Naturschutzfachliche Bewertung der Planungen zum Netzausbau- vorhaben Stade – Bewertung des NABU zu den Abschnitten Dollern – Sottrum – Wechold – Landesbergen im Vorhaben 7 des Bundesbedarfsplans

1 Inhalt

1. Energiewirtschaftlicher Bedarf...... 3

2. Gesetzliche Grundlage...... 4

3. Planungsstand ...... 5

4. Betroffene Schutzgüter...... 6

5. Bewertung der Korridoralternativen...... 7

5.1 Hinweise zu Schutzgebieten und Natura 2000 ...... 7

5.2 Hinweise zu Konfliktpunkten beim Artenschutz ...... 9

5.3 Hinweise zu Konfliktpunkten für Landschaft und Erholung...... 10

5.4 Hinweise zu Erdkabelabschnitten...... 10

6. Hinweise zu verfügbaren Daten und Datenerfassung ...... 11

7. Vermeidung und Verminderung ...... 12

8. Kompensation ...... 13

9. Bewertung der Akteurslandschaft...... 14

10. Bewertung der Beteiligungsmöglichkeiten...... 14

Dieser Leitfaden ist eine von fünf Publikationen zu konkreten Netz- Das zugrundeliegende Forschungs- und Entwicklungsvorhaben ausbauvorhaben in Deutschland. Er enthält eine naturschutzfach- „Naturschutzfachliche Begleitung der Bundesfachplanung zum liche Bewertung des Vorhabens Stade – Landesbergen. Die Inhalte Ausbau des Übertragungsnetzes in Deutschland durch den verband- wurden in einem NABU-Workshop am 11. März 2016 gemeinsam lichen Naturschutz“ (FKZ 3515812000) soll die Möglichkeiten der mit NABU-Vertretern des Landesverbands Niedersachsen und lokaler Integration naturschutzfachlicher Belange im Rahmen der Bundes- Naturschutzgruppen erarbeitet. Zusätzliche Hinweise wurden im fachplanung und anderer fortgeschrittener Netzausbauplanungen Nachhinein von den überwiegend ehrenamtlichen, regionalen Ver- wie dieser durch den verbandlichen Naturschutz verbessern. Neben treterinnen und Vertretern des NABU zusammengetragen. Es besteht dem NABU-Bundesverband beschäftigen sich die NABU-Landesge- kein Anspruch auf Vollständigkeit der Hinweise beziehungsweise schäftsstelle Niedersachsen, das Landesbüro Naturschutz Niedersach- eine flächendeckende Bewertung. sen GbR (LaBüN) sowie die ehrenamtlich aktiven Verbandsvertreter Jens Rösler (NABU ), Michael Himmel und Roland Meyer (NABU Rothenburg) sowie Hans Reye vom BUND Nienburg intensiver mit der Planung zum Netzausbauvorhaben Stade – Landesbergen.

2 3 1. Energiewirtschaftlicher Bedarf

Energiepolitischer Rahmen erbaren Energien aus norddeutschen Verteilnetzen nötig Beim Klimagipfel von Paris 2015 hat sich Deutschland er- wird (Netzentwicklungsplan (NEP) 2025, 1. Entwurf). Da folgreich für ein ambitioniertes Klimaschutzabkommen in den nächsten Jahren mit einer Erhöhung der Windein- eingesetzt, dass eine Erderwärmung von unter zwei oder speisung gerechnet werden muss, soll das Vorhaben in der sogar 1,5 Grad Celsius festhält. Der Klimaschutzplan 2050 Region den Nord-Süd-Transport, insbesondere den besseren der Bundesregierung enthält zwar wichtige Sektorziele, Abtransport von Onshore-Wind aus Schleswig-Holstein, die für den Energiebereich einen Kohleausstieg nahelegen, gewährleisten. Ohne die neuen Leitungsabschnitte wären unterschlägt aber die nötigen Maßnahmen hin zu einer künftig Überlastungen des bestehenden Netzes zu erwar- klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft. Ein ambi- ten, sobald ein paralleler Stromkreis ausfällt – somit soll tioniertes Reduktionsziel für Treibhausgase bis 2050 auf das Vorhaben auch die Einhaltung der Sicherheitsvorkeh- mindestens minus 95 Prozent fehlt. Dies wäre eine Ziel- rungen (n-1 Kriterium) der Netzbetreiber gewährleisten größe, mit der Deutschland einen angemessenen Beitrag (Bestätigung der BNetzA NEP 2024). leisten könnte, um die globale Erwärmung zu begrenzen. Ohne eine schnelle Reduktion der Kohleverstromung wird Der zuständige Übertragungsnetzbetreiber TenneT TSO Deutschland nicht nur seine langfristigen Klimaschutzzie- GmbH geht in einem Projektsteckbrief von 2014 auf die le, sondern auch schon das nationale 2020-Ziel zur 40-pro- unterschiedlichen Aufgaben der zwei Vorhaben Stade –

zentigen CO2-Reduktion verfehlen. Landesbergen und SuedLink (eine der großen geplanten Gleichstromtrassen von Nord- nach Süddeutschland) ein. Die Begrenzung des Ausbaus der erneuerbaren Energien, Demnach soll Stade – Landesbergen die regionale Versor- wie die Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes 2016 gung und Netzstabilität sowie die dezentrale Sammlung es vorsieht, ist kontraproduktiv, da dadurch die Erreichung von Windstrom sicherstellen. Hingegen muss SuedLink den der Klimaziele verzögert wird. Wir werden noch deutlich überregionalen Nord-Süd-Transport durch ganz Deutsch- mehr naturverträgliche erneuerbare Energien brauchen, land von erneuerbaren Energien abdecken. denn diese müssen künftig auch den Energiebedarf in den Sektoren Wärme und Mobilität mit bedienen. Die po- Die Annahmen im Szenariorahmen 2030 der Übertragungs- litischen Weichenstellungen für den zügigen Einsatz von netzbetreiber, dass der Nettostromverbrauch in den kom- Speichertechnologien sind daher nötig, auch um den Netz- menden Jahren konstant bei 543 Terrawattstunden (TWh) ausbaubedarf zu verringern. bleibt oder in unterschiedlichem Maße zurückgeht, ist an- gesichts der Entwicklung der letzten Jahre plausibel. Sich Derzeit haben wir in Deutschland einen Umsetzungsstau gegenseitig aufhebende Energieeinsparungen und zuneh- bei den großen Trassen, die Strom aus dem Norden in den mende Verbräuche durch die angestrebte Sektorkopplung, Süden transportieren sollen. Den Stromnetzen fehlt es zu- also die vermehrte Wärmeerzeugung mit Strom und mehr nehmend an Übertragungskapazitäten. Gerade Windkraft- Elektromobilität, sind absehbar. Mit der Sektorkopplung anlagen im Norden müssen immer häufiger abgeschaltet ist gemäß den Szenarien des Klimaschutzszenarios 20501 werden. Stattdessen werden an Standorten südlich des ab dem Jahr 2030 mit einem erneut steigenden Stromver- Netzengpasses Kraftwerke auf Basis fossiler Brennstoffe brauch zu rechnen. zugeschaltet. Dieser sogenannte „Redispatch“ zur Ge- währleistung der Netzstabilität verursacht Kosten für die Aber auch das Klimaziel der Bundesregierung, welches

