"In Zukunft Marklohe!" – Leitbild und Handlungsprogramm für die Samtgemeinde Marklohe
Auftraggeber
Samtgemeinde Marklohe
Samtgemeindebürgermeister Detlev Kohlmeier Rathausstraße 14 31608 Marklohe Tel.: 05021/6025-0 Fax: 05021/6025-60 E-Mail: [email protected] Internet: www.marklohe.de
Auftragnehmer
KoRiS – Kommunikative Stadt- und Regionalentwicklung
Dipl.-Ing. Dieter Frauenholz (Projektleitung) Dipl.-Ing. Peter Müller Dipl.-Umweltwiss. Anja Myzinski Cand. Dipl. Raum- und Umweltplanerin Maren Schmidt Im Technologie Centrum Hannover Vahrenwalder Str. 7 30165 Hannover Tel.: 0511/9357-150 Fax: 0511/9357-152 E-Mail: [email protected] Internet: www.koris-hannover.de
Beitrag der Kinder- und Jugendbeteiligung (Kap. 6.3)
Fachdienst Jugendarbeit und Sport des Landkreises Nienburg/Weser
Klaus Borck Kreishaus am Schloßplatz 31582 Nienburg Tel.: 05021/967-319 Fax: 05021/967-49 E-Mail: [email protected] Internet: www.landkreis-nienburg.de
VORWORT
Vorwort „Ach der Mensch so häufig irrt... und nie recht weiß, was kommen wird.“ So hat es einst Wilhelm Busch formuliert, und ich glaube nicht nur für ihn und mich ist die Zukunft mit all ihrer Ungewissheit ein spannendes Thema. Und es ist bei weitem nicht die Neugierde allein, die uns umtreibt, sondern, liebe Bürgerinnen und Bürger in der Samtgemein- de Marklohe, es ist vor allem auch der Wunsch, Entwicklungen der Zukunft mit zu gestalten, sich vorzubereiten, bereit zu sein: Dafür können wir etwas tun! Ich glaube viele von Ihnen, die sich im Laufe des vergangenen Jahres an der gemeinsamen Arbeit an unserem Leitbild und Handlungsprogramm "In Zukunft Marklohe!" beteiligt haben, haben so gedacht. Sie wollen nicht alles dem Zufall oder anderen überlassen, schon gar nicht ihre Zukunft. Sie wollen ihr Umfeld selber gestalten und Weichen stellen. Männer und Frauen mit Ideen und mit Lust am Gedankenaustausch haben in etlichen Stunden der Gruppenarbeit und der konstruktiven Diskussion wichtige Vorstellungen und Ziele entwickelt, die Grundlage für anstehende kommunale und bürgerschaftliche Aktivitäten sein können. Für diese Bereitschaft sich einzubringen, möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken. Bei allen, die mitdiskutiert, die Vorschläge eingebracht und die ihre Kritik formuliert haben. Sie haben etwas Wichtiges geschaffen! Mein Dank gilt außerdem dem Büro KoRiS mit Herrn Frauenholz und Frau Myzinski an der Spitze, die uns über das ganze Jahr kompetent und engagiert begleitet haben, den Grund- schulen in der Samtgemeinde, der Realschule Marklohe sowie der Hauptschule Liebenau, die gemeinsam mit dem FD Jugendarbeit des Landkreises Nienburg für die Kinder- und Jugend- beteiligung an diesem Projekt verantwortlich zeichnen, sowie den Helferinnen und Helfern, die uns an den jeweiligen Veranstaltungsorten umsorgt haben. Auch der e.on avacon sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt für die Finanzierung unseres Gutachtens zur demo- grafischen Entwicklung in der Samtgemeinde Marklohe, das Ausgangspunkt und Grundlage für den einjährigen Prozess war. Jetzt wünsche ich mir, dass wir weitermachen und an das Erreichte anknüpfen können, dass z.B. die Projektgruppen, die ihre Einzel- themen schon vertieft haben, ihre Arbeit fortsetzen. Auch alle anderen, die schon dabei waren und die, die sich lieber jetzt erst für ein konkretes Projekt engagieren wollen, möchte ich ausdrücklich ermutigen, "dran zu bleiben". Von der Vision zur Idee zum Projekt! Warten Sie nicht auf andere – nehmen Sie sie einfach mit. Und dann gestalten wir gemeinsam die Zukunft Marklohe!
Es grüßt Sie herzlich
Samtgemeindebürgermeister
INHALT
Inhalt
1 Einleitung und Prozess...... 1 1.1 Anlass und Zielsetzung ...... 1 1.2 Prozessverlauf ...... 2 2 Kurzzusammenfassung des Pestel-Gutachtens ...... 4 3 Stärken und Schwächen der Samtgemeinde Marklohe ...... 7 4 Herausforderungen für die Samtgemeinde Marklohe ...... 11 5 Leitbild und Ziele ...... 16 5.1 Wirtschaft und Siedlung/Infrastruktur ...... 17 5.2 Zusammenleben/Soziale Versorgung und Bildung ...... 19 6 Handlungsprogramm ...... 21 6.1 Wirtschaft und Siedlung/Infrastruktur ...... 21 6.1.1 Leitprojekte...... 21 6.1.2 Projektpool ...... 27 6.2 Zusammenleben/Soziale Versorgung und Bildung ...... 29 6.2.1 Leitprojekte...... 29 6.2.2 Projektpool ...... 33 6.3 Handlungsprogramm aus Sicht der Kinder und Jugendlichen in der Samtgemeinde Marklohe ...... 35 6.3.1 Untersuchungsdesign für Kinder: Scoutaktion ...... 35 6.3.2 Untersuchungsdesign für Jugendliche: Jugend-Workshop und IDEA- Aktion ...... 36 6.3.3 Aussagen und Bewertungen der befragten jungen Menschen zu ihrer Gemeinde...... 37 6.3.4 Handlungsempfehlungen für die Samtgemeinde und einzelnen Orte ...... 41 6.3.5 Zusammenfassung und Fazit ...... 44 7 Ausblick ...... 46 Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Prozessablauf "In Zukunft Marklohe!" ...... 2 Abbildung 2: Entwicklung der Anzahl der Kinder und Jugendlichen in der Samtgemeinde 1987-2020 ...... 5 Abbildung 3: Entwicklung der Anzahl der Senioren in der Samtgemeinde 1987-2020...... 5 Abbildung 4: Altersstrukturen der Bevölkerung in der Samtgemeinde im Vergleich 2005- 2020 ...... 6 Abbildung 5: Leitbild "In Zukunft Marklohe!"...... 16 Abbildung 6: Scoutaktion Grundschule ...... 35 Abbildung 7: Jugendworkshop Realschule Marklohe...... 36 Abbildung 8: IDEA-Aktion...... 37 Abbildung 9: Logo EMMI und FLORA ...... 45
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EINLEITUNG UND PROZESS
1 Einleitung und Prozess
1.1 Anlass und Zielsetzung
