Herausgegeben von den Vereinigten Altstadtleisten 34. Jahrgang |3/ 2018

DER POP-UP SOMMER 2018 Es is das Wort des Berner Sommers 2018: Pop-up. Der aus dem Englischen entlehnte Begrif (engl. to pop up = plötzlich aufauchen, erscheinen) umschreibt trefend die veränderte Nutzung des öfentlichen urbanen Raums, von Pop-up Bern bis Pop-up Bar.

Editorial

DR NA Schon Endo Anaconda besang die schöne grüne Aare im 1996 er- schienen Song «Dr Aare na».

Und dieser Rekordsommer 2018 liess sie in Scharen kommen, die besungenen Schluchböötler mit «ihre Schluuchboot» und «Wällebrättler», die «wälle- brättle». Wochenlang herrschten Temperaturen um die 30 Grad und täglich durchquerten Pilgerströme die Matte in Richtung kühles Nass. Bei der Untertor- brücke wird geslacklint, gesurft und gesprungen. Dazwischen wird geschwommen, getaucht, auf Ein- hörnern geritten, mit Flamingos geplantscht, Heer- scharen von Gummibooten treiben zwischen ! Das Trybhouz, die Pop-up Bar im Altenbergpärkli, serviert kühle Getränke und regionale Kost aus einem umgebau- Aarebags und verschiedenstem Gummigetier. ten Container.

Die Wege werden gesäumt von Schwimmern, Jog- Der diesjährige Sommer brach Rekorde links und ligung den öffentlichen Raum am Fluss bewirtschaf- gern, Hündelern, Sonnenhungrigen und Fyrabebier. rechts. Wochenlang fiel kein Tropfen Regen bei ten und beleben. Doch der Begriff beinhaltet noch Angebote wie das Trybhouz beim Altenbergsteg Temperaturen konstant über 30 Grad. Die Schlag- vieles mehr. Er setzt ein Zeichen für ein neues Ver- oder die Aarebar hinter dem Marzili machen das zeilen berichteten vom Klimawandel, toten Fischen ständnis von öffentlichem Raum. Er beschreibt eine Aareufer zum Place-to-be nach dem Feierabend. und der Aare, wärmer als das Mittelmeer. Den Men- Beim Altenberg werden Unterschriften gesammelt schen war kaum nach arbeiten zumute und drinnen und Surfbretter gewartet. Dichtestress an der Aare? hielt es sowieso keiner aus. Die logische Folge davon: Vielleicht ein bisschen. Aber trotz Dichtestress, Kli- Alle waren irgendwo draussen im öffentlichen mawandel-Schlagzeilen in den Medien, Hochwasser- INFO AUS DEM INHALT Raum. Diese Voraussetzungen bildeten denn auch schutzmauern beim Altenberg und teilweise frag- die perfekte Versuchsanordnung für den neuen würdiger Abfallentsorgung einiger Aarebesucher Trend: Pop-up, oder ein bisschen Big-City-Life für DAS «STEUERBUCH» VON 1466: macht die Aare den Sommer in Bern. das sonst eher metropolenferne Bern. Die Kunsthistorikerin Charlotte Gutscher-Schmid hat diese erste Prunkhandschrift der Berner Oberschicht wiederent- Auf dem heissen Asphalt die Aare hinauf, barfuss Pop-up bezeichnet ein plötzliches Auftauchen und deckt und erstmals beschrieben. Seite 6. zirkelnd um Glassplitter herum, die Hitze bleischwer meint eine temporäre Installation. Ursprünglich in den Strassen Richtung Stägli. Kurz anstehen und AUTORENNSTADT BERN: Eine Ausstellung im historischen kommt der Begriff von zeitlich begrenzt bestehen- dann, endlich, den Aarebag werfen und hinterher- Museum und der Grand Prix Suisse Berne Memorial 2018 den Läden, sogenannten Pop-up Stores. Daraus ab- springen. Ein paar Züge Richtung Mitte und dann ge- erinnern an diese Zeit zwischen 1934 und 54. Seite 11. geleitet bezeichnet der Begriff, der für diesen mütlich treiben lassen bis ins Lorrainebad. Stägli 150-JAHR-JUBILÄUM KESSLERGASS-GESELLSCHAFT: Sommer in Bern so prägend geworden ist, im Rah- verwütschen und in den letzten Sonnenstrahlen ein In dieser Ausgabe erzählen wir von der «Moralitätskom- men von Pop-up Bern die vorübergehende Nutzung kühles Bier öffnen. In diesem Sinn – Merci Aare & mission» des neuen Leists und ihren Versuchen, die Un- von öffentlichem Raum, sei dies im Aufbau eines stay safe! zucht aus der Gasse zu verbannen. Seite 16. Gartens, eines Treffpunkts oder einfacher Sitzgele- genheiten. Auch beschreibt er treffend die vorüber- DAUERBAUSTELLE : Die Geschäftsleute ver- Eleonora Massini gehend am Aareufer installierten Container-Bars, zeichnen einen Kundenrückgang und die Anwohnenden Präsidentin Matteleist leiden unter dem Baustellenlärm. Seite 22. die Pop-up Bars, die mit einer dreimonatigen Bewil- 2 BrunneZytig 14. September 2018 Titelgeschichte

Zurückeroberung des Wohnumfelds über die Gren- zen des Privaten hinaus und er zeigt die Tendenz zu einem neuen Denken, weg von institutionalisierten Rahmen und hin zur Eigeninitiative für Gemeinsa- mes.

Pop-up Bern: Mitgesalten und Platz nehmen Mit Pop-up Bern startete die Stadt dieses Jahr ein Projekt, das die Nutzung des öffentlichen Raums un- terstützen sollte. Anwohnende sollten öffentlichen Raum in ihrem Wohnumfeld für eine begrenzte Zeit flexibel und einfach umgestalten können. Das war das erklärte Ziel des Projekts, welches von Stadtgrün ins Leben gerufen wurde. Unter dem Motto «Mitge- stalten und Platz nehmen» regte das Projekt Eigen- initiativen an und vereinfachte Bewilligungs- verfahren, indem Projekte so geplant wurden, dass keine Bewilligung notwendig waren und damit der lange Lauf durch die Ämter vermieden werden konnte. Die Stadt setzte damit ein Zeichen, dass öf- fentlicher Raum nicht nur genutzt werden kann, sondern dass er auch explizit genutzt werden soll – ! Reges Treiben beim Altenberg. ein Zeichen, dass Lebensraum auch ausserhalb der Beschränkung des Privaten umgestaltet werden darf. Auf Trottoires, öffentlichen Plätzen oder Grünflä- Pop-up Bars: Die seziellen Begegnungsorte kommen, sein, bleiben und gehen wie er oder sie es chen sollten mit einfachen Mitteln Gärten oder Neben dem städtischen Projekt tauchten diesen denn will. Es verwundert deshalb auch kaum, dass Treffpunkte entstehen. Sommer auch aus privaten Initiativen entstandene die neue Pop-upBar im diesjährigen «Übersommer» temporäre Angebote im öffentlichen Raum auf, allen nur so überrannt wurde. Es kam auch vor, dass, weil Fortsetzung im nächsen Jahr – auch in voran verschiedene sogenannte Pop-up Bars. Aus alle Gläser in Gebrauch, für eine Weile keine Ge- der Altsadt? umgebauten Containern wurden kühle Getränke tränke mehr ausgeschenkt werden konnten. Laut Die Regeln waren simpel: Die Umgestaltungen sollten und regionale Kost serviert. Ihr verbindendes Ele- den Betreibenden stiessen sie jedoch auch in solchen zeitlich begrenzt sein und von allen genutzt werden ment: Es waren Bars auf Zeit, die, im Gegensatz zu Situationen allseits auf Verständnis. Es sei wohl für können. Zudem sollte Müll von jeder und jedem selbst stationären Gastrobetrieben, befristete Bewilligun- sie selber am Schwierigsten gewesen, weil sie einen entsorgt und Rücksicht auf die Nachbarschaft genom- gen für den Sommer erhielten. Als gelungenes Bei- Qualitätsanspruch an ihr Projekt und sich selbst men werden. Mobiliar wie beispielsweise Stühle und spiel für eine solche Pop-up Bar greifen wir uns das stellten. Diesen Anspruch erfüllten sie aus der Aus- Tische aber auch Töggelikästen oder Blumenbeete «Trybhouz» heraus, die Bar, die am 23. Juni im Al- senperspektive voll und ganz. Positives Feedback, wurden bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Laut Clau- tenbergpärkli ihre Containertüren öffnete. Hinter gute Begegnungen mit den Anwohnenden und zu- dia Luder, Projektleiterin von Pop-up Bern, lief das dem neuen Projekt steht ein Verein aus fünf jungen friedene Gäste bestätigen es immer wieder. neue Projekt gut an. «Unter dem Namen Pop-up Bern Menschen mit einer gemeinsamen Idee: Die Schaf- konnte so eine Handvoll Projekte mit dem Ziel reali- fung eines Begegnungsorts für alle, die gerne Zeit an Die Initiative der Fünf, ein Angebot an einem Ort zu siert werden, Angebote für Aktivitäten und Begeg- der Aare verbringen, ob jung oder alt, dick oder schaffen, der geradezu nach einer solchen Nutzung nungen im Quartier zu ermöglichen.» Luder betont dünn, Proletariat oder Aristokratie – in Badehose gerufen hatte, freut nicht nur die zahlreichen Besu- weiter, dass das Projekt auf ein bestehendes Bedürfnis und Bikini sind sowieso jegliche Statussymbole un- cherinnen und Besucher. Zudem sorgt das Trybhouz eingehe. «Es sind verschiedene Anfragen an die Stadt sichtbar. Ihr erklärtes Ziel haben die Fünf mehr als auch für Belebung und damit für eine erhöhte öf- erfolgt, was zeigt, dass Bedürfnisse da sind, den öf- erfüllt. Man kann das Ambiente im Trybhouz nen- fentliche Sicherheit. Und es zeigt, dass durch die Ini- fentlichen Raum verstärkt zu nutzen und mitzugestal- nen wie man will, ein gewisses «Je-ne-sais-quoi», tiative Weniger ein signifikanter Mehrwert für die ten.» Für das Jahr 2019 ist denn auch klar: «Die Stadt ein bisschen Italianità, Savoire-vivre im Altenberg- lokale Gemeinschaft geschaffen werden kann. Um wird Anwohnerinnen und Anwohner auch weiterhin pärkli, und alles in typisch-bernisch unkomplizierter es in den Worten von Pop-up Bern auszudrücken: dabei unterstützen, sich öffentliche Flächen anzueig- Manier. Die Stimmung ist schön, die Begegnungen Hier wurde in bester Weise urbaner öffentlicher nen, sie zu gestalten und zu nutzen.» Aufgrund der unbezahlbar. Raum «mitgestaltet und Platz genommen.» Man ver- beschränkten Platzverhältnisse in der Altstadt ist al- gewissere sich selbst, denn das Trybhouz hat noch lerdings bis anhin der Fokus nicht auf diesen Stadtteil Das Angebot vom Trybhouz ist einfach: Lokales Aa- bis am 21. September geöffnet. gelegt worden. Fragen und Ideen von Bewohnenden rebier und andere kühle Getränke gepaart mit re- sm der Altstadt könnten aber jederzeit bei Pop-up Bern gionalen Speisen zu fairen Preisen. Konsumzwang, eingereicht werden, so Luder. und auch anderen Zwang, gibt’s nicht. Wer will kann

PRAXIS REBALANCING an der 30

dipl. Uhrenmacher TOTALAUSVERKAUF • Faszienmassage bis 16. Oktober 2018 • Körpertherapie Rebalancing wegen Geschäftsschliessung • Schmerztherapie nach Liebscher und Bracht Ich danke meiner Kundschaft für die langjährige Treue Öffentlicher Vortrag am Freitag, 12. Oktober2018 14, 3011 Bern, Tel. 031 311 12 60 um 19 Uhr in der Praxis. Herzlich willkommen www.praxisrebalancing.ch BrunneZytig 3 Läbigi Altstadt 14. September 2018

LIEBE LESERINNEN UND LESER

Unsere Titelgeschichte wie auch unser Editorial be- Von aussergewöhnlichem und bleibendem Wert hin- neZytig wird dieses Projekt, das auch von den Ver- schwören noch einmal diesen ausserordentlichen gegen ist eine reich bebilderte Handschrift aus dem einigten Altstadtleisten unterstützt wird, begleiten Sommer, in dem Bern, was Temperaturen und Le- Jahre 1466, in Auftrag gegeben von der Berner und immer wieder darüber berichten. Wie Sie sich bensgefühl anging, ganz weit südlich zu liegen Stadtregierung. Dieses sogenannte Udelbuch ist das ganz persönlich an diesem Projekt beteiligen kön- schien. Die Menschen nahmen das Angebot der erste erhaltene Exemplar einer weltlichen Buchma- nen, erfahren Sie auf Seite 14. Und noch ein An- Stadt an – und eroberten den öffentlichen Raum in lerei in Bern. Und sie wurde noch nie publiziert. Die gebot an Sie, liebe Leserinnen und Leser: bislang unbekanntem Masse. Pop-up Bars sprossen Kunsthistorikerin Charlotte Gutscher-Schmid ändert Veranstalten Sie doch ein Hauskonzert mit Musik- aus dem Boden und fanden sogleich ihr Publikum das jetzt. Nach jahrelanger Forschung hat sie ein studierenden der Fachhochschule für Künste! Im in überreichem Masse. Buch darüber geschrieben, das im Oktober erschei- Rahmen ihres Wahlfachs «Salon- und Kellerkon- nen wird. Auf den Seiten 6 und 7 führt sie uns zertchen» wollen die Studierenden Musik zum Pu- Alles gut also? Mitnichten – zeigten Anfang Septem- durch Buch und Bilderwelt. blikum bringen – auch an ungewohnten Orten. Wie ber die Recherchen der Tageszeitung Der Bund. Da- das geht, lesen Sie unten auf dieser Seite. nach stört sich die Berner Gastroszene an den In der letzten Ausgabe der BrunneZytig haben wir unterschiedlichen Gebühren, die temporäre Bars als Erste über die baugeschichtlich wertvollen Funde Last, but not least: Aus der Kramgasse verabschie- und normale Restaurants mit Aussenbestuhlung berichtet, die bei den Umbauarbeiten im Morellhaus den sich demnächst gleich zwei bekannte Gesichter. zahlen. Zu günstig kämen die Pop-ups weg. Der entdeckt wurden. In dieser Ausgabe ist das Morell- Nach fast 13 Jahren tritt der Leiter des Einsteinhau- Wirteverband der Stadt Bern und Umgebung for- haus wieder Thema – aber aus einem höchst uner- ses, Jürg Rub, in den den Ruhestand, Seite 4. Franz derte in dem Zeitungsbericht gleiche Rahmenbedin- freulichen Anlass: Ein Feuer zerstörte den Dachstock Skala tut es Rub gleich und schliesst nach 26 Jahren gungen für alle Gastronomen. Was das für die des Hauses aus der Barockzeit. Über den Brand und sein Uhren- und Schmuckgeschäft, Seite 24. Zukunft der Pop-up Bars bedeuten könnte, ist die Schäden, die er anrichtete, erfahren Sie mehr offen. Und löst diese Forderung auch die Probleme auf Seite 8. Apropos Geschichte: Im dritten und letz- Das Team der BrunneZytig wünscht Ihnen jetzt jener Restaurants, die – wie das Chun Hee in der ten Teil unserer Serie «Wem gehören die Lauben?» wieder viel Spass beim Lesen der neuen Ausgabe – Münstergasse – nur über einen kleinen bewilligten erfahren Sie auf Seite 9 bis 10, was Geschäfts- und und einen goldenen Herbst! Aussenbereich verfügen und die deshalb im Som- Restaurantinhaber unter den Lauben tun dürfen und mer in grosse finanzielle Bedrängnis kommen? Am lassen müssen. Barbara Büttner, Chefredaktorin Protest des Wirteverbandes merkt man zumindest: Der aussergewöhnliche Sommer 2018 ist definitiv Ganz aktuell: Das Projekt «Nachbarschaft Bern» ist vorbei. in der Altstadt und der Matte angelaufen. Die Brun- direkt Erlebbare, das Lokale und Private. Selbstge- machtes und Überblickbares erhält eine neue Be- deutung. Für den Musikbetrieb heisst das: AUF BESTELLUNG MÖGLICH: SALON- UND Konzertchen im Wohnzimmer, in der Küche, Publi- kum auf dem Sofa oder Küchenschemel; Konzert- KELLERKONZERTCHEN IM EIGENEN HEIM chen vor Ort, sei’s im Blumenladen, im Hauseingang Die Musik-Studierenden sind längs nicht mehr am Konservatorium an der Kramgasse, aber im oder beim Nachbar im Keller. eben beginnenden Semeser soll sich das kurzzeitig ändern. Studierende kommen in die Altsadt Jetzt ist die Beteiligung der Bewohner der Unteren zurück, als Gäse, zum Spielen. Nicht auf Plätzen und in Lauben, nicht auf Bühnen und Bretern, Altstadt gefragt. Erwünscht sind Privatpersonen als aber bei Ihnen zuhause, wenn Sie das möchten, im Treppenhaus oder im Keller, im Wohnzimmer Gastgeber oder Geschäftsleute, die sich vorstellen oder dort, wo Sie es eben anbieten, wo Platz is für zwei-drei MusikerInnen mit ihren Flöten und könnten, ihre Räume mit einem Konzertchen zu Klarineten und für ein kleines Publikum. Wie kommt’s dazu? veredeln. Alles Weitere wird mit den drei Dozenten abgesprochen, den Gegebenheiten und Bedingungen Im Fächerkanon der Hochschule für Künste enthält angepasst. Zu betonen ist, dass den Gastgebern keine der Fachbereich Musik das Wahlfach Musikvermitt- Kosten entstehen, die Auftretenden spielen im Rah- lung. Barbara Balba Weber ist die leitende Professo- men ihres Studiums, also ohne Gage; gegebenenfalls rin, und, für das aktuelle Projekt nicht unwichtig, werden infrastrukturelle Mittel von der Hochschule selbst Altstadtbewohnerin. zur Verfügung gestellt. Zudem behalten die Gastge- ber die Agenda in der Hand, sie wählen das Datum Musikvermittlung beschäftigt sich mit Fragen der der Durchführung, bestimmen, ob das Konzertchen Konzertpraxis im weitesten Sinn, forscht und wirkt öffentlich oder für die eigenen Freunde stattfinden konzertpädagogisch, thematisiert Musik in Medien, soll und wählen die Anzahl der ZuhörerInnen. in Schulen, will Leute verschiedenen Alters und ge- sellschaftlicher Herkunft ansprechen, neugierig ma- Wie ist das weitere Vorgehen? Schicken Sie Ihre Kon- chen und Verständnis fördern für ungewohnte taktangaben an [email protected], sie Hörerfahrungen. Konkret heisst das: Das Publikum ! Barbara Balba Weber ist Initiantin und Vermittlerin wird den Kontakt aufnehmen, mit Ihnen Bedingun- an Konzertorte locken einerseits, die Musik zum Pu- zwischen Hochschule und Wohnzimmer. gen des Ortes und Ihrer Gastfreundschaft abspre- blikum bringen andrerseits, dorthin, wo Publikum chen, Stilrichtung, Grösse des Ensembles und den ist, sei es auch an kunstentfernte Orte. beteiligten StudentInnen mit kleinen Konzertpro- Termin des Konzertchens individuell vereinbaren. grammen, die den jeweils zur Verfügung gestellten Angestrebtes Ziel ist, zwischen dem 1. und 16. De- Salon- und Kellerkonzertchen ist Titel und Pro- Räumen angepasst werden. zember 2018 zehn-zwölf Salon- und Kellerkonzert- gramm des ausgeschriebenen Wahlfachs. Unter der chen durchführen zu können, mal hier, mal dort und Leitung von Barbara Balba Weber, einem Dozenten Sie reagieren damit auf den vielerorts sichtbaren eins bei Ihnen. Tönt doch gut! aus dem Fach Jazz und einem vom Fach Musikim- Trend der Re-Lokalisierung. Als Gegenbewegung zu ig provisation experimentieren die fünfzehn am Kurs Globalisierung und Digitalisierung setzen sie auf das 4 BrunneZytig 14. September 2018 Läbigi Altstadt

