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Auch die KWU, die Kraftwerkeunion, hat gro­ ße Sorgen. Hatte sie nicht die mjlch~ AG im Rücken, gäbe es in der Bundesrepublik bald keinen Reaktorbau mehr. Der weltweite Markt für Atomkraftwerke sackt .immer schnel­ ler zusammen, Abbestellungen sind an der Tage­ sordnung, Neubestellungen sind nicht in Sicht, In schwierigen Zeiten das Jahrhundertgeschäft mit Brasilien zusam­ Wer da am 6.Marz gemeint hatte, jetzt wird's mengebrochen. herbe, dem kann wohl nicht widersprochen wer­ Der Preissturz beim Öl bringt den weiteweiten den. Energiemarkt zum Tanzen und die Zukunft der Was sich seitdem in unserem Lande abspielt Atomenergie sieht in dem Zusammenhang gar kann einem schon Angst und Bange machen. Di; nicht rosig aus. Nichts desto trotz wird die bun­ Zeit unter den Sozialdemokraten hatte zwar auch desrepublikanische Atomlobby schon dafür sor­ einiges zu bieten, aber die letzten acht Wochen gen, daß die KWU nicht ganz arbeitslos wird. lassen einem die Zukunft doch eher mit schwar­ Der Stop der Volkszählung - ob nun Diebstahl zen Wolken am Himmel erscheinen. des Widerstandes oder nicht - hat uns ebenfalls Die neuen Herren in Bonn haben von Anfang gezeigt, daß Wende nicht gleich Ende sein muß. an keinen Zweifel daran gelassen, daß von nun Die neuen Herren hätten gern gezählt, es war ih­ ein ein anderer Wind wehen soll und der reaktio­ nen nicht vergönnt. naren Sog, den sie entfachen, zieht andere mit. Wir wollen damit nicht bestreiten, daß es in Selten zuvor wurden wir in so kurzer Zeit mit. den nächsten Jahren schlechter wird. Jeder wird soviel erfolgreichen Todesschützen der Polizei das am eigenen Leibe spüren. Das Geld für Auf­ konfrontiert. Die Pistole sitzt wieder lockerer rüstung, für den Jahrhundert-Kanal, den Brüter und es wird eben schneller abgedrückt. Der Zim­ usw. wird denen aus der Tasche gezogen, die oh­ mermann wirds schon wieder richten. nehin nur ein paar Groschen drin haben. Und po­ cs.Gas und Gummi.Qeschosse, die in Nordir­ litisch werden wir auch einen schweren Stand ha­ land und anderswo bereits zu dutzenden von To­ ben. Die zunehmende Integrationskraft der So­ ten führten, sind praktisch auch hier eingeführt. zialdemokraten und einen erstarkenden Gegner Der Landesfriedensbruchparagraph wird gelin­ aus einer ganz anderen Ecke: Die Neofaschisten dert werden. Die bloße Teilnahme an einer De­ werden Zulauf bekommen, und sie werden ein til lliiDf liNI monstration kann schon wieder ausreichen, in Stück weit die Straße zurück erobern. Filii STi*l den Knast zu wandern. Und welches Klima künf• Und dem, der trotzdem glaubt, noch Wider­ tig auf Demos zu erwarten ist, sollen uns Meldun­ stand leisten zu müssen, dem wird ganz deutlich . 111 FlliEM war. .. gen aus Badenwürttemberg zu zeigen: Mit gezeigt, wo es lang geht. Wie uns kürzlich. Nach Toten sei zu rechnen. dem 6. Miliz kam für uns der 9. Miliz. Die neuen Herren haben in fast allen Entschei­ Eines sollten wir bei an dem aber nicht verges­ dungsgremien die notwendigen Mehrheiten um sen: Dies alles passiert in unserem (?) Land, also nachzuholen, was in den letzten 10 Jahren s~zial­ don, wo wir selber die Möglichkeiten haben, uns demokratischer Regierung versäumt wurde. dagegen zu wehren, auch wenn das schwieriger In den nächsten Jahren sollen 9 neue Atom­ werden wird - aber diese Möglichkeiten müssen kraftwerke gebaut werden, der Schnelle Brüter wir um unser selber Willen nutzen. und der Hochtemperaturreaktor zu Ende die Ganz anders sieht es aber in einem Bereich aus, Wiederaufbereitungsanlage nun endgültig g~baut der uns nicht so direkt betrifft und deshalb für werden, der Rhein-Main-Donau-Kanal sowieso. uns auch schwerer zu korrigieren ist. Die Wende Die Kriegs-, Verzeihung, Friedenspolitik, soll ein in Bonn wird für andere als uns eine viel schwer­ wenig offensiver gestaltet werden. wiegendere Bedeutung haben: Seit Kohl an der Und der Protest gegen diese ganzen Sauereien Regierung ist, hat die US-Außenpolitik eine noch wird nun auch noch von der SPD, scheinradikal freiere Hand, als ohnehin schon. Was die Soziali­ soll Leben · auch auf Briefen wie sie sich immer in Oppositionszeiten gebährt' stische Internationale zu EI Salvador meint, aufgesogen. Bei den Ostermärschen standen si; braucht Reagan nun nicht mal mehr taktisch zu Eine Dokumentation Ober den Umgang der dieses Jahr bereits wieder in der ersten Reihe. No interessieren. Deutschen Bundespost mit den Atomkraft· Die Folgen für Länder wie Nikaragua oder EI f~ture! Doch halt, das geht nun doch zu glatt, so Gegnern im Landkreis LOchow· Salvador können verheerend sein. Und auch die einfach geht das ~t der Wende nun auch wieder Dannenberg ist jetzt erschienen. Es geht nicht. WidersprUche bleiben schließlich Wider­ Opposition gegen die Militärs in der Türkei wird dabei um die Anwendung des§ 13 der Po· sprüche, ob nun Schmidt oder Kohl Kanzler ist. es schwerer haben, wo die Faschisten von den stordnung, nach dem Postsendungen mit Der große Boom im Atomprogramm wird neuen Herren in Bonn noch mehr hofiert werden, politischen und religiösen Vermerken von zwar von der Maflll'$Plant, doch das Geld liegt als schon von der alten Regierung. der Beförderung ausgeschlossen sind. Die auch nicht mehr auf der Straße rum. Und den Auch diese Folgen sollten wir uns \lor Augen Dokumentation zeigt Auslegung und seit· RUStungsetat aufblähen, S superteure Pretigeob­ halten, wenn wir nach der Wende zuerst uns in same Praktiken, wie sie im Gorleben Land· jekte fmanzieren, hierhin und dorthin Subventio­ Gefahr sehen. Und deshalb ist es unsere ver­ kreis seit der Standortbenennung fOr eine nen blasen, daß kann auch ein Herr Kohl mit dammte Pflicht, jetzt nicht den Kopf in den Sand WAA praktiziert werden. Strauß im Nacken nicht alles gleichzeitig verwirk­ zu stecken und zu resignieren, sondern den neuen lichen, auch wenn er noch soviel im Sozialbereich Herren zu zeigen, daß wir auch noch da sind. Dokumentation über den Umgang der streicht. Schon aus Solidarität mit den Unterdrückten die­ Deutschen Bundespost mit Atomgegnern Der BBC ist ihr Ausflug in den Reaktorbau ser Welt. im Landkreis Lüchow·Dannenberg auch nicht bekommen. Sie ist jetzt gezwungener­ maßen in Mühlheim-Karlich ausgestiegen. Mit ei­ 20 Seiten • Preis 2,50 DM + 0,80 Porto nem aktuellen Verlust von SOO Millionen plus die Viva el Pueblo Kontakt und Bezug Ober Folgekosten. Und beim Hochtemperaturreaktor HansjOrgen Kabus, Amselweg 9, 3131 Wu· müssen sie wahrscheinlich auch böse zubuttern. strow Der Ausstieg aus dem Atomgeschaft wird zu spät oder gekommen sein für die BBC. Mit einem Stamm­ BI Umweltschutz LOchow·Dannenberg kapital von ISO Millionen wird sie bald den Gang Drawehnerstr. 3, 3131 LOchow zum Konkursrichter antreten müssen. Nach der Konto: Kreissparkasse LOchow, BLZ 258 AEG der zweite Konzern, für den die Atomener­ 513 35 gie der Anfang vom Ende war. Kto.: 2 060 721 2 ln eigener Sache INHALT Die Ereignisse der letzten Wochen sind nicht ohne Wirkung an uns vorbeigegan­ gen. Die endlosen Diskussionen, das. per­ Mastbesetzung in Grohnde ...... 4 · manente Angespanntsein, und daneben noch die KOndigung unseres BOros, hf.lben ihre Spuren hinterlassen. Energiemarkt • OPEC ...... 5 Dies ist ein Grund dafOr, daß wir diesmal Ein Kartell entsteht und zerbricht ...... 8 etwas später erscheinen. Die ersten 3 Wo­ Nach der Genfer Konferenz ...... 11 · chen nach der Razzia waren wir nicht in der - Lage, Ober Standortberichte, OPEC etc. zu diskutieren. Diese Zeit hat uns am Ende Südafrika: AKW Koeberg ...... · . . . . 13 dann gefehlt. Wenn der Staatsschutz das als Erfolg ver­ buchen möchte • er soll es tun. Die Friedensbewegung vor der Stationierung ...... 15 Ein anderer Grund ist der Umfang der jetzi­ Wolfgang Sternstein ...... 16 gen Nummer. Dies erforderte nicht nur ein Über die Bündnis- und Gewaltfrage ...... 19 Mehr an Diskussion, sondern ebenso ein Mehr im technischen Bereich. Kölner Konferenz .... : : ...... ·. . 22 Daß diese Ausgabe dann so geworden ist, wie sie vor Euch liegt, trotzder angespann­ § 129a-Verfahren gegen Atom Express ...... 25 ten Nerven, das verbuchen wir als unseren Erfolg. Stellungnahmen ...... 28 DafOr, daß die Schere, die uns der Staats­ Geschichte des§ 129a ...... 31 schutz in den Kopf setzen wollte, nicht zu­ geschnappt hat, wollen wir allen danken • ob die engsten Freunde oder fernere Be· WAA·Standorte kannte- die uns in den endlosen Diskussio· Dragahn ...... 37 nen, und auch in verzweifelten Augen­ Schwandorf ...... 42 blicken, die Augen aufgehalten haben.

Die Redaktion Standortberichte rund ums Atomprogramm .. : ...... : 44

Kriminalisierung Konrad - Prozesse ...... • • 51 Impressum TodtgiOsingen ...... •.....- .. _. .. 54 Personalausweis ...... 56 Herausgeber: Verein tor eine umweltge­ rechte Energiepolitik e.V., Marlenstraße 10, 34 Göttingen. Energiebroschüre ...... 58

Preis: 3.· DM Ein Abonnement kostet 20.· DM fOr sechs Ausgaben incl. Porto. BOrgerinitiativen, Buchläden und sonstige Wiederverkäufer Liebe AtomExpressler f Die Verkaufszahlen des AtomExpress sind zahlen ab Expl. 2.· DM. tatsächlich zurockgegangen. Die frOheren Alte Atom Express-Nummern schicken wir, Wir schlagen ein Abonnententreffen vor. Großabnehmer, die städtischen Bis haben soweit noch vorrätig, zum Preis von 1.· DM die Bestellungen gekOrzt. Dem entgegen pro Heft incl. Porto zu. Die Verkaufszahlen des AE sind in Celle im steht ein Ansteigen der Kleinabos, die den letzten Jahr stark gesunken. Nach unseren Absoluten ROckgang jedoch nicht verhin· Konto: Verein fOr eine umweltgerechte Informationen ist dies in anderen Orten ge­ dern konnten. Energiepolitik, Marienstr. 10, 34 Göttingen nauso. Wir haben den Eindruck, daß diese Ob die gegenwärtige Schwäche der Bewe· PSchA Hannover Nr. 148 99 • 308 Entwicklung nicht nur aus der gegenwSrti· gung der Grund dafor ist, oder das Konzept gen SchwSche der Anti·AKW-Bewegung zu unserer Zeitung, darOber zu reden sind wir Druck: Steldl, Düstere Straße, Göttingen erklliren ist. Auch die Entwicklung des AE gerne bereit. bezOglieh inhaltlicher Schwerpunkte, Ge­ Wir schlagen deshalb ein Treffen am 18. wichtung von Meinungen· und Themen, V.i.S.d.P. Bernd Weidmann, Reimar Paul, Juni in Göttingen vor. Initiativen und AE· kann zur Verminderung des Verkaufs bei· Enno Brand, Jan Bonorden. Verteiler, die sich dadurch angesprochen getragen haben. fOhlen, möchten wir bitten, uns zu benach· Wir könnten zwar einige Kritikpunkte aus richtigen, um genaueras festlegen zu kön• Göttinger Arbeitskreis unserer Sicht benennen, halten es aber nen. gegen Atomenergie insbesondere wegen Anspruch- und Jahre­ Postfach 1945 (neue Nr.!!!) langer Funktion des AE ·Zeitung der lnitia· Die Redaktion Büro: Marienstr.10 tiven gegen Atomenergie • fOr sinnvoller, Tei.055117700158 die angerissene. Problematik in einem 34 GÖTTINGEN Kreis von Gruppen, Leuten zu diskutieren, die den AE vertreiben, diskutieren und teil­ weise durch BeitrSge mitgestalten.

Bürgerinitiative Celle zum Schutz gegen Atomenergiegefahren 3 Mastbesetzung Grohnde

nLiebe Leute! Kriegsgeschrei in dem Kalkaraufrqf (siehe Fünf Tage lang hatte_der AKW·Gegner Wie Ihr wiß t, habe Ich mich da wegen letzten Atom Express) UiBt mich einer· Claus Berlage einen Strommasten ln der AKW · NEE u.a. auf den Mast gesetzt und selts den Ratschlag erteilen, es doch mal Nähe des Im Bau befindlichen AKW möchte deshalb, daß Ihr · bitteschtJn · fol· mit Johanniskrautöl und mehr Phantasie Grohnde besetzt gehalten. Vor kurzem gendes abdruckt: zu prpbleren · geht in die Natur und fangt hat Ihm die PREAG, das zukünftige Be· 'Allein machen Sie Dich ein', heißt es. dort an zu denken statt in Beton· und Ver· trelberuntemehmen, eine Rechnung prä· aber das klappt nicht, wenn Sie nicht an kabelungsfesseln betonierten Gedanken· sentlert: Knapp 40.000 Mark • Mastmlele•. Dich rankommen und nicht wissen. woran . bahnen zu folgen, die direkt ins schwarze Am 14. März beginnt Claus die Aktion. Es Sie sind. Das gilt IOr gewalt·llt·ige Ak· Loch /Ohren. ist ihm gelungen, in ca. 40m HOhe eine tionsformen, aber auch IOr andere. und Wenn ich in Wllldern, auf Bergen oder am Bretterplattform zu installieren und dar· so entstand die Idee des Mastbewohnans Fluß lebe und dort Krlluter und Wlldge· aufein kleines Zell zu errichten, ohne be· im noch normalen Grohnder Westtal mit mOse sammele. dem Tag·Nach.t·Rythmus merkt zu werden. schöner Morgenröte und Dllmonen zum folge und dort einerseits Ruhe finde und Er will ..gegen meinen derzeitigen Nach· Kirremachen. andererseits den Mut, IOr Freund Natur barn. das AKW Grohnde, symbolisch an· Aber ich will hier nicht Werbung machen. zu kllmplen, dann kommt dabei · trotz gehen, aber auch gegen die anderen Ato· sondern nur verklickern, daß es möglich des dauernden Zugangs zu Waffen · ein manlagen, gegen die miese End!agerung ist, den Ablauf ln der eigenen Hand zu Atomstrommastbewohnen heraus. fOr das und das ganze Oberschwappende Atom· behalten, .wenn mit Verwirrung-Stiften die Preußen Eiektra ca. 40.000 Mark Miete stromprogramm, welches genauso wenig und Unberechenbar-Erscheinen keiner berechnet, aber mit einem Abschlag vn in 'diese Zeit paßt wie Startbahn ~est, den 50m·Abstand verringert. Alles andere 26.000 DM zufrieden sein will. Rheln·Main·Donau·Kanal .u.a .• • steht in Ist reine Trainingssache und Selbstsugge­ Lacht mit mir und macht Sachen. Ober der ersten seiner Erklärungen, die er un· stion. Raus kommt etwas. was dann auf die die Leute, die noch nicht zu uns geh6· ter dem Mast deponiert hat oder mit Luft· dem Lebensweg normal erscheint und bei ren. schmunzeln und noch Achtung emp· ballonsauf die Erde schickt. Claus unter­ dem Mittel und Zweck Obereinstimmen · finden. schreibt · in Erinnerung an de.n von der und was auch ln einer Öko-Paxe· Wer brOderlichlschwesterlich.zusammen· französischen Polizei bei Malvilla getöte· Gesellschaft an.erkannte Kampfformen lebt und die Natur erhält. der wird von ten AKW-Gegner Vital Michalon • mit •MI· sein können. Menschen und Natur erhalten. chel Vltalon• und sorgt in den ersten·Ta· Auf zwei Geschehnisse mlJchte ich noch Im Moment versuche ich, die hiesigen gen aucll son~t IOr reichlich Verwirrung eingehen: Wegwerfllaschenproduzenten per olle· bei Polizei-und Presse. · Franz Alt. Report. hat von der skandalbe­ nem Brief und Sammelaktion mit ROckbe· Er verlaßt w~chselweise Briefe in deut· flickten Partel (... ?. können wir nicht le­ förderung zur Verhaltenslinderung zu be· scher, englischer und französischer Spra­ sen) einen Verweis wegen Informationen. wegen. macht doch bitte mit ... che. spuckt nachts Feuer und will den bzw. Vergleich von gewaltlosen Demon· Oder pflanzt Bllume und Sträucher ... französischen Botschafter sprechen. ln stratiansformen bekommen · ein Zeichen oder sagt den Atomenergieunternehmern Zeitungsmeldungen wird zunächst sogar für die Angst -dieser Menschen. wenn sie jeden Tag Eure Meinung ... von zwei Mastbesetzern berichtet. Leute mit guten Ziel'en nicht mehr wegen . Oder ... benutze Deinen Kopf. Oie PREAG sieht sich genötigt, die ihrer Aktionsform verteufeln können! 380kv-Leitung abzuschalten; die Staats­ Der Legitimationsversuch. bzw. die Verml· Mit Iebens/reundlichen GrOBen macht . auch Beamte eines Sondereln· schung von altbekannten Tatsachen mit Claus Berlage Satzkommandos sind mobilisiert worden beschränkt sich auf Beobachten und nächtliches ·Ausleuchten qes Gesche· hens. Am Abend des 17.3.. zwei Tage vor dem ,,6. Jahrestag• der versuchten militanten Bauplatzbesetzung in Grohnde, bricht Claus die Aktion ab, während der er im Obrigen auch einen Hungerstreik durchge· IOhrt hat. Während die Staatsanwaltschaft Ihn of· fensichtlich nicht belangen will, hat ihm jetzt die PREAG eine Rechnung aufge­ macht: ~>Mit v.orzOglicJ,er Hochachtung .. Iordern zwei Herren von der Hauptverwal· tung 39.636.34 Schadensersatz, denn: .. Durch Ihre Besetzung haben wir zu ih· rem Schutze die Leitung in diesem Zel· traum abstellen und Personal berellstel· len müssen.• Vorerst, wie gnädig, will man sich mit ei· ner Abschlagszahlung von 24.000 Mark zufriedengeben. Claus will weder die eine noch die andere Summe bezahlen. Ihm und seiner spektakulären Aktion ist es zu verdanken, daß das Thema Grohnde wieder ein wenig ins Gerede gekommen · ist. Der Bau des AKWs steht schließlich vor seiner Vollendung. Einen Monat später hat uns Claus einen Brief geschickt, den wir nachfolgend • so­ weit wir die Schrift entzlffern konnten · veröffentlichen: ...._.. Rlpot .. heben • ...... Geechlhel1 en Ort und Stele~ ... 4 Die Energiemärkte wanken: OPEC· ein Kartell ..zerbricht

'"" R.nnl'r I 1

,. --- träger zu verdrängen. ln der Bundesrepu­ blik waren noch im Jahr 1960 74,5% der ln den ersten Monaten dieses Jahres waren die Zeitungen voll von Mel­ eingesetzten Primärenergieträger feste dungen über den Preisverfall auf den Weltölmärkten und seinen mögli· Brennstoffe (vor allem Steinkohle und chen Folgen. Nach dem Scheitern der Genfer OPEC-Konferenz vom Ja­ Braunkohle). Zehn Jahre später waren es nur noch 38%, während der Mineralölan• nuar 1983 und der zunächst erfolgreichen Folgekonferenz vom März ste­ teil am Primärenergieverbrauch sich im hen zwei Fragen im Mittelpunkt des Interesses. Wie tief werden ~.ie Prei­ gleichen Zeitraum von 21% auf 53% stei­ se sinken, ist die eine Frage. Wer wird auf den internationalen Olmärk• gerte. Erdöl und Erdölprodukte trieben ten seinen Anteil auf wessen Kosten erhöhen, ist die andere. nicht nur die Motorisierung voran. Sie drängten auf den Wärmemarkt und stießen in den Bereich der Stromerzeugung vor. ln dieser Zeit starben in der Bundesrepublik Ein Zerfall der OPEC könnte zudem ein für Seide Fragen zusammen entscheiden Ober die Zechen und wie bei uns, so auch in den die Völker sehr kritisches Kapitel um wirt· die Zukunft der OPEC. Trötz starker Inter· anderen westlichen Industriestaaten. essengegensätze innerhalb der OPEC ist schaftliehe Macht· und Einflußsphären noch nicht ausgeschlossen, daß es zu ei· einleiten. Namentlich der US· '!LQ~n .. siebziger Jahren konnten die wach· ner Einigung Ober die Förderquoten Imperialismus würde sich verleitet sehen, senden Energiebedürfnisse der Welt mit kommt, die Ober längere Zeit hält, nach· die alten Besitz- und Machtverhältnisse den bekannten Erdölreserven nicht mehr dem die Durchschnittspreise für Kontrakt· der Jahre vor 1973/74 wiederherzustellen. lang_e~~e.f!!.e~t werden. Neue Energjeträ• öl mit den Förderstaalen sich auf dem Ni· Rohöl würde dann zwar auch nicht 3$ pro g~!-~I!~~.Ers;ü;i®,rkommen, wje das veau eingependelt haben, auf dem das Barrel wie vor 1973 kosten. Unter 20$ wird Nordseeöl, mußten erschlossen werden. nicht kontraktgebundene Öl auf den Spot­ der Rohölpreis kaum sinken. Wohl aber Fmanz1ert wurde das durch erhöhte Ölprei· märkten gehandelt wird. Dies würde be­ könnten die multinationalen Konzerne ver­ s~ denen sich die anderen Energieträger deuten, daß das saudi-arabische Standard· suchen, eine Reprivatisierung des Ölsek· anpaßten. Die Preisschübe von 1973/74 öl, statt wie früher zu 34$, mit einem Li· tors zugunsten der Ölkonzerne einzuleiten, und von 1978/79 lagen auch im Interesse stenpreis von 28-29$ gehandelt würde. Alle um mit OPEC-Öl nicht nur zu handeln, son· der. multinationalen Gesellschaften, die anderen Ölsorten würden, entsprechend dern um es wieder zu besitzen. als Eigentümer beträchtl.icher Ölmengen, ihrer Qualität und den Transportbedingun· Denn dies ist die gesellschaftlich und poli· außerhalb der OPEC Riesenprofite ein· gen zu den jeweiligen Märkten, dann weni· tisch weitreichenste Veränderung der steckten und sich in dieser Zeit aus Ölge• ge Dollar darüber oder darunter liegen. ln Energiewirtschaft in den Siebziger jahren. sellschaften zu Energiegesellschaften diesem Fall könnte eine denkbare Verk­ Während 19ZQ noch..§l:/oJ!_es auf den Welt· mauserten. Wäre es nicht optimal, so nappung auf den Weltmärkten Ende der märkten gehandelten Ols im Besitz der sie· denkt man in den Konzernzentralen, von achtziger Jahre die OPEC erneut zusam­ ben großen Olkonz r (Exxon, Shell, Mo- dieser Position her auch wieder den Öl· menführen, denn Marktstärke war und ist l , excaco, Socal, Gulf, BP) war, lag de· markt zu dominieren und mit einem Super­ eine der notwendigen Voraussetzungen für ren Eigentumsanteil 1980 nur noch bei kartell für Öl, Kohle, Gas (aus der Kerne­ den Zusammenhalt der OPEC. Allerdings ~m gleichen Zeitraum sank der ~il nergie ·sind diese Gesellschaften ausge­ ist diese Perspektive Oberhaupt nur dann anderer privater Gesellschaften v 0 o stiegen) das Wohl und Weh von minde· vorstellbar, wenn es im Laufe dieser Jahre au o, w ren ~Anteil .c.i~ .G.e.sell· stens zwei Dritteln der Menschheit zu be­ zu einer weltweiten Konjunkturbeleb\,Jng schatten im staatlichen Besitz von 6% stimmen. Denn ohne Energie geht nichts. kommt und c.iie Energienachfrage wieder 4 % anstiea.. (Bilan economique et social Das weiß man nicht nur in Dallas. J.R. läßt rasch steigt. 1981, Paris 1982) schön grüßen. Wahrscheinlicher ist aber eine andere Ent· Oberangebot und Konkurrenzdruck: die Öl· Wie in den alten Zeiten wicklung. Nachdem 1981 deutliche Risse märkte seit 1980 im OPEC-Gefüge sichtbar wurden und im ln den ersten zwei Nachkriegsjahrzehnten Seit 1980 ist die Nachfrage nach Öl auf den Laufe des Jahres 82 die innere Krise der beherrschten die multitnationalen Ölge• Weltmärkten beständig gesunken. Ein OPEC voll aufbrach, kann 1983 das Ende sellschaften unangefochten die Olmärhle ~hfragerückgang von_!% auf ~0 wur­ der OPEC in ihrer heutigen Form bedeuten. der Welt. ln diesem Zeitraum hielten sie de ~1 von einem Rückgang um M 0/o Dies wäre dann keinesfalls nur ein auf die den Olprejs ojedrjg, um die Kohle aus ihrer übertroffen. W ging die Nachfrage dann Energiemärkte beschränktes Phänomen. dominierenden Stellung als Primärenergie- noch einmal um .lli zurück. (PE, Jan. 1983) Der Machtverlust der OPEC böte Chancen für einen Machtzuwachs an anderer Stelle. Tabelle 1: Rohölförderung ausgewählter Ölexportländer (in Millionen Tonnen)* ~dem haben die einkommensstarken OPEC Länder ihre Überschüsse (petrod_ol· 1980 1981 1982 lar) auf den Eurodollarmärkten k r· Saudi-Arabien • 496 (16,2) 490 (16,9) 325 (11,8) ange eg . 1e anken haben diese Gelder Kuwait* 81 (2,7) 56 (1,9) 42 (1,5) aber zum großen Teil wieder als mittel- und Abu Dhabi* 64 (2, 1) 54 (1,9) 42 (1,5) langfristige Kredite weitergegeben. Ein Dubai* 18 18 18 großer Teil der Kreditnehmer, darunter Katar* 30 (1,0) 19 16 auch eJdölexportierende Länder wie Mexi· Iran* 77 (2,5) 65 (2,2) 98 (3,6) ko, Venezuela, lndonesien oder Nigeria, Irak* 130 (4,2) 45 (1,5) 8 (1,7) stehen aber vor dem Bankrott. Kämen die Lybien• 86 (2,8) 54 (1,9) 55 (2,0) OPEC-Staaten in finanzielle Bedrängnisse, Algerien* 52 (1,7) 37 (1,3) 55 (2,0) ~J<_?nnte ein Abzug der kurzlnstig im- Nigeria* 108 (3,3) 71 (2,5) 64 (2,3) 9elegten Gelder die Verschuldungskrise ei· lndonesien* 79 (2,6) 79 (2,6) 65 (2,4) niger Länder zu einer weltweiten Finanzkd· Venezuela* 113 (3,7) 111 (3,8) 100 (3,6) se werden lassen. Dem steht entgegen, Mexiko 107 (3,5) 128 (4,4) 148 (5,4) daß eine drastische Senkung der Ölpreise Großbritannien 80 (2,6) 89 (3,1) 103 (3,7) beim Zerfall der OPEC auch wie eine welt­ Norwegen 24 24 24 weite Konjunkturspritze wirken kann. Ägypten 30 (1,0) 32(1,1) 34 (1,2) Schließlich kämen beim Sinken der Ölprei• USA 482 (15,8) 478 (16,5) 480 (17,4) se alle energiewirtschaftliehen Umstruktu­ Kanada 83 (2,7) 76 (2,6) 73 (2,6) rierungen der letzten zehn Jahre ins Sowjetunion 604 (19,7) 609 (21,0) 612 (22,2) Stocken. Programme zur Energieeinspa­ VR China 106 (3,5) 101 (3,5) 101 (3,7) rung wären ebenso betroffen, wie die ver­ stärkte Nutzung der Kernenergie, der Koh· *OPEC Mitglieder, **aufgerundete und abgerundete Zahlen le oder anderer Energieträger. Auch die Er· Quelle: Petroleum Economist schließung teurer Ölvorkommen wäre da­ von betroffen. 8 Auch tor 1983 ist noch einmal mit einem leichten ROckgang zu rechnen. (Vgl. PE, Energieträger Prognose 1 Prognose 2 Prognose3 Prognose 4 a.a.O.) Der allgemeine ROckgang von Mineralöl 5,0 (27) 5,1 (35) 4,7 (33) NaQbfrag~ um! Produktion auf den Welt- 4,7 (28) Kohle 'ffiärkten traf allerdings die OPEC Länder 5,3 (28) 4,2 (29) 4,5 (30) 5,9 (35) Erdgas 4,0(22) 2,7 (18) 4,5 (30) 3,4 (20) besonders stark. Ihr Anteil fi~l von ~f Kernenergie 82 um 17,5% (PE, Jan. 1982 und Jan. 1983) 17 (9) 1,4 (10) 1,5 (10 Tabelle 1 zeigt die Produktionsziffern einer Wasserkraft 1,2 (6) 0,9 (6) 0;9 (6) 1,7 (10)* Sonstige• • Reihe von Ölexportländern von 1980 bis 1,4 (8) 0,2 (2) 0,3 (2) 1,3 (7) 1982 (in Klammern der Marktanteil) Insgesamt 18,6 14,6 15,0 17,0 *Kernenergie und Wasserkraft t:JL UNTER DRUCK • *e.inschließlich alternativer Energien Tabelle 2 Prognose 1:Weltenergiekonferenz, Conservation Commission, Monehen 1980 31,3 30,9 Prognose 2:Wolf Häfele, Energy in an finite world, A Global Energy Systems Analysis, Report by the Energy System Program Group of the IIASA, Cambridge (USA), 1981, Low Scena­ rio Prognose 3: Exxon Corporation, World energy outlook, New York, Dezember 1980 Prognose 4: Deutsche BP AG, Energieperspektiven 1950-1980-2010, Harnburg 1981

derung wieder ausgeweitet. Zur Schah Zeit darfsprognosen einiger Forschungsinsti­ förderte der Iran knapp 300 Millionen Ton­ tute und Ölgesellschaften fOr das Jahr nen Rohöl jährlich und lag damit nur um 2000. Diese Prognosen Oberschätzen die ca. 100-150 Millionen Tonnen unter der Pro­ Nachfrage noch meiner Meinung nach duktion der Saudis. Vom Förderpotential deutlich, weil sie die Möglichkeiten der her könnte der Iran seine Produktion ohne Energieeinsparungen unterschätzen und große Schwierigkeiten verdoppeln, und was die volkswirtschaftlicheh Rahmenda­ würde damit den Konkurrenzdruck gegen­ ten angeht, von zu hohen Werten des Wirt­ Ober den anderen Golf-Staaten spOrbar er­ schaftswachstums ausgehen. Zudem spie­ höhen. len diese Prognosen auch die Möglichkei• ten einer alternativen Energieerzeugung und Versorgung bewußt herunter. Trotz­ Rohölpreise dem sind die Daten der Prognosen als m Dollar je Barrel Weltwelt sinkende Kennzeichnung von Obergrenzen notzlich. Nachfrage ••• Denn selbst bei der Annahme der Errei­ chung dieser Obergrenzen zeigt sich, daß der Mineralölverbrayc.tL..auL der ganzen Welt bis zum Jahr 2000 als stabil an~e­ Nur von den Ölmärkten her gesehen, wir­ il€m-.. WirdbzVi"-nurnoch-QeringfOgig ken sinkende Importquoten in allen Län• wächst. Zum Vergleich: die Gesamtnach­ dern. Die besonders gravierenden ROck­ frage nach Energie betrug 1980 auf der I gänge in den USA als dem größten Ver­ Welt 8,55 Mrd. t SKE. brauchermarkt und die Steigerungen der ~~~~~~~~~~· Förderungen einiger Länder innerhalb und außerhalb der OPEC zusammen wOrden al­ und steigendes Angebot lein schon jedes Produzentenkartell in Schwierigkeiten bringen. Hinzu kommt, Einem nicht mehr expandierenden Markt ln der Tabelle sind auch die USA aufge­ daß sich diese Entwicklungen in den näch• steht aber in den nächsten Jahren ein noch führt, die das selbst geförderte Öl nahezu sten Jahren noch verschärfen werden. Nie­ weiter anwachsender Angebotsdruck ge­ ausschließlich im Inland verbrauchen. Nur mand rechnet mit einer drastischen Steige­ genüber, der erst Ende der achtziger Jahre geringe Partien des Alaska-Öis werden rung des Rohölverbrauchs wie zwischen nachlassen dürfte. Neben der Tendenz der nach Japan ausgeführt. Allerdings bedeu­ 1950 und 1970. ln einer Prognose der ESSO Subsitution des Energieträgers Erdöl und tet die seit Jahren relativ stabile Inlands­ AG for das Jahr 1990 wird fOr die BAD ein der schwer einschätzbaren Einsparungser· produktion in den USA, bei einer auch dort ROckgang des Ölverbrauchs auf 110,7 Mil­ folge stehen auch auf den Ölmärkten sel­ gesunkenen Nachfrage, eine Minderung lionen Tonnen (1981 = 118,2 Mill. Tonnen) ber die Zeichen auf Uberfluß. der Exportchancen for andere. ln den USA angenommen. Im Jahr 2000 sollen es so­ Zum einen werden ~J}~!JJ~.Q V{!r_s.Q.rm!!l9§­ hat diese Entwicklung vor allem die OPEC gar nur noch 97,9 Millionen Tonnen sein gebiete, die nach der Ölkrise 1973/74 er­ Länder des Nahen Ostens und Afrikas ge­ (SZ, 10.7.81). Eine noch pessimistischere schlossen wurden erst Mitte_ger achtzi~r troffen, während vor allem Mexiko seine Prognose der Shell AG gibt den Inlandsver­ ...J.abre ihren Produktionshöhepunkt errei­ Exporte in die USA drastisch erhöhen brauch an Mineralöl in der Bundesrepublik chen. Dies gilt fOr die Nordsee, Mexiko, konnte. (Vgl. PE, Jan. 1983) fOr das Jahr 2000 in einer Größenordnung zum Teil auch für Alaska. Zum zweiten wer­ Auch die SU und die VR China exportieren zwischen 84 und 77 Millionen Tonnen Öl den Mitte der acmztQer Jahre neu er­ Mengen ihres geförderten Rohöls, Großbri• an. der prozentuale Anteil des Mineralöls schlossene Quellen die Marktversorgung tannien konsumiert zwar selbst große Men­ an der gesamten Versorgung mit Primäre• mit Obernehmen können. Der Umfang die­ gen des Nordseeöls, liefert aber auch fOr nergiev liegt dieser Prognose nach zwi­ ser Quellen kann z.Z. noch nicht angege­ die Weltmärkte. So bezieht die Bundesre­ schen 30,3% und 36% im Jahr 2000, da ben werden, da sie sich noch im Stadium publik inzwischen mehr Öl aus Großbritan• selbst unter der Voraussetzung eines noch der Erschließung befinden. Zu ihnen gehö• nien als aus Saudi-Arabien. Alle anderen wachsenden E.edarfs an Primärenergie, Öl ren u.a. die Vorkommen vor der KOste Kali­ aufgeführten Staaten produzieren aber als Energieträger mehr und mehr durch forniens, sowie die Vorkommen im Norden hauptsächlich fOr die Weltmärkte. Aus der Kohle, Gas und Kernenergie verdrängt wer­ Kanadas und in Alaska (Beaufort See und Tabelle geht eine deutliche Verschiebung den soll. (Vgl. Deutsche Shell AG, Stabili· Arctic lslands). Voraussetzung der .Er­ auf den Weltmärkten hervor. Während z.B. sierung nach der Trendwende - Szenarien schließung djeser Quellen ist allerdings Mexiko und Großbritannien ihren Anteil an fOr den Energiemarkt der Bundesrepublik ~!l Ö(prejs njQht unter 25 ~ pro Barr~ der Weltförderung rasch erhöht haben, Deutschland, Harnburg April 1982) Auch im Interesse der dort tätigen multina­ sind die Golf-staaten und Nigeria die gro­ Nicht anders die Situation auf den Weit­ tionalen Ölgesellschaften darf der Ölpreis ßen Verlierer. Auch der Iran hat seine För- märkten. Tabelle 2 zeigt die Energiebe- deshalb auch nicht zu tief sinken.

7 Ein Kartell entsteht

Als ein Kartell wird gemeinhin ein Zusam­ Als die OPEC 1960 vom Irak, dem Iran, Ku­ zwischen unabhängig geworden, in lybien menschluß von Produzenten oder Konsu­ wait und Venezuela gegründet wurde, wur­ war die Monarchie gestürzt und am 1. Sep· menten bezeichnet, der Ober die Kontrolle den ihre Ölvorräte zu 94% von d.en sieben tember 1973 nationalisierte Ghadafi alle im eines Warenangebots oder einer Waren­ Schwestern und der französischen CFP land operierenden Ölgesellschaften. ln al­ nachfrage besonders günstige Preis (zu (Compagnie Francalse de Petrole) kontrol­ len arabischen Staaten gewannen nationa­ hoch oder zu niedrig) durchsetzen kann. liert. listische und antiimperialistische Kräfte Konsumentenkartelle sind vergleichswei­ Der Ein.fluß der Staaten auf Preise und För• an Einfluß. se selten, Produzentenkartelle sind für den dermengen war faktisch nicht existent. - Schließlich muß die tatsächliche Ab· Spätkapitalismus hingegen geradezu ty­ Während des Sechstagekrieges im Juni hängigkeit der Energieversorgung der pisch, und wenn es nicht ganz zum Kartell 1967 verhängte der Irak einen Ölboykott westlichen Industriestaaten vom Öl gese­ reicht, dann zumindest zu einem System gegen den "imperialistischen Westen" und hen werden, die Anfang der Siebziger Jahre von Absprachen. das eine kartellähnliche als S'audi-Arabien mit einem Teilboykott sich voll herausgebildet hatte. Wirkung zeigt. gegen England und die USA nachzog, er­ - Eine Sonderrolle, wenngleich von einer Im Grunde ist die Weltölwirtschaft seit wies sich diese Maßnahme als totaler marktmäßig gesehenen besonders durch- mehreren Jahrzehnten kartellähnlich orga­ Fehlschlag. Der Iran und Venezuela erhöh· . schlagenden Position, spielen hier die nisiert. Oie "sieben Schwestern" beherr­ ten ihre Förderungen und Länder, die da­ USA. Sie waren bis etwa 1960 ein großer schen schon seit den dreißiger Jahren den mals wie Lybien noch auerhalb der OPEC Ölexporteur. Ungefähr ab 1960 übersteigt Weltölmarkt und steuern Angebot 'und standen, versuchten die günstige Gelegen­ die heimsiehe Nachfrage die Produktion in ~- Innerhalb des Kartells gab und gibt heit zu nutzen, um ihre Förderung zu stei­ den USA. 1970 mOsen die USA schon 28% es zwar Widersprüche und Interessen­ gern. des Öls importieren, sind es schon ca. 290 kämpfe. Insgesamt haben sich die Gewich­ Mill. t Rohöl und der Importbedarf der USA te im Kartell seit etwa 30 Jahren deutlich liegt von 1977 bis 1980 bei über 400 Mill. t. zugunsten der US-Gesellschaften verscho­ Der Umschwung jährlich. Hier entstand also ein beträchtli· ben. Da der gemeinsame Nutzen aber im­ eher Nachfragesoq. mer größer war als der mögliche Erfolg des vereinzelten Vorgehens der einen oder an­ Der Umschwung Anfang der siebziger Jah· Die Verkettung dieser Faktoren schuf deren Gesellschaft, hat das Kartell der sie­ re ist das Ergebnis eines komplizierten 1973/74 die Möglichkeiten zu einer effekti· ben Schwestern bis heute gehalten. Wechselverhältnisses zwischen ökonomi• ven Kartellpolitik, und die so gewonnene schen und politischen Faktoren, zwischen Marktmacht legte wiederum die Grundla· Die OPEC wurde formell schon 1960 ge­ langfristigen Interessen und kurzfristigen gen für eine weitgehende Änderung der Be· gründet Bis Anfang der Siebziger Jahre Gewinnerwartungen. Sitzverhältnisse bei den großen Förderge· führte sie ein Schattendasein. Wenn wir seilschalten im OPEC-Bereich. den Preis ais ein wesentliches Erfolgskrite· Als Faktoren dieses Bezugsrahmens wä• rium nehmen, dann war die OPEC bis An­ ren zu nennen: Der Preisschub 78179 ist dann schon weit· fang der siebziger Jahre .ausgesprochen - Das Interesse der Ölmultis ari der Er· gehend das Ergebnis der eingesetzten Kar­ erfolglos, denn von 1960 an begannen die Schließung neuer Reserven für einen im· tellmacht der OPEC. Zu diesem Zeitpunkt Rohölpreise bis 1970 sogar zu sinken. Ta­ mer-noch expandierenden Ölmarkt. Höhe• beginnen die Bedingungen für den Zusam· belle 3 zeigt die Entwicklung der Nominal­ re Preise sollten diese Investitionen finan· menhalt des Kartells aber schon zu zerbrö· preise für das saudi-arabische Standardöl zieren und auch die Basis für die ange· sein. Vor allem Saudi-Arabien dreht zu die· von 1950 bis 1982. Das Bild ist ~llerdings strebte Ausweitung der Multis auf andere sem Zeitpunkt den Ölh-ahn so weit wie durch die fehlende Berücksichtigung der Energieträger liefern. möglich auf, um einen weiteren Preis· Preissteigerungen für andere Güter auf schub,. den die "Kartellfalken" fordern, zu - Die Erwartung von Windfall-profits aus verhindern. Tabelle 4 gibt eine Übersicht den Weltmärkten verzerrt. Unter Berück• Quellen, die nicht Eigentum der OPEC­ sichtigung der Preissteigerungen wäre der Ober die Entwicklung des Verhältnisses Staaten waren (damals auch noch be­ von Angebot und Nachfrage auf den Öl· Preisverfall für Rohöl von 1960 bis 1970 trächtliche Mengen des OPEC-Öls). noch etwas deutlicher, während in der Zeit märkten außerhalb der realsozialistischen zwischen 1974 und 1978 die realen Preise :..... Kräfteverschiebungen innerhalb der er· Länder seit 1979 mit einer Schätzung für für Rohöl stabil blieben. dölexportierenden.länder. Algerien war in· dieses Jahr.

