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Orientiert in 755 km² Hamburg Seit dem „Groß-Hamburg-Gesetz“, das Stadt und von 1937 und damit aus düsterer Nazi- zeit stammt, gehört die Hamburger Pe- Stadtviertel ripherie zum Stadtgebiet. Damals wuchs das Territorium der Hansestadt Hamburg ist groß. Was aller- von einem Tag auf den anderen um gut dings nicht heißt, dass man sich 80 Prozent, und die Einwohnerzahl nah- in der Hafenmetropole verloren m um eine halbe Million zu. Heute leben fühlt. Im Gegenteil: Wer Lust in der zweitgrößten Stadt Deutschlands und Energie hat, kann die knapp 1,9 Mio. Menschen auf einer Flä- schönsten Ecken der Elbstadt che von exakt 755,26 km². Das wiede- rum heißt: Die dritt- und die viertgröß- locker in zwei, drei Tagen ten Städte der Republik, München und erkunden. Warum das so ist? Köln, würden zusammen in den Stadt- Touristisch im Rampenlicht staat hineinpassen. steht nur ein kleiner Teil der 755 km² Hamburg. und Hafen Die Elbe teilt Hamburg ziemlich genau in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Während südlich des Flusses die 74 km² großen Hafenanlagen mit ihren

EIMS- WANDS- vier umschlagkräftigen Containerter- BÜTTEL NORD BECK minals liegen, wird an den Kaikanten der gegenüberliegenden Seite kräftig ALTONA gebaut (), kräftig gefeiert (St. MITTE Pauli) oder nach Kräften flaniert (Spei-

HARBURG cherstadt). Ein enormer Reiz der Han- sestadt besteht darin, dass das „ur- sprüngliche“ Hamburg genau hier statt- findet. Dort, wo der gezeitenabhängige Fluss fließt, erfindet sich Norddeutsch- lands spannendste Stadt stets neu und ereignen sich die schönsten Skandale Hamburg außer Haus (nicht nur die lässt Hamburg ist nicht nur Stadt, sondern grüßen …). Und dort halte ich mich am gleichzeitig Stadtstaat – neben Berlin liebsten auf, denn dort gibt es immer und Bremen der dritte in der födera- etwas zu sehen. tiven Ordnung der Bundesrepublik Deutschland. Zum „Staatsgebiet“ zählt auch eine außerhäusige und Außenalster Besitzung: der Nationalpark Geradezu beschaulich ist dagegen das Hamburgisches Wattenmeer mit seinen drei im Mündungsgebiet der zweite Gewässer des Stadtstaates, die Elbe liegenden Inseln , Alster. Sie entspringt ein paar Kilome- Scharhörn und Nigehörn. Zur ter nördlich der Hamburger Stadtgrenze Einwohnerzahl trägt die Exklave und fließt gemächlich weiter Richtung kaum bei: Nur Neuwerk ist bewohnt Stadtmitte. Kurz davor ist sie seit und bringt es auf 30 „Staatsbürger“. grauer Vorzeit zum großen Alstersee Ohlsdorfer Friedhof aufgestaut. Dessen verhältnismäßig kleiner, südlicher Teil heißt Binnen- alster; sein größerer, nördlicher Teil ist die Außenalster, die auch „Hamburger Grindel- Meer“ genannt wird. Anders als Außen- viertel die Wirtschaftsfaktoren alster Elbe und Hafen sind Schanzenviertel Alster und Außenalster St. Georg reine Frei- St. Pauli Neustadt Rathaus Altstadt zeitreviere. Michel Dort schip- Elbe HafenCity pern die Aus- EElbElbpElbphilharmonie flugsdampfer, und dort drehen die Jogger und Spaziergänger ihre Runden.

