Herausgegeben von den Vereinigten Altstadtleisten 33. Jahrgang |4/ 2017

DER NEUE DIREKTOR VON BERN WELCOME WILL DEN TOURISMUS IN DER ALTSTADT BESSER VERTEILEN Martin Bachofner, der neue CEO des neu geschafenen Bern Welcome, is noch keine drei Monate im Amt. Seine Vision von der Unteren Altsadt is aber recht klar: Er will den Individualtourismus fördern, die Seitengassen besser in die Tagessruktur der Tourisen integrieren, gelockerte Öf- nungszeiten, aber ohne Zwang, und keine museale Altsadt. Unsere Fragen hat er schriflich beantwortet. Editorial

MITTELALTERLICHE STADT UND MODERNE MOBILITÄT Leben in der Altstadt ist ein Privileg. Wohnen geht über den Hauseingang hinaus – das heisst Leben wie im Dorf, aber mit vielfältiger Kultur, vielen Restaurants und Geschäften für unterschiedlichste Ansprüche. Alles ist leicht erreichbar zu Fuss, per Velo oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Auf meinen Velofahrten durch die Altstadt frage ich mich allerdings, ob unsere Vorstellungen der Mobi- lität zur mittelalterlichen Bauweise passen. Die Lau- ben sind eng. Immer mehr Leute bewegen sich auf der Strasse. Das ist ja auch schön: Der freie Blick auf die abwechslungsreichen Fassaden und das Leben in den Gassen. ! Der neue CEO von Bern Welcome erwartet von Gewerbe und Bevölkerung in der Unteren Altstadt «gelebte Will- kommenskultur» und Offenheit für Veränderungen. Foto: zVg Bern bekommt bald das grösste Veloverleihsystem der Schweiz. Velostationen für 2000 Fahrräder wer- den eingerichtet – einige auch in der Altstadt. Nur: BrunneZytig: Herr Bachofner, Sie haben am 1. Sep- M.B.: Erst durch Bern Welcome können die einzel- Velofahren in der Altstadt ist gefährlich. Fahrrad- tember die operative Leitung von Bern Welcome nen Organisationen effizient und synergietechnisch wege gibt es keine. Es hat dafür auch keinen Platz, übernommen. Ihr Vorgänger war Direktor von Bern optimiert arbeiten. Diese koordinierte Abstimmung solange Autos überall, beidseits der Strassen legal Tourismus. Was ändert der Schritt von «Tourismus» zu hat teilweise gefehlt und kann jetzt in einem formel- oder illegal parkieren und frei herumfahren, oft mit «Welcome» konkret? len organisatorischen Weg verbessert werden. Klar übersetztem Tempo. Die Vereinigten Altstadtleiste Martin Bachofner: Zum einen ist es ein neues juris- geben dazu einen Anstoss: Dauerparkieren soll nur tisches Gefäss, das mit Bern Tourismus und Bern noch unterirdisch möglich sein, in der Rathaus-Par- Meetings und Events mehrere Tochtergesellschaften king zu bezahlbaren Preisen. Güterumschlag und umfasst. Zum anderen rücken die Vereine BERNcity, INFO AUS DEM INHALT Zubringer sollen dabei sichergestellt werden. Hotellerie Bern+ Mittelland, GastroStadtBern und Umgebung näher zu Bern Welcome aufgrund der Eine Velofahrt kann aktuell zum Spiessrutenlauf örtlichen Nähe im gleichen Büro. Ein neues juristi- zwischen Autos, Fussverkehr und schwerfälligem sches Gefäss ist aber noch kein Garant für den Er- KLEIN, ABER FEIN! Bus werden. Das Beispiel aber zeigt: Jegliche Hand- folg. Entscheidend wird sein, wie sich die Destination Zu Besuch im kleinsten Hotel der Stadt (Seite 9). lung zur Optimierung der Lebensqualität und der touristisch neu positioniert. Diese Frage ist gegen- Mobilität muss immer in einem grösseren Zusam- KAUFT PLAQUETTEN! wärtig denn auch ein wesentlicher Bestandteil mei- menhang angegangen werden. Die Fasnachtszunft hat Geldsorgen (Seite 14). ner Arbeit zusammen mit dem Verwaltungsrat und MIETVELOS VERSUS PRIVATVELOS: Letztlich stellt sich die Frage, welche Mobilität in die den relevanten Anspruchsgruppen von Bern Wel- Mit dem neuen Velo-Verleihsystem der Stadt werden die im Mittelalter erbaute Altstadt passt. Dazu braucht come. Stellplätze knapp (Seite 15). es auch neue Ideen. Sicher ist, dass die verschiede- nen Anliegen für jede Art von Mobilität koordiniert Unter dem neuen Dach muss ziemlich viel Platz fin- RECHTZEITIG ZUM WEIHNACHTS-SHOPPING: vorangetrieben werden müssen. den. Ist das neue Gebilde noch überschaubar und Die Bauarbeiten in der Brunngasse sind bis zum 1. Advent beendet (Seite 26). Barbara Geiser, Präsidentin Leist der Untern Stadt damit effizient zu bewirtschaften? 2 BrunneZytig 24. November 2017 Titelgeschichte

bleiben die eigenen verbandsrelevanten Themen raum und Gewerbe gegenseitig befruchten, ohne auch in der jeweiligen Organisation bestehen, aber aufgesetzt zu wirken. Wirklich toll finde ich das viel- für die gemeinsamen Aktivitäten können durch die fältige, lokale Angebot an Läden, wie z.B. Modebou- Zusammenlegung mehr Mittel (bspw. Manpower) tiquen, welche in Berner Hand sind. Der Gast von freigesetzt werden, was schlussendlich zu einem heute und morgen sucht wieder vermehrt das au- besseren Gesamtergebnis führen wird. thentische Einkaufs- oder Kulturerlebnis.

Werden die Gäste der Stadt Bern eine Veränderung Soll die Berner Altstadt zu einem Freiluftmuseum bemerken, oder läuft es für sie weiter wie bisher? werden, einer Art städtischem Ballenberg? M.B.: Ich gehe davon aus, dass wir uns alle weiter- M.B.: Nein, wer will denn schon in einem Museum entwickeln können, im positiven Sinne. Gäste wie leben? Dieser lebendige Lebensraum ist einzigartig aber auch die bernische Bevölkerung sollen vom und er soll es auch bleiben! Die Gäste, welche wir touristischen Angebot profitieren können. Dabei uns wünschen, sollen in eine authentische Welt ein- steht die Qualität vor der Quantität. Nichts soll auf- tauchen können. Sie sollen sich in irgendeiner Form gesetzt wirken. Eine Stadt wie Bern hat es verdient, als Teil der lokalen Bevölkerung fühlen. Sei es zum dass sie ungekünstelt von Bern Welcome in ein adä- Beispiel nur durch eine gelebte Willkommenskultur quates Schaufenster gestellt wird. Daraus resultiert in einer typischen Altstadt-Beiz. Damit wir dies län- dann am Ende des Tages die allseits gewünschte gerfristig sichern können, braucht es aber auch hier lokal erzielte Wertschöpfung. ! Martin Bachofner war während sechs Jahren Direktor die Bereitschaft von uns allen, Veränderungen ge- von Gstaad Sannenland Tourismus, bevor er im Sep- tember die operative Verantwortung für die Bereiche meinsam mitzugehen. Der Tourismus kann nur er- Und die Dienstleister in der Stadt Bern, wird es für Tourismus, Meetings und Events von Bern Welcome folgreich sein, wenn er von gemeinsamen Werten sie nicht immer schwieriger, sich Gehör zu verschaf- übernahm. Foto: zVg getragen und unterstützt wird. Man kann nämlich fen in der umfassenden neuen Organisation? auch umgekehrt Gefahr laufen, wegen Verschlossen- M.B.: Im Gegenteil. Die Verankerung von Bern Wel- hend vom BärenPark, einlegen. In der Regel haben heit ausgestorben zu wirken. come an der Basis durch die Besitzer wie GastroStadt- sie ihren eigenen Reiseführer dabei und ihr abge- Bern und Umgebung, Hotellerie Bern+ Mittelland oder packtes Lunchpaket. Letzteres wird dann nach dem Wie sieht die Überlebenschance der kleinen, indivi- BERNcity hat einen direkten Einfluss auf die Strategie Verzehr gerne in einem städtischen Abfalleimer ent- duellen Geschäft aus, von denen es in der Unteren und Umsetzung bei Bern Welcome. Es soll dabei kon- sorgt. Gekauft wird – wenn überhaupt – ein in Asien Altstadt immer noch eine ganze Reihe gibt, angesichts trovers diskutiert werden können. Dazu gehört si- produziertes Souvenir. Eine wesentlich höhere Wert- der Touristenströme, die einen Einkaufsbummel cherlich auch die Vertretung von Partikularinter- schöpfung ist nachweislich bei den Individualreisen- immer mehr zu einem Spiessrutenlauf machen? essen. Letztere dürfen aber eine vorher gemeinsam den zu finden. Dieses Segment steht denn auch im M.B.: Wir haben hier einen grossen Handlungsbe- gefasste Gesamtstrategie nicht torpedieren. Hauptfokus unserer Tätigkeiten. darf, dass nicht immer nur die /Gerech- tigkeitsgasse als Flanierzone benützt wird. Die Schaut man vom abwärts in die Untere Alt- Welches sind Ihrer Meinung nach die Trümpfe der Seitengassen beherbergen eine Vielzahl an unglaub- stadt, so erhält man mehr denn je den Eindruck, dass Unteren Altstadt, die Sie bei Bern Welcome ausspielen lich spannenden Lokalen oder Kleingewerbe und es der Massentourismus dem Individualtourismus den möchten? Rang abläuft. Ist das das Ziel von Bern Welcome? M.B.: Die untere Altstadt sehe ich als lebendigen Be- M.B.: Nein, dies ist definitiv nicht das Ziel von Bern gegnungsraum, wo Wohnraum im Einklang mit den Welcome. Mir widerstreben Reisegruppen, welche Vorzügen eines historisch intakten Stadt-Ensembles lediglich einen 30-minütigen Zwischenhalt, ausge- steht. Heisst, dass sich Tourismus, Kultur, Lebens-

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HERZLICHEN DANK FÜR IHRE TREUE UND IHR VERTRAUEN UND EIN GESUNDES HAAR BrunneZytig 3 Läbigi Altstadt 24. November 2017 muss das Ziel sein, diese durch verschiedene Mass- Bern Welcome ist noch in der Aufbauphase. Gibt es GESCHÄTZTE LESER UND nahmen noch mehr in die Tagesstruktur aller Gäste erste Erfahrungen, die Sie sich gerne erspart hätten? und Bewohner aktiver zu integrieren (z.B. neue Sig- M.B.: Nein, egal ob positiv oder negativ, Erfahrungen LESERINNEN naletik, spezifische Stadtführungen, etc.). bringen einem grundsätzlich weiter und verbessern die tägliche Arbeit. Der CEO der neuen Organisation Bern Welcome, Die Öffnung der Ladengeschäfte am Sonntag ist in Martin Bachofner, ist ein vielbeschäftigter Mann. Er der Unteren Altstadt momentan wieder vom Tisch. Wie erleben Sie die touristische Infrastruktur in muss Bern weltweit optimal touristisch vermarkten. Würden Sie die Öffnung der Geschäfte sieben Tage in Bern? Entspricht sie Ihren Erwartungen? Wo sehen Aus Termingründen konnten wir das Interview mit der Woche befürworten? Sie Handlungsbedarf? ihm deshalb nur schriftlich führen. In seinen Ant- M.B.: Nein, aber ich würde eine offene, liberale Hal- M.B.: Die touristische Infrastruktur beurteile ich worten wartet Bachofner aber dennoch mit klaren tung zu Öffnungszeiten wünschen. Der Samstag ist grundsätzlich als gut. Zwei Gründe verhindern aller- Aussagen über seine Vorstellungen zur künftigen beispielweise ein Tag, an welchem viele Gäste Zeit dings eine abschliessende Antwort. Zum einen bin touristischen Entwicklung in der Unteren Altstadt haben zu flanieren, einzukaufen und einen Kaffee ich noch zu wenig lange vor Ort, um sämtliche In- auf. Er will auf die Individual-Reisenden setzen, zu geniessen. Oft geschieht es, dass durch das Ge- frastrukturen touristisch zu hinterfragen bzw. zu be- auch, aber nicht nur, weil sie mehr Geld ausgeben niessen die Zeit wie im Flug vergeht und wenn man urteilen, zum anderen befindet sich Bern Welcome als Reisegruppen. Seine Erkenntnis: «Der Gast von dann gerne einkaufen würde, ist es bereits 17 Uhr. in einem Strategieprozess, wo die touristische Posi- heute und morgen sucht wieder vermehrt das au- Hier eine flexiblere Lösung zu haben, wäre zu be- tionierung hinterfragt wird. Die Positionierung sollte thentische Einkaufs- oder Kulturerlebnis.» Und das, fürworten. Auch eine Erweiterung an möglichen of- bekanntlich einen entscheidenden Einfluss auf die so Bachofner, finde er im vielfältigen und individu- fenen Sonntagen wäre sicherlich wünschenswert. touristische Infrastruktur haben. ellen Angebot in der Unteren Altstadt. Aber eine erzwungene 24/7 lebendige Einkaufs- koe stadt sehe ich nicht als erstrebenswert an. Die Geschäfte und Lokale in unserem Quartier wer- den diese Botschaft vermutlich gerne hören. Doch der Bern Welcome-CEO gibt «Hausaufgaben» auf, um diese Ziele zu erreichen, zum Beispiel einen bes- VERWINKELTE BLICKE seren Einbezug der Seitengassen oder flexiblere Ein- kaufszeiten zumindest an Samstagen. Uns interessiert Ihre Meinung zu den Plänen des neuen Im Nachhinein gesehen war es purer Zufall. Dass ich Chefs von Bern Welcome. Schreiben Sie uns: redak- ES überhaupt wahrnahm. Jenes kleine, mir frohge- [email protected] mut zuzwinkernde Wesen. Eigentlich schwebte mir vor, bei Gabriela Bader in der Buchhandlung zum Um die von Martin Bachofner so gelobte Vielfalt der Zytglogge nur mal kurz wegen der neusten Ausgabe Läden in der Unteren Altstadt zu unterstreichen, des Commissaire Dupin von Jean-Luc Bannalec stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe einige inhaber- nachzufragen. Mein loser Schuhbändel am linken geführte Geschäfte vor. Die meisten von ihnen gibt Schuh machte sich jedoch just kurz vor besagter La- es in unserem Quartier schon seit vielen Jahren – dentür bemerkbar. Nichts zu machen, dachte ich. Ein und sie sind erfolgreich auf ihrem jeweiligen Gebiet, kurzes Bücken zum Nachbinden des Störenfrieds seien es Antiquitäten (Seite 20), Design (Seite 16) war schlicht nicht zu umgehen. Und ebenda erblickte oder Frisuren (Seite 19), Mode (Seite 22) oder ich ES auf Augenhöhe. Mit überraschtem Hallo auf Goldschmuck (Seite 17). den Lippen und einem Anflug von Humor in den Augenwinkeln, wie ich zu verspüren glaubte… Mein Neben vielen weiteren Themen geht es in dieser Buch war dank rechtzeitiger Anfrage schon am da- Ausgabe auch um Wandgemälde. Wir berichten über rauffolgenden Tag in der Buchhandlung an der Ho- eine mittelalterliche Wandmalerei von Niklaus Ma- telgasse zur Abholung bereit. Im Voraus schon freute nuel am Münsterplatz, die längst verschwunden ist ich mich auf die Krimi-Lektüre mit raffinierter (Seite 4) – und über ein Wandgemälde aus dem letz- Spannung inmitten von Land, Leuten und kulturel- ten Jahrhundert, das demnächst auch verschwinden len Köstlichkeiten der Bretagne. wird: Die «Metzgergasschilbi» von Friedrich Traffelet ! ES (zuzwinkernd). Im Fokus von «Verwinkelte Blicke» an der (Seite 5). Noch mehr bedeutete mir in jenem Moment jedoch das Wiedersehen mit dem schmunzelnden Konterfei auf dem halbrunden Lüftungsgitter. Für mich ver- Gestatten Sie mir noch ein Wort in eigener Sache. wandelte sich ab diesem Moment diese ungewöhnli- Wir haben dieser letzten Ausgabe des Jahres einen che Trouvaille zu einem kleinen Mekka der guten Spendenaufruf für die BrunneZytig beigelegt. Wir Laune. Als derart Beschenkter empfand ich das bitten Sie, lesen Sie den Aufruf durch. Wir sind für plötzliche Bedürfnis, meinem eigenen Porträt zu- jede Spende dankbar! hause im Spiegel entgegenzulächeln, schmunzelnd alberne Faxen und Grimassen zu schneiden oder Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen mich gar zu einem Lachyoga und Humortraining an- nun besinnliche Weihnachtstage und einen guten zumelden. So komme ich nicht umhin, diesem (bis- Rutsch in ein erfolgreiches neues Jahr! her) scheinbar wenig beachteten Wesen heute Barbara Büttner «Verwinkelte Blicke» als Hommage zu kredenzen. Gut möglich, dass ES ab jetzt zum Talisman für gute Laune, Entspannung und humorgespicktem Mitei- nander im täglichen Altstadtgetümmel avanciert. ! Augenschein beim «Zytglogge-Egge». Dem Mekka der sw guten Laune auf der Spur… 4 BrunneZytig 24. November 2017 Läbigi Altstadt

WARNUNG VOR DER MACHT DER WEIBER INFO IMPRESSUM Bis Mite des 18. Jahrhunderts besimmte ein monumentales Wandbild von Niklaus Manuel die Ecke Münserplatz/Münsergasse. Das Motiv mit der biblischen Erzählung von König Salomos Die «BrunneZytig» wird von den Altstadt - Götzendiens war eine Warnung vor der Macht der Liebe und der Macht der Weiber, die Männer leis ten gemeinsam gestaltet. Unter den Leist - zu Narren werden läss. rubriken finden Sie auch leistinterne Informationen.