Tabelle 3: Preisentwicklung für saudi- · Tabelle 4 arabisches Standardöl Gleichgewicht am Welterdölmarkt, nichtkommunistische Länder (Angaben in Mill. Barrel pro Tag) Zeitraum Preis (in $ pro Barrel) Nachfrage 1979 1980 1981 1982 1983* 1950-54 1,78 1955-59 1,82 52,1 49,5 47,1 45,4 44-45 1960-64 1,42 1965-69 1,31 Angebot 1970 1,30 1971 1,65 OPEC 31,4 27,4 23,2 19,3 19-20 1972 1,90 davon Saudi-Arabien 9,8 10,3 10,2 7,0 1973 2,70 Nicht·OPEC 19,9 .20,6 21,2 21,1 22·23 1974 9,76 Raffineriegewinne und 1975 10,72 Exporte kornmunisti· 1976 11,51 scher Länder 2,1 2,1 2,1 2,3 2,5 1977 12,40 1978 12,70 1979 16,97 Gesamtangebot 53,4 50,1 46,5 43,7 1980 28,67 1981 32,00 Nov. 81-1982 34,00 Quelle: Financial Times, 26.1.1983 Quelle: fakten, 15. Jg. Nr. 1/1982

8 und zerfällt Der geschilderte Wirtschaftsdruck von au­ ßen ist sicher ursächlich fOr die Krise der OPEC. Zu diesem Druck von außen treten die Widersprüche zwischen den OPEC­ Staaten verstärkend hinzu. Diese Wider­ sprüche betreffen alle Ebenen. Teilweise liegen sie in vorgefundenen Unterschieden des gesellschaftlichen Rahmens begrün• det. Teilweise entwickeln sie sich aber auch erst jetzt auf der Basis unterschiedli­ cher gesellschaftlicher und politischer Zielvorstellungen. Der OPEC gehören autoritär-kapitalistische Staaten, mit im­ mer noch wirksamen feudalen Relikten wie die Golfscheichtümer und Saudiarabien ebenso an,wie progressiv- antiimperiali­ stisch orientierte Länder wie Lybien und Algerien. Einige Staaten sind bevölkerungsreich, fast überbevölkert, wie lndonesien und Ni­ geria, während die bevölkerungsarmen Golfstaaten schon dann den privaten Wohlstand ihrer Einwohner mehren kön• nen, wenn sie nur einen Teil der Einnah­ men aus den Ölverkäufen auf dem Feld der sozialen Wohlfahrt investieren. Noch nicht einmal die Verfügbarkelt von Rohöl ist ver­ gleichbar. Tabelle 5 gibt die wirtschaftlich schüsseschon auf 58 Mrd. Dollar und 1982 Allein das Ölförderland Mexiko steht mit gewinnbaren Vorräte an Erdöl und Erdgas rutschte die OPEC in ein Leistungsbilanz­ geschätzt 83 Mrd. $ in der Kreide(NZZ, der OPEC-Staaten wieder. Diese Angaben defizit von geschätzt minus 2 Mrd. $. (SZ, 27.1.83). Mexiko ist kein OPEC-Mitglied, zeigen nicht die absolute Menge des för• 18.5.82) aber wie die verschuldeten OPEC­ derbaren Öls und des förderbaren Gases, Diese ÜberschOsse verteilen sich aber Mitglieder kann es sich kurzfristig nur da­ da immer noch neue Vorkommen entdeckt nicht gleichmäßig auf alle Staaten, son­ durch Luft verschaffen, daß es so viel Öl werden können und durch intensivere För• dern konzentrieren sich auf die bevölke• wie möglich auf die Weltmärkte drOckt, um dermethoden (tertiäre Technik} der Aus­ rungsarmen Staaten am Golf. zu Einnahmen zu kommen. Allein Mexiko beutungsgrad der Lagerstätten noch be­ mit seiner hohen Ölförderung und seiner trächtlich gesteigert werden kann. Dies er­ Nähe zum US-Markt worde ein Kartell wie fordert jedoch hohe Kosten, und ist damit Die Verschuldung die OPEC in Bedrängnis bringen können. direkt auch von der Angebotssituation und Einigen OPEC-Ländern geht es ähnlich. den Preisen abhängig. wichst zunehmend Unter ihnen tobt eine heftige Konkurrenz um die Erhöhung der Marktanteile, nur ~.om Die anderen Staaten haben ihre ÖleinkOnf• nicht zahlungsunfähig zu werden.. Eine Tabelle 5: Wirtschaftlich gewinnbare Vor­ te in eigene Entwicklungsprojekte ge­ Aufstellung der internationalen Bankkredi­ räte an Öl und Erdgas der OPEC-Länder (ln steckt, oder zum großen Teil zur Finanzie­ te in Eurowährungen von 1979 bis zum Ok­ Mill. Tonnen, Stand 1982) rung eines aufgeblasenen Mikrokosmos tober 1982 (Tabelle6) fOr einige ölexportie· fOr die herrschenden Oberschichten ver­ rende Länder ergibt folgendes Bild. Land Erdöl ErCigas schleudert. Je nach den innergesellschaft­ T.abelle 6: lndonesien 1.321 776 lichen Macht- und Klassenverhältnissen Internationale Bankkredite in Eurowährun· Abu-Dhabi 4.116 552 dominierte das eine oder das andere. Die­ gen (in MRD. $) Iran 7.830 13.705 se Staaten haben dann die wachsenden Irak 3.990 773 Land 1979 1980 1981 Jan.82· Entwicklungsbedürfnisse des privaten Okt.82 Kuwait 9.293 981 Ko11sums der Oberklassen und der Finan­ Saudi-Arabien 22.952 3.346 zierung von wirtschaftlichen Aufbaupro­ Mexiko 8.243 5.971 7530 7.488 Algerien 1.030 3.707 jekten und Infrastruktur in den letzten Jah­ Ekuador* 593 1.209 934 815 Lybien 2.979 657 ren auch auf Kreditbasis vorangetrieben.? lndonesien * 1.061 1.435 725 922 Nigeria 2.233 1.147 Damals herrschte noch keine Hochzinspo­ Nigeria* 1.373 1.330 1.802 1.963 Ecuador 118 122 litik. Damals konnte bei einem erwarteten Venezuela* 6.830 6.715 7.559 6.328 Venezuela 2.908 1.331 Bedarfszuwachs an Öl für die Weltmärkte Gabun* 304 mit wachsenden Öleionahmen gerechnet * OPEC-Mitglieder werden, um die Kreditzinsen zahlen zu kön• Quelle: Euromärkte Heute, NZZ, 23.11.1982 *Angabe von 1975 nen und um Kredite langristig zurückzah• Zur Verschuldungssituation dieser Länder Quelle: Jahrbuch für Bergbau, Energie, Mi­ len zu können. Aber dann stiegen die Zins­ kommt noch die spezifische Lage des Iran neralöl und Chemie, 1982 sätze, angetrieben durch die Hochzinspöli• und des Iraks, die sich im Kriegszustand tik der US-Regierung und gleichzeitig fie­ befinden. Während der Iran z.Z. seine För· len die Öleionahmen durch sinkende Nach­ Ergeben sich aus den genannten Unter­ derungen erhöht, um den Krieg finanzieren fragen und fallende Preise. schieden schon Disparitäten im Kartell, so zu können, muß der Irak Kredite aus Saudi· hat die Entwicklung der zahlungsbilanze­ Nach einer Schätzung des Deutschen In­ Arabien und anderen Golfstaaten in An­ nund Geldüberschüsse die Zentrifu·galkräf• stituts fOr Wirtschaftsforschung belaufen spruch nehmen. Anfang 1983 meldeten di· te im OPEC-Gefüge weiter verschärft. Grob sich die Schulden der Entwicklungsländer plomatische Kreise aus Kuwait, daß der gesagt haben die OPEC-Staaten bis 1980 Ende 1982 auf rund 700 Mrd. $, 500 Milliar­ Irak einen neuen Kredit von 7 Mrd. $ aufge­ große Finanzüberschüsse entwickelt. lhfe den Dollar entfallen davon auf Bankkredi­ nommen hätte, nachdem seine Kreditsum­ Leistungsbilanz betrug 1979 plus 62 Mrd. $, te. (SZ, 29./30. 1. 83) me bei Saudi-Arabien und den Golfstaaten 1980 plus 110 Mrd. $. 1981 fielen die Über- vorher schon bei 25 MRD. $ gelegen hatte. (Financial Times, 31.1.1983) 9 Selbst bel einer raschen Beendigung des Krieges mOSte der Irak seine Ölproduktion Der Golfkrieg zwlach• n so schnell wie möglich erhöhen, um sei­ dem lr• n und dem lr8k nen Kreditverpflichtungen nachkommen zu können. kostet Mllll•rden Von elner.Konferenz zur nächsten Seit Ende 1981 hat die OPEC immer wieder Land Finanzielle Förderniveau Wien • Oktober Januar Gent•• versucht, Ihre Inneren Gegensätze durch Reserven auf Ertrags· 1982 1983 eine Einigung auf gemeinsame Richtpreise (in Mrd. $) bilanzbasis jeweils in 1.000 Barrel/Tag und ein-e Festsetzung der Förderquoten zu glätten. Jedes geschlossene Abkommen Saudi-Arabien 160,0 6.410 7.000 5.960 4.400 4.700 Ist mit schöner Regelmäßigkeit wieder ge­ Kuwah 75,0 . 900 650 860 750 1.100 brochen worden. Im März vergangeneo Ver. Emirate 20,0 810 1.000 1.155 1.150 1.100 1ilb.!§s schien es zunächst nocheinmal so, Katar 8,0 60 300 380 250 350 als ob eine Mengenabsprache funktionie­ Iran 4,0 3.610 1.200 2.500 2.900 2.500 ren worde und der OPEC-Richtpreis bei 34 Irak 10,0 2.110 1.200 800 850 1.250 gehalten werden könnte. Oie Saudis hatten Lybien 6,0 1.070 750 1.700 1.500 1.200 zu diesem Zeitpunkt den Plan lanciert, den Algerien 2,5 1.200 650 800 700 750 Richtpreis Ober mehrere Jahre einzufrie­ Nigeria 1,0 2.230 1.300 1.480 1.000 1.300 ren, also die Preise durch den notwendigen Gabun 0,3 160 150 140 150 175 Abzua der Inflationsrate real zu senken. Venezuela 16,0 2.400 1.500 2.160 2.100 1.600 ln Tabelle 7 sind einige Rahmendaten der Ekuador o;4 220 200 205 200 200 OPEC-Staaten zusammengefa6t, die Ober lndonesien 5,5 1.500 1.300 1.375 1.300 die heftigen Konkurrenzkämpfe und die fi· nanzlellen Rahmenbedingungen der elnzel- • Quoten, die auf der Wiener OPEC Konferenz vom März 1982 verabredet wurden. nen Länder Auskunft geben. Oie Angaben • • Quoten, die in einem in Genf Im Januar 1983 vorgeschlagenen Entwurf vorgeschlagen unetr der Rubrik " Fördernlveau auf Er- worden waren. tragsbilanzbasls" sind nur als annähernde Quelle: Le Mond.e, 26.1.83 und NZZ, 18.12.82 Wertezuve~~he~~egeHen n~W r das 1.~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ frOhere Preisniveau mit einem OPEC- Richtpreis von 34$. 10 Nach der Ganter Konferenz Vor Genf wurde von einer Reihe von OPEC­ Staaten die Einschätzung vertreten, man könne sich wieder einigen. Der auf dem Tisch liegende Vorschlag trägt auch deut­ lich Kompromißcharakter. Nach ihm hät• ten alle Beteiligten Abstriche von ihren Zie­ len machen müssen. Nach Obereinstim­ menden Berichten platzte die Konferenz, weil die Saudis sich querlegten. Wenn man sich die gemäßigte, auf Aus­ gleich mit den westlichen Staaten ausge­ richtete Politik der Saudis vor Augen führt, dann bekommt ihr Verhalten in Genf Strin­ genz, wenn man ihnen als Marschroute ge­ genüber den anderen OPEC-Partnern einen 2 Stufen Plan unterstellt. Auf der ersten Stufe wOrde es darum gehen, daß die Richtpreise den Preisen auf den Spotmärk• ten angeglichen worden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die "freien Marktkräfte" ohne Quotenbeschränkung wirken. Auf ei­ ner zweiten Stufe könnte dann Saudi­ Arabien seihe Ölproduktion wieder erheb­ lich steigern, um dann von der Mengensei­ te her die anderen Produzenten zurOckZu­ drängen und innerhalb der OPEC eine wirt­ tz, MGncben schaftliche Vormachtstellung zu errei­ chen. Saudi-Arabien kann sich das leisten, Die mexikanische Regierung gab bekannt, Ende Februar wurde das erste große För· weil es keine Finanzprobleme kennt und daß auch Mexiko die Preise senken könn• derland der OPEC weich. Nigeria. senkte seine TagesprodÜktion gegenOber dem te. (NZZ, 28.1.83) ln den USA haben einige seinen Listenpreis um 5,50$ auf 30$ (vgl. Stand vom Jan. 1983 rund verdreifachen Gesellschaften die Rohölpreise auf dem in­ FT, 21.2.83, S.1) Durch inoffizielle Preisab­ kann. neren Markt um 1$ gesenkt. (Le Monde, schläge und Rabatte fOr Abnehmer war Unterstellt man den Saudis ein derartiges 3.2.1983) aber praktisch Oberall schon das offizielle Vorgehen, dann kann man sagen, daß Teil Die Preise auf den Spotmärkten hatten ei­ Preisniveau Ins Rutschen geraten. 1 des Plans wunderbar funktioniert. nen neuen Tiefstand erreicht. Am 1.2. wur­ ln dieser Situation traten die OPEC· Überall purzelten die Preise. Noch Anfang de Nordseeöl mit 28,5$ g~handelt. Das Staaten im März zu einer neuen Konferenz Februar senkten die Sowjets ihr~ Rohöl· sind drei Dollar weniger als noch zehn Ta­ zusammen und senkten den Richtpreis fOr preise um 2,15$ pro Barrel. Großbritannien ge zuvor. Die saudisehe Standardmarke das Saudiöl auf 29$. und Norwegen senkten im Februar die "Arabian Light" erreichte Notierungen um Bei der Quotenaufteilung gingen die Preise auf 30,50$ fOr hochwertiges Nord· 29,25$. Das wären 2,5$ weniger als vor der OPEC-Staaten von einer Tagesförderung seeöl. Genfer Konferenz (Le Monde, 3.1.83) von 17,5 Mio Barrel pro tagaus, obwohl die

Foto II'*-: ~ flir S.udi-Arablen: Ölmlnlatar Y81Mni Foto oben: Setzte h6here Iranlache Quoten durch: Erd61mlnlatar GMrazl

11 tatsächliche Gesamtförderung Ende Fe­ Dafor spricht auch die indirekte UnterstOt· US-Regierung hat hier vieles verhindert. bruar nur noch bei 13,4 Mio. barrellag. (SZ, zung dieses Kurses durch zwei weitere Trotzdem haben die Multis auch auf den 28.2.83, S.17) Bei den Länderquoten gab es Wirtschaftskräfte. An erster Stelle stehen westeuropäischen Märkten leichte Einbu· nur in einem Fall eine beträchtliche Ver­ hier US-Banken, die Gelder an "arme" Ben hinnehmen mossen. schiebung. Dem Iran wurde eine Quote von OPEC-:stailten verliehen baben. Je tiefer Man kann sich an seinen fOnf Fingern ab­ 2,4 Mio. barrel zugestanden (April 82: 1,2 der Olpreis fällt, destQ...gLößer 1ifi:.. G.eJahr zählen, wie die Zukunft hier aussehen wird. Mio.), während die Quote fOr Saudi-Arabien des "B"ankrotts ihrer Schuldner. An zweiter Die Au-seinandersetzung um das Erdgas· von 7,0 Mio. barrel auf 5,0 Mio. Barrel ge­ SteHe steht dann schon die ~roenergie­ Röhren-Geschäft mit der SU hat einen Vor­ kürzt wurde. (Vgl. Economist, 19.3.83, .S.80) löl56y (vor allem in der Bundesrepublik und geschmack darauf geboten, was auf allen Frankreich) deren P@:le_zum Ausbau der Energiemärkten los sein wird, wenn die Kernenergie wesentlich auch auf hohen Multis erst einmal zur ROckeroberung ver­ Erwartungen Preisen.• fiJ!-:::oiJ!nCfa~TnerQTefiäQer lorenen Terrains blasen. Von dieser Seite der Zukunft bajieren. her gesehen muß man einen Zerfall der Auf jeden Fall werden die nächsten Jahre OPEC bedauern. Die vielzitierten Scheichs durch massive Auseinandersetzungen auf konnten, wenn Oberhaupt, nur die soge· den Energiemärkten gekennzeichnet sein. nannte Ölwaffe einsetzen. Die Waffensy­ Ich halte es fOr wahrscheinlich, daß der Die großen Konzerne, ihnen voran die US­ steme der US-Multis sind vielfältiger. Ihre Preisrutsch auf den Ölmärkten nicht bei Gesellschaften, werden versuchen, einzle· Namen finden sich in keinem . Handbuch 29$ stehen bleibt. Ebenso unwahrschein· ne OPEC-Mitglieder wirtschaftliche und der Ölwirtschaft, wohl aber in jedem Hand· lich erscheint mir eine Preissenkunq bis politisch in die Zange zu nehmen, um ihre buch des politischen und militärischen üilter 20$, wie sie von einigen Experten Eigentums- und Verfügungspositionen in Druckpotentials. mcht ausgeschlossen wird. VgL Business diesen Ländern wieder zu verbessern. Das Week, 7.3.83. lrgendwo zwischen diesen hier auch notfalls militärische Gewalt ein­ Abkürzungen: beiden Polen wird sich der Nominalpreis in gesetzt werden soll, ist seit der Carter Dok· PE: Petroleum Economist den nächsten drei, vier Jahren einpendeln. trin ja kein Geheimnis mehr. NZZ: Neue Zürcher Zeitung Wo genau, das wird entscheidend d~von SZ: Süddeutsche Zeitung abhängen, ob es den internationalen Olge­ Westeuropa hatte in den letzten Jahren zu­ sellschaften gelingt, das zerbrechende nehmend die Möglichkeit gehabt sich bei Produzentenkartell der OPEC durch ein Energieimporten von der Marktführer• neues Produzentenkartell un~er FederfOh· schaft der multinationalen Konzerne et­ rung der Multis zu ersetzen. Unter diesen was abzukoppeln. Die Erdgasversorgung Umständen wäre ein Ölpreis näher an 29$ konnte etwas diversifiziert werden (Aige­ als an 20$ wahrscheinlich. rien, Sowjetunion). Auf dem Öl märkten sei· Das dies gelingen kann, dafOr spricht nicht ber haben die OPEC-Produzenten Iänder Di· nur der enorme Einfluß der Qroßen Minera­ rektkontrakte zwischen Produzent und Ab· lölgesellschaften auf die Weltwirtsch-aft nehmer abgeboten. Beide Möglichkeiten und 1hr starker tinfluß auf alle denkbaren sind nur sehr eingeschränkt genutzt wor· US-Regierungen. den. Der lange Arm der US-Multis und der

Atomkraft·Verluste zehren BBC-Erträge auf Nur Griff in die Reserven ermögliQht Dividende I Chance für zweiten Hochtempera.tur•Rea.ktor

ptz 1\U.NNHEIM. Der Kraftwerkbau Bau eines Reaktors in Neupotz zurück• Generell rechnet BBC im zweiten bleibt in diesem Jahr das Sorgenkind gegeben wurde, ist anzunehmen, da!,l~C Halbjahr 1983 mit einer Nachfragebele­ des Mannheim:er Elektrokonzerns BBC. aus dem Leichtwa 1 bung. In den ersten drei Monaten Zum einen gilt es die riesigen Verluste assert zur Begrün-:- kamen neun Prozent mehr Aufträge als zu verdauen, die der n;l.ißglückte Aus,. einem a a e vor Jahre§frist herein. Wegen, der fäl- fl'qg ili die At®ltechil;ologie einl::llra!!hte. a sieh die , e , nicht e .. • liien · Abfechnung von ..QroAalllträ~Jen zum: a-nderen .erwei$i,si-chd!Wi' Standbein httlW· . -se'hätzt GasSen, daß der_j{~E!J'n~tz "tradition~lle Kraftwerkstechnik". als ' unächst muß sich B.BC aber noch von fast 4,8 Milliarden Mark heuer um geschwächt. mit dein "von Anfäng an unter ~~ b~hlt:Prozent iltbe\'I:Ibffew...... unglücklichen Stern" stehenden Aufttag :Oie gedrÜckte )l'achfrage nael:i ~~erien­ Vorstandschef Herbert Gassert erwar­ Mf.jlheim-Kärlich herumschlagen. Er­ produkten zwingt BBC zu Kurzarbeit. tet nicht, daß in nächster Zeit ein Groß,. neute Mehrkostenverhandlungen mit Im März waren hiervon 1800 nach 4200 auftrag zum Bau eines mit ~sileQ clem Auftraggeber RWE wurden im Mitarbeitern i~ Februar betroffen. Die Brennstoffen betreibbaren Kraftwerks März abgeschlossen. An den Baukosten Belegschaftsstärke, insgesamt rund ein~ht. .Als Gründe nennt ~ die ge­ von 3,5 Milliarden Mark müß sich BBC 38 900 Männer und Frauen, soll auch ringe Nachfrage nach Strom b1$t.zu­ _nut menreren 1100 Millionen Mark betei­ 1983 weitgehend unverändert bleiben. lande und schlechteren :Exportchancen. ligen. Wie berichtet erhalten die Aktionäre, Die Situation der OPEC-Länder sei ,,be­ -----'Günstiger ist die Lage beim Hochtem­ deutend kritischer" als dies vor einem 56 Prozent der Anteile hält die Schwei­ peratur-Reaktorbau. Der HTR 300 in zer Mutter, für 1982 eine unveränderte Jahr absehbar gewesen sei. ,;Anpas­ Schmehausen soll im Herbst den Be­ sungsmaßnahmen" in der Stromerzeu­ Dividende von. sechs Mark. Diese koiU.Ite trieb aufnehmen.. An den voraussicht­ nu.r nach einem Griff in die Rücltlagen gungstechnik, dort beschäftigt der Kon­ lichen Gesamtkosten von vier .Milliar­ zern 75()0 Mitarbeiter, sind laut Gassert, bezahlt werden. Zwar soll 1m: laufend-en den Mark wird die BBC rund 195 Mil­ Geschäft im vergangeilen .Tahr besser wenn auch nicht kurzfristig, notwendig. lionen tragen müssen. Gassert ist sich - als 1981 verdient worden sein doch fiel Hiervon soll dann auch die Turbinen­ Sicher, daß es Interessenten für einen 1 fertigung im Stammwerk Mannheim­ das bessere Ergebnis der ÖilanzieUen Nachfolge-Re-aktor mit 500 Megawatt Berücksichti-gung von Verlusten beim K&fertal betroffen sein. Beim Leichtwas­ gibt, wenn der HTR 300 erst einmal serreaktor-Bau wird bei BBC derzeit Atomkraftwerksbau in Mülheim zum läuft. Von einer Industriegrup~ erwar­ Opfer. Der Ja-hresüberschtiß wi'rd mit das letzten Kapitel auf absehbare Zeit tet die BBC den Auftrag für eine Vor­ sieben nach 16 Millionen iJn Vorjahr geschrieben. Mill.e.J.!}jl6 soll das Atom• untersuchung. Vor allem die Chemie sei ausgeWiesen. kraftwerk Mülhei_~l.i.cb...... üQ_ttr.ieh@ an den Prozeßdampf und stromerzeu­ werden. Nachdem der Auftrag für den genden Atomreaktor interessiert. DIR/S

12 ~·· . " .. . .. ~uaarr1Ka: Ansenlag auf AKW-Koeberg

ANC verhindert erneut Inbetriebnahme informationsdienst südliches afrika 3 '83

Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres konnte der ANC kurz vor Weihnachten 82 einen Sabotageanschlag im Sicherheitsbereich des Kernkraftwerks Koeberg bei Kapstadt durchführen. Reaktordeckel samt Kontrollmechanismen für die Brennstäbe wurden dabei zerstart. Menschen kamen nicht zu Schaden. Der Anschlag erfolgte einen Tag, bevor der Reaktor mit Brennstäben beladen werden sollte. Technisches Know how, Ausrüstung, Uran und Finanzierung dieses ersten südafrikanischen Kernkraftwerks kommen im wesentlichen aus Westeuropa und den USA.

Am Montag, dem 20. Dezember 1982, US-Firma Westinghouse von der franzö· 1972 mit den Verhandlungen über die sollte der erste Atomreaktor Südafrikas sichen Firma Framatome geliefert wer· Errichtung von Atomkraftwerken. mit Brennstäben beladen werden. den. Der Auftrag wurde am 28. Mai 1976 Pläne .und Lizenz der Atomreaktoren Daraus· wurde nichts. Der Reaktor wurde bekannt gege6en. Gemäß Vertrag so.llte stammen von der US-Firma Westinghou· am Wochenende davor durch Explosio· der erste Reaktor nach ~onaten, se! Lieferant der Anlagen ist das fran· nen stark beschädigt. also Ende November 82, der zweite ~h zösische Konsortium FRAMATEG. Da· Schon am Sonntag, den 1!. Juli 82 um 90 Monaten Bauzeit, also Ende Novem· ran hat die französische Firma Framato· 1.8.00 Uhr, hatte eine Explos1on m dem ber 8$, fer_!1g sein. Die erzeugte Elektri­ me (deren Kapital zu 51% der Firma Gebäude, in d~m die-steüerung des zität ist dreimal so groß wie der Gesamt· Creusot-Loire, die im Besitz der fran­ R:Cäi'tors I untergebracht ist. 39m vom bedarf der nahegelegenen Stadt K,apstadt. zösisch-belgiseben Industriellen-Gruppe Reaktor entfernt. erheblichen Schaden Um einen der zwei geplanten Kraftwerks· Schneider-Empain ist, zu 30% im Besitz verursacht. Die damals für August ge· blöcke in Betrieb zu setzen, sind 73 t des staatlichen. französischen Atomkom· plante Beladung mit Brennstäben mußte auf 3,35% angereicherten Urans, die missariats CEA ist, und zu 15% im .auf Dezember verschoben werden. Die aus 400 t Natururan gewonnen werden, Besitz des Lizenzgebers Westinghouse) Befreiungsbewegung Südafrikas, African erforderlich. Jährlich muß davon ein 40% Anteil, die Baufirma Spie-Batignolle National Congress (ANC), hatte damals Drittel, nämlich 24 t angereicherten (zu 91% von ·Schneider kontrolliert) bekannt gegeben, daß diese Explosion Urans, ersetzt werden. 40% und die rurbinenproduzentin Alst· von ihr ausgelöst worden sei. Obwohl Die Reihenfolge der Fertigstellungsschrit· hom (Tochter der größten französischen die Technik, nämiich Sabotage ohne te des ersten Reaktors hatten sich die Elektrofirma CGE) 20%. 30% des Auf· Menschenopfer, auf den ANC hinwies, Erbauet folgendennaßen vorgestellt: No­ trages müssen an südafrikanische Auf­ sagte damals die staatliche Auftragge· vember 1981 Probelauf des Primär· tragnehmer vergeben werden. Hauptauf· berin für den Reaktor, die Firma ESCOM, kreislaufes; März 82 Probelauf mit tragnehmer in Südafrika ist die Firma der ANC sei es nicht gewesen. Es sei aus Hilfsdampf; Ladung mit Brennstäben Murray & Roberts bzw. Roberts Con· noch zu klärender Ursache in einem Ge­ August 82, Inbetriebnahme Dezember struction. Der Betrieb der Anlage sollte bäucf• "einige hundert Meter vom Reak­ 1982. Die Termine wurden auch einge· durch in den USA anzureicherndes tor o. I" entfernt in einem Nebenge­ halten, bis der ANC mit der Explosion Uran erfolgen. Di~ USA schlossen deshalb bäuue wohl durch einen Kurzschluß am 18. Juli die bevorstehende Beladung 1974 m.it der südirl'riGnischen Regierung ein Feuer entstanden. Am Samstag, mit Brennstäben. (Handelsblatt, 8. 7 .82) einen. 30 (!!) Jahresvertrag über nuklea­ den !_8.12.82, exJ!!_odierte um 15.30 Uhr verzögerte. Als es dann im Dezember re· Zusammenarbe1t, also bis 2004,ab. Die ein 'Sprengkörper wiederum im Steu· mit fünfmonatiger Verzögerung wieder an US-Regierung verpflichtete sich darin, erungsg.ebäude, um 20.40 Uhr wurde die Beladung gehen sollte, zündete der über zehn Jahre insgesamt 216 Mio der Deckel des Reaktormantels von Re· ANC am Wochenende davor die vier ~ (Urantrennarbeit) zu leisten. aktorNf II mit den darin befindlichen Sprengsätze und brachte den Terminplan (Niiclear Fuel, 26. April 1982, S. 3) Der Koii.trollmechanismen für die Uranbrenn· erneut durcheinander. Die lnbetriebnah· Wert dieser Anreicherung beträgt 369 stäbe durch eine ~jplosion beschädigt, me kann so um ein Jahr verschoben sein. Mio Dollar. Bis November 81 zahlte um 23.50 Uhr er o gte eine Explosion, Der tägliche Verlust der ESCOM wird Pretoria daftir 29 Mio Dollar. Die Brenn· und am 19.12.82 um 3.00 Uhr wurde mit 1,2 Mio DM dadurch angegeben. ~nte sollte die französisch-belgisehe Reaktor Nr. I durch eine Explosion Firma Eurofuel liefern. 1978 setzten ~d1gt. Auch diese Wochenenllan· Ausrüstung und Kredite die USA ein Gesetz in Kraft, das die schläge ohne Menschenopfer in der 1967 erwarb ESCOM das Gelände des Lieferung von sensitivem nuklearem Ma· bestbewachten Baustelle Siidafri~ wur· geplanten Atomkraftwerkes zur Installie· terial - wie es angereichertes Uran ist - den vom ANC reklamiert. ESCOM sagte rung von 3000 MW Leistung. Nach vielem in Länder, die als NiChtatomwaffenstaa­ dllzu, daß in einem Nebengebäude des Hin und Her wurde der Auftrag an die ten von 1969 nicht alle ihre Anlagen Kernkraftwerkes, in dem später nach Firma lMS Johannesburg erteilt, die die internationaler Kontrolle unterstellen, Inbetriebnahme einmal Atommüll gela­ Durchftihrung an ein französisches Kon· verbietet. Damit wurde die Lieferung an gert werden sollte, zwei Explosionen sortium weitergab. Pretoria unmöglich. stattgefunden hätten, deren Ursache Die beauftragte Firma IMS, Industrial Mitte bis Ende 1981 gab es deswegen untersucht werde. Machinery Supplies, Johannesburg, ist allerlei einander zum Teil widerspre­ eine 1949 in Johannesburg eingesetzte chende Gerüchte über die Herkunft Pläne, Daten Niederlas-sung der 194 7 in Zürich ge· der Anreicherungsleistung der Erstaus• Das Atomkraftwerk Koeberg, 28 km gründeten Firma Industrie Produkte IPTC. stattung von Koeberg I. Es wurde be· nördlich von Kapstadt am Atlantik gele· Diese tritt als Vermittler insbeson­ richtet, daß China (Far Bastern Economic gen, besteht aus zwei Atomreaktoren dere bundesdeutscher Firman auf (z.B. Review laut Star 14.1.82; Washington von je 922 MW Netto-Leistung, die als MTU, Hazemag, Jost, GHH/Main u.~.m.) Post 14.11.• 81; Liberation, 16.11.81) Druckwasser-Reaktoren nach Plänen der lMS begann nach eigenen Angaben und Spanien das angereicherte Uran zur 13 Wer sichert das Plutonium vor den Rassisten? Die fo'rage der Sicherung der Mensch· heit vor dem Einsatz des in den Reak· toren stehenden Plutoniums ist noch unklar. ln jedem Reaktor entsteht jähr• lich ca. 1 t Plutonium, das zur Füllung ·von 200 Atombomben reicht.

Der Ve.rtrag darüber wurde zwischen ~cm Nichtunterzeichner des Atomwaffen­ sperrvertrages Frankreich, dem Nicht· unerzeichner Südafrika und der IAEA geschlossen. Das Plutonium solle außer· halb des Landes aufbewahrt werden (E. P. Herald, 10.1.80). Aber es wurde kein Land genannt (Financial Mail 9.1. 77). Da kei.nc Wicdcraufbereitungs: anJage der Welt das Koebergschc Ma­ terial zusätzHch verarbeiten kann, wird das Plutonium wohl in Südafrika blei­ ben. Es ist ftir die IAE~ unmöglich, dessen Bestand dann zu kontrollieren.

Natürlich ist solch eine Regelung kein Foto: S.UStefle des AKW·Korbel'g 1979 Zufall. Oberhaupt ist wie bei den mei­ sten Ländern mit AKWs das Interesse Verfügung 5tellen würden. ESCOM gab plomatischc:n Beziehungen mit Südafrika Prctorias an der Gewinnung von atoma­ am 13.11.81 eine Erklärung ab, 4as und keinerlei Handelsbeziehungen. Falls rem Spaltstoff für Bomben der Grund ftir angereicherte Material komme nicht aus wir wUßten, wohin das Material geht, so den geplanten Betrieb von Kocberg: den USA, Frankreici) oder Südafrika. wUrden wir es niemals an Südafrika ver· (Financial Mail, 14.11.81). Das fran· kaufen." Das läßt natürlich offen, daß Südafrika hat riesige Steinkoblevorkom­ zösische Außenministerium der ncucn über einen Umw-:g "ohne Wissen" Chi­ mcn. Sklavenlöhne und Tagebau machen sozialistisch-k.oz:nmunistischcn Regierung, nas das angereicherte Uran nach Süd· diese Kohle konkurrenzlos billig. 1m die noch im Juli 1981 gie. Auslieferung afrika gelangt. Beamte der US-Regierung März 19 1.2 schrieb das Organ der südafri• der Reaktor-Gefäße ermöglicht hatte, wurden jedenfalls am 19.11.81 in der gab am 24.11.81 eine Erklärung ab, daß Washington Post zitiert, daß das angcrei· kanischen Botschaft in der Bundes­ sie die von Giscard der südafrikanischen cherte Uran aus China über eine Schwei· republik "Journal Südafrika", daß Atom­ Regierung zugesagten Lieferungen aus­ zcr Zwischenstelle nach Südafrika ·ge· strom zweimal so teuer wie Kohlestrom fUhren werde, daß man aber keine zusätz• langte. Es handele sich dabei um 50 t: in Südafrika ist. Zwei Jahre später wurde lichen· Leistungen, wie z.B. Anreicherung, Oie Herstellung der Brennelemente wurde d~s AKW ausgeschrieben. Kapstadt kann erbringen würde. (Rand Oaily Mail, durch das französisch-belgisehe Konsor· mlt Elektrizität aus Kohlekraftwerken 25.11.81) tium F.BFC nach einer Lizenz von Wc· bedeutend billiger versorgt werden. Da der Strompreis in Kapstadt durch die Am 26.11.81 meldete dann Nuclconics stinghouse (USA) durchgeführt. FBBFC Koeberg-Kosten steige·n wird, versuchte Weck, daß die Firma Kernkraftwerk gehört zu 80% Eurofuel (51% PUK, Kaisef!1lgst, Schwci:t, 50 t angcrejchcr­ 35% Westingbousc, 11% Framatome, ESCOM·Chcf Jan Smith die Entschei­ dung zum Bau als einen erst nachträg• tcn Urans aus nichtbenötigtem Vorrat 3% Creuzot), zu 12% MMN, zu 8% lich erkannten Irrtum darzustellen. an Südafrika vglr.aufc. Das wurde auch Westinghousc. Ocr Preis der beiden Kraft· we.rksblöcke wurde"'bei Vertragsabschluß von"dei Firma bestätigt. Kaiseraugst "Wenp wir 1976 allden Lärm, der kom­ gehört zu 52,5% Schweizer, zu 32,5% iiiit2,6 ~ angegeben (Handelsblatt, men würde, geahnt hätten, dann hätten französischen und zu 15% bundc:sdc:ut­ 2.6.16). Er lag damit um 40% unter dem ":ir un.s wohl nicht auf den Ärger mit schcn Elektrizitätserzeugern. Das Uran damaligen Weltmarktpreis. 70% sollten in cmcm Kernkraftwerk eingelassen" (Nu­ von Kaiscraugst wird in der Firma Euro· Franc, 30% in Rand bezahlt werden. clconics Weck, 29. April 1982 , S. 3). dif in Frankreich angereichert. Diese Oie Finanzierung sollte zu 85% durch Das sagte er übrigens vor den beiden er· ist im Besitz der französischen, bel· ein Bankenkonsortium unter der Füh­ st·en Anschlägen des ANC. gischcn, spanischen, italienischen und rung der staatlichen französischen Credit iranischen Regierungen. Lyonnais erfolgen. Wichtiges Mitglied Wolf Geisler Die: Menge für Prctoria hatte allerdings in diesem Konsortium ist die britische eine gesamte Erstladung von 75 t (ROM, Barclays Bank. 11.12.81). Die restlichen ca 25 t angerei­ cherten Urans sind wahrscheinlich von China geliefert worden. Katastrophe Im Uranbergwerk

Ein Sprecher der chinesischen. Botschaft Das vermutlich schwerste UngiOck im Be· i.n Washington sagte zu der Äußerung reich des Uranbergbaus ereignete sich clnc:s Vertreters der US-Regierung, es nach Meldungen aus SOdafrika am 7. April könne nicht ausgeschlossen werden, daß 1983, als sich bei Welkom, Provinz Oranje· China an der Angelegenheit über eine Freistaat, rund 200 Kilometer südwestlich dazwischen geschaltete Firma in der von Johannisburg, eine Explosion ereigne· Bundesrepublik Deutschland oder der te. Gemeldet wurden (nur im Rundfunk) 16 Schweiz beteiligt sei, das sei eine "rei­ Tote und mehr als 50 Verletzte. Über die Ur­ ne Erdichtung". "Wir haben keine di- sache der Explosion wurde nichts bekannt.