Bezirke und Stadtteile stanz nahezu komplett zerstört. Mit zwei architektonischen Hochkarätern Kennen Sie , oder kann sie aber immer noch angeben: Lohbrügge? Ich auch nicht. Warum das dem Rathaus und den „Handelskathe- so ist? Diese Stadtteile spielen touris- dralen“ des Kontorhausviertels, die die tisch eine untergeordnete Rolle, auch UNESCO (mitsamt der ) wenn die Duvenstedter, Sinstorfer und 2015 als Weltkulturerbe geadelt hat. Lohbrügger das möglicherweise anders sehen … Aber von vorne: Hamburg ist in Anders als Mitte steht Altona nicht so 7 Bezirke unterteilt (Altona, Eimsbüttel, sehr für die klassischen Sehenswürdig- Nord, , Mitte, , Berge- keiten, den Reiz macht dort die beson- dorf), die wiederum in insgesamt 104 dere Atmosphäre aus: im verwinkelten Stadtteile gegliedert sind. Die touristisch Ottensen, beim Elbstrand in Othmar- wichtigsten Stadtteile verteilen sich schen, im multikulturellen Schanzen- praktischerweise auf nur zwei Bezirke: viertel und im vornehmen . Hamburg-Mitte und Altona. Touristische Exklaven Die Schwerpunkte: Jenseits von Mitte und Altona wird die Mitte und Altona touristische Luft dünner. Wer sich In Mitte – und dort nördlich der Elbe – mehr als zwei Tage in Hamburg auf- liegen „von links nach rechts“: St. Pauli hält, sollte sich aber mit ein paar „Ex- mit Kiez & Co; die Neustadt mit Michel klaven“ vertraut machen: Ich empfehle und Jungfernstieg; die Altstadt; die Ha- das Grindelviertel ein paar Kilometer fenCity mit Elbphilharmonie und an- nördlich der Altstadt mit seinem einst grenzender Speicherstadt; St. Georg mit jüdischen und jetzt studentischen Flair, seinem Spektrum von Bahnhofsviertel- den hoch in Hamburgs Norden gelege- charme bis Außenalster-Gediegenheit. nen Ohlsdorfer Friedhof, der als größ- Damit man sich keine falschen Vor- ter Parkfriedhof des Planeten gilt, und stellungen macht: Die Altstadt hat ihr tatsächlich auch die südöstlich der vorangestelltes Attribut nur auf dem Stadt gelegene Gedenkstätte beim ehe- Papier, Stadtsanierungen und 213 Luft- maligen Konzentrationslager Neuen- angriffe während des Zweiten Welt- gamme, mit der sich Hamburg so lange kriegs haben die historische Bausub- Zeit so schwer getan hat. 12

Orientiert in Hamburg Am Wasser, unter Wasser ϋ Hafenrundfahrt: Auch wenn ich da- Sightseeing- mit nicht mehrheitsfähig sein sollte: Die klassischen Hafenrundfahrten sind Klassiker meine Sache nicht. Zwar treibt man ziemlich nah an die Elbphilharmonie Hafen, Michel und Speicherstadt heran und schippert auch durch die stehen wie Felsen in der Bran- Backsteinpracht der Speicherstadt – dung – und darüber hinaus? dafür schämt man sich für manche Ka- Top-Ten-Highlight-Listen sind lauer der „Kapitäne“ fremd und ist variabel und vor allem notorisch wahrscheinlich enttäuscht, wie wenig ungerecht, die folgende selbst- man vom eigentlichen Hafengelände Tour 1, S. 46 verständlich auch. Außerdem sieht. ʲ gilt: Nicht alles, was als Klassiker ϋ Speicherstadt und HafenCity: Kein daherkommt, muss man Besuch der Elbmetropole ohne einen zwingend mögen ... Besuch der altehrwürdigen Speicher- stadt und der futuristischen HafenCity. Punkt. Die Speicherstadt ist ein biss- chen wie Venedig in Backsteinoptik: riesige Lagerhauspalazzi in Kanalland- schaft. Die noch nicht fertige „Hafen- stadt“ ist ihr neuzeitliches Pendant, ganz wie die skandalträchtige Elbphil- harmonie, die seit 2017 das Konzert- haus Hamburgs darstellt und deren Plaza man unbedingt ansteuern sollte. ʲ Tour 1, S. 31 ϋ Alter Elbtunnel: Die Elbe geht auch unterirdisch, und