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Historisches Stadtlexikon Von Achern

Historisches Stadtlexikon von

von Hannelore und Edwin Kuna

Haff Verlag 2013

ISBN: 978-3-942916-15-8 A

Acchara

Vermutlich erste Ortsbezeichnung von Achern bzw. Oberachern, um 1095 im Schenkungsbuch des Kloster (Codes Hiersaugienis) erwähnt. Graf Berthold von Staufenberg übereignete den Mönchen aus dem Kloster Hirsau im nördlichen Schwarzwald seinen Anteil aus Kirchen- und Grundbesitz aus dem Ort „Acchara“. 1179 trat in weiteren schriftlichen Quellen der Name Achara auf, 1207 erschien in württembergischen Urkunden als Zeuge ein Burchardus de . Dieses adlige Geschlecht stellte fortlaufend den Vogt zur landesherrlichen Verwaltung und als Gerichtsherrn von Achern. Wohnsitz nahmen sie vermutlich im Schloss Oberachern. Ob es sich jeweils um Oberachern oder Niederachern handelte, ist nicht gesichert.

Acher

Nebenfluss des Rheins im heutigen , die Acher fließt in ostwestlicher Richtung vom Schwarzwald in den Rhein, parallel zur südlich verlaufenden Rench und zur nördlich verlaufenden Oos und gab dem Ort seinen Namen. Das Quellgebiet liegt am Schliffkopf (1.054 m ü. N N.) oberhalb von Ottenhöfen, von dort fließt das Gewässer durch das Achertal, bis der Fluss im Südosten in die Stadt Achern eintritt, weiter aus Achern in die Oberrheinebene fließt und unweit von Lichtenau in den Rhein mündet. Der Fluss litt im Hochsommer oft an Niedrigwasser, wodurch auch Fischsterben bedingt war, heute sind im gesamten Flussverlauf in , Ottenhöfen und Achern insgesamt 5 Wehren zu Mindestwasserregelungen vorhanden.

2 Achern Achern als Große Kreisstadt mit über 25000 Einwohnern ist Ergebnis einer langen, durchaus konsequenten Entwicklung. Achern begann sich von einer Marktgemeinde zu einer der vier bedeutenden ortenauischen Gerichts- und Amtsorte zu entwickeln, woran sich auch Adel und Klöster mit ihren Begehrlichkeiten beteiligten. Tüchtiger Handel, Handwerk, Gericht und Verwaltung ließen Fremde sesshaft werden, per 14. Juni 1808 erhielt die Gemeinde mit etwa 1300 Einwohnern vom badischen Staat das Stadtrecht verliehen. Mit der Gemeindereform 1970 erweiterte sich Achern um 8 neue Stadtteile (Eingemeindungen) und entwickelte sich zur viertgrößten Stadt im Ortenaukreis.

Achertal Nach dem Fluss Acher benanntes Tal. Das Achertal mit der Rotweingemeinde Kappelrodeck-Waldum, dem Mühlendorf Ottenhöfen und dem Mummelseedorf Seebach erstreckt sich mit einer Länge von über 20 Kilometern von der im nördlichen Schwarzwald bis in die Hochrheinebene hinab. Das Tal im heutigen Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord ist für den Tourismus gut erschlossen mit vielfältigen Wandermöglichkeiten ausgestattet. Historisch gehörte das obere Achertal mit Kappelrodeck, Furschenbach, Waldum, Ottenhöfen und Seebach als Teil der Herrschaft zu den Besitzungen des Bistums Straßburg und kam erst 1803 zum Kürfürstentum -Baden.

Achertalbahn 10,4 km lange Nebenbahn, zweigt in Achern von der Rheintalbahn nach Ottenhöfen und wird heute von der Ortenau-S-Bahn betrieben. 1889 entstand die Initiative zum Bau einer Schmalspurbahn durch das Achertal, die 1894 durch das Projekt einer Normalspurbahn von Achern nach Ottenhöfen ersetzt wurde. 1896 (25. Juni) erteilte das badische

3 Großherzogliche Ministerium die Konzession für den Bau und Betrieb der Bahn zur Beförderung von Personen und Gütern mittelst Dampfkraft von der Staatsbahnstation Achern über Oberachern, Kappelrodeck und Furschenbach nach Ottenhöfen, am 1. September 1898 konnte die Strecke eröffnet werden. Anlässlich der Eröffnung gab es eine Festzeitung.