Verbraucher und unnötige CO2-Emissionen von etwa einer einen Rückgang des Bruttostromverbrauchs um zehn Pro- Million Tonnen jährlich, die das Klima belasten. zent bis 2020 gegenüber dem Basisjahr 2008 vorsieht, muss von den Netzbetreibern angemessen berücksichtigt werden, Bedarfsbetrachtung des Leitungsbauvor- da der Stromverbrauch selbst eine entscheidende Einfluss- habens größe für den Netzausbaubedarf darstellt. Für die künftige Das konkrete Leitungsbauvorhaben zur Netzverstärkung verstärkte Kopplung mit den Bereichen Wärmeversorgung zwischen Stade und Landesbergen soll die Übertragungs- oder Mobilität muss aus NABU-Sicht die Umnutzung von kapazität im Stromnetz vom Raum Hamburg/Elbmündung „überschüssigem“ Strom sowie die Zwischenspeicherung nach Süden bis Höhe Hannover erhöhen. Die Übertragungs- von nicht abtransportiertem Strom stärker vorangetrieben netzbetreiber (ÜNB) gehen davon aus, dass die Maßnahme und in die Stromnetzplanung einbezogen werden. mit der steigenden Rückspeisung von Strom aus erneu-

1 Öko-Institut/Fraunhofer ISI (2015): Klimaschutzszenario 2050. 2. Endbericht

2 3 2. Gesetzliche Grundlage

Das Vorhaben Stade – Sottrum – Wechold – Landesbergen Das Bundesbedarfsplangesetz als bundeshoheitliche ist durch das Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) unter der Rechtsvorgabe trifft keine Aussagen zu festen Tras- Nummer 7 als ein Ersatzneubauvorhaben im Drehstrom- senkorridoren oder konkreten Trassenverläufen. Die netz festgelegt. Im NEP ist es als Projekt 24 beziehungswei- Durchführung eines ROV schränkt auch die Flexibilität se Maßnahmen 71 bis 73 aufgelistet. Das Vorhaben betrifft der Alternativenprüfung nicht ein. Der NABU begrüßt, nur das Bundesland Niedersachsen und fällt daher nicht dass auch bei einem Ersatzneubauvorhaben verschiedene unter die Genehmigungshoheit der Bundesnetzagentur, Korridorvarianten geprüft werden. Denn Planungsverfah- welche im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) und Netzaus- ren müssen die Möglichkeit beinhalten, nachzujustieren, baubeschleunigungsgesetz (NABEG) geregelt ist. Statt einer besonders wenn es sich um den Ersatz eines Vorhabens aus Bundesfachplanung, die für länderübergreifende Netzaus- den 1970er Jahren handelt, bei dem sich die naturschutz- bauvorhaben durchgeführt wird, bleibt es bei einem her- rechtlichen Voraussetzungen (EU-Naturschutz, Bundesna- kömmlichen Raumordnungsverfahren (ROV) des Landes. turschutzgesetz etc.) und gesellschaftlichen Bedarfe heute Verantwortlicher Übertragungsnetzbetreiber ist die TenneT grundlegend verändert haben. Der NABU möchte daher TSO GmbH, die zuständigen Landesbehörden sind das Amt an die TenneT TSO GmbH und die zuständigen Behörden für regionale Landesentwicklung Lüneburg. appellieren, den Naturschutz und insbesondere den Vogel- schutz, der im Nordwesten Deutschlands viele kollisionsge- fährdete Vogelarten betrifft, gewissenhaft und umfänglich in den anstehenden Planungsstufen zu berücksichtigen und Rechtssicherheit zu schaffen.

4 5 3. Planungsstand

Die bestehende 220-kV-Höchstspannungsleitung zwischen Durch grundlegende Änderungen in den rechtlichen der Unterelbe und dem Großraum Hannover muss ersetzt Rahmenbedingungen und den Planungsfristen wur- und fünf Netzverknüpfungspunkte müssen umgerüstet de eine Verfahrensbeteiligung durch die Verbände oder neu gebaut (Wechold) werden. Während sich der nörd- sehr erschwert. Das Planungsresultat erscheint in lichste, zehn Kilometer lange Abschnitt zwischen Stade seiner Verbindlichkeit schwer absehbar. Die Raumwider- und Dollern bereits im Planfeststellungsverfahren befindet, standsanalyse inklusive der dazugehörigen Karten bezieht sollte für die übrigen Segmente zwischen den Umspannwer- sich bisher nur auf Freileitungen – dadurch kann aber ken (UW) Dollern, Sottrum, Wechold und Landesbergen das die jetzige Planung für Teilverkabelungsabschnitte nicht Raumordnungsverfahren im vierten Quartal 2016 eröffnet sorgfältig durchgeführt werden. Es entsteht der Eindruck, werden. Die Bewertung des NABU zur Vorhabenplanung dass nun ein als Freileitung geplantes Vorhaben in gleicher beschränkt sich daher auf diesen Teil. Trasse per Erdverkabelung realisiert werden kann. Es feh- len nachvollziehbare Prüfungen zur Umweltwirkung der Mit dem parlamentarischen Abstimmungsprozess zu Ände- Technik. Gerade die Frage Erdkabel oder Freileitung ist ent- rungen des Bundesbedarfsplangesetzes im Dezember 2015 scheidend für die Naturverträglichkeit und daher auch für wurde das Vorhaben 7 als eines der weiteren Erdkabel-Pi- die Trassenfindung. Nachvollziehbare Abwägungen, etwa lotvorhaben festgelegt. Für Pilotvorhaben zur Teilerdverka- ob kurze Erdkabel-Abschnitte Sinn machen, wenn dabei belung wurden weitergehende Kriterien für deren Einsatz Übergangsanlagen von Freileitung auf Erdkabel mit jeweils bestimmt. Nachdem ein informeller Beteiligungsprozess einem Hektar Flächenbedarf notwendig sind. Auch macht bereits seit 2014 lief und schon im März 2015 Scopingter- es einen Unterschied, ob die Verlegung als offener Graben mine stattfanden, stoppte die TenneT TSO GmbH aufgrund oder durch eine Dükerung erfolgt, wovon die TenneT TSO der gesetzlichen Änderungen die begonnene Planung und GmbH derzeit ausgeht. begann 2016 erneut mit dem Korridorsuchverfahren. Die zuständige Genehmigungsbehörde, das Amt für regionale Das betrachtete Vorhaben liegt im größeren Planungsraum Landesentwicklung Lüneburg, lud zu neuen Scopingtermi- für den Korridor C („SüdLink“), dass per Höchstspannungs- nen im März 2016 ein. gleichstromübertragung (HGÜ) Strom aus Nord- nach Süd- deutschland transportieren soll. Bisher gibt es keine Aus- sagen zu möglichen räumlichen Verknüpfungen zwischen beiden Vorhaben. Kumulative Bezüge zwischen den beiden Netzausbauvorhaben zu Umweltauswirkungen sollten her- gestellt werden.

