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„...kühn geborstne Trümmer“ Anmerkungen zur Burg Are in Altenahr und den zugehörigen Burgmannenburgen

Dr. Michael Losse

on hoher Klippe steilem Felsenrand/ Geschichte und Baugeschichte VSchau’n eines kühn geborst- 963 erwarb Sigebod, ein in der und in ne Trümmer – dieser von dem Schriftsteller, den Ardennen begüterter Adeliger, durch Gü- evangelischen Theologen und Demokraten tertausch mit der Benediktiner-Abtei in Prüm (Johann) Gottfried Kinkel (1815-1882) in sei- einige Höfe im Raum Altenahr. Dieser Sigebod nem Buch ‚Die ‘ (Kinkel2) 1849) wiederge- gilt als ein Vorfahr der Grafen v. Are, welche gebene Eindruck von der Burgruine Are hoch dann die Burg über Altenahr erbauten. Die Burg über Altenahr ist trotz aller landschaftlichen der Familie des Sigebod wahrscheinlich die Veränderungen noch heute erlebbar. Als ein fast völlig abgegangene Altenburg über dem Wahrzeichen des Ahrtales hätte die eindrucks- gleichnamigen Ortsteil von Altenahr, die um volle Burgruine schon längst eine ausführliche 1095 zerstört worden sein soll. monographische, burgenkundliche und bauge- Die Grafen v. Are gehörten zu einem Famili- schichtliche Würdigung verdient. Bereits 1968 enkreis, dessen Mitglieder sich bis ins 9. Jh. veröffentlichte jedoch der frühere Kreisarchivar zurückverfolgen lassen und zu dem offen- Ignaz Görtz einen kleinen Führer zur Burg Are. bar auch die bedeutenden Grafen v. Verdun Die nachfolgenden Ausführungen stellen eine zählten. Es gelang den Grafen v. Are, in der ergänzte Fassung des Kapitels zur Burg Are aus Hocheifel und an der Oberahr ein Herrschafts- meinem Buch ’“Keck und fest, mit senkrech- gebiet aufzubauen, dessen Zentrum zwischen ten Mauertürmen … wie eine Krone” – Burgen, den Orten bzw. Nürburg und Altenahr Schlösser und Festungen an der Ahr und im lag. Diese gräfliche Herrschaft könnte auf die Adenauer Land‘ (Losse 2008) dar; geplant ist Ausübung der Vogtei über kirchlichen, zumeist mittelfristig eine umfassendere Darstellung die- klösterlichen Besitz und mehr noch auf die ser historisch, kunstgeschichtlich und burgen- Schaffung von Eigentum durch Rodung und kundlich gleichermaßen äußerst interessanten Siedlungstätigkeit zurückgehen. Die Grafen Burg. v. Are teilten sich später in mehrere Linien,

140 u Heimatjahrbuch Kreis 2011 Burg Are nach der umfassenden Sanierung in den 1990er Jahren