VERANTWORTLICH FÜR DIE HERAUSGABE: Vereinigte Altstadtleiste Bern; Chefredaktion: Barbara Büttner [email protected] REDAKTION LEIST DER UNTERN STADT: Iris Gerber (ig), Zahai Bürgi (ZB) REDAKTION KESSLERGASS-GESELLSCHAFT: Beat Schwaller (sw), Claudia Engler (CE) REDAKTION RATHAUSGASS-BRUNNGASS-LEIST: Edi Franz (ef) REDAKTION KRAMGASSLEIST: Barbara Büttner (babü), Evelyn Kobelt (koe), REDAKTION MATTE-LEIST: Sophie Muralt (sm)

KOORDINATION, INSERATEANNAHME, PRODUKTION: Druckerei Weiss GmbH, Claudia Weiss und Pascale Thomann-Weiss, Kalchackerstrasse 7, 3047 Bremgarten/BE, Tel. 031 301 22 79, [email protected] ISSN2235-1531, www.altstadtleiste.ch

JAHRES-ABONNEMENTS-BESTELLUNG Preis: Fr. 20.–. Bestellung bei Druckerei Weiss GmbH, [email protected], Tel. 031 301 22 79

LEIST-ADRESSEN Vereinigte Altstadtleiste: Sekretariat VAL, Postfach, 3000 Bern 8, [email protected], www.altstadtleiste.ch ! Das ursprünglich farbige Wandgemälde von Niklaus Manuel an der spätgotischen Fassade Eckhaus Kirchhof/Kess- Kramgassleist: Postfach 852, 3000 Bern 8, lergasse (heute Münsterplatz/Münstergasse), davor der 1544 errichtete . Kontakt: [email protected], Web: www.kramgasse.ch Lithographie von Arnold Streit, 1862 (Burgerbibliothek Bern, Gr. B 622). Matte-Leist: Postfach 29, 3000 Bern 13, www.matte-leist.ch, [email protected] Heute präsentiert sich die Fassade des Hauses Müns- rund drei auf vier Meter grosse, farbige Wandge- Rathausgass-Brunngass-Leist: Kontakt: Edi Franz, Postfach 405, 3000 Bern 7, [email protected] tergasse 31 zum Münsterplatz hin wenig dekorativ. mälde hinter dem Mosesbrunnen. Das Bild erzählte Doch bis Mitte des 18. Jahrhunderts konnte man die Geschichte von König Salomo, der sich, beein- Leist der Untern Stadt: Postfach 570, 3000 Bern 8, [email protected] sich der an prominenter Stelle platzierten Warnung flusst von seinen vielen Frauen, von Gott abwandte Kesslergass-Gesellschaft: Kontakt: Alexander Hadorn, nicht entziehen: Wer nach dem Gottesdienst aus dem und zum Götzendiener wurde (1. Buch der Könige, Postfach 614, 3000 Bern 8 Münster trat, dessen Blick fiel unweigerlich auf das 11, 1−8).

Die nächse Ausgabe der BrunneZytig erscheint am 16. März 2018 Redaktionsschluss: 23. Februar 2018

le bistro Janine Mangiantini Brunngasse 19 CH - 3011 Bern T +41 31 311 15 42 Öffnungszeiten 11.00 – 14.30 / 17.00 – 23.30 Sonntag und Montag geschlossen Zibelemärit offen Astrologische Beratung Grundhoroskop Jahreshoroskop Kinderhoroskop Partnerschaftshoroskop Team- und Gruppenhoroskop Firmenhoroskop

Carolina Schluep Langmauerweg 12 · 3011 Bern Dipl. Astrologin Telefon 078 740 81 41 ! www.carolinaschluep.ch Der Söldner am Scheideweg als Warnung und Wegweiser. Lavierte Federzeichnung, Termine nach Vereinbarung Kopie von Oskar Weber nach früheren Kopien von J.V. Manuel und P. R. Dick, 1925 (Burgerbibliothek Bern, Gr. C 636). BrunneZytig 5 Läbigi Altstadt 24. November 2017

Bei der Bildbetrachtung erkannten die Münsterbe- Wandstücke gewählt, sondern die Schauseiten der zige grosse Platz der Stadt Bern. Niemand konnte sucher im unteren Bildteil den vor einer Mauer Häuser. Ebenso engagierte man dafür namhafte sich dem Wandgemälde und dessen Botschaft ent- knienden alten König, hinter ihm drei seiner jungen Künstler wie in Basel Hans Holbein den Jüngeren ziehen. Heute werden die Fassaden in den Städten Frauen. Eine exotische Schönheit fordert ihn zur oder in Schaffhausen Tobias Stimmer. Als Bildmo- von Werbung und Leuchtreklamen bestimmt. Auch Anbetung des geflügelten, drachenartigen Götzen tive beliebt waren Scheinarchitekturen, humanisti- diese haben ihre Botschaft: Sie warnen nicht mehr, auf der Säule auf. Ein Ehepaar auf der anderen Seite sche und mythologische Themen sowie allegorische sondern sie verführen zum Götzendienst des Kon- der Götzensäule warnt auf einer Schrifttafel davor, Gestalten. Besonders wirkungsvoll in Szene gesetzt sums. gleich König Salomo den Frauen zu verfallen und war das Manuel‘sche Wandgemälde in Bern: Der CE zum alten Toren zu werden. Ein Narr mit ausge- Münsterplatz, der damalige «Kirchhoff», war der ein- strecktem Arm zeigt auf den einst als weise geprie- senen, nunmehr selber zum Narren gewordenen und dem Gespött preisgegebenen König. DER VERBLICHENE CHARME EINES WANDBILDS Über der Szenerie mit dem betenden König öffnet Ende Jahr schliess das Kino Capitol – und dann beginnt der grosse Umbau der Liegenschaf an sich eine gemalte Nische, in der verschiedene Figu- der Kramgasse 72. Das Haus soll wieder ein Wohnhaus werden, mit Läden im Parterre. Damit ren stehen, die den Berner Kirchgängern aus der verschwindet nicht nur das 1928 von Hans Weiss ins sätbarocke Haus eingepflanzte, durch sä- zeitgenössischen Satire und den Fasnachtspielen tere Umbauten verschandelte Art-déco «Lichtsielhaus Kapitol». Auch die Tage der «Metzger- bestens bekannt waren. Alle Figuren variieren das gasschilbi», des fas 80 Jahre alten Wandbilds von Friedrich Trafelet an der Fassade des Kinos Thema Weibermacht und Narretei: Neben dem Narr, in der Rathausgasse, sind gezählt. Damit geht ein interessantes Zeitzeugnis der Geschichte die- nahe dem grossen Söldner in der Bildmitte, steht ser Gasse verloren. eine gekrönte Frau mit Kuckuck, dem Sinnbild für Torheit und Buhlerei. Der Vogel kennzeichnet die Dame als Verführerin, als Venus. Dazu passen die zwei Frauen linkerhand mit auffälligem Kopfputz, die unschwer als Dirnen zu erkennen sind. Sie werden begleitet von zwei lüsternen Männern. Die Gestalt mit dem Türkenhut wiederum spielt auf die Vielwei- berei an. Der Söldner muss sich in diesem Umfeld nun entscheiden: Wird er zum Opfer seiner Begier- den und endet als Narr und Sünder oder obsiegen Moral und Weisheit? Noch geht sein Blick nach rechts in Richtung des tugendhaften Ehepaars, in diejenige Richtung also, für die sich wohl auch die Betrachter des Bildes entscheiden sollten.

Narretei und Sünde oder Moral und Weisheit? Niklaus Manuel (1484−1530) malte das Wandbild 1518, zu einer Zeit, in der er wie sein Auftraggeber Anton Noll (um 1470−1544) noch selber in frem- den Diensten stand, die Reisläuferei aber bereits durch den Berner Rat verboten worden war. Noll, der Schmied war und im Grossen Rat sass, hatte das Eckhaus Münstergasse vermutlich 1502 erworben. Nach dem Abriss eines Nachbarhauses erneuerte er 1506 die Ostfassade des Gebäudes und liess diese zwölf Jahre später von Niklaus Manuel bemalen. An- ! Die «Metzgergasschilbi» auf der Kino-Rückseite an der Rathausgasse auf einem Foto von 1976. Oben rechts ist ein fangs war der Blick auf das Wandgemälde noch frei, Kameramann zu sehen, der die Szenerie mit seiner Handkamera abfilmt: Eine Anspielung aufs Kino Capitol. Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, FN Nydegger 8839. der Mosesbrunnen wurde erst 1544 aufgestellt. Zeit und Wetter setzten der Malerei im Laufe der Jahr- hunderte zu. Sie war bereits stark beschädigt, als Als Friedrich Traffelet 1938 das Wandbild auf die tokoll vom 17. Dezember 1930 hält Leistsekretär man 1735 das Noll’sche Haus umbaute und mit der rückwärtige Fassade des Kinos malt, heisst die Gasse Pulfer unter dem Traktandum 6, Unvorhergesehe- heutigen nüchternen Fassade versah. Niklaus Manu- noch Metzgergasse – und geniesst einen etwas zwie- nes, fest: «Aus der Mitte der Versammlung wird ge- els Warnung vor der Weibermacht hat sich deshalb lichtigen Ruf, hat sich doch neben dem Kleingewerbe rügt, es möchte betr der Fassade des Kinos Kapitol, nur mehr in zwei Nachzeichnungen erhalten. und Handwerksbetrieben dort auch das Rotlicht- welche unschön wirke, an die massgebende Stelle Gewerbe etabliert. Bis in die späten 1920er ist die Einspruch erhoben werden.» Wirkungsvoll platzierte Botschafen Strasse nicht befestigt. Erst auf den wachsenden Wandgemälde und Fassadenmalerei gehörten einst Druck des Metzgergass-Leists und der Anwohner- Der Einspruch scheint erfolgt und schlussendlich von zum Erscheinungsbild zahlreicher schweizerischer schaft lässt die Stadt schliesslich die Gasse asphaltie- Erfolg gekrönt: 1937 wird dem bekannten und re- Städte und zierten nicht nur öffentliche Bauten wie ren. Der neue Strassenbelag wird Ende Oktober nommierten Berner Maler Friedrich Traffelet der Rathäuser, sondern auch einfachere Bürgerhäuser. 1929 mit einer zweitägigen «Metzgergasschilbi» ge- Auftrag erteilt, die Kino-Fassade mit einem Wand- Ihren Ursprung hat die Fassadenmalerei in der feiert. Dieses Gassenfest begründet eine Tradition, bild zu verschönern. Um das Geld für das Honorar oberitalienischen Baukunst, von wo sie sich im Laufe die 50 Jahre andauern wird. des Künstlers zusammenzubringen, sei noch im sel- des späten Mittelalters nördlich der Alpen verbrei- ben Jahr an der Metzgergasschilbi eine Tombola tete und den Städten ein prachtvolles, repräsentati- Jetzt wollen die Anwohnenden die Metzgergasse durchgeführt worden, erzählt der Berner Kunsthis- ves Aussehen gaben. Für die Fassadenmalerei noch weiter verschönern. Im handschriftlichen Pro- toriker Franz-Josef Sladeczek. Er hat ein Gutachten wurden entsprechend nicht irgendwelche beliebigen 6 BrunneZytig 24. November 2017 Läbigi Altstadt

zur historischen und kulturgeschichtlichen Einord- habe. Dass die Bauherrschaft sich jetzt für eine Fas- neuen architektonischen Spielraum. Wie damals vor nung des Wandbilds zuhanden der Bauherrschaft sadengestaltung ohne das Wandbild entschieden hat, 80 Jahren mit dem Ziel, die Gasse zu verschönern und neuen Eigentümerin des Hauses Kramgasse 72 mag bedauerlich sein. Einerseits. Doch es eröffnet und aufzuwerten. verfasst, der Immobilien Anlage Stiftung HIG. babü

Grosses Engagement für Erhalt der «Metzgergasschilbi» Ein Jahr später prangt die «Metzgergasschilbi» an der Fassade und wird, wie sollte es anders sein, mit einer zünftigen Chilbi gefeiert. Knapp vierzig Jahre später muss das Bild restauriert werden. Wieder wird an einer zweitägigen «Metzgergasschilbi» Geld für das Wandbild gesammelt. Damals ist die Metzgergasse zwar bereits in Rathausgasse umbenannt, doch der Feierlaune tut dies keinen Abbruch. «Die Chilbi 1976 war eine Riesensache», erinnert sich Edi Franz, der heutige Präsident des Rathausgass- Brunngassleists. Er war damals ein junger Mann und als Sohn des damaligen Leistpräsidenten Erwin Franz «zum Helfen verdammt». Gleich zwei Karus- sells seien aufgebaut worden, erzählt er. «Es gab eine grosse Bühne für Tanz- und Musikdarbietungen sowie jede Menge Essstände, die Tombola und Wett- bewerbe. Zum Beispiel für den schönsten Schnauz oder das schönste Basterli.» Edi Franz lacht. Bei die- sem Wettbewerb seien dann «alle Damen des leich- ten Gewerbes mit ihren Hunden aufmarschiert».

Die Restaurierung der «Metzgergasschilbi» sei dem «Engagement seitens des Kinos Capitol, des Leists und engagierter Bürger» zu verdanken, rühmt Kunstexperte Franz-Josef Sladeczek. In seinem Gut- ! Seit 1929 wurde in der Metzgergasse rund 50 Jahre lang die «Metzgergasschilbi» gefeiert. Unser Foto des Tanz- achten hält er fest, dass für den Erhalt des Wandbilds bodens stammt von 1952. Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, FN Nydegger 2710 weniger kunsthistorische Überlegungen sprächen als vielmehr kultur- und sozialhistorische Argumente. Die «Metzgergasschilbi» sei ein «wichtiges Element ANNÄHERUNG AN DEN BERNER MALER der bernischen Volkskultur und das einzige Zeit- zeugnis unmittelbar am Ort dieses einzigartigen ehe- FRIEDRICH TRAFFELET (1897-1954) maligen Strassenfestes». Die Frage, ob Friedrichs Traffelets Wandbild «Metz- rationsmalerei-Geschäft reüssiert. Der Sohn Fried- Doch Zeitgeist und -geschmack haben sich gewan- gergasschilbi» auch dann zerstört werden würde, rich Eduard kommt am 27. August 1897 auf die delt. Volkstümliche Darstellungen wie jene der wenn sein Name und Werk heute noch so bekannt Welt. Und er, so zeigt sich bald einmal, will nur eines: «Metzgergasschilbi» sind offensichtlich nicht mehr wäre wie zu seinen Lebzeiten, ist letztlich eine aka- Malen und Zeichnen. Als «e Zeichnigszwaschpel vo gefragt. Das Bild ist verblichen, der Maler wie auch demische. Überflüssig und irrelevant. Dennoch gab Chindsbeinen a» charakterisiert ihn 1947 der da- der Anlass in Vergessenheit geraten. Edi Franz be- sie mir den Anstoss, mich etwas genauer mit Fried- malige Staatsarchivar Rudolf von Fischer in seiner richtet, dass sich in seinem Leistgebiet niemand rich «Fritz» Traffelet zu beschäftigen. Dessen Name Ansprache zum 50. Geburtstag des Künstlers. mehr für den Erhalt des Wandbildes stark gemacht ich zunächst nur mit dem Wandbild an der Rathaus- gasse in Verbindung brachte – und mit dem auffäl- ligen Haus in der 22 mit seiner langen Prozession schwarzer, scherenschnittartiger Figuren, die sich quer über die Fassade zieht. Die Textzeile unter dem Sgrafitto lässt mich jedes Mal schmun- zeln, wenn ich daran vorbeilaufe:

Hier herrschen Schönheit und Geschmack Hier riecht es angenehm nach Lack Hier wird gemalt in Öl und Kleister Friedrich Traffelet Malermeister

Doch dieser Malermeister Friedrich Traffelet ist nicht der Kunstmaler. Er ist der Vater des Malers Friedrich Traffelet. «Wegen dieser Namensgleichheit wird mein ! 1933 malte Friedrich Traffelet dieses historisierende Grossvater heute häufig mit seinem Vater verwech- ! Fassaden-Wandbild für die damalige Drogerie Schei- selt», lacht die Enkelin, die in Zürich lebende Kunst- Friedrich Traffelt, Selbstporträt von 1918. Auf das degger am Zytglogge 1. Bald wird es das letzte seiner Selbstbewusstsein des angehenden Malers könnte Art in der Unteren Altstadt sein. historikerin Ursula Traffelet. Der Vater also: Ein eine handschriftliche Notiz deuten: «Viele sind Foto: Nachlass Friedrich Traffelet, Burgerbibliothek Bern. honoriger Bürger und Burger, der mit seinem Deko- berufen, und ich bin vielleicht ausgewählt.» BrunneZytig 7 Läbigi Altstadt 24. November 2017

schon längst ein gefragter Maler, insbesondere seine Porträts sind gesucht.

