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Landkreis / 54 Regionalentwicklung

Der Demographische Wandel im Landkreis Nienburg/Weser - Bericht vom 01.10.2015 -

130.000

125.000

120.000

115.000

Einwohner

110.000

105.000

100.000

1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014

G:\akten\62 regionalplanung\62.15 Entwicklung Raumstruktur, Siedlungsentw\62.15.10 Demografischer Wandel\Demografischer Bericht\bericht2015.doc DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Impressum: Landkreis Nienburg / Weser 54 Regionalentwicklung Kreishaus am Schlossplatz 31582 Nienburg www.kreis-ni.de

Bearbeitung Landkreis Nienburg: Markus Arndt

2 Landkreis Nienburg/Weser

Verzeichnis Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ...... 4 Einleitung ...... 5 Ergebnisse für das Land Niedersachsen...... 7 Ursachen des Demographischen Wandels ...... 9 Es werden immer weniger Kinder geboren ...... 9 Die Menschen werden immer älter ...... 15 Auswirkungen des Demographischen Wandel auf Einwohnerzahl und Altersstruktur .... 15 Veränderung der Altersstruktur ...... 15 Auswirkungen auf die Einwohnerzahl – wir werden weniger ...... 21 Auswirkungen auf die Infrastruktur – Konsequenzen für die Planung ...... 25 Vorschuleinrichtungen/Kitas ...... 25 Schulen...... 25 Senioreneinrichtungen ...... 25 Einzelhandel ...... 26 ÖPNV ...... 26 Bauleitplanung und Wohnungsmarkt ...... 26 Handlungsempfehlungen - Werkzeugkasten...... 28 Kindergärten und Vorschulen ...... 28 Schulen...... 28 Lebenswelt älterer Menschen ...... 29 Einzelhandel und Nahversorgung ...... 30 Medizinische Dienstleistungen ...... 31 Öffentliche Dienstleistungen ...... 32 ÖPNV ...... 33 Marketing ...... 34 Siedlungsentwicklung ...... 35

3 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 1 Schema über Ursachen, Folgen und mögliche Handlungsoptionen ...... 8 Abb. 2 Geburten im Landkreis Nienburg/Weser 1971 bis 2013 ...... 9 Abb. 3 Geburten pro 10.000 Einwohner 1970 (oben) und 2008 (Mitte) und 2013 (unten) ...... 11 Abb. 4 Entwicklung der Anzahl der Frauen im Alter von 15 – 45 Jahren ...... 12 Abb. 5 Allgemeine Fruchtbarkeitsziffer (Geburten pro 1.000 F15-45) 2013 ...... 13 Abb. 6 Veränderung der Geburtenzahl 2014 bis 2035 ...... 14 Tab. 1 Durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland ...... 15 Abb. 7 Bevölkerungspyramide 2014 und 2035 ...... 16 Tab. 2 Veränderungen in den in den Altersgruppen 2014 bis 2035 ...... 17 Abb. 8 Altersgruppe 0 bis unter 18 Jahre: Veränderungen bis 2035 in % ...... 17 Abb. 9 Altersgruppe 18 bis unter 30 Jahre: Veränderungen bis 2035 in % ...... 18 Abb. 10 Altersgruppe 30 bis unter 50 Jahre: Veränderungen bis 2035 in % ...... 18 Abb. 11 Altersgruppe 45 bis unter 65 Jahre: Veränderungen bis 2035 in % ...... 19 Abb. 12 Altersgruppe der Erwerbsfähigen 18 bis unter 65 Jahre: Veränderungen bis 2035 ...... 20 Abb. 13 Altersgruppe 65 bis unter 80 Jahre: Veränderungen bis 2035 in % ...... 20 Abb. 14 Altersgruppe 80 und mehr Jahre: Veränderungen bis 2035 in % ...... 21 Tab. 3 Ergebnisse der Bevölkerungsprognose bis 2030 gem. SPIEKERMANN 2012 ...... 22 Tab. 4 Ergebnisse der Bevölkerungsprognose bis 2030 gem. NIW 2011 ...... 22 Tab. 5 Bevölkerungsvorausberechnung 2014 bis 2035 gem. NIW 2015 ...... 23 Abb. 15 Veränderungen der Einwohnerzahl 2014 bis 2035 in %...... 24

4 Landkreis Nienburg/Weser

Einleitung

„Die Bevölkerungspyramide in der Bundesrepublik Deutschland steht auf dem Kopf. Während der Anteil der Älteren immer größer und der Anteil der Berufstätigen immer kleiner wird, nimmt Deutschlands Bevölkerung drastisch ab1“. Der demografische Wan- del wird Deutschland in den nächsten Jahren und Jahrzehnten tiefgreifend verändern: Wir leben länger, sind gesünder und mobiler als alle Generationen vor uns. Trotzdem werden wir immer weniger. Diesen Wandel zu gestalten ist eine nationale Aufgabe, die alle staatlichen Ebenen und gesellschaftlichen Kräfte fordert.2 Will Deutschland den Bevölkerungsstand in seiner jetzigen Altersstruktur halten, braucht es eine Zuwanderung von 500.000 vor allem junger Menschen pro Jahr. … Geht es allein um den Bevölkerungsstand, braucht es etwa 300.000 Menschen. Deutschland kann sich aber auch auf eine zahlenmäßig schrumpfende und älter wer- dende Bevölkerung einstellen. Das erfordert allerdings eine ganz andere Politik, als die, die seit Jahren betrieben wird, zum Beispiel, was die Renten- oder Krankenversiche- rung angeht3. Bundesinnenminister de Maizière gab in seinem Eröffnungsvortrag zum Strategiekon- gress Demografie am 22.09.2015 bereits einige Antworten zur Rolle der Zuwanderung im demografischen Wandel: „Wir brauchen Zuwanderung in unserem Land. Und die Menschen, die zu uns kommen und auf Dauer hier bleiben, sollen auch ein Teil unseres Landes werden, dies schließt die Staatsbürgerschaft ein“, erklärte er. „Aber wir können und wollen unsere Demografiepolitik nicht auf dem Zuzug von Asylsuchenden aufbau- en. Das Asylrecht und das Asylverfahren sind nicht die Lösung für die demografischen Herausforderungen, denen wir uns in Deutschland stellen müssen.“ Der Minister warnte davor, Asylpolitik und Zuwanderungspolitik miteinander zu vermischen4. Der Demografische Wandel ist in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem Mega- thema in Politik und Wissenschaft geworden, da sich seine Folgen auf viele Politikbe- reiche auswirken. Die Auswirkungen sind für diese Politikfelder gravierend, teilweise ambivalent, in der Summe aber negativ. Während die Auswirkungen des Demographi- schen Wandels teilweise heute schon sicht- oder spürbar sind, werden sich andere Fol- gen erst in den kommenden Jahren zeigen. Deutschland ist länger als alle anderen Länder der Welt ein „Low-Fertility“-Land, seit vier Jahrzehnten liegt die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer unterhalb von 1,5 Kindern pro Frau5 (rechnerisch müssten etwa 2,1 Kinder pro Frau geboren werden, um die Einwohnerzahl ohne Wanderungsgewinne konstant zu halten). Zusammen mit der immer noch steigenden Lebenserwartung führt das langjährige Defizit im Nachwuchs zu einer rasanten Alterung der Bevölkerung. Langfristig gesehen schrumpft die Bevölke- rung, wenn die Verluste nicht durch Zuwanderung ausgeglichen werden.