nämlich v. Are-Hochstaden (Stammsitz war Stadtchronik finden sich Berichte über Kölner die Burg Husterknupp bei Frimmersdorf, Kreis Patrizier, die wegen Widerstandes gegen die Grevenbroich, NRW), v. Nürburg und v. Neu- Politik Erzbischof Konrads auf Are inhaftiert enahr. waren. Vermutlich ließ Graf Theoderich nach der Zer- Baubefunde und Schriftquellen bezeugen, dass störung der Altenburg die Burg Are erbauen; die Burg noch häufig umgestaltet und erweitert 1105 wird Graf Theoderich v. Are urkundlich wurde. Erweiterungen gab es v.a. im 14./15. genannt. Die urkundliche Ersterwähnung der Jh.: 1347 ließ Erzbischof Walram die Burg Burg stammt hingegen aus dem Jahre 1121. stark befestigen. Zudem entstanden Burgman- Nachdem die ältere Linie der Grafen v. Are nensitze innerhalb und am Rande des Beringes ausgestorben war, kam Burg Are mit dem zu- (Burgmannensitz v. Gymnich) sowie außerhalb gehörigen Besitz an die Linien Are-Hochstaden des Burgberinges (Burgmannensitz Uprath). und Are-Nürburg. In einem um 1166 geschlos- Mehrfach verpfändeten die Erzbischöfe und senen, 1202 erneuerten Vertrag war festgelegt Kurfürsten von Köln Burg und Amt Are/Al- worden, dass die Burg im gemeinsamen Besitz tenahr an die jeweiligen Amtmänner. Die Na- beider Linien verbleiben sollte, d.h. die Burg men der Pfandnehmer sind bekannt; es waren Are war bereits früh eine sog. . Angehörige der Adelsgeschlechter v. Vlatten 1205 wurde Graf Lothar v. Are-Hochstaden (1364 und 1426-1589), v. Gymnich (1389-1421 alleiniger Besitzer der Burg. Sein Sohn Lothar und 1584-89), v. Einenberg, v. Plettenberg, v. starb ohne Nachkommen, damit starben die v. Horst (1589-1625) und v. Gruithausen (1625- Are-Hochstaden im Mannesstamm aus. 1709). Die v. Gymnich ließen während ihrer Lothars Bruder Friedrich, er war Propst in Pfandschaft anscheinend die unterste Pforte, Xanten, schenkte 1246 mit Zustimmung sei- die sog. Gymnichs Porz, erweitern und wohl das nes Bruders, des Kölner Erzbischofs Konrad v. darüber gelegene Burghaus Gymnich erbauen. Hochstaden (reg. 1238-1261), die Grafschaften Werner v. Vlatten verpflichtete sich 1426, die Are und Hochstaden dem Erzbistum Köln. Un- Summe von 600 Gulden an der Burg zu ver- ter der Herrschaft der Kölner Erzbischöfe wurde bauen: u.a. wurden der Torturm der Hauptburg die Burg Are dann ausgebaut. Sie wurde zum mit einem Strebepfeiler gesichert und die Ring- Amtssitz und diente als solcher bisweilen auch mauer-Nordseite erneuert. Gegen eine Zahlung zur Inhaftierung Gefangener. In der Kölner von 100 Gulden übernahm Werner v. Vlatten

