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Bildung Im Landkreis Nienburg/Weser 2013 Erster Kommunaler Bildungsbericht Für Den Landkreis Nienburg/Weser

Bildung Im Landkreis Nienburg/Weser 2013 Erster Kommunaler Bildungsbericht Für Den Landkreis Nienburg/Weser

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   Bildung im Landkreis / 2013 Erster kommunaler Bildungsbericht für den Landkreis Nienburg/Weser

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ...... 3

Vorwort des Landrates ...... 7

Einleitung ...... 8

Kapitel A Rahmenbedingungen im Landkreis Nienburg/Weser ...... 10

A 1 Demografische Entwicklung...... 12 A 1.1 Bevölkerungszahl und Bevölkerungsentwicklung ...... 12 A 1.2 Geburtenentwicklung und Wanderungsbewegungen ...... 14 A 1.3 Bevölkerungsdichte ...... 16 A 1.4 Altersstruktur...... 17 A 1.5 Nichtdeutsche Bevölkerung und Migrationshintergrund...... 20 A 1.6 Bevölkerungsvorausberechnung ...... 23 A 2 Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt ...... 26 A 2.1 Bruttoinlandsprodukt pro Einwohnerin und Einwohner ...... 26 A 2.2 Beschäftigtenstruktur ...... 27 A 2.3 Arbeitslosenquote ...... 33 A 2.4 Jugendarbeitslosigkeit ...... 33 A 2.5 Anteil der Langzeitarbeitslosen...... 35 A 3 Soziale Lage ...... 36 A 3.1 SGB II-Quote ...... 36 A 3.2 Anteil der Kinder, die Sozialgeld beziehen...... 37 A 4 Finanzsituation der öffentlichen Haushalte ...... 39 A 4.1 Steuereinnahmen pro Einwohnerin und Einwohner...... 39 A 4.2 Schulden pro Einwohnerin und Einwohner ...... 40

Kapitel B Bildungsstruktur ...... 42

B 1 Ausgangslage im Landkreis Nienburg/Weser ...... 42

Kapitel C Frühkindliche Bildung und Betreuung ...... 46

C 1 Angebote im Landkreis Nienburg...... 47 C 2 Betreuungsquote der Kindertagesbetreuung ...... 50 C 2.1 Betreute Kinder unter 3 Jahren...... 50 C 2.1.1 Aktueller Ausbaustand zum 01.08.2013 im Landkreis Nienburg ...... 51 C 2.2 Betreute Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren ...... 52 C 2.3 Ganztagsbetreuungsangebote in Kindertageseinrichtungen ...... 53 C 2.4 Kinder mit Migrationshintergrund in der Kindertagesbetreuung...... 54 C 3 Regional differenzierte Bildungsbeteiligung in den Kindertageseinrichtungen ...... 55 C 4 Auslastungsgrad von Plätzen in Kindertageseinrichtungen ...... 56 C 5 Personalausstattung in Kindertageseinrichtungen und Personen in der Kindertagespflege...... 58 C 6 Übergang in die Schule...... 59

3 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

C 6.1 Kooperationsformen der Kindertageseinrichtungen und Grundschulen. 60 C 6.1.1 Exkurs: Übergang Kindertageseinrichtung - Grundschule...... 61 C 6.2 Sprachbildung und Sprachförderung ...... 62 C 6.2.1 Allgemeine Informationen...... 62 C 6.2.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen ...... 63 C 6.2.3 Sprachförderung als Teil der Sprachbildung im letzten Jahr vor der Einschulung...... 64 C 6.3 Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen im Landkreis Nienburg .. 66 C 6.4 Schulanfängerinnen und Schulanfänger...... 71

Kapitel D Allgemein bildende Schulen...... 74

D 1 Allgemein bildende Schulen im Landkreis Nienburg...... 75 D 2 Bildungsbeteiligung...... 78 D 2.1 Schülerzahlen an allgemein bildenden Schulen ...... 78 D 2.2 Bildungsbeteiligung nach Schulform...... 79 D 2.3 Anteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Ganztagesangeboten .. 85 D 3 Bildungsübergänge...... 88 D 3.1 Schullaufbahnempfehlungen ...... 88 D 3.2 Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe I ...... 90 D 3.3 Übergangsquote von Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ...... 91 D 3.4 Übergänge auf weiterführende Schulen außerhalb des Kreises...... 92 D 3.5 Exkurs: Kooperationsprojekt Schulübergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule 2012 des Nienburger Netzes...... 93 D 3.6 Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II...... 96 D 4 Schulformwechsel und Klassenwiederholungen...... 97 D 4.1 Schulformwechsel in der Sekundarstufe I (7. - 9. Klasse)...... 97 D 4.2 Klassenwiederholungen an allgemein bildenden Schulen ...... 99 D 5 Bildungserträge - Schulabschlüsse an allgemein bildenden Schulen ...... 101 D 5.1 Schulabgängerinnen und Schulabgänger insgesamt...... 102 D 5.2 Entwicklung der Schulabschlüsse...... 102 D 5.3 Schulabgängerinnen und Abgänger nach Abschlussart, Geschlecht und Nationalität...... 105 D 5.4 Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Abschluss ...... 107 D 6 Qualitätsentwicklung und Sicherung an Schulen ...... 108 D 7 Exkurs: Begabungsförderung ...... 109 D 8 Exkurs: Schulabsentismus...... 110 D 8.1 Schulversäumnisse: Ahndung von Ordnungswidrigkeiten ...... 111 D 8.2 Exkurs: Das Modellprojekt Handlungen bei Schulvermeidung und das Gemeinschaftsprojekt LoGo - Gehe deinen Weg ...... 115

Kapitel E Berufliche Bildung...... 116

E 1 Berufsbildende Schulen im Landkreis Nienburg ...... 118 E 2 Bildungsbeteiligung...... 122 E 2.1 Schülerzahlen an berufsbildenden Schulen...... 122 E 3 Bildungsübergänge Übergang allgemein bildende Schulen - Berufliche Bildung ...... 127 E 3.1 Angebot und Nachfrage von Berufsausbildungsstellen ...... 128

4 Inhaltsverzeichnis

E 3.2 Neu eingetretene Schülerinnen und Schüler in das Berufsbildungssystem...... 130 E 3.3 Übergänge nach Geschlecht ...... 134 E 3.4 Übergänge nach Herkunft...... 134 E 3.5 Exkurs: Übergang Schule - Beruf ...... 135 E 3.5.1 Berufsorientierungskonzepte der allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg...... 135 E 3.5.2 Keiner darf verloren gehen - Duale kommunale Nachwuchsoffensive fördert eine enge Verzahnung zwischen Schülern und Betrieben vor Ort ...... 136 E 3.5.3 Kooperationsprojekt Berufspraxis Plus ...... 137 E 3.5.4 Modellprojekt Pro Ausbildung der Ausbildungsstätten Rahn GmbH ...... 138 E 3.5.5 Infoportal Übergang Schule - Beruf ...... 139 E 4 Bildungserträge...... 140 E 4.1 An beruflichen Schulen erworbene Schulabschlüsse im Landkreis Nienburg...... 140

Kapitel F Weiterbildung...... 144

F 1 Definition Weiterbildungsanbieter ...... 145 F 2 Weiterbildungsanbieter im Landkreis Nienburg ...... 146 F 3 Volkshochschule Nienburg/Weser ...... 147 F 3.1 Bildungspersonal ...... 149 F 3.2 Bildungsausgaben ...... 152 F 3.3 Angebotsstruktur...... 155 F 3.4 Bildungsteilnahme ...... 158 F 3.5 Leistungen für Bildung und Teilhabe - Lernförderung...... 164 F 4 Förderung der beruflichen Weiterbildung durch die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Mit Weiterbildung Chancen erhöhen...... 165 F 5 Einrichtungen zur Weiterbildung und beruflichen Qualifikation im Landkreis Nienburg...... 167

Ausblick ...... 170

Anhang ...... 172

Anhang 1 Berufsorientierungsmaßnahmen...... 172 Anhang 2 Berufe an den Berufsbildenden Schulen des Landkreises Nienburg/Weser ...... 174

Literatur- und Quellenverzeichnis ...... 176

5 6 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Vorwort des Landrates

Liebe Leserinnen und Leser,

Bildung hat im Landkreis Nienburg/Weser einen hohen Stellenwert und ist von zentraler Bedeutung für die sozi- ale und ökonomische Entwicklung der Gesellschaft und der Kommunen. Ich freue mich, Ihnen jetzt den ersten kommunalen Bildungsbericht für den Landkreis Nien- burg/Weser vorstellen zu können. Er wurde vom Bil- dungsbüro des Landkreises erstellt und ist Teil der Bil- dungsstrategie Bildung 2020 - Potentiale nutzen! der Regionalen Entwicklungskooperation Weserbergland plus . Detlev Kohlmeier

Zahlreiche Bildungsinstitutionen in unserem Landkreis sorgen für attraktive Angebote und nehmen verantwortungsvoll ihre Aufgaben wahr. Die Herausforderungen, vor denen das Bildungssystem dabei steht sind vielfältig und komplex: Der demografische Wandel, der Ausbau der frühkindlichen Angebote, die veränderten gesamtgesellschaftlichen Anforderungen an die Rolle der Schulen, die Anforderungen des Arbeitsmarkts und einer kontinuierlichen Weiterbildung im Sinne des lebenslangen Lernens - das sei an dieser Stelle beispielhaft genannt.

Dieser erste kommunale Bildungsbericht 2013 startet mit einer umfassenden Be- standsaufnahme in den Bereichen frühkindliche Bildung und Betreuung, der allge- meinen und beruflichen Bildung und der Weiterbildung. Darin sind quantitative und qualitative Daten und Fakten über unser regionales Bildungssystem zusammenge- tragen. Auf die Bewertung einzelner Inhalte und die Festlegung von Maßnahmen wurde zunächst bewusst verzichtet. Der Bericht lädt dazu ein, mit den Verantwortli- chen und Interessierten vor Ort die Ergebnisse zu diskutieren und weitere Hand- lungsansätze zu entwickeln. Dabei sollen die Stärken und Herausforderungen analy- siert und beispielsweise im Rahmen des Prozesses Profil 2020 auf verschiedenen Ebenen, mit verschiedenen Entscheidungsträgern zu den richtigen Entscheidungen geführt werden. Für unseren Landkreis liegen darin wichtige Entwicklungschancen und ich bin gespannt auf diesen Prozess und die Ergebnisse.

Mein Dank gilt allen Bildungsakteuren der Region, die im Rahmen von Arbeitskrei- sen, Diskussionsrunden und Textbeiträgen an diesem ersten Bericht mitgewirkt ha- ben.

Ihr Detlev Kohlmeier

Landrat

7 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Einleitung

Der Landkreis Nienburg/Weser möchte mit dem ersten kommunalen Bildungsbericht allen Interessierten und Verantwortlichen eine grundlegende Information über das Bildungsgeschehen in der Region zur Verfügung stellen. Ein großer Teil der bil- dungspolitischen Entscheidungen fällt in die Zuständigkeit der Landkreise und kreis- freien Städte. Wichtige bildungspolitische Entscheidungen werden z. B. in den Berei- chen der Gestaltung der frühkindlichen Bildung, Schulsozialarbeit, Jugendbildung, Schulbau und -erhaltung und Erwachsenen- und Weiterbildung der Volkshochschule getroffen.

Das Bildungsgeschehen in der Region soll durch den kommunalen Bildungsbericht transparent gemacht, die Stärken und Schwächen sollen aufgezeigt werden. In die- sem Zusammenhang wird für den Landkreis ein kommunales Bildungsmonitoring umgesetzt, welches die Entscheidungsfindung unterstützt.

Ein Bildungsmonitoring dient der Standortbestimmung und stellt als Instrument des Bildungsmanagements die Grundlage für Zieldiskussionen und Steuerungsmaßnah- men dar. Unter Bildungsmonitoring wird im Anwendungsleitfaden zum Kommunalen Bildungsmonitoring ein umfassendes und systematisches Sammeln, Interpretieren und Bewerten von Daten und Informationen zum Zwecke der Überwachung, Planung und Steuerung von Entwicklungen im Bildungswesen verstanden. 1

Das Bildungsmonitoring stellt somit einen datengestützten, kontinuierlichen Beobach- tungs- und Analyseprozess dar, in dem regelmäßig Informationen über Rahmenbe- dingungen, Verlaufsmerkmale, Ergebnisse und Erträge von Bildung geliefert werden. 2

Das Kernstück des Monitorings ist die Bildungsberichterstattung. Der Bildungsbericht im Landkreis Nienburg macht eine kontinuierlich angelegte Bildungsberichterstattung möglich. Beim Bildungsbericht handelt es sich um eine systematische, theoriebasier- te, indikatorengestützte, regelmäßige und umfassende Darstellung des Bildungsbe- reichs. Ziel ist es, Strukturen und Entwicklungen zu beschreiben, regionale Verglei- che zu ermöglichen, die Leistungsfähigkeit des Bildungswesens insgesamt und in seinen Teilen einzuschätzen. Auf dieser Basis sollen Grundlagen für politische Ent- scheidungen zur Verbesserung des Bildungswesens geliefert werden.

Diese Grundlage zu schaffen, ist die Chance, aber gleichzeitig auch die Grenze ei- nes Bildungsberichts. Mit dem ersten Bericht können nicht alle Bildungsbereiche um- fassend abgebildet werden, aber anhand ausgewählter Indikatoren aus dem bun- desweit erarbeiteten Anwendungsleitfaden zum Kommunalen Bildungsmonitoring wird ein erster Überblick vorgelegt.

Im Rahmen der Berichtsfortschreibung wird der Bereich der non-formalen und infor- mellen Bildung im Landkreis Nienburg ergänzt. Hier sind Bildungsangebote von Mu- seen, Bibliotheken, Kulturzentren, Freizeitzentren, Mehrgenerationshäuser, Jugend- häuser, Sport- und Freizeitstätten, Vereine und andere Institutionen mit didaktisch

1 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2011): Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Version Februar, S. 8. 2 vgl. Döbert, Hans (2009): Kommunales Bildungsmonitoring - eine Einführung, Auftaktveranstaltung Lernen vor Ort, Fachfo- rum II Bildungsmonitoring, Berlin 11. 8 Einleitung und methodisch organisierten Bildungsangeboten gemeint. Informelle Bildung um- fasst die Aneignung von Haltung, Werten, Fähigkeiten und Wissen durch Einflüsse und Quellen der eigenen Umgebung (Familie, Nachbarschaft, Freunde, Clique, Ar- beit, Medien, Reisen, etc.).

Im ersten Kapitel (A) werden zunächst die Rahmenbedingungen des Bildungswe- sens in den Blick genommen. In den folgenden Teilen orientiert sich der Bildungsbe- richt an dem bildungsbiographischen Ansatz des lebenslangen Lernens und be- schreibt folge nde Bildungsbereiche:

 Bildungsstruktur (Kapitel B)  Frühkindliche Bildung und Betreuung (Kapitel C)  Allgemein bildende Schulen (Kapitel D)  Berufliche Bildung (Kapitel E)  Weiterbildung (Kapitel F)

Anhand eines von der Steuergruppe und den Arbeitskreisen ausgewählten Indikator- sets, welches aktualisierbar ist, wird die Ist-Situation im Bildungswesen im Landkreis Nienburg dargestellt. Ein Vergleich zwischen dem Landkreis Nienburg und dem Land Niedersachsen wird, soweit dies möglich und auch sinnvoll ist, vorgenommen. In ei- ner Zeitreihenbetrachtung sind Aussagen zur Entwicklung der Bildungsindikatoren möglich. Wenn es die Datenlage möglicht macht, werden alters-, geschlechts- und migrationsspezifische Unterschiede dargestellt. Dabei wird auf folgende Datenbanken zurückgegriffen:

 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN-Online)  Statistische Ämter des Bundes und der Länder (GENESIS) o Regionaldatenbank Deutschland o Kommunale Bildungsdatenbank  Bertelsmann Stiftung (Wegweiser Kommune)  Statistik der Bundesagentur für Arbeit  Niedersächsisches Kultusministerium  Niedersächsische Landesschulbehörde  Erhebungen verschiedener Fachämter der Kreisverwaltung  Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)  IHK-Hannover (Konjunktur/Statistik)  Handwerkskammer Hannover

Die amtliche Datenverfügbarkeit ist in der Regel bis zu ihrer Nutzungsmöglichkeit ein bis zwei Jahre alt, da die Daten mehrfach auf ihre Zuverlässigkeit überprüft werden.

9 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Kapitel A Rahmenbedingungen im Landkreis Nienburg/Weser

Im Landkreis soll die Bildungsqualität gesichert und zukunftsfähig ausgerichtet wer- den. Bildung bedeutet laut der im Jahre 2011 durchgeführten Veranstaltung Land- kreis Nienburg - Quo vadis?

 lebenslanges Lernen  Teilhabe an Bildung für alle  keine Bildung ohne persönliche Beziehung.

Bildung kann nur komplett beschrieben werden, indem das Umfeld analysiert wird, in dem die Bildungsprozesse ablaufen. Bildung wird bestimmt durch gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, aber Bildung wirkt auch gleichzeitig auf diese Rahmenbedingungen.

Der erste Bildungsbericht im Landkreis Nienburg behandelt entlang der Bildungsbio- grafie die Bildungsbereiche frühkindliche, schulische und berufliche Bildung. Die Wei- terbildung wird in Ansätzen analysiert. Hier fehlen noch valide Daten.

Im ersten Teil des Berichts (Kapitel A) werden Indikatoren in den Kontext kommuna- ler Rahmenbedingungen für die Bildung im Landkreis Nienburg gestellt. Zu diesen grundlegenden Aspekten zählen u. a. Angaben zur Bevölkerungsentwicklung und zur Altersstruktur, insbesondere unter Berücksichtigung der demografischen Entwick- lung. Diese Aspekte geben Auskunft darüber, wie viele Personen sich derzeitig oder zukünftig in einem Alter befinden, in dem Bildungseinrichtungen wie Kindertagesstät- ten oder Schulen besucht werden. Ebenso geben diese Daten Auskunft über Perso- nen, die in das Berufsleben eintreten oder aus diesem ausscheiden. Diese Daten sind eine wichtige Grundlage, um Aussagen zur Bildungsteilnahme zu treffen. Sie bilden die Basis für die Planung, Organisation und Förderung von Bildungsangebo- ten im Landkreis Nienburg.

Das Bildungssystem und die allgemeinen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflussen sich ebenfalls gegenseitig. So ist eine qualitativ hochwertige Bildungsregion ein wichtiger Standortfaktor für die Ansiedlung von Un- ternehmen. Der Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft hat wieder einen Einfluss auf das regionale Bildungsangebot (z. B. im Bereich der beruflichen Bildung). Zusammenfas- send ist die Wirtschaftsstruktur zum einen entscheidend für die Ausstattung des Bil- dungswesens mit Ressourcen und stellt zum anderen Anforderungen an das Bil- dungswesen im Hinblick auf dessen Qualifikationsangebote. Um den Wirtschafts- standort Landkreis Nienburg in einem bildungspolitischen Zusammenhang einordnen zu können, wird zunächst das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohnerin/Einwohner be- trachtet, anschließend die Erwerbstätigenquote und dann die Beschäftigtenstruktur dargestellt. Die Arbeitslosenquote, der Anteil der Bevölkerung im SGB II-Bezug (spezieller der Anteil der Kinder) geben Hinweise auf die soziale Lage und die sozioökonomischen Hintergründe der Kinder im Bildungssystem. Die Finanzsituation der öffentlichen Haushalte im Landkreis wird anhand von Steuereinnahmen und Schulden pro Ein- wohnerin/Einwohner dargestellt.

10 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Der Landkreis Nienburg/Weser

Der Landkreis Nienburg befindet sich, geogra- phisch gesehen, in der Mitte Niedersachsens. Er wird zwar den ländlichen Räumen zugeord- net, liegt aber zentral zwischen den Oberzent- ren und Hannover. Als Bestandteile der Verkehrsachse zwischen den beiden Ver- dichtungsräumen sind die Haupteisenbahn- strecke zwischen Bremen und Hannover und die Bundesstraße B 6 von zentraler Bedeutung für den Landkreis Nienburg. Als zentrale Sied- lungs-, Verkehrs- und Entwicklungsachse prägt ferner die Weser die Raumstruktur im Landkreis wesentlich.

Quelle: Landkreis Nienburg

11 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

A 1 Demografische Entwicklung

A 1.1 Bevölkerungszahl und Bevölkerungsentwicklung

Im Landkreis Nienburg leben 120.980 Einwohnerinnen und Einwohner (31.12.2012), die sich auf 10 Gemeinden verteilen, ein Viertel davon in der Kreisstadt Nienburg. Der Rest der Bevölkerung wohnt in den 9 weiteren Städten, Gemeinden, Flecken und Samtgemeinden, von denen nur die Stadt Rehburg-Loccum sowie die Samtge- meinden Grafschaft Hoya, Mittelweser und mehr als 10.000 Einwohner errei- chen.

Abb. A 1.1.1: Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Nienburg 2000 - 2012 (Anzahl)

127.000

126.000

125.000

124.000

123.000

122.000

121.000

120.000

119.000

118.000 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Bevölkerungszahl 125.938 126.310 126.167 126.032 126.134 125.870 125.436 124.895 123.881 122.989 122.206 122.225 120.980

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K1000014, Stand: jeweils 31.12.

Seit dem Jahr 2000 begann die Einwohnerzahl in den Städten, Gemeinden, Flecken und Samtgemeinden des Landkreises Nienburg zu stagnieren. Die Bevölkerungs- entwicklung ist seit dem Jahr 2004 rückläufig. Dieses ist einerseits mit einem Gebur- tendefizit und andererseits mit einem Rückgang der Wanderungssalden bis in den negativen Bereich zu erklären (A 1.2). In den Jahren 2008 und 2009 war für alle Ge- meinden eine nennenswerte Abnahme zu beobachten.

12 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Der Abwärtstrend ist im Vergleich 2012 zu 2004 im Landkreis Nienburg prozentual deutlich stärker als der Rückgang im niedersächsischen Durchschnitt (4,1 % zu 1,0 %).

Abb. A 1.1.2: Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen 2012 zu 2004 (in Prozent)

0,0%

-0,5%

-1,0%

-1,5%

-2,0%

-2,5%

-3,0%

-3,5%

-4,0%

-4,5% 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Landkreis Nienburg -0,2% -0,6% -1,0% -1,8% -2,5% -3,1% -3,1% -4,1% Niedersachsen -0,1% -0,2% -0,4% -0,7% -0,9% -1,0% -1,1% -1,0%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K1000014; eigene Berechnungen; Stand: jeweils 31.12.

Die einzelnen Städte, Gemeinden, Flecken und Samtgemeinden des Landkreises sind unterschiedlich stark von dieser Entwicklung betroffen.

Den höchsten Bevölkerungsrückgang weisen die Samtgemeinde Liebenau mit 6,7 %, die Stadt Rehburg-Loccum mit 5,9 % und die Samtgemeinde Uchte mit 5,2 % auf.

Abb. A 1.1.3: Bevölkerungszahl, Entwicklung 2012 zu 2004 in den Städten und Gemeinden (in Prozent)

0,0%

-1,0%

-2,0%

-3,0%

-4,0%

-5,0%

-6,0%

-7,0% Rehburg- Landkreis Nienburg, , , Liebenau, , , Grafschaft Mittelweser Loccum, Uchte, SG Nienburg Stadt Flecken SG SG SG SG Hoya, SG , SG* Stadt 2012-2004 -4,1% -3,3% -5,9% -4,1% -1,2% -6,7% -3,5% -2,8% -5,2% -4,1% -4,4%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K1000014; eigene Berechnungen; Stand: jeweils 31.12. *Die Samtgemeinde Mittelweser entstand aus dem Zusammenschluss der Samtgemeinde (dazu gehören die Gemeinden , Husum, Landesbergen, Leese) und der Gemeinde am 01.11.2011

13 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

A 1.2 Geburtenentwicklung und Wanderungsbewegungen

Die natürliche Bevölkerungsbewegung als Verhältnis der Geburten zu den Sterbefäl- len (bei steigender Lebenserwartung) und die Wanderungsbewegungen bestimmen die Bevölkerungsentwicklung in einer Region.

Die Abbildung A 1.2.1 macht deutlich, dass die Entwicklung der Geburtenzahlen im Landkreis Nienburg seit dem Jahr 2000 tendenziell rückläufig ist. Im Jahr 2000 wur- den 1.296 Kinder geboren. Im Jahr 2012 liegt die Geburtenzahl bei 859 Kindern. In diesem Zeitraum sind 437 Kinder weniger geboren worden (34 %).

Abb. A 1.2.1: Entwicklung der Geburtenzahlen im Landkreis Nienburg 1970 - 2024 (Anzahl)

1.800

1.600

1.400

1.200

1.000

800

600

400

200

0

0 8 9 7 73 79 85 8 91 94 00 06 0 12 21 9 9 976 9 982 9 9 0 0 1 1 1 1 1 1 1 19 19 20 20 2 20 2 2015 1997 2003 2018 2024

Geborene insgesamt Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle Z1001693, eigene Darstellung

Bei der Betrachtung der natürlichen Bevölkerungsbewegung (Abb. A 1.2.2) ist zu erkennen, dass die Schere zwischen den Geburten und den Sterbefällen im Land- kreis Nienburg immer weiter auseinander geht.

Im Jahr 2012 beträgt der natürliche Bevölkerungsverlust (Geburten - Sterbefälle) im Landkreis Nienburg 623 Einwohnerinnen und Einwohner. Während die Sterbefälle im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben sind, nehmen die Geburtenzahlen weiter ab.

14 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Abb. A 1.2.2: Geburten und Sterbefälle im Landkreis Nienburg, 2000 - 2012 (Anzahl)

2.000

1.500

1.000

500

0

-500

-1.000 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Geburten 1.296 1.194 1.124 1.107 1.125 1.083 1.018 1.008 993 919 964 931 859 Sterbefälle 1.498 1.411 1.463 1.502 1.393 1.435 1.371 1.447 1.496 1.437 1.459 1.424 1.482 natürl. Bevölkerungsbew. -202 -217 -339 -395 -268 -352 -353 -439 -503 -518 -495 -493 -623

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 178-01-4, Tabelle 179-01-4, Tabelle 182-20-4, eigene Zusammenstellung und Berechnung, Stand: 31.12.2012

Die Einwohnerzahlen werden ebenfalls von Wanderungsbewegungen beeinflusst. 2012 verließen 9.776 Personen den Landkreis Nienburg. Gleichzeitig kann ein Zuzug von 9.153 Personen registriert werden. Der Landkreis hat im Jahr 2012 im Saldo der Zu- und Fortzüge (Wanderung über die Kreisgrenze) insgesamt 623 Einwohnerinnen und Einwohner verloren. Im Zeitverlauf ist zu erkennen, dass es bis 2005 Wande- rungsgewinne gegeben hat und sich seit 2006 die Situation umgekehrt hat. Seither verlassen mehr Menschen den Landkreis Nienburg, als in den Kreis zuziehen. Nur das Jahr 2011 stellt hier eine Ausnahme dar.

Abb. A 1.2.3: Wanderungsbewegungen, Zu- und Fortzüge im Landkreis Nienburg, 2000 - 2012 Anzahl)

11.000

9.000

7.000

5.000

3.000

1.000

-1.000 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Zuzüge 9.198 9.021 8.889 9.175 9.376 8.625 8.744 9.102 8.327 8.594 8.892 8.975 9.153 Fortzüge 8.803 8.432 8.693 8.915 9.004 8.536 8.825 9.204 8.839 8.966 9.185 8.458 9.776 Wanderungssaldo 395 589 196 260 372 89 -81 -102 -512 -372 -293 517 -623

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 178-01-4, Tabelle 179-01-4, Tabelle 182-20-4, eigene Zusammenstellung und Berechnung, Stand: 31.12.2012

15 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Betrachtet man die natürliche Bevölkerungsbewegung und den Wanderungssaldo gemeinsam, stellt man fest, dass sich seit dem Jahr 2002 eine mehrheitlich negative Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Nienburg darstellt. Im Jahr 2012 hat der Landkreis insgesamt 1.246 Einwohnerinnen und Einwohner verloren.

Abb. A 1.2.4: Gesamtsaldo aus der natürlichen Bevölkerungsbewegung und den Wanderungsbewegungen 2000 - 2012 (Anzahl)

600

400

200

0

-200

-400

-600

-800

-1.000

-1.200

-1.400 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Gesamtsaldo 193 372 -143 -135 104 -263 -434 -541 -1.015 -890 -788 24 -1.246

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 178-01-4, Tabelle 179-01-4, Tabelle 182-20-4, eigene Zusammenstellung und Berechnung, Stand: 31.12.2012

A 1.3 Bevölkerungsdichte

Die Gesamtfläche des Landkreises Nienburg beträgt ca. 1.399 km², damit leben sta- tistisch gesehen 87 Einwohner auf jedem Quadratkilometer des Kreises. Somit zählt der Landkreis zu den dünnbesiedelten Gebieten in Niedersachsen.

Eine Region gilt als ländlich, wenn der Anteil der Einwohnerinnen und Einwohner in Gemeinden mit der Bevölkerungsdichte von weniger als 150 Einwohnerin je km² be- trägt. 3

Kommunen im ländlichen Raum stehen anderen Herausforderungen im Bildungsbe- reich gegenüber als Städte. Zum Beispiel ist die Bereitstellung und Vorhaltung eines wohnortnahen Schulangebots in ländlich geprägten Regionen wesentlich schwieriger zu organisieren. Ländliche Räume sind oftmals von starker Abwanderung betroffen. Dabei sind es vor allem die jungen Menschen, die es zum Studium oder Berufsein- stieg in die Städte zieht.

3 OECD (2007), Prüfbericht zur Politik für ländliche Räume: Deutschland, OECD Publications, Paris, S. 34. 16 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Abb. A 1.3.1: Bevölkerungsdichte nach Städten und Gemeinden aufgegliedert (Anzahl)

500 450

400 350

300 250

200

150 100

50

0 Rehburg- Landkreis Nienburg, Steyerberg, Heemsen, Liebenau, Marklohe, Steimbke, Grafschaft Mittelweser, Loccum, Uchte, SG Nienburg Stadt Flecken SG SG SG SG Hoya, SG SG Stadt Einwohner/km² 87 490 103 50 83 83 78 40 49 78 79

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle M1001690; eigene Berechnungen; Stand: 01.11.2011

A 1.4 Altersstruktur

Die Veränderungen in der Altersstruktur und in der Einwohnerzahl werden als De- mografischer Wandel bezeichnet. Seine wesentlichen Ursachen liegen darin, dass immer weniger Kinder geboren werden und die Menschen immer älter werden. Die- ser Wandel macht auch vor dem Landkreis Nienburg nicht halt. In 2012 lag das Durchschnittsalter der Bevölkerung im Landkreis bei 44,3 Jahren. Die Bevölkerungs- prognose der LSKN sagt für den Landkreis Nienburg einen weiteren Bevölkerungs- rückgang bis 2025 voraus. Dabei werden vor allem die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen kleiner, die der Menschen im erwerbsfähigen Alter stagniert und die Altersgruppe der Senioren nimmt zu. Dies gilt insbesondere für die Zahl der Hochbe- tagten (70 und älter).

Im Landkreis Nienburg/Weser wird nach dieser Prognose die Einwohnerzahl von 120.980 im Jahr 2012 auf 115.730 im Jahr 2025 4 abnehmen. Das entspricht einer Anzahl von 5.250 Personen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in den kommen- den Jahren Geburtendefizite mit Wanderungsverlusten zusammenkommen. Die Ab- nahme wird vor allem für die Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen (0 bis 15 Jahre) sowie der jüngeren Erwerbsfähigen (25 - 45 Jahre) groß sein. Im Gegenzug werden die Altersgruppen der älteren Menschen (65 Jahre und mehr) deutlich zu- nehmen.

4 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen Tabelle M1010012 17 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Die Alterung der Bevölkerung wird nach derzeitiger Datenlage anhand der folgenden Bevölkerungspyramide verdeutlicht. Basisjahr ist das Jahr 2010.

Abb. A 1.4.1: Altersaufbau der Bevölkerung 2010 und 2025 nach der Bevölkerungsprognose für den Landkreis Nienburg 100 Frauen 2025

Männer 2025 90 Männer 2010

Frauen 2010 80

70

60

50

40

30

20

10

0 1.500 1.000 500 0 500 1.000 1.500

Quelle: Bevölkerungsfortschreibung bis 2025, LSKN, NBank-Bevölkerungsprognose des NIW: Variante II B (mittlere Variante) für den LK Nienburg (2011)

Im Landkreis Nienburg leben insgesamt 120.980 Menschen, davon sind 50,3 % weiblich. Der Durchschnittswert für Niedersachsen beträgt 50,7 %.

Tab. A 1.4.1: Bevölkerung im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen (in Prozent) 2012 Anteil Frauen in % Bevölkerung Landkreis Nienburg 120.980 60.875 50,3% Bevölkerung Niedersachsen 7.916.913 4.014.602 50,7% Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen Tabelle M1000113; eigene Berechnungen; Stand: 31.12.2012

18 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Die Wege im Bildungswesen sind an bestimmte Altersgruppen geknüpft. Unterteilt man die Gesamtbevölkerung des Landkreises Nienburg in Einheiten von jeweils 10 Jahren, kann man Aussagen über die benötigte Bildungsinfrastruktur tref- fen. Unter der Gesamtbevölkerung des Landkreises ist die Altergruppe 70 und älter mit 16,4 % (19.872 Personen) am stärksten vertreten, gefolgt von den 40- bis 49- Jährigen mit 16,3 % (19.737 Personen).

Die jüngste Altersgruppe - Personen unter 10 Jahre - stellen mit 8,4 % die schwächs- te Gruppe dar (10.123 Personen). Hier zeigt sich die rückläufige Entwicklung der Geburtenzahlen in besonderem Maße.

Im Vergleich zu Niedersachsen ist die Altersstruktur des Landkreises mit kleineren Abweichungen nahezu identisch.

Abb. A 1.4.2: Altersstruktur im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen (in Prozent)

18%

16%

14%

12%

10%

8%

6%

4%

2%

0% unter 10 10-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70 und Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre älter Landkreis Nienburg 8,4% 11,3% 10,7% 10,5% 16,3% 15,5% 11,0% 16,4% Niedersachsen 8,4% 10,7% 11,5% 11,2% 16,2% 14,7% 11,1% 16,1%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen Tabelle M1000113; eigene Berechnungen; Stand: 31.12.2012

Im Anschluss werden zwei Altersgruppen (0- bis 18-jährige und 65 Jahre und älter) zusammengefasst und konkreter auf die Städte und Gemeinden aufgegliedert.

Im Landkreis Nienburg sind im Durchschnitt 17,3 % der Bevölkerung 0 - 18 Jahre alt. Das sind 5.703 Kinder im frühkindlichen Alter von 0 - 6 Jahren und 15.252 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 - 18 Jahren.

In fast allen Städten und Gemeinden des Landkreises ist die Quote der 65 und älte- ren Menschen höher als die Quote der 0 - 18 Jährigen. Nur die Samtgemeinde Heemsen zeigt hier einen gegenläufigen Trend. Sie hat den höchsten Anteil (19,0 %) an der Altersgruppe, die an frühkindlicher und schulischer Bildung teilnimmt und den geringsten Anteil (17,9 %) der Personen über 65 Jahren. Die Stadt Rehburg-Loccum hat den geringsten Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 19 Jahren (16,0 %) und weist den höchsten Anteil der Personen über 65 Jahren mit 22,1 % auf.

19 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Tab. A 1.4.2: Altersstruktur nach Städten und Gemeinden aufgegliedert (in Prozent) Stadt/Gemeinde 0-18 Jährige 65 und älter Landkreis Nienburg 17,3% 21,0% Nienburg, Stadt 16,7% 21,8% Rehburg-Loccum, Stadt 16,0% 22,1% Steyerberg, Flecken 16,7% 21,8% Heemsen, SG 19,0% 17,9% Liebenau, SG 16,7% 20,6% Marklohe, SG 17,6% 20,8% Steimbke, SG 17,7% 21,2% Uchte, SG 17,4% 21,0% Grafschaft Hoya, SG 17,4% 21,1% Mittelweser, SG 18,7% 20,1% Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K1000121; eigene Berechnungen; Stand: 31.12.2012

Abb. A 1.4.3: Altersstruktur nach Städten und Gemeinden aufgegliedert (in Prozent)

Mittelweser, SG

Grafschaft Hoya, SG

Uchte, SG

Steimbke, SG

Marklohe, SG

Liebenau, SG

Heemsen, SG

Steyerberg, Flecken

Rehburg-Loccum, Stadt

Nienburg, Stadt

Landkreis Nienburg

0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0%

0-18 Jährige 65 und älter

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K1000121; eigene Berechnungen; Stand: 31.12.2012

A 1.5 Nichtdeutsche Bevölkerung und Migrationshintergrund

Der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung und der Bevölkerung mit Migrationshin- tergrund ist vor allem vor dem Hintergrund einer erfolgreichen Integration dieser Per- sonenkreise in das gesellschaftliche Umfeld von Interesse. Bildung stellt in diesem Zusammenhang einen wesentlichen Faktor für die erfolgreiche Integration dar. Im Bildungswesen sind vielfältige Unterstützungsleistungen für die nichtdeutsche Bevöl- kerung und die Bevölkerung mit Migrationshintergrund notwendig. 5

Viele Kennzahlen in den verschiedenen Bildungsbereichen werden nach dem Merk- mal der Staatsangehörigkeit gegliedert. Sie geben einen Hinweis auf Chancen- gleichheit bzw. soziale Benachteiligung im deutschen Bildungssystem.

5 Kreis Lippe (2011): Bildung im Kreis Lippe 2010. Erster kommunaler Bildungsbericht. Detmold. URL: http://www.kreis- lippe.de/media/custom/2001_1426_1.PDF?1349356548 Aufruf: 12.12.2012. 20 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Nichtdeutsche Bevölkerung meint Personen, die nicht Deutsche im Sinne des Arti- kels 116 Abs. 1 des Grundgesetzes sind. Dazu zählen auch Staatenlose und Perso- nen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit. Personen, die sowohl die deutsche als auch eine andere Staatsangehörigkeit haben, gelten als deutsche Staatsangehörige. 6

Im Jahr 2005 wurde der Themenkomplex Migration und Integration neu in das Erhe- bungsprogramm des Mikrozensus aufgenommen. Seither ist es möglich, zwischen der Bevölkerung mit Migrationshintergrund und der Bevölkerung ohne Migrationshin- tergrund begrifflich zu unterscheiden. Diese Kategorien ergänzen die bisherige Un- terscheidung nach Deutschen und Ausländern, die wegen der inzwischen großen Zahl von (Spät-) Aussiedlern und Eingebürgerten als immer weniger aussagekräftig angesehen wird. 7 Zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählen nach der Defi- nition des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) alle seit 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil. 8

Es gibt allerdings keine für alle Bildungsbereiche gemeinsam verwendbare Definition von Migration/Migrationshintergrund/Migrationsstatus. Im schulischen Bereich (Schulstatistik) und im Ausbildungsbereich wird der Migrationsstatus eines Kin- des/eines Jugendlichen an der Staatsbürgerschaft festgemacht. Im frühkindlichen Bereich hingegen wird mehr differenziert. Ein Migrationshintergrund wird den Kindern zugewiesen, wenn die Herkunft der Eltern/oder eines Elternteils nicht deutsch ist. Ein weiteres Indiz stellt die in der Familie hauptsächlich verwendete Sprache dar.

Eine etwas andere Definition wurde in der Migrationshintergrund- Erhebungsverordnung vom 29. September 2010 getroffen, die für den Bereich der Bundesagentur für Arbeit gilt. Sie lautet: Ein Migrationshintergrund liegt vor, wenn

1. die Person nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder 2. der Geburtsort der Person außerhalb der heutigen Grenzen der Bundesre- publik Deutschland liegt und eine Zuwanderung in das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland nach 1949 erfolgte oder 3. der Geburtsort mindestens eines Elternteiles der Person außerhalb der heu- tigen Grenzen der Bundesrepublik Deutschland liegt sowie eine Zuwande- rung dieses Elternteiles in das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutsch- land nach 1949 erfolgte. 9

Für das Verständnis der weiteren Inhalte ist es wichtig, diese Definitionsunterschiede je nach Bildungsbereich zu beachten.

Im Landkreis Nienburg liegt der Anteil der nichtdeutschen Einwohnerinnen und Ein- wohner bezogen auf die Gesamtbevölkerung mit 4,3 % unter dem Durchschnittswert

6 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2011): Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Version Februar, S. 45. 7 Online: URL: http://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/MigrationIntegration/Migrationshin- tergrund/Aktuell.html 8 Statistisches Bundesamt: Fachserie 1, Reihe 2.2 Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Wiesbaden 2010, Textteil: Methodische Bemerkungen mit Übersicht über die Ergebnisse. 9 § 6 Satz 2 Verordnung zur Erhebung der Merkmale des Migrationshintergrundes (Migrationshintergrund- Erhebungsverordnung - MighEV) vom 29. September 2010, BGBl. I, Seite 1372, 1373. 21 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser in Niedersachsen mit 5,9 %. Das sind 5.252 Personen nichtdeutscher Herkunft von insgesamt 122.225 Einwohnerinnen und Einwohnern. Von diesen 5.252 Personen kommen 3.959 Personen aus den europäischen Staaten (75 %), vorwiegend aus der Türkei (1.567 Personen), aus Polen (625 Personen) und aus der Russischen Förde- ration (250 Personen). 345 Personen kommen aus Syrien.

Tab. A 1.5.1: Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung im Landkreis Nienburg, nach Geschlecht (Anzahl) Gesamt- Anteil davon aus bevölkerung nichtdeutsch Männer Frauen der EU Männer Frauen Landkreis Nienburg 122.225 5.252 2.754 2.498 1.794 1.054 740 Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle: K1000014, A1050002, A1050151; Stand: 31.12.2011

Abb. A 1.5.1: Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung im Landkreis Nienburg 2011, nach Geschlecht (in Prozent)

6,0%

5,0%

4,0%

3,0%

2,0%

1,0%

0,0% Anteil davon aus der Männer Frauen Männer Frauen nichtdeutsch EU Landkreis Nienburg 4,3% 2,3% 2,0% 1,5% 0,9% 0,6% Niedersachsen 5,9% 3,1% 2,9% 2,3% 1,3% 1,1%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K1000014, A1050002, A1050151; eigene Berechnungen; Stand: 31.12.2011

Abb. A 1.5.2: Herkunftsländer der nichtdeutschen Bevölkerung im Landkreis/Nienburg

sonstige Polen 3% 12% Türkei 30% Russische Föderation Asien Europa 5% 18% 75%

Amerika sonstige Europa 2% 29% Afrika 1%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle A1050002, A1050151, eigene Zusammenstellung und Berechnung

22 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Das Statistische Bundesamt (Destatis) teilt auf der Basis von Ergebnissen des Mik- rozensus 2011 mit, dass insgesamt knapp 16,0 Millionen Personen in Deutschland einen Migrationshintergrund hatten. Dies entspricht einem Anteil von 19,5 % an der Gesamtbevölkerung Deutschlands. 10

A 1.6 Bevölkerungsvorausberechnung

Für die Planung des regionalen Bildungsangebots und für die Beurteilung der Bil- dungsaktivitäten auf regionaler Ebene sind Bevölkerungsvorausberechnungen für die bildungsrelevanten Altersgruppen besonders wichtig. Die Vorausberechnung der Be- völkerungszahlen beruht auf den Ergebnissen der Bevölkerungsfortschreibung als Basiswerten und Annahmen über die künftige Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, der Sterblichkeit sowie der Wanderungsbewegung in der betrachteten Region.

Vorausberechnungen weisen eine gewisse Unsicherheit auf, weil die Grundlage auf Daten basiert, die zu einem bestimmten Zeitpunkt erhoben wurden. Rahmenbedin- gungen und Verhaltensmuster der Menschen können sich ändern, aber die theore- tisch fundierten Annahmen über zukünftige Entwicklungen der Bevölkerungszahlen sind Grundlagen für weitere Vorausberechnungen wie z. B. Nachfrage nach Plätzen zur Kleinkindsbetreuung oder Kindergartenplätze, Schülerinnen- und Schülerzahlen, Schulentwicklungspläne und Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote unabding- bar.

Abb. A 1.6.1: Bevölkerungsvorausberechnung für den Landkreis Nienburg bis 2025 (Anzahl)

125.000

122.500

120.000

117.500

115.000

112.500

110.000 2008 2010 2012 2015 2017 2019 2021 2023 2025

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle M1010012; Stand: 31.12.2012

Nach Berechnungen des LSKN mit dem Basisjahr 2009 wird erwartet, dass die Ein- wohnerzahl des Landkreises Nienburg bis zum Jahr 2025 um 6,6 % zurückgehen wird. Dies entspricht ca. 8.150 Personen. Ähnlich gestaltet sich die Bevölkerungs- entwicklung bei der für Bildung, insbesondere für schulische Bildung, relevanten Al- tersgruppe der unter 18-Jährigen. Hier wird sich der Bevölkerungsanteil von 23.458 im Ausgangsjahr 2009 auf 16.977 Personen bis zum Jahr 2025 deutlich reduzieren. Dies entspricht einem Bevölkerungsrückgang in dieser Altersgruppe um 27,6 %.

10 Statistisches Bundesamt: Mikrozensus; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF): Migrationsbericht 2010, Online: URL: http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/ 61646/migrationshintergrund-i 23 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Die Schulentwicklungsplanung basiert ganz wesentlich auf Geburtenzahlen. Damit ist eine fundierte Prognose für die Grundschulen vorhersagbar. Für die nächsten sechs Jahre kann man eine relativ sichere Entwicklung prognostizieren, weil die einzuschu- lenden Kinder schon geboren sind. Es werden demnach im Jahr 2013 planmäßig 1.026 Schülerinnen und Schüler bei uns im Landkreis eingeschult. Zukünftig werden im Jahre 2018 nur 839 Kinder eingeschult. Die Schülerinnen- und Schülerzahl des 1. Jahrgangs würde sich um 187 Kinder in nur fünf Jahren verringern. Daher ist in den nächsten Jahren mit weiteren Umgestaltungen des Schulangebots zu rechnen.

Abb. A 1.6.2: Bevölkerungszahl; Schülerinnen- und Schülerzahlprognose für die Grundschulen des Landkreises Nienburg bis 2018 (Anzahl)

1.400

1.200

1.000

800

600

400

200

0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Prognose der Schülerzahlen 1.233 1.161 1.026 989 965 966 985 839 im Einschulungsjahr

Quelle: Schulentwicklungsplan Landkreis Nienburg/Weser Stand: 01.10.2012

24 Kapitel A - Rahmenbedingungen

In der folgenden Karte werden die Schülerinnen- und Schülerzahlen des Geburtsjah- res 2011/12 (01.10.2011 - 30.09.2012) dargestellt, die im Jahre 2018 voraussichtlich in den Grundschulen im Landkreis eingeschult werden.

Abb. A 1.6.3: Verteilung der Schülerinnen- und Schülerzahlen im Einschulungsjahr 2018 im Landkreis Nienburg nach Grundschulstandorten (Anzahl)

Quelle: Landkreis Nienburg

25 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

A 2 Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt

Die demografischen Entwicklungen sind eng verknüpft mit der wirtschaftlichen Situa- tion einer Region. Ein Mangel an z. B. Ausbildungs-, Arbeits- und Studienplätzen führt verstärkt zum Wegzug junger Menschen. Dies hat auch bildungspolitische Aus- wirkungen, da die wirtschaftliche Situation in einer Region in einem komplexen Wechselverhältnis zum Bildungssystem steht.

Um den Wirtschaftsstandort Landkreis Nienburg auch in einem bildungspolitischen Zusammenhang besser einordnen zu können, wird zunächst die Wirtschaftsstruktur und die Arbeitsmarktlage anhand des BIP je Einwohnerin/Einwohner (A 2.1), der Be- schäftigtenstruktur (A 2.2) und der Arbeitslosenquote (A 2.3) dargestellt. Durch diese Indikatoren kann man wirtschaftsschwache oder wirtschaftsstarke Regionen identifi- zieren.

Wirtschaftsschwache Regionen mit hohen Arbeitslosenquoten sind häufig mit einem hohen Anteil von Einwohnerinnen und Einwohnern konfrontiert, die Schwierigkeiten haben, ihren Lebensunterhalt mit eigenen Mitteln zu finanzieren. Kinder, jugendliche Arbeitslose, SGB II - Empfängerinnen und Empfänger, Ausländerinnen und Auslän- der und Personen mit Migrationshintergrund sind im besonderem Maße von sozialer Ausgrenzung betroffen. Der sozioökonomische Status, die Integration der Eltern in den Arbeitsmarkt, der Migrationshintergrund und die Einkommenssituation der Fami- lien haben somit einen großen Einfluss auf Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg.

Stellt man die Arbeitslosenquote differenzierter bezogen auf die Jugendarbeitslosig- keit (A 2.4) dar, kann man Aussagen über den Übergang von der schulischen Bil- dung in die berufliche Bildung treffen (Kapitel E). Die Langzeitarbeitslosenquote (A 2.5) hingegen weist auf den Grad der sozialen Belastungen und Probleme eines Landkreises hin.

A 2.1 Bruttoinlandsprodukt pro Einwohnerin und Einwohner

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohnerin/Einwohner erfasst die Gesamtheit aller Güter und Dienstleistungen, die die Wirtschaft einer Region innerhalb einer Be- richtsperiode für den Markt erwirtschaftet hat. Das BIP je Einwohner/Einwohnerin ist damit ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

Der Landkreis Nienburg liegt nach dem letzten Stand vom 31.12.2010 kontinuierlich unter dem Durchschnittswert Niedersachsens. Mit einem Wert von 22.520  je Einwohnerin/Einwohner im Jahr 2010, liegt das Bruttoinlandsprodukt annähernd 4.600  unter dem BIP von Niedersachsen mit 27.118  insgesamt.

