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Freitag, 25.5.2012 | Woche 21 | 2. Jahrgang 5.– Aus der Community: 21 «Das Design gefällt mir. Den ‹honorieren› Button finde ich spitze! Alles perfekt, wie es sein soll. This is what I call good news.» Zeitung aus tageswoche.ch P2000 zu «TagesWoche mit neuem Design und ausgebauten Funktio- nen», tageswoche.ch/+aybwa

Illustration: Domo Löw Durch die rotblaue Brille Zum dritten Mal ist der FC Basel Schweizer Meister und nun wird die Mannschaft umgebaut – Grund genug, das Team mal anders zu sehen. Mit der 3D-Brille der TagesWoche ab Seite 4

Region Interview Themen Woche TagesWoche Zeitung aus Basel Gerbergasse 30 Multikulti bei der Polizei Aus dem Innern Russlands Schonender Genuss 4001 Basel Wer früher Polizist werden Der Philosoph, Literat und Umweltbewusst leben und Tel. 061 561 61 61 wollte, musste diensttauglicher Dissident Michail Ryklin spricht Tatrotzdemwo geniessen Zin – das ist Schweizer sein. Heute arbeiten über ein Russland von heute, das möglich. Lassen SieDas Magazin sich der TagesWoche von den bei der Polizei auch Mitarbeiter dem Russland von damals gar Tipps unserer Verlags beilage ohne roten Pass, Seite 22 nicht so unähnlich ist, Seite 36 inspirieren.

TaWo ZinDas Magazin der TagesWoche

Tawo ZinDas Magazin der TagesWoche TaWo Zin Das Magazin der TagesWoche Tawo Zin tageswoche.ch Das Magazin der TagesWoche BUUSBLUJWF.FEJTBOB"OHFCPUF CFJ*OHFOPEBUB

3BCBUU WPN +VOJ.FEJTBOB*OGPUBH NJUNFEJ[JOJTDIFS,POUSPMMFEVSDI'BDIQFSTPOBM BOEFS(àUFSTUSBTTFJO#BTFM Editorial 25. Mai 2012

Ein paar kleine Spielereien – die Lage ist ernst genug von Urs Buess, Co-Redaktionsleiter

Schon wieder FC Basel! Dabei gäbe es auf ons-League-Abenteuer der letzten Jahre rezitie- dieser Welt … Ja, es gibt Wichtigeres. Und unter ren. Da wachsen ganz neue Legenden heran. unseren Leserinnen und Lesern mögen einige Tatsache ist, dass in diesem Legenden-um- auch nicht mehr hören, was für tolle Burschen rankten Fussballclub Leute das Sagen haben, Urs Buess Wochenende für Wochenende – und manchmal die unbeeindruckt von bisherigen Cup- und noch in der Wochenmitte – einem Ball nach- Meisterpokalen sowie vom europäischen Schau- rennen. Trotzdem: Es ist eine Besonderheit laufen und entsprechenden Geldsegen tagtäg- dieser Stadt, dass so viele Frauen und Männer, lich Knochenarbeit leisten, um den Verein so viele Jugendliche mitfiebern, wenn der weiterhin auf Erfolgskurs zu halten. FC Basel von Erfolg zu Erfolg eilt. Wie in keiner Der letzte Höhepunkt war die Pokalübergabe anderen Schweizer Stadt erfasst die Begeisterung von vorgestern, die wir zum Anlass nehmen, alle gesellschaftlichen und alle Altersgruppen – Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen sie ist in jeder Beziehung parteiübergreifend. dreidimensionalen Blick in die vergangene Die Begeisterung hat Tradition. Mit verklär- Saison zu ermöglichen. Mit der rotblauen Brille tem Blick schwärmen ältere Generationen auf Seite 16 werden die verschwommen wirken- davon, wie damals in den 60er-Jahren – in der den Bilder auf unseren FCB-Seiten gestochen Ära Bent haus/Düggelin – sich Fussball und scharf – und wie! Die Doppelseite 6/7 finden Sie Kultur befruchteten. Erst soll man an den Match auf www.tageswoche.ch/+ayfxu wieder – da und nachher ins Theater gegangen sein. Da können Sie die Highlights der Saison anklicken. werden Fakten zu Legenden. Mittelalterliche Spielereien? Ja, Spielereien. Es gibt Wichtige- Anhänger beschwören die Treue der Basler zu res, Ernsthafteres, Bedenkenswerteres auf der ihrem FCB. Auch als er in der Nationalliga B Welt. Das wissen wir auch und wenden uns dem herumdümpelte, sei das Joggeli stehts proppen- auch wieder mit aller gebührenden Seriosität zu. voll gewesen. Auch das sind Legenden. Und die Aber ein bisschen Spass muss jetzt erst mal junge Generation kann stundenlang die Champi- sein. tageswoche.ch/+ayfxt

Gesehen von Tom Künzli Tom Künzli ist als Illustrator für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Der 37-Jährige wohnt in Bern.

tageswoche.ch Aktuell im Netz

Wir sind online: TagesWoche hoch drei: Deutschland zum Testspiel. National- Das grüne Dreieck Die TagesWoche berichtet täglich Die beiliegende rotblaue 3D-Brille, von trainer Hitzfeld testet neue Spieler. markiert Beiträge aktuell im Web. Das sind unsere Online- der Redaktion zum Genuss dieser aus der Web- Schwerpunkte der kommenden Tage: Ausgabe empfohlen, soll Ihnen weitere So war Cannes: Community und schöne Momente bescheren. Am Wo- Am Sonntag geht das Filmfestival in lädt Sie ein, sich Nussbaumer rettet das Baselbiet: chenende geht eine Listomania mit Cannes zu Ende. Wir sagen, wer die Wie es mit dem Baselbiet weitergehen den besten 3D-Filmen online. Preise gewonnen hat – und was von einzumischen. soll, fragen sich auch die Bundespoliti- den prämierten Filmen zu halten ist . ker aus der Region. Manchmal kommen Euro-Ersatzhandlung: sie sogar auf interessante Ideen. Beim Bekanntermassen hat sich die Schweiz Frisch vom Lagerfeuer: SP-Nationalrat Eric Nussbaumer ist das nicht für die Fussball-Europameister- An Pfingsten nehmen sie Wälder und zum Beispiel der Fall. Der TagesWoche schaft qualifiziert. Am Samstag um Wiesen in Beschlag, unsere Pfadis. Wir zei- hat er seine Vorstellungen verraten. 18 Uhr empfängt sie dafür in Basel gen die schönsten Bilder der Pfingstlager.

TagesWoche 21 3 Wochenthema 25. Mai 2012 Alle Macht dem Gegner Am Ende einer denkwürdigen Saison steht der Double-Gewinner in der Pflicht: Der FC Basel muss sich künftig aus eigenem Interesse um das Wohl der Konkurrenz kümmern. Von Pascal Claude*

Samstagabend in einer Schweizer auf 12 oder 144 Bildschirmen gleichzei- Das ist Nonsens. Niemand in Deutsch- fen ist. Die Zuschauerzahlen in der Bahnhofsunterführung. Im Laden ei- tig laufen, es würde niemanden inter- land wartet auf einen Übersiedler aus erreichen nicht nur deshalb nes Telefonanbieters läuft auf sechs essieren. der Super League, und keine Liga wür- immer neue Höchstwerte, weil mit Bildschirmen ein Fussballspiel. Es ist Es wurden in den vergangenen Mo- de freiwillig auf einen Aufsteiger ver- Stehplatzkurven und günstigen Sai- sechsmal das gleiche, GC gegen Luzern. naten schon genug Hände verworfen zichten, um Platz zu machen für einen sonkarten die Stadien weiterhin auch Niemand schaut hin. Drei Schritte nä- über den Zustand des Schweizer Profi- Gast aus dem Nachbarland. Es bleibt einkommensschwachen Schichten of- her, und der Zwischenstand wird er- fussballs. Jetzt, in der Stunde der Ge- dabei: Der FCB spielt in der Schweiz. fenstehen, sondern weil bei aller Domi- sichtlich – 1 : 2. Was heisst das, wenn es wissheit, dass es wenigstens zu einem Und er ist mehr denn je gefordert, sich nanz des FC Bayern die Liga spannend so bleibt? In den grosszügig bemesse- echten Schweizer Meister und einem dieser fussballerischen Heimat zum ei- und spektakulär bleibt. So kürte, als nen Bereichen, die das Hirn dem Fuss- ansprechend spannenden Cupfinale genen Nutzen anzunehmen. Indiz, die Bundesliga in den vergange- ball zuzugestehen gelernt hat, bricht gereicht hat in diesem Jahr, stellt sich nen zehn Jahren fünf verschiedene die übliche Hektik aus: Tabellenkalku- die Frage nach den Lehren. Und dabei Nichts ist für eine Meister, während es in Italien, Spanien lationen, Europacup-Prognosen. dreht sich fast alles um den FC Basel. und England nur drei waren. Doch schnell kehrt wieder Ruhe ein, Kurve schlimmer Sind Güter und Kompetenz im denn zu Hektik besteht kein Anlass: an Auch der Primus ist gefährdet als eine leere Kurve Schweizer Fussball zu einseitig ver- diesem Abend nicht, seit Wochen nicht teilt, schadet das mittelfristig auch den mehr. Es spielt hier zwar ein Abstiegs- Die eindrückliche sportliche Leistung jenseits des Feldes. Starken. Er sei richtig froh gewesen, als kandidat gegen einen Titelanwärter. des FCB verdient allen Respekt. Doch der FC Zürich endlich einmal ein paar Doch kann diesem Abstiegskandidaten muss es dem Titelhalter zu denken ge- Im Unterschied zum Biermarkt Millionen kassiert habe in der Cham- nichts mehr passieren, weil sich bereits ben, dass ihm inzwischen die grösste etwa, wo es sich für die Grossbrauerei- pions League, gestand ein mit Haut vor Monaten ein direkter Konkurrent für Gefahr nicht durch die Stärke, sondern en offenbar lohnt, kleinere Konkurren- und Haar dem FCB Verfallener immer verabschiedet und sich ein weite- durch die Schwäche der Gegner ent- tinnen mittels unverschämter Angebo- unlängst im vertraulichen Gespräch. rer durch einen Effort neben dem Spiel- steht. Mag der FCB dem Rest der Liga te an die Wirte auszustechen, sind In der Tat ist das Bewusstsein über den feld 36 Minuspunkte erkämpft hat. spielerisch noch so überlegen sein: Fussballvereine von ihren direkten Wert gesunder Konkurrenz in der Fan- Und der Titelanwärter kann auf sei- Wenn die Liga als solche ins Wanken ge- Konkurrenten abhängig. Kein Spiel szene ausgeprägt. Nichts ist für eine ne Titel pfeifen, weil er den einen schon rät, reisst das auch den Primus mit. findet ohne Gegner statt, keine Meis- Kurve schlimmer als eine leere Kurve lange hat abschreiben müssen und den Es wurden im Verlauf der beeindru- terschaft ohne fixes Teilnehmerfeld. jenseits des Spielfelds. Wohin denn mit andern nicht braucht, um im Europa- ckenden Champions-League-Kampag- Attraktiv ist eine Liga dann, wenn all der Präpotenz, wenn von den an- cup dabei zu sein. Und so könnte GC ne deshalb Stimmen laut, die den FCB der Ausgang möglichst vieler Spiele dern keiner da ist? An wem denn sich gegen Luzern an diesem Abend auch künftig in einer anderen Liga sehen. und möglichst jeder Meisterschaft of- reiben, messen, aufbauen, gegen wen

TagesWoche 21 4 Wochenthema 25. Mai 2012

Jubel, immer wieder Jubel – die FCB-Spieler haben alle Gegner distanziert. Foto: Keystone

die Identität festigen, wenn die eigenen sehr gesund. Wenn er nicht bald gegen big-bürokratisch wirkende Fussball- in Thun und auch nicht in Genf. Es Gesänge statt mit Schmähungen be- eine Liga aus lauter Xamaxen, Servet- verband und schon gar nicht die Medi- liegt in Basel. antwortet als hohle Farce widerhallen? tes, Grasshoppern, Sions und in wel- en können einen Christian Constantin Wenn ein Cup-Halbfinal bei einem cher Phase gerade auch immer sich be- davon überzeugen, dass er seine vor Zweitklassigen beinahe zum Jahrhun- Da hilft nur Solidarität findenden Young Boys antreten will, Jahrzehnten von der Uefa erlittene dertspiel emporgeschrieben wird, weil muss er die Liga an seinen Errungen- Kränkung nicht unbedingt zum Leid- ein Grossteil der Liga-Matches nur Droht der Verlust des Gegners, hilft nur schaften teilhaben lassen. wesen aller Schweizer Profiklubs rä- noch langweilig ist, spricht daraus die Solidarität. So erklärt sich die Reaktion Man kann nicht verlangen, dass der chen soll. Nein, solche Aufgaben muss Sehnsucht nach dem Kern des Spiels: der Zürcher Südkurve auf den jüngsten, FCB künftig die Hälfte seiner Transfer- künftig der FC Basel übernehmen. Wurst, Bier, Spannung. Es verträgt umstrittenen Einsatz der Zürcher Poli- einnahmen zur Rettung konkursiter vielleicht eine Saison, in der es heisst: zei gegen die Fans des FCB. Der Konkurrenten einsetzt. Wo der Schwei- Eine Charta für alle Wurst, Bier, fünf-null. Oder Wurst, Grasshopper Club wiederum hat sich in zer Meister aber den Weg weisen muss, Bier, Bier. Oder Wurst, Bier, spielfrei. dieser auslaufenden Saison nur auf eine ist in der Rückbesinnung auf das We- Ob im Rahmen eines Gentlemen’s Sehr viel mehr als eine solche Saison Weise Respekt verschafft: durch den sen des Sports und der Liga: Der FC Club, wo sich Vereinsverantwortliche verträgt es aber nicht. Wenn fünf Run- ungebrochenen Willen einiger Hundert Basel muss den Konkurrenzbegriff im zum Wohle ihrer Liga regelmässig aus- den vor Schluss der Zweite gegen den Anhänger, ihren Verein bei allem Elend Schweizer Fussball neu definieren. tauschen, oder in bilateralen Gesprä- Drittletzten spielt, sollte wenigstens ei- überallhin zu begleiten. chen, wo Neuankömmlinge in Präsi- ner vor dem Shop in der Bahnhofsun- Dass diese Fans dann in Lausanne Respekt über alle Grenzen dentenämtern wohlwollend auf ihre terführung stehen bleiben wollen. Das lauter und heller waren als das Megafon Ernsthaftigkeit geprüft werden: Der wäre im Sinne aller. Auch und gerade des GC-Präsidenten, der ihnen mit Aus- Als Marco Streller seine jungen Mit- FCB muss die Wege innerhalb der Su- des FCB. sperrung drohte, am Ende aber nicht spieler im Zürcher freund- per League verkürzen, Kontakte her- tageswoche.ch/+ayfoc nur von seiner Ankündigung, sondern lich, aber bestimmt darauf hinwies, stellen, Verbindlichkeiten schaffen. auch von seinem Amt zurücktrat, war dass provokativer Torjubel vor der Eine FCB-Charta (Marco Streller * Pascal Claude (42) schreibt unter dem treffliche Symbolik: Beim Versuch, Heimkurve zu unterlassen sei, handel- müsste sie Aleksandar Dragovic und Titel «Knapp daneben» seit 15 Jahren über noch den letzten Rest Leben aus seinem te er nicht nur im Sinne der FCB-Char- Yann Sommer vielleicht noch einmal Randgebiete des Fussballs. Von 2002 bis Verein auszuschliessen, scheitert der ta. Er bewies auch, dass der FCB über laut vorlesen) reicht nicht, wenn sich 2004 war er Wirt der Flachpass-Bar im Präsident, worauf er in seiner Arbeit alle Grenzen hinweg respektiert wird, andere aus der Liga um Respekt, Soli- Stadion Letzigrund. Claude betreibt den keinen Sinn mehr sieht und geht. wenn er sich für Höheres einsetzt. darität und Seriosität scheren. Es Blog knappdaneben.ch. Er lebt mit seiner Der FC Basel, das ist sein Schicksal, Nicht die oft zu Unrecht angefeindete braucht eine Charta für alle. Und das Familie in Zürich und arbeitet als Lehrer in ist demgegenüber voller Leben und Swiss Football League, nicht der behä- Kompetenzzentrum hierfür liegt nicht einem Kinder- und Jugendheim.

TagesWoche 21 5 Das grosse Spiel einer grandiosen Saison

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11 7 2 18 4 5 1 Illustration: ranz.ch

1 24. 7. 2011, Basel–Xamax 2:0. 3 14. 9. 2011, Basel–Galati 2:1, 5 1. 10. 2011, Basel–Servette 3:0. 7 2. 11. 2011, Benfica Lissabon– 9 «An guten Tagen macht er den Xamax-Vizepräsident Islam Satu- Champions League. Mit dem Sieg Es ist die letzte FCB-Partie mit Basel 1:1, Champions League. rein», sagt Vogel nach der Partie jew, eingekleidet in feinster weis- über die Rumänen steigt der Wert an der Seitenlinie. Oldies but Goldies: Huggel trifft auf und beweist: Ironie funktioniert ser Ballonseide, watschelt mit des FCB-Kaders auf dem Trans- Am 13. Oktober wird sein Vertrag Flanke von Chipperfield zum Aus- eben doch im Fernsehen. Und dem Handy am Ohr zu «Trainer» fermarkt weiter an. Und mit ihm in gegenseitigem Einvernehmen gleich. Trotz Ausfällen von Marco Markus Steinhöfer hat seit seinem François Ciccolini und gibt ihm natürlich die Zahl der Scouts auf vorzeitig aufgelöst. «Ich drücke Streller und Alex Frei kommt der Knaller an die Latte des FCB-Tores die Anweisungen des tschetsche- der Tribüne. jenen gegenüber, die ich enttäu- FCB so zu einem Punkt, der emi- vor der Gellertkurve immerhin ein nischen «Geschäftsmanns» und sche, mein Bedauern aus», sagt er nent wichtig für die Achtelfinal- eigenes Lied. Xamax-Besitzers Bulat Tschaga- 4 27. 9. 2011, Manchester Uni- und zieht in Richtung Hambur- Qualifikation sein wird. jew weiter. Am selben Abend noch ted–Basel 3:3, Champions ger SV davon. 10 16. 1. 2012, Ausserordent- wird Ciccolini entlassen. League. Die Engländer gehen 2:0 8 7. 12. 2011, Basel–Manchester liche GV. Bernhard Heusler wird in Führung. Doch dann dreht der 6 15. 10. 2011, Schötz–Basel 1:5, United 2:1, Champions League. mit Applaus zum neuen Präsiden- 2 13. 8. 2011, Basel–Zürich 1:2. FCB auf: Alex Frei nickt auf Flanke Cup-Sechzehntelfinal. Die Bas- Es läuft die 9. Minute, als Shaqiris ten gewählt. Gigi Oeri übergibt Fink tobt: Statt im Sechzehner zu von Fabian Frei wunderschön ler Anhänger stehen hinter ihrem halbhohe Flanke zu Streller ge- dem Anwalt den Stab und wird im verteidigen, steht Pak eher zufällig zum 2:2-Ausgleich ein. Und eine neuen Trainer Heiko Vogel – ein langt und dieser eiskalt einnetzt – gleichen Zug – ein Novum in der in der Zwei-Mann-Mauer. Prompt vermeintlich klare Sache wird zum Transparent bezeugt es im Cup es ist das erste Kapitel eines Vereinsgeschichte – zur Ehren- gleicht Zürich zum 1 : 1 aus. unvergesslichen Spiel. gegen Schötz unmissverständlich. Märchens, das Realität wird. präsidentin ernannt.