Den Herausforderungen des demografischen Wandels mit vereinten Kräften begegnen, das war das Ziel der Samtgemeinde Marklohe, als sie Anfang des Jahres 2006 beschloss, ein Leitbild und Handlungsprogramm für "In Zukunft Marklohe!" zu erstellen. Grundlage war ein Gutachten des Eduard Pestel Institutes für Systemforschung e.V. mit dem Titel "Leben, Woh- nen und Arbeiten – die Entwicklung in der Samtgemeinde Marklohe bis 2020 mit einem de- mografischen Ausblick bis 2050", das Prognosen für die demografische Entwicklung der Samtgemeinde Marklohe aufstellt (vgl. Kap. 2 Kurzzusammenfassung des Gutachtens). Die drei Mitgliedsgemeinden Balge, Marklohe und Wietzen wollten mit dem gemeinsamen Leitbild und Handlungsprogramm die Zukunft der Samtgemeinde Marklohe unter den geän- derten Rahmenbedingungen des demografischen Wandels gestalten. Ziel war es zum einen, Aussagen für die zukünftige Entwicklung der Samtgemeinde zu entwickeln; zum anderen sollten gemeinsam konkrete und umsetzungsorientierte Projektvorschläge erarbeitet werden. Um die Konzeption auf eine breite Basis zu stellen, die Unterstützung aller Akteure bei der Umsetzung zu sichern und einen nachhaltigen Dialog in der Samtgemeinde zu fördern, war es von Anfang an Ziel, unterschiedlichste gesellschaftliche Akteure in den Prozess mit einzube- ziehen. Nur so können die vielen verschiedenen Sichtweisen, Bedürfnisse und Ideen, die in der Samtgemeinde vorhanden sind, gebündelt und zu einem gemeinschaftlich getragenen Konzept zusammengeführt werden. Daher arbeiteten bei "In Zukunft Marklohe!" Bürgerinnen und Bürger, Vertreter von Vereinen und Verbänden, aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in einem Dialogprozess gemeinsam an Leitbild und Handlungsprogramm für die Samtgemeinde.
Das Büro KoRiS – Kommunikative Stadt- und Regionalentwicklung – organisierte im Auftrag der Samtgemeinde die Erarbeitung von Leitbild und Handlungsprogramm "In Zukunft Marklo- he!", moderierte die Veranstaltungen inklusive der Vor- und Nachbereitung und stand den Akteuren beratend zur Seite. Wenn es um die Planung der Zukunft geht, müssen Kinder und Jugendliche mitreden. Denn wer kann ihre Lebenssituation und ihre künftigen Bedürfnisse besser beurteilen als sie selbst? Dies ist auch der Samtgemeinde Marklohe bewusst, weshalb sie im Rahmen von "In Zukunft Marklohe!" auch eine Beteiligung von Kindern und Jugendlichen durchführte. So konnten die jungen Menschen ihre Meinung zur derzeitigen Situation in verschiedenen Orten der Samt- gemeinde ebenso einbringen wie ihre Ideen und Wünsche für die zukünftige Entwicklung. Damit haben sie gezeigt, dass sie Expertinnen und Experten in eigener Sache sind. Den Prozess der Kinder- und Jugendbeteiligung gestaltete und begleitete der Fachdienst Ju- gendarbeit und Sport im Landkreis Nienburg/Weser sowie Mitarbeiterinnen der JAM – Offene Jugendarbeit Marklohe e.V..
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"IN ZUKUNFT MARKLOHE!" – LEITBILD UND HANDLUNGSPROGRAMM
1.2 Prozessverlauf
Das Leitbild und Handlungsprogramm wurde in einem Zeitraum von ca. 13 Monaten erarbeitet. Die Lenkungsgruppe, die sich aus dem Samtgemeindebürgermeister, den Bürger- meistern der drei Mitgliedsgemeinden und Vertretern aller Fraktionen der Gemeinderäte zusammensetzte, begleitete als koordinierendes Gremium den dialogorientierten Prozess. In regelmäßigen Sitzungen stimmte die Lenkungsgruppe die bisherigen Ergebnisse sowie die weitere Vorgehensweise für die Erstellung von Leitbild und Handlungsprogramm ab. Der Beteiligungsprozess "In Zukunft Marklohe!" umfasste die folgenden Veranstaltungen, bei denen sich insgesamt 138 Personen mit ihren Ideen und Meinungen einbrachten (vgl. Abbildung 1): Auftaktveranstaltung mit Präsentation des Gutachtens des Pestel Instituts am 22.06.2006 Zukunftskonferenz am 18.11.2006 1. Projektwerkstatt mit Arbeitsgruppen am 15.02.2007 2. Projektwerkstatt mit Arbeitsgruppen am 19.04.2007 Zwischenbilanzforum am 19.06.2007 Begleitend zu den Veranstal- 2006 Veranstaltungen und Gremien Phasen tungen gab es zwischen Mitte Juli Mai und Anfang September 2006 eine Juni Präsentation Pestel-Gutachten Fragebogenaktion, bei der Bür- Stärken-Schwächen-Analyse Juli gerinnen und Bürger Stärken und Einstieg Schwächen sowie Handlungs- Aug. Fragebogenaktion und Analyse erfordernisse der Samtgemeinde Sept. Kommunalwahl Niedersachsen nennen konnten. Okt. Der Fachdienst Jugendarbeit und Sport führte im April und Mai Nov. Zukunftskonferenz "In Zukunft Marklohe!" 2007 verschiedene Aktionen zur Dez. Kinder- und Jugendbeteiligung Jan. durch. Im Rahmen dieser Aktio- Lenkungsgruppe Präsentation & Projektwerkstatt 1 Feb. nen brachten über 200 junge Arbeitsgruppen Handlungsprogramm Menschen ihren Meinungen, Dialogprozess Leitbild und Mrz. Ideen und Wünschen ein. Apr. Projektwerkstatt 2 In der Auftaktveranstaltung stellte mit Arbeitsgruppen Mai Matthias Günther vom Eduard Veranstaltung: Pestel Institut für System- Juni
Synopse und Zwischenbilanz programm Handlungs- forschung e. V., Hannover den Juli Bürgerinnen und Bürgern zu- nächst die Ergebnisse des Gut- achtens "Arbeiten und Leben in Abbildung 1: Prozessablauf "In Zukunft Marklohe!" der Samtgemeinde Marklohe – Quelle: Eigene Darstellung, KoRiS Die Entwicklung bis 2020 und ein Ausblick auf das Jahr 2050" vor. Anschließend sammelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Stärken und Schwächen der Samtgemeinde. Bei der ganztägigen Zukunftskonferenz diskutierten die Akteure in unterschiedlich zusammen- gesetzten Kleingruppen zukünftige Herausforderungen und Handlungsfelder und formulierten
2 EINLEITUNG UND PROZESS
Aussagen zu Leitbild und Zielen für die weitere Entwicklung der Samtgemeinde. Darüber hinaus erarbeiteten sie erste Projektideen.
