140 Jahre Friedenseiche in Altenahr

Horst Happe

nlässlich der Beendigung des deutsch- In diesem Krieg war aus Altenahr lediglich ein Afranzösischen Krieges 1870/71 und der Opfer zu beklagen (Franz Sermann). Gründung des Deutschen Reiches am 18. Ja- Wie das Foto von 1907 zeigt, wurde die Ei- nuar 1871 wurden in nahezu allen Städten, che rechts noch vor der hohen und langen Orten und Dörfern Gedenkstätten errichtet und Steintreppe zur katholischen Pfarrkirche „Ma- vielerorts Friedenseichen gepflanzt, so auch in ria Verkündigung“ in Altenahr gepflanzt. Das Altenahr. quadratische Areal ist von einem Staketenzaun

Die Friedenseiche in Altenahr auf einem Foto von 1907

192 u Heimatjahrbuch Kreis 2011 Einweihung des Kriegerdenkmals in Altenahr für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im Jahre 1928

umgeben. Im Mittelgrund des Fotos verläuft die Cafés (Café Fuhrmann). Auf der linken Straßen- gepflasterte Brückenstraße (später Bahnhofstra- seite stehen zwei Transportmittel, wie sie bis ße, dann Adolf-Hitler-Straße, heute wieder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) Brückenstraße) mit dem ehemaligen Amtshaus, in Gebrauch waren: Vorne ein Handkarren oder in dem sich dann auch die Alte Schule befand zweirädriger Zugkarren, vielleicht auch eine und der Burg Are im Hintergrund. Beiderseits Sturz- oder Stürzkarre. Hierbei konnte der über Häuser, die zum Teil heute noch stehen, abgeris- der Achse auf einer Welle gelagerte Karren- sen, neu errichtet oder saniert wurden, Schilder aufsatz nach hinten gekippt (gestürzt) werden, eines Gasthofs (Gasthaus Assenmacher), eines sodass eine schnelle Entladung möglich war.

Das Kriegerdenkmal erinnert bis heute an die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2011 u 193 Die Griffe des Handwagens liegen auf einem Leider konnte auch die Friedenseiche in Alten- vierrädrigen Leiterwagen oder Ochsenwagen, bis über den Zweiten Weltkrieg und den deren Deichsel für das Zugvieh im linken Vor- Afghanistankrieg hinaus ihre Friedensmission, dergrund zu sehen ist. für die sie wohl 1871 gepflanzt wurde, nicht Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Frie- erfüllen. denseiche Mittelpunkt eines Kriegerdenkmals, das den Gefallenen des Ersten Weltkrieges 1914 „Naturdenkmal“ - 1918 gewidmet wurde. Es wurde 1928 ein- Die Friedenseiche in Altenahr hat in ihren 140 geweiht und trägt die Inschrift „Den Unsrigen Jahren einen dicken, hohen, astlosen Stamm in treuem Gedenken 1914 – 1918“. Eine Auf- entwickelt und eine mächtige Krone. Bis vor listung der 34 Gefallenen erfolgte auf Tafeln ungefähr 25 Jahren war sie noch als „Natur- in der Pfarrkirche. An die 74 Kriegstoten des denkmal“ eingestuft. Dies ist aber inzwischen Zweiten Weltkrieges wurde dann nach 1945 aufgehoben worden, sodass sie diesen Rechts- im Kriegerdenkmal durch die Anbringung der status nicht mehr besitzt. Naturdenkmale sind Jahreszahlen 1939 – 1945 erinnert, während gemäß § 22 LNatSchG durch Rechtsverordnung die Namen der Toten auf Tafeln ebenfalls in der unteren Naturschutzbehörde festgesetzte der Pfarrkirche Erwähnung finden. An der Ei- Einzelschöpfungen der Natur, zum Beispiel che wurde das Hinweisschild „Friedenseiche“ Felsen, erdgeschichtliche Aufschlüsse, Wasser- angebracht. läufe, alte und seltene Bäume, Baumgruppen und Alleen, besonders wertvolle Landschafts- elemente und Pflanzenbestände, deren Schutz aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskulturellen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart und Schönheit erfor- derlich ist. Im Kreis Ahrweiler sind hauptsäch- lich Bäume als Naturdenkmäler ausgewiesen und geschützt, so z.B. ein Speierlingsbaum in Karweiler, die beiden Riesen-Mammutbäume (Sequoiadendron giganteum), früher Welling- tonbaum (Wellingtonia gigantea) genannt, in Ahrweiler (Kreisverwaltung, Markt), die alte, jetzt durch baumchirurgische Maßnahmen ge- rettete alte Linde (Tilia cordata) in oder die fast 350 Jahre alte Winterlinde in Hemmes- sen. Daneben geologische Besonderheiten wie z.B. die „Bunte Kuh“ bei Walporzheim (Felsna- se aus Rauflaserschichten mit Tonschiefer), die Felspartie „Prümer Felsentor“ an der Ahr west- lich , die Cloos´sche Falte bei Altenburg (kleiner überkippter Faltensattel aus Grauwa- cken und Schiefer) sowie schützenswerte Pflan- zengesellschaften (Wacholderschutzgebiete bei Leimbach und Niederadenau).

Anmerkung und Literatur: Wertvolle Hinweise verdankt der Autor Herrn Dipl.Volkswirt Ignaz Görtz in Altenahr. Die Friedenseiche im Jahr 2010 mit dem Krie- - Kreisverwaltung Ahrweiler (Hrsg.): Natur … Denkmal – über den scho- gerdenkmal im Hintergrund nenden Umgang mit Natur und Landschaft, o.J.

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