wie! Durch den Alten Elbtunnel hindurchzulaufen, ist wie ei- ne Reise zurück in die 1910er-Jahre. Man folgt dem einstigen Weg der Ha- fenarbeiter, die von den Landungsbrü- cken zu den Werftanlagen der gegen- überliegenden Elbinsel mussten. Dort angekommen, hat man einen prächtigen Blick auf Hamburgs Skyline. Auch schön: Das 426,5 m lan- UNESCO-Weltkulturerbe ge Erlebnis ist komplett kostenlos. ʲ Tour 1, S. 27 Eine Stadt wie Hamburg ohne Welt- kulturerbe? Bis zum Juli 2015 war das so. Dann entschied das ehrwürdige Abends Kiez, morgens Fisch UNESCO-Welterbekomitee, dem : unwürdigen Zustand ein Ende zu ϋ Kann man machen und bereiten, und setzte flugs gleich zwei wird man auch, wenn man schon mal Hamburger Ikonen auf seine Liste: in Hamburg ist. Dem allzu Enthusiasti- die Speicherstadt und das angren- schen sei gesagt: An Wochenenden ist zende Kontorhausviertel. Zeit war’s. der Kiez rund um die Reeperbahn eine Fehler! Kein Text mit angegebener Formatvorlage im Dokument.13 Feiermeile mit einem Großaufgebot an Junggesell(innen)abschieden, das an „Malle“ erinnert. Das nervt nicht zwin- gend, doch vom authentischen Kiez, den es in den 80ern und 90ern Planten Außen- gab, ist nicht mehr all- un alster zu viel übrig. Blomen Hamburger Kunsthalle ʲ Tour 2, S. 68 Jungfernstieg Michel ϋ Fischmarkt: Reeperbahn Rathaus Das Gedränge Landungsbrücken Speicherstadt und das Ge- Fischmarkt Alter HafenCity schiebe sollte Elbtunnel Elbphilharmonie man abkönnen. Partybe- ginn auf dem Gelände westlich der Landungsbrücken ist um 5 Uhr früh, offiziell abgepfiffen wird um 9.30 Uhr, Wunder, dass dem Konsum in dieser inoffiziell geht’s häufig bis 11 Uhr wei- Ecke der Stadt kaum Grenzen gesetzt ter. Aale-Dieter und seine Kumpane sind. Apropos setzen: Am Tag sitzt man wollen ihr „Zeuch“ schließlich auch gut auf den Freitreppen des Jungfern- stiegs. Bei einem Snack kann man die loswerden. ʲ Tour 2, S. 57 Alsterfontäne bestaunen und sich fra- gen, wie viele Meter sie in den Ham- Aussichten und Einsichten burger Himmel schießt. ʲ Tour 3, S. 91 ϋ Der Michel: In die Krypta muss man ϋ Hamburger Kunsthalle: Wer in ein nicht! Doch auf den Turm sollte man, Kunstmeer der Extraklasse eintauchen denn von dort hat man die schönste möchte, tut es genau hier. In drei Ge- Aussicht auf Hamburg (nur die Plaza bäuden wird der Bogen von der mittelal- der Elbphilharmonie kann da mithal- terlichen bis zur zeitgenössischen Kunst ten), sogar spätabends geht es noch gespannt, von (Alt-)Meister Bertram bis hoch. Davon abgesehen ist St. Michae- zu (Neu-)Kunstmeister Gerhard Rich- lis ein barockes Schmuckstück der Ex- ter ist alles vertreten. ʲ Tour 5, S. 140 traklasse und eines der Wahrzeichen dieser Stadt. ʲ Tour 3, S. 80 Grünes Hamburg ϋ Rathaus: Die Führung kostet 5 € und lohnt sich! Allerdings findet sie an vie- ϋ Planten un Blomen: Im Herbst oder len Tagen nicht statt. Warum? Weil das Winter kann man sich den Weg sparen, Rathaus nach wie vor „im Dienst“ ist. in der anderen Jahreshälfte ist der Park Dafür wird man in jeweils unterschied- ein Genuss – wegen der unglaublichen liche der 647 Räume geführt. Deshalb Pflanzenpracht und der wunderbaren kann man die Führung sogar mehrmals Wasserlichtkonzerte. Und wer einfach mitmachen – wechselnde Einsichten nur im Grünen flanieren will, ist hier garantiert. ʲ Tour 4, S. 123 ebenfalls richtig. ʲ Tour 3, S. 96 ϋ Außenalster: Zugegeben, das ist schon die Nr. 11. Deshalb nur ganz Konsum und Kunst kurz: Das „Hamburger Meer“ ist Kult ϋ Jungfernstieg: Hier, im Herzen der und hat herrlich grüne Uferwege. Am Stadt, zeigt sich Hamburg weltmännisch besten, man baut in seinen Spazier- und erinnert im Nachtschein an Metro- gang einen Besuch des grandiosen Lite- polen wie London oder Paris. Kein raturhauses mit ein. ʲ Tour 5, S. 136 14

