Das Eichsfeld
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NL PB Das Eichsfeld Ein deutscher Grenzraum Schriftenreihe der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung Niedersachsen – vom Grenzland zum Land in der Mitte Folge 6 2 3 Das Eichsfeld Ein deutscher Grenzraum Peter Aufgebauer Dietrich Denecke Klaus Grote Markus Krüsemann Eckart Schröder Hans-Georg Wehling Duderstadt 2002 Mecke Druck und Verlag 4 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliothek; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de>; abrufbar. © NLpB Herausgegeben von der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung (NLpB) mit freundlicher Unterstützung der Stadt Duderstadt Hannover 2002 Redaktion: Peter Hoffmann, NLpB, und Dr. Hans-Heinrich Ebeling, Stadt Duderstadt Herstellung und Gestaltung: Niedersächsische Landeszentrale für politische Bil- dung Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung dar. Für die inhaltlichen Aussagen tragen die Autoren die Verantwortung. ISBN 3-932752-95-3 Mecke Druck und Verlag, Duderstadt Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten. Umweltfreundlich hergestellt auf chlorfrei gebleichtem Papier. 5 Inhalt Dietrich Denecke Das Eichsfeld – Landschaftsräumliche Strukturen und Beziehungsgefüge eines Grenzraumes in historisch-geographischer Perspektive ..................................... 7 Klaus Grote Die Ur- und Frühgeschichte im Untereichsfeld Zur Besiedlungsentwicklung von der Altsteinzeit bis zum frühen Mittelalter ........................................................................................................... 47 Eckart Schröder Die mittelalterliche ländliche Kulturlandschaft und ihr Wandel durch die Wüstungsvorgänge im Untereichsfeld .............................................................. 62 Peter Aufgebauer Geschichte einer Grenzlandschaft...................................................................... 66 Markus Krüsemann Struktur und Entwicklung der regionalen Wirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg .............................................................................................. 80 Hans-Georg Wehling Das katholische Milieu im Eichsfeld ................................................................. 109 Literatur .............................................................................................................................. 119 Abbildungsnachweise ........................................................................................................ 122 Verfasser .............................................................................................................................. 124 6 7 Das Eichsfeld - Landschaftsräumliche Strukturen und Beziehungsgefüge eines Grenzraumes in historisch-geographischer Perspektive Dietrich Denecke Da ist keine Geschichte ohne Grenzen inneren Regionalbewusstseins. Die Ele- und keine Grenze ohne Geschichte, mente der Charakterisierung sind raum- jedoch – Grenzen fordern immanent, sie werden von der Bevölke- zu ihrer Überwindung heraus. rung getragen und werden in ihr ge- weckt, sie werden raumgestaltend und wirtschaftsfördernd zur Wirkung ge- Charakterisierung bracht. und Regionalbewusstsein des In einem Logo des Eichsfeldes, das Eichsfeldes nach der Wende entworfen worden ist, sind charakterisierende Wahrzeichen Die Charakterisierung, Geschlossen- zusammengefasst, die die Landschaft, heit und Zusammengehörigkeit einer Re- ihre Geschichte und ihren ästhetisch-tou- gion wird immer wieder und heute mehr ristischen Wert plakativ und stellvertre- denn je in den „Merkwürdigkeiten“ im tend ansprechen. Das Mainzer Rad aus ursprünglichen Sinne, in markanten dem Wappen des Erzbistums Mainz, das Wahrzeichen, in werbenden Logos oder uns als Symbol der langen territorialen plakativen Slogans zum Ausdruck ge- und kirchlichen Zugehörigkeit noch über- bracht, es bildet sich von außen her gese- all entgegentritt (Wappen, Inschriften, hen ein Image der Region und ihrer Be- Grenzsteine u.a.), steht für die gemeinsa- wohner, das man von innen her auch po- me Territorialgeschichte, die Burg Hans- sitiv zu beeinflussen sucht, auf der tein symbolisiert die Macht und den Ein- Grundlage der Förderung eines aktiven fluss der zahlreichen mittelalterlichen Ein vormaliges Logo des Eichsfeldes in der touristischen Werbung 8 Landschaftsräumliche Strukturen und Beziehungsgefüge eines Grenzraumes Landschaftsräumliche Strukturen und Beziehungsgefüge eines Grenzraumes 9 Grundherren, die später oft in die Amts- verwaltungen eintraten, dargestellt im alten Burgsitz (Haus auf dem Wall) der Herren von Minnigerode und Sitz des ehemaligen Amtes Gieboldehausen, das Rathaus Duderstadt vertritt die Bedeu- tung und wirtschaftliche Macht der Städ- te des