Abschnitt Dollern – Sottrum – Wechold - Landesbergen 08.10.14 Bürgerinformationsmarkt in 09.10.14 Bürgerinformationsmarkt in Hoya 13.10.14 Bürgerinformationsmarkt in Brest 14.10.14 Bürgerinformationsmarkt in Langwedel 15.10.14 Bürgerinformationsmarkt in Sottrum 10/11.12.2014 Antragskonferenz in Verden 16.02.2015 Veröffentlichung des Untersuchungsrahmens 01. bis 03.03.2016 Fachgespräche in Zeven, Nienburg und Verden 09.03.2016 Wiederholte Antragskonferenz in Verden 21.04.2016 Veröffentlichung des ergänzten Untersuchungsrahmens 15.06.2016 Scopingtermin für die LK Stade und LK Rotenburg/Wümme 16.06.2016 Scopingtermin für die LK Verden, LK Nienburg und LK Diepholz 3. Quartal 2016 Erstellung der Antragsunterlagen für das ROV 4. Quartal 2016 geplante Eröffnung des ROV

2017

Geplante Inbetriebnahme aller 2015 2016 Abschnitte ab 2021 und bis 2023

2014 2015 2016 2017

Abb.: Verlauf des bisherigen Planungsverfahrens (Stand 12/2016)

4 5 4. Betroffene Schutzgüter

Vogelschutz derungen bewohnen, meiden Stromtrassen. Die hohen Mas- Vor allem Feuchtgebiete und Flussniederungen sind Ge- ten erzeugen durch ihre landschaftsuntypische, vertikale biete, in denen es zu überdurchschnittlich hohen Vogel- Struktur Meidungsbereiche auch für Gänse und andere verlusten an Stromleitungen kommt. Viele Vögel brüten Wiesenbrüter. Gleichzeitig stellen Höchstspannungsmasten und rasten hier. In Gebieten mit hoher Vogelkonzentration und -leitungen künstliche Ansitzmöglichkeiten für Greif- wurden in der Vergangenheit über 400 Kollisionsopfer pro und Krähenvögel dar, auch die extensiv genutzten Bereiche Leitungskilometer im Jahr nachgewiesen2. Auch Zug- und der Mastfundamente ziehen Füchse und andere Raub- Rastvögel, die sich in und entlang von Küstenlinien, Fluss- säuger auf der Suche nach Mäusen vor allem auf intensiv und Bergtälern bewegen, sind einem erhöhten Risiko aus- genutztem Ackerland an. Wiesenbrüter, die in der intensiv gesetzt, wenn sie in geringere Flughöhen kommen. Gerade genutzten Agrarlandschaft inzwischen fast ausnahmslos bei schlechtem Wetter oder in der Nacht erkennen die Vö- in ihren Beständen abnehmen, haben durch den erhöhten gel die Leiterseile zu spät und fliegen selbst bei ihren Aus- Prädationsdruck an Freileitungen noch weniger Chancen, weichmanövern in das noch dünnere Erdseil. Das Problem ihre Jungen erfolgreich großzuziehen. ist schon seit vielen Jahren bekannt und bereits seit den siebziger Jahren gibt es in den Niederlanden – und später In Wäldern müssen für den sicheren Stromtransport breite auch unter anderem in Deutschland – Versuche mit unter- Trassen von Bäumen frei gehalten werden. Unter Freilei- schiedlichen Vogelschutzmarkierungen, die Leitungen für tungen sind die Schneisen breiter als über Erdkabelanla- Vögel, auch bei Dunkelheit, besser sichtbar zu machen. gen, dafür dürfen dort in der Regel Gehölze bis zu einer bestimmten Wuchshöhe stehen bleiben, über Erdkabeln Zur Vermeidung von Vogelkollisionen an Freileitungen hingegen nicht. Im Nahbereich könnten Waldschneisen kommt es in erster Linie auf eine konfliktvermeidende für kleine Wirbeltiere und Insekten dichter Waldhabitate räumliche Steuerung bei der Planung und dem Bau von durch die Auflichtung und das sich dadurch verändernde neuen Leitungen an. So müssen EU-Vogelschutzgebiete Mikroklima und die Vegetation eine Barriere darstellen. und andere wichtige Schutzgebiete, in denen kollisions- Wärmeliebende Tierarten profitieren wiederum davon und gefährdete Vogelarten vorkommen, für den Freileitungs- siedeln sich an. Scheue Großvögel, wie Schwarzstorch und neubau möglichst von vornherein ausgeschlossen werden. Schreiadler, die unzerschnittene Waldbereiche benötigen, Durch den Einsatz von Erdkabeln bestehen Möglichkei- können durch neue Leitungsschneisen ihren Lebensraum ten, Vogelkollisionen vor Ort gänzlich zu vermeiden. verlieren. Die Fernwirkung der Schneisen und der hohen Zur Verringerung des Kollisionsrisikos gehören neben Masten ist im Offenland und auf Höhenzügen besonders Vogelschutzmarkierungen auch optimierte Mast- und Lei- groß und schmälert das Landschaftserleben für den Men- tungskonfigurationen – in Offenlandschaften etwa durch schen. niedrigere Masten, die die Leitungen auf einer Ebene füh- ren. Die Leiterseile liegen parallel und sind so beim seit- Der konkrete Bauprozess von Freileitungsmasten und Erd- lichen Anflug besser sichtbar, der vertikale Risikobereich kabeln bedeutet Flächenentzug für Lebensräume durch die verkleinert sich. Eine Veröffentlichung des Verbands der Anlage und die notwendige Baulogistik. Vor allem bei Erd- Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) gibt kabeln ist der Eingriff in Boden, Grundwasser und Biotope Empfehlungen, in welchen Gebieten, für welche Arten und erheblich. Geschützte Habitate oder FFH-Lebensraumtypen in welchen Abständen Vogelschutzmarkierungen anzubrin- sollten daher stets umgangen, unterdükert oder im Härte- gen sind sowie Hinweise zu ihrer Prüfung und Montage. Bei fall überspannt werden. den anstehenden Netzausbauvorhaben ist ein einheitlicher, hoher Standard besonders wichtig, damit Netzbetreiber Menschliche Gesundheit und Genehmigungsbehörden in den notwendigen Einzel- Hoher Informationsbedarf besteht vor allem zu Risiken fallprüfungen zu validen und vergleichbaren Entscheidung und Schutzkonzepten hinsichtlich elektromagnetischer kommen. Felder, denn Anwohner und Erholungssuchende befürch- ten gesundheitliche Risiken. Anders als Freileitungen Lebensraum- und Habitatschutz bringen Erdkabel-Systeme keine elektrischen Felder mit Freileitungstrassen beeinträchtigen sowohl das Land- sich. Magnetische Felder sind im direkten Nahbereich von schaftsbild als auch die Lebensräume von Tieren und Drehstromkabeln jedoch stärker als bei Freileitungen. Eine Pflanzen. In offenen Landschaften bringen Freileitungen transparente Bewertung muss spätestens im Planfeststel- Beeinträchtigungen für Offenlandarten mit sich. Vögel wie lungsverfahren erfolgen. Kiebitz oder Feldlerche, die baumloses Grünland und Nie-

2 Untersuchung Hörschelmann 1988, Quelle: BfN (2009): Naturschutzfachliche Analyse von küstennahen Stromleitungen, FuE-Vorhaben FKZ 80682070, Endbericht

