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Sturmflutschutz in gestern - heute - morgen

Berichte des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer Nr. 10/2012

Sturmflutschutz in Hamburg gestern - heute - morgen

Berichte des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer Nr. 10/2012

3 Vorwort

Der Schutz vor Hochwasser und Sturmfluten ist eine der herausragen- den generationenübergreifenden Daueraufgaben der Freien und Han- sestadt Hamburg. Die schweren Sturmfluten von 1825, 1855 und für Hamburg ganz besonders die von 1962 haben zahlreichen Menschen das Leben genommen und Hab und Gut zerstört. Gerade in diesen Ta- gen, in denen sich die Flutkatastrophe von 1962 zum 50. Mal jährt, sind uns die Bilder der Überflutungen, die Schicksale der Menschen, aber auch die schnelle Hilfe deutlich vor Augen. Seit damals ist klar, dass sich eine solche Katastrophe in Hamburg nicht wiederholen darf.

Dieses Engagement der Stadt war seitdem erfolgreich. Die bisher höchste Flut in Hamburg lief 1976 auf. Damals wehrten die ertüchtig- ten Hochwasserschutzanlagen der Hauptdeichlinie die Flut erfolgreich ab, erhebliche Sachschäden waren im ungeschützten Hafengebiet zu verzeichnen.

Wir haben viel geschafft. Mehr als 600 Mio. EUR wurden seit 1990 in den Ausbau und die Erhöhung der öffentlichen Hochwasserschutzan- lagen investiert. Insgesamt 8 Sturmfluten – die seither höher als 1962 aufgelaufen sind – belegen, dass wir eine hohe Sicherheit zum Schutz der Bevölkerung und der Sachwerte erreicht haben.

Der Ausbau der Hochwasserschutzanlagen prägt unser Stadt- und Landschaftsbild. Besonders die Gestaltung der Maßnahme im Bereich zwischen den Landungsbrücken und der Alstermündung zeigen, dass Architektur und Hochwasserschutz einander ergänzen können. Jede Maßnahme des Hochwasserschutzes wirkt auf An-, Ober- und Unter- lieger. Die Chance der gemeinsamen Lösung hilft allen Fachdisziplinen. So leistet der Hochwasserschutz einen umfassenden Beitrag zum Ausbau der Infrastruktur für unsere Stadt.

Niemand vermag genau zu sagen, wie sich die Wasserstände zukünftig entwickeln werden. Gerade deshalb ist es wichtig, das Gedenken an die Opfer vergangener Sturmfluten aufrechtzuer- halten und die Gefahr im Bewusstsein zu behalten. Denn neben dem technischen Hochwasserschutz leisten Vorhersagediens- te, Betriebs- und Unterhaltungsstellen, Katastrophendienststä- be und weitere Aufgabenträger einen wehrhaften Beitrag zum umfassenden Hochwasserschutz.

Die Freie und Hansestadt Hamburg besitzt aufgrund ihrer Stadt- geografie und städtischen Entwicklung einen vielgestaltigen Hochwasserschutz mit Deichen und Hochwasserschutzwänden einschließlich der Sonderbauwerke wie Schleusen, Sperrwerken oder Tore, weiterhin Objekt schutzeinrichtungen, Polder und das Warftenkonzept im Stadtteil . Die Fachschrift vermit- telt einen weitreichenden Überblick über die vielfältigen Aspekte des Hochwasserschutzes in unserer Stadt. Alle diese Bauwerke sind nicht ohne die notwendigen Personen zu managen. Ich danke allen Menschen für ihren Einsatz und Beitrag zum Hochwasserschutz.

Hamburg kann mit Freude und Stolz seinen Hochwasserschutz präsen- tieren.

Jutta Blankau Senatorin der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt

Foto: LSBG (Archiv) Freie und Hansestadt Hamburg

4 INHALt

Vorwort ...... 4

Einleitung ...... 6

Hamburgs Deiche brechen ...... 8

Die Folgen von 1962 ...... 10

Gefahr aus Westnordwest ...... 14

Erst Warften, dann Deiche ...... 16

Leben mit der Flut ...... 18

Recht & Ordnung ...... 22

Am Wasser gebaut ...... 24

Herausragende Bedeutung ...... 28

Schöner Schutz ...... 32

Schließübungen für den Notfall ...... 36

Gut organisierte Verteidigung ...... 40

Zwischen Vergangenheit und Zukunft . . . .42

Bedarf auch für Private ...... 46

Wichtige Berechnungen ...... 48

Klima im Wandel ...... 52

Gut aufgestellt ...... 56

Wilhelmsburg unter Was- Glossar ...... 58 ser: Viele Menschen, die auf die Dächer ihrer Häuser ge- flohen waren, wurden aus Literaturverzeichnis ...... 60 der Luft gerettet. Über 150 Hubschrauber befanden sich im Dauereinsatz.

Impressum ...... 62 Foto: LSBG (Archiv)

5 EinlEitung

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit Jahrhunderten leben wir Hamburger im Schutz unserer Deiche. Ohne sie wäre unsere Stadt nicht zu dem geworden, was sie heute ist. Dennoch haben in der Vergangenheit Sturmfluten häufig großes Leid über die Bewohner der Hansestadt gebracht. Erinnert sei hier besonders an die schwere Sturmflut im Jahr 1962. Wer aus Erzählungen von Zeitzeugen etwas über die Tage und Nächte voller Angst erfährt, kann sich ein Bild von der zerstörerischen Kraft des Was- sers machen. In den 100 Jahren vor dieser Ka- tastrophe gab es keine großen Sturmfluten und die Menschen wägten sich in trügerischer Si- cherheit. Aus diesem Irrtum haben wir seitdem unsere Lehren gezogen.

Auch heute ist es so, dass ohne unsere Dei- che und eine schlagkräftige Deichverteigungs- organisation viele Bereiche unserer Stadt un- bewohnbar wären. Beispielsweise würde die Elbinsel Wilhemsburg ohne diese Schutzwälle zweimal täglich unter Wasser stehen. Weil die Deiche uns Menschen ebenso wie unser Hab und Gut schützen, hat die Deichsicherheit daher stets oberste Priorität. Deswegen sind wir mit unseren modernen Hochwasserschutzanlagen heute sehr gut auf schwere Sturmfluten vorbe- reitet und uns ebenso der kommenden Heraus- forderungen bewusst. So birgt zum Beispiel der Klimawandel Gefahren, auf die wir heute schon reagieren müssen, da eine Erhöhung der Dei- che Jahrzehnte dauern kann. Es kommt also da- rauf an, aus der Vergangenheit zu lernen und zugleich weit vorausschauend zu handeln, um auch weiterhin „an der Waterkant“ in Sicherheit wohnen und leben zu können.

Ihr Hennig Cordes Deichvogt Deichverband Wilhelmsburg

6 Foto: Georg Hoff

7 DiE Sturmflut 1962

Hamburgs Deiche brechen Wie in einem Albtraum brach in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 die Sturmflut über Hamburg herein. Sie war höher als alle ihre Vor- gängerinnen, traf früher ein als erwartet und überströmte die Deiche mehrere Stunden lang, sodass diese an zahlreichen Stellen brachen. Al- lein in dem am schwersten betroffenen Stadtteil Wilhelmsburg schloss das Hochwasser 60.000 Menschen ein.

Bis zur Nacht vom 16. auf den 17. Sachverhalte erzeugten eine man- Februar 1962 vertrauten die Ham- gelnde Standsicherheit. Weiterhin burger ihren Deichen und fühl- hatten alle Deiche eine einheitliche ten sich sicher. Die letzte schwere Höhe von NN + 5,70 Meter. Die Zu- Sturmflut lag bereits 107 Jahre zu- stände führten zum Überströmen rück. Seitdem hatte es in der Frei- der Deiche, die der in dieser Nacht en und Hansestadt Hamburg kei- über Hamburg hereinbrechenden ne Schäden mehr durch Sturmflu- Sturmflut nicht lange widerstehen ten gegeben. Das führte dazu, dass konnten und brachen. die Menschen nicht viel Aufwand in die Unterhaltung der Deiche inves- Verursacht wurde die Sturm- tierten und diese in einem schlech- flut durch einen lang anhalten- ten Zustand waren. Außerdem war den Sturm über der Nordsee mit es üblich, beim Bau sowie bei der Windrichtung Westnordwest und Erhöhung von Deichen Rücksicht einer Windstärke von 9 Beaufort. auf bestehende Gebäude und an- Zusätzlich erhöhte eine Fernwelle dere Anlagen zu nehmen. Teilweise aus dem Atlantik die Sturmflut am wurden sogar die Deiche selbst be- Pegel St. Pauli fast um einen Meter. baut und bewirtschaftet. So boten Mit einem dort gemessenen Was- zum Beispiel Treppen und Bäume serstand von NN + 5,70 Metern Angriffspunkte für Wellen oder strö- überstieg dieser den bisher höchs- mendes Wasser und erhöhten da- ten aus dem Jahr 1825 um 46 Zen- Karte: Y. Uchneytz/LSBG Karte: Y. durch das Risiko von Deichbrüchen. timeter. Darüber hinaus wiesen viele Deiche Land unter in Hamburgs Süden: Ins- gesamt wurden 12.500 Hektar Land zu steile Böschungen auf, weil bei Die Sturmflut hatte in Hamburg und damit etwa ein Sechstel des ham- den vorangegangenen Deicherhö- aber nicht nur eine außergewöhn- burgischen Staatsgebietes überflutet. hungen nicht gleichzeitig eine Ver- liche Höhe erreicht. Auch ihr Schei- In (großes Foto) kam es breiterung des Deichfußes vorge- telwasserstand trat 40 Minuten vor schon um kurz nach Mitternacht zu nommen worden war. Alle diese dem für 3:46 Uhr berechneten Tide- den ersten Deichbrüchen.

8 Viel schlimmer als erwartet: Prognos- tiziert wurde in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 ein mittleres tide- hochwasser von NN + 1,70 Meter. tat- sächlich erreichte der Wasserstand eine Höhe von NN + 5,70 Meter. Grafik: Y. Uchneytz/LSBG Grafik: Foto: LSBG (Archiv) hochwasser ein. Schon um 1:10 lometer langen Deichs in den Vier- helmsburger Spreehafen brach. Uhr hatte der Wasserstand den und Marschlanden und damit die Das Wasser ergoss sich mit gewal- Wert von NN + 5,20 Meter – seit Überflutung von 12.000 Hektar Hin- tiger Kraft in das tiefliegende Schre- 1825 das Maß für die Deichsicher- terland konnte jedoch dank der Ver- bergartengelände mit seinen zahl- heit – erreicht und überschritt die- teidigungsmaßnahmen verhindert reichen Behelfsheimen. Allein hier sen für mehr als 3,5 Stunden. Ein werden. kamen über 200 Menschen ums großer Teil der Deiche war der lang- Leben. Viele von ihnen wurden im anhaltenden Belastung durch die In Hamburg kostete diese Sturm- Schlaf überrascht, weil eine War- überströmende Flut nicht gewach- flut 315 Menschen das Leben. nung bereits nach den ersten Deich- sen. Es kam zu über 60 Deichbrü- Rund 8.000 Menschen wurden in brüchen aufgrund des Ausfalls von chen mit einer Gesamtlänge von Sicherheit gebracht und mindes- Strom- und Telefonleitungen nicht etwa 1,5 Kilometern, in deren Folge tens 2.000 davon aus unmittelba- mehr möglich war. Immerhin konn- insgesamt 12.500 Hektar Land, das rer Lebensgefahr gerettet. Beson- ten über 1.000 Menschen von den entspricht einem Sechstel des ham- ders betroffen war die Elbinsel Wil- Dächern ihrer von den Fluten einge- burgischen Staatsgebietes, überflu- helmsburg, als um 2 Uhr nachts der schlossenen Häuser per Hubschrau- tet wurden. Ein Bruch des 32,5 Ki- Damm des Berliner Ufers am Wil- ber gerettet werden.

9 Auf nEuEn wEgEn

Die Folgen von 1962

Nach der Sturmflutkatastrophe 1962 kam es in Hamburg zu weitreichen- den Veränderungen im Deichrecht. So gilt der Hochwasserschutz seit- dem als staatliche Aufgabe, die neu errichteten Deiche wurden dem mo- dernen Deichbau angepasst und die Schutzanlagen mehrmals erhöht so- wie optimiert. Auch der Hafen ist den Sturmfluten inzwischen nicht mehr schutzlos ausgeliefert.

Vor 1962 waren die Menschen, sestadt übernahm damit die Kosten wälle vor der alten Deichlinie neu er- die hinter den Deichen lebten, für für die Errichtung, die Verteidigung richtet. Ein weiterer Grund, warum ihren Deichabschnitt verantwort- sowie die Unterhaltung der Deiche. eine bloße Instandsetzung der al- lich. Sie engagierten sich ehrenamt- ten Deiche nicht infrage kam, wa- lich in Deichverbänden, die traditio- Riskante Brüche ren die vielen Deichbrüche während nell seit Jahrhunderten für den Bau der letzten großen Sturmflut. Der und die Pflege der Deiche zuständig Unmittelbare Folge der Sturmflut- Zusammenhalt der alten und neu- waren. Das änderte sich nach der katastrophe war die Auflage eines en Deichstrecken wäre nicht mehr großen Flut: Mit dem neuen Deich- Programms, das den Bau zahlrei- sicher gewesen. Zudem erhöhte recht gingen sämtliche Deiche in cher neuer Deiche vorsah. Ein gro- Hamburg jetzt entsprechend dem das Eigentum der Freien und Han- ßer Teil von ihnen wurde wegen der zugrunde gelegten Bemessungs- sestadt Hamburg über, und die Han- Bebauung der vorhandenen Schutz- wasserstand1 von NN + 6,70 Meter

10 Bis 1962 wurde beim Bau und der Er- höhung von Deichen Rücksicht auf bestehende Gebäude und andere Anlagen genommen. Zudem bilde- ten treppen und Bäume im und am Deich Angriffspunkte für Wellen und strömendes Wasser. Diese Risiken schlossen die Ingenieure beim Bau der neuen Hochwasserschutz linie aus. Sie wurde zum großen teil vor der alten Deichlinie errichtet. Digitale Orthophotos 40 (2008), digitale Stadtkarte 1:20.000 (2010). mit Erlaubnis der Freien und Hansestadt Hamburg, Landesbetrieb Geoinformation Vermessung Vervielfältigung Foto: LSBG (Archiv), Fotomontage: J. Zornow/LSBG

Der Querschnitt durch den Moorwerder Hauptdeich zeigt anschaulich die wesentlichen Konstruktionsmerkmale.

