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Kommunale Jobcenter – Erfolgreich für Langzeitarbeitslose Schriften Band 131 des Deutschen der Veröffentlichungen Landkreistages des Vereins für Geschichte der Deutschen Landkreise e.V.

Herausgeber: Deutscher Landkreistag Berlin Redaktion: DLT-Pressestelle Gesamtherstellung: Gödecke+Gut, Berlin

ISSN 0503-9185 VORWORT

Die Agenda 2010 hat mit ihrem Kernstück der Zusammen- In der vorliegenden Broschüre hat der Deutsche Landkreis- führung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe neben der güns- tag erneut gute Beispiele aus der Praxis der kommunalen tigen konjunkturellen Entwicklung den entscheidenden Jobcenter zusammengetragen, die verdeutlichen, wie wich- Beitrag zur Reduzierung von Erwerbslosigkeit geleistet. Die tig und richtig eine kommunale Verankerung von Sozial- und Zahl der Arbeitslosen konnte deutlich zurückgeführt werden Arbeitsmarktpolitik ist. Die Stärke und das Alleinstellungs- – seit Jahren zeigt die Arbeitslosenquote einen sinkenden merkmal der 104 kommunalen Jobcenter liegen in der sozi- Trend. Im Jahresdurchschnitt 2016 waren 1,87 Mio. Men- alpolitischen Perspektive, die eine jeweils individuellen Blick schen im SGB II-Bezug arbeitslos. 2005, dem Startjahr des auf die Arbeitsmarktintegration jedes einzelnen Leistungs- SGB II, waren es dagegen 2,77 Mio. Menschen. Damit ver- berechtigten erlauben und im Zusammenspiel mit anderen bunden ist der Grundsatz von „Fördern und Fordern“ im kommunalen Aufgaben wie etwa der Kinder- und Jugend- SGB II, der sich in der täglichen Arbeit der Jobcenter be- hilfe, der Bildungspolitik, dem Ausländerrecht oder der Wirt- währt hat. Die Jobcenter haben in den vergangenen Jahren schaftsförderung ganzheitliche und nachhaltige Lösungen jährlich gut 1 Mio. Menschen in den ersten Arbeitsmarkt im Interesse der Menschen hervorbringen. integriert. Knapp die Hälfte waren Langzeitarbeitslose.

Die Verbindung klassischer Arbeitsvermittlung mit fürsorge- Berlin, im Juni 2017 rischer Betreuung hat eine intensive Begleitung und Unter- stützung von Arbeitsuchenden und ihren Familien ermöglicht und zur Regel werden lassen. Die Betroffenen sind oftmals arbeitsmarktfern, haben mehrfache Vermittlungshemmnisse und bedürfen maßgeschneiderter Unterstützungsmaßnah- men. Die örtliche Anbindung der Jobcenter ermöglicht die Prof. Dr. Hans-Günter Henneke individuelle Begleitung auch in der Fläche und in ländlichen Geschäftsführendes Präsidialmitglied Räumen. des Deutschen Landkreistages

Bei den kommunalen Jobcentern, die das SGB II alleine, also ohne die Bundesagentur für Arbeit umsetzen, ist die Ar- beitsmarktpolitik neben der Jugendhilfe, der Wirtschaftsför- derung, der Behindertenhilfe, der Pflege, der Bildungspolitik und weiteren Leistungsbereichen wesentlicher Bestandteil der kommunalen Sozialpolitik geworden.

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INHALT

Inhaltsverzeichnis

Kommunale Jobcenter – Schnelle und unbürokratische Entscheidungen im Erfolgreich für Langzeitarbeitslose ...... 6 kommunalen Jobcenter...... 26 Landkreis Kusel „Die Zukunftsaufgabe Integration kann nur kommunal bewältigt werden“...... 8 Kommunales Netzwerk sichert Flüchtlingsintegration...... 28 Interview mit Bernhard Reuter Landkreis Mayen-Koblenz

Migrationsbeauftragte des Jobcenters...... 30 Stadt Münster BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER Berufliche Integration gelingt in guter Kooperation...... 31 Bündelung von Arbeitsvermittlung Landkreis Biberach und Wirtschaftsförderung...... 11 Landkreis Osnabrück

Die dezentrale Organisation weiterentwickeln...... 12 BESONDERER FOKUS AUF JUNGE MENSCHEN Kreis Recklinghausen Hilfen für benachteiligte Jugendliche...... 33 Landkreis Hersfeld-Rotenburg Man muss den Menschen etwas zutrauen...... 13 Kreis Nordfriesland Jobcenter und Jugendhilfe arbeiten eng zusammen...... 34 Erzgebirgskreis Arbeitsmarktpolitik als Bestandteil kommunaler Sozialpolitik...... 15 Ortenaukreis DIGITALISIERUNG IM JOBCENTER Organisationsentwicklung im laufenden Betrieb...... 17 Kreis Schleswig-Flensburg E-Akte: Wesentliches Element moderner Verwaltung...... 36 Landkreis Tuttlingen Im Mittelpunkt muss der Mensch stehen...... 19 Landkreis Meißen Effektiveres Arbeiten und zufriedenere Kunden durch Digitalisierung...... 37 Flexibel agieren im Interesse der Menschen...... 21 Kreis Düren Landkreis Anhalt-Bitterfeld

Gesundheitsförderung im Jobcenter lohnt sich...... 23 Landkreis Potsdam-Mittelmark DIE KOMMUNALEN JOBCENTER IM ÜBERBLICK...... 40

INTEGRATION VON FLÜCHTLINGEN AUS EINER HAND

Ganzheitlicher Ansatz durch Integrationsfallmanagement...... 24 Landkreis Grafschaft Bentheim

5 EINFÜHRUNG

Kommunale Jobcenter – Erfolgreich für Langzeitarbeitslose

Ein Viertel der Jobcenter wird als kommunales Jobcenter der Das ist für die Leistungsberechtigten ein struktureller Vor- Landkreise/kreisfreien Städte betrieben und erfüllt die SGB teil, da die Verantwortlichkeiten des Jobcenters mit weiteren II-Aufgaben ohne die Bundesagentur für Arbeit eigenverant- kommunalen Zuständigkeiten verknüpft werden können. Auf wortlich (sog. Optionskommunen). Demgegenüber nehmen diese Weise ist es möglich, für den Betroffenen ein echtes Ge- die gemeinsamen Einrichtungen als Mischbehörden aus der samtpaket an Leistungen und Angeboten zu schnüren. Bundesagentur für Arbeit und dem jeweiligen Landkreis/der kreisfreien Stadt die jeweiligen Teilzuständigkeiten beider Dies ist zugleich Ausdruck einer bürgernahen kommunalen Träger wahr. Philosophie, die darin besteht, im Interesse der Bürger kur- ze Wege, rasche Entscheidungsprozesse und passgenaue 22,5 Mio. Menschen wohnen in einem Landkreis oder einer Hilfeleistungen zu organisieren. kreisfreien Stadt mit kommunalen Jobcentern, die sich ins- gesamt um 1,5 Mio. Leistungsberechtigte kümmern: Die kommunalen Jobcenter arbeiten erfolgreich

22,5 Mio. Einwohner der Optionskommunen Während im Bereich der Arbeitslosenversicherung im SGB III die Arbeitslosenquote in den Optionskommunen (2,2 %) na- Baden-Württemberg 3.198.864 hezu gleich hoch ist wie in den gemeinsamen Einrichtungen Bayern 1.391.329 Brandenburg 1.096.826 (2,3 %), haben die Optionskommunen eine deutlich niedrigere Hessen 3.679.359 Arbeitslosenquote im SGB II (3,7 % gegenüber 4,1 % bei den Mecklenburg-Vorp. 224.820 gemeinsamen Einrichtungen). Ein noch größerer Unterschied Niedersachsen 2.818.782 Nordrhein-Westfalen 5.864.112 ergibt sich mit Blick auf die Quote der SGB II-Leistungsempfän- Rheinland-Pfalz 648.939 ger bezogen auf die Einwohnerzahl, die im Vergleich zu den Saarland 430.485 Sachsen 1.417.590 gemeinsamen Einrichtungen sogar über 1 % niedriger ist. Sachsen Anhalt 1.039.554 Schleswig-Holstein 360.799 Thüringen 436.589 Das ist ein Beleg für die erfolgreiche Arbeit der kommu- nalen Jobcenter, die stets am Wohl der Menschen orien- tiert ist und ständig nach Wegen sucht, diese dauerhaft aus 1,5 Mio. Leistungsempfänger in Optionskommunen der Arbeitslosigkeit herauszuführen und ihr Leben wieder eigenverantwortlich zu gestalten. Baden-Württemberg 129.372 Bayern 37.744 Brandenburg 88.513 SGB II-Quote Arbeitslosigkeit Hessen 228.918 (Leistungsempfänger pro Einwohner) Mecklenburg-Vorp. 23.861 Niedersachsen 145.579 Nordrhein-Westfalen 495.035 8 % Rheinland-Pfalz 27.464 7 % Saarland 26.336 6 % Sachsen 104.245 Sachsen Anhalt 102.507 5 % Schleswig-Holstein 22.657 4 % Thüringen 23.669 3 % 2 % 1 % Betrachtet man die 13 Flächenländer, wohnen damit knapp 6,44 % 7,5 % 3,7 % 4,1 % 2,2 % 2,3 % 0 % 30 % der Menschen in einer Optionskommune. Arbeitslosenquote Arbeitslosenquote SGB II SGB III

Die kommunalen Jobcenter haben sich bewährt und Optionskommunen insgesamt Gemeinsame Einrichtungen insgesamt haben große Stärken:

Die kommunalen Jobcenter unterstützen die Men- Die kommunalen Jobcenter verfolgen eine nachhal- schen in eigener Verantwortung tige und vernetzte Arbeitsmarktpolitik

In den kommunalen Jobcentern kommt aufgrund der Ei- Durch die starke kommunale Verankerung, die größeren genverantwortlichkeit der jeweiligen Kommune das Prinzip organisatorischen Freiheitsgrade sowie die Verbindung mit der kommunalen Selbstverwaltung besonders zum Tragen. anderen kommunalen Aufgaben wie etwa der Kinder- und

6 EINFÜHRUNG

Jugendhilfe, der Bildungspolitik, dem Ausländerrecht oder Angebote notwendig. Erst dann ist der Grundstein für eine der Wirtschaftsförderung ist es den kommunalen Jobcen- spätere Wieder-)Eingliederung ins Berufsleben gelegt. Hier ters möglich, langfristige Strategien und Konzepte – bspw. wirkt die gebündelte Sozialkompetenz der kommunalen in Bezug auf die Senkung der Zahl der Geringqualifizierten Jobcenter im Zusammenspiel mit den Landkreisen/kreis- oder der Schul- und Ausbildungsabbrecher – zu verfolgen. freien Städten besonders. Die kommunalen Jobcenter sind nicht an die Weisungen und Konzepte der Bundesagentur für Arbeit gebunden Die kommunalen Jobcenter verfügen über eine starke und können deshalb ihre besonderen Integrationsbemü- demokratische Verankerung hungen auf bestimmte Personengruppen konzentrieren, bei denen die Arbeitsmarktintegration oder die Annähe- Dadurch, dass die SGB II-Aufgaben von den kommunalen rung an den Arbeitsmarkt sozialpolitisch vor Ort besonders Jobcentern ohne die Bundesagentur für Arbeit wahrge- wichtig ist. Damit kommt es in den kommunalen Jobcen- nommen werden können, ist eine auf die Erfordernisse der tern zu einer nachhaltigen und vernetzten kommunalen örtlichen Verhältnisse zugeschnittene Ausgestaltung von Arbeitsmarktpolitik. Arbeitsmarktmaßnahmen, organisatorischen Strukturen und spezifische Zielgruppen möglich. Die so erfolgende passgenaue Ausrichtung des jeweiligen kommunalen Job- Optionskommune Unterkunft und centers unterliegt den Entscheidungen und der Kontrolle Heizung Leistungen zur durch den durch den von den Bürgern direkt gewählten Arbeitsmarkt- Kreistag/Stadtrat und den Landrat/Oberbürgermeister. Wirtschafts- integration im förderung SGB II Einwohner der Optionskommunen nach Ländern (Lesehilfe: In Hessen wohnen knapp 60 % der Bürger Unterhalts- Soziale Leistungen vorschuss (Kinderbetreuung, in einer Optionskommune, in Schleswig-Holstein knapp 13 %.) Schuldner-, Sucht- und psychosoziale Beratung) 70,00 %

Sozialhilfe % 59,6 Bildung und 60,00 % Teilhabe Sicherung des %

Lebensunterhalts % Kinder- und 50,00 % % im SGB II 46,3 44,1

Jugendhilfe 43,2 % %

40,00 % % 35,6 34,7 % 32,8

Generell kann die Arbeit der kommunalen Jobcenter den 30,00 % 29,4

örtlichen Gegebenheiten angepasst werden – ein enges % %

Handlungskorsett zum Umgang mit verschiedenen Fallkon- 20,1 %

20,00 % % stellationen besteht nicht. Bei der Frage, ob das kommunale 16,0 % 13,9

Jobcenter vorwiegend auf Träger für Maßnahmen zurück- 12,6 10,8 greift oder selbst auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen 10,00 % erbringt, besteht ebenfalls Gestaltungsspielraum.

Die kommunalen Jobcenter können mit schwierigen 0,00 % Biografien umgehen Berli n Bayern Hessen Bremen Sachsen Saarlan d hüringen estfahlen Hamburg T rpommern Brandenburg

Eine besondere Stärke der kommunalen Jobcenter liegt in Niedersachsen Sachsen-Anhalt Rheinland-Pfalz der sozialpolitischen Perspektive, die sich mit Blick auf die Schleswig-Holstein Baden-Württemberg Arbeitsmarktintegration jedes einzelnen Leistungsberech- Nordrhein-W tigten einnehmen. Die Hilfebedürftigkeit der Betroffenen Mecklenburg- Vo resultiert oftmals aus einer Vielzahl von Schwierigkeiten und Problemen, meist verbunden mit einem geringen Die kommunalen Jobcenter sind gut gerüstet für künf- Qualifikationsniveau. Individuell in den Blick genommen tige Herausforderungen werden müssen Suchtprobleme, fehlende Schul- und Aus- bildungsabschlüsse, Schulden etc. Um diese multiplen Für die künftigen Herausforderungen sind die kommunalen Schwierigkeiten anzugehen, sind neben einem formalen Jobcenter gut gerüstet. Gerade die Erfahrungen der letzten Nachholen z. B. entsprechender Qualifizierungen oder Jahre bei der Aufnahme, Versorgung und Unterbringung Abschlüsse vor allem auf die höchst individuelle Situation von Flüchtlingen verdeutlichen eindrucksvoll, wie leistungs- des Einzelnen abgestimmte Maßnahmen, Konzepte und fähig und flexibel die kommunale Ebene insgesamt und die

7 EINFÜHRUNG

Landkreise im Besonderen sind. Die kommunalen Strukturen zugeschnittenen Integrationsstrategie, wobei den kommu- sind insgesamt gut aufgestellt, gerade wenn es mehr und nalen Jobcentern eine – wenn nicht gar die – maßgebliche mehr darum geht, die Integration der zugewanderten Men- Rolle im Integrationsprozess zukommt. Es geht um wirkungs- schen in Gesellschaft und Arbeitsmarkt zu bewerkstelligen. volle Gestaltung, nicht um Verwaltung. Die schlagkräftigen kommunalen Strukturen müssen gestärkt und bestmöglich Hierzu bedarf es kommunaler Konzepte und einer Steuerung unterstützt werden. des gesamten Integrationsprozesses vor Ort. In diesem Zu- sammenhang hat die dezentrale Verantwortung der Kom- munen den entscheidenden Vorteil einer auf den Einzelnen

SGB II-Quote nach Ländern (SGB II-Leistungsempfänger pro Einwohner) SGB II-Quote in Optionskommunen SGB II-Quote insgesamt SGB II-Quote in gemeinsamen Einrichtungen % %

16 % 15,4 14,5

14 % % % % 11,4 12 % % % % 10,6 10,6 10,2 % 9,9 10,0 %

10 % 9,5 % % 9,0 % % 8,4 8,4 % % % % 8,1 8,1 7,7 % 7,4 7,5 8 % 7,5 % % 6,3 % % 6,2 6,1 % 5,4 6 % 5,7 5,2 % % 4,2 4,0 %

4 % % 3,4 2,7

2 %

0 %

BW BY BE BB HB HH HE MV NI NRW RP SL SN ST SH TH

Gemeinsame Einrichtungen – Mischbehörden aus Kommunen den gemeinsamen Einrichtungen. Durch die beiden beteiligten Träger und Bundesagentur für Arbeit haben die Mitarbeiter in den gemeinsamen Einrichtungen überdies unterschiedliche Tarifverträge. Damit gehen strukturelle Reibungsver- Die als gemeinsame Einrichtungen organisierten Jobcenter stellen luste einher, da es sich bei den Jobcentern in Form von gemeinsamen gemeinsame Behörden von Landkreis/kreisfreier Stadt und Bundes- Einrichtungen um Mischbehörden handelt, in denen die Verantwor- agentur für Arbeit dar. Die Leistungen für Unterkunft und Heizung, tungsstrukturen nicht immer klar sind. Erstausstattungen, das Bildungspaket sowie die kommunalen Einglie- derungsleistungen liegen in der Verantwortlichkeit des kommunalen Soziale Leistungen Wirtschaftsförderung (Kinderbetreuung, Schuldner-, Trägers; der Regelbedarf zur Sicherung des Lebensunterhalts sowie die Kinder- und Jugendhilfe arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen werden von der Bundesagentur Sucht und psychosoziale Beratung) Unterhaltsvorschuss getragen. Unterkunft und Heizung Sozialhilfe Sicherung des Lebensunterhalts im SGB II Zwingende Konsequenz dieser Aufgabenteilung ist, dass im Vergleich Bildung und Teilhabe zu den kommunalen Jobcentern deutlich geringere örtliche Gestal- tungsmöglichkeiten und entsprechend auch eine geringere kommu- Leistungen zur Arbeitsmarktintegration nale Verantwortung gegeben ist. Dies spiegelt sich auch in der Träger- im SGB II versammlung als zentralem Steuerungsgremium jeder gemeinsamen Einrichtung wider. Hier bestehen oftmals zahlreiche Diskrepanzen, die im Wesen der in den gemeinsamen Einrichtungen zusammen- wirkenden Träger – einerseits die Bundesbehörde, andererseits der kommunale Träger – begründet sind. Auch bewirkt der Trägerdualis- mus verschiedene Rahmenbedingungen bspw. bei der Stellenbewirt- schaftung, bei Stellenbesetzungen, der Mitarbeiterführung und nicht zuletzt dem Selbstverständnis sowie der Haltung der Mitarbeiter in

8 INTERVIEW

„Die Zukunftsaufgabe Integration kann nur kommunal bewältigt werden“ Interview mit Bernhard Reuter Landrat des Landkreises Göttingen und Vizepräsident des Deutschen Landkreistages

Herr Reuter, der Landkreis Und wir haben früh begonnen, von der Problembetrachtung Göttingen betreibt seit in die andere Perspektive zu wechseln und zu fragen: Was dem Jahr 2005 ein eige- kann jemand? Wozu hat er Lust? Wo können wir ansetzen, nes kommunales Jobcen- Selbstvertrauen und Entwicklungswillen zu unterstützen? ter. Gleiches gilt für den Damit sind wir vorangekommen und haben die Menschen Landkreis Osterode am erreicht. , der vor einem halb- en Jahr mit dem Landkreis Worin liegen die besonderen Stärken der kommu- Göttingen fusioniert ist. nalen Jobcenter, gerade im Vergleich zu den gemein- Sie waren Landrat in Os- samen Einrichtungen? terode, bevor sie im neu- Das liegt auf der Hand und hatte bereits die erste Wirkungs- en Landkreis Göttingen forschung gezeigt: Wir setzen auf nachhaltige Integrations- Verantwortung übernom- strategien. Wir halten nichts von kurzfristigen Massnahmen, men haben. Wie würden sondern wir nehmen uns in der Regel Zeit herauszufinden, Sie Ihre Erfahrungen in diesen zwei kommunalen Job- welches die geeigneten und zielführenden Schritte für einen centern zusammenfassen? Hat es sich bewährt, in die- Menschen sind, damit er wieder auf die Beine kommt. Wir sem Bereich die vollständige Verantwortung für die wollen – und auch das ist schon in der ersten Wirkungs- Bezieher von SGB II-Leistungen im zu übernehmen? forschung festgestellt worden – langfristige Erfolge erzielen. Es war eindeutig die richtige Entscheidung, diesen Weg zu Dies unterscheidet uns sicherlich von anderen, die auf die- gehen und es hat sich bewährt. Ich bin überzeugt davon, sem Gebiet tätig sind. dass die Arbeitsmarktpolitik weiter kommunalisiert werden muss und das wir starres Instrumentendenken überwinden Mit der Verschmelzung der Arbeitsförderung haben wir di- müssen und werden. rekten Zugriff und direkte Verantwortung für alle Leistungs- bereiche, die für die Grundsicherung für Arbeitsuchende Der Landkreis Osterode stand damals in der Arbeitslosensta- wichtig sind. Es gibt im Prinzip so gut wie keine hinderlichen tistik ganz hinten. Die Entscheidung für eine Bewerbung als Schnittstellen zwischen den einzelnen Bereichen, etwa zur kommunales Jobcenter fiel aus der Überzeugung, dass wir Kinder- und Jugendhilfe oder zur Wirtschaftsförderung. Das vor Ort das Problem der großen Arbeitslosigkeit besser lösen ist ein unschlagbarer Strukturvorteil. Hinzu kommt, dass die können. Inzwischen befindet sich Osterode im Mittelfeld und Verwaltung von den Bürgerinnen und Bürgern demokratisch schneidet sogar besser ab als der Landesdurchschnitt. Politik kontrolliert wird: Vor allem der Kreistag und der gewählte und Verwaltung, ich denke gerade auch die Bürgerinnen und Landrat sind direkt verantwortlich für die Arbeit des Jobcen- Bürger stehen im neuen Landkreis Göttingen hinter dieser ters und des Landkreises. Entscheidung. Auch der ehemalige Landkreis Göttingen hat mit seinem Jobcenter nennenswerte Erfolge erzielt. Stichwort Leistungen aus einer Hand: Im Zusammen- hang mit dem Flüchtlingsthema haben die Landkreise Der Prozess, Menschen behilflich zu sein, die erwerbslos in den letzten zwei Jahren eindrucksvoll unter Beweis sind, dreht sich nach unseren jahrzehntelangen Erfahrungen gestellt, wie schlagkräftig und flexibel kommunale nicht allein um die Frage „Wie finde ich einen Arbeitsplatz?“. Strukturen wirken können. Sehen Sie in der kommu- Bereits in den Zeiten des Bundessozialhilfegesetzes haben nalen Verankerung ein, wenn nicht das Erfolgsrezept wir auf dem Boden der flexiblen Bestimmungen arbeitslo- gelingender Integration? se Menschen betreut. Wir haben diese Menschen, Männer, Die Landkreise haben bei der Unterbringung von Flüchtlingen Frauen, Jugendliche und Kinder, schon immer als Menschen in der Tat gezeigt, wie leistungsfähig und flexibel die kom- aus der Mitte unserer örtlichen Gemeinschaft angesehen. munalen Strukturen sind. Stellen Sie sich für einen Moment Daraus entstand irgendwann auch der Wahlspruch „Bei uns vor, es gäbe die Landkreise nicht und die Flüchtlingsaufnahme hat jede Akte ein Gesicht“. Alle übrigen Zuständigkeiten, hätte durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und wie Kinderbetreuung, Jugendhilfe, Beratung bei Sucht, die Bundesagentur für Arbeit bewältigt werden müssen… Schulden und anderen Fragen, Wohnungsverwaltung, Da- Die Integration der Flüchtlinge ist allerdings vor allem eine seinsvorsorge usw., lagen und liegen seit jeher beim Land- Mammutaufgabe, die vor uns liegt. Erfahrungen zeigen, kreis. So waren wir in der Lage, umfassend aus einer Hand dass eine Arbeitsmarktintegration erst viele Jahre später und zu arbeiten. auch nur bezogen auf einen Teil der Flüchtlinge gelingt. Die

9 INTERVIEW

Integration wird eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft Für mich ist außerdem ein großer Wermutstropfen, dass bleiben, ich bin aber überzeugt davon, dass den Landkreisen weiterhin (nur) das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hier die Schlüsselrolle zukommt. Ich erwarte, dass Bund und über enorme Budgets zur Sprachförderung verfügt. Wir hal- Länder diese Rolle unterstützen. Die kommunale Veranke- ten dies mittelfristig für den falschen Weg. Anknüpfend an rung ist das Erfolgsrezept für eine gelingende Integration. meine vorangegangenen Erläuterungen zur kommunalen In- tegrationsrolle wird der Gesetzgeber einsehen müssen, dass Gibt es auch Punkte, an denen Sie sich seit Jahren die die Mittel für Sprachförderung ausschließlich auf die Landes- Zähne ausbeißen und die aus kommunaler Sicht drin- bzw. die kommunale Ebene gehören. Auch wenn es noch gend verbessert werden müssen? ein wenig dauern wird habe ich keinen Zweifel daran, dass Es gibt eine ganze Reihe von Punkten, die sicherlich verbes- diese Einsicht vielleicht schon bei der nächsten Flüchtlings- serungswürdig sind, sowohl im Bereich der Grundsicherung welle Eingang in die Bundespolitik findet. für Arbeitssuchende als auch in vielen anderen Bereichen, die die kommunale Verwaltung umsetzen muss. Es ist kein Zum Schluss ein Blick in die Glaskugel: Wo sehen Geheimnis, dass einige Dinge besonderes hinderlich sind. Sie die 104 kommunalen Jobcenter in zehn Jahren? Dazu gehören die ständig für verschiedene Zielgruppen Welches sind – neben der Integration von Geflüch- wiederkehrenden Bundesprogramme wie etwa zuletzt die teten – die Themen, die Ihr Jobcenter strategisch be- Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen. Solche Programme ent- schäftigen werden? stehen häufig mit viel gutem Willen, allerdings eher theore- Vom künftigen Bundesgesetzgeber wünsche ich mir, dass er tisch und in aller Regel ohne Rückkoppelung an die Praxis die Rahmenbedingungen für die Jobcenter weiter verbessert. und die wirklichen Erfordernisse der Jobcenter. Das ist der Denn die Herausforderungen, die wir meistern müssen, sind zentrale Grund, warum Bundesprogramme, wie man es im- enorm. Dazu gehören die demografische Entwicklung und mer wieder beobachten kann, erfolglos verpuffen. damit verbunden auch die weitere Zuwanderung von Men- schen in die Kommunen. Dafür brauchen wir ein flexibles Auf der Landesebene kommt es zudem immer wieder vor, Instrumentarium und damit mehr Möglichkeiten im Umgang dass Programme ins Leben gerufen werden, die nicht die mit komplexer werdenden Erfordernissen der Arbeitsmarkt- gewünschte Treffsicherheit entfalten. Wir stehen in Nie- politik. Außerdem ist zu wünschen, dass die Jobcenter ihre dersachsen gerade vor der Einführung eines Landespro- Aufgaben auf einem soliden finanziellen Fundament erfüllen grammes zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit, das können. Für die kommunalen Jobcenter gilt darüber hinaus, sehr stark dem Bundesprogramm für soziale Teilhabe ähnelt deren gute und bewährte Strukturen anzuerkennen und auf und auch eben haarscharf an dem vorbeigeht, was die Praxis sie zu bauen. eigentlich benötigt. Das Fehlen vieler Fachkräfte macht sich auch in den kommu- Zudem wird die sog. Finanzkontrolle des Bundes bei den nalen Jobcentern und den Landkreisen insgesamt bemerk- Optionskommunen deutlich überzogen. Der Bund findet bar. Natürlich bleibt das Thema „Geflüchtete Menschen und weder ein rechtes und in Anbetracht der Rechtsprechung Langzeitarbeitslosigkeit“ einer der Kernpunkte, mit denen des Bundesverfassungsgerichts rechtmäßiges Maß, noch sich die kommunalen Jobcenter und die Landkreise insge- ein vernünftiges Verfahren. In den vergangenen Jahren samt auseinandersetzen müssen. Nicht zu vergessen das al- waren die kommunalen Jobcenter deshalb gezwungen, in les überlagernde Thema der Digitalisierung. Dies muss auch mehreren Fragen zu klagen. Alle grundlegenden Gericht- im Zusammenhang mit Fachkräften gesehen werden, da wir sentscheidungen gingen zugunsten der kommunalen Job- in vielen Bereichen prüfen müssen, inwieweit wir das Fehlen center aus und ermöglichten eine sachgerechte Umsetzung von Fachkräften durch einen stärkeren Einsatz neuer Tech- vor Ort. nologien zumindest teilweise ausgleichen können.