14 Widerstand oder nur Protest? Die Friedensbewegung vor dem Stationiemngsherbst

»Geschichte wiederholt sich nicht«, sagt man. Aber sie ähnelt sich manchmal. Die Diskussionen in der Friedensbewegung um ein Widerstandskonzept gegen die Stationierung der Mittelstreckenraketen erinnern an die Auseinandersetzung in der Anti-AKW-Bewegung um , Grohnde, Kaikar und vor aßem Gorleben. Jede Bewegung muß ihre Erfahrungen, ihre Lernprozesse selbst machen, Erfahrung läßt sich nicht »vennitteln«. Und die Bedingungen verändern sich. Auf den nächsten Seiten dokumentieren wir die derzeitigen heftigen Kontroversen in der »Reuen Friedensbewegung«. Es folgt ein ausführlicher Bericht über die Kölner Aktionskonferenz der Friedensbewegung, auf de.r der » Widerstandsfahrplan 83« verab­ schiedet .wurde. 15 •• Uber die >>Bündnis<<- und I. W.Stemstein: »Wir müssen getrennte Wege gehen!«

Frankfurt (dpa). Der Zusammensclduß ver­ spräsidium versuchte, durch Abstimmung über ganze Kraft darauf konzentrieren, diesen Wi­ schiedener Gruppen der Friedensbewegung zu die Resolutionen ein Meinungsbild zu erstellen. derstand zu organisieren und einzuüben. Gewalt einer bundesweiten KoordinatioD ist am Sonn­ In diese Situation hinein platzte der Vorschlag, habe in diesem Widerstandskonzept als Mittel tag in Frankfurt an der Uneinigkeit darüber ge­ beide Resolutionen zu verbinden. Dieser Vor­ der politischen Auseinandersetzung nicht nur sdleltert, ob Aktionen ausdrücklieb als >>gewalt· schlag wurde angenommen und als der weitest­ keinen Platz, sie schade vielmehr, da sie den frei« geplant und ausgeführt werden soUen. Ei­ gehende zuerst abgestimmt. Er fand eine Mehr­ Rückhalt der Friedensbewegung in der Bevölke• ne knappe Mehrheit der Teßnebmer eines Ar­ heit. Für die vom Göttinger Arbeitskreis vorge­ rung schwäche, die durch gewaltfreie Akti9n beltstreffens von mehr als 100 Gruppierungen legte Resolution stimmte eine Minderheit, und abgebauten Feindbilder wiederbelebe und dem ans dem ganzen Bundesgebiet und Westberlin die von der Vorbereitungsgruppe vorgelegte Re­ politischen Gegner einen Vorwand für hartes stimmte für den Vorscblag des Göttinger »Ar­ solution erhielt nur wenige Stimmen. Das Cha­ Durchgreifen liefere. beitskreises gegen Atomenergie«, der sieb auf os war perfekt. Eine Einigung ließ sich nicht er­ Die Gegner des gewaltfreien Widerstandskon­ den Begriff der Gewaltfreiheit nieht zwingend. reichen. Die geplante Koordinationsstelle kam zeptes lehnen eine Festleguns auf Gewaltfreiheit festlegen woUte. Bei einzeinen Aktionen soßte nicht zustande. als »ideologisch« ab. Mit dieser Festlegung sei vielmehr nur Gewalt gegen Personen und »UD• ihrer Meinung nach das Scheitern des Wider­ beteiligte Sachen« aasgesddossen werden. Ge­ Der Streit um die Gewaltfrage standes vorprogrammiert. Der politische Gegner gen diesen Vorseillag wandten sieb vorwiegend habe die Hände fr.ei, seine Ziele mit Gewalt Vertreter von Umweltorganisationen und den Für die »alten Hasen«, die die Auseinanderset­ durchzusetzen, während die Friedensbewegung Grünen, darunter die bayrisehe Bandestagskan­ zungen um die Gewaltfrage in der APO und in sich durch Gewaltverzicht die Hände binde~ dldatin Petra Kelly. Nadl ihrer "Überzeugung der Anti-AKW-Bewegung kannten, war von Gewalt gehe schließlich nicht von der Friedens­ liegt die Cbance, breite Resonanz und aktive vornherein klar, daß der Versuch, das breite bewegung. sondern von denen, die die neuen Unterstützung in der Bevölkerung zu finden, Spektrum der Friedensbewegung von den Grü• Raketen stationieren wollen, aus. Gewalt von gerade in der Festiegang auf Gewaltfreibeit. nen und dem BBU bis zu den Autonomen und seiten der Friedensbewegung sei daher eine not­ Dabei seien »ziviler Ungehorsam« und aktiver dem KB auf ein -wie immer definiertes - gewalt­ wendige und legitime Notwehrmaßnahme. Sie Widerstand bei AktloDen nieht ausgeseblossen. freies Widerstandskonzept zu vereinigen, zum erfinde die Gwalt nicht, sondern finde sie vor. Wegen der Stärke der Minderheit kam eine Ei­ Scheitern verurteilt war. Es gibt in der Gewalt­ Durch einen grundsätzlichen Gewaltverzicht lie­ nigung in Frankfurt nkibt zustande. frage unterschiedliche Meinungen. Daran führt fere sie sich dem Gegner aus, da er es dann in (Stuttgarter Zeitung, 28.2.83, Seite 2) kein Weg vorbei. der Hand habe, durch die Ausweitung des Ge­ Die einen sagen: Die Ökologie- und Friedensbe­ waltbegriffs jede Widerstandshandlung zur Ge­ Die Zeitungsmeldung beschreibt recht gut, was wegung will Leben schützen und erhalten. Sie walt zu erklären und zu kriminalisieren; z.B. beim Frankfurter Arbeitstreffen des Bundes­ würde daher unglaubwürdig, wenn sie um die­ Sitzblockade = Nötigung = Gewalt. Welche kongresses Autonomer Friedensinitiativen ~es Zieles willen Leben verletzte oder zerstörte. Widerstandsformen angewandt werden sollen, (BAF) ablief. Zu ergänzen wäre lediglich, daß Darüberhinaus sei es unsinnig, mit Steinen und dürfe nicht nach ideologischen Gesichtspunk­ zwei Resolutionen vorgelegt wurden, von denen Mollies gegen einen Gegner anzutreten, der , ten, sondern müsse pragmatisch entschieden die erste folgenden Inhalt hatte: über nahezu unl?egrenzte Machtmittel verfüge. werden, d.h. die erfolgversprechendste Wider­ Eine »militärische<< Auseinandersetzung sei ih­ standsform sei anzuwenden. Dies mOSse keines­ Der Bandeskongreß beschließt eine Kampagne rer Meinung nach nicht nur zum Scheitern ver­ wegs eine gewaltsame, es könne durchaus auch gewaltfreier Widerstandsaktionen des zivilen urteilt, sie liefere darüberhinaus dem politischen einmal eine gewaltlose Aktionsmethode sein. Ungehorsams zur Verhinderung der Stationie­ Gegner den erwünschten Rechtfertigungsgrund Ziel der Friedensbewegung mOSse es sein, ein rung der neuen Mittelstreckenraketen in der für den Ausbau und Einsatz seines überlegenen möglichst .breites Bündnis aller Gruppen und Bundesrepublik für das Jahr 1983. Auf der Machtapparates. Vor allem aber verliere die Organisationen, die gemeinsam auf die Verhin­ Grundlage dieses Konzepts wird eine Koordina­ Friedensbewegung auf diese Weise die Unter­ derung der Raketenstationierung hinarbeiten tionsstelle eingerichtet, die den stützung weiter Teile der Bevölkerung. Ihr Ziel wollen, zustandezubringen. Wer für die Gewalt­ Infonnationsaustausch, Rechtshilfe sowie ge­ müsse es aber sein, die Bevölkerung für den freiheit ejntrete, spalte dje Bewegung objektiv, meiname Treffen organisiert sowie die dem Widerstand zu mobilisieren. Die Stationierung auch wenn er das subjektiv vielleicht nicht wol­ BAF angehörenden Gruppen, soweit sie das der Mittelstreckenraketen sei politisch dann le. Er nütze folglich dem politischen Gegner. wünschen, nach außen vertritt. Der BBU, die nicht durchsetzbar, wenn immer mehr Men­ Grünen, die Föderation gewaltfreier Aktions­ schen sich dem gewaltfreien Widerstand an­ Die Anhänger des gewaltfreien WjderstJnds­ gruppen (FÖGA), die Frauen für den Frieden, schlössen, indem sie sich informierten, prote­ ~ts halten dem entgegen, daß die Festle­ ein Teil der Vorbereitungsgruppe des Frankfur­ stierten, demonstrierten und schließlich die Zu­ gung auf Gewaltfreiheit nicht nur aus grund­ ter Treffens und einige Einzelinitiativen waren sammenarbeit mit einem Staat verweigerten, der sätzlichen Überlegungen heraus (Lebensschutz) bereit, auf dieser Arbeit zusammenzuarbeiten. es zulasse, daß Erstschlagswaffen auf dem Ter­ geboten sei, sondern auch unter taktischen Ge­ Die zweite Resolution lehnte den Begriff ge­ ritorium der Bundesrepublik stationiert werden. sichtspunkten klug sein könne, da der Gegner waltfrei als »ideologisch« ab, sprach sich aber Die Formen der Nichtzusammenarbeit könnten sich durch die Gewaltanwendung selbst ins Un­ ebenfalls gegen personenverletzende Gewalt und unterschiedlich sein, sie reichten von der Kriegs­ recht setze, was eine Solidarisierungswelle in der Gewalt gegen »unbeteiligte Sachen« aus. Diese steuerverweigerung, Kriegsdienstverweigerung, Bevölkerung zur Folge haben könne, die den Position wurde vom Göttinger Arbeitskreis ge­ der Weigerung von Ärzten, Krankenschwestern Widerstand stärke. Auch sei es für Polizeibe­ gen Atomenergie, einigen autonomen Friedens­ u.a., sich dienstverpflichten zu lassen, der Wei­ amte auf die Dauer schwer, gegen bewußt ge­ gruppen und dem Kommunistischen Bund (KB) gerung, waltlose Bürger mit Gewalt vorzugehen. vertreten. in Rüstungsbetrieben zu arbeiten bis zu massen­ Die Gewaltfreien unterwürfen sich auch nicht Eine verbindliche Abstimmung über die beiden haften Sitzblockaden und go ins in Militäranla• der Gewaltdefinition des Staates oder der Ge­ Resolutionen hatte nicht nur gegen das in der gen. Auch wenn eine so weitgehende Mobilisie­ richte, sie verträten vielmehr offensiv ihre eige­ Friedensbewegung meist praktizierte Konsen­ rung der Bevölkerung schwierig, ja beinahe un­ ne Gewaltdefmition. Die Bereitschaft, für das sprinzip verstoßen, sie hätte angesichts der Tat­ möglich erscheine, so sei doch sicher, daß die eigene Tun einzustehen, d.h. 'Yenn nötig auch sache, daß einige Teilnehmer eine ganze Orga­ Stationierung der Mittelstreckenraketen gegen für Aktionen des zivilen Ungehorsams ins Ge­ nisation, andere eine Gruppe und wieder andere den entschiedenen Widerstand weitey Bevölke• fängnis zu gehen, sei ein integraler Bestandteil nur sich selbst vertraten, auch kaum etwas aus­ rungskreise politisch kaum durchgesetzt werden der gewaltfreien Aktion, sei sozusagen eine wei­ gesagt. Das mit drei Frauen besetzte Tagung- könne. Die Friedensbewegung solle daher ihre tere Aktionsform. 16 die >>Gewaltfrage<<

Die TatSaChe, daß der politische Gegner immc!r bahn, um Munitionstranspone zu behindern, wieder Provokateure und Scharfmacher in die wobei die Täter im Dunkeln bleiben, Gewalt ge­ Reihen der APO und der Anti-AKW-Bewegung gen »beteiligte« Sachen? (z.B. den Göttinger Arbeitslcreis) eingeschleust habe, müsse eigentlich selbst den glühendsten Im Geaensatz dazu lehnt ein Teil der Friedep$­ Oewaltbefllrworter über die Frage nachdenlcen bewquna schon den Bgriff »Gewalt sesen Sa­ lassen, .in wessen Inteyesse gewaltsame Ausein­ chen« ab. da er der Inßationierung des Gewalt­ andersetzungen eigentlich Jagen. bqriffs Vorschub leiste. Sie sprecben lieber von Die Nichtfestlegung in der Methodenfrage ftthre Sachbeschädigung oder Sabotye, die sie - von erfahrungsgemäß bei einer Versehartung des Ausnahmen abgesehen - ablehnen. Wenn bei­ Konflikts zur Oewaltanwend.ung auch von Sei­ spielsweise der Amerikaner Sam Lovejoy den ten der Widerstandsbewegung. Es komme zu ei­ meteorologischen Meßmast eines Atomkraft­ ner Eslcalation der Oewaltanwendung, wobei werkes aus Protest gegen die Atomenergienut­ die staatlichen Gewaltapparate ihr auf diesem zung umlegt und sieb offen dazu bekennt, so ist Gebiet allemal überlegen seien. An&esicbts die­ das ihrer Ansicht nach mit dem Prinzip der Ge­ ser Gewaltapparate sei CJescngewalt nichts an­ waltfreibeit durchaus vereinbar. Oder wenn die deres als ein hilfloser Ausbruch ohrunlchtiger B.rüder Daniel und Phllip Benigan, zwei kath<> Wut, die jedoch brutale Vergeltunssa!ctionen lische Priester, mit sechs Gleichgesinnten zu­ provoziere. sammen in eine amerikanische Atomwaffenfa­ Das Offenlassen der Methodenfrage führe brik eindringen und mit Hämmern twei Atom­ schließlieb dazu, daß bestimmte Gruppen die sprengkOpfe kun und klein schlagen sowie gewaltlose Demonstranten als Schutzscbild miß.. Konstruktionszeichnungen vernichten, so ist das brauchten, indem sie aus ihrem Schutz heraus auch mit dem Prinzip der Gewaltfreiheit verein­ 2. Die lokalen Gruppen schließen sich zu regi<> Steine und Mollies werfen oder Stahlkugeln bar, vorausgesetzt, sie bekennen sich dazu und nalen Aktionen zusammen und bilden zu die­ schießen. Sie provozierten dadurch sind bereit, die Folgen (3- 10 Jahre Knast) zu semZweckeigene Koordinationsstenen. Wasserwerfer-, Trtnengas.. und Knüppeleinsatze tragen. Statt der Unterscheidung zwischen Ge­ der Polizei, die jedoch Unschuldige trafen. Der walt gesen beteiligte und uohtc;mac Sachm 3. Wo nötig und sinnvoll, schließen sieb die re­ Vorwurf der Spaltung der Widerstandsbewe­ ziehen sie die Unterscheidung zwischen der of­ giol)alen und lokalen Gruppen zu. nationalen gung sei unberechtigt. Vid eher müßte man die fenen. demonstrativen Zerstöruns von SadlC:Q Aktionen zusammen und bilden eine nationale Frage aufwerfen, ob die Gegner der Festlegung z.B. Waffen, und subversiver oder knnspiatj. Koordination (der Name könnte lauten: Wider­ auf Gewaltfreiheit nicht objektiv, auch wenn sie ver Sabotage vor. stand 83 - Koordination gewaltfreier Friedensi­ das sibjektiv vielleicht nicht wollten, der Sache nitiativen). Diese Koordination könnte mit an­ des Gegnewrs dienten, da ihr Vorgehen dem Wie soll es weiterpbea? deren Organisationen der Frierdensbewegung Widerstand die Sympathie und Unterstützung gemeinsame Alctionen, z.B. eine Gro&demon­ in der Bevölkerung entziehe. Ein Teil der Frie­ Ich glaube, es ist deutlich geworden, daß es in stration in Bonn ( au ja, d. S.) oder mehrere re­ densbewegung werde so in die Resignation ge­ der Gewaltfrage in der Ölologie- und Friedens­ gionale Großdemonstrationen planen, vorberei­ trieben, ein anderer Teil in den Aktionismus bewegung unterschiedliebe Positionen gibt (ja, ten und durchführen. und Terrorismus.- so ist es, d. S.). Die hier skizzierten Hauptposi­ tionen können zweifellos eine gewisse innere Jede Fraletion der Friedensbewegung hat natür• Selbstverstandlieh feblt es denen, die eine Fest­ Logilc und Geschlossenheit für sieb beanspru­ lich das R~ht, eigene organisatorische Strulctu­ legung auf Gewaltfreiheit ablehnen, nicht an chen. Der Versuch, die Friedensbewegung auf ren zu bilden sowie eigene Aktionen zu planen Oegenargumenten. Für sie steht fest, daß es der das eine oder das andere Widerstandskonzept und ~führen. Sie sollte aber auch offen sinnlichen Erfahrung staatlicher Gewalt bedarf, zu einigen, ist erfahrungsgem!ß zum Scheitern und ehrlieb sagen, was die Teilnehmer erwartet. um Menschen zu radikalen und erbitterten Geg­ verurteilt. Er wird, wenn wir ihn nicht rasch lki cjpcr Dcmomtratign im -Im Rahmen nern des bestehenden Systems zu machen. Ihre aufgeben, zur SdbstlAbmung der Bewegung mUssen die Teilnehmer sicher sein korme, daß Strategie zielt deshalb darauf ab, mOglichst Vie­ aufgrund endloser Theoriedebatten, wec:hselsei­ es aabei nicht zu mva!tsamm Auseinanslmet­ len Menschen diese Erfahrung zu vermitteln, tiger Verdacbtigungen, Verunglimpfungen und :zunaen kommt. Bei einer gewaltfreien Alction um auf diese Weise dem »System« die Unter­ Verleumdungen fUhren. Es waremeines Eracb­ des zivilen Ungehorsams sollten die Teilnehmer stützung der Bevölkerung zu entziehen. tens schon viel gewonnen, wenn die unter­ sieb in ~gruppen orpnisieren, sieb ge­ schiedlichen Strömungen der Friedensbewegung meinsam auf die Aktion vorbereiten, sie ge­ Im Verein mit Wirtscba.ftslcrlse, Arbeitslosig­ es lernten, sich gegenseitig zu respektieren. meinsam durchführen und die Folgen ihres keit, ökologischen Konflikten könne das zu ei­ Handeins gemeinsam tragen. Wer Gewalt als ner revolutionären Situation und schließlich Die Organisationsfrage erhielt auf dem Treffen Mittel der politischen Auseinandersetzu oder zum Stun des bestebenden Herrschaftssystems ein viel zu großes Gewicht. Statt in der Sacbar­ als Notwebnnaßnabme aegenüber der Polizei fUhren (acb so, d . S.). beit voranzulcommen, was in den Arbeitsgrup­ nicht ausschließen mag, der sollte das bei der pen durchaus moglicb war, gab es mal wieder Ankündigung der Aktion auch offen sqeo, da­ die altbekannten Machtkampfe um Prinzipien mit diejenigen, die sieb daran beteiligen wollen, und Positionen. leb möchte jedenfalls keinep sich darauf einstellen können. Die Frage der »Gewalt gegen Sachen« spielte Tag und keine Stunde mehr mit den sattsam leb wt1nsche nichts sehnlicher, als daß diejeni­ auf dem Frank.funer Treffen ebenfalls eine Rol­ belcannten endlosen Grundsatzdebatten, die alle gen, die Gewalt für notwendig oder unvermeid­ le. Alexander Schubart ftthrte die Unterschei­ Beteiligten frustrieren und demotivieren, verlie­ lich halten, erkennen, daß eine gewaltfreie Wi­ dug zwischen Gewalt aen beteiliate und Ge­ ren. Wir haben unglaublich viel konkrete Ar­ derstandsstrategie besser geeignet ist, unser ge­ walt aeaen unbeteiligte Sachen ein. Gewalt ae­ beit zu leisten. Fangen wir endlieb damit an! meinsames Ziel- die Verhinderung der Ralte­ genunbeteiligte Sachen, d.b. &egen Fahrm1ge tenstationlerung -zu erreichen. Ich weiß aber oder Scbaufensterscheiben, sei abzulehnen, lda ldiJit&e desb8lb •or: auch, daß das ein frommer Wunsch bleiben nicht jedoch Gewalt segen beteiligte Sachen. t. Wir konzentrieren uns darauf, in der Bun­ wint. Aucb wenn ich ihr Vorphen nicht billi­ Allerdings wurde nicht deutlicb, was er unter desrepubllit ein Netzwerk von sdbstllndigen, I<> aeo kann, so bin ich doch bereit, sie zu respek­ »beteiligten« Sache& verstand. Ist beispielsweise kalen Friedensinitiativen und gewaltfreien Ale­ tieren. die Zerstörung von Signalanlaaen der 8\,lndes- donsgruppen zu schaffen. Wolfgang Sternstein

17 ß. Auszüge aus einem Papier der Vorbereitungsgruppe des Frankfurtet Kongresses Widerstand 83

»An dem Arbeitstf'(/fen hatten sich ca. 500 nicht hinreichend hervorgetreten sind. Vtele wa­ mer begrilndeten Sicht darauf nicht ve~ichten Vertreterinnen und .Vertreter von Ober 100 Frie­ ren der Obe~gung, daß es nicht um die unter­ wollen oder klJnnen. Will man ein breites Wider­ defiSgruppen aus dem Spektrum der unabhiJngi­ schiedlichen AktiofiSkonupte, sondern um Streit standsbtJndnis mit relevanten Gruppen der unab­ gen FriedefiSbewegung beteiligt. Dies auch ftJr um Begriffe und GlaubefiSrichtungen geht. Far hiJngigen Friedensbewegung, dann ist man ge­ ufiS aberraschend große Interesse ist u.E. ein be­ manche war es auch unverstiJndlich, weshalb ei­ zwungen, Konsens herzustellen. Und im Konzept deutendes Zeichen 'der Bereitschqft vieler Men­ nige Gruppen und Personen, gerade aus dem des »aktiven, gewaltfreien Widerstandes<< ist, wie schen, den gemeinsamen Widerstand der unab­ Kreis der Initiatoren des Treffens, sich nicht in wir meinen, der SpiefraumffJr vie/fllltige Positio­ hiJngigen F~fiSbewegung im Stationierungs· der Loge sahen, an einer aberregionalen Koordi­ nen gegeben. Strebt man dieses breite Bündnis jahr aberregional zusammelfZUfiJhren und zu ef· nation mitzuwirken, die das mehrheitlich verab­ nicht an und will man nur das wie auch immer ge­ fektivieren. Der Verlauf und der Ausgang des schiedete Konupt des GlJttinger Arbeitskreises artete »linke<< Spektrum der Friedensbewegung TreffefiS hat allerdings, ungeachtet der intefiSiven zur Grundlage hiJtte. ... zusammelfftJhren, dann muß man das auch ganz und durchaus fruchtbaren A rbelt in den meisten offen sagen. Wir gehen davon aus, daß dies dem Aktiver gewaltfreier Widerstand als Aktions­ AG's, vieleenttiJuscht, nicht nurdie Teilnehmer, aberwiegenden Teil der Teilnehmer des Arbeits­ konzept bedeutet Blockade, Besetzung, Behinde­ sondern auch die, die zum Treffen aufgenifen treffens, die dem GlJttinger Vorschlag zuge­ rung, aber auch StiJrung von Vernichtungsma­ und die Vorbereitungsorbeit auf sich genommen stimmt haben, nicht klar war. schinerien der Herrschenden. Dieses Konzept hatten. De fakto wurde eine Einigung aber ein -Der GiJttinger Vorschlag schli(/Jt nicht nur rele­ schließt prinzipiell Gewalt gegen das Leben, ge­ gemeinsames Widerstandskonzept nicht e~ielt, vante Teile der unabhiJngigen Friedensbewegung gen die unbeteiligten Sachen, aber auch die Zer­ das Problem der aberregionalen Koordination aus, sondern 1Jffnet durch die HintertfJr das st(Jrung von beteiligten Sachen ausdrilcklich aus. der Widerstands- und Verweigerungsaktionen Bandnis mit ganz anderen Gruppen. Er schfi(/Jt Zwischen der Blockade, Besetzung eines Gegen­ konnte nicht diskutiert, geschweige denn geliJst zwar Gewalt gegen Leben und unbeteiligte Sa­ standes bzw. Behinderung, StiJrung von dessen werden. In diesem Sinne ist das Arbeitstreffen ge­ chen aus, 14/lt aber die Art des Umganges mit den Ablaufeinerseits und die ZerstlJrung desselben ist scheitert, ist der Versuch der unabhiJngigen Frie­ »beteiligten Objekten« offen. Dieses Offenlassen doch wohl ein Himmelsunterschied. ... defiSgruppen, eine neue Qualitlit und eine neue beinhaltet aber Ober Blockade, Besetzung und Stufe ihres Widerstandes zu erreichen, zunlichst Der mehrheitlich auf dem Arbeitstreffen ver­ Behinderung hinaus auch die M(Jg/ichkeit der ge­ ifiS Stocken geraten. Damit ist in keiner Weise ge­ abschiedete Vorschlag des GiJttinger AK dUrfte waltsamen ZerstlJrung des Objektes.· DqfJ fiJr Sa­ sagt, daß die Ziele undA ufgaben·des Arbeitstref­ als Grundlage gemeinsamer Aktionen von rele­ botage und Zerstbrung von beteiligten Objekten fens falsch waren und daß es unmOgüch sein vanten StrlJmungen der unabhiJngigen Friedens­ und Einrichtungen sich ausschließlich die »auto­ wird, den gemeinsamen Widerstand gegen äie bewegungen nicht akzeptiert werden. Dies wurde nomen« und ))Qntiimperialistischen« Gruppen AufrtJ.stung und die Kriegstreiberei der Herr­ bereits auf dem Arbeitstreffen klar erkennbar. zustlJndig ftihlen und so aufder Basis des GIJttin­ schenden aberregional zu organisieren. . . . Das Der GiJttinger Vorschlag erweckt den Anschein ger Vorschlages auch ihren Fuß bei den Vorberei­ weitere Bemahen um diese Aufgabe steht deshalb einer inhaltlichen Beschreibung der »Gewaltfrei­ tungen und der DurcliftJhrung von Widerstands­ nach wie vor auf der Tagesordnung. Der erste heit«, IIJ,/Jt in Wirklichkeit aber bedeutsame Fra­ aktionen der unabhiJngigen Friedensbewegung Schritt dazu ist allerdings eine grilndliche Ausein­ gen offen: drin haben, dUrfte offensichtlich sein. Ungeach­ andersetzung mit df!n Ereignissen des Arbeitstref­ • Mit dem ausdrilcklichen Wegfassen der »Ge­ tet der Tatsache, ob sich die GlJttinger selbst aber fefiS. wmal wir annehmen. daß die Hintergran­ waltfreiheil« schli(/Jt man Gruppierungen der. die.'leS Dilemma im klaren waren oder nicht. blieb de der kontroversen Positionen ·im Arbeitstreffen Friedensbewegung aus, die aus ihrer wie auch im- auch dieser Zusammenhang vielen Teilnehmern verhnrf{en . •.. «

18 Über die >>Bündnis<<- und die >>Gewaltfrage<< m. »Für das Bündnis von And-AKW-Bewegung, And-Kriegsbewegung und F'riedembewegug« Da8 es in punkto Gewaltfreiheit sehr unterschiedliche Auffassungen Wie kaiiiiiDIIIftl' Ma.a.a !IId tMe Z..•mm innerbalb der unabhängigen Friedensbewegung gibt, wußte jeder, der artlett zwildlell 'Gnrlltfldea' ... 'Nimt· nach Frankfurt kam vorber.Dat) es wegen dieser unterschiedlichen Genltfrdea' ---1 Auffassungen auch nicht zu gemeinsamen Aktionen und einer ge­ Klar ist, daß diese Zusammenarbeit nicht so aus­ sehen kann, daß die Aktionsform offenbleibt meinsamen Koordlnadon kommen kann, war vielen vorher nicht nach dem Motto 'Einheit der Vielfalt', jeder geht klar .Jedenfalls stand diese Frage in Frankfort mr Diskussion und in seinem Widerstand so weit,wie er es gerade fllr schlle81kh zur Absdmmung. richtig balt. Dies führt meist zu einem Verbeizen von Leuten, die einer Auseinandersetz: mit der Während in d,en Arbeitsgruppen am Samstag Das SPD- und DKP- orientierte Spektrum der Polizei, aus welchen Grünen auch immer, aus noch sehr kontrovers, aber dennoch kooperativ Friedensbewegung steht dieser Art von Wider­ dem Wege geben wollen und clementsprecbend diskutiert wurde, wendete sich das Blatt plötzlich stand sehr skeptisch gegenüber, unterstUtzt ihn ung~Utzt sind. Notwendig ist also eine Ab­ am Sonntag, als eine Vertretetin der Vorberei· aUenfalls verbal nicht aber praktisch. Auf sie ist sprache über die Aktionsform, den Charakter ei· tungsgruppe (aus BBU, Grünen, OFRI, Gewalt­ nach wie vor in BoM zu rechnen, nicht aber auf ner gemeinsamen Aktion und das bedeutet - ob frei.e Aktion, Hamburger Friedenskoordination) den Schienen oder Straßen sitzend. man das nun bedauert oder nicht • zum gegen. erklärte, sie seien nur bereit, gewaltfreie Aktio­ Wenn jetzt der verbleibende Rest der Friedensbe­ wlrtigen Zeitpunkt bei Aktionen gegen die Sta­ nen zu koordinieren und werden sich ents-pre­ wegung nicht bereit ist, auf andere Bewegungen tionierung der Ausschluß von sog. 'Gewalt gegen chend "Koordination gewaltfreier Widerstand zuzug~ben, wie z.B. die Anti-AKW-Bewegung Menschen', wenn die radikale Linke nicht unter '83" nennen. Die Verhinderung der US­ oder die Hluserkampfbewegung, sondern diese sieb bleiben will. Munitionstranspdrte von Nordenharn nach dem sogar wegen Irrelevanz von der Zusammenarbeit Aus dieser Einschätzung heraus haben wir in Silden und eine Großdemonstration an der US­ ausschließt, wird es zu massenhaften Blockaden Frankfurt einen Kompromißvorscblaa einge­ Air Base könne demzufolge nicht mitkoordiniert nicht kommen. bracht, der sich an einem vielbeklatschten Beitrag werden, jedenfalls dann nicht, wenn diese sieb Die Grünen und der BBU haben zwar vjele An· von Alexander Schubart (Startbahn West Bewe­ nicht explizit auf den gewaltfreien Widerstand banger. was aber noch !an&e nicht heißt, daß die­ gung) orientiert.e, der vehement fllr eine Gro8ak­ festlegen. Es roch nach Ausgrenzung. Die folgen­ se auch bereit sein werden, sich auf Blockaden tion an der US-Airbase als Beispiel (Ur den Wi­ de Debattt war entsprechend heftig. nasse Füße und vom Wasserwerfer durcbiilßte derstand p!Jdierte, jedoch den Ausschluß von Wolfgang Sternstein vom BBU vertrat gleich zu Klammotten zu holen. Vor lauter Starren auf den 'Gewalt gegen Menschen und unbeteiligte Sa· Anfana, eine Zusammenarbeit der verschiedenen Bürger vorm Fernseher, dem man beim Bericht chen' f1lr unverzichlbar hielt. Strömungen sei wegen der ideologischen Diffe­ Ober unsere Aktionen ein wohlwollendes Nicken Der Göttinger Antrag lautete' : renzen eh nicht möglich, es sei besser, gleich zwei 'die baben zwar Flausen im Kopf, aber anstlndig Der Widerstand~ die Nachrllstung machJ d· verschiedene Vereine aufzumachen, die nicht zu. sind sie wenigstens' abringen will, wird vergessen, M Koordinalion der UNlblr4ngigen Fri«k~ sammenarbeiten, sieb aber respektieren. da!) dieser Bürger erstmal nur vor dem Fernseher ~ng notwendig. w-v m1lssen uns mif dM di· Andere vertraten nicht diese Auffassung, forder­ und nicht auf Straße sitzt. Sicher, unsere Aktio­ rekte Korrfronllltion mit den Regierenden dnstel· ten uns aber auf, uns auf das Konzept der Ge­ nen müssen vermittelbar bleiben und mehr Men· len und vorbereilm und bereit sein, dMn prakti· waltfreibeit einzulassen. sehen als die bisherigen Aktivisten müssen für sehen Widentand des zivilen Ungehorsams 01 Ersteres ist u~es Erachtens falsch, zweiteres den Widerstand gewoMen werden, die Wider· entwickeln, du dorrnif abtklt, d~ Stationlmmg nicht möglich. standsform muß also auch so gewlhlt werden, politisch zu verhindmr. daß mel)r Menschen daran teilnehmen können. Es geht uns bei diesen Aktionen um dM politi· Weslullb Ist clle Zusanunea8rbeft aller Krifte der Aber wer glaubt, bei diesem Widerstand auf die sehe Ko11[rontation mit den Herrschenden. Wir uubldnaJaea Frteclelllbeweauna aötlaf Kriegsgegner verzichten zu können, die bisher werden jede gewoiiStlme AusdNlndersetzung mit Die Vorbereitungsgruppe wirft uns in ihrer Stel· den Widerstand in der BRD • sei es gegen AKWs, der Staatsgewalt vermeilkn und Verletzung von lungnahme zum Frankfurter Arbeitstreffen vor, gegen die Hauserspekulanten, die Startbahn West Menschen ausschli

19 standen werden könnte, als ginge c:Ue Gewalt auf Demonstrationen in erster Linie von uns aus, und als liege es vor allem in unserer Macht, die Aus­ einandersetzung zu venneiden. Auch das Not­ wehrrecht ist darin nicht geklärt. Man sollte meinen,daß es für die Veranstalt'er hätte möglich sein müssen, diese Kompromißfor• mulierung anzunehmen, wenn es wirklich um die Sache ging und nicht um Ausgrenzung. Es war nicht möglich. · Für die Größen aus BBU, den Grllnen, der OFRI, der 'Frauen stiften zum Frieden an' war es unmöglich, auf das Wörtchen 'gewaltfrei' zu ver­ zichten. Paradoxerweise stimmten gerade die 'Gewaltfreien Aktionsgruppen' für unseren Vor­ schlag, was schließlich zu einer Mehrheit für un­ seren Antrag führte. Die Vorbereitungsgruppe behauptet in ihrer Stel­ lungnahme, mit dem ausdrücklichen Weglassen der Gewaltfreiheit schließe man Gruppierungen der Friedensbewegung aus, die darauf nicht ver­ zichten könnten. Warum sollte das plötzlich der Fall sein? Es haben in der Vergangenheit die ver­ schiedensten Aktionen z.B. in der Anti-AKW­ ehe Gewalt empfinden. Empfindlich gestört fühlt Legitimation des Staates und dessen Gewaltmo­ lkwegung zusammen mit BBU, den Grünen u.a. sich nur der, dem die Sache gehört, und das mit nopol nicht in Frage stellen wollen. gegeben, die sich nicht explizit auf Gewaltfreiheit Absicht und gewollt. So oder so muß klar sein, daß sich die Menschen, festgelegt haben: Brokdorf -Demonstrationen, Wir können irgendwie nachvollziehen, daß für die in ihrem Widerstand z.B. gegen AKWs und die Kalkardemonstrationen. Anläßlich der Sonn­ Teile der Friedensbewegung die Unverletzlichkeit Häuserspekulanten längst weiter gegangen sind, Demonstration am 10.. 6. wollten die Grünen die der Person oberstes Prinzip ist. Es will uns aber sich auf diese Ideologie nicht festlegen lassen Gewaltfreiheit im Aufruf festgesChrieben wissen, nicht in den Kopf, wieso ein Rüstungs- oder können, da sie sich explizit gegen ihren bisherigen womit sie sich aber nicht durchsetzen konnten. Kriegsgegner nicht laut in die Hände klatscht Widerstand wendet und abgrenzt. Da sie das An der Mobilisierung hat sie das nicht gehindert. oder zumindest klammheimliche Freude empfm­ nicht wollen, werden sie zu einer gewaltfreien Ak­ Auf regionaler und lokaler Ebene sieht es zum det, wenn ein Munitionstransport der US-Army tion nicht zu mobolisieren sein - unabhängig da­ Teil auch nicht so ideologieträchtig aus wie auf wegen Sabotage defekt stehenbleibt, wenn ein von, ob sich einzelne Vertreter gegen ihre Ober­ zentraler Ebene. Dort kommtes-auch zu Ostern­ Strommast, der ein Atomwaffenlager mit Ener­ zeugung um des lieben Friedens willen auf die zu fruchtbaren gemeinsamen Aktionen, die aus­ gie versorgt, umkippt oder nach dem Vorbeizug Formulierung der Gewaltfreiheit festlegen lassen. drücklich auf die 'Gewaltfreiheit' verzichten, um einer Demonstration die Scheiben einer Rü• Keiner läßt sich gern vor irgendeinen Karren ein breites Bündnis zu ermöglichen. Auch inner­ stungsfirma zu Bruch gegangen sind. (Sicher, das spannen, auch nicht vor den Karren der Gewalt­ halb der grünen Basis macht sich langsam Kritik läßt sich alles reparieren, aber eine Blockade läßt freiheit. Wer glaubt, es handele sich $bei nur um an dem religiösen Dogma der · Gewaltfreiheit sich auch abräumen, das ist kein Argument.) ein kleines Grüppchen von Autonomen und Anti­ breit, wie z.B. an Petra Kelly, die in der Wahl­ Auch will uns nicht in den Kopf, warum es richtig Impis, auf die sowieso gern verzichtet werde, der nacht das Kunststück fertiggebracht hat, in einem seiti soll, in so dogmatischer Auslegung auf jegli­ irrt sich und setzt sich in überheblicher Art und Satz dreimal das Wörtchen gewaltfrei unterzu­ ches Notwehrrecht zu verzichten, was konkret Weise über die Erfahrungen von zehntausenden bringen. bedeutet; daß man überhaupt keinen eigenen von Menschen in den letzten Jahren hinweg. Die Vörbereitungsgruppe behauptet weiter, der selbstbestimmten Handlungsspielraum mehr hat. Göttinger Vorschlag sei schon deshalb unakzep­ Ganz abgesehen davon fmden wir es gar nicht ge. Jetzt den gemeinsamen Widerstand orpnisieren! tabel, weil er durch die Hintertür die Autonomen waltfrei, es z.B. zuzulassen, wenn ein Demon­ Das Einzige, was bisher an 'Widerstand' im Sta­ und Anti-Impis hereiillasse. Wir können akzep­ strant blutig geprügelt wird und es durch ent­ tionierungsherbst steht, ist die Neuauflage einer tieren, daß man Formulierungen wählt, die be­ schlossenes Einschreiten verhindert werden könn• Super-Großdemonstration im Herbst in Bonn, stimmten Gruppen die Zusammenarbeit ermög• te. die sich von den bisherigen nur dadurch unter­ licht, nicht aber, daß man Formulierungen ab­ Aber die Friedensbewegung will edel bleiben, un­ scheiden wird, daß sich die SPD -jetzt in der Op­ lehnt, weil sie die Zusammenarbeit mit bestimm­ ter keinen Umständen aggressiv wirken - pfui, position-an die Spitze zu setzen versucht. Ver­ ten Gruppen ermöglicht.Diese Form der Isolie­ das ist mit Frieden nicht vereinbar. Petra Kelly hindert wird die Nachrüstung damit sicherlich rung und pol. Denunziation war bisher dem hat eine flammende Rede gehalten, in der sie her­ nicht. Ob unser Widerstandskonzept der Blocka­ Staatsschutz vorbehalten. vorhob, nur in der Ideologie der Gewaltfreiheit den, des zivilen Ungehorsams und der direkten Die ailgesprochenen Kräfte von 'Autonoll14m' nach dem Beispiel Gandhis liege unsere Chance, Konfrontation die Nachrüstung verhindert, ist müssen überzeugt werden, daß es notwendig ist, in ihr liege die Kfaft der Friedensbewegung. noch dahingestellt. Aber wir können erreichen, sich auf bestimmte Aktionsformen vorher festzu­ Anders als bei den Formulierungen in unserem daß der Preis für die Stationierung so hoch wie legen und sich daral1 auch zu halten, weil es ge. Antrag, die ein bestimmtes taktisches Verhalten möglich gesChraubt wird. Dazu brauchen wir als nauso falsch ist, Leuten eine Ideologie der Qe. beschreiben, geht es bei der Gewaltfreiheit um ei­ Zusammenfassung des regionalen Widerstands w.altfreiheit aufzuzwingen, wie es auch falsch ist, ne Ideologie, die Ideologie von Märtyrern . .!?!!:. eine zentrale Demonstration/Blockade aller Leuten durch ein .bestimmtes Verhalten auf einer Gewaltfreiheit ist ein Widerstandskonzept, das Kl"äfte der BRD, die zum praktischen Widerstand Demonstration eine bestimmte Aktionsform auf• selbst nicht angreift, sondern durch passives gegen den Kriegswalmsinn bereit sind. zuzwingen. Trotz-Verhalten den Gegner zum Artgriff zwin­ Die Mehrheit auf dem Frankfurter Treffen kam Wir wurden später oft gefragt, warum wir die gen will und iha damit ins Unrecht setzen will. Es nicht deshalb zustande, weil die Anwesenden zu Aktionen nicht gewaltfrei nennen wollen; was wir ist ein KOzept, d!IS in bestimmten Situationen blöde waren, unsere 'Intrigen' und falschen in dem Antrag formuliert hätten, sei doch die ße. richtig - weil erfolgversprechend - sein karm, das Bündniskonzepte zu durchschauen, sondern weil schreibungvon Gewaltfreiheit. Daß dem nicht so aber beim Gegner eine Art Gewissen und bei uns sie die Notwendigkeit der Zusammenarbeit ge­ ist, macht letztlich die Weigerung der o.g. Grö• die Opferbereitschaft eines religiösen Fanatikers. nauso sehen. Wir fordern deShalb die Gruppen­ ßen deutlich, sich auf diese Beschreibung einzu­ So viel zu Petra Kelly. Ganz abgesehen davon vertreter, die nach der mehrheitlichen Abstim­ lassen. Sie verstehen unter Gewaltfreiheit auch würde sich Gandhi im Grabe rumdrehen, wenn er mung für den Göttinger Vorschlag ihren Austritt den Verzieht auf 'Gewalt gegen beteiligte manche lammfromme Aktion hier erleben wür• aus der Koordination erklärt haben und diese da· Sachen', also Sabotage, Beschädigungen etc. Ge­ de, die sich auf sein Widerstandskonzept beruft. mit platzen ließen, was nicht gerade ein Muster­ nau das wird gemeinhin vom unbeleckten Bürger Der Grgßteil derer. die den Begriff der Gewalt· beispiel für ein basisdemonkratisehes Verhalten auf der Straße auch unter gewaltfrei verstanden. freiheit gebraucben. meinen damit gar nicht das ist, ihre Haltung zu überdenken, das Mehrheits­ Allein die Wortwahl·zeigt den total inflationären Konzept Gandhis, sondern sie wollen zum Aus­ votlJm zu respektieren, auf Ideologien zu verzich­ Gebrauch des Begriffs Gewalt, als könne eine Sa- druck bringen. daß sie friedlich bleiben und die ten und stattdessen den praktischen Widerstand endlich zu organisieren. c. +.&.. \~. 20 Da hilft nur noch beten! Es gibt Leute, die denken nicht weiter, als ein sehen Joch der Kremi-FfJhrung und wenn man oder 100 tausend Teilnehmern nicht mehr als ein Schwein Im SiJwr sche(/Jt. Jetzt haben sie sich in letzJere mit einem kriiftigen Atomschlag ins Jen­ deutlich sichtbarer Protest #in, tkm am Ort, im der Friedensbewegung auch schon bemerkbar ge­ seits b(!Ordern wtlide, kOnnte man die armen Betrieb, im Stadtteil Tatenfolgen mllssen. Unter­ macht mit der intelligenteil Fofr!erung: Russen mit unse~m ganzen Konsumsche(JJ Uber­ schr(ftenlisten und AlifmiJrsche. allein hilben aJ.. »Kein Atomkrieg auf deutschem Boden?« hiJiifenl A~rdem billige Rohstoffe, keine kon­ lefl!alls symbolischen Wert. Also Widerstand or­ Was soll das? Lieber kurrie~nde Supermacht in den ~Jbstbedienungs- ganisieren auch und vor allem in den Betrieben, - ein konventioneller Krieg aufdeutschem Boden 1/Jndem der »Drillen Welt« und lauter strahlende wo /Ur die Rtlstung gebaut wird! Da mfissen wir oder /Ieber Russen mit ferngesteuerten Eierkochern lassen eben noch mal Wolgqng Bochert lesen: - ein Atomkrieg auf iJsterrelchischem Boden? die Herwr amerikanischerund deutscher Kapito­ »Du. Mann an der Maschine und Mann in der llsten hoher schlagen. »Woolworth jetzt auch Wer sic/.1 nur eine intakte Gehirnzelle in seinem Werlatatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du wieder im aufgebauten Moskaul« - das rUckt sollst keine Was:serrohn! und keine KochtOpfe von Feindbildpropaganda zer/Tf!SSenen Schiklei durch die militiJrische Oberlegenheil und den /"­ mehr macheil - sondern Stahlhelme uild Maschi­ bewQhrt hat, kann sich klllrmochen: glauben an einen schnell zu gewinnenden Blitz­ Nie wieder Krieg! Nicht zulAnde, zu Wasser und nengewe~, dann gibts nur eins: Sog Nein!« krieg in die strategischen Ober/egungen der Poli-. auch nicht in der Llift! Dieses Morgen war schon v,steml Darum Tm4ß tiker. Nie wieder krieg! Nicht mit ABC-Wqffen, mit jetzt gestreikt werden. Gegen das »Gleic/rgR>icht konW!tltioneJ/en Wqffen und auch nicht mit dem Aber es wird dodlliber tJes. SChreckens«, das immer noch ein schreckli­ Buschmesser! Denn: Abrilstußl verbaadelt ches GleiChgewicht #in wird, W/111 wir das ~it/1- che gesegnet haben. Kampf Weklle Greue wird vdkliat? Sicher, sicher. Nur: a~r Spesen nichts ge~nl Der Umstand, dJ{/1 diese Verhandlungsmenschen - gegen die Bon#n, die am Krieg verdienen wol­ Gewinnen tun den Krieg die Oberen, es verlieren len/ ihn aber die VOiker auf beiden Seiten! Darum: immer Ober alte Wqffensysteme dislcutie~n, ver­ an/qfJt die Rtlstungsindu.strie nur, noch schneller - gegen die MlliiiJrstratelen, die sich im Krieg die G~nr.e verllhift nicht zwischen Ost und West, neue Systeme zu entwickeln, die dann mit viel wohl verdient machen wollen wie es uns die Bonzen mit lh~n MQSSI!nmedien Zeitverlust erstmal in die Verhandlungen mit ein­ - gegen die Politiker, die den Bunlcerbau bei . ellff1Qstem wollen, sondern die G~nze veri/Jiift bezogen werden mllssen. So-geht nichts voran. Bonn wohl nicht Zlifllllig eifrig vorantreiben! zwischen den Oberen und den Unteren, zwischen denen, die im atomsicherrm Bunker am Krieg Na pt. Also kriftla demoasbterea7 Wenn die Arbeiter, diejetzJ ~Bunker bauen, ins Freie mtlssen, um sich au.sbonf9en zu lassen, ~ich werden und denen, die im Krieg dralif ge­ Nur gut, sogt Solllmander, Deutschlands großer und die Politiker, die fttzt im Freien sitzen, in hen! Deutsche und russische Arbeiter, die heute Schohsohlenerzeuger. Schon die Bewegung gegen den Bunker einziehen ·- dann ist es zu splltl abendfriedlich teils Korn teils Wodka trinken, die Wiederllewqffnung Deutschlands und ·auch sollen vielleicht morgen aufeinander schi(ßen, die Ostermilrsche gegen den Atomtod haben sich Es gibt Leute, die denken nicht weiter, als ein weil andere aufdem Kriegsherd ihr SDppchen ko­ nur Schweißfqße und Blasen an denselben geholt. Schwein im Sitzen sche(JJt. Sie meinen, ~ genuge, chen ~len. Gestern noch mit dem Italiener ge­ Wir lernen daraus: Sternmarsch, F't(/JITIIZr.sch, die Stationierung der Neutro~ zu ver­ gen den Franzosen, morgen mit den Franzosen Schweigemarsch, Fahrradmarsch und GIJn.se­ hindern. Und nicht genug damit: Sie glauben, gegen die Russen - alles eine Frage der Propagan­ marsch/Ur den Frieden werden solange gelassen dJ{/1 lulnn man mit F't4ßmilrschen erreichen. Diese da! zur Kenntnis genommen, wie keine TatenfolgenI Leute sollen wenigstens noch eins tun (und viele tun es ja auch): Beta ••• Gibt es clean Leute, dJe nidlts NatDrlich sind Demonstrationen gegen Kriegs­ ..... Kriea Ullen? t~iber oder r..B. gegen die Atommqfia notwen­ dig, natJJrllch beteiligen auch wir uns daran. (FI1.1gblatt einer anardllstiscben Gruppe aus Süd• Aber klar gibt's die. Do leben doch so grlJ.ßlich Doch kiJnnen selbst Rie]Jenkundgebungen mit 50 deutschland) umerdrlickte Men.~chen umer dem knmmunisti-