11 Auf nEuEn wEgEn

1Bemessungswasserstand: Er dient der Festlegung der tatsächlich notwendigen Deichhö- he. Als Grundlage hierfür werden in regelmäßigen Abständen (alle 10 Jahre) die Daten der schwersten Sturmfluten und Hochwasserereignisse ausgewertet.

von 1962. Die verbesserten Hoch- sestadt Hamburg entschied, be- wasserschutzanlagen hielten je- stand aus insgesamt 60 Poldern2 doch, was sich die Fachleute von ih- und Objektschutzanlagen, die bis

Fotos: ddp images, LSBG (Archiv) nen versprochen hatten: In die einge- 1983 im Hafen errichtet wurden. deichten Gebiete drang kein Wasser ein. Anders sah es dagegen im Ha- Auch der Bemessungswasser- die Deiche und verbreiterte gleich- fen aus, hier verursachte die Flut auf stand kam angesichts der schwe- zeitig die Deichfüße, sodass eine fla- niedrig gelegenen Flächen Schäden ren Sturmflut von 1976 wieder auf chere Böschungsneigung entstand. an gelagerten Gütern. den Prüfstand. Der Hamburger Se- Mit Sandkern und Kleiabdeckung nat folgte der Empfehlung der „Un- entsprachen sie nun auch erstmals Den bisher höchsten in Hamburg abhängigen Kommission Sturmflu- dem modernen Deichaufbau. gemessenen Scheitelwasser- ten“, die Sollhöhen der Hochwas- stand erzielte die Sturmflut An- serschutzanlagen anzuheben, und Ihre ersten großen Bewährungs- fang Januar 1976. Mit NN + 6,45 beschloss, das seit 1984 laufende proben mussten die neuen Dei- Meter am Pegel St. Pauli übertraf Programm zur Verbesserung der che 1967 und vor allem 1973 be- sie die 5,70 Meter von 1962 deut- Deichsicherheit aus aktuellem An- stehen. Im Februar 1967 betrug der lich und lag nur 25 Zentimeter unter lass umzustellen. Ursprünglich soll- Scheitelwasserstand am Pegel St. dem neuen Bemessungswasser- te damit die bauliche Qualität der Pauli NN + 4,96 Meter. Noch mehr stand. Auch dieser großen Belas- Deiche verbessert werden, ohne Wasser brachten die Sturmfluten im tung hielten die Deiche ausnahms- ihre Höhe zu verändern. Vorgese- November und Dezember 1973 nach los stand. Da allerdings im Hafen hen waren dafür zum Beispiel eine Hamburg. Die höchste von ihnen er- große Schäden auftraten, war es an Abflachung der Böschungsneigun- reichte am 7. Dezember NN + 5,33 der Zeit, dieses Gebiet ebenfalls vor gen sowie die Entfernung von Ge- Meter und blieb nur 37 Zentimeter Sturmfluten zu schützen. Die Lö- bäuden und Bewuchs. Stattdessen unter dem Sturmflutwasserstand sung, für die sich die Freie und Han- sollten die Mittel nun dafür einge-

12 setzt werden, in einem Übergangs- ein Sperrwerk bei Brokdorf. Es zeig- Rah men die gesamte Hochwas- programm die besonders gefährde- te sich aber schnell, dass über die- serschutzlinie durchschnittlich um ten Deichabschnitte um bis zu 80 ses Vorhaben keine Einigung mit rund einen Meter erhöht wird. Heu- Zentimeter zu erhöhen. den benachbarten Bundesländern te beträgt der Bemessungswasser- möglich war. Abgesehen von den stand am Pegel St. Pauli NN + 7,30 Gleichzeitig suchten die Hambur- un gelösten Fragen bei der techni- Meter. Anders als früher werden die ger nach Möglichkeiten für eine schen Umsetzung eines Sperrwerks Sollhöhen der Hochwasserschutzan- langfristige Verbesserung des hätte dieser Bau eine Erhöhung der lagen für große Bereiche nicht mehr Hoch wasserschutzes. Dafür bo- Sturmflutwasserstände elbabwärts einheitlich vorgegeben, sondern mit ten sich zum einen Lösungen auf bewirkt und somit Deicherhöhun- Hilfe von Modellrechnungen für ein- dem Gebiet der Freien und Hanse- gen an einigen Stellen erfordert. zelne Deichabschnitte berechnet. stadt an, wie etwa Sperrwerke in Unter Berücksichtigung der lokalen Norder- und Süderelbe oder die Er- Sollhöhen nach Bedarf hydrologischen Bedingungen wie höhung der bestehenden Hoch- Wellenauflauf weisen die Hochwas- wasserschutz anlagen. Zum anderen Mitte der 90er-Jahre begann die serschutzanlagen nun Höhen von waren auch Maßnahmen außerhalb Umsetzung des „Bauprogramms NN + 7,50 Meter bis NN + 9,25 Me- Hamburgs denkbar, zum Beispiel Hochwasserschutz“, in dessen ter auf. Ausschnitt aus der Hafenkarte 1:50.000 (HK 50) Hafen von Hamburg Hamburg Präsentiert mit Genehmigung von Hamburg Port Authority,

2Polder: Im Hamburger Hafen und am nördlichen Elbufer im Bezirk Altona werden sturmflutgefährdete Bereiche durch private Hochwasserschutzanlagen gesichert. Diese geschützten tief liegenden Gebiete werden Polder genannt. Eigentü- mer dieser Flächen bilden Poldergemeinschaften, die unter fachlicher Anleitung regelmäßig Übungen durchführen, um zum Beispiel die Funktionstüchtigkeit von toren und Schiebern der Schutzanlagen zu testen.

13 wiE SturmflutEn EntStEhEn

Gefahr aus Westnordwest

Wenn über die Nordsee ein Sturm fegt, ist bei bestimmten Windrichtungen auch das 100 Kilo- meter entfernte Hamburg betroffen. Denn Wind und Flut drücken gewaltige Wassermassen durch das Elbästuar in die tideelbe hinein und weiter hinauf bis vor die tore der Freien und Hanse- stadt. Der Stand von Sonne und Mond kann die Gefahr einer Sturmflut zusätzlich erhöhen. ; Karte: Y. Uchneytz/LSBG ; Karte: Y. T SA T Fotos: D. Ackermann/LSBG, watermarkmrb; Satellitenbild: Deutscher Wetterdienst/EUME

14 Sturmfluten sind extreme Erhö- zeitenphase wird durch astronomi- hungen des Wasserstands an sche Einflüsse ausgelöst und dau- Küsten und in Ästuaren1. Haupt- ert in der Nordsee 12 Stunden und sächlich werden sie durch starken 25 Minuten. Hohe Sturmfluten sind Wind hervorgerufen, der das Was- besonders dann zu erwarten, wenn ser in Richtung Küste schiebt, so- starke Winde über mehrere Stunden dass dort der Wasserstand steigt. hinweg andauern und sich mit dem In der Nordsee werden Sturmfluten eintretenden Tidehochwasser über- durch außertropische Zyklone2 aus- lagern. Bei Neu- und Vollmond ste- gelöst, die im Winterhalbjahr über hen Sonne und Mond auf einer Li- den Nordatlantik nach Nordwesteu- nie, sodass sich ihre Gezeitenwellen ropa ziehen. Diese Tiefdruckgebiete addieren und es zu einem höheren entstehen aufgrund des Tempera- Tidehochwasser kommt, der soge- turgegensatzes zwischen den kalten nannten Springtide. Trifft diese mit Der 4Oberwasserzufluss ist das von polaren und den wärmeren subtro- einer Sturmflut zusammen, fällt der der stromabwärts fließende pischen Luftmassen. Die Stärke des Wasserstand besonders hoch aus. Wasser. Vor allem starke Niederschlä- entstehenden Windes hängt vom ge und Schneeschmelze können dazu Luftdruckgefälle und damit von der Gegen die Uhr führen, dass das an Hamburg vorbei Temperaturdifferenz zwischen den in Richtung Nordsee strömende Ober- Luftmassen ab. Sturmflutwasserstände können wasser deutlich höher ansteigt. außerdem durch Fernwellen an- Kritisch bei 290° steigen. Dabei handelt es sich um lange Wellen, die durch meteorolo- Für jeden Ort an der Küste gibt gische Einflüsse über dem Nordat- es eine bestimmte Windrichtung, lantik entstehen und in die Nordsee die dort eine sehr schwere Sturm- einlaufen. Diese durchlaufen sie ent- flut auslösen kann. Diese Richtung gegen dem Uhrzeigersinn mit einer liegt für zwischen 270° Geschwindigkeit, die etwa der einer und 300°, für die Elbe bei 290°3. Der Tidewelle entspricht. In Cuxhaven Wind aus Westnordwest drückt das erreichen die Fernwellen Höhen bis 2 Als Zyklon wird eine starke Wasser der Nordsee verstärkt in das zu 1,10 Meter. Zusätzlich wird der Luftbewegung bezeichnet, trichterförmige Elbästuar. Die Folge Sturmflutwasserstand im Elbästu- die über 117 km/h erreicht. 4 Sie kann im Binnenland sind hohe Sturmflutwasserstände ar durch den Oberwasserzufluss schwerste Verwüstungen in der gesamten Tideelbe und so- beeinflusst. Gemessen am Pegel anrichten. Über der Deut- mit auch im 100 Kilometer von der Neu Darchau beträgt dieser durch- schen Bucht erzeugen star- Nordsee entfernten Hamburg. schnittlich 720 m3/s, durch starke ke Winde einen erhöhten Niederschläge oder Schneeschmel- Windstau und führen so zu Neben der Stärke und der Rich- ze kann er aber erheblich höher aus- Sturmfluten an der deut- tung des Windes hängt die Höhe fallen. So wurden während einer schen Nordseeküste. des Sturmflutwasserstands be- Sturmflut schon 2.600 m³/s gemes- sonders von der tide ab. Diese sen. Zum Vergleich: Durch eine Er- aus Flut-Ebbe-Flut bestehende Ge- höhung des Oberwasserzuflusses um 1.000 m³/s kann der Scheitel- Als 1Ästuar wird die trich- wasserstand am Pegel St. Pauli um terförmige Mündung ei- etwa 10 Zentimeter ansteigen, bis nes zum Meer hin offenen nach Geesthacht sogar um 25 Zenti- und den Gezeiten unter- meter. worfenen Flusses bezeich- net. Wenn Stürme über der Nordsee aus der westnord- trotz seiner scheinbar sicheren westlichen Windrichtung Distanz zur Nordsee: Hamburg 3290° kommen, werden ist aufgrund seiner Lage im Strom- große Wassermassen in spaltungsgebiet der Elbe mit seinen das Elbe-Ästuar gedrückt tief liegenden Marschen in großen und mit der Flut die tide- Teilen sturmflutgefährdet. In die- elbe hinauf bis nach Ham- sem Gebiet, das fast die Hälfte der burg geschoben. Stadtfläche umfasst, leben mehr als 325.000 Menschen.

15 SturmflutSchutz gEStErn

Erst Warften, dann D eiche Die Nähe zum Wasser begünstigte zwar die Entwicklung Hamburgs seit Ende des ersten Jahrtausends. Zugleich mussten die frühen Siedler aber auch bereits damals Lösungen finden, wie sie sich und ihren Lebens- raum vor dem Hochwasser der tideelbe schützen können.

Vermutlich schon vor 4.000 Jah- Fischer eine Anlegebrücke und ver- lage war mit parallel zur Flussrich- ren hielten sich die ersten Men- banden diese mit dem Kloster. Das tung aufgeschichteten Baumstäm- schen im Stromspaltungsgebiet Bauland auf der gegenüberliegen- men gegen Strömungen und Wel- der Elbe auf. Also dort, wo sich der den Seite des Priels wurde mit 70 len geschützt. Gleichzeitig dienten Fluss in Norder- und Süderelbe teilt Meter langen, bis zu 8 Meter brei- sie als Unterbau für eine Anlege- und den Bereich umschließt, auf ten und 1,5 Meter hohen Kästen stelle. dem sich heute ein großer Teil des aus Holzpfählen trockengelegt. Die Hafens sowie die Stadtteile Wil- Parzellen zur Bebauung wurden mit Als Obotriten (slawischer Stam- helmsburg und befinden. Klei und Dung aufgefüllt. Zwischen mesverband) die Stadt in der zwei- Eine dauerhafte Nutzung der frucht- ihnen dienten schmale unverfüll- ten Hälfte des 11. Jahrhunderts er- baren, niedrig gelegenen Marschen te Streifen als Entwässerungs- und neut zerstörten, wurde Hamburg wurde aber erst durch die Anlage Entsorgungsgräben, die die Flut re- am Ende des 12. Jahrhunderts von Warften1 und den Bau von Dei- gelmäßig durchspülte. auf Initiative von dort ansässigen chen möglich. Schiffskaufleuten neu gegründet. Neue Burg Es entwickelte sich ein bedeuten- Die Besiedlung der Marsch be- des Handelszentrum mit einem Ha- gann im 9. Jahrhundert in direk- Nachdem feindliche Stämme die fen, in dem jetzt auch größere Schif- ter Nähe eines neu erbauten be- Hammaburg 845 und 983 zerstört fe anlegen konnten. Das Areal festigten Klosters, der Hamma- hatten, wurde Ende des 11. Jahr- der ehemaligen Neuen Burg burg (ham = Ufer, Marsch). Dort, hunderts ein erster Ringdeich er- wurde mit einem Deich ge- auf der Nordseite eines Priels zwi- richtet. Er entstand anlässlich des sichert und mit Boden schen Alster und , errichteten Baus der „Neuen Burg“. Der Fuß aufgefüllt. Auf dem Schiffskaufleute, Handwerker und dieser auch als Wall genutzten An- so gegen Hoch-

1Warften sind künstlich aus Erde aufgeschüttete Siedlungshügel, die vor Sturmfluten schützen. Sie entstanden bereits im 3. Jh. v. Chr. und wurden lange vor dem Deichbau als Hochwasserschutz ge- nutzt. Verbreitet sind sie zum Beispiel in den west- deutschen Marschgebie- ten, auf den und in den Niederlanden.

16 Erst Warften, dann D eiche wasser geschützten Platz wurde die Nicolaikirche gebaut und eine neue Stadt errichtet. Nun begann die plan- mäßige Besiedlung und Kultivierung der Marschgebiete. Es wurden Flee- te zur Entwässerung der Grund- stücke ausgehoben und das da- durch gewonnene Material konnte zur Errichtung von Deichen sowie dem Bau von Straßen ge- nutzt werden. Grafiken: J. Zornow/LSBG; Zeichnung: Stiftung Historische Museen Hamburg/Archäologisches Museum Hamburg, Fotoarchiv Bodendenkmal pflege

Zur trockenlegung von Bauland dienten im Marschgebiet zwischen Alster und Bille früher 70 Meter lange, bis zu 8 Me- ter breite und 1,5 Meter hohe Kästen aus Holzpfählen. Die dazwischen liegenden schmalen Entwässerungs- und Entsor- gungsgräben wurden regelmäßig von der Flut durchspült.

17 SturmflutSchutz gEStErn

Obwohl Hamburg 1976 mit der höchsten dort jemals gemessenen Sturmflut zu kämpfen hat- Leben te, hielten die Deiche der Belastung stand. Die- ser Erfolg war auch das Ergebnis eines jahrhun- dertelangen Lernprozesses angesichts immer mit der wiederkehrender Sturmfluten mit oft katastro- phalen Folgen. Ein Rückblick auf rund 800 Jah- Flut re Hochwasserschutz.

Nachdem Anfang 1219 eine Sturm- flut große Flächen im Elbegebiet überschwemmt hatte, schütteten die Siedler um 1240 den Stadt- deich auf und schlossen ihn an den Hammerbrooker Deich an. Da- bei entstand der kanalartige Oberha- fen, der später zur Spülung des hier befindlichen Hafens mit der Elbe ver- bunden wurde. Ebenso erforderte die fortschreitende Besiedlung der Region eine Ausdehnung des Schut- zes auf neue Areale, wie zum Bei- spiel entlang des Alsterlaufes. Dort entstanden Deiche, an deren Au- ßenböschungen Schiffe an hölzer- nen Vorsetzen anlegen konnten. Das aus Alt- und Neustadt zusammenge- wachsene Hamburg wur de später durch eine auf der Deichkrone er- richtete Stadtmauer befestigt.

Bis heute ist das Hamburger Stadt- bild entscheidend durch eine Bau- maßnahme geprägt, die bereits vor rund 400 Jahren er folg te: Bei der Errichtung der Stadtbefestigung zwischen 1616 und 1625 wurde die 1245 vor dem Ober damm aufge- staute Große Alster in Binnen- und Außenalster geteilt. Da die Stadt sich stetig weiter in die Marsch aus- dehnte, wurden da mals immer grö- ßere Teile Hamburgs von hohen Elbwasserständen über schwemmt. Die Entwicklung des Hochwasser- schutzes konnte mit dieser Aus- Hamburg Anfang des 18. Jahrhunderts: Der historische Grundriss des Kartografen dehnung nicht Schritt hal ten. Eine Johann Baptist Homann zeigt, dass die bereits eingedeicht sind und die

18 Foto: LSBG (Archiv); Karte: Johann Baptist Homann/Historic-Maps Auch der Deich in Cranz hielt der Sturmflut 1962 nicht stand. Bereits kurz nach dem Deichbruch war der im Alten Land an der Unterelbe gelegene Ort völlig überflutet.