6 7 5. Bewertung der Korridoralternativen

5.1 Hinweise zu Schutzgebieten und Natura 2000

Fehlende Verordnungen für die FFH- und Vogelschutzge- europäischen Naturschutz und seinem Hauptinstrument, biete, wie sie die EU-Richtlinie fordert, erschweren den dem Natura-2000-Netzwerk, entsprochen. EU-Vogelschutz- vorhabenbezogenen Schutz der Gebiete. Diese müssten und FFH-Gebiete wurden an und Aller ausgewiesen. bei verschiedensten Planungen berücksichtigt werden. Dort bereits bestehende Freileitungen sind ein Hindernis Ein laufender Rechtsfall bezüglich eines Autobahnprojekts für die Brut- und Rastvögel beim permanenten Wechsel behandelt das Problem, dass in einem faktischen Vogel- zwischen verschiedenen Brut-, Rast- und Nahrungsberei- schutz-Gebiet keine Veränderungen vorgenommen wer- chen. Die Niederungsgrünlander stehen als Lebensräume den dürfen. Auch vor dem Hintergrund des Netzausbaus sowohl mit den in Betrieb befindlichen Abbaugewässern, könnte in einem entsprechenden Fall keine Ausnahme als auch der Weser an sich und den zwei Feuchtgebieten erteilt werden. Diese wäre allerdings notwendig, da für ein internationaler Bedeutung gemäß der Ramsar-Konvention Leitungsbauvorhaben eine UVP durchgeführt werden muss. – dem Steinhuder Meer und der Diepholzer Moorniederung Wenn Gebiete bereits an die EU gemeldet wurden, aller- – im funktionalen Zusammenhang. dings keine Verordnung zur detaillierten Beschreibung der Schutzzwecke und -ziele besteht, müssten Planer dennoch Die beim Freileitungsbau besonders zu berücksichtigenden überlegen, in welcher Art und Weise das Vorhaben auf die Rastvogelgebiete decken sich im Wesentlichen mit der We- Gebiete wirkt und welche Maßnahmen zur Umsetzung des seraue und sind zum Teil als EU-Vogelschutzgebiete ausge- Schutzzwecks notwendig sind bzw. unter welchen Voraus- wiesen. Eine östliche Trassenvariante von Höhe setzungen eine etwaige Befreiung des Vorhabens möglich bis Landesbergen würde durch das EU-VSG „Wesertalaue ist. Die fehlende Umsetzung von Natura 2000 in Nieder- bei Landesbergen“ führen. Damit wären Gänserastplätze sachsen erschwert die Umweltplanung bei Netzentwick- und Rastgebiete anderer sehr kollisionsgefährdeter Vogel- lungsprojekten. arten wie Sing- und Zwergschwan betroffen. Außerdem würden geschlossene Waldgebiete gequert. Diese Variante An der Weser gibt es Vorkommen einiger seltener Arten soll laut der Verbändevertreter daher von der Planung aus- und Lebensräume und sie ist eine wichtige Vogelzug-Leitli- geschlossen werden, was mit Stand Februar 2017 voraus- nie. Dem Schutz von Vögeln entlang der Weser wird über sichtlich auch vom Vorhabenträger aufgegriffen wurde. verschiedene nationale Naturschutzinstrumente sowie dem

6 7 Name Typ Code Konflikt Betroffene Schutzgüter Alhuser Ahe NSG 81262 Entfernung zu östlicher Trassenvariante strukturreicher Hartholzauenwald mit von ca. 1 km, daher kein direkter Konflikt Rotmilan-Brutvorkommen im NSG Aller (mit Barn- FFH-Gebiet 3021-331 Naturnahe Flussniederungen mit vielfälti- 22 LRT unterschiedlichster Landschaftsty- bruch), untere gem Biotopmosaik trockener und feuchter pen, Vorkommen von mehreren geschütz- Leine, untere Oker Standorte wird von den zwei östlichen ten Fledermaus- und gewässergebundenen Korridorvarianten gequert. Tier- und Pflanzenarten Borsteler Moor NSG 162513 Bestandstrasse und westliche Variante NSG ist Teil der Diepholzer Moorniederung, verlaufen in ca. 1,5 km Entfernung zum einem der drei wichtigsten Kranichrastplät- Schutzgebiet ze Deutschlands (mehr als 80.000 Vögel, Stand Nov. 2016)3 Domäne Stolze- NSG 162775 Siehe VSG 3420-401 und FFH-Gebiet 3319- Hoch bis mittel kollisionsgefährdete Vo- nau/Leese 332 gelarten See- u. Fischadler, Möwen und Flussseeschwalben, Gänsesäger; Vorkom- men v. Teichfledermaus; das gesamte NSG dient dem Prozessschutz Teichfledermaus- FFH-Gebiet 3319-332 Querung geschützter Bereiche der Weser 5 Gewässer- oder Wald-LRT und Lebens- Gewässer im mit naturnahen Altwässern und Bagger- raum der Teichfledermaus Raum Nienburg seen Untere Allernie- EU-VSG 3222-401 Alle Trassenvarianten queren die Aller und Hoch oder sehr hoch kollisionsgefährdete derung die zwei östlichen Varianten das VSG mit Vogelarten im VSG, darunter Weiß- und seinem offenen Grünland, Flutmulden, Schwarzstorch, Zwerg- und Singschwan, Altarmen, Röhrichten und Auwaldresten Wachtelkönig, Tüpfelsumpfhuhn Wellier Schleife/ NSG 166239 Altarmschleife der Weser; siehe VSG 3420- Bedeutendes Rast- und Überwinterungsge- Staustufe Landes- 401 und FFH-Gebiet 3319-332 biet für nordische Wat- und Wasservögel bergen Wesertalaue bei EU-VSG 3420-401 Alle Trassenvarianten queren Über- Hoch oder sehr hoch kollisionsgefährdete Landesbergen schwemmungsbereiche der Weser im Vogelarten im VSG, darunter Weißstorch Vogelschutzgebiet oder Abbaugewässer sowie Zwerg- und Singschwan, Goldregen- zwischen dem nördlichen und südlichen pfeifer, Kiebitz, 9 Entenarten und nordische VSG-Teil Gänse als Rastvögel Wiedesee NSG 166286 Naturnahes Alt-Abbaugewässer Hoch oder sehr hoch kollisionsgefährdete Vogelarten, darunter Weißstorch, Zwerg- und Singschwan und Fischadler; weiterhin Entenarten, nordische Gänse und Höcker- schwan als Rastvögel und Kormorankolonie

Am südlichen Ende des geplanten Vorhabens befindet sich ßen Moors an der Bestandtrasse. Die neue Trasse soll mit bei Landesbergen ein Kiesabbau-Gebiet im Nassabbau. Das Stand Januar 2017 im Abschnitt Wechold – Landesbergen Abbaugebiet liegt zwischen den beiden Teilgebieten des bei (Mainschhorn) noch näher an diesem NSG oben genannten VSG, ist teilweise renaturiert und dient entlang geführt werden. Die geplante Erdverkabelung wird dem Prozessschutz. Die geplante Variante quert das Kies- in diesem Bereich viel zu früh beendet. Würde die Erdver- abbaugebiet. Dadurch wird mehr Aue überspannt und es kabelung bis zur Querung der Großen Aue oder zumindest entsteht aufgrund der in unmittelbarer Nähe befindlichen bis hinter Deblinghausen reichen, wäre die Konfliktlage großen Wasserflächen eine höhere Anfluggefahr für was- weitestgehend entschärft. Der NABU möchte darauf hin- sergebundene Arten. Zum anderen handelt es sich um zum weisen, dass bereits im Zuge der vom NABU Niedersachsen Teil bereits festgelegte Kompensationsflächen (Vogelschutz- geführten Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht gegen bereiche, die für Rastvögel optimal bewirtschaftet werden) den im März 2016 ergangenen Planfeststellungsbeschluss für den aktiven Kiesabbau in räumlicher Nähe. Der Ziel- für die geplante 380kV-Freileitung Ganderkesee – St. Hülfe zustand der Kompensationsflächen ist bei der Planung zu (EnLAG-Vorhaben 02), die Annäherung an das Vogelschutz- berücksichtigen. gebiet das maßgebliche Argument gegen die Freileitungs- und für eine Erdkabelplanung darstellte. Einen weiteren großen Konfliktbereich stellt die östliche Diepholzer Moorniederung in ca. 1,5 Kilometer Entfernung Ein weiterer Trassenvorschlag ist konfliktreich. Die als dar, die sich insgesamt zum wichtigsten Kranich-Rastplatz FFH-Gebiet geschützte Wümme soll im Abschnitt Sot- im westlichen Norddeutschland entwickelt hat. In den Be- trum-Wechold südlich von Hassendorf an einer bisher reich der Moorniederung fallen auch die Naturschutzgebie- intakten Stelle neu gequert werden. Diese neue Trassenvari- te Siedener Moor und das Borsteler Moor als Teil des Gro- ante lehnt der NABU daher ab.