21 Kölner Aktionskonferenz:

Auf der dritten Aktionskonferenz der Friedensbewegung am 16./17.Aprilln Köln überdeckten die Zugeständnisse des traditionalistischen Flügels der Frie­ densbewegung um das DKP-nahe Komitee für Frieden. Abrsütung und Zusam­ menarbeit (KOFAZ) die in der Luft liegende Spaltung. Das KOFAZ wollte eine »Volksversammlung« in Bonn (Eine TeUnehmerzahl von 1 Million wird gehan­ delt). Unabhängige und Gewalt.freie Gruppen orientierten auf 3-4 Demonstratio­ nen an Raketenstandorten in Verbindung mit großen Blockaden. War am Sam · tag noch im ca 800 Personen starken Plenum eine Diskussion um diese beiden Standpunkte abgelehnt worden. so kam es am Sonnatg nach über einstiindiger heftiger Kontroverse überraschend zu dem Kompromiß. drei »gleichberechtigte Volksversammlungen« in Nord- und Süddeutschland. sowie in Bonn durchzu­ führen. Erst als kirchliche Gruppen sich gegen eine alleinige Demo in Bonn aus­ sprachen, beugte sich die Mehrheit von KOFAZ. DKP und SPD Anhängern die­ sem Kompromlß, der von Jo Leinen (BBU) eingebracht wurde. Inwieweit es zu einer wirklichen Gleichberechtigung dieser drei Großdemonstrationen im Herbst kommt, ist noch umstritten. Das Ringen darum dürfte auf jeden Fall »bei den jeweiligen Regionalkonfei'enzen« noch einmal heftig aufbrechen. Dabei hatte al­ les so gut angefangen ...

ten: »Das nächste Mal kommen wir nicht' nach Die Donner BOnn« waren schon wieder eifrig" am planen. »Friibstücksmnde« Sonderzuglisten wurden auf dem Papier koordi­ niert, die Teilnehmerzahl der Demonstranten, die Ein Kreis von Friedeusfunktioullren aus den »per Sc:hiff« kommen auf 30 000 festgesetzt, großen Organisationen traf sich schon seit Ja­ nach Parkplätzen Ausschau gehalten. Das größte nuar, um Ober Herbstaktionen zu beraten. Wie Problem schien und scheint zu sein: »FUr eine zu schon so oft, das große Mauschel-Pauschel, wah­ erwartende Teilnehmerzahl von 800 000 bis eine · rend die Basis noch friedlich dem Stationierungs­ Million« gibt es in Bonn keinen geeigneten Platz. herbst entgegenschlummert oder sich mit Blocka­ Einziger Ausweg: »Dezentral« an mehreren PliU­ den bzw. Munitransporten beschäftigt. In aller zen -Hofganen, linkes und rechtes Rheinufer - Stille trifft mau sich zur Bonner FnlhststOcksruu­ mit SyncronObertragung der Hauptlc:undgebung. de, an einem Wochentag, frühmorgens in Bonn Wahrlich eine große Aufgabe fUr die »Spieße<< alter Funlctionärstradition. Zur Begradi­ nach der Bewegung. Achim Maske (von Freuden auch gung der Widersprüche wird noch eine Person >>Maske« genannt) vom KOFAZ träumte allen aus dem BAF hinzugezogen, nachdem zuvor die Ernstes von einer »mässenhaften Volksversamm­ einflußreiche und macht.ige Aktion SOhnezeichen gen im Aufruf. Angesichts der großen Dominanz lung in Bonn, die der Regierung KohVGenscher erkllln hatte: Wenn der BAF-Vertreter kommt, des KOFAZ.Spektrums preschte diese Gruppie­ das Mandat fOr die Raketenstationierung ent- dann' gehen wir. Mit einem aus OsnabrUck waren rung vor und zauberte eine AG Aufruf zu.slltzlich zieht.« · sie dann aber einverstanden. - Solange keiner aus ins Programm, in der dann schließlich alle Son­ Allerdings lief auch in der Fr1lhstllcksrunde Göttingen kommt .•• • derinteressen dieser Gruppierung als Ergänzungs.. nicht alles nacli Plan. Nach dem Frankfutter Naheliegend, zumindest fUr diesen erlauchten vorsch.läge erarbeitet wurden. So wurden selbst Treffen soll es iil diesem ca 2S Personen umfas­ Kreis, ·war, in der UNO-Abnlstungswoche vom die vorsichtigsten kritischen Andeutungen gegen senden Kreis ein Meinungsbild gegeben haben, 15. - 22.0ktober große Aktionen zu planen, da die Sowjetunion »heraus ergänzt«, der Apellcba­ bei dem sich nur eine knappe Mehrheit von 13 ftlr fUr diese Zeit in zahlreichen Undern Kampagnen rakter an· die Bundesregierung verstärkt und eine alleinige Großdemo in Bonn und immerhin gegen die NATO-»Nach«rUstung vorbereitet wohlwollend Forderungen an die Genfer Ver­ 10 fUr den nun auf der Koln.er Aktionskonferenz werden. Daß die Einfallslosigkeit dieser »Vor­ handlungen gestellt. Das war dann selbst den So­ beschlossenen Kompromiß stimmten. denker« der FriedensbeWegung so groß sein wür• zialdemokraten der Aktion Sühnezeichen zuviel. de, nun zum dritten Male den HOhepunkt Bonn Sie forderten eine »ausgewogene. Einleitung« un!f zu setZen, war ful viele fast unvorstellbar. Eine sie bekamen sie schließlich, damit diese einfluß. fast selbstverstllndliche Aktionswoche vorher mit Der Aufruf ••• reiche Organisatione ja nur nicht abspringt. dem »Tag der Schulen und Hochschulen«, dem Lang, langweilig, ausgewogen I II So stellte sich Insgesamt ist dieser Aufruf das schlechteste, »Tag der Ministerien«, dem »Tag der Kirchen«, der Aufrufvorschlag der Bonner FnlhstOcksrun-· was in den letZten Jahren auf solchen Kongressen dem »Tag des Antimili.tarismus«, dem »Tag der · de dem normalen Friedensbewegten dar. Ein un­ verabschiedet worden ist. Nun, mau kann sagen, Frauen« und schließlich dem »Tag der Arbeit­ elitwegter Kampfer t!U,g die Bedenken gegen die­ wir benutzen ihn ni<;ht und machen unseren eige­ nehmer« - pardon, der wurde klassenbewußt um­ senAufruf am Samstag Abend kun vor. Dann nen Aufruf, einen alternativen oder wie immer. benannt in »Tag der Arbeiter« • wurde als das wurde aber gleich.gezeigt, wer Herr im Hause Das wird sicher gemacht, aber denni><:h kann völlig Neue hocbiekocht und als Abschluß dann war und der Aufrufvorschlag der Fr1lhstUcksrun­ mau nicht daran vorbeisehen, daß es inhaltlich die Super-5uper-Großderno, wirklich fast schon de mit der satten KOFAZIDKP/SPD-Mehrheit seit dem 10.6. eher eine RUCkwärtsentwicklung, peinlk:h als »Total-Blockade von Bonn« ver­ verabschiedet, seJbstverstllndlich mit einigen 'Er­ denn eine Fortentwicklung gegeben bat. Mit dem kauft. giD.Zungen und VerllnderÜngen, die die Genossi· in Koln verabschiedeten zahnlosen und inhaltslo­ Als Jo Leinen dieses >>bahnbn:dlende Kon­ nen und Genossen daheim in ihren Friedensinitia­ sem Aufruf ist die TUr ftlr die nun in der Opposi­ zept« für unseren Widerstand· im Herbst 83 auf tiven »intensiv« diskutiert hatten. Die Leute aus tion stehende Sozialdemokratie ganz weit aufge­ einem Kongreß unabhllngiger Friedensinitiativen dem unabhängigen Spektrum hatten den Aufruf. macht worden und zwar bewußt. Auf der Strecke Ende Februar in Frankfurt (vergl. Artikel dazu) vorschlag in Köln das erste Mal gesehen und • im bleibt eine deutliche Analyse des »Wettnlstens«, erstmals vorstellte, stieß er auf einhelliges Unver­ Gegensatz zu vor einem Jahr - keinen eigenen auf der Absichten der NATO und der USA, Ober­ stllndnis und klare Ablehnung. Die gleichen die Beine bekommen. Wenig interessant, aber um haupt jede sCharfe politische Aussage gegen die Funktioollre, die nach der Demonstration gegen so desillusionierender waren die Hahnenkämpfe Herrschenden und ihre Politik. Wenn die unab­ den NATO-Gipfel ain 10.6.82 großspurig erklllr· im traditionalistischeu Lager um einzelneu Passa- hllngigen Friedensinitiativen da nicht ganz schnell

22 3 Großdemos im Herbst?

reagieren und dieser Verwa.sserungstendenz ent­ Nur in der Arbeitsgruppe Widerstand an den charakter<< durchzusetzen, wahrend die Nord­ gegenwirken, dann wird es die SPD ruckzuck se­ Standorten wurde Ober MOgllchkeiten der politi­ und SUd-Demo mehr Blockade-Charakter haben schafft haben, die Masse der heutigen Friedens­ schen Konfrontation breiter diskutiert und die solL Gerade das liest aber nicht im Sinne der Un· bewegung in ihr politisches Kalkül zu integrieren. Gegenposition zur »Donner Volksversammlung« abhllngigen, die ja drei gleichberecbtlate Großak• Der Voncblaa der Grünen, sich doch nicht im­ mit vier Demonstrationen und Blockaden an tionen in Bonn und an zwei Standorten haben mer wieder Ober diese »biOden Aufrufe zustrei­ StandOrten mehrheitlich formuliert und von Ale­ wollen und die Blockaden schwerpunktmlßig in ten, die dann doch keiner liest« dtüclct in erster xander Schubert im Plenum vorgetragen. • ln die­ den Taaen davor orpnisieren wollen. MOgliche Unle ihre eiaene inhaltliebe KonfuSion aus, die es ser Arbeitsgruppe hatten sich die unabblngigen Orte kOnnten im Norden Kdlinabusen oder Qarl­ ihnen nicht möglich macht, in den Entscheidung­ bzw. Gewaltfreien versammelt. Es war mit Ab­ stedt und im SUden Neu-Ulm oder das US.. sprozess einzugreifen. Sicher, es ist bequemer stand die größte ArbeitsJruppe. Das unter den Hea.dquarter in Stuttgart sein. Auf den noch ein­ und es geht schneller, wenn man sagt: ))SoU doch Unabhlngigen umstrittene Thema Gewaltfreiheit zuberufenen RegiOoalkonferenzen wird es noch jeder seinen eigenen Aufruf machen«. In der blieb angesichts der erdtückenden KOFAZ­ beiß heraehen. Das ist aber immer noch besxr. Konsequenz fUhrt das aber dazu, daß eine politi­ Mehrheit tabu. Ebenso der Voncblaa zu einer als Donner Friedhofsruhe. sche Debatte um die Inhalte nicht mellr - oder zu­ Großaktion an der US..Air~ Base in Frankfurt, Desweiteren wird am 28.129. Mal wieder ein mindestens nicht mehr kollektiv - geführt wird. nachdem das Plenum der Startbahn-81's sich ge­ bundesweites Standort Und Blockade Treffen Die Aufrufe sind nach wie vor politisches Baro­ gen eine solche Aktion zum gegenwartigen Zeti­ stattfinden, daß zut Zeit praktisch mit~ BAF- . meter fUr den Diskussionsstand einer Beweguna. punkt ausgesprochen hatte. 1m Mittelpunkt stand Treffen indentisch ist. Das Treffen wird voraus­ Und das Barometer hatte in KOln eindeutig fal­ auch der Versuch einer Auswertung der Oster­ sichtlich wieder in Frankfurt stattflllden. Kon- lende Tendenz. Ein l.lngerfristises Tief bahnt sich mlrscbe und Blockaden. Diese Auswertung war takt: Grawvael Werbeldt, Roee *·• oder an, wer weiß, vidleicht gar schon das »Aus«. sehr differenziert und kann an dieser Stelle nicht ~ 1111 G6ai11ter Al[, POIIflldl umfasSend wiedergeaeben werden. Insgesamt be­ 1945, liddes .. 34 G6Cdlla•· stand eine gewisse EnttiUschuna darüber. daß die Die Arbeitsgroppen Blockaden nicht den erhofften Teil.oebmerzu­ KOIICIIktadrelle Nonllkdoa: ...... t'rW­ ••• waren wahrlich kreativ: Die AO's brachten wacbs geaenUber den Blockaden am 12.1.2.82 ge­ dealkoordiMdoa c/o ltraR, J...,.._..... 16 auf dem SonntqSplenum sinnige VorschlAge ein: habt haben. 111 1 a...,.u <040~ oder Den Krefelder Appell in die Kirchen verbreitern; ...... ,P, Fonua <-* DKP-8peldrua), .18- an den Hochschulen soU es - wie lanast beschlos­ llCiallduCr.llllll BH 13 (040/411951) sen - Atomwaffenfreie Klos - Verzeihuna Zonen Wie geht's weiter? aeben und am Tag der Ministerien dürfen die Be­ Als Dllchstes steht die Auseinandersetzu um ~ Siäkdoa: lllf~doelblro malen so richtig vom Leder ziehen; die Arbeiter ­ die drei Demonstrationen im Herbst an. Wo wird flr Frledel!lllatltlk, Paalo adtll .61111 I Mllldea das wissen wir ja alle, da passiert was, wenn die mit welcher Stoßrichtung wie demonstriert. Das 5 (1191241C?0 bzw. 2fOa85) mal so richtigloslegen - werden an ihrem Tq die KOFAZ-Spektrum wird vermutlieb vcnuchen, Arbeit niederlegen, wird gemunkelt?! die Donner Demo als diejcniae mit dem »Massai- Im Mai da wird's was geben. ln Hengelo, Holland, geht in der Woche nach Pfingsten, Neben Kultur und Informationen wollen wir den Herren in vom 23. • 28. Mai, der Bär ab. den grauen ,Anzügen ~ber auch zeigen, was sie von uns zu Auf dem internationalen DOE WAT Festival gibt es jeden erwarten haben. Neben vielen phantasievollen Aktionen (in Tag was anderes: Hengelo gibt es genug Firmen, die Scheiße am Stecken ha· Militarismus, Frauen, AKW, Häuserkampf, Startbahn West, ben) findet deshalb Irland, Munitransporte, Faschismus, Atomwaffen, politi· sehe Gefangene und Repression am 27.5. die große internationale DOE WAT Demonstration sind die Themen, die das Festival bestimmen werden. Damit das alles nicht zu trocken wird, haben sich mehrere statt. hundert Gruppen aus ganz Europa angemeldet, um Musik, Ein riesiger Platz zum Campen ist vorhanden. Auf dem Ge· Theater, Film etc. zu machen. Große Namen sind nicht an· Iände stehen auch die vielen BOhnen tor die Veranstaltun­ gekündigt · wir wollen eine Woche lang die Kultur zeigen, gen. die unser Widerstand hervorgebracht hat.

7mei. IILO ~··- - . - HOLLAND·

Stichting DOE WAT 83 Schalkburgerstraat 25a Hengelo Tel.: 074- 428688

Einstellung der § 129a­ Ennittlungsverfahren: Ein Erfolg der Bewegung?

siv geworden; manchmal habe ich das als· Am 19. April haben unsere Rechtsanwälte nicht gelähmt, ist nicht zur Konfusion ge­ eine Art Herausforderung an uns begrif· Post aus Celle gekriegt, von der Staats· worden; aber sie kam Immer wieder:· im fen, eine Verurteilung politisch zu verhin· anwaltschaft beim Oberlandesgericht. Bett, beim Erzählen, beim Autofahren ... dern! · Oberstaatsanwalt Wahnbaeck schreibt, Ich hatte Angst, daß es wieder klingelt. Ich daß er das Ermittlungsverfahren gegen hatte Angst, na klar, vor dem Damokles­ Dabei war klar, daß die Rechnung 'großer vier von uns und gegen Unbekannt einge· schwert U-Haft, das Ober uns schwebte. öffentlicher Druck = geringes oder gar stellt hat • »Soweit es den Verdacht des Wir wußten ja, daß wir jederzeit und ohne kein Strafmaß' so einfach nicht aufgeht. Werbens f{)r eine terroristische Vereini· Begründung festgenommen werden konn· Einige Leute, v.a. auch hier in Göttingen. gung (§ 129a StGB) betrifft.« ten, zu verschärften lsolationsbedingun· halten zudem Oberhaupt nichts von einer "Wegen des npch offenen Verdachts ei­ gen womöglich. nes Verstoßes gegen § 20 Nlederslichsi· Gefängnis wurde fOr uns zu einer sehr sches Pressegesetz« hat er das Verfahren konkreten Bedrohung an die Staatsanwaltschaft Göttingen ab­ gegeben. Nachdem ich am Tag dieser Nachricht ungläubig, ja: mißtrauisch reagiert habe, die Bedeutung der Einstellung des Ver· fahrens nicht an mich ran und in mich rein lassen konnte, machte sich dann doch ein starkes Gefühl der Erleichterung breit · gepaart mit dem Fragen nach den Gründen für die frühe Einstellung; Er· leichterung vor allem darüber, nun wohl doch nicht in den Knast zu müssen, wo· mit wir alle in den Wochen zuvor mehr oder weniger fest gerechnet hatten. Bis zu diesem Verfahren hatte ich nie oder nur wenig Angst gehabt vorm Ge· fängnis, hatte mich auch zu wenig kon­ kret damit auseinandergesetzt Bei Oe· mos, bei Aktionen·war die Angst, verprO· gelt und verletzt zu werden, die Angst vor körperlichen Schmerzen, vor HolzknOp· peln und Hundebissen immer größer als die Angst vorm Verhaftetwerden. Abstrakt ist mir natorlich lange klar, daß der Weg in den Knast kurz sein und daß es durchaus auch mich treffen kann. Aber diese Bedrohung war immer ziem· lieh weit weg und deshalb keine richtige Bedrohung. Auch bei Prozessen, wie dem gegen Markus und Michael z.B .• an denen ich nicht nur informell, sondern auch emotional regen Anteil genommen· habe, hatte Ich fO r mich keine Angst vorm Knast. Das war nach der Razzia am 9. März, Dennoch war es nicht einfach, sich damit Strategie, die sich an Medien, Organlsa· nach Bekanntgabe der Ermittlungsverfah· auseinanderzusetzen. Praktisch sowieso · tionen und Persönlichkeiten wendet, u'm ren gegen uns wegen § 129a, nach den man kann sich doch nicht schon vorher von Ihnen Unterstützung zu »erbettelnu. ersten Gesprächen mit den Anwälten · de­ einen Zellengrundriß aufzeichnen, sich Ich meine, sich gegen das Verfahren und ren mehr oder weniger einhellige Ein· das Mobiliar beschreiben lasen, Informa­ die drohenden Strafen zu wehren, juri· schätzung es war: wenns gut für euch tionen Ober das Knastessen_einholen ·, stlsch und politisch, ist in jedem Fall läuft, kommt eine Bewährungsstrafe her­ aber auch politisch. Ich habe mich immer richtig. Wenn man das tut, kann einem aus ·, während der offenen Observation, wieder damit beschäftigt, wie wir das auch die Angst nehmen helfen. Oie der wir wochenlang ausgesetzt waren, an· eine Verurteilung und eine Gefängnisstra· Frage ist nur: WIE? ders geworden. Oie Angst und mit ihr der fe vielleicht doch verhindern können. Wir Bei den Betroffenen, in der Redaktion Druck zur Auseinandersetzung war zwar haben uns ständig getroffen, diskutiert, und unter den Leuten, die sich in den er­ nicht ständig da und hat mich/uns auch überlegt, sind in gewisser Hinsicht offen· sten Tagen nach den Durchsuchungen \ ~ ' ... "' ( . : .\ .. ) ' •' J f.i (.I : I I .. 'T I

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ständig getroffen haben, war klar, daß wir jedes Verfahren wichtig, das man viel­ zieher gemacht hat, fehlt bisher so ziem· •mit der Sache• so schnell wie möglich leicht kippen kann • natOrllch nicht auf lieh jede Grundlage. an die Öffentlichkeit mußten. Als erstes Kosten anderer, aber das haben wir we­ Vorstellbar Ist, daß mehrere Faktoren zu· verfaßten wir eifle Presseerklärung; dann der gewollt noch praktiziert. samm~ngekommen sind: vielleicht er· ein vlerseltlges Info zu den Geschehnis· Oie Solidarität w•r in der Tat Oberwälti· schler)en die Vorwürfe den Ermittlungsbe­ sen, das wir zusammen mit einer Solldarl· gend. Viele Menschen und Gruppen ha· hörden selbst als doch zu kollstrulert, als lAiserkiärung an sAmtliehe Abonnenten, ben uns auf verschiedene Art unterstützt: daß sich ein halbwegs •sicherer• Prozeß an Alternativzeitungen usw. schickten. lausende unterschrieben die Unterschrif· daraus hAtte machen lassen. Und ein Daß wir uns in gewisser Hinsicht gegen· tenlisten, weit mehr als 100 Organisatio­ eventueller'Freispruch wäre wohl das al· Ober anderen Beschuldigten und Ange· nen unterzeichneten bis Mitte April die lerletzte gewesen, was Ins politische Kon· klagten sowohl aus der Anti·AKW· Solldarltätserklärung, viele Stadt· und Al· zept der StaatsschOtzer gepaßt hätte. Bewegung als auch aus anderen politi· ternativzeltungen brachten lange Berichte Diese Entscheldungsfindung, nämlich die sehen Zusammenhängen in einer relativ Ober den •Fall Atom Ex'press• und druck· Ermittlungsverfahren nach 129a einzustel· privlligierten Situation befanden und be- · · ten z.T. den inkriminierten -Artikel len, mag den hierfOr Verantwortlichen finden • angefangen von den technischen nach, Bis ver faßten eigene Steliungnah· durch die relativ große Publizität und So· Möglichkeiten und dem Adressenverteller men oder schickten Protestbriefe nach lidarität erleichtert worden sein. bis hin zu vielen persönlichen und pollti· ,Celie, andere Oberwiesen Geld aufs Soli· Möglicherweise haben aber auch andere sehen Bekanntschaften aus den vielen daritätskonto ... Ziel.e im Mittelpunkt der polizeilichen und Jahren z.T. gemeinsamen Widerstandes • Die umfassenden Oberwachungsma6nah· staatsanwallschaftlichen Überlegungen trifft sicher zu. Oft habe ich gedacht, daß me"n des Staatsschutzes gegen uns in gestanden: Bei den Betroffenen und lh· viele Leute, die von der Kriminalisierung den ersten Wochen nach dem 9.3. boten rem Umfeld Angst und Einschüchterung erwischt werden, •schlechter• dran sind efne gute Gelegenheit, durch eine Presse· zu erzeugen; durch das Mitnehmen von als wir . sei es, daß sie Ober keinen •AP· konferenz auch in den bOrgerliehen Me­ Adressenllsten, Maschinenschriftproben parat• und keine Beziehungen verlogen,. dien noch einmal auf unser Ermittlungs· u.a. ihre Einblicke in die Strukturen und die Ihnen eine breitere Öffentlichkeltsar· ve'rfahren aufmerksam zu machen. Kontakte des Arbeitskreises zu aktuallsie· belt Oberhaupt erst ermöglichen wOrden; Schließlich sind wir auch noch in Rich· ren und dem Atom E11press allgemein den sei es, daß sich ml.t Ihrer Politik weniger tung der Gronen lniUativ geworden. So­ Stempel des • Illegalen• aufzudrUcken. Leute solidarisieren und Oberhaupt befas· wohl Im niedersächsischen Landtag als NebenwlrkCJngen wie die Kündigung unse· sen mögen als etwa mit dem Atom Ex· auch Im Bundestag sind parlamentari­ rer BOrorAume infolge der Durchsuchun· press. sche Anfragen zum Thema Atom Express gen waren dann sicher ganz willkommen. Wie viele sind schon, unbemerkt aucth und 129a eingebracht worden bzw. in Vor· Diese • letzten • Ziele hat der Staats· von der Bewegung, in. aller Stille und bereitung. Oie Antworten werden wir ~of· schutz sicher zum Teil erreicht, sofern er Heimlichkeit in den Knast gesteckt wor· !entlieh im nächsten Atom Express doku· sie verfolgt hat. Die Folgen davon fO r un· den! mentieren können. sere Arbeit, gerade auch im Atom Ex· Ob und wieweit unsere Offentlichkeitsar· press, sind noch nicht abzusehen. Zwar Uns ist vorgeworfen worden, wir wOrden bl!lt und die breite Solidarität, die wir werden wir die Zeitung weder einstellen gerade dieses ausnutzen, unsere •Be· erfahren haben, zur Einstellung des 129a· noch konzeptionell ändern, aber wie wir kanntheit• in die Waagschale werfen, um Verfahrens belgetragen haben, darüber mit dem von nun an ständig prasenten uns • auf Kosten anderer · in bundeswei· läßt sich nur spekulieren. FOr eine reali· Gast auf unseren Redaktlon.ssltzungen, ter Solidarität zu sonnen. stische Einschätzung, warum die Staats· der Schere Im Kopf, umgehen werden, das Trotz des oben gesagten: Ist denn nicht anwaltschalt 'hier so schnell einen ROck· steht noch dahin.

J a rem Es geht u E. nicht speziell um doe RZ. Nein! Nicht zur Tagesord· handlungen hiliauszugehen W1e es 111 sondern um doe Debatte. die auch w1r von nung übergehen ! ! ! d1ese• Hmsichl m11 der Fnedensb~we· der Zortungsarbert kennen. Sabotageak· gung we•leJgehen w1rd. wenn cl• e NachrO· Honen in Gorleben · kommt das re on . stung durchgesetzt •st und der Kneq na wenn tel rn welcher Form etc. D.h .. es Der Atom Express 1m V1soer des Staats· herruckl. Ist ungewiß. Viel wird davon ab· SChutzes: Pnvatwohnungen von Redak· 9eht um <.fle D•szipltmenmg der altornal!· hangen. ob der Woderstand 111 d1e staat· ven Med•en Insgesamt t•onsm•tglledern wurden umsleiH und loch angeordneten Schranken gewoesen stundenlang durchwuhll. s1e selbst um 6 und som11 kaikullerbar gemacht werden Uhr lrut1 z.. T mit vorgehaltener Knarre aus Wir rnussen tetzt d•e Gottingor Erc•gmsse kann Daß e1ne Zeitung w10 der Atorn Ex· an d•e große Glocke hangen, u1e 2 Mro.· dem Bett geholt Immer noch tauft e1n1:: press tt •esem Z1ei genau 1m Weg steht. dauerbeschaltung durch ZivilpOilLei und Wählerschalt der Grunen aufschrecken 1st klar Veoschwtndct er von der Boldfla· die ubcr den Gotttngor Arbeilskreos er · Tetelonabhörantagen. Wegen Veroftentll· ehe ware eo ne potontoelle Nahtstolle zwl· chung eones D•skusslonsbeotrages der Re· haltliehen Protesterklarungen in die lnr sct1en »alter« Anii·AKW·Bewegung und llat•ven tragen usw. Noch stehen wrr mll votullonaren Zellen zum W1clerstand ge· den neuen Massen t>ewegungen 1erstorl. gen den Schnellen Bruter ln Katkar soll unserer Forderung nach Emstellung der Aus doesem Zusammenhang heraus 1S t Verfahren n•cht an der Wanrt! vor dem Oberlandesgenchi Celle nach § u.E. doe Sottdarltatsarbell mot den Gottln· 129a (Werbung fur eme 1errorrslische Ver· gern so ungeheuer wochttg eintgung) den Atom Expresslern de• Pro· zeß gemacht werden M1ndeststrafmaß 6 Unsere Solrdantät unu unser Appell zu r Monate ... Solldantat mu den Gotttngern 1st n•cht une1gennutz•g Wn haben 1n ·unserer Re· D1esen Angntf kann nur auf d1e le•chte daktion crgcr Massenverhalt Was lotgt denn e~us dem retzrgen Vorge· hen von LKA und BKA? Schlunmslenlalls rntlerl der Göttinger Redakllonskern in 11 Knast Das allem wOrde ctas Ende Atom Express bedeuren. Aber auch ·:ah•~mgsu rt elle oller Geldstrafen nten den Atom Express '" seuH~r wt · ~----· -• lll'n Breote Jahrtl•·• '

hang1g vom subtektiVen Willen m ... , : DamoktesschweJ l neuer kunftrger uT <:11• nsmus••·Kampagnen und ·Anklagen die Schere 1m Kopl z:u m stantltgen Gast be1 Redaktronsslt;ungen. E1n e wu ktoch ol tene Debalte uber alte notwend•g erschernen· den W1derstandsformen. uber tangerlnsl l· ge Strategien elc pp. ist unter solchen Umständen fur eme BI·Zeitung mol großer Verbrenung und relativ regelmaßrger Er· mrrtu) unrt rlett ,, scheinungsweise kaum noch drill So Markus und Michael verglichen. ln ... oder so besteht d1e Gelaf11. daß der Atom sen Fällen hat die Staatsmacht d1e Mark11. Express 111 serner Ietztgen Form emge· rungspunkte lur das. was in d1esem Land macht w•rrl möglich Ist. ganz schön nach rechts ver· se tzt. Es gab dann ~war anfang· Doe Antl·AKW Bewegung ts t lwa• ge· 11ct1 ~u1e mehr oder weniger große Empö· schrumpft verlugt aber nocht::.clcstotr ot7 rung. aber d1e Massenverhaltungen nach uber erne hohere Organrsrerthe1l. uber c•· Nurnberg, d•e Terrorurteile nach ltzehoe ne bessere Komnwn1kation und über (z B Im Rahmen der gerade laufenden Der Bez~rksvo rstand Gott•ngen ctvr mehr Edahrungen mit W•derstandslor· Schacht Konrad-Verlahren) . alt das w1rd von den burgerliehen Metlien total tgno· sehen Journallsten·Unron tn der IG u, , men tegllcher An als alle vergleiChbaren und Paprer protesuert qogen ehe Du1c Bewegungen. Es ost bezeichnend, daß es fiert Ulld von l111ken Medren unter oole1ner chungsaktlon der Gen er als t a<~tsanwa tt erne dem Atom Express vergterchbaro Zeo· l•elcnu gebracht und von den me1st en von uns als "nichts besonderes .. regtslr•erl. schall Ccllc beun Goitingor Atom Ex· wng auf sonst kernem WJcterstanctssektor press. Wu halten es Iu• auße•sl beclonk gtbl Wu gehen davon aus. daß Zimmer· Man tst ja schnn ganz anderes gewohnt .. es ser denn t.S erw•schr 0 111011 selbst. l1 ch. daß atlem schon aus der Ichlenden mann und Co den Atorn Express kaputt Drstanz:•e•ung von den Forderungen der k11egen wollen, weit ct•eser verankert ts t Get1ngt dem BKA 'n Gölttngen cte1 Durch· marsct1, dann durften Hausdurchsuchun· sog »Rcvotullonaren Zellen•· de• Schluß t1otz bzw. v•elle•cht aucl' gerade wegen gezogtm w11d. P••·so; tlf!t !)unur:swc:llc·n ZP.•tliiHI cll:t findet sich im Moment in einer Diskus· sion um Widerstandsformen. Der Versuch auszusetzen, was lelztlich zu einer Entla· BWUIC! OtiiLh.•• uns da, weil wir auch solche Positionen Ist sicherlich mehr das Aufschreiben und 11' 1 vu11 t ,, 10 Bt:amterl d•·:. ld!Hit·'•lo.rmu· rl.tlrttilt•o; tllllt.hsliiJIII . bedenken wollen und mossen. Veröffentlichen eigener Gedanken und Po· Wir wollen dem Atom Express mit unse· sitionen zu den •Revolutionären Zellen•, ß,•qllulllf'l wud tltc· Dtrrr-11:-;urlllllllf 11111 zum Widerstand, zu unserem Gewaltpoten­ uo•n Alluruc~. l'rn••s Art•k.:ols 11111 lfc•tn Tn•·l rer Veröffentlichung ·ähnlich wie die TAZ tial und unseren Vorstellungen, es wo oder •K.IIf..ctr 1111\1 w1e wetlC•r .. clt•r ch:ru AIW11 (und viele andere Gruppen und Alternativ· wie einsetzen zu wollen oder nicht. l:~prt•sS Arttkf'lb ooKalhcll . untl Wlf' WC'Iff'lu V(>ll dl·rr ·H!lvulrrttonaren Zcll(!ll" Dm Durch SUt:hllll\1 111111 1111 AnkfHulühren 5. D1e Anklaoc nach § 129a soll von den wrrkhch Schufeilgen ablenken Katkar Stwtbahn West. Rhtlfn·Ma•n·Donalt·Kanal II'>W ~lmJ ntcht nur ökulogu;cn e.ne Kata· stroohe Auf dem Rucken der Steuerzah l!'r unu \Iurch Kw;ungen der Sozlalausga· hon wurtlt.m d1esc Projekte lrnan711ut Tag raqltcn erteuen wtr Oll' uewLtßtc Zersto· runo von Mensen und Nhangtgkott und Unlerdruckung (3 Welt) gehalten. 6. Der Wtderstand und d•c politische Ver anderung dieser Bedmgungen s1nd the bc•echugten Interessen aller Menschen

Bürgerinitiative Umweltschutz Altona

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Gesinnungsjustiz

Überall dort, wo. es Unterdrückung gibt, Als 1949 die BAD gegründet wurde, galt Methode der inneren Zersetzung« bedien­ gibt es auch Widerstand. ln den offen fa­ zwar nach wie vor das alte Reichsstrafge­ ten, der »Presse,· des Rundfunks« und schistischen Ländern und Diktaturen wird setzbuch, dessen aus der Nazi-Zeit stam­ »Druckschriften aller Art«; eine ~>kalte Re­ diesem Widerstand mit offener Gewalt be­ menden Staatsschutzbestimmungen aber volution«, die deshalb so gefährlich sei, gegnet. ln den hochindustrialisierten Staa­ hatten die Alliierten außer Kraft gesetzt. weil ~>ein System von Einzelakten« ent­ ten läuft dies dezenter, aber darum nicht Dieser rechtsleere Raum wurde 1951 aus­ wickelt werde, .. von denen jeder Einzelne wirkungsloser ab. ln solchen Ländern wer­ gefüllt. ln der Diskussion um die »für den an sich mehr oder weniger harmlos er­ den andere Wege beschritten und andere Schutz des Staates unerlässlichen Bestim­ scheint, die aber durch das· Zusammen­ Werkzeuge benutzt. mungen« wurde am Anfang zwar noch von spiel aller, die von den verschiedenen An­ ln diesen Staaten, und zu denen gehört den »Angriffen aus dem Lager der unbe­ satzpunkten aus das gemeinsame Ziel för• auch die BAD, hat sich das Instrumentari­ lehrbaren verbrecherischen Anhängern der dern, eine Situation schaffen können, die um der Justiz zu einem der wirkungsvoll­ nationalsozialistischen Ideologie« gespro­ schließlich die Staatsumwälzung unaus­ sten Mittel entwickelt, um dem Widerstand chen, so wurde doch bald klar, gegen wen.· weichlich macht. .. « zu begegnen. mit »SChlagkräftigen Bestimmungen« vor­ Als 1976 im Zuge der »Anti-Terrorismus­ zugehen sei: gegen die Sozialisten und Gesetze« der§ 129a zusammen mit den§§ Kommunisten. 88a und 130a eingeführt wurde, war dies Der Korea-Krieg lieferte den nötigen Back­ ~·· nicht der erste Versuch, mittels politischer ground für die Verabschiedung des »Nau­ Gesetzgebung und Justiz der Andersden­ en Staatsschutzrechts« am 11.7.51. Als Ein Staatsschutzrecht, das der Bekämp• kenden und Handelnden in der BAD auszu­ dessen Kernstück nannte der Justizmini­ fung politisch· wirksamer, weil nachvoll­ schalten. ster die Bestimmungen, mit denen das ziehbarer Theorien dient, zielt konsequen­ Dieser Paragraph, der nicht nur von den da­ »Handeln, das vor dem Hochverrat liegt« terweise auf organisierte, auf kollektive von direkt Angegriffenen als politischer erfaßt, der »ideologische Hochverrat«, die Ansätze von Gegenöffentlichkeit Paragraph begriffen wird, steht in einer »ideologische Unterminierung« und .. gei­ ~>Der Einzelne« wird vom politischen Stra­ langen Tradition. der Sicherung herrschen­ stige Sabotage« bekämpft werden soll. frecht »nämlich nicht betroffen, soweit er der Macht durch das UnterstrafesteHen der selbstbestimmte politische Ziele anstrebt Diskussion um das staatliche Gewaltmo­ Daraus ist die spezifische Funktion des und vertritt. .. sein Handeln wird gefährlich nopol. Denn zum Wesen des§ 129a gehört, Staatsschutzrechts abzulesen: Die Vorver­ durch die von einer Organisation ausge­ daß damit nicht nur die Anwendung von lagerung strafbaren Verhaltens in den Be· henden Wirkung ... Die Abwehr richtet sich Gewalt, sondern schon die bloße Erörte• reich von Ansichten, Absichten und Äuße• nicht gegen die Handlung eines Einzelnen rung der Frage der Gewalt unter Strafe ge­ rungen. Vorverlagerung ins Denken • Kolo· als solche, sondern gegen die mit ihr ver­ stellt wird. nisierung von Körper und Kopf. bundene Stärkung der Organisation.« Dazu ein paar Passagen aus dem Regie­ (Bundesverfassungsgericht, 14.1.1969). rungsentwurf für ein politisches Strafrecht von 195o: Die wichtigsten strafrechtlichen Bestim· Der ~>moderne Staat« sei mit Gegnern kon­ mungen zur Verfolgung organisierten Han­ frontiert, die nicht mehr mit Barrikaden­ deins waren die §§ 90a und 129 StGB. Mit kämpfen und Waffengewalt versuchten, an ihnen wurden »Verstöße gegen die Verfas­ die Macht zu gelangen, sondern sich im­ sungsmäßige Ordnung« und »kriminelle mer mehr der »lautlosen und unauffälligen Vereinigungen (in Verfassungsfeindlicher Absicht)« verfolgt. Bis 1964 gab es auch den § 129a »Fortführung einer kriminellen Vereinigu-ng«, der aber wenig Bedeutung besaß. Wofür sich die Herrschenden des jungen Staates BAD diese Instrumente schafften, zeigte sich in den 50er und frü• hen 60er Jahren.