1 Zitat aus: Deutscher Bundestag (2002): Schlussbericht der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel – Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik. Drucksache 14/8800. 2 http://www.bmi.bund.de/DE/Themen/Gesellschaft-Verfassung/Demografie/demografie_node.html 3 Meinhard Miegel in einem Interview mit der Tagesschau vom 04.09.2015. 4 http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Audio/DE/OToene/Minister/strategiekongress-demografie.html/ 5 Zitat aus Bujard (2015): Folgen der dauerhaft niedrigen Fertilität in Deutschland. Demografische Projek- tionen und Konsequenzen für unterschiedliche Politikfelder. In Comparativ Population Studies. 5 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Aus gegenwärtiger Sich muss vor allem – und daran ändert auch die aktuelle Bevölke- rungsentwicklung nichts - die Alterung als großes Problem eingestuft werden, weil die Veränderungen in der Altersstruktur  Auswirkungen auf die Sozialversicherungen haben (der Altenquotient verdoppelt sich bis 20406),  fast alle Deutschen betreffen,  und unabwendbar sind. Ein Bevölkerungsrückgang ist durch die Förderung von Zuwanderung bzw. einem An- stieg der Geburtenraten noch abwendbar. Eine kleinere Einwohnerzahl hätte für den Staat den Verlust an internationalem Einfluss und an Macht, insbesondere in der Euro- päischen Union, zur Folge. Permanenten Zuwanderungsgewinnen aus dem Ausland folgt eine Heterogenisierung der Bevölkerung, die erhebliche Herausforderungen, ins- besondere Integrationsleistung, mit sich bringt. Dennoch müssen, wenn geeignete Maßnahmen seitens der Politik ergriffen werden, die langfristigen Folgen des Demogra- phischen Wandels für die Kultur, den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft nicht unbedingt negativ sein. Der Landkreis Nienburg/Weser hat gemeinsam mit den Landkreisen Schaumburg, Ha- meln-Pyrmont und Holzminden in der Regionalen Entwicklungskooperation Weserberg- landplus (REK) im Rahmen eines Modellprojekts Planungskooperation beim Niedersäch- sischen Institut für Wirtschaftsforschung (NIW) ein Gutachten7 erstellen lassen, indem die Auswirkungen des Demografischen Wandels auf die Daseinsvorsorge beschrieben werden und Handlungs- sowie Projektempfehlungen gegeben werden. Die im Gutach- ten erarbeiteten Handlungsempfehlungen zur zukunftsorientierten Siedlungsentwicklung wurden im Rahmen des Modellprojekts „Umbau statt Zuwachs – regional abgestimmte Siedlungsentwicklung von Kommunen im Bereich der Regionalen Entwicklungskoope- ration Weserberglandplus“ (MUZ) auf der Ebene von Gemeinden erprobt und umge- setzt. Ende 2012 wurde ein Handbuch aktive Innenentwicklung – Ergebnisse des Mo- dellprojektes Umbau statt Zuwachs als ein Ergebnis des Projektes vorgelegt Im Herbst 2014 hat die REK Weserberglandplus eine Bevölkerungsprognose auf Basis des ZEN- SUS 2011 für die vier Landkreise in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dieser Prognose8, die bis in das Jahr 2035 schaut, sind eine wesentliche Grundlage für diesen Bericht. Auf der Ebene des Regionalmanagements Mitte Niedersachsen9 wurde im Rahmen ei- nes vom Bund geförderten Modellvorhabens der Raumordnung (MORO) eine „Regio- nalstrategie Daseinsvorsorge“ für die 16 beteiligten Kommunen erarbeitet. In einem Folgeprojekt MOREMA (Mobilitätsressourcenmanagement) sollen Möglichkeiten für die Schaffung von Mobilitätsangeboten auf lokaler Ebene geschaffen werden. Mit diesem Bericht werden die wesentlichen Ergebnisse und Erkenntnisse über Aus- maß und Auswirkungen des Demographischen Wandels sowie grundlegende Hand- lungsempfehlungen für eine vorwärtsgerichtete Regionalentwicklung für den Landkreis

6 Der Altenquotient zeigt das Verhältnis der Personen im Rentenalter zu denen im erwerbsfähigen Alter an. 7 Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung (2009): Gestaltung der Daseinsvorsorge im demo- grafischen Wandel für das Gebiete der Regionalen Entwicklungskooperation Weserberglandplus. 8 NIW (2015): BEVÖLKERUNGSVORAUSBERECHNUNG für die Landkreise Holzminden, Hameln- Pyrmont, Schaumburg und Nienburg 2014 bis 2035. Hannover. 9 An dieser Kooperation sind alle Verwaltungseinheiten aus dem Landkreis Nienburg/Weser sowie der Landkreis selbst beteiligt. 6 Landkreis Nienburg/Weser

Nienburg/Weser zusammengefasst. Auf der anderen Seite zeigt die Entwicklung der Einwanderungszahlen aus dem Jahr 2015, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch gar nicht abschließend eingeschätzt werden kann, und der vorangegangenen Jahre, dass die Zahlen der Zuwanderung dramatisch zugenommen haben. Einwanderung wird mehr und mehr zum Normalzustand10 und ist aufgrund ihrer Größe auch geeignet, Annahmen zum Demographischen Wandel teilweise auf den Kopf zu stellen. Angesichts der der- zeitigen (Flüchtlings-) Situation und der sich ständig ändernden Inanspruchnahme ins- besondere von Betreuungsplätzen für Kinder (zeitlich wie in der Menge) wird auf die Darstellung von Auswirkungen für diese Altersgruppe ebenso wie auf die Handlungs- empfehlungen verzichtet. Es muss ferner darauf hingewiesen werden, dass die aktuel- len Entwicklungen noch keinen Eingang in diesen Bericht finden konnten. Die Berück- sichtigung dieser Veränderungen muss einer Fortschreibung dieses Berichts vorbehal- ten bleiben.

Ergebnisse für das Land Niedersachsen Die Entwicklung der Bevölkerung von 2014 bis 2060 für Land Niedersachsen wurde an- hand der 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung11 in der Variante 1 (Kontinui- tät bei schwächerer Zuwanderung) berechnet12. Dabei wurde ausgehend von einer Einwohnerzahl von 7,8 Mio. E im Jahr 2014 eine Abnahme auf 7,5 Mio. E im Jahr 2030 berechnet (-3,85 %). Bis zum Jahr 2060 soll die Einwohnerzahl im Land dann um weite- re 1,28 Mio. E auf ca. 6,22 Mio. E abnehmen (-20,6 %). Die Kinder und Jugendlichen (0 – 20 Jahre) hatten 2014 einen Anteil von 18,9 % an der Gesamtbevölkerung. Dieser Anteil wird bis 2030 auf 17,3% und bis 2060 auf 16,2 % abschmelzen. Im Gegenzug nimmt der Anteil der älteren Menschen zu. Von gegenwär- tig 21,5 % auf 28,5% in 2030 und 33,3% in 2060. D.h. im Jahr 2060 wird jeder Dritte Mensch in Niedersachsen älter als 64 Jahre sein.

10 Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2014): Neue Potenziale .Zur Lage der Integration in Deutschland. 11 Basis: 31.12.2013 12 Siehe: http://www.statistik.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=36996&article_id=90671&_psmand=40 7 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Ursachen des Demographischen Wandels - Es werden immer weniger Kinder geboren (Reproduktion nur zu ca. 2/3) - Die Menschen werden immer älter (die Lebenserwartung steigt kontinuierlich)

Auswirkungen

Altersstruktur Einwohnerzahl - weniger Kinder und Jugendliche - steigendes Geburtendefizit - weniger junge Erwachsene/Erwerbstätige - abnehmende Wanderungssalden - höherer Anteil älterer Erwachsener/Erwerbstätiger - Abnahme der - höherer Seniorenanteil Einwohnerzahl - die Zahl der Hochbetagten nimmt zu

Nachfragepotenzial Steueraufkommen - Nachfrage wird geringer - Steueraufkommen wird geringer - Nachfrage verändert sich qualitativ - die Kommunen haben weniger Gestaltungsmittel

Tragfähigkeit vorhandener Einrichtungen können Siedlungsentwicklung

Einrichtungen wird nicht mehr finanziert unterschritten werden

Maßnahmen

Kooperation Konzentration Rückbau Neue Angebote - Gemeinden - Zentralisierung - z.B. von technischer - Nutzung neuer - Public-private - Zentrale-Orte- Infrastruktur Techniken (Internet) partnership (PPP) Konzept - Aufgabe von Schulen - Alternative Angebote - weiterführende - Einstellung von (z.B. mobile Dienste - Schulen Schulen ÖPNV-Linien - ehrenamtliches weitere - - weitere Engagement