TagesWoche 21 21 denkwürdige Momente aus der vergangenen Saison sind auf der Grafik dargestellt. Das grosse Spiel einer grandiosen Saison Klicken Sie sie auf www.tageswoche.ch/+ayfxu an, und Sie erleben die Szenen nochmals.

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11 22. 02. 2012, Basel–Bayern eigentlich seine Arbeit, Bälle stürmenden Kristian Kuzmanovic ser Solidarität hatten darauf die rausch und nicht zu stoppen. München 1:0, CL-Achtelfinal. abzuwehren. An diesem bitteren in Catcher-Manier um. Alle rech- Anhänger des FC Zürich die eigene Dachte man. Mit einer Pose, die an Verrenkun- Abend in München ist Yann nen mit einem Pfiff – aber das Fankurve verlassen. gen im Film «Matrix» errinnert, Sommer aber mehr mit anderem lässt Schiedsrichter Bieri kalt. 20 20. 5. 2012, Servette–Basel trifft der eingewechselte Valentin beschäftigt: Er muss sieben Bälle 18 Alex Frei trifft zum 4:1 und er- 2:1. Die Serie reisst: Nach 26 Partien Stocker auf Pass von Jacques aus dem Basler Netz fischen. 16 2. 5. 2012, Basel–Thun 2:1. zielt damit das 300. Tor seiner Kar- verliert der FCB gegen Servette. Er Zoua zum 1:0. Das Stadion tobt. Endlich der erste Treffer für Joo riere. Bei seiner Auswechslung war- teilt den Rekord der Ungeschlagen- 14 7. 4. 2012, Luzern–Basel 1:1. Ho Park im FCB-Dress. Kleiner tet Vogel mit einer Überraschung heit mit GC aus der Saison 81/82. 12 Bayern-Präsident Hoeness Das Tor des Jahres? Im einen Wermutstropfen: Der Südkoreaner auf: Unter frenetischem Jubel stülpt ist gleichzeitig verärgert ob der Moment noch bei der Eckfahne, im trifft ins eigene Tor. Aber schön. der Trainer dem Stürmer ein ganz 21 23. 5. 2012, Basel–YB 1:2. Niederlage seines Teams, gibt nächsten schon im Torraum hoch besonderes FCB-Trikot über. Standing Ovations für zwei Urge- aber dem Platz schuld: «Für unse- in der Luft: Shaqiri trifft mit einem 17 12. 5. 2012, Basel–GC 6:3. Die steine: und Scott re technisch gute Mannschaft war Scherenschlag spektakulär zum 1:0. Muttenzerkurve präsentiert einen 19 16. 5. 2012, Basel–Luzern 1:1 Chipperfield nehmen Abschied. er sehr schwierig zu bespielen.» «geheimen» Einsatzplan der Zür- (4:2 n.P.). Yann Sommer macht Der eine, Huggel, wird Junioren- 15 15. 4. 2012, Winterthur–Basel cher Polizei als Choreo. Eine Wo- den Clown, und Luzern-Captain trainer. Der andere, Chipperfield, 13 13. 3. 2012, Bayern München– 1:2, Cup-Halbfinal. Yann Sommer che zuvor waren Basler in Zürich Stahel scheitert am Goalie – der will unbedingt weiterkicken. Basel 7:0, CL-Achtelfinal. Es ist reisst in der 43. Minute den heran- eingekesselt worden. In beispiello- FCB holt den Cup, ist im Sieges- tageswoche.ch/+ayfxu

7 Wochenthema 25. Mai 2012 Foto: Hans-Jörg Walter

Mittwoch, 23. Mai, um 22.30 Uhr ist es soweit: Trotz der Niederlage gegen die Berner Young Boys gehört der Pokal dem FCB (oben). – Beni Huggels Jubel nach seinem Tor im Cupfinal vom 16. Mai gegen Luzern (oben rechts). – Der Captain, der an seiner Aufgabe wuchs: Marco Streller im Zweikampf mit FCZ-Spieler Jorge Teixera (unten rechts). – Weitere 3D-Bilder unter www.tageswoche.ch/+aygab 3D-Animation: Lukas Gloor

TagesWoche 21 8 Wochenthema 25. Mai 2012

TagesWoche 21 9 Wochenthema 25. Mai 2012

Von Frohnaturen, Tormaschinen und abtretenden Hauptdarstellern Alles abgeräumt hat der FC Basel mit einer als Jahrhundertmannschaft gepriesenen Gruppe. Eine Einordnung der Akteure und ihr Leistungsausweis. Von Christoph Kieslich und Alain Gloor, Illustrationen Domo Löw

Die Zahlen zu den Spielern sind unterteilt in Super League | Schweizer Cup | Champions League jeweils nach dem Muster Spiele/Einsatzminuten sowie Tore/Verwarnungen/Platzverweise.

Benjamin Huggel hat es schön auf Nationalmannschaft gespielt. Zu Massimo Colomba (34). Es brauchte die beim MSV Duisburg auch in Basel ent- den Punkt gebracht: «Dass wir mit die- Recht: Seine Fähigkeiten im Tor – und Nummer 2 im Tor nicht oft, genau ge- weder auf der Tribüne oder der Bank. ser Mannschaft nach dieser Saison auch am Ball, wie Heiko Vogel gerne nommen nur viermal in 48 Wettbe- Kam im vorletzten Heimspiel gegen GC auch noch den Cupfinal auf Messers- betont – sind unbestritten und ver- werbsspielen, aber dann war der Routi- noch zu seinem Debüt. Er wechselt schneide gewonnen haben, das ist ge- sprechen eine noch grössere Zukunft. nier da: zuverlässig, stoisch ruhig. Im zum Super-League-Aufsteiger FC St. nau diese Mannschaft. Mit dieser Sommer machte nicht nur Schlagzeilen Cup-Achtelfinal avancierte er mit ei- Gallen, von dem im Gegenzug Germa- Mannschaft geht das.» Zu dieser Mann- mit seinen Faxen und der rausgestreck- nem parierten Penalty sogar zum no Vailati (31) als neue Nummer 2 schaft gehörten in der finalen Phase ten Zunge im Penaltyschiessen des Matchwinner. Der Freiburger wechselt kommt. 26 Spieler, von denen hier jeder einzeln Cupfinals, zu Saisonbeginn hatte ein nach 225 Spielen in der höchsten 1/90 | 0/0 | 0/0 | sein Fett abbekommt – und reichlich Oberlippenschnauzer für mediale Be- Schweizer Liga ins Trainerfach und Vertrag: läuft aus, wechselt zu St. Gallen Anerkennung. achtung gesorgt. Trotz aller Souveräni- wird Goalie-Coach beim FC Basel. tät, die er ausstrahlt: Der brave Traum 2/180 0/0 | 2/180 0/0 | 0/0 | Markus Steinhöfer (26). Es bleibt so, Yann Sommer (23). Mit einer für sein aller Schwiegermütter ist mehr als das, Vertrag: läuft aus dass die Flanken des Aussenverteidi- Alter fast unheimlichen Abgeklärtheit es steckt auch ein Schelm in ihm. Sehr gers nicht die präzisesten und best- hat er sich im Nu zum Leistungsträger zur Freude der Fans. Marcel Herzog (31). Dezidiert als Torhü- getimten sind, aber der Deutsche hat entwickelt und sich in seiner ersten 31/2790 0/1/0 | 4/329 0/0/1 | 8/720 0/0/0| ter Nummer 3 geholt, sass der Basel- aus seinem Potenzial viel herausgeholt. Saison als Nummer 1 in den Kreis der Vertrag: bis 2015 bieter nach nicht einfachen Jahren Mit neun Assists ist er einer der besten Vorlagengeber der Liga und zur Freude des Trainers auch links einsetzbar. Glaubte man noch, dass er in der Champions League an seine Grenze kommen wird, brauchte es das Achtel- final-Rückspiel und einen Franck Ribéry in Hochform, bis sie ihm – dann sehr deutlich – aufgezeigt wurde. Machte sich unsterblich mit seinem Knaller an die Querlatte des eigenen Tores gegen Manchester United: «Dr Steini isch e Glatte, dr Steini schiesst dr Ball an d Latte.» 29/2592 1/3/0 | 4/273 0/0/0 | 8/699 0/0/0 | Vertrag: bis 2013

Joo Ho Park (25). Rund eine dreiviertel Million Franken Ablöse hat der FCB für den südkoreanischen Nationalspieler aufgeworfen – gut angelegtes Geld. Hat sich als taktisch disziplinierter linker Aussenverteidiger und unerschrocke- ner wie nimmermüder Zweikämpfer etabliert (ohne eine einzige gelbe Karte in der Liga!), und das in einem neuen kulturellen Umfeld schneller, als man

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erwarten durfte. Fiel nie unter ein ge- Genséric Kusunga (24). Aus Genf 2010 und Schweizer U19-Nationalspieler hat Weg. Seine Beidfüssigkeit, sein brillan- wisses Niveau ab. Sein Einfluss aufs of- als vielversprechender U21-National- ein Lehrjahr im Profikader hinter sich. ter linker Fuss, sein präziser langer fensive Geschehen ist beschränkt, da- spieler geholt, aber auch mit dem Ruf, Schwer zu beurteilen, wohin der Weg Ball, seine Ruhe, seine Übersicht ma- für unterlief ihm eines der schönsten verletzungsanfällig zu sein, war der In- des Eigengewächses führt, sein letztes chen ihn zu einem Mittelfeldspieler mit Eigentore der Saison – dennoch: ein nenverteidiger auch in seiner zweiten Vertragsjahr beim FCB wird es weisen. grossem strategischem Vermögen. Und sehr gutes erstes Jahr in Rotblau. Saison häufiger unpässlich. Wenn er 1/25 0/0/0 | 2/180 0/0/0 | 0/0 | wenn er sagt: «Ich weiss, was ich 26/2166 0/0/1 | 5/285 0/0/0 | 8/720 1/0/0 | dann mal spielte, kassierte er allein Vertrag: bis 2013 kann», dann klingt das aus seinem Vertrag: bis 2015 zwei von insgesamt sechs Platzverwei- Mund nicht einmal überheblich. Er sen dieser Mannschaft über das ganze Xherdan Shaqiri (20). Unter dem Strich wird seinen Weg in der Bundesliga ma- David Abraham (25). Wo es beim Argen- Jahr und alle drei Wettbewerbe. Bei hat der Zauberzwerg, der Kraftwürfel chen – und der FCB streicht eine zwei- tinier in früheren Saisons bisweilen ihm geht die Tendenz dahin, dass der oder wie auch immer er genannt wird, te zweistellige Millionenablöse für ei- noch an Konstanz mangelte oder an Verein wohl versuchen wird, eine Leih- alles richtig gemacht. Und seine Fami- nen Hochbegabten aus dem eigenen psychischer Stabilität, wurde diese station für ihn zu finden, sein Ex-Club lie. Und der FC Basel. Vielfältigen Ver- Stall ein. Spielzeit dank seinem Fokus auf das Servette ist interessiert. lockungen widerstanden alle, und nun 24/1611 1/3/0 | 6/352 0/1/0 | 8/683 0/2/0 | Wesentliche und unermüdlichem Wil- 6/324 0/1/1 | 1/90 0/0/1 | 1/6 0/0/0 | hat Shaqiri, inzwischen ein Teanie- Vertrag: wechselt zu Borussia Mönchen- len zur Arbeit zu seiner besten. Nicht Vertrag: bis 2014 Idol par excellence, einen Traum-Ver- gladbach nur waren in der Verteidigung seine trag bei Bayern München, und der FCB Schnelligkeit und Zweikampfstärke Kay Voser (25). Fällt unter die Kategorie bekommt für den selbst ausgebildeten Benjamin Huggel (34). Er hätte auch von unschätzbarem Wert, auch war Pechvogel. Kam ablösefrei von den Spieler die höchste Ablösesumme, die noch gerne ein Jahr drangehängt. Und Abraham in der Super League für drei Grasshoppers und mit einer alten Knö- je für einen aus der Schweiz transfe- doch darf man ihm attestieren, sich so wichtige und noch dazu spektakuläre chelverletzung. Biss am Anfang auf die rierten Schweizer Spieler bezahlt wur- klug entschieden zu haben, wie man Tore besorgt. Er geht auf der Höhe sei- Zähne und zeigte, warum er als bissiger de. Unter all dem hat nicht gelitten: ihn kennt: einen besseren Zeitpunkt, nes Könnens, leider. Aber wer will ihm Aussenverteidiger gilt. Und dann war Shaqiris Leistung. Fünf von sechs um abzutreten, kann man sich nicht das schon verübeln? nach sechs Spielen auch schon Schluss. möglichen Titeln in den ersten drei vorstellen. Mit zwölf Titeln steht er 23/2017 3/5/0 | 2/180 0/0/0 | 8/720 0/1/0 | Mehrere Eingriffe waren nötig, eine Profijahren hat er mitgewonnen. Fünf hinter Chipperfield auf Rang 2 der er- Vertrag: läuft aus Operation an einer Sehne. Langsam, von sechs! Chapeau. Wir werden ge- folgreichsten Spieler in der Clubge- sehr langsam auf dem Weg zurück. spannt verfolgen, wie es ihm in Mün- schichte. Was will man mehr? Er wird Aleksandar Dragovic (21). Sich über das 6/470 0/0/2 | 1/53 0/0/0 | 0/0 | chen läuft. als Juniorentrainer beim FCB weiter- schweizerdeutsche Idiom lustig ma- Vertrag: bis 2014 31/2275 9/6/0 | 3/203 0/0/0 | 6/513 0/0/1 | machen und natürlich erst mal leer chend, mit einer brennenden Pyrofackel Vertrag: wechselt zu Bayern München schlucken, wenn der erste Monatslohn auf dem Stadtcasino wedelnd oder ei- Arlind Ajeti (18). Noch ist die U21 sein auf dem Konto ist. nen Bundesrat bei der Siegerehrung Spielpraxisrevier. Der bullige Innen- Granit Xhaka (19). Fast noch rasanter 23/1960 4/2/1 | 4/335 2/0/0 | 5/395 1/2/1 | glatzenwatschend – zielsicher hat der verteidiger mit kosovarischen Wurzeln nach oben als bei Shaqiri führt sein Vertrag: läuft aus – Karriereende Wiener mit serbischen Wurzeln jeden dargebotenen Fettnapf getroffen. Jetzt ist er 21 und es ist Zeit, die Mündigkeit auch in einer gewissen Reife ausserhalb des Spielfeldes auszuleben. Ein sack- starker zentraler Verteidiger ist der österreichische Teamspieler nämlich schon. Bei Licht besehen hat er nur zwei schwächere Spiele gemacht (München und Cupfinal) und bildete mit Abraham ein wunderbares Innenverteidigerduo. 28/2502 1/0/9 | 3/251 0/0/1 | 8/720 0/0/1 | Vertrag: bis 2015

Radoslav Kovac (32). Hatte keinen leichten Stand bei Premier-League-Ab- steiger West Ham United, wo ihn der FCB auslöste, und hatte aufgrund man- gelnder Spielpraxis einen harzigen Start in der Schweiz. Die bis beinahe hinter beide Ohren tätowierte tsche- chische Frohnatur wird nie mehr ein pfeilschneller Innenverteidiger wer- den, spielt, wenn er gut spielt, solide und wird sich beim FCB weiter in die Rolle des Backups fügen müssen. 15/1244 0/4/0 | 5/326 0/1/0 | 1/4 0/0/0 | Vertrag: bis 2013 plus Option

Philipp Degen (29). Als der Leihvertrag mit dem VfB ausgelaufen war und der FC Liverpool endgültig nicht mehr an den Aussenverteidiger glaubte, erhielt er beim FCB die Gelegenheit zur vollständigen Genesung einer Waden- verletzung. Mit Rückrundenbeginn griff er voll ins Spielgeschehen ein. Nach langer Verletzungszeit ist der Weg zurück mühsam. So ist die Zeit seit sei- ner Rückkehr wohl am sinnfälligsten zu beschreiben. Aber wer weiss: Kommt tatsächlich auch sein Zwillingsbruder David ans Rheinknie zurück, dann wird vielleicht alles gut. 9/747 1/2/0 | 1/81 0/0/0 | 1/22 0/0/0 | Vertrag: bis 2012 plus Option

TagesWoche 21 11 Wochenthema 25. Mai 2012

miert der Flügelspieler, der meistens eingewechselt wurde, der pfeilschnell ist, bei dem sich jedoch die Frage stellt, ob seine Fähigkeiten, sein Spielver- ständnis ausreichen. Es würde nicht wundern, würde er ausgeliehen. 17/649 2/1/0 | 2/169 2/0/0 | 0/0 | Vertrag: bis 2014 plus Option

Alex Frei (32). Widerborstig. So ist Frei, das wird immer zu ihm gehören. Wäre er nicht so unheimlich torgefährlich, so kalt im Abschluss, dann könnte ihm das fast als liebenswerte Kauzigkeit ausge- legt werden. Aber nein, der beste Stür- mer der Super League ist und bleibt ein Phänomen, eine effiziente Tormaschine und ein emotionaler Mensch. Unlängst erzielte er gegen die Grasshoppers sein 300. Tor. Das isch emol e Marke! Für ei- nen Skorer mögen Zahlen alles sein, aber Frei tut es auch und vor allem für den FC Basel. Der international Erprob- te verkörpert die Widerborstigkeit, die es in einer Mannschaft braucht, die nicht nur in der heimischen Liga, son- dern auch in der Champions League für Aufregung sorgen will. Alex Frei steht dem FCB gut. 31/2555 24/8/0 | 5/286 4/1/0 | 7/608 5/2/0| Vertrag: bis 2012 plus Option