3 Kranichmonitoring BUND 2016, URL http://www.bund-dhm.de/01_htm/204_aktuell.htm, Stand 02.12.2016

8 9 5.2 Hinweise zu Konfliktpunkten beim Artenschutz

Zug- und Rastvögel Brutvögel Der gesamte Weserverlauf ist eine Vogelzug-Leitlinie. Die Als wesentliche vorhabenrelevante und geschützte Art ist Nord-Süd-Ausrichtung der geplanten Trasse bedeutet gene- der Weißstorch hervorzuheben, von dem besonders im rell einen Verlauf längs zur Weseraue und nicht zwangsläu- Bereich der unteren Aller und Wesermündung mehrere fig eine Barriere für ziehende Vögel. Da es hier besonders Brutpaare vorkommen. Die Art wird als sehr kollisions- im Frühjahr und Herbst zu größeren Akkumulationen gefährdet eingestuft (Bernotat & Dierschke 2016). Die in von Zug- und Rastvögeln kommt, stellt die Freileitung Niedersachsen sehr seltenen Vorkommen des Fischadlers dennoch ein erhebliches Kollisionsrisiko dar. Dies wird müssen ebenfalls beim Freileitungsbau geschützt werden. dadurch gesteigert, dass es in diesen Niederungslagen im 2016 gelangen hier vier Brutzeitbeobachtungen bzw. Revier- niederschlagsreichen Nordwesten häufig zu Nebellagen und nachweise im Bereich Steinhuder Meer, im Bereich der We- anderen sichteinschränkenden Witterungsbedingungen ser jeweils eins auf einer Nisthilfe im NSG Wiedesee und bei für die Vögel kommt. Kraniche, Sing- und Höckerschwäne, Liebenau. Eine Brut auch in den Folgejahren ist stark anzu- nordische Gänse und Limikolen sind hier besonders her- nehmen. Der Seeadler besetzte 2016 zwei Reviere am Ste- vorzuheben. Es sollten daher besonders zu Querungen der inhuder Meer, eins an der Aller bei Barnstedt und eins im Weserauen räumliche Alternativen geprüft werden, die dem Bereich Ekelmoor bei Sittensen. Konkrete Informationen zu Vogelschutz am besten gerecht werden. Bei unvermeidba- den Brutvorkommen der beiden planungsrelevanten Adler- ren Querungen der Weseraue stellt die Teilverkabelung eine arten mit großräumigen Revieren wurden in einem eigenen zu prüfende Alternative dar. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wass- Freileitungen, die die Weserniederung überspannen, sind erwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) veröffent- vor allem wegen der Limikolen-, Schwan- und Weiß- licht (s. Kap. 6). Im östlichen Untersuchungsraum zwischen storch-Vorkommen, die aufgrund ihres Flugverhaltens Dollern und Sottrum im Bereich der Oste und dem VSG von möglichen Kollisionsrisiken besonders betroffen sind, Moore bei Sittensen gibt es bedeutsame Bestände der sehr kritisch einzustufen. Die für den europäischen Kranichzug gefährdeten Arten Großer Brachvogel, Uferschnepfe und bedeutsame, aber zunehmend auch für die Brutpopulati- Bekassine, die mit einzelnen Paaren jedoch auch im Be- on an Bedeutung gewinnende Diepholzer Moorniederung standstrassenbereich zu untersuchen wären. Zwischen Pen- muss zum Schutz dieser Art in einem Abstand von 10 km nigsehl und sowie zwischen und Marklo- umgangen werden (VDE 2014). Auf die Gefährdung des Kra- he leben Uhus, deren Brutstätten dort in Sandabbaustätten nichs wurde im Rahmen der Klage des NABU Niedersachsen und einem Militärgebiet liegen, und die ansonsten in der gegen den Planfeststellungsbeschluss zum EnLAG-Vorhaben Region kaum vorkommen. Die Industrie-Verwertungs-Ge- 02 bereits ausdrücklich hingewiesen. Eine Erdverkabelung sellschaft verwaltet hier Munitionsaltlasten. Es handelt sich muss in Bereichen mit Moorböden als Alternative jedoch generell um ein wertvolles Gebiet, da kaum Nutzung statt- kritisch angesehen werden, da sie besonders drainagege- findet. Wie der Uhu wird auch der Rotmilan im Einzelfall fährdet sind und seltene Biotope beherbergen. Ausreichen- als mittel kollisionsgefährdet eingestuft. Ein Brutnachweis de Abstände sind deshalb einzuhalten. der Art im nahen NSG Alhuser Ahe muss berücksichtigt werden. Die Kiesabbaugebiete bei Landesbergen dienen als Jagdgebiet von Seeadler und Fischadler, als Rastgebiet für nordische Gänse und Schwäne und beherbergen Brutkolo- nien von Graureiher und Kormoran. Auf der Gesamtstrecke des Abschnitts bis zum UW Landesbergen sind Erdkabel zur Umgehung der meisten Konfliktpunkte angebracht.

Hervorzuhebende planungsrelevante Art Mortalitätsgefährdung durch Leitungskollision nach Bernotat & Dierschke 2015 Kranich, Weißstorch, Großer Brachvogel, Sehr hohe Gefährdung (i.d.R./ schon bei geringem konstellationsspez. Risiko planungs- Uferschnepfe, Bekassine und verbotsrelevant) Fischadler, Seeadler Hohe Gefährdung (i.d.R./ schon bei mittlerem konstellationsspez. Risiko planungs- und verbotsrelevant) Graureiher (Brutkolonie), Rotmilan, Uhu Mittlere Gefährdung (im Einzelfall bei mind. hohem konstellationsspez. Risiko planungs- und verbotsrelevant) Kormoran (Brutkolonie) Geringe Gefährdung (i.d.R. nicht/ nur bei sehr hohem konstellationsspez. Risiko planungs- und verbotsrelevant

Diese Liste enthält nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und soll als ergänzender Hinweis zur notwendigen artenschutzrechtlichen Berücksichtigung verstanden werden.

8 9 5.3 Hinweise zu Konfliktpunkten für Landschaft und Erholung

Der Vorzugskorridor und seine Alternativen verlaufen werden. Die bisher unverstellte Landschaft zwischen Has- durch kaum reliefiertes Gelände, wie es für die Norddeut- sendorf und Waffensen würde außerdem zerschnitten wer- sche Tiefebene typisch ist. Die Freileitungsmasten sind den. Das Landschaftsbild an der Ortseinfahrt nach Sottrum bereits heute in den überwiegenden Offenlandbereichen würde durch die neuen Masten zusätzlich beeinträchtigt. weithin sichtbar und prägen das Landschaftsbild. Besonders Eine weitere Verschlechterung ist dort jedoch kaum akzep- viele Landschaftsschutzgebiete (LSG) liegen im Abschnitt tabel. Wechold – Landesbergen südlich von Bücken und . Auch das Wesertal bei Baden und die Wümmeniederung im Aus Gründen des Landschaftsbildschutzes sollte die östli- Abschnitt Sottrum – Wechold sind direkt vom Leitungsbau che Trassenvariante von Höhe Marklohe bis Landesbergen betroffen. Im Zuge des Ersatzneubaus muss mindestens in im südlichen Abschnitt von der Planung ausgeschlossen den Landschaftsschutzgebieten und an kulturhistorisch werden, da sie durch ein geschlossenes Waldgebiet führt. bedeutsamen Orten die Erhöhung der neuen Masten kri- Der Naturpark Steinhuder Meer liegt 3,7 km südöstlich der tisch überprüft werden. Im Abschnitt Sottrum-Hellwege möglichen Neubautrasse. Er ist durch sein geringes Relief verlässt die geplante Leitung die Bestandstrasse nach Osten durch die Fernwirkung der Trasse sicher maximal punktu- und wird dadurch erheblich länger als die derzeitige Lei- ell beeinträchtigt, mögliche Auswirkungen sollten jedoch in tung. Die für den Tourismus und die Naherholung wichtige der UVP geprüft werden. Wümme soll nun an einer bisher intakten Stelle überquert

