Brunnezytig 2017 4
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Herausgegeben von den Vereinigten Altstadtleisten Bern 33. Jahrgang |4/ 2017 DER NEUE DIREKTOR VON BERN WELCOME WILL DEN TOURISMUS IN DER ALTSTADT BESSER VERTEILEN Martin Bachofner, der neue CEO des neu geschafenen Bern Welcome, is noch keine drei Monate im Amt. Seine Vision von der Unteren Altsadt is aber recht klar: Er will den Individualtourismus fördern, die Seitengassen besser in die Tagessruktur der Tourisen integrieren, gelockerte Öf- nungszeiten, aber ohne Zwang, und keine museale Altsadt. Unsere Fragen hat er schriflich beantwortet. Editorial MITTELALTERLICHE STADT UND MODERNE MOBILITÄT Leben in der Altstadt ist ein Privileg. Wohnen geht über den Hauseingang hinaus – das heisst Leben wie im Dorf, aber mit vielfältiger Kultur, vielen Restaurants und Geschäften für unterschiedlichste Ansprüche. Alles ist leicht erreichbar zu Fuss, per Velo oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Auf meinen Velofahrten durch die Altstadt frage ich mich allerdings, ob unsere Vorstellungen der Mobi- lität zur mittelalterlichen Bauweise passen. Die Lau- ben sind eng. Immer mehr Leute bewegen sich auf der Strasse. Das ist ja auch schön: Der freie Blick auf die abwechslungsreichen Fassaden und das Leben in den Gassen. ! Der neue CEO von Bern Welcome erwartet von Gewerbe und Bevölkerung in der Unteren Altstadt «gelebte Will- kommenskultur» und Offenheit für Veränderungen. Foto: zVg Bern bekommt bald das grösste Veloverleihsystem der Schweiz. Velostationen für 2000 Fahrräder wer- den eingerichtet – einige auch in der Altstadt. Nur: BrunneZytig: Herr Bachofner, Sie haben am 1. Sep- M.B.: Erst durch Bern Welcome können die einzel- Velofahren in der Altstadt ist gefährlich. Fahrrad- tember die operative Leitung von Bern Welcome nen Organisationen effizient und synergietechnisch wege gibt es keine. Es hat dafür auch keinen Platz, übernommen. Ihr Vorgänger war Direktor von Bern optimiert arbeiten. Diese koordinierte Abstimmung solange Autos überall, beidseits der Strassen legal Tourismus. Was ändert der Schritt von «Tourismus» zu hat teilweise gefehlt und kann jetzt in einem formel- oder illegal parkieren und frei herumfahren, oft mit «Welcome» konkret? len organisatorischen Weg verbessert werden. Klar übersetztem Tempo. Die Vereinigten Altstadtleiste Martin Bachofner: Zum einen ist es ein neues juris- geben dazu einen Anstoss: Dauerparkieren soll nur tisches Gefäss, das mit Bern Tourismus und Bern noch unterirdisch möglich sein, in der Rathaus-Par- Meetings und Events mehrere Tochtergesellschaften king zu bezahlbaren Preisen. Güterumschlag und umfasst. Zum anderen rücken die Vereine BERNcity, INFO AUS DEM INHALT Zubringer sollen dabei sichergestellt werden. Hotellerie Bern+ Mittelland, GastroStadtBern und Umgebung näher zu Bern Welcome aufgrund der Eine Velofahrt kann aktuell zum Spiessrutenlauf örtlichen Nähe im gleichen Büro. Ein neues juristi- zwischen Autos, Fussverkehr und schwerfälligem sches Gefäss ist aber noch kein Garant für den Er- KLEIN, ABER FEIN! Bus werden. Das Beispiel aber zeigt: Jegliche Hand- folg. Entscheidend wird sein, wie sich die Destination Zu Besuch im kleinsten Hotel der Stadt (Seite 