In den Projektwerkstätten arbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entsprechend der herausgearbeiteten Handlungsfelder in zwei Arbeitsgruppen. Diese waren: Zusammenleben/Soziale Versorgung und Bildung sowie Wirtschaft und Siedlung/Infrastruktur In der ersten Projektwerkstatt ergänzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Projektan- sätze aus der Zukunftskonferenz um weitere Projektvorschläge und bewerteten diese in Be- zug auf ihre Bedeutung für die zukünftige Entwicklung der Samtgemeinde. In einem weiteren Arbeitsschritt diskutierten die Akteure die Projekte intensiv und konkretisierten die als beson- ders wichtig erachteten Projekte als mögliche Leitprojekte. Die zweite Projektwerkstatt diente zur weiteren Diskussion, Konkretisierung und Ausformulie- rung der Leitprojekte. Teilweise konnten schon erste Schritte zur Projektumsetzung vorge- nommen werden. Interessierte Akteure fanden sich zu Projektgruppen zusammen und verab- redeten eine weitere Zusammenarbeit, um die Projekte voran zu bringen. Die Kinder- und Jugendbeteiligung richtete sich an Kinder und Jugendliche der Samtgemeinde im Alter zwischen sieben und fünfzehn Jahren, da diese einerseits schon ihre konkreten Wün- sche äußern und ihr Umfeld – Schulweg, Spielplätze etc. – beurteilen können. Andererseits sind sie noch nicht motorisiert und somit auf die Angebote in ihrem Ort in besonderem Maße angewiesen. Beteiligt waren Kinder und Jugendliche der Grundschule Marklohe (mit den Standorten Marklohe, Lemke, Balge), der Grundschule Wietzen, der Realschule Marklohe und der Hauptschule in Liebenau, die auch Jugendliche der Samtgemeinde Marklohe besuchen. Darüber hinaus fand eine Aktion mit jugendlichen Besuchern der Gewerbeschau in Lemke statt. Der Ablauf des Projektes umfasste folgende Schritte: Kontaktaufnahme und Information der möglichen beteiligten Schulen sowie des Gewerbevereins Marklohe Durchführung von Scoutaktionen in den Grundschulen, Workshops mit Siebtklässlern in der Haupt- und Realschule und Mitmach-Aktion bei der Gewerbeschau in Lemke. Beim Zwischenbilanzforum am 19.06.2007 konnten sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die im Rahmen von "In Zukunft Marklohe!" erarbeiteten Ergebnisse informieren und einen Eindruck von bereits angelaufenen Projekten gewinnen. Der Fachdienst Jugendarbeit und Sport des Landkreises Nienburg stellte gemeinsam mit Schülerinnen der Grundschule Lemke und der Realschule Marklohe die Ergebnisse der Kinder- und Jugendbeteiligung vor. Parallel zum Dialogprozess fand eine intensive Öffentlichkeitsarbeit statt. Die Bürgerinnen und Bürger erhielten Hinweise auf die Veranstaltungen und Informationen über die erarbeiteten Ergebnisse. Zusätzlich informierte die Samtgemeinde regelmäßig auf ihrer Internetseite über
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"IN ZUKUNFT MARKLOHE!" – LEITBILD UND HANDLUNGSPROGRAMM
den Beteiligungsprozess "In Zukunft Marklohe!" und stellte die Protokolle der Veranstaltungen zum Herunterladen bereit. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltungen erhielten die Protokolle ergänzend per Post.
2 Kurzzusammenfassung des Pestel-Gutachtens
Der Zweckverband "Linkes Weserufer" hat im Jahr 2005 beim Eduard Pestel Institut für Systemforschung e.V. ein Gutachten über die zukünftige demografische Entwicklung der Gemeinden des Zweckverbandes in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse des Gutachtens "Leben, Wohnen und Arbeiten – die Entwicklung in der Samtgemeinde Marklohe bis 2020 mit einem demographischen Ausblick bis 2050", die auch eine Grundlage für die Erarbeitung von Leitbild und Handlungsprogramm darstellen, sind im folgenden kurz wiedergegeben1.
Ausgangssituation Die für die Samtgemeinde Marklohe maßgebende Region Nienburg wies in der Vergangenheit eine unterdurchschnittliche wirtschaftliche Dynamik auf. Aufgrund der bisher eher schwachen Arbeitsplatzentwicklung insbesondere im Dienstleistungsbereich, der hohen Bedeutung der Bauwirtschaft und nicht zuletzt der eher schlechten Verkehrsanbindung (Autobahn, Flughafen) ist keine unmittelbare wirtschaftlichen Expansion absehbar. Der durchgehend vierspurige Ausbau der B6 in Richtung Hannover wird die Situation zwar verbessern, ersetzt aber keine Autobahnanbindung. Die Wanderungsbeziehungen der Samtgemeinde Marklohe sind geprägt durch starke Wande- rungsgewinne aus der Stadt Nienburg. Die künftige Veränderung der Einwohnerzahl der Samtgemeinde Marklohe wird bestimmt durch: die natürliche Bevölkerungsbewegung (Geburten und Sterbefälle), die von der Entwicklung des Arbeitsplatzangebotes in der Region Nienburg abhängigen Fernwanderungen und die von der Attraktivität der Samtgemeinde Marklohe und ihres Wohnungsangebotes abhängigen Nahwanderungen. Für die Modellrechnung der Bevölkerungsentwicklung wurden bis zum Jahr 2020 "Status-Quo- Bedingungen" unterstellt. Dabei wird davon ausgegangen, dass die kleinräumigen Unter- schiede in der Region erhalten bleiben, d.h. die Preisrelationen (Bauland, Immobilien, Mieten) in der Region sollen sich nicht verändern.
1 Die folgenden Texte sind weitestgehend dem Gutachten "Leben, Wohnen und Arbeiten – die Entwicklung in der Samtgemeinde Marklohe bis 2020 mit einem demographischen Ausblick bis 2050" des ISP Eduard Pestel Instituts für Systemforschung e.V. (2006) entnommen.