26 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Abb. A 2.1.1: Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohnerin/Einwohner (in Euro)

29.000 

27.000 

25.000 

23.000 

21.000 

19.000 

17.000 

15.000  2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Landkreis Nienburg 21.243  21.525  21.027  19.103  20.088  19.343  20.842  22.217  22.123  21.445  22.520  Niedersachsen 22.767  22.904  22.795  22.961  23.403  24.070  25.011  26.036  26.576  25.586  27.118 

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K9990121; Stand: 31.12.2010

Diese Entwicklung findet sich auch wieder in den Zahlen zu den verfügbaren Ein- kommen der privaten Haushalte. Die privaten Haushalte im Landkreis Nienburg hat- ten 2009 im Jahresdurchschnitt 1.279  weniger zur Verfügung im Verhältnis zum durchschnittlich verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte in Niedersachsen.

Abb. A 2.1.2: Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck - Jahressumme - 2000 - 2009 ( in Euro)

19.000  18.500  18.000  17.500  17.000  16.500  16.000  15.500  15.000  14.500  14.000  2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Landkreis Nienburg 14.808  15.132  15.001  15.430  15.712  15.983  16.376  16.441  17.140  17.152  Niedersachsen 15.662  16.148  16.181  16.562  16.732  17.081  17.439  17.763  18.437  18.431 

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 666-41-4,eigene Zusammenstellung, Stand: 31.12.2009

A 2.2 Beschäftigtenstruktur

Im Landkreis Nienburg (Stand 30.06.2012) sind 33.992 Personen sozialversiche- rungspflichtig beschäftigt. Das sind alle Personen, die in einem sozialversicherungs- pflichtigen Arbeitsverhältnis stehen einschließlich der Auszubildenden. Geringfügig Beschäftigte, Selbständige, mithelfende Familienmitglieder und Beamtinnen und Be- amte gehören nicht dazu. Diese Zahl setzt sich zusammen aus 11.891 Beschäftig- ten, die im Kreis zugleich wohnen und auch arbeiten, sowie 22.101 Beschäftigten, die zum Arbeiten in den Landkreis Nienburg einpendeln. 30.845 Personen pendeln täglich zu ihren Arbeitsplätzen außerhalb des Kreises. Somit ergibt sich ein negativer Pendlersaldo für den Landkreis von 8.744 Personen.

27 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Die Frage der Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen und deren Struktur muss auch im Zusammenhang mit den Wanderungsverlusten gesehen werden.

Tab. A 2.2.1: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohn- und Arbeitsort im Landkreis Nienburg (Anzahl) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2008 2009 2010 2011 2012 am Arbeitsort 31.454 31.327 31.898 33.393 33.992 am Wohnort 40.101 40.080 40.993 42.018 42.736 wohnt und arbeitet am Ort 11.269 11.218 11.433 11.790 11.891 Einpendler 20.185 20.109 20.465 21.603 22.101 Auspendler 28.832 28.862 29.560 30.228 30.845 Pendlersaldo -8.647 -8.753 -9.095 -8.625 -8.744 Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle P70H5107, eigene Zusammenstellung

Abb. A 2.2.1: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohn- und Arbeitsort im Landkreis Nienburg, Differenz der Ein- und Auspendler 2000 - 2012 (Anzahl)

-7.000 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

-7.500 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

-8.000

-8.500

-9.000

-9.500

Pendlersaldo

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle P70H5107, eigene Zusammenstellung

Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass der Schwerpunkt der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten im Landkreis Nienburg im Bereich produzierendes Gewerbe (ca. ein Drittel der Beschäftigten) sowie im Bereich sonstige Dienstleistungen liegt. Der Begriff sonstige Dienstleistungen umfasst die Bereiche öffentliche und private Dienstleistungen und Erbringung von Unternehmensdienstleistungen.

28 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Abb. A 2.2.2: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftsbereichen (in Prozent)

Handel, Verkehr und Lagerei, Öffentliche und Gastgewerbe; private 24,4% Dienstleistungen; 26,3%

Sonstige Dienstleistungen; 36,9%

Produzierendes Gewerbe; 38,2% Erbringung von Unternehmens- Land-, Forst- und dienstleistungen; Fischereiwirtschaft; 10,6% 2,1%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K70H5101; eigene Berechnungen; Stand: 30.06.2012

Im Vergleich zu Niedersachsen liegt der Anteil der Beschäftigten im Landkreis Nien- burg im Bereich produzierendes Gewerbe über dem Durchschnitt. Im Bereich Unter- nehmungsdienstleistungen liegt der Landkreis Nienburg unter dem niedersächsi- schen Durchschnitt (Abb. A 2.2.2). Nur 2,1 % der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze entfallen auf die Wirt- schaftsbereiche Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei.

Abb. A 2.2.3: Anteil der Beschäftigten im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen nach Wirtschaftsbereichen (in Prozent)

Öffentliche und private 27,9% Dienstleistungen 26,3%

Erbringung von 18,0% Unternehmensdienstleistungen 10,6%

Handel, Verkehr und Lagerei, 23,7% Gastgew erbe 24,4%

31,8% Produzierendes Gew erbe 38,2%

Land-, Forst- und 1,3% Fischereiw irtschaft 2,1%

0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% 40,0%

Landkreis Nienburg Niedersachsen

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K70H5101; eigene Berechnungen; Stand: 30.06.2012

29 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Die Schwerpunkte der Beschäftigtenstruktur in den Städten und Gemeinden verteilen sich auf das produzierende Gewerbe und auf die sonstigen Dienstleistungen. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Wirtschaftsbereiche der jeweiligen Städte und Gemeinden aufgeführt.

Tab. A 2.2.2: Wichtigste Wirtschaftsbereiche in den Städten und Gemeinden im Landkreis Nienburg (in Prozent) Anteil der Stadt/Gemeinde Wichtigster Wirtschaftsbereich Beschäftigten Nienburg, Stadt Sonstige Dienstleistungen 51,2% Rehburg-Loccum, Stadt Produzierendes Gewerbe 46,4% Steyerberg,Flecken Produzierendes Gewerbe 54,9% Heemsen, SG Produzierendes Gewerbe 49,5% Liebenau, SG Produzierendes Gewerbe 61,4% Marklohe, SG Produzierendes Gewerbe 48,3% Steimbke, SG Sonstige Dienstleistungen 45,5% Uchte, SG Produzierendes Gewerbe 48,2% Grafschaft Hoya, SG Produzierendes Gewerbe 48,1% Sonstige Dienstleistungen 33,9% Mittelweser, SG Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe 31,6% Produzierendes Gewerbe 31,2% Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K70H5101; eigene Berechnungen; Stand: 30.06.2012 Hinweis: Sonstige Dienstleistungen umfassen den gesamten Dienstleistungsverkehr mit Ausnahme des Fremdenverkehrs und des Transports. Hierunter fallen so unterschiedliche Dienstleistungen wie Kommunikations-, Bau-, Versicherungs-, Finanz-, Computer- und DV-Dienstleistungen, Lizenzen, Handelsdienstleistungen, verschiedene sonstige Dienstleistungen für Unternehmen, audiovisuelle und Freizeitdienste sowie Dienstleistungen des Staates.

Im Landkreis Nienburg leben 78.940 Personen im erwerbsfähigen Alter. Als Erwerbs- fähige werden Personen bezeichnet, die aufgrund ihres Alters erwerbstätig sein könnten. Dies trifft für die Altersgruppe der 15- bis unter 65-Jährigen zu. 11 Davon sind 42.736 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.

Mit einer Erwerbstätigenquote von insgesamt 55,8 % - Stand 2011 - liegt der Land- kreis Nienburg über der Quote für Niedersachsen mit 54,2 %.

Die Frauenerwerbstätigenquote liegt mit 50,5 % ebenfalls geringfügig über dem Lan- desdurchschnitt mit 49,1 %. Die Entwicklung dieser Quote ist seit 2007 stetig gestie- gen von 45,8 % auf 50,5 %. Eine Nebenbedingung für die Erhöhung dieser Quote könnte unter anderem der Ausbau der Kindertagesbetreuung sein (siehe Kapitel C 1).

11 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen 2012 30 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Einen stetigen Anstieg weist auch die Erwerbstätigenquote der 55- bis 64- Jährigen auf. Von 2003 bis 2011 stieg die Erwerbstätigenquote 25,7 % auf 40,9 %, das ent- spricht einer Steigerung um 15,2 %.

Eine Kommune kann durch Unterstützungsangebote (z. B. Weiterbildungs- oder In- tegrationsprogramme) dazu beitragen, ihre Erwerbstätigenquote zu steigern.

Abb. A 2.2.4: Erwerbstätigenquote im Landkreis Nienburg nach Alters- und Personengruppen (in Prozent)

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% insgesamt Frauen 55-64 Jahre Landkreis Nienburg 55,8% 50,5% 40,9% Niedersachsen 54,2% 49,1% 39,0%

Quelle: www.wegweiser-kommune.de "Kommunale Daten, Wirtschaft & Arbeit", Stand: 2011

Abb. A 2.2.5: Erwerbstätigenquote im Landkreis Nienburg nach Alters- und Personengruppen 2003-2011 (in Prozent)

60,0% 55,0% 50,0% 45,0% 40,0% 35,0% 30,0% 25,0% 20,0% 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2011 insgesamt 51,7% 51,0% 50,6% 51,3% 52,3% 53,6% 55,8% Frauen 45,6% 44,9% 45,1% 43,4% 45,8% 47,1% 50,5% 55-64 Jahre 25,7% 27,2% 29,1% 30,9% 33,6% 36,1% 40,9%

Quelle: www.wegweiser-kommune.de "Kommunale Daten, Wirtschaft & Arbeit", Stand: 2011

31 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Fachhochschul- bzw. Hochschulabschluss gibt Aufschluss über das Qualifikationsprofil der Beschäftigten. Diese Quote der Hochqualifizierten unter den Erwerbstätigen liegt im Landskreis Nienburg im Jahr 2011 bei 5,2 % (am Arbeitsort) und 5,5 % (am Wohnort). Der Anteil im niedersächsischen Durchschnitt liegt bei 8,6 % (am Arbeitsort) und 9 % (am Wohnort).

Abb. A 2.2.6: Quote der Hochschulqualifizierten im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen (in Prozent)

10,0% 9,0% 8,0% 7,0% 6,0% 5,0% 4,0% 3,0% 2,0% 1,0% 0,0% Landkreis Nienburg Niedersachsen

Wohnort 5,5% 9,0% Arbeitsort 5,2% 8,6%

Quelle: www.wegweiser-kommune.de "Kommunale Daten, Wirtschaft & Arbeit", Stand: 2011

32 Kapitel A - Rahmenbedingungen

A 2.3 Arbeitslosenquote

Die Arbeitslosenquote gibt Hinweise auf die Arbeitsmarktsituation in einer Region. Im Dezember 2012 waren im Landkreis Nienburg 3.723 Personen arbeitslos gemeldet, davon 1.923 Männer und 1.800 Frauen. Im Landkreis Nienburg liegt die Arbeitslo- senquote bei einem Wert von 5,9 %. Diese Quote liegt unter dem niedersächsischen Dezemberwert mit 6,4 %. 12

Abb. A 2.3.1: Entwicklung der Arbeitslosenquote im Landkreis Nienburg 2006  2012 (in Prozent)

10,0% 9,0% 8,0% 7,0% 6,0% 5,0% 4,0% 3,0% 2,0% 1,0% 0,0% 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Landkreis Nienburg Niedersachsen

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen - Report für Kreise und kreisfreie Städte, eigene Zusammenstellung, Stand: jeweils Dezember

A 2.4 Jugendarbeitslosigkeit

Unter Jugendarbeitslosigkeit versteht man alle Arbeitslosen einer Region, die älter als 15 Jahre und unter 25 Jahre als sind. Diese Kennzahl beschreibt wie leicht bzw. problematisch der Übergang von schulischer Bildung in die berufliche Ausbildung vonstattengeht.

Im Landkreis Nienburg beträgt die Jugendarbeitslosigkeit im Dezember 2012 11,7 %. Die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen lag von 2001 bis 2012 immer über dem jewei- ligen Dezemberwert in Niedersachsen.

12 Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Kreisreport sowie Arbeitslosigkeit und Grundsicherung für Arbeitssuchende. 33 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. A 2.4.1: Jugendarbeitslosigkeit, Anteil der arbeitslosen Jugendlichen (Arbeitslosenquote bez. auf alle Arbeitslosen Personen) 2001 - 2012 (in Prozent)

16,0% 14,0% 12,0% 10,0% 8,0% 6,0% 4,0% 2,0% 0,0% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 15 bis unter 25 Jahre Landkreis Nienburg 13,5% 13,7% 12,8% 12,3% 14,1% 13,4% 12,7% 12,6% 13,4% 12,2% 11,0% 11,7 % Niedersachsen 12,5% 12,1% 11,3% 11,2% 13,6% 12,1% 11,1% 10,4% 10,8% 10,2% 9,8% 10,0 %

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle: 659-71-4, eigene Zusammenstellung und Berechnung, Stand: jeweils Dezember

Neben den konjunkturellen Schwankungen können die strukturellen Gegebenheiten der Region sowie unzureichende Qualifikationen Einfluss auf die Höhe der Jugend- arbeitslosigkeit haben. Die folgenden aktuellen Zahlen stellen den Bestand arbeitsloser Jugendlicher und deren Schulbildung im Landkreis Nienburg beispielhaft im August 2013 dar. Zu die- sem Zeitpunkt waren 14,6 % (578 Personen) der Altersgruppe 15 bis unter 25 Jahre arbeitslos.

Abb. A 2.4.2: Bestand an Arbeitslosen nach Alter und Schulbildung im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen (in Prozent)

10,2% keine Angabe 7,0%

allgemeine 10,2% Hochschulreife 19,6%

18,3% Fachhochschulreife 27,3%

15,0% Realschulabschluss 16,6%

10,2% Hauptschulabschluss 12,7%

kein 9,5% Hauptschulabschluss 13,4%

11,7% insgesamt 14,6%

0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0%

Landkreis Nienburg Niedersachsen

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Zusammenstellung, Datenstand: August 2013

34 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Um die Chancen von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt zu steigern, werden im Landkreis Nienburg verstärkt Programme zur Bildungs- und Beschäftigungsförderung für Jugendliche unter 25 Jahren angeboten (siehe Einleitung Kapitel E).

Eine weitere Maßnahme sind praxisorientierte regionale Unterstützungssysteme für den Übergang von allgemein bildenden Schulen in die berufliche Bildung, zum Bei- spiel die Zusammenarbeit von Hauptschulen und Wirtschaft oder die Einrichtung von Bildungsgängen im Übergangssystem an beruflichen Schulen (E 3.5).

A 2.5 Anteil der Langzeitarbeitslosen

In der Arbeitsmarktstatistik werden Arbeitslose nach der Dauer der Arbeitslosigkeit differenziert. Langzeitarbeitslose sind Personen, die länger als ein Jahr arbeitslos registriert sind. 13

Die Höhe der Langzeitarbeitslosenquote weist auf den Grad der sozialen Belastun- gen und Probleme in der Kommune sowie auf deren Arbeitsmarktperspektiven hin. Berufsgruppen mit einem Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko können von kommunaler Seite unterstützt werden durch das Angebot von Qualifizierungs- und Weiterbil- dungsmaßnahmen z. B. über das Jobcenter oder die Agentur für Arbeit.

Im Landkreis Nienburg liegt die Langzeitarbeitslosenquote im Zeitraum 2001 bis 2012 im Vergleich zu Niedersachsen unter den jeweiligen Dezemberwerten der dar- gestellten Jahre.

Abb. A 2.5.1: Anteil der Langzeitarbeitslosen, Arbeitslosenquote bez. auf alle arbeitslosen Personen 2001 - 2012 (in Prozent)

50,0% 45,0% 40,0% 35,0% 30,0% 25,0% 20,0% 15,0% 10,0% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Langzeitarbeitslose Landkreis Nienburg 22,8% 22,3% 24,5% 29,8% 28,2% 35,3% 38,2% 31,8% 25,8% 30,7% 30,1% 30,6% Niedersachsen 32,7% 31,8% 34,6% 37,4% k. A. k. A. 45,0% 41,0% 33,9% 34,1% 35,0% 35,2%

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle: 659-71-4, eigene Zusammenstellung und Berechnung, Stand: jeweils Dezember

13 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013): Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, Version Juni 2013, S. 64. 35 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

A 3 Soziale Lage

A 3.1 SGB II-Quote

Über die SGB II-Quote kann die soziale Lage in einer Region beschrieben werden. Diese gibt an, wie hoch der Anteil der Bevölkerung ist, der auf staatliche Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen ist.

Im Dezember 2012 gab es im Landkreis Nienburg 8.091 Personen, die in Bedarfs- gemeinschaften nach SGB II lebten. Darunter befanden sich 5.545 erwerbsfähige Hilfebedürftige. 14 1.240 Personen von diesen waren unter 25 Jahre alt. 1.345 Leis- tungsberechtigte gab es in der Altersgruppe 50 bis unter 65 Jahren. Diese Personen könnten theoretisch noch 15 Jahre dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. 903 er- werbsfähige Hilfebedürftige im Landkreis hatten keinen deutschen Pass. 15 Dies ent- spricht einem Prozentsatz von 15,1 %. Einen Überblick über die Quoten gibt die fol- gende Abbildung bezogen auf die Gesamtbevölkerung der jeweiligen Alters- und Personengruppen.

Abb. A 3.1.1: SGB II - Quote erwerbsfähiger Leistungsberechtigter im Landkreis Nienburg 2010-2012 nach Alters- und Personengruppen (in Prozent)

20,0% 18,0% 16,0% 14,0% 12,0% 10,0% 8,0% 6,0% 4,0% 2,0% 0,0% insgesamt Frauen Männer nichtdeutsch unter 25 50 bis unter 65 Dez. 2010 7,7% 8,5% 7,0% 17,8% 9,4% 5,9% Dez. 2011 7,2% 8,0% 6,5% 17,0% 9,1% 5,4% Dez. 2012 7,0% 7,8% 6,1% 15,1% 8,6% 5,2%

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Stand: jeweils Dezember

14 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2011): Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Version Februar 2011. 15 Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Statistik der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem SGB II, Report für Kreise und kreisfreie Städte. 36 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Die Abbildung A 3.1.2 macht deutlich, dass die SGB II-Quoten im Landkreis Nien- burg unter den vergleichbaren Daten von Niedersachsen liegen. Beim Vergleich mit dem Land fällt auf, dass die Personengruppe der nichtdeutschen Bevölkerung im Landkreis, genau wie in Niedersachsen, überproportional häufig von Arbeitslosigkeit betroffen ist.

Abb. A 3.1.2: SGB II - Quote erwerbsfähiger Leistungsberechtigter im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen nach Alters- und Personengruppen (in Prozent)

20,0% 18,0% 16,0% 14,0% 12,0% 10,0% 8,0% 6,0% 4,0% 2,0% 0,0% 50 bis unter insgesamt Frauen Männer nichtdeutsch unter 25 65 Landkreis Nienburg 7,0% 7,8% 6,1% 15,1% 8,6% 5,2% Niedersachsen 8,1% 8,5% 7,7% 18,0% 9,0% 6,6%

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Stand: 31.12.2012

A 3.2 Anteil der Kinder, die Sozialgeld beziehen

Die SGB II-Quote kann auch herangezogen werden, um den sozioökonomischen Hintergrund der Kinder im Bildungssystem im Landkreis Nienburg zu durchleuchten. Der Bildungsbericht für den Landkreis Osnabrück 2010 16 weist auf internationale Bil- dungsvergleichsstudien hin, die aussagen, dass der Zusammenhang zwischen Bil- dungsbeteiligung und den Bildungserträgen in Deutschland besonders stark mit der sozialen Herkunft verknüpft ist.

Die relative Einkommensarmut von Personen unter 18 Jahren wird als Kinderarmut bezeichnet. Im Zuge der Zusammenlegung der früheren Arbeitslosenhilfe und Sozi- alhilfe zum Arbeitslosengeld II ist die Kinderarmut in Deutschland stark angestiegen, wobei einige Regionen stärker betroffen sind als andere. Damit können dann in der Bildungsbiografie auch schlechtere Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko verbunden sein. 17

Für die Messung der Kinderarmut wird der Indikator Anteil der Kinder, die Sozialgeld beziehen herangezogen, indem der Anteil der Leistungsempfängerinnen und Leis- tungsempfänger von Sozialgeld nach SGB II im Alter unter 15 Jahren in einer Region zu der Gesamtzahl der altersgleichen Bevölkerung in der Region ins Verhältnis ge- setzt wird. Diese Kinder bzw. deren Familien benötigen schon früh und im gesamten Verlauf ihrer Bildungsbiografie spezielle Förderung und Unterstützungsstrukturen.

16 Landkreis Osnabrück, Der Landrat (Hrsg.) (2010): Bildungsbericht für den Landkreis Osnabrück, S.25. 17 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013): Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, Version Juni, S. 65. 37 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Gegenmaßnahmen für Regionen mit einem hohen Anteil von Kindern, die Sozialgeld beziehen können der Ausbau der Kinderbetreuung sowie verstärkte kommunale Un- terstützungsmaßnahmen für arbeitslose und alleinerziehende Eltern sein. Betrachtet man die für das Bildungs- und Ausbildungssystem relevanten Altersgruppen, so zeigt sich, dass im Jahr 2012 im Landkreis Nienburg insgesamt 2.450 Kinder unter 15 Jah- ren in Bedarfsgemeinschaften nach SGB II lebten. Bezogen auf alle Kinder dieser Altersgruppe entspricht das einer Quote von 14,8 %. Nahezu jedes siebte Kind vom Neugeborenen bis unter 15 Jahren empfängt im Landkreis Nienburg Sozialleistungen nach SGB II.

Abb. A 3.2.1: Anteil der Kinder, die Sozialgeld beziehen im Landkreis Nienburg im Vergleich zu Niedersachsen (in Prozent)

17,5%

15,0%

12,5%

10,0%

7,5%

5,0%

2,5%

0,0% Dez. 2010 Dez. 2011 Dez. 2012

Landkreis Nienburg 15,6% 14,8% 14,8% Niedersachsen 14,8% 14,6% 14,7%

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Stand: 2010/2011/2012

38 Kapitel A - Rahmenbedingungen

A 4 Finanzsituation der öffentlichen Haushalte

A 4.1 Steuereinnahmen pro Einwohnerin und Einwohner

Die Vielfältigkeit und Qualität des Angebots von kommunalen Bildungseinrichtungen (Kindertageseinrichtungen, Grundschulen) wird unter anderem durch die Höhe des kommunalen Ausgabenbudgets beeinflusst.

Der Anteil der Steuereinnahmen pro Einwohnerin/Einwohner ist eine wichtige Kennzahl für die Bewertung der finanziellen Situation in der Kommune. Von der Hö- he der kommunalen Steuereinnahmen hängt unter anderem das kommunale Ausga- benbudget ab. Mit Hilfe dieser Kennzahl können Kommunen im interregionalen Ver- gleich ihre Finanzlage einschätzen.

Am 31.12.2011 hatte der Landkreis Nienburg im Durchschnitt eine Steuereinnahme pro Einwohnerin/Einwohner von 714 . Diese Einnahme liegt unter dem niedersäch- sischen Durchschnittswert von 840 . Im Landkreis Nienburg weisen die Samtge- meinden Heemsen mit 464 , Marklohe mit 480  pro Einwohnerin/Einwohner und die Stadt Rehburg-Loccum mit 500  Steuereinnahmen pro Einwohnerin/Einwohner die niedrigsten Werte aus. Der Flecken Steyerberg weist die höchste Steuereinnah- me mit 1.486  pro Einwohnerin/Einwohner auf.

Abb. A 4.1.1: Steuereinnahmen pro Einwohnerin/Einwohner in den Städten und Gemeinden im Landkreis Nienburg (in Euro)

1.600  1.400  1.200  1.000  800  600  400  200  0 

g G G G G G G G n ur adt en S S S S S S e k , , , , , S , s n u e e e , r h enb , St lec e a h k t a e c s n lo b h y s a um e k m o e rs s Ni g, F m b r i Uc H w e i e e e t l d re occ e i t f te k L ber H L Ma S a it e d Nienburg, Stadter h Ni n y c M a fs L te ra hburg- S e G R

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 346-21-5, Regionaldatenbank. eigene Zusammenstellung und Berechnung, Stand:31.12.2011

39 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

A 4.2 Schulden pro Einwohnerin und Einwohner

Die Kennzahl Schulden pro Einwohnerin/Einwohner berechnet sich aus der Ge- samtsumme der Schulden des Landkreises und der Gesamtzahl der Einwohnerinnen und Einwohner dieses Kreises, so dass die Belastungen des öffentlichen Haushalts widergespiegelt werden können.

Eine hohe Verschuldung pro Einwohnerin/Einwohner hat häufig Haushaltssperren und verminderte Investitionsausgaben zur Folge. Diese Kennzahl gilt als wichtige Entscheidungshilfe für wirtschafts- und finanzpolitische Fragen. Eine Region kann als finanzstark oder finanzschwach typisiert werden, wenn die Grundlage des finanziel- len Gestaltungsspielraums bestimmt wird. Der Schuldenstand der öffentlichen Haushalte im Landkreis Nienburg betrug zum Ende des Jahres 2011 über 120 Millionen . Das entspricht einer pro Kopf Verschul- dung von ca. 980 . Im niedersächsischen Durchschnitt aller Landkreise, Samtge- meinden und Einheitsgemeinden betrug die pro Kopf Verschuldung zu diesem Zeit- punkt 1.024 .

Die Vielfältigkeit, Qualität und Perspektiven des Angebots von kommunalen Bil- dungseinrichtungen werden unter anderem negativ durch die Höhe des Schul- denstandes der Kommune beeinflusst. Die folgende Tabelle stellt die Schuldenbelas- tung des Landkreises und seiner Kommunen dar. Die Stadt Nienburg weist den höchsten Schuldenwert mit 33.232  aus.

Tab. A 4.2.1: Schulden der Kernhaushalte der Städte und Gemeinden im Landkreis Nienburg Statistische Region Kreis* Stand am 31.12.2012 Einheitsgemeinde/Samtge- meindebereich (SGB)* in 1000 EUR in EUR je Einwohner Landkreis Nienburg 122.728 998 Nienburg, Stadt 33.232 1.048 Rehburg-Loccum, Stadt 13.117 1.269 Steyerberg, Flecken 18 3 Heemsen, SG 2.561 418 Liebenau, SG 1.632 272 Marklohe, SG 8.756 1.056 Steimbke, SG 3.781 510 Uchte, SG 8.591 566 Grafschaft Hoya, SG 2.219 130 Mittelweser, SG 2.264 145 Niedersachsen 8.121.561 1.086 Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K9600052, eigene Zusammenstellung

40 Kapitel A - Rahmenbedingungen

Abb. A 4.2.1: Schulden pro Einwohnerin/Einwohner in den Städten und Gemeinden im Landkreis Nienburg (in Euro)

1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0

t t rg d d n G G G G G G u a a S en b t , S , S , S , S , S , SG s n St S cke n u e e h e , , le a h k te ya c i g m F se n b h o ser, a N r , e lo c e rs u cu g m b rk im U H w e is b c r e e a ft l d e n o e e i te a te e kr ie L rb H L M S it i d N - e M N n y fsch a rg e a L r St G Rehbu

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle M1001690, eigene Zusammenstellung, Stand:31.12.2012

41 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Kapitel B Bildungsstruktur

B 1 Ausgangslage im Landkreis Nienburg/Weser

In der Karte Abb. B 1.1 sind alle Einrichtungen der institutionellen, frühkindlichen Bil- dung nach der räumlichen Verteilung im Landkreis Nienburg dargestellt. Die Standor- te orientieren sich an den Einwohnerschwerpunkten und ermöglichen für viele Kinder ein wohnortnahes Angebot.

Abb. B 1.1: Standorte der Kindertageseinrichtungen im Landkreis Nienburg/Weser, Stand 2013

Quelle: Landkreis Nienburg, Regionalentwicklung 2013, eigene Darstellung

42 Kapitel B - Bildungsstruktur

In der folgenden Abbildung sind die Standorte der allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg/Weser dargestellt.

Abb. B 1.2: Standorte der allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg/Weser, Stand 2013

Quelle: Landkreis Nienburg, Regionalentwicklung 2013, eigene Darstellung

43 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Das umfangreiche Angebot im Schulwesen setzt sich im Landkreis Nienburg wie folgt zusammen:

5 Schulkindergärten an Grundschulen 26 Grundschulen, 1 Grundschule + Förderschulzweig KME 18 , 5 Grund- und Hauptschulen (GHS) 2 Hauptschulen (HS) 5 Realschulen (RS) 1 Grundschule mit angegliederter Sekundarstufe I mit Oberschulcharakter und besonderer pädagogischer Ausrichtung in freier Trägerschaft 1 Grund- und Oberschule (GOBS)+ Förderschulzweig KME 3 Oberschulen (OBS) 4 Gymnasien 1 Integrierte Gesamtschule (IGS seit August 2013) 5 Förderschulen Lernen (eine davon FöS-LE mit Förderschulzweig Sprache) 2 Förderschule Geistige Entwicklung (GE) 1 die Tagesbildungsstätte Weserschule in freier Trägerschaft 1 Förderschule Emotionale und Soziale Entwicklung (ESE) in freier Träger- schaft

An den Standorten Heemsen, Loccum, Steimbke und Uchte befinden sich neben der im Schuljahr 2011/12 eingeführten Oberschule noch auslaufende Haupt- und Real- schulen.

18 Körperliche und Motorische Entwicklung 44 Kapitel B - Bildungsstruktur

Neben den allgemein bildenden Schulen gehören zur Bildungs- und Weiterbildungs- infrastruktur die berufsbildenden Schulen. Im Landkreis Nienburg gibt es neben der öffentlichen berufsbildenden Schule fünf freie berufsbildende Schulen, die das Ange- bot der beruflichen Bildung und Fortbildung ergänzen. In freier Trägerschaft befindet sich in der Stadt Nienburg die Sozialpädagogikschule, die Wirtschaftsschule Rahn, das ESTA - Bildungswerk und die Gesundheits- und Krankenpflege Schule. In Hoya hat die Berufsfachschule Altenpflege ihren Sitz.

Abb. B 1.3: Standorte der berufsbildenden Schulen im Landkreis Nienburg/Weser, Stand 2013

Quelle: Landkreis Nienburg, Regionalentwicklung 2013, eigene Darstellung

45 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Kapitel C Frühkindliche Bildung und Betreuung

Die frühkindliche Bildung und Betreuung hat in den letzten Jahren bildungspolitisch immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die familienpolitische Funktion, die Berufstä- tigkeit und Kindererziehung von Eltern, insbesondere von Müttern, besser zu verein- baren, steht dabei nicht allein im Blickpunkt. In den letzten Jahren haben Bildungs-, Erziehungs- und Integrationsaspekte verstärkt an Bedeutung gewonnen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass die Weichen für eine erfolgreiche Bildungsbiografie und Berufskarriere schon sehr früh gestellt werden sollten.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung verweist in seinem Evaluationsmodul Förderung und Wohlergehen von Kindern auf Wößmann und Schlotter (2010), die die Ergebnisse einiger Schülervergleichsstudien (TIMSS, PISA, IGLU) hinsichtlich einer formalen frühkindlichen Förderung wie folgt zusammenfassen: Die Evidenz der Studien belegt, dass der Besuch frühkindlicher Bildungseinrichtungen meist positiv mit späteren kognitiven und sozialen Kompetenzen zusammenhängt. Die internatio- nal vergleichende Evidenz zu kognitiven Fähigkeiten deutet insbesondere auf eine große Bedeutung für die Chancengleichheit sowie auf die Wichtigkeit von Qualitäts- und Wettbewerbsaspekten in frühkindlichen Bildungssystemen hin. Deutschlandspe- zifische Analysen legen die Bedeutung des vor der Schule erreichten Kompetenzni- veaus nahe, wohingegen die Evidenz zu den Effekten der zumeist als Betreuungs- und weniger als Bildungseinrichtungen konzipierten deutschen Kindergärten nicht so eindeutig ist. 19

Die Ergebnisse der PISA-Studien belegen die besondere Bedeutung der frühkindli- chen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) für den Start in eine gelungene Bil- dungsbiografie. So ist es allgemeiner Konsens, dass bereits im Kindergartenalter die Grundlagen für den späteren Lernerfolg gelegt werden sowie durch früh einsetzende, gezielte Förderung die Chancengleichheit erhöht und soziale Benachteiligungen ab- gebaut werden können. Somit kommt der Kindertagesbetreuung eine übergreifende Bedeutung zu.

In diesem Kontext werden anhand der folgenden Daten und Abbildungen dargestellt, wie viele Kinder sich im Landkreis Nienburg in Kindertagesbetreuung befinden, wie sich die Entwicklung der letzten Jahre in den verschiedenen Altersgruppen darstellt und wie sich der Landkreis in diesem Bereich zum Landesdurchschnitt darstellt.

Da die Betreuungsquoten in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege den Anteil der betreuten Kinder in Bezug auf alle Kinder der gleichen Altersgruppe wiedergeben, sind diese Daten auch als Bildungsbeteiligungs- und Erziehungsteilha- bedaten zu verstehen. Sie liefern auch einen Hinweis auf die Inanspruchnahme vor- schulischer Betreuungsangebote vor dem Hintergrund des Anspruchs, möglichst vie- len Kindern und deren Eltern bedarfsorientierte Bildungs- und Betreuungsangebote zu unterbreiten. 20

19 Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: Politikberatung kompakt 73, Evaluationsmodul: Förderung und Wohlergehen von Kindern, Berlin 2013, S. 168-173. Online: URL: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.423215.de/diwkompakt_2013-073.pdf 20 Kreis Lippe, der Landrat (Hrsg.) (2011): Bildung im Kreis Lippe 2010, S. 51. 46 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung

Jedes Kind hat in Niedersachsen ab seinem vollendeten dritten Lebensjahr bis zum Schuleintritt, unabhängig von der Ausbildungs- und Erwerbssituation seiner Eltern, einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung. Der Anspruch beläuft sich auf eine tägliche Betreuungszeit von vier Stunden. 21

Ab dem Kindergartenjahr 2013/2014 hat jedes Kind mit Vollendung des ersten Le- bensjahres einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Im nationalen Bil- dungsbericht 2010 22 wird darauf hingewiesen, dass sich Bund, Länder und Kommu- nen darauf geeinigt haben, im Rahmen der Umsetzung des Kinderförderungsgeset- zes bis Mitte 2013 bundesdurchschnittlich ihr Betreuungsangebot auf 35 % der unter 3-Jährigen auszuweiten. Infolgedessen ist der Ausbau des Angebots von Plätzen in der Kindertagesbetreuung bei der Altersgruppe der unter 3-jährigen Kinder in den Fokus der Bildungspolitik und der öffentlichen Diskussion gerückt. Alternativ zu Ta- geseinrichtungen kann die Betreuung auch in Tagespflege, d.h. bei Tagesmüttern/- vätern, die bis zu fünf Kinder betreuen, erfolgen.

C 1 Angebote im Landkreis Nienburg

Im Verantwortungsbereich des Landkreises Nienburg befinden sich nach Auskunft des Fachbereichs Jugend des Landkreises - Stand 31.12.2011 - insgesamt 68 Kin- dertageseinrichtungen in unterschiedlicher Trägerschaft.

Die Abbildung C 1.1 zeigt besonders deutlich, dass insbesondere die kommunalen Träger mit 41 Einrichtungen das Gros der Plätze für die Kindertagesbetreuung be- reitstellen. 27 Einrichtungen befinden sich in freier Trägerschaft (kirchliche Träger, Lebenshilfe, AWO, Johanniter, CJD, Waldorfkindergarten, Vereine).

Abb. C 1.1: Trägerschaften der Kindertageseinrichtungen im Landkreis Nienburg 2012 (Anzahl)

sonstige 7

Verband 7

kirchlich 13 kommunal 41

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank, Tabelle 473-52-4-B-1, Landkreis Nienburg - Fachbereich 36 Jugend, Stand: 2012, eigene Zusammenstellung

Für 2011 weist die Statistik 23 70 Tageseinrichtungen für Kinder im Landkreis aus. In diese Anzahl gehen zwei Grundschulen aus der Samtgemeinde Mittelweser mit ein,

21 In Deutschland existiert seit 1996 ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz (Achtes Sozialgesetzbuch- SGB VIII) (Kinder- und Jugendhilfegesetz, § 24) 22 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2010): Bildung in Deutschland 2010. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Perspektiven des Bildungswesens im demografischen Wandel. Bielefeld: Bertelsmann. 23 Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 473-52-4-B-1. 47 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser die eine nachschulische Betreuung anbieten. Hier werden Grundschülerinnen und Grundschüler von jeweils einer Erzieherin betreut. 2012 ergänzte eine weitere Grundschule aus der Gemeinde Mittelweser ihr Angebot mit einer Spätbetreuung für Grundschülerinnen und Grundschüler.

Die Anzahl der Kindertageseinrichtungen im Landkreis wurde von 2007 bis 2012 um fünf Einrichtungen erweitert. Die Anzahl der genehmigten Plätze in diesem Zeitraum stieg von 3.796 auf 4.302 Plätze.

Der Ausbau der Krippenplätze im Rahmen der Umsetzung des Kinderförderungsge- setzes bis Mitte 2013 schlägt sich hier in der steigenden Anzahl der genehmigten Plätze in den Kindertageseinrichtungen nieder.

Abb. C 1.2: Kindertageseinrichtungen im Landkreis Nienburg von 2007 - 2012 und genehmigte Plätze (Anzahl)

72 4.600

70 4.400

68 4.200

66 4.000

64 3.800 genehmigte Plätze genehmigte

62 3.600 Tageseinrichtungen für Kinder Tageseinrichtungen

60 3.400 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Tageseinrichtungen für Kinder insgesamt genehmigte Plätze

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 473-33-4 und 473-43-4, Regionaldatenbank, eigene Zusammenstellung

Anhand der folgenden Abbildung C 1.3 ist zu erkennen, dass die gesamten Betreu- ungszahlen der Kinder im Landkreis Nienburg seit 2007 bis 2011 stetig angestiegen sind. Ein Rückgang ist erstmals von 2011 auf 2012 zu verzeichnen. Der Rückgang der Geburtenzahlen zeichnet sich hier schon ab. Mit dem Blick auf die demografi- schen Veränderungen ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzt.

48 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung

Abb. C 1.3: Kinder in Kindertagesbetreuung im Landkreis Nienburg 2007 - 2012 (Anzahl)

4.400 4.318 4.300

4.200 4.153

4.100 4.059

4.000 3.935 3.900 3.792 3.800 3.693 3.700

3.600

3.500 2007 2008 2009 2010 2011 2012

betreute Kinder insgesamt

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank, Tabelle 473-33-4 und 473-43-4, 2007-2012, Stand: 15.03. (2007und 2008) bzw. 1.03. (seit 2009) eigene Zusammenstellung

In der folgenden Abbildung wird die Entwicklung der Kinderbetreuung nach Alters- gruppen aufgegliedert. Bei den Kindern unter 3 Jahren ist die Zahl der betreuten Kin- der in einer Kindertageseinrichtung oder durch eine Tagespflegeperson von 2007 bis 2012 von 97 auf 544 stetig gestiegen. Dies ist auch der Grund für die steigende An- zahl von Kindern in Kindertagesbetreuung trotz des Bevölkerungsrückgangs.

Die Anzahl der betreuten Kinder der 3- bis unter 6-Jährigen und 6- bis unter 14- Jährigen stieg bis zum Jahr 2011 an und ging dann 2012 zurück. Dieser Rückgang ist vornehmlich auf die demografischen Veränderungen im Landkreis zurückzufüh- ren. Weitere Gründe dafür könnten der Anstieg früh eingeschulter Kinder und der Ausbau der Ganztagsschulen im Grundschulbereich und der weiterführenden Schu- len sein (Kapitel D 2.3).

In der Altersgruppe 6 - bis unter 14-Jährige befinden sich statistisch die Nichtschul- kinder, die im Erhebungszeitraum nach dem Einschulungstermin des Vorjahres bis März des laufenden Jahres das 6. Lebensjahr in der Kindertagestätte vollendet ha- ben.

49 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. C 1.4: Die Entwicklung der Kindertagesbetreuung nach Altersgruppen im Landkreis Nienburg 2007 - 2012 (Anzahl)

2012 544 2.758 757

2011 472 2.906 940

2010 413 2.875 865

2009 201 2.879 855

2008 181 2.789 822

2007 97 2.741 855

0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000

unter 3 Jahre 3 bis unter 6 Jahre 6 bis unter 14 Jahre

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank, Tabelle 473-33-4 und 473-43-4, 2007-2012, Stand: 15.03. (2007und 2008) bzw. 1.03. (seit 2009), eigene Zusammenstellung und Berechnung

C 2 Betreuungsquote der Kindertagesbetreuung

Die Betreuungsquote in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege gibt den Anteil der betreuten Kinder in Bezug auf je 100 Kinder der gleichen Altersgruppe wieder. Sie behandelt die tatsächliche Inanspruchnahme von Plätzen in der Kinder- tagesbetreuung. Diese Quote ist von einem Versorgungsgrad zu unterscheiden.

Von wesentlicher Bedeutung ist der politische Anspruch, möglichst vielen Kindern frühzeitig einen Platz in Kindertageseinrichtungen zur Verfügung zu stellen und durch die in ihnen erfolgende vorschulische Bildung Schulleistungen zu fördern. Zusam- menfassend sollen allen Kindern gleiche Bildungschancen ermöglicht werden.

Vor diesem und dem Hintergrund der Umsetzung des Kinderförderungsgesetzes bis Mitte 2013 wird die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen im Landkreis Nienburg genauer betrachtet.

C 2.1 Betreute Kinder unter 3 Jahren

Mit dem Stichtag vom 01.03.2012 wurden im Landkreis Nienburg 19,1 % der unter 3-Jährigen betreut. Der niedersächsische Durchschnittswert liegt zu diesem Zeit- punkt bei 22,1 %.

Positiv ist zu vermerken, dass die Entwicklung der Betreuungsquoten der unter 3-Jährigen im Landkreis Nienburg seit 2007 bis 2012 erheblich gestiegen ist. Für das gesamte Kreisgebiet ist der Anteil der betreuten Kinder unter 3 Jahren im Jahr 2012 mehr als sechsmal so hoch wie im Jahr 2007.

50 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung

Es gibt natürlich erhebliche Unterschiede unter den Kommunen vor Ort (Tab. C 3.1). Dies ist mit dem Bedarf und dem Nachfrageverhalten der Eltern zu erklären.

Abb. C 2.1.1: Betreuungsquote der unter 3-Jährigen im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen 2007 - 2012 (in Prozent)

25,0%

20,0%

15,0%

10,0%

5,0%

0,0% 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Landkreis Nienburg 3,0% 5,8% 6,7% 14,2% 16,5% 19,1% Niedersachsen 6,9% 9,2% 12,0% 15,9% 18,6% 22,1%

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank, Tabelle 473-33-4 + 473-43-4, eigene Zusammenstellung und Berechnung, Stand: betreute Kinder 1.03., Bevölkerungsanteil 31.12. des Vorjahres

C 2.1.1 Aktueller Ausbaustand zum 01.08.2013 im Landkreis Nienburg

Neben den 705 Betreuungsplätzen in Krippen, stehen weitere 245 Plätze für die Betreuung von unter 3-Jährigen in der Tagespflege zur Verfügung. Somit wurden im Landkreis Nienburg insgesamt 950 Betreuungsplätze geschaffen.

Laut einer Umfrage unter den Eltern im Landkreis, wurde ein Bedarf von 788 Betreu- ungsplätzen ermittelt. Dieser Wert wurde nicht nur erreicht, sondern noch um 162 Plätze überschritten. Es steht jedem Kind unter 3 Jahren, für das eine Betreuung gewünscht wurde, ein Betreuungsplatz in einer Krippe oder in der Tagespflege zur Verfügung.

51 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Tab. C 2.1.1.1: Ausbaustand Krippe und Ergebnis der Elternbefragung im Landkreis Nienburg (Anzahl) angemeldeter Bedarf lt. Kommune Plätze für Kinder U3 (Krippe) Elternumfrage (Krippe und Tagespflege) Heemsen 21 (15 Krippe, 6 altersgemischt) 30 Hoya 67 (+15 ab Oktober) 52 Liebenau 36 (mit der Möglichkeit noch 2x15 Plätze anzubieten) 21 Marklohe 48 58 Mittelweser 102 (+ 12 ab Oktober, plus 1 altersgemischte Gruppe) 97 Stadt Nienburg 215 (in Krippengruppen und altersgemischte Gruppen) 308 Stadt Rehburg-Loccum 64 65 Steimbke 50 43 Steyerberg 30 37 Uchte 45 (+ altersgemischte Gruppen) 77 Krippe insgesamt 678 + 27 = 705 788 Tagespflege kreisweit 245 - Betreuungsplätze insgesamt 950 788 Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachbereich 36, Jugend, Stand: 01.08.2013

C 2.2 Betreute Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren

Die Betreuungsquote der 3- bis unter 6-jährigen Kinder beträgt im Jahr 2012 im Landkreis Nienburg 91,1 %. Somit kann für den Kreis Nienburg davon ausgegangen werden, dass fast alle Kinder ab dem 3. Lebensjahr sich in der Kindertagesbetreuung befinden. Im Zeitraum 2007 bis 2012 hat sich der Anteil der 3- bis unter 6-Jährigen in institutionalisierter Betreuung kreisweit kontinuierlich erhöht. Dieser Wert liegt im Ver- gleich knapp unter dem Durchschnittswert des Landes Niedersachsen mit 92,6 %.

52 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung

Abb. C 2.2.1: Besuchs- und Betreuungsquote der Kindertagesbetreuung im Landkreis Nienburg 2007 - 2012 (in Prozent)

100,0% 90,0%

80,0%

70,0%

60,0% 50,0%

40,0%

30,0% 20,0%

10,0% 0,0% 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Landkreis Nienburg 76,9% 80,7% 85,0% 88,4% 92,5% 91,1% Niedersachsen 84,0% 86,4% 88,8% 90,3% 91,6% 92,6%

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank, Tabelle 473-33-4 + 473-43-4, Stand: 15.03. (2007und 2008) bzw. 1.03. (seit 2009), eigene Zusammenstellung und Berechnung

C 2.3 Ganztagsbetreuungsangebote in Kindertageseinrichtungen

Ein Ganztagsbetreuungsangebot für Kinder wird für die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit immer wichtiger. Für Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten von Müttern und Vätern ist eine Ganztagsbetreuung von besonderer Bedeutung.

Wird ein Kind mehr als sieben Stunden am Tag in einer Kindertageseinrichtung be- treut, spricht man von einer Ganztagsbetreuung. Es besteht bisher kein gesetzlicher Anspruch auf eine Ganztagsbetreuung.

Ganztagsbetreuungsplätze werden von Kindertageseinrichtungen im Landkreis Nienburg angeboten. Abbildung C 2.3.1 zeigt die Entwicklung bei der Ganztags- betreuung der Kinder im Landkreis differenziert nach den Altersgruppen 0 bis unter 3 Jahre und 3 bis unter 6 Jahre. Die Abbildung zeigt, dass durchweg eine positive Entwicklung auszumachen ist. In beiden Altersgruppen hat sich die Betreuungssitua- tion in den letzten fünf Jahren stetig verbessert. Waren es im Jahr 2007 6 Kinder un- ter 3 Jahren, die an der Ganztagsbetreuung teilgenommen haben, sind es im Jahr 2012 64 Kinder. 296 Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren nahmen an der Ganz- tagsbetreuung im Jahr 2012 teil. 2007 waren es noch 79 betreute Kinder.

53 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. C 2.3.1: Entwicklung der Ganztagsbetreuung von Kindern unter 3 Jahren und von 3 bis unter 6 Jahren im Landkreis Nienburg von 2007 bis 2012 (Anzahl)

350

300

250

200

150

100

50

0 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Kinder in Kindertageseinrichtungen, mehr als 7 Stunden

0 - 3 Jahre 3 - 6 Jahre

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K2300221, K2300222, M1000113, eigene Zusammenstellung und Berechnung

C 2.4 Kinder mit Migrationshintergrund in der Kindertagesbetreuung

Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in Kindertagesbetreuung kann einen Hinweis darauf geben, wie hoch der Bedarf notwendiger Angebote z. B. im Bereich Sprachförderung sein könnte. Auf Grundlage des Erhebungsbogens der Kinder- und Jugendhilfestatistik liegt ein Migrationshintergrund vor, wenn mindestens ein Eltern- teil der Kinder ein ausländisches Herkunftsland hat. 24 Die aufgeführte Differenzierung kann aber keinen Aufschluss über den sozialen Kontext oder aber die Kompetenzen bieten.

Im Landkreis Nienburg werden 2012 insgesamt 4.059 Kinder in Kindertageseinrich- tungen und in der Kindertagespflege betreut. 916 der betreuten Kinder weisen nach dieser Definition einen Migrationshintergrund auf. Das entspricht fast einem Viertel (22,6 %) der betreuten Kinder und ist identisch mit dem Wert für Niedersachsen.

