Unser Eichsfeld in Geschichte Und Gegenwart

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Unser Eichsfeld in Geschichte Und Gegenwart 64. Jahrgang Heft 9/10 2020 H 11859 Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart • Heilig-Geist-Spitäler in Duderstadt • Verfolgte des NS-Regimes • Aberglauben im Eichsfeld im Eichsfeld • Benediktinerkloster Gerode • Hund oder Löwe in Kirchgandern • Steingarten als Lengenfelder • Kefferhäuser Holzdiebe Attraktion • Vogelarten bei Westhausen Rhumspringe 5,40 EUR incl. 5 % MWSt Das Eichsfeld sehen, fühlen und schmecken – das entspannte Dorfhotel DER KRONPRINZ lädt ein. Der Kronprinz | Fuhrbacher Str. 31-33 | 37115 Duderstadt / Fuhrbach [email protected] | www.der-kronprinz.de JETZT ONLINE Infos, Kultur, Historisches und Termine rund um Duderstadt https://clanys-eichsfeld.blog Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart 241 Eichsfeldische Heimatkunde Die „Heilig-Geist-Spitäler“ in Duderstadt Von Herbert Pfeiffer Heilig-Geist- Spital vor dem „Steinthor“ Heilig-Geist- Spitäler beste- hen seit dem 14. Jahrhundert. Sie gehen auf den Heilig-Geist-Or- den zurück, der sich seit 1204 in Rom befand. Er setzte sich ins- besondere für die Errichtung von Spitälern ein.1 Der Heili- ge Geist galt als Patron der ver- Heilig-Geist-Spital. Foto: Helmut Mecke. wirrten oder verarmten Alten, der Armen nicht übereinstimmend dargestellt. Johan- im Geiste und der hilflosen Kinder.2 nes Barckefeldt geht in seiner „Duderstadt Stifter und Stiftungsjahr des Duderstäd- Chronik“ von 1683 davon aus, dass 1395 ter Spitals sind in der bekannten Literatur Hardegen und Hans von Mansfeldt die Ka- Titelbild: Die Rhumequelle an der nordöstlichen Eichsfeldgrenze im südlichen Harzvorland gehört zu den stärksten Quellen Europas. Die Quellschüttung dieser Karstquelle, deren Wasser vorwie- gend aus großen Versickerungen von Oder und Sieber stammt und durch ein weitverzweigtes System unterirdischer Hohlräume zur Haupt- und den Nebenquellen gelangt, beträgt zwischen 2.500 bis maximal 6.000 Litern/Sekunde. Dass damit täglich ein 300 km langer Eisenbahn- Kesselwagenzug mit reinstem Trinkwasser befüllt werden könnte, erfährt man auf einer lokalen Informationstafel. Das Rhume-Quellgebiet gehört zu den wenigen naturbelassenen großen europäischen Quellen und ist als Naturschutzgebiet nicht nur Refugium für seltene Vogelarten, sondern bei gleichmäßigen Wassertemperaturen von ca. 9° C auch für eine spezifische Quell- fauna und -flora sowie exponiertes Wanderziel. Sagenhaft ist das tragische Geschehen um die „wunderholde“ Nixe Rhuma, Tochter des Berggeistes, und den jungen Riesen Romar, real aber sind archäologische Funde im Quelltopf aus der Zeit der Bandkeramiker (um 5400 bis 4800 v. Chr.) – verzierte Scherben, steinerne Klingen und ein Beil aus Flint – sowie Funde aus der Eisenzeit (um 750 v. Chr.), womit diese landschaftlich reizvolle wie auch oft mystisch verklärte Eichsfeldquelle als herausragendes Zeugnis einer fast siebeneinhalb Jahrtausende währenden Kulturgeschichte unserer Heimat gewertet werden darf. Foto und Text: Josef Keppler. Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart 245 Anmerkungen ten Weltkrieg. In: Hildesheimer Chronik. Beiträge 1 Vgl. Sparkasse Duderstadt (Hg.): Duderstadt und zur Geschichte des Bistums Hildesheim. Band 6, das Untereichsfeld. Lexikon einer Landschaft in Bielefeld 2000, S. 38 ff. Südniedersachsen. Duderstadt 1996, S. 171. 11 Wüstefeld, Karl: Tausend Jahre Duderstadt. (Anm. 2 Vgl. Aufgebauer, Peter: „Zum Wohle der Jakobs- 7), S. 68. pilger“. Eine Duderstädter Bruderschaft und ihr 12 Vgl. Stadtarchiv Duderstadt (Stadt A Dud): Dud 2 Hospital. In: Eichsfeld-Jahrbuch 17 (2009), S. 52. Nr. 3246-3260. 3 Wolf, Johann: Geschichte und Beschreibung der 13 Angaben der Stadtverwaltung Duderstadt vom Stadt Duderstadt. (Anm. 5), S. 272 f. 3.3.2015. 4 Vgl. Wolf, Johann: Geschichte und Beschreibung 14 Vgl. Südhannoversche Volkszeitung: Bischofsfi- der Stadt Duderstadt. (Anm. 5), S. 272 f. gur immer noch ohne Identität. Duderstadt, 25. 5 Vgl. Wüstefeld, Karl: Tausend Jahre Duderstadt. November 1978. (Anm. 7), S. 67. 15 Dieck, Joseph: Das Hospital St. Spiritus in Duder- 6 Vgl. Lerch: Duderstädter Chronik. (Anm. 9), S. 78. stadt. In: Eichsfelder Heimatstimmen 25 (1981), 7 Vgl. Lerch: Duderstädter Chronik. (Anm. 9), S. 96. Heft 11, S. 507 f. 8 Vgl. Dieck, Joseph: Geschichte der Pfarrei und 16 Vgl. Anm. 14. Kirche St. Cyriakus Duderstadt. Duderstadt 1952, 17 Vgl. Steffen, Erich: Chronik der Ortschaft Duder- S. 147. stadt 1973–1993. Duderstadt 1999, S. 66. 9 Vgl. Wüstefeld, Karl: Tausend Jahre Duderstadt. 18 Vgl. Dieck, Joseph: Geschichte der Pfarrei und (Anm. 7), S. 68. Kirche St. Cyriakus Duderstadt. Duderstadt 1952, 10 Vgl. Aschoff, Hans-Georg: Das Ursulinenkloster S. 454. in Duderstadt von seiner Gründung bis zum ers- 19 Vgl. Anm. 14. „Auch bei uns glaubt man hier und da noch an Hexen“ Vom Aberglauben im Eichsfeld Von Mathias Degenhardt Alljährlich wird der einstige Hexenglaube schen Märchen. Mit welcher Alltagsprä- dem Eichsfelder mit der Walpurgisnacht senz der Hexenglaube aber noch in den sowie in neuerer Zeit zu Halloween ins 1920er-Jahren vertreten war, schildert der Gedächtnis gerufen. Während er hier je- anonyme Eichsfelder Schreiber eines Zei- doch eher Teil von kommerziellen Events tungsbeitrags: und anderntags schon wieder entrückt ist, „Nach altem Volksglauben ziehen am 1. war er im Alltagsgeschehen und Empfin- Mai die Hexen auf den Blocksberg. Sie den früherer Generationen weit verbreitet reiten durch die Lüfte auf einem Besen- und nicht ungewöhnlich. Durch massive stiel oder einem fetten Schweine. Auf dem gesellschaftliche, politische und wissen- Blocksberge werden die Hexlein von ihrem schaftliche Umbrüche und Entwicklungen Meister, dem Teufel, begrüßt. Er tanzt mit im 20. Jahrhundert wurde der Aberglaube ihnen bei einer Höllenmusik. Sie erwei- stetig mehr als Fiktion und „Ammenmär- sen ihm göttliche Ehre, verneigen sich vor chen“ aufgefasst. Beispielsweise bedeu- ihm und küssen ihn, der in Gestalt eines teten die Erweiterung der Stundentafeln häßlichen Ziegenbockes auf einem Altare um naturwissenschaftliche Fächer und die steht. Zum Schluß hält der Meister noch Ausdehnung der Regelschulzeit von acht eine Predigt, in welcher er den Hexen neue auf zehn Jahre (ab 1959 in der DDR, ab Vorschriften und Mahnungen gibt. 1964 