Achertalbahn-Bahnhof 1900 (13. Dezember) erhielt die Achertalbahn einen eigenen Bahnhof gegenüber dem Staatsbahnhof, als Einfahrgleis mit einer Bahnsteiglänge von etwa 160 m und Lokomotivumfahrgleis, dazu 3 Abstell- und 2 Privatanschlussgleise für die Glashütte und ein Gleis für die Weinhandlung. Die Verbindung zur Staatsbahn wurde mit einem besonderen Übergabegleis hergestellt. Mit dem Ausbau der Rheintalbahn nahm die Bundesbahn 1996 einen neuen Bahnhof in Betrieb, so dass auch die Achertalbahn in den neuen Bahnhof eingebunden wurde. 1997 (1. April) wurde der Nebenbahnhof abgerissen.

Adel Hoher und niederer Adel waren in der Umgebung von Achern sowie in der gesamten Ortenau sesshaft, die Edlen erlangten im 15. Jahrhundert die freie Reichsunmittelbarkeit und hatten somit nur den Kaiser zum Herrn. Zu den größten Adelsherrschaften der nördlichen Ortenau gehörten die Herren von Geroldseck, Windeck und Schauenburg. Einst stand die Stammburg der von Windeck beim Dorf Waldmatt (heute Burgruine Alt- Windeck). Ihre Güter lagen zwischen der Rench und Oos verstreut, zu Ottenweiher, Achern, , dann zu Sellingen, Hügelsweiher und Sandweiher. In Achern-Großweiher selbst hatten die Herren von Großweiher ein Wasserschloss, von dem heute nichts mehr erhalten ist (1958/60 Reste abgebrochen).

4 Adler Ein schwarzer Adler schmückt das Stadtwappen von Achern. Als Wappentier in der Heraldik steht er für Stärke und Macht. Im Christentum und in der christlichen Kunst gilt der Adler als Symbol für den Evangelisten Johannes, als Sinnbild der Taufe und der Himmelfahrt Christi. Im Römischen Reich bildete der Adler das Feldzeichen für die kämpfenden Legionen. Der schwarze Adler erinnert an früheste Zeit aus der Geschichte Acherns, als die Stadt mit der Landvogtei Ortenau zu Österreich gehörte. Ein halber Adler taucht bereits im Gerichtssiegel von Achern im Jahr 1415 auf und in dieser Form ist er bis heute im Wappen erhalten.

Adlerplatz, historisch Seit alters her zentraler Platz, Markt und Herzstück der Stadt, auch Stätte von Versammlungen und Volksfesten. Da Achern ein reger Durchgangsort und Rastort an der viel befahrenden Hauptverkehrsstraße Frankfurt- war, pflegten die Einheimischen als wirtschaftlichen Faktor die Herbergs- und Fremdenwirtschaft. Renommierte Wirtshäuser wie „Krine“, „Lamm“, Ochsen, „Post“, Rössel und „Sammeln“ standen hier zu verschiedenen Zeiten. Das bekannteste Hotel im 19. Jahrhundert war das Hotel „Adler“, das April 1945 während der Kriegswirren abbrannte. Zentraler Blickpunkt war das Leopoldsdenkmal (1855 eingeweiht) in der Platzmitte, dass 1955 an die heutige Stelle versetzt wurde.

Adlerplatz, heute Am Ende des 2. Weltkriegs wurde der Adlerplatz durch Bombentreffer schwer beschädigt. Anfang 50ger Jahren begann die „Bauplatzumlegung im Stadtteil Adlerkurve“, der Adlerplatz wurde Parkplatz und blieb bis in die 60ger der einzige Parkplatz der Stadt. Durch die Stadtsanierungsmaßnahme Hauptstraße - Rosenstraße wurde der bis dahin allseits von Straßen umgebene Adlerplatz verschönert. Eine Straße wurde Fußgängerweg, weitere begrünte Fußgängerwege folgten und die

5 landschaftsgärtnerische Umgestaltung der gesamten Anlage zur Abschirmung der parkenden Autos haben die Attraktivität des Platzes erhöht.