Marco Streller (30). In einer solchen Saison wachsen alle Spieler mit dem Erfolg der Mannschaft, und der Hüne Streller wuchs noch ein bisschen mehr. Der Stürmer und zweitbeste Skorer der Liga ist schon nach einem Jahr so et- was wie ein «Übercaptain» und die Identifikationsfigur schlechthin – zur Freude von Karli Odermatt. Der Aescher hat eine ausserordentliche Saison gezeigt. Sein Gefühl für den Ball und sein Riecher für den entschei- denden Pass, sein Laufpensum und un- bändiger Siegeshunger – neben Alex Fabian Frei (23). Dem silbernen U21- bestem Wege, daraus herauszufinden. che Torgefahr. Die muss der zweite Frei machte das den anderen Part eines EM-Sommer, dem goldenen Herbst mit 13/906 4/0/0 | 3/228 0/0/0 | 3/91 1/0/0 | Spieler im Zentrum ein Stück weit be- für Schweizer Verhältnisse magistra- drei Toren in der Champions League Vertrag: bis 2016 sitzen, sonst wird es ausrechenbar. len Sturmduos aus. sowie weiteren famosen Spielen und 15/892 0/0/1 | 3/129 0/0/1 | 0/0 | 30/2503 13/6/0 | 3/270 3/3/0 | 7/619 2/2/0 | dem Debüt im Nationaldress folgte ein Tavares Varela Adilson Cabral (23). Wenn Vertrag: bis 2013 Vertrag: bis 2014 harziger Frühling für den polyvalenten es darum geht, dem Gegner wehzutun, Mittelfeldspieler. Irgendwo in der Win- die Räume eng zu machen und den Ball Scott Chipperfield (36). Der ewige Chip- Jacques Zoua (20). Erst 20 Jahre alt? Ist terpause blieb das Selbstverständnis zu stehlen – und wenn es nicht gerade in perfield nicht mehr in Rotblau? Gar der kamerunische Nationalspieler nicht und das Selbstvertrauen vor dem Tor München gegen die Bayern geht – dann nächste Saison mit einem anderen schon ewig dabei? Genau: seit 2009. kleben. Da ist für die neue Saison wie- ist Cabral ein wertvoller Spieler. Wenn Club gegen Basel? Noch unvorstellba- Und seitdem wechseln die Tage zwi- der Luft nach oben. Absolut auf der es darum geht, das Spiel zu machen, rer. Was hat dieses Schlachtross dem schen wunderbar und rätselhaft. Sagen Höhe der Zeit: seine Website fabian- sitzt der auf den Kapverden geborene FCB nicht alles gegeben? Sein elftes wir es so: Die TagesWoche lässt nichts frei.ch. Da ist nur noch alexfrei.ch auf ehemalige Schweizer Juniorennational- Vertragsjahr war erneut ein von Verlet- kommen auf den jungen Stürmer mit dem gleichen Stand, benihuggel.ch ist spieler öfter auf der Bank. Fügt er sich zungen geprägtes. Zu einem letzte Hur- der riesigen Wasserverdrängung, der seit dem Türkei-Eklat 2005 eingestellt, in diese Rolle, bleibt er auch im vorerst ra in der Champions League (beim 1:1 die Zuschauer hin und wieder zur Ver- und Captain marcostreller.ch sei ins letzten Vertragsjahr dienlich. in Lissabon) hat es aber gereicht – da- zweiflung bringt. Hat taktisch verflixt Gästebuch geschrieben, dass er we- 20/1091 1/4/1 | /180 0/0/0 | 8/443 0/0/0 | mit hat er das Jahressalär schon ge- viel gelernt, machte grossartige Spiele nigstens mal das Foto auf der Home- Vertrag: bis 2013 rechtfertigt. Jetzt ist Schluss. Ein Fuss- (wie in Manchester) und diesen wun- page aktualisieren könnte. ballhero zieht seinen rotblauen Dress derbaren Pass auf Stocker zum 1:0 ge- 31/1731 4/1/0 | 4/172 2/1/0 | 8/597 3/0/0 | Gilles Yapi (30). Die Saison seines aus – als erfolgreichster Spieler der gen die Bayern. Jetzt wäre noch mehr Vertrag: bis 2013 Kreuzbandrisses: Ende Juli 2011 ver- Clubgeschichte mit 13 Titeln. Man Konstanz gefragt. letzt und operiert, Comeback im Feb- muss den Verein verstehen. Und Scot- 26/1585 7/0/0 | 4/315 2/0/0 | 7/260 0/0/0 | (23). Der heimliche Fa- ruar 2012. Das muss eine Mischung tie auch, dass er so nicht aufhören will. Vertrag: bis 2015 vorit der weiblichen Fans hatte seinen aus gutem Heilfleisch und konsequen- 6/147 0/0/0 | 3/183 1/0/0 | 5/151 0/0/0 | grossen Moment bei seinem 1:0-Treffer ter Reha gewesen sein. Der Ivorer spal- Vertrag: läuft aus Kwang Ryong Pak (19). Beim FCB meets gegen Bayern München im Achtelfinal- tet die Kritiker, die TagesWoche schlägt Nord- Südkorea – und das klappt bes- Hinspiel der Champions League. Es sich entschieden auf die Seite jener, die Stephan Andrist (24). Kurz vor Tor- ser als auf politischer Ebene. Logisch, war das Zeichen eines typischen Ef- ihn für einen hervorragenden Aufbau- schluss der Sommer-Transferperiode strecken die beiden die Köpfe zusam- fekts nach einer langen Pause wegen ei- er halten. Für einen, der viele Ballkon- wurde der freundliche, zurückhaltende men, können sie sich doch dann in ei- ner schweren Verletzung (Kreuzband- takte hat und deswegen auch mehr Simmentaler vom FC Thun geholt; ein ner ihnen fremden Kultur in ihrer operation vor 13 Monaten): Erst kommt Fehler als andere macht, der aber im- Wunschspieler von Thorsten Fink. Sprache unterhalten. Pak, väterlich ein Hoch, auf das nur allzu oft ein Tief mer das Beste für den Mitspieler im Zwei Tore im Cup, zwei in der Meister- umsorgt von seinem Mentor, dem Lup- folgt. Der Nationalspieler ist aber auf Schilde führt. Dem eines abgeht: jegli- schaft und immerhin fünf Assists sum- singer Karl Messerli, hat viel Geduld

TagesWoche 21 12 Wochenthema 25. Mai 2012

aufbringen müssen. Viele Kürzestein- sätze, daneben viele Reisen zur nord- koreanischen Nationalmannschaft und eine ekelhafte Verletzung, ein ausge- kugeltes Ellenbogengelenk. Dazu eine Doublette in der ersten Cuprunde, und sein erstes Tor in der Super League war ein gewaltiger Hechtkopfball An- fang April zum 2:0-Sieg in Lausanne. Die TagesWoche frisst einen Besen, wenn aus diesem Pak nicht ein Riesen- stürmer wird. 13/279 1/0/0 | 1/90 2/0/0 | 3/18 0/0/0 | Vertrag: bis 2016

Roman Buess (19). In Basel geboren und in Muttenz gross geworden trainiert er jetzt schon eine ganze Weile mit den Profis mit, muss jedoch als Stürmer Nummer 5 hinten anstehen. Immerhin kam der U17-Weltmeister von 2009 in dieser Saison zum Super-League- Debüt (Einwechslung am 2. Mai in der 72. Minute beim 2:1-Heimsieg gegen Thun). Tendenz: Ausgeliehen an einen anderen Verein könnte er zu Spiel- praxis kommen. 1/18 0/0/0 | 1/38 0/0/0 | 0/0 | Vertrag: bis 2014

Ausserdem gehört Darko Jevtic (19, Mit- telfeld) seit der Winterpause zum Kader, fiel aber wegen einer Schulter operation aus. Ebenfalls zum Einsatz in dieser Sai- son kamen: Taulant Xhaka (21, Verteidi- ger, bis 2013 an GC ausgeliehen), Pascal Schürpf (22, Stürmer, bis 2013 an Aarau ausgeliehen) und Fwayo Tembo, der an seinen früheren Club Étoile Sportive du Sahel ausgeliehen wurde und kaum zu- rückkehren wird. tageswoche.ch/+ayfxv

TagesWoche 21 13 Wochenthema 25. Mai 2012

Gosch immerno an Match? Von Lubomir Faktor*

Ich bin vor Kurzem 30 geworden und begleite dich nun seit fast zwei Jahr- zehnten. Fussballbegeistert seit Kin- desbeinen. Meine erste fussballerische Erinnerung beginnt im Keller meiner Grossmutter. Mein Onkel Heinz (er heisst wirklich so) hatte ebenda seine Junggesellenbude mit einem Schwarz- weissfernseher. Dort habe ich wohl meinen ersten Match gesehen, keine Ahnung, wer spielte. Ich erinnere mich an einen Spieler mit langen Haaren. Sonst bin ich nur selber dem Ball hin- terhergerannt in der Hoffnung, ihn mal zu treffen – halt einfach «schutte». Ein 30-Jähriger ist im Profifussball ein «Routi- nier», Führungsspieler, ein alter Fuchs. Und als Fan?

Den FCB habe ich kaum wahrgenom- men, als ich klein war. Er war in der Nati B, ich hörte nur die Resultate am Radio. Ich bin ein Kind der 80er-Jah- re. Was nicht am Fernsehen kam, exis- tierte nicht.

Sait dr Bappe zu sim Sohn … Nein, so Foto: Hans-Jörg Walter war es nicht ganz. Er hat mich nicht an den Match mitgenommen. Das lag vor Der wahre FCB-Fan weiss die Erfolge (Titelgewinn 23. Mai) zu feiern … allem daran, dass er selber nicht mehr hinging. Früher schon. Ich habe ihn dann mitgenommen oder besser ge- wird mir bewusst, wie jung ich damals Wahnsinn! Schals um den Hals und fand meinen Platz dort. Wir haben uns sagt, ihn genötigt, mich mitzunehmen. war. Die Jungs mit 14 heute sind da die Handgelenke, schwitzend im Tri- zusammengeschlossen, wir wurden An einem Samstag (wir hatten an ganz anders … Die Kurve ist auch an- kot aus Polyester, kein Gedanke daran, eine Bewegung, konnten uns engagie- Samstagen noch Schule) legte ich ihm ders als damals. Die Männer mit Glat- was jemand denkt, weil jeder sehen ren, wollten es. Wir wollten mehr da- zwei Billette auf den Mittagstisch, die ze und Bomberjacken, sie waren konnte, dass wir FCB-Fans sind. Sie von. Auswärtsfahrten nach Europa – ich einem Freund abgeschwatzt hatte. furchteinflössend. fragten uns nach dem Resultat, wir es war geil. Also gingen wir ins Joggeli. 1994, waren glücklich, wir hatten gewonnen. Aufstiegssaison. Das habe ich immer 2002 der Titel – der Traum ging in wieder geschafft, bis ich irgendwann Zeit der Träume Eine neue Saison, plötzlich waren wir Erfüllung! Es ging noch weiter, es alleine hinging. Ich glaube, er war stärker. Und dann mussten wir uns wurde noch wilder, härter, lauter, froh, und ich auch. Anstatt Mittellinie In dieser Zeit fing ich an zu träumen: vom alten Joggeli verabschieden und schöner und schwieriger. Diskussio- hiess mein Standort jetzt Muttenzer- Von dir und wegen dir, in der Nacht auf die Schützenmatte ziehen. 1999, nen mit dem Chef, sich erklären, sich kurve. Das Ritual war stets das Glei- vor den Spielen. Ich träumte, wie ich 30 Franken Eintritt, dieser Preis gilt rechtfertigen, die richtigen Worte fin- che: Bevor ich meine Freunde auf dem meinen Zug verpassen könnte und mit heute fast als normal. Ich wehrte mich den, für etwas, was man tat, oder bei Zug traf, mahnte mich d Mamme, wo ihm das Spiel. Selten waren es ent- dagegen und blieb draussen – ein dem man dabei war oder das man ein- an dr Türe stoht, keinen Blödsinn zu scheidende Spiele – du warst meistens gros ser Schritt. Meine Grossmutter fach o. k. fand. Erklärungen für das machen und mich warm genug anzu- erfolglos. schenkte mir das Geld für die Saison- Gute wie für das, was man in der öf- ziehen. Einmal hat sie mir eine Ther- karte – 450 Franken – ich legte es wie fentlichen Wahrnehmung als schlecht moskanne heissen Tee in den Ruck- 1997 meinten wir, es würde alles an- ein richtiger Schweizer auf mein Bank- befand. In der Stadt Unterschriften für sack getan, sie kam ungeöffnet wieder ders und besser werden, als wieder konto und ging erst auf die Schütze, Stehplätze in der Muttenzerkurve nach Hause zurück. Aber «machsch grosse Namen im Team standen. Ber- als der Eintritt auf 15 Franken gesenkt sammeln, in einer Zeit, in der mit dem kei Seich» hörte ich noch viele Jahre ger, Gaudino, Kreuzer, Knup. Es wurde. Prinzip ist Prinzip. Finger auf die Kurve gezeigt wird. vor jedem Match. klappte nicht. Jahrtausendwende mit dem Trai- Auf Schalke 2004 die Gummiknüppel Stück für Stück wollte ich mehr davon, 1998 wären wir fast abgestiegen, es ner Gross, wir spielten oben mit, wur- der Polizei – Wut, Hass und sich des und bald hab ich mir meine erste Sai- gab Proteste wegen den Leistungen, den zum «Spitzenteam», Uefa-Cup- Risikos bewusst werden, das man ein- sonkarte gekauft – Magic Card vom wir stellten uns mit dem Rücken zu Qualifikation. Wir warteten auf das ging. Verhaftung in Altstetten, zusam- Bankverein hiess das Zauberwort da- dir. Aus den drei letzten Spielen neue Stadion. Wieder mit dem 14er ins menwachsen und weitermachen. mals. Die magische Karte für das ma- brauchten wir neun Punkte, wir Joggeli fahren, wieder die Massen se- gische Spiel, der Höhepunkt einer je- schafften es! Die Schlussphase in hen und dort zu stehen. 2005 durfte ich meinen Kopf eine den Schulwoche. 1996 Rauch- Kriens werde ich mein Leben lang Woche lang in «Tagesschau» und «10 bömbchen auf das Spielfeld geworfen, nicht vergessen. Ein Mann weniger, 2001 war es so weit, endlich. Im neu- vor 10» betrachten, weil unter der Tri- dafür zwei Kläpper eingefangen und 2 : 1 vorne, Penalty für den Gegner ge- en Joggeli musste erst alles seinen büne ein paar Papierschnipsel brann- beim nächsten Spiel mit einer naiven halten, Konter, Tor, wildfremde Men- Platz finden, auch die Zuschauer und ten, im Büro nannten sie mich jetzt Angst ins Joggeli gegangen. Heute schen umarmt, den Platz gestürmt – Fans, die neue Muttenzerkurve. Ich «Hooligan». Ich weiss nicht, wie viele

TagesWoche 21 14 Wochenthema 25. Mai 2012

aber ich bin ja nicht Nick Hornby, und ausserdem gibt es bereits jetzt genü- gend Fussballbücher.

Viele finden es reichlich kindisch, was ich und viele andere Woche für Woche machen, und das mit 30. Wenn man bedenkt, dass es im aktuellen FCB-Ka- der nur noch sechs Spieler gibt, die äl- ter sind als ich. Mag sein. Doch, wie viele 30-Jährige können sich noch im- mer wie ein Kind über etwas freuen, so wie ich mich ab dir? Worüber freu- en sich andere Mittdreissiger? Ab einem Mittelklassewagen? Mit dem Geld, das ich für dich schon ausgege- ben habe, hätte ich mir sicher auch einen kaufen können – vielleicht sogar mehrere. Oder andere teure Dinge, von denen ich nicht wüsste, wozu ich sie brauchen könnte … Aber mit kei- nem Geld der Welt hätte ich mir das Gefühl kaufen können, dort in Bern, als Valentin Stocker diesem Ball hin- terhersprintete, ihn erst mit rechts verfehlte aber dann mit der linken Fussspitze noch drankam. Er ihn ir- gendwie über Wölfli lupfen konnte und der Ball kurz vor der Linie auf- prallte und den Weg ins Tor fand. Zwei Sekunden, in denen die letzte Nerven-