4 KURZZUSAMMENFASSUNG PESTEL-GUTACHTEN
Bevölkerung g Personen Die Bevölkerung der Samtgemeinde 700 Marklohe nimmt bei diesem Szenario bis 600 zum Jahr 2020 von derzeit 8.500 auf 500
8.100 Personen ab. Der bereits vorhan- 400 dene Sterbeüberschuss nimmt zu und 300 summiert sich bis 2020 auf gut 600 Per- 200 3- u.7 Jahre sonen. Dieser kann durch die erwarteten 7- u.11 Jahre Zuwanderungen von 200 Personen nicht 100 11- u.17 Jahre 0 ausgeglichen werden. Im gewählten 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Szenario können Rückgänge bei den jüngeren Altersgruppen nicht vermieden Abbildung 2: Entwicklung der Anzahl der Kinder und Jugendlichen in der Samtgemeinde werden (vgl. Abbildung 2), die vollstän- 1987-2020 dige Auslastung der geschaffenen Infra- Quelle: Pestel Institut, 2006 struktur wird nicht möglich sein. Ent- scheidend ist aber nicht nur die Gesamtstärke der Altersgruppen, sondern gerade im Hinblick auf Kindergärten und Grundschulen auch deren Verteilung innerhalb der Samtgemeinde. Im Gegensatz zu der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen wird die Anzahl der Senioren und Hochbetagten weiter steigen (vgl. Abbildung 3), so dass sich die Altersstruktur bis zum Jahr 2020, wie in Abbildung 4 dargestellt, verschieben wird.
Personen 1500 Private Haushalte
1200 Da die Bevölkerung von der Basis her schrumpft, stagniert die Zahl der Haus- 900 61- u.75 Jahre halte bildenden "Erwachsenen" (Bevöl- 75- u.85 Jahre 85 Jahre u. ält. kerung 23 Jahre und älter). Durch eine 600 weiter leicht abnehmende Haushalts-
300 größe wird sich die Zahl der Haushalte in der Samtgemeinde Marklohe von heu- 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 te 3.300 bis 2020 um etwa 100 erhöhen.
Abbildung 3: Entwicklung der Anzahl der Senioren in der Samtgemeinde 1987-2020 Quelle: Pestel Institut, 2006
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"IN ZUKUNFT MARKLOHE!" – LEITBILD UND HANDLUNGSPROGRAMM
Alter 85 u.ält. 80 - 81 75 - 76 70 - 71 65 - 66 60 - 61 55 - 56 50 - 51 45 - 46 40 - 41 35 - 36 2020 30 - 31 25 - 26 2005 8.100 20 - 21 8.500 Einwohner 15 - 16 Einwohner 10 - 11 5 - 6 0 - 1 100 80 60 40 20 0 20406080100 Männer Frauen
Abbildung 4: Altersstrukturen der Bevölkerung in der Samtgemeinde im Vergleich 2005-2020 Quelle: Pestel Institut, 2006
Wohnungsnachfrage Private Haushalte zwischen 30 und 45 Jahren weisen die absolut und spezifisch höchste Nachfrage nach Einfamilienhäusern auf, während neu bildende Haushalte sowie Zuzügler aus dem Ausland vor allem Geschosswohnungen nachfragen. Bis 2020 besteht ein Bedarf an insgesamt knapp 1.000 Einfamilienhäuser, hiervon gut 200 als Neubauten. Mangels Rendite wird der Neubau von Geschosswohnungen sowie die Schaffung von Woh- nungen durch Maßnahmen im Wohnungsbestand mit nur 7 Wohnungen pro Jahr veran- schlagt. Insgesamt ist von einem Neubauvolumen in Höhe von gut 300 Wohneinheiten bis 2020 auszugehen.
Resümee der Entwicklung bis 2020 Die Untersuchung des Pestel Instituts zeigt, dass die Samtgemeinde Marklohe den Vorteil der unmittelbaren Nähe zum Mittelzentrum Nienburg bisher durchaus genutzt hat. Aufgrund der wirtschaftlichen Schwäche der gesamten Region ist nicht von einer Erhöhung der großräumi- gen Zuwanderungen auszugehen. Deshalb wird die Samtgemeinde Marklohe auch künftig in Konkurrenz zu den anderen Kommunen der Region um Wanderungsgewinne stehen.
Ausblick über das Jahr 2020 hinaus Die bis zum Jahr 2050 gerechneten Szenarien für die Samtgemeinde Marklohe zeigen, dass sich die Samtgemeinde der allgemeinen Alterung nicht entziehen kann, die Einwohnerzahl erheblich abnehmen wird und eine langfristige Stabilisierung der Einwohnerzahl wohl nur zu erreichen ist, wenn es ge- lingt, die Geburtenhäufigkeit zu erhöhen.
6 STÄRKEN UND SCHWÄCHEN
3 Stärken und Schwächen der Samtgemeinde Marklohe
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auftaktveranstaltung benannten aus ihrer Sicht Stärken und Schwächen der Samtgemeinde Marklohe. Des Weiteren wurden durch die Fra- gebogenaktion Hinweise auf Stärken und Schwächen erfragt (vgl. Kap. 1.2). Die Nennungen stellen die Einschätzung der gegenwärtigen Situation der Samtgemeinde dar und dienten als Grundlage für die Ableitung von Herausforderungen, Handlungsfeldern und Zielformulierun- gen für die weitere Entwicklung der Samtgemeinde. Da es sich hierbei um subjektive Ein- schätzungen der Bürgerinnen und Bürger der verschiedenen Ortsteile handelt, gibt die nach- folgende Zusammenstellung ein breites Meinungsspektrum wieder, das auch gegensätzliche Positionen umfasst. Die Stärken und Schwächen sind im Folgenden thematisch geordnet dargestellt.