Der paintre militaire 1933 begleitet er das Infanterieregiment 23, obwohl er wegen eines Unfalls in der Rekrutenschule und seiner Herzschwäche dienstuntauglich ist. Erste Sol- datenbilder entstehen. Sie werden schnell ungeheuer populär, illustrieren sie doch die Schweizer Wehrbe- reitschaft, die «geistige Landesverteidigung», ange- sichts der Nazidiktatur im Nachbarland Deutschland und dem daraus folgenden Weltkrieg. 1944 porträ- tiert er auch General Guisan. Traffelet wird berühmt als peintre militaire.

Ursula Traffelet erzählt, dass ihr Vater – Traffelets Das Wohnhaus der Familie an der Thunstrasse. Sohn Nino – darunter gelitten habe, dass der Nach- ruhm vor allem Friedrich Traffelet als Militärmaler Pflichtschuldig absolviert Friedrich Traffelet die Lehre gegolten habe. Natürlich habe ihr Grossvater bei den im väterlichen Geschäft, bevor er dann 1917 die Soldatenbildern seine zeichnerischen Fähigkeiten Kunstgewerbeschule in Zürich besucht. Nicht lange zeigen können. «Aber was er sonst noch gemalt hat, allerdings, denn Traffelets Liebe zu den französischen das kommt doch viel zu kurz», moniert die Enkelin. Impressionisten kommt dort gar nicht gut an. Das «sonst noch» ist viel: Porträt- und Aktbilder, Stil- leben, Wandmalereien, Illustrationen, zum Beispiel Seinen Rausschmiss in Zürich hält er zunächst ge- von Büchern des Berner Mundartdichters Rudolf von ! «Die zeichnerischen Fähigkeiten gezeigt»: heim, denn noch ist das Unverständnis der Eltern Tavel und vieles mehr. Und natürlich «die wunder- Soldatenbild von Friedrich Traffelet. gross, dass der Sohn nicht das florierende Maler- baren Landschaftsbilder». und Gipsergeschäft übernehmen, sondern sich der ren verstorbenen Künstlers: Die Werklisten mit den «brot- und ehrlosen Kunstmalerei» zuwenden will *. Der Nachlass in der Burgerbibliothek dazugehörigen Fotos. Akkurat hat Traffelets Ehefrau Doch nach ersten malerischen Erfolgen des Juniors In der Burgerbibliothek liegt der noch unbearbeitete Alice Titel, Entstehungsjahr und Käufer notiert. «Sie beginnt ein allmähliches Umdenken. 1919 fährt Nachlass Friedrich Traffelets. Ungefähr zwei Lauf- hat alle Werke katalogisiert und uns damit sehr ge- Fritz Traffelet nach Paris, um sich dem Kunststu- meter Platz benötigen die Archivschachteln aus Kar- holfen», sagt die Enkelin. Etliche Bilder sind in Fa- dium zu widmen. Er zeichnet viel, kopiert im Louvre ton, angefüllt mit Mappen, die säuberlich mit den milienbesitz. «Sie hängen bei uns an den Wänden», alte Meister und setzt sich maltechnisch mit Land- jeweiligen Jahreszahlen beschriftet sind. 1918 bis erzählt sie. «Er ist sehr präsent bei uns.» schaften auseinander. Zurück in Bern heiratet er 1954 umfasst die Zeitspanne. Die Mappen bergen 1922 die Tessinerin Alice Rondi, 1926 wird die die Übersicht über das Lebenswerk des mit 57 Jah- Bei der Durchsicht der Mappen im Hallersaal bleibt Tochter Madeleine geboren, drei Jahre später Sohn mein Blick immer wieder hängen an einzelnen Por- Friedrich, genannt Nino. Da ist Friedrich Traffelet trät-Fotos, seien es Kinder, Frauen oder Männer, die ich als besonders ausdrucksstark empfinde, weil le- bensecht und ungeschönt. Und in so manchen seiner Landschaften möchte ich gerne herumspazieren. Traffelet malt, was er sieht und empfindet, auf seine ganz eigene Art. Den Landschaften, den Porträts und den Stilleben galt die letzte grosse Ausstellung, 1997 im Schloss Jegensdorf zum 100. Geburtstag von Friedrich Traffelet. Seither ist es still um ihn gewor- den. Ursula Traffelet wünscht sich, dass man irgend- wann wieder mit neuen Augen auf das Werk ihres Grossvaters schauen wird. Und der paintre militaire dann endgültig in den Hintergrund tritt. babü

Alle Fotos aus dem Nachlass von Friedrich Traffelet, ! «Papa Traffelet mit Filzhut». Der Vater des Künstlers Burgerbibliothek Bern. ! Vinelz am Bielersee. Von dort stammt die Familie engagierte sich in der Berner Burgergemeinde, wie * Quellen (u.a.): Friedrich Traffelet 1897–1954, Kata- Traffelet ursprünglich. Erstmals erwähnt wird sie später auch der Sohn. Die Familie war und ist stuben- dort 1396. genössig in der Zunftgesellschaft zum Affen. log zur Sonderausstellung Schloss Jegensdorf 1997.

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KEIN HÄUSCHEN ZU KLEIN, UM EIN HOTEL ZU SEIN. Wie im Chanson d’amour von Georges Brassens «Il suft de passer le pont» ging es bei «Denen von Bern» im 19. Jahrhundert auch um eine Brücke. Nicht der Liebe wegen wie vom Franzosen besungen, halt vielmehr wegen des Überquerens der à niveau. Die Nydeggbrücke war da- mals schlicht das pièce de résisance. Was es mit den vier darauf sehenden Zollhäuschen heute auf sich hat, berichten wir in der Folge.

Ein Brückenschlag besonderer Art zeichnete sich an- fangs des 19.Jahrhunderts ab. Der Aareübergang mit beidseitigen Zufahrten auf gleicher Höhe war ange- sichts der tiefliegenden Untertorbrücke ein berech- tigtes Anliegen der Bevölkerung beiderseits des Aarebogens. Bereits 1825 befassten sich die spöttisch sogenannten Brückenstudierenden mit dem Projekt. Nach der Gründung einer Aktiengesellschaft und dank intensivem Engagement von Ämtern, Privaten und Zünften lag die Baubewilligung bereits im Jahr 1838 auf dem Tisch. Kurz gefasst konnte dank Karl Emanuel Müller (Ingenieur und Bauunternehmer ! Willkommen am Ort! Ob en passant oder schon mit unter anderem der Teufelsbrücke und der Gotthard- Rollkoffer… strasse) bereits am 15. September 1843 unter Ka- nonendonner der Schlussstein eingesetzt und 1844 gearbeitet. Die Stadt hatte sich nicht gescheut, die die Nydeggbrücke eingeweiht werden. Die Granit- Latte des Anforderungsprofils für die Mieterschaft steine, die unter anderem für die Widerlager benötigt von Anfang an sehr hoch zu setzen: «Ein innovatives wurden, jene Bauteile, auf denen die Brücke aufliegt, Konzept, getragen durch eine unternehmerisch sollen gemäss Überlieferung aus einem mächtigen kompetente Persönlichkeit» war gefragt. Dazu «ge- Findling bei Meiringen geschlagen und auf Flossen bis nügend finanzielle Basis zur Führung des Betriebes zur Baustelle transportiert worden sein. auf eigene Rechnung und eigenes Risiko». Es sei da- ! Die Wendeltreppe aus alter Zeit verbindet innerhalb und weckt die Erinnerung mit ihrer Eleganz. raus resultierend der Kreis der Bewerbenden «über- Die Zollhäuschen schaubar» geblieben. Die Errichtung der 4 Zollhäuser bedeutete augenfäl- lig den Abschluss der Bauarbeiten. Diese Pavillons Das «Kleine Hotel» Den Zuschlag erhielt der Unternehmer und VR-Prä- verloren aber bereits nach knapp 10 Jahren infolge Allein auf weiter Flur steht sie da, die Nr. 2 am gros- sident Thomas Baumann, Altes Tramdepot, Brauerei Aufhebung der Brückenzölle ihre Funktion, so dass sen Muristalden. Das bis anhin dort eingemietete & Restaurant. Wen wundert’s, hatte sich eben dieser, der Kanton die Brücke samt Aufbauten übernahm Swiss Brand Museum ist seit letztem Jahr Geschichte. zusammen mit Marco Maeder (Geschäftsführer) und und bereits 1890 den Einstand des «Café Bärengra- Ob das Wort Hosenlupf zutreffen mag oder nicht, sei dem handverlesenen Team des Tramdepots seit des- ben» (die heutige «Brasserie») ermöglichte. Kurzum dahingestellt. Jedenfalls war man sich bei Immobi- sen Eröffnung mit vielfältigen Aktivitäten Beachtung entschied der Kanton, sich mangels geeigneter Nut- lien Stadt Bern danach im Klaren, dass dringender und Zuspruch erarbeitet. Thomas Baumann hat uns zung zum Verkauf der Zollhaus-Liegenschaften an Handlungsbedarf beim freistehenden Gebäude mit trotz Arbeitsdruck und Engagement an allen Fronten den Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik der Stadt seinem einmaligen Perimeter bestand. Nach kurzem die Philosophie des Hotel-Projektes kurz umrissen Bern. Die beiden stadtseitigen Häuschen sind heute Leerstand galt es keine Zeit zu verlieren. Eine 12- und die Räumlichkeiten des ca. 9,20 x 5,60 Meter an Privat vermietet. seitige Dokumentation zur Vermietung wurde aus- messenden Kleinen Hotels zugänglich gemacht.

Daten und Fakten des Vorhabens in Kürze Ab Ende August Publikation mit Planauflage. Umbau und Anpassungsarbeiten durch das Architekturbüro Campanile + Michetti. Circa Mai 2018 Eröffnung des Hotels. Innenräume/Suite mit Platz für 2 bis 4 Er- wachsene oder 2 Erwachsene mit bis zu 3 Kindern. Ein Frühstücks- und Aufenthaltsraum im Erdge- schoss mit praktischer Teeküche, WC/Dusche auf beiden Etagen, Sitzplatz im Grünen neben dem Hotel (Seite BärenPark) runden das Angebot ab. Der Schalldämmung wird angesichts der Lage grösst- mögliche Bedeutung zugemessen. Die Réception ist im Restaurant, für Verwaltung und Vermarktung steht Thomas Baumann mit seinem Team. Die Jah- resmiete, zahlbar an die Stadt, ist beträchtlich, aber ebenso die Erwartungen an das geplante Kleinst- Hotel in unserer historischen Altstadt. Il suffit de passer le pont… sw

! Am Brückenkopf Bärengraben: das KLEINE HOTEL im Zollhaus. 10 BrunneZytig 24. November 2017 Läbigi Altstadt

ZERSPLITTERT UND BEWEGT: DIE KONZEPTKUNST VON MAIA GUSBERTI Die Berner Künslerin Maia Gusberti lebt derzeit abwechslungsweise in Brüssel und Bern. Hier arbeitet sie in einem Atelier ganz oben im Progr. Am 20. Oktober erhielt sie den Förderpreis der privaten Stifung Frauenkunspreis, der dieses Jahr zum 10. Mal an eine Künslerin aus der Re- gion vergeben wird. Die Feier fand in der Galerie Beatrice Brunner am Nydeggsalden 26 sat.

Maia Gusberti arbeitet in erster Linie mit Fotografie aber verlegte sie ihre Bleibe nach Wien, wo sie zu- und Video. Durch Bildserien und in den Filmen sind erst als Grafikerin arbeitete und dann an der Uni- ! Neon sign «How Much of this is Fiction», 2014; zur Ihre Werke immer im Werden, in Veränderung, in versität für angewandte Kunst Medienkunst Zeit im Atelier im Progr; darunter aus Einzelstücken zusammengesetzt die Stadtkarte von Kairo. steter Bewegung.. studierte. Damals entstanden erste wichtige Werke. Als Gusberti 2006 nach Kairo kam, war sie so fas- Eine Biographie – drei Heimaten ziniert von dieser Stadt, dass sie hier ein drittes Mal diese damit in den Bereich der konzeptionellen Kurz vor der Preisübergabe hatte Maia Gusberti in Wurzeln schlug. Seither nehmen auch die Land- Kunst. ihrem Atelier im Progr mit Beatrice Lang, die bei der schaften des Mittleren Ostens einen wesentlichen Preisverleihung die Laudatio auf die Künstlerin hielt, Platz in ihrem Werk ein. Ein Beispiel: Aus der Kom- Neue Herausforderungen und ein Kunspreis und der Schreibenden über ihr Werk und ihre Bio- bination der bekannten Seifenmanufaktur und dem Während der letzten Jahre setzte sich Maia Gusberti graphie gesprochen. Geboren wurde sie 1971. Sie Krieg in Aleppo entstand einer ihrer eindrücklichs- auch mit der Rolle der Medien in der Kunst ausei- wuchs in Bern auf. Schon als Jugendliche entdeckte ten «Imaginationsräume». nander: Ihre derzeitigen Projekte, wie «Entangled sie mit ihrer Kamera und dem Entwicklungsapparat Archives» und «Cities of the Sun», berühren zuneh- der Grossmutter die Fotografie. Mit dem Vater teilte Bewegte und bewegende Bilder mend dieses hochaktuelle Thema, bei dem Fragen sie früh die Hingabe zum Erbauen von Kathedralen Maia Gusberti zerschneidet Bilder, Landschaften und der Würde und Ethik von veröffentlichten Bildern aus Holzklötzen, später für Karten und Stadtland- Städte und setzt sie neu zusammen. Auf diese Weise und das ‘Recht auf das eigene Bild’ beantwortet wer- schaften. Die Familie sensibilisierte sie für andere öffnet sie einen Raum, macht Platz für neue Zusam- den wollen. Mit einem Blick auf ihr weiteres Arbei- Welten – auch in politischen Diskussionen. Das alles menhänge und fordert den Betrachter auf, über ten meinte sie im Interview: «Eine aktive Teilnahme bildete den Boden für ihr künstlerisches Schaffen. seine Realität nachzudenken. Kein Wunder, dass in der Kunstschaffenden an öffentlichen Diskursen ist Die Fotografie blieb – unter anderen – ihr Medium, ihrem bildlichen Material oft auch Sprache zu Wort unbedingt nötig. Dafür habe ich mich für das Post- und das Zusammensetzen und Auseinandernehmen kommt. Gusbertis Satz von 2014 «how much of this graduate Programm ‚Critical Images‘ in Stockholm von Bauteilen wurde zum Sinnbild auf ihre Sicht, wie is fiction» (wieviel hiervon ist Fiktion) leuchtet als die Welt im Kleinen und im Grossen funktioniert. Neonröhrenschrift immer wieder über ihren Aus- stellungsorten und ist zum Motto ihrer gesamten Ar- Maia Gusbertis Ausbildung zur bildenden Künstlerin beit geworden. Auf ähnliche Weise begleitet immer begann in der Schule für Gestaltung in Biel. Bald auch «ein Gedankengebäude» ihre Werke – und stellt

! Maia Gusberti in ihrem Atelier im Progr Bern, mit Fotos einer Seifensiederei in Aleppo (Recherchemate- rial zu ihren neuen Arbeiten «Entangled Archives» ! « Fragments of a city without a map », Maia Gusberti, 2011/12. Galerie Beatrice Brunner und «Cities of the Sun»). Z A C EINRAHMUNGEN VERGOLDUNGEN

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Da ist einmal sein Einsatz für die Burgergemeinde Bern zu nennen, die er von 1991 bis 1997 auf durchaus grandseigneurale Weise präsidierte. Es waren dynamische Jahre mit nicht wenigen markan- ! Er war in der Unteren Altstadt verwurzelt und hat ten Erfolgen, von denen nur der grosse Festumzug viel für die Stadt Bern getan: Rudolf von Fischer des Jubiläumsjahrs BE 800, die ersten Vergabungen 22.02.1929 – 25.8.2017. Foto: zVg des burgerlichen Jugendpreises, die Grundsteinle- gung zum Erweiterungsbau des Naturhistorischen des während langer Zeit verachteten Historismus er- Museums, die Vereinbarung zur Schaffung eines fasste. So konnte er auch vom Gast zum Retter des Paul-Klee-Museums, die Sanierung der Liegenschaft gefährdeten Hotels Giessbach am Brienzersee wer- «» und die erste Einburgerung einer jüdi- den, unterstützt vom bekannten Umweltschützer schen Familie genannt seien. ! Jurymitglied und Laudatorin Beatrice Lang Gyger Franz Weber. (links) mit der Galeristin Beatrice Brunner (rechts) an der Vernissage von Maia Gusberti. Darüber hinaus engagierte sich Rudolf v. Fischer in Die Campagne Oberried in Belp, ein ehemaliger Sitz musisch-kulturellen, sozialen und kirchlichen Orga- seiner Familie, vermochte er zudem mit Hilfe der Maia Gusberti ist nicht nur Europäerin, sie ist im nisationen. Stiftung der Familie von Fischer (von Reichenbach) Lauf ihrer Arbeit Weltenbürgerin geworden. Seit ei- und der Denkmalpflege zu renovieren und der Öf- nigen Jahren ist wieder Bern und neu auch Brüssel Sehr wichtig war ihm, der sich nach seinem Studium fentlichkeit für kulturelle Anlässe zu öffnen. ihr Zuhause. Und immer, wenn es für sie wieder ein- in Wien zum Sänger ausbilden liess, die Musikwelt. mal eng wird in unserer Stadt, muss sie aus- und Der grosse Opernfreund und eifrige Konzertbesu- Gemäss der Tradition des gelebten Christentums, die aufbrechen, neue Welten erfahren, Weltbilder zer- cher verfügte in diesem Bereich über stupende in einem Teil des bernischen Patriziats verankert legen und wieder zusammensetzen… Kenntnisse, die im Gespräch sogar international tä- war, bestand eine enge Verbindung Rudolf von Fi- ZB tige Berufsmusiker verblüfften. Es lag daher nahe, schers zur reformierten Kirche, der er bis in die www.maiagusberti.net ihn zum Präsidenten der Bernischen Musikgesell- höchsten Ränge diente und überall engagierte, öku- www.frauenkunstpreis.ch schaft zu ernennen. Mit Hilfe einer Fusion mit dem menisch ausgerichtete Arbeit leistete. Bernischen Orchesterverein, aus der das Bernische Symphonieorchester entstand, und der Verpflich- Im persönlichen Verkehr mit dem hochgebildeten tung bedeutender Dirigenten führte er das Musik- und belesenen Rudolf von Fischer waren nicht nur schaffen der Bundesstadt zu Höhepunkten. seine Freundlichkeit, sein Charme und der Humor des glänzenden Redners, sondern auch sein Dialekt Auch die Architektur fand sein grosses Interesse. Er besonders angenehm. Er sprach als einer der Letzten war einer der Ersten, der den künstlerischen Wert noch in reiner Form das gepflegte Stadtberndeutsch und bleibt unvergessen als Vorleser aus Rudolf von Tavels Werken.