Foto: Valeriano Di Domenico/freshfocus zelle meines Körpers angespannt war … und steht in der Niederlage (0 : 7 gegen die Bayern in München) zu seinem Verein. und mir kurz darauf einen Endorphin- schub lieferten, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte. in Wirklichkeit daran glaubten. Es Ganz langsam fingen die Dinge an, en, drei Wochen und zehn Minuten. konnte mir den Spass an dir nicht ver- sich zu ändern. Freunde fingen an, Ich träumte von der Verlängerung – Ich bin dankbar für diese Jahre an derben, niemals. Die Reisen durchs Familie zu planen, zogen um, arbeite- leider wurde nichts daraus. Und da deiner Seite, in denen ich so viel erlebt Land, durch Europa, den Spass, den ten mehr, länger, an einem anderen war ja noch die Sache mit dem Titel- habe, mit all jenen, die dabei waren. wir unterwegs hatten mit Bier und Ort. Man traf sich seltener, ging früher hattrick. Für die Freude, für den Schmerz und Joints, die Vorfreude aufs nächste Mal, heim. Einige blieben zu Hause, weil sie für das Gefühl, dass ich mit dir so was der Glaube, es bleibe immer so. lieber mit der Freundin an die Herbst- Was geblieben ist wie die ewige Jugend gefunden habe. messe gingen als mit uns ans Spiel zu Und dafür, dass ich mit dir gelernt Europacup 2006, wir waren sicher, fahren. Was ist passiert? habe, wegen dir, was «normale» Leute dass wir ins Finale kommen würden – Heute kann ich nicht mehr an jedes in meinem Alter nicht lernen können. bis Middlesbrough. Es wurde das Jahr 2009 wurde Gross entlassen – end- Spiel gehen, mein Job verunmöglicht Werte wie Gemeinschaft und Solidari- der vielen Stiche ins Herz und der un- lich dachten wir. Wir fingen fast bei es mir. Ich bin aber auch schon an ei- tät, die sie so wie wir niemals gelebt sicheren Zukunft. In der Zeit habe ich null an mit Thorsten Fink. Ein schwie- nem Sonntag im Bett liegen geblieben, haben. Dankbar dafür, dass ich so er- mir eine Auszeit gegönnt, um danach riges Jahr, auch für mich, nicht alles weil es mir zu kalt war. Wer hätte es je wachsen werden konnte und hin und weiterzumachen wie bis anhin. Weil klappte wie gewünscht, aber es war geglaubt? 2002, als ich in der RS war wieder sein kann, als wäre ich 16. wir aufgestanden sind, weil es weiter- gut so. und du gegen Celtic gewonnen hast? Spezieller Dank gebührt em Bappe, ging. 1999, als dieser Judas namens Mario dass mi damals mitgno hesch! Mai 2010, dieser unglaubliche Monat: Frick garantiert absichtlich am Zür- Die Saison 2006/2007 wurde für In Aarau die Brille im Tränengas verlo- cher Tor vorbeigeschossen hat, 1998 mich zu einer der besten, die wir je- ren, wenig später den Cup gewonnen, auf dem Rasen in Kriens, als der Lini- * Der Beitrag ist unter Pseudonym im mals hatten. Kurve und Mannschaft die Meisterschaft – ich konnte es kaum enrichter von den Baslern verprügelt «Schreyhals» erschienen, einer Publikati- waren stark. Mit dem Glauben, den Ti- glauben. Und noch mehr. Konnte es wurde. Als 1997 die «Sieg Heil»-Rufe on der Muttenzerkurve. Die Zeitung er- tel zurückzuholen, stieg die Begeiste- noch besser werden? Kaum vorstellbar in der Kurve nicht zu überhören wa- schien im August 2004 zum ersten Mal rung für dich. Die Hoffnung lebte bis in einem Jahr, in dem sich wieder so ren. 1994, als ich noch klein war und und berichtet in unregelmässigen Abstän- zur letzten Minute, viele waren ent- viel änderte. Ich habe es erst gar nicht den Stadiongeruch einatmete und den über Geschichten, Anekdoten und täuscht – dafür holten wir den Cup. bemerkt, ich denke aber, dass ich mich mich mein Vater mit dem Schlusspfiff Erlebnisse rund um die Faszination FCB. genau dann verändert habe, dass ich aus dem Joggeli zog. Ich kam ja zu- An Spieltagen werden die werbefreien dort älter wurde – die Welt um mich rück, immer wieder. Ich weiss nicht, Exemplare rund um das Stadion kosten- Bleibt alles anders herum ist nicht stehen geblieben. wie viele Spiele ich gesehen habe und los verteilt. Anlässlich des Spiels gegen wie viele Spieler für den FCB gespielt die Grasshoppers vom 12. März 2012 Mit 25 änderte sich mein Leben: Be- 2011 der Titel und direkt in die Kö- haben in dieser Zeit. Ich könnte versu- erschien die 35. Ausgabe. Unter dem Titel rufliche Neuorientierung – ich bin dir nigsklasse. Die Jungs jubelten in Man- chen, sie einmal aufzuzählen, wenn «Gosch immerno an Match?» beschrei- weiter gefolgt. Der Torjubel 2008 in chester – ich habe es am Fernseher ge- ich in der Nacht nicht einschlafen ben Fans ihr Fan-Sein: alte und junge, Neuenburg, Ivan Ergic’ Kopftor in der sehen. Ich konnte aber mit dir 2012 kann. Ich hab so viel erlebt mit dir, für gemässigte und wilde. 92. Minute, das Double. träumen, dass wir die Bayern raushau- ein Buch wird es wohl nicht reichen, www.muttenzerkurve.ch

TagesWoche 21 15 Wochenthema 25. Mai 2012 Foto: Michael Flume Foto: Michael Flume

TagesWoche 21 16 Wochenthema 25. Mai 2012 Foto: Michael Flume Foto: Daniela Frutiger/freshfocus

Ausgelassene Stimmung bei den Fans auf dem Barfi und bei den Spielern auf dem Balkon des Casinos nach dem Cupfinal am 16. Mai. Trainer Heiko Vogel feiert im Restaurant Papa Joe’s (Bilder links). – Volle Konzentration bei Goalgetter Alex Frei im Spiel FC Basel–Bayern München am 22. Februar,

Foto: Michael Flume als der kleine FCB den grossen FCB bezwang (oben).

TagesWoche 21 17

Inhalt 25. Mai 2012

REGION SCHWEIZ DIALOG Stimmen aus der Community Reithalle: Zum 25. Geburtstag erhält Berns AJZ mehr Repression geschenkt, Seite 28 «Teile des Hafen- areals könnten Ökostrom: Schweizer Anhänger erneuer barer Energie haben jetzt eine eigene Bibel, Seite 30 als Wohnzone frei- gegeben werden.» INTERNATIONAL Christoph Meury zu «Eine Gemeinde in Aufruhr», tageswoche.ch/+aydgd Baku: Die Autorin Olga Grjasnowa über die «verwundete Stadt» ihrer Kindheit, Seite 34 «Die freie Arztwahl ist eine Illusion, Foto: Nils Fisch TAGESWOCHE.CH vorgeschoben von Multikulti-Polizisten: Basels Korps wird internationaler, weiblicher, jünger, Seite 22 Aufgeräumt: Die TagesWoche im Web – den Gegnern der schneller und leserfreundlicher, Seite 40 Vorlage, weil sie Gefordert: Valérie Limrich bereitet für ihre wissen, dass dieses Biber und Wölfli das Pfingstlager vor, Seite 20 KULTUR Argument am meis- Schwarzarbeit: Kaum Kontrollen, milde Cannes: Viel Preisverdächtiges hat die Jury ten Angst macht.» Strafen – der Staat verliert Millionen, Seite 24 des Filmfestivals nicht zur Auswahl, Seite 43 Eva Kaiser zu «Tod einer Vorlage», tageswoche.ch/+aydfz Arzneimittel-Not: Medikamente, die für die Prekäre Existenzen: Martin Roda Becher über den Autor Thomas Blubacher, Seite 46 Pharma nicht rentieren, gehen aus, Seite 26 KULTUR Burnout kommt nicht vom Job, Seite 32 Foto: Peter Schnetz INTERVIEW Junge Wilde am Theater Basel: Was das neue Schau- TagesWoche: Werden Sie in Russland als spiel-Triumvirat Martin Wigger, Systemkritiker und Publizist wahrgenommen? Tomas Schweigen und Simon Michail Ryklin: Ähm, naja. Meine Bücher Solberg ausheckt, um neues erscheinen in Russland, ja, und ich habe auch Publikum zu gewinnen, Seite 44 einen kleinen Fanclub. Aber so grossen Wider- hall, dass sich die Mächtigen dieser Welt dage- AGENDA gen auflehnen würden, rufen sie nicht hervor. Kultwerk: Vor 50 Jahren TagesWoche: Nach dem Suizid Ihrer Frau starb der Künstler Yves Klein. haben Sie angekündigt, ein Buch über die Sein perfekt glänzendes Umstände ihres Todes zu veröffentlichen. Ultramarinblau machte ihn Sind Sie fertig damit? weltberühmt, Seite 53 Michail Ryklin: Ja, das Buch ist geschrie- ben und wird im nächsten Jahr erscheinen. Wochenendlich in Hoffentlich auch in Russland. Es wurde viel Barcelona: Wo sich in spekuliert über den Tod meiner Frau. Nach all Europas Trendhauptstadt meinen Recherchen und der Auswertung der keine Touristen auf den Tagebücher kann ich sagen, dass es zwar ein Füssen herumstehen, Seite 54 Suizid war. Aber ein erzwungener Suizid. Briefe, Impressum, Seite 42 Das ganze Interview mit dem russischen Philosophen Michail Ryklin, ab Seite 36 Bestattungen, Seite 27 Foto: Basile Bornanda

TagesWoche 21 19 Persönlich 25. Mai 2012

Gefordert: Valérie Lemrich

Valérie Lemrich Als Lagerleiterin Pipistrella mischt sie an Pfingsten mit den Bibern und den Wölfli der Pfadi Sunnebärg (www.sunnebaerg.ch) den Wald auf.

Foto: Nils Fisch

Pipistrella ist ihr Pfadiname. Seit 1997 ist Valérie Lem- den Zeltbau und zum Verkleiden – zum Lagerplatz schaffen rich dabei, 2005 wurde sie Leiterin bei der Pfadi Sunne- müsse. Danach mache sie sich daran, zusammen mit den bärg. Ihr Pfadiname, so Pipistrellas Verdacht, könne von anderen Leitern eine spannende Geschichte zu erfinden, ihrer früheren Frisur, einem seitlichen Pferdeschwanz, die sich wie ein roter Faden durch das dreitägige Lager herrühren. Der habe anscheinend etwas Fledermaus- zieht. «Das Programm müssen wir mit dem Coach bespre- artiges gehabt, lacht die 24-Jährige. Unter ihren Fittichen chen, damit es am Ende ‹Jugend und Sport›-tauglich ist.» sind die Kleinen – die Biber und die Wölfli. Was den Pfadi Erfüllt das Programm die Anforderungen, bekommen aller Stufen nahegebracht werde, ist, der Natur Sorge zu sie Unterstützung. Dieses Jahr wird die Geschichte «Der tragen. «Die Kinder lernen, dass man keine Pflanzen aus- kleine Wassermann» von Ottfried Preussler aufgegriffen reisst und den Abfall nicht im Wald liegen lässt.» und eine Fortsetzung gespielt: «Der kleine Wassermann Auch das Holz sammeln sie nur vom Boden und schnei- sucht den Weg zum Meer, und wir versuchen ihm dabei zu den keine Äste. Eine weitere Maxime ist: Es gibt kein helfen. Sind wir dann aber am Meer, erwartet uns eine schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. «Die grosse Überraschung.» Mehr werde sie aber noch nicht Kinder lernen, sich als Teil der Gruppe zu fühlen und Ver- verraten, sagt Valérie Lemrich vergnügt. Der grösste antwortung zu übernehmen.» Dieses Jahr geht sie zum Spass in den Pfingstlagern sei für sie: «Wenn man sieht, siebten Mal als Lagerleiterin mit ihnen ins Pfingstlager. wie sehr sich die Kinder schon über kleine Dinge und Sie schaue sich jeweils bis zu einem Jahr im Voraus nach Spiele freuen.» Das gebe ihr sehr viel zurück. Sie habe einem geeigneten Lagerplatz um. 2012 fiel die Wahl auf auch erlebt, dass die Kinder eine Geschichte «mitlebten» den Bauernhof Ärntholden in Gelterkinden. Neben dem und diese ihren ganz eigenen Verlauf bekam. Es sei, wie Lagerplatz gelte es, eine Küchenmannschaft zu organisie- in einem Film mitzuspielen und etwas bewirken zu wol- ren. Hinzu komme, dass jemand das ganze Material – für len. Annina Striebel tageswoche.ch/+ayfmc

TagesWoche 21 20 Region 25. Mai 2012

Der Verleider Auch das noch nörgelt, 20. Mai

Invasion der Malenas Welt

«Von Durness nach Messina» Tiere Weg mit dem von Urs Buess König

Ein bisschen kämpfen, das Wieder zurück am See. Ich setze mich hin und schaue aufs Wasser. Weiter gefällt den meisten Menschen. vorn ist ein Wohnwagen parkiert, mit Wenn man es richtig anstellt, offener Türe. Plötzlich trifft mich etwas am Kopf. Ich schaue zurück – da steht hat auch niemand etwas ein Kind. Spreche es an und es schaut dagegen. mich an, als ob ich vom Mars käme. Von Malena Ruder Dann taucht eine Frau auf und mit ihr zwei weitere Kinder. Die Kleinen sind Gewaltverherrlichende Spiele sind barfuss, die Frau trägt Sandalen, etwas nichts, was man als vernunftbegabter an ihrem rechten Knöchel irritiert Mensch gutheissen kann, mag man mich. Ist das nur Schmutz oder eine meinen. Das stimmt so aber nicht schlecht geheilte Wunde? So genau ganz: Sie müssen nur draussen statt- kann ich nicht hinstarren. Die Kinder finden! Picklige Jugendliche mit fetti- verstehe ich nicht, die Frau schon. gem Haar, die stunden-, tage-, jahre- lang vor Computerbildschirmen in abgedunkelten, muffigen Zimmern ir- Ob ihr Mann denn gendwelche Aliens oder Zombies mit Bazookas abknallen, sind einsame Computer verkaufe? Nerds, die Hilfe brauchen. Nein, sagt sie, er arbeite Ganz anders verhält es sich aber mit kriegerischen Gruppenspielen in den Computern drin. draussen. Sportliche Betätigung ist in unserer Gesellschaft eigentlich immer Sie ist jung, wie ihre Kinder dünn, anerkannt, auch wenn es meistens da- die Haut weiss. Durchsichtig, sagt rum geht, eine andere Gruppe zu be- man dem. So voller blauer Äderchen. siegen, indem man ihnen eins reinbal- «Wir wohnen im Wohnwagen, aber lert – mit Bällen, versteht sich, im nicht mehr lange», sagt sie. Bald wer- Würstli: Inhalt unbekannt. Foto: Michael Würtenberg Fussball zum Beispiel. Letzteres ist den sie in ein Haus bei Cardiff ziehen. mit sehr viel Rennerei verbunden und Ihr Mann arbeitet in Cardiff. «Compu- Wäre ich nicht nur auf dem Papier katholisch, hätte es vergangene deshalb für nach draussen gezerrte, ter», sagt sie. «Er hat ein Auto», sagt verwirrt ins Licht blinzelnde Nerds sie weiter. Am Wochenende komme er Woche mehr als nur ein Ave Maria gebraucht. Ich sag nur: Altes weniger geeignet. hierher. Manchmal auch während der Testament, die ägyptischen Plagen Nummer 2, 3 und 8. Es begann Die Alternative, gewissermassen Woche. Das Haus bei Cardiff sei bald mit dem Grauhörnchen und wurde danach nur noch schlimmer. das unsportliche Fussball, ist das so- fertig und das alte haben sie schon genannte Kubbspiel, ein martialisches verlassen müssen. Vor hundert Jahren von englischen Tierfreunden (Freunden!) in Boule mit Ecken und Kanten, es erfor- Ob ihr Mann denn Computer verkau- England ausgesetzt, hat sich das Grauhörnchen nun auch in Süd- dert Treffsicherheit und Taktik. Der fe?, frage ich. Nein, sagt sie, er arbeite europa heimisch gemacht. Nur noch die Alpen stehen zwischen den Legende nach wurde es von Wikingern in den Computern drin. «Wenn du ei- erfunden, um sich zwischen Raubzü- nem Computer eine Frage stellst, gibt er Horden in Italien (12 000 Stück haben die Forscher gezählt) und gen die Zeit (und Energieüberschuss- eine Antwort. Mein Mann schaut dafür, unseren armen Eichhörnchen. Sollten die Grauen die Alpenüber- bedingte Aggressionen) zu vertreiben; dass er Antworten gibt.» Dann fragt sie, querung schaffen, wäre es vorbei mit unseren Roten. Die können ja und das funktioniert auch heute. Hier- was in meiner Flasche drin sei. Ich sage nicht mal unreife Haselnüsse verdauen. bei werden die Holzblöcke der gegneri- Tee. «Okay», sagt sie, «Tee.» Sie packt schen Mannschaft mit anderen Holz- den Kleinen, der mir einen Stein oder Bereits hier und anscheinend ziemlich gefährlich sind die drei blöcken umgeworfen, und das macht sonst was an den Kopf geworfen hat, chinesischen Laubholzbockkäfer (zwei tote, eine lebende Larve!), Spass. Gewonnen hat auch in der de- und geht weg. Die andern beiden folgen. die von österreichischen Spürhunden im Basler Hafen in einer mokratischen Schweiz jener, welcher Zurück zum Wohnwagen. den König, einen grossen, roten Klotz, Ich breche ebenfalls auf. Fast be- multinationalen Expedition erschnüffelt wurden. Ebenfalls be- umwirft, also stürzt. Die dramatische drohlich winken plötzlich Windräder reits hier und auch etwas suspekt sind schliesslich die zwei Bi- Geräuschkulisse, die ein Computer- auf einem dieser nackten Hügel, aber ber, die an einem «nicht unbedingt idyllischen» Ort (so die Mit- spiel jetzt liefern würde, muss man immerhin geben sie die Richtung an, sich bei Bedarf im Kopf dazu denken. weisen mir den Weg, auf dem sonst teilung von Pro Natura) an der Ergolz gesichtet wurden. tageswoche.ch/+ayerz niemand geht, kein Mensch, kein Auto. Besonders erschreckend: Wie Pro Natura schreibt, seien die bei- tageswoche.ch/axuws den Biber nicht besonders störungsanfällig. Aber wir rüsten uns. Auch wenn das die Behörden nicht so ex- Wer zu den Guten gehört, kann sich mit Sicherheit für die Kubbspiele begeistern, Urs Buess plizit sagen wollen. Aber es soll mir jetzt niemand kommen, es die in der Eingliederungsstätte Baselland ist Co-Redaktionsleiter sei ein Zufall, dass ausgerechnet in diesen apokalyptischen Wo- ESB Reinach gefertigt werden. Am der TagesWoche. Vor chen die geschätzte Firma Grauwiler ein «Zolli-Würstli» lanciert schönsten und kaum teurer als ein zehn Jahren wanderte Computergame ist das «Kubb Deluxe» er vom schottischen hat. Darin enthalten sei nicht das «übliche Gewurstel», hiess es aus Schweizer Buche mit robustem Durness nach Messina in der BaZ vor ein paar Tagen. Gut so! Von Philipp Loser Rucksack für 138 Franken, zu bestellen in Sizilien. tageswoche.ch/+ayfmb auf www.kubb.ch