ERFOLGREICHE JAHRE: JÜRG RUB GIBT DIE LEITUNG INFO IMPRESSUM DES EINSTEIN-HAUSES AB Fas 13 Jahr lang pendelte Jürg Rub zwischen seinem Wohnort Oberhofen am Thunersee und Die «BrunneZytig» wird von den Altstadt - leis ten gemeinsam gestaltet. Unter den Leist - seinem Arbeitsort, dem Einsein-Haus in der Kramgasse 49. Mit fas 70 Jahren trit er Ende Jahr rubriken finden Sie auch leistinterne Informationen. in den wohlverdienten Ruhesand. Das Einsein-Haus is in dieser Zeit zu einem richtigen Renner

VERANTWORTLICH FÜR DIE HERAUSGABE: für ausländische Tourisen geworden. Die Besucherzahl hat sich fas verdreifacht. Vereinigte Altstadtleiste Bern; Chefredaktion: Barbara Büttner [email protected] REDAKTION LEIST DER UNTERN STADT: Iris Gerber (ig), Zahai Bürgi (ZB) REDAKTION KESSLERGASS-GESELLSCHAFT: Beat Schwaller (sw), Claudia Engler (CE) REDAKTION RATHAUSGASS-BRUNNGASS-LEIST: Edi Franz (ef) REDAKTION KRAMGASSLEIST: Barbara Büttner (babü), Evelyn Kobelt (koe), REDAKTION MATTE-LEIST: Sophie Muralt (sm)

KOORDINATION, INSERATEANNAHME, PRODUKTION: Druckerei Weiss GmbH, Claudia Weiss und Pascale Thomann-Weiss, Kalchackerstrasse 7, 3047 Bremgarten/BE, Tel. 031 301 22 79, [email protected] ISSN2235-1531, www.altstadtleiste.ch

JAHRES-ABONNEMENTS-BESTELLUNG Preis: Fr. 20.–. Bestellung bei Druckerei Weiss GmbH, [email protected], Tel. 031 301 22 79

LEIST-ADRESSEN Vereinigte Altstadtleiste: Sekretariat VAL, Postfach, 3000 Bern 8, [email protected], www.altstadtleiste.ch Kramgassleist: Postfach 852, 3000 Bern 8, ! Jürg Rub kennt unzählige Details aus der Berner Zeit von Einstein und vermittelt diese gerne auch den Besuchern Kontakt: [email protected], Web: www.kramgasse.ch des Einstein-Hauses. Matte-Leist: Postfach 29, 3000 Bern 13, www.matte-leist.ch, [email protected] Mit hatte Jürg Rub in seinem frühe- ten kommen sehr zahlreich und lieben die Selfies Rathausgass-Brunngass-Leist: Kontakt: Edi Franz, ren Leben nichts am Hut. Als junger Mann liess er mit Einstein im Hintergrund. Die Schweizer Besu- c/o intraform ag, Rathausgasse 76, 3011 Bern, sich zum Schrift- und Maschinensetzer ausbilden, cher hingegen geben sich eher zurückhaltend. [email protected] was damals noch hiess, dass er den Bleisatz beherr- Warum das so ist, dafür hat der Leiter keine Erklä- Leist der Untern Stadt: Postfach 570, 3000 Bern 8, schen musste. Nach Ausbildungsjahren im In- und rung. Des Lobes voll ist Jürg Rub aber für den frü- [email protected] Ausland stieg er in die grossväterliche Druckerei heren Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät: «Er Kesslergass-Gesellschaft: Kontakt: Alexander Hadorn, Paul Haupt am Falkenplatz ein, die innerhalb des brachte immer wieder Prominente und VIPs ins Postfach 614, 3000 Bern 8 Paul Haupt-Verlags ein recht autonomes Dasein fris- Einstein-Haus und war in der Kramgasse 49 wie Die nächse Ausgabe der BrunneZytig tete und seit Generationen von der Familie Rub (seit auch anderswo ein äusserst talentierter Werber für erscheint am 23. November 2018 2003 die eigenständige Rub Media AG) geleitet wird. seine Stadt und deren Schätze. Er hatte den Wert Mit der Zeit fand er das Angebot der Druckerei zu Einsteins als Bewohner Berns nie unterschätzt.» Redaktionsschluss: 2. November 2018 einschränkend und wurde selbständiger Bücherma- cher. Mit funkelnden Augen spricht er von den Dorf- Begehrte Einsein-Souvenirs geschichten oder Jubiläumsbüchern, die er her- Das kleine «Museum» im 2. und 3. Stock des schma- stellen durfte. len Altstadthauses verlangt seinem Leiter Einiges ab. Unterstützt wird er von zehn Frauen, die immer in 2005, hundert Jahre nachdem Albert Einstein mit Zweierteams arbeiten, aber sich weitgehend frei seiner speziellen Relativitätstheorie erstes grosses über die Arbeitstage absprechen. Dabei achtet Jürg Aufsehen erregt hatte, gab der damalige Leiter des Rub darauf, dass alle Mitarbeiterinnen mindestens Einstein-Hauses, der emeritierte Berner Mathematik- zwei bis drei Sprachen gut sprechen und auch Füh- professor Hermann Bürki, bei Jürg Rub verschiedene rungen übernehmen können. Von Letzteren gibt es Publikationen in Auftrag. Er wusste aber auch, dass im Sommer zwei bis vier pro Woche. Selbstver- er nach dem Jubiläumsjahr einen neuen Leiter für das ständlich sind die Mitarbeiterinnen auch für das Ein- Einstein-Haus finden wollte. Jürg Rub schien ihm der ziehen des Eintrittspreises sowie den Verkauf von geeignete Mann. Und so begann dieser, sich mit Al- Souvenirs zuständig. Letztere wurden unter der Lei- bert Einstein zu befassen. An Ostern 2006 übernahm tung von Jürg Rub eingeführt. Fast jährlich kommen er sein neues Amt als Leiter des Einstein-Hauses. neue Angebote dazu: Vom Kugelschreiber über Pins, 2006 zählte das Einstein-Haus rund 23'000 Besu- Sackmesser, Schlüsselanhänger, Magnete, bis zum cher. Im letzten Jahr waren es bereits fast 64'000. Rucksack und vielem anderen mehr. Die mit dem Davon sind 97 Prozent ausländische Touristen. Die Einstein-Logo bedruckten Gegenstände sind beliebte Popularität Einsteins ist weltweit ungebrochen. Vor Erinnerungsstück an Berns Altstadt und einen ihrer allem die Gäste aus Asien und den arabischen Staa- berühmtesten Bewohner. BrunneZytig 5 Läbigi Altstadt 14. September 2018

DER STIFTSGARTEN GRÜNDET EINEN FÖRDERVEREIN QUANTENSPRÜNGE IM INFO ZWEITEN STOCK – SIND SIE DABEI? Die Geschäfsführerin Angela Losert nennt ihn einen «Ort für Beeren, Bildung und Begegnung». Albert Ein- Inzwischen dürfen ihn viele Altsadtsaziergänger und Platformliebhaber kennen, diesen Gar- stein, seine Frau Mileva und ten am Südhang unterhalb des Münserplatzes, der sich in den letzten Jahren so ofensichtlich der erste Sohn Hans Albert verändert und erneuert hat wie kaum ein anderer öfentlicher Ort in Bern. wohnten von 1903 bis 1905 im 2. Stock an der Kramgasse 49. Die Familie hauste einfach: Wie üblich in den Altstadtgassen gab es auf der Seit 2013 entsteht hier ein «Garten Eden». Angebaut Strassenseite keine Nasszellen. Die Hausbewohnerinnen werden vor allem Obst und Gemüse, die biologisch und -bewohner teilten sich eine Küche und ein Bad hinter oder kulinarisch als Beeren gelten: Neben Johannis- dem Treppenhaus. Wohl an einem Tisch in der Wohnung und Stachelbeeren, Heidel- und Preiselbeeren sind der Einsteins wurde über physikalischen Theorien gebrü- dies auch Gurken, Kürbisse, Auberginen und Pepe- tet. 1905 veröffentlichte der 26-jährige Einstein fünf roni. Dazu meint Angela Losert: «Du musst unbedingt grundlegende wissenschaftliche Arbeiten in den «Annalen auch unsere Tomaten erwähnen, sie sind ein Ren- der Physik», darunter die Spezielle Relativitätstheorie und ner!» All dies, sowie auch verarbeitete Produkte wie die Lichtquanten-These. Für letztere Arbeit wurde Einstein 16 Jahre später, 1921, mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Konfitüren, Sirup und Chutneys, werden vor Ort und koe am Berner Märit verkauft. Die BrunneZytig berichtete schon vor drei Jahren, wie der Stiftsgarten vom über- mannshoch überwucherten, verwilderten Brachland Zu den Aufgaben des Museumsleiters gehören unter zu einer gemeinnützigen Gesellschaft GmbH und zum ! Aus dem früchtetragenden Obstgartenbereich einmal vielen anderen auch die jährlichen Einladungen und vielseitigen Begegnungsraum wurde, der vielen alten einen Blick in die Gegenrichtung – hinauf auf die Organisationen der Mitglieder-Versammlung, der und raren Nutzpflanzen eine Überlebenschance bie- Münsterplattform. Einstein-Feier mit der Verleihung der Einstein-Me- tet. daille sowie der Einstein-Lectures, Vorträge angese- Stiftsgartens in der Öffentlichkeit und zur langfristi- hener Forscher, die zusammen mit der Universität Der Arbeitseinsatz von Angela Losert und ihren frei- gen Sicherung der Mittel für den Betrieb und die noch Bern im Herbstsemester organisiert werden. (Mehr willigen Helfern war immens. Heute wird sie von anstehenden Investitionen im Stiftsgarten gründen Informationen unter www.einsteinlectures.ch). Jürg ihrer Stellvertretenden Geschäftsführerin Anneka- wir einen Förderverein.» Am 28. August war es so- Rub freut sich aber, dass man ihm organisatorisch thrin Jezler tatkräftig unterstützt. Und wer sich im weit. In der Einladung zur Gründungsversammlung immer ziemlich freie Hand gelassen hat. Der Präsi- Gärtnern auskennt oder dies erlernen möchte: Zur ist zu lesen: «Mitglieder werden können alle Personen dent und der Vorstand der Albert Einstein-Gesell- ehrenamtlichen Mitarbeit sind alle – jeweils montags – unabhängig vom Wohnort. Auch juristische Perso- schaft unterstützen das «Museum» seit eh und je oder donnerstags – herzlich willkommen. Auch Ein- nen sind willkommen. Vorgesehen ist ein Mitglieder- tatkräftig. Die Zeit im Einstein-Haus möchte Rub auf satztage für Firmen, Vereine und Schulklassen sind beitrag von CHF 50.– pro Jahr für eine Einzelmitglied- keinen Fall missen: «Es war eine schöne Zeit, und die möglich. Weitere Informationen über das vielseitige schaft. Die Startgruppe ist bereit, die zentralen Ämter zwölfeinhalb Jahre vergingen sehr schnell.» Beson- Kursangebot und die diversen Veranstaltungen sind im Vereinsvorstand zu stellen. Wir suchen weitere in- ders gefordert hat ihn in dieser Zeit nicht zuletzt der nachzulesen auf der Homepage des Stiftsgartens, die teressierte Personen für Vorstandsaufgaben.» Wasserschaden vom 14. Februar 2012. Fast ein noch viel Interessantes mehr zu erzählen hat. Oder ganzes Jahr blieb damals das «Museum» geschlossen, noch besser: Wagen Sie ganz einfach einen persönli- Wenn auch Sie den Stiftsgarten und seine Projekte bis die Sanierung durchgestanden war. Ende Jahr chen Schritt in den Garten, Sie werden ihn lieben! unterstützen möchten, finden Sie weitere Infos unter wird Jürg Rub die Leitung des Einstein-Hauses in www.stiftsgarten.ch, wo auch die Statuten und die jüngere Hände übergeben. Er freut sich jetzt auf Gründung eines Fördervereins Beitrittserklärung für den Förderverein aufgeschaltet seine neuen Freiheiten, auf Reisen, die er noch un- Jetzt soll ein weiterer Schritt gemacht werden, um sind. Wir laden Sie herzlich ein, Mitglied des Förder- ternehmen möchte, aber auch einfach auf das «nicht diesen wunderbaren Ort zu erhalten. Dazu schreibt vereins Stiftsgarten zu werden! müssen». Angela Losert: «Zur weiteren Bekanntmachung des ZB koe

Gesundheit durch Vertrauen! Herr A. Chariatte, Frau E. Engel und das gesamte Team freuen sich auf Ihren Besuch!

Zytglogge Apotheke 5 3011 Bern Telefon: 031 311 48 33 Fax: 031 311 39 93 Mail: info@zytglogge­apotheke.ch ! Ob sich hier ein Stiftsgeist als Heustock tarnt? ! Auch die Mitarbeit der Kleinsten wird gewürdigt! 6 BrunneZytig 14. September 2018 Läbigi Altstadt

ANS LICHT GEBRACHT: EIN MITTELALTERLICHES stand nun nicht mehr die organisatorische, sondern primär die repräsentative Bedeutung der Hand- BÜRGERBUCH ALS BILDERBUCH schrift: Die praktische Verwaltungsschrift des aus- 1466 liess die Berner Stadtregierung eine Verwaltungsschrif mit vielen Bildern schmücken. Die- gehenden 14. Jahrhunderts wurde 1466 zu einer Prunkhandschrift der selbstbewussten Berner Ober- ses sogenannte Udelbuch is das erse erhaltene Beisiel von weltlicher Buchmalerei in Bern. schicht! Im Herbs dieses Jahres erscheint ein Buch dazu. Die Besandesaufnahme als Rundgang durch lereiproduktion des 15. Jahrhunderts interessiert. die mitelalterliche Stadt Charlotte Gutscher-Schmids Erkenntnisse setzen Die Liste geht in allen vier Quartieren jeweils vom sich in der nun vorliegenden Publikation zu einem Zentrum der Gründungsstadt aus: vom Schnittpunkt vorläufigen Gesamtbild zusammen. Trotzdem blei- zwischen Kreuzgasse und Kramgasse, bzw. Markt- ben Fragen offen und die Autorin hofft, dass das gasse also. Es war dies der einstige Ort der Recht- Buch zu weiteren kunsthistorischen Forschungen sprechung und des Richtstuhls. anregt. Lesen Sie selbst. Die Bestandesaufnahme im kleinsten Quartier, dem Warum liess man 1466 in Bern ein «Steuer- Metzgernviertel, das die nördliche Untere Altstadt buch» so schön verzieren? umfasste und mit der nordseitigen Gerechtigkeits- Für die 1466 entstandene Handschrift existierte in- gasse anfängt, zeigt Folgendes: Jede Gasse im Udel- haltlich ein Vorbild (StAB B XII 28). Bereits 1389 buch wird durch eine geschmückte Initiale hatte die Stadt Bern in einem ersten Udelbuch die eingeleitet (Abb. 1). So heisst es etwa zu Beginn die- Namen derjenigen Männer aufgeschrieben, denen ses Abschnitts «In peter kistlers des venners vierteil. dank Hausbesitz – Udel – die Rechte und Pflichten An der meritgassen sunnenhalb hinab» (Im Quartier ! Abb. 1, Udelbuch 1466: Die Figureninitiale I befindet eines Stadtbürgers zustanden. Wie dies bei Steuer- des Venners Peter Kistler. An der nord- sich vor feiner, goldener Filigranzeichnung. Rechts der mit Deckfarben ausgeführten Initiale ist in höchst büchern üblich ist, wurde diese Liste topographisch seitig). Das erste I ist eine Figureninitiale mit einer qualitätsvoller roter Schönschrift der zugehörige Text angelegt, folgte also in den vier Quartieren der Stadt männlichen Rückenfigur in selbstsicherer Pose. Der angebracht (StAB B XIII 29, Seite 69). den Gassen hinauf und hinunter. Mann trägt top-modische Kleidung: ein kurzes Wams, eng anliegende Beinlinge und spitze Schna- Es ist kaum zu glauben: Die wunderbare Handschrift Wie kamen die Männer des Kleinen Rats der Stadt belschuhe. In ihrer extremen Form waren diese im Berner Staatsarchiv (StAB B XII 29) wurde noch Bern aber darauf, die Abschrift der älteren, unver- einst das Kennzeichen der Ritter gewesen, die nicht nie publiziert! Seit mehreren Jahren beschäftigt sich zierten und im Laufe des Gebrauchs vielfach korri- wie das einfache Volk darauf angewiesen waren, mit die Kunsthistorikerin Charlotte Gutscher-Schmid gierten Verwaltungsschrift neu anzulegen und sie ihren Schuhen auch zu Fuss gehen zu können. Der mit dem Udelbuch von 1466 und hatte ein «Aha- zusätzlich mit fast fünfzig wunderbaren und zwei- Mann im Udelbuch kombiniert diese vornehme Klei- Erlebnis» nach dem anderen. Ihr Vorteil: Sie musste fellos immens teuren Initialen zu schmücken? Auch dung mit einem Hut, wie ihn die Handwerker aber sich nicht zuerst durch einen Berg von Sekundärli- wenn diese Frage letztlich offen bleiben muss: Ge- auch die Dienstleute am burgundischen Hof trugen. teratur kämpfen, da diese gar nicht existiert. Sie genüber dem Udelbuch von 1389 scheint sich die In der rechten Hand hält er ein flatterndes Schrift- konnte in alle Richtungen denken und neue Fragen Funktion verschoben zu haben. Im Vordergrund band, das die Inschrift trägt «Anno domini 1466». erwägen, musste sich dafür aber einen weiten Blick auf ein in der Schweiz wenig erforschtes Gebiet an- eignen. Neue Arbeiten zur Buchmalerei fehlen näm- lich nicht nur in Bern, sondern auch hinsichtlich der sehr bedeutenden spätmittelalterlichen Stadt Basel.

Im frühen 20. Jahrhundert haben unsere Vorväter Grundlagenforschung betrieben, später hat sich kaum mehr jemand für die schweizerische Buchma-

marianne mi1ani couture

! ! 49 Abb. 2: Die ausschliesslich dekorative Initiale A be- Abb. 3: Auch diese Initiale beschäftigt sich mit dem CH 3011 Bern sitzt eine plastische Wirkung und unterstreicht damit damals absolut modernen Versuch, durch malerische das Bestreben der Maler, mit ihren Werken Dreidi- Mittel das Auge des Betrachters zu täuschen (StAB B Fon 031 311 01 06 mensionalität zu evozieren (StAB B XIII 29, Seite 91). XIII 29, Seite 81). [email protected] BrunneZytig 7 Läbigi Altstadt 14. September 2018

Die Udelbuchmaler als Vertreter einer neuen gasse) im Pfisternviertel und könnte über die harm- Künslergeneration lose Belustigung hinaus auch eine antisemitische Be- Das Udelbuch ist übrigens auch an drei weiteren deutung haben. In der mittelalterlichen Auffassung Stellen datiert – ein Merkmal, das zu dieser Zeit in schrieb man nämlich ebenso Juden wie Narren die der nordalpinen, fast ausschliesslich kirchlichen Ma- Unfähigkeit zu, Gott zu erkennen. lerei noch nicht häufig ist. Auch zwei weitere Cha- rakteristika weisen auf ein neues Selbstverständnis Das Udelbuch 1466 – ein Unikum für Bern und der Buchmaler hin: Vielleicht handelt es sich bei die- weit darüber hinaus sem Mann in Rückenansicht nämlich um ein ver- Die Buchmaler des Udelbuchs waren wohl zuvor in stecktes Künstlerbild des Hauptmeisters, der einige Basel tätig gewesen. Dort bestand seit der Zeit des Seiten später bei einer rein dekorativen Initiale sei- Konzils (1431–1449) eine lebendige Tradition von nen (leider überaus verbreiteten und damit nicht Buchmalerei und Kalligraphie und in Basel war dank einem Maler zuzuordnenden) Vornamen «Johannes» der Internationalität dieses Ereignisses auch bereits preisgibt (Abb. 2). Gedankengut der Renaissance eingedrungen. Das künstlerische Können und Wollen dieser später in Mit der Datierung, dem versteckten Selbstporträt Bern tätigen Maler, die nicht mehr im Dienste der ! Abb. 4. Den Höhepunkt in dieser Hinsicht bildet eine und der – vorsichtigen – Signatur zeigen die Maler illusionistische Fliege: in genau natürlicher Grösse Kirche arbeiteten, stand auf höchstem Niveau und also bereits um 1466 gewisse Anzeichen eines wiedergegeben muss man zweimal hinschauen, ob sie ist durchaus vergleichbar mit ähnlichen Aufgaben in neuen Verständnisses der Kunsthandwerker als in- nicht tatsächlich auf dem Blattrand sitzt (StAB B XIII anderen europäischen Zentren des mittleren 15. 29, Seite 229, Ausschnitt). dividuelle Künstler. Sie treten erstaunlich selbstsi- Jahrhunderts. cher auf und verweisen damit auf ein Bewusstsein, das in der italienischen Renaissance längst verbreitet Die Absicht, das Auge zu täuschen… Die am Udelbuch arbeitenden Maler scheinen Bern war, sich aber bei uns erst in der Zeit der Reforma- Zwischen den beiden genannten Initialen findet sich kurz darauf wieder verlassen zu haben. Nur wenige tion im frühen 16. Jahrhundert fassen lässt. – eingangs der Hormannsgasse (Postgasse) – ein Jahre später entstanden hier die besser bekannten Werk, das bezeichnend ist für die moderne Geistes- Stadtchroniken von Benedikt Tschachtlan (1470) haltung dieses Malers Johannes (Abb. 3). Die Initiale oder Diebold Schilling (1484/85), für die andere, A ist aus zwei architektonischen Werkstücken zu- ebenfalls auswärtige Buchmaler beigezogen wurden. sammengesetzt, die leicht quer gestellt sind und sich Charlotte Gutscher dreidimensional vor dem blauen Grund abheben. Indem sie Schatten werfen auf das unregelmässige EINLADUNG ZUR ÖFFENTLICHEN Feld hinter der Initiale, verlassen sie die zweidimen- INFO sionale Ebene der Pergamentseite. Die Malerei trügt BUCHVERNISSAGE das Auge damit auf zweierlei Weise: im Material (Stein statt bloss Farbe) sowie bezüglich ihrer Eigenschaft: Die Initiale scheint plastisch greifbar, nicht flach ge- EXKLUSIVE BILDERWELT malt. Diese Absicht eines Trompe-l’œil wird dort ganz Das Berner Udelbuch von 1466 deutlich, wo sich eine natürlich wirkende, gemalte Charlotte Gutscher-Schmid Fliege auf eine Initiale «gesetzt» hat (Abb. 4). Dienstag, 16. Oktober 2018, 18−19 Uhr im Berner … und die Freude, den Betrachter zu unterhal- Rathaus, anschliessend Apéro ten Mitglieder des Historischen Vereins des Kantons Bern können das Buch als Jahresgabe vor Ort beziehen. Neben diesen formalen Spielereien beabsichtigt die Zudem besteht besteht die Möglichkeit, die Bücher (Laden- Malerei des Udelbuchs auch eine inhaltliche Belus- preis ca. CHF 49) zu einem Vorzugspreis zu kaufen. tigung. Dies zeigt ein weiteres Beispiel: Der zweite Aus organisatorischen Gründen bitten wir um eine Maler, der sich an einer Stelle mit «Estermann» be- Anmeldung beim Staatsarchiv Bern: zeichnet, fügt bei mehreren Initialen hübsche, zu- 031 633 51 01 oder per E-Mail ([email protected]). weilen fast versteckte Aktzeichnungen ein oder zeigt lustige, manchmal erotische kleine Szenen (Abb. 5). Auf dieser kaum mehr als Buchstabe zu erkennen- Shiatsu den Initiale A steht links eine junge Frau, rechts rei- entspannt - berührt - bewegt tet ein Narr auf dem Berner Wappentier. Narr und ! Shiatsu hilft Ihnen Abb. 5: Andere Initialen im Udelbuch erzählen Ge- Bär nähern sich der Dame auf unmissverständliche schichten, die für uns heutige Betrachter nur noch teil- - besser zu schlafen weise verständlich sind. Sie haben einen feinen Humor Weise, doch offenbar nicht gegen ihren Willen, denn - besser zu verdauen und sind nie anstössig, was in anderen profanen sie hebt in koketter Geste das rosa Kleid hoch und - Schmerzen zu lindern - das Immunsystem zu stärken Handschriften der Zeit durchaus auch vorkam (StAB lässt das knallrote Unterkleid sehen. Die Initiale be- B XIII 29, Seite 189). - den Körper bewusster wahrzunehmen findet sich eingangs der Judengasse (heute: Kocher- - in der Schwangerschaft oder Menopause - Stress abzubauen

NEU in der Berner Altstadt Ruth Gilg Wollen Sie sich etwas Gutes tun? …dann melden Sie sich bei Dromtönpa Zentrum für Kadampa Buddhismus Einzel- und Paartherapie Körper- und Atemtherapie Madeleine Wick Bei uns finden verschiedene Anlässe statt: Kramgasse 53, 3011 Bern KomplementärTherapeutin mit eidg. Diplom Vorträge mit Meditation, Meditieren lernen, Meditation am Mittag und Studienklassen. 079 789 74 48 Achtsamkeitstrainingskurse siehe [email protected] Informationen unter www.buddhismus.be www.ruthgilg.ch www.shiatsuartbern.ch Alle sind herzlich willkommen! Tel. 079 508 21 12, www.ruthgilg.ch Krankenkassen anerkannt (Zusatzversicherung) Gerechtigkeitsgasse 77, 076 474 40 32 Rathausgasse 62 und Belpstrasse 16, Bern 8 BrunneZytig 14. September 2018 Läbigi Altstadt

DAS MORELLHAUS BRENNT! Als die Feuerwehr um 9. Juli mit grossem Aufgebot durch die Posgasse direkt unter meinem Fenser vorbei rase, blieb ich ruhig vor dem PC sitzen. In mir gingen keine Alarmglocken los.

Erst als kurz darauf mein Telefon klingelte und un- um die barocke Bausubstanz in den darunterliegen- sere Chefredakteurin sich von ausserhalb erkun- den Stockwerken? Was hatte das Löschwasser den digte, ob es mir gut ginge und ob ich nicht mal kurz gerade erst entdeckten Holztäferungen und Decken- «reportermässig» draussen auf der Gasse nach- malereien anhaben können? Zum Glück wusste ich, schauen könne, ob es irgendwo brenne, begriff ich, dass Architekt und Bauhistoriker Siegfried Moeri im dass mich mein Instinkt für Gefahr offenbar im Auftrag der Stadt, die das Morell-Haus seit 1861 be- Stich gelassen hatte. Tatsächlich, es brannte am un- sitzt, alles bereits detailgetreu aufgezeichnet hatte. teren Ende der Gasse, und die Polizei war bereits Die Antwort auf meine Mailanfrage an Kurt Glanz- dabei, bis hinauf zum Rathaus alles abzusperren. Es mann, der mich liebenswürdigerweise vor ein paar war mir gerade noch möglich, ein paar Fotos der Wochen durch alle noch unversehrten Räumlichkei- hochgefahrenen Feuerleitern und der weiten Fontä- ten geführt hatte, beruhigte mich weiter. Wie auch nen aus den Wasserschläuchen zu machen, dann den Medienberichten zu entnehmen, war der Scha- war der Voyeurismus für mich und all die anderen den an der «Historie» scheinbar weniger schlimm als eingetroffenen Schaulustigen vorbei. Ich ging nach befürchtet. Ursache für den Brand war ein techni- Hause, im Vertrauen darauf, dass die angerückten scher Defekt an einer temporären Elektroinstalla- ! Die Feuerwehren von Bern und Ostermundigen hoch Feuerwehren aus Bern und Ostermundigen ihren tion. Die Wochen dauernden Trocknungsarbeiten oben im Einsatz am Morell-Haus. Job gründlich und schnell erledigen würden. verzögern den Einzug in die neuen Wohnungen (ge- plant war er auf Mitte 2019) auf noch unbekannte innen zum Teil mit Beton ausgebaut worden, wäre Meine Sorge jedoch galt dem Haus, dessen Dach in Zeit. Die Gebäudeversicherung übernimmt den das Feuer vom 9. Juli mit ziemlicher Sicherheit wie- Flammen stand. Es war das Morell-Haus, in wel- Schaden in Höhe von rund zwei Millionen Franken. der auf die nächsten hölzernen Dächerkonstruktio- chem während der laufenden Restauration kürzlich nen in der Gasse übergesprungen. So geschehen am erhaltenswerte historische Bauelemente entdeckt Auf unserem letzten Leistspaziergang mit Stephan 30. Januar 1997 in der , daran worden waren, und über die ich in der letzten Brun- Probst (vgl. Seite 27) erfuhren wir dann von ihm, erinnern wir uns alle. Wie wichtig in einem solchen neZytig begeistert geschrieben hatte. Der Brand was für ein Glück die dem Morellhaus benachbarten Fall auch eine vorsorgliche private Brandmelde- selbst war offensichtlich schnell gelöscht, hatte aber Häuser gehabt hatten. Wäre das direkt anschlies- Massnahme sein kann, darüber informieren die den ganzen Dachstock verwüstet. Und wie stand es sende Gebäude vor einigen Jahren nicht total und Vertreter des neu besonders auch für die Altstadt- häuser angebotenen CasaSegura-Systems am Leist- Kronengespräch vom 26. September. Sie sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen (siehe Agenda Seite 26). ZB

! Am Tag danach: Blick auf den ausgebrannten Estrich des Morell-Hauses. Noch liegt leichter Brandgeruch in der Luft, doch hatte eine Brandwache rund um die Uhr den Gefahrenherd im Auge. (Foto: babü)

www.komminoth.com Jeden Dienstag- und Samstagvormittag finden Sie bei uns in der Münster- und Gurtengasse eine vielseitige Auswahl an frischen Schnittblumen aus eigener Produktion. www.komminoth.com – und staunen wo alles wächst! BrunneZytig 9 Läbigi Altstadt 14. September 2018

WEM GEHÖREN DIE LAUBEN? TEIL 3: ALTE DIENSTBARKEITEN UND NEUE KONZEPTE Darüber, was an Gegensändlichem oder Lebensfreudigem in den Lauben der Unteren Altsadt als schön, nützlich, traditionell oder kreativ gilt, prallten schon in hisorischen Zeiten die Mei- nungen aufeinander. Und dies nicht nur zwischen Ämtern und Geschäfsbetreibenden, auch die Anwohnenden sind sich of uneins, was angemessen und erlaubt sei oder aber am besen gleich verboten werden sollte.

Wie steht es aber nun wirklich mit den Rechten und Ämter dieses Recht? Die BrunneZytig hat nachgefragt: Pflichten im Umgang mit dem Laubeneigentum und Lukas Manuel Herren, Notar und Sekretär des Haus- der Laubennutzung? Wer hat das Sagen, und wer stellt eigentümerverbandes (HEV) schrieb uns: «Die The- eigentlich all die Regeln auf? Regeln entstehen meist matik des Laubenbesitzes und der Laubennutzung ist nen. Dies gilt insbesondere für die Material- und dann, wenn es Probleme gibt. Die Suche nach Lösun- nicht ganz alltäglich und auch relativ komplex. Grob Farbwahl sowie die Einhaltung der Laubenfluchtli- gen ist oft langwierig – auch beim Umgang mit dem gesagt handelt es sich um Dienstbarkeiten seit urvor- nie durch die Schaufensteranlagen. Laubeneigentum und der Laubennutzung. Von Strei- denklicher Zeit, welche auch nicht im Grundbuch ein- 5. Bei Neu- und Umbauten können Rekonstruktionen tereien und Lösungsfindungen direkt betroffen sind getragen sind. Diese Durchgangsrechte an den Lauben verlangt werden. nebst den Anwohnenden die Personen in den zustän- bestehen jedoch, und haben entsprechende Auswir- digen Ämtern. In der Stadt Bern sind es drei Direk- kungen auf ihre Benützung (Möblierung, Unterhalt, Zuerst fällt hier die recht massive Einflussnahme der tionen, die in ihren täglichen Geschäften dem Reinigung und Erneuerung).» Und Sara Brunnschwei- Stadt in Bezug auf die Konstruktion und das Aussehen öffentlichen Raum Sorge zu tragen haben: ler, Fachspezialistin bei der Orts- und Gewerbepolizei der Lauben ins Auge. Auf Anfrage relativierte der – Die Präsidialdirektion (PRD) mit dem Stadtpla- formuliert es so: «Lauben stellen, obwohl sie zivilrecht- städtische Denkmalpfleger Jean-Daniel Gross seine nungsamt, das u.a. Konzepte (STEK) für die Ver- lich im Privateigentum natürlicher oder juristischer Rolle in dieser Sache: «Die Denkmalpflege hat keine kehrsflüsse und Flächennutzungen erarbeitet. Personen sind, öffentliche Sachen dar, die dem Ge- baupolizeilichen Aufgaben. Wir sind nur im Rahmen Zuständig ist sie auch in den Aufgabenbereichen meingebrauch gewidmet sind. Aufgrund dieser Wid- eines regulären Baubewilligungsverfahrens gehalten, Traditionelles (Denkmalschutz), Kreatives (Kultur mung gelten Laubengänge als im öffentlichen eine Stellungnahme (fachlich begründete Haltung) ab- Stadt Bern) und Neuerungen (Bauinspektorat). Gebrauch stehende, staatlicher Hoheit unterstellte Ver- zugeben. Fragen über die Aneignung von Laubenflä- – Die Direktion Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün kehrswege. Somit werden die Lauben im Gebrauch chen durch Private müssen daher an das Bau- (TVS) ist unter anderem verantwortlich für die (z.B. bei Bewilligungserteilungen) wie öffentliche Sa- inspektorat und/oder die Gewerbepolizei gerichtet Gestaltung der öffentlichen Plätze und die Sauber- chen behandelt.» werden.» Ähnlich tönt es von Seiten der Gebäude- keit der Stadt. versicherung Bern (GVB). Anja Méroz, Leiterin – Die Direktion Sicherheit, Umwelt und Energie Die Auflagen der Bauordnung Kommunikation, schreibt uns: «Grundsätzlich ist die (SUE) ist mit ihrem Polizeiapparat nicht nur für In der 2006 total revidierten Bauordnung der Stadt GVB involviert, wenn ein Baugesuch vorliegt oder eine die Sicherheit oder für einen möglichst reibungs- Bern sind die fünf grundsätzlichen gesetzlichen Re- Brandschutzkontrolle für ein Gebäude vorgenommen losen Verkehr immer zur Stelle. Ihre Orts- und gelungen im Umgang mit den Lauben in Artikel 85, werden muss. Ihre Anfragen und die geschilderte Si- Gewerbepolizei ist zuständig bei Bewilligungen und Absatz 1-5 aufgelistet: tuation der Laubenbenutzung betreffen jedoch eher Kontrollen im gesamten öffentlichen Raum - von die Stadt und die Gewerbepolizei.» der Ware bis zur Werbung. 1. Die Lauben, einschliesslich des Durchgangs auf die Gassen und Plätze sind öffentliche Verkehrswege. Da schon die genannten rechtlichen Rahmenbedin- Diensbarkeit Durchgangsrecht 2. Der Bodenbelag in den Lauben ist aus historischen gungen, wie Jean-Daniel Gross uns vorwarnt, «von Das von Stadtschreiber Hans Markwalder in den bei- Steinplatten oder Gussasphalt auszuführen. den zuständigen Stellen unterschiedlich interpretiert den vorangegangenen Teilen dieses Artikels über die 3. Die Laubenböden sind von den Grundeigentümern werden können», wie komplett wird sich der Laie da Lauben erwähnte Servitut (Dienstbarkeit zu Gunsten in gut begehbarem Zustand zu halten. erst in einem dieser Grundordnung folgenden Blät- der Allgemeinheit) sichert bis heute das öffentliche 4. Alle baulichen Massnahmen und Renovationen terwald aus Gesetzen, Verordnungen und Weisungen Durchgangsrecht in den Lauben der Altstadt. Doch haben dem Schutz der Altstadt Rechnung zu tragen verirren? wie garantieren und gestalten die heute zuständigen und sich in die bestehende Bausubstanz einzuord- Behördliche Bewilligungen für den «geseigerten Gemeingebrauch» Wir sind deshalb dankbar, dass sich Sara Brunn- schweiler von der Orts- und Gewerbepolizei etwas Zeit nahm, um Licht ins Dunkel rund um die Lauben- nutzung zu bringen. Unsere Frage an sie war: Kann man in den Berner Lauben tun und lassen, was man will – oder anders herum – wann benötigen Lauben- eigentümer und -nutzer eine amtliche Einwilligung für Eingriffe an und Tätigkeiten unter den Lauben? Laut Gewerbepolizei gibt es eine klare Definition: «Da es sich bei den Lauben um öffentliche Sachen (öffent- lichen Grund) handelt, bedarf es für deren Benutzung, wenn es sich um gesteigerten Gemeingebrauch oder eine Sondernutzung handelt, immer eine (Nutzungs-) Bewilligung der Stadt Bern. Diese Bewilligung ist immer befristet, und es fallen immer Bewilligungsge- bühren an.» Als gute Beispiele für einen «gesteigerten Gemeingebrauch» nennt Sara Brunnschweiler die 10 BrunneZytig 14. September 2018 Läbigi Altstadt

zuständigen Behörden sind da allerdings meist kulant und grosszügig im «Ermessen der Sachlage» und ver- trauen auf die Solidarität und das gegenseitige leben und leben lassen der Anwohner, Geschäfte und Pas- santen. Deshalb gibt es bewusst auch keine regulär durchgeführten Kontrollgänge. Man ist sich einig: Als Freiräume und Begegnungszone haben gerade die Lauben grosses Potenzial für die Lebensqualität un- serer Stadt. Sind jedoch die Durchgänge weniger breit als die mindesterforderlichen 1.2 Meter, und kommt es zu Störungen oder Belästigung der Nachbarschaft und zu konkreten Reklamationen aus der Bevölke- rung müssen die Ämter reagieren. Lösungen werden meist in Zusammenarbeit mit den Leisten gesucht und gefunden.

Die Lauben als Lebensraum für alle Der eine oder andere Leser vermisst jetzt bestimmt drei grosse Laubennutzungs-Themen: Das Verkehrs- konzept, öffentliche Veranstaltungen (und damit auch Sicherheit, Littering und Nachtleben) und die Stras- senrestaurants geben immer wieder viel zu reden. Je- doch wissen wir jetzt, dass prinzipiell jedermann das Recht dazu hat, die Lauben zu mieten und eine be- fristete Nutzungsbewilligung einzuholen, solange er neuerdings viel diskutierten Warenauslagen und Re- grössern – oft aus Gips! – was zu bis heute teilweise sein Vorhaben gut begründen kann und er sich an klameständer der Geschäfte. sichtbaren, unschönen unkoordinierten Anschlüssen die bestehenden Auflagen hält. von Decke und Bogen geführt hatte. Leider entpuppt sich die Sache im Detail als noch Die BrunneZytig schrieb im Juni 2014: «Die Gleich- etwas komplexer, denn man unterscheidet zwei Lau- Mietvertragliche Nutzungsgebühren im behandlung Aller ist nicht zu Unrecht ein Grundpfeiler benboden-Bereiche, denjenigen vor der Schaufens- Zivilrecht unserer Rechtsordnung. Denn wer entscheidet, wo das terfront und denjenigen dahinter (damit sind Als Vermieter von Geschäftsräumen in der Gerech- Wohl eines Ladens aufhört und das der Gasse anfängt? sämtliche baulichen «Einbuchtungen», wie Türein- tigkeitsgasse hat uns Anliker auch zum Thema Hand- Das Mehr an Lebensqualität!» Die Geografin Jeantine gänge etc. gemeint). Hier kommt also noch einmal so habung von Laubenmobiliar, Warenauslagen und Viebrock von der Uni Bern schrieb nur ein Jahr spä- etwas wie der alte Begriff des «Alignements» ins Spiel, Werbung etwas zu sagen: Wenn man es genau neh- ter über den «Strukturwandel in der Kramgasse» in den unsere Leserinnen und Leser in Teil 1 und 2 des men wolle, bestehe ein Unterschied zwischen priva- ihrer Masterarbeit, die Entwicklung in der Nutzung Artikels kennengelernt haben. Im «Vollzugskonzept tem Mobiliar und Warenauslage. Nur für in die der öffentlichen Flächen für mehr Lebensqualität sei Geschäftsauslagen Bern» vom Dezember 2017 wird Lauben gestellte Ware, die eindeutig als Werbung oder in der Unteren Altstadt besonders komplex. Dazu beschrieben, dass es sich bei Warenauslagen und für den Verkauf gekennzeichnet sei, müsse eine, z.B. würden die Kleinteiligkeit und die so unterschiedli- Werbung hinter dieser Schaufensterlinie um privaten jährliche, Bewilligung eingeholt werden. Solange Ge- chen Akteure (Anwohner, Geschäfte, Ämter) beitra- – und nicht um gesteigerten Gemeingebrauch handelt, genstände nur zur Freude und Benutzung der An- gen, die sich zusammenraufen müssten. Ihr Fazit: und somit auch keine Bewilligungsgebühren anfallen. wohner und Passanten (obwohl indirekt oft auch zum Ideen brauchen Dialog, zum Beispiel in Diskussions- Christian Anliker, Altstadtarchitekt und selbst Haus- Anlocken von Laufkundschaft gedacht) in den Lau- podien (wie etwa die vom LUS neu angebotenen eigentümer weiss, wie einige dieser «Einbuchtungen» ben stehen, brauche es dafür keine amtliche Bewilli- «Kronengespräche»!), um gemeinsam innovative Kon- zustande kamen: 1902 gab es ein inzwischen wieder gung, allerdings jedoch das Einverständnis des zepte erarbeiten zu können. Auch in den Ämtern aufgehobenes Gesetz zur Vergrösserung des Lauben- Eigentümers. bleibt man am Ball, die Orts- und Gewerbepolizei raums, in dessen Folge einige Schaufensterfronten bis kündigt für die nächste Zeit ein neues Vollzugskonzept zu 40cm zurückversetzt wurden. Dazu war es auch Auch Sara Brunnschweiler von der Gewerbepolizei für Warenauslagen und Reklamen an, das gesamt- notwendig, die bestehenden Laubenbögen zu ver- macht uns ausdrücklich darauf aufmerksam: «Ge- städtische Vorgaben festhalten will. Marc Heeb von schäftsinhaber, die eingemietet und nicht die Grund- der Leitung des Polizeiinspektorats schreibt uns dazu: stückbesitzer sind, was der Mehrheit entspricht, sollten «Dieses Konzept wurde in Zusammenarbeit mit den im Mietvertrag auf diese Bestimmungen aufmerksam Leisten und Behindertenorganisationen erarbeitet. Ziel gemacht werden.» Jedem Hauseigentümer sei es ist es, die wichtigsten Grundsätze festzuhalten und ein zudem innerhalb seines Laubenabschnitts freigestellt, nicht ganz einfaches Thema zu klären.» vom Pächter seines Geschäfts unabhängig von der ZB amtlichen eine zusätzliche eigene Nutzungsgebühr zu verlangen.

Eine «private» Möblierung der Lauben trifft man vie- lerorts auch dort an, wo es sich Anwohner gemütlich gemacht haben und den öffentlichen Raum quasi als zusätzliches Wohnzimmer nutzen. Natürlich gilt auch DI – FR 12:30 – 18:30 für eine solche Laubennutzung dasselbe wie für die SA 10:00 – 16:00 Geschäfte: einerseits das Einverständnis des Eigentü- SKIRTS STORE mers, andererseits das Einhalten der allgemeinen of- GERECHTIGKEITSGASSE 72∙ 3011 BERN fiziellen Anordnungen gemäss Dienstbarkeit. Die [email protected] ∙ WWW.SKIRTS.CH BrunneZytig 11 Läbigi Altstadt 14. September 2018

«UND ZUM SCHWITZEN KOMMT MAN DABEI AUCH» Von 1934 bis 1954 war Bern die erse und einzige Stadt der Schweiz, in der Formel 1-Auto-Rennen satfanden, auf dem 7,28 Kilometer langen Rundkurs durch den Bremgartenwald. Dieser renn- verrückten Zeit erwiesen Ende Augus rund 80 Motorräder (das ältese aus dem Jahr 1925) und ungefähr 270 Oldtimer ihre Reverenz beim driten Grand Prix Suisse Berne Memorial. Unter den Fahrern war auch Edi Franz, Präsident des Rathaus-Brunngassleiss und Mitglied des Brunne- Zytig-Teams – und als Beifahrerin und Chronisin Barbara Bütner, die sich seit den Auto-Quar- tetsielen ihrer Kindheit ein Faible für Oldtimer bewahrt hat, aber noch nie in einem Rennauto sass.

Auf Hochglanz poliert steht Edis Rennwagen pünkt- «Benzin und Gummi-Gesräche» lich zur verabredeten Zeit zur Abfahrt bereit. Auf Gemächlich rollen wir durch Bümpliz Richtung ! Seit 2010 besitzt Edi Franz seinen Alfa Romeo Giulia Sprint GT (1965, 4 Zylinder, 120 PS). Das hintere Sei- den allerersten Blick wirkt das Auto wie ein eher Westside. Dort ist das Fahrerlager des Memorial- tenfenster zieren diverse Plaketten von absolvierten unauffälliges Sport-Coupé, lackiert in einem un- Grand Prix. Edi erledigt den notwendigen Papier- Langstreckenrennen. spektakulären Granitgrau. Wäre da nicht die auffäl- kram. Von nun an heisst es für uns immer wieder lige geringelte Drachenschlange aus dem Alfa- warten. Zum Beispiel auf die technische Kontrolle, Lächeln ins Gesicht zaubert, «das allein ihrem Fahr- Romeo-Wappen auf der Motorhaube, stünde da nicht ohne die das Auto am nächsten Tag nicht starten zeug vorbehalten ist», wie es die rennerprobte Be- die Startnummer 91 auf beiden Autotüren, aller- darf. Die Männer in roten Shirts und Mützen inspi- gleitung eines Fahrers am Rande eines solchen dings mit Klebband verdeckt, weil Autos mit Start- zieren gerade den vom Feuerwehrauto zum Renn- «Benzin- und Gummigesprächs» durchaus liebevoll nummern im Strassenverkehr nichts zu suchen gefährt umgebauten American LaFrance, der 1917 auf den Punkt bringt. haben. Und wäre da nicht das in einem kräftigen erstmals für den Strassenverkehr in den USA zuge- grün gespritzte Vorderteil des rechten Kotflügels. lassen worden war. Dessen Antrieb über eine meh- Inzwischen ist der Nieselregen in feinen Landregen Dieser eigenwillige Farbakzent hat früher bei Publi- rere Zentimeter dicke Kette erfolgt, dessen Räder übergegangen. Es ist kalt geworden und wir flüchten kum wie Boxencrew die Erkennbarkeit des Fahrers noch Holzspeichen und dessen Vorderräder keine uns ins Westside. Willy, ein Freund von Edi, schliesst vereinfacht, wird Edi mir später erklären. Bremsen haben. Ein fast drei Tonnen schwerer Ko- sich an. Die beiden sind zusammen Langstrecken- loss und gnadenloser Benzin- und Ölschlucker, der rennen gefahren. In Willys Auto, einem Alfa Romeo Als Edi die Beifahrertür öffnet, ist definitiv klar: Die- bei der Memorial-Gedenkfahrt am nächsten Tag Guillietta Sprint von 1959. Mit einer Karosse vom ser Alfa Romeo Giulia Sprint GT mit dem Baujahr Runde um Runde ohne die geringsten Probleme ab- berühmten italienischen Karosseriegestalter Zagato. 1965 ist alles andere als ein normales Sportcoupé. spulen wird. Mehr geht fast nicht. Edi grinst, «ich habe bei mir Zwei Schalensitze, schmaler und härter als alle, die immer gedacht, wenn ich das Auto in die Leitplanke ich kenne, mit gewaltigen Sicherheitsgurten. Ein Ab- Edi gelingt es, die Kontrolleure auf unser Parkfeld zu setze, bin ich ruiniert.» So kaufte er sich vor acht lagefach. Mehr ist da nicht an Inneneinrichtung. locken. Schnell sind die Lederriemen gelöst und die Jahren seinen eigenen Renn-Oldtimer. Auch einen Festgezurrt am Sitz mit je einem Gurt über den Motorhaube aufgeklappt. Blitzblank strahlt der Motor Alfa Romeo, aber einen ohne Zagato-Karosserie. Schultern und einem über der Hüfte sind wir kurz den Kontrolleuren entgegen. Nirgends ist auch nur darauf startklar. Spielerisch tippt Edi auf’s Gaspedal, das kleinste Öltröpfchen zu sehen. Umstandslos ver- Freie Fahrt durch Bern der Motor röhrt kurz und satt. Dass das in Sachen läuft die Prüfung, dazu ein paar Fragen, ein bisschen Der Oldtimer-Corso vom Westside zur Ausstellung Lautstärke aber bestenfalls ein Vorspiel war, merke Fachsimpelei, «Benzin- und Gummigespräche», wie über Berns Renn-Epoche im Historischen Museum ich kurz darauf. Im Neufeld-Tunnel lässt Edi den Edi das nennt – und schon klebt der orangefarbene gerät zum eindrücklichen Erlebnis. Die Ampeln sind Motor so richtig aufheulen. Das Tunnelecho verviel- Kontrollpunkt auf der Windschutzscheibe. Es ist auf Durchfahrt geschaltet, Verkehrsposten sichern fältigt die Lautstärke. Ein durchaus beeindruckendes wohl diese Faszination der Technik, die den Oldti- an den Kreuzungen die Vorfahrt der Oldtimer. Auf akustisches Erlebnis. «Röhrich» ist denn auch in der mer-Fahrern (Fahrerinnen sind nach wie vor stark den Gehwegen, an den Bus- und Tramhaltestellen Familie der Übernahme des Autos. Der Name passt. in der Minderheit – aber es gibt sie!) jenes besondere lachen und winken uns viele Menschen zu. Was macht die Oldtimer so beliebt?, will ich verblüfft von Edi wissen. Ist es ihre Individualität im Zeitalter der Massenproduktionen, in der sich die Fahrzeuge der meisten Automarken ähneln, fast wie ein Ei dem an- deren? Oder ist es die Bewunderung, welch grosse technische Leistungen bereits in diesen alten Autos stecken? Oder wecken sie einfach nostalgische Ge-

! Der Bugatti 51A von 1936 ( 8 Zylinder, 154 PS). Zu seinen Fahrern gehörten Walter und Franz Messerli ! Technische Kontrolle beim American LaFrance (14,5 Liter Hubraum (!), 6 Zylinder, 130 PS), der 1917 als Feuerwehr- aus Kaufdorf bei Bern, deren historischer «Autofried- auto erstmals über amerikanische Strassen rollte. hof» jahrelang für Schlagzeilen gesorgt hatte. 12 BrunneZytig 14. September 2018 Läbigi Altstadt

fühle? «Wahrscheinlich ist es von allem ein biss- chen», meint Edi und rangiert den «Röhrich» auf einem Parkplatz direkt vor dem Haupteingang des Historischen Museums ein (zur Ausstellung siehe Seite 23). Nicht ohne ihn dabei ein bisschen röhren zu lassen.

Am Sonntag geht Edi allein auf den acht Kilometer langen Rundkurs, der bei strahlendem Sonnen- schein vom Westside über Frauenkappelen, Ried- bach, Oberbottigen zurück zum Westside führt. Von 13 bis 13.45 Uhr darf er mit den anderen Mitglie- dern der Gruppe F «Sport und Tourenwagen von 1946-1965» seine Runden drehen. Im Rennoverall und mit Helm. Er darf nicht schneller als 100 km/h fahren und auch nicht überholen. Eine sportliche Demonstrationsfahrt eben. Kein Rennen. Auf dem Schlusscorso, an dem Begleitung wieder zugelassen ist, gibt Edi noch ein bisschen Gas. Er lässt sich hin- ter seinen Vordermann zurückfallen und beschleu- nigt wieder. Der «Röhrich» macht seinem Namen alle Ehre, die vielen ZuschauerInnen hinter Absperrgit- ! Einfach nur schön! Der elegante Jaguar XK 120 Roadster von 1952 (6 Zylinder, 160 PS). tern, an Gartentoren und –zäunen, auf den Terras- sen und Wiesen applaudieren, winken bei der Vorbeifahrt des «Oldies» und strecken die Daumen in die Höhe. Doch es sind nicht die Reaktionen des Publikums, die Edi am Autorennen faszinieren. «Es DER GP SUISSE - EIN STELLDICHEIN DER ist der Flow, dieses Glückgefühl durch die völlige WELTBESTEN RENNFAHRER IN BERN Konzentration auf Auto und Rennpiste. Dieses ‚Eins- werden’ mit dem Fahrzeug.» Er lacht. «Es ist, als hätte «Grand Prix Suisse 1934-54, Bern im Rennfieber» heiss die Aussellung, die das Hisorische Mu- man Benzin im Blut. Und zum Schwitzen kommt seum im Vorfeld des GP Suisse Berne Memorial eröfnet hat. Die Aussellung blickt aber nicht man dabei auch.» nur auf die Formel 1-Rennen zurück. Sie betet diesen eins grössen Sportanlass der Schweiz auch in seine Zeit ein und wirf ein Schlaglicht auf die damalige Alltags-, Sozial- und Wirtschafs- Bei der Rückfahrt nach Bern herrscht der übliche geschichte. rege sonntägliche Abendverkehr. Die Oldtimer scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. In der Stadt Die Autorennen fanden in einer Zeit statt, als das Au- ren war die Wirtschaftlage dramatisch schlecht und schalten die Ampeln im Normalmodus. Auf den tomobil für grosse Teile der Bevölkerung noch uner- die Arbeitslosigkeit hoch. Doch einige fanden immer «Röhrich» wartet die Garage. Und auf uns das schwinglich war. 4 700 Autos gab es 1934 in Bern, wieder Möglichkeiten, die Rennen gratis zu verfolgen Abendessen. 1954 waren es bereits 16 500. Das Interesse an den (siehe Foto). In der Nachkriegszeit wurde der GP- babü Rennen war riesig, Zehntausende verfolgten die Ren- Suisse für Motorräder am gleichen Wochenende aus- nen, jeweils über 126 000 Zuschauerinnen und Zu- getragen wie das Formel 1-Rennen – mit ein Grund schauer waren es in den Rekordjahren 1947/48 - für die steigenden Zuschauerzahlen. fast so viele, wie damals die Stadt Bern Einwohnende zählte. Viele Menschen konnten sich allerdings die Die Strecke im Wald auf dem «Bremgarten-Ring» war teuren Billete nicht leisten, gerade in den 1930er Jah- anspruchsvoll – und gerade deshalb bei den Fahrern

! Da schlägt das Herz der Volvo-Fans höher: Im Vorder- grund der weltweit einzige Volvo P1800 (1963, 4 Zy- linder, 153 PS), der mit einem Aston-Martin-Motor ausgestattet wurde. Neben ihm der nostalgische Volvo PV 544 Spec.II von 1959 (4 Zylinder, 80 PS).

O rangeat catering Pâtisserie, Dessertbuffets, Apéros & mehr Erika Gäggeler / 079 517 36 88 mail: [email protected] Haben Sie Gäste oder ein Event? Ich liefere Ihnen das passende Buffet dazu: süss, salzig oder beides. Gerne kann ich auch in ! Rennvorbereitungen am Grand Prix von 1936: Bis zuletzt sind die Mechaniker am Schräubeln. Der eigentliche Start Ihren Lokalitäten kochen. Ich freue mich auf Ihren Auftrag. erfolgte jeweils vor der Haupttribüne. (Foto zVg) BrunneZytig 13 Läbigi Altstadt 14. September 2018

beliebt. Wechselnde Licht- und Schattenverhältnisse Schweizer Grossen Preis, Rudi Caracciola, hebt bei der beeinträchtigten die Sicht der Fahrer, es gab wenig Siegerehrung, zusammen mit anderen, den Arm zum gerade Fahrstrecken, dafür etliche Hochgeschwindig- Hitlergruss. Von 1940 bis 47 waren die Rennen keitskurven. Das Gelände war uneben und führte an kriegsbedingt unterbrochen. Danach dominierten die einer Stelle auch über Kopfsteinpflaster. Und an vielen italienischen Autos: Alfa Romeo und Ferrari. Erst Renntagen regnete es. Start und Ziel waren vor der beim letzten Rennen am 22. August 1954, als die 1934 erbauten Haupttribüne an der Murtenstrasse, Deutschen wieder zugelassen waren, siegte Juan Ma- die Platz für 4 000 Personen bot. Das Rennen ging nuel Fangio wieder mit einem Mercedes. über 70 Runden und dauerte über 3 Stunden. Auf der Zielgeraden erreichten die schnellsten Fahrtzeuge Wissenswertes erfährt man auch über die Schweizer 300 km/h. In den Tanks steckte damals weniger Rennfahrer, über Jacques-Rodolphe de Wurstember- Benzin als vielmehr ein toxisches Gemisch aus Ben- ger, der sich «Hervé» nannte oder «Toulo», Emmanuel zol, Alkohol und Rizinusöl. de Graffenried. Aber auch Rita Rampinelli, eine der ganz wenigen Rennfahrerinnen, fehlt nicht in der Vi- Hitlergruss bei der Siegerehrung trine im «Fahrerlager». Eine Frau ist auch bei den Mo- In den Vorkriegsjahren machten die beiden grossen torradrennen dabei. Der Basler Hans Stärkle und deutschen Automarken, Mercedes-Benz und Auto- seine Ehefrau Cilly holten sich in Bern seit 1931 Union, alle Siege in Bern jeweils unter sich aus. Was fünfmal einen Grand-Prix-Sieg in der Seitenwagen- das Nazi-Regime natürlich zu Propagandazwecken Kategorie bis 600 Kubikzentimeter. weidlich ausschlachtete. Auf einem Foto in der Aus- stellung sieht man wehende Hakenkreuzfahnen, und Doch die Formel 1-Rennen in Bern waren nie unum- der mit drei Siegen erfolgreichste Fahrer beim stritten. Vor allem wegen der Sicherheit. Immer wie- ! Das offizielle Plakat für den Grand Prix Suisse, der 1934 erstmals auf dem 7,2 Kilometer langen Rund- kurs durch den Bremgartenwald ausgetragen wurde. (Foto zVg)

der ereigneten sich tödliche Unfälle. Bereits beim ers- ten Rennen krachte ein 29-jähriger Engländer in eine Tanne und starb. Die entschiedenste Kritik kam aus kirchlichen Kreisen. Doch die Wende kam 1955 mit der Tragödie beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans, als ein Wagen nach einer Kollision in die Zuschauer- menge katapultiert wurde und dabei 84 Menschen getötet wurden. Der GP Schweiz 1955 wurde abge- sagt. Im Jahr darauf verweigerte der Berner Regie- rungsrat die Rennbewilligung. «Ds Outorenne», wie die Bernerinnen und Berner den GP nannten, war Geschichte. Seit 1958 sind in der ganzen Schweiz Rundstreckenrennen verboten. babü

Die sehenswerte Ausstellung im Historischen Museum

! Einige der legendären «Silberpfeile» von Mercedes-Benz und der deutschen Auto-Union sind im Historischen Mu- mit zahlreichen Exponaten aus privaten Sammlungen seum zu sehen. Diese beiden Marken machten am Grand Prix Suisse vor dem Krieg die Siege unter sich aus. Da- und aus Museen dauert noch bis zum nächsten April. nach kamen die Italiener. 14 BrunneZytig 14. September 2018 Vereinigte Altstadtleiste

«ZU EINER GELEBTEN NACHBARSCHAFT GEHÖRT DIE GEGENSEITIGE UNTERSTÜTZUNG» Zur Lancierung des Projekts «Nachbarschaf Bern» im Stadteil I haten Ende Augus die Verei- nigten Altsadtleise (VAL) in den Saal der Zunf zur Webern geladen. Rund 60 Altsadtbewoh- nerinnen und -bewohner kamen – mehr als erwartet.

Bei diesem Angebot der Stadt Bern werden Men- sagte Teuscher und fügte hinzu, «zu einer gelebten schen, die Unterstützung brauchen, mit Freiwilligen Nachbarschaft gehört die gegenseitige Unterstüt- zusammengebracht, die ihnen diese Unterstützung zung». Davon profitierten junge wie auch ältere Men- geben möchten. Kostenlos und unkompliziert. Die schen. Der Gemeinderat wolle, dass Bern eine «Stadt BrunneZytig hat darüber in ihrer Juni-Ausgabe der Beteiligung» werde. Auch deshalb sei «Nachbar- (2_2018)* ausführlich berichtet. Dass «Nachbar- schaft Bern» ein so wichtiges Projekt. schaft Bern» nach dem erfolgreichen Pilotversuch im Stadtteil III (Mattenhof-Weissenbühl) jetzt in der Projektleiterin Simone Stirnimann wies daraufhin, Altstadt und im anlaufen konnte, ist dass es etlichen Menschen schwer falle, den Nachbarn auch dem Interesse der VAL an diesem Projekt zu- oder die Nachbarin um Unterstützung zu bitten. Eine zuschreiben. Anfrage bei offiziellen Stellen sei für sie einfacher. Da kommen dann die Partnerorganisationen von «Nach- Treibende Kraft innerhalb der VAL ist die Präsiden- barschaft Bern» ins Spiel. Zum Beispiel die Spitex oder ! Gemeinderätin Franziska Teuscher beantwortete auch tin des Leists der Untern Stadt, Barbara Geiser. Sie das Rote Kreuz. Oder die Kirchen. An der Veranstal- nach dem offiziellen Teil der Kick-off-Veranstaltung noch viele Fragen. eröffnete denn auch die Kick-off-Veranstaltung und tung stellte Stirnimann den Leiter Helpdesk Rotes erläuterte die Gründe, warum die VAL sich als Tür- Kreuz im Berner Generationenhaus vor, Reto Schori, öffnerin für das Projekt betätigten – und es auch und Sozialdiakon Edi Feuz von der Münsterkirchge- zung haben oder selbige leisten möchte, kann sich weiterhin begleiten wollen (siehe untenstehenden meinde, der seit über 30 Jahren in der Altersarbeit telefonisch (031 321 76 50) oder per e-mail bei Artikel). Für die verantwortliche Gemeinderätin tätig ist. Sollten sie Hilfsanfragen aus einem Stadtkreis [email protected] melden. Das In- Franziska Teuscher ist «Nachbarschaft Bern» eines erhalten, in dem Nachbarschaft Bern aktiv ist, suchen teresse für diesen Aufruf war, so schien es an die- «der tollsten Projekte der Stadt», das bis Ende der sie alle gemeinsam nach einer passenden Lösung. sem Abend in der Wäbere, durchaus vorhanden. Legislatur 2017-20 in mehreren Stadtquartieren babü implementiert werden solle. Aus Nachbarschafts- Damit eine solche Lösung auch gefunden werden kontakten entstünden Netzwerke und damit ein kann, können sich ab sofort auch Altstadt- und Mat- * Die Ausgabe 2_2018 finden sie Online unter wichtiges Fundament für ein lebendiges Quartier, tebewohnerInnen engagieren. Wer gerne Unterstüt- http://altstadtleiste.ch/brunnezytig/

«NACHBARSCHAFT BERN»: EIN ATTRAKTIVES übernehmen könnte. Selbstverständlich habe ich dies getan. Fräulein Ellenberger war hochbetagt. Sie PROJEKT – AUCH FÜR ALTSTADT UND MATTE hatte Angst, die Strasse zu überqueren. Sie stand je- weils in der Gasse unter den Lauben, den Arm bereit Vor über 40 Jahren bin ich von weit her nach Bern eine Bewohnerin an der Postgasse, kochen. Fräulein zum Einhängen. Wenn jemand vorbeiging, bat sie gezogen und fand per Zufall eine Wohnung in der Ellenberger wollte als Fräulein angesprochen wer- um Unterstützung beim Überqueren der Strasse. Altstadt. Kaum angekommen, hat mich meine neue den. Sie war stolz, dass sie ihr Leben eigenständig Diese hatte sie natürlich jederzeit. Nachbarin angesprochen. Einige Leute würden ab- und ohne Partner bewältigte. Die Nachbarin hat wechslungsweise ein Essen für Fräulein Ellenberger, mich gefragt, ob ich auch eine Mahlzeit pro Woche Ist dies alles nicht auch heute selbstverständlich? Ja klar, solche spontanen und freiwilligen Initiativen sollen auch weiterhin möglich sein. Warum aber braucht es das Projekt «Nachbarschaft Bern»? Warum engagieren sich die Vereinigten Altstadtleiste seit einigen Monaten – in enger Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt – für die Einführung des Projekts in der Altstadt?

Richtige Grundidee des Projekts Die Grundidee, gemeinsames Handeln im Quartier unter Nachbarinnen und Nachbarn zu unterstützen, finden wir absolut zeitgemäss und richtig. Wir haben immer wieder einen Blick auf das bereits gestartete Projekt im Stadtteil III geworfen und uns über erste Erfahrungen informieren lassen. Uns passte von Anfang an, dass die Aktivitäten sehr breit sind: vom gemeinsamen Einkaufen über Begleitung beim Arzt- besuch, beim Spaziergang, beim Gang ins Kino oder in eine Ausstellung bis hin zum Jassen und vieles mehr. «Nachbarschaft Bern» ist ein Projekt, das sich ! Angeregte Gespräche zwischen den Generationen beim Apéro nach der Kick-off-Veranstaltung im Zunftsaal der nicht nur an ältere Personen oder Menschen mit ge- «Wäbere». sundheitlichen Problemen richtet, sondern durchaus BrunneZytig 15 Vereinigte Altstadtleiste 14. September 2018 einen Beitrag zum Netzwerk unter allen Altersgrup- ANLIEGEN DER ALTSTADTLEISTE AN DIE BEHÖRDEN pen und zwischen den Generationen leisten kann. Regelmässig trefen sich die Vertreter der VAL mit Behördenvertretern zum Ausausch altsadt- Diese Offenheit und die Möglichkeit von vielfältigen sezifischer Themen. Ein besonderer Dank gilt dem Vorseher der Direktion für Sicherheit, Um- Aktivitäten haben dem Vorstand der Vereinigten welt und Energie (SUE), Gemeinderat Reto Nause, für sein ofenes Ohr für die Bedürfnisse der Altstadtleiste gefallen. So selbstbewusst wie Fräulein Unteren Altsadt. Ellenberger können sich nicht alle selber helfen. Kommt dazu, dass oft die Kontaktmöglichkeiten feh- Die Sommerzeit ist vorbei, alle haben das mediter- dern die Planer die Verantwortung übernehmen len. Deshalb ist die Vermittlung zwischen Menschen, rane Bern genossen, sei es in der Aare, an einer der müssten. Wir werden sehen. die eine Dienstleistung brauchen und solchen, die vielen temporären Bars oder an den lauen Abenden eine Dienstleistung freiwillig anbieten können, si- in unseren Gassen. cher sinnvoll. Weitere Themen in den Gesrächen mit den Viel bewegt hat sich in dieser Zeit nicht, Casino und Behörden Für die Lancierung des Projekts «Nachbarschaft Capitol sind die beiden Grossbaustellen, die Sanie- Am nächsten Round-Table mit Gemeinderat Nause Bern» in der Altstadt muss das Rad nicht neu erfun- rung der Leitungen in der Rathausgasse zieht sich haben die VAL u.a. folgende Themen eingebracht: den werden. Seit 2016 werden erste Erfahrungen hin und führt womöglich zu einem neuen Belag: – Wann wird die beschlossene Temporeduktion damit im Stadtteil III gemacht. Diese überzeugen und Kopfsteinpflaster anstelle Asphalt, also sozusagen Schüttestrasse-Brunngass-/Postgasshalde einge- können nutzbar gemacht werden. zum Aufstieg in die UNESCO-Norm. Die Kirchen- führt? feldbrücke wird renoviert, die Geschäftsleute in der – Unter welchen Bedingungen wird im Ringgipärkli Wir freuen uns über den Start im Stadtteil I und Altstadt hoffen, dass sie die Umsatzeinbussen auf- die Dezember-Bar Oskar Elch bewilligt? Werden wünschen viel Erfolg. grund des erschwerten Zugangs einigermassen auf- berechtigte Anliegen der Anwohner angehört fangen können und die Anwohner freuen sich auf und eingebracht? Barbara Geiser, Präsidentin Leist der Untern Stadt eine Zeit mit weniger Lärmimmissionen. – Wie werden die Auswirkungen der durchgehen- Bern und Vorstandsmitglied Vereinigte Altstadtleiste den Öffnung der Münsterplattform ausgewertet, Verkehr, Verkehr, Verkehr wer bestimmt, wann diese Öffnung erfolgt und Naheliegenderweise standen die Aktivitäten in die- wie lange sie dauert? Wie wird über die Ergeb- sen Sommermonaten etwas zurück. Einzig Sitzun- nisse der Auswertung informiert? gen zum Thema Wirtschaftsverkehr und Parkierung – Wie werden die Anliegen verschiedener Gastro- VAL AGENDA 2018 Untere Altstadt standen an. Erste sichtbare Zeichen nomen betreffend Ausweitung der Aussenbe- möblieren die Stadt: Nach den roten Stühlen auf ver- stuhlung beurteilt, gibt es eine einheitliche schiedenen Plätzen – welche erfreulicherweise rege Haltung auch gegenüber Pop-Up Bars und Park- 20. OKTOBER benutzt werden – stehen erste sogenannte Parklets lets? Neuzuzüger-Anlass; Besammlung der Teilnehmerinnen in der Altstadt: In der sind diese – Wie werden die Auswirkungen der sommerlichen und Teilnehmer aus dem Leistgebiet um 10 Uhr vor dem Wohninseln zu bewundern, einladend zum Verwei- Pop-Up Bars auf die Anwohner seitens der Be- Rathaus zur Stadtführung; ab 12 Uhr Begrüssung durch die Stadt; Infostände und Apéro im Rathaus. len und aktiv im Besetzen von Warenumschlagsfel- hörden beurteilt? dern. – Was hat die Untere Altstadt unter dem Motto 26. NOVEMBER «Möblierung freie Aussenräume» weiter zu er- Zibelemärit In diesem Bereich sind einige Befürchtungen auszu- warten? 2. DEZEMBER sprechen: Nachdem auf der Schützenmatte die Park- – Sind weitere Veloverleihstationen in der Unteren Erster Advent in der Unteren Altstadt; Sonntagsverkauf felder eliminiert und die Abstellfelder für Hand- Altstadt geplant? und Apéros/Events in den Geschäften; Der Samichlous werker- und Servicefahrzeuge minimiert wurden, – Wer in der Matte ist berechtigt, eine «Pollerkarte» chunt i d’Chramere. werden nun auch in der Speichergasse die dort für für die Einfahrt in die Matte zu beziehen? ZB die Handwerker- und Servicefahrzeuge notwendi- gen Abstellplätze aufgehoben. Wo sollen denn diese Die VAL werden sich weiter dafür einsetzen, dass Fahrzeuge in Zukunft abgestellt werden? Die nicht das Leben in den Altstadtgassen erhalten bleibt und unbegründete Befürchtung ist, dass diese Service- nicht durch behördliche Massnahmen, welche vor Fahrzeuge in Zukunft in den Gassen der Unteren allem von aussenstehenden Politikern gefordert Altstadt abgestellt werden. Vor allem dann, wenn werden, weiter eingeschränkt wird. dort die Verlagerung der privaten Fahrzeuge von den Gassen ins Rathausparking gelingen sollte Dann Mitsrache werden sich wieder politisch aktive Kreise ab der Für die VAL ist es wichtig, dass neben dem regen vielen Fahrzeuge in den Gassen ärgern und ihre persönlichen und direkten Meinungsaustausch unter Vorstösse einreichen. Nur dass man dann sagen den Lauben auch weitere Meinungen zu diesen The- müsste, dass diesmal nicht die Anwohnenden, son- men einfliessen. Leserbriefe sind deshalb erwünscht. ef

Malerei Gipserei Eingeschränkte Sicht… …oder totale Freiheit? Verlieren Sie die Fassung. Ihr Kontaktlinsenspezialist.

3006 Bern Büchi Op#k, Kramgasse 25, 3011 Bern Galgenfeldweg 1 Tel. 031 381 64 85 031 311 21 81, www.buechiop#k.ch www.kistlerag.ch 16 BrunneZytig 14. September 2018 Kesslergass-Gesellschaft

VEREINT GEGEN DIE UNMORAL UND ten, welche dem Namen und Rufe der Gasse könnte Eintrag thun. Wir sind zwar überzeugt, dass Sie, wer- SITTENLOSIGKEIT VOR 150 JAHREN ther Herr, von uns über diese Sache aufmerksam ge- Neben dem Fleischmarktgeschehen besimmte ein weiteres Thema die ersen Traktandenlisen macht, bereitwillig unseren ganzen Wünschen nachkommen werden und in Ihrem Hause alles zu der 1868 gegründeten Kesslergass-Gesellschaf: Die Prositution. Eine eigens eingesetzte Mo- vermeiden suchen, was bei den Bewohnern der Kess- ralitätskommission versuchte, den guten Ruf der Gasse zu reten – ohne Erfolg. lergasse irgendwie Anstoss erregen könnte, was lei- der bis jetzt schon der Fall war. Wir haben damals das Wo Märkte abgehalten werden, befinden sich natur- Pflicht zu nehmen. Ziel und Zweck des Leistes waren Zutrauen zu Ihnen, dass auch Sie den guten Ruf über gemäss viele Gastwirtschaften und Bier- und Wein- ja gemäss Statuten § 1, Abs. 2 «auf die sittlichen Zu- alle Interessen setzen, so dass wir uns nicht genöthigt lokale, in denen sich die Marktfahrer und ihre stände der Gasse ein wachsames Auge zu halten und sehen werden, weitere Schritte zu thun.» Kunden verpflegen können. Mitte des 19. Jahrhun- in den Versammlungen die Mittel zur Entfernung all- derts zogen die Wirtschaften und Kellerschenken in fälliger Übelstände zu berathen.» Die Antwort erfolgte postenwendend am 7. Septem- der Hotel-, Kessler- und jedoch nicht ber 1868: nur hungrige und durstige Kundschaft an. Sie waren Brief der Moralitätskommission an den Hausbesitzer «Tit. Kesslergassgesellschaft! offensichtlich zum Teil auch ‚Marktplatz‘ für wenig Christian Bernhardt vom 5. September 1868: Hiermit erkläre ich, das ich schon vor Ihrem werthen moralische Dienstleistungen. Eine anonyme Publi- «Geehrter Herr! Briefe vom 5. September 1868 unter verschiedenen kation von 1872, welche die Ursachen der Prosti- Es tut uns leid, Ihnen aus Auftrag der Vertreter der Malen zweideutigen Weibspersonen aus meinem tution in Bern thematisierte, konstatierte: «Diese Kesslergassbewohner in einer Sache entgegen zu tre- Hause gejagt habe, ja sogar eine derselben handgreif- Lokale müssen bei ihrer grossen Menge und bei ihrer lich hinausgeschmissen, ferner den Accord mit Thu- gegenwärtigen starken Konkurrenz darauf bedacht ner (Wirth) aus gleichen Gründen gekündigt und vor sein, ausserordentliche Mittel zur Anlockung von Gäs- Ablauf des Accord aus dem Hause gewiesen habe, ten ausfindig zu machen. […] So ist es denn, da alle somit ganz im Sinne Ihres werthen Schreibens zuvor- diese Lokale […] ausschliesslich junge hübsche Kell- gekommen bin. Auf Ihren Brief hin, werde ich dem nerinnen zur Bedienung halten. […] Diese sind ge- Wasserfallen (Wirth) auf 1. October 1868 ebenfalls wöhnlich von ausserhalb, meist vom Lande nach Bern künden, so dass auf Neujahr 1869 das Haus gänzlich gekommen und haben selten das zwanzigste Alters- geräumt sein wird von Unzuchttreibenden, sowie Un- jahr überschritten. In neuerer Zeit haben sich ein- zucht duldenden Leuten. Schliesslich wünschte ich in zelne Wirthe nicht gescheut, sogar notorische und Ihrer werthe Gesellschaft aufgenommen zu werden, bekannte Strassendirnen in ihr Geschäft aufzuneh- mit dem Wunsche, dass dieselbe bestens gedeihen men. […] Ausser den Schenkjungfern findet man auch möge. Chr. Bernhardt» hie und da in Wirthschaften, als ausserordentliche Anlehnungsmittel für die Gäste, noch die sogenann- Aktiver Leis, zögerliche Behörden ten Sängermädchen, welche sich an jedem oder an Zum Leidwesen des Kesslergass-Vorstandes unter- bestimmten Abenden einfinden, um die Gesellschaft stützten aber die wenigsten Hausbesitzer und Wirte mit Gesang, Zither- oder Guitarrenspiel, sowie durch ihr Anliegen oder griffen nur beschränkt und vor Deklamationen, die gewöhnlich mehr oder weniger allem nicht nachhaltig durch. Ernüchtert stellte der unzüchtiger Tendenz sind, zu unterhalten suchen.» Vorstand bereits im November 1868 fest, dass das «alte Unwesen wieder in floribus» sei. Weder das gute Sorge um den guten Ruf der Gasse Zureden noch die Drohung «ansonsten eine Klage an

Die eben gegründete Kesslergass-Gesellschaft nahm ! Sigmund Freudenberger (1745−1801), Kellerwirt- die betreffende Polizeibehörde unvermeidlich» sei, sich bereits in ihrer zweiten Sitzung entschieden des schaft, möglicherweise der Bibliotheks-Keller an der brachten Erfolg. Die Moralitätskommission fühlte Problems an, galt es doch, ganz im Sinne der Statu- damaligen Münstergasse, mit sogenanntem «Meyen», sich insbesondere in der Verantwortung, da in ihrem dem Tannenreisigbüschel, welches anzeigt, dass aus- ten gegen das «Krebsleiden» vorzugehen, um «den Leistgebiet die Lateinschule lag. Ausgerechnet am geschenkt wird. Der Jüngling versucht dem Mädchen guten Ruf» der Gasse zu schützen. Dabei scheute sie die Schürze zu lösen, um es zum Abstieg in den Keller Schulgässchen lag eines der besonders übel beleum- sich auch nicht, die eigenen Leistmitglieder in die zu bewegen (sog. «Keller-Schryssete»). zVg deten Häuser, «ein Anstoss für die vorbeiwandelnde

Nerner ünsterM öestburierunh der Reoagce der Seitenswiffe Süd und lrd B A R + W O H N Z I M M E R R A T H A U S G A S S E 6 3 * 3 0 1 1 B E R N TEL. 031 311 51 87 * WWW.LESAMIS.CH :n den n,chsten Iahren äerden die veäGlbe OEFFNUNGSZEITEN: der Seitenschiffe in Btaen sorgf,ltig BAR MO-FR 17H - 00:30H restauriert9 z012w Eatterkaelle inklusiDe SA 15H - 00:30H WOHNZIMMER FR-SA 22H - 03:00H Uandbild über deö Bingang pur Sakristei9 Cerplichen Jank für :hre PnterstütpungW

76-Monto 30-820-8K 4urgerliche Brsarnis- kasseK Monto 6C2H 032 z0.z 3103 8380 1 der 4erner Eünster-Stiftung Senden an die 4erner Eünster-Stiftung sind steuerabpugsberechtigt9 Montaktw 031 31z 0. . BrunneZytig 17 Kesslergass-Gesellschaft 14. September 2018

derat herrsche «diplomatisches Stillschweigen». (alle Im Juli 1872 erschütterte Bern ein Raubmord an vorgehenden Zitate aus den Protokollen, Burgerbi- einem Engländer (Berner Tagespost Nr. 175/180). bliothek Bern, GA KGB 1 + 2 ). Die Behörden mussten sich sogar den Vorwurf ge- fallen lassen, dass «nicht mit Unrecht in der Stadt Bürgerliche Siten unter Druck Bern ein grosser Teil der weiblichen Bevölkerung im Die Diskussionen des Prostitutionsproblems in der Rufe der Prostitution stehe, wie kaum irgendwo in Kesslergass-Gesellschaft wurde vergleichbar auch in der Schweiz und im Auslande». Offensichtlich nah- den anderen Stadtleisten geführt und ist nur vor dem men sich danach die Behörden des Problems aktiver Hintergrund der grossen politischen und sozialen an und praktizierten eine effizientere Strafverfol- Veränderungen der damaligen Gesellschaft zu ver- gung, was sich in einer steigenden Anzahl von An- stehen. Im 19. Jahrhundert herrschte eine besonders zeigen niederschlug, sicher auch als eine Folge des strenge Sexualmoral, in der Prüderie und zahlreiche 1866 erschienenen 1. Kantonalen Strafgesetzbu- ! An der Bekämpfung der Unmoral und Sittenlosigkeit waren alle möglichen Vereinigungen und bürgerlichen Tabus galten, insbesondere für Frauen, deren Wir- ches. Die Moralitätscommission der Kesslergass-Ge- Gesellschaften beteiligt. Das Problem der Prostitution ken sich auf Haushalt und Familie zu beschränken sellschaft löste sich stillschweigend auf, auch wenn wurde in unzähligen Vorträgen thematisiert. Anliegen hatte. Die strenge Moral war konstitutiv für das Bür- das Thema der Moral und Sittlichkeit in den Leist- der medizinischen Vorträge waren die damit verbun- gertum, das sich damit deutlich von der Lebensform versammlungen immer wieder zur Sprache kam. dene Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten (An- zeige im Intelligenzblatt von und für die Stadt Bern, der ländlichen Bevölkerung und der Unterschicht CE 16. Mai 1871, Jg. 38, S. 4, UB Bern, BeZ Zeit 1). abgrenzte und diese mit ihrer Sittenpolitik zu dis- ziplinieren suchte. Schuljugend, besonders der ältern». Die Schuldirek- tion hatte deswegen bereits die Abendschule einstel- Gleichzeitig strömte mit der beginnenden Industria- len lassen. lisierung die arme Landbevölkerung in Massen in KGG AGENDA die Stadt, darunter viele mittellose junge Frauen, die In einer Sondersitzung am 3. März 1870 wurden sich mehr schlecht als recht als Dienstbotinnen, Folgende Jubiläumsanlässe der Kesslergass- verschiedene Massnahmen diskutiert. Der Vertreter Marktfrauen und Arbeiterinnen zu verdingen such- Gesellschaft sind fürs zweite Halbjahr vorgesehen: der Herrengasse plädierte «als Radikalmittel für die ten und auf jede Verdienstmöglichkeit angewiesen MÜNSTERBAUHÜTTE-ANLASS (FÜR MITGLIEDER) ganze Stadt hält er die Erstellung von Bordellen vom waren. Diese Unterschichtsfrauen waren integriert Montag, 8. Oktober, 18.00 Uhr (pünktlich). Einladung zur Staat aus als das zweckmässigste und nothwen- in die Trink- und Geselligkeitskultur der Arbeiter exklusiven Besichtigung der Baustelle «Matterkapelle» im digste.» Ein weiterer Vertreter fordert, «diese zu äus- und verkehrten wie diese in Wirtshäusern, typisch Berner Münster. Im Anschluss an die Führung ca. um serst in die Länggasse zum Bremgarten zu versetzen.» männlichen Treffpunkten. 20.00 Uhr Jubiläumsapéro in der Nähe des Münsters. Auch wird empfohlen «den Besuchern [der einschlä- JUBILÄUMSANLASS IN DER SPYSI (FÜR MITGLIEDER) Für die Moralisten war der Zusammenhang von gigen Häuser und Wirtschaften] Hindernisse in den Montag, 12. November, GALA mit «Suurem Mocke» und Weg legen, die sie vor dem Wiederkommen zurück- Wirtshäusern und Alkoholkonsum, Ordnungswid- einem Auftritt von Oli Kehrli. Mehr Infos folgen mit sepa- schreckten.» Und er bedauert, dass der Leist über zu rigkeit und Kriminalität ohnehin gegeben, dazu rater Einladung. sw wenig Geld verfüge, um «die betreffenden Häuser an- kamen jetzt noch im vermehrten Masse die Frauen, zukaufen und sie von uns aus auszumisten.» Allge- die sich relativ ungezwungen im öffentlichen Raum mein als wenig nützlich und wirksam wurde der bewegten, was moralisch von vornherein suspekt Einsatz «polizeilicher Massregeln» beurteilt, weshalb war. Die Sittenpolizei beschränkte sich nur darauf, man sich auf «bürgerliche Massregeln der Gesell- die Prostitution aus dem öffentlichen Raum zu ver- schaft» abstützen müsse, das heisst die Arbeit des bannen, also angehaltene Personen aus der Stadt zu Leistes und Einbezug einschlägiger Vereinigung wie weisen. Selbstverständlich befanden sich diese bei Mütter-, Studenten-, Arbeiter- und Ärztevereini- nächst bietender Gelegenheit wieder in der Stadt. gungen. Tatsächlich verurteilte auch die Presse (Ta- Zudem standen einzelne Polizeibeamte im Verdacht, gespost) das wenig entschlossene Vorgehen der Be- im Hinblick auf die Frauen korrumpierbar zu sein. hörden: «die Polizei spiele Blinde Kuh», im Gemein-

Originelle Mode… Kramgasse 70 Spezielle Accessoires… 3011 Bern mit Liebe für Sie Tel. 031 311 58 00 ausgewählt Fax 031 311 19 87 18 BrunneZytig 14. September 2018 Kesslergass-Gesellschaft

KGG-RÜCKBLICKE DER ZUFALL STAND PATE

Montag, 20. August 2018, mittags: Michel Bouvard, Konzertkünstler und Orgelprofessor aus Toulouse und Paris, organisierte (vor seinem Konzert am Dienstag) auf der Orgelempore im Münster eine «Master-Lektion». Im Vorgang bat mich Organist Da- niel Glaus (währenddessen er selber zur Orgel hin - aufstieg), fürs Nach-Stimmen die Tasten d‘ und d‘‘ auf Anweisung zu drücken. Nach Abschluss und als Dankeschön lud er mich zu einem persönlichen Au- ! FERRARI-Rudel im Blickwinkel vom JÜNGSTEN genschein und Aufstieg direkt in die Orgel ein. Der GERICHT auf dem Münsterplatz Anblick war schlicht überwältigend!

! Die einfühlsam von Julia Jost an der Führung Sonntag, 19. August. Anschliessend ans Treffen in Spontan zitiere ich aus einer Broschüre aus dem Jahr inspirierend begleiteten KGG-Gäste im Untergeschoss Aarberg fanden sich die schillernden FERRARIS 1999 von Tedy Hubschmid (Präsident Orgelbau- der KUNSTHALLE Bern. wieder zum Tête-à-tête auf dem Münsterplatz ein. kommission). «Es ist wie ein Wunder. Da steht die Der Halt war verständlich, rief selbige doch FER- neue Orgel wieder auf der Empore! Das Instrument Montag, 6. August. Die zahlreich erschienen Gäste RARI «Vins et Comestibles» an der Münstergasse ruht wieder auf dem Boden der Empore, wo es hin- wurden bei der exklusiven Kunstführung in der zum Apéro. sw gehört. Die schöne neugotische Sandsteinbrüstung, «wohltemperierten» KUNSTHALLE in der Sonder- die bei der Orgelerneuerung von 1930 übel zerstü- ausstellung zum 100-Jahr-Jubiläum («je pense donc ckelt worden war, ist wieder aus dem Boden aufge- je suisse») mehr als verwöhnt. Sie erlebten auch MÜNSTER AKTUELL taucht und hat ihre Funktion als Brüstung beim anschliessenden Apéro einen weiteren, leben- zurückerhalten. Wenn ich früher grosse Gruppen digen und aufmerksam besuchten KGG-Kesslergass- KONZERTE, FÜHRUNGEN, ANLÄSSE von Orgelbesuchenden bequem durch Pfeifenmeere Jubilier-Höhepunkt. führen konnte, die über drei Stockwerke verteilt So, 23. September, 13.15 Uhr waren, so steht heute ein Instrument in einem kom- So, 21. Oktober, 14.00 Uhr Freitag, 10. August. Das BUSKERS erfreute Gross pakten Block da, Pfeife an Pfeife, dazwischen ganze Öffentliche Führung: Das Münster entdecken und Klein auch in der Münster- und Herrengasse, Wände feinster Holzleisten und Stangen der Traktur. Kosten: Erwachsene CHF 15.00 auf der Pläfe und besonders auf dem Münsterplatz. Statt nach Staub riecht es jetzt angenehm nach Holz Allergattig Getier und Action tummelte sich ein- Fr, 21. September, 18.00 Uhr und Lack.» drucksvoll im fröhlichen Gedränge und hinterlässt Fr, 26. Oktober, 18.00 Uhr sw eine gehörige Vorfreude fürs nächste Mal. Öffentliche Führung: und Bildersturm Kosten: Erwachsene CHF 15.00

Anmeldung für alle obigen Führungen unter der Nummer: 031 312 04 62 oder an: [email protected]

Di, 25. September, 19.00 Uhr Mi, 24. Oktober, 18.15 Uhr Kosten: CHF 30.- (alles inklusive) Vollmondturmapéro mit der Turmwartin über den Dächern von Bern. Anmeldung: 079 700 08 80 oder [email protected]

WORTKLANGRÄUME | DURCHSICHTIG Di, 23. Oktober, 19.30 Uhr, Vermummte Sichten Urs Faes, Worte Stéphanie Meyer, Violoncello

Di, 29. November, 19.30 Uhr DURCH (DAS LEBEN) SEHEN Susanna Schwager, Textcollage ! Ein seltener Anblick: Über Stiegen, steile Leitern und ! Zoologische Raritäten am Buskers 2018 z’Bärn i dr Helena Hegglin, Orgel & Strom schmale Durchgänge (ohne Geländer) gelangt man Münschtergass. (hoch oben über der Empore) ins Innere der Orgel. Michael Flury, Posaune & Strombus

Restaurant Harmonie COMCONA Fritz Gyger + Walter Aebischer Hotelgasse 3, 3011 Bern

COMCONA AG DR. FRITZ GYGER Tel. 031 313 11 41 COMPUTER CONSULTANTS HOTELGASSE 3 Fax 031 313 11 40 BERATUNGEN & SOFTWARE CH-3011 BERN Internet www.harmonie.ch [email protected] T 031 313 11 51 E-Mail [email protected] WWW.COMCONA.CH F 031 313 11 50 BrunneZytig 19 Kesslergass-Gesellschaft 14. September 2018

NEUE EISZEIT: DANK GLACE-MANUFAKTUR «S-ENZEN» Ein Gelati-Mekka miten im hitzigen Altsadt-Sommertreiben. Die Überraschung is perfekt. Thomas Enzen produziert an der Herrengasse gluschtige Glace-Kreationen fürs Cornet, ds Chübeli oder zum Genuss am Event bei sich zu Hause.

Dass «s-enzen» weder eine Eintagsfliege noch ein Essenziell (s-enzen) frischfruchtig, gereif und Aprilscherz aus der Mottenkiste sein kann, beweist saisonal. alleine schon die Tatsache, dass in der Nummer 10 Fürs Mahlen, Mixen, Zerkleinern all der Zutaten und jetzt für «Schläckmüler und Gniesser» die nigelna- vor allem der stets reifen Früchte (je nach jahres- gelneue Glace-Maschine (Wert im hohen 5-stelligen zeitlicher Verfügbarkeit, Anteil ca. 50%) ist man ein- Frankenbetrag) steht. Und dies keine 50 Schritte gerichtet. Bei kurzfristig anfallenden Angeboten von vom Münsterplatz entfernt! Thomas Enzen, mit 36 Kirschen, Zwetschgen oder Aprikosen o.ä. kann die Jahren ein ausgewiesener Koch und zudem mit Ab- Produktion umgehend umgerüstet und innert Stun- schluss der Hotelfachschule in der Tasche, weiss, was den daraus frische Gelati an den Ständen angeboten er will. Er ist ein Macher, gleichermassen offen und werden. Das vorgängige Glace-Degustieren (auf klei- direkt im Umgang mit Kundschaft und seinem Team. nem Löffeli) mit gluschtigem «mmh», ganz speziell Und er ist gewohnt anzupacken. Ganze acht Teilzeit- bei Kindern, sei für spätere Wiederholungs-Käufe ! Thomas Enzen: Macher, Unternehmer und Angestellte insgesamt beträgt schon heute das En- am Stand ein unwiderstehliches Versucherli. Ebenso Lebenskünstler. gagement. Sein unternehmerisches Interesse gilt wichtig erscheint Enzen der Einkauf der Milch zu uneingeschränkt der Zukunft und da hat er bereits einem fairen Preis von gut einem Franken pro Liter seine Visionen im «Gilettäschli zwäg», wie er uns auf direkt beim Bauern. «Man empfindet dabei eine so- weist ganze 12 Abteile auf. Auf individuelle Wün- der Pläfe beim Interview zwischen gluschtigen Eis- ziale, ökologische wie auch ökonomische Verantwor- sche bei grösseren Quanten für private und sonstige kreationen und den entgegengestreckten Händen tung, und darum arbeite ich gerne mit lokalen Anlässe kann dank eigener Produktionskapazität der Kunden zu verraten bereit war. An bereits vier Leuten zusammen, auch wenn es mich etwas teurer kurzfristig eingetreten werden. Für die Weihnachts- Standorten werden die von Hand hergestellten Gelati zu stehen kommt», vernehmen wir von Thomas Desserts ist man bereits am Tüfteln, doch übers ge- von «s-enzen» angeboten: au jardin (Pläfe), am unter dem schützenden Sonnenschirm hervor. plante Tun während den Wintermonaten befragt, Handwerkermärit, in der Freibank (Wankdorfallee) hält sich Thomas Enzen schmunzelnd bedeckt und und nicht zuletzt als Pop-up bei Loeb. Am Standort Der Vielfalt und Abwechslung bei den Aromen seien erfreut uns anstelle spontan mit einem Kokosnuss- Herrengasse 10 begann der Glacen-Verkauf anfangs (fast) keine Grenzen gesetzt, so hören wir weiter. Zwetschgen-Chübeli aus seinem Gelati-Mekka… September 2018. Allein die Verkaufs-Kühltruhe am Produktionsort sw

! Thomas in Aktion mit Glace-Food-Truck auf der ! Schnappschuss vom Gelati-Mekka an der Herrengasse 10. Münsterplattform. 20 BrunneZytig 14. September 2018 Kesslergass-Gesellschaft

KREATIONEN, MODE, LABELS UND LEIDENSCHAFT Dies sind unter anderen jene Zutaten zum Catwalk Bern, dem Mode-Loufmeter, welche Models gekonnt umsetzen, wenn sie die Altsadt zum Laufseg heimischen Schafens küren. Passend dazu schauen wir mit Interesse bei «ooonyva» von Zara, Nathalie und Debora im Atelier/Laden an der Münsergasse 35 vorbei.

Unternehmensgeist, handwerkliche Vielfalt, Ideen- tief in die Häuserzeile hineinragenden Ladenlokal reichtum – und das alles gepaart mit einem feinen und dem hinten liegenden Schneider-Atelier mit der Gespür für Trends und Machbarkeit im heutigen Tageslichtkuppel (wichtig für Farbabgleiche bei Stof- Marktgeschehen: Das zeichnet auch die kleinen fen und Geweben), werden optimale Verhältnisse ge- Mode-Ateliers aus, die augenfällig unsere Altstadt schaffen. Die Beratung der Kundschaft findet mitten bereichern. im Atelier statt, zwischen Stoffen, fertigen Modellen und Kleidungsstücken, an denen noch gearbeitet Start zu zweit im Pop-up Versuch. wird. Beratung, Stoffwahl, Massnehmen, Abstecken Im Interview schildert uns Zara Nydegger (die vor- etc. geschehen also sur place, in einer anheimelnden mals noch als Kostümassistenz/Garderobe beim Film und vertrauensvollen Ambiance. mitwirkte) wie sie im Jahr 2012, zusammen mit De- bora Rentsch, für drei Monate ins Lokal Ecke Bu- Balance halten oder l’art du commerce. benbergplatz/Schwanengasse einzog und dort zu Wie kann überhaupt so eine Geschäftsstruktur nähen begann. Erklärtes Ziel der beiden war es, ein funktionieren, angesichts der übermächtigen, im ! Ateliergemeinschaft in Aktion. l. Nathalie, r. Zara. geeignetes Domizil für ein eigenes Mode-Geschäft zu Ausland angesiedelten Ketten mit ihren Tiefpreis- finden. Das Angebot eines Kellerlokals winkten sie, segmenten? Und wie schaffen es die drei Unterneh- ihres Kaleidoskop-ähnlichen Engagements im Ge- zusammen mit der spontan hinzu gekommenen Na- merinnen, sich zu positionieren und ihre ambitiösen schäft, in ihren Familien und dazu in den je eigenen thalie Pellon als Dritte im Bunde, wohlweislich Vorhaben umzusetzen? Vermutlich liegt es daran, Atelierbetrieben zuhause die Thematik von Paul durch. Doch die nächste Chance, an der Münster- dass sich die unterschiedlichen Interessen der drei Klee «Auf der Suche nach dem Gleichgewicht» oder gasse Fuss fassen zu können, wollten sie nicht aus- Frauen so gut ergänzen. Debora Rentsch mit ihren dessen Werk «Schwebendes» zutreffen und mit lassen. Vor Vertragsabschluss hätte beinahe ein im wandelbaren Basics, passende Kreationen zum Hi- einem unsererseits spontanen Chapeau! ans Mode- Voraus zu entrichtendes «Schlüsselgeld» (der Betrag, neinschlüpfen (prêt à porter, nicht massgeschnei- Trio nicht trefflicher zugeordnet werden können. den Neumietende oft bezahlen müssen, damit ein dert), Nathalie Pellon als Textildesignerin mit Ooonyva. Allons-y! bestehender Mietvertrag übernommen werden zweimal jährlich neuen Stoffkollektionen (auch Me- sw kann) ihrem Vorhaben Knüppel in den Weg gelegt. terware) und Zara Nydegger, die ihre Kreation Za- Dank einvernehmlicher Absprache mit dem Ver- ralita verkauft und zusammen mit Mona Ulrich für mieter und fachkundiger Beratung und Unterstüt- die Männer- und Frauenlinie Pierrot & Pierette ver- zung durch das KMU-Portal innoBE fanden sie sich antwortlich zeichnet. Sie bemerkt zum Erfolg ihres tatenhungrig in den Startblöcken ihrer Wunschlo- Geschäfts: «Anlässe wie ‘Printemps’ und ‘Noël avec kalität wieder. Mitte August dieses Jahres konnten nos amis’ in unseren Räumlichkeiten widmen wir sie als innovatives Frauenunternehmen frohgemut unseren Gastlabels wie Karin Wagner, Martina auf ihr 5-jähriges Bestehen im ModeBusiness in Strausak, Robert & Josiane, Glaslabor und anderen Bern’s Altstadt anstossen. mehr. An diesen Vernissagen und Apéros knüpfen wir neue Kontakte, pflegen die bestehende Kund- Das «Mode-Portefeuille» des Labels mit den 3 Pünkt- schaft und stellen die mittragenden KünstlerInnen chen im O (ooonyva) darf sich sehen lassen. Mit dem vor.» So dürfte für die drei Designerinnen angesichts

! ooonyva-Modeschau im Kaleidoskop-Look.

MULTITEX Textilreinigung D & D Leopaldi Rathausgasse 27, 3011 Bern Tel. 031 558 58 64 Die Altstadttextilpflege ! Designerinnen-Trio mit v.l.n.r. Zara Nydegger, Nathalie Pellon (mit Jubiläumstorte), Debora Rentsch. mit fachmännischer Beratung. BrunneZytig 21 Matte-Leist 14. September 2018

DER WASSERBAUPLAN HOCHWASSERSCHUTZ AARE ITTUME INGLISCHE – UND WAS DAS FÜR DIE MATTE BEDEUTET Das heisst Matteänglisch – und damit diese alte Ge- heimsprache der Mätteler und Mättelerinnen nicht Im Mai und Juni 2018 lagen die Pläne für den langfrisigen Hochwasserschutz entlang der Aare ausstirbt, bieten Alexandra Flury und die beiden während gut sechs Wochen öfentlich auf. Das entsrechende Projekt «Gebietsschutz Quartiere Matteänglisch-Experten Ruth und Res Margot Kurse an der Aare» wird frühesens im Winter 2020/2021 realisiert – vorher werden noch die Stimmbe- für Kinder an. rechtigten der Stadt Bern darüber zu befinden haben. Der nächste derartige Matteänglisch-Kurs findet am In der Matte sollen verschiedene Massnahmen rea- Einsrache des Mateleiss 29. Oktober von 16 bis 18 Uhr in der Baracke auf lisiert werden. So werden die Mauern um den Tych Der Vorstand hat eine Umfrage unter den Mitglie- dem Längmuur-Spielplatz statt. Der Unkostenbeitrag abgedichtet und erhöht. Um den durchgehenden dern des Leists durchgeführt. Es gab vereinzelte, beträgt 10 Franken. Die Anmeldung erfolgt über die Schutz zu gewährleisten, wird der Tych-Steg ange- sehr negative Rückmeldungen zu den geplanten Berner Ferien- und Freizeitaktion Fäger (www.fae- hoben. Entlang der Aare ist zum Schutz der Matte Massnahmen, aber keine breiter abgestützte FUN- ger.ch). eine Sandsteinmauer geplant. Das sogenannte Frei- DAMENTAL-Opposition gegen den Wasserbauplan. bord – der Abstand zwischen dem Wasserspiegel Hingegen fürchten viele die Immissionen der mög- Utsche imeze! – Tschou zäme! und der Maueroberkante – wird mit vor Ort verfüg- licherweise mehrere Jahre dauernden Bautätigkeit. babü/zVg baren mobilen Dammbalken gesichert. Im Hochwas- Während den intensiven Bauphasen werden innert serfall müssen diese Dammbalken durch die Monaten tausende Lastwagenfahrten die Wasser- Feuerwehr eingebaut werden. werkgasse, den Mühlenplatz, die Schifflaube und die Aarstrasse belasten. Wegen des sehr durchlässigen Untergrunds sind in der Matte weitere Massnahmen notwendig: Eine un- Der Matteleist hat in einer Einsprache bemängelt, terirdische Dichtwand soll dafür sorgen, dass kein dass die im Umweltverträglichkeitsbericht aufge- Aarewasser durch den Boden ins Quartier eindringt führten Massnahmen zu vage und zu wenig verbind- und zu Schäden in den Häusern führt. Hang- und lich formuliert seien. Der Leist fordert, dass dem Regenwasser, das sich innerhalb der unterirdischen Schutz der Bevölkerung, der Gewerbetreibenden Dichtwand ansammeln kann, wird im Hochwasser- und der Restaurants während der Bauphase ein fall mit Drainageleitungen und Pumpwerken abge- deutlich höheres Gewicht beigemessen werde, auch führt. Die Zugänglichkeit zur Aare wird mit drei wenn das mit Mehrkosten verbunden sein sollte. Treppenabgängen sowie einem öffentlichen Weg Res Lüthi zwischen der Cinématte und der Wasserwerkgasse PHARMACIE BÄREN APOTHEKE ermöglicht. Moderne Apotheke in historischem Ambiente Kompetent in allen Fragen Ihrer Gesundheit Lukas Schwander, eidg. dipl. pharm. ETH bim Zytglogge 1 3000 Bern 7 Tel. 031 311 02 42 www.apotheke-baeren.ch

Spécialités de produits d'Italie vins et comestibles s.a.

Münstergasse 49 - 3011 Bern Tél. 031 311 08 57 Fax 031 312 26 13 Natel 077 52 89 65

GRATIS HAUSLIEFERDIENST 22 BrunneZytig 14. September 2018 Rathausgass-Brunngass-Leist

PFLÄSTERUNG: ZURÜCK NACH 1928 Vertreter der Behörden dazu animiert, diese Pro- jektänderung in die Planung aufzunehmen. Den Ver- AN seiner Sitzung vom 7. September 1928 beschloss der Berner Stadtrat auf Antrag des Rat- antwortlichen von EWB und Tiefbauamt sei dafür hausgass- Brunngass- Leiss die Kopfseinpfläserung in der Rathausgasse durch einen fort- gedankt, dass dank ihrer Weitsicht eine Projektän- schritlichen Ashaltbelag zu ersetzen. 1929 wurde diese Veränderung in die Moderne realisiert, derung in dieser Bauphase positiv beurteilt wurde. berichtet die Leischronik zum 125. Jubiläum des RBL. Hoffen wir, dass der Stadtrat dies auch so sieht.

Nun sieht es so aus, dass nach ziemlich genau 90 sollte. Die Rathausgasse ist heute die einzige Gasse Auswirkungen auf den Ablauf der Bauarbeiten Jahren diese – damals der Modernität geschuldete – unterhalb des Zytglogge, die nicht gepflästert ist. Be- Es wird Verwunderung auslösen, wenn vor Einbrin- Massnahme rückgängig gemacht wird. Und so kam geistert von dieser Entwicklung zeigt sich auch die gung der Pflästerung die Gasse vorerst mit einem es dazu: Denkmalpflege, da damit den Vorgaben der UNESCO provisorischen Asphaltbelag belegt wird. Dies ist für das Weltkulturerbe Bern entsprochen werden aber nötig, da sich der Untergrund nach den Aus- Leitungssanierung umfassender als geplant kann. hubarbeiten erst senken muss. Dieser dünne Belag Die laufenden Sanierungsarbeiten in der Rathaus- lässt sich ohne grossen Aufwand wieder entfernen, und Brunngasse sahen vor, die auf der Nordseite lie- Leisvertreter bisher anderer Meinung anschliessend wird nochmals verdichtet und genden Leitungen (Gas, Elektrizität und Kommuni- Die Frage, die Rathausgasse zu pflästern, wurde bis- schlussendlich werden die Pflastersteine verlegt. kation) zu ersetzen. Beim Anschluss der Liegen- her seitens des Leists eher negativ beurteilt. Fakten schaften an der oberen Rathausgasse musste aber wie mehr Lärm durch Verkehr, weniger Gehkomfort Klar ist, dass diese erneute Projektänderung wieder festgestellt werden, dass die Wasserleitungen auf der für Menschen mit Beeinträchtigung, Schmutzemis- mehr Zeit in Anspruch nehmen wird. Das werden Südseite in wesentlich schlechterem Zustand als an- sionen beim Auffüllen der Fugen und die zu erwar- die Geschäftsleute und Anwohner nicht wirklich genommen waren. Die Lebensdauer der Wasserlei- tende lange Bauzeit, waren die Argumente. Nun sah schätzen. Denn die Auswirkungen der Bauarbeiten tungen hätte theoretisch noch über 30 Jahre aber plötzlich alles anders aus: Wenn schon wegen werden schon jetzt als massiv erlebt. Umsatzeinbus- betragen. Elektrochemische Reaktionen aufgrund der Leitungssanierung fast der ganze Gassenbelag sen wegen weniger Publikumsverkehr, schlechtere der elektrischen Gebäudeerdungen, welche in der entfernt werden und die Baustelle eh erduldet wer- Zugänglichkeit von Geschäften und Aussensitzplät- Altstadt üblicherweise an der Wasserleitung ange- den muss – warum in dieser Situation nicht auch zen der Restaurants und Lärmbelastung für Anwoh- schlossen sind, haben die Rohre wegen des Salzge- gleich den Belag durch eine Kopfsteinpflästerung er- ner, stille Gewerbe und Hotels sowie Ärger über halts der Sandfüllung vorzeitig massiv angegriffen. setzen? Bussen wegen fehlender Warenumschlagsflächen. Folge dieser Alterung war der Rohrleitungsbruch im Zibelegässli vor wenigen Jahren. Zu den vorher genannten Argumenten gibt es auch Diese einschneidenden Auswirkungen müssen erst Gegenargumente: Aufgrund der holprigen Fahrbahn einmal verdaut werden. Dabei gilt es zu bedenken, Aufgrund dieser Feststellung wurde auch die Sanie- wird automatisch langsamer gefahren. Höhere wie es wäre, wenn in wenigen Jahren die Gasse rung der Wasserleitungen auf der Südseite in die Lärmemissionen sollten sich aufgrund geringerer wegen hinausgeschobenem Unterhalt der alten Lei- Planung aufgenommen. Auf Einladung von EWB Geschwindigkeiten im Rahmen halten, zu schnell tungen erneut aufgerissen werden müsste. Leider wurden am 23.3.18 die interessierten Leistmitglie- fahrende Velofahrende werden ebenfalls gebremst muss damit gerechnet werden, dass die Bauarbeiten der über diese Massnahmen informiert. Dabei und Grabarbeiten bei Hausanschlüssen werden in erst im Laufe des Jahres 2020 ein Ende finden. Die wurde erwähnt, dass auch der mittig liegende Ab- Zukunft erleichtert, da diese bei Pflästerung wesent- Baustelle Capitol trägt dazu auch das Ihre bei, denn wasserkanal (Ast des Stadtbachs) sanierungsbedürf- lich einfacher sind als bei der jetzigen Betonplatte. deren Baustellenverkehr wird ebenfalls auf der Rat- tig sei, und wenn schon links und rechts die Gasse Auch wenn der Kredit für die Pflästerung aufgrund hausgassseite abgewickelt und verzögert damit die aufgerissen werden müsse, sollte dessen Sanierung der Mehrkosten erst durch den Stadtrat bewilligt Bauarbeiten. Dies ist wohl dem Tourismus-Status auch gleich miteinbezogen werden. Die darauffol- werden muss, ist festzuhalten, dass dieser Belags- der Kramgasse geschuldet… An der Rathausgasse gende Diskussion ergab, dass, wenn schon die ganze wechsel wohl nie kostengünstiger als jetzt ausgeführt dürfen wir uns aber darauf freuen, dass das Gesicht Gasse aufgerissen werden muss, auch das Thema werden kann. Aufgrund dieser Feststellungen haben dieser lebendigen Gasse mit ihrem geschäftigen Pflästerung in die Diskussion einbezogen werden die Leist-Vertreter ihre Meinung angepasst und die Treiben dank der Pflästerung wesentlich attraktiver wird. ef

! Baustelle Rathausgasse Etappe 5: Obere Hälfte bis Ende 2018. BrunneZytig 23 Rathausgass-Brunngass-Leist 14. September 2018

OH LA LA! STOFFE – FADENGERADE INS ZIEL Unten an der Rathausgasse befindet sich ein Paradies für Stofiebhaberinnen und -liebhaber. Erlesenes aus Schweizer Handwerksradition und internationaler Kreativität.

Beim Eintreten in das Ladenlokal an der Rathausgasse wöhnlichsten Stoffe heran: Italienische Seidenstoffe, 14 treffe ich per Zufall eine Bekannte, die spontan französische Spitzen oder traditionelle und zeitgenös- ihre Begeisterung über dieses neue Geschäft für aus- sische Stickereien aus Schweizer Handwerksbetrie- erlesene Stoffe preisgibt. Da ich ihre Stilsicherheit seit ben. Zarte japanische Gewebe sind ebenso vertreten langem kenne, nehme ich diese Aussage gleich vor- wie bunt vibrierende afrikanische Stoffkreationen. weg. Ob gewoben, gestrickt, bedruckt oder bestickt – sämtliche Herstellungsverfahren sind vertreten. Herzlich begrüsst werde ich von Therese Zaugg, der Inhaberin des Geschäfts. Sie führt mich durch die Stofe aus der halben Welt Räumlichkeiten, welche sich von der Rathausgasse Für die Auswahl ihres Sortiments besucht Therese durchgehend zur Brunngasshalde ziehen und hinten Zaugg die einschlägigen Messen in Milano und Paris, mit einem kleinen, romantischen Läubli enden. Im knüpft Kontakte zu internationalen Labels wie Mis- Zwischenbereich bewegt man sich durch einen klei- soni, Versace, Kenzo, Chanel, Gucci – um nur die nen, mit Glas überdachten Treppendurchgang, wel- wichtigsten zu nennen – sowie zu kleinen Familien- cher mit charmant gewählten Accessoires dekoriert betrieben, von denen sie teilweise nur kleine, exklu- ! Stoffe in schier unendlicher Auswahl. ist. sive Partien einkauft. Recherchen nach Kunden- wünschen gehören ebenso zu ihrem Angebot. Kurz: einen warmen Mantel oder eine dekorative Decke als Regale voller Stofräume Auch ausgefallene Vorstellungen und Wünsche ihrer Schmuckstück für den Wohn- oder Schlafraum. Be- Im vorderen wie im hinteren Ladenbereich befinden Kundschaft erfüllt Oh La La! Stoffe. Ein faszinierender druckte Baumwollstoffe in dezenten oder kontrastrei- sich sehr schöne Regale, auf denen die unzähligen Gegenpol zur allgegenwärtigen Massenware. chen Motiven und Farben beflügeln die Fantasie der Stoffballen, nach Farben und Mustern sortiert, auf- Kundinnen und Kunden. gereiht sind. Als Kunde ist man sehr dankbar, wenn Natürliche Materialien Therese Zaugg mit ihrer langjährigen Erfahrung be- Das Stoffsortiment umfasst hauptsächlich natürliche Neben den originalen St. Galler Spitzen sind Bänder ratend zur Seite steht. Mit Begeisterung und profes- Materialien. Edle Seidenstoffe für ein Abend- oder mit Pfauen-, Gänse- oder Straussenfedern eine Spe- sionellem Blick führt sie einem an die ausserge- Festkleid, englische Woll- und Cashmerestoffe für zialität des Hauses.

Kundensamm Oh La La! Stoffe darf auf einen grossen Kundenstamm zählen und beliefert private Kundinnen und Kunden genauso wie Couture-Ateliers. Alle erfreuen sich am inspirierten und inspirierenden Sortiment und schauen regelmässig vorbei um zu erfahren, was sich in der Welt der Stoffe tut, welche Trends oder auch Klassiker neu im Sortiment sind. ef

Weitere Informationen finden sich auf der Webseite www.ohlalastoffe.ch.

! Therese Zaugg vor Ihrem Geschäft Oh La La! Stoffe.

… nach der Restaurierung soll das antike Möbel nicht brandneu aussehen, sondern soll vielmehr seinen Charme, seine Geschichte, Rathausgasse 21 sein Alter zeigen können… 3011 Bern Daniel Gerber 031 311 34 34 Rathausgasse 12 • 3011 Bern mathysgoetschmann.ch Tel./Fax 031 311 81 22 24 BrunneZytig 14. September 2018 Kramgassleist

NACH ÜBER 50 BERUFSJAHREN IST SCHLUSS: FRANZ SKALA SCHLIESST SEIN UHRENGESCHÄFT «Mehr als mein halbes Leben habe ich in der Kramgasse verbracht». Es klingt, als saune Franz Skala selbs über diese lange Zeitsanne. Mite Oktober aber schliess der gebürtige Wiener sein Uhren- und Schmuckgeschäf an der Kramgasse 14. Ganz leicht fällt ihm der Abschied in den längs verdienten Ruhesand allerdings nicht.

Dass Franz Skala in Bern Wurzeln schlagen würde, ihm die Barockstadt Solothurn sehr gut. Doch «das war nicht vorauszusehen. Dass er Uhrmacher wer- Kleinstädtische» behagte ihm nicht. «Ich war damals den würde schon eher, denn der Urgrossvater und auch noch sehr jung», lächelt er im Rückblick fast ! Unprätentiös und mit grossem Fachwissen: Franz der Gossvater waren Uhrmacher. «Der Urgrossvater ein wenig entschuldigend. Skala in seinem Uhren- und Schmuckwarengeschäft. hat angeblich eine kleine Pendulenfabrikation im Wiener Gemeindebezirk Ottakring gehabt. So hat es Vom Angesellten zum eigenen Chef auch an den neuen Standort und erwarb weiterhin die Grossmutter jedenfalls immer erzählt», schmun- So wechselte Franz Skala 1972 von Solothurn nach Schmuckstücke oder hochwertige Marken-Uhren zelt Skala. Beweisen könne er das allerdings nicht. Bern. Zur Firma Zumsteg in der Zytgloggelaube. 13 wie Eterna, Mido oder Tissot. Skalas Handgelenk Alle Unterlagen seien in den Kriegs- und Nach- Jahre blieb er dort. Es sei eine interessante Arbeit zierte beim Besuch im August eine Porsche-Uhr. kriegswirren verloren gegangen. gewesen und die Kundschaft international. Reiche Ihm gefalle das Design – und die Qualität des Uhr- Amerikaner und Norditaliener vor allem, die Uhren werks. Er sei der schlagende Beweis, dass man ent- Doch das Uhrmacher-Gen hat sich offenkundig auf und Schmuck einkauften, ohne nach dem Preis zu gegen der landläufigen Meinung eine solche Uhr ihn übertragen. Alles an Uhren fasziniert ihn, vor fragen. Die Italienerinnen, erzählt er belustigt, seien auch dann tragen könne, wenn man den entspre- allem aber jener besondere Moment, wenn er nach im Sommer im Pelzmantel herumgelaufen. «Das chenden Luxuswagen nicht fahre, witzelt er. einer Reparatur die Unruh wieder ins Uhrwerk ein- kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.» setzt, jenes kleine Schwingrad, das den gleichmäs- Ein bisschen Wehmut vor dem Abschied sigen Gang einer Uhr bewirkt. «Wenn die Uhr 1985 schloss das Geschäft. Franz Skala wagte den Freimütig räumt Skala ein, dass das Geschäft in den wieder anfängt, sich zu bewegen, anfängt zu leben, Schritt in die Selbständigkeit. In der letzten Jahren nicht mehr ganz so gut gelaufen sei. dann ist das ein erhabenes Gefühl», sagt er in seinem konnte er einen Kellerladen mieten. Mit 30 000 Er führt dies auf den Onlinehandel zurück und auf weichen Wiener Dialekt, der beim Reden immer Franken baute er zusammen mit seiner inzwischen die vielen Sonderverkaufsaktionen, die es allenthal- wieder durchschimmert. verstorbenen Frau sein eigenes Uhren- und ben gebe. Aber, sagt er mit leisem Lachen, er sei Schmuckwarengeschäft auf. Harte Arbeit war das, eben auch nicht mehr so erfolgshungrig wie früher. Mit 22 Jahren, gleich nach seiner Ausbildung zum wenig Freizeit. Und ein Leben mit finanziellen Risi- Was nicht allzu verwunderlich ist, liegt doch sein or- Uhrmacher, hatte sich Skala von Wien nach Solo- ken. «Was von den Einnahmen übrigblieb, haben wir dentliches Pensionsalter schon eine kleine Weile zu- thurn aufgemacht. Für die Reputation eines Uhrma- in neue Ware investiert.» Man brauche viel Geld fürs rück. Doch so richtig freuen auf den definitiv chers sei es damals höchst bedeutsam gewesen, Uhren- und Bijouteriegeschäft, bilanziert Skala. beschlossenen Rückzug ins Private mag sich Skala mindestens ein Jahr lang in einem Betrieb im Solo- Denn «eine Verkaufsgarantie gibt’s nicht». (noch) nicht. Nach wie vor liebt er seine Arbeit im thurnischen gearbeitet zu haben, erzählt er. Bei ihm Geschäft. Nahe geht ihm auch der Abschied von der wurden aus dem einen Jahr gleich vier Jahre, die er Umzug an die Kramgasse Kramgasse und den Menschen, mit denen er dort in im Omega-Atelier in Langendorf verbrachte, das Sieben Jahre später, 1992, erhielt Skala das Ange- den langen Jahren seiner Geschäftstätigkeit Be- durch die Uhrenfabrik «Lanco» Berühmheit erlangt bot, den Uhren- und Schmuckladen in der Kram- kanntschaft geschlossen hat. Im Moment gehe er mit hatte. Doch schliesslich begann ihn die Arbeit dort gasse 14 zu übernehmen – und zögerte nicht. «Mit einem mehr weinendem als lachendem Auge, gibt zu langweilen. Dazu kam der «Kulturschock», der für Freuden» habe er das Angebot von Herrn Gorgé an- er zu. Aber, fügt er nach einer kleinen, nachdenkli- ihn mit dem Wechsel vom grossstädtischen Wien ins genommen. Seine Stammkundschaft, die in Teilen chen Pause an, «ich weiss nicht, wie das in einem beschauliche Solothurn einherging. Baulich gefiel noch auf Zumsteg-Zeiten zurückgeht, folgte ihm halben oder dreiviertel Jahr sein wird.» Jetzt lächelt er wieder, fast ein bisschen spitzbübisch.