in der BRD) für den Aberglauben den letzten Schlag. Heute kennt man bspw. Was ist auf dem Eichsfelde von dem He- Hexen allenfalls aus der ekstatisch-fanta- xenglauben noch lebendig? Auch bei uns sievollen Walpurgisnachtszene in Goethes glaubt man hier und da noch an Hexen. „Faust“, aus Filmen oder aus den Grimm- Mir ist ein Fall bekannt, wo eine Frau nicht Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart 251 Hund oder Löwe? Zur Geschichte eines Reliefs an der Kirche in Kirchgandern Von Jonas Bodenberger1 Das Gotteshaus in Kirchgandern ist dem hl. Martin von Tours geweiht. Die- ses Patrozinium weist auf ein hohes Alter hin. Vielleicht hat auch das Heili- genstädter Martins- stift Einfluss auf das Patronat der Kirche gehabt. Jedenfalls war der Ort im Mit- telalter wohl Mittel- punkt eines geistli- chen Bezirkes und Sitz eines Erzpries- ters.2 Zu den Beson- Abb. 1: Die St.-Martins-Kirche in Kirchgandern 2020. Alle Foto: Jonas derheiten der Kirche Bodenberger. gehört ein Sandstein in der Ecke über dem Das Gotteshaus in Kirchgandern dürfte im Eingang an der Nordseite der Kirche. Das Mittelalter errichtet worden sein. Nach der dortige Relief zeigt ein auf den ersten Blick Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg 1623 nicht eindeutig erkennbares Tier. wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. Der Stein befindet sich in einer Höhe 1678 konsekrierte Weihbischof Adolf Gott- von ca. 5 Metern und hat die Form eines fried Volusius aus Erfurt den Altar. Danach Rechtecks mit aufgesetztem Trapez. Er wurde weiter am Kirchenschiff gearbeitet, weist eine Breite von 55 cm und an der sodass das Gotteshaus 1686 eingeweiht 3 höchsten Stelle eine Höhe von 43 cm auf. und 1692 konsekriert werden konnte. Ein Die Außenkanten sind bis zur Verengung umfangreicher Erweiterungsbau erfolgte des Sandsteins 24 cm hoch. Die Tierge- 1930/31, der am 19. September 1933 kon- 4 stalt selbst ist springend dargestellt und sekriert wurde. Bei diesen jüngsten Bau- hat eine Breite von 27 cm. Ferner ist sie maßnahmen wurde der Stein mit dem Tier 15 cm hoch und besitzt eine Aufwölbung an einer anderen Stelle wiederverwendet von 3 cm nach vorne. Einst war das Relief und an die heutige Stelle versetzt. wohl farbig gefasst, worauf blaue Farb- Welches Tier dargestellt ist und welche reste und die gelbliche Zunge hinweisen. Bedeutung dahintersteht, ist selbst den Um die Kreatur herum ist die Oberfläche meisten Einwohnern nicht mehr bekannt. in Form eines Dreiecks glatt, nur an den Rändern wurde der Stein behauen. Löwe Der Stein ist eine Spolie, ein aus einem älteren Bauwerk stammender Rest, der in Folgt man dem Regierungsbaumeister einem neuen Bau wiederverwendet wurde. Walter Rassow, so handelt es sich da- 256 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart für den einfachen frankirten Brief 4 Sgr Nr. 83/21. October 1865 6 Pf. und für den einfachen unfrankirten Der Einwohner Johann Franz Huschenbett Brief 6 Sgr. zu Glasehausen ist als Forstaufseher der dasigen gesammten Gemeindewaldung Nr. 81/14. October 1865 angenommen und für diesen Beruf un- Auf Grund des § 5 des Gesetzes über die term 4. d. 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