5.4 Hinweise zu Erdkabelabschnitten

Aufgrund der gewässergeprägten Habitate und Böden in um Übergangsanlagen einzusparen, wäre die naturverträg- und entlang der Weseraue ist eine Umgehung sensibler lichste Lösung. Es werden darüber hinaus an zwei weiteren Bereiche einer Teilerdverkabelung im Auenbereich vorzu- Punkten Teilverkabelungsabschnitte gefordert. Zum einen ziehen. Wenn die Leitung unterirdisch verlegt würde, sollte im Bereich um Mainschhorn bzw. östlich vom Sieden-Bor- dies nur als Düker und nicht im offenen Graben realisiert steler-Moor. Die zu ersetzende Bestandstrasse, die schon werden bzw. unter strenger ökologischer Baubegleitung heute zu nah an die Moorbereiche reicht, wird nicht mehr erfolgen. Wie auch an der Weser bestehen erhebliche Kon- bebaut werden können, da sie die Siedlung quert. Damit flikte mit dem Vogelschutz an den Kiesabbau-Gebieten bei würden die weiter westlich gelegenen Moorgebiete mit Landesbergen. Eine Erdverkabelung, die ggf. bis zum dor- Kranich-Rastplätzen in den Fokus rücken. Um hier die Kol- tigen Umspannwerk und Endpunkt des Vorhabens reicht, lisionsgefahr zu senken, ist die Erdverkabelung notwendig.

10 11 6. Hinweise zu verfügbaren Daten und Datenerfassung

Im Rahmen der Raumordnung oder Bundesfachplanung, Der NABU empfiehlt, vorhandene Erfassungsdaten zur in der ein Trassenkorridor gefunden werden soll, ist die Kiesabbau-Planung an der Weser für die Vorhabenplanung Berücksichtigung und Verwendung von vorhandenen Da- heranzuziehen. Kiesabbau-Daten sind theoretisch über die ten vorgesehen. Erst im Planfeststellungsverfahren sind Landkreise zu beziehen, aber ggf. unter Verschluss. Natur- im Trassenbereich Kartierungen standard. Jedoch sind vor schutzbehörden, die entsprechende Daten haben, müssten allem in den EU-Vogelschutz- und FFH-Gebieten, die nicht auch einbezogen werden. Von den Landkreisen sollten auch umgangen werden können, intensive und weiträumige Daten der Wasserverbände für die Netzausbau-Planung Untersuchungen schon auf vorgelagerter Ebene vorzuneh- angefragt werden. Für zusätzliche Informationen können men. Dafür stellt die Empfehlung des FNN im VDE (s.u.) auch die Naturschutzverbände separat befragt werden. eine gute Grundlage dar. Es werden Klassifizierungen von Konkret soll außerdem auf folgende Quellen verwiesen Räumen und Arten vorgenommen, die mit dem Freilei- werden: tungsbau unverträglich sind. Dazu gehören unter anderem Kranichrastplätze mit regelmäßig mehr als 10.000 Tieren. • AAN/NLWKN (2016): Bericht der Arbeitsgemeinschaft Hier wird ein Puffer von zehn Kilometern empfohlen. Dar- Adlerschutz in Niedersachsen über den Brutverlauf bei unter fallen sowohl EU-VSG, die für brütende oder rastende See- und Fischadler im Jahr 2016 Wasservögel und Limikolen ausgewiesen wurden, als auch Brutkolonien. • Schutzzwecke der direkt betroffenen und angrenzenden Schutzgebiete Der NABU fordert punktuelle Geländeerfassungen bereits in einem frühen Planungsstadium, da spät angesetzte • Bernotat, D. & Dierschke, V. (2016): Übergeordnete Krite- Vogelkartierungen von nur einem Jahr viel zu kurz und rien zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im daher in den Folgejahren fortzuführen sind. Eine Saison- Rahmen von Projekten und Eingriffen, 3. Fassung, Stand kartierung wird bei weitem nicht ausreichen, um das 20.09.2016, 463 Seiten gesamte Artenspektrum nachhaltig zu erfassen und eine repräsentative Bewertung zu erhalten. Einige wichtige zu • VDE (2014): FNN-Hinweis – Vogelschutzmarkierung an berücksichtigende Faktoren diesbezüglich sind z.B. jährlich Hoch- und Höchstspannungsfreileitungen (mit Einord- unterschiedliche klima- und wetterbedingte Situationen nung gemäß der vorhabenspezifischen Mortalitätsge- sowie die wechselnde landwirtschaftliche Nutzung (Frucht- fährdung vorkommender Vogelarten) folge) der Flächen. • ADEBAR-Atlasdaten des DDA bzw. Atlas der Brutvögel in Naturschutzfachliche Daten liegen vor, sind aber oft nicht Niedersachsen und 2005-2008 (NLWKN 2014) aktuell. Die Schutzgebiete unterliegen dem Landkreis und für FFH-Gebiete gibt es bisher in ganz Niedersachsen wohl • Meldedatenbank Ornitho.de des Dachverbands Deut- keine Management-Pläne. scher Avifaunisten (DDA)