Es gibt eine Reihe weiterer Probleme wie die unterschied- lichen behördlichen Zuständigkeiten nach Zielgruppen und Lebensabschnitten. Wir wünschen uns grundsätzlich Leis- tungen aus einer Hand, nämlich der des Jobcenters, mehr Flexibilität bei der Arbeitsförderung und wir wollen auch neue Modelle wie das Globalbudget in Niedersachsen gerne ausprobieren.

10 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

Bündelung von Arbeitsvermittlung und Wirtschaftsförderung Landkreis Osnabrück

Der Arbeitsmarkt hat zwei Seiten: Es geht um Men- Gründer- und Ansiedlungsberatung über die Begleitung von schen, die Arbeit suchen, und um Unternehmen, die Expansionen bis hin zu Angeboten etwa im Rahmen von Beschäftigte benötigen. Der Landkreis Osnabrück hat Betriebsnachfolgen. Mit der kommunalen Arbeitsvermitt- deshalb den Gedanken der Option, Arbeitsvermitt- lung MaßArbeit steht den Betrieben, die die Leistungen der lung durch ergänzende kommunale Leistungen effizi- Wirtschaftsförderung abrufen, nun auch ein kompetenter enter zu machen, weitergedacht. Im Geschäftsbereich Partner in Sachen Arbeitsmarkt zur Seite. Ein Mehrwert für Wirtschaft & Arbeit arbeiten seit 2012 die kommunale die Wirtschaft: Denn das ansiedlungs- oder expansionswil- Arbeitsvermittlung MaßArbeit und die Wirtschafts- lige Unternehmen erhält ein Komplettpaket aus einer Hand. förderungsgesellschaft Osnabrücker Land (WIGOS) Der Geschäftsbereich Wirtschaft & Arbeit kümmert sich um unter einem Dach. Durch die Bündelung von Perso- klassische Themen der Wirtschaftsförderung wie die Förder- nal- und Unternehmensdienstleistungen ergeben sich mittelakquise und koordiniert Bauleitplanung oder etwa um- wichtige Synergien, die sowohl Arbeitslosen als auch weltrechtliche Fragen mit anderen Behörden. Gleichzeitig der Wirtschaft zugutekommen. haben die Betriebe über die kommunale Arbeitsvermittlung einen direkten Zugriff auf das Arbeitskräftepotenzial der Re- Neues Organisiationsmodell gion. Der Geschäftsbereich unterstützt so in enger Abstim- Der Landkreis Osnabrück hat 2012 als eine der ersten Kom- mung etwa mit dem Gewerbeaufsichtsamt, dem Fachdienst munen bundesweit seine Wirtschaftsförderung und sei- Umwelt oder der Agentur für Arbeit das jeweilige Unterneh- ne kommunale Arbeitsvermittlung im Geschäftsbereich men in allen relevanten Problembereichen. Wirtschaft & Arbeit gebündelt. Ziel war es, die regionale Wirtschaft zu stärken und die Arbeitslosigkeit wirksamer Nah an den Unternehmen zu bekämpfen. Die Ausgangssituation: Mit einer Arbeits- Ein zusätzlicher Nutzen ergibt sich auch aus dem gewach- losenquote von zum Teil unter 4 % herrscht im Landkreis senen positiven Image der Wirtschaftsförderung. Durch die Osnabrück seit Jahren nahezu Vollbeschäftigung. Dennoch Berater der WIGOS öffnen sich Türen zu Unternehmen, die kamen die gute Konjunktur und die hohe Personalnachfrage der MaßArbeit früher durchaus verschlossen blieben. Denn der Betriebe lange Zeit nur unzureichend bei den langzeitar- trotz aller Qualifizierungsanstrengungen und Aufklärungs- beitslosen Menschen an. arbeit treffen Langzeitarbeitslose immer noch auf Vorur- teile. Natürlich lässt sich nicht jeder Arbeitsuchende zur gewünschten Fachkraft qualifizieren. Doch ist der Kontakt zum Betrieb hergestellt, ist das Vertrauen gewonnen, öffnen sich deutlich mehr Arbeitgeber für neue Wege bei der Per- sonalauswahl und versuchen es mit Bewerbern, die auf den ersten Blick nicht das passende Profil aufweisen.

Dieser Trend ist jedoch kein Selbstläufer: Die Unternehmen benötigen häufig intensive Begleitung, um leistungsberech- tigte Arbeitslosengeld II-Empfänger beruflich zu integrieren. Ein Potenzial, über das die Optionskommunen und damit auch der Landkreis Osnabrück verfügen. Die ganze Band- breite kommunaler Unterstützungsleistungen – von der Unterstützung bei der Suche nach Kinderbetreuung über die Jugendberufshilfe bis hin zu Begleitung schwieriger Ausbildungen – steht in Rufweite zur Verfügung. Intensiv engagiert sich die MaßArbeit etwa im Bildungs- und Ausbil- dungsbereich, auch hier mit doppelter Ausrichtung. Ein ak- tiver Ansatz in diesem Themenfeld stärkt junge Erwachsene auf dem Weg in den Beruf und schafft gleichzeitig durch die Die Teams des UnternehmensService der WIGOS und des ArbeitgeberService Sicherung von Fachkräftenachwuchs zukunftsfähige Struk- der MaßArbeit arbeiten bei ihren Unternehmenskontakten eng zusammen. turen für die Unternehmen.

Mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WIGOS gab Erstorientierung für Flüchtlinge es bereits ein breites Angebot für Unternehmen von der Auch das Thema Migration bewegt sowohl WIGOS als auch

11 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

MaßArbeit. Denn gelingende Integration stellt die Weichen Weitere Synergieeffekte bieten ein regionales Arbeitsmarkt- dafür, dass sich unsere Gesellschaft positiv entwickelt und monitoring oder die gemeinsame Vermarktung. Genau unsere Wirtschaft weiterhin prosperiert. Mit dem Migrati- in dieser Bündelung der für alle Arbeitsmarktakteure rele- onszentrum der MaßArbeit verfügt der Geschäftsbereich vanten Themen liegt das große Potenzial: Das umfassende Wirtschaft & Arbeit über ein Instrument, das für eine zeitna- Angebot des Geschäftsbereiches Wirtschaft & Arbeit schafft he berufliche Integration von Menschen mit Zuwanderungs- hohe Servicequalität für die Wirtschaft und neue Perspekti- geschichte sorgt. Migranten erhalten hier eine umfassende ven für Langzeitarbeitslose. Beratung zur Erstorientierung, zu Leben und Arbeiten im Landkreis Osnabrück. Dazu gehören unter anderem die Ko- ordination der Sprachkursangebote, die Qualifizierung und die Vermittlung in Ausbildung und Arbeit.

Die dezentrale Organisation weiterentwickeln Kreis Recklinghausen

Der Strukturwandel im Kreis Recklinghausen vom einstigen Industrie- und Montanstandort zur Dienst- HALTERN leistungs- und Logistikregion ist noch nicht abge- AM SEE schlossen. Die Entwicklung bestehender und neuer Gewerbe- und Industrieflächen schafft dringend be- nötigte Arbeitsplätze. Mit der Weiterentwicklung sei- DORSTEN ner dezentralen Organisation im Vermittlungsservice OER- MARL ist das Jobcenter Kreis Recklinghausen kompetenter ERKENSCHWICK DATTELN Ansprechpartner für Unternehmen. Das Jobcenter stellt dabei sicher, dass das regionale Arbeitskräftepo- WALTROP tenzial gehoben wird und neu ansiedelnde Firmen HERTEN RECKLINGHAUSEN ihren Personalbedarf mit Arbeitsuchenden aus dem

Kreis decken können. Das gelingt durch die intensive GLADBECK CASTROP- Zusammenarbeit mit den Städten, den örtlichen und RAUXEL regionalen Wirtschaftsförderungen und den weiteren Akteuren am Arbeitsmarkt. Kreis Recklinghausen Der Kreis Recklinghausen ist mit über 620.000 Einwohnern der bevölkerungsreichste Kreis in Deutschland. Der Kreis erbracht – von der Leistungsgewährung bis zum Fallmanage- weist in seinen zehn Städten auf einer Fläche von über 760 ment und der Vermittlung – und im Haus der sozialen Leis- km² eine heterogene Struktur auf, von städtischen Gebieten tungen mit den kommunalen Angeboten verknüpft. bis zum ländlichen Raum, der an das Münsterland angrenzt. Die Arbeitslosenquote (10,6 % im Februar 2017) liegt deut- Enger Kontakt zu Arbeitgebern lich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Sie reicht Für eine nachhaltig erfolgreiche Integration in Arbeit ist der von 12,5 % in den Städten Recklinghausen und Gladbeck bis enge Kontakt zu den Arbeitgebern – den ansässigen und zu 4,7 % im ländlich geprägten Haltern am See. insbesondere den sich neu ansiedelnden Unternehmen – von besonderer Bedeutung. Als Schnittstelle bringt der Unter anderem aufgrund dieser Strukturen hat sich der Kreis Vermittlungsservice die Arbeitsuchenden und Arbeitgeber Recklinghausen gemeinsam mit den kreisangehörigen Städ- zusammen. Er bündelt die Kompetenzen der Fallmanager ten dazu entschieden, ab 2012 das SGB II als zugelassener und Vermittler, der Stadtverwaltungen und der Einheiten der kommunaler Träger in einer dezentralen Organisationsform Wirtschaftsförderungen. Die Organisation des Vermittlungs- wahrzunehmen. Der Kreis als Träger hat die kreisangehöri- services obliegt dem Fachbereich der Kreisverwaltung und gen Städte zur Durchführung der Aufgaben durch eine Sat- wird durch den Fachdienst Markt & Integration koordiniert. zung herangezogen und beteiligt. Alle SGB II-Leistungen Alle 37 Mitarbeitenden einschließlich der Teamleitungen sind werden bürgernah in zehn Bezirksstellen in den zehn Städten dezentral vor Ort in den zehn Bezirksstellen eingesetzt.

12 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

So werden einheitliche Strukturen und Qualitätsstandards Passgenaues Dienstleistungspaket sowie ein enger Austausch sichergestellt. Lokale Stärken Mit einem abgestimmten, passgenauen Dienstleistungspaket werden erkannt, entstehende Potenziale für das gesamte für den Arbeitgeber lieferte der Vermittlungsservice des Job- Kreisgebiet nutzbar. Als Anlaufstellen vor Ort hat das Job- centers letztlich ein gewichtiges Argument für die Investiti- center bereits in mehreren Städten Jobpoints eingerichtet. onsentscheidung des Unternehmens. Mit Maßnahmen von Sie wenden sich an Arbeitsuchende und Arbeitgeber und der Erstellung der Anforderungsprofile, der Bewerberinfor- bieten unbürokratische Beratung und Unterstützung bei der mation und -auswahl und der Probearbeit (MAG) bis hin zur Arbeitsvermittlung. Hier werden die regionalen und die loka- bedarfsgerechten Qualifizierung wird sichergestellt, dass das len Kompetenzen des Jobcenters für eine schnelle und nach- Unternehmen seinen Personalbedarf mit Arbeitsuchenden haltige Vermittlung verknüpft. aus dem Kreis decken kann.

Die umfassende Dienstleistung aus einer Hand im Netzwerk Mit den Erfahrungen aus dieser erfolgreichen Zusammen- mit den Akteuren des Arbeitsmarktes hat sich beispielhaft arbeit bereitet sich das Jobcenter Kreis Recklinghausen auf bewährt bei der Neuansiedlung eines großen Logistikunter- weitere Großprojekte vor. Intensiviert wird dabei z. B. die nehmens im interkommunalen Industriepark der Städte Dor- Kooperation mit Wirtschaftsförderungen und Jobcentern sten und Marl. Durch die Investition des Unternehmens sol- in benachbarten Kreisen und kreisfreien Städten – etwa bei len am Ende 800 neue Arbeitsplätze im Kreis Recklinghausen der Entwicklung des Logistikzentrums Westfalenhütte in in der Logistikbranche entstehen. Frühzeitig in der Planungs- Dortmund. phase begleiteten der Kreis, die Städte Dorsten und Marl, die regionale Wirtschaftsförderung sowie das Jobcenter Kreis Recklinghausen die Ansiedlung in einer Projektgruppe.

Man muss den Menschen etwas zutrauen Kreis Nordfriesland

Seit den frühen Tagen des Deichbaus wird die Traditi- der Arbeitsvermittlung liegt bei der Kreisverwaltung. Im Laufe on der kommunalen Selbstverwaltung in Nordfriesland der Jahre wuchs die Erkenntnis, dass nicht alle Maßnahmen hochgehalten. Das Streben nach Selbstbestimmung und Vorgehensweisen im gesamten Kreisgebiet gleich gut gehört zur Mentalität der Küstenbewohner. Deshalb funktionieren, weil es in Nordfriesland vier unterschiedliche ergriff der nordwestlichste Kreis Deutschlands ohne Arbeitsmarkttypen gibt: Die Inseln Sylt, Föhr und Amrum so- Zögern die Chance, die Arbeitsvermittlung seiner wie Bad St. Peter-Ording auf dem Festland sind stark touri- Langzeiterwerbslosen ab 2005 selbst zu übernehmen. stisch geprägt. Im mittleren Nordfriesland zwischen Husum Da kurze Wege bürgerfreundlich sind – in einem Flä- und Niebüll gibt es viele Auspendler und wenige Arbeitge- chenkreis mit mehr als 2.000 km² Größe ein nicht zu ber, also auch deutlich geringere Chancen, wohnortnah ei- unterschätzender Aspekt –, schlug der Kreis seinen nen Job zu finden. Eiderstedt (ohne St. Peter-Ording) bereitet Städten und Gemeinden vor, alle bisherigen und alle große Sorgen: Wer hier arbeitslos wird, muss lange Wege in neuen sozialen Leistungen aus einer Hand unter einem Kauf nehmen, um wieder in Arbeit zu kommen. Der vierte Dach anzubieten. Nach kurzen Verhandlungen gründe- Arbeitsmarkttyp umfasst die Städte Husum, Niebüll und ihr ten sie gemeinsam sieben in der Fläche verteilte Sozi- jeweiliges Umland. Bedingt durch konzentrierte Gewerbean- alzentren, darunter zwei auf den Inseln Sylt und Föhr. siedlungen und im Nord-Bereich die Nähe zu Sylt, stehen hier Sie übernahmen die meisten Aufgaben der Sozialämter die Chancen am besten. Weil die Verhältnisse in Nordfriesland sowie – als Partner und Auftragnehmer des Kreises – so unterschiedlich sind, schließt der Kreis mit jedem Jobcenter die operative Umsetzung des SGB II als Jobcenter. Auch jährlich eine individuelle Zielvereinbarung ab. das Jugendamt des Kreises ist in den Sozialzentren ver- treten. Da viele Bürger im SGB II-Bezug auch mit ande- Kreisweit bewährt hat sich jedoch die Devise „Work first“: Be- ren Sozialbehörden in Kontakt stehen, wissen sie die reits bevor ein Neukunde einen Leistungsantrag stellt, spricht räumliche Nähe aller Ansprechpersonen zu schätzen. er mit dem Fallmanager. In den ersten Jahren gelang es nicht selten, jemanden „vom Fleck weg“ in den ersten Arbeitsmarkt Vier Arbeitsmarkttypen zu vermitteln. Inzwischen jedoch sind fast alle arbeitsmarkt- Das übergeordnete Management für Strategien und Projekte nahen Klienten wieder in den Arbeitsmarkt integriert. Heute

13 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

gelingen nur noch wenige Vermittlungen ohne vorherigen Abbau von Hemmnissen. Meist geht es um Schulden oder Kinderbetreuung. Deshalb hat der Kreis seine Schuldnerbe- ratung in den Sozialzentren angesiedelt. Doch auch Alkohol, mangelnde Mobilität und psychosoziale Probleme spielen oft Sozialzentrum Sylt eine Rolle, so dass auch die weiteren kommunalen Eingliede- Westerland rungsleistungen zum Tragen kommen. Sozialzentrum Niebüll Sozialzentrum Leck Sozialzentrum Wille, Ziele und Ressourcen der Klienten Niebüll Föhr - Amrum Die Fallmanager in den Jobcentern vertreten eine klare Hal- Leck tung: Sie trauen ihren Kunden etwas zu und leisten Hilfe zur Selbsthilfe. Deshalb konzentrieren sie sich nicht auf deren Wyk auf Föhr Sozialzentrum Schwächen, sondern auf ihre Ressourcen, also darauf, was Mittleres Nordfriesland sie können. Wer seine Stärken kennt, entwickelt ein stärkeres Selbstbewusstsein. In Kombination mit fachlicher Weiterbil- Breklum dung ist das oft ausschlaggebend für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Sozialzentrum Husum und Umland

Zu Beginn der SGB II-Reform waren die Zumutbarkeitsgrenzen HusumHusum/Umland ein heftig umstrittenes Thema. Damals hieß es, Langzeitar- beitslose müssten praktisch jedes Jobangebot akzeptieren, selbst wenn es deutlich unter ihrer Qualifikation lag. Die Er- Sozialzentrum Südliches Nordfriesland fahrung hat uns jedoch gelehrt, dass diese Maximalforderung nicht durchgängig praktikabel ist“ Deshalb stellen die nord- Tönning friesischen Arbeitsvermittler den Willen, die Ziele und die Res- sourcen ihrer Klienten in den Mittelpunkt. Sozialzentren im Kreis Nordfriesland Wirtschaft profitiert von passgenauer Vermittlung Selbstverständlich geht nichts ohne eine enge Zusammen- „Förderung schafft Arbeit“. Bei manchen Projekten standen arbeit mit der regionalen Wirtschaft. Der Kreis verfolgt eine Alleinerziehende im Fokus, bei anderen die unter 25-Jäh- Strategie der passgenauen Vermittlung: Die Jobcenter senden rigen. Vermisst wird in Nordfriesland das „Projekt 50+“, mit den Arbeitgebern nicht einfach eine möglichst hohe Anzahl dem der Bund gesonderte Mittel für ältere Arbeitslose be- möglicher Stelleninteressenten, sondern treffen eine sorgfäl- reitstellte. Davon haben unsere Kunden sehr profitiert: Von tige Vorauswahl. Um die Geeignetsten schnell erkennen zu 2012 bis 2015 haben wir insgesamt 2.300 Ältere besonders können, wurden aussagekräftige Profile von Arbeitsuchen- gefördert, von denen wir 488 anschließend wieder in Arbeit den aller Qualifikationsniveaus erstellt. Schon wenige Tage vermitteln konnten. Damit haben wir das vereinbarte Ziel in nach dem Anruf eines Arbeitgebers finden oft schon die Vor- jedem Jahr übererfüllt. Ab 2016 stellte der Bund das Pro- stellungsgespräche statt. Die nordfriesische Nachhaltigkeits- gramm ein. Damit wurden die Marktchancen Älterer verrin- quote liegt über dem Landes- und Bundesdurchschnitt: Mehr gert. Mangels gesonderter finanzieller Unterfütterung sind als 65 % der Vermittelten sind sechs Monate später immer auch die vom Bund vorgeschlagenen Aktivierungscenter kein noch im Unternehmen. vollwertiger Ersatz.

Behörden, Kammern und Kreishandwerkerschaften verste- Selbstverständlich gibt es auch in Nordfriesland Menschen hen sich als Partner mit gemeinsamer Zielsetzung. In jedem ohne realistische Chance auf einen regulären Job. Auch sie Jobcenter finden die Unternehmen feste Ansprechpartner, haben ein Recht auf einen haltgebenden, sozial und ge- die ihren Stellenpool sowie sämtliche Förderprogramme ken- sundheitlich stabilisierenden Arbeitsplatz. Deshalb wünscht nen und für jede Frage gerüstet sind. Seit 2005 wurden in sich der Kreis eine zuverlässige Finanzierung eines sozialen Nordfriesland mehr als 22.000 Integrationen in sozialversiche- Arbeitsmarktes für Tätigkeiten, die im öffentlichen Interesse rungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse erzielt. Die regio- liegen, für die aber kein regulärer Arbeitsmarkt besteht. Die nale Arbeitslosenquote im SGB II lag 2007 bei 5,0 und liegt Erfahrung zeigt, dass viele Menschen durch solche Tätigkeiten heute bei 3,4 % – obwohl es im Kreisgebiet keinen der grö- langfristig so stabilisiert werden können, dass sie sogar in den ßeren Industriebetriebe gibt, die in anderen Regionen immer ersten Arbeitsmarkt zurückkehren. Die nordfriesischen Fall- wieder Chancen für Langzeitarbeitslose bieten. manager betrachten Vermittlungshemmnisse nicht als Grund, einen Kunden aufzugeben – im Gegenteil: Unter den Vermit- Förderung schafft Arbeit telten wiesen etliche sogar mehrfache Gründe auf, die gegen Der Kreis Nordfriesland nutzt auch die Sonderförderprogramme die Aufnahme einer geregelten Tätigkeit sprachen. Bei vielen des Bundes für bestimmte Zielgruppen. Sagt man im Fußball: war fraglich, ob sie überhaupt noch als arbeitsfähig eingestuft „Geld schießt Tore“, gilt im Bereich der Arbeitsvermittlung: werden konnten. Auch ihnen gelang es mit einer intensiven

14 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

Betreuung und der konsequenten Anwendung des Prinzips Eingehende Post wird zentral gescannt und in den virtu- von Fördern und Fordern, wieder zu einem selbstbestimmten ellen Postkorb des zuständigen Mitarbeiters verschoben. Leben zurückzufinden. Auch E-Mails, Bescheide und Notizen werden nur noch in der digitalen Akte des entsprechenden Leistungsbeziehers Gute Erfahrungen mit digitalisierter Verwaltung unter einem Schlagwort abgelegt. Seitdem ist die Zahl von Als zunehmendes Problem der Sozialzentren erwies sich die Widersprüchen und Beschwerden zurückgegangen, weil Notwendigkeit, immer wieder SGB II-Akten zu kopieren. Für Anfragen sofort beantwortet werden können. Das langwie- Prüfungen, bei Widersprüchen und Klagen sowie Umzügen rige Suchen in den Akten entfällt. Den Sachbearbeitern fällt der Leistungsberechtigten mussten Akten versandt und oft es deutlich leichter, sich gegenseitig zu vertreten. Aufgrund sogar kopiert werden. Zudem waren seit 2005 solche Papier- dieser positiven Erfahrungen erwägt der Kreis Nordfriesland berge entstanden, dass einige Sozialzentren bereits externen nun auch, seine gesamte Verwaltung ebenfalls vollständig zu Archivraum anmieten mussten. Deshalb entschloss sich der digitalisieren. Kreis im Jahr 2013 zur Umstellung auf die elektronische Ak- tenführung. Ein Sozialzentrum meldete sich freiwillig für die Der Kreis ist sehr zufrieden mit dem nordfriesischen Weg im umfangreiche Planungs- und Testphase. Zwei technisch ver- SGB II. Wer arbeitslos ist, soll sehen, dass es selbst nach vie- sierte Mitarbeiterinnen stellten sich als Pilotanwender zur len Jahren und mit Brüchen in der Biografie noch möglich ist, Verfügung. Nach Ausschreibung der Software wurden die wieder in Arbeit zu kommen. Selbst nach langer Arbeitslo- Arbeitsabläufe durchgespielt, die Benutzerfreundlichkeit auf sigkeit werden viele Menschen wieder zu produktiven, hoch die Probe gestellt und Änderungen am System durchgeführt. motivierten Mitarbeitern. Bedingung ist allerdings, dass man ihnen eine Chance gibt. Nach Abschluss dieser ersten Phase wurde die E-Akte im Jahr 2014 auf die komplette Mitarbeiterschaft des Sozialzentrums ausgeweitet. Auf jedem Schreibtisch standen nun zwei Mo- nitore: Einer zeigte das Fachverfahren, der andere die digitale Akte. Mittlerweile sind sämtliche nordfriesischen Sozialzen- tren komplett auf die digitale Aktenführung umgestiegen.