TagesWoche 21 21 REGION

Die neuen Schugger

Die Polizisten Vor nicht allzu langer Zeit war es Jahren bei der Polizei arbeitet. «Ich Eine Aussage, die der Polizist Kurt noch so: Begegnete man einem Polizis- stelle fest, dass das Basler Korps im- Meier so bestätigen kann. «Polizisten der alten Schule ten, war das garantiert ein strammer mer offener wird. Die Älteren passen mit Migrationshintergrund sind eine Schweizer. Schugger wurde nur, wer sich dem auch an. Zudem wird das Bereicherung für unser Korps. Wenn verschwinden den Militärdienst absolviert hatte und Spektrum bei gleich bleibender Quali- ich als Weisser einen Afrikaner verhaf- einen roten Pass besass. Bis 1980 war tät breiter – wir haben inzwischen vie- te, wird mir nicht selten Rassismus langsam. Vermehrt die Voraussetzung sogar, dass es ein le Nationalitäten bei uns.» vorgeworfen. Macht das aber mein Mann sein musste. Die Polizei schien Eine Tatsache, die nicht zuletzt mit dunkelhäutiger Kollege, wird das von prägen junge, sich dagegen zu sträuben, die neuen ge- dem 1996 revidierten Polizeigesetz zu den Menschen ganz anders ange- sellschaftlichen Verhältnisse in ihrem tun hat. Seither können auch Personen schaut.» fremdländische Korps abzubilden. Doch diese Zeiten mit Niederlassungsbewilligung C zum Begeistert von den Polizisten mit gehören endgültig der Vergangenheit Polizisten ausgebildet werden. Basel- Migrationshintergrund ist ebenfallls Ordnungshüter das an. An Frauen – in Basel liebevoll Stadt war der erste Kanton, der den Tobias Schrämmli: «Der grösste Vor- «Müsli» genannt – hat man sich inzwi- Schweizer Pass nicht mehr zur Anstel- teil ist deren Sprache und Wissen über Basler Stadtbild. schen gewöhnt, vermehrt sieht man lungsbedingung machte. Erst Jahre Kulturen, die uns Schweizern fremd jetzt auch fremdländische Gesichter in später folgten Genf, Appenzell und sind.» Dies zeige sich immer wieder in Von Yen Duong der blauen Uniform. Schwyz. In Baselland dagegen hält Situationen, in denen viele Emotionen Kurz: Die Basler Polizei ist multikul- man noch stur an der Schweizer im Spiel seien – etwa bei häuslicher tureller, weiblicher und jünger gewor- Staatsangehörigkeit fest. Gewalt. den. Ein Ordnungshüter – nennen wir «Die Kapo Basel-Stadt beschäftigt ihn Kurt Meier* –, der seit rund 30 Jah- zwischen 15 und 25 Personen mit Nie- Ausländer entschärfen ren in Basel-Stadt im Dienst ist, sagt: derlassung C. Die Zahl ist schwankend, «Es findet derzeit ein Generationen- da die meisten sich mit der Zeit einbür- Ein türkischstämmiger Schugger kön- wechsel statt. Die frustrierteren Polizis- gern lassen», sagt Polizeisprecher ne eine solche Lage schnell entschär- ten, die aus der alten Schule, kommen Klaus Mannhart. Derzeit seien 23 Ord- fen. «Er durchblickt die komplizierten ins Pensionsalter – die Jungen zum Familien- und Machtverhältnisse. Und Zug.» Und diese hätten eine lockerere Die neuen Polizisten wenn die betroffene Person merkt, Einstellung zum Beruf und zum Leben. dass sie vom Polizisten verstanden sind nicht mehr so wird, kommt er eher runter. Denn das Ganz anderer Umgang stur. Sie können Gefühl, nicht verstanden zu werden, lässt einen oft verzweifeln, und aus Vorbei seien die Zeiten, in denen im leichter einstecken. Verzweiflung kann rasch Gewalt ent- Korps noch ein militärischer Befehls- stehen.» ton geherrscht habe. «Die neue Gene- nungshüter ohne Schweizer Pass. Sie Kein Problem ist offenbar die Ak- ration Polizei ist nicht mehr so stur wie stammen aus der Türkei, Deutschland, zeptanz der Secondos im Korps. Oder meine es ist oder war. Sie reagiert im Finnland, Kroatien, Spanien, Portugal, zumindest verfliegen die Vorbehalte Umgang mit der Bevölkerung ganz an- Slowenien oder Holland. Laut Mann- schnell wieder: «In unserem Beruf gibt ders, als wir es taten. Beispielsweise ist hart ist der grösste Teil dieser Personen es keinen Platz für Rassismus und sie nicht so schnell beleidigt und kann «aber in der Schweiz aufgewachsen». Missgunst. Wir vertrauen einander das Schimpfwörter, die uns zur Weissglut «Man kann also nicht von Migranten Leben an. Wenn einer Zweifel gegen- trieben, viel leichter einstecken», sagt sprechen, sondern es sind Secondos, über einem Polizsiten mit Ausweis C Meier. Alles sei legerer geworden. die alle voll integriert sind.» Erfahrun- hat, verschwinden diese nach der ers- Zur «neuen Generation» gehört gen habe man «nur gute» gesammelt, ten Zusammenarbeit», sagt Tobias etwa Tobias Schrämmli*, der seit zwei sagt er. Schrämmli. Er habe zudem nicht das

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Die altmodischen Schugger räumen das Feld: Das Basler Korps wird zunehmend internationaler, jünger und weiblicher. Bild: Kapo BS, Montage: Nils Fisch

Gefühl, dass ausländische Polizisten keine Rolle, denn in diesen Momenten weil sie davon ausgehen, dass ein Poli- gibt es im Korps aber noch nicht. Von weniger von der Bevölkerung respek- sieht man einen Polizisten sowieso als zist mit Migrationshintergrund nicht den 688 uniformierten Polizisten sind tiert würden. Feind, und nicht als Helfer.» Die weni- fremdenfeindlich sein kann.» es gerade mal 122. Eine Zahl, die offen- Beleidigende und ras sistische Sprü- gen negativen Erfahrungen, die er bis Beruhigend wirken nicht nur Secon- sichtlich auch der Basler Kapo nicht che kämen schon mal vor, wie ein süd- jetzt gemacht habe, seien vor allem von dos auf die Bevölkerung, sondern auch recht ist. So schrieb sie auf ihrer gut koreanischer Basler Polizist gegenüber der Schweizer Bevölkerung gekommen. Frauen. «Frauen provozieren weniger besuchten Facebook-Seite: «Also, liebe der Migrationszeitung «MIX» erzählte. Migranten fänden es toll, dass Auslän- als Männer. Die Hemmung, gewalttätig Frauen, es gilt aufzuholen!» Aber: «Ob ich als Scheissbulle oder der bei der Polizei arbeiten. «Vorurteile, zu werden, ist bei ihnen tiefer verwur- *Namen der Redaktion bekannt Schlitzauge beschimpft werde, spielt die Polizei sei rassistisch, verfliegen, zelt», findet Schrämmli. Viele Frauen tageswoche.ch/+ayflt

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TagesWoche 21 23 Region 25. Mai 2012

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Besser leben Zu dritt rücken die Polizisten aus. Dolmetscher und der Staatsanwalt- Ein Tipp brachte sie auf die Spur der schaft bezahlen die fünf je hundert fünf rumänischen Schwarzarbeiter: Franken Urteilsgebühr und Verfahrens- Ohne Arbeits- und Aufenthaltsbewilli- kosten. Ihr Auftraggeber 673 Franken. im Schatten gung schuften sie auf einer Baustelle Tatsächlich belief sich der Aufwand eines Einfamilienhauses im oberen Ba- aufseiten des Staates auf mehr als das selbiet. Der Bauherr ist Kadermitarbei- Doppelte, schätzt ein von der TagesWo- ter in einem internationalen Konzern. che dokumentierter Experte. Die fünf Rumänen können sich nicht ausweisen, also fordern die Polizisten Spitzenlohn von zehn Franken einen Transporter an. Die Nacht ver- bringen die Schwarzarbeiter in Unter- Dazu kommt die eigentliche Busse für Erwischt werden nur wenige. suchungshaft. Am nächsten Morgen den Arbeitgeber der Schwarzarbeiter: bringt ein Landsmann die Papiere. Zwei tausend Franken. Insgesamt 1673 Fran- Die Strafen für Schwarzarbeit Inspektoren vom Kantonalen Amt für ken kostet ihn sein Vergehen. Ein Industrie und Arbeit (Kiga) rücken aus, Klacks, geben sich doch rumänische sind ein Hohn. Dabei könnte inklusive Dolmetscher. Die Einvernah- Schwarzarbeiter meist mit einem Stun- me bestätigt: ein klarer Fall von denlohn von unter zehn Franken zu- der Staat Millionen holen, Schwarzarbeit. Obwohl mehrere Dorf- frieden. Das ist für rumänische Ver- bewohner bezeugen könnten, dass de- hältnisse immer noch ein Spitzenlohn. im Baselbiet gar das Loch in ren Fahrzeug seit Tagen im Dorf gese- Solch milde Strafen sind an der Ta- hen wurde, werden sie nur wegen sechs gesordnung. So verurteilte das Basel- der Kasse stopfen. Stunden Schwarzarbeit verurteilt. bieter Strafgericht kürzlich einen Gärt- Für den Einsatz von insgesamt fünf ner, den Kontrolleure schon mehrfach Von Matieu Klee Polizisten, zwei Inspektoren, einem überführen konnten, weil er Angestell-

TagesWoche 21 24 SCHWARZARBEIT SCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT Region SCHWARZARBEIT25. Mai 2012 SCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT SCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT SCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT SCHWARZARBEIT SCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT SCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT SCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT SCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT SCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT SCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT SCHWARZARBEIT SCHWARZARBEITSCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT SCHWARZARBEIT te schwarz beschäftigt. Doch selbst er liert würden, die als unproblematisch und wirksamere Sanktionen: «Die Erst vor Kurzem befasste sich das kam mit einer Strafe von 2700 Franken gelten. «Dies hätte für die kontrollier- Bussen müssen so hoch sein, dass sie Bundesgericht mit dem Fall einer davon, dreissig Tagsätze à 90 Franken. ten Unternehmen in diesen Branchen wirklich abschrecken.» Putzfrau. Diese arbeitete ohne Ar- Dabei ist das Risiko, überhaupt er- einen beachtlichen administrativen beits- und Aufenthaltsbewilligung für wischt zu werden, in den meisten Bran- Mehraufwand zur Folge.» 500 Franken Busse für acht Jahre verschiedene Haushalte in Zürich, SCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT chen minim. Selbst dann, wenn der Alles übertrieben? Die TagesWoche zahlte weder Steuern noch Sozialabga- SCHWARZARBEIT Kanton Baselland im Vergleich zu an- fragt einen, der täglich Schwarzarbeit- Doch damit tun sich auch viele linke ben und verdiente in acht Jahren eine SCHWARZARBEIT deren Kantonen einen «überdurch- Kontrollen durchführt: Michel Rohrer, Politikerinnen und Politiker schwer. Viertelmillion Franken. Das oberste SCHWARZARBEIT schnittlichen Ressourceneinsatz im Geschäftsführer der Zentralen Arbeits- Dann kämen auch alle Sans-Papiers Gericht befand, die Zürcher hätten un- SCHWARZARBEITSCHWARZARBEIT Kampf gegen die Schwarzarbeit leis- marktkontrolle (ZAK). Diese von den unter die Räder. Als Illegale können sie rechtmässig ihr Bargeld beschlag- tet», wie das Kantonale Amt für Indus- Dachverbänden der Baselbieter Sozial- sich gar nicht legal anstellen lassen. Ri- nahmt. Verurteilt wurde die Putzfrau trie, Gewerbe und Arbeit in seiner Stel- partner gegründete Organisation kont- gorose Kontrollen könnten zu tragi- zu einer bedingten Geldstrafe von SCHWARZARBEIT lungnahme schreibt. rolliert unter anderem im Auftrag des schen menschlichen Schicksalen füh- 900 Franken. Die eigentliche Busse Überdurchschnittlich heisst 4,6 Voll- Kantons Baselland die Baubranche, ren. Daniel Lampart plädiert deshalb beträgt 500 Franken. SCHWARZARBEIT zeitstellen für Inspektoren. Zum Ver- letztes Jahr 258 Betriebe und 489 Per- für grosszügige Übergangslösungen. tageswoche.ch/+ayfme gleich: Die Organisation für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwicklung Anzeigen (OECD) schätzt das Volumen der Selbst notorische SCHWARZARBEIT Schwarzarbeit für die Schweiz auf Betrüger kommen SCHWARZARBEIT 39 Milliarden Franken. Der österrei- chische Wirtschaftsprofessor Fried- mit einem Trinkgeld rich Schneider, einer der wenigen For- als Busse davon. scher auf diesem Gebiet, geht von umgerechnet 450 000 Vollzeitstellen aus. Das entspricht gut zehn Prozent sonen wegen Verdachts auf Schwarzar- des Arbeitsmarktes. beit. «Bei jeder zweiten Kontrolle stos- sen wir auf Ungereimtheiten. Wir Baselland könnte Loch stopfen decken die ganze Palette von Fällen auf: von Arbeitern, die für einen Nachmit- Eigentlich erstaunlich, dass trotz leerer tag beim Kollegen aushelfen, bis zu sol- Staatskassen im Baselbiet noch keiner chen, die schon seit Jahren von auf die Idee kam, das Geld dort zu ho- Schwarzarbeit leben», sagt Rohrer. len, wo es keinem ehrlichen Steuerzah- Er ist überzeugt, dass die Schätzun- ler weh tut: bei der Schattenwirtschaft. gen von OECD und Professor Schnei- Ganz anders im Kanton Zürich: Dort der der Realität nahe kommen und hat reichte der Zürcher SP-Kantonsrat ausgerechnet, dass allein dem Kanton Thomas Marthaler einen Vorstoss ein, Baselland jährlich Steuern für über IV\Zh LdX]Z! :ghX]Z^cjc\hYVijb/ '*# BV^ '%&' weil er ausgerechnet hatte, dass die öf- hundert Millionen Franken entgehen, fentliche Hand allein im Kanton Zürich Sozialabgaben nicht einmal eingerech- A[_d +& C_e$# A[_d[ 8B 600 Millionen Franken mehr einneh- net. Mit diesem Geld liesse sich das De- <_dWdpl[h^bjd_ii[ men könnte, wenn sie nur schon die fizit des Kantons auf einen Schlag zum =[iY^[da Wd Hälfte aller Fälle von Schwarzarbeit Verschwinden bringen. «Man darf das <_hc[d c_j aufgedecken würde. Die dazu nötigen Phänomen Schwarzarbeit nicht unter- 400 Stellen für neue Inspektoren wä- schätzen», sagt Rohrer. Solange die ]heii[d =[# ren im Vergleich dazu mit 60 Millionen Kantone nicht schärfer kontrollieren m_dd[d" m[dd Franken geradezu billig. würden, der Gesetzgeber nicht härtere In seiner Antwort zweifelt der Zür- Strafen einführe, werde die Schwarz- Z[c AWdjed cher Regierungsrat an den Zahlen der arbeit auch nicht abnehmen. ]b[_Y^p[_j_] OECD: Diese Studie werde oft zitiert. Davon ist auch Daniel Lampart Z_[ L[hiY^kb# «Die darin genannten Zahlen sind je- überzeugt, Chefökonom des Schweize- doch keineswegs gesichert.» Flächen- rischen Gewerkschaftsbundes. Milde Zkd] Zhe^j$ '-$ @kd_0 deckende Kontrollen stünden in kei- Strafen und ein minimes Risiko, er- D[_d nem Verhältnis zum möglichen Nutzen, wischt zu werden, führten dazu, dass 7ZVi ?Vch pkh )$ I[dakd] Z[h da mit «hohen Kosten und äusserst we- viele in ihrem Gefühl noch bestärkt CVi^dcVagVi =[m_ddij[k[hd$ nigen aufgedeckten Fällen zu rechnen würden, Schwarzarbeit sei ein Kava- ist». Mehr Kontrollen würden nur dazu liersdelikt. «Das ist politisch so ge- HE! 7Vhi6! ?JHD! JC^6! 7<7q<77A! KED9! HncY^Xdb! _\W führen, dass auch Branchen kontrol- wollt.» Er fordert schärfere Kontrollen

TagesWoche 21 25 Region 25. Mai 2012

Den Spitälern fehlen Medikamente Das Uni-Spital Basel und die Baselbieter Kantonsspitäler beklagen Lieferengpässe bei Medikamenten. Für Pharmafirmen ist es schlicht zu wenig lukrativ, diese in genügenden Mengen herzustellen. Von Matieu Klee

einer Pharmafirma und heute Berater von Pharmafirmen und Unternehmen im Gesundheitswesen, hat ausgerech- net, dass ein patentfreies Medikament auf dem Schweizer Markt mindestens einen Umsatz von einer halben Million Franken erzielen muss, damit es nicht zum Verlustgeschäft wird. Diese Schwelle werde von über der Hälfte der in der Schweiz verkauften Generika, wenn überhaupt, nur knapp erreicht, so der Pharmaberater. «Natürlich produzieren Pharmafir- men für das Wohl von Patienten. Sie müssen aber auch Gewinn erzielen, um «Pharmafirmen müssen auch Gewinn erzielen.» Pharmaberater Salvatore Volante

Löhne zahlen und Kosten decken zu können», sagt Volante. Viele Pharmafir- men hätten ihre Herstellungskosten op- timieren müssen, weil die Preise jedes Jahr weiter gesunken seien. Medika- mente, die nur noch eine geringe Marge erzielen, produzieren Pharmafirmen zentral nur noch ein- bis zweimal im Jahr. Die Produktionsmaschinen einzu- Erst ab Umsätzen von einer halben Million Franken auf dem Schweizer Markt rentiert die Herstellung eines Medikamentes. Foto: Keystone richten und anzuwerfen, lohnt sich erst ab einer bestimmen Menge.