Orientiert in Hamburg Hamburger und andere Geschichte(n) Sightseeing- ϋ Discovery Dock: Eine neue Attraktion für alle, die virtuelle Realitäten und In- Alternativen teraktion schätzen. Hier lernt man – auf unterhaltsame Weise –, was den Sicher, einige der Sightseeing- Hamburger Hafen ausmacht. Dabei darf Alternativen hätten es auch in man auch selbst ran und beispielsweise die Klassiker-Auswahl schaffen ein Kranführer sein, der die großen Con- können – das Kontorhausviertel tainer verladen muss. ʲ Tour 1, S. 37 etwa. Aber wussten Sie, dass die ϋ Deutsches Zollmuseum: Wer Reise- Neue Börse sehr schöne Audio- führer schreibt, geht in jedes Museum. führungen zur Hamburger In manche aus reiner Routine, ein Zoll- Geschichte anbietet? Oder dass museum ist so ein Beispiel – zumal, das Zollmuseum trotz seines wenn das Bundesministerium für Finan- drögen Namens ein echtes zen sein Träger ist … Und plötzlich: ein Erlebnis ist? hübsches Gebäude direkt in der Spei- cherstadt, eine bunte Ausstellung mit anschaulichen Präsentationen und ei- ner Menge Kuriositäten. So erfährt man, dass im Preußen des 18. Jh. zeitweise eine Perückensteuer erhoben wurde. Wer sein gutes Stück öffentlich tragen wollte, musste drei Taler pro Jahr an den Fiskus überweisen; zu Hause Tragen war aber umsonst. ʲ Tour 1, S. 42 ϋ BallinStadt – Auswandererwelt Ham- burg: Das multimedial gut ausgestatte- te Museum erzählt die Geschichte der gut sechs Millionen Menschen, die zwi- schen 1850 und 1938 von Hamburg aus aufbrachen, um ihr Glück in der Neuen Welt zu suchen – wegen politischer Verfolgung, religiöser Diskriminierung Affordable Art Fair oder schlicht, um einem Leben in Ar- Die bekanntesten Adressen für zeit- mut zu entgehen. Ihre letzte Station vor genössische Kunst in Hamburg sind der Überfahrt waren Massenunterkünf- die Kunsthalle und Galerie der te auf der Elbinsel , von denen Gegenwart (ϓ Tour 5, S. 140), die Deichtorhallen (ϓ Tour 1, S. 45) und drei originalgetreu wiederaufgebaut das kleine, feine Bucerius Kunst wurden. Wer das Museum besucht, Forum (ϓ Tour 4, S. 122). Eine wird ebenso gut informiert wie unter- (allerdings nur temporäre) Alter- halten – und sieht sicher auch die aktu- native ist die Affordable Art Fair. Dort elle europäische Flüchtlingskrise nach- kann man Gegenwartskunst her mit etwas anderen Augen. bestaunen, die man sich sogar ʲ Ausflüge, S. 199 leisten und direkt kaufen kann. Sie findet einmal im Jahr auf dem ϋ KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Auch Hamburger Messegelände statt (ϓ Neuengamme ist Hamburger Geschich- Veranstaltungen, S. 235). te. In dem KZ etwa 30 Autominuten Ohlsdorfer Fehler! Kein Text mit angegebener Formatvorlage im DokumenFriedhoft.15 südöstlich der Hamburger Innen- stadt waren zwischen 1938 und 1945 etwa 100.000 Menschen inhaftiert, 42.900 wurden um- gebracht oder Außen- Schanzenviertell alster starben an den LaLLange Reihe Folgen ihrer BlankeneseBlaBlB Neue Börse St. Georg Haft. Das Ge- Bucerius Kunst Forum Elbstrand lände des Kontorhausviertelerteertrteel Elbe Deichtorhallen ehemaligen Zollmuseum KZs ist durch ein Wegenetz mit verschiedenen Rund- BallinStadt gangmöglichkeiten er- schlossen. Die außerordentlich gut auf- bereitete Hauptausstellung ist in einem der einstigen Häftlingsblöcke unterge- ϋ Die Lange Reihe