Arbeitsmarktpolitik als Bestandteil kommunaler Sozialpolitik Ortenaukreis

Landkreise und Städte gewährleisten einen wesent- Arbeitslosenhilfe, das Arbeitslosengeld sowie die Verant- lichen Teil der sozialen Fürsorge und setzen dafür in wortung für die Vermittlung von jungen Menschen in Aus- hohem Maß eigene Mittel ein. Dies gilt insbesondere bildung waren den damaligen Arbeitsämtern vorbehalten. für die Sozial- und Jugendhilfe. Doch in den 1980er Die Steuerung erfolgte über die dort angesiedelten Verwal- Jahren begannen Kommunen angesichts anhaltend tungsausschüsse. Obwohl dort auch kommunale Vertreter hoher Arbeitslosigkeit, dem Abbau der originären Ar- mitgewirkt haben, war die Arbeitsmarktpolitik kein klas- beitslosenhilfe und hoher kommunaler Lasten für die sisches Feld, mit dem sich kommunale Gremien regelmäßig Sozialhilfe, eigene arbeitsmarktpolitische Programme auseinander gesetzt haben. zu entwickeln. Leistungen aus einer Hand Rechtliche Grundlage bot das Bundessozialhilfegesetz Das änderte sich mit dem 1.1.2015 durch die Zusammen- (BSHG). §§ 18 ff. BSHG eröffneten die Möglichkeit, über führung der Sozialhilfe mit der Arbeitslosenhilfe. Dies bot verschiedene Instrumente der Hilfe zur Arbeit Beschäfti- zunächst 69 Landkreisen und kreisfreien Städten im Rahmen gungsangebote für Sozialhilfeempfänger zu schaffen. Diese des Optionsmodells die Möglichkeit, die Verantwortung für Aktivitäten waren überwiegend sehr erfolgreich und ent- Leistungen nach dem SGB II als zugelassene kommunale lasteten die Kommunen zudem finanziell. Die Kommunal- Träger in voller Eigenverantwortung zu übernehmen und politik hat sich insoweit schon damals partiell in das Feld damit die soziale Fürsorge weiterhin selbst sicherzustellen. der Arbeitsmarktpolitik eingebracht und engagiert. Die Damit verbunden war nicht nur die materielle Sicherung des

15 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

Lebensunterhalts, sondern auch die aktive Arbeitsförderung Maßnahmeplanung, die Beratung des jährlichen Arbeits- mit dem Ziel der Integration der arbeitsfähigen Leistungs- marktprogramms, die Personalentwicklung und vieles mehr. empfänger in den Arbeitsmarkt sowie von Jugendlichen in Im Unterausschuss arbeiten Kreispolitik und Verwaltung in die Ausbildung. Heute sind bundesweit 104 Optionskom- einer sehr vertrauensvollen und konstruktiven Weise zusam- munen für die Leistungen nach dem SGB II verantwortlich. men, die Vorbildfunktion hat. Dort erfolgen auch die nöti- Bei ihnen ist die Arbeitsmarktpolitik neben der Jugendhil- gen Vorberatungen für Sitzungen des beschließenden Sozi- fe, der Behindertenhilfe, der Hilfe zur Pflege und weiteren alausschusses, dessen Tagesordnung stets Beratungspunkte Leistungsbereichen wesentlicher Bestandteil der kommu- aus dem SGB II beinhalten. Dadurch ist die kommunale nalen Sozialpolitik geworden. Sie setzt sich sowohl mit so- Arbeitsmarktpolitik im Ortenaukreis seit dem Jahr 2005 zu zialpolitischen als auch mit strukturpolitischen Zielen ausei- einem nicht mehr wegzudenkenden Baustein der kommu- nander und unterstützt bzw. begleitet damit die Arbeit der nalen Sozialpolitik geworden. kommunalen Jobcenter. Ein wesentliches Element ist dabei die Verknüpfung mit anderen kommunalen Themenfeldern Breites Netzwerk innerhalb der Sozial- und Jugendhilfepolitik, jedoch auch mit Besonders bemerkenswert ist, dass über die beteiligten der kommunalen Bildungspolitik, der Wirtschaftsförderung Kreisräte eine verstärkte Vernetzung mit den 51 kreisange- und anderen kommunalen Bereichen. Dadurch sind Leistun- hörigen Gemeinden gewährleistet ist und dort jeweils wie- gen aus einer Hand, eine umfassende Finanzsteuerung, viele derum eine enge Verzahnung mit dem örtlichen Handwerk Gestaltungsmöglichkeiten, eine sehr gute Vernetzung mit und der Wirtschaft. Auch die Kooperation insbesondere mit kreisangehörigen Gemeinden und damit insgesamt eine ef- der Agentur für Arbeit, den Kammern, den Verbänden der fiziente und erfolgreiche Wahrnehmung der Aufgaben nach freien Wohlfahrtspflege und anderen wird von der Kreis- dem SGB II gewährleistet. politik unterstützt und gefördert, denn hier gibt es erfah- rungsgemäß enge kreispolitische Verbindungen, die die Kooperationsgrundlagen der Verwaltung mit den jeweiligen Partnern spürbar ergänzen. Dies wird letztlich in einem sehr guten Klima der Zusammenarbeit der kommunalen Arbeits- förderung mit allen maßgebenden Akteuren im Landkreis sichtbar. Besonders nützlich ist dieses förderliche Klima bei der Integration der Zuwanderer in Ausbildung und Arbeit im Rahmen des SGB II, die aus der Sicht des Ortenaukreises die größte Herausforderung seit der Zusammenführung der Sozialhilfe mit der Arbeitslosenhilfe darstellt.

Gute Kooperationsstrukturen im Ortenaukreis

Verbindung mit der Kreispolitik Der engen Kooperation zwischen Kommunalpolitik und Verwaltung kommt dabei eine sehr hohe Bedeutung zu. Im Ortenaukreis, der seit 2005 Optionskommune ist, wurde von Anfang an eine enge und konstruktive Zusammenar- beit mit der Kreispolitik praktiziert, um kommunalpolitische mit fachlichen Zielen bestmöglich zu verknüpfen. Kernstück dieser engen Kooperation ist ein aus Mitgliedern des Sozi- alausschusses des Kreistags gebildeter Unterausschuss Ar- beitsförderung, dem auch Leitungskräfte des kommunalen Jobcenters angehören und der vom Dezernenten für Bil- dung, Jugend, Soziales und Arbeitsförderung geleitet wird. Er tagt vierteljährlich und begleitet bzw. unterstützt die Verwaltung in ihrer Gesamtsteuerung. Gegenstand dort ist regelmäßig die strategische Ausrichtung, die Budget- und

16 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

Organisationsentwicklung im laufenden Betrieb Kreis Schleswig-Flensburg

Innerhalb von nur zwei Jahren wurde im Jobcenter Kultur, Leitbild Schleswig-Flensburg ein ganzheitlicher Organisati- onsentwicklungsprozess eingeführt und in seinen Planung, Steuerung und Controlling Kernelementen umgesetzt. Dieser Prozess berührte alle Bereiche des Jobcenters und führte sowohl in der Aufbauorganisation, den Prozessabläufen, den Arbeitsmarktinstrumenten und der Mitarbeiter- schaft zu großen Veränderungen – bei laufendem Arbeitsvermittlung Betrieb. Eine immense Herausforderung nicht nur für

das Jobcenter, sondern für die gesamte Kreisverwal- ommunikation K tung. Die eingeleiteten Veränderungsprozesse zei- rsonalmanagement gen in den relevanten Indikatoren bereits deutliche Pe Wirkung. Ein Zeichen dafür, dass der eingeschlagene Aufgaben, Prozesse und Strukturen Weg richtig ist und konsequent weiterverfolgt wer- den muss.

Die Arbeitsmarktzahlen von Schleswig-Flensburg und die Der Veränderungsprozess und die Neuausrichtung des Job- Kennzahlenergebnisse waren im Jahr 2013 ein Indiz dafür, centers wurden durch einen Wandel in der arbeitsmarkt- und dass die Entwicklung des Jobcenters Schleswig-Flensburg sozialpolitischen Philosophie des Kreises Schleswig-Flens- als Organisation noch nicht in dem geplanten Maße voran- burg eingeleitet. Nicht mehr die Vermittlungshemmnisse, geschritten ist. Im direkten Leistungsvergleich mit anderen sondern die individuell vorhandenen Fähigkeiten, Res- Jobcentern in Schleswig-Holstein bildete das Jobcenter auf sourcen und Potenziale eines jeden Leistungsberechtigten einzelne Indikatoren bezogen sogar das Schlusslicht. Eine wurden fortan in das Zentrum einer einheitlichen Beratung interne Analyse der Ursachen dieser Entwicklung führte gerückt. Im Rahmen der ganzheitlichen Fallsteuerungssy- zu dem Schluss, dass mit der derzeitigen Aufbau- und Ab- stematik fa:z modell® (Förderansatz: Ziel) steht im Fallma- lauforganisation auch zukünftig nicht die anvisierten posi- nagement nun eine Potenzialanalyse am Anfang der Fall- tiven Ergebnisse zu erzielen sein würden. betreuung, aus der sich alle weiteren Fördermaßnahmen ableiten. Damit ist auch eine Abkehr von Breitband-Maß- Tiefgreifender Veränderungsprozess nahmen verbunden. Ausgehend von den im Profiling iden- Dieser Befund stand am Anfang eines ganzheitlichen Orga- tifizierten Bedarfe der Kunden werden im Jobcenter Schles- nisationsentwicklungsprozesses, der im Jobcenter Schles- wig-Flensburg individuelle Maßnahmen konzipiert, um so wig-Flensburg in nur zwei Jahren eingeführt und in seinen maßgeschneiderte Förderangebote anbieten zu können. Kernelementen umgesetzt worden ist. Mithilfe der exter- Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Kunde ganz nen Beratungsfirma gfa | public GmbH wurde eine neutrale genau die Hilfen erhält, die er benötigt, um das übergeord- und objektive Bestandsaufnahme durchgeführt. Auf der nete Ziel zu erreichen: die Integration in den Arbeitsmarkt. Basis einer umfassenden Reifegrade-Analyse der Organi- sationsstruktur des Jobcenters konnten so Problemfelder Durch eine Systematisierung und die damit verbundene sowie vorhandene Potenziale klar identifiziert werden. Die ökonomische Optimierung des Fallmanagements konnten hieraus gewonnenen Erkenntnisse bildeten die Grundlage an dieser Stelle Ressourcen eingespart und anderen Prozes- für einen Diskurs über die grundsätzliche Neuausrichtung sen zugesteuert werden. So ist in diesem Zusammenhang des Jobcenters mit den Entscheidungsträgern aus Politik mit der Werkakademie in enger Verzahnung mit einem um- und Verwaltung. Gemeinsam wurde das Programmziel de- strukturierten Neukundenprozess etwa auch ein neuer För- finiert, eine erfolgreiche Umsetzung des sozialpolitischen deransatz flächendeckend entwickelt worden. Dieses hilft Vermittlungsauftrags des Kreises Schleswig-Flensburg als gerade den Neuantragstellern dabei, schnellstmöglich wie- zugelassener kommunaler Träger für die Zukunft sicherzu- der in ihren Beruf zurückzufinden. In den vier Werkakade- stellen. Aus dem übergeordneten Programmziel wurden mien wird im Kreisgebiet dabei passend zur Beratungslogik operative Ziele abgeleitet, die wiederum handlungsleitend des fa:z modells® ein ganzheitlicher, praxisorientierter An- für die Festlegung von Projektschwerpunkten waren. Da- satz verfolgt. Die Besonderheit des Konzepts liegt hierbei bei betrafen die Teilprojekte nicht nur den Kernprozess der in der kombinierten Betreuung der Kunden durch Mitarbei- Fallarbeit bzw. Integration, sondern auch die zugeordneten ter des Jobcenters Schleswig-Flensburg und des jeweiligen Unterstützungs- sowie zentrale Managementprozesse. Die- Trägers in der Werkakademie. Im Sinne der Direktive „Work ser tiefgreifende Veränderungsprozess kann als sprichwört- First“ erhalten Neukunden so von der Antragstellung bis liche Reparatur am laufenden Motor bezeichnet werden. zum Bewerbungscoaching an einem Ort ganz genau die

17 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

Betreuung und Hilfestellung, die sie für eine erfolgreiche Integration benötigen. Eigenverantwortung und Engage- ment werden hier in einem ganz besonders hohen Maße gefördert – aber auch eingefordert. Mit saisonabhängigen Integrationsquoten von über 50 % erwies sich das Konzept des Kreises Schleswig-Flensburg für die Werkakademie bereits in kurzer Zeit als sehr erfolgreich. Dieses Konzept wird nun sukzessive weiterentwickelt und an die Gege- benheiten eines schnelllebigen Arbeitsmarktes angepasst. So haben jetzt auch die Akquisiteure des Arbeitgeberser- vice ihren Standort dezentral in den Werkakademien. Die besondere Nähe zu den Neu- und Bestandskunden sowie den Arbeitgebern im Landkreis schafft Synergieeffekte, die sich aufgrund passgenauer Vermittlung in einer weiter stei- genden nachhaltigen Integrationsquote ausdrücken. Ständige Optimierung der Abläufe Mit Jugendberufsagentur gegen Jugendarbeitslosigkeit zu Umsetzungsgesuchen und Bewerbungen aus dem Job- Neben diesen beiden Säulen des Fallmanagements für center heraus in andere Bereiche der Kreisverwaltung ge- Neu- und Bestandskunden sind auch die Prozesse zur Ver- geben, ist jetzt festzustellen, dass sich Mitarbeiter aus an- ringerung der Jugendarbeitslosigkeit optimiert worden. In deren Bereichen auf freie Stellen im Jobcenter bewerben. jedem der sieben Jobcenter-Standorte wurden U25-Teams Auch der Krankenstand hat sich merklich reduziert. Indi- etabliert, die sich speziell und ausschließlich um diese be- zien dafür, dass es gelungen ist, die wichtigste Ressource, treuungsintensive Kundengruppe der Jugendlichen küm- die Mitarbeiter, auf dem Weg hin zu einem kunden- und mern. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf den Jugend- wirkungsorientierten Dienstleister am regionalen Arbeits- lichen am Übergang von Schule und Beruf gelegt. Der Kreis markt für den Veränderungsprozess und die damit ver- intensivierte daher gemeinsam mit den Netzwerkpartnern bundenen Maßnahmen zu gewinnen und mitzunehmen. die Aktivitäten zur Entwicklung eines eigenen rechtskreisü- Gerade diesem Aspekt wurde während der gesamten Pro- bergreifenden Beratungsansatzes. Im November 2016 wur- jektlaufzeit eine hohe Priorität eingeräumt. Mit Informati- de im Kreis Schleswig-Flensburg die erste Jugendberufsa- onsveranstaltungen und einem regelmäßigen Newsletter gentur eröffnet. Hier erhalten die Jugendlichen an einem wurde den Mitarbeitern gegenüber – aber auch den an- zentralen Ort und unter einem Dach im Zusammenspiel deren Bereichen in der Verwaltung – ein höchstmögliches zwischen Agentur für Arbeit, Berufsbildungszentrum, Ju- Maß an Transparenz realisiert, um zum einen Akzeptanz gendamt, Schulamt, Eingliederungshilfe und Jobcenter alle für die getroffenen Maßnahmen zu erzielen und gleich- Hilfen, die sie benötigen, um den Übergang von der Schule zeitig die Mitarbeiter in die Veränderungsprozesse mit in einen Beruf bestmöglich zu meistern. Im Bereich der Al- einzubeziehen. leinerziehenden wurde mit einer Neuausrichtung des Tä- tigkeitsspektrums der Beauftragten für Chancengleichheit Dass die schnelle Realisierung des Organisationsent- am Arbeitsmarkt eine positive Entwicklung erreicht. Das wicklungsprozesses alternativlos war, zeigt der deutliche Beratungsangebot wird dezentral sowohl von Mitarbeitern Aufwärtstrend der Arbeitsmarktzahlen im Kreis Schles- als auch Kunden wahrgenommen, sodass hier nachhaltige wig-Flensburg, der seit seiner Einführung verzeichnet wer- Integrationserfolge erzielt werden konnten. den kann. Diese Entwicklung gilt es nun zum einen auf ho- hem Niveau zu stabilisieren – aber gleichzeitig auch weiter Regelmäßige Messung der Kundenzufriedenheit voranzutreiben. Um das Erreichte abzusichern wurde be- Die Einführung der vielen Maßnahmen und Neuerungen reits damit begonnen, die Ablauforganisation im Rahmen wurde durch spezifische Projektkennzahlen begleitet. So eines Qualitätsmanagement in einem Prozess-Handbuch zeigen die Ergebnisse der turnusmäßig durchgeführten Kun- festzuschreiben. Gleichzeitig werden bestehende Struk- denbefragungen, dass die Kundenzufriedenheit in der Zeit turen laufend hinterfragt und weiterentwickelt. Nach dem des Organisationsentwicklungsprozesses sich in vielen Be- Fallmanagement setzen nun in der Leistungsgewährung reichen verbessert hat. Auch die Zahl der Widersprüche und erste Veränderungsprozesse ein. In einer schnelllebigen Beschwerden zeigte keinen signifikanten Anstieg. Gerade im Zeit ist Stillstand gleichbedeutend mit Rückschritt – und Hinblick auf die Mehrbelastung der Mitarbeiter durch erfor- den kann sich kein modernes Jobcenter mehr erlauben. derliche Schulungen, neue Dienstanweisungen, strukturelle Veränderungen ein sehr bemerkenswerter Aspekt.

Der Wandel des Jobcenters Schleswig-Flensburg ist inzwi- schen auch intern deutlich spürbar. Hatte es bis zur Ein- führung des Organisationsentwicklungsprozesses vermehrt

18 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

Im Mittelpunkt muss der Mensch stehen Landkreis Meißen

Die Zuständigkeit für das komplexe Hilfesystem des und -philosophie wurden jedoch beibehalten. Durch den SGB II liegt traditionell in kommunaler Verantwor- Einsatz zusätzlicher Multiplikatoren und die Durchführung tung und Zuständigkeit. Kenntnisse der kommunalen modularer Fortbildungsmaßnahmen konnten noch fehlende Jobcenter über soziale Umfeldbedingungen bilden die Kenntnisse vermittelt und die Arbeit im Dienste der leistungs- Grundlage für einen vertrauensvollen Umgang zwi- berechtigten Bürger weiter verbessert werden. schen Helfenden und Hilfebedürftigen. Bürgernähe entsteht somit nicht nur in räumlicher, sondern auch in Deutlicher Rückgang der Fallzahlen emotionaler Hinsicht. Insgesamt waren Anfang 2011 im Jobcenter des Landkreises Meißen 398 Mitarbeiter beschäftigt. Nachhaltige und fachlich Die Betreuung und Förderung Langzeitarbeitsloser ist traditi- fundierte Integrationsarbeit führte zu guten Vermittlungser- onell im Aufgabenspektrum der Kommunen stark verankert. gebnissen. Leicht verstärkt durch die demografische Entwick- Dies war auch einer der wichtigsten Gründe, dass sich mehr lung gingen die Fallzahlen erheblich zurück. Diese Entwick- Landkreise und kreisfreie Städte um die Zulassung als Opti- lung in den vergangenen Jahren zog Personalreduzierungen onskommune beworben haben, als gesetzlich zur Verfügung um 96 auf 302 Mitarbeiter nach sich (Stand Januar 2017). standen. Fallzahlenentwicklung Option wurde im Zuge der Kreisgebietsreform gebiet- Jahresdurchschnittswerte 2005 bis 2016 lich ausgeweitet Als eine von sechs optierenden Landkreisen in Sachsen ge- 40.000 hörte der Landkreis Meißen im Jahr 2005 zu den Ersten, die die SGB II-Aufgaben in eigener Verantwortung und an Stelle 35.000 der Agenturen für Arbeit wahrgenommen haben. 30.000 DIe Vorteile der Zuständigkeit beim Landkreis in Stichworten: 25.000

• Leistungen „aus einer Hand“, 20.000 • intensive persönliche Betreuung, • Chancengleichheit bei Vermittlung von Kurz- und 15.000 Langzeitarbeitslosen, • bessere arbeitsmarktpolitische Steuerungsmög- 10.000

lichkeiten durch höhere lokale Flexibilität (keine 5.000 Zentralbindung), • Nutzung kreiseigener Einrichtungen, 31.392 34.028 31.001 30.049 27.796 27.043 25.006 23.685 22.700 21.650 20.280 18.502 • Wertschöpfungseffekte durch Projektarbeit, 24.747 26.941 24.453 23.500 21.706 20.778 19.082 17.830 17.099 16.141 14.948 13.330 • Schaffung niedrigschwelliger Angebote, 17.763 19.567 16.885 16.584 15.737 15.307 14.328 13.767 13.255 12.593 11.743 10.692 • Beibehaltung und Ausbau gewachsener und bewähr- 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 ter Strukturen, • Netzwerkerfahrungen (Jugendhilfe, Schuld- Personen ges. eLb ges. BG ges. nerberatung, Sucht- und Drogenberatung, Wirtschaftsförderung). Rückgangsquoten seit 2006: Längst ist die Entfristung der Option erfolgt, was für den Bedarfsgemeinschaften 45,36 % Landkreis Meißen zugleich mit einer Erweiterung infolge der Erwerbsfähige Leistungsberechtigte 50,52 % Kreisgebietsneugliederung verbunden war. Der Landkreis Personen 45,63 % Meißen trat planmäßig zum Jahresbeginn 2011 die Rechts- nachfolge der ARGE SGB II Riesa-Großenhain an. Die mög- Aktuell werden 16.788 Personen, davon 12.677 erwerbsfä- liche Rückgabequote von 10 % des BA-Personals (insgesamt hige Leistungsberechtigte in 10.138 Bedarfsgemeinschaften zwölf Personen) wurde ausgeschöpft, die entstehenden Lü- betreut. Die Arbeitslosenquote im Landkreis Meißen liegt cken konnten vor allem durch zugewiesenes Personal aus der bei 7,5 %, im SGB II-Bereich bei 4,9 %. Die Teams haben je Kernverwaltung, welches vorher in der Dateneingabe mit ein- nach Zuständigkeitsgebiet um die zwölf Sachbearbeiter, dazu gesetzt war, kompensiert werden. Es erfolgte eine Durchmi- zehn Fallmanager und arbeiten nach dem Regionalprinzip als schung des Personalbestandes an den Standorten sowohl auf persönliche Ansprechpartner vor Ort an vier Standorten im Teamleiter- als auch auf Mitarbeiterebene; Grundorganisation Landkreis.

