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Deutschlandradio gemeinnützige Körperschaft des öffentlichen Rechts, Köln, Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2017

Gliederung

1. Rundfunkauftrag, Strategie, Leitungs- und Kontrollstruktur

2. Wirtschaftsbericht

2.1. Rahmenbedingungen

2.2. Geschäftsverlauf

2.3. Personal

2.4. Lage des Konzerns

2.4.1. Finanzielle Leistungsindikatoren

2.4.2. Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

3. Risiko- und Chancenbericht

4. Prognosebericht Seite 2

1. Rundfunkauftrag, Strategie, Leitungs- und Kontrollstruktur

Rundfunkauftrag

Deutschlandradio wurde zum 1. Januar 1994 auf der Grundlage des Staatsvertrags der Länder vom 17. Juni 1993 sowie des Hörfunk-Überleitungsstaatsvertrages zwischen Bund und Län- dern vom 17. Juni 1993 als gemeinnützige Körperschaft des öffentlichen Rechts mit dem Na- men „Deutschlandradio“ errichtet. Grundlegende Regelungen finden sich im Deutschlandradio- Staatsvertrag, letztmalig geändert durch den zwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag, in Kraft seit 1. September 2017.

Die Körperschaft hat ihren Sitz in Köln und in Berlin. Der Intendant, die dazugehörende Verwal- tung und der für den Gerichtsstand maßgebliche Sitz der Körperschaft befinden sich in Köln. Die Körperschaft betreibt angebots- und produktionsgerecht gleichgewichtige Funkhäuser in Berlin und Köln.

Die Körperschaft veranstaltet die drei Hörfunkprogramme

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„Deutschlandfunk“, „Deutschlandfunk Kultur“ und „Deutschlandfunk Nova“ haben ihre Schwer- punkte in den Bereichen Information, Bildung und Kultur. „Deutschlandfunk Nova“ wird aus- schließlich digital verbreitet und richtet sich mit seinem Informations-, Bildungs- und Kulturan- gebot an junge Erwachsene.

Konzernstruktur

Die maßgeblichen Konzerngesellschaften von Deutschlandradio sind die Deutschlandradio Service GmbH, nachfolgend kurz DRS, und deren Tochtergesellschaft, die GID – Gesellschaft für infrastrukturelle Dienste mbH, nachfolgend kurz GID.

DRS

Die DRS mit Sitz in Köln ist eine 100 %-ige Tochtergesellschaft von Deutschlandradio. Die DRS übernimmt für Deutschlandradio Aufgaben, die nicht zum Kerngeschäft einer Rundfunk- anstalt gehören. Sie ist auf den Gebieten Gebäudemanagement, Informationstechnik, Digital- radio und Programm-Service für Deutschlandradio tätig.

Hierzu zählen vor allem die Betreuung der beiden Liegenschaften in Köln und Berlin (techni- sches und infrastrukturelles Gebäudemanagement sowie Bauleistungen), Dienstleistungen im Bereich Hörer Service und Informationstechnik. Die DRS ist darüber hinaus unter anderem für das Programmheft und die Hörspielbroschüre von Deutschlandradio sowie die Betreuung öf- fentlicher Veranstaltungen verantwortlich.

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GID

Deutschlandradio ist mittelbar zu 80 % über die DRS an der GID beteiligt. Gegenstand der GID ist die Erbringung von infrastrukturellen Dienstleistungen aller Art für öffentliche Auftraggeber, insbesondere Wachdienstleistungen gemäß § 34a GewO. Die GID ist für die DRS, und somit mittelbar für Deutschlandradio tätig.

Der Konzernabschluss des Deutschlandradio-Konzerns ist nach Maßgabe der Größenordnung wesentlich von Deutschlandradio geprägt.

Strategie

Deutschlandradio ist gemäß seinem im Staatsvertrag festgehaltenen Auftrag der alleinige Ver- anstalter nationaler Hörfunkprogramme. Seine Alleinstellungsmerkmale fußen auf dem gesetz- lichen Auftrag: bundesweit, werbefrei, Spiegelbild der föderalen Vielfalt in Deutschland, Schwerpunkte in den Bereichen Information, Bildung und Kultur, hoher journalistischer Quali- tätsanspruch und Förderer und Produzent von Kultur.

Die Stärkung dieser Alleinstellungsmerkmale war Gegenstand eines mehrstufigen Strategie- prozesses, der im Jahr 2010 begonnen wurde und der seitdem zu zahlreichen strukturellen und inhaltlichen Veränderungen führte.

Die Neuordnung der Namensarchitektur bildete den Abschluss dieses Prozesses. Sie erleich- tert seit dem 1. Mai 2017 Hörerinnen und Nutzerinnen die Orientierung und verbessert die Auf- findbarkeit der Programme, gerade auch im Netz und bei den immer zahlreicheren Drittplattfor- men. Das Gütesiegel Deutschlandfunk unterstreicht dabei die Verwandtschaft der drei Pro- gramme Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur (ehemals Deutschlandradio Kultur) und Deutschlandfunk Nova (ehemals DRadio Wissen). Deutschlandradio bereitet sich mit der neu- en Markenarchitektur auch konsequent auf eine konvergente Medienzukunft vor. Den im Medi- enwandel liegenden Herausforderungen begegnet Deutschlandradio mit einer Ende 2016 ge- starteten „Konvergenzstrategie“, die Rahmen und Ziele für die notwendigen organisatorischen und programmlichen Veränderungen in einer konvergenten Medienwelt beschreibt und die im Berichtsjahr in einer Reihe von Pilotprojekten sichtbar wurde, die im Jahr 2018 evaluiert wer- den.

Der zunehmenden nichtlinearen Nutzung der Programme und der Verlagerung eines Teils des gesamtgesellschaftlichen Diskurses in neue Kommunikationsräume im Netz trug Deutschland- radio unter anderem mit dem Start der Deutschlandfunk Audiothek Rechnung, in der die Nutze- rinnen und Nutzer seit September 2017 die programmliche Vielfalt von Deutschlandradio online finden.

Im September 2017 wurde der Bericht „Auftrag und Strukturoptimierung des öffentlich- rechtlichen Rundfunks“ an die Regierungschefinnen und -chefs der Länder übergeben. Diese hatten die Intendanten von ARD, ZDF und Deutschlandradio zuvor darum gebeten, die The- men Auftrag, Chancen der Digitalisierung, rechtliche Rahmenbedingungen, Strukturoptimie- rung, KEF-Verfahren, Struktur des Rundfunkbeitrags und Versorgungslasten in den Blick zu nehmen. Deutschlandradio lag daran, in seinem Bericht deutlich zu machen, dass es als natio- naler Hörfunk und Radio der Länder mit seinen drei Programmen den öffentlich-rechtlichen Auftrag konsequent erfüllt. Dem Auftrag, die Zusammengehörigkeit im vereinten Deutschland Seite 4

zu fördern und zur gesellschaftlichen Integration beizutragen, will Deutschlandradio auch in Zukunft, angesichts eines deutlich veränderten Mediennutzungsverhaltens, gerecht werden, mit zeitgemäßen Telemedienangeboten in der digitalen Welt. Dafür braucht es verlässliche politische Rahmenbedingungen.

Deutlich wurde in dem Bericht auch, dass konsequent wirtschaftliches Arbeiten und intensive Kooperationen in Programm, Technik und Verwaltung seit der Gründung von Deutschlandradio zur Grundlage der Arbeit gehören. Diese, insbesondere mit ARD und ZDF staatsvertraglich festgeschriebene Zusammenarbeit, soll noch weiter vertieft werden. Unterstrichen wurde au- ßerdem, dass Deutschlandradio insbesondere dann wesentliche Wirtschaftlichkeitseffekte in Höhe von rund 10 Mio. Euro pro Jahr erzielen kann, wenn die parallele Ausstrahlung von UKW und DAB+ ausläuft.

Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur konnten im Berichtsjahr ihre Spitzenstellung un- ter den gehobenen Programmen weiter ausbauen, Deutschlandfunk Kultur zeigte sich auf ho- hem Niveau stabil. Der Deutschlandfunk kam auf über 1,6 Mio. Hörerinnen und Hörer. Bei Deutschlandfunk Nova fiel die Steigerungsrate von etwa 30 Prozent noch deutlicher aus: Hier schalten nunmehr 270.000 Hörer regelmäßig ein (weitester Hörerkreis). Deutschlandfunk Kul- tur wird weiterhin von mehr als 480.000 Menschen täglich eingeschaltet (Media Analyse 2017 Radio II). Auch die Steigerungsraten bei der Webradio-Nutzung waren sehr erfreulich (s.u. ‚Mediadaten‘).

Die hohe Qualität der Programme zeigte sich im Berichtsjahr auch an der hohen Anzahl von Preisen, mit denen Deutschlandradio ausgezeichnet wurde (s.u. ,Auszeichnungen‘).

Daneben entwickelte Deutschlandradio im Sinne der Transparenz seinen Internetauftritt konti- nuierlich weiter. Dort finden sich ausführliche Informationen zum Rundfunkbeitrag, den Gremi- en und den programmlichen Leistungen, aber auch detaillierte Informationen über Programm- inhalte.

Leitungs- und Kontrollstruktur

Die Organe von Deutschlandradio sind der Hörfunkrat, der Verwaltungsrat und der Intendant. Der Intendant ist für die gesamten Geschäfte der Körperschaft einschließlich der Gestaltung der Programme verantwortlich. Der Verwaltungsrat schlägt dem Hörfunkrat den Intendanten zur Wahl vor, überwacht die Tätigkeit des Intendanten und beschließt die Satzung der Körper- schaft. Der Hörfunkrat hat die Aufgabe, für die Sendungen der Körperschaft Richtlinien im Ein- vernehmen mit dem Verwaltungsrat aufzustellen und den Intendanten in Programmfragen zu beraten; er wählt den Intendanten auf Vorschlag des Verwaltungsrats, beschließt auf Vorschlag des Verwaltungsrates die Genehmigung des Jahresabschlusses sowie die Entlastung des In- tendanten. Der Hörfunkrat von Deutschlandradio tagt öffentlich, im Internetauftritt des Gremi- ums finden sich Tagesordnung, Pressemitteilungen und eine Zusammenfassung der Sitzun- gen.

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2. Wirtschaftsbericht

2.1. Rahmenbedingungen

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sowie Deutschlandradio als Körperschaft des öffentlichen Rechts finanzieren sich seit dem 1. Januar 2013 durch den Rundfunkbeitrag. Die Zahlungspflicht hierfür knüpft an Wohnungen im privaten Bereich bzw. Betriebsstätten im nicht- privaten Bereich an. Die Planungsgrundlage für die Erträge aus dem Rundfunkbeitrag wurde seit der Reform 2013 grundlegend geändert. Auch wenn fünf Jahren Erfahrungen mit dem neu- en Modell vorliegen, bleiben noch gewisse Unsicherheiten, die es regelmäßig auf der Ertrags- seite zu berücksichtigen gilt.