in St. Georg: St. bracht. ʲ Ausflüge, S. 202 Georg gilt an einigen Stellen als Schmuddelecke des Zentrums. Gleich- Drei Viertel zeitig schreitet auch dort die Stadtteil- aufwertung voran. Ob man das nun ϋ Kontorhausviertel: Seit 2015 sind sie schlecht oder gut findet: Die Lange Weltkulturerbe, die kantigen, ornamen- Reihe ist mittlerweile eine der Haupt- tierten Bürohauskathedralen, die in schlagadern der Stadt: schick, biolastig, den 1920er-Jahren im südöstlichen Teil kulinarisch reizvoll und regenbogen- der Altstadt errichtet wurden. Flagg- bunt. ʲ Tour 5, S. 135 schiff der im Stil des Backsteinexpres- sionismus gebauten Kontorhäuser ist das Chilehaus, das abends aussieht wie Urwald und Stadtstrand die illuminierte Titanic. Beeindruckend ϋ Ohlsdorfer Friedhof: Man kann sich sind auch die Treppenhäuser in den verlieren auf seinen verschlungenen Eingangsbereichen der Gebäude (etwa Wegen, mit dem Rad oder dem Bus (!) im Sprinken- oder im Meßberghof), durchfahren oder einfach nach den weiter rein kann man nicht, hier wird Grabstätten der vielen Prominenten immer noch gearbeitet. ʲ Tour 4, S. 108 suchen, die auf diesem „vögeldurch- jubelten gepflegtesten Urwald der ϋ Schanzenviertel: Was für ein Kon- trast! Im Kontorhausviertel präsentiert Welt“ (Wolfgang Borchert) bestattet sich Hamburg hanseatisch, kühl und sind. Infos zu Spaziergängen gibt’s im ein wenig ausgestorben, in „der Schan- Beratungszentrum. ʲ Ausflüge, S. 197 ze“ alternativ, multikulturell und sze- ϋ Der Elbstrand: In die Elbe springen nig – mit allem, was dazugehört: kleine sollte man eher nicht! Doch ein Son- Läden, Cafés, Kneipen, jede Menge nenuntergang am Elbstrand ist etwas Menschen und Fahrräder auf den Stra- Besonderes, dazu ein Bier, dazu die Ha- ßen … Diese Eindrücke werden nur ge- fenkulisse. Außerdem kann man von trübt, wenn wieder einmal ein originel- hier bis nach Blankenese laufen. Dabei ler Laden aufgrund der Stadtteilauf- trifft man aufs Ernst-Barlach-Haus: wertung schließen muss. Und am eine der schönsten Sammlungen, die 1. Mai sollte man vielleicht nicht her- ich während meiner Hamburg-Streif- kommen … ʲ Tour 8, S. 176 züge gesehen habe. ʲ Tour 7, S. 166 16

Orientiert in Hamburg Hamburger Küche Aalsuppe mit Backobst, die viel zitier- Essen gehen ten Birnen, Bohnen und Speck (Gröö- ner Hein) oder die vom Namen her Hamburg ist eine europäische Angst machende Erbsensuppe mit Metropole und versorgt seine Snuten un Poten (= Schnauzen und Gäste mit entsprechender Pfoten), hinterher dann einen Köm, ei- kulinarischer Bandbreite: vom nen Klaren mit Kümmelgeschmack. Al- Sternelokal bis zur Günstigbude, les schön und gut, alles Hamburger (oder zumindest norddeutsche) Spezia- von Hamburger Hausmannskost litäten. Doch ganz ehrlich: Ein Lokal, in bis zu veganer Küche, von Fisch- dem diese drei traditionellen Speisen speisen bis zu internationaler (plus der spezielle Schnaps) angeboten Kochkunst, deren frankophile werden, ist mir während meiner Re- Tendenzen in der Elbstadt cherchen nicht untergekommen. Dafür besonders munden. gibt es Lokale, auf deren Karte einzelne dieser Speisen stehen, so z. B. die schräge Oberhafen-Kantine, wo man sogar ein „Rundstück, warm“ be- kommt, eine Urform des inzwischen in Hamburg so beliebten Burgers, oder der Old Commercial Room, wo es m. E. den besten Labskaus gibt. Apropos Labskaus: Dieses Fleischge- richt erlebt ebenfalls eine Renaissance und wird wieder in vielen Lokalen an- geboten, bisweilen lediglich als Pro- bierportion. Warum das so ist? Hier die Zutaten: gestampftes