Aufgrund von Siedlungsschwerpunkten von zugewanderten Familien im Landkreis Nienburg ist der Integrations- und Förderbedarf in den Städten, Gemeinden und Samtgemeinden des Landkreises bzw. in den einzelnen Einrichtungen unterschied- lich hoch. Es liegen derzeit jedoch keine genauen Daten vor.

24 Nach Definition der Kinder- und Jugendhilfestatistik zählen darunter die Eltern, die aus dem Ausland stammen. Die aktuelle Staatsangehörigkeit ist dabei nicht maßgeblich. Zu der Gruppe der Kinder mit Migrationshintergrund zählen auch Kinder von Aussiedlern mit deutschem Pass. 54 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung

C 3 Regional differenzierte Bildungsbeteiligung in den Kindertageseinrichtungen

In der Tabelle C 3.1 wird die Besuchsquote der Kinder im Alter von 0 bis unter 6 Jah- ren in den Kommunen des Landkreises dargestellt. Damit lässt sich erfassen, wie das Nutzungsverhalten in den einzelnen Kommunen aussieht.

Die Besuchsquote der unter 3-Jährigen ist mit 18,8 % in der Stadt Nienburg am höchsten. Die Samtgemeinde Uchte weist die niedrigste Quote mit 6,2 % auf. Die durchschnittliche Besuchsquote von 14,9 % im Landkreis macht deutlich, dass fami- liäre und private Betreuungsformen der Kinder dieser Altersgruppe immer noch im Vordergrund stehen.

Die Mehrheit (90,7 %) der 3- bis unter 6-Jährigen allerdings geht in allen Gemeinden in eine Kindertagesstätte. Es gibt dennoch kleine Unterschiede, die ein Spektrum von 83,8 % in der Grafschaft Hoya bis über 96 % in der Stadt Nienburg aufweisen.

Im Vergleich zu Niedersachsen liegen die Besuchsquoten beider Altersgruppen unter dem Durchschnittswert von 17 % und 91,7 %.

Tab. C 3.1: Regionale Besuchsquoten in den Kindertageseinrichtungen im Landkreis Nienburg 2012 (in Prozent) Besuchsquote* 0 bis unter 3 3 bis unter 6 Jahre Jahre Landkreis Nienburg 14,9% 90,7% Nienburg,Stadt 18,8% 96,5% Rehburg-Loccum,Stadt 10,9% 87,2% Steyerberg,Flecken 13,7% 87,2% Heemsen 9,6% 87,3% Liebenau 14,9% 86,2% Marklohe 12,7% 91,4% Steimbke 18,1% 89,2% Uchte 6,2% 87,8% Grafschaft Hoya 17,7% 83,8% Mittelweser 15,8% 95,6% Niedersachsen 17,0% 91,7% Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K2300221, K2300222, eigene Zusammenstellung *Besuchsquote je 100 Kinder der jeweiligen Altersgruppe am 31.12. des Vorjahres

55 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. C 3.1: Regionale Besuchsquoten in den Kindertageseinrichtungen im Landkreis Nienburg 2012 (in Prozent)

120,0%

100,0%

80,0%

60,0%

40,0%

20,0%

0,0%

g t t n n u e a r n r d d e e k y e e u ta ta k s na ohe hte o b S c e l hs n , ,S le m k mb Uc wes ie g m F e eb ft H ac r e tei a ttel s N cu g, H Li Mar S h r is bu c r c Mi e e n o e r ie L rb ied k N - e rafs N d rg y G n u a b te L h S e R

0 bis unter 3 Jahre 3 bis unter 6 Jahre

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K2300221, K2300222, eigene Zusammenstellung, *Besuchsquote je 100 Kinder der jeweiligen Altersgruppe am 31.12. des Vorjahres

C 4 Auslastungsgrad von Plätzen in Kindertageseinrichtungen

Der Grad der Auslastung von Plätzen in Kindertageseinrichtungen ist eine Kennzahl für die Passung zwischen Angebot und Nachfrage - je näher die Auslastung gegen 100 % tendiert, desto wirtschaftlicher ist das Angebot.

Die Abbildung C 4.1 stellt den Auslastungsgrad der Kindertageseinrichtungen in den einzelnen Kommunen dar. Es ist nicht möglich, auf jede einzelne Einrichtung vor Ort einzugehen. Deshalb wurde der Auslastungsgrad für alle Kindertageseinrichtungen einer Kommune zusammen ermittelt. Insgesamt sind die Kindertageseinrichtungen der Kommunen im Landkreis gut ausgelastet. Die Samtgemeinde Liebenau hat mit einem Auslastungsgrad von 80,4 % den niedrigsten Wert. Die Samtgemeinde Mark- lohe hat mit 98,2 % den höchsten Auslastungswert. Eine nahezu 100 %ige Auslas- tung offenbart jedoch auch eventuell einen Bedarf an weiteren Plätzen in der Kinder- tagesbetreuung.

56 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung

Abb. C 4.1: Auslastungsgrad von Plätzen in Kindertageseinrichtungen in den Kommunen des Landkreises Nienburg und in Niedersachsen (in Prozent)

120,0% 98,2% 100,0% 97,5% 94,4% 93,1% 93,1% 92,3% 92,4% 90,6% 86,9% 86,3% 83,3% 80,0% 80,4%

60,0%

40,0%

20,0%

0,0%

g t n r n r dt d n u e e ya e u ta e ht s e ta k se loh c o nb S ,S m H e hs g, lec e bena rk U t lw c ie r m e e a e a N u ,F Li M tt s bu c g H Steimbke chaf i er is c er s M d re en o e k i -L rb i N g e raf N nd G a ur tey L b S eh R

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K2300222, Kinder in Kindertageseinrichtungen, Stand: 01.03.2013, eigene Zusammenstellung (Gebietstand:01.11.2011) Abbildung C 4.2 stellt den Auslastungsgrad der Kindertageseinrichtungen in der Ent- wicklung seit 2007 dar. Der Auslastungsgrad der Kindertageseinrichtungen im Land- kreis Nienburg nahm kontinuierlich von 96,4 % im Jahre 2007 auf 90,6 % bis 2012 ab.

Abb. C 4.2: Auslastungsgrad von Plätzen in Kindertageseinrichtungen im Landkreis Nienburg 2007 - 2012 (in Prozent)

97,0% 96,0% 95,0% 94,0% 93,0% 92,0% 91,0% 90,0% 89,0% 88,0% 87,0% 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Auslastungsgrad 96,4% 95,1% 95,3% 95,4% 93,1% 90,6%

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 473-33-4, 473-43-4, 473-44-4 und 473-52-4-B, Regionaldatenbank, eigene Zusammenstellung und Berechnung

57 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

C 5 Personalausstattung in Kindertageseinrichtungen und Personen in der Kindertagespflege

Die Personalausstattung in Kindertageseinrichtungen ist eine Kennzahl für die Quali- tät der Angebote zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung. Sowohl eine hohe Qualifikation des Personals als auch ein günstiger Betreuungsschlüssel gelten als qualitätsfördernd.

Der Personalstand und die Personalqualifikation sind für die Kommunen als Anstel- lungsträger öffentlicher Kindertageseinrichtungen von hoher Bedeutung. Ähnliches gilt für die entsprechenden Informationen über die privaten Einrichtungen, die in der Regel über die Kommunen Fördermittel erhalten.

Im Landkreis Nienburg stieg die Personalausstattung mit Fachkräften in Kinderta- geseinrichtungen von 453 Fachkräften (2007) auf 585 Fachkräfte (2012 ). 132 Perso- nen, die zum pädagogischen Leitungs- oder Verwaltungspersonal zählen, wurden eingestellt.

Abb. C 5.1: Personalausstattung in Kindertageseinrichtungen im Landkreis Nienburg 2007 - 2012 (Anzahl)

700

600

500

400

300

200

100

0 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 473-44-4 und 473-52-4-B, Regionaldatenbank, eigene Zusammenstellung und Berechnung

58 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung

Abb. C 5.2: Personen in der Kindertagespflege im Landkreis Nienburg 2007 - 2012 (Anzahl)

90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Tagespflegepersonen

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 473-44-4 und 473-52-4-B, Regionaldatenbank, eigene Zusammenstellung und Berechnung

Im Landkreis Nienburg hat sich die Anzahl der Personen in der Kindertagespflege von 2007 bis 2012 fast verdreifacht. Es gab 2007 25 Personen, die als Tagesmutter oder Tagesvater arbeiteten. 2012 sind es 73 Personen.

C 6 Übergang in die Schule

Am Anfang der Bildungsbiografie eines Kindes ist für Eltern und Kinder der Übergang vom Kindergarten in die Schule eine besondere Herausforderung. Das Kind betritt einen neuen unbekannten Raum, es gibt neue Bezugspersonen, neue Klassenkame- raden, einen anderen Tagesrhythmus, neue Verhaltensregeln und Lernmethoden. Kinder brauchen positive Verstärkung und Begleitung auf neuen Wegen. Eine wichti- ge Aufgabe der Bildungseinrichtungen im Landkreis Nienburg ist es, Kinder bei der Bewältigung dieser Übergänge zu stärken.

Bildungspolitisch geht es dabei vor allem um Planungsdaten, wie z. B. Anzahl der Einschulungskinder, um den richtigen Zeitpunkt der Einschulung, um die Gestaltung des Wechsels vom Kindergarten in die Grundschule, um bessere Abstimmungen und Passung, um eventuell erforderliche Fördermaßnahmen und Förderangebote.

Im Folgenden wird der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule detaillierter betrachtet. Damit dieser wichtige Übergang gelingt, müssen Kindergarten und Grundschule zusammenarbeiten. 25 Gemeinsame Aktivitäten von Erzieher/innen und Grundschullehrer/innen können die Kinder frühzeitig auf diesen Übergang vorberei- ten und sie begleiten. Hierbei steht das Kind mit seinen Fähigkeiten im Vordergrund. Damit der Übergang für alle Kinder gelingt, bedarf es im Vorfeld einer Kooperation

25 Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.) (2005) : Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule. Informati- onsblatt für interessierte Fachkräfte und Eltern. 59 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser aller Beteiligten. Rechtliche Grundlagen für die Kindertageseinrichtung und die Grundschule legen den Rahmen für die Kooperation für die Einrichtungen fest.

Für die Kindertageseinrichtungen Im Niedersächsischen Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder (KiTaG) in der Fassung vom 07.02.2002 (Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt, S. 57) wird der Auftrag zur Zusammenarbeit mit der Grundschule erteilt. Dort heißt es in § 3 Abs. 5: Die Tageseinrichtung soll mit solchen Einrichtungen ihres Einzugsbereichs, insbe- sondere mit den Grundschulen, zusammenarbeiten, deren Tätigkeit im Zusammen- hang mit dem Bildungs- und Erziehungsauftrag der Tageseinrichtung steht.

Im Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich wird in Kapitel 3 das Thema Zusammenarbeit von Kindergarten und Grundschule behandelt.

Für die Grundschulen Die Grundschule hat die Aufgabe, die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Kinderta- geseinrichtungen fortzusetzen und den in § 2 Niedersächsisches Schulgesetz (NSchG) vorgegebenen Bildungs- und Erziehungsauftrag in pädagogisch angemes- sener Weise in einem für alle Kinder gemeinsamen Bildungsgang zu erfüllen. 26

Die Zusammenarbeit von Kindergarten und Grundschule ist gesetzlicher Auftrag. Im § 6 Abs. 1 NSchG heißt es hierzu: Die Grundschule arbeitet mit den Erziehungsbe- rechtigten, dem Kindergarten und den weiterführenden Schulen zusammen. Im Grundsatzerlass Die Arbeit in der Grundschule vom 03.02.2004 (Schulverwal- tungsblatt Nr. 3/2004, Seite 85) wird dies in Nr. 3 im Einzelnen ausgeführt.

C 6.1 Kooperationsformen der Kindertageseinrichtungen und Grundschulen

Damit die Bildungs- und Erziehungsarbeit kontinuierlich sichergestellt wird, ist die Zusammenarbeit von Kindergarten und Grundschule unerlässlich. Für die Zusammenarbeit sind folgende Inhalte wichtig:

 die Verständigung über elementare Kenntnisse, Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder, die die Ausgangslage für die Arbeit in der Grund- schule darstellen,  die vorschulischen Sprachfördermaßnahmen,  der regelmäßige Austausch über Fragen im Zusammenhang mit dem Über- gang vom Kindergarten in die Grundschule. 27

Im Landkreis Nienburg gibt es viele Kooperationsformen zwischen Kindertagesein- richtungen und Grundschulen, die im Übergang die Inhalte praktizieren. Die Formen und die Intensität der Kooperationen sind dabei sehr unterschiedlich. Einige Einrich- tungen beschränken sich auf anlassbezogene und themenorientierte Dienstbespre- chungen, Fortbildungen und Hospitationen. Andere Einrichtungen haben umfangrei- che Kooperationsverträge und Kooperationskalender mit Vereinbarungen über einen

26 Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.) (2005) : Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule. Informati- onsblatt für interessierte Fachkräfte und Eltern, S. 1. 27 ebd. S. 2. 60 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung längeren Zeitraum. Hier ist schon angedeutet, dass die Qualität der Kooperationen nicht messbar und vergleichbar ist, weil der gesetzliche Auftrag zur Kooperation zwi- schen Kindertagesstätten und Grundschulen keine Formen und Strukturen für die Umsetzung der Zusammenarbeit verbindlich vorgibt.

Folgende bewährte Formen der Kooperationen, im Informationsblatt des Nieder- sächsischen Kultusministeriums 28 als Beispiele aufgezeigt, werden zwischen Kinder- tagesstätten und Grundschulen im Landkreis angewendet:

 Abschluss von Kooperationsvereinbarungen  Gemeinsame regionale Veranstaltungen zur gegenseitigen Information  Gegenseitige Hospitationen  Gemeinsame Projekte oder Veranstaltungen  Gemeinsamer Elternklub  Grundschulkinder lesen im Kindergarten vor  Gemeinsamer Sportunterricht  Gemeinsame Erarbeitung eines Kooperationskalenders  Gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen  Regelmäßige Gesprächsrunden zum Schulerfolg der Kinder  Gegenseitige Besuche von Kindergartengruppen und Schulgruppen

C 6.1.1 Exkurs: Übergang Kindertageseinrichtung - Grundschule

Mit dem Modellprojekt Das letzte Kindergartenjahr als Brückenjahr zur Grundschule förderte das Land Niedersachsen vom 01. August 2007 bis 31. August 2013 den Ü- bergang von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule. Im Landkreis Nienburg nahmen neun Grundschulen und 17 Kindertageseinrichtun- gen an diesem Modellprojekt Brückenjahr teil.

Das Modellvorhaben KiTa und Grundschule unter einem Dach" setzt seit 2012 die bildungspolitische Initiative des Brückenjahrs" fort. Bildung für Kinder von 0 bis 10 Jahren soll kindgerecht, flexibel und ohne institutionelle Brüche - also unter einem Dach" gestaltet werden. Grundlage dafür ist eine enge Verzahnung der pädagogi- schen Arbeit in Kindertagesstätten und Grundschulen.

Wie dies konkret aussehen kann, wird seit August 2012 an der Kapitän-Koldewey- Grundschule Bücken in Zusammenarbeit mit dem Kindergarten Sterntaler (SG Grafschaft Hoya) und dem Kindergarten Wundertüte (Wundertüte e.V.) als einem von landesweit acht Modellstandorten erarbeitet. Hier sollen gezielt praxistaugliche Bildungsansätze für eine neue Förderung von Kindern im Übergang vom Kindergar- ten in die Grundschule entwickelt und erprobt werden. Die Ergebnisse des Modell- vorhabens werden in praxisorientierte Handlungsempfehlungen und neue Qualifizie- rungskonzepte für die pädagogische Arbeit einfließen. 29

28 ebd. S. 2 29 Niedersächsisches Kultusministerium (2012): Modellvorhaben Kita und Grundschule unter einem Dach. Presse Nr.016/12, Online: URL: http://www.mk.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=30401&article_id=104796&_psmand=8 61 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

C 6.2 Sprachbildung und Sprachförderung

C 6.2.1 Allgemeine Informationen

Sprachbildung und Sprachförderung in der Elementarbildung ist in den letzten Jahren zunehmend in das Zentrum bildungspolitischer Bemühungen gerückt. Ausgehend von nicht zufrieden stellenden Ergebnissen internationaler Schulleis- tungsstudien (PISA, IGLU), definierte die Kultusministerkonferenz im Dezember 2001, nach der Veröffentlichung von PISA 2000, sieben zentrale Handlungsfelder. Maßnahmen zur Verbesserung der Sprachkompetenz bereits im vorschulischen Be- reich 30 war der Ausgangspunkt.

Eine grundlegende Voraussetzung für den Schulerfolg ist die sichere Beherrschung der deutschen Sprache und die Teilhabe an der Gesellschaft. Je besser Kinder die deutsche Sprache erlernen, desto größer sind ihre Chancen auf einen erfolgreichen Schulstart. Die Sprache ist Medium der alltäglichen Kommunikation und eine zentrale Ressource für den Bildungserfolg.

Studien bestätigen die Notwendigkeit einer wirksamen Sprachförderung für Kinder aus sozial benachteiligten Familien und Kindern mit Migrationshintergrund. 31 Wenn diese Kinder dem Unterricht wegen unzureichender Deutschkenntnisse nicht folgen können, so hat dies direkte Auswirkungen auf ihre schulischen Leistungen und damit auch auf ihre späteren beruflichen Chancen. Kinder mit einer anderen Mutter- sprache müssen die Chance bekommen, die deutsche Sprache so weit zu erlernen, dass sie sich in Kindertagesstätten verständigen und in der Schule dem Unterricht folgen können. Für die soziale Integration hat die Kompetenz in der Landessprache eine herausragende Bedeutung.

Die Grundlagen von Sprache werden sehr früh gelegt. Deshalb ist es wichtig, dass Sprachbildung und Sprachförderung sehr früh ansetzt. Wer als Kind schon Schwie- rigkeiten hat, sich eine Sprache korrekt anzueignen, wird dies im Laufe der Bildungs- biografie nur sehr schwer aufholen können. Eine ungenügende Sprachentwicklung oder mangelhafte Beherrschung der deutschen Sprache führt zu Einschränkungen in der Kommunikationsfähigkeit von Kindern und beeinträchtigt die Lernmöglichkeiten in allen weiteren Bildungs- und Sozialisierungsprozessen.

Kinder mit Sprachförderbedarf benötigen Unterstützung durch zusätzliche in den All- tag integrierte, aber auch additive Sprachförderangebote. Beide Ansätze stehen in Wechselbeziehung zueinander. 32 Kooperationsmaßnahmen zwischen den Bildungseinrichtungen Kindertagesstätten und Grundschulen haben insbesondere dann eine positive Auswirkung auf einen systematischen und kontinuierlichen Erwerb sprachlicher Kompetenzen, wenn die Kooperation längerfristig angelegt ist, eine gemeinsame curriculare Abstimmung über

30 Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland 31 Becker, B. (2010): Wer profitiert mehr vom Kindergarten? Die Wirkung der Kindergartenbesuchsdauer und Ausstattungsquali- tät auf die Entwicklung des deutschen Wortschatzes bei deutschen und türkischen Kindern. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie 62, S.139-163. 32 Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.) (2012) : Empfehlung: Sprachförderung als Teil der Sprachbildung im Jahr vor der Einschulung durch Grundschullehrkräfte. Hannover, S. 10. 62 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung einen längeren Zeitraum gemacht wurde und die Durchführung gemeinsamer För- deransätze zum Ziel hat. 33

C 6.2.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen

Den gesetzlichen Bildungsauftrag für Kinder konkretisiert Der Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich niedersächsischer Tageseinrichtungen für Kinder. 34 Zusätzlich zu diesem Ausgangsdokument von 2005 wurde im Juni 2011 eine Ergänzung verabschiedet, die Aussagen zu dem Bildungsbereich Sprache und Sprechen vertieft. Aktuelle Erkenntnisse zu einer fach- und kindgerechten Beglei- tung von Sprachaneignungsprozessen vom Eintritt eines Kindes in die Kinderta- geseinrichtung bis zu seiner Einschulung werden hier aufgearbeitet.

Die Grundlage für systematische Sprachförderung im Elementarbereich bildet die Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung des Erwerbs der deutschen Sprache des Landes Niedersachsen vom 01.02.2006. Ziel ist die Vermitt- lung von Sprachkompetenz bei Kindern mit Migrationshintergrund und/oder aus be- nachteiligten Bevölkerungsgruppen als Voraussetzung für eine verbesserte Integrati- on in das gesellschaftliche Miteinander und als Chance hinsichtlich ihrer weiteren Bildungsentwicklung. 35

Die bisherigen Richtlinien wurden zum 01.06.2011 novelliert. In den niedersächsi- schen Kindertageseinrichtungen hat zum 01.08.2011 eine neue Förderperiode zur finanziellen Unterstützung der Sprachbildung und Sprachförderung begonnen.

Im Mai 2012 gab das Niedersächsische Kultusministerium die Empfehlung Sprach- förderung als Teil der Sprachbildung im Jahr vor der Einschulung durch Grundschul- lehrkräfte heraus.

Die Handlungsempfehlungen Sprachbildung und Sprachförderung zum Orientie- rungsplan 36 führen aus, wie die Begleitung des frühkindlichen Spracherwerbs im pä- dagogischen Alltag verankert und bei der Gestaltung aller Bildungs- und Lernsituati- onen mitgedacht werden soll. Die Sprachbildung richtet sich dabei grundsätzlich an alle Kinder, während sich Sprachförderung an Kinder mit besonderem Förderbedarf richtet. 37 Eine durchgängige Sprachbildung gewährleistet eine kontinuierliche und systematische Sprachaneignung. Diese zieht sich durch den Elementarbereich, Pri- mar- und Sekundarbereich bis zum Übergang in den berufsbildenden Bereich. 38 Hier- bei ist die Sprachbildung in die tägliche Arbeit und die allgemeine Kommunikation mit den Kindern eingebunden.

33 Ballasch, Heidemarie (2013): Sprachbildung und Sprachförderung. Bildungspolitisches Handlungsfeld. In: Zeitschrift Schul- Verwaltung, Heft 2/2013, S. 45. 34 Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.) (2011):Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich nie- dersächsischer Tageseinrichtungen für Kinder. 35 Landkreis Osnabrück, Der Landrat (Hrsg.) (2011) : Bildungsbericht für den Landkreis Osnabrück 2010. Mai, S. 59. 36 Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.) (2011): Sprachbildung und Sprachförderung. Handlungsempfehlungen zum Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich niedersächsischer Tageseinrichtungen für Kinder. 37 Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.) (2012): Empfehlung: Sprachförderung als Teil der Sprachbildung im Jahr vor der Einschulung durch Grundschullehrkräfte. Hannover, S. 5. 38 ebd. S.5. 63 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. C 6.2.2.1: Dimensionen Durchgängiger Sprachförderung

Quelle: Heinzte, Andreas (2010): Durchgängige Sprachbildung. Eine gemeinsame Aufgabe für jede Schule. In: Grundschulunterricht Deutsch, 4\2010, Seite 7.

Sprachförderung wird als Teil einer in den pädagogischen Alltag integrierten Sprach- bildung und als Teil institutionsübergreifender Bildungsprozesse verstanden. Dieses Verständnis bildet die Grundlage der Sprachförderkonzeption. 39 Mit Sprachförderung sind pädagogische Tätigkeiten der gezielten Anregung und Be- gleitung bei der Entwicklung sprachlicher Fähigkeiten gemeint, die nicht altersgerecht entwickelt sind. Sprachförderung sollte nicht mehr nur als Kurs für einzelne Kinder/Kindergruppen zu verstehen sein. Sprachförderung als Teil der Sprachbildung verstanden ergänzt die- sen Prozess. Kinder sollen durch bedarfsgerechte, punktuelle und zeitlich befristete Maßnahmen in der Sprachentwicklung gefördert werden. Die Sprachförderung endet, wenn die angestrebte Entwicklung erreicht ist. 40

C 6.2.3 Sprachförderung als Teil der Sprachbildung im letzten Jahr vor der Einschulung

Durch die Sprachfördermaßnahmen vor der Einschulung soll die Sprachbildung und Sprachförderung in Kindertagesstätten in dem letzten Kindergartenjahr ergänzt wer- den. Kinder werden dabei unterstützt, die für eine erfolgreiche Mitarbeit im Unterricht notwendige sprachliche Kompetenz, gemeint ist neben der Alltagssprache die Grundlagen für den Erwerb der Bildungssprache, zu erwerben. Diese Kinder werden im letzten Kindergartenjahr bzw. im Jahr vor der Einschulung sowohl durch die Bil- dungsinstitution Kindertageseinrichtung als auch durch die Bildungsinstitution

39 Ballasch, Heidemarie (2013): Sprachbildung und Sprachförderung. Bildungspolitisches Handlungsfeld. In: Zeitschrift Schul- Verwaltung, Heft 2/2013, S. 46. 40 ebd. S. 46. 64 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung

Grundschule sprachlich gebildet und gefördert. Durch diese gemeinsame Aufgabe ist es zwingend notwendig, dass beide Institutionen ein gemeines Förderkonzept entwickeln. Die Auswahl der Inhalte und die didaktisch-methodische Gestaltung der Sprachförderung müssen in Abstimmung mit der Sprachbildungs- und Förderpraxis der Kindertageseinrichtung erfolgen. Dadurch ist gewährleistet, dass die Förderung in die Lebenswelt der Kinder eingebettet ist, Kontinuität erfahrbar wird und die Sprachförderung als Teil der Sprachbildung durchgängig bleibt. 41

Sprachförderung vor der Einschulung richtet sich an Kinder, die über keine oder nur unzureichende Deutschkenntnisse verfügen.

Rechtliche Grundlage für besondere Sprachfördermaßnahmen vor der Einschulung ist § 64 Absatz 3 des NSchG mit folgendem Wortlaut: Kinder, deren Deutschkennt- nisse nicht ausreichen, um erfolgreich am Unterricht teilzunehmen, sind verpflichtet, im Jahr vor der Einschulung nach näherer Bestimmung durch das Kultusministerium an besonderen schulischen Sprachfördermaßnahmen teilzunehmen. Die Schule stellt bei den gemäß Absatz 1 Satz 1 künftig schulpflichtigen Kindern fest, ob die Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen. 42

Somit haben in Niedersachsen sprachbedürftige Kinder im Jahr vor der Einschulung einen Anspruch auf Förderung. Damit geht eine Verpflichtung zur Teilnahme an Sprachfördermaßnahmen einher (vorgelagerte Schulpflicht). Dieser individuelle För- deranspruch und die Verpflichtung bestehen unabhängig davon, ob ein Kind den Kin- dergarten besucht oder nicht. Die Pflicht zur Teilnahme an schulischen Sprachfördermaßnahmen unterliegt der Aufsichtspflicht der Schule (§ 62 NSchG). 43 Lehrkräfte der Grundschule bzw. durch das Land beschäftigte sozialpädagogische Fachkräfte aus dem Schulkindergarten sind für die Sprachfördermaßnahmen verantwortlich. Die Durchführung der Sprach- fördermaßnahmen erfolgt in Abstimmung oder gemeinsam mit den Fachkräften der Kindertageseinrichtungen. Eine Unterrichtsstunde pro Woche steht für jedes Kind mit Sprachförderbedarf zur Verfügung. Die Empfehlungen zur Organisation und weitere wichtige Informationen können auf dem Niedersächsischen Bildungsserver (NIBIS) unter http://www.cuvo.nibis.de nachgelesen werden. Anhand der Förderstundenzuweisung im Bereich Sprachförderung vor der Einschu- lung der Landesschulbehörde ist es möglich, die Anzahl der zu fördernden Kinder zu ermitteln. Die Landesschulbehörde stellt der Grundschule, die die Sprachfördermaß- nahme durchführt, für jedes Kind, das an der Sprachförderung teilnimmt, einen Zu- satzbedarf von einer Lehrerstunde zur Verfügung. 44 Im Landkreis Nienburg nehmen im Schuljahr 2013/14 insgesamt 209 Kinder an Sprachfördermaßnahmen vor der Einschulung teil. 45

Die Notwendigkeit einer guten Sprachförderungsstruktur im frühkindlichen Bildungs- bereich im Landkreis kann nicht nur allein durch diese Daten begründet werden. Eine ausreichende valide Datenstruktur (Anzahl der Sprachstandsfeststellungen, differen- zierte Ergebnisse der Sprachstandsfeststellungen, Sozialdaten der Teilnehmer/innen

41 Ballasch, Heidemarie (2013): Sprachbildung und Sprachförderung. Bildungspolitisches Handlungsfeld. In: Zeitschrift Schul- Verwaltung, Heft 2/2013, S. 47. 42 Schule und Recht in Niedersachsen Online: URL: http:// www.schure.de , Aufruf: 07.08.2013 43 Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.) (2012) : Empfehlung Sprachförderung als Teil der Sprachbildung im Jahr vor der Einschulung durch Grundschullehrkräfte. Hannover. 44 Sprachfördermaßnahmen vor der Einschulung, RdErl. d. MK v. 1.3.2012 - 32 - 80107/4 - VORIS 22410 - 45 Niedersächsische Landesschulbehörde 65 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser an Sprachfördermaßnahmen, wie Geschlecht, Migrationsstatus usw.) müsste ge- schaffen werden, um diesen wichtigen Bildungsbereich darstellen zu können.

C 6.3 Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen im Landkreis Nienburg

Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung (SEU) werden in Niedersachsen gemäß der Rechtsgrundlage des § 5 Absatz 2 des NGöGD 46 alle Kinder vor der Einschulung ärztlich untersucht. Diese Rechtsgrundlage regelt, dass die Landkreise und kreisfrei- en Städte Kinder rechtzeitig vor der Einschulung ärztlich auf gesundheitliche Beein- trächtigungen, die geeignet sind, die Schulfähigkeit zu beeinflussen, zu untersuchen haben. Hierfür wird in 28 Landkreisen und kreisfreien Städten ein standardisiertes Untersu- chungsprogramm und ein Dokumentations- und Auswertungsverfahren (SOPHIA - Sozialpädiatrisches Programm Hannover - Jugendärztliche Aufgaben) angewandt. Dieses einheitliche Verfahren ermöglicht bei Bedarf eine Einordnung der Ergebnisse. Die tatsächliche Einschulungsentscheidung vor Eintritt der Grundschule trifft die je- weils zuständige Schulleitung.

Zum Schuljahr 2012/2013 wurden insgesamt 1.265 Kinder untersucht. 1.254 Kinder besuchten einen Kindergarten (99,1 %). Für 98 Kinder wurde eine Zurückstellung empfohlen. Für 57 weitere Kinder wurde eine sonderpädagogische Überprüfung empfohlen. Insgesamt wurden 1.110 Kinder von den 1.265 untersuchten Kindern zu diesem Zeitpunkt eingeschult.

Tab. C 6.3.1: Einschulungsuntersuchungen und schulärztliche Empfehlungen 2012 2012 ES* empfohlen 832 ES* mit Hinweisen 223 ES* mit pädag. Einschätzung 55 Schulzurückstellung 97 Sonderpäd. Überprüfung 57 ES* vom Kann-Kind abgeraten 1 Summe 1265 Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 411, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst, Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen, eigene Zusammenstellung und Berechnung ES* - Einschulung

Für die Einschulungsjahre 2010, 2011 und 2012 wurden jeweils 1.300, 1.335 und 1.265 Kinder im Landkreis untersucht. Auf Grund der Untersuchungsergebnisse wur- de im Jahr 2010 zu 84,9 % die Einschulung empfohlen bzw. mit Hinweisen empfoh- len. Im Jahr 2011 zu 83,8 % und im Jahr 2012 zu 83,4 %. Bei den übrigen Kindern wurden Bedenken geäußert, Überprüfungen angeordnet oder eine Zurückstellung empfohlen. Die Quote der Schulzurückstellungen nahm in den letzten drei Jahren zu.

46 Niedersächsisches Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst (NGöGD). URL: http://www.voris.niedersachsen.de 66 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung

Im Landkreis waren es im Schuljahr 2011/2012 insgesamt 151 Kinder, die zurückge- stellt wurden. Der Anteil der zurückgestellten Kinder war in den letzten Jahren ten- denziell steigend. Die Quote der Empfehlungen zur sonderpädagogischen Überprü- fung stieg in den letzten drei Jahren ebenfalls an. Ob der Bedarf tatsächlich gewach- sen ist oder nur häufiger diagnostiziert wurde, ist unklar.

Tab. C 6.3.2: Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen, ausgesprochene Empfehlungen zur Einschulung, Vergleich der Ergebnisse im Landkreis Nienburg 2010 bis 2012 (in Prozent) 2010 2011 2012 ES* empfohlen 58,4% 48,1% 65,8% ES* mit Hinweisen 26,5% 35,7% 17,6% ES* mit pädag. Einschätzung 5,5% 4,9% 4,3% Schulzurückstellung 6,3% 6,4% 7,7% Sonderpäd. Überprüfung 3,2% 4,6% 4,5% ES* vom Kann-Kind abgeraten 0,1% 0,2% 0,1% Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 411, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst, Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen, eigene Zusammenstellung und Berechnung ES* - Einschulung

Der Bildungsgrad der Eltern wird bei den Schuleingangsuntersuchungen mit Hilfe der Angaben der Eltern bzw. Alleinerziehenden zu deren Schul- und Berufsbildungsab- schlüssen ermittelt und mit dem SOPHIA-Programm über eine Berechnungsformel als niedrig, mittel oder hoch eingestuft. 47 Der ermittelte Bildungsgrad der Eltern bzw. der Alleinerziehenden wird in der folgenden Abbildung mit den Ergebnissen der Schuleingangsuntersuchung gekoppelt, um festzustellen, ob der Bildungsgrad der Eltern einen Einfluss auf die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen der Kin- der hat.

Abb. C 6.3.1: Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen, Schulempfehlung nach sozialer Zuordnung (Bildungsgrad der Eltern), im Landkreis Nienburg 2011 und 2012 (in Prozent)

hoch

mittel

niedrig

hoch

mittel 2011 2012

niedrig

0% 20% 40% 60% 80% 100%

ES* empfohlen ES* mit Hinw eisen ES* mit pädag. Einschätzung Schulzurückstellung Sonderpäd. Überprüfung

Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 411, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst, Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen, eigene Zusammenstellung und Berechnung ES* - Einschulung

47 Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (Hrsg.) (2012) : Kindergesundheit im Einschulungsalter. Ergebnisse der Schulein- gangsuntersuchung 2010. Gesundheitsberichterstattung für Niedersachsen. Hannover, S. 16. 67 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Die Ergebnisse aus 2011 und 2012 zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Bil- dungsgrad der Eltern bzw. der Alleinerziehenden und dem Ergebnis der Schulunter- suchungen der Kinder. Je höher der Bildungsgrad der Eltern ist, desto besser ist das Einschulungsergebnis. Je niedriger der Bildungsgrad der Eltern, desto mehr Fälle gab es mit Bedenken (Einschulung mit pädagogischer Einschätzung), es wurden mehr Überprüfungen an- geordnet und mehr Zurückstellungen empfohlen.

Bei den Schuleingangsuntersuchungen werden auch Daten zum Migrationshin- tergrund erfasst. Laut der Definition des Niedersächsischen Landesgesundheitsamts liegt ein Migrationshintergrund vor, wenn die Herkunft der Familie (SOPHIA) nicht oder die Nationalität von Kind, Vater oder Mutter (Weser-Ems) oder die Herkunft (Weser-Ems) des Kindes nicht deutsch ist. 48 Durch die hier von den niedersächsi- schen Gesundheitsämtern verwendete breite Definition von Migrationshintergrund, erklärt sich der auffällig hohe Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. Unter 1.265 Kindern, die zum Einschulungsjahr 2012 untersucht worden sind, befanden sich 306 Kinder mit Migrationshintergrund. Das entspricht einem Anteil von 24 %. 303 Kinder besuchten einen Kindergarten. Zur Empfehlungsverteilung für diese Kinder konnten keine Daten ermittelt werden. Ebenso können diese Definition und die aufgeführte Differenzierung keinen Auf- schluss über den sozialen Kontext oder die Kompetenzen der Kinder bieten.

Abb. C 6.3.2: Teilnehmer/innen mit Migrationshintergrund an der Schuleingangsuntersuchung im Landkreis Nienburg (in Prozent)

Deutschland; 75,8%

Afrika; 0,7%

Nord-/ Südamerika; Türkei; 5,8% Osteuropa; 9,7% 0,4% Asien, Australien, Naher Osten; 2,2% Ozeanien; 4,3% Westeuropa; 0,9% Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 411, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst, Stand: 2012

In Kapitel C 6.2 wurde ausführlich darauf eingegangen, wie wichtig es für den Schul- erfolg ist, die deutsche Sprache sicher zu beherrschen. Bei der Schuleingangsuntersuchung 2012 wurden insgesamt 1.265 Kinder anhand des Prüfbogens zu möglichen Sprachauffälligkeiten untersucht. Die Auswertung der Daten ergab bei fast zwei Dritteln (62,2 %) der Kinder einen unauffälligen Befund und bei 17,6 % wurde ein leicht auffälliger Befund ermittelt. 15,4 % der Kinder befanden sich bereits in einer sprachtherapeutischen Maßnahme und 3,6 % wurden zur weite-

48 Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (Hrsg.) (2012) : Kindergesundheit im Einschulungsalter. Ergebnisse der Schulein- gangsuntersuchung 2010. Gesundheitsberichterstattung für Niedersachsen. Hannover, S. 15. 68 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung ren Abklärung des Befunds an eine Fachärztin oder einen Facharzt überwiesen. Für 1,2 % der Schulanfängerinnen und Schulanfänger wurde keine Angabe zum Sprach- vermögen gemacht.

Abb. C 6.3.3: Sprachvermögen, Schuleingangsuntersuchung im Landkreis Nienburg 2010 - 2012 (in Prozent)

70,0%

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% ohne auffälligen Befund Befund ohne Abklärungs- bereits in Behandlung Abklärungsempfehlung empfehlung

2010 2011 2012

Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 411, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst

Zwischen der Bildung der Eltern bzw. der Alleinerziehenden und dem Sprachvermö- gen der Kinder kann anhand der Abbildung C 6.3.4 eine Korrelation beobachtet wer- den. Die Datenauswertung für das Einschulungsjahr 2012 ergab eine zunehmende Anzahl an Auffälligkeiten, die einer weitergehenden Abklärung bedurften, mit ab- nehmendem Bildungsniveau des Elternhauses: 2,4 % bei Kindern aus bildungsnahen Familien, 3,2 % bei Kindern aus Familien mit mittlerer Bildung und 5,6 % bei Kindern, deren Eltern als bildungsfern einzustufen waren. Gleiches galt für den prozentualen Anteil der bereits in Behandlung befindlichen Kinder: 5,6 % (bildungsnah), 13,8 % (mittlere Bildung) und 19,5 % (bildungsfern). Etwas mehr als die Hälfte (53,6 %) der Kinder aus bildungsfernen Familien wies keine Beeinträchtigung des Sprachvermö- gens auf, während bei fast drei Viertel (73,0 %) der Kinder aus bildungsnahen Fami- lien keine Einschränkung des Sprachvermögens festgestellt wurde.

69 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. C 6.3.4: Sprachvermögen, Häufigkeit von Sprachauffälligkeiten von Kindern vor der Einschulung nach Bildungsgrad der Eltern im Landkreis Nienburg 2011 - 2012 (in Prozent)

hoch

mittel

niedrig

hoch

mittel 2011 2012

niedrig

0% 20% 40% 60% 80% 100%

ohne auffälligen Befund Befund ohne Abklärungsbedarf Abklärungsempfehlung bereits in Behandlung

Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 411, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst

Laut der Gesundheitsberichterstattung für Niedersachsen (2012) des Niedersächsi- schen Landesgesundheitsamts ist davon auszugehen, dass der Besuch des Kinder- gartens zum einen die Sprachfertigkeiten der Kinder schult und zum anderen, dass Erzieher/innen die Eltern frühzeitig auf Sprachauffälligkeiten aufmerksam machen, was eine frühzeitige Intervention zur Folge haben kann. 49

Der Migrationshintergrund spielt ebenfalls eine Rolle hinsichtlich des Sprachvermö- gens. Von insgesamt 1.265 untersuchten Kindern haben im Landkreis Nienburg 306 Kinder einen Migrationshintergrund und 959 Kinder keinen Migrationshintergrund. Die folgende Abbildung C 6.3.5 stellt einen prozentualen Vergleich innerhalb dieser Gruppen dar. Von den 306 Kindern mit Migrationshintergrund wiesen 14 % der Kin- der und von den 959 Kindern ohne Migrationshintergrund wiesen 20,6 % der Kinder eine Beeinträchtigung ihres Sprachvermögens (Abklärungsempfehlung und bereits in Behandlung) auf.

Der Anteil der Befunde, die einer Abklärung bedurften, war bei Kindern ohne Migrati- onshintergrund (3,8 %) höher als bei Kindern mit Migrationshintergrund (2,9 %). Be- reits in Behandlung befanden sich 16,8 % der Kinder ohne Migrationshintergrund und 11,1 % der Kinder mit Migrationshintergrund.

Ein leicht auffälliger Befund ohne Abklärungsempfehlung wurde für 24,5 % der Kin- der mit und für 15,4 % der Kinder ohne Migrationshintergrund dokumentiert. Bei 60,8 % der Kinder mit einem familiären Migrationshintergrund zeigte sich eine unauffällige Sprachentwicklung. Bei 62,7 % aller Kinder ohne Migrationshintergrund wurde ebenfalls keine Beeinträchtigung ihres Sprachvermögens festgestellt.

49 Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (Hrsg.) (2012): Kindergesundheit im Einschulungsalter. Ergebnisse der Schulein- gangsuntersuchung 2010. Gesundheitsberichterstattung für Niedersachsen. Hannover, S. 66. 70 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung

Abb. C 6.3.5: Sprachvermögen / Migrationshintergrund, Schuleingangsuntersuchung im Landkreis Nienburg 2012 (in Prozent)

Abklärungsempfehlung

bereits in Behandlung

Befund ohne Abklärungsempfehlung

ohne auffälligen Befund

0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0%

ohne Migrationshintergrund 2012 mit Migrationshintergrund 2012

Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 411, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst

Die Abbildung gibt zusammenfassend wieder, dass in den beiden Gruppen der pro- zentuale Anteil der Kinder ohne auffälligen Befund fast gleich hoch ist. Abklärungs- empfehlungen wurden prozentual in der Gruppe ohne Migrationshintergrund sogar öfter ausgesprochen. Daraus kann man schließen, dass das Sprachvermögen nicht nur bei Kindern mit Migrationshintergrund zu fördern ist.

Eine durchgängige Sprachbildung und Sprachförderung, die alle Kinder in ihrer indi- viduellen Sprachentwicklung auf dem Weg zur Aneignung der Bildungssprache un- terstützt und erfolgreich fördert, kann nur im Rahmen einer abgestimmten Zusam- menarbeit aller beteiligten Bildungseinrichtungen und Personen umgesetzt und aus- gestaltet werden. 50

C 6.4 Schulanfängerinnen und Schulanfänger

Für die kommunale Ebene ist der Anteil der frühzeitig oder verspätet eingeschulten Kinder wichtig in Hinsicht auf den Übergang von Kindertageseinrichtungen (in Trä- gerschaft oder mit Förderung durch die Gemeinden) in die Grundschule. Das Ein- schulungsalter hat Auswirkungen auf die Verweildauer in Kindertageseinrichtungen und damit auf deren Auslastung. Die Anzahl der Kinder, die in der betrachteten Ge- bietseinheit im betrachteten Zeitraum eingeschult werden, ist für die Planung uner- lässlich.

Alle Kinder, die bis zum Einschulungsstichtag das 6. Lebensjahr vollendet haben, sind mit dem Beginn des nachfolgenden Schuljahres im Regelfall schulpflichtig. Der Niedersächsische Landtag verlegte in den letzten Jahren (seit 2010) den Stich- tag in mehreren Schritten vom 30. Juni zum 30. September hin. Ab 2012 gilt als Stichtag für die Einschulung der 30. September.

50 Ballasch, Heidemarie (2013): Sprachbildung und Sprachförderung. Bildungspolitisches Handlungsfeld. In: Zeitschrift Schul- Verwaltung, Heft 2/2013, S. 47. 71 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Tab. C 6.4.1: Stichtage für die Einschulung Geburtszeitraum Einschulungsdatum Zeitraum in Monaten der Einschüler 08/2009 01.07.2002 - 30.06.2003 über 12 Monate

08/2010 01.07.2003 - 31.07.2004 über 13 Monate

08/2011 01.08.2004 - 31.08.2005 über 13 Monate

08/2012 01.09.2006 - 30.09.2006 über 13 Monate

08/2013 01.10.2006 - 30.09.2007 über 12 Monate Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 411, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst

Die Einschulung in Niedersachsen wird durch den § 64 Abs. 1 Satz 1 des Niedersächsischen Schulgesetzes (NSchG) geregelt.

Im Schuljahr 2012/13 besuchten 1.102 Schülerinnen und Schüler die ersten Klassen der allgemein bildenden Schulen in öffentlicher Trägerschaft sowie drei Schülerinnen und Schüler in privater Trägerschaft. 29 Schülerinnen und Schüler besuchten die ersten Klassen in den Förderschulen des Landkreises. 51

Alle Kinder, die eingeschult wurden und erst nach dem gesetzlich festgelegten Stich- tag das sechste Lebensjahr vollendet haben, gehören zu den früh eingeschulten Kindern. Auf Antrag der Erziehungsberechtigten kann ein jüngeres Kind vorzeitig eingeschult werden, wenn das Kind die körperliche und geistige Schulfähigkeit be- sitzt und in seinem sozialen Verhalten ausreichend entwickelt ist (Kann-Kind). Die Entscheidung über den Antrag trifft die Schule.

Zu den spät eingeschulten Kindern gehören alle Kinder, die bereits im Vorjahr schul- pflichtig waren, aber erst im laufenden Schuljahr (evtl. nach späterer Rückstellung im vorangegangenen Schuljahr erneut) eingeschult wurden.

51 Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur 72 Kapitel C - Frühkindliche Bildung und Betreuung

Im Folgenden werden die fristgerechten Einschulungen sowie Früh- und Spätein- schulungen näher betrachtet.

Abb. C 6.4.1: Fristgerechte, frühzeitige und späte Einschulungen in den Schuljahren 2008/09 - 2012/13 im Landkreis Nienburg (ohne Förderschulen) (in Prozent)

100%

80%

60%

40%

20%

0% 2008 2009 2010 2011 2012

verspätete Einschulung 6,1% 5,1% 5,8% 10,0% 8,5% vorzeitige Einschulung 4,4% 4,9% 3,8% 2,4% 1,1% fristgerechte Einschulung 88,8% 90,0% 90,3% 87,2% 89,3%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen

Die fristgerechten Einschulungen im Landkreis Nienburg bewegen sich im dargestell- ten Zeitraum auf einem hohen Niveau. Seit fünf Jahren werden im Durchschnitt fast 90 % aller Kinder fristgerecht eingeschult. Im Schuljahr 2012/13 entspricht das einer Anzahl von 973 Kindern von insgesamt 1.090 eingeschulten Kindern.

Die Anzahl der frühzeitig eingeschulten Kinder nahm ab. 2008/09 waren es noch 50 frühzeitig eingeschulte Kinder, 2012 sank die Anzahl auf 12 Kinder.

Die Anzahl der spät eingeschulten Kinder sind in den letzten Jahren angestiegen. Es gab zum Schuljahr 2008/09 69 spät eingeschulte Kinder. Im Schuljahr 2011/12 stieg diese Anzahl auf 118 spät eingeschulte Kinder. Ein Jahr später wurden 93 Kinder verspätet eingeschult.

73 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Kapitel D Allgemein bildende Schulen

Der Landkreis Nienburg steht mit der Erarbeitung und Umsetzung einer regionalen Schulentwicklung vor erheblichen Herausforderungen.

Zu nennen sind hierbei insbesondere Anpassungen der Schulstruktur an veränderte gesamtgesellschaftliche Rahmenbedingungen. An erster Stelle ist hier der demogra- fische Wandel zu nennen. Sinkende Geburten- und Schülerzahlen lassen sich in den Statistiken deutlich ablesen (Kapitel A Abb. A 1.2.1, Abb. A 1.6.2).

Die Wohnortnähe schulischer Angebote ist ein Kennzeichen der Bildungsstrukturqua- lität. Das Angebot der allgemein bildenden Schulen spielt hier eine große Rolle, be- sonders das wohnortnahe Angebot der Grundschulen. Da der Landkreis Nienburg dem ländlichen Raum zugeordnet (Kapitel A 1) wird, ist die fußläufige Erreichbarkeit von Grundschulen nicht für alle Grundschülerinnen und Grundschüler gewährleistet. Es ist davon auszugehen, dass die demografische Entwicklung diese Situation ver- schärft und Standortschließungen notwendig werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das sich verändernde Schulwahlverhalten von Schü- lerinnen und Schüler und deren Eltern seit einigen Jahren. Der Anteil derjenigen Schülerinnen und Schüler, die nach Abschluss der Grundschule auf die Hauptschule wechseln, nimmt stetig ab. Dadurch sind bereits viele Hauptschulen einzügig gewor- den, teilweise können sogar keine eigenen Jahrgangsklassen mehr gebildet werden . Die zurückgehende Schülerzahl bringt pädagogische und organisatorische Probleme mit sich. In sehr kleinen Schulen sind die Möglichkeiten differenzierender Angebote gering, bei Erkrankungen der Lehrerinnen und Lehrer treten organisatorische Schwierigkeiten auf. Die Potentiale für Teamarbeit von Lehrkräften können aus den genannten Gründen kaum ausgeschöpft werden.