2017 verzeichnet Deutschlandradio gegenüber der ursprünglichen Planung 1,4 Mio. € Mehrer- träge aus Rundfunkbeiträgen. Diese Planung hatte noch die Planungsprämissen des 20. KEF- Berichtes zur Grundlage. Bereinigt um die Erkenntnisse aus jüngeren Ertragsprognosen liegt Deutschlandradio in Höhe der Erwartungen. Ab dem Jahr 2017 bildet Deutschlandradio für die Mehrerträge der laufenden Beitragsperiode 2017-2020, die sich aus der nicht vorgenommen Absenkung des Rundfunkbeitrags von 17,50 € auf 17,20 € pro Monat ergeben, eine neue, zweckgebundene Beitragsrücklage.

Die Länder haben eine Arbeitsgruppe mit dem Gegenstand „Auftrag und Strukturoptimierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ eingerichtet. Im September 2017 wurde der Bericht „Auf- trag und Strukturoptimierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ an die Regierungschefinnen und -chefs der Länder übergeben. Es ist derzeit noch unabsehbar, welche konkreten Implikati- onen sich daraus ergeben werden.

2.2. Geschäftsverlauf

Programmverbreitung

Deutschlandradio verbreitet seine Programme Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur, Deutschlandfunk Nova sowie den Sonderkanal DokDeb in digitaler Technik über Digitalradio (DAB+), Satellit (DVB-S) und Internet. Zudem werden die beiden Programme Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur noch analog über Ultrakurzwelle (UKW) verbreitet.

Zum Jahresende 2017 können 83 % der Bevölkerung in 74 % der Fläche das Programm „Deutschlandfunk“ und 64 % der Bevölkerung in 52 % der Fläche das Programm „Deutschland- Kultur“ über UKW empfangen. Dafür sind insgesamt 305 Frequenzen in Betrieb. Bei der Gründung von Deutschlandradio im Jahr 1994 standen lediglich 37 UKW-Frequenzen zur Ver- fügung.

Das Sendernetz von Digitalradio wurde zum Jahresende 2017 bis auf 120 Standorte ausge- baut. Es hat damit – bezogen auf die technische Verbreitung der oben genannten Programme – UKW seit Sommer 2016 überholt und erreicht jetzt 82 % der Bevölkerung (im Haus) und 94 % der Fläche (mobil). Unser drittes Programm „Deutschlandfunk Nova“ können die Hörer nicht über UKW empfangen, da es gemäß 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag nur digital verbreitet werden darf.

Die stärkste Nutzung findet nach wie vor über UKW statt. Um die vollständige Ablösung von UKW zu erreichen, wird Digitalradio daher gezielt von Deutschlandradio beworben und der Seite 6

Ausbau des Sendernetzes steht weiter im Fokus. Die doppelte finanzielle Belastung durch den Simulcast (das parallele Verbreiten von Digitalradio und UKW) soll so kurz wie möglich gehal- ten werden.

Mit der angedachten Abschaltung von UKW ab dem Jahr 2025 träte dann ein deutlicher Kos- tensenkungseffekt ein. Außerdem kann der Auftrag, ganz Deutschland terrestrisch mit allen Programmen des nationalen Hörfunks zu versorgen, nur mit Digitalradio technisch und wirt- schaftlich erfüllt werden. Um dieses zukünftige Abschalt- und Abschmelzszenario frühzeitig einleiten zu können, wurden in der Auftragsvergabe zur UKW-Ausstrahlungsleistung an einen neuen Sendernetzbetreiber in 2017 entsprechende Bedingungen vorgesehen, wonach jährlich Sender prozentual durch Deutschlandradio ohne Restkosten gekündigt werden können.

Immobilien, Bau und Infrastruktur

Neuausrichtung

Im Rahmen von organisatorischen Änderungen in der Hauptabteilung Technik und Infrastruktur hat sich auch der Aufgaben- und Verantwortungsbereich der bisherigen Abteilung Anlagen- technik und Infrastruktur (ATI) geändert.

Die Abteilung verwaltet, betreibt, entwickelt und plant vor dem Hintergrund des Lebenszyklus die Immobilien von Deutschlandradio und verantwortet somit den sicheren und funktionalen Betrieb sowie die Verwaltung der Grundstücke und Mietgegenstände des Deutschlandradios. Hohe Qualitätsstandards – sowohl in der Unterhaltung der Funkhäuser als auch bei der Funkti- onalität, Verfügbarkeit und Sicherheit der Anlagen und Geräte – sind stets einzuhalten, um einen möglichst reibungslosen Betrieb für unsere Mitarbeiter bzw. für unsere Programme zu gewährleisten.

Die Abteilung ATI wurde daher zum 1. Februar 2017 umbenannt und trägt nun den Namen „Immobilien, Bau und Infrastruktur“ (IBI).

Lebenszyklusberechnungen Funkhäuser Köln und Berlin

Deutschlandradio wird langfristige Lebenszykluskostenberechnungen und Maßnahmenpläne/ Masterpläne für die Funkhäuser Berlin und Köln durchführen lassen, auf deren Grundlage die Immobilienbewirtschaftung für die Zukunft gesteuert werden kann.

Schadstoff-Fund im Kölner Funkhaus

Bei der Vorbereitung der „Lebenszyklusgutachten“ für die Instandhaltungsplanung der beiden Funkhäuser wurden zunächst im Funkhaus Köln Proben an verschiedenen Stellen von verputz- ten und verspachtelten Decken und Wänden entnommen.

Von den mittlerweile 72 Probenentnahmen sind rund 33 % mit Asbest belastet. Raumluftmes- sungen auf der Baustelle der H-Etage konnten jedoch keine Asbestbelastung in der Luft nach- weisen. Stichproben in Putzen im Funkhaus Berlin haben ebenfalls keine Asbestbelastung ergeben.

Die Schadstoff- und Asbestfunde haben nach wie vor deutliche Auswirkungen auf den Betrieb und auf viele Bau- und Instandhaltungsprojekte im Kölner Funkhaus. Die gesetzlichen Vorga- Seite 7

ben stellen hohe Anforderungen an den Umgang mit Asbest, die mit eigenen Ressourcen nur zu einem geringen Teil erfüllt werden können. Damit sind bei jeglicher Baumaßnahme grund- sätzlich ein höherer Aufwände (Zeit und Kosten) verbunden. Für zeitlich dringende Arbeiten hat Deutschlandradio einen Rahmenvertrag mit einer einschlägigen Sanierungsfirma abgeschlos- sen. Zudem sind regelmäßige Schulungen von Mitarbeitern notwendig.

Ein umfangreiches Schadstoffkataster soll erstellt werden. Dieses Kataster ist notwendig, um abschätzen zu können, welcher schadstoffbedingte Mehraufwand für die Unterhaltung und den Betrieb des Funkhauses Köln in den nächsten Jahren anfallen wird.

Immissionsschutzprojekt „Abriss und Entwicklung

Auf dem Nachbargrundstück von Deutschlandradio und unmittelbar an das Funkhaus angren- zend befinden sich die ehemaligen Gebäude der Deutschen Welle mit ihren bis zu 138 m ho- hen Türmen. Diese Gebäude werden derzeit in fünf Rückbauabschnitten abgebrochen, um dort unmittelbar angrenzend Wohnbauflächen zu entwickeln. Schon die derzeit stattfindenden kon- ventionellen Rückbaumaßnahmen in den weiter von unserem Standort entfernten Rückbauab- schnitten führen zu Störungen unseres Betriebs. Wir rechnen mit weiteren, über die Zumutbar- keitsgrenze hinausgehenden Belastung, wenn diese Arbeiten an unser Funkhaus heranrü- cken. Besonders gravierende Auswirkungen sind zu befürchten, wenn – wie geplant – im fünf- ten Rückbauabschnitt die Hochhaustürme gesprengt werden sollen. Es wird dann zu massiven Staub- und Erschütterungsimmissionen kommen.

Deutschlandradio erwartet durch einen solchen Sprengabbruch massive Auswirkungen auf den Programm- und Sendebetrieb. Sie können durch technische Schutzmaßnahmen nicht unter- bunden werden. Selbst ein temporäres Abschalten der Systeme hilft nicht, da ein störungsfrei- es Wiederanfahren nicht garantiert ist, zumal auch die vorhandenen redundanten, für Notfälle vorgehaltenen Zweitsysteme abgeschaltet werden müssten. Es kommt hinzu, dass bei einer Sprengung strukturelle Schäden am Funkhaus nicht unwahrscheinlich sind. Bei dem Gebäude handelt es sich um eine Hängekonstruktion. Bei ihrem Bau wurde ein Spannstahl verwendet, bei dem es – wie man mittlerweile weiß – zur Spannungsrisskorrosion kommen kann. Eine Sprengung kann daher die Statik in Mitleidenschaft ziehen. Kommt es zu Schäden, wird das Funkhaus für längere Zeit nicht nutzbar sein, der Programmbetrieb muss dann eingestellt wer- den.

Aus diesen Gründen halten wir eine vollständige Sprengung weiterhin für nicht vertretbar. So- fern der Investor alternative oder hybride Methoden zum Abriss prüft, werden wir selbstver- ständlich prüfen, ob dadurch die genannten und für uns nicht hinnehmbaren Nachteile einer Vollsprengung vermieden werden. Zu allen Fragen der Abwicklung der Sanierung auf unserer Nachbarfläche sind wir auf verschiedenen Ebenen im Gespräch. Vereinbarungen, die über die Regelung von Einzelfragen des laufenden Baubetriebs hinausgehen, wurden nicht getroffen. Besondere Sorgen bereitet Deutschlandradio weiterhin die Asbestbelastung der Deutsche Wel- le-Hochhaustürme. Zwar findet im Zuge des Abbruchs eine Asbestsanierung statt. Weil – so unser Kenntnisstand – die Türme aber wohl nicht vollständig entkernt werden sollen, ist eine vollständige Feststellung der Asbestfreiheit nicht sichergestellt. Wir haben im vergangenen Jahr ferner erfahren, dass Asbest auch im Fassadenbereich der Türme eingesetzt wurde. An der Fassade ist ein Ausbau unter Unterdruck nach unserem Kenntnisstand nicht möglich. Wir machen uns deswegen Sorge, dass Asbest sowohl bei der Sprengung als auch bei der an- schließenden Behandlung des Abbruchmaterials freigesetzt werden kann. Seite 8

Studioprojekt „H-Etage“

Das Kölner Funkhaus verfügt über einen gesonderten Produktionstrakt im Flachbau, die soge- nannte Produktionsetage. Hier sind Redaktions- und Produktionsstudios unterschiedlicher Standards untergebracht. Die bauliche und bautechnische Infrastruktur sowie die Studiotechnik werden derzeit erneuert. Die auf vier Bauabschnitte aufgeteilten baulichen Maßnahmen haben im 1. Quartal 2015 begonnen und werden voraussichtlich zu Beginn 2019 fertig gestellt wer- den. Im Laufe des Jahres 2017 wurde der dritte Bauabschnitt fertig gestellt und in Betrieb ge- nommen. Der vierte Bauabschnitt steht kurz vor dem Start. Der Umbau der H-Etage stellt aktu- ell das größte Bauprojekt von Deutschlandradio dar.

