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18. Wahlperiode 17.01.2020 Drucksache 18/5236

Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Andreas Winhart AfD vom 23.09.2019

Meningokokken im Landkreis

In der Presse ist von einem erhöhten Auftreten von Meningokokken im Raum Ebersberg zu lesen (https://www.sueddeutsche.de/muenchen/ebersberg/ebersberg-impfung-me ningokokken-1.4485520). Dies führt derzeit zu einem erhöhten Informationsbedarf in der Bevölkerung.

Ich frage die Staatsregierung:

1. Wie häufig kam es seit 2010 zu meldepflichtigem Auftreten von Meningokokken in Bayern (bitte nach Jahr und Landkreis bzw. kreisfreier Stadt auflisten)?

2. Wie viele Personen sind in Bayern durch Gesundheitsämter seit 2010 gegen Me- ningokokken geimpft worden (bitte nach Jahr und Landkreis bzw. kreisfreier Stadt auflisten)?

3. Welchen prozentualen Anteil an der Bevölkerung in Bayern haben die Personen mit Meningokokken-Impfung?

4. Handelt es sich bezüglich der drei schweren Meningokokken-Fälle im Landkreis Ebersberg bei den Personen um Flüchtlinge bzw. Asylbewerber etc.?

5. Handelt es sich bezüglich der drei schweren Meningokokken-Fälle im Landkreis Ebersberg bei den betroffenen Personen um Kinder in Kindergärten bzw. Kitas bzw. um schulpflichtige Kinder?

6. Welche Maßnahmen wurden bezüglich der drei schweren Meningokokken-Fälle im Landkreis Ebersberg im persönlichen Umfeld der Personen vom Gesundheitsamt Ebersberg eingeleitet?

7. Welche weiteren Maßnahmen sind vom Gesundheitsamt Ebersberg bzw. von an- deren Behörden vor dem Hintergrund der drei schweren Meningokokken-Fälle im Landkreis Ebersberg geplant, sollten trotz der Impfungen weitere schwere Meningo- kokken-Fälle auftreten?

Hinweis des Landtagsamts: Zitate werden weder inhaltlich noch formal überprüft. Die korrekte Zitierweise liegt in der Verantwortung der Frage- stellerin bzw. des Fragestellers sowie der Staatsregierung.

Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de – Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. Drucksache 18/5236 Bayerischer Landtag 18. Wahlperiode Seite 2/3

Antwort des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 27.11.2019

1. Wie häufig kam es seit 2010 zu meldepflichtigem Auftreten von Meningokok­ ken in Bayern (bitte nach Jahr und Landkreis bzw. kreisfreier Stadt auflisten)?

Erkrankungen durch Meningokokken sind in Deutschland nach dem Infektionsschutz- gesetz (IfSG) meldepflichtig. Die Meldungen an die Gesundheitsämter werden in Bayern am Landesamt für Ge- sundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zentral für ganz Bayern zusammengeführt. Die Tabelle zu den Daten aus den Jahren 2010 bis 2019 befindet sich in der Anlage.

2. Wie viele Personen sind in Bayern durch Gesundheitsämter seit 2010 gegen Meningokokken geimpft worden (bitte nach Jahr und Landkreis bzw. kreis­ freier Stadt auflisten)?

Dazu liegen dem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) keine Daten vor.

3. Welchen prozentualen Anteil an der Bevölkerung in Bayern haben die Perso­ nen mit Meningokokken-Impfung?

Dazu liegen dem StMGP keine Daten vor.

4. Handelt es sich bezüglich der drei schweren Meningokokken-Fälle im Land­ kreis Ebersberg bei den Personen um Flüchtlinge bzw. Asylbewerber etc.?

Nein.

5. Handelt es sich bezüglich der drei schweren Meningokokken-Fälle im Land­ kreis Ebersberg bei den betroffenen Personen um Kinder in Kindergärten bzw. Kitas bzw. um schulpflichtige Kinder?

Nein.