Abb. 1 Schema über Ursachen, Folgen und mögliche Handlungsoptionen

8 Landkreis Nienburg/Weser

Ursachen des Demographischen Wandels

Es werden immer weniger Kinder geboren

Entwicklung der Geburtenzahl in der Vergangenheit Im Jahr 2013 wurden 943 Kinder im Kreisgebiet geboren. Damit lag die Geburtenzahl 2013 deutlich höher als in 2012, als sie nur das Minimum innerhalb der letzten 30 Jahre erreichte. Während in den ausklingenden 60‘er Jahren noch mehr als 1.800 Kinder jähr- lich im Landkreis Nienburg/Weser geboren wurden, nahm die Zahl der Geburten in den 70‘er und 80‘Jahren auf Werte vom 1.100 bis 1.200 Geburten ab (ein Minus von ca. 40 %). In den 90‘er Jahren, als die geburtenstarken Jahrgänge in die Reproduktions- phase kamen, stieg die Geburtenzahl wieder auf teilweise mehr als 1.400 Geburten im Jahr an. Seit Mitte der 90‘er Jahre ist die Geburtenzahl im Landkreis Nienburg/Weser rückläufig. Seit der Jahrtausendwende nimmt die Geburtenzahl durchschnittlich um et- wa 36 Geburten von Jahr zu Jahr ab.

1.800

1.600

1.400

1.200

Geborene

1.000

800

600

1971

1973

1975

1977

1979

1981

1983

1985

1987

1989

1991

1993

1995

1997

1999

2001

2003

2005

2007

2009

2011

2013

Abb. 2 Geburten im Landkreis Nienburg/Weser 1971 bis 2013 Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen – LSN-Online Um die Geburtenzahlen der einzelnen Gemeinden miteinander vergleichen zu können, werden sie auf eine Einwohnerzahl von 10.000 bezogen. Der Vergleich der Situation in den Jahren 1970 zu 2008 zeigt, dass sich die Geburtenrate mehr oder weniger halbiert hat. Im Jahr 1970 wurden in 194, in den Samtgemeinden Liebenau, Landes- bergen und jeweils mehr als 160 Kinder pro 10.000 E geboren. Im Jahr 2008 erreichten die Samtgemeinden und Liebenau mit Werten zwischen 86 und 90 die Spitzenwerte, während in der der Minimalwert mit 71 Gebur- ten pro 10.000 E erreicht wurde. Im Jahr 2012 wurde für den Landkreis Nienburg/Weser insgesamt nur noch ein Wert von 71 Geburten pro 10.000 E erreicht. Für 2013 konnte eine etwas höhere Geburtenrate von 79 Geb./10.000 E erzielt werden. Werte über 90 Geburten/10.000E konnten dabei nur in der Stadt Nienburg, in der Samtgemeinde Liebenau und in erreicht werden. Die vier Kommunen Uchte, Grafschaft Ho-

9 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER ya, Rehburg-Loccum und Steimbke hatten haben mit Werten unter 70 Geburten pro 10.000 E die niedrigsten Geburtenraten aufzuweisen (siehe Abb. 3).

10 Landkreis Nienburg/Weser

Abb. 3 Geburten pro 10.000 Einwohner 1970 (oben) und 2008 (Mitte) und 2013 (unten) Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN)-Online

Prognose der Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter (15 – 45 Jahre) Die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter (F15-45) im Kreisgebiet stieg seit 1990 auf Werte von über 24.000 F15-45 an, um dann  bis 2008 auf einen Wert von ca. 22.400  bis 2013 auf einen Wert von 19.585 abzufallen. Ausgehend von der Alterstruktur kann die Zahl der F 15-45 für das Jahr 2023 auf 17.911 F 15-45 für das Jahr 2028 auf 14.331 F 15-45 geschätzt werden.

11 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Abb. 4 Entwicklung der Anzahl der Frauen im Alter von 15 – 45 Jahren

Im Ergebnis zeigt sich, dass die Zahl der F15-45 mittlerweile die Grenze von 20.000 un- terschritten und im Jahr 2028 einen Wert von unter 15.000 einnehmen wird. Damit wer- den die F15-45 bis 2027 im Kreisgebiet um 27% gegenüber 2013 abnehmen. Abb. 4 zeigt, dass die Abnahme in den einzelnen Kommunen unterschiedlich stark sein wird.

Allgemeine Fruchtbarkeitsziffer Unter allgemeine Geburtenziffer oder allgemeine Fruchtbarkeitsziffer (abgekürzt GFR für englisch general fertility rate) wird die Zahl der Lebendgeborenen pro Jahr und 1000 Frauen im Alter von 15 bis 45 Jahren (also grob im gebärfähigen Alter) verstanden13. Für das Kreisgebiet insgesamt wurde für 2013 eine allgemeine Fruchtbarkeitsziffer von 48,1 Geburten pro 1.000 F15-45 ermittelt. Eine höhere GFR (über 50 Geburten) wurde in der Stadt Nienburg/Weser, im Fl. Steyerberg sowie in den Samtgemeinden Liebenau und Mittelweser erreicht. Eine niedrige GFR von unter 45 ergab sich 2013 für die Samt- gemeinden Heemsen, Steimbke, Uchte, Grafschaft Hoya und die Stadt Rehburg- Loccum.

13 http://de.wikipedia.org/wiki/Geburtenziffer 12 Landkreis Nienburg/Weser

Abb. 5 Allgemeine Fruchtbarkeitsziffer (Geburten pro 1.000 F15-45) 2013 Prognose der Geburtenzahlen In der NIW-Bevölkerungsvorausberechnung für den Zeitraum 2014 bis 203514 wurde eine Prognose für die Altersgruppe 0 bis 3 Jahre vorgelegt. Für die Prognose der Ge- burtenzahl eines Jahres kann daher vereinfachend der Wert für diese Altersgruppe durch 3 geteilt werden. Die Prognose zeigt eine Abnahme der Geburtenzahlen bis 2035 von ca. 18,5 % im Kreisgebiet an. Bis zum Jahr 2022 wird die Geburtenzahl bei einem Wert von von knapp über 900 Geburten stagnieren. Dies ist auf den Echoeffekt der ge- burtenstarken Jahrgänge zurückzuführen, die in den kommenden Jahren Großeltern werden. Danach wird die Zahl der Geburten von Jahr zu Jahr und immer stärker ab- nehmen. Dabei wird sich die jährliche Abnahmerate von 0,9 auf 2,1 % mehr als verdop- peln. Für das Jahr 2034 wird dann noch eine Geburtenzahl von 748 Geburten erwartet. Besonders stark – um mehr als 30% - wird die Geburtenzahl in Steyerberg und Lieben- au einbrechen. Für die Städte Nienburg und Rehburg-Loccum sowie die Samtgemeinde Grafschaft Hoya werden mit 9 bis 14 % die geringsten Abnahmewerte erwartet.