Die FDJ (Jugendorganisation der KPD) wurde in den Westzonen damit als »krimi· nelle Vereinigung« verboten und das KPD­ Verbot damit vorbereitet und 1956 durch­ gesetzt.· Durch die Verurteilung von Tau­ senden Kommunisten, und vielen, die dazu erklärt wurden, wurde die Opposition ge· gen den Ausbau der BAD als antikommuni· stisches Bollwerk des Westens zerschla· gen. Als es 1968 zur Amnestie für die von der antikommunistischen Justiz Verfolg· ten kam, hatte die KPD keine Bedeutung mehr, und die BAD hatte ihre Entwicklung zum Kapitalismus-Staat abgeschlossen. Die politische Bedeutung der damaligen Rechtsprechung des BGH zu § 129 be· stand vor allem in zwei Punkten (zitiert nach Alexander von Brünneck, Politische Justiz gegen Kommunisten in der BAD 1949-68, edition suhrkamp 944, s. 152):

32 •Erstens ermöglichte§ 129 StGB die Bestra· Diese Rechtsprechung bedeutet nichts ande­ Oie ElnfOhrung der sogenannten • Anti· fung der von § 90a StGB nicht betroffenen res als: kollektiv und öffentlichkeltswirksam Terrorismus-Gesetze• 1976 fAllt zusammen 'Mitllufer' und 'einfachen Mitg11EM1er', ja, SO· organisierte Widerstands· und Selbsthilfeak· mit der allgemeinen Terroristenhetze. Neben gar von außensiehenden Dritten, die die tlonen, deren Vorbereitung und die sie stOt· dem § 129a werden auch die §§ 88a und 130a kommunistische Vereinigung nur 'unter· zende Solidaritlt werden als •Bandentatlg· in das Strafgesetzbuch eingetOhrt als Verbo­ stotzt' hatten. Alle solche FAlle geringer Be· keit• kriminalisiert. te, das staatliche Gewaltmonopol in der BAD deutung zu bestrafen, war weder technisch Stellt sich die Frage, warum hat man ange· durch Wort oder Schrift in Frage zu stellen. mOgllch noch politisch sinnvoll. Oie Strafver· slchts dieser schon vorhandenen Paragra· Diese beiden Paragraphen wurden dann 1981 folgungsbehörden hatten mit § 129 aller· phen noch den § 129a eingefOhrt? bereitwillig wieder aus dem Strafgesetzbuch dingsein Damoklesschwert in der Hand, das Mit der Neuschaffurig des Begriff;; •terroristi· gestrichen, weil man gemerkt hatte, daß der sie je nach politischer Zweckmaßigkeit oder sehe Vereinigung• wird zum einen ein Propa· § 129a fOr sich alleine schon weitaus wirksa· in FAllen von Beweisnot anwenden konnten. gandaschlag gefohrt. Der Begriff •terrori· mer Ist. Zweitens dienten die Verurteilungen nach § stisch• ist fOr sich genommen juristisch erst· Oie Neuerungen und Verbesserungen, die 129 1nsbesondere diffamierenden Zwecken. mal ohne Substanz. Er vermittelt aber Asso­ sich die politische Justiz damit verschafft Oie Kommunisten wurden durch Gleichset· ziationen von Außerster Gewalttltigkeit und hat, betreffen mehrere Punkte. zung mit dem organisierten Verbrecherturn in somit die Spaltung zu anderen Gruppierun· Nicht nur das Strafmaß ist dabei erhöht wor· den Augen der Öffentlichkeit herabgesetzt. .. • gen. den. das Wesentliche ist vielmehr, daß der gesamte Verfahrensablauf zentralisiert und das Ver·fahrensrecht einschneidend verln· dert worden ist: Verfahrensrecht RZ-Führungs·kraft Durch eine Erweiterung des U-Haft Paragra· phen 112 StPO stellt allein schon der •Ver· dacht•, sich nach§ 129a strafbar gemacht zu als Schichtleiter haben, den absoluten Haftgrund dar. FOr die in U·Haft Sitzenden sieht dann der •Normal· vollzug• so aus: strengste Einzelhaft in Hoch· slcherheltstrakten, jederzeit ist die VerhAn· gung der • Kontaktsperre• möglich, was die Entziehung der geringsten Rechte, die zum Überleben Im Knast notwendig sind, bedeu· Nach der Zerschlagung der KPO, ihr naheste· "Geschichte und Gegenwart kennen zahlrei· tet. hender Gruppen und ihrer Politik wurde der§ ehe Beispiele dafor, daß von den Herrschen· Genau festgeschrieben ist das Im 24· 129 erst wieder mit Beginn der 70er Jahre zur den als Terroristen Immer diejenigen denun· Punkte Programm zu den Sondermaßnah· Verfolgung Andersdenkender eingesetzt. ziert werden, die das staatliche Gewaltmono­ men. Mit dem Entstehen der Außerparlamentarl· pol aus politischen Granden in Frage stellen. sehen Opposition gab es zum erstenmal wie· FOr die franz6sische Regierung des Jahres Konzentration der eine bedeutende politische Kraft, die das 1954 ... waren die algerlschen Befreiungs· ganze BAD-System grundlegend in Frage kämpfer Terroristen, bis sich das Krllftever· ln jedem Bundesland wurden im OLG spe· stellte. Aus der APO heraus organisiert sich hllltnis politisch und militSrisch so verllndert zielte Staatsschutzsenate eingerichtet. Da· zum erstenmal bewaffneter Widerstand. hatte, daß eben jene Terroristen die nationa· neben bedeutet es auch die erstrangige Oie AAF wird nach§ 129 verfolgt, ebenso wie le Unabhängigkelt errangen. FOr die Rassi· Zuständigkelt der Bundesanwaltschaft, Buchhandlungen, in denen die •texte der rat• stenregierung SOdafrlkas sind die schwarzen die nach ÜberprOf.ung der Brisanz des Ver· vertrieben werden und ebenso Rechtsanwll· Befrelungskllmpfer dort und in Namibia Ter· fahrans dieses auch an die Generalstaat· te und Ärzte, die sich explizit gegen die Haft· roristen. Die reaktionllrste Clique des US· sanwaltschaften an den OLGs welterge· bedingungen der Gefangenen aussprechen Kapitals ließ beim Amtsantritt Ihres Reprll· ben kann. Da& heißt aber: und somit als .. unterstOtzer• auftreten. sentanten Reagan alle sozlalrevolutionllren .Staatsanwaltschaften, BKA und Staats· Wie einfach es dabei fOr die Justtz ist, mit Befreiungsbewegungen in dem von ihr be­ Schutzsenate sind auf höchster Ebene zen· dem Instrument§ 129 zu arbeiten, zeigt z.B., herrschten Teil der Erde kurzerhand zur Aus· trallslert. Oie Verhandlungsfahruno in den daß seine Anwendung nicht etwa eine kon· geburtdes vom Weltkommunismus gest~u· Handen weniger, die je nach •Lage der Na· krete •Vereinigung• vorraussetzt, die eine in erten 'internationalen Terrorismus' erklllren.• tlon• soziale und politische Gruppen fOr Statuten geregelte Struktur besitzt, erforder· (Klaus Croissant in ROTE ROBE, 21 .2.83 ). •vogelfre•• erkiAren können. lieh ist lediglich der erkennbare Wille, ge­ meinsamepolitische Ziele und Interessen zu verfolgen. ln welche Richtung das neben den Verfahren gegen die RAF fOhrte, zeigen fol· gende Beispiele, in denen willkOrlieh kon· strulert wl(d: Ermittlungen gegen das Frauenzentrum ln Frankfurt wegen der Organisierung von Fahr· ten ln nlederlandlsche Abtreibungskllnlken. Grund: • Bildung einer kriminellen Verelni· gung zur Begehung von Straftaten nach § 218 StGB•. Die Verurteilung von Hausbesetzern in Ham· burg. Oie Begrondung des BGH: •Bei den Hausbesetzern handelt es sich um eine krl· minelle Vereinigung nach§ 129-.·Ein tor die· senTatbestandausreichender •lockerer Zu· sammenschluß« lag •hier jedenfalls hinsieht· lieh der Kerngruppe vor; es kommt insbeson· dere in der Bildung eines Hauserrates oder Kommitaas Eckhofstraße 39, der Abfassung von Flugbllttern, der Errichtung einer lnfor· matlonszentrale und in den zur Verteidigung des Hauses getroffenen Maßnahmen zum Ausdruck.•

33 Einschränkung der Verteidigerrechte Benden abgrenzenden Umschreibung die­ Telefonlisten, AdressbOcher, Schreibma­ ser Tatbestandsvariante« des Wert5ens be­ schinenproben • der Sammlerleidenschaft Nach § 146 StPO ist die kollektive Verteidi­ dOrfe. Der juristischen Auslegung ist somit sind keine Grenzen gesetzt. Mit der Einlei­ gung nicht mehr möglich. Nach§ 148 StPO TOr und Tor geöffnet. tung eines 129a-Verfahrens ist automa­ unterliegt die Korrespondenz von 129a· Während der Hungerstreikaktionen zeigte tisch die Überwachung von Post und Tele­ Gefangenen und deren Anwälten der Über· sich dies dann ganz offen. Angeklagt wur· fon legitimiert. Und häufig· geht es eben wachung durch einen Amtsrichter des Be­ den: nicht um den Verdacht, sich nach 129a zirks. Ebenfalls wurde damit die Trenn­ SprOhaktionen, Flugblattverteilen, öffentli• schuldig gemacht zu haben, sondern aus­ scheibe bei Verteidigerbesuchen einge· che Diskussion, Plakate kleben, Transpa­ schließlich um die Aufhellung einer bisher fOhrt. rente auf Demos, Abdruck von Hunger· nicht faßbaren Szene. Ein Verteidiger kann zur selben Zeit immer streikerklärungen, das Verbreiten oder nur einen 129a-Gefangenen betreuen. Auslegen solcher Schriften in Buchläden, Nach den Hungerstreikaktionen häuften das Veröffentlichen der Haftbedingungen. sich in letzter Zeit die Verfahren gegen Zei­ Neben diesen verfahrenstechnischen Neu­ Selbst die engsten Angehörigen der Gefan­ tungen und Druckereien, die Artikel im zu; erungen hat sich zudem gezeigt, daß durch genen, die sich fOr eine Humanisierung der sammenhang mit der RAF oder den Revo· die uferlose Ausdehnung des Begriffs der Haftbedingungen aussprachen, wurden lutionären Zellen veröffentlicht, bzw. her· »Werbung« dieser Paragraph zum gefähr· von der Auslegung erlaßt. Die Anwälte gestellt haben. Genannt seien nur ATOM lichsten Instrument der Gesinnungsjustiz wurden der Unterstatzung angeklagt und EXPRESS, RADIKAL, BLÄTILE, FANTASIA geworden ist. verurteilt, weil sie die Haftbedingungen öf· Druckerei,TAZ, ARBEITERKAMPF ... Bei der Denn, wie auch im§ 129, wird nicht nur die fentlich machten oder die Prozeßerklärun• Einschätzung in solchen Verfahren denkt »Bildung« oder »Beteiligung« an einer so· gen der Gefangenen an Dritte weitergaben. mensch zwangsläufig an die Urteile gegen genannten »terroristischen«. Vereinigung, die AGIT-Drucker aus Berlin: 4 und 2 Jahre sondern auch gleichrangig die »Werbung« Wie die Frankfurter Rundschau am 12.7.82 ohne Bewährung. Aber ebenso wie bei den und »UnterstOtzung« verfolgt. FOr die Straf· meldete, sind im gesamten Jahr 1981 419 Ermittlungen während des Hungerstreiks zumessung ist es nicht von Bedeutung, Verfahren mit 608 Beschuldigten wegen wurden auch hier die meisten Verfahren welche der Handlungen begangen wurde, »Werbung · fOr eine terroristische Vereini­ wieder eingestellt. sondern nur die Schwere der Tat. Desglei­ gung« angestrengt worden. ln 21 Verfahren Die Spannweite der bisherigen Urteile be­ chen treffen die obengenannten verfahren· wurde gegen 41 Beschuldigte Anklage er· wirkt natOrlich eine EinschOchterung, die stechnischen Neuerungen zu. hoben. wiederum Auswirkung auf das Verhalten Zu welchen Ausmaßen an Kriminalisierung Noch in diesem FrOhjahr kam es zu Verur· der Betroffenen hat und ja auch haben die Ausdehnung der Begriffe »UnterstOt· teilungen aus dieser Zeit. Der Strafrahmen soll, denn das ist doch das erklärte Ziel die­ zung« und »Werbung« gefOhrt hat, wurde bewegte sich dabei zwischen 18 Monaten ser Gesinnungsjustiz: · während der Hungerstreikaktionen 1981 ohne Bewährung und Geldstrafen. Eine Absol.uter lnformationsstop, keine Diskus­ deutlich. Reihe der Verfahren sind bis heute weder sionen, keine Dokumentationen, keine Ge­ Der Tatbestand der Werbung ist zum Bei· eingestellt, noch ist eine Anklageschrift danken zu Themen, die diesen Staat und spiel auch dann erfQIIt, wenn die Handlung zugestellt • Ober den Betroffenen hängt so· sein Gewaltmonopol in Frage stellen. Das ohne Erfolg geblieben ist. Zudem ent· mit jahrelang das Damoklesschwert. heißt: absolute Isolierung der diesen Staat schied der BGH 1978, daß das Merkmal Wie aus der Meldung der FR aber.auch zu kritisierenden, nicht tragenden und be· des Werbens nicht nur aof eine Werbetä· ersehen ist, sind die große Masse der Ver· kämpfenden · Personen, Gruppierungen tigkeit beschränkt ist, die auf die Gewin· fahren nie Ober das Ermittlungsstadium oder Gedanken. Wenn schon darober dis­ nung von Anhängern oder Mitgliedern der herausgekommen. Und das ist ein weiteres kutiert werden soll, dann doch bitte so, wie Vereinigung hinzielt: Charakteristikum dieses Paragraphen: es die bOrgerliehe Presse im Einklang zum »Ober eine Werbetätigkeit mit dieser Ziel· ln den meisten Fällen dient die Einleitung Staat vorschreibt. setzung hinaus werden jedenfalls ähnliche eines solchen Ermittlungsverfahrens nur Dazu der BGH in einer UrteilsbegrOndung Betätigungen, mit denen eine andersartige der EinschOchterung und der lnforma­ wegen eines Transparentes zum Hunger­ Stärkung der Vereinigung und deren geziel· tionsbeschaffung, die in diesen Ausmaßen streik: te Unterstützung mit den Mitteln der Pro· seinesgleichen sucht. Ganze Häuser• » ... können sich die Angeklagten auch nicht paganda bezweckt wird, vom Tatbestand blöcke können durchsucht werden (schon auf die Meinungsfreiheit nach Artikel 5 GG erlaßt.« häufig in besetzten Häusern geschehen), berufen .. Diese sei durch die allgemeinen Um der zeitgerechten Definition der Justiz Gesetze eingeschränkt, zu denen auch der nicht den Weg zu verbauen, hat der BGH § 129a StGB gehört. Das durch den§ 129a bei derselqen Begrondung ausdrOcklich geschOtzte Rechtsgut sei höher zu bewer­ festgestellt, daß es noch »keiner abschlie· ten als die Meinungsfreiheit.«

34 Legal Illegal

Ein vorläufiger Höhepunkt der ausu~ern­ Wesentliche Aufgabe von Grosser • so wei· Helga soll das. in der Nähe des Tatorts ge· den Anwendu~g des § 129a ist Rebmanns ter in der Anklageschrift · sei es gewesen, fundene Zelt gekauft haben und auf einer Konstruktion einer •legalen RAF•. die Verbindung zwischen der •bewaffneten am Abschuß"ort. der Panzerfaust gefunde­ Kommandoebene• der .RAF im Untergrund nen Kakaoflasche seien FlngerabdrOcke •Die Propagierung des widersinnigen Be­ mit der Mitglieder- und Sympatisantensze­ von ihr gefunden worden. Desweiteren soll griffes einer legalen Illegalen Organ;sa· ne in der •Legalität• aufrecht zu erhalten. sie die AAF seit Spätsommer •logistisch tlon, eines Widerspruches in sich, durch .wann, wo und wie Grosser sich aber mit unterstützt• haben. Sie soll u.a. in· Frank· die Bundesanwa.ltschaft mag waflnhaft e;­ der •bewaffneten Kommandoebene• ge­ furt Straßenkreuzungen ausgekundschaf­ scheinen. Sie hat aber gleichwohl Metho­ troffen haben soll, steht allerdings nir· tet haben, die mit schwenkbaren Kameras de, Indem sie alle objektiven Kriterien zwl· gendwo in dieser fabelhaften Anklage­ der Polizei Oberwacht ·werden. Ihre Er· sehen legal und .illegal aufhebt und dem schrift. kenntnisse soll sie den im UnterQfund le­ Geslnnungsstraf(echt und der WillkOr Auph wenn in diesem konkreten Fall Karl benden Mitgliedern der RAF zukommen ge­ noch weiter TOr und Tor ßffnet.« · Gtosser nicht als •legaler Typ• der AAF, lassen haben, um ihnen damit· bei der (Klaus Croissant in ROTE ROBE, 21.2.83) sondern •lediglich als Unterstotzer einer Flucht bei möglichen Fahndungen zu hel· Erstmals wurde die Konstruktion der •lega· terroristischen Vereinigung• verurteilt wur­ fen. len RAF• im Prozeß gegen JOrgen Schnei· de ( 3 Jahre, JOrgen Schneider 2 1/2 Jahre Im Verlauf des Verfahrens hat sich bis jetzt der und Karl Grosser eingeführt. Knast ), hatte der Prozeß exemplarische voll bestätigt, was spätestens nach einem Am 10.4.81 wurden die Studenten Grosser Funktion, der die juristische Grundlage offenen Brief der RAF klar war, daß -Helga und Schneider in Heldeiberg festgenom· und Legitimation fOr weitere Verurteilun· nämlich nichts mit dem Anschlag auf Kroe· men. Oie beiden sind zwei von mehr als 150 gen durchsetzen sollte. sen zu tun hatte. Es bestätigte sich tat­ Verhafteten, die den zweimonatlgen Hun· sächlich, daß am 14.9.81 in Mannheim ein gerstreik der Gefangenen aus der RAF un­ Zelt des betreffenden Typs gekauft wurde, terstützt hatten. Einen 'Tag danach erließ allerdings von einem Mann. Auch die Fin· der Ermittlungsrichter des Bundesge­ gerabdrücke werden Im Prozeß nicht mehr richtshofs den Haftbefehl wegen.M:lnter· erwähnt. Stützung einer terroristischen Vereini· Trotzdem muß die BAW an ihrer Konstruk· gung•. Obwohl diese behauptete Unter· tlon ·festhalten ( •dann war es eben nicht stützung rein spekulativ und durch nichts dieses, sondern ein anderes Zelt, denn ei· zu belegen war, ließen sich weder der Bun­ ne Organisation wie die RAF braucht im· desgerichtshof noch das OLG Stuttgart mer Zelte• ) um Ihr Konstrukt der •legalen bei der Begründung der Haftfortdauer da­ RAF .. mit aller Gewalt durchzusetzen. von Irritieren. Um zu der von ihr beabsich­ tigten Konstruktion einer • legalen RAF• zu Der Begriff •legale RAF• ~oll Leute wie kommen, war der Bundesanwaltschaft kei· Helga, Karl und JOrgen treffen, die 1981 ne Argumentation zu abstrus. Mitglieder den Hungerstreik der Gefangenen unter· der RAF- so schrieb die BAW in der Ankla· stützt und sich dafor eingesetzt haben, geschrift · seien grundsätzlich bewaffnet daß die Gefangenen zusammengelegt wer· und mit falschen Papieren ausgestattet. den. Sie haben sich auch dafOr eingesetzt, Daß Karl Grosser aber bei seiner Festflah· daß der Widerstand gegen US­ me weder Waffe noch falschen Ausweis Imperialismus und seinen Herrschaftsap­ bei sich trug, wertete die BAW als beson­ parat in der BRO stärker wird. ders geschickte Tarnung: Oie Strafbarkeit dieses Engagements· und •Dagegen trug er bei seiner Festnahme darum geht es· soll jetzt juristisch mit dem echte Personalpapiere bei sich, womit er, Konstrukt •legale RAF• festgestellt wer­ der in der Vergangenheit den Staats· den. •Der Vorsatz der Angeschuldigten, Schutzbehörden im südwestdeutschen. mit den an sich nicht strafbaren Handlun· Raum vielfach aufgefallen war, im Falle ei­ gen ... die terroristische Vereinigung RAF ner PersonalOberprüfung tatsächlich auch unterstOtzen zu wollen, folgt aus ihrer am unverdächtigsten gewesen wäre.• Identifikation mit den tatbestandsmäßigen Die besondere Gefährlichkeit eines lllega· Zielen dieser Vereinigung ... Der Zeltraum len besteht also nach der BAW darin, daß ihrer Tätigkeit und deren Bedeutung fOr die er zur Tarnung seiner Illegalität ganz legal RAF legen trotzder scheinbaren legalen (!) auftritt und echte Papiere benutzt. Diese Existenz der Angeschuldigten die Annah· Kaltschnäuzigkeit, mit der die BAW hier of­ me nahe, daß sie entsprechend der Um· fen ihre politischen Ziele verfolgt, zieht strukturierung der terroristischen Vereini­ Dies zeigt sich im gegenwärtig laufenden sich als roter Faden durch die gesamte An­ gung als Mitglied ln das Organisationsge­ Verfahren gegen Helga Roos. klage: füge eingebunden ist.• ( aus der Anklage­ Helga wurde am 16.10.81 in Frankfurt beim . Ab Mai 1980 sei er auf keiner Demo oder schrift der BAW ). Betreten ihrer Wohnung verhaftet. D·ies politischen Veranstaltung mehr gesehen So muß allein die unbeugsame antiimpe­ war etwa einen Monat nach dem Anschlag worden. rialistische Halt1,1ng von Hetga als Nach­ der RAF in Hei~elberg auf den Oberbe· · Er habe sein Aussehen total verändert, wels des subjektiven Tatbestandes herhat· fehlshaber der USolandstreitkräfte in Euro­ bei seiner Festnahme einen Kurzhaar· ten. Oie BAW summiert einfach eine Viel· pa, General Kroesen. Gleichzeitig mit der sehnitt gehabt und ordentlich gewirkt, was zahl nan sich nicht str~fbarer Handlungen• Verhaftung setzte eine massive Presse· typisch sei fOr Personen, die aus der •lega• zu einer Verhaltensweise, deren •Gesamt· kämpagne, gesteuert von der BAW, gegen len Szene• zur R.AF in die •Illegalität• ab­ helt• dann die behauptete •legale Mitglied· Helga ein. Rebmann feierte die Festnahme tauchen wollten. schaft• ergeben soll. als •Ersten Fahndungserfolg• bei der Auf· Er habe sich .exmatrikuliert. Und das soll, nach Forderung der Bundes­ klärung der Aktion gegen Kroesen. Angeb­ - Er sei wenig zu Hause gewesen. anwa.ltschaft mit 4 Jahren Knast bestraft liche Beweise: werden! t!

35 Mit Wirkung vom 14. April stellte die Staatsanwaltschaft Erst letzten Montag lieferte er wieder ein BravourstOck sei· beim Oberlandesgericht Celle das Ermittlungsverfahren ge­ nes Könnens: das Terrorurteil gegen Axel · 1 Jahr ohne Be­ gen die 4 presserechtlich verantwortlichen Redakteure des währung · ist alleJn auf Stanges Berufungsantrag hin zu­ ATOM EXPRESS Nr. 32 wegen angeblichen •Werbens fOr ei­ stande gekommen. ne terroristische Vereinigung• nach § 129a StGB ein. Die Einstellung erfolgte ohne Begründung. V\{egen des noch Läßt das erneute Ermittlungsverfahren also schon keine •offenen Verdachts eines Verstoßes gegen § 20 des Nieder­ rechte Freudenstimmung aufkommen, so ist es vollends sächsischen Pressegesetzes« wurde das Verfahren an die fraglich, ob die Einstellung der 129a-Verfahren als zu beju­ Göttinger Staatsanwaltschaft abgegeben. belnder •Erfolg der Bewegung• eingeschätzt werden kann. Die Grande fOr die schnelle Einstellung lassen sich nur ver­ Zur Erinnerung noch einmal die Ereignisse vom 9.3.1983: muten: ln einer großangelegten Aktion wurden die Boraraume des 1. Die Vorworte gegen den ATOM EXPRESS erschienen wo­ Göttinger Arbeitskreises, eine Druckerei sowie die Wohnun­ möglich der Staatsanwaltschaft juristisch zu konstruiert, gen von Redakteuren und angeblichen Mitarbeitern des als daß sie damit ein in seinem Ausgang möglicherweise ATOM EXPRESS durchsucht, • Bewelsmaterial• beschlag­ unsicheres Verfahren hätte riskieren wollen. nahmt und mehrere Personen erkennungsdienstlich behan­ 2. Die breite Öffentlichkeit, die zu den Ereignissen vo·m 9.3. delt. Begründet wurde das ganze mit dem dringenden Ver­ geschaffen werden konnte und die von den unterschiedlich· dacht des >~Werbens fOr eine terroristische Vereinigung«. sten Gruppen bekundete Solldsrität mit dem ATOM EX· Einziger »Beleg« hierfOr: der Abdruck eines anonym zuge­ PRESS gewährleistete vielleicht keine schnelle und pro­ schickten, mit • Revolutionäre Zellen« unterzeichneten Arti­ blemlose Durchführung des Verfahrens mehr. kels zum Widerstand gegen den Schnellen Broter bei Kai­ Hält man sich allerdings vor Augen, daß der Staatsschutz in kar. der Vergangenheit politische Verfahren trotz völlig unhalt· Ca. 4 Wochen später nun also der Einstellungsbescheid in barer Anklageschriften und trotz großer Öffentlichkeit (z. B . Sachen 129a. Trotz dieses fOr die Betroffenen zunächst er­ bei Alexander Schubart) zumeist sogar mit Erfolg durchge­ freulichen Sachverhalts besteht jedoch keine Veranlassung zogen hat, so verlieren diese belden Argumente an Gewicht. zu OberschwenglicheR Jubelreaktionen. 3. Die Einstellung der 129a-Ermittlungen muß folglich da­ § 20 des Niedersächsischen Pressegesetzes behandelt die hingehend interpretiert wercten, daß der Staatsschutz die •Strafrechtliche Verantwortung• eines Redakteurs, der bei von Ihm tatsächlich gesteckten Ziele auch erreicht hat: Zum vorsätzlicher oder fahrlässiger Verletzung seiner Verpflich­ einen wurde durch die Großrazzia und die in den darauffol· tung, >~Dr uckwerke von strafbarem Inhalt freizuhalten«, mit genden Wochen massiv einsetzenden Abhöraktionen und Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe werden Observierungen bei den Betroffenen, Ihrem Umfeld, aber kann. DarOberhinaus liegt es Im Ermessen der Göttinger auch in einem Großtell der politischen Szene ein Klima der Staatsanwaltschaft, ob sie neben dem § 20 Nds. PresseG. Einschüchterung und Verunsicherung geschaffen. Zum an­ zusätzlich andere Strafrechtsparagraphen in die Ermittlun­ deren gelang es dem Staatsschutz durch das Beschlagnah· gen und - möglicherweise - in die Anklageschrift mit einbe­ men von Adressenlisten, durch Wohnungsskizzen, Schreib­ ziehen wird. maschinenproben u.a., seine ohnehin schon umfangrei· Der mit den Ermittlungen in Sachen ATOM EXPRESS beau­ chen Datensammlungen zu erweitern. tragte Staatsanwalt Stange wird es sich sicherlich nicht Wie auch immer · auch wenn die Ermittlungsbehörden juri· nehmen lassen, seine dank drakonischer Strafanträge in stisch nun scheinbar kleinere Brötchen backen, gilt es, der den Häuserkampf·, Asta-und Spuc:1ok·Prozessen erlangte Kriminalisierung nicht nur des ATOM EXPRESS weiter und traurige Berühmtheit als Galionsfigur der örtlichen RECHT· besser politisch zu begegnen. Sprechung auch dieses mal unter Beweis zu stellen. Göttinger Arbeitskreis gegen Atomenergie 36 Dragahn: Aktionen nach Standortbenennung aber wie weiter? Trotz einer der größten Treckerdemon­ Daß Albrecht der Serie seiner Täuschun• D" Oberfall'' in strationen im Wendland. an der am 19.2. gen und Wortbrüche eine neue Lüge hin­ »'K-Into über 300 Schlepper und 2.000 Menschen zufügen mußte - Benennung nur nach .Dannenbe SfelJe rruttag ka :rg. Gestern teilnahmen, und trotz eines »Nein« der »positiven« Voten der kommunalen Gre­ etwa 15 b;'llen kurz vo lnach­ Mehrheit des Dannenberger Samtgemein­ mien - fällt dabei kaum noch ins Gewicht. Frauen :lo Persone~ ? Vhr derats (Abstimmungsverhältnis 16:14) hat »Die Entscheidung ist das Ergebnis einer DWK-Int. Männer ! Junge die niedersächsische Landesregierung · eingehenden Abwägung aller Gesicht­ Und b Ostelle D ' lll die wie erwartet - Dragahn als WAA-Standort spunkte und Argumente. Die Landesregie­ Ches [~f::;en WortJ~~~~~berg den R ationsmat ' .amtli­ benannt. rung ist überzeugt, daß die Entscheidung Wänd egalen Und ena] aus nicht nur für die BRD, sondern auch und D en an . von d gerade für die Menschen im Landkreis arun ter b SI eh zu ne en Lüchow-Dannenberg richtig ist«, so Al­ hochwertigeefan~en sich ~en. gen, die fest Bllddarsteii Uch brecht. angebracht an den W" un­ Was viele Menschen im Landkreis tat­ cher , be .. Waren. Ih anden sächlich davon halten. wird schon in der dem 'n 'g'riindete" e r ~pre­ Nacht zum 22, März (daß an diesem Tag A.ktion ~K-Mitarb g_ genuber die Albrechi-Entscheidung »fallen« sollte, bediirfnrrlt dem Info~er. die war im Wendland schon vorher bekannt) War de s, nach ZWei M~tJons­ DWK w~ Spuk vorb .llluten deutlich. »Unbekannte« bemalen Türen. maiigen ~d Wegen dies el. Die Fenster und Wände des DWK-Hauses in ge erstatte~rfa~ls keine ~ers~­ Gorleben mit Teer. Das Kreishaus wird d_och an d' · S1e appeJl' z~l­ elllem D~e Beteiligte~ert Je­ kneifen" Ialog n· h ' "vor . lC t ZU

mittels Spezialkleber durch 60 Plakate verschönert, deren Abreißen, wie man hinterher hört, mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist. Am Nachmittag fahren Lautsprecherwagen durch den Landkreis. l'llach dem »Lied vom Tod« folgt die Durchsage: »Aibrecht hat heute Dragahn als Standort benannt. Zusam­ men mit den Kommunalpolitikern Grill, Fi­ scher und Abraham hat er unseren Land· kreis an die Atomindustrie ausgeliefert. Wir lassen uns das nicht länger gefallen.« Abends demonstrieren 300 AKW-Gegner mit einem Fackelzug durch Dannenberg; unterwegs wird auch hier die DWK-Info­ Stelle eingeschwärzt. Noch mehr Leute kommen anschließend zu einer Versamm­ lung ins überfüllte Dannenberger Schüt• zenhaus. Viele Aktivisten plädieren für ein schärferes Vorgehen. ln der Nacht kommt es zu weiteren Aktio­ nen: Das Telefonkabel zum Zwischenla­ ger wird durchtrennt und eine Scheibe beim Büro der Brennelement-Lager­ Gesellschaft (BLG) eingeworfen. Daß »Nadelstiche« wie diese alleine na· toriich keine Atomanlage und schon gar keine WAA verhindern können, ist auch den Widerstandsgruppen im und um das Wendland klar. Eine mögliche Perspektive zur (Wieder-)Belebung des aktiven Wider­ standes auf »Massen«-Basis !<önnen die Sommerlager sein, die nach mehrjähriger Pause im Landkreis stattfinden werden.

37 Sommer­ Lager 83

Wir schlagen vor, in diesem Jahr wieder nen verkommen zum Tropfen auf dem Die in der Dragahn·Regionalkonferenz ar· Sommen:amps in der Atomregion Dra­ heißen Stein; Mudigkeit nach mehr als beitenden Bis haben am 13. März einen gahn/Gorlebcn zu machen. sieben Jahren Anti-AKW-Arbeit; wenig Aufruf zu den Sommerlagern verabschie· Hoffnung und Entschlossenheit... , die Zeit der ~kalten Aufgüsse~ ... ; det. Sie sollen vom 18. Juni bis zum 17. Juli Sommerc:amps, auf verschiedenen Plätzen in den Landkrei· e daß die .~vor Repression unddie re2Je e die gemeinsam von Auswärtigen und . Bedrohq Zunimmt; sen Lüchow·Dannenberg, Uelzen und Lü· auf der Solidaritätsdemo Lüneburg zu den neburg stattfinden. Einheimischen getragen werden; • in denen wir uns Zeit nehmen für Dis­ Gorlebenprozessen sind viele schon des­ Besonders nach den Ereignissen bei der ~ussionen u~. Auseinandersetzungen. um wegen nicht mitgelaufen, weil sie Angst letzten großen Demonstration, dem .. Tanz SICh gegenseitig kennenzulernen und die hatten, vom begleitenden Polizeispalier auf dem Vulkan« am 4. September, ist es Situation vor Ort besser einzuschätzen; eins über die Mütze zu kriegen ... ; notwendig, daß Kontakte. zwischen Aus· e die ':Vir zum regen Infoaustausch und wärtigen und den Leuten vor Ort herge: breiter Öffentlichkeitsarbeit nutzen wollen e über mangelnde Kontinuität stellt und wiederbelebt werden. (auch zu anderen Kämpfen wie z.B. Veran­ in vielen Städten haben sich die meisten der staltungen zur Startbahn-West. zur Statio­ bislang kontinuierlich arbeitenden Anti­ Zentrales Anliegen der Sommercamps soll AKW-Gruppen aufgelöst. Gab es in Bre­ es daher sein, intensive Gespräche über nierung der Mittelstreckenraketen, zum Häuserkampf usw.); men früher mal einen starken BBA,sosind die Möglichkeiten gemeinsamer Wider· je~ viele in. der Anti-Kriegs-Bewegung standsformen zu führen. • in denen wir längenlistige Perspektiven für einen eskalierenden Widerstand ent­ akttv. In Berlm waren es die Häuserkämp• Darüberhinaus sollen die Wochen Zeit zur wickeln; fe. woanders vielleicht die Friedensbewe­ Vorbereitung und Durchführung einer ge· ein denen wir aufvielfaltige Weise Aktio­ gung oder die Grünen. Dadurch werden meinsamen größeren Aktion bieten; wel· nen gegen Baumaßnahmen am gesamten zwar viel stärker als früher die Zusammen­ eher Art di_ese Aktion sein kann, soll vom integrierten Sorgenzentrum machen; hänge der verschiedenen Kämpfe klar-es Stand der aktuellen Baumaßnahmen und e in denen wir eine größere gemeinsame geht eben nicht nur gegen die AKW's, dem Verlauf der Diskussionen abhängig Aktion flir das Ende des Sommercamps sondern gleichzeitig auch gegen die Zube­ vorbereiten; tomerung der Städte, die Kriegstreiberei. gemacht werden. die_ Ausbeutung und Unterdrückung der Zusätzlich sind eine Reihe von Info· e dieetwa Mitte Juni beginnen und minde­ stens vier Wochen dauern (viel später wäre Dntten Welt, den zunehmenden Sozialab­ Veranstaltungen geplant, einerseits für die bau ... Die Folge ist aber auch meist das Camp-Teilnehmer über die verschiedenen schlecht. weil wir nicht mit Aktionen gegen Stationierung der Mittl.'lstreckenrake· sprunghafte Verzetteln von einer Aktion Atomanlagen und die einzelnen Wider· die ten ins Gedränge kommen wollen); zur anderen. was eine Entwicklung und Standsgruppen im Wendland, andererseits e die vorher in den Städten und in der ~ontinuität schwer macht. Es gtbt zwar Informationen über die politische Arbeit Atomregion sorgfältig vorbereitet werden. vtele spontan gegründete Gruppen zu kon­ kreten Aktionen (z.B. Gorlebendemound der Camp-Besucher in den Städten. Schuld an der Idee von den Sommercamps Schacht Konrad), aber danach fehlen Jede Gruppe, die an den Sommerlagern war wieder einmal Väterchen Frust. teilnehmen will, sollte sich frühzeitig Ge· meist Leute, die weitermachen und neue Ideen vorbereiten. danken darüber machen, wie und womit Frwt dtilber, undwweiter... euch fallen sicher auch sie sich einbringen wm, und 1 vor allem, reichlich Gründe ein. warum's nicht Vertreter/innen zu den nächsten Vorberei· e daß die Anti-AKW~Bewegung vor sich hin klappt... bei uns hat sich daraus der tungstreffen schicken. schlummert. während sich die andere Seite Wunsch entwickelt. diese Stagnation auf­ Kontaktadresse: mächtig ins Zeug legt; zubrechen - und die.Sommercamps sehen Hannes Kempmann e daß sich Perspektivlosigkeit breit macht: wir als einen Versuch dazu. Jabel Nr. 6 .Die machenji eh, was sie wollen. .. ••• Was In diesem und im nächsten Jahr entschei­ 313 Lüchow 9 kö1111en wi.P jetzt noch mochen. Mchdem wir det sich grundlegend. ob das integrierte Sorgenzentrum im Landkreis durchsetz- Tel. o5841/6112 fast alles versucht haben~. Kleinere Aktio-

38 Stelle frei! Im Landkreis Lüchow-Dannenberg überlegen landwirtschaftliche Funktionäre Zum 15.6. beendet Herr Kulke nach vier­ zur Zeit, wie sie aus dem geplanten Bau der Wiederaufarbeitungsanlage Nutzen zie­ jähriger, aufopferungsvoller Mitarbeit sei­ hen können. Im Landvolk-Kreisverband und in der CDU-Kreistagsfraktion werden ne Tätigkeit in der »Gemeinsamen Infor­ Pläne zur Verbesserung der Agrarstruktur, die nur mit staatlichen Zuschüssen ver­ mationsstelle zur Nuklearen Entsorgung wi~licht werden können, erarbeitet. Der Grund dafür ist ein Brief, s;J~~t Bund - Land« in Lüchow. Aus »familiären @m 25. Januar an den Vorsitzenden des Landvolk-Kreisverllandes schrieb. ln den Gründen«. wie es heißt. ·· Brief, der vor den Abstimmungen in den Kommunalparlamenten geschrieben wurde, Schade! Denn Herr Kulke war - im Gegen­ hatte Albrecht versich~rt, die ~t.~..!ll[lg.Jille.r:rutE.Qrdermaßnahme~ernsthaft satz zu vielen anderen Bürgerdialog• __prüfen" wenn Vorschläge eingereicht würd~!I...._E!e ,l!.fl!lcJ.'lnd.fyß''. hä.tten. -rrifsel­ Spezialisten immer für eine Überraschung ben SChretben außerte ÄIOrecn'fVerst'irndnis c!afür, daß sich das Kreislandvolk .,hin­ gut: er sorgte immer mal wieder für Stim­ sichtlich der Standortfindung für eine Wiederaufarbeitungsanlage" neutral verhalte. mung im Saal, wenn er z.B: vor Dannen­ Die Landtagsfraktion der Grünen stellte am 5. April eine dringliche Anfrage, in der berger Ratsherren einen Beitrag mit den sie wissen will, ob ein Zusammenhang zwischen der "außerplanmäßigen Förderung Worten einleitete: »Ich sage jetzt. was die der Landwirtschaft in Lüchow-Dannenber_g" und der geplanten WAA in Dragahn DWK von mir hören will.« besteht. Mensch muß davon ausgehen, daß die in Aussicht gestellten Zuschüsse- es Im letzten Herbst hatte Herr Kulke auch ist von 31.Mio. DM die Rede - dazu benutzt wurden, die entsprechenden Abstim­ noch eine Info-Stelle in Salzgitter über• mungenln den Kommunalparlamenten zu beeinflussen. Dies wird auch durch die nommen. wo er sich jedoch längst nicht Aussagen des Präsidenten des nieders. Landvolk-Verbandes, B.ode, gegenüber der so gut in Szene setzen konnte und einen .,Hannoverschen Allgemetnen Zeitung" (HAZ) deutlich. Fvr..RQ.de steht es fest, daß bösen Fehlstart erwischte: eine unter sei­ sich der Bau der WAA negativ auf die .landwirtschaftliche Porduktion auswirfs!ln yvir~l. ner Leitung stattfindende Veranstaltung ,~Folglich_~TIJ1lif:et~ß.s. ueiin_wiJiile:l]~_a._ber_ -~üchf!~rf:riiiiiilenverkehr ha;_ ttingn zu Schacht Konrad wurde mit seinem . ·· Anspruc'!._.EI!ll~y§J]Jgjt;.hslgjlJJJlgtm.." (HAZ v. 6.Aj)nl 83f Er erinnerte in dem Zu­ Wissen von der Polizei überwacht und sämmeilfiang an eine Resolution vom Januar dieses Jahres, in der das Landvolk eine mitgeschnitten; sowas macht sich nicht Garantie für uneingeschränkte Nahrungsmittelproduktion im Wendland und einen gut im Rahmen des Bürgerdiatogs. Der Atom Express. der oft über Herrn Kul­ ke zu berichten Anlaß gehabt hat. wünscht ihm alles Gute für seinen weite­ ren Werdegang, der ihn zunächst nach Schmiergelder ans Landvolk? Hannover zurückführt - Landwirtschaftsministerium/Referat Na­ turschutz.

bar ist. Beider Dreistigkeit und Zielstrebig­ keit. mit der die Atommafia im Klüngel mit den Politikern vorgeht. istderbisherige Widerstand zu sdlwach

Wenn wir den nötigen Druck schaffen wollen, um das Sorgenzentrum aufzuhal­ ten oder gar zu stoppen, brauchen wireine starke Anti-AKW-Bcwegung. Für uns heißt das u.a.: e wegzukommen von "Eintagsfliegen~; einmal iin Jahr zur Demo und danach Ruhe reicht nicht aus. -wir müssen uns Zeit nehmen lür längerfri• stige Aktionen; nicht von einer Aktion zur anderen springen. sondern das alte Kon­ ZI:pt vom sdlrittweisen eskalierenden Wi­ derstand bis hin zur Unregierbarkeit.eincr Region wieder aufzunehmen; konkret z.B.: eine Planung fl.ir das nächste halbe Jahr (Juni- Dezember) entwickeln; e im Idealfall: kurzfristige Konzentration vieler AKW...11idte . Konscqu~ in Kauf zu nehmen; e daß wir uns von Aktionen nicht distan­ zieren. nur weil sie illegal sind; e daß wir das ganze integrierte Sorgenz· entrum als Ganzes und nicht nur die W AA finanziellen Ausgleich für "mögliche Rufschäden der landwirtschaftlichen Erzeugnis­ etwa -.ertUndem wollen! se" aus der Umgebung der WAA in Dragahn verlangt. Das nieders. Landvolk erklär• Durch Oragahn wurden wieder viele neue te damals, es verfolge die Überlegungen der Landesregierung mit großer Sorge (nach Leute mobilisiert. Jetn kommt es darauf an, daß wir alte Fehler nicht wiederboten EJZ v. 25.1.83) Der Brief von Albrecht an das Kreislandvolk wurde nach dieser Er­ (Fixierung auf Parlaments-- und ~ts-­ klärung geschrieben, und nachdem zahlreiche Bauern aufgrund einer Anregung der cntscheidungen; steckenbleiben in Öffent• Bäuerlichen Notgemeinschaft, die Beiträge für .das Landvolk storniert hatten, um lichkeitsarbeit und rein symbolischen Ak· eine Erklärung vom Vorstand zum .,Neutralitätsverhalten" zu bekommen. tioncn... ). ln einem Gespräch mit Rode hatte Albrecht zu erkennen gegeben, daß die Lan­ Wenn wir entsdtlossen sind, daß wir desregierung bereit sei, ein Beweissicherungsverfahren auf ihre Kosten durchführen dle Anlagen verhindem woUen, können zu lassen. Rode betonte, daß die Verteilung der Zuschüsse nach den geltenden ge­ wir uns gegenseitig Mut machen, der sich l\uch in unS('n:n 1cookret~" Aktionen aus­ setzlichen Bestimmungen vorgenommen werden müssen. Er wandte sich gegen eine drückt. zu offensichtliche Sonderregelung für das Wendland, zumal in einem solchen Falle sicherlich mit Rec.ht vom Abkaufen der Meinung gesproch~n werden könne. Auch ohne "Sonderreqelung" wird der Zuschuß mit der Absicht eingesetzt, für Ruhe unter den Landwirten im Wendland zu sorgen.

39 Aufruf zum bundesweiten Frauencamp. in Gorleben vom 20.-31. Juli 83

Bei unserem letzten Treffen sind wir auf • den Spielplatz neu aufbauen Nach einjähriger Unterbrechung Ober· die Idee gekommen, in diesem Jahr ein • Fahrradtouren machen (bringt Räder mit) nahm Marianne Fritzen, »Mutter« des bundesweites Frauan-Sommercamp zu · den Gorlebenvogel erneuern wendländischen Widerstandes, dabei je· machen, unter anderem. - weil wir uns ger· • Musik machen (Instrumente und Texte doch nie unumstritten, wieder den Vorsitz ne an das Frauentreffen 1980 erinnern. mitbringen) der BI LOchow-Oannenberg. Mit ihr ZU· Wir wollen die Kontakte nach außen wie­ • evtl. Spinnen und Färben sammen wurden Undine v. Blottnitz und derbele~n . weil wir neue Ideen und Kraft . Aktionen mit Kindern machen (Kinder· Wilhelm v. Alemann (beide gleichfalls von brauchen, · weil wir etwas zum Zwischenla· spielzelt) Beginn an .. dabei.. ) sowie Hannes· Kemp­ gar machen wollen, damit es Ober den gan· . den Austausch von Widerstandsformen mann in den geschäftsführenden Vo r· zen anderen WAAhnsinn nicht vergessen mit Frauen von anderen Standorten stand gewählt. wird. (Wyhl,. .. ) Rebecca Harms, Lilo Wollny und Peter Wir denken an ein Zeltlager, in dem Frauen . Erfahrungen von Frauen mit alternativer Bauhaus. bekannt durch seine spektaku· mit Kindern Spaß haben und in kleinen Technik austauschen läre Einzelaktion währen c! der Kreistags· Gruppen Ideen entwickel· • Filme zeigen, tanzen bei Nacht und Nebel sitzung zu Oragahn (siehe letzten AE) hat· n un Wir wollen zusammen kreativ und · und: was ihr wollt. ten nicht wieder kandidiert. fröhlich sein, um widerstandsfähig Im All· Meldet euch bitte an bei: Mit .. orawehn« wurde eine neue Ortsgrup· tag zu bleiben trotz unserer Ohnmachtsge· Annelie (Gorlebenfrauen), Orawehnerslr. 3, pe aufgenommen. und schließlich und fOhle. 3130 LOchow, tel.: 95841 I 4684 endlich hat die 81 nach 116 Neueintritten Wir wollen: (Oi. bis Fr. 15.00 · 18.00 Uhr) im letzten Jahr. nunmehr 574 Mitglieder. Also. auf geht$!

Atommüumtung

Auch das neuaste Werk unserer Kollegen in LOneburg ist soeben ersch"ienen. Oie Nr. ~3 Mai I Juni 83 Ist auf dem Markt. Neben vielem drum und dran gibt es dies­ mal drei Schwerpunkte. ·

Widerstand an den WAA · Standorten Alles rund um Oragahn • Gorleben und Schwandort Dazu wissenschaftliche und "politische Hlntergrundberichte.

Gorteben · Dragahn Hearing 1983

Anti·AKW·Bewegung nach der Wende Neben Berichten zu den Gorleben· und Konradprozessen kommt ein Rechtsan· walt zu Wort, der sich ausfOhrlich mit der Neufassung des Landfriedensbruch· Paragraphen auseina~Jdersetzt.