Aleisa Historische Klappzylinderfabrik. Nach der Hutfilztradition in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts siedelte sich in Achern die Klappzylinderfabrikation an. Man stellte Hüte zum Zusammenklappen (durch Stahlfedern) aus glänzendem schwarzem Stoff (mit Schellack) für den noblen Herrn her, der zu gehobenem Anlass getragen wurde. Und der war oft gegeben in der Politik, Wirtschaft und Kultur, so dass die Zylinder gut verkauft wurden. Einige Firmen versuchten ihr Glück mit dem Hutgeschäft auf- und auszubauen, um 1905 konkurrierten in Achern 8 Zylinderschmieden miteinander, überlebt hat es nur die Firma Aleisa und das bis heute. Der Firmenname Aleisa ist eine Buchstabenkombination aus Personenamen des Gründers und der Stadt Achern: Albert Eiselle Achern.

Alemannen Ursprünglich mehrere an der Elbe beheimatete germanische Volksstämme, Ende 2. Jh. n. Christi Zusammenschluss in der Maingegend, und so von den Römern als Alamani bezeichnet. Um 260 nach Christi eroberten und besiedelten die Alemannen römisches Land zwischen Rhein, Bodensee und Iller. Um Mitte 6. Jahrhundert schlossen sie sich dem mächtigen Fränkischen Reich an, führten die christliche Religion ein und bildeten Gaugrafschaften. Die Gaugrafschaft Mortenau (später Ortenau benannt) lag zwischen Oos und Bleibach mit Bühl, Achern, , Gengenheim, und und ab der Bleibach begann die Gaugrafschaft Breisgau bis Basel hin mit dem Hauptort Breisach.

6 alemannisch „Achre isch ä Stadt im Weschde vun Bade-Württemberg“: Dialekt des Sprachraums der Alemannen, so als sprachlicher Ausdruck erst 1803 mit Hebels „Alemannische Gedichte“ aufgekommen. Das Dialektgebiet wird im Norden vom Fränkischen begrenzt und im Süden von Italienischen, allemannisch wird vom Lech bis zu den Vogesen gesprochen: in Südtirol, Vorarlberg, Lichtenstein, der Schweiz, dem Elsass, in Baden, Schwaben und Westbayern. Diese heimatliche Mundart wird auch in der Ortenau von zahlreichen Dialektgrenzen durchschnitten, beispielsweise bei “Korb” und “Zain”, wobei Achern, zur “Zain”- Seite gehört.

Allerheiligenstraße Nach dem Prämonstratenserkloster Allerheiligen benannt, das um 1196 gegründet wurde. 1410 erhielt das Kloster das Patronatsrecht über die Pfarrkirche St. Johann zu Oberachern. Das Kloster besaß in Achern ein Erblehengut sowie weiteren Grundbesitz in Önsbach und Zehntrechte in Achern, Appenweiher, Nußbach und Ebersweiher. 1802 wurde das Kloster durch Markgraf Karl Friedrich von Baden säkularisiert und 1804 durch Blitz halb zerstört. 1816 wurden die Reste auf Abbruch verkauft und als Steinbruch und Materiallieferant für Kirchen im Renchtal und Achertal benutzt, so dass von der ehemaligen Prämonstratenser-Abtei nur die heutige Ruine übrig blieb.

Allerteufel Volkstümlich für den Martinstag, den 11. November und Gedenktag für den heiligen Bischof Martin von Tours, aber nicht wegen des Bischofs. Der 11. November, auch Martini genannt, war zugleich einer der wichtigen Termine im Jahr für Steuern, Abgaben, Mieten und Pachtzahlungen und wurde deshalb als ein „teuflischer“ Tag angesehen. Nach „Allerheiligen“, dem Gedenktag für die Toten am 1. November, rückte der Zinstag-Allerteufel heran. Der Steuereinnehmer zu Achern wollte das Geld der Leute sehen, und auch nachdem viele mittelalterliche

7 Abgaben bereits abgeschafft waren, blieben im 19. Jahrhundert Wohnhaus, Einkommen (nach Klassen) und das Gewerbe besteuerbar.