19 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

Integrierte Organisation In den vergangenen Jahren wurde zunehmend deutlich, dass Die Aufgabenbereiche sind vielfältig und komplex: Sachbe- die arbeitsmarktnahen Leistungsbezieher relativ schnell und arbeiter kümmern sich vorrangig um leistungsrechtliche An- leicht in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren waren, zu- gelegenheiten; Fallmanager sind zuständig für soziale Be- mal dieser Prozess durch den konjunkturellen Aufschwung treuung und Wiedereingliederung auf dem Arbeitsmarkt. begünstigt wurde. Die arbeitsmarktferneren Personen hin- Dabei werden sie durch Spezialkräfte im Arbeitgeberser- gegen fit für den (ersten) Arbeitsmarkt zu machen, erwies vice, der Berufsberatung bzw. im U25-Fallmanagement, sich als weitaus schwieriger. Die regulären Förderinstrumen- dem Reha-Fallmanagement oder z. B. der Selbständigenbe- te reichen hierzu in der Regel nicht aus. Deshalb investiert treuung unterstützt. Ämterübergreifende Abstimmungen z. der Landkreis bereits seit Jahren in erheblichem Maße vor B. mit dem Jugendamt, Sozialamt, Kreisentwicklungsamt, allem im Rahmen kommunaler Kofinanzierungen in niedrig- Gesundheitsamt, der Schulverwaltung, aber auch der ört- schwellige Angebote, um arbeitsmarkferne Personen sozial lichen Agentur für Arbeit sind auf kurzem Wege möglich. zu stabilisieren und sukzessive wieder an den Arbeitsmarkt In den Gebäuden gibt es keine abschirmende Eingangszo- heranzuführen. Auch wäre der Landkreis bereit, modellhaft ne, so dass die direkte persönliche und darüber hinaus te- im Wege des sog. Passiv-Aktiv-Transfers in seine Bürger zu lefonische Erreichbarkeit der Mitarbeiter gewährleistet ist. investieren. Bürgerfreundliche Öffnungszeiten und eine Servicehotline runden das Angebot ab. Um die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen zu überprüfen und

Personalentwicklung im Jobcenter 2011 - 2017

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Der Aufbau eines eigenen Maßnahmemanagements im die meist kleinen Entwicklungsschritte der Leistungsberech- Geschäftsbereich Eingliederung macht sich bezahlt, indem tigten zu dokumentieren, wurde in der Fachsoftware des Arbeitsmarkt- und Bildungsbedarfsanalysen sowie inter- Jobcenters ein System implementiert, um die Integrations- ne und externe Bedarfsermittlungen durch Mitarbeiter im fortschritte zu messen und aufzuzeigen. Dieses System wird Haus erstellt, in einer Datenbank erfasst und aufbereitet zurzeit technisch weiter verbessert und soll künftig dem werden. Gleichwohl hat sich die Durchführung von Verga- Fallmanagement ganzheitlich zur Verfügung stehen. beverfahren in eigener Zuständigkeit bewährt und dadurch die Passgenauigkeit der Maßnahmeangebote verbessert. Mit Blick auf künftige Herausforderungen hat sich das Job- center Meißen zum Ziel gesetzt, alle jungen Menschen auf Intensive Netzwerkarbeit ihrem schulischen Weg bzw. hin zu Ausbildung und Beruf Das kommunale Jobcenter des Landkreises zeichnet neben größtmöglich zu unterstützen und im Landkreis zu halten. den lokalen Kenntnissen des Arbeitsmarktes besonders Ebenso werden Arbeitssuchende über die regionalen Stel- die intensive Netzwerkarbeit mit anderen Sozialleistungs- lenangebote, Qualifizierungsmöglichkeiten und Beschäfti- trägern, Stellen der regionalen Daseinsfürsorge, gemein- gungsperspektiven informiert und damit der Slogan „Hier nützigen Trägern sowie Kammern, Verbänden und der bist Du zuhause! Hier ist Dein Job!“ in die Tat umgesetzt. Wirtschaftsförderung aus. Es gibt einen regelmäßigen Fach- austausch mit anderen Optionskreisen sowie einen guten Kontakt mit den Landesministerien.

20 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

Flexibel agieren im Interesse der Menschen Landkreis Anhalt-Bitterfeld

Um Menschen aus der Bedürftigkeit herauszuführen, können, die Möglichkeit, dezentral und entsprechend der bedarf es meist mehr, als eine freie Arbeitsstelle zu jeweiligen Bedingungen Erfordernisse vor Ort zu agieren akquirieren. Äußerst komplex sind die Problemlagen, sowie die Kompetenzen und Ressourcen aller kommunalen die die Betroffenen davon abhalten, in den Arbeits- Akteure nutzen zu können. prozess zurückzukehren. Ob Bildungsdefizite, psy- chosoziale Schwierigkeiten oder familiäre Problemla- Bei der Gründung des kommunalen Jobcenters waren viele gen: Das kommunale Jobcenter hält eine Vielzahl an Herausforderungen zu meistern. Die Übertragung von Da- Hilfsangeboten bereit. Sie zur Anwendung zu bringen, tenbeständen oder die Zusammenführung der Mitarbeiter Einfluss auf deren bedarfsgerechte Modifizierung zu von der Bundesagentur für Arbeit auf der einen und der Mit- nehmen sowie flexibel auf veränderte Rahmenbedin- arbeiter des Landkreises auf der anderen Seite forderten alle gungen reagieren zu können, macht die Arbeit des Beteiligten. kommunalen Jobcenters so erfolgreich. Dabei erwies sich die Trägerschaft in kommunaler Verant- Kreisgebietsreform 2007 hat die Option gestärkt wortung insbesondere zur nachhaltigen Überwindung der Das Jobcenter in Anhalt-Bitterfeld setzt das SGB II seit 2011 mit einer Kreisgebietsreform verbundenen Problemlagen, z. als Anstalt des öffentlichen Rechts um. Davor erfolgte die B. der Fusion von Kreisen mit unterschiedlichen Wirtschafts- Aufgabenwahrnehmung im Landkreis Anhalt-Bitterfeld und Verwaltungsstrukturen, als förderlich. Ausschlaggebend nach der Kreisgebietsreform 2007 durch die damalige ARGE dafür waren v. a. die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten und als auch die Optionskommune in Zerbst/Anhalt. Nach inten- die Möglichkeit, sehr schnell auf auftauchende Probleme vor sivem Diskussionsprozess aller beteiligten Akteure des regio- Ort angemessen reagieren zu können. So hält das Jobcen- nalen Arbeitsmarktes überzeugten letztlich die Erfahrungen ter an allen drei Standorten das volle Leistungs- und Betreu- der Trägerschaft in alleiniger kommunaler Verantwortung ungsspektrum aus Leistungssachbearbeitung, Arbeitsver- die Kreistagsabgeordneten als politische Entscheidungsträ- mittlung und Arbeitgeberservice vor. ger, die Aufgabenwahrnehmung im gesamten Landkreis in Form des Optionsmodells zu organisieren. Spielräume für eigenverantwortliches Handeln Die bestehenden Spielräume zum eigenverantwortlichen Handeln und die aus der Praxis gewonnenen Erfahrungs- werte können laufend und umgehend zur Optimierung der Arbeitsprozesse genutzt werden. Aus hiesiger Sicht fördert die kommunale Trägerschaft das kreative Einbringen und die Identifikation aller Mitarbeiter mit der Aufgabenwahrneh- Zerbst mung im Jobcenter und dessen geschäftspolitischen Zielen und Schwerpunkten. Dies sichert auch die Bewältigung der stetig steigenden Komplexität der Aufgaben.

Insbesondere konnten so in den letzten beiden Jahren die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Zugang von Flüchtlingen in das SGB II bewältigt werden, wobei die Möglichkeit, sehr schnell interne Weiterbildungsangebote Köthen zu organisieren und dringend benötigtes zusätzliches Perso- nal einzustellen, eine wesentliche Rolle spielte. Die Teilnah- me an Sprachkursen und interkulturellem Training oder aber auch die Spezialisierung bei der Betreuung der Flüchtlinge Bitterfeld-Wolfen konnte ausschließlich durch Eigeninitiative und freiwillige Bereitschaft der Mitarbeiter umgesetzt werden. In enger Zu- sammenarbeit mit der Ausländerbehörde und Nutzung der kreislichen Infrastruktur konnte die Neuantragstellung und Beratung der Menschen unbürokratisch begleitet und um- gesetzt werden Landkreis Anhalt-Bitterfeld Schlanke Verwaltungsstrukturen Ausschlaggebende Argumente waren dabei insbesonde- Wert wurde bei Gründung des kommunalen Jobcenters von re, alle Leistungen des SGB II aus einer Hand anbieten zu Anfang an auf eine schlanke Verwaltung und ausreichende

21 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

Das Jobcenter ebnet den Weg zum Ausbildungsplatz.

Personalausstattung im Bereich der unmittelbaren Betreuung der arbeitsuchenden Menschen gelegt. Damit sollten kurze Kommunikations- und Entscheidungswege gewährleistet werden. Zudem wurde die Standardisierung von Prozessab- läufen und Organisationsstrukturen auf ein notwendiges Maß beschränkt, um den Mitarbeitern die Spielräume für in- dividuelle Aktivierungsprozesse und Integrationsstrategien zu geben.

Heute kann eine positive Bilanz gezogen werden: So konn- te die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten von durchschnittlich 18.500 auf durchschnittlich 13.800 Per- sonen im Jahr 2016 verringert werden. Neben anderen Ur- sachen wie beispielsweise dem demografischen Wandel und einer anhaltend positiven konjunkturellen Entwicklung hat die erfolgreiche Arbeit des Jobcenters einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet.

Durch die Möglichkeiten der freien Gestaltung der Ablaufor- ganisation und der Geschäftsprozesse, die Freiheiten bei Aus- wahl und Einkauf von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen oder auch die eigenverantwortliche Festlegung der geschäfts- politischen Schwerpunkte und Ziele wird die Berücksichtigung kommunaler Strukturen und Interessen beim Einsatz der ar- beitsmarktpolitischen Instrumente gewährleistet.

Weiterhin positiv ist die Möglichkeit der Installation eines örtlich nutzbaren Controllings unter Berücksichtigung von Aufwand und Nutzen der Erhebung und Ermittlung von Daten. Die Erhebung und Auswertung von statistisch rele- vanten Informationen erfolgt aufgabenbezogen und zielo- rientiert. Zudem wird durch eine kontinuierliche und trans- parente Darstellung der zur Verfügung stehenden Budgets im Bereich der Eingliederungsmittel und Verwaltungskosten das Bewusstsein der Mitarbeiter für einen zweckmäßigen und sachgerechten Mitteleinsatz sichergestellt.

22 BESONDERE STRUKTUREN DER KOMMUNALEN JOBCENTER

Gesundheitsförderung im Jobcenter lohnt sich Landkreis Potsdam-Mittelmark

Gesundheitsförderung ist im Jobcenter des Landkreises eine qualifizierte Beratung in Einzel- oder Gruppengesprä- Potsdam Mittelmark (MAIA) ein unverzichtbares Ele- chen an. Die Psychologen der psychosozialen Betreuung sind ment im Fallmanagement. Die Ärzte und Psychologen, es auch, die im AmigA-Team mitwirken und so als Mittler zum die regelmäßig in den Dienststellen des Jobcenters zum Beratungszentrum wirken. Die Finanzierung läuft hier präsent sind, unterstützen die Fallmanager durch di- über den Kreishaushalt. rekte Gespräche mit Leistungsberechtigten, aber auch in Fallbesprechungen oder Fallkonferenzen. Wenn psy- Das gesundheitsorientierte Fallmanagement ist klar struktu- chische Probleme vorliegen, kann das Jobcenter auf die riert: Leistungsberechtigte mit gesundheitlichen Problemen, in enger Zusammenarbeit mit dem kreislichen Sozial- bei denen eine Motivation zur Verbesserung ihrer Situation dezernat aufgebauten psychosozialen Beratungsstel- erkennbar ist, werden auf freiwilliger Basis in das AmigA-Pro- len zugreifen. gramm aufgenommen. In der Regel soll die Teilnahme ein Jahr dauern, aber sie richtet sich in erster Linie nach den Bedürfnis- Seit Beginn der Aufgabenwahrnehmung als Optionskommu- sen des Teilnehmers und kann deshalb auch verlängert wer- ne ist das Prinzip einer Arbeitsförderung mit gesundheitsbe- den. Die durchschnittliche Teilnahmedauer beträgt 1,3 Jahre. zogener Ausrichtung (AmigA) Bestandteil der Integrationsar- beit des Jobcenters in Potsdam-Mittelmark. Diese Methode im Zusammenhang mit einem interdisziplinären Fallmanage- ment hat sich als sehr geeignetes Mittel zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit und zur Unterstützung der Integrati- sonstige on in den Arbeitsmarkt erwiesen, so dass das Modellprojekt in Arbeit / Ausbildung AmigA in das Regelangebot des Jobcenters überführt wurde. Heute ist AmigA aus der Integrationsarbeit des Jobcenters nicht mehr wegzudenken. Abbruch Ergebnisse von AmigA 2015/2016 Professionelle Beratung bei gesundheitlichen Problemen 2. Im Mittelpunkt des AmigA-Prozesses steht ein Team, in dem Arbeitsmarkt neben dem Fallmanager des Jobcenters je nach Bedarf ein arbeitslos Sozialmediziner und ein Psychologe mitwirken. Arzt und Psy- EM-Rente chologe sind regelmäßig in den Dienststellen des Jobcenters vor Ort. Die Sozialmediziner werden aus dem Verwaltungs- kostenbudget des Jobcenters finanziert und unterstützen die Fallmanager bei gemeinsamen Gesprächen mit den Leistungs- berechtigten. Sie stehen darüber hinaus allen Integrations- Gesundheitsorientiertes Fallmanagement ist fachkräften als Ansprechpartner für medizinische Fragen zur erfolgreich Verfügung. Auch die AmigA-Teilnehmer haben die Möglich- Die Ergebnisse von AmigA sind sehr ermutigend: Für 29 % der keit, individuelle Gespräche mit den Ärzten zu führen. Etwa Teilnehmer endete die Teilnahme bislang mit einer Arbeitsauf- 2 % der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im Jobcenter nahme oder dem Beginn einer Ausbildung. In 24 % der Fälle werden jeweils durch das AmigA-Fallmanagement betreut. wurde das Programm ohne eine direkte Integration in den Ar- beitsmarkt beendet. Wichtig ist auch, dass für 10 % der Teil- Grundlage der Gesundheitsorientierung im Jobcenter ist ein nehmer durch die intensive Betreuung die Bewilligung einer Schulungsangebot für alle Integrationsfachkräfte. Dabei wer- vollen Erwerbsminderungsrente erreicht werden konnte. Wei- den die Mitarbeiter sensibilisiert, insbesondere psychische tere 9 % konnten zwar keinen Job am ersten Arbeitsmarkt, Erkrankungen zu erkennen und Leistungsberechtigte mit ge- dafür aber eine Tätigkeit in einer öffentlich geförderten Be- sundheitlichen Problemen professionell zu beraten. schäftigungsmaßnahme aufnehmen. Ein wichtiger Effekt ist zudem, dass die Hälfte der Teilnehmer ihre Leistungsfähigkeit Suchtberatung und psychosoziale Betreuung als verbessert eingestuft, mithin die Teilnahme als sehr positiv In enger Zusammenarbeit mit dem Sozialdezernat der Kreis- empfunden haben. Da die meisten Teilnehmer Langzeitlei- verwaltung konnte als drittes Element von AmigA eine spezi- stungsbezieher sind, hat AmigA auch einen positiven Effekt ell auf die Bedürfnisse des Jobcenters ausgerichtete Suchtbe- auf die Senkung des Langzeitleistungsbezugs. ratung und psychosoziale Betreuung aufgebaut werden. Die Fachkräfte (Psychologen und Suchtberater) in den Beratungs- stellen bieten zunächst eine Diagnostik und darauf aufbauend

23 INTEGRATION VON FLÜCHTLINGEN AUS EINER HAND

Ganzheitlicher Ansatz durch Integrationsfallmanagement Landkreis Grafschaft Bentheim

Die Integration von Migranten, insbesondere von Aktivitäten ist eine kurzfristige Aktivierung des Flüchtlings Flüchtlingen, in unsere Gesellschaft stellt aktuell die sowie die Erarbeitung beruflicher Perspektiven, um die Mo- zentrale Herausforderung dar. Gelingt es uns, diese tivation zu erhalten oder zu erzeugen. Weiterhin beinhaltet Herausforderung zu meistern, ist Zuwanderung eine das Fallmanagement ein Controlling der Umsetzung sowie Chance. Wenn nicht, droht das Entstehen von Paral- der Fortschritte im Integrationsprozess. Der Fallmanager hat lelgesellschaften, insbesondere unter Flüchtlingen damit die Aufgabe des Managements des Integrationspro- aus Ländern mit unklarer Bleiberechtsperspektive und zesses inne und ist in diesem Sinn auch Ansprechpartner für mit spätem Zugang ins SGB II. Bei fehlender Integra- den Flüchtling, deckt aber ausdrücklich nicht die Aufgabe der tion entsteht ein sog. Lock In-Effekt in das Transfer- betreuenden Sozialarbeit ab. Aufgaben mit diesem Schwer- leistungssystem. Gute Beispiele aus der Praxis zeigen, punkt übernehmen die zuständigen Flüchtlingsbetreuer und dass eine Integration dann möglich ist, wenn kurz- Integrationslotsen, an die gegebenenfalls verwiesen wird fristig aufeinander abgestimmte und zeitlich ohne und mit denen im Bedarfsfall ein entsprechender Austausch Friktion aufeinander folgende Maßnahmeketten zu Betroffenen stattfindet. Die im Rahmen des Profilings ge- vorliegen und die Integration fördern. Die jüngeren wonnenen Daten werden den am Integrationsprozess be- Erfahrungen verdeutlichen, dass eine systematische teiligten Akteuren (Volkshochschule, Bildungskoordinator, Steuerung des Integrationsprozesses im Rahmen ei- Agentur für Arbeit etc.) in aggregierter Form zur Planung ner festen Struktur unerlässlich ist. Ohne dies bleibt eines ausreichenden Angebotes zur Verfügung gestellt. es dem Zufall überlassen, ob der einzelne Flüchtling individuell passgenaue Sprachkurs- und Maßnahme- Nach Erreichen eines geeigneten Sprachniveaus erfolgt eine ketten durchläuft, die Voraussetzung für eine Integra- Betreuung bzw. Vermittlung durch die Agentur für Arbeit, tion sind, und es besteht die Gefahr, dass Flüchtlinge, aus deren Budget dann auch weitere Aktivierungs- und die von sich aus keine weiteren Integrationsbemü- Qualifizierungsmaßnahmen finanziert werden. Der Fallma- hungen unternehmen und nicht nach Unterstützung nager beschränkt sich hier auf das Sicherstellen des „An- suchen, auf Dauer nicht integriert werden. kommens“ in der Beratung. Die Agentur für Arbeit ist ver- antwortlich für den Zugang zu Maßnahmen, Ausbildung, Getragen von dieser Erkenntnis hat sich der Landkreis Graf- Anpassungsqualifizierungen, Vermittlung in sozialversiche- schaft Bentheim bereits Anfang 2015 entschlossen, durch rungspflichtige Beschäftigung und Durchführung der Ar- eine Lenkungsgruppe Migration eine Steuerung des Integra- beitsmarktvorrangprüfung. Der Fallmanager unterstützt bei tionsprozesses von Neumigranten im Hinblick auf die soziale, der Integration in Praktika bzw. Arbeitsgelegenheiten und kulturelle und arbeitsmarktliche Integration vorzunehmen. Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen (FIM), um Wartezeiten Das kommunale Jobcenter, das in die Abteilung für kom- für Sprachkurse zu überbrücken oder berufliche Orientie- munale Arbeitsmarktintegration in die Landkreisstruktur ein- rung zu ermöglichen. gebettet ist, übernimmt hierbei eine besondere Rolle. Um Integration möglichst frühzeitig zu unterstützen und Zustän- Transparenz schaffen, Synergien nutzen digkeitsfragen nicht zum Hindernis werden zu lassen, wurde Um mehr Transparenz für die ankommenden Flüchtlinge, Ar- eine Steuerung der trägerübergreifenden Aktivitäten imple- beitgeber und hauptamtliche sowie ehrenamtlich engagier- mentiert. Im Bereich der Asylbewerber steuert ein Fallma- te Flüchtlingsbetreuer zu schaffen und Synergien zwischen nagement in kommunaler Finanzierung einen möglichst frik- den unterschiedlichen Aufgabenfeldern zu nutzen, werden tionslosen Integrationsprozess der geflüchteten Menschen im Landkreis Grafschaft Bentheim seit dem 1.9.2016 die von Anfang an. Die Erkenntnisse aus dem Fallmanagement Aufgaben können für Bedarfs- und Angebotsplanung genutzt werden. • Fallmanagement für Flüchtlinge im AsylbLG, Ganzheitliche Planung des Integrationsprozesses • Fallmanagement für Migranten SGB II, Das Fallmanagement umfasst nach einem Erstprofiling • Arbeitgeberlotse Flüchtlinge, hinsichtlich Sprachkenntnissen, Qualifikation und persön- • Anerkennungsberatungsstelle Netzwerk IQ und lichen Neigungen eine Planung des Integrationsprozesses • Beratung der Agentur für Arbeit einschließlich des Abschlusses einer Vereinbarung mit dem Flüchtling. Daran schließen sich die Zuführung in Maßnah- in einem Integrationszentrum (siehe Schaubild) zusammen- men zum Spracherwerb, die arbeitsmarktliche Beratung der gefasst. Mit Beginn des Leistungsbezuges SGB II findet eine Agentur für Arbeit sowie die Beratung hinsichtlich der Aner- Übergabe an den Fallmanagerkollegen SGB II im Integrati- kennung vorliegender Berufsabschlüsse an. Zielsetzung der onszentrum statt, die Förderung ist so friktionslos möglich.

24 INTEGRATION VON FLÜCHTLINGEN AUS EINER HAND

Bis Anfang 2017 konnten auf diese Weise von insgesamt Die enge Kooperation zwischen der Wirtschaftsvereinigung 796 Leistungsbeziehern im AsylbLG im Alter über 15 Jahren Grafschaft Bentheim e.V. als regionaler Arbeitgeberverband, mit 344 Personen Erstgespräche inklusive eines Profilings die die Vorgehensweise des Landkreises in ihrer Positio- durchgeführt werden. Mit 200 Personen fanden bereits wei- nierung anlässlich der Jahresauftaktveranstaltung 2017 als tere Folgegespräche statt. 131 Leistungsbezieher wurden kluges Vorgehen bezeichnete, wird in der 2016 geschlos- der Beratung durch die Agentur für Arbeit zugeführt. Die senen Kooperationsvereinbarung zwischen dem Integrati- Schnittstelle zur Agentur für Arbeit wurde durch die Büro- onszentrum und der Wirtschaftsvereinigung deutlich. gemeinschaft und enge Absprachen auf Grundlage einer Kooperationsvereinbarung optimiert. Koordinierung von Sprachangeboten ist eine Herausforderung Arbeitgeberlotsin Flüchtlinge Nach wie vor ist ein hoher Bedarf an Sprachvermittlung vor- Eine wichtige Rolle bei der Einbindung der regionalen Un- handen. Zwar haben einige Flüchtlinge inzwischen ein hohes ternehmen, der Arbeitgeber-verbände und der Kammern Sprachniveau erreicht, u. a. konnte eine Gruppe von Ärzten spielt die Arbeitgeberlotsin Flüchtlinge, die als einheitliche die C1-Prüfung ablegen. Dennoch konnten viele noch nicht Ansprechpartnerin für Arbeitgeber hinsichtlich der Be- in den Integrationskurs einmünden. Auch wird die Gruppe schäftigung von Flüchtlingen unabhängig vom Rechtskreis der Analphabeten noch Zeit brauchen, um ein arbeitsmarkt- fungiert. Seitens der Arbeitgeber wird diese Funktion als taugliches Sprachniveau zu erreichen. Die Koordination von sehr hilfreich empfunden und als Serviceangebot des Land- Sprachangeboten wird dabei eine wachsende Herausfor- kreises ausdrücklich gelobt, da Klärungsprozesse mit dem derung, da sich die Sprachkenntnisse der angekommenen Ausländeramt und der Agentur für Arbeit übernommen Flüchtlinge deutlich differenzieren. Anstatt einer Vielzahl und Beschäftigungsfragen abschließend geklärt werden von Anfängersprachkursen ist es nun nötig, Kurse für ver- können. schiedenste Bedarfe und auf verschiedensten Niveaustufen anzubieten.

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Gerade in der Fläche und mit teilweise eingeschränkter An- Ort wahrgenommen wurde, soll nun ergänzt werden um bindung an öffentlichen Nahverkehr stellt dies eine große Angebote, die den Flüchtlingen helfen, tatsächlich in der Aufgabe für alle Beteiligten dar. Ein Bildungskoordinator soll Gesellschaft ihren Platz zu finden. Intern hat der Landkreis hier möglichst zeitnah eingesetzt werden, um die Abstim- sich bereits im Rahmen der Lenkungsgruppe Migration mit mung zwischen dem Integrationszentrum und den Sprach- dem Thema „Werte“ auseinandergesetzt und einen Wer- kursträgern zu unterstützen. Eine weitere Herausforderung tekanon entwickelt. Dieser wird aktuell in Arbeitsgruppen besteht darin, den im Asylverfahren oder der Duldung ver- auf einzelne Handlungsleitfäden für Mitarbeiter übertragen. bleibenden Personen entsprechende Angebote wie Flücht- Parallel wird der Landkreis sein integrationspolitisches Leit- lingsintegrationsmaßnahmen, landesfinanzierte Sprachkurse bild entsprechend weiterentwickeln und als Schwerpunkt und Angebote der Agentur für Arbeit zur Verfügung zu stel- ein Handlungskonzept Integration erstellen. Professionsü- len. Zukünftig geht es vermehrt darum, die erreichten Inte- bergreifende Zusammenarbeit innerhalb des Landkreises, z. grationen in den Arbeits- und besonders auch Ausbildungs- B. mit dem Jugend- und Ausländeramt und Schulen, aber markt nachhaltig zu sichern. Gerade bei Auszubildenden, auch mit Wohlfahrtsverbänden, privaten Initiativen wie die aus sprachlichen Gründen in der Berufsschule zusätzliche Flüchtlingskreisen für ein im Landkreis abgestimmtes Verfah- Unterstützung benötigen, haben Unternehmen auch nach ren ist hierbei unerlässlich. Dies gilt insbesondere auch vor der Einstellung noch einen Beratungsbedarf. dem Hintergrund der Vermeidung von Doppelstrukturen.