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2011 u 141 später eine Brunneninstandsetzung sowie den in Düsseldorf und im Herbst dann in Berlin aus- Bau von stuve ind kammer tussen sal ind nu- stellte. Nach der Fertigstellung des Entwurfes wen thorn. im Frühjahr 1827 reiste Lessing im Sommer Im 16. und 17. Jh. beschränkten sich Baumaß- in die Gegend von Altenahr, um zu seinem nahmen im Wesentlichen auf Reparaturen — Schlosse Felsstudien zu machen. Das Interesse etwa des Kuh- und des Pferdestalles, die als an der Burg Are nahm nicht zuletzt aufgrund strohgedeckte Fachwerkbauten oft repariert solcher populärer künstlerischer Darstellungen und neu eingedeckt werden mussten — und den zu. Schon 1833 hatte die Burgruine ca. 4.000 Ersatz verfallener Bauten. 1549/51 entstand das Besucher/-innen. neue Back- und Brauhaus. Der Rentmeister ließ In den 1990er Jahren erfolgte eine umfassende 1550/51 an die Hofseite des Hauptgebäudes ein Sanierung der Ruine, die zuvor durch Schen- kleines Stübchen anbauen. 1652 erfolgte die kung von der Erbengemeinschaft Tempel an Erneuerung der Mauer am obersten Krautgarten die Ortsgemeinde Altenahr gekommen war. Es auf einer Länge von 40 Schritt. wurden Mauern der Hauptburg mit 65 Ankern Im Jahre 1690 gelang es französischen Trup- von 5 bis 14 m Länge gesichert. Der Material- pen, die durch Beschuss stark beschädigte Burg transport erfolgte per Hubschrauber, dabei kam nach einer neunmonatigen Belagerung einzu- ein Pilot ums Leben. nehmen. 1697 zogen die Franzosen ab, doch besetzte im Spanischen Erbfolgekrieg erneut Baubeschreibung französisches Militär die Burg Are. 1706 folgte Die folgenden Ausführungen zur Baubeschrei- eine kurkölnische Besatzung, die in der Folge- bung basieren ergänzt um eigene Beobach- zeit die Bevölkerung im Umland so drangsa- tungen wesentlich auf Forschungen von Ignaz lierte, dass der Kölner Kurfürst Joseph Clemens Görtz 1968. Er legte seiner Beschreibung das 1714 mit Hilfe von Amtsuntertanen die Burg aus Schriftquellen erschlossene Erscheinungs- belagern und nach erfolgter Eroberung spren- bild der Burg gegen Ende des 17. Jh. zugrunde, gen ließ. Verwertbare Materialien wie Bauholz als diese ihre größte Ausdehnung hatte. (Die und Werk- bzw. Hausteine fanden beim Neubau jeweiligen Nummern in Klammern verweisen des Amtshauses am Fuß des Burgberges und bei im folgenden auf den Grundriss.) späteren Baumaßnahmen Verwendung. Der Kern der Burg wird nahe des Im 19. Jh. weckte die bizarre Burgruine das In- zu suchen sein, dessen Umfeld bei späteren teresse vieler Künstler, unter denen der bedeu- Baumaßnahmen stark verändert wurde. Die tende Maler und Zeichner Karl Friedrich Les- Hauptburg wird im Osten durch den etwa 100 sing (1808-1880) besonders hervorzuheben ist: m tiefen Steilabfall begrenzt. Sein Gemälde ’Ritterburg‘ geht auf Ruinen- und Von Altenahr führt an der Nordwestseite der Felsstudien zurück, die er am Burgberg der Are Burg ein Fußweg (22) hinauf, über dem außer- entwickelte. Tatsächlich sind mehrere detai- halb des Beringes ein Haus (21), vielleicht das lierte Skizzen von der Burg Are aus seiner Hand Burglehen Winteren der v. Blankart zu Ahrwei- bekannt; sie befinden sich heute im Cincinnati ler (?), stand. Der Weg trifft in der Gymnichs Art Museum in Cincinnati (USA). 1827 hatte Porz (19) auf den vom Roßbach heraufführen- K. F. Lessing zusammen mit Johann Wilhelm den Fahrweg (18). Oberhalb des Torhauses steht Schirmer (1807-1863) einen Landschaftlichen das Burghaus Gymnich (20). Den von hier zum Komponierverein gegründet. Lessings erste im (1) hinauf laufenden Felskamm glie- Verein präsentierte Zeichnung entstand ange- dern mehrere künstliche Terrassen. Der Fahrweg regt durch Walter Scotts ‘ Lochleven’, (18) führte, von einer Mauer gestützt, zu einem ein Felsenschloß inmitten eines rings von hohen - vielleicht im Spätmittelalter bzw. der Frühen Ufern umgebenen Sees (Schirmer). Die Zeich- Neuzeit auch als Geschützplattform genutzten nung war der Entwurf zum 1828 fertiggestell- (?) - Hof an der Nordwestseite (16), an dem ein ten Gemälde ‚Ritterburg‘, das Lessing unter dem Kelterhaus und eine Scheune (17) standen. Bei Titel ’Schottische Landschaft‘ im Sommer 1828 Bedarf wurden hier bis zu vier Pferde einge-