Übersicht der im Laufe der Jahrhun- Flutmesser, an denen der Wasser- derte in den Chroniken vermerkten stand abgelesen wurde, sodass bei Sturmfluten enthält der Infokasten Erreichen bestimmter Pegelhöhen auf Seite 21. die Bewohner niedriggelegener Häu ser gewarnt werden konnten. Warnendes Klopfen Dieses erfolgte durch Klopfen mit der Lanze und durch Hochwasser- Seit etwa 1660 gibt es für einzel- rufe. Bei weiter steigendem Was- ne Sturmfluten Angaben über die ser wurden Böllerschüsse abgefeu- Höhe des Wasserstandes in Ham- ert. burg. Um diese Zeit wurde am al- ten Waisenhaus, das auf dem al- Unter der Vielzahl an Sturmflu- ten Rödingsmarkt am Hafen stand, ten, von denen Hamburg betrof- ein Flutmesser eingerichtet. Diese fen war, sind fünf aufgrund ihrer Pegellatte war ursprünglich als Ori- besonderen Bedeutung hervorzu- entierung für die Schifffahrt ange- heben. bracht worden, sodass es zunächst keine regelmäßigen Wasser stands- Die Weihnachtsflut 1717: Am aufzeichnungen gab. Dennoch sind 25.12. richtete eine Sturmflut an der einzelne Sturmflutscheitelhöhen be- Unterelbe schwere Schäden an. Im kannt, von denen vermutet wird, Amt Ritzebüttel, bis 1937 ein ham- dass sie an diesem Flutmesser er- burgischer Außenposten an der Elb- mittelt wurden. Auch das Ende des mündung auf dem heutigen Gebiet 17. Jahrhunderts zur Schadensbe- der Stadt Cuxhaven, kamen 306 grenzung eingeführte Warnsystem Menschen ums Leben, rund 1.200 dürfte sich an diesem Pegel orien- Rinder, 580 Schafe und über 600 Elbinseln noch nicht ihre heutige Form ha- tiert haben. Ende des 18. Jahrhun- Schweine ertranken, 127 Gebäu- ben. derts gab es in Hamburg bereits 18 de wurden zerstört. Ein Deichbruch

19 SturmflutSchutz gEStErn

bei bewahrte die Stadt Ham- Am 1./2. Januar 1855 erreichte Menschen das Leben. Besonders in burg weitgehend vor Überschwem- der Wasserstand am Pegel St. Pau- den tief gelegenen Behelfsheimen mungen. Diese Flut war der An- li eine Höhe, die nur 13 Zentime- Wilhelmsburgs überraschte die Flut lass, sich im deutschen Küstenge- ter unter der von 1825 lag. Mehre- viele im Schlaf, als um 2 Uhr nachts biet wissen schaftlich mit Wasser- re Deichbrüche führten in den Vier- der Damm des Berliner Ufers am ständen, Sturm fluten und Deichbau landen, in , in , Wilhelmsburger Spreehafen brach. zu be schäftigen. Eine Zeitung veröf- bei und in Winsen (Luhe) Seit dieser „Jahrhundertflut“ gilt fentlichte sogar zweimal wöchent- zu Überschwemmungen, Wilhelms- der Hochwasserschutz in Hamburg lich die Wasserstände in Hamburg burg wurde völlig überflutet. Nach- als staatliche Aufgabe (öffentlicher sowie zusätzlich Angaben über das dem das Wasser auch noch die Als- Hochwasserschutz). So wurden un- Wetter, den Wind, Luftdruck und terschleusen überflutet hatte, stieg ter anderem die Hochwasserschutz- Lufttemperatur. die Alster so hoch, dass selbst Stra- anlagen wiederholt erhöht und aus- ßen in Hamburg und in der Vorstadt gebaut, Katastrophenpläne erarbei- 3./4. Februar 1825: An diesen bei- St. Georg überschwemmt wurden, tet und die Informationen für die den Tagen wurden Hamburg und die sonst nie von Sturmfluten be- Bevölkerung verbessert. die gesamte deutsche und nieder- troffen waren. Vier Menschen er- ländische Nordseeküste von einer tranken. 3./4. Januar 1976: Mit einem Schei- verheerenden Sturmflut heimge- telwasserstand von NN + 6,45 Me- sucht. Insgesamt starben dabei 789 16./17. Februar 1962: Seit 1855 ter am Pegel St. Pauli verzeichnete Menschen, davon allein 142 in den war Hamburg von einer schweren Hamburg die höchste Sturmflut seit Elbmarschen. Auf wurden Sturmflut verschont geblieben, nun Beginn der regelmäßigen Aufzeich- alle Gebäude bis auf den Turm zer- aber traf es die Stadt umso schlim- nungen. Sie war noch einmal um stört, die Deiche bei mer. Mit einem Wasserstand von 0,75 Meter höher als die Flut von und Moorburg brachen, ebenso der NN + 5,70 Meter am Pegel St. Pau- 1962. Zwar hielten die Deiche die- Hamburger Stadtdeich bei der Säge- li überstieg dieser den bisher höchs- ser Belastung ausnahmslos stand, mühle. Hier die Fluten sechs ten aus dem Jahr 1825 um 46 Zen- aber fast alle Kai- und Industrieanla- Häuser fort und machten rund 100 timeter. Es kam zu über 60 Deich- gen im Hafen und im Vordeichland Menschen obdachlos. Von nun an brüchen mit einer Gesamtlänge von standen unter Wasser. Zahlreiche war der Scheitelwasserstand von etwa 1,5 km, in deren Folge ins- Güter verdarben, sodass Schäden NN + 5,24 Meter maßgebend für gesamt 12.500 ha Land, etwa ein in Millionenhöhe entstanden. Um die Sicherheit in Hamburg, und die Sechstel des hamburgischen Staats- auch den Hafen künftig vor Hoch- auf NN + 5,70 Meter festgelegte gebietes, überflutet wurde. In Ham- wasser zu schützen, wurden darauf- Höhe der Deiche galt bis 1962. burg kostete diese Katastrophe 315 hin 60 Polder errichtet.

Auf die wachsende An- zahl der Sturmfluten mit Wasserständen über NN + 4,00 Meter hat der Hochwasserschutz in Hamburg reagiert und die Hauptdeichlinie kon- tinuierlich erhöht. Um auch vor künftigen ex- trem hohen Fluten ge- wappnet zu sein, errei- chen die Deiche an ei- nigen Stellen eine Höhe von NN + 9,25 Meter, über dreinhalb Meter

mehr als noch 1962. Y. Uchneytz/LSBG Grafik:

20 Chronologie der Sturmfluten in Hamburg

13. Jahrhundert • Januar 1219: Überflutung großer Flächen im Elbe- gebiet. • Dezember 1248: Eine Sturmflut zertrennte die Ham- burger Elbinsel Gorieswerder in mehrere Inseln, viele Menschen kamen ums Leben.

14. Jahrhundert • Januar 1362

15. Jahrhundert • November 1412

16. Jahrhundert • November 1570

17. Jahrhundert • Februar 1625: Während dieser Sturmflut soll das Wasser bis auf den Hopfenmarkt gestanden haben. • Weitere Sturmfluten ereigneten sich im Januar 1661, Oktober 1663, November 1685, Oktober 1688, De- zember 1693, September 1697, November 1699. Die höchsten Wasserstände wurden bei den Sturmfluten 1663 mit NN 4,74 Meter oder 4,81 Meter und 1697 mit NN + 4,86 Meter oder 4,93 Meter erreicht.

18. Jahrhundert • Oktober 1701, Februar 1702, Dezember 1703, März 1715, Dezember 1717 (siehe Text). • 1751 und 1756: Sturmfluten mit jeweils neuen Höchst - wasserständen in Hamburg. • 1792 und 1793: Eine Häufung schwerer Sturmfluten, die zu erheblichen Schäden führten.

19. Jahrhundert • Februar 1825 (siehe Text). • Januar 1855 (siehe Text).

20. Jahrhundert • Februar 1962 (siehe Text). • Februar 1967: Der gemessene Scheitelwasserstand am Pegel St. Pauli betrug NN + 4,96 Meter. • Zwischen November und Dezember 1973 traten in Hamburg 28 Sturmfluten ein, darunter 2 schwere und 4 sehr schwere Sturmfluten. Die höchste erreichte am 7. Dezember NN + 5,33 Meter und lag damit nur 0,37 Meter unter dem Sturmflutwasserstand von 1962. Da die neuen Hochwasserschutzanlagen be- In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 wird Hamburgs Süden von einer Flutkatastrophe heim- reits fertiggestellt waren, gab es in den eingedeich- gesucht, der 315 Menschen zum Opfer fallen. Etwa ten Gebieten kaum Schäden, umso größere dagegen 15.000 Hamburger werden obdachlos. an Gebäuden und gelagerten Gütern im Hafen.

Foto: LSBG (Archiv) • Januar 1976 (siehe Text).

21 DEichrEcht

Recht & Ordnung Der Hochwasserschutz ist für Hamburg von so existenzieller Bedeu- tung, dass umfassende Gesetze und Vorschriften erforderlich sind. Die Gesamtheit dieser Rechtsnormen wird in Hamburg als „Deichrecht“ be- zeichnet.

Nach der Sturmflut 1962 war es gebung befugt und verpflichtet sind, Das neue Wasserhaushaltsge- erforderlich, den Hochwasser- soweit sie nicht durch den Bund er- setz sieht sowohl für den Binnen- schutz in Hamburg neu zu konzi- folgt. Der Küstenschutz umfasst hochwasserschutz als auch für pieren. Eine Konsequenz aus der Ka- alle Maßnahmen, die zur Erhöhung den Küstenschutz ein gestuf- tastrophe bestand darin, per Deich- der Sicherheit gegen Sturmflu- tes System des Hochwasser- ordnungsgesetz vom April 1964 die ten an den Küsten und im Tidege- risi komanagements mit kon- bestehenden und neu zu errichten- biet beitragen. Dazu gehören auch kreten zeitlichen Vorgaben vor. den Hochwasserschutzanlagen zu die Errichtung, Unterhaltung sowie Dazu gehört zunächst die Bewer- öffentlichem Eigentum zu erklären. die Verteidigung der Hochwasser- tung von Hochwasserrisiken und Die Zuständigkeit für deren Bau und schutzanlagen. die Bestimmung von Risikogebie- Unterhaltung ging von den ehren- ten, dann die Erstellung von Ge- amtlich geführten Deichverbänden Mit dem novellierten Wasserhaus- fahren- und Risikokarten, auf de- auf die Freie und Hansestadt Ham- haltsgesetz hat der Bund zum 1. ren Grundlage schließlich die Ri- burg über, da der erforderliche mo- März 2010 erstmals von seiner sikomanagementpläne entwickelt derne Hochwasserschutz die Mög- Gesetzgebungskompetenz für den werden. lichkeiten der Deichverbände bei Küstenschutz Gebrauch gemacht, Weitem überstieg. Den Verbänden indem er die Regelungen der EG- Die Vorschriften des Wasserhaus- verblieb – soweit sie nicht aufgelöst Hoch wasserrisikomanagement- haltsgesetzes gelten nun unmit- wurden – insbesondere die Mitwir- Richt linie (EG-HWRM-RL) nahezu telbar für die Herstellung, we- kung an der Deichverteidigung. unverändert in Deutsches Bundes- sent liche Umgestaltung und Be - recht überführte. Ziel dieser Richtli- sei tigung von Bauten des Küs - Als „Deichrecht“ wird in Hamburg nie ist eine europaweite systemati- ten schutzes. Da der Bund nach die Gesamtheit der Rechtsnormen sche Erfassung und Bewertung der wie vor auf materielle Regelun- bezeichnet, die sich auf die Hoch- Risiken durch die verantwortlichen gen zum Bau, zur Unterhaltung so- wasserschutzanlagen beziehen. Behörden, die zugleich auch Mög- wie zur Verteidigung von Küsten- lichkeiten zur Verringerung der Ge- schutz an la gen verzichtet, behält Bundes- und fahren benennen sollen. Unmittel- die Freie und Hansestadt Ham- bar geltende Auswirkungen hat die burg die Regelungsbefugnis. Weil Europarecht EG-HWRM-RL aber nicht, sie be- es sich laut Grundgesetz beim Laut Grundgesetz ist der Küsten- schränkt sich im Wesentlichen auf Küstenschutz um eine „Gemein- schutz Gegenstand der konkurrie- formale Instrumente und verzichtet schaftsaufgabe des Bundes und renden Gesetzgebung. Das heißt, auf materielle Zielsetzungen oder der Länder“ handelt, beteiligt sich dass die Bundesländer zur Gesetz- Maßnahmen zur Gefahrenabwehr. der an den entstehenden Kosten.

22 Das Hamburgische Hansestadt Hamburg liegen, rich- Flutschutzverordnung tet sie sich primär an die verant- Wassergesetz wortlichen Behörden. Für jeder- HafenCity Anders als in Niedersachsen wird mann spürbar sind die ebenfalls in In den sturmflutgefährdeten Ge- das Deichrecht in Hamburg nicht der Deichordnung detailliert aufge- bieten außerhalb der öffentlichen Recht & Ordnung in einem eigenen Gesetz, son- führten Nutzungsbeschränkungen Hauptdeichlinien gelten strenge- dern im Hamburgischen Wasser- für die in der Regel allgemein zu- re Maßstäbe, die zum einen das gesetz und hieraus abgeleiteten gänglichen Hochwasserschutzan- Bauen selbst und zum anderen Vero rdnungen (Deichordnung, lagen. die Nutzung der Gebäude betref- Pol der ordnung, Flut schutz ver ord - fen. So ist im Tidegebiet der Elbe nung HafenCity) geregelt. Es be- Umfangreiche Verbote beste- grundsätzlich die Genehmigung der stimmt den Bau und die Unterhal- hen jedoch nicht nur auf dem öf- Wasserbehörde erforderlich, wenn tung von Hochwasserschutzanla- fentlichen Deichgrund – auch die Anlagen erstellt, verändert oder be- gen einschließlich ihrer Vertei di- unmittelbaren Nachbarn haben seitigt werden sollen. Für Gebie- gung, die Deich schauen sowie spe- zahlreiche Einschränkungen im te zwischen Elbe und öffentlichen zielle Rechtsgrundlagen für Maß- Interesse der Hochwassersicher- Hochwasserschutzanlagen gilt ein nahmen bei konkreter Gefahr durch heit hinzunehmen. Besonders für generelles Wohnverbot. Mit der Pla- Hochwasser. Weiterhin gibt es Be- bauliche Anlagen, bestimmte Be- nung der HafenCity musste ein neu- schränkungen für den Aufenthalt in pflanzungen sowie die Lagerung es Hochwasserschutzsystem entwi- den durch Tidehochwasser gefähr- von Gegenständen gilt, dass hier ckelt werden, da eine Eindeichung deten Ge bieten, insbesondere das ein Abstand zum Deich einzuhalten aus städtebaulichen und finanziel- Wohnen ist davon betroffen. ist. Weitere Beschränkungen be- len Gründen nicht in Frage kam. Ziel stehen für das Deichvorland. war es, das Wohnen im Tidegebiet In Hamburg wird öffentlicher unter Beibehaltung der erforderli- und privater Hochwasserschutz Polderordnung chen Hochwassersicherheit für die unterschieden. Öffentliche Hoch- Betroffenen zu ermöglichen. wasserschutzanlagen werden auf Einen ähnlichen Inhalt wie die Grundlage wasserrechtlicher Plan- Deichordnung hat die Polderord- Mit der Flutschutzverordnung-Ha- feststellungs- oder Plangenehmi- nung, die sich an Private richtet. fenCity wurde für das „Warften- gungsverfahren errichtet oder um- Hier sind die Regelungen für den Konzept“ der rechtliche Rahmen gebaut. Private Hochwasserschutz- Bau, den Betrieb und die Unterhal- geschaffen. Zur Gewährleistung anlagen werden in der Regel durch tungsvorschriften sowie die Vertei- der Hochwassersicherheit werden bauordnungsrechtliche Baugeneh- digung und die Verteidigungsvor- sowohl bauliche als auch organisa- migungsverfahren errichtet oder sorge jedoch sehr viel detaillierter, torische Anforderungen an die Per- verändert. um den ausschließlich privaten Be- sonen in der HafenCity gestellt. treibern rechtssicheres Handeln zu Dazu gehören bestimmte bauliche Deichordnung ermöglichen. Auch diese Hochwas- und betriebliche Anforderungen an serschutzanlagen unterliegen der die den Sturmfluten unmittelbar Welche baulichen Mindestanfor- staatlichen Überwachung. ausgesetzten Gebäudesockel, die derungen an öffentliche Hoch- Erreichbarkeit der Gebäude auch wasserschutzanlagen gestellt im Sturmflutfall, die Bestellung von wer den, welche Abmessungen Flutschutzbeauftragten, die Vorhal- sie haben dürfen und was bei ih- tung von Unterhaltungs- und Flut- rer Unterhaltung und Überwa- schutzplänen sowie die Durchfüh- chung zu beachten ist, das alles rung von Übungen für den Sturm- regelt die Deichordnung. Und da flutfall. Auch hier führt der Staat diese Anlagen in der Zuständigkeit über die ausschließlich privaten und im Eigentum der Freien und Handelnden die Aufsicht. Foto: manu10319

23 höhEr wohnEn in DEr hAfEncity

Am Wasser gebaut

Mit der HafenCity entsteht erstmals ein ganzer Stadtteil, der vor der öf- fentlichen Hochwasserschutzlinie liegt. Um das attraktive Leben am Was- ser zu ermöglichen, den dort wohnenden und arbeitenden Menschen aber trotzdem genügend Sicherheit zu bieten, entwickelte Hamburg ein besonderes Hochwasserschutzkonzept.

