Mobilitätsmarketing: Aktionszeitung „Bern Bewegt“
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Mobilitätsmarketing: Aktionszeitung „Bern bewegt“ Die Region Bern ist landesweit die aktivste Region am europäischen Aktionstag „In die Stadt ohne mein Auto“ vom 22. September 2002. Die Themen nachhaltiger Freizeitverkehr und Naherholung stehen dabei im Zentrum und werden vor allem über erlebnisorientierte Events vermittelt. Eine eigens geschaffene Aktionszeitung, die via Anzeiger in alle Haushalte der Region verteilt wird, ist Kernstück der Kommunikation des Anlasses. Die Zeitung steht als Beispiel für die Sensibilisierung auf die vielfältigen Aspekte der Mobilität. Weitere Informationen: International Car Free Day www.22september.org EnergieSchweiz für Gemeinden / 22. September www.energie-schweiz.ch/bfe/de/veranstaltungen/artikel/00064/index.html Bern bewegt/22. September in der Region Bern www.bernbewegt.ch Autofreie Schweiz www.mila.ch/autofrei Verein Region Bern www.regionbern.ch Stadt Bern www.bern.ch 18. September 2002 Redaktion Mobilservice Geschäftsstelle Mobilservice Büro für Mobilität AG Monika Tschannen-Süess Andreas Blumenstein Postfach 47, 3115 Gerzensee Aarbergergasse 8, 3011 Bern Fon 031 782 02 15 Fax 031 782 02 16 Fon 031 311 93 63 Fax 031 311 93 67 mailto: [email protected] mailto: [email protected] homepage: http.//www.mobilservice.ch SEHEN IST… GLÜCK IST… TREND IST… subjektiv, und Kunst- wenn Sie im Bernbewegt- öffentlichen Verkehr und schaffende nehmen an- Wettbewerb ein nagel- individuelle Mobilität zu ders wahr. Wie Sie neue neues E-Bike gewinnen. verbinden. Was das der Einsichten gewinnen auf Die Fragen auf Umwelt bringt, steht auf SEITE 9 SEITE 11 SEITE 12 INTERVIEW VRB-Suppe: Einbrocken und auslöffeln Gemeinderätinnen und -räte aus Stadt und Region kochen gemeinsam eine Suppe. Denis Forter, Geschäftsführer Verein Region Bern, rührt mit. Zu viele Köche verderben den Brei. Gilt das auch für die Suppe? Forter: Einer für alle, alle für einen. Nach diesem Motto ist auch unsere Suppenküche orga- nisiert. Zutaten bringen die ein- zelnen VRB-Gemeinden,kochen tut in diesem Falle alleine die Kehrsatzer Delegation. Welche Zutaten verwenden Sie? Neben den klassischen Zutaten für eine währschafte Gemüse- suppe (siehe Kochbuch für Ber- ner Schulen: «TipTopf») viel Naturnahe Landschaften: Der 22. September ist eine ideale Gelegenheit, die Region Bern als Naherholungsgebiet (wieder) zu entdecken. Bild: Thomas Cunz politisches Gespür, Erfahrung, Fachwissen, Gesprächs- und Kompromissbereitschaft, Prag- matismus, Kreativität. Editorial Was ist das Salz, was der Pfeffer in Ihrer Suppe? Solidarität ist das Salz; die Vision eines Lebens- und Wirtschafts- raums Bern, in dem sich alle in Etwas mehr Aare einer gesunden Umwelt wohl fühlen, ist der Pfeffer. Wer soll die Suppe, die Bernerinnen und Berner sind mobile setzt die politische Auseinanderset- besorgen oder über Neujahr in südli- Fuss, mit Velos, Skates,Trottinetts oder Sie einbrocken, wieder Menschen.Täglich legen sie 39,2 zung ein. che Gefilde zu fliegen. Doch dieses mit Zug, Bus und Tram. Zahlreiche auslöffeln? Kilometer zurück, davon mehr als Spiel ohne Grenzen hat seinen Preis. Events laden zum Verweilen und