14 Endpunkt der Prognose ist der 1.1.2035, sodass das letzte Jahr, für das die Geburtenzahl erfasst wer- den kann, das Jahr 2034 ist. 13 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Abb. 6 Veränderung der Geburtenzahl 2014 bis 2035 Quelle: berechnet nach Daten aus NIW 2015

14 Landkreis Nienburg/Weser

Die Menschen werden immer älter Die Lebenserwartung ist die zu erwartende Zeitspanne, die einem Lebewesen ab einem gegebenen Zeitpunkt bis zu seinem Tod verbleibt. Diese Spanne wird in der Regel mit Hilfe empirischer Daten einer Sterbetafel berechnet. Die Lebenserwartung bei der Ge- burt ist bestimmt durch die Anzahl der Jahre, die ein Neugeborenes durchschnittlich le- ben würde, wenn die bei seiner Geburt herrschenden Lebensumstände und Sterblich- keitsraten während seines gesamten Lebens konstant blieben. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland für die Jahre 2006/08 bis 2010/12 wird in Tab. 1 dar- gestellt. Dabei fällt auf, dass die Lebenserwartung in den vergangenen Jahren Vergan- genheit fast immer zugenommen hat. Lediglich für aktuellste Berechnung zeichnet sich bei den Männern eine Stagnation in der Entwicklung ab, während bei den Frauen ein weiterer Anstieg der Lebenserwartung zu verzeichnen ist. Für die nähere Zukunft ist daher insgesamt mit einer Abschwächung des Anstiegs der Lebenserwartung zu rech- nen. Sterbetafel 2006/08 2007/09 2008/10 2009/11 2010/12 Alter 0 Männer 77,17 77,33 77,51 77,72 77,72 Frauen 82,4 82,53 82,59 82,73 82,8 Alter 20 Männer 57,74 57,9 58,05 58,25 58,24 Frauen 62,85 62,97 63,03 63,16 63,22 Alter 40 Männer 38,44 38,59 38,73 38,93 38,92 Frauen 43,2 43,32 43,37 43,5 43,57 Alter 60 Männer 20,93 21,04 21,16 21,31 21,28 Frauen 24,71 24,81 24,85 24,96 25,03 Alter 65 Männer 17,11 17,22 17,33 17,48 17,46 Frauen 20,41 20,52 20,56 20,68 20,74 Alter 80 Männer 7,65 7,67 7,71 7,77 7,68 Frauen 8,97 9,04 9,06 9,13 9,17 Tab. 1 Durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland Quelle: Destatis Statistisches Bundesamt, Wiesbaden15

Auswirkungen des Demographischen Wandel auf Einwoh- nerzahl und Altersstruktur

Veränderung der Altersstruktur Die Gegenüberstellung der Alterspyramiden für das Jahr 2014 (Linien) und 2035 (Bal- ken) verdeutlicht die grundsätzlichen Trends in der Entwicklung der Bevölkerungsstruk- tur (Abb. 7). Bis zum Jahr 2035 wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen um rund ¼ abnehmen. Bereits 2013 waren die 15-18-jährigen mit 2.122 E deutlich stärker besetzt als die Korhorte der 0-3-jährigen mit knapp 1.385 E (-35 %).

15 https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Sterbefaelle/Tabellen/LebenserwartungDeutschland.html 15 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Fast alle Jahrgänge der Altersjahre 18 bis 65 Jahre werden 2035 deutlich schwächer ausfallen als 2014. Lediglich für die Altersgruppe 35 – 40 Jahre trifft dies nicht zu. Hier spiegeln sich die relativ starken Geburtenjahrgänge aus den 1990er Jahren wieder. Im Jahr 2035 wird nicht mehr wie in 2014 die AG16 45 – 55 die stärkste AG sein, son- dern die AG 65 – 75. Für die AG 65 bis 80 Jahre wird ein Zuwachs von fast 50% erwar- tet. Noch stärker wird die Zunahme in der AG 80 und mehr Jahre (Hochaltrige) sein. Hier wird insgesamt eine Zunahme von 67% erwartet. Für die über 90-jährigen Frauen zeigt die Alterspyramide eine noch deutlich stärkere Zunahme in den einzelnen Jahrgängen an.

100

90

80

70

60

50

40

30

20 Frauen 2035

Männer 2035 10 Männer 2014

Frauen 2014 0 1.500 1.000 500 0 500 1.000 1.500 NIW-Bevölkerungsvorausberechnung, Bevölkerung zum Stand 1.1. Datenquelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen

Abb. 7 Bevölkerungspyramide 2014 und 2035 Datenquelle: aus NIW 2015

16 AG = Altersgruppe 16 Landkreis Nienburg/Weser

Alter 2014 2035 Differenz in % 0- unter 18 Jahre 20.541 15.662 -24% 18- unter 30 15.193 10.416 -31% 30- unter 50 31.226 22.895 -27% 45-unter 65 27.362 20.005 -27% 65-unter 80 18.427 27.485 +49% 80 und älter 7.099 11.877 +67% Tab. 2 Veränderungen in den in den Altersgruppen 2014 bis 2035 Datenquelle: NIW 2015

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen nimmt ab – ihr Anteil an der Gesamtbevöl- kerung schrumpft

Mittelweser

Grafschaft Hoya

Uchte

Steimbke

Marklohe

Liebenau

Heemsen

Steyerberg

Rehburg-Loccum

Nienburg (Weser), Stadt

-45% -40% -35% -30% -25% -20% -15% -10% -5% 0%

Abb. 8 Altersgruppe 0 bis unter 18 Jahre: Veränderungen bis 2035 in % Quelle: NIW 2015 Die Zahl der Kinder und Jugendlichen wird in den kommenden Jahren in allen Gemein- den rückläufig sein. Insgesamt wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Kreisge- biet um fast 5.000 abnehmen, d.h. um 24 %. Für die Städte Nienburg und Rehburg- Loccum wird eine geringere Abnahme von weniger als 20 % prognostiziert. Für Steyer- berg, Liebenau, Steimbke und Uchte wird die Abnahme in dieser Altersgruppe mit mehr als 30 % besonders groß sein.

Die Zahl junger Erwachsener wird kleiner Die Zahl der jüngeren Erwachsenen (Altersgruppe 18 bis unter 30 Jahre) wird in allen Gemeinden im Kreis deutlich abnehmen, im Kreisgebiet insgesamt um -31% und damit stärker als im Land Niedersachsen. Mit mehr als 35 % wird für Rehburg-Loccum und Steyerberg eine besonders starke Abnahme erwartet, für die Samtgemeinde wird 23% eine besonders geringe Abnahme erwartet.

17 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Mittelweser

Grafschaft Hoya

Uchte

Steimbke

Marklohe

Liebenau

Heemsen

Steyerberg

Rehburg-Loccum

Nienburg (Weser), Stadt

-45% -40% -35% -30% -25% -20% -15% -10% -5% 0%

Abb. 9 Altersgruppe 18 bis unter 30 Jahre: Veränderungen bis 2035 in % Quelle: NIW 2015

Die Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter werden älter und weniger Die Zahl der Erwachsenen in der AG 30 bis unter 50 J. wird deutlich abnehmen, im Kreisgebiet wird es im Jahr 2035 voraussichtlich 8.331 Personen weniger geben als 2014 (Abnahme 27 %). In den Samtgemeinden Uchte und Steyerberg wird eine Ab- nahme um rund 35 % erwartet. Die Stadt Nienburg (-19%) und die Samtgemeinde Heemsen (-22%) sehen einer geringeren Abnahme entgegen.

Mittelweser

Grafschaft Hoya

Uchte

Steimbke

Marklohe

Liebenau

Heemsen

Steyerberg

Rehburg-Loccum

Nienburg (Weser), Stadt

-40% -35% -30% -25% -20% -15% -10% -5% 0%

Abb. 10 Altersgruppe 30 bis unter 50 Jahre: Veränderungen bis 2035 in % Quelle: NIW 2015

18 Landkreis Nienburg/Weser

Auch die Zahl der älteren Erwachsenen (AG 50 bis 65 Jahre) wird in allen Gemeinden des Kreises abnehmen. Kreisweit wird für diese Altersgruppe eine Abnahme um mehr als 7.000 Personen erwartet (-27 %). Mit 30 % und mehr wird diese Abnahme in Reh- burg-Loccum und Steyerberg besonders stark ausgeprägt sein (s. Abb. 11).

Mittelweser

Grafschaft Hoya

Uchte

Steimbke

Marklohe

Liebenau

Heemsen

Steyerberg

Rehburg-Loccum

Nienburg (Weser), Stadt

-40% -35% -30% -25% -20% -15% -10% -5% 0%

Abb. 11 Altersgruppe 50 bis unter 65 Jahre: Veränderungen bis 2035 in % Quelle: NIW 2015 Diese Entwicklungen haben wesentliche Auswirkungen auf die Zahl und die Altersstruk- tur der Erwerbstätigen. Bis 2035 ist daher nicht nur mit einer deutlichen Alterung der Erwerbsfähigen (hier 18 bis unter 65 Jahre), sondern auch mit einer Abnahme um rund 20.000 Personen, d.h. um 28 % zu rechnen. Dabei wird die Abnahme bis zum Jahr 2020 noch relativ moderat ausfallen (-0,7 % p.a.), sich zwischen 2020 und 2030 dann deutlich verstärken (auf -1,5%) und schließlich zwischen 2030 und 2035 weiter anstei- gen (auf -2,1% p.a.).