Die Einführung der Oberschulen an vier Standorten im Landkreis im Schuljahr 2011/12, die Einführung der IGS Nienburg und die Umsetzung der Inklusiven Schule im Schuljahr 2013/14 lassen veränderte Schülerströme erwarten. Hierdurch wird un- ter anderem die Situation für die Schulformen Förderschule und Hauptschule und für kleinere Realschulen verschärft.

Das Bestreben, vorhandene Schulstandorte zu sichern, wird zu einem noch stärke- ren Wettbewerb der Schulen und ihrer Träger um Schülerinnen und Schüler führen. Dies gilt auch über Kreisgrenzen hinweg. Im Raum Uchte z. B. gibt es erhebliche Abwanderungen von Schülerinnen und Schülern nach Nordrhein-Westfalen.

Die dargestellten Ausgangspunkte erfordern eine Schulentwicklungsplanung im Landkreis Nienburg mit folgenden Zielen:

 Vorhalten eines attraktiven, qualitativ hochwertigen und gut erreichbaren Bil- dungsangebotes im ganzen Landkreis  Schaffung langfristig lebensfähiger Schulstandorte (Dreizügigkeit als anzu- strebende Mindestgröße, um eine Vielzahl schulischer Angebote umsetzen zu können)  Die Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Schulformen ist zu erleichtern

74 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

 Vorhalten eines erreichbaren IGS-Angebotes im Kreis  Vorhalten eines gymnasialen Angebotes im Nord- und Südkreis und in der Stadt Nienburg  Zusammenfassung von Haupt- und Realschulen zu integrierten Systemen  Das künftig reduzierte Förderschulangebot ist an geeigneten Standorten zu bündeln oder als entsprechender Zweig an Regelschulen anzugliedern  Anpassung der Verkehrsverbindungen an veränderte Schülerströme  Reduzierung der Beschulung kreiseigener Schülerinnen und Schüler an kreisfremden Schulen

Der demografisch bedingte Rückgang von Schülerzahlen, Änderungen in Bezug auf bestehende Schulformen und die geforderte Inklusion von Schülerinnen und Schü- lern mit Förderbedarf in den Regelschulen wird die Schullandschaft zukünftig erheb- lich verändern.

Das Kapitel D Allgemein bildende Schulen wird im Folgenden thematisch unterteilt in die Oberbegriffe Bildungsbeteiligung (D 2), Bildungsübergänge (D 3), Schulform- wechsel und Klassenwiederholungen (D 4), Bildungserträge - Schulabschlüsse (D 5) und Qualitätsentwicklung und Sicherung an Schulen (D 6).

D 1 Allgemein bildende Schulen im Landkreis Nienburg

Im Landkreis Nienburg wird durch verschiedene Schularten das Spektrum der schuli- schen Bildung von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe II abgedeckt.

Die folgende Tabelle stellt die Einrichtungen, die sich sowohl in Trägerschaft des Landkreises Nienburg, der Städte und Gemeinden aber auch in privater Trägerschaft befinden, dar. Das Angebot einer Ganztagsbeschulung ist der jeweiligen Schule zu- geordnet.

Tab. D 1.1: Art und Trägerschaft der allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg Ort Träger Ganztagsschule Stadt Nienburg / Weser Grundschule, Friedrich-Ebert-Schule Gem o. GTS Grundschule am Bach Gem o. GTS Grundschule Langendamm Gem Grundschule + FöS-KME, Alpheideschule Gem o. GTS Grund- und Hauptschule, Nordertorschule Gem o. GTS Grund- und Hauptschule, Leintorschule Gem o. GTS Realschule Nienburg Gem Realschule Langendamm Gem Gymnasium, Albert-Schweitzer-Schule Gem Marion-Dönhoff-Gymnasium Gem Integrierte Gesamtschule Nienburg LK o. GTS FöS-GE, Astrid-Lindgren-Schule LK GTS FöS LE + SR, Friedrich-Fröbel-Schule LK FöS-ESE, CJD Christophorusschule frei Stadt Rehburg-Loccum Grundschule Münchehagen Gem o. GTS

75 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Ort Träger Ganztagsschule Grundschule Rehburg Gem o. GTS Oberschule Loccum LK t. o. GTS FöS-LE, Wilhelm-Busch-Schule LK t. o. GTS Flecken Steyerberg Grundschule Deblinghausen Gem Grund- und Hauptschule, Waldschule LK/Gem o. GTS Samtgemeinde Heemsen Grund- und Oberschule Heemsen LK/SG o. GTS Grundschule SG Grundschule Haßbergen SG o. GTS Samtgemeinde Liebenau Grundschule St.Laurentius-Schule SG o. GTS Hauptschule St.Laurentius-Schule LK Grundschule Mainsche SG FöS-LE, Schule am Winterbach LK Samtgemeinde Marklohe Grundschule Marklohe SG o. GTS Realschule am Berg LK Grundschule SG o. GTS Samtgemeinde Steimbke Grundschule Steimbke SG Oberschule Steimbke LK t. o. GTS Grundschule SG Samtgemeinde Uchte Grundschule Uchte SG o. GTS Oberschule Uchte LK t. o. GTS Grundschule /Lavelsloh SG o. GTS Grundschule SG o. GTS FöS-LE, Käthe-Kollwitz-Schule LK o. GTS Samtgemeinde Grafschaft Hoya Grundschule Hoya SG o. GTS Johann-Beckmann-Gymnasium LK o. GTS Marion-Blumenthal-Hauptschule Hoya LK o. GTS Realschule Hoya LK Kapitän-Koldewey-Grundschule Bücken SG o. GTS Grund- und Hauptschule LK/SG o. GTS Grundschule am Sudthal SG Grundschule, Schule am Weserbogen SG FöS-LE, Gutenbergschule LK Samtgemeinde Mittelweser Grundschule, Regenbogenschule Stolzenau Gem Grundschule Nendorf Gem o. GTS Gymnasium Stolzenau LK o. GTS Realschule, Schloss-Schule Stolzenau LK o. GTS Grundschule Schünebusch SG o. GTS Grundschule Husum SG

76 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Ort Träger Ganztagsschule Grund- und Hauptschule Landesbergen LK/SG o. GTS Grundschule Leese SG FöS-GE, Helen-Keller-Schule LK GTS Freie Schule Mittelweser mit Oberschulcharakter frei Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur, Stand: August 2013 verwendete Abkürzungen: FöS = Förderschule GE = geistige Entwicklung LE = Lernen SP = Sprache ESE = emotionale und soziale Entwicklung KME = körperliche und motorische Entwicklung LK = Landkreis SG = Samtgemeinde Gem = Gemeinde frei = freie Träger o. GTS = offene Ganztagsschule t. o. GTS = teilweise offene Ganztagsschule

Im Schuljahr 2011/12 waren 1.105 Lehrkräfte an den allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg beschäftigt. Die Lehrkräfte wurden hier über alle Schulformen summiert. Die folgende Tabelle D 1.2 stellt die Anzahl der Lehrkräfte nach Schulform und Geschlecht dar.

Mit einem Anteil von 71,1 % sind nahezu zwei Drittel der Beschäftigten weiblich.

Tab. D 1.2: Lehrkräfte an den allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg Schuljahr 2011/12 nach Schulform und Geschlecht, öffentliche und private Träger (Anzahl) Schuljahr 2011/2012 insgesamt Lehrer Lehrerinnen Grundschule 264 31 233 Hauptschule 32 13 19 Grund- und Hauptschule 115 24 91 Oberschule 123 40 83 Realschule 135 45 90 Gymnasium 305 133 172 Förderschule 131 33 98 Insgesamt 1.105 319 786 Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle NI-D09.1i, Kommunale Bildungsdatenbank

77 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

D 2 Bildungsbeteiligung

D 2.1 Schülerzahlen an allgemein bildenden Schulen

Die Entwicklung der Schülergesamtzahlen an den allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg hat sich in den letzten 30 Jahren immer wieder verändert. Bis zum Jahr 1989 sank die Schülerzahl auf 11.953 Schülerinnen und Schüler. Bis zum Jahr 2003 sind steigende Schülerzahlen zu verzeichnen gewesen. Im selben Jahr wurde mit 15.912 Schülerinnen und Schüler der Höchststand erreicht.

Abb. D 2.1.1: Entwicklung der Schülerzahlen im Landkreis Nienburg 1982 - 2012 (Anzahl)

18000

16000

14000

12000

10000

8000

6000

4000

2000

0

2 4 6 8 0 2 4 0 4 8 8 8 8 9 9 9 96 98 08 12 9 9 9 9 9 9 9 9 9 00 00 0 0 1 1 1 2 2 1 1 1 1 2 2 1 1

2002 2006 2010

Schülerzahlen insgesamt

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle Z3001118, eigene Zusammenstellung

In den letzten 10 Jahren ist eine laufende Reduzierung der beschulten Kinder im Landkreis Nienburg auf Grund der demografischen Entwicklung festzustellen. Von 2003 bis 2012 sank die Schülergesamtzahl um 2.185 von 15.912 auf 13.727 Schüle- rinnen und Schüler. Dies entspricht 13,7 %. Eine Nutzung von Schulen außerhalb des Landkreises trägt im geringen Maße auch zur Reduzierung der Schülergesamtzahl bei. Im Schuljahr 2012/13 wurden insge- samt 664 Schülerinnen und Schüler an Schulen außerhalb des Landkreises be- schult. 52 Besonders die Abwanderung von Schülerinnen und Schülern des Südkreises in die benachbarten Landkreise ist historisch gewachsen.

52 Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur 78 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Abb. D 2.1.2: Entwicklung der Schülerzahlen im Landkreis Nienburg 2000 - 2012 (Anzahl)

16.500

16.000

15.500

15.000

14.500

14.000

13.500

13.000

12.500 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Schülerzahlen insgesamt 15.619 15.775 15.735 15.912 15.895 15.803 15.668 15.413 15.197 14.884 14.571 14.038 13.727

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 192-32-4-B, eigene Zusammenstellung, Stichtag: Schuljahresbeginn, Werte für 2012 aus folgender Quelle ergänzt: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3001031

Zum Schuljahresbeginn 2012/13 gab es im Landkreis Nienburg verteilt auf 805 Schulklassen insgesamt 13.727 Schülerinnen und Schüler an allgemein bildenden Schulen. Von diesen insgesamt 13.727 Schülerinnen und Schülern waren 6.693 weiblich, 7.034 männlich und 722 Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Staats- angehörigkeit. 53

D 2.2 Bildungsbeteiligung nach Schulform

Tab. D 2.2.1: Schülerzahlen nach ausgewählten Schulformen im Landkreis Nienburg Schuljahr 2012/13 (Anzahl; in Prozent) Schülerzahlen Anteil Anteil Schulform insgesamt nichtdeutsch Schülerinnen Vorschulbereich 44 27,3% 43,2% Grundschulen 4.642 6,5% 49,8% Hauptschulen 1.274 9,3% 39,9% GOBS/OBS 410 5,1% 44,6% Realschulen 2.893 4,8% 47,6% Gymnasien 3.866 1,6% 53,8% Förderschulen 598 11,5% 36,1% Schülerzahlen insgesamt 13.727 5,3% 48,8% Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3001031, eigene Zusammenstellung und Berechnung, Stichtag: Schuljahresbeginn

Die Bildungsbeteiligung nach Schulform lässt auf unterschiedliche Bildungsverläufe schließen. Ausgehend von der Schülergesamtzahl im Landkreis Nienburg beträgt der Anteil der nichtdeutschen Schülerinnen und Schüler 5,3 % (2010: 5,4 %, 2011: 5,0 %). Definitionsgrundlage ist hier die Staatsbürgerschaft. Dieser prozentuale An- teil entspricht etwa dem niedersächsischen Durchschnitt mit 5,5 %.

Auffällig ist in der Tabelle D 2.2.1 der Anteil der Verteilung dieser 722 Schülerinnen und Schüler auf die unterschiedlichen Schulformen. Hier lassen sich die unterschied-

53 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K3001031 79 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser lichen Bildungsverläufe deutscher und ausländischer Schülerinnen und Schüler an- hand der sehr unterschiedlichen Bildungsbeteiligung nach Schulform bereits erah- nen. Überproportional häufig besuchen ausländische Schülerinnen und Schüler die Haupt- und die Förderschulen im Landkreis Nienburg. An den Hauptschulen ist der Anteil nichtdeutscher Schülerinnen und Schüler mit 9,3 % im Schuljahr 2012/13 fast doppelt so hoch wie der Anteil an Realschulen (4,8 %) und fast sechsmal so hoch wie an den Gymnasien (1,6 %). Der Durchschnittswert in Niedersachsen beträgt 2,9 %. Die Förderschulen haben den höchsten Anteil an ausländischen Schülerinnen und Schülern mit 11,5 %.

Abb. D 2.2.1: Anteil nichtdeutscher Schülerinnen und Schüler an Schularten im Landkreis Nienburg 2010 - 2012 (in Prozent)

14,0%

12,0%

10,0%

8,0%

6,0%

4,0%

2,0%

0,0% Grundschulen Hauptschulen GOBS/OBS Realschulen Gymnasien Förderschulen 2010 6,2% 9,5% 5,9% 1,8% 10,7% 2011 5,9% 9,3% 5,7% 5,2% 1,5% 8,0% 2012 6,5% 9,3% 5,1% 4,8% 1,6% 11,5%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3001031, eigene Zusammenstellung und Berechnung

Im Kapitel A 1.5 wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Definition nur nach Staatsbürgerschaft im Bereich der schulischen Bildung nicht ganz ausreicht. In der Schulstatistik ist in der Regel nur eine Darstellung nach Deutsch - Ausländer mög- lich. Für eine differenziertere Darstellung der Verteilung nach Herkunft ist es notwen- dig, die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund mit einzubeziehen. Angaben zum Migrationshintergrund sind nicht Bestandteil der amtlichen Schulstatis- tik. Um zukünftig Aussagen zum Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Zuwande- rungsgeschichte machen zu können, sollten diese Angaben für die kommenden Be- richte erhoben werden.

An den Gymnasien ist der Anteil der Schülerinnen auffällig. Insgesamt besuchten von der Gesamtschülerzahl von 13.727 Schülerinnen und Schüler 3.866 Schülerin- nen und Schüler die Gymnasien im Landkreis. Mit einem Anteil von 53,8 %, dies ent- spricht 2.081 Schülerinnen, sind die weiblichen Jugendlichen stark vertreten. Einen hohen Anteil weisen Jungen in den Hauptschulen (60,1 %) und Förderschulen (63,9 %) auf. 54

54 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3001031 80 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Im Folgenden wird die Entwicklung der Verteilung der Schülerzahlen auf die unter- schiedlichen Schulformen abgebildet, um künftige Entwicklungen abschätzen zu können. Bei der Planung von Schulgebäuden und (weiterführenden) schulischen An- geboten ist die Feststellung des Ist-Zustandes im Vergleich mit der langjährigen Ent- wicklung unerlässlich.

Abb. D 2.2.2: Entwicklung der Schülerzahlen nach Schulformen im Landkreis Nienburg 2000 - 2012 (in Prozent)

45,0%

40,0%

35,0%

30,0%

25,0%

20,0%

15,0%

10,0%

5,0%

0,0% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Grundschulen Orientierungsstufe Hauptschulen GOBS/OBS Realschulen Gymnasien Förderschulen

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 192-32-4-B, eigene Zusammenstellung, Stichtag: Schuljahresbeginn, Werte für 2012 aus folgender Quelle ergänzt: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3001031, eigene Zusammenstellung und Berechnung

Die Abbildung D 2.2.2 macht deutlich, dass die Anzahl der Schülerinnen und Schüler an Grundschulen im genannten Zeitraum gefallen ist. Nach der Strukturreform ab 2004/05 (Auflösung der Orientierungsstufe) stieg der Anteil der Schülerinnen und Schüler an den Haupt- und Realschulen und an den Gymnasien im Landkreis. Seitdem fallen an den Hauptschulen im Landkreis die Schülerzahlen stetig. Der kon- tinuierlich geringer werdende Anteil der Schülerinnen und Schüler folgt einem allge- meinen Trend. Im Realschulbereich sind insgesamt stagnierende bis leicht steigende Schülerzahlen bis 2010 zu verzeichnen. Ab 2010 fallen die Schülerzahlen. Die Gymnasien im Landkreis haben von den veränderten Schulwahlverhalten profi- tiert. Die Schülerzahl stieg um 25,5 % von 3.449 Schülerinnen und Schüler (2004) auf 4.330 Schülerinnen und Schüler (2010). Seit dem Schuljahr 2011/12 gibt es im Landkreis Nienburg auch die Schulform der Oberschule. Seitdem verteilen sich die Schülergesamtzahlen auf insgesamt vier Schulformen. Die Entwicklung der Schülerzahlen in den Förderschulen ist im betrachteten Zeit- raum relativ konstant geblieben.

81 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Die Unterschiede werden deutlicher, wenn die Entwicklungen der Schülerzahlen dif- ferenzierter nach Schulformen dargestellt werden. Ausgehend von der Entwicklung der Schülerzahlen an den Grundschulen im Landkreis werden die Entwicklungen der Schülerzahlen an den hauptsächlichen Schulformen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) im Zeitraum 2004 bis 2010 genauer betrachtet. Vor und nach dieser Zeit gab es Schulstrukturreformen, Auflösung der Orientierungsstufe (2004/05) und die Einführung der Oberschulen (2011/12), die eine Vergleichbarkeit nur einge- schränkt zulassen. Die Entwicklung der Schülerzahlen bezieht sich auf die Klassen- stufen 5 bis 10.

Die folgende Abbildung D 2.2.3 macht sehr gut deutlich, dass die demografische Entwicklung sich gravierend in den Grundschulen niederschlägt. Vom Schuljahr 2000/01 bis Schuljahr 2012/13 hat sich die Schülerzahl in den Grundschulen um rund 25 % von 6.154 auf 4.642 Schülerinnen und Schüler verringert.

Abb. D 2.2.3: Entwicklung der Schülerzahlen an Grundschulen im Landkreis Nienburg Schuljahre 2000/01 - 2012/13 (Anzahl)

7.000

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Grundschulen 6.154 6.034 5.860 5.810 5.842 5.732 5.549 5.320 5.079 4.793 4.691 4.681 4.642

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 192-32-4-B, eigene Zusammenstellung, Werte für 2012 aus folgender Quelle ergänzt: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3001031, Stichtag: Schuljahresbeginn

Die stärksten Veränderungen ergeben sich im Bereich der Hauptschule. In dem be- trachteten Zeitraum von Schuljahr 2004/05 bis 2010/11 nahm die Anzahl der Schüle- rinnen und Schüler um über 35,1 % auf 1.532 Schülerinnen und Schüler ab. Aktuelle Zahlen bestätigen den konstanten Rückgang. Im Schuljahr 2012/13 sank die Schü- lerzahl nochmals auf 1.274 Schülerinnen und Schüler. Als Beschulungsform verliert die Hauptschule kontinuierlich an Bedeutung.

82 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Abb. D 2.2.4: Entwicklung der Schülerzahlen an Hauptschulen im Landkreis Nienburg Schuljahre 2000/01 - 2012/13 (Anzahl)

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Hauptschulen 1.808 1.862 1.899 1.866 2.360 2.221 2.031 1.855 1.740 1.606 1.532 1.440 1.274

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 192-32-4-B, eigene Zusammenstellung, Werte für 2012 aus folgender Quelle ergänzt: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3001031, Stichtag: Schuljahresbeginn

Im gleichen Zeitraum sind an den Realschulen des Landkreises stagnierende bis leicht sinkende Schülerzahlen zu verzeichnen. Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler sinkt mit der Einführung der Oberschulen allerdings ab. Im Schuljahr 2012/13 sind 390 Schülerinnen und Schüler weniger an den Realschulen zu ver- zeichnen.

Abb. D 2.2.5: Entwicklung der Schülerzahlen an Realschulen im Landkreis Nienburg Schuljahre 2000/01 - 2012/13 (Anzahl)

4.000

3.500

3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Realschulen 2.181 2.235 2.268 2.295 3.425 3.335 3.336 3.339 3.338 3.366 3.283 3.122 2.893

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 192-32-4-B, eigene Zusammenstellung, Werte für 2012 aus folgender Quelle ergänzt: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3001031, Stichtag: Schuljahresbeginn

83 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Die Schulform des Gymnasiums profitiert von dem veränderten Schulwahlverhalten. Die Schülergesamtzahl an den Gymnasien im Landkreis ist im betrachteten Zeitraum stetig angestiegen. Insgesamt ist ein Anstieg der Schülerzahlen um 25,5 % zu beo- bachten. Dies entspricht einer Zunahme von 881 Schülerinnen und Schüler auf ins- gesamt 4.330 beschulte Kinder der Klassenstufen 5 bis 10. Das Gymnasium als Schulform hat im Vergleich zu den anderen Schulformen an relativer Bedeutung am stärksten gewonnen.

Abb. D 2.2.6: Entwicklung der Schülerzahlen an Gymnasien im Landkreis Nienburg Schuljahr 2000/01 - 2012/13 (Anzahl)

5.000

4.500

4.000

3.500

3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Gymnasien 1.867 1.976 2.083 2.233 3.449 3.696 3.922 4.118 4.294 4.368 4.330 3.909 3.866

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 192-32-4-B, eigene Zusammenstellung, Werte für 2012 aus folgender Quelle ergänzt: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3001031, Stichtag: Schuljahresbeginn

Es wird angestrebt, das Bildungsniveau der Bevölkerung zu heben. Deshalb ist zu beobachten, wie sich die Schülerinnen- und Schülerzahlen in den einzelnen Schular- ten im Zeitverlauf entwickeln. 55 Um Vergleiche anzustellen, bietet sich in der Sekun- darstufe I die Verteilung der Schülerinnen und Schüler in Jahrgangsstufe 7 für die Beschreibung an, da einige Länder eine sechsjährige Grundschule bzw. eine Orien- tierungsstufe haben und in der 7. Jahrgangsstufe eine Differenzierung nach Schular- ten erfolgt ist. Hierbei wird der Anteil der jeweiligen Schulform an allen Schülerinnen und Schülern dargestellt. Dies lässt Rückschlüsse auf die Verteilungsstruktur zu.

Die Entwicklung stellt keine Überraschung dar. Die stärksten Veränderungen erge- ben sich im Bereich der Hauptschule und des Gymnasiums.

Während bei der Hauptschule kontinuierlich der Anteil der Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse abnimmt, bleibt dieser bei der Realschule im Schnitt konstant. Die stei- gende Bedeutung des Gymnasiums kann anhand der Verteilung der Schülerinnen und Schüler in der Jahrgangsstufe 7 belegt werden.

55 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013) : Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, S. 96. 84 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Abb. D 2.2.7: Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die Schulformen in Klassenstufe 7 im Landkreis Nienburg 2000 - 2012 (in Prozent)

700

600

500

400

300

200

100

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Hauptschulen Realschulen Gymnasien Förderschulen

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 192-32-4-B, eigene Zusammenstellung und Berechnung, Werte für 2012 aus folgender Quelle ergänzt: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN- Online: Tabelle K300151A, Stichtag: Schuljahresbeginn

D 2.3 Anteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Ganztagesangeboten

Ganztagsschulen stellen eine Schulform dar, die im Zuge der Gleichstellungspolitik und der Diskussion um Chancengleichheit in ihrer Verbreitung zunimmt. 56 Gesellschaftliche Veränderungen, Veränderungen in den Familienstrukturen, Verän- derungen in der Arbeits- und Berufswelt und die Forderungen nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf führen zu einem wachsenden Bedarf an Betreu- ungsmöglichkeiten über die reine Unterrichtszeit hinaus. Ganztagsschulen richten für ihre Schülerinnen und Schüler an vier Tagen in der Wo- che im Anschluss an eine Mittagspause (mit Mittagessen) Ganztagsangebote im Um- fang von zwei Unterrichtsstunden ein, die je nach Konzept der Schule in offener oder teilweise offener Form organisiert sind. Es gibt auch Ganztagsschulen, die das An- gebot an drei Tagen vorhalten. Neben ganztagsspezifischem Unterricht (Förderstun- den, Arbeits- und Übungsstunden, Arbeitsgemeinschaften, Verfügungsstunden) sind außerunterrichtliche Angebote (Freizeitangebote und freiwillige Arbeitsgemeinschaf- ten) vorgesehen. 57 Erreicht werden soll eine stärkere individuelle Förderung der kognitiven Entwicklung und der sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler. Gleichzeitig soll aber auch ein Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Kindererzie- hung und Berufstätigkeit der Eltern geleistet werden. Ziel ist es auch, mit außerschu- lischen Trägern zu kooperieren und deren Angebote in die Schule einzubeziehen. 58

56 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013) : Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, S. 93. 57 Einzelheiten im Erlass Die Arbeit in der öffentlichen Ganztagsschule 58 Niedersächsisches Kultusministerium (o.J.): Ganztagsschulen in Niedersachsen. Online: URL: http://www.mk.niedersachsen.de, Aufruf: 18.09.2013 85 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Ein vorrangiges politisches Ziel ist deshalb ein bedarfsgerechter Ausbau der Ganz- tagsschulplätze. An den Auf- und Ausbau von Ganztagsangeboten richtet sich die Erwartung, die Rahmenbedingungen für schulisches und unterrichtsergänzendes Lernen gerade bei Kindern aus sozial schwachen Familien zu verbessern und auch die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit zu fördern. 59

Der Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen hält im Landkreis Nienburg weiter an.

Abb. D 2.3.1: Ausbau des Ganztagsangebotes im Landkreis Nienburg 1988 - 2013 (Anzahl)

40

35 34 30 27 25 22 20 21

15 15

10 10 8 9 5 4 2 3 0 1 1988 1995 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Ganztagsschulen

Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur, Stand: August 2013

Im Schuljahr 2013/14 werden im Landkreis 32 allgemein bildende Schulen als offene oder teilweise offene Ganztagsschulen geführt. Hinzu kommen die beiden Förder- schulen mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung, welche auf Basis eines schul- formspezifischen pädagogischen Konzeptes einen verpflichtenden Ganztagsunter- richt anbieten. Somit hält mehr als die Hälfte aller allgemein bildenden Schulen ein Ganztagsangebot vor.

Der Großteil der Schulen arbeitet in der offenen Form. In der offenen Ganztagsschu- le nehmen Schülerinnen und Schüler freiwillig an den zusätzlichen Bildungs- und Erziehungsangeboten teil.

Im Landkreis werden 15 Grundschulen, eine Grundschule mit Förderschulzweig KME, fünf Grund- und Hauptschulen, eine Haupt- und eine Realschule, eine Grund- und Oberschule mit Förderschulzweig KME, zwei Gymnasien (ein Gymnasium nur im SEK I Bereich), eine Förderschule Lernen und die Integrierte Gesamtschule als offe- ne Ganztagsschulen geführt. In der teilweise offenen Ganztagsschule nehmen alle Schülerinnen und Schüler an einzelnen oder mehreren Nachmittagen in der Woche verpflichtend, an anderen Ta- gen freiwillig an den zusätzlichen Bildungs- und Erziehungsangeboten teil. Dieses

59 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2010): Bildung in Deutschland 2010. Bielefeld: Bertelsmann, S. 73. 86 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Ganztagskonzept wird an drei Ober- und einer Förderschule Lernen im Landkreis umgesetzt.

In der gebundenen Ganztagsschule nehmen alle Schülerinnen und Schüler verpflich- tend an den zusätzlichen Bildungs- und Erziehungsangeboten teil. Diese Form der Ganztagsschule gibt es im Landkreis nicht. 60

In Kapitel D 1 informiert die Tabelle D 1.1 über die Organisationsform und den Standort einzelner allgemein bildender Schulen im Landkreis. Über die Angebote der Ganztagsbetreuung informieren die Schulen vor Ort.

Der Anteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Ganztagsangeboten ist ein Maß der Intensität der Nutzung von Ganztagsangeboten im Landkreis Nienburg.

Von 12.642 Schülerinnen und Schülern im Primar- und Sekundarbereich I nahmen im Schuljahr 2011/12 über ein Viertel an Ganztagsangeboten in Ganztagsschulen des Landkreises teil. Während die Teilnehmerzahl im folgenden Schuljahr an den offenen Ganztagsschulen nahezu konstant blieb, nahm die Teilnehmerzahl an den teilweise offenen Ganztagsschulen um fast das Doppelte zu.

Tab. D 2.3.1: Schülerinnen und Schüler in Ganztagsschulen mit Teilnahme an Ganztagsangeboten im Landkreis Nienburg nach Schuljahr (Anzahl) Schüler offene teilw. offene insgesamt Ganztagsschule Ganztagsschule 2011/2012 12.642 2.412 498 2012/2013 12.262 2.425 846 Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, eigene Darstellung, Stand: Schuljahresbeginn

In der folgenden Abbildung wird der Anteil der Schülerinnen und Schüler in Ganz- tagsschulen mit Teilnahme an Ganztagsangeboten nach Schulformen und im Ver- gleich mit Niedersachsen dargestellt. Der Landkreis liegt mit insgesamt 23,5 % unter dem Durchschnittswert für Nieder- sachsen mit 29 %. Hier ist noch Ausbaupotenzial möglich und wichtig. Fraglich bleibt aber selbst bei einem nahezu flächendeckenden Angebot an Ganztagsschulen (vor- nehmlich offenen), ob damit jene Schülerinnen und Schüler erreicht werden, die be- sonderer Förderung bedürfen. Mit einem teilweise offenen oder sogar gebundenen Ganztagsangebot kann die Beteiligungsquote an Ganztagsangeboten gesteigert werden (Abbildung D 2.3.2 Oberschulen). Somit können die Rahmenbedingungen für schulisches und auch unterrichtsergänzendes Lernen verbessert und unter anderem die Förderung von Kindern auch aus sozial schwachen bzw. bildungsfernen Familien optimiert werden. Ohne eine Verpflichtung und nur auf freiwilliger Basis ist dies auf längere Zeit nicht zu schaffen.

60 Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur, Stand: August 2013 87 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. D 2.3.2: Schülerinnen und Schüler in Ganztagsschulen mit Teilnahme an Ganztagsangeboten im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen nach Schulformen Schuljahr 2011/12 (in Prozent)

100,0%

80,0%

60,0%

40,0%

20,0%

0,0% Gymnasien, Grundschulen Hauptschulen Oberschulen Realschulen FöS-Lernen insgesamt Sek. I Landkreis Nienburg 15,8% 51,3% 89,2% 22,7% 19,0% 16,2% 23,5% Niedersachsen 17,0% 51,9% 76,2% 34,7% 33,5% 23,9% 29,0%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, eigene Darstellung und Berechnung, Stand: Schuljahresbeginn

D 3 Bildungsübergänge

Die Übergänge am Ende der Grundschulzeit stellen innerhalb der Bildungsbiografie von Schülerinnen und Schüler eine wichtige Weichenstellung dar. Die Entscheidung für die weiterführende Schulform ist für Eltern und Lehrkräfte eine verantwortungsvol- le Aufgabe, weil diese Entscheidung gleichzeitig ein vorbereitender Weg für Ab- schlüsse und Zukunftschancen für das Kind sein kann.

D 3.1 Schullaufbahnempfehlungen

Für den Übergang von der Grundschule in weiterführende Schulen geben die Grund- schulen eine Empfehlung ab. Diese Schullaufbahnempfehlung hat in Niedersachsen keinen bindenden Charakter. Hier ist die Entscheidung der Eltern für den Besuch einer bestimmten Schulform maßgebend. Eltern bzw. Erziehungsberechtigte tragen hier wesentlich zur Bildungsbiografie ihrer Kinder bei. Das Verfahren der Schullauf- bahnempfehlung durch die Grundschullehrkräfte, festgelegt im Erlass zur Arbeit in der Grundschule 61 , unterstützt Eltern bzw. Erziehungsberechtigte bei dieser wichtigen Entscheidung durch umfassende Information und Beratung.

Durch Wechselmöglichkeiten zwischen den weiterführenden Schulformen ist die Chance gegeben, vorherige Laufbahnentscheidungen zu korrigieren. In den letzten Jahren hat sich das Schulwahlverhalten dahingehend verändert, dass der Trend ein- deutig zur Wahl der Schulform/des Bildungsgangs mit einem höher qualifizierenden Abschluss geht. Dieser Trend des Schulwahlverhaltens und die sinkenden Geburten- raten führen, besonders in ländlichen Regionen, zu massiven Schülerzahlverlusten in den Hauptschulen. Durch eine zunehmend gesellschaftliche Geringschätzung der reinen Hauptschule, verliert diese Schulform kontinuierlich an Bedeutung als Be- schulungsform.

61 Niedersächsisches Kultusministerium (2005): Die Arbeit in der Grundschule, RdErl. D.MK vom 03.02.2004, Fassung vom 20.07.2005, S.9f. 88 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Die folgende Abbildung D 3.1.1 zeigt diesen Trend deutlich auf.

Abb. D 3.1.1: Schullaufbahnempfehlungen und Elternwunsch im Landkreis Nienburg Schuljahr 2011/12 nach Schulformen (Anzahl)

550 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 HS RS OBS IGS Gym Empfehlung der Schule 250 435 0 0 436 Elternwunsch 100 324 170 7 520

Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur

Sehr auffällig ist die Differenz zwischen Empfehlung und Elternwunsch für die Schul- form Hauptschule. Im Schuljahr 2011/12 bekamen 250 Grundschülerinnen und Grundschüler eine Empfehlung für die Hauptschule. Nach Elternwunsch würden 100 Grundschülerinnen und Grundschüler in diese Schulform eingeschult werden. Bei den Empfehlungen für das Gymnasium sieht es anders aus. 436 Schülerinnen und Schüler bekamen 2011/12 eine entsprechende Empfehlung. Gemäß dem El- ternwunsch würden 520 Schülerinnen und Schüler an ein Gymnasium geschickt werden. Hier zeigt sich deutlich, dass die angedeutete Verhaltensänderung der El- tern und Schülerinnen und Schüler beim Übergang Grundschule in die Sekundarstu- fe I einem Trend zu höheren Schulformen folgt.

Durch die Einführung der Oberschulen in diesem Schuljahr wird im weiteren Verlauf eine differenziertere Betrachtung der Entwicklungen an Haupt- und Realschulen nicht mehr möglich sein.

Zum Schuljahr 2011/12 wurde erstmalig der Elternwunsch für eine Integrierte Ge- samtschule in die Amtliche Schulstatistik aufgenommen. Dies geschah vor dem Hin- tergrund einer öffentlichen Diskussion über den Bedarf für eine Integrierte Gesamt- schule (IGS) im Landkreis Nienburg.

Nach der Erhebung eines ausreichenden Elterninteresses an der Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) wurde aufbauend mit dem 5. Schuljahrgang zum 01.08.2013 im Zentrum Nienburgs die IGS Nienburg eingerichtet. In der Elternbefragung wurde darauf hingewiesen, dass die Schulen Nordertorschule und Leintorschule in Nienburg, die Hauptschulen Landesbergen, St. Laurentius-

89 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Schule HS Liebenau, Waldschule HS Steyerberg, Marion-Blumenthal-Hauptschule Hoya sowie die Oberschulen Heemsen, Steimbke, Loccum und die Realschule Lan- gendamm bereits ohne die Errichtung einer Integrierten Gesamtschule mittel- bis langfristig nicht die geforderten Rahmenbedingungen für die Größe von Schulen er- füllen werden und deshalb schon aufgrund des demografischen Wandels in ihrem Bestand gefährdet sind. 62

Im Schuljahr 2012/13 wurde in der amtlichen Schulstatistik der Bedarf für eine Integ- rierte Gesamtschule im Rahmen einer durchgeführten Elternbefragung bestätigt.

Abbildung D 3.1.2 zeigt deutlich, dass sich die Einführung der IGS im Landkreis auf den Elternwunsch und somit auf die Schülerzahlen anderer Schulformen der Sekun- darstufe I auswirkt. Bei nahezu gleich bleibender prozentualer Empfehlungsquote für die Hauptschulen im Vergleich zum vorherigen Schuljahr, reduzierte sich die Anzahl des Elternwunsches für die Hauptschulform noch einmal um mehr als die Hälfte.

Abb. D 3.1.2: Schullaufbahnempfehlungen und Elternwunsch im Landkreis Nienburg Schuljahr 2012/13 nach Schulformen (Anzahl)

550 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 HS RS OBS IGS Gym Empfehlung der Schule 252 453 0 0 408 Elternwunsch 45 299 141 147 476

Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur

D 3.2 Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe I

Der Indikator gibt an, zu welchen Anteilen die Grundschülerinnen und Grundschüler auf die Schulform der Sekundarstufe I wechseln. Dieser Wechsel stellt den ersten Übergang im allgemein bildenden Schulsystem dar. Für viele Schülerinnen und Schüler hat dieser Übergang eine bildungsbiographische Bedeutung, da die weiter- führende Schulform eng mit dem späteren Schulabschluss verknüpft ist.

62 Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur (Hrsg.) (2012): Elternbefragung zur Ermittlung des Bedürfnis- ses an der Errichtung einer Integrierten Gesamtschule in der Stadt Nienburg. Stand: Mai 2012. 90 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Von den Abschlussklassen der Grundschulen des Schuljahres 2011/12 wechselten im Schuljahr 2012/13 1.075 Grundschülerinnen und Grundschüler auf die weiterfüh- renden Schulen im Landkreis. Durch Wanderungsbewegungen, Beschulungen im Sekundarbereich I in Nachbarlandkreisen und unterschiedlicher Erhebungsstichtage können sich Differenzen in der Gesamtschülerzahl ergeben.

Im Jahr 2012 sahen die Übergänge wie folgt aus:

 475 Schülerinnen und Schüler gingen auf ein Gymnasium. Dies entspricht 44,2 %.  27,1 % der Grundschülerinnen und Grundschüler setzte die Schullaufbahn an einer Realschule fort (291 Kinder).  Zur Hauptschule gingen 96 Grundschülerinnen und Grundschüler und 5 Förderschülerinnen und Förderschüler. Dies entspricht einem Anteil von 9,4 %.  19,3 % (208 Kinder) der Grundschülerinnen und Grundschüler nutzten das neu eingeführte Angebot der Oberschule.

Der Abbildung D 3.2.1 ist zu entnehmen, dass im Landkreis Nienburg mehr Mädchen den Übergang von der Grundschule auf das Gymnasium vollziehen. Während mehr Jungen die Oberschule besuchen. Die Unterschiede in den Übergangsquoten sind für die übrigen Schulformen in diesem Schuljahr unerheblich.

Abb. D 3.2.1: Übergänge von der Grundschule auf weiterführende Schulen im Landkreis Nienburg nach Schulformen und nach Geschlecht (in Prozent)

25,0%

20,0%

15,0%

10,0%

5,0%

0,0% Hauptschule Realschule Gymnasium Oberschule

Schüler 4,5% 13,3% 21,4% 10,9% Schülerinnen 4,9% 13,8% 22,8% 8,5%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung, Stand: 14.09.2012

D 3.3 Übergangsquote von Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund

Zum Übergangsverhalten der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund und deren Übergangsquoten von der Grundschule auf weiterführende Schulen gibt es zurzeit, aus den in Kapitel D 2.2 angeführten Gründen, keine validen Daten für den Landkreis. Diese gilt es für den nächsten Bildungsbericht zu erheben, weil die Bildungsforschung seit einigen Jahren auf ausgeprägte soziale und ethnisch-

91 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser kulturelle Disparitäten beim Übergang von der Grundschule auf weiterführende Schu- len verweist. 63

D 3.4 Übergänge auf weiterführende Schulen außerhalb des Kreises

Dem Landkreis Nienburg gelingt es, den Großteil seiner Schülerinnen und Schüler in eigenen Bildungseinrichtungen zu beschulen. Im Schuljahr 2012/13 betrug die Ei- genbeschulungsquote im allgemein bildenden Schulwesen 95,4 %, das heißt 13.732 Schülerinnen und Schüler von insgesamt 14.396 Schülerinnen und Schüler wurden im Landkreis beschult und 664 Schülerinnen und Schüler außerhalb des Landkreises. 64

Abwanderungen in benachbarte Kreise gibt es verstärkt in der Samtgemeinde Uchte. Hier besteht insbesondere im Flecken Diepenau eine geographische Nähe zum Schulstandort in Rahden, was zu einem Schülerverlust führt.

Schülerinnen und Schüler in der Stadt Rehburg-Loccum besuchen teilweise die Gymnasien in Steinhude und Stadthagen, weil die Entfernung dorthin kürzer ist als zum eigentlich zuständigen Gymnasium in Stolzenau.

Ansonsten besuchen Schülerinnen und Schüler spezielle Förderschulen (Schwer- punkt Hören und Sehen) in Nachbarlandkreisen. Diese Förderschulformen gibt es im Landkreis Nienburg nicht. Es bleibt abzuwarten, ob die inklusive Beschulung und der hiermit einhergehende freie Elternwille an diesem Auswahlverhalten etwas ändern wird.

Zusammengefasst wechselten im Schuljahr 2012/13 insgesamt 85 Grundschülerin- nen und Grundschüler in den 5. Jahrgang einer weiterführenden Schule außerhalb des Landkreises. Dies entspricht etwa 8 % aller Grundschülerinnen und Grundschü- ler im Landkreis. Bezogen auf das dreigliedrige Schulsystem wechselte die Hälfte dieser Schülerinnen und Schüler (4 %) auf ein Gymnasium außerhalb des Landkrei- ses. Die Quote ist für den Hauptschulübertritt mit 0,3 % am niedrigsten. Da im Land- kreis Nienburg keine Freie Waldorfschule zur Verfügung steht, wechselten acht Schülerinnen und Schüler an bestehende Waldorfschulen in anderen Landkreisen.

Tab. 3.4.1: Übergänge auf weiterführende Schulen außerhalb vom Landkreis Nienburg Schuljahr 2012/13 nach Schulformen (Anzahl; in Prozent) Grundschüler Schulbesuch im Nachbarlandkreis 1.075 85 7,9%insgesamt 42 3,9% Gymnasium 28 2,6% Realschule 3 0,3% Hauptschule 8 0,7% FWSchule 2 0,2%IGS 2 0,2% Förderschule Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur

63 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) (2010): Kai Maaz u. a.(Hrsg.) (2010): Der Übergang von der Grund- schule in die weiterführende Schule Leistungsgerechtigkeit und regionale, soziale und ethnisch-kulturelle Disparitäten. In: Bil- dungsforschungsband 34. 64 Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur 92 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

D 3.5 Exkurs: Kooperationsprojekt Schulübergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule 2012 des Nienburger Netzes 65

Schulleiterinnen und Schulleiter aus dem Landkreis Nienburg haben im Jahr 2009 das Nienburger Netz gegründet. Dieses Netz ist ein freiwilliges Kooperationsforum, das ohne Außensteuerung entstanden ist. Zu ihm gehören die folgenden 13 Grund- schulen, 1 Grund- und Oberschule, 2 Grund- und Hauptschulen, 2 Gymnasien, 3 Realschulen sowie 1 Oberschule.

Grundschulen Weiterführende Schulen mit Grund- schule Grundschule Alpheideschule Nienburg Grund- und Oberschule Heemsen Grundschule Am Bach Nienburg Leintorschule Nienburg (Grund- und Hauptschule) Grundschule Drakenburg Nordertorschule Nienburg (Grund- und Hauptschule) Grundschule Estorf Grundschule Friedrich-Ebert-Schule Weiterführende Schulen Nienburg Grundschule Haßbergen Gymnasium Albert-Schweitzer-Schule Nienburg Grundschule Husum Marion-Dönhoff-Gymnasium Nienburg Grundschule Langendamm Schule am Berg Marklohe (Realschule) St.-Laurentius-Grundschule Liebenau Realschule Langendamm Grundschule Mainsche Realschule Nienburg Grundschule Marklohe Oberschule Steimbke Grundschule Steimbke Grundschule Wietzen

Mit dem jüngsten Kooperationsprojekt Schulübergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule 2012 haben die Schulen datengestützte Erkenntnisse über die Situation des Wechsels ihrer Schülerinnen und Schüler vom Primarbereich in den Sekundarbereich I gewonnen. Die Projektberatung wurde einem externen Schulent- wicklungsberater übertragen. Er war für die Erstellung der Erhebungsbögen, die Da- tenauswertung und die Vermittlung der Ergebnisse zuständig. Die Schulen haben von ihm ausführliche Datenübersichten zur eigenen Schule erhalten sowie eine ano- nymisierte Zusammenschau der Zustimmungswerte aller Netzwerkschulen. Auf einer vierwertigen Skala haben die Viert- und Fünftklässler im Teil A der Erhebung 60 Prüfaussagen zu den Themen Unterricht, schulisches Zusammenleben, Schulge- bäude, Klassenräume, Schulhof und Situation des Schulwechsels bewertet (++, +, -, - -). Im Teil B der Grundschulerhebung geht es in den Prüfnummern 61 - 63 um Be- suche von Lehrkräften aus aufnehmenden Schulen, um die gewünschte Schulform und um die mit dem bevorstehenden Schulwechsel verbundenen Gefühle. Im Teil B der Erhebung für die weiterführenden Schulen wird gefragt, ob schon Grundschul- lehrkräfte in den 5. Klassen zu Besuch gewesen seien, welche Schulformempfehlung

65 Henning, Peter (Hrsg.) (2013): Übergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule. Projektdokumentation 2012. Wunstorf. 93 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser man habe und wie zufrieden man mit der neuen Schule sei. Außerdem wird unter der Prüfnummer 64 allen Schülerinnen und Schülern ermöglicht, sich frei formuliert zu ihrer Schule zu äußern. Die detaillierten Schuldaten mit allen Einschätzungszahlen und die auf die einzelne Schule bezogenen freien Äußerungen können schulintern eingesehen werden.

In den tabellarischen Übersichten sind die Durchschnittswerte RG (Referenzwert der Grundschulen), RW (Referenzwert der weiterführenden Schulen) und/oder RN (Refe- renzwert aller Schulen im Nienburger Netz) angegeben. Sie dienen den Schulen zur Orientierung bei der Einschätzung eigener Stärken. Ebenso sollen die Stärken des Nienburger Netzes insgesamt identifiziert, Potenziale erkannt und Entwicklungsmaß- nahmen vereinbart werden. Diese Untersuchung soll vor allem den Schülerinnen und Schülern konkret zugute kommen, damit der erste Übergang von der Grundschule auf weiterführende Schulen bestmöglich gelingt.

Zusammenfassender Ergebnisüberblick

565 Schülerinnen und Schüler des 4. Grundschuljahrgangs waren an der Datener- hebung beteiligt. Die Ergebnisse zeichnen zu 82 % ein positives Bild der Grundschu- le. Aus den weiterführenden Schulen haben 564 Schülerinnen und Schüler des 5. Jahrgangs an der Erhebung teilgenommen. Hier belegen 76 % der Zustimmungs- werte eine gute bis sehr gute Einschätzung der schulischen Situation.

1. Ausgewählte Ergebnisse

62 % der befragten Viertklässler freuen sich auf den Schulwechsel und für 9 % ist er nichts Besonderes. Ein wenig unsicher fühlen sich 20 % der Kinder, 9 % mögen gar nicht an den Schulwechsel denken. Ähnlich ist die Situation im 5. Jahrgang der weiterführenden Schulen. 57 % der Schülerinnen und Schüler sind sehr froh, auf ihrer neuen Schule zu sein. Für 26 % ist alles in Ordnung. Nur wenig zu kritisieren haben 14 %. Besorgt sind 7 %, ihnen gefällt vieles nicht.

Der Schulwechsel kann demnach als gut gelungen gewertet werden. Immerhin se- hen 71 % der Viertklässler dem Schulwechsel mit Freude oder Gelassenheit entge- gen und von den Fünftklässlern bestätigen 83 % gute Erfahrungen mit dem Wechsel auf die neue Schule.

Das positive Bild des Schulwechsels deckt sich mit Schülereinschätzungen beider Jahrgänge zum Unterricht und zum schulischen Zusammenleben. Sehr hohe durch- schnittliche Referenzwerte (RN) zwischen 80 und 100 % belegen das (siehe folgen- de Prüfaussagen).

RN RG RW Prüfaussage Nr. in % in % in % Bei meinen Lehrerinnen und Lehrern lerne ich auch 5 94 97 92 selbstständig zu arbeiten. Unsere Klassenlehrerin/unser Klassenlehrer sorgt dafür, 4 93 95 91 dass es uns in der Klasse und in der Schule gut geht.

94 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

RN RG RW Prüfaussage Nr. in % in % in % Soll eine Klassenarbeit geschrieben werden, erfahren 27 92 93 91 wir rechtzeitig, worauf es besonders ankommt. Wenn wir gute Leistungen erzielt haben, werden wir von 18 88 90 86 unseren Lehrerinnen und Lehrern gelobt. Während des Unterrichts wird darauf geachtet, dass alle 22 88 92 84 in der Klasse verstehen, worum es geht. Geht es einer Schülerin oder einem Schüler einmal nicht so gut, kümmern sich unsere Lehrerinnen und Lehrer 36 87 92 82 darum.

Den Unterricht gestalten unsere Lehrerinnen und Lehrer 11 87 93 82 abwechslungsreich.

Unsere Lehrerinnen und Lehrer sind gerecht. 10 86 90 82

Wenn ich in der Schule Rat suche oder Hilfe brauche, 40 85 88 83 finde ich immer jemanden, zu dem ich gehen kann. Unsere Lehrerinnen und Lehrer bleiben geduldig, wenn 33 84 86 82 nicht gleich alles klappt.