142 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2011 stellt. Bis hier konnten Fuhrwerke fahren; ab halb des Zwingers angefügt stand ein Kuh- und hier mussten Baumaterial, Naturallieferungen Pferdestall (11), der zudem Schlafstätten für die etc. getragen werden; Amtsuntertanen waren Reisigen enthielt. Dem Zwinger war feldseitig zum Tragen gegen Gewährung der Kost ver- eine (Stütz-?)Mauer vorgelegt. pflichtet. Eine Treppe führt durch den Torturm (7, 7a) in Der Weg führte weiter durch das niedere porz- den oberen Burghof. Der wegen der Glocke in hus, das untere Torhaus (13), das durch zwei seinem einstigen Dachstuhl Schellenturm und nach Norden verlaufende Mauern mit einem wegen des nördlich (wohl nach 1426) ange- Burghaus (15), vielleicht dem Burglehen Ef- setzten schrägen Strebepfeilers Schiefer Turm felsberg (?), auf dem östlichen Felskamm ver- genannte Turm enthielt über dem Tor in drei bunden war. Zwischen den Mauern lag ein ca. Geschossen jeweils einen größeren Raum. 1,5 m breiter Zwinger, der wohl der Verteidi- Am oberen Ende der Treppe stand, an die Ring- gung des Burgweges diente, zumal durch seine mauer-Nordseite angebaut, ein Fachwerkbau stumpfwinklig abknickenden Endstücke eine (8), der die Wachtmeister- und Reuter-Kam- gewisse flankierende Verteidigung möglich mer enthielt. Daneben erhob sich das 1549/52 war. Während der Ost-, Süd- und Westhang erbaute zweistöckige Back- und Brauhaus (9) sehr steil sind, bedurfte der weniger anstei- mit Backofen, Braukessel, Räucherkammer und gende Nordhang einer stärkeren Sicherung. Getreidespeicher im oberen Stock. Vom oberen Hinter der oberen Mauer lag ein Brunnen (14). Stockwerk soll ein Gang über einen Steg den Oberhalb erhob sich auf ummauerter Terrasse Zugang zum Bergfried (1) ermöglicht haben. ein Garten (12), der als Verteidigungsplattform An die Südseite des Torturmes (7) schloss das genutzt werden konnte. Dem Garten war süd- Principal-Burghaus (5) mit der feldseitig im westlich ein am unteren Torhaus (13) anset- Obergeschoß gerundeten Ecke als Hauptge- zender Zwinger (10) vorgelegt, der bis unter das bäude an; solche gerundeten Ecken waren eine „Hauptburghaus“ (5) reichte. An dieses inner- Modeerscheinung im Burgenbau des 14. und

Grundriss von Burg Are: Erläuterungen dazu enthält die Baubeschreibung.

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2011 u 143 teils noch frühen 15. Jh. Das Principal-Burg- Westseite vorgelegten Mauern (More = Mau- haus enthielt Wohnräume, eine Küche, den sog. er), 1587 wurde er als des Hauses sonderliche Spind, ein kleines Kämmerchen, die Große Stu- Festung bezeichnet, 1591 als der Weiße Turm, be (darunter einen Keller) und im oberen Stock weil er mit einem weißen Kalkputz versehen die Stubenkammer oberhalb der Großen Stube, war. Bei Baumaßnahmen ab 1426 wurde der die Küchenkammer oberhalb der Küche, die den Bergfried tragende Felsen längs der Kapelle Kleine Kammer und die Bischofskammer und ca. 4 m breit abgetragen; es entstand so ein einen Fruchtspeicher. Eine Dachrinne führte Graben, dessen Aushub als Baumaterial genutzt Regenwasser in eine Tonne. Auf dem Burghof worden sein wird. diente ein Bau mit einem kleinen Stübchen als Südlich unterhalb des Turmes steht die Ruine Dienstzimmer des Amtmannes. der bemerkenswerten romanischen, im 12. Jh. entstandene doppelgeschossigen Kapelle (2). Erhalten sind Teile der Nord- und Westwand mit Gewölbeansätzen, die anlässlich der Res- taurierung Ende der 1990er Jahre mit neuen Stützen unterfangen wurden. Wahrscheinlich war der untere Kirchenraum zwischen dem er- höhten Kastenchor im Osten und der Vorhalle im Westen als dreischiffige, dreijochige Halle mit Kreuzgratgewölben ausgebildet. Auch der Chor und die Vorhalle waren kreuzgratgewölbt. Nördlich der Vorhalle führte eine mit einem aufsteigenden Tonnengewölbe überfangene, zweimal winklig abzweigende Treppe ins Ober- Burg Are auf einer Lithographie von J. N. geschoss. Parallel zur Nordwand verläuft ein Ponsart, 1831 mit einer Vierteltonne überwölbter Gang, der von Westen und vom Kirchenschiff aus zu- Von der Südostecke des Principal-Burghauses gänglich war. Ein Dachreiter trug im 17. Jh. verlief die Ringmauer (4) weiter zum Grauen Glocke und Uhr. Im Chor stand ein Flügelaltar, Turm (3), der seinen Namen angeblich vom im Obergeschoss eine Handmahlmühle. In die grauen Verputz herleiten soll. Ebenso wie auf gemauerte Zisterne an der Südwestecke der Ka- der Nürburg ist aber eine Ableitung des Namens pelle mündete die Dachrinne. von „Grafenturm“ nicht unwahrscheinlich, Nicht alle Einzelbauwerke konnten in diesem handelt es sich doch um den größten Wohn- kurzen Überblick berücksichtigt werden. So turm der Burg, der zudem neben der Kapelle sind insbesondere noch Forschungen zu den stand. Der Graue Turm wurde an anderer Stelle spätmittelalterlichen Verteidigungsanlagen Pulverturm genannt, da (in seinem Keller?) in notwendig, von denen unter dem teils dichten späterer Zeit Waffen und Pulver lagerten. Er Bewuchs Reste erhalten blieben. besaß im 17. Jh. über dem Keller einen La- gerraum, in dem Werkzeuge und Fässer auf- Das Burghaus Gymnich bewahrt wurden, und darüber in zwei Etagen Während der Zeit der Verpfändungen von Burg je einen großen beheizbaren Raum. Vom 1. und Amt Are/Altenahr durch mehrere Kölner Obergeschoss aus führte, wie von der Stuben- Erzbischöfe war die Adelsfamilie v. Gymnich kammer des Principal-Burghauses, eine Tür auf in den Zeiträumen 1389-1421 und 1584-89 je- den Wehrgang der Ringmauer-Südseite. weils Pfandnehmer der Burg. Die v. Gymnich Der Bergfried auf der höchsten, künstlich ab- ließen während ihrer Pfandschaft anscheinend gesteilten Kuppe des Berges diente öfter, so die unterste, nach ihnen Gymnichs Porz ge- schon im 13. Jh., als Gefängnis. 1514 hieß er nannte „Pforte“ bzw. Toranlage erweitern und Morenturm, wohl wegen der an der Süd- und das darüber stehend Burghaus Gymnich erbau-