6. Welche Maßnahmen wurden bezüglich der drei schweren Meningokokken-Fäl­ le im Landkreis Ebersberg im persönlichen Umfeld der Personen vom Gesund­ heitsamt Ebersberg eingeleitet? 7. Welche weiteren Maßnahmen sind vom Gesundheitsamt Ebersberg bzw. von anderen Behörden vor dem Hintergrund der drei schweren Meningokokken- Fälle im Landkreis Ebersberg geplant, sollten trotz der Impfungen weitere schwere Meningokokken-Fälle auftreten?

Bei Auftreten von Erkrankungen durch Meningokokken werden vom jeweils zuständi- gen Gesundheitsamt umgehend die notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen zur Ver- hütung einer Weiterverbreitung des Erregers eingeleitet: – Ermittlung aller relevanten Kontaktpersonen mit Schwerpunkt auf Kontakte im Haus- halt und haushaltsähnliche Kontakte sowie in Gemeinschaftseinrichtungen. – Engen Kontaktpersonen wird eine antibiotische Prophylaxe empfohlen (Postexposi- tionsprophylaxe – PEP) bzw. sie werden vom Besuch von Gemeinschaftseinrichtun- gen ausgeschlossen. – Darüber hinaus wird engen Kontaktpersonen empfohlen, sich gegen die zirkulie- rende Meningokokken-Serogruppe impfen zu lassen, da für enge Kontaktpersonen längerfristig trotz Chemoprophylaxe ein erhöhtes Risiko beschrieben wurde, an Me- ningokokken zu erkranken. Diese Empfehlung erfolgt durch das Gesundheitsamt, Drucksache 18/5236 Bayerischer Landtag 18. Wahlperiode Seite 3/3

sobald das Ergebnis der Labordiagnostik zur Feststellung der bei der erkrankten Person vorliegenden Serogruppe feststeht. – Aufklärungsmaßnahmen des weiteren Umfeldes des Erkrankten, z. B. bei Ausbruchs- geschehen in definierten Einrichtungen wie Schulen oder Universitäten, Information und Aufklärung der Elternschaft bzw. der Studentenschaft sowie der dort Beschäftig- ten. Bei Erkrankungsfällen, die einer bestimmten „Community“ zugeordnet werden, können die Aufklärungsmaßnahmen auf das direkte Umfeld beschränkt werden. – Information der Fachöffentlichkeit (Krankenhäuser, Ärzteschaft): Erhöhte Vigilanz bezüglich neuer Fälle. – Gegebenenfalls Information der Öffentlichkeit, insbesondere bei gehäuftem Auftre- ten (Ausbruch). Bei Auftreten von Erkrankungen durch Meningokokken handelt es sich meist um Ein- zelfälle. Bei Auftreten mehrerer Fälle in einem Landkreis prüft das Gesundheitsamt, ob ein Ausbruch aufgrund eines epidemiologischen Zusammenhangs besteht, und passt die Maßnahmen entsprechend an. Im Landkreis Ebersberg sind insgesamt vier Erkrankungsfälle aufgetreten. In allen Fällen lag ein schwerer Verlauf einer Meningokokken-Sepsis vor, davon drei Fälle mit dem Vollbild Waterhouse-Friderichsen-Syndrom. Das Gesundheitsamt Ebersberg hat daher am 22.08.2019 vorsorglich eine allgemeine Impfempfehlung für den südlichen Landkreis Ebersberg ausgesprochen. Die Impfung erfolgt in diesem Zusammenhang über niedergelassene Ärzte. Die Kostentragung für Impfstoff und Impfleistung erfolgt überwiegend privat. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für Impfstoff und Impfleistung generell nur im Rahmen der Umsetzung der Empfehlungen der Stän- digen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut durch die Schutzimpfungs- Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (GB-A) in der Regel für Versicherte bis 18 Jahre oder soweit im Einzelfall die jeweilige Krankenkasse eine entsprechende Satzungsleistung vorsieht. Nach Definition der STIKO lag weder ein „Ausbruch von Meningokokken-Erkrankun- gen“ noch ein „regional gehäuftes Auftreten innerhalb von drei Monaten“ vor. Es wurde jedoch eine erhöhte Inzidenz in einer bestimmten Altersgruppe (15 bis 24 Jahre) und in einer bestimmten Region (südlicher Landkreis Ebersberg) festgestellt. Im Falle regionaler Häufungen von Meningokokken-Erkrankungen empfiehlt die STIKO für die zuständigen Gesundheitsbehörden, eine Entscheidung zu Impfkam- pagnen „in Abwägung von epidemiologischen und zeitlichen Zusammenhängen der Erkrankungen, ihrer Altersverteilung, dem Grad der öffentlichen Besorgnis und der Machbarkeit der Maßnahmen“ zu treffen. Als regionale Häufung werden „3 oder mehr Erkrankungen der gleichen Serogruppe binnen 3 Monaten in einem begrenzten Alters- segment der Bevölkerung (z. B. Jugendliche) eines Ortes oder in einer Region mit einer resultierenden Inzidenz von 10/100.000 der jeweiligen Bevölkerung“ definiert. Die Erkrankungsfälle sind nicht innerhalb von drei Monaten, sondern innerhalb von sechs Monaten aufgetreten, also in einem größeren Zeitraum als von der STIKO ge- fordert. Dennoch erfolgte die Entscheidung, ergänzend zur bestehenden Impfempfeh- lung des Gesundheitsamts vom 22.08.2019 eine Impfaktion des Gesundheitsamts nach § 20 Abs. 5 IfSG für Personen der Altersgruppe 15 bis 24 Jahre, die im südlichen Land- kreis wohnen oder arbeiten, durchzuführen. Dadurch sollen möglichst viele Personen der gefährdeten Altersgruppe erreicht werden. Bei der Entscheidung wurden die Schwere der Erkrankungen, die demografische Verteilung der Fälle, die bekannte erhöhte Inzidenz in bestimmten Altersgruppen, die Verunsicherung der Bevölkerung und die vorhandenen Ressourcen berücksichtigt. Bei Auftreten weiterer Fälle führt das Gesundheitsamt, wie grundsätzlich bei jedem einzelnen Erkrankungsfall durch Meningokokken, erneut die oben beschriebenen Er- mittlungen durch. Darüber hinaus ist zu prüfen, ob die gleiche Serogruppe bzw. der glei- che Erregerstamm vorliegt. In diesem Fall überprüft das Gesundheitsamt die bisherigen Maßnahmen und passt diese der neuen Sachlage an. Anlage zur Schriftlichen Anfrage Drucksache 18/5236

Anlage

Anzahl invasiver Meningokokken-Meldefälle in Bayern von 2010-2019 (2019 nur bis einschließlich KW 40) nach Meldejahr (Fälle mit erfüllter Referenzdefinition) Datenstand: 21.10.2019

Meldejahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Gesamt Anzahl 60 50 53 47 32 43 43 51 40 38 457

Anzahl invasiver Meningokokken-Meldefälle in Bayern von 2010-2019 (2019 nur bis einschließlich KW 40) nach Meldejahr und Regierungsbezirk (Fälle mit erfüllter Referenzdefinition) Datenstand: 21.10.2019

Meldejahr Regierungsbezirk 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Gesamt Mittelfranken 10 9 6 5 6 6 5 12 4 6 69 Niederbayern 7 6 6 7 2 3 6 6 3 46 Oberbayern 21 21 24 11 8 18 11 14 15 15 158 Oberfranken 5 2 2 1 4 4 1 2 1 5 27 Oberpfalz 8 2 5 7 4 3 3 4 4 3 43 Schwaben 7 4 5 11 6 7 7 6 9 4 66 Unterfranken 2 6 5 5 2 2 10 7 4 5 48 Total 60 50 53 47 32 43 43 51 40 38 457 Anlage zur Schriftlichen Anfrage Drucksache 18/5236

Anzahl invasiver Meningokokken-Meldefälle in Bayern von 2010-2019 (2019 nur bis einschließlich KW 40) nach Meldejahr und Meldekreis (Fälle mit erfüllter Referenzdefinition) Datenstand: 21.10.2019

Meldejahr Meldekreis 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Gesamtergebnis SK 1 1 2 LK Ansbach 1 2 1 1 1 3 9 SK 2 1 1 1 1 2 8 LK Erlangen-Höchstadt 1 3 1 2 1 1 2 1 12 SK Fürth 1 1 1 3 LK Fürth 1 1 1 3 LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim 1 1 2 SK Nürnberg 2 1 3 1 6 1 1 15 LK Nürnberger Land 4 1 1 1 7 LK 1 2 1 4 LK Weißenburg-Gunzenhausen 1 2 1 4 LK 1 1 1 1 4 LK Dingolfing-Landau 2 1 1 4 LK Freyung-Grafenau 1 1 LK 1 1 SK 1 1 1 3 LK Landshut 1 1 2 1 5 SK 1 1 2 LK Passau 1 1 1 3 1 7 LK 2 2 1 5 LK Rottal-Inn 1 3 1 1 1 1 8 SK 1 1 2 LK Straubing-Bogen 1 1 1 1 4 LK Altötting 1 1 2

Anlage zur Schriftlichen Anfrage Drucksache 18/5236

LK Bad Tölz-Wolfratshausen 1 1 1 1 1 5 LK 1 1 LK 1 3 1 1 1 7 LK Ebersberg 2 1 4 7 LK Eichstätt 1 1 2 1 1 6 LK 1 3 4 LK 1 1 2 2 1 1 8 LK Fürstenfeldbruck 2 3 2 1 8 LK Garmisch-Partenkirchen 2 1 3 SK 2 1 3 1 7 LK a.Lech 1 1 2 LK 1 1 2 LK Mühldorf a.Inn 1 1 1 1 4 SK München 5 6 6 7 4 5 3 4 7 2 49 LK München 1 2 1 1 1 2 1 9 LK Neuburg-Schrobenhausen 2 2 1 1 1 7 LK a.d.Ilm 1 1 LK 1 3 1 1 2 2 1 11 LK 3 1 2 1 1 8 LK 1 2 3 LK Weilheim-Schongau 1 1 1 1 4 SK 1 1 LK Bamberg 1 1 1 3 SK 1 1 1 3 LK Bayreuth 1 1 LK 1 1 2 LK 1 1 1 3 LK 1 1 1 1 4 LK 1 1 LK 1 1 2

Anlage zur Schriftlichen Anfrage Drucksache 18/5236

LK 1 1 2 LK i.Fichtelgebirge 2 1 1 1 5 SK 2 2 LK Amberg-Sulzbach 1 1 1 2 5 LK 2 1 1 2 1 1 1 9 LK i.d.OPf. 2 1 3 LK Neustadt a.d.Waldnaab 1 1 2 SK 1 1 1 1 4 LK Regensburg 1 2 1 2 2 8 LK 3 2 1 1 1 1 9 LK 1 1 LK Aichach-Friedberg 1 1 1 1 4 SK 1 3 2 1 1 1 1 1 11 LK Augsburg 2 1 1 1 1 1 1 1 9 LK a.d.Donau 1 1 1 1 1 5 LK Donau-Ries 1 1 2 LK Günzburg 1 1 1 3 SK 1 1 2 SK 1 1 1 3 LK 1 1 2 1 5 SK 1 1 1 3 LK Neu-Ulm 1 1 1 3 LK Oberallgäu 1 1 4 6 LK Ostallgäu 1 2 3 LK Unterallgäu 1 2 1 2 1 7 SK 2 1 3 LK Aschaffenburg 2 1 3 2 1 9 LK 1 1 2 LK Haßberge 2 1 1 4 LK 1 1 1 1 4

Anlage zur Schriftlichen Anfrage Drucksache 18/5236

LK Main-Spessart 1 1 2 LK 3 1 1 5 LK Rhön-Grabfeld 1 1 SK 1 1 2 LK Schweinfurt 1 3 1 1 6 SK Würzburg 1 3 4 LK Würzburg 1 1 2 2 6 Total 60 50 53 47 32 43 43 51 40 38 457