Ich fühle mich in meiner Schule wohl. 41 84 84 84

Passen wir einmal nicht so gut auf, werden wir ver- 32 82 83 82 ständnisvoll ermahnt. Ich finde es fair, wie mich meine Lehrerinnen und Lehrer 31 81 84 78 zensieren. Den Lehrerinnen und Lehrern gelingt es, mich für den 38 81 85 77 Unterricht zu interessieren.

Aber es gibt auch kritische Befunde. Nur 42 % der Schülerinnen und Schüler sind der Meinung, dass sie in ihrer Schule lernen, mit dem Computer umzugehen. Bei einer mittleren Abweichung von 33 % streuen die Einschätzungswerte zwischen 0 und 100 %. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Lediglich 48 % der Schülerinnen und Schüler teilen die Auffassung, dass die Toilet- tenräume ihrer Schule in Ordnung sind. Die Zufriedenheitswerte reichen von 6 % bis 100 %. Gerade einmal 5 Schulen erreichen mit über 80 % erfreulich hohe Zustim- mungswerte. Unter 40 % und damit im Bereich geringer bis sehr geringer Zustim- mung liegen 8 Schulen. Auch aus den freien Äußerungen der Schülerinnen und Schüler lässt sich zum Teil drastische Kritik an der Toilettensituation einzelner Schu- len ablesen.

Zu 50 % wird bestätigt, dass die Lehrerinnen und Lehrer oft danach fragen, was die Schülerinnen und Schüler in ihrem Unterricht gelernt haben und was sie gut und

95 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser nicht so gut fanden. Sich zu vergewissern, wie die Schülerinnen und Schüler den bisherigen Unterricht erlebt haben, ist eine gute Möglichkeit, sie inhaltlich einzube- ziehen, ihre Interessen zu erfahren und Zielsetzungen gemeinsam zu reflektieren. Zustimmungswerte zwischen 20 % und 85 % lassen hier auf einen Entwicklungs- spielraum schließen.

2. Die älteren Schülerinnen und Schüler

Eine wichtige Rolle für einen gelingenden Schulübergang auf die weiterführenden Schulen spielen die älteren Schülerjahrgänge. Hier sind die Erfahrungen, zu denen sich die Schülerinnen und Schüler schriftlich äußern, sehr unterschiedlich. Einerseits werden die Schülerpaten aus den 9. und 10. Klassen sowie der oft friedliche Umgang miteinander und die Rücksichtnahme der Großen gelobt. Andererseits wird aber auch angemahnt, dass einige der älteren Mitschülerinnen und Mitschüler netter sein sollten, damit sich die Fünftklässler sicherer fühlen können. Niemand sollte beleidigt oder gemobbt werden. Es wird auch vorgeschlagen, einen Bereich in der Schule zu schaffen, in dem nicht geärgert wird. Eine größere Anzahl von Schülerinnen und Schülern beklagt, dass man nicht respektvoll miteinander umgehe, die Älteren wür- den hänseln, beleidigen, schubsen, schlagen oder in der Cafeteria drängeln und die Kleinen nicht beachten.

3. Perspektive

Eine 2. Schülerbefragung im Mai 2013 soll Auskunft darüber geben, inwieweit die bisher gewonnenen Daten zum Schulübergang bestätigt werden und welche Verän- derungen sich feststellen lassen. Die Ergebnisse der 2. Schülerbefragung werden im nachfolgenden Bildungsbericht dargestellt.

D 3.6 Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II

Die Einführung des achtjährigen Gymnasiums hat in Niedersachsen die Verwendung und den Vergleich der Daten erschwert, weil an den Schulen mit 12-jährigem Bil- dungsgang der Jahrgang 10 als Einführungsstufe dient und statistisch bereits dem Sekundarbereich II zugerechnet wird. Der Übergang in die gymnasiale Oberstufe kann durch den Vergleich der Schülerzahlen im Jahrgang 10 und dem anschließen- den Übertritt in den Jahrgang 11 des nächsten Schuljahres erfasst werden. Eine Ein- schätzung der Bildungsbeteiligung im Landkreis Nienburg kann somit erfolgen, weil im 11. Jahrgang alle Schülerinnen und Schüler, die ein Abitur anstreben, in der Summe auftauchen.

Aus der folgenden Abbildung ist zu entnehmen, dass insgesamt 42,6 % der Schüle- rinnen und Schüler aus dem Jahrgang 10 des Schuljahres 2011/12 den Übertritt in den Jahrgang 11 des Schuljahres 2012/13 vollzogen haben. Das waren 568 Schüle- rinnen und Schüler. Davon besuchten 453 der Schülerinnen und Schüler ein allge- mein bildendes Gymnasium im Landkreis Nienburg und 115 der Schülerinnen und Schüler entschieden sich für einen Bildungsgang am Beruflichen Gymnasium.

96 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Abb. 3.6.1: Rechnerische Übergangsquote in die Sekundarstufe II (Übergang Jg. 10 zu Jg. 11) an allgemein bildenden Gymnasien und am Beruflichen Gymnasium im Landkreis Nienburg Schuljahr 2012/13 (in Prozent)

Berufliches 8,6% Gymnasium

Gymnasium 34,0%

Sek. II gesamt 42,6%

0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K300151A, Schüler im 10. und 11. Jahrgang, LSKN-Online: Tabelle K3050114, Berufliches Gymnasium

D 4 Schulformwechsel und Klassenwiederholungen

D 4.1 Schulformwechsel in der Sekundarstufe I (7. - 9. Klasse)

Schulformwechsel während der Sekundarschulzeit stellen ebenfalls für Eltern und Kinder einen Einschnitt und nicht selten eine Verunsicherung dar, weil die zu treffen- de Entscheidung maßgeblich den weiteren Bildungsweg beeinflusst.

Die Quote der Schulartwechsel in den Klassenstufen 7 bis 9 erlaubt eine Beurteilung des Ausmaßes der Mobilität der Schülerinnen und Schüler zwischen den einzelnen Schulformen. In allen Fällen handelt es sich dabei um eine Auf- und Abwärtsmobili- tät.

Aufwärtsmobilität wird definiert für folgende Wechsel:

 Förderschule zu Hauptschule  Hauptschule zu Realschule  Realschule zu Gymnasium

Abwärtsmobilität ist die gegenläufige Bewegung.

Die Beschränkung auf die Klassenstufen 7 bis 9 erfolgt - analog zur nationalen Bil- dungsberichterstattung - aus Gründen einer überregionalen Vergleichbarkeit, da in einigen Bundesländern die Grundschule die Klassenstufen 1 bis 6 umfasst und beim 8-jährigen Gymnasialjahrgang die Klassenstufe 10 bereits zur Oberstufe gezählt wird. Die folgenden Werte für den Schulformwechsel können mögliche Hinweise auf die Häufigkeit von Brüchen im Bildungsverlauf geben. Regionale Entscheidungsträ- ger können in ihrer Eigenschaft als Schulträger hieraus Konsequenzen für einen ge-

97 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser zielten Förderbedarf ableiten und ggf. im Zeitablauf den Erfolg eingeleiteter Förder- maßnahmen überprüfen.

Die folgende Grafik zeigt, in welchem Ausmaß sich die Auf- und Abwärtsmobilität im Schuljahr 2011/12 im Landkreis darstellt. Insgesamt besuchten 167 Schülerinnen und Schüler (im Schuljahr 2012/13 164 Schülerinnen und Schüler) im Vorjahr eine andere Schulform. Es ist sehr deutlich, dass die Anzahl der Abwärtsmobilität über- wiegt. Es gab im Schuljahr 2011/12 8 Fälle von Aufwärts- und 159 Fälle von Ab- wärtsmobilität (2012/13 21 Aufwärts- und 143 Abwärtsmobilität).

Abb. D 4.1.1: Schulwechsel in den Klassenstufen 7 - 9 im Landkreis Nienburg Schuljahr 2011/12 nach Schulform (Anzahl; in Prozent)

Förderschule Hauptschule Realschule Gymnasium

73 (8,3 %) 86 (4,9 %)

3 (0,3 %) 3 (0,2 %) 2 (0,1 %)

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Stichtag 01.09.2011, eigene Darstellung

Die folgende Abbildung D 4.1.2 stellt die einzelnen Quoten der Schulwechsel nach Jahrgängen im Vergleich zu Niedersachsen dar.

Auffällig ist die Abwärtsmobilität von der Realschule auf die Hauptschule im Schul- jahr 2011/12 im 9. Jahrgang mit 11,4 %. Der niedersächsische Durchschnittswert liegt hier im Vergleich bei 6 %.

Die Abwärtsmobilität vom Gymnasium auf die Realschule im Landkreis Nienburg liegt in allen drei Jahrgängen prozentual höher als der niedersächsische Durch- schnittswert.

5 % aller Schülerinnen und Schüler im 7. Jahrgang, 4,1 % aus dem 8. Jahrgang und 5,5 % aus dem 9. Jahrgang des Gymnasiums wechselten in diesem Schuljahr an eine Realschule. Die Durchschnittswerte für Niedersachsen lagen bei 3,2 % im 7. Jahrgang, 3 % im 8. Jahrgang und 3,3 % im 9. Jahrgang.

98 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Abb. D 4.1.2: Quote der Schulformwechsel in den Klassenstufen 7 bis 9 im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen Schuljahr 2011/12 nach Schuljahrgängen (in Prozent)

12,0%

10,0%

8,0%

6,0%

4,0%

2,0%

0,0% Nienburg Nienburg Nienburg Nienburg Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen aus Realschule aus Hauptschule aus Gymnasium aus Realschule

Hauptschule Realschule Gymnasium

Schuljahrgang 7 Schuljahrgang 8 Schuljahrgang 9

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Stichtag 01.09.2011, eigene Zusammenstellung und Berechnung

D 4.2 Klassenwiederholungen an allgemein bildenden Schulen

Die Häufigkeit von Klassenwiederholungen gibt Auskunft über den Schulerfolg von Kindern und Jugendlichen und die Erforderlichkeit von zum Teil erheblichen Mehr- aufwendungen für die längere Beschulung einzelner junger Menschen. Die Kosten, die vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung von Klassenwiederholungen verursa- chen gelten als wesentlich niedriger, als die, die dadurch entstehen, dass Schülerin- nen und Schüler ein weiteres Jahr zur Schule gehen. Dieser Indikator gibt die Anzahl der Schülerinnen und Schüler wieder, die im vorangegangenen Schuljahr das Klas- senziel nicht erreicht haben oder die Klassenstufe freiwillig wiederholen. 66

Im Schuljahr 2012/13 wiederholten 395 der insgesamt 12.027 Schülerinnen und Schüler an allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg das Schuljahr. Das entspricht einer Quote von 3,3 %.

Die folgende Abbildung stellt die Quote der Klassenwiederholungen nach Schulform in der zeitlichen Entwicklung 2008 bis 2012 dar. In diesem Zeitraum weist die Ten- denz, mit Ausreißern, steigende Anteile von Klassenwiederholungen auf. Die Haupt- schule ist die Schulform mit dem höchsten Anteil von Klassenwiederholungen vor der Realschule.

66 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013): Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, Version Juni 2013, S. 107. 99 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. D 4.2.1: Anteil der Klassenwiederholungen im Landkreis Nienburg 2008 - 2012 nach Schulformen (in Prozent)

7,0%

6,0%

5,0%

4,0%

3,0%

2,0%

1,0%

0,0% 2008 2009 2010 2011 2012 Grundschule 1,5% 2,6% 1,3% 2,2% 2,0% Hauptschule 5,2% 3,9% 6,2% 5,2% 5,9% Realschule 4,9% 4,5% 4,2% 4,5% 5,3% Gymnasium, Sek. I 1,3% 2,4% 1,5% 2,6% 1,6% Förderschule Lernen 1,8% 1,6% 2,9% 2,3% 2,5%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung

An den Grund-, Haupt- und Realschulen im Landkreis Nienburg liegt der Anteil der Nichtversetzungen über dem niedersächsischen Durchschnitt. An den Grundschulen ist der prozentuale Wert doppelt so hoch. An den Gymnasien im Landkreis liegt der der Anteil der Nichtversetzungen unter dem Landesdurchschnitt.

Abb. D 4.2.2: Anteil der Klassenwiederholungen im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen Schuljahr 2012/13 nach Schulformen (in Prozent)

7,0%

6,0%

5,0%

4,0%

3,0%

2,0%

1,0%

0,0% Gymnasium, Grundschule Hauptschule Realschule Oberschule Sek I Landkreis Nienburg 2,0% 5,9% 5,3% 1,6% 0,5% Niedersachsen 0,9% 4,9% 3,9% 1,9% 2,0%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung, Landesdaten aus der Veröffentlichung des Niedersächsischen Kultusministeriums "Die niedersächsischen allgemein bildenden Schulen in Zahlen"

Die Anzahl von Klassenwiederholungen in allgemein bildenden Schulen im Zeitver- lauf ermöglicht die Bestimmung von Klassenstufen, die als neuralgische Schwellen

100 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen gelten, an denen besonders viele Schülerinnen und Schüler scheitern. Hier könnte eine gezielte Förderung ansetzen.

Wiederholungen traten in der Grundschule in den Jahren 2008 - 2012 vermehrt in den 2. Klassen auf. Im Schuljahr 2012/13 waren es 42 Klassenwiederholungen in der 2. Klasse von insgesamt 94 Wiederholungen.

An den Hauptschulen lag in den letzten zwei Schuljahren der Schwerpunkt der Wie- derholer auf den 7. Klassen. Es gab im Schuljahr 2011/12 von 75 Wiederholungen 22 an der Hauptschule. 2012/13 waren es von wieder 75 Wiederholungen 27 an den Hauptschulen.

An den Realschulen bildet die 8. Klasse den Schwerpunkt. Von 154 Wiederholungen im Schuljahr 2012/13 waren es an der Realschule 47 Klassenwiederholungen.

An den Gymnasien waren es in diesem Schuljahr insgesamt 61 Wiederholungen. 12 Wiederholungen gab es in den 7. Klassen, 14 in den 8. Klassen, 8 in den 9. und 12 in den 10. Klassen. 67

D 5 Bildungserträge - Schulabschlüsse an allgemein bildenden Schulen

Der allgemein bildende Schulabschluss stellt nach dem Übergang von der Grund- schule in die Sekundarstufe I für alle Schülerinnen und Schüler eine weitere wichtige Weichenstellung für den persönlichen Bildungs- und Berufsweg dar. Der erreichte Schulabschluss ist für die Jugendlichen eine entscheidende Voraussetzung für die Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Bildungs- und Erwerbsbiographie.

Aus bildungspolitischer Sicht ist es für einen Landkreis wichtig zu wissen, wie viele Jugendliche mit welcher schulischen Qualifikation dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger, aufgeschlüsselt nach Abschlüssen, stellt das Bildungsniveau der Schülerinnen und Schüler nach Verlas- sen der allgemein bildenden Schulen dar. Aus gesellschaftlicher bzw. volkswirt- schaftlicher Sicht und vor dem Hintergrund der Anforderungen des zukünftigen Ar- beitsmarktes sind mit dem erreichten Abschluss Erwartungen an Kenntnisse und Fä- higkeiten einer Schulabgängerin und eines Schulabgängers verbunden. Hier ist die Anschlussfähigkeit an berufliche Ausbildungsgänge von großer Bedeutung.

Zunächst werden Schulabgängerinnen und Schulabgänger insgesamt dargestellt (D 5.1). Im Anschluss werden Schulabschlüsse an den allgemein bildenden Schulen im Landkreis näher betrachtet. Die Entwicklung der einzelnen Schulabschlussarten wird absolut und prozentual dargestellt. Es folgt ein Vergleich zum niedersächsi- schen Durchschnitt (D 5.2). Die Verteilung der Abschlüsse nach Geschlecht und Na- tionalität bilden den Abschluss (D 5.3). Der Anteil der Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Abschluss der Sekundarstufe I / Hauptschule wird gesondert dargestellt (D 5.4). Angesichts der demografischen Herausforderungen und der stei- genden qualifikatorischen Anforderungen des Beschäftigungssystems ist jeder Ju- gendliche ohne Schulabschluss einer zu viel.

67 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen 101 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

D 5.1 Schulabgängerinnen und Schulabgänger insgesamt

Im Jahr 2012 gab es insgesamt 1.370 Schulabgängerinnen und Schulabgänger von allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg. Diese Zahl ist seit 2005 (1.438) mit einem Zwischenhoch im Jahr 2011 (1.645 doppelter Abiturjahrgang) bis zum Jahr 2012 um 68 Schulabgängerinnen und Schulabgänger gefallen. Diese Entwicklung wird sich in Zukunft aufgrund der demografischen Entwicklung im Landkreis Nien- burg verschärfen (A 1.4 Altersstruktur). Nicht berücksichtigt sind die Schülerinnen und Schüler, die außerhalb des Landkrei- ses beschult werden und dort ihre Abschlüsse erhalten. Die offiziellen Statistiken des LSKN weisen die Schulabschlüsse nach dem Ort der Beschulung und nicht nach dem Wohnort aus.

Abb. 5.1.1: Schulabgängerinnen und Schulabgänger von allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg 2005 - 2012 (Anzahl)

1.800 1.645

1.600 1.438 1.400 1.403 1.421 1.416 1.340 1.370 1.400

1.200

1.000

800

600

400

200

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K3002520

D 5.2 Entwicklung der Schulabschlüsse

Der steigende Anteil von Abschlüssen, die zum Studium berechtigen, spiegelt den allgemeinen Trend zu höheren Abschlüssen auch im Landkreis Nienburg wider. Der Anteil der Abgängerinnen und Abgänger mit allgemeiner Hochschulreife stieg von 2008 bis 2012 um 6,7 %. Im Jahr 2011 wurde der doppelte Abiturjahrgang ent- lassen, deshalb kommt es hier zu einem hohen Wert. Die Zugangsberechtigung zur Fachhochschule liegt im Landkreis Nienburg auf einem sehr niedrigen Niveau. Der Realschulabschluss ist mit ca. 50 % deutlich die häufigste Abschlussart im Land- kreis. Der Hauptschulabschluss wird als Mindestqualifikation für einen Einstieg in die beruf- liche Ausbildung gesehen. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die eine Schule mit einem Hauptschulabschluss verlassen, nimmt stetig ab. Im Jahr 2012 nahm die Anzahl wieder zu. Die Quote der Abgänger ohne Hauptschulabschluss verhält sich ähnlich. Hier ist darauf hinzuweisen, dass in dieser Quote auch die erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen der Förderschulen enthalten sind, die den dort angebotenen Abschluss FöS Lernen oder geistige Entwicklung bewältigt haben. Erfreulich ist die stetige Ab-

102 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen nahme der Schülerinnen und Schüler ohne Hauptschulabschluss seit 2008. Im Jahr 2012 nahm der Anteil etwas zu, allerdings ist eine Verringerung der Quote von 7,5 % auf 5,5 % zu verzeichnen. Diese Schülerinnen und Schüler, zu denen auch bestimm- te Förderschülerinnen und Förderschüler zu zählen sind, weisen ein besonders ho- hes Risiko auf, von Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Transferleistungen betrof- fen zu sein. Der generelle Einstieg in die Arbeits- und Ausbildungswelt ist stark er- schwert. Es besteht allerdings die Möglichkeit, diesen Abschluss an anderen Institu- tionen (z. B. an berufsbildenden Schulen Kapitel E 4) nachzuholen.

Abb. D 5.2.1: Anteil der Schulabschlüsse an allen Schulabschlüssen des jeweiligen Schuljahres im Landkreis Nienburg 2008 - 2012 nach Abschlussart (in Prozent)

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% ohne Hauptschul- Hauptschul- Realschul- Fachhoch- Allgemeine abschluss abschluss abschluss schulreife Hochschulreife 2008 7,5% 22,4% 50,7% 0,6% 18,8% 2009 5,3% 19,2% 53,1% 1,3% 21,1% 2010 5,0% 17,2% 53,5% 1,4% 23,0% 2011 4,0% 13,4% 43,0% 2,1% 37,5% 2012 5,5% 17,6% 49,6% 1,8% 25,5%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K3002520, eigene Zusammenstellung und Berechnung

Im Jahr 2012 erreichten im Landkreis Nienburg 664 Schulabgängerinnen und 706 Schulabgänger von allgemein bildenden Schulen folgende Abschlüsse:

 Insgesamt 76 Schülerinnen und Schüler (5,5 %) verließen die allgemein bil- denden Schulen ohne Hauptschulabschluss. Darunter 49 Jungen und 27 Mädchen.  17,6 % der Schulabgängerinnen und Schulabgänger (241) erreichte einen Hauptschulabschluss.  Der größte Teil der Schulabgängerinnen und Schulabgänger (679) verlässt die allgemein bildende Schule mit dem Realschulabschluss (49,6 %).  Insgesamt erreichten 27,3 % der Schulabgängerinnen und Schulabgänger einen Schulabschluss, der zu einem Studium berechtigt. 24 Schulabgänge- rinnen und Schulabgänger (1,8 %) erlangten die Fachhochschulreife und 350 die allgemeine Hochschulreife (25,5 %).

103 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. D 5.2.2: Schulabgängerinnen und Schulabgänger an allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg im Jahr 2012 nach Abschlussart (Anzahl)

Realschulabschluss; Hauptschul- 679 abschluss; 241

ohne Hauptschul- abschluss; 76 Fachhochschulreife; Allgemeine 24 Hochschulreife; 350

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Tabelle 192-71-4-B, eigene Zusammenstellung

Abb. D 5.2.3: Anteil der Schulabschlüsse an allen Schulabschlüssen im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen 2012 nach Abschlussart (in Prozent)

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% ohne Hauptschul- Realschul- Fachhoch- Allgemeine Hauptschul- abschluss abschluss schulreife Hochschulreife Landkreis Nienburg 5,5% 17,6% 49,6% 1,8% 25,5% Niedersachsen 5,5% 14,7% 47,3% 2,0% 30,5%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K3002520, eigene Zusammenstellung und Berechnung

Der Anteil der allgemeinen Hochschulreife und der Fachhochschulreife an den Ab- schlussarten im Landkreis Nienburg liegt im Vergleich zu Niedersachsen unter dem Durchschnitt. Die Anteile für Haupt- und Realschulabschlüsse liegen über dem Durchschnitt. Die Quote ohne Hauptschulabschluss entspricht mit 5,5 % dem nieder- sächsischen Durchschnittswert. In dieser LSKN-Statistik sind die Schülerinnen und Schüler, die außerhalb des Land- kreises beschult werden und dort ihre Abschlüsse erhalten nicht berücksichtigt. Im Schuljahr 2012/13 wurden z. B. 61 Schülerinnen und Schüler im 12. Jahrgang an den Gymnasien im Landkreis -Lübbecke beschult.

104 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

D 5.3 Schulabgängerinnen und Abgänger nach Abschlussart, Geschlecht und Nationalität

Bei der geschlechterspezifischen Betrachtung der erreichten Schulabschlüsse ist festzuhalten, dass die Mädchen bei den höherwertigen Bildungsabschlüssen in der Überzahl sind. Der Anteil der allgemeinen Hochschulreife bei Abgängerinnen liegt um 9,4 % über dem der Abgänger. Die Anteile an der Fachhochschulreife und an Realschulabschlüssen liegen mit 0,4 % und 0,5 % geringfügig höher. Die Jungen überwiegen anteilig bei den Hauptschulabschlüssen (7,5 % höher). Dies gilt auch für das Verlassen der allgemein bildenden Schule ohne Abschluss (2,8 % höher).

Abb. D 5.3.1: Anteil der Schulabschlüsse an allen Schulabschlüssen im Landkreis Nienburg 2012 nach Abschlussart und Geschlecht (in Prozent)

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% ohne Hauptschul- Hauptschul- Realschul- Fachhoch- Allgemeine abschluss abschluss abschluss schulreife Hochschulreife männlich 6,9% 21,2% 49,3% 1,6% 21,0% weiblich 4,1% 13,7% 49,8% 2,0% 30,4%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K3002520, eigene Zusammenstellung und Berechnung

Bislang liegen für die Betrachtung des schulischen Erfolgs keine Angaben für die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund vor. Daher wird ein Vergleich zwischen deutschen und ausländischen (nichtdeutschen) Schülerinnen und Schülern und deren erreichten Abschlüssen vorgenommen.

Im Jahr 2012 gab es insgesamt 67 Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit ei- ner anderen Staatsangehörigkeit im Landkreis Nienburg. 10,4 % von diesen Schüle- rinnen und Schülern haben eine allgemeine Hochschulreife erhalten. Es handelt sich hier um sieben Schülerinnen und Schüler. Die Bildungsbeteiligung bei den höheren Abschlüssen ist im Landkreis Nienburg auf wenige Einzelfälle beschränkt. Der Anteil der deutschen Abgängerinnen und Abgänger mit dieser Abschlussart liegt mehr als doppelt so hoch bei 26,3 %. Der Anteil an den Realschulabschlüssen liegt bei den nichtdeutschen Schülerinnen und Schülern ebenfalls unter dem der deutschen Schü- lerinnen und Schülern.

20,9 % der nichtdeutschen Schülerinnen und Schüler haben die allgemein bildenden Schulen ohne einen Abschluss verlassen. Dieser Anteil ist damit mehr als viermal so hoch im Vergleich zu den deutschen Abgängerinnen und Abgängern ohne Haupt-

105 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser schulabschluss mit 4,8 %. 29,9 % der nichtdeutschen und 17,0 % der deutschen Ab- gängerinnen und Abgänger verließen die Schule mit dem Hauptschulabschluss.

Abb. D 5.3.2: Anteil der Schulabschlüsse an allen Schulabschlüssen im Landkreis Nienburg 2012 nach Abschlussart und Nationalität (in Prozent)

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% ohne Hauptschul- Hauptschul- Realschul- Fachhoch- Allgemeine abschluss abschluss abschluss schulreife Hochschulreife deutsch 4,8% 17,0% 50,1% 1,8% 26,3% nichtdeutsch 20,9% 29,9% 38,8% 0,0% 10,4%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K3002520, eigene Zusammenstellung und Berechnung

Abschließend ist im Vergleich der prozentualen Werte des Landkreises mit den je- weiligen niedersächsischen Durchschnittswerten festzuhalten, dass eine deutlich ge- ringere Bildungsbeteiligung der nichtdeutschen Schulabgängerinnen und Schulab- gänger bei höheren und mittleren Abschlüssen festzustellen ist. Über dem Durch- schnitt liegen die Quoten bezüglich des Hauptschulabschlusses sowie für die Ab- gängerinnen und Abgänger ohne Hauptschulabschluss. Das formale Qualifikations- niveau der nichtdeutschen Schülerinnen und Schüler beim Abgang von einer allge- mein bildenden Schule im Landkreis Nienburg liegt unter dem Durchschnitt des Lan- des.

106 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Abb. D 5.3.3: Anteil der Schulabschlüsse an allen Schulabschlüssen der nichtdeutschen Schülerinnen und Schüler im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen 2012 nach Abschlussart (in Prozent)

50,0% 45,0% 40,0% 35,0% 30,0% 25,0% 20,0% 15,0% 10,0% 5,0% 0,0% ohne Hauptschul- Realschul- Fachhoch- Allgemeine Hauptschul- abschluss abschluss schulreife Hochschulreife Landkreis Nienburg 20,9% 29,9% 38,8% 0,0% 10,4% Niedersachsen 13,6% 24,1% 46,9% 2,1% 13,3%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K3002520, eigene Zusammenstellung und Berechnung

Ergebnisse aus bundesweiten Studien 68 belegen deutliche soziale und migrati- onsspezifische Unterschiede hinsichtlich des Abschlussniveaus. Viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund weisen eine ähnliche Struktur der Bildungsbe- teiligung wie die der nichtdeutschen Schülerinnen und Schüler auf.

Für die erreichten Abschlüsse der Schulabgängerinnen und Schulabgänger liegen für den Landkreis Nienburg derzeit keine Informationen zum sozioökonomischen Hinter- grund und zum Migrationsstatus vor, somit können keine gesicherten Aussagen ge- troffen werden. Es ist trotzdem wichtig, Gründe für diese insgesamt ungleiche Bil- dungsbeteiligung für den Landkreis Nienburg zu ermitteln, um Maßnahmen zur Ver- besserung der schulischen Qualifikation zu ergreifen.

D 5.4 Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Abschluss

Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Abschluss der Sekundarstufe I/Hauptschulabschluss bilden eine besonders problematische Gruppe, deren Aus- sichten auf einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz äußerst gering sind. Für ihre Integ- ration müssen besondere Anstrengungen unternommen werden. Als Schulträger und evtl. als Maßnahmenträger im Rahmen der Jugendhilfe kann die regionale Entschei- dungsebene entsprechende Initiativen ergreifen. Zur Ermittlung des Hilfsbedarfs und zur Erfolgskontrolle etablierter Hilfen ist es unerlässlich, die Schulabgangsquote jähr- lich zu erheben. 69

Unter Schulabgängerinnen und Schulabgängern ohne Abschluss der Sekundarstufe I können auch Schülerinnen und Schüler, die bestimmte Bildungsgänge der Förder- schulen abgeschlossen haben, fallen, wenn in diesen Bildungsgängen formal kein Abschluss der Sekundarstufe I erreicht werden kann.

68 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010): Bildung in Deutschland 2010. Bielefeld: Bertelsmann, S. 92. 69 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013): Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, Version Juni 2013, S. 112. 107 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Im Jahr 2012 haben von 1.370 Schulabgängerinnen und Schulabgängern 76 Schüle- rinnen und Schüler die allgemein bildenden Schulen ohne Abschluss verlassen. Dies entspricht einer Quote von 5,5 %. Die Entwicklung zeigt, dass der Landkreis seit 2008 unter dem niedersächsischen Durchschnittswert lag, aber in 2012 ist der Anteil wieder gleich hoch.

Abb. D 5.4.1: Schülerinnen und Schüler ohne Abschluss im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen 2005 - 2012 (in Prozent)

12,0%

10,0%

8,0%

6,0%

4,0%

2,0%

0,0% 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Landkreis Nienburg 9,5% 9,7% 9,4% 7,5% 5,3% 5,0% 4,0% 5,5% Niedersachsen 9,1% 8,5% 7,6% 7,5% 6,5% 6,0% 4,9% 5,5%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K3002520, eigene Zusammenstellung und Berechnung

27 Schülerinnen und 49 Schüler erlangten keinen Abschluss. 14 von diesen Abgän- gerinnen und Abgängern waren nichtdeutscher Herkunft. 70 Von diesen 76 Schulabgängerinnen und Schulabgängern ohne Abschluss besuchten im Jahr 2012 33 eine Hauptschule, 42 eine Förderschule (22 Schwerpunkt Lernen, 15 Schwerpunkt Geistige Entwicklung und 5 sonstige Schwerpunkte) und einer eine Realschule.

D 6 Qualitätsentwicklung und Sicherung an Schulen

Die internationalen Schulleistungsstudien (IGLU, PISA) haben in der deutschen Schulpolitik, Schulpraxis und auch in der Bildungsforschung entscheidende Impulse für eine Vielzahl an Aktivitäten gegeben, die alle das Ziel haben, die Qualität von Schule, Unterricht und pädagogischer Arbeit zu verbessern. Zu diesem Zweck wur- den in den letzten Jahren viele Maßnahmen eingeleitet bzw. bereits eingeleitete mo- difiziert und ausgeweitet. Neben der Weiterführung internationaler Schulleistungs- vergleichsstudien sind vor allem landesweite einheitliche Abschlussprüfungen, zent- rale standardisierte Tests, die Überprüfung der eingeführten Bildungsstandards und externe Evaluationen (Schulbesuche) zu nennen. Diese (schul-)extern angelegten und verantworteten Maßnahmen stehen in engem Zusammenhang mit internen Eva- luationen (Selbstevaluationen). 71

Die Fremdevaluation (Verfahren zur Bewertung und Weiterentwicklung der Schul- und Unterrichtsqualität, das von schulexternen Personen durchgeführt wird) wird in

70 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle K3002520 71 Döbert, Hans; Dedering, Kathrin: Externe Evaluation von Schulen in vergleichender Perspektive. Aus: Döbert, Hans (Hrsg.) (2008) u. a.: Externe Evaluation von Schulen, Münster [u. a.]: Waxmann, S. 11-22. Online: URL: http://publikationen.dipf.de/dipf_dld_list.html, Aufruf: 05.11.2013. 108 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen zunehmendem Maß als Instrument der Schulentwicklung eingesetzt. Seit 2005 ha- ben Schulinspektoren alle niedersächsischen Schulen nach einem genau festgeleg- ten Verfahren untersucht. Insgesamt absolvierten sie mehr als 3.000 Inspektionen. 72 Ergänzend zur Fremdevaluation nutzen die Schulen im Landkreis das Instrument der Selbstevaluation (Verfahren zur Bewertung und Weiterentwicklung der Schul- und Unterrichtsqualität, das von Angehörigen der Schule selbstverantwortlich durchge- führt wird, z. B. SEIS, Lüneburger Fragebogen, Nienburger Netz).

Mit der diesjährigen amtlichen Schulstatistik wurde abgefragt, welche Schulen im Landkreis Selbstevaluationen durchführen und welche Instrumente der Selbstevalua- tion dabei eingesetzt werden. 34 Schulen meldeten sich zurück. Drei von diesen Schulen betreiben keine Selbstevaluation. Vier Schulen arbeiten mit eigenen Abfra- gen, eine Schule benutzt das Braunschweiger Modell, drei Schulen setzen SEIS oder den Lüneburger Fragebogen ein, sieben Schulen nutzen den Lüneburger Fragebo- gen, elf Schulen nutzen SEIS und elf weitere arbeiten mit dem Nienburger Netz. 73

D 7 Exkurs: Begabungsförderung

Begabungen erkennen und fördern - Kooperationsverbund von Schulen und Kindertagesstätten im Landkreis Nienburg

Eine zentrale Aufgabe des Bildungswesens ist es, unterschiedliche Potentiale zu be- achten, um bestmögliche Entwicklungsbedingungen für jedes Kind und jeden Ju- gendlichen einzurichten. Junge Menschen unterscheiden sich in ihren Begabungen und Fähigkeiten, in ihren Interessen und Neigungen. Der beste Bildungsweg für jede Schülerin und jeden Schüler ist derjenige, der die spezifische Leistungsfähigkeit op- timal zur Entfaltung bringt. Seit 2003 hat Niedersachsen die schulische Begabungsförderung intensiviert und ein nahezu flächendeckendes Schulangebot in 89 Kooperationsverbünden eingerichtet. 74 Das Schulsystem soll gemäß § 25 Abs. 1 des Niedersächsischen Schulgesetzes (NSchG) eine begabungsgerechte individuelle Förderung ermöglichen, und auch hochbegabte Schülerinnen und Schüler sollen besonders gefördert werden. 75

72 Online: URL: http://www.mk.niedersachsen.de/portal/live.php, Aufruf: 05.11.2013. 73 Summe weicht von den Rückmeldungen ab, da mehrere Schulen verschiedene Möglichkeiten (Modelle) nutzen. 74 Online: URL: http://www.mk.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=1841&article_id=6499&_psmand=8, Aufruf: 16.12.2013. 75 Online: URL: http://www.schure.de/nschg/nschg/nschg4.htm, Aufruf: 16.12.2013. 109 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Im Landkreis Nienburg hat sich ein Hochbegabtenverbund im Nordkreis mit folgen- den Institutionen zusammengeschlossen:

Abb. D 7.1: Mitglieder des Hochbegabtenverbundes im Landkreis Nienburg Kindertagesstätten allgemein bildende Schulen Ev. Kindergarten Arche Noah Hoya Johann Beckmann Gymnasium Hoya Ev. Kindergarten St Gangolf, Wietzen Grund- und Hauptschule Eystrup Kindergarten Clemensspatzen, Marklohe Grundschule am Sudthal, Kindergarten Gänseblümchen, Wechold Grundschule am Weserbogen, Wechold Kindergarten Rappelkiste, Marklohe Grundschule Hoya Kindergarten Spatzennest, Hassel Grundschule Marklohe Kindergarten Sterntaler Bücken Grundschule Wietzen Kindergarten Waldwichtel Kapitän-Koldewey-Grundschule Bücken Kindergarten Eystrup Gutenbergschule, Hoya Kindergarten Mehlbergen Kindergarten Wietzen Quelle: Johann Beckmann Gymnasium (Hrsg.): Flyer Informationen für Eltern, Kinder und Jugendliche.

Gemeinsam richten sie ihre Arbeit darauf aus, besondere Begabungen früh- und rechtzeitig zu erkennen, individuell zu fördern und umfassend zu integrieren.

Die Förderung von begabten Kindern mit schulischen, sozialen und/oder emotionalen Problemen stellt einen wichtigen Aspekt dar.

D 8 Exkurs: Schulabsentismus

Vermeiden Schülerinnen und Schüler den Schulbesuch und verletzten somit ihre Schulpflicht, kann man von Schulabsentismus sprechen. Ein solches Schule mei- dendes Verhalten kann sich vom Fehlen einzelner Stunden und Tage bis hin zu einer längeren Abwesenheit und der totalen Abkopplung erstrecken. 76

In der wissenschaftlichen Literatur werden unterschiedliche Begriffe genutzt, um das gesamte Feld und einzelne Teilbereiche dieses Phänomens zu kennzeichnen. Hierzu werden folgende Begriffe verwendet: Schulschwänzen, Schulverweigerung, Schul- abwesenheit, Schulvermeidung, Schulphobie, Schulbummelei, unregelmäßiger Schulbesuch, Schulverdrossenheit oder schulaversives bzw. schuldistanziertes Ver- halten. 77 Eine weitere Form des Schulabsentismus in der Schule ist das Zurückhal- ten. Schülerinnen und Schüler werden vom Schulbesuch durch die Erziehungsbe- rechtigten zurückgehalten. Gründe können eine schulkritische Haltung, religiöse Po- sitionen oder kulturelle Diskrepanzen sein. Wenn ältere Schülerinnen und Schüler z. B. auf jüngere Geschwister aufpassen müssen, kann es ebenfalls zum Zurückhalten kommen.

In diesem Bildungsbericht wird in den folgenden Ausführungen der Begriff Schul- verweigerung benutzt.

76 Herz, Birgit / Puhr, Kirsten / Rickling, Heinrich (Hrsg.) (2004): Problem Schulabsentismus. Wege zurück in die Schule. Bad Heilbronn: Verlag Julius Klinkhardt, S. 46. 77 ebd. S. 45. 110 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Arbeiten Schülerinnen und Schüler im Unterricht nicht mehr mit und klinken sich in- nerlich aus, spricht man von einer passiven Schulverweigerung. Sie sind anwe- send, beteiligen sich aber nicht. Eine aktive Schulverweigerung zeigt sich unter an- derem, wenn Schülerinnen und Schüler zusätzlich den Unterricht stören oder dem Unterricht stundenweise oder tagelang fern bleiben.

Die Ursachen und Gründe für Schulverweigerung sind sehr komplex, vielschichtig und häufig ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren. Wirkt man diesem Prozess nicht rechtzeitig entgegen, führt schulvermeidendes Ver- halten häufig zu Brüchen im schulbiographischen Verlauf. Schulabbrüche sind nicht selten eine Folge. Dadurch erreichen viele schulverweigernde Schülerinnen und Schüler keinen Schulabschluss. Für diese Schülerinnen und Schüler erhöht sich da- mit dramatisch das Risiko einer dauerhaften Ausgrenzung von Bildung, Ausbildung, Erwerbsarbeit und gesellschaftlicher Teilhabe. Die sozialen Hilfesysteme werden dann in Anspruch genommen. Diese spätere Nachsorge ist sehr kostenintensiv.

Der Erwerb der allgemeinen und beruflichen Bildung ist für jeden Menschen elemen- tar wichtig für die soziale und berufliche Integration. Die regelmäßige Teilnahme am schulischen Unterricht wird zur Voraussetzung für eine erfolgreiche und dauerhafte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. 78

Das Vorgehen gegen Schulverweigerung ist Aufgabe der Schule in Zusammenarbeit mit der Ordnungsbehörde, den Jugendämtern und u. U. den Familiengerichten. Die folgende Zusammenstellung des Fachdienstes Schule und Kultur gibt wieder, welche Möglichkeiten die einzelnen Institutionen und Organisationen haben.

D 8.1 Schulversäumnisse: Ahndung von Ordnungswidrigkeiten 79

Verfahren: Welche Möglichkeiten hat die Schule selbst?

Schulen haben nach § 176 NSchG 80 die Pflicht, Schulpflichtverletzungen beim Land- kreis Nienburg und in der Stadt Nienburg anzuzeigen. Diese sind für die Ahndung der Ordnungswidrigkeiten zuständig und leiten ggf. ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ein. Die Schule muss unverzüglich prüfen, welche Gründe für das Fehlverhalten bestim- mend sind. a) Wenn der Nichtbesuch der Schule auf besondere persönliche Lebensumstände oder auf die schulische Situation zurückzuführen ist, sollte von Ordnungsmaßnah- men abgesehen werden. Die Schule sollte in diesen Fällen pädagogische Hilfen geben (z. B. Lehrkräfte, Bera- tungslehrerinnen und Beratungslehrer, Schulsozialarbeit). Sie soll sich um außer- schulische Hilfen bemühen, wie z. B. eine schulpsychologische Beratung, die Ein- schaltung des Jugendamtes oder des Gesundheitsamtes. Grundsätzlich gilt, dass pädagogische Maßnahmen Vorrang vor Ordnungsmaßnahmen haben! Bei Auftritt

78 Stadt Oldenburg: Amt für Jugend, Familie und Schule. Früh reagieren, abgestimmt handeln, gezielt helfen! Handlungskonzept gegen Schulabsentismus. Online: URL: http://www.oldenburg.de/microsites/familie/angebote-fuer-eltern/beratung-und- hilfe/schulabsentismus.html, Aufruf: 23.10.2013. 79 Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur 80 Online: URL: http://www.nds-voris.de, Aufruf: 23.10.2013. 111 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser von Schulverweigerung muss die Schule zunächst alle pädagogischen Möglichkeiten ausschöpfen, bevor die Schulpflichtverletzung gemeldet wird. b) Wenn das Fehlverhalten auf Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz zurückzuführen ist, sollte die Schule die Erziehungsberechtigten anhören und dabei ausdrücklich auf die Schulpflicht hinweisen. Wenn diese Hinweise keine Wirkung erzielen und eine Ordnungswidrigkeit vorliegt, soll die Schule den Vorgang an die zuständige Verwaltungsbehörde (Landkreis oder Stadt Nienburg) abgeben.

Verfahren: Welche Möglichkeiten hat die Verwaltungsbehörde?

Die Verwaltungsbehörde entscheidet darüber, ob ein Ordnungswidrigkeitenverfahren nach dem OWiG eingeleitet werden muss. Die Behörde gibt den Betroffenen nach § 55 OWiG Gelegenheit, sich zu der Be- schuldigung zu äußern. Die Einleitung des Verfahrens ist eine nachdrückliche Pflich- tenanmahnung. Geht keine Stellungnahme ein, entscheidet die Behörde nach Aktenlage. Geht eine Stellungnahme ein, werden die Gründe gewürdigt und entweder das Ver- fahren eingestellt oder ein Bußgeldbescheid gefertigt. Es gibt kein pauschaliertes Verfahren. Jeder Einzelfall wird nach Lage der Dinge be- urteilt und entschieden! Wenn ein Widerspruch eingeht, werden die vorgebrachten Einwände unter Berück- sichtigung der Widerspruchsbegründung noch einmal geprüft. Kommt die Verwaltungsbehörde zu keinem anderen Ergebnis, gibt sie den Vorgang über die Staatsanwaltschaft an das zuständige Amtsgericht ab.

Verfahren: Welche Möglichkeiten hat das Amtsgericht?

Das zuständige Amtsgericht entscheidet in eigener Zuständigkeit, ob der Bußgeldbe- scheid bestätigt oder das Verfahren ggf. anderweitig entschieden wird.

Fehlende Zahlungsbereitschaft bzw. Zahlungsfähigkeit bei Jugendlichen

Arbeitsauflage An Stelle der Geldbuße kann eine Arbeitsleistung vom Jugendlichen erbracht wer- den. Das Amtsgericht wandelt die Geldbuße bei Ausbleiben der Zahlung bzw. auf Antrag des Jugendlichen in eine Arbeitsauflage um.

Jugendarrest Wird weder die Geldbuße gezahlt noch die Arbeitsauflage erbracht, so kann Jugend- arrest gegen den Jugendlichen verhängt werden. Der Jugendarrest darf die Dauer einer Woche nicht übersteigen. Die Praxis sieht so aus, dass Jugendliche nur sehr selten einer Bußgeldzahlung nachkommen. Verfahren werden in der Regel von Amts wegen in Arbeitsauflagen umgewandelt, welche ebenfalls häufig ignoriert werden. Fälle von Jugendarrest nehmen zu. Erziehungsberechtigten wird nicht die Möglichkeit der Umwandlung einer Geldbuße eingeräumt.

112 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Weitere Maßnahmen:

Zwangsweise Zuführung zur Schule Wenn die Schulpflichtverletzung auch nach dem Bußgeldbescheid andauert, kann die Behörde die Schülerin oder den Schüler der Schule zwangsweise zuführen. Dies geschieht durch eigene Vollzugsbeamte. Die Polizei leistet bei Bedarf Vollzugs- hilfe. Die zwangsweise Zuführung zur Schule muss vorher schriftlich angedroht werden.

Zwangsgeld und Ersatzzwangshaft Weitergehende Maßnahmen können die Androhung und Festsetzung eines Zwangs- geldes und die Androhung und Festsetzung von Ersatzzwangshaft sein.

Die folgenden Abbildungen stellen eine mittelfristige Entwicklung der Schulverweige- rung im Landkreis Nienburg und in der Stadt Nienburg anhand von eingeleiteten Bußgeldverfahren dar. Der Landkreis stellt die eingeleiteten Bußgeldverfahren für ein ganzes Jahr dar. Die Stadt Nienburg stellt die eingeleiteten Bußgeldverfahren für ein Schuljahr dar. Diese Unterschiede erschweren die Zusammenführung der Daten. Deshalb werden sie einzeln aufgeführt. Zu den Ahndungszahlen ist festzuhalten, dass der Landkreis und die Stadt Nienburg Erziehungsberechtigte und Schülerinnen und Schüler extra, also zwei Verfahren je "Fall" ahnden. Darüber hinaus kann es passieren, dass manche Familien mehr als nur ein Verfahren in einem Jahr haben. Die Zahlen stellen nicht eins zu eins die An- zahl der Betroffenen dar.

Abb. D 8.1.1: Entwicklung der Schulverweigerung - Ahndungsverfahren von 2003 - 2012 im Landkreis Nienburg (Anzahl)

120

100

80

60 103 107 88 40 76 72 74 76 65 64 61 20

0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Zahl der Ahndungsverfahren

Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur

113 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. D 8.1.2: Entwicklung der Schulverweigerung - Ahndungsverfahren in den Schuljahren 2008/09 - 2011/12 in der Stadt Nienburg (Anzahl)

120

100

80

60 97 100 40 70 53 55 20

0 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13

Zahl der Ahndungsverfahren

Quelle: Stadt Nienburg/Weser: Fachbereich 5 - Bildung, Soziales und Sport Sachgebiet 51 - Kinder, Jugend und Schule.

Schulverweigerung kommt in allen Schulformen vor. Schwerpunkte sind jedoch Hauptschulen, Berufsbildende Schulen und Förderschulen (Schwerpunkte Lernen und Emotionale und Soziale Entwicklung). Die aufgezeigten Zahlen stellen mit dem eingeleiteten Bußgeldverfahren die gemeldeten Schulpflichtverletzungen dar. Da es im Landkreis Nienburg und in der Stadt Nienburg noch kein einheitliches Meldever- fahren für alle Schulen gibt, wird die Dunkelziffer höher ausfallen. Zu beobachten ist die Zunahme von Schulverweigerung an Grundschulen. 81

Schulverweigerung kommt in allen Bevölkerungskreisen vor. Ob ein Bezug zwischen sozialer Herkunft und der Schulpflichtverletzung vorliegt, kann durch die momentane Datenlage nicht dargestellt werden.

Die Tendenz geht dahin, dass Schülerinnen und Schülern häufig mehrere Schul- pflichtverletzungen zugeordnet werden können. Die Hartnäckigkeit der Verweigerung nimmt zu.

Problemlage Verwaltungsverfahren dauern in der Regel 2 - 3 Monate, nachdem die Schule die Schulpflichtverletzung gemeldet hat und sind erheblich zu lang, um kurzfristig zu dem gewünschten Erfolg zu kommen. Jugendliche können sich über einen längeren Zeit- raum teilweise erfolgreich der Schulpflicht entziehen, ohne dass man den zuständi- gen öffentlichen Stellen (Schule, Verwaltungsbehörde, Amtsgericht) Untätigkeit vor- werfen kann.

81 Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur und Stadt Nienburg/Weser: Fachbereich 5 - Bildung, Soziales und Sport Sachgebiet 51 - Kinder, Jugend und Schule. 114 Kapitel D - Allgemein bildende Schulen

Ziel müsste es sein, ein realistisches und vergleichbares Meldeverhalten der Schulen zu erreichen, um somit gezielte Hilfen installieren zu können. Einheitliche und verbindliche Verfahrensweisen im Umgang mit Schulabsentismus könnten helfen, frühzeitig zu reagieren und zu intervenieren, damit sich schulverwei- gernde Verhaltensweisen bei Schülerinnen und Schülern erst gar nicht verfestigen können. So ein Verfahren könnte für alle Beteiligten Klarheit, Transparenz und Si- cherheit im Umgang mit Schulverweigerung bieten.