Hochwasserschutz auch ohne Deich: Um die wasserseits der Hauptdeichlinie gelegene Hafen City (kleines Foto) vor den Gefahren von Überflutungen zu sichern, wurde das Gelände im Rahmen des Warftenkonzepts auf eine Min- desthöhe von NN + 7,50 Meter erhöht.

24 Im Jahre 2000 wurde auf Grund- beeinflussten Bereich der Elbe und Meter vorsieht. Diese Erhöhung be- lage des Masterplanes Hafen City vor der Hamburger Hauptdeich- trifft öffentliche Straßen, Plätze und Hamburg mit der Umwandlung linie. Die ursprünglichen Gelände- Promenaden sowie die Sockelge- eines Hafengebietes in einen neu- höhen von rund NN + 4,50 Meter bis schosse der Hochbauten. Der Be- en Stadtteil mit einer Mischung NN + 6,50 Meter bieten keinen aus- reich zwischen der Kaianlage und von Arbeits- und Wohnnutzung, reichenden Schutz vor Sturmfluten. der hoch liegenden Warft entlang Einzelhandel, Freizeit, Gastrono- Die Eindeichung des neuen Stadt- der Wasserfläche kann weitestge- mie und Kultur begonnen. In der gebietes hätte den großen Nachteil hend als öffentlich zugänglicher HafenCity werden als Erweiterung gehabt, dass der erforderliche bauli- Raum genutzt werden. der Hamburger Innenstadt auf einer che Vorlauf die Entwicklung des Ge- Fläche von 157 ha rund 5.800 Woh- bietes über mehrere Jahre verzö- Diverse Auflagen nungen für 12.000 Menschen und gert hätte. So wurde ein sogenann- Flächen für über 45.000 Arbeitsplät- tes Warftenkonzept ent wickelt, das Während die Herstellung der ze direkt an der Elbe geschaffen. die Aufhöhung der Flächen und Er- Schutzmaßnahmen an den priva- schließungswege auf eine Gelände- ten Gebäuden den privaten Bau- Die HafenCity befindet sich im tide- höhe von mindestens NN + 7,50 herren obliegt, wird die neue hö- Foto: goldhafen; Luftbild: Fotofrizz; Illustration: Michael Korol; Quelle: HafenCity Hamburg GmbH; bearbeitet durch den LSBG

Der Stadtteil HafenCity besteht aus dem Gebiet der alten und den neuen Quartieren. 25 höhEr wohnEn in DEr hAfEncity Fotos: goldhafen, heyoka, K. Sossidi/LSBG Selbst während einer Sturmflut kann das tägliche Leben in der HafenCity mit nur geringen Ein- schränkungen weiterlaufen. Dazu tragen höher gelegene Wohnbereiche und Wegeverbindungen sowie Einrichtungen des Objektschutzes bei.

26 her gelegene Infrastruktur mit ih- auftragte zu bestellen. Diese be- Bei den Hochbauprojekten werden ren Straßen und Parkanlagen raten Gebäudeeigentümer oder die die Belange des Flutschutzes im durch die Stadt erstellt. So konn- Flutschutzgemeinschaft. Außerdem Rahmen der Baugenehmigungsver- te die Entwicklung und Nutzung des sind sie berechtigt und verpflich- fahren oder bei Einzelanträgen durch Gebiets bereits im Jahre 2000 be- tet, die Einhaltung der Anforderun- den LSBG geprüft und entsprechen- ginnen und schrittweise von West gen an den Flutschutz zu überwa- de Genehmigungen, Ausnahmen nach Ost und von Nord nach Süd chen. Eine wesentliche Aufgabe ist und Befreiungen erteilt. Zwar liegt weiterentwickelt werden, ohne dass es, die Eigentümer und Nutzer über der Sturmflutschutz in der Hafen City der gewünschte enge Bezug zu Gefahren von Sturmfluten aufzuklä- in der Verantwortung der privaten den Wasserflächen durch Deiche ren und das Gefahrenbewusstsein Grundeigentümer, der LSBG führt je- oder Hochwasserschutzwände ver- zu stärken. doch die Aufsicht über die Einhaltung loren ging. Das Warftenkonzept ist der Anforderungen des Flutschutzes hinsichtlich der Hochwassersicher- Wichtige Planungshilfe während der Planung, der Baupha- heit dem öffentlichen Hochwasser- se und nach Fertigstellung der Ge- schutz gleichwertig. In der HafenCity entsteht erstmals bäude. Ebenso überwacht er wäh- ein ganzer Stadtteil außerhalb der rend der Nutzung der Gebäude die Die beschriebenen baulichen Maß- öffentlichen Hochwasserschutz- für den Betrieb erforderlichen tech- nahmen zum Schutz der Hafen City linie. Rechts- und Planungssicher- nischen und organisatorischen Maß- vor Hochwasser erfordern um- heit für die Eigentümer und Nutzer nahmen und setzt diese bei Bedarf fangreiche organisatorische Auf- wie auch für die zuständigen Behör- auch gegenüber den verantwortli- gaben. So bedingen die trotz des den erforderten allgemein gültige chen Eigentümern durch. Warftenkonzepts teilweise erfor- Regelungen baulicher und organisa- derlichen Öffnungen unterhalb der torischer Art. Diese wurden in der trotz ihrer Insellage mit direktem Schutzhöhe Auflagen für ent spre- Verordnung zum Schutz vor Sturm- Wasserbezug hat die HafenCity chen de Sicherungsmaßnahmen und fluten im Gebiet der Hafen City im dank technischer und organisa- Einschränkungen in der Nut zung. Die Jahr 2002 erlassen. Alle wesent- torischer Maßnahmen zum Flut- Tiefgarageneinfahrten und Gebäude- lichen Anforderungen an den Bau, schutz ein hohes Schutzniveau. eingänge, zum Beispiel an den Stra- die Nutzung und die Verteidigung Auch während einer Sturmflut kann ßen „Am Sandtorkai“ und „Brook- von Grundstücken und Gebäuden das tägliche Leben und der Be- torkai“ oder an den tief liegenden sind in dieser Verordnung zusam- trieb in der HafenCity mit nur gerin- Promenaden „Am Kai ser kai“, müs- mengefasst. gen Einschränkungen weiterlaufen. sen rechtzeitig vor einer Sturmflut Es wurde ein zukunftsorientierter gesichert werden. Bei Sturm fluten, Um den Bauherren und den pla- Stadtteil entwickelt, der die gleiche die die tief liegenden Straßen oder nenden Ingenieuren bei der Ge- Si cher heit gegen Sturmfluten bietet Promenaden überfluten, muss eine staltung der architektonisch und wie Gebiete im Schutz öffentlicher Einstellung des Betriebs der Einzel- städteplanerisch besonders wichti- Hochwasserschutzanlagen. Hoch handels-, Kultur- und Gastronomie- gen Uferbereiche eine Hilfestellung lie gende Wegeverbindungen ge- nutzungen sowie de ren Räumung zu geben, hat der Landesbetrieb währ leisten auch bei sehr schweren erfolgen. Straßen, Brücken und Gewässer Sturmfluten die Anbindung an die (LSBG) den Leitfaden „Sollhöhen restliche Stadt. Wohnungen, Büros Zur Erledigung dieser Aufgaben und Lastannahmen für den Stadtteil und Gewerbeeinheiten bleiben auch sind die Eigentümer der Gebäude HafenCity“ herausgegeben. Dieser im Sturmflutfall jederzeit unter Um- verpflichtet, sachkundige Perso- enthält technische Vorgaben für die gehung der tief liegenden Bereiche nen als sogenannte Flutschutzbe- Gebäude an den Warfträndern. wie der Speicherstadt erreichbar.

27 DAuErAufgAbE für hAmburg Foto: K. Sossidi/LSBG

Hamburg kann heute fast alle Va- rianten des technischen Hoch- wasserschutzes vorweisen: Deich - Herausragende linien, Warftenkonzept, Polder, Ob- jektschutz – und in Ausnahmefällen das „Leben mit dem Wasser“, also das Fluten von Bauwerken, bei dem keine Menschenleben gefähr- det sind.

Die bauliche Gestaltung dieser Bedeutung Schutzeinrichtungen wird durch den rechtlichen Status wesent- Sturmfluten stellen seit Gründung der Stadt lich beeinflusst. So werden öf- fent liche Hochwasserschutzanla- eine reale Bedrohung für die Bewohner dar. Da- gen auf Grund lage wasserrecht- her haben die Schutzbauwerke eine ebenso lan- licher Plan fest stellungs- oder Plan- genehmigungsverfahren errichtet ge Geschichte und stete Fortentwicklung erlebt oder umgebaut. Sie liegen im soge- nannten „öffentlichen Grund“ und wie die Stadt selbst. Auch in Zukunft wird die die Flächen sind damit dem freien Verstärkung des Hochwasserschutzes eine Dau- Grundstücksverkehr entzogen. Pri- vate Hochwasserschutzanlagen wer- eraufgabe bleiben. den dagegen in der Regel auf Ba-

28 Links: Die Hochwasser- schutz wand vor den Deich- tor hallen ist im traditionel- len Stil mit roten Klin ker- steinen errichtet. Fer tig- gestellt wurde sie im Jahr 2007.

Unten: Der Querschnitt ei- ner typischen Hamburger Hochwasserschutzwand. Diese Bauwerke stehen dort, wo der Platz für einen Erddeich nicht ausreicht, wie zum Beispiel in der In- nenstadt. Damit sie sich in die städtische Architek- tur einfügen, werden die Deichverteidigungsstra- ßen als Promenaden für Fuß gänger und Radfahrer angelegt. Illustration: J. Zornow/LSBG

29 DAuErAufgAbE für hAmburg

sis von Baugenehmigungsverfah- ren errichtet oder verändert. Die öf- fentliche Hauptdeichlinie umfasst in Hamburg 78 Kilometer Erddeiche, 25 Kilometer Hochwasserschutz- wände und 77 Kreuzungsbauwerke (Schleusen, Sperrwerke, Deichsie- le, Schöpfwerke, Tore). Seit Anfang der 90er-Jahre werden diese Anla- gen für einen Bemessungswasser- stand von NN + 7,30 Meter in St. Pauli durchschnittlich um 1,0 Me- ter erhöht. Bis Ende 2011 hatte die Hansestadt 98 Prozent der Gesamt- linie verstärkt, und bis 2015 sollen auch die Arbeiten für den Neubau von 2 Kilometer im Bereich der In- nenstadt umgesetzt sein. Mit Ausbaureserve

Nach Abschluss dieser Arbeiten sind die Hochwasserschutzanla- gen rund 2,5 Meter höher als 1962, außerdem ist bei fast allen neu er- richteten Hochwasserschutzwänden bereits eine Ausbaureserve für eine weitere Erhöhung um 80 Zentime- ter berücksichtigt worden. Seit 1962 hat Hamburg nahezu durchgehend an der Verstärkung der Hochwasser- schutzanlagen gearbeitet. Die noch laufenden Verstärkungen seit 1993 werden insgesamt rund 700 Mio. Euro kosten. Die Baumaßnahmen werden durch den Bund und in eini- gen Fällen auch durch die EU finan- ziell unterstützt. Allein in den letzten Fotos: K. Sossidi/LSBG Die Hochwasserschutzwand am St. Pauli Fisch- markt: Ihre Abschlusssteine an der Oberkante haben die Funktion, Wellen abzuweisen.

30 20 Jahren erhielt Hamburg über 220 den 78 Kilometer langen Hauptdei- des tens 2 Meter breiter Lagerstrei- Millionen Euro Fördermittel für den chen gibt es weitere 39 Kilometer fen (Gehweg), Höhenlage ober- Hochwasserschutz. Deiche, die als zweite Deichlinie hin- halb des MThw. ter Sperrwerken liegen, sowie den • die Binnenböschung – Neigung Diese Investitionen haben sich ge- rund 4 Kilometer langen Ringdeich 1:3, Kleiabdeckung mindestens lohnt: Seit 1962 gab es bereits acht um Neuwerk. Die Elbe-Deiche sind 1,3 Meter. Sturmfluten, deren Scheitelwasser- anspruchsvolle technische Bauwer- • Der Binnendeichgraben: zur Ab- stände höher waren als die der Kata- ke. Anders als tidefreie Flussdeiche leitung von Niederschlags- und strophensturmflut. Dennoch waren werden sie nur kurzzeitig belastet, Überlaufwasser und Deichkern- die Menschen hinter den Hauptdei- wenn die Sturmflut ihren Scheitel entwässerung. chen sicher geschützt. Auch zu künf- erreicht, dafür sind sie aber zusätz- tig bleibt die Verbesserung des öf- lich dem Wellenangriff ausgesetzt. Kreuzungsbauwerke fentlichen Hochwasserschutzes eine herausragende Aufgabe für Ham- typische Konstruktionsmerkmale An insgesamt 77 Stellen kreuzen burg. Der Bund hat sich durch Zusa - der Hamburger Hauptdeiche: Verkehrswege und Gewässer die ge von Sonderfördermitteln bis zum Hamburger Hauptdeichlinie. Dort Jahr 2025 bereits zur Unterstützung • Das Vorland: Neigung von maxi- befinden sich sechs Schleusen, der Finanzierung verpflichtet. mal 1:3, teilweise durch Stein- sechs Sperrwerke, 27 Deichsiele schüttungen befestigt. und Schöpfwerke sowie 38 Tore in Hochwasserschutzwände • Der Außendeichweg: 3 Meter Straßen, Wegen und Gleistrassen. Breite, mindestens 1 Meter über An die Kreuzungsbauwerke werden Hochwasserschutzwände werden dem mittleren Tidehochwasser- hohe Anforderungen gestellt, da sie ge baut, wenn der Platz für einen stand (MThw), zur Treibselabfuhr in der sturmflutgefährdeten Jahres- Erddeich nicht ausreicht, wie im und Deichunterhaltung. zeit jederzeit und uneingeschränkt Bereich der Innenstadt. Da diese • Die Außenböschung: Neigung funktionsfähig sein müssen. Alle für Anlagen Teil des Stadt- und Lan- 1:3, mindestens 1,5 Meter starke den Verschluss der Öffnung erfor- schaftsbildes sind, orientieren sie Kleiabdeckung. derlichen Bauteile und Aggregate sich an der städtischen Architektur. • Die Deckwerksteine auf der Au- sind zweimal vorhanden. So werden die Deichverteidigungs- ßenböschung: Bis etwa 3,5 Me- straßen als Promenaden angelegt, ter über MThw wird der Deich Bewegliche Anlagen stellen auf- um Synergien für den Fuß- und Rad- mit Deckwerksteinen geschützt. grund der erhöhten technischen verkehr zu ermöglichen. Das Deckwerk schützt vor allem Versagenswahrscheinlichkeit und vor Eisgang im Winter. der Möglichkeit von Fehlbedie- Deiche • Die Deichkrone: Breite mindes- nungen ein Risiko dar. Es wird tens 3 Meter; 2 Meter Kleiabde- deshalb versucht, ihre Anzahl zu be- Mehr als drei Viertel der öffentli- ckung. grenzen und wenn möglich, die Ver- chen Hamburger Schutzlinie be- • Die Deichverteidigungsstraße: kehrswege über die Hochwasser- stehen aus Erddeichen. Neben Brei te größer 5,5 Meter und min- schutzlinie hinweg zu führen. Illustration: Y. Uchneytz/LSBG Illustration: Y. Um die Standsicherheit eines Deiches zu gewährleisten, müssen bestimmte im Deichrecht verankerte Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu gehört zum Beispiel ein bestimmtes Verhältnis von der Deichhöhe zur Breite des Deichfußes. Auch bezüglich bau- licher Anlagen und Bepflanzungen in und am Deich sind strenge Auflagen einzuhalten.

31 ArchitEktur unD hochwASSErSchutz

Schöner Schutz Wo es möglich ist, sollen Hoch- wasserschutzanlagen nicht nur ihre ursprüngliche Funk- tion erfüllen, sondern zudem das Stadtbild bereichern und einen attraktiven Aufenthalts- ort für Einwohner und tou- risten bieten. Die architekto- nischen Lösungen in Finken- werder, am Niederhafen und Binnenhafen sind geglückte Beispiele für diesen An satz.