Bestellen könnt Ihr die ATOMMÜLUEI· TUNG bei: Gunter Harms, SOttenweg 57, 212 LOne­ burg Tel.: o4131 I 45290

40 Mi f

~ L Do *' • ...... NEU im VERLEIH _j,·,.L------=tf~A""'7.::-=::-::-:=L ------..,----~----J.,.:u==r.-1.1 » and the argentine bomb« Aug.ust 1-stondiger BBC·Bericht (April 1982) _ ------_;;:::;.....;;;....;._ von Robert Denselow ... _... ~ FRANKREICH von unten mit deutscher Synchronübersetzung auf NICARAGUA r M. F zusätzlicher Cassette Mo -='------sommercamps auf dem Larzac in SOd·-- Vom 4. Juli bis zum 2. August 82 waren wir, trankreich Ein Film Ober die atomare Zusammenar- Di das sind"12 (vorwiegend) Jugendliche aus_ ~Ferienkurse zum Ausspannen ohne Ab·-- beit zwischen Argenlinien und der BAD. --oflenbach in Nicaragua gewesen. Zusam- schalten Der Bericht, der mitten im Falkland-Krieg men mit einer anderen deutschen Solidari· S··· mit Kinderprogramm ausgestrahlt worde und IOr großen Wirbel M~ 'tätsgruppe und in Zusammenarbeit mit der ------in Großbritannien und Deutschland sorgte, Sandinistischen Kinder- und Jugendorga· Französisch lernen und weiterlernen durch geht davon aus, daß die BAD durch das Do nisation haben wir in der Stadt Masaya ei· _ __M_sprachunterricht und durch Begegnungen __ Atomabkommen mit Argentinien das latei- --nen Kinderspielplatz, das Proyecto Coyo· vor Ort: namerikanische Land zummdest fahrlas- tepe, gebaut. [· Larzac. 10 Jahre Kampf gegen ein Mili· sig beim Bau der Atombombe unterstützt. -.!!.Ein bißchen mehr ober unsere Gruppe, wie- ---tärcamp. und heute? --Der Film deckt außerdem personelle Ver- wir dazu gekommen sind »praktische Soli· . Millau . Von der alten Römerstadt bis bindungen zwischen der deutschen ~or- 5a darität« zu leisten und schließlich, was wir _ ___I\ zum Linksrutsch bei den Gemeindewahlen-- schung in der NAZI-Zeit und der Entw1ck-·--in Nicaragua alles erlebt haben, das haben 1983 ... lung der deutschen und argentinischen wir alles in einer Broschüre festgehalten. 0· Occitanien. Mehr Autonomie durch Mit· Atomforschung nach dem 2. Weltkrieg auf. So Sie hat 87 DIN·A 4 Seiten und ist mit schö· - - terand ·? . --An den Bericht schließt sich eine halbston· nen Bildemund Karrikaturen ausgestattet. dige Diskussion Ober den Bericht an, an Mo Außer eigenen Erlebnissen und Recher· _ ___!Landschaft ... Leute ... Gutes Leben... --der auch der damalige Regierungsspre---chen finden sich darin auch drei längere ln· Drei-Tage-Wanderung Ober den Larzac eher ROhl, Prof. U. Albrecht (Berlin) und Dr. • terviews mit Juan, dem Vorsitzenden eines S· Baden in der Dourbie __ Barneby (Sipri,StockhoiiT1) teilnahmen. Dl kleinen Dorfes; mit Olga, einer Vertreterin - ----:. Gesunde Ernährung mit den Produkten VerleihgebOhr: 30,· DM 1der salvadorianisctien Frauenorganisation des Larzac . . . . , Mi in Nicaragua; sowie mit einem Comandan· _ ~- Kinderprogramm We1terhm 1m Verleih: -. te der Milizen. * nDer .G~iff nach d~r Bon:'be« Die NICARAGUA-BROSCHÜRE kann bezo· Mo Wann ? 25-mmutlge Ton-D1a-Sene zum Verkauf des ~gen1 werden bei --·-.1.) 27. Juni. 10. Juli 1983 * AKW Atucha 2 durch die Siemens-Tochter 1 Oi 2.) 18. · 31. Juli 1983 Kraftwerksunion (KWU) an das argentini·Fr Nicaraguagruppe in der Ev. Luthergemein· _ sehe Militärregime de, . "Kosten: 500 DM für alles außer Hin· und VerleihgebOhr: 20,· DM S Waldstr. 74,6050 Oflenbach, 0611/854149 Mi ROckfahrt (für Kinder weniger) __ ", a 1 - ---.. Bestellungen beim: 1wenn mensch 6,- DM (incl.) einzahlt auf Information und Anmeldung: Larzac· Forschungs· und Dokumentationszentrum )o . 0 0 ---Freundeskreis, --Chile· Lateinamerika Evangelische Kreditgenossenschaft "clo Heidi Burmeister und Volker Tonnätt Im Mehringhof, Gneisenaustr. 2 BLZ 520 604 10, Kto. 010410 6415 Fr Geschw.-Schoii-Str. 11, 2000 Harnburg 20 1000 Berlin 61, tel. 030 · 6934029 Mo 1 - .:-::_...::•....:.:••::.."----- 41 Sa 16 Di 16 mit der Politik der vollendeten Tatsachen Schwandorf selber noch starke Ableh· das Ringen zwischen Strauß und Albrecht • nung, die auch den Oberpfälzer Dachver· wer die erste WAA bekommt · ln die näch· band handlungsunfähig machten. Um so Pfaffenholen ste Runde aehen. Pressemeldungen zufol· größer war dann die Überraschung, als die ge (Nürnberger Nachrichten) überfegen die Schwandorier BI Ende März plötzlich eine Herren der DWK. angeslchts der Kostenex· bundesweite Demonstration nach Bohrbe· Vom 17. · 19. Juni veranstalten mehrere lnl· ploslon, zuerst mal nur eine WAA zu bau· glnn vorschlug. tiativen und Gruppen ein dreitägiges Anti· en. Sowohl Albrecht als auch Strauß haben Inzwischen wird auf dem Dachverband· AKW·Zeltlager in der Nähe des vorgesehe· entschiedenen Anspruch auf diesen tech· streifen Oberpfalz der Bis und beim Demo· nen AKW·Standorts Pfaffenhofen. Neben nologischen Renner angemeldet. Bekannt· vorbereitungstreffen zOgig an der Vorberei· handfester Naturschutzarbeit, lnfostän· lieh spielt dabei die entscheidende Rolle, tung der Demo gearbeitet, werden Ideen den, Musik etc. ist auch ein Aktionsspiel wer schneller Ist. Albrecht hat dabei mit fOr symbolische Aktionen entwickelt (Was passiert bei einem Gau rund ums Gorleben einen gewaltigen Vorsprung, zu· (Mahnmal errichten, Bohrlöcher zu Pflanz· AKW; Was macht die Bevölkerung, die Be· dem der Standorttvortell auf Grul)d des ln· löchern umgestalten, Erd· oder Baumbarrl· hörde etc.) vorgesehen. tegrlerten Entsorgungssystems. Da will kaden bauen u.a.), aber Ober spontane Ak· Dafor suchen wir Kontakt zu Leuten, die sichder bayertsche Lokalmatador mit tionen zum Bohrbeginn wird nur allgemein sowas schon mal gemacht haben und Er· bundes· und wallpolitischem Anspruch gesprochen: die Bis mossen ... (ln Gorle· fahrungen weitergeben könnten, zum Bei· nicht unterbuttern lassen. Daher die Eile · ben waren wir da schon weiter). spiel bei der Gestaltung der Spielregeln, auch für uns. Denn eines Ist heute schon Oie Unabhängigen sind schon froh, daß es um das Ganze möglichst •realistisch• zu sicher: für ein Zwischenlager Ist Schwan· Oberhaupt zu der Demo direkt am Bauge­ machen (und damit nicht ca. 50-100 Leute dort Immer noch brauchbar und der Flnan· lände kommen wird und hoffen in den 2 · 3 zu langweilen). Uns wOrde es sehr freuen, zaufwand ist dann nicht .. umsonst• gewe· Wochen Mobilisierungszeit eine stattliche wenn ihr möglichst bald antworten könn· sen. tet, da uns nicht mehr viel Zeit bleibt, um Demo auf die Beine stellen zu können. Da· Höchste Zelt also für uns ln Schwung zu zu brauchen wir Hilfe und Unterstatzung was aüf die Beine zu stellen. Vielen Dank kommen! II Im Voraus. von möglichst vielen Bis. Aufrufe Plakate und Buttons sind Ober die DEMONSTRATION am 3. SONNTAG nach Kontaktadresse zu beziehen. Mit den But· Organisationskreis Zeltlager Bohrbeginn c/o Wolfgang Häusler, Nordstr. 33, tons mossen wir einen Teil der Kosten decken . auch Spenden sind gerne gese· 8854 Bäumenhelm Oie OurchfOhrung einer Demonstration ______. zum Bohrbeginn (gleich Baubeglnn) in hen. Auf der Kundgebung werden Leute aus Gorleben, Schwandorf und ein ange­ Schwandorf war nicht selbstverständlich. klagter AKW-Gegner, sowie Jemand zum Oie Fixierung auf die Rechtsfrage als Wl· Thema zivile und militärische Atomtechno· derstandsform, als der legalsten Ober· Schwandorf logle, sprechen. haupt und die Unsicherheit, was bel ande· VIelleicht können sich ja auch Bis außer· ren Aktionen (Demonstrationen etc.) pas· halb Bayerns mal was spontanes zu sleren kOnnte, brachte eine starke Ableh· Bohrungen stehen an II! Schwandorf einfallen lassen. nungshaltung bei den Ortlichen Bis hervor. Ihr wißt doch • Dies vor allem deshalb, weil solche Vor· ln Schwandorf soll es mit den Bohrungen Die WAA geht uns alle an II! . zur lJntersuchung der Eignung des Geliin· schlage meist aus Nornberg, von •Aadlka· Deshalb mossen wir sie auch gememsam len•,mehr unabhängigeren Leuten, kamen. des lrn..MIL.Iosgehen. Verwaltungsinternen verhindern. Informationen zufolge warnst der~ Selbst nachdem die Landeskonferenz der als Bohrbeginn vorgesehen. Rechtliche Be· bayerischen Bis einstimmig vorschlug, ei· denken sollen nochmalS zu einer Verzöge• ne Bayernweite Demo nach Bohrbeginn in Herber!, NOrnberg rung geführt haben. · Auf jede.n Fall soll Schwandorf durchzufOhren, kam aus 42 Demonstrationsaufruf 1 Bohr-Beginn ist Bau-Beginn! W AA Nietnals und Nirgends!

Ab Anf.mg M,u wtrd d•e Deutseht GPwllschaft fu• WJcdcraulb!'ri'Jtung IDWK) m11 145 Bohrungen be• WJckcrsn bereta vtl!h: B;~umt· gcf.tll t wNden mu\~11 Wf'ttf!n• h,tuloche MJI~ rt.JhmPn 1E r$tCIIung lllnt>r A•ngstraßP und f'tnCi BauzaunPs mu WJ~loergratx•n und S~rrgur1~>H stnll o•hen f.111 s 'u t•rwarten Du· DWK wtrd rfamlt b•lrett\ von cuwm Bauqel:mde I lktJ~cl• B••)JI7l'IQr•••l•·n, bevor 111 P.Jnt'm Jtomrl'chtltchPn Grn~>hnugungsv,•rf<~hrf'n Smn und A1S1ken etnf'l sotchPn Ant~r· erortrrt wNdt•n kontlt'n Durch emc Str;uo•gn! der gcschalfrnt•n T .Jtsatht•n wPrdrn d,lmlt sog'r du• wl!nlgo'n gcs~>uloch vor!Jt·M·hcnen Euupruchsrt•chtf' d~>r Brvotk,•rung unterlaufo•n Nur t•tn ~ofort•9•'• und offell\tv Vl!rtreumcr Wtdo·r~t.ul

Doe\1 WAA o\t alwr mcht o•mfach nur erne wf'Jtl!rP Atorn,mlagc unter undt•r••n, 'onrlr•rr1

aufgehalte.

Dl'r B.tu du•loer WAA r\t ~Ornlt 1n VtCII'r HniSicnt dt•r strat••gtsc.ht' Sch~>odl!punkt r 1 d<'r wl'lt•'IL'II Entwicklung von liVIII!r und m•htallscht!l Nuuung dN Atomrnmgu• Dur D<~chvrrb,md .1llcr DL·••rpfalr~•r ':>u""'""'' •~cn ruft d.Jhror .111~ Grgnf'r von Atom~>ncrg•e und Atomwafft'n '" emt'r Großdemonstration unmittelbar am Baugelände in Wackersdorf

Ocr 91'11.1UI! Termtn wahrschPmhch PFINGSTEN, sowu• Wl'lt<'ll' Emlrlhrttt•n wl'rdt•n ., "ur-:1• bllk.mnt 0Ptl"hell UnY'rt! okoloqt~cht• Grundhaltung brozughch dN Ent•rgu•gewrnnung Y•lt .nrrh fur cl tr Form UII\Pil'\ Wrdt•rstJn

dc~ W11 ~uch1•n 11111 dtr.Sirr Drmonstr.ltron am B.!Ugt•landf' mcht du Konfrontatoon m11 dt•r Poh1o1 [nt \ptt•r.ht•nd rorwarten w11 aur.h, ungchrndNt dt•monsrruJrrn lu konncn

Der DachvNhand drr Obcrpf,tll l'l Bur~nnllt.I!IVOrt yPgt•n Atonwni,I!JI'Il V.t S.d P HannP.s Lmdrnmryer, Kuhbt•rg 7, 8492 Furth, Tc•l 09973/9855 antwortliehe Personen erstattet hatten. Außerdem hatte die Aufsichtsbehörde, das Arbeits- und Sozialministerium, das LKA Berichte von den beauftragt, das spurlose Verschwinden ei­ nes Barium- 133-PrOfstrahlers aufzuklären. ln ihrer Strafanzeige hatten die Umwelt­ schotzer der WAK mehrere Verstöße gegen Vollendete Tatsachen??? das Atomgesetz vorgeworfen:So wurde im Juni 1980 im Zusammenhang mit einem OHU 2 Noch ist Ober die Klage und den Baustop­ schweren Störfall unerlaubt radioaktiver Antrageiner Anwohnerio gegen die 1. Tei· Dampf freigesetzt. Im Laufe der anschlie­ Laut Bericht der Landshuter Zeitung vom lerrichtungsgenehmigung nicht verhandelt ßenden Reparaturarbeiten wurden ohne 23.3.83 ist der erste Schwertransport mit oder gar entschieden, es werden aber be· Genehmigung mehrere neue, wichtige und Teilen des Reaktordruckbehälters inzwi­ reits dreisteilige Millionenbeträge für den sicherheitsrelevante, Apparate in die WAK schen auf der Baustelle angekommen. Ent­ Bau und Betrieb des Atommeilers ausge­ eingebaut. Schließlich wurden ~ ejner gegen der Darstellung der Kraftwerksbe­ geben. der umfangreichen Besuchsprogramme treiber beweist gerade die Lieferung und Der BI ist durch den neuasten Wirtschafts· ffir die Burger des [äriCJkreises LOchow­ die bevorstehende Montage, daß der Bau plan der Stadtwerke München, die zu 25 % öannenberg, denen die _Unbeä~nklichJ5~it von OHU 2 trotz des laufenden gerichtli­ an Ohu 2 beteiligt s'ind, der Finanzierung· der Anlage vorgeführt werden sollte,...!!lin­ chen Baustop-Verfahrans besonders for­ sablauf bekannt geworden. Die Stadt MOn· aest'ens--;rp-ersönärlradioaktiv verseucb.t. ciert wird. Damit zeigen die Betreiber, daß chen hat hiernach 1982 fOr ihr Landshuter N"änere Erl

44 aber solange die atomrechtlichen Verhält• diese Leute mit. ihren Spenden an die Kas­ nisse so ungeklärt sind und derart massive se der Stadtwerke gewandt haben -die Ent­ Kein Ato••lll Vorworte gegen das Personal der WAK er­ schlossenen, die das ganze arrangiert hat­ hoben werden, ist die Erteilung einer neu­ ten, hätten da sicherlich mehr mit anfan­ en Genehmigung verantwortungslos. Mehr gen können. ln Ahaus noch, es besteht die große Wahrschein­ Seit Rosenmontag lagen in Ahaus und bei lichkeit, daß die Genehmigung einer ge­ PS. an die Aufgewachten ! ! ! Eventuell der PTB in Braunschweig die Genehmi· richtlichen Nachprüfung nicht standhalten klappt's in der nächsten Ausgabe mit 'nem gungsunterlagen • Sicherheitsbericht _und wird und fOr.rechtswidrig erklärt wird (von Artikel zum HTR. Wenn ihr Material 1"\abt, Gutachten · für das geplante Atommulla· wem?der Sätzer). dann schickt mal was rüber. ger Ahaus (BEZ) für Jedermann zur Ein· Denn bei unzuverlässigem Personal verbie­ sieht aus. tet das Atomgesetz den Betrieb. Die Auslegung war termingerecht in der örtlichen Presse angekündigt worden. Je· der interressierte Bürger hatte Gelegenheit sich Fotokopien an Ort und Stelle anferti· Hamm Uantrop gen zu lassen. Man brauchte SICh nur in ei· ne Liste einzutragen und die Zahl der Ko­ pien anzugeben. Aber genau diese Na­ menslisten wurden von Mitarbeitern der Belreiberfirma STEAG/DWK fotokopiert. der Umdisponierung im Bunaes1nai'.JS·1 Erst nach scharfem Protest der BI wurden ln Hamm, wo der HTR gebaut wird, hat ~I­ zu Gunsten einer zOgigen ne Gruppe Verschlafener erkannt, daß s1e die Namenslisten durch Strichlisten er­ des Kernenergieprogramms, ihre persönliche Verantwortung als BOrger setzt...... " .. ''"'''u"'u des Baf()g und anderem sozial· nicht blindlings an die Politiker abgeben Der Anhörungstermin ist voraussichtlich Wildwuchs, verbleibt eine am 21. Juni 83. sollte. Wie nötig diese Einsicht tatsächlich bei der Finanzierung ist, zeigt sich einen Monat später, als ~er Die BI stellte im Januar zudem einen For­ K ..·rmoe•crä•y• Der erste Probelauf wird wohl noch im botenen Möglichkeiten ausnutzen können: von 17,96 DM. Die Htilfte des Abgabebetra· Herbst diesen Jahres durchgeführt wer­ wird Ihnen in der Jahresendabrech- nach Sachgebieten gegliederte Erörte· den, obwohl auch dann noch die Sicher­ 1983 gut geschrieben. rung. ein arbeitsfreier Tag. nicht in der al_l· heitssysteme fehlen werden. Sollten sich wider Erwarten weitere finan­ gerneinen Ferienzeit. freies Rederecht lur Also, die jetzt wieder erwachten Leute, die Alle zu allen Punkten. freier Zugang für zielle Schwierigkeiten einstellen,. nVIIIIU""'· ihre Pflicht als BOrger erkannt haben, ver­ sich die ROckzahlung der Abgabe zeitlich Presse und gleiche Rechte für niederländi· sehe Einwänder. · teilten am 15.3.831500 Flugblätter mit dem verschieben. Auf einer gut besuchten BI-Veranstaltung amtlichen Kopf der hiesigen Stadtwerke. Ntihere Erläuterungen erhalten sie wtih­ im Februar wurde die weitere Vorgehans­ Wie die Frankfurter· Rundschau berichtete, rend der Öffnungszeiten in unserem Infor­ soll die Aktion auch tatsächlich dazu ge­ weise erörtert, ein Sammeleinspruc_h vor­ mationszentrum, SOdring 1 - 3. gelegt, Hilfe für jeden Einwänder be1 der führt haben, daß einige Borger die Ent­ Wir danken Ihnen im voraus tor Ihr wicklung auf dem Energiesektor positiv Formulierung eines Einzeleinspruchs so­ sttindnis. beeinflussen wollten. Nur schade, daß sich wie die Bereitstellung eines sachverständl· gen Beistands während des Erörterung· stermins organisiert. Die BI tnlft s1ch se1t· dem wieder wöchentlich. ln diversen offenen Brieten wurden die PTB als atoinrechtliche. und die Stadt Ahaus als baurechtliche Genehmigungs· behörde aufgefordert, u.a. ein Erörterungs· verfahren. wie 1979 zum Naßlager ·durch· zuführen, wo alle vorgebrachten Bedenken ausdiskutiert werden können · und mcht nur angehört werden. Das Sozialministeri­ um wurde aufgelordert eine Erklärung zum Junktim Zwischenlager/Entsorgung abzu· geben . es steht ja nach wievor die z;usag~ des Landes NRW: Zwischenlager erst be1 gesicherter Entsorgung. An kritische Wissenschaftler wurden Gu­ tachten und Sicherheitsbericht versandt. damit mit deren Hilfe aufgezeigt .werden kann, wie gefährlich ein »harmloses Tran­ sportbehälterlager« ist. Den niederländi· sehen Nachbarn wurden diese Unterlagen ebenfalls zur Verfügung gestellt, da die zu· ständigen deutschen Behörden eine Ausl~· gung in den Niederlanden bisher verwei­ gerten. Die Bürgerinitiative " Kein Atommüll in Ahaus " ruft alle Gegner der Kernenerg1e auf. arn Erörterungstermin teilzunehmen. Kontakt: Gerd Schäfer Wessumerstr. 16, 4422 Ahaus

45 Baulinie '80: AKW Llngen

Im November 82 auf der Bundeskonferenz in Kassel war es festgelegt worden: Im Frühjahr soll an einem Tag bundesweit ge­ gen die geplanten AKWs der Baulinie 80 demonstriert werden. Am 12. März war es dann soweit . bundes· weit wurde zwar protestiert, doch die Mobl· llslerung war äußerst dürftig. Die einzige Demonstration fand ln Llngen statt, die anderen Standorte hatten sich mehr von lnfo rma tl onsvera r:~ st alt ungen versprochen. Eigentlich wollten wir von den Aktionen an allen Standorten berichten, doch bis heute haben wjr nur Nachricht aus Norddeutsch· land bekommen. Lingen, wo seit dem 10. August 82 gebaut Erinnerung gerufen. Spitzel und Zivis stan· wird, konnte als einziger nördlicher Stan· den dumm und frech am StraBenrand, um Doch bevor wir von der Demonstration in dort der Baulinie-80-Serle im ganzen nord· ihr.em Fotohobby nachzugehen. Die Polizei Lingen berichten, soll etwas zu der gerin· westdeutschen R.aum mobilisieren. Wo· versuchte neben dem Demozug Verkehr gen Beteiligung gesagt werden. chen vorher wurden an alle Bis Infos ver· vorbeizuleiten, was bestimmt einigen Är· schickt, um auf Lingen und die Demo auf· ger zwischen Autofahrern und Demon­ Die meisten AKW·Gegner hatten die Ent· merksam zu machen. Die Demonstration stranten heraufbeschwört hätte. Oieses scheidung der BUKO wohl nicht mehr Im sollte kein Trauermarsch werden. Um et· wurde jedoch nicht zugelassen, weil die Kopf. Damals war es .. wichtiger« Ober Wi· was Farbe ins Bild zu bringen, sollte die 18 Leute die gesamte Straßenbreite benutz· derstandsperspektlven, Nachbereitung der Mio DM teure Bevölkerungsabwehranlage ten. Herbstaktionen und Dragahn zu reden. des AKW mit Lautsein und Farbe verschö• Gegen Mittag erreichte der Demonstra­ Nur so ist es eigentlich zu verstehen, daß nert werden, so stand es im letzten Aufruf· tionszug das Baugelände, wo die Kundge· wir hier in Göttingen (und wohl nicht nur Info. bung stattfinden sollte. Die Tore zum Ge­ hier) ganz schiJn dumm aus der Wllsche Die ROckmeldungen waren aber dann sehr lände waren geöffnet und mit Nato-Draht guckren, als wir drei Wochen vor der Demo schwach, wie vielleicht in der gesamten abgeriegelt. Dahinter versteckte sich ein plßtzlich die ersten Flugbllltter erhielten, Anti·AKW·Szene. So kamen dann 1300 Leu· Teil der Pollzeiarmee. Bis auf einige Steine die die Aktion ankOndigten. Wir sahen uns te, größtenteils aus der näheren Umge· und Farbeier, die auf dem Luftweg das jedenfalls in dem Moment nicht in der La· bung und einige Niederländer. Baugelände erreichten, kam es zu keinen ge, fOr einen solchen Termin zu mobilisie­ Samstag vormitlag traf man/trau sich in gröBeren Auseinandersetzungen. Am ren, der uns in der Situation ziemlich auf· Lingen auf dem Kirmesplatz. Zum Auftakt Kundgebungsgelände passierten ständig gesetzt erschien. Auch nach ROcksprache gab es Theater, Musik und kurze Infos von Polizei·, Spitzel· und andere Fahrzeuge die mit Leuten aus MOns ter und OsnabrOck, einem Sprecher der BOrgerinitiative Ems­ versammelten Demonstranten. Aus OanR die ebenso Oberrasehr worden waren, stei· land, bei Tee und GIOhwein. Das Wetter färbten diese einen eintönig weißen PKW, gertesich unser Interesse nicht. Wir gaben war dufte, die Stimmung gemischt. Etwas während mit der Besatzung Ober die Wei· zwar den Termin bekannt, aber mobillsier· Enttäuschung Ober das wenige urtd zähe terfahrt verhandelt wurde. Danach war ten nicht. Wir hielten es fOr gefllhrlich, Leu· Eintrudeln der Leute, aber sonst doch ganz endlich Ruhe und es konnte zur Musik der te auf eine 400 km·· Reise zu schicken, um fit. Auf dem Siebenkilometermarsch zum Nordhorner Gruppe PARANOIA das mltge· sich dort eventuell einen Frust zu holen. AKW wurde gesprOht, mit bunten Wurfge· schleppte AKW abgefackelt werden. ~ Als am 9. Mllrz dann der Staatsschutz in schossen wurden die nahen Ostertage in Gßttingen zuschlug, hatten wir mit uns sei· -., ber genug zu tun, sodaß wir von der Demo erst wieder hßrten, als sie gelaufen war. Vielleicht sollte man das ln Zukunft besser koordinieren, Jedenfalls wenn Oberregional mobilisiert werden soll. Wenn von vornhe­ rein ein regionaler Charakter klar ist, dann sieht es anders aus. . Diese Kritik richtet sich nicht nur an die Veranstalter, die sich da bestimmt unheim· /Ich reingehllngt haben, sondern auch an uns selber: Da sind 500 Leute auf der BU· KO, verabschieden eine Resolution, in der -zu einer bundesweiten Aktion aufgerufen wird um der Baulinie 80 etwas entgegen zu setzen • aber als es dann soweit ist. weiß davon niemand mehr etwas. Man sollte sich bei solchen Aktionen doch mehr Ge· danken machen, inwieweit das Interesse fOr solche Sachen da ist, ansonsten kann sich der Frust wieder schnell breit machen. Dies Problem zeigt sich in letzter Zelt an mehreren Sachen, die als unheimlich wich· tig empfunden werden. Nur sollte man sich dabei Oberlegen, ob man damit Im Moment auch breitere Kreise ansprechen kann, sonst sind das nur aufgesetzte Sachen.

48 Manfred Meiosen, Mdl der Granen in Han· nover, stellte kurz die Atomgeschichte von Lingen dar und wies anschließend noch einmal auf die Bedeutung der deutsch· Unverschämtheit: niederländischen Zusammenarbeit der AKW-Gegner hin, die im kommenden Zei· traum unbedingt intensiviert werden mOs· se. Neckarwestheim Etwa 2-3 Demonstranten pro Polizist schätzte man das »Kräfteverhältnis«. gleich mit mehreren Hundertschaften und mit Hilfe von Hubschraubern wurde die Aus dem Raum Stuttgart erhielten wir einen empörten Brief. Dort soll das AKW Neckar­ ach so heißgeliebte Atomindustrie ge­ westheim II gebaut werden, welches zur Baulinie 80 gehört. schOtzt. Zugegeben, wir haben euch nie informiert, aber deshalb im AtomExpress. wie vor Monaten Alles in allem dOrfte wohl bundesweit eine geschehen ·zu behaupten, in und um Neckarwestheim wOrde nichts passieren (außer Bau­ gewisse DemonstrationsmOdigkeit vorhan­ vorbereitungen), ist schlicht und erntach eine Unverschllmtheit. Hier also unsere letzte Ak· den sein • ohne große Zahlen und Zoff tion, in Zukunft informieren wir euch hoffentlich zuverlllssiger. scheint es häufig bei den Teilnehmern eine Resignation zu hinterlassen. Und hier also unsere Dokumentation der Aktion, die zu vielen besorgten Anrufen im Mini· sterium fOhrten, und ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Verdachts der Ur· Bürgerinitiativen Emsland gegen Atoman­ kundenfälschung und Amtsanmaßung auslöste. lagen (BEGA) Gartenstraße 53, 4478 Geeste 3 05907/545

MINISTERIUM ARTILLERIE FÜRS AKW FOR WIRTSCHAFT, MITTELSTAND UND VERKEHR BADEN-WORTTEMBERCi Zur Zeit werden bei der Nordhorner Werk­ stätten GmbH (Rawe) for die Setreiberge­ Aldtnzelchtn fllttc btl Antwort aneebtnJ sellschaft des im Bau befindlichen Unge­ IV 8760-GKN II Stullprl, 4en 14. März 1983 ner Atomkraftwerks rund ein Dutzend Was­ Mlnl•lffium fOr Wlrt1thal. MHitltt•n• '"'' Verlehr IHtn·Wflrtttm"'• 1t Durdowahl (07111 1010· 488 serkanonen ganz besonderer Art gebaut, Po1lftth .uo • 1000 Sh.IUprt 1 von denen die ersten bereits ausgeliefert worden sind. Es handelt sich dabei um Geräte, die auf BEKANNTMACHUNG an alle Bürger der Stadt Stuttgart Laffetten montiert werden und mit einem stählernen Hochstand versehen sind. Auf dessen mit einem Schutzschild versehe­ Liebe Mitbürger, nen Plattform befindet sich die eigentliche wie Sie sicher bereits der Presse entnommen haben, ist mit dem Bau eines zweiten Blocks des Kernkraftwerkes in Nccknrwcstheim begonnen worden. drehbare Kanone. Diese ist mit einer Zu unserem Bedauern müssen wir feststellen, daß-die Beseitigung des sogennanten Atommülls aus dem Kernkraft­ Mischbatterie ausgerastet, die es ermög• werksblock Neckarwestheim I in· der bisher von uns geplanten Art und Weise aus technischen sowie Iinanzidlen licht, dem harten Wasserstrahl Tränengas Gründen nicht möglich ist. oder andere chemische Kampfstoffe beizu­ Nach§ 9a des Atomgesetzes ist eine gesicherte Entsorgung der radioaktiven Abfille jedoch Voraussetzung für die llau- und Betrieb~genehmigung zusätzlicher Kernkral'twcrke ... mischen. Angeschlossen werden diese Um den rechtmiißigen Betrieb vorhandener Anlagen sicherzustellen und mit dem Neubau von Kernkraftwerken mobilen Privatarmee-Kanonen an ein nicht in Verzug zu gerulen, sind wir nach§ 117 des Energiewirtschaftsge!!etzes in Verbi11dung mit§ 9c Absatz 3 des Hochdruck-Wasserleitungssystem, wel· Atomgesetzes berechtigt, Ihre Mithilfe in An~pruch zu nehmen. ches auf der Innenseite der das Baugelän• Aus dieseni !]runde wird Sie in den niichsten Tagen ein Mitarbeiter der Technischen Werke der Stadt Stullgan AG (TWS) aufsuchen und Ihnen ein IOkg Paket mit radioaktiveo:n Abfall übergeben, das zur Lagerung in Ihren de umgebenden Betonmauer verläuft. Räumlichkeiten bestimmt ist: Eine radioakth-e ßestrahlunx über den gesetzlich zulässigen llöchstwcrt hinaus kann ln »Wirksamkeit« und »Leistungsfähigkeit« ftir Sie und Ihre Angehörigen nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen werden. dOrften sie auch die neuen Wasserwerfer­ llci der Entgegennahme und Lagerung des Paketes mit mdioaktiven Abfällen billen wir Sie dennoch, folgende modelle der Polizei um Einiges Obertreffen. ,-orsorgliche Siclat'rhei1sma1Snallmcn zu becichten: r Paket nur mit Gummihandschuhen berühren - vor unbefugtem Zugriff in abschließbarem Keller oder Duchboden sicher aulbewahren ... unter keinen Umständen ötl'nen . -nicht in der Nähe von Lebensmitteln lagern, sprechen Sie sich diesbezüglich mit IhrenNachbarn ab Rechtshilfefond - nach Beendigung der Arbeiten Iunge und heiß duschen, die getragene Kleidung in die chemische Reinigung geben · Seit Ende September 1982 klagen die Ems­ Bürger, die sich über das übliche Maß hinaus für.die Energieversorgung unseres Landes verantwortlich fühlen und länder gegen das AKW. Da BOrgerinitiati­ sich bereit erklären, mehr als ein Paket radioaktiver Abfälle zu lagern, können sich telefonisch mit ven nicht klageberechtigt sind, klagt einer Herrn Dr. Siech Tel.: 289-32 28 oder stellvertretend fOr alle.- Geklagt wird in der Herrn Dr. llrüderlin Tel.: 289-22 59 Hauptsache, also zunächst gegen die 1. von den TWS in Verbindung setzen. Teilerrichtungsgenehmigung, im Eilverfah­ Die TWS gewähren in diesen Fällen f'tir jedes zusätzlich gelagerlc Paket einen Rabatt auf den Strompreis von 10%. ren, d.h. gegen die sofortige Vollziehbar­ in bestimmten Fiillen ist ein Befreiung von der Ven>Oichtung zur Abnahme von radioaktiven Abf;illcn miiglic~. keit der 1. TEG. Daneben klagt auch ein Zu diesen Ausnahmen zählen: - Familien mit Kindern unter 16 Jahren Niederländer, was bisher einmalig ist. - Rentner, Frührentner und ihnen Gleichgestellte Wer den Kampf gegen das Lingener AKW - Schwangere unterstatzen will, der kann auf das Rechts­ - Kranke und Behinderte (mit ärztlichem Attest) hilfekonto spenden, mit dem die Klage fi· Sollten Sie zu diesem Personenkreis gehören oder aus anderen schwerwiegenden persönlichen Gründen einen Antrag ·auf Befreiung stellen wollen, dann setzen Sie sich bitte ntöglichst noch heute n1it unserem Sachbcarbcitei' nanziert werden soll. Bisher sind 30000 DM llerrn Stecher Tel.: 20 20-488 in Verbindung. eingegangen. Gebraucht wird aber wohl das dreifache. Wir danken Ihnen schon heute für Ihr Verständnis rtir diese unumgängliche Maßn~hme.

llochachtungsvoll

Rechtshllfekonto, c/o Werner BuBmann Dr. Groß Volksbank Bawinkel, BLZ 280 699 95 Ministerial(lirigenl Konto·Nr.: 3089 Ministerium flir Wirtsch .• U, Mittelsland und Verkehr Schacht Konrad: Nachlese

Eine Demonstration, deren Geschichte am Abend ihres StaUfindens einandersetzung um Schacht Konard vor Ort. Ein Sprecher des Kreisverbandes Gifhom: »Wir wa­ vorbei ist, die war gänzüch überflüssig. Eine Demonstration muß Fol­ ren ja von Anfang an gegen eine Demonstration gen haben, soU sie überhaupt einen Sinn haben. Daß diese Folgen oft­ am Schacht!« mals recht schmerzlich sind, in Prozessen und rmanzieUen Defiziten bestehen, das ist eine bekannte Erfahrung. So auch bei der Demon­ Defizit stration gegen Schacht Konrad am 30.0ktober 1982 im Rahmen der Landesverband der Grünen setzt Zeichen! Ne­ Herbstoffensive der Anti-AKW-Bewegung. ben den Kosten der Prozesse und der Flurschä• denbereinigung sind die Kosten für die Demon­ stration selbst noch nicht gänzlich aufgebracht. Vorweg: Ich meine, die Herbstoffensive war Warum diese Unterschiede, bleibt der Spekula­ Am stärksten schlägt hier die Arbeit der ein Erfolg. Ein Erfolg, weil es uns gelungen ist, tion überlassen. Eines ist allerdings offensicht­ Lebenstedt..Qruppe zu Buche, einem Aktions­ zu einem Zeitpunkt, zu dem andere Fragen wich­ lich: Es ist ein Schuß vor den Bug für den gesam­ bündnis, dessen Aufgabe die Schaffung einer tiger erscheinen, deutlich zu machen, daß immer ten Widerstand in der Region. Der ist sicherlich breiten regionalen und bundesweiten Öffentlich• noch und wieder tausende von Menschen bereit nicht so entwickelt, wie in Lüchow-Dannenberg, keit und die Auftaktkundgebung war. Eine An­ sind, sich aktiv gegen Atomenergie zu verhalten. aber gerade durch den Peine-Salzgitter Stahlkon­ zeigenkampagne, bundesweite Rundbriefe, Pla­ Und das es uns im Falle der geplanten Atommüll• flikt steht mehr auf dem Spiel als nur Atomener­ kate usw. kosteten insgesamt 25.676,57 DM, die deponie Konrad gelungen ist, trotz der allegmei­ gie. bis auf ein DefiZit von 2.441,37 DM gedeckt nen Situation die Bedeutung eines bisher unter­ Daneben gibt es noch einige Prozesse um zuge­ schienen. Allein dies DefiZit ist schon ein Pro­ schätzten Projektes deutlich zu machen, das ist hängte KFZ-Kennzeichen und wegen einer Knast­ blem, aber nicht das einzige. Jetzt trat der Lan­ zweifelsohne ein doppelter Erfolg. demo nach der Konrad-Demo. desvorstand der Grünen, der sich schon vor der Immerhin hat die Bewegung bei uns in der Re­ Etwas dummdreist macht sich daneben ein Demonstration eher als Hemmschuh, denn als gion einen hübschen Aufschwung genommen, Strafbefehl über 1500 DM aus, den ich als An­ aktiver Teil der Bewegung profiliert hatte, auf vielleicht nicht ganz typisch für das übrige Bun­ melder der Demonstration erhielt. Angeblich hät• den Plan. Zwei Wochen vor der Demonstration desgebiet und wenn dem Geschäftsführer der te ich die Auflagen des Ordnungsamtes Salzgitter (!) hatten wir nach wochenlangem Tauziehen Saltgitter-Grünen zu der 3,80Jo-Wahlniederlage nicht vor der Demonstration vorgelesen. Dumm­ 10.000 DM vom Landesverband bekommen. der Ökologen in der Arbeiterstadt keine hilflosere dreist, weil der Einsatzleiter der >>Schutz«Polizei 5.000 DM als Zuschuß und 5.000 DM als Kredit, PlatitUde einfällt als: ••. »Zum anderen ist die neben dem Lautsprecher stand, als ich die Aufla­ den wir allerdings mit Ausfallbürgschaft bean­ Konrad-Demonstration wohl auch noch nicht gen vorlas, was im übrigen sicherlich einige hun­ tragt hatten. Lapidar und ohne sich auch nur mit ausgestanden. Viele sind für Umweltschutz - aber dert der Anwesenden werden bezeugen können. einem Wort auf die 16-seitige politische Bilanz die Chaoten kann man wohl doch nicht der Lebenstedt-Gruppe einzulassen, fordert der wählen!«, dann beschreibt dies sicher nicht die Landesverband diese 5.000 DM jetzt zurück. Ein wirklichen Folgen der Konrad-Deritonstration, Flurschäden: interessantes Denkmal für das Verhalten zur Be­ sondern eher die eigenen Schwierigkeiten, Politik wegung! zu machen, sich auf Konrad, die Anti-AKW­ »Wie von einer Elefantenherde festgetram­ Bewegung und die Sorgen der Salzgitter Stabl­ pelt«. Daß es bei Demonstrationen zu Flurschä• werker tatsächlich und ernsthaft einzulassen. den kommen kann, ist sicherlich nicht prinzipiell Aber zurück zum Wesentlichen, den Folgen zu vermeiden, wiewohl wir bemüht waren, in der der Konrad-Demonstration. Vorbereitung hinzuweisen, daß es um Konrad und nicht die Gärten und Felder der Anwohner gehen sollte. Denn<>J;h kam es zu einer ganzen Reihe von Schäden, die allerdings das Klima Prozesse: nicht wesentlich beeinträchtigt haben. Einiges Salzgitter-Linie gegen Lüneburg-Linie? Im Zu­ wurde in Arbeitseinsätzen erledigt. Einen größe• sammenhang mit der Demo gab es 27 Festnah­ ren Schaden hatte der Landwirt, dessen Feld zwi. men, sechs Leute wurden bis zu 16 Tage in U­ schen Bleckenstedt und Schacht Konrad liegt, Haft gehalten. Sieben Ermittlungsverfahren wur­ dessen Feldscheune zudem noch beschädigt und den inzwischen eingestellt, ein weiteres ausge­ verunziert wurde und dessen übrige Ländereien setzt. Drei Verfahren führten zu Bewährungsstra• zum Teil als Parkplatz mißbraucht wurden. In fen, ein Prozess steht im Mai an. Ebenso zwei Übereinstimmung mit dem Landvolkverband »Folgepro~. und nach kurzer Diskussion im Braunschweiger Wer erwartet hatte, daß die Verfahren mit Arbeitskreis haben wir hierfür eine Entschädi• Folter in llalien. loo S. 9.6o DM Freispruch enden würden, wie das Verfahren in gung von 900.-DM gezahlt. Für uns war dabei al­ 16!11 IRL.\ND - lo Jahre Befreiunc•· Lüneberg gegen einen Teilnehmer der Gorlebeu­ lerdings besonders wichtig, dies als Geste zu ver­ kampl S. So lo.oo DM Demo vom 4.9.82, der hatte gefehlt. Zwar konn­ stehen, um nicht an falschen Stellen Konfronta· te den Angeklagten nichts nachgewiesen werden, tionen mit anderen Interessengruppen aufkom­ doch das Gericht suchte auch weder nach be-oder men zu lassen. Nicht berechnet hat er einen Scha­ • entlastenden Tatbeständen. Es interessierte sich den, den die örtlichen Landwirte durch die Poli­ !Iobby .SANDS. Schriften und Ge­ auch nicht für den gewaltfreien Lebensweg und • zei erfahren hatten: Die Felder um Schacht Kon­ dichre. Einllc. S.McBride. U.8oDM wandeleines Angeklagten. Im Gegenteil wurden rad, guter trockener Boden für Zuckerrüben, Anträge auf Lokaltermine und das Protokollie­ mußte nach einer Auflage der Polzei frühzeitig Cetry Adam:~~~:"'~ *'Fal., Memorie:.;" .Oie beäten Srories &Wi Belfhr .. U..6o DM ren von entlastenden Aussagen schlichtweg abge­ und vor der Demonstration abgeerntet werden. lehnt. Offensichtlich sollte verurteilt werden! Die Zuckerrüben sollten uns nicht als Wurfge­ ALTERNATIVER.. IRLANDREISE.FOHR­ Und das kräftig. Sechs Monate auf zwei Jahre, schosse dienen! ER. Mil Tip• 1k Adr-n. lo.6o 0A1 12 Monate und 10 Monate auf drei Jahre Bewäh• rung lauteten die vorbereiteten Urteile. Grund: Da die Flurschädenbereinigung für uns eine ar­ "" ...... ~··-- ~ Teilnahme an einer gewalttätigen Demonstration. ge finanzielle Belastung war, die uns aber wichtig Also just das, was noch kurz zuvor dem Lüne• erschien, bitten wir hierfür um Unterstützung burger Gericht zur Verurteilung nicht ausgereicht von außerhalb. Die Grünen haben schon abge­ hatte. winkt.lhre Prinzipien stehen höher, als die Aus-

