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Abschrift

LANDESAMT FÜR GEOINFORMATION UND LANDENTWICKLUNG

LandesamtfürGeoinformationundLandentwicklungBaden WürttembergBüchsenstraße54—70174Stuttgart

Az.: 45-8468.03/Fl-3068

Flurbereinigung Kappelrodeck-Waldulm (Käsreut) Landkreis

Flurbereinigungsbeschluss vom 21.11.2013

1. Aufgrund von § 4 des Flurbereinigungsgesetzes (FlurbG) in der Fassung vom 16.03.1976 (BGBl. I S. 546) ordnet hiermit das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung die Flurbereinigung Kappelrodeck-Waldulm (Käsreut) nach §§ 1 und 37 FlurbG an.

Sie wird vom Landratsamt Ortenaukreis - untere Flurbereinigungsbehörde - durch- geführt.

Das Flurbereinigungsgebiet umfasst: • Von der Gemeinde Kappelrodeck, Gemarkung Waldulm, die Gewanne bzw. Teile der Gewanne Käsreut, Rechenbach, Barschieböschle, Franzosenteich, Hintere Scherd und Hallacker – jeweils westlich des ebenfalls einbezogenen „Scherdweges“ Flurstück 7/1 sowie die Flurstücke 787/1 und 788/1 im Gewann Hornißwald, • von der Stadt , Gemarkung Ulm, die Flurstücke 598/1, 3067, 3082, 3101, 3102 und 3146.

Es wird mit einer Fläche von rd. 27 ha in dem aus der Gebietskarte vom 30.08.2013 näher ersichtlichen Umfang festgestellt. Die Begründung und die Gebietskarte sind Bestandteile dieses Beschlusses.

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2. Am Flurbereinigungsverfahren sind beteiligt:

- Als Teilnehmer die Eigentümer und die Erbbauberechtigten der zum Flurbereini- gungsgebiet gehörenden Grundstücke. Sie bilden die Teilnehmergemeinschaft.

- Als Nebenbeteiligte die Inhaber von Rechten an den zum Flurbereinigungsge- biet gehörenden Grundstücken sowie die Eigentümer von nicht zum Flurbereini- gungsgebiet gehörenden Grundstücken, die zur Errichtung fester Grenzzeichen an der Grenze des Gebiets mitzuwirken haben.

Die mit der Bekanntgabe dieses Beschlusses entstehende Teilnehmergemein- schaft führt den Namen „Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung Kappelrodeck-Waldulm (Käsreut)“.

Sie ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und hat ihren Sitz in Kappelrodeck-Waldulm

3. Dieser Beschluss mit Begründung und Gebietskarte liegt einen Monat - vom ersten Tag seiner öffentlichen Bekanntmachung an gerechnet - in den Rathäusern von Kappelrodeck, Renchen, , , Lautenbach, Ottenhöfen und See- bachwährend der ortsüblichen Öffnungszeiten zur Einsichtnahme aus. Die Wirkungen dieses Beschlusses treten am Tag nach der Bekanntgabe in der be- treffenden Gemeinde ein.

4. a) Inhaber von Rechten, die aus dem Grundbuch nicht ersichtlich sind, aber zur Beteiligung am Verfahren berechtigen, z.B. Pachtrechten, werden aufgefordert, diese Rechte innerhalb von 3 Monaten beim Landratsamt Ortenaukreis - untere Flurbereinigungsbehörde -, Badstraße 20a, 77652 , anzumelden.

Werden Rechte erst nach Ablauf der 3-Monatsfrist angemeldet oder nachgewie- sen, so kann die Flurbereinigungsbehörde die bisherigen Verhandlungen und Festsetzungen gelten lassen. Der Inhaber eines solchen Rechts muss die Wir- kung eines vor der Anmeldung eingetretenen Fristablaufs ebenso gegen sich gelten lassen wie der Beteiligte, demgegenüber die Frist durch Bekanntgabe des Verwaltungsaktes in gesetzt worden ist.

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b) In der Nutzungsart der Grundstücke dürfen ohne Zustimmung der Flurbereini- gungsbehörde nur Änderungen vorgenommen werden, die zum ordnungsge- mäßen Wirtschaftsbetrieb gehören.

Bauwerke, Brunnen, Gräben, Einfriedungen, Hangterrassen und ähnliche Anla- gen dürfen nur mit Zustimmung der Flurbereinigungsbehörde errichtet, herge- stellt, wesentlich verändert oder beseitigt werden.

