeinträchtigen könnten, sind Verträglichkeitsprüfungen im Hinblick auf die festgelegten Erhaltungsziele des Schutzgebiets durchzuführen (BNatSchG § 34 Ab- satz 1). Kommt die Verträglichkeitsprüfung zu dem Schluss, dass eine erhebliche Beeinträchti- gung der FFH-relevanten Schutzgüter zu befürchten ist, so ist das Vorhaben unzulässig (BNatSchG § 34 Absatz 2). Abweichend darf ein Vorhaben nur zugelassen werden, wenn dies aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses erforderlich ist und eine Alternativlösung nicht gegeben ist. Bei der Zulassung sind Ausgleichs- maßnahmen vorzunehmen, die den Zusammenhalt (Kohärenz) des Netzwerkes Natura 2000 gewährleisten sollen. Über diese vorgenommenen Kohärenzmaßnahmen ist die EU- Kommission zu unterrichten (BNatSchG § 34 Absätze 3 bis 8). Befinden sich die jeweili- gen Schutzgebiete in der Zuständigkeit der Bezirksämter, so darf eine Zulassung nur im Einvernehmen mit der BSU erteilt werden (Senatsbeschluss vom 09.01.2007). Schließt das Natura 2000-Gebiet einen prioritären Lebensraumtyp oder eine prioritäre Art ein - dies sind Schutzgüter mit europaweit aufgrund ihrer starken Gefährdung hervor- gehobenem Status (in der FFH-Richtlinie besonders gekennzeichnet: z. B. Auwälder oder Schierlings-Wasserfenchel) - so sind die Ausnahmevorschriften für Eingriffe noch restrik- tiver. Für alle Vorhaben, die nicht der Gesundheit des Menschen, der öffentlichen Sicher- heit oder der Herstellung günstiger Umweltauswirkungen dienen, ist dann vor der Ent- scheidung über das Vorhaben eine Stellungnahme der Europäischen Kommission ein- zuholen (BNatSchG § 34 Absatz 4).

17 1 Einleitung PEP NSG Borghorster Elblandschaft

1.4.2 Natura 2000 in Hamburg

Hamburg besitzt 16 FFH-Gebiete und 8 EU-Vogelschutzgebiete, die zusammen - ohne den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer - eine Fläche von 6541 ha (8,7 Prozent der Hamburger Landesfläche) einnehmen. In Hamburg befinden sich nach dem FFH-Bericht für die Berichtsperiode 2007 bis 2012 von den 36 insgesamt hier vorkommenden FFH-Lebensraumtypen 22 in einem ungünsti- gen Erhaltungszustand. Von den 80 Hamburger Tier- und Pflanzenarten der FFH- Richtlinie (Anhänge II, IV und V) befinden sich 47 Arten in einem ungünstigen Erhal- tungszustand. Somit besteht bei vielen Lebensraumtypen und Arten für Hamburg die Notwendigkeit zur Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes. Für die Lebensraumtypen und Arten in einem günstigen Erhaltungszustand besteht ein Erhaltungsgebot.

1.4.3 Natura 2000 im NSG Borghorster Elblandschaft

Das NSG Borghorster Elblandschaft ist Bestandteil des FFH-Gebietes DE 2527-303 Borghorster Elblandschaft. Die Schutzgebietsgrenzen im Bereich der hier betrachteten Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG und FFH-Gebietes Borghorster Elbland- schaft sind deckungsgleich. Das FFH-Gebiet umfasst auf einer Gesamtfläche von 230 ha die Altengammer und Borghorster Elbwiesen, Schleusendamm und Borghorster Brack sowie Teile der Borghorster Sandberge und des Borghorster Hauptdeichs. Die Flächen lassen auf engem Raum die Vielfalt der ursprünglichen Naturlandschaft im Elbe-Urstromtal mit ihrer durch Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt erkennen und sind durch die in Teilberei- chen erhaltene, typische Vegetationszonierung vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandorten einschließlich der darin beheimateten artenreichen Lebensgemein- schaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten besonders schützenswert. In Kapitel 4.5 wird das biotische Po- tenzial im Bereich der Altengammer Elbwiesen dargestellt, das Grund für die Aufnahme des Gebietes in das Schutzgebietssystem Natura 2000 war. In Kapitel 6.5.1 werden die Entwicklungsziele im Zusammenhang mit dem Schutzgegen- stand für das Natura 2000-Gebiet erläutert. Im Maßnahmenplan werden Maßnahmen, die den Schutzzielen des Schutzgebietssys- tems Natura 2000 dienen, in Kapitel 7.4 tabellarisch zusammengefasst und auf den Maß- nahmenblättern kenntlich gemacht.

18 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 1 Einleitung

1.5 Kosten

Mittel für die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stehen als Einzelzuweisung beim PSP-Element 1-265.03.02.001.001 (Natur- und Landschaftsschutz)der BSU in be- schränktem Umfang zur Verfügung. In welcher Höhe tatsächlich Haushaltsmittel der BSU für die Realisierung des Maßnah- menplans zur Verfügung gestellt werden können, ist im Voraus oft nicht abschätzbar. Es sollte daher versucht werden, weitere Finanzierungsquellen (Ausgleichs-maßnahmen, Sponsoring, Sondermittel usw.) zu erschließen. Zusätzlich ist zu prüfen, ob die vorge- schlagenen Maßnahmen von den Besitzern der Flächen durchzuführen sind oder ob vor allem kleinere Maßnahmen ehrenamtlich durchgeführt werden können.

19

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 2 Lage und Umgebung des NSG

2 LAGE UND UMGEBUNG DES NATURSCHUTZGEBIETES

Das ca. 224 ha große Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft befindet sich im Süd- osten Hamburgs und setzt sich in Schleswig-Holstein ebenfalls als NSG fort. Es besteht auf Hamburger Stadtgebiet aus den drei Teilbereichen Altengammer Elbwiesen, Borghorster Brack sowie Borghorster Elbwiesen und Sandberge (Abb. 2-1).

Abbildung 2-1: Naturschutzgebiet Borghorster Elbwiesen mit den Teilräumen Altengammer Elbwie- sen, Borghorster Brack sowie Borghorster Elbwiesen und Sandberge (von West nach Ost)

Die an das NSG angrenzenden Bereiche liegen im Landschaftsschutzgebiet Altengamme (Verordnung zum Schutz von Landschaftsteilen in der Gemarkung Altengamme bzw. Neuengamme, 1977), die südlich des NSG verlaufende Elbe ist Teil des FFH-Gebietes Hamburger Unterelbe (DE 2526-305) bzw. – auf Niedersächsischer Seite – Elbe zwischen Geesthacht und Hamburg (DE- 2526-332). Im Norden der Altengammer Elbwiesen grenzt binnendeichs die Schutzzone III des Wasserschutzgebietes Curslack/Altengamme an. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan umfasst die im Bezirk Hamburg-Bergedorf im Altengammer Vorland gelegene Teilfläche Altengammer Elbwiesen (Deutsche Grund- karten DGK 5: 8222, 8422, 8220, 8420) mit einer Größe von ca. 65 ha, die den westli- chen Teilraum des NSG darstellt und südlich von der Elbe, nördlich vom Altengammer Hauptdeich begrenzt wird (Abb. 2-2).

21 2 Lage und Umgebung des NSG PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Altengammer Hauptdeich

Altengammer Elbwiesen

Schlinz Elbe

Abb. 2-2: Teilraum Alten- gammer Elbwiesen (Grundlage: Digitale Orthophotos, Freie und Hansestadt Hamburg – Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung)

Die Altengammer Elbwiesen gehören zur naturräumlichen Haupteinheit Untere Elbeniede- rung (Elbmarsch). Aufgrund der Genese herrschen überwiegend sandig-schluffige Kleimarschen vor, die in der Nähe des Deiches und entlang der Schlinz schluffig-tonig ausgeprägt sind. Es handelt sich um ein Vordeichgebiet mit noch vorhandenen bzw. im Rahmen von Kom- pensationsmaßnahmen neu hergestellten Prielstrukturen und z. T. stromtal-typischer Ve- getation. Bei Hochwasserereignissen wird der gesamte Vorlandbereich überflutet. Die öffentliche Hochwasserschutzanlage ist in ihrer jetzigen Lage in den 60er Jahren er- richtet sowie 2004 an den damals gültigen Bemessungswasserstand angepasst worden. Binnendeichs schließt sich an die Hauptdeichlinie entlang der alten Deichlinie die typische Deichrandbebauung sowie Landwirtschaftsfläche der Vier- und Marschlande an. Die lang gestreckten Deichverläufe in Verbindung mit den sich daran anschließenden Vorlandflä- chen sind Zeugen der seit dem 12. und 13. Jahrhundert vorgenommenen Eindeichungen und prägende Elemente dieser Kulturlandschaft, gleichwohl sich der Charakter im Zuge von Deichvorverlegungen, -begradigungen und -ausbauten bis heute beträchtlich verän- dert hat. Der ehemals vorhandene Auwald des Deichvorlandes ist aufgrund von Rodungen und der nachfolgenden landwirtschaftlichen Nutzung nur noch in Resten erhalten: Der überwie- gende Teil der Altengammer Elbwiesen wird (bzw. wurde) grünlandwirtschaftlich als Rin- der- und Schafweide sowie als Mähwiesegenutzt. Die das Deichvorland bestimmenden Grünlandflächen mit gliedernden Schilf- und Röhrichtbeständen, die typischen Weiden- gebüsche sowie markante Baumreihen prägen das Landschaftsbild.

22 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 2 Lage und Umgebung des NSG

Parallel zur Elbe hat sich durch die wiederkehrenden Überschwemmungsereignisse ein Uferwall von etwa 3 m bis 4 m Höhe über Normalnull (NN) ausgebildet. Dieser wurde zwar wahrscheinlich als Sommerdeich künstlich erhöht, insgesamt blieb jedoch die An- ordnung der auentypischen Geländeformen erhalten. Die strukturreiche Abfolge des geo- logischen Geländeprofils und die damit einhergehenden deutlichen Feuchtegradienten bewirken im Zusammenhang mit dem maritim-kontinentalen Übergangsklima, dass hier Arten vorkommen, deren Hauptverbreitungsgebiet in südlicheren bzw. östlicheren Regio- nen liegt und somit in diesem Bereich an die Grenzen ihres natürlichen Vorkommens sto- ßen. Diese Umstände führen zu einem großen Artenreichtum der Flora und Fauna, der in dieser Zusammensetzung in Norddeutschland einzigartig ist.

23

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

3 EIGENTUMSVERHÄLTNISSE, BESTEHENDE PFLEGE- UND BEWIRT- SCHAFTUNGSVERTRÄGE

Der Ostteil der Altengammer Elbwiesen sowie größere Bereiche des Westteils befinden sich in Privateigentum (ganz überwiegend der Fa. Vattenfall), die restlichen Flächen be- finden sich im Eigentum der Freien und Hansestadt Hamburg. Flächen, die direkt an der Uferlinie der Elbe unterhalb des mittleren Tidehochwassers liegen, befinden sich im Ei- gentum der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.

Abbildung 3-1: Darstellung der Eigentumsverhältnisse im Bereich der Altengammer Elbwiesen

Ein Großteil der Altengammer Elbwiesen wurde bis zum Jahr 2008 im Rahmen des Ver- tragsnaturschutzes mit dem Ziel des Wiesenvogelschutzes bewirtschaftet. Im Zuge des Ankaufs zahlreicher Privatflächen durch Vattenfall und zur Sicherung der geplanten Um- setzung von Ausgleichsmaßnahmen durften die Verträge zunächst nicht fortgeführt wer- den. Dabei war entscheidend, dass die Maßnahmenumsetzung nicht durch die Verträge behindert werden sollte. Aktuell bestehen wieder Bewirtschaftungsverträge mit Weide- bzw. Wiesennutzung im Bereich des neu angelegten Priels in der Mitte des Altengammer Vorlandes und im Westen des Gebiets auf den Flächen der FHH. Ein Teil der Flächen dient als Ausgleichsflächen im Rahmen der Errichtung und des Be- triebs des Kohlekraftwerks Moorburg und dessen Kühlturmes. Auf diesen wurde bereits ein Priel neu angelegt bzw. soll zukünftig Grünland, Röhricht und Auwald entwickelt wer- den. Es bestehen Fischereipachtverträge mit dem ASV Brachsen, ASV Frühauf Düneberg und dem Bergedorfer Anglerverein über die Elbe zwischen Stromkilometer 588 (Landesgren- ze bei Geesthacht) bis zur Einmündung der Schlinz (vgl. Abb. 3-1). Gemäß § 5 Absatz 1

25 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Nr. 9 der NSG-Verordnung darf allerdings von der 1. Buhne (westliche Grenze des NSG) bis einschließlich zur 4. Buhne in östlicher Richtung nicht geangelt oder die Fischerei ausgeübt werden. Flurstück 2899 und 750 sind mittlerweile in den Besitz der Freien und Hansestadt Ham- burg übergegangen (Stand Aug. 2015).

4 ZUSAMMENFASSUNG BIOTISCHES POTENZIAL

4.1 Untersuchungs- und Auswertungsumfang

Für die Erstellung des vorliegenden Pflege- und Entwicklungsplanes wurden vom Amt für Natur- und Ressourcenschutz, Abteilung Naturschutz, Daten aus dem Biotop- und Arten- kataster Hamburgs zur Verfügung gestellt. Diese umfassen die Ergebnisse der Biotopkar- tierung aus dem Jahr 2012, einschließlich der Kartierung der FFH-Lebensräume sowie der Wiesenvogelkartierung aus den Jahren 2009, 2011und 2013. Ergänzend wurden Daten aus Untersuchungen hinzugezogen, die im Rahmen von Kom- pensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kraftwerkes durchgeführt wurden. Dies sind im Einzelnen: • Erfassung der Biotoptypen im Bereich der Altengammer Elbwiesen im Jahr 2008 in- klusive Aufnahme von Gefäßpflanzenarten der Roten Liste Hamburgs, • Heuschreckenerfassung im Jahr 2009, • Amphibienerfassung im Jahr 2009, • Brutvogelerfassung im Jahr 2009, • Umweltbaubegleitung und Erfolgskontrolle (2010/2011), • Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen im Altengammer Vorland, Jahresbericht 2013 LEGUAN (2014) Für eine ausführliche Beschreibung der Erfassungsmethodik wird auf Anhang B verwie- sen.

4.2 Biotoptypen

Die Altengammer Elbwiesen als Teilgebiet des NSG Borghorster Elblandschaft werden überwiegend grünlandwirtschaftlich als Rinder- und Schafweide sowie als Mähwiesen bewirtschaftet, z.T. auch im Rahmen des Vetragsnaturschutzes. Die Grünländer nehmen etwa 69 % der Fläche ein (d.h. ca. 44,69 ha) und sind zum Teil als Stromtalwiesen anzu- sprechen, mit Vorkommen zahlreicher gefährdeter oder seltener Pflanzenarten. Im Wes- ten verläuft deichparallel ein ca. 1.200 m langer Priel, die Schlinz. Der Unterlauf ist be- gradigt und befestigt, in Teilen weist der Priel jedoch natürliche Verhältnisse hinsichtlich Tidedynamik und Röhrichtvegetation auf. Die Schlinz wird gesäumt von Röhrichtbestän-

26 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial den (ca. 3 ha), kleinflächig sind Weidengebüsche unter Tideeinfluss vorhanden, die vor- nehmlich von Sal-Weide ( Salix caprea ) geprägt sind. Der ehemals vorhandene Auwald ist aufgrund von Rodungen und nachfolgender Grünlandnutzung nur in Resten erhalten, die Flächen sind insgesamt recht gehölzarm. Im westlichen Bereich finden sich am Elbufer und verstreut in der Fläche mehrere kartierwürdige Einzelbäume. Im zentralen Bereich ist eine annähernd in Nord-Süd-Richtung verlaufende Baumreihe aus Hybrid-Pappeln, öst- lich davon ist eine Strauch-Baumhecke vorhanden. Am Fuße der flachen, breiten Bö- schungen eines Entwässerungsgrabens im westlichen Bereich der Altengammer Elbwie- sen stehen zahlreiche weit ausladende Weiden. Etwa im mittleren Bereich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer mit einem Ufersaum aus Simsen und Flutrasenvegetation. Östlich davon, im Bereich Elbe-km 591,13, wurde im Jahr 2011/2012 als Kompensationsmaßnahme für die Errichtung und den Betrieb des Steinkohle-Kraftwerkes Moorburg durch Geländeabtrag ein Priel hergestellt. Er verläuft in nordöstlicher Richtung und hat eine Länge von ca. 475 m (bezogen auf die Prielsohle). Derzeit entwickelt sich dort ein hochwertiger tidegeprägter Biotopkomplex mit einem dau- erhaft wasserführenden Gerinne, Süßwasserwatt und tidegeprägten Röhrichten. Ober- halb MThw schließen sich Röhricht bzw. Staudenfluren an. Weiterhin finden sich einige kurze Prielrelikte im Wasserwechselbereich der Elbe. Im öst- lichen Bereich der Altengammer Elbwiesen hat sich entlang der Elbe auf knapp 1 km Länge ein Ufersaum aus Hochstauden ausgebildet. Eine Liste mit den im Rahmen der Untersuchungen nachgewiesenen Pflanzenarten und Biotoptypen kann Anhang B entnommen werden.

4.3 Bedeutung des Naturschutzgebietes für die untersuchten Artengruppen

Aus den Ergebnissen einer bundesweiten Auswertung zur Verbreitung der Farn- und Blü- tenpflanzen geht die besondere floristische Bedeutung der Tideauen östlich von Hamburg hervor. Trotz anthropogener Überformung gehören sie zu den Gebieten mit der höchsten Pflanzenvielfalt in Norddeutschland. So kommen in Hamburg nur in den Altengammer und Borghorster Elbwiesen Brenndolden-Auenwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6440) vor. Es handelt sich um die westlichsten Vorposten des subkontinental verbreiteten und für die Auen der Mittelelbe charakteristischen Lebensraumtyps. Auch Artenreiche Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) kommen mit nennenswerter Ausdehnung in Hamburg nur im Altengammer Vorland und in den Borghorster Elbwiesen vor. Die stete Zufuhr von Pflan- zensamen bzw. -diasporen und von verdrifteten Tieren durch die Elbe fördert die Arten- vielfalt (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). In den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft sowie in den unmittelbar angrenzenden Flächen wurden 205 Gefäßpflanzenarten, das ent- spricht ca. 20 % der gesamten in Hamburg gegenwärtig noch lebenden Flora, nachge- wiesen. Davon sind 28 Arten mindestens „gefährdet“ gemäß der Hamburger Roten Liste, wobei 7 Arten auch bundesweit als bedroht eingestuft werden, darunter z.B. die in Ham- burg vom Aussterben bedrohten Arten Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris ) und Sumpf-Brenndolde (Selinum dubium ). Erstmalig wurde in 2013 auch der nach der FFH-

27 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Richtlinie besonders geschützte, an der Süßwassser-Tideelbe endemische Schierlings- Wasserfenchel in mehreren Individuen in der Wasserwechselzone des neu angelegten Priels nachgewiesen. Begründet wird der Artenreichtum u.a. durch den Tideeinfluss und die vorhandenen Reli- efunterschiede: Während in den Senken je nach Feuchtegrad Arten der Brenndolden- Auenwiesen, Wiesen-Fuchsschwanz- und Glatthaferwiesen zu finden sind, gedeihen auf den Uferwällen und höher gelegenen Standorten stellenweise Trockenzeigerpflanzen wie der in Hamburg stark gefährdete Feld-Mannstreu (Eryngium campestre ) und der vom Aussterben bedrohte Dornige Hauhechel (Ononis spinosa ), die die beginnende kontinen- tale Ausprägung des Standortes belegen. Die Flächen des Altengammer Vorlandes stellen einen bedeutenden Lebensraum für Wiesenvögel und, v.a. im Bereich der Schlinz, für typische Brutvögel des Röhrichts dar. Vereinzelt wurden in Hamburg gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten nachge- wiesen, darüber hinaus zahlreiche Arten der Vorwarnliste. Die Flächen sind zudem Nah- rungshabitat für mehrere im Umfeld brütende Greifvogelarten und den Weißstorch und haben in Teilbereichen eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für Zug- und Rastvögel, ins- besondere als Rastplatz für Gänse, Enten und Wiesenvögel. Die Elbe stellt für Zugvögel einen überregional bedeutsamen Zugweg zwischen Brutgebieten in Nordosteuropa und Vogelrast- bzw. Überwinterungsgebieten der Mittelelbe und der Nordsee dar, wobei sich die Vögel am Stromverlauf orientieren. Die Vogelrastgebiete der Unter- und Mittelelbe stehen über den Elbzugweg miteinander in Wechselbeziehungen. Die Heuschrecken- und Amphibienfauna ist dagegen vergleichsweise artenarm und ge- prägt durch weitgehend unspezifische Arten. Die festgestellte Artenarmut ist jedoch nicht gleichzusetzen mit einer geringen Qualität des Lebensraumes sondern zeigt vielmehr, dass eine sehr wirksame Überflutungsdynamik vorhanden ist. Weiterhin werden die Altengammer Elbwiesen und die Elbe mit ihren in das Vorland hin- einragenden Buchten von mehreren Fledermausarten als Jagdhabitat genutzt. Quartier- standorte sind jedoch nicht vorhanden, die Flächen sind von allgemeiner Bedeutung für Säugetiere. Im Standarddatenbogen des FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft (s. Anhang E 1) sind zahlreiche in Anhang II der FFH-Richtlinie gelistete Fischarten als Schutz- und Erhal- tungsgegenstand aufgeführt. Von diesen Arten finden sich Rapfen, Fluss- und Meer- neunauge sowie vereinzelt Finte und Schnäpel in der Elbe und damit sporadisch auch in den entsprechenden Wasserflächen längs des Elbufers im Schutzgebiet. Zusätzlich be- stehen Nachweise des Rapfens aus dem neu geschaffenen Priel, von einer Nutzung ge- eigneter Habitate auch in der Schlinz ist auszugehen. Zu sonstigen relevanten Artengruppen liegen keine systematischen Erfassungen vor.

In nachfolgender Tabelle sind die in den Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Tier- und Pflanzenarten besonderer Bedeutung aufgeführt. Eine ausführliche Bestandsbe- schreibung mit Artenlisten kann Anhang B entnommen werden

28 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

Tabelle 4.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, nachgewiesenen besonderen Pflanzen- und Tierarten (Legende am Tabellenende)

Art RL HH RL D VSchRL/ Bemerkung FFH-RL

Pflanzen Deschampsia wibeliana Wibel-Schmiele * !! R Eryngium campestre Feld-Mannstreu 2 Euphorbia palustris Sumpf-Wolfsmilch 1 3 Juncus compressus Zusammengedrückte Binse 2 Limosella aquatica Schlammling 1 Im Rahmen der Kartierungen nicht festgestellt; erwähnt in IBP (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012) Mentha pulegium Polei-Minze 0 2 Mentha verticillata Quirl-Minze 1 Oenanthe conioides Schierlings-Wasserfenchel 1 !! 1 II, IV, Prioritär nach FFH Ononis spinosa Dornige Hauhechel 1 Petasites spurius Filzige Pestwurz 1 Pimpinella saxifraga Kleine Bibernelle 1 Pulicaria dysenterica Großes Flohkraut 1 Ranunculus bulbosus Knolliger Hahnenfuß 2 Ranunculus peltatus Schild-Wasserhahnenfuß 1 Schoenoplectus lacustris Gewöhnliche Teichsimse 2 Selinum dubium Sumpf-Brenndolde 1 2 Schutzgegen- stand des NSG Veronica anagallis- Wasser-Ehrenpreis 2 aquatica Veronica scutellata Schild-Ehrenpreis 2 Vögel (ohne Zug- und Rastvögel) Anthus pratensis Wiesenpieper V V Schutzgegen- stand des NSG, zahlreiche Brut- paare Ciconia ciconia Weißstorch 2 3 I Nahrungsgast Circus aeruginosus Rohrweihe 3 * I Nahrungsgast, in 2013 Brutzeit- feststellung Crex crex Wachtelkönig 2 2 I Schutzgegen- stand des NSG, Brutvogel im Jahr 2005, in späteren Jahr- en Gastvogel

29 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Art RL HH RL D VSchRL/ Bemerkung FFH-RL Haliaeetus albicilla Seeadler nb * I Gastvogel Luscinia svecica Blaukehlchen V V I Brutvogel Milvus milvus Rotmilan 2 * I Nahrungsgast Numenius arquata Großer Brachvogel - - Schutzgegen- stand des NSG, regelmäßiger Rastvogel Porzana porzana Tüpfelsumpfhuhn 2 1 I Erfassung 2013 außerhalb der regelhaften Brutperiode Saxicola rubetra Braunkehlchen 1 3 Brutvogel, in 2013 nicht mehr nachgewiesen Tringa totanus Rotschenkel 2 V Schutzgegen- stand des NSG, Brutvogel in den Jahren 2005, 2007, in späte- ren Jahren Gast- vogel Amphibien Pelophylax kl. esculentus Teichfrosch 2 * ! (Syn.: Rana kl. esculenta) Rana arvalis Moorfrosch 3 3 IV Fische Anguilla anguilla Aal - 3 Neu angelegter Priel Leuciscus idus Aland 3 3 Neu angelegter Priel, eudomi- nant Leuciscus aspius Rapfen 3 * II Neu angelegter Priel, subdomi- nant Alburnus alburnus Ukelei 3 * Neu angelegter Priel Fledermäuse Eptesicus serotinus Breitflügelfledermaus 3 G IV Nutzung als Jagdhabitat Myotis dasycneme Teichfledermaus 2 D ! II, IV Nutzung als Jagdhabitat Myotis daubentonii Wasserfledermaus 3 * IV Nutzung als Jagdhabitat Nyctalus noctula Großer Abendsegler 2 V IV Nutzung als Jagdhabitat Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus 3 * IV Nutzung als Jagdhabitat

30 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

Gefährdungskategorien der Roten Listen : 0: ausgestorben oder verschollen, 1: vom Aussterben bedroht, 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, R: extrem selten, G: Gefährdung unbekannten Ausmaßes, V: Vorwarnliste, D: Daten unzureichend, *: ungefährdet, nb: nicht bewer- tet Pflanzenarten, für deren Erhalt die Freie und Hansestadt Hamburg eine besondere Verantwortung hat: !! : besonders hohe Verantwortlichkeit [die Wibel-Schmiele ( Deschampsia wibeliana ) ist ein Endemit des Elbe-Ästuars im Außendeichsbereich der Elbe und in Hamburg nicht gefährdet]

Verantwortlichkeit Deutschlands! : Deutschland ist in hohem Maße für diese Art verantwortlich VSchRL: Vogelschutz-Richtlinie I: in Anhang I der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie *: Prioritäre Art II: in Anhang II der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art)

31 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

4.4 Faunistisch und floristisch besonders bedeutsame Biotope des Natur- schutzgebiets

Gemäß Biotopkartierung 2012 (vgl. Anhang B 2.1) sind insbesondere einige tidebeein- flussten Biotope (Prielstrukturen (große Teile der Schlinz), Flusswatt, Weidengebüsch unter Tideeinfluss) hochgradig wertvoll, dem neu angelegten Priel (Flusswatt mit Pionier- vegetation) wird sogar eine herausragende (nationale) Bedeutung zugesprochen (u.a. Ansiedlung von Oenanthe conioides ). Weitere Prielabschnitte, Flusswattbereiche an der Elbe, die Uferstaudensäume der Elbe, Tideröhrichte, einige Grünlandbereiche (z. T. mit Vorkommen von Selinum dubium ) sowie ein zentrales Kleingewässer mit umgebender feuchter Hochstaudenflur sind als besonders wertvoll eingestuft. Die Elbe sowie Glattha- ferwiesen und mesophiles Grünland nördlich und westlich des neu angelegten Priels sind in der Biotopbewertung der Stufe 6 „wertvoll“) zugeordnet. Weitere mesophile Grünland- flächen östlich des neu angelegten Priels sind als „noch wertvoll, gut entwicklungsfähig“ (Biotopwertsufe 5) ausgewiesen. Die übrigen Flächen (Intensivgrünland, verbautes El- bufer, Buhnen mit Deckwerk, Wegeflächen, eine Ruderalflur trockener Standorte, aber auch eine noch als Brenndoldenwiese angesprochene artenarme Grünlandfläche) sind der Wertsufe 4 („verarmt, entwicklungsfähig“) zugeordnet. Von den 45 innerhalb der NSG-Grenzen kartierten Biotopen sind 26 gesetzlich geschützt nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG (s. Tabelle 4.4-1), hierzu zählt auch der neu angelegte Priel.

Tabelle 4.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, kartierten, nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG geschützten Biotope (Legende am Tabellenende)

Biotop-Nr. gem. HH Biotoptyp Biotopbezeichnung Wert Schutz FFH-LRT Biotopkartierung

Fluss, naturnah mit Beeinträchtigun- FFM 6 § 3260 8218_2012_40 gen/Verbauungen

8218_2012_49 FWB Flusswatt mit Pioniervegetation 7 § 3270

8420_2012_60 FWB Flusswatt mit Pioniervegetation 9 § 3270

8418_2012_1 FWO Flusswatt, ohne Bewuchs 8 § (3270)

8420_2012_3 FWO Flusswatt, ohne Bewuchs 7 § (3270)

8420_2012_11 FWO Flusswatt, ohne Bewuchs 7 § (3270)

8218_2012_37 FWP Priel 8 § 3270

8420_2012_56 FWP Priel 7 § 3270

8420_2012_61 FWP Priel 8 §

8218_2012_16 FWV Tideröhricht 7 §

8420_2012_57 FWV Tideröhricht 7 §

8218_2012_36.1 GFC Brenndolden-Auenwiese 6 § 6440

32 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

Biotop-Nr. gem. HH Biotoptyp Biotopbezeichnung Wert Schutz FFH-LRT Biotopkartierung

8220_2012_2.1 GFC Brenndolden-Auenwiese 4 § 6440

8420_2012_54.1 GFC Brenndolden-Auenwiese 7 § 6440 Sonstige wechselnasse Stromtalwiesen GFS 7 § 8218_2012_35 und –weiden Sonstige wechselnasse Stromtalwiesen GFS 7 § 8420_2012_1 und –weiden

8420_2012_24* GMG Glatthafer-Wiesen 7 § 6510 Seggen-, binsen- und/oder hochstauden- 8218_2012_38 GNR reiche Nasswiese nährstoffreicher 7 § Standorte

8220_2012_31 HFT Weidengebüsch unter Tideeinfluss 8 §

8420_2012_15 HHM Strauch-Baumhecke 6 §

8218_2012_34 NRW Wasserschwaden-Röhricht 7 §

8218_2012_48 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430

8218_2012_50 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430

8418_2012_2 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430

8420_2012_52 NUE Hochstaudensäume der Unterelbe 7 § 6430 Sonstiges, naturnahes, nährstoffreiches SEZ 7 § 8420_2012_46 Kleingewässer

Biotop-Nr.: zusammengesetzt aus Nummer der Deutschen Grundkarte_Jahr der Erfassung_Biotop-Nr. der Ham- burger Biotopkartierung Biotoptyp: Kürzel gem. Kartieranleitung und Biotoptypenschlüssel für die Biotopkartierung Hamburg (BRANDT & ENGELSCHALL 2011)

Wert: Biotopwert gem. Biotopbewertung für die Biotopkartierung Hamburg (NETZ 2006) Schutz: gesetzlicher Schutz gem. § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG §: gesamter Biotop geschützt; (§) : Teilfläche des Biotops geschützt FFH-LRT: Nummer des FFH-Lebensraumtyps

* zusätzlich Brenndoldenfund: Manfred Haacks (2013) im Auftrag vom Vattenfall Die Flächen des Altengammer Vorlandes sind von regionaler Bedeutung für die Brutvo- gelfauna und stellen aufgrund ihres weitgehend offenen Charakters einen bedeutenden Lebensraum für Wiesenvögel wie Wiesenpieper und Feldlerche dar. Die Schlinz mit ihren Uferbereichen und den angrenzenden Röhrichten sowie der Hochstaudensaum entlang der Elbe haben eine hohe Bedeutung für Röhrichtbrüter wie Blaukehlchen, Rohrammer, Schilf- und Teichrohrsänger. Ebenfalls von hoher Bedeutung ist ein im zentralen Vorland elbnah gelegener Bereich, in dem zahlreiche Arten bzw. Brutpaare der Wiesenvögel und auch das in Hamburg vom Aussterben bedrohte Braunkehlchen festgestellt wurden. Da- bei handelt es sich um extensiv beweidete Grünlandflächen mit einem kleinteiligen Wech- sel verschiedener Grünlandtypen, da sich alte Uferwälle und Senken in der Fläche ab- wechseln. Die Altengammer Elbwiesen sind zudem Nahrungshabitat für zahlreiche Greif- vogelarten und den Weißstorch und haben in Teilbereichen eine hohe bis sehr hohe Be-

33 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft deutung für Zug- und Rastvögel. Dies sind vor allem die Elbuferbereiche mit ihren Fluss- watten und Auskolkungen sowie insbesondere im westlichen und mittleren Bereich die angrenzenden Grünlandbereiche, wo regelmäßig Wasservögel, wie z. B. Weisswangen-, Grau- und Blässgänse, Pfeif- und Krickenten, oder Limikolen wie Bekassine, Kiebitz und Großer Brachvogel beobachtet wurden. Die Schlinz, der neu geschaffene Priel und Auskolkungen am Elbufer sowie Buhnen ha- ben eine hohe Bedeutung für diverse Fischarten als Ruhezone, Nahrungs- und Auf- wuchshabitat und bieten ggf. auch geeignetes Substrat zur Laichablage. Der neu angelegte Priel stellt einen Standort des bundes- und landesweit vom Ausster- ben bedrohten Schierling-Wasserfenchels, einer streng geschützten prioritären Art ge- mäß FFH-Richtlinie, dar. Auch die Schlinz kommt als potentieller Standort in Frage.

34 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial

4.5 Schutzgegenstand des Natura-2000-Gebietes

Folgende Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie sind gemäß des Standarddatenbogens (s. Anhang E 1) sowie auf Grundlage der seit 2004 durchgeführten Ersterfassung und des daran anschließenden, regelmäßigen Monitorings aktuell im hier betrachteten Teilgebiet (Altengammer Elbwiesen) des Natura 2000-Gebiets Borghorster Elblandschaft vorhan- den: • 3270 Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Bidention • 6430 (BfN) - Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe, hier: 6431-1 (HH) - Säume der Unterelbe (Feuchte Hochstaudensäu- me der planaren Stufe) • 6440 Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii) • 6510 (BfN) - Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisor- ba officinalis), hier: Glatthaferwiesen und Fuchsschwanzwiesen Fett hervorgehoben sind diejenigen Lebensraumtypen, die gemäß der vorliegenden NSG- Verordnung (Anhang A 1) ein Erhaltungsziel für das FFH-Gebiet darstellen. Folgende Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie sind gemäß des Standarddatenbogens und auf Grundlage der seit 2004 durchgeführten Ersterfassung und des daran anschlie- ßenden, regelmäßigen Monitorings aktuell im hier betrachteten Teilgebiet (Altengammer Elbwiesen) des Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft (Gesamtgebiet) vorhan- den: • Finte ( Alosa fallax ) • Rapfen ( Aspius aspius ) • Schnäpel* ( Coregonus oxyrhynchus ) [* : prioritäre Art] • Flussneunauge ( Lampetra fluviatilis ) • Schlammpeitzger ( Misgurnus fossilis ) • Meerneunauge ( Petromyzon marinus ) • Schierlings-Wasserfenchel* (Oenanthe conioides) Fett hervorgehoben sind diejenigen Arten, die gemäß der vorliegenden NSG-Verordnung ein Erhaltungsziel für das FFH-Gebiet darstellen. Die im Standarddatenbogen gelisteten Fischarten Rapfen, Fluss- und Meerneunauge sowie vereinzelt Finte, Schnäpel und Schlammpeitzger kommen in der Elbe vor und kön- nen somit potenziell auch in den entsprechenden Wasserflächen längs des Elbufers im Schutzgebiet nachgewiesen werden. Zusätzlich bestehen Nachweise des Rapfens aus dem neu geschaffenen Priel, von einer Nutzung geeigneter Habitate auch in der Schlinz ist auszugehen.

35 4 Zusammenfassung biotisches Potenzial PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Die Schlinz, der neu geschaffene Priel und Auskolkungen am Elbufer sowie Buhnen stel- len mit ihren strömungsarmen Flachwasserbereichen z.T. geeignete Ruhezonen für wan- dernde Fische und Neunaugen dar und bieten voraussichtlich auch geeignete Nahrungs-, Aufwuchs- oder Laichmöglichkeiten. Eine detaillierte Auflistung der im Gebiet vorkommenden FFH-Lebensraumtypen und Ar- ten des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie sowie der für das Gebiet relevanten Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie mit Flächenangaben sowie der Bewertung ihrer Erhaltungs- zustände findet sich im Anhang unter B 3. Den Bestand an FFH-Lebensraumtypen, FFH-Arten des Anhangs II und an Vogelarten der EU-Vogelschutzrichtlinie im Gebiet zeigt Karte 4-1.

36 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 5 Gefährdungen und Belastungen

5 GEFÄHRDUNGEN UND BELASTUNGEN

Schon früh veränderte der Mensch die ursprüngliche Auenlandschaft: Bereits im 8. Jahr- hundert wurde durch die zunehmende Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung der Auwald bis auf wenige Restbestände verdrängt. Mit dem beginnenden Deichbau um die Jahrtausendwende gingen tiefgreifende Veränderungen der natürlichen Flussdynamik einher. Ab 1200 bestanden durchgängige Linien von flachen Sommerdeichen an beiden Ufern der Tideelbe, im 16. Jahrhundert erhielten die Deiche eine Höhe, die ganzjährig Hochwasserschutz bot. Im Zuge der Eindeichungen wurden die Nebenarme der Elbe vom Hauptfluss abgetrennt. Die nordwestlich der Altengammer Elbwiesen verlaufende Dove Elbe wurde 1437/38 am Gammer Ort durch einen Verbindungsdeich zwischen den Inseln Altengamme und Neuengamme vom Hauptstrom der Unterelbe abgetrennt, um das Fahrwasser des Hamburger Hafens zu verbessern (http://de.wikipedia.org/ wi- ki/Dove_Elbe). Durch bauliche Maßnahmen (u.a. Eindeichungen, Fahrrinnenvertiefungen zwischen Hamburger Hafen und Elbmündung, Errichtung der Staustufe in Geesthacht 1960) wur- den die hydraulischen Verhältnisse in der Elbaue erheblich verändert. Bis vor knapp 100 Jahren reichte der Tideeinfluss nur bis Hoopte (Strom-km 600). Der Stromabschnitt von Hoopte bis Geesthacht, also auch der Abschnitt im Bereich der Altengammer Elbwiesen, gehörte noch zur rein fluvial geprägten Mittelelbe. Die Zunahme des Tidehubs bis zu ei- ner Höhe von über 2 m stellt eine tiefgreifende anthopogene Überprägung der Landschaft dar. Als einer der wenigen positiven Nebeneffekte der Verlagerung der Tide stromauf- wärts ist die dadurch ausgelöste Vergrößerung des Areals des Schierlings- Wasserfenchels zu nennen. Der Anteil der intensiv genutzten Grünlandflächen im Altengammer Vorland ist stetig zu- rückgegangen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist gemäß NSG-Verrodnung unter- sagt. Der Großteil der Flächen wurde in den letzten Jahren im Rahmen des Vertragsna- turschutzes extensiv bewirtschaftet, so dass die Belastungen aus landwirtschaftlicher Nutzung im Bereich der Altengammer Elbwiesen vergleichsweise gering sind. Die Verträ- ge im Rahmen des Vertragsnaturschutzes sind vielfach ausgelaufen. Aktuell werden noch Flächen im Westen und in der Mitte der Altengammer Elbwiesen im Rahmen von Bewirt- schaftungsverträgen genutzt. Bei einer unterbleibenden bzw. ungeeigneten Nutzung der übrigen Flächen besteht die Gefahr einer Einschränkung oder eines Verlustes der Eig- nung als Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. So befinden sich z.B. die Brenndolden-Auenwiesen in einem stark degradierten Zustand. Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln bestanden, wodurch die Flächen für Wiesenvögel an Wert verlieren und z.T. seltene Pflanzenarten wie der Feld-Mannstreu verdrängt werden. Aufgrund der Großstadtnähe spielen Wassersport und weitere Erholungsnutzungen eine besondere Rolle. So befinden sich westlich der Schlinzmündung außerhalb des NSG der Sportboothafen Altengamme, südöstlich der Altengammer Elbwiesen am niedersächsi- schen Elbufer der Hafen Stover Strand. Das Elbufer wird gerne von Anglern und anderen Erholungssuchenden genutzt, die auf dem Weg zu ihren Angel-, Sonn- und Badeplätzen

37 5 Gefährdungen und Belastungen PEP NSG Borghorster Elblandschaft das Altengammer Vorland queren. Insbesondere beim Frühjahrsaufstieg des Stints wird das Elbufer stark von Anglern frequentiert. Zwar wurde ein ehemals vorhandener Sportplatz zwischenzeitlich zurückgebaut, die Altengammer Elbwiesen werden jedoch nach wie vor zum Spielen und von Erholungssu- chenden aufgesucht. So beobachtete LEGUAN (2009) beispielsweise im August 2009 mehrere Fahrradfahrer mit Lenkdrachen, die zu erheblichen Störungen für die dort ras- tenden Kiebitze führten. Am Elbdeich verläuft ein beliebter Rad- und Fußwanderweg; re- gelmäßig nutzen Spaziergänger mit zum Teil frei laufenden Hunden vorwiegend den öst- lichen Teil der Altengammer Elbwiesen als Rundweg (zwischen Parkplatz und Eschen dominierter Baumreihe) (vgl. LEGUAN 2009), womit Störungen insbesondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Die Altengammer Elbwiesen werden regelmäßig durch Elbhochwässer überflutet. Diese natürliche Dynamik ist grundsätzlich positiv zu werten, beschränkt aber generell die Nut- zungsmöglichkeiten der Vorlandflächen. Aufgrund der hohen Schadstoffbelastung der Elbe in vergangenen Zeiten sind die alten Sedimente im Vorland belastet. So zeigte eine Untersuchung des Oberbodens z.T. erhebliche Überschreitungen des Maßnahmenwertes nach BBodSchV für Grünland bzgl. Arsen und Quecksilber, erhöhte Gehalte an extrahier- baren organischen Halogenverbindungen (EOX), polychlorierten Biphenylen (PCB), He- xachlorcyclohexanen (HCH) und polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Als besonders belastet zeigte sich dabei der östliche und westliche Bereich der Altengammer Elbwiesen. Die Dioxin- und Furangehalte liegen in einer weiten Spanne von 73 bis 920 ng/kgTM an I-TEQ. Auch hier ergibt sich eine besondere Belastung der randli- chen Areale. Betrachtet man die besonders belasteten randlichen Flächen liegt der mittle- re Gehalt bei ca. 340 ng/kgTM. Die BBodSchV nennt keine Prüfwerte für den Wirkungs- pfad Boden-Nutzpflanze. Zieht man für eine Bewertung die Richtwerte der Bund-Länder- Arbeitsgruppe „Dioxine“ für eine landwirtschaftliche und gärtnerische Bodennutzung her- an, sollten bei Werten oberhalb von 40 ng/kgTM „der Anbau bodennah wachsender Feld- futterpflanzen sowie die bodengebundende Nutztierhaltung unterbleiben“ (IHU 2012). Zum Umgang mit belastetem Mahdgut wird auf das Merkblatt der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Gemäß § 23 Absatz 1 der Futtermittelverordnung ist es zudem verboten, ein Futtermittel, das den zulässigen Höchstwert an unerwünschten Stoffen überschreitet (An- hang I der Richtlinie 2002/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. Mai 2002 über unerwünschte Stoffe in der Tierernährung (Abl. L 140 vom 30.5.2002, S. 10 in der jeweils gültigen Fassung) 1. in den Verkehr zu bringen, 2. zu verfüttern oder 3. zu Verdünnungszwecken mit dem gleichen oder einem anderen Futtermittel zu mi- schen. In diesem Zusammenhang ist auf die Eigenverpflichtungen des Futtermittelunternehmers (in diesem Falle der Landwirt, der die Flächen ggf. bewirtschaftet) hinzuweisen.