9). lung zur Optimierung der Lebensqualität und der touristisch neu positioniert. Diese Frage ist gegen- Mobilität muss immer in einem grösseren Zusam- KAUFT PLAQUETTEN! wärtig denn auch ein wesentlicher Bestandteil mei- menhang angegangen werden. Die Fasnachtszunft hat Geldsorgen (Seite 14). ner Arbeit zusammen mit dem Verwaltungsrat und MIETVELOS VERSUS PRIVATVELOS: Letztlich stellt sich die Frage, welche Mobilität in die den relevanten Anspruchsgruppen von Bern Wel- Mit dem neuen Velo-Verleihsystem der Stadt werden die im Mittelalter erbaute Altstadt passt. Dazu braucht come. Stellplätze knapp (Seite 15). es auch neue Ideen. Sicher ist, dass die verschiede- nen Anliegen für jede Art von Mobilität koordiniert Unter dem neuen Dach muss ziemlich viel Platz fin- RECHTZEITIG ZUM WEIHNACHTS-SHOPPING: vorangetrieben werden müssen. den. Ist das neue Gebilde noch überschaubar und Die Bauarbeiten in der Brunngasse sind bis zum 1. Advent beendet (Seite 26). Barbara Geiser, Präsidentin Leist der Untern Stadt damit effizient zu bewirtschaften? 2 BrunneZytig 24. November 2017 Titelgeschichte bleiben die eigenen verbandsrelevanten Themen raum und Gewerbe gegenseitig befruchten, ohne auch in der jeweiligen Organisation bestehen, aber aufgesetzt zu wirken. Wirklich toll finde ich das viel- für die gemeinsamen Aktivitäten können durch die fältige, lokale Angebot an Läden, wie z.B. Modebou- Zusammenlegung mehr Mittel (bspw. Manpower) tiquen, welche in Berner Hand sind. Der Gast von freigesetzt werden, was schlussendlich zu einem heute und morgen sucht wieder vermehrt das au- besseren Gesamtergebnis führen wird. thentische Einkaufs- oder Kulturerlebnis. Werden die Gäste der Stadt Bern eine Veränderung Soll die Berner Altstadt zu einem Freiluftmuseum bemerken, oder läuft es für sie weiter wie bisher? werden, einer Art städtischem Ballenberg? M.B.: Ich gehe davon aus, dass wir uns alle weiter- M.B.: Nein, wer will denn schon in einem Museum entwickeln können, im positiven Sinne. Gäste wie leben? Dieser lebendige Lebensraum ist einzigartig aber auch die bernische Bevölkerung sollen vom und er soll es auch bleiben! Die Gäste, welche wir touristischen Angebot profitieren können. Dabei uns wünschen, sollen in eine authentische Welt ein- steht die Qualität vor der Quantität. Nichts soll auf- tauchen können. Sie sollen sich in irgendeiner Form gesetzt wirken. Eine Stadt wie Bern hat es verdient, als Teil der lokalen Bevölkerung fühlen. Sei es zum dass sie ungekünstelt von Bern Welcome in ein adä- Beispiel nur durch eine gelebte Willkommenskultur quates Schaufenster gestellt wird. Daraus resultiert in einer typischen Altstadt-Beiz. Damit wir dies län- dann am Ende des Tages die allseits gewünschte gerfristig sichern können, braucht es aber auch hier lokal erzielte Wertschöpfung. ! Martin Bachofner war während sechs Jahren Direktor die Bereitschaft von uns allen, Veränderungen ge- von Gstaad Sannenland Tourismus, bevor er im Sep- tember die operative Verantwortung für die Bereiche meinsam mitzugehen. Der Tourismus kann nur er- Und die Dienstleister in der Stadt Bern, wird es für Tourismus, Meetings und Events von Bern Welcome folgreich sein, wenn er von gemeinsamen Werten sie nicht immer schwieriger, sich