Allmendweg Straße, nach der früheren Allmende benannt: einer landwirtschaftlichen Wirtschaftsform und -nutzung, bei der die Bürger ausgewählte Äcker, Wiesen, Wälder und Wege (die ebenso bezeichnet wurden) gemeinsam und unentgeltlich bewirtschaften und nutzen konnten. Die Allmende war im Grunde eine Nutzungsreserve, die regional mit Brauchtum verbunden war. Mit der Separation, der Anfang 19. Jahrhundert vollzogenen Neuaufteilung der Gemarkungen, wurde die Allmende zum großen Teil abgeschafft, davon die hauptsächlichsten Flächen privatisiert, aber ein Teil weiterhin zum Bürgernutzen (insbesondere das Bürgerabholz, die Bürgerabholzgabe) beibehalten.

Amtsbezirk Territorialer Zuständigkeitsbereich des Amtes. 1813 zählte der Amtsbereich Achern 12858 Bewohner, 1829 stieg die Einwohnerzahl auf 17507. Um 1900 lebten im Bezirk insgesamt 24.603 Einwohner, davon gehörten 23.311 Personen der katholischen und 1.267 Menschen der evangelischen Konfession an, das Amtsgebiet umfasste eine Fläche von 181,77 km2 mit 18 Gemeinden, davon 2 Städte und mit insgesamt 3478 Gebäuden: Stadt Achern (4.870 Ew.), Fautenbach (1.121), Furschenbach (317), (1.270), Großweier (688), Kappelrodeck (2.807), Mösbach (1.018 Ew., kam 1859 zu Achern, vorher Amt Oberkirch), Oberachern (1.949), Obersasbach (946), Önsbach (1.154), Ottenhöfen (1.864), Stadt Renchen (2.106), (1.811), Sasbachried (348), (1.465), Seebach (1.137) und Wagshurst (1.019).

8 Amtsgefängnis Zu allen Zeiten gehörte zum Acherner Gericht auch ein Gefängnis. Nach 1879 wurden Gefängnisstrafen im Amtsgefängnis bis maximal 1 Monat abgesessen, ansonsten diente das Gefängnis zur Verbüßung von Polizeistrafen und außerdem wurde hier die Untersuchungshaft bis zu Urteilsverkündung verbracht. Im Amtsgefängnis Achern gab es eine Amtsgefängnisseelsorge und einen Arbeitsbetrieb. Ab 1881 erhielten die Insassen gekürzte Tageskost, um die Strafe als Übel, Peinigung usw. zu empfinden. Für längere Haftstrafen von 1-4 Monaten waren dagegen die Kreisgefängnisse in , , Waldshut und Konstanz zuständig und bei langen Haftstrafen die Zuchthäuser Bruchsal, Mannheim oder für Männer und für Frauen das „Weiberzuchthaus“ zu Bruchsal.

Amtsgericht, historisch Die Bezeichnung Amtsgericht Achern tritt mit der badischen Zeit ab 1805 auf, in der letzten vorderösterreichischen Periode (1771-1805) hieß das Gericht noch Ortsgericht. Verhandelt wurde am Amtsgericht hauptsächlich Zivilrecht: Nachlass- und Teilungsauseinandersetzungen, vereinzelt auch Verschollenheits- und Todeserklärungen, Erbschaftsstreitigkeiten, Adoptionen, Vormundschaftssachen, Entmündigungen, Aufgebote, Forderungen, Verschuldungen, Grenzstreitigkeiten und andere Angelegenheiten des Privatrechts. Strafrechtlich handelte es sich um Diebstahl, Unterschlagung, Fälschung, Betrug oder Jagdvergehen. Für die Zeit von 1832 bis 1864 wurde das Amtsgericht in Landgericht Achern umbenannt, zuständig im Hofgerichtsbezirk des Mittelrheinkreises, danach bis heute wieder Amtsgericht.