Pökelfleisch mit Spiegelei, Rollmops, Gewürzgurke und Rote Bete. Das kann schon schmecken, doch bisweilen brauchen Ungeübte ei- nen stabilen Magen … Einfacher hat man es da mit zwei ande- ren Klassikern: dem Pannfisch und der Scholle Art, die im Süß- wasser in Övelgönne oberhalb des Elb- strands sehr gut sind, aber auch in der Dübelsbrücker Kajüt, wenn man sich auf den Weg an der Elbe entlang nach Blankenese macht. Ist man an Gourmetküche interessiert, Ausführliche Restaurant- kommt man in Hamburg ebenfalls beschreibungen befinden sich am ziemlich weit. Derzeit verdingen sich Ende jeder Tour. elf Sterneköche im Stadtstaat, seit 2015 Eine Liste aller Restaurants finden gibt es sogar einen Meister mit drei Sie ab S. 274. Sternen: Kevin Fehling mit seinem Table  in der HafenCity. Doch auch Christoph Rüffer, seines Zeichens Chefkoch im Vier Jahreszeiten, braucht sich mit sei- nen 19 Gault-Millau-Punkten nicht Grindel- verstecken. Die so überaus viertel Außen- alster bekannten Fern- Schanzenviertel sehköche (z. B. Nill Petit St. Georg Henssler & Ottensen St. Paulili BonheurBo Henssler) BrooklynBrB Burger Cuneoo schneiden HAMBURG - ALTONA Oldldld HHAMBURGRGG - MITTEMIMITTETTE Commercial Witthüs Brücke 100 Oberhafen-O dahingegen Room Nenii nie so gut ab. Elbe KantineKaK „Mainstreamküche ohne sonderliche Ambi- tionen“ hieß es bereits, und der Michelin verlieh wieder einmal keine Sterne … im Souterrain oder in einem Sommer- garten. ʲ Tour 8, S. 180 Hamburger Fastfood ϋ „Petit Bonheur“ – französische Küche: Wenn eine ordinäre Blutwurst „Boudin Wer es bescheidener mag, findet seit eh noir“ genannt wird, sollte man eigent- und je in der Hansestadt ein exquisites lich auf der Hut sein. Muss man hier Fischbrötchen. Dabei sollte man sich aber nicht. Denn ordinär ist im „Klei- von den handelsüblichen Angeboten nen Glück“ überhaupt nichts. Das Am- rund um die Landungsbrücken eher biente macht glücklich, die Speisen so- fernhalten und lieber gleich zum Fi- wieso. ʲ Tour 3, S. 98 schereihafen an der Großen Elbstraße ziehen. Doch halt, an der Brücke 10 gibt ϋ „Cuneo“ – das Kultlokal auf St. Pauli: es sie doch: eine ebenfalls sehr gute Schon mehrfach hat es Lesern dieses Fischbude, wo die Brötchen knusprig Reiseführers in diesem Familienbetrieb sind und das Grünzeug frisch. gefallen. Man isst italienisch, sieht manchmal Promis und geht hinterher Von der Wiederentdeckung des Hambur- auf die Reeperbahn. Dabei bleibt alles gers war schon die Rede, deshalb nur bezahlbar. ʲ Tour 2, S. 73 kurz: Einen der besten aß ich im Broo- klyn Burger schräg gegenüber dem ϋ „Witthüs“ – mit einem Bein in Blanke- Pressehaus in der Altstadt. Doch auch nese: Hans Henny Jahnn lebte bis 1959 das Edelsatt in Außenalster-Nähe kann hier. Inzwischen wird das reetgedeckte diese Fleischbrötchen – hier gibt es sie Walmdachhaus im Hirschpark regel- sogar ausschließlich mit Wildfleisch mäßig von Michelin erwähnt. Eine gu- (eine Maßnahme gegen Massentierhal- te Wahl sind die Menüs. ʲ Tour 7, S. 175 tung, die auch bei der Currywurst ver- ϋ „Neni“ – sympathisches Chaos: So folgt wird). ein Lokal hat in der HafenCity bislang gefehlt. Die eklektische Küche im Alten Hafenamt erinnert an die Tapas-Kul- 5 Tipps für 5 Abende tur des Mittelmeerraums, vereint ara- ϋ „Nil“ – Slow Food: Nein, keine Sterne- bische und afrikanische Einflüsse – küche ist hier angesagt, doch eine ex- und schmeckt richtig, richtig gut. So- quisite, bezahlbare nach Slow-Food- fern man orientalische Küche mag! Kriterien. Man speist auf einer Galerie, ʲ Tour 1, S. 49