Weiterentwicklung des integrationspolitischen Die bisherigen positiven Erfahrungen zeigen, dass eine er- Leitbildes folgreiche Umsetzung der ganzheitlichen Integration von Der Landkreis Grafschaft Bentheim beabsichtigt, im Jahr geflüchteten Menschen dann gelingen kann, wenn die Steu- 2017 im Bereich der gesellschaftlichen Integration weiter- erung und Umsetzung durch den kommunalen Träger, den gehende Angebote schaffen. Die bisherige Erstversorgung Landkreis, erfolgt. im Sinne von Ankommen, Unterbringung und Organisation von alltäglichen Behördengängen, die zu großen Teilen von durch den Landkreis finanzierten Flüchtlingsbetreuern vor

Schnelle und unbürokratische Entscheidungen im kommunalen Jobcenter Landkreis Kusel

Das kommunale Jobcenter Landkreis Kusel besteht seit 2012. Der Landkreis hat sich für die Option ent- schieden, da sich in den Jahren davor gezeigt hat, dass zwischen Landkreis und ARGE vielfache Schnittstellen bestehen. Seit der Kommunalisierung im Jahre 2012 werden Ressourcen besser genutzt und der Bürger ist näher an das Jobcenter angebunden worden. Dies wird insbesondere durch die örtliche Nähe, bekannte Strukturen, kürzere Wege, langjährig bekannte An- sprechpartner und damit kürzere Dienstwege reali- siert. Im Zuge dessen werden Dienste des Landkreises genutzt, deren eigener Aufbau für das kommunale Jobcenter zu aufwendig wäre (Lohnbuchhaltung, EDV, Organisation, usw.). Besonders wichtig ist aller- dings der Umstand, dass es seit 2012 mit dem kommu- nalen Jobcenter nur noch einen Leistungsträger gibt und damit eine schnellere und unbürokratischere Ent- scheidungsfindung gewährleistet ist. Wesentlich im Integrationsprozeß: Praktika und berufliche Qualifizierung.

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Dass das kommunale Jobcenter Landkreis Kusel durch das werden und die Rechte und Pflichten aller Leistungsempfän- Zusammenspiel mit dem Landkreis besonders erfolgreich ist, ger beschreibt. zeigt sich unter anderem bei der Integration von Flüchtlin- gen in unsere Gesellschaft. Koordinierung von Sprachkursen Das Jobcenter hat in Abstimmung mit dem Landkreis früh- Runder Tisch Asyl zeitig eine Migrationsstelle eingerichtet, die sich neben der Kreisverwaltung und Jobcenter haben frühzeitig einen Run- Erstorientierung, Zuführung zu Sprachkursen und Kompe- den Tisch Asyl ins Leben gerufen zur Einbindung Ehrenamt- tenzfeststellung auch um die Vermittlung von Flüchtlingen licher in die Flüchtlingsarbeit. Ein weiterer runder Tisch mit in Arbeit kümmert. Ergänzend wurde vorbereitend Anfang Jobcenter, Sozial- und Jugendamt, Ausländerbehörde, Bun- 2016 eine Maßnahme ausschreibungsreif erstellt, um auf desagentur für Arbeit und Berufsbildender Schule kümmert die wachsende Zahl von Flüchtlingen jederzeit reagieren zu sich gemeinsam um den Aufbau von hilfreichen Strukturen können. Nachdem der Bund die Eingliederungs- und Ver- für Belange von jugendlichen und erwachsenen Flüchtlin- waltungsmittel der Jobcenter flüchtlingsbedingt aufgestockt gen. Zudem unterhalten Kreisverwaltung und Jobcenter ein hat, wurde die Maßnahme unverzüglich ausgeschrieben gemeinsames Wohnungstool für Flüchtlinge und unterstüt- und zum 1.6.2016 begonnen. Dabei erhalten die Flüchtlinge zen sich gegenseitig bei der Unterbringung von geflüchteten neben Deutsch, Mathematik und EDV vor allem Unterricht in Menschen im Landkreis, unabhängig vom Rechtskreis. Das Sozialkunde, um die interkulturellen Unterschiede zwischen hat zur Folge, dass Flüchtlinge nach dem Rechtskreiswechsel den Heimatländern der Flüchtlinge und Deutschland aufzu- ins SGB II oftmals in den Wohnungen verbleiben können, zeigen. In Zusammenarbeit mit interessierten Arbeitgebern, die ursprünglich vom Landkreis für Asylbewerber angemie- die vielfältig Praktikumsplätze bereitstellen, erfolgt neben tet worden sind. der vorgeschalteten persönlichen Kompetenzfeststellung

Ablauf

1. Profilierung / Einstiegsphase Feststellung des Förderbedarfs

2. Sprachliche 3. Sozialpädagogische 4. Netzwerk 5. Kompetenz- Qualifizierung Betreuung des DLZ feststellung Betriebliche Erprobung 6. Integration Jobcoaching Querschnittsaufgaben Schlüsselkompetenzen 7. Stabilisierung Sozialpädagogische Begleitung

Eingebunden in die Flüchtlingsarbeit ist das Interkulturelle auch eine praktische Kompetenzfeststellung, um danach Kompetenzzentrum, ein Tochterunternehmen des Land- die richtigen Folgemaßnahmen (Vermittlung in Arbeit, Zu- kreises, das dem Jobcenter mit Rat und Tat zur Seite steht. führung zu einer schulischen oder betrieblichen Ausbildung, Dieses stellt dem Jobcenter und dem Landkreis ein internet- Qualifizierung in einem angestammten Beruf, Qualifizierung gestütztes Stellenportal zur Verfügung, das 95 % aller offe- zur Ausbildungsreife usw.) einleiten zu können. nen Stellen im Landkreis sowie in angrenzenden Gebieten ausweist. Flüchtlinge werden beim Rechtskreiswechsel vom Während der gesamten Maßnahme werden die Flüchtlinge AsylbLG zum SGB II persönlich vom Sozialdienst des Inter- zur Bewältigung ihres Alltages in Deutschland, aber auch zu kulturellen Kompetenzzentrums, falls notwendig in Beglei- Bewältigung von traumatischen Erlebnissen in ihrem Hei- tung eines Dolmetschers, zum Jobcenter begleitet, um eine matland, oder auf der Flucht, sozialpädagogisch betreut. schnelle Leistungsgewährung zu ermöglichen. Ein zügiger Das Ziel der Maßnahme besteht nicht nur darin, Flüchtlinge Datenaustausch mit Einverständnis des Kunden ist damit in Ausbildung oder Arbeit zu vermitteln; vielmehr sollen sie gewährleistet. nach Abschluss der Maßnahme in der Lage sein, ihren Alltag an ihrem Wohnort selbst gestalten zu können. Damit wird Darüber hinaus können anerkannte Flüchtlinge Sprachkurse ein wichtiger Beitrag zur sozialen Integration von geflüchte- der Kreisvolkshochschule nutzen, die vom Landkreis initiiert ten Menschen in unsere Gesellschaft geleistet. und finanziert sind. Jobcenter und Landkreis haben ferner eine App für Flüchtlinge entwickelt, in der neben aktuellen Infos auch die Verfahrensabläufe in den Behörden abgebildet

27 INTEGRATION VON FLÜCHTLINGEN AUS EINER HAND

Kommunales Netzwerk sichert Flüchtlingsintegration Landkreis Mayen-Koblenz

„Erfolgreiche Integrationsarbeit gelingt nur im Netz- Projekt „Migration und Koordinierung im Landkreis werk und durch die Nähe zur kommunalen Familie.“ Mayen-Koblenz“ Von dieser Aussage ist man im Landkreis und im Job- Die Abstimmungsprozesse von Gemeinden sowie Einrich- center Mayen-Koblenz (MYK) überzeugt und tritt tungen und ehrenamtlichen Helfern erforderten eine Stabs- auch gleich den Beweis an. In Mayen-Koblenz funk- stelle. Diese wurde gemeinsam mit dem Jobcenter im Land- tioniert Integration schnell, reibungslos und individu- kreis aufgebaut. Das Projekt „Migration und Koordinierung ell. Ein Erfahrungsbericht. im Landkreis Mayen-Koblenz“ (MiKo-MYK) befasst sich mit der Vernetzung der einzelnen Initiativen, Verwaltungen so- Als 2015 der Flüchtlingsstrom Deutschland erreichte, waren wie Projekte. MiKo-MYK stellt eine Informationsdrehschei- vor allem die Kommunen hiervon betroffen. In der Bewäl- be zur Verfügung und handelt bedarfsorientiert auf strate- tigung der vielfachen Herausforderungen waren die kom- gischer Ebene. Die Anlaufstelle hilft Behörden und anderen munalen Einrichtungen auf sich gestellt. In Mayen-Koblenz Akteuren, die sich mit Integration befassen, sich zu vernet- wurden in dem Jahr mehr als 1.250 Menschen, die Zuflucht zen. So wurde etwa mit dem „Netzwerk Flüchtlingshilfen“ suchten, aufgenommen. Die Prognosen gingen von bis zu eine virtuelle Plattform geschaffen, auf der Informationen 140 weiteren Flüchtlingen pro Woche aus. In den Griff be- weiter gegeben werden. Alle kommunalen Verwaltungen, kam man die Situation trotzdem und dies hatte mit den tra- Kammern sowie die Agentur für Arbeit haben durch Koo- ditionell im Landkreis vorhandenen Ressourcen, d. h. einer perationsvereinbarungen den Grundstein für einen gemein- guten Netzwerkstruktur von ehrenamtlichen Helfern und samen interkulturellen Schulungsprozess gelegt. Alle in die hauptamtlichen Stellen zu tun. Nach wie vor werden diese Flüchtlingsarbeit eingebundenen Helfer wurden in besonde- Strukturen im Hinblick auf das langfristige Ziel, die Flücht- ren Veranstaltungen geschult. linge dauerhaft in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft zu integrieren, fortentwickelt. Im Vordergrund stehen das Durch professionelle Netzwerkarbeit wurden schnell Be- Erkennen und Fortentwickeln von individuellen Potenzialen darfe analysiert, formuliert und in Produkte umgewandelt. der Menschen. Zu nennen sind freiwillig durch den Landkreis finanzierte Sprachkurse für Flüchtlinge und Dolmetscherleistungen. Das Der Landkreis und das Jobcenter Mayen-Koblenz arbeiten Projekt „Soziale Teilhabe“ ermöglichte die Einstellung von traditionell gemeinsam mit Netzwerken an bedarfsorien- Kulturmittlern in Verwaltungen. Bisher stehen neun Kultur- tierten Lösungen. Ein hohes Augenmerk wird auf individu- mittler den Menschen vor Ort zur Verfügung. elle Hilfsangebote gelegt. Diese Strategie konnten die Ver- antwortlichen im Kreis Mayen-Koblenz hervorragend bei Beratungsstelle „Integration durch Qualifizierung“ der Arbeit mit Flüchtlingen einsetzen. Bereits während des Asylverfahrens gibt es eine Anerken- nungsberatung durch die ins Jobcenter seit 2013 integrierte Der Landkreis Mayen-Koblenz ist der einwohnerstärkste Beratungsstelle „Integration durch Qualifizierung“ (IQ). Die- Landkreis in Rheinland-Pfalz mit drei Städten und sieben se beiden Maßnahmen geben erste Hinweise, welcher Qua- Verbandsgemeinden. Abstimmung und gemeinsames Vor- lifizierungsbedarf bei den Menschen besteht. Das Jobcenter gehen in der kommunalen Familie ist der Schlüssel des Er- engagiert sich schon frühzeitig im Prozess, bevor die Ziel- folges. Dadurch konnten im Landkreis bisher alle Flüchtlinge gruppe in den Zuständigkeitsbereich des SGB II wechselt. dezentral untergebracht werden. Zur Koordinierung der Durch das Engagement und das Wissen kann das Jobcenter Unterbringung, Leistungsgewährung und Übergabe an das schon frühzeitig seine Integrationsprozesse strukturieren. Jobcenter nach Abschluss des Asylverfahrens wurden fort- laufend seit dem Jahr 2014 spezialisierte Arbeitsgruppen Projekt „Leben – Qualifizieren – Arbeiten“ gebildet, das Jobcenter wurde bereits während des Asylver- Daneben wurde mit dem Projekt „Leben – Qualifizieren – fahrens eingebunden. Arbeiten“ (LQA) im Jobcenter ein spezielles Angebot für Flüchtlinge geschaffen. Zentrales Thema in LQA ist die be- Das Jobcenter Mayen-Koblenz ist vor allem durch seinen rufsbezogene Sprachförderung. Sie kann schon auf die Projektbereich besonders flexibel und kann schnell auf ver- sprachlichen Anforderungen in Berufsfeldern eingehen. Teil- änderte Situationen reagieren. Daher konnten Projekte ins nehmen soll jeder erwerbsfähige Flüchtling, der zurzeit nicht Leben gerufen werden, die sowohl Flüchtlingen den Einstieg durch Integrationskurse oder andere Angebote versorgt ins Berufsleben erleichtern als auch die ehrenamtlichen Hel- ist. Bei der Sprachqualifizierung gibt es drei Schwierigkeits- fer unterstützen. Die Vernetzung spielt dabei jeweils eine grade: keine, mittlere oder gute sprachliche Vorkenntnisse. besondere Rolle. Beispiele machen dies deutlich: Ergänzend sind die intensiven Einzelberatungen und modu- laren Gruppenangebote inklusive der Möglichkeit, bei Ar- beitsgelegenheiten sich in verschiedenen Arbeitsbereichen

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zu erproben. Dort erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit stellten: Wie kann die Verständigung mit den Flüchtlingen den kommunalen Beschäftigungsgesellschaften. funktionieren? Welche organisatorischen Veränderungen müssen getroffen werden, um die Arbeitsabläufe an geän- Groß geschrieben wird auch die Zusammenarbeit mit Ar- derte Anforderungen anzupassen? Was ist essentiell für eine beitgebern zur Durchführung von Praktika und Einstiegs- gelingende Integration in Arbeit und Gesellschaft? qualifizierungen. Die Gruppenangebote behandeln neben Arbeitsmarktthemen, wie Bewerbungstraining oder Erwerb Um die Flüchtlinge möglichst gut betreuen zu können, or- eines Führerscheines zur Verbesserung der Mobilität, auch ganisierte man über den Flüchtlingskoordinator des Land- soziokulturelle Themen. Beispielhaft sind zu nennen: Sozial- kreises bereits 2015 einen Dolmetscherpool. Anfang 2016 versicherungssysteme in Deutschland, Umgang mit Banken, wurden für jeden Standort des Jobcenters Flüchtlingslotsen Abschluss von Verträgen oder ein Mobilitätstraining mit Po- eingestellt, die vorrangig als Sprachmittler arbeiten. Neu hin- lizei und ADAC. Für die Durchführung der Module konnten zugekommen ist 2017 eine kreisweite Jobbörse, die auch in externe, auch ehrenamtliche, Referenten gewonnen werden. arabischer Übersetzung zur Verfügung steht.

Die erforderlichen SGB II-Anträge wurden für den Personen- kreis der Flüchtlinge vereinfacht und mit weiteren Informa- tionen auf der Homepage des Jobcenters veröffentlicht. Parallel hierzu erhielten die Ehrenamtler in etlichen Veran- staltungen wichtige Informationen für ihre Arbeit mit den Flüchtlingen.

Im Bereich Markt und Integration wurden Integrations- manager implementiert. Es handelt sich hier um persön- liche Ansprechpartner, die sich schwerpunktmäßig mit der Flüchtlings-Thematik befassen und überwiegend Flüchtlinge betreuen.

An der konzeptionellen Aufstellung wurde bereits seit Mit- te 2015 gearbeitet, mit dem Ziel, eine Integrationskette zu schaffen. Jeder anerkannte Flüchtling sollte ein passendes Angebot erhalten. Wichtige Eckpunkte bei der konzeptio- Mobilitätstraining von Flüchtlingen gemeinsam mit der Polizei und weiteren nellen Entwicklung waren die sprachliche Qualifizierung, die Helfern als ein Baustein auf den Weg zur Qualifizierung. Feststellung der Kompetenzen und die individuelle Beglei- tung, Beratung und berufliche Qualifizierung. Die Möglich- Da das Jobcenter über eine Zertifizierung nach der Akkredi- keiten der Sprachförderung werden konsequent genutzt. tierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung ver- Ziel ist es, ein möglichst hohes Sprachniveau zu erreichen. fügt, können Integrationsmaßnahmen wie LQA eigenstän- dig durchgeführt werden. Das Jobcenter ist hier nicht auf Alle Flüchtlinge durchlaufen möglichst früh eine zweiwö- Dritte angewiesen. Dies erleichtert erheblich die Steuerung chige sprach- und kulturneutrale Kompetenzfeststellung. ins Projekt und die ständige Anpassung an neue Gegeben- Diese dient der Festlegung einer späteren Integrationsstra- heiten und Anforderungen. Eine Erweiterung des Projektes tegie und gibt Hinweise zur Berufsbiografie, zum medizi- für Mitte 2017 ist angedacht. nischen und psychologischen Status inklusive eventueller Traumatisierungen, zum sozialen Umfeld und zur intellek- Projekt „Mütter mit Migrationshintergrund in tuellen Leistungsfähigkeit sowie zu Schlüsselkompetenzen. Beschäftigung“ Sie beinhaltet ebenfalls eine Erprobung in verschiedenen Das Projekt „Mütter mit Migrationshintergrund in Beschäf- Berufsfeldern. tigung“ (MIB) richtet sich speziell an Mütter von Migranten- familien im Alter von 18 bis 50 Jahre. Insbesondere werden Durch den Aufbau der Integrationskette soll es jedem Men- Frauen angesprochen, die nach einer Familienphase in das schen ermöglicht werden, unter Ausnutzung seiner persön- Erwerbsleben einsteigen oder zurückkehren wollen. Mit lichen Stärken und individuellen Fähigkeiten dahingehend einem ganzheitlichen Ansatz will das Projekt Frauen dabei gefördert zu werden, dass eine möglichst hohe Qualifika- unterstützen, ihre soziale und berufliche Situation zu verbes- tion erreicht wird. Nur zufriedene und glückliche Menschen sern. Durch den Erwerb beruflicher Kenntnisse und Fähigkei- können unabhängig von ihrer Nationalität dauerhaft in den ten sowie Stärkung sozialer und methodischer Kompetenzen Arbeitsmarkt und damit untrennbar verbunden in die Gesell- wird die Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt gefördert. schaft integriert werden.

Parallel zur Projektarbeit konnte das Jobcenter Lösungen für verschiedene Probleme entwickeln, die sich schon früh

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Migrationsbeauftragte des Jobcenters Stadt Münster

Aufgrund der verstärkten Zuwanderung von geflüch- Daneben ist die Migrationsbeauftragte für die Konzeption teten Menschen hat die Stadt Münster 2015 eine kom- und Durchführung von Informationsveranstaltungen des munale Erstaufnahmeeinrichtung in einer ehemaligen Jobcenters für die Kundengruppen der leistungsberech- Kaserne eingerichtet. Anfang November 2015 wurde tigten Geflüchteten und Menschen mit Migrationsvorge- diese in Kooperation mit der Agentur für Arbeit, dem schichte verantwortlich. Für Geflüchtete, die Neukunden des Jobcenter und weiteren regionalen Partnern um den Jobcenters sind, werden Informationsveranstaltungen unter Integration Point ergänzt. Damit war Münster eine den Titeln „Wegweiser neu im Jobcenter“ und „Praktische der ersten Kommunen in Nordrhein-Westfalen, die Hinweise zum Leben in Münster“ abgehalten. Die Veranstal- einen Integration Point als erste Anlaufstelle für ge- tungen finden in kleinen Gruppen von maximal 20 Personen flüchtete Menschen eingerichtet hat. statt, um auch Raum für Fragen der Leistungsberechtigten zu lassen. Die Veranstaltung „Wegweiser neu im Jobcenter“ Das vorrangige Ziel des Integration Points besteht darin, ei- dient dabei einer ersten Orientierung zu den Aufgaben des nen möglichst reibungslosen Übergang zwischen den Rechts- Jobcenters, den Rechten und Pflichten, die sich aus dem kreisen bzw. den verschiedenen Aufgaben- und Themenbe- SGB II ergeben, und dem Ansatz „Fördern und Fordern“. Im reichen für die geflüchteten Menschen zu gestalten und die Rahmen der Vortragsreihe „Praktische Hinweise zum Leben Unterstützung, Beratung und Förderung miteinander zu ver- in Münster“ werden den Teilnehmenden verschiedene As- zahnen. Durch die gute Kooperation der Stadt Münster mit pekte des Lebens in Münster, wie Wohnungssuche, Kinder- der Agentur für Arbeit und den weiteren externen Partnern betreuung, Münsterpass, Gesundheitsvorsorge oder auch (z. B. der Wirtschaftsförderung und den Kammern), insbeson- das Bildungs- und Teilhabepaket vermittelt. Beide Veranstal- dere aber auch durch das synergetische Zusammenwirken der tungsreihen werden durch Dolmetscher begleitet. städtischen Ämter miteinander (insbesondere das Jobcenter und das Sozialamt), ist dies bislang sehr gut gelungen. „Ihr Start in das Berufsleben“ Für diejenigen Leistungsberechtigten mit Migrationsvorge- Eigene Fachstelle eingerichtet schichte, die schon länger in Deutschland leben und schon Das Jobcenter der Stadt Münster hat frühzeitig entschie- etwas mehr als Grundkenntnisse der deutschen Sprache den, die Beratung, Förderung und Integration der geflüch- beherrschen, findet eine gesonderte Informationsreihe, „Ihr teten Leistungsberechtigten in einer gesonderten Fachstelle Start in das Berufsleben“, statt. In dieser Reihe wird versucht, durchzuführen, um den speziellen Bedarfen der Zielgruppe einen möglichst umfassenden Blick auf die Arbeitswelt in gerecht zu werden. Mit Anstieg der Zahl der leistungsberech- Münster zu geben und grundlegende Informationen über alle tigen Geflüchteten im SGB II-Leistungssystem durch eine hö- wichtigen Aspekte zu vermitteln, die dann in der Einzelbera- here Entscheidungsrate des Bundesamtes für Migration und tung individuell weiter vertieft und verfolgt werden. Im Einzel- Flüchtlinge ab August 2016 wurden die im Vorfeld getätigten nen finden Veranstaltungen zu Themen wie Qualifizierungs- umfangreichen Planungen für eine solche Fachstelle konkre- maßnahmen des Jobcenters, Schule und Ausbildungssystem, tisiert und zu Anfang September 2016 in die Tat umgesetzt. Freiwilliges Soziales Jahr/ Bundesfreiwilligendienst, Studium, Mit dem Ziel, durch Bündelung der Kompetenzen an einem Beschäftigungsverhältnisse, Stellensuche und Bewerbungs- Ort durch kurze Wege eine optimale Betreuung zu gewähr- verfahren, aber auch Selbstständigkeit und Existenzgründung leisten, wurde die neue Fachstelle für leistungsberechtigte statt. Die Veranstaltungen der Reihe werden bewusst ohne Geflüchtete in direkter Nähe zur kommunalen Erstaufnah- Dolmetscher, aber in einer leichten Sprache und in Koope- meeinrichtung und dem Integration Point in der ehemaligen ration mit verschiedenen Netzwerkpartnern, wie z. B. der Kaserne angesiedelt. Handwerkskammer, der Kreishandwerkerschaft, dem Projekt Mamba1 und den Hochschulen, durchgeführt. Parallel dazu wurde im Jobcenter die Stelle einer Migrations- beauftragten eingerichtet, die einerseits zentrale Ansprech- Neben der Vermittlung der Inhalte geht es bei der Reihe auch partnerin für die besonderen Belange der Menschen mit Mi- darum, Möglichkeiten des Kennenlernens zwischen Arbeit- grationsvorgeschichte im Leistungssystem des SGB II ist und gebern und Arbeitsuchenden zu schaffen. So nahmen z. B. gleichzeitig das Jobcenter in den für die erfolgreiche Integrati- an der Veranstaltung „Meine Zukunft im Handwerk“ in Ko- on dieser Kundengruppe relevanten lokalen Netzwerken ver- operation mit der Kreishandwerkerschaft nicht nur Arbeit- tritt. Dies sind in erster Linie die anderen Ämtern und Einrich- suchende, sondern auch Arbeitgeber teil, um sich über die tungen der Stadt Münster (insbesondere das Sozialamt, das Fördermöglichkeiten und Dienstleistungen des Jobcenters Ausländeramt, das Amt für Schule und Weiterbildung und zu informieren. Im Rahmen eines sich anschließenden speed das Kommunale Integrationszentrum), die Migrantenselbst- organisationen, die Bildungsträger sowie die diversen ehren- 1 Münsters Aktionsprogramm für Migranten und Bleibeberechtigte zur Arbeits- amtlichen Akteurinnen und Akteure in der Stadt. marktintegration in Münster und im Münsterland.