Sprunghafter Anstieg In den letzten zwölf Monaten sei die steigt das Risiko von Nebenwirkungen, «SonntagsZeitung» nahm diese Kritik Situation eskaliert, erklärt Andreas auch wenn der eigentliche Wirkstoff auf und rief eine Medikamentenkrise Empfiehlt eine Fachkommission zur Bitterlin, Sprecher des Universitätsspi- derselbe bleibt. Kommt dazu, dass aus. Das Bundesamt für Gesundheit Behandlung plötzlich ein bestimmtes tals Basel. Es geht um Lieferengpässe beim medizinischen Personal die Ge- reagierte und berief eine Arbeitsgrup- Medikament, steigt die Nachfrage bei Medikamenten. Insgesamt konnte fahr von Verwechslungen und Überdo- pe ein. Die Begründungen der Herstel- sprunghaft an. Oder es kommt zu ei- das Spital im letzten Jahr 153 Präpara- sierungen steigt. «Das Risiko eines ler für Lieferengpässe sind so vielfältig nem Engpass, wenn eine Krankheit te zeitweise nicht beschaffen. Betroffen Fehlers nimmt zu, wenn sich das Per- wie die Farbe der Pillen: Einmal fehlt plötzlich gehäuft auftritt. Verschärft waren Medikamente quer durch alle sonal nicht auf ein eingespieltes Sche- es an Rohstoffen in genügender Quali- wird die Situation dadurch, dass Me- Disziplinen: Antibiotika, Medikamente ma abstützen kann und stark unter tät, dann ist das Wasser der Produk- dikamenten-Verteiler, die Hersteller gegen Krebs, Augenkrankheiten oder Druck steht», sagt Bitterlin. tionsanlage verseucht oder die Nach- selbst oder Spitalapotheken die Lager Mittel für die Anästhesie. frage nach einem Medikament plötzlich abgebaut haben, um ihre Kosten zu Pro Woche musste die Spitalapothe- Knapp sind ältere Medikamente sprunghaft angestiegen. Auffallend sei, senken. ke im Durchschnitt drei Mal Ersatz- dass die Lieferengpässe fast aus- Schuld an der Situation sind für den medikamente beschaffen. Das braucht Bis jetzt konnten die Spitalapotheker schliesslich bei älteren Produkten mit Pharmaberater nicht knallhart kalku- Zeit, denn meist sind diese Medika- immer noch irgendwie ein anderes Me- seit Längerem bekannten Wirkstoffen lierende Pharmafirmen, die Engpässe mente auch von allen anderen Spitä- dikament mit demselben Wirkstoff auftreten würden, schreiben die Spi- seien vielmehr die Folge einer «ver- lern gesucht und deshalb rasch auch auftreiben, doch dies wird immer talapotheker. fehlten Gesundheitspolitik». «Weil die bei den Ersatzlieferanten ausverkauft. schwieriger. Dieselbe Erfahrung ma- Und genau hier liegt das eigentliche Hersteller viele bewährte Medikamen- «Diese Engpässe sind für das Spital chen auch die Verantwortlichen der Problem: Es geht um Medikamente, te nicht mehr kostendeckend herstellen aufwendig, aber vor allem für die Spitalapotheken der Baselbieter Kan- die zu wenig rentieren. Der Schweizer können, kommt es zu diesen Engpäs- Patienten höchst unangenehm», weiss tonsspitäler. Markt mit eigener Zulassung ist für sen und die Patienten bekommen nicht Sprecher Bitterlin. In einem Artikel der Mai-Ausgabe Hersteller von Medikamenten mit we- mehr jedes Medikament», meint der Denn für Kranke, die auf ein ande- des Fachmagazins «pharmaJournal» nig Umsatz nicht interessant. Salvatore Pharmaberater. res Medikament umsteigen müssen, schlagen Spitalapotheker Alarm. Die Volante, ehemaliger Geschäftsführer tageswoche.ch/+ayfyu

TagesWoche 21 26 Bestattungen 25. Mai 2012

Bestattungs-Anzeigen Basel-Stadt und Region Im allerengsten Kreise haben wir Abschied genommen von

BASEL Fellmann-Waiz, Emil Alfred, geb. Pia Bassand-Meier 1927, von Uffikon LU (Arnold Böcklin- 27. April 1935 – 15. Mai 2012 Apothéloz-Brodtbeck, Marianne Strasse 37). Trauerfeier im engsten und die Urne auf ihren Wunsch hin dem Familiengrab Martha, geb. 1915, von Onnens VD Familienkreis. und Liestal BL (Dorfstrasse 38). auf dem Wolfgottesacker in Basel übergeben. Trauerfeier Dienstag, 29. Mai, 14 Uhr, Gschwind, Werner, geb. 1946, von St. Jakobskirche, Basel. Hofstetten-Flüh SO (Laufenstras- Françoise Bassand und Martin Furler Bassand, se 46). Wurde bestattet. Jerome und Meret, in Zürich Arnold-Sevcik, Alena, geb. 1948, Dominique Bassand und Bernadette Fricker, in Basel von Basel BS (Lothringerstrasse 55). Hadorn-Wüthrich, Martha, geb. Trauerfeier im engsten Familienkreis. 1916, von Basel BS (St.Johanns- Im Sinne der Verstorbenen gedenke man des Basler Zollis, PC 40-7096-0 Ring 122). Trauerfeier Freitag, 25. Mai, Traueradresse: Dominique Bassand, Güterstrasse 319, 4053 Basel Ascher, Karl, geb. 1927, von Öster- 14 Uhr, Tituskirche, Basel. reich (Schützengraben 51). Wurde be- stattet. Huber, Ruth, geb. 1927, von Tü- scherz-Alfermée BE (Maulbeerstras- Bassand-Meier, Pia Maria, geb. se 15). Trauerfeier im engsten Famili- Sutter, Bertha, geb. 1921, von Mut- Jäggi-Hunziker, Heidy, geb. 1923, Ryser, Heidi, geb. 1942, von Sumis- 1935, von Basel BS und Damphreux enkreis. tenz BL (Riehenteichstrasse 62). von Niederbuchsiten SO (Baselmatt- wald BE (Ruchfeldstrasse 28). Wurde JU (Güterstrasse 319). Trauerfeier im Trauerfeier Dienstag, 29. Mai, weg 139). Trauerfeier Freitag, 25. Mai, bestattet. engsten Familienkreis. Huber-Gehrig, Martha Johanna, 15.15 Uhr, Friedhof am Hörnli. 10.30 Uhr. Besammlung Kapelle Fried- geb. 1927, von Basel BS (Bäumlihof- MUTTENZ hof Allschwil. Beisetzung im engsten Bertschmann-Spehr, Irma, geb. strasse 39). Trauerfeier Donnerstag, Tomaselli-Romagna, Giovanni, geb. Honegger-Walker, Marguerite, geb. 1920, von Basel BS (Rosentalstras- Familienkreis. 31. Mai, 14.15 Uhr, Friedhof am Hörnli. 1926, von Italien (Schönaustrasse 20). 1924, von Muttenz BL (Bahnhof- se 70). Trauerfeier Freitag, 25. Mai, Socin-Lüchinger, Anna, geb. 1932, Abschied Freitag, 25. Mai, 15.40 Uhr, stras se 16). Urnenbeisetzung Freitag, 14.15 Uhr, Friedhof am Hörnli. Jakobi-Wütherich, Lina Luise, geb. von Basel BS (Lerchenweg 59). Bei- Friedhof am Hörnli. 25. Mai, 15.30 Uhr, Friedhof Muttenz, 1908, von Basel BS (Dorfstrasse 38). setzung im engsten Familienkreis. Blaha, Susanna Franziska, geb. anschliessend Trauerfeier in der ref. Trauerfeier Freitag, 25. Mai, 10 Uhr, Tschümperlin-Baglé, Peter Johann, 1935, von Elfingen AG (Bruderholz- ARLESHEIM Kirche St. Arbogast. Dorfkirche Kleinhüningen. geb. 1959, von Schwyz SZ und St. Gal- strasse 104). Urnenbeisetzung Diens- geb. 1912, von len SG (Leuengasse 16). Trauerfeier Scherler-Marti, Arthur Hermann, Lenz-Odolon, Alice, tag, 29. Mai, 9 Uhr, Friedhof am Hörnli. Jermann-Treuthardt, Gisela Muttenz BL, Basel BS und Messen SO im engsten Familien- und Freundes- geb. 1931, von Arlesheim BL und Köniz Emma, geb. 1936, von Dittingen BL (Tramstrasse 83, APH Zum Park). Bei- kreis. BE (Blauenstrasse 18). Trauerfeier Braun-Schlozarcsik, Rudolf, geb. (Austrasse 54). Wurde bestattet. Mittwoch, 13. Juni, 14.30 Uhr, ref. Kir- setzung Donnerstag, 31. Mai, 14 Uhr, 1930, von Basel BS (Im langen Loh Weber-Güss, Haro Ehrenfried, geb. che Arlesheim. Friedhof Muttenz, anschliessend Trau- 277). Trauerfeier Freitag, 25. Mai, Keller, Ernst Rudolf, geb. 1952, von 1929, von Basel BS (Amerbachstras- erfeier in der ref. Kirche St. Arbogast. 15 Uhr, Pauluskirche, Basel. Erlen TG (Inselstrasse 62). Wurde be- BIEL-BENKEN se 23). Trauerfeier Freitag, 25. Mai, stattet. ORMALINGEN 11 Uhr, St. Josefs-Kirche, Basel. Gaberthüel-Schleith, Erna, geb. Dürrenberger-Ludwig, Yvonne, geb. 1927, von Oftringen AG (Waldeck- Bohl, Ernst, geb. 1945, von Stein SG 1938, von Basel BS (Gellertpark 6). Kohler-Röthele, Abel René Léon, Wespisser, Marie, geb. 1921, von See- weg 1). Abdankungsfeier Samstag, (Tschuppisstrasse 1). Abdankungsfei- Trauerfeier Mittwoch, 30. Mai, geb. 1925, von Seehof BE (Horburg- wen SO (Bruderholzstrasse 104). Wur- 26. Mai, 11 Uhr. Besammlung Aula er Freitag, 25. Mai, 14.30 Uhr in der ref. 14.45 Uhr, Friedhof am Hörnli. strasse 54). Wurde bestattet. de bestattet. Schulhaus Kilchbühl, Biel-Benken. Kirche in Gelterkinden. Beisetzung zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Eggenschwiler-Holenweg, Emil, Kuhny-Perner, Anna Barbla, geb. Würth-Muespach, Robert Joseph, DIEGTEN Familienkreis. geb. 1921, von Matzendorf SO (Gott- 1921, von Allschwil BL (Sulzerstras- geb. 1932, von Basel BS (Horburgstras- Virolainen, Kauno Armas, geb. 1937, helfstrasse 84). Trauerfeier im engs- se 10). Wurde bestattet. PRATTELN se 54). Trauerfeier Freitag, 25. Mai, von Diegten BL (Rischmattweg 3). Ab- ten Familienkreis. 10.30 Uhr, Friedhof am Hörnli. Lönskov, Leif Kim, geb. 1958, von dankung im engsten Familienkreis. Weisskopf, Hugo Karl, geb. 1923, von Evard-Vogt, Antoinette Marie , geb. Schweden (Henric Petri-Strasse 11). Pratteln BL (Bahnhofstrasse 37, c/o RIEHEN FRENKENDORF 1926, von Basel BS (Socinstrasse 30). Trauerfeier Freitag, 25. Mai, 11 Uhr in APH Madle). Abdankung Freitag, Gigliotti-Tramonte, Maria Michela, 25. Mai, 14 Uhr, Abdankungskapelle Wurde bestattet. Schweden. Schwob-Kurt, Verena, geb. 1919, von geb. 1946, von Italien (Hohle Gasse 6). Friedhof Blözen. Riehen BS und Pratteln BL (Inzlinger- Müller, René, geb. 1947, von Güttin- Wurde bestattet. strasse 50). Trauerfeier Freitag, REINACH Offizieller Notfalldienst gen TG (Horburgstrasse 49). Trauer- 25. Mai, 15 Uhr, Neuapostolische Kir- Basel-Stadt und Basel- feier im engsten Familienkreis. LAUFEN Guldimann-Camenisch, Doris, geb. che, Fürfelderstrasse 100, Riehen. Landschaft Jeger, Pius, geb. 1938, von Meltingen 1925, von Lostorf SO (Bromhübel - Müller-Aerni, Helene Emma , geb. 061 261 15 15 AESCH SO (Schützenweg 11). Gottesdienst weg 15, Arlesheim). Wurde im engsten Notrufzentrale 24 h. 1936, von Münchwilen TG (Im Witters- Dienstag, 29. Mai, 14 Uhr, Herz-Jesu-Kir- Familienkreis beigesetzt. Ärzte, Zahnärzte, Kostenlo- wilerhof 7). Wurde bestattet. Fehlmann, Bernhard, geb. 1952, von che (röm.-kath.) Laufen, anschliessend Menzi-Dürig, Max, geb. 1925, von se medizinische Beratung Seengen AG (Munzacherstrasse 25 b, Beisetzung im engsten Familienkreis. Basel BS (Aumattstrasse 79). Trauer- Müller-Müntsch, Elsa, geb. 1921, von der Stiftung MNZ Liestal). Wurde bestattet. feier Freitag, 25. Mai, 14 Uhr, Friedhof Diegten BL (Pilatusstrasse 45). Trau- MÜNCHENSTEIN Fiechten. erfeier Donnerstag, 31. Mai, 14.45 Uhr, Notfalltransporte: Hauser-Hänggi, Ida, geb. 1920, von Gysin-Schmitz, Anna Maria, geb. 144 Friedhof am Hörnli. Aesch BL (Pfeffingerstrasse 10). 1925, von Arisdorf BL (Pumpwerk- ZEGLINGEN Notfall-Apotheke: Bestattung Dienstag, 29. Mai, 14 Uhr. strasse 3). Abdankung und Urnenbe- Oeschger-Kummer, Pius, geb. 1929, Rickenbacher-Schweizer, Hedwig, Besammlung Kapelle im Alterszent- stattung Freitag, 25. Mai, 14 Uhr, Dorf- 061 263 75 75 von Gansingen AG (Grienstrasse 99). geb. 1924, von Zeglingen BL (Hof rum Im Brüel in Aesch. kirche, Friedhof Münchenstein. Basel, Petersgraben 3. Wurde bestattet. unter der Fluh 79, mit Aufenthalt im Zentrum Ergolz, Ormalingen). Wurde Jede Nacht: Mo–Fr ab 17 h, Scherer, Jakob, geb. 1956, von Kill- Oeschger-Raschle, Franz, geb. 1922, bestattet. Sa ab 16 h, Sonn- & Feiertage wangen AG (Fiechtenweg 4). Bestat- von Basel BS (Lehenmattstrasse 195). durchgehend offen. tung Freitag, 25. Mai, 14 Uhr. Besamm- Trauerfeier Donnerstag, 31. Mai, Tierärzte-Notruf: lung kath. Kirche. 0900 99 33 99 13.45 Uhr, Friedhof am Hörnli. ALLSCHWIL (Fr. 1.80/Min. für Anrufe ab Reber-Schenker, Hans Karl, geb. Festnetz) 1920, von Madiswil BE und Solothurn Hofmann, Heinz Walter, geb. 1941, Todesanzeigen Öffnungszeiten der Fried- SO (Kluserstrasse 12). Trauerfeier von Rüeggisberg BE (Baslerstras- und Danksagungen: höfe Hörnli und Wolf: Dienstag, 29. Mai, 11 Uhr, Leonhards- se 267). Trauerfeier und Beisetzung Lukas Ritter, 061 561 61 51 Sommerzeit: 7.00–19.30 Uhr kirche, Basel. im engsten Familienkreis. [email protected] Winterzeit: 8.00–17.30 Uhr

TagesWoche 21 27 SCHWEIZ Die Streitschule von Bern

Die Berner Reit- schule ist 25 Jahre alt. Eben hat ihr die Politik das schönste Geschenk gemacht, das sich ein AJZ wünschen kann: Zwangsauflagen. Damit ist die schwierige Diskus- sion über den Sinn der Reitschule im 21. Jahrhundert einmal mehr vertagt. Von Christoph Lenz

Das junge Bern gegen Regierungsstatthalter Christoph Lerch – sie bewegt wieder, die Reitschule in Bern. Foto: Raphael Moser

Andreas Berger stand in jener halten. «Wir wollen die Lärm- und Ge- Manche munkeln schon, Bern stehe milden Mainacht vor der UBS-Filiale waltprobleme in den Griff bekommen», ein heisser Sommer bevor – und ki- unweit des Bundesplatzes und konnte erklärte Lerch. chern wie Schulmädchen vor der Turn- es kaum fassen. Gegen 3000 junge De- Ein hehrer Wunsch, passiert ist aber stunde mit dem süssen Jungen aus der monstranten zogen an ihm vorüber mit das Gegenteil. Innert Tagen hat sich Parallelklasse. Denn wenn die Jugend- Soundmobilen, Transparenten und eine breite Protestbewegung gebildet. lichen vom Sommer 2012 sprechen, Leuchtfackeln – aber es flog kein einzi- Neben der Nachtdemo gab es unbewil- meinen sie eigentlich den Herbst 1987. ger Farbbeutel gegen die Grossbank. ligte Freiluft-Konzerte bis in die Mor- Der ist längst zum lokalen Erinne- «Das wäre 1987 unvorstellbar gewe- genstunden, ein Grossfeuerwerk nach rungsort geworden. Und wie immer sen», sagt Berger. Als Filmemacher un- bedauern sich die Zu-spät-Geborenen tersucht er seit bald dreissig Jahren dafür, ihn verpasst zu haben. Nun das alternative und jugendbewegte Wer braucht schon keimt die Hoffnung, auch sie könnten Bern. Seit Anfang Mai muss Berger einen guten Zweck, sich noch verewigen in der Stadtchro- Überstunden schieben. nik. Entscheiden wird es sich in den Der Konflikt um die Reitschule ist in wenn er einen nächsten Wochen. Bern voll entbrannt – einmal mehr. bösen Feind hat? Was 1987 geschah? Die Polizei Schuld trägt diesmal der übereifrige räumte das von Aussteigern und Alter- Regierungsstatthalter und Sozialde- nativen gegründete Hüttendorf Zaffa- mokrat Christoph Lerch. Vor drei Wo- Mitternacht mit Freibier-Ausschank raya. Das unzimperliche Vorgehen der chen erliess er eine Reihe von Zwangs- und Kundgebungen auf dem Vorplatz. Sicherheitskräfte löste eine für Berner massnahmen zur Reitschule. Unter Die Innenstadt ist gesäumt von Klebern Verhältnisse beispiellose Protestwelle anderem müssen die Aktivisten den und Plakaten. «Nehmt ihr uns den Vor- aus. Schüler streikten, Kulturschaffen- beliebten Vorplatz um 0.30 Uhr räu- platz, nehmen wir uns die Stadt», steht de begehrten auf, Bürger errichteten men und Gäste wegweisen, die sich auf den einen. Andere sind weniger Barrikaden in der Innenstadt. Und nach Polizeistunde noch draussen auf- prosaisch: «Figg di Herr Lerch!» Woche für Woche gingen Tausende auf

