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, 12. September 2014 3/2014 BrunneBrunne Erscheint vierteljährlich 30. Jahrgang

Altstadtzeitung Leist der Untern Stadt Bern, Kesslergass-Gesellschaft,ZytigZytig Rathausgass-Brunngass-Leist, Kramgassleist, Matte-Leist, Vereinigte Altstadtleiste 2 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG BrunneZytig, 12. September 2014 Geschätzte Leserinnen und Leser EDITORIAL

Die Untere Altstadt ist nicht nur ein Wohn- und Dieser Tradition verpflichtet fühlen sich auch die Ruhe in Frieden! Geschäftszentrum, sondern auch ein lebendiger heutigen Lokale in der Unteren Altstadt. Ob ober- Kunst- und Kulturraum. In dieser dritten Ausgabe oder unterirdisch gelegen, sie alle halten die alte im Jubiläumsjahr der BrunneZytig berichten wir Erkenntnis in Ehren, dass Essen und Trinken Leib In Ruhe essen, in Ruhe trinken, in Ruhe schlafen, über das kulturelle Leben in den Lauben und unter und Seele zusammenhält. Regula Leuenberger hat in Ruhe wohnen, in Ruhe reden, in Ruhe arbeiten, Tag, wobei wir angesichts der Fülle natürlich kei- in der Vielzahl der Lokale die Übersicht gewahrt in Ruhe feiern, in Ruhe hören, in Ruhe schauen, in nen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können und eine Art Mini-Ratgeber zusammengestellt Ruhe … . und wollen. Und weil zur Kultur selbstverständ- (Seite 12). lich auch das Kulinarische gehört, fehlt auch ein Es wird prophezeit, die Matte würde mit Poller kleiner Streifzug durch die reichhaltige Beizen- Einige dieser Lokale beziehen ihre Weine auch aus und ohne dem einen oder dem anderen Clubster- szene nicht. der Weinhandlung Cappelletti. 60 Jahre alt ist die- ben, tot sein!? ses Traditionsgeschäft an der Immer schon haben in der Unteren Altstadt auch 62 in diesem Jahr geworden. «Das Leben ist viel Totgesagte leben länger! Künstlerinnen und Künstler gewohnt und gearbei- zu kurz, um schlechten Wein zu trinken» – diesem tet, junge, die am Anfang einer vielleicht vielver- Motto schliesst sich die BrunneZytig gerne an – Die Stadt mit der Matte war vor uns da und sie sprechenden Karriere standen oder stehen ebenso und gratuliert auf Seite 14. wird nach uns da sein! wie bereits Arrivierte. Dass wir für das Titelbild dieser Ausgabe der BrunneZytig die Berner Künst- Auch das sei vorab noch gesagt: Berichte über und Beste Grüsse aus der Matte lerin Ingeborg von Erlach gewählt haben, hängt al- von Menschen, die Kunst und Kultur hoch halten, Bärnu Bürkli lerdings weniger damit zusammen, dass sie in der sei es in ihrem Beruf oder als Berufung, sei es als Präsident Matte -Leist Unteren Altstadt wohnt und längst eine arrivierte Kulturvermittler oder -förderer, finden Sie nicht Malerin und Buchautorin ist. Den Ausschlag gab nur in unserem Jubiläumsteil. Sie sind in dieser die ganz besondere Geschichte, die unsere Auto- Kulturausgabe sozusagen der rote Faden, der sich rin Zahai Bürgi wegen und mit ihr erlebt hat und durch die ganze BrunneZytig zieht. Impressum die sie auf Seite 3 erzählt. Ein letztes: Unser «Editorial» steht den Präsiden- Die «BrunneZytig» wird von den Altstadt leis ten An dieser Stelle sei nur so viel verraten: Ihren An- tinnen und Präsidenten der Leiste der Unteren Alt- gemeinsam gestaltet. Unter den Leist rubriken fin- fang nahm diese Geschichte mit dem Kinderbuch stadt als «Carte Blanche» zur Verfügung, auf der sie den Sie auch leistinterne Informationen. «Lieber Jack! Bern sieht aus wie ein Walfisch», sich zu einem selbst gewählten Thema äussern kön- Verantwortlich für die Herausgabe: das Ingeborg von Erlach 1968 illustriert hatte. Ihr nen. Festgelegt sind einzig Reihenfolge und Maxi- Vereinigte Altstadtleiste Bern (vorläufiges?) Ende findet sie mit unserem Titel- mallänge des Textes. Der Zufall wollte es, dass in Chefredaktion: Barbara Büttner blatt, das die Künstlerin eigens für diese Ausgabe dieser Ausgabe die Reihe am Präsidenten des Mat- der BrunneZytig zeichnete. «Wimmelbild» titelte teleists war. Die Matte war in diesem Sommer ei- Redaktion Leist der Untern Stadt: sie das Aquarell, für das sie an einem sonntägli- nige Male in den Schlagzeilen, wieder einmal Iris Gerber (ig), Zahai Bürgi (ZB) chen Spaziergang durch die Untere Altstadt die wegen Hochwassers (Seite 23), wieder einmal Redaktion Kesslergass-Gesellschaft: Schriftzüge unterschiedlichster Lokalitäten ab- wegen Beizenschliessungen (Broncos-Loge und Beat Schwaller (sw) zeichnete, die für sie in ihrer Vielfalt das Wesen Restaurant Santorini), wieder einmal wegen des dieses historisch gewachsenen Kulturorts ausma- Pollers, der seit Anfang Juli dem – ohnehin seit län- Redaktion Rathausgass-Brunngass-Leist: chen. Das «Wimmelbild» ist die Einladung zu gerem illegalen – Pendlerverkehr durch die Matte Edi Franz (ef), Stefan Theiler (drs) einer kulturellen Entdeckungsreise. im wahrsten Sinne des Wortes einen Riegel schiebt. Redaktion Kramgassleist: Während die einen froh um den Poller sind, weil er Barbara Büttner (babü), Eine solche Entdeckungsreise könnte Sie, liebe dem Quartier mehr Sicherheit und Ruhe bringt, ist Regula Leuenberger (rlu) Leserinnen und Leser, in die Galerien führen. er für andere Mätteler ein grosses Ärgernis. Das Rund ein Dutzend gibt es zwischen und Wort vom Mattesterben machte wieder die Runde. Redaktion Matte-Leist: Brigitte Holzer (BR) . Iris Gerber stellt stellvertretend zwei Ga- Die Stellungnahme von Leistpräsident Bärnu Bür- Koordination, Inserateannahme, Produktion: lerien vor: Den alteingesessenen «Kunstkeller» kli können Sie auf dieser Seite lesen. Druckerei Weiss GmbH, Claudia Weiss und und die neu dazu gekommene Galerie «Milieu» Pascale Thomann-Weiss, Kalchackerstrasse 7, (Seite 9). Oder gehen Sie ins Kino, in die Ciné- Und nun wünsche ich Ihnen wieder viel Vergnü- 3047 Bremgarten/BE, Tel. 031 301 22 79, matte zum Beispiel, wo Film und Kulinarik eine gen bei der Lektüre der BrunneZytig [email protected] höchst glückliche Verbindung eingegangen sind (Seite 13). Oder ins Kellerkino an der Kramgasse Barbara Büttner ISSN2235-1531, www.altstadtleiste.ch, 26, wo Dokumentar- und Spielfilme gezeigt wer- Chefredaktorin [email protected] den, die in den grossen Kinos nicht zu sehen sind.

Weil sich in der Unteren Altstadt Kunst und Kul- tur vielfach im Untergrund abspielen, beleuchten Abonnements- wir die Geschichte der Keller und der Kellerthea- ter, die sich als Bestandteil der Subkultur in den Bestellung 50er Jahren etablierten. Wie überhaupt die Keller Der/die Unterzeichnete bestellt ein Jahres- in so manchem Jahrhundert, als Stadt- und Land- Abo nnement der BrunneZytig zum Preis volk in den Kellerschenken gemeinsam die von Fr. 20.– (Wein-)Gläser hoben, Orte der Begegnung waren (Seite 4 und 7). Name

Vorname … nach der Restaurierung soll Die nächste Ausgabe der Adresse das antike Möbel nicht brandneu BrunneZytig erscheint am aussehen, sondern soll vielmehr 21. November 2014 seinen Charme, seine Geschichte, sein Alter zeigen können… Redaktionsschluss: Unterschrift 31. Oktober 2014 Daniel Gerber Bitte einsenden an Druckerei Weiss GmbH, • «BrunneZytig», Postfach 224, 3047 Bremgarten, 12 3011 Bern [email protected] Tel./Fax 031 311 81 22 BrunneZytig, 12. September 2014 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG 3 «Lieber Jack, Bern sieht wie ein Walfisch aus …» oder wie man Kinder zu Kulturmenschen erziehen kann

Kinder lieben Geschichten über Kinder. Sie identifizieren sich mit den Protagonisten in den Büchern genauso wie sie es im Netz mit ihren «Avatars» und «Alias» tun, vorausge- setzt sie lesen noch. Ich bin die Gotte des «Ältesten» meiner Nichte. Er wohnt in der Innerschweiz und besuchte mich als 9- bis 12-Jähriger etwa alle fünf Wochen für ein Wochenende in Bern. Er war ein eher stiller Bub, beobachtete und merkte sich jedoch vieles um ihn herum ganz genau, so dass wir ihm bald eine Kar- riere als Wissenschaftler voraussagten. Weit ge- fehlt! Inzwischen ist er in der Baubranche gelandet, ein Praktiker mit einer ganzen Menge Muskeln. Aber die Liebe zu Bern ist ihm geblie- Sophies Terrasse (die mit dem Sonnenschirm!) an … heute «live» vom Matteschulhaus aus betrach- ben, und das kam so: der Junkere… tet

respektive natürlich auch durch’s Buch, dessen da die Häuser auf dieser Seite ja ganz anders aus- Text der heute leider verstorbene Lehrer Ulrich Gi- sehen, beäugten wir die Klingelschilder. Sie ahnen siger verfasst hatte und dessen Bilder von der Ber- es, liebe Leser, eine Sophie fanden wir nicht. Aber ner Zeichnerin und Malerin Ingeborg von Erlach plötzlich lachte mein Göttibub und zeigte auf ein stammen. Wir freuten uns beide, wenn wir Kapitel Klingelschild mit dem Namen – Ingeborg von Er- um Kapitel all die Dinge wiederentdeckten, die lach! «Ist das tatsächlich die, die die Bilder im Sophie aus ihrer wunderbar kindlichen Sichtweise Buch gemalt hat?» fragte er total überrascht und ihrem Jack in Chicago schilderte. Zum Schluss etwas ungläubig. «Das werden wir herausfinden gingen wir «nochmals auf Anfang», und setzten müssen», meinte ich, und wusste gleichzeitig, dass uns vor das Matteschulhaus, von wo aus Sophie wir beide viel zu schüchtern waren, um jetzt ein- nach Unterrichtsschluss jeweils ihre verbotenen fach zu klingeln. Was also tun? «Können wir ihr Stadtspaziergänge unternommen hatte. Mein Göt- nicht einen Brief schreiben und sie fragen?» Aber tibub schlug das Buch auf: Seite 6 zeigt das Mat- klar! teschulhaus, vor dem auch die kleine Sophie mit ihrem Schulthek steht. Auf Seite 8 erwischen wir «Liebe Frau von Erlach», schrieb er also, «Wir, das Monatliches Ritual, wenn s’Gotti Sebastian aus der sie bereits, wie sie auf der Mattetreppe in Richtung ist ein Gotti aus Bern und ihr Göttibueb aus der In- Innerschweiz abholt: Picknick im Zug nach Bern unterwegs ist. Dabei richtet sie den nerschweiz…». Eine Woche später lag ein grosses Ich habe keine Ahnung mehr, wie dieses «Bern- Blick des Lesers auf die stattliche Südfront der flaches Paket in meinem Briefkasten. Eine Mappe Buch für Kinder» in meine Bibliothek gelangte. Junkerngasshäuser und meint dazu «Sie sehen aus mit Drucken detailgetreuer Berner Stadthäuser und Darin beschreibt eine Primarschülerin 1968 in wie Leute in einem überfüllten Bus, weil sie auch einem Begleitbrief, der so begann: «Ihr Brief hat einem ellenlangen Brief ihrem Cousin und Brief- so eng aneinander stehen, dass sie kaum schnaufen mich ja sooo fest gefreut. Ganz herzlichen Dank! freund in Chicago die Streifzüge, die sie, vor ihren können» um dann noch genauer darauf hinzuwei- Ich bin beglückt, dass mein Buch, das vor so lan- Eltern geheim gehalten, in die Untere Altstadt un- sen «Ich wohne im Haus mit dem Sonnenschirm». ger Zeit erschienen ist, immer noch zum Vorschein ternahm. Genau das brauchte ich, um meinem Göt- Mein Göttibub fand den Sonnenschirm auf einer kommt, und … befolgt wird!» Sie habe sich beim tibub Bern «schmackhaft» zu machen. Wir Terrasse zwei Häuser links vom und Zeichnen damals gewünscht, dass es genau auf begaben uns also mit seinem freudigen Einver- schaute dann vergleichend in Richtung der realen diese Weise gebraucht werde. Die letzten Exem- ständnis auf die Spuren der kleinen Sophie mit Fassaden. «Das Haus mit seinen Terrassen sieht plare der Erstausgabe seien dann leider beim gros- ihrer knallroten Haarschleife, die auf jeder der vie- genauso aus, wie auf dem Bild, aber der Sonnen- sen Junkerngassfeuer verbrannt. Heute erhält man len – sonst nur schwarzweissen – Zeichnungen im schirm ist nicht mehr da.» Dann dachte er kurz das Buch nur noch antiquarisch, wenn man Glück Buch irgendwo zu suchen und zu finden ist, ganz nach und fragte sich «Ob Sophie wohl noch da hat. Eigentlich hatten mein Göttibueb und ich da- so, wie bei den heute noch beliebten Wimmelbil- oben wohnt?» Ich erklärte ihm, dass Sophie wahr- mals vor, zusammen eine Fortsetzung zu machen, dern. Jedes Wochenende nahmen wir unser Buch scheinlich eine erfundene Person sei und schlug und unsere gemeinsamen eigenen Stadtgänge zu unter den Arm und wanderten – einander laut vor- ihm vor, wir könnten ja trotzdem mal nach- beschreiben. Aber wie es halt kommt, die Zeit ver- lesend – durch Berns Gegenwart und Geschichte, schauen.» Also wieder die Mattetreppe hinauf, und geht viel zu schnell, die Kinder werden eh man

Bern sieht aus… … wie ein Walfisch 4 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG BrunneZytig, 12. September 2014 sich’s versieht erwachsen, und auch die Berner Ge- Vorratslager, Weinschenken, Treffpunkt der Nonkonformisten: schichten mit dem Gotti wurden Geschichte…

Ulrich Gisiger und Ingeborg von Erlach jedoch Das bunte Leben in den Kellern schrieben und zeichneten bereits 1986 noch einen zweiten Band, darin führt Jack, Sophies Sprössling der Unteren Altstadt in Bern, nun im Gegenzug seine aus Chicago zu Besuch weilende Cousine Sophie, natürlich das Den Reiz der Unteren Altstadt machen heute nicht zuletzt auch ihre Keller aus – all die un- Mädchen von Jack, auf den Spuren ihrer Eltern terirdischen Ladenlokale, Bars, Cafés, Ateliers, Galerien, Theater, Wein- oder Partykeller, durch die Stadt und auf den Spuren der Verände- deren Zahl sich seit Bestehen der BrunneZytig vervielfacht hat. Die Altstadt und ihre Keller rungen, die diese Stadt seither erlebt hat: «Lieber – das ist ein spezielles Kapitel der Stadtgeschichte und zeigt: Die Keller haben ihre eigene Ge- Jack! NOCH sieht Bern wie ein Walfisch aus…» schichte. Über die Jahrhunderte hinweg spiegelt ihre Nutzung bis heute den jeweiligen Zeit- Liebe Leser, heute, nochmals eine Generation spä- geist, wirtschaftlich, politisch und kulturell. Deshalb haben wir ein bisschen in der Geschichte ter, können Sie es auf Google Earth anklicken: der Altstadtkeller gestöbert. Bern sieht NOCH IMMER wie ein Walfisch aus.

Zu einem Haus gehört ein Keller, zumindest in un- Unter der wissenschaftlichen Leitung des Berner seren Breitengraden. Schon in der Frühzeit Berns Kunsthistorikers Paul Hofer wurde zwischen 1978 waren die Häuser unterkellert. Einzelne Keller aus und 1980 der Kellerbestand der Altstadt im ersten jener Zeit haben bis heute überdauert, etwa die aus und einzigen Kellerplan systematisch erfasst, im dem 13. Jahrhundert stammenden Keller an der Massstab 1 zu 200. Ein Team, das zum Teil aus ar- Kramgasse 4 oder der Gerechtigkeitsgasse 71. beitslosen Fachkräften bestand, hatte dafür in 14 Letzterer gehörte zum Stammhaus der Herren von 000 Arbeitsstunden in 750 Altstadthäusern rund 1 Schwarzenburg, jenem Haus, in dem später der 900 Keller vermessen sowie ein separates Inventar Stadtschreiber Peter Cyro zusammen mit dem über die architektonischen Besonderheiten der ein- schräg gegenüber wohnenden Künstler und späte- zelnen Keller erstellt: Beschaffenheit und Stärke ren Politiker Niklaus Manuel, genannt Deutsch, des Mauerwerks zum Beispiel, Gewölbeform, Bo- die Reformation in Bern vorantrieb. Neben dem denbeläge, Treppen und Türen, die Verzierungen. Alter haben diese beiden Keller noch eine weitere Alles wurde sorgsam abgezeichnet und dokumen- Gemeinsamkeit. Beide dienten im 20. Jahrhundert tiert und dient der Denkmalpflege als Grundlage lange Jahre als Kühlräume, der eine für die Metz- für ihr Inventar schützenswerter Altstadtkeller, das gerei Rentsch, der andere für die Metzgerei Ster- weiterer Verwüstung des Untergrunds Einhalt ge- Die kleine Sophie mit ihrer knallroten Haar- chi. bieten soll. schleife hat tatsächlich dasselbe Lächeln wie ihre Erfinderin! Doch diese beiden Keller blieben wenigstens erhal- ten, was etlichen anderen Altstadtkellern nicht ver- Der «Bernschuh» – Vorläufer der DIN-Norm gönnt war. Gerade auch im letzten Jahrhundert Die Vermessung brachte unter anderem ans Ta- wurden bei Umbauten zahlreiche alte Keller zer- geslicht, dass etliche der alten Keller in der Unte- stört. So fiel noch 1969/70 beim Umbau des Hauses ren Altstadt gleich tief sind, etwa 8, 8 Meter – oder Kramgasse 42 einer der letzten seltenen zweige- 30 «Bernschuh», wie das bis ins 19. Jahrhundert schossigen Keller der Spitzhacke zum Opfer. gebräuchliche Längenmass der Stadt hiess, das sich am Regelmass der Mutter aller Zähringer- Der Hoferplan: Die Vermessung der Keller städte, an Freiburg im Breisgau, orientierte. Auch Eine grössere Sensibilisierung gegenüber den Kel- wenn ein Freiburger Fuss ein wenig länger war als leräumen setzte erst mit dem «Hoferplan» ein. ein bernischer.

Die Kellermasse lieferten auch Hinweise auf die städtebauliche Entwicklung. Denn Neubauten wurden vielfach auf die alten Grundmauern ge- setzt oder auf bestehende Keller. Das Team um Paul Hofer konnte ausserdem einen mehr oder we- niger einheitlichen Kellerbaustil nachweisen.

Der Keller-Grundtypus Und das sind danach die Merkmale des typischen Altstadtkellers: Er ist nur von der Gasse her durch die Falltür und über eine steile Steintreppe zu- Ingeborg von Erlach so, wie wir sie schon damals gänglich. Der Boden besteht aus Naturstein- oder angetroffen hätten, falls wir es gewagt hätten, an Tonplatten oder einer Pflästerung aus behauenen der Tür zu klingeln! und unbehauenen Steinen. Die Wände sind aus Sand-, Kiesel-, Bollen- oder Bruchsteinen gemau- Inzwischen habe ich es auch gewagt, die persönli- ert, die Hohlräume oft mit Bauschutt ausgefüllt. che Bekanntschaft mit Ingeborg von Erlach zu ma- chen. Unser Titelbild ist das Ergebnis davon, und Die Decke ist ursprünglich eine Holzbalkenlage, ich danke Frau von Erlach ganz herzlich, dass sie die auf vorspringenden sogenannten Kragsteinen uns diese Bitte erfüllt hat! ZB aufliegt. Diese flachen Holzdecken werden im 17./18. Jahrhundert meist durch jene Deckenform Sprachen lernen nach eigenem ersetzt, die noch heute in fast allen Kellern zu Zeitplan und Tempo sehen ist: Die zusätzlichen Raum schaffende runde Backsteindecke, die sogenannte Backsteintonne, ENGLISCH - FRANZÖSISCH - DEUTSCH die jeden Keller zum Gewölbe werden lässt. SPANISCH - ITALIENISCH erteilt von qualifizierten Lehrkräften (Muttersprachler) Weinseliges Bern 12x 90 Min. SFr. 495.– (inkl. Lehrmaterial) Über die Nutzung der frühen Kellerräume ist Privat- oder Gruppenunterricht (max. 6 Teil.) nichts bekannt. Wahrscheinlich fristeten sie ein Tel. 079 442 98 86 Leben im Verborgenen, ein Kellerdasein eben. Ab Mail: [email protected] Tempi passati: Dieser Keller dürfte einmal bessere wann die Altstadtkeller nicht mehr nur zur privaten www.sprachen-lernen-bern.ch Tage gesehen haben. Lagerung von Vorräten aller Art genutzt wurden, (Foto: Staatsarchiv des Kt. Bern, 25.1 L 160) sondern auch als Orte der Geselligkeit, als Keller- BrunneZytig, 12. September 2014 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG 5

