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Anhaltender Höhenflug des FCB

Autor(en): Claudio Miozzari

Quelle: Basler Stadtbuch

Jahr: 2015 https://www.baslerstadtbuch.ch/.permalink/stadtbuch/e4c843e7-1e9a-40f3-8183-1fad587c7c70

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FC Basel eine Mannschaft, welche die natio­ Die Erfolgsspirale nale Meisterschaft dominiert, was wieder­ Meister, Meister, Meister, Meister, Meister, um die Türen zur Champions League öffnet Meister - sechsmal in Serie der FC Basel ! beziehungsweise offenhält. Als Schweizer Das hat es noch nie gegeben, und 2016 soll Serienmeister hat der FCB einen Platz in der siebte Titel hinzukommen. Dabei bleibt den europäischen Wettbewerben fast auf der Meisterpokal auf jeden Fall in Basel. Nummer sicher - im Gegensatz zu man­ Denn die Swiss Football League hat ent­ chem grossen Verein im Ausland. In der schieden, die Leistungen des Clubs «ge­ Fünfjahreswertung der UEFA hat sich der bührend zu honorieren» und die Trophäe Club mittlerweile in den Top 20 festgesetzt dem FCB zu schenken. Ende Saison 2015/16 und steht im September 2015 vor so ge­ wird also ein neuer Pokal verliehen werden. wichtigen Namen wie Manchester United, Der FCB ist der nationalen Konkurrenz ent­ der AC Milan oder auch dem FC Sevilla, der eilt, die drei verlorenen Cupfinals der ver­ gerade zweimal in Folge die Europa League gangenen Jahre bleiben eine Randnotiz. Der gewonnen hat. Clubführung um Bernhard Ffeusler ist es Europäische Erfolge machen sich doppelt auf eindrückliche Weise gelungen, eine Ni­ bezahlt, indem sie neben den Preisgeldern sche im internationalen Fussballgeschäft für Transfereinnahmen sorgen. Diese wer­ zu besetzen. den generiert von ambitionierten Talenten Das Erfolgsrezept des FCB sieht so aus: Das aus dem Ausland, die beim FCB die Chance regelmässige Erreichen der Gruppenphase sehen, mit entsprechenden Leistungen das der Champions League generiert hohe Preis­ Interesse von Clubs aus den Topligen zu we­ geldeinnahmen. Mit diesen finanziert der cken. Das Karrieresprungbrett FCB hat in den

197 Kurvenfüllende Choreografie zum Abschied von Captain Marco Streller

198 199 FCB-Verwaltungsrat René Kamm und Präsident Bernhard Heusler im St. Jakob-Park

vergangenen Jahren eindrücklich gut funk­ che Mittel aus den privaten Vermögen von tioniert. Auf der Liste der lukrativen Ab­ Besitzern oder Mäzenen. Der FCB profitiert gänge finden sich Namen wie Mohammed indirekt von der Finanzkraft dieser interna­ Salah (im Januar 2014 für angeblich zwan­ tionalen Schwergewichte, wenn er ihnen zig Millionen Franken zu Chelsea London Spieler mit laufenden Verträgen gegen transferiert) und Derlis Gonzalez (im Som­ Transferentschädigungen abgibt. mer 2015 für über zehn Millionen Franken Dabei hat der FC Basel seine Rolle als Grosser von Dynamo Kiew übernommen). Beide unter den Kleinen - oder eben als Kleiner spielten nur eine oder eineinhalb Saisons in unter den Grossen - in den vergangenen Basel, ohne in der Meisterschaft je unbe­ Jahren so gut bewirtschaftet, dass er es re­ strittene Stammspieler zu sein. Es waren gelmässig schaffte, finanziell deutlich po­ vielmehr ihre Leistungen in den internati­ tentere Vereine sportlich zu bezwingen. In onalen Spielen, die grosse Clubs dazubewo­ der Saison 20x4/15 sticht diesbezüglich der gen, hohe Transfersummen an den FCB zu Erfolg gegen den traditionsreichen FC Li­ überweisen. verpool heraus. Die < Reds > wurden im St. Ja­ Zwischen den finanziellen Möglichkeiten kob-Park dank eines Treffers von Captain dieser Vereine und jenen des FC Basel liegen Marco Streller 1:0 bezwungen. Ein entfes­ Welten. Für Übertragungsrechte von Fuss- selter FCB trotzte dem FC Liverpool dann im ballspielen werden insbesondere in Eng­ entscheidenden Spiel auswärts ein verdien­ land Summen bezahlt, von welchen die tes Unentschieden ab und feierte so den Schweizer Super League nicht einmal träu­ Einzug in die Champions-League-Viertelfi- men kann. Zahlreiche internationale Clubs nals als Zweitklassierter der Gruppenphase schöpfen zudem scheinbar unerschöpfli­ hinter Real Madrid.

200 Gerührt und stolz: Strellers letzte Ehrenrunde mit dem Meisterschaftspokal

schaft nicht gehalten werden. Der FC Basel Der Zwang zum Erfolg ist in der heutigen Form also auf den sport­ Der FCB wirtschaftet höchst erfolgreich, lichen Erfolg angewiesen. Bleiben Meister­ und das schon seit mehreren Jahren ohne titel und Champions-League-Teilnahmen Mäzenin im Hintergrund. Das Unterneh­ mittelfristig aus, droht sich die Erfolgsspi­ men hat im Geschäftsjahr 2014über 105 Mil­ rale in ihr Gegenteil zu verkehren. Auch bei lionen Franken umgesetzt. Das ist durch­ den Ticketeinnahmen wäre ein Rückgang schnittlich etwa so viel wie der Zolli und das zu befürchten, und die ambitionierten Ta­ Theater Basel zusammen, wobei sich allein lente aus dem Ausland würden sowieso so­ die Personalkosten auf 45 Millionen Fran­ fort anderen Destinationen den Vorzug ge­ ken beliefen. Dank einem Transferertrag ben. Der Erfolg des FCB ist wahrhaft kein von stolzen 35 Millionen (bei einem Trans­ Selbstläufer. Die Mannschaft muss auf­ feraufwand von 15 Millionen) und über grund der finanziell interessanten, aber 18 Millionen Franken Verbandseinnahmen sportlich schwierig zu kompensierenden (hier fallen die Preisgelder für die Teilnah­ Abgänge dauernd erneuert werden. Da­ me an der Champions League und der Euro­ bei bietet die Reinvestition eines Teils der pa League ins Gewicht) war es für den Club Transfereinnahmen keinerlei Gewissheit kein Problem, das für die Schweiz sehr teu­ dafür, dass die neuen Spieler die Erwartun­ re Kader zu finanzieren. gen auch erfüllen. Trotzdem ist dies in den Ohne die Prämien und Transfergewinne aus vergangenen Jahren mit verblüffender Re­ dem internationalen Geschäft sähe es an­ gelmässigkeit gelungen. ders aus, das Lohnniveau könnte allein mit Anfang Saison 2015/16 war der Umbruch den Einnahmen aus der nationalen Meister­ beim FCB erneut enorm. Mit Marco Strel-

201 Mit schöner Regelmässigkeit: Jubel, Fackeln, Meisterschaftsfeier

1/f t zaM Jh,yHifj Ol

1er, Fabian Frei und Fabian Schär verlor das Fischer ersetzt, der aus Thun nach Basel Team seine zentrale Achse, seinen Cap­ wechselte. Die personellen Fluktuationen tain und gleich noch die beiden designier­ illustrieren eine bedeutende Entwicklung: ten Nachfolger. Als Reaktion zauberten die Die Führung des FCB hat sich nicht nur bei Verantwortlichen neben internationalen den Spielern, sondern auch auf der sport­ Talenten auch den einen oder anderen be­ lich vermeintlich einflussreichsten Positi­ standenen Spieler aus dem Hut, darunter ei­ on unabhängig gemacht von einzelnen Per­ nen alten Bekannten : Zdravko Kuzmanovic sonen. Die sechs Meistertitel etwa wurden hatte vor zehn J ahrenbeim FCB seinen ersten mit vier verschiedenen Trainern errungen. Profivertrag unterschrieben und wechselte Diese pflegten im Umgang mit Team und nach Stationen in der deutschen Bundes­ Medien teilweise gänzlich unterschiedliche liga und der italienischen Serie A zurück Stile, wie der abrupte Übergang vom adret­ nach Basel. Wie früher bei Matfas Delgado, ten Weltfussballer Sousa zum hemdsärme­ Steelier oder Alex Frei hofft die Clubleitung, ligen FCZ-Urgestein Fischer zeigt. mit dem Rückkehrer einen Führungsspie­ Nicht zuletzt hinterlässt der Erfolg Spuren ler mit besonderer Bindung zum Verein und bei den FCB-Fans. Nach Meistertiteln in Se­ zur Region zu verpflichten. rie würde sich niemand mehr über einen Die Neuen stiessen auch auf einen neuen zweiten Platz freuen. Die Messlatte liegt Trainer. Nach nur einem Jahr war die Zeit mittlerweile so hoch, dass selbst Sportchef von in Basel Ende Saison be­ Georg Heitz in einem Interview mit der reits abgelaufen, der vom Portugiesen dau­ NZZ meinte, dass die Clubführung «fast ernd zitierte «Arbeitsprozess» wieder be­ nur noch verlieren könne», wenn sie sich endet. Der Meistertrainer wurde durch Urs an den Erfolgen der Vorjahre messe. «Auf

202 internationalem Parkett sind wir mit unse­ Auswechslung folgte mit Feuerregen: « und ren Möglichkeiten praktisch an der Decke », denn zur Legände». Es ist bezeichnend für so Heitz. Böse Zungen aus Zürich wünschen die Stadt Basel, dass der Entwurf zur Ab­ dem FCB so viele Meistertitel in Serie, dass schiedschoreografie schon bald darauf im sie niemanden mehr interessieren. Als sich Historischen Museum Basel zu sehen war. die Spieler nach dem letzten Spiel der Sai­ Dort thematisierte die Ausstellung

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