Deiche und andere Hochwasser- schutzanlagen sind notwendig, um die Bevölkerung und die Wer- te in der Stadt zu sichern. Dass die Der künftige Elb-Boulevard Hochwasserschutzanlagen meist aus der Vogelperspektive: Auf recht einheitlich gestaltet erschei- einer Länge von 625 Metern nen, liegt an den fachlichen Erfor- ist die Verbindung von Hoch- dernissen, die in der Deichordnung wasserschutz und städtebau- lich anspruchsvoller Architek- vorgegeben sind. An vielen Stel- tur vorbildlich gelungen. len gibt es umfangreiche Zugangs- möglichkeiten auf die Hochwasser- schutzanlagen. Orte, an denen die- ses bereits in der Vergangenheit gelungen ist, lassen sich beispiels- mit architektonisch anspruchsvol- wasserschutz dienen, sind mehr- weise in finden. Dort len treppen zur Land- und Was- fach genutzte Anlagen mit höhe- stellt die Hochwasserschutzanlage serseite versehen sein. Derartige ren Investitionen verbunden. Bei gleichzeitig einen Anziehungspunkt Gestaltungsmaßnahmen können je- der Planung ist ein Ausgleich zwi- für Einwohner und Touristen dar. doch nur unter der Bedingung erfol- schen den Interessen aller Betrof- gen, dass die Funktion der Anlage fenen und Wirtschaftlichkeitsaspek- Zukünftig werden auch die Pro- für den Hochwasserschutz sicher- ten zu finden. menade und die Hochwasser- gestellt ist. Im Vergleich mit Flut- schutzwand im Bereich des Nie- schutzwänden oder grünen Dei- Am Beispiel von Niederhafen derhafens und des Baumwalls chen, die ausschließlich dem Hoch- und Binnenhafen, deren aus den

32 Die Hochwasserschutzanlage Finkenwerder dient nicht nur der Sicherheit, sondern ist da- rüber hinaus ein willkommener Aussichtspunkt für Spaziergän- ger, die von dort den Blick auf die Elbe genießen können. Foto: K. Sossidi/LSBG

Zwischen Landungsbrücken und Niederhafen entsteht eine moderne Hochwasserschutzwand, die zugleich als attraktive Flaniermeile mit Blick auf Elbe und Hafen gestaltet ist. Entworfen wur- de die Gestaltung des Neubaus vom Büro der in- ternationalen Star-Architektin Zaha Hadid. Bildmontagen: ON3 Studio; Luftbild: LGV, Bildmontage: Zaha Hadid Architects Bildmontagen: ON3 Studio; Luftbild: LGV,

1960er-Jahren stammenden An- Aufgrund der städtebaulichen Be- generiert und zugleich stadtbildprä- lagen zur Zeit erneuert werden, deutung und der exponierten Lage gend ist.“ Prämiert wurde der Ge- lässt sich dieses Spannungsfeld des Standorts wurde von Beginn staltungsentwurf des Büros Zaha verdeutlichen. Die Anlagen schüt- an großer Wert auf die Gestaltung Hadid Architects aus London, der zen weite Teile der Hamburger In- der Hochwasserschutzanlage am nun auch umgesetzt wird. nenstadt vor hohen Wasserständen, Niederhafen gelegt. Gleich zu Pla- ein Versagen hätte im Sturmflut- nungsbeginn hat die Freie und Han- Zum Wasser öffnen fall katastrophale Folgen. Beson- sestadt Hamburg deshalb einen ders die Hochwasserschutzanlage Wettbewerb im Rahmen der Ar- Zentraler Ansatz der Planung ist, Nieder hafen wird jedoch kaum als chitekturolympiade Hamburg 2006 die neue Hochwasserschutzanla- technisches Bauwerk wahrgenom- ausgerichtet. Unter anderem hatten ge und Promenade im übertrage- men. Vielmehr gilt die auf der Anla- die Entwürfe folgende Anforderun- nen Sinn zum städtischen Umfeld ge verlaufende Promenade als tou- gen zu erfüllen: „Im Ergebnis soll und zum Wasser zu öffnen. Dazu ristische Attraktion. Sie verbindet an exponierter Lage innerhalb Ham- wurden, versetzt entlang der Anla- die St.-Pauli-Landungsbrücken mit burgs zusätzlich zum Hochwasser- ge, Treppen und Rampen gewählt, der Speicherstadt sowie der Hafen- schutz eine attraktive Promenade die zwischen der Geländeebene der City und gewährt den Ausblick auf entwickelt werden, die den vielfäl- Stadt und der deutlich höher liegen- die Elbe, den Hafen und die Elbphil- tigen Nutzungen gerecht wird, als den Hochwasserschutzebene der harmonie. Parkplätze sowie ein Res- hochwertige Wegeverbindung fun- Promenade vermitteln. Das Ergeb- taurant sind in die Anlage integriert. giert, zahlreiche Anschlusspunkte nis ist eine Reduzierung der Barriere-

33 ArchitEktur unD hochwASSErSchutz

wirkung und die Verbesserung der Zugänglichkeit. Landseitig werden ein Restaurant und Kioske integriert, deren Erdgeschoss von der Stra- ßenebene erschlossen wird. Außer- dem sind im Bauwerk eine Parkga- rage sowie öffentliche Toiletten ge- plant. Die vorhandene Anlage wird für den Neubau zurückgebaut, der als massives, tief gegründetes Bau- werk vorgesehen ist. Da die neue Anlage insgesamt höher und brei- ter wird und landseitig kein Platz zur Verfügung steht, erfordert sie einen Vorbau in die Elbe. Das Vorbaumaß liegt zwischen 4,00 und 7,50 Meter. Weniger tore

Zum erweiterten Plangebiet im Rahmen der Architekturolympia- de gehörte ebenfalls der Binnen- hafen. Da ein einheitliches Gestal- tungskonzept für beide Maßnahmen entwickelt werden sollte, wurde auch dessen Gestaltung durch das Büro Zaha Hadid Architects entwor- fen. Die neue Hochwasserschutz- anlage verläuft ungefähr in der glei- chen Linie wie die bestehende An- lage. Brücken, Schaartorschleuse und das Alsterschöpfwerk werden an die neue Situation angepasst, die Hochwasserschutzwände müssen dagegen überwiegend neu herge- stellt werden.

Hochwasserschutztore an den Nie- derbaumbrücken sind aufgrund des Straßenniveaus, das rund 1,30 Meter unter der zukünftigen Schutzhöhe liegt, unvermeid bar. Im geöffneten Zustand finden die Schiebetore ihre Parkposition zwi- schen den Niederbaumbrücken und innerhalb der Promenade Richtung Landungsbrücken.

Grundsätzlich ist es besser, ver- schließbare Öffnungen zu vermei- den, da sie logistischen Aufwand und den aktiven Einsatz von Deich- verteidigungskräften erfordern. Mit der vorliegenden Planung werden drei Hochwasserschutztore entfal- len, zwei am Alsterwanderweg und eines am Anleger Baumwall.

34 Am Baumwall werden in ei- ner komplexen Baumaßnah- me die Hochwasserschutz- anlagen auf einer Länge von 650 Metern erneuert. Hierbei werden die Promenade so- wie Hochwasserschutzwände erhöht, drei tore an den Nie- derbaumbrücken neu errich- tet und die Binnenhafenbrü- cken sowie Schaartorschleu- se und Alsterschöpfwerk an- gepasst. Fotomontagen: Blunck+Morgen, ON3 Studio

Im Abschnitt zwischen Baum- wall und Landungsbrücken entsteht mit der neuen Hoch- wasserschutzwand eine zehn Meter breite Promenade, die überall dort treppenanla- gen erhält, wo Straßen und Wege auf sie treffen. Außer- dem trägt ein Platz an der U- Bahnstation Baumwall zur at- traktiveren Gestaltung des Fußgängerbereichs bei, und die Anbindung zur HafenC ity wird durch einen breiteren Gehweg verbessert.

35 flutSchutztorE

Schließübungen für den Notfall Foto: D. Fauter/LSBG An einigen Stellen in Hamburg ist die Verwendung von Flutschutztoren aus Gründen der Infrastruktur unvermeidbar. Um bei einer Sturmflut das Risiko eines menschlichen oder technischen Versagens zu minimieren, gelten für diese meistens elektrisch betriebenen tore besonders hohe Sicherheitsstandards.

36 Flutschutztore sind für den Hoch- • Die Bedienung erfolgt durch eine wasserschutz immer nur die zweit- Person direkt am Tor, die das beste Lösung, da sie bei Hochwas- Schließen per Knopfdruck star- ser, anders als Deiche oder Hoch- tet. Der weitere Ablauf wird au- wasserschutzwände, erst geschlos - tomatisch gesteuert. Um die Be- sen werden müssen. Dennoch sind dienung zu vereinheitlichen, be- an manchen Stellen Tore unvermeid- findet sich an allen elektrisch be- bar. Dazu gehören Durchfahrten für triebenen Toren eine gleichartig den Autoverkehr und Bahnverkehr, aufgebaute Bedientafel. Zugänge für den Fuß- und Radver- • Die elektrotechnischen Einrich- kehr zu den elbseitig liegenden Brü- tungen sind in eigenen Betriebs- cken zur HafenCity oder die Durch- räumen untergebracht. Sie sind gänge im Landungsbrückengebäude mit einer Notstromversorgung zu den Pontonanlegern der Hafen- ausgestattet. fähren. Diese müssen so lange wie • Alle Öffnungen sind zusätzlich möglich offen bleiben, um Personen mit einem Notverschluss aus und Verkehr aus dem Überflutungs- Aluminium-Dammbalken ausge- gebiet evakuieren zu können. rüstet, um bei Bedarf eine zweite Schutzlinie schnell aufbauen zu Im engen Stadtgebiet können können. Die Dammbalken sind in Wegeverbindungen nicht immer unmittelbarer Nähe zum Tor ge- über die Hochwasserschutzlinie lagert. Für eine Vereinfachnung hinweggeführt werden. Weil an ei- des Aufbaus basieren alle Notver- nigen Stellen die Verwendung von schlüsse auf einem einheitlichen Flutschutztoren also unvermeidbar System. ist, unterliegen sie besonderen Si- • Die Bedienung der Tore und der cherheitsbestimmungen. So müs- Aufbau des Notverschlusses wer- sen die Tore kurzfristig und unter al- den regelmäßig, sechsmal im len Umständen einsatzbereit sein, Jahr, geübt. um die dahinter liegenden Gebiete • Die Flutschutztore werden fern- vor dem Hochwasser zu schützen. überwacht, um auftretende Stö- rungen kurzfristig erkennen und Doppelter Antrieb beseitigen zu können. • Für einen möglichst geringen Be- Im Einzelfall müssen Untersuchun- triebs- und Wartungsaufwand gen durchgeführt werden, wie werden die Teile der Ausrüstung die ser Sicherheitsstandard tech- und der Anlagen standardisiert, nisch und logistisch erreicht wer- ebenso das Bedienkonzept. den kann. Es wird geprüft, wel- che Konsequenzen sich für die bau- Insgesamt befinden sich je nach lichen Konstruktionen ergeben und Lage und Umgebung fünf ver- wie sich diese auf den Betrieb sowie schiedene typen im Einsatz. Am die Wartung der Tore auswirken. Alle häufigsten gebaut wurden in Ham- Erkenntnisse sind in den Kon struk- burg zuletzt Schiebetore mit Elek- tions grundsätzen der Hamburger tromotoren. Das größte Schiebetor Flutschutztore zusammengefasst: mit 16 Meter Breite und 4,3 Meter Höhe steht im Bezirk Harburg an der • Flutschutztore werden elektrisch Moorburger Straße, das längste mit oder hydraulisch angetrieben. Die- einer Öffnungsbreite von 25 Me- Gut verborgen, aber bei Bedarf schnell se Antriebe sind zur Sicherheit tern ist das Tor Sachsenbrücke auf einsatzbereit ist das elektrische Schie- dop pelt vorhanden. Ausnahmen der Veddel. betor an der Brooksbrücke, die über den bilden kleinere Verschlüsse, die Zollkanal führt und die Innenstadt mit der per Hand geschlossen werden. Speicherstadt verbindet. Durch das 1,10 Kaum wahrnehmbar Meter hohe tor wird im gesamten Be- • Die Tore werden geschlossen, reich der Hochwasserschutzanlage Zoll- wenn der Wasserstand eine Hö- Klapp- und Drehtore sind un- kanal die erforderliche Schutzhöhe von he 0,5 Meter unterhalb der Tor - ter anderem im Bereich des Lan- NN + 7,60 Meter erfüllt. schwellen erreicht. dungsbrückengebäudes einge-

37 flutSchutztorE

baut. Die Klapptore fügen sich in linie werden mit Dammbalken ver- geöffneter Position harmonisch in schlossen. das denkmalgeschützte Gebäude ein. So nehmen die meisten Besu- Durch die langjährige Erfahrung cher der Stadt die Klapptore nur als mit den neuen Flutschutztoren ist Vordach wahr und bemerken ihre ein hohes Sicherheitsniveau er- Hauptfunktion erst, wenn die Tore reicht. Das ist von besonderer Be- geschlossen werden. Es werden deutung, weil der Wasserspiegel bei aber nicht nur Straßen und Gehwe- einer Sturmflut mit einer Geschwin- ge durch Hochwasserschutztore ge- digkeit von rund 1,5 Meter pro Stun- sichert, sondern auch Gleiskreuzun- de ansteigt und eine zutreffende gen der Deutschen Bahn AG oder Sturmflutwarnung unter ungünstigen der Hafenbahn der Hamburg Port Umständen erst wenige Stunden vor Authority (HPA). Bei Gleiskreuzun- Erreichen des höchsten Wasserstan- gen kommen Drehtore und Damm- des gegeben wird. Zudem müssen balken zum Einsatz. die Ausfahrten aus tief liegenden Gebieten vor dem Deich lange offen Am Landungskai der Flugzeug- gehalten, die Tore also so spät wie werft in Finkenwerder schützt das möglich geschlossen werden. Flutschutztor mit den in Hamburg größten Abmessungen das da- Schneller Verschluss hinter liegende Gelände. Mit ei- ner Breite von 43 Metern und einer Zur hohen Sicherheit tragen vor Höhe von 3,5 Metern wird das ein- allem die sorgfältige Wartung, zige Hubtor im öffentlichen Hoch- er fah renes Bedienpersonal und wasserschutz bei Anlieferung von ein an allen Anlagen vorhande- Flugzeugbauteilen abgesenkt, um ner Notverschluss bei. Darüber hi- die Durchfahrt vom Kai zur Flug- naus sind nur geringe Vorarbeiten zeugwerft freizugeben. Dieses Tor für den Schließ vorgang notwendig. ist ständig geschlossen und wird Das Schließen der elektrisch ange- nur bei Bedarf geöffnet. Kleine Öff- triebenen Tore dauert nur wenige nungen in der Hochwasserschutz- Minuten.

Das Flutschutztor am Bahnhof Alte Süderelbe kreuzt die Gleise Kreuzungsbauwerk mit Klapptor: die zur Hafen- der Hafenbahn auf der Strecke nach Hamburg-Finkenwerder. City führende Kibbelstegbrücke.

38 Fotos: LSBG (Archiv), O. Müller/F. Reichel/K. Sossidi/LSBG Fotos: LSBG (Archiv), O. Müller/F. Im geöffneten Zustand dienen die Klapptore über der neuen Promenade des Landungsbrückengebäudes als Vordach. Droht eine Sturmflut, können sie innerhalb von acht Minuten ver- schlossen und zusätzlich mit Dammbalken gesichert werden.

43 Meter lang und 3,5 Meter hoch ist das Flutschutztor am Landungs- kai der EADS in Finkenwerder. Im Gegensatz zu allen anderen to- ren in Hamburg ist es ständig ge- schlossen und wird nur bei der Anlieferung von Flugzeugbautei- len abgesenkt.

39 untErhAltung DEr DEichE

Um bestmöglich auf den Ernstfall vorbe- reitet zu sein, werden Gut organisierte in Hamburg nicht nur die Deiche kontinuier- lich gepflegt, sondern auch zahlreiche Übun- Verteidigung gen und Schulungen abgehalten, Infobro- schüren an Bürger verteilt und die rei- bungslose Kommuni- kation unter den Ein- satzkräften geprobt.

Sicherheit geht vor und üben tut Not! Deswegen hat die Unterhal- tung und Überwachung der Deiche in Hamburg immer Priorität. So wird der Zustand der Hochwasserschutz- anlagen regelmäßig durch die Deich- aufsicht geprüft. Unter anderem ge- schieht das im Rahmen der Deich- schauen, die jedes Jahr vor Beginn und nach Ende der Sturmflutsaison stattfinden.