144 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2011 en. Es enthielt über dem Kellergeschoss in zwei 1996 restaurieren. Der 1945 durch die Explo- Etagen Wohnräume. Vom Speicher und vom sion eines Munitionszuges zerstörte und später oberen Stockwerk führte jeweils ein Zugang abgebrochene Anbau des Herrenhauses aus dem in den angebauten querrechteckigen Turm, der 18. Jh. wurde nach Darstellungen des 19. Jh. im mit dem Wohnhaus fluchtet und von dessen Rahmen der Restaurierung als Neuschöpfung im Obergeschoss aus über den Felskamm der Blick Äußeren „rekonstruiert“. ins untere Ahrtal nach Nordosten möglich war. Das Hauptgebäude ist das zweistöckige, ver- Das Burghaus zeigt mit dem gegen die Bergseite putzte, aus Bruchstein aufgeführte Herren- gerichteten schildmauerartigen Turm und dem haus mit 5:2 Achsen und hohem Walmdach, eigenen Halsgraben Elemente einer spätmittel- das 1993/96 mit Gaupen versehen wurde. alterlichen Frontturmburg. Es bildete auf diese Seine (neuen) Schlagläden zeigen die Farben Weise eine „Burg in der Burg“ und gehört somit Kurkölns: rot und weiß. Im Inneren wurden zu den bemerkenswertesten Burgmannensitzen 1993/96 Kölner Decken wiederhergestellt und im Rheinland. Kurze Schlitzscharten als Schieß- ein Kamin mit zwei Takenplatten freigelegt. In scharten für den Einsatz von Armbrüsten sind den Wirtschaftsgebäuden wurde eine Atelier- im Unter- und im Erdgeschoss des Burghauses wohnung eingerichtet. vorhanden. Oberhalb des Burghauses waren in den 1930er Jahren Reste von Aufmauerungen Literaturauswahl: - BADER, Ute: Geschichte der Grafen von Are bis zur Hochstadenschen im Felsabhang sichtbar (KD Ahrweiler 1938, Schenkung 1246. 1979. S. 150). - BAUR, Otto/BIERENDE, Edgar: Lessing als Zeichner der Vulkaneifel. 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Zum Burglehen Uprath gehörte - BROMMER, Peter/KRÜMMEL, Achim/WERNER: Kristine, Momentaufnah- men. Burgen am Mittelrhein in alten Zeichnungen und neuen Fotografien. umfangreicher Besitz. Diesen hatte während des Koblenz 2000. 14./15. Jh. die Familie v. Gymnich inne. 1383 - CZERANNOWSKI, Barbara: Eifel-Bilder. Die Eifel in graphischen Darstel- übernahm Dietrich v. Gymnich, Ehemann der lungen 1600-1870. Köln 1988. - Deutsche Burgenvereinigung (Hg.): Burgen in Mitteleuropa. Ein Hand- Catharina v. Saffenburg, das Burglehen. Von buch. 2 Bde. 1999. ihm kam es an die Familie v. Helfenstein, der - GERHARDT, Joachim/NEU, Heinrich/RENARD, Edmund/VERBEEK, Al- bert: Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler (KD Rheinprov., 17/I). es 1458 Peter Blankart v. Ahrweiler abkaufte. Düsseldorf 1938. Mit Johann Otto Friedrich Blankart starb die - GÖRTZ, Ignaz: Burg Are. Altenahr 1968. - GOERZ, Ad.: Mittelrheinische Regesten oder chronologische Zusam- Familie 1712 aus. Nach der Zerstörung der Burg menstellung des Quellen-Materials für die Geschichte der Territorien der Are 1714 wurde das Burglehen von der kurköl- beiden Regierungsbezirke Coblenz und Trier in kurzen Auszügen [zitiert MRR]. III. Theil. Koblenz 1881; IV. Theil, vom Jahre 1273 bis 1300. nischen Regierung eingezogen und unter Ver- Koblenz 1886. wendung von Steinen (z.B. Fenster- und Türrah- - GÜNTHER, W.: Codex diplomaticus rheno-mosellanus. Urkundenbuch zur mungen) und Hölzern aus der Burg Are zum Sitz Geschichte der Rhein- und Mosellande, der Nahe- und Ahrgegend und des Hunsrückens, des Maifeldes und der Eifel. 5 Bände, Koblenz 1822-26, des Amtes Altenahr ausgebaut. Bis 1794 blieb hier Bd. II. Koblenz 1823. Uprath Amtshaus. 1822 verkaufte Preußen als - HERMANN, Christofer: Wohntürme des späten Mittelalters auf Burgen im Rhein-Mosel-Gebiet. Espelkamp 1995. Besitznachfolger das Burghaus an die Gemeinde - JANSSEN, Wolfgang: Burg und Territorium am Niederrhein im späten Altenahr, die darin eine Volksschule einrichtete. Mittelalter. Patze 1974, I, S. 283-324. - JANSSEN, Walter: Studien zur Wüstungsfrage im fränkischen Altsiedel- Nach dem Bau der neuen Schule 1911/12 diente land zwischen Rhein: Mosel und Eifelnordrand (Beihefte der Bonner Jb., das Burghaus als Mietshaus. Nachdem Haus Bd. 35, Teil I & II). Bonn 1975. - KINKEL, Gottfried: Die Ahr. Eine romantische Wanderung vom Rheintal Uprath 1993 von der Ortsgemeinde an Winfried in die hohe Eifel. Eingeleitet und hrsg. von H. Kochs. Neubearb. der 2. Jeandrée übergegangen war, ließ dieser es bis Aufl. von 1849. Köln 1976.