In den Lauben der Altstadt fehlt inskünftig die ele- LIMERICK WELCH EIN BILD gante, kerzengerade schreitende Persönlichkeit mit Krawatte und Hut, die Bekannte stets freundlich lä- Der Föhn hält die Herbsttage mild, chelnd und chevaleresk grüsste. Die Freunde des das Obsternten freut jedes Kind, Verstorbenen müssen inskünftig ohne geistvolle es wandeln die Pressen Stunden im vornehmen Heim an der aus- die Trauben, die kessen, kommen. Und der Stuhl des regelmässigen Kirch- in späteren Wein – welch ein Bild! gängers im Münster ist verwaist. Hans Häusler J. Harald Wäber 12 BrunneZytig 24. November 2017 Läbigi Altstadt

SANIERUNG KIRCHEN- ES LÄUFT UND LÄUFT NOCH NACH ÜBER FELDBRÜCKE 2018 600 JAHREN: DAS ASTRLOLABIUM AM ZYTGLOGGE Die Kirchenfeldbrücke wird 2018 komplet sa- Als Zytglogge-Richter kennt Markus Marti die asronomische Monumentaluhr am Berner Wahr- niert. Nach der Verabschiedung der Kreditvor- zeichen wohl wie kein Zweiter. Jetzt hat er sein supendes Wissen in ein neues Buch gepackt. lage durch den Gemeinderat der Stadt Bern Sein Thema dieses Mal: Das asronomische Ziferblat der Zytglogge-Uhr, das Asrolabium. Ende Oktober das Wichtigse in Kürze:

– Gesamtbauzeit: April 2018 bis November 2018 Kenntnisreich und detailliert erzählt Marti die Ge- Der Gefängnisurm wird zum Uhrenturm – Intensivbauphase: 23. Juli bis 9. November 2018. schichte der astronomischen Monomentaluhren im Damit möglichst viele Menschen diese Informationen Während dieser Zeit bleibt die Brücke für den öf- Allgemeinen und jene am Zytglogge-Turm im Be- auch «abholen» konnten, wurden die Monumental- fentlichen Verkehr und den motorisierten Indivi- sonderen. Ihre grösste Blütezeit erlebten diese Uhren uhren oft an Kathedralen oder städtischen Pfarrkir- dualverkehr gesperrt. Fussgänger und Velofahrer, im Hochmittelalter, im 14./15. Jahrhundert. Sie chen errichtet. Orte mit viel Publikumsverkehr also. die ihr Fahrrad stossen, können die Brücke wei- waren das Abbild der damaligen Vorstellung der Bern machte diesbezüglich eine Ausnahme, weil, terhin passieren. Welt, in der die Erde der Mittelpunkt war, den Sonne, wie Marti mutmasst, der Turm der damaligen – Umleitung öffentlicher Verkehr und motorisierter Mond und Planeten umkreisten.. Hauptkirche, der Leutkirche, zu klein und zu bau- Individualverkehr: Details noch nicht bekannt. Von fällig für eine solche Monumentaluhr war. Der Rat den Umleitungen betroffen sein werden die Busli- Die Menschen konnten am Astrolabium nicht nur der Stadt entschied beim Wiederaufbau nach dem nien 10 und 19 sowie die Tramlinien 6, 7, 8. die Uhrzeit erkennen, sondern auch den Stand von grossen Brand von 1405 den Zytgloggeturm, das – Casino- und Helvetiaplatz: Einschränkungen Sonne und Mond im Tierkreis, die Mondphase und einstige Gefängnis, zum Uhrenturm umzubauen, lag durch Bauinstallationsplätze, das Casinoparking das Vorrücken der Jahreszeit. Das waren wichtige er doch ganz zentral am städtischen Gassenmarkt. wird jedoch immer zugänglich bleiben. Informationen für sie, um «die jeweils anfallenden Amüsantes Detail am Rande: Der Stundenschlag des – Die Sanierungsarbeiten werden mit dem Umbau Arbeiten auf Feld und Hof in Angriff zu nehmen», neuen Uhrenturms war im Gebiet am Stalden und Casino, den Festivitäten zum 100-Jahr-Jubiläum schreibt Marti. Auch die Astrologie war dabei «ein in der Matte nicht zu hören. Die Bürger dort protes- der Kunsthalle und dem Strassenmusikfestival grosses, vielleicht sogar das grössere gesellschaftli- tierten gegen das fehlende Zeitsignal – und die Stadt- Buskers koordiniert. che Anliegen, denn das Aderlassen, Schröpfen, Haa- oberen reagierten: «...wart die zitglogge ufgehenkt ze – Die Gesamtkosten für die Sanierung und Gleiser- reschneiden, Ziehen der Zähne und vieles mehr nidegg, den am Stalden und an der matten ze lieb,» satz der Kirchenfeldbrücke sind auf CHF 17.6 Mio. sollte nur an bestimmten Tagen und bei bestimmten notierte 1418 der Chronist Konrad Justinger. veranschlagt. Die Kosten werden wie folgt aufge- Konstellationen der Gestirne ausgeführt werden». teilt: Stadt Bern (CHF 6.8 Mio.), Bernmobil (CHF 10.6 Mio.) EnergieWasserBern (CHF 200‘000). CE Weitere Informationen: Stadtratsvortrag unter www.bern.ch/medienmitteilung. Zur Geschichte und den Sanierungsarbeiten: BrunneZytig 3/2017 (http://altstadtleiste.ch/brunnezytig-online/)

! Das Astrolabium am Zytglogge-Turm: «Ein unschätzbares Kulturgut von ausserordentlicher Bedeutung im europäi- schen Raum»

dipl. Uhrenmacher Kramgasse 14, 3011 Bern Telefon 031 311 12 60 BrunneZytig 13 Läbigi Altstadt 24. November 2017

Ungewöhnliche Steuerung der Zeiger VORFREUDE AUF DEN 1. ADVENT IN DER Ausführlich beschreibt Markus Marti auch, wie ein solches Astrolabium konstruiert ist, wie es funktio- UNTEREN ALTSTADT niert und wie der Umlauf der drei Zeiger für Sonne, Er hat eine bereits lange Tradition: Der 1. Advent in der Unteren Altsadt, an dem Läden, Ateliers, Mond und Sterne, den Tierkreis also, durch unter- Werksäte und Resaurants von 11 bis 17 Uhr geöfnet haben. Dieses Jahr fällt der 1. Advent auf schiedliche Drehgeschwindigkeiten gesteuert wird. den 3. Dezember. Anders als bei anderen astronomischen Monumen- taluhren gibt es beim Zytglogge aber nur einen ein- zigen Antrieb, der aus dem Gehwerk des Haupt - 170 Geschäfte beteiligen sich in diesem Jahr – eine uhrwerks direkt zum Astrolabium führt. Dieser An- rekordhohe Zahl. Viele der Mitmachenden bereiten trieb regelt auch nur die Drehgeschwindigkeit des für diesen besonderen Sonntag auch Überraschun- Sonnenzeigers. Die Drehbewegungen der Zeiger von gen und spezielle Aktionen für die Besucherinnen Mond und Tierkreis würden am Astrolabium selbst und Besucher vor. «Alle freuen sich auf den 1. Ad- mit kleinen Schwerkraftgetrieben in der Art eines vent», berichtet Antoinette Mäder von Mäder Wohn- Differential- oder Umlauftriebwerks ausgeführt. kunst. Sie ist nicht nur eine der freiwilligen Mit- «Eine technisch raffinierte Lösung, wie ich sie ausser organisierenden des Adventanlasses aus den Reihen in Bern nirgends angetroffen habe,» erläutert Marti. der Altstadtleiste. Sie organisiert auch die Spysi- Weihnachtsfeier für die Seniorinnen und Senioren Appell an Denkmalpflege und Wissenschaf aus der Unteren Altstadt mit. Deshalb schenken vor Die Fülle der Informationen, die Markus Marti in sei- ihrem Geschäft freiwillige Helferinnen und Helfer nem Buch ausbreitet, ist beeindruckend und zeugt am 1. Advent Glühwein aus. Der Verlaufserlös von der jahrelangen Intensität, mit der er sich mit der kommt vollumfänglich der Spysi-Weihnacht zugute. Uhr am Zytglogge auseinandergesetzt hat. Es ist zu hoffen, dass sein Wunsch in Erfüllung geht und die Der Nikolaus kommt auch Berner Denkmalpflege und Geschichtsschreibung sich Lange Tradition hat auch der Erst-Advent-Besuch «mit der Uhr und den zugehörigen Einrichtungen, spe- des Nikolaus in der Kramgasse. Zur Einstimmung auf ziell dem Astrolabium, befassen und damit dem Turm den hohen Besuch beginnt um 16 Uhr am Kreuz- gass-Brunnen ein Weihnachtssingen für Jung und Alt als Ganzem die einzigartige Stellung, die ihm im eu- ! Der schön gestaltete Flyer zum 1. Advent liegt in den ropäischen Raum gebührt, zuweisen würden». mit den Pigi Luna-Singers. Um 16 Uhr 50 erzählt der Geschäften auf, mit Übersichtsplan und der Liste aller Oberchlous vom Erker des Zytglogge aus den Kindern Beteiligten. Foto: unikum.ch Wer weiss, vielleicht findet die Geschichtsforschung seine Adventsgeschichte – und anschliessend vertei- dann auch heraus, wer der genialische Schöpfer des len sich 15 bis 20 Nikoläuse nebst ihren Schmutzlis city von ewb mit einem Geldbeitrag unterstützt wer- Berner Astrolabiums war. Er ist der grosse Unbe- in der Kramgasse, um die Kinder für ein Lied oder den, wissen diesen Zustupf zur finanziellen Entlas- kannte. Markus Marti präsentiert aufgrund seiner Gedicht mit Lebkuchen zu belohnen. tung ihrer Kassen natürlich sehr zu schätzen. Es Recherchen immerhin die Namen von fünf valablen ist allerdings das letzte Mal, dass die ewb die Weih- Kandidaten. Ein Anfang wäre also schon gemacht! Erneutes finanzielles Engagement der ewb nachtsbeleuchtung mit einem Geldbetrag direkt babü Für vorweihnächtliche Stimmung sorgen auch dieses sponsern wollen. Die Leiste sind für neue Lösungen Jahr wieder die vielen beleuchteten Tannenbäum- im Gespräch mit der Vermarktungs-Organisation Markus Marti: Das Astrolabium am Berner Zeitglo- chen entlang der Hausfassaden. Die Leiste haben sie «Bern Welcome». auch dieses Jahr wieder von der Forstverwaltung der ckenturm, Stämpfli Verlag, Bern Der grösste Teil der Kosten für die Weihnachtsbe- Burgergemeinde erworben und Mitarbeitende der leuchtung wurde bis anhin durch die Mitgliederbei- beiden Altstadt-Elektrobetriebe Steiger und Oehrli träge gedeckt. Wir danken den Leistmitgliedern haben sie montiert. dafür und hoffen, dass sich für die nächsten Jahre DER ZYTGLOGGE-TURM WIRD INFO Auch EnergieWasserBern (ewb) helfen wieder mit, eine gute Finanzierung sicherstellen lässt, damit die AUFGEHÜBSCHT dass die gesamte Innenstadt in weihnächtlichem Leiste auch für übrige Aktivitäten noch etwas Geld Glanz erstrahlen kann. Die Leiste, die neben BERN- zur Verfügung haben. babü Im kommenden Frühjahr steht beim Zyt- glogge-Turm eine umfangreichere Sanierung an. Wie Hochbau Stadt Bern auf Anfrage mitteilt, werden di- In der Vorweihnachtszeit die Berner verse Unterhaltsarbeiten durchgeführt. Zudem wird an der Altstadt geniessen mit Bread à porter Westfront das Wandbild von Viktor Surbeck konserviert sowie Uhrwerk und Astrolabium revidiert. Die Arbeiten Wir sind Sonntags mit Kaffee, werden voraussichtlich vier bis sechs Monate dauern. Grittibänze und vielen weiteren Dabei soll es aber nicht zu Verkehrsbehinderungen kom- Weihnachts-Köstlichkeiten für Sie da men, denn die Arbeiten werden von Podesten aus durch- Sonntage, 3.12., 10.12., 17.12. geführt. Die Passage unter dem Turm bleibt für Fussgänger Die Altstadt Bäckerei Am ab 0900 – 1730 Uhr benutzbar. babü Am Kornhausplatz mit In der Münstergasse ab 0800 - 1730 Uhr aromatischstem Wiener Kaffee An der Münstergasse mit der offenen Backstube

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UNTERE ALTSTADT OHNE PSSST… DER BÄR SCHLÄFT! STADTBACH Ein kurzer Blick in die Höhe – und der Puls jedes Fasnächtlers schlägt etwas schneller – das grosse Vorhängeschloss vor einem der Fenser am Käfigturm kündet Berns fünfe Jahreszeit Vier Monate is in den Hauptgassen der Unte- an! Dahinter schläf seit dem 11.11. der Berner Bär seinem Weckruf am 15. Februar entgegen… ren Altsadt kein Wassergeplätscher des Stadtbachs mehr zu hören, denn er wird in den Wohlensee umgeleitet. Die sadtbachlose Zeit Dieses Jahr wird der Bär einen etwas schwereren schickt, und trotzdem kaum zu übersehen, hat sich wird bis zum 9. März dauern. Stand haben, denn ein anderes Mythentier versucht das Einhorn darauf mit fremden «Federn» – sprich: ihm doch tatsächlich den Rang abzulaufen: Ein Ein- einem Bärenfell – geschmückt, und sich so in die Der Grund für die Bachumleitung sind laut einer horn hat es wie von Geisterhand auf das Berner Fas- Fasnacht geschmuggelt. Das heisst natürlich, dass es Mitteilung des Gemeinderates Bauarbeiten am Insel- nachtsplakat geschafft. Schuld daran, dass dieses, in auch auf der diesjährigen Fasnachts-Plaquette zu spital. Zwischen dem Inselheim und der Frauenkli- letzter Zeit wieder überaus beliebte Fabelwesen nun finden ist. nik soll eine neue Parkanlage entstehen, der auch an der Fasnacht teilnimmt, sind die Drei Mus- «Engländerhubel». Zentrales Element dieser Anlage ketiere, die bekannteste Schnitzelbankgruppe unse- Einnahmenrückgang von über 15‘000 Franken sei eine Sitz- und Begegnungstreppe entlang des rer Stadt. Sie durften zu ihrem 20-jährigen Bestehen Mit dem Stichwort «Plaquette» muss ein leidiges Stadtbachs. Dafür müssten Teile der bestehenden das diesjährige Fasnachts-Plakat gestalten. Ge- Thema angeschnitten werden: Obschon Jahr für Jahr Stützmauer entlang des Stadtbachs, der sogenannten die Zuschauerzahl an den Fasnachtstagen zunimmt, «Lorymauer», abgebrochen werden. sinkt die Zahl der verkauften Plaquetten bedenklich und bringt den Verein Berner Fasnacht in Nöte. Er Weil dabei Bauarbeiten in unmittelbarer Nähe des beklagte letztes Jahr einen Einnahmenrückgang von Wasserlaufs ausgeführt werden, wird der Stadtbach über 15‘000 Franken. Das erschwert die Organisa- umgeleitet und fliesst deshalb auch nicht mehr durch tion und Zusammenarbeit mit rund einem Duzend die Kram- und Gerechtigkeitsgasse. Immerhin: Das städtischer Ämter, deren Dienstleister während der Tiefbauamt will in der wasserlosen Zeit Unterhalts- Narrentage für Ordnung und Sicherheit sorgen – arbeiten am Bach ausführen, die nur möglich sind, und die bezahlt werden müssen. Liebe Berner, geht wenn der Bach aus seiner Rinne verbannt ist. also mit gutem Beispiel voran: A de Fasnacht nur mit zVg/babü Plaggette uf d’Gass!

Alle, deren Kinderherz noch immer heimlich für Winnetou und Old Shatterhand schlägt, dürfen sich besonders auf das Fasnachtstheater vom Samstag- LIMERICK DER NEUE morgen freuen. In der neuen Parodie von «Ja Täll, so geits!» hat sich unser Willi diesmal in den Wilden Der Cassis, der ist jetzt gewählt, Westen des Urnersees verirrt. Welchen Schatz er er freut sich, dass man auf ihn zählt. darin wohl finden mag? Das und alle Infos zum gan- Er ladet die Bürde zen bunten Fasnachts-Programm 2018 findet man und macht sie ihn mürbe, unter www.fasnacht.be. dann wird er von Muttern gestählt!