38 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 5 Gefährdungen und Belastungen

Durch starke Eutrophierung des Elbwassers können sich z.B. die Standortbedingungen für den FFH-Lebensraumtyp Brenndolden-Auenwiesen verschlechtern: Durch eine erhöh- te Phosphat-Versorgung erhöht sich die Produktivität der Vegetationsdecke. Konkurrenz- schwächere Arten wie die Sumpf-Brenndolde werden dadurch verdrängt. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat im Jahr 2006 ein Forschungsprojekt zur Be- deutung des Klimawandels für die Biologische Vielfalt initiiert und u.a. zusammen mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung die Auswirkungen des Klimawandels auf die Natura 2000-Gebiete Deutschlands untersucht (VOHLAND ET AL . 2011, ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Als Übergangsökosystem steht das Elbeästuar im Wechselspiel der Einflüsse aus dem Küstenraum und aus seinem Einzugsgebiet. Neben der Entwicklung der Temperaturen und der Niederschläge sind die Folgen des beschleunigten Meeres- spiegelanstiegs infolge des Klimawandels einerseits und die Veränderungen des Abfluss- verhaltens der Elbe von Relevanz. Die erstellten Prognosen sagen für das FFH-Gebiet Borghorster Elblandschaft bzw. den Unterelberaum eine deutliche Zunahme der Winterniederschläge, einen Rückgang der Sommerniederschläge, sowie insgesamt höhere Winter- wie Sommertemperaturen vo- raus. Darüber hinaus sind als Folgen des Meeresspiegelanstiegs allgemein höhere Was- serstände und höher auflaufende Sturmfluten zu erwarten. Das Abflussverhalten der Elbe wird durch stärkere Oberwasserabflüsse im Winterhalbjahr und niedrigere Abflussspen- den im Sommerhalbjahr geprägt sein (vgl. www.glowa-elbe.de). Dementsprechend sind für das Elbeästuar u. a. folgende Entwicklungen wahrscheinlich (mögliche Auswirkungen auf Schutzgegenstand und Erhaltungsziele des NSG Borghors- ter Elblandschaft sind in Klammern gesetzt): – weitere Verlagerung des Salz- und Brackwassereinflusses stromaufwärts (aufgrund der Lage am oberen Ende des Ästuars sind Veränderungen der Standortbedingungen durch höhere Salzkonzentration mit Veränderung der Artzusammensetzung insbeson- dere von Wasserorganismen, Pflanzen und Amphibien eher unwahrscheinlich), – Verschärfung des Sauerstoffmangels im Inneren des Ästuars im Sommer (negative Auswirkungen vor allem bezüglich der Wandersituation von Fischen), – bei gleichbleibendem Überflutungsraum weitere Zunahme des Tidehubs (häufigere Überflutung der höher gelegenen Teilflächen mit Veränderung der Standortbedingun- gen und des Artenspektrums, Verringerung der Lebensraumeignung für Brutvögel/des Bruterfolges bei höher auflaufenden Tiden während der Brutzeit), – Verluste von Vorlandflächen (Flächenabnahme, ggf. Verlust wertvoller Pflanzenstand- orte), – Zunahme der Vernässung im Vorland und Veränderungen der Nutzungs- bzw. Pfle- gemöglichkeiten (ggf. Beeinträchtigung von FFH-Lebensraumtypen und Tierlebens- räumen). Die globale Klimaveränderung zeigt vielfältige Wirkungen z.B. auf die Vogelwelt. Vor al- lem sind Verschiebungen von Zugzeiten und Zugwegen, ein verändertes jahreszeitliches Nahrungsangebot und Veränderungen des Brut- als auch des Überwinterungsgebietes

39 5 Gefährdungen und Belastungen PEP NSG Borghorster Elblandschaft bekannt (GOTTSCHALK 2010). Als Konsequenz der globalen klimatischen Entwicklung werden sich die Verbreitungsgebiete von Tier- und Pflanzenarten verlagern: Manche Ar- ten werden in kühlere Regionen nach Norden ausweichen, wärmeliebende Arten werden von Süden her einwandern bzw. ihr bestehendes Areal in Deutschland ausweiten (POMPE ET AL . 2009, VOHLAND ET AL . 2011). Ob alle Arten zu einer solchen dynamischen Anpassung in der Lage sein werden, ist un- klar. So prognostizieren VOHLAND ET AL . (2011) für Deutschlands Brutvögel Arealverluste bis hin zum Aussterben vor allem von wald- und feuchtgebietsgebundenen Vogelarten (deutliche Arealverluste z.B. für Bekassine ( Gallinago gallinago ), Wiesenpieper ( Anthus pratensis ) und Wachtelkönig ( Crex crex ); potenzielles Aussterben z.B. von Pfeifente ( A- nas penelope ), Kranich ( Grus grus ), Zwergschnäpper (Ficedula parva ) oder Seeadler (Haliaeetus albicilla )), wohingegen die Verbreitung der an Offenland angepassten Arten – je nach Anpassungsfähigkeit an Hitze und Trockenheit – auch zunehmen kann. Das Brutareal vieler Entenarten in Deutschland wird wahrscheinlich auf die küstennahen Räume Niedersachsens und Schleswig-Holsteins schrumpfen. Das Blaukehlchen wird im Süden und im Norden seines europäischen Verbreitungsgebiets starke Verluste erleiden. In Deutschland könnte sich sein Vorkommen in Zukunft auf West-Niedersachsen und Schleswig-Holstein konzentrieren (HUNTLEY ET AL . 2007). Vor diesem Hintergrund wird die Verantwortlichkeit des Elbeästuars u.a. für die Arten Kiebitz, Uferschnepfe und Bekassine voraussichtlich steigen. Eine klimatisch bedingte Schrumpfung ihres deutschlandweiten Areals wird die im Elbeästuar vorkommenden Me- tapopulationen noch weiter schwächen. Problematisch könnten sich hier die prognosti- zierten höher auflaufenden Tiden auswirken, wenn diese auch während der Brutzeit ver- stärkt auftreten. Im Zuge des Klimawandels werden auch Arten aus angrenzenden Regionen einwandern, die in Deutschland bislang nicht heimisch sind. Bei denjenigen, die sich dauerhaft etablie- ren, wird es sich nicht mehr um „gebietsfremde“, sondern um die neuen standortgerech- ten, einheimischen Arten handeln. Die Einwanderung von neuen Arten ist die Vorausset- zung zum Ausgleich für auswandernde Arten und zur Erhaltung der Biodiversität. Eine wichtige Aufgabe wird es sein, unter den Neuankömmlingen diejenigen zu identifizieren, die aufgrund ihres starken Ausbreitungsvermögens die einheimischen Arten und den An- passungsvorgang an neue Klimabedingungen gefährden. Neben Veränderungen von qualitativen Eigenschaften der Lebensräume (Artenzusam- mensetzung, Feuchte, Temperaturen usw.) ist auch mit quantitativen Veränderungen zu rechnen. Über die zukünftigen Anteile und die räumliche Verteilung der Wasser- und Vor- landflächen stehen derzeit keine Prognosen zur Verfügung. Die Folgen des Klimawandels für die Erhaltung des prioritären und nur in der Unterelbe vorkommenden Schierlings- Wasserfenchels sind noch nicht untersucht (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012).

40 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

6 LEITBILD UND ENTWICKLUNGSZIELE

6.1 Vorgaben des Landschaftsprogramms mit integriertem Artenschutzpro- gramm (LAPRO/APRO) und des Integrierten Bewirtschaftungsplanes Elbe- ästuar (IBP)

Bei der Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes wird wesentlich auf die im IBP gesetzten Zielprioritäten und das vorgeschlagene Maßnahmenprogramm zurückgegriffen. Das Landschaftsprogramm Hamburg (einschließlich der 91. Änderung, Stand: Dezember 2009) stellt als fachplanerische Zielvorstellungen für die Altengammer Elbwiesen die Mili- eus Naturnahe Landschaft und Vordeichsflächen dar. Für die Vorlandflächen werden fol- gende Entwicklungsziele zur Wiederherstellung, Bewahrung und Sicherung naturnaher Lebensräume formuliert: • Schutz und Entwicklung naturnaher, vielfältiger Flächen als Lebensräume für wildwach- sende Pflanzen und wildlebende Tiere, • Erhalt standorttypischer Boden- und Nährstoffverhältnisse, • Aufstellung von Pflege- und Schutzkonzepten aus der Sicht des Arten- und Bio- topschutzes, • Steuerung der Erholungsnutzung entsprechen der Belange des Arten- und Biotopschut- zes, • Erhalt der extensiven Grünlandbewirtschaftung auf Nasswiesen und Feuchtgrünland, • Schutz und Pflege des Landschaftsbildes, • Extensive Grünlandwirtschaft, • Entwicklung von tidebeeinflussten Lebensräumen. Elbe und Schlinz werden dem Milieu Tidegewässer zugeordnet, für das folgende Entwick- lungsziele genannt werden: • Erhalt und Wiederherstellung elbetypischer tidebeeinflusster Lebensräume, • Naturnahe Ufergestaltung mit Röhrichten, Auewäldern, Flachwasserzonen, Süßwasser- watten und Strandflächen, • Rückbau von Deckwerken, • Verbesserung von Wasserqualität und Wiederherstellung des Selbstreinigungsvermö- gens, • Verbesserung der Zugänglichkeit von Ufern und Lenkung der Freizeit- und Erholungs- nutzung unter Berücksichtigung der Belange des Arten- und Biotopschutzes, • Schutz und Entwicklung des jeweiligen Landschaftsbildes. Das Artenschutzprogramm als integrierter Bestandteil des Landschaftsprogramms stellt die Altengammer Elbwiesen als Biotopentwicklungsraum für Auenbereiche der tidebeein- flussten Gewässer dar und benennt als Ziele für die Vorlandflächen u.a. die Wiederher- stellung des Tideeinflusses in Teilbereichen sowie die Verbindung von Biotoptypen der

41 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Elbenebenflüsse, Elbarme (hier: Schlinz und die nordwestlich jenseits des Deiches gele- gene Dove-Elbe) und ehemaligen Vordeichsflächen mit der Tideelbe. Allgemeine Ziele und Maßnahmen sind: • Erhaltung und Wiederherstellung der charakteristischen Biotoptypen der Gewässer und ihrer Auenbereiche, • Naturnahe Gestaltung und Pflege der Gewässer, ihrer Ufer und Auenbereiche, • Gewässerreinhaltung und Verbesserung der Wasserqualität, • Sicherung der natürlichen Selbstreinigungskraft, • Sicherung des ökologisch notwendigen Wasserstandes in allen nicht von der Tide be- einflussten Gewässern, • Im Auenbereich umweltverträgliche landwirtschaftliche Bodennutzung als Grünland, Förderung extensiver Nutzung in Teilbereichen und der Umstellung auf ökologischen Landbau, keine Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, • Beschränkung oder Lenkung der Erholungsnutzung. Innerhalb des Freiraumverbundsystems sind die Vordeichflächen als Freifläche darge- stellt und gehören zum Städtischen Naherholungsgebiet der Vier- und Marschlande. Die Altdeichlinie ist als grüne Wegeverbindung gekennzeichnet. Derzeit erstellt die Behörde für Umwelt und Energie einen Fachplan zum Hamburger Bio- topverbund sowie eine Fachkonzeption Arten- und Biotopschutz. Die Altengammer Elb- wiesen als Teilflächen des NSG und FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft sind dem- nach Kernflächen für den Gewässerbiotopverbund und den Biotopverbund der Feuchtle- bensräume. Konkrete Handlungsanweisungen bzw. Maßnahmenvorschläge decken sich mit denen im hier vorliegenden PEP. Allerdings existieren bereits Maßnahmenvorschläge, die im Rahmen des Integrierten Be- wirtschaftungsplans Elbeästuar (IBP) (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012) entwickelt wur- den. Das Bearbeitungsgebiet des IBP erstreckt sich über alle Natura 2000-Gebiete ent- lang der Elbe vom Wehr bei Geesthacht bis zum Übergang zum Wattenmeer. Der IBP hat das Ziel, den Schutz einer einzigartigen Natur zu sichern und ausgewogene Lösun- gen zur Integration der Nutzungsbelange aufzuzeigen und stellt dabei ein schlüssiges Gesamtkonzept vor. Der Bewirtschaftungsplan zeigt bezüglich der Natura 2000-relevanten Lebensraumtypen und Arten Handlungsbedarfe auf und schlägt Maßnahmen zur Erreichung der Entwick- lungsziele vor. Die Maßnahmen mit Relevanz für die Altengammer Elbwiesen als Teilflä- che des NSG Borghorster Elblandschaft werden nachfolgend aufgelistet. Als Maßnahmen von höchster Dringlichkeit werden genannt (sofortiger Beginn notwendig, um das Vorkommen eines prioritären Lebensraumtyps / einer prioritären Art von internati- onaler Bedeutung zu sichern oder um eine Verschlechterung des Erhaltungszustands einer Art bzw. eines Lebensraumtyps abzuwenden): • Erhaltung der auentypischen Geländeformen

42 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

Erhaltung von feuchten Senken und von höher stehenden sandigen Uferwällen in na- turnaher Abfolge. Ziel ist die Erhaltung der Landschaftstypischen Geländeformen als Voraussetzung für die Erhaltung der Artenvielfalt und der Brenndolden-Auenwiesen. • Erhaltung des offenen Landschaftscharakters Erhaltung einer offenen Wiesenlandschaft mit charakteristischer Pflanzenvielfalt und Brutvogelgemeinschaft. Es sollen keine weiteren dominanten Gehölzstrukturen in den Kernbereichen der Wiesenlandschaft aufkommen. Mit Ausnahme einzelner Altbäume mit besonderer Eignung als Brut- bzw. Versteckhabitate für Vögel und Fledermäuse werden aufkommende Gehölze zurückgeschnitten oder als Kopfbäume gepflegt. • Erhaltung und Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen Die Reste der Brenndolden-Auenwiesen befinden sich in einem stark degradierten Zu- stand. Ziel der Maßnahme ist die sofortige Anpassung der Gebietspflege an die Be- dürfnisse der Brenndolde. Vergrößerung der Lebensraumflächen, ggf. Erhöhung der Artenvielfalt durch Mahdgutübertragung oder ähnliche Verfahren.

Als Maßnahme von hoher Dringlichkeit wird genannt (sofortiger Beginn zur Erreichung des günstigen Erhaltungszustands notwendig, jedoch keine akute Gefahr der Zustands- verschlechterung): • Ufergestaltung im Altengammer Vorland: Berme für Arten der Schlammufer Für einjährige Arten der Schlammuferfluren (LRT 3270) besteht ein Mangel an geeig- neten Wuchsorten. Ziel ist die Gestaltung geeigneter Wuchsorte für charakteristische Arten des LRT 3270.

Dringende Maßnahmen (notwendige Maßnahmen, um den günstigen Erhaltungszustand weiter zu verbessern und um den aktuellen günstigen Zustand langfristig zu erhalten) sind: • Erhaltung und Entwicklung von geeigneten Habitaten für Fische und Rundmäuler in Buhnenfeldern Im Abschnitt zwischen Geesthacht und Bunthaus fehlt der Raum zur Schaffung einer strukturreichen Aue weitgehend. Die vorhandenen Buhnen erfüllen für die Reprodukti- on des Rapfens und als Ruheräume für Wanderfische und Neunaugen eine wichtige Funktion. Ziel der Maßnahme ist die Erhaltung und Optimierung von Buhnen und Buh- nenfeldern als Aufwachshabitate für Fische und Ruhebereiche für wandernde Fische und Rundmäuler. • Prüfung des Status der Vorkommen des Weißflossigen Gründlings In der Elbe wurde der Weißflossengründling erstmalig 1998 nachgewiesen. Vermutlich ist diese Art bereits seit längerem Bestandteil der Elbefischfauna und bisher in weiten Teilen seines Verbreitungsgebietes übersehen worden. Ziel der Maßnahme ist die Er- fassung der Art und Klärung der Notwendigkeit einer Berücksichtigung im Standard- Datenbogen und als Erhaltungsziel.

43 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

• Erhaltung und Entwicklung von Flachland-Mähwiesen Ziel der Maßnahme ist die Erhaltung der vorhandenen Bestände durch Fortsetzung der bisherigen Pflege und die Ausweitung der Wiesenpflege auf angrenzende Parzellen mit vergleichbarem Potenzial. • Erhaltung von artenreichen feuchten Uferstaudenfluren Artenreiche Uferstaudenfluren sind schwerpunktmäßig im Osten des Gebiets ausge- bildet. Auf den Deckwerken hat sich ein Schilf- und Rohr-Glanzgrasröhricht entwickelt, in dem an Störstellen elbtypische Uferstauden vorkommen können. Diese eingewach- senen Deckwerke sollten in diesem Zustand erhalten bleiben. Unbewachsene Deck- werke sollen naturnah und unter Berücksichtigung der Standortansprüche des LRT 6430 umgestaltet werden. Die typischen Arten der Uferstaudenfluren sind konkurrenz- schwächer als das Schilf und profitieren von den gelegentlichen Störungen durch Frei- zeitnutzungen.

Als wichtige Maßnahmen werden genannt (Maßnahmen, die nicht primär für Arten und Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie oder der VSchRL ergriffen werden, aber für die Ar- tenvielfalt im Elbeästuar von hoher Bedeutung sind): • Pflege der aktuell und ehemals beweideten Flächen Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln verunkrautet. Arten der offenen mageren Rasen werden verdrängt. Auch für Wiesenbrutvögel haben die betroffenen Flächen an Wert verloren. Ziel der Maßnahme ist die Zurückdrängung der Acker-Kratzdisteln durch einen regelmäßigen Pflegeschnitt. • Erhaltung einer elbtypischen Staudenflur der Sandufer In einem Parzellenzwickel am Ufer ist eine sehr blüten- und insektenreiche Gras- und Staudenflur ausgebildet. Die Fläche ist von Gebüschen vor dem Wind abgeschirmt und thermisch begünstigt. Ziel der Maßnahme ist die Erhaltung typischer Pflanzenar- ten der sandigen Ufersäume durch eine Mahd alle 3 bis 5 Jahre. • Naturnähere Gestaltung der Schlinz Die Schlinz soll durch Rückbau der Deckwerke und Uferabflachung im unteren Ab- schnitt naturnäher gestaltet werden.

44 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

6.2 Begriffsdefinition "Leitbild" und "Entwicklungsziel"

Die Begriffe "Leitbild" und "Entwicklungsziele" werden von verschiedenen Autoren unter- schiedlich verwendet. Für die Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes ist daher eingangs eine Begriffsdefinition sinnvoll. Leitbilder und Entwicklungsziele sind Instrumente, um langfristige Veränderungen herbei- zuführen. Sie zeigen Richtung und Ziel der anzustrebenden Entwicklung biotischer und abiotischer Parameter und Prozesse. Sie sind unerlässlich, um Planungsabläufe, Erfas- sungsprogramme, Maßnahmen und Erfolgskontrolle zielführend auszurichten.

° Leitbild

Das Leitbild ist der erste Schritt in einem mehrstufigen Vorgehen. Es schildert die natur- schutzfachliche Idealvorstellung, die zur Verwirklichung der Schutzziele unter den heuti- gen Umständen anzustreben wäre, wenn es keine sozialen und ökonomischen Be- schränkungen gäbe. Hierbei wird bewusst auf wertende Abwägungen im Sinne von Kos- ten-Nutzen-Analysen und der Erhaltung bestimmter Nutzungsformen verzichtet.

° Zwangspunkte

Die kulturhistorische Entwicklung des Großraumes, in dem das NSG liegt, hat verschie- dene Rahmenbedingungen geschaffen. Einige von ihnen müssen als langfristig unabän- derlich gesehen werden (z. B. Klimaveränderungen, die Nutzung der Elbe als Schiff- fahrtsstraße oder die Besiedlung mit den sich hieraus ergebenden Anforderungen an den Hochwasserschutz) und stellen Zwangspunkte dar.

° Entwicklungsziel

Das Entwicklungsziel stellt den kurz-, mittel- oder langfristig realisierbaren Zustand des Gebietes dar. Es unterscheidet sich vom Leitbild durch die Anerkennung der unveränder- lichen Zwangspunkte. Bei einer heute noch nicht absehbaren Möglichkeit, die sozioökonomischen Zwangspunk- te zu modifizieren, sollte das Entwicklungsziel in Richtung des Leitbildes weiterentwickelt werden.

45 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

6.3 Leitbild

Ohne menschliche Einflüsse wäre der Elbabschnitt im Bereich der Altengammer Elbwie- sen aufgrund der Zugehörigkeit zur rein fluvial geprägten Mittelelbe tidefrei (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Die Altengammer Elbwiesen wären dennoch geprägt von der Dynamik der Elbe und Bestandteil einer ausgedehnten Flussaue, mit hohen Wasserständen im Winter und tiefen Wasserständen im Sommer, gekennzeichnet durch eine durch Sedimentations- und Erosionsprozesse sich verändernde Uferlinie und ein auentypisches Relief aus flachen, qualmwasserführenden Senken und sandigen Rücken mit den auetypischen Lebensgemeinschaften. Der Großteil der Flächen wäre von Auwald bestanden, mit einer Weichholzaue in den regelmäßig überfluteten Bereichen und einer Hartholzaue, die nur gelegentlich bei starken Hochwässern überflutet wird, mit fließenden Übergängen je nach den Feuchtegradienten. Es gäbe keine Eindeichungen, die Dove- Elbe und andere Seitenarme wären noch mit der Elbe verbunden, weitere Nebengewäs- ser und Altarme könnten sich ausbilden. Die FFH-Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen und Magere Flachland-Mähwiesen sind keine natürlichen Lebensgemeinschaften (vgl. ANONYMUS 2002) sondern als Folge einer entsprechenden Wiesennutzung aus ehemals natürlichen Standorten (hier: Auwäl- der) hervorgegangen und wären ohne menschliche Einflüsse entsprechend nicht vorhan- den. Eine Rodung der Auwälder und Nutzung der Altengammer Elbwiesen als Wiesen und Weiden hat bereits vor mehreren hundert Jahren stattgefunden: auf einer Karte der Elbinseln von 1702 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N57.html) sind die Altengammer Elbwiesen bereits in annähernd ihrer heutigen Form dargestellt, die Darstel- lung in einer Karte von 1745 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N58.html) lässt vermuten, dass die Altengammer Elbwiesen zur Elbe hin teilweise mit einem Deich oder Uferbefestigungen versehen wurden, um die Fläche vor Erosion und häufigen Überflu- tungen zu schützen. Durch die jahrhundertelange weitgehend extensive Nutzung in Verbindung mit regelmä- ßigen Überschwemmungen und dem in Teilen noch vorhandenen auentypischen Relief entwickelten sich artenreiche Grünländer: In den Altengammer Elbwiesen kommen heute die westlichsten Vorposten der subkontinental verbreiteten und für die Auen der Mittelelbe charakteristischen Brenndolden-Auenwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6440) vor, und auch Artenreiche Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) sind mit nennenswerter Ausdehnung in Hamburg nur im NSG Borghorster Elblandschaft vertreten. Aufgrund ihres offenen Cha- rakters stellen die Altengammer Elbwiesen einen wertvollen Lebensraum insbesondere für Wiesenvögel dar und werden regelmäßig von Zug- und Rastvögeln zur Nahrungssu- che und als Ruheplatz ausgesucht. Trotz anthropogener Veränderungen und der heutigen Zugehörigkeit zum Elbeästuar mit Tideeinfluss weisen die Altengammer Elbwiesen auch heute noch Merkmale der ur- sprünglichen Aue sowie einen hohen Artenreichtum auf. Dementsprechend formuliert die NSG-Verordnung als Schutzzweck für das NSG Borghorster Elblandschaft, den repräsen- tativen Ausschnitt der ursprünglichen Naturlandschaft im Elbe-Urstromtal mit ihrer durch

46 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt und den typischen, in sich geschlossenen Vegetationsabfolgen vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandorten ein- schließlich den darin beheimateten artenreichen Lebensgemeinschaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, zu entwickeln und wiederherzustellen. Bezogen auf die hier betrachtete Teilflä- che ist der Schutzzweck die Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung der von Prie- len und Gräben durchzogenen, tidebeeinflussten strukturreichen Altengammer Elbwiesen mit ihren Süßwasserwatten, Tideröhrichten, Strandwällen, Auengehölzen, Hochstauden- fluren und Stromtalwiesen als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und gefähr- dete Tier- und Pflanzenarten wie Wiesenpieper, Rotschenkel, Wachtelkönig, Großer Brachvogel, Flussneunauge, Meerneunauge, Rapfen, Finte, Schnäpel und Sumpf- Brenndolde. Aufgrund der herausragenden Bedeutung der Flächen für den Erhalt der FFH- Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Artenreiche Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) im Hamburger Raum dient die offene Wiesen- und Weideland- schaft als Leitbild für den Großteil der Flächen, von einer Entwicklung zum ursprüngli- chen Zustand mit nahezu flächendeckenden Auenwäldern wird abgesehen. Die Altengammer Elbwiesen sind Lebensraum zahlreicher gefährdeter und vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten, die Artenvielfalt wird durch den natürlichen Eintrag von Pflanzendiasporen und von verdrifteten Tierarten bei Hochwässern regelmäßig aufge- frischt. Die natürliche Überflutungsdynamik fördert die Entwicklung eines auetypischen Reliefs mit sandigen Rücken und qualmwasserführenden Senken, in denen sich typische Tier- und Pflanzenarten entwickeln können. Die naturverträgliche Grünlandnutzung in Verbindung mit einer natürlichen Überflutungsdynamik ermöglicht die Ausbildung arten- reicher Stromtalwiesen. Die Erhaltung und Entwicklung der Wiesenlebensräume sichert das Vorkommen von Brutvögeln des Offenlandes. Abgesehen von der Grünlandnutzung finden keine menschlichen Eingriffe und Störungen statt. Weichholz- bzw. Hartholz-Auenwälder (FFH-LRT *91E0 und 91F0) und hochwüchsige Röhrichte kommen stellenweise vor, ohne die Landschaft zu beherrschen. Die Elbe ge- hört morphogenetisch wieder zur Mittelelbe ohne Tidenhub, abgetrennte Seitenarme sind wieder an den Strom angebunden. An den unbefestigten und der natürlichen Gewäs- serdynamik unterliegenden Ufern entwickeln sich einjährige Pflanzenfluren der schlam- migen Ufer (LRT 3270) und feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430). Flachwasserzonen mit natürlichen Uferzonen entsprechen den Bedürfnissen der vorkommenden Fischarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie. Von der Strömung abgeschirmte Gewässerbereiche mit Röhricht- und Auenwaldsäumen bieten dem Rapfen und anderen Fischarten geeigne- te Aufwuchslebensräume.

47 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft

6.4 Zwangspunkte

Eine Entwicklung zum Leitbild wird durch bestimmte Umstände eingeschränkt. So ist das hydromorphologische Verhalten der Elbe gestört und eine Rückkehr zum tidefreien Zu- stand aufgrund der Bedeutung der Elbe als Wasserstraße und einer weiteren geplanten Vertiefung der Fahrrinne nicht realistisch. Als einer der wenigen positiven Nebeneffekte der Verlagerung der Tide stromaufwärts ist die dadurch ausgelöste Vergrößerung des Areals des Schierlings-Wasserfenchels und der tidebeeinflussten Süßwasserwatten zu nennen. Wesentlicher Zwangspunkt ist die Gewährleistung des Hochwasserschutzes für die Bin- nendeichflächen. Gemäß § 11 der DeichO ist das Vorland einschließlich der Uferbefesti- gung so zu erhalten und zu unterhalten, dass die Sicherheit der Hochwasserschutzanlage und ihre Unterhaltung nicht beeinträchtigt wird. Dies gilt auch für das Errichten von Anla- gen und das Lagern von Sachen. Der Schutzstreifen an der Hochwasserschutzanlage beträgt dabei vom Böschungsfuß des Deiches aus gemessen 10 m (§ 6 DeichO). Diese Flächen sind von einer Nutzung, außer zum Zweck einer Unterhaltung der Hochwasser- schutzanlage, ausgenommen. Problematisch ist ggf. eine naturnähere Ufergestaltung der Elbe oder der Priele, wenn durch die Entfernung der Deckwerke und Uferbefestigungen eine verstärkte Erosion zu befürchten ist und die Standsicherheit des Deiches gefährdet oder durch erhöhten Sedi- menteintrag in die Fahrrinne die Binnenschifffahrt beeinträchtigt wird bzw. sich der Unter- haltungsaufwand der Wasserstraße erhöht. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der im Rahmen des Klimawandels prognostizierten Erhöhung der Wasserstände (vgl. Kapitel 5). Die zur Entwicklung und Pflege von Stromtalwiesen erforderlichen Mahdtermine liegen z.T. innerhalb der Brutzeit und führen zu einem Zielkonflikt mit dem Schutz von Brutvö- geln des Offenlandes. Der prognostizierte Klimawandel kann ebenfalls zu den Zwangspunkten gerechnet wer- den. Die Aussichten, den aktuellen Zustand der Natura 2000-Gebiete des Elbeästuars zu erhalten, sind ungewiss. Wie sich der Klimawandel auf die Altengammer Elbwiesen im konkreten Fall auswirken wird, lässt sich insgesamt noch nicht einschätzen (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Gemäß den Vorgaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung darf der funktionelle Erhalt des für die Schifffahrt und die Eisabfuhr benötigten Regelungssystems (z. B. Buhnen, Leitwerke) nicht beeinträchtigt werden. Weiterhin ist Sedimenteintrag zu vermeiden und auf Sichtbarkeit der landseitigen Schifffahrtszeichen zu achten. Weiterhin muss die Ab- fuhr von Eis und der Einsatz von Eisbrechern gewährleistet sein.

48 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 6 Leitbild und Entwicklungsziele

6.5 Entwicklungsziel

Aus dem Leitbild und den zu berücksichtigenden Zwangspunkten wird das Entwicklungs- ziel abgeleitet, das den anzustrebenden Zielzustand für die Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft darstellt. Ziel ist es, den repräsentativen Ausschnitt der ursprünglichen Naturlandschaft im Elbe- Urstromtal mit ihrer durch Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt und den typi- schen, in sich geschlossenen Vegetationsabfolgen vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandorten einschließlich der darin beheimateten artenreichen Lebensge- meinschaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben be- drohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, zu entwickeln und wiederherzustellen. Das Leitbild der offenen Wiesen- und Weidelandschaft wird als Entwicklungsziel für den Groß- teil der Altengammer Elbwiesen übernommen. Die Pflanzenvielfalt wird unter besonderer Berücksichtigung der Gefährdung durch invasive Neophyten erhalten und gefördert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Erhaltung und Entwicklung typischer, artenrei- cher Brenndolden-Auenwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6440) und magerer Flachland- Mähwiesen (LRT 6510) auf dafür geeigneten Standorten gelegt. Durch die Erhaltung und Entwicklung von zusammenhängenden Wiesengebieten mit ausreichenden Be- standsgrößen ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenarten bewahrt die Stromtalwie- senlandschaft im Abschnitt Geesthacht bis Neuengamme den Anschluss an die Lebens- gemeinschaft der Mittelelbe. Die Erhaltung und Entwicklung der Stromtalwiesen hat auf geeigneten Flächen den Vor- rang vor anderen Naturschutz-Zielen, da in Hamburg nur in den Altengammer und Borghorster Elbwiesen derartige Wiesentypen in nennenswerter Ausdehnung vorkommen können. Die zu erwartenden Konflikte mit Brutvögeln durch Mahdtermine während der Brutzeit werden so weit wie möglich durch geeignete Vermeidungsmaßnahmen reduziert. Die Bereiche mit hoher Bedeutung für Brutvögel (Schlinz mit ihren Uferbereichen und den angrenzenden Röhrichten, Hochstaudensaum entlang der Elbe, extensiv beweidete Grünlandflächen; vgl. Anhang B 2.2.2 Bestand Brutvögel) werden weiter in der bisherigen Form genutzt. Die Altengammer Elbwiesen stehen in enger Wechselbeziehung zu den angrenzenden FFH-Gebieten Hamburger Unterelbe (DE 2526-305) bzw. Elbe zwischen Geesthacht und Hamburg (DE 2526-332). Bezüglich der Gewässer und ihrer Ufer gilt das Entwicklungsziel eines naturnahen bis natürlichen Zustandes: Wo möglich werden Uferbefestigungen der Elbe zurückgebaut oder umgestaltet, um naturnahe Uferbereiche zu schaffen. Diese bie- ten geeignete Standortbedingungen für artenreiche einjährige Fluren der schlammigen Ufer (LRT 3270) und feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430), die für die Artenvielfalt im Elbeästuar von großer Bedeutung sind. Hier kommen überdurchschnittlich viele soge- nannte Stromtalpflanzen vor, die für die Auen großer Ströme charakteristisch und heute gefährdet sind (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Die Schlinz wird soweit wie möglich naturnah gestaltet und die übrigen Priele der Altengammer Elbwiesen weitgehend der natürlichen Entwicklung überlassen. Sie stellen mit ihren Flachwasserbereichen, bei Ti-

49 6 Leitbild und Entwicklungsziele PEP NSG Borghorster Elblandschaft dehochwasser überstauten Süßwasserwatten und Stromkanten hochwertige Lebensräu- me für Fisch- und Neunaugenarten der FFH-Richtlinie und andere Wasserorganismen dar und sind mit Tideröhrichten, Süßwasserwatten sowie uferbegleitenden Hochstauden- fluren und Auwäldern (s.u.) als Lebensraum seltener Pflanzenarten wie des Schierlings- Wasserfenchels geeignet. Modellierungen der Ausbreitung der Schierlings- Wasserfenchel-Samen weisen darauf hin, dass Standorte im hier betrachteten Elbeab- schnitt eine besondere Rolle als Spendervorkommen für weiter stromabwärts gelegene Standorte spielen könnten (z. B. Schweenssand) (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012). Im Uferbereich der Elbe und der Schlinz wird kleinflächig über die natürliche Sukkzession die Entwicklung von Auenwäldern zugelassen. Weichholzauenwälder gehören zum priori- tären Lebensraumtyp *91E0 „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Al- no-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)“. Im Elbeästuar kommen Auenwälder aus Weiden, Erlen und Eschen in der besonders seltenen Ausprägung des Tideauenwalds vor. Die Weichholzaue setzt sich aus Röhrichten und Gehölzbeständen unterschiedlichen Alters zusammen. Hartholzauenwälder (LRT 91F0) setzen sich aus Eichen, Ulmen und Eschen zusammen und sind für Auenstandorte an Tieflandströmen typisch, die 1 bis 2mal kurzfristig im Winter und Frühling sowie bei Sommerhochwässern überflutet werden. Da- bei soll die besondere Eignung der Altengammer Elbwiesen als Lebensraum für Wiesen- und Röhrichtbrüter bzw. als Rastfläche zahlreicher Zugvogelarten nicht beeinträchtigt werden. So wird der offene Landschaftscharakter erhalten und stellenweise wiederherge- stellt. Die formulierten Entwicklungsziele korrespondieren mit den Vorgaben des Landschafts- programms mit integriertem Artenschutzprogramm (vgl. Kapitel 6.1).

6.5.1 Entwicklungsziele im Zusammenhang mit Natura 2000

Die Entwicklungsziele im Zusammenhang mit Natura 2000 lassen sich aus den Erhal- tungszielen der NSG-Verordnung ableiten. Ziel ist es, den günstigen Erhaltungszustand der vorkommenden Lebensraumtypen [hier: Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440), Flach- land-Mähwiesen (LRT 6510), artenreiche einjährige Fluren der schlammigen Ufer (LRT 3270), feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430 ] mit ihren jeweils charakteristischen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und zu entwickeln sowie den günstigen Erhaltungszustand von Finte, Rapfen, Meer- und Flussneunauge sowie des prioritären Schierlings- Wasserfenchels mit ihren jeweiligen Lebensstätten zu erhalten und zu entwickeln. In Teil- bereichen der Altengammer Elbwiesen ist die Neuentwicklung von Auenwäldern (FFH- LRT *91E0 und - soweit die Höhenlage hierfür zuträglich ist - 91F0) vorgesehen. Für weitere Ausführungen wird auf Kapitel 6.5 verwiesen.

50 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

7 MAßNAHMENPLAN

Nachdem die Bestandserfassungen abgeschlossen sind, werden daraus Leitbild und, unter Berücksichtigung der Zwangspunkte, Entwicklungsziele abgeleitet (vgl. Kapitel 6). Um diese Ziele erreichen zu können, werden nachfolgend Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen erarbeitet.

Bestand Entwicklungsziel

Maßnahmen

Abbildung 7-1: Der Weg zu den Entwicklungszielen

Es besteht die Notwendigkeit, die erarbeiteten Maßnahmen zu strukturieren. Hierzu wer- den die folgenden Begriffsdefinitionen eingeführt.

7.1 Begriffsdefinitionen

Im Folgenden werden zwei verschiedene Typen von Pflege- und Entwicklungsmaßnah- men unterschieden: Einzelmaßnahmen und zyklische Maßnahmen. • Zyklische Maßnahmen sind Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen, die regelmäßig durchgeführt werden müssen, meist in einjährigem Turnus. Hierzu zählen zum Bei- spiel auch Bewirtschaftungsregelungen. • Einzelmaßnahmen sind einmalige biotoplenkende und ersteinrichtende Maß- nahmen. Die Einzelmaßnahmen werden untergliedert in • Maßnahmen zur Verbesserung des naturschutzfachlichen Zustandes des NSG ("Verbesserung Naturschutz") und • Maßnahmen aus "besonderem Anlass", die nicht unmittelbar zur Verbesserung des naturschutzfachlichen Zustandes des NSG führen, sondern die z. B. der Besu- cherlenkung oder Beschilderung des Schutzgebietes dienen und meist einen gerin- gen Umfang haben.

51 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Maßnahmen sind dann mit der Bezeichnung "vorrangig" versehen, wenn ihre Durchfüh- rung dringend geboten ist, um eine Verschlechterung des Naturschutzgebietes und seiner Schutzgüter zu verhindern. Sie werden im Maßnahmenblatt, in den zusammenfassenden Tabellen und in den Maßnahmenkarten (Karte 3) mit einem Ausrufungszeichen ! gekenn- zeichnet. Alle Maßnahmen werden auf Maßnahmeblättern erläutert. Dabei werden gleiche oder ähnliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen auf einem Maßnahmeblatt zusammenge- fasst. Durch die Zusammenfassung ähnlicher Maßnahmen wird die Darstellung gestrafft und übersichtlich, da textliche Wiederholungen bei der Beschreibung der Maßnahmen reduziert werden. Die "Hinweise zur Bauausführung" enthalten auch Angaben darüber, ob bestimmte Maßnahmen aus naturschutzfachlichen oder finanziellen Gründen zusammen oder in einer bestimmten Reihenfolge auszuführen sind und ob Genehmigungen zur Durchführung einer Maßnahme notwendig sind. Weiterhin enthalten die Maßnahmeblätter eine Kostenschätzung. Die Summe der Maßnahmenblätter bildet den Maßnahmenkatalog (Kapitel 7.3).

7.2 Pflegeeinheiten

Zur räumlichen Strukturierung des umfangreichen Maßnahmenkatalogs werden alle Maßnahmen in Pflegeeinheiten zusammengefasst. Hierzu wird der kartierte biotische Bestand in Lebensraumkomplexe eingeteilt. Für diese Flächen werden aus Kapitel 6.5 und Karte 2 die Entwicklungsziele abgeleitet. Die zur Erreichung dieser Entwicklungsziele notwendigen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen gehören zu der entsprechenden Pflegeeinheit. Die einzelnen Pflegeeinheiten und die für sie geltenden Entwicklungsziele werden im Fol- genden kurz beschrieben. Die Biotoptypen zu den Pflegeeinheiten sowie die sie besie- delnde Tierwelt werden ausführlich in Anhang B beschrieben. Eine sehr knappe Zusam- menfassung befindet sich in Kapitel 4. Die Entwicklungsziele für das NSG werden in Kapi- tel 6 genauer erläutert. Die zu den einzelnen Pflegeeinheiten gehörigen Maßnahmen sind in den nachfolgenden Tabellen zusammengefasst. Sie sind im Maßnahmenkatalog (Kapitel 7.3) genau be- schrieben und mit ihrer räumlichen Lage in Karte 3 dargestellt.

7.2.1 Pflegeeinheit 1 - Grünland

Die Altengammer Elbwiesen werden überwiegend als Grünland genutzt. Vorkommende Biotope sind artenreiche Grünländer frischer bis mäßig trockener Standorte (Biotop- Gruppe GM, vgl. Karte 1-1), die z.T. als FFH-Lebensraumtyp Magere Flachland- Mähwiesen (hier: Glatthafer-Wiesen GMG und Wiesen-Fuchsschwanz-Wiesen GMM) angesprochen werden können, Feucht- und Nassgrünland (Biotop-Gruppe GF), z.T. als FFH-LRT Brenndolden-Auenwiesen (GFC) anzusprechen, sowie kleinräumig artenarmes Grünland (hier: artenarmes gemähtes Grünland mittlerer Standorte GIM).

52 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Auf Teilflächen entlang der Elbe und der Schlinz sollen sich durch eine Aufgabe der Nut- zung Tide-Auwälder entwickeln. Hauptentwicklungsziel für die Grünlandflächen ist jedoch eine naturverträgliche Wiesen- und z.T. Weidenutzung zur Erhaltung und Entwicklung der Brenndolden-Auenwiesen sowie der Flachland-Mähwiesen und zur Erhaltung und Ent- wicklung artenreicher Weideflächen. Durch eine schonende Bewirtschaftungsweise wer- den Bodenverdichtungen vermieden und die auetypischen Reliefformen (feuchte Senken, höher stehende sandige Uferwälle, hochwasserbedingte Sedimentumlagerungen) erhal- ten. Durch die regelmäßige Nutzung wird ein offener Landschaftscharakter gewährleistet, der u.a. Voraussetzung für eine Lebensraumeignung für zahlreiche Brut- und Rastvogel- arten ist. Insbesondere die ersten Mahdtermine, die zur Pflege und Entwicklung der Brenndolden- Auenwiesen erforderlich sind, liegen innerhalb der Brutzeit der Wiesenvögel und führen diesbezüglich zu einem Zielkonflikt. Die Erhaltung und Entwicklung der Stromtalwiesen hat auf geeigneten Flächen den Vorrang vor anderen FFH-Zielen (vgl. Kapitel 6.5 Ent- wicklungsziel). Auf die Belange der Brutvögel wird so weit wie möglich durch geeignete Maßnahmen Rücksicht genommen. Zur Verbesserung der Lebensbedingungen werden zum einen die Grünlandflächen im Umfeld des Priels für Wiesenvögel aufgewertet, indem sichtverschattende Gehölze entfernt werden (vgl. Pflegeeinheit 4). Zum anderen werden im Ostteil der Altengammer Wiesen, wo derzeit Sitzwarten für Wiesenvögel fehlen, rude- ralisierte Randstreifen angelegt, die einer Pflegemahd unterliegen (vgl. Pflegeeinheit 2). Aufgrund der derzeitigen Artenarmut wird eine zweimalige Pflegemahd empfohlen, um vorrangig die Entwicklung der Brenndolden-Auenwiesen bzw. Flachland-Mähwiesen zu unterstützen. Eine Initialsaat auf Teilflächen nach BOSSHARD (2000) wäre dann ange- bracht, wenn sich die gewünschten Arten nicht von alleine einstellen. Die Entwicklung der Flächen bleibt somit zunächst abzuwarten. Vor allem auf dem Uferwall im zentralen und westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen wurde an mehreren Standorten der in Hamburg stark gefährdete Feld-Mannstreu ( Eryngium campestre ) festgestellt. In den ufernahen Bereichen der aktuell und ehemals beweideten Flächen breitet sich stark die Acker-Kratzdistel ( Cirsium arvense ) aus und verdängt z.T. den Feld-Mannstreu und ande- re seltene Pflanzenarten. Hier ist ein regelmäßiger Pflegeschnitt erforderlich. Die beweideten Flächen sind eingezäunt. Der innerhalb der Weideflächen gelegene neu hergestellte Priel ist von der Beweidung durch Auszäunung ausgenommen, um die Ent- wicklung einer Ufervegetation aus Röhrichten und feuchten Staudenfluren zu fördern (vgl. Pflegeeinheit 2). Das Elbufer wird gerne von Anglern und anderen Erholungssuchenden genutzt, die auf dem Weg zu ihren Angel-, Sonn- und Badeplätzen die Grünlandflächen queren. Auch die Grünlandflächen selbst werden z.T. zum Spielen (Drachensteigen o.ä.) oder als Rundweg von Spaziergängern mit zum Teil frei laufenden Hunden genutzt, womit Störungen insbe- sondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Gemäß Verordnung über das Natur- schutzgebiet Borghorster Elblandschaft (vgl. Anhang A1) sind all diese Tätigkeiten verbo- ten. Um Verständnis für die Verbote zu erreichen, werden Informationstafeln aufgestellt, die in anschaulicher Weise die Bedeutung der Altengammer Elbwiesen als Lebensraum gefährdeter Tiere und Pflanzen verdeutlichen und auf naturverträgliches Verhalten sowie

53 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft die Verbote der NSG-Verordnung hinweisen. Die Einhaltung der Verbote der NSG- Verordnung ist konsequent durch geeignetes Personal zu überprüfen, insbesondere wäh- rend der Brutzeit und des Vogelzuges. Sofern die Maßnahme nicht ausreicht, die Flächen insbesondere angemessen vor Störungen zu schützen, ist ggf. eine Einzäunung der Altengammer Elbwiesen angezeigt. Die Angelnutzung und die bestehenden Fischereipachtverträge sollen auf den östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen beschränkt werden (vgl. Pflegeeinheit 3).

Tabelle 7.2.1-1: Pflegeeinheit 1, zyklische Maßnahmen

Pflegeeinheit 1 Grünland Zyklische Maßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 1/1 - 2 ! Erhaltung und Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen 3/1 - 2 Erhaltung und Entwicklung artenreicher Weideflächen 4/1 - 3 ! Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.1-2: Pflegeeinheit 1, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 1 Grünland Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 2/1 - 3 Initialsaat zur Entwicklung artenreicher Brenndolden-Auenwiesen und Flachland- Mähwiesen (optional, wenn sich die Arten nicht natürlicherweise ansiedeln) 5/1 - 4 Entwicklung von Tide-Auwald 6/1 ! Minimierung der erholungsbedingten Störungen durch Aufklärung (Informationsta- feln) 10/1 ! Einschränkung der Angelrechte

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

7.2.2 Pflegeeinheit 2 – Röhrichte, Staudenfluren und sonstige Ufervegetation

Entlang der Schlinz finden sich größere Bereiche mit tidebeeinflussten Röhrichten aus Schilf (FWV, vgl. Karte 1-1) und im Mündungsbereich Hochstauden-Ufersäume (NUE) sowie in der südlich angrenzenden Feuchtgrünlandfläche ein größeres Wasserschwaden- Röhricht (NRW). Diese Lebensräume haben eine besondere Bedeutung für typische Brutvogelarten der Röhrichte. Um den neu angelegten Priel haben sich artenreiche halbruderale Gras- und Staudenflu- ren mittlerer und feuchter Standorte ausgebildet (AKM, AKF). An den Ufern des naturnahen Kleingewässers (SEZ) hat sich ein natürlicher Saum aus Simsen und Flutrasenvegetation gebildet. Westlich schließt sich ein größerer sumpfiger Bereich mit u.a. Rohrglanzgras, der auch als halbruderale Gras- und Staudenflur feuchter Standorte (AKF) ausgewiesen wurde.