Im Hamburgischen Wassergesetz und in der Deichordnung ist die Unterhaltung und Verteidigung Die Deichverteidiger, von denen nes Ausfalls des Telefonnetzes, der Deiche und Anlagen durch die es in Hamburg mehr als 300 gibt, mit Digitalfunk ausgerüstet. Des- Wasserbehörde geregelt. Diese werden im Schulungs-Zentrum sen Verwendung wird während der Aufgabe nimmt der Landesbetrieb für Deichverteidigung ausgebil- Übungen geprobt. Straßen, Brücken und Gewässer det und auf ihren Einsatz vor- wahr. Zur effektiven Deichverteidi- bereitet. Ihre Schulung umfasst Jederzeit bereit gung gehört neben der kontinuierli- sowohl theoretische Einweisun- chen technischen Inspektion und In- gen als auch praktische Übungen. Um für jeden Fall gerüstet zu sein, standhaltung auch die Aufstellung So wird an verschiedenen Statio- stehen in Elbnähe 12 über Ham- des Deichverteidigungsplans (DV- nen zum Beispiel das Setzen eines burg verteilte Sandsackdepots Plan). Dieser Plan enthält alle erfor- Dammbalkenverschlusses und das mit insgesamt 210.000 gefüllten derlichen Angaben, die im Sturm- Sandsacklegen zur Deichsicherung Sandsäcken bereit. Diese wer- flutfall nötig sind: Die Aufgaben der geübt. Jedes Jahr finden rund 30 den transportbereit auf Paletten zu Mitglieder der Deichverteidigungs- Alarmierungs- und Deichverteidi- je 70 Stück gelagert. Ebenfalls vor- organisation, Einsatzwasserstände, gungsübungen statt. Damit auch rätig ist zusätzliches Material wie das Benachrichtigungsschema, Ver- die Kommunikation aller Beteilig- etwa Werkzeuge und Geotextilien, antwortlichkeiten sowie Karten und ten untereinander sichergestellt ist, die der Erosionssicherung von Dei- Übersichten. sind die Mitglieder, für den Fall ei- chen dienen.

40 Hamburg schützt sich: Blau markiert sind die tief lie- genden Gebiete der Hanse- stadt, die durch Hochwas- serschutzwände (rot) Gut organisierte und Erddeiche (grün) ge- sichert werden. Eben- falls wichtig: Deichvertei- digungsübungen wie hier am Altengammer Haupt- Verteidigung deich (großes Foto).

werk (THW), der Helfervereinigung Deichwacht und weiteren Helfern insbesondere staatlicher Einrichtun- gen. In besonders bedrohlichen Si- tuationen wird auf die Bundeswehr zurückgegriffen.

Das verantwortliche Krisenmana- gement erfolgt durch den Zentra- len Katastrophendienststab der Behörde für Inneres und Sport (BIS). Dieser wird von den Kri- senstäben der Bezirke unter- stützt, die bei vorhergesagten Wasserständen von mehr als NN + 4,50 Meter ihre Arbeit aufnehmen. Sie ermitteln lau- fend die aktuelle Lage und be- schließen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Ist eine Sturmflut angekün- digt, werden nach dem im Um die Anwohner der sturm- DV-Plan festgelegten Mel- flutgefährdeten Ge biete auf deschema die Deichvertei- In insgesamt zwölf deichnahen Depots lagern ins- den Ernstfall vorzubereiten, digungs- und Einsatzkräfte gesamt 210.000 gefüllte Sandsäcke sowie Material erstellt die Behörde für Inne res alarmiert, in Bereitschaft zur Erosionssicherung. und Sport in Zusam men arbeit oder in den Einsatz ver- mit den Be zirksämtern Ham- setzt. Je nach Erfordernis werden schlüsse auf den ordnungsgemä- burg-Mitte, Altona, Bergedorf und Deichöffnungen verschlossen. ßen Zustand, melden Schäden oder Harburg Informationsunterlagen und Pro bleme und fordern bei Bedarf verteilt sie an die betroffenen Haus- Die gesamte Hochwasserschutz- zusätzliche Berater oder Einsatz- halte. Neben einer Broschüre, in der linie ist in Deichwartabschnit- kräfte und Deichverteidigungsmate- allgemeine Hinweise zum Verhalten te eingeteilt und wird im Ernst- rial an. Außerdem übernehmen sie bei einer Sturmflut enthalten sind, fall von den Deichwarten besetzt. vor Ort die Leitung notwendiger Si- gibt es für die einzelnen gefährde- Diese Abschnitte umfassen eine cherungsmaßnahmen. Unterstützt ten Gebiete Sturmflutmerkblätter Länge von 0,5 bis über 4 Kilome- wird die Deichverteidigungsorgani- mit Informationen zu Evakuierungs- ter. Die Deichwarte prüfen in ihrem sation von den Einsatzkräften der gebieten, Sammelstellen und Not-

Fotos: K. Sossidi/A. Scheinert/LSBG; Karte: Y. Uchneytz/LSBG Fotos: K. Sossidi/A. Scheinert/LSBG; Karte: Y. Bereich das Bauwerk und alle Ver- Feuerwehr, dem Technischen Hilfs- unterkünften.

41 riSikomAnAgEmEnt

Zwischen Vergangen heit und Zukunft Die Küstenbevölkerung ist schon immer der Ge- fahr von Sturmfluten und den damit verbun- denen Über schwem- mun gen ausgesetzt ge- wesen. Mit jeder Über- flutung haben die Men- schen dazugelernt, so- dass die Ver tei digungs - strategien gegen das Hochwasser immer ef- fektiver wur den. Das bloße Reagie ren auf die Naturgewalten wich mehr und mehr einem vorausschauenden Han- deln.

Mit welchen Folgen ist zu rech- nen, wenn bei Hochwasser ein Deich überströmt wird oder ein tor nicht geschlossen werden kann? Obwohl solch eine Situation sehr unwahrscheinlich ist, müssen auch für diesen Notfall Vorkehrun- gen getroffen werden, um in Ham- burg die Risiken für Anwohner, Um- welt und Industrie zu reduzieren. Es werden verschiedene Zukunftsbilder oder Szenarien entworfen, um die Auswirkungen von möglichen Über- schwemmungen besser abschätzen zu können und somit auch auf etwas noch nicht Dagewesenes vorberei- Das Foto oben zeigt die Hochwasserschutzanlage Niederhafen im gegenwärtigen Zu- tet zu sein. stand. Auf der Abbildung darunter ist der Entwurf des Neubaus mit erhöhter Flanier-

42 Zwischen Vergangen heit und Zukunft Foto/Fotomontage: Büro Zaha Hadid Architects

meile zu sehen, wie er sich nach Abschluss der von 2012 bis 2015 dauernden Bauarbeiten präsentieren wird. Aufgrund ihrer mas- siven Bauweise stellte die Hochwasserschutzanlage hohe Anforderungen an die mit der Gestaltung beauftragten Architekten.

43 riSikomAnAgEmEnt

Das Sturmflut-Sperrwerk Bucht spielt eine zentrale Rolle, um die Hamburger Hafenanlage und das Kraftwerk tiefstack vor Hochwasser zu schützen. Die insgesamt acht tore sind jeweils zwischen 30 und 35 Me- ter lang, mindestens 13 Meter hoch und rund 200 tonnen schwer. trotz ihrer Größe kann jedes von ihnen in- nerhalb weniger Minuten von zwei Hydraulikzylindern geöffnet oder ge- schlossen werden, bei Stromausfall steht ein Diesel-Notstromaggregat zur Verfügung. Foto: K. Sossidi/LSBG

Der technische Hochwasserschutz te Ereignisse eintreten oder Schutz- sowie die Entwicklung eines Hoch- – vor allem bestehend aus Dei- bauwerke versagen sollten. wasserrisikomanagementplans mit chen, Wänden und Sperrwerken entsprechenden Schutz maß nahmen. – bietet bis heute die Grundlage Nach den schweren Überschwem- Dabei bezieht sich die Richtlinie so- dafür, dass das Leben und Arbeiten mungen 1997 an der Oder und wohl auf Binnenhochwasser als auch in den tief liegenden Gebieten Ham- 2002 an der Elbe hat die Europäi- auf die Überflutung von Küstengebie- burgs möglich ist. Der einwandfreie sche Union 2007 die Hochwasser- ten durch Sturmfluten. Zustand dieser Anlagen hat für die risikomanagement-Richtlinie er las- Verantwortlichen hohe Priorität. sen. Die grenzübergreifenden Aus- Gefahren- wirkungen dieser Ereignisse zeig ten, und Risikokarten Für die Menschen, die in von dass auch das Hochwasserri siko- Hochwasser betroffenen Gebieten management grenz überschrei tend zu Bei der Bewertung des Hochwas- leben, ist es darüber hinaus wich- koordinieren ist. Das in der Richtlinie serrisikos werden vergangene und tig, sich der möglichen Gefahren vorgesehene dreistufige Ver fahren mögliche zukünftige Hochwasser bewusst zu sein und rechtzeitig in- enthält fol gende Punkte: die Bewer- untersucht und deren Folgen ab- formiert zu werden. Das gilt in be- tung des Hochwasserrisikos, die Dar- geschätzt. Es wird ermittelt, wel- sonderem Maße, wenn unerwarte- stellung der Risiken und Ge fahren che Auswirkungen das Hochwasser

44 an schließend ein Hochwasser - risiko management plan erstellt, in dem Maßnahmen zur Verrin- gerung des Hochwasserrisikos definiert werden. Beispielsweise kann es erforderlich sein, dass auf den betroffenen Flächen nicht wei- ter gebaut wird oder die Gebäude der Hochwassergefahr baulich an- gepasst werden.

Auch für den Bereich der tideelbe im Hamburger Stadtgebiet wurde bereits eine Bewertung des Hoch- wasserrisikos vorgenommen. Ne- ben der Berücksichtigung vergan- gener Sturmfluten aus den Jahren 1717, 1825, 1962 und 1976 wurde dort ebenfalls ein Zukunftsszenario betrachtet. Was würde passieren, wenn der aktuell geltende Bemes- sungswasserstand tatsächlich ein- treten und es gleichzeitig zum Ver- sagen von Hochwasserschutzbau- werken an verschiedenen Stellen kom men würde? Dass beispiels- weise ein Tor nicht geschlossen werden kann, ist zwar äußerst un- wahrscheinlich, aber nicht unmög- lich. In diesem Fall wären dahinter liegende Gebiete von Überschwem- mungen betroffen. Besserer Schutz

Nach der Sturmflutkatastrophe von 1962 hat die Freie und Hanse- stadt Hamburg zum einen den technischen Hochwasserschutz massiv verbessert und zum ande- auf den Menschen, die Umwelt, die gefertigt, die über Hochwasserge- ren umfangreiche Pläne zur Durch- Wirtschaft oder das Kulturerbe hat- fahren und -risiken informieren. führung von Notfallmaßnahmen im te oder haben könnte. Werden die- Die Gefahrenkarten zeigen, welche Falle eines Versagens der Hochwas- se Auswirkungen als erheblich ein- Flächen bei ausgewählten Hoch- serschutzbauwerke erstellt. Bei der gestuft, so gelten die betroffenen wasserereignissen überschwemmt Sturmflut im Jahr 1976 wurden er- Flächen als Risikogebiet. Bei diesen wären und wie hoch das Wasser heblich höhere Wasserstände ge- Betrachtungen werden auch zukünf- stehen würde. Die Risikokarten ge- messen als bei der Katastrophenflut tige Entwicklungen wie beispiels- ben Auskunft darüber, ob beispiels- 1962. Abgesehen von Sachschäden weise der Klimawandel oder eine weise Wohn- oder Gewerbegebiete insbesondere im Hafen ist Hamburg veränderte Flächennutzung einbezo- betroffen wären, wie viele Einwoh- bei diesem Hochwasserereignis je- gen. Die Bewertung sowie die dar- ner in dem Gebiet leben, ob wichti- doch von größeren Verlusten ver- aus resultierende Einstufung des ge Industrieunternehmen betroffen schont geblieben. Sowohl der Aus- Hochwasserrisikos wird veröffent- wären oder sich eine große Gefahr bau der öffentlichen Hochwasser- licht und alle sechs Jahre überprüft. für die natürliche Umwelt und Kul- schutzlinie, als auch die optimierte turgüter ergäbe. Organisation des Katastrophenschut- Für alle Risikogebiete werden in zes sorgen dafür, dass Hamburg einem zweiten Schritt Karten an- Basierend auf diesen Karten wird besser geschützt ist.

45 PriVAtEr hochwASSErSchutz

Bedarf auch für Private Fotos: Hamburg Port Authority, K. Sossidi/LSBG Fotos: Hamburg Port Authority,

46 Als Konsequenz aus der Sturmflut 1976, die im Hamburger Hafengebiet große Schäden verursach- te, wurde die Errichtung von Poldern in dem Gebiet gefördert. Die Stadt übernahm 75 Prozent der Kos- ten; der Rest musste von den Firmen aufgebracht werden, die sich innerhalb der Polder befanden.

Neben den öffentlichen Hochwas- den Hafenfirmen. Da es in der Elbe serschutzanlagen, die den über- eine Tendenz zu höheren Sturmflut- Der Polder teufelsbrück wird wiegenden teil des Hamburger wasserständen gibt, wird zurzeit im durch private Hochwasserschutz- Stadtgebietes sichern, gibt es Rahmen des „Förderprogramms Pri- anlagen geschützt (Bild oben). auch Hochwasserschutz von pri- vater Hochwasserschutz“ die An- In der H afen City müssen die Ge- vater Seite. Dazu gehören Polder, passung bestehender privater Hoch- bäude am Rand der Warft zu- Warften und der Objektschutz an wasserschutzanlagen an die gültigen sätzlich durch Objektschutz ge- Gebäuden. Be mes sungs was ser stände von der sichert werden. Ein Schiebe- Freien und Hansestadt Ham burg fi- tor sichert den 7. Liegeplatz des Containerterminals Burchard- tief liegene Gebiete, die durch pri- nanziell unterstützt. kai am Parkhafen bei vate Hochwasserschutzanlagen (Bild unten). ein gedeicht werden, heißen Pol- Auch Warften sind teil des priva- der. Vier der insgesamt 44 beste- ter Hochwasserschutzes. Beispie- henden Polder liegen im Bezirk Alto- le dieses künstlich aufgeschütteten na am nördlichen Elbufer, in denen Baugrunds finden sich in der Hafen- sich Wohn- und Geschäftshäuser City oder im Container- befinden. Diese Polder verfügen auf- terminal. Der Objektschutz bezeich- grund ihrer Lage am Geesthang über net jene baulichen Maßnahmen an Rettungswege in höher gelegene Gebäuden, die vor der öffentlichen Bereiche, sodass auch während ei- Hochwasserschutzlinie liegen. Um ner Sturmflut das Verlassen der Pol- dem Wasserdruck standzuhalten, der jederzeit gewährleistet ist. müssen die Gebäudeaußenwände abgedichtet und verstärkt sein. Die Weitere 40 Polder werden im Ham- gefährdeten Untergeschosse sind burger Hafen durch private Hoch- als wasserundurchlässige Stahlbe- wasserschutzanlagen geschützt. tonwanne mit ausreichender Siche- Die Anforderungen des privaten rung gegen Auftrieb und Aufbre- Hochwasserschutzes sind gegen- chen herzustellen. Für die Sicherung über dem öffentlichen Hochwasser- der in den Untergeschossen verblei- schutz geringer. Zum Beispiel wer- benden Öffnungen stehen im Fall ei- den die Tore nur mit einer einfachen ner Sturmflut mobile oder teilmobi- Sicherheit verschlossen. Weiterhin le Hochwasserschutzeinrichtungen bestehen keine ausreichenden Ret- zur Verfügung. Diese bestehen aus tungswege in höher gelegene bzw. Flutschutztoren oder Dammbalken- geschützte Bereiche. Deshalb wird verschlüssen. der Hafen bei einem vorhergesag- ten Wasserstand von NN + 6,50 Polder sind wie öffentliche Anla- Meter vollständig geräumt. gen nach Hamburgischem Was- sergesetz planfeststellungs- oder Die Errichtung von Poldern im plangenehmigungsbedürftig. Bei Hafengebiet wurde in den Jah- den in den privaten Bereich fallen- ren nach der Sturmflut 1976, die den Objektschutz werden die Be- hohe Schäden im Hafen verur- lange des Flutschutzes im Rahmen sacht hatte, gefördert. Instand ge- des Baugenehmigungsverfahrens halten und betrieben werden sie von geprüft.

47 bEmESSungSwASSErStänDE

Wichtige Berechnungen Ob die Hochwasserschutzanlagen im Ernstfall einer Sturmflut standhal- ten, wird in Hamburg regelmäßig überprüft. Dafür sind umfangreiche Be- rechnungen notwendig, in die sowohl abgelaufene Sturmfluten als auch künftige, zum Beispiel durch den Klimawandel verursachte Entwicklun- gen mit einfließen.