Eines möchte Franz Skala am Ende unseres Treffens noch unbedingt loswerden: seinen Dank an die Be- kannten wie auch an seine Kundschaft für deren jahrelange freundschaftliche Verbundenheit. Er habe Kunden, die schon in der dritten Generation zu ihm kämen, zuerst die Grosseltern, dann deren Kinder und jetzt auch die Grosskinder. «Das erfüllt mich mit Freude und auch mit Stolz», sagt er nicht ohne Rüh- rung.

Noch bis Mitte Oktober ist sein Geschäft geöffnet. Zwei Wochen später ist die Schüsselabgabe. Nach insgesamt 39 Jahren in der Unteren Altstadt wird Franz Skala diese verlassen. Nicht nur die Schrei- bende wird den grossgewachsenen, stets freundli- chen und zuvorkom- menden Geschäftsmann im Gassenbild vermissen. Deshalb zum Abschied ein ganz herzliches «Servus»! babü ! Es hat, solange es hat: Mitte Oktober ist definitiv Ladenschluss. BrunneZytig 25 Kramgassleist 14. September 2018

TRAUMSTART IM JUNI IM KRAMER – FORTSETZUNG Am 1. November soll der Klötzlikeller wieder eröff- nen. Viel Zeit zum Durchatmen nach dem Eröff- IM NOVEMBER IM KLÖTZLIKELLER nungstress im Kramer bleibt Hebeisen und dem Den Golfclub in Blumisberg bei Flamat, das Kramer an der Kramgasse und der Klötzlikeller an Team also nicht. Doch ihn scheint das nicht gross zu bekümmern. «Wir haben ein super Team», sagt er. der Gerechtigkeitsgasse: Diese drei Lokale hat die Aaresadt Gasro GmbH seit diesem März Und zwei Geschäftsführerinnen mit langjähriger Be- übernommen. Ein grosser Erfolg für das noch junge Unternehmen. «Wir wollen aber kein Gas- rufserfahrung, auf die er sich blind verlassen könne, troimperium aufauen», macht Martin Hebeisen, neben Kurt Jurt einer der beiden Inhaber, im Emily Boemi (Golfclub) und Noëmi Bärtschi (Kra- Gesräch mit der BrunneZytig sofort klar. mer). «Wir packen das», strahlt Hebeneisen. «Wir sind voll motiviert.» babü

KRAMGASSE GOES KELLERKINO Die Kulturanlässe des Kramgassleiss sind nicht nur ein beliebter Trefpunkt, sie vermit- teln auch Einblicke, die man of zu wenig sucht. Dies war einmal mehr am 27. Augus 2018 der Fall, als im Kellerkino «Altsadtlüt» gezeigt wurde.

Viele hatten den Film von Alberto Veronese, der im 2013 zum ersten Mal gezeigt worden war, verpasst. Andere wollten ihn gerne ein zweites Mal sehen. Se- niorinnen und Senioren, die grösstenteils Jahrzehnte in der Berner Altstadt verbracht hatten, erzählen im Film aus ihrem Leben in und mit der Altstadt. Sie schildern Begebenheiten und liefern Fakten, die der ! Blick über den «Bärengraben», die Weinlounge, auf die hintere Restaurant-Terrasse in die Rathausgasse. jüngeren Generation meist völlig fremd sind und sie umso mehr zum Schmunzeln bringen.

Diese drei Lokale zu führen, sei für sie beide «eine ausgeblieben. Hebeisen & Co haben das Ambiente Von den Mitwirkenden in «Altstadtlüt» weilen inzwi- Herzensangelegenheit, in die wir all unsere Energie des Lokals leicht verändert. Am augenfälligsten – schen mehrere nicht mehr unter uns. Umso wichti- stecken», sagt Hebeisen, ein schmaler Mann mit ras- neben den Bildern von Büne Huber an den Wänden ger ist es, dass ihre Erinnerungen aufgezeichnet pelkurzen Haaren. Hebeisen und Jurt kennen sich ei- – ist die Dreiteilung des Lokals, eine augenzwin- werden konnten. Filmer Alberto Veronese hätte die gentlich erst seit 2016. Zwei Jahre lang haben sie kernde kleine Hommage an die Altstadt: Der Res- KramgässlerInnen gerne selber begrüsst und etwas zusammen in der Welle 7 am Bahnhof die «Wash Bar» taurantteil zur Kramgasse hin firmiert als zum Film gesagt. Das war ihm leider nicht möglich. und das Restaurant «The Flow» geführt, bevor sie sich Läuferplatz, in der Mitte wird an Stehtischen in der In einer Botschaft an das Publikum im Kellerkino dieses Jahr gemeinsam selbstständig machten. Kesslergasse das Feierabendbier getrunken und von stellte er nüchtern fest: «Heute, wenn auch mein dort führt eine kleine Treppe hinunter in die gross- Krebs mich in einer Klinik in Martigny in Schach Beide haben langjährige Erfahrungen in der Gastro- zügige loftähnliche Weinlounge, den Bärengraben. hält und mich sehr wahrscheinlich nicht alt werden nomie. Hebeisen leitete unter anderem acht Jahre lassen wird, fühle ich von ganzem Herzen sagen zu lang die Postfinance-Arena der SCB-Sportgastro. «Wir mussten das Rad nicht neu erfinden, denn die können: Ich bin ein Berner Altstadtmensch.» Vero- Der Koch Kurt Jurt war unter anderem Sous-Chef Einrichtung war ja erst zwei Jahre alt», kommentiert nese hätte sicher auch den Apéro nach dem Film auf beim Gastronomen und Spitzenkoch Urs Messerli. Hebeisen lakonisch. Das Rad neu erfinden kann die der Gasse genossen, wo immer wieder Vergleiche Mit grösster Achtung spricht Hebeisen vom Können neue Crew auch in der Küche nicht. Denn wegen des zwischen Gegenwart und Vergangenheit angestellt seines Geschäftspartners. Jurt sei einer, der morgens fehlenden Abzugs im denkmalgeschützten Haus sind wurden. «Kramgasse goes» wünscht Alberto Vero- um vier Uhr in den Jura fahre, um Steinpilze zu die Kochmöglichkeiten beschränkt. Dennoch las sich nese alles Gute! sammeln, die er anschliessend den Gästen im Golf- der Wochen-Menüplan für die letzte Augustwoche koe club vorsetze. Er sei einer, der unermüdlich an sehr appetitanregend. neuen Rezepten tüftle, um seine Kreationen zu ver- feinern und sich gerne auf Neues einlasse. So habe Sanfe Modernisierung im Klötzlikeller er in Bern den Poké Bowl lanciert, ein hawaiiani- In der Küche im sanft restaurierten Klötzlikeller sches Fisch-Reisgericht mit japanischem Einschlag, dürften dagegen bald vergleichsweise paradiesische das auch im Kramer grossen Anklang finde. Zustände herrschen. Kurt Jurt wird dort ab Novem- ber die Kochlöffel schwingen. Die Küche im Traditi- Altsadteeling im Kramer onslokal bleibe klassisch, beruhigt Hebeisen. Auch Überhaupt – das Kramer. Der «Karl»-Nachfolger hat künftig stünde «Suure Mocke» auf der Speisekarte. sich in den knapp drei Monaten seines Bestehens Optisch hingegen sei eine sachte Modernisierung ge- ganz offensichtlich in der Gasse bereits fest etabliert. plant, bei den Möbeln und beim Geschirr. Nicht aber «Wir hatten einen Traumstart», sagt Hebeisen. Nur an den Wänden. Dort würden weiterhin die alten an zwei, drei Hitze-Tagen, als bei 36 Grad im Schat- Bilder hängen. ! Die Leistmitglieder waren vom Film «Altstadtlüt» ten die Stadt wirklich leer war, seien auch die Gäste sichtlich angetan. 26 BrunneZytig 14. September 2018 Leist der Untern Stadt

DIE KIRCHGEMEINDE FEIERT IHRE ANKUNFT LUS AGENDA 2018 IM NYDEGGHOF Nach dem Umbau des ehemaligen Seniorenheimes im Nydegghof in Wohnungen (die Brunne- Zytig berichtete) zieht nun auch die Kirchgemeinde Nydegg direkt neben ihre Kirche. Dabei ent- 14./15. SEPTEMBER sand die Idee, neben den Parterreräumen, wo unter anderem Büros und Schulungszimmer Eröffnungsfest Nydegghof und neues Kirchgemeindehaus: eingerichtet werden, auch gleich den Nydegghof mit neuem Leben zu füllen. Am 14. Sept. ab 17 Uhr, Detail-Programm folgt unter www.nydegg.ch, mit Vernissage des neuen Schweizerischen Kunstführers «Die in Bern und ihr Quartier» Ob und wie diese Ideen der Projektgruppe «Belebung dem 1857 errichteten Staldenbrunnen in der Stütz- von Jan Straub (Kunsthistoriker und Sakristan Kirchge- Nydegghof» umgesetzt werden, erfahren die Besu- mauer der Nydegggasse, sind recht komplex: Für die meinde St. Peter und Paul). Am 15. Sept. zw. 10 und 21 cher am Eröffnungsfest vom 14. und 15. September. Stützmauer selbst, also die Brunnenwand, ist die Uhr, Detail-Programm folgt unter www.nydegg.ch. Die Kirchgemeinde lädt die Bevölkerung ein, sich mit Immo Stadt Bern zuständig, bewirtschaftet wird sie 26. SEPTEMBER ihr über den Neuanfang in der Unteren Altstadt zu aber durch Stadtgrün Bern, und für das Brunnen- Kronegespräch des LUS in der «Singstudenten»-Bar der freuen, und bietet ein reichhaltiges Programm mit becken und das Wasser sind die EWB verantwort- Krone um 19 Uhr; mit Gastreferenten Markus Caflisch, Musik und Kulinarik für Jung und Alt. Natürlich soll lich. Ihr Brunnenmeister reguliert z.B. den Wasser- Geschäftsführer von CasaSegura. Er stellt aus aktuellem auch Historisches nicht fehlen. So trifft es sich gut, druck und anderes mehr. Das Wasser muss allen Anlass (Morellhausbrand!) das Rauchwarnmelde-System dass der Kunsthistoriker und Sakristan der Kirche zugänglich bleiben. In Zusammenarbeit mit Stadt- vor, das für private Häuser auch speziell in der Altstadt St. Peter und Paul, Jan Straub, seine Recherchen grün Bern entwickelte die Projektgruppe «Belebung konzipiert ist. Anmeldung via Doodle-Umfrage oder per über «Die Nydeggkirche in Bern und ihr Quartier» Nydegghof» nun eine ganze Reihe von Angeboten, Mail unter [email protected]. präsentieren kann, die jetzt als eigenes Heft der für die auch die Kornhausbibliotheken miteinbezo- 17. OKTOBER Schweizerischen Kunstführer publiziert sind, und gen werden sollen. Für die Öffentlichkeitsarbeit der 12 Uhr: Mittagstisch für Senioren in der Nydegg dessen Vernissage auf diese Weise gefeiert werden Kirchgemeinde, also auch für das ganze zukünftige

31. OKTOBER soll. Treiben im Nydegghof, wird Rita Jost zuständig sein. Kronegespräch des LUS in der «Singstudenten»-Bar der Natürlich immer genau beobachtet von Stadtgründer Krone um 19 Uhr; Thema: Verkehr in der Altstadt, mit Zusammenarbeit von Kirchgemeinde und Berthold von Zähringen, dessen Denkmal 1968 vom den Gastreferenten Nadine Masshardt, Nationalrätin und Stadtämtern Münsterplatz hierher an den Ursprung der Stadt zu- Präsidentin «Läbigi Altstadt», und Hannes Meuli, stv. Leiter Das Gebiet der Kirchgemeinde Nydegg umfasst nicht rückversetzt worden ist. strateg. Verkehrsplanung der Stadt. Anmeldung siehe oben. nur die Untere Altstadt, auch das Burgfeld, die

5. NOVEMBER Schosshalde und das Gryphenhübeli gehören dazu. Kurzer Werdegang der Nydeggkirche Spysi-Saisonbeginn (Saisonende ist am 12. April 2019). Die bisherigen Kirchgemeinderäume in der Schoss- Die Nydeggkirche wurde zwischen 1341 und 1346 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 11.30 bis 13.00 halde und in der Matte sollen mit neuen Betreiben- anstelle der alten Zähringer-Burg – als Maria-Mag- Uhr; [email protected] den bald ein Eigenleben erhalten, und einiges dort dalena-Kapelle – errichtet. Sie liegt an einem der Ja- wird auch weiter bestehen – wie der tamilische Mit- kobswege, die quer durch unser Land führen. Nach 14. NOVEMBER tagstisch – oder nach Bedarf umplatziert werden. mehreren An- und Umbauten erhielt sie aber erst 12 Uhr: Mittagstisch für Senioren in der Nydegg spät ihr heutiges Aussehen. Von etwa 1500, kurz 28. NOVEMBER Der Nydegghof gehört der Stadt, die Kirchgemeinde nach dem Bau des spätgotischen Turms, stammt die Kronegespräch des LUS in der «Singstudenten»-Bar der «besitzt» nur je 2 Meter Breite rund um die Kirche, älteste noch erhaltene Glocke. Sie ist die grösste der Krone um 19 Uhr; Vorgestellt wird Annas Bücherherbst, ausserdem auch den kleinen Hof direkt am Haus Vier und wird Agathen- oder Feuerglocke genannt. zusammen mit der Klamaukbuchhandlung an der Post- hinter dem historischen Sodbrunnen. Die Nutzungs- Während der Reformation wurde die Kirche für über gasse www.klamauk.be; Anmeldung siehe oben. verhältnisse des anderen Brunnens im Nydegghof, 30 Jahre lang zur Lagerhalle der Wirte für Fässer, 1./2. DEZEMBER Krippenausstellung in der Nydeggkirche

12. DEZEMBER 12 Uhr: Mittagstisch für Senioren in der Nydegg

17. DEZEMBER Seniorenweihnacht in der Spysi; Anmeldung bei Sandra Thomann unter [email protected] oder schriftlich an Thomanncoaching GmbH Rathausgasse 47, 3011 Bern, S M S oder telefonisch: 079 670 92 05 ZB

! Der Unterhalt des Staldenbrunnens beschäftigt gleich mehrere Ämter. BrunneZytig 27 Leist der Untern Stadt 14. September 2018

DURCH DIE ALTSTADT-GESCHICHTE HINAUF UND HINUNTER

Wieder einmal hat unser Vorstand, Stephan Probst, die Leistmitglieder zu seiner Altstadtgassenführung eingeladen. Zwanzig Personen begleiteten ihn am 23. August durch das LUS-Gebiet, vom Nydegghöfli, der eigentlichen Geburtsstätte Berns, vorbei an den paar Postgasshäusern, die vom Stadtbrand 1405 wundersam verschont geblieben sind, hinauf zum roten Fensterladen mit dem alten Briefkasten, der den Namen der Postgasse erklärt, hinunter zum Lenbrunnen und der Wasserversorgung der Mittel- alterbevölkerung, wieder hinauf zum Rathaus, des- sen Schatztruhen Napoleon geraubt und verschleppt hat – und so weiter und so weiter. Dass auch durch- aus stadtgeschichtlich Bewanderte mit auf diese Spurensuche durch die Stadtgeschichte gekommen waren, erkannten wir Teilnehmende zu unserer ! Die Nydeggkirche lässt sich von nirgendwo her in Freude schnell, denn immer wieder wurden Ste- ihrer vollen Pracht fotografieren, sowohl die imposan- phans Ausführungen durch den einen oder anderen ten Bäume im Nydegghof als auch die Nydegggasse sind dafür einfach zu hoch. mit zusätzlichem Detailwissen ergänzt. Vielleicht wussten Sie ja, wie viele Treppen die Untere Altstadt mit der Längmuur und der Matte verbinden, sicher ! Die LUS-Spaziergänger vor dem Gespensterhaus in Holz und Korn, und danach diente sie bis 1721 als aber nicht, wie viele Stufen Sie dabei – hinunter bei der Junkerngasse wissen jetzt, dass die Fensterläden am Gespensterhaus seit Bundesrätin Dreyfuss nicht Gottesdienstraum und Filialkirche des Münsters. Seit der einen und hinauf bei der nächsten – zu bewäl- mehr geschlossen sind (Berns freundliches Stadtbild), 1906 steht der Bau unter Denkmalschutz, und in tigen haben.* Vielleicht eine Idee für den nächsten und dass Stephan Probst diese gerne wieder schlies- den Jahren 1951-53 erhielt die Kirche eine ziemlich LUS-Rundgang als Fitnessparcour? Jedenfalls trug sen lassen möchte (Berns geheimnisvolle Seiten). radikal vereinfachende Rundumerneuerung, eine der diesjährige in ungezwungener Atmosphäre und schlichte Klarheit und dadurch eine hervorragende mit vielen anekdotischen Beiträgen zu einem erfri- ZB Akustik. Diese werden wir sicher am Eröffnungsfest schend auffrischenden Geschichtsunterricht und ei- *Die Auflösung: von Mitte September voll geniessen können. niges zu unserer geistigen Fitness bei. Es sind 9 Treppen mit insgesamt 925 Stufen. ZB

Damen und Herren Z A C Mass – Schneiderei EINRAHMUNGEN VERGOLDUNGEN Isabelle Mosimann

Anfertigung von Gold, Eisen, Holz- und Alurahmen sowie Plexikasten nach Mass. Gerechtigkeitsgasse 11 3011 Bern Marc Bigler Postgasse 18 3011 Bern Tel./Fax 031 311 03 26 078 762 51 23 Mobile: 079 6307121 [email protected] www.marcbigler.com www.mass-schneiderin.ch

Restaurant

Regula + Stephan Hofmann Postgasse 48, 3011 Bern, Tel. 031 311 60 44 Dienstag ab 17 Uhr offen Mittwoch bis Samstag 10 bis 24 Uhr offen A. STEIGER ELEKTRO AG

Elektroinstallationen Brunngasshalde 69 Beleuchtung Postfach Telekommunikation 3000 Bern 7 Postgasse 23, 3000 Bern 8 Projekte Tel. 031 311 13 11 Tel. 031 311 22 40 Fax 031 312 11 62 Mir sorge für Spannig und Strom [email protected] 28 BrunneZytig 14. September 2018 Angebote

NATUR INSPIRIERT IMMER

NICOLAS ADAMEK | GOLDSCHMIED KRAMGASSE 56 | 3011 BERN | WWW.ADAMEK.CH

Für ein lebendiges Berner Münster Gegründet 2013, benannt nach dem Heiligen Vinzenz, Schutzpatron der Stadt Bern und des Münsters. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie das Münster Kulturleben sowie münsternahe soziale Bedürfnisse. Die Stiftung ist steuerbefreit; Spenden sind somit steuerlich abzugsfähig. BEKB, PC 30-106-9 CH16 0079 0016 9237 1517 8 Sekretariat Herrengasse 11, 3011 Bern Info/Flyer: www.bernermuenster.ch >Kirchgemeinde>Vinzenzen-Stiftung Der Stiftungsrat dankt Ihnen herzlich!

Die Suppensaison startet wieder im Bread à porter.

Täglich ab 11. September Die Altstadt Bäckerei Drinks, Sounds & Dance, Concerts Unser Bäcker-Koch Ruedi wird wieder Eintritt ab 20 Jahren Am mit spannende Kreationen für Sie aromatischstem Wiener Kaffee täglich frisch kochen. Öffnungszeiten: An der Münstergasse mit Freitag 20.00 - 02.00 Uhr der offenen Backstube Samstag 20.00 - 02.00 Uhr Bread à porter Mühlenplatz 11, 3011 Bern Karin + Patrik Bohnenblust Münstergassse 74 / Kornhausplatz 11, Bern T: 031 311 27 71, www.bread-a-porter.ch www.black-quarter-bar.ch www.facebook.com/BlackQuarterBar