30 INTEGRATION VON FLÜCHTLINGEN AUS EINER HAND

datings wurden erste Kontakte geknüpft, Bewerbungsun- trägt und gleichzeitig intern als Ansprechpartnerin für alle terlagen überreicht und Vereinbarungen für ausführlichere das Thema Migration betreffenden Angelegenheiten zur Vorstellungsgespräche getroffen. Verfügung steht, werden bewusst auch andere, jenseits der klassischen Informationsvermittlung des Jobcenters gele- Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen gene Mittel genutzt. So werden verstärkt die von den Ge- Ein wesentliches Aufgabenfeld der Migrationsbeauftragten flüchteten selbst ins Leben gerufenen lokalen Medien, wie z. ist auch die Information der in der Flüchtlingshilfe tätigen B. das arabisch-sprachige Radio oder auch die arabisch-spra- ehrenamtlichen Akteure in Münster. Neben der Vermitt- chigen Printmedien der hiesigen Migrantenselbstorganisati- lung der Aufgaben und Möglichkeiten des Jobcenters bei onen, genutzt, um die Mitglieder der Community direkt an- den einzelnen Flüchtlingsinitiativen vor Ort wird in Koope- zusprechen und über die Aufgaben und Möglichkeiten des ration mit dem Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Jobcenters zu informieren. Münster eine Informationsreihe „Arbeit und Ausbildung von Geflüchteten“ angeboten, die sich speziell an die Gruppe Die bisherigen Rückmeldungen der – internen und externen der Ehrenamtlichen wendet. In der Reihe werden im Rah- – Schnittstellenpartner sowie die Erfahrungen der Migrati- men von fünf Veranstaltungen die Themen Übergang von onsbeauftragten selbst sind durchweg positiv und bestätigen Schule und Beruf, Freiwilligendienste (Freiwilliges Soziales die Entscheidung, eine solche Stelle in der gewählten Form Jahr und Bundesfreiwilligendienst), Ausbildungs- und Be- einzurichten. Die zielgruppenspezifischen Kooperationen schäftigungsmöglichkeiten, Aufgaben und Angebote des des Jobcenters werden durch die Arbeit der Migrationsbe- Jobcenters sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Unter- auftragten gestärkt und ausgebaut, und insbesondere wird stützung behandelt. Transparenz bzgl. der jeweiligen Aufgaben in der Betreuung, Beratung, Förderung und Integration von Menschen mit Mi- Die Migrationsbeauftragte des Jobcenters der Stadt Münster grationsvorgeschichte geschaffen, die eine bestmögliche dient als Brücke zwischen den verschiedenen Akteuren in Nutzung von Synergieeffekten ermöglicht. der Betreuung und Integration der geflüchteten Menschen in der Stadt Münster. Für diese Funktion als Mittlerin, die In- formationen des Jobcenters an Multiplikatoren nach außen

Berufliche Integration gelingt in guter Kooperation Landkreis Biberach

Die berufliche Integration ist eine der wesentlichen Herausforderungen in der Flüchtlingsarbeit. Da für die berufliche Eingliederung je nach Aufenthalts- status die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter verantwortlich ist, wurde auf Anregung des Land- kreises am 1.2.2016 im Jobcenter Biberach eine Bü- roarbeitsgemeinschaft von kommunalem Jobcenter und örtlicher Agentur für Arbeit, das Team Arbeits- integration Flüchtlinge (AIF), gegründet. Die Erfolge nach einem Jahr können sich sehen lassen.

Unter einem Dach und aus einer Hand werden vom Team Arbeitsintegration Flüchtlinge alle wichtigen Dienstlei- stungen zur beruflichen Eingliederung für Flüchtlinge und Landkreis Biberach: Passgenaue Beratungsangebote Arbeitgeber erbracht. Hierzu wurde eine enge Zusam- menarbeit mit dem Amt für Flüchtlinge und Integration, Kluge Netzwerkarbeit vermeidet Doppelstrukturen dem Jugendamt und den Ausländerbehörden im Kreis Bereits seit Herbst 2015 werden gemeinsam mit den Netz- vereinbart. werkpartnern Strategien für die berufliche Eingliederung

31 INTEGRATION VON FLÜCHTLINGEN AUS EINER HAND

entwickelt. Ziel ist es, die berufliche Integration von Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen (FIM) während des Flüchtlingen gemeinsam zu unterstützen und zu begleiten, AsylbLG-Bezugs geben Flüchtlingen die Chance, möglichst ohne dass Ressourcen doppelt eingesetzt werden. Alle früh zu erleben, wie der Arbeitsalltag in Deutschland aus- Beteiligten sind sich einig, dass die Erkenntnisse aus der sieht. Um möglichst vielen Flüchtlingen die Chance auf eine ehrenamtlichen Arbeit einen wesentlichen Beitrag bei der Beschäftigung zu ermöglichen, werden die FIM durch einen beruflichen Integration der Flüchtlinge leisten. Mit dem Mitarbeiter des AIF koordiniert und in enger Zusammenar- Ehrenamt wurde daher ein strukturiertes Verfahren zur beit mit dem Sozialdienst Asyl besetzt. Aktuell sind bereits Unterstützung bei der beruflichen Integration der Flücht- 113 Stellen beantragt und 92 Stellen bewilligt. Derzeit ar- linge entwickelt, das eine Abgrenzung zwischen Haupt- beiten 148 Flüchtlinge in einer Arbeitsgelegenheit, rund zur und Ehrenamt umfasst und gleichzeitig verhindert, dass Hälfte über FIM finanziert. Arbeitgeber mit Bewerbungen überschwemmt werden.

Der Landkreis Biberach hat früh mit dem Aufbau kommu- naler Strukturen und deren Vernetzung begonnen. Das Ziel, alle arbeitsfähigen Flüchtlinge im Alter bis 40 Jahre aus Ländern mit einer hohen Bleibewahrscheinlichkeit in die Beratung zur beruflichen Eingliederung aufzunehmen, konnte dadurch zum Jahresende 2016 erreicht werden.

Wesentliches Element des Teams Arbeitsintegration Flücht- linge ist die Zugangssteuerung. Mitarbeiter des Sozialdiens- tes Asyl bereiten den Erstkontakt vor. Anhand der persön- lichen Situation wird dann im Team AIF entschieden, ob eine Berufsberatung im AIF stattfindet oder die Beratung über die Integrationsfachkräfte erfolgt. Der weitere Eingliede- rungsprozess wird durch eine Clearingstelle gesteuert. So ist sichergestellt, dass z. B. die Teilnahme an einem Integrati- onssprachkurs bei Flüchtlingen aus Ländern mit einer hohen Bleibewahrscheinlichkeit schon vor der Anerkennung einge- Bei der beruflichen Eingliederung spielt das Handwerk eine zentrale Rolle. leitet wird. Die Beschäftigung in handwerklichen Tätigkeiten erfordert Kooperation mit Arbeitgebern bei einer Arbeitsaufnahme eine Sicherheitsbelehrung durch Um die Bereitschaft zur Beschäftigung von Flüchtlingen zu den Arbeitgeber. Schlechte Sprachkenntnisse stellen für Ar- fördern und um persönliche Kontakte herzustellen, wurden beitgeber eine oftmals zu große Herausforderung hierfür mit Arbeitgebern mehrere Veranstaltungen in Kooperation dar. Der AIF führt daher mit einem Bildungsträger Sicher- mit der Handwerkskammer, der Kreishandwerkerschaft, In- heitsunterweisungen mit Flüchtlingen in verschiedenen nungen und der IHK durchgeführt. Sehr erfreulich war, dass Sprachen durch, die von der Berufsgenossenschaft aner- sich in den Veranstaltungen aus dem Teilnehmerkreis Un- kannt sind. ternehmer zu Wort meldeten, die über ihre positiven Erfah- rungen in der Zusammenarbeit mit dem Jobcenter und bei Das kommunale Jobcenter mit aktuell 2.400 Bedarfsge- der Beschäftigung von Flüchtlingen berichteten. meinschaften hat sein Netzwerk strategisch erweitert. Vom Team AIF mit seinen 13 Vollzeitstellen werden aktuell 1.344 Des Weiteren werden von „Kümmerern“ in Kooperation Flüchtlinge und Arbeitgeber umfassend betreut. Innerhalb mit dem Jugendamt Informationsveranstaltungen für un- eines Jahres konnten so bereits 240 Flüchtlinge in ein Ar- begleitete minderjährige Flüchtlinge durchgeführt. Mit ei- beitsverhältnis integriert werden, 315 Flüchtlinge haben an ner hohen Kontaktdichte übernehmen diese anschließend einem Praktikum teilgenommen. 28 Flüchtlinge konnten die Verantwortung, dass eine geeignete Ausbildungsstelle eine Ausbildung aufnehmen, 9 Flüchtlinge absolvieren der- gefunden wird. Auch die anschließende Unterstützung im zeit eine Einstiegsqualifizierung, die im Herbst in eine Aus- Ausbildungsverhältnis ist Aufgabe der „Kümmerer“. bildung übergeht. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass eine berufliche Eingliederung von Flüchtlingen gelingen kann. Frühzeitige Beschäftigung anstreben Anspruch des Teams Arbeitsintegration Flüchtlinge ist es, jedem Flüchtling eine passgenaue Förderung durch Maßnahmen anbieten zu können. Durch Aktivierungs- maßnahmen in Arabisch werden Wartezeiten vor einem Integrationssprachkurs sinnvoll genützt. Nach dem Integra- tionssprachkurs ist Fördern und Fordern die Grundlage des Integrationsprozesses.

32 BESONDERER FOKUS AUF JUNGE MENSCHEN

Hilfen für benachteiligte Jugendliche Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Die Konstruktion des kommunalen Jobcenters und das überwiegend als Aufgabengebiet der Jugendhilfe und dient Zusammenwirken mit weiteren kommunalen Zustän- somit deren allgemeinen Zielen und Aufgaben. digkeiten haben sich im Landkreis Hersfeld-Rotenburg im Hinblick auf die bestmögliche Förderung benachtei- Schulsozialarbeit im Landkreis Hersfeld-Rotenburg versteht ligter Jugendlicher bewährt. Alle Angebote sind darauf sich als ein Angebot, das allen Schülern zur Verfügung steht, ausgerichtet, junge Menschen zu unterstützen und zu um die vernetzte präventive Zusammenarbeit zwischen fördern und ihnen ein selbstbestimmtes Leben und Grund- und Gesamtschulen, der öffentlichen Jugendhilfe und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Die Verzah- dem Jobcenter auszubauen. Besondere Berücksichtigung fin- nung der Aufgabenwahrnehmung des kommunalen den Kinder und Jugendliche, die aufgrund von persönlichen Jobcenters mit weiteren Angeboten unter kommunaler oder familiären Belastungen sozialpädagogische Unterstüt- Beteiligung zeigt, wie dieser Ansatz vor Ort in der Pra- zung benötigen. Weitere Zielgruppen sind die Eltern bzw. Er- xis erfolgreich gelebt wird. ziehungsberechtigten sowie die Lehrer. Die Schulsozialarbeit bezieht sich auf Lebensbewältigung und Lebenschancen von Fallmanagement SGB II U25 Kindern und Jugendlichen und trägt dazu bei, die Teilhabe Das kommunale Jobcenter des Landkreises Hersfeld-Roten- am institutionellen und gesellschaftlichen Leben zu fördern. burg ist seit 2005 als zugelassener kommunaler Träger für Dabei ist die Schulsozialarbeit konzeptionell im Sozialraum die Wahrnehmung der Aufgaben nach dem SGB II zustän- verankert. Je eher Schulsozialarbeit einen Zugang zu Kindern, dig. Der kommunale Gedanke ist somit seit Beginn der ihren Eltern und ihrem gesamten Lebensumfeld findet, desto Wahrnehmung der Aufgaben Eckpfeiler der strategischen größer ist die Chance, dass sich Probleme im Laufe der weite- Ausrichtung des Jobcenters und als Leitbild fest verankert. ren Schullaufbahn reduzieren und bereits frühzeitig auch die Weichen für einen gelingenden Übergang von der Schule in Da das Jobcenter des Landkreises Hersfeld-Rotenburg ei- Ausbildung, Studium und Beruf gestellt werden. nen wesentlichen Schwerpunkt auf die Förderung junger Menschen mit sozialer Benachteiligung setzt, verfügt es Um all diesen Anforderungen Rechnung tragen zu können, über speziell qualifizierte Fachkräfte, die ausschließlich für sind die an den Grund- und Gesamtschulen eingesetzten erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Alter von 15 bis 25 Schulsozialarbeiter in der Regel studierte sozialpädagogische Jahren zuständig sind. Fachkräfte. Diese stehen im Einzelfall im engen Kontakt zu den Mitarbeitern des Jobcenters, um gemeinsam die best- Bei der Wahrnehmung der Aufgaben nutzt das Fallmanage- mögliche Unterstützung für den jungen Menschen gewähr- ment SGB II U25 neben dem Regelinstrumentarium des SGB leisten zu können. II und SGB III eine Vielzahl kommunaler Angebote und Pro- jekte und knüpft an deren Strukturen an. Kommunales Übergangsmanagement Orientiert an den Zielen des SGB II sowie des SGB VIII startete Im Beratungskontext haben sich die kommunal vernetzten im Landkreis bereits im Jahr 2006 das Projekt „Kommunales Strukturen als fester Bestandteil einer stimmigen und auf Übergangsmanagement Schule – Beruf“. Seither wird es den die Bedürfnisse des Einzelnen bezogenen Arbeit mit jungen Förderbedarfen der Jugendlichen und den Erfordernissen des Menschen im Landkreis etabliert. regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes stetig ange- passt. Um dem drohenden Fachkräftemangel, der durch die Die im Folgenden dargestellten Angebote und Projekte zei- demografische Entwicklung verstärkt wird, entgegenzuwir- gen, dass das kommunale Jobcenter als zentraler Akteur ken, hat der Landkreis schon seit vielen Jahren einen Schwer- und Koordinator im Netzwerk der lokal tätigen Institutionen punkt auf die Förderung in der Jugendberufshilfe gelegt. Als fest verankert ist. Gemeinsam tragen diese auf kommunaler Träger der öffentlichen Jugendhilfe und Träger des Jobcen- Ebene dazu bei, die Ausbildungs- und Arbeitsmarktperspek- ters übernimmt der Landkreis die Verantwortung für alle Ju- tive insbesondere benachteiligter Jugendlicher im Landkreis gendlichen in seinem Zuständigkeitsbereich, damit möglichst Hersfeld-Rotenburg sicherzustellen. viele junge Menschen eine qualifizierte Berufsausbildung und damit einen gesicherten Zugang zum Arbeitsmarkt und zur Schulsozialarbeit an Grund- und Gesamtschulen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erhalten. Schulsozialarbeit hat im Landkreis Hersfeld-Rotenburg eine lange Tradition: Sie wurde im Jahr 1998 begonnen und Seit 2011 gibt es in Hersfeld-Rotenburg Kooperationsstan- ist mittlerweile an fast allen Gesamtschulen im Landkreis dards, die die Zusammenarbeit zwischen Kommunalem etabliert. Die Schulsozialarbeit an Grundschulen wurde im Übergangsmanagement und Jobcenter regeln. Ziel ist, alle August 2011 bei rund einem Drittel aller Grundschulen im relevanten Informationen unter Einhaltung datenschutz- Landkreis eingerichtet. Sie versteht sich vom Grundsatz her rechtlicher Standards verfügbar zu halten und somit ein

33 BESONDERER FOKUS AUF JUNGE MENSCHEN

verbindliches und aufeinander abgestimmtes Vorgehen bei Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg können junge Menschen der Förderplanung junger Menschen zu gewährleisten. aus den Rechtskreisen SGB II, SGB VIII und AsylbLG von dem Angebot profitieren. Somit ergibt sich hier eine Aufgaben- Bildungswegebegleitung ist die Kernaufgabe der Job Coa- schnittmenge auf kommunaler Eben zwischen dem Job- ches. Mit ganzheitlichem Ansatz werden die Jugendlichen center, dem Jugendamt und den zuständigen Fachdiensten beraten und unterstützt, um eine realistische und an ihren Migration SGB II/Asyl. Um die Abläufe bei Zuweisung und Stärken und Fähigkeiten orientierte Zukunftsperspektive nach Durchführung zu koordinieren, wurden Standards für einen der Regelschulzeit zu entwickeln. Mittels der individuellen geregelten Informationsfluss zwischen dem durchführenden Förderplanung der Job Coaches soll die Zahl unversorgter Träger und den Verantwortlichen der verschiedenen Rechts- Bewerber weiter reduziert werden. So wird ein gelingender kreise auf kommunaler Ebene entwickelt. Der Landkreis ko- Übergang in Ausbildung und Beruf ermöglicht, Fehlentschei- finanziert seit 2012 die Durchführung des Projektes vor Ort. dungen in der Berufswahl vorgebeugt, Ausbildungsabbrüche vermieden und somit die Gefahr einer späteren Arbeitslosig- Haus der Berufsorientierung keit reduziert. Derzeit sind an mehr als der Hälfte der Gesamt- 2011 initiierte der Landkreis Hersfeld-Rotenburg die Veran- schulen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg Job Coaches im staltungsreihe „Fachkräfte sichern durch Ausbildung in der Kommunalen Übergangsmanagement eingesetzt. Region“ und holte bereits zum damaligen Zeitpunkt Ex- perten, Arbeitsmarktakteure und die Wissenschaft aus der Qualifizierte Ausbildungsbegleitung Region an einen Tisch. Diese kommunal angestoßene Idee Für die Arbeit des Jobcenters hat sich die „Qualifizierte Aus- führte im Jahr 2013 zur Gründung des Vereins Haus der Be- bildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule“ (QuABB) in rufsorientierung e.V. den letzten Jahren als ein wichtiger Baustein im Beratungs- kontext etabliert. Mit QuABB wird das Ziel verfolgt, die Zahl Ziel ist es, den Bedarf an Fachkräften langfristig zu sichern, der Ausbildungsabbrüche zu senken. Es unterstützt Auszu- benachteiligten jungen Menschen eine Perspektive im Land- bildende, ausbildende Betriebe und Berufsschulen, wenn kreis Hersfeld-Rotenburg zu bieten und die regionalen Kom- Schwierigkeiten in der dualen Ausbildung auftauchen, und munikations- und Kontaktnetzwerke zu pflegen. sichert damit den Fortgang der Ausbildung. Das Angebot wird durch den Landkreis kofinanziert. Mit dem Haus der Berufsorientierung ist eine Anlaufstelle für junge Menschen, Betriebe und Schulen im Landkreis ge- Qualifizierung und Beschäftigung schaffen worden, die über Ausbildungsangebote, Weiterbil- Das Landesprogramm „Qualifizierung und Beschäftigung“ dung und deren Finanzierungsmöglichkeiten bei Problemen richtet sich an benachteiligte junge Menschen mit einem be- während der Ausbildung informiert. sonderen Förderbedarf. Durch arbeitsmarktorientierte Quali- fizierung und Vorbereitung auf die Anforderungen im Bereich Ausbildung und Beruf dient es der Verbesserung der Integra- tionschancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.

Jobcenter und Jugendhilfe arbeiten eng zusammen Erzgebirgskreis

Minderjährig – gewaltbereit – drogenabhängig. Mit Betreuungszeitraumes alle Akteure gemeinsam an diesen Adjektiven könnte ein Jugendlicher beschrie- einem Strang zogen. Trotz einzelner Rückschritte ge- ben werden, der bei der Jugendhilfe des Landrat- lang es so, das Ziel – der Beginn eines Ausbildungs- samtes Erzgebirgskreis professionellen Rat suchte verhältnisses – zu erreichen. und letztlich durch die Aktivitäten des Jobcenters und des Jugendamtes im Rahmen des im Landkreis Mehr Jugendliche mit multiplen gelebten Familienmanagements „auf Kurs“ ge- Vermittlungshemmnissen bracht werden konnte. Die Vernetzung der vorhan- Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen verläuft denen Strukturen vor Ort spielte dabei eine überra- nicht immer geradlinig. Viele Hindernisse und Stolper- gende Rolle, weil während des gesamten bisherigen steine sind bis zum Erwachsenenalter zu beseitigen bzw.

34 BESONDERER FOKUS AUF JUNGE MENSCHEN

zu überwinden. Ein in den letzten Jahren zunehmender bei Bedarf externe Netzwerkpartner einbezogen und ge- Anteil von Jugendlichen muss auf professionelle Angebote meinsam Alternativen gesucht, aufgezeigt, fortgeschrieben zurückgreifen. In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der und nachgehalten. Diese Zusammenarbeit und Vernetzung Jugendlichen mit komplexen bzw. multiplen Problemlagen der Rechtskreise SGB II, SGB VIII, SGB XII und AsylbLG hat gestiegen. Fehlende Grundkompetenzen, Schulverweige- sich im Erzgebirgskreis bewährt und wird stetig intensiviert. rung, Suchtprobleme – insbesondere Drogenkonsum oder psychische Erkrankungen – sind zu beobachten (Profillage Das Beispiel … D, siehe Grafik). Ein 17 Jahre junger Mann hatte für sich entschieden, dass sich sein bisheriges Leben ändern müsse. Er suchte Profillage D 2012 - 2016 professionellen Rat bei der Jugendhilfe. In einer ersten Vor-Ort-Analyse durch den Allgemeinen Sozialen Dienst 60 % Arbeitslose U25 800 stellten sich multiple Problemlagen dar: Drogenkonsum, davon in Profillage D dem Jugendlichen fehlten finanzielle Mittel, er besaß kei- 50 % nen verwertbaren Schulabschluss und es stand noch eine 600 Gerichtsverhandlung mit einer möglichen Entscheidung zu 40 % einer geschlossenen Unterbringung aus. Insbesondere be- lastete ihn seine Wohnungslosigkeit, die durch den Raus- 30 % 400 wurf aus der mütterlichen Wohnung eingetreten war. Bevor er das Jugendamt aufsuchte, lebte er mehrere Monate bei 20 % Freunden und auf der Straße. 200 10 % Die Mitarbeiterin des Allgemeinen Sozialen Dienstes setzte sich umgehend mit einem U25-Fallmanager des Jobcenters 06 12 06 12 06 12 06 12 06 12 in Verbindung. Der Jugendliche kam der Empfehlung nach, 12 12 13 13 14 14 15 15 16 16 Leistungen nach dem SGB II zu beantragen. In einem ersten Gespräch mit dem Jugendlichen, den sorgeberechtigten El- Quellen: Arbeitslose U 25: BA-Statistik Prozentanteil Profillage D: Auswertung Fachprogramm comp.ASS Jobcenter Erzgebirgskreis ternteilen und der Vertreterin des Jugendamtes lotete der Fallmanager aus, inwieweit der Jugendliche wirklich bereit ist, sein Leben zu ändern. So war z. B. für die Teilnehmer Diese Jugendlichen müssen mit hohem bis sehr hohem Un- dieser gemeinsamen Beratung der Wille des Jugendlichen terstützungsbedarf (wieder) allmählich an die Regelmäßig- spürbar, wieder den Kontakt zu den geschiedenen Eltern keit des Alltages herangeführt werden. An die Schaffung zu suchen. von Tagesstrukturen schließt sich im günstigen Fall die Unter- stützung beim Erreichen eines Schulabschlusses an, das Ab- Von Beginn an wurde mit kleinen Schritten am Vertrau- solvieren einer Ausbildung und/oder eine Arbeitsaufnahme. ensaufbau, der die Basis der Arbeit mit dem Jugendlichen darstellt, gearbeitet. Alle Maßnahmen sind ausführlich im Die Basis der Arbeit im Jobcenter stellt dabei die zielgerich- Vorfeld besprochen und weitere Möglichkeiten oder Al- tete, individuelle und ganzheitliche Beratung und Betreu- ternativen aufgezeigt worden. Der Jugendliche wurde bei ung der jungen Menschen dar. Vermittler und Fallmanager jeder noch so kleinen Entscheidung, die letztlich in der Ein- als kompetente Ansprechpartner und Begleiter, die einfühl- gliederungsvereinbarung mit dem Jobcenter festgehalten sam auf die jungen Menschen zugehen, aber auch deren wurde, einbezogen. Alle Beteiligten tauschten sich regel- konsequente Mitarbeit einfordern, stellen dabei das Binde- mäßig über den aktuellen Sachstand aus. glied zwischen den am gesamten Prozess beteiligten inter- nen und externen Netzwerkpartnern dar. Der Betreffende konnte sich zwischenzeitlich von seiner Drogensucht befreien und hat mittlerweile einen festen Der Erzgebirgskreis nutzt dabei die sich bietenden Syner- Wohnsitz. Durch den Aufbau von Finanzkompetenz wur- gien aufgrund der Verantwortung für die Bereiche Soziales, de seine finanzielle Lage stabilisiert. Beginnend mit einer Jugend, Gesundheit und Wirtschaft, hier insbesondere als Maßnahme zur allmählichen Heranführung an einen struk- kommunales Jobcenter und als öffentlicher Träger der Ju- turierten Tagesablauf konnte sodann der Erwerb des Haupt- gendhilfe. Die sich daraus ergebenden kommunalen Hand- schulabschlusses erreicht werden. Als weiterer Erfolg stand lungs- und Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältiger Natur: die nahtlose Aufnahme einer überbetrieblichen Ausbildung. Durch die kurzen Wege, die gezielten Abstimmungen und Und nach Absprache zwischen Gericht und Jugendhilfe Aktivitäten können schnelle Hilfen und Unterstützungen wurde sogar die Gerichtsverhandlung aufgrund seiner po- aus einer Hand insbesondere für Familien, alleinerziehen- sitiven Entwicklung zu Gunsten des Jugendlichen beendet. de Jugendliche und junge Erwachsene in besonderen bzw. schwierigen Lebenslagen angeboten werden. Im Rahmen von Gesprächen, Fallbesprechungen und Vor-Ort-Terminen werden Integrationsstrategien und Hilfepläne erarbeitet,

35 DIGITALISIERUNG IM JOBCENTER

E-Akte: Wesentliches Element moderner Verwaltung Landkreis Tuttlingen

Der Ansatz des SGB II, Hilfe aus einer Hand zu leisten, wird im Landkreis Tuttlingen fast in Reinkultur um- gesetzt. Es gibt keine Trennung von Leistung und Fallmanagement oder persönlichem Ansprechpart- ner und das kommunale Jobcenter ist als besondere Einrichtung Teil des Sozialamtes des Landkreises. Eine große Bandbreite an sozialen Leistungen und weitere wichtige Schnittstellen zu kommunalen Leistungen des Jugendamtes und weiteren Beratungsleistungen werden den Bürgern unter einem Dach und damit auf kurzen Wegen angeboten.