einer politischen Doppel- wurde, befand sich an der Gerechtig keitsgasse 73. strategie bewog, die der 1948 hatte Gottfried Anliker das Haus erworben – Archivbeamte und Mit- und bereits am 28. August gleichen Jahrs fand an- glied des Historischen lässlich der Herbstwoche die erste Ausstellung Vereins des Kantons statt, in der Künstler aus der Unteren Altstadt ihre Bern, Dr. phil Adolf Werke zeigten. Lechner, 1909 folgender- massen kommentierte: Im Monatstakt folgten weitere Ausstellungen mit «... so erliessen dieselben zeitgenössischen Künstlern wie dem Berner Maler Herren, denen die Keller Martin Lauterburg (Seite 19), dem Amerikaner zugehörten, oder doch Gordon Mallet Mac Couch, einem Mitbegründer deren wohledelgeborene der 1924 in Ascona gegründeten Künstlergruppe Familienzugehörigen «Der Grosse Bär» um die russische Malerin Mari- und Anverwandten, die anne von Werefkin oder dem Berner Franz Fedier, eben am Staatsruder sas- einem der bedeutendsten Vertreter der abstrakten sen, scharfe Verdikte Malerei in der Schweiz. Die Spezialität des Kel- gegen die saufwütigen lers: Der Künstler musste seine Arbeiten selbst Untertanen». verkaufen und die Ausstellung betreuen. Dafür zahlte er nur eine «Kellermiete». Was eine Chance Was die gleichen wohl- gerade auch für junge Künstler war. edelgeborenen Keller- wirte aber nicht daran Hunderte weitere Ausstellungen sollten bis zur Elisabeth Klötzli in ihrer Kellergaststube, die sie in der Nachfolge ihres Va- hinderte, sich 1737 und Schliessung der Galerie im Jahr 2000 folgen, or- ters Niklaus und nach der Schwester Rosa von 1908 bis 1916 als Wirtin führt. 39 ihre Ausschankprivi- ganisiert von Gottlieb Anlikers Sohn, dem Archi- (Foto: Burgerbibliothek Bern, FN.G.D.77) legien bestätigen und tekten Christian Anliker und seiner Frau Elisabeth. schenken – auch das lässt sich nicht genau fest- sogar noch ausweiten zu lassen. Was oben im Rat- Dieser Ausstellungskeller schrieb aber auch Thea- machen. haus beschlossen wurde, kümmerte unten im Kel- tergeschichte, schlug doch dort 1948 die Geburts- ler offenbar niemanden mehr. Rund 200 dieser stunde der Altstadt-Kellertheater (Seite 7). Fest steht: Im Mittelalter tranken die Berner den Keller soll es in der Hochzeit der Kellerwirtschaf- Wein gleich literweise. In den Spitälern wurden ten im 18. Jahrhundert in der Stadt Bern gegeben Das Aufblühen der Subkultur Kranke vor medizinischen Eingriffen mit dem Re- haben. Dazu kamen noch Tavernen, Pinten, Anfang der 50er Jahre begann im Untergrund der bensaft narkotisiert. Wein gab es ja genug – erst Speise- und Caffeewirtschaften – das alles in einer Berner Altstadt ein gehöriges Grummeln. Wider- recht nach der Eroberung der Waadt im 16. Jahr- Stadt, die damals gerade einmal 12 000 Einwoh- stand regte sich gegen die Kalte-Kriegs-Ideologien hundert. 1719, kurz nach dem Bau des Kornhau- nerinnen und Einwohner zählte. und die Enge der Geistigen Landesverteidigung. ses, soll das geflügelte Wort entstanden sein: Oder, wie es der Berner Journalist Fredi Lerch for- Venedig ist auf Wasser gebaut, die Stadt Bern aber Der langsame Tod der Kellerwirtschaften mulierte: «In einer Welt, in der jede Kreativität Re- auf Wein. Von ungefähr kam das nicht, lagerten Doch mit dem Ende des Ancien Régimes war gelbruch ist, ersteht hier eine kleine Welt, in der doch allein im Kornhaus in über 50 gewaltigen Schluss mit lustig. Die neue Obrigkeit griff durch jeder Regelbruch als Kreativität gefeiert wird». Fässern etwa 650 000 Liter Staatswein, der von der und erliess von 1804 an immer neue Vorschriften, Nicht nur die Kellertheater spielten gegen den blei- Regierung als Zahlungsmittel benutzt wurde. beschränkte die Öffnungszeiten, erschwerte und ernen Zeitgeist an. Mehr und mehr Galerien öffne- verteuerte die Konzessionen und stellte die Wirt- Die Weinschenken der Patrizier... schaften ganz allgemein unter eine schärfere Poli- Der Weinhandel und -ausschank war das aus- zeiaufsicht. Dennoch weisen die Zahlen der schliessliche Privileg der Patrizier, die vielfach 1836-39 durchgeführten Wirtschaftskontrolle noch selbst im Besitz grosser Rebberge am Bielersee, 139 Kellerwirtschaften in der Stadt aus, 66 davon im Kanton Aargau oder eben in der Waadt waren. lagen allein im «grünen Quartier» zwischen Zyt- Nur sie durften ihren Wein in ihren eigenen Kel- glogge und Kreuzgasse. lern ausschenken. Die Einrichtung dieser Keller- wirtschaften war spartanisch, neben den Wein- Doch der anhaltende behördliche Druck wie auch fässern gab es ein paar hölzerne Tische und Bänke, der beginnende intensive Kampf gegen den Alko- zu essen gab’s nur kalt. Der Wein war billig, und so holismus setzten den Kellerwirtschaften immer wurde wacker und lustvoll gezecht. Zur Freude der mehr zu. Nur zwei sollten schlussendlich dann burgerlichen Besitzer, die ihr Geld mehrten, und zur auch noch die strengen Polizeivorschriften in der Freude der Regierung, die die Weinsteuer, das Ohm- ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts überdauern: Der geld, kassierte. Kornhauskeller, der 1803 schon als Magazin und Ausschankkeller verpachtet wurde, und der Klötz- Doch natürlich gab es auch die Schattenseiten. Jene likeller – jene Kellerwirtschaft an der Gerechtig- kleinen Leute, die ihren kargen Lohn in den Kellern keitsgasse 62, die 1635 erstmals erwähnt und 1847 vertranken und damit ihre Familien weiter ins Elend von einem Bürgerlichen gekauft wurde, vom Kon- stürzten – und natürlich wurde infolge des doch ditormeister Niklaus Klötzli. nicht unerheblichen Alkoholkonsums auch immer wieder gegen die herrschende Wohlanständigkeit Der Anlikerkeller verstossen. Die Keller der Unteren Altstadt versanken in der Folge in einen jahrzehntelangen Dornröschen- Lukrative Doppelmoral schlaf, aus dem sie erst nach dem Zweiten Welt- Blick ins Grammo-Studio W. Lederer im Keller an Was zu Ärger führte, nicht nur mit Polizei und krieg langsam wieder erwachen sollten. Einer der der Kramgasse 67. Geistlichkeit – und die patrizischen Kellereigner zu ersten Keller, der wieder zum öffentlichen Raum (Foto Staatsarchiv des Kt. Bern, 25.1 L 34)

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Fon 031 311 01 06 Fax 031 311 01 47 6 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG BrunneZytig, 12. September 2014

Der Fotograf Albert Winkler Diskussionszirkel: Der vom Reformpädagogen Fritz Jean Begert (1907-1984) initiierte «Kerzen- (1923 – 1978) kreis» etwa, der von März 1955 an immer mitt- Die Bilder zu den Artikeln über die Altstadt- wochs stattfand. Die Mitglieder trafen sich in keller und zu den Kellertheatern stammen von Altstadtwohnungen und -kellern, lasen aus eigenen diesem, leider etwas in Vergessenheit gerate- Werken, diskutierten über die panidealistische nen, Fotografen. Der gebürtige Zürcher kam Lehre des österreichischen Kulturpsychologen Ru- 1953 nach Bern, arbeitete zunächst als Labor- dolf Maria Holzapfel, über Literatur und Kunst – chef bei der Zumstein-AG und machte sich und über «echte Volkskultur», die sie als Gegen- 1955 als Reporter und Kundenfotograf selbst- entwurf zur damaligen Fortschritts- und Techno- ständig. Er arbeite unter anderem für die logiegläubigkeit sahen. Schweizer Illustrierte, Paris Match, und den Ein engagierter Mitdiskutant war der spätere STERN und unterhielt beste Kontakte zur ber- Schriftsteller und Mythenforscher Sergius Golo- nischen Kunstszene. 1978 verstarb er in Bern. win, damals noch Bibliotheksassistent an der Ber- 2011 widmete ihm das Kornhausforum eine ner Stadt- und Universitätsbibliothek. Eine Gruppe Ausstellung. um Golowin und den Berner Kulturjournalisten Albert Winklers Nachlass liegt im Staatsar- René Neuenschwander spaltete sich Ende der 50er chiv des Kantons Bern. Wir bedanken uns Jahre vom «Kerzenkreis» ab – und gründete ihren beim Staatsarchive für die freundliche Geneh- eigenen Diskussionszirkel, den «Tägelleist». Mit migung zum Abdruck der Fotos. ähnlicher Zielsetzung zunächst wie der Kerzen- babü kreis – aber ohne Begert. Vom Podium Junkerngasse 37 zur Junkere 37 ten und stellten junge, avantgardistische Künstler 1961 mieteten der junge Schauspieler Paul Nie- aus. derhauser und seine Frau Heidi den Keller an der Junkerngasse 37 für seine Schauspielauftritte, aber Der Jazzkeller «Hot House» auch als Bühne für jungen Schweizer Schriftstel- Im Keller an der Junkerngasse 1 öffnete 1954 der lerinnen und Schriftsteller. Im «Podium Junkern- Die Kellerlokale durften früher offensichtlich Jazzkeller «Hot House». Ende der 50er Jahre wurde gasse 37» waren «Kerzenkreis» wie «Tägelleist» etwas offensiver beworben werden als heute der Keller auf Initiative des Plastikers und Malers zu Gast. 1964 übernahmen dann Franz Gertsch, (Foto Staatsarchiv de Kt. Bern, 25.1 L 189) Walter «Pips» Vögeli zu einer Art Privatclub für Sergius Golowin, Niklaus von Steiger und Zeno Szenegänger, Künstler und Wissenschafter. Geöff- Zürcher vom «Tägelleist» den Keller, tauften ihn net hatte der Club jeweils erst nach Beizenschluss um in «Junkere 37» und führten dort wöchentliche Stützen der Gesellschaft», um nochmals Fredi des «Commerce» um halb zwölf Uhr. Barkeeper Veranstaltungen durch. Ein «literarisches Labora- Lerch zu zitieren. Doch Letztere wussten das eher war, so wird erzählt, Vögelis Künstlerkollege, der torium» wolle man sein, hatte Sergius Golowin in wenig zu schätzen – und der Staat fichierte die heute international bekannte Plastiker und Objekt- der Einladung zur ersten Veranstaltung geschrie- «Kellerprotestler» fleissig. künstler Christian Megert. Eine Bewilligung gab es ben. offenbar nicht – und auch keine Sperrstunde.1962 Die Gegenwart schloss die Gewerbepolizei den Keller und Megert Die Liste der Referenten und Gäste (Referentin- 1970 musste der Tägelleist den Keller an der Jun- wurde wegen unerlaubten Wirtens verurteilt. nen gab es erstaunlicherweise fast keine) ist schier kerngasse verlassen. Im neuen Keller an der Müns- endlos, vom Philosophen Theodor Adorno über tergasse 14 wurde noch bis 1975 öffentlich Die Nonkonformisten vom «Kerzenkreis» Friedrich Dürrenmatt, den marxistischen Histori- diskutiert. Doch schon in diesen letzten Jahren Zu diesem Zeitpunkt war die Untere Altstadt schon ker Konrad Farner, den Historiker, Werber und Pu- zeigte sich: Nach insgesamt knapp 1000 Veran- längst zu einem Treffpunkt der Nonkonformisten blizisten Markus Kutter, den «Gammler»-Poeten staltungen hatten sich die Nonkonformisten von geworden. Mit dazu beigetragen haben auch private René E. Müller, den Zürcher Verleger und Buch- «Kerzenkreis» und «Tägelleist» überlebt – der händler Theo Pinkus bis Zeitgeist hatte auf die Seite der 68er Bewegung ge- hin zum Lehrer, Psy- wechselt. chotherapeuten und Schriftsteller Hans Zul- Und heute? Den Altstadtkellern ist späte Genug- liger, um nur einige tuung widerfahren, ihr historischer und baulicher wenige zu nennen. Re- Wert wurde erkannt. Sorgsam renoviert, sind viele gelmässig kamen auch Keller zu kleinen Juwelen geworden. Vor allem Randgruppen zu Wort, entlang den Hauptgassen blüht die Kellerland- Rocker, Hippies, Jeni- schaft. In ihren Geschäften findet man fast alles, sche. Früh schon wurde Gewürze oder Wein, Abendkleider oder T-shirts, etwa das Unrecht des Trödel, Möbel, Bücher oder Schmuck. Die Zahl Hilfswerks «Kinder der der Bars und Kellerlokale mit und ohne Live-Kon- Landstrasse» von Pro zerte kommt wahrscheinlich bald einmal an die Juventute kritisiert. Die Kellerschenken-Blütezeit des 18. Jahrhunderts «Junkere 37» habe sich heran. Die Kellergalerien können weiterhin auf als «Ort der Gegenöf- treue Kundschaft zählen. Die Kellertheater, die die fentlichkeit» verstanden, städtische Subventionsstreichung überlebten, als «Berner Hyde-Park, haben sich dank Gönnerbeiträgen und viel Selbst- als Podium für alle, für ausbeutung in ihren jeweiligen Nischen eingerich- Nonkonformisten und tet. Auch das Kellerkino findet nach wie vor sein Besucherin einer Kellerausstellung von Martin Krebs mit dem Berner Künst- Konformisten, für Leute Publikum. Der Altstadt-Untergrund lebt! Nur die ler Peter von Wattenwyl. (Foto Staatsarchiv des Kt. Bern, 25.1. L 219) von den Rändern und für Subkultur hat sich davon gemacht. Doch auch das ist wohl Ausdruck des Zeitgeists. babü

Quellen u.a.: Der Kellerplan der Berner Altstadt, veröffentlicht in der Berner Zeitschrift für Ge- schichte und Heimatkunde, 1982, Heft 1 Gerechtigkeitsgasse 78, 3011 Bern Neues Berner Taschenbuch auf das Jahr 1910, he- Telefon 031 311 53 43 rausgegeben von Heinrich Türler, 1909 Das ganze Jahr ist Fondue-Zeit Rolf Eichenberger, Albert Winkler (Fotos) Berner Montag und Dienstag 8.00 bis 19.00 Uhr Mittwoch bis Freitag 8.00 bis 23.30 Uhr Altstadtkeller 1971 Samstag 9.00 bis 23.30 Uhr Fredi Lerch, Begerts letzte Lektion. Ein subkultu- Ab 1. Mai Rathausplatz-Terrasse offen reller Aufbruch. Rotpunktverlag, Zürich 1996 BrunneZytig, 12. September 2014 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG 7

Die Kellertheater: spiel, Jazz- und Klassikkonzerte. Immer wieder traten auch «Die Berner Troubadours» auf, zu denen, neben Ruedi Krebs, Mani Matter, Markus Der kulturelle Aufbruch in die Traber, Fritz Widmer und Jacob Stickelberger, Welt der Moderne auch Bernhard Stirnemann gehörte. Doch finanziell war das Theater nicht auf Rosen gebettet. Zwar konnte sich das Theater dank der Der geistige Aufbruch, das Aufbegehren gegen die den, die in jedem Kellertheater «die Brutstätte» ab Mitte der 70er Jahre gewährten städtischen Sub- bestehenden politischen Verhältnisse und vorherr- einer gefährlichen Subkultur witterten. ventionen leidlich am Leben halten. Doch am 29.6. schenden ästhetischen Normen, begann nach dem 1982 fiel der letzte Vorhang. Der Vermieter nahm Zwar war mangels eines finanziellen Polsters an Zweiten Weltkrieg in Berns Untergrund, in den seine Kündigung trotz Petitionen mit über 10 000 einen kontinuierlichen Spielbetrieb vorerst nicht Kellern der Unteren Altstadt. Neben Galerien und Unterschriften und trotz privaten und öffentlichen zu denken, doch das Kleintheater schrieb sich dank Diskussionsforen etablierte sich auch eine leben- Vorstössen im Stadtparlament und durch die Stadt- seiner Künstler rasch in die Theater-Annalen ein: dige und radikale Theaterszene, ein Treffpunkt der regierung nicht zurück. Seither herrscht im Keller 1956 trat der Kunststudent Harald Szeemann als neuen Avantgarde. Der Hunger auf die kulturelle wieder tiefe Ruhe. Einmann-Kabarett auf: «Tendence actuelles. Heute und politische Moderne schien in der Zeit des Kal- rot – morgen tot», hiess sein Programm. Gleichen ten Kriegs unersättlich. Einige dieser Kellertheater Kellertheater Katakömbli Jahrs inszenierte Daniel Spoerri, damals noch So- sind inzwischen verschwunden, andere dazuge- 1963 eröffnete ein weiteres Kellertheater seine lotänzer am Berner Stadttheater, die Erstauffüh- kommen. Gemeinsam ist ihnen allen: Sie spielten Türen, das «Katakömbli» an der Kramgasse 25. rung von Eugène Ionescos «Die Kahle Sängerin» und spielen Theater mit viel Herzblut und Über- Dieser Keller, einstiges Gemüse-und Weinlager und Pablo Picassos 1941 geschriebenes surreal-da- zeugung – und wenig Geld. Die Kellertheater sind des damaligen Hausbesitzers und Übungsraum di- daistisches Stück «Wie man Wünsche am untrennbar mit der Geschichte der Altstadt-Keller verser Bands, war das Domizil der «Bärner Rohr- Schwanz packt», unter anderem mit Otto Tschumi verbunden (Seite 4). Aus diesem Grund haben wir, spatze», einer Kabaretttruppe um Harry von und Meret Oppenheim, die für die Übersetzung, auch als Auftakt zur bevorstehenden Theatersai- Graffenried. 22 Programme stellten die vielseiti- Kostüme und Masken zuständig war. son, eine kleine Übersicht zusammengestellt über gen «Rohrspatze» auf die Bühne – und zumindest das Kellertheatergeschehen vor der Haustüre – 1961 übernahmen Thomas Nyffeler und Paul Ro- ältere YB-Fans dürften sich noch an das Lied er- gestern und heute. land, beide dem Kleintheater eng verbunden, die innern, das von Graffenried 1959 schrieb: «E Direktion. Ab1964 leitete Nyffeler das Theater al- rächte Bärner Giel isch für YB». Nach seinem Tod Der Anlikerkeller: Die erste Kellertheater- leine, war Seele, Herz und Motor zugleich. Ge- 1984 löste sich die Kabaretttruppe auf – und das bühne zeigt wurden zeitgenössische Stücke bekannter «Katakömbli» hielt sich als Gastspielbühne am Die wohl erste Kellertheateraufführung nach dem und (damals noch) weniger bekannter Bühnenau- Leben. 1991 wurde die «Genossenschaft Keller- Krieg fand am 31. März 1949 um 20.15 Uhr im toren, fast zwei Drittel des Spielplans machten theater Katakömbli» ins Leben gerufen. Ihr Präsi- Anlikerkeller statt. Die «Junge Bühne Bern», Schweizer oder zumindest Berner Erstaufführun- dent ist bis heute Heinz Hoffmann, der schon bei spielte drei Stücke von Curt Goetz, der deutsch- gen aus. Mitte der 80er Jahre kappte die Stadt ihre den «Bärner Rohrspatze» dabei war. Er und viele schweizer Schriftsteller und Schauspieler war mit Unterstützung, das Geld wurde knapp. Das Klein- ehrenamtliche HelferInnen und GönnerInnen (in- seiner Frau Valérie von Martens drei Jahre zuvor theater realisierte pro Spielzeit nur noch zwei Ei- klusive des Vermieters) sorgen seither dafür, dass aus den USA in die Schweiz zurückgekehrt. Im genproduktionen, 1985 Christine Brückners das Katakömbli als erfolgreiche Kleinkunstspiel- Juli gleichen Jahres feierte in diesem Keller dann «Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen» etwa, stätte weiter bestehen kann. das «Theater der Untern Stadt» unter der Leitung 1988 «Der Kuss der Sonnenfrau» des argentini- Der aktuelle Spielplan ist unter Katakömbli im In- des Schauspielers und Regisseurs Sepp Diethelm schen Schriftstellers Manuel Piug oder 1990 «Der ternet abrufbar. seine erste Premiere. Bis Ende 1950 fanden im An- Clown im Mond» des likerkeller immer wieder Theateraufführungen Berner Autors Kurt Hut- statt – danach wurde der Keller, wie ursprünglich terli, Bruder des Büh- vorgesehen, hauptsächlich als Galerie für Maler nenbildners Werner und Bildhauer genutzt. Hutterli, als Koproduk- tion mit der Berner Vom «Theater der Untern Stadt» zum «Thea- Theatercompagnie. ter am Zytglogge» Das «Theater der Untern Stadt» fand bereits im klein theater an der November 49 eine eigene Spielstätte – im einsti- kramgasse 6/ONO gen Kohlenkeller an der Kramgasse 70 unter dem 2003 – ein Jahr vor sei- Kino Capitol. Internationale Autoren wie John nem Tod – übergab Nyf- Bradley, Jean Cocteau, Noël Coward, später dann feler sein Theater an den auch Jean Anouilh oder Wolfgang Borchert stan- Film- und Theaterschaf- den ebenso auf dem Programm wie Schweizer fenden Daniel Kölliker, Theaterautoren, neben Goetz zum Beispiel auch der 2004 das Theater als der Berner Peter Bürki, Franz Fassbind oder Hans Mehrsparten-Kulturkel- Rudolf Hilty. ler wieder eröffnete. Das ONO ist Konzertraum 1962, unter der neuen Leitung von Hugo Ram- für verschiedenste Mu- Der Eingang ins Galerietheater Die Rampe, das heute nicht mehr existiert seyer, wurde das «Theater der Untern Stadt» in sikstile, ist (Vor-)Lese- (Foto Staatsarchiv des Kt. Bern, 25.1 L 359) «Theater am Zytglogge» umbenannt – und einige raum, Theater und Galerie: ein vielfältiges Jahre später vom Mundart-Amateurtheaterverein Programmangebot an Bekanntem und Unbekann- Theater 1230 «Chäller-Kumedi» übernommen. Nach dem Weg- ten, ein Abbild und Spiegel heutiger Kultur. Damit Ende 1978 wurde ein weiteres ambitioniertes fall der Subventionen musste 1992 der Keller an steht das ONO durchaus in der Tradition des Vor- Theater eröffnet, das «Theater 1230». Gespielt der Kramgasse aufgegeben werden. Zwei Jahre gängertheaters. wurde in den früheren Kühlräumen der Metzgerei später eröffnete die «Chäller-Kumedi» ihre neue Die aktuelle Programmübersicht ist unter «ONO» Paul Sterchi im über 700 Jahre alten Gewölbekel- Spielstätte: Im «Zytglogge Theater» am Korn- im Internet abrufbar. ler an der Kramgasse 4. Theatergründer Peter hausplatz 10 bringt sie bis heute Dialektstücke in Schneider hatte sich dem «kritischen Volksthea- eigenen Inszenierungen auf die Bühne. Galerietheater Die Rampe ter» verschrieben. Zahlreiche Uraufführungen von Der aktuelle Spielplan kann unter «Zytglogge Bernhard Stirnemann war mit einer Experimen- Schweizer Autoren wie Hanspeter Gschwend, Ma- Theater Bern» im Internet abgerufen werden. tierbühne schon von 1958 an im Kleintheater an riella Mehr, Urs Faes oder Aernschd Born standen der Kramgasse 6 aktiv. Im April 1961 eröffnete er auf dem Programm. 1980 gründeten Schneider Kleintheater an der Kramgasse 6 an der Kramgasse 55 sein avantgardistisches Kel- und Regina Christen zudem die professionelle An Sylvester 1953 öffnete ein weiteres Keller- lertheater «Galerietheater Die Rampe». Auch er Theaterschule «Theaterwerkstatt 1230». Ab 1982 theater, das der Jurist Robert Senn zusammen mit stellte neue, unbekannte Stücke vor, vorzugsweise verstärkte das Theater seinen Tournee-Betrieb – seiner Freundin gegründet hatte, der Antiquarin aus dem französisch- und englischsprachigen und wurde nicht zuletzt durch Schneiders Gotthelf- Edmée Angst, die für die Finanzierung zuständig Raum. Neben Eigenproduktionen gab es zahlrei- Aufführungen in der ganzen Deutschschweiz be- war – gegen den heftigsten Widerstand der Behör- che Gastspiele, literarische Kabaretts zum Bei- kannt. Nach Schneiders Tod 1989 führten Regina 8 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG BrunneZytig, 12. September 2014

Christen und Annemarie Voss das erfolgreiche führung aus dem Serail» Theater weiter. Als die Stadt die Subventionen passten ideal ins Puppen- strich, musste das Theater im April 1998 schlies- theaterprogramm. Friedli sen: nach über 50 Eigenproduktionen – mehr als erfand auch die mit trä- die Hälfte davon Uraufführungen – und 2500 Vor- fem Bärner Witz geseg- stellungen. nete Garderobenfrau Frieda, für die er später Heute bietet der uralte Gewölbekeller das passende mit dem 5. «Bärendreck- Grusel-Ambiente für den Magier Vincent Raven Preis» ausgezeichnet und seine überwiegend weiblichen Fans, insbe- wurde. sondere aus Deutschland. 1987 eröffneten Meyer Das «Narrenpack-Theater» und Friedli im ehemali- Der jüngste – und vorläufig letzte – Theaterzuwachs gen Weinkeller schräg in einem Keller der Unteren Altstadt ist das «Nar- gegenüber eine zweite renpack Theater» an der Kramgasse 30, 1985 von Spielbühne und nannten Piero Betschen und Yvonne Stoller als kritisches sie – naheliegend – Mundarttheater gegründet. Auf dem Spielplan stan- «Theater vis à vis». den jährlich etwa zwei von Betschen geschriebene Nach dem frühen Tod Probe in einem Altstadtkeller, an der Wand hängen noch die Girlanden der und inszenierte Mundartstücke. Eine der erfolg- seines Partners führte letzten Party (Foto Staatsarchiv des Kt. Bern, 25.1 L 261 reichsten Produktionen war «Schwarzer Kaffe» Friedli zusammen mit (1993) – die bis heute immer wieder auf dem Spiel- dem Ensemblemitglied und Puppenspieler Radek gende des Vierten Königs» des in Bern verstorbe- plan steht. Eine Eigenproduktion pro Jahr haben Baroš das Puppentheater zunächst weiter. 1992 nen deutschen Schriftstellers Edzard Schaper, Carl sich Betschen und die beiden Co-Leiterinnen Jean- übergab er die Leitung der beiden Theater der Kul- Orffs «Carmina Burana» oder Goethes «Urfaust» nine Brechbühl und Corinne Vorburger zum Ziel ge- turabteilung der Migros-Genossenschaft. in Zusammenarbeit mit dem Badener Theater setzt – und sich mit ihrem unterhaltsamen Volks- «Claque» fesselten die Erwachsenen. Gross und theater ein treues Publikum erspielt. ...zur «Puppenbühne Demenga/Wirth» klein gemeinsam ist die Bewunderung für Monika Der aktuelle Spielplan ist unter «Narrenpack Thea- Gleichen Jahrs noch übernahmen die damals schon Demengas ungemein ausdrucksstarke und auf- ter Bern» im Internet zu finden überaus renommierten Puppenspieler Monika De- wändig gestalteten Puppen. menga und Hans Wirth das Puppentheater, zuerst Nach jahrezehntelangem Zusammenspiel treten Doch in den Kellern der Unteren Altstadt wird die Hauptbühne, ein paar Jahre später dann auch diese beiden leidenschaftlichen Theatermenschen nicht nur von Menschen Theater gespielt. Seit 33 das Theater vis à vis an der Gerechtigkeitsgasse jetzt kürzer: Sie haben das Theater vis à vis einem Jahren bereichert auch das Figurentheater das kul- 44. Zusammen mit Regina Büsser setzen sie die neuen Verein übergeben, der ein Kunst- und Kul- turelle Angebot in der Unteren Altstadt. Tradition des Puppentheaters fort, für Kinder wie turhaus für Kinder und Jugendliche initiieren will. für Erwachsene zu spielen. Neues entsteht also in alten Kellern – die Ge- Vom «Berner Puppentheater»... schichte der Keller und Kellertheater geht weiter! Den Anfang machten Rolf Meyer und Martin Produktionen wie «D’Glas-Chugle», die «Wasser- Der aktuelle Spielplan für die bevorstehende Sai- Friedli, zwei Schauspieler, die sich dem Puppen- nixe» oder «D’Wienachtsgeschicht» entzücken son ist im Internet unter «Puppentheater Bern» ab- theater verschrieben haben. 1981 konnten Sie sich seit Jahrzehnten die Kinder; Inszenierungen wie rufbar mit ihren Puppen im früheren Weinkeller an der Ge- «Histoire du Soldat» – dem Gemeinschaftswerk babü rechtigkeitsgasse 31 einmieten. Ihr Märchen-Re- des russischen Komponisten Igor Strawinsky mit pertoire erweiterten sie bald auch um Opern- dem Westschweizer Dichter Charles Ferdinand Quellen u.a.: Theaterlexikon der Schweiz, produktionen, Mozarts «Zauberflöte» und die «Ent- Ramuz in der Übersetzung Mani Matters, «Die Le- Chronos Verlag Zürich 2005.