Hans Häusler Und gleich noch ein Jubiläum: Am 11.11. 2017 fei- erte die Zunft zur füfte Jahreszyt ihr elfjähriges när- risches Bestehen. Wir gratulieren! ZB ! Einhorn im Bärenpelz: Plaquette der Berner Fasnacht 2018, gestaltet durch die Schnitzelbankgruppe «Die Drei Musketiere».

NATUR INSPIRIERT Originelle Mode… Kramgasse 70 IMMER Spezielle Accessoires… 3011 Bern mit Liebe für Sie Tel. 031 311 58 00 NICOLAS ADAMEK | GOLDSCHMIED KRAMGASSE 56 | 3011 BERN | WWW.ADAMEK.CH ausgewählt Fax 031 311 19 87 BrunneZytig 15 Vereinigte Altstadtleiste 24. November 2017

VELOVERLEIHSYSTEM MIT FOLGEN Platzverhältnisse weiter zu verknappen, um daraus Argumente für die Verdrängung des für die Wirt- Im Rahmen der Veloinitiative veröfentlichte die Stadt kürzlich die geplante Anzahl der Velover- schaft notwendigen Verkehrs zu generieren? leihsationen auf dem Stadtgebiet. Gemäss Plan auf der Webseite der Stadt Bern sind in der Unteren Altsadt 13 Stationen geplant. Weniger Publi-Bike-Stationen, dafür an den richtigen Orten Zugegeben, wenn andere Städte Publibikes anbieten, Die einzelnen Standorte werden vor der Die zentralen Orte (Kornhausplatz, Theaterplatz, ist es (bei schönem Wetter) ein Vergnügen, diese auf Umsetzung publiziert Rathausplatz) sollten genügen, um ein ausreichendes einem gemieteten Velo zu erkunden. Meistens sind Die Bildlegende auf der städtischen Webseite lässt Angebot für Mietvelos in der Unteren Altstadt be- Grossstädte ja auch relativ flach und die Zentren viel aufhorchen, denn die Standorte sind ja schon publi- reitzuhalten. Mehr ist nicht nötig. weitläufiger als in Bern. ziert. Nach welchen Kriterien diese Standorte in der Unteren Altstadt definiert wurden, bleibt jedoch Die VAL setzen sich für mehr Platz ein Sinnvoll oder Publicity? schleierhaft. Die bestehenden Veloabstellplätze sind, In der Diskussion um den Wirtschaftsverkehr setzen Ob es sinnvoll ist, in der Unteren Altstadt 13 Statio- mit Ausnahmen, meistens jetzt schon total überstellt. sich die VAL dafür ein, dass den dauerparkierenden nen installieren zu wollen, darf jedoch hinterfragt Diesen weiteren Platz streitig zu machen ist nicht Automobilisten (ca. 150 kostenpflichtige Bewilligun- werden. In der Altstadt gehen die meisten Leute zu unbedingt sinnvoll. Die Warenumschlagplätze weiter gen) eine andere Abstellmöglichkeit in der Unteren Fuss, die Wege sind kurz, die Lauben schützen vor zu reduzieren ist ebenfalls nicht zielführend, es hat Altstadt zu vernünftigen Bedingungen angeboten Wind und Regen. Zudem darf bezweifelt werden, ob davon ja tagsüber jetzt schon zu wenig. werden kann. Damit würde Fläche frei, die sinnvoll jemand vom Zeitglocken zum Rathaus ein Velo mie- genutzt werden könnte. ten wird. Auch Touristen werden dieses Angebot Die Free-Flow-Bikes werden ebenfalls Raum Damit wäre allen geholfen: Dem Warenumschlag als kaum nutzen, kommen diese doch meist in organi- beansruchen Lebensader der kleinen Geschäfte, den Service- und sierten Gruppen. Die Frage sei also erlaubt, ob es bei Zu den offiziellen Berner Publi-Bikes werden sich Handwerkerfahrzeugen, den velofahrenden Anwoh- dieser Aktion nicht mehr um Publicity geht als um noch die zu erwartenden frei verfügbaren Mietvelos nenden und denen, die mit dem Velo zur Arbeit in Erfüllung eines Bedürfnisses. gesellen, welche wiederum den vielen Velofahrenden die Untere Altstadt fahren. Zudem wäre die Altstadt mit eigenen Velos den Platz wegnehmen. Unter die- – vor allem in den Abendstunden ohne Güterum- sen Umständen ist es äusserst fragwürdig, soviele schlag – viel weniger zugeparkt, was die Gastrobe- Abstellplätze in der Unteren Altstadt zu planen. Oder triebe zu schätzen wüssten. Eine pragmatische steckt ein anderer Gedanke dahinter: Wird das Velo Lösung, ohne ideologische Sturheit – würde das dazu missbraucht, die in den Gassen eh schon engen nicht zu Bern passen? ef VAL AGENDA 2017/18

BERNER ZIBELEMÄRIT, 5-18 UHR 27. November Seit September 2011 auf der «Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz», welche das Bundesamt für Kultur im Rahmen des UNESCO-Übereinkommens zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes zusammengestellt hat. www.bak.admin.ch/kulturerbe

SANTARUN – LAUF IN DER ALTSTADT IM SAMICHLOUS-LOOK 1. Dezember Anmeldung: www.santarunbern (Markus Ryffel’s GmbH)

ERSTER ADVENT, 11-17 UHR mit Ladenöffnung in der Unteren Altstadt 3. Dezember, www.erster-advent-bern.ch ! Veloabstellplatz Rathausgasse, am Tag nach einer Aufräumaktion der Stadt schon wieder voll belegt.

SENIORENWEIHNACHTS-NACHMITTAG IN DER SPYSI Anmeldungen an: [email protected] 18. Dezember DIE ZUKUNFT VON BUS NUMMER 12

SPYSI-WEIHNACHTSFERIEN Eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr wie vor durch die Kram- und Gerechtigkeitsgasse 23. Dezember 2017 bis 7. Januar 2018 ist ein Lebenselixier für die Untere Altstadt. So führen. Ab «Zytglogge» wird der Bus durch die Amt- SANIERUNG POSTGASSE – ZWEI TRAFOSTATIONEN transportiert der Bus Nr. 12 heute Anwohnende, hausgasse geleitet werden und dort den Platz der (Siehe auch Seite 18) ab Januar 2018 Berufsleute, Kinder, Gehbehinderte, autolose Men- Buslinie 10 einnehmen. Linie 10 und Linie 12 tau- ANMELDE- UND INFOPLATTFORM FÜR DEN VIDE GRENIER schen, Kunden, Besucherinnen, schwer Beladene, schen also in der Oberen Altstadt ihre Fahrrouten am 28.April: offen ab 1. Februar videgrenier@bern-alt- Touristen und viele andere in und durch die Untere ab. stadt.ch (oder per Post an: Zahai Bürgi, Postgasse 59, 3011 Altstadt. Bern). Ob der Bus Nr. 12 beim Bahnhof umkehrt oder Im Vorfeld der «Tramabstimmung» kam in diesem aber an eine andere Linie angehängt werden wird, FASNACHT IN DER UNTEREN ALTSTADT 15.-17. Februar, www.fasnacht.be Zusammenhang die Frage auf, welche Auswirkung ist heute noch nicht entschieden. Wir freuen uns eine Annahme des «Tram-Kredites» auf die Linien- aber schon jetzt, dass die Untere Altstadt so oder so NEUZUZÜGER-ANLASS IM RATHAUS MIT STADTFÜHRUNGEN führung des Busses Nr. 12 hat. weiterhin durch die Hauptgassen an den öffentlichen 3. März, www.bern.ch/themen/umzug/begrussungsveran- Verkehr angeschlossen bleibt. Diese Anbindung ist staltungen, 10 Uhr Treff in den jeweiligen Stadtteilen, Gemäss Auskunft von BERNMOBIL wird die Linien- nicht nur für die Matte von grosser Bedeutung – 12 Uhr Anlass im Rathaus. führung des 12er-Busses bei Realisierung des Tram auch für das restliche Quartier sind so die kürzesten SAISONENDE IN DER SPYSI Bern-Ostermundigen zwischen Zytglogge und Zen- Wege zum ÖV sichergestellt. 23. März trum Paul Klee unverändert beibehalten und nach Stefanie Anliker, VAL-Präsidentin 16 BrunneZytig 24. November 2017 Kramgassleist

DIE FEINE FRACHT, DIE VIELEN FREUDE MACHT, Von der Theke zum Sofa Was den jungen Unternehmern von FEINFRACHT BRAUCHT PLATZ aber an der Kramgasse fehlt, ist eine gemütliche FEINFRACHT in der Kramgasse 21 is für viele Männer – aber längs nicht nur – rasch zum Ge- Sitzecke. Dafür gibt es keinen freien Raum, so dass heimtipp geworden. Da findet Mann wieder Jeans, wie es sie früher gab, oder Schuhe, denen ein die meisten Gespräche stehend an der Verkaufstheke geführt werden. Auch Ideen mussten da entwickelt Regenguss nichts anhaben kann. Vor allem aber haben Frau und Mann die Qual der Wahl, wenn werden, ohne dass man sich gelegentlich zurückleh- sie Geschenke mit einer seziellen Handschrif und bleibendem Wert suchen. nen konnte. Zielstrebig und mit klaren Ideen haben Dettwiler und Bernet aber Ende Oktober Abhilfe ge- Tobias Dettwiler und Denis Bernet, die zwei Ge- tenen Produkte müssen einwandfrei und möglichst schaffen, indem sie zusammen mit Woopdesign ein schäftsinhaber von FEINFRACHT, haben keine nachhaltig sein. Schnelllebiges findet man da eigent- neues Geschäft an der Rathausgasse 11 eröffneten. kaufmännische Ausbildung abgeschlossen. Ihre Ge- lich nur bei Produkten, die für den Verbrauch be- Da nutzen sie die Räumlichkeiten des früheren Ate- schäftstüchtigkeit wurde ihnen aber zweifellos in die stimmt sind, und dieses Angebot hält sich in engen liers von Mäder Wohnkunst AG. Es gibt hier nicht Wiege gelegt und dann in der Praxis und mit der Er- Grenzen. nur Platz für das Mobiliar von Woopdesign und die fahrung feingeschliffen. Hingegen sind beide diplo- Accessoires von FEINFRACHT, sondern auch für ein mierte Industriedesigner mit einem hohen Anspruch Längst hat sich bei Kreativen im In- und Ausland Sofa und einen Tisch, an dem man diskutieren und an Qualität, schöne Materialien, Kreativität und ein- herumgesprochen, dass FEINFRACHT für Kleider arbeiten kann. Für Tobias Dettwiler ist denn auch wandfreie Verarbeitung. Schon an der Hochschule und Accessoires zugänglich ist, die in kleinen Serien klar, dass er zusammen mit den Geschäftspartnern für Gestaltung und Kunst in Basel fanden der Basler und oft auch mit traditionellen Produktionsmetho- am neuen Standort seine Vorstellungen von «erleb- und der Berner zusammen und entwickelten erste den hergestellt werden. So trifft man im Geschäft nisorientiertem Detailhandel» realisieren kann. Produkte. Diese und solche von anderen Kreativen immer wieder auf Leute, die den Geschäftsführern wurden in das anfänglich noch sehr beschränkte ihre Erzeugnisse vorführen und anpreisen. Diese Konkret sollen hier kleine Events organisiert wer- Sortiment aufgenommen. persönlichen Kontakte sind Teil des Geschäftsmo- den, umgeben von den Möbelstücken und dem viel- dells von Denis Bernet und Tobias Dettwiler. Sie sor- fältigen Angebot von FEINFRACHT. Für das letzte Vor vier Jahren eröffneten Bernet und Dettwiler gen dafür, dass sie ihren Kunden genau sagen Wochenende im November ist bereits eine Degusta- ihren ersten Laden an der Gerechtigkeitsgasse 13 im können, wo, wie und von wem die Produkte im tion von Schokolade und Wein geplant. Die jungen Keller. Während den fünf Monaten, in denen das Ge- Laden stammen. Inzwischen wird der Rundgang Macher haben sich zwar von Designern zu Unter- schäft offen stand, sammelten sie erste wichtige zwischen den Gestellen zu einem Besuch bei Krea- nehmern entwickelt, aber das ist für sie offensicht- kaufmännische Erfahrung. Dann bot sich ihnen an tiven in der Schweiz und in aller Welt. Praktisch lich kein Grund, einfach im Laden zu stehen und auf der Bundesgasse, gegenüber vom Bernerhof, eine jedes Produkt hat seine Geschichte, und die Ge- Kunden zu warten. neue Gelegenheit: Ein grosses Geschäftslokal konnte schäftsinhaber sind gute und begeisterte Geschich- koe für eine achtmonatige Zwischennutzung übernom- tenerzähler. men werden. Das bedeutete, dass praktisch von einem Tag auf den andern das Sortiment beträcht- lich aufgestockt werden musste. An Messen und Ausstellungen knüpften die Geschäftspartner zahl- reiche Kontakte. Dabei liessen sie sich nicht von einem Konzept leiten, sondern von ihren Ansprü- chen an Qualität und Nachhaltigkeit.

Trefpunkt für Kreative Als die Zeit an der Bundesgasse auslief, war offen- sichtlich, dass das stark ausgebaute Angebot im Kel- ler der Gerechtigkeitsgasse keinen Platz mehr finden würde und nach einer neuen Lösung gesucht wer- den musste. Fündig wurde das Duo an der Kram- gasse 21, wo es seit fast zwei Jahren sein immer breiteres Sortiment an Kleidern und Schuhen, Le- derwaren, Schreibwerkzeug, Schmuck und anderem mehr anbietet. Unverändert ist aber auch hier die Philosophie geblieben: Die Materialien der angebo-

! Die Geschäftspartner Tobias Dettwiler (links) und Denis Bernet (rechts) von FEINFRACHT haben noch viele Pläne und sind neu auch an der Rathausgasse 11 zu finden. Foto zVg

LIMERICK OLYMPIATRÄUME Eingeschränkte Sicht… …oder totale Freiheit? Es choschte olympischi Tröimli Verlieren Sie die Fassung. Stüürgälder zum Fälle vo Böimli, Ihr Kontaktlinsenspezialist. zum Boue vo Pischte und hässliche Chischte. Schluss jitz! So Tröim si doch Schöimli! Büchi Op"k, Kramgasse 25, 3011 Bern Hans Häusler 031 311 21 81, www.buechiop"k.ch BrunneZytig 17 Kramgassleist 24. November 2017

IHR BERUF IST IHRE PASSION – AUCH NACH 20 JAHREN NOCH: RÜTHY GOLDSCHMIEDE Es gibt sie noch in der Unteren Altsadt, die inhabergeführten Geschäfe mit Tradition. Rüthy Goldschmiede zum Beisiel. In ihrem kleinen, eleganten Geschäf an der Kramgasse 82 ent- werfen, fertigen und verkaufen Alexandra Döme und Stefan Rüthy seit nunmehr 20 Jahren edle Schmucksücke. Mit ihren Kollektionen haben sie sich im Lauf der Jahre einen fesen Kunden- samm aufgebaut. Der Weg bis zum heutigen Erfolg indes war nicht immer leicht und insbeson- dere in den Anfängen auch seinig.