19 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

75.000

70.000

65.000

60.000

55.000

50.000

2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 2034 2035

Abb. 12 Altersgruppe der Erwerbsfähigen 18 bis unter 65 Jahre: Veränderungen bis 2035 Quelle: NIW 2015

Die Zahl der Senioren nimmt zu – ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung steigt Für die Senioren AG 65 bis unter 80 Jahre wird landesweit eine Zunahme erwartet, für den Landkreis Nienburg/Weser wird eine Zunahme von fast 9.000 Personen, d.h. +49 %, erwartet. In Steyerberg und Steimbke nimmt diese Altersgruppe um mehr als 60% zu. In der Stadt Nienburg und in der Samtgemeinde Liebenau nimmt sie um 26% bzw. 39% zu.

Mittelweser

Grafschaft Hoya

Uchte

Steimbke

Marklohe

Liebenau

Heemsen

Steyerberg

Rehburg-Loccum

Nienburg (Weser), Stadt

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

Abb. 13 Altersgruppe 65 bis unter 80 Jahre: Veränderungen bis 2035 in % Quelle: NIW 2015

20 Landkreis Nienburg/Weser

Die Zahl der älteren Senioren oder Hochbetagten mit einem Alter von 80 Jahren und mehr wird im Kreisgebiet von 7.099 in 2014 auf 11.877 im Jahr 2035 ansteigen. Dies ist eine Zunahme um 4.778 Personen bzw. 67 %. Während sich die Zahl der Hochbetagten in Steyerberg, Heemsen und Liebenau zwi- schen 2014 und 2035 jeweils mehr als verdoppelt, wird die Zunahme nur in der Samt- gemeinde Uchte kleiner als 50 % sein.

Mittelweser

Grafschaft Hoya

Uchte

Steimbke

Marklohe

Liebenau

Heemsen

Steyerberg

Rehburg-Loccum

Nienburg (Weser), Stadt

0% 20% 40% 60% 80% 100% 120%

Abb. 14 Altersgruppe 80 und mehr Jahre: Veränderungen bis 2035 in % Quelle: NIW 2015

Auswirkungen auf die Einwohnerzahl – wir werden weniger

Einleitung Für die Vorausschätzung der Einwohnerzahl im Landkreis Nienburg/Weser wurden in den vergangenen Jahren mehrere Prognosen erstellt:  Das Niedersächsische Institut für Wirtschaftsforschung (NIW 2011) hat 2011 eine Prognose der Bevölkerungsentwicklung 2010 bis 2030 für das Gebiet der Regiona- len Entwicklungskooperation Weserberglandplus erstellt (auf Basis der Bevölke- rungszählung 1987).  Björn Schwarze und Klaus Spiekermann (SPIEKERMANN 2012) haben eine Kom- munale Bevölkerungsvorausschätzung 2010 bis 2030 für die Modellregion Mitte Niedersachsen im Rahmen des Aktionsprogramms Regionale Daseinsvorsorge er- stellt.  Das Niedersächsische Institut für Wirtschaftsforschung (NIW 2015) hat 2015 eine Prognose der Bevölkerungsentwicklung 2014 bis 2035 für die Landkreise der Regi- onalen Entwicklungskooperation Weserberglandplus erstellt (auf Basis des Zensus 2011). Die drei Prognosen kommen grundsätzlich zu ähnlichen Prognoseaussagen, nämlich, dass die Einwohnerzahl in den kommenden 20 Jahren rückläufig ist und, dass die Be- 21 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER völkerung altert. Vom NIW 2011 wurden drastischere Auswirkungen vorausgesagt als von SPIEKERMANN und NIW 2015. Aufgrund der Änderungen, die sich durch den Zensus 2011 ergeben haben, soll im Folgenden nur noch die Prognose des NIW 2015 Anwendung finden.

Prognose von SPIEKERMANN 2012 Nach der Prognose von SPIEKERMANN 2012 wurde erwartet, dass die Einwohnerzahl im Landkreis Nienburg/Weser auch im Jahr 2030 noch über 110.000 E liegen und die Abnahme insgesamt nur etwa 10,7 % betragen würde17. Gemeinde 2010 2030 Änderung VH

LK Nienburg 124.819 111.488 -10,7% Tab. 3 Ergebnisse der Bevölkerungsprognose bis 2030 gem. SPIEKERMANN 2012 Datenquelle: SPIEKERMANN 2012

Prognose des Niedersächsisches Instituts für Wirtschaftsforschung 2011 (NIW) Nach der Prognose des NIW (2011) sollte die Einwohnerzahl nur noch bis 2014 über 120.000 E verharren, um dann bis 2020 auf etwa 115.000 abzufallen. Bis 2030 sollte die Einwohnerzahl um weitere 10.000 E abnehmen. Während somit im Kreisgebiet ins- gesamt eine Abnahme um 14 % bis 2030 erwartet wurde, wurden die Aussichten für die einzelnen Gemeinden recht unterschiedlich vorausgeschätzt. Mit mehr als 20 % sollte die Bevölkerungsabnahme in Rehburg-Loccum, und Liebenau beson- ders stark sein. Gegenüber der älteren Prognose NIW 200918 sah die Prognose NIW 2011 auch für die Stadt Nienburg eine wesentliche Bevölkerungsabnahme voraus. ID VE 201019 2015 2020 2025 2030 Abnahme 2010 bis 2030 in % 256 LK Nienburg/Weser 122.989 119.344 115.123 110.473 105.487 -14% Tab. 4 Ergebnisse der Bevölkerungsprognose bis 2030 gem. NIW 2011 Datenquelle: NIW 2011

NIW-Bevölkerungsvorausberechnung 2015 Die demographische Entwicklung beschreibt die Veränderung der Einwohnerzahl durch Geburten und Todesfälle sowie Wanderungsbewegungen. Die Bevölkerungsvorausbe- rechnung NIW (2015) basiert auf den Bevölkerungsdaten des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN). Dabei wurden die Bevölkerungsdaten auf Basis der Volkszäh- lung 1987 für den Bevölkerungsstand vor dem Jahr 2012, und Bevölkerungsdaten auf Basis des Zensus 2011 ab dem Jahr 2012 herangezogen. Die Startbevölkerung der Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen basiert auf Daten des Zensus 2011. Stichtag der Einwohnerzahlen der Bevölkerungsvorausberechnung ist der 01. Ja- nuar des jeweiligen Jahres. Basis der Bevölkerungsvorausberechnung ist der 01. Janu- ar 2014. Der NIW-Bevölkerungsvorausberechnung 2015 liegt die Annahme einer jährli- chen Nettozuwanderung nach Niedersachsen von + 10.000 Menschen zugrunde. Gegenüber der älteren Prognose NIW 2011 schätzt die neue Bevölkerungsvorausbe- rechnung die Bevölkerungsabnahme etwas moderater ein. So geht sie für das Jahr

17 Die Aussagen beziehen sich auf die Variante A der Prognose. 18 auf Basis der Ist-Werte vom 31.12.2007 19 Beobachtete Werte. Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersach- sen (LSKN); 31.12.2009. 22 Landkreis Nienburg/Weser

2030 von einer Einwohnerzahl von noch fast 112.000 E aus, während die ältere Prog- nose für 2030 eine Zahl von rund 105.000 E ausging. Waren die Prognosewerte der Prognose NIW 2011 für einzelne Gemeinden mit Ab- nahmewerten von z.T. über 20 % recht drastisch, so zeigt die Bevölkerungsvorausbe- rechnung NIW 2015 eine deutlich geringere Spannweite der Abnahmewerte an.

Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung NIW 2015 Alle drei Prognosen sehen für die kommenden Jahre eine deutliche Abnahme der Ein- wohnerzahl in allen Gemeinden des Landkreises voraus. Aufgrund ihrer Aktualität hat derzeit die Prognose NIW 2015 die höchste Plausibilität. Auf der Basis der Bevölkerungsvorausberechnung NIW 2015 ist davon auszuge- hen, dass die Einwohnerzahl bis zum Jahr 2035

- um rund 10% abnehmen wird,

- auf dann rund 108.000 abgesunken sein wird,

- die Verringerung der Einwohnerzahl in den einzelnen Gemeinden unter- schiedlich sein wird, wobei die Abnahme o in Steyerberg, Liebenau und Uchte mit 12 % bis 14 % am stärksten sein wird, o in der Samtgemeinde Heemsen mit rund 6% am niedrigsten sein wird.

ID VE 2014 2020 2030 2035 Abnahme 2014 – 2035 in % 256022 Nienburg (Weser), Stadt 30.677 30.014 28.684 27.843 -9,2% 256025 Rehburg-Loccum 10.144 9.987 9.625 9.390 -7,4% 256030 Steyerberg 5.200 5.032 4.709 4.527 -12,9% 256402 Heemsen 6.038 5.976 5.792 5.669 -6,1% 256405 Liebenau 5.837 5.665 5.303 5.104 -12,6% 256406 Marklohe 8.425 8.271 7.943 7.751 -8,0% 256407 Steimbke 7.173 7.027 6.687 6.498 -9,4% 256408 Uchte 13.836 13.347 12.424 11.926 -13,8% 256409 Grafschaft Hoya 16.704 16.321 15.528 15.072 -9,8% 256410 Mittelweser 15.814 15.532 14.931 14.559 -7,9% 256 LK Nienburg/Weser 119.848 117.172 111.626 108.339 -9,6% *jeweils 01.01. Tab. 5 Bevölkerungsvorausberechnung 2014 bis 2035 gem. NIW 2015 Datenquelle: NIW 2011

23 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Abb. 15 Veränderungen der Einwohnerzahl 2014 bis 2035 in % Quelle: NIW 2015

24 Landkreis Nienburg/Weser

Auswirkungen auf die Infrastruktur – Konsequenzen für die Planung

Vorschuleinrichtungen/Kitas Durch den Zuzug vieler Flüchtlinge innerhalb kurzer Zeit kommt es zu einer massiven Überlagerung der bisherigen (oben aufgezeigten) Entwicklung der Einwohnerzahl für die AG 0 – 6 Jahre. Weil diese Entwicklung aber noch nicht abschließend beschrieben werden kann, können gegenwärtig auch keine Auswirkungen beschrieben werden.

Schulen Die Zahl der Kinder im schulfähigen Alter (6 bis unter 18 Jahre) wird von 14.887 (2014) bis zum Jahr 2035 kreisweit um etwa 3.901, d.h. um 26%, auf dann 10.986 Kinder zu- rückgehen. Dementsprechend wird die Nachfrage auch bei den Schulen in dieser Grö- ßenordnung sinken. Die Abnahme wird dabei mit Abnahmeraten von fast 500 Kindern pro Jahr vor allem bis 2018 stark ausgeprägt sein. Sie wird sich dann in 2020er Jahren deutlich abschwächen und Werte von z.T. deutlich unter 100 einnehmen. Nach dem Jahr 2030 wird die Abnahme dann wieder stärker und erreicht Abnahmen von annä- hernd 100 Schülern pro Jahr. Der Landkreis Nienburg/Weser trägt dieser Entwicklung dadurch Rechnung, dass Hauptschulen und Realschulen zu Oberschulen zusammengelegt worden sind und die Größe dieser Oberschulen derzeit auf eine pädagogisch sinnvolle Dreizügigkeit festge- legt ist. Dadurch hat sich die Anzahl der bestehenden Sekundarschulen deutlich redu- ziert. Langfristig wird die Dreizügigkeit jedoch nicht gehalten werden können, so dass reduzierte Schulangebote (Wahlpflicht, AG) und eine eingeschränkte Fachlehrerversor- gung daraus resultieren. Die Standorte für die Gymnasien sind bereits relativ stark zentralisiert. Außerdem steigt die Bildungsbeteiligungsquote für diese Schulform stetig an. Hier wird es deshalb auch nach 2020 ausreichend große Schulen geben. Bereits heute ist die durchschnittliche Länge der Wege zwischen Wohn- und Schulort im Kreisgebiet relativ hoch (Maximalwert für Grundschulen bei 7,8 km). Insbesondere Schüler/innen aus Heemsen, Steimbke, Uchte, Liebenau und müssen weite Wege zu ihrer Schule in Kauf nehmen. Bei einer weiteren Konzentration der Schulan- gebote auf immer weniger Standorte wird die Länge der Schulwege weiter zunehmen.

Senioreneinrichtungen Mit der Alterung der Bevölkerung kommen neue Herausforderungen auf das Gesund- heits- und Pflegewesen zu. Die Nachfrage nach Alten- und Senioreneinrichtungen wird mit der zunehmenden Zahl hochaltriger Menschen20 zunehmen. Bis zum Jahr 2035 wird eine Zunahme von derzeit ca. 7.100 auf dann 11.877 Menschen in dieser Altersgruppe, d.h. um ca. 67 %, erwartet. Dabei wird sich nicht nur die Quantität der Nachfrage erhö- hen, sondern auch die Nachfrage selbst sehr viel differenzierter werden. Neben der Nachfrage nach Seniorenheimplätzen, wird auch die Nachfrage nach ambulanter Be- treuung, altengerechten, möglichst zentral gelegenen Wohnungen, Unterhaltungsange- boten etc. zunehmen.

20 Menschen im Alter von 80 und mehr Jahren 25 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Einzelhandel Für die Entwicklung des Einzelhandels ist v.a. die gesamte Bevölkerungsentwicklung von Bedeutung. Nach Bevölkerungsvorausschätzung ist bis 2035 von einem Bevölke- rungsverlust in Höhe von ca. -11.500 E auszugehen (-10 %). Damit werden die Um- satzpotenziale für den Einzelhandel reduziert. Für die Nahversorger im Landkreis Nien- burg/Weser muss daher bis zum Jahr 2035 mit einer Verminderung des Marktpotenzials in einer Größenordnung von 10 bis 20 % gerechnet werden. Dabei wird die Schrump- fung der Marktpotenziale in der Kreisstadt etwas geringer, in den einzelnen Grundzen- tren unterschiedlich stark ausfallen. Es ist erwarten, dass Marktpotenzialverluste kleine Einzelhändler in besonderem Maße unter Druck setzen. Insgesamt wird sich das Angebot an Nahversorgern im Kreisgebiet ausdünnen. In den vergangenen Jahren haben sich Nahversorgungseinrichtungen un- ter Voraussetzungen einer uneingeschränkten, individuellen Mobilität der Kunden vor allem an den Orträndern angesiedelt. Es muss bezweifelt werden, dass diese Struktu- ren für eine älter werdende Gesellschaft mit einer zunehmend eingeschränkten Mobilität angemessen sind.

ÖPNV Aufgrund der demografischen Veränderungen bis 2035 werden Auswirkungen auf den ÖPNV-Bedarf gesehen, insbesondere durch die Abnahme der Schülerzahl (s.o.). Dies muss aber nicht zwangsläufig eine geringere Fahrtenzahl in der Schülerbeförderung zur Folge haben, wenn nämlich durch die Zentralisierung des Schulangebots die Fahrwege länger werden. Die Zahl der Senioren nimmt insgesamt deutlich zu. Es kann zwar angenommen wer- den, dass die Senioren im Jahr 2030 in höherem Maße am motorisierten Individualver- kehr (MIV) teilnehmen, als dies heute der Fall ist (z.B. höherer Anteil von Frauen mit Fahrerlaubnis und –erfahrung). Vor dem Hintergrund steigender Kosten im motorisier- ten Individualverkehr sowie ggf. einer höheren Armutsquote unter den Senioren im Jahr 2035 kann aber auch das Gegenteil angenommen werden. Eine Nachfragesteigerung im ÖPNV kann aus der starken Zunahme an Hochbetagten resultieren.