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Kunstkeller Bern seit 1971 – Galerie Milieu/Artspace seit 2007 Orte für Kunst

Zwischen Zytglogge und Nydeggbrücke sind über der Begegnung von Künstlern und Publikum, zehn Kunstgalerien tätig. Manche davon bestehen einem Publikum, das sich vielfach auch aus Kul- seit Jahrzehnten, einige wenige haben sich neuer an- turschaffenden zusammensetze, Künstlern aus der gesiedelt, bei einigen hat der/die GaleristIn ge- Off-Szene beispielsweise (der nicht institutionell wechselt und damit Konzept und Ausrichtung. Eingebundenen, die nomadisierend an wechseln- Regelmässig bieten sie Ausstellungen mit Vernissa- den Orten arbeiten und auftreten), als Ort, der Aus- geanlässen und Werkeinführungen, holen sie Kunst- einandersetzung zulasse, auch mal Lesungen oder schaffende und ihre Werke und bieten damit ein Musikperformances biete und den Künstlern umtriebiges Kulturleben mit unbeschränkten Mög- selber einen erweiterten Zugang zu ihren geschaf- lichkeiten der Auseinandersetzung, des Kennenler- fenen Werkgruppen ermögliche. An den gut be- nens, des Betrachtens. Vielfach ist es ein stilles, im suchten Vernissagen komme ein meist junges Galerieraum konzentriertes Geschehen, manchmal Publikum, weil sie selber jung seien, meint er und wächst es heraus und dehnt sich weit ins Gassenle- führt weiter aus, sie wollten aber für alle offen ben. Einmal im Jahr, im Januar, gehört ihnen der sein, die sich für Kunst interessierten. An den Anlass des Galerienwochenendes. Samstagnachmittagen, da sei die Galerie sonst ge- öffnet, würden sie eher punktuell besucht. Zu Die dreissigjährige BrunneZytig hat, um diesen zweit, zusammen mit Rémy Pia, leiteten sie die zeitlichen Bogen auch im Berner Kunstleben nach- Galerie, ohne definierte Aufgabenbereiche, beide zuzeichnen, zwei Galerien gewählt, die eine, seien wechselseitig für alle Belange zuständig. KUNSTKELLER BERN, die seit dreissig Jahren und mehr besteht, und die andere, MILIEU, die nur I.G: Eure Galerie ist jung vor Ort. Wie ist die Re- seit einem Bruchteil dieser Zeit existiert. zeption der Nachbarschaft, der andern Galerien, Wir hingegen entziehen uns diesen Schubladisie- Ich danke der Galeristin Dorothe Freiburghaus, Lei- der Szene? rungen. terin des KUNSTKELLERS BERN, und Vinzenz V. M: Es gibt keine Rezeption, die sich nach der Meyner, Betreiber der Galerie MILIEU für die bei- Nachbarschaft oder im Speziellen nach der Alt- Was geschah in eurer siebenjährigen Ausstel- den interessanten, anregenden Gespräche, für das stadt Bern richtet. Wir sind jung, daher ist unser lungstätigkeit? mir überlassene Material, für die Zeit, die sie sich Publikum und die Szene eher jung oder jung ge- Erstens haben wir sehr viel gelernt: Organisation, nahmen, mir von ihrer Arbeit zu erzählen – trotz blieben. Kulturmanagement, Technik, Handwerk, Kom- Sommerpause. munikation, Dokumentation usw., und zweitens Wie seht ihr den für eure Galerie idealen Künst- durften wir persönlich, nebst dem, dass wir Platt- Das Galerieleben ruht im Juli und August. Die ler, die ideale Künstlerin? form bieten, viele interessante Menschen und ihr schwere Eingangstür zum KUNSTKELLER BERN Für uns gibt es kein ideales KünstlerInnenbild, je- Schaffen kennen lernen. an der Gerechtigkeitsgasse ist geschlossen. Mit kei- denfalls nicht auf einer inhaltlichen oder formalen nem Blick ist hineinzuäugen – die doch sonst mit Ebene. Viel wichtiger für uns ist, dass uns das je- Was wird in nächster Zeit passieren? Bildern behängten Wände, die mit Skulpturen oder weilige Werk auf irgendeiner Ebene anspricht, und Das Ausstellungsprogramm ist bis Ende 2014 ge- Installationen bespielten Räume sind weggesperrt, dass wir eine Kontinuität des Künstlers in seinem macht, ab 2015 suchen wir neue Formen, Organi- dösen im Kellerdunkel. Bloss ein angebrachter Zet- Schaffen erkennen und wir somit künstlerisches sation, Partner und Zusammenarbeiten für die tel informiert und heisst auf die Herbstausstellung Potential erahnen. Bespielung des Raumes. willkommen. Die Galerie MILIEU an der Münster- Während der Biennale Bern (11. bis 20. September gasse ist auch geschlossen. Durch die grossen Wie definiert ihr eure Idee von Kunst, die euch für 2014) zeigt Tim Zulauf im Milieu eine Performance Schaufensterscheiben sind die verlassenen Bilder eure Galerie interessiert? (siehe: www.biennale-bern.ch). zu erspähen, Staub hat sich überallhin gelegt, auf Vielleicht lässt sich im Nachhinein mit Blick auf Am 19. September starten wir mit der Eröffnung der den schwarzen gassenseitigen Simsen haben bereits unsere siebenjährige Ausstellungstätigkeit eine Einzelausstellung von Matthias Gabi in die neue zeichnende Finger Spuren drin gezogen. An der Tür Verdichtung bzw. ein sich abzeichnender roter Saison. die Information, die Ausstellung hätte bis Ende Juni Faden entdecken. Wichtig ist in unseren Augen, Alles Weitere ist auf unserer Webseite zu erfahren: gedauert. Über weitere Pläne ist nichts verlautet. dass die Arbeit und ihr Produzent authentisch sind, milieu-digital.com Fast siehts aus, als ob keine bestünden. Sommer- dass das Werk eine Auseinandersetzung aufzeigt pause ist – doch das Herbstprogramm steht, die und somit eine Künstlerbiografie über längere Wenn Ihr nicht in oder für die Galerie arbeitet, was nächsten Ausstellungen, die Daten, die Künstler, Zeitdauer erfahr- und lesbar wird. macht ihr? alles fix bis tief in den nächsten Winter. Die beiden Betreiber des Milieus sind beruflich in Wie wichtig ist der Bernbezug der Galerie Milieu, der Kreativagentur Maison Standard engagiert. für die Positionierung, in der Auswahl der Künst- www.maison-standard.ch lerinnen? Nicht zwingend. Wichtig ist, dass in Bern solche Kunstkeller Bern Positionen gezeigt werden. Das geschieht für un- seren Geschmack zu wenig. Mit Fabrice Stroun als Gerechtigkeitsgasse 40 Kunsthalle Bern Direktor ist das glücklicherweise Kontakt: www.kunstkellerbern.ch wieder vermehrt der Fall. Dorothe Freiburghaus Die Galerie besteht seit 1970 Was ist mit dem Namenszusatz «Artspace» ge- meint? Ein schönes, abendfüllendes Gespräch und zwei Bei der Gründung vor sieben Jahren gab es noch Dokumentationsbände keine Abgrenzung zwischen Galerie und Off- Im Moment, in dem man die Stufen von der Ge- space/Projektraum. Uns war nur der Begriff Gale- rechtigkeitsgasse hinunter in die Galerieräume des Milieu Galerie/Artspace rie bekannt, dennoch kam der Zusatz Artspace Kunstkellers geht, wechselt man nicht bloss von dazu, der Coolness halber und weil es einfach jün- Aussen nach Innen und von Tageslicht zu Kunst- Münstergasse 6 ger klingt. Heute müssen wir uns immer erklären, licht … Doch stopp, gerade das ist das Stichwort: Kontakt: [email protected] was wir nun eigentlich sind: Galerie oder Off- Kunstlicht, da hinein taucht man. Vinzenz Meyner und Rémy Pia space. Ein befreundeter Künstler meinte letzthin, Die Galerie besteht seit 2007 eigentlich verlange es einer orthografischen Trans- Die weissen Wände sind leer, Sommerpause eben, formation: Zuerst stellte man den Zusatz Artspace verraten aber mit Zeichen und Schattierungen von Ein Gespräch und ein Interview hinter das Wort Galerie, in den vergangen Jahren vormaligen Behängungen. Auf einem Arbeitstisch Einleitend umreisst Vinzenz Meyner seine Galerie rutschte er vor das Etikett Galerie und heute wird liegen grossformatige Kartonmappen, sorgsam zu- als Ausstellungsraum für Bildende Kunst, als Ort Galerie mit dem Zusatz Artspace überschrieben. sammengehalten mit wiederverschliessbaren Kle- 10 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG BrunneZytig, 12. September 2014 bebändern. Papierarbeiten sicher, vielleicht gebracht solchen mit Abstand zwischen Zeichnung und Glas vom Künstler, der die nächste Ausstellung gestal- wegen dem kreidigen Farbauftrag, gebracht werden ten wird, oder noch da vom letzten, weil sie noch mussten. Echtheitszertifikate erstellt. Und natürlich verpackt werden müssen. Oder sind sie von jeman- engagierte sie sich für die Zusammenarbeit mit den dem, der seine Blätter brachte zur Begutachtung, Leisten der Unteren Altstadt, dem Amt für Kultu- sich um eine Ausstellungsmöglichkeit bewerben relles und den vielen Helfern, wegen der grossen möchte? Auf einem andern Regal liegen Bücher, Projekte, die den gesamten Raum zwischen Ny- Fotobände meist und obenauf ein Objekt, ein deggbrücke und Zytglogge bespielten. Trompe l’oeil: Ein altes Holzkistchen in der Art einer Zigarrenschachtel, auf seine Längsseite ge- Ich über dich, du über mich stellt, so dass gut zu sehen ist, was sich drin befin- Zum 40-jährigen Bestehen des Kunstkeller Berns det. Einige Gegenstände, was so herumliegt halt, ist ein Buch entstanden: Ich über dich – du über und eine metallgeränderte Brille mit ovalen Gläsern. mich – 40 Jahre Kunstkeller Bern – ein Blick in die Doch genau, sehr genau gesehen ist alles flach, intensive und vielfältige Zusammenarbeit zwischen nichts von dreidimensional, alles bloss aufgemalt, Galeristin, Künstlerinnen und Künstlern. Dorothe ein Augen-Täuscher eben. Freiburghaus schrieb über die Künstlerinnen und Künstler ihrer Galerie, wie sie ihnen begegnete, «Ich begann 1970 mit dem Kunstkeller», beginnt über die Arbeiten und ihr Umfeld. Dazu setzte sie die Galeristin Dorothe Freiburghaus unser Ge- aus dem Archiv collageartig zu jedem Künstler ei- spräch, «im September und mit einer Ausstellung nige spannende Details wie Arbeitsskizzen, Trans- von Martin Ziegelmüller.» Vorher sei hier im Keller port- und Zollfragen, einen Brief, eine Kritik und ein Weinlager gewesen, ideal mit konstanter Tem- vieles mehr. Die Künstler ihrerseits schrieben, peratur und trocken, ideal auch für sie, für die Ga- zeichneten oder malten in witzigen oder ernsthaf- lerie. Mit Freunden hätten sie die Räume ten Texten und/oder Bildern, was sie über den hergerichtet und einfach mal angefangen. Gewis- Kunstkeller und seine Galeristin mitzuteilen hatten. ses, wie zum Beispiel die Einladungskarten, hätte Ein wunderbares Bilderbuch, ein anregendes Ar- Das einmalige Objekt war ein Flügel: 6 Meter hoch, sie bis heute fast gleich beibehalten. Doch, im Ne- beitsbuch, ein interessantes Übersichts-, Dokumen- also hinaufreichend bis ans Ende der Fensterhöhe beneffekt, sind die über vierzig Jahre Galeriege- tations- und Erinnerungsbuch, ein berührend des ersten Stockes, aufragend entlang der Fassade schichte zugleich auch die Geschichte der persönlicher Kunstband! und an Seilen durch die Fenster gehalten. Dreidi- Druckgrafik. Begonnen mit Einladungskarten im mensional und weisslich transparent schimmernd, Bleisatz, sei dann das Fotolitho, der Siebdruck ge- Aus der langen Reihe der Ausstellungen und Pro- schön strukturiert, offen lassend, ob er einen kommen, auch für die Herstellung der Plakate, und jekte des Kunstkellers Bern seien hier einige we- Schwan erinnern lässt oder einen Engel, vielleicht sei dann abgelöst worden durch das Digitale. Auch nige herausgegriffen, und vor allem seien drei eine Fee. Die Performerin stieg, wie der Flügel dann hätte früher eine Einladungskarte mit dem Namen erwähnt, an die sich jedermann erinnern kann. aufgeblasen war, hinein und legte sich, ein-zwei des Künstlers, der Künstlerin ausgereicht. Erst spä- Meter über dem Boden, auf die dafür vorgesehene ter sei ein Bild dazugekommen, in schwarz-weiss Das einmalige Objekt 2004 Ebene und blieb still liegend. Blaue Lampen leuch- vorerst, wieder später erst in Farbe. Heute würde Für einen Abend des Altstadt-Anlasses entstand eine teten das Gebilde in die Nacht hinauf an, tauchten eine Einladungskarte mit einem Begleittext ver- Performance der Künstlerin Victorine Müller über die schwebend Schlafende in magischen Zauber, schickt und dazu eine Kunstkarte zum Weiterver- dem Kunstkeller Bern, ausserhalb der Lauben, an den die bis vor kurzem gefallenen Regentropfen, wenden, als Beigabe eigentlich. Der Begleittext der Fassade des Hauses Gerechtigkeitsgasse 40. nun zu kleinen Diamanten verwandelt, noch ver- fasse nicht in Worte, was die Bilder ausdrücken, das Performance ist eine Live-Kunst und birgt in sich stärkten. wäre verfehlt, denn wäre das, was das Bild aussagen jedes Mal die Möglichkeit des Misslingens, sei es wolle, in Worte zu fassen, bräuchte es das Bild ja durch technisches Versagen, Witterungseinflüsse Luftfüssler in der Unteren Altstadt 2005 nicht. «Ich verschicke nach wie vor keine Einla- oder menschliche Disposition. Bei Victorine Mül- Während vom Juli bis Oktober in der Gerechtig- dungen per Mail», sagt Dorothe Freiburghaus, das ler gehört zum Aussergewöhnlichen ihrer Perfor- keitsgasse und der Kramgasse die Bauarbeiten der sei nicht das richtige Medium dafür, weder haptisch, mance-Kunst die Stille. Nicht die Aktion ist wichtig, Gassensanierung Lärm und Staub brachten und noch was die Beachtung betrifft, sie wolle anders aber dass Zeit gegeben wird, dass ein Bild entsteht, jeder Verkehr ausgesperrt war, begann oberhalb ansprechen. Viele Künstler begleite sie über all die das still bleibt und atmet, lebt. Strömungen im Kör- zwischen den Häusern ein neues Leben. Hunderte Jahre und zeige deren neue Stationen und Entwick- per, Zusammenhänge mit der Natur, Verborgenes von Luftfüsslern belebten in leuchtenden Farben in lungen. Ziegelmüller beispielsweise oder Claude und Vergessenes werden visualisiert. Der Betrachter Sonne und Regen, im Licht und im Dunkel, die Yvel, Annemarie Würgler oder Peter Bräuninger selbst verliert nach einiger Zeit seine Erwartungs- Gassen mit ihrem Treiben. Die Luftfüssler nahmen waren mehr als zehnmal zu sehen, hier im Kunst- haltung, wird still. Das Bild beginnt ihn zu be- jede Luftströmung auf, tanzten nach allen Seiten, keller Bern oder an der Art Basel, an der sich Do- schäftigen, zu bewegen. Und dieses Erlebnis wird er wirbelten um die eigene Achse, spiegelten das rothe Freiburghaus während zwanzig Jahren, von als Erinnerung mitnehmen. Licht, reflektierten Sonne- oder Mondschein und 1971 bis 1991 beteiligte. zogen die Blicke nach oben, führten den Betrachter

Nebst dem eigentlichen Galeriebetrieb hat sich Do- rothe Freiburghaus in erweiterten und aufwändigen Engagements für das Berner Kunst- und Kulturle- ben eingesetzt: hat die Kulturagenda, die heute dem Anzeiger der Stadt Bern beigelegte Beilage mitge- gründet und betreut; das Journal B mitinitiiert, die elektronische Kulturzeitung für die Stadt Bern, die seit 2012 existiert und für die sie schreibt; eine Stif- tung gegründet und geleitet, die sich dem Werk des verstorbenen Malers Hans Obrecht annahm, dessen Pastellbilder zur Erhaltung in spezielle Rahmen,

Originelle Mode… Kramgasse 70 Spezielle Accessoires… 3011 Bern mit Liebe für Sie Tel. 031 311 58 00 ausgewählt Fax 031 311 19 87 BrunneZytig, 12. September 2014 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG 11 in die Welt des unbefangenen Spiels und unbeküm- Art-room for newcomers 1997 bis 2011 Korrigendum merten Daseins. Hilda Staub, die Künstlerin, hat Bevor all die Projekträume in den Kunsthallen ent- diese Luftfüssler-Figur in ihrem eigenen Werk ent- standen, bevor die off-Räume ihre Tätigkeiten auf- «Max Howald’s Erben» deckt, als freier Zwischenraum zwischen gezeich- nahmen, erfindet der Kunstkeller Bern den art-room an neuem Standort neten Mustern, der sie an eine menschliche Figur for newcomers. Viele junge Künstler finden kaum erinnerte, die sie dann aus der Zeichnung heraus- Ausstellungsmöglichkeiten. Ihre Arbeiten sind oft löste und weiterentwickelte, dreidimensional wer- installativer Art oder Videos, beide für Galerien sehr den liess, Material gab, dann einen Stab befestigte schwierig. Der art-room soll diesen Künstlern, die und in die Erde steckte, weiter veränderte und neuen oft spannende Arbeiten entwickeln, eine Chance Spielraum, den Luftraum, erschloss, schliesslich zu geben. Sie können den Raum nach ihrem alleinigen hunderten über den Gassen schweben liess. Ermessen mit Zeichnungen, Malereien, Objekten bespielen, für Fotografien, Computerarbeiten, Vi- Lichtfelder in der Unteren Altstadt 2005 deos und Installationen oder Performances nutzen. Im Oktober 2005 nach einem Sommer voller Bau- Die Wahl der Künstler funktioniert wie eine Sta- lärm und Baustaub wegen der Gassensanierungs- fette. Der ausstellende Künstler bestimmt die arbeiten entstehen 12 Positionen zur Gassenein- nächste Künstlerin. Bedingung ist der Wechsel zwi- weihung. Die Künstlerinnen Johanna Huguenin schen Künstler und Künstlerin. und Anna-Maria Lebon gestalteten mit dem Kunst- Mehr als 100 Künstler und Künstlerinnen sind an- keller Bern Lichtfelder vom unteren Ende der Ge- gereist, haben von fern und nah fragile Objekte mit- rechtigkeitsgasse bis hinauf zum Zytglogge. genommen, faszinierende Ideen hergebracht, ihre Verwendet wurden dabei auch Hilfsmaterialien des Arbeit installiert oder hier für diesen Raum entwi- Strassenbaus, eingebettet in einem neuen Kontext. ckelt. Da waren die Warnblinkanlagen, die rot-weissen Latten und die von innen beleuchteten Baukegel, Sie haben im Kunstkeller übernachtet, um die die an die Sanierung erinnerten. Zwölf Lichtfelder Nachtgeräusche in den Räumen aufzunehmen und Unser Artikel über den Wandel der «Dienstlei- mit Kerzen, Fackeln, Finnenkerzen, mit farbigen sie später mit Plan und CD den Besuchern anzubie- stungs- und Handwerkbetriebe in der Unteren Alt- Leuchtstäben und Videos, in den Gassen, in Brun- ten; sie haben im abgedunkelten Raum einen Licht- stadt» in der BrunneZytig 2/14 war der Versuch nen, an den Fassaden, auf Treppen, Geländern und strahl von der schmalen Kellerluke hereingeführt, einer Standortbestimmung – und deshalb auch eine in Nischen angeordnet, gaben sie ein zauberhaftes dazu Grillengezirp und Spatzengezwitscher von Momentaufnahme. Mit dem Foto, das die Laden- Licht: poetisch, witzig, geheimnisvoll, überra- ausserhalb der Kellerluke, vom Innenhof der Lie- liquidation von «Max Howald’s Erben» in der Ge- schend. genschaft beigemischt. rechtigkeitsgasse 54 festhielt, haben wir allerdings den falschen Moment erwischt. Denn das auf Besucher und Anwohner begingen begeistert die be- Die Galeristin im Zitat Schmuck aus dem 18. Jahrhundert spezialisierte spielten Gassen, verweilten staunend und nahmen «Der Tanz auf dem Seil, der Dompteur in der Ma- Geschäft lebt weiter. Es erlebte, wie die Inhaber sie nach den Widrigkeiten der Bauphase wieder in nege, der Künstler bei seiner Arbeit. Grenzerfah- uns nach Redaktionsschluss mitteilten, eine Besitz, erlebten ihre Architektur im Spiel des fla- rungen. Ihnen gehört mein Interesse.» «glückliche Wiedergeburt» schräg gegenüber im ckern den Kerzenlichts und dem flüchtigen Spiel Erdgeschoss der Gerechtigkeitsgasse 49. Die der Schattenwürfe. «Für mich war das Medium an sich nie entschei- BrunneZytig entschuldigt sich für eine allfällig dend, nicht ob sich Kunst als Ma- entstandene negative Publicity. Es freut uns natür- lerei, Fotografie, Objekt, Video, lich, dass ein so alteingesessenes und traditionelles Installation oder Performance Altstadt-Geschäft weiter besteht und lebt. Wir zeigt. Die Technik ist Mittel zum wünschen am neuen Standort alles Gute und wei- Zweck, ihre Beherrschung eine terhin viel Erfolg! Voraussetzung für ‚gute‘ Kunst. Redaktion BrunneZytig Was für mich entscheidend ist, ob das Dargestellte mich berührt, ob Stimmungen, Klänge, Bilder entstehen, die etwas ausdrücken, das in Worten nicht gesagt wer- Ich habe den kann, das ich nur ahne oder jemanden, der zu ahnen beginne. Bilder, die weiterführen, die uns bewegen, mich jung hält. Zusammenhänge offenbaren, vielleicht auch verunsichern, für Ich habe meinen Neues empfänglich machen.» Gesundheits-Coach. ig