10 11 7. Vermeidung und Verminderung

Ziel der Planung sollte der naturverträglichste Leitungsver- mäßig mit einem Donaumastmodell. Einebenenmasten lauf der gesamten Strecke sein, auch wenn der Leitungsbau haben jedoch gegenüber Donaumasten eine geringere Höhe grundsätzlich eine Verschlechterung für die Umwelt dar- und geringere Fernwirkung. Schneisen können jedoch stellt. Nach geltendem Recht (BNatSchG und UVPG) müssen schmaler gehalten werden, wenn schlankere (aber dafür Eingriffe in Natur und Landschaft so weit wie möglich ver- höhere) Masten in kürzeren Abständen zueinander gestellt mieden und vermindert und die verbleibenden Beeinträch- werden. Das seitliche Ausschwingen der äußeren Leiterseile tigungen kompensiert werden. Zu prüfende Vermeidungs- ist geringer, somit kann eine Aufweitung der Trasse ggf. maßnahmen stellen in erster Linie die Erdverkabelung, verhindert werden. Dies ist bei Waldquerungen von Vorteil, die Mitnahme bestehender Leitungen sowie konfliktarme da so der nötige Holzeinschlag reduziert wird. In der Regel Alternativen für einen konkreten Standort dar (z.B. durch sollten zur Verminderung des Risikos von Vogelkollisionen Bündelung). Diese Aspekte müssen bereits im Rahmen der Einebenenmasten errichtet werden. Sie sind grundsätzlich Antragstellung zum ROV und in der weiteren Planung be- niedriger und die horizontale Parallelität der Leiterseile wertet werden. Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen reduziert den vertikalen Risikobereich für Vögel. Zudem von Vögeln wären Erdkabel die bevorzugte Variante. Sie wird die Sichtbarkeit der Leitungen für Vögel erhöht. Ein entlasten ebenfalls das Wohnumfeld von Menschen und Wechsel zwischen Donau- und Einebenenmast ist demnach die Beeinträchtigung der Landschaft. in Abhängigkeit der Umgebung zu prüfen. In Bereichen, wo eine Erdverkabelung nicht möglich ist und keine Wäl- Vermeidung durch Erdkabel der gequert werden, ist der Einebenenmast aus NABU-Sicht Die in der Analyse für die Teilverkabelung von den beauf- grundsätzlich zu bevorzugen. Auch den Einsatz von neuar- tragten Planern ermittelten Abschnitte mit auslösenden tigen und gedrungenen Kompaktmastsystemen unterstützt Gründen für Teilverkabelung treffen zu 75 Prozent wegen der NABU. Unterschreitung von Mindestabständen zum Siedlungsbe- reich zu und nur zu 25 Prozent aus legitimen Naturschutz- Vogelschutzmarkierungen an Freileitungen gründen, die außerdem nur möglicherweise erfüllt sind. Lediglich als Verminderungsmaßnahmen können Vogel- Dieses Verhältnis erscheint aufgrund der dargestellten schutzmarkierungen, die am Erdseil von Freileitungen naturschutzfachlichen Konfliktbereiche nicht dem Bedarf angebracht werden, im Rahmen des Planungsverfahrens entsprechend. Der Mehrkostenfaktor wäre in der hiesigen gewertet werden. Vogelkollisionen werden dadurch nicht Flachlandregion vergleichsweise gering. Einige wenige vollständig verhindert. Aufgrund des hohen Aufkommens Erdkabelprojekte genießen seit 2009 einen „Pilot“-Status. an Rastvögeln sowie einiger kollisionsgefährdeter und ge- Erdverkabelungen sind bei der Realisierung noch immer schützter Brutvogelarten werden sie über weite Strecken mit einem breiten Baukorridor verbunden. Die von der nötig sein, insbesondere aber im Gebiet der Weser-Aue, TenneT TSO GmbH veranschlagte Trassenbreite von 25 wenn eine Erdverkabelung und konfliktärmere Trassenver- Metern verbindet sich mit der verbandlichen Forderung, läufe unmöglich sind. Der NABU fordert dann die Anbrin- die Bautrasse nur auf einer Seite anzulegen und bereits gung schwarz-weißer und beweglicher Markierungen mit wieder zugeschüttete Flächen als Zuwegung zu nutzen. Die nachweislich hoher Wirksamkeit, wie sie im FNN-Hinweis Unterdükerung von Hindernissen ist ebenfalls vorgesehen, (VDE 2014), Kapitel 5, beschrieben werden und von der was der NABU begrüßt. Landesarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und dem NABU empfohlen werden. Marker sind in hoher Dich- Erdkabel haben auch Nachteile: Es gibt eine Flächenknapp- te anzubringen oder an Hotspots von Vogelbewegungen, heit für Übergangsanlagen, die einen größeren Rauman- etwa bei Gewässerquerungen, nicht nur auf das Erdseil zu spruch und damit einen „doppelten“ Kompensationsbedarf beschränken. haben. Die TenneT TSO GmbH geht von maximal einem Kelvin Temperaturerhöhung im Bodenbereich aus, höhe- Realisierung nach Planfeststellung re Erwärmungen sind jedoch denkbar. Eine bodenfach- Zur Verminderung des Eingriffs in der späteren Reali- kundliche Begleitung wurde anfangs nicht für notwendig sierungsphase sollte – wo immer möglich – „vor Kopf“ erachtet, ist auf Anregung aus Fachgesprächen nun aber gearbeitet werden. Das heißt für die Baulogistik, den Tras- vorgesehen. Gehölzfreie Trassen in Wäldern können ein senbereich vor dem aktuellen Baubereich zu nutzen, an- erheblicher Eingriff sein, der mit einer Umgehung des Wal- statt Flächen daneben zu beanspruchen.. So werden breite des abgewogen werden muss. Schneisen und ein temporärer Flächenverbrauch so gering wie möglich gehalten. Beim Freimachen des Baufeldes so- Bauweise von Freileitungsmasten wie der Errichtung der Leitung in sensiblen Abschnitten Die notwendige Erhöhung der Übertragungskapazität der ist die Phänologie aller im Korridor vorkommenden und Stromleitung soll überwiegend mithilfe einer Freileitung brütenden Vögel und Fledermäuse sowie aller Blühpflan- realisiert werden. Die TenneT TSO GmbH plant standard- zen zu beachten. Das heißt: Bestimmte Maßnahmen in

12 13 bestimmten Teilabschnitten dürfen nur zu genau festge- Bauzeitenregelung erfordert, die durch eine ökologische legten Zeiten ausgeführt werden, was eine entsprechende Baubegleitung zu überwachen ist.

8. Kompensation

Für Kompensationsleistungen ist es notwendig, angemes- auch die Nachrüstung von 110-, 220- und 380-kV-Bestand- sene Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu definieren. strassen in nahegelegenen, vogelsensiblen Gebieten mit Kleinflächige A+E-Maßnahmen werden seitens des NABU wirkungsvollen Vogelschutzmarkierungen gelten. Relevan- als nicht sinnvoll eingeschätzt, da nach Auslaufen der be- te Gebiete sollten mit den Naturschutzbehörden und den hördlichen Auflagen deren Erhaltung wegfällt. Zweckmäßi- Naturschutzverbänden identifiziert werden. Flächenmaß- ge Bemühungen sollten in die Richtung gehen, großflächi- nahmen zur Förderung von Groß-, Wat- und Wasservögeln gere und zusammenhängende Bereiche dem Naturschutz müssten sich außerhalb der Trasse befinden und so ange- zuzuführen. Daher sollte dem pauschalen Widerstand legt werden, dass sich Nahrungs- und Schlafhabitate auf gegen Abgabe landwirtschaftlicher Flächen für Ausgleichs- derselben Seite der Trasse befinden, so dass die Tiere nicht flächen nicht nachgegeben werden. Generelle Optionen täglich die Leitung überqueren müssen. Zur Beseitigung bestehen im Flächenkauf zur langfristigen Sicherung für konkreter Schäden direkt in einem Schutzgebiet sollten den Naturschutz. Es gehören jedoch auch großflächige Maßnahmen von den Naturschutzbehörden vorgegeben Naturschutzprojekte in Kooperation mit den Flächeneigen- werden, zu denen die Naturschutzverbände optimalerweise tümern und -nutzern dazu. So wäre eine Biotopvernetzung zu konsultieren wären. über die Trasse denkbar. Die Nutzung der Trassen wäre für Agrar-Umweltmaßnahmen zu erwägen, zum Beispiel Konkrete Kompensationsmöglichkeiten bestehen in diesen über Wildblumenwiesen, die nur im Juli gemäht werden. Bereichen: Ein ökologisches Schneisenmanagement im Wald ist zwar grundsätzlich kein voll anzurechnender Ausgleich für den • Bei Döhrenkamp: weitere Vernetzung des Waldes, Bio- Eingriff beim Neubau, kann in Bezug auf den Ersatz einer topvernetzung bestehenden Trasse jedoch positiv bewertet und vom NABU unterstützt werden. • Bei Landesbergen: weiterer Rückbau der Freileitungen der alten Trasse Eine Entlastung des Flugraums für Vögel kann erreicht werden, wenn möglichst im räumlichen Umfeld alte Lei- • Bei : nachhaltige Entwicklung der großen tungen zurückgebaut werden. Dies könnte als Ausgleich Marsch zum Rastvogel-Gebiet von Gänsen und Schwänen für Vogelschutz- und Landschaftsbildbeeinträchtigungen anerkannt werden. Als weitere Ausgleichsmaßnahme kann • Renaturierung von Fließgewässern um die Weser

12 13 9. Bewertung der Akteurslandschaft

Der NABU erkennt an, dass der Leitungsausbau Gegenstand Insbesondere für Diskussionen mit Bürgerinitiativen ist die einer Abwägung verschiedener Interessen ist. Diese Abwä- Vermittlung von tiefergehendem technischen Fachwissen gung muss aus Verbandssicht transparent, nachvollziehbar wichtig. Erdkabel-Optionen führen zu Konflikten zwischen und ergebnisoffen erfolgen. Außerdem dient die Versor- Naturschutz und Anwohnern, denn diese stellen auch un- gungssicherheit durch den Leitungsbau in erster Linie wirt- terschiedliche Ansprüche an die Verlegeweise. So möchte schaftlichen und kommunalen Zielen, während Natur und eine neue Bürgerinitiative ein Leitungskabel unterirdisch Umwelt davon meist nicht profitieren. Eine Bürgerinitiati- durch die Weser-Aue verlegen lassen, dies wäre aus Natur- ve hat eine zusätzliche Korridorvariante mit einem hohen schutz-Sicht aufgrund der hydrologischen Verhältnisse der Erdkabel-Anteil vorgeschlagen, die von der Unteren Natur- Aue nur unter strengen naturschutzfachlichen und gewäs- schutzbehörde bereits als kritisch eingestuft wurde und serökologischen Auflagen oder als horizontale Bohrung eine geringe Realisierungs-Chance haben dürfte. Mit dieser möglich, Übergangsanlagen wären dennoch notwendig. Option würden zwar Konflikte mit der Bevölkerung in den Unterschiedliche Vorstellungen zur Technik dürfen nicht Siedlungsbereichen verringert werden, aber große Konflik- dazu führen, dass am Ende die falsche Technologie am te mit dem Naturschutz wären vorprogrammiert. Die Vari- falschen Ort zum Einsatz kommt. ante wäre zudem technisch aufwendiger und teurer.

10. Bewertung der Beteiligungsmöglichkeiten

In Bezug auf das betrachtete Vorhaben wurden überwie- Netzbetreiber vermisst. Es entsteht der Eindruck, dass eine gend schlechte Erfahrungen im Partizipationsprozess Beteiligung der Öffentlichkeit für die TenneT TSO GmbH gemacht. Gründe sind die Intransparenz des Partizipations- eine Verallgemeinerung von Inhalten bedeutet bzw. dass verfahrens, häufige Verfahrensänderungen und eine un- Fachwissen und Planungsdetails hier eine untergeordnete klare Trennung zwischen informeller und formeller Betei- Rolle spielen sollen. Der NABU empfiehlt eine stärkere Tren- ligung. Grundsätzlich ist eine informelle Partizipation zu nung von Vorhabenträger und beauftragtem Planer. Wenn begrüßen. Die gleichwertigen Beteiligungsmöglichkeiten Hochschulen bzw. unabhängige Wissenschaftler die Netz- für die Öffentlichkeit verringern jedoch den Stellenwert ausbau-Verfahren begleiten würden und neben den beauf- der naturschutzfachlichen und rechtlich gesondert zu be- tragten Planungsbüros für Termine bereitstünden, wäre die trachtenden Stellungnahmen. Glaubwürdigkeit höher.

Die Arbeit der Raumordnungsbehörden des Landes wird In den Landkreisen wurden viele Veranstaltungen durch- als generell positiv bewertet. Für die Umweltprüfung im geführt, davon nur ein Fachgespräch mit Naturschutzver- jetzigen Verfahren sind die Landkreise eingebunden und bänden. Die Selbstdarstellung der Übertragungsnetzbetrei- müssten auch die notwendigen Daten liefern. Für die ehren- ber wechselt je nach Ansprechpartnern oder Zielgruppe. amtliche Begleitung der Planungsprozesse sind Fortschritte Separate Veranstaltungen z.B. mit Landwirten, dem Forst bei Uhrzeiten von Terminen auch durch die Ämter erkenn- oder Bürgerinitiativen wurden jeweils ohne Naturschüt- bar: Tendenziell werden inzwischen nachmittags Termine zer durchgeführt. Es ist fraglich, ob dieses Vorgehen dem festgesetzt, die sich leichter wahrnehmen lassen. Auf den Anhören aller Seiten dient oder eher dem gegenseitigen Scoping-Konferenzen fehlt es jedoch an der notwendigen Ausweichen und der Allianzenbildung. Für sämtliche Fach- Transparenz. Auf einem behördlichen Scopingtermin am gespräche sollten alle 14 offiziell anerkannten Naturschutz- 16. Juni 2016 wurde nur eine Trassenvariante diskutiert verbände aus Niedersachsen stets eingebunden werden. und keine Alternativenprüfung thematisiert. Von der Ten- Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Naturschutz neT TSO GmbH geprüfte Alternativen, die gestrichen wur- erfolgt nach wie vor erst sehr spät im Verfahren. Zunächst den oder rausgefallen sind, wurden nicht nachvollziehbar werden immer technische Lösungen angestrebt, anstatt erläutert sondern nur pauschal hinsichtlich Kosten und frühzeitig alternative Trassen in Erwägung zu ziehen. Die Machbarkeit abgelehnt. TenneT TSO GmbH agierte bisher wenig flexibel: Ein Wille zur Erwägung von Erdverkabelung ist nicht erkennbar, Auf den informellen ÜNB-Veranstaltungen wurden ver- wenn einmal Freileitungen geplant sind und umgekehrt. stärkt gut ausgebildete, sympathische Kommunikations- Anwesende Kommunikationsexperten vermitteln oft, dass mitarbeiter eingesetzt, die aber meist das Fachwissen Informationen gerne entgegengenommen werden – im nicht zufriedenstellend vermitteln konnten. Vertreter des Ergebnis bleibt aber unklar, was mit den Informationen NABU haben Naturschutzfachleute des Landes oder der zum Naturschutz erfolgt bzw. inwiefern diese verarbeitet

14 15 werden. Vor Ort aufgegriffene Hinweise wurden oft „ab- rücksichtigt werden, bleibt für einen Naturschutzverband geschichtet“, in der Wahrnehmung jedoch überwiegend unter Umständen nur der Klageweg. Um dies möglichst für gestrichen und stattdessen nur unerhebliche Vorschläge beide Seiten zu vermeiden, bedarf es einer stringenten Pro- aufgegriffen. Wenn rechtlich relevante Hinweise nicht be- zesstransparenz und Verbindlichkeit.

Impressum: © 2016, NABU-Bundesverband, 1. Auflage 12/2016, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e. V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU. de; Text: Eric Neuling, Peter Zörner, Tina Mieritz; Redaktion: Sina Fitzner; Gestaltung: Christine Kuchem; Druck: medialogik, Karlsruhe, zertifiziert nach EMAS; Fotos: Umschlag: F. Hennek, S. 4 J. Rösler, S. 7 NABU/K. Karkow, S. 10 F. Hennek, S. 11 NABU/I. Barthel, S. 13 NABU/S. Hennigs, RIBE/C. Winter

14 15 Diese Publikation wurde gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB).

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