Optimierung der Verwaltungsabläufe Der Landkreis Tuttlingen hat erkannt, dass zu einer gelin- genden Umsetzung der Option und aller damit verbundener Aufgaben eine Optimierung der Verwaltungsabläufe unab- dingbar ist. Die elektronische Aktenführung war seinerzeit noch kein großes Thema in der öffentlichen Verwaltung. Aus Mehr Effizienz durch elektronische Aktenführung dem eigenen Sozialamt, wo die E-Akte seit dem Jahr 2002 erfolgreich umgesetzt wird, gab es dazu allerdings vielver- Sekretariatsbereich können neue Stellen in der Sachbearbei- sprechende positive Erfahrungen. Der Landkreis Tuttlingen tung geschaffen werden, um den Leistungs- und Integrati- war damals mit seiner Entscheidung zur Einführung dieser onsbereich zu stärken. modernen Bürotechnik im Sozialamt seiner Zeit weit voraus. Das kommunale Jobcenter hat zusätzlich ein neues Zu- Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wird von Beginn an ständigkeitsmodell entwickelt. Statt nach Buchstaben oder in den Jahren 2004/2005 im kommunalen Jobcenter die Bezirken erfolgt die Fallverteilung anhand der Arbeitsbela- elektronische Aktenführung eingesetzt. Die Vorteile dieser stung. Die elektronische Aktenführung erlaubt hier zeitnahe innovativen Bürotechnik kommen aufgrund wachsender Aktualisierungen und Anpassungen. Damit gelingt es auch, Aktenumfänge nun voll zum Tragen. Die Aktenführung die leider hohe Fluktuation mit verhältnismäßig geringem kann weiter standardisiert werden und die zeitaufwändige Aufwand zu schultern. Und die dem Grunde nach immer klassische Aktenanlage entfällt zum großen Teil. Neue Ak- aktuelle und verfügbare Akte ist für die tägliche Arbeit ein ten können unmittelbar in elektronischer Form angelegt nicht hoch genug zu bewertender Vorteil. werden. Durch sofortiges Einscannen der Antragsunterla- gen am Arbeitsplatz können große Mengen an Kopien ge- Nach den Erfahrungen von nahezu 15 Jahren hat sich der spart werden. Die Ablage der kopierten Antragsunterlagen Aufwand für das Kopieren, die Ablage und das Wiederauf- entfällt. Der Informationsaustausch zwischen den einzelnen finden von Dokumenten um rd. 90 % reduziert. Die Stan- Sachgebieten wird erheblich verbessert und ist immer ak- dardisierung der Aktenführung trägt zu mehr Effizienz und tuell. Kein Vorgang liegt in irgendeiner Ablage. Die bisher Transparenz bei, die die Vertretungsarbeit erleichtert, die Ei- notwendige mehrfache Aktenanlage bei Arbeitsaufteilung narbeitung neuer Mitarbeiter vereinfacht und der Aufwand erübrigt sich. bei Zuständigkeitswechseln in der Fallbearbeitung minimiert.

Standardisierung der Aktenführung Durch die Standardisierung der Aktenführung werden Vorgänge noch schneller gefunden, was gerade in Vertre- tungssituationen ein großer Vorteil ist. Die Such- und Aus- wertungsmöglichkeiten sind in einem elektronischen Archiv ungleich vielfältiger als in einem klassischen Archiv, z. B. über die Schlagwortsuche. Nicht zu unterschätzen ist über- dies der ersparte Archivplatz (Schränke, Ablagen, Registra- turräume etc.) und nicht zuletzt werden erhebliche Kopier- kosten gespart. Durch die frei werdenden Personalmittel im

36 DIGITALISIERUNG IM JOBCENTER

Effektiveres Arbeiten und zufriedenere Kunden durch Digitalisierung Kreis Düren

Mit dem Bau seines neuen Gebäudes für das Job- center hat der Kreis Düren das Papier aus den Büros verbannt. Akten werden seitdem digital geführt, die Post mittlerweile elektronisch versandt. Dadurch ha- ben sich die Bearbeitungszeiten verkürzt, die Arbeits- qualität hat sich verbessert. In der Folge ist die Zufrie- denheit der Leistungsberechtigten gestiegen, die Zahl der Widersprüche hat deutlich abgenommen. Dank E-Akte kann der Kreis Düren nun auch in seiner job- com Telearbeit anbieten, was bereits kräftig genutzt wird. Ein weiterer digitaler Meilenstein ist seit 2015 das frei zugängliche, täglich aktualisierte regionale Stellenportal.

Kostenersparnis dank Digitalisierung Als der Kreis Düren 2010 am Zentralstandort Düren ein neues Jobcenter mit Platz für rd. 200 Arbeitsplätze gebaut hatte, Effizientere Strukturen durch die E-Akte haben die Arbeit im Jobcenter drängte sich der Gedanke auf, die Papierakten durch elek- revolutioniert. tronische Akten zu ersetzen. Nach einem Kostenvergleich zu Gunsten der elektronischen Aktenführung und einer Vor- nicht nur die Bearbeitung der Posteingänge besser über- bereitungszeit von nur einem halben Jahr wurden Anfang wacht werden, sondern bei einem Bearbeitungsstau wegen 2011 die papierlosen Büros bezogen. Um einen durchgängig Krankheit oder Urlaub kann umgehend gegengesteuert wer- digitalen Workflow zu etablieren, wurde 2015 zusätzlich der den. Häufen sich bspw. bei einem Team Rückstände an, die Postausgang digitalisiert. das Team selbst nicht mehr bewältigen kann, kann es bei der Post- und Antragsbearbeitung ortsunabhängig durch ein an- Dadurch wurden erhebliche Kosten eingespart. Im neuen deres Team digital unterstützt werden. Neben diesem quan- Jobcenter konnte auf Aktenschränke, Lagerräume und kos- titativen Aspekt führt die E-Akte auch zu einer Steigerung tenintensive Archivierungssysteme verzichtet werden. Insge- der Arbeitsqualität. Vorgesetzte können ohne große Mühe samt wird die vorhandene Gebäudefläche besser genutzt. Arbeitsergebnisse kontrollieren und den Mitarbeitern bei in- Zusätzlich werden Verbrauchsmaterialien wie Toner, Papier haltlichen Fragen telefonisch bei gleichzeitiger Einsicht in eine und Portokosten eingespart. Akte oder ein Poststück mit Rat und Tat zur Seite stehen.

E-Akte hat die Arbeit nahezu revolutioniert Kundenfragen werden präzise beantwortet Interne Arbeitsabläufe haben sich durch die Einführung Neben der Verkürzung der Bearbeitungsdauer hat auch die der E-Akte nahezu revolutioniert. Vorbei ist die Zeit, in der Zahl der eingelegten Widersprüche um mehr als 20 % abge- Unmengen von Papierakten hin und her transportiert wer- nommen. Die SGB II-Bescheide sind bekanntermaßen nicht den müssen, damit beispielsweise die zentralisierte Wider- nur lang, sondern angesichts der bürokratischen Erforder- spruchsstelle über eingelegte Rechtsbehelfe entscheiden nisse, die sowohl der Gesetzgeber als auch die Rechtspre- kann. Vorgesetzte können sich gleichermaßen wie zentra- chung der Verwaltung auferlegt haben, für die Leistungsbe- lisierte Teams parallel die gleiche Akte anschauen und da- rechtigten nur schwer verständlich. In dieser Situation greift rin arbeiten. Der Informationsfluss innerhalb des Jobcenters der ratlose Bürger nicht selten zum Telefon und möchte den hat sich hierdurch deutlich verbessert. Für die Sachbearbei- Inhalt in verständlichen Worten erklärt bekommen. Heute ter haben sich ungeliebte Nebenarbeiten wie Ausdrucken, können solche Anfragen durch ständige Verfügbarkeit der Lochen, Abheften, Kuvertieren oder das Heraussuchen von digitalen Akte professionell beantwortet werden. Beim Bür- Akten erledigt. Mit nur wenigen Klicks wird ein Schreiben ger kommt dieser verbesserte Service sehr gut an. versandt und die Durchschrift gleichzeitig in der E-Akte ab- gelegt. Durch diese Entlastung haben die Kollegen heute Familienfreundlicher Arbeitgeber dank E-Akte mehr Zeit für die Erledigung ihrer Kernaufgaben. Auch in deutschen Bürostuben ist der Fachkräftemangel mitt- lerweile angekommen. Im Wettbewerb um gute Arbeitskräf- Die neue Technik hat zudem dazu beigetragen, dass die te gilt es daher auch für Verwaltungen, möglichst attraktive Dienst- und Fachaufsicht verbessert werden konnte. Es kann Arbeitsplätze anzubieten. Das neue Output-Management

37 DIGITALISIERUNG IM JOBCENTER

mit E-Akte und digitalem Postausgang hat dem Jobcenter Stellensuche hat sich für die Arbeitsuchenden selbst, aber des Kreises Düren ganz neue Chancen familienfreundlicher auch für die Integrationsfachkräfte und Jobcoaches bei Be- Unternehmenspolitik eröffnet. War es zu Zeiten der Papier- schäftigungsträgern deutlich reduziert. Diese Ressource wird akte aus Datenschutzgründen nahezu unmöglich, einen nun zur Intensivierung der Kundenkontaktdichte genutzt, so Telearbeitsplatz in der Sozialverwaltung anzubieten, hat die dass die Zeiten bis zur nächsten Folgeberatung verkürzt und Digitalisierung mit der ortsunabhängigen Verfügbarkeit der Integrationsprozesse beschleunigt werden können. E-Akte und dem digitalem Versand der Ausgangspost über einen Dienstleister dazu beigetragen, dass das Streben nach Stellenangebote in vielen Sprachen einer ausgewogenen Work-Life-Balance nicht nur ein from- Täglich stehen neue Stellenangebote in Form von einfachen mer Wunsch bleibt. Heute haben schon mehr als 30 % der PDF-Dateien zur Verfügung, die wie eine Tageszeitung auf- Mitarbeiter in der Leistungssachbearbeitung des Dürener Jobcenters einen Telearbeitsplatz.

Vorreiterrolle auch bei eigenem Stellenportal Der „digitale Weg“ des Kreises Düren ist sehr schnell auf bundesweites Interesse gestoßen. Selbst die Bundesagentur für Arbeit war vor Einführung der E-Akte in eigenen Zustän- digkeitsbereichen zwei Mal mit Delegationen aus der Zen- trale vor Ort in Düren, um sich ein Bild von der erfolgreichen Umsetzung eines solchen Projekts zu machen.

Vom bisherigen Erfolg beflügelt, hat man im Jobcenter des Kreises Düren nach weiteren Möglichkeiten der Digitalisie- rung gesucht, von denen Kunden wie auch Mitarbeiter pro- fitieren können. So hat der Kreis im Jahr 2015 ein eigenes, besonders leistungsfähiges und vor allem für jedermann ko- stenlos zugängliches regionales Stellenportal im Internet in Betrieb genommen. Unter der Adresse www.jobzentrale-dn. de werden täglich automatisch alle freien Stellen aus dem Umfassende Stellenbörse in vielen Sprachen: www.jobzentrale-dn.de Kreis Düren und der Region eingestellt. Das System berück- sichtigt Angebote aus Stellenbörsen, Tageszeitungen und gemacht sind und auch so genutzt werden können. Diese von Firmenhomepages, Ausbildungsstellen einbegriffen. können entweder differenziert nach Tätigkeitsfeldern oder kreisangehörigen Gemeinden als Arbeitsorte im Kreis Düren Völlig neue Stellenmarkttransparenz erstellt werden und sind gut in der Arbeit mit Kleingruppen Verschiedene Masken ermöglichen dem Nutzer eine ge- oder bei Maßnahmeträgern zu nutzen. Über einen Nachrich- zielte Suche. Berufskategorien, z. B. Verkaufsberufe, lassen tenticker werden aktuelle Angebote aus dem Stellenportal sich auf Berufsgruppen, z .B. Verkauf von Kraftfahrzeugen, auf Bildschirmen in den Warte- und Eingangsbereichen des einengen. Auch räumlich kann der Suchbereich verfeinert Jobcenters angezeigt. Zudem können die Stellenangebote in werden, bis auf die Ebene einer jeden kreisangehörigen Ge- dutzende Fremdsprachen und so auch ins Arabische über- meinde hinab. Die einfache Darstellung aller Beschäftigung- setzt werden. Zusätzlich kann über einen Link zu einem sangebote im Wohnort des Arbeitsuchenden und in den Routenplaner gleich die kürzeste Verbindung mit dem ÖPNV unmittelbar angrenzenden Nachbargemeinden des Kreises oder mit dem eigenen Pkw angezeigt werden. eröffnet damit auch mobil stark eingeschränkten Bewer- bern die Perspektive auf Beschäftigung. Die Kombination Insgesamt sind die elektronische Aktenführung und das der Filtermöglichkeiten für Zeitarbeit, private Arbeitsvermitt- Stellenportal eine runde Sache und ein Gewinn für alle lung und geringfügige Beschäftigungsangebote ermöglicht Beteiligten. zusätzlich eine einfache Fokussierung der Bewerbungsakti- vitäten in Richtung einer größeren Nachhaltigkeit. Ausbil- dungsplatzsuchende können in einer eigenen Rubrik gezielt nach Ausbildungsstellen suchen.

Das Stellenportal lässt sich auf jedem Computer mit Inter- netverbindung aufrufen. So haben nicht nur die Mitarbeiter und Kunden des Jobcenters, sondern auch allen anderen Ausbildungsplatz- oder Arbeitsuchenden einen schnellen Zugriff auf freie Stellen. Selbst wenig IT-affine Personen sind nach kurzer Einweisung in der Lage, mit wenigen Klicks pas- sende Stellenangebote zu finden. Der Zeitaufwand für die

38 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

Ausgewählte Strukturdaten der Optionskommunen im Vergleich

Die 10 Optionskommunen mit den niedrigsten SGB II-Quoten (bezogen auf die Einwohnerzahl)

Landkreis Miesbach...... 1,7 % Landkreis Ansbach...... 1,7 % Landkreis Oberallgäu...... 1,8 % Landkreis Günzburg...... 1,9 % Landkreis Würzburg...... 2,1 % Landkreis München...... 2,2 % Landkreis Biberach...... 2,3 % Enzkreis...... 2,3 % Bodenseekreis...... 2,5 % Landkreis Südwestpfalz...... 2,8 %

Die 10 Optionskommunen mit den höchsten SGB II-Quoten (bezogen auf die Einwohnerzahl)

Offenbach am Main...... 15,6 % Essen...... 15,3 % Landkreis Uckermark...... 13,8 % Wuppertal...... 13,5 % Hamm...... 12,2 % Mülheim an der Ruhr...... 12,0 % Salzlandkreis...... 11,7 % Kreis Recklinghausen...... 11,6 % Wiesbaden...... 11,5 % Landkreis Vorpommern-Rügen...... 10,6 %

39 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

Die Optionskommunen im Überblick SGB II-Quote Alo-SGB II Alo-SGB III (Leistungsempfänger bezogen auf die Einwohnerzahl) (Arbeitslosenquote im SGB II) (Arbeitslosenquote im SGB III)

Baden-Württemberg Baden-Württemberg BADEN-WÜRTTEMBERG Landkreis Biberach Bodenseekreis Optionskommunen 11

Fläche km² 10.510,16 Landrat Landrat Einwohner 3.198.864 Dr. Heiko Schmid Lothar Wölfle parteilos CDU im Amt seit: 2006, gewählt bis: 2022 im Amt seit: 2007, gewählt bis: 2023 Fläche: 1.409,75 km² - EW: 194.019 - EW/km²: 138 Fläche: 664,81 km² - EW: 212.201 - EW/km²: 319 Jobcenter Landkreis Biberach Landratsamt Bodenseekreis Fachbereich Amt 2,27 % SGB II-Quote 2,54 % SGB II-Quote 1,1 % Alo-SGB II 1,3 % Alo-SGB II 1,6 % Alo-SGB III 2,1 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Landkreis Enzkreis Ludwigsburg Ortenaukreis

Landrat Landrat Landrat Karl Röckinger Dr. Rainer Haas Frank Scherer parteilos parteilos parteilos im Amt seit: 2003, gewählt bis: 2018 im Amt seit: 1996, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2008, gewählt bis: 2024 Fläche: 573,69 km² - EW: 196.066 - EW/km²: 342 Fläche: 686,83 km² - EW: 534.074 - EW/km²: 778 Fläche: 1.860,79 km² - EW: 420.106 - EW/km²: 226 Kommunale Arbeitsförderung Ortenaukreis - Jobcenter Amt 2,31 % SGB II-Quote 3,46 % SGB II-Quote 3,95 % SGB II-Quote 1,3 % Alo-SGB II 1,8 % Alo-SGB II 2,0 % Alo-SGB II 1,6 % Alo-SGB III 1,8 % Alo-SGB III 1,5 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Stadt Landkreis Ostalbkreis Pforzheim Ravensburg

Landrat Oberbürgermeister Landrat Klaus Pavel Gert Hager Harald Sievers CDU SPD CDU im Amt seit: 1996, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2009, gewählt bis: 2017 im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2023 Fläche: 1.511,57 km² - EW: 312.650 - EW/km²: 207 Fläche: 98,00 km² - EW: 122.247 - EW/km²: 1.247 Fläche: 1.631,82 km² - EW: 279.296 - EW/km²: 171

3,36 % SGB II-Quote 9,57 % SGB II-Quote 2,95 % SGB II-Quote 1,6 % Alo-SGB II 4,2 % Alo-SGB II 1,6 % Alo-SGB II 1,8 % Alo-SGB III 2,6 % Alo-SGB III 1,6 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Stadt Landkreis Landkreis Stuttgart Tuttlingen Waldshut

Oberbürgermeister Landrat Landrat Fritz Kuhn Stefan Bär Dr. Martin Kistler B90/Grüne Freie Wähler FDP im Amt seit: 2013, gewählt bis: 2021 im Amt seit: 2012, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2014, gewählt bis: 2022 Fläche: 207,35 km² - EW: 623.738 - EW/km²: 3.008 Fläche: 734,35 km² - EW: 136.606 - EW/km²: 186 Fläche: 1.131,16 km² - EW: 167.861 - EW/km²: 148 Kommunales Jobcenter Landkreis Tuttlingen Landkreis Waldshut - Jobcenter Abteilung Amt 6,50 % SGB II-Quote 3,10 % 2,84 % SGB II-Quote 3,4 % Alo-SGB II 1,3 % 1,9 % Alo-SGB II 1,8 % Alo-SGB III 1,6 % 1,9 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

40 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

Bayern Bayern BAYERN Landkreis Stadt Ansbach Erlangen Optionskommunen 10

Fläche km² 7.047,24 Landrat Oberbürgermeister Einwohner 1.391.329 Dr. Jürgen Ludwig Dr. Florian Janik CSU SPD im Amt seit: 2012, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2014, gewählt bis: 2020 Fläche: 1.971,85 km² - EW: 181.314 - EW/km²: 92 Fläche: 76,95 km² - EW: 108.336 - EW/km²: 1.408

Stadt Erlangen - Sozialamt: für Leistungssachbearbeitung, AöR: für Fallmanagement und Arbeitsvermittlung 1,73 % SGB II-Quote 4,20 % SGB II-Quote 1,3 % Alo-SGB II 2,4 % Alo-SGB II 2,2 % Alo-SGB III 1,6 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

Bayern Bayern Bayern Landkreis Stadt Stadt Günzburg Ingolstadt Kaufbeuren

Landrat Oberbürgermeister Oberbürgermeister Hubert Hafner Dr. Christian Lösel Stefan Bosse CSU CSU CSU im Amt seit: 1996, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2014, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2004, gewählt bis: 2020 Fläche: 762,44 km² - EW: 123.153 - EW/km²: 162 Fläche: 133,37 km² - EW: 132.438 - EW/km²: 993 Fläche: 40,03 km² - EW: 42.731 - EW/km²: 1.067

1,95 % SGB II-Quote 3,89 % SGB II-Quote 4,87 %SGB II-Quote 0,9 % Alo-SGB II 1,6 % Alo-SGB II 3,3 %Alo-SGB II 2,1 % Alo-SGB III 1,9 % Alo-SGB III 2,6 %Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Bayern Bayern Bayern Landkreis Landkreis Landkreis Miesbach München Oberallgäu

Landrat Landrat Landrat Wolfgang Rzehak Christoph Göbel Anton Klotz B.90/Grüne CSU CSU im Amt seit: 2014, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2014, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2014, gewählt bis: 2020 Fläche: 866,23 km² - EW: 98.286 - EW/km²: 113 Fläche: 664,25 km² - EW: 340.003 - EW/km²: 512 Fläche: 1.528,01 km² - EW: 152.672 - EW/km²: 100 Landkreis Miesbach Fachbereich 1,70 % SGB II-Quote 2,21 % SGB II-Quote 1,83 % SGB II-Quote 1 % Alo-SGB II 1,1 % Alo-SGB II 1 % Alo-SGB II 2,2 % Alo-SGB III 1,8 % Alo-SGB III 1,9 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Bayern Bayern Stadt Landkreis Schweinfurt Würzburg

Oberbürgermeister Landrat Sebastian Remelé Eberhard Nuß CSU CSU im Amt seit: 2010, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2008, gewählt bis: 2020 Fläche: 35,70 km² - EW: 51.969 - EW/km²: 1.456 Fläche: 968,41 km² - EW: 160.427 - EW/km²: 166 Jobcenter der Stadt Schweinfurt Jobcenter - Landkreis Würzburg Amt Fachbereich 9,83 % SGB II-Quote 2,07 % SGB II-Quote 4,3 % Alo-SGB II 0,7 % Alo-SGB II 2,6 % Alo-SGB III 1,8 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

41 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

BRANDENBURG Brandenburg Brandenburg Landkreis Landkreis Optionskommunen 7 Havelland Oberhavel Fläche km² 15.645,10 Landrat Landrat Einwohner 1.096.826 Roger Lewandowski Ludger Weskamp CDU SPD im Amt seit: 2016, gewählt bis: 2024 im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2023 Fläche: 1.727,30 km² - EW: 158.236 - EW/km²: 92 Fläche: 1.808,20 km² - EW: 207.524 - EW/km²: 115 Jobcenter Oberhavel Fachbereich 7,27 % SGB II-Quote 7,15 % SGB II-Quote 4,7 % Alo-SGB II 4,4 % Alo-SGB II 2,8 % Alo-SGB III 2,6 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

Brandenburg Brandenburg Brandenburg Landkreis Landkreis Landkreis Oder-Spree Ostprignitz-Ruppin Potsdam-Mittelmark

Landrat Landrat Landrat Rolf Lindemann Ralf Reinhardt Wolfgang Blasig SPD SPD SPD im Amt seit: 2017, gewählt bis: 2025 im Amt seit: 2010, gewählt bis: 2018 im Amt seit: 2009, gewählt bis: 2024 Fläche: 2.256,75 km² - EW: 182.397 - EW/km²: 81 Fläche: 2.526,56 km² - EW: 99.110 - EW/km²: 39 Fläche: 2.591,94 km² - EW: 210.910 - EW/km²: 81 PRO Arbeit - kommunales Jobcenter Kommunales Jobcenter Amt (bes. Einrichtg. gem. § 6a SGB II) Amt 8,48 % SGB II-Quote 10,20 % SGB II-Quote 4,56 % SGB II-Quote 5,7 % Alo-SGB II 5,7 % Alo-SGB II 3,5 % Alo-SGB II 2,7 % Alo-SGB III 3,6 % Alo-SGB III 2,3 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Brandenburg Brandenburg Landkreis Landkreis Spree-Neiße Uckermark

Landrat Landrat Harald Altekrüger Dietmar Schulze CDU SPD im Amt seit: 2010, gewählt bis: 2018 im Amt seit: 2010, gewählt bis: 2018 Fläche: 1.657,43 km² - EW: 117.635 - EW/km²: 71 Fläche: 3.076,92 km² - EW: 121.014 - EW/km²: 39 Jobcenter Spree-Neiße Jobcenter Uckermark Eigenbetrieb Amt 8,76 % SGB II-Quote 13,78 % SGB II-Quote 6 % Alo-SGB II 10 % Alo-SGB II 2,9 % Alo-SGB III 4,3 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

HESSEN Hessen Hessen Kreis Landkreis Optionskommunen 16 Bergstraße Darmstadt-Dieburg

Fläche km² 12.239,33 Landrat Landrat Einwohner 3.679.359 Christian Engelhardt Klaus Peter Schellhaas CDU SPD im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2021 im Amt seit: 2009, gewählt bis: 2021 Fläche: 719,52 km² - EW: 266.928 - EW/km²: 371 Fläche: 658,65 km² - EW: 292.773 - EW/km²: 445 Neue Wege Kreis Bergstraße - Jobcenter Kreisagentur f. Beschäftigung Darmstadt-Dieburg, Eigenbetrieb Kommunales Jobcenter - Hauptabteilung der Kreisverwaltung 5,12 % SGB II-Quote 5,20 % SGB II-Quote 2,1 % Alo-SGB II 3 % Alo-SGB II 1,8 % Alo-SGB III 1,7 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

42 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

Hessen Hessen Hessen Landkreis Kreis Landkreis Fulda Groß-Gerau Hersfeld-Rotenburg

Landrat Landrat Landrat Bernd Woide Thomas Will Dr. Michael Koch CDU SPD CDU im Amt seit: 2006, gewählt bis: 2018 im Amt seit: 2010, gewählt bis: 2022 im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2021 Fläche: 1.380,40 km² - EW: 220.132 - EW/km²: 159 Fläche: 453,04 km² - EW: 266.042 - EW/km²: 587 Fläche: 1.097,12 km² - EW: 121.166 - EW/km²: 110 Amt für Arbeit und Soziales Jobcenter Kommunale Vermittlung in Arbeit Fachdienst der Kreisverwaltung Amt 3,92 % SGB II-Quote 7,99 % SGB II-Quote 4,75 % SGB II-Quote 1,7 % Alo-SGB II 4,5 % Alo-SGB II 2,8 % Alo-SGB II 1,6 % Alo-SGB III 1,7 % Alo-SGB III 1,6 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Hessen Hessen Hessen