Informations- und Systemtechnik

Im Jahr 2017 stand aus organisatorischer Sicht der Informations- und Systemtechnik die Ver- lagerung des IT-Service von der Deutschlandradio Service GmbH, Köln, zum IVZ (Informa- tions-Verarbeitungs-Zentrum (öffentlich-rechtliche nicht rechtsfähige Verwaltungsgemeinschaft, Berlin und Potsdam)) im Vordergrund. Hier wird in 2018 vorrangig an einer Optimierung des Service gearbeitet. Hierzu wird ab 2018 ein Ticketsystem für den IT Help Desk eingeführt, wel- ches in 2017 konzipiert wurde.

Ab dem 1. Februar 2017 wurde ebenfalls die Studioplanung aus der ehemaligen Anlagentech- nik mit dem Studioservice der Informations- und Systemtechnik zusammengelegt. Ziel ist hier ebenfalls die Schaffung von Synergien zwischen Planung und Betrieb, um so effektivere Pro- zesse zu erzielen.

Die Einführung des Produktions- und Planungssystem Miraan zur Disposition von Personal- und Sachmitteln im Studiobetrieb sowie bei der Außenübertragung befindet sich auf dem Weg zur Einführung in 2018.

Das Ende 2016 gestartete Projekt zur Erneuerung des Content-Management-Systems durch das bei ARD und ZDF genutzte System Sophora wurde in 2017 konzipiert und wird ab 2018 in die Migration gehen. Der Abschluss dieses umfangreichen Projektes wird voraussichtlich in 2019 erfolgen.

Im Bereich Online/Multimedia wurde in 2017 mit großem Erfolg die Dlf Audiothek App umge- setzt. Sie bietet ein deutlich verbessertes Angebot, die Programme und Beiträge von Deutsch- landradio nicht nur linear zu empfangen.

Ganz allgemein stand auch das Jahr 2017 für die IT unter dem starken Einfluss der von der KEF angestoßenen Untersuchung zur Struktur der IT in den Rundfunkanstalten und den damit gekoppelten Maßnahmen. Deutschlandradio ist hier in dem Ende 2017 neu besetzten Gremi- um Netzwerk IT-Vorhaben vertreten. Dieses Gremium ist verantwortlich für die Umsetzung von kooperativen Maßnahmen zur Erzielung von Einsparungen im IT-Bereich bei ARD und Deutschlandradio. Deutschlandradio stellt in diesem Gremium derzeit den stellvertretenden Vorsitzenden.

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Online

Der im Jahr 2013 begonnene Aus- und Umbau der Deutschlandradio-Online-Auftritte wurde fortgesetzt. Dazu gehören im Berichtsjahr die neu angebotenen Nachrichtenseiten Dlf24, die jetzt gemeinsam mit der 2016 eingeführten Dlf24-App das Nachrichtenangebot abrunden. Wie in den Vorjahren wurden der Komfort und die breite Nutzbarkeit der Angebote weiter ausge- baut. Zu nennen sind vor allem Neuerungen für mobile Geräte, darunter mit der Dlf Audiothek eine neue App, die Perlen aus den Audioangeboten der drei Programme aufspürt sowie ska- lierbare Livestreams (HLS), die Übertragungen an Mobilgeräte mit schwankenden Bandbreiten unterstützen.

Insgesamt verzeichneten die Deutschlandradio-Angebote 2017 inklusive Blogs und Seiten zu besonderen Anlässen und thematischen Schwerpunkten im Monatsdurchschnitt 6,2 Mio. (Vor- jahr 5,3 Mio.) Besuche (Visits) und 17,5 Mio. (Vorjahr 13,4 Mio.) Seitenaufrufe (Page Impressi- ons). Damit wurden die Vorjahreszahlen um rd. 17 % bei den Visits und rd. 31 % bei den Sei- tenaufrufen übertroffen (Quelle: IVW/INFOnline).

Das Verfahren zur Ermittlung von Audioabrufen wurde zuletzt im Jahr 2016 signifikant verbes- sert. Zugriffe mit einer Hördauer unter einer Minute sowie Vielfachabrufe aus einer Quelle und andere nicht nutzerindizierte Abrufe, etwa durch Robots, werden nicht mehr mitgezählt. Im Berichtsjahr wurden im Monatsdurchschnitt mehr als 7,8 Mio. (Vorjahr 6,6 Mio.) Audio-Dateien über die eigenen Webseiten sowie durch externe Anbieter wie iTunes, TuneIn oder Spotify als Stream oder Download ausgeliefert. Das entspricht einer Steigerung von 18 % gegenüber dem Vorjahr (Quelle: medialogs/kibana).

Auch bei der Verbreitung von Livestreams gehört Deutschlandradio zu den führenden Anbie- tern. Bei der bundesweiten Erhebung der Radio-Streamnutzung (IP Audio) durch die Arbeits- gemeinschaft Media-Analyse (AGMA) ist der Deutschlandfunk, wie auch schon im Vorjahr, das meistgehörte Informationsprogramm und Deutschlandfunk Kultur der Kultursender mit der höchsten Einschaltquote. Im Segment der werbefreien jungen Wellen belegt Deutschlandfunk Nova Platz zwei.

Für die zunehmend hohe Akzeptanz der Angebote sprechen weitere gute Platzierungen. Gleich mehrere Deutschlandradio Podcasts belegten Spitzenplätze in den iTunes-Podcast- Charts. Neben Newcomern wie „Eine Stunde History“ (Deutschlandfunk Nova) und „Deutsch- landfunk - der Tag“ sind das vor allem die Dauerbrenner „Hintergrund“ und „Forschung aktuell“ (beide Deutschlandfunk). „Eine Stunde History“ gehört auch in der neuen ARD-Audiothek-App in den ersten 100 Tagen zu den zehn am häufigsten aufgerufenen Angeboten (Quelle: Präsen- tation der ARD-Onlineforscher am 6. Februar 2018 in Stuttgart).

In den Sozialen Medien nahm die Unterstützung der Nutzer wie schon in den Vorjahren zu. Ein Beleg dafür sind die Fans bei Facebook. Beim Deutschlandfunk waren es 2017 rund 171.000, das entspricht einem Zuwachs von 16 %. Noch größere Zunahmen gab es bei Deutschland- funk Nova. (82.000 Fans, + 25 %) und Deutschlandfunk Kultur (182.000 Fans, + 30 %). Auch auf Twitter nehmen viele Nutzerinnen und Nutzer die drei Programme deutlich wahr. Beim DLF wurden 195.000 Follower gezählt, 111.000 folgen Deutschlandfunk Kultur, rund 80.000 Deutschlandfunk Nova.

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Mediadaten

Aufgrund veränderter Erhebungsmethoden (die neue Grundgesamtheit besteht aus der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren; bislang ab 10 Jahren) sinkt die Grundgesamt- heit in der Media Analyse (MA) 2017/II um 2,37 Mio. auf 70,09 Mio.

Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur konnten im Berichtsjahr ihre Spitzenstellung un- ter den gehobenen Programmen weiter ausbauen, Deutschlandfunk Kultur zeigte sich auf ho- hem Niveau stabil. Der Deutschlandfunk kam auf über 1,6 Mio. tägliche Hörerinnen und Hörer, der weiteste Hörerkreis blieb mit 5,9 Mio. Hörerinnen und Hörer stabil, die Bekanntheit stieg auf 20,47 Mio. (MA 2017/I: 20,38 Mio.). Bei Deutschlandfunk Nova fiel die Steigerungsrate von etwa 30 Prozent noch deutlicher aus: Hier schalten nunmehr 270.000 Hörer regelmäßig ein (MA 2017/I: 210.000); die Bekanntheit stieg auf 816.000 (MA 2017/I: 642.000). Deutschland- funk Kultur musste in der Tagesreichweite Verluste hinnehmen und wird von mehr als 480.000 Menschen täglich eingeschaltet (MA 2017/I: 540.000). Im weitesten Hörerkreis konnte der Sender auf 3,69 Mio. Hörerinnen und Hörer zulegen (MA 2017/I: 3,49 Mio.), die Bekanntheit stieg auf 11,54 Mio. (MA 2017/I: 11,35 Mio.).

Alle drei Programme werden jünger. Das Durchschnittsalter des Hörers beim Deutschlandfunk beträgt 54,4 Jahre (MA 2017/I: 55,7), bei Deutschlandfunk Kultur 50,3 Jahre (MA 2017/I: 50,9 Jahre), bei Deutschlandfunk Nova 36,4 Jahre (MA 2017/I: 39,9 Jahre).

Auch die Steigerungsraten bei der Webradio-Nutzung waren sehr erfreulich: Der Deutschland- funk war mit 3,8 Mio. Sessions pro Monat zum wiederholten Mal in Folge erfolgreichster Infor- mationssender, Deutschlandfunk Kultur führte mit rund 822.000 Sessions die Liste der „werbe- freien Kulturprogramme“ an, Deutschlandfunk Nova belegte mit über 420.000 Sessions den zweiten Platz bei den rein digital ausgestrahlten Jugendprogrammen. (MA 2017 IP Audio III).

Die Umstellung der Sendernamen fiel hierbei noch nicht ins Gewicht, denn die zweite Befra- gungswelle endete am 12. April 2017.

Korrespondenten

Deutschlandradio unterhält zusammen mit den Landesrundfunkanstalten der ARD ein Netz von derzeit 25 Korrespondentenplätzen im Ausland, ist federführend für das Studio Prag, besetzt unter Federführung des BR einen Korrespondenten-Platz im Studio Tel Aviv und übernimmt Vertretungen der Korrespondenten in den Studios Rom und Kairo. Zudem unterhält Deutsch- landradio eigene Korrespondenten-Büros in Washington, Moskau, Paris, London, Warschau und Brüssel. Die Deutschlandradio Korrespondenten sind programmlich eigenständig, in Washington und demnächst auch Brüssel technisch in die Infrastruktur der ARD eingebunden und sind Mieter in den Studios. Der inhaltliche und Beitrags-Austausch an allen Orten mit den Kolleginnen/Kollegen der ARD ist längstens selbstverständlich und geschieht zum gegenseiti- gen Nutzen.

Die 16 Inlandskorrespondenten von Deutschlandradio in den Bundesländern sind Mieter in den Funkhäusern der jeweiligen Landesrundfunkanstalten der ARD oder in den Landesstudios des ZDF. Deutschlandradio beteiligt sich darüber hinaus an den Kosten der ARD-Börsenstudios in Frankfurt.

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Auszeichnungen

Im Jahr 2017 sind mehr als 150 Preiseinreichungen vorgenommen worden. 44 begehrte natio- nale und internationale Auszeichnungen konnten die Programme Deutschlandfunk, Deutsch- landfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova im Wettbewerb für sich verbuchen. Eine kleine Auswahl: Karl-Sczuka-Preis (Deutschlandfunk Kultur), Medienpreis der RIAS Berlin Kommissi- on (Deutschlandfunk Nova), Medienpreis Medizin Mensch Technik (Deutschlandfunk), German Blues Awards (Deutschlandfunk), Journalistenpreis des Weißen Rings (Deutschlandfunk Kul- tur), Alternativer Medienpreis (Deutschlandfunk), Medienethik-Award (Deutschlandfunk Kultur), Deutsch-Tschechischer Journalistenpreis (Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur), New York Radio Festivals (Deutschlandfunk Kultur), Prix Marulić (Deutschlandfunk), Juliane Bartel Medienpreis (Deutschlandfunk Kultur), Columbus Radiopreis (Deutschlandfunk), Dietmar Heeg Medienpreis (Deutschlandfunk Kultur). Darüber hinaus gab es mehrfache Auszeichnungen mit dem ECHO Klassik für Musik-Produktionen, die in Koproduktion mit Deutschlandfunk wie auch Deutschlandfunk Kultur entstanden.