POLITIK/VERWALTUNG + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Zusammenarbeit in Kooperationen mit Nach- – In Teilbereichen verbesserungsbedürftige Zu- bargemeinden sammenarbeit mit Nienburg Zweckverband
WIRTSCHAFT/BESCHÄFTIGUNG + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Steigende Tendenz im Gewerbe, Bebauung im – Zu wenig Gewerbe Gewerbegebiet beginnt – Gewerbeansiedlung unzureichend (Qualität) Offenheit für alternative Energien – Zu wenig Arbeitsplätze in der Samtgemeinde – Kaum Beschäftigungsmöglichkeiten für High- Potentials
VERKEHR + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Nähe zu B6/B214 – Große Zentren zu weit weg Nähe zur Kreisstadt Nienburg – Fehlender Autobahnanschluss Gemeinde Marklohe: Gute Verkehrsanbindung – Anbindung an Zentren/ÖPNV, z.B. in Wietzen Ideale Lage – Z.T. schlechte öffentliche Verkehrsanbindung, - Verkehrstechnisch z.B. nach Nienburg und in Nachbarorte (insbe- - Weserradweg sondere Wochenende/Ferienzeiten/ Überschaubare Entfernung zu Oberzentren abends) Hannover und Bremen – positiver Kontrast zu – Schlechte Busanbindung nach Nienburg, oft nur Ballungsräumen bei kurzer Entfernung auf Schule ausgerichtet, z.B. von Lemke aus Neue schöne Ortsdurchfahrt – Fehlende sichere Radwege, vor allem für Bürgersteig auf beiden Straßenseiten der Orts- Schulkinder durchfahrt Marklohe – Fehlende Radwege Richtung Mehlbergen und Rad- und Fußwege nach dem Bau der neuen Binnen/Bühren Durchgangsstraße – Einschaltung der Straßenbeleuchtung zu spät für Personen, die zur Frühschicht gehen
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"IN ZUKUNFT MARKLOHE!" – LEITBILD UND HANDLUNGSPROGRAMM
VERKEHR + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Straßen in der Marsch um Marklohe herum – Kreuzung beim Kaufhaus Heineke mit Ampel- können wunderbar als Fahrradwege benutzt kreuzung Kreisel wäre besser werden – Kreisel auf der alten B6 (schlecht zu erkennen) Nahe Anbindung an Nienburg durch vorbildliche – Durchgangsverkehr auf der neuen Hoyaer Stra- Radwege ße Straßenbeleuchtung brennt bis ca. Mitternacht – Starker Verkehrsanstieg – besonders Lkw Überwiegend gute Busverbindungen – Z.T. überhöhte Geschwindigkeiten – Fehlender Ausbau der Strecke zwischen Balge und Drakenburg
TOURISMUS/FREIZEIT/KULTUR + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Tourismus – Zu wenig Freizeit- und Kultureinrichtungen Tourismusförderung – Jugendangebot ist nicht ausreichend Fremdenverkehrspotenzial – Jugendarbeit muss verstärkt werden, Angebote Nähe zur Weser und Freizeitgestaltung Wesermarsch (Radwandern + Wassersport) – Offene Jugendarbeit noch nicht stark genug entwickelt Rad- und Wanderwege – Keine hauptamtliche Jugendpflege in Wietzen Freibäder Wietzen und Marklohe und Balge Sportliches Angebot – Naherholung nicht genug ausgebaut Gutes kulturelles Angebot in Wietzen – Zu wenige Angebote für ältere Menschen in Kulturangebot und Nähe zu städtischen Wietzen Kulturangeboten – Freibäder sind nicht beheizt (schlecht für Senio- Heimatspiele, Osterfeuer ren) Theater – Öffnungszeiten der Freibäder an heißen Son- Natur und Landschaft nentagen und in den Ferien Vielseitiges Landschaftsbild – Kein Dorfgemeinschaftshaus für kulturelle Ver- anstaltungen vorhanden Reizvolle Kulturlandschaft (Niedersächsisches Bauernhaus und weitläufige Landschaft) – Fehlen von Cafés und Restaurants, Sauna und Fitnessmöglichkeiten, Hallenbad In weiten Teilen intakte Natur und Umwelt – Punktuelle Lärmbelästigung bei Herbstmarkt Vielseitige Erholungsmöglichkeiten etc. Schöne Kirche Vielseitige Jugendarbeit
WOHNEN/SIEDLUNG/TECHNISCHE INFRASTRUKTUR + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Gute Infrastruktur, v.a. in Marklohe und Wietzen – Balge: Zu geringes Baulandangebot Schöner alter Ortskern – Marklohe: Kein zentraler Mittelpunkt, eher Rad- Marklohe: Schöne dörfliche Ortsstruktur und wege zu Nienburg als Mittelzentrum dörfliches Flair Lebensqualität – Keine ökologische Bauleitplanung
8 STÄRKEN UND SCHWÄCHEN
WOHNEN/SIEDLUNG/TECHNISCHE INFRASTRUKTUR + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Schonende Dorferneuerung – SG Marklohe wird immer mehr zu einem Groß- Marklohe: Attraktives Wohnen stadt-/Kleinstadtviertel und ist nicht mehr das süße, kleine, ruhige Dorf (Lemke) Umwelt – Schneller DSL-Anschluss fehlt Naturnahes Wohnen 2 (Nachteile u.a. für Einwohner und Wirtschaft) Schöner, ruhiger Wohnort Überschaubarkeit Nähe, die Kinder können sich verabreden und zu Freunden alleine mit dem Rad fahren Ansprechende Größe des Dorfes Einwohner- zahl Wenige "Schandflecken" Zuzugfreundliche Gebiete Bauland für Wohnungsbau und Gewerbe in Marklohe Bauplätze in allen Gemeindeteilen Nähe zu Nienburg (mit Bahnhof, Kneipen, Kultur) Landleben und Nähe zur Kreisstadt
NAHVERSORGUNG + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Vielfältiges Angebot an Einkaufsmärkten – Ortsteile z.T. ohne Einkaufmöglichkeiten für Marklohe: Einzelhandel Ältere Gute Infrastruktur und Geschäftswelt – Sehr schlechte Infrastruktur in Oyle. Keine Ein- kaufsmöglichkeiten, Ärzte usw., insbesondere Viele Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen für Senioren Bedarf in Marklohe und Kernort Wietzen – Einkaufsmöglichkeiten für (Schul-) Bücher Man kann schnell einkaufen, es ist nicht so fehlen in der SG Marklohe überfüllt wie in der Stadt – Versorgung mit Arzneimitteln in Wietzen Händler bieten teilweise einen guten Service, schwierig z.B. telefonische Bestellung – Mobile Versorgungsangebote nicht in allen Einkauf für ältere Menschen z.T. in Nachbar- Ortsteilen gegeben schaftshilfe organisiert Gute ärztliche Versorgung in Marklohe/Lemke Zufriedenstellende ärztliche Versorgung Kurze Wege zu Ärzten und Apotheken In Teilen der Samtgemeinde gute Infrastruktur, z.B. Ärzte, Friseure, Bäcker, Schulen, Ein- kaufsmöglichkeiten, Post, Bank, Freibad
2 Anmerkung der Lenkungsgruppe zur aktuellen Entwicklung: Zum Thema DSL-Anbindung gab es bereits während des Prozesses Anstrengungen, eine flächendeckende Versorgung für die Samtgemeinde zu erreichen. Der Zweckverband hatte mit einer Initiative gezielt den Bedarf für die Technik gemeindeweit abgefragt und sich mit den Ergebnissen an Betreiberfirmen gewendet. Der vom Zweckverband ausgewählte Anbieter prüft derzeit die Optionen zur Umsetzung.