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2011 u 145 - KUBACH, Hans Erich/VERBEEK, Albert: Romanische Baukunst an Rhein - RÖCKE, Matthias: Burgen und Schlösser an Rhein und Ahr. Bad Neu- und Maas. 4 Bde., Berlin 1976-80. enahr-Ahrweiler 1991. - LEHFELDT, Paul: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks - SCHANNAT/BÄRSCH: Eiflia Illustrata, oder geographische und histo- Coblenz. Düsseldorf 1886. rische Beschreibung der Eifel. Von Johann Friedrich Schannat. Aus dem - LEUSCHNER, Vera: Carl Friedrich Lessing als Zeichner. In: Carl Friedrich lateinischen Manuscripte übersetzt und mit Anmerkungen und Zusätzen Lessing 1808-1880, Handzeichnungen aus dem Cincinnati Art Museum. bereichert von Georg Bärsch. Aachen und Leipzig, I. Bd., 2. Abt., 1825; Ausstellungskatalog. Karlsruhe 1980, S. 15-26. II. Bd., 1844; III. Bd., 2. Abt., 1854. --“--: Carl Friedrich Lessing 1808-1880. Die Handzeichnungen. 2 Bde. - SITT, Martina (Hg.): Carl Friedrich Lessing - Romantiker und Rebell. Bre- (Diss.). Köln 1981/Wien 1982. men 2000. - LOSSE, Michael: Theiss Burgenführer Hohe Eifel und Ahr. Stuttgart - STEVENS, Ulrich: Burgkapellen im deutschen Sprachraum. Köln 1978. 2003. - STIELER, Karl/WACHENHUSEN, Hans/HACKLÄNDER, F. W.: Rheinfahrt. --“--: Die Nürburg in der Hocheifel (Edition Burgen, Schlösser, Altertümer Von den Quellen des Rheins bis zum Meere, Stuttgart 1875 (wiederhrsg. Rheinland-Pfalz, Führungsheft). Regensburg 2004. Hannover 1978, 61985). --“--: Anmerkungen zur Geschichte und Bedeutung der Nürburg in der - STRAMBERG, Chr. von: Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Anti- Hocheifel. In: Marburger Correspondenzblatt zur Burgenforschung, 4. Jg., quarius, welcher die wichtigsten und angenehmsten geographischen, his- Heft 4, 2004. Marburg 2004, S. 77-97. torischen und politischen Merkwürdigkeiten des gesamten Rheinstroms --“--: „Keck und fest, mit senkrechten Mauertürmen … wie eine Krone” von seinem Ausflusse in das Meer bis zu seinem Ursprunge darstellt. 39 – Burgen, Schlösser und Festungen an der Ahr und im Adenauer Land. Bände, Koblenz 1845-71; hier: 3. Abt., 10. Bd., Koblenz 1864. Regensburg 2008. - TEXTOR, Fritz: Entfestigungen und Zerstörungen im Rheingebiet wäh- - LÜCKERATH, Carl August: Burgen des Kölner Erzstiftes als Herrschafts- rend des 17. Jh. als Mittel der französischen Rheinpolitik, Bonn 1937. instrumente (um 1200). In: Barbara SCHOCK-WERNER (Hg.): Zentrale - WEYDEN, Ernst: Das Ahrtal. Ein Führer von der Mündung der Ahr bis Funktionen der Burg. Wissenschaftliches Kolloquium des Wissenschaft- zu ihrer Quelle. Historischtopographische Skizzen und naturhistorische lichen Beirates der Deutschen Burgenvereinigung, Wartburg/Eisenach Andeutungen. Bonn 1835. 1996). Braubach 2001, S. 65-72. - PONSART, Jean Nicolas, Vallée de l‘Ahr Prusse Rhénane. Dessinée et lithographiée par N. Ponsart de Malmédy. Brüssel, Degobert o. J.