TagesWoche 21 28 Schweiz 25. Mai 2012 Die Streitschule von Bern

er. «Doch 1987 gab es scharfe Hunde zumindest teilweise infrage stellen. Alkohollager. Heute gibt es ein kompli- bei der Polizei und bei den Wenn etwa die jungen Anarchisten ziertes Schlüsselsystem.» Behörden, die Fronten waren total Konzerte gegen einen G-8-Gipfel ver- Also doch eine Verbürgerlichung? verhärtet.» Das sei heute anders. anstalten wollen, müssen sie damit Locher winkt ab. Anpassungen seien Einerseits sei die Stadtregierung ge- wortwörtlich unter die Bahnbrücke immer wieder nötig – nicht zuletzt we- sprächsbereit. Andererseits, die Leute ausweichen, weil im Dachstock schon gen der exponierten Lage. Trotz allem an der Nachtdemo seien «hauptsächlich irgendein zweitklassiger DJ gebucht brauche Bern die Reitschule auch heute Partypeople», sagt Berger. Es klingt ein wurde. Der Kulturbetrieb frisst just noch. Sie sei der letzte Ort in der Stadt, bisschen abschätzig. Als würden sie jene Freiräume auf, die das Jugendzen- an dem kein Konsumzwang herrsche. den Ruf der Reitschule beschädigen. trum zu schützen vorgibt. Es ist nur ein Wo Jugendliche sich unbehelligt auf- Seit bald 25 Jahren bildet sie den Beispiel dafür, dass es sich viele Reit- halten könnten. Wo der neoliberale primären Kristallisationspunkt lokaler schüler in ihrer antikapitalistischen, Ausgrenzungsdruck noch nicht hinrei- Gesinnungsprüfungen. Da sind die antifaschistischen, antisexistischen che. «Die Reitschule ist eine Oase in bürgerlichen Politiker mit ihrer Dauer- Zone gerade so gemütlich eingerichtet der Wüste der Ordnung.» empörung über den «rechtsfreien haben wie die pantoffeltragenden, kon- Die schwierigen Fragen nach dem Raum» und den «Schandfleck» an der sumwilligen Systemstützen, die sie so Sinn der Reitschule im Hier und Jetzt Einfallsachse in die Stadt. In schöner gerne beschimpfen. 1987 war das, da sind sowieso erst einmal vom Tisch. Regelmässigkeit fordern sie die sind sich viele Aktivisten sicher, noch Die Reihen haben sich geschlossen, Schlies sung oder den Abriss des Ge- ganz anders. Priorität geniesst nun der Kampf gegen bäudes, um Platz zu schaffen für – Die Unterschiede zu früher? Tom Regierungsstatthalter Lerch. Mal ehr- wahlweise – eine Shopping-Mall, ein Locher hat diesen Satz schon mehr- lich: Wer braucht schon einen guten Schwimmbad oder ein Parkhaus. Fünf- mals diktiert. «Früher war die Reit- Zweck, wenn er einen bösen Feind hat? mal haben diese Kämpfer für Recht, schule autonom und selbstbestimmt. Am 2. Juni wird in Bern wieder de- Ordnung und Sitte in den letzten zwan- Heute sind wir basisdemokratisch und monstriert. Weit über 4000 Personen zig Jahren Volksinitiativen gegen die selbstverwaltet.» Haben sich also nur haben auf Facebook ihr Kommen ange- Reitschule eingereicht. Fünfmal hat die Begriffe geändert? Locher hat noch kündigt. Vielleicht haben sie ja recht. das links-grüne Bern abgelehnt, zu- ein Beispiel: «Früher waren alle Türen Es könnte ein heisser Sommer werden. letzt 2010 mit donnernden 68 Prozent. prinzipiell offen. Immer. Auch die zum tageswoche.ch/+ayfly

Eine schützende Hand Anzeige

Kein Wunder, wächst die Verzweiflung im bürgerlichen Lager. Als 100 Autono- me im Herbst gegen den Kapitalismus demonstrierten, stellte sich ihnen ein breitbeiniger Rocker in den Weg. Jimy Hofer, Anführer der Berner Motorrad- gang Broncos, forderte die Vermumm- ten auf, abzuhauen aus seiner Stadt. Sinngemäss: Sonst gehe hier gleich ein Donnerwetter los. Die Demonstranten griffen zum Pfefferspray und brachten den Hünen zu Fall, worauf Hofer Trost suchte bei den lokalen Medien, die den zwielichtigen Herrn eilfertig zum Win- die Strasse, bis die Stadtregierung ein- kelried erklärten. lenkte und den Jugendlichen ver- Ebenso traditionell hält die rot-grü- schämt die Schlüssel zur Reitschule ne Mehrheit der Stadtregierung ihre aushändigte. schützende Hand über das Kulturzent- Tom Locher zum Beispiel weiss noch rum. Dass Chaoten nach gewalttätigen genau, wo er sich befand an jenem Demos immer wieder Unterschlupf in 17. November 1987: in einem Büro des der Reitschule finden, dass nirgendwo Betreibungsamtes, wo er als Siebzehn- mehr Drogen umgeschlagen werden jähriger eine Lehre absolvierte. Von der als auf dem Vorplatz, dass alle paar Zaffaraya-Räumung erfuhr er durchs Wochen Polizeifahrzeuge mit Steinen Radio. «Ich habe das damals instinktiv und Flaschen angegriffen werden – ge- daneben gefunden», sagt Locher bei ei- schenkt. Gelobt wird stattdessen der nem Espresso in der Reitschule. Was es Kulturbetrieb: Die Betriebe seien hoch- bei ihm ausgelöst hat? «Ich bin auf- professionell geführt, würden Dutzen- merksam geworden.» Wenige Monate de Arbeitsplätze bieten und mehrere später schloss sich Locher den Aktivis- Millionen Franken jährlich umsetzen. ten an. Heute engagiert er sich in der Tatsächlich zählten Dachstock, Kino,

Mediengruppe und ist beinahe täglich Theater, Frauenraum und die Rössli- Dank an das Historische Museum Basel in der Reitschule anzutreffen. Bar allein im vergangenen Jahr rund Die Parallelen zu 1987 sieht auch 110 000 Besucher. Filmemacher Andreas Berger, der je- Wenngleich die Verbeamtung der Abonnieren Sie die nen Protesten mit «Berner Beben» ein Reitschule nicht so weit fortgeschritten Denkmal gesetzt hat. Auch damals sei ist wie etwa bei der Roten Fabrik in es um Freiräume gegangen, auch da- Zürich: Die Professionalisierung hat mals sei der Unmut gross gewesen, sagt durchaus Kehrseiten, die das Zentrum

TagesWoche 21 29 Schweiz 25. Mai 2012

Voll auf Strom gesetzt

Ruedi Rechsteiner 100 Prozent erneuerbar – so gelingt Setzt die Schweiz der Umstieg auf saubere erschwingli- stärker auf zeigt, wie die Schweiz che Energien.» Dieser Titel von Ruedi Windstrom, muss Rechsteiners neuem Buch verspricht sie sich europäisch mehr, als der Inhalt hält. Denn die besser vernetzen. auf erneuerbare «100 Prozent erneuerbar» beschränken Foto: Reuters sich auf die Elektrizität. Diese deckt Stromproduktion aber nur einen Viertel des Schweizer Energieverbrauchs. Die übrigen drei umsteigen kann. Das ist Viertel der Energie bezieht die Schweiz zu 90 Prozent aus nicht erneuerbaren gut. Besser wäre eine Quellen, vorab aus importiertem Erdöl und Erdgas. Die Elektrizität hingegen optimale Energie- stammt schon heute zu 55 Prozent aus erneuerbarer Wasserkraft. versorgung insgesamt. Dem Buchautor geht es also um die 45 Prozent des Schweizer Stroms, die Von Hanspeter bislang hauptsächlich mit Atomkraft produziert werden sowie um den Ver- Guggenbühl brauchszuwachs bis 2030. Diese Elekt-

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TagesWoche 21 30 Schweiz 25. Mai 2012

rizität soll mit erneuerbarer Energie seinen vielen Grafiken eine handliche teien wichtige Daten und Argumente, Zweitens verstellt die eingangs er- produziert und mit Effizienzsteigerung Zusammenfassung von bekannten Fak- die erkennen, dass eine Stromversor- wähnte Fokussierung auf die Strom- teilweise eingespart werden. Die Lö- ten, zusammengetragen aus Statistiken gung, die auf grenzenlosen Risiken produktion die Sicht auf die nicht er- sung präsentiert Rechsteiner, der sich und Studien. (Atomkraft) oder begrenzten Ressour- neuerbare Energie, die Bevölkerung als scharfzüngiger SP-Politiker, Ener- Selbst Fachkundige entdecken dabei cen (fossile Energie) basiert, langfristig und Wirtschaft ausserhalb des Elektri- gieexperte und AKW-Gegner einen neue Zusammenhänge. So zeigt zum keine Zukunft hat. zitätsbereichs ver(sch)wenden. In den Namen machte, mit drei Szenarien: Beispiel der grafische Vergleich auf Verdienstvoll ist, dass der Autor Bereichen Verkehr und Raumwärme 1. Das Szenario «solar & effizient» Seite 54, dass alpine Solaranlagen in trotz seines Engagements für erneuer- etwa lässt sich weit mehr nicht erneuer- setzt primär auf eine dezentrale den Wintermonaten einen höheren bare Energie auch auf Probleme hin- bare Energie sparen oder mit Solarwär- Stromproduktion im Inland mit Anteil Strom produzieren als Laufwas- weist, welche die Verstromung der me ersetzen als beim Strom. hohem Anteil an Fotovoltaik sowie serkraftwerke; eine Information, die Wind- und Solarkraft mit sich bringt. Selbst wenn ein kleiner Teil dieser auf strenge Vorschriften zur Reduk- Dazu gehört der weiträu mige Transport eingesparten fossilen Energie einge- tion des spezifischen Stromver- von Windstrom oder der Speicher- setzt wird, um den Umstieg auf eine er- brauchs. Rechsteiner weist bedarf für die unregelmäs sige Ernte neuerbare Stromversorgung zu flan- 2. «Europäisch vernetzt» baut stärker auch auf die von Solarstrom. kieren, bliebe die Bilanz unter dem auf Importe von Windstrom; der Strich positiv. Denn optimaler, natur- Anteil von Fotovoltaik und die Wir- Probleme des Stromblick verstellt Energiesicht gerechter und wohl auch billiger als die kung von Effizienzsteigerungen sind Ökostroms hin. 100 Prozent erneuerbare Stromversor- hier kleiner. Das Gutachten enthält allerdings zwei gung, die Rechsteiner anstrebt, wäre 3. «Binnenorientiert mit Gas» ist kein Schwächen: Rechsteiner verlängert die es, den gesamten Energieverbrauch zu «100 Prozent erneuerbar»-Szenario, gegen die Förderung von Wasserkraft- stolzen Wachstumsraten, welche die halbieren und zu 80 Prozent mit erneu- denn es rechnet mit einem namhaf- werken spricht. Und der Flächen ver- Quersubventionierung (Einspeisever- erbarer Energie zu decken. ten Anteil an fossiler Stromproduk- gleich auf Seite 106 lehrt, dass der gütung) von Wind- und Solarstrom in tageswoche.ch/+ayfyo tion in inländischen WKK-Anlagen; Energieertrag aus Biomasse pro Quad- den letzten Jahren vor allem in entsprechend geringer ist der Anteil ratmeter Fläche um einen Faktor 50 ge- Deutschland bewirkte, unbesehen in an Fotovoltaik und importiertem ringer ist als jener aus Fotovoltaik. Das die Zukunft. Solche Fortschreibungen Windstrom. illustriert, wie unsinnig die Produktion sind fragwürdig. Denn sie lassen Rück- von Agrartreibstoff ist. schläge und Brüche ausser Acht, welche Bekannte Fakten, neue Einsichten Informationen sind nie wertfrei, die stark schwankenden Marktpreise sonst wären sie wertlos: Die Wahl der im Energiesektor nach sich ziehen. Bei- Der Autor stützt seine Sicht mit einer Informationen beeinflusst die Aussage. spiele: Die Wirtschaftskrise führte zum Fülle von Informationen über Ent- Und die Aussage – in diesem Fall Einbruch der Solarstromförderung in Ruedi Recht- wicklungen, Potenziale und Möglich- «100 Prozent erneuerbar ist möglich» – Spanien. Oder der Abbau von Schiefer- steiner: keiten der erneuerbaren Stromproduk- bestimmt die Wahl der Fakten. Ruedi gas lässt die Gaspreise einbrechen und «100 Prozent tion. Interessierte Laien erhalten damit Rechsteiners Buch ist ein Parteigutach- vermindert damit die Konkurrenzfä- erneuerbar». einen leicht verständlichen Einblick ins ten wie die meisten Studien. Das Gute higkeit von und die Investitionsbereit- Orell Füssli, Thema. Fachleuten bietet das Buch mit daran: Es liefert jenen Leuten und Par- schaft in Windkraftwerke. 2012

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TagesWoche 21 31 LEBEN «Burnout kommt nicht vom Job» Die Psychotherapeutin Helen Heinemann räumt mit Vorurteilen über die Volks- krankheit auf. Interview: Doris Michel- Schmidt, Illustration: Michael Birchmeier

urnout ist inzwischen zur vant. Sie geht zum Arzt, macht viel- VolkskrankheitB geworden. Die Ursache leicht eine Kur, ihre Mutter oder die scheint klar: wachsender Druck in der Schwiegermutter springt zu Hause Arbeitswelt, Zeitnot, ständige Erreich- ein; man versucht es irgendwie hinzu- barkeit. Das greift zu kurz, sagt die kriegen. Wenn die Menschen am Ar- Psychotherapeutin und Gründerin des beitsplatz ausfallen, ist das viel öffent- Instituts für Burnout-Prävention He- licher. Wenn eine Führungskraft mit len Heinemann. Der Fehler im System einem Burnout krankgeschrieben liegt tiefer. wird, hat das sehr schnell grosse ge- sellschaftliche und materielle Folgen. Frau Heinemann, stimmt der Ein- Es ist unabsehbar, wie lange der Mit- druck, dass vor allem beruflich arbeiter ausfällt, die Kollegen müssen erfolgreiche Männer und Frauen die Arbeit mit übernehmen. Dann er- von Burnout betroffen sind? schöpfen die sich auch ihrerseits. Dieser Eindruck stimmt insofern, als Menschen, die sich sehr erschöpfen – Sie sagen, die Ursache für die Er- und Burnout ist eine seelische Erschöp- schöpfung des Managers ist nicht fung – bestimmte Charakter- der Job und bei der Hausfrau und eigenschaften haben. Sie engagieren Mutter nicht die Hausarbeit. Was sich gerne, sind mit dem Herzen bei der dann? Arbeit, sie möchten ihre Sache beson- Es liegt nicht an der Arbeit an sich und ders gut machen, sie sind sehr pflicht- auch nicht an der Menge der Arbeit. bewusst, lassen andere nicht hängen. Sondern es liegt daran, dass die Men- Mit diesen positiven Eigenschaften und schen ihre Identität ganz stark mit die- Die Pädagogin und Psychothe- den hohen Werten, die sie vertreten, ser Arbeit verknüpfen. Im Sinne von: rapeutin Helen Heinemann lei- werden solche Menschen fast zwangs- Ich leiste, also bin ich. Und wenn ich tet seit 2005 das von ihr ge- läufig erfolgreich und machen Karriere. nicht mehr leiste, dann bin ich auch gründete Institut für Dieselben Eigenschaften können aber nichts. Das ist dieser fatale Umkehr- Burnout-Prävention in Ham- eben auch ein Burnout befördern. schluss. Sie geraten dadurch in einen burg. In ihren Intensivsemina- vertrackten Teufelskreis, der sie ren zur Burnout-Prävention hat Ist es nicht so, dass diese erfolg- zwingt, immer mehr zu leisten, um sie mittlerweile über 1000 Rat- reichen Menschen die Diagnose ihre Identität zu stärken. suchende begleitet und jetzt Burnout bekommen, während bei weil darüber die Zugehörigkeit zu ein Buch darüber geschrieben: der Hausfrau oder dem Arbeitslo- Dieser Leistungsanspruch steckt einer Gruppe ausgedrückt wird. Auf «Warum Burnout nicht vom sen mit den gleichen Symptomen in den Burnout-Kandidaten selbst Dauer reicht es nicht, dass ich mir Job kommt» (Adeo Verlag). eine Depression festgestellt wird? und wird nicht durch die äusseren selbst sage, das hab ich gut gemacht. Ein Burnout wird bislang immer bezo- Arbeitsbedingungen an sie ge- Wir brauchen unseren Platz und unse- gen auf den Beruf. Weil man es im Job stellt? re Bedeutung innerhalb der Gruppe, in zuerst bemerkt. Wenn eine Hausfrau Ja, ihre überdimensionierte Leis- der wir uns bewegen. Es geht darum, und Mutter, die sich in ihrer Tätigkeit tungsbereitschaft ist einer dauer- zu wissen, dass ich mich für diesen zu Hause hochgradig engagiert und haften Suche nach Selbstvergewisse- Platz nicht ständig anstrengen muss, dadurch völlig verausgabt, ist das ge- rung geschuldet. Anerkennung und sondern ihn auch ohne Leistung sicher sellschaftlich nicht besonders rele- Wertschätzung braucht jeder Mensch, habe.

TagesWoche 21 32 Leben 25. Mai 2012

Fleisch. Jetzt ist es aber so, dass nicht Meinung nach der falsche Ansatz? nur der Mann verdient, sondern die Wenn ein wichtiger Faktor bei der Ent- Frau verdient auch, vielleicht sogar stehung von Burnout darin besteht, mehr als er. Seine berufliche Arbeit al- dass ich immer wieder um meine Zu- leine genügt nicht mehr, um Anerken- gehörigkeit kämpfe, ist die Auszeit ge- nung innerhalb der Familie zu bekom- nau die falsche Therapie. Denn da- men. Er muss sich auch als guter durch entziehe ich mich ja gerade Ehemann und Vater bewähren. Das dieser Zugehörigkeit. In der Firma sind nicht Ansprüche, die von aussen habe ich eine bestimmte Position, eine an ihn gestellt werden, sondern diese Bedeutung. Wenn ich die jetzt aufge- Ansprüche trägt er selber in sich: ein be, fehlt mir genau das, was ich am guter Papa zu sein, der die Windeln meisten brauche. Und für die Paarbe- wechselt, der präsent ist, der an das ziehung ist das auch nicht eben förder- Geburtstagsgeschenk denkt, der die lich, wenn der Mann sechs oder acht Frau im Haushalt unterstützt, der Wochen zu Hause rumhängt. Erst ma- selbst Verantwortung übernimmt für chen sich die Frauen Sorgen, und ir- gendwann reagieren sie gereizt. «Ich leiste, also bin Wenn eine der wesentlichen Ursa- ich. Wenn ich nicht chen für Burnout die Rollen- mehr leiste, dann unsicherheit in der Partnerschaft ist, wie können dann die Therapie- bin ich auch nichts.» vorschläge aussehen? In der Partnerschaft den Anspruch auf- bestimmte Bereiche. Wenn er merkt, geben, dass beide für alles zuständig dass er diesen Ansprüchen im Berufs- sind und sich stattdessen auf bestimmte leben und in der Familie nicht gerecht «Rollenspiele» einigen, zum Beispiel: werden kann, hat er schon mal gros- Wir spielen «Vater, Mutter, Kind», ich sen Stress. Und natürlich geht es den bin die Mutter und bin zu Hause, und du Frauen genauso. bist der Vater und verdienst das Geld. Ich habe die Verantwortung für den Das kann einen leicht erschöpfen. Haushalt und die Kinderbetreuung und Der grosse umwälzende gesellschaftli- du für unser Einkommen. Diese Abma- che Wandel, den wir alle erleben, ist chung gilt dann für eine bestimmte Zeit. enorm anstrengend. Für die Frauen Wenn die Lebensumstände sich ändern wie für die Männer. Und jeder versucht oder einer von beiden feststellt: ich bin immer wieder neu, sich innerhalb die- unglücklich in dieser Rolle, werden die ser immensen Veränderungen zu defi- Karten neu gemischt. Aber es wird nicht nieren und seinen Platz zu finden. Das jeden Tag darum gefeilscht, wer was kostet viel psychische Energie. macht, weil das so viel Energie kostet. Meine Kinder wussten irgendwann, mit Bislang klingen die Therapievor- einem Nagel gehen sie zu Papa, mit ei- schläge bei Burnout immer ähn- ner Nadel zu Mama. Das ist jetzt nicht lich: weniger arbeiten, eine Aus- mehr so; jetzt ist klar, dass Nähen auch zeit nehmen, Entspannung die Aufgabe meines Mannes ist. einplanen. Warum ist das Ihrer tageswoche.ch/+ayfni          