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"IN ZUKUNFT MARKLOHE!" – LEITBILD UND HANDLUNGSPROGRAMM
NAHVERSORGUNG + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Gemeinde Marklohe: Gute Infrastruktur und Versorgung, z.B. Einkauf, Arzt, Apotheken, Frei- zeitangebot
IDENTITÄT/INTEGRATION/SOZIALES + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Selbstbewusste Menschen – Ländlich konservativ Einbindung der Bevölkerung in die Gemeinde- – Konkurrenz zwischen den Ortsteilen arbeit – Nachbarschaftliche Verhältnisse z.T. verbesse- Tradition rungsbedürftig Historische Wurzel bis hin zu den Altsachsen – Integration der "Neubürger" ins Dorfleben Gute Nachbarschaft mangelhaft Bürgerbeteiligung im Rahmen von "In Zukunft – Wenig Netzwerkarbeit in sozialen Einrichtungen Marklohe!" der einzelnen Ortsteilen Gute Sozialstruktur – Integration ärmerer Menschen teilweise schwierig Nette, fröhliche Menschen
FAMILIE, GENERATIONEN + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Kinderbetreuung – Betreuungsangebot für Kinder im Alter von ein 3 Kindergärten vor Ort bis drei Jahren bzw. Krippenplätze fehlen Angebot der Kindergärten wird immer besser – Betreuungsangebote nicht ausreichend bekannt 4 Differenzierte Kindergarten-Betreuung (muss – Beteiligung von Jugendlichen und Kindern fortgeführt werden) – Bevölkerungsentwicklung in Wietzen Ganztagsbetreuungsangebot für Kindergarten- – Ganzheitliche Konzepte für Familien und Senio- und Grundschulkinder vorhanden ren fehlen Altenheim im Ort – Kein Zentrum der Begegnung
EHRENAMT + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Viele Vereine, Initiativen und Verbände – Bisher keine organisierte Würdigung des Eh- Aktives, gutes und intaktes Vereinsleben renamtes auf Ebene der Samtgemeinde Gemischtes Spektrum an Vereinen und Frei- zeitgestaltungsmöglichkeiten Zusammenleben, Vereinsaktivitäten in Wietzen
3 Anmerkung der Lenkungsgruppe zur aktuellen Entwicklung: Ab dem Sommer 2007 werden die Samt- gemeinde Marklohe und die Kirchengemeinde Marklohe auch eine Betreuung für Kinder zwischen zwei und drei Jahren anbieten. 4 Anmerkung der Lenkungsgruppe zur aktuellen Entwicklung: Im Rahmen von "In Zukunft Marklohe!" fand eine Kinder- und Jugendbeteiligung statt (siehe Kap. 6.3).
10 STÄRKEN UND SCHWÄCHEN
EHRENAMT + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Rege Verbandsarbeit, z.B. Feuerwehr Viel Engagement für Ehrenämter in der Bevöl- kerung Engagement und Eigeninitiative der Bürgerin- nen und Bürger Gute Dorfgemeinschaft Intakte Nachbarschaftshilfe
BILDUNG + STÄRKEN SCHWÄCHEN - Infrastruktur: Kindergärten, Schulen – Fehlen von Hauptschule und Gymnasium Grundschulen und Realschule vor Ort – Drei Schulstandorte in der Gemeinde Marklohe Angebot der Schulen wird immer besser – Grundschule Marklohe: Zu viele kleine Nähe zu Kindergärten und Schulen Standorte, um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden – Ganztagsschule fehlt – Z.T. verbesserungsbedürftige Kooperation zwi- schen Schule und Jugendarbeit im Ganztages- bereich (nachschulisch) – Wenig flexible Betreuung in der "verlässlichen" Grundschule
4 Herausforderungen für die Samtgemeinde Marklohe
Für die Samtgemeinde Marklohe ergeben sich in Zukunft durch den demografischen Wandel und allgemeine gesellschaftliche Trends neue Herausforderungen, denen es angemessen zu begegnen gilt. Hierbei geht es für die Samtgemeinde darum, Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Nur so ist es möglich, rechtzeitig Konzepte zu entwickeln und Maßnahmen einzulei- ten, um die sich ergebenden Chancen zu nutzen bzw. mögliche Risiken abzuwenden. Im Zuge des demografischen Wandels wird es von Bedeutung sein, sich auf eine wandelnde Bevölkerungsstruktur einzustellen. Verschiebungen in der Alters- und Haushaltsstruktur, Ver- änderungen der Bevölkerungszahlen sowie neue Ausprägungen von Lebensstilen werden hier eine zentrale Rolle spielen. Darüber hinaus erfordert die Entwicklung der Gesellschaft hin zu einer Wissensgesellschaft eine fortlaufende Anpassung der Akteure – Lernen wird zu einem lebenslangen Prozess. Auch im Zuge einer fortschreitenden Regionalisierung und Globalisierung entstehen neue Heraus- forderungen für die Samtgemeinde. Sie sollte nach außen hin offen und aufgeschlossen ge- genüber neuen Entwicklungen sein und das Geschehen außerhalb der Samtgemeinde im Auge behalten. Gleichzeitig ist es von Bedeutung, die Samtgemeinde nach innen zu stärken, um sich im Wettbewerb der Kommunen zu behaupten. Dabei sollte sie auch die Bevölkerung in die Entwicklung ihrer Wohnorte einbeziehen. Gemeinsam gilt es, Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten, mit denen sich die Samtgemeinde positionieren kann. Gerade im Zuge ei-
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"IN ZUKUNFT MARKLOHE!" – LEITBILD UND HANDLUNGSPROGRAMM
ner immer stärkeren Individualisierung der Bürger ist hier die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit "ihrer" Samtgemeinde zu stärken und eine ausgeprägte Identität in der Samt- gemeinde zu entwickeln. Neben den genannten Herausforderungen wird in Zukunft eine Vielzahl an weiteren Entwick- lungen das Handeln der Samtgemeinde und ihrer Akteure erfordern. Bei "In Zukunft Marklo- he!" war die Auseinandersetzung mit zukünftigen Entwicklungen daher wichtig. Welche Her- ausforderungen nach Einschätzung der Beteiligten auf die Samtgemeinde zukommen werden, zeigen die nachfolgenden Tabellen im Überblick.