Bauleitplanung und Wohnungsmarkt Die Nachfrage nach Wohnungen und Baugrundstücken wird vor allem durch die Bevöl- kerungs- und Haushaltsentwicklung bestimmt. Im Kreisgebiet wird bis 2030 insgesamt eine Abnahme der Bevölkerung von 10 % erwartet (s.o.). Die Abnahme der Zahl der Haushalte wird aufgrund des Trends zu kleineren Haushalten sowie der Veränderungen in der Altersstruktur weniger stark ausgeprägt sein. Die für die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt besonders relevante Altersgruppe der 30 bis 50-jährigen wird im Kreisgebiet um mehr als ¼ abnehmen. Insgesamt wird diese Altersgruppe um mehr als 8.000 Menschen schrumpfen. In den Steyerberg, Uchte, Lie- benau und Steimbke wird eine Abnahme von über 30 % erwartet. Da sich diese Ent- wicklung landesweit in ähnlicher Größenordnung abzeichnet, ist davon auszugehen, dass sie einen deutlichen Effekt auf die Nachfrage nach Baugrundstücken und Wohn- gebäuden im Landkreis Nienburg/Weser haben wird. Zudem wird sich auch die Struktur der Nachfrage verändern (kleine Haushalte bzw. ältere Menschen fragen kleinere Woh- nungen nach).

26 Landkreis Nienburg/Weser

Tendenzen zu einer geringeren Nachfrage nach Baugrundstücken können bereits heute in der Mehrzahl der Gemeinden beobachtet werden. Zudem gibt es im Wohnhausbe- stand Leerstände, deren Wiederbelegung zunehmend schwieriger wird. Somit zeichnet sich für die Zukunft ein geringerer Wohnflächenbedarf ab als in den vergangenen Jah- ren. Der Nachnutzung frei werdender Wohngebäude kommt eine größere Bedeutung zu. Es wird erwartet, dass Nachfrageeinbrüche in den Zentren weniger stark ausfallen als in den peripheren Orten. Daher kann eine Ausdünnung der Siedlungsstruktur in den peri- pheren Teilen des Kreisgebiets befürchtet werden. Im Zuge der Bauleitplanung gibt es bisher nur wenige, konkrete Überlegungen zur Schaffung altengerechter Wohnungen bzw. flexibler Wohnraumkonzepte, um der Alte- rung der Wohnbevölkerung Rechnung zu tragen. Stattdessen werden in einigen Ge- meinden auch außerhalb von Grundzentren weiterhin Wohngebiete mit einer Vielzahl von Grundstücken für Einfamilienhäuser ausgewiesen, als ob es den Demographischen Wandel nicht gäbe. Im Zuge des Modellprojekts Umbau statt Zuwachs (2010 bis 2012) an dem sich die vier Landkreise der REK Weserberglandplus sowie den regionalen Nachfolgeprojekten wird diese Thematik aufgegriffen.

27 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Handlungsempfehlungen - Werkzeugkasten

Kindergärten und Vorschulen Durch den Zuzug vieler Flüchtlinge innerhalb kurzer Zeit kommt es zu einer massiven Überlagerung der bisherigen (oben aufgezeigten) Entwicklung der Einwohnerzahl für die AG 0 – 6 Jahre. Weil diese Entwicklung aber noch nicht abschließend beschrieben werden kann, können gegenwärtig auch keine Handlungsempfehlungen gegeben wer- den.

Schulen Herausforderung: Zahl der Kinder und Jugendlichen im schulfähigen Alter nimmt ab. Dabei werden Schwellengrenzen für den Erhalt von Schulen teilweise unterschritten. Grundschulen können zu ei- nem großen Teil nur noch einzügig (teilweise mit kombinierten Jahrgangsklassen) geführt werden. Vereinzelt müssen Schul- standorte aufgegeben werden. 1. Sicherung und Schaffung hochwerti-  Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes ger Bildungsangebote als Baustein einer regionalen Entwicklungsstra- 2. Sicherung der Erreichbarkeit von tegie Schulen und Bildungsangeboten  Konzentration auf langfristig tragfähige Schulstandorte  kreisübergreifende Kooperation mit be- nachbarten Schulträgern  Zusammenfassung und Schließung von Grundschulstandorten  Stärkere Berücksichtigung qualitativer Vor- teile von gebündelten Standorten  Einsatz des Filialschulkonzepts zur Vermeidung von Standortschließungen  Jahrgangsübergreifender Unterricht  Zusammenfassung von vorschulischen und schulischen Einrichtungen  Interkommunale und regionale Kooperationen

28 Landkreis Nienburg/Weser

Lebenswelt älterer Menschen Herausforderung: Die Bevölkerung überaltert. Anteil und Zahl der Senioren nehmen zu. Damit steigt die Nachfrage nach Senioren- spezifischen Angeboten und Pflegediensten. Das Gesund- heitssystem wird vor neue Herausforderungen gestellt. 3. Erhalt und Schaffung einer guten Le-  Angebote für Senioren müssen ausgebaut wer- benswelt für ältere Menschen den 4. Erhalt der Mobilität älterer Menschen  Altenbetreuung ausbauen  Koordinierung und Beratung als kommunale Aufgabe wahrnehmen  Seniorenservicebüros einrichten und ver- netzen  Konzentration auf ambulante Betreuungs- formen im Wohnumfeld  neue Betreuungsformen (z.B. Senioren- Wohngemeinschaften)  Koordinierung und Beratung als kommunale Aufgabe wahrnehmen21  Unterstützungsstrukturen für pflegende Ange- hörige schaffen  Stärkung ehrenamtlicher Tätigkeiten  Begegnungsstätten für Jung und Alt schaffen und erhalten  Angebote der Demenzbetreuung erweitern  Finanzierung/Förderung von Mehrgeneratio- nenhäusern  Angebote für altengerechtes Wohnen an den zentraleren Standorten schaffen (z.B. Grund- und Mittelzentren).  Mobilitätschancen für ältere Menschen erhalten und schaffen  Seniorentaxi, Bürgerbusse, spezielle ÖPNV-Angebote22  MOREMA (Mobilitätsressourcenmange- ment)

21 Der Landkreis Nienburg/Weser unterbreitet entsprechende Angebote mit seinem Senioren- und Pfle- gestützpunkt. 22 In der Stadt Rehburg-Loccum gibt es einen Bürgerbus, in Uchte wird die Einrichtung eines Anruf- Sammel-Taxis angestrebt. 29 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Einzelhandel und Nahversorgung Herausforderung: Der Wandel in der Einzelhandelsstruktur führt zu einer Kon- zentration auf wenige Anbieter. Gleichzeitig expandieren die discount-orientierten Vertriebstypen. Im Zuge dieser Entwick- lung müssen „Tante Emma-Läden“ im Ländlichen Raum schließen. Durch die Veränderungen in der Altersstruktur und die Bevölkerungsabnahme bis zum Jahr 2035 sind Verände- rungen der Marktpotenziale von Nahversorgungseinrichtun- gen bis zu 20% zu erwarten. Dies wird die Schließung von Ein- zelhandelseinrichtungen zur Folge haben. Damit wird sich die Versorgungssituation in kleinen ländlichen Gemeinden ver- schlechtern. 5. Aufrechterhaltung einer flächende-  Konzentrationen von Nahversorgungseinrich- ckenden Nahversorgung tungen in Zentralen Orten 6. Erreichbarkeit von Nahversorgungs-  Anbindung der Nahversorgungsstandorte an einrichtungen den ÖPNV sichern  Nahversorgungsstrategien für periphere Stand- orte entwerfen  Initiierung und Förderung von Dorfläden23  Ausbau von Angeboten zur Direktvermark- tung (Hofläden)  Initiierung von mobilen Versorgungsstruktu- ren (z.B. der rollende Supermarkt)  Multifunktionale Nahversorger (z.B. Kombi- nation mit Gastronomiebetrieb)  Regionale Angebote zur Bestellung von Waren des täglichen Bedarfs über Internet, Fax und Telefon  Angebot von Einkaufsfahrten24  MOREMA (Mobilitätsressourcenmange- ment)