1997 hatte Stefan Rüthy Geschäft und Atelier von die es braucht, bis sich im gemeinsamen Gespräch Othmar Zschaler übernommen, dem auch interna- eine Vorstellung des passenden Schmuckstücks he- tional bekannten und renommierten Goldschmied. rauskristallisiert. Seine Schmuckstücke seien «kleine Skulpturen aus Gold gewesen, erzählt Mitinhaberin Alexandra Die neue Liebe der beiden Goldschmiede: ! Alexandra Döme und Stefan Rüthy in ihrer kleinen Döme. Richtige Kunstobjekte, sehr ausdrucksstark, Naturperlen Werkstatt im hinteren Teil des Geschäfts. sehr auffällig. Die charakteristische Handschrift Das Gold, das bei Rüthy Goldschmiede zu Ringen, Zschalers konnten und wollten die beiden nicht ko- Armbändern, Ketten oder Ohrringen verarbeitet pieren. «Aber seine Werte haben wir übernommen: wird, ist recycliert, ist sozusagen «sauberes» Gold. gelohnt. Sie habe, lacht Alexandra Döme, nach dem Die Liebe zum Detail, zum Material und zur hand- Das ist den beiden sehr wichtig, denn die traditio- Umbau gesagt, «jetzt sind wir ganz daheim». Sie werklichen Vielfalt,» zählt Döme auf. nelle Goldgewinnung schädigt in den Abbaugebieten strahlt ihren Partner an und Stefan Rüthy nickt zu- Mensch und Umwelt ganz erheblich. Bei den Edelstei- stimmend. «Viel Leidenschaft, ein feines Gespür für So machten sich die beiden jungen Goldschmiede nen setzen Rüthy und Döme möglichst auf naturfar- Menschen – und eine grosse Portion Dankbarkeit» auf, ihren eigenen Weg zu suchen, ihre eigene Hand- bene Steine. Sie arbeiten zum Beispiel mit Turmalinen haben sie aufs Titelblatt ihrer Broschüre zum 20- schrift zu entwickeln. Schlicht sollten ihre Schmuck- und Aquamarinen oder naturfarbenen Diamanten. Jahr-Jubiläum geschrieben. Eine passende Pro- stücke sein, tragbar auch im Alltag und sich grammatik auch für die nächsten Jahre. auszeichnen durch die gestalterischen Details. In Inzwischen haben sie noch ein weiteres Spezialge- babü erster Linie aber solle «das Material wirken, nicht biet für sich entdeckt: Die Naturperlen. Nicht der die Gestaltung», fasst Stefan Rüthy das bis heute gül- Züchter, sondern allein die Natur lässt diese seltene tige künstlerische Credo der beiden zusammen. Zu- und kostbare Perle in der Muschel wachsen. Ihr nächst aber mussten sie um Kundschaft kämpfen, haben Rüthy und Döme im letzten Jahr eine ganze fehlte ihnen doch noch das in dieser Branche so Kollektion gewidmet. Mit Perlen, die ihnen der wichtige Beziehungsnetz. Freund und Perlenhändler Reto Theilkäs von den Küsten ferner Länder besorgte. Keine Perle gleiche Um das zu ändern, half den beiden Goldschmieden, der anderen, erläutert Döme. «Es kann Jahre dauern, die auch privat ein Paar sind, ihre grosse Stärke: Die ein Collier zusammenzustellen, bei dem die Perlen gemeinsame Leidenschaft für ihren Beruf. Ihr En- in Grösse und Farbe zusammenpassen.» Nicht nur gagement und das beharrliche Feilen und Verfeinern Schönheit und Exklusivität, auch dieser Faktor Ge- ihres Konzepts führten ihnen bald neue Kundinnen duld scheint die Goldschmiedin an den Naturperlen und Kunden zu. Zuerst kamen die Jüngeren, dann zu faszinieren. folgten die Älteren. Sie gewannen auch Kunden von Othmar Zschaler zurück. Die Beratung der Kund- Über ihre nächste Kollektion denken sie bereits schaft obliegt derzeit in erster Linie Alexandra Döme nach. An Ideen mangelt es nicht, eher an der Zeit – und sie, die Kommunikationsbegabte, nimmt die für die Umsetzung. Gerade einmal fünf Leute um- «1000 UND EINE TEETASSE» Beratungsgespräche sehr ernst, nimmt sich die Zeit, fasst ihr kleines Team, die Inhaber inklusive. Nicht nennt sich diese Installation der bekannten Kerami- ohne Stolz weist Döme daraufhin, dass sie seit 2001 kerin Verena Meier aus Worben. Zu sehen ist sie vom auch Lernende ausbilden. Gleich die zweite, Fa- 26. November bis zum 8. Januar 2018 in der Vitrine bienne Gal, blieb nach ihrem Abschluss und ver- «contrast» an der Kramgasse 54. Jener Schaufenster- stärkt seither als Goldschmiedin das Team – und galerie, die von Katharina Bütikofer regelmässig mit auch die jüngste, Danielle Stoll, die die Lehre gerade vielseitigen und originellen Kunstausstellungen be- abgeschlossen hat, will bleiben. stückt wird. Diese individuellen Teetassen können auch käuflich erworben werden. Anhaltende Nachfrage nach handgefertig- babü tem Schmuck Rüthy und Döme blicken denn auch optimistisch in die Zukunft. Obwohl auch sie die billigere Konkur- renz aus Asien spüren. «Nachtschichten vor Weih- nachten, wie sie die Ateliers in den «goldenen» 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts einlegen mussten, sind heute nicht mehr nötig,» schmunzelt Rüthy. Doch die Nachfrage nach handgefertigtem, individuellem Schmuck bestehe nach wie vor.

! Ein echter Blickfang: Ohrhänger aus Gelbgold mit Vor zwei Jahren bauten die beiden ihr Geschäft um. Naturperlen und Turmalin Es sei ein grosser Schritt gewesen. Aber er habe sich 18 BrunneZytig 24. November 2017 Leist der Untern Stadt

EIN ERSTER BLICK AUF DIE POSTGASS-SANIERUNG VON 2018/19 Marc Stadelmann vom Projektmanagement A der ewb und Stephan Ahorn, leitender Ingenieur der Diggelmann+Partner AG, orientierten den Leis der Untern Stadt in einem ersen Informati- onsgesräch über die Sanierung der Werkleitungen in der Posgasse. Die Arbeiten sollen in den nächsen beiden Jahren über die Bühne gehen.

Im ersten Jahr, also ab Januar 2018, sind die beiden Transformatoren-Stationen – die eine in der Gasse selbst, die andere im Antoniergässchen – von den Bauarbeiten betroffen. Für je rund 4 Monate wird lediglich in ihrem nächsten Umkreis mit «Baulö- chern» und Werkmaterialdeponien zu rechnen sein. Die Anwohner und der Durchgangs-Verkehr sollte dies nur unwesentlich stören.

Erst im darauf folgenden Jahr, 2019 also, werden in Etappen von ca. 30 bis 50 Meter Länge die Was- Malerei Gipserei ser-, Gas- und Stromleitungen in der Gassenmitte saniert. Das heisst, die Strasse wird nur im Bereich ! Informationsgespräch vor dem Restaurant Volver der Leitungen und nicht «von Fassade zu Fassade» auf dem Rathausplatz; von links nach rechts: aufgebrochen. Man hofft, gleichzeitig – in Zusam- Stephan Probst vom LUS, Stephan Ahorn von der Diggelmann+Partner AG und Marc Stadelmann menarbeit mit der Swisscom – neue Kabelschutz- von der ewb. 3006 Bern Galgenfeldweg 1 rohre für die Glasfaseranschlüsse der Häuser instal- Tel. 031 381 64 85 www.kistlerag.ch lieren zu können. Sowohl die Feuerwehr, die Kehr- richtversorgung als auch der archäologischen Dienst sind bereits avisiert. Der Zuliefererverkehr für die Geschäfte soll gewährleitet bleiben.

Die Leistvertreter haben speziell darauf hingewiesen und gewünscht, dass im Zuge der Bauarbeiten auch die defekte Wasserableitung im Antoniergässchen unbedingt mitsaniert werden sollte.

Das Projekt unter der Regie der ewb wird von der Diggelmann+Partner AG ausgeführt und durch das Tiefbauamt begleitet. Ansprechpartner ist die Koor- dination des öffentlichen Raumes der Stadt, KÖR. Die Anwohner werden zur gegebenen Zeit in den Leist- news, durch Infoflyer und in einer Infoveranstaltung im Detail über das Sanierungsvorhaben und die Ver-

! Aussichten auf zwei Jahre Bauarbeiten in der kehrs- und Parkmöglichkeiten während der Bauar- Postgasse… beiten informiert. ZB BrunneZytig 19 Leist der Untern Stadt 24. November 2017

KÜRE MIT SCHERE, KAMM UND EXTRAVAGANZ einer Menü-Liste ähnlich schauende Unterlagen zur Hand, solche für Langhaar- und extravagante Fest- The Hairdresser Kurt Kirchhofer, srich Küre, is seit langem, es dünkt einem seit immer, an der figuren – «wenn du keine Gelegenheit hast, eine sol- Posgasse. Tatsächlich is es «ers» achtzehn Jahre her, dass er im wohl kleinsen Coifeur Salon che Steckfrisur mal zu tragen, dann ändere dein der Stadt seine treue Kundschaf betreut. Nun hat er sein Ein-Mann-Team erweitert mit Gianni Leben!» – oder solche für jüngeres Aussehen: Fotos Izzo und mit ihm eine sanfe und langsame Geschäfsübergabe angedacht. von asymmetrischen, gewagten wie auch prakti- schen Schnitten oder künstlich verlängerten Haaren. «Alles ist modern, alles ist möglich. Ich sage immer: der Trend bist du. Individuell! Wir gehen individuell vor, mit Beratungsgespräch. Wir verkaufen nicht einfach so einen schnell gemachten Haarschnitt, wir pflegen ein Lebensgefühl.»

Neben Toupets und Perücken, Schnitten und Frisu- ren ist die Langhaarpflege ein Spezialgebiet von Küre. Mit einer extra Schere behandelt er gegabelte Spitzen und versiegelt sie. «Lange Haare sind etwas wunderschönes, damit brauchen sie nicht gekürzt zu werden, nur richtig gepflegt.»

Der Nachfolger: Können, gepaart mit Italianità und Stilgefühl Küre liebt Schönes. Darum sein Beruf, darum die vielen Vintage Objekte in seinem Salon, darum die klassische Musik, manchmal durch die offene Tür, darum das je nach Saison rankende Grün oder Glit- ter ums Emailleschild in der Laube.

Zum einen Coiffeurstuhl hat sich seit noch nicht allzu langer Zeit ein zweiter gesellt. Der gewonnene Platz ! Küre, der das Schöne und Extravagante liebt, im Salon mit seinem späteren Nachfolger Gianni Izzo. ist für Gianni. So können beide, Küre und Gianni, nebeneinander arbeiten, wenn denn beide da sind. In der Art eines Strassennamenschildes hängt es in und Dimensionen, täuschen einen Durchgang vor wo Küre, seit jeher viel auf Reisen und unterwegs zwi- der Laube, weiss auf blau in Emaille stehts geschrie- keiner ist, geben in der Schräge statt des eigenen schen seinem nun seit vierzig Jahren bestehenden ben: The Hairdresser. Dort, in der Nummer 24, ist Spiegelbildes zwei grossäugig lächelnde Perücken- Coiffeursalon in Zürich und dem in Bern, hat mit Küre’s Coiffeursalon für Damen und Herren. Das köpfe wieder und vervielfachen die schon so unzäh- Gianni eine wunderbare Ergänzung und ideale Schaufenster ist weder hoch noch breit und lässt ligen Accessoires. Da hat sich was angesammelt, Nachfolgelösung für dereinst gefunden. Gianni bringt nicht mehr als Sehschlitze ins Innere frei. Werbung Objekte des Coiffeur Metiers und des Coiffeur Meis- ein in verschiedenen Modemetropolen gesammeltes für Frisuren – auch Küre‘s seit Jahren regelmässig in ters Geschichten. und erprobtes Können mit, gepaart mit seinem an- der Brunne Zytig erscheinendes Inserat klebt da –, geborenen italienischen Flair und Stilbewusstsein. die Preisliste für Coloration oder Schnitt, Puppen- «Der Trend bis du!» Dass es einem weiterhin wohl sein kann hier beim köpfe mit gestylten Perücken und vielerlei Haar- «Es heisst ja Friseur, der frisiert, der macht Frisuren. Hairdresser, dafür ist also garantiert. schmuck füllen das Fenster. Viele kommen zu uns zum sich Frisierenlassen, wol- ig len eine hohe Steckfrisur, Zöpfchen geflochten oder Der Innenraum ist faszinierend und ein bisschen gedreht, Strähnchen, all das, was man mit Haaren verwirrend. Die Spiegel spielen mit Perspektiven eben machen kann.» Küre hat sofort Modehefte und 20 BrunneZytig 24. November 2017 Leist der Untern Stadt

ANTIQUITÄTEN , TRADITIONEN UND ZWEI JUBILÄEN wesend. Durch ihn lernte sie Qualität und Echtheit von volkskundlich wertvollen Gegenständen kennen. IN DER POSTGASSE Nelli Steiner und Agathe Bagnoud feierten letztes und dieses Jahr fas Tür an Tür in ihren beiden Das Spiel des Zufalls Der Erfolg veranlasste Agathe Bagnoud und ihre Antiquitätengeschäfen ihr 50- resektive 40-jähriges Geschäfsjubiläum. Beim gemeinsamen Freundin, nach Räumlichkeiten für ihre Restaurati- Gesräch mit der BrunneZytig wird schnell klar: Den beiden is nach all den Jahren ihre Gemein- onsarbeit zu suchen. Sie hörten von einem winzigen schaf in und mit der Posgasse eine grosse Herzensangelegenheit. Atelier an der Postgasse 52, kaum grösser als ein Schaufenster, das sie tatsächlich beziehen konnten. Die Untere Berner Altstadt hat ihren Dorfcharakter- Die Kunden wollten alte Möbel und mehr, und so er- Charme noch nicht verloren. Und die beiden Damen, weiterte sie mit vielen Flohmarktgängen ihr antikes die zum Interview erschienen sind, repräsentieren Verkaufs-Angebot. Ihre Heirat nahm Agathe zum ihn zu hundert Prozent. Ihre jahrelange Verbunden- Anlass, den Lehrerinnenberuf an den Nagel zu hän- heit zur Postgasse und ihre persönliche Initiative för- gen und sich ganz dem Antiquitätenhandel zu wid- derten den Zusammenhalt der Geschäfte und men. So konnte sie über ihre Arbeitszeit selbst führten zu gemeinsamen Aktivitäten, die zur Tradi- entscheiden. Mehr Platz bot 1966 schliesslich das frei tion geworden sind. Dass ein ungezwungener, aber werdende Geschäft gleich nebenan in der Postgasse intensiver Ideen-Austausch zum Wohle aller mit Be- 50. Sie erinnert sich gut ans damalige Einweihungs- geisterung und Durchhaltevermögen zum Erfolg fest: Die Postgasse sei so voller Menschen gewesen, führt, haben sie längst bewiesen. dass sich Anwohner und Passanten erkundigt hätten, was «passiert» sei. Bald danach hat sich Agathe spe- Verschiedene Wege zum Antiquitätenhandel zialisiert. Ursache dafür war der Antiquitätenhändler ! Agathe Bagnoud verbrachte ihre Kindheit in Bern. Agathe Bagnouds «Silberschatz» an der Postgasse 50. Pia aus der Kramgasse, der ihr damals eine kleine Einen Teil ihrer Einnahmen investiert sie in ein Brun- Sie wurde Primar- und Zeichnungslehrerin und un- nenprojekt in Niger. Auswahl an Silberwaren überliess – der Grundstock terrichtete im Kindergartenseminar im Marzili. Eine ihres heutigen Bestandes. Und mit einem Blick über ihrer Freundinnen hatte die Bauernmalerei erlernt. tionsarbeiten fanden über die Familie hinaus An- ihre nicht nur silberbeladenen Gestelle und Vitrinen Mit ihr zusammen verschönerte sie in ihrer ersten klang, und bald schon gab es Aufträge von überall meint sie: «Man kann sagen, dass ich heute – funk- Wohnung in der Junkerngasse während der Freizeit her. Was als Hobby angefangen hatte, wurde nach tionell gesehen – alles rund um die Tischkultur an- die Möbel ihrer Mutter. Diese Maler- und Restaura- und nach zum zweiten Beruf… biete».

So geradlinig verlief «der Weg zu den Antiquitäten» In den 70ern inszenierte «Regisseur Zufall» den bei Nelli Steiner aus Erlach nicht. Allerdings war da zweiten Akt unserer Geschichte: Die Heirat mit Hans die Tätigkeit des Vaters, der als gelernter Flachmaler Steiner – und dessen neue Stelle – hatte Nelli 1972 gerne auch Stuckarbeiten ausführte, der sich in schliesslich von Glattbrugg über St.-Moritz nach Kleistertechniken und im Schriftenmalen auskannte, Bern verschlagen. Die Gelegenheit, ihre immer grös- und der sein «Geheimrezept» zum Lackieren von ser werdende Sammlung an wertvollen Leinensa- Möbeln nie preisgab. Schon während der Schulzeit chen und edlen Spitzen 1974 auf dem Donners- entdeckte Nelli ihre eigene Kreativität und fand tagsmärit zu verkaufen, nahm sie dankbar wahr. grosses Interesse an Textilien. Dann kam 1977 mit dem Zufall auch wieder Herr Pia ins Spiel, der inzwischen bekannteste Antiqui- Doch Nellis Berufs-Wunsch, zuerst Schneiderin/ tätenhändler der Unteren Altstadt. Er bot Nelli sein Weissnäherin und später Handarbeitslehrerin zu kleines Lager in der Postgasse 52 als erste «feste werden, kam aus finanziellen Gründen nicht in Bleibe» für ihre Textilien an. Es war exakt derselbe Frage. Der Zweite Weltkrieg war gerade erst vorbei Raum, in dem rund zehn Jahre zuvor Agathe Ba- und der Vater arbeitslos. Also absolvierte sie in Biel gnoud ihre Möbel bemalt hatte! Schon ein Jahr spä- eine Confiserielehre und erlernte durch Aufenthalte ter zog auch Nelli mit ihren Kostbarkeiten ein paar in den entsprechenden Ländern Französisch, Italie- Häuser weiter – in die Postgasse 44. nisch und Englisch. Während ihrer anschliessenden Berufs-Tätigkeit als Detailhändlerin in Zürich – so- Antiquitätenhandel mit wohl im Flughafen und in den 60er Jahren dann Verantwortungsbewusssein auch in der damals bekannten Globus Boutique – Im Interview spricht Agathe Bagnoud nicht nur über war ihr die Sprachgewandtheit von grossem Nutzen. die Freuden des Sammelns und Entdeckens und An ihren gut besuchten Boutique-Vernissagen mit über die Liebe des Sammlers zu seinen Objekten, sie ! Agathe Bagnoud: «Geschäfte wie unsere hätten ohne unterschiedlichster Ware aus der «dritten Welt» war spricht auch über die Verantwortung des Händlers ihre Stammkundschaft kaum Überlebenschancen». oft auch der Völkerkunde-Professor Steinmann an- und ist überzeugt: «Wir Antiquitätenhändler haben