Die Schutz- oder Sollhöhe von kung ergibt sich ein Wellenauflauf Niedersachsen und Schleswig- Hochw asserschutzanlagen in am Hochwasserschutzbauwerk. wird der Pegel Cuxha- Ham burg richtet sich nach einem Für die Ermittlung der Sollhöhe des ven herangezogen. Für diesen Pe- aus Beobachtung, Vorausschau Bauwerks wird zu dem Bemes- gel liegt eine kontinuierliche Was- und durch Computersimulatio- sungswasserstand ein Freibord ad- serstandszeitreihe vor, die bis ins nen errechneten Bemessungs- diert, der diese Wellenhöhe berück- Jahr 1901 zurückreicht, Einzelereig- was ser stand in der Elbe zuzüg- sichtigt. nisse sind sogar seit 1788 erfasst. lich Wellenauflauf. Grundlage ist Vom Pegel Cuxhaven aus werden der für einen vorgegebenen Zeit- Als Ausgangspegel zur Bestim- die Bemessungswasserstände für raum zu erwartende höchste Was- mung der Bemessungswasser- das Hamburger Elbgebiet über ma- serstand. Durch lokale Windeinwir- stände in der Elbe für Hamburg, thematische Modelle berechnet.

48 Fotos: weible1980, Wasser- und Schifffahrtsamt Cuxhaven Fotos: weible1980, Wasser-

Unscheinbar, aber als Ausgangspegel zur Bes timmung der Bemessungswasserstände in Hamburg unverzichtbar: der Pegel Cuxha- ven. Seit 1901 wird hier kontinuierlich der Wasserstand abgelesen, einzelne Daten rei- chen sogar bis 1788 zurück.

Hierbei wird auch der Einfluss des Verfahren. In der Praxis werden bei- kalischen Zusammenhänge die Ein- Oberwasserzuflusses auf den Was- de auch kombiniert. zelfaktoren einer Sturmflut in ihrer serstand in Hamburg berücksichtigt. höchsten Ausprägung, die aus dem Dieser ist allerdings vergleichswei- Deterministische Verlauf historischer Sturmfluten er- se gering: Eine Zunahme des Ober- mittelt wurde. Deterministische wasserzuflusses um 1.000 m3/s hat Verfahren Verfahren sind somit keine Extra- in Hamburg einen Anstieg des Was- Bei den deterministischen Verfah- polationsverfahren, sondern werten serstandes um etwa 10 Zentimeter ren wird ein Bemessungswert auf tatsächlich abgelaufene Ereignisse zur Folge. Basis tatsächlich abgelaufener Er- auf die verursachenden Einzelfakto- eignisse ermittelt. Hamburg ver- ren hin aus. Zudem wird nicht nur Die Berechnung eines Bemes- wendet das sogenannte determi- die Höhe, sondern auch der zeitli- sungswasserstandes kann auf nistische Stauverfahren, das den che Ablauf schwerer Sturmfluten zwei grundsätzlich unterschiedli- Gegebenheiten im Ästuar beson- bei den Berechnungen berücksich- che Arten erfolgen: durch das de- ders gut Rechnung trägt. Es über- tigt. Das Verfahren hat somit eine terministische und das statistische lagert unter Beachtung der physi- hohe physikalische Plausibilität. Illustration: J. Zornow/LSBG

Die Eingangsparameter für die Sollhöhenermittlung an einer Hochwasserschutzanlage werden mit Hilfe komplexer ma- thematischer Verfahren und aufwendiger Simulationsmodelle ermittelt.

49 bEmESSungSwASSErStänDE

Das deterministische Stauverfah- ren von Hamburg basiert auf der Bestimmung einer maßgeblichen Sturmtidekurve für die Elbmün- dung beim Pegel Cuxhaven. Das Verfahren ist in den letzten beiden Jahren fortgeschrieben worden und Fotos: K. Sossidi/LSBG überlagert folgende Einzelfaktoren:

• Mittleres Tidehochwasser (MThw), • Windstau infolge eines Sturmes über der Nordsee, • Springtideerhöhung, • Fernwelle aus dem Nordatlantik • Oberwasserzufluss der Elbe • den Meeresspiegelanstieg für ei- nen vorgegebenen zukünftigen Zeitraum.

Dabei zeigt sich, dass der Wind- stau mit einer Höhe von mehre- ren Metern den größten Einfluss auf den Sturmflutwasserstand hat. Das mittlere Tidehochwasser, das in Cuxhaven eine Höhe von NN + 2,09 Meter aufweist, kann zusätzlich durch eine Springtide er- höht werden, was ebenfalls einen Einfluss auf den Wasserstand in der Größenordnung einiger Dezimeter hat. Fernwellen können den Was- serstand am Pegel Cuxhaven noch einmal um rund 1 Meter erhöhen.

Die maximalen Werte der beschrie- Die Elbinsel Wilhelmsburg gehört zu den tiefliegenden Marschengebie- benen Einzelkomponenten kön- ten und würde durch das ganz normale tidegeschehen zweimal am tag weitgehend überflutet. Und wäre die Entwässerung nicht durch Deich- nen aufgrund ihrer Wechselwir- siele und Schöpfwerke sichergestellt, könnte das Niederschlagswasser kung untereinander nicht einfach nicht ablaufen. zu einem Sturmflutwasserstand addiert werden. Daher werden um- fangreiche Analysen der nicht-line- die Überschreitungs- oder Ein- nen Überschreitungswahrschein- aren Interaktion zwischen den Ein- trittswahrscheinlichkeit definiert. lichkeiten, also sehr hohe Was- zelkomponenten durchgeführt, um Dabei wird der Wasserstand oder serstände, zu schützen. Angaben die maßgebliche Sturmtidekurve am der Windstau als Ganzes be trach- hierzu können mit Ungenauigkei- Pegel Cuxhaven zu ermitteln. Diese tet, unabhängig davon, wie groß die ten verbunden sein. Über das deter- Kurve ist die Grundlage für die Er- Einzelkomponenten sind, aus de- ministische Stauverfahren wird ein mittlung der Bemessungswasser- nen sich dieser zusammensetzt. Wert ermittelt und anschließend die stände in Hamburger Elbgebiet. Aus Um Aussagen zu Ereignissen mit zugehörige Überschreitungswahr- Gründen der Vergleichbarkeit erfolgt geringen Eintrittswahrscheinlichkei- scheinlichkeit berechnet. Zur Beur- eine Kombination mit statistischen ten machen zu können, müssen die teilung der Größenordnung dieser Verfahren. Verteilungsfunktionen der für einen Überschreitungswahrscheinlichkeit Pegel vorhandenen Wasserstands- für eine Metropolstadt wie Ham- Statistische beobachtungen extrapoliert wer- burg wird zum Vergleich der Sicher- den. heitsstandard in verschiedenen eu- Verfahren ropäischen Gebieten analysiert. Er Der Bemessungswasserstand wird Metropolen wie Hamburg sind liegt für Metropolstädte in Europa bei statistischen Verfahren über gegen Ereignisse mit sehr klei- zwischen 1 : 1.000 und 1 : 10.000.

50 Probabilistische Aus technischer Sicht wird der heits betrachtung für die Ent schei- Grad der Sicherheit eines Hoch- dungsträger? Die Kombination ver- Verfahren wasserschutzbauwerkes in erster schiedener Arten von Deichversagen Linie über die Eintrittswahrschein- mit den zu erwartenden Schäden Bei der probabilistischen (wahr- lichkeit der maßgebenden Belas- gibt Auskunft über das durch Über- scheinlichkeitsbezogenen) Bemes - tungsgrößen wie Wasserstand, schwemmungen zu erwartende Ri- sung wird die Versagenswahr- Wind und des Auftretens bestimm- siko innerhalb eines definierten Ge- scheinlichkeit eines Hochwasser- ter Versagensmechanismen defi- bietes. Hiermit können die Behör- schutzbauwerks ermittelt. Dieses niert. Die Versagenswahrscheinlich- den den Hochwasserschutz weiter Vorgehen dient nicht in erster Linie keit einer Anlage liefert zudem die optimieren und zielgerichtete Maß- der Festlegung von Schutzhöhen der Möglichkeit, das Schutzniveau ver- nahmen ergreifen. Darüber hinaus Hochwasserschutzanlagen in Ham- schiedener Hochwasserschutzbau- können die Ergebnisse verwendet burg, sondern vielmehr dem Auf- werke miteinander zu vergleichen. werden, um Überprüfungs- und Ent- spüren möglicher Schwachstellen in wurfsprozesse zu verbessern und der Hauptdeichlinie. Das schwächs- Welchen Nutzen haben die Ergeb- ggf. Prioritäten bei Investitionen zu te Glied in der Kette von Schutzbau- nisse einer Risiko- und Si cher- setzen. werken bestimmt die Belastbarkeit des gesamten Schutzkonzeptes. Die se Schwachstellen gilt es – wo immer sie entdeckt werden – zu be- seitigen. Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer betreibt ge- genwärtig umfangreiche Studien am Beispiel Wilhelmsburg, um die Eig- nung wahrscheinlichkeitsbasierter Bemessungsverfahren für die prak- Illustration: J. Zornow/LSBG tische Anwendung zu testen. Derzeit wird mit einem spezifischen Verfahren untersucht, wie sich die Höhe ei- ner Sturmflut verändert, wenn der höchste bisher eingetretene Windstau von Die Bemessung und Auslegung einer Springtide und einer Fernwelle mit einer Höhe von 0,8 bis ein Meter über- von Hochwasserschutzanlagen lagert wird. kann mithilfe von Risikoanalysen durchgeführt werden. Sie setzen sich im We sentlichen aus der Ver- sagens wahr scheinlichkeit der Bau- werke und dem im Falle eines Ver- sagens ent stehenden Schaden im Hin ter land zusammen. Im Ergeb- nis werden alle theoretisch denkba- ren Ver sagensformen der Bauwerke betrach tet und die jeweilige Wahr- scheinlichkeit für die Anlage be- stimmt. Bei der Berechnung der Ver sagenswahrscheinlichkeit eines Hoch wasserschutzbauwerkes wird die zu erwartende Belastung durch Wasserstand und Seegang dem Wi- derstand des Bauwerks gegenüber- gestellt. Beide Größen können so- wohl deterministische – also fest de- finierte – als auch statistische Para- meter enthalten. Deterministische

Parameter können z.B. die Höhe ei- Grafik: Siefert (1998) nes Hochwasserschutztores oder die Die Höhe des Bemessungswasserstandes unterliegt einem deterministischen Erdbeschleunigung sein, als statisti- Bemessungsverfahren, das sich an den vergangenen Entwicklungen der Sturm- sche Parameter werden beispiels - flut- und Meeresspiegelstände orientiert. Das Bemessungshochwasser muss weise der Wasserstand oder die Bo- kontinuierlich an die veränderten Bedingungen angepasst und neu berechnet deneigenschaften angenommen. werden.

51 künftigE hErAuSforDErungEn

Klima im Wandel

Seit jeher ist der Küstenschutz mit den Auswir- kungen eines steigenden Meeresspiegels kon- frontiert. Allerdings stellen die derzeitigen und zukünftigen Klimaänderungen eine besondere Herausforderung dar und müssen bei der Be- messung von künftigen Hochwasserschutzan- lagen berücksichtigt werden.

Der Anstieg des Meeresspiegels ist nicht ausschließlich ein Phä- nomen der letzten Jahrzehnte. Seine Schwankungen sind das Er- gebnis der weltweiten Klimaände- rungen, denen die Erde seit Milli- onen Jahren in Form von Eis- und Warmzeiten unterliegt. Nach Ende der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren begann ein stetiger Anstieg des Meeresspiegels infolge der er- neuten Erwärmung des Klimas. Die Wassermassen, die während der Eiszeit in Form von Gletschern und Eisschilden gebunden waren, tau- ten und ließen den Wasserstand in den Ozeanen ansteigen.

Der heutige weltweite Meeres- spiegelanstieg wird auf verschie- dene Ursachen zurückgeführt:

• thermische Ausdehnung des

Was sers, Grafik: Bildungswiki Klimawandel • Abschmelzen der Gletscher und Poleiskappen, • Abschmelzen des grönländischen Der künftige Meerespiegelanstieg ist sehr schwer zu bestimmen. Das Szenario

und antarktischen Eisschildes, des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) geht bis zum http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index. • Auftauen des Dauerfrostbodens. Jahr 2100 von einem globalen Anstieg zwischen 18 und 59 Zentimetern aus. php/Meeresspiegel_der_Zukunft, erzeugt nach den

52 Von zunehmender Bedeutung für den Anstieg des Mee- resspiegels wird das Abschmelzen der Eisschilde Grön- lands und der Antarktis sein. Gegenwärtig zählt dieser Prozess jedoch noch nicht zu den wichtigen Faktoren. Foto: MEV

Den zurzeit größten Beitrag zum gels führt das Abschmelzen der Eis- Verstärktes Abschmelzen weltweiten Meeresspiegelanstieg schilde Grönlands und der Antarktis. liefert die Erwärmung des Meer- Gegenwärtig sind deren Beiträge Neben den Faktoren, die zum welt - wassers, weil sich durch diese dazu zwar noch gering, ihre Bedeu- weiten Meeresspiegelanstieg füh- „thermische Ausdehnung“ das tung wird jedoch zunehmen. Auch ren, gibt es auch solche, deren Wasservolumen erhöht. Ein wei- das Süßwasser, das beim Auftau- Wirkung auf kleinere teilgebie- terer wichtiger Faktor ist die Zunah- en von Dauerfrostböden freigesetzt te des Ozeans beschränkt bleibt. me der Wassermenge der Ozeane. und den Ozeanen zugeführt wird, Sie treten beispielsweise im Fal- Diese wird vor allen Dingen durch wirkt sich bisher nicht gravierend le eines verstärkten Abschmelzens das Tauwasser der Gletscher und aus. Um zu klären, wie groß sein von Gletschern auf. Bei diesem Vor-

MPI-M/MaD. World Data Center for Climate. MPI-M/MaD. World Eiskappen verursacht, das über die Anteil zum weltweiten Meeresspie- gang schwinden die von den Eis-

Daten von: Lautenschlager, 2006: Climate Simu- Daten von: Lautenschlager, Flüsse in die Ozeane gelangt. Eben- gelanstieg sein wird, bedarf es wei- massen ausgehenden Gravitations- lation with CLM, Data Stream 3: European region falls zur Erhöhung des Meeresspie- terer Forschungen. kräfte. Diese ziehen das Wasser

53 künftigE hErAuSforDErungEn Foto: erikwkolstadt

des Ozeans an, wodurch es im Um- feld der Eiskappen zu einer Erhö- hung des Meeresspiegels kommt. Durch das Abschmelzen wird die- se Wirkung verringert, sodass der Meeresspiegel im Bereich des Glet- schers leicht absinkt und es zu einer Umverteilung von Wassermassen kommt. Dieser Effekt führt dazu, dass der Anstieg des Meeresspie- gels im Bereich der Nordsee, ver- glichen mit dem globalen Anstieg, niedriger ausfällt. Grafik: Gönnert et al. (2010) Die Grafik zeigt exemplarisch für den Pegel Cuxhaven die Anstiegsrate Wichtige Grundlagen für Projektio- des Meeresspiegels und deren Schwankungen. Für den Zeitraum von nen des künftigen Meeresspiegel- 1844 bis 2008 wurde ein trend von jährlich 2,4 Millimeter ermittelt, im anstiegs sind die Wasserstandsda- mittleren tidehochwasser ein Anstieg von 2,5 Millimeter. ten aus regelmäßigen Messun gen