Hochtaunuskreis Lahn-Dill-Kreis Main-Kinzig-Kreis

Landrat Landrat Landrat Ulrich Krebs Wolfgang Schuster Thorsten Stolz CDU SPD SPD im Amt seit: 2006, gewählt bis: 2018 im Amt seit: 2006, gewählt bis: 2018 im Amt seit: 2017, gewählt bis: 2023 Fläche: 482,02 km² - EW: 233.427 - EW/km²: 484 Fläche: 1.066,52 km² - EW: 253.167 - EW/km²: 237 Fläche: 1.397,55 km² - EW: 411.956 - EW/km²: 295 Geschäftsbereich Arbeit - Jobcenter Kommunales Center für Arbeit (KCA) Amt AöR 4,24 % SGB II-Quote 6,39 % SGB II-Quote 5,86 % SGB II-Quote 2,1 % Alo-SGB II 4 % Alo-SGB II 3,1 % Alo-SGB II 1,7 % Alo-SGB III 1,7 % Alo-SGB III 1,8 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Hessen Hessen Hessen Landkreis Main-Taunus-Kreis Marburg-Biedenkopf Odenwaldkreis

Landrat Landrätin Landrat Michael Cyriax Kirsten Fründt Frank Matiaske CDU SPD SPD im Amt seit: 2011, gewählt bis: 2023 im Amt seit: 2014, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2021 Fläche: 222,39 km² - EW: 232.848 - EW/km²: 1.047 Fläche: 1.262,55 km² - EW: 245.241 - EW/km²: 194 Fläche: 623,98 km² - EW: 97.000 - EW/km²: 155 Main-Taunus-Kreis KreisJobCenter Marburg-Biedenkopf Kommunales Jobcenter des Odenwaldkreises Amt Fachbereich Amt 4,51 % SGB II-Quote 4,94 % SGB II-Quote 5,75 % SGB II-Quote 2,5 % Alo-SGB II 2,4 % Alo-SGB II 3,4 % Alo-SGB II 1,4 % Alo-SGB III 1,8 % Alo-SGB III 2,1 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Hessen Hessen Hessen Kreis Stadt Offenbach Offenbach Rheingau- Taunus-Kreis Landrat Oberbürgermeister Landrat Oliver Quilling Horst Schneider Frank Kilian CDU SPD parteilos im Amt seit: 2010, gewählt bis: 2022 im Amt seit: 2006, gewählt bis: 2017 im Amt seit: 2017, gewählt bis: 2023 Fläche: 356,30 km² - EW: 347.357 - EW/km²: 975 Fläche: 44,89 km² - EW: 123.734 - EW/km²: 2.756 Fläche: 811,48 km² - EW: 184.114 - EW/km²: 227 Kommunales Jobcenter Kreisausschuss des Rheingau-Taunus-Kreises AöR Fachdienst des Kreisausschusses 6,51 % SGB II-Quote 15,55 % SGB II-Quote 4,41 % SGB II-Quote 2,9 % Alo-SGB II 7,6 % Alo-SGB II 2,9 % Alo-SGB II 2,1 % Alo-SGB III 2,7 % Alo-SGB III 2 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Hessen Hessen Stadt Vogelsbergkreis Wiesbaden

Landrat Oberbürgermeister Manfred Görig Sven Gerich SPD SPD im Amt seit: 2012, gewählt bis: 2018 im Amt seit: 2013, gewählt bis: 2019 Fläche: 1.458,99 km² - EW: 107.256 - EW/km²: 74 Fläche: 203,93 km² - EW: 276.218 - EW/km²: 1.354 Kommunale Vermittlungsagentur Vogelsbergkreis Jobcenter der Landeshauptstadt Wiesbaden Sachgebiet im Amt für Soziale Sicherung Amt 3,99 % SGB II-Quote 11,49 % SGB II-Quote 2,7 % Alo-SGB II 5,5 % Alo-SGB II 1,9 % Alo-SGB III 2,1 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

43 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

MECKLENBURG-VORPOMMERN Mecklenburg-Vorpommern Landkreis Optionskommunen 1 Vorpommern-Rügen Fläche km² 3.207,38 Landrat Einwohner 224.820 Ralf Drescher CDU im Amt seit: 2008, gewählt bis: 2018 Fläche: 3.207,38 km² - EW: 224.820 - EW/km²: 70

10,59 % SGB II-Quote 7,4 % Alo-SGB II 6,1 % Alo-SGB III 036912 15

NIEDERSACHSEN Niedersachsen Niedersachsen Landkreis Landkreis Optionskommunen 16 Aurich

Fläche km² 20.375,01 Landrat Landrat Einwohner 2.818.782 Jörg Bensberg Harm-Uwe Weber parteilos SPD im Amt seit: 2001, gewählt bis: 2021 im Amt seit: 2011, gewählt bis: 2019 Fläche: 728,38 km² - EW: 121.435 - EW/km²: 167 Fläche: 1.283,99 km² - EW: 189.199 - EW/km²: 147 Jobcenter Ammerland Amt 4,95 % SGB II-Quote 7,28 % SGB II-Quote 2,3 % Alo-SGB II 4,8 % Alo-SGB II 3 % Alo-SGB III 3,6 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Landkreis Landkreis Landkreis Friesland Göttingen

Landrat Landrat Landrat Reinhard Winter Sven Ambrosy Bernhard Reuter CDU SPD SPD im Amt seit: 2011, gewählt bis: 2019 im Amt seit: 2003, gewählt bis: 2019 im Amt seit: 2011, gewählt bis: 2019 Fläche: 2.882,07 km² - EW: 319.488 - EW/km²: 111 Fläche: 607,71 km² - EW: 97.900 - EW/km²: 161 Fläche: 1.753,41 km² - EW: 329.538 - EW/km²: 188 Landkreis Emsland, Jobcenter Jobcenter Landkreis Göttingen Fachbereich innerhalb der Kreisverwaltung Amt 4,17 % SGB II-Quote 5,51 % SGB II-Quote 5,15 % SGB II-Quote 1,8 % Alo-SGB II 3,1 % Alo-SGB II 4 % Alo-SGB II 2 % Alo-SGB III 2,9 % Alo-SGB III 2,2 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Landkreis Landkreis Landkreis Grafschaft Bentheim Heidekreis Leer

Landrat Landrat Landrat Friedrich Kethorn Manfred Ostermann Matthias Groote CDU parteilos SPD im Amt seit: 2005, gewählt bis: 2019 im Amt seit: 2007, gewählt bis: 2021 im Amt seit: 2016, gewählt bis: 2021 Fläche: 980,84 km² - EW: 135.662 - EW/km²: 138 Fläche: 1.873,72 km² - EW: 140.264 - EW/km²: 75 Fläche: 1.067,74 km² - EW: 167.548 - EW/km²: 157 Grafschafter Jobcenter, Landkreis Grafschaft Bentheim Jobcenter Heidekreis Zentrum für Arbeit - Jobcenter Landkreis Leer Abteilung Fachbereich Soziales Regiebetrieb 5,26 % SGB II-Quote 6,55 % SGB II-Quote 5,65 % SGB II-Quote 2,5 % Alo-SGB II 4 % Alo-SGB II 3,3 % Alo-SGB II 1,6 % Alo-SGB III 2,8 % Alo-SGB III 3,5 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

44 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Landkreis Landkreis Landkreis Oldenburg Osnabrück Osterholz

Landrat Landrat Landrat Carsten Harings Dr. Michael Lübbersmann Bernd Lütjen parteilos CDU SPD im Amt seit: 2014, gewählt bis: 2021 im Amt seit: 2011, gewählt bis: 2019 im Amt seit: 2013, gewählt bis: 2021 Fläche: 1.063,16 km² - EW: 128.608 - EW/km²: 121 Fläche: 2.121,63 km² - EW: 358.079 - EW/km²: 169 Fläche: 650,81 km² - EW: 113.579 - EW/km²: 175 Landkreis Oldenburg Amt für Arbeit und soziale MaßArbeit jobcenter Landkreis Osnabrück Landkreis Osterholz Sicherung, Jobcenter - Amt kAöR Amt 5,07 % SGB II-Quote 4,18 % SGB II-Quote 3,99 % SGB II-Quote 2,1 % Alo-SGB II 1,8 % Alo-SGB II 2,1 % Alo-SGB II 2,1 % Alo-SGB III 1,9 % Alo-SGB III 1,9 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Landkreis Landkreis Landkreis Peine Rotenburg (Wümme) Schaumburg

Landrat Landrat Landrat Franz Einhaus Hermann Luttmann Jörg Farr SPD CDU SPD im Amt seit: 2000, gewählt bis: 2021 im Amt seit: 2006, gewählt bis: 2021 im Amt seit: 2011, gewählt bis: 2019 Fläche: 534,97 km² - EW: 132.320 - EW/km²: 247 Fläche: 2.070,45 km² - EW: 163.253 - EW/km²: 79 Fläche: 675,57 km² - EW: 156.206 - EW/km²: 231 Landkreis Peine Jobcenter Jobcenter Landkreis Rotenburg (Wümme) eigener Fachdienst Amt 7,18 % SGB II-Quote 4,22 % SGB II-Quote 6,79 % SGB II-Quote 3,5 % Alo-SGB II 2,7 % Alo-SGB II 4 % Alo-SGB II 2,2 % Alo-SGB III 1,9 % Alo-SGB III 2,5 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Niedersachsen Niedersachsen Landkreis Landkreis Verden Wittmund

Landrat Landrat Peter Bohlmann Holger Heymann SPD SPD im Amt seit: 2005, gewählt bis: 2019 im Amt seit: 2016, gewählt bis: 2021 Fläche: 787,97 km² - EW: 134.645 - EW/km²: 171 Fläche: 656,57 km² - EW: 57.173 - EW/km²: 87 Fachdienst Arbeit Komm. Jobcenter Verden Amt bzw. für den aktiven Bereich KAöR 5,76 % SGB II-Quote 6,16 % SGB II-Quote 2,9 % Alo-SGB II 3,4 % Alo-SGB II 2,2 % Alo-SGB III 5,3 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

NORDRHEIN-WESTFALEN

Optionskommunen 18

Fläche km² 15.410,76

Einwohner 5.864.112

Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Kreis Kreis Kreis Borken Coesfeld Düren

Landrat Landrat Dr. Christian Schulze Landrat Dr. Kai Zwicker Pellengahr Wolfgang Spelthahn CDU CDU CDU im Amt seit: 2009, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 1999, gewählt bis: 2020 Fläche: 1.420,98 km² - EW: 369.666 - EW/km²: 260 Fläche: 1.112,04 km² - EW: 218.401 - EW/km²: 196 Fläche: 941,37 km² - EW: 262.828 - EW/km²: 279 Jobcenter im Kreis Borken jobcenter Kreis Coesfeld Kreis Düren Amt Abteilung Amt 4,34 % SGB II-Quote 3,67 % SGB II-Quote 8,40 % SGB II-Quote 2,3 % Alo-SGB II 1,5 % Alo-SGB II 5,1 % Alo-SGB II 1,7 % Alo-SGB III 1,7 % Alo-SGB III 2,2 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

45 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Stadt Kreis Ennepe-Ruhr-Kreis Essen Gütersloh

Landrat Landrat Oberbürgermeister Dr. h.c. Sven-Georg Olaf Schade Thomas Kufen Adenauer SPD CDU CDU im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 1999, gewählt bis: 2020 Fläche: 409,64 km² - EW: 325.954 - EW/km²: 796 Fläche: 210,34 km² - EW: 582.624 - EW/km²: 2.770 Fläche: 969,21 km² - EW: 360.642 - EW/km²: 372 Jobcenter EN Amt der Kreisverwaltung 7,84 % SGB II-Quote 15,27 % SGB II-Quote 5,12 % SGB II-Quote 4,4 % Alo-SGB II 9,8 % Alo-SGB II 2,7 % Alo-SGB II 2,3 % Alo-SGB III 2,3 % Alo-SGB III 2,1 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Stadt Kreis Hamm Hochsauerlandkreis Kleve

Oberbürgermeister Thomas Hunsteger- Landrat Landrat Petermann Dr. Karl Schneider Wolfgang Spreen CDU CDU CDU im Amt seit: 1999, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2005, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2004, gewählt bis: 2020 Fläche: 226,43 km² - EW: 179.397 - EW/km²: 792 Fläche: 1.960,17 km² - EW: 263.762 - EW/km²: 135 Fläche: 1.232,99 km² - EW: 310.337 - EW/km²: 252 Kommunales JobCenter Hamm Hochsauerlandkreis Kreis Kleve AöR Fachdienst Jobcenter Verwaltung 12,24 % SGB II-Quote 4,93 % SGB II-Quote 5,94 % SGB II-Quote 7,4 % Alo-SGB II 2,8 % Alo-SGB II 4,3 % Alo-SGB II 2,3 % Alo-SGB III 2,1 % Alo-SGB III 2,4 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Kreis Kreis Stadt Lippe Minden-Lübbecke Mülheim an der Ruhr

Landrat Landrat Oberbürgermeister Dr. Axel Lehmann Dr. Ralf Niermann Ulrich Scholten SPD SPD SPD im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2007, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2020 Fläche: 1.246,21 km² - EW: 350.750 - EW/km²: 281 Fläche: 1.152,41 km² - EW: 313.050 - EW/km²: 272 Fläche: 91,28 km² - EW: 169.278 - EW/km²: 1.854 Amt proArbeit Jobcenter Jobcenter Sozialagentur Stadt Mülheim a.d. Ruhr Amt Amt 7,56 % SGB II-Quote 6,77 % SGB II-Quote 11,95 % SGB II-Quote 4,8 % Alo-SGB II 3,1 % Alo-SGB II 6,2 % Alo-SGB II 2,3 % Alo-SGB III 2,3 % Alo-SGB III 2,1 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Stadt Kreis Stadt Münster Recklinghausen Solingen

Oberbürgermeister Landrat Oberbürgermeister Markus Lewe Cay Süberkrüb Tim Kurzbach CDU SPD SPD im Amt seit: 2009, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2009, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2020 Fläche: 303,28 km² - EW: 310.039 - EW/km²: 1.022 Fläche: 761,31 km² - EW: 617.807 - EW/km²: 812 Fläche: 89,54 km² - EW: 158.726 - EW/km²: 1.773

6,76 % SGB II-Quote 11,62 % SGB II-Quote 9,84 % SGB II-Quote 3,9 % Alo-SGB II 8,1 % Alo-SGB II 6,2 % Alo-SGB II 1,8 % Alo-SGB III 2,4 % Alo-SGB III 2,6 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Kreis Kreis Stadt Steinfurt Warendorf Wuppertal

Landrat Landrat Oberbürgermeister Dr. Klaus Johannes Effing Dr. Olaf Gericke Andreas Mucke CDU CDU SPD im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2006, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2020 Fläche: 1.795,76 km² - EW: 443.374 - EW/km²: 247 Fläche: 1.319,41 km² - EW: 277.431 - EW/km²: 210 Fläche: 168,39 km² - EW: 350.046 - EW/km²: 2.079 Jobcenter Kreis Steinfurt Amt 5,21 % SGB II-Quote 5,70 % SGB II-Quote 13,52 % SGB II-Quote 3,2 % Alo-SGB II 3,8 % Alo-SGB II 7,4 % Alo-SGB II 1,7 % Alo-SGB III 2,2 % Alo-SGB III 2,7 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

46 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz RHEINLAND-PFALZ Landkreis Landkreis Kusel Mainz-Bingen Optionskommunen 5

Fläche km² 3.861,06 Landrat Landrat Einwohner 648.939 Dr. Winfried Hirschberger Claus Schick SPD SPD im Amt seit: 1985, gewählt bis: 2017 im Amt seit: 1992, gewählt bis: 2017 Fläche: 573,34 km² - EW: 70.997 - EW/km²: 124 Fläche: 605,74 km² - EW: 208.749 - EW/km²: 345

5,20 % SGB II-Quote 4,13 % SGB II-Quote 2,5 % Alo-SGB II 2,2 % Alo-SGB II 2,6 % Alo-SGB III 1,8 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz Landkreis Landkreis Landkreis Mayen-Koblenz Südwestpfalz Vulkaneifel

Landrat Landrat Landrat Dr. Alexander Saftig Hans Jörg Duppré Heinz-Peter Thiel CDU CDU parteilos im Amt seit: 2009, gewählt bis: 2024 im Amt seit: 1979, gewählt bis: 2017 im Amt seit: 2013, gewählt bis: 2021 Fläche: 817,27 km² - EW: 211.925 - EW/km²: 259 Fläche: 953,67 km² - EW: 96.474 - EW/km²: 101 Fläche: 911,04 km² - EW: 60.794 - EW/km²: 67 Kommunales Jobcenter, Landkreis Südwestpfalz JobCenter - Landkreis Vulkaneifel Abteilung Einbindung in die Abt. Arbeit u. Soziales 4,82 % SGB II-Quote 2,76 % SGB II-Quote 3,71 % SGB II-Quote 2 % Alo-SGB II 2,4 % Alo-SGB II 2,6 % Alo-SGB II 2,2 % Alo-SGB III 2,8 % Alo-SGB III 2,5 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

SAARLAND

Optionskommunen 3

Fläche km² 1.353,65

Einwohner 430.485

Saarland Saarland Saarland Landkreis Landkreis Saarlouis Saarpfalz-Kreis St. Wendel

Landrat Landrat Landrat Patrik Lauer Dr. Theophil Gallo Udo Recktenwald SPD SPD CDU im Amt seit: 2012, gewählt bis: 2019 im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2025 im Amt seit: 2008, gewählt bis: 2022 Fläche: 459,03 km² - EW: 197.009 - EW/km²: 429 Fläche: 418,39 km² - EW: 144.584 - EW/km²: 346 Fläche: 476,23 km² - EW: 88.892 - EW/km²: 187 Landkreis St. Wendel - Kommunale Arbeitsförderung Eigenständiges Dezernat i.d. Kreisverwaltung 6,66 % SGB II-Quote 6,31 % SGB II-Quote 4,60 % SGB II-Quote 3,5 % Alo-SGB II 3,5 % Alo-SGB II 2,2 % Alo-SGB II 2,1 % Alo-SGB III 2,3 % Alo-SGB III 1,8 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

47 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

SACHSEN Sachsen Sachsen Landkreis Optionskommunen 5 Bautzen Erzgebirgskreis Fläche km² 9.440,90 Landrat Landrat Einwohner 1.417.590 Michael Harig Frank Vogel CDU CDU im Amt seit: 2001, gewählt bis: 2022 im Amt seit: 2008, gewählt bis: 2022 Fläche: 2.395,60 km² - EW: 306.273 - EW/km²: 128 Fläche: 1.827,90 km² - EW: 347.665 - EW/km²: 190 Jobcenter Landkreis Bautzen Dezernat 7,00 % SGB II-Quote 5,93 % SGB II-Quote 4,7 % Alo-SGB II 4 % Alo-SGB II 2,6 % Alo-SGB III 2,6 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

Sachsen Sachsen Sachsen Landkreis Landkreis Landkreis Görlitz Leipzig Meißen

Landrat Landrat Landrat Bernd Lange Henry Graichen Arndt Steinbach CDU CDU CDU im Amt seit: 2001, gewählt bis: 2022 im Amt seit: 2015, gewählt bis: 2022 im Amt seit: 2003, gewählt bis: 2022 Fläche: 2.111,42 km² - EW: 260.000 - EW/km²: 123 Fläche: 1.651,39 km² - EW: 258.408 - EW/km²: 156 Fläche: 1.454,59 km² - EW: 245.244 - EW/km²: 169 Jobcenter Fachdienst Beschäftigung und Arbeit Kommunales Jobcenter Landkreis Leipzig Landkreis Meißen Amt Amt Amt 9,84 % SGB II-Quote 7,42 % SGB II-Quote 7,11 % SGB II-Quote 7,3 % Alo-SGB II 4,4 % Alo-SGB II 4,8 % Alo-SGB II 3,4 % Alo-SGB III 2,6 % Alo-SGB III 2,6 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

SACHSEN-ANHALT

Optionskommunen 6

Fläche km² 10.125,19

Einwohner 1.039.554

Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Landkreis Altmarkkreis Anhalt-Bitterfeld Burgenlandkreis Salzwedel Landrat Landrat Landrat Michael Ziche Uwe Schulze Götz Ulrich CDU CDU CDU im Amt seit: 2008, gewählt bis: 2022 im Amt seit: 2001, gewählt bis: 2021 im Amt seit: 2014, gewählt bis: 2021 Fläche: 2.293,05 km² - EW: 86.164 - EW/km²: 38 Fläche: 1.453,53 km² - EW: 164.817 - EW/km²: 113 Fläche: 1.413,69 km² - EW: 184.081 - EW/km²: 130 Jobcenter - Kommunale AöR für Beschäftigung und Arbeit (KomBA-ABI) - AöR Webseite abgeschaltet 8,08 % SGB II-Quote 10,03 % SGB II-Quote 10,54 % SGB II-Quote 5,4 % Alo-SGB II 6,4 % Alo-SGB II 6,8 % Alo-SGB II 3,4 % Alo-SGB III 2,9 % Alo-SGB III 3 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Landkreis Harz Saalekreis Salzlandkreis

Landrat Landrat Landrat Martin Skiebe Frank Bannert Markus Bauer CDU CDU SPD im Amt seit: 2013, gewählt bis: 2020 im Amt seit: 2007, gewählt bis: 2021 im Amt seit: 2014, gewählt bis: 2021 Fläche: 2.104,52 km² - EW: 221.366 - EW/km²: 105 Fläche: 1.433,67 km² - EW: 186.431 - EW/km²: 130 Fläche: 1.426,73 km² - EW: 196.695 - EW/km²: 138 Kommunale Beschäftigungsagentur Jobcenter Land- Eigenbetrieb für Arbeit - Jobcenter Saalekreis Jobcenter Salzlandkreis kreis Harz - Eigenbetrieb Eigenbetrieb Eigenbetrieb 8,52 % SGB II-Quote 9,54 % SGB II-Quote 11,68 % SGB II-Quote 4,7 % Alo-SGB II 5,9 % Alo-SGB II 8,2 % Alo-SGB II 3,1 % Alo-SGB III 2,6 % Alo-SGB III 3,4 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15 036912 15

48 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

SCHLESWIG-HOLSTEIN Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Kreis Kreis Optionskommunen 2 Nordfriesland Schleswig-Flensburg Fläche km² 4.154 Landrat Landrat Einwohner 360.799 Dieter Harrsen Dr. Wolfgang Buschmann Wählergemeinschaft Nordfriesland parteilos im Amt seit: 2007, gewählt bis: 2019 im Amt seit: 2012, gewählt bis: 2018 Fläche: 2.082,76 km² - EW: 163.960 - EW/km²: 79 Fläche: 2.071,31 km² - EW: 196.839 - EW/km²: 95 Kreis Nordfriesland Kreis Schleswig-Flensburg, Der Landrat Fachbereich Fachbereich 5,75 % SGB II-Quote 6,72 % SGB II-Quote 3,9 % Alo-SGB II 4,1 % Alo-SGB II 3,8 % Alo-SGB III 2,4 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

THÜRINGEN Thüringen Thüringen Landkreis Landkreis Optionskommunen 4 Greiz

Fläche km² 3.114,54 Landrat Landrätin Einwohner 436.589 Dr. Werner Henning Martina Schweinsburg CDU CDU im Amt seit: 1990, gewählt bis: 2018 im Amt seit: 1990, gewählt bis: 2018 Fläche: 943,07 km² - EW: 101.325 - EW/km²: 107 Fläche: 845,98 km² - EW: 101.114 - EW/km²: 120 Grundsicherungsamt Jobcenter des Landkreises Eichsfeld Amt 4,29 % SGB II-Quote 5,97 % SGB II-Quote 2,8 % Alo-SGB II 4 % Alo-SGB II 2,7 % Alo-SGB III 3 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

Thüringen Thüringen Stadt Landkreis Jena Schmalkalden- Meiningen Oberbürgermeister Landrat Dr. Albrecht Schröter Peter Heimrich SPD SPD im Amt seit: 2006, gewählt bis: 2018 im Amt seit: 2012, gewählt bis: 2018 Fläche: 114,76 km² - EW: 109.527 - EW/km²: 954 Fläche: 1.210,73 km² - EW: 124.623 - EW/km²: 103 jenarbeit Eigenbetrieb der Stadt Jena 6,78 % SGB II-Quote 4,70 % SGB II-Quote 4,6 % Alo-SGB II 3 % Alo-SGB II 2,1 % Alo-SGB III 2,4 % Alo-SGB III 036912 15 036912 15

49 DIE OPTIONSKOMMUNEN IM ÜBERBLICK

Ausgewählte Strukturdaten der Optionskommunen im Vergleich

Die 10 einwohnerstärksten Optionskommunen

Stuttgart...... 623.738 Kreis Recklinghausen...... 617.807 Essen...... 582.624 Landkreis Ludwigsburg...... 534.074 Kreis Steinfurt...... 443.374 Ortenaukreis...... 420.106 Main-Kinzig-Kreis...... 411.956 Kreis Borken...... 369.666 Kreis Gütersloh...... 360.642 Landkreis Osnabrück...... 358.079

Die 10 einwohnerschwächsten Optionskommunen

Landkreis Friesland...... 97.900 Odenwaldkreis...... 97.000 Landkreis Südwestpfalz...... 96.474 Landkreis St. Wendel...... 88.892 Altmarkkreis Salzwedel...... 86.164 Landkreis Kusel...... 70.997 Landkreis Vulkaneifel...... 60.794 Landkreis Wittmund...... 57.173 Schweinfurt...... 51.969 Kaufbeuren...... 42.731

50 © Deutscher Landkreise (DLT) November 2016 Deutscher Landkreistag Ulrich-von-Hassell-Haus Lennéstraße 11 10785 Berlin Tel. 0 30/59 00 97-3 09 Fax 0 30/59 00 97-4 00 www.landkreistag.de [email protected]