Eichsfeldes, und im Mittelfeld steht die Wallfahrtskirche auf dem Hülfensberg für die katholische Einheit des religiös geprägten Eichsfelder Rau- mes. Mit dem weiten Offenland, den Waldhängen und der Wasserfläche des Seeburger Sees, dem „Auge des Eichsfel- des“, wird der Landschaftscharakter zum Ausdruck gebracht, einer Landschaft, die mit ihrer durchaus eigenen Natur wie auch den Elementen ihrer Geschichte (Burgenromantik, Wallfahrtsorte, Fach- werkstädte) zur Freizeitgestaltung und zum Tourismus einlädt. In Werbesprüchen mit einem deutli- chen Regionalbezug wird die zentrale Lage im heutigen Deutschland und die Überwindung der einstigen Grenzlage thematisiert. Das Eichsfeld – „Die geogra- phische Mitte Deutschlands“, das Eichs- feld – „Natur und Kultur im Herzen Deutschlands“ oder das Eichsfeld – „Die grenzenlose Region“, „Die Region des Brückenschlages“. So ist auch zur Welt- ausstellung 2000 in Hannover ein dezen- trales Expo-Projekt im Eichsfeld durchge- führt worden, unter dem Motto „Das Eichsfeld – die grenzenlose Region – Überwindung der Teilung für Mensch und Natur“. Mit den lokalen Slogans „Duderstadt – Das Tor zum Eichsfeld“ oder „Worbis – Das Tor zum Ohmge- birge“ wird die Zentralität der Orte, aber gerade auch die Verbundenheit mit ih- rem Umfeld hervorgehoben. Das Motto „Das Eichsfeld – Deutschlands nördlich- ster Süden“ spielt auf überregionale Ver- gleiche und Verbindungen an, repräsen- tiert besonders in der religiös-katholi- schen Geschlossenheit, der Traditions- gebundenheit einer dörflichen Gesell- Karte des Eichsfeldes 10 Landschaftsräumliche Strukturen und Beziehungsgefüge eines Grenzraumes Das Rathaus in Duderstadt schaft und einem Erholungswert abseits des unzugänglichen Grenzraumes über- von der Hektik der Ballungsräume. Mit wunden werden. Das Image des Eichs- den Errungenschaften der heutigen Ge- feldes im 19. Jahrhundert, „Das Armen- genwart soll die Vorstellung der noch na- haus Preußens“ zu sein, gehört in der Tat hen Vergangenheit des peripheren und der Vergangenheit an. Landschaftsräumliche Strukturen und Beziehungsgefüge eines Grenzraumes 11 Das Eichsfeld – Aue am südlichen Harzrand und im We- sten das Leinetal mit dem Moringer und ein Territorium und Grenzraum Einbecker Becken. Ganz anders sind die natürlichen Ressourcen wie auch der Be- Das Eichsfeld ist im nördlichen Teil siedlungsgang in den benachbarten Mit- eine offene Beckenlandschaft mit frucht- telgebirgszügen, dem naheliegenden baren Böden (’Goldene Mark’) und um- Harz, dem hessischen Bergland wie auch rahmenden bewaldeten Höhenzügen, dem Weserbergland. die nach Süden hin landschaftsbestim- mend werden. Es ist ein schon in prähi- Der bis heute wirksame territoriale storischen Epochen agrarwirtschaftlich Zusammenhalt wie auch die Bezeichnung genutzter Altsiedelraum, eine seit dem ’Eichsfeld’ gehen zurück bis in das frühe Mittelalter territoriale, katholisch ge- Mittelalter, auf den kleinen Eichsfeldgau prägte Einheit in einem protestantischen um Dingelstädt (erstmals genannt 897), Umfeld und letztlich bis heute ein territo- auf die „Terra Eichsfeldiae“, die Ende des rialer Grenzraum, was sich immer wieder 13. Jahrhunderts von einem Grafenge- vielseitig ausgewirkt hat. Naturräumlich schlecht an den Erzbischof von Mainz und siedlungsgeschichtlich im Umfeld verkauft wird. Vom Erzbistum Mainz aus vergleichbar besonders mit dem nördli- wird dann in der Folgezeit, bis in die chen Eichsfeld sind im Osten die Goldene zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts hin- Karte des Fürstentums Eichsfeld von E. Gaebler, 1886 12 Landschaftsräumliche Strukturen und Beziehungsgefüge eines Grenzraumes Historische Grenzmarkierungen der ehemaligen Grenze zwischen dem Kurfürstentum Mainz (Gem. Gieboldehausen) und dem Fürstentum Grubenhagen (Gem. Wulften) am Rotenberg Landschaftsräumliche Strukturen und Beziehungsgefüge eines Grenzraumes 13 ein, durch eine gezielte Erwerbspolitik in innerdeutschen Grenze ist nicht nur his- der Nachbarschaft und in Konkurrenz mit torisch, sondern in ihren Nachwirkungen welfischen, thüringischen und hessischen zu verdeutlichen. Territorialbestrebungen das Mainzer Ter- ritorium des Eichsfeldes ausgebaut, das Charakteristische Züge des Eichsfeldes, als solches bis 1802 bestanden hat. Mit die Ikonographie der Landschaft, lassen dem Wachstum des Territoriums sind in sich wahrnehmen in den weiten Einbli- cken von den randlichen Höhenzügen in die Bezeichnung Eichsfeld verschiedene die offenen Agrarlandschaften, in der weitere Teilgebiete eingeschlossen wor- Lage des Eichsfeldes in den weiten Pass- den, u.a. die Goldene Mark, das im nörd- landschaften zwischen Harz, Thüringer lichen Teil gelegene Gebiet des seit 1815 Wald und Solling, in der dörflichen Prä- hannoverschen und heute niedersächsi-