Sind entgegen diesen Vorschriften Änderungen vorgenommen, Anlagen herge- stellt oder beseitigt worden, so können sie im Flurbereinigungsverfahren unbe- rücksichtigt bleiben. Die Flurbereinigungsbehörde kann den früheren Zustand, notfalls mit Zwang, wieder herstellen lassen, wenn dies der Flurbereinigung dienlich ist. c) Bäume, Beerensträucher, Rebstöcke, Hecken, Feld- und Ufergehölze dürfen nur mit Zustimmung der Flurbereinigungsbehörde beseitigt werden. Fehlt die Zu- stimmung, muss die Flurbereinigungsbehörde Ersatzpflanzungen anordnen. d) Auf den in das Flurbereinigungsverfahren einbezogenen Waldgrundstücken dür- fen Holzeinschläge, die den Rahmen einer ordnungsgemäßen Bewirtschaftung übersteigen, nur mit Zustimmung der Flurbereinigungsbehörde vorgenommen werden. Anderenfalls kann diese anordnen, dass die abgeholzte oder verlichtete Fläche wieder ordnungsgemäß zu bepflanzen ist. e) Wer den unter b) - d) genannten Bestimmungen zuwiderhandelt, kann wegen Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße belegt werden. f) Neben den unter 4. a) bis 4. d) genannten Einschränkungen gelten die Be- schränkungen nach dem Landwirtschafts- und Landeskulturgesetz sowie dem Naturschutzrecht (Dauergrünlandumwandlungsverbot, Biotop- und Artenschutz) unverändert weiter.

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5. Rechtsbehelfsbelehrung Gegen diesen Beschluss können die Beteiligten innerhalb eines Monats nach der Bekanntgabe - schriftlich oder zur Niederschrift - Widerspruch beim Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung, Büchsenstraße 54, 70174 Stuttgart, einle- gen.

Auch wenn der Widerspruch schriftlich erhoben wird, muss er innerhalb dieser Frist beim Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung eingegangen sein.

Die Widerspruchsfrist beginnt mit dem ersten Tag der öffentlichen Bekanntma- chung.

gez. Reinhard Wagner Abteilungsdirektor

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Begründung zum Flurbereinigungsbeschluss vom 21.11.2013 der Flurbereinigung Kappelrodeck-Waldulm (Käsreut) Landkreis Ortenaukreis

1. Die Voraussetzungen nach den §§ 1 und 37 FlurbG liegen vor. • Der Besitz im Flurbereinigungsgebiet ist – insbesondere durch Realteilung - zersplittert und besteht zum Teil aus kleinen und überwiegend unwirtschaftlich ge- formten Rebgrundstücken (ca. 10 ha Nutzfläche) mit Kurz- bzw. Spitzzeilen (siehe Gebietskarte). Darüber hinaus bedürfen die Grundstücke einer besseren Erschlie- ßung, da die Wegeverhältnisse nach Breite, Steigung und Ausbauart unzureichend sind. Vielfach fehlen die erforderlichen Zufahrtswege überhaupt, sodass die Er- schließung vielfach nur durch Überfahrtsrechte geregelt ist, wodurch die Anbauflä- che und somit auch die Erträge zusätzlich geschmälert werden. Form und Hangneigung der Grundstücke sind nach neuzeitlichen betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten stark verbesserungsbedürftig. Die genannten Verhältnisse mit Hangneigungen teilweise weit über 35 %, starken Neigungswechseln und Querneigungen sowie Böschungen und kleine Terrassen verhindern den Einsatz arbeitssparender Maschinen und die Anwendung umweltschonender Bewirtschaf- tungsweisen. Hierdurch sind die Zukunftsfähigkeit des Weinbaus und damit auch die Offenhaltung der Landschaft im Planungsgebiet stark gefährdet. Schon heute ist rd. ein Drittel des Anbaugebietes unbestockt, was bereits jetzt eine beginnende Verbuschung zur Folge hat.

Auch der Grundbesitz in der Feldflur (ca. 5 ha landwirtschaftliche Nutzfläche) ist aufgrund Realteilung stark zersplittert. Viele Teilnehmer bringen fünf bis acht Flur- stücke in das Verfahren ein. Außerdem ist damit zu rechnen, dass einzelne Teil- nehmer auf eine Landabfindung verzichten. Insgesamt ist demnach für diese Flä- chen ein sehr hoher Zusammenlegungsgrad zu erwarten.

Darüber hinaus beeinträchtigt die unzureichende bzw. teilweise gänzlich fehlende Ableitung des Oberflächenwassers die Nutzung der Grundstücke. In Regenperio- den wird das Niederschlagswasser nicht abgeleitet, sondern sammelt sich in Ge- ländemulden und auf Wegen, wodurch die notwendigen Pflegearbeiten, die sonsti- ge Bewirtschaftung der Grundstücke sowie die Befahrbarkeit der Wege erheblich einschränkt sind.

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2. Die untere Flurbereinigungsbehörde hat in Abstimmung mit der unteren Natur- schutzbehörde, der unteren Landwirtschaftsbehörde, der unteren Wasserbehörde, den Gemeinden sowie den anerkannten Naturschutzvereinen allgemeine Leitsätze aufgestellt über die in der Flurbereinigung zu berücksichtigenden Belange und die voraussichtlich zu verwirklichenden Maßnahmen und Ziele des Naturschutzes, der Landschaftspflege und der Erholungsvorsorge.