Programmschwerpunkte „Deutschlandfunk“

In der Hauptabteilung Kultur waren 2017 zwei Kulturereignisse prägend für das Programm: die documenta in Kassel und das 500-jährige Reformationsjubiläum. Die Redaktion „Kultur heute“ legte eine 50-teilige Reihe „documenta-echo“ auf, Kurzporträts von Künstlerinnen und Künst- lern, die als akustische Kunst-Stücke mehrfach pro Tag im gesamten Programm zu hören wa- ren. Die Sendung „Essay und Diskurs“ lieferte den kunsttheoretischen Hintergrund zur bedeu- tendsten Kunstausstellung der Welt und konnte die Kuratoren und Konzepte der documenta vorstellen.

Die Reformation war mehr als Luther und ihre Wirkung reichte weit über Deutschland hinaus. Die Sendungen „Tag für Tag“ und „Aus Religion und Gesellschaft“ stellten Ideen und Personen der Reformation vor und fragten nach der aktuellen Relevanz seiner Ideen. Ein besonderes Projekt war die 95-teilige Reihe „Luthers Thesen - neu gelesen“, in der die prominenten Stim- men die Thesen des Reformators deuteten. Martin Luther fand aber auch im „Hörspiel“, im „Sonntagsspaziergang“ und sogar in den „Jazzfacts“ statt. Über das Reformationsjahr verteilt wurde die Deutschlandfunk-CD-Koproduktion der Gesamtaufnahme der 13 Bach-Luther- Kantaten mit Christoph Spering und dem Neuen Orchester gesendet. An der gemeinsam von HA Politik und HA Kultur getragenen Themenwoche „Reformation quergedacht“ beteiligten sich alle Redaktionen mit ungewöhnlichen Perspektiven auf Luthers Wirken.

Die Wirtschaftsredaktion widmete sich beispielsweise Luthers Verständnis von Arbeit, dem Protestantismus und der Arbeitsethik. Der Zeitfunk wollte von Spitzenpolitikern, wie Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow wissen, welche Rolle in ihrem Leben Begriffe wie Gnade, Gewissen und Widerspruchsgeist haben. Und „Europa Heute“ war zu Gast in den ‚Reformati- onsstädten Europas‘, in denen Respekt und Toleranz gegenüber Andersdenkenden als Refor- mationserbe gelten in einer weltbewegten und widersprüchlichen Gegenwart.

In der Hauptabteilung Kultur gingen gleich mehrere neue, beziehungsweise inhaltlich überar- beitete Sendungen an den Start: Das werktägliche Medienmagazin @mediasres (freitags: @mediasres im Dialog) löste die Sendung „Markt & Medien“ ab. Quer zu den Redaktionsgren- zen steht die neue Sendung „Streitkultur“, ein argumentatives Kräftemessen in einem mode- rierten Pro- und Contra-Format zu Themen aus Kultur, Wissenschaft, Religion und Lifestyle. „Corso“ startete unter dem neuen Untertitel „Kunst & Pop“, „Campus & Karriere“ erlebte einen Seite 12

programmlichen Relaunch. Mit der Sendung „Mikrokosmos“ gibt es nun erstmals im Deutsch- landfunk-Programm eine Kulturreportage. Auch wurden neue Kooperationen gebildet: Ein Dlf- Preis beim renommierten Ingeborg Bachmann-Preis bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt und eine „Querköpfe"-Show mit Martin Zingsheim vor Publikum im Köl- ner Theater Comedia.

Die Abteilung Feature/Hörspiel/Hintergrund Kultur veranstaltete erstmals einen Kölner Kon- gress im Funkhaus. Zwei Live-Sendungen aus dem Kammermusiksaal wagten neue Erzähl- formen für Feature und Hörspiel, ein international besetztes Symposium, veranstaltet gemein- sam mit der KHM Kunsthochschule für Medien Köln, erläuterte vielschichtig die Fragen des Erzählens in den Medien.

Die im Deutschlandfunk produzierte Hörspiel-Installation „Horchposten 1941 я слышу войну“ mit Dokumenten zur Blockade Leningrads wurde in einer zweiteiligen Sendefassung parallel im Deutschlandfunk und Radio Echo in Moskau zweisprachig ausgestrahlt und zieht seitdem als Installation durch Museen. Gemeinsam mit dem Hintergrund, sowie dem Dossier begleitete Essay und Diskurs 2017 in insgesamt sechs Sendungen den Schwerpunkt „Große Reden“, den der Deutschlandfunk mit online kooperierte.Diese Kooperation des Deutschlandfunk mit ARTE war eine medial dreidimensionale: In Ton, Text und Bild. Auffällig war die Aktualität der historischen Zeugnisse. Die Rede von Martin Luther King beispielsweise ist eine Botschaft, die auch heute noch Zukunftsvision ist.

Mit dem Schwerpunkt „Gegen Ausgrenzung: Mittelpunkt Mensch“ nahm die Abteilung „Wissen- schaft & Bildung“ in zahlreichen Sendereihen das Individuum in Sein und Selbst sowie dessen Interaktion mit dem Anderen und der Gesellschaft in den Blick. Wir fragten: Steht der Mensch noch im Mittelpunkt von Politik und Wirtschaft („Länderzeit“), wie leben Menschen mit Behinde- rung in Zeiten von Inklusion („Lebenszeit“), welche Modelle gibt es für selbstbestimmtes Leben im heimischen Quartier („Lebenszeit“) oder im Zusammenleben in einem Demenzdorf („Sprechstunde“)? Über zwei Dutzend Portraits in zahlreichen Sendereihen nehmen Menschen und deren Anliegen in den journalistischen Mittelpunkt: von der Gründerin von „arbeiterkind.de“ („Campus und Karriere“) bis zum Reisen als Blinder („Sonntagsspaziergang“).

Das Forum neuer Musik widmete sich dem Thema Anthropozän. Drei Veranstaltungstage stell- ten das Verhältnis von Natur und Kultur in den Mittelpunkt. Drei Musiktheaterprojekte, drei Hör- stücke, ein Orgel-Schlagwerk-Konzert verstanden sich als Beiträge zur Diskussion. Das High- light: die Uraufführung von Malin Bångs abendfüllendem Werk ›Kudzu / the sixth phase‹ zur globalen Erwärmung aus der Perspektive der Pflanzen.

Die schwierigste und längste Regierungsbildung der Republik beschäftigte die Kolleginnen und Kollegen der Hauptabteilung Politik. ‚Regierung gesucht‘ – das war der Titel des Dlf-Online- Dossiers und unter diesem Titel sammelten sich Berichte, Interviews, Analysen und Kommen- tare in ungewöhnlich langen Monaten der Ungewissheit nach der Bundestagswahl im Septem- ber 2017. Die Kolleginnen und Kollegen im Hauptstadtstudio und in allen aktuellen Redaktio- nen des Funkhauses bewiesen professionelle Ausdauer und immensen Langmut – auch in ‚Jamaika‘- und anderen langen Verhandlungsnächten.

Vor der Wahl am 24. September 2017 waren die Menschen gefragt, die die Wahl hatten. Im DLF-MAGAZIN kamen Jung und Alt mit ihrer ‚Landläufigen Meinung‘ zu Wort: Welche Themen beschäftigen die Bürger so sehr, dass sie ihre Wahlentscheidung davon abhängig machen? In DEUTSCHLAND HEUTE waren die Inlandskorrespondenten unterwegs in den „abgehängten Seite 13

Regionen" der Republik, erspürten den Alltag der Menschen und erzählten Politik in Geschich- ten.

Um Stil, Sprache und Inhalt der Wahlprogramme der Parteien kümmerten sich die Autorinnen und Autoren in ANDRUCK, dem DLF-Magazin für politische Literatur. Die ungelösten, anhal- tenden Probleme im Land waren Thema einer Schwerpunkt-Serie der Redaktion HINTER- GRUND zum Jahresende: Der Sanierungsstau in Schulen, die ungenügende Situation in der Pflege, der kommunale Stillstand im öffentlichen Dienst – ‚ZUMUTUNGEN‘ als deutsches Pa- norama, prägnant aufgearbeitet in Ton und Bild.

Aktuell, hintergründig und exklusiv starteten zum Beginn des Jahres die DLF Reporter – Sabi- ne Adler, Burkhard Birke, Anne Francoise Weber und Sebastian Engelbrecht. Sie haben für die drei Programme von Deutschlandradio eine Lizenz zum Reisen, um Entwicklungen über die tagesaktuelle Berichterstattung hinaus zu vertiefen und einzuordnen. Burkhard Birke beispiels- weise war der einzige deutsche Korrespondent, der während der Proteste im Frühjahr aus Venezuela berichtet hat. Sabine Adler deckte in ihrer exklusiven Recherche Zwangsarbeit in ostukrainischen Separatistengebieten auf. Prorussische Separatisten zwingen tausende Straf- gefangene zu schwerer und unbezahlter Zwangsarbeit.

Zwei Veranstaltungen des Deutschlandfunks haben längstens Tradition – das sind die SPORTKONFERENZ und das KÖLNER FORUM FÜR JOURNALISMUS-KRITIK. Die Sportre- daktion war zum siebten Mal in Folge Gastgeber im Kammermusiksaal und hatte Spitzensport- ler, Sportfunktionäre und Medienverantwortliche geladen zum Thema „Überragend, übermäch- tig, überhöht – Erdrückt die Fußballblase den Spitzensport in Deutschland?“. Beim diesjährigen Forum für Journalismuskritik - gemeinsam wiederum mit der ‚Initiative Nachrichtenaufklärung‘ - ging’s u.a. um Medienjournalismus, Journalismus und Kabarett und das Thema ‚Fake News‘. Höhepunkt der Veranstaltung war die Auszeichnung des in der Türkei zum damaligen Zeit- punkt inhaftierten Journalisten Ahmet Sik und des deutsch-türkischen Portals taz-gazete. Gün- ter Wallraff, der Stifter des alljährlichen Preises für Journalismus-Kritik, war der Laudator.

Programmschwerpunkte „Deutschlandfunk Kultur“

„Von Athen lernen“ war das Motto der documenta14 (8. April-17. September 17), die erstmals an zwei Orten stattfand – und Deutschlandfunk Kultur sendete von beiden Orten. Als Medien- partner der weltweit größten Ausstellung für Zeitgenössische Kunst bot Deutschlandfunk Kultur am 23. Februar in Berlin im „silent green“ die Bühne für den öffentlichen Auftakt zur documen- ta14. Bei einer Podiumsdiskussion – live übertragen in der Sendung Fazit – erläuterten der künstlerische Leiter Adam Szymczyk, Kuratoren und Künstler das Konzept der documenta an zwei Orten.