48 aus Braunschweig

Politische Folgen Das scheint sich nach dem Regierungswechsel Wer sich für die weitere Entwicklung interes­ der Konrad-Demonstration: in Bonn abgekühlt zu haben. Am 21. April fand siert, kann unseren Materialdienst »Nachrichten in Braunschweig vor etwa 120 Besuchern eine Po­ aus der Provinz« bestellen, der monatlich er­ Konrad everywhere! Die juristischen und fina­ diumsdiskussion statt, auf der über »Atomener­ scheint und ca. 1.-DM + Porto kostet. Kontakt: ziellen Folgen belasten uns schwer. Darüber sei gie und Arbeitsplätze« diskutiert wurde. Mit von M.Kaselow, Maschplatz 8 in 33 Brauschweig. eines aber nicht vergessen. Konrad, bis Mitte der Partei der IGM-Sektretär von Salzgitter und 1982 eine feullitonistische Randerscheinung bei der Jugendbildungsreferent des DGB-Braun­ großen Teilen der Bevölkerung, ist plötzlich ein schweig. allgegenwärtiges Problem geworden. Positiv, in­ Ebenso die Kampagne zur Verteilung der Ener­ Trotzalledem: Wir dem sich sehr viele Menschen damit auseinander­ giebroschüre, die in Braunschweig von einem setzen müssen, als Negativ-Beispiel in der Presse, sehr breiten Bündnis getragen wurde. Viele Grup­ brauchen Geld! so doch als nicht mehr zu bagatellisierende Tatsa­ pen, die für sich die Frage klären mußten, ob sie Notorisch am Schluß nocheinmal ein Spenden­ che. Ein Erfolg, den man jeder Demonstration sich überhaupt mit Atomenergie beschäftigen aufruf. Vieles hat der Braunschweiger Arbeits­ nur wünschen kann! . wollen, mußten hierbei für sich selbst ersteinmal kreis übernommen, aber unsere Reserven sind er­ Nach der Demo hatten die Gewerkschaften die Frage der Bewertung und des eigenen Verhält• schöpft. Wir haben das Konrad-DefJZit von 2.440 flbringens eine Kampagne gegen die nisses zur Konrad-Demo klären. Das Bündnis DM, den Flurschaden von 900.- DM und nicht Presseberichterstattung gestartet. Sie waren (zu kam zustande. Trotz oder wegen der Demonstra­ abschätzbare Kosten für Prozesse bisher alleine Recht) beleidigt, daß allerorten seitenlange tion? tragen müssen. Diese Kosten betreffen aber die Kriegsberichte über die Konrad-Demo erschie­ Auf einem Treffen Anfang des Jahres resü• gesamte Bewegung. Sollten die Grünen bei ihrer nen, während sich die Berichte über ihre gleich­ mierte der Braunschweiger Arbeitskreis: »Als we­ Rückforderung bleiben, würden sich unsere zeitig stattgefundene Demo (100.000 in Hanno­ sentlicher Erfolg ist zu verbuchen, daß die Anti­ Schwierigkeiten natürlich noch potenzieren. Wir ver) eher schmal ausnahm. Orginalton eines AKW-Bewegung in unserer Region zu einem brauchen dringend Hilfe von außen. DGB-Flugblattes: »Am .gleichen Tag fand ins offensiv-politischen Faktor geworden ist.« Habe Konto: Claus Sehröder • Sonderkonto • Salzgitter eine Demonstration gegen das man 1982 im wesentlichen eine breite Öffentlich• 251799 • 308 PSCHA Hannover Atommüll-Lager Schacht Konrad statt, an der ei­ keit geschaffen, könne man jetzt zur inhaltlichen nige Hundert Atomkraftg~gner teilnahmen. Es Auseinandersetzung in Teilbereichen, mit ande­ Peter Dicket kam zu Ausschreitungen. Ober das Ausmaß gibt ren Interessengruppen und der gezielten Ausein­ es unterschiedliche Aussagen ... « Gegen einen andersetzung mit Teilen der Bevölkerung überge• Hetzkommentar wenden sie sich nicht wegen der hen. Hetze, sondern klassifiZieren die Demo gegen Ohne die Demo am Schacht Konrad, der im­ Konrad als eine Demonstration » ... , mit der die merhin 6 Jahre als ein Nadelöhr im Atompro­ Atom rechts· Gewerkschaften nicht in Verbindung gebracht gramm ein Schattendasein führte, wäre das wohl werden wollen.« kaum möglich! Symposium

ALTERNATIVEN IN DER WOHNUNGSPOLITIK

Auch heute. bei stagnierendem Wirt· Wohnungsmarl

PROGRAMMVOR SCHLAG. Fr., 13. 5., 17.00 Uhr: Einführung zum Kongrellabläuf. il«?rstellen der vorbereiteten Arbeitsgruppen 20.00Uhr: Ton-Dia·Show.Fragestellungen. Lösungen. Kontroversen zum Kongre8them8 Se., 14. 5., 10.00 Uhr: Arbeitsgruppen (AG 1: Alternativen zum Sozialen Wohnungsbau, AG 2: WOhnungsbau­ flächen und ökologische Siedlungsstruktur, AG 3: Neue Wohnfonnen, AG 4: Sauwirtschaft, AG 5: Bestands­ erhaltung, AG 6: Wohnungspolitische Möglichkeiten der Kommunen, AG 7: Mieterschutz • Mietenecht • Mieter· kampf); 20.00Uhr:Kultur +Rock So., 15. 5., 10.00 Uhr: Strategien und Konsequenzen; 13.00 Uhr: Symbolaktion

Ein einführender Reader erscheint im April. Initiative WOhnungepolltlacherKongreB Anmeldungen, Programme, Reader zu be­ c/o Planerkooperative ziehen über Gr. Kolonnenweg 5 B. 3000 Hannover 1 Tei.(0511)635544

UNTERSl"OTZERKREIS: Grüne Alternative Bürgerliste (GABL) Hannover. Alternative Uste Westberlin, Verein .Mieter helfen Mieter" Hamburg, Grüne Alternative Liste (GAL) Hamburg, Bunte Liste Bielefeld, Redaktion .Alter· native Kommunalpolitik", Oie Grünen/Landesverbend Niedersachsen, Oie Grünen/Landesverbend Baden· Württemberg, BBU. Arbeitskreis Wohnen und Umwelt und viele andere Organisationen, Initiativen und Snzelpersonen

49 Die Rechnung scheint aufgegangen zu mentan auch verhindert · der Traktor. der zahl von 280 auf 380 äußerst problema· sein li.Jr Stoltl und Co. Vom Widerstand der mit 6 kmlh uber die lande luhr. wird wieder llsch. Der bis aufs Äußerste belastete Bau· 100000 ist nicht viel ubr•ggebtieben. Wäh· zur Feldarbeit benollgt. grund muß somit nochmal 75000 to mehr rend das AKW munter weitergebaut w1rd · Alle Beteuerungen der Hamburger SPD ver.kraften. Dabei sind die Reserven in mit der im Dezember 82 er teilten 4. TEG lie· dür IIen sich auch fur den letzten als Lu· Brokdorf so knapp: daß nach KWU· genjetzt alle für die Gesamtherstellung no· gen en tl111vt haben. Und nachdem jetzt der Angaben aus diesem Grund schon auf eine Iigen Errichtungsgenehmigungen vor · be· von uns allen so verehrte Barschef das Re· Schornsteinisolierung verziehtel werden schränkt sich der Widerstand auf kleine giment in Schleswig·Hotsteln ubernom· muß! Aktionen. men hat. scheint endgi.Jitig alle Hoffnung Atommüll Oie ganze noch vorhandene Kra ft bei den begraben. Die fehlende Entsorgung wurde im Eiltem· Ak tiven schemt in die Kriminalisierungs­ Der letzte Strohhalm. so absurd das rst. po abgehandelt. Das OVG, das damit 1977 welle geflossen zu sein. Die Weihnachts· schernen wieder die Gerichte zu sein: seit noch den Baustop begrOndete, hat jetzt an· demo. zu der 1981 schon nur noch die letz· November letzten Jahres klagen Leute aus gedeutet, daß Borger auf diesem Gebiet ten Aufrech ten a•1reisten. fand letztes Jahr der Wllster·Marsch in 2. Instanz vor dem keine Klagebefugnis in einem AKW·Prozeß gar nicht mehr statt. Der letzte. l i.J1 die 01 OVG·Luneburg gegen die 1. und 2. Teiler haben!!! fen tlichllelt sichtbare. Widerstand ist mo· richlungsgenehmigung. Strahlenbelastung Nachdem sich die Kläger in 1. Instanz ge· genOber dem zuständigen Gutachter zu ei· Bevor wir hier auf die Klagen eingeheh. et· Der Prozeß selber steht mal wieder unter ner viermal höheren Strahlenbelastung ka· was zum Selbstverständnis der Kläger: besonders guten Vorzeichen. Nachdem men. zeigt sich jetzt, daß auch dies richtig sich der Vorsitzende Richter Sommer wohl war. Ein neues Gutachten der Gesellschaft zuviel Gedanken gemacht hatte wurde er fOr Reaktorsicherheit offenbarte, daß der »Wir haben Im Herbst 82 ernsthaft darOber von den Betreibern, der Genehmigungsbe· Gutachter einen sehr viel höher liegenden nachgedacht, ob es noch einen Sinn hat, hörde und der Landesregierung so unter Wert damals einfach unterschlagen hatte. weiter zu prozessieren... Wir fOhlten ·(urid Druck gesetzt. daß er sein Ami nlreiwilligu Damit wurde bestätigt, daß die Strahlenbe­ fOhlen) uns von den Gerichten so ver· abgab. lastung tatsachlich viermal höher sein arscht, daß wir den Gerichtsweg fOr sinn· Hauptverhandlungsthemen sind im Prozeß wird, als der bei der 1. Instanz zugrunde ge­ los hielten. Wir hatten uns dann entschlos· neben der Sturmllutslcherhelt, legte Wert. sen, bevor wir _den Kram hinschmelssen, · die Gründung nochmal zu testen, wieviel Interesse noch Anzahl und Länge der Pfähle unter dem Re· Die Kläger weisen nochmal daraufhin, daß außerhalb unserer kleinen Gruppe an die­ aktorgebäude sind klammhelmlieh erhöht es fOr sie wichtig ist, daß sie genOgend Öl· sen Prozessen besteht ... worden. ln der 1. Instanz war die alle GrOn· fentlichkeit und Unterstatzung IOr die Pro· Zur Zelt liiuft unser Widerstand ziemlich dung noch vehement vom Gutachter ver· zesse benötigen, auch innerhalb des Ge· isoliert von jeglichem praktischen Wider· treten worden, obwohl wir nachweisen richtsgebäudes. stand dahin. Der Widerstand direkt vor Ort konnten, daß die Pfähle zu kurz waren. um ist tot, die Leute haben resigniert. Wir be­ bis zu tragfähigem Grund zu gelangen. Kontaktadresse der· Kläger: mohen uns jetzt, den Prozeß wieder in ei· Nochmal auf die alten Pläne angespro· Heinrich Voß, Roßkopp, nem außergerichtlichen Widerstand einzu· chen, zog die KWU plötzlich neue Gulach· 2211 Wewelslleth, 04829/356 binden. Wenn uns das nicht bald gelingt, ten aus der Tasche, die dem ursprOngli· wird der juristische Widerstand von uns chen diametral widersprech·en. Danach Nebenbei: Das schleswig·holslelnische noch dieses Jahr eingestellt werden. Denn waren die bisherigen Gutachten, auf die Sozialministerium hat eine neue Chefin. Sinn kann ein solcher Prozeß unter den ge­ sich die Gerichte bisher stutzten. nur ngro· Diese Behörde ist zuständig fOr das AKW genwartig herrschenden repressiven Be­ be Richtlinien•. Während die Erhöhung der Brokdorl. Der Name der neuen Sozialmini· dingungen nur in einem politischen Kon· Pfahllänge der Argumentation der Kläger sterin: text haben.« entspricht, ist die Erhöhung der Pfahlan· Ursula Gräfin von Brockdorff.

50 gen schweren Landfriedensbruchs zu ver­ urteilen, aber der »einfache« tut es auch. Die. BegrUndung für die Verurteilung lag darin, daß die psychische Unterstützung deshalb als Delikt anzusehen sei, da Mar­ tin bei seiner Festnahme ein Halstuch und Konrad-Prozeß ein vorher verteiltes Verhaltensinfo bei sich trug. Die Verteidigung hatte gleich zu Beginn ei· nen Beiangenhei tsantrag gestellt, weil II Ui;!ll O t$nOrtt)t;ll VPI ll vror D"tllu lllll(•111t•n Hfltn'r Jadrahn bekam in einem Schnellgerichts­ SI tldt 1111111 tfr•t !:)J,llllkflf>l I II lt•ll l1<.1 ll::;h, l verfahren gleich Im Anschluß an die Demo Jo~llrtll urr1 d~t• 30 1 F11• 1111 L! utr> eil vc•r 6 Monate auf zwei Jahre zur CH 111 R 1 Cillr~1 Slt>llo 11 S1f'lll •li.!S IH~h!•l (> Bewährung.(Jugendschöffengericht SZ) .HIS •'' ISI •·Cja1 :.••lCIII'II Vo•rl tul Clt• H'lJ1 I 1~<11 1 Dieses Urteil ist rechtskräftig. AnliN~ 1111 R;nu1 1 S tl/qtlll 1 Bll:i uJltlll' I • tuuu llllllilll liiL' Urlllil" ::;11 h"n rtw•t '' r Peter wurde am 4.3. zu 12 Monaten auf 3 111 rl.ilc Dt 1110 I .d 21100 L UtPI 1111 Jur I H I l1f'l 1~::;1 lHII! 111 111 k,ll\11 Clt •!. ol<> Jr,tll dll Jahre zur Bewährung verurteilt ( Amtsge• ::w tltr Dwuo dlll 30 10 dHJ•!Hl."llh' Masse )UIII Br>v.•o·t::i•lfllrdtll wo•rcl• n J ,,,, I' eh rlcl:lt SZ ). Er hat dagegen Berufung einge. nal\lron Htt:r CJIIJI • l:i 1 tl':lll Ii,. Wtdnrst.tllll IJ' tc ql tll·• V•·rll.lntlllHHj ,vnrJ t•JI ftlllaLft legt. <;ft

51 wörtlich protokolliert haben. Nach einigem er folgendes von sich:» Wenn Nebel ist, Hin und Her lehnte der Richter das mit der kann ich nichts sehen«. Danach gibt er Begründung ab, daß nur er selber zusam­ sich redliche Mühe, seine Aussagen zu re­ men mit dem Protokollführer entscheide lativieren und gibt an, daß die Nebelwurf­ was und was nicht ins Protokoll komme ! ! ! körper woanders waren, halt mal da und Da alle Zeugen gehört waren, gings dann mal da. gleich mit den Plädoyers weiter: Nach einigem Theater wegen Differenzen Staatsanwalt: 1 Jahr auf Bewährung zwischen der 1. Aussage und der heutigen, Verteidigung: Freispruch. bei der der Richter dem Zeugen immer wie­ DaG totale Ignorieren der Entlastungszeu­ der hilfreich unter die Arme greift, kommt gen durch Gericht und Staatsanwalt zeig· es zum Thema »Besichtigung« der Gefan­ te, daß es nicht das geringste Interesse an genen im Zellenwagen. Der Zeuge gibt an, einer Wahrheitstindung gab. Das Urteil Michael dort wiedererkannt zu haben. Auf stand von vorneherein fest und wurde auch die Frage, warum er denn in den Wagen ge­ so verkündet: gangen sei, erklärt er, daß er Lust dazu ge­ 12 Monate auf 3 Jahre Bewährung. habt hätte vielleicht Demonstranten wie­ Pater ist inzwischen in Berufung gegan­ derzuerkennen. gen. Der zweite Polizeizeuge, Fahrer des Knast­ wagens, weiß nichts darüber, warum man Michael festgenommen hatte. 8.3. gegen Der dritte Zeuge hat Michael zum Schacht· gelände abgeführt, nachdem ein Kollege ihm zugerufen hatte, daß er Fotos gemacht Michael habe, auf denen Michael als Steinewerfer zu erkennen sei. Da Michael Heranwachsender ist, wurde Der vierte Zeuge, Polizeifotograf, war sich vor dem Jugendschöffengericht verhan­ während der Demo sicher, Fotos von Mi­ delt. Vorgeworfen wurde ihm, mit einer chael gemacht zu haben, mußte aber im Schleuder in Richtung Polizei geschossen Prozeß zugeben, daß er sich geirrt hatte.· zu haben. Michael selber verzichtete auf je­ Ob Michael geworfen hatte, konnte er we­ de Aussage und konnte zudem auch keine gen der schlechten Lichtverhältnisse auch Belastungszeugen aufbieten. Sei noch zu nen ( » die Stormung des Schachtgeländes nicht sagen. vermerken, daß Michael schwul ist, und stand kurz bevor. " ), was allerdings ganz Da Michael Heranwachsender ist, mußte dies auch zusammen mit seinen Freunden gut zur Stimmungsmache gegenOber den auch noch ein Abgesandter der Jugendge­ Schöffen und der Presse geeignet war. dem Gericht offen dokumentierte, indem er richtshilfe seine Meinung sagen. Er mein­ in voller »Monturcc erschien. Nachdem die beiden Belastungszeugen te, die Persönlichkeitsentwicklung sei Der erste Belastungszeuge erinnert sich vernommen waren stellte Peters Anwalt ei, noch nicht abgeschlossen und Michael sei genau an Michael als Steinewerfer und will nen Antrag auf Ortstermin, um die ballisti­ ja wohl auch noch auf der Suche nach Wer­ auch gesehen haben, wie er mit einer Zwil­ sche Unmöglichkeit des Steinwurfs zu be­ ten und Normen. le geschossen hat. Als Erkennungsmerk­ weisEm .. Der Polizist stand nach eigenen Es folgten die Plädoyers: male gibt er an: blasse Gesichtsfarbe und Angaben 1 Mete~ hinter einem Maschen­ Staatsanwalt: 10 Monate auf Bewährung kariertes Halstuch. Nachdem der Zeuge. drahtzaun. Oer Stein hätte zudem zwei Verteidigung: Freispruch auf Anfrage der Rechtsanwältin bejaht, Bäume und einen weiteren Zaun umfliegen Und auch hier zeigte sich dann, daß die daß Nebelwurfkörper geflogen seien, gibt müssen, um das Schienbein zu treffen. Der ganze Verhandlung völlig nebensächlich ·Richter lehnte den. Antrag aber umgehend ab, da sich der Polizist ja vielleicht mit der Stelle geirrt haben könnte, an der er stand !!! Danach traten dann nur noch Entlastungs­ zeugen auf. Die Leumundszeuoen. eine Bekannte von Peter und sein Bruder, gingen in ihren Aus­ sagen auf Peters Gewaltfreiheit, seine. Friedfertigkeit und seine politiscM Arbeit bei den Grünen ein. Peters Verlobte schilderte anschließend den Verlauf der Demo für die beiden. Sie hatte Peter im entscheidenden Augenblick gesehen und bezeugte, daß er weder einen Stein aufgehoben noch geworfen hatte. Die weiteren Entlastungszeugen ( das Ehe­ paar, auf dessen GrundstOck sich der Steinwurf zugetragen haben soll, deren Sohn und ein auf dem Bauernhof lebender Landwirtschaftsauszubildender ) sagten dann nacheinander ziemlich das gleiche aus. Sie bezeugten, daß aus dem Garten und vom Grundstock keine Steine geflogen seien. Es standen dem Polizeizeugen jetzt die An­ gaben von 5 Entlastungszeugen, einer Entlastungs-Tatzeugin und zwei Lau­ mundszeugen entgegen. Als der Auszubildende nochmal explizit sagte, er habe den Ort, wo Peter gestanden hat, ·im Auge gehabt und keinen Steinwurf gesehen, wol.lte der. Rechtsanwalt das 52 war. Obwohl die Zeugenaussagen mit Wi· dersprachen Oberlastet waren und zud~m eine Konstruierung Wieder deutlich zu er· sehen war, folgte der Richter wieder dem Staatsanwalt und dem wohl schon vorher ausgehandelten Strafmaß: 10 Monate auf 3 Jahre Bewährung. Unter diesem Motto stand der Brandan· schlag auf das Frauenhofar-Institut fOr Ae­ Auch Michael ist in die Berufung gegan· rosolforschung und Toxikologie am 5. gen. März in Manchen. ln Ihrer BegrUndung scheibt ~ie dafor verantwortliche Gruppe: Dieses Institut ist ma6geblic1l durch meh· rere Gutachten an ·der EinfOhrung des CS­ Protest und Gas in der BAD verantwortlich. Trotz der allgemein bekannten, schwerwiegenden Folgen dieses chemi_schen Kampfstoffes: Unterstützung der bereits gezielt in Vietnam, Nord-Irland und ZOrich eingesetzt wurde, bescheinigen Die Prozesse, zu denen Oberregional mobi· gekaufte Wissenschaftler diesem Staat lisiert worden war, waren auch an allen Ta· die gesundheitliche Unbedenklichkeit. gen gut besucht. Die Gerichtssäle waren Die EinfOhrung des CS-Gas reiht sich ein in immer gefallt und die vor dem Gerichtsge­ die breite staatliche Offensive der Wider· bäude Wartenden verteilten Flugblätter standsbekämpfung, die auf mehreren Ebe· und machten andere kleine Aktionen. Elmar nen läuft: Im G'erichtssaal selber war es den Leuten fv1ili tärische Ebene (CS·Gas, KnOppelhor· den und Wasserwerfer) praktisch immer möglich kleinere phanta· Am 5. Mal llll{Jet vor dem Arn1 sge11cht 1n Juristische Ebene sievolle Dinge zu tuh. Salzpu ter der Prozeß gegen El111ar aus Got· »Zunächst findet die Kriminalisierung von Während Michaels Proze6 lief parallel da· tmgen statt Ihm wird :;chwerer Land lne· sich wehrenden Menschen statt. Lassen zu eine IG-Metall Demo gegen Stellenab· densbruch. sct1werc 1\0r perverletzung und diese sich nicht brechen, wird versucht, bau in der Stahlinustrie. Als die'17000 Pro· WHJcrstantJ vorgeworren testler am Amtsgeriaht vorbeikamen, nutz· durch langjährige Haftstrafen die persönli· Be1 Etmar •st e•ge(ltl rch zu erwarten claß ten zwei IG-Metaller die Situation und ihr ehe und P91itische Identität zu brechen. das U• tetl hoher als d1e b1sher1gen auslat· Megaphon und riefen: PSolidarität mit den Ungebrochene Kämpfer/innen versucht len w~rd Er hat dte sc11wersten Anklage­ konrad·Angeklagten•. Oie beiden wurden man in den »Toten Trakten.• und der Psy· punkte und von daher werden d•e Richter sofort von herbeistUrmenden Polizisten chiatrie·zu vernichten. Wir haben erkannt, und Staatsanwalte dementsprechend aus der Demo herausgezerrt, festgenom­ da6 diese Ebenen nicht zu trennen sind, auch vorhe• das Urtetl ausgekungelt ha· men und schnellstens zum nächsten Re· deshalb kämpfen wir auch auf allen Ebe· ben Denn das haben w~r ta Je tzt gesehen. vier gebracht. Aus den Reihen der IG· nen zusammen mit den Menschen drinnen daß

Wie schwer Menschen in dieser Nacht ver­ lieh Silvester 80/81 zu 2 1/2 Jahren ohne Be· Am 25. April waren in Göttingen wieder letzt wurden, wei6 kein anderer so gut wie währung verurteilt worden war. Mit diesen Terroristen· am Werk. Sie fällten ein Urteil, Axel. Der Polizist, der ihn festgenommen Urteilen sollen (lle Polizeieinsätze in der ·da6 sich gut in der Geschichte der letzten .hat, hat ihm dabei so heftig auf den unge­ berOchtigten Nacht legitimiert werden, Jahre in Göttingen ausmacht. schOt.zten Kopf geschlagen, da8 dessen und die •Chaoten• fOr alles verantwortlich Axel wurde zu einem Jahr Knast ohne Be· KnOppel zerbrach. · gemacht werden. währung verurteilt. Axel hatte in diesem Proze6 nie eine Chan· Dreihundert Leute waren es, die sich die­ Er soll in der Sylvesternacht 1980/81 den ce. Obwohl fast 15 Polizeizeugen , die da· ses Urteil nicht gefallen lassen wollten. Sie Landfrieden schwer gebrochen, Wider­ mals im Einsatz waren, sich nicht konkret trafen sich noch am gleichen Abend zu ei­ stand geleistet und gefährliche Körperver· an eioe derartige Sache erinnern ·konnten, ner Demo durch die Innenstadt. Viele letzung ·begang~n haben. die ihm vorgeworfen wurde, genagte eine Knallkörper und einige Scheiben von Kredi· ln der ersten Instanz wurde er deswegen zu einzige Polizeiaussage, um ihn zu verk­ tinstituten und Karstadt lieferten die Be­ 9 Monaten auf Bewährung verurteilt. Das nacken. gleitmusik, um seiner Wut freien Lau'f zu war Staatsanwalt Stange zuwenig, und Das Urteil steht ln engem Zusammenhang lassen. Die Polizei griff nicht ein, da es ihr ging deswegen in Berufung. Schon damals mit dem gegen Klaus-Peter, der tm letzten zu laut war (wurde tatsächlich als offizielle hatte er ein Jahr ohne Bew. gefordert. Herbst wegen des selben Anlasses, näm· Erklärung abgegeben). 53 Todtglüsingen ist überall

.. . und wieder hat in Todtglüsingen der ab. Montag, 07.02.83 kaum einer was gemerkt Schon seit dem frOhen Morgen fahren auf· fällig viele Zivilwagen mit auffällig unauf· fälligen Herren durch das Dorf. Ich rufe bei Herrn Aoth zu Hause an und gebe mich als Journalist aus. Herr Aoth versichert mir, Unterschrift. Herr Aoth zieht unverrict\teter ln den letzten Wochen wurden wir anläß· daß heute nichts »passieren• werde und Dinge ab mit der AnkOndigung: " Am Mon­ lieh des fünfzigsten Jahrestags der Mach· bei soviel Öffentlichkeit schon gar nicht. tag bis 1~.00 ·Uhr ist der Haftbefehl auf je· tergrelfung des Nationalsozialismus mit Er ruft auch bei Matthiesens an und sagt den Fall vollstreckt und wenn sie Spirenz· einer wahren Flut von Dokumentationen, zu ingeborg Matthies: »Heute komme ich chen inachen, komm ich mit Polizei« wie· Berichten, Kommentaren und Filmen kon· aus persönlichen GrOnden nicht mehr... frontlert. ln einem lend, daß seine Vergangenheits· bewiltlgung bisher hauptsichlieh per Schwelgen oder Verharmlosung betrieben hat, Ist das sehr.zu begrüBen. ln der vergangenen Woche habe Ich jedoch Erlebnisse gehabt, die ~Ir auf die Frage •Wie konnte das alles passieren?• eine be· drückend aktuelle Antwort gaben. Ich habe beruflich einige Tagein dem bis· lang ruhigen Dörfchen Todtglüsingen in der Nordheide verbracht. Dort wartete das Rentnerehepaar Mathles auf seine Verhaf· tung, da sie einen Prozeß gegen ein Atom· krattwerk verloren hatten, und nun weder ln der Lage, noch Willens waren, die Pro· zeßkosten von mehreren·. zehntausend Mark zu bezahlen. Ein Rechtsanwaltsbüro aus Essen hat im Auftrag von RW.E (Rheinlsch·Westfillsche Elektrizitätswerke), Brown Boverl und Hoch-Tief die Vollstreckung einer Beuge· haft beantragt. Der Vater des A'nwalts Scheuten verdient zufälligerweise viel Geld am Bau der Gortebener Atomlagerstätte. Noch mehr (nämlich 500000,. DM) verdient nun sein Sohn mit ein paar hundert Foto· koplen von Schriftsätzen, die Ihm vielleicht zwei Tage Arbeit gemacht haben: Das Ge· rlcht kam Ihm dabei sehr entgegen, Indem es die Sammelklage ln Einzelklagen aufs· pUttete und den Streitwert von 4000,· auf 100000 ,. DM pro Kläger hochschraubte. Aöar Ich kann wohl davon ausgehen, daß Einzelheiten des Falles Matthles mittler· welle durch Presse, Funk und Fernsehen bekannt alnd. Die für mich so erschrecken· de Erkenntnis aus dem Fall Matthles will Ich ln kurzer Chronologie zusammenfas· sen.

Freitag, der 04.02.83 14.30 Uhr Der Gerichtsvollzieher H.D. Aoth steht mit der Fotokopie einer Abschrift des Haftbe· fehls vor dem roten Backsteinhäuschen der Familie Matthies und möchte Erich · Matthies sofort mit nach Stade ins Gefäng· nis .nehmen. lngeborg Mathies bleibt we­ gen ihres schlechten Gesundheitszustan· des vorerst verschont, obwohl sie von den Klagegegnern als Simulantin verhöhnt wird. 'Erich Matthies, der mittlerweile zu ei­ nem guten Kenner der Atomproblematik ·und der Juristerei geworden ist, findet Foto: G.Zint; AKW-Gegner Erlch Mathles (69) verabschiedet sich vor dem Kanst in Stade von sei· Formfehler und bemängelt die fehlende ner Frau lngeborg am 7.2.83 54 »Montag, 07.02.83 16.30 Uhr Ein Neuankömmling bringt die Neuigkeit: « Das Atomding ist eben von den Nachrich­ festgestellt, und auch er wird belehrt: daß Der Landtagsabgeordnete der GRÜNEN ten als verglüht gemeldet worden. " Darauf er sich des unerlaubten Waffenbesitzes Georg Fruck schaltet sich als Vermittler in wird erstmal geprostet. Die Welt in Todt­ schuldig gemacht habe. Zum Beweis zei­ die nervenaufreibende Vollzugstaktik ein. giOsingen ist wieder in Ordnung. gen die Beamten noch eine Fernkopie ei­ Herr Roth verspricht ihm, heute keinesfalls Ich verteile ein paar Flugblätter mit Infor­ nes Gesetzes vor, das sie sich extra aus mein etwas zu unternehmen. Die Presse mation Ober den Prozeß c!er Matthiesens. Hannover haben schicken lassen. Datum und die versammelten Sympatisanten kön• Als ich die Kneipe verlasse, höre ich hinter auf der Telekopie - 08.02.83. nen ruhig nach Hause fahren. Georg Fruck mir noch: » Ach so, schon wieder so'n Grü• Peters Mutter bemüht sich um einen An­ genügt dieses Wort und er informiert die ner! " Auf der Strasse stoße Ich auf erregt walt. »Wo leben wir denn hier, ist das ein im Hause Matthies Anwesenden. Kaum diskutierende Jugendliche. Es geht um ei­ Polizeistaat ? " fragt sie mich. Ich muß an sind die meisten Leute weg, klingelt es an ne Schweinerei mit Polizei. Bereitwillig er­ einen Satz aus einem Gespräch der letzten der Haustür der Familie Matthies und Herr zählen mir Peter G., Ralf B. und Ralf M. ihr Tage mit Erich denken. Er sagte mir: .. Wo­ Roth will Erich Matthies abholen. Er ist Problem. Ein ziviler Polizeiwagen hat sie vor ich mittlerweile fast mehr Angst habe, sehr unsicher, und man kann nicht behaup­ gestoppt, ihre Personalien überprüft. Da­ als vor Plutonium und endgelagerten ten, daß er den Eindruck eines Mannes bei wurde Peter der NietengOrtel abgenom­ Atommüll, das ist der Plutonium-Staat. macht, der diesen Beruf als Berufung men und beschlagnahmt. Begründung: Wenn die Leute erstmal wissen, wie ge­ sieht: »Ich handle ja auch nur auf Anwei­ Verstoß gegen das Waffengesetz. Noch fährlich das Zeug ist, dann werden sie es sung von Oben«. Dieser Satz klingt be­ nie hatten die 15-jährigen was mit der Poli­ mit allen Mitteln, die dem Staat zur Verfü• kannt. Es ist genau 17.00Uhr. Für lngeborg zei. Sie laufen oft nach der Schule mit dem gung stehen, abgrenzen. " Matthies ist dieses Hickhack zuviel. Sie Kofferradio in.der Gegend·herum und se­ bricht weinend zusammen. Wir müssen ei­ hen etwas »punkig« aus. Aber in TodtgiO­ Der Anfang ist gemacht. Und wieder hat nen Krankenwagen und einen Notarzt ho­ singen hat sich noch keiner drüber aufge­ kaum Einer in TodtgiOsingen was von ge­ len. Der Arzt attestiert einen Nervenzusam­ regt. Peters Mutter sagte mir später amTe­ merkt. menbruch und rät dringend, weitere Aufre­ lefon: »Wir sind erst vor drei Jahren aus gung von Frau Matthies fernzuhalten. Westfalen hierhergezogen. Die Polizei hat Ganter Zint Trotz ihres Zustandes will lngeborg mit ih­ mir gesagt, d.aß Peter nun mit einem Ver­ rem Mann fahren. Der Gerichtsvollzieher fahren wegen unerlaubtem Waffenbesitz Anmerkung der Redaktion: fährt daraufhin unverric.hteter Dinge wie­ zu rechnen hat. Zur Zeit suchen wir für Pe­ Mittlerweile ist Erich Matthies wieder aus der weg. ter nach einer Lehrstelle als Autoschlos­ dem Knast. Die RWE und die anderen Firmen haben Montag. 07.02.83 18.00 Uhr ser. Da wir nicht zu den Alteingesessenen sich mit MENSCHLICHKEIT bekleckert. Ich gehe in die Dorfkneipe, um herauszu­ gehören, wird man mit der Angelegenheit Sie hatten die einstweilige Anordnung zu­ finden, warum nicht ein Bewohner des Or­ wohl recht kritisch sein.« rückgezogen, als. das Thema zu sehr in die tes den Matthiesens, die im Dorf sehr an­ Frau G. ist sehr empört über das Vorgehen Medien kam. Für ihren »Schlechten« Na­ gesehen und beliebt sind, solidarisch Ge­ der Polizei, zumal die beanstandeten Nie­ men war Erich Matthies wohl zu billig. sellschaft leistet. Erich arbeitet seit er .die tengortel perAnzeige im Heft 4183 der Zeit­ Gemerkt hat in TodtgiOsingen aber immer Landwirtschaft aufgegeben hat als Denk· schrift BRAVO für alle Jugendlichen per noch Keiner was. malspfleger im Landkreis· und fertigt Kar· Nachnahme für 28,50 DM angeboten wer­ ten mit allen schützenswerten Denkmälern den. Aber nicht nur da- heute, am 1. Mai demon­ in der Nordheide an. Er hat Umgang mit strieren alle DGBier und soweiter für den vielen Menschen und ist leutselig und ge­ Dienstag, 08.02.83 10.20 Uhr Tag der Arbeit. Gleichzeitig findet im süd• sellig zu nennen. Trotzdem sah ich nur eini· Herr Roth kommt erneut, um Erich Matt­ deutschen Raum ein Fascho-Treffen um ge Nachbarn hinter den zugezogenen Gar· hies nun endgültig mitzunehmen. Die Matt­ Michael KOhnens NS-Aufbauorganisation dinen hervorlugen. Alle Sympatisanten ka· hiesens haben sich nicht getraut zu Hause statt. Obwohl die Presse teilweise berich­ men von außerhalb angereist. Das Thema zu schlafen, da sie mit einer nächtlichen tet, merkt auch hier Keiner was. der sätzer brauche ich gar nicht anzusprechen. Als Aktion rechneten. Nun aber steht Erich mit ich die Gaststube betrete, ist die Diskus· Koffern und Schreibmaschine bereit, um in sion schon voll im Gange: » Er hat doch ge· den Knast zu gehen. lngeborg hat sich wie­ nau gewußt, auf was er sich einläßt, nun der gefangen und weint leise in sich hin­ hat er verloren, dann muß er halt bezahlen ein. Gefaßt folgt sieihrem Erich bis vor die «, sagt ein Bauer. TOr des Gefängnisses in Stade. Als er von Ein Bierfahrer wirft ein: » Der bleibt doch einem· Reporter gefragt wird, ob er nicht NIE WIEDER sowieso nur ein paar Tage drin, dann zahlen könne, oder nicht zahlen wolle, ant­ kommt ein Attest und er ist draußen. Jeden wortet er: .. Freunde und BOrgerinitiativen Sittenstrolch holen sie heutzutage auf die haben das Geld für mich aufbringen wol­ FASCHISMUS Tour aus c!em Knast. Außerdem ist das len, aber dadurch wäre das Schandurteil nicht verkehrt, wenn die Polizei mal öfter in nicht 'geheiligt' worden. Ich gehe ins Ge­ Todtglüsingen auftaucht. Mir ist gestern fängnis, um dieses Unrecht bekannt zu ma­ wieder eine Kiste mit Leergut hinter dem chen.« Haus weggeklaut worden.« Gleich nach der Ankunft im Knast wird er Ein Gast am Tresen sagt: » Wenn man mit nach Waffen durchsucht, und muß die Ein­ Streichhölzern spielt, muß man sich nicht lieferungsprozedur aller Gefangenen Ober wundern, wenn's dann plötzlich brennt. " sich ergehen lassen. ln TodtgiOsingen ver­ Sein Nachbar pflichtet ihm bei und er­ suche ich noch mit ein paar Einwohnern gänzt: « Am längeren Hebel sitzen die so­ ins. Gespräch zu kommen. Sie sind alle wieso, die Industriellen, die Gerichte und sehr zurückhaltend. Für kriminell hält den Anwälte der Reichen. Das hat er sich vor­ Erich niemand, aber für »normal« halten her ausrechnen können. " ihn viele -.nachdem was vorgefallen ist - Mein Tischnachbar ist der Einzige, der be­ auch nicht mehr. troffen über die Situation ist: "Was sie mit dem Erich machen, ist eine ganz große Mittwoch, 09.02.83 Schweinerei. " Mit diesem Ausspruch ist Peter G. geht mit einem Freund zum Poli­ seine Solidarität aber auch schon er­ zeirevier im Nachbarort, um nach seinem schöpft. Schnell wird das Thema gewech­ Gürtel zu fragen. Peters Freund trägt ein selt und die Runde fängt laut an zu debat­ Armband, das mit Nieten versehen ist. Das tieren, wem wohl der russische Atomsput­ Armband wird beschlagnahmt. Die Perso­ nik auf den Kopf fallen wird. nalien von Peters Freund werden ebenfalls

55 was nun

Die Volkszählung ist verschoben. Wichtige was .... im •••,. •••• bed~ll ~ Die ...... Peosonalkarte wl•d 'um Bestand- Strukturdaten für die weitere Planung sind folgenden kurz erläutert werden : teil des polizeilichen Computersystems, vorerst nicht zu erwarten. KOnftig wird grundsätzlich jeder Bundes· denn auch die Personalien • und Fahrzeu- Gefährlich sind die Einschätzungen derje· bOrger an der Grenzstation einer routine- ' goberprOfungen der Polizei können nach nigen, die die Entscheidung als einen Sieg mäßigen Kontrolle unterzogen • Personal· der Einführung massenhafter, weil schnel· der Demokratie und der Rechtsstaatlich· karte in den Schlitz und weiter geht die ler durchgeführt werden. Bald' wird jeder keit darstellen. Daß auch die Bundesver· Fahrt.Schneller und umfassender waren Polizeibeamte mit einem kleinen, handli· fassungsrichter hoffen, daß sich diese An· an GrenzObergängen Kontrollen noch nie chen Lesegerät ausgestattet sein( ähnlich sieht durchsetzen wird, zeigt der letzte möglich. Natürlich bleibt es nicht dabei, einem Handfunkgerät). Auf diese Art und Satz in der Begründung ihrer Entscheidung daß irgendein Apparat »Unsere« Karte nur Weise können verhältnismäßig wenig Poli· :» ... Anderseits würde eine Durchführung liest und ganz unbearbeitet wieder aus· zisten mal eben einen Großstadtbahnhof, der Volkszählung nach abschließender spuckt. Das Lesegerät ste.llt in Bruchteilen ' eioe Einkaufspassage, eine Großveranstal· Beurteilung ihrer Verfassungsmäßigkeit von Sekunden eine Verbindung zum soge· tung etc. Oberprüfen und die »gewonnenen und der mit ihr verbundenen Behebung der nannten Polizeilichen Informationssystem Erkenntnisse« abrufbereit speichern. Unsicherheiten zuverlässigere Ergebnisse (IN POL) her. Name, Geburtsdatum und Ge· Karte in den Schlitz . registriert, kontrol· erwarten lassen und damit den Einsatz der burtsort dienen dazu, den »persönlichen liert • nach Sekunden schon darf man und weiteren, erheblich höheren Mittel recht· Kontostand« des Ausweisinhabers bei der ' frau weitergehen. Die perfekte Kontrolle, fertigen.« Polizei z.u erfragen. Sollte auf ~inen .Na~en die nicht mehr auffällt. Was da im einzel· Es zeigt sich,daß es sich bei den Herren in noch keiO »Konto« eröffnet se10, W1rd d1es nen an Informationen Ober uns im Compu· Karlsruhe wohl doch bestimmt bald geschehen, denn das neue ter landet ( und selbst nach Jahrzehnten nicht um eine Boykottinitiative handelt, Gesetz Ober Personalausweise gestattet wieder ans Tageslicht geholt werden kann sondern sich. die Richter in besonderer es ausdrücklich: ), können wir nicht Oberprüfen ! Weise der Volkszählung verpflichtet fOhlen § 3 Abs. 5 Natürlich werden auch andere Behörden und zu ihrem Gelingen beitragen möchten. Der Personalausweis darf nicht zur auto- den »neuen Komfort« zu nutzen wissen. Sie sind der Meinung, daß, nachdem sie matischen Erschließung von Dateien ver· Außer den Nachrichtendiensten die ohne- das Vertrauen der BOrger in diesem unse­ w_endet werden. Dies gilt nicht für Dateien, ·' hin weitestgehende Befugnisse haben wer· ren Lande zurückgewonnen glauben, mit d1e für Zwecke der Grenzkontrolle und der den andere Dateien wie die der Ausländer- einer erneuten, kosmetisch aufpolierten Gefahrenabwehr durch die hierfür zustän· Jugendschutz·, Umweltschutz·, Bau- und Auflage, die Volkszählung glatt Ober die digen Behörden betrieben werden. Gewerbeaufsicht·, Gesundheits~ehörde BOhne zu bringen sei. und andere mehr den Ausweis zu nutzen Die vorläufige Aussetzung der Volkszäh· Per Bildschirm bekommt der Grenzbeamte wissen, denn laut Gesetz dürfen alle Be­ lung ist eine rein politische Entsqheidung seine Anweisung: z.B. : FESTNEHMEN • hörden, die zu einer Gefahrenabwehr da gewesen, die dem Widerstand die Spitze Kontrollieren und Daten durchgeben • . sind, mit Hilfe der Personalkarte Dateien nehmen soll und der Regierung in Sonn die Diese Angaben können innerhalb von zwei erschließen. Möglichkeit gibt, ihr Gesicht zu wahren. bis drei Sekunden im gesamten Bundesge· ln ein paar Jahren werden wir bei jeder Be· Es wäre falsch von einem Sieg der Boykot· biet empfangen werden. Da wird jeder, der hörde sozusagen unter derselben »Konto· tinitiativen zu sprechen. Denn schon hat nicht ein· oder ausreisen darf zurOckgewie· nummera(Name, Geb.-Dat., Geb.-Ort) er· der Sprecher des Bayr. Innenministeriums, sen, jeder der einmal beim Schmuggeln re­ reichbar sein. Im Zuge von Amtshilfe oder Alfons.-Metzger, daran erinnert, daß sich gistriert wurde • und sei es vor fünf Jahren der sogenannten Gefahrenabwehr werden der Staat die nötigen Daten auch durch gewesen · geht den Grenzbeamten kein die oben genannten Behörden ständig ihre Koppelung vorhandener Daten bei Polizei, zweites Mal durch die Lappen. Für eine »Erkenntnisse« problemlos austauschen. Finanzämtern und anderen Behörden ver­ Ewigkeit wird feststehen, wer wann wie oft Es Bedarf wohl nicht vieler Phantasie, um schaffen könne. wohin gefahren ist, und natürlich kann bei sich auszumalen, wie ein so kontrolliertes Die schon vorhandenen Datenerfassungs­ solcher Gelegenheit noch einiges mehr ge· ~ Leben in diesem Lande aussehen mag. systeme sowie ihr weiterer Ausbau (z.B. speichert werden: z.B. wer mit wem Ober Bildschirmtext, . Breitbandverkabelung, welchen Grenzobergang und mit welchem ' Der Hersteller des Ausweislesegerätes PAISY, TESCH, JURIS), die Einführung des Fahrzeug gefahren ist. Und das innerhalb rechnet damit, ca. 80.000 Geräte zu verkau­ maschinenlesbaren Personalausweises von Sekunden ! An der Grenze und anders· fen, davon entfallen auf die Polizei und und die damit verbundenen Kontrollmö· wo wird der Inhalt der Personalkarte um Grenzbehörden nur 9000. Die restlichen glichkeilen können keinen Grund zur Freu· den Inhalt eines gigantischen Datensp~'J Geräte werden in anderen Behörden und in de aufkommen lassen. chers erweitert. • der Privatwirtschaft anzutreffen sein. Im November 1984 soll der schon lange an­ gekündigte »NEUE PERSONALAUSWEIS« .;>_ I r~~ eingeführt werden. Aussehen wird er wie { eine etwas zu groß geratene Euroscheck· ;:~- ~I., c, m Namen des lfilnird., 1 karte, und das angeblich wichtigste an ihm 't~:4 ' "Bürgerdlalogs": FLURBEREIIIGUIG " (laut Regierung), er soll fälschungssicher ' I Mhglfiihrt ~· sei'n. Doch sein größter »Vorteil« liegt in 1->... t strahlen + bespitzeln seiner Maschinenlesbarkeit ~.... ~~ ~ 58 Die BRD wird mit Einführung des neuen Werk und den 400 im Service-Gelände in Personalausweises zum· Wegbereiter des Hannover sammelt der IBM-Konzern mit perlektesten Sicherheits- und Überwa• seinem Personalbeurteilungssystem bis zu chungssystems, das es je gab. Selbst die 1000 Daten. totalitärsten Staaten dieser Erde werden Als der Automobil-Konzern OPEL das sich nicht rühmen können, eine perfektere PAISY-System einführte, versuchte die Bevölkerungsüberwachungstechnik zu be­ Werksleitung den Kritikern dadurch den sitzen. Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie Alle oben aufgefOhrten Möglichkeiten, die eine Liste aller Daten veröffentlichte, die sich aus der Einführung des maschinen sie bereits seit Jahren maschinell gespei­ lesbaren Person-alausweises ergeben, sind chert hatte. Das waren ca. 200 pro Person­ in einer ganzen Reihe von. Betrieben schon vom Bankkonto bis zur IG-Metaii­ heute Realität. Mitgliedsnummer. Als ich bei meiner Einstellung in die Firma Das ganze nennt sich Personalinforma­ Der wesentliche Unterschied zum neuen einen psychologischen Test machen muß· tionssystem, kurz PIS, das dazugehörige PAISY ist, daß die Karteien nicht miteinan­ te, dachte ich zwar »Seltsam«· aber ich ha· Computersystem PAISY. PAISY kann theo­ der verknüpft waren: das Auffinden be­ be es gemacht, um die Stelle zu kri~gen. retisch bis zu 9800 Informationen mit je stimmter Informationen nahm relativ viel Als die Firma die lohn- und Gehaltsa­ 25o Zeichen speichern. Das entspricht ca. Zeit in Anspruch; das Durchführen von Si­ brechnung auf Computer umstellte, fand 1000 Schreibmaschienenseiten. mulationsprogrammen war aufwendig ich das ganz gut. Ich dachte, ich bekomme Beim Niedersächischen Landesverwal­ bzw. gar nicht durchfOhrbar. All dies ist meinen Lohn dann pünktlicher auf mein tungsamt wird zur Zeit ein Personalinfor­ nun sehr schnell machbar. Langsam aber Konto und der Personalabteilung bleibt die mationssystem entwickelt. Die Sammlung sicher entstehen weitverzweigte Netze von Arbeit mit den vielen Lohngruppen erspart. und Auswertung von Personaldaten soll Datenbänken. tordie 175000 Beschäftigten in sechs Stu­ Mit Hilfe von Arbeitserfassungssystemen Als ein neuer, computergerechter Perso­ fen realisiert werden. Mit der ersten Stufe, ist die absolute Kontrolle Ober den einzel­ nalfragebogen mit 84 Fragen eingeführt die zur Zeit fOr die Bezirksregierung Han­ nen Arbeitsplatz möglich. Es kann regi­ wurde, habe ich mir nichts weiter dabei ge­ nover vorbereitet wird, soll die Stellenbe­ striert werden, wer wann seine Maschine dacht. Ich hatte ja nichts zu verbergen. Als wirtschaftung automatisiert werden. Da­ in Betrieb setzt, daran pausiert, sie umrü• der Vorstand einen maschinenlesbaren Be­ nach werden von Beschäftigten des Lan­ stet bzw. sie verläßt. triebsausweis einführte, fand ich das auch des Niedersachsen nach Angaben der Mit Hilfe von Zugangskontrollen auf der ganz gut. Er sollte ja zu unserer eigenen Si­ ÖTV ca. 500 Einzeldaten erfasst. Vom Na­ Basis codierter Werksausweise lassen cherheit sein. men der Eltern Ober den gesamten Lebens­ sich die Mitarbeiter auf Schritt und Tritt Als die Firll)a die Kantinenabrechnung mit lauf bis zu Beurteilungs- und Verwen­ überwachen. Durch Telefondatenüberwa• diesem Betriebsausweis über EDV ab·. dungsmöglichkeiten wird alles- selbst das chungssysteme kann kontrolliert werden, wickelte, dachte ich nmensch, was heute KFZ-Zeichen des privaten PKW -jederzeit wer welche Nummer antelefoniert hat und alles möglich ist«. Ich brauchte jetzt nicht verfOgbar sein. wie lange gesprochen wurde. Betriebsda­ mehr in der Kantine mit Bargeld zu bezah­ An der Spitze der Verdatung seiner Be­ tenerfassungssysteme dienen der Lei­ len, das Geld wurde am Monatsende auto­ schäftigten aber liegt einer der umsatz­ stungskontolle. Der Produktionsablauf matisch vom Lohn abgezogen. stärksten Elektronikriesen selbst: IBM. selbst ist computergestützt gesteuert. Als am Personaleingang ein Gerät aufge­ stellt wurde, in das der maschinenlesbare Von den 800 Beschäftigten im Bemeroder Ausweis morgens beim Kommen und ~~~~~~- abends beim Gehen · und natürlich auch vor und nach dem Mittagessen und beim Wechsel von einer Abteilung in die andere­ zur Zeiterfassung gesteokt werden mußte, kam mir das zwar komisch vor, ich habe aber nichts gesagt. Als an der Maschine, an der ich arbeite, ein Leistungskontrollanzeiger angebracht wurde, erinnerte mich das an die REFA· Leute, die vorher ab und zu hinter uns ge· standen hatten, aber ich habe nicht dage­ gen protestiert. Als ich aber eines Tages in die Personalab­ teilung gerufen und mir gesagt wurde, daß ich in den letzten drei Monaten 6 x 45 Minu­ ten, 3 x 14 Minuten, 2 x 10 Minuten, 3 x 5 Mi· nuten zu spät gekommen sei, daß ich im letzten halben Jahr gegenüber meinen Kol· legen d.urchschnittlich pro Tag 15 Vorgän• ge weniger bearbeitet hätte, daß ich auffal­ lend oft die Telefonnummer 7700158 ange­ rufen hätte und darauf hingewiesen wurde, daß dies kein Kunde der Firma sei; und als mir weiter gesagt wurde, daß meine durch Krankheit bedingte Fehlquote 66,67 % über den Durchschnitt liege, daß ich außer• dem am letzten Donnerstag gefehlt und die Personalabteilung festgestellt hätte, daß ich am Abend vorher 6 Bier in der Kantine getrunken hätte. Als mir dann plötzlich ein eintönigerer Ar· beitsplatz zugewiesen wurde, weil mein py­ chologischer Test ergeben hat, daß ich für solche Arbeiten geeigneter bin, da habe ich angefangen über all das nachzuden­ ken, ob es da nicht Zusammenhänge gibt.

57 lautlos, bei Nacht und Nebel

gesamten Erfolg der Kampagne· trugen. Durch die reine Form der Verteilung der Exemplare, die weder eine Öffentlichkeits· wirksame Relevanz noch bundesweiten Kampagnencharakter zeigte, wurde auch beim Empfänger der BroschOre suggeriert, daß das Projekt bereits finanziert sei. Die auch deshalb geringen SpendenrOck· fiOsse gefährden eine Realisierung der 2. Auflage. Aus den Spenden können jedenfalls nicht einmal die fOr dieerste Auflage aufgenom­ menen Kr.edite zurOckgezahlt werden. Das Erscheinen der 2. Auflage ist also davon abhängig, inwieweit Neukredite zur VerfO· gung stehen, und alte verlangert werden können. Die geplante und bestellte Menge von einer Million Exemplaren kann vorerst jedenfalls nicht in Druck gehen. Kommt es zu einer 2, Auflage, werden es nur 500000 Exemplare sein. Dazu werden 80000 DM benötigt. 10000 werden eventuell von den Hessen-GRÜNEN zur Vertagung ge­ stellt. Die durch Einzelspenden zusammen­ gekommenen 14000,-DM (momentaner Kontostand) können vermutlich noch auf 20000 DM aufgestockt werden. 50000 DM wurden bei den Bundes-GRÜNEN angefor­ det. Die Entscheidung Ober das Geld hat der Bundesvorstand an den Bundeshaup­ tausschuß abgegeben, sie wird am 8. Mal •Tltelb~Mt • du emen Entwurfs der Energlebroachüre vom otdober 81 in Bonn fallen. Der mOhsame Weg durch die Instanzen frißt Zeit und Kraft. Die Verteilung der ersten Auflage von noch notwendig diese nochmals zu nen­ Frustrierend ist auch, wie wenig Informa­ 408000 Exemplaren der Energlebroschore nen: tion, Erfahrungsberichte,Anregungen usw. ist Ober die BOhne gegangen. Bedauerli· Das Projekt ist als eine inhaltliche Offensi· in da~. KoordinationsbOro zu rOckgeflossen eherweise verlief diese Verteilaktion, die • ve der Anli-AKW·Bewegung gedacht, mit sind. Uberhaupt lief die gesamte Koordina­ um es noch mal zu sagen · flächendeckend bundesweitem Charakter, der auch nach tion auch unter den Verteilergruppen als bundesweite Kampagne gedacht war, außen sichtbar werden soll. Durch beglel· schleppend oder gar nicht. alles andere als positiv. Die Verteilung er- Iende Veranstaltungen aller Art, Flugblät­ Trotz all dieser Erfahrung sind das fOr die folgte in folgenden Regionen: ter als regionale Beilage ln der BroschOre, Kasseler keine GrOnde fOr den Abbruch der Braunscnwelg/::;alzg•tter: 110000 Pressekonferenzen, Ausstellungen, Plaka· Kampagne. Es gibt viele Gruppen, die mit Schwandorf/Regensburg : 90000 te usw. haben die Verteilergruppen die einer 2. Auflage rechnen und ihre Kampag­ Whyi/Frelburg: 50000 Möglichkeit und Aufgabe sich neu in breite ne bereits vorbereiten, da.sle diese entwe­ Hanau: 40000 Bevölkerungsschichten einzuklinken, als der in ihren bestehenden Aktivitäten inte· Kiei/Fiensburg: 40000 Ansprachpartner ins Bewußtsein der Öf· grieren wollen, oder die Möglichkeit sehen, LOchow-Dannenberg: 15000 fentfichkeit zu geraten. Ziel ist dabei auch neue Aktlvitaten vor Ort zu entwickeln. Es Neckarwestheim: 15000 die örtliche Bezugnahme·auf energiepolili· konnten auch Gruppen außerhalb der Anti· Geesthacht/KrOmmel: 15000 sehe Konflikte der jeweiligen Region. Eine AKW-Bewegung (BUND, Evangelische Lan­ Die restlichen 25000 Exemplare gingen solche Einbettung der Verteilung ist auch deskirche, Bildungsstätten) for das Projekt Ober den großen Anti-AKW-Verteiler und allein deshalb absolut notwendig, weil das gewonnen werden. Der relative Mißerfolg Ober Anfragen an die Bis und andere Grup­ Fortbestehen der Kampagne von anfang der Erstverteilung ist, so sehen es die Kas­ pen. Damit ist es zwar gelungen, das Pro­ an von Spendengeldern abhängig war und seler, auf Fehler bei der konkreten Durch­ jekt in allen an Umweltfragen interessier­ ist, es sollten also mindestens soviel Gei­ fOhrung der Verteilung und nicht auf die ten Kreisen bekannt zu machen, auf Grund der aus einer Region zurOckfließen, wie die Idee bzw. Konzeption schlechthin zurOck­ der bisherigen Praxis der Verteilung fand Exemplare fOr die Region gekostet haben. zufOhren. die ~ampagne jedoch wenig Resqnanz in ben. Das Koordina­ der Offentliehkeil ( z.B. in der Presse). Abgesehen vom AK-Braunschw~ig, der ei­ tionsboro hat einige Konsequenzen aus Obwohl das Koordinationsbüro Energie· ne sehr vielseitige und breite Verteilerkam­ der 1. Verteilaktion gezogen: broschOre ln Kassel, der AtomExpress (sie· pagne betrieben hat, waren sich die Vertei­ • Die 500000 Exemplare einer eventuellen he auch letzte Nummer) unter anderem im· lergruppen der ersten Auflage offenbar 2. Auflage gehen an Gruppen, die bereits mer wieder auf die Ziele und wichtigen nicht darOber bewußt, daß sie mit dem ko­ konkrete und detaillierte Vorstellungen ih· Kriterien einer erfolgversprechenden Kam­ stenlosen Erhalt von mehreren 10000 rer Kampagne ausgearbeitet haben. Grup­ pagne hingewiesen haben, scheint es den- Exemplaren eine Verantwortung fOr den pen, die schon bestellt, aber noch kein Konzept haben, sollen ein solches ent- 58 wickeln, damit beim nächsten Treffen die 3. Auflage vorbereitet werden kann. Badenwerk will · Der 2. Auflage wird eine Zahlkarte beige­ legt. Die Rückseite der Broschüre wird so umgestaltet, daß der Charakter der Kam· pagne, die Notwendigkeit des Zurüchflies· Energiebroschüre stoppen sens von Ideen und Geld, deutlich wird. · Bevor auch nur eine Broschüre der 2. Auf­ Die Badenwerk AG, Karlsruhe, fühlt sich Empfängern der Broschüre. Ansonsten Schadensersatzzahlung inklusive Anwalts­ lage zur Verteilung ausgeliefert wird, fin­ auf den edlen Schwanz getreten: Sie sieht det ein Vorbereitungstreffen statt, an dem durch die Behauptung, am 12. März 75 wä• kosten. alle Initiativen und Gruppen, die verteilen re der Strom in der südbadischen Region Koordinationsbüro Energiebroschüre wollen, teilnehmen müssen, um gemein· während eines Fußbailänderspiels abge­ c/o Umweltzentrum Kassel sam die Verteilung zu planen und zu koor· stellt worden, um der"Bevölkerung die Not· Elfbuchenstraße 18 wendigkeit des Reaktorbaus Wyhl zu de­ dinieren. 35 Kassel Die Leute aus dem Koordinationsbüro hof­ monstrieren, ihren durch § 823 BGB ge­ schützten geschäftlichen Ruf verletzt. Bis­ Tel. 0561/10 47 36 fen, daß sie das nötige Geld für eine 2. Auf­ tgl. von 11 • 16 Uhr lage im Mai zusammenkrie·gen, auf das es her hat das Badenwerk diese Darstellung der Stromabschaltung in früheren Veröf· bald weiter, und hoffentlich besser weiter­ Sonderkonto Energiebroschüre laufen kann mit der Verteilung der Energie· fentlichungen nicht gerügt. Sollte es eine Nr. 199 919 broschüre. Kampagne gegen die Kampagne sein? Die wahnwitzigen Forderungen der Baden­ BLZ 520 501 51 werke sind: sofortiger Stop der Verbreitung Stadtsparkasse Kassel der inkriminierten Broschüre und Widerru­ fung der Behauptung bei den bisherigen BRENNSTOFFKREISLAUF

Die Kampagne in Braunschweig

Trotz der hier spärlich eingegangenen Spenden und schlecht besuchter Veran· staltungen werten die Verteilergruppen im Raum Braunschweig-Salzgitter ihre Kam­ pagne insgesamt .als Erfolg. ln einer ge­ meinsamen Erklärung zum Abschluß der Kampagne heben sie hervor: Besonders positive Resonanz bekamen wir auf den sachlichen Stil der Broschüre und auf die Tatsache, daß endlich einmal dar­ gestellt wurde, daß und wie eine Energie­ versorgung ohne Atomkraft möglich ist. Im Einzelnen: Die beteiligten Gruppen konnten sich in vielfältiger Weise als Ansprachpartner für Wer hierin einen ·Leitfaden für alternatives Management ,,..,.mliltiif die Bürger darstellen. Holzweg. Dieses Buch ist vielmehr als Benefiz-Buch für eine alternative Firma ge· Viele beteiligte Gruppen haben sich von ih­ dacht, die.zur Zeit mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Außer einer Do­ rer ursprünglich engeren Zielsetzung ge­ kumentation dieser Probleme gibt es in dem Buch Beiträge von Günter Wallraff, löst und sich mit der Kampagne übergrei• Thomas Ebermann, Peter 0. Chotjewitz, Henning Venske, Thea Bock, Peggy Par· fenden Problemen gewidmet. nass, Kari-Heinz Roth, vom Ex und Hopp-Senator Helmuth Kern und vielen ande­ Die Region war Vorreiter für die bundes· ren Autoren. Ein Beitrag des Buches ist 500000,- DM wert. Warum, können wir weite Kampagne, d.h. sie mußten die Kam· hier nicht verraten. · pagne ankurbeln und damit »Pionierarbeit« leisten. Sie meinen, die Aufgabe gut erfüllt zu haben und können zatJireichen Bis, die das Buch möchte, wende sich an: die 2. Auflage verteilen wollen, umfangrei· PAN-FOTO, Agentur zur Verbreitung alternativer Pressefotos, Feldstraße 44, ches Erfahrungsmaterial zur Verfügung 2000 Harnburg 6 oder stellen. überweise 12,00 DM an PAN·FOTO/G. Zint, PSchA Harnburg (BLZ 20010020), Das Thema »Energieversorgung ohne Konto·Nr. 122068-201 (für jedes weitere Buch nur noch 9,99 DM). Atomkraft« ist mit dem Ende der Kampag­ Das Buch kommt postwendend ins Haus. ne nicht abgeschlossen, im Gegenteil, es (WIE FüHRE ICH EINE ALTERNATIVE FIRMA? 140 Seiten, viele Abbildun­ wird in zwei verschiedenen Projekten wei· gen, 9,99 DM Subskriptionspreis. Wenn das Birnchenkomplott siegt, wircj der Preis tarentwickelt unter Beteiligung mehrerer auf 10,00 DM erhöht.) der bisher beteiligten Gruppen.

59 Warum wir die Energiebroschüre nicht verteilen

Wir, das sind Mitglieder der BUU-Hambut'g. und die gewöhnlich gut informierten Quel­ beitsgruppe, die nach der Bremer Bundes­ Vorweg wollen wir klarstellen, daß wir den len ... konferenz gebildet wurde, geäußert wor­ Bundeskonferenzbeschluß Ober die Bro­ Ob diese Riege für ein besseres Verständ• den, konnte sich aber nicht durchsetzen. schüre respektieren. Auch wenn in der Ent­ nis nötig ist, wird wohl niemand ernsthaft Es ist zu fragen, ob unter diesen Voraus­ stehungsgeschichte seit der Bremer Bun­ behaupten, setzungen Oberhaupt eine gemeinsame deskonferenz kein Konsens zwischen un­ Unsere Kritik läßt sich in 2 Blöcke zusam- Broschüre zur Atomenergie in der umfas­ terschiedlichen Auffassungen gefunden menfassen: · senden Form möglich ist oder ob nicht ein wurde, so hat sich doch eine Mehrheit für 1. - un·voliständigkeit - solches Projekt sich aof ganz klar abge­ die Broschüre in der jetzigen Form gefun­ Wesentliche Bereiche, die zum Verständ· grenzte Themen beschränken muß wie z.B. den. nis der Atomenergie unabdingbar sind, Arbeitsplatzfrage oder EnergieOberkapazi- Wir sind allerdings überrascht, daß der ln­ fehlen in--der Broschüre. Die Problematik . tät. halt der Broschüre weitgehend als selbst­ der Atomenergie wird als ein isoliertes Auf einem ersten Treffen in Harnburg stell· verständliche Auffassung jedes Anti-AKW­ Phänomen dieser Gesellschaft ohne politi· te sich heraus, daß niemand die inhaltliche Gegners begriffen wird, Ober . die nicht sehe Zusammenhänge herausgegriffen. Aussage der Broschüre für richtig hält. Da mehr diskutiert werden braucht. Der lange GegenOber dem ersten Entwurf, bzw. dem sie aber nun einmal vorliege, werden sie ei­ Entstehungsprozeß wurde von vielen als Manuskript, das auf der Bundeskonferenz nige Leute (mit Ergänzungen) verteilen, lästig empfunden; auf verschiedenen Tref­ in Kassel vorlag, sind noch weitere wichti· weil ihrer Meinung nach genügend Sach­ fen war zu hören, 'warum können die sich ge Punkte herausgefallen. verhalte in der Broschüre eine Verteilung nicht endlich mal einigen?' - Die Begei­ - Politische Bedenken - der Broschüre lohnend machen. sterung bei der Abstimmung auf der Kas­ Die Broschüre stellt in ihrer zenfralen Aus­ DarOber hinaus soll Ober" die bestehenden seler Bundeskonferenz galt folglich nicht sage und Perspektive eine Kurzfassung Kontroversen (endlich einmal!) diskutiert der Broschüre selbst und ihren Inhalten, des Buches "" von Krause, werden (z.B. anläßlich der Ausstellung "Es sondern der Tatsache, daß sie "endlich" fertig· sei. Unsere Kritik bezieht sich nicht allein auf einzeln.e Punkte oder die Aufmachung. All das wären keine Gründe, die Broschüre nicht zu verteilen. Sie könnte dann z.B. er­ gänzt werden, was einige Leute in Harn­ burg vorhaben. Uns ist klar, daß in Voll­ ständigkeit, Schwerpunktsetzung, Formu­ lierung und Gestaltung. nie alle zufrieden gestellt werden können. Uns bewegen aber nicht einzelne Mängel, clie Broschüre nicht zu verteilen, sondern Ihre ganze politische Stoßrlchtung, die wir für falsch und schädlich halten. Von daher werden wir nicht etwas verteilen, von des· . sen Stoßrichtung wir uns in eln·er Bellage distanzieren. Vom Äußeren her und in einigen Formulie· ruilgen ähnelt die Broschüre den berühmt· berüchtigten "HochglanzbroschOren" der Betreiberseite. Das galt nicht nur für den Bosse!, Müller-Reißmann (Umwälz, 1980) geht auch anders" 16.5. - 2.6.83 in Harn­ ersten Entwurf vom Herbst 81, dessen dar. Dieses Buch gibt die politische Rich­ burg) Titel-Motiv die Anti~AKW-Sonne war. Beim tung der Wissenschaftler wieder, die sich Lesen der Broschüre tauchen einige ge­ als Gutachter und · in der Enquete­ zu 1.-' Unvollständigkeit- wichtige namenlose Herren auf, denen al­ Kommission engagiert haben. . Wissen­ Sicher kann nicht alles, was mit Atomener­ lein durch die ausschmOckenden Worte schaft, auch kritische, ist nie wertfrei. Die gie zu tun hat, in einer Broschüre mit dem anzusehen ist, daß sie "überzeugende Autoren· der "Energiewende" haben klare Titel "Es. geht auch anders" berücksichtigt Wahrheiten" aussprechen. Nacheinander Vorstellungen, wie und in welchem Rah· werden. Da aber in der Broschüre z.B. an­ treffen wir in der Broschüre auf: men sich ihre Ideen politisch durchsetzen gesprochen wird, warum in der BRD Ato­ sollen. Dabei verstehen sie sich als Vertre­ menergie genutzt wird, kann eine verkürzte Energietechniker, die sich einig sind, ter des BOrgerdialogs und Integration des Antwort eine falsche sein. Der folgende Prüfer, die ermittelt haben ... Widerstands in staatsbürgerlich Ober­ Katalog berührt Themen, die in der Bro­ Kritische Beobachter, die verglichen ha­ sehaubare Bahnen. Die vorliegende Bro­ schüre kurz angeschnitten, aber nicht wei­ ben ... schüre erhärtet den Verdacht, daß die Anti­ tergeführt sind. Jede/r soll selbst beurtei­ Unabhängige Sachverständige ... AKW-Bewegung in diesem Sinne (bewußt len, wie wesentlich die Auslassungen sind: Einer der anerkanntesten Prognostiker - unbewußt?) benu.tzt wird. Militärischer Aspekt der Atomenergienut­ der Stromversorgung .... Die Anti-AKW-Bewegung hat ln Ihrer jahre­ zung Neueste Untersuchungen .... langen Arbeit Insbesondere 11uch gesell­ Einschlägige Gutachter, die erkennen schaftskrltlsche Bezüge zur Atomenergie­ Es wird erwähnt, daß man mit Plutonium lassen ... nutzung erarbeitet, auf die in Buch und Bomben bauen kann. Die Herkunft des Öko-ForschEtr, die feststellen ... Broschüre verzichtet wird. · zivilen Programms aus der militärischen Es fehlen nur noch die stets gut unterrich­ Diese Kritik an der Stoßrichtung der Bro­ Forschung fehlt ebenso wie die perso­ teten Kreise, die anerkannten Experten schüre ist nicht neu, sie ist auch in der Ar- nelle Verflechtung von Nazi-Forschern und ziviler Nachkriegsforschung in JO­ ICH KANN NICHTS Öl" und "Energiesparen" werden auch in Iich, Karlsruhe, Holland und Südamerika MFÜrt . ICH BIN NUR. der Broschüre aufgegriffen. Beim "Öispa• (siehe 'Atomexpress' Nr. 15) EIN. ~lNES tW:fO: ren" meint der Verbraucher, daß die Rech­ Atomanlagenexport/Geschäfte mit Argen­ AKTNES Tt:ILCHEN nung etwas kleiner ausfällt. Volkswirt­ linien, Brasilien, Südafrika IN DER ANL.AGE•.. schaftlich heißt "Öisparen": Geringe Ab· Bedeutung der Atomforschung für den hängigkeit der BAD von politisch "unzuver­ know-how-Export lässgen" Regionen (Nahost), um einen grö• Prestige-Gründe; Anschlußhalten an den ßeren außenpolitischen Handlungsspiel­ Kreis der technologischen "Weltelite" raum zu erhalten (nicht zufällig ist die BAD beim Uran "abhängig" von Ländern wie Arbeitsplatzverlust durch den Einsatz von Australien, Brasilien, Südafrika). mehrt Energie und mehr Technologie .•• ... an konkreten Beispielen der Industrie­ Nebenbei bemerkt fällt an der ganzen ansiedlung. Obwohl in der Öffentlichkeit Energiediskussion innerhalb und außer- Thema Nr. 1, heißt es in der Broschüre . halb der Anti-AKW-Bewegung auf, daß in­ lapidar: UmWeltschutzmaßnahmen dividuelles Interesse und "Volksinteres­ schaffen Arbeitsplätze. sen" vermischt werden .. Hinter letzterem verbirgt sich in erster Linie das Interesse Energiewirtschaftsgesetz und seine Fol­ der Wirtschaft. Wenn· vom Sparen (gene­ gen (Monopolsicherung) rell) die Rede ist, wird sich niemand dage­ Saurer Regen und in diesem Zusammen­ rer Stelle in der Broschüre: "Alle derzeit genstellen, weil der Begriff suggeriert, der hang die Wirbelschicht-Technik betriebenen Atomanlagen könnten ab· Einzelne hätte dann mehr Geld für andere Sicher ein gegenwärtig aktueller Punkt, geschaltet werden." ·Im Z.u s a m • Dinge. Wegen dieser Illusion erfreut sich aber schon bei der Erstellung der Bro· m e n h a n g liest sich das aber ganz die Parole "Wir müssen alle sparen" so schüre nicht unbekannt, weil schon im­ anders: Es "könnte ra n g f r i s t i g großer Beliebtheit, obwohl der Staat mit ihr mer die Belastung durch Kohlekraftwer­ eine brachliegende Kapazität von 21.000· z.B. Ausgaben an sozial Schwache kürzt. ke von den Elektrizitätsversorgungsun• MW Industriestrom sinnvoll genutzt wer­ Von mehr Geld für den Einzelnen kann ternehmen bemüht wurde, um für AKWs den. Dies entspricht so ungefähr der Lei· dann wohl nicht die Rede sein. Auch die zu werben. Die Broschüre hat hier des­ stung von 16 AKWs der Biblis-Größe. Broschüre stellt dazu fest, daß die Bürger wegen eine Schwäche, weil der saure D a s b e d e u t e t im Klartext: Alle durch eine Preissteigerungspolitik zum Regen zu Beginn erwähnt wird, dann derzeit betriebenen Atomanlagen könn· "Sparen" gezwungen wurden. aber als Problem im Raum stehen bleibt. ten abgeschalten werden." Die Broschüre trennt bei der Parole "Ener­ Die Wirbelschicht-Technik wird zwar Warum stillschweigend von einer Grund­ giesparen" nicht zwischen Einzelinteresse kurz angesprochen, aber nicht in diesem position der Anti·AKW·Bewegung, der For· und staatspolitischem Interesse. Sie gerät Zusammenhang. derung nach sofortiger Abschaltung aller damit in das Fahrwasser der Regierung­ AKWs, abgegangen wird zugunsten einer WAA-Problematik spolitik, was aussenwirtschaftliche Vorha· (vorübergehenden, übergangsweisen) To· Nur das Wort wird erwähnt. Die Stille~ ben und die Sparpolitik angehen ... gung der WAAs in England und Japan lerierung von Atomenergie, sollte einmal wird in der endgültigen Fassung der Bro­ von den Autoren erklärt werden. Das der Broschüre zugrunde liegende Buch "Energiewende" bleibt in der Frage schüre nicht mehr erwähnt. zu 2. - Politische Bedenken - "Warum müssen 'wir' sparen" •. "Warum Baulinie 80, Rechtsbeugung in der Geneh· Was vermittelt der Inhalt der Broschüre müssen Öl und Uran ersetzt werden" weni­ migungspraxis, energischer Ausbau der außer der Kritik an der Atomenergienut· ger undurchsichtig: " ... es kommt darauf Atomenergie in der 3. Fortschreibung zung und der Darstellung von Alternativen, an, eine Energiestrategie zu finden, die uns Beim Punkt Schneller Brüter sind gegen­ was ist seine politische Aussage? so rasch wie möglich von unserer selbstge· über dem Manuskript wichtige Stellen her­ - Wir, d.h. alle Bürger dieses Landes glei­ schaffenen Ölabhängigkeit wieder befreit" ausgefallen: chermaßen, verschwenden Energie (S. 16). besondere Gefahren des Plutoniums, - Politiker und Planer"handeln ... inkompe- . die besonderen Gefahren des Brüters, Stolz wird festgestellt, daß "die Stromer· tent und verantwortungslos". die Atomstaatsgefahr. Falsch ist die zeugung ... der Teil" ist. "wo wir relativ am - Wir können ihnen die Lösung der Fra­ Aussage, der Brüter stelle seinen Brenn­ unabhängigsten sind" (S.19). gen nicht Oberlassen und "massen uns stoff selbst her. Von Anfang an haben ln der Modellrechnung soll es bis zum Jahr selbst darum kOminern". die Planer gesagt, daß die Brutrate unter 2030 gelingen·, daß "die Bundesrepublik - Die "vielfältigen Möglichkeiten einer 1 liegt, d.h. auch der Brüter e r - durch die konsequente Verbesserung ihrer v umweltfreundlichen und vernanftigen braucht Brennstoff.' Nutzungstechnik ... zum Selbstversorger Energieversorgung" sind "politisch durch· mit Energie werden kann - und dies bei Widerstand gegen die Atompolitik und zusetzen". Atomstaat großzagigem Wirtschaftswachstum. Sie wäre von ihrer heute so bedrackenden Am Schluß der Broschüre steht lediglich Energiesparen, warum? der Satz: "Diese (Möglichkeit einer Ener­ Ölabhängigkeit frei und k(Jnnte aus dem gieversorgung) auch politisch durchzu­ Undurchsichtig bleibt, worin eigentlich die Atomtraum aufwachen" (S.42). setzen ist unser Anliegen?" - Es folgt "Probleme" der Energieversorung liegen. "Erst in jangerer Zeit ist uns zum Bewußt· nur noch ein für eingeweihte verständli• .Angedeutet werden die Energieumwand­ sein gekommen, welche unerbittlichen Zu· cher Satz, der nicht im Manuskript stand lungsverluste, die Gefahren der Atomener· sammenhänge zwischen der Art unserer und wohl in letzter Minute rangeklatscht gie und die Umweltverseuchung. letzteres Energieversorgung und· unserer Hand· wurde. Das regt nicht gerade zur eige­ ist offensichtlich zweitrangig: ' lungsfreiheit bestehen k(Jnnen. So macht nen Aktivität an. gerung der Heizverluste warde I e t z I i c h uns die hohe Abhängigkeit von Ölzufuhren auch die Rohstoffe besser nutzen und Befremdlich ist, daß eine zentrale Aus­ aus dem Ausland erpreßbar, zwingt zu Zu· da r aber h in a u die Umwelt scho· sage des ersten Entwurfs von Herbst s gestäridnissen,.engt den außenpolitischen nen." (Hervorl'lebungen nicht im Original) 1981 Handlungsspielraum ein" (S.207). Kom­ (S.13, Kapitel "Stromlücke = Wenn also Rohstoff- und Umweltschonung mentar Oberflüssig ... Stromlüge") nun nicht mehr in der Bro­ nicht erstrangig sind, was dann? - Auf je· schüre enthalten Ist: Die Tatsache, daß den Fall knüpft die Broschüre an das öf• Sind Politiker dumm? alle AKWs sofort, hier und heute, abge· fentliche Energiebewußtsein an. Und das Wer wird mit den Vorschlägen für eine al­ schaltet werden können. - wegen der heißt nach jetzt 10jähriger Propagandatä· teniative Energieversorgung angespro­ immensen Überkapazität. Die Zahlen tigkeit: "Wir" müssen weg I(Om Öl (ab und chen? Neben dem Landwirt, dem Eigen­ werden in der jetzigen Broschüre ~r­ zu wird in der Öffentlichkeit noch hinzuge­ heimbesitzer, dem Unternehmer sind es wähnt, aber nur als Argument gegen den fügt ' ... damit uns die Scheichs nicht er­ vor allem kommunale Körperschaften, Bau neuer AKWs. Zwar heißt es an ande- pressen können'). Die Parolen "Weg vom Stromversarger und die staatlichen Planer. 81 Der Lesekreis der Broschüre soll bei der gung stoßen bei den hochqualifizierten Ex­ fordert von den Kritikern der Kernenergie­ Durchsatzung der Ideen helfen. Wie, wird perten auf Skepsis, "die ihren Denkstil, ih· nutzung eine Duldung der im Betrieb be­ offengelassen, bzw. durch Photographien re Kenntnisse und Fähigkeiten einseitig in findlichen Kernkraftwerke inclusive aller von Demonstrationen angedeutet. Auf die Richtu.ng einer wachsenden Energieversor­ Risiken, die mit dem Betrieb einer begrenz­ notwendige Frage, warum Oberhaupt noch gung auf Kernenergiebasis entwickelt ha­ ten Anzahl von Reaktoren verbunden sind. jemand an Atomenergie festhält, wenn es ben und nun ihrem Lebenswerk, ihrer be­ Aus unserer Sicht sollte die nukleare Op· doch ohne viel besser geht, antwortet die ruflichen Identität und Karriere den Boden tion vor allem dadurch aufrechterhalten Broschüre allen ernstes, die zuständigen unter den Foßen entschwinden sehen" (S. werden, das sicherheitstechnische Verbes­ Stellen seien inkompetent und verantwor· 49). serungen, vorkommerzielle Testungen und tungslos; die Planer und Bürokraten hätten So einfach ist das: FOr die einen Psycho­ Forschungen zur Entwicklungen neuer Re­ entgegen aller volkswirtschaftlicher Ver­ therapie, für die anderen einen techni­ aktor/inien durchgetahrt werden", schreibt nunft gearbeitet; während in den USA das schen Fortbildungskurs - und schon ist Hartmut Bosse!, Mitautor der "Energie­ Endl~ger-Konzept in Salzstöcken als Ober­ das Eis gebrochen. wende" in den "Öko-Mitteilungen" vom holt gilt, wird hier noch daran festgehalten September 1980. Die Autoren wissen, daß (auch an anderen Stellen in der Broschüre Glücklicherweise ist die Anti-AKW­ "selbst eine viJ/Iige Abschaltung ... bei den entsteht der Eindruck, als habe sich - Bewegung hier wesentlich weniger naiv. derzeitigen Reserven ohne weiteres zu ver­ peinlich, peinlich - ausgerechnet in den Leider hat sich das in der Broschüre nicht kraften" wäre ("Energiewende", S. 46). Um USA eine Tendenz zur vernünftigen Ener­ niedergeschlagen. aber von der Gegenseite als giepolitik durch gesetzt). Da auf weitere "Realpolitiker" ernst genommen zu wer­ Gründe fOr den Atomenergieeinsatz nicht Eine "Wende" auch in der Anti-AKW­ den, entwickeln sie ein ganzheitliches weiter eingegangen wird (siehe auch Bewegung? Energiekonzept unter genau den wirt­ oben), gewinnt die Leserschaft den Ein­ schaftlichen und politischen Vorausset­ ln den BOrgerinitiativen gibt es sicher un­ druck: Planer, Politiker, Techniker hierzu­ zungen, die auch für das Energieprogramm terschiedliche Auffassungen darüber, ob lande sind schlicht dumm. Ihnen muß also der Regierung gelten. Dabei ist die Bun­ ein völliger Verzicht auf Atomenergie bei nur ein bißchen auf die Sprünge geholfen deswehr ebenso selbstverständlich Be­ den derz.eitigen Machtverhältnissen in der werden. standteil (Ej.93) wie der Industrie vorge­ BRO Oberhaupt durchsetzbar ist, d.h. ob rechnet wird, daß sich mit alternativen Auch in dieser Einschätzung hat das Buch Überzeugungsarbeit und öffentlicher Mei­ Techniken auch Gewinne machen lassen. "Energiewende" Pate gestanden. Auf die nungsdruck ausreichen werden. Oie Bro­ Von den Arbeitern wird selbstverständlich Frage, warum die offiziellen Experten den schüre aber orientiert absolut einseitig auf "Mobilität" verlangt (S. 190), und für die Anwendungsbereich rationeller Energie­ diesen Weg. Sie propagiert den Pfad 4 der Weltwirtschaft hat man ein Modell vor Au­ techniken nicht sehen, antworten die Auto­ Enquete-Kommission des Bundestages. gen, wo "Hochentwickelte Industrieländer ren: "Wahrscheinlich, weil sich kaum je· Zugunsten der Arbeitsmöglichkeiten als ... Standortvorteile bei "Industriezweigen mand bisher Gedanken daraber gemacht Gutachter sowie als Mitarbeiter der mit hohem ·Aufwand fOr Forschung und hat, daß rationelle Energienutzung ... ein Enquete-kommission (Prof. Altner erhielt Entwicklung, also bei 'intelligenten' GO· Hauptpfeiler einer neuen, eigenständigen nach seiner Mitarbeit einen Forschung­ tern " haben, also "in erster Linie Teile der Energiepolitik werden könnte" (S. 201). sauftrag zur Begutachtung der "Deut­ chemischen Industrie und der lnvestitions­ "Ein Grund dafOr, daß viele der etablierten schen Reaktorsicherheitsstudie" mit ei­ gOterindustrie. Energieexperten nicht viel von besserer nem Finanzvolumen von 1,6 Millionen DM) Energienutzung halten, ist, daß sie deren haben sich Wissenschaftler dazu verleiten Junge Industrieländer haben ... den Vorteil technischen Aspekt nicht hinreichend ken­ lassen, auf die Forderung nach sofortiger relativ geringer Lohnkosten. Außerdem ha­ nen ... " (S. 48) Stillegung aller Atomanlagen zu verzich­ ben sie ... einen rasch expandierenden Bin­ Oie Modelle alternativer Energieversor- ten. "Der skizzierte Kompromiß auf Zeit er- nenmarkt fOr sachkapitalintensive Produk· tionsgOter. Dies ... gibt ihnen einen ... Vor· teil besonders bei standardisierten Mas­ senprodukten wie z.B. Stahl. Entwicklungsllinder klJnnen arbeitsintensi· ve Produkte am gOnstigsten anbieten, da sie Ober große Reserven billiger, ungelern­ ter Arbeiter vertagen. Sie haben Vorteile bei d en lierbrauchsgOterindustrien" Angesichts dieser Vorstellungen wundert es einen nicht, wenn anstelle der Forde­ rung nach sofortiger Abschaltung der AKWs ein "realpolitisches Konzept" ent· wicklet wird, das AKWs noch bis 1990 vor­ sieht (S. 158). Da die Broschüre das. gleiche Konzept wie das Buch "Energiewende" vertritt (Graphik "Alternativer Energieplan" auf der vorletzten Seite: Die rote Fläche(= Kernenergie) läuft 1990 aus), drängt sich der Verdacht auf, daß sich der Anti-AKW­ Bewegung bedient wird, Ufll den eigenen realpolitischen Vorstellungen etwas mehr Nachdruck zu verleihen, zumal die Autoren der "Energiewende" die Atomkraftgegner als "die aussichtsreichste politische Kraft" sehen, die eine Wende bewirken könnte (S. 51). Eine Zähmung der Anti-AKW-Bewegung in diesem Sinne liegt ganz im Interesse derje­ nigen, die jeden Widerstand gerne in ge­ ordnete Bahnen integriert sähen. So sagt Reinhard Ueberhorst (SPD-MdB, Vorsitzen­ der der Enquete-Kommission, jüngst be­ "Schau, dort liege~ di.e entwickelten Gebiete." kannt geworden druch seinen BOrgerdia· log zur Hassischen WAA, in der Energie-

62 broschOre wohlwollend zitiert), "daß wir Es sollte mit diesen Überlegungen ver­ die polarisierende, konfrontative Ja- oder sucht werden klarzumachen, auf welches Nein-Diskussion in einen Prozeß OberfOh­ Glatteis man sich begibt, wenn unter der ········-······~~,·· ren, der sowohl von den BefOrwortern als Parole "Es geht auch anders" ein in dieser Dieses Buch be- ~0 ~ auch von den Skeptikern als faire Vermitt­ Gesellschaft machbares Konzept ent· schreibt ausfuhr- ~ ~ :..."­ lung akzeptiert werden kann" (zit. nach wickelt wird. Mit einer BroschOre, die be­ lieh, daß es keine ... t q..to~~ "Wie Phönix aus der Asche"). legt, daß AKWs hier und heute OberfiOssig sogenannte ~ ~ ~V Auch wenn der Broschüren-Arbeitsgruppe sind, nicht beherrschbar und sehr gefahr­ nicht unterstellt werden soll, daß sie be­ lieh, daß aber aus den und den politischen ~~~~~~« gibt, ~ . :..:

Am 30.4. hat in Gülden ein weiteres Vor­ bereitungstreffen für die Sommercamps in Lüchow• Dannenberg stattgefunden. Anwesend waren über fünfzig AKW-Gegner aus dem Landkreis, aus Uelzen. Lüneburg, Bremen. Hamburg. Hannover. Stade. Wolfsburg, Flenburg, Ostholstein. Olden­ burg, Wittingen und Berlin Für mehr als 500 Menschen stehen inzwischen Zeltplätze zur Verfügung. ln den Camps soll vor allem eine Perspektive für einen gemeinsamen Widerstand entwickelt werden. Informations- und Kulturveranstaltungen sind in Vorbereitung: auch Aktionen gegen die im Bau befindlichen Atom­ Anlagen sollen laufen, denn die Situation wird Immer bedrohlicher: Ende des Jahres schon - geht es nach dem Willen der Setreiber - rollen die ersten Atommülltransporte zum Zwischenlager. Kontaktadresse für alles: Hannes Kempmann Jabel Nr.6 313 lüchow 9 Telefon: 05841 /6112