D 8.2 Exkurs: Das Modellprojekt Handlungen bei Schulvermeidung 82 und das Gemeinschaftsprojekt LoGo - Gehe deinen Weg 83

Im Folgenden wird ein aktuelles Beispielprojekt aus dem Landkreis Nienburg darge- stellt. Das Modellprojekt Handlungen bei Schulvermeidung entwickelte sich aus ei- ner Tagesveranstaltung gemeinsam mit Vertretern aus den Bereichen Schule, Schulsozialarbeit, des Landkreises, der Verwaltung der Stadt Rehburg-Loccum und der Polizei. Initiatorin war die Schulsozialarbeiterin an der Oberschule Loccum.

Im Schuljahr 2012/13 wurde das Projekt zunächst an der Oberschule Loccum und der Wilhelm-Busch-Schule in Rehburg umgesetzt. Dieses geschah mit Unterstützung des Landkreises Nienburg durch die Maßnahme LoGo - Gehe deinen Weg. Durch- geführt wird die Maßnahme "LoGo" vom ambulanten Jugendhilfeträger JaZZ GbR.

Ziel dieses Projektes ist es, Schulverweigerung zunächst als Modellprojekt im Stadt- gebiet von Rehburg-Loccum und später im Landkreis Nienburg zu verhindern und zu minimieren. Es soll ein gezieltes Vorgehen mit einheitlich gestalteten Materialien und Instrumenten der Auswertung entwickelt werden. Diese sollen mit dem umfassenden Ziel entwickelt werden, die erprobten und bewährten Erfahrungen nach Ablauf der Erprobungsphase auch landkreisweit zu nutzen.

Seit Herbst 2013 läuft dieses Projekt auch an den Grundschulen Rehburg und Mün- chehagen. Eine Erweiterung des Projektraumes auf das Schulzentrum Hoya ist im Herbst 2013 ebenfalls angedacht.

82 Raudies Monika (2013): Handlungsplanentwicklung und Handlungen bei Schulvermeidung. Projektdokumentation 2013. 83 JaZZ GbR in Zusammenarbeit mit dem Landkreis/Weser - FB Jugend / FB Bildung und Kultur 115 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Kapitel E Berufliche Bildung

Die berufliche Bildung nimmt im deutschen Bildungssystem eine wichtige Rolle ein und umfasst die Ausbildung im dualen System, die vollzeitschulische Ausbildung und das Übergangssystem.

Im nationalen Bildungsbericht wird das deutsche Berufsausbildungssystem unterhalb der Hochschulebene in diese drei großen Sektoren mit jeweils eigenen institutionel- len Ordnungen ausdifferenziert:

 das duale Ausbildungssystem aus betrieblicher und schulischer Unterwei- sung als quantitativ bedeutsamster Sektor  das Übergangssystem, das keine vollqualifizierende Ausbildung, sondern berufsvorbereitende Kompetenzen unterschiedlicher Art vermittelt  das Schulberufssystem mit seinem Schwerpunkt auf Ausbildung zu Dienst- leistungsberufen 84

Nach dieser Definition werden die Schulformen der berufsbildenden Schulen diesen Sektoren/Teilbereichen zugeordnet und die entsprechenden wesentlichen Funktio- nen dargestellt:

 Duale Ausbildung (Teilzeit): Berufsschule  Übergangssystem (Vollzeit): Berufsvorbereitungsjahr, Berufseinstiegsklasse, Berufsfachschule (einjährig)  Schulberufssystem (Vollzeit): Berufsfachschule (zweijährig), Fachschule, Fachoberschule, Berufliches Gymnasium 85

Auf zwei weitere Sektoren/Teilbereiche des deutschen Berufsbildungssystems wird in diesem Bildungsbericht nur teilweise bzw. gar nicht eingegangen. Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung wird in Kapitel E 4 im Rahmen der Schulabschlüsse behandelt, der Teilbereich Berufliche Fortbildung wird an dieser Stelle nicht behan- delt.

Entsprechend dieser Ausdifferenzierung können im Folgenden die wesentlichen Funktionen des berufsbildenden Systems in Deutschland kurz zusammengefasst werden:

 Erwerb eines berufsqualifizierenden Abschlusses (duale und vollschulische Ausbildung)  Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht und Vermittlung berufsvorbereitender Kompetenzen (Übergangssystem)  Erwerb der Hochschulreife (Berufliche Gymnasien, Fachoberschule und dgl.)  Erwerb allgemein bildender Schulabschlüsse (in allen drei Teilbereichen möglich) 86

84 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2012): Bildung in Deutschland. Bielefeld: Bertelsmann, S.101. 85 bis 2010 Fachgymnasium 86 Landkreis Osnabrück (Hrsg.) (2013): Bildungsbericht 2013. Zukunft durch Bildung im Landkreis Osnabrück - Faire Chancen für alle. Osnabrück. S. 103. 116 Kapitel E - Berufliche Bildung

Das duale System gilt dabei als Flaggschiff des deutschen Bildungssystems und ist in nur wenigen Ländern so ausgebaut wie in Deutschland. [] Kennzeichnend für das duale System ist die parallele Vermittlung von theoretischem und praktischem Wissen. [] Rund 60 % aller Jugendlichen in Deutschland entscheiden sich für eine Berufsausbildung im dualen System. 87 Die duale Ausbildung findet dual in einem Betrieb und in der Berufsschule statt. Der ausgewählte Ausbildungsberuf muss nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. der Handwerksordnung (HwO) anerkannt sein. Im Landkreis Nienburg wird in diesem Bereich mit 47,7 % der Hauptteil der Jugendlichen beruflich ausgebildet. Die außerbetriebliche Ausbildung (BaE), die meist in Ausbildungsstätten in freier Trä- gerschaft stattfindet, wird auch zum dualen Ausbildungssystem gezählt.

Die Ausbildung im Schulberufssystem ist eine vollzeitschulische Ausbildung in ge- setzlich anerkannten Berufen vor allem des Dienstleistungssektors. Bundesweit ist der Anteil der vollzeitschulischen Berufsausbildung am Ausbildungssystem gestie- gen. 88 Ähnlich verhält es sich im Landkreis Nienburg (E 2.1).

In Niedersachsen sind die Übergänge von den allgemein bildenden Schulen in die berufliche Bildung in den letzten Jahren weiter untergliedert worden. Im Bereich des Übergangssystems wurde das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) zum Schuljahr 2009/10 durch die neu geschaffene Einjährige Berufsfachschule (BFS) und die Be- rufseinstiegsklasse (BEK) ersetzt. Die Einjährige Berufsfachschule können Jugendli- che ohne Ausbildungsplatz und mit Hauptschulabschluss besuchen. Das Berufsvor- bereitungsjahr (BVJ) und die Berufseinstiegsklasse beinhalten (Aus-) Bildungsange- bote, die unterhalb einer qualifizierten Berufsausbildung liegen bzw. zu keinem aner- kannten Ausbildungsabschluss führen, sondern auf eine Verbesserung der individu- ellen Kompetenzen von Jugendlichen zur Aufnahme einer Ausbildung oder Beschäf- tigung zielen und zum Teil das Nachholen eines allgemein bildenden Schulabschlus- ses ermöglichen. 89 Die Eingangsvoraussetzungen, die möglichen Bildungswege und entsprechenden Schulabschlüsse werden in der Tabelle E 1.2 ausführlicher darge- stellt. Die Einjährige Berufsfachschule wird seit dem Schuljahr 2009/2010 in Nieder- sachsen nicht mehr dem schulischen Übergangssystem zugerechnet, weil die Schü- lerinnen und Schüler in dieser Schulform dem ersten Ausbildungsjahr entsprechend ausgebildet werden. Dadurch haben sie die Möglichkeit, in das zweite Ausbildungs- jahr der dualen Ausbildung zu wechseln. Die Anerkennung des Berufsfachschuljah- res als erstes Ausbildungsjahr obliegt den Ausbildungsbetrieben. Dadurch ist nicht gewährleistet, dass eine Schülerinnen oder ein Schüler nach dem Besuch der Ein- jährigen Berufsfachschule auch tatsächlich einen Ausbildungsplatz bekommt. Die erfolgreiche Absolvierung dieser Schulform führt nicht zu einem vollqualifizierenden Berufsabschluss. Auf Grund dieser Tatsache folgt der Bildungsbericht des Landkreises Nienburg nicht der Zuordnung vom Niedersächsischen Kultusministerium. Die Einjährige Berufs- fachschule ohne qualifizierenden oder teilqualifizierenden Abschluss wird nicht der dualen Ausbildung zugerechnet, sondern in Anlehnung an den Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines kommunalen Bildungsmonitorings 90 dem schulischen Übergangs- system.

87 Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2013): Berufsbildung auf einen Blick. Wiesbaden, S. 4. 88 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2012): Bildung in Deutschland 2012. Bielefeld: Bertelsmann, S.102. 89 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2006): Bildung in Deutschland 2006. Bielefeld: Bertelsmann, S.79. 90 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013) : Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines kommunalen Bildungsmonitorings. Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, S. 116. 117 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Im Landkreis Nienburg umfasst das Übergangssystem neben dem schulischen Ü- bergangssystem der Berufsbildenden Schulen auch nichtschulische Maßnahmen.

Dazu gehören im Landkreis die Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) der Agentur für Arbeit nach Erfüllung der Schulpflicht, die Einstiegsqualifizierung (EQ), die Jugendwerkstätten im Landesprogramm der Jugendberufshilfe, die Über- gangsmaßnahmen für Jugendliche durchführen. Hier sind die Pro-Aktiv-Centren (PACE) im Landesprogramm der Jugendberufshilfe zu nennen, die beeinträchtigte und benachteiligte Jugendliche beim Übergang von der Schule in den Beruf unter- stützen und fördern. Maßnahmen der finanziellen Förderung der Zielgruppe der unter 25-jährigen Personen im Rechtskreis des SGB II durch das Jobcenter gehören eben- falls zu den nichtschulischen Maßnahmen im Übergangssystem.

Im regionalen Bereich befindet sich das komplexe Berufsbildungssystem im steten Wechselspiel zwischen den Bedarfslagen der Betriebe in Industrie und Handel, Handwerk, freien Berufen und im öffentlichen Dienst vor Ort einerseits und dem Nachfrageverhalten und Nachfragevolumen auf Seiten der eine Ausbildung anstre- benden jungen Menschen andererseits. Angestrebt wird eine größtmögliche Passung beider Ebenen.

Das Kapitel E Berufliche Bildung wird im Folgenden thematisch unterteilt in die O- berbegriffe Berufsbildende Schulen (in öffentlicher und freier Trägerschaft) im Land- kreis Nienburg (E 1), Bildungsbeteiligung (E 2), Übergang allgemein bildende Schu- len - berufliche Bildung (E 3), Bildungserträge - Schulabschlüsse (E 4).

E 1 Berufsbildende Schulen im Landkreis Nienburg

Im Landkreis Nienburg gibt es fünf berufsbildende Schulen. In öffentlicher Träger- schaft befindet sich die Berufsbildende Schulen des Landkreises Nienburg (BBS Nienburg) und in freier Trägerschaft befinden sich vier weitere. Eine vollständige Auflistung der Berufsbildenden Schulen und deren Bildungsange- bote finden sich im Anhang.

Tab. E 1.1: Grunddaten der berufsbildenden Schulen im Landkreis Nienburg Schuljahr 2012/13 (Anzahl und in Prozent) Anteil Anteil insgesamt Anteil Schüler Schülerinnen nichtdeutsche öffentlicher Schulträger 3.058 59,4% 40,6% 5,7% freie Schulträger 845 27,0% 73,0% 3,3% insgesamt 3.903 52,3% 47,7% 5,1% Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050311, eigene Zusammenstellung

118 Kapitel E - Berufliche Bildung

An der BBS Nienburg werden mehrere berufsbildende Schulformen zusammenge- fasst angeboten, die insgesamt alle drei Bereiche des niedersächsischen beruflichen Ausbildungssystems abdecken. Hier handelt es sich um eine große Einrichtung mit insgesamt 3.058 Schülerinnen und Schülern und einem vielfältigen Spektrum an Ausbildungsgängen.

Teilzeitschulformen:

 die Berufsschule (BS) in Teilzeit der dualen Ausbildung mit einem Angebot für über 50 Ausbildungsberufe in dualer Ausbildung im Betrieb und der Be- rufsschule; führt zum Berufsschulabschluss und zum Realschulabschluss ggf. erweiterten Realschulabschluss

Vollzeitschulformen:

 das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) mit einem Angebot in verschiedenen Be- rufsfeldern; dient der Berufsorientierung und der Erfüllung der Schulpflicht  die Berufseinstiegsklasse (BEK) mit einem Angebot in verschiedenen Be- rufsfeldern; dient als Vorbereitung auf eine Berufsausbildung und führt zum Hauptschulabschluss und ggf. zu einem verbesserten Hauptschulabschluss  die Einjährige Berufsfachschule (BFS) mit einem Angebot in verschiedenen Berufsfeldern; bietet eine berufliche Grundbildung, kann als 1. Ausbildungs- jahr anerkannt werden und führt je nach Eingangsvoraussetzung ggf. zum Realschulabschluss oder erweiterten Realschulabschluss  die berufsqualifizierende Zweijährige Berufsfachschule (an der ein Beruf voll- zeitschulisch erlernt werden kann, mit einem Angebot in den Bereichen Pfle- ge und Sozialpädagogik) führt zum Berufsabschluss und zum Realschulab- schluss ggf. erweiterten Realschulabschluss  die Fachschule (FS) für die berufliche Weiterbildung im berufsqualifizieren- den Teil des Schulberufssystems mit einem Angebot in den Bereichen Ag- rarwirtschaft, Heilerziehungspflege und Sozialpädagogik; führt zum berufli- chen Abschluss und zur Fachhochschulreife, hier sind die Ausbildungsgänge und Abschlüsse auf den beruflichen Aufstieg ausgerichtet  die Fachoberschule (FOS) mit einem Angebot in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Technik und Wirtschaft; die neben der fachlichen Vertiefung zur Fachhochschulreife führt  das Berufliche Gymnasium (BG) mit einem Angebot in den Bereichen Ge- sundheit und Soziales (Schwerpunkte: Sozialpädagogik und Agrarwirt- schaft), Technik und Wirtschaft; führt in drei Vollzeitschuljahren zur allge- meinen Hochschulreife (Abitur)

119 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Tabellarische Übersicht über das Bildungsangebot

Wege zum Hauptschulabschluss Wege zum Sekundarabschluss I - Realschulabschluss Wege zum erweiterten Sekundarabschluss I Wege zum beruflichen Abschluss Wege zur Fachhochschulreife Wege zum Abitur

Tab. E 1.2: Mögliche Bildungswege mit unterschiedlichen Schulabschlüssen an der BBS Nienburg Eingangsvoraussetzungen Ziel Schulform Berufsausbildung und (erweiterter) Berufsschule für über 50 Ausbil- mit Schulabschluss Realschulabschluss dungsberufe ohne Abschluss Berufsorientierung und Erfüllung BVJ der Schulpflicht ohne Abschluss aus Hauptschulabschluss oder Klasse 9 oder BEK verbesserter Hauptschulabschluss mit Hauptschulabschluss schulische Ausbildung entspre- Einjährige BFS für Hauptschüle- chend einem 1. Ausbildungsjahr rinnen und Hauptschüler mindestens Hauptschulab- Realschulabschluss Zweijährige BFS , Klasse 2 schluss beruflicher Abschluss und Sekun- darabschluss I - Realschulab- Zweijährige BFS (Pflegeassistenz) schluss schulische Ausbildung entspre- chend einem 1. Ausbildungsjahr Einjährige BFS für Realschülerin- und erweiterter Sekundarab- nen und Realschüler schluss I Zweijährige BFS (Sozialpädago- beruflicher Abschluss gik) mindestens Sekundarab- Einjährige FS (Agrarwirtschaft) schluss I - Realschulab- Zweijährige FS (Agrarwirtschaft), schluss Klasse 2 beruflicher Abschluss und Fach- Zweijährige FS (Sozialpädagogik) hochschulreife Dreijährige FS (Heilerziehungs- pflege) FOS Klasse 11 (Pflege, Technik) FOS Klasse 12 (Pflege, Technik, Fachhochschulreife Wirtschaft) mit erweitertem Sekundarab- Abitur BG Klasse 11 bis 13 schluss I - Quelle: BBS Nienburg/Weser, Stand: 2013

Zu den berufsbildenden Schulen in freier Trägerschaft mit einer Gesamtschülerzahl von 845 Schülerinnen und Schülern im Schuljahr 2012/13 gehören

 die Berufsfachschule für Altenpflege i. f. Tr. Annette Ahlhorn in Hoya,  die ESTA-Bildungswerk gGmbH in Nienburg,  die Sozialpädagogikschule gGmbH in Nienburg sowie  die Wirtschaftsschule Dr. P. Rahn gGmbH in Nienburg (Karte Abbildung B 1.3).

An diesen berufsbildenden Schulen in freier Trägerschaft wird berufsqualifizierend ausgebildet. Die Berufsfachschule für Altenpflege und die ESTA qualifizieren in der zweijährigen Berufsfachschule Vollzeit zum beruflichen Abschluss im Bereich Altenpflege.

120 Kapitel E - Berufliche Bildung

Die Sozialpädagogikschule bietet in der berufsqualifizierenden Berufsfachschule Vollzeit die zweijährige Ausbildung für Realschulabsolventen zur Sozialassisten- tin/zum Sozialassistenten mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik an. Hauptschulab- solventen müssen zunächst die zweijährige Berufsfachschule Sozialpädagogik mit dem Ziel eines Realabschlusses absolvieren. Anschließend wird die Ausbildung zur Sozialassistentin/zum Sozialassistenten mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik in der Klasse II der Berufsfachschule abgeschlossen. Weiterhin wird die zwei- oder mehrjährige Fachschule Sozialpädagogik mit dem Ausbildungsziel zur Erziehe- rin/zum Erzieher angeboten. Die Wirtschaftsschule Dr. P. Rahn bietet in der zweijährigen Berufsfachschule eine vollzeitschulische berufsqualifizierende Ausbildung im Bereich Kosmetik an. Die zweijährige Berufsfachschule führt zum Realschulabschluss ggf. zum erweiterten Sekundarabschluss I. Darüber hinaus bietet die Wirtschaftsschule Dr. P. Rahn die Fachoberschule Vollzeit/Teilzeit mit der Möglichkeit zum Erwerb der Fachhochschul- reife in den Bereichen Wirtschaft, Sozialpädagogik oder Gestaltung. 91 Im Vergleich zu der BBS Nienburg haben die in freier Trägerschaft befindlichen be- rufsbildenden Schulen einen klaren Schwerpunkt mit nur wenigen Ausbildungsgän- gen. Diese Spezialisierung im sozialen und pflegerischen Bereich führt zu ge- schlechtsspezifischer Berufswahl und erklärt den hohen Anteil an Schülerinnen (73 %) an Schulen in freier Trägerschaft im Schuljahr 2012/13. Die männliche Schü- lerschaft war an der öffentlichen BBS Nienburg zu einem höheren Anteil als in den berufsbildenden Schulen in freier Trägerschaft vertreten (59,4 %).

Von insgesamt 3.903 Schülerinnen und Schülern an berufsbildenden Schulen im Landkreis lag der Anteil der Schülerinnen bei 47,7 % und der Schüler bei 52,3 %. Die absolute nichtdeutsche Schülergesamtzahl lag bei 201 Schülerinnen und Schü- lern im Schuljahr 2012/13. Dies entspricht einem Anteil von 5,1 %.

Abb. E 1.1: Anteil der Schülerinnen und Schüler nach Trägerschaft im Landkreis Nienburg Schuljahr 2012/13 (in Prozent)

80,0%

70,0%

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% Anteil Schüler Anteil Schülerinnen Anteil nichtdeutsche

öffentlicher Schulträger freie Schulträger

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050311, eigene Zusammenstellung

91 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Hannover. Tabelle NI-E06.1i, Kommunale Bil- dungsdatenbank. Stand: Schuljahr 2011/12 121 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Neben den berufsbildenden Schulen ergänzt eine weitere Schule aus dem Bereich Schulen des Gesundheitswesens die berufsqualifizierende Ausbildung. In Nienburg gibt es die Gesundheits- und Krankenpflegeschule der Mittelweser Kliniken GmbH, an der sich im November 2012 47 Schülerinnen und Schüler in der Ausbildung be- fanden. 92 Angeboten werden als Ausbildungsberufe Gesundheits- und Krankenpfle- ger(in) (15 Plätzen pro Jahr), Operations-Technische(r)-Assistent(in) (OTA), Medizi- nische(r) Fachangestellte(r) (MFA) und Kauffrau/Kaufmann im Gesundheitswesen (je ein Platz pro Jahr).

Im Schuljahr 2011/12 waren insgesamt 202 Lehrkräfte an den berufsbildenden Schu- len im Landkreis Nienburg beschäftigt. Das Geschlechterverhältnis ist der Anzahl der Beschäftigten nach nahezu ausgeglichen. Eine Geschlechterdifferenz zeigt sich in Bezug auf den Beschäftigungsumfang. Von den 58 Lehrkräften, die in Teilzeit arbei- teten, waren 89,7 % weiblich. Von den 144 Lehrkräften, die in Vollzeit arbeiteten, waren 66,7 % männliche Kollegen. Abb. E 1.2: Anzahl der Lehrkräfte an den berufsbildenden Schulen im Landkreis Nienburg Schuljahr 2011/12 nach Trägerschaft, Geschlecht und Beschäftigungsumfang (Anzahl)

180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 öffentlich privat männlich weiblich Vollzeit Teilzeit Lehrkräfte 161 41 102 100 144 58

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle NI-E09.1i, Kommunale Bildungsdatenbank

E 2 Bildungsbeteiligung

E 2.1 Schülerzahlen an berufsbildenden Schulen

Im Landkreis Nienburg haben im Schuljahr 2012/13 insgesamt 3.903 Schülerinnen und Schüler die berufsbildenden Schulen in öffentlicher und freier Trägerschaft be- sucht. Die Entwicklung der Schülergesamtzahlen an allen berufsbildenden Schulen ist, wie auch schon in den allgemein bildenden Schulen, rückläufig. Von 2005 bis 2012 nahm die Schülergesamtzahl um insgesamt 157 Schülerinnen und Schüler ab. Das ent- spricht einer Abnahme von 3,9 %.

92 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) Fachgebiet 332 - Bildung. Verzeichnis der Schulen des Gesundheitswesens. Stand: 15.11.2012 122 Kapitel E - Berufliche Bildung

Der Geburtenzahlenrückgang macht sich zunächst im Primarbereich, dann zeitver- zögert über den Sekundarbereich I mit entsprechender Verzögerung im Sekundarbe- reich II bemerkbar.

Abb. E 2.1.1: Entwicklung der Schülerinnen- und Schülerzahlen an den berufsbildenden Schulen (öffentliche und freie Träger) im Landkreis Nienburg 2005 - 2012 (Anzahl)

4.150

4.100

4.050

4.000

3.950

3.900

3.850

3.800 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 insgesamt 4.060 4.104 4.021 4.029 3.985 4.013 3.909 3.903

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050311, eigene Zusammenstellung, Stand: jeweils November

Die folgende Tabelle E 2.1.1 stellt die Verteilung der Schülerinnen und Schüler in den berufsbildenden Schulen nach Berufsfeldern und Fachrichtungen dar. Die be- suchten Ausbildungsgänge ordnet die Statistik der LSKN Berufsfeldern zu. Im Schul- jahr 2012/13 befanden sich 1.089 Schülerinnen und Schüler im größten Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung. Es folgen die Berufsfelder Sozialwesen und Metall- technik. Im Sozialwesen stieg die Anzahl der Schülerinnen und Schüler seit 2005 stetig an. Im Berufsfeld der Metalltechnik sind sinkende Schülerzahlen zu verzeich- nen.

123 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Tab. E 2.1.1: Schülerinnen- und Schülerzahlen der berufsbildenden Schulen (öffentliche und freie Träger) im Landkreis Nienburg 2005, 2009, 2011 und 2012 nach Berufsfeldern und Fachrichtungen (Anzahl) 2005 2009 2011 2012 Wirtschaft und Verwaltung 1.083 1.125 1.084 1.089 Sozialwesen 595 628 740 742 Metalltechnik 331 349 323 303 Elektrotechnik 248 220 241 262 Fahrzeugtechnik 216 272 265 248 Sozialpflege 326 235 210 213 Gesundheit 106 105 143 162 Ernährung 171 158 140 134 Hauswirtschaft 141 175 120 113 Bautechnik 149 82 108 108 Holztechnik 118 76 79 96 Technik 129 127 87 92 Farbtechnik / Raumgestaltung 98 81 93 85 Agrarwirtschaft 124 106 83 80 Körperpflege 68 105 80 73 sonstige* 157 141 113 103 insgesamt 4.060 3.985 3.909 3.903 Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050311, eigene Zusammenstellung, Stand: jeweils November *unter sonstige sind folgende Bereiche zusammengefasst: diverse Berufe, ohne Ausbildungsvertrag (bei BS), Textiltechnik und Bekleidung (bis 2010) und sonst. anerkannte Ausbildungsberufe.

Die folgende Tabelle E 2.1.2 stellt die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler an den Berufsbildenden Schulen des Landkreises Nienburg (BBS Nienburg) und deren Verteilung nach einzelnen Abteilungen dar.

Tab. E 2.1.2: Schülerinnen- und Schülerzahlen der BBS Nienburg (öffentliche Träger) im Landkreis Nienburg 2005, 2009, 2011 und 2012 nach Abteilungen (Anzahl) 2005 2009 2011 2012 Wirtschaft und Verwaltung/Gesundheit 850 914 895 876 Fachgymnasium Wirtschaft- Technik-Gesundheit und Soziales 327 305 328 312 Metalltechnik 569 618 588 590 Elektrotechnik/FOT 345 349 317 336 Bau-/Holz-/Farbtechnik 394 243 270 240 Soziale Berufe/Körperpflege 464 417 342 371 Hauswirtschaft/Ernährung/Land wirtschaft 399 370 313 339 Schule insgesamt 3348 3216 3053 3064 Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050114, eigene Zusammenstellung, Stand: jeweils November

Die hochkomplexe und starke Binnendifferenzierung des berufsbildenden Schulsys- tems legt eine Betrachtung der Entwicklung von Schülerzahlen nach Schulformen nahe. Die folgende Abbildung E 2.1.2 gibt Aufschluss über die Verteilung der Schüle- rinnen und Schüler auf die unterschiedlichen berufsbildenden Schulformen. Diese Information dient der Kenntnis über den Umfang der Ausbildung an den beruflichen Schulen im Landkreis. Bei der Planung von Schulgebäuden und schulischen Ange- boten ist die Feststellung des Ist-Zustandes unerlässlich.

124 Kapitel E - Berufliche Bildung

Im betrachteten Zeitraum wird die Berufsschule als Teilzeitschulform und schulischer Partner in der dualen Ausbildung von den meisten Schülerinnen und Schülern be- sucht. Im Schuljahr 2012/13 sind es 1.888 Schülerinnen und Schüler. Diese Schüler- zahl ist kleineren Schwankungen unterlegen, aber eine kontinuierliche Zunahme seit 2005 ist zu verzeichnen. Die Berufsfachschulen folgen mit 869 Schülerinnen und Schülern. Diese Schülerzahl lag 2005 bei 919 Schülerinnen und Schülern. Nach steigenden Werten in den Jahren 2006 und 2007 ist eine Rückläufigkeit ab 2009 bis 2012 zu verzeichnen. Die Fachoberschulen mit 445 Schülerinnen und Schülern im Jahr 2012 sind demgegenüber deutlich kleiner, aber die Schülerzahl weist seit 2008 eine aufsteigende Tendenz auf. Die Schülerzahlen des Berufsvorbereitungsjahrs hat sich in diesem Zeitraum nahezu halbiert von 114 Schülerinnen und Schüler im Jahr 2005 auf 54 Schülerinnen und Schüler im Jahr 2012.

Abb. E 2.1.2: Schülerinnen und Schüler im berufsbildenden System nach Schulform im Landkreis Nienburg 2008 - 2012 (Anzahl)

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Berufsschule (Teilzeit) Berufsgrundbildungsjahr (schulisch) Berufseinstiegsklasse Berufsvorbereitungsjahr Berufsfachschule Fachoberschule Berufliches Gymnasium Fachschule

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050311, eigene Zusammenstellung, Stand: jeweils November

Tab. E 2.1.3: Schülerinnen und Schüler im berufsbildenden System im Landkreis Nienburg 2005 - 2012 nach Schulformen (Anzahl) 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Berufsschule (Teilzeit) 1.796 1.800 1.818 1.924 1.909 1.952 1.930 1.888 Berufsgrundbildungsjahr (schulisch) 206 164 142 121 - - - - Berufseinstiegsklasse - - 22 37 81 71 49 56 Berufsvorbereitungsjahr 114 96 95 64 55 45 47 54 Berufsfachschule 919 1.072 1.065 983 988 949 886 869 Fachoberschule 410 430 397 390 414 410 437 445 Berufliches Gymnasium 327 316 292 309 305 339 329 311 Fachschule 288 226 190 201 233 247 231 280 insgesamt 4.060 4.104 4.021 4.029 3.985 4.013 3.909 3.903 Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050311, eigene Zusammenstellung, Stand: jeweils November

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Gesamtschülerzahl seit 2005 ver- gleichsweise stabil geblieben ist, aber bei genauer Betrachtung der Schülerzahlen in der Verteilung nach Schulformen eine Verschiebung stattgefunden hat. Die Vertei- lung der Schülerzahlen auf die Teilbereiche des Berufsbildungssystems zeigen, dass im Bereich der dualen Ausbildung ein Zuwachs zu verzeichnen ist. Die Schülerzah- len der nicht berufsqualifizierenden Einjährigen Berufsfachschule werden dem Über- gangssystem zugerechnet. Im betrachteten Zeitraum sank der Anteil der Schülerin-

125 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser nen und Schüler im Übergangssystem von 949 Schülerinnen und Schülern um 44,3 % auf 529 Schülerinnen und Schüler. Mit der Einführung der Berufseinstiegs- klasse (BEK) ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler im Berufsvorbereitungsjahr durch eine Umverteilung auf die beiden Bereiche zurückgegangen. Dem gegenüber hat das Schulberufssystem mehr Zulauf erhalten. Von 2005 bis 2012 stieg die Ge- samtschülerzahl um 24,8 %.

Abb. E 2.1.3: Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den Teilbereichen des Berufsbildungssystems im Landkreis Nienburg 2005 - 2012 (Anzahl)

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Duale Ausbildung 1.768 1.772 1.794 1.895 1.866 1.919 1.907 1.862 Übergangssystem 949 1041 1003 824 721 595 513 529 Schulberufssystem 606 545 535 611 679 750 723 756 Erwerb der Hochschul- 737 746 689 699 719 749 766 756 berechtigung

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3051011, eigene Zusammenstellung und Berechnung, Stand: jeweils November

Im Jahr 2012 stellen in der Schülerschaft der berufsbildenden Schulen im Landkreis die Schülerinnen und Schüler in der dualen Ausbildung mit 47,7 % den größten An- teil. Dieser Anteil liegt deutlich unter dem niedersächsischen Durchschnittswert. Hier ist zu berücksichtigen, dass es Ausbildungsberufe gibt, in denen im Landkreis ausgebildet wird, aber außerhalb des Landkreises die Beschulung stattfindet. Im Schuljahr 2012/13 wurden 454 Schülerinnen und Schüler in der Region Hannover beschult. 93

In den weiteren Teilbereichen des Berufsbildungssystems liegt der Landkreis über dem Durchschnittswert in Niedersachsen.

93 Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 211, Schule und Kultur 126 Kapitel E - Berufliche Bildung

Abb. E 2.1.4: Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die Teilbereiche des Berufsbildungssystems im Landkreis Nienburg im Schuljahr 2012/13 (in Prozent)

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% Erwerb der Hochschul- Duale Ausbildung Übergangssystem Schulberufssystem berechtigung Landkreis Nienburg 47,7% 13,6% 19,4% 19,4% Niedersachsen 56,7% 12,7% 14,8% 15,8%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3051011, eigene Zusammenstellung und Berechnung E 3 Bildungsübergänge Übergang allgemein bildende Schulen - Berufliche Bildung

Zentraler Ansatzpunkt für Maßnahmen zur Förderung der Berufsausbildung von Ju- gendlichen auf kommunaler Ebene ist der Übergang von der Schule in die Ausbil- dung. Um die Wege der Abgangsschülerinnen und -schüler aus den allgemein bildenden Schulen in die berufliche Ausbildung nachvollziehen zu können, benötigt man Infor- mationen zu den Bildungswegen der Schülerinnen und Schüler in Form einer Ver- laufsstatistik. Solche Informationen können über die amtliche Statistik derzeit nicht bereitgestellt werden. Die Frage, inwieweit das Angebot an Ausbildungsplätzen auch die Nachfrage deckt, ist nicht leicht zu beantworten. Anhand der Statistik der Bundesagentur für Arbeit ist es möglich, zunächst einen Überblick auf Angebot und Nachfrage von Berufsausbildungsstellen zu geben. Diese Daten geben Auskunft über die Lage am Ausbildungsmarkt und geben Aufschluss darüber, wie sich die Voraussetzungen für einen direkten Übergang von der Schule in eine duale Ausbildung darstellen. Allerdings sind diese Daten nur eingeschränkt aussagekräftig, da sie das Geschehen am Ausbildungsmarkt nicht vollständig erfas- sen. Die Statistik erfasst ausschließlich die bei der Bundesagentur für Arbeit gemel- deten Bewerber (Nachfrage) und die gemeldeten Ausbildungsstellen (Angebot). Da- her wird der Ausbildungsmarkt nicht vollständig abgebildet. Im Anschluss wird auf die Entwicklung der Neueintritte in berufsbildende Schulen im Landkreis Nienburg eingegangen. Sie geben einen Eindruck über die Chancen der Jugendlichen, eine qualifizierte Ausbildung beginnen zu können. Ebenso geben sie auch einen Eindruck über das Risiko, zunächst eine weitere berufsqualifizierende Maßnahme durchlaufen zu müssen, wieder.

127 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Die erworbenen allgemein bildenden Schulabschlüsse sind nach wie vor von großer Bedeutung, weil sie hier die Eingangsvoraussetzungen darstellen. Die Darstellung der schulischen Herkunft der Schülerinnen und Schüler an beruflichen Schulen an- hand der Verteilung der Neueintritte nach Vorbildung sowohl in der Aufgliederung nach Schulformen als auch in der Aufgliederung nach den Teilbereichen des Berufs- bildungssystems nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit sind hier sinnvoll.

E 3.1 Angebot und Nachfrage von Berufsausbildungsstellen 94

Das Verhältnis von Nachfrage nach und Angebot an Ausbildungsplätzen in der dua- len Berufsausbildung ist eine Kennzahl für die Chancen der Jugendlichen, eine quali- fizierte Berufsausbildung zu absolvieren. Hieraus können für die regionale Entschei- dungsebene Anhaltspunkte abgeleitet werden, ob z. B. zusätzliche Maßnahmen zur Qualifikation von Jugendlichen erforderlich sind oder ein Angebot an außerbetriebli- chen Ausbildungsplätzen zur Ergänzung des betrieblichen Angebots ausgebaut wer- den sollte.

Im Landkreis Nienburg bewarben sich im Berichtsjahr 2012/2013 (Stand: September 2013) 1.182 Jugendliche um eine Berufsausbildungsstelle. Im Vergleich zum Be- richtsjahr 2011/12 ist die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber gefallen. In diesem Zeitraum bewarben sich 1.309 Personen. Im aktuellen Berichtsjahr 2012/13 wurden 1.114 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Ein Vertrag gilt als neu ab- geschlossen, wenn er innerhalb des laufenden Kalenderjahres (ab 2010: zwischen dem 01.10. des Vorjahres und dem 30.09. des laufenden Jahres) abgeschlossen und nicht gelöst wurde. 68 Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz blieben zum 30.09.2013 im Landkreis unversorgt (28 Bewerberinnen und 40 Bewer- ber). Dies entspricht einem Anteil von 5,8 %. 95 Da die erworbenen Abschlüsse beim unmittelbaren Übergang in die Ausbildung eine wichtige Rolle spielen, werden die erreichten Abschlüsse der 68 unversorgten Ju- gendlichen dargestellt. Ohne einen Abschluss hat sich keiner beworben, 17 besaßen einen Hauptschulabschluss. Mit einem Realabschluss bewarben sich 27 Personen. Mit einem höher qualifizierten Abschluss bewarben sich insgesamt 20 Personen (da- von 14 mit Fachhochschulreife und sechs mit allgemeiner Hochschulreife). Bei vier Bewerberinnen und Bewerbern lag keine Angabe vor. 28 von diesen Bewerberinnen und Bewerben hatten die Schule in diesem Jahr ver- lassen, 12 Jugendliche verließen sie im Jahr davor. Der Schulabgang liegt bei 30 von 68 unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern länger zurück. In diesem Jahr wurden der Agentur für Arbeit 730 Berufsausbildungsstellen gemel- det. Diese beinhalten auch 54 außerbetriebliche Berufsausbildungsstellen. Dem ge- genüber stehen 1.114 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Landkreis. Die Differenz lässt vermuten, dass nicht alle Ausbildungsstellen der Agentur für Arbeit gemeldet werden. Trotz der höheren Zahl der Bewerberinnen und Bewerber gegen- über Ausbildungsstellen blieben 29 Stellen unbesetzt.

94 Bundesagentur für Arbeit Statistik (Hrsg.) (2013): Arbeitsmarkt in Zahlen- Ausbildungsstellenmarkt. Bewerber und Berufsaus- bildungsstellen Kreis Nienburg (Weser). September 2013. 95 Die Arbeitsverfahren bei den Trägern der Ausbildungsstellenvermittlung sind darauf ausgerichtet, bis zum 30. September möglichst für alle Bewerber eine Einmündung in eine Ausbildungsstelle zu erreichen oder eine Klärung des Vorhandenseins einer Alternative zur Berufsausbildung herbeizuführen. Auch danach werden die Vermittlungsbemühungen für unversorgte Bewerber fortgesetzt. 128 Kapitel E - Berufliche Bildung

Die folgende Tabelle stellt die Verteilung der 1.182 Bewerberinnen und Bewerber nach Berufsbereich dar. Diese Angaben geben Aufschluss über die Bedeutung der einzelnen Berufsgruppen im regionalen Ausbildungsplatzangebot.

Tab. E 3.1.1: Verteilung der Bewerberinnen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen im Landkreis Nienburg 2012/13 nach Berufsbereichen (Klassifikation der Berufe 2010; Anzahl) Berufsbereich Bewerber unversorgt Ausbildungs- unbesetzt stellen Land-, Forst-, Tierwirtschaft, Gartenbau 37* 21 0 Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung 282 3 201 10 Bau, Architektur, Vermessung, Gebäudetechnik 97 6 103 5 Naturwissenschaft, Geografie, Informatik 58 7 17 0 Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit 54* 50* Kaufm. Dienstl., Handel, Vertrieb, Tourismus 280 25 152 10 Unternehmensorga, Buchhaltung, Recht, Verwaltung 221 14 130 0 Gesundheit, Soziales, Lehre- und Erziehung 122 8 51* Geisteswissenschaften, Kultur, Gestaltung 31* 5 0 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Ausbildungsstellenmarkt, Bewerber und Berufsausbildungsstellen Kreis Nienburg/Weser, Stand: September 2013 *Abweichungen in den Summen können sich durch nicht zuordenbare Daten ergeben

Die folgenden Tabellen stellen die gemeldeten Ausbildungsstellen nach Berufen (TOP 10 der angebotenen Berufe) und die favorisierten Berufe der Bewerberinnen und Bewerber (TOP 10 der nachgefragten Berufe) dar.

Tab. E 3.1.2: TOP 10 der gemeldeten Berufsausbildungsstellen im Landkreis Nienburg 2012/13 nach Berufen (Anzahl) gemeldete Ausbildungs- stellen Verkäufer/in 43 Kaufmann/-frau im Einzelhandel 30 Bürokaufmann/-frau 30 Industriekaufmann/-frau 28 Berufskraftfahrer/in 23 Anlagenmech. - Sanitär-/Heiz.-Klimatech. 22 Kaufmann - Groß-/Außenhandel - Großh. 21 Bankkaufmann/-frau 21 Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik 18 Elektroniker/in für Betriebstechnik 16 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Ausbildungsstellenmarkt, Bewerber und Berufsausbildungsstellen Kreis Nienburg/Weser, Stand: September 2013. S. 19

129 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Tab. E 3.1.3: TOP 10 der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber im Landkreis Nienburg 2012/13 nach Berufen (Anzahl) gemeldete Bewerber Verkäufer/in 91 Kaufmann/-frau im Einzelhandel 85 Bürokaufmann/-frau 81 Kfz.mechatroniker - PKW-Technik 48 Medizinische/r Fachangestellte/r 47 Industriekaufmann/-frau 42 Fachinformatiker/in - Systemintegration 27 Verwaltungsfachangest.- Kommunalverwalt. 27 Industriemechaniker/in 22 Friseur/in 22 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Ausbildungsstellenmarkt, Bewerber und Berufsausbildungsstellen Kreis Nienburg/Weser, Stand: September 2013. S.19

E 3.2 Neu eingetretene Schülerinnen und Schüler in das Berufsbildungssystem

Im Schuljahr 2012/13 besuchten insgesamt 3.903 Schülerinnen und Schüler die öf- fentlichen und freien berufsbildenden Schulen im Landkreis. Unter diesen Schülerin- nen und Schüler sind 2.085 Schülerinnen und Schüler neu eingetreten. Davon befin- den sich 560 Schülerinnen und Schüler im Teilbereich Erwerb der Hochschulzu- gangsberechtigung.

Im Folgenden werden die 1.525 Neueintritte in das Berufsbildungssystem näher be- trachtet. Es ist darauf hinzuweisen, dass als Neueintritte auch die Wechsel innerhalb der berufsbildenden Schulformen gelten, z. B. Neueintritte in die Berufseinstiegsklas- se nach dem Besuch des Berufsvorbereitungsjahrs. Schülerinnen und Schüler kön- nen mehrfach als Neueintritt gezählt werden.

Die Entwicklung der Neueintritte in den letzten sieben Jahren zeigt, dass die Schü- lerzahlen im Übergangssystem zurückgegangen sind. Im Vergleich zu 2005 ist die Schülerzahl in 2012 um 44,6 % gefallen. Dies entspricht einer Schülerzahl von 393 Schülerinnen und Schülern. Im Schulberufssystem ist ein Zuwachs in diesem Zeit- raum zu verzeichnen. Die Zahlen der Neueintritte in die duale Ausbildung sind 2012 im Vergleich zu den Vorjahren 2010 und 2011 rückläufig.

130 Kapitel E - Berufliche Bildung

Abb. E 3.2.1: Entwicklung der Neueintritte in das Berufsbildungssystem im Landkreis Nienburg 2005 - 2012 (Anzahl)

1200

1000

800

600

400

200

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Duale Ausbildung 589 642 703 715 693 745 687 623 Übergangssystem 881 956 907 761 640 529 469 488 Schulberufssystem 298 253 310 319 369 389 388 414

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050411, eigene Zusammenstellung und Berechnung

Im Vergleich zum niedersächsischen Durchschnittswert liegt der Anteil der Schüle- rinnen und Schüler im Teilbereich der dualen Ausbildung des Berufsschulsystems unter dem Durchschnittswert. Hier muss der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die außerhalb des Landkreises beschult werden, beachtet werden, weil die Statistik die Daten des Beschulungsortes und nicht des Wohnortes berücksichtigt (vgl. E 2.1).

In den anderen Teilbereichen des Berufsschulsystems liegt der Landkreis über den überregionalen Vergleichsdaten.

131 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. E 3.2.2: Neueintritte in Berufsbildungssystem im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen Schuljahr 2012/13 (in Prozent)

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% Duale Ausbildung Übergangssystem Schulberufssystem Landkreis Nienburg 40,9% 32,0% 27,1% Niedersachsen 52,4% 28,9% 18,7%

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050411, eigene Zusammenstellung und Berechnung

Die schulische Herkunft der neu eingetretenen Schülerinnen und Schüler an berufli- chen Schulen ist aus der Perspektive der Bildungsplanung und -beobachtung von eminenter Bedeutung. Die Tendenz zu immer höheren Schulabschlüssen vor Auf- nahme einer Ausbildung, für die traditionell niedrigere Schulabschlüsse erforderlich waren, muss verfolgt werden. Bildungsplanung muss auf solcherart geänderte Anfor- derungen reagieren. Für den Schulträger stellt sich hier die Frage nach der Einrich- tung neuer oder Schließung bestehender Bildungsgänge, zu deren Klärung er sich mit den übergeordneten Aufsichtsbehörden abstimmen muss. 96

Die folgende Abbildung E 3.2.3 stellt die Verteilung der 2.085 Neueintritte im Schul- jahr 2012/13 in die berufsbildenden Schulformen anteilig nach schulischer Vorbildung dar. Hier stellt sich die Frage, mit welchen Abschlüssen (unabhängig von der be- suchten Schulform) werden welche Bildungsgänge aufgenommen. Es wird vom höchsten erworbenen Schulabschluss ausgegangen.

96 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013) : Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines kommunalen Bildungsmonitorings, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, S. 121. 132 Kapitel E - Berufliche Bildung

Abb. E 3.2.3: Verteilung der Neueintritte im Landkreis Nienburg nach Schulformen der berufsbildenden Schulen (öffentliche und freie Träger) und schulischer Vorbildung 2012/13 (Anzahl)

Fachschule

Berufliches Gymnasium

Fachoberschule

Berufsfachschule - 2 J.

Berufsfachschule - mind. 2 J.

Berufsfachschule - 1 J.

Berufsvorbereitungsjahr

Berufseinstiegsklasse

Berufsschule (Teilzeit)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

ohne Hauptschulabschluss Abschluss FöS Hauptschulabschluss Realschulabschluss Fachhochschulreife Allgemeine Hochschulreife

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050411, eigene Zusammenstellung und Berechnung

Unter den 623 Schülerinnen und Schüler, die den Bildungsgang der Berufsschule (Teilzeit) aufgenommen haben, befinden sich 286 mit einem Realabschluss (45,9 %), 156 mit einem Hauptschulabschluss (25,0 %), 74 Schülerinnen und Schüler mit einer allgemeinen Hochschulreife (11,9 %), 21 mit einem Förderschulabschluss (3,4 %) und 4,5 % der Neueintritte in diesem Bereich haben keinen Abschluss (28). Von 54 Neueintritten in das Berufsvorbereitungsjahr begannen 43 Jugendliche ohne einen Hauptschulabschluss (79,6 %), 16,7 % mit dem Abschluss der Förderschule (9) und 3,7 % mit dem Hauptschulabschluss (2). In die Berufseinstiegsklassen sind insgesamt 56 Schülerinnen und Schüler neu ein- getreten. Der größte Teil (64,3 %) dieser Schülerschaft hatte einen Hauptschulab- schluss (36), 19 Schülerinnen und Schüler hatten keinen Hauptschulabschluss (33,9 %) und eine Person hatte einen Förderschulabschluss (1,8 %). In die Einjähri- ge Berufsfachschule stiegen 342 Schülerinnen und Schüler neu ein. Hier bilden die 227 Schülerinnen und Schüler mit dem Realabschluss mit 66,4 % den größten Anteil. 114 Personen begannen diesen Bildungsgang mit einem Hauptschulabschluss. Dies entspricht einem Anteil von 33,3 %. Eine Person hatte eine Fachhochschulreife. Von 248 Neueintritten in die mindestens Zweijährigen Berufsfachschulen stiegen 70,6 % der Schülerinnen und Schüler mit einem Realabschluss ein (175). 16,1 % der neu eingetretenen Schülerinnen und Schüler fingen mit einem Hauptschulabschluss an (40). Schülerinnen und Schüler mit höher qualifizierten Abschlüssen waren mit 6,5 % (16 mit Fachhochschulreife) und 6,9 % (17 mit allgemeiner Hochschulreife) vertreten. An die Zweijährigen Berufsfachschulen verteilten sich insgesamt 36 Schülerinnen und Schüler. Von denen hatten 32 Schülerinnen und Schüler einen Hauptschulab- schluss und vier einen Realschulabschluss.

133 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

In die Fachoberschule sind 444 Schülerinnen und Schüler zu diesem Schuljahr neu eingetreten. Entsprechend der Eingangsvoraussetzung fingen hier 441 Schülerinnen und Schüler mit einem Realschulabschluss an. 116 Schülerinnen und Schüler wechselten an das Berufliche Gymnasium. 20,7 % der Schülerinnen und Schüler hatten mit einem Hauptschulabschluss (24), 78,4 % einen Realabschluss (91) und eine Person besaß die Fachhochschulreife. Die Verteilung der schulischen Vorbildung der Neueintritte in die Fachschule ist viel- fältiger. Den größten Anteil von insgesamt 166 Schülerinnen und Schüler bilden mit 83,1 % die, die einen Realschulabschluss hatten (138). Eine Fachhochschulreife hat- ten 9,6 % (16) und eine allgemeine Hochschulreife 4,8 % (8). Mit 1,8 % waren drei Personen mit Hauptschulabschluss ebenfalls vertreten. 97

E 3.3 Übergänge nach Geschlecht

Von den insgesamt 1.525 Neueintritten in die Teilbereiche des Berufsbildungssys- tems an berufsbildenden Schulen im Landkreis Nienburg im Schuljahr 2012/13 wa- ren 739 Schülerinnen und 786 Schüler. Der männliche Anteil dominiert im Teilbereich der dualen Ausbildung mit insgesamt 623 Schülerinnen und Schülern mit 66,9 %. Im Übergangssystem liegt der Anteil mit 57,8 % ebenfalls höher als der weibliche Anteil. Im Schulberufssystem allerdings liegt der weibliche Anteil bei 79,0 %. Gründe dafür wurden schon im einleitenden Teil dieses Kapitels angeführt.