Deutschlandfunk Kultur dokumentierte und kommentierte von April bis September 2017 die Kunstschau und sendete die Sendungen „Studio 9 am Mittag“, „Fazit“, „Kompressor“ und „Ka- kadu“ live aus Athen und Kassel. In den aktuellen Sendungen informierten Kunstexperten über Planung und Realisierung, über künstlerische Ideen, Positionen und Wirkungsweisen, über finanzielle, organisatorische und inhaltliche Stärken und Schwächen der documenta14.

In acht Features und Hörspielen wurden Künstler wie Franz Erhard Walther, Anselm Kiefer porträtiert und Texte von Künstlern dramatisiert. Die Sendung „Zeitfragen Literatur“ griff am Seite 14

9. Juni 2017 die Buchinstallation der documenta14 in Kassel auf und brachte als „Hommage an die Demokratie“ die Geschichte der Zensur.

„Every time a ear di soun“ war die Reihe von 30 Hörstücken überschrieben, die die Radiokunst zu documenta14 in Auftrag gegeben hatte und in der Sendung „Klangkunst“ ausstrahlte. Das Soundprojekt war auf der documenta 14 zu erleben. Auch das Projekt „18 Künstler gestalten 24 Stunden Radioprogramm“ entstand in enger Verzahnung von Deutschlandfunk Kultur und documenta14: drei Wochen lang erstellten documenta Künstler ein 24-Stunden-Radio- programm, das weltweit übertragen wurde.

Doch bei weitem nicht nur die documenta prägte die kulturelle Berichterstattung von Deutsch- landfunk Kultur. Die Kulturmagazine Fazit und Kompressor berichteten live vor Ort in Sonder- sendungen über bundesweit herausragende Kulturereignisse: Theatertreffen 2017, Biennale Venedig, Ruhrtriennale, Transmediale, re:publica.

Das Team der Filmsendung „Vollbild“ war ebenfalls das ganze Jahr unterwegs und berichtete live vor Ort von zahlreichen Festivals: Filmfestival Saarbrücken (Januar), über 1000 Sendemi- nuten von der Berlinale (Februar), Cannes (Mai), München (Juni), Locarno (August), Venedig (September), Wien (Oktober).

Seit Januar 2017 trägt Deutschlandfunk Kultur die „Krimi Bestenliste“, in Kooperation mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Eine unabhängige Jury mit ihrem Sprecher Tobias Gohlis ermittelt monatlich die aus ihrer Sicht besten Kriminalromane. An jedem Freitag stellt „Studio 9“ im Frühprogramm jeweils einen Titel von der Liste in einem kurzen attraktiven Hör- stück vor. Die Liste insgesamt ist online verfügbar.

Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse im Oktober 2017 lancierte Deutschlandfunk Kultur die neu gegründete „Sachbuch-Bestenliste“, in Kooperation mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ und dem ZDF. Eine unabhängige Jury von 30 Kritikerinnen und Kritikern wählte monatlich zehn bemerkenswerte aktuelle Sachbücher aus. An jedem letzten Donnerstag des Monats wird die- se Auswahl im Programm präsentiert, in „Studio 9“, der „Lesart“ und dem Online-Angebot.

Zahlreiche Thementage prägten überdies das Programm von Deutschlandfunk Kultur im Jahr 2017. Zu nennen wären hier die Schwerpunkte zum hundertsten Tag der Februarrevolution in Russland („Verpasste Jahrhundertchance – die Februarrevolution in Russland 1917“ im März 2017) sowie zum Thema „Behinderung? Enthinderung! – Zwischen Inklusion und Avantgarde“ (im Oktober 2017), in dem deutlich gemacht werden sollte, dass Menschen nicht behindert sind, sondern dazu gemacht werden – durch praktische Hindernisse und durch den gesell- schaftlichen Umgang mit einem vermeintlichen Nischenthema. Und in dem Menschen mit Be- hinderung zu Wort kamen – nicht als Behinderte, sondern als Menschen, Fachleute, Kultur- schaffende und vieles mehr.

Drei Thementage im Mai widmeten sich dem Phänomen Populismus: „Und jetzt? Leben in Zeiten des Populismus“. Der tiefgreifenden Verunsicherung in den westlichen Gesellschaften wollten wir mit dem Blick nach vorn und einer neuen Leidenschaft für die Idee der Demokratie begegnen: "Und jetzt? Grenzen ziehen!" (10. Mai); „Und jetzt? Stimmung machen!“ (17. Mai), „Und jetzt? Reich werden!“ (24. Mai).

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Die Bundestagwahl begleitete Deutschlandfunk Kultur beispielhaft mit folgenden Themen und Reihen:

- Der Lesomat: Buchempfehlungen von Politikern und Schriftstellern - Rezensionen von Wahlprogrammen: Die Parteiprogramme wurden nach Vorbild einer Buchkritik bewertet - „Meine Wahlkampfrede“: Im Politischen Feuilleton schreiben Schriftsteller/Intellektuelle ihre Wahlkampfrede - „Ist unsere Gesellschaft ungerecht?“: Portraitreihe über Menschen, die sich unfair behan- delt fühlen und gute Gründe dafür haben.

Im Bereich Radiokunst wurde die Präsentation eigener Produktionen in öffentlichen Veranstal- tungen intensiviert. Neben den bestehenden Hörtheatern in Berlin und Leipzig startete eine monatliche Veranstaltungsreihe in Duisburg. Im Wettbewerb „Ton sucht Bild“ hat das Radio- kunst-Team Hörerinnen und Hörer aufgerufen, Videoclips zu Minihörspielen aus der Wurfsen- dung zu produzieren. Die Preisverleihung fand im Rahmen des Kurzfilmfestivals Hamburg statt. Die Wurfsendung war auch bei den Filmnächten Dresden und Chemnitz und beim Palais Sommer Dresden mit Kurzvideos und Audios vertreten. Darüber hinaus haben wir die Partner- schaften mit dem CTM Festival Berlin und dem mikromusik Festival des Berliner Künstlerpro- gramms des DAAD fortgesetzt. Weitere Hörspielveranstaltungen fanden unter anderem im Berliner Naturkundemuseum, im Berliner Ensemble und in der Norwegischen Botschaft statt.

Geschlechterbilder und ihr rasanter Wandel waren Thema einer Feature-Reihe mit Ursendun- gen über Gender und Identität, eine trans-lesbische Familie und intersexuelle Menschen. In Kooperation mit der doku.klasse des Duisburger Festivals doxs! und haben wir die Reihe 18 Plus! fortgesetzt. In diesem Rahmen entstehen regelmäßig Dokumentarfilme und Features über die Lebenswirklichkeit von Jugendlichen.

Das abendliche „Konzert“ war nicht zuletzt vom Luther-Jahr geprägt. Zahlreiche Konzerte bo- ten unbekannte Facetten zu „Luther und die Musik“. Auch bei unserer eigenen Konzertreihe „Wartburgkonzert“ spielte Luther eine wichtige Rolle.

Das Festival Ultraschall Berlin, das wir gemeinsam mit dem Kulturradio vom RBB veranstalten, widmete sich 2017 der „Stimme“ in ihren verschiedenen Ausprägungen. Die Veranstaltungen waren erneut weitgehend ausverkauft, die öffentliche Resonanz enorm.

Die Konzertreihen „Debüt im Deutschlandfunk Kultur“ und „Hörprobe“ richteten den Fokus auf junge Künstler bzw. die deutschen Musikhochschulen.

Neben der umfassenden Dokumentation der Konzerte der roc-Klangkörper war das „Konzert“ bei zahlreichen Festivals präsent, z.B. chor.com in Dortmund, Musikfest Berlin, young euro classic, Folkfest Rudolstadt, Jazzahead. Gestärkt wurde dabei auch die Vernetzung mit starken Kooperationspartnern. Unter anderem beim Heidelberger Frühling gab es eine auch themati- sche Zusammenarbeit, bei der unsere Kompetenz in Veranstaltungen und Podiumsdiskussio- nen deutlich herausgestellt wurde.

Themenabende der Musik gab es zur chor.com und zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution.

Das musikjournalistische Profil des Programms wurde 2017 wesentlich gestärkt. Die beiden Tages-Ausgaben der "Tonart“ wurden inhaltlich geschärft, sie bilden eine Plattform für gesell- schaftspolitische, ökonomische, ästhetische Fragen zur Musik sowie eine qualitative Orientie- Seite 16

rung im Bereich von Neuerscheinungen. Sendereihen und Schwerpunktsetzungen betrafen u.a. die Festival-Szene in Deutschland und die Auswirkungen von #MeToo auf die Musikszene.

Was 2016 begann, wurde intensiviert: Nahezu täglich ist in der „Tonart“ ein Musiker zu Gast, der auch einen Live-Song spielt. Das ist attraktiv auch in Hinsicht auf eine konvergente Nut- zung.

Programmschwerpunkte „Deutschlandfunk Nova“

Mit einem neuen Namen beginnt auch ein neues Kapitel in der Geschichte des jungen Ange- bots von Deutschlandradio. DRadio Wissen heißt seit dem 1. Mai 2017 Deutschlandfunk Nova. Der neue Name verbindet Innovation und Tradition: So wie der Deutschlandfunk für bundes- weite Relevanz, so steht Deutschlandfunk Nova für die konsequente Weiterentwicklung des Hörfunks im digitalen Zeitalter.

Deutschlandfunk Nova liefert wie schon DRadio Wissen Qualitätsjournalismus für ein junges Publikum. Ein Beleg für den Erfolg des Konzepts war in diesem Jahr die erneute und gleich zweifache Nominierung für den Deutschen Radiopreis. Die aktuelle Morgensendung „Hielscher oder Haase“ in der Kategorie Beste Morningshow und „Eine Stunde History“ in der Kategorie Beste Informationssendung.

Neben „Eine Stunde History“ konnte sich auch in diesem Jahr das Story-Telling-Format „Ein- hundert“ als einer der erfolgreichsten Podcasts von Deutschlandfunk Nova weiter etablieren. Intelligente und emotionale Geschichten aus der Lebenswelt der Millenials treffen den Nerv einer Zielgruppe, die sich dem Radio in Form von nichtlinearen Audios wieder intensiv verbun- den fühlt. Einzelne Episoden erreichen mühelos mehr als 50 Tausend Abrufe.

Die Bundestagswahl nahm im Rahmen des Angebots von Deutschlandfunk Nova eine beson- dere Stellung ein. In zahlreichen zum Teil eigens entwickelten Reihen wie „Wahlprogramm Check“, Interviews mit jungen Abgeordneten und Portraits von jungen Wählerinnen und Wäh- lern wurde ein kritisches, diverses und zugleich ausgewogenes Bild der demokratischen Wil- lensbildung in Deutschland gezeichnet. Im Fokus stand dabei vor allem die Zielgruppe der Erstwählerinnen und Erstwähler.

Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auch die Reihe „Ich würde nie“, in der Rahel Klein Spitzenpolitikern in einem Berliner Späti auf den Zahn fühlt. Das authentische Set- ting der Videoclips und der unverbrauchte Tonfall der jungen Journalistin haben in Youtube und in den sozialen Netzwerken hunderttausendfache Resonanz gefunden – eine ideale Ergänzung zur analytischen Aufarbeitung der Interviews im linearen Programm von Deutschlandfunk Nova.

Auch für Deutschlandfunk Nova gilt weiterhin: Es ist kompliziert – dazu guter Pop. Die deutli- chen Zuwächse in der Reichweite (MA Radio 2017 II, WHK + 30 %) wären ohne die Frische und Attraktivität der Playlist kaum zustande gekommen. Eine hochwertige, hochaktuelle Aus- wahl jenseits des Mainstreams ist auch die Grundlage für die Konzertreihe „Auf der Bühne“ im Kammermusiksaal des Kölner Funkhauses. Zu Gast vor vollbesetzten Reihen waren u.a. Faber, William Fitzsimmons, Giant Rooks, Nosoyo und Superfood.

Zum guten Schluss ein Ausblick: In diesem Jahr wurden die Planungen für die neue Abend- strecke „Ab 21“ begonnen, die Deutschlandfunk Nova ab 2018 aus dem Berliner Funkhaus senden wird. „Ab 21“ bietet dann ein urbanes Abendprogramm von 21 Uhr bis Mitternacht, Seite 17

kantig, meinungsstark, trendbewusst und nah dran am Publikum zwischen den Hörsälen und Clubs der Republik.

2.3. Personal

Deutschlandradio hat 721 Planstellen (inklusive 3 Sozialstellen). Zum Ende 2017 sind davon 687 besetzt, was einem Stellenbesetzungsgrad von rd. 95 % entspricht. Die Mitarbeiterstruktur weist einen Frauenanteil von 53 % aus. Von den Führungspositionen sind 22 % mit Frauen besetzt. Mit dem in 2013 eingeführten Mentoring-Programm ist die Grundlage geschaffen, den Anteil der Frauen in Führungspositionen in der Zukunft nachhaltig zu erhöhen. In 2014 wurden zusätzliche Maßnahmen zur Führungskräfte- und Personalentwicklung gestartet und seitdem fortgesetzt. Gepaart mit den etablierten Instrumenten sowie neu zu entwickelnden Konzepten reagieren wir gezielt auf die sich verändernden Arbeitsanforderungen in einem sich rasch än- dernden Medienumfeld. Neben den Festangestellten sind freie Mitarbeiter zur Unterstützung des Programmauftrages nach Bedarf in den Redaktionen tätig.

Die DRS beschäftigte im Jahresdurchschnitt 97 Mitarbeiter/-innen. Bei der GID waren im Jah- resdurchschnitt 92 Mitarbeiter/-innen beschäftigt .

2.4. Lage des Konzerns

2.4.1. Finanzielle Leistungsindikatoren

Zur Beurteilung unserer finanziellen Situation dienen die folgenden finanzbezogenen Steuerungsgrößen, die hier kurz beschrieben sind.

Jahresergebnis:

Das Jahresergebnis ergibt sich aus der Ertrags- und Aufwandsrechnung nach den Vorschriften des HGB für große Kapitalgesellschaften sowie rundfunkspezifischer Vorschriften. Die Kenn- zahl dient zur Beurteilung der an der Ertrags- und Aufwandsrechnung orientierten wirtschaftli- chen Leistungsfähigkeit von Deutschlandradio und ist zugleich auch ein wichtiger Indikator für die KEF-Berichterstattung.

Aus einzelnen Positionen der Ertrags- und Aufwandsrechnung leiten sich weitere finanzielle Indikatoren ab. Im Mittelpunkt stehen die Rundfunkbeitragserträge, die die Haupteinnahme- quelle von Deutschlandradio bilden und sich aus den Vorschriften des für das gesamte öffent- lich-rechtliche System geltenden Rundfunkbeitragsmodells ableiten. Der Personalaufwands- block bestimmt zu einem großen Teil die Aufwendungen. Hier steuert Deutschlandradio indirekt über die Kennzahl Stellenbesetzungsgrad (besetzte Stellen in % der verfügbaren Planstellen).

Finanzplanergebnis:

Das Finanzplanergebnis zielt auf die Darstellung der Entwicklung der Liquidität von Deutsch- landradio ab. Dieses orientiert sich an der indirekten Cashflow Methode, in dem die Mittelauf- bringung der Mittelverwendung gegenübergestellt wird. Ausgehend vom Jahresergebnis werden wesentliche nicht liquiditätswirksame Positionen korrigiert sowie die Investitionen in Sachanlagen, Deckungsstock und immaterielles Vermögen zum Abzug gebracht.

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Bilanzsumme/Eigenkapitalquote:

Der Indikator Bilanzsumme gibt dem Konzern Deutschlandradio einen Überblick über die Ent- wicklung der Kapitalbindung auf der Aktivseite als auch der Mittelherkunft auf der Passivseite. Zusammen mit der Eigenkapitalquote bilden beide Indikatoren das Fundament für die perma- nente Liquiditätssteuerung.

2.4.2. Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage ist maßgeblich durch den Jahresabschluss von Deutschlandradio (Einzelabschluss) geprägt. Dementsprechend wird bei Wirtschaftsplanver- gleichen im Folgenden der Wirtschaftsplan von Deutschlandradio herangezogen.

Der Deutschlandradio-Konzern weist im Geschäftsjahr 2017 einen Jahresüberschuss von 2,4 Mio. € (i.Vj. 1,6 Mio. €) aus. Das Konzernkapital erhöht sich um den Jahresüberschuss von 177,1 Mio € auf 179,5 Mio €. Das Kapital wurde um 4,8 Mio. € reduziert. Den Rücklagen für Beitragsmehrerträge wurden 33,7 Mio. € entnommen, während in die Rücklage 40,7 Mio. € eingestellt wurden.

Für Deutschlandradio ergibt sich unter Einbeziehung der Finanzrechnung ein Haushaltsüber- schuss von 6,9 Mio. € (i.Vj. 0,3 Mio. €).

Der Jahresüberschuss von Deutschlandradio liegt mit 23,4 Mio. € über dem geplanten Jahres- fehlbetrag in Höhe von 21,3 Mio. €. Zur Ergebnisverbesserung gegenüber dem Wirtschaftsplan haben insbesondere geringere Aufwendungen für die Altersversorgung (20,0 Mio. €) sowie die Erträge aus dem Abgang von Gegenständen des Anlagevermögens (6,1 Mio. €), denen eine Abführung eines Teilerlöses (2,1 Mio. €) gegenüberstehen, beigetragen.

Vermögens- und Finanzlage

Die Bilanzsumme ist im Vergleich zum Vorjahr um 8,0 Mio. € auf 522,8 Mio. € gestiegen. Dies entspricht einer Zunahme von 1,55 %. Auf der Vermögensseite ist von dieser Entwicklung im Wesentlichen das Umlaufvermögen betroffen.

Im Anlagevermögen haben sich insbesondere der Verkauf des Grundstückes in Berlin-Britz (ehemaliger Senderstandort) mit einem Buchwert von 3,3 Mio. € sowie die die Investitionen um 2,9 Mio. € übersteigenden Abschreibungen niedergeschlagen. Die Investitionen entfallen im Berichtsjahr im Wesentlichen auf Studiotechnik (1,9 Mio. €), auf Software (1,4 Mio. €), die fort- schreitende Erneuerung der H-Etage im Funkhaus Köln (1,0 Mio.) sowie auf EDV-Anlagen (0,9 Mio. €). Die Finanzanlagen haben sich von 201,1 Mio. € um 6,6 Mio. € auf 207,7 Mio. € erhöht. Der Anstieg entfällt mit 3,7 Mio. € auf die Ansprüche aus der Rückdeckungsversiche- rung für Altersversorgung und mit 3,0 Mio. € auf den Deckungsstock zur Absicherung künftiger Pensions- und Beihilfezahlungen.

Das Umlaufvermögen stieg im Geschäftsjahr 2017 um 7,6 Mio. € gegenüber dem Vorjahr. Durch die Auflösung des Sondervermögens für Beitragsmehrerträge in Höhe von 37,6 Mio. €, welche in den Jahren 2013 bis 2016 gebildet wurde, haben sich die Positionen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen um 14,3 Mio. € und Guthaben bei Kreditinstituten um Seite 19

23,3 Mio. € erhöht. Bereinigt um diesen Sondereffekt sind die liquiden Mittel um 7,1 Mio. € gestiegen.

Die Liquidität von Deutschlandradio war im Geschäftsjahr zu jedem Zeitpunkt sichergestellt. Deutschlandradio ist in der Lage, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten jederzeit fristgerecht zu bezahlen.

Das körperschaftseigene Kapital erhöhte sich insgesamt um den Jahresüberschuss von 177,1 Mio. € auf 179,5 Mio. €. Der den Jahresüberschuss um 4,8 Mio. € übersteigende Teil des Haushaltsüberschusses in Höhe von 7,0 Mio. € wurde dem Kapital entnommen und in die Rücklagen eingestellt. Darüber hinaus erfolgte eine Einstellung in die Rücklagen in Höhe der Entnahme aus der Rücklage für Beitragsmehrerträge von 37,6 Mio. €, die in den Geschäftsjah- ren 2013 bis 2016 gebildet wurde, sowie eine Entnahme aus der Rücklage durch die Einstel- lung einer neuen Rücklage für Beitragsmehrerträge für die Jahre 2017 bis 2020 in Höhe von 3,9 Mio. €. Die Veränderung der Rücklage für Beitragsmehrerträge beläuft sich im Geschäfts- jahr somit auf 33,7 Mio. €.

Die Eigenkapitalquote von 34,3 % ist im Vergleich zum Vorjahr (34,4 %) nahezu gleich geblie- ben. Die Deckung des Anlagevermögens durch das körperschaftseigene Kapital und die Pen- sionsrückstellungen hat sich von 135,0 % auf 135,9 % leicht erhöht.

Das Fremdkapital ist geprägt durch die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflich- tungen, welche sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Mio. € auf 301,1 Mio. € leicht erhöht ha- ben. Sie machen im Geschäftsjahr 57,6 % der Bilanzsumme aus. Diese Rückstellungen um- fassen im Wesentlichen die Pensions- und Beihilfeverpflichtungen von Deutschlandradio sowie die anteilige Verpflichtung aus den Versorgungszusagen von rechtlich unselbstständigen Ge- meinschaftseinrichtungen. Die sonstigen Rückstellungen erhöhten sich im Vergleich zum Vor- jahr um 5,4 Mio . €. Diese betreffen im Geschäftsjahr im Wesentlichen Rückstellungen für die anteilige Verpflichtung aus Altersversorgungszusagen von selbstständigen Gemeinschaftsein- richtungen, Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten (insbesondere mit Kabelnetzbetreibern), Rückstellungen für Honorare und Lizenzen, sowie Urlaubs- und Jubiläumsrückstellungen.

Ertragslage

Bei den Erträgen kam es im Vergleich zum Vorjahr insgesamt zu einer Erhöhung um 21,7 Mio. € auf 254,8 Mio. €.