Amtsgericht, heute Das Amtsgericht Achern mit jetziger Struktur und Verantwortlichkeit entstand durch die badische Gerichtsreform 1864 und durch die Reichsgerichtsreform von 1879. Gegenwärtig ist das Amtsgericht

9 erstinstanzliches Gericht in Zivil- und Strafsachen und führt das Vereins- und Güterrechtsregister für den Gerichtsbezirk, es ist unterstellt dem Landgericht Baden-Baden (in zweiter) und dem Oberlandesgericht (in dritter Instanz). In das heute genutzte Amtsgerichtsgebäude an der Straßenkreuzung Allerheiligenstraße/Martinstraße zog das Gericht im Jahr 1924 ein, das Gebäude diente bis dahin dem Großherzoglichen Amt Achern als Verwaltungssitz.

Apotheke 1774 gründete Louis Bosir in Achern eine Apotheke. Apothekengründungen waren nicht frei, sondern konzessioniert, das blieb auch mit Einführung der Gewerbefreiheit (1862) bestehen. Das Recht eine Apotheke zu betreiben wurde nur an approbierte (staatlich zugelassene) Apotheker erteilt und zwar durch eine Real- oder eine Personalkonzession. Auf dem ersten Weg, der Realkonzession, war die Apothekenerlaubnis an Eigentum von Gebäude, Grund- und Boden gebunden, auf dem zweiten Weg, der Personalkonzession, spielte die Immobile keine Rolle, sondern nur der ausgebildete Bewerber. 1807 existierten in Baden 114 Apotheken, bis 1882 stieg die Anzahl auf 191 an, im Verhältnis kam eine Apotheke auf 8221 badische Einwohner. Diese Relation traf auch auf Achern zu. Heute gibt es hier acht Apotheken.

Appellation Berufung. Der Instanzenweg für die Acherner Leute veränderte sich mit wechselnden staatlichen Zugehörigkeiten der Landvogtei Ortenau: 1) in der baden-badischen Landvogtei bis 1701-1771 zum Oberamt nach Offenburg, 2) in der vorderösterreichischen Zeit ab 1771 bis Ende April 1791 nach Wien an das vereinigte nieder- und vorderösterreichische Appellationsgericht und ab Mai 1791 zum neu eingerichteten Appellationsgericht bei der vorderösterreichischen Regierung zu Freiburg. 3) im Großherzog Baden appellierten die Acherner von 1832-1864 nach Bruchsal (Hofgericht in 1. Instanz) und Karlsruhe (Oberhofgericht in 3. Instanz). 1879-1945 ging der Instanzenzug vom Amtsgericht Achern zum

10 Landgericht (Offenburg), dann zum Oberlandesgericht (Karlsruhe) und in 4. Instanz zum Reichsgericht (Leipzig).

Arbst, blauer Alte Rebensorte. Gehörte im 19. Jahrhundert zu den besten Trauben aus der Burgunder-Art, von denen roter Wein hergestellt wurde. Die Rebsorte wurde hauptsächlich in Baden und insbesondere im Bühlertal sowie im Amtsbezirk Achern angebaut und ist heute in anderen Weinanbaugebieten wenig bekannt. Blauer Arbst (Vitis vinifera) ist eine einfach anzubauende Rebe, mit runden glänzenden Blättern, etwas länglichen Beeren und einfachen Traubenstiel, Reifezeit im Monat August, sie liefert aber relativ geringe Erträge. Blauer Arbst war leicht zu verwechseln mit blauen Clävner (Burgunder) und blauen Sylvaner, heute ist unter Silvaner nur noch der grüne bekannt. Aus der blauen Arbst wurde der bekannte Affenthaler Wein bereitet.