Tab. E 3.3.1: Verteilung der Neueintritte in das Berufsschulsystem im Landkreis Nienburg nach Geschlecht (Anzahl; in Prozent) männlich weiblich Teilbereich Teilnehmer Anzahl Anteil Anzahl Anteil Duale Ausbildung 623 417 66,9% 206 33,1% Übergangssystem 488 282 57,8% 206 42,2% Schulberufssystem 414 87 21,0% 327 79,0% Gesamt 1525 786 51,5% 739 48,5% Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050411

E 3.4 Übergänge nach Herkunft

Von insgesamt 1.525 in die berufsbildenden Schulen im Landkreis neu eingetreten Schülerinnen und Schülern zum Schuljahr 2012/13 sind 83 nichtdeutsche Jugendli- che. Das entspricht einem Anteil von 5,4 %. In der folgenden Tabelle werden die An- teile der Neueintritte in die Teilbereiche des Berufsschulsystems insgesamt und im Vergleich zu den Anteilen innerhalb der 83 nichtdeutschen Jugendlichen dargestellt. Die nichtdeutschen Schülerinnen und Schüler sind im Übergangssystem im Ver- gleich zum Gesamtanteil überdurchschnittlich vertreten, d.h. über die Hälfte der Ju- gendlichen (45) wechselte ins Übergangssystem. Im Teilbereich der dualen Ausbil- dung und im Schulberufssystem sind die nichtdeutschen Schülerinnen und Schüler im Vergleich zum Gesamtanteil unterdurchschnittlich vertreten.

97 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen LSKN-Online: Tabelle K3050411 134 Kapitel E - Berufliche Bildung

Abb. E 3.4.1: Neueintritte in das Berufsbildungssystem im Landkreis Nienburg gesamt und innerhalb der Gruppe nichtdeutscher Schülerinnen und Schüler (in Prozent)

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% Duale Ausbildung Übergangssystem Schulberufssystem Gesamtanteil 40,9% 32,0% 27,1% Anteil innerhalb 28,9% 54,2% 16,9% nichtdeutscher

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050411, eigene Zusammenstellung und Berechnung

E 3.5 Exkurs: Übergang Schule - Beruf

E 3.5.1 Berufsorientierungskonzepte der allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, aber auch im Kontext spezifi- scher regionaler Strukturen bei der Ausbildungs- und Arbeitsplatzsituation im ländli- chen Raum, wie dem Landkreis Nienburg, kommt der Berufsorientierung an Schulen eine besondere Bedeutung zu. Entsprechend der schulformspezifischen Erlasse er- arbeiten die einzelnen Schulen im Landkreis individuelle Berufsorientierungskonzep- te, die in einem bestimmten Stundenumfang geleistet werden. Flankiert werden diese Maßnahmen durch Dokumentationen der einzelnen schulspezifischen Angebote. Eine tabellarische Aufstellung im Anhang stellt Berufsorientierungsmaßnahmen aus den BO-Konzepten (Stand Schuljahr 2012/13) der allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg dar.

Vom Landkreis Nienburg und vom Niedersächsischen Kultusministerium wurde im Jahr 2011 zum dritten Mal ein freiwilliger Zertifizierungsprozess für alle allgemein bildenden Schulen in den Sekundarbereichen I und II des Landkreises ausgeschrie- ben. Idee und Ziel des Wettbewerbes war es, Schülerinnen und Schülern den Ein- stieg in das Berufsleben zu erleichtern und hierzu die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Wirtschaft zu stärken. Mit dem Gütesiegel Berufswahl- und ausbil- dungsfreundliche Schule werden die Schulen ausgezeichnet, die sich mit verschie- denen Projekten besonders für die Ausbildungsfähigkeit und Berufswahlkompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler einsetzen. Geprüft werden nach festen Kriterien die fünf Themenbereiche Unterricht/ Projekte/ Themen, Kooperationen, Gewinnung von

135 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Informationen, Begleitung von Berufswahlprozessen und Evaluation. Im Jahr 2011 erhielten neun Schulen von 13 Bewerbern das Gütesiegel Berufswahl- und ausbil- dungsfreundliche Schule 2011 bis 2014. Eine steigende Tendenz lässt sich im Hin- blick auf die Anzahl der Wettbewerbsteilnehmer feststellen. 2005 hatten sich acht Schulen um das Gütesiegel beworben, 2008 waren es zehn Einrichtungen und 2011 bewarben sich 13 Schulen. Die Fortsetzung ab 2014 ist bereits in Planung.

E 3.5.2 Keiner darf verloren gehen - Duale kommunale Nachwuchsoffensive fördert eine enge Verzahnung zwischen Schülern und Betrieben vor Ort 98

Ein Drittel aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren mit Hauptschulabschluss sind Ungelernte ohne beruflichen Ab- schluss. Sie haben hierdurch ein hohes Armutsrisiko, was auch für die weiteren Le- bensphasen gilt. Eine der Hauptursachen für diese Misere ist der misslungene Über- gang zwischen Schule und Beruf. Gleichzeitig klagen die Betriebe zunehmend über Nachwuchsmangel. Besonders in Teilen des Handwerks wird der Nachwuchsmangel ein immer größeres Problem.

Die kommunale Wirtschaftsförderung des Zweckverbands Linkes Weserufer unter Leitung von Wirtschaftsförderer Christian Alvermann will diesem Missstand gemein- sam mit den Projektpartnern aktiv vor Ort entgegenwirken. Sie will mit ihrem Pilotpro- jekt die Hauptschulen, aber auch die Realschulen und die örtlichen Betriebe enger und sehr persönlich miteinander verzahnen. Bei dem Pilotprojekt sollen die Schüler in einem breit gefächerten und mehrstufigen Prozess systematisch an die Betriebe und Betriebsleiter herangeführt werden, wobei die Bandbreite der beteiligten Betriebe sehr groß ist. Ganz wichtig ist dabei, Schwel- lenängste seitens der Schüler abbauen zu helfen und die Schüler beim Aufbau direk- ter Betriebskontakte mit an die Hand zu nehmen. Liebenaus Samtgemeindebür- germeister Walter Eisner bringt das Projektziel auf den Punkt: Keiner darf verloren gehen. Das sechsstufige Projekt startete im Zweckverband Linkes Weserufer in 2012 an der Hauptschule Liebenau und der Hauptschule Steyerberg in allen 8. bis 10. Klassen und wurde dann auf die Realschule Marklohe übertragen. Wie sieht der Ablauf der Dualen kommunalen Nachwuchsoffensive konkret aus?

Nach intensiver wochenlanger Vorbereitung im Unterricht gibt es Betriebskongres- se, die die Schulen gemeinsam mit dem kommunalen Wirtschaftsförderer organisie- ren. Hier kommen die Betriebsleiter von 20 bis 30 Betrieben in die jeweilige Schule und tauschen sich in Kleingruppen persönlich mit den Schülern aus. Es folgen Azu- bi-Kongresse mit den Azubis der Betriebe. Danach gibt es Unternehmensbesuche der Schüler bei den jeweiligen Wunschbetrieben, um schließlich passgenaue Prakti- ka durchzuführen.

Schüler, Schulleitung und Betriebe sind überaus zufrieden mit dem Projekt. Es hat einen deutlich Praxisschub in den Schulen gegeben. Betriebe und Schüler sind enger zusammengerückt. So berichten die Schulen davon, dass dank der sys- tematisch geknüpften persönlichen Betriebskontakte die Schüler ihre Betriebsprakti-

98 Alvermann Christian, Wirtschaftsförderer, Zweckverband Linkes Weserufer Kommunale Wirtschafts- und Tourismusförde- rung, Stand 2013 136 Kapitel E - Berufliche Bildung ka viel früher und zielgerichteter als sonst anbahnen. Erste weitergehende Zwi- schenauswertungen liegen bereits vor, und zwar für die Hauptschule Liebenau. Hier gab es im Zusammenhang mit der Dualen Nachwuchsoffensive eine spürbare Stei- gerung der Vermittlungsquote bei den Ausbildungsverträgen und einen deutlichen Rückgang bei den nachschulischen Warteschleifen.

Vor dem Hintergrund der positiven Resonanz wurde das Pilotprojekt vom Zweckver- band Linkes Weserufer aus auf andere weiterführende Schulen in der Region über- tragen. So etwa auf die Oberschule in Loccum und die Oberschule in Heemsen.

Beteiligt an der Dualen kommunalen Nachwuchsoffensive ist ein breites Netzwerk von Akteuren. Zu nennen sind neben den beteiligten Schulen der Zweckverband Lin- kes Weserufer, die Samtgemeinde Marklohe, die Samtgemeinde Liebenau, der Fle- cken Steyerberg, die Kreiswirtschaftsförderung (WIN GmbH), die Kreishandwerker- schaft, die Handwerkskammer Hannover und die IHK Hannover (Geschäftsstelle Nienburg) sowie der Fachdienst Schule und Kultur und das Bildungsbüro des Land- kreises Nienburg. Hinzugekommen sind die Fachkräfte-Initiative Weserberg- land plus , die Samtgemeinde Heemsen und die Stadt Rehburg-Loccum.

E 3.5.3 Kooperationsprojekt Berufspraxis Plus 99

Das Kooperationsprojekt Berufspraxis Plus ist ein Beschulungs- und Ausbildungs- verbund zwischen interessierten Hauptschulen und Oberschulen und den Berufsbil- denden Schulen Nienburg/Weser (BBS). Dieses Kooperationsprojekt startete als Schulversuch Hauptschule Plus im Sommer 2009 zwischen der damaligen HRS Steimbke und den BBS Nienburg. Der Landkreis Nienburg/Weser unterstützte dieses von Beginn an unter anderem durch zielgerichtete Schülerbeförderung zu den Be- rufsbildenden Schulen. Derzeit arbeiten die Berufsbildenden Schulen Nienburg/Weser mit der Oberschule Steimbke, der Oberschule Uchte und der Waldschule Steyerberg zusammen. In Ko- operationsverträgen zwischen den Schulen wurden die Bedingungen dieser Zusam- menarbeit geregelt.

Die 9. und 10. Schuljahrgänge der Hauptschulzweige der entsprechenden Oberschu- len werden im Verbund mit den Berufsbildenden Schulen Nienburg/Weser beschult bzw. ausgebildet. Dabei erhalten die Schülerinnen und Schüler sowohl eine grundle- gende Allgemeinbildung als auch eine fachliche Bildung, die eine breite berufliche Grundbildung einschließt und die Anforderungen der Berufsbildung und der Be- rufsausübung berücksichtigt. Die berufsbezogenen Inhalte beziehen sich auf die Inhalte der jeweiligen Berufsfach- schule bzw. des jeweiligen ersten Ausbildungsjahres. Demzufolge kann der Schulbe- such im Rahmen des Kooperationsprojektes Berufspraxis Plus als erstes Ausbil- dungsjahr im entsprechenden Berufsfeld anerkannt werden.

99 BBS Nienburg/Weser, Stand: 2013 137 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Derzeit sind folgende Berufsfelder an dem Kooperationsprojekt beteiligt:

 Bautechnik  Holztechnik  Körperpflege  Lebensmittelhandwerk  Metalltechnik  Fahrzeugtechnik  Pflege

Die Schülerinnen und Schüler der beteiligten Schulen besuchen die Berufsbildenden Schulen Nienburg/Weser jeweils dienstags und donnerstags. Der Umfang der beruf- lichen Qualifizierung beträgt 14 Wochenstunden über zwei Schuljahre. Die 14 Wo- chenstunden gliedern sich in vier Stunden Fachtheorie und in zehn Stunden Fach- praxis. Die Stundentafeln für die Klassen 9 und 10 der Hauptschulzweige in den O- berschulen bzw. der Hauptschule wurden zu Gunsten der beruflichen Grundbildung modifiziert. Die erbrachten Leistungen an den Berufsbildenden Schulen Nien- burg/Weser finden Berücksichtigung in den auszugebenden Zeugnissen der jeweili- gen Oberschule. Demzufolge enthalten die Zeugnisse sowohl die Zensuren des ent- sprechenden Hauptschulzweiges als auch die der Berufsbildenden Schulen Nien- burg/Weser. Zusätzlich erhalten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler ein Zertifikat, in dem die erworbenen Qualifikationen hinsichtlich der beruflichen Grund- bildung hervorgehoben werden. Sowohl in der Fachtheorie als auch in der Fachpraxis finden zum Ende der Klasse 10 Abschlussprüfungen statt, die sich an den Prüfungsinhalten der entsprechenden Be- rufsfachschulen orientieren.

Als Ergebnis des Projektes kann festgestellt werden, dass in den bisherigen drei Durchgängen alle Schülerinnen und Schüler einen Schulabschluss und mehr als die Hälfte den Sekundarabschluss I - Realschulabschluss erreicht haben. Auch die Mög- lichkeit des direkten Eintritts in eine Berufsausbildung, entweder im dualen System bzw. in der vollschulischen Ausbildung, hat sich für die Schülerinnen und Schüler signifikant verbessert.

E 3.5.4 Modellprojekt Pro Ausbildung der Ausbildungsstätten Rahn GmbH 100

Unter der Richtlinie Modellprojekt betriebliche Ausbildung fördert das Land Nieder- sachsen Projekte

 zur Verbesserung der Lage auf dem niedersächsischen Ausbildungsmarkt,  zur nachhaltigen Fachkräftesicherung durch betriebliche Ausbildung und  zur Steigerung der Attraktivität der dualen Ausbildung.

Die Ausbildungsstätten Rahn GmbH setzen seit August 2012 mit dem Modellprojekt Pro Ausbildung diese Förderziele in der Region Nienburg um. Pro Ausbildung sensi- bilisiert Schüler und Schülerinnen für die Chancen direkter Übergänge in duale Aus- bildung und bewirbt insbesondere solche Ausbildungsberufe, die bei Jugendlichen unbekannt, mit Vorurteilen oder geringem Prestige besetzt sind und daher kaum

100 Ausbildungsstätten Rahn GmbH, Heidi Schmidt 138 Kapitel E - Berufliche Bildung nachfragt werden. Hinter diesen Ausbildungsberufen stehen regionale Kooperations- unternehmen mit ihren jährlichen Ausbildungsplatzangeboten und konkreten Bedar- fen der Nachwuchskräftesicherung. Das Modellprojekt hat sich auf ausgewählte Be- rufe überwiegend im gewerblich-technischen und handwerklichen Bereich speziali- siert. Die Aktivitäten sind gezielt, vertieft und zielgruppengerecht konzipiert sowie praxis- und handlungsorientiert ausgelegt. Ein besonderer Fokus liegt in der gender- gerechten Berufsorientierung für Mädchen. Neben der Gewinnung von Jugendlichen für eine betriebliche Berufsausbildung ist das zweite Hauptziel des Projektes die Sicherung des Ausbildungserfolges durch eine individuelle Ausbildungsbegleitung. Weiterhin werden die Kooperationsunternehmen in der zielgruppengerechten Be- werberansprache beraten. Das Modellprojekt zielt auf nachhaltige Verankerung tragfähiger und systematischer Kooperationsbeziehungen zwischen Schulen und heimischer Wirtschaft.

Das Projekt in Zahlen: Das Modellprojekt hat Zugang zu sechs Kooperationsschulen und Jugendeinrichtun- gen mit rd. 500 Jugendlichen in Vorabgangs- und Abgangsklassen. Zurzeit arbeitet das Projekt regelmäßig mit 13 regionalen Kooperationsunternehmen zusammen, die jährlich etwa 30 Ausbildungsplätze für nachfrageschwache Ausbil- dungsberufe wie z. B. Gebäudereiniger/-in, Maurer/-in, Metallbauer/-in, Straßenbau- er/-in, Papiertechnologe/-in, Fachkraft für Abwassertechnik, Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft anbieten. Weitere Unternehmen kooperieren bedarfsabhängig. Bis Ende 2013 wurden 30 Veranstaltungen mit Jugendlichen, Lehrkräften, Schulso- zialarbeitern/-innen, Eltern, Multiplikatoren und Unternehmen durchgeführt. Dabei wurden rd. 300 Jugendliche erreicht. Zusätzlich wurden seit Projektstart 10 Jugendliche in ein Ausbildungsverhältnis ver- mittelt. Für die sozialpädagogisch orientierte Ausbildungsbegleitung stehen 15 Teil- nehmerplätze zur Verfügung. Im Modellprojekt Pro Ausbildung engagiert sich ein vielfältiges Netzwerk vornehmlich schulischer und betrieblicher Kooperationspartner. Finanziert wird das Projekt vorwiegend vom Europäischen Sozialfonds, dem Jobcen- ter im Landkreis Nienburg, der Agentur für Arbeit Nienburg-Verden sowie den Koope- rationsunternehmen.

E 3.5.5 Infoportal Übergang Schule - Beruf 101

Eine qualifizierte Ausbildung ist der erste Schritt in ein erfolgreiches Berufsleben. Für die Agentur für Arbeit Nienburg, das Jobcenter im Landkreis Nienburg und den Landkreis Nienburg/Weser hat die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler beim Übergang von der Schule in das Berufsleben oberste Priorität.

Das Infoportal Übergang-Schule-Beruf-Nienburg 102 bietet Transparenz über die Viel- zahl von Angeboten, Akteuren und Informationen rund um den Übergang von der Schule in die Berufswelt. Es ist im Rahmen des bundesweiten Projektes Arbeits- bündnis für Schule und Beruf entwickelt worden, um alle am Übergang Beteiligten über aktuelle Angebote zu informieren.

101 Agentur für Arbeit Nienburg, Jobcenter im Landkreis Nienburg, Landkreis Nienburg/Weser (Hrsg.) (2012): Informationsportal für den Landkreis Nienburg/Weser. Übergang Schule - Beruf. 102 www.uebergang-schule-beruf-nienburg.de 139 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Auf dieser Internetseite bietet z. B. eine Angebotsübersicht von A - Z einen Überblick über Fördermöglichkeiten vor oder während einer Ausbildung, über Institutionen und Beratungsstellen. Eine Verlinkung zu unterschiedlichen Ausbildungsbörsen, Weiter- bildungsportalen und Berufsfindungstests ergänzt das Angebot. Außerdem ist ein Link zu einem Newsletter vorhanden, in dem aktuelle Informationen über Ausbildung und Studium zusammengetragen werden. Das Infoportal richtet sich an  Jugendliche, die eine Ausbildung suchen  Eltern, Schulen und Lehrer, die die Jugendlichen hierbei unterstützen möch- ten  Bildungsträger, um sich einen Überblick der am Markt bestehenden Angebo- te zu verschaffen  Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Agentur für Arbeit, des Jobcenters und des Landkreises, um sich zu vernetzen  die Politik, um sich einen hinreichenden Überblick zu verschaffen. E 4 Bildungserträge

Die zeitliche Entwicklung der Absolventinnen- und Absolventenzahlen in der berufli- chen Bildung lässt - in Zusammenhang mit Strukturdaten zur Wirtschaftsentwick- lung - Rückschlüsse auf die generelle Entwicklung des beruflichen Ausbildungsbe- reichs in der Region zu. So können sich früh abzeichnende Kapazitätsengpässe durch Fördermaßnahmen in Zusammenarbeit mit der örtlichen Wirtschaft ausgegli- chen und künftig wenig aussichtsreiche Ausbildungsgänge rechtzeitig auf der Ange- botsseite reduziert werden. Darüber hinaus werden gerade in ländlichen Regionen in zunehmendem Maße - in Ergänzung zu den an allgemein bildenden Schulen erreich- ten Abschlüssen - an beruflichen Schulen allgemein bildende Schulabschlüsse er- worben. Diese Entwicklung muss dokumentiert und in ihrer regionalen Bedeutung gewürdigt werden.

E 4.1 An beruflichen Schulen erworbene Schulabschlüsse im Landkreis Nienburg

Die an beruflichen Schulen erworbenen allgemein bildenden Schulabschlüsse sind untergliedert nach Hauptschulabschluss, mittlerer Abschluss, Fachhochschulreife, Hochschulreife. Sie geben Auskunft über die Durchlässigkeit des Bildungswesens, d.h. über die Möglichkeit nach Erwerb eines niedrigeren Schulabschlusses über das berufliche Bildungswesen noch einen höheren Schulabschluss zu erwerben. Es wird angestrebt möglichst vielen Schülerinnen und Schülern den Zugang zu höherer Bil- dung zu ermöglichen, so dass eine hohe Durchlässigkeit wünschenswert ist. Diese Zahl gibt auch Auskunft über das Potenzial an allgemein bildenden Qualifikati- onen, das in der Region zur Verfügung steht. 103

Im Schuljahr 2011/12 haben insgesamt 717 Schülerinnen und Schüler an den be- rufsbildenden Schulen im Landkreis einen allgemein bildenden Schulabschluss er- worben. Im Schuljahr 2009/10 waren es 692 Abschlüsse und im Schuljahr 2010/11 788.

103 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013) : Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines kommunalen Bildungsmonitorings, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, S. 124. 140 Kapitel E - Berufliche Bildung

Die Zahlen für die einzelnen Schulabschlussarten schwanken von Jahr zu Jahr. Ein Anstieg ist im Bereich der Hochschulzugangsberechtigung, für den erweiterten Se- kundarabschluss I und für den Hauptschulabschluss zu verzeichnen. Die Zahlen für Abbrüche im laufenden Schuljahr (262) sind ebenfalls gestiegen. Es ist hier zu be- achten, dass die Schülerinnen und Schüler die Bildungsgänge an den beruflichen Schulen zwar auch verlassen, weil sie einerseits den Anforderungen nicht gewach- sen sind oder andererseits das gewählte Berufsfeld nicht ihren Fähigkeiten und Nei- gungen entspricht. Aber eine hohe Zahl der Schülerschaft beginnt im laufenden Schuljahr auch z. B. eine Ausbildung im dualen System, tritt in eine berufsvorberei- tende Bildungsmaßnahme der Bundesagentur für Arbeit ein, wechselt den Ausbil- dungsgang innerhalb des Berufsfeldes oder nimmt ein Studium auf. Diese Umorien- tierungen können auch zu einem Abbruch führen. Rückläufig sind die Entlassungen aus dem Berufsvorbereitungsjahr. Nicht zu vernachlässigen ist allerdings die Zahl der Schülerinnen und Schüler ohne erfolgreichen Besuch / Abschluss. Dabei ist die- se Teilgruppe von 337 Schülerinnen und Schülern in 2008 auf 230 in 2012 auch ge- sunken.

Tab. E 4.1.1: Schulabschlüsse an beruflichen Schulen des jeweiligen Schuljahres im Landkreis Nienburg 2008 - 2012 nach Abschlussart (Anzahl) 2007/2008 2008/2009 2009/2010 2010/2011 2011/2012

Allgemeine Hochschulreife 60 73 68 77 75

Fachhochschulreife 239 200 243 282 271 Erweiterter 183 198 159 207 202 Sekundarabschluss I Sekundarabschluss I - 146 162 127 133 111 Realschulabschluss Sekundarabschluss I - 56 58 62 51 18 Hauptschulabschluss Hauptschulabschluss 14 16 33 38 40

erfolgreicher Besuch 679 662 727 659 653

Entlassung aus dem BVJ 90 68 57 38 39 ohne erfolgreichen 337 332 330 249 230 Besuch/Abschluss nachrichtlich: Abbruch im 219 253 226 256 262 laufenden Schuljahr Alle Schularten insgesamt 1804 1769 1806 1734 1639

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050611, eigene Zusammenstellung

141 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. E 4.1.1: Anteil der Schulabschlüsse an beruflichen Schulen des jeweiligen Schuljahres im Landkreis Nienburg 2008 - 2012 nach Abschlussart (in Prozent)

45,0% 40,0% 35,0% 30,0% 25,0% 20,0% 15,0% 10,0% 5,0% 0,0% BVJ Allgemeine Hochschulreife Schuljahr Erweiterter nachrichtlich: ohne erfolgreichen Fachhochschulreife Besuch / Abschluss / Besuch Entlassung dem Entlassung aus erfolgreicherBesuch Realschulabschluss SekundarabschlussI Hauptschulabschluss Hauptschulabschluss Sekundarabschluss I- Sekundarabschluss I- Abbruch laufenden im

2007/2008 2008/2009 2009/2010 2010/2011 2011/2012

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050611, eigene Zusammenstellung

Im Vergleich zu dem niedersächsischen Durchschnittswert liegen die erworbenen Abschlüsse der Fachhochschulreife und des erweiterten Sekundarabschlusses I über dem Durchschnitt. Nachteilig ist der überdurchschnittliche Wert im Bereich ohne er- folgreichen Besuch / Abschluss.

Abb. E 4.1.2: Anteil der Schulabschlüsse an beruflichen Schulen im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen 2012 nach Abschlussart (in Prozent)

50,0% 45,0% 40,0% 35,0% 30,0% 25,0% 20,0% 15,0% 10,0% 5,0% 0,0% - BVJ Allgemeine Hochschulreife Schuljahr Erweiterter nachrichtlich: ohne erfolgreichen ohne Fachhochschulreife Besuch / Abschluss / Besuch Entlassung aus dem aus Entlassung erfolgreicher Besuch erfolgreicher Sekundarabschluss I Sekundarabschluss Sekundarabschluss I Sekundarabschluss Sekundarabschluss I Sekundarabschluss -Realschulabschluss Hauptschulabschluss Hauptschulabschluss Abbruch im laufenden im Abbruch

Landkreis Nienburg Niedersachsen Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050611, eigene Zusammenstellung und Berechnung

142 Kapitel E - Berufliche Bildung

Die erreichten Abschlüsse unterscheiden sich zwischen den männlichen und weibli- chen Abgängern. Im Schuljahr 2011/12 lag der Anteil der Schulabgängerinnen insgesamt bei 48,3 % (792 von 1639 Abgängerinnen und Abgängern). Über diesem Durchschnitt lag der weibliche Anteil bei den Abschlussarten allgemeine Hochschulreife (53,3 %), Fach- hochschulreife (56,1 %) und bei dem erweiterten Sekundarabschluss I (68,3 %). Bei den Anteilen der Abgängerinnen (48,5 %) und Abgängern (51,5 %) beim Abbruch im laufenden Schuljahr unterschied sich die Geschlechterverteilung minimal (weiblich 127, männlich 135). 104

Von den 1.639 Abgängerinnen und Abgänger der beruflichen Schulen in 2012 be- saßen 87 (5,3 %) keine deutsche Staatsangehörigkeit. Der größte Anteil innerhalb dieser Gruppe befindet sich im Bereich erfolgreicher Besuch mit 28,7 % (25). Der zweitgrößte Anteil mit 25,3 % (22) befindet sich im Bereich ohne erfolgreichen Be- such / Abschluss und 24,1 % (21) dieser Jugendlichen und jungen Erwachsenen brachen den Bildungsgang im Laufe des Schuljahres ab. Jeweils gut 10,0 % der Ab- gängerinnen und Abgänger erwarben entweder einen Sekundarabschluss I - Real- schulabschluss, den erweiterten Sekundarabschluss I oder eine Fachhochschulreife. Eine Abgängerin erreichte die allgemeine Hochschulreife. Gut 7,0 % (6) konnten ei- nen Hauptschulabschluss erzielen und acht Schülerinnen und Schüler wurden aus dem Berufsvorbereitungsjahr entlassen. Bei der Bildungsbeteiligung nichtdeutscher Schülerinnen und Schüler im Berufsbildungssystem und den erreichten Abschlüssen (dies gilt auch für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund) ist zu beach- ten, dass kulturelle Hintergründe eine bessere Zugangssteuerung entsprechend der persönlichen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler vielfach erschweren. 105

104 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050611 105 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, LSKN-Online: Tabelle K3050611 143 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Kapitel F Weiterbildung

Die Weiterbildung nimmt für das lebenslange Lernen in der Region einen hohen Stel- lenwert ein. Lern- und Bildungsprozesse spielen in zunehmendem Maße nicht nur im Kindes- und Jugendalter eine Rolle. Eine kontinuierliche Weiterbildung ist auch im Erwachsenen- alter von zentraler Bedeutung. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund des demo- grafischen Wandels und somit einer zunehmend alternden Gesellschaft. Die Weiterbildung als lebensbegleitender Lernprozess schafft die Voraussetzungen und auch Anpassungen an neue Herausforderungen für individuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten. In vielen Lebens- und Arbeitsbereichen ändern sich sehr schnell Wis- sensbestände, Wissensbedarfe und Arbeitsanforderungen. Im Bereich der Kommu- nikationstechnologien z. B. sind die Entwicklungen so rasant, dass bestimmte Fähig- keiten und Fertigkeiten als Voraussetzung für erfolgreiche Erwerbs- und Bildungs- biografien angesehen werden. Weiterbildung ist ein wichtiger Faktor bei der regionalen Entwicklung, der insbeson- dere Wirkungen in den Bereichen der regionalen Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik entfaltet, aber auch im Zusammenhang mit der Kultur- und Bildungspolitik eine Rolle spielt. Im Kontext einer kommunalen Wirtschaftsförderung erhält oder fördert ein breites und qualitativ hochwertiges Weiterbildungsangebot die Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen Betriebe, erhöht die Attraktivität für Neuansiedlungen und trägt auch zur Verbesserung des Images einer Kommune bei. In das Aufgabenspektrum der Arbeitsmarktpolitik fällt die Verhinderung oder Beseiti- gung von Arbeitslosigkeit. Im Rahmen von regionaler Arbeitsmarktpolitik können von Arbeitslosigkeit bedrohten oder betroffenen Personen Weiterbildungsmaßnahmen angeboten werden. Weiterbildung darf nicht nur auf die wirtschaftlichen Seiten verengt werden, sondern sie berührt praktisch alle Daseinsbereiche. Sie hilft mit bei der politischen Willensbil- dung und unterstützt so demokratische Prozesse, vermittelt Alltagswissen, das ein gesundes und bewusstes Leben ermöglicht und bietet den schwächsten Gliedern der Gesellschaft neue Lernchancen und damit auch häufig die Möglichkeiten zu einer angemessenen Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Für den ein- zelnen bedeutet die Qualifizierung durch Weiterbildung den Erhalt bzw. die Steige- rung der Beschäftigungsfähigkeit und des Einkommenspotenzials. Von besonderem Interesse sind die Entwicklungen der Weiterbildungsaktivitäten un- terschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Um die Struktur der Teilnehmenden an öffent- lich geförderter Weiterbildung und damit auch soziale Selektionsprozesse abzubil- den, gehört die Teilnahmequote an Volkshochschulen zu den Kernkennzahlen. Aus- sagen, welche Bevölkerungsgruppen mit Weiterbildungsangeboten erreicht werden und inwieweit das bildungspolitische Ziel, Bildungsbenachteiligung abzubauen er- reicht wird, können ggf. getroffen werden. Zusammenfassend vermitteln Weiterbildungsangebote Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die zur freien Entfaltung der Persönlichkeit einzelner Menschen beitra- gen. Sie befähigen, die Gestaltung der Gesellschaft im ländlichen Raum unter den Bedingungen raschen ökonomischen, sozialen und demografischen Wandelns zu bewältigen. Weiterbildung kann als formale, non-formale und informelle Maßnahme, als betriebsinterne oder öffentliche Veranstaltung und von privat-gewerblichen, freien oder öffentlichen Trägern angeboten werden.

144 Kapitel F - Weiterbildung

In diesem Bildungsbericht kann auf Grund der Datenlage und der Vielfältigkeit des Themas nur ein Ansatz geschaffen werden. Zunächst wird die Anzahl und Art der Weiterbildungseinrichtungen (über die Volkshochschule und Maßnahmen der Ar- beitsverwaltung hinaus) in der betreffenden Kommune ermittelt, was Anhaltspunkte zum regionalen Versorgungsgrad mit Weiterbildungsangeboten liefert. Im Rahmen der ersten Fortschreibung des Bildungsberichtes muss das Thema Wei- terbildung umfassender bearbeit werden. Das Ziel ist, durch mehr Transparenz zur Weiterentwicklung beizutragen und die Ko- ordinierung der regionalen Weiterbildungslandschaft zu verbessern.

F 1 Definition Weiterbildungsanbieter

Zunächst soll die Frage geklärt werden, wer oder was genau als Weiterbildungsan- bieter definiert wird. Dieser Bildungsbericht stützt sich auf die Definition für Weiterbil- dungsanbieter des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Insti- tut für Erwachsenenbildung (DIE). Als Weiterbildungsanbieter werden dabei alle institutionalisierten oder betrieblich verfassten Anbieter verstanden, die Weiterbildung als Haupt- oder Nebenaufgabe regelmäßig oder wiederkehrend offen zugänglich anbieten. Weiterbildung umfasst dabei alle organisierten Bildungsangebote, die sich an ausgebildete oder erfahrene Erwachsene richten. Zielen diese darauf ab, beruflich verwertet zu werden, sind sie als berufliche, anderenfalls als allgemeine Weiterbildung einzuordnen. Als allgemeine Erwachsenenbildung werden auch kulturelle und politische Erwach- senenbildung begriffen, der beruflichen Weiterbildung werden die ungeregelte und die geregelte Fortbildung wie z. B. die Meister-/Techniker-/Fachwirteausbildung, Um- schulung und berufliche Rehabilitation sowie wissenschaftliche Weiterbildung zuge- ordnet. Ausgeschlossen sind solche Anbieter, die ausschließlich in einem oder mehreren der folgenden Felder tätig sind: Sport- oder Hobbykurse, Berufsvorbereitung oder Berufsausbildung, Angebote für Kinder und Jugendliche (Hausaufgabenhilfe), Tätig- keit als Trainer/Dozent/Honorarkraft für Weiterbildungseinrichtungen ohne eigen- ständiges Marktangebot. Für die Erfassung einzelner Einrichtungen wird ein Be- triebsstättenkonzept verfolgt, wonach regionale Niederlassungen/Zweigstellen, nicht jedoch reine Schulungsstätten, als eigene Anbieter behandelt werden. 106

Umfassende Informationen über die Weiterbildungsangebote und deren Nutzung im Landkreis Nienburg liegen nicht flächendeckend vor. Außerdem gibt es Abgren- zungsfragen, denn Bildungs- und Arbeitsplatzpendler verbinden Weiterbildungsver- anstaltungen oft mit ihrem auswärtigen Studien- oder Arbeitsort. Sie werden somit im Landkreis Nienburg nicht als Teilnehmer erfasst. Andererseits nehmen Auswärtige auch Angebote im Landkreis war. Weder Weiterbildungsaktivitäten noch Themen können dadurch trennscharf abgebildet werden. Hinzu kommt die Nutzung deutsch- landweiter Angebote und der Bereich Fernstudium/E-Learning. Auch diese Weiterbil- dungsaktivitäten sind nur schwer regional abzubilden.

106 Der wbmonitor wurde im Jahr 2001 vom BIBB mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Bundesagentur für Arbeit (BA) ins Leben gerufen (siehe www.wbmonitor.de und www.bibb.de/wbmonitor). Online: URL: http://www.die-bonn.de/doks/dietrich0802.pdf, Aufruf: 18.11.2013. 145 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

F 2 Weiterbildungsanbieter im Landkreis Nienburg

Eine Aufgabe des Bildungsberichts ist es, zuerst den Bestand an Weiterbildungsan- bietern und deren Angebote abzubilden. Das Angebot im Landkreis umfasst die Be- reiche der allgemeinen, politischen, beruflichen und kulturellen Weiterbildung und schließt den nachträglichen Erwerb von Schulabschlüssen sowie die Eltern- und Fa- milienbildung ein. Dabei sind die Angebote häufig auf die Stadt Nienburg konzent- riert; je ländlicher der Raum, desto geringer sind die Angebote.

In der Weiterbildung nehmen Volkshochschulen auf Grund des breiten Angebots- spektrums und der günstigen Teilnahmebedingungen (nahezu flächendeckendes Angebot und preiswert) eine zentrale Rolle ein. Sie werden von Kommunen als eige- ne Weiterbildungseinrichtungen betrieben oder unterstützt. Dies eröffnet die Möglich- keit zur direkten Gestaltung. Die Leistungsstatistik der Volkshochschulen liefert jähr- lich auf kommunaler Ebene differenzierte Daten (z. B. über die Zahl und Struktur der Teilnehmenden, die Themenstrukturen der durchgeführten Veranstaltungen). Des- halb wird die Volkshochschule in diesem Kapitel unter F 3 ausführlicher dargestellt.

Im Kapitel F 4 wird auf die Förderung der beruflichen Weiterbildung der Agentur für Arbeit und des Jobcenters im Landkreis Nienburg in stark verkürzter Form eingegan- gen.

In Kapitel F 5 sind diese Weiterbildungsanbieter mit einem Kurzprofil dargestellt, so- fern dazu Informationen geliefert wurden.

146 Kapitel F - Weiterbildung

Die folgende Tabelle F 2.1 stellt Weiterbildungsanbieter im Landkreis Nienburg dar.

Tab. F 2.1: Weiterbildungsanbieter im Landkreis Nienburg 2013 Einrichtungen* Standort Ausbildungsstätten Rahn GmbH Nienburg BeautyMed Cosmetic Nienburg Berufsbildende Schulen des Landkreises Nienburg/Weser Nienburg Bildungsvereinigung ARBEIT UND LEBEN Niedersachsen Nienburg Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gemeinnützige GmbH Nienburg CJD Nienburg Nienburg DEULA-Nienburg GmbH Nienburg Deutsche Angestellten-Akademie Nienburg Die Schule für Verständigung und Mediation im Lebensgarten Steyerberg e.V. Steyerberg ESTA-Bildungswerk gGmbH Nienburg Evangelische Heimvolkshochschule Loccum e.V. Loccum Evangelisches Dorfhelferinnenseminar Loccum FAA Bildungsgesellschaft mbH, Nord Nienburg FrauenBildungs- und Tagungshaus Altenbücken e.V. Bücken Frauen-Stadthaus Nienburg Nienburg ISF-Plus Ltd. Nienburg Konzept GmbH Nienburg Koordinierungsstelle frau+wirtschaft Nienburg Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) im Kreis Nienburg/Weser e.V. mit Sitz in Barnstorf SeminarService Niedersachsen Nienburg Verein Niedersächsicher Bildungsinitiativen e.V. Nienburg Volkshochschule Nienburg Nienburg Zentrum Gewaltfreie Kommunikation Steyerberg e.V. Steyerberg *Die Tabelle stellt keine abschließende Darstellung dar.

F 3 Volkshochschule Nienburg/Weser

Wesentliche Bedeutung für die Weiterbildungslandschaft im Landkreis Nienburg hat die Volkshochschule in Trägerschaft des Landkreises Nienburg/Weser am Standort Nienburg und flächendeckend im Kreisgebiet. Die Arbeitsstellen in Bücken, Eystrup, Heemsen, Hoya, Landesbergen, Liebenau, Marklohe, Rehburg-Loccum, Steimbke, Steyerberg, Stolzenau und Uchte (www.vhs-nienburg.de) sichern die Versorgung vor Ort.

Die Volkshochschule (VHS) im Landkreis wird hauptberuflich geleitet und versteht sich als kommunales und regionales Weiterbildungszentrum und bietet Kurse, Semi- nare, Vorträge, Führungen, Firmenschulungen und Studienfahrten an. Das bildungs- politische Ziel der VHS ist es, Menschen auf dem Weg zu einem selbstbestimmten, verantwortungsvollen und gesellschaftlich engagierten Leben zu begleiten.

Die VHS ist durch ein externes Qualitätssystem vom Artset Institut Hannover nach LQW zertifiziert.

Landkreisweit bot sie im Jahr 2012 rund 1.500 Veranstaltungen in den Programmbe- reichen Mensch und Gesellschaft, Kulturelle Bildung, Gesundheit, Mathema- tik/Natur/Umwelt/Technik, EDV/Berufliche Bildung/Kaufm. Fächer, Grundbil- dung/Schulabschlüsse und Sprachen an.

147 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Da die VHS im Rahmen des Niedersächsischen Erwachsenenbildungsgesetzes vom Land und kommunal gefördert wird und die Gewinnerzielung nicht im Vordergrund steht, sind Volkshochschulkurse vergleichsweise kostengünstig und damit den meis- ten Bevölkerungsschichten zugänglich. Neben der vom Land geförderten Erwachsenenbildung organisiert die VHS seit 2011 die Lernförderung nach dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) und die vom Kreis- tag zusätzlich beschlossene Lernförderung für Jugendliche, deren Schulabschluss gefährdet ist. Die positive Entwicklung dieser Kurse hat inzwischen ein Volumen er- reicht, das die Ausgliederung in eine separate Organisationseinheit des Landkreises Nienburg erforderlich machte. Zum 01.01.2013 wird die Lernförderung als separate Servicestelle geführt.

In 2012 wurden 1.436 Veranstaltungen mit 27.277 Unterrichtsstunden und mit 14.559 Belegungen durch die Volkshochschule durchgeführt. 107

Die Entwicklung der Unterrichtsstunden ohne Lernförderung in der VHS Nienburg und in den Arbeitsstellen wird in der folgenden Tabelle F 3.1 dargestellt.

Tab. F 3.1: Entwicklung der Unterrichtsstunden in der VHS Nienburg und in den Arbeitsstellen im Landkreis Nienburg 2008 - 2012 (Anzahl) 2008 2009 2010 2011 2012 Bücken 760 537 611 548 471 Eystrup 375 389 676 567 544 Heemsen 483 839 428 496 427 Hoya mit Wechold 2.140 1.655 1.452 1.408 1.016 Landesbergen 1.356 1.398 1.283 1.077 1.253 Liebenau 440 385 429 436 207 Marklohe 531 598 395 416 471 Rehburg-Loccum 1.538 1.322 1.323 1.016 784 Steimbke 724 778 730 757 684 Steyerberg 474 272 413 435 661 Stolzenau 689 585 603 622 810 Uchte 814 552 409 515 455 Stadt Nienburg 13.619 12.589 13.838 11.443 10.942 Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule, eigene Zusammenstellung *Umfang der dargestellten Unterrichtsstunden entspricht dem Haushaltsjahr (nach der Landesabrechung, mit Jahresabgrenzung). Die Summen unterscheiden sich von der DVV-Statistik.

107 Quelle: DVV-Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V., Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung Die Definition Veranstaltungen, Kurse, Unterrichtsstunden und Belegungen unter Online: URL: http://datenreport.bibb.de/html/1282.htm, Aufruf: 18.12.2013. 148 Kapitel F - Weiterbildung

Der Unterrichtsanteil ohne Lernförderung an der VHS in Nienburg und in den Ar- beitsstellen im Jahr 2012 stellt die folgende Abbildung F 3.1 dar.

Abb. F 3.1: Anteil der Unterrichtsstunden in der VHS Nienburg und in den Arbeitsstellen im Landkreis Nienburg 2012 (in Prozent)

Stadt Nienburg; 58,4%

Uchte; 2,4% Bücken; 2,5% Stolzenau; 4,3% Eystrup; 2,9% Steyerberg; 3,5% Heemsen; 2,3% Steimbke; 3,7% Hoya mit Wechold; Rehburg-Loccum; 5,4% 4,2% Landesbergen; 6,7%

Marklohe; 2,5% Liebenau; 1,1%

Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule, eigene Zusammenstellung und Berechnung

F 3.1 Bildungspersonal

Die Volkshochschule Nienburg wird hauptberuflich geleitet. Im Berichtsjahr 2012 ste- hen für pädagogisches Personal 2,6 Stellen zur Verfügung, alle Stellen sind unbefris- tet, von Frauen besetzt und vorwiegend planend. Die Verwaltungsstellen sind mit 3,9 Stellen, davon 2,9 Stellen mit Frauen, besetzt. Diese Stellen sind in der Mehrheit e- benfalls unbefristet. Das Personalkonzept der Volkshochschule Nienburg basiert darauf, dass Kursleite- rinnen und Kursleiter nebenberuflich bzw. selbstständig für die VHS tätig sind. Auf diese Weise wird ein hohes Maß an Flexibilität erreicht und die Personalkosten wer- den niedrig gehalten. Als Dozentinnen und Dozenten der Volkshochschule waren im Berichtsjahr 2012 370 nebenberufliche Honorarkräfte tätig.

149 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Die folgende Abbildung F 3.1.1 zeigt die Entwicklung der Unterrichtsstunden, die von einer hauptberuflichen pädagogischen Mitarbeiterin im betrachteten Zeitraum betreut wurden.

Abb. F 3.1.1: Entwicklung der Unterrichtsstunden je hauptberuflich pädagogisch Tätigem an der Volkshochschule im Landkreis Nienburg 2008 - 2012 (Anzahl)

14.000,0

12.000,0

10.000,0

8.000,0

6.000,0

4.000,0

2.000,0

0,0 2008 2009 2010 2011 2012 Unterrichtsstunden/HPM* 11.738,5 10.741,5 11.022,5 8.519,6 10.163,8

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung. *Ohne Einzelveranstaltungen, Exkursionen, Studienfahrten und Reisen

Die nächste Abbildung zeigt die Anzahl der Unterrichtsstunden, die von einer haupt- beruflichen pädagogischen Mitarbeiterin im Jahr 2012 geplant und betreut wurden.

Dieser Indikator liefert ein Kriterium für einen interkommunalen Vergleich der Einrich- tungen in Bezug auf ihre Personalausstattung und deren Leistungsumfang. Die hohe Belastung der hauptberuflichen pädagogischen Mitarbeiterinnen an der Volkshoch- schule Nienburg wird hier im Vergleich zu dem niedersächsischen Durchschnittwert deutlich. Eine Ursache der hohen Nienburger Werte liegt in der zusätzlichen Aufgabe der Organisation der Lernförderung für den gesamten Landkreis (siehe Kapitel F3.5).

150 Kapitel F - Weiterbildung

Abb. F 3.1.2: Unterrichtsstunden je hauptberuflich pädagogisch Tätigem an Volkshochschulen im Landkreis Nienburg, der REK Weserbergland plus und Niedersachsen in 2012 (Anzahl)

12.000,0

10.000,0

8.000,0

6.000,0

4.000,0

2.000,0

0,0 Nienburg Holzminden Stadthagen Hameln Niedersachsen Unterrichtsstunden/HPM* 10.163,8 9.359,4 4.354,7 4.154,0 2.553,2

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung. *Ohne Einzelveranstaltungen, Exkursionen, Studienfahrten und Reisen

Als weiterer Maßstab für die Leistung einer Volkshochschule kann das Verhältnis von pädagogischen Mitarbeitern zu durchgeführten Kursen/Lehrgängen herangezogen werden.

Abb. F 3.1.3: Entwicklung der Kurse/Lehrgänge je hauptberuflich pädagogisch Tätigem an der Volkshochschule im Landkreis Nienburg, 2008 - 2012 (Anzahl)

600,0

500,0

400,0

300,0

200,0

100,0

0,0 2008 2009 2010 2011 2012 Kurse/HPM* 515,5 484,0 500,0 393,6 475,8

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung. *Ohne Einzelveranstaltungen, Exkursionen, Studienfahrten und Reisen

151 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Auch bei der folgenden Grafik ist festzustellen, dass eine Ursache der hohen Nien- burger Werte in der durchgeführten Lernförderung begründet ist.

Abb. F 3.1.4: Kurse/Lehrgänge je hauptberuflich pädagogisch Tätigem an Volkshochschulen im Landkreis Nienburg, der REK Weserbergland plus und Niedersachsen in 2012 (Anzahl)

500,0 450,0 400,0 350,0 300,0 250,0 200,0 150,0 100,0 50,0 0,0 Nienburg Holzminden Stadthagen Hameln Niedersachsen Kurse/HPM* 475,8 203,1 152,9 125,8 78,0

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung. *Ohne Einzelveranstaltungen, Exkursionen, Studienfahrten und Reisen

Zusammen mit der folgenden Darstellung der Finanzausstattung der Volkshochschu- le erhalten die Träger einen Überblick über die Ressourcenausstattung der Einrich- tung.

F 3.2 Bildungsausgaben

Der Indikator Finanzstruktur der Volkshochschulen gibt einen Überblick über die Rolle der verschiedenen Einnahmequellen unter den Gesamteinnahmen einer Volkshochschule. Eine ausreichende Finanzierung ist die Voraussetzung für die Qualifizierung der Bevölkerung im Erwachsenenalter, insbesondere auch für bil- dungsferne und benachteiligte Gruppen. Unzureichende öffentliche Zuschüsse zur institutionellen Sockelfinanzierung können negative Selektionseffekte für die Weiter- bildungsteilnahme aufgrund steigender Teilnahmeentgelte mit sich bringen. 108

108 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013): Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, Version Juni 2013, S. 143. 152 Kapitel F - Weiterbildung

Die folgende Abbildung stellt die Entwicklung der Finanzstruktur der Volkshochschule in den letzten fünf Jahren dar.

Abb. F 3.2.1: Finanzierungsstruktur der Volkshochschule im Landkreis Nienburg 2008  2012 (in Euro)

1.400

1.200

1.000

800

600

400

200

0 2008 2009 2010 2011 2012 öffentliche Zuschüsse Land in 285 285 284 264 264 1000 öffentliche Zuschüsse Kommune 318 317 278 393 387 in 1000 andere Einnahmen in 1000 136 187 169 114 294 Teilnahmegebühren in 1000 400 370 395 400 347

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

Die Grafik zeigt, dass die Teilnehmerentgelte während des dargestellten Zeitraums von 400.000  im Jahr 2008 auf 347.000  gefallen sind.

Die Entwicklung der Teilnahmegebühren ist im Betrachtungszeitraum eher schwan- kend. Die anderen Einnahmen setzen sich aus SGB-Mitteln, Bundesmitteln, EU- Mitteln und sonstigen Einnahmen zusammen.