Die Erträge aus Rundfunkbeiträgen sind im Geschäftsjahr von 214,2 Mio. € um 11,4 Mio. € auf 225,6 Mio. € gestiegen. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr ist maßgeblich durch eine ab 1. Januar 2017 neue prozentuale Aufteilung der Anteile am Rundfunkbeitragsaufkommen zwi- schen ARD, ZDF und Deutschlandradio zurückzuführen, die sich aus den Überschüssen von ARD und ZDF sowie dem ungedeckten Finanzbedarf von Deutschlandradio ergibt.

Die sonstigen betrieblichen Erträge erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr von 14,4 Mio. € um 7,2 Mio. € auf 21,6 Mio. €. Diese Veränderung resultiert im Wesentlichen aus dem Verkauf des Grundstückes des früheren Senderstandortes Berlin-Britz. Der Ertrag aus dem Abgang betrug 6,0 Mio. €. Aufgrund einer vertraglichen Verpflichtung zur Abführung eines Mehrerlöses bei Weiterverkauf sind Aufwendungen in Höhe von 2,1 Mio. € entstanden, die bei den übrigen be- Seite 20

trieblichen Aufwendungen ausgewiesen sind. Des Weiteren hat sich der Anstieg der Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen in Höhe von 2,2 Mio. € ausgewirkt.

Die Aufwendungen sind insgesamt im Vergleich zum Vorjahr von 231,5 Mio. € um 21,0 Mio. € auf 252,5 Mio. € gestiegen.

Der Personalaufwand ist gegenüber dem Vorjahr von 69,7 Mio. € auf 70,3 Mio. € im Wesentli- chen aufgrund der ganzjährigen Wirksamkeit der zum 1. Juni 2016 erfolgten Tariferhöhung sowie einer Tariferhöhung in 2017 gestiegen.

Die Urheber-, Leistungs- und Herstellervergütungen machen mit 51,3 Mio. € 20,3 % der ge- samten Aufwendungen aus. Sie erhöhten sich um 3,7 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr. Diese Erhöhung beruht im Wesentlichen auf einem Anstieg der Leistungsvergütungen von 0,9 Mio. € aufgrund der innovativen Fortentwicklung der Programme und dem Ausbau des Online- Angebots. Darüber hinaus haben sich die ganzjährige Auswirkung der zum 1. Juni 2016 vorge- nommenen Tariferhöhung sowie die Erhöhung der Vergütungen in 2017 ausgewirkt.

Die Technischen Leistungen der Rundfunkversorgung erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 5,6 Mio. € auf 32,0 Mio. €. Der Anstieg resultiert im Wesentlichen aus der Bildung von Rückstellungen im Zusammenhang mit der Kündigung der Verträge über Einspeiseentgelte mit Kabelnetzbetreibern in Höhe von 3,1 Mio. €. Zusätzlich haben sich die Senderkosten im Ver- gleich zum Vorjahr um 2,3 Mio. € maßgeblich durch den weiteren Ausbau des bundesweiten DAB+-Multiplexes erhöht.

Die übrigen betrieblichen Aufwendungen belaufen sich auf 56,6 Mio. € und machen 22,4 % der gesamten Aufwendungen aus. Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um 8,9 Mio. € gestiegen. Darin sind im Wesentlichen verschiedene Fremdleistungen, Instandhaltungs- und Bewirtschaf- tungskosten sowie anteilige Gesellschafterzuschüsse an die Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin (ROC) enthalten. Der Anstieg der übrigen betrieblichen Aufwendungen resultiert im Wesentlichen aus höheren planmäßigen Gesellschafterzuschüssen an die ROC, aus der Abführung eines Mehrerlöses durch den Verkauf eines Grundstückes in Berlin-Britz sowie zu- sätzlichen Kosten im Zusammenhang mit dem Wechsel des Kooperationspartners zur Hono- rar- und Gehaltsabrechnung.

3. Risiko- und Chancenbericht

Die interne Risikoanalyse hat folgende Risikobereiche ergeben:

Deckungslücke aus Altersversorgung

Für Deutschlandradio besteht eine erhebliche Deckungslücke zwischen dem Gegenwartswert der nicht durch Rückdeckungsversicherungen und Forderungen gegenüber dem Bund gedeck- ten Pensionsverpflichtungen (gemäß der aktuariellen Prognoserechnung) und dem Marktwert des Deckungsstocks. Der Aspekt der Finanzierung der (ungedeckten) Pensionsverpflichtungen sowie das damit zusammenhängende strategische Risiko von Deutschlandradio hat höchste Priorität.

Deutschlandradio begegnet diesem Risiko durch eine zweckgebundene, langfristige Kapitalan- lage zur Deckung der Pensionsverpflichtungen. Inzwischen sind, wie die KEF den Rundfunk- Seite 21

anstalten aufgetragen hat, die bestehenden Altersvorsorgesysteme neu verhandelt worden, um Erhöhungen der Pensionsverpflichtungen, wie beispielsweise künftigen Rentensteigerungen, zu begegnen. Diese Effekte sind im Jahresabschluss 2017 als Einmaleffekte eingearbeitet.

Marktpreisrisiko von Kapitalanlagen

Aufgrund der Tatsache, dass Deutschlandradio sowohl im Anlage- als auch im Umlaufvermö- gen eine risikoarme Anlagestrategie umsetzt, die weitgehend auf erstklassige festverzinsliche Anlagen abstellt, sind im Wesentlichen das Zinsänderungsrisiko, nicht aber Aktienkurs-, Wäh- rungs- und sonstige Risiken für Deutschlandradio relevant. Ende 2015 hat Deutschlandradio in einen wertgesicherten Spezialfonds investiert, um mit vertretbarem Risiko eine höhere Rendite im Finanzanlagevermögen zu erwirtschaften.

Bonitäts- und Kreditrisiko von Kapitalanlagen

Das Bonitäts- oder auch Kreditrisiko bezeichnet die Gefahr, dass der Emittent einer Anleihe oder der Kontrahent einer Geldmarktanlage seinen Zins- oder Rückzahlungsverpflichtungen nicht oder nicht vollständig nachkommt oder sich dessen Bonität und damit die Qualität seines Zahlungsversprechens verschlechtert.

Ab Dezember 2015 investiert Deutschlandradio in einen rechtlich selbstständigen, wertgesi- cherten Spezialfonds und handelt weitgehend nicht mehr unmittelbar bei Kapitalanlagen. Des- halb ist das Bonitätsrisiko nur von mittlerer Relevanz für Deutschlandradio.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschlandradio infolge des Bonitätsrisikos einen Vermögens- verlust erleidet, wird insgesamt als sehr gering eingeschätzt, da im Anlagevermögen vor allem in einen Spezialfonds, dinglich besicherte Pfandbriefe und öffentliche Anleihen deutscher Emit- tenten sowie einlagengesicherte Tages- und Termingelder investiert wird, die eine sehr geringe Ausfallwahrscheinlichkeit aufweisen.

Rechtliche Risiken

Der Bundesfinanzhof (BFH) hat in zwei Grundsatzurteilen die Umsatzsteuerpflicht für Kommu- nen erheblich erweitert. Dies betrifft auch alle anderen juristischen Personen des öffentlichen Rechts und damit auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkveranstalter. Anfängliche Überle- gungen zur Anpassung des Steuerrechts an diese Urteile hatten nahegelegt, dass zukünftig auch der Leistungsaustausch zwischen den Rundfunkanstalten (sogenannte Beistandsleistun- gen) im Programm, in der Technik und in der Administration der Umsatzbesteuerung unterliegt. Dies würde Deutschlandradio beim Programmaustausch, bei Gemeinschaftsproduktionen und bei den Kooperationen betreffen. Unterdessen haben der und der Bundesrat am 24. September und 16. Oktober 2015 eine Änderung des § 2b UStG beschlossen, der die Zu- sammenarbeit öffentlicher Einrichtungen bei Vorliegen bestimmter, enger Voraussetzungen nicht mit Umsatzsteuer belastet. Ob diese Voraussetzungen erfüllt werden können, wird ab dem 1. Januar 2021 von Bedeutung werden; für die Zeit bis dahin hat Deutschlandradio von der Option zur Altregelung gemäß § 27 Nr. 22 Satz 3 UStG Gebrauch gemacht. § 11 Abs. 3 Rundfunkstaatsvertrag enthält seit dem 1. Januar 2017 eine ausdrückliche Möglichkeit zur Kooperation. Eine ähnliche Regelung zur Zusammenarbeit von Deutschlandradio mit den Lan- desrundfunkanstalten der ARD und mit dem ZDF besteht seit jeher in § 5 des Deutschlandra- dio-Staatsvertrags.

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Die Aufwendungen für die Kabeleinspeisung der Programme sind in der Planung von Deutsch- landradio für 2014 sowie die Folgejahre nicht mehr enthalten. Ob mit den Kabelnetzbetreibern eine Verständigung auf eine dauerhaft entgeltfreie Kabeleinspeisung für die Zukunft zustande kommt, hängt u. a. vom Ausgang der anhängigen Klagen der Kabelnetzbetreiber gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ab, mit denen diese die Zahlung von Einspeiseentgelten durch- zusetzen versuchen. Es besteht durchaus das Risiko einer Inanspruchnahme, nachdem Deutschlandradio in einem von zwei Verfahren einmal obsiegt hat und einmal unterlegen ist. Dementsprechend wurden im Berichtsjahr für dieses Risiko Rückstellungen gebildet. Die Urtei- le sind allerdings noch nicht rechtskräftig. Am 16. Juni 2015 und am 12. April 2016 hat der Bundesgerichtshof zu drei Rechtsstreitigkeiten zwischen Landesrundfunkanstalten der ARD und einem Kabelnetzbetreiber allerdings entschieden, dass die dortigen Vorinstanzen noch weitere Prüfungen anzustellen hätten und die Verfahren jeweils an die Oberlandesgerichte zurückverwiesen.

Risiken aus Baumaßnahmen

Bei den umfangreichen Baumaßnahmen im Funkhaus Berlin und Köln können finanzielle Risi- ken beispielsweise aus ungeplanten Bauzeitenverlängerungen, Insolvenzen und Veränderun- gen des Leistungsumfanges aufgrund des Bauens im Bestand entstehen oder betriebliche Risiken können aus Betriebsbehinderungen während der Bauphase und der Verdichtung von Personalressourcen resultieren. Deutschlandradio begegnet den Risiken durch einen Projekt- managementansatz und der Implementation eines Projektportfoliomanagements. Weitere Risi- ken entstehen durch das Immissionsschutzprojekt „Abriss und Entwicklung Deutsche Welle“ und durch die Schadstoff-Funde im Funkhaus Köln, die zuvor im Detail beschrieben wurden.