23 In Leese wurde 2015 ein Dorfladen eröffnet, in gibt es bereits einen Verein, der auch hier ein Dorfladen errichten will. 24 In Rehburg-Loccum können die Bürger/innen mit dem Bürgerbus zum Einkaufen fahren, in Steyerberg gibt es das Angebot spezieller Einkaufsfahrten mit dem Gemeindebus. In Hoya sollen Fahrten zum Markt in Hoya angeboten werden. 30 Landkreis Nienburg/Weser

Medizinische Dienstleistungen Herausforderung: Die Nachfrage nach medizinischen Leistungen wird durch die Veränderungen in der Altersstruktur zunehmen. 7. Medizinische Grundversorgung si-  Einrichtung von Gesundheitszentren (Ärzte- chern haus) an zentralen Standorten  Bindung von Hausärzten an den ländlichen Raum durch Anreizsysteme  Stipendien-Programm25 für Medizinstuden- ten  Erweiterung der Zulassungsmöglichkeiten  Hälftige Zulassungen  Zweigpraxen  Senkung der Arbeitsbelastung durch weni- ger Bereitschaftsdienste  Umsatzgarantie für Ärzte in strukturschwa- chen Regionen  Bereitstellung von Räumlichkeiten  Angebot der bestehenden mobilen Dienste ausbauen  Kooperation zwischen KVN, Städten und Ge- meinden sowie der Regionalplanung der Land- kreise  Marketingstrategie26

25 Der Landkreis Nienburg/Weser hat im Rahmen des Regionalmanagement Mitte Niedersachsen ein Sti- pendienprogramm für Medizinstudenten/innen aufgelegt. 26 Der Landkreis Nienburg/Weser hat im Rahmen des Regionalmanagement Mitte Niedersachsen die Marketingstrategie „Ärztlich Wilkommen“ beschlossen. 31 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Öffentliche Dienstleistungen Herausforderung: Die Nachfrage nach öffentlichen Dienstleistungen ändert sich. Die Ressourcen zur Erbringung öffentlicher Dienstleistungen werden reduziert. 8. Angebot von Öffentlichen Dienstleis-  interkommunale Kooperation tungen flächendeckend aufrecht er- halten.  e-Government und Online-Verwaltung (z.B. Kfz- Anmeldung)  Einrichtung von „Vor-Ort-Service“ (z.B. Bürger- büro, Daseinsvorsorge- und Mobilitätszentrale)  Übertragung kommunaler Aufgaben auf Private und Unternehmen 9. Generationsübergreifende Konzeption  Mehrgenerationenhaus27 der sozialen Infrastruktur  Infrastrukturangebote für den Zusammenhalt der Generationen erhalten und schaffen  Generationendialog  Familienselbsthilfe und Freiweiligenmanage- ment unter einem Dach 10. Alle neuen Infrastruktureinrichtungen am zukünftigen Bedarf ausrichten

27 Mehrgenerationenhäuser sind offene Tagestreffpunkte für Jung und Alt, in denen viel- fältige Aktivitäten und Serviceangebote möglich sind. Mehrgenerationenhäuser sind ge- prägt von freiwilligem Engagement und Hilfe zur Selbsthilfe. Daneben sollen sie ein Netzwerk an Information, auch in professioneller Form, bieten.

32 Landkreis Nienburg/Weser

ÖPNV Herausforderung: Die Entwicklung des ÖPNV in der Folge des Demographischen Wandels ist zunächst ungewiss. Langfristig könnte der Bevöl- kerungsrückgang eine Reduzierung der ÖPNV-Nachfrage zur Folge haben. Da im Ländlichen Raum aber teilweise bis zu 90 % der Fahrgäste Schüler sind, könnte bereits mittelfristig die Nachfrage einbrechen. Auf der anderen Seite könnte aus der Zunahme der Zahl älterer Menschen sowie der Verteue- rung des motorisierten Individualverkehrs eine stärkere Nach- frage nach ÖPNV-Angeboten erwachsen. 11. Eine flächendeckende Bedienung im  Attraktivität des ÖPNV sichern und steigern ÖPNV sichern  Modernisierung des ÖPNV 12. Erreichbarkeit der zentralen Orte so- wie von Einrichtungen und Infrastruk-  Beförderungsmittel und Linienführung nach- turen der öffentlichen Daseinsvorsor- fragegerecht gestalten ge aufrecht erhalten  Seniorengerechte Ausgestaltung des ÖPNV-Angebots  Barrierefreie Gestaltung des ÖPNV  Sicherung der Erreichbarkeit zentraler Einrich- tungen  Anbindung der Ortsteile an die Versor- gungszentren verbessern  verstärkter Einsatz flexibler und kostengünsti- ger Angebotsformen des ÖPNV (z.B. Rufbus, Anrufsammeltaxi)  Verzahnung von Linienverkehr und flexiblen Angeboten  MOREMA (Mobilitätsressourcenmange- ment)  Flexible Beförderungsformen initiieren und unterstützen  Nutzung ehrenamtlichen Engagements (z.B. Bürgerbusse, Nachbarschaftsfahrdienste

33 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL IM LANDKREIS NIENBURG/WESER

Marketing Herausforderung: Die Zuwanderung junger Familien in den Landkreis Nien- burg/Weser nimmt ab 13. Der Landkreis Nienburg/Weser etab-  Lokale Bündnisse für Familien unterstützen liert sich als familienfreundlicher Landkreis  attraktives Angebot an preisgünstigen Wohn- grundstücken, Wohnimmobilien und Wohnun- gen vermarkten  hoher Standard bei der Kinderbetreuung  intaktes Wohnumfeld erhalten  gute Schul- und Bildungsangebote erhalten und entwickeln

34 Landkreis Nienburg/Weser

Siedlungsentwicklung

Herausforderung: Die für die Nachfrage nach Wohnbauland und Wohn-Immobilien wichtige Altersgruppe der 30- bis 50-jährigen nimmt in den kom- menden Jahren deutlich ab. Dementsprechend wird die Nachfrage nach Baugrundstücken und Wohnimmobilien stagnieren bzw. zu- rückgehen. Folgen des Demographischen Wandels werden auch ein zunehmender Leerstand von Immobilien und steigende Infrastruk- turfolgekosten sein. Aufgrund der Zunahme des Seniorenanteils wird die Nachfrage nach altengerechten Wohneinheiten zunehmen. Periphere, ausgedünnte Ortsteile werden Attraktivitätsverluste er- leiden, die ihren Niedergang verstärken können. 14. Sicherung der  Konzentration der Siedlungsentwicklung auf die Zentralen Orte Zentralen Orte  Erhalt von Einrichtungen der Daseinsvorsorge in den zentralen Or- ten  Zentrale Einrichtungen nach Möglichkeit multifunktional ausgestal- ten 15. Minimierung von  Effiziente Bereitstellung und Unterhalt der technischen Infrastruktu- Infrastrukturfolge- ren kosten 16. Anpassung des  Kommunale Bauleitplanung kontinuierlich an die Bevölkerungsent- Angebots an Bau- wicklung anpassen flächen an die ge- änderte Nachfrage  Innenentwicklung vor Außenentwicklung stellen  Umbau statt Zuwachs  Stärkung der Innenbereiche durch Nutzung vorhandener Flä- chenpotenziale  Restaurierung, Sanierung und Nachnutzung von Leerständen im Bestand  Nutzung von Baulücken  Leerstandsmanagement  Erhalt und Entwicklung der Ortskerne zum sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt  Verzicht auf die Neuausweisung von Bauland  Förderung von Rückbaumaßnahmen  Schaffung eines spezifischen Angebots an altengerechten Woh- nungen  Zulassen von dezentralen Ver- und Entsorgungssystemen in peri- pheren, kleineren Ortsteilen 17. Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Trägern für Vorhaben der Stadt- und Siedlungsentwicklung 18. Regionale Koope-  Regionales Flächenmanagement organisieren ration mit benach- barten Gemeinden  wechselseitige Infrastrukturvorhaltung  wechselseitige Funktionserfüllung

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