Gehör zu verschaf- übernahm. Foto: zVg getragen und unterstützt wird. Man kann nämlich fen in der umfassenden neuen Organisation? auch umgekehrt Gefahr laufen, wegen Verschlossen- M.B.: Im Gegenteil. Die Verankerung von Bern Wel- hend vom BärenPark, einlegen. In der Regel haben heit ausgestorben zu wirken. come an der Basis durch die Besitzer wie GastroStadt- sie ihren eigenen Reiseführer dabei und ihr abge- Bern und Umgebung, Hotellerie Bern+ Mittelland oder packtes Lunchpaket. Letzteres wird dann nach dem Wie sieht die Überlebenschance der kleinen, indivi- BERNcity hat einen direkten Einfluss auf die Strategie Verzehr gerne in einem städtischen Abfalleimer ent- duellen Geschäft aus, von denen es in der Unteren und Umsetzung bei Bern Welcome. Es soll dabei kon- sorgt. Gekauft wird – wenn überhaupt – ein in Asien Altstadt immer noch eine ganze Reihe gibt, angesichts trovers diskutiert werden können. Dazu gehört si- produziertes Souvenir. Eine wesentlich höhere Wert- der Touristenströme, die einen Einkaufsbummel cherlich auch die Vertretung von Partikularinter- schöpfung ist nachweislich bei den Individualreisen- immer mehr zu einem Spiessrutenlauf machen? essen. Letztere dürfen aber eine vorher gemeinsam den zu finden. Dieses Segment steht denn auch im M.B.: Wir haben hier einen grossen Handlungsbe- gefasste Gesamtstrategie nicht torpedieren. Hauptfokus unserer Tätigkeiten. darf, dass nicht immer nur die Kramgasse/Gerech- tigkeitsgasse als Flanierzone benützt wird. Die Schaut man vom Zytglogge abwärts in die Untere Alt- Welches sind Ihrer Meinung nach die Trümpfe der Seitengassen beherbergen eine Vielzahl an unglaub- stadt, so erhält man mehr denn je den Eindruck, dass Unteren Altstadt, die Sie bei Bern Welcome ausspielen lich spannenden Lokalen oder Kleingewerbe und es der Massentourismus dem Individualtourismus den möchten? Rang abläuft. Ist das das Ziel von Bern Welcome? M.B.: Die untere Altstadt sehe ich als lebendigen Be- M.B.: Nein, dies ist definitiv nicht das Ziel von Bern gegnungsraum, wo Wohnraum im Einklang mit den Welcome. Mir widerstreben Reisegruppen, welche Vorzügen eines historisch intakten Stadt-Ensembles lediglich einen 30-minütigen Zwischenhalt, ausge- steht. Heisst, dass sich Tourismus, Kultur, Lebens- DER TREND BIST DU DER KARI – LANG IST’S HEER! DER KÜRE – HAARGENAU! K. Kirchofer, 079 437 62 49 Postgasse 24, 3011 Bern SEIT 18 JAHREN IN BERN Neu im Team: SEIT 42 JAHREN IN ZÜRICH Gianni Izzo, 079 458 92 20 HERZLICHEN DANK FÜR IHRE TREUE UND IHR VERTRAUEN UND EIN GESUNDES HAAR BrunneZytig 3 Läbigi Altstadt 24. November 2017 muss das Ziel sein, diese durch verschiedene Mass- Bern Welcome ist noch in der Aufbauphase. Gibt es GESCHÄTZTE LESER UND nahmen noch mehr in die Tagesstruktur aller Gäste erste Erfahrungen, die Sie sich gerne erspart hätten? und Bewohner aktiver zu integrieren (z.B. neue Sig- M.B.: Nein, egal ob positiv oder negativ, Erfahrungen LESERINNEN naletik, spezifische Stadtführungen, etc.). bringen einem grundsätzlich weiter und verbessern die tägliche Arbeit. Der CEO der neuen Organisation Bern Welcome, Die Öffnung der Ladengeschäfte am Sonntag ist in Martin Bachofner, ist ein vielbeschäftigter Mann. Er der Unteren Altstadt momentan