Technische Risiken

Das Digitalradionetz hat in 2017 mit 120 Sendern einen erheblichen Ausbau erfahren, der auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden soll. In der bevorstehenden Anmeldung zum 22. KEF Bericht sollen die für den weiteren Ausbau notwendigen Mittel angemeldet werden. Sofern die notwendigen Mittel nicht oder nur teilweise anerkannt werden sollten, müsste der DAB-Ausbau durch eine frühe Abschaltung von UKW-Sendern in der Fläche gegenfinanziert werden. Im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung wurde der Betrieb der UKW-Sender, die bisher von Media Broadcast GmbH (MB) betrieben wurden, zum 1. April 2018 an den neu- en Sendernetzbetreiber Uplink Network GmbH (UL) vergeben. Die Übernahme des Sendebe- triebs von insgesamt 259 UKW-Sendern durch den neuen Anbieter ist mit Risiken verbunden, da bei diesem Umfang an Sendern weder die tatsächliche Qualität noch die Zuverlässigkeit der zukünftigen Ausstrahlung zum heutigen Zeitpunkt sicher eingeschätzt werden können. Ein weiteres jüngst hinzu gekommenes Risiko besteht durch die von Media Broadcast erfolgte Veräußerung ihrer kompletten Senderinfrastruktur (Sender und Antennen) an Investoren und neuen Infrastrukturanbietern. Nach derzeitigem Kenntnisstand wurden insbesondere für die Antennen der MB Verkaufspreise erzielt, die im Endnutzermarkt wesentlich höhere Zugangs- kosten generieren. Dies kann dazu führen, dass trotz vereinbarer Festpreise mit dem Netzbe- treiber UL Mehrkosten für die UKW-Ausstrahlung auf das Deutschlandradio zukommen könn- ten.

Da zudem zwischen dem neuen Netzbetreiber UL und den neuen Infrastruktureigentümern als Vordienstleister zum Berichtszeitpunkt nach Kenntnis des Deutschlandradios noch keine end- gültigen Verträge geschlossen wurden, besteht ferner ein technisches Risiko zur Programmab- strahlung und ein wirtschaftliches Risiko in Form von Mehrkosten für UKW. Letzteres wäre Seite 23

dann der Fall, wenn der Dienstleister UL in Bezug auf den mit Deutschlandradio geschlosse- nen Vertrag und dementgegen überhöhter Preisforderungen zum Antennenzugang kein wirt- schaftlich tragfähiges Geschäftsmodell mehr erzielen könnte.

Die Informations- und Systemtechnik (IST) stellt in zentraler Weise die technische Infrastruktur für die Inhaltegenerierung und Programmerstellung, die Produktion und Sendung, die Pro- grammverbreitung und die Verwaltung. Diverse Prozesse sind heute vollständig abhängig von funktionierender Technik. Diese birgt, wie zwei Netzwerkausfälle in den vergangenen Jahren zeigen, ein Risiko für nahezu alle Prozesse des Hauses, das wegen der hohen Komplexität der technischen Systeme nicht unterschätzt werden darf. Die Abteilung IST hat daher stets den zyklischen Austausch der Technik nach der vom Hersteller garantierten Lebensdauer sowie die Optimierung der Havarievorkehrungen im Fokus, um das Restrisiko zu verringern.

Medienpolitische Risiken

Die Länder haben im Oktober 2016 eine Arbeitsgruppe mit dem Gegenstand „Auftrag und Strukturoptimierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ eingerichtet. Es ist derzeit noch nicht absehbar, in welcher Weise dies Auswirkungen auf Deutschlandradio haben könnte (siehe auch oben ,Strategie‘).

Das Internet auf allen Ausspielwegen ist auch für Deutschlandradio zusehends bedeutsamer für die Bereitstellung seiner Angebote. Der Gesetzgeber steht vor einer Neuregelung der recht- lichen Grundlage dazu (sog. Telemedienauftrag). Es ist derzeit offen, ob sich aus einer solchen Neuregelung ein zusätzlicher Spielraum ergeben wird oder es womöglich im Gegenteil zu einer Einschränkung des Auftrags an Deutschlandradio kommen wird.

Gesamtaussage zu den Risiken

Zusammenfassend stellen die beschriebenen Risiken für Deutschlandradio keine Bestands- gefährdung dar. Die ergriffenen Maßnahmen zur Risikobewältigung werden als wirksam einge- stuft.

Die interne Chancenanalyse hat folgende Chancenbereiche ergeben:

Bessere Kapitalmarktentwicklung mindert Deckungslücke aus Altersversorgung

Steigt das derzeit auf einem Tiefstand befindliche Zinsniveau, erhöht sich das Ertragspotenzial der Kapitalanlagen von Deutschlandradio. Die Pensionsverpflichtungen würden sich durch Verwendung eines höheren Rechnungszinses verringern. Im Ergebnis verringert sich die De- ckungslücke aus der Altersversorgung.

Gesamtaussage zu den Chancen

Die Eintrittswahrscheinlichkeit der beschriebenen Chancen wird als gering bis moderat einge- stuft.

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4. Prognosebericht

Die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns ist maßgeblich durch den Jahresab- schluss von Deutschlandradio geprägt. Dementsprechend wird für den Prognosebericht der Wirtschaftsplan von Deutschlandradio (Einzelabschluss) herangezogen.

Deutschlandradio erstellt einen Wirtschaftsplan, in dem die bedeutsamen finanziellen Leis- tungsindikatoren wie Jahres- und Finanzplanergebnis detailliert für das dem Berichtszeitpunkt folgende Geschäftsjahr geplant werden. Bei den Prognosen handelt es sich um sogenannte Punktprognosen.

Deutschlandradio ist gemäß § 30 Abs. 1 des Deutschlandradio-Staatsvertrags in seiner Haus- haltswirtschaft selbstständig. Der Haushalt ist nach den Grundsätzen der Sparsamkeit und der Wirtschaftlichkeit aufzustellen. Die Haushaltswirtschaft richtet sich nach der Finanzordnung. Alle anwendbaren Vorschriften sind bei der Erstellung des Wirtschaftsplans beachtet worden. Der Wirtschaftsplan dient der Feststellung und Deckung des Finanzbedarfs, der zur Erfüllung des gesetzlichen Auftrages im Geschäftsjahr 2018 voraussichtlich notwendig ist. Der Wirt- schaftsplan ist Grundlage für die Wirtschaftsführung.

In ihrem 20. Bericht hat die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstal- ten (KEF) empfohlen, den Rundfunkbeitrag von 2017 an von derzeit gesamt monatlich 17,50 € auf 17,20 € abzusenken. Die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder haben hingegen im Oktober 2016 beschlossen, keine Anpassung des Rundfunkbeitrages vorzuneh- men. Dem Wirtschaftsplan 2018 liegt die Ertragsplanung auf Basis eines Rundfunkbeitrags von 17,50 € zugrunde. Die Differenz zur KEF-Empfehlung (17,20 €) wird zur Bildung einer neuen, beitragsbezogenen Rücklage verwendet.

Der für Deutschlandradio zur Verfügung stehende Anteil an Erträgen aus Rundfunkbeiträgen beträgt seit dem 1. Januar 2017 2,9140 % und bleibt im Jahre 2018 unverändert. Darüber hin- aus entstehende sonstige Erträge werden ebenfalls zur Finanzierung der Körperschaft heran- gezogen.

Die Planung der Aufwendungen erfolgt leistungs- bzw. aufgabenbezogen. Der Wirtschaftsplan besteht aus dem Ertrags- und Aufwandsplan sowie dem Finanzplan.

Zusammenfassend ist der Wirtschaftsplan 2018 hier dargestellt, wesentliche Veränderungen zum Ist 2017 sind kommentiert:

Plan 2018 Ist 2017 Abweichung Erträge 250,6 Mio. € 253,0 Mio. € - 2,4 Mio. €

Aufwendungen 282,7 Mio. € 250,9 Mio. € + 31,8 Mio. €

= Jahresergebnis - 32,1 Mio. € 2,1 Mio. € - 34,2 Mio. €

Finanzplanergebnis - 19,1 Mio. € 40,7 Mio. € - 59,8 Mio. €

Während in der Planung berücksichtigt wurde, dass die Beitragserträge nahezu stabil bleiben, wurden 2018 weniger Sonstige Erträge (2,4 Mio. €) geplant. Die Erträge aus Abgängen des Anlagevermögens sinken um 6,0 Mio. € (2017 Einmaleffekt aus dem Verkauf von „Britz“). Auch werden um 1,8 Mio. € geringere Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen erwartet, da 2018 keine Auflösungen von Pensionsrückstellungen (2017: 2,4 Mio. €) geplant wurden.

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Die Erträge aus der Altersversorgung erhöhen sich um 5,9 Mio. €. Dies resultiert hauptsächlich daraus, dass im Ist 2017 keine Erträge aus den Veränderungen der Bundanteile an den Pensi- onsrückstellungen aufgrund der Anwendung des neuen Altersversorgungstarifvertrages ange- fallen sind (Plan 2018: 3,5 Mio. €). Gleichzeitig wirken wesentlich höhere Veränderungen bei den Deckungswerten der Rückdeckungsversicherungen (2,3 Mio. €).

Die Erhöhung der Aufwendungen betrifft fast alle Kostenblöcke. Einen wesentlichen Anteil da- ran haben innerhalb der Personalaufwendungen die Positionen der Altersversorgung mit einem um 28,5 Mio. € höheren Aufwand, da aufgrund des neuen Alterstarifvertrages 2017 Pensions- rückstellungen in Höhe von 2,4 Mio. € aufgelöst (Einmaleffekt 2017), 2018 jedoch wieder Zu- führungen von 25,9 Mio. € zu den Pensions- und um 2,6 Mio. € höhere Zuführungen zu den Beihilferückstellungen geplant wurden. Neben den allgemeinen Teuerungsraten steigern in den anderen Kostenblöcken insbesondere die Senderkosten (Ausbau von DAB+) den Aufwand um insgesamt 4,6 Mio. €. Ferner wurden mit 3,0 Mio. € höhere Aufwendungen für die Instandhaltungskosten der Gebäude sowie höhere Abschreibungen (2,1 Mio. €) geplant. Dagegen sinken die Zinsaufwendungen um 1,2 Mio. €. Der Aufwand für die 2017 ungeplant gebildete Rückstellung für die Forderung der Kabeldienst- leister in Höhe von 3,8 Mio. € entfällt im Plan 2018. Ferner wurden im Plan 2018 um 4,3 Mio. € geringere Aufwendungen geplant, als im Ist 2017 angefallen sind. Dies betrifft hauptsächlich mit 2,1 Mio. € den Wegfall der Notwendigkeit der vertraglich verpflichtenden Abführung im Zusammenhang mit dem Verkauf des Geländes Britz (Einmaleffekt in 2017) und mit 2,0 Mio. € den in 2017 ungeplanten Aufwand aus den Verände- rungen der Bundanteile an den Pensionsrückstellungen aufgrund der Anwendung des neuen Altersversorgungstarifvertrages.

Der in der Planung unterstellte Stellenbesetzungsgrad beläuft sich auf 93,6 % zum Ende des Planungsjahres 2018.

Auf das Finanzplanergebnis wirken sich darüber hinaus Veränderungen aus Investitionen, der Zuführung zum Deckungsstock, weitere Altersversorgungsbestandteile sowie die erneute Ein- stellung einer Sonderrücklage Beitragsmehrerträge aus.

Köln, den 14. August 2018

Deutschlandradio gemeinnützige Körperschaft des öffentlichen Rechts

Stefan Raue, Intendant