54 ter ermittelt wurde. Im mittleren Ti- fassenden Detailfülle gilt diese Stu- dehochwasser betrug der Anstieg die als besonders fundiert und dient 2,5 Millimeter/Jahr. häufig als Basis für politische Ent- scheidungen. Andere Forschungs- Die Analyse des in Zukunft zu er- ergebnisse liegen für den Zeitraum wartenden Meeresspiegelan- bis 2100 im Bereich von –5 Zenti- stiegs ist ein komplexer Vorgang. meter bis +140 Zentimeter. Für seine Abschätzung können un- terschiedliche Methoden angewen- Für eine räumlich begrenzte Pro- det werden, die jeweils ihre Vor- und jektion sollten allerdings regiona- Nachteile haben. Vor allen Dingen le Ergebnisse miteinbezogen wer- ist zu beachten, welche Unsicher- den. So umfassen die Auswertun- heiten bei der verwendeten Metho- gen unterschiedlicher Autoren für de vorliegen. Für alle Methoden gilt, Meeresspiegelanstieg der Nordsee dass sie lediglich mögliche Verän- eine Spannbreite von –5 Zentime- derungen in Form von Projektionen ter bis +115 Zentimeter bis 2100. darstellen können. Für die Obergrenze wurden hier je- doch extreme Klimaveränderungen Klimaabhängigkeit angenommen. Projektionen auf der Grundlage einer gemäßigten Klima- Die Abschätzung des zukünftigen entwicklung gehen von 40 bis 59 Meeresspiegelanstiegs kann auf Zentimeter bis zum Jahr 2100 aus. der Grundlage von Beobachtungs- werten vorgenommen werden. In der Diskussion um das mög- Da bei wird zumeist angenommen, liche Ausmaß des Meeresspie- dass die Anstiegsrate über den ge- gelanstiegs gibt es auch Meinun- samten Berechnungszeitraum kon- gen, die eine globale Erhöhung stant bleibt. Eine weitere Möglich- um bis zu 2 Meter für möglich keit bietet die Verwendung von Mo- halten. Die Methode, die diesen Er- dellrechnungen. Da der zukünftige gebnissen zugrunde liegt, wird teil- Meeresspiegelanstieg maßgeblich weise als zu stark vereinfacht an- von der Entwicklung des globalen gesehen, da sie die hoch komple- Unwetter an der Nordseeküste: Bis Klimas abhängt, müssen die Wis- xen Vorgänge im Klimasystem nicht Ende des 21. Jahrhunderts wird die Intensität der Stürme zunehmen und senschaftler zunächst Annahmen ausreichend berücksichtigt. Grund- zusammen mit dem häufigeren Auf- über dessen Verlauf und die Grö- sätzlich gilt, dass diese globalen An- treten von Starkwindlagen künftige ßenordnung definieren. Dafür wer- gaben nicht ohne detailliertere Be- Sturmfluthöhen beeinflussen. den zum Beispiel die mögliche Tem- trachtung auf die Nordseeregion peraturzunahme bis zum Jahr 2100 übertragen werden können. zugrunde gelegt. Mit Hilfe von com- an einem Pegelstandort sowie Da- putergestützten mathematischen Mehr Stürme ten aus Satellitenmessungen. An- Modellen können aus diesen Sze- hand der vorliegenden Pegeldaten narien dann verschiedene Projektio- Die Meeresspiegelerhöhung hat gibt Holgate den globalen Meeres- nen abgeleitet werden. nicht nur Einfluss auf die mittle- spiegelanstieg in einer Größenord- ren Wasserstandsverhältnisse, sie nung von 1,7 Millimeter/Jahr an. Ört- Besonders aufgrund der ungewis- wird sich auch im Fall von Sturm- lich können große Unterschiede auf- sen gesellschaftlichen Entwicklun- fluten bemerkbar machen. Es ist treten. Für das Gebiet der Nordsee gen in Industrie-, Schwellen- und davon auszugehen, dass Sturmflu- ermittelt Woodworth eine niedrige- Entwicklungsländern, ist es zur- ten durch den erhöhten Wasser- re Anstiegsrate von 1,4 Millimeter/ zeit nicht möglich, die zukünftigen spiegel größere Höhen erreichen Jahr. Aus diesem Grund ist es wich- Veränderungen sicher zu berech- können. Zusätzlich zur Meeresspie- tig, Beobachtungen an regionalen nen. Ein Bericht des von den Ver- gelerhöhung könnte auch die Inten- Pegelmessstationen vorzunehmen. einten Nationen einberufenen zwi- sität der Stürme bis Ende dieses Für die Nordsee wird dazu unter an- schenstaatlichen Ausschusses für Jahrhunderts um bis zu 10 Prozent derem der Pegel Cuxhaven heran- Klimaänderungen (IPCC) prognosti- zunehmen und zusammen mit dem gezogen, bei dem im Zeitraum 1844 ziert bis zum Jahr 2100 einen glo- häufigeren Auftreten von Starkwind- – 2008 ein Trend des Meeresspie- balen Meeresspiegelanstieg von 18 lagen Einfluss auf künftige Sturm- gelanstiegs von jährlich 2,4 Millime- bis 59 Zentimeter. Wegen ihrer um- fluthöhen nehmen.

55 AuSblick

Gut aufgestellt

Um künftige Risiken zu reduzieren, müssen in die Hochwasserschutzmaß- nahmen sowohl Erfahrungen aus der Vergangenheit als auch weit voraus- schauende Prognosen einfließen. Foto: K. Sossidi/LSBG

56 Wie hoch der Meeresspiegel in den kommen- den Jahrzehnten ansteigen wird, kann niemand genau vorhersagen. Sicher ist aber, dass Ham- burg die Voraussetzungen für einen effektiven Hochwasserschutz geschaffen hat und diesen weiter optimieren wird. Dafür bedarf es eines intensiven Austausches mit den Nachbarlän- dern.

Mit dem Abschluss der 1990 be- stanz vorzunehmen. Eine beson- gonnenen Verstärkung der öffent- dere Herausforderung stellt die In- lichen Hochwasserschutzanlagen te gration weiter erhöhter Schutz- ist im Jahr 2015 zu rechnen. Dann bauwerke in die enge Stadtland- wird der Schutz vor Sturmfluten in schaft dar. Der Schwerpunkt der Hamburg eine Qualität erreicht ha- Ver stärkungs maßnahmen wird al ler- ben, die es in der jahrhundertelan- dings zunächst beim weiteren Aus- gen Geschichte der Stadt bisher bau der Erd deiche liegen müssen. nicht gegeben hat. Trotzdem bleibt Diese sind, anders als die Hoch- neben der laufenden Pflege und In- wasser schutz wände, bei Eintritt ei- standhaltung dieser Anlagen auch ner extremen Sturmflut und Über- die weitere Verstärkung eine Dau- strömung durch ein Totalversagen eraufgabe. So ist die fortlaufende bedroht. Risikoreduzierung für die vielen in den tief liegenen Gebieten leben- In Anerkennung des bestehen- den Menschen und ihre Werte von den Handlungsbedarfs hat der existenzieller Bedeutung. Das glei- Bund den Küstenländern seine che gilt für Hunderttausende von Unterstützung zugesagt und er- Arbeitsplätzen in der gesamten Re- höhte Fördermittel bei der Finan- gion. zierung von Hochwasserschutz- maßnahmen bereitgestellt. Insbesondere der mit Sicherheit eintretende Meeresspiegel an- Küstenschutzmaßnahmen an der stieg wird den Hamburger Hoch- tideelbe setzen eine enge Ab- wasserschutz vor neue Heraus- stim mung mit den Nachbarlän- forderungen stellen. Die Progno- dern Schleswig-Holstein und sen über das Ausmaß sind aller- Nie der sachsen voraus. Vor die- dings insgesamt noch mit großen, sem Hintergrund hat sich die Ge- auch künftig bestehenden Unwäg- mein samkeit beim Vorgehen und barkeiten behaftet. Ebenso sind die insbesondere bei der Vereinbarung Auswirkungen des Klimawandels der Bemessungsgrundlagen seit und des Meeresspiegelanstiegs auf vielen Jahren bewährt. Künftig die Sturmflutwasserstände weiter wer den die Folgen des Klimawan- zu untersuchen. dels aber eine Intensivierung die- ses Austauschs erfordern. So ist Bei den seit 1990 neu errichteten vor allem die langfristige Option Hochwasserschutzwänden wur- auf ein Elbesperrwerk zum Schutz den durch die Ausbaureserve be- vor Sturmfluten nur dann aufrecht- reits kommende Erhöhungsbe- zuerhalten, wenn jedes der drei darfe berücksichtigt. Die Ausbau- Länder (Niedersachsen, Schleswig- reserve kann bei diesen Anlagen Holstein und Hamburg) und der aktiviert werden, ohne größere Ein- Bund seine Vorteile daraus ziehen griffe in die vorhandene Bausub- können.

57 wAS iSt wAS

Glossar

stuar: Das Elbästuar ist der emessungswasserstand: Er ernwelle: Auf die Wasseroberflä- Ätrichterförmige Wasserkörper Bdient der Fest legung der Deich- Fche wirkende meteorologische an der Mündung des Flusses. Das höhe. Als Grundlage hierfür werden Druckunterschiede können Meeres - Ästuar umfasst den Übergangsbe- in regelmäßigen Abständen (alle 10 wellen auslösen. Diese Fern wellen reich zwischen salzhaltigem Was- Jahre) die Daten der schwersten gelangen oft über Tau sen de von Ki- ser und dem Süßwasser. Sturmfluten und Hochwasserereig- lometern vom Atlantischen Ozean nisse ausgewertet. her in die Nordsee. Dabei können ußertropische Zyklone: Als Zy- die Wellen mehr als einen Meter Aklon wird eine starke Luftbewe- ammbalken: Balken aus Alumi- hoch werden. gung bezeichnet, die über 117 km/h Dnium oder Holz, die übereinan- erreicht. Sie kann im Binnenland dergestapelt eine Öffnung in einer ochwasserschutzlinie: Der schwerste Verwüstungen anrichten. Hochwasserschutzanlage verschlie- HHoch wasserschutz in Ham- Über der Deutschen Bucht erzeugen ßen. burg, bestehend aus Deichen und starke Winde einen erhöhten Wind- Hoch wasserschutzwänden, ist als stau und führen so zu Sturmfluten an eichlinie: (siehe Hochwas ser- durchgehende Linie konstruiert. Da- der deutschen Nordseeküste. Dschutz linie) her wird hier von der Hochwasser- schutzlinie gesprochen. eaufort: Beaufort (Bft) ist das eichschauen: Sie finden zwei- BMaß für die Intensität eines Dmal im Jahr statt, vor Beginn und leiabdeckung: Klei bezeichnet Windes. Basierend auf der 1806 von nach Ende der Sturmflutsaison (Sep- Kden aus dem Schlick bzw. Sink- Admiral François Beaufort entwi- tember bis April). Hierbei wird der stoffen des Meeres und des Tideflus- ckelten Skala kann anhand der Aus- Zustand der Deiche geprüft. Schä- ses entstandenen schwach fein san- wirkungen des Windes die Wind- den oder Auffälligkeiten werden in digen bis stark tonigen Schluff. Die- stärke geschätzt werden. Die Maß- Protokollen dokumentiert und spä- ser Klei wird als Abdeckmaterial mit zahl Bft ist abhängig von der Wind- ter von den zuständigen Dienststel- einer Dicke von 1,5 bis 2 Meter über geschwindigkeit. Beispiel: Gemes- len (LSBG, Bezirke, HPA) beseitigt. dem Sandkern des Deiches einge- sene Windgeschwindigkeiten zwi- Hier durch kann der ordnungsgemä- baut. Der Kleiboden ist für den Deich- schen 89 und 102 km/h entspre- ße Zustand der Hochwasserschutz- bau besonders wichtig wegen seiner chen einer Windstärke 10 Bft. anlagen sichergestellt wer den. geringen Wasserdurchlässigkeit, sei-

58 nes hohen Widerstandes gegenüber te Niederung. Im Hamburger Hafen see bei Cuxhaven wird die Elbe von Wassererosion und Austrocknung, gibt es zahl reiche Polder, mit denen Gezeiten beeinflusst. Diese Einheit sodass die ebenfalls schüt zende sich die Betriebe vor Hochwasser von Ebbe und Flut wird auch als Grasnarbe sehr gut gedeihen kann. schützen. Auch am nördlichen Elb- Tide bezeichnet. Sonne und Mond ufer gibt es einige private Polder. lassen durch ihre Anziehungskräfte ormalnull: Die amtlich festge- Ebbe und Flut entstehen. Die Ein- Nlegte unveränderliche Bezugs- pringtide: Sie entsteht durch trittszeiten ändern sich täglich und ebene für die Höhenmessungen ist Sdie Massenanziehung des Mon- können berechnet werden. Der Ge- das Normalnull (NN). Referenzgrö- des und der Sonne. Stehen Mond zeitenzyklus dauert etwa 12 Stun- ße ist der Amsterdamer Pegel. Die und Sonne in einer Achse zur Erde, den und 25 Minuten. Niveaufläche entspricht gewöhnlich addieren sich bei Neumond die Kräf- dem mittleren Wasserstand an der te zur Springtide. idehochwasser, mittleres ti de- Küste eines Landes. In Deutschland thochwasser: Der höchste Wert fällt Normalnull ungefähr mit dem turmflut-/Scheitelwasser- einer Tidekurve wird Tidehochwas- mittleren Meeresspiegel der Nord- Sstand: Die Höhe des Wasser- ser genannt und mit Thw abgekürzt. see zusammen. spiegels wird mit dem Begriff Was- Der Mittelwert des Tidehochwas- ser stand angegeben. Der Wasser- sers eines bestimmten Zeitraums berwasserzufluss: Er ist das stand wird entweder auf das Hö- wird mit MThw abgekürzt. Ovon der Elbe stromabwärts flie- hen system Normalnull (NN) oder ßende Wasser. Da die Elbmündung auf andere Höhenangaben wie et- arften: Durch Geländeaufhö- in der Deutschen Bucht vom Tidege- wa be stimmte Pegel (PN) oder mitt- Whung werden Flächen und sche hen beeinflusst ist und bei Flut lere Was serstände bezogen. Der Häu ser auf Warften vor Sturmfluten Wasser aus der Nordsee flussauf- höchste Wasserstand einer Sturm- geschützt. wärts strömt, kommt es zuweilen flut wird als Sturmflutscheitel be- zu einem Stau des Oberwasserab- zeichnet. indstau: Verursacht wird ein flusses. WWind stau durch die Schub- ideelbe: Auf einer Strecke von kraft des Windes, der einen „Was- older: Zum Schutz vor Überflu- t142 Kilometer Länge von Geest- serberg“ erzeugt und so den Was- Ptung und Sturm fluten eingedeich- hacht bis zur Mündung in die Nord- serstand bei Sturmflut erhöht. Foto: ON3 Studio

59 litErAturVErzEichniS

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Herausgeber und Vertrieb: Anmerkungen zur Verteilung

Freie und Hansestadt Hamburg Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeits- Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer arbeit des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg (LSBG) herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Sachsenfeld 3 – 5 Wahlwerbern oder Wahlhelfern während des Wahlkamp- 20097 Hamburg fes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Europa-, Bundestags-, Landtags- und Kom- im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung munalwahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Ver- und Umwelt (BSU)/Amt für Umweltschutz teilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsstän- den der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbe- V. i. S. d. P.: mittel. Helga Lemcke-Knoll Untersagt ist ebenfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, auf wel- Verfasser: chem Wege und in welcher Anzahl dem Empfänger die- Thomas Buß, Nicole Drücker, Birgit Gerkensmeier, se Schrift zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Gabriele Gönnert, Christian Hüwing, Jörg-Uwe Krohn, Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Wei- Jan-Moritz Müller, Frauke Reichel, Michael Schaper, se verwendet werden, die als Parteinahme der Landes- Kristina Sossidi, Arne Spangenberg (alle LSBG), regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen ver- Michael Mainusch (BSU) standen werden könnte. Den Parteien ist es jedoch ge- stattet, die Druckschrift zur Unterrichtung der eigenen Mitglieder zu verwenden. Graphiken: Yvonne Uchneytz, Jaqueline Zornow Bisher erschienene Berichte:

Nr. 1/2009 Hochwasserschutz in Hamburg, Redaktion: Baumaßnahmen 2009 Thomas Buß, Olaf Müller, Frauke Reichel, Nr. 2/2009 Sturmfluten zur Bemessung von Kristina Sossidi Hochwasserschutzanlagen Nr. 3/2009 Hochwasserschutz für die Hamburger Binnengewässer Auflage: Nr. 4/2009 Hochwasserschutz in Hamburg, 3.000 Stück SchulungsZentrum Gedruckt auf 80% Recyclingpapier Deichverteidigung 2009 Nr. 5/2009 Proceedings of the SAWA-Mid-term, Conference in Gothenburg Stand: Nr. 6/2011 Hochwasser an Hamburgs Februar 2012 Binnengewässern am 6. und 7. Februar 2011 Nr. 7/2011 Hochwasserschutz in Hamburg, Redaktionelle Produktion: Anleitung Deichverteidigung salaction public relations GmbH, Hamburg Nr. 8/2011 Planungswerkstatt Lichtsignalanlagen am 17.09.2011 – Dokumentation Nr. 9/2012 Proceedings of the Flood Risk Manage- titelbild: ment Conference – Region. Hochwasser am Hamburger Fischmarkt am 9.11.2007, SAWA Final Conference, Hamburg, ddp images/dapd 17-18 November 2011

ISSN 1867-7959 (Print)

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