54 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Entlang der Elbe auf rund 1 km Länge im Osten und zwischen den 4 Buhnen im Westen ist ein Ufersaum aus Hochstauden (NUE, FFH-LRT 6431-1) vorhanden. Ein Teil der Röhrichte im Bereich der Schlinz soll durch eine regelmäßige Pflegemahd, die ein Aufwachsen von Gehölzen verhindert, erhalten werden, ein Teil wird im Zusam- menhang mit angrenzenden Flächen der natürlichen Sukzession überlassen. Ziel ist hier die Entwicklung eines Röhricht-Auengebüsch-Komplexes bis hin zum Tide-Auwald über die natürliche Sukzession. Die Ufer des Priels sowie sind gegen angrenzende Weidenutzung abgezäunt (vgl. Pfle- geeinheit 1). Die Gras- und Staudenflur ist zum Norden hin eingezäunt, wird aber als Weide genutzt. Um ein Aufkommen von Gehölzen zu vermeiden, erfolgt eine regelmäßi- ge Pflegemahd alle 5 Jahre (abschnittsweise jeweils einseitig des Priels), so dass der offene Landschaftscharakter mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel erhalten bleibt. Da im Ostteil der Altengammer Wiesen weniger Randstrukturen mit Sitzwarten vorhanden sind, die bestimmten Wiesenvögeln (insbesondere Schafstelze, Wiesenpieper, Feldler- che) geeignete Lebensbedingungen bieten, sollen derartige Strukturen dort neu geschaf- fen werden. Diese Maßnahme dient auch dazu, die durch eine Umstellung auf eine brenndoldenverträgliche Wiesennutzung mit frühem ersten Mahdtermin (vgl. Pflegeeinheit 1) bedingten Verluste von Wiesenvogel-Habitaten zu kompensieren. Hierzu wird deichpa- rallel ein Randstreifen von 5 m Breite von der 1. Mahd ausgenommen. Gleiches gilt für die entlang des Zaunes verlaufenden Randstreifen (Breite jeweils 2,5 m) zwischen den Flurstücken 2920 und 2927. Um eine Ruderalisierung und ein Aufkommen von Gehölzen zu vermeiden, erfolgt eine regelmäßige Pflegemahd mit der 2. Mahd im September, so- dass der offene Landschaftscharakter mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel er- halten bleibt. Das Mahdgut ist dabei abzufahren, um ein Verfilzen zu vermeiden. Die Uferstaudensäume der Elbe werden weitgehend der natürlichen Entwicklung überlas- sen. Eine Entwicklung der Bestände durch Umgestaltung von Deckwerken (vgl. Pflege- einheit 3) ist vorgesehen. Die Uferstaudensäume werden abschnittsweise in die Pflege- mahd der angrenzenden Flächen einbezogen (2. Mahd), sodass sich der Pflegeschitt etwa alle 5 Jahre abschnittsweise wiederholt. Die Pflegesequenzen können bei Bedarf angepasst werden. Die Abschnittsbildung erfolgt etwa zu 5 gleichen Teilen entlang der Elbuferlinie.

55 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Tabelle 7.2.2-1: Pflegeeinheit 2, zyklische Maßnahmen Pflegeeinheit 2 Röhrichte, Staudenfluren und Zyklische Maßnahmen sonstige Ufervegetation MNr. Vorrang Beschreibung 7/1 – 4 Regelmäßige Pflegemahd von Röhricht, Staudenfluren und sonstiger Ufervegetation 7/5 Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, 5 m Breite) entlang der Deichlinie 7/6 Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, beidseitig des Zauns 2,5 m Breite) 7/7 Abschnittsweise Pflegemahd der Uferstaudensäume der Elbe

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.2-2: Pflegeeinheit 2, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 2 Röhrichte, Staudenfluren und Einzelmaßnahmen sonstige Ufervegetation MNr. Vorrang Beschreibung 5/5 - 7 Entwicklung von Tide-Auwald

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

7.2.3 Pflegeeinheit 3 – Gewässer und ihre Ufer

Im Westen der Altengammer Elbwiesen verläuft deichparallel ein ca. 1.200 m langer Priel, die Schlinz (FWP, FFH-LRT 3270). Der Unterlauf ist begradigt und befestigt, in Teilen weist der Priel jedoch natürliche Verhältnisse hinsichtlich Tidedynamik und Röhrichtvege- tation auf. Die Schlinz wird im nördlichen Bereich durch zwei Überführungsbauwerke (Rohrdurchlässe) in ihrer ökologischen Durchgänigkeit und natürlichen Dynamik gestört. Der östliche Durchlass war zusätzlich mit Stauklappen versehen, die ein Einströmen des Wassers behinderten. Im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen wurden die Stauklap- pen kürzlich entfernt und die Rohrdurchlässe im Durchmesser vergrößert, so dass sich die Durchgängigkeit für Gewässerorganismen erhöht und der Tideeinfluss im Oberlauf verstärkt hat. Südlich der Altengammer Elbwiesen verläuft die Elbe (FFM, ) mit überwiegend befestig- tem Ufer, das stellenweise naturnahe Vegetationselemente (naturnahe Sandstrände, Röhrichte, Flusswatt mit und ohne Pioniervegetation, Priele/Auskolkungen o.ä.) aufweist (Zuordnung zum FFH-LRT 3270). Im östlichen Bereich hat sich auf den Deckwerken ein Ufersaum aus Hochstauden (NUE, FFH-LRT 6431) ausgebildet. Etwa im mittleren Be- reich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer (SEZ), östlich davon wurde im Jahr 2011/2012 im Rahmen der Kompensationsmaßnahmen für den Bau und Betrieb des Steinkohlekraftwerkes Moorburg durch Geländeabtrag ein grö- ßerer Priel (FWP, FFH-LRT 3270) hergestellt, dessen Böschungen nur im Mündungsbe-

56 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan reich zur Elbe mit Wasserbausteinen und oberhalb der Böschungsoberkante mit Erosi- onsschutzmatten befestigt wurden. Im nördlichen Bereich dieses Priels hat sich durch natürliche Überschwemmungs- und Abflussereignisse zwischenzeitlich ein kleiner Ne- benpriel gebildet. Aufgrund des Reliefs (vgl. Abb. B 1.2-1 im Anhang) wird sich der Ne- benpriel voraussichtlich weiter Richtung Norden entwickeln und sich ggf. mit der Schlinz verbinden. Weiterhin sind im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen zwei Entwässerungs- gräben vorhanden, von denen sich der westliche in Richtung Priel entwickelt. Für eine Einstufung als Priel muss die Erosion noch weiter voranschreiten, so dass die Tide re- gelmäßig einpendelt und nicht nur – wie bislang - bei höheren Hochwässern (über MThw). Bezüglich der Gewässer und ihrer Ufer gilt das Entwicklungsziel eines naturnahen bis natürlichen Zustandes: Wo es die Belange des Hochwasserschutzes und der Schiffahrt ermöglichen, sollen Uferbefestigungen der Elbe zurückgebaut oder naturnäher gestaltet werden, um neuen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten der Gewässer bzw. Schlammuferfluren und der Uferstaudensäume zu schaffen. Die Schlinz wird durch Rück- bau von Deckwerken und die Aufhebung der westlichen Überfahrt mit Rohrduchlass na- turnäher gestaltet. Die Schlinz sowie der neu angelegte Priel werden bis auf eine regel- mäßige Pflegemahd der Uferbereiche der natürlichen Entwicklung überlassen. Sie stellen hochwertige Lebensräume für Fische und Neunaugen dar und sind als Lebensraum sel- tener Pflanzenarten wie des Schierlings-Wasserfenchels geeignet. Die Ufer des Priels wurden gegen angrenzende Weidenutzung abgezäunt. Um ein Auf- kommen von Gehölzen zu vermeiden, erfolgt eine regelmäßige Pflegemahd, so dass der offene Landschaftscharakter mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel erhalten bleibt (siehe Pflegeeinheit 2). Eine Räumung der vorhandenen Gräben ist nicht vorgesehen. Sie werden der natürlichen Eigenentwicklung überlassen und ggf. in die angrenzende Grünlandnutzung eingebun- den. Unerwünschter Gehölzaufwuchs wird entfernt (vgl. Pflegeeinheit 4). Die Fischereipachtverträge werden zeitnah auf den östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen beschränkt, um Störungen und Gefährdungen der Fauna und Flora der Vor- landflächen zu minimieren. Zur Akzeptanzförderung ist die frühzeitige Aufklärung der Be- teiligten über Sinn und Zweck der Einschränkung der Nutzungsrechte von Bedeutung.

Tabelle 7.2.3-1: Pflegeeinheit 3, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 3 Gewässer und ihre Ufer Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 8/1 - 3 Naturnähere Gestaltung der Schlinz (Rückbau der Ufer- und Sohlbefestigung mit Abflachung der Ufer, Entfernung des westl. Rohrdurchlasses und der Überfahrt sowie Renaturierung des Gewässerbetts) 9/1 - 5 Naturnähere Gestaltung/Rückbau der Deckwerke am Elbufer 10/1 ! Minimierung von Störungen durch Freizeitnutzung (Einschränkung der Angelrechte)

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

57 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

7.2.4 Pflegeeinheit 4 - Gehölze

Die Altengammer Elbwiesen sind insgesamt recht gehölzarm. Im westlichen Bereich fin- den sich am Elbufer und verstreut in der Fläche mehrere kartierwürdige Einzelbäume, überwiegend Silber-Weiden ( Salix alba ). Am Fuße der flachen, breiten Böschungen eines Entwässerungsgrabens (FGV) im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen stehen zahlreiche weit ausladende Weiden, die vermutlich aus auseinander gebrochenen Kopf- weiden hervorgegangen sind (in Karte 1-1 nicht dargestellt). Prägnant ist eine annähernd in Nord-Süd-Richtung verlaufende Baumreihe aus Hybrid-Pappeln im zentralen Bereich (HEA, vgl. Karte 1-1), östlich davon ist eine Strauch-Baumhecke (HHM) vorhanden. Die im Westen vorhandenen Gehölze bleiben erhalten. Im westlichen Uferbereich der Elbe und entlang der Schlinz wird zudem die Entwicklung von Auenwäldern zugelassen (vgl. Pflegeeinheiten 1 und 2). Grundsätzlich soll der offene Landschaftscharakter der Altengammer Elbwiesen mit ihrer besonderen Eignung als Lebensraum für Wiesenbrüter bzw. als Rastfläche zahlreicher Zugvogelarten jedoch erhalten bleiben bzw. verbessert werden: durch eine regelmäßige Mahd weiter Bereiche wird ein Aufkommen von Gehölzen verhindert (vgl. Pflegeeinheiten 1 und 2). Die Gehölzentwicklung, insbesondere in den beweideten Bereichen, wird beo- bachtet; ggf. werden Pflegemaßnahmen zur Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuch- ses durchgeführt. Die dominante Pappel-Reihe im zentralen Bereich der Altengammer Elbwiesen wird der Eigenentwicklung überlassen, da es nach Votum des Grünausschus- ses Bergedorf in der ortsansässigen Bevölkerung keine entsprechende Akzeptanz für eine Fällung gibt. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Pappeln werden die Bäume in den nächsten Jahren auf natürliche Weise abgängig sein. Die Strauch-Baumhecke im Osten wirkt ebenfalls sichtverschattend. Die älteren Bäume bleiben erhalten, ggf. wird der Bestand ausgelichtet, um Blickbeziehungen zu ermögli- chen

Tabelle 7.2.4-1: Pflegeeinheit 4, zyklische Maßnahmen

Pflegeeinheit 4 Gehölze Zyklische Maßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 12/1 Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.4-2: Pflegeeinheit 4, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 4 Gehölze Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 11/1 Auflichtung sichtverschattender Gehölzreihen

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

58 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

7.2.5 Pflegeeinheit 5 - Invasive Arten

Da die Elbe als Ausbreitungsachse für verdriftetes Pflanzenmaterial und Tiere gelten kann, sind vor allem die Elbe mit ihren Nebengewässern sowie deren Uferbereiche mit den hier vorkommenden FFH-Lebensraumtypen 3270 (Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Bidention), 6430 (Feuchte Hochstau- densäume) und *91E0 (Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno- Padion, Alnion incanae, Salicion albae)) und ihren charakteristischen Tier- und Pflanzen- arten anfällig gegenüber der Ausbreitung invasiver Neophyten und Neozoen. Das Vorkommen bzw. die Neu-Etablierung von Neophyten und Neozoen wird im Rahmen der allgemeinen Gebietspflege und des regelmäßigen Gebiets-Monitorings beobachtet. Bei Bedarf werden geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen. Diese sind abhängig von den vorkommenden Arten und z.Z. nicht weiter konkretisierbar.

Tabelle 7.2.5-1: Pflegeeinheit 5, zyklische Maßnahmen

Pflegeeinheit 5 Invasive Arten Zyklische Maßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 13/1 ! Beobachtung der Vorkommen von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

Tabelle 7.2.5-2: Pflegeeinheit 5, Einzelmaßnahmen

Pflegeeinheit 5 Gehölze Einzelmaßnahmen MNr. Vorrang Beschreibung 14/1 ! Maßnahmen zur Eindämmung von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, ! : Maßnahme ist vorrangig

59 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

7.3 Maßnahmenkatalog

Alle Maßnahmen zur Erreichung der Entwicklungsziele sind auf den folgenden Blättern zusammengestellt. Ein Verzeichnis der Maßnahmenblätter befindet sich am Ende des Inhaltsverzeichnisses. Die Nummern der Maßnahmen (MNr.) entsprechen den Nummern in Karte 3 "Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen". Dabei entspricht die Nummer vor dem Schrägstrich der Nummer des Maßnahmeblattes. Die Biotopnummern entsprechen den Nummern der Flächen in der Datenbank zu den Karten.

60 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 1 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Grünlandbereiche im Westen und Osten der Zyklische Maßnahme ja ! Altengammer Elbwiesen FlurstNr.: Im Westen: 746, 750, 2899, 769, 2901, 2836, 2038, 773; im Osten: 2927, 2931, 2934, 2936, 2938, 2940, 2844, 2961 Biotopnr.: Im Westen: 8218_2012_35, 8218_2012_36, 8220_2012_2, 8220_2012_215, 8420_2012_1, 8420_2012_23, 8420_2012_24, 8420_2012_32, 8420_2012_51, 8420_2012_58, 8420_2012_70, 8420_2012_73 Im Osten: 8420_2012_54, 8420_2012_68 Kurzbezeichnung: Erhaltung und Entwicklung bestehender Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen

Beschreibung:

Da Sumpf-Brenndolden keine Beweidung vertragen, ist ausschließlich eine Nutzung als Mähwiese vorgesehen: Die Flächen werden als zweischürige Mähwiese ohne Beweidung genutzt und das Mahdgut abtransportiert. Der 1. Schnitt erfolgt zum Zeitpunkt des Ähren-/Rispenschiebens des dominierenden Obergrases, d.h. etwa Ende Mai/Anfang Juni bei trockenem Wetter. Der 2. Schnitt erfolgt ab September nach Ausreifung der Samen der Sumpf-Brenndolde. Überflu- tungsbedingte Verschiebungen von Mahdterminen sind möglich. Zur Förderung charakteristischer Wiesenpflanzen der Flachland-Mähwiesen erfolgt für diese gleichfalls eine zweischü- rige Mahd unter vollständigem Verzicht auf Weidenutzung. Die Mahdtermine werden aufgrund von Verzahnungen und Übergängen zwischen den Vegetationseinheiten entsprechend den orgaben für die Brenndolden-Auenwiesen gewählt. Die Hinweise zur Bewirtschaftung (s.u.) sind zu beachten.

Ziel :

Die Reste der Brenndolden-Auenwiesen befinden sich in einem stark degradierten Zustand. Ziel der Maßnahme ist die sofortige Anpassung der Gebietspflege an die Bedürfnisse der Sumpf-Brenndolde und eine Vergrößerung ihres Le- bensraumes. Die Pflegemaßnahmen zielen auf eine Erhaltung und Entwicklung naturschutzfachlich hochwertiger Wie- senbestände mit typischer Vegetationszonierung der Stromtalwiesen entlang des Feuchtegradienten. Dabei werden sich in feuchteren Bereichen Brenndolden-Auenwiesen erhalten bzw. entwickeln, in den trockeneren Bereichen ober- halb der Brenndolden-Auenwiesen dagegen blütenreiche Flachland-Mähwiesen, denen auf den trockensten Standorten Magerrasen folgen (aus RINGENBERG 2006).

Ziel NATURA 2000:

Erhaltung und Entwicklung der Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Flachland-Mähwiesen (LRT 6510). Erhaltung und Entwicklung von zusammenhängenden Wiesengebieten mit ausreichenden Bestandsgrö- ßen ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenarten. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein (bezogen auf Erhalt der Wiesenbestände); die Entwicklung neuer Flächen kann dagegen als Kohärenzmaßnahme geeignet sein

61 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Ergänzende Hinweise:

Ob die Mahdfrequenz nach einigen Jahren auf einen Schnitt beschränkt werden kann, ist von betriebswirtschatlichen Fragen und der Entwicklung des Wiesenbestandes abhängig und sollte nach mehrjähriger naturschutzfachlicher Be- obachtung (Monitoring) neu beurteilt werden, ebenso das Erfordernis einer Initialsaat zur Entwicklung des gewünschten Vegetationstyps. Die Flurstücke 750, 2899 (teilweise) und 2901 (teilweise) dienen als Kompensationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Auf Teilflächen der Flurstücke 750 und 2899 ist das Ziel die Entwicklung von Brenndolden- Auenwiesen. Die in den Genehmigungsunterlagen genannten Mahdtermine weichen von den hier vorgesehenen Ter- minen ab. Die hier genannten Mahdtermine orientieren sich an dem Konzept, das bereits in den Borghorster Elbwiesen zur Entwicklung und Pflege von Brenndolden-Auenwiesen umgesetzt wird (RINGENBERG 2006) und sollten auf allen Flächen angewandt werden. Das Flurstück 2901 soll gemäß den Genehmigungsunterlagen teilweise zu Tide-Auwald entwickelt werden (ca. 10.000 m²). Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan weicht im Ergebnis aktueller Kartierungen von dieser Zielvorstellung ab, da es sich bei der Fläche gemäß Biotopkartierung der FHH (2010) um den FFH-LRT 6510 (Flachland-Mähwiesen) in einem guten (= günstigen) Erhaltungszustand handelt. Die Entwicklung von Tide-Auwald erfolgt stattdessen in ande- ren Bereichen der Altengammer Elbwiesen in entsprechendem Flächenumfang (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 5).

Hinweise zur Bewirtschaftung:

Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzie- rung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Erhalt des Reliefs: Es ist eine schonende Bewirtschaftungsweise zum Erhalt des Mikroreliefs und zur Vermeidung von Bodenverdichtungen anzuwenden. Auetypische Geländeformen sollten nicht durch Einebnung aufgehoben werden.

Walzen: Die Flächen dürfen nur in Ausnahmefällen (z. B. bei starken Wühlschäden durch Wild) zur Erhaltung der Mahdfähigkeit gewalzt werden. Zum Schutz der Brutvögel hat dies vor dem 1. April oder ab dem 1. Juli zu erfolgen.

Mahd: Die Flächen werden als zweischürige Mähwiese ohne Beweidung bewirtschaftet, wobei der 1. Schnitt Ende Mai/Anfang Juni und der 2. Schnitt ab September nach Ausreifung der Samen der Sumpf-Brenndolde vorzunehmen ist. Die Mahd der Flächen hat von innen nach außen oder von einer zur anderen Seite zu erfolgen. Gemäht werden sollte nur in trockenem Zustand, um die Anhaftung von evtl. belasteten Bodenpartikeln zu vermeiden. Nutzung des Mahdgutes: Das Mahdgut ist immer abzufahren, da es sonst zu unerwünschter Streuschichtakkumulation kommt, die sich ungünstig auf die Artenvielfalt auswirkt. Eine Heunutzung ist einer Silagenutzung vorzuziehen, da hier- durch eine bessere Samenverbreitung der Wiesenarten möglich ist.

Sonstiges: Der Einsatz von Düngemitteln, Herbiziden, ein Umbruch der Grasnarbe und/oder eine Neuansaat ist mit Ausnahme einer Initialsaat (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 2) grundsätzlich unzulässig, allerdings sind gemäß §5 (3) der NSG Verordnung Ausnahmen zulässig.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

15 ha 2 x Pflegemahd inkl. Abtransport 650 € / ha 9.750 € / Jahr

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

1/1 1 ca. 8,11 ha im Westen Nutzung als zweischürige Mähwiese

1/2 1 ca. 6,89 ha im Osten Nutzung als zweischürige Mähwiese

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

62 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 2 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Artenärmere Grünlandbereiche im Westen Einzelmaßnahme ja ! und Osten der Altengammer Elbwiesen Verbesserung Naturschutz FlurstNr.: Im Westen: 2899, 769; im Osten: 2927, 2844, 2961 Biotopnr.: Im Westen: 8420_2012_58 Im Osten: 8420_2012_68 Kurzbezeichnung: Entwicklung neuer artenreicher Brenndolden-Auenwiesen und Flachland-Mähwiesen

Beschreibung:

Die Nutzung der Flächen erfolgt wie auf Maßnahmeblatt 1 beschrieben. Sollte sich trotz des empfohlenen Mahdregimes eine Entwicklung zu Brenndolden Auenwiesen, bzw. Flachland-Mähwiesen nicht abzeichnen, ist eine Initialsaat nach Bosshard (2000) vorzunehmen.

Ziel :

Die Reste der Brenndolden-Auenwiesen befinden sich in einem stark degradierten Zustand. Ziel der Maßnahme ist die Vergrößerung des Lebensraumes der Brenndolde und die Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen bzw. in trockene- ren Bereichen von Flachland-Mähwiesen.

Ziel NATURA 2000:

Entwicklung der Lebensraumtypen Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) und Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) und Vergrößerung ihres Flächenanteils als Lebensraum charakteristischer Tier- und Pflanzenarten.

Eignung als Kohärenzmaßnahme: ja

Ergänzende Hinweise:

In Folge einer Brenndolden-Kartierung durch M. Haacks im Auftrag von Vattenfall (2013) wurde auf dem Flurstück 2899 ein sehr kleinflächiges Vorkommen nachgewiesen.

Die Flächen mit der Flurstücksnummer 2899 und 769 befinden sich auf Flächen mit hoher Bedeutung für Zug- und Rastvögel. Als Brutvögel sind die Schafsstelze, der Wiesenpieper und die Feldlerche mit Revierzentren vertreten.

Nach den Daten des Höhenmodells der ACAD-Laserdaten, die von der Vattenfall Europe Generation AG im Rahmen der Planungen zur Prielanlage im Altengammer Vorland zur Verfügung gestellt wurden, befinden sich die Vorkommen der Brenndolde im Gebiet bevorzugt auf Höhen von 3 - 3,5 m ü NN. Daher sollte eine Förderung und Entwicklung von Brenndoldenwiesen auf jeden Fall auch diesen Bereich umfassen.

Hinweise zur Durchführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen.

Die Mahd der Flächen erfolgt wie auf Maßnahmeblatt 1 beschrieben. Sollte sich trotz des empfohlenen Mahdregimes eine Entwicklung zu Brenndolden Auenwiesen, bzw. Flachland-Mähwiesen nicht abzeichnen, ist eine Initialsaat nach Bosshard (2000) vorzunehmen: Auf den Flächen werden im Spätsommer 3 m breite Streifen in Abständen von 20 m zur Vorbereitung eines geeigneten Saatbettes ein- bis zweimal gefräst und das zuvor gewonnene Mahdgut auf den gefrästen Streifen flächig ausgebracht. Dabei sollte die beimpfte Fläche doppelt so groß sein wie die Spenderfläche. Zur Mahdgutgewinnung dienen artenrei- che Wiesen im Umland, wobei das Mahdgut bei feuchtem Wetter mit beginnender Samenreife der Brenndolde im Spät- sommer gewonnen wird. Der geeignete Termin ist abhängig vom Witterungsverlauf und muss durch fachliche Beobach- tung der Pflanzenbestände spezifisch festgelegt werden. Ggf. ist eine Sicherung des Saatgutes gegen Hochwässer, z.B. durch Andeckung mit Boden, erforderlich. Alternativ ist eine Ausbringung von Saatgut, das im Spätsommer aus der Spenderfläche über Mahd und Trocknung der Samen gewonnen wird, im Frühjahr nach Abfluss der Hochwässer denk- bar. Ein weiteres Verfahren besteht darin, Flächen von rund 2 m Breite und 10 m Länge oberflächlich zu fräsen und den Oberboden flach abzuschieben. Dadurch soll eine schnelle Wiederbegrünung der Flächen durch die vorhandenen

63 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Diasporen der Ausgangsvegetation vermieden werden. Um einen Düngeschub infolge der Mineralisierung des Humus zu vermeiden, ist das abgeschobene Material abzufahren. Anschließend wird das Mahdgut der Spenderflächen auf den Streifen flächig ausgebracht.

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

1,15 ha Wiesenfläche fräsen 0,19 € / m 2 2.185 €

0,575 ha Mahdgutgewinnung auf Spenderfläche 0,25 € / m 2 2.875 €

1,15 ha Ausbringung des gewonnen Mahdguts 0,40 € / m 2 4.600 €

Gesamtkosten 9.660 €

9,62 ha 2 x Pflegemahd inkl. Abtransport (zyklische Maßnahme) 650 € / ha 6.253 € / Jahr

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

2/1 1 ca. 5,05 ha Initialsaat (teilflächig) optional

2/2 1 ca. 3,89 ha Initialsaat (teilflächig) optional

2/3 1 ca. 0,55 ha Initialsaat (teilflächig) optional

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 3 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Grünland im zentralen Bereich der Zyklische Maßnahme nein Altengammer Elbwiesen FlurstNr.: 2899, 769, 773, 2918, 2920 Biotopnr.: 8420_2012_1, 8420_2012_2, 8420_2012_25, 8420_2012_59, 8420_2012_62, 8420_2012_69, Kurzbezeichnung: Erhaltung und Entwicklung artenreicher Weideflächen

Beschreibung:

Die Flächen werden als ungedüngte Weide extensiv genutzt (Hinweise zur Bewirtschaftung s.u.).

Ziel :

Erhaltung und Entwicklung offener Weideflächen mit naturschutzfachlicher Bedeutung insbesondere für seltene Pflan- zenarten, Brutvögel des Offenlandes und Rastvögel.

Ergänzende Hinweise:

Die Entwicklung der Bestände von Wiesenvögeln ist im Rahmen eines Monitorings zu beobachten. Ggf. ist die Nut- zungsart oder –intensität zur Erreichung der Entwicklungsziele anzupassen.

Hinweise zur Bewirtschaftung:

Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzie- rung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Die Beweidung erfolgt extensiv mit höchstens zwei Rindern pro Hektar bis Ende Juni als Standweide. Ab Juli bis No- vember können in Abstimmung mit dem Naturschutzamt max. 2,5 Großvieheinheiten pro Hektar zugelassen werden, sofern hierdurch keine Überbeweidung erfolgt. Einzelne Flächeneinheiten dürfen 10 ha nicht überschreiten. Ggf. sind größere Flächen zu trennen, um das Zusammenlaufen der Tiere zu größeren Beweidungseinheiten zu vermeiden. Zufütterung ist nicht erlaubt.

64 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Ab September erfolgt eine Pflegemahd, um Gehölzaufwuchs zu vermeiden und zur Winterruhe eine gepflegte Grasnar- be zu hinterlassen. Für die stark mit Acker-Kratzdisteln (vgl. Maßnahmenblatt 4) bewachsenen Bereiche kann eine Pflegemahd auch schon zu einem früheren Zeitpunkt (Juli) erforderlich werden.

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

17,06 ha Extensive Beweidung & Pflegemahd 420 € / ha 7.165,20 € / Jahr

Gesamtkosten

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

3/1 1 ca. 17,06 ha Extensive Beweidung

3/2 1 ca. 17,06 ha Pflegemahd

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 4 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Uferbereiche der ehemals und aktuell be- Zyklische Maßnahme nein ! weideten Flächen FlurstNr.: 746, 2899, 769, 773, 2918, 2920 Biotopnr.: 8218_2012_35, 8420_2012_1, 8420_2012_62 Kurzbezeichnung: Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel

Beschreibung:

In Bereichen mit starkem Bewuchs von Acker-Kratzdisteln ( Cirsium arvense ) erfolgt ein regelmäßiger Pflegeschnitt zu Terminen, die mit der Erhaltung des Feld-Mannstreus ( Eryngium campestre ) kompatibel sind.

Ziel :

Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln verunkrautet. Pflanzenarten der offenen mageren Rasen werden verdrängt. Auch für Wiesenbrutvögel haben die betroffenen Flächen an Wert verloren. Ziel der Maßnahme ist die Zurückdrängung der Acker-Kratzdisteln durch einen regelmäßigen Pflege- schnitt.

Ergänzende Hinweise:

Ggf. geht die Verunkrautung mit Acker-Kratzdisteln über die oben aufgeführten Flurstücke hinaus. Die Pflege ist auf diese Bereiche entsprechend auszudehnen. Das Flurstück Nr. 746 soll im westlichen Bereich der natürlichen Sukzession überlassen und zu Tide-Auwald entwickelt werden (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 6). Der Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdisteln ist hier für die ersten fünf Jahre vorge- sehen. Inwiefern ein vorzeitiges Zulassen der Sukzession möglich bzw. eine Fortführung der Pflegeschnitte erforderlich ist, ist im Rahmen des Monitorings zu beurteilen.

Hinweise zur Ausführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Zur Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel ist ein Pflegeschnitt beim Einsetzen der Samenreife (Blütezeit Juli – Sep- tember, Samenreife ca. 4 Wochen nach Blühbeginn) notwendig. Zu diesem Zeitpunkt verlagern die Pflanzen Nährstoffe in die Früchte. Wenn der Schnitt früher stattfindet, löst er eine Nährstoffverlagerung in das Wurzelwerk aus und ver- stärkt die vegetative Vermehrung. Der Feld-Mannstreu verfügt über ein kräftiges Wurzelsystem und ist schnittresistent. Pflegeschnitte zur Zurückdrängung der Acker-Kratzdistel sind daher möglich, ohne den Feld-Mannstreu zu gefährden. Im ungünstigsten Falle kommt ein Teil der Pflanzen nicht zur Blüte, was aufgrund der kräftigen vegetativen Vermehrung des Feld-Mannstreus und der Größe des Vorkommens im Gebiet hinnehmbar ist ( vgl. ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2012).

65 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

0,6 ha Pflegeschnitt & Abtransport 15 € / m 2 900 € / Jahr

Gesamtkosten 900 € / Jahr

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

4/1 1 ca. 1.000 m² Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel

4/2 1 ca. 2.500 m² Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel

4/3 1 ca. 2.500 m² Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 5 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Uferbereiche an Schlinz und Elbe Einzelmaßnahme ja FlurstNr.: 943, 743, 746 teilweise, 4792, 750 Verbesserung Naturschutz teilweise, 2899 teilweise Biotopnr.: 8218_2012_16, 8218_2012_34, 8218_2012_35, 8218_2012_36, 8218_2012_38, 8218_2012_48, 8220_2012_2, 8220_2012_58, 8220_2012_215 Kurzbezeichnung: Entwicklung von Tide-Auwald

Beschreibung:

Die Flächen werden aus der Nutzung genommen und der natürlichen Sukzession zur Entwicklung eines Röhricht- Auengebüsch-Komplexes bis hin zum Tide-Auwald überlassen.

Ziel :

Im Uferbereich der Elbe und der Schlinz wird über die natürliche Sukkzession die Entwicklung von Auenwäldern unter Tideeinfluss zugelassen. Auenwälder stellen einen natürlichen Hochwasser- und Uferschutz dar.

Ziel NATURA 2000:

Entwicklung von Auenwäldern aus Weidenin der besonders seltenen Ausprägung des Tideauenwalds und ggf. in tro- ckeneren, höhergelegenen Bereichen von Hartholzauenwäldern aus Eichen, Ulmen und Eschen. Weichholzauenwälder gehören zum prioritären Lebensraumtyp *91E0 „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)“. Die Weichholzaue setzt sich aus Röhrichten und Gehölzbeständen unterschiedlichen Alters zusammen. Hartholzauenwälder (LRT 91F0) sind für höhergelegene Auenstandorte an Tieflandströmen typisch, die 1 bis 2mal kurzfristig im Winter und Frühling sowie bei Sommerhochwässern überflutet werden. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Ja, mit Ausnahme der Flächen, die bereits als Ausgleichsflächen für den Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg festgelegt sind.

Ergänzende Hinweise:

Die Flurstücke 943 und 743 dienen als Kompensationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Auf Teil- flächen dieser Flurstücke ist das Ziel gemäß Genehmigungsunterlagen die Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen. Der vorliegende Pflege- und Entwicklungsplan weicht von dieser Zielvorstellung ab und sieht die Entwicklung von Tide- Auwald vor, da die Schadstoffbelastungen des Bodens in diesem Bereich sehr hoch sind und insofern eine landwirt- schaftliche Nutzbarkeit erschweren. Die Flurstücke 750 und 2899 (teilweise) dienen ebenfalls als Kompensationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Auf einer Teilfläche des Flurstücks 2899 ist das Ziel gemäß Genehmigungsunterlagen und des Pflege- und Entwicklungsplans die Entwicklung von Tide-Auwald. Dagegen soll das Flurstück 750 entgegen der Genehmigungsun- terlage nicht in Gänze zu einer Brenndolden-Auenwiese entwickelt werden, sondern der Nordteil soll in Anbindung an

66 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan das Flurstück 2899 ebenfalls zu einer Auwaldfläche entwickelt werden. Dafür wird aus Gründen des Erhalts von wertvol- len Flachland-Mähwiesen auf dem Flurstück 2901 auf die Entwicklung von Auwald gemäß Genehmigungsunterlage verzichtet. Auf dem Flurstück Nr. 746 sind in den Uferbereichen Pflegemaßnahmen gegen die Verunkrautung mit Acker-Kratzdistel vorgesehen (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 4). Der Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdistel ist hier für die ersten fünf Jahre vorgesehen. Inwiefern ein vorzeitiges Zulassen der Sukzession möglich bzw. eine Fortführung der Pflegeschnitte erfor- derlich ist, ist im Rahmen eines Monitorings zu beurteilen. Bei Maßnahmenbeginn ist das Wasser- und Schifffahrtsamt zu beteiligen..

Hinweise zur Durchführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzierung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirt- schaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im-Futter.pdf).

Ziel ist die Entwicklung eines zusammenhängenden Saums aus Tide-Auwald entlang der Schlinz. Bis zur Aufhebung der westlichen Zufahrt über die Schlinz (vgl. Maßnahmenblatt Nr. 8) werden die Flächen im Bereich der Zufahrt als Mähwiese entsprechend Maßnahmenblatt Nr. 1 genutzt; nach Aufhebung der Zufahrt erfolgt die Entwicklung zum Tide- Auwald über die natürliche Sukzession (Maßnahme Nr. 5/2).

Für die zielgerichtete Entwicklung zum Tide-Auwald kann es in Abhängigkeit von der örtlichen Situation (z.B. Vegetati- onsdecke, Höhenlage) erforderlich werden, Initialbepflanzungen mit autochtonem Gehölzmaterial vorzunehmen, in den Anfängen Pflegmaßnahmen durchzuführen und den Erfolg der Maßnahmen mit einem Monitoring zu begleiten.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

0,60 ha 2 x Pflegemahd inkl. Abtransport 650 € / ha 390 € / Jahr

€ €

Gesamtkosten

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] Beschreibung

5/1 1 ca. 18.519 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/2 1 ca. 5.928 m² Bis zur Aufhebung der westlichen Zufahrt über die Schlinz Nutzung als Mähwiese, anschließend Entwicklung zum Tide-Auwald

5/3 1 ca. 19.735 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/4 1 ca. 4.821 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/5 2 ca. 11.675 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/6 2 ca. 5.262 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

5/7 2 ca. 4.718 m² Entwicklung zum Tide-Auwald, ggf. Initialpflanzungen

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

67 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Blatt 6 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Deichweg Einzelmaßnahme nein ! FlurstNr.: - Besonderer Anlass Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Minimierung der Störungen durch Freizeitnutzung durch Information der Öffentlichkeit

Beschreibung:

Das Elbufer wird gerne von Anglern und anderen Erholungssuchenden genutzt, die auf dem Weg zu ihren Angel-, Sonn- und Badeplätzen die Grünlandflächen queren. Auch die Grünlandflächen selbst werden z.T. zum Spielen (Dra- chensteigen o.ä.) oder als Rundweg von Spaziergängern mit zum Teil frei laufenden Hunden genutzt, womit Störungen insbesondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Gemäß Verordnung über das Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft (vgl. Anhang A1) sind all diese Tätigkeiten verboten. Um Verständnis für die Verbote zu erreichen und Störungen zu vermeiden bzw. zu minimieren, werden Informationstafeln entlang des Deichwegs aufgestellt, die in an- schaulicher Weise die Bedeutung der Altengammer Elbwiesen als Lebensraum gefährdeter Tiere und Pflanzen ver- deutlichen und zu naturverträglichem und störungsarmem Verhalten auffordern sowie auf die Verbote der NSG- Verordnung hinweisen.

Ziel :

Information der Öffentlichkeit mit dem Ziel, insbesondere Brut- und Rastvögel vor Störungen und wertvolle Grünlandbe- reiche mit Vorkommen seltener Pflanzenarten vor Trittschäden zu schützen.

Ergänzende Hinweise:

Die Einhaltung der Verbote der NSG-Verordnung ist konsequent durch geeignetes Personal zu überprüfen, insbeson- dere während der sensiblen Brutzeit und des Vogelzuges. Sofern die Maßnahme nicht ausreicht, die Flächen ange- messen vor Störungen zu schützen, ist ggf. eine Einzäunung der Altengammer Elbwiesen angezeigt.

Hinweise zur Ausführung:

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

8 Stk. Informationstafeln inkl. Montage 500 € 4.000 €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Länge / Anzahl Beschreibung

6/1 1 8 Stück Aufstellen von Informationstafeln

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

68 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 7 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Uferbereiche Elbe, Schlinz, Priel Zyklische Maßnahme nein FlurstNr.: 743 teilweise, 746 teilweise, 941, 943 teilweise, 773 teilweise, 2918 teilweise, 2920 teilweise, 2927 teilweise, 2931 teilweise, 2934 teilweise, 2936 teilweise, 2938 teilweise, 2940 teilweise, 2844 teilweise, 2961 teilweise Biotopnr.: 8218_2012_16, 8218_2012_35, 8420_2012_52, 8420_2012_53, 8420_2012_54, 8420_2012_60, 8420_2012_68 Kurzbezeichnung: Erhalt und Entwicklung von Röhricht, Staudenfluren und sonstiger Ufervegetation

Beschreibung:

Erhalt der Röhrichtflächen östlich der Schlinz, einer elbtypischen Gras- und Staudenflur der Sandufer in Elbnähe, der Uferstaudenfluren im östlichen Abschnitt des Vorlands sowie der Uferbereiche eines naturnahen Kleingewässers und des neu angelegten Priels und Vermeidung des Aufkommens von Gehölzen durch eine Pflegemahd alle 3 bis 5 Jahre. Im östlichen Bereich der Altengammer Wiesen werden aus Gründen des Wiesenvogelschutzes entlang der Wiesenflä- chen Randstreifen von 5 m Breite durch Nutzungsaufgabe neu entwickelt und zur Vermeidung des Aufkommens von Gehölzen mindestens alle 2 bis 3 Jahre gemäht.

Ziel :

Erhaltung der Röhrichtflächen östlich der Schlinz als Lebensraum von besonderer Bedeutung für typische Brutvogelar- ten der Röhrichte. Erhaltung einer elbtypischen Gras- und Staudenflur der Sandufer. Pflege und Entwicklung ufertypi- scher Vegetation sowie Erhalt und Entwicklung des offenen Landschaftscharakters mit Eignung als Lebensraum für Wiesenvögel.

Ergänzende Hinweise:

Die Flurstücke 943 und 743 sowie der Priel (hergestellt auf den Flurstücken 773, 2918 und 2920) dienen als Kompen- sationsflächen für Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg. Für die Schilfflächen entlang der Schlinz auf den Flurstü- cken 943 und 743 sehen die Genehmigungsunterlagen den Erhalt von Priel und Röhrichtflächen vor, die Uferbereiche des neu geschaffenen Priels sind mit dem Entwicklungsziel „Röhrichte und Staudenfluren“ dargestellt. Die hier darge- stellten Entwicklungsziele und Pflegemaßnahmen sind mit diesen Vorstellungen kompatibel. Die Gras und Staudenflur wird derzeit noch beweidet. Bei Maßnahmenbeginn ist das Wasser- und Schifffahrtsamt zu beteiligen.

Hinweise zur Ausführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Aufgrund der Bodenbelastungen mit Arsen, Quecksilber, Dioxinen und Furanen wird auf das „Merkblatt zur Reduzie- rung der Kontamination durch Dioxine bei der Futterwerbung bzw. Beweidung im Überflutungsbereich der Elbe“ der Landwirtschaftskammer verwiesen (http://www.lwk-hamburg.de/wp-content/uploads/2009/06/Merkblatt-Dioxine-im- Futter.pdf). Die Mahd erfolgt außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten und unter Beachtung der gesetzlichen Vorga- ben des § 39 Abs. 5 Nr. 3 BNatSchG zwischen Anfang Oktober und Ende Februar. Der Röhrichtbestand östlich der Schlinz wird dabei nicht vollständig gemäht sondern pro Pflegemahd bzw. Jahr nur Teilflächen (vorzugsweise 5 – 10 m breite Streifen in Längsrichtung). Die Gras- und Staudenfluren sowie der 5 m breite deichparallel verlaufenden Rand- streifen im östlichen Bereich werden dagegen ab September mit der 2. Grünlandmahd vollständig gemäht. Das Mahd- gut wird abtransportiert. Um den Bedürfnissen von Wiesenvögeln Rechnung zu tragen, die Randstrukturen nutzen (z.B. Schafstelze, Wiesen- piper), sind im derzeit homogenen Ostteil der Altengammer Wiesen (Flurstücke 2927, 2931, 2934, 2936, 2938, 2940,

69 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

2844 und 2961) entsprechende Strukturen durch extensivere Pflege zu schaffen. Hierzu wird deichparallel ein Rand- streifen von 5 m Breite nur im Zuge der 2. Pflegemahd ab September gemäht. Gleiches gilt für die Anlage eines Ru- deral-Randstreifens entlang des Zaunes zwischen Flurstück 2920 und 2927 (östlich des Zauns und südlich der verblei- benden Gehölze auf 5 m Breite) Die Uferbereiche des neu geschaffenen Priels sind gemäß den Genehmigungsunterlagen zu Bau und Betrieb eines Kraftwerkes alle 5 Jahre zu mähen. Dabei hat die Mahd abschnittsweise (jeweils einseitig des Priels) zu erfolgen. Die Uferstaudensäume der Elbe werden abschnittsweise in die Pflegemahd der angrenzenden Flächen einbezogen (2. Mahd), sodass sich der Pflegeschitt etwa alle 5 Jahre abschnittsweise wiederholt. Die Pflegesequenzen können bei Bedarf angepasst werden oder vollständig unterbleiben. Die Abschnittsbildung erfolgt etwa zu 5 gleichen Teilen entlang der Elbuferlinie.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

0,99 ha Mahd der Randstreifen im Zuge der 2. Pflegemahd 0,15 € / m 2 ca. 1.500 € / Jahr

1,78 ha Pflegemahd ca. alle 4 Jahre, Abfuhr Mahdguts 0,15 € / m 2 ca. 700 € / Jahr

3,37 ha Pflegemahd ca. alle 5 Jahre, Abfuhr Mahdguts 0,15 € / m 2 ca. 1.000 € / Jahr

Gesamtkosten ca. 3.200 € / Jahr

MNr. PfNr. Größe Beschreibung

7/1 2 ca. 8.712 m² Pflegemahd alle 3-5 Jahre östlich der Schlinz

7/2 2 ca. 6.457 m² Pflegemahd alle 3-5 Jahre (Gras- und Staudenflur)

7/3 2 ca. 2.616 m² Pflegemahd alle 3-5 Jahre (Uferbereich des Teiches)

7/4 2 ca. 18.678 m² Pflegemahd alle 5 Jahre (Uferbereich des neu angelegten Priels)

7/5 2 ca. 9.517 m² Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, 5 m Breite) entlang der Deichlinie; Pflegemahd mind. alle 2-3 Jahre

7/6 2 ca. 400 m² Anlage eines Randstreifens (nur 2. Mahd, 5 m Breite, östlich des Zauns); Pflegemahd mind. alle 2-3Jahre

7/7 2 ca. 15.000 m² Abschnittsweise Pflegemahd der Uferstaudensäume der Elbe (jeder Abschnitt wird ca. alle 5 Jahre gemäht)

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 8 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Schlinz Einzelmaßnahme ja FlurstNr.: 741, 746, 750, 941, 944, 2041, 2980, Verbesserung Naturschutz 3044 Biotopnr.: 8218_2012_16, 8218_2012_35, 8218_2012_37, 8218_2012_48 Kurzbezeichnung: Naturnähere Gestaltung der Schlinz

Beschreibung: Die Schlinz wird durch folgende Maßnahmen naturnäher gestaltet: Rückbau der Ufer- und Sohlbefestigung sowie Ufer- abflachung im begradigten Mündungsbereich. Entfernung des westlichen Rohrdurchlasses mit Überfahrt und Renatu- rierung des zuvor verrohrten Bereiches.