Armbruster, Emil Die Armbruster sind historisch eine in Achern und in der Ortenau bis heute weit verzweigte Familie, aus u. a. Emil Armbruster historische Spuren hinterließ. Er war Jurist und Landtagsabgeordneter, geboren am 10. Februar 1843 in Achern, gestorben am 18. September 1908 in Freiburg. Er besuchte das Lyzeum in Freiburg, 1863-67 die dortige Universität und wurde nach Abschluss des Jurastudiums Amtsrichter in Neustadt, wirkte 1875-1891 als Amts- und Oberamtsrichter in Neustadt, Schwetzingen und Freiburg. Seit 1897 war er Abgeordneter der Zweiten Kammer im badischen Landtag für den Wahlkreis Ettenheim- und als solcher Mitglied der Kommission für Straßen und Eisenbahnen.

11 Auswanderung Baden erwies sich Mitte 19. Jahrhundert als ein starkes Auswanderungsland. Die Menschen siedelten hauptsächlich aus wirtschaftlicher Not und Armut nach Nordamerika, so mancher Bürger ging nach der gescheiterten Revolution von 1848/49 aus politischen Gründen. Von 1847 bis 1855 verließen 120 Personen die Stadt Achern in Richtung Übersee, um das große Glück zu machen, was nicht jedem Auswanderer gelang. Bis 1854 erhielten sie Reisekostenzuschüsse aus der Gemeinde- oder Staatskasse. Aus dem Amtsbezirk Achern wanderten mit staatlicher Erlaubnis von 1864 bis 1887 etwa 1300 Personen über die norddeutschen Häfen und außerdem knapp 900 Menschen illegal über den französischen Hafen Le Havre aus.

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B 3 Die heutige Bundesstraße B 3 erstreckt sich über 812 km von Buxtehude bis Weil am Rhein, verläuft aus dem norddeutschen Raum bis zu Schweizer Grenze. Bereits im Mittelalter galt die Streckenführung als eine bedeutende Nord-Süd-Handelsverbindung und verlief in dieser Region mitten durch die Stadt Achern. 1901 wurde die Straße als badische Staatsstraße Nr. 1, 1932 als Reichsstraße 3 bezeichnet. Trotz Entlastung durch den Bau der A5 (Abschnitt Bühl- Achern 1954-1959) nimmt die Bundesstraße noch beachtlichen Fern- und Nahverkehr auf. Mittlerweile bestehen um Baden-Baden und zwischen Bühl und Achern neue Strecken, die als B 3 neu bezeichnet werden und an den Ortschaften vorbei führen.

Baggerseen Im Stadtgebiet von Achern sind heute einige Baggerseen vorhanden, wie in Gamshurst, Großweiher, Wagshurst, die seit den 50ger Jahren durch den Kies- und Sandbedarf im Autobahn- und weiteren Straßenausbau entstanden sind. Mit den künstlichen Gewässern ist zugleich eine neue Kulturlandschaft hervorgegangen, zur Nutzung für den Menschen durch Naherholung, Tourismus und zur Ansiedlung von Tier- und Pflanzenwelt. U. a. findet die Rauchschwalbe an steilen Kieswänden artgerechte Lebens- und Nistbedingungen. Der größte See ist der Achersee, er befindet sich im Westen des Stadtgebiets und wurde schon frühzeitig zum Baden genutzt.

Bauernklage 1514 Die Bauern des Acher- und Bühlertals waren unzufrieden mit den herrschenden Eigentums- und Rechtsverhältnissen. Großen Unmut äußerten sie insbesondere darüber, dass man ihnen das freie Fischen in

13 den Flüssen und Bächen verwehrte, dass sie hohen Zoll für Obst und Wein zahlen mussten, genau wie für den anfallenden Wegezoll für Pferd und Wagen. Etwa 800 protestierende Bauern wollten sich Ende Juni 1514 in Önsbach versammeln, als Markgraf Philipp von dem Aufstand erfuhr, ließ er etliche Bauern gewaltsam festsetzen und konnte so die geplante Aufruhr vereiteln. Der Anführer der Aufsässigen war Steinmetz Gugel- Bastian aus Bühl, der sich auch Armer Konrad nannte. Er konnte sich durch eine Flucht retten, wurde später doch gefangen genommen, woraufhin in Freiburg seine Verurteilung durch Enthauptung erfolgte. Sein Haupt fiel, die Beschwerden der Bauern blieben.