N Du, ich, jedefrau und jeder- 20 mit dem Auto. Vierzig Prozent der Wir leiden unter Lärm, schlechter Luft Entdecken ein (vgl. Zeitung). London mann. Darum ist es ja so wich- Fahrten dienen dem Freizeitvergnü- Die Region Bern beteiligt sich zum und gefährlichen Verkehrswegen. und südliche Gefilde in Ehren: Die tig, dass sich möglichst viele für gen, Tendenz steigend. zweiten Mal unter dem Patronat von Und wir spüren den Druck auf die Stadt und die umliegenden Aare- und die Region (wo Politik in erster EnergieSchweiz am Aktionstag «In die Landschaft und die Auswirkungen der Hügelgebiete sind auch nicht ohne – Linie passiert) einsetzen bezie- N hungsweise interessieren. Stadt ohne mein Auto» – gemeinsam Klimaerwärmung. ideal für einen Tag ohne Auto. Die Bewegungsfreiheit ist eines der mit über 1000 europäischen und N Und hat die Kreation zentralen Grundrechte. Wir alle ge- rund 70 Schweizer Gemeinden. Die Gemeinderätin Edith Olibet einen Namen? niessen die Möglichkeit, uns jederzeit Bevölkerung ist aufgerufen, einen Tag Die Region Bern verfügt über viele Direktorin für Bildung, Umwelt «Potage pas du tout magique» frei von einem Ort zum andern zu auf das Auto zu verzichten. Weil der naturnahe Landschaften und ein viel- und Integration der Stadt Bern für eine starke, lebenswerte Re- gion Bern. Gemeinsames Ziel: bewegen. Doch wie jedes Recht stösst 22. September dieses Jahr auf einen fältiges kulturelles Angebot. Der Verein bessere Luft, weniger Lärm, auch die persönliche Bewegungsfrei- Sonntag fällt, steht die Freizeitmobili- Region Bern – ein Verbund von 25 BERNBEWEGT.CH mehr Lebensqualität. Weniger heit an Grenzen. Nämlich dort, wo sie tät im Mittelpunkt. Es ist ein Zeichen Gemeinden – setzt sich unter ande- motorisierter Verkehr heisst andere Grundrechte einschränkt: das von Wohlstand, dass unsere Freizeit- rem dafür ein, dass der Wert dieses mehr Freiraum für Begegnun- Recht auf körperliche Unversehrtheit mobilität zunimmt. Viele können es Naherholungsgebiets erhalten bleibt. Weitere Infos gen und Gespräche. Der 22. oder das Recht auf intakte Lebens- sich leisten, nach Feierabend zum Der 22. September bietet eine ideale Der Aktionstag wird von vielen September bietet die Gelegen- grundlagen. An dieser Schnittstelle Sportplatz zu fahren, das Wochen- Gelegenheit, die vertraute Umgebung Gemeinden der Region Bern mitge- heit dazu. tragen. Weitere Infos unter: müssen berechtigte Interessen gegen- ende im Tessin zu verbringen, die als attraktives Naherholungsgebiet NR. 1, BUNDESPLATZ, 17 UHR einander abgewogen werden. Hier Weihnachtseinkäufe in London zu neu oder wieder zu entdecken: zu www.bernbewegt.ch SEITE 2 Bernbewegt Thema Autolust «Das Auto ist eine Freiheitsmaschine» TIPP Flaniere Politik und Forschung unter- machten dann eine wunderbare Nacht- schätzen den Stellenwert, rundfahrt durch Rom, es lief gute Musik verliebt durch und wir fuhren rund ums Kolosseum. den Emotionen beim Auto- Weder vorher noch nachher habe ich Herzwil. fahren haben. Sibylle Lich- mich so erwachsen und frei gefühlt wie in tensteiger hat das Phäno- diesem Moment. men «Autolust» für die War das der Grund, weshalb gleichnamige Ausstellung Sie sich über Jahre mit dem des Stapferhauses Lenzburg Phänomen