Eine übergeordnete Herausforderung für die Samtgemeinde ist die Entwicklung einer gemein- samen Strategie bzw. Vision, die im Laufe der Zeit immer wieder angepasst und fortentwickelt werden soll. Hierbei gilt es für alle Mitgliedsgemeinden und Akteure, gemeinsame Schwer- punkte herauszuarbeiten und Ziele festzulegen. Einen ersten Schritt dazu geht die Samtge- meinde mit der Erstellung des Leitbilds und Handlungsprogramms.
STRATEGIE/VISION Erarbeitung und Umsetzung eines Leit- Finden von Mitstreitern für die Ziele bilds/einer Vision (Wofür steht Marklohe?) Umsetzung von Langzeitstrategie und Konzept Finden eines gemeinsamen Schwerpunkts für bzw. Zielen alle Gemeindeteile Umsetzung von Zeit- und Maßnahmenplan mit Stärken der Samtgemeinde entwickeln – allen Beteiligten Gemeinsame Ziele festlegen Das Gute erhalten und/oder ausbauen Notwendigkeit für ein Kommunikationskonzept
POLITIK/VERWALTUNG Einheitsgemeinde Marklohe Landespolitische Entwicklungen
SONSTIGE Energie/Ökologie Auswirkungen des demografischen Wandels Dem Klimawandel begegnen
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht muss die Samtgemeinde Marklohe sich verschiedenen Her- ausforderungen stellen. Das Gutachten des Pestel Instituts bescheinigt dem Landkreis Nien- burg für die Vergangenheit eine unterdurchschnittliche wirtschaftliche Dynamik. Auch in der Prognose wird eine starke wirtschaftliche Expansion als unwahrscheinlich eingeschätzt. Dies bedeutet für die Samtgemeinde Marklohe, dass besondere Anstrengungen erforderlich sind, um die wirtschaftliche Attraktivität zu erhalten bzw. zu steigern. Die Akteure der Samtgemein- de sehen insbesondere in der Unterstützung und Stärkung des Mittelstandes, aber auch im Tourismusbereich Herausforderungen, die das zukünftige Handeln der Samtgemeinde beein- flussen werden.
WIRTSCHAFT UND BESCHÄFTIGUNG Stärkung der Wirtschaft zum Nutzen der Allge- Unterstützung bestehender Unternehmen meinheit Förderung neuer Arbeitsplätze Perspektiven für den Mittelstand Perspektiven für die Landwirtschaft
12 HERAUSFORDERUNGEN
WIRTSCHAFT UND BESCHÄFTIGUNG Erhalt/Ausbau der Samtgemeinde als attraktiven Berufliche Perspektiven durch Anschluss an Wirtschaftstandort Groß- und Mittelzentren Möglichkeiten zum Einsatz von Informations- Konkurrenz zu Nienburg (Wohnen und Gewer- und Kommunikationstechnik in einer von Tech- be/Erhaltung der Wohnqualität/ nologie und Wissen geprägten Gesellschaft Zuwanderung) Zunehmende Umstellung auf eine dienst- leistungsorientierte Gesellschaft und Wirtschaft
TOURISMUS/FREIZEIT/KULTUR Potenziale im Tourismus Erhalt bestehender Freizeiteinrichtungen Erhalt der Kulturvielfalt
Im Zuge des demografischen Wandels kommt immer wieder die Frage auf, inwiefern die vor- handene Infrastruktur weiterhin tragbar ist und wie sie trotz sinkender Bevölkerungszahlen gesichert werden kann. Auch für die Samtgemeinde Marklohe sehen die Akteure eine Heraus- forderung darin, die vorhandene Infrastruktur insbesondere in den kleinen Ortsteilen zu erhal- ten. Darüber hinaus gilt es, eine für alle Bevölkerungsgruppen angemessene Versorgungs- infrastruktur sowie angepasste Mobilitätsangebote zu schaffen. Dabei sollte insbesondere auf die sich ändernde Altersstruktur eingegangen werden.
NAHVERSORGUNG Erhalt der Infrastruktur unter den Bedingungen Ortsnahe Versorgung älterer Bürgerinnen und des demografischen Wandels Bürger Versorgung/Infrastruktur der kleinen Ortsteile, Infrastruktur/Netzwerke für ein selbständiges insbesondere Entwicklung der Nahversorgung Leben im Alter in Balge und Oyle
VERKEHR Gewährleistung der Mobilität von Senioren und Entwicklung der Mobilität Kindern
Die Samtgemeinde Marklohe zeichnet sich durch ihre dörfliche Struktur und traditionelle Bau- weise in den Orten aus. Die Bürgerinnen und Bürger sehen es als wichtig an, trotz Neu- und Umbauten die ortstypischen Eigenarten zu erhalten, da sie identitätsstiftend für die Samtge- meinde sind. Eine weitere Verstädterung und Entfremdung der Samtgemeinde gilt es zu ver- meiden. Im Zuge des demografischen Wandels und der Umstrukturierung der Wirtschaft ist auch das Leerfallen von Gebäudebeständen zu befürchten. Eine nachhaltige Nach- und Um- nutzung der Gebäude sehen die Akteure daher als weitere Herausforderung.
WOHNEN/SIEDLUNG/TECHNISCHE INFRASTRUKTUR Leerstände von Höfen und Wirtschaftsgebäuden Schaffung eines Dorfmittelpunktes in Marklohe Drohender Leerstand von Einfamilienhäusern Vermeiden eines "Leerlaufens" von Ortsteilen Erhalt der dörflichen Besonderheiten und Struk- turen
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"IN ZUKUNFT MARKLOHE!" – LEITBILD UND HANDLUNGSPROGRAMM
Die Gestaltung des Zusammenlebens in der Samtgemeinde Marklohe wird von den Bürgerin- nen und Bürgern als eine wichtige Herausforderung betrachtet. So wird es von besonderer Bedeutung sein, das soziale Miteinander der Einwohner zu stärken. Dies ist nicht allein durch professionelle Strukturen und Angebote leistbar. Daher erscheint die Förderung des Ehrenam- tes und die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger zum ehrenamtlichen Engagement not- wendig. Darüber hinaus erachten die Akteure es als wichtig, die Identifikation der Einwohner mit der Samtgemeinde zu stärken und Neubürger zu integrieren, um die Identität der Samt- gemeinde zu wahren.