Ziel : Verbesserung der ökologischen Eigenschaften der Schlinz durch Schaffung naturnaher Sohl- und Uferbereiche und Vergrößerung des Überflutungsraumes, Verbesserung der Durchgängigkeit für Wasserorganismen und stärkere An- bindung des Oberlaufes an die Tidedynamik.

70 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Ziel NATURA 2000:

Die Schlinz gehört mit ihren Uferbereichen zum FFH-Lebensraumtyp 3270 Schlammige Flussufer mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Bidention. Durch die Maßnahmen soll die Schlinz soweit wie möglich naturnah gestal- tet und der natürlichen Entwicklung überlassen werden. Sie stellt einen potentiellen Lebensraum für den Rapfen, Neunaugen und Schierlings-Wasserfenchel dar. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Ja

Ergänzende Hinweise: -

Hinweise zur Durchführung:

Die auf den ersten rund 95 m Länge vorhandene Uferbefestigung im Unterlauf der Schlinz wird zurückgebaut, die ge- wonnen Ufersteine aus dem Gebiet entfernt und einer weiteren Verwendung zugeführt bzw. ggf. entsorgt. Vorab wird ermittelt (hydraulische Nachweise) und mit den zuständigen Behörden abgestimmt, ob zumindest im Mündungsbereich der Schlinz Befestigungen zur Deichsicherheit erforderlich sind. Die Uferböschung werden im besagten Unterlaufbe- reich deutlich abgeflacht (Neigungen zwischen 1:5 und 1:20) und die Entwicklung eines naturnäheren Verlaufs durch leichte Ausbuchtungen induziert. Die festzulegende Sohlhöhe wird in Abhängigkeit der Bestandshöhen und unter der Prämisse, dass die Deichsicherheit gewährleistet bleiben muss und die Entwicklungsziele der angrenzenden Flächen erreicht werden können, durch hydraulische Untersuchungen ermittelt. In geeigneten Bereichen werden Bermen unter- halb des Rhizomhorizonts angrenzender Röhrrichte angelegt, um Gunststandorte für Arten der Schlammuferfluren zu entwickeln. Gewonnenes Bodenmaterial wird abgefahren und einer fachgerechten Verwertung/Entsorgung zugeführt.

Im Rückbaubereich der Überfahrt werden flache Uferböschungen - angepasst an die angrenzenden Prielabschnitte - hergestellt und die Sohlhöhe auf die Sohlhöhen der angrenzenden Prielabschnitte abgestimmt. Das gewonnene Bo- denmaterial wird abgefahren und fachgerecht verwertet bzw. entsorgt. Die Baudurchführung erfolgt außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten. Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

Ca. Ufer- und Sohlbefestigung aufnehmen und einer fachgerech- Ca.10 € / m 2 6.000 € ten Weiterverwendung zuführen oder entsorgen 600 m 2

ca. 95 m Böschungen abflachen, Feingestaltung Ca.100 € / m 9.500 €

Gesamtkosten 15.500 €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

8/1 3 auf ca. 600 m 2 Länge Rückbau der Ufer- und Sohlbefestigung

8/2 3 auf ca. 95 m Länge Abflachung/Feingestaltung der Ufer, Anlage von Bermen

8/3 3 1 Stk. Entfernung des westlichen Rohrdurchlasses mit Überfahrt und Renatu- rierung des Gewässerbetts

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 9 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Östliches Elbufer Einzelmaßnahme ja FlurstNr.: 2920, 2927, 2931, 2934, 2936, 2938, Verbesserung Natur- 2940, 2844, 2961, 2948 (Elbe außerhalb NSG) schutz Biotopnr.: 8420_2012_11 (tlw. außerhalb NSG), 8420_2012_52, 8420_2012_53, (tlw. außerhalb NSG) Kurzbezeichnung: Erhaltung und Entwicklung von feuchten Hochstaudensäumen

71 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Beschreibung:

Mit Hochstaudensäumen bewachsene Deckwerke werden der natürlichen Entwicklung überlassen, unbewachsene Deckwerke werden, wo möglich, abgesenkt bzw. zurückgebaut.

Ziel :

Erhaltung von feuchten Hochstaudensäumen, Erhöhung der Naturnähe des Elbufers und Schaffung neuen Lebens- raumes für artenreiche feuchte Uferstaudenfluren.

Ziel NATURA 2000:

Vor allem im Osten der Altengammer Elbwiesen hat sich auf den Deckwerken ein heterogener Ufersaum entwickelt, teils mit Übergängen zu Röhricht, halbruderalen Gras- und Staudenfluren mittlerer Standorte und zu Weidengebüsch. Jedoch über die gesamte Länge regelmäßig vorhanden ist ein Uferstaudensaum mit hohen Anteilen der Weidenblättri- gen Aster, von Zottigem Weidenröschen und eingestreuten Röhrichten von Rohrglanzgras, der als FFH-Lebensraumtyp 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe) angesprochen wurde. Die eingewachsenen Deckwerke sollen in diesem Zustand erhalten bleiben. Die unbewachsenen Deckwerke werden abgesenkt oder naturnäher gestaltet, um günstige Standortbedingungen für Arten des LRT 6431 bzw. LRT 3270zu schaffen. Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein

Ergänzende Hinweise: Weitere Abstimmungen mit den zuständigen Behörden erforderlich!

Hinweise zur Durchführung:

Bei der Entsorgung des Bodenmaterials ist die Entsorgerfirma auf die erhöhten Schadstoffbelastungen, explizit die Dioxin- und Furan-Belastungen, hinzuweisen. Kaum oder unbewachsene Deckwerksbereiche am Elbufer werden etwa auf 2 m unterhalb MThw abge- senkt/zurückgebaut. Hierbei handelt es sich um einen vorläufigen Schätzwert, der sich aus den vorgesehenen Deck- werksabsenkungen an der Spadenländer Spitze ableitet. Zur Überprüfung der Machbarkeit und Konkretisierung dieser Maßnahme sind hydraulische Untersuchungen erforderlich. Die ungefähren Rückbaubereiche sind in Karte 3 darge- stellt (5 Abschnitte: 9/1 – 5). Das Deckwerk wird gelöst, aus dem Gebiet abtransportiert und einer weiteren Verwertung zugeführt oder fachgerecht entsorgt. Soweit erforderlich werden die Uferböschungen in diesen Bereichen abgeflacht.

Die Belange der Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs sowie der Gewässerunterhaltung sind zu berücksichti- gen. Rückbau bzw. Gestaltung der Deckwerke hat in Abstimmung mit der WSV (Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes) zu erfolgen, die für die Unterhaltung der Ufer zuständig ist. Es empfiehlt sich, Lage und ggf. weitere erfor- derliche Maßnahmen (z.B. Anlage einer Berme, Einsatz von Methoden des biologischen Wasserbaus zur Ufersiche- rung) im Rahmen eines sog. Uferunterhaltungsplanes (s. HPA & WSV 2010) festzulegen. Die Bautätigkeiten erfolgen außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten. Bei Maßnahmenbeginn ist das Wasser- und Schifffahrtsamt zu beteiligen.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

2 Ca.3.50 Deckwerk lösen und abtransportiern, ggf. Bodenmodellie- 10 € / m 35.000 € 0m2 rung

Gesamtkosten 35.000 €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

9/1 - 5 3 ca. 550 m Länge, ca. 3.500 m² Rückbau der Deckwerke ggf. Uferabflachung

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

72 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 10 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Elbufer Einzelmaßnahme nein ! FlurstNr.: - Besonderer Anlass Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Einschränkung der Angelrechte

Beschreibung: Es bestehen Fischereipachtverträge mit dem ASV Brachsen, ASV Frühauf Düneberg und dem Bergedorfer Anglerver- ein über die Elbe zwischen Stromkilometer 588 (Landesgrenze bei Geesthacht) bis zur Einmündung der Schlinz. Ge- mäß § 5 Absatz 1 Nr. 9 der NSG-Verordnung darf allerdings von der 1. Buhne (westliche Grenze des NSG) bis ein- schließlich zur 4. Buhne in östlicher Richtung nicht geangelt oder die Fischerei ausgeübt werden. Das Elbufer wird dabei insbesondere zur Zeit des Stintaufstieges intensiv genutzt. Auf dem Weg zu den Angelplätzen werden häufig die Grünlandflächen gequert, womit Störungen insbesondere der Brut- und Rastvögel verbunden sind. Es ist darauf hinzu- wirken, dass diese Bestimmungen der NSG-Verordnung eingehalten werden. Um die Störungen weiter zu verringern, soll die Angelnutzung im Rahmen der Novellierung der NSG-Verordnung in- nerhalb des NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen auf den östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen beschränkt werden.

Ziel : Einschränkung der Angelnutzung mit dem Ziel, insbesondere Brut- und Rastvögel vor Störungen und wertvolle Grün- landbereiche mit Vorkommen seltener Pflanzenarten vor Trittschäden zu schützen.

Ergänzende Hinweise: Zur Akzeptanzförderung ist die frühzeitige Aufklärung der Beteiligten über Sinn und Zweck der Einschränkung der An- gelnutzung von Bedeutung. Die Beachtung der eingeschränkten Angelrechte sowie die Einhaltung der Verbote der NSG-Verordnung sind konse- quent durch geeignetes Personal zu überprüfen, insbesondere während der sensiblen Brutzeit und des Vogelzuges.

Hinweise zur Ausführung: --

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ €

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Länge / Anzahl Beschreibung

10/1 3 Einschränkung der Angelrechte

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 11 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Zentrales Altengammer Vorland Einzelmaßnahme nein FlurstNr.: 2918, 2836, 2920, 2927 Verbesserung Naturschutz Biotopnr.: Strauch-Baumhecke: 8420_2012_15, Kurzbezeichnung: Auslichtung sichtverschattender Gehölzreihen

Beschreibung:

Die Strauch-Baumhecke östlich des ehemaligen Sportplatzes wirkt sichtverschattend. Die älteren Bäume bleiben erhal- ten, ggf. wird der Bestand ausgelichtet, um die angrenzenden Flächen für Wiesenvögel aufzuwerten.

73 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Ziel :

Erweiterung des offenen Landschaftscharakters; Aufwertung der Flächen für Brutvögel des Offenlandes.

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

980 m 2 Strauch-Baumhecke lichten, Holz abtransportieren Ca. 4 € 3.920 €

Gesamtkosten 3.920 €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

11/1 4 ca. 980 m² Auflichtung der Strauch-Baumhecke

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

Blatt 12 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Altengammer Elbwiesen Zyklische Maßnahme nein FlurstNr.: ohne Flächenzuordnung, gültig für das gesamte Vorland Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses

Beschreibung: Die Gehölzentwicklung in den Altengammer Elbwiesen, insbesondere in den beweideten Bereichen, wird im Rahmen der Gebietspflege und –überwachung beobachtet. Bei Bedarf werden Pflegemaßnahmen zur Entfernung unerwünsch- ten Gehölzaufwuchses durchgeführt. Ziel : Erhaltung des offenen Landschaftscharakters und Sicherung der Lebensraumeignung insbesondere für Wiesenbrüter und Zugvögel.

Ergänzende Hinweise: -

Hinweise zur Durchführung: Die Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses erfolgt außerhalb der Brutzeit der vorkommenden Vogelarten und unter Beachtung der gesetzlichen Vorgaben des § 39 Abs. 5 Nr. 2 BNatSchG zwischen Anfang Oktober und Ende Februar.

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ € Gesamtkosten € MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

12/1 4 k.A. Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

74 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Blatt 13 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Altengammer Elbwiesen Zyklische Maßnahme ja ! FlurstNr.: ohne Flächenzuordnung, gültig für das gesamte Vorland Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Beobachtung der Vorkommen von Neobiota

Beschreibung:

Das Vorkommen bzw. die Neu-Etablierung von Neophyten und Neozoen wird im Rahmen der allgemeinen Gebietspfle- ge und des regelmäßigen Gebiets-Monitorings beobachtet.

Ziel :

Identifizierung von Arten, die aufgrund ihres starken Ausbreitungsvermögens die einheimischen Arten und den Anpas- sungsvorgang an neue Klimabedingungen gefährden (invasive Arten).

Ziel NATURA 2000:

Beobachtung der Ausbreitung invasiver Neophyten und Neozoen in den besonders anfälligen Lebensraumtypen 3270, 6430 und *91E0 sowie im Hinblick auf Standortkonkurrenzen mit dem Schierlings-Wasserfenchel. Schutz der FFH- Lebensräume und -Arten vor invasiven Organismen.

Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein

Ergänzende Hinweise:

Da die Elbe als Ausbreitungsachse für verdriftetes Pflanzenmaterial und Tiere dient, sind die im Gebiet vorkommenden FFH-Lebensraumtypen 3270 (Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri und Biden- tion), 6430 (Feuchte Hochstaudensäume) und *91E0 (Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno- Padion, Alnion incanae, Salicion albae)) und ihre charakteristischen Tier- und Pflanzenarten anfällig gegenüber der Ausbreitung invasiver Neophyten und Neozoen. Bei Bedarf werden geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen (s. Maßnahmenblatt Nr. 14). Diese sind abhängig von den vorkommenden Arten und z.Z. nicht weiter konkretisierbar.

Hinweise zur Durchführung: -

Kostenkalkulation (geschätzt):

Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

13/1 5 ca. 65 ha Beobachtung der Vorkommen von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

75 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Blatt 14 Typ: Natura 2000: Vorrang Ort: Altengammer Elbwiesen Einzelmaßnahme ja ! FlurstNr.: ohne Flächenzuordnung, gültig für das Verbesserung Naturschutz gesamte Vorland Biotopnr.: - Kurzbezeichnung: Maßnahmen zur Eindämmung von Neobiota

Beschreibung:

Sofern im Rahmen der allgemeinen Gebietspflege und des regelmäßigen Gebiets-Monitorings Neophyten oder Neo- zoen festgestellt werden, die aufgrund ihres starken Ausbreitungsvermögens die einheimischen Arten gefährden (inva- sive Arten), werden umgehend Maßnahmen zu deren Entfernung bzw. Eindämmung ergriffen.

Ziel :

Schutz der einheimischen Fauna und Flora.

Ziel NATURA 2000:

Schutz der FFH-Lebensräume und ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenarten vor invasiven Neophyten und Neo- zoen.

Eignung als Kohärenzmaßnahme: Nein

Ergänzende Hinweise:

Geeignete Maßnahmen zur Eindämmung invasiver Arten sind abhängig von den vorkommenden Neophyten und Neo- zoen und z.Z. nicht weiter konkretisierbar.

Hinweise zur Durchführung: -

Kostenkalkulation (geschätzt): Menge Bezeichnung Einzel-Preis Gesamt-Preis

€ €

Gesamtkosten €

MNr. PfNr. Flächengröße [m²] / Anzahl Beschreibung

14/1 5 k.A. Maßnahmen zur Eindämmung von Neobiota

MNr.: Nummer der Maßnahme, PfNr.: Nummer der Pflegeeinheit

7.4 Maßnahmen im Zusammenhang mit Natura 2000

Den nachfolgenden Tabellen ist zu entnehmen, auf welchen Maßnahmenblättern (Zahl vor dem Schrägstrich bei "MNr.") die Maßnahmen und Entwicklungsziele beschrieben sind, die der Verbesserung oder der Bewahrung der Erhaltungszustände der verschiede- nen Natura 2000-Schutzgüter dienen. Die Lage der Natura-2000-Maßnahmen ist in Karte 4-2 dargestellt. Bei den Tabellen für die Lebensraumtypen und Arten wird jeweils unterschieden in eine Verbesserung oder Bewahrung im Gebiet bereits bestehender Vorkommen von Natura 2000-Schutzgütern und die Entwicklung zusätzlicher Vorkommen dieser Schutzgüter im Natura 2000-Gebiet. In der Spalte "Lage" ist die Biotopnummer aus der entsprechenden Biotop-Kartierung angegeben.

76 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Die Maßnahmen 6/1 (Errichtung von Informationstafeln), 10/1 (Einschränkung der Angel- rechte), 13/1 (Beobachtung von Neobiota) und 14/1 (Eindämmung von Neobiota) wirken sich auf alle Lebensraumtypen aus und werden deshalb nicht einzeln in den Tabellen aufgeführt.

Tabelle 7.4-1: Übersicht der Maßnahmen für FFH-Lebensraumtypen im Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen a) Bestehende Vorkommen

FFH- Zu- Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang LRT stand 3270 B 8218_2012_37 8/1 Rückbau der Ufer- u. Sohl- Naturnähere Gestaltung der 8420_2012_56 befestigung Schlinz 8/2 Abflachung/Feingestaltung der Ufer 8/3 Entfernung des westlichen Rohrdurchlasses mit Über- fahrt und Renaturierung des Gewässerbetts 3270 A 8420_2012_60 7/4 Pflegemahd alle 5 Jahre Erhalt und Entwicklung der und Schlammuferfluren , Uferstaudenfluren und Ufer- röhrrichte des neuen Priels 6430 B 8218_2012_48 5/5 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röhricht- Auwald, ggf. Initialpflan- Auengebüsch-Komplexes zung bis hin zum Tide-Auwald (Sukzession) 6430 C 8418_2012_2 7/7 Abschnittsweise Pflege- Erhaltung und Entwicklung mahd der Uferstauden- von Uferstaudenfluren 8418_2012_50 säume 6430 C 8420_2012_52 7/7 Abschnittsweise Pflege- Erhaltung und Entwicklung mahd der Uferstauden- von Uferstaudenfluren säume 9/1-5 Rückbau von Deckwerk am Elbufer, ggf. Uferabfla- chung 6440 C 8218_2012_36 5/1 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röhricht- Auwald, ggf. Initialpflan- Auengebüsch-Komplexes zung bis hin zum Tide-Auwa ld (Sukzession) 6440 C 8220_2012_2 1/1 Zweischürige Mähwiese Erhalt und Entwicklung von ! ohne Beweidung Brenndolden-Auenwiesen 8420_2012_54 1/2 6510 B 8420_2012_23 1/1 Zweischürige Mähwiese Erhalt und Entwicklun g von ! ohne Beweidung artenreichen Flachland-Mäh- 8420_2012_24 wiesen 8420_2012_51

77 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

b) Zusätzliche Vorkommen

FFH- Derzeitiger Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang LRT Biotop 3270 FWO 8418_2012-1 10/1 Einschränkung der Erhalt und Enrwicklung ! Angelrechte naturnaher Uferbereiche 3270 FWO 8420_2012-11 9/1-5 Rückbau von Deckwerk Erhalt und Enrwicklung am Elbufer, ggf. Ufer- naturnaher Uferbereiche abflachung

10/1 Einschränkung der ! Angelrechte 6440 / GIM 8420_2012_58 2/1 (Optional) Initialsaat zur Erhalt und Entwicklung 6510 2/2 Entwicklung artenrei- von artenreichen Brenn- 8420_2012_68 cher Brenndolden- und dolden- und Flachland- 8420_2012_68 2/3 Flachland-Mähwiesen Mähwiesen *91E0 GFC 8218_2012_36 5/1 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röh- Auwald, ggf. Initial- richt-Auengebüsch- pflanzungen Komplexes bis hin zum Tide-Auwald (Sukzession) *91E0 GFC 8220_2012_2 5/2 Bis zur Aufhebung der Entwicklung eines Röh- westlichen Zufahrt über richt-Auengebüsch- 8220_2012_58 die Schlinz Nutzung als Komplexes bis hin zum Mähwiese, anschlie- Tide-Auwald (Sukzession) ßend Entwicklung zum Tide-Auwald *91E0 NRW 8218_2012_34 5/6 Entwicklung zum Tide- Entwicklung eines Röh- GFS, (FWV) 5/3, 5/7 Auwald, ggf. Initial- richt-Auengebüsch- 8218_2012_35 pflanzungen Komplexes bis hin zum GNR 8218_2012_38 5/4, 5/5 Tide-Auwald (Sukzession)

Tabelle 7.4-2: Übersicht der Maßnahmen für Tier- und Pflanzenarten der FFH- und Vogelschutz- richtlinie im Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen a) Bestehende Vorkommen FFH-Art Zu- Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang stand Oenanthe conioides C 8420_2012_59 7/4 Pflegemahd alle 5 Erhalt und Entwicklung Jahre der Uferröhrrichte und Schlamm-Uferfluren des neuen Priels b) Zusätzliche Vorkommen

FFH-Art Derzei- Lage MNr. Maßnahme Ziel Vorrang tiger Biotop Oenanthe conioides FWP 8218_2012_37 8/1 Rückbau der Ufer- u. Naturnähere Ge- 8420_2012_56 Sohlbefestigung staltung der Schlinz 8/2 Abflachung /Feingestaltung der 8/3 Ufer Entfernung des west- lichen Rohrdurchlas- ses mit Überfahrt und

78 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

Renaturierung des Gewässerbetts Rapfen 8218_2012_16 8/3 Entfernung des west- Naturnähere Ge- 8218_2012_35 lichen Rohrdurchlas- staltung der Schlinz 8218_2012_37 ses mit Überfahrt und 8218_2012_48 Renaturierung des Gewässerbetts Meer- und Fluss- 8218_2012_37 8/2 Abflachung Naturnähere Ge- Neunaugen /Feingestaltung der staltung der Schlinz Ufer

7.5 Zeitplanung

Vordringlich umzusetzende Maßnahmen sind die Vorgaben für die Mahd der Brenndol- den- und Flachland-Mähwiesen (MNr. 1/1 und 1/2), das Zurückdrängen der Ackerkratz- distel auf ufernahen Flächen (MNr. 4/1-3), die Minimierung anthropogener Störungen durch das Errichten der Infotafeln (MNr. 6/1) und die Einschränkung der Angelrechte (MNr. 10/1) sowie die Beobachtung und ggf. Eindämmung der Ausbreitung von Neobiota (MNr. 13/1 und 14/1). Eine Initialsaat zur Entwicklung artenreicher Brenndolden- und Flachland-Mähwiesen auf den Biotopflächen 8420_2012_58 und 8420_2012_68 (Mnr. 2/1–3) nach BOSSHARD (2000) wäre dann angebracht, wenn sich die gewünschten Arten nicht von alleine einstellen. Die Entwicklung der Flächen bleibt somit zunächst abzuwar- ten. Bei der 1. Mahd der Grünlandflächen ist auf die Aussparung der Randstreifen auf den Grünlandflächen im Osten des Gebietes zu achten. Die Flächen, die nur in mehrjährigem Turnus gemäht werden (Uferstaudenfluren, Röhrichte, Uferbereiche des neu angelegten Priels), sind gestaffelt in die Mahd einzubeziehen, sodass jährlich Teilbereiche/Abschnitte über das Gebiet verteilt ungemäht bleiben. In der folgenden Tabelle sind alle für das Gebiet vorgeschlagenen Maßnahmen aufgelis- tet und die für die Maßnahmenumsetzung jeweils geeigneten Monate gekennzeichnet, da ein Teil der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen nur bei bestimmten klimatischen Be- dingungen (z.B. Frost) durchgeführt werden kann.

79 7 Maßnahmenplan PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Tabelle 7.5-1: Zeitplanung der Maßnahmen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen

MNr. V Beschreibung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

1 ! 2-schürige Mahd • •

2 Initialsaat (optional) • 3 Erhaltung und Entwicklung x x x x x x artenreicher Weideflächen

4 ! Ackerkratzdistel zurückdän- • • gen 5 Auwaldentwicklung, ggf. x x x x Initialpflanzung 6 ! Infotafeln aufstellen x x x x x x x x x x x x 7 Pflegemahd in mehrjährigen x x x x Abständen 8 Rückbau von Ufer- x x x x x /Sohlbefestigungen und Ab- flachung der Ufer 9 Rückbau von Deckwerk am x x x x x Elbufer, ggf. Uferabflachung 10 ! Angelrechte einschränken x x x x x x x x x x x x 11 Roden von Bäumen und x x x x x Gehölzen 12 Gehölzaufwuchs entfernen x x x x x 13 ! Ausbreitung von Neobiotata x x x x x beobachten 14 ! Ausbreitung von Neobiotata x x x x x eindämmen

MNr. = Nummer der Maßnahme V = Vorrangigkeit (!) 1 - 12 = Monate Januar - Dezember • = Maßnahme muss in dem gekennzeichneten Monat durchgeführt werden x = gekennzeichneter Monat eignet sich für die Maßnahme, es ist zu prüfen, ob die Maßnahme zu diesem Zeitpunkt erforderlich bzw. möglich ist

80 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 7 Maßnahmenplan

7.6 Kostenplan

Bei der Ermittlung der Kosten für die Maßnahmen wurden die aktuellen Wasserbau- und Gartenbaukleinverträge der Hamburger Fachämter zum Ansatz gebracht. Von diesen Verträgen wurde abgewichen, wenn der Einsatz von Spezialgerät notwendig ist. In die- sem Fall sind, soweit vorhanden, die Kosten aus aktuellen Angeboten der BSU Hamburg verwendet worden. Auf mögliche Preissteigerungen, die sich während dieses Maßnah- menplans ergeben könnten, konnte nicht eingegangen werden. Die detaillierte Zuordnung der Kosten zu den einzelnen Maßnahmen kann dem Maßnah- menkatalog (Kapitel 7.3) entnommen werden. Zusätzliche Kosten können durch die Durchführung von Initialpflanzungen im Bereich der zu entwickelnden Tide-Auenwälder und die Überwachung/Eindämmung von Neobiota entstehen.

Tabelle 7.6-1: Gesamtübersicht über die voraussichtlich einzuplanenden Finanzmittel während der Geltungsdauer des Pflegeplans

Kosten der Maßnahmen davon vorrangige Maßnahmen zyklische Maßnahmen 27.658 € 16.903 € Einzelmaßnahmen 66.880 € 9.660 € Verbesserung Naturschutz Einzelmaßnahmen 4.000 € 4.000 € besonderer Anlass Summe 98.538 € 30.563 €

alle Kosten netto (ohne MwSt.)

81

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 8 Erfolgskontrolle und Fortschreibung

8 ERFOLGSKONTROLLE UND ERLASS

8.1 Erfolgskontrolle

Die Kontrolle der Entwicklung der Lebensräume im NSG während und nach Durchführung der Maßnahmen ist erforderlich, um bei Bedarf lenkend eingreifen zu können. Diese Kon- trolle wird für die Altengammer Wiesen aufgrund der diesbezüglichen Zuständigkeit von der BSU durchgeführt. Soweit ein wissenschaftliches Monitoring im Gebiet erfolgt, ist dies ebenfalls Aufgabe der BSU. Generell erfolgt im Gebiet ein regelmäßiges Monitoring der FFH-Lebensraumtypen (Flüs- se mit Schlammufern, Hochstaudenfluren, Brenndolden-Auenwiesen, Flachland- Mähwiesen und Tide-Auwälder). Da hiervon viele Flächen im Schutzgebiet umfasst sind und zudem im Rahmen der Biotopkartierung ca. alle 8 Jahre eine vollständige Erfassung aller Lebensräume im Altengammer Vorland erfolgt, können Entwicklungen im Gebiet gut verfolgt werden. Bezüglich der FFH-Arten wird im Gebiet der Erhaltungszustand des Schierlings-Wasserfenchels regelmäßig untersucht. Im gesamten Altengammer Vorland findet zudem ein regelmäßiges Monitoring der Wiesenvögel im 2-jährigen Turnus statt. zu Maßnahmenblatt 1 und 2: Die Entwicklung der Brenndolden-Auenwiesen und Flach- land-Mähwiesen wird im Rahmen des regelmäßigen FFH-Monitorings (ca. alle 3 Jahre) beobachtet. In den ersten Jahren nach Maßnahmenumsetzung sollte eine Erfolgskontrol- le in einem engeren Zeitrhythmus erfolgen. Je nach Erfolg der Maßnahme kann eine An- passung des Mahdregimes und/oder der Mahdgutübertragung erforderlich werden. zu Maßnahmenblatt 3: Die Entwicklung der Bestände von Wiesenvögeln wird im Rahmen des Monitorings zum Vertragsnaturschutz beobachtet. Ggf. ist die Nutzungsart oder – intensität zur Erreichung der Entwicklungsziele anzupassen. zu Maßnahmenblatt 4:. Auf Flurstück Nr. 746 soll in weiten Teilen Tide-Auwald entwickelt werden, der Pflegeschnitt gegen Acker-Kratzdisteln ist hier für die ersten fünf Jahre vor- gesehen. Inwiefern ein vorzeitiges Zulassen der Sukzession möglich bzw. eine Fortfüh- rung der Pflegeschnitte erforderlich ist, ist im Rahmen des Monitorings zu beurteilen. zu Maßnahmenblatt 5: Die Entwicklung zum Tide-Auwald ist im Rahmen eines Monito- rings zu beobachten. Dies gilt insbesondere, wenn sich die Notwendigkeit einer Auwald- Entwicklung durch Initialpflanzungen und ergänzende Pflegemaßnahmen ergeben sollte. zu Maßnahmenblatt 6 und 10: Die Funktionsfähigkeit der Informationstafeln ist zu über- prüfen. Die Einhaltung der eingeschränkten Angelrechte sowie der Verbote der NSG- Verordnung ist regelmäßig durch geeignetes Personal zu überwachen. Sofern die Maß- nahmen (Informationstafeln, Einschränkung der Angelrechte) nicht ausreichen, die Flä- chen angemessen vor Störungen zu schützen, sollte eine Aufklärung der Bevölkerung durch Info-Abende, Zeitungsartikel o.ä. erfolgen. Als letzte Konsequenz könnte auch eine teilweise oder vollständige Einzäunung der Altengammer Elbwiesen in Erwägung gezo- gen werden.

83 8 Erfolgskontrolle und Fortschreibung PEP NSG Borghorster Elblandschaft zu Maßnahmenblatt 8: Die Uferrenaturierungsmaßnahmen im Unterlauf der Schlinz sind über ein Monitoring zu begleiten. In Abhängigkeit vom Ergebnis der Erfolgskontrolle sind ggf. Nachbesserungsmaßnahmen erforderlich. zu Maßnahmenblatt 12: Die Gehölzentwicklung in den Altengammer Elbwiesen ist zu be- obachten. Bei Bedarf kann eine Durchführung von Pflegemaßnahmen zur Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses notwendig werden. zu Maßnahmenblatt 13 und 14: Das Vorkommen bzw. die Neu-Etablierung von Neophy- ten und Neozoen ist regelmäßig zu kontrollieren. Bei Bedarf sind Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

84 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 8 Erfolgskontrolle und Fortschreibung

8.2 ERLASS

Mit dem nachstehenden Datum tritt der vorliegende Pfege- und Entwicklungsplan in Kraft. Er gilt bis zum Erlass einen neuen Pflege- und Entwicklungsplans. Sollten in Zukunft neue wissenschaftliche Erkenntnisse, nicht vorhersehbare Veränderun- gen des abiotischen oder biotischen Potenzials oder Erfahrungen bei der Durchführung der Maßnahmen dazu führen, dass eine Verwirklichung von Teilen der Entwicklungsziele unrealistisch oder fachlich unerwünscht erscheint, so erfolgt von der Fachbehörde eine entsprechende Revidierung der Entwicklungsziele. Dies kann dann auch Auswirkungen auf die Inhalte des Maßnahmenplans haben. Bei der Lockerung von Zwangspunkten (s. Kapitel 6.4) kann eine Änderung der Entwicklungsziele hin auf das Leitbild (s. Kapitel 6.3) und die Anpassung der Maßnahmen sinnvoll sein.

Hamburg, den

…………………………………………………..

85

PEP NSG Borghorster Elblandschaft 9 Quellenverzeichnis

9 QUELLENVERZEICHNIS

ANONYMUS (2002): Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg, Brenndolden- Auenwiesen (Cnidion dubii), Brandenburg.

ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2012): Integrierter Bewirtschaftungsplan für das Elbeästuar. http://www.natura2000-unterelbe.de/links-Gesamtplan.php

BFG – BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE KOBLENZ (2003): Untersuchung des ökolo- gischen Entwicklungspotenzials der Unter- und Außenelbe (Ökologische Potenzialana- lyse). Gutachten im Auftrag der Projektgruppe Potenzialanalyse, Wasser- und Schiff- fahrtsdirektion Nord / Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Wirtschaft und Ar- beit, Amt Strom- und Hafenbau. Stand: Juni 2003, Koblenz.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (1998): Das Europäische Schutzgebiets- system NATURA 2000 - BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Na- turschutz, Heft 53: 1-560. Bonn-Bad Godesberg.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (2011): Rote Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands. Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). Bonn-Bad Godesberg.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (1998a): Rote Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (2009): Bewertung des Erhaltungszustandes der Arten nach Anhang II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Deutschland - Überarbeitete Bewertungsbögen der Bund-Länder-Arbeitkreise als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring. Gutachten im Auftrag des BfN, Bonn.

BFN - BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (2009a): Bewertung des Erhaltungs- zustandes der Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Deutschland - Überarbeitete Bewertungsbögen der Bund-Länder-Arbeitkreise als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring. Gutachten im Auftrag des BfN, Bonn.

BOSSHARD , A. (2000): Blumenreiche Heuwiesen aus Ackerland und Intensiv-Wiesen. In: Naturschutz und Landschaftsplanung, 32. Jahrgang, Juni 2000: 161-171.

BRANDT , I. & B. ENGELSCHALL (2011): Kartieranleitung und Biotoptypenschlüssel für die Biotopkartierung Hamburg. 2. überarbeitete Auflage, Stand: Januar 2011. Herausge- geben von der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Hamburg.

BRANDT , I. & K. FEUERRIEGEL (2004): Artenhilfsprogramm und Rote Liste Amphibien und Reptilien in Hamburg. Verbreitung, Bestand und Schutz der Herpetofauna im Ballungs- raum Hamburg. Hrsg.: Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt - Naturschutzamt - 144 S.

BRAUN -BLANQUET , J. (1964): Pflanzensoziologie. Grundzüge der Vegetationskunde. 3. neubearb. u. wesentl. verm. Auflage, Wien.

87 9 Quellenverzeichnis PEP NSG Borghorster Elblandschaft

DEMBINSKI , M., DEMBINSKI , S., OBST , G. & A. HAACK (2004): Artenhilfsprogramm und Rote Liste der Säugetiere in Hamburg. Naturschutz und Landschaftspflege in Hamburg. Schriftenreihe der Behörde für Umwelt und Gesundheit, Heft 51. Hrsg.: Behörde für Umwelt und Gesundheit Hamburg - Naturschutzamt - 94 S.

DIERCKING , R. & L. WEHRMANN (1991): Artenschutzprogramm Fische und Rundmäuler in Hamburg. Umweltbehörde Hamburg - Naturschutzamt (Hrsg.): Schr.R. Umweltbehörde 38, 126 S.

FHH – FREIE UND HANSESTADT HAMBURG (1997): Landschaftsprogramm einschließlich Artenschutzprogramm. Gemeinsamer Erläuterungsbericht.

FHH - FREIE UND HANSESTADT HAMBURG (2005): Landesinterner Bericht zum Bearbei- tungsgebiet Elbe/Hafen Bestandsaufnahme und Erstbewertung (Anhang II / Anhang IV der WRRL), Stand: 31.01.2005, zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

FHH - FREIE UND HANSESTADT HAMBURG (2012): Datensätze des Biotopkatasters für das Altengammer Vorland (Shapedaten). Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

GOTTSCHALK , T. (2010): Verbreitungsänderungen von Vogelarten und Analyse des Ein- flusses des Klimawandels. Vortrag im Rahmen 2. BfN-Forschungskonferenz „Biologi- sche Vielfalt und Klimawandel“ vom 2. bis 3. März 2010 in Bonn. Tagungsband, S. 16- 17. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, Bonn- Bad Godesberg.

HEYDEMANN , B. (1997): Neuer Biologischer Atlas. Ökologie für Schleswig-Holstein und Hamburg.- Wachholtz Verlag Neumünster.

HPA & WSV - HAMBURG PORT AUTHORITY & WASSER - UND SCHIFFFAHRTSVERWALTUNG DES BUNDES (2010): Integrierter Bewirtschaftungsplan Elbeästuar - Fachbeitrag Wasser- straßen und Häfen. Stand: 17.12.2010.

HUNTLEY , B., GREEN , R. E., COLLINGHAM , Y. C. & S.G. WILLIS (2007): A climatic atlas of European breeding birds. Durham University, The RSPB and Lynx Edicions, Barcelona. Auszug in: ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011): Integrierter Bewirtschaf- tungsplan für das Elbeästuar. http://www.natura2000-unterelbe.de/links- Gesamtplan.php

IHU – INSTITUT FÜR HYGIENE UND UMWELT (2012): Untersuchung des Oberbodens im Elb- vorland bei Altengamme. Bericht Nr. F2012A0190-1 vom 15.06.2012 und F2012A0190-2 vom 27.02.2012. Hamburger Landesinstitut für Lebensmittelsicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltuntersuchungen.

INSTITUT FÜR UMWELTSTUDIEN & JASCHKE , TH. (2011): PEP-Tool Version 3.01.: Anleitung für die Erstellung von Pflege- und Entwicklungsplänen für die Freie und Hansestadt Hamburg. - Bericht mit CD im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg - Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

KI FL – KIELER INSTITUT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE (2004): Ausgleichsmaßnahme Hahn- öfer Sand - Monitoring des Schierlings-Wasserfenchels.

88 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 9 Quellenverzeichnis

KNABE INGENIEURE (2009): Anlage 1.2 des Erläuterungsberichtes zum Antrag auf Geneh- migung - Ausgleichsmaßnahme Altengammer Vorland. Erstellt im Auftrag der Vatten- fall Europe Generation AG & Co. KG.

KORNECK , D., SCHNITTLER , M. & VOLLMER , I. (1996): Rote Liste der Farn- und Blütenpflan- zen ( Pteridophyta et Spermatophyta ) Deutschlands. In: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Pflanzen Deutschlands. Schriftenreihe für Vegetations- kunde, Heft 28: 21-187.

KÜHNEL , K.-D., GEIGER , A., LAUFER , H., PODLOUCKY , R. & M. SCHLÜPMANN (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) Deutschlands. Stand Dezember 2008. In: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflan- zen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere: 259 - 288. Bonn - Bad Godesberg.

KURZ , H. (2006): Potenzielle und aktuelle Standorte des Schierlingswasserfenchels. Pro- jektbüro Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe.

LEGUAN (2009): Ausgleichsmaßnahme Altengammer Vorland. Fachbeitrag Flora und Fauna – Biologische Untersuchungen. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG. Stand: 22. Oktober 2009, aktualisierte Fassung. Leguan GmbH Hamburg.

LEGUAN (2009a): Ausgleichsmaßnahme Altengammer Vorland. Artenschutzfachbeitrag. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG. Stand: 22. Ok- tober 2009, aktualisierte Fassung. Leguan GmbH Hamburg.

LEGUAN (2011): Umweltbaubegleitung und Erfolgskontrolle im Zuge der Ausgleich- maßnahmen im Altengammer Vorland. Wiesenbrüter- und Amphibienschutz, pflanzen- soziologische Aufnahmen. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG. Stand: 29. Juli 2011. Leguan GmbH Hamburg.

LEGUAN (2014): Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen im Altengammer Vorland. Jahresbericht 2013. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG. Stand: August 2014. Leguan GmbH Hamburg.

LIMNOBIOS (2012): Folgebewertung des Erhaltungszustandes für FFH-Fischarten 2010 - FFH-Gebiete Zollenspieker/Kiebitzbrack (DE 2627-301), Heuckenlock/Schweenssand (DE 2526-302), Borghorster Elblandschaft (DE 2527-303), Hamburger Unterelbe (DE 2526-305). Gutachten im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Naturschutz und Landschaftspflege. Entwurf, Stand: Mai 2012, Köthel.

MAAS , S., DETZEL , P. & A. STAUDT (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands. Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Bun- desamt für Naturschutz (Hrsg.), Bonn - Bad Godesberg.

MEINIG , H., BOYE , P. & R. HUTTERER (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Säuge- tiere (Mammalia) Deutschlands. Stand Oktober 2008. In: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 1: Wirbeltiere, S. 115 - 153. Bonn-Bad Godesberg.

89 9 Quellenverzeichnis PEP NSG Borghorster Elblandschaft

MIERWALD , U., GARNIEL , A. & T. DEINERT (2003): Kartierung und Bewertung der Lebens- raumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie in Hamburg – Teil 1: Lebensraumtypen des Binnenlandes. Entwurf 198 S.

MITSCHKE , A. (2007): Rote Liste der gefährdeten Brutvögel in Hamburg. 3. Fassung, 1.12.2006. Hamburger avifaunistische Beiträge 34: 185-227.

MITSCHKE , A. (2014): Avifaunistische Begleitkartierungen im Rahmen des Biotopschutz- programms in der Kulturlandschaft Hamburgs - Berichtsperiode 1990 bis 2014. Her- ausgegeben von der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

NETZ , B.-U. (2006): Biotopbewertung für die Biotopkartierung Hamburg, Stand: April 2006. Herausgegeben von der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadt- entwicklung und Umwelt.

NEUBECKER , J., KÖHLER , S., OBST , G. & K. JENSEN (2005): Der Schierlings-Wasserfenchel - Erfolgreiche Ansiedlung einer prioritären FFH-Art an der Elbe. Naturschutz und Landschaftsplanung Heft 8: 248 – 255.

POMPE , S., BERGER , S., GIAN -RETO , W., BADECK , F., HANSPACH , J., SATTLER , S., KLOTZ , S. & I. KÜHN (2009): Mögliche Konsequenzen des Klimawandels für Pflanzenareale in Deutschland. In : Natur und Landschaft 84. Jg., Heft 1, S.2 - 7.

POPPENDIECK , H.-H., BERTRAM , H., BRANDT , I., KREFT , K. A., KURZ , H., ONNASCH , A., PREISINGER , H., RINGENBERG , J., PRONDZINSKI , J. V. & D. WIEDEMANN (2010): Rote Liste und Florenliste der Gefäßpflanzen von Hamburg, 3. Auflage. In : Der Hamburger Pflan- zenatlas von a bis z, herausgegeben von Hans-Helmut Poppendiek, Horst Bertram, Ingo Brandt, Barbara Engelschall, Jörg v. Prondzinski. Dölling und Galitz Verlag, Ham- burg 2010.

RINGENBERG , J. (2006): „Konzept zur Entwicklung und Pflege von Brenndoldenwiesen in der Borghorster Elbaue“. Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag der FHH, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Sondervermögen Naturschutz.

RÖBBELEN , F. (2007): Heuschrecken in Hamburg - Rote Liste und Artenverzeichnis. 3. Fassung. Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Um- welt (Hrsg.).

RÖBBELEN , F. (2007a): Libellen in Hamburg - Rote Liste und Artenverzeichnis. 2. Fassung. Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Um- welt (Hrsg.).

ROTHENBÜCHER , J. (2004): The Impact of Mowing and Flooding on the Diversity of Arthro- pods in Floodplain Grassland Habitats of the Lower Oder Valley National Park, Ger- many. Dissertation an den Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Georg-August-Universität zu Göttingen.

SCHIPULL , K. (ohne Jahr): Naturräumliche Gliederung Hamburgs, unveröffentliches Manu- sskript im Auftrag der Abteilung Naturschutz der Behörde für Stadtentwicklung und

90 PEP NSG Borghorster Elblandschaft 9 Quellenverzeichnis

Umwelt, Hamburg. GIS-Daten zur Verfügung gestellt am 21.2.2011 von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Natur- und Ressourcenschutz.

SIEPE , A. (2006): Dynamische Überflutungen am Oberrhein: Entwicklungs-Motor für die Auwald-Fauna. WSG Baden-Württemberg 10, 149-158.

STEINFELD & PARTNER – GRUNDBAUINGENIEURE STEINFELD UND PARTNER GBR (2008): NSG Borghorster Elblandschaft - Entwicklung tidegeprägter Biotope, 1. Bericht: Ergebnisse der Baugrunderkundung und Baugrundbeurteilung sowie Erkundung des Untergrundes auf Schadstoffe im Bereich des geplanten Prieles. Gutachten im Auftrag der Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG.

STILLER , G. (2006): Monitoring des Schierlings-Wasserfenchels ( Oenanthe conioides ) in ausgewählten Hamburger FFH-Gebieten der Tideelbe. Gutachten im Auftrag der Be- hörde für Stadtentwicklung und Umwelt - Naturschutzamt, Hamburg.

SSYMANK , A., HAUKE , U., RÜCKRIEHM , C. & E. SCHRÖDER (1998): Das europäische Schutz- gebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 53. Bonn-Bad Godesberg.

SÜDBECK , P., BAUER , H.-G., BOSCHERT , M., BOYE , P. & W. KNIEF (Nationales Gremium Rote Liste Vögel) (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands. 4. Fassung, 30. No- vember 2007. The Red List of breeding birds of Germany, 4th edition, 30 November 2007.- Ber. Vogelschutz 44: 23-81.

VOHLAND , K., BADECK , F., BÖHNING -GAESE , K., HANSPACH , J., KLOTZ , S., KÜHN , I., LAUBE , I. SCHWAGER, M., TRAUTMANNN , S. & W. CRAMER (2011): Schutzgebiete im Klimawandel – Risiken für Schutzgüter. In : Natur und Landschaft 86. Jg., Heft 5, S.204 - 213.

VOSSEN , B. (1997): Die Auswirkungen von Schafbeweidung auf die Heuschreckenfauna von Sandtrockenrasen und trockener Sandheide – untersucht anhand unterschiedli- cher Erfassungsmethoden. Unveröff. Diplomarbeit, Universität Hamburg.

91

PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 1 NSG-Verordnung

ANHANG A: VERORDNUNGEN

A 1 Verordnung über das NSG (NSG-VO) Borghorster Elblandschaft

Verordnung über das Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft Vom 19. September 2000

Fundstelle: HmbGVBl. 2000, S. 289

letzte berücksichtigte Änderung: § 2 neu gefasst, § 5 geändert durch Verordnung vom Stand: 22. Juni 2010 (HmbGVBl. S. 446)

Auf Grund der §§ 15, 16 und 17 des Hamburgischen Naturschutzgesetzes vom 2. Juli 1981 (Ham- burgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 167), zuletzt geändert am 4. November 1997 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seiten 489, 493), wird verordnet:

§ 1

Naturschutzgebiet

(1) Die in der Naturschutzkarte grün eingezeichneten, in den Gemarkungen Altengamme und Neu- engamme gelegenen Flächen der Borghorster Elblandschaft einschließlich der Borghorster Dü- nen/Elbwiesen, des Borghorster Bracks und der Altengammer Elbwiesen werden zum Naturschutz- gebiet erklärt.

(2) 1 Die Naturschutzkarte ist Teil dieser Verordnung. 2 Ihr maßgebliches Stück ist beim Staatsar- chiv, je eine Ausfertigung bei der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (Naturschutzamt) und beim Bezirksamt Bergedorf zur kostenfreien Einsicht durch jedermann niedergelegt.

§ 2

Schutzzweck und Erhaltungsziele

(1) Schutzzweck ist es, den repräsentativen Ausschnitt der ursprünglichen Naturlandschaft im Elbe- Urstromtal mit ihrer durch Auendynamik geprägten Geologie und Gestalt und den typischen, in sich geschlossenen Vegetationsabfolgen vom Elbufer über Stromtalwiesen bis hin zu Trockenstandor- ten einschließlich den darin beheimateten artenreichen Lebensgemeinschaften als Ganzes und als Lebensraum für gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, zu entwickeln und wiederherzustellen.

Dies gilt insbesondere für 1. die strukturreichen Vorlandflächen der von Prielen und Gräben durchzogenen, tidebeein- flussten Altengammer Elbwiesen mit ihren Süßwasserwatten, Tideröhrichten, Strandwällen, Auengehölzen, Hochstaudenfluren und Stromtalwiesen als Lebensstätte für hierauf angewie- sene seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Wiesenpieper, Rotschenkel, Wach- telkönig, Großer Brachvogel, Flussneunauge, Meerneunauge, Rapfen, Finte, Schnäpel und Brenndolde,

93 1 NSG-Verordnung PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

2. das Borghorster Brack mit seiner Wasserpflanzen- und Röhrichtvegetation, Gehölzgruppen und angrenzenden Grünländern als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und ge- fährdete Tier- und Pflanzenarten wie Steinbeißer, Rohrweihe, Sumpf-Sternmiere und Sumpf- quendel,

3. die Erhaltung der Borghorster Elbwiesen mit ihren von Gewässern durchzogenen Stromtal- wiesen subkontinentaler Verbreitung und Resten an Hartholzauenwäldern als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Pirol, Teichrohr- sänger, Rapfen, Brenndolde und Langblättriger Ehrenpreis und die Wiederherstellung tide- beeinflusster Süßwasserbiotope bestehend aus Flachwasserzonen, Süßwasserwatten, Tide- röhrichten, Auwäldern und Stromtalwiesen mit ihren hierauf angewiesenen Pflanzen- und Tierarten im Kontakt mit den angrenzenden Binnendünen der Besenhorster Sandberge, wo- bei die Wiederherstellung tidebeeinflusster Süßwasserbiotope vorrangig ist gegenüber der Erhaltung weiterer dort gegenwärtig vorkommenden Lebensräume und Arten,

4. die Ausläufer der Besenhorster Sandberge mit ihren trockenen Binnendünen und offenen, lückigen Sandtrockenrasen, umgeben von nährstoffarmen Trockenwäldern und strukturrei- chen Wäldern aus Eichen, Birken und Hainbuchen als Lebensstätte für hierauf angewiesene seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Wespenbussard, Schwarzspecht, Ge- fleckte und Gewöhnliche Ameisenjungfer, Grasnelke, Heide-Nelke, Besenheide, Silbergras und Berg-Sandglöckchen. (2) Erhaltungsziele des Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung im Sinne von § 32 Absätze 2 und 3 des Bundesnaturschutzgesetzes sind, den günstigen Erhaltungszustand 1. des Lebensraumtyps „Trockene Sandheiden“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflan- zenarten,

2. des Lebensraumtyps „Dünen mit offenen Grasflächen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

3. des Lebensraumtyps „Natürliche eutrophe Seen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

4. des Lebensraumtyps „Flüsse mit Schlammbänken“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

5. des Lebensraumtyps „Brenndolden-Auenwiesen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

6. des Lebensraumtyps „Magere Flachland-Mähwiesen“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

7. des Lebensraumtyps „Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen“ mit seinen charakte- ristischen Tier- und Pflanzenarten,

8. des prioritären Lebensraumtyps „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzenarten,

9. des Lebensraumtyps „Hartholzauenwälder“ mit seinen charakteristischen Tier- und Pflanzen- arten,

10. der Finte und des Rapfens mit ihren als Nahrungs-, Aufwuchs- oder Laichgebiet genutzten Lebensstätten aus Flachwasserbereichen, bei Tidehochwasser überstauten Süßwasserwat- ten und Stromkanten,

11. des Meerneunauges und Flussneunauges mit ihren als Wandergebiet genutzten Lebensstät- ten aus Flachwasserbereichen sowie Stromkanten,

94 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 1 NSG-Verordnung

12. des Steinbeißers mit seinen als Laichgebiet genutzten Lebensstätten aus flachen, schwach fließenden oder stehenden Gewässern mit sandigen oder schlammigen Sedimenten und

13. des prioritären Schierlings-Wasserfenchels mit seinen Lebensstätten aus Tideröhrichten, Süßwasserwatten sowie uferbegleitenden Hochstaudenfluren und Auwäldern zu erhalten und zu entwickeln.

§ 3

Gebote

Im Naturschutzgebiet ist es geboten, die in den Borghorster Dünen/Elbwiesen nördlich des Weges Am Kringel vorhandenen Heide- und Trockenrasengesellschaften der offenen Binnendünen auszu- weiten und miteinander zu verbinden.

§ 4

Duldung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

Folgende Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen der zuständigen Behörde zum Zwecke des Natur- schutzes und der Landschaftspflege sind von den Eigentümerinnen, Eigentümern und Nutzungsbe- rechtigten zu dulden: 1. die Verbindung und Erweiterung der offenen Binnendünen, Heide- und Trockenrasenflächen in den Borghorster Dünen/Elbwiesen nördlich des Weges Am Kringel durch Pflege und Frei- halten von aufkommendem Baumbewuchs,

2. die Entwicklung von Waldflächen mit hohem Anteil an Nadelholz zu standorttypischen Wald- gesellschaften,

3. die Mahd brachliegender Grünlandflächen,

4. die Durchführung von Maßnahmen wie Räumung und Entschlammung zur Pflege der Grä- ben im Feuchtgrünland,

5. die Entwicklung des naturnahen Gewässerverlaufs der Schlinz in den Altengammer Elbwie- sen verbunden mit einer Verbreiterung bis zu höchstens 15 Metern,

6. die Entwicklung von Weich- und Hartholzauenwäldern in den Altengammer Elbwiesen im Uferbereich der Elbe auf den Flurstücken 746, 769, 773, 1042, 1593, 2037 der Gemarkung Altengamme und 4361 der Gemarkung Neuengamme.

§ 5 Verbote

(1) Im Naturschutzgebiet ist es verboten,

1. Pflanzen oder einzelne Teile von ihnen abzuschneiden, abzupflücken, aus- oder abzureißen, auszugraben, zu entfernen oder sonst zu beschädigen,

2. wild lebenden Tieren nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder sie durch sonstige Handlungen zu stören oder ihre Eier, Larven, Puppen oder sonstige Entwicklungs- formen oder Nester wegzunehmen, zu zerstören oder zu beschädigen,

3. Pflanzen oder Tiere anzusiedeln oder auszusetzen,

95 1 NSG-Verordnung PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

4. das Gebiet außerhalb dafür bestimmter Wege zu betreten,

5. das Gebiet außerhalb dafür bestimmter Wege mit Fahrzeugen aller Art zu befahren oder außerhalb dafür bestimmter Stellen Fahrzeuge aller Art oder Anhänger abzustellen,

6. außerhalb dafür bestimmter Wege zu reiten oder Pferde mitzuführen,

7. die Jagd auf Federwild auszuüben,

8. Hunde auf andere Weise als an kurzer Leine mitzuführen,

9. an der Elbe auf den Flurstücken 746 teilweise und 1815 teilweise der Gemarkung Altengamme sowie an den übrigen Gewässern außerhalb dafür bestimmter Stellen zu angeln oder sonst Fische zu fangen, Fische oder Fischlaich in die Gewässer einzusetzen sowie Fischteiche anzulegen oder auszubauen,

10. die Gewässer mit Fahrzeugen aller Art zu befahren,

11. in den Gewässern zu baden,

12. Drachen, Ballone, Modellflugkörper mit Eigenantrieb oder Flugmodelle im Gebiet steigen zu lassen sowie Schiffsmodelle auf den Gewässern fahren zu lassen,

13. brennende oder glimmende Gegenstände wegzuwerfen oder Feuer zu machen,

14. zu zelten oder zu lagern,

15. die Ruhe der Natur durch Lärmen oder auf andere Weise zu stören,

16. das Gelände durch Abfälle, Abwässer oder auf sonstige Weise zu verunreinigen,

17. bauliche Anlagen jeglicher Art, Frei- und Rohrleitungen, Einfriedungen sowie Wege, Treppen, Brücken oder Stege zu errichten, anzulegen oder zu verändern,

18. Bild- oder Schrifttafeln anzubringen,

19. Zäune oder Zaunteile an Gehölzen zu befestigen,

20. Aufschüttungen oder Bohrungen vorzunehmen, die Bodengestalt, die Gestalt der Wasserläu- fe oder Teiche und ihrer Ufer durch Grabungen, Abbau oder durch Einbringen von Bodenbe- standteilen oder auf sonstige Weise zu verändern,

21. den Wasserhaushalt zu verändern oder den Naturhaushalt der Gewässer zu schädigen,

22. wasserbauliche Maßnahmen durchzuführen,

23. die Kulturart zu verändern, ausgenommen die Umwandlung von Acker- in Grünland,

24. Grünland auf den Flurstücken 1910 bis 1914, 1916 und 1917 der Gemarkung Altengamme umzubrechen,

25. Düngemittel aller Art auf den Flurstücken 1910 bis 1914, 1916 und 1917 der Gemarkung Altengamme auszubringen,

26. die Grasnarbe durch Überweidung zu zerstören,

27. Stallmist oder in Kunststoff eingeschweißte Ballen (zum Beispiel Silage) zu lagern,

28. Pflanzenschutzmittel anzuwenden,

96 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 1 NSG-Verordnung

29. das Wasser der Gräben auf einen geringeren Wasserstand als 20 cm über dem Gewässer- grund abzusenken,

30. Gegenstände von wissenschaftlicher, naturgeschichtlicher und bodenkundlicher Bedeutung zu beschädigen, aufzunehmen, zu sammeln oder zu verunstalten.

(2) Von den Verboten des Absatzes 1 gelten nicht

1. die Nummern 1 bis 5, 8 bis 10, 11, 13 bis 15, 18, 23, 25, 28 und die Nummer 16 für das Kompostieren von Gartenabfällen sowie, soweit ausschließlich Einfriedungen vorgenommen werden, die Nummer 17 für die übliche Hausgartennutzung auf den Flurstücken 2086 teilwei- se, 2088 teilweise, 2535 und 2551 der Gemarkung Altengamme,

2. die Nummern 1 bis 5, 10, 15, 17, 18, 20 bis 24, 29 und 30 für Maßnahmen des Naturschut- zes und der Landschaftspflege einschließlich der erforderlichen technischen Schutzvorkeh- rungen im Einvernehmen mit der für den Naturschutz zuständigen Behörde,

3. die Nummern 1 bis 5, 8, 15, 18 sowie, soweit ausschließlich Einfriedungen vorgenommen werden, die Nummer 17 für die ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennutzung,

4. die Nummern 1 bis 5, 17, 18, 20 und 22 soweit dies für behördliche Maßnahmen zur Siche- rung aller Hochwasserschutzeinrichtungen einschließlich der Mitverwendungsflächen für den Hochwasserschutz von Deichkilometer 0,0 bis zur Landesgrenze sowie für den Ausbau der außerhalb des Naturschutzgebietes liegenden Neuengammer, Altengammer und Borghorster Hauptdeiche erforderlich ist,

5. die Nummern 1, 2, 4, 5 und 8 für die ordnungsgemäße Ausübung der Jagd auf Haarwild zwischen dem 1. Juli eines jeden Jahres und dem 28. Februar des jeweils darauf folgenden Jahres sowie die Ausübung des Jagd- und Wildschutzes,

6. die Nummern 1, 2, 4, 5 und 15 für forstliche Maßnahmen,

7. die Nummern 1, 4, 5, 8, 13, 15, 18, 20 und die Nummer 12 für das Starten und Landen von Hubschraubern sowie, soweit Einfriedungen errichtet oder Gebäude und Einrichtungen un- terhalten werden, die Nummer 17 für das Polizei-Übungsgelände im Rahmen der polizeili- chen Nutzung,

8. die Nummern 1, 4, 5, 15, 17, 18, 20 und 22 für die Unterhaltung der Trinkwasserbrunnen und die Beprobung und Unterhaltung der Grundwassermessstellen,

9. die Nummern 1, 4, 5, 15, 17 und 18 für das Aufstellen und für die Unterhaltung von Schiff- fahrtszeichen im Deichvorland,

10. die Nummern 1, 4, 5, 10, 15 und 22 für Maßnahmen im Rahmen der Gewässerunterhaltung,

11. die Nummern 1, 2 und 4, soweit dies für die Ausübung der Fischerei- und Angelnutzung so- wie die Nummer 5 ausschließlich für die Fischereinutzung durch den Altengammer Fische- reiverein oder seiner Beauftragten an den hierfür bestimmten Stellen notwendig ist,

12. die Nummern 2, 4 und 5 für die Bisam- und Wanderrattenbekämpfung,

13. die Nummern 5 und 6 im Rahmen der ordnungsgemäßen Nutzung als Trabergestüt auf den Flurstücken 574, 575, 805, 837 und 1755 der Gemarkung Altengamme,

14. die Nummern 10 und 11 für die private Gewässernutzung auf den Flurstücken 575, 1755 und 1758 der Gemarkung Altengamme,

97 1 NSG-Verordnung PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

15. die Nummer 18 für das Anbringen von Schildern, die auf den Schutz des Naturschutzgebie- tes hinweisen oder als Ortshinweise dienen.

(3) Die zuständige Behörde kann auf Antrag im Einzelfall Ausnahmen zulassen von den Verboten des Absatzes 1 1. Nummer 25 für den Einsatz von Phosphor-, Kalium- und Kalk-Dünger,

2. Nummer 28, wenn die Zunahme von Monokulturen, zum Beispiel Ampfer, zu einer erhebli- chen Ertragsminderung oder Artenverarmung auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen führt.

§ 6

Ordnungswidrigkeiten

Ordnungswidrig nach § 29 Absatz 1 Nummer 1 des Hamburgischen Gesetzes zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes vom 11. Mai 2010 (HmbGVBl. S. 350) handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig den Verboten des § 5 Absatz 1 zuwiderhandelt.

§ 7

Schlussbestimmung

Die Verordnung zum Schutz von Landschaftsteilen in der Gemarkung Altengamme vom 19. April 1977 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 97), zuletzt geändert am 16. Januar 1989 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seiten 5, 7), und die Verordnung zum Schutz von Landschaftsteilen in der Gemarkung Neuengamme vom 19. April 1977 (Hamburgisches Ge- setz- und Verordnungsblatt Seite 102), zuletzt geändert am 24. August 1993 (Hamburgisches Ge- setz- und Verordnungsblatt Seite 231), treten außer Kraft, soweit Flächen durch diese Verordnung unter Schutz gestellt werden.

Gegeben in der Versammlung des Senats, Hamburg, den 19. September 2000.

98 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 2 AONZL

A 2 Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege (AONZL)

0-791

Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege Vom 29. Mai 1984

Fundstelle: Amtl. Anz. 1984, S. 909

Stand: letzte berücksichtigte Änderung: Abschnitt IV geändert durch Artikel 152 der Anordnung vom 20. September 2011 (Amtl. Anz. S. 2157, 2173)

I (1) Zuständige Behörde auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege, insbeson- dere für die Durchführung 1. des Bundesnaturschutzgesetzes - BNatSchG (BGBl. I S. 1193), zuletzt geändert am 8. April 2008 (BGBl. I S. 686, 688), 2. des Hamburgischen Naturschutzgesetzes (Hmb-NatSchG) in der Fassung vom 9. Oktober 2007 (HmbGVBl. S. 356, 392), 3. der Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates vom 9. Dezember 1996 über den Schutz von Exemplaren wild lebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels (ABl. EG Nr. L 61 S. 1), zuletzt geändert am 31. März 2008 (ABl. EU Nr. L 95 S. 3), und der Verordnung (EG) Nr. 865/2006 der Kommission vom 4. Mai 2006 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates über den Schutz von Exemplaren wild lebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels (ABl. EU Nr. L 166 S. 1), geändert am 4. Februar 2008 (ABl. EU Nr. L 31 S. 3), 4. des Gesetzes über den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer vom 9. April 1990 (Ham- burgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seiten 63, 64), geändert am 10. April 2001 (HmbGVBl. S. 52), 5. des Gesetzes über das ,,Sondervermögen Naturschutz und Landschaftspflege" vom 10. April 2001 (HmbGVBl. S. 51), und der darauf gestützten Rechtsverordnungen in der jeweils geltenden Fassung ist, soweit dort oder nachstehend nichts anderes bestimmt ist, die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. (2) Sie nimmt die Aufgaben der obersten Landesbehörde im Sinne des § 20 Absatz 3 BNatSchG wahr.

II (1) Zuständig für 1. die Durchführung der nach Artikel 6 Absatz 2 des Gesetzes zur Änderung des Hamburgischen Naturschutzgesetzes sowie zur Aufhebung und Änderung weiterer Vorschriften vom 3. April

99 2 AONZL PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

2007 (HmbGVBl. S. 119) übergeleiteten Grünordnungspläne einschließlich der Erteilung von Befreiungen nach § 48 HmbNatSchG von deren Festsetzungen, 2. die Durchführung der Festsetzungen im Sinne von § 7 Absatz 3 Satz 1 Nummern 4 und 5 HmbNatSchG solcher Bebauungspläne, für deren Aufstellung die Bezirke zuständig sind, ein- schließlich der Erteilung von Befreiungen nach § 48 HmbNatSchG davon, 3. die Erteilung des Einvernehmens zu Verpflichtungen nach § 9 Absätze 4 und 6 bis 8 Hmb- NatSchG sowie zur Untersagung nach § 9 Absatz 5 HmbNatSchG, sofern das Bezirksamt die nach anderen Rechtsvorschriften zuständige Behörde im Sinne von §§ 10 und 12 Hmb- NatSchG ist, 4. die Anforderung von Belegen über Fertigstellung und Durchführung nach § 9 Absatz 8 Hmb- NatSchG, sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, 5. die Entgegennahme von Anzeigen im Sinne des § 10 Absatz 2 HmbNatSchG sowie dazu er- forderliche Entscheidungen nach § 9 Absätze 4 bis 8 HmbNatSchG, 6. das Verlangen einer Sicherheitsleistung nach § 10 Absatz 3 HmbNatSchG, die zeitweilige Untersagung nach § 10 Absatz 4 HmbNatSchG sowie Anordnungen nach § 10 Absatz 5 HmbNatSchG, jeweils sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, 7. die Genehmigung der Verwendung von naturnahen Flächen oder Ödland nach § 11 a Hmb- NatSchG, 8. Anordnungen nach § 14 Absatz 3 Satz 1 HmbNatSchG, ausgenommen die nachfolgend unter Absatz 2 aufgeführten Naturschutzgebiete sowie den Nationalpark Hamburgisches Watten- meer, 9. die Verpflichtung zur Pflege nach § 14 Absatz 4 HmbNatSchG, 10. die Durchführung der auf Grund der §§ 15, 17, 19 und 20 HmbNatSchG erlassenen Verord- nungen einschließlich der Überwachung ihrer Ge- und Verbote, der Kennzeichnung nach § 23 Absatz 1 HmbNatSchG und der Übertragung der Betreuung nach § 44 HmbNatSchG sowie Anordnungen nach § 52 HmbNatSchG, 11. die Überwachung des Verbotes nach § 21 a Absatz 2 HmbNatSchG einschließlich der Ertei- lung von Befreiungen im Einzelfall nach § 48 a Absätze 1 und 2 in Verbindung mit § 48 Hmb- NatSchG, ausgenommen die Schutzgebiete ,,Hamburger Unterelbe" und ,,Rapfenschutzgebiet Hamburger Stromelbe" (Entscheidung der Kommission vom 12. November 2007 gemäß der Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Verabschiedung einer ersten aktualisierten Liste von Ge- bieten von gemeinschaftlicher Bedeutung in der atlantischen biogeografischen Region [ABl. EU Nr. L 12 S.1]) sowie die Naturschutzgebiete ,,Mühlenberger Loch/Neßsand", ,,Duvenstedter Brook", ,,Die Reit", ,,Stellmoorer Tunneltal", ,,Wohldorfer Wald", ,,Boberger Niederung", ,,Fischbeker Heide", ,,Wittmoor", ,,Höltigbaum", ,,Borghorster Elblandschaft" und ,,Moorgürtel", 12. die Durchführung der auf Grund von § 22 Absatz 1 HmbNatSchG erlassenen Verordnungen einschließlich der Überwachung ihrer Verbote sowie Anordnungen nach § 52 HmbNatSchG, 13. die Überwachung des Verwendungsverbotes nach § 23 Absatz 2 HmbNatSchG, 14. die Überwachung der Verbote nach § 26 Absätze 1 und 2 HmbNatSchG einschließlich der Zulassung von Ausnahmen nach § 26 Absatz 2 Satz 2 HmbNatSchG sowie der Erteilung von Befreiungen im Einzelfall nach § 48 HmbNatSchG, 15. die Genehmigung von Tiergehegen nach § 31 Absätze 1 und 2 HmbNatSchG einschließlich der Überwachung nach Maßgabe des § 31 Absätze 3 und 4 HmbNatSchG sowie der Über- wachung der Verwendungsbeschränkungen nach § 31 Absatz 5 HmbNatSchG, 16. die Überwachung der Beschränkungen zum Betreten der Flur nach § 33 Absätze 1 und 2 HmbNatSchG,

100 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 2 AONZL

17. die Bestimmung von Reitwegen und Reitflächen nach § 34 Absatz 1 HmbNatSchG sowie das Erteilen einer Befugnis im Einzelfall danach, 18. die Überwachung des Sperrverbotes nach § 35 Absatz 1 HmbNatSchG sowie die Anordnung der Beseitigung von Sperren nach § 35 Absatz 2 HmbNatSchG, sind, soweit nachstehend nichts anderes geregelt ist, die Bezirksämter. Sie sind neben der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt auch die zuständige Behörde für Anordnungen nach § 14 Absatz 1 und Absatz 3 Satz 2 HmbNatSchG, Zutritt und Untersuchungen nach § 47 HmbNatSchG und Datenverarbeitung nach § 47 a HmbNatSchG.

(2) Die Bezirksämter sind ferner im Rahmen eines Pflege- und Entwicklungsplanes nach § 15 Ab- satz 2 HmbNatSchG oder eines Maßnahmenplanes nach § 15 Absatz 6 HmbNatSchG zuständig für die Durchführung der auf Grund von §§ 15 und 16 HmbNatSchG erlassenen Verordnungen einschließlich der Überwachung ihrer Ge- und Verbote sowie der Kennzeichnung nach § 23 Absatz 1 HmbNatSchG, der Übertragung der Betreuung nach 0 HmbNatSchG und der Erteilung von Be- freiungen im Einzelfall nach § 48 HmbNatSchG oder nach § 48 a Absätze 1 und 2 in Verbindung mit § 48 HmbNatSchG, ausgenommen folgende Naturschutzgebiete: a) ,,Mühlenberger Loch/Neßsand" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Mühlenber- ger Loch/Neßsand vom 18. Oktober 2005 (HmbGVBl. S. 431), b) ,,Duvenstedter Brook" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook vom 29. Juli 1958 (Sammlung des bereinigten hamburgischen Landesrechts I 791-u), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), c) ,,Die Reit" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Die Reit vom 21. August 1973 (HmbGVBl. S. 401), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), d) ,,Stellmoorer Tunneltal" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunnel- tal vom 28. März 1978 (HmbGVBl. S. 87), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), e) ,,Wohldorfer Wald" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Wohldorfer Wald vom 9. Dezember 1980 (HmbGVBl. S. 377), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), f) ,,Boberger Niederung" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Boberger Niederung vom 21. Mai 1991 (HmbGVBl. S. 227), zuletzt geändert am 18. Dezember 2007 (HmbGVBl. S. 468), g) ,,Fischbeker Heide" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Fischbeker Heide vom 19. Mai 1992 (HmbGVBl. S. 101), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), h) ,,Wittmoor" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Wittmoor vom 22. Juli 1997 (HmbGVBl. S. 395), zuletzt geändert am 30. August 2005 (HmbGVBl. S. 375), i) ,,Höltigbaum" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Höltigbaum vom 26. Mai 1998 (HmbGVBl. S. 83), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), j) ,,Borghorster Elblandschaft" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaft vom 19. September 2000 (HmbGVBl. S. 289), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), k) ,,Moorgürtel" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Moorgürtel vom 7. August 2001 (HmbGVBl. S. 306), zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 (HmbGVBl. S. 375, 376), l) ,,Auenlandschaft Norderelbe" nach der Verordnung über das Naturschutzgebiet Auenland- schaft Norderelbe vom 16. Februar 2010 (HmbGVBl. S. 207), in der jeweils geltenden Fassung.

101 2 AONZL PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A)

(3) Absatz 1 Nummer 11 gilt nicht im Hafennutzungsgebiet nach § 2 des Hafenentwicklungsgeset- zes (HafenEG) vom 25. Januar 1982 (HmbGVBl. S. 19), zuletzt geändert am 18. November 2008 (HmbGVBl. S. 390), in der jeweils geltenden Fassung.

III (1) Die Aufgaben nach Abschnitt II Absatz 1 Nummern 2, 3 bis 6, 9, 10, 12 bis 14, 16 und 18 oblie- gen im Hafennutzungsgebiet nach § 2 HafenEG mit Ausnahme des durch die Gewässer Nieder- hafen, Binnenhafen, Zollkanal, Oberhafen, Oberhafenkanal und Norderelbe umschlossenen Ge- biets (Kehrwiederspitze, Speicherstadt und HafenCity) der Hamburg Port Authority. Sie ist dort auch die zuständige Behörde für Anordnungen nach § 14 Absatz 1 und Absatz 3 Satz 2 HmbNatSchG, Entgegennahme von Anzeigen nach § 46 HmbNatSchG, Zutritt und Untersuchun- gen nach § 47 HmbNatSchG und Datenverarbeitung nach § 47a HmbNatSchG.

(2) Die Hamburg Port Authority ist ferner in den außerhalb des Hafengebiets nach § 2 HafenEG liegenden Teilen ihres wasserwirtschaftlichen Zuständigkeitsgebiets nach Abschnitt III Absatz 1 Satz 1 der Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Wasserrechts und der Wasser- wirtschaft vom 7. April 1987 (Amtl. Anz. S. 849, 1249), zuletzt geändert am 16. Dezember 2008 (Amtl. Anz. S. 2667), in der jeweils geltenden Fassung, ausgenommen das Gebiet der Alten Süder- elbe landseitig des Neßhauptdeichs, das durch die Gewässer Niederhafen, Binnenhafen, Zollkanal, Oberhafen, Oberhafenkanal und Norderelbe umschlossene Gebiet (Kehrwiederspitze, Speicher- stadt und HafenCity) und das Gebiet Neuwerk zuständig für 1. die Erteilung des Einvernehmens zu Verpflichtungen nach § 9 Absätze 4 und 6 bis 8 Hmb- NatSchG sowie zur Untersagung nach § 9 Absatz 5 HmbNatSchG, sofern das Bezirksamt die nach anderen Rechtsvorschriften zuständige Behörde im Sinne von §§ 10 und 12 Hmb- NatSchG ist, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzgebieten, 2. die Anforderung von Belegen über Fertigstellung und Durchführung nach § 9 Absatz 8 Hmb- NatSchG, sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzgebieten, 3. die Entgegennahme von Anzeigen im Sinne des § 10 Absatz 2 HmbNatSchG sowie dazu er- forderliche Entscheidungen nach § 9 Absätze 4 bis 8 HmbNatSchG, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzgebieten, 4. das Verlangen einer Sicherheitsleistung nach § 10 Absatz 3 HmbNatSchG, die zeitweilige Untersagung nach § 10 Absatz 4 HmbNatSchG sowie Anordnungen nach § 10 Absatz 5 HmbNatSchG, jeweils sofern das Bezirksamt den Eingriff gestattet hat, ausgenommen bei Na- tur- und Landschaftsschutzgebieten, 5. die Durchführung der auf Grund von § 22 Absatz 1 HmbNatSchG erlassenen Verordnungen einschließlich der Überwachung ihrer Verbote, ausgenommen bei den vorläufig für Natur- schutzgebiete sicher gestellten Flächen, 6. die Kennzeichnung nach § 23 Absatz 1 HmbNatSchG, 7. die Anordnung der Beseitigung von Sperren nach § 35 Absatz 2 HmbNatSchG, 8. die Übertragung der Betreuung nach § 44 HmbNatSchG, ausgenommen bei Natur- und Land- schaftsschutzgebieten, 9. die Entgegennahme von Anzeigen und die Entscheidungen beim Fund unbekannter Natur- gebilde nach § 46 HmbNatSchG, ausgenommen bei Naturschutzgebieten, 10. Anordnungen nach § 52 HmbNatSchG, ausgenommen bei Natur- und Landschaftsschutzge- bieten.

102 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) 2 AONZL

IV Die Aufgabe nach Abschnitt II Absatz 1 Nummer 9 obliegt, soweit sich die Verpflichtung zur Pflege auf Wald im Sinne des § 1 Absatz 1 des Landeswaldgesetzes vom 13. März 1978 (HmbGVBl. S. 74), zuletzt geändert am 3. April 2007 (HmbGVBl. S. 104, 106), in der jeweils geltenden Fassung bezieht, der Behörde für Wirtschaft Verkehr und Innovation.

1) V Auf Grund von § 2 Absatz 2 des Gesetzes zur Errichtung der Hamburgischen Friedhöfe - Anstalt öffentlichen Rechts - vom 8. November 1995 (Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 290) wird bestimmt: Die Aufgaben nach Abschnitt II Absatz 1 Nummer 10, soweit es die Durchführung der Baumschutz- verordnung vom 17. September 1948 (Sammlung des bereinigten hamburgischen Landesrechts I 791-i), zuletzt geändert am 2. Juli 1981 (Hamburgisches Gesetz und Verordnungsblatt Seite 167), auf den Friedhöfen der Hamburger Friedhöfe - Anstalt öffentlichen Rechts - betrifft, obliegen die Hamburger Friedhöfe - Anstalt öffentlichen Rechts -.

Fußnoten 1) Geändert und geänderte Bezeichnung 17.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt IV ist jetzt Abschnitt V

2) VI (1) Zuständig für 1. die Ausübung des Vorkaufsrechts nach § 37 HmbNatSchG, 2. Entschädigungsangelegenheiten nach § 39 Absätze 1 bis 4 HmbNatSchG, 3. Entscheidungen nach § 39 Absatz 5 HmbNatSchG ist die Finanzbehörde.

(2) Für das Enteignungsverfahren nach § 38 HmbNatSchG in Verbindung mit dem Hamburgischen Enteignungsgesetz in der Fassung vom 11. November 1980 (HmbGVBl. S. 305), zuletzt geändert am 18. Juli 2001 (HmbGVBl. S. 251, 254), in der jeweils geltenden Fassung gilt die Anordnung zur Durchführung des Hamburgischen Enteignungsgesetzes vom 18. Februar 2003 (Amtl. Anz. S. 833) in ihrer jeweils geltenden Fassung.

Fußnoten 2) Geänderte Bezeichnung 171.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt V ist jetzt Ab- schnitt VI

2) VII Fachbehörde nach §§ 42 und 44 bis 46 des Bezirksverwaltungsgesetzes vom 6. Juli 2006 (HmbGVBl. S. 404, 452), geändert am 19. Oktober 2006 (HmbGVBl. S. 519, 521), in der jeweils geltenden Fassung ist

103 2 AONZL PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang A) die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

Fußnoten 2) Geänderte Bezeichnung 17.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt VI ist jetzt Ab- schnitt VII.

3) VIII Die Anordnung zur Durchführung des Naturschutzrechts vom 4. Juni 1974 mit der Änderung vom 1. Februar 1979 (Amtlicher Anzeiger 1974 Seite 833, 1979 Seite 242) und die Anordnung zur Durchführung des Gesetzes zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen vom 15. August 1978 mit der Änderung vom 1. Februar 1979 (Amtlicher Anzeiger 1978 Seite 1509, 1979 Seite 242) werden aufgehoben.

Gegeben in der Versammlung des Senats,

Hamburg, den 29. Mai 1984.

Fußnoten 3) Geänderte Bezeichnung 17.11.2009 (Amtl. Anz. S. 2241) - bisheriger Abschnitt VII ist jetzt Ab- schnitt VIII.

104 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand

ANHANG B: BESTANDSANALYSE

B 1 Abiotischer Zustand

B 1.1 Naturraum

Hamburgs Landschaftsraum ist geprägt durch den Gegensatz der höher gelegenen, mehr oder weniger bewegten Geestlandschaft und der großflächigen, ebenen Marschenland- schaft. Gliederung und Aufbau des Naturraumes sind im Wesentlichen auf die eiszeitliche und nacheiszeitliche Landformung zurückzuführen: Durch das Schmelzwasser abtauen- der Gletscher entstand das breite Urstromtal der Elbe. Der Gezeitenfluß führte zur Bil- dung des Elbästuars mit seinen Stromverlagerungen und -spaltungen. Aus Ablagerungen entstanden die Marschgebiete in der Unterelbeniederung. Die Altengammer Elbwiesen liegen nach SSYMANK ET AL . (1998) in der naturräumlichen Haupteinheit D 24 „Untere El- beniederung (Elbmarsch)“ innerhalb der Großlandschaft „Nordwestdeutsches Tiefland“, gemäß Geographischer Landesaufnahme (Naturräumliche Gliederung, BIatt 57 Ham- burg-Süd, August 1964) zur naturräumlichen Einheit 670 „Harburger Elbmarschen“, nach SCHIPULL (ohne Jahr) zur Teileinheit 673.10 „Vier- und Marschlande“.

B 1.2 Geologie und Böden

Das Altengammer Vorland liegt im Elbe-Urstromtal. Während der Eiszeiten des Quartärs ist die Oberfläche Norddeutschlands mehrfach grundlegend umgestaltet worden. Beim Rückzug des Eises aus der letzten Eiszeit (Weichsel-Eiszeit) wurde das Urstromtal durch die Schmelzwässer der Gletscher ausgeräumt und es wurden flächig in großer Mächtig- keit Schmelzwassersande abgelagert. Im Elbtal liegen vielfach die Sande und Kiese der Weichsel-Eiszeit unmittelbar über den Ablagerungen des Tertiärs. Infolge des Meeres- spiegelanstieges nach Abtauen der Eismassen gelangte die Elbe wieder unter Tideein- fluss, und es lagerten sich feinkörnige, tonhaltige Sedimente ab. Im Gebiet finden sich als oberflächenahe Ablagerungen Auesande, z.T. über perimarinen Ablagerungen über Nie- dermoortorf. Parallel zur Elbe hat sich durch die wiederkehrenden Überschwemmungser- eignisse ein Uferwall von etwa 3 m bis 4 m Höhe über Normalnull (NN) ausgebildet. Die- ser wurde zwar wahrscheinlich als Sommerdeich künstlich erhöht, insgesamt blieb jedoch die Anordnung der auentypischen Geländeformen erhalten. Als Bodengesellschaft findet sich sandiger bis schluffiger Auengley über Sand vergesell- schaftet mit tonig-schluffiger typischer Flussmarsch, stellenweise anthropogen stark ver- ändert, sowie im stärker tidebeeinflussten westlichen Bereich sandiger bis schluffiger Au- engley über Sand, vergesellschaftet mit Nassgley; stellenweise sind Kleibänder und or- ganogene Schichten zwischengelagert [Geologische Übersichtskarte Hamburg (1986), Baugrundübersichtskarte (1985), Bodenökologische Konzeptkarte des Landschaftspro- gramms Hamburg (1989)].

105 1 Abiotischer Zustand PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Im Rahmen der Herstellung eines Priels im zentralen Bereich des Altengammer Vorlan- des wurde eine Baugrunduntersuchung durchgeführt (STEINFELD & PARTNER 2008), der- zufolge sich die Schichtung etwa wie folgt darstellt: • Mutterboden (Mächtigkeit bis ca. 0,5 m) • Auffüllungen aus Klei und/oder Sanden (Mächtigkeit zwischen 2 m und 2,7 m) • Klei und Sand in Wechsellagerung in unterschiedlicher Mächtigkeiten • Sande aus überwiegend Mittelsand Die Geländeoberfläche steigt von der Elbe aus nach Norden an und senkt sich dann in Richtung Schlinz im Norden bzw. Westen wieder. Die Höhen liegen zwischen +2,50 m NN am Elbufer, 3,50 mNN bis 4,50 mNN im Bereich des Uferwalls und bis zu 5,50 m NN beim ehemaligen Sportplatz (künstliche Aufschüttung). Im Verlauf der Schlinz liegt das Gelände im Mittel bei +3,00 m NN. In der nachfolgenden Abbildung sind die Geländehöhen, basierend auf Daten einer La- serscanbefliegung und ergänzt um den Höhenverlauf der Elbsohle basierend auf Peilda- ten, dargestellt (KNABE INGENIEURE 2009).

Abbildung B1.2-1: Relief. Die Höhen der blau/grün dargestellten Flächen im Vorland liegen zwischen 2,50 mNN und 3,00 mNN, die beige-braun bis rot-braun dargestellten Flächen liegen zwischen 3,00 mNN und 5,50 mNN. Die Abstufung erfolgt in 0,5 m-Intervallen (KNABE INGENIEURE 2009).

106 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand

B 1.3 Hydrologie

Oberflächengewässer Die Elbe verläuft südlich der Altengammer Elbwiesen und reicht mit Buchten, Prielen und Auskolkungen in die Fläche hinein, stellenweise sind Qualmwassertümpel erhalten. Die Elbe ist ein typischer Tieflandfluss mit sehr geringem Gefälle, sie ist Bundeswasserstraße und wird von der Binnenschifffahrt sowie fischereiwirtschaftlich genutzt. Durch bauliche Maßnahmen (u.a. Eindeichungen, Fahrrinnenvertiefungen zwischen Hamburger Hafen und Elbmündung, Errichtung der Staustufe in Geesthacht 1960) wurden die hydraulischen Verhältnisse in der Elbaue erheblich verändert. Bis vor knapp 100 Jahren reichte der Tideeinfluss nur bis Hoopte (Strom-km 600). Der Stromabschnitt von Hoopte bis Geest- hacht, also auch der Abschnitt im Bereich der Altengammer Elbwiesen, gehörte noch zur rein fluvial geprägten Mittelelbe, wird inzwischen jedoch dem Elbeästuar mit Tideeinfluss zugerechnet, wobei der Tidehub bei Geesthacht 2,2 m beträgt. Kein anderer Abschnitt der Unterelbe hat infolge des Tidehubanstiegs in so kurzer Zeit eine derart drastische Veränderung seiner ökologischen Eigenschaften erfahren. Die obere Tideelbe führt je- doch noch ganzjährig Süßwasser, eine Vertiefung für Zwecke der Seeschifffahrt hat nicht stattgefunden, so dass die Wassertiefe größtenteils weniger als 10 m beträgt und die Sauerstoffversorgung ganzjährig ausreichend ist. Die Form und Gestalt des Hauptfluss- bettes der Elbe ist schwach gewunden und durch wasserbauliche Maßnahmen, wie z. B. Buhnen und Deckwerke, festgelegt. Unerwünschte Fahrrinnenverflachungen werden durch sog. Unterhaltungsbaggerung behoben, jedoch nur punktuell und in geringem Um- fang (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Die jährlichen Gewässergüteuntersuchungen weisen die Elbe als kritisch belastetes Ge- wässer aus (Güteklasse II-III). Die Elbe ist im Hamburger Abschnitt signifikant mit Nähr- stoffen belastet, das Qualitätsziel (LAWA-Klasse II) wird für die Mehrheit der Nährstoff- Parameter nicht erreicht. Auffällig sind ferner vor allem Qualitätsnorm-Überschreitungen für Di-, Tri- und Tetrabutylzinn sowie Triphenylzinn. Die Nutzungen Schifffahrt und Hoch- wasserschutz tragen u.a. dazu bei, dass die Elbe als erheblich verändertes Gewässer gemäß Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) eingestuft wird und der gute ökologische Zu- stand sowohl bezüglich der biologischen und der chemisch-physikalischen Qualitätskom- ponente als auch bezüglich der Qualitätskomponente Gewässermorphologie nicht zu er- reichen ist. Umweltziel gemäß WRRL ist das gute ökologische Potenzial und der gute chemische Zustand, wobei die Elbe dem Referenztyp des „sandgeprägten, tidebeeinfluss- ten Stroms des Tieflandes“ und der sog. Brassenregionen der Fischgemeinschaften zu- gerechnet wird (FHH 2005, ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). In Ableitung aus den Wasserstandsdaten des Pegel Altengamme (Elbe-km 588,9) und des Pegel Zollenspieker (Elbe-km 598,2) wurde für die Altengammer Elbwiesen ein Mittle- res Tidehochwasser (MThw) bei +2,65 mNN und ein mittleres Tideniedrigwasser (MTnw) bei +0,30 mNN ermittelt (KNABE INGENIEURE 2009). Bei außerordentlichen Hochwässern erfolgt eine Überflutung des gesamten Vorlandes.

107 1 Abiotischer Zustand PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Die in das Vorland hineinführenden Priele stehen in direkter Verbindung zur Elbe und unterliegen dem Tideeinfluss. Die Schlinz ist im Mündungsbereich durch Deckwerk befes- tigt. Aufgrund der Sohllage im nördlichen Teil der Schlinz (ca. +1 mNN bis ca. +1,80 mNN) nimmt der Tideeinfluss im Norden ab, d.h. der Einfluss beschränkt sich zeitlich auf die höheren Wasserstände im Tidefluss. Die Schlinz wird im nördlichen Bereich durch zwei Überführungsbauwerke (Rohrdurchlässe) in ihrer ökologischen Durchgänigkeit und natürlichen Dynamik gestört. Der östliche Durchlass war zusätzlich mit Stauklappen ver- sehen, die ein Einströmen des Wassers behinderten. Im Rahmen von Kompensations- maßnahmen wurden die Stauklappen kürzlich entfernt und die Rohrdurchlässe im Durchmesser vergrößert, so dass sich die Durchgängigkeit für Gewässerorganismen er- höht und der Tideeinfluss im Oberlauf verstärkt hat. Etwa im mittleren Bereich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer mit einem Ufersaum aus Simsen und Flutrasenvegetation. Östlich davon, bei Elbe-km 591,13, wurde im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen ein Priel herge- stellt. Er hat eine Länge von ca. 475 m bezogen auf die Prielsohle und umfasst bei einer Sohltiefe von ca. 0,6 m unter MTnw eine dauerhaft wasserführende Fläche von ca. 0,8 ha bzw. eine dem Tidehub unterliegende Fläche von ca. 1,9 ha. Die Böschungen sind im Mündungsbereich zur Elbe mit Wasserbausteinen und oberhalb der Böschungsoberkante mit Erosionsschutzmatten befestigt. Im nördlichen Bereich des angelegten Priels hat sich durch natürliche Überschwemmungs- und Abflussereignisse zwischenzeitlich ein kleiner Nebenpriel gebildet. Aufgrund des Reliefs (vgl. Abb. B 1.2-1) wird sich der Nebenpriel voraussichtlich weiter Richtung Norden entwickeln und sich ggf. mit der Schlinz verbin- den. Weiterhin sind im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen zwei Entwässerungs- gräben vorhanden, von denen sich der westliche in Richtung Priel entwickelt. Für eine Einstufung als Priel muss die Erosion noch weiter voranschreiten, so dass die Tide re- gelmäßig einpendelt und nicht nur – wie bislang - bei höheren Hochwässern (über MThw).

Grundwasser Die unterhalb der z.T. lückig ausgebildeten Kleischicht anstehenden Sande des Holozäns und der Weichsel-Kaltzeit bilden den oberflächennahen Grundwasserleiter. Als tiefere Grundwasserleiter können die Sande und Kiese der Elster-Kaltzeit sowie die Oberen und Unteren Braunkohlesande angesprochen werden. Die einzelnen Grundwasserleiter sind innerhalb des Gebiets durch undurchlässige Schichten (Hamburger Ton) getrennt. Groß- räumig stehen die Grundwasserleiter über sogenannte Fenster in Verbindung (Karte Flu- rabstände und Grundwassergleichen des Landschaftsprogramms Hamburg, 1983). Da die Elbe im Grundwasseranschluss an den 1. Hauptgrundwasserleiter liegt, bestehen zwischen dem Oberflächengewässer Elbe und dem Grundwasser enge hydraulische Ver- bindungen, die zu tideabhängigen Schwankungen des Grundwasserstandes führen. Der minimale Grundwasserflurabstand zum oberflächennächsten Grundwasserleiter des hydrologischen Jahres 1995 fällt größtenteils in die Klasse 0 bis 2,5 m unter Gelände, im

108 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand

Bereich der Uferwälle und in Deichnähe in die Klasse 2,5 m bis 5 m, stellenweise bis 7,5 m unter Gelände (http://geoportal.metropolregion.hamburg.de/ mapbender/). Im Norden der Altengammer Elbwiesen grenzt binnendeichs die Schutzzone III des Was- serschutzgebietes Curslack/Altengamme an.

B 1.4 Klima

Großräumig betrachtet (makroklimatisch) zählt der Hamburger Raum zum atlantischen Klimabereich. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8,5 – 9 °C, die Januartemperatur liegt im langjährigen Mittel bei 0 - 1 °C, die Julitemperatur bei 16 – 17 °C. Die jährliche mittlere Sonnenscheindauer beträgt 1.400 – 1.500 Stunden, mit 25 – 50 Stunden im Ja- nuar und 200 - 225 Stunden im Juli. Die mittlere Niederschlagshöhe beträgt 700 – 800 mm/Jahr, der Wind kommt überwiegend aus westlichen Richtungen (Klimaatlas Bundes- republik Deutschland: www.dwd.de). Dabei weist das gesamte Elbniederungsgebiet und somit auch die Vier- und Marschlan- de, in denen sich die Altengammer Elbwiesen befinden, einige lokalklimatische Beson- derheiten auf: Im Vergleich zum übrigen Hamburger Gebiet sind die jährlichen Wärme- schwankungen größer, die mittleren Monatstemperaturen höher, die Niederschlagsvertei- lung ist gleichmäßiger, die Sonnenscheindauer in den Sommermonaten ist länger und die Jahresniederschläge sind mit ca. 680 mm/a geringer. Das Elbtal zählt zu den frostgefähr- deten Bereichen; bei entsprechenden atmosphärischen Bedingungen sammeln sich die kalten Luftmassen in der Niederung. Diese lokalklimatischen Besonderheiten führen in ihrer Gesamtheit zu einer Kontinentalisierung des Klimas, was sich auch dadurch zeigt, das hier sonst nur weiter östlich verbreitete Arten vorkommen können (HEYDEMANN 1997). Die Altengammer Elbwiesen befinden sich im ländlichen Stadtrandbereich. Das Klimapo- tenzial des Hamburger Stadtgebietes ist im Rahmen des Landschaftsprogramms anhand einer Klimatopbewertung erfasst worden. Demnach werden die Altengammer Elbwiesen als Klimatop „feuchte Standorte mit Gehölzanteil“ den bioklimatischen und lufthygieni- schen Entlastungsräumen und Kalt-/ Frischluftentstehungsgebieten zugeordnet. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat u.a. für das FFH-Gebiet Borghorster Elblandschaft die Klimaentwicklung für den Zeitraum von 2026 bis 2055 in einem „feuch- ten“ und einem „trockenen“ Szenario prognostiziert (www.pik-potsdam.de: "Klimawandel und Schutzgebiete"). Die erstellten Prognosen sagen eine deutliche Zunahme der Win- terniederschläge, einen Rückgang der Sommerniederschläge, sowie insgesamt höhere Winter- wie Sommertemperaturen voraus. So wird sich die Zahl der Sommertage mit Ta- gestemperaturen von mehr als 25 °C von 20,47 im Referenzzeitraum (1961-1990) auf 43,70 (feuchtes Szenario) bzw. 46,73 (trockenes Szenario) mehr als verdoppeln. Die Zahl der heißen Tage mit Temperaturen über 30 °C wird deutlich steigen (von 2,60 Tagen auf 10,33 im feuchten bzw. 10,43 im trockenen Szenario) und die Zahl der Frosttage, bei de- nen die Tagestemperatur unter 0 °C sinkt, deutlich abnehmen (von 79,13 im Referernz- zeitraum auf 41,30 im feuchten bzw. 45,40 im trockenen Szenario).

109 1 Abiotischer Zustand PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

In Kapitel 5 "Gefährdungen und Belastungen" werden die Konsequenzen dargestellt, die sich für Lebensräume und Arten der Altengammer Elbwiesen aus den Klimaprognosen und den sich daraus ergebenden Veränderungen abiotischer Faktoren ableiten.

B 1.5 Nutzung und Nutzungsgeschichte

Die Ufer der Tideelbe wurden ursprünglich von einer schilfigen Sumpflandschaft einge- nommen, die schon früh durch den Menschen verändert wurde: Mit dem Einsetzen der Eisenzeit und dem damit zunehmenden Holzbedarf für die Eisenverhüttung wurden groß- flächig Waldgebiete der Mittel- und Oberelbe gerodet. Dieses hatte weitreichende Erosio- nen der Böden zu Folge. Die Sedimentführung der Elbe erreichte so große Frachten, dass die mit Schilf und Röhrichten bewachsene Uferlandschaft am Unterlauf der Elbe förmlich im Schlamm erstickte. Die Marschlandschaft des heutigen Typs entstand, wobei das Höhenniveau bis heute von der Sedimentführung einerseits und der Höhe und Häu- figkeit der Sturmfluten andererseits geregelt wird (HPA & WSV 2010). Auf den nun höher liegenden, an die Elbe angrenzenden Flächen breitete sich eine Au- waldvegetation aus, deren Bestand jedoch nicht von Dauer war: bereits im 8. Jahrhundert wurde durch die zunehmende Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung der Auwald bis auf wenige Restbestände verdrängt (HPA & WSV 2010). Um das Jahr 1000 wurde mit dem Bau eines Deich- und Entwässerungssystems begon- nen, das die Erschließung neuer landwirtschaftlicher Flächen ermöglichte, einhergehend mit tiefgreifenden Veränderungen der natürlichen Flussdynamik. Ab 1200 bestanden durchgängige Linien von flachen Sommerdeichen an beiden Ufern der Tideelbe. Die Be- bauung erfolgt weiterhin auf Warften, da die höheren Wintersturmfluten von den Deichen noch nicht abgewehrt wurden. Erst im 16. Jahrhundert erhielten die Deiche eine Höhe, die ganzjährig Hochwasserschutz bot. Im Zuge der Eindeichungen wurden die Nebenar- me der Elbe vom Hauptfluss abgetrennt. So wurde die nordwestlich der Altengammer Elbwiesen verlaufende Dove Elbe in den Jahren 1437/38 am Gammer Ort durch einen Verbindungsdeich zwischen den Inseln Altengamme und Neuengamme vom Hauptstrom der Unterelbe abgetrennt, um das Fahrwasser des Hamburger Hafens zu verbessern (http://de.wikipedia.org/wiki/Dove_Elbe). Altengamme selbst wird erstmals 1188 urkundlich erwähnt. Der Name bedeutet Alte Erde und leitet sich aus dem indogermanischen Wort Gham bzw. Ghama für Erde ab. 1420 erlangten Hamburg und Lübeck die gemeinsame Herrschaft über das Dorf. Seit 1556 ist es mit Curslack, Kirchwerder und Neuengamme als die Vierlande bekannt. Nach dem Ende der „beiderstädtischen“ Herrschaft gehörte Altengamme seit 1868 zum Hamburger Landgebiet (Landherrenschaft Bergedorf). 1938 erfolgte durch das Groß-Hamburg- Gesetz die vollständige Eingemeindung nach Hamburg (http://de.wikipedia.org/wiki/ Hamburg-Altengamme). Die in den Altengammer Elbwiesen vorkommenden FFH-Lebensraumtypen Brenndolden- Auenwiesen und Magere Flachland-Mähwiesen sind keine natürlichen Lebensgemein- schaften (vgl. ANONYMUS 2002) sondern als Folge einer entsprechenden Wiesennutzung aus ehemals natürlichen Standorten hervorgegangen und wären ohne menschliche Ein-

110 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 1 Abiotischer Zustand flüsse entsprechend nicht vorhanden. Eine Rodung der Auwälder und Nutzung der Altengammer Elbwiesen als Wiesen und Weiden hat dabei bereits vor mehreren hundert Jahren stattgefunden: auf einer Karte der Elbinseln von 1702 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N57.html) sind die Altengammer Elbwiesen bereits annähernd in ihrer heutigen Form dargestellt, die Darstellung in einer Karte von 1745 (http://www.hamburg.de/historischekarten/N58.html) lässt vermuten, dass die Altengammer Elbwiesen zur Elbe hin teilweise mit einem Deich oder Uferbefestigungen versehen wurden, um die Fläche vor Erosion und häufigen Überflutungen zu schützen. Die Preußische Landaufnahme von 1880 zeigt eine Intensivierung der Nutzung mit meh- reren Gebäuden im östlichen Vorland, einzelnen Entwässerungsgräben, mehreren Wirt- schaftswegen und im zentralen Bereich einzelnen Ackerflächen. Eine Karte von 1961 zeigt bereits den relativ zentral in den Altengammer Elbwiesen angelegten Sportplatz. Die öffentliche Hochwasserschutzanlage wurde in ihrer jetzigen Lage in den Jahren nach der Sturmflut von 1962 errichtet, wodurch das Vorland Richtung Elbe verkleinert wurde. Die Hochwasserschutzanlage wurde vor einigen Jahren an den damals gültigen Bemes- sungswasserstand angepasst. Durch die jahrhundertelange weitgehend extensive Nutzung in Verbindung mit regelmä- ßigen Überschwemmungen und dem in Teilen noch vorhandenen auentypischen Relief entwickelten sich artenreiche Grünländer. Aufgrund ihres offenen Charakters stellen die Altengammer Elbwiesen einen wertvollen Lebensraum insbesondere für Wiesenvögel dar und werden regelmäßig von Zug- und Rastvögeln zur Nahrungssuche und als Ruheplatz ausgesucht. Die Unterschutzstellung der Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft erfolgte im September 2000.Die Meldung des gleichnamigen FFH-Gebiets an die EU erfolgte bereits im Dezember 1999; seit Dezember 2004 ist das FFH-Gebiet durch die EU anerkannt. Seit der Unterschutzstellung wurde der Sportplatz zurückgebaut und bis zum Jahr 2008 ein Großteil der Altengammer Elbwiesen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes mit dem Ziel der Grünlandextensivierung bewirtschaftet. Aktuell bestehen noch Bewirtschaftungs- verträge mit Weide- bzw. Wiesennutzung im Bereich des neu angelegten Priels in der Mitte des Altengammer Vorlandes und im Westen des Gebiets. Ein Teil des Vorlandes dient als Ausgleichsfläche im Rahmen der Errichtung und des Be- triebs eines Kohlekraftwerkes. Auf den Flächen wurde ein Priel neu angelegt bzw. soll Grünland, Röhricht und Auwald entwickelt werden. Es bestehen Fischereipachtverträge mit mehreren Angelvereinen, wobei die Elbe zwi- schen Stromkilometer 588 bis zur Einmündung der Schlinz zu den Vereinsgewässern gehört.

111

PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

B 2 Biotischer Zustand

B 2.1 Biotoptypen und Vegetation

B 2.1.1 Methodik

Die Altengammer Elbwiesen wurden im Rahmen der Biotopkartierung in Hamburg zuletzt in 2012 flächendeckend erfasst. Naturnahe Biotope mit mittlerer bis hoher Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz - insbesondere Biotope, die unter Schutzkategorien gemäß § 30 BNatSchG in Verbindung mit § 14 HmbBNatSchAG fallen oder Lebensraumtypen (LRT) gemäß FFH-Richtlinie sind, sowie nicht geschützte Biotope mit Anteilen naturnaher Vegetation bzw. natürlicher Lebensgemeinschaften - wurden individuell als Biotop kartiert und jeweils auf einem gesonderten Erhebungsbogen beschrieben und bewertet. Nur we- nige Teilflächen der Altengammer Elbwiesen erfüllen diese Kriterien nicht und wurden einem in der Kartieranleitung für die Biotopkartierung Hamburg (BRANDT & ENGELSCHALL 2011) definierten Biotoptyp zugeordnet. Auf eine detaillierte Beschreibung mittels Erhe- bungsbogen wurde in diesen Fällen verzichtet. Seit 1997 werden auch bedeutende Ein- zelbäume im Biotopkataster erfasst. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Bäumen, die aus Sicht des Naturschutzes wegen Art, Alter, Zustand, Wuchs und Fauna oder als Be- standteil des Stadt- und Landschaftsbildes von Bedeutung sind. Als Ergänzung zu den Daten der Hamburger Biotopkartierung wird auf die Erfassung der Gefäßpflanzenarten der Roten Liste Hamburgs zurückgegriffen, die im Zuge der im Altengammer Vorland durchgeführten Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kraftwerks im Oktober/November 2008 durchgeführt wurde (LEGUAN 2009). Auf- grund des Beauftragungstermins konnten die Frühblüher damals nicht mehr aufgenom- men werden, auch für die gesicherte Feststellung einiger Arten wie z. B. der Sumpf- Brenndolde ( Selinum dubium ) lag die Erfassung zu spät, so dass es sich um keine sys- tematische Erfassung handelt. Jedoch wurden in der ausgewerteten Unterlage (LEGUAN 2009) die floristischen Angaben der Biotoptypen- und Grünlandkartierung der BSU aus den Jahren 2004 und 2005 berücksichtigt, so dass davon ausgegangen wird, dass das relevante Artenspektrum abgebildet wurde. Eine weitere Datengrundlage bildet die im Zusammenhang mit den Ausgleichsflächen für Bau und Betrieb eines Kraftwerks durchgeführte Umweltbaubegleitung und Erfolgskon- trolle (LEGUAN 2011) sowie der Jahresbericht 2013 (LEGUAN 2014). Für die Vegetations- aufnahmen im Rahmen der Erfolgskontrolle wurden 2010 insgesamt 12 Dauerquadrate mit einer Flächengröße von je 25 m² (5 x 5 m) angelegt. Die Dauerquadrate wurden mit- tels GPS eingemessen, zudem wurde an jeder Ecke ein Magnet etwa 20 cm tief im Bo- den eingebracht, der dann mittels eines Metalldetektors aufgefunden werden kann. Die pflanzensoziologische Ersterfassung der Dauerquadrate erfolgte am 27.05.2010 nach der Methodik von BRAUN -BLANQUET (1964), um den Ausgangszustand zu dokumentieren. Dabei werden auf einer homogenen Fläche, geordnet nach Schichten (Baum-, Strauch-,

113 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Krautschicht) die vorkommenden Pflanzenarten aufgelistet und gemäß dem Deckungs- grad, also der Bodenfläche, die ihre Blätter bedecken, und dem Wuchsverhalten (Soziabi- lität) bewertet. In 2013 erfolgte im Rahmen der Erfolgskontrolle eine erneute Erfassung der 12 Dauer- quatrate. Zudem wurden Standorte von Selinum dubium und Oenanthe conioides erfasst.

B 2.1.2 Bestand

Im Rahmen der Biotopkartierung in Hamburg wurden in den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft insgesamt 45 Biotope kartiert, die 25 ver- schiedenen Biotoptypen gemäß des Biotopschlüssels zugewiesen wurden. Von den 45 innerhalb der NSG-Grenzen kartierten Biotopen sind 26 (14 der 25 verschiedenen Bio- toptypen) gesetzlich geschützt nach § 30 BNatSchG bzw. § 14 HmbBNatSchAG, 18 der 45 Biotope (8 der 25 verschiedenen Biotoptypen) sind als FFH-Lebensraumtypen (insge- samt 5 verschiedene Lebensraumtypen) im Sinne der FFH-Richtlinie anzusprechen. Den größten Flächenanteil an den FFH-Lebensraumtypen sowie den gesetzlich geschützten Biotopen haben die Brenndolden-Auenwiesen (11,65 ha) und die Flusswattflächen der Elbe und Priele (rund 11 ha inkl. des neu angelegten Priels). Die Ergebnisse der Biotop- kartierung 2012 sind in Karte 1 dargestellt. Die Altengammer Elbwiesen wurden bislang überwiegend grünlandwirtschaftlich als Rin- der- und Schafweide sowie als Mähgrünland im Rahmen des Vertragsnaturschutzes na- turverträglich bewirtschaftet. Die Ausprägung der Grünländer wechselt in Abhängigkeit von Nutzungsform und –intensität sowie der Standortverhältnisse. In den intensiver ge- nutzten und überwiegend höher gelegenen Bereichen finden sich artenarme Grünlandflä- chen (GIM), daneben treten im Wechsel artenreichere Bestände wie Glatthafer- und Wie- sen-Fuchsschwanz-Wiesen (GMG, GMM), artenreiche Weide frischer bis mittlerer Stand- orte (GMW) sowie sonstiges mesophiles Grünland (GMZ) mit Vorkommen zahlreicher gefährdeter oder seltener Pflanzenarten auf. Auf höher gelegenen Bereichen der Uferwäl- le kommen stellenweise Bestände von Feld-Mannstreu ( Eryngium campestre ; RL HH 2) und Dorniger Hauhechel ( Ononis spinosa , RL HH 1) vor. Auf einigen wechselnassen Grünlandflächen (GFC) wurde die Sumpf-Brenndolde ( Selinum dubium , RL HH 1) festge- stellt. Aufgrund fehlender oder ungeeigneter Pflege (Beweidung statt Mahd) befinden sich die Brenndolden-Auenwiesen in einem stark degradierten Zustand. Der ufernahe Bereich der aktuell und ehemals beweideten Flächen ist sehr stark mit Acker-Kratzdisteln ver- unkrautet, wodurch die Flächen für Wiesenvögel an Wert verlieren und z.T. seltene Pflanzenarten wie der Feld-Mannstreu verdrängt werden. Die Grünlandflächen werden vereinzelt von Gräben (FGV) durchzogen. An einem Graben tritt die Sumpf-Wolfsmilch ( Euphorbia palustris RL HH 1) auf. In einem Parzellenzwickel am Ufer im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen ist eine sehr blüten- und insektenreiche Gras- und Staudenflur ausgebildet (vgl. ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Die Fläche ist von Gebüschen vor dem Wind abge- schirmt und thermisch begünstigt (nicht in der Karte dargestellt).

114 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Im Westen verläuft deichparallel die Schlinz (FWP), ein ca. 1.200 m langer, vom Tiden- hub beeinflusster Priel. Das Wasser strömt hier je nach Tidenstand ein bzw. aus. Bei Eb- be fallen die Flächen zum Teil trocken. Der Mündungsbereich zur Elbe hin ist im gesam- ten Profil befestigt. Im weiteren Verlauf weist die Schlinz nur wenig bis keinen Verbau oder Befestigung durch Steinschüttungen auf. Im Wasserlauf finden sich Schlickbänke, die bei Niedrigwasser trocken fallen, sowie kleinere Schilfinseln. Im östlichen Abschnitt ist die Schlinz begradigt und teilweise befestigt. Zwar reicht der Tideeinfluss noch bis hier- her, Schlammbänke und Wasservegetation finden sich hier jedoch nicht. Die Schlinz wird gesäumt von Schilfröhricht (NRS) und Rohrglanzgras-Röhricht (NRG), etwas abseits befindet sich ein Wasserschwaden-Röhricht (NRW), kleinflächig sind Wei- dengebüsche unter Tideeinfluss vorhanden, die vornehmlich von Sal-Weide ( Salix cap- rea ) geprägt sind (nicht in der Karte dargestellt). Der ehemals vorhandene Auwald ist aufgrund von Rodungen und nachfolgender Grünlandnutzung nur in Resten erhalten, die Altengammer Elbwiesen sind insgesamt recht gehölzarm. Im westlichen Bereich finden sich am Elbufer und verstreut in der Fläche mehrere kartierwürdige Einzelbäume, über- wiegend Silber-Weiden ( Salix alba ). Landschaftsbildprägend ist eine annähernd in Nord- Süd-Richtung verlaufende Baumreihe aus Hybrid-Pappeln im zentralen Bereich (HEA), östlich davon ist eine Strauch-Baumhecke (HHM) mit auffälligen kräftigen und ausge- wachsenen Weißdornsträuchern (Crataegus monogyna ), einzelnen Hundsrosen (Rosa canina ) und in der Nordhälfte mit größeren Eschen (Fraxinus excelsior ) vorhanden. Am Fuße der flachen, breiten Böschungen eines Entwässerungsgrabens (FGV) im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen stehen zahlreiche weit ausladende Weiden, die vermutlich aus auseinander gebrochenen Kopfweiden hervorgegangen sind (in der Karte nicht dargestellt). Die Weiden erreichen nur Höhen von 4-6 m, aber Breiten von etwa 12 m. Südlich der Altengammer Elbwiesen verläuft die Elbe (FFA) mit überwiegend befestigtem Ufer, das stellenweise naturnahe Vegetationselemente (naturnahe Sandstrände, Röhrich- te, Priele/Auskolkungen) aufweist. Im östlichen Bereich hat sich entlang der Elbe auf knapp 1 km Länge ein Ufersaum aus Hochstauden (NUE) ausgebildet. Etwa im mittleren Bereich der Altengammer Elbwiesen befindet sich ein naturnahes Kleingewässer (SEZ) mit einem Ufersaum aus Simsen und Flutrasenvegetation. Östlich davon wurde als Kompensationsmaßnahme für die Errichtung und den Betrieb eines Steinkohle-Kraftwerkes in Hamburg Moorburg im Jahr 2011/2012 durch Geländeabtrag ein Priel im Bereich Elbe-km 591,13 hergestellt. Er verläuft in nordöstlicher Richtung und hat eine Länge von ca. 475 m (bezogen auf die Prielsohle). Die Böschungen wurden nur im Mündungsbereich zur Elbe mit Wasserbausteinen und oberhalb der Böschungsober- kante mit Erosionsschutzmatten befestigt. Es ist davon auszugehen, dass sich mit der Zeit ein hochwertiger tidegeprägter Biotopkomplex entwickelt, mit einem dauerhaft was- serführenden Gerinne, Süßwasserwatt und tidegeprägten Röhrichten. Oberhalb MThw werden sich Röhricht bzw. Staudenfluren anschließen. Bei der in 2013 erfolgten Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe im Zu- sammenhang mit dem Kraftwerk Moorburg wurden nur geringfügige Veränderungen fest-

115 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) gestellt, die standörtliche Ursachen haben, während das Ziel der Grünlandextensivierung nicht erreicht wurde, weil die Flächen weiterhin mindestens 2-mal jährlich gemäht wurden. Im Rahmen der Erfolgskontrolle 2013 wurden zudem Standorte von Selinum dubium und Oenanthe conioides erfasst. Die Sumpf-Brenndolde wurde an insgesamt 5 Stellen erfasst (4 Bereiche bis 50 m 2 Größe und ein Bereich mit ca. 1.600 m 2 Größe). Der Schierlings- Wasserfenchel hat Bereiche des neu angelegten Priels bereits kurz nach dessen Fertig- stellung besiedelt. Während der ersten Begehungen im August 2013 wurden von der Le- guan GmbH (LEGUAN 2014) 12 Keimpflanzen erfasst, von denen 7 während einer zweiten Begehung im September 2013 als Rosettenpflanzen bestätigt werden konnten. Hinzu kommen noch 5 blühende Exemplare, die sich bereits 2012 angesiedelt haben müssen.

116 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Tabelle B 2.1-1: Flächenanteile der Biotoptypen (Hauptgruppen) im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen

Kürzel der Biotoptypen (Hauptgruppen) Fläche [ha] Flächenanteil [%] Hauptgruppe in Karte 1-1

H Gebüsche und Kleingehölze 0,5 0,8 F Lineare und Fließgewässer 15,0 23,1 S Stillgewässer 0,3 0,5 N Biotope der Sümpfe und Niedermoore 2,0 3,1 (gehölzfrei) G Grünland 44,7 69,0 A Ruderale und halbruderale Krautfluren 2,3 3,5

Summe 64,8 100

Tabelle B 2.1-2: Flächenanteile der nach § 30 geschützten Biotope im NSG Borghorster Elbland- schaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen

nach § 30 geschützte Biotope Fläche [ha] Flächenanteil [%]

Natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehen- 14,5 39,0 der Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der dazu- gehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder naturnahen Verlan- dungsbereiche, Altarme und regelmäßig überschwemmten Bereiche ( Hier : Elbe, Priele, Flusswatt, Tideröhricht, Klein- gewässer: FFM, FWP, FWB, FWO, FWV, SEZ) Röhrichte, binsen- und seggenreiche Nasswiesen, einge- 22,2 59,7 schlossen artenreiche, wechselnasse Stromtalwiesen der Elbmarsch ( Hier : NRG, NRS, NRW, NUE, GFC, GMW, GNR) Feldhecken und Gebüsche (Hier : HHM und HFT) 0,5 1,3

Summe 37,2 100

In den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft sowie in den unmittelbar angrenzenden Flächen wurden 206 Gefäßpflanzenarten, das ent- spricht ca. 20 % der gesamten in Hamburg gegenwärtig noch lebenden Flora, nachge- wiesen. Davon sind 28 Arten mindestens „gefährdet“ gemäß der Hamburger Roten Liste, wobei 7 Arten auch bundesweit als bedroht eingestuft werden, darunter z.B. die in Ham- burg vom Aussterben bedrohten Arten Sumpf-Wolfsmilch und Sumpf-Brenndolde (vgl. Tabelle B 2.1-3). Begründet wird der Artenreichtum u.a. durch den Tideeinfluss und die vorhandenen Reli- efunterschiede: Während in den Senken Arten der Brenndolden-Auenwiesen, Wiesen- Fuchsschwanz- und Glatthaferwiesen zu finden sind, gedeihen auf den Uferwällen und höher gelegenen Standorten stellenweise Trockenzeigerpflanzen wie der in Hamburg stark gefährdete Feld-Mannstreu und die vom Aussterben bedrohte Dornige Hauhechel, die die beginnende kontinentale Ausprägung des Standortes belegen.

117 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Tabelle B 2.1-3: Artenliste der in den Jahren 2005, 2008 und 2010/2013 im Rahmen der flächende- ckenden Biotoptypenkartierungen bzw. im Rahmen der pflanzensoziologischen Er- fassung von Dauerquadraten festgestellten Pflanzenarten (Legende siehe Tabellenen- de)

Art RL HH RL D FFH Achillea millefolium Gewöhnliche Schafgarbe * Achillea ptarmica Sumpf-Schafgarbe V Acorus calamus Kalmus * Agrostis capillaris Rotes Straußgras * Agrostis indet. Straußgras - - Agrostis stolonifera Ausläufer-Straußgras * Agrostis stolonifera agg. Artengruppe Ausläufer- * Straußgras Alisma plantago-aquatica Gewöhnlicher Froschlöffel * Alliaria petiolata Knoblauchsrauke * Allium schoenoprasum Schnitt-Lauch 3 Alopecurus geniculatus Knick-Fuchsschwanz * Alopecurus pratensis Wiesen-Fuchsschwanz * Angelica archangelica Echte Engelwurz * Anthoxanthum odoratum Gewöhnliches Ruchgras * Anthriscus sylvestris Wiesen-Kerbel * Arctium lappa Große Klette * Arctium minus Kleine Klette * Arrhenatherum elatius Glatthafer * Artemisia vulgaris Gewöhnlicher Beifuß * Aster indet. Aster - - Bellis perennis Ausdauerndes Gänseblümchen * Berula erecta Aufrechte Berle * Betula pendula Hänge-Birke * Bidens cernua Nickender Zweizahn * Bidens tripartita Dreiteiliger Zweizahn V Bolboschoenus maritimus Strand-Simse V Bromus hordeaceus Weiche Trespe * Butomus umbellatus Schwanenblume * Calamagrostis epigejos Land-Reitgras * Callitriche indet. Wasserstern - - Callitriche palustris Sumpf-Wasserstern D Callitriche palustrius agg. Artengruppe Sumpf- nb - Wasserstern Caltha palustris Sumpfdotterblume 3 Calystegia sepium Zaun-Winde *

118 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Art RL HH RL D FFH

Capsella bursa-pastoris Gewöhnliches Hirtentäschel * Cardamine amara Bitteres Schaumkraut V Cardamine pratensis Wiesen-Schaumkraut * Carex acuta Schlank-Segge * Carex acutiformis Sumpf-Segge * Carex arenaria Sand-Segge 3 Carex arenaria agg. Artengruppe Sand-Segge - - Carex disticha Zweizeilige Segge V Carex hirta Behaarte Segge * Carex nigra Wiesen-Segge V Cerastium glomeratum Knäuel-Hornkraut * Cerastium holosteoides Gewöhnliches Hornkraut * Cerastium semidecan- Fünfmänniges Hornkraut * drum Chaerophyllum temulum Hecken-Kälberkropf * Cirsium arvense Acker-Kratzdistel * Cirsium oleraceum Kohl-Kratzdistel * Cirsium vulgare Gewöhnliche Kratzdistel * Convolvulus arvensis Acker-Winde * Crataegus laevigata Zweigriffliger Weißdorn * Crataegus monogyna Eingriffeliger Weißdorn * Crepis capillaris Grüner Pippau * Cuscuta europaea Europäische Seide * Cynosurus cristatus Gewöhnliches Kammgras V Dactylis glomerata Wiesen-Knäuelgras * Daucus carota Wilde Möhre * Deschampsia cespitosa Rasen-Schmiele * Deschampsia wibeliana Schlamm-Schmiele * !! R Draba verna Frühlings-Hungerblümchen * Eleocharis palustris Gewöhnliche Sumpfsimse * Eleocharis palustris agg. Artengruppe Gewöhnliche - - Sumpfsimse Elymus repens Gewöhnliche Quecke * Epilobium hirsutum Zottiges Weidenröschen * Equisetum arvense Acker-Schachtelhalm * Equisetum fluviatile Teich-Schachtelhalm * Equisetum indet. Schachtelhalm - - Equisetum palustre Sumpf-Schachtelhalm * Erigeron canadensis Kanadisches Berufkraut *

119 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D FFH Eryngium campestre Feld-Mannstreu 2 Erysimum cheiranthoides Acker-Schöterich * Euphorbia cyparissias Zypressen-Wolfsmilch V Euphorbia esula Esels-Wolfsmilch 3 Euphorbia palustris Sumpf-Wolfsmilch 1 3 Festuca arundinacea Rohr-Schwingel * Festuca pratensis Wiesen-Schwingel * Festuca rubra Rot-Schwingel * Festuca rubra agg. Artengruppe Rot-Schwingel - - Ficaria verna Scharbockskraut * Filipendula ulmaria Mädesüß * Fraxinus excelsior Gewöhnliche Esche * Galinsoga parviflora Kleinblütiges Franzosenkraut * Galium album Weißes Labkraut * Galium aparine Kletten-Labkraut * Galium palustre Sumpf-Labkraut * Galium verum Echtes Labkraut 3 Geranium molle Weicher Storchschnabel * Glechoma hederacea Gundermann * Glyceria fluitans Flutender Schwaden * Glyceria maxima Wasser-Schwaden * Herniaria glabra Kahles Bruchkraut * Hieracium pilosella Kleines Habichtskraut * Holcus lanatus Wolliges Honiggras * Hypochaeris radicata Gewöhnliches Ferkelkraut * Inula britannica Wiesen-Alant 3 Iris pseudacorus Gelbe Schwertlilie * Juncus articulatus Glieder-Binse * Juncus compressus Zusammengedrückte Binse 2 Juncus effusus Flatter-Binse * Juncus inflexus Blaugrüne Binse 3 Juncus tenuis Zarte Binse * Lathyrus pratensis Wiesen-Platterbse * Leontodon saxatilis Nickender Löwenzahn * 1) Limosella aquatica 1) Schlammling 1 Lolium multiflorum Vielblütiges Weidelgras * Lolium perenne Ausdauerndes Weidelgras * Lotus corniculatus subsp. Gewöhnlicher Hornklee * corniculatus

120 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Art RL HH RL D FFH

Lotus pedunculatus Sumpf-Hornklee * Luzula campestris Gewöhnliche Hainsimse * Lychnis flos-cuculi Kuckucks-Lichtnelke * Lycopus europaeus Gewöhnlicher Wolfstrapp * Lysimachia nummularia Pfennigkraut * Lysimachia vulgaris Gewöhnlicher Gilbweiderich * Lythrum salicaria Blut-Weiderich * Matricaria discoidea Strahlenlose Kamille [am * Deichweg knapp außerhalb des NSG] Medicago lupulina Hopfenklee [am Deichweg * knapp außerhalb des NSG] Melilotus albus Weißer Steinklee * Melilotus officinalis Echter Steinklee * Mentha aquatica Wasser-Minze * Mentha indet. Minze - - Mentha pulegium Polei-Minze 0 2 Mentha verticillata Quirl-Minze 1 Myosotis discolor Buntes Vergissmeinnicht 3 3 Myosotis scorpioides Sumpf-Vergissmeinnicht * Myosotis scorpiodes agg. Artengruppe Sumpf- - - Vergissmeinnicht Nasturtium officinale Echte Brunnenkresse * Oenanthe aquatica Gemeiner Wasserfenchel V Oenanthe conioides Schierlings-Wasserfenchel 1 1 * Ononis spinosa Dornige Hauhechel 1 Persicaria amphibia Wasser-Knöterich * Persicaria hydropiper Wasserpfeffer * Persicaria mitis Milder Knöterich V Petasites spurius Filzige Pestwurz 1 Phalaris arundinacea Rohr-Glanzgras * Phleum pratense Wiesen-Lieschgras * Phragmites australis Schilf * Pimpinella saxifraga Kleine Bibernelle 1 Plantago lanceolata Spitz-Wegerich * Plantago major Breit-Wegerich * Plantago major subsp. Großer Wegerich - major Poa angustifolia Schmalblättriges Rispengras D Poa annua Einjähriges Rispengras *

121 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D FFH Poa palustris Sumpf-Rispengras * Poa pratensis Wiesen-Rispengras * Poa trivialis Gewöhnliches Rispengras * Polygonum aviculare Vogel-Knöterich * Polygonum aviculare agg. Artengruppe Vogel-Knöterich * Populus canadensis Hybrid-Pappel * Potentilla anserina Gänse-Fingerkraut * Potentilla reptans Kriechendes Fingerkraut * Prunella vulgaris Kleine Braunelle * Pulicaria dysenterica Großes Flohkraut 1 Quercus robur Stiel-Eiche * Ranunculus acris Scharfer Hahnenfuß * Ranunculus bulbosus Knolliger Hahnenfuß 2 Ranunculus peltatus Schild-Wasserhahnenfuß 1 Ranunculus repens Kriechender Hahnenfuß * Ranunculus sceleratus Gift-Hahnenfuß * Rorippa amphibia Wasser-Sumpfkresse * Rorippa anceps Niederliegende Sumpfkresse * Rorippa palustris Gewöhnliche Sumpfkresse * Rosa canina Hunds-Rose * Rubus caesius Kratzbeere * Rubus idaeus Himbeere * Rumex acetosa Großer Sauerampfer * Rumex crispus Krauser Ampfer * Rumex hydrolapathum Fluss-Ampfer * Rumex maritimus Strand-Ampfer * Rumex obtusifolius Stumpfblättriger Ampfer * Rumex thyrsiflorus Straußblütiger Ampfer * Rumex x pratensis Stumpfblättriger Wiesen-Ampfer nb - Salix alba Silber-Weide * Salix caprea Sal-Weide * Salix cinerea Grau-Weide * Salix fragilis Bruch-Weide D Salix indet. Weide - - Salix rubens Fahl-Weide * Salix triandra Mandel-Weide * Salix viminalis Korb-Weide * Schoenoplectus lacustris Gewöhnliche Teichsimse 2

122 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation

Art RL HH RL D FFH

Schoenoplectus taberna- Salz-Teichsimse 3 emontani Scorzoneroides autum- Herbst-Löwenzahn * nalis Sedum acre Scharfer Mauerpfeffer * Selinum dubium Sumpf-Brenndolde 1 2 Senecio sarracenicus Fluß-Greiskraut 3 3 Sium latifolium Breitblättriger Merk 3 Sisymbrium officinale Weg-Rauke * Solanum dulcamara Bittersüßer Nachtschatten * Solidago gigantea Riesen-Goldrute * Sparganium erectum Ästiger Igelkolben * Stachys palustris Sumpf-Ziest * Stellaria aquatica Wasser-Miere * Stellaria graminea Gras-Sternmiere * Stellaria media Vogelmiere * Stellaria palustris Sumpf-Sternmiere V 3 Symphyotrichum sa- Weidenblättrige Aster * lignum Symphytum officinale Echter Beinwell * Tanacetum vulgare Rainfarn * Taraxacum indet. Löwenzahn - - Taraxacum sect. Rude- Artengruppe Gemeiner Löwen- D ralia zahn Thalictrum flavum Gelbe Wiesenraute 3 Tragopogon pratensis Wiesen-Bocksbart * Trifolium arvense Hasen-Klee * Trifolium dubium Kleiner Klee * Trifolium pratense Rot-Klee * Trifolium repens Weiß-Klee * Tulipa sylvestris Wilde Tulpe * 3 Typha latifolia Breitblättriger Rohrkolben * Urtica dioica Große Brennessel * Veronica anagallis- Wasser-Ehrenpreis 2 aquatica Veronica arvensis Feld-Ehrenpreis * Veronica scutellata Schild-Ehrenpreis 2 Veronica serpyllifolia Quendel-Ehrenpreis * Vicia angustifolia Schmalblättrige Wicke * Vicia cracca Vogel-Wicke *

123 2.1 Biotoptypen und Vegetation PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D FFH Vicia hirsuta Rauhaarige Wicke * Vicia sepium Zaun-Wicke * Vicia tetrasperma Viersamige Wicke *

1) Im Rahmen der Kartierungen nicht nachgewiesen. Erwähnt im Integrierten Bewirtschaftungsplan Elbeästuar (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011)

Taxonomie nach POPPENDIECK ET AL . (2010) (Florenliste)

RL HH: Rote Liste Hamburg (POPPENDIECK ET AL . 2010) Pflanzenarten, für deren Erhalt die Freie und Hansestadt Hamburg eine besondere Verantwortung hat: !! : besonders hohe Verantwortlichkeit [die Schlamm-Schmiele ( Deschampsia wibeliana ) ist ein Endemit des Elbe- Ästuars im Außendeichsbereich der Elbe, d.h. die Art kommt weltweit nur hier vor. Sie ist in Hamburg nicht gefährdet]

RL D: Rote Liste Deutschland (KORNECK et al., 1996) Gefährdungskategorien der Roten Listen : 0: ausgestorben oder verschollen, 1: vom Aussterben bedroht, 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, R: extrem selten, V: Vorwarnliste, D: Daten unzureichend, * oder freies Feld: ungefährdet, nb: nicht bewertet, - : keine Zuordnung möglich FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie [keine Vorkommen] II: in Anhang II der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art) *: prioritäre Art

Exkurs Schierlings-Wasserfenchel ( Oenanthe conioides ) In Hamburg kommt der in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie geführte und somit streng geschützte Schierlings-Wasserfenchel vor. Bundes- und landesweit ist der Schier- lings-Wasserfenchel vom Aussterben bedroht. Da es sich um eine endemische Art han- delt, die weltweit nur an der Elbe und ihren Nebenflüssen im Bereich des Tideeinflusses vorkommt, besteht eine nationale Verantwortung Deutschlands für den weltweiten Erhalt des Schierlings-Wasserfenchels. Die prioritäre Art ist in der Schutzgebietsverordnung als Erhaltungsziel für das FFH-Gebiet Borghorster Elblandschaft genannt. Der Schierlings-Wasserfenchel ist ein ausgesprochener Pionier vegetationsfreier und -armer Standorte und wächst auf tidebeeinflussten Flächen mit periodisch überschwemm- ten Schlick- und z. T. auch Sandböden (zwischen MThw und MTnw auf offenen Standor- ten am wasserseitigen Rand des Röhrichts, bei lichtem Schatten in nassen Senken des Tideauenwaldes).. Die Art besitzt keine dauerhaften Standorte, sondern ist darauf ange- wiesen, dass immer wieder neue geeignete Wuchsorte entstehen. Zur charakteristischen Standortdynamik größerer Flüsse gehört die wiederholte Neuentstehung von Pionier- standorten durch Sedimentumlagerung. Aufgrund seiner Fähigkeit, zahlreiche schwimm- fähige Samen zu produzieren und eine persistente Samenbank aufzubauen, ist der Schierlings-Wasserfenchel an eine starke Sedimentdynamik angepasst. Die Keimung erfolgt, sobald die im Sediment ruhenden Samen freigespült werden und an einen weit- gehend vegetationsfreien und damit konkurrenzarmen Standort gelangen. Auch nach der Keimung bleiben die Jungpflanzen eine Zeit lang schwimmfähig. Dadurch kann die Art weitgehend vegetationsfreie, oft kurzlebigen Standorte erobern und sich dort rasch etab- lieren (KI FL 2004). Diese natürliche Dynamik ist über weite Abschnitte der Elbe mittlerwei-

124 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.1 Biotoptypen und Vegetation le durch Eindeichungen und Uferverbau so stark eingeschränkt worden, dass der Schier- lings-Wasserfenchel nur noch an wenigen Stellen geeignete Lebensbedingungen findet (KI FL 2004, STILLER 2006). Wie die Ergebnisse eines E+E Vorhabens zeigen, ist durch Anlage künstlicher Priele oder Öffnung abgedämmter Priele die erfolgreiche Etablierung der Art möglich (NEUBECKER ET AL . 2005). Der im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen neu angelegte Priel kommt somit ebenfalls als Standort in Frage (in Abb. B 2.1-2 nicht dargestellt). Tatsächlich wur- den in 2013 zwölf Individuen der Art auf den randlichen Wattflächen des Priels nachge- wiesen, eine Besiedlung der 2-jährigen Art hat demnach schon in 2012 stattgefunden (LEGUAN 2014).

Abbildung B 2.1-2: Lage der Fundorte des Schierlings-Wasserfenchels am AltengammerPriel 2013 (Dreiecke: zweijährige Pflanzen, Kreise = einjährige Pflanzen, Luftbild 2012: DOP40c 325840_59200) aus: LEGUAN (2014)

125

PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.2 Brutvögel

B 2.2 Brutvögel

Der Arbeitskreis an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg führt im Zusammenhang mit den Bewirtschaftungsverträgen der Behörde für Umwelt und Energie in Hamburg Be- standserhebungen der brütenden Wiesenvögel durch. Die ornithologische Kartierung dient dem Ziel, die allgemeine Entwicklung der Wiesenvogelbestände in Hamburg zu do- kumentieren und konkrete Empfehlungen für die mögliche Zulassung eines vorgezoge- nen Mahdtermins ab Mitte Juni für die extensiv bewirtschafteten Grünlandstrukturen aus- zusprechen. Bestandserhebungen der in den Altengammer Elbwiesen brütenden Wie- senvögel liegen aus den Jahren 2009, 2011 und 2013 vor, die digitalen Datensätze wur- den von der Behörde für Umwelt und Energie, Abteilung Naturschutz, zur Verfügung ge- stellt. Weiterhin wird auf Kartierungen des Brutvogelbestandes in den Altengammer Elbwiesen zurückgegriffen, die im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes durchgeführt wurden (LEGUAN 2009 und 2014).

B 2.2.1 Methodik

Die Wiesenvogelkartierung im Auftrag der BSU erfolgte an fünf Terminen je Kontrolljahr (2009: 10.04., 23.04., 07.05., 29.05., 12.06.; 2011: 07.04., 15.04., 05.05., 23.05., 09.06.; 2013: keine genauen Angaben). Bei geeigneter Witterung wurde der Brutvogelbestand in den frühen Morgenstunden ab Sonnenaufgang flächendeckend erhoben, wobei die in der Kartieranleitung der BSU aufgeführten Wiesenvogelarten und Begleitarten des ländlichen Raums erfasst wurden. Bei allen Begehungen wurde eine Feldkarte im Maßstab 1:5000 geführt, in der alle revieranzeigenden Verhaltensweisen, Sichtbeobachtungen potenzieller Brutvögel und Brutnachweise punktgenau eingetragen wurden. Die Brutvogelerfassung im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes erfolgte flächendeckend im Jahr 2009 und 2013 an vier Terminen in den frühen Morgenstunden und zwei Terminen während der Abend- und Nachtstunden. Alle hör- und sichtbaren, flächengebundenen Vögel wurden erfasst und in Rohkarten eingezeichnet, wobei insbesondere auf sog. "Revier anzeigende Merkmale" geachtet wurde, d. h. singende Männchen, rezente Nester, bettelnde bzw. jungflügge Nestlinge, warnende, Nistmaterial oder Futter transportierende Alttiere. Nach Abschluss der Geländearbeiten wurden die Rohkarten-Daten in Gesamtkarten ku- mulativ übertragen. Lokale Wiederholungsbefunde an einem Ort (für jeweils die gleiche Art) wurden dabei als Revieräquivalent aufgefasst, soweit diese zumindest überwiegend als "Revier anzeigend" einzustufen waren. Diese Befunde wurden dann mit den vorhan- denen Strukturen vor Ort (hinsichtlich Eignung als Bruthabitat) in Beziehung gesetzt. Un- ter geeigneten Bedingungen wurden die jeweiligen Befunde als Brutverdachtsvorkommen der betreffenden Art eingestuft und gewertet.

127 2.2 Brutvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

B 2.2.2 Bestand

In den Altengammer Elbwiesen wurden 2013 26 Brutvogelarten erfasst, weitere Arten nutzten die Flächen als Nahrungsraum oder wurden nur an einzelnen Terminen (insbe- sondere die in Hamburg gefährdete Rohrweihe und das in Hamburg stark gefährdete Tüpfelsumpfhuhn) beobachtet (vgl. Tabelle B 2.2-1 und Karte 1-2). Ein Brutrevier des in Hamburg vom Aussterben bedrohten Braunkehlchens (Saxicola rubetra ) konnte 2013 nicht mehr festgestellt werden. Auch der 2011 noch mit 4 Brutpaaren nachgewiesene in Hamburg gefährdete Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus ) konnte 2013 nicht mehr nachgewiesen werden. Es wurden 2013 aber mit Blaukehlchen (Luscinia svecica ), Feldlerche (Alauda arvensis ), Feldschwirl (Locustella naevia ), Flussregenpfeifer ( Charad- rius dubius ), Kuckuck (Cuculus canorus ), Nachtigall ( Luscinia megarhynchos ), Sumpf- rohrsänger (Acrocephalus palustris ), Rohrschwirl ( Locustella luscinioides ) und Wiesen- pieper (Anthus pratensis ) neun Brutvogelarten der Vorwarnliste und mit dem Bluthänfling eine gefährdete Brutvogelart Hamburgs erfasst. Die Feldlerche ist bundesweit gefährdet, Blaukehlchen, Bluthänfling, Feldschwirl, Kuckuck und Wiesenpieper stehen auf der bun- desweiten Vorwarnliste. Aufgrund des Sommer-Hochwassers (Juni) kann es in 2013 zum Verlust von Gelegen und zur Neuanlage von Revieren an anderer Stelle gekommen sein, was die Zahl der Revier erhöht haben könnte. Der in den Jahren 2005 und 2007 als Brutvogel festgestellte Rotschenkel (Tringa totanus ) konnte im Rahmen der ausgewerteten Kartierungen nicht als solcher nachgewiesen wer- den. Zwar wurde die Art jeweils am 06.05. und 24.06.2009 in den Altengammer Elbwie- sen am Elbufer beobachtet, aufgrund fehlender - Brutverdacht induzierender - Verhal- tensweisen, wurde ein Brutverdacht jedoch nicht angenommen (LEGUAN 2009). Im Jahr 2005 wurde ein Brutvorkommen des in Hamburg und bundesweit stark gefährde- ten Wachtelkönigs ( Crex crex ) im östlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen festge- stellt. Im Rahmen der Kartierungen durch das Planungsbüro Leguan konnte am 26.05.2009 ein Wachtelkönig im westlichen Bereich der Altengammer Elbwiesen verhört werden. Zur Einstufung als Brutverdacht ist die zweimalige Feststellung rufender Männ- chen im Abstand von mindestens 7 Tagen notwendig. Da die Art Ende Mai in der Regel noch durchzieht und später nicht mehr - trotz gezielter Überprüfung - verhört werden konnte, wird der Wachtelkönig nach LEGUAN (2009) als Durchzügler und nicht als Brutvo- gel gewertet. Der Brutplatz wurde zudem bereits Ende Mai gemäht, so dass eine Habitat- eignung zumindest unter dem im Jahr 2009 erfolgten Bewirtschaftungsregime ausge- schlossen werden kann, da der Art zu Brutbeginn Ende Mai/Anfang Juni 2009 die not- wendige Deckung durch Vegetation fehlte. In 2013 war eine Brut aufgrund der vorgezo- genen Mahd und des Sommer-Hochwassers nicht möglich. Als Gastvogelarten, die die Altengammer Elbwiesen als Nahrungshabitat nutzten, wurden Mäusebussard, Rohrweihe, Rotmilan, Seeadler, Sperber und Turmfalke sowie Weiß- storch festgestellt (LEGUAN 2009).

128 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.2 Brutvögel

Tabelle B 2.2-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen, nachgewiesenen Brutvogelarten (Legende siehe Tabellenende) Art RL HH RL D VSchRL Status 2009 2011 2013 2013 Le- BSU guan Accipiter nisus Sperber * * GV Acrocephalus palustris Sumpfrohrsänger V * BV 16 14 10 10 Acrocephalus Schilfrohrsänger 3 V BV - 4 schoenobaenus Acrocephalus scirpaceus Teichrohrsänger * * BV 23 22 20 22 Alauda arvensis Feldlerche V 3 BV 5 5 4 3 Anas platyrhynchos Stockente * * BV - - 1 Anser anser Graugans * * BV 2 2 Anthus pratensis Wiesenpieper V V BV 32 13 14 10 Buteo buteo Mäusebussard * * GV Carduelis chloris Grünfink * * BV 1 - Carduelis carabina Bluthänfling 3 V 1 Charadrius dubius Flussregenpfeifer V * 1 1 Ciconia ciconia Weißstorch 2 3 I GV Circus aeruginosus Rohrweihe 3 * I GV/BZ 1 Columba palumbus Ringeltaube * * BV 2 - 2 Corvus corone corone Rabenkrähe * * BV 3 3 2 3 Crex crex Wachtelkönig 2 2 I GV Cuculus canorus Kuckuck V V BV 1 1 1 1 Emberiza schoeniclus Rohrammer * * BV 20 10 14 11 Falco tinnunculus Turmfalke V * GV Haliaeetus albicilla Seeadler nb * I GV Locustella luscinioides Rohrschwirl V - BV 1 Locustella naevia Feldschwirl V V BV - 1 - 1 Luscinia megarhynchos Nachtigall V * BV 1 Luscinia svecica Blaukehlchen V V I BV 1 1 3 4 Milvus milvus Rotmilan 2 * I GV Motacilla alba Bachstelze * * BV 1 - - Motacilla flava Schafstelze * * BV 27 15 9 10 Parus caeruleus Blaumeise * * BV 5 - 1 Parus major Kohlmeise * * BV 1 - 3 2 Passer montanus Feldsperling * V BV 1 - - Phasianus colchicus Fasan * nb BV 3 1 - Phylloscopus collybita Zilpzalp * * BV 2 - 3 3 Phylloscopus trochilus Fitis * * BV 1 - 1 Porzana porzana Tüpfelsumpfhuhn 2 1 I (BV) 1 Prunella modularis Heckenbraunelle * * BV 1 - 2 5

129 2.2 Brutvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art RL HH RL D VSchRL Status 2009 2011 2013 2013 Le- BSU guan Remiz pendulinus Beutelmeise * * BV 1 1 Saxicola rubetra Braunkehlchen 1 3 BV 1 1 - Sturnus vulgaris Star * * BV 2 - Sylvia communis Dorngrasmücke * * BV 6 10 5 5 Sylvia curruca Klappergrasmücke * * BV 1 1 - Tadorna tadorna Brandgans * * BV 1 - 2 1 Tringa totanus Rotschenkel 2 V GV Turdus merula Amsel * * BV 5 - 3 4

RL HH: Rote Liste Hamburg (MITSCHKE 2007)

RL D: Rote Liste Deutschland (SÜDBECK ET AL . 2007) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 1: vom Aussterben bedroht, 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, V: Vorwarnliste, * : ungefährdet, nb: nicht bewertet VSchRL: Vogelschutz-Richtlinie I: in Anhang I der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen)

Status BV: Brutvogel, GV: Gastvogel (Nahrungsgast oder Durchzügler)

2009/2011: max. erfasste Anzahl der Brutpaare in den Altengammer Elbwiesen und den unmittelbar angrenzenden Flächen im jeweiligen Erfassungsjahr (- : kein Brutpaar oder Art nicht systematisch erfasst)

Aufgrund ihres weitgehend offenen Charakters stellen die Grünlandflächen der Altengammer Elbwiesen ein geeignetes Bruthabitat für zahlreiche Wiesenvögel wie Feld- lerche, Schafstelze und Wiesenpieper dar. Im Bereich der Schlinz sind größere Röhricht- bestände vorhanden, die Röhrichtbrütern wie Rohrammer, Sumpf- und Teichrohrsänger als Nistplatz dienen. Im östlichen Bereich der Elbwiesen hat sich entlang der Elbe ein Ufersaum aus Hochstauden ausgebildet, der ebenfalls ein wichtiges Bruthabitat der letzt- genannten Arten darstellt. In den vergleichsweise wenigen Gehölzen finden typische Ge- hölzbrüter wie Amsel, Dorngrasmücke oder Ringeltaube Nistgelegenheiten. Aufgrund des Vorkommens zahlreicher typischer Brutvogelarten bzw. Brutpaare der Röh- richte weist die Schlinz mit ihren Uferbereichen und den angrenzenden Röhrichten sowie der Hochstaudensaum entlang der Elbe eine sehr hohe Bedeutung für Brutvögel auf. Zwei im zentralen Bereich des Vorlandes elbnah gelegene Bereiche, in dem zahlreiche Arten bzw. Brutpaare der Wiesenvögel und bis 2011 auch das in Hamburg vom Ausster- ben bedrohte Braunkehlchen festgestellt wurden, weisen eine hohe Bedeutung für Brut- vögel auf. Dabei handelt es sich um extensiv beweidete Grünlandflächen mit einem klein- teiligen Wechsel verschiedener Grünlandtypen, da sich alte Uferwälle und Senken in der Fläche abwechseln. Die hohe Bedeutung der Altengammer Elbwiesen für die Avifauna wird in erster Linie durch das Vorhandensein zahlreicher typischer Brutvogelarten der Röhrichte, Wiesen und Wasserflächen auch ohne Vorhandensein zahlreicher, gefährdeter Arten generiert.

130 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.3 Zug- und Rastvögel

B 2.3 Zug- und Rastvögel

Es wird auf Kartierungen der Zug- und Rastvögel in den Altengammer Elbwiesen zurück- gegriffen, die im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Be- trieb eines Kohlekraftwerkes durchgeführt wurden (LEGUAN 2009). Weiterhin werden die in einzelnen Biotopbögen aus der Hamburger Biotopkartierung enthaltenen Zufallsbe- obachtungen von Rastvögeln berücksichtigt.

B 2.3.1 Methodik

Die Untersuchungen begannen Mitte Oktober 2008, also während des Herbstzuges, und wurden Mitte April 2009 mit Abschluss des Frühjahrszuges abgeschlossen. Um das ge- samte Rastvogelgeschehen abbilden zu können, wurden im Jahr 2009 von Mitte August bis Anfang Oktober 2009 erneute Rastvogelerfassungen durchgeführt. Die Begehungen erfolgten im 14-tägigen Rhythmus, so dass insgesamt 18 Begehungen durchgeführt wurden. Die Erfassung erfolgte mittels Punkt-Stopp-Zählung (Punkttaxie- rung). Dafür wurde das Untersuchungsgebiet in 12 Teilflächen untergliedert und die über 12 Zählpunkte entsprechend den Gegebenheiten im Gelände derart gewählt, dass sie einen Überblick über alle relevanten Rasthabitate ermöglichten. Jeder Punkt lag mög- lichst exponiert und bot eine optimale Einsicht in das Gelände. Eine derartige Verteilung ermöglichte eine lückenlose flächige Erfassung. Als optische Hilfsmittel wurden qualitativ hochwertige Ferngläser (Vergrößerung bis 10-fach) und Spektive (Vergrößerung bis 60- fach) verwendet. Bei der Erfassung wurde neben Art und Anzahl auch das jeweilige Verhalten der Vögel an den Punkten mit aufgenommen. Der Parameter Verhalten wurde dabei in Rast, Nah- rungsgast und Durchzug unterschieden und aufgenommen. Zugbewegungen über das Gebiet hinweg wurden nicht dokumentiert, da mit der Untersu- chung die Wertigkeiten der Flächen für Rastvögel bewertet werden sollte (LEGUAN 2009).

B 2.3.2 Bestand

Im Verlauf der Untersuchungen durch LEGUAN (2009) konnten insgesamt 8.768 rastende bzw. durchziehende Vogelindividuen nachgewiesen werden, die sich auf 68 Vogelarten verteilten. Bei den Rastvögeln bildeten Pfeifente, Stock- und Krickente, Grau-, Bläss- und Weißwangengans sowie die Limikolen Bekassine, Kiebitz und Großer Brachvogel die dominierenden Vogelarten, die zu etwa 75 % des Rastvogelaufkommens beitrugen. Die Pfeifenten wiesen mit über 29 % den größten Anteil am Rastvogelaufkommen auf, gefolgt von Kiebitz (ca. 18 %), Graugans (ca. 11 %), Blässgans (knapp 7 %), Stockente (über 3 %) und Großer Brachvogel (knapp 2,5 %).

131 2.3 Zug- und Rastvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Hinzu kamen durchziehende Schwärme von Wacholder- und Rotdrossel sowie des Stieg- litz. Weiterhin wurden als besondere Arten Alpenstrandläufer, Bartmeise, Eisvogel und Zwergsäger festgestellt.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die von LEGUAN (2009) in den Altengammer Elbwiesen beobachteten Rastvogelarten mit Angabe zum Verhalten und den insgesamt beobachte- ten Individuenzahlen. Auf eine Statusangabe und Bewertung gemäß Roter Listen wird verzichtet, da sich diese grundsätzlich auf die Gefährdungen von Brutvögeln, nicht jedoch auf die von Zug- oder Rastvögeln beziehen. So brüten die beiden Gänsearten Bläss- und Saatgans nicht in Hamburg, sondern u. a. in den borealen und arktischen Bereichen Skandinaviens und Russlands. Sie sind jedoch regelmäßige Zugvögel und Wintergäste in Hamburg. Bestandsrückgänge, deren Ursachen in den hiesigen Roten Listen dokumen- tiert werden und für die Verschlechterungen in Bruthabitaten verantwortlich gemacht wer- den, besitzen für die Rastvögel und Wintergäste keine Relevanz.

Tabelle B 2.3-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen durch LEGUAN (2009) nachgewiesenen Zug- und Rastvogelarten Art Verhalten Individuensumme Accipiter nisus Sperber Nahrungsgast 1 Alauda arvensis Feldlerche Durchzug 6 Alcedo atthis Eisvogel Durchzug 3 Anas crecca Krickente Rast 129 Anas penelope Pfeifente Rast 2.557 Anas platyrhynchos Stockente Rast 291 Anas strepera Schnatterente Rast 2 Anser albifrons Blässgans Rast 593 Anser anser Graugans Rast 989 Anser fabalis Saatgans Rast 85 Anthus pratensis Wiesenpieper Durchzug 49 Ardea cinerea Graureiher Nahrungsgast 12 Aythya fuligula Reiherente Rast 22 Branta canadensis Kanadagans Rast 23 Branta leucopsis Weißwangengans Rast 57 Buteo buteo Mäusebussard Nahrungsgast 18 Calidris alpina Alpenstrandläufer Rast 6 Carduelis carduelis Stieglitz Durchzug 231 Carduelis chloris Grünfink Durchzug 8 Carduelis spinus Erlenzeisig Durchzug 16 Charadrius dubius Flussregenpfeifer Rast 1 Ciconia ciconia Weißstorch Nahrungsgast 1 Circus aeruginosus Rohrweihe Nahrungsgast 1 Columba palumbus Ringeltaube Rast 25 Corvus corone Rabenkrähe Nahrungsgast 91

132 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.3 Zug- und Rastvögel

Art Verhalten Individuensumme Corvus corone Rabenkrähe Rast 150 Corvus frugilegus Saatkrähe Rast 180 Corvus monedula Dohle Nahrungsgast 5 Corvus monedula Dohle Rast 85 Cygnus olor Höckerschwan Rast 23 Delichon urbicum Mehlschwalbe Durchzug 9 Emberiza citrinella Goldammer Durchzug 2 Emberiza schoeniclus Rohrammer Durchzug 7 Erithacus rubecula Rotkehlchen Durchzug 1 Falco tinnunculus Turmfalke Nahrungsgast 8 Fringilla coelebs Buchfink Rast 1 Gallinago gallinago Bekassine Rast 59 Haematopus ostralegus Austernfischer Rast 13 Hirundo rustica Rauchschwalbe Durchzug 153 Hydrocoloeus minutus Zwergmöwe Durchzug 8 Larus argentatus Silbermöwe Rast 52 Larus canus Sturmmöwe Rast 110 Larus fuscus Heringsmöwe Rast 6 Larus marinus Mantelmöwe Rast 4 Larus ridibundus Lachmöwe Rast 190 Mergus albellus Zwergsäger Rast 10 Mergus merganser Gänsesäger Rast 18 Mergus serrator Mittelsäger Rast 1 Motacilla alba Bachstelze Durchzug 15 Motacilla flava Schafstelze Durchzug 3 Numenius arquata Großer Brachvogel Rast 208 Panurus Biarmicus Bartmeise Durchzug 3 Parus caeruleus Blaumeise Rast 9 Parus major Kohlmeise Rast 4 Phalacrocorax carbo Kormoran Rast 98 Phalacrocorax carbo Kormoran Durchzug 45 Phasianus colchicus Fasan Rast 4 Phylloscopus collybita Zilpzalp Durchzug 3 Pica pica Elster Nahrungsgast 16 Picus viridis Grünspecht Durchzug 1 Riparia riparia Uferschwalbe Durchzug 11 Saxicola rubetra Braunkehlchen Durchzug 1 Sturnus vulgaris Star Rast 261 Tachybaptus ruficollis Zwergtaucher Rast 2 Tadorna tadorna Brandgans Rast 11

133 2.3 Zug- und Rastvögel PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Art Verhalten Individuensumme Tringa hypoleucos Flussuferläufer Rast 5 Troglodytes troglodytes Zaunkönig Rast 3 Turdus iliacus Rotdrossel Durchzug 12 Turdus merula Amsel Rast 3 Turdus pilaris Wacholderdrossel Durchzug 145 Vanellus vanellus Kiebitz Rast 1.593

Die Biotopbögen der Biotopkartierung Hamburgs nennen für den Zeitraum von Ende Sep- tember bis Anfang Oktober 2005 ebenfalls Zufallsbeobachtungen von Bekassine, Gro- ßem Brachvogel, Kiebitz und Reiherente. Als weitere Art wurde der Rotschenkel ( Tringa totanus ) beobachtet. Die Elbe stellt für Zugvögel einen überregional bedeutsamen Zugweg zwischen Brutge- bieten in Nordosteuropa und Vogelrast- bzw. Überwinterungsgebieten der Mittelelbe und der Nordsee dar, wobei sich die Vögel am Stromverlauf orientieren. Die Vogelrastgebiete der Unter- und Mittelelbe stehen über den Elbzugweg miteinander in Wechselbeziehun- gen.

Die Altengammer Elbwiesen wurden von LEGUAN (2009) hinsichtlich ihrer Bedeutung für rastende und durchziehende Vogelarten bewertet. Demnach weisen vor allem die El- buferbereiche mit ihren Flusswatten und Auskolkungen sowie insbesondere die im westli- chen und mittleren Elbuferbereich angrenzenden Grünlandflächen eine sehr hohe bis hohe Bedeutung für Zug- und Rastvögel auf. Für diese Teilflächen ist das regelmäßige Auftreten von Wasservögeln, wie z. B. Grau- und Blässgänsen, Pfeif- und Krickenten, oder Limikolen wie Bekassine, Kiebitz und Großer Brachvogel Wert gebend. Die Röh- richtflächen entlang der Schlinz sind ein wichtiger Rastbiotop für Bekassinen. Singuläre Ereignisse waren am 27.11.2008 und 01.11.2009 die Nutzung der Baumbestände als Krähenschlafplatz, als 45 Dohlen und 125 Rabenkrähen bzw. 40 Dohlen, 25 Rabenkrä- hen und 180 Saatkrähen gezählt wurden. Bei den Erfassungen der Zug- und Rastvögel 2008/2009 wurden regelmäßig Spaziergän- ger mit zum Teil frei laufenden Hunden festgestellt, die vorwiegend den östlichen Teil der Altengammer Elbwiesen zwischen Parkplatz und Eschen dominierter Baumreihe als Rundweg nutzen. Rastvögel wurden in diesem Teil nur manchmal festgestellt. Kotspuren weisen aber auf eine regelmäßige Nutzung durch rastende Gänse hin, die vermutlich ab- hängig ist vom Besucherdruck bzw. sich auf die Abend- und Nachtstunden beschränkt.

134 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.4 Säugetiere

B 2.4 Säugetiere

Im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Koh- lekraftwerkes wurde eine Erfassung der Fledermausfauna durchgeführt, vorhandene bio- logische Daten des Artenkatasters der BSU abgefragt und Artenhilfsprogramme sowie Rote Listen der Stadt Hamburg (Verbreitungskarten) hinsichtlich streng geschützter Säu- getierarten gesichtet (LEGUAN 2009 und 2009a). Auf diese Ergebnisse wird im Folgenden zurückgegriffen, Zufallsbeobachtungen aus einzelnen Biotopbögen der Hamburger Bio- topkartierung werden berücksichtigt.

B 2.4.1 Methodik

Zur Erfassung von Winterquartieren und potenziellen Sommerquartieren von Fledermäu- sen erfolgte am 04.01.2009 eine Begehung der Altengammer Elbwiesen durch das Pla- nungsbüro Leguan. Am 23.07.2009 wurde eine weitere Begehung durchgeführt, um die Aktivitätsdichte von Fledermäusen an vier Probestellen aufzunehmen und mögliche Sommer- und Zwischenquartiere zu erfassen. Die Lage der Probestellen ist Karte 1-3 zu entnehmen. Fledermäuse können anhand ihrer Ultraschall-Ortungsrufe lokalisiert werden, die mit Hilfe von Ultraschalldetektoren („Bat-Detektor“) in hörbare Laute moduliert werden. Die Artbe- stimmung und Lokalisierung der Fledermäuse erfolgte im Feld durch Verhören der art- spezifischen Ortungsrufe ergänzt durch Sichtbeobachtungen mit Hilfe des Nachtsichtge- rätes AEG Fero 51 (IRH6ML). Für die Akustikortung kamen folgende Bat-Detektoren zum Einsatz: • Pettersson D-120 (Heterodynverfahren, Stereo), • Pettersson D-220 (Heterodynverfahren, Stereo, digital), • Pettersson D-230 (Heterodyn- und Frequenzteilungsverfahren, digital), • Pettersson D-240x (Heterodyn- und Zeitdehnungsverfahren, digital), • Pettersson D-980 (Heterodyn-, Frequenzteilungs- und Zeitdehnungsverfahren, digital). Im Zweifelsfall wurden die Ortungslaute unter Verwendung digitaler Aufzeichnungsgeräte - MD-Rekorder (Sony MZ-N910) oder DAT-Rekorder (Aiwa HD-8200E) - im Zeitdeh- nungsverfahren aufgezeichnet und der Analyse zugeführt. Die hochfrequenten Signale der Fledermausrufe wurden im Zeitdehnungsverfahren direkt über den Bat- Detektor Pet- tersson D-980, die Filterunit F2000 und die Datenwandlerkarte PCM-DAS16/330 auf dem Laptop Asus F7400 aufgezeichnet. Mit Hilfe dieser Technik wurde eine Echtzeitdarstel- lung der zeitgedehnten Sonargramme von Ortungs- und Sozialrufen der Fledermausarten vor Ort möglich. Für die Analyse der Sonargramme kamen die Tonanalyseprogramme GRAM 50, COOLEDIT 2000 und BATSOUND PRO zum Einsatz, die eine Bestimmung nach artspe- zifischen Merkmalen ermöglichen.

135 2.4 Säugetiere PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Die nachgewiesenen Arten wurden bezüglich ihres Verhaltens differenziert aufgenom- men, wobei unterschieden wurde in Jagd, Richtungsflug (aufgeschlüsselt nach Richtun- gen N, NO, O, SO, S, SW, W, NW) und indifferentes Verhalten.

B 2.4.2 Bestand

In den vier einmalig untersuchten Standorten konnten fünf Fledermausarten nachgewie- sen werden (s. Tabelle B 2.4-1). Mit Großem Abendsegler und Teichfledermaus kommen zwei in Hamburg stark gefährdete Arten vor, Breitflügel-, Wasser- und Zwergfledermaus sind in Hamburg gefährdet. Bundesweit steht der Große Abendsegler auf der Vorwarnlis- te. Für die Breitflügelfledermaus wird eine Gefährdung angenommen, die Datenlage für die Teichfledermaus wird derzeit bundesweit als unklar eingestuft. Wasser- und Zwerg- fledermaus sind bundesweit ungefährdet. Aus den Biotopbögen zur Biotopkartierung Hamburgs ergaben sich Hinweise auf Vor- kommen des Rehs.

Tabelle B 2.4-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Säugetierarten Art RL HH RL D FFH Capreolus capreolus Reh * * Eptesicus serotinus Breitflügelfledermaus 3 G IV Myotis dasycneme Teichfledermaus 2 D ! II, IV Myotis daubentonii Wasserfledermaus 3 * IV Nyctalus noctula Großer Abendsegler 2 V IV Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus 3 * IV

RL HH: Rote Liste Hamburg (DEMBINSKI ET AL . 2004) RL D: Rote Liste Deutschland (MEINIG ET AL . 2009) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, G: Gefährdung unbekannten Ausmaßes, V: Vorwarnliste, D: Daten unzureichend, * : ungefährdet; ! : Deutschland ist in hohem Maße für diese Art verantwortlich FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie II: in Anhang II der Richtlinie aufgeführt (Art, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art)

Im Rahmen der Begehungen wurden weder Winter- noch Sommerquartiere festgestellt: Die Weiden und sonstigen Bäume der betrachteten Baumreihen sind überwiegend zu jung, die Hybrid-Pappelkronen hinsichtlich der Äste zu dicht, so dass keine Anflugmög- lichkeiten bestehen. Die Äste der Hybrid-Pappeln sind zudem zu dünn, so dass keine Isolierung besteht, Frostsicherheit ist jedoch eine Voraussetzung für die Nutzung als Win- terquartier. Die solitären Bäume weisen keine Spechthöhlen oder sonstige Versteckmög- lichkeiten auf. Während der exemplarischen Untersuchungen zur Aktivitätsdichte wurde kein Schwärmverhalten, was als Hinweis für eine Quartiernutzung gewertet werden kann, festgestellt. Bei sämtlichen nachgewiesenen Fledermäusen handelte es sich um Adulttie- re. Das Vorhandensein relevanter Quartiere wird insgesamt ausgeschlossen.

136 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.4 Säugetiere

Unabhängig vom fehlenden Quartierangebot ist davon auszugehen, dass die Altengam- mer Elbwiesen als Jagdhabitat von Fledermäusen genutzt werden: Während für den Großen Abendsegler und die Wasserfledermaus lediglich Richtungsflüge beobachtet wurden, konnte für die übrigen Arten auch Jagdverhalten nachgewiesen werden. Da aber nur eine Begehung zur Erfassung der Aktivitätsdichte erfolgte, sind nach Aussage von LEGUAN (2009) Jagdnutzungen für Großen Abendsegler und Wasserfledermaus wahr- scheinlich. Für Teich- und Wasserfledermaus stellt die Elbe mit den in die Altengammer Elbwiesen hineinragenden Prielen das Jagdhabitat dar. Die Arten Zwerg- und Breitflügel- fledermaus sind typische Bewohner von Gebäuden und Siedlungsstrukturen und besitzen ihre Quartiere in den hinterdeichs befindlichen Gebäuden. Sie nutzen die Altengammer Elbwiesen als Nahrungshabitat. Neben den nachgewiesenen Säugetierarten ist ein zumindest sporadisches Vorkommen weiterer Arten möglich. So zeigen die landesübergreifenden Schutzbemühungen für den Fischotter ( Lutra lutra ) erste Erfolge. Im Elbabschnitt zwischen Geesthacht und Hamburg kommt die bundesweit gefährdete und in Hamburg vom Aussterben bedrohte Art wieder regelmäßig vor. Auch der auf der bundesweiten Vorwarnliste geführte Biber ( Castor fiber ) wurde vereinzelt beobachtet (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011). Die Altengammer Elbwiesen sind hinsichtlich der Säugetiere insgesamt von allgemeiner Bedeutung.

137 2.5 Amphibien PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

B 2.5 Amphibien

Für die Ermittlung des Amphibienbestandes in den Altengammer Elbwiesen wird auf die Kartierungen und eine Auswertung der im Artenkataster der BSU vorhandenen biologi- schen Daten zurückgegriffen, die im Zusammenhang mit den Kompensationsmaßnah- men für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes durchgeführt wurden (LEGUAN 2009).

B 2.5.1 Methodik

Durch das Planungsbüro Leguan wurden von Anfang April bis Mitte Juli 2009 drei Tages- begehungen sowie eine Begehung in den Dämmerungs- und Abendstunden durchge- führt. Die Erfassung der Amphibien erfolgte an fünf Gewässern in den Altengammer Elb- wiesen durch Verhören der artspezifischen Rufe, Sichtbeobachtungen, Kescher- und Reusenfänge, Laichfunde und Nachweis der frisch verwandelten Tiere am Gewässer. Zum Einsatz kamen Kleinfischreusen der Firma Jenzi mit einer Maschenweite von 2 mm. Kleinfischreusen haben sich zur Erfassung von Molchen mittlerweile als Methode etabliert und ermöglichen sehr gute Aussagen zum Vorkommen der Molcharten. Die Lage der Amphibiengewässer ist Karte 1-3 zu entnehmen.

B 2.5.2 Bestand

In den fünf untersuchten Gewässern wurden insgesamt drei Amphibienarten nachgewie- sen. In Tabelle B 2.5-1 sind die Einzelnachweise mit Angabe der maximalen Individuen- zahl für jeden Fundort aufgeführt.

Tabelle B 2.5-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Amphibienarten mit Angabe der max. Abundanzen Art RL HH RL D FFH Gewässer AVAm 01 02 03 04 05 Pelophylax kl. esculentus Teichfrosch 2 * ! 2 2 1 1 (Syn.: Rana kl. esculenta) Rana arvalis Moorfrosch 3 3 IV 20 Rana temporaria Grasfrosch V * 36 Rana indet. braun Braunfrösche - - ca. 500 unbestimmt Larven

RL HH: Rote Liste Hamburg (BRANDT & FEUERRIEGEL 2004) RL D: Rote Liste Deutschland (KÜHNEL ET AL . 2009) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, V: Vorwarnliste, - : keine Aussage möglich; ! : Deutschland ist in hohem Maße für diese Art verantwortlich FFH: Fauna-Flora-Habitatrichtlinie IV: in Anhang IV der Richtlinie aufgeführt (streng zu schützende Art)

138 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.5 Amphibien

Die Braunfroschlarven wurden in einem Stadium nachgewiesen, in dem eine Bestimmung nicht möglich war. Es handelte sich entweder um Gras- oder Moorfrösche. In späteren Erfassungen konnten subadulte Exemplare nicht mehr nachgewiesen werden. Während die laut Artenkataster der BSU für die Altengammer Elbwiesen bis zum Jahr 1986 angegebenen Amphibienarten Grasfrosch, Moorfrosch und Teichfrosch im Rahmen der Untersuchungen durch LEGUAN (2009) bestätigt werden konnten, ist ein Vorkommen von Kamm- und Teichmolch für das Untersuchungsgebiet auszuschließen. Der Kamm- molch ist im Standarddatenbogen des FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft als Schutz- und Erhaltungsgegenstand aufgeführt (s. Anhang E 1), diese Angabe bezieht sich aber auf den Teilbereich der Borghorster Elbwiesen.. Im Verlauf des Kartierjahres trocknete das Gewässer AVAm01 aus. Möglicherweise ist das der Grund, warum keine Molcharten nachgewiesen werden konnten: Während die Braunfroscharten die Metamor- phose (Wechsel vom aquatischen Larvenstadium zum amphibischen Jugendstadium) in der Regel bis zum Juni abgeschlossen haben, verbleiben Molchlarven bis in den Septem- ber hinein im Gewässer. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Gewässer im Untersuchungs- jahr ausgetrocknet. Findet die Austrocknung regelmäßig jedes Jahr statt, kann für die Molche keine erfolgreiche Reproduktion erfolgen und die Art verschwindet nach dem Aussterben der Adulttiere. Für die Teichfrösche in Gewässer AVAm01 konnte keine Reproduktion belegt werden. Der Nachweis von lediglich zwei Tieren deutet nicht auf eine vitale Population hin, son- dern vielmehr auf herumwandernde Tiere. Teichfrösche konnten in insgesamt vier der fünf untersuchten Gewässer festgestellt werden, wenngleich nur in sehr geringen Indivi- duenzahlen. Vermutlich verhindern die regelmäßigen Hochwässer den Aufbau großer Populationen, da während der Überwinterung die Gefahr des Ertrinkens besteht. Gewässer AVAm05 befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Elbe und wird vermutlich auch schon bei geringen Hochwässern, die häufig auftreten, überflutet. Das Fehlen jeglicher Amphibien dort dürfte in direktem Zusammenhang mit dieser Überflutungsdynamik ste- hen. Die in Gewässer AVAm01 nachgewiesenen Gras- und Moorfrösche besitzen ihre Landle- bensräume nach LEGUAN (2009) vermutlich in den hochwassergeschützten Siedlungs- und Marschbereichen und suchen das Gewässer AVAm01 nur kurz zur Paarung und zum Ablaichen auf. Während der zahlreichen Begehungen im Rahmen weiterer Erfassungen konnten nie umherstreifende Amphibien in den Altengammer Elbwiesen festgestellt wer- den. Dies wird durch Untersuchungen zu „Ökologischen Flutungen“ am Oberrhein bestä- tigt (vgl. SIEPE 2006). Durch direkte Beobachtung gerichteter Wanderbewegungen wurde hier festgestellt, dass die Tiere den Überschwemmungsbereich während der Überflutung verließen und Gewässer hinter den Polderdeichen, außerhalb der Überflutungszone be- siedelten. Nach der Überflutung wanderten die Tiere wieder in die Polder zurück. Generell wird der Überflutungsdynamik eine positive Wirkung auf die Amphibienfauna zugesprochen, da die Hochwässer immer wieder neue Tümpel als Pioniergewässer schaffen, Altarme abschneiden und durch das Wegreißen von Gehölzen die Beschattung der Gewässer verringern. Zudem sorgen Hochwässer für eine Wasserführung der Ge- wässer während des Sommers. Die Beobachtungen am Oberrhein bestätigen dies (SIEPE

139 2.5 Amphibien PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

2006). Hier profitieren die Amphibien von flach überfluteten Wiesen und Uferbereichen im Offenland und den wechselfeuchten Bedingungen nach Überflutungen. Im Altengammer Vorland fehlen solche Überflutungsgewässer bzw. abgeschnittene Alt- arme. Von den untersuchten Gewässern stehen die vier Gewässer AVAm02 - AVAm05 über einen Priel mit der Gezeitendynamik in Verbindung und sind für die Amphibienfauna daher von untergeordneter Bedeutung. Gewässer AVAm01 ist zwar hinsichtlich des Biotoptypes als Priel anzusprechen, die Ge- zeitendynamik ist hier jedoch weitaus weniger ausgeprägt als in den übrigen Gewässern. Zudem befindet es sich vergleichsweise nah an den hochwassergeschützten Siedlungs- und Marschbereichen. Diese Faktoren dürften das Auftreten von Gras- und Moorfrosch erklären. Aufgrund des nachgewiesenen Artenspektrums weist Gewässer AVAm01 die höchste Bedeutung innerhalb der Altengammer Elbwiesen auf; die Altengammer Elbwiesen sind hinsichtlich der Amphibienfauna insgesamt jedoch als wenig bedeutend zu bewerten. Der Grund dürfte in der Überflutungsdynamik liegen, die den Aufbau vitaler Bestände verhin- dert. Unabhängig davon ist aber aus naturschutzfachlicher Sicht die Überflutungsdynamik innerhalb der Altengammer Elbwiesen zu begrüßen.

140 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.6 Heuschrecken

B 2.6 Heuschrecken

Heuschrecken sind streng eingenischt über Feuchtigkeit, Temperatur und Raumstruktur und gehören zu den Organismen, deren Populationen z. T. in außerordentlich kleinräumi- gen, manchmal nur wenige Quadratmeter großen Arealen leben. Sie sind daher als De- skriptororganismen, v. a. für die Qualität sehr trockener oder feuchter, offener Lebens- räume, gut geeignet. Im Zuge der Planungen für Kompensationsmaßnahmen für Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerkes wurde in den Altengammer Elbwiesen eine Erfassung der Heuschrecken durchgeführt (LEGUAN 2009). Sie repräsentieren den faunistischen Aspekt der bodennah lebenden Insektenfauna mit geringen Raumansprüchen bezogen auf offe- ne Standorte.

B 2.6.1 Methodik

Am 01.07.2009, 29.07.2009 und 19.08.2009 erfolgten Tagbegehungen bei sonnigem, warmem und weitgehend wolkenlosem Wetter. Um insbesondere für die Heupferde ( Tet- tigonia spp.) realistische Nachweisdichten zu erzielen, wurde am 29.07.09 die Begehung am späteren Nachmittag durchgeführt, da die Aktivitätsdichten dann deutlich ansteigen. Die Erfassung erfolgte auf 10 Probeflächen durch Sichtbeobachtung und Verhören der singenden Männchen mit Hilfe von Ultraschalldetektoren. Die Lage der Probeflächen ist Karte 1-3 zu entnehmen. Diese Methoden bringen für die meisten Arten befriedigende Ergebnisse. Anders verhält es sich mit der Nachweisbarkeit der Eichenschrecke ( Meco- nema thalassinum ). Diese Art ist insofern problematisch, da die Lautäußerung, das Fuß- trommeln, im Gelände praktisch nicht nachweisbar ist. Darüber hinaus besiedelt die Ei- chenschrecke vorwiegend Laubbäume. Um die Art sicher nachzuweisen, sind nächtliche Begehungen und ein Ableuchten der Baumstämme erforderlich, da die Tiere nachts aktiv sind und die Kronenregionen dann verlassen. Da diese Methode sehr aufwändig ist und die Eichenschrecke nicht als stenotop oder selten einzustufen ist, wurde auf eine syste- matische Kartierung der Art verzichtet. Es wurden das gesamte Artenspektrum und die Abundanzen ermittelt. In Anlehnung an die in der Ornithologie etablierte Erfassungsmethodik der Punkt-Stopp-Zählung wurden im Wesentlichen die stridulierenden Heuschreckenmännchen auf den unterschiedlichen Teilflächen während einer Zeitspanne von 10 Minuten gezählt. Diese Methode wurde von VOSSEN (1997) erprobt und hat sich in der Praxis in einer Vielzahl von Untersuchungen bewährt. Gezählt wurde dabei von einem Standort auf der Probefläche, von dem sämtli- che dort relevante Vegetationsstrukturen erfasst werden konnten.

141 2.6 Heuschrecken PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

B 2.6.2 Bestand

Die nachfolgende Tabelle B 2.6-1 zeigt eine Gesamtliste der nachgewiesenen Heuschre- ckenarten mit Angabe der maximal beobachteten Individuenzahlen. Zwei in Hamburg als gefährdet geltende Arten, die Sumpfschrecke ( Stethophyma grossum ) und die Große Goldschrecke ( Chrysochraon dispar ) wurden an drei bzw. einem Fundort nachgewiesen. Die anderen 6 Arten gelten als ungefährdet bzw. werden nach neueren Erkenntnissen bundesweit teilweise auf der Vorwarnliste geführt.

Tabelle B 2.6-1: Liste der im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen nachgewiesenen Heuschreckenarten Art RL HH RL D max. Individuenzahl Chorthippus albomarginatus Weißrandiger Grashüpfer * * 39 Chorthippus mollis Verkannter Grashüpfer * V 1 Chorthippus parallelus Gemeiner Grashüpfer * * 16 Chrysochraon dispar Große Goldschrecke 3 ↑ * 4 Conocephalus dorsalis Kurzflügelige Schwertschrecke * V 22 Metrioptera roeselii Roesels Beißschrecke * * 32 Stetophyma grossum Sumpfschrecke 3 ↑ * 4 Tettigonia viridissima Grünes Heupferd * * 46

RL HH: Rote Liste Hamburg (RÖBBELEN 2007) RL D: Rote Liste Deutschland (BFN 2011) Gefährdungskategorien der Roten Listen: 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, V: Vorwarnliste, * : ungefährdet ↑ : Arten mit positiver Bestandsentwicklung in den letzten Jahren

In Hamburg kommen derzeit - ohne die als ausgestorben oder verschollen geltenden Ar- ten - 30 Heuschreckenarten vor (RÖBBELEN 2007). Mit acht in den Altengammer Elbwie- sen nachgewiesenen Arten wurde demnach etwa ein Viertel der landesweit vorkommen- den Heuschreckenarten nachgewiesen. Insgesamt ist der nachgewiesene Bestand relativ artenarm und geprägt durch weitge- hend unspezifische Arten. Zu berücksichtigen ist, dass die Bodenständigkeit laut LEGUAN (2009) nicht bei allen Arten gegeben ist: Der Verkannte Grashüpfer, der trockene, vegeta- tionsarme und sandige Lebensräume bevorzugt, wurde mit einem Exemplar am 19.08.2009 nachgewiesen. Die Art ist in Hamburg relativ weit verbreitet und in der Lage, schnell neue geeignete Lebensräume zu besiedeln. Auch entsprechend warme und tro- ckene Bedingungen, wie sie lange zwischen Juli und August 2009 herrschten, führen zu verstärkter Migration. Da Nachweise in den früheren Begehungen fehlen und die Lebens- raumeignung hier nur temporär gegeben ist, ist die Bodenständigkeit auszuschließen. Die Art ist von außerhalb in die Altengammer Elbwiesen eingewandert. Ungesichert ist ebenfalls die Bodenständigkeit der Sumpfschrecke. Nachweise erfolgten erst ab Ende Juli 2009. Durch eine zeitgleich verlaufende Untersuchung im Hafenbereich von Hamburg konnte gezeigt werden, dass dortige Populationen bereits Anfang Juli fast

142 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.6 Heuschrecken ihre maximalen Größen erreicht hatten. Nachweise Anfang Juli fehlen in den Altengam- mer Elbwiesen dagegen vollständig. Betrachtet man überdies die konkreten Nachweise, so zeigt sich, dass nur der Fundort AVHeu04 bei den beiden letzten Begehungen jeweils den Nachweis eines stridulierenden Tiers ergab. Fundort AVHeu01, Ende Juli mit 2 stri- dulierenden Männchen, war dagegen im August 2009 verwaist, was ein Hinweis auf eine zeitweilige Besiedelung während großräumiger Migrationen ist, die 2009 nachweislich stattfanden. Ein weiterer Nachweis eines einzelnen Exemplars am Fundort AVHeu09 Mit- te August 2009 entspricht einer Besiedlung nach Migration aus anderen Lebensräumen, ähnlich wie beim Verkannten Grashüpfer. Solche Besiedlungen zeigen aber grundsätzlich eine Habitateignung an – auch wenn die- se nur temporär ist. Es ist also davon auszugehen, dass der tatsächliche Bestand an bo- denständigen Heuschrecken in den Altengammer Elbwiesen bei sechs Arten liegt. Angesichts der Ausprägungen der einzelnen Teilflächen erscheint diese Zahl als zu ge- ring. Ein wesentlicher Faktor des Deichvorlandes ist die unregelmäßige Überflutung im Winterhalbjahr bzw. frühen Frühjahr sowie bei Extremereignissen auch während des Sommers. Solche Überschwemmungen können bei längerer Dauer zu Beeinträchtigun- gen der Eier verschiedener Heuschreckenarten führen. Bei solchen Überstauungen ist zu berücksichtigen, dass nicht immer das komplette Vor- land überschwemmt sein muss, sondern einzelne, höhere Flächen durchaus trocken blei- ben können. Während des Hochwassers am 03. - 04.10.2009 wurden beispielsweise der höher gelegene, ehemalige Sportplatz oder höhere Bereiche des Uferwalls an der Elbe nicht überflutet. Solche Bereiche können dann auch von Arten besiedelt werden, deren Eier weniger resistent gegen Nässe sind. Die stetigste Art, der Weißrandige Grashüpfer, ist in Hamburg eine der am weitesten ver- breiteten Kurzfühlerheuschrecken. Er besiedelt so gut wie alle offenen und halboffenen Lebensräume mit Ausnahme extrem vegetationsarmer und trockener Flächen. Er verträgt zudem leichten Salzeinfluss, weshalb er z. B. auch an Küsten und auf Halligen vorkommt. Die Eier haben eine hohe Feuchtigkeitstoleranz und überstehen Überschwemmungen. Obwohl für den Gemeinen Grashüpfer eine hohe Feuchtigkeitstoleranz nicht eindeutig nachgewiesen ist, ist aufgrund seiner Stetigkeit von immerhin 50 % und maximalen Abundanzen von bis zu 5 stridulierenden Männchen davon auszugehen, dass zumindest die Fundorte AVHeu05 und AVHeu10 eine gute Habitateignung haben. Die anderen be- siedelten Fundorte weisen dagegen eingeschränkte Eignungen auf. Die weiteren bodenständigen Arten legen ihre Eier in Pflanzenteile ab und sind dadurch gut gegen Überstauungen geschützt. Ein Sonderfall ist hierbei die Große Goldschrecke, die nur an Fundort AVHeu02 mit einem kleinen Bestand nachgewiesen wurde. Üblicher- weise besiedelt sie Flächen mit regelmäßigen Überstauungen seltener. Dieser Fundort auf dem Uferwall ist wahrscheinlich ein Bereich, der mit seiner Höhe von 4,5 m über NN bei relativ niedrigen Überstauungen häufig als Insel erhalten bleibt. Dies konnte durch das Planungsbüro Leguan während der Begehung am 04.10.2009, die bei Hochwasser stattfand, bestätigt werden.

143 2.6 Heuschrecken PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

Ein zweiter Faktor, der ganz wesentlich die Zusammensetzung von Heuschreckenzöno- sen der Grünländer beeinflusst, ist die jeweilige Nutzung. Für Heuschrecken der Grün- länder ungünstig liegende Mahdtermine führen zu einer eingeschränkten Habitateignung. Der Einfluss der Nutzung wird relativ deutlich bei der Betrachtung der festgestellten Abundanzen an den einzelnen Standorten. Extensivierungen der Nutzungen bzw. nut- zungsfreie Bereiche tragen dazu bei, in diesem Raum die Anzahl möglicher Mikrohabitate zu vermehren. Die beiden Fundorte AVHeu02 und AVHeu05 sind diejenigen mit den ge- ringsten Nutzungseinflüssen. Hier erreichen die nachgewiesenen Arten zum Teil A- bundanzen von 10 stridulierenden Tieren. Überdies trägt die extensive bzw. nicht fest- stellbare Nutzung im Zusammenhang mit der erhöhten Lage im Gelände bei AVHeu02 dazu bei, dass sich hier ein kleiner, aber stabiler Bestand der Großen Goldschrecke etab- lieren konnte. Diese Art gilt in Hamburg als gefährdet. Arten extensiv genutzter und/oder feuchter Grünländer in Hamburg, wie z. B. Omocestus viridulus , Chorthippus dorsatus und evtl. auch Chorthippus montanus , fehlen im Gebiet. Ebenfalls ohne Befund blieb die gezielte Nachsuche nach den beiden hier potenziell vor- kommenden Dornschrecken-Arten Tetrix undulata und Tetrix subulata . Diese besiedeln oftmals kleinste Offenbodenbereiche in Grünländern. Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Heuschreckenfauna des Gebietes stark geprägt ist durch die stattfindenden Überflutungsereignisse. Die festgestellte Artenarmut ist des- halb auch nicht gleichzusetzen mit einer geringen Qualität, sondern weist vielmehr aus, dass eine sehr wirksame Überflutungsdynamik vorhanden ist, was mit den Zielsetzungen dieses Schutzgebiets korrespondiert. Die hinsichtlich der Heuschrecken getroffenen Aussagen zu Überflutung und Grünland- nutzung entsprechen den Untersuchungsergebnissen zu Zikaden in den Überschwem- mungsflächen des Nationalparks Unteres Odertal (ROTHENBÜCHER 2004). Auch hier war die Artenzahl in regelmäßig überfluteten Bereichen am geringsten, und die Mahd förderte mobile und wenig spezialisierte Arten.

144 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 2.7 Fische und sonstige Artengruppen

B 2.7 Fische und sonstige Artengruppen

Zu den Fischen liegt eine Erfassung im neu angelegten Priel vor (LEGUAN 2014), über die sonstigen relevanten Artengruppen bestehen keine systematischen Erfassungen in den Altengammer Elbwiesen. Im Standarddatenbogen des FFH-Gebietes Borghorster Elblandschaft (s. Anhang E 1) sind zahlreiche in Anhang II der FFH-Richtlinie gelistete Fischarten als Schutz- und Erhal- tungsgegenstand aufgeführt: Finte ( Alosa fallax ), Rapfen ( Aspius aspius ), Steinbeißer (Cobitis taenia ), Schnäpel (s.o.), Flussneunauge ( Lampetra fluviatilis ), Meerneunauge (Petromyzon marinus ) und Schlammpeitzger ( Misgurnus fossilis ). Steinbeißer und Schlammpeitzger wurden im Borghorster Brack nachgewiesen. Rapfen, Fluss- und Meerneunauge sowie vereinzelt Finte und Schnäpel finden sich in der Elbe und damit sporadisch auch in den entsprechenden Wasserflächen längs des El- bufers im Altengammer Vorland. Zusätzlich bestehen Nachweise des Rapfens aus dem neu geschaffenen Priel, von einer Nutzung geeigneter Habitate auch in der Schlinz ist auszugehen. Die Schlinz, der neu geschaffene Priel und Auskolkungen am Elbufer sowie Buhnen stel- len mit ihren strömungsarmen Flachwasserbereichen z.T. geeignete Ruhezonen für wan- dernde Fische und Neunaugen dar und bieten teilweise auch geeignete Nahrungs-, Auf- wuchs- oder Laichmöglichkeiten. Im Rahmen der Erfolgskontrolle der Ausgleichsmaßnahmen für den Bau und Betrieb des Kraftwerks Moorburg wurde am 21.08.2013 eine Elektroefischung des neu angelegten Priels durch die LEGUAN GmbH durchgeführt (LEGUAN 2014). Es wurden insgesamt 10 Arten nachgewiesen. Nur 2 Exemplare des Aals und 1 Ukelei konnten als adulte Tiere gefangen werden. Es wurden insgesamt 10 Arten nachgewiesen. Nur 2 Exemplare des Aals und 1 Ukelei konnten als adulte Tiere gefangen werden. Das Artenspektrum wurde von den 3 eudominanten Arten (> 10 %) Aland, Flussbarsch und Flunder geprägt. Der gemeinsame Fanganteil dieser Arten betrug 89 %. Die restlichen 11 % des Elektrofangs bestanden aus der subdominanten (2 - 5 %) Art Rapfen und den rezedenten (1 – 2 %) Arten Brasse, Gründling, Aal, Zander, Karpfen und Ukelei. Der Priel läuft während Niedrigwassers nahezu trocken, daher ist er wenig als permanen- ter Lebensraum oder Laichplatz für Fische geeignet. Eine Fischfallensituation ist aber derzeit nicht gegeben. Der Priel stellt für Jungfische während Wasserführung einen Rückzugsraum dar. Aufgrund der Biotop- und Nutzungsstruktur der Altengammer Elbwiesen ist weiterhin da- von auszugehen, dass z.B. Weichtiere (Schnecken, Muscheln) und diverse Insektenarten z.T. geeignete Lebensbedingungen vorfinden. So wurde im Rahmen der Biotopkartierung im Jahr 2010 z.B. die landes- und bundesweit ungefährdete Schwarze Heidelibelle ( Sym- petrum danae ) im Gebiet beobachtet. In Qualmwassertümpeln kommt laut ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011) der Kleine Rückenschaler ( Lepidurus apus ), ein Ur-

145

zeitkrebs, als charakteristische Art vor. In der Elbe bzw. ihren Prielen und Auskolkungen ist von Vorkommen weiterer Wasserorganismen ist auszugehen.

146 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

B 3 Natura 2000 im NSG Borghorster Elblandschaft

B 3.1 Methodik

Die Kartierung der FFH-Lebensraumtypen (LRT) ist seit 2007, nach der Erstaufnahme der FFH-LRT in den FFH-Gebieten im Jahr 2004, integrierter Bestandteil der Biotopkartie- rung. Für jeden FFH-LRT der Wertestufen A, B und C wird ein Biotoperhebungsbogen mit den für die FFH-LRT relevanten Attributen ausgefüllt. Für FFH-LRT der Wertestufe D ist dies nicht erforderlich. Die in den Altengammer Elbwiesen als Teilfläche des NSG Borghorster Elblandschaft vorkommenden Lebensraumtypen gemäß FFH-Richtlinie wur- den zuletzt im Jahr 2012 erfasst und jeweils auf einem gesonderten Erhebungsbogen entsprechend den Vorgaben der Kartieranleitung für die Biotopkartierung Hamburg (BRANDT & ENGELSCHALL 2011) beschrieben und bewertet. Für eine Beschreibung der Erfassungsmethodik von Tierarten wird auf die jeweiligen Me- thodik-Kapitel in Anhang B 2 „Biotischer Zustand“ verwiesen.

Die Bewertung des Erhaltungszustandes der FFH-Lebensraumtypen und der Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinie ist die Grundlage für die Ableitung der Entwicklungsziele und der durchzuführenden Maßnahmen. Im Folgenden wird das Bewertungssystem er- klärt. Nach dem Leitfaden der EU-Kommission zum FFH-Monitoring sind die Erhaltungszustän- de der FFH-Lebensraumtypen und -Arten gemäß eines Ampelschemas zu unterscheiden in: • grün: günstiger Erhaltungszustand • gelb: ungünstiger Erhaltungszustand (unzureichend; Vorwarnstufe) • rot: ungünstiger Erhaltungszustand (schlecht) • grau: unbekannter Erhaltungszustand Zur Ermittlung des Erhaltungszustandes in der gesamten biogeografischen Region (Hamburg: atlantisch) sind gemäß der EU-Kommission folgende Parameter ausschlagge- bend: • Lebensraumtypen: Verbreitung, Fläche, Strukturen und Funktionen sowie Zukunfts- aussichten • Arten: Verbreitung, Population, Habitat, Zukunftsaussichten

Bereits vor der Festlegung der EU-Kommission war in Deutschland ein System der Be- wertung der Erhaltungszustände der FFH-Lebensraumtypen und -Arten in den Natura- 2000-Gebieten geschaffen worden, das wie folgt aufgebaut ist:

147 3 Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

• A: hervorragender Erhaltungszustand (= günstiger Erhaltungszustand) • B: guter Erhaltungszustand (= günstiger Erhaltungszustand) • C: mittlerer bis schlechter Erhaltungszustand (= ungünstiger Erhaltungszustand) In Einzelfällen kann auch die Wertstufe D vergeben werden. Hierbei handelt es sich ent- weder um Flächen, die sich mittel- oder langfristig erst zu einem FFH-Lebensraumtyp entwickeln könnten oder um Flächen, deren Lebensraumtyp oder Art-Vorkommen für das jeweilige Natura-2000-Gebiet nicht repräsentativ ist. Folgende Parameter bestimmen die Einstufung des jeweiligen Erhaltungszustands nach dem A,B,C-Schema: • Lebensraumtypen: Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen, Voll- ständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars und Beeinträchtigungen • Arten: Zustand der Population, Habitatqualität und Beeinträchtigungen Auf dieser Basis kann einzelflächenbezogen für jeden FFH-Lebensraumtyp und jede FFH-Art eine Bewertung im A,B,C-Schema vorgenommen werden. Die schutzgut- spezifischen Bewertungsschemata sind dabei der Anleitung " Monitoring der FFH- Lebensraumtypen in Hamburg - Abgleich der bisher verwendeten Bewertungssysteme zur Beurteilung des Erhaltungszustandes (Stand: 14. November 2013) und der Anleitung des BfN: "Überarbeitete Bewertungsbögen der Bund-Länder-Arbeitskreise als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring" (BFN 2009 und 2009a) zu entnehmen. Eine Übernahme dieses A,B,C-Schemas für die Bewertung der Vogelarten ist sinnvoll und wird in Hamburg auch praktiziert. Hierzu gibt es eine Anleitung, die bei der BSU - Staatliche Vogelschutzwarte - vorliegt. Für den nach Art. 17 der FFH-Richtlinie vorgeschriebenen nationalen Bericht an die EU- Kommission werden diese Daten aggregiert. Zusammen mit den zusätzlich für die Lan- desebene erforderlichen Daten zu Verbreitung, Fläche und Zukunftsaussichten ergibt sich ein Bericht zur Situation des Erhaltungszustandes der FFH-Lebensraumtypen und -Arten für das gesamte Bundesland Hamburg, welcher den Vorgaben des EU-Leitfadens folgt (FFH-Bericht). In einer weiteren Aggregationsebene werden dann die entsprechenden Berichte anderer norddeutscher Länder zu einem Bericht für die atlantische biogeografi- sche Region Deutschlands vereinigt. Dieser Bericht wird dann über die Bundesregierung an die EU-Kommission übermittelt. Da die Berichtspflicht einem 6-jährigen Turnus unterliegt, müssen die zugrunde liegenden Daten im Rahmen des FFH-Monitorings des Bundeslandes (A,B,C-Bewertung des Erhal- tungszustandes) fortlaufend überprüft und angepasst werden. So ist nach Artikel 11 der FFH-Richtlinie der Erhaltungszustand der Lebensraumtypen des Anhangs I und der Arten des Anhangs II, IV und V in der Europäischen Union regelmäßig zu überwachen. Der Aktualisierungsrhythmus der Bewertung des Erhaltungszustandes ist dabei innerhalb der FFH-Lebensraumtypen und -Arten unterschiedlich.

148 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

B 3.2 Bestand

Nachfolgend werden die in den Altengammer Elbwiesen vorkommenden FFH- Lebensraumtypen beschrieben sowie die im Rahmen der Kartierungen nachgewiesenen Vogelarten des Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie bzw. die festgestellten Arten des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie aufgeführt. Die Angaben zum Erhaltungszustand der FFH-Lebensraumtypen sind der Biotopkartierung in Hamburg entnommen, der Erhal- tungszustand der Arten wurde, sofern vorhanden, aus dem Standarddatenbogen zum Natura 2000-Gebiet Borghorster Elblandschaft übernommen. Der Erhaltungszustand des jeweiligen FFH-Schutzgutes auf Landesebene ist dem Bericht Hamburgs für die Berichts- periode 2007-2012 entnommen. Die Elbe im Bereich der Altengammer Elbwiesen wurde bei der Biotopkartierung 2012 als FFH-LRT 3260 („Fluss, naturnah mit Beeinträchtigungen/Verbauungen“) im Erhaltungs- zustand C kartiert. Teile des Elbufers (im Westen), die Schlinz mit Nebenprielen sowie der im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen angelegte Priel wurden dem FFH-LRT 3270 (Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p.) zu- geordnet. Ein weiterer FFH-LRT sind die am Elbufer (und im Mündungsbereich der Schlinz) vorhan- denen feuchten Hochstaudensäume (LRT 6431-1). Es handelt sich um einen heteroge- nen Ufersaum, teils über einer flach geneigten Steinböschung, teils mit Übergängen zu Röhricht und halbruderalen Gras- und Staudenfluren mittlerer Standorte und zu Weiden- gebüsch. Über die gesamte Länge regelmäßig vorhanden ist jedoch ein Uferstauden- saum mit hohen Anteilen der Weidenblättrigen Aster, von Zottigem Weidenröschen und eingestreuten Röhrichten von Rohrglanzgras. Durch Treibselablagerungen ist der Bereich relativ kräftig ruderal überprägt. Der Saum ist zumeist nur relativ schmal und strömungs- exponiert, so dass Wuchsorte für den Schierlings-Wasserfenchel hier unwahrscheinlich sind. Im Westen der Altengammer Elbwiesen befinden sich südlich der Schlinz zwei Flächen, die als FFH-LRT 6440 „Brenndolden-Auenwiese“ (GFC, vgl. Karten 1-1 bzw. 4-1, vgl. auch LEGUAN 2014) angesprochen wurden. Die westliche Grünlandfläche (Biotop Nr. 8218_2012_36) ist in ihrer Ausprägung sehr wüchsig, bis über 1 m hoch aufgewachsen (v.a. in den feuchteren Randbereichen entlang des benachbarten Priels) und von Obergräsern dominiert, mit hohen Anteilen von Fuchsschwanz, Wiesenschwingel und Gewöhnlichem Rispengras. Auch hohe Anteile von Mittelgräsern sind vorhanden, den- noch ist die bodennahe Vegetation noch krautreich, mit v.a. großen Beständen von Krie- chendem Hahnenfuß, einigen eingestreut vorkommenden Leguminosen und einem locker über die Fläche verstreutem Bestand aus Kuckucks-Lichtnelke. Die feuchteren Randbe- reiche sind stärker ruderal geprägt mit höheren Anteilen von v.a. Stumpfblättrigem Amp- fer. Die Fläche kann nicht als Mähwiese im engeren Sinne angesehen werden, da offen- sichtlich eine zeitweilige Beweidung stattfindet und hohe Anteile von weideflächen- typischen Arten vorhanden sind. Dennoch ist im weiteren Sinne eine Zuordnung zur Fuchsschwanzwiese denkbar. Da in Resten Vorkommen von Brenndolde vorhanden sind,

149 3 Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) wurde die Fläche als Entwicklungsfläche für eine Brenndoldenwiese angesehen und im Rahmen der Biotopkartierung in Hamburg entsprechend als Brenndolden-Auenwiese dargestellt. Ebenso die angrenzende Nachbarfläche (Biotop Nr. 8220_2012_2), bei der es sich um eine seit langem als Wiese genutzte, sehr nährstoffreiche Grünlandfläche han- delt, die zum Deich hin abfällt, mit Niveauunterschieden von fast 2 m. Vermutlich wurde die Wiese eingesät und gedüngt, es zeigen sich hohe Anteile von Weidelgras, daneben auch intensiver Aufwuchs aus Rohrglanzgras. Die Fläche ist im Übrigen sehr wüchsig und artenarm und prinzipiell nicht kartierwürdig, weist jedoch in Teilbereichen einen relativ großen Bestand aus Brenndolde auf. Die Fläche wird zudem bei Hochwasser offenbar in Teilbereichen zeitweilig überschwemmt (hier höhere Anteile an Feuchtezeigern). Die westlichere der beiden Flächen (Biotop Nr. 8218_2012_36) befindet sich größtenteils auf den Flurstücken 943 und 743, die als Ausgleichsflächen für Bau und Betrieb eines Kraftwerks in Hamburg-Moorburg dienen (vgl. Kapitel 1.3 Sonstige Planungen). Eine weitere als Brenndolden-Auenwiese kartierte Fläche befindet sich im Osten der Altengammer Elbwiesen (Biotop Nr. 8420_2012_54). Es handelt sich hierbei um eine recht homogene, mäßig artenreiche gemähte Wiesenfläche auf insgesamt zur Elbe hin leicht abfallendem Gelände und mit eingelagerten Mulden, die etwas feuchter geprägt sind. Die Vegetation wird seit einigen Jahren offenbar ausschließlich gemäht und ist do- miniert von Wirtschaftsgräsern, hohen Anteilen von Fuchsschwanz und Rispengrasarten sowie Weidelgras, jedoch deutlich arten- und blütenreicher als die westlich anschließende Fläche, mit Aspekt aus Scharfem Hahnenfuß, Kriechendem Hahnenfuß, Klee, Löwenzahn und im Frühjahr auch Wiesen-Schaumkraut. In Teilen zeigt sich eine etwas ruderalere Prägung mit locker verteilten Beständen aus Breitblättrigem und Krausem Ampfer. Auf- grund des Vorkommens von Brenndolde in kleineren Teilbereichen wurde die Fläche als Entwicklungsfläche für eine Brenndolden-Auenwiese in die Hamburger Biotopkartierung aufgenommen. Wiesen-Fuchsschwanz- (GMM) und Glatthaferwiesen (GMG) als FFH-LRT 6510 „Magere Flachland-Mähwiesen“ befinden sich im zentralen Bereich der Altengammer Elbwiesen (Biotope Nr. 8420_2012_23, 8420_2012_24 und 8420_2012_51). Biotop Nr. 8420_2012_23 ist eine mäßig artenreiche, relativ magere Fuchschwanz- bzw. Kamm- graswiese mit einem mäßig dichten Bestand aus Obergräsern. Sie ist in den Randberei- chen und im Westen etwas wüchsiger, im Osten weist sie sehr magere, offene und blü- tenreiche Teilbereiche auf. Stark vertreten sind Wiesen-Fuchsschwanz, Kammgras, Ris- pengras aber auch Weidelgras sowie ein meist relativ dichter Bestand aus verschiedenen Leguminosenarten, v.a. Kleiner Klee und Wiesenklee. Östlich grenzt eine seit langem als Mähwiese genutzte Glatthafer-Wiese an (Biotop Nr. 8420_2012_24). Der Standort ist relativ eben und nährstoffarm, mit örtlich leichten Ein- muldungen. Rispengras und Fuchsschwanz bilden nur lockere Bestände. Wesentlich ist die 2. Krautschicht, die nur etwa 20 bis 30 cm Wuchshöhe erreicht und durch einen gro- ßen Aspekt von Kleinem Klee derzeit recht blütenreich ist, eingestreut sind Vorkommen von Tausendschön in größerer Zahl. Am Boden finden sich mitunter kleinere Bereiche mit bestandsbildender Frühlingssegge. Die Vegetationsdeckung erreicht nur etwa 90 %, so dass das Licht den Boden erreichen kann. Der Bestand ist relativ reich an Leguminosen,

150 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

örtlich sind leichte Ruderalisierungstendenzen (Rainfarn) erkennbar. Hochwüchsig sind nur einzelne Randbereiche, die etwas nitrophytischer geprägt sind. Stromtaltypisch ist ein großer Bestand von Frühlingssegge und eingestreute Vorkommen von Straußblütigem Ampfer. Südlich dieser Fläche befindet sich ein weiterer als Glatthafer-Wiese angesprochener Biotop (Nr. 8420_2012_51). Dabei handelt es sich um ein insgesamt recht strukturreiches Grünland, dessen südlicher Bereich höher liegt als der nördliche (Uferwall / ehemaliger Sommerdeich). Die Fläche wurde langjährig beweidet, ist in jüngerer Zeit aber offenbar gemäht worden. Vor allem auf den höher gelegenen Flächen sind als Weideunkräuter stachelige Kräuter verbreitet, darunter ein relativ großer Bestand des in Hamburg stark gefährdeten Feld-Mannstreus und der in Hamburg vom Aussterben bedrohten Dornigen Hauhechel. Die Fläche selbst ist mäßig wüchsig mit vermutlich recht magerem Unter- grund und relativ blütenreich mit großen Beständen v.a. von Schafsgarbe. Als Mager- keitszeiger tritt zudem viel Spitzwegerich auf, und Rotschwingel nimmt vergleichsweise hohe Flächenanteile ein. Das Gebiet ist sehr uneben mit Niveauunterschieden von bis zu 2 m. Die kartierten Lebensraumtypen sind in Tabelle B 3-1 zusammengefasst. Tabelle B 3-2 gibt eine Übersicht über die im Rahmen der Kartierungen und sonstigen Datenauswer- tungen in den Altengammer Elbwiesen festgestellten bzw. die potenziell hier vorkommen- den Arten. Für eine ausführliche Bestandsbeschreibung wird auf die Anhänge B 2.2 (Brutvögel), B 2.4 (Fledermäuse), B 2.5 (Amphibien) und B 2.7 (Fische) verwiesen.

Tabelle B 3-1: FFH-Lebensraumtypen im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen FFH-LRT Code Zust. HH Angaben in ha je Erhaltungszustand Gesamtfläche [ha] A B C D Fließgewässer der plana- 0,878 0,878 ren bis miontanen Stufe mit Vegetation des Ra- nunculion fluitantis Flüsse mit Schlammbän- 3270 ungünstig- 4,253 1,110 2,481 7,844 ken mit Vegetation des schlecht (U2) Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p. Feuchte Hochstauden- 6430 ungünstig - 1,603 0,384 1,987 fluren der planaren und (BfN) schlecht (U2) montanen bis alpinen Stufe (BfN) bzw. bzw. Säume der Unterelbe 6431-1 (Feuchte Hochstauden- (HH) säume der planaren Stufe) (HH) Brenndolden-Auen- 6440 ungünstig- 11,698 11,698 wiesen (Cnidion dubii) schlecht (U2) Magere Flachland- 6510 ungünstig- 2,885 2,885 Mähwiesen (Alopecurus (BfN) schlecht (U2) pratensis, Sanguisorba officinalis) (BfN) bzw . bzw . Magere Flachland- 6510-1

151 3 Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B)

FFH-LRT Code Zust. HH Angaben in ha je Erhaltungszustand Gesamtfläche [ha] A B C D Mähwiesen, Glatthafer- (HH) Wiesen (HH) Magere Flachland- 6510 ungünstig- 1,521 1,521 Mähwiesen (Alopecurus (BfN) schlecht (U2) pratensis, Sanguisorba officinalis) (BfN) bzw . bzw . Magere Flachland- 6510-2 Mähwiesen, Wiesen- (HH) Fuchsschwanz-Wiesen (HH)

Tabelle B 3-2: Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinie im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilflä- che Altengammer Elbwiesen

Code Zust. HH Zu- Population Fortpflanzung Sonstige Lebens- stand raumnutzung Vogelart Ciconia ciconia Weißstorch A031 gut (B) - Nein Sporadischer Nah- rungsgast Circus aerugino- Rohrweihe A081 gut (B) - Nein (Brutzeit- Sporadischer Nah- sus feststellung in rungsgast 2013) Porzana porzana Tüpfelsumpf- A119 ungünstig (C) - Nein (Feststel- Sporadisches Vor- huhn lung außerhalb kommen im Elbvor- der regelhaften land Brutperiode in 2013 Crex crex Wachtelkönig A122 gut (B) - 1 Brutpaar Neststandort in Keine aktuellen Brut- 2005 Biotop-Nr. nachweise 8422_2005_122 Haliaeetus albicil- Seeadler A075 gut (B) - Nein Sporadischer Nah- la rungsgast Luscinia svecica Blaukehlchen A272 sehr gut (A) - je 1 Brutpaar Neststandort in 2009/2011 Röhricht an der Schlinz (Biotop- Nr. 8220_2005_51 bzw. 8220_2005_89) Milvus milvus Rotmilan A074 ungünstig (C) - Nein Sporadischer Nah- rungsgast FFH-Tierart Rana arvalis Moorfrosch 1214 ungünstig - - 20 Ind. im Östl. Ende der Überwinterungsberei- unzureichend Jahr 2009 Schlinz, Biotop- che sind nicht genau (U1) Nr. bekannt. Vermutl. 8422_2005_125; Anwanderung aus Fortpflanzungs- den hinterdeichs erfolg unsicher gelegenen Siedlungs- und Marschgebieten. Castor fiber Europäischer 1337 ungünstig - - Nein Sporadisches Vor- Biber unzureichend kommen im Elbab- (U1) schnitt zwischen Hamburg und Geest- hacht Lutra lutra Fischotter 1355 ungünstig - - Nein Regelmäßiges Vor-

152 PEP NSG Borghorster Elblandschaft (Anhang B) 3 Natura 2000

Code Zust. HH Zu- Population Fortpflanzung Sonstige Lebens- stand raumnutzung unzureichend kommen im Elbab- (U1) schnitt zwischen Hamburg und Geest- hacht Eptesicus seroti- Breitflügelfle- 1327 ungünstig - - Nachweis Nein Quartiere vermutl. in nus dermaus unzureichend einzelner Ind. den hinterdeichs (U1) im Jahr 2009 befindlichen Gebäu- den. Altengammer Elbwiesen als Nah- rungshabitat Myotis dasycne- Teichfleder- 1318 ungünstig - - Nachweis Nein Jagdhabitat: Elbe mit me maus unzureichend einzelner Ind. den in die Altengam- (U1) im Jahr 2009 mer Elbwiesen hin- einragenden Buchten Myotis dauben- Wasserfle- 1314 ungünstig - - Nachweis Nein Jagdhabitat: Elbe mit tonii dermaus unzureichend einzelner Ind. den in die Altengam- (U1) im Jahr 2009 mer Elbwiesen hin- einragenden Buchten Nyctalus noctula Großer 1312 günstig (FV) - Nachweis Nein Altengammer Elbwie- Abendsegler einzelner Ind. sen vermutl. als im Jahr 2009 Nahrungshabitat Pipistrellus pi- Zwergfleder- 1309 günstig (FV) - Nachweis Nein Quartiere vermutl. in pistrellus maus einzelner Ind. den hinterdeichs im Jahr 2009 befindlichen Gebäu- den. Altengammer Elbwiesen als Nah- rungshabitat Alosa fallax Finte 1103 ungünstig - C Potentielles Nein Flachwasserbereiche, schlecht (U2) Auftreten von Buhnenfelder und Larven und Priele der El- Jungfischen be/Schlinz Aspius aspius Rapfen 1130 günstig (FV) C 7 Ind. in 2013 Vermutlich nein Flachwasserbereiche, Buhnenfelder und Priele der El- be/Schlinz * Coregonus *Schnäpel *1113 ungünstig - - Potenzielles Nein Flachwasserbereiche, maraena, syn. schlecht (U2) Vorkommen Buhnenfelder und Coregonus ox- von Jungsta- Priele der El- yrhynchus dien und be/SchlinzPriele wandernder Individuen Lampetra fluviati- Flussneun- 1099 günstig (FV) B Potenzielles Nein Stromkanten der Elbe lis auge Vorkommen wandernder Individuen Petromyzon Meerneun- 1095 unbekannt B Potenzielles Nein Stromkanten der Elbe marinus auge Vorkommen wandernder Individuen FFH-Pflanzenart * Oenanthe conio- Schierlings- 1601 ungünstig - C 12 Ind. in Vorkommen am ides Wasserfen- schlecht (U2) 2013 neuen Priel chel * prioritäre Art = in Anhang II der Richtlinie 92/43/EWG mit dem Zeichen (*) gekennzeichnete Tier- und Pflanzenar- ten, d.h. Arten, für deren Erhaltung der Europäischen Gemeinschaft eine besondere Verantwortung zukommt.

153

PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang C: Kürzelliste

ANHANG C: TABELLEN DER KÜRZEL FÜR BEZEICHNUNGEN

Tabelle C-1: Liste der bezeichneten Biotope im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen Kürzel Beschreibung AKF Halbruderale Gras- und Staudenflur feuchter Standorte AKM Halbruderale Gras- und Staudenflur mittlerer Standorte FFM Fluss, naturnah mit Beeinträchtigungen/Verbauungen FGV Stark verlandeter, austrocknender Graben FWB Flusswatt mit Pioniervegetation FWO Flusswatt, ohne Bewuchs FWP Priel FWV Tideröhricht FWX Verbautes Elbufer mit naturnahen Vegetationselementen GFC Brenndolden-Auenwiese GFS Sonstige wechselnasse Stromtalwiesen und -weiden GIM Artenarmes gemähtes Grünland mittlerer Standorte GMG Glatthafer-Wiesen GMM Wiesen-Fuchsschwanz-Wiesen GMW Artenreiche Weide frischer bis mittlerer Standorte GMZ Sonstiges mesophiles Grünland GNR Seggen-, binsen- und/oder hochstaudenreiche Nasswiese nährstoffreicher Standorte HFT Weidengebüsch unter Tideeinfluss HHM Strauch-Baumhecke NRW Wasserschwaden-Röhricht NUE Hochstaudensäume der Unterelbe OAG Schotterfläche, Steinhaufen, Blockschüttung OWL Lehmweg SEZ Sonstiges, naturnahes, nährstoffreiches Kleingewässer VSW Wirtschaftsweg

155

PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang D (nichtöffentlich)

ANHANG D: (NICHTÖFFENTLICH)

Aufstellung der Flächen des NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elbwiesen (von West nach Ost) und ihrer Eigentums- und Pachtverhältnisse. Alle Flurstücke befinden sich in der Gemarkung Altengamme.

Tabelle D-1: Liste der Flurstücke im NSG Borghorster Elblandschaft, Teilfläche Altengammer Elb- wiesen mit Angabe der Eigentums- und Pachtverhältnisse (Stand Aug. 2015) Flurstück Nr. Flurstück Nr. FHH Eigentümer/in Pächter/in 4792 610-04792 Freie und Hansestadt Hamburg Stephan Putfarken 4790 610-04790 Freie und Hansestadt Hamburg 4791 610-04791 Freie und Hansestadt Hamburg 941 610-00941 Freie und Hansestadt Hamburg 944 610-00944 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 943 610-00943 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 4797 610-04797 Freie und Hansestadt Hamburg 746 602-00746 Freie und Hansestadt Hamburg Stephan Putfarken 2948 602-02948 Bund 743 602-00743 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2895 602-02895 Freie und Hansestadt Hamburg 750 602-00750 Freie und Hansestadt Hamburg 2896 602-02896 Freie und Hansestadt Hamburg 741 602-00741 Freie und Hansestadt Hamburg 2980 602-02980 Freie und Hansestadt Hamburg 2041 602-02041 Freie und Hansestadt Hamburg 2899 602-02899 Freie und Hansestadt Hamburg 759 602-00759 Freie und Hansestadt Hamburg 2900 602-02900 Privat 769 602-00769 Freie und Hansestadt Hamburg Stephan Putfarken (teilweise) 2901 602-02901 Freie und Hansestadt Hamburg Hellmut Rathmann 1042 602-01042 Freie und Hansestadt Hamburg 773 602-00773 Freie und Hansestadt Hamburg Hellmut Rathmann (teilweise) 2038 602-02038 Freie und Hansestadt Hamburg Hellmut Rathmann 2908 602-02908 Freie und Hansestadt Hamburg 2836 602-02836 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2918 602-02918 Freie und Hansestadt Hamburg Hans-Jörg Blanke (teilweise) 1594 602-01594 Bund 2919 602-02919 Freie und Hansestadt Hamburg

157 Anhang E: Natura 2000 PEP NSG Borghorster Elblandschaft

Flurstück Nr. Flurstück Nr. FHH Eigentümer/in Pächter/in 2920 602-02920 Freie und Hansestadt Hamburg 2921 602-02921 Freie und Hansestadt Hamburg 2927 602-02927 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2931 602-02931 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2934 602-02934 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2936 602-02936 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2937 602-02937 Freie und Hansestadt Hamburg 2938 602-02938 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2939 602-02939 Freie und Hansestadt Hamburg 2916 602-02916 Freie und Hansestadt Hamburg 2940 602-02940 Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG 2844 602-02844 Eggers, Wolfgang Altengammer Elbdeich 76, 21039 Hamburg 2961 602-02961 Wulff, Reinhard Ernst Rudolf Horster Damm 69, 21039 Ham- burg 2962 602-02962 Privat

158 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

ANHANG E: NATURA 2000

E 1 Standarddatenbogen des Natura-2000-Gebietes Borghorster Elbland- schaft

Gebiet

Gebietsnummer: 2527-303 Gebietstyp: B

Landesinterne Nr.: 606 Biogeographische Region: A

Bundesland: Hansestadt Hamburg

Name: Borghorster Elblandschaft geographische Länge (Dezimalgrad): 10,2939 geographische Breite (Dezimalgrad): 53,4350

Fläche: 230,00 ha

Vorgeschlagen als GGB: Dezember 1999 Als GGB bestätigt: Dezember 2004

Ausweisung als BEG: Meldung als BSG:

Datum der nationalen Unterschutzstellung als Vogelschutzgebiet:

Einzelstaatliche Rechtgrundlage für die Ausweisung als BSG:

Einzelstaatliche Rechtgrundlage für die Ausweisung als BEG:

Weitere Erläuterungen zur Ausweisung des Gebiets:

Bearbeiter: Christian Michalczyk

Erfassungsdatum: November 1999 Aktualisierung: Juni 2014 meldende Institution: Beh. f. Stadtentwicklung u. Umwelt (Hamburg)

TK 25 (Messtischblätter):

MTB 2527 Bergedorf

Inspire ID:

Karte als pdf vorhanden? nein

159

NUTS-Einheit 2. Ebene:

DE60 Hamburg

Naturräume:

670 Stader Elbmarschen naturräumliche Haupteinheit:

D24 Untere Elbeniederung (Elbmarsch)

Bewertung, Schutz:

Vielgestaltige Landschaft des Elbetals bestehend aus als Grünland genutzten Vordeichsflächen, Bracks, extensivem Kurzcharakteristik: Feuchtgrünland, Magerrasen, Heiden, Dünen und Wälder nasser bis trockener Standorte

Altengammer Elbwiesen, Kringelwiesen, Schleusendamm, Borghorster Brack, Borghorster Düne, Borghorster Haupt- Teilgebiete/Land: deich

Ursprüngliche Vegetationszonierung des Elbetals auf engem Raum von tidebeeinflußten Süßwasserwatten, Röhrichten, Begründung: Stromtalwiesen und Bracks bis hin zu Trockenlebensräumen am Geestfuß aus Dünen, Heiden, Grasfluren und Wäldern

Kulturhistorische

Bedeutung: geowissensch. Bedeu- typischer Aufbau des Elbe-Urstromtals auf engem Raum (Übergang Marsch-Geest), bereits kontinentaler Klimaeinfluß, tung: daher westl. Verbreitungsgrenze einiger Arten in Hamburg

Bemerkung:

Biotopkomplexe (Habitatklassen):

D Binnengewässer 8 %

E Fels- und Rohbodenkomplexe 2 %

H Grünlandkomplexe mittlerer Standorte 40 %

L Laubwaldkomplexe (bis 30 % Nadelbaumanteil) 12 %

N Nadelwaldkomplexe (bis max. 30% Laubholzanteil) 12 %

X01 Ästuare (Fließgewässermündungen mit Brackwassereinfluß u./od. Tidenhub, incl. Uferbiotope) 28 %

Schutzstatus und Beziehung zu anderen Schutzgebieten und CORINE:

160 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

Gebietsnummer Nummer FLandesint.-Nr. Typ Status Art Name Fläche-Ha Fläche-%

2527-303 2526-305 FFH b / Hamburger Unterelbe 707,00 0

2527-303 LSG b - Altengamme 250,00 100

2527-303 NSG b + NSG Borghorster Elblandschaft 225,00 98

Legende

Status Art b: bestehend *: teilweise Überschneidung e: einstweilig sichergestellt +: eingeschlossen (Das gemeldete Natura 2000-Gebiet umschließt das Schutzgebiet) g: geplant -: umfassend (das Schutzgebiet ist größer als das gemeldete Natura 2000-Gebiet) s: Schattenlisten, z.B. Verbandslisten /: angrenzend

=: deckungsgleich

Bemerkungen zur Ausweisung des Gebiets: auf Teilflächen Vertragsnaturschutz mit Landwirten, potentieller Lebensraum für Schierlings-Wasserfenchel

Gefährdung (nicht für SDB relevant):

Einflüsse und Nutzungen:

Code Auswirkung Rang Verschmutzung Ort

A04 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

A07 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

A08 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

D01.02 negativ mittel (durchschnittlicher Einfluß) innerhalb

D03.02 hoch (starker Einfluß) ausserhalb

161

E01.03 negativ mittel (durchschnittlicher Einfluß) ausserhalb

F02.03 negativ mittel (durchschnittlicher Einfluß) innerhalb

F03.01 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

G01.01 mittel (durchschnittlicher Einfluß) ausserhalb

G01.02 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

G02.08 negativ gering (geringer Einfluß) ausserhalb

G05.01 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

J02.05 negativ gering (geringer Einfluß) innerhalb

J02.12 gering (geringer Einfluß) ausserhalb

L02 positiv gering (geringer Einfluß) innerhalb

L08 positiv mittel (durchschnittlicher Einfluß) innerhalb

Management:

Institute

Beh. f. Stadtentwicklung u. Umwelt Naturschutzamt

Status: J: Bewirtschaftungsplan liegt vor

Pflegepläne

Maßnahme / Plan Link

Integrierter Bewirtschaftungsplan Elbeästuar http://www.natura2000-unterelbe.de/

Erhaltungsmassnahmen:

Wiederherstellung des Tide- und Hochwassereinflusses der Elbe im Bereich der Borghorster Elbwiesen, Erhalt und Vergrößerung der trockenen Offen-Lebensräume, Pflege der Stromtalwiesen

Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie

162 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

rel.- rel.- rel.- Fläche P N Daten- Rep Erh.- Ges.- Ges.- Ges.- Jah Code Name Grö. Grö. Grö. (ha) F P Qual. . Zust. W. N W. L W. D r N L D

Trockene Sandheiden mit 201 2310 Calluna und Genista [Dünen im 0,43 G A 1 2 1 B C B C 0 Binnenland]

Dünen mit offenen Grasflächen 201 2330 mit Corynephorus und Agrostis 0,29 G A 1 2 1 B B B C 0 [Dünen im Binnenland]

Natürliche eutrophe Seen mit 201 3150 einer Vegetation des Magnopo- 3,50 G B 1 1 1 B C B C 0 tamions oder Hydrocharitions

Natürliche eutrophe Seen mit 201 3150 einer Vegetation des Magnopo- 0,18 G B 1 1 1 C C C C 0 tamions oder Hydrocharitions

Flüsse mit Schlammbänken mit 200 3270 Vegetation des Chenopodion 13,61 M B 1 1 1 C B B C 4 rubri p.p. und des Bidention p.p.

Flüsse mit Schlammbänken mit 200 3270 Vegetation des Chenopodion 0,32 G B 1 1 1 B B B C 8 rubri p.p. und des Bidention p.p.

Feuchte Hochstaudenfluren, 201 6431 1,00 G A 1 1 1 B C B C planar bis montan 0

Brenndolden-Auenwiesen 201 6440 3,75 G A 4 4 1 B A A B (Cnidion dubii) 0

Brenndolden-Auenwiesen 201 6440 1,46 G A 3 3 1 A A A B (Cnidion dubii) 0

Brenndolden-Auenwiesen 201 6440 17,61 G A 5 5 1 C A A C (Cnidion dubii) 0

Magere Flachland-Mähwiesen 201 6510 (Alopecurus pratensis, San- 4,46 G A 1 3 1 B B A C 0 guisorba officinalis)

Magere Flachland-Mähwiesen 201 6510 (Alopecurus pratensis, San- 1,51 G A 1 2 1 A B A C 0 guisorba officinalis)

Magere Flachland-Mähwiesen 201 6510 (Alopecurus pratensis, San- 0,31 G A 1 1 1 C C C C 0 guisorba officinalis)

Hainsimsen-Buchenwald (Luzu- 201 9110 5,73 G B 1 2 1 C C C C lo-Fagetum) 0

Alte bodensaure Eichenwälder 200 9190 auf Sandebenen mit Quercus 1,18 G B 1 1 1 C C C C 4 robur

163

Hartholzauenwälder mit Quer- cus robur, Ulmus laevis, Ulmus 200 91F0 minor, Fraxinus excelsior oder 4,22 G D 1 4 Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris)

Artenlisten nach Anh. II FFH-RL und Anh. I VSch-RL sowie die wichtigsten Zugvogelarten

rel.- rel.- rel.- N Sta- Dat.- Pop.- Biog.- Erh.- Ges.- Ges.- Ges.- Anh Jah Taxon Name S Grö. Grö. Grö. P tus Qual. Größe Bed. Zust. W. N W. L W. D . r N L D

Triturus cristatus 11 - 200 AMP r 1 1 1 h C C C C II [Kammmolch] 50 4

201 FISH Alosa fallax [Finte] j kD v 1 1 1 h C C C C II 0

Aspius aspius 200 FISH r kD r 1 1 1 w C C C C II [Rapfen] 8

Cobitis taenia 201 FISH r G 2 1 2 1 h C C B C II [Steinbeißer] 3

Coregonus oxyrin- 200 FISH m kD v D D D II chus s.l. [Schnäpel] 6

Lampetra fluviatilis 199 FISH m kD v 1 1 1 m B C C C II [Flußneunauge] 8

Misgurnus fossilis 200 FISH r kD v D D D II [Schlammpeitzger] 5

Petromyzon mari- 199 FISH nus [Meerneunau- m kD v 1 1 1 m B C C C II 8 ge]

Oenanthe conioides 201 PFLA [Schierling- r G 11 1 2 1 o C B B B II 3 Wasserfenchel]

weitere Arten

Taxon Code Name S NP Anh. IV Anh. V Status Pop.-Größe Grund Jahr

Legende

Grund Status

164 PEP NSG Borghorster Elblandschaft Anhang E: Natura 2000

e: Endemiten a: nur adulte Stadien g: gefährdet (nach Nationalen Roten Listen) b: Wochenstuben / Übersommerung (Fledermäuse) i: Indikatorarten für besondere Standortsverhältnisse (z.B. Totholzreich- e: gelegentlich einwandernd, unbeständig tum u.a.) k: Internationale Konventionen (z.B. Berner & Bonner Konvention ...) g: Nahrungsgast l: lebensraumtypische Arten j: nur juvenile Stadien (z.B. Larven, Puppen, Eier) n: aggressive Neophyten (nicht für FFH-Meldung) m: Zahl der wandernden/rastenden Tiere (Zugvögel...) staging o: sonstige Gründe n: Brutnachweis (Anzahl der Brutpaare) s: selten (ohne Gefährdung) r: resident t: gebiets- oder naturraumtypische Arten von besonderer Bedeutung s: Spuren-, Fährten- u. sonst. indirekte Nachweise

t: Totfunde, (z.B. Gehäuse von Schnecken, Jagdl. Angaben, Herbarbe- z: Zielarten für das Management und die Unterschutzstellung lege...)

Populationsgröße u: unbekannt c: häufig, große Population (common) w: Überwinterungsgast p: vorhanden (ohne Einschätzung, present) r: selten, mittlere bis kleine Population (rare) v: sehr selten, sehr kleine Population, Einzelindividuen (very rare)

Literatur:

Jah Zeit- Sei- Ver- Nr. Autor Titel Nr. r schrift ten lag

HH6341316504668 Diverse Biotopkartierung Hamburg 6

HH6337411372462 Diverse regelmäßiges Monitoring der FFH-Arten Anhang II 8

Prüfung der Wertigkeit der NSGe Schnaakenmoor, Boberger Dr. Kurz, 199 Niederung, Stellmoorer Tunneltal, Höltigbaum, Kirchwerder hh0035 Holger et 9 Wiesen sowie weiterer Gebiete in HH auf ihre Eignung als al. Schutzgebiete nach V/FFH-RL

HH6337384493778 EGL et al: regelmäßiges Monitoring der FFH-Lebensraumtypen 4

165

HH6337384503897 EGL Ersterfassung der FFH-Lebensraumtypen 2

Dokumentation/Biotopkartierung:

Biotopkartierungsbögen-Nr.: 8624, 8622, 8422, 8220, 8222

Dokumentationslink:

Eigentumsverhältnisse:

Bund 4 %

Land 52 %

Kommunen 0 %

Sonstige 0 % gemeinsames Eigentum/Miteigentum 0 %

Privat 44 %

Unbekannt 0 %

E 2 Merkblatt zu den vorläufigen Erhaltungszielen

Ein Merkblatt ist nicht erforderlich, da die FFH-Erhaltungsziele in die NSG-Verordnung übernommen wurden (vgl. Anhang A 1).

166