1336 wurde Königsfeld Stadt

Karl Heinz Kurth

önigsfeld hat im Jahr 1336, also vor nun- Laurentziutag (10. August) einen Jahrmarkt Kmehr 675 Jahren, Stadtrechte erhalten. abzuhalten. Alle, die den Jahrmarkt und den Aber wie wurde dieses kleine Eifeldorf im Wochenmarkt besuchen und bewohnen, nimmt Vinxtbachtal, 992 erstmalig urkundlich er- er in seinen und des Reiches besonderen Frie- wähnt, zur Stadt? den und Schirm. Auch gibt er den genannten Stadtrecht ist ursprünglich das kaiserliche oder Bürgern zu Königsfeld, die jetzt oder künftig landesherrliche Vorrecht, wodurch ein Dorf oder eine Gemeinde zur Stadt mit bestimmten Privilegien erhoben wurde. Dazu zählen u. a. das Recht auf Befestigung, Selbstverwaltung und das Marktrecht. 1336 erteilt Kaiser Ludwig Königsfeld die Stadtrechte „Kaiser Ludwig erteilt auf Bitten seines Ge- treuen Gerhard von Landskron den Leuten, die zu Königsfeld in der Feste bei der Kirche woh- nen, aus besonderer Gnade das Recht, sich als eine Stadt von Recht mit Mauern und Gräben zu bewehren und darin für ewige Zeiten jeden Sonntag einen Wochenmarkt zu halten. Fer- Königsfeld auf der Karte „Unteres Ahrtal“ von ner erlaubt er ihnen für ewig, am Sonntag vor 1571 (Ausschnitt)

146 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2011