Damen und Herren Mass – Schneiderei

Isabelle Mosimann

Gerechtigkeitsgasse 11 3011 Bern 078 762 51 23 www.mass-schneiderin.ch BrunneZytig 21 Leist der Untern Stadt 24. November 2017

auch eine ethische Verpflichtung unseren Kulturgü- ners neue Idee «Persönlichkeiten schmücken Weih- tern gegenüber. Betrachtet und behandelt man sie nachtsbäume» in die Tat umgesetzt. Die Postgass- nur mehr als abstrakte Wertgegenstände, führt dies Geschäfte konnten bei Nelli einen – der Sicherheit sowohl in unserer Branche als auch im Kunsthandel halber künstlichen – kleinen Tannenbaum erstehen. sehr schnell zu unrealistischen, unverhältnismässi- Sie und ihre Mitorganisatoren sorgten für über ein gen Preisen. Wertvolle Werke landen lebenslänglich Dutzend Berner VIPs, welche die Bäumchen nach in privaten Tresoren und werden damit ihrer ur- eigenem Gusto schmücken durften. sprünglichen Funktion und der bewundernden Kenntnisnahme durch die Öffentlichkeit entzogen. Vom 1. Advent an waren die Werke drei Wochen in Wie schnell geht so auch ein Verständnis dafür und den Schaufenstern zu bewundern, bis man sie für der natürliche Umgang damit und die handwerkliche einen guten Zweck versteigerte. Robert Wampfler, Fähigkeit zu ihrer Herstellung verloren!» der Inhaber der Bären-Presse, amtete in Frack und Zylinder jeweils auf dem Lischettibrunnen als Auk- Ein Organisationsalent aus Leidenschaf tionator, und manch ein Bäumchen schaffte es auf Nelli Steiner ist der beste Gegenbeweis, dass Anti- 400 Franken. Ein Imbiss in der Spysi war stets der quitätenhändler nicht nur auf ihre Bestände fokus- krönende Abschluss zum Dank an alle Beteiligten. siert in ihren Geschäften, auf Flohmärkten oder an Nur wer in Freiwilligenarbeit schon regelmässig Auktionen anzutreffen sind und ansonsten in ihren Feste wie dieses organisiert hat, weiss, wieviel an Lagern wühlen und allmählich verstauben. Sie lebt Zeit, Logistik und persönlichem Einsatz von den Ini- heute in Krauchthal, doch ihr Herz schlägt für die tianten dabei verlangt wird. Postgasse. Begeistert spricht sie über all das, was sie ! in Eigenregie seit den 90er-Jahren hier auf die Beine Hofnung auf ein neues Miteinander in den Auf einem ihrer unzähligen Flohmarktbesuche im in- und Ausland gefunden: Nelli Steiner präsentiert eines gestellt hat: Im November 1991 organisierte sie zu- Altsadtgassen ihrer Prunkstücke, ein geklöppeltes Cape von 1780 sammen mit ihrem Mann im Reismusketenkeller in Die Ladenöffnung am 1. Advent, die dank grossem aus Sachsen. der Kramgasse 42 eine Weihnachtsausstellung mit persönlichem Einsatz in der Postgasse ihren Anfang Berner Kunsthandwerkern. Zwischen 1993 und genommen hatte, entwickelte sich so erfolgreich, vitäten seien offensichtlich rarer geworden. Diese 1997 wurde dieses «Kunsthandwerk heute» im Bur- dass sich 2013 auch die Leiste der Hauptgassen an- Wehmut ist verständlich. Es ist nicht einfach, das ei- gerratssaal des Casinos jeweils als dreitägiger Anlass schlossen und somit die Geschäfte in der ganzen Un- gene «Kind» – die eigenen Projekte – loszulassen, und durchgeführt unter dem Motto: «Die Objekte von teren Altstadt am ersten Adventssonntag geöffnet sie sich ohne weiteres aktives Zutun verändern und heute sind die Antiquitäten von morgen!» Sponso- sind. Dies jedoch nicht nur zur Freude der beiden weiterentwickeln zu sehen – oder gar untergehen, rensuche, Organisation, Durchführung alles organi- Damen aus der Postgasse, die warnen: «Grösser, das wie die Verkaufsausstellung «Kunsthandwerk heute», siert von Nelli Steiner – den Werbeleporello und heisst oft auch unübersichtlicher, komplizierter und die Maibowle oder die VIPs-Baumversteigerung. diverse Geschäfte, die ihre Schaufenster zur Verfü- unpersönlicher». gung stellten inbegriffen! Vor allem aber lag Nelli die Doch sehen Agathe Bagnoud und Nelli Steiner auch Belebung «ihrer» Postgasse am Herzen. So organi- Der Gedanke an die Zeit zwischen 1995 und 2006 Positives: In letzter Zeit eröffnen wieder vermehrt sierte sie Mitte der 90er Jahre zweimal eine Mai- lässt die beiden sowieso etwas wehmütig werden: Et- kleine Einpersonenbetriebe Läden in den Gassen der bowle, begleitet von diversen Aktivitäten der liches habe sich geändert, vor allem sei die Leiden- Unteren Altstadt. Spezieller Detailhandel und Klein- Geschäfte und Ateliers, zum Beispiel der Modeschau schaft für die Gemeinsamkeit erloschen, sei es zum handwerk nisten sich wieder ein und lassen auf eine von Momo Haller. Einzelkampf der kleinen Geschäfte gekommen. weiterhin persönlich geprägte Atmosphäre und neue Heutzutage lebe man eher neben- als miteinander, gemeinschaftliche Ideen hoffen. Die Urheberin des «1. Advent» in der und Zeit und Wille für freiwillige gemeinsame Akti- ZB Posgasse Gleichzeitig wurde auf Nellis Initiative hin die La- denöffnung am 1. Adventssonntag eingeführt. Ab 2002 gesellten sich unter der Organisation des Rat- hausgass-Brunngassleists zwei weitere Seitengassen dazu. Als 2003 der Wunsch nach einem zur Atmo- sphäre passenden Gassenschmuck laut wurde, ver- schickte wiederum die motivierte Gruppe um Nelli einen Werbebrief an die damals 24 kreativen Klein- betriebe und Atelierläden in der Postgasse (und da- rüber hinaus), so dass man mit den paar tausend Franken hier die ersten Lichterbäumchen installie- ren konnte. Noch im gleichen Jahr wurde auch Stei-

LIMERICK SESSIONSPAUSE!

Heut haben die Ratsleute frei, es freut uns sehr, dass es so sei, Erholung ist wichtig, sonst ist alles nichtig, allzuviel Krampf schiesst i d’Bei! ! Nelli Steiners Textil-Reich an der Postgasse 44. Sie investiert einen Teil Ihrer Einnahmen in die Bündner Bergge- Hans Häusler meinde Bregaglia. 22 BrunneZytig 24. November 2017 Kesslergass-Gesellschaft

AUF DEM LAUFSTEG DER HAUTE COUTURE DE BERNE KGG AGENDA Ihre Kollektion bedarf keiner Fanfare. Les dentelles de Calais, die Spitzen am Boléro der neusen Création von MEISTER COUTURE, schmeicheln jedem feslichen Aufrit und zeugen von textiler Vielgesaltigkeit. Wir besuchten Franziska Meiser in ihren Schauräumen zum Gesräch über SONNTAG, 3. DEZEMBER 2017 Ideale, Talent und Selbsverwirklichung. Das achtseitige Leporello zum 1. Advent bringt es auf den Punkt: Ganze 30 Einträge im Gebiet der Kesslergass-Ge- Die untere Altstadt ist in Bezug auf ihren Mix von sellschaft. Eine bravoureuse Meldeliste. Wir bedanken uns Geschäften und Läden eine richtiggehende Wunder- fürs Mitmachen! tüte. Wie einst Martin Hein als textiler Posamenter SA 2. BIS SA 23. DEZEMBER 2017 wirkte, fanden wir nur ein paar Häuser die Gasse Berner Münster Weihnachtsmarkt «Baumwunder», ein lei- hinauf den Zugang zu einer weiteren Koryphäe ihres ser und sensibler Markt. Belegung des KGG Mix-Häus- Fachs. Kaum eingetreten, fühlten wir uns vom femi- chens, Stand 9: ninen und festlich stimmenden Ambiente textiler 02.-08.12. Barbara Stern; textile Vögel, Taschen Kreationen umschmeichelt, in écru, champagne und 09.-15.12. Cathrine Eigenmann; textiler Schmuck weiss, fürs Auge luftig, filigran und scheinbar 16.-18.12. Barbara Stern; textile Vögel, Taschen schwebend. Lauter Einzelstücke in bestechender 19.-23.12. Ursula Zettel; handgewebte Läufer, Eleganz und feinster Verarbeitung liessen einen Küchentücher, Sets Hauch vom «feu sacré» des Ateliers von Franziska ! SA 2./SO 3. UND SA 16./SO 17. DEZEMBER 2017 Meister verspüren. Boléro (Jäckchen). Das Tüpfelchen auf dem «i» einer festlichen Garderobe Handwerkermärit auf der Münsterplattform sw Ein Künsler-Gen in der Familie «Bereits als Kind hatte ich leidenschaftlich gerne ge- geknüpft und sich speziell der nuancierten Farbge- näht», berichtete sie uns. «Selbst während meiner bung und Beschaffenheit der Seide (der einzigen in Gymer-Zeit und der darauffolgenden Ausbildung in der Natur vorkommenden textilen Endlos-Faser) Tanz und klassischem Ballett frönte ich nebenbei in und deren Verarbeitung gewidmet. Kaum zurück, jeder freien Minute meiner textilen Liebhaberei, kreierte sie Kostüme und Kleidungsstücke aus jenem dem Nähen», meinte sie schmunzelnd. Und in der edlen Gewebe. Anfragen zur Beratung und Herstel- Tat, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, waren lung derart edler Hochzeits- und Festkleidung liessen doch ihre Eltern begnadete Zeichentalente, ihr Vater nicht lange auf sich warten und legten damit den ei- als Architekt und Buchautor, die Mutter als verant- gentlichen Grundstein zur Selbstverwirklichung mit wortliche Illustratorin des (für ältere Semester) bes- Haute Couture aus eigener Manufaktur. tens bekannten Lehrmittels «Ici Fondeval». So kam es nicht von ungefähr, dass unsere Gastgeberin wäh- «Couture à la carte» rend diversen Aufenthalten in der Toscana und in Heiraten scheint auch in heutiger Zeit im Trend zu Südfrankreich Inspiration erfuhr und sich dem liegen. Dies belegt eine kürzlich durchgeführte Um- künstlerischen Kreieren und Nähen von Kleidern frage unter gut fünfzigtausend jungen Leuten. Doch hingab. darüber hinaus ist eine kirchliche Hochzeit für die einen ein No-Go, für andere wiederum eine Selbst- Während eines sechsmonatigen Indien-Aufenthaltes verständlichkeit. «Jeder Braut ihren eigenen Traum hat sie für ihr späteres Wirken wertvolle Kontakte zu verwirklichen, das hat für mich Priorität», ver-

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! Vorhang auf: HAUTE COUTURE, berauschend, zugleich beglückend. BrunneZytig 23 Kesslergass-Gesellschaft 24. November 2017

MÜNSTER AKTUELL Der erfreuliche «Nidletupf» zum Abschluss eines drei Jahre erdauerten Projektes:

– Die Feier zum 500-Jahr-Jubiläum und zur Einwei- hung des restaurierten Chorgewölbes am Samstag, den 18. November 2017, 10.30 Uhr. – Vom 19. November bis 3. Dezember können In- teressierte den Himmlischen Hof mit den 86 Hei- ligen vom rund 9 Meter hohen Baugerüst aus während der ordentlichen Öffnungszeit exklusiv besichtigen. – Die Besteigung ist nicht geeignet für Kinder unter 5 Jahren und Schwindelanfällige. – Noch besser als vom Gerüst aus kann man jede einzelne der Stein-Figuren online ansehen, und zwar interaktiv und dreidimensional. – Im online-Film «Im Steinhimmel» wird das Kunst- werk auf gelungene Art auch Kindern näher ge- bracht. ! «Ich bin mein Stil» (Anlehnung Paul Klee): ! Dentelles de Calais… Filigrane Kreativität mit Spitze – Der Film und die 3D-Visualisierungen sowie wei- Franziska Meister. Foto: Christoph Ammann vom Feinsten. tere Informationen sind einfach abrufbar über www.bernermuensterstiftung.ch. traute uns Franziska Meister an. Hochzeitskleidung schäft an der Münstergasse 45 seit 18 Jahren be- (Zitiert aus einem Arbeitspapier von Annette Lo- wird meistens gekauft, kann bei Bedarf auch gemie- steht, darf als vielsagendes Omen verstanden wer- effel, stellvertretende Münsterarchitektin) tet werden. Accessoires wie Schuhe, Dessous, Braut- den. Nebst besagter Adresse bewohnt Franziska schmuck, Schleier, Boléros und Stolas gehören Meister eine Loft in Innerberg, wo auch ihr Atelier ebenso zum Angebot. und ein weiterer Schauraum integriert sind. Übri- gens: Das aufwändigste, je in ihrem Atelier angefer- Besonders gefragt ist dabei auch «Couture à la carte» tigte Hochzeitskleid (samt mehrschichtigen für den Beruf, öffentliche Auftritte oder festliche Tüll-Untergeweben) benötigte ganze 120 Laufmeter Anlässe (Regierung, Parlament, Diplomatisches Stoff und war mit insgesamt 7000 kleinen Swa- Corps, Botschaften, Musikerinnen, Solistinnen usw.). rovski-Steinchen besetzt… Dass angesichts dieses Kundensegmentes das Ge- sw

KULTURCASINO-UMBAU (FAST) LIVE Der Umbau des Kulturcasino wird dokumentiert, illusriert und kommentiert in einem Blog (www.kulturcasino.ch). So läss sich das Geschehen auf und hinter der Bauselle ganz aktuell mitverfolgen.

Ein kleiner Blogbeitrag von Ivo Adam, dem Ge- konnte rasch informieren, bis wann diese zusätzliche schäftsführer des Kulturcasino: «Der Umbau des Ca- Belastung noch fortdauerte. Apropos Schadstoffe: sino Berns war zuletzt vor allem staubig und laut. Wussten Sie, dass Taubendreck in grossen Mengen Manchmal zu laut. So geschehen ganz zu Beginn der als Sondermüll gilt? Wir auch nicht. Aber in den Abbrucharbeiten: Zwar vermuteten wir Schadstoffe, Dachstöcken gab es solch grosse Mengen! ! Ab spätestens 7. Dezember 2017 wird dieses Be- die speziell abgeführt werden mussten, doch die suchsgerüst der Vergangenheit angehören und den Blick auf den Himmlischen Hof für alle uneinge- Bauleitung wusste nicht genau wo und in welchen Der weitaus schönere Teil ist der «strategische Wein- schränkt freigeben. Mengen. Schliesslich fand man Asbest, unter ande- kauf». Nein, das ist keine faule Ausrede, um an De- rem an der Ostseite des Gebäudes. Laute Filterlüf- gustationen teilzunehmen, sondern sehr aufwändige tungen mussten installiert werden. So laut, dass Forschungsarbeit. Denn wir möchten nach der Er- Werner Fasler wird per 31. Dezember 2017 seine Anwohnende Kontakt aufnahmen. Sie beklagten den öffnung im Herbst 2019 bereits interessante und 17-jährige Tätigkeit als stellvertretender Sigrist am Lärm, verstanden aber das Vorgehen. Die Bauleitung aufstrebende Lagerweine anbieten können, die eben Münster beenden. «In dieser Zeit hat er manches ab sofort einige Jahre Reife benötigen. Also müssen Wochenende, manches Konzert, manchen Festgot- wir jetzt reagieren – und horten somit eine recht tesdienst und manche Stunde Büroarbeit mit Herz- stattliche Summe totes Kapital. Darunter sind keine blut, umsichtigem Engagement und grosser feschen Cheval Blancs oder Pomerol Petrus’ – solche Verlässlichkkeit vorbereitet, begleitet und geleistet. Weine wird es bei uns nicht geben. Es sind... nun, es Und er hat in dieser Zeit manchen Wandel initiiert wird eine Überraschung! Natürlich arbeiten wir zur und mitgetragen,» würdigt der Betriebsleiter und Zeit auch am Organigramm, an der Personalplanung, Sigrist Felix Gerber seinen Stellvertreter. am Booking von Veranstaltungen und Formaten und sw an zahlreichen weiteren ‘Baustellen’.»

! Erst die Arbeit, dann das Vergnügen Foto: zVg CE 24 BrunneZytig 24. November 2017 Matte-Leist

WER SCHÖN SEIN WILL, MUSS IN DIE MATTE Ob Haut oder Haar, Hände oder Füsse, Körper oder Gesicht. Das schöne Äussere seht in der Mate in einer Vielzahl von Geschäfen im Zentrum. Wir machen einen Schönheits-Rundgang, der an der Gerberngasse beginnt und endet.

Simona Petruzzi verwendet in ihrem Salon die Pro- dukte von Oway, einem biologischen Hersteller. Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit sind ihr ein zentrales Anliegen. Diese Produkte sind nicht nur bezüglich der Inhaltsstoffe umweltbewusst, auch die Verpackung mit Etiketten aus recyceltem Papier, der Verzicht auf unnötiges Verpackungsmaterial und die Behälter aus Glas und Aluminium zeigen den umweltbewussten Umgang des Herstellers. Als Spe- zialität bietet Simona Petruzzi zudem auf Wunsch die Behandlung des Haars mit einem Infrarot-Glätter an. Diese Behandlung dient dem Aufbau des Haar- follikels, der Versiegelung der Schuppenschicht sowie der Reparatur der Kapillaren. ! Simona Petruzzi. Ihre Sommersprossen gaben dem Hände Geschäft seinen Namen. Neben dem neu eröffneten Salon gibt es in der Matte zahlreiche weitere Geschäfte, die sich der Schönheit Paraffinbad im Angebot, welches die Durchblutung verpflichtet haben. Gleich gegenüber an der Ger- fördert und die strapazierte Haut pflegt. berngasse 18 befindet sich ein solches Geschäft, das Nailatelier. Im violetten Interieur bietet das Nagel- Haare zum zweiten! ! Der neu eröffnete Salon «punktvoll». studio unter anderem Manicuren oder Gellack an Etwas weiter vorne am Mühlenplatz 14 befindet sich und hat speziell für die trockenen Winterhände ein das Coiffeurgeschäft Hauptsache. Der Damen- und Als diesen Sommer die Schaufenster des Ladenlo- kals an der Gerberngasse 13 mit Zeitungen zuge- klebt wurden und von drinnen Geräusche, die verdächtig nach Umbau klangen, zu vernehmen waren, wurde in den Lauben spekuliert, was für ein Geschäft dort gerade aufgebaut werde. Bald war klar, dass ein neuer Coiffeursalon am Entstehen war, der unter dem Namen punktvoll am 9. September er- öffnet wurde. Inhaberin ist die Coiffeuse Simona Pe- truzzi. Mit der Eröffnung des Salons in der Matte wagt sie erstmals den Schritt in die Selbstständigkeit.

Da die junge Coiffeuse bereits seit zehn Jahren aus- schliesslich in der Stadt Bern arbeitet und hier ihre Kundschaft hat, war für Simona Petruzzi der Stand- ort Bern für ihr eigenes Geschäft von Beginn an klar. Auf der Suche nach einem passenden Lokal stiess sie auf die Räumlichkeiten an der Gerberngasse 13 und war sowohl vom Geschäft als auch vom Standort Matte sofort begeistert. Obschon die Matte zentral gelegen sei, so Simona, entfalle hier die Hektik an- derer Gassen und Plätze. Zudem sei sie in der Matte sehr freundlich empfangen worden und schätze die Hilfsbereitschaft der Menschen im Quartier.

! Das Nagelstudio Nailatelier.

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colorist Spezialistin für Farben aller Art, sei es ein Kastanienbraun, ein Platinblond oder auch mal ein Pastellrosa. Die «Hauptsache» ist beinahe rund um die Uhr für ihre Kundinnen und Kunden da. Geöff- net von Montag bis Samstag empfangen die vier Coiffeusen dienstags, mittwochs und donnerstags sogar bis 21 Uhr Kundschaft und bieten lebhafte, zeitgemässe und präzise Schnitte und Farben.

Gesicht Neben Haaren und Nägeln werden auch Haut und Gesicht in der Matte verwöhnt, im Skinworld Kos- metik-Institut an der Schifflaube 28. Tina Chopat- har führt in ihrem Geschäft unter anderem detaillierte Hautanalysen durch. Das Gesicht wird hierbei in vierzehn unterschiedliche Zonen aufgeteilt und anschliessend entsprechend der Analyseresul- tate behandelt.

Körper Auch der Körper kommt in der Matte nicht zu kurz. Im Raum für Therapie und Entspannung an der Ger- berngasse 8 bietet Denis Verena Waser neben Hyp- nosen und autogenem Training ein umfangreiches ! Das Coiffeurgeschäft «Hauptsache». Massageangebot an. Ein paar Schritte weiter, an der Gerberngasse 16, ist die Suranya Thaimassage, die Herrensalon wird von Karin Flükiger betrieben und traditionellen Handwerksquartier, bestens aufgeho- ebenfalls Massagen, allerdings traditionelle Thaimas- ist seit 2005 fester Bestandteil des Gewerbes in der ben. sagen, anbietet. Damit findet sich im Matte. Auf die Frage, wie sie ihren Beruf beschrei- mit seinen zahlreichen Geschäften das komplette ben würde, antwortet Karin, er sei sowohl Hand- Das vierköpfige Frauenteam der «Hauptsache» liebt Verwöhnprogramm von Kopf bis Fuss, mit Haut und werk als auch Kunst und damit in der Matte, einem es bunt. Karin Flükiger ist als Redken Certified Hair- Haar. sm

PINKELN VERSUS PARKEN Der Gemeinderat der Stadt Bern hat Hochbau Stadt Bern mit der Planung einer öfentlichen WC- Anlage auf dem Mühlenplatz beaufragt. Der Vorsand des Mateleiss wurde im September um eine Stellungnahme zum vorliegenden Projekt gebeten.

Im Rahmen des Konzepts für öffentliche WC-Anla- Alternativvorschläge gen hat Hochbau Stadt Bern ein Projekt zur Einrich- Unterhalb der Nydeggtreppe befindet sich bereits tung einer öffentlichen WC-Anlage auf dem heute eine sanitäre Anlage mit Pissoirs. Diese Anlage Mühlenplatz erstellt. Die Pläne sehen die Installation bedarf einer Sanierung, da sie aktuell wenig einla- der WC-Anlage im Bereich der Altglascontainer vor. dend wirkt und nicht den Ansprüchen eines gepfleg- Dies bedeutet ein Verlust von netto fünf Parkplätzen ten Stadtbildes entspricht. Aus Sicht des Vorstands auf dem Mühlenplatz. des Matteleists ist die Sanierung und der Ausbau die- ser Anlage, und damit die Anpassung der Pissoirs an Parksituation in der Mate die heutigen Hygiene- und Unterhaltsstandards, die Die Matte ist als gemischte Gewerbe- und Wohnzone ressourcenschonendste Lösung. auf nahegelegene Parkmöglichkeiten angewiesen. Aufgrund der Hochwassersituation sind Alternativen Auf der Basis der vorliegenden Pläne zur Installation wie Tiefgaragen keine Option. Die beschränkten einer WC-Anlage auf dem Mühlenplatz hat der Vor- Parkmöglichkeiten sind bereits zum jetzigen Zeit- stand des Matteleists zudem drei Alternativen skiz- punkt komplett ausgelastet, wenn nicht sogar über- ziert, die jeweils platzsparendere Anordnungen lastet. Deshalb hat der Vorstand des Matteleists den vorsehen und damit den Verlust an Parkplätzen mi- ! Der Alternativvorschlag des Vorstands des Matte- Verantwortlichen von Hochbau Stadt Bern zwei al- nimieren. leists gemäss der Skizze von Samuel Fankhauser ternative Vorschläge zur Prüfung vorgelegt. Zum wurde berücksichtigt. einen wurde ein Ausbau der bestehenden sanitären Prüfung und Rückmeldung von Hochbau Anlage am Fuss der Nydeggtreppe vorgeschlagen, Stadt Bern grund des Standorts nicht berücksichtigt, jedoch zum anderen wurden drei parkplatzschonende Va- Hochbau Stadt Bern hat nach Eingabe der Stellung- konnte die Installation der Anlage auf dem Mühlen- rianten zur Installation einer neuen WC-Anlage auf nahme die Alternativvorschläge des Vorstands ver- platz gemäss den Skizzen des Vorstands soweit an- dem Mühlenplatz skizziert. waltungsintern geprüft. Zwar wurde der Vorschlag gepasst werden, dass neben dem Arealtor der zur Sanierung und zum Ausbau der bestehenden sa- Holzentnahmestelle drei Parkplätze erhalten bleiben. nitären Anlage unterhalb der Nydeggtreppe auf- sm 26 BrunneZytig 24. November 2017 Rathausgass-Brunngass-Leist

BAUSTELLE – ENDE IN SICHT Blick durchaus positiv gesehen werden kann, birgt jetzt Gefahren: Die Brunngasse kann vor der Kurve Die Tiefauarbeiten an der oberen Brunngasse sind auf der Zielgeraden nicht eingesehen werden.

Von den «Ausgrabungen» ist nichts mehr zu sehen. Nicht immer einfach Leider gibt es immer noch Autofahrende, die sich Unzählige Leitungen sind dem Blickfeld entrückt, Zeitweise konnten einem die Bauarbeiter (und Bau- nicht an die Geschwindigkeit von 20 km/h halten! Stein für Stein bildet die Pflästerung langsam aber arbeiterinnen!) leid tun: Im Sommer grosse Hitze, Deshalb ist eine Gefährdung spielender Kinder nicht sicher wieder das gewohnte Bild einer Altstadtgasse. im Herbst sturzbachartige Regenfälle, mehrere auszuschliessen. Vorausblickend haben sich Eltern Es ist erstaunlich: Unten Hightech mit Glasfaser, Demos, welche eine Sicherstellung der Baustelle mit diesem Problem an den Ombudsmann der Stadt oben Handwerk wie vor hunderten von Jahren. Ein nötig machten. Widerwärtigkeiten, mit denen bei Bern gewandt, eine Besichtigung vor Ort ist mit Teil- Spiegel der Unteren Altstadt? Lassen wir das Philo- Arbeiten im Freien gerechnet werden muss oder nahme des Leistpräsidenten erfolgt. Seitens Verkehrs- sophische und freuen wir uns, dass zum Ersten Ad- einem einfach aufgezwungen werden. Jedenfalls darf planung muss festgehalten werden, dass es sich bei vent die Gassen wieder voll zugänglich sein werden. man festhalten, dass trotz allem alles gut gelaufen der Brunngasse nicht um eine Spielstrasse handelt, Es hat länger gedauert als angenommen, wahr- ist, auch wenn es schlussendlich einiges länger ge- andererseits sind die Verkehrsregeln in der Begeg- scheinlich nichts Aussergewöhnliches bei Tiefbau- dauert hat als geplant. An der erwarteten Stelle ist nungszone Untere Altstadt nicht anders: Fussgänger arbeiten. Jedenfalls war nicht festzustellen, dass es auch ein Stück der alten Stadtmauer zum Vorschein haben Vortritt, Geschwindigkeit max. 20 km/h. Tage ohne aktive Bauarbeiten gab. Ein grosser Dank gekommen (zwischen Quasimodo und Chäshütte). der Bauequipe, stets freundlich und zuvorkommend, Stolz zeigte sie sich noch im hohen Alter, aber die Von Gesetzes wegen also ist es an sich klar, jedoch wenn es um Fragen oder Anliegen ging. Neuzeit hat sie durchlöchert. Gas, Strom, Wasser, ist immer wieder mit ignoranten Autofahrenden zu Abwasser und HighTech-Kommunikationsleitungen rechnen. Das Gespräch hat sich dahin entwickelt, al- Gasse frei am 1. Advent haben sie durchbohrt, aber nicht zermürbt, gelassen lenfalls vor der Kurve eine Velo-Verleihstation ein- Der für die Gewerbetreibenden in der Unteren Alt- nahm sie’s hin. zuplanen, die als Fahrbahnverengung dienen könnte. stadt wichtigste Tag im Jahr ist wohl der Erste Ad- Damit könnte auch der Druck auf die bestehenden vent. Die Brunngasse, inklusive Zibelegässli und Nach dem Ersen Advent geht es weiter und dauernd überlasteten Veloabstellplätze an der obere Rathausgasse, sollten auf diesen Termin frei Das Zibelegässli wird dann gesperrt, die Ausfahrt Rathaus- und Brunngasse etwas gemildert werden. für jeglichen Durchgang sein und glänzen mit neuer aus der Rathausgasse sollte aber nicht mehr beein- Es wird sich zeigen, ob diese Idee in der bereits vo- Pflästerung. Das wissen die Geschäfte, vor allem an trächtigt werden. Das Leitungssystem Richtung Zyt- rangeschrittenen Planung vom Verkehrsplanungs- der Brunngasse, sehr zu schätzen! Monate sind nun glogge ist dann an der Reihe. Über den weiteren amt noch einbezogen werden kann. vorbei, während denen der Zugang zur Brunngasse Verlauf der Arbeiten wird informiert werden. sehr eingeschränkt war. Nun hoffen natürlich alle, Um das Brunnehöfli etwas eltern- und kinderge- dass das Publikum in Scharen die Gasse flutet. Dies Einfahrt Brunngasse: Vorsicht Kinder! rechter zu halten, steht die Idee im Raum, anstelle sei auch ein Aufruf zu gezielten Werbeaktivitäten: Da die obere Brunngasse jetzt in neuem Glanz der beiden Steinpoller eine beidseitig nutzbare Sitz- Nutzt die Gelegenheit, macht Eure Kunden auf die strahlt, taucht ein sicherheitstechnisches Problem bank zu installieren. Das Resultat dieser Ortsbesich- neue Situation aufmerksam! auf: Die Brunngasse hat sich mit dem Wegfallen des tigung steht noch aus, vielleicht lässt sich auch damit Durchgangsverkehrs zu einem Aufenthaltsort ent- die Situation an der Brunngasse verbessern. wickelt, u.a. für spielende Kinder. Was auf den ersten ef

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RUEDI ZEMP VERSTORBEN Ein Original weniger an der Rathausgasse

Lieber Ruedi keit habe ich nie erreicht, sie bleibt mir in schöner Eines kann ich Dir sagen: Du fehlst an der Rathaus- Erinnerung. Du warst ein wichtiger Teil dessen, was gasse – pardon: Metzgergasse. Es hat nicht sollen man Nachbarschaft zu nennen pflegt. Aufhebens sein, Deine Krankheit war ausdauernd und stärker. hast Du darum nie gemacht, Du warst es einfach. Mit Am 25. September hast Du uns definitiv verlassen. grossem Herzen und Humor. Anekdoten gab es Wie hast Du immer gesagt, wenn man auf einen immer wieder zu hören, einige werden noch eine Schwatz bei Dir vorbeikam: Du seist die lustigste Lei- Zeit lang der Schweigepflicht unterliegen, sie zeugten che der Metzgergasse. Ich hoffe, dass das nun für von einer Zeit an unserer Gasse, als noch nicht alles Dich so ist, irgendwo auf Wolke 45. Sicher hast Du reglementiert und organisiert war, als alles auch ja jetzt dieselbe Hausnummer, verwöhnst dort Deine noch ein bisschen schräg daher kam und Toleranz ehemaligen Nachbarn weiterhin mit Kuchen und eine natürliche Eigenschaft darstellte, nicht nur eine guttuenden Worten. schriftliche Theorie, wie man ebendiese von andern einfordert. Ja, hier geht das Leben weiter, Die letzten Automo- delle sind aus Deinem Schaufenster verkauft worden Ruedi, Ich danke Dir für alles, was Du in einer – das erinnert mich an andere Worte von Dir: Du Selbstverständlichkeit für unsere Gasse – Deine seist wie ein Oldtimer: Aussen aufwendig poliert, Metzgergasse – getan hast, gelebt hast und ausge- innen alles verrostet… strahlt hast. Ich danke Dir auch, dass Du Erinnerun- gen hier gelassen hast, Erinnerungen an eine Welt, Ruedi Zemp, wie wir ihn an der Gasse erlebt haben. Foto: Archiv BrunneZytig Du siehst, die Erinnerungen an Dich und Deinen die langsam am verschwinden ist. mitunter schrägen Humor bleiben. Auch dass wir damals, als wir Giele noch glismeti Socke und kurze Ich habe diese Zeilen sehr persönlich verfasst. Wer Hosen trugen, zusammen in der Laube Häuser aus mehr über Ruedi Zemps Leben erfahren möchte, der grossen Kartonschachteln bauten und mit Freude lese in der Brunnezytig: altstadtleiste.ch/BrunneZy- und Wasserpistolen aus dem Fenster auf vorbeifah- tig-Online, BrunneZytig_2014_2, Seite 8. Dieser rende Autos spritzten. Das muss mehr als 50 Jahre wunderbare Artikel wurde an der Abdankungsfeier her sein, wir waren ja fast ein wenig Nachbarsbu- im Münster zu Bern anstelle eines Lebenslaufs ver- ben. Beneidet habe ich Dich damals, wir fuhren ja lesen. nach Feierabend ins Quartier, Du konntest bleiben. Diesen Traum vom Wohnen und Leben in der Alt- Den Angehörigen entbiete ich, auch im Namen des stadt habe ich mir erfüllt, bin nun auch schon fast Rathausgass-Brunngass-Leists, meine herzliche An- zum Ureinwohner geworden. Aber Deine Leutselig- teilnahme. ef

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Sa+So 2.+3. Dezember und Sa+So 16.+17. Dezember auch Handwerkermärit auf der Münster- plattform (www.handwerkermaerit.ch)

Spécialités de produits d'Italie Frohe Fes!age! vins et comestibles s.a. Liebe Kundin, lieber Kunde Vielleicht wissen Sie nicht, … dass wir nach Ihren Wünschen kalte Platten vorbereiten und auch liefern? … dass wir individuelle Geschenkkörbe gestalten? Sicher aber wissen Sie, … dass Sie die Herzen Ihrer Lieben, Freunde und Bekannten mit einem Geschenk (oder Ge- schenkgutschein) höher schlagen lassen. Wer kann einem feinen Olivenöl, einem raffinierten aceto balsamico, getrockneten Steinpilzen oder Morcheln, hausgemachter Pasta oder gar einem Bacio widerstehen? Danke für 33 Jahre Wir beraten Sie gerne Ihr FERRARI-Team

Kundentreue! Münstergasse 49, Bern Beim LOEB, 37 Tel. 031 311 08 57 Tel. 031 312 01 20

Martin Thönen „Fraktale“

Neue Holzschnitte Original-Holzschnitt-Kalender Editionen und Mappenwerke Original-Holzschnitt-Karten

3. Dezember 2017 bis 6. Januar 2018

GALERIE Junkerngasse 34 ART+VISION 3011 Bern BERN Tel. 031 311 31 91 www.martinthoenen.ch

Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19, Sa+So 11-17 Uhr