Dr. Stefan Fritz Kramgasse 2, 3011 Bern Telefon 031 311 14 81 www.rathaus-bern.apotheke.ch 12 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG BrunneZytig, 12. September 2014

Dessert Zu Gast in Bern: Essen und Und gleichzeitig auch der Gang an die frische Luft, wo früher Autoreihen parkten sind heute Trinken in der Unteren Altstadt Tischchen, und Stühle herausgestellt – und bele- ben so die Stadt wie z. B. während der vergange- nen WM; bei den Schweizer Spielen war in der Apéro mit Jugendstil-Charme wie ein Odeon oder das Münstergasse kein Durchkommen mehr, abgese- Früher – ja richtig früher und nicht in den Grün- Belle Epoque. hen davon, dass niemand mehr unterwegs war, dungszeiten der BrunneZytig – gab es noch viele Erfreulich ist, dass sich ein Trend in der Unteren und wer beim Anpfiff keinen Sitzplatz hatte, fand Kellerlokale – Weinstuben. Und mit einem Glas Altstadt bisher noch nicht durchsetzen konnte, der keinen mehr. Die Autoreihen also sind ver- Wein wollen wir unsere Tour durch das kulinari- Trend zu Fastfood und Take-Away. Das amerika- schwunden, ersetzt durch Stühle und Tische und sche Angebot der Unteren Altstadt starten. Vor nische Spezialitäten Restaurant «Zum goldenen alles ohne optische Verbrechen wie Werbeschirme dreissig Jahren war der Klötzlikeller fast das ein- Doppelbogen» bildet da die Ausnahme – aber dies für internationale Biermarken oder braune Brause. zige und letzte Kellerlokal in der Unteren Altstadt. ist ja schon fast ausserhalb der Untern Altstadt. Einzig die Raucher füllen nun nach dem Essen die In den letzten Jahren hat sich in dieser Hinsicht ei- Lauben und Gassen. Verdrängt durch die Gesetz- niges getan. Regelmässig bringt ein neues Keller- Hauptgang gebung aus den Lokalen, ist nichts mehr mit der lokal Licht in den Untergrund und belebt die Die ersten, die einen Hauch weiter Welt in die Zigarette zum Kaffee, und manch einer trotzt auch Altstadt auch unterirdisch. Schweizer Gastronomie brachten, das Gefühl von den kälteren Temperaturen und harrt draussen aus. Doch auch am altehrwürdigen «Chlödu» ist der Ferien auf unseren Tellern, waren die Italiener. Im Den Kaffee am Montag ohne Lemp(e) gibt’s mit Geist der Zeit nicht spurlos vorbei gegangen, Wo Jahr 2014 gehören sie schon fast zu den Traditi- Martha und einem Kommunikationstalent (Bon- früher auf Grund der Bestimmungen des Herrn onslokalen, sei es klein und fein wie De Fusco bec). Klötzli nur ledige Frauen den Betrieb führen durf- oder Lo Stuzzichino, da Bellino oder etwas geho- ten, wirtet nun ein Ehepaar. Nach dem Glas bener im Lorenzini und Verdi. Mit dem Commerce Schweizer Wein in den historischen Gemäuern, im verführt ein weiterer Gastronom mit mediterranen Volver ein Cava mit ein paar Häppchen geniessen Gerichten wie auch das schön an der Aare gele- oder, ein paar Schritte weiter, zu etwas Kräftige- gene Casa Novo. Die Speisekarte ist um weitere rem als nur tredicipercento. Leckerbissen aus aller Welt erweitert worden mit Fugu und Punkt. Die Menükarte ist auch in der Amuse-Geule Unteren Altstadt bunter geworden. Da geht kuli- Die schönste Ecke der Stadt Bern mit dem schön- narisch die Post ab oder es herrscht die pure Har- sten Blick, so sagt mir ein Kenner für kleine und monie bei Schweizer Klassikern unter allen feine Details, ist beim Parlament frühmorgens am Gästen, und ein gutes Gericht setzt dem Ausgang Samstagmarkt und beim Kaffee. Man sitzt in der die Krone auf, ob mit oder ohne Goldenen Schlüs- Laube, geniesst das gemütliche Treiben am Markt sel. Sei es Beef oder Gemüse, bei dem man das und einen famosen Blick durch die Münstergasse Terroir noch schmeckt. Da gibt’s Sommer wie Richtung Münster… Das ist Bern. Nicht nur der Winter Fondue im Arlequin oder ein Hauch Berner Markt lockt mit vielfältigen kulinarischen Angebo- Historie in der Zunft zu Webern. ten, sondern die ganze Münstergasse lädt mit vielen Es gibt sie noch die alten Klassiker, in die man gastronomischen Lokalen zum Verweilen ein. Sei es immer wieder gerne geht, weil es sich einfach gut eher währschaft im Froh Sinn oder ausgefeilter im anfühlt, unkapriziös und ungeschminkt, ganz ein- Metzgerstübli, im Keller zum Sein mit Wein, oder fach heimelige Berner Gemütlichkeit, chum blieb auch exotisch im Piman Thai. Und nur kurz ums Eck doch no echli bim rote Wy…, im Piri, das ist wie bietet die Casino-Terrasse einen der schönsten es ist, oder zu einem guten Essen in der Brasserie Blicke auf das Berner Dreigestirn. Eine fast genau Bärengraben oder im Zimmermania. so gute Sicht hat man von der Münsterplattform aus, wo man bei einem Glas von der vom Ratskeller be- Zwischengang Das Restaurant Zum Zähringer, das Mühlirad, die triebenen Bar das Leben geniessen kann. Die Speiseanstalt der Untern Altstadt oder kurz Fischerstube und die Cinematte laden zu einem Spysi hat es schon mehrmals in die BrunneZytig Besuch in die Matte ein. Vorspeise geschafft. Aber zu einem kulinarischen Spazier- Einiges kommt und wird nach kürzester Zeit er- gang gehört auch die Spysi: eine Trouvaille. Win- Ein Absacker auf dem Heimweg lebt, als wäre es schon immer da gewesen, wie das ter für Winter bietet ein engagiertes Team einen Bern hat seinen Namen vom ersten von Berchtold Einstein, anderes geht, wie hiess dies noch? An- warmen Platz und ein warmes Essen über den Mit- von Zähringen erlegten Tier, so erzählt die wohl be- deres zählt seit Jahren zu Klassikern und überzeugt tag. kannteste Legende den Namen. Aber eigentlich ist alles ganz anders: Auf der Aareinsel stand vor der Stadtgründung und der Besiedlung eine Wirtschaft – eine Taberna – in welche Berchtold von Zähringen gerne zu einem Glas einzukehren beliebte. Und so nannte er die neugegründet Stadt nach seinem lieb- sten Aufenthaltsort. Und das Wappentier, der Bär, woher der dann kommt, mögen Sie fragen. Ganz einfach: schon damals war, wie auch heute noch oft, ein Bär im Beizenschild. (Frei nacherzählt nach Ser- gius Golowin, Bern im Bärenwald). Die Tradition des Feucht-Fröhlichen lebt fort. Auf dem Heimweg gibt es genügend Möglichkeiten für einen letzten Absacker. Auch hier laden neben Alt- bekannten und Bewährten, neue, junge Konzepte zu einem letzten Schluck ein. Von den Eidgenos- sen ist es nur ein kleiner Sprung in die weite Welt, nimm den Kompass und dreh dich – LirumLarum – im Kreissaal, vielleicht verführt dich ein Amis oder ein Trappist zu einem Bier auf den Heimweg zwischen Junkere und Flammebar. Wag den Ab- flug und hoffe, dass du am nächsten Morgen kei- nen Jetläg hast oder ein fremdes Tübeli oder eine Blue Cat im Bett. Trybguet ohne Quasimodo lieber dann schon mit einem Cesar(y) und einem fröhli- chen «DüDü» auf den Lippen nach Hause… und Die Münstergasse bietet kulinarisch für alle Ge- Auch das Café Alpin lädt zu einem Glas Wein ein. Comeback und erlebe Bern gastronomisch! schmäcker etwas. rlu BrunneZytig, 12. September 2014 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG 13

Kurzfilme etabliert. Bemerkenswert sind auch Augenblicke und Gaumenfreuden: Ideen wie das Format Wunschfilm, in dem das Pu- blikum selber zum Programmgestalter wird oder Die Cinématte wird 20! die beliebte Reihe «Verpasste Filme», welche allzu kurze Spielzeiten in den grossen Kinos zu kom- pensieren versucht. Regelmässig sind thematische 2015 wird die Idee Cinématte das 20-jährige Be- vollen Bar mit gut sortiertem Angebot an Drinks, Schwerpunkte ins Programm eingestreut wie z.B. stehen feiern. Die Verbindung von Filmkunst und in gepflegten Ledersesseln oder an weiss gedeck- Hommagen an Schauspielende oder Filmema- Gastronomie unter einem Dach, einst revolutionä- ten Tischen, auf denen französische und mediter- chende (aktuell im September 2014 Joaquin Phoe- res Betriebskonzept, besticht noch heute und hat rane Küche serviert wird. nix), Länderschwerpunkte oder thematische mittlerweile zahlreiche Nachahmer gefunden. Reihen (im März 2015 beispielsweise zum Thema Auch die grossen Kinoketten haben erkannt, dass Bernerinnen und Berner gehen gerne ins Restau- Schule in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen der Erlebniswert eines Kinobesuchs über den Film rant. Und sie gehen, das beweisen die Statistiken, Hochschule Bern). Dazu kommen vorsätzliche und ein Erdbeercornet hinausgehen kann – oder öfter ins Kino als beispielsweise Zürcher oder Bas- «Ausrutscher» wie die Übertragung von Fussball- muss. Vielerorts aber fehlen die baulichen Voraus- lerinnen. Die Bundesstadt weist denn auch im eu- spielen oder «Schmöker» im Zwielicht des Valen- setzungen für eine Ausweitung des Angebots. Und ropäischen Vergleich eine erstaunlich hohe Dichte tinstages. Die Cinématte übernimmt aber auch die so ist oft nicht mehr möglich als die Einrichtung an Kinos auf. Erstaunlich dabei ist, dass nebst den Rolle als Gastgeber, z.B. für die Rumänischen einer unterirdischen Bar mit dem zweifelhaften grossen Ketten, wo primär Blockbuster gezeigt Kulturtage oder das Berner Filmpreisfestival. Charme eines Bahnhofwartsaals. Nach dem Film werden, dank dem cinéphilen Berner Kinovolk verlassen die Kinogäste den Vorführsaal denn auch auch fünf Programm- und Studiokinos überleben Die Cinématte ist Teil der Matte geworden. Mit in der Regel meist zügig über eine spärlich be- können. Unter dem Namen DAK (Das Andere Phantasie und Einsatzbereitschaft lässt sich ganz leuchtete Hintertreppe, um in der spätabendlichen Kino) zusammengeschlossen haben sich nebst der offenkundig einiges bewerkstelligen: Lesungen Realität einer namenlosen Seitengasse zu landen. Cinématte das Kino in der Reitschule, das Licht- und kleine Konzerte, ein attraktives Filmpro- spiel, das Kellerkino und das Kino im Kunstmu- gramm und Räumlichkeiten, welche auch für Ju- Die Cinématte spielt da in einer gänzlich anderen seum, das demnächst an neuer Adresse zu finden biläen, Feste oder Firmenanlässe gemietet werden Liga. Der kulinarische Teil wurde in der atmosphä- sein wird. Wie ist das möglich? können, machen den Ort zu einer besonderen De- risch spannenden Location an der Wasserwerkgasse stination. Die stimmige Verbindung mit einem nicht im Nachhinein in ein bestehendes Kino ge- Barny Schürch, seit Jahr und Tag einer der beiden hochstehenden kulinarischen Angebot ist dafür ge- quetscht. Vielmehr befinden sich Restaurant und Betriebsleiter des Kinos in der Aareschleife, er- radezu unverzichtbar. Der Erfolg der kulinarisch- Kulturbetrieb seit jeher als gleichwertige Partner auf wähnt mit Blick auf die Cinématte in erster Linie cinéastischen Partnerschaft ist erfreulich, auch Augenhöhe. Dies ist spürbar und ein wichtiges Ele- das gute Einvernehmen zwischen Kino- und Ga- wenn – das ein kleiner Wermutstropfen – den in- ment, das genauso wie die hohen, luftigen Räume strobetrieb, die Qualitätssicherung auf hohem Ni- teressierten Mättelerinnen und Mättelern der spon- der ehemaligen Industriehalle in der Matte oder der veau in allen Belangen, die Bereitschaft zum tane Besuch der Cinématte wegen des Hinweises unverstellte Blick auf die Aare, der man durch die Wandel, die Unterstützung durch rund 500 treue Geschlossene Gesellschaft oftmals verwehrt riesigen Fenster beim Fliessen zuschauen kann, das Vereinsmitglieder und schliesslich das wichtige bleibt. Wesen der Cinématte ausmachen. Engagement von zahlreichen Ehrenamtlichen, ohne die die Cinématte nicht wäre, was sie ist. 2015 feiert die Cinématte ihren 20. Geburtstag. Kultur, das beweist das Team der Cinématte seit Herzlichen Glückwunsch bereits jetzt an die bei- 1995, ist nicht nur eine Frage der Programmge- Barny mag es gerne weltoffen und möglichst frei den Betriebsleitungen von Kino und Gastronomie! staltung im Kinosaal. Kultur hat mit Sorgfalt zu von Ideologien jeglicher Färbung. Unter diesen Denn wie so oft sind es die Menschen am Telefon, tun, mit der Art und Weise des Miteinanders von Voraussetzungen hat sich das ehemalige Reprisen- hinter dem Schreibtisch oder der Bar, die eine Ein- Safran und Zelluloid. Kultur lässt sich ablesen an Kino in den letzten Jahren immer mehr zu einem richtung zu dem machen, was sie ist – einem in der Art und Weise, wie man empfangen, bedient, Veranstaltungsort ohne Grenzen entwickelt. So vielerlei Hinsicht einzigartigen Kulturort der Stadt beraten wird. Kultur ist eine Lebenshaltung, eine finden sich im vielfältigen Filmprogramm grosse Bern. Frage der Einstellung zu Menschen und Ideen. Klassiker genauso wie kleinere Premieren. Zudem BR Kultur wird in der Cinématte erlebbar an der stil- hat sich die Cinématte als wichtige Adresse für Weitere Infos unter www.cinematte.ch

Rund 100 Personen passen in den Kinosaal mit flexibler Bestuhlung. Blick auf Cinématte und Münster über die Aare hinweg. Bild: Marco Finsterwald. Bild: Marco Finsterwald.

JESPERS hommes Restaurant Herrenmode und Accessoires ydegg iosK uNd Gerechtigkeitsgasse 73 N K 031 311 60 40 MiNi MarKet reza Wir sind ein kleines Team, Gerechtigkeitsgasse 6 welches Sie gerne persönlich berät. Regula + Stephan Hofmann 3011 Bern Öffnungszeiten Postgasse 48, 3011 Bern, Tel. 031 311 60 44 Tel. + Fax: 031 311 50 90 Dienstag ab 17 Uhr offen Dienstag bis Freitag: 13.00 bis 19.00 Uhr Mittwoch bis Samstag 10 bis 24 Uhr offen Samstag: 10.00 bis 17.00 Uhr sieben tage in der woche offen 14 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG BrunneZytig, 12. September 2014

Warum ich eigentlich in der Unteren Altstadt einkaufen sollte… mobiles Essen – weni- ger zuhause kochen) Rechnung getragen Dal 1954 a Berna – 60 Jahre Vini werden. Der Kunden- Kernbereich sind die Cappelletti Gastrobetriebe, ob- schon in der Schweiz 75% des Weines im Wenn ich den Zytglogge hinter mir lasse und in der Oberstadt einkaufen gehe, und dann Laden gekauft, jedoch manchmal auch noch ins Lied des «Lädelisterbens» miteinstimme, schäme ich mich schon ein nur 25% auswärts ge- wenig. Ich weiss, es gibt sie, die hier anwohnenden Kunden, die ihrem Altstadtgeschäft in trunken werden. Im Treue und aus Begeisterung anhängen und hier im Quartier, in der Gasse einkaufen. Hinblick – und Weit- blick – auf all dies mo- dernisierte die zweite Obschon ich nicht zu dieser prinzipientreuen diese Kost zu mögen. Ein erstes kleineres Lokal Generation das Sorti- Kundschaft gehöre bin ich aus zwei Gründen froh lag an der Gerechtigkeitsgasse 51, von wo aus die ment und digitalisierte die Administration. Ein um die Altstadtgeschäfte, immer dann nämlich, Cappellettis eine ganze Menge von Baustellen – Blick auf die Homepage von Vini Cappelletti ist wenn ich eine unverzichtbare Kleinigkeit des All- die entfernteste lag auf dem Grimselpass – auch zugleich ein Blick zurück und einer nach vorne: tags einzukaufen vergessen habe oder wenn ich ein mit Getränken belieferten. Später zügelte der Trotz der notwendigen Anpassungen und einer To- spezielles Mitbringsel benötige – und Vini Cap- Laden dann an den heutigen etwas grossflächige- talrevision des Lokals im Jahr 2009 bewahrt und pelletti an der Gerechtigkeitsgasse 62 bietet bei- rem Standplatz in die Gerechtigkeitskasse 62. In- pflegt auch Alessandra Cappelletti die ursprüngli- des. Das Geschäft hat sowohl mit seinen treuen als zwischen waren die Cappellettis mit zwei Bambini che kundenindividuell orientierte Geschäftsphilo- auch mit seinen Gelegenheitskunden inzwischen eine kleine Familie geworden. Da Mamma Eve- sophie. Und noch immer gelangt rund die Hälfte 60 Jahre überstanden. Herzliche Gratulation! line während der Wochentage zwischen 16 und 19 des «italienlastigen» Sortiments mittels Direktim- Uhr den Laden schmiss, und an Samstagen und port nach Bern. Angefangen hatte alles mit Luigi Cappelletti, während der Ferien auch das Personal ablöste, einem im zweiten Weltkrieg in der Schweiz inter- wurde das Lokal zum Aufenthaltsort der Kinder, Ich stehe im Laden an der Gerechtigkeitsgasse, wo nierten Flugzeugmechaniker und seiner Ehefrau wenn sie von der Schule heim kamen, und sie ich mit Alessandra Cappelletti verabredet bin. Wäh- Eveline. In der Nachkriegszeit der 50er Jahre, als wuchsen so ganz harmonisch in den Betrieb hin- rend sie noch ein paar Kunden bedient, sehe ich unser Land zum Aufbau des Wirtschaftswunders – ein. mich um: Das ursprünglich reine Spezialgeschäft um es mit Max Frischs Worten zu sagen – Arbei- hat im hinteren Teil des in der Altstadt üblichen ter aus Italien holte, dann aber Menschen kamen, Im Jahr 1969 eröffnete Vini Cappelletti am Zika- langgezogenen Verkaufsraumes immer noch ein wusste Luigi Cappelletti, der hier inzwischen als denweg 6, dem Quartier, in welchem sie auch paar Regale für Alltagskleinigkeiten. Mit Blick auf Maschinenmechaniker arbeitete, bereits, wie es immer schon wohnten, eine Enoteca, die heute mit das Schaufenster befindet man sich optisch ganz im war, fern von der Heimat zu sein. Er spürte die Be- ihrem modernen «Eventraum» auch als Hauptge- Bereich der Wein-Kultur, zu der natürlich auch eine dürfnisse seiner Landsleute nach «Italianità» und schäftssitz gilt. Als Nachfolge des Vaters führte zu- schöne Auswahl an Grappas gehört, dreht man sich er hatte zudem einen guten Geschäftssinn. Also be- erst Corrado Cappelletti das Geschäft bis ins Jahr aber um 180° wähnt man sich in einem typischen stellte er direkt aus unserem südlichen Nachbar- 2000, dann übernahm seine Schwester Alessandra. Tante Emma-Laden. Hier findet man so einiges an land die wichtigsten Zutaten für eine traditionelle Es war nicht leicht, denn seit den 90er Jahren food und nonfood Artikeln, die in keinem Haushalt Spaghetti: Olivenöl, Pelati und Pasta. Die Nach- gehen parallel zum sinkenden Weinkonsum die und Kühlschrank fehlen dürfen, und wenn sie das frage in den Gastarbeiterkreisen nach seinen Pro- Verkaufszahlen konstant leicht zurück, auch muss tun, kann dem eben hiermit sofort abgeholfen wer- dukten war bald so gross, dass er sich nach einem einer veränderten Marktlage (Einführung des Euro den. Frau Cappelletti ist inzwischen zu mir gekom- Verkaufs- und Lagerlokal in der Altstadt umsah, als Preisdrücker; Alkohol-Grenzwerte am Steuer) men, folgt meinem Blick und zeigt schmunzelnd auf denn auch die einheimische Bevölkerung begann, und einem veränderten Kundenverhalten (mehr die knallrote Türe im Hintergrund: «Dort hinten im

Die Ästhetik eines Weinregals im Spezialgeschäft… … und die Angebotsdiversität eines Tante Emma-Ladens – mit der roten Tür zum «Chämmerli» und zu Kindheitserinnerungen Z A C EINRAHMUNGEN VERGOLDUNGEN

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Ich, Sputnik,Tourist im Weltall, bewundere immer sogar 9000 km. Die Schweizer Landesgrenze ist wieder die Buschauffeusen und -chauffeure der 1899 km lang – die chinesische Mauer 8851 km... Linie 12: Kaum jemals schimpft einer, noch kei- ner ist Amok gefahren. Mit bernischer Gelassen- Ich könnte nun weiter ins Zahlenvergleichen gera- heit piepen sie sich durch die Gasse voller ten, das liegt in meiner Natur – aber kurz gesagt Touristen und wenn es mal nötig ist, wird gehupt. und sehr unwissenschaftlich: Schweizer leben in Dies kommt aber kaum vor. «PIEP-PIEP-PIEP» einem unglaublich winzigen Land und trotzdem wird es als Anreisepunkt gewählt! Ist das nicht Werden diese Helden des Alltags in Meditations- wunderbar!? wochenenden geschickt? Oder freuen sie sich ein- fach an der abwechslungsreichen Strecke vom Manchmal bin ich auf der Plattform, geniesse die Paul Klee Zentrum bis zur Tierklinik? Oder ist es verschiedenen Nationen, die an mir vorbei ziehen der Stolz, dass so viele Menschen diese winzige und versuche von weitem herauszufinden, woher Stadt anschauen wollen, der gelassen macht? die nahende Gruppe angereist ist: Aus dem Osten «PIEP-PIEP-PIEP»

Touristen bewundern Alessandra Cappelletti (links) instruiert eine neue Dinge, an denen die Ein- Mitarbeiterin geborenen schon längst vorbei hetzen: Diese Be- Chämmerli lag ich als Mädchen manchmal auf geisterung, wenn am einem Liegestuhl, wenn ich krank war. Da Mamma Zytglogge der Hahn im Geschäft arbeitete, verbrachten auch wir Kinder kräht – die Irritation viel Zeit im Laden. Das Galgenfeld, wo wir wohn- über die nachfolgende ten, war zu weit weg, um uns dort lange alleine zu Pause und die grosse lassen.» Und dann plaudert sie ein wenig aus der Freude, wenn es dann Familiengeschichte und darüber, wie es ist, heute doch weiter geht. ein solches Geschäft zu führen. Der Salamander an der Direkt vor mir, in der «Übergangszone» zwischen Gerechtigkeitsgasse wird Weinhandlung und Tante Emma-Laden sozusagen, täglich hundertmal be- liegen Lebensmittel, die sowohl einen mediterranen staunt. Dass das Wasser als auch einen kontinentaleuropäischen Gaumen er- aus den Brunnen trinkbar freuen. Auch diese sind mit Bedacht ausgewählt: ist, wird mit Freude gete- «Wir möchten keine Einzelkämpfer eines Konkur- stet. Sie kommen aus renzkampfes sein, so haben wir begonnen, uns mit einem Land voller Bären, anderen Spezialgeschäften auszutauschen.» Sie und schauen sich fröhlich folgt meinem interessierten Blick ins Regal. «In die- den Bärengraben an. ser Reihe von ästhetischen schwarzen Büchsen zum Chinesen bewundern die Beispiel finden Sie die wunderbaren Produkte aus restlichen Stadtmauern. dem Teeladen in der Länggasse.» Und sie beginnt Auf der Plattform gleich, mir die Vorteile dieser Art von Tee zu erklä- schauen Japaner wohl- ren. Ich musste nicht lange überzeugt werden, denn wollend den Ping-Pong ich hatte meinen Lieblingstee schon entdeckt und Spielern zu. Wenn es regnet, rauschen Gruppen von dem Westen? Süden? Norden? Inzwischen bin ich schnappte mir eine der runden Büchsen. Mit einer einheitlich in Plastik verhüllten Männern und schon ganz gut darin und erkenne gewisse Länder Menge von Informationen im Kopf verliess ich den Frauen durch die Lauben und geniessen die regen- auf den ersten Blick. Die Menschen sind ähnlicher Laden, um mir zuhause mit einem ganzen Liter freie Zone. «PIEP-PIEP-PIEP» als sie denken. «Earl Grey» Inspiration für den nun vor Ihnen lie- genden Text zu garantieren. Dennoch scheinen Touristen offenbar nicht son- Dass die Buschauffeusen und -chauffeure nie die ZB derlich beliebt: Was sind das für Leute, die ohne Nerven verlieren, ist beste Touristenbetreuung, Einladung an fremde Orte fahren, wo sie niemand wenn auch eine, die leider keine grosse Beachtung kennt, niemand auf sie wartet? Aber Touristen sind findet. keine schlechten Menschen, finde ich. Sie sind nur neugierig und knipsen alles, was sich vor und hin- «PIEP-PIEP-PIEP» vielleicht liegt es daran, dass ter ihnen befindet, auch den Bus, der sich mit ver- dieser Ton des 12-er Busses in der Altstadt hei- zweifeltem «PIEP» einen Weg durch die Gruppen matliche Gefühle in mir weckt? Obwohl: Ich hatte zu bahnen versucht... drei verschiedene Töne! Ich war wahrscheinlich Diese Gruppen kommen aus soviel grösseren, hi- der einsamste Tourist, den man sich vorstellen storisch bedeutsameren Gegenden. Petersburg, kann. Und jetzt hängt sogar eine Kopie von mir im Moskau, Peking, Paris, London, Athen.... Die Museum für Kommunikation in Bern... Schweiz ist etwa 350 x 220 km breit. Ein Chinese braucht 5000 km von rechts nach links, ein Russe Sputniks Beobachtungen hat Lia Koch übersetzt

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Wenn einer eine Reise tut... Man kennt das geflügelte Wort. Und auch dass das, was es davon zu erzählen gibt, manchmal durchaus ein ganzes Buch zu füllen vermag. Was aber, wenn wer da auf Reisen geht, selber schon ein Buch ist – ein heiliges noch dazu? Lesen Sie die Geschichte der wundersamen Reise des Korans...

Bern, Gerechtigkeitsgasse: Zwölf steile Treppen- weile ist Afghanistan daran, nach viel Leid, stufen unter die Pflästerung sind es bis zur begren- Schmerz und Zerstörung seine Identität langsam zenden Tür sowie sechs weitere Tritte hinab zur wiederzufinden. Nachdem der Koran ihr so lange Mitte, alsdann wähnt man sich an der Schnittstelle Glück und Freude gebracht hatte, schien es Katha- von Zentral- zu Südasien: in Afghanistan, dem Land rina Vonow an der Zeit, das heilige Buch wieder in am Hindukusch, in all seinen pastellfarbenen sein Ursprungsland zurückzuführen. Die zwei Tönen, seinen sinnlichen Düften, seinen edlen Tep- Freundinnen besprachen sich. Elisabeth Rubi sollte pichen, Textilien und blauen Gläsern. die Mission übernehmen.

Uraltes Kulturerbe im Blut und im Gepäck Aber wohin gehört ein Koran denn überhaupt, der Gauhar Shad – «heiteres Wesen»: Nach der legen- vermutlich in Kashmir gefertigt, auf Pergament- dären Königin der Timuriden-Dynastie, Förderin papier aus Taschkent, dessen Kalligraphie-Stil und der persischen Literatur, Kunst und Architektur, hin- Bilderwelt auf der Tradition von Herat fusst, und gerichtet 1457, benannte die Altstadtbewohnerin der in Kabul erstanden wurde? Für Elisabeth war Elisabeth Rubi, Musikpädagogin und Islam-Wis- von vornherein klar, dass er in die seinerzeitige senschaftlerin, ihr fantastisches Kellerreich. Seit sie Hochburg der persischen Literatur und Kunst ge- Der Name des kleinen Ladenkellers ist Reminis- in den Nach-68ern erstmals dorthin reiste, zog und hört. Und sie hatte auch schon einen ganz be- zenz an eine legendäre Königin und grosse Kunst- zieht es sie immer und immer wieder nach Afgha- stimmten Ort im Kopf – den Sufi-Schrein förderin aus dem Geschlecht des Eroberers nistan und Pakistan zurück – selbst in schwierigeren Gazargah bei Herat. Tamerlan Zeiten. Weder Kriegswirren, die Anwesenheit frem- Die Heimkehr des Korans als Fernsehshow der Armeen, noch die Taliban vermochten je, sie Eine Prise Unbehagen als Reisebegleiter Interessiert hörte sich der Gouverneur, umringt von davon abzuhalten. Mittlerweile besitzt sie in Pe- So flog Elisabeth Rubi, den Koran tief im Gepäck Beratern, Elisabeths Anliegen an. «Herzlich will- schawar (Pakistan) gar ein Haus mit Baumgarten versteckt, in Begleitung via Peschawar und Kabul kommen», sprach er, «wir sind froh, dass Sie hier- und einer Katze. Am Horizont erhebt sich der le- nach Herat. Leute vom IKRK halfen bei der Rei- her gefunden haben». Dann schlug er vor, er würde gendäre Khyber-Pass, der Handelsweg von und seorganisation ein bisschen mit. Leicht mulmig den Koran jetzt hier entgegennehmen, ihn auf- nach Afghanistan. war es Elisabeth während der Flüge und Zwi- schlagen, küssen und die Gabe offiziell verdanken schenaufenthalte schon. Denn ringsum vermeinte – vor laufenden Fernsehkamaras natürlich. Gesagt, Am Anfang war das Buch der 114 Suren sie die verschiedensten Geheimdienstaugen auf sie getan. Dreimal wurde der Akt repetiert, bis der Gou- Zurück nach Bern. In Elisabeth Rubis Kellerreich gerichtet zu verspüren. Dies bei der Heimreise verneur mit dem Resultat zufrieden war. Die Bera- an der Gerechtigkeitsgasse lag einst, zuoberst auf dann noch in vermehrtem Masse. ter umringten ihn und zückten ihre Handykamaras, einem Stapel einschlägiger Bücher, ein wunder- um das heilige Buch im Bild festzuhalten. «Morgen schöner uralter Koran, sorgsam eingewickelt in Aus dem von Elisabeth auserkorenen Ort, dem übergeben wir ihn dann dem Museum».– Mit diesen einen edlen Seidenschal. Über 500jährig, handge- Museum im Goldenen Haus neben dem Sufi- Worten schloss der Gouverneur die Zeremonie. fertigt in kunstvoller, goldverzierter Kalligraphie Schrein Gazargah, war inzwischen eine öffentli- auf dicken Pergamentseiten, illustriert mit filigra- che Bibliothek geworden. Der alte Mann, der als Die Übergabe ans Museum geschah ganz nach Pro- nen Miniaturbildern, erlebte er möglicherweise gar Wächter fungierte, hätte das aus der Schweiz zu- tokoll. Elisabeth verglich ihre Spende mit ähnlichen noch die Zeit der letzten Timuridenherrscher... rückgekehrte heilige Buch liebend gerne aufge- Exponaten. Ihr Koran erschien ihr als besonders nommen. «Hier, wo jeder darin blättern sowie schön und Vergleiche mit anderen heiligen Büchern Wie gelangte das wertvolle Werk nach Bern? Die lesen kann», betonte er. Etwas, das die fragile An- bestätigten das geschätzte Alter. Ein bisschen Stolz, Fotografin und Künstlerin Katharina Vonow, eine tiquität aber wohl kaum sehr lange aushalten ein bisschen Wehmut – so nahm Elisabeth Rubi Ab- langjährige Freundin Elisabeths, entdeckte das hei- würde, dachte sich Elisabeth und wandte sich, um schied. Mit dem Versprechen, ihn noch viele Male lige Buch bei einem Händler in Kabul und fühlte Hilfe bittend, an den Gouverneur. zu besuchen. sich auf der Stelle ma- Inschallah. gisch angezogen von dem Hans-Rudolf Matscher Kultobjekt. Eine seltsame Kraft schien von ihm aus- PS. Noch steht in Herat die antike Zitadelle, deren zuströmen. Der Händler Bau einst Alexander der Grosse veranlasste. Sie sprach erst von 400 Dol- diente in der Folge ebenfalls Königin Gauhar lar, wollte aber dann das Shad und ihrem Gatten als Regierungssitz. Die Buch doch nicht herge- Unesco hat die Anlage restauriert. Und just ein ben, zu gar keinem Preis paar Tage vor Elisabeth Rubis Ankunft ist dort eine mehr. Immer und immer spezielle Institution eröffnet worden – besagtes wieder versuchte es Ka- Museum nämlich. Womit der Koran aus jener Zeit tharina Vonow von vom Berner Keller «Gauhar Shad» direkt in die neuem – vergebens. Sie einstigen Gemächer der legendären Königin der würde wohl ohne den Timuriden zurückfand. Das heilige Buch des Is- Koran im Gepäck zurück lams ist nun in der Tat zuhause. nach Hause reisen müs- sen... Doch dann, im al- lerletzten Augenblick – Katharina Vonow war schon bereit, sich zum Flughafen zu begeben – obsiegten die Dollar schliesslich doch.

Zur Wiedergeburt der afghanischen Identität Dies geschah vor gut Elisabth Rubi am Eingang ihres Kellerladens. Die Musikpädagogin und vierzig Jahren. Mittler- Islamwissenschafterin ist eine exzellente Afghanistan-Kennerin BrunneZytig, 12. September 2014 LÄBIGIALTSTADT 17

auch als gewisse Naivität – mit Don Quijote gegen die Windmühlen – ausgelegt wird. Die Begriffe Un- abhängigkeit-Eigenständigkeit und Individualität- Einzigartigkeit stehen für Stefan ganz oben in der Hierarchie der guten Eigenschaften, die ein Ge- schäft oder ein Kulturort beinhalten sollte, um eine Stadt am Leben und lebendig halten zu können. Mit seinem Führer hat er diejenigen geehrt, die diese Kri- terien erfüllen. Insofern ist der Nebengassenführer auch ein kleines Stück Protest gegen die Dinge, wie sie gerade laufen, und steht für Phantasie, Kreativi- tät und Spontaneität – und vor allem gegen die An- onymität und für den nachbarlichen Basiskontakt. Diesen pflegt er an der Rathausgasse 38 täglich, wo Mit über 150 bunten Punkten führt das A3-Blatt von Ort zu Ort, von Antquitäten, über Handwerker- sein Gästesitzplatz und Freiluft-Wohnraum schon Innen und Kind-Sein-Orte – und jeder ist unter einem individuellen, poetischen Stichwort zu finden ein Stück Gasse erobert hat. Gerne würde ich mich dort bei Gelegenheit mit Stefan Theiler nicht so sehr über die aufgeführten, sondern über die nicht aufge- Ein Nebengassenführer für die führten Orte und die Gründe für seine Ausgren- zungskriterien unterhalten. In jedem der rund 150 darin zusammengestellten Untere Altstadt von Bern Geschäfte in den Nebengassen der Unteren Altstadt ist nächstens Theilers Stadtführer im A3-Format Stefan Theiler besitzt ein Herz – ein grosses Herz! Und «wessen das Herz voll ist, dessen geht gratis aufgelegt. Nehmen Sie sich einen davon – es der Mund über», so sagt ein Sprichwort. Wie wahr dies ist, beweist die neuste Aktion von «Dr. gibt noch Vieles zu entdecken!! Strangelove» aus dem Film- und Videoladen an der Rathausgasse 38. In nur wenigen Wochen verfasste er einen vielseitig verwendbaren Führer in Tischset-Grösse (DIN A3) durch die kleine Ein Führer dieser Art hat aber auch Nachteile, denn «Gemeinde» unabhängiger Unternehmen in der Altstadt, von denen er selbst wahrscheinlich er wird immer Probleme mit der Aktualität haben, eines der buntesten ist. und einmal lanciert, ist er nicht einfach fertig. Im unregelmässigen, aber stetigen Rhythmus des Stadt- Mit seinem völlig eigenfinanzierten, und in Zusam- der vor ein paar Jahrzehnten die Forderung nach der lebens, der Weg- und Neuzuzüger, muss die Adress- menarbeit mit dem Kulturbüro herausgegebenen reinen Objektivität der Medienschaffenden hinter liste dauernd angepasst werden. Das wird bei einem Nebengassenführer, ist Stefan Theiler klar auch «in sich gelassen und durch den Einbezug des persön- Druckereierzeugnis unweigerlich nicht immer so- eigener Sache» und äusserst subjektiv unterwegs, lichen Blickwinkels des Schreibenden eine neue Li- fort geschehen können, so wie das bei vorbildlicher wie er selbst gleich zu Beginn betont. Sowohl die teraturgattung geschaffen hat. Vollends persönlich Betreuung einer Homepage z.B. möglich wäre. Will Auswahl der Orte (die er in der vierten Titellinie wird der Führer aber mit dem kurzen politischen der Führer ein Triple-A-Rating erreichen und erhal- teilweise erklärt), wie auch die Kapiteleinteilung Statement, das Stefan Theiler auf der Rückseite ten, braucht es Aufmerksamkeit, Ausdauer und An- des Führers können und werden bestimmt diskutiert unten auf schwarzem Hintergrund hervorhebt. Hier passungsflexibilität. Stefan Theiler hat dies erkannt und teilweise auch in Frage gestellt werden. Inso- zeigt er sich als Kämpfer gegen das Establishment, und nennt seinen Erstling in einer Fussnote: 1. Ver- fern ist der Führer nur beim ersten Hinsehen zum gegen die Globalisierung und Vereinheitlichung un- sion, 21. August 2014 – Und kündigt eine monatli- rein praktischen Gebrauch erstellt, beschäftigt man serer Umgebung, gegen den Verlust von individuell che Aktualiserung an. Alle Folgeausgaben werden – sich nämlich mit den inhaltlichen Auswahlkriterien, gestalteter Heimat im Quartier. Ein solcher Kampf ein interessanter «historischer» Nebeneffekt – zu- wird er bald zu einem kleinen literarischen, ja poe- braucht einen ungebrochenen Idealismus und Opti- sätzlich auch etwas über die Lädelifluktuation in der tischen Werklein, ähnlich dem «New Journalism», mismus, der ihm in seiner Radikalität manchmal Unteren Altstadt aussagen. ZB

Dr. Strangelove Stefan Theiler in seiner Videothek mit dem neuen Nebengas- Theilers Videothek mit öffentlichem Gästeraum an der Rathausgasse 38 – hier senführer durch die Untere Altstadt lebt die Altstadt.

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Agnes Agathe Dähler Öffnungszeiten: Brunngasse 2 Do 14.00 – 19.00 3011 Bern Fr 14.00 – 19.00 Tel. 031 311 92 60 Sa 10.00 – 17.00 18 LÄBIGIALTSTADT BrunneZytig, 12. September 2014

Die Geschichte einer kleinen und feinen Tradition denschmuck jedes Jahr ohne Anmeldung wieder bewertet wird, nur wer neu hinzu kommt, muss noch ein Teilnahme-Formular ausfüllen. Der Gra- Fensteroasen – Blumenkultur in niummärit wurde 2010 sogar auf zwei Tage (Don- nerstag/Freitag) ausgeweitet, und seit 2011 bietet der Berner Altstadt die Stadtgärtnerei eine neue Dienstleistung an: Blumenkisten, die sie per Laufmeter mit Balkon- Zum wievielten Mal wohl beschreibt die BrunneZytig nun die Aktion «Bern in Blumen», eines pflanzen bestückt, auch bepflanzt sie private Blu- dieser jährlichen zur Tradition gewordenen Events und Puzzlesteinchen, die das kulturelle menkisten nach Wunsch der Wohnungsinhaber Leben der Altstadt bereichern. Mit Recht beklagt Stephan Probst, seit 22 Jahren Jurymitglied und liefert diese frei Haus. Dazu meint André Wyt- des Wettbewerbs «Bern in Blumen», den Untergang von Duzzenden kleinen Traditionen und tenbach, Jurymitglied von Stadtgrün Bern, der die- Gewohnheiten in den letzten 20 Jahren, welche die Untere Altstadt zu einem unvergleichli- ses Jahr zum letzten Mal dabei sein wird und schon chen Wohngebiet gemacht haben. Die regelmässigen Beiträge der BrunneZytig sind nicht mal eine mögliche Nachfolgerin, Karin Ruff – die zuletzt auch Versuche, diesen Charakter zu erhalten, oder besser gesagt, all die offiziellen in der Elfenau, Abteilung Produktion bei Stadtgrün und freiwilligen Träger dieser Events zu motivieren, doch bitte weiterzumachen und unsere Bern arbeitet – auf unserem Rundgang mit dabei Stadt und ihre Kultur in all ihren Facetten am Leben zu halten. hat: «So viel ich weiss, ist Bern die einzige Schweizer Stadt mit einem solchen Geranium- wettbewerb. Doch dass dabei ausschliesslich Ge- Schon 1897 lancierte der Verschönerungsverein ranien prämiert werden, ist ein Gerücht, das sich Bern und Umgebung zur «Förderung der Fenster- hartnäckig hält. Jede geeignete, meist einjährige decoration» einen Blumenwettbewerb, doch sei- Balkon-Blütenpflanze, die nicht gerade allzu exo- nen Namen erhielt «Bern in Blumen» erst 1937 tisch oder gestylt daherkommt, hat bei uns Chan- von den Quartier- und Gassenleisten, die mit die- cen. Ich plädiere schon seit einiger Zeit, vor allem sem Event gegen die vorkriegszeitliche Krisen- die Naturnähe zu berücksichtigen, viele Pflanzen stimmung ankämpfen wollten. Am 22. Mai 1957 sind heute überzüchtet.» fand dann der erste Graniummärit in Bern statt, ge- gründet von der Genossenschaft für Bern und dem Obschon es ab 2013 nur noch halb so viele Wett- Bernischen Gärtnerei-Verein. Durchgeführt wurde bewerbs-Teilnehmer wie noch vor 20 Jahren gab, er jeweils am Mittwoch nach den Eisheiligen. heisst das nicht, dass Berns Häuser jetzt nur noch 1967 wird der Graniummärit auf den Münsterplatz in ihrem angestammten Grüngrau daherkommen. und einen Samstag verlegt. Mit der Gründung des Auf einem Spaziergang durch die Untere Altstadt Vereins «Berner Graniummärit» 1969 kehrte man mit Blick auf die Fassaden wird bald klar, dass da aber wieder zum ursprünglichen Datum zurück. viel individueller Fensterschmuck zu entdecken Das Jahr 1982 geht als das Jahr, in welchem am ist, der den Normen von «Bern in Blumen» halt meisten Pflanzen (19‘949) verkauft wurden – in Stephan Probst, André Wyttenbach und Karin Ruff nicht entspricht, sei er zu blütenlos grünlastig oder die Geschichte des Graniummärits ein. Zwei Feste als «Blumenschauer» unterwegs in der Junkern- gar objektmässig unbelebt. Als Fotosujet geben sie aus den 80er Jahren sind zu erwähnen, die «entente gasse allemal was her. An die Regeln der Tradition aber florial» kürte 1984 Bern zur schönsten Blumen- Einer der «Blumenschauer», wie die Jurymitglie- halten sich noch immer – vorbildlich für die einen, stadt Europas, und am 22. August 1987 feierte man der auch genannt werden, gestand einmal schmun- eher «längwiilig und bünzlig» für andere – die 50 Jahre «Bern in Blumen». zelnd: «Es ist tatsächlich schon einmal passiert, meisten Bürohäuser der städtischen Verwaltung. dass wir künstliche Blumen bewerteten.» Hier steht und leuchtet das Geraniumrot in Reih Ab 1997 wird der Graniummärit wieder auf dem und Glied und Pracht! abgehalten, und damals wurde auch Als bereits beschlossen war, die öffentlichen Ver- Auf unserem heutigen Rundgang wurden rund 90 die erste Graniumkönigin erkoren. Das Patronat kehrsmittel in der Stadt knallrot zu färben, wurde Teilnehmer juriert, doch verrate ich nicht, wie des Wettbewerbs übernahm die Stadt, die – resp. auf der Linie 5 das «Bern-in-Blumen»-Tram nach viele davon 10 (ev. sogar 10+) Punkte bekommen deren Vereinigung «idéeBern» (unter Geschäfts- einer mediengerechten Eröffnungs-Feier im Depot haben. Nach getaner Arbeit sitzen wir im Café und führerin Manuela Angst) – auch für Wettbewerbs- Eigerplatz auf noch «grüne» Fahrt geschickt, mit André Wyttenbach meint abschliessend: «Damit regel-Änderungen zuständig war. Die Jurys (pro den Worten des damaligen Gemeinderates Alfred die Prämierten auch gerechtfertigt ausgezeichnet Gebiet je ein Vertreter des Leists und der Stadt- Neukomm: «Blumen sind eine tragende Säule für werden, besichtigen die Jurys alle Höchstpunktge- gärtnerei) bewerten seitdem auf ihren jährlichen die Verschönerung der Stadt». Ein Festteilnehmer werteten gegen Ende der Saison ein zweites Mal. Rundgängen im Juli und August den Fenster- bemerkte: «Gut bewirbt die Stadt noch dieses Jahr So werden «Eintagsfliegen» und wetterabhängige schmuck mit Punkten von 1-10 (heute nur noch den Graniummärit mit dem ÖV, auf einem roten Zufälle ausgeschlossen und nur diejenigen, die von 7-10+!). Wer die maximale Punktzahl erreicht Tram sähe man ein Geranium ja kaum!» ihre Pflanzen auch stetig pflegen, prämiert. Ganz wird benachrichtigt und nimmt am Graniummärit gerecht wäre es natürlich, wenn die wirklichen im drauffolgenden Mai an der Preis-Verlosung teil. Ab 2001 überreichte der Leist der Unteren Stadt Blumenpfleger, oft Abwarte u. ä., prämiert würden den «Betreibern» der blumenfreudigsten Fassaden ein spezielles kleines Bern-Geschenk. Und als ab 2002 die Geschäftsin- haber ihre Lauben mit den während des Som- mers von Stadtgrün Bern zur Verfügung ste- henden Trichterwinden oder Blumenarrange- André Wyttenbach: «Es kommt, wie hier zum Bei- ments zu schmücken be- spiel, auf natürliche Pracht und nicht auf gestyltes gannen, wurden auch Design an» diese Teil des Wettbe- werbs «Bern in Blu- men». Das führte zu einer kurzzeitlichen Zu- nahme der Teilnehmer – die seit den 90er Jahren sonst immer leicht rück- läufig war. Die Beteili- gung innerhalb aller 82 Berner Leistgebiete ist trotzdem so gross, dass Barbara Jenzer vom Café Montag freut sich über eine spontane Neuaufnahme seit 2007 – der Einfach- durch die Jury; André Wyttenbach: «Wenn wir beim Rundgang etwas Neues heit halber – der Fassa- entdecken, sind wir schon flexibel und nicht so regelreiterisch» BrunneZytig, 12. September 2014 LÄBIGIALTSTADT 19 Begegnungen zwischen überbordender Fantasie und naturalistischer Formklarheit

Zwei Künstler, die in ihren Arbeiten unterschiedlicher kaum sein könnten, sind gegenwärtig in einer gemeinsamen Werkschau im Kunstmuseum Bern zu sehen: Der deutsche Tierplasti- ker August Gaul (1869-1921) und der Berner Maler Martin Lauterburg (1891-1960).

Was sie zusammenführte, sind die äusseren Um- stände: Fast zeitgleich mit der Berner Stiftung Mar- Die Trichterwinden werden bei der Bewertung klar tin Lauterburg, die 80 Gemälde sowie zahlreiche miteinbezogen, zumal wenn sie so gut gepflegt sind Grafiken und Fotografien in den Besitz des Kunst- und nicht die Wohnungsinhaber…» Und Stephan museums überführte, übergab auch die Berner Zwil- Probst ergänzt, dass die Anzahl Wettbewerbsteil- lenbergstiftung ihre rund 120 Tierplastiken um- nehmer seit einiger Zeit ungefähr gleich geblieben fassende August-Gaul-Sammlung als Dauerleih- sei, der Graniummärit und «Bern in Blumen» im gabe. Was die beiden Künstler auch verbindet: Internet inzwischen gut vernetzt sind und die Lei- Beide waren zu Lebzeiten berühmt – und sind heute ste, Stadtgrün Bern und die Vereinigung «idée- in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, wie ein Rund- Bern», «drannebliibe» wollen. Wir möchten und gang durch die Ausstellung zeigt. auch in Zukunft Bern in Blumen sehen.» ZB Mehr als nur «der Geranium-Maler» Martin Lauterburg: Er schuf burlesk-verrätselte Ate- Homepage mit Pflegetipps: lierbilder, eindrückliche Porträts, Altarbilder, Land- www.bernergraniummaerit.ch schaften – und immer wieder Pflanzenbilder. Des Das Atelierbild «Der Maler» von 1928 war Lau- Seite innerhalb der Stadt-Homepage www.bern.ch/ Berners liebste Fensterpflanze hat er geliebt, in sei- terburgs Durchbruch und wurde noch im Entste- stadtverwaltung/tvs/stadtgruen/betriebe/gruenkul- nem Keller zog er das Geranium an Stangen und hungsjahr vom Berner Kunstmuseum angekauft tur/berninblumen Fäden hoch. Er malte es als mickriges, junges, kaum Homepage zur Anmeldung für Neumitglieder: lebensfähig scheinendes Pflänzchen, als stolze, tief- Neuenegg, mit spätimpressionistischen Land- www.ideebern.ch rot glühende Blüte und als verblühende, licht ge- schaftsbildern à la Hodler. Immer wieder malte er wordene Blätterranke, die vielleicht gerade wegen das im heutigen Monbijou-Quartier gelegene «Has- des bevorstehenden Vergehens eine eigenwillige In- pelgut» seiner Grosseltern, das er als Kind oft be- tensität ausstrahlt. suchte, lebte er doch seit dem Tod des Vaters im burgerlichen Waisenhaus in Bern. Nach der Matur Lauterburgs Pflanzenbilder sind alles andere als stand der musisch hochbegabte Jugendliche vor der blosses Dekor. Magdalena Schindler, die die Lau- Wahl, ob er Maler werden sollte oder Pianist. Er ent- terburg-Werkschau im Kunstmuseum kuratiert hat, schied sich für die Malerei, doch stand der Flügel, deutet auf das Gemälde einer Sonneblume. Die wie berichtet wird, im Atelier «stets neben der Pa- Blume wirke wie eine Figur, sagt sie. «Der Kopf lette». hängt wie der Kopf eines Menschen, der mit Blät- tern wie mit Tüchern bekleidet ist». Ein Spiel mit Masken, Tüchern und Pflanzen Mit 19 Jahren zog Lauterburg nach München, ab- Entscheidung zwischen Klavier und Pinsel solvierte die Kunstgewerbeschule und liess sich Die Sonnenblume ist 1934 entstanden – da hatte 1915 dort nieder. Einige Jahre trat er der Münch- Lauterburg längst zu seinem Stil gefunden, den ner Secession bei und kam in Kontakt mit führen- Schindler als «magischen Realismus» charakteri- den deutschen Expressionisten, von denen er sich siert. Begonnen aber hatte er, der Pfarrerssohn aus aber nur sachte beeinflussen lässt. Er bekenne sich, so schrieb Lauterburg einmal, «lieber zu Bosch und Bruegel als zu Picasso, wenn es sich darum Eine der leuchtenden «Geraniumparaden» an den handelt einer gewissen Dämonie Ausdruck zu Fenstern der städtischen und kantonalen Verwal- geben. Ich glaube auch, Dämonien lieben es, sich tungen hinter gegenständlicher Wirklichkeit zu verste- cken».

Das Magische und Dämonische lauert insbesondere in Lauterburgs Atelierbildern, der zentralen und ei- genständigsten Gruppe seines Schaffens. Das Ate- lier sei Lauterburgs Refugium gewesen, sein Universum, erzählt Schindler. Dort habe er sich mit allem umgeben, was er dann auch gemalt habe. Die- ser Kosmos fasziniert durch kunstvoll drapierte Tü- cher, denen ein geheimnisvoll-morbides Leben innezuwohnen scheint, durch Alltagsgegenstände und Pflanzen, die in der Bildkomposition höchst surreal wirken und durch den Künstler selbst, der auf diesen Bildern stets präsent ist, meist verkleidet und mit Maske. «Spiegel und Verhüllung zugleich», seien diese Masken – und Ausdruck einer perma- nenten Selbstbefragung, erläutert Magdalena Schindler. «Wo stehe ich als Künstler, was ist meine Rolle, wie zeige ich mich – oder eben nicht?»

Der Fotograf und Performancekünstler Auf einem dieser Atelierbilder malte Lauterburg Lauterburg fuhr nachts aufs Land, fotografierte auch eine Camera Obscura, die auf seine weitere und malte die Sonnenblume im Scheinwerferlicht. Leidenschaft hinweist: Die Fotografie. Lauterburg 20 LÄBIGIALTSTADT BrunneZytig, 12. September 2014 nutzte die Fotos nicht zuletzt als Vorlage für seine nen wir noch nicht Bilder. Immer wieder habe er auch sich selbst in sagen». «schrägen Positionen und Situationen» aufgenom- Die Fotos könnten men und die Fotografie dann im Gemälde umge- neue Aufschlüsse ge- setzt. Schindler lächelt: «Eigentlich war er auch ben. Gewiss immerhin eine Art Performance-Künstler, der sich auf den ist: Lauterburg war in Fotos verkleidet und selbst darstellt». Die Kurato- Bern als Burger mit rin glaubt, dass sich unter den zahlreichen Foto- dem Auftreten eines grafien und den 800 Glasnegativen noch so Grandseigneurs bes- manche Überraschung verbergen könnte. «Wir tens vernetzt, seine haben erst einen kleinen Teil sichten können, der Werke verkauften sich jetzt erstmals gezeigt wird». gut, er wurde hochge- schätzt und respektiert. Die Hoffnung auf neue Erkenntnisse Als Künstler aber sei Magdalena Schindler hofft, dass die Aufarbeitung er, sagt Schindler, der Sammlung auch zur Klärung offener Fragen «eher ein Einzelgänger führt, zum Beispiel warum Lauterburg gegen Ende gewesen, der «sein seines Lebens zu einer derart reduzierten, abstrak- Ding durchgezogen ten Bildersprache fand. Vielleicht war es «die hat». Suche nach der Essenz», die ihn nach der Über- fülle seiner Bilder die formale Vereinfachung su- Der «Tierkünstler» chen liess, mutmasst sie und fügt bei, dass «wir August Gaul In dieser Tierkarawane fallen zwei Figuren besonders auf, der Eselsreiter und auch noch sehr wenig über sein Privatleben wis- Dies verbindet Lauter- die Eselreiterin - zwei der ganz wenigen Menschendarstellungen des Tierpla- sen». Als Lauterburg 1935 von München «offen- burg mit August Gaul. stikers. bar schweren Herzens» nach Bern zurückgekehrt Denn auch der hat als sei, habe er am Falkenhöheweg bis zu seinem Tod Tier-Bildhauer zeitlebens «sein Ding» durchgezo- Auftragsarbeiten angewiesen. Cassirer schanzte ihm mit seiner Schwester zusammengewohnt. Wer gen. Aus der hessischen Provinz zog der Sohn eines die vermögenden Sammler zu, die Gauls grosse und alles zu seinem Freundeskreis gehört habe, «kön- Steinmetzes ebenso wie Lauterburg mit 19 Jahren kleine Tierplastiken in den Gärten und Salons ihrer in die Grosstadt: Ins Berlin der Gründerzeit, das da- Berliner Villen aufstellten. Denn Kunstsammeln mals, 1888, Zentrum der künstlerischen Avantgarde war en vogue im boomenden Berlin der Kaiserzeit. war. Vielleicht verdankte Gaul seine Karriere dem Doch die Freundschaft zwischen diesen ungleichen Gewinn einer Dauereintrittskarte für den Berliner beiden Männern, da der eher schüchterne Gaul – Zoo. Dort beobachtete er intensiv die Tiere in ihren dort der aufbrausende Cassirer, ging weit über das Gehegen und fertigte anschliessend Modellstudien Geschäftliche hinaus und schloss auch Cassirers an. Gaul hatte sein Thema gefunden: Die Tierplas- Ehefrau Tilla Durieux ein. Gaul pflegte der schönen tik. Schauspielerin jeweils eine seiner neuen Kleinplas- tiken zu schenken, die, wie alle seine Arbeiten, in 1895 wurde er Meisterschüler beim gefeierten Bild- limitierter Auflage gegossen wurden. hauer Reinhold Begas, dem führenden Vertreter des Neobarocks im zweiten Kaiserreich. Zwei der vier Einer der wenigen Schweizer Sammler, die Gauls Löwen des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals Plastiken kauften, war der Winterthurer Mäzen konnte Gaul selbständig anfertigen – bereits sie wir- Oskar Reinhart. In seiner Zeit als Kurator der ken deutlich unprätentiöser als die heroisierenden Sammlung Reinhart lernte Matthias Frehner Gauls Löwen seines Mitschülers. Werk kennen und schätzen. Wäre das nicht gewe- sen, sagt Frehner, wäre die Chance, die Zwillen- Gaul hatte mit dem Pathos der Wilhelminischen bergsammlung als Dauerleihgabe ans Kunst- Zeit wenig am Hut. Sein Thema sei das Beiläufige, museum zu ziehen, wohl «an uns vorbei gegangen». das Nicht-Heldenhafte, sagt der Direktor des Kunst- Die Plastiken von Gaul waren dem Kunstmuseum museums, Matthias Frehner, der die Gaul-Ausstel- «hochwillkommen», sind sie doch eine Ergänzung lung kuratierte. Gaul habe das Tier als Tier zur bereits bestehenden Sammlung von Plastiken interessiert, sein Wesen und seine Bewegung, und des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Die Zwil- «nicht das Tier als Allegorie für irgendwelche poli- lenberg-Sammlung generiere «interessante neue tischen Inhalte». Ausstellungsthemen». «Ab in den Stall» müssen die Mit seinen Fotografien testete Lauterburg die spä- Tiere nach dieser Ausstellung also nicht. tere Bildwirkung. Wegbereiter der Moderne babü «Was mich an Tieren anzieht, ist ganz wesentlich künstlerischer Art. Ich mache Tiere, weil es mich Die Ausstellung dauert noch bis zum 11. Januar freut», beschrieb Gaul seine Arbeit. So schuf er eine 2015 ganze Arche Noah: Kamele, Bären, Elefanten, Löwen, Bären, Affen, Ziegen, Esel, Fischotter, Kra- niche, Pinguine oder Enten, mal in sich ruhend oder in Bewegung. Die kleinen Exponate sind mit der- selben Sorgfalt gearbeitet wie die grossen. Gaul habe nicht einfach den Massstab verkleinert oder vergrössert, sondern seine Arbeit stets dem Format angepasst, sagt Frehner.

Indem sich Gaul beharrlich auf die wesentlichen Merkmale eines Tieres konzentrierte, seinen «Typus» zu erfassen suchte, wurde er zu einem Wegbereiter der modernen Bildhauerei in Deutsch- land. Seine bronzene «Grosse Stehende Löwin», die ihm 1901 den Durchbruch brachte, gehört zu den bedeutendsten Plastiken des 20. Jahrhunderts. Eine der beiden Vorstudien der «stehenden Löwin» ge- hört zur Sammlung Zwillenberg.

Dank seines Freundes, dem Galeristen Paul Cassi- rer, den er 1898 bei der Gründung der Berliner Se- Der «Laufende Strauss» ist eine Rarität, stellte doch zession kennenlernte, war Gaul nicht auf Gaul eher selten Tiere in schneller Bewegung dar BrunneZytig, 12. September 2014 LÄBIGIALTSTADT 21 Wie die Zwillenbergsammlung St. Peter und Paul: nach Bern kam Vorfreude aufs Jubiläum Etwa 120 Tierplastiken von August Gaul hat also auch unter den Nazis behalten und aus den Häusern die Berner Zwillenberg-Stiftung dem Kunstmuseum von Leonhard Tietz wird «Kaufhof». In der christkatholischen Kirche St. Peter und Paul als Dauerleihgabe übergeben. Das Besondere an an der Rathausgasse laufen im Moment die Reno- dieser Sammlung, die Familie Zwillenberg zusam- Verfolgung durch die Nazis vationsarbeiten der Krypta und der Orgel in der Un- mentrug, ist nicht nur ihr Umfang. Das Besondere Als Folge dieser Zwangsarisierung zieht sich Hugo terkirche auf Hochtouren. Denn sie müssen bis zum ist auch, dass diese Sammlung überhaupt noch exis- Zwillenberg als Landgutverwalter in die Mark 150-Jahr-Jubiläum der Kirchweihe am kommenden tiert – und Naziherrschaft und Zweiten Weltkrieg Brandenburg zurück. 1939 wird er dort von der Ge- 13. November abgeschlossen sein. überstanden hat. stapo verhaftet und ins KZ Sachsenhausen gebracht. Nach seiner Entlassung flieht er mit der Familie in Die Berner Christkatholiken werden das Jubiläum Diese Geschichte, die jetzt in Bern ihr zumindest die Niederlande. Das Mobiliar inklusive der Kunst- an diesem Abend um 18 Uhr 30 mit einem Fest- vorläufiges Ende gefunden hat, nimmt ihren Anfang sammlung, darunter auch die Gaulplastiken, wird gottesdienst begehen. Der Bischof der Christkatho- in Berlin in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. mitgenommen und im Freihafen von Rotterdam lischen Kirche der Schweiz, Harald Rein, wird den Der gebürtige Ostpreusse und Jurist Hugo Zwillen- eingelagert. «Die Familie kam gar nicht dazu, die renovierten Kirchenraum weihen, der christkatho- berg tritt nach dem Krieg in das Warenhausunter- Sachen auszupacken, da wurde Hugo Zwillenberg lische Bischof von Utrecht als Gastprediger spre- nehmen Herrmann Tietz ein. 1919 heiratet er Else schon wieder von den Deutschen verhaftet, die 1940 chen. Zum Gottesdienst mit anschliessendem Apéro Tietz, die Tochter des Firmenchefs Oscar Tietz und die Niederlande besetzt hatten. Den ganzen Krieg ist, wie Pfarrer Christoph Schuler betont, auch die steigt zum Teilhaber auf. hat die Familie in Lagern verbracht», erzählt Hans Nachbarschaft von St. Peter und Paul eingeladen, Georg Brunner, der Vizepräsident der Zwillenberg- die Bewohnerinnen und Bewohner der Unteren Alt- Weil die Tietzschen Warenhäuser ihre Spuren noch Stiftung. Am Schluss seien sie dann auch noch in stadt. in der Bundesrepublik Deutschland hinterlassen einem Internierungslager der Alliierten in Nord- werden, sei die Geschichte von Oscar Tietz kurz afrika gelandet. eingefügt. Der Sohn eines Fuhrmanns aus der Pro- vinz Posen eröffnet bereits 1882 mit dem Geld sei- nes Onkels, dem Kaufmann Hermann Tietz, im ostdeutschen Gera sein erstes warenhausähnliches Geschäft, das Garn-, Knopf-, Posamentier-, Weiss- und Wollwarengeschäft Hermann Tietz. Bald darauf expandiert er in andere deutsche Städte. Im Jahr 1900 verlegt er den Firmensitz nach Berlin und er- öffnet dort nach und nach 10 weitere Warenhäuser – gewaltige, luxuriöse Einkaufstempel.

Ein Leben mit Gauls Tierplastiken Damit Oscar und sein ebenfalls im Kaufhausge- schäft tätiger Bruder Leonhard sich nicht ins Ge- hege kommen, legen sie ihre Verkaufsgebiete fest: Oscar konzentriert sich auf den Süden und Osten Die Nazis stritten um diesen jungen Elefanten – des Deutschen Reichs, Leonhard gründet seine Fi- und es sollte bis zum Jahr 2003 dauern, bis er wie- lialen im Westen und in Belgien. Die Gebrüder Al- der in den Besitz der Familie Zwillenberg kam brecht («Aldi») lassen grüssen... Happy-End in Bern Das Ehepaar Zwillenberg hat sich derweil in einer Nach der Entlassung geht die Familie zurück nach Villa in Berlin Dahlem standesgemäss eingerichtet. Holland, übersiedelt dann aber Anfang der 50er Die grösste wie die kleinste Glocke von St. Peter Fotografien, die in der Werkschau Gauls im Kunst- Jahre in die Schweiz. Von den beiden Kindern wird und Paul wurden 1863 gegossen, die mittlere 1939 museum Bern aufgehängt sind, zeigen die reprä- sich vor allem die Tochter Helga um die Gaul- sentativen Räume einer typischen Gründerzeitvilla sammlung kümmern und sie punktuell noch aus- Apropos Nachbarn: Die meisten von ihnen werden – und in ihnen wimmelt es von kleinen und grösse- bauen. vielleicht gemerkt haben, dass die Glocken von St. ren Tierfiguren. Überall stehen sie, auf Tischen, Peter und Paul seit dem Sommer zu etwas anderen selbst auf Sessellehnen, auf Kaminsimsen, auf dem 2003 schliesslich kann sie das einzige Stück der Zeiten läuten als früher – und diejenigen, die über Boden. Wann der Grundstock zur Sammlung gelegt Gaul-Sammlung, das 1939 als sogenannt deutsches ein besonders feines musikalisches Gehör verfügen, wird, ist nicht bekannt; auch nicht, ob die Zwillen- Kulturgut in Berlin zurückbleibt, in ihrem Haus in werden auch einen etwas anderen Klang registriert bergs August Gaul persönlich kennen. Etliche Stü- Bern wieder in Empfang nehmen. Die 105x150 cm haben. Der Grund ist einfach: Die Gottesdienst- wie cke werden aber nachweislich von den Erben Gauls grosse Plastik des «stehenden jungen Elefanten hat die Läutordnung haben sich leicht geändert. So be- in den 1920er Jahren erworben. eine bemerkenswerte Odyssee hinter sich. Von den ginnen etwa die Sonntagsgottesdienste erst um 10 Nazis wird sie nach einigem Hin und Her fürs «Füh- Uhr und um 18 Uhr 30, weshalb sich auch der Be- Arisierung der Warenhäuser rermuseum» im österreichischen Linz bestimmt, ginn des viertelstündlichen Einläutens verschoben Die Weltwirtschaftskrise geht auch an der Waren- doch dort kommt die 200 Kilo schwere Skulptur nie hat. Am Samstagabend wird der Sonntag jetzt som- hausgruppe Tietz nicht spurlos vorbei. Das inzwi- an. Sie landet stattdessen unter ungeklärten Um- merd wie winters analog zum Münster eingeläutet. schen weltweit grösste Warenhaus-Unternehmen ständen auf einem Schlosshof in Tschechien, wo sie Abgestimmt aufs Münster wurde auch der Klang hat Liquiditätsprobleme. Am 30. Januar 1933 über- Helga Zwillenbergs Anwalt nach dem Fall des Ei- der drei Glocken von St. Peter und Paul – der Moll- nimmt Adolf Hitler die Macht in Deutschland. be- sernen Vorhangs per Zufall auf einer Carreise ent- dreiklang d‘-f‘-a‘. babü reits im Februar verweigern die Banken dem deckt. Unternehmen die benötigten Kredite. Im März laden sie die drei Geschäftsführer vor: Oscars Söhne Kurz vor ihrem Tod errichtet Helga Zwillenberg asian food Georg und Martin Tietz sowie Hugo Zwillenberg. 2012 die Zwillenberg-Stiftung, deren Zweck unter provision market Ihnen wird klar gemacht, dass Kredite erst fliessen, anderem Erhalt, Pflege und Erweiterung der Gaul- k. schuhmacher wenn eine «arische Geschäftsführung» installiert Sammlung ist. Doch «das alles hätte die Stiftung al- wird. Die Brüder und ihr Schwager Zwillenberg leine nicht gepackt, auch wenn sie die Mittel dazu Eigenes Curry mischen, müssen das Unternehmen verlassen – und werden hätte», sagt Brunner nüchtern. Dazu brauche es die frische Lebensmittel, gezwungen, die Aktien des Famlienunternehmens Fachleute vom Museum. Brunner ist deshalb froh, Reis etc. für einen Bruchteil ihres Werts an die neuen Mehr- dass Museumsdirektor Frehner «den Gaul gekannt» heitseigner zu verkaufen: Commerzbank, Dresdner habe und deshalb auch interessiert gewesen sei an kramgasse 63, 3011 bern Bank, Deutsche Bank. Aus den Tietz-Warenhäusern dieser Dauerleihgabe. 031 311 65 17 wird «Hertie», das KaDeWe darf seinen Namen Gut, dass es Museen gibt! babü 22 AUSDENLEISTEN BrunneZytig, 12. September 2014

Vereinigte Altstadtleiste Kontaktadresse: Sekretariat VAL, Postfach, 3000 Bern 8

STEK 2015 BernCity Stadtentwicklungskonzept – es wird festgestellt, dass die Untere Synergien zur Unteren Altstadt Altstadt (primär) ein Wohnquartier ist… An der Mitgliederversammlung von BernCity Vorgeschichte blendet. Die Konzept-Inhalte betreffend Einkaufs- wurden unter anderem folgende für die Untere Alt- Nachdem die Vereinigten Altstadt-Leiste VAL auf möglichkeiten, Erreichbarkeit/ÖV, Postnetz, Nah- stadt wichtigen Themen diskutiert: die behördlichen Aktivitäten zum Thema Stadt- erholung, Schulkreise etc. sind lückenhaft und entwicklung aufmerksam geworden sind und sich veraltet. Ich werde dies korrigieren. Bis am 10. Zweite Tramachse quasi selbst zur Meinungs-Einbringung einladen Oktober können schriftliche Rückmeldungen ge- Dieses Schwerpunktthema des ÖV der Stadt Bern mussten, darf man jetzt doch feststellen, dass die macht werden. (Tram Region Bern, zweite Tramachse) ist inter- Untere Altstadt als Wohnquartier erkannt und zu- essanterweise in keinem Wort im Stadtentwick- sammen mit den umliegenden Quartieren in die- Ausblick lungs-Konzept erwähnt. Die Notwendigkeit einer sem zukunftsbestimmenden Prozess zu Worte Die Vereinigten Altstadtleiste werden einen STEK- Entlastung der Hauptachse ist nicht bestritten, hin- kommen darf. Ein grosses Dankeschön gilt der Abend für die Leistmitglieder des VAL-Gebietes or- gegen steht BernCity der angepeilten Achse Bahn- Präsidentin der VAL; ohne Ihre Aufmerksamkeit ganisieren. Dazu nehmen sie mit der Stadt Kontakt hofplatz–Bollwerk–Spychergasse–Nägeligasse– wäre wohl die Untere Altstadt bei diesem wichti- auf, damit diese ihre Gedanken und Absichten in der Kornhausbrücke sehr skeptisch gegenüber. Grund gen Meinungsbildungsprozess nicht einmal ver- Untern Altstadt präsentieren können. Im Raum steht der Ablehnung ist die Sorge, dass damit ein Motiv treten. ein Mittwoch Abend, ab 19.00 Uhr, damit auch die zur vollständigen Sperrung der Zufahrt zur Unte- Geschäftsmitglieder an den Anlass kommen kön- ren Altstadt geliefert würde. Das würde bedeuten, Dazu der Bericht zum 2. Forum vom 26.8.2014 nen. Das genaue Datum und den Organisationsab- dass die Untere Altstadt für Autofahrer (und Zu- der Präsidentin VAL, Stefanie Anliker: lauf werden baldmöglichst bekannt gegeben. lieferer, Handwerker…) aus dem Westen und Nor- den der Stadt nur noch über die Nydeggbrücke Rückblick Seitens der Redaktion der BrunneZytig weisen wir erreichbar wäre – mit entsprechend grossen Um- Das gestrige Forum war informativ, die "Flug- darauf hin, dass eine möglichst zahlreiche Teil- wegen durch die Aussenquartiere. höhe" aber relativ hoch. Ich habe das Teilprojekt nahme an diesem Anlass von grosser Wichtigkeit "Quartierzentren" abgedeckt und hatte dort zahl- sein wird. Es geht um nichts weniger als um die Zusammenarbeit BernCity-VAL reiche Ergänzungen. So wurde etwa die Sicht auf Zukunft unserer Wohn- und Arbeitsumgebung. Dass der Einbezug der Unteren Altstadt in den die Altstadt als Quartier/Wohnort völlig ausge- ef Marketing-Auftritt von BernCity Sinn macht, ist beiden Organisationen klar. BernCity hat eine Marketingidee entwickelt, welche die Authentizi- tät und Originalität der Unteren Altstadt hervor- hebt und als Ziel für einen Besuch in Bern attraktiv VAL-Agenda 2014 – Seien Sie dabei! macht. Liebe Leserinnen und Leser, wir möchten Ihnen diesmal die Agenda mit ihren vielen Anmel- In einer Konsultativabstimmung beauftragten die demöglichkeiten ganz besonders ans Herz legen! Und wir danken allen, die auf irgendeine Art Mitglieder von BernCity den Vorstand mit der zur «läbige Altstadt» beitragen. Umsetzung der präsentierten Vorschläge.