Die geplante Agrarstrukturverbesserung und die Belange der Landschaftspflege sind ausgewogen miteinander zu verbinden.

Das Flurbereinigungsgebiet wird unter Beachtung der bestehenden Landschafts- struktur neu gestaltet; dabei sollen Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft nachhaltig gesichert werden. Vorrangige Ziele sind Erhalt, Sicherung sowie Erweiterung vorhandener Landschaftselemente im Sinne einer Biotopver- netzung durch Ausweisung von Gewässerrandstreifen, zusätzlichen Pflanzungen, extensive Bewirtschaftungsformen und Pflegemaßnahmen. Um eine Offenhaltung der Kulturlandschaft dauerhaft gewährleisten zu können, werden die Bewirtschafter durch strukturelle Verbesserungen unterstützt.

Im Flurbereinigungsgebiet soll zudem ein ökologischer Mehrwert geschaffen, d. h. über den naturschutzrechtlichen Ausgleich hinaus zusätzliche ökologische Maß- nahmen umgesetzt werden.

An größeren Maßnahmen sind vorgesehen: • Erhalt der kulturhistorisch gewachsenen Weinbaulandschaft durch Gelän- deumgestaltung zu Hanglagen, die im Direktzug maschinell zu bewirtschaften sind, allerdings unter Berücksichtigung bzw. Erhalt des typischen Landschafts- reliefs. • Durchführung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege, wobei die Ziele von FFH-, Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten Be- rücksichtigung finden. Hierzu sollen insbesondere Restflächen und Missformen genutzt werden. • Vermeidung bzw. Minimierung von Bodenerosionen nach der Geländeplanie durch eine rasche Begrünung bzw. Abdeckung des Geländes mit Stroh. • Aufwertung eines großen Felskomplexes durch Ausstocken des Bewuchses sowie Entwicklung des umliegenden, ca. 40 Ar großen Areals, das einen alten

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Bestand an Obstbäumen aufweist, zu einem Habitat für Reptilien, Tagfalter und Holzkäfer. • Naturnaher Erhalt und ggf. Schutz bestehender Gewässer vor Fremdeinträgen und Hochwassererosion durch Bepflanzung mit standortgerechten Gehölzen. Den Erfordernissen des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie des Denkmalschutzes und der Erholung ist Rechnung zu tragen.

3. Bei unvoreingenommener Abwägung aller für und gegen die Flurbereinigung spre- chenden sachlichen Gesichtspunkte ist der betriebswirtschaftliche Erfolg der Flur- bereinigung für die Gesamtheit der Beteiligten gewährleistet. Durch die in der Flur- bereinigung möglichen Gestaltungsmaßnahmen und den Einsatz erheblicher öf- fentlicher Mittel für Erschließung und Bodenordnung wird eine Produktivitätsverbesserung der landwirtschaftlichen Betriebe erreicht; die nicht selbst bewirtschaftenden Eigentümer erlangen durch die eintretende Wertsteige- rung ihrer Grundstücke objektiv Vorteile. Das Interesse der Beteiligten im Sinne von § 4 FlurbG ist damit gegeben.

Das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung hält daher die Anordnung des Flurbereinigungsverfahrens auch im Rahmen der nach § 4 FlurbG vorzuneh- menden Ermessensausübung unter Berücksichtigung aller Umstände für zweck- mäßig.

4. Das Flurbereinigungsgebiet wurde so begrenzt, dass der Zweck der Flurbereini- gung möglichst vollkommen erreicht wird (§ 7 FlurbG). Ein neues Wege- und Gewässernetz ist herzustellen. Voraussetzung hierfür ist ei- ne Neugestaltung des Gebiets durch Erdbewegungen, um eine wirtschaftlichere Form der neuen Grundstücke und eine bessere Zufahrt zu erreichen.

Um die Besitzzersplitterung zu beseitigen und eine rationelle Bewirtschaftung zu erreichen, werden die Grundstücke in ihrer Form und topografischen Lage verbes- sert sowie zusammengelegt.

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Die Beteiligung der Nichtrebflächen am Verfahren (ca. 11 ha Grünland- und Obst- grundstücke sowie ca. 4 ha Waldflächen) ist erforderlich, um die vorgenannten Maßnahmen in dem notwendigen Umfang zweckmäßig durchführen und die Flur- stücksgrenzen den tatsächlichen Nutzungen anpassen zu können.

Die Flurstücke 787/1 und 788/1, Gewann Hornißwald, sind einbezogen, um die Zu- fahrt von Maschinen und den Materialtransport in das Verfahrensgebiet gewähr- leisten zu können. Dazu soll auf Flurstück 788/1 eine zu enge Wegkehre aufgewei- tet werden.

5. Die voraussichtlich beteiligten Grundstückseigentümer wurden aufgeklärt. Die Flur- bereinigungsgemeinde, die landwirtschaftliche Berufsvertretung sowie die gesetz- lich bestimmten Organisationen und Behörden wurden gehört.

gez. Reinhard Wagner Abteilungsdirektor