Sie sind von 136.000  in 2008 auf 294.000  in 2012 angestiegen. Der öffentliche Zuschuss (aus dem Haushalt des Landkreises und den Zuweisungen vom Land) lag im Jahr 2008 bei 603.000  und stieg auf 651.000  in 2012. In diesem Jahr wurden fast 60 % der öffentlichen Zuschüsse vom Landkreis getragen. Auch hier führt ab 2011 die Lernförderung zu einem deutlichen Anstieg des Finanzanteils der Kommu- ne.

153 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. F 3.2.2: Finanzierungsstruktur der Volkshochschule im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen 2012 (in Prozent)

45,0% 40,0% 35,0% 30,0% 25,0% 20,0% 15,0% 10,0% 5,0% 0,0% Kommune Land Teilnahmegebühren andere Einnahmen öffentliche Zuschüsse Landkreis Nienburg 26,9% 22,8% 30,0% 20,4% Niedersachsen 27,6% 41,4% 16,9% 14,0%

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

Die Einnahmen über Teilnahmegebühren der Volkshochschule Nienburg lagen im Jahr 2012 bei 26,9 % und somit knapp unter dem niedersächsischen Durchschnitts- wert von 27,6 %. Die gesamten öffentlichen Zuschüsse lagen mit 50,4 % über dem niedersächsischen Durchschnittswert von 30,9 %.

Im Folgenden werden die Summen der in einem Berichtsjahr erfolgten Zuschüsse aus den Haushalten des Bundes, der Länder und der Kommunen für einen Teilnah- mefall von 2010 bis 2012 dargestellt. Sie gibt sowohl Anhaltspunkte für das Ausmaß der Wirtschaftlichkeit einer Volkshochschule als auch dafür, mit welchen Mitteln die öffentlichen Haushalte die Volkshochschulen in Verhältnis zur Zahl der Teilnahmefäl- le ausstattet.

Abb. F 3.2.3: Öffentlicher Zuschuss pro Kursteilnehmer an der VHS im Landkreis Nienburg 2010 - 2012 (in Euro)

80,00 

70,00 

60,00 

50,00 

40,00 

30,00 

20,00 

10,00 

0,00  2010 2011 2012 Landkreis Nienburg 54,60  73,07  65,80  Niedersachsen 69,88  72,79  74,00 

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

154 Kapitel F - Weiterbildung

Im Jahr 2010 betrug der öffentliche Zuschuss pro Kursteilnehmer 54,60 . Im Jahr 2012 lag er bei 65,80 . Die niedersächsischen Durchschnittswerte lagen 2010 bei 69,88  und 2012 bei 74,00  pro Kursteilnehmer.

F 3.3 Angebotsstruktur

Eine vielfältige Angebotsstruktur spiegelt den umfassenden Bildungsauftrag der Volkshochschule als kommunaler Anbieter für Weiterbildung wider. Als eines der Qualitätskriterien ist die Angebotsvielfalt ein Maßstab für die Leistung einer Volks- hochschule.

Abb. F 3.3.1: Anteil der Unterrichtsstunden in den Programmbereichen der Volkshochschule im Landkreis Nienburg 2012 (in Prozent)

Grundbildung - 38,0% Schulabschlüsse

Arbeit - Beruf 7,2%

Sprachen 23,9%

Gesundheit 14,6%

Kultur - Gestalten 13,2%

Politik - Gesellschaft - 3,3% Umwelt

0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% 40,0%

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

Der Programmbereich Grundbildung - Schulabschlüsse macht an der Volkshoch- schule Nienburg mit einem Unterrichtsstundenanteil von 38,0 % den größten Pro- grammbereich aus. Im Jahr 2012 wurden insgesamt 364 Kurse/Lehrgänge mit 10.045 Unterrichtsstunden und mit 958 Teilnahmefällen durchgeführt. Davon wurden 358 Kurse/Lehrgänge mit 8.673 Unterrichtsstunden und einer Belegungszahl von 906 als Auftrags- und Ver- tragsmaßnahmen durchgeführt. Sechs Kurse/Lehrgänge mit 1.372 Unterrichtsstun- den und 52 Teilnahmefällen wurden als offen angebotene Kurse/Lehrgänge durchge- führt. Zu diesem Bereich gehören die Kurse/Lehrgänge der Lernförderung.

Es folgt der Bereich der Sprachkurse mit einem Anteil von 23,9 %. In diesem Bereich wurden insgesamt 234 Kurse/Lehrgänge mit 6.305 Unterrichtsstunden und 2.907 Belegungen durchgeführt.

155 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Die folgende Darstellung stellt differenziert das Angebot im Bereich Sprachen dar.

Tab. F 3.3.1: Sprachkurse an der Volkshochschule im Landkreis Nienburg 2012 (Anzahl) Kurse Unterrichtsstunden Belegung Auftrags-/Vertragsmaßnahmen 40 540 896 offene Kurse fächerübergreifende Kurse 5 52 53 Deutsch als Fremdsprache 46 3.053 623 Deutsch als Muttersprache 3 36 30 Englisch 66 1.415 597 Französisch 21 311 277 Italienisch 2 48 24 Niederländisch 5 80 39 Polnisch 2 24 14 Schwedisch 5 60 39 Spanisch 39 686 315 Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule

3.053 Unterrichtsstunden wurden im Jahr 2012 in 46 Kursen/Lehrgängen im Bereich Deutsch als Fremdsprache erteilt. Dies entspricht einem Unterrichtsstundenanteil im Programmbereich Sprachen von 48,4 %. Die Volkshochschule ist Anbieter von Integ- rationskursen und führte in 2012 42 solcher Kurse mit 568 Teilnahmefällen und 3.013 Unterrichtsstunden durch. 56 Personen absolvierten die Prüfung B1, eine der Vor- aussetzungen für den Einbürgerungstest. Diese Einbürgerungstests führen die Volkshochschulen exklusiv in ganz Deutschland durch. Im Landkreis Nienburg ab- solvierten 38 einbürgerungswillige Bürgerinnen und Bürger den Einbürgerungstest bei der Volkshochschule. 109 Die meisten Sprachkurse wurden in Englisch, Spanisch und Französisch nachge- fragt.

109 Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271 Volkshochschule 156 Kapitel F - Weiterbildung

Die Verteilung der Unterrichtsstunden auf die einzelnen Programmbereiche wird im Folgenden dargestellt.

Abb. F 3.3.2: Unterrichtsstunden der Programmbereiche der Volkshochschule im Landkreis Nienburg 2012 (Anzahl)

Politik - Grundbildung - Gesellschaft - Schulabschlüsse; Umwelt; 862 10.045 Kultur - Gestalten; 3.478

Gesundheit; 3.846 Arbeit - Beruf; 1.890 Sprachen; 6.305

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

Im niedersächsischen Vergleich fällt auf, dass der Anteil der Unterrichtsstunden im Programmbereich Kultur und Gestalten über dem Landesdurchschnitt liegt. Im Be- reich Arbeit - Beruf weist die Volkshochschule einen unterdurchschnittlichen Unter- richtsanteil auf. Auffällig ist die Zunahme des Anteils der Unterrichtsstunden im Jahr 2012 im Bereich der Grundbildung - Schulabschlüsse, bedingt durch die Lernförde- rung.

Abb. F 3.3.3: Anteil der Unterrichtsstunden der Programmbereiche der Volkshochschule im Landkreis Nienburg und in Niedersachsen 2008 - 2012 (in Prozent)

Niedersachsen Landkreis Nienburg Niedersachsen Landkreis Nienburg Niedersachsen Landkreis Nienburg Niedersachsen Landkreis Nienburg Niedersachsen

2008Landkreis 2009 2010 2011 2012 Nienburg

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Politik - Gesellschaft - Umwelt Kultur - Gestalten Gesundheit Sprachen Arbeit - Beruf Grundbildung - Schulabschlüsse

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

157 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

F 3.4 Bildungsteilnahme

Die Statistik der Volkshochschule weist im Bereich der Bildungsteilnahme die Bele- gungen einzelner Kurse/Lehrgänge auf. Ein Kurs ist definiert als eine Weiterbil- dungsveranstaltung mit mindestens 3 Unterrichtsstunden, die am Sitz der Volks- hochschule stattfindet. Eine Unterrichtsstunde umfasst 45 Minuten. Unter einer Bele- gung wird ein Teilnahmefall an einer Veranstaltung verstanden. Wenn dieselbe Per- son in einem Beobachtungszeitraum an mehreren Veranstaltungen teilnimmt, wird sie mehrfach als Belegung gezählt, die Anzahl der Belegungen ist also höher als die Anzahl der Personen, die an den Veranstaltungen teilnehmen.

Der Indikator Zahl der Teilnahmefälle an Volkshochschulen je 1.000 Einwohnerin- nen und Einwohner gibt einen Anhaltspunkt für den Grad der Versorgung eines be- stimmten Gebietes mit Weiterbildung. Das Verhältnis von Belegungszahl und Bevöl- kerung im Versorgungsgebiet zeigt wie groß die Reichweite einer Volkshochschule in einem Versorgungsgebiet ist. 110

Abb. F 3.4.1: Teilnahmefälle an der Volkshochschule im Landkreis Nienburg je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner 2008 -2012 (Anzahl)

86,0

84,0

82,0

80,0

78,0

76,0

74,0

72,0

70,0

68,0 2008 2009 2010 2011 2012 Teilnahmefälle 79,7 76,2 83,7 73,6 80,9 je 1.000 Einw.

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung. *Nicht erfasst werden hier Einzelveranstaltungen mit 2 bis 3 Unterrichtsstunden (in der Regel ohne Begrenzung der Besucherzahl auf eine Lerngruppe), Studienfahrten oder Exkursionen, Studienreisen und selbst veranstaltete Ausstellungen.

Im Folgenden werden die Unterrichtsstunden je 1.000 Einwohnerinnen und Einwoh- ner in Beziehung zur Bevölkerungszahl als potenzielle Nutzer des Angebots gesetzt, um die Weiterbildungsdichte und somit den Umfang der Versorgung mit Weiterbil- dungsangeboten im Landkreis Nienburg ergänzend darzustellen. 111

110 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013): Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, Version Juni 2013, S. 148. 111 Statistisches Bundesamt, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.) (2013): Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn, Version Juni 2013, S. 152. 158 Kapitel F - Weiterbildung

Abb. F 3.4.2: Unterrichtsstunden je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner an der Volkshochschule im Landkreis Nienburg 2008 - 2012 (Anzahl)

250,0

200,0

150,0

100,0

50,0

0,0 2008 2009 2010 2011 2012 U-Stunden 188,0 173,4 179,2 174,3 216,2 je 1.000 Einw.

Quelle: DVV Statistik, DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kern- Profildaten Niedersachsen, eigene Zusammenstellung und Berechnung. *Nicht erfasst werden hier Einzelveranstaltungen mit 2 bis 3 Unterrichtsstunden (in der Regel ohne Begrenzung der Besucherzahl auf eine Lerngruppe), Studienfahrten oder Exkursionen, Studienreisen und selbst veranstaltete Ausstellungen.

Die folgende Abbildung F 3.4.3 stellt die Entwicklung der Belegungen der Kurse/ Lehrgänge der Volkshochschule im Landkreis dar.

Abb. F 3.4.3: Belegungen der Kurse/Lehrgänge der Volkshochschule im Landkreis Nienburg 2008 - 2012 (Anzahl)

10.500

10.000

9.500

9.000

8.500

8.000 2008 2009 2010 2011 2012 Belegung insgesamt 9.952 9.437 10.293 8.991 9.893

Quelle: DVV Statistik, Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

Im Jahr 2012 lag die Belegungszahl der Volkshochschule bei 9.893. Von diesen 9.893 Teilnahmefällen haben 6.497 Teilnahmefälle personelle Angaben zur Alters- struktur gemacht. Die Kennzahl Teilnahmequoten der Volkshochschule gibt Aus- kunft über die Beteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen (Alter, Geschlecht) an

159 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Weiterbildungsmaßnahmen. Insbesondere in Bezug auf lebenslanges Lernen stellt sich die Frage nach den Adressatinnen und Adressaten von Weiterbildungsmaß- nahmen bzw. nach der tatsächlichen Nachfrage nach Bildungsangeboten. Mit die- sem Indikator kann abgebildet werden, welche Altersgruppen mit dem Angebot er- reicht werden und inwieweit das bildungspolitische Ziel, Bildungsbenachteiligung ab- zubauen, erreicht wird. Ausgehend von diesen 6.497 Teilnahmefällen in 2012 bildet sich die Altersstruktur folgendermaßen ab.

Abb. F 3.4.4: Teilnahmequote an der Volkshochschule im Landkreis Nienburg 2012 nach Altersstruktur (in Prozent)

50 bis unter 65; 35 bis unter 50; 29,1% 30,3%

25 bis unter 35; 65 und älter; 12,9% unter 18; 12,1% 18 bis unter 25; 11,8% 3,8%

Quelle: DVV Statistik, Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

Die Altersgruppen 35- bis unter 50-Jährige und 50- bis unter 65-Jährige bilden zu- sammen mit 59,4 % den größten Anteil der Teilnahmefälle. Die 18- bis unter 25- Jährigen sind anteilig mit 3,8 % am wenigsten vertreten. Obwohl sich das Angebot der Volkshochschule als Einrichtung der Erwachsenenbil- dung eher weniger an Kinder und Jugendliche richtet, zeigt die Abbildung F 3.4.5 in der Entwicklung der Teilnahmefälle nach Alter einen Anstieg in den Jahren 2011 und 2012 in der Altersgruppe der unter 18-Jährigen. Grund dieses Anstiegs ist das Ange- bot der außerschulischen Lernförderung im Rahmen der Leistung für Bildung und Teilhabe (BuT), die von der Bundesagentur für Arbeit und dem Jobcenter im Land- kreis Nienburg bewilligt werden, und die Lernförderung des Landkreises Nienburg. In Kapitel F 3.5 wird auf die Lernförderung intensiver eingegangen.

160 Kapitel F - Weiterbildung

Abb. F 3.4.5: Entwicklung der Teilnahmequoten an der Volkshochschule im Landkreis Nienburg nach Alterstruktur 2008 - 2012 (in Prozent)

45,0% 40,0% 35,0% 30,0% 25,0% 20,0% 15,0% 10,0% 5,0% 0,0% unter 18 18 bis unter 25 25 bis unter 35 35 bis unter 50 50 bis unter 65 65 und älter 2008 2,3% 6,4% 15,9% 40,5% 22,7% 12,1% 2009 2,3% 4,8% 14,0% 39,5% 26,5% 13,0% 2010 2,2% 5,3% 14,2% 36,4% 27,9% 14,0% 2011 4,6% 4,7% 12,6% 32,7% 30,5% 14,9% 2012 11,8% 3,8% 12,9% 30,3% 29,1% 12,1%

Quelle: DVV Statistik, Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

Die Belegung durch 35- bis unter 50-Jährige hat in den letzten Jahren abgenommen, die der 50- bis unter 65-Jährigen ist bis 2011 gestiegen, aber in 2012 wieder gesun- ken. Ähnlich verhält es sich mit der Entwicklung der Teilnahme der Altersgruppe 65 und älter.

Die nächste Abbildung stellt dar, welche Altersgruppen von dem Angebot in den ein- zelnen Programmbereichen 2012 erreicht wurden.

Die Zunahme der Belegungen der unter 18-Jährigen konzentriert sich auf den Pro- grammbereich Grundbildung - Schulabschlüsse. Hier sind sie mit einem Anteil von 69,6 % vertreten. Die außerschulische Lernförderung und die Lernförderung des Landkreises Nienburg sind Auftrags-/Vertragsmaßnahmen, die statistisch unter die- sem Programmbereich erfasst werden. Im Jahr 2012 wurden in diesem Bereich 358 Kurse/Lehrgänge mit 8.673 Unterrichtsstunden und 906 Belegungen durchgeführt.

161 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Abb. F 3.4.6: Anteil der Teilnahmequoten an der Volkshochschule im Landkreis Nienburg nach Altersstruktur und Programmbereichen 2012 (in Prozent)

80,0% 70,0% 60,0% 50,0% 40,0% 30,0% 20,0% 10,0% 0,0% 18 bis unter 25 bis unter 35 bis unter 50 bis unter unter 18 65 und älter 25 35 50 65 Politik - Gesellschaft - Umwelt 6,8% 4,0% 8,3% 7,1% 5,4% 7,0% Kultur - Gestalten 1,4% 13,3% 16,4% 29,5% 30,1% 23,6% Gesundheit 3,0% 23,8% 36,9% 35,0% 33,4% 22,5% Sprachen 15,8% 40,7% 35,0% 23,2% 22,3% 33,4% Arbeit - Beruf 3,4% 4,0% 2,3% 5,0% 8,8% 13,5% Grundbildung - Schulabschlüsse 69,6% 14,1% 1,0% 0,2% 0,0% 0,0%

Quelle: DVV Statistik, Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

Im Jahr 2012 lag die Belegungszahl der Volkshochschule bei 9.893. Von diesen 9.893 Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern haben 8.039 personelle Angaben zum Geschlecht gemacht. Demnach waren 1.814 Teilnehmer und 6.225 Teilnehme- rinnen an Weiterbildungsmaßnahmen beteiligt. Die Mehrheit der Frauen nehmen Kurse im Programmbereich Gesundheit wahr. Ein Schwerpunkt der Kurswahl der Männer ist im Bereich der Sprachen zu finden. Hier spielen die Integrationskurse ei- ne Rolle.

Abb. F 3.4.7: Anteil der Teilnahmequoten an der Volkshochschule im Landkreis Nienburg nach Programmbereichen und Geschlecht 2012 (in Prozent)

2500

2000

1500

1000

500

0 Sprachen Politik - Politik Umwelt Gesundheit Arbeit - Beruf Arbeit Gesellschaft - Grundbildung - Grundbildung Schulabschlüsse Kultur - Gestalten Kultur

Männer Frauen

Quelle: DVV Statistik, Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

Für die Leistung einer Volkshochschule gibt der Indikator Zahl der Teilnehmenden je Kurse/Lehrgänge an Volkshochschulen Anhaltspunkte, indem sie beschreibt inwie-

162 Kapitel F - Weiterbildung weit das Angebot der Einrichtung und die Nachfrage der Bürgerinnen und Bürger (Belegungen) zueinander passen.

Die folgende Abbildung F 3.4.8 stellt die durchschnittliche Zahl der Teilnehmenden je Kurs/Lehrgang in den Programmbereichen dar.

Abb. F 3.4.8: Durchschnittswerte der Teilnehmenden je Kurs/Lehrgang an der Volkshochschule im Landkreis Nienburg 2008 - 2012 nach Programmbereichen (Anzahl)

14,0

12,0

10,0

8,0

6,0

4,0

2,0

0,0 2008 2009 2010 2011 2012 Politik - Gesellschaft - Umwelt 11,6 12,0 13,1 10,9 11,9 Kultur - Gestalten 8,7 8,8 8,6 8,6 8,5 Gesundheit 10,1 10,1 9,8 9,9 10,0 Sprachen 9,9 10,1 12,9 11,3 12,4 Arbeit - Beruf 8,7 8,8 8,8 8,5 8,6 Grundbildung - 10,0 9,4 10,3 2,2 2,6 Schulabschlüsse

Quelle: DVV Statistik, Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule, eigene Zusammenstellung und Berechnung.

Auffällig ist der Durchschnittswert im Programmbereich Grundbildung - Schulab- schlüsse ab dem Jahr 2011. Die sinkende Zahl der Teilnehmenden je Veranstaltung in diesem Bereich ist mit der Einführung der außerschulischen Lernförderung und der offene Lernförderung als Auftrags-/Vertragsmaßnahmen zu begründen.

Die folgende Tabelle F 3.4.1 zeigt differenzierter die Entwicklung der Zahl der Teil- nehmenden (Belegung) der Kurse/Lehrgänge im Betrachtungszeitraum im Bereich der Grundbildung - Schulabschlüsse.

163 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Tab. F 3.4.1: Teilnahmefälle der Kurse/Lehrgänge des Programmbereiches Grundbildung - Schulabschlüsse an der Volkshochschule im Landkreis Nienburg 2008 - 2012 nach Auftrags- und Vertragsmaßnahmen und offenen Kursen (Anzahl) Auftrags-/ offene Kurse Vertrags- maßnahmen Kurse 6 11 2008 Belegung 79 91 Kurse 8 8 2009 Belegung 76 74 Kurse 7 7 2010 Belegung 75 69 Kurse 80 7 2011 Belegung 128 62 Kurse 358 6 2012 Belegung 906 52 Quelle: DVV Statistik, Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule, eigene Zusammenstellung.

Die Anzahl der Kurse/Lehrgänge nahm 2011 und besonders in 2012 zu. Die Bele- gungszahlen stiegen, wie bereits in der Abbildung F 3.4.6 dargestellt, im Bereich der unter 18-Jährigen.

Die offenen Kurse/Lehrgänge der Volkshochschule haben eine Mindestteilnehmer- zahl von sieben wegen der Bedingungen der Landesförderung. Dies trifft auf die au- ßerschulische und offene Lernförderung nicht zu. Hier finden auch Kurse in Form von Einzelförderung statt. Dies begründet die Abnahme der Zahl der Belegung je Kurs/Lehrgang im Bereich der Grundbildung - Schulabschlüsse. Hier ist zu beachten, dass Maßnahmen mit wenigen Teilnehmenden in der Regel lernintensiver sind.

F 3.5 Leistungen für Bildung und Teilhabe - Lernförderung

Am 29.03.2011 wurde im Bundesgesetzblatt das Gesetz zum Bildungs- und Teilha- bepaket verkündet. Dieses soll die Chancen von bedürftigen Kindern in Deutschland verbessern. Neben dem monatlichen Regelbedarf von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (unter 25 Jahre), stehen nun zusätzliche Mittel für Bildung und Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben zur Verfügung. Hierzu zählt auch die Lernförderung. Anspruch aus dem Bildungspaket haben Kinder aus Familien die Arbeitslosengeld II, Sozialgeld oder Sozialhilfe nach dem SGB XII oder nach § 2 AsylbLG beziehen oder einen Kinderzuschlag bzw. Wohngeld erhalten. Für eine außerschulische Lernförderung werden die Kosten übernommen, wenn das Klassenziel, die Versetzung in die nächste Klassenstufe oder ein ausreichendes Leistungsniveau, gefährdet ist und eine Verbesserung nur durch die Hilfe einer au- ßerschulischen Lernförderung erreicht werden kann. Nach der Beantragung erhält das Kind einen Gutschein zur Lernförderung vom Job- center bzw. aus dem Fachdienst Sozialhilfe oder Bundesleistungen. Dieser Gut- schein berechtigt zur Teilnahme an einer außerschulischen Lernförderung.

Der Landkreis Nienburg hat dieses Programm deutlich erweitert. Es werden zusätzli- che Mittel für die kostenlose Lernförderung (Schwerpunkte liegen dabei in Deutsch, Englisch und Mathematik) zur Verfügung gestellt. Dieses Angebot richtet sich an je- ne, die die Voraussetzungen für den Erhalt eines Gutscheins nicht erfüllen, deren

164 Kapitel F - Weiterbildung

Abschluss aber gefährdet ist. Das Ziel ist es, die Schulabschlussquote und damit die Grundlage für eine Ausbildung zu verbessern. Die Koordinierung des Förderunterrichts dieser beiden Maßnahmen übernahm in 2011 und 2012 die Volkshochschule. Seit 2013 ist diese Aufgabe in die Servicestelle Lernförderung, weiterhin im Fachbereich Bildung und Kultur des Landkreises Nien- burg, ausgegliedert. Damit wird organisatorisch dem stark gewachsenen Umfang Rechnung getragen. In der Servicestelle werden die Kurse geplant und organisiert. Die Kurse finden in der Regel direkt an der Schule der Kinder im Anschluss an den regulären Unterricht statt. Im Bereich des Bildungspaketes werden die Leistungen überwiegend im Rahmen von Einzelschulungen, in wenigen Fällen auch in Kleingruppen von bis zu drei Per- sonen durchgeführt. Die Maßnahmen zur Lernförderung des Landkreises Nienburg finden in der Regel in Gruppen mit etwa fünf Kindern statt. Die nachfolgende Tabelle stellt die Anzahl der Teilnahmefälle (Belegungen) und die gegebenen Unterrichts- stunden dar.

Tab. F 3.5.1: Entwicklung der Belegungen und Unterrichtsstunden im Bereich der Lernförderung im Landkreis Nienburg 2010/11 - 2012/13 (Anzahl) Bildungspaket aus Kreismitteln Lernförderung bewilligte Lernförderung Belegung 6 2010/2011 Unterrichtsstunden 86 Belegung 305 231 2011/2012 Unterrichtsstunden 6.760 588 Belegung 283 743 2012/2013 Unterrichtsstunden 6.957 2.542 Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule, eigene Zusammenstellung.

Tab. F 3.5.2: Teilnahme der Schülerinnen und Schüler an der Lernförderung im Landkreis Nienburg 2012/13 (Anzahl) Primar Sek l Sek ll BBS Bildungspaket Lernförderung 1 36 1 37 1 0 - aus Kreismitteln bewilligte Lernförderung - 6 89 - 54 Gesamt 1 36 8 26 1 0 54 Quelle: Landkreis Nienburg/Weser, Fachdienst 271, Volkshochschule, eigene Zusammenstellung.

F 4 Förderung der beruflichen Weiterbildung durch die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Mit Weiterbildung Chancen erhöhen 112

Unter beruflicher Weiterbildung werden in diesem Abschnitt nur zertifizierte Weiter- bildungsangebote verstanden, die von der Agentur für Arbeit bzw. vom Jobcenter gefördert werden. Eine Berufsausbildung ist ein solides Fundament für die berufliche Zukunft. Die schnellen technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen erfordern aber eine dauerhafte Anpassung und ein ständiges Weiterlernen. Ohne lebenslanges Lernen

112 Bundesagentur für Arbeit - Informationen für Bürgerinnen und Bürger, Weiterbildung 165 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser geht es nicht mehr. Berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten müssen laufend aufge- frischt oder an neue Anforderungen angepasst werden. Die Agenturen für Arbeit fördern nicht nur die berufliche Weiterbildung von arbeitslos gewordenen Menschen. Berufliche Kompetenz ist ein wichtiger Baustein, um Arbeits- losigkeit zu vermeiden. Für die berufliche Qualifizierung Beschäftigter stehen den Agenturen für Arbeit verschiedene Fördermöglichkeiten und -programme zur Verfü- gung. Die Agenturen für Arbeit und das Jobcenter unterstützen persönliche Bildungsoffen- siven mit zahlreichen Informationen sowie verschiedenen Fördermöglichkeiten und -programmen zur Weiterbildung, z. B. im Berufsinformationszentrum (BIZ), mit der LERNBÖRSE exklusiv mit Selbstlernprogrammen oder mit KURSNET, Deutschlands größter Datenbank im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung. KURSNET bietet Informationen zu Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten, ob Inhou- se oder Fernlernangebote, Wochenendseminare oder Vollzeitunterricht von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten.

Bildungszielplanung Arbeitsagentur und Jobcenter orientieren sich an der Arbeitsmarktentwicklung und der Arbeitskräftenachfrage der Betriebe und Verwaltungen und stellen jährlich eine Bildungszielplanung auf. Im Jahr 2014 fördern die Arbeitsagentur Nienburg-Verden und das Jobcenter Nien- burg Weiterbildungen und/oder Umschulungen je nach Entwicklung und Bedarf im gewerblich-technischen und kaufmännisch-verwaltenden Bereich. Aber auch Sozial- pflege- und Gesundheitsberufe sowie Berufe im IT-Bereich und bei Medienbetrieben werden von Jobcenter und Arbeitsagentur gefördert.

Leistungen der Bundesagentur für Arbeit und des Jobcenters Die finanziellen Hilfen der Bundesagentur für Arbeit und des Jobcenters dienen ins- besondere der Aufnahme einer Beschäftigung und der Sicherung des Lebensunter- halts. Hierunter fallen u. a.:

 Arbeitslosengeld oder Arbeitslosengeld nach SGB II (Alg II)  Leistungen bei Aufnahme einer Beschäftigung  Unterstützung für Existenzgründer oder ältere Arbeitnehmer  Berufsausbildung und Weiterbildung  Insolvenz- und Kurzarbeitergeld  Bildung und Teilhabe (Jobcenter)

Wer finanzielle Leistungen beansprucht, muss die geforderten Voraussetzungen er- füllen und einen Antrag stellen. Antragstellerinnen und Antragsteller müssen ihren Mitwirkungspflichten nachkommen, damit eine Berechnung und Auszahlung der Leis- tungen möglich ist.

166 Kapitel F - Weiterbildung

F 5 Einrichtungen zur Weiterbildung und beruflichen Qualifikation im Landkreis Nienburg

 Ausbildungsstätten Rahn GmbH Zielgruppe: offen Zielrichtung: Berufliche Fort- und Weiterbildung Themenschwerpunkte: EDV-Anwendungen, Kaufmännische Anwendun- gen, Jugendintegrationskurse im Auftrag des Bundesamtes für Migration

 BeautyMed Cosmetic Akademie Zielgruppe: Erwachsenenbildung Zielrichtung: Kosmetik-, Massage- und Fußpflegeausbildungen

 BNW GS Nienburg Träger: Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gemeinnützige GmbH Zielgruppe: Arbeitssuchende, Migranten, U25 Zielrichtung: Integration auf dem Arbeits- bzw. Ausbildungsmarkt Themenschwerpunkte: Sprachunterricht, EDV-Schulung, Bewerbungscoa- ching

 DEULA-Nienburg GmbH Träger: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Landkreis Nienburg und der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersach- sen/Bremen Zielgruppe: Erwachsenenbildung Zielrichtung: Berufliche Fort- und Weiterbildung Themenschwerpunkte: Lehrgänge im Bereich Landwirtschaft, Forstwirt- schaft und Gartenbau, Handwerk und Industrie sowie Fahrschule und Ver- kehrstechnik

 Altenpflegeschule Träger: ESTA-Bildungswerk GmbH Zielgruppe: Personen, die eine sozial-, pädagogische-, pflegerische Tätig- keit suchen Zielrichtung: Ausbildung staatl. anerk. Altenpfleger/in, Helferqualifikation Themenschwerpunkte: Grundpflege, Behandlungspflege, Betreuung, Bera- tung von/bei Menschen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Erkrankungen

 Evangelisches Dorfhelferinnenseminar Träger: Evangelisches Dorfhelferinnenwerk Niedersachsen e.V. Zielgruppe: Personen mit abgeschlossener hauswirtschaftlicher Ausbildung Zielrichtung: Weiterbildung zur Geprüften Fachkraft für Haushaltsführung und Familienbetreuung in Haushalten landwirtschaftlicher Betriebe Themenschwerpunkte: Pädagogik, Psychologie, Kommunikation, Säug- lings-, Kranken- und Altenpflege, Hauswirtschaft, Landwirtschaft, Rechts- und Berufskunde

167 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

 Evangelische Heimvolkshochschule Loccum Träger: Evangelische Heimvolkshochschule Loccum e.V. Zielgruppe: Angebot richtet sich an Einzelne und Organisationen im Mittel- weserraum. Regionaler Partner für die Begleitung von Bildungs- und Ent- wicklungsprozessen in unterschiedlichen Bereichen. Themenschwerpunkte: Kirche-Religion-Glaube; Ehrenamt und Bürgerbe- teiligung; Familienbildung; Schule, Erziehung und Unterricht; Berufliche Qua- lifizierung; Bildung im ländlichen Raum; LebensHilfen

 ISF-Plus Ltd. Zielgruppe: Erwachsenenbildung Zielrichtung: Berufliche Weiterbildung Themenschwerpunkte: Fremdsprachen, EDV, Wirtschaft und Recht

 Koordinierungsstelle frau+wirtschaft Träger: Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. Zielgruppe: Frauen, Berufsrückkehrerinnen, Elterzeitnehmende Zielrichtung: Rückkehr in den Beruf, Weiterqualifizierung Themenschwerpunkte: Berufs- und Lebenswegplanung, Schlüssel- und Führungskompetenzen, Fachliche und berufsspezifische Qualifikationen, EDV-Kenntnisse

 Frauenbildungshaus Altenbücken e.V. Zielgruppe: Frauen Zielrichtung: Geschlechtsspezifische Benachteiligung von Frauen in Beruf und Gesundheit abzubauen Themenschwerpunkte: Berufliche Bildung, Fortbildung, Gesundheit

 bildung frauen räume | Frauen-Stadthaus Nienburg Träger: Verein Frauen unter einem Dach e.V. Zielgruppe: Erwachsene, Berufstätige, berufliche Wiedereinsteigerinnen Zielrichtung: Berufliche Qualifikation, gesellschaftspolitische Bildung, Gen- der/Diversity, Persönlichkeitsentwicklung, Gesundheit/Work-Life-Balance, beruflicher Wiedereinstieg, Gleichstellung von Frauen und Männern, Frauen im Alter

 Konzept GmbH Zielgruppe: Junge Erwachsene und Erwachsene aus dem SGB III und SGB II Bereich (mit und ohne Leistungsbezug), Schwerbehinderte und Rehabili- tanden, Bundeswehrangehörige Zielrichtung: Integration auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, berufliche Weiterbildung, Beratung Themenschwerpunkte: Bewerbungsmanagement, Bewerbungscoaching, modulare Qualifizierungen, Beratung Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben und Hilfen zur Selbsthilfe

168 Kapitel F - Weiterbildung

 LEB Beratungsbüro Nienburg Träger: Ländliche Erwachsenenbildung in Niedersachsen e.V. Zielgruppe: Erwachsene Zielrichtung: Klimaschutz, Ökologie Themenschwerpunkte: Erneuerbare Energien, Biogas

 SeminarService NIEDERSACHSEN Zielgruppe: Große, kleine und mittelständische Unternehmen Zielrichtung: Seminare, Workshops und Coaching für Mitarbeiter/-innen Themenschwerpunkte: Weiterbildungsanalyse / Personalentwicklungspro- zess

 VNB-Projektbüro Nienburg Träger: Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. Zielgruppe: Berufstätige aus Beratungsberufen, Personalentwickler/innen, Führungs- und Leitungskräfte, Freiberufliche und Selbständige, beruflich Neuorientierende, berufliche Wiedereinsteigerinnen, NPOs, kleine und mit- telständische Unternehmen Zielrichtung: Berufliche Qualifizierung, Persönlichkeitsentwicklung, Qualifi- zierung für Führungs- und Leitungsaufgaben, beruflicher Wiedereinstieg, Konzeptentwicklung Themenschwerpunkte: Coaching-Ausbildung (seit 2002), Qualifizierung für Führungs- und Leitungsaufgaben, beruflicher Widereinstieg

 Zentrum Gewaltfreie Kommunikation Steyerberg e.V. Zielgruppe: Erwachsene, Jugendliche Zielrichtung: Kommunikation, Konfliktbearbeitung, Friedenserziehung Themenschwerpunkte: Gewaltfreie Kommunikation allgemein und in be- stimmten Bereichen - Arbeitsleben, Familie, Partnerschaft, Mediation

169 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Ausblick Der vorliegende Bildungsbericht stellt erstmals alle Bildungsstufen entlang der Bil- dungskette im Landkreis Nienburg/Weser systematisch dar. Von frühkindlicher Bil- dung und Betreuung über Schule und Ausbildung bis hin zur Weiterbildung wird an- hand eines datengestützten Überblicks die Situation der Bildung im Landkreis Nien- burg veranschaulicht. Neben den Bestandsdaten entlang der Bildungskette ermögli- chen Vergleiche zu niedersächsischen Durchschnittswerten und Zeitreihendarstel- lungen in einzelnen Teilbereichen Themenfelder zu erkennen, die weiter zu analysie- ren sind. Die konkreten Ergebnisse des Bildungsberichts sollen politische Gremien und Bildungsakteure dabei unterstützen, Stärken und Schwächen im Bildungsbereich zu identifizieren und Handlungsfelder zu definieren und zu priorisieren. Ziel ist es, auf Dauer bessere Ergebnisse gemessen an definierten Benchmarks (z.B. aus den Pisa- Studien für den Schulbereich) zu erzielen und letztlich auch die Kosten-Nutzen- Relation der jeweiligen Maßnahmen transparent zu machen. Die Qualität der Bildung im Landkreis soll damit gesichert und gezielt gesteigert werden.

Weiterhin gilt es, die Bildungsberichterstattung fortzusetzen, indem Datenauswei- sungen für den Landkreis Nienburg fortgeschrieben und auf kommunaler Ebene wei- ter verfeinert werden, z.B. zum Migrationshintergrund der Schülerinnen und Schüler oder der Ergebnisse der Sprachstandserhebungen im Kindergarten. Nur so kann den handelnden Akteuren steuerrelevantes Wissen als Grundlage kontinuierlich bereitge- stellt werden. Grundinformationen aus den Kernfeldern der Bildung müssen dabei erneut aufgegriffen werden, um Entwicklungen in der Zwischenzeit zu analysieren.

Ziel bleibt, über eine allgemeine Grunddatenausweisung hinaus, ausdifferenziertere Indikatorenwerte über die Bildung im Landkreis darstellen zu können. Eine Heraus- forderung für die Fortschreibung ist es, ergänzend auch den Bereich der non- formalen und der informellen Bildung soweit möglich datenmäßig zu erfassen und entsprechend der im Anwendungsleitfaden zum Kommunalen Bildungsmonitoring vorgeschlagenen Indikatoren transparent und ansatzweise auch vergleichbar zu ma- chen. Mit der non-formalen Bildung sind dabei Bildungsangebote von Museen, Biblio- theken, Kulturzentren, Freizeitzentren, Mehrgenerationenhäusern, Jugendhäusern, Sport- und Freizeitstätten, Vereinen und anderen Institutionen mit didaktisch und me- thodisch organisierten Bildungsangeboten gemeint. Das weite und komplexe Feld der informellen Bildung umfasst die Aneignung von praktischen Kenntnissen, Haltun- gen, Werten, Fähigkeiten und theoretischem Wissen durch Einflüsse und Quellen der eigenen Umgebung (Familie, Nachbarschaft, Freunde, Clique, Arbeit, Medien, Rei- sen, etc.).

Die Datenlage in diesem Bereich zu Angeboten, Nutzung und Leistung ist zu verbes- sern, um non-formale und teilweise auch informelle Bildungsmöglichkeiten regional und kommunal zu erfassen, zu strukturieren und wenn Ansatzpunkte herausgearbei- tet sind, auch unterstützen zu können.

Im Hinblick auf die Strategiekonferenz der REK Weserbergland plus (Landkreise Nienburg/Weser, Schaumburg, Hameln-Pyrmont und Holzminden) vom 06.07.2011 zur Strategie Bildung 2020, dient der kommunale Bildungsbericht der Erfüllung ge- nannter Ziele im Bereich der REK Weserbergland plus - auch mit Blick auf die Ziele der Europäischen Union im neuen Förderzeitraum 2014 bis 2020.

170 Ausblick

Dazu gehören die abgestimmte, passgenaue zur Verfügungstellung von Bildungsan- geboten und reibungslose Gestaltung von Bildungsübergängen, die gemeinsame Nutzung von Ressourcen im Bildungsbereich, um die Lebensqualität für die Men- schen zu erhöhen - insbesondere Benachteiligten eine Perspektive zu eröffnen. Als Erfolgsmaßstab dieser Aktivitäten dienen die Ergebnisse eines transparenten und permanenten Monitorings und die regelmäßige Evaluation.

Mit dem Aufbau des Bildungsmonitorings und der damit verbundenen kommunalen Bildungsberichtserstattung im Landkreis Nienburg ist der erste Schritt getan.

Ein weiterer Schritt nach der Erhebung der Bildungsinstitutionen und -träger ist der Aufbau einer Internetpräsenz mit den Profilen und Schwerpunkten der Bildungsan- bieter im Landkreis, die die Transparenz für die Bürgerinnen und Bürger, die auf der Suche nach passgenauen Angeboten sind, erhöhen soll.

Das vom Niedersächsischen Kultusministerium geförderte Bildungsbüro, dessen Ar- beitsbereich sich auf das gesamte Gebiet der REK Weserbergland plus erstreckt, steht mit seinen Erfahrungen bezogen auf den Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser den anderen Landkreisen der REK Weserbergland plus für einen re- gen Austausch zur Verfügung.

Die landesweite Vernetzung im Rahmen einer im Aufbau befindlichen Niedersächsi- schen Transferagentur und die Mitarbeit bei der Erarbeitung eines Rahmenkonzepts für Bildungsregionen des Niedersächsischen Kultusministeriums sind weitere geplan- te Aktivitäten.

171 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Anhang

Anhang 1 Berufsorientierungsmaßnahmen

Berufsorientierungsmaßnahmen der allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg/Weser Förderschule Hauptschule Realschule Oberschule Gymnasium Aktive Berufsvorbereitung durch BNW, Potentialanalyse durch BNW X X Amazonen- und Ritterprüfung 6./7. Klasse, Technikrallye X X Angebote zum Sozialkompetenztraining und zum Erlernen von Schlüssel- kompetenzen auch durch außerschulische Organisationen und private Bil- X X dungsträger Ausbildung von Schlüsselqualifikationen (Sozialtraining, Kooperatives Lernen, X X X X X Methodentraining, usw.) Babysitterausbildung X X X Berufliche Zielfindung im 10. Jahrgang durch externe Partner X Berufsberatung Agentur für Arbeit Einzelgespräche X X X X X Berufsberatung Agentur für Arbeit in Gruppen X X X X X Berufsberatung durch Rehabilitations-Berater/in X Berufsbezogener Informatikunterricht in Klasse 9 X Berufsbildungszentrum Handwerkskammer Garbsen X Berufseinstiegsförderung durch externe Partner (GfI, Kobra) X Berufsinformation durch Auszubildende eines Betriebes X X Berufsinformation durch ehemalige Schülerinnen und Schüler X X Berufsinteressenstest des Geva Institutes X X Berufsparcours, Firmenparcours X X X Berufswahlpass/Berufswahlordner/Portfolio X X X X Besichtigung Werkstatt für Behinderte / Fachschulen (z.B. CJD, Rahn, Justus X von Liebig) Besuch des Berufsinformationszentrums (BIZ in Nienburg) X X X X X Besuch NIBit / go@future Berufsmesse Minden / Hochschulinformationstage / X X X X X Ideen Expo / Hannover Messe / infa Hannover Besuch von Hochschulinformationstagen X Betriebsbesichtigung/-erkundung X X X X X Betriebspraktika 9. Klasse 2 x je zwei Wochen X Betriebspraktikum 10. Klasse zwei Wochen X X X X X Betriebspraktikum 11. Klasse Betriebspraktikum 8. Klasse drei Tage X Betriebspraktikum 8. Klasse drei Wochen X X Betriebspraktikum 8. Klasse zwei Wochen X X X Betriebspraktikum 9. Klasse drei Wochen X X X Betriebspraktikum 9. Klasse zwei Wochen X X X Bewerbungstraining mündlich und schriftlich X X X X X Bewerbungstraining unterstützt durch externe Partner X X X X X Blockseminar Berufsorientierung Jahrgang 10 X BO-GTS Angebote Bewerbung schreiben X BO-GTS Angebote Vorstellungsgespräche üben X BO-GTS-Angebote (Computerführerschein, 10-Finger Tastschreiben am PC, X usw.) Duale, kommunale Nachwuchsoffensive X X X

172 Anhang

Berufsorientierungsmaßnahmen der allgemein bildenden Schulen im Landkreis Nienburg/Weser Förderschule Hauptschule Realschule Oberschule Gymnasium eigenes BO-Büro X X X Informatik ab Klasse 7 im Kernunterricht X X Informationsveranstaltung "BBS Nienburg stellt sich vor" X X Informationsveranstaltung Berufsinformations-/Elternabende mit externen X X X Partnern Informationsveranstaltung Berufsorientierung in der Schule für Schüler, Eltern X X X X X und Lehrer Infoveranstaltungen zu Sozialversicherungen etc. von außerschulischen An- X X X bietern Jugendwaldeinsatz X X Kompetenzfeststellungsverfahren X X X X Konfliktlotsen, Streitschlichterinnen/Streitschlichter X X X Kooperation mit Wirtschaftsjunioren X X Kooperation mit Wirtschaftspaten X Kooperation und Hospitation mit dem Fachgymnasium der BBS Nienburg und X X X allgemein bildenden Gymnasien Kooperationen mit den Betrieben / örtlichen Gewerbevereinen X X X X X Kooperationsprojekt Berufsorientierung für Förder-, Haupt- und Realschüler, X X X Praxistage BBS für die 8. Klassen Kooperationsprojekt Berufsorientierung für Förder-, Haupt- und Realschüler, X Praxistage BBS für die 8. und 9. Klassen Kooperationsprojekt Berufspraxis Plus mit der BBS X X Patenschaftsprojekt mit externen Partnern X Potentialtraining (soft-skills) für den 9. Jahrgang durch externe Partner X Praktika in verschiedenen Werkstätten für Behinderte (WfB) X Praktikumsausstellung/Praktikumspräsentation für Mitschülerinnen und Mit- X X X X schüler, Eltern und Betriebe Praktikumsmappe X X X X X Pro Ausbildung der Ausbildungsstätten Rahn GmbH X X Profile Technik, Wirtschaft, Gesundheit und Soziales oder Fremdsprache X X Regionale Betriebe kennen lernen - Projekt Business Contact X Schülerfirma, Schülergenossenschaft X X X X X Schülerscouts X X schulische Aktivitäten Wahlpflichtkurse, fachpraktischer und/oder fachtheore- X X X X X tischer Unterricht schulisches Berufsinformationszentrum X Schulprojekte z. B. Schulsanitätsdienst (Erste Hilfe), Schüleraufsichten, Schü- lerpatenschaften, Schüler-AGs, Schulfestorganisation, Schulgarten, Schüler X X X X X schulen Senioren am PC, europ. PC-Schein, Börsenspiel, Weihnachtsmarkt Schwerpunkt MINT X Sozialer Tag X X X Sozialpraktikum 9. Klasse X X Studieninformationstag X Workshop zur Lebens- und Berufswegplanung X Zukunftstag X X X X X Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft in Nienburg X zur speziellen Unterstützung von Mädchen bei der Berufswahl und -findung Quelle: Eigene Erhebung des Bildungsbüros, Stand: Schuljahr 2012/13 Hinweis: Die aufgeführten Berufsorientierungsmaßnahmen werden nicht von allen Schulen einer Schulform durchgeführt.

173 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

Anhang 2 Berufe an den Berufsbildenden Schulen des Landkreises Nienburg/Weser Fachbereiche an der BBS Nienburg Bautechnik, Holztechnik, Farbtechnik und Raumgestaltung Elektrotechnik Ernährung, Hauswirtschaft und Landwirtschaft Metalltechnik Soziale Berufe und Körperpflege Wirtschaft und Verwaltung/Gesundheit

Fachbereiche / Berufe Bautechnik, Holztechnik, Farbtechnik und Raumgestaltung Bau- und Metallmaler (Werkerausbildung) Bauten- und Objektbeschichter(in) Bauzeichner(in) Dachdecker(in) Hochbaufacharbeiter(in) Holzbearbeiter/in Holzmechaniker(in) Maler(in) und Lackierer(in) Maurer(in) Technische(r) Konfektionär(in) Tischler(in) Elektrotechnik Elektroniker(in) Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik Elektroniker(in) für Betriebstechnik IT-Fachinformatiker/-in, Fachrichtung Anwendungsentwicklung IT-Fachinformatiker/-in, Fachrichtung Systemintegration IT-Informatikkaufmann/-frau IT-System-Kaufmann/-frau Ernährung, Hauswirtschaft und Landwirtschaft Bäcker(in) Bäckereifachverkäufer(in) - (alte Berufsbezeichnung!) Betriebswirt(in),staatlich geprüfte(r) Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Bäcke- rei/Konditorei Fachverkäufer/-in im Nahrungsmittelhandwerk - Schwerpunkt Fleischerei Fleischer(in) Fleischereifachverkäufer(in) - (alte Berufsbezeichnung) Hauswirtschafter(in) Helfer(in)in der Hauswirtschaft Landwirt(in) Wirtschafter(in) , Agrartechnik, staatlich geprüfte(r)

174 Anhang

Fachbereiche / Berufe Metalltechnik Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Industriemechaniker(in) Konstruktionsmechaniker(in) Kraftfahrzeugmechatroniker(in) Maschinen- und Anlagenführer(in) Mechaniker(in) für Land- und Baumaschinentechnik Metallbauer(in) Metallbearbeiter(in) Soziale Berufe und Körperpflege Erzieher(in), staatlich anerkannte(r) Friseur(in) Heilerziehungspfleger(in) Pflegeassistentin / Pflegeassistent, staatlich geprüft Sozialassistent(in) Sozialpädagogik, staatlich geprüfte(r) Wirtschaft und Verwaltung/Gesundheit Bankkauffrau/Bankkaufmann Bürokauffrau/Bürokaufmann Industriekauffrau / Industriekaufmann Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel Kauffrau/Kaufmann im Groß- und Außenhandel Medizinische Fachangestellte Verkäufer(in) Verwaltungsfachangestellte(r) Zahnmedizinische Fachangestellte / Zahnmedizinischer Fachangestellter Quelle: Berufsbildende Schulen des Landkreises Nienburg - BBS, http://www.bbs-nienburg.de, Stand: Schuljahr 2013/2014 113

113 Beruf Aktuell Lexikon der Ausbildungsberufe, Ausgabe 2013/2014 der Bundesagentur für Arbeit listet z. Z. etwa 500 Berufe auf. 175 Erster Bildungsbericht des Landkreises Nienburg/Weser

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178

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