EHRENAMT Zunehmende Notwendigkeit für Ehrenamt, Akti- Anerkennung ehrenamtlicher Aktivitäten vierung erforderlich Nutzung der Potenziale rüstiger Rentner
IDENTITÄT/INTEGRATION/SOZIALES Integration von Neubürgern Identitätswahrung kleiner Orte/Zusammenhalt Stärkung der Gemeinschaft und des Zusam- Menschlichkeit menlebens in der Samtgemeinde Einbindung der Kirche
Der Umgang mit den Themen Familie/Generationen und Bildung stellt zukünftig eine zentrale Herausforderung für die Samtgemeinde Marklohe dar. Im Zuge des demografischen Wandels wird die Anzahl der Kinder und Jugendlichen zurück gehen. Daher sehen die Akteure es als besonders wichtig an, vor allem für diese Bevölkerungsgruppe bedarfsgerechte und attraktive Angebote zu entwickeln. Im Zuge des demografischen Wandels entstehen Herausforderungen auch durch den steigenden Anteil der älteren Bevölkerung sowie hinsichtlich des Zusammen- lebens der verschiedenen Generationen. Hier gilt es zum einen, auf die sich ändernden Be- dürfnisse der Älteren einzugehen und Bedingungen zu schaffen, die das Leben im Alter in der Samtgemeinde attraktiv machen. Zum anderen bedarf es guter Voraussetzungen und Mög- lichkeiten für ein harmonisches Miteinander der Generationen.
FAMILIE/GENERATIONEN Kinderbetreuung Ausrichtung der Politik auf Familien Ganztagsbetreuung für Kindergärten, Kitas und Steigerung der Attraktivität der Samtgemeinde Schulen bei sinkenden Kinderzahlen Marklohe für Familien Betreuung für unter 3-jährige Wohnen für Seniorinnen und Senioren Jugendarbeit Zusammenhalt von Jung und Alt Beständiges Angebot in der offenen Jugendar- Generationsübergreifende Begegnungen beit (räumliche Struktur)
BILDUNG Auswirkung der demografischen Entwicklung Stärkeres Einbinden der Realschule in das auf die schulischen Standorte Gemeindeleben und Schaffung von Berührungs- Erhalt der Schulstandorte punkten Gutes/qualifiziertes Bildungsangebot
14 HERAUSFORDERUNGEN
Aus den Stärken und Schwächen sowie den Herausforderungen, die die Akteure der Samt- gemeinde während des Prozesses "In Zukunft Marklohe!" sammelten, ergeben sich zwei zent- rale Handlungsfelder. In diesen Bereichen sehen die Bürgerinnen und Bürger sowie Akteure aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft besonderen Handlungsbedarf für die zukünftige Ent- wicklung der Samtgemeinde. Wirtschaft und Siedlung/Infrastruktur Zusammenleben/Soziale Versorgung und Bildung Bezogen auf diese Handlungsfelder entwickelten die Akteure im Prozess Aussagen für ein Leitbild und stellten Ziele für die zukünftige Entwicklung der Samtgemeinde auf. Weiterhin erörterten die Akteure in Arbeitsgruppen den Handlungsbedarf und formulierten Handlungsan- sätze sowie konkrete Projektideen zu den jeweiligen Handlungsfeldern.
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"IN ZUKUNFT MARKLOHE!" – LEITBILD UND HANDLUNGSPROGRAMM
5 Leitbild und Ziele
Unter dem Motto "In Zukunft Marklohe!" – gemeinsam – aktiv, haben die Akteure der Samt- gemeinde Marklohe ein Leitbild entwickelt, an dem sich die zukünftige Entwicklung der Samt- gemeinde insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels orientieren soll. Das Motto bringt zum Ausdruck, dass nicht nur Politik und Verwaltung alleine auf die Verwirk- lichung der gesteckten Ziele hin arbeiten. Vielmehr ist dies eine Aufgabe, die alle Akteure der Samtgemeinde gemeinsam aktiv in die Hand nehmen möchten, um ihre Samtgemeinde auf die Zukunft vorzubereiten. Auf der Zukunftskonferenz und der ersten Projektwerkstatt diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Leitbildaussagen und Ziele für die Samtgemeinde Marklohe. Aus einer ersten Sammlung wurde ein gemeinsames Leitbild aus acht Leitbildaussagen erstellt, die durch Ziele untermauert und konkretisiert werden. Die Bürgerinnen und Bürger erarbeiteten vor allem aber auch konkrete Vorschläge für Leitprojekte und einen Pool mit möglichen weiteren Projekt- ideen, mit denen sie die gesetzten Ziele erreichen möchten (vgl. Abbildung 5).
"In Zukunft Marklohe!" – gemeinsam – aktiv Die Samtgemeinde Marklohe...
...ist ein beliebter Wohnort In der SG Marklohe ...ist ein attraktiver für Alt und Jung mit guter ...bietet Mobilität für alle werden alternative Ener- Wirtschaftsstandort! Infrastruktur und einem Bevölkerungsgruppen! gien und nachwachsende attraktiven Wohnumfeld! Rohstoffe konsequent genutzt!
Ziele Ziele Ziele Ziele
In der SG Marklohe ...bietet vielfältige Freizeit- ... hat eine moderne und ... ist kinder-, familien- und leben alle Generationen und Sportangebote sowie bürgerfreundliche harmonisch miteinander und seniorenfreundlich! Kultur- und Bildungs- Verwaltung! gestalten Ihr Zusammenleben angebote für jedes Alter! aktiv mit!
Ziele Ziele Ziele Ziele
Leitprojekte und Projektpool
Abbildung 5: Leitbild "In Zukunft Marklohe!"
16 LEITBILD UND ZIELE
5.1 Wirtschaft und Siedlung/Infrastruktur
Zum Handlungsfeld "Wirtschaft und Siedlung/Infrastruktur" formulierten die Akteure fünf Leit- bildaussagen. Diese Aussagen werden im Folgenden jeweils mit einer kurzen Erläuterung wiedergegeben, die wiederum von einer Auflistung der Ziele, die die Leitbildaussagen konkre- tisieren, ergänzt wird.
A Die Samtgemeinde Marklohe ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort!
Zukünftig soll die Samtgemeinde Marklohe als Wirtschaftsstandort mehr Ausstrahlungskraft entwickeln und für Unternehmen sowie Arbeitnehmer ein attraktives Angebot bieten. Nicht nur die Förderung und Pflege bestehender Strukturen ist daher von Bedeutung, sondern auch die Erschließung neuer Branchen. Hierzu sind einerseits Politik und Verwaltung der Samtgemein- de gefordert. Anderseits sehen die Akteure gerade im Tourismusbereich auch Möglichkeiten, dass Bürgerinnen und Bürger bei der Weiterentwicklung aktiv mitwirken. Die konkreten Ziele, die sich die Akteure gesteckt haben, sind: