Naturschutzfachliche Bewertung der Planungen zum Netzausbau- vorhaben Stade – Landesbergen Bewertung des NABU zu den Abschnitten Dollern – Sottrum – Wechold – Landesbergen im Vorhaben 7 des Bundesbedarfsplans 1 Inhalt 1. Energiewirtschaftlicher Bedarf ......................................................................................................................3 2. Gesetzliche Grundlage .....................................................................................................................................4 3. Planungsstand ...................................................................................................................................................5 4. Betroffene Schutzgüter ....................................................................................................................................6 5. Bewertung der Korridoralternativen ............................................................................................................7 5.1 Hinweise zu Schutzgebieten und Natura 2000 ...................................................................................7 5.2 Hinweise zu Konfliktpunkten beim Artenschutz ................................................................................9 5.3 Hinweise zu Konfliktpunkten für Landschaft und Erholung ......................................................... 10 5.4 Hinweise zu Erdkabelabschnitten ....................................................................................................... 10 6. Hinweise zu verfügbaren Daten und Datenerfassung ........................................................................... 11 7. Vermeidung und Verminderung ................................................................................................................. 12 8. Kompensation ................................................................................................................................................ 13 9. Bewertung der Akteurslandschaft ............................................................................................................. 14 10. Bewertung der Beteiligungsmöglichkeiten ............................................................................................. 14 Dieser Leitfaden ist eine von fünf Publikationen zu konkreten Netz- Das zugrundeliegende Forschungs- und Entwicklungsvorhaben ausbauvorhaben in Deutschland. Er enthält eine naturschutzfach- „Naturschutzfachliche Begleitung der Bundesfachplanung zum liche Bewertung des Vorhabens Stade – Landesbergen. Die Inhalte Ausbau des Übertragungsnetzes in Deutschland durch den verband- wurden in einem NABU-Workshop am 11. März 2016 gemeinsam lichen Naturschutz“ (FKZ 3515812000) soll die Möglichkeiten der mit NABU-Vertretern des Landesverbands Niedersachsen und lokaler Integration naturschutzfachlicher Belange im Rahmen der Bundes- Naturschutzgruppen erarbeitet. Zusätzliche Hinweise wurden im fachplanung und anderer fortgeschrittener Netzausbauplanungen Nachhinein von den überwiegend ehrenamtlichen, regionalen Ver- wie dieser durch den verbandlichen Naturschutz verbessern. Neben treterinnen und Vertretern des NABU zusammengetragen. Es besteht dem NABU-Bundesverband beschäftigen sich die NABU-Landesge- kein Anspruch auf Vollständigkeit der Hinweise beziehungsweise schäftsstelle Niedersachsen, das Landesbüro Naturschutz Niedersach- eine flächendeckende Bewertung. sen GbR (LaBüN) sowie die ehrenamtlich aktiven Verbandsvertreter Jens Rösler (NABU Nienburg), Michael Himmel und Roland Meyer (NABU Rothenburg) sowie Hans Reye vom BUND Nienburg intensiver mit der Planung zum Netzausbauvorhaben Stade – Landesbergen. 2 3 1. Energiewirtschaftlicher Bedarf Energiepolitischer Rahmen erbaren Energien aus norddeutschen Verteilnetzen nötig Beim Klimagipfel von Paris 2015 hat sich Deutschland er- wird (Netzentwicklungsplan (NEP) 2025, 1. Entwurf). Da folgreich für ein ambitioniertes Klimaschutzabkommen in den nächsten Jahren mit einer Erhöhung der Windein- eingesetzt, dass eine Erderwärmung von unter zwei oder speisung gerechnet werden muss, soll das Vorhaben in der sogar 1,5 Grad Celsius festhält. Der Klimaschutzplan 2050 Region den Nord-Süd-Transport, insbesondere den besseren der Bundesregierung enthält zwar wichtige Sektorziele, Abtransport von Onshore-Wind aus Schleswig-Holstein, die für den Energiebereich einen Kohleausstieg nahelegen, gewährleisten. Ohne die neuen Leitungsabschnitte wären unterschlägt aber die nötigen Maßnahmen hin zu einer künftig Überlastungen des bestehenden Netzes zu erwar- klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft. Ein ambi- ten, sobald ein paralleler Stromkreis ausfällt – somit soll tioniertes Reduktionsziel für Treibhausgase bis 2050 auf das Vorhaben auch die Einhaltung der Sicherheitsvorkeh- mindestens minus 95 Prozent fehlt. Dies wäre eine Ziel- rungen (n-1 Kriterium) der Netzbetreiber gewährleisten größe, mit der Deutschland einen angemessenen Beitrag (Bestätigung der BNetzA NEP 2024). leisten könnte, um die globale Erwärmung zu begrenzen. Ohne eine schnelle Reduktion der Kohleverstromung wird Der zuständige Übertragungsnetzbetreiber TenneT TSO Deutschland nicht nur seine langfristigen Klimaschutzzie- GmbH geht in einem Projektsteckbrief von 2014 auf die le, sondern auch schon das nationale 2020-Ziel zur 40-pro- unterschiedlichen Aufgaben der zwei Vorhaben Stade – zentigen CO2-Reduktion verfehlen. Landesbergen und SuedLink (eine der großen geplanten Gleichstromtrassen von Nord- nach Süddeutschland) ein. Die Begrenzung des Ausbaus der erneuerbaren Energien, Demnach soll Stade – Landesbergen die regionale Versor- wie die Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes 2016 gung und Netzstabilität sowie die dezentrale Sammlung es vorsieht, ist kontraproduktiv, da dadurch die Erreichung von Windstrom sicherstellen. Hingegen muss SuedLink den der Klimaziele verzögert wird. Wir werden noch deutlich überregionalen Nord-Süd-Transport durch ganz Deutsch- mehr naturverträgliche erneuerbare Energien brauchen, land von erneuerbaren Energien abdecken. denn diese müssen künftig auch den Energiebedarf in den Sektoren Wärme und Mobilität mit bedienen. Die po- Die Annahmen im Szenariorahmen 2030 der Übertragungs- litischen Weichenstellungen für den zügigen Einsatz von netzbetreiber, dass der Nettostromverbrauch in den kom- Speichertechnologien sind daher nötig, auch um den Netz- menden Jahren konstant bei 543 Terrawattstunden (TWh) ausbaubedarf zu verringern. bleibt oder in unterschiedlichem Maße zurückgeht, ist an- gesichts der Entwicklung der letzten Jahre plausibel. Sich Derzeit haben wir in Deutschland einen Umsetzungsstau gegenseitig aufhebende Energieeinsparungen und zuneh- bei den großen Trassen, die Strom aus dem Norden in den mende Verbräuche durch die angestrebte Sektorkopplung, Süden transportieren sollen. Den Stromnetzen fehlt es zu- also die vermehrte Wärmeerzeugung mit Strom und mehr nehmend an Übertragungskapazitäten. Gerade Windkraft- Elektromobilität, sind absehbar. Mit der Sektorkopplung anlagen im Norden müssen immer häufiger abgeschaltet ist gemäß den Szenarien des Klimaschutzszenarios 20501 werden. Stattdessen werden an Standorten südlich des ab dem Jahr 2030 mit einem erneut steigenden Stromver- Netzengpasses Kraftwerke auf Basis fossiler Brennstoffe brauch zu rechnen. zugeschaltet. Dieser sogenannte „Redispatch“ zur Ge- währleistung der Netzstabilität verursacht Kosten für die Aber auch das Klimaziel der Bundesregierung, welches Verbraucher und unnötige CO2-Emissionen von etwa einer einen Rückgang des Bruttostromverbrauchs um zehn Pro- Million Tonnen jährlich, die das Klima belasten. zent bis 2020 gegenüber dem Basisjahr 2008 vorsieht, muss von den Netzbetreibern angemessen berücksichtigt werden, Bedarfsbetrachtung des Leitungsbauvor- da der Stromverbrauch selbst eine entscheidende Einfluss- habens größe für den Netzausbaubedarf darstellt. Für die künftige Das konkrete Leitungsbauvorhaben zur Netzverstärkung verstärkte Kopplung mit den Bereichen Wärmeversorgung zwischen Stade und Landesbergen soll die Übertragungs- oder Mobilität muss aus NABU-Sicht die Umnutzung von kapazität im Stromnetz vom Raum Hamburg/Elbmündung „überschüssigem“ Strom sowie die Zwischenspeicherung nach Süden bis Höhe Hannover erhöhen. Die Übertragungs- von nicht abtransportiertem Strom stärker vorangetrieben netzbetreiber (ÜNB) gehen davon aus, dass die Maßnahme und in die Stromnetzplanung einbezogen werden. mit der steigenden Rückspeisung von Strom aus erneu- 1 Öko-Institut/Fraunhofer ISI (2015): Klimaschutzszenario 2050. 2. Endbericht 2 3 2. Gesetzliche Grundlage Das Vorhaben Stade – Sottrum – Wechold – Landesbergen Das Bundesbedarfsplangesetz als bundeshoheitliche ist durch das Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) unter der Rechtsvorgabe trifft keine Aussagen zu festen Tras- Nummer 7 als ein Ersatzneubauvorhaben im Drehstrom- senkorridoren oder konkreten Trassenverläufen. Die netz festgelegt. Im NEP ist es als Projekt 24 beziehungswei- Durchführung eines ROV schränkt auch die Flexibilität se Maßnahmen 71 bis 73 aufgelistet. Das Vorhaben betrifft der Alternativenprüfung nicht ein. Der NABU begrüßt, nur das Bundesland Niedersachsen und fällt daher nicht dass auch bei einem Ersatzneubauvorhaben verschiedene unter die Genehmigungshoheit der Bundesnetzagentur, Korridorvarianten geprüft werden. Denn Planungsverfah- welche im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) und Netzaus- ren müssen die Möglichkeit beinhalten, nachzujustieren, baubeschleunigungsgesetz (NABEG) geregelt ist. Statt einer besonders wenn es sich um den Ersatz eines Vorhabens
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