Auto beschäftigt untersucht. haben? Nein. In unserer Auseinandersetzung mit Sibylle Lichtensteiger, dem Auto ging es uns nicht um unsere mögen Sie Autos? persönliche Autolust. Es war mehr eine Lichtensteiger: Ehrlich gesagt, nein. soziologische Fragestellung, die uns inter- essierte. Das Auto hat einen sehr hohen Weshalb nicht? Stellenwert in unserer Gesellschaft. Da Das hat mehrere Gründe. Erstens kann muss mehr dahinter stecken als blosse ich nicht Auto fahren und bin fast immer Ratio. als Fussgängerin oder Velofahrerin mit Autos konfrontiert. In diesen Rollen mag Viele Leute behaupten aber, man Autos in der Regel nicht, da flucht das Auto sei für sie ein blosses man über die Autofahrer, sogar wenn Transportmittel. man sonst selber Auto fährt. Und zwei- Das behauptet der grösste Teil der Auto- tens war ich einmal mit dem Velo in einen fahrerinnen und -fahrer. Interessant ist schweren Unfall mit einem Auto verwi- aber, dass auch bei ihnen das Auto mit ckelt. vielen Erinnerungen beladen ist. Positive Erinnerungen und Erfahrungen, die sehr Wie begegnen Sie den Autos? nahe beim Mythos Auto liegen. Wer ans Das hängt unter anderem von der Ver- Auto denkt, denkt dabei nicht an den All- kehrssituation ab. Wenn ich durch die tag, den Stau, den Ärger. Man denkt und Zürcher Langstrasse fahre, in der die Ve- erinnert sich an eine Art ideale Auto- STATISTIK los keinen Platz haben, dann ist es eher fahrt. Das zeigen psychologische Unter- ein Schimpfen und Fluchen. Wenn ich suchungen. Autofahren, das ist die Erin- friedlich auf dem Veloweg fahren kann, nerung an die Fahrt mit toller Musik in Pro Kopf der habe ich kaum ein Problem mit den den Sonnenuntergang. Das Auto ist eine Autos. Freiheitsmaschine. Bevölkerung Waren Sie selbst nie fasziniert Freiheitsmaschine? stehen im vom Auto? Haben Sie keine Das Phänomen der individuellen freien Geschwindigkeits- und Freiheits- Mobilität ist dominant im Mythos Auto, Kanton Bern fantasien? auch wenn sie in der Alltagsfahrt durch Doch. Das ist das merkwürdig Zwiespäl- die Stadt gar nicht zum Tragen kommt. 12,5 Meter tige am Phänomen Auto: Obwohl ich als Trotzdem: Das Auto bietet individuelle Fussgängerin und Velofahrerin Autos Mobilität. Man steigt ein, fährt irgendwo Strasse, grundsätzlich nicht mag, kenne ich die hin und steigt dort wieder aus. Das kann Autolust sehr gut. Als ich sechzehn war man zum Beispiel mit dem Zug nicht. aber nur und zum ersten Mal nach Italien reiste, Dann ist das Auto auch ein abgeschlosse- holte mich eine Freundin mit ihrem Cin- ner Raum. Ich kann mich zwar damit be- 90 Zentimeter quecento in Rom am Bahnhof ab. Wir wegen, habe aber trotzdem meinen eige- nen Raum, in dem ich geborgen bin. Ich Schiene zur bin in meinen eigenen vier Wänden mit meinen eigenen Erinnerungen, meiner ei- Verfügung. genen Musik, dem eigenen Geruch. Das Lust am Autofahren: Verkehrspolitik und Verkehrsforschung Auto ist ein eigenes Heim auf Rädern. unterschätzen die Emotionen. Bild: Brun und Bürgin / zvg Der Philosoph Peter Sloterdijk spricht sogar vom Auto als Gebärmutter, in der man geborgen ist, aber trotzdem bewegt Autofahrens. Die einzigen, die auf die wird. Ich würde eher sagen, der Mythos Emotionen setzen und die sich bewusst AUSSTELLUNG