Bauernkrieg 1524-25 Aufstand der Bauern in Süd- und Mitteldeutschland. In der Ortenau wurde am 25. April 1525 das Kloster Schwarzach geplündert. Etwa 8000 Bauern aus Renchtal, Sasbach und dem oberen Hanauerland vereinigten sich bei Oberkirch unter Führung des Wirtes Wolf Schütterlin aus Willstätt. Am 27. April trafen sich in Achern die Abgesandten der aufständischen Bauern, der Stadt Straßburg und des Markgrafen von Baden. Weitere Verhandlungen erfolgten in Renchen, wo unter Beteiligung von Stadt und Bistum Straßburg, des Markgrafen von Baden, der Herrschaft Hanau-Lichtenberg, von Landvogtei und Ritterschaft ein Vertrag, der die Rechte der Bauern neu bestimmte, mit 12 Artikeln zustande kam. Die Klöster Schwarzach und Allerheiligen schlossen eigene Rechtsvereinbarungen mit den Bauern ab.

Benz-Meisel, Friedrich Fabrikant und Ehrenbürger von Oberachern (seit 1919), nach ihm wurde eine Straße und die Quelle „Benz-Brünnele“ benannt. Der Vater Johann Benz war als Sägmüller und Papierfabrikant in Oberachern bekannt. 1853 in Oberachern geboren, absolvierte Friedrich Benz nach dem Schulbesuch eine Kaufmannslehre in Karlsruhe, arbeitete zwei Jahre lang bei einer großen Holzhandlung und trat 1873 bis 1876 seinen Militärdienst in Rastatt an.

14 Danach siedelte er in die Schweiz, heiratete dort 1878 Anna Meisel aus dem schweizerischen Aarau und gründete 1878 in Rorschach im Kanton St. Gallen ein Holzhandelsgeschäft. Als erfolgreicher Geschäftsmann errichtete er weitere Betriebe im schweizerischen St. Margarethen und in Staad die „Spezialbeton AG“. Am 13. September 1938 starb Friedrich Benz-Meisel in Rorschach.

Bernhard, St. - Kirche Der Plan und Beschluss über den Neubau einer Kirche zu Fautenbach wurde erstmals im August 1908 vom katholischen Stiftungsrat gefasst, dem Pfarrer Josef Boll, Bürgermeister Kletterer sowie die Gemeinderatsmitglieder Morgenthaler, Lorenz und Reinschmitt angehörten. Als Bauplatz wurde durch den Stiftungsrat, dem Erzbischöflichen Bauamt der entsprechende Platz auf dem Eichberg ausgewählt. Der damalige Beschluss erfolgte mit 4 gegen 2 Stimmen für einen Neubau, aber unter der Annahme, dass wegen fehlender finanzieller Mittel der Baubeginn noch in weiter Ferne liege. Erst 1956 konnte die neue Kirche in zeitgemäßer Architektur auf dem Hang am Eichberg errichtet und eingeweiht werden. Die Kirche wurde dem „seligen Markgrafen Bernhard von Baden“ gewidmet.

Bernhard II. von Baden Markgraf, Kreuzugsteilnehmer, kaiserlicher Gesandter und Heiliger, geboren etwa 1428 auf Schloss Hohenbaden und gestorben am 15. Juli 1458 (an der Pest) in Moncalieri bei Turin. Bernhard II. erkannte grobe Missstände beim einfachen Volk, woraufhin er versuchte Not und Armut mildtätig zu lindern, indem er beispielsweise ein Drittel seines Einkommens den Bedürftigen und das 2. Drittel der Kirche überließ. Darüber hinaus war er ein sehr frömmiger Christ. Nach seiner Seligsprechung im Jahr 1769 wurde er Schutzheiliger im katholischen Teil der Markgrafschaft Baden; das Erzbistum Freiburg verehrt ihn heute neben Konrad von Konstanz als Landespatron wie auch die neue Kirche

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