Sachbeschädigungen Cupfinal … ab sofort 30. November Ein persönliche Gespräch zum Thema Fanmärsche Anmeldung für das Adventsfenster – den 1. Advent-Sonntagsverkauf im VAL-Gebiet und Vandalismus mit Gemeinderat Reto Nause grossen Adventskalender im VAL-Gebiet und Vertretern der Polizei hat viel Verständnis für «Quer statt längs» die Gassen der unteren die Reaktionen der AltstädtlerInnen ans Licht ge- Berner Altstadt quer entdecken! Dies ist mög- bracht. Als Ziel wurde genannt, dass es in Zukunft Rosmarie Bernasconi (Matte) und die VAL lich, da zahlreiche Geschäfte explizit an die- keine Fanmärsche durch die Untere Altstadt geben suchen noch Private, Vereine und Geschäfte sem Sonntag durch beidseitige Ein- und soll. als Teilnehmer für die Adventsfenster zwi- Ausgänge die belebten Hauptgassen mit den ef schen dem 1. und 23. Dezember. Die Liste mit verträumten und attraktiven Seitengassen ver- den noch freien Daten finden Sie unter binden. http://tinyurl.com/ollry2a ebenso die Infos zum 1. – 23. Dezember Adventsfenster. Oder einfach mailen an Ros- marie Bernasconi [email protected] oder Adventsfenster in der Unteren Altstadt Rückfragen Tel. 079 410 91 33 Die langjährige Adventsfenstertradition in 30. September der Matte neu auch in der ganzen Unteren Altstadt! Anmeldefrist für den 1. Advent 2014 Mätteler und Altstädtler werden ge- meinsam zu 23 Adventsfenstern innerhalb des mit Sonntagsverkauf in den Gassen der Un- ganzen VAL-Gebietes zwischen Zytglogge und teren Altstadt Bern. Bärengraben, zwischen Matte und Längmuur, Geschäfte, die teilnehmen möchten, finden nä- zwischen Herren- und Brunngasse «pilgern» here Informationen zum Anlass und den An- können und so – jeweils zwischen 18 und 20 meldetalon dazu unter www.erster-advent- Uhr – eine grosse adventliche Begegnungszone bern.ch, oder melden sich direkt bei der OK- bilden. Mehr Infos dazu finden Sie auf Präsidentin Jacqueline Gasser-Saurer, Bijoux à http://einfachlesen.ch/dezember2014.htm und la Carte, Postgasse 52 (info@bijoux-a-la- in der November-BrunneZytig. carte.ch) Matte ist auch Altstadt – und Altstadt ist auch 18. Oktober Matte … Neuzuzüger-Anlass ZB Besammlung und Begrüssung auf dem Rat- hausplatz, anschliessend Stadtführung durch Bern Tourismus und Apéro; Anmeldung bei [email protected] BrunneZytig, 12. September 2014 AUSDENLEISTEN 23

Matte-Leist Postfach 29, 3000 Bern 13 / www.matte-leist.ch / [email protected] Matte-Quartierfest Der Fast-Hochwasser-Sommer – diesmal im Herbst! 2014 – Ein Dankeschön Samstag, 18. Oktober 2014, 16 bis ca. 20h Wir träumen von einem goldenen Herbst und hof- Mit dem neuen Poller fen, dass viele Mättelerinnen und Mätteler kommen kam auch der Regen. Bei und sich rings um den heissen Suppentopf zu einem strömendem Regen wur- Schwatz treffen. Dieses Jahr findet der Anlass auf de am Montag, 7. Juni dem Gerberngasse-Spielplatz statt. Der «Spili» wird 2014 um 17:00 Uhr der in den kommenden Wochen von Stadtgrün Bern Matte-Poller das erste sanft erneuert und umgebaut und darf im Herbst von Mal hochgefahren. Auf uns eingeweiht und wieder in Beschlag genommen den veröffentlichten Fo- werden. Details folgen per Flyer kurz vor dem Fest. tos erkennt man im Hin- tergrund bereits die viel Verbreiterung Wasser führende Aare.

Trottoir bei der Das Tief Michaela sorgte für hohe Niederschlags- Untertorbrücke mengen und in der Nacht auf den Dienstag schoben Anfang August hat die Schule wieder begonnen und die Mannen vom Regulie- viele Kinder sind alleine zu Fuss unterwegs. Zur rungsdienst des Kantona- Einweihung des Matte-Pollers. Die Aare im Hintergrund führt schon viel Freude vieler Eltern wurde pünktlich zum Schulbe- len Amtes für Wasser und Wasser. ginn das bis anhin sehr schmale Trottoir bei der Un- Abfall eine erste Nachtschicht. Der Wasserdurch- im Emmental wie zu Gotthelfs Zeiten, während die tertorbrücke deutlich verbreitert. Dadurch ist fluss stieg auf 330 m3/sec – so hoch, wie seit Mätteler verschont blieben. Eine «blockierte einerseits mehr Platz vorhanden für alle auf Schu- einem Jahr nicht mehr. Generell erwarte man keine Omega-Lage», wie sie die Wetterfrösche nennen, sters Rappen und gleichzeitig ist der exponierte und Zuspitzung der Situation, sagte Franz Märki von bescherte uns viel Wasser bis Anfangs August. gefährliche Fussgängerstreifen sicherer geworden. der Berufsfeuerwehr. «Wir informieren die Leute Immer nahe an der Schadensgrenze, aber zum Ein grosses Merci an das Tiefbauamt! BR einfach, damit sie den teuersten Wein nicht zuun- grossen Glück nie darüber. terst im Keller lagern.» Am Samstag, 12 Juli 2014 wurden die letzten Matte-Schübli aufgepumpt. In Thun mussten die Schleusen geöffnet werden und der Wasserdurch- fluss erreichte die Schadensgrenze von 420 m3/sec. Während die Mätteler die letzten TALI- MEX-Barrieren montierten, stieg in der Wasser- werkgasse das Fest zum fünfjährigen Bestehen des Tanzwerks 3011. Lange blieb es trocken und der Regen setzte erst gegen Mitternacht wieder ein. Aber etwas mehr Sommer hätte man den jungen Leuten schon gewünscht! Am Sonntagmorgen be- obachteten zahlreiche Schaulustige, wie die Feu- erwehr nichts anbrennen liess und verkeiltes Aufpumpen der Matte-Schüblig Treibholz mit einem grossen Kran fortlaufend aus der Schwelle entfernte. Am Montag erstes Auf- Verschiedensten Akteuren gilt ein riesiges Danke- schnaufen und die Feuerwehr begann am Nach- schön. Den Schleusenreglern, die die örtlichen Re- mittag mit dem Rückbau der Hochwassersperren. genfälle im Oberland laufend verfolgten und den Für negative Schlagzeilen sorgten die aufge- Abfluss des Thunersees Tag und Nacht millime- schlitzten Hochwasserschläuche, die erstmals ein- tergenau regulierten. Der freiwilligen Feuerwehr, gezäunt und sogar bewacht werden mussten. Alles ohne die die zahlreichen Beaver-Schläuche nicht in allem zog man bereits eine positive Bilanz und rechtzeitigt aufgepumpt und schlussendlich wie- baute die Pumpen wieder ab. Und dankte ein ers- der entleert worden wären. Der Feuerwehr der tes Mal den Einsatzkräften. Stadt Bern, die die Pumpen rund um die Uhr am Laufen hielt und kaputte sofort auswechselte. Den Mannen mit ihren Motorsägen, die das viele Treib- holz aus der wackeligen Schwelle entfernten. Den Zivilschützern und der Polizei, die vor Ort waren. Den Anwohnern, die inzwischen gelassen und rou- tiniert das eigene Haus oder den Keller verbarri- kadierten. Res Lüthi, Vorstand Matteleist

Der Mattenbach wird abgepumpt Wer konnte schon ahnen, dass es am 22. Juli 2014 wieder von vorne losgehen würde. «Keller räumen und Fahrzeuge aus dem gefährdeten Gebiet räu- men», informierte die Stadt Bern per SMS. In den kommenden Tagen wütete der «Eggiwil Fuerma» Einsatzkräfte beim Tych 24 AUSDENLEISTEN BrunneZytig, 12. September 2014

Kramgassleist Kontaktadresse: Kramgassleist, Postfach 852, 3000 Bern 8

Kramgasse goes… La Tavola Kramgasse am Buskers oder: Erlacherhof the same procedure as every year

Der Empfang war ja nicht ganz standesgemäss, die Es ist dieselbe Prozedur wie in jedem Jahr, seit der terherhinkt). Während also auf der Gasse noch eif- Sonne hatte sich bereits hinter den Wolken ver- Kramgassleist am Buskersfestival an seinem La rig gegen die Tücken des Objekts angekämpft wird, steckt, und die ersten Regentropfen kündeten sich Tavola-Stand Essen und Getränke verkauft, um mühen sich andere Helfer um die Ordnung im an. Und doch konnte man sich vorstellen, wie es sich damit das Weihnachtsgeld für den Schmuck Stand. Auch sie schlagen sich – wie jedes Jahr – mit sich anfühlen musste, mit einer Kutsche in den In- der drei Brunnen in der Gasse zu verdienen. Am erheblichen Erinnerungslücken herum. Die Frage, nenhof des Erlacherhofes chauffiert zu werden. Dies ersten Tag läuft der Aufbau noch harzig, Varianten «wo hatten wir das im letzten Jahr?» dominiert das war möglich, da der erste Bauherr, Hieronymus von werden ausprobiert, wie die Tische optisch am an- Gespräch. Erlach, einen Ehrenhof anlegen liess. Doch nicht sprechendsten aufgestellt werden sollen. «Wie hat- nur der Hof, sondern auch die Gemäuer des Stadt- ten wir es denn im letzten Jahr – das war doch Die Wiederkehr der Erinnerung palais aus dem 18. Jahrhundert präsentierten sich schön?», fragt einer der Helfenden. Die Frage Immerhin, um kurz vor 18 Uhr sind Gläser, Teller, würdig beim Besuch der Mitglieder des Kramgass- bleibt rhetorisch, denn niemand der anderen Hel- und Löffel hinter der Bar versorgt, die Getränke im Leists anfangs Juli. Die Gelegenheit in den sonst fer mag sich noch erinnern. Wie weggeblasen auch Kühlschrank und das Brot geschnitten, die Saucen nicht öffentlich zugänglichen Räumen zu lustwan- die Erinnerungen aus den Vorjahren an all die für die Hörnlis aus der Küche des Einstein-Cafés deln, wurde rege genutzt. Die kurzweilige Führung Tricks, mit denen man im Kampf gegen das dop- köcheln vor sich hin, und auf dem Grill bräunen endete bei einem ebenso kurzweiligen Umtrunk im pelseitige Klebband, das sich weit öfter mit sich leise zischelnd die ersten Würste. Auf wundersame Gemeinderatssaal mit Blick auf den 2012 umge- selbst oder der Schere verklebt, als mit der Tisch- Weise kehrt mit den ersten Gästen die Erinnerung stalteten Garten mit einer Bepflanzung, welche dem platte, die Oberhand behalten kann. zurück, schnell spielen sich die Arbeitsgänge – Be- Original-Garten wieder näher kommt. rlu stellungsaufnahme, Ausführung, Rechnen, Einkas- Während die Helferschar auf der Gasse noch die sieren wieder ein, die Crew organisiert sich selbst richtige Scherenhandhabung trainiert, um das Tisch- wie durch Zauberhand geführt. Ganz nebenbei wird tuch wenigstens einigermassen gerade von der der «workflow optimiert», werden hier Gläser um- Rolle abzuschneiden (eigentlich weiss jeder, wie es sortiert und dort die Kisten mit dem neuen und ge- ginge, nur zeigt sich gerade hier besonders an- brauchten Geschirr umgestellt, damit die schaulich, wie schnell die Theorie der Praxis hin- Arbeitsgänge speditiver ablaufen können.

Der Andrang vor dem Stand ist rege, doch meist bleibt noch Zeit für eine kleine Plauderei mit den Gästen, und die übli- chen Diskussionen über Sinn und Zweck des Depots finden meist mit der doch eher rhetori- schen Frage «Wollen Sie wirk- Die Teilnehmenden der Führung geniessen den lich die Hörnli mit Gehacktem Apéro mit Sicht auf die blühende Gartenterrasse. auf die Hand?» in beiderseiti- gem Gelächter vor und hinter Malerei Gipserei dem Tresen ihr freundliches Ende.

Die neuen Helferinnen und Helfer, die das neue Vorstands- mitglied Helena von Känel mit- gebracht hat, haben sich schnell René Kistler 3006 Bern akklimatisiert und arbeiten mit, 3047 Bremgarten Galgenfeldweg 1 Hohstalenweg 5 Tel. 031 381 64 85 als wären sie seit Jahren schon Tel. 031 301 68 79 Fax 031 381 64 09 Die Tische sind gedeckt – die Gäste können Platz nehmen bei der Tavola dabei. Sie sind

NATUR INSPIRIERT IMMER

NICOLAS ADAMEK | GOLDSCHMIED KRAMGASSE 56 | 3011 BERN | WWW.ADAMEK.CH BrunneZytig, 12. September 2014 AUSDENLEISTEN 25 allesamt Studierende, die sich bei der Bildungsinitiative Meer trifft «Rock your Life» engagieren und sozial benachteiligte Schü- Aare lerinnen und Schüler aus bil- dungs- und integrationsfernen Der Besuch des griechischen Künstlers Schichten während den letzten beiden Schuljahren begleiten. Der Raum, in dem sich der Vorstand des Kram- «Der Donnerstag ist der ange- gassleists gewöhnlich zu seinen Sitzungen trifft, nehmste Tag», wird nach dem stand auch in der Sommerpause nicht leer. Er Abbau einer der Helfer sagen – wurde als Atelier sozusagen umgenutzt. Die Brun- und die anderen werden wis- neZytig hat den Initianten, den Präsidenten des send nicken, bevor sie sich er- Kramgassleists, um einen kleinen «Erlebnisbe- staunlich beschwingt auf den richt» gebeten. Heimweg machen. The same procedure as every year. «Seit bald einem Jahr stellen wir unseren Wohn- kunstraum an der Münstergasse 4 Künstlern zur Arbeiten wie am Fliessband Verfügung und versuchen so diesen etwas verges- Am zweiten Tag geht der Auf- senen Teil der unteren Münstergasse zu beleben. bau schon viel schneller von- Direkt neben einem Bestattungsinstitut gelegen statten, niemanden lässt das Gewimmel vor und im La Tavola-Stand und mit Blick auf die imposante Münsterflanke in- Kurzzeit-Gedächtnis im Stich. Nur das doppelsei- Gäste bewältigt und jeder und jede im Stand ist spiriert dieser geschichtsträchtige Ort Künstler und tige Klebeband zickt noch. lm Stand herrscht bald überzeugt, dass sich die theoretischen und prakti- Künstlerinnen zu verschiedensten Ideen. funktionelle Ordnung. Das ist auch bitter nötig, schen Arbeits- und Organisationsabläufe unaus- denn die La Tavola wird an diesem Abend einen löschlich ins Gedächtnis eingegraben haben. So wie Gästeansturm sondergleichen erleben. Keine Zeit sie das auch letztes Jahr geglaubt haben – und in den mehr für Geplauder mit den Gästen, die Depot-Dis- Jahren zuvor. kussionen werden mit einem kurzen «Das ist so vor- geschrieben», unterbunden. Bestellung aufnehmen, «Der Samstag war immer ein guter Tag» wird einer ausführen, einkassieren, Bestellung aufnehmen, der Helfer nach dem Abbruch des Standes sagen ausführen, einkassieren... und die anderen werden wissend nicken, bevor sie Der Kassenchef kann zwischen Depot und Stand sich zuprosten und der Dankesrede des Leistpräsi- gar nicht so schnell hin und her springen, wie neues denten zuhören. Wenn dann irgendwann tief in der Wechselgeld benötigt wird. Die Kisten mit dem ge- Nacht die Bänke und Tische, Zapfanlage und Zelte brauchten Geschirr quellen über, ununterbrochen abgeholt sind, werden sich alle begeistert ein Wie- rollt der Nachschub aus dem «Einstein» an. Die dersehen im nächsten Jahr wünschen – bevor sie Stimmung unter den Helfern im Stand ist hochkon- sich bereits voller Vorfreude auf den Heimweg ma- Als letztes besuchte uns der griechische Künstler zentriert, aber herzlich, das meistgehörte Wort hin- chen. Eben: The same pocedure as every year. babü Giorgos Saltaferos, welcher hier fast täglich an sei- ter dem Tresen ist an diesem Abend «Ent- nen Bildern zum Thema «Aare» arbeitete und auch schuldigung», weil man sich in der Hektik und Enge einige Bilder aus Griechenland ausstellte. Seit ei- des Standes unbeabsichtigt immer wieder gegen- niger Zeit setzt er sich mit dem Element Wasser seitig in die Quere kommt. auseinander, hat in Athen eine grosse Ausstellung «Der Freitag ist immer der härteste Tag», wird einer mit Meerbildern gemacht und versuchte nun, die der Helfer am Ende des Abends sagen und die an- Strömungen, die Rhythmik und die Farben unseres deren werden wissend nicken, bevor sie sich er- Flusses auf die Leinwand zu bringen. schöpft, aber zufrieden auf den Heimweg machen. Zwei grosse Acrylbilder sind entstanden und es The same procedure as everey year. hätten durchaus mehr sein können, wäre die Alt- stadt nicht so sehr geeignet, um spannende Be- «Auf dem Höhepunkt: Das Ende» gegnungen zu schaffen. Unzählige Leute haben Am letzten Tag des Buskers ist der Aufbau im und sich von den Wasserbildern angezogen gefühlt, vor dem Stand im Handumdrehen erledigt, selbst haben die Kunst bestaunt und die Diskussion mit das doppelseitige Klebband klebt sich wie von dem Künstler gesucht. selbst auf die Tischplatten. Fast schon spielend wird Das Zusammenfalten des Zeltdachs verlangt Ge- Auch für mich war es schön, diese südländische nach den Erfahrungen des Freitags der Andrang der schicklichkeit Kreativität von Giorgos und die Frische des Was- sers im Rücken zu spüren. Eines der hier entstan- denen Bilder hat mich dermassen fasziniert, dass es nun in meiner Immolounge an der Kramgasse 5 hängt und weiterhin von allen durchs Schaufenster bestaunt werden kann.» Nicola Schneller

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Leist der Untern Stadt Kontaktadresse: Postfach 570, 3000 Bern 8 LUS-Agenda 2014 «LOFT47», wo Kunst als Selbst- – Seien Sie dabei! Verständlichkeit gelebt wird Liebe Leser, wir möchten Ihnen diesmal die Was passiert, wenn ein Musik- und Tanzpädagoge und ein Kunstpädagoge sich zusammen- Agenda mit ihren vielen Anmeldemöglich- tun und jede Menge Gestaltungsdrang und Begeisterungsfähigkeit mitbringen? Ihr Lebens- keiten ganz besonders ans Herz legen! Und werk unter dem Leitsatz «Jede Zeit ist die richtige Zeit» hält inzwischen bereits 35 Jahre lang wir danken allen, die auf irgendeine Art zur vielen Höhen und Tiefen stand und passt sich flexibel allen sich verändernden Bedingungen «läbige Altstadt» beitragen! und Zeitströmungen an.

11. November der LUS besucht die Kunsthalle Bern Die Parterre-Fassade an der Postgasse 47 besteht ei- schnell klar geworden – und sie haben diese auch gentlich nur aus grossflächigen Türen und lässt da- mit der ihnen eigenen Energie umgesetzt. Ein Blick hinter die Kulissen; Anmeldung hinter zu Recht einen weiten Raum vermuten. Er erforderlich ([email protected] oder diente im 18. Jahrhundert als Stall für die Postpferde Vorkurse für staatliche Hoch- und Berufsschu- [email protected] ) der Von-Fischer-Post vis-á-vis im heutigen Gebäude len oder zweiter Bildungsweg 27. November der Schule des Detailhandels. Zweihundert Jahre Das Studio HC im LOFT47 begann als freie Aka- später fanden hier unter anderem auch die Pfadfin- demie für Musik, Tanz und bildende Kunst. Als eine Gesucht: Flohmarkt-Ware der ein Betätigungsfeld. Dann, 1979, suchte der rein private und nicht subventionierte Institution Hans Gurtner und Nelly Steiner möchten am Hauseigentümer, die Studentenverbindung «Con- war sie einzig in der Schweiz mit dem Konzept Erstadventssonntag in der Postgasse einen cordia», nach einem neuen Mieter. Als Henry Car- einer fächerverbindenden Ausbildung. Sie bot und Flohmarkt zugunsten der LUS-Seniorenweih- ling und Rudy Lanz die Ausschreibung entdeckten, bietet all denjenigen, die unabhängig von Alter und nacht in der Spysi durchführen und rufen un- fanden sie ihren Pfad in die Postgasse. Die beiden Vorbildung Lust oder den Drang verspüren, Kunst sere Leserinnen und Leser auf, ihnen Kunstpädagogen hatten von Beginn an ein uner- zu ihrem Beruf zu machen, einen Bildungsweg an, Raritäten, Kuriositäten, Kostbarkeiten aller schütterliches Vertrauen in ihr Projekt – und hier, auf welchem sie sich sowohl praktische Basiser- Art (ausser: Schuhe, Herrenanzüge, abgetra- im LOFT47, wie sie es nannten – begann seine fahrungen als auch theoretisches Fachwissen an- gene Kleider, Bücher, die weder für Kinder grosse Zeit, obschon der damalige Hausverwalter eignen und Musik (Klavier- und Geigenunterricht), noch für Bernliebhaber von Interesse sind), die meinte: «Die mache’s öppe drüü Monet…». Wie Tanz (Modern- Street- und Jazz), Kostüm- Masken- sie entbehren können, vorbeizubringen. Abge- sehr sie die Nase aber im Wind ben können Sie die Ware bei Nelly Steiner, hatten, sah und hörte man be- Postgasse 42, am 27. November ab 18.00 Uhr reits an der Eröffnungsfeier. Sie hatten eine Punk-Rock-Band 30. November aus der Region engagiert, da- Neu: Flohmarkt am Erstadventssonntag mals ein absolutes Novum in in der Postgasse Bern. Noch am selben Abend kam die Polizei «zu Besuch» Haben Sie Lust beim Einrichten und am Ver- und bat im Namen der gegen- kauf eines weihnächtlichen Flohmarktes zu- überliegenden Antonierkirche, gunsten der traditionellen Seniorenweihnacht die Ruhestörung zu beenden. in der Spysi mitzumachen? Hans Gurtner und Klar hat man sich später als Nelly Steiner suchen sechs Helfer/Innen. gute Nachbarn dann arran- Anmeldung bei Hans Gurtner giert… [email protected] Erste Hälfte Dezember An die Anfänge in ihrer Woh- nung an der Kramgasse denken Traditionell: Güetzibacken für die die beiden kaum zurück. Ihr LUS-Seniorenweihnacht Blick und ihr flexibles Wesen Hans Gurtner sucht Güetzibäcker/Innen, ist offensichtlich auf die Ge- deren Güetzi er in Säckli abgepackt traditions- genwart fokussiert – und das gemäss jedem Teilnehmer der (von ihm orga- hat sich ausbezahlt. Ihnen sind Die ehemaligen Stallungen der Von-Fischer-Post mit heutiger Türen- nisierten) Seniorenweihnacht in der Spysi die Zeichen der Zeit immer Fassade an der Postgasse 47 neben den Teller stellt. Falls ein Rest bleibt, werden diese direkt während des Anlasses «verschmaust». Leider fällt ab heuer sein bis- heriger Güetzilieferant aus, die Seniorenresi- teo jakob denz Nydegg, da diese ihre Pforten für immer schliesst. Güetzibäcker/Innen können sich bitte Teo Jakob AG MÖBEL melden bei [email protected] Gerechtigkeitsgasse 25 BÜROMÖBEL 3000 Bern 8 OBJEKTMÖBEL LEUCHTEN 15. Dezember [email protected] TEXTILIEN www.teojakob.ch LUS-Seniorenweihnacht in der Spysi PLANUNG UND INNENARCHITEKTUR

Noch ruht die Deko für die LUS-Seniorenweihnacht im Spysi-Archiv und wartet auf ihre Wiederbelebung durch Hans Gurtner und sein Team. Übrigens: Auch die neuen Güetzibäcker/innen werden den LUS zu LUS(T) machen! ZB BrunneZytig, 12. September 2014 AUSDENLEISTEN 27

Bühnenbildnerei und Malerei zur «Auftrittsreife» Dafür eignet sich der LOFT47 wunderbar. Gerade bringen können. Vor allem in den 80er-Jahren, noch freiberufliche und selbständige Künstler an Klein- bevor die Bologna-Reform die staatlich institutio- kunstbühnen und in Alternativprojekten können nalisierten Akademien organisatorisch umkrem- sich so berufsbegleitend fachspezifisches Basiswis- pelte, war das Studio HC eine beliebte und sen erarbeiten oder ergänzen. Was den Wandel der erfolgreiche Plattform, wo der angehende Student Zeit betrifft, so betont Henry Carling: «Wer heutzu- sich in den Vorkursen auf die Aufnahme-Prüfungen tage Kunst als Beruf ausüben und auch überleben vorbereiten und sich klar werden konnte, welche der will, braucht zusätzliche Kenntnisse in Selbstmana- Künste sein ganz eigenes Potential an Kreativität so gement. Auch das bieten wir an.» zum Ausdruck bringt, dass sie ein Berufsleben zu In den 90er Jahren fand mit der Fitnessbewegung (er-)füllen vermag. eine grosse Angebots-Erweiterung innerhalb der «Körperkultur» statt. Das LOFT 47 hatte wiederum Heute bieten die Kurse eine kulturelle Allgemein- die Nase vorn und bot als erstes Studio in Bern Ae- bildung für alle, die Kunst zum Mittelpunkt ihrer robic-Kurse an. Im Lauf der letzten Jahre erarbei- Freizeit gemacht haben, sich in einem (Berufs- und tete Henry Carling aus den unzähligen neuen Lebens-) Richtungswechsel befinden, oder sich den Fitness-Konzepten ein eigenes, auf den jeweiligen Ein- oder Übertritt in eine Kunst-, Musik- oder Teilnehmer und seine Befindlichkeit individuell an- Theaterschule oder in ein Lehramt erleichtern wol- wendbares Programm, das dreistufige HC Bodys- len. Es werden auch Praktika in den verschieden- tyling System (Beweglichkeit, Kraft, Entspannung). sten Kunst-Sparten wie Film, TV, Musical, Theater etc. vermittelt. Der Berner Armani-Shop Henry Carling – Musik- &Tanzpädagoge und Fit- Trotz aller Leidenschaft für ihre Akademie und ihre nesstrainer im Studio HC an der Postgasse 47 Freizeit- und berufsbegleitendes individuelles eigene künstlerische Tätigkeit, wollten Lanz und Coaching Carling nie nur alles auf eine einzige Karte setzen. konnte, wechselten sie an die und Nach «Bologna» verlagerte sich die Ausbildung des Schon in ihren Anfängen führten sie – als eigene schliesslich an die Gerechtigkeitsgasse 11, in das Studio HC vor allem in den privaten Bereich, die Quersubventionierung – ein Geschäft für Tanzbe- heutige «elf11eleven». Form der Kurse hat sich verändert, geblieben sind kleidung an der Waaghausgasse, in welchem sie zu- die fachspezifischen Inhalte, und die Möglichkei- erst Tanzbekleidung anboten. Als nächstes Wollen Sie mehr wissen und sehen, dann besuchen ten für die Teilnehmer, in Gruppen oder im indivi- eröffneten sie einen grösseren Sport- und Ballett- sie die Homepages der beiden: duellen Coaching-Programm die eigene Künstler- shop im Holländerturm und brachten gleichzeitig www.studio-hc.com; www.myartoflife.biz und persönlichkeit zu fördern, eigene Werke zu erschaf- das Designer Label Giorgio Armani mit einer ex- www.just11eleven.jimdo.com fen und diese regelmässig mittels Performances und klusiven Boutique an die . Kurz bevor Ausstellungen einer Öffentlichkeit zu präsentieren. die sie die horrende Ladenmiete in den Ruin treiben Es gibt da noch einiges zu entdecken! ZB

«Loft 47 – Studio HC», multifunktioneller Raum für Kurse, Training, Tanz, Rudy Lanz – bildender Künstler und Kunstpädagoge im Armani-Shop Malerei, Ausstellungen und einiges mehr… «elf11eleven» an der Gerechtigkeitsgasse 11 28 AUSDENLEISTEN BrunneZytig, 12. September 2014

Rathausgass-Brunngass-Leist Kontakt: Edi Franz, Postfach 405, 3000 Bern 7 Einkleiden, einrichten und einseifen Ein Besuch beim vielseitigen Familienunternehmen Steiger Santuomo an der Rathausgasse 34

Mein Interview mit dem Familienunternehmen findet sich in einem schmalen länglichen Raum die «Secondo und Butterbrot» fand auf zwei Vintage- Damenbekleidung, dazwischen gestreut sind be- Coiffeur-Drehstühlen statt. Ich warf mich in den gehrenswerte Objekte aus den 70er Jahren. Über- einen, wirbelte etwas herum, während die Tochter all gibt es Sitzgelegenheiten, so wirkt der Raum Delia stehend ihrer Mutter Nadia im anderen Coif- wie ein einladendes Wohnzimmer, wo man sich feur-Stuhl ihre langen, schwarzen Haare ausspülte. gerne niederlässt, Kleider ausprobiert und die Her- Delia hat nämlich am Februar dieses Jahres im kunft der einzelnen Objekte erforscht. Der hintere «Secondo und Butterbrot» ihren Coiffeursalon Teil mit Coiffeursalon, Männermode, Kinderklei- «Deluxe Hair» für Damen, Herren und Kinder er- dern und einer Brocante befindet sich unter der öffnet. Während ihre Mutter dann mit noch etwas verglasten Innenhof-Terrasse der Rathausgasse 34. nassen Haaren eine Kundin bedient, erläutert uns Während wir das Gespräch führen, sieht man auf die 21-jährige Tochter das einzigartige Geschäfts- der milchfarbenen Glasdecke Menschen schatten- modell des Familienunternehmens: «Hier kann haft durchhuschen oder an einem langen Tisch Platz man herkommen, um sich einzukleiden, sich mit nehmen. originellen Möbelstücken und Accesoires aus den 70er Jahren einzurichten und die Haare zu pflegen, Unterdessen habe ich mich am Ende des 27 Meter Delia Zähner Santuomo, Inhaberin des Coiffeur- waschen, schneiden und zurechtzumachen.» langen Raums auf eine zum Verkauf stehende Flug- Salons «Deluxe Hair» hafensitzreihe gesetzt und mir einige Objekte ange- Ihre Mutter Nadia Steiger Santuomo hatte schon schaut, die ich gerne kaufen würde: Zum Beispiel ders sein? Dazu kommt, dass «Secondo» nur Klei- immer von einem Geschäft geträumt, in dem ihre einen kleinen Aschenbecher aus Messing in Form der im besten Zustand entgegennimmt. Viele Klei- ganze Familie eine erfüllende Aufgabe findet. Die- eines Damenschuhs, der schon an so mancher Party dungsstücke wurden zudem nur selten getragen. Die sen Traum hat sie sich nun verwirklicht. Nadia ist zur Heissglut getrieben wurde, ein leuchtend rotes Kaufmotivation ist ganz unterschiedlich: Die einen gebürtige Italienerin und Seconda. Vor 14 Jahren hat Dreirad, das schon von mehreren Kindern geritten wollen schöne trendige Kleidung tragen und nicht sie in Ostermundigen ihren ersten Secondhand- und durchgetrampelt wurde oder ein von Hand be- den vollen Laden-Neupreis dafür bezahlen, andere Laden erworben und unter dem Namen «Secondo» malter Teller aus holländischer Manufaktur, auf dem wiederum lehnen sich damit gegen unsere Weg- weitergeführt. Das Ursprungsgeschäft befindet sich schon mancher Fisch mit toten Augen dem Ver- werfmentalität auf, mit der man ein Kleidungsstück heute an der Bernstrasse 28 in Ostermundigen. Da- speisen entgegenstarrte. nur eine Saison trägt und es dann entsorgt. Wieder mals war ihre Tochter noch Zweitklässlerin und war andere kommen, weil sie die freundliche Atmo- nur gelegentlich zu Besuchen da. Letztes Jahr Doch der Hauptgrund für die Kunden, meist zwi- sphäre schätzen und sich unter den Lauben mit Aus- packte sie die Gelegenenheit beim Schopf, neben schen 30 und 50, sind Kleider aus zweiter Hand, lagen wohlfühlen. dem Kellergeschäft an der Kramgasse 81 ein wei- und das läuft gemäss der Geschäftsführerin sehr gut. teres Geschäfts zu eröffnen, das leichter zugänglich Die Leute schätzen Qualität, Sauberkeit, Marken Grund für dieses Wohlbefinden ist neben der wohn- ist und geräumig genug, dass ihre Tochter im Laden und Design. Es würden wahrscheinlich noch viel lichen Atmosphäre Nadia's natürliche Herzlichkeit, darin ihren ersten Coiffeursalon «Deluxe Hair» er- mehr Leute Secondhand-Kleider tragen, wenn es da Optimismus und Offenheit, die ihr als gebürtige Ita- öffnen und ihr Mann Markus das Kleidergeschäft nicht eine Hemmschwelle gäbe, Kleider zu kaufen, lienerin in die Wiege gelegt wurden und die sich mit 70er Jahre Designobjekten unter dem Namen die schon von anderen Menschen getragen wurden. hier und in ihren anderen Geschäften voll entfalten «Butterbrot» bereichern konnte. Nadia macht diese Leute jeweils darauf aufmerk- kann. Mit diesem Hintergrund sind Nadia und Delia sam, dass wir in einem Hotel ja auch auf einer Ma- nicht nur Lädelibesitzer, sondern wahre Gastgebe- Die Boutique ist von der Raumaufteilung her ein- tratze schlafen, die schon von anderen Gästen rinnen. Hier scheint die Sonne, auch wenn es regnet. zigartig: Im vorderen Teil beim Schaufenster be- genutzt wurde. Warum sollte das bei Kleidern an- drs

Nadia Steiger Santuomo, Inhaberin von «Se- Markus Steiger, Inhaber von «Butterbrot» – für Die Familie Steiger Santuomo vor ihrem Ladenlo- condo» – Secondhandkleider für Sie & Ihn Altbewährtes und Trendobjekte kal an der Rathausgasse 34 BrunneZytig, 12. September 2014 AUSDENLEISTEN 29 Brunnhöflifest 2014 Am 11. Juni 2014 fand erneut das jährliche Brunnhöflifest statt. Ein äusserst gelungenes Fest bei bester Laune und schönem Wetter, wie die nachfolgende Bilderauswahl zeigt.

18.30 noch gähnende Leere Die Sitzplätze beginnen sich zu füllen Ein richtig gelungenes Fest für Jung und Alt

Die strahlenden Gesichter des Leistpräsidenten Selbstsicherheit und frohes Lachen auf zufriede- und seiner Schwester Sandra nen Gesichtern Mit einem verschmitzten Lächeln wird am späte- ren Abend des schönen Festes gedacht

Grundsatz: nach Möglichkeit die gute Laune bis zum nächsten Jahr behalten

Herzlichen Dank allen Besuchern, die das Fest erst möglich gemacht haben und allen Sponsoren und Helfern, ohne die es ebenfalls kein Fest geben Natürlich darf auch die bisherige Crew zur Chäs- würde. Ein reich gedeckter Tisch mit Selbstgebackenem hütte nicht fehlen Christian Ed. Schmocker MULTITEX Textilreinigung D & D Leopaldi Rathausgasse 27, 3011 Bern Tel. 031 558 58 64 Die Altstadttextilpflege mit fachmännischer Beratung.

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Kesslergass-Gesellschaft Kontakt: Kesslergass-Gesellschaft, A. Hadorn, PF 614, 3000 Bern 8 Münster aktuell Ein Hauch von 1001 Nacht oder.. Die Ader zum Gold Im Münster haben die Vorbereitungen für die um- fassende Restaurierung des Chorgewölbes begon- Eine wahre Geschichte von Juwelen, Geschmeiden und allerlei Schatullen… nen. Die Arbeiten sollen rechtzeitig bis zum fünfhundertjährigen Jubiläum der Vollendung des Chorgewölbes 2017 abgeschlossen sein. Es war einmal eine ausserordentlich begabte junge Hochkarätig… Frau, deren Liebe sich unbeschreiblich und voller oder die Wertigkeit von Materialien im Verständ- Hingabe für ihn anfühlte, zu dessen Aura sie sich nis des Goldschmiede-Handwerks und 'es ist nicht förmlich hingezogen wähnte und nicht umhin alles Gold, was glänzt'. Damit verarbeitetes Gold konnte als ihn fortan an ihrer Seite erleben zu dür- als ebensolches verkauft werden darf, muss es fen. Seit 20 Jahren sind sie nun vereint, sie, Clau- einen bestimmten Mindest-Goldgehalt aufweisen. dia Neuburger, von Beruf Goldschmiedin im Je nach Regelung diverser Landesregierungen gel- eigenen Geschäft heute am Münsterplatz, an der ten Grenzwerte von 8 bis 18kt mindestens für Münstergasse 30 in der geschichtsträchtigen Alt- Goldlegierungen gegenüber Feingold (24kt; 999 stadt von Bern und er: Promille). Weltmarktpreise für u.a. Gold, Silber, Platin, Palladium, Edelsteine müssen auch unter dem Aspekt der weltweiten Wechselkurse be- trachtet werden. Als weitere Bestimmungshilfe für den Feingehalt des verwendeten Edelmetalls, soll die sogenannte Punzierung erwähnt werden. Mit Nomen est omen denkt man unwillkürlich, schlen- dieser verbindlichen Prägung zum Beispiel 18 C, dernd vom Münsterplatz herkommend oder en 0.750 auf einem Unikat aus dem Goldschmiede- passant per Münstergasse stadtabwärts, unvermit- Atelier 'Punctum Aureum', können wir uns – even- telt den verführerisch blinkenden Auslagen von tuell unter Verwendung eines Vergrösserungs- 'Punctum Aureum' unter den Lauben erliegend; glases – selber von der Beschaffenheit eines Werk- über sich der einprägsame Schriftzug mit dem 'gol- stückes Aufschluss geben lassen. den-round-point' zwischen Punctum und Aureum, goldener Punkt eben.

Foto Andreas Brechbühl

Doch so wie auf dem Bild ersichtlich, werden das Chorgewölbe, das Chorgestühl und die prächtige, weltweit berühmte Chorverglasung aus dem 15. Jahrhundert für 3 Jahre nicht mehr zu erblicken sein, sondern hinter einer Bretterwand verschwinden.

Sesam öffne dich… Aus der Distanz als veritable Münsterplatz-Spie- oder der verblüffende Moment beim Entfalten des gelbilder erlebt, werden wir uns der handwerkli- scheinbar zweidimensionalen Visitenkärtli aus chen Köstlichkeiten hinter der Spiegelung der dem Spender gleich neben dem Ladeneingang. Es sichernden Verglasung nun erst gewahr. Tausend- lässt unschwer den Bezug zum Inneren des undeine Nacht grüsst und ist ganz nah, für 'Punctum Aureum' erahnen. Ist doch die Wirkung Schmuckliebhabende, die sich gerne Schmücken- der als Triptychon gestalteten Karte gleichermas- den oder all jene, welche sich gerne, halt ohne Mit- sen Synonym für das innere Konzept einer ausser- tel, an gluschtigen Auslagen eine Freude bereiten gewöhnlichen Ambiance des einladenden Laden- Foto Beat Schwaller vermögen. und Werkstattbereiches, stilsicher empfunden in allen Belangen, vom Louis Philippe Sitzmöbel im Bereits anfangs August ist mit umfangreichen Ge- Eingang bis hin zu den feinfühlig bestückten Vi- rüstarbeiten begonnen worden. Hermann Häberli, trinen und Auslagen. Wir spüren unschwer die Ver- Münsterarchitekt; Annette Loeffel, Stv. Münster- bundenheit von meisterlicher Goldschmiedekunst architektin; Peter Völkle, Steinbildhauermeister zu den 'pensées d'intérieur' oder eben die Liebe und Betriebsleiter Münsterbauhütte sowie Martina zum Detail von Claudia Neuburger und ihrem Gasparini, Architektin und Administration, werden Team. mit ihren Teams das anspruchsvolle und aufwän- dige Vorhaben fachkundig an die Hand nehmen und begleiten. sw

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Handwerk hat golde- gepasst. Dann werden die einzelnen Teile zusam- nen Boden… mengelötet. Zum Schluss werden die Steine ein- oder Handwerk bei der gefasst, die Rotgoldflächen entsprechend matt Arbeit; das belegt die geschliffen und die Perlen unten eingehängt. Die Momentaufnahme die- subtilen Farbschattierungen der Edelsteine und ses jungen Mannes, der Perlen im Dialog mit dem Goldschmiedehand- sich als Lehrling von der werk, geben diesem Schmuckunikat seine eigen- Pike auf in der Kunst ständige Note. des Goldschmiedes aus- bilden lässt. Dazu ist er bei Claudia Neuburger gerade richtig. Als Gold- schmiedemeisterin ist sie seit 15 Jahren als In- struktorin für Gold- schmiedelehrlinge tätig und noch heute Prü- fungsexpertin für ange- hende Goldschmiede. Als Geheimtipp an un- sere Leserschaft sei ver- raten, dass den Gold- schmieden aus nächster Nähe – nämlich vom seit- kunde ich gerne ferne Länder und lasse mich durch Der Verschluss mit den drei Rosen, welcher aus lichen Münstergässchen her – durch die Fenster deren Fremdartigkeit inspirieren. Meine letzte Rotgold gearbeitet ist, bildet in der Tahiti-Perlen- über die Schulter geguckt werden kann. Reise führte mich mit dem Mountainbike durch Kette den eigentlichen Mittelpunkt; er ist Funktion Costa Rica, dann per Bus nach Nicaragua und von und Schmuckelement in einem. Das exklusive Interview dort ging es wieder südlicher Richtung nach Ko- Spontane Gratulation zur 20jährigen Selbstän- lumbien, wo mich unter anderem meine erste digkeit beim 'Goldschmieden' an Sie, Claudia hochalpine Tour auf 5200m ü.M. führte… Wie steht es um die Zukunft des Goldschmiede- Neuburger und Ihr Team! – Wie können Sie uns handwerks, die Infrastruktur von Lehrstellen und den Lebenslauf, den Curriculum Vitae von Als kleiner Schmuck-Knigge – sozusagen frisch das Interesse von jungen Menschen an diesem 'Punctum Aureum' kurz zusammenfassen? aus der Schatulle – offenbaren Sie uns bitte kurz Beruf? Geschäftsgründung: September 1993, Standort den Werdegang und die Beschaffenheit der zwei Es gibt immer wieder einige junge Menschen, wel- Postgasse 40, Geschäftseröffnung am 25.02.1994, abgebildeten Kreationen che diesen Beruf erlernen möchten. Geduld und August 2004 Geschäftsumzug an die Münster- Hingabe sind die Essenz einer fundierten Ausbil- gasse 30 dung. Die Lehrstellen dazu sind eher rar. Zum einen ist das Goldschmieden ein Beruf, der sehr Beinahe unbeeinflusst von der digitalen Revolu- vielseitig ist, viel räumliches Vorstellungsvermö- tion unserer Gesellschaft, scheint das Handwerk gen, Ausdauer und Handfertigkeit erfordert. Das und die Tradition der Goldschmiedekunst zu über- Kreative, was viele Menschen mit diesem Beruf in dauern und das jahrhundertalte Wissen über die Verbindung bringen, kommt für mich eher erst an Runden zu bringen. Wie ist das zu erklären? zweiter Stelle. Es ist grundlegend, sich das Hand- Ich glaube, es ist die Tatsache, dass die Sprache werk mit viel Üben und Praxis anzueignen. Die des Handwerks nicht durch einen Computer per Herstellung meiner Schmuckunikate erfordert je- Mausklick nachgeahmt werden kann. Ein Werk- weils ganz individuelle, zum Teil recht technische stück, das von Hand gefertigt wurde, hat eine an- Lösungen. Das macht den Berufsalltag spannend dere, sinnlichere Ausstrahlung als ein digi ta- und abwechslungsreich, es ist das Salz in der lisiertes Stück. Es wird beseelt durch die Art, wie Suppe. es hergestellt und bearbeitet wurde, und genau das berührt schlussendlich auch unsere Kundschaft. Der schillernde Ohrschmuck ist aus Mondsteinen, Mit einem herzlichen Dankeschön an Sie, Claudia Ein solches, einmaliges Schmuckstück lebt über grünen Saphiren, weissen Brillanten, Tahiti-Perlen Neuburger, und Ihr Team verabschieden wir uns die Zeit weiter und kann als Erinnerung in der und Rotgold gearbeitet. Das Edelmetall jeder Ein- und verspüren ihn leise zwischen den Zeilen, den nächsten Generation weiter Freude bereiten. fassung wird mittels Zange, Feile und Fräser in die Hauch von Tausendundeiner Nacht. entsprechende Form gebracht und genauestens an- sw Kreativität, innovatives Gespür und ein hohes Mass an handwerklichem Ausdrucksvermögen – vom zwischenzeitlichen Engagement ganz abgese- hen – vereinen sich in 'Punctum Aureum'. Bleiben da die Entspannung, die Freizeit und der Sport nicht auf der Strecke? Den Ausgleich zum beruflichen Alltag finde ich draussen in der Natur. Vielleicht hat es eine Paral- PHARMACIE BÄREN APOTHEKE lele zum Handwerk, dass die Natur, dass das Moderne Apotheke in historischem Ambiente scheinbar 'Einfache' mir eine gewisse Balance be- Kompetent in allen Fragen Ihrer Gesundheit reitet. Ich bin viel mit meinen Freunden und dem Mountainbike in Wäldern und Gebirge unterwegs. Lukas Schwander, eidg. dipl. pharm. ETH bim Zytglogge 1 3000 Bern 7 Tel. 031 311 02 42 Wenn es mal eine längere Pause gibt, dann er- www.apotheke-baeren.ch

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