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/B ALTE -EISTER

Und dieser Platz ist durch unklare ODER JUNGE 7ILDE ¯ Rollen für Männer und Frauen un- sicherer geworden? Zweifellos hat die Verdichtung der Ar- WIR VERSTEHEN 3IE beitswelt zu erhöhtem Druck geführt. Es werden unglaubliche Leistungen abgefordert und das ist belastend. &INANZ 3TEUER UND 5NTERNEHMENSBERATUNG Aber früher war eben der Platz des Mannes in der Familie klar. Er hat das Geld nach Hause gebracht und dann WWWEXPERFINACOM kriegte Papa auch das grösste Stück

TagesWoche 21 33 INTERNATIONAL Die verwundete Stadt Der Eurovision Song Contest findet in Aserbaidschans Hauptstadt Baku statt – in einem Land, in dem es um die Bürgerrechte schlecht bestellt ist. Die Autorin Olga Grjasnowa hat die Stadt ihrer Kindheit besucht; sie ist ihr fremd geworden. Von Olga Grjasnowa

aku ist seit dem Mittelalter ein sche. Alles läuft auf den zentralen Platz begraben. Auf dem langen Gang stösst BMelting Pot verschiedenster Kul tu ren, der Fontänen zu. Dort plätschern im man auch das gemeinsame Grab eines Völker und Sprachen, bewusst unent- Sommer mehrere Springbrunnen, und frisch verheiraten Paares, auf dem schieden zwischen Asien und Euro pa. die Kinder fahren Karussell, während Grabstein ist ihr Hochzeitsfoto abge- Auch meine Familie wanderte nach und die Erwachsenen Eis essen und flirten. bildet. Daneben das Bild eines 16-jäh- nach in die aserbaidscha nische Haupt- Die Innenstadt ist übervoll, meinst rigen Mädchens, das im Wohnzimmer stadt ein. Der russische Teil von ihr floh mit Gruppen von jungen Männern, die seiner Eltern ermordet wurde, weil es vor den Hungersnöten im zaristischen aussehen, als ob sie nichts zu tun hät- aus dem Fenster schaute. Russland, der jüdische vor den Pogro- ten. Sie haken sich ein und schauen Viele Gräber sind mit aserbaidscha- men im Siedlungsrayon, meine Gross- sich gemeinsam die Frauen an. Aller- nischen, russischen und jüdischen Na- mutter kam als Letzte aus Weissrussland dings bleibt es meistens nur beim An- men angeschrieben. Manche sind na- – sie floh vor dem Holocaust. Ich wurde starren, für sexuelle Belästigungen menlos geblieben. Wenig später begann in Baku geboren und bin da aufgewach- gibt es gerechte Strafen, die sofort ein- man, die Toten aus den Kriegen um sen, in der sechsten Generation. gefordert werden. Bergkarabach hier zu begraben. Der Während der sowjetischen Ära war Platz reichte nicht für lange. Baku die kosmopolitischste Stadt der Märtyrerallee. Die Märtyreral- UdSSR – die grössten Bevölkerungs- lee liegt hoch über der Stadt, neben ei- Jungfrauenturm. Der Jungfrau- gruppen stellten Aserbaidschaner, Ar- ner neu erbauten Moschee und Hoch- enturm ist das Wahrzeichen Bakus, er menier, Russen und Juden. Die Spra- haustürmen, die entfernt an die Twin ist aus Kalkstein, plump und rund und che war Russisch; interkulturelle und Towers erinnern, aber eigentlich Flam- steht in der südlichen Altstadt. Viele interkonfessionelle Ehen waren er- men darstellen sollen. Hier ist es meis- Legenden kreisen um ihn und besagen, wünscht, und auch in meiner Familie tens leer und still. Nur wenige Besu- dass er vor Jahrhunderten noch vom mischten sich Russisch, Aserbaidscha- cher wandern leise zwischen den Wasser umgeben war – das Meer sei nisch, Jiddisch und Polnisch. Gräbern, und ab und an sind es streu- demnach um gut 100 Meter zurück- Baku ist heiss und windig und stau- gegangen. Die am weitesten verbreitete big. Die Innenstadt hat sich mit jeder Öl und Klatsch Legende handelt, wie so oft, von einer Generation und jedem Regime gewan- Jungfrau. Als sie eines Tages heiraten delt: Neue Gebäude werden hoch- sind die wichtigsten sollte, bat sie ihren künftigen Mann, gezogen und alte abgerissen, manch- Handelsgüter einen Turm zu bauen und mit der Trau- mal über Nacht. Wenn man die Stadt ung so lange zu warten, bis dieser fertig- Olga Grjasnowa wurde in für ein paar Jahre verlässt, kann es in Baku. gebaut sei. Als es so weit war, stürzte sie Baku, Aserbai d schan, geboren passieren, dass man sie kaum wieder- sich vom Turm ins Meer. Seitdem nennt und kam im Alter von elf Jahren erkennt. Was bleibt, ist die Sehnsucht nende Hunde, die sich am ewigen Feu- man diesen Turm «Jungfrauenturm», nach Deutschland. In ihrem nach dieser Stadt – und ein paar be- er wärmen. Der Ausblick auf die Bucht und angehende Bräute legen hier ihre vielbeachteten Debütroman ständige Inseln in der Kartografie. von Baku und die Ölfelder ist schön. Sträusse nieder. «Der Russe ist einer, der Birken Das einzig Schöne an diesem Ort. Denn liebt» (Hanser, 2012) schreibt Florida. Das Politbüro der KP ver- hier liegen die Toten des Schwarzen Ja- Boulevard. Der Boulevard ist eine die 28-Jährige über selbst folgte zunächst den Plan, den südlichen nuars von 1990 begraben. lange Flaniermeile am Ufer des Kaspi- erlebte Entwurzelungs- Kaukasus ins «Florida» der Sowjet- Am 15. Januar 1990 wurden russi- schen Meeres, umrahmt von Jazzclubs erfahrungen in einem union zu verwandeln. Natürlich ist das sche Truppen um Baku zusammenge- und Restaurants, in denen Lamm und multi kulturellen Umfeld. gescheitert, dennoch war die Region zogen. Die Bevölkerung wurde unru- Stör auf langen Spiessen gegrillt wer- stets eines der beliebtesten Urlaubs- hig, Strassensperren und Barrikaden den. Sobald die Sonne sich nicht mehr ziele für die sowjetischen Bürger und wurden errichtet. Der Einmarsch sollte in die Haut und die Kleidung brennt, diente der russischen Literatur seit der verhindert werden. Wenige Tage später gehen die Menschen auf die Strasse, um Klassik als exotische Projektionsfläche. sprengte eine Einheit des KGB die zu spazieren, Schwarzmarktgeschäften Radio- und TV-Stationen. Die Einwoh- nachzugehen oder zu plaudern. Vor ih- Platz der Fontänen. Die Innen- ner waren auf Krieg eingestellt. Panzer nen schimmert gräulich das Meer, auf stadt sieht nach Zucker aus, sauber und rollten durch die Innenstadt. Scharf- dem Wasser schwimmt zuweilen ein fei- glänzend. Über den engen Gassen hän- schützen feuerten auf unbewaffnete ner Ölfilm. Von hier aus fahren jede hal- gen Lichtgirlanden, die Auslagen der Menschen, Panzer rollten über die not- be Stunde zwei Ausflugsdampfer hinaus überteuerten Geschäfte werden jeden dürftig errichteten Barrikaden, über auf die offene See und drehen nach ei- Morgen gereinigt, danach widmen die Menschen und über eine Ambulanz. ner Viertelstunde wieder um. gelangweilten Verkäuferinnen sich wie- In dieser Nacht starben Hunderte. der dem Haarekämmen und der Mani- Am 23. Januar gab es eine Trauer- Herrschaft. Das Alijew-Regime küre. Das durchschnittliche Gehalt kundgebung für die gefallenen Märty- hat sich in das Stadtbild eingeschrie- reicht ohnehin nicht für eine Handta- rer, sie wurden hier, über der Stadt, ben. Die Gesichter der Präsidentenfa-

TagesWoche 21 34 International 25. Mai 2012

Vor dem Eurovision Song Contest nutzten Demonstranten die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit, um gegen das Alijew-Regime zu protestieren. Foto: Jean-Marc Caimi/Redux/laif milie sieht man überall, ihre überdi- stundenlang Backgammon gespielt dingungen an den Rändern der Ölfel- mitunter auch Scharfrichter sein muss, mensionalen Porträts (Vater und Sohn, und über Politik geredet. Zumindest in der hausten. besitzt. Er muss es verstehen, nicht nur Vater im Smoking, der Sohn alleine Baku erobern die Frauen sich langsam Der Schriftsteller Essad Bey, alias das Öl zu schürfen und es vor Brand zu oder samt Ehefrau, der liebevolle diese Räume. Lev Nussibaum, beschrieb 1930 in sei- schützen, sondern auch irgendeinem Grossvater mit seinen Enkeln) hängen nen vermeintlichen Memoiren «Öl und vermeintlichen Brandstifter, dessen überall – und wenn mal kein Foto in Ziguli. Werden von reichen Spröss- Blut im Orient» die Lage: «Die Öltürme Schuld gar nicht bewiesen zu sein der Nähe ist, dann steht man mit Si- lingen gekauft und auf eine möglichst am Kaspischen Meer bilden einen Staat brauchte, einen Blechtrichter in den cherheit gerade in einer Strasse oder spektakuläre Art in der Innenstadt zu für sich, der besonderen Gesetzen un- Mund zu stecken und ihm so lange einem Gebäude, das nach ihnen be- Schrott gefahren. terstellt ist und eine besondere Auf- Rohröl oder Petroleum in den Schlund nannt wurde oder ihnen gehört. fassung von Gerechtigkeit hat. Die Ge- zu giessen, bis die Gesichter aller An- Gäste. Der Stellenwert des Essens setze der Ölfelder sind ungeschrieben, wesenden grau vor Schrecken wurden. Peripherie. Armut. kann gar nicht grösser sein. Es ist die werden aber mehr geachtet als die ge- (...) Dieses Regime war im Grunde ein Staatsreligion. Sobald sich Gäste ankün- schriebenen Gesetze des Staates. Der Zuchthausregime.» Bazar. Auf dem Bazar muss man digten, roch unser Haus nach Plow, Dol- oberste Herr der Türme ist der Inge- Es hat sich, was das angeht, nicht handeln, dann bekommt man fast alles ma und Pahlawa. Man sitzt stunden- nieur, der Macht über Leben und Tod sehr viel verändert. Der Reichtum, mehr oder weniger legal: gackernde und manchmal auch tagelang zusammen seiner Untergebenen hat. Nur wenige ungleich verteilt, kehrte in den späten Hühner neben frischem Brot, Berge am Tisch, begleitet von unzähligen Gän- können Ingenieur auf den Ölfeldern 1990er-Jahren wieder nach Baku zu- von Wassermelonen, Kaviar und früher gen und Trinksprüchen. Gastfreund- werden, dazu muss man geboren sein. rück. Glitzernde Hochhaustürme und die eine oder andere Waffe. Den Bazar schaft ist eine angenehme Pflicht, doch Keine Kenntnis und kein Studium ver- teure Markenshops wurden gebaut. wird kein Supermarkt ver drängen, in den Gast hungrig nach Hause gehen zu mögen den Mann richtig zu erziehen, Und die Strassen wurden von dunklen den letzten Jahren wurden jedoch lassen, eine Sünde. Die aserbaidschani- wenn er nicht die innere Veranlagung Jeeps übernommen. deutsche Bäckereien und deutsche sche Küche wurde von zahlreichen kul- zum autokratischen Herrscher, der tageswoche.ch/+ayfnv Apotheken populär. Besonders die turellen Einflüssen aus Armenien, Ge- Wortkombination «deutsch» und orgien, der Türkei, Iran, Russland etc. «Apotheke» wirkt auf zahlungskräftige geprägt. Die Küche meiner Mutter ist Unterdrückung und Gewalt hinter der schönen Kulisse Kranke sehr beruhigend, sämtliche zwar eine Mischung aus kaukasischen, Aserbaidschans Führung nutzt den Eurovision Song Contest (ESC), um das Land dort zum Verkauf stehenden Medika- russischen und jüdischen Gerichten, am Kaspischen Meer vor der Weltöffentlichkeit als demokratische und moderne mente kommen tatsächlich von hier, doch die, die sie am liebsten kocht, sind Nation zu zelebrieren. In Tat und Wahrheit weist Aserbaidschan gravie rende aber das Personal ist nicht mal in der die aserbaidschanischen. Demokratie- und Menschenrechtsdefizite auf. Das Regime um Prä sident Ilham Lage, die Beipackzettel zu lesen. Alijew kontrolliert Politik und Wirtschaft nach Gutdünken, eine faire Rechtspre- Erdöl. Die beliebtesten Handels- chung existiert nicht und Regimegegnern begegnet der autoritäre Führungsclan Tee. Ohne Tee geht gar nichts. Es ist güter in Baku sind Erdöl und Klatsch, zuweilen mit Gewalt. Eine unschöne Vorgeschichte hat auch der ESC: Den das Nationalgetränk in Aserbaidschan man geht davon aus, dass beides nie Prestige bauten rund um den Musikwettbewerb mussten alte Häuser weichen; und wird überall, zu jeder Tages- und versiegen wird. Das Erdöl brachte den die dort lebenden Menschen wurden zum Teil gewaltsam aus ihren Wohnungen Nachtzeit, getrunken. Am liebsten in Reichtum nach Baku. 1872 begann die vertrieben. Auch vor dem Start des ESC ist es in Baku zu Ausschreitungen gekom- einer Caychana (Teehaus), die auf dem Ölför derung und Baku boomte. Die men. Polizisten gingen massiv gegen Regimegegner vor, die auf einem Protest- Land oft von Männern frequentiert ersten Ölbarone, unter ihnen auch die marsch durch das Stadtzentrum mehr Freiheit forderten. wird und in denen das Getränk in Kan- Brüder Nobel, bauten spektakuläre Pa- Der ESC endet am Samstag, 26. Mai, mit dem grossen Finale. Das Schweizer nen und der Würfelzucker kiloweise läste in der Innenstadt, während die Duo «Sinplus» ist am vergangenen Dienstag in einem der beiden Halbfinale serviert werden. In der Caychana wird Arbeiter unter den erbärmlichsten Be- erwartungsgemäss ausgeschieden. leu

TagesWoche 21 35 INTERVIEW

TagesWoche 21 36 Interview 25. Mai 2012 «Dieser Mann setzt Stalins System fort»

Michail Ryklin, Philosoph, Literat, Dissident. Über ein Russland von heute, das dem Russland von damals gar nicht so unähnlich ist. Interview: Amir Mustedanagic, Philipp Loser Fotos: Basile Bornand

Was für ein absonderlicher klei- ma-Wahl los. Die Proteste flammten unter 30 Jahren, ähnlich ist es in an- ner Mann. In sämtliche Richtungen auf, und die Hoffnungen waren gross, deren arabischen Ländern. Russland stehen Michail Ryklin die Haare zu dass sich tatsächlich etwas ändern ist ein Land, in dem die Lebenserwar- Berge, er hat zwei verschiedenfarbige könnte. Putin regiert in Russland seit tung der Männer bei 60 Jahren liegt. Augen (was höchst faszinierend ist, 2000, und ich glaube, es hat niemals Das ist das Rentenalter! wenn man es erst einmal bemerkt hat), eine Anti-Putin-Demonstration statt- seine Kleidung scheint sich seit Jahren gefunden – auch nicht mit 2000 oder Nur weil die Russen alt sind, leh- auf eine Art Philosophen-Uniform zu 3000 Leuten. Man glaubte, das wäre nen sie sich nicht auf? beschränken, und seine Körperhaltung unmöglich. Dann plötzlich kamen Nein. Das russische Volk ist ein über- hat etwas Erschrecktes, Zurückhalten- mehr als 100 000 Leute. strapaziertes Volk. Russland erlebte des, Scheues auch. ein teuflisches 20. Jahrhundert – ins- «Die Russen Bis der russische Philosoph und Li- Dennoch wurde Wladimir Putin besondere die Zeit zwischen 1914 und protestieren schnell. terat zu reden beginnt. Sein gesproche- gewählt. 1953. In diesen 40 Jahren herrschte Und hören schnell nes Deutsch ist makellos, und dennoch Es war im Voraus klar, dass das Re- ununterbrochener Terror. Die Konse- wieder auf damit.» sind wir uns nicht immer ganz sicher, gime alles Mögliche mobilisieren wür- quenz davon ist, dass die Russen heute Michail Ryklin. ob er die Frage tatsächlich verstanden de, um die Proteste zu zerschlagen, zwar anfangen zu protestieren, sich hat. Hat verstehen wollen. Aber all das, und sich neue Wahlbetrugs-Techniken aber sehr schnell ohnmächtig fühlen. die etwas spezielle Erscheinung, die ausdenken würde. Das Putin-Regime anfänglichen Missverständnisse, spie- war in diesem Zusammenhang schon Wie zeigt sich das? len nach wenigen Minuten des Ge- immer sehr erfinderisch. Im Dezember formulierte die Opposi- sprächs keine Rolle mehr. Wie schlau. tion einige Forderungen: Entlassung Wie fremd. Wie einsichtig. Wie unter- Nach der Wiederwahl von Putin der politischen Häftlinge, auch einige haltsam. brachen die Demonstrationen ab. Beamte sollten bestrafen werden, die Ryklin ist ein äusserst präziser Beo- Haben die Russen aufgegeben? für den Wahlbetrug verantwortlich bachter von Russland. Er bringt uns Eine gewisse Entmutigung kann man sind. Als die Opposition dann bemerk- eine Welt näher, der wir uns viel zu sel- feststellen. Ob sie aufgegeben haben, te, dass nichts geschieht, haben sie ten widmen. Ryklin selber tut das weiss niemand. Die Oppositionellen aufgegeben. Üblicherweise bestehen ebenfalls aus der Ferne. Seit mehreren haben für Anfang Mai einen soge- die Protestierenden auf der Erfüllung Jahren lebt der Philosoph im Exil in nannten Marsch der Millionen ausge- von Forderungen. In Russland nicht. Deutschland. Gezwungenermassen, rufen – es kamen dann einige Zehn- weil er sich vom Regime und dessen tausend, was auch nicht schlecht ist. Warum? «operativer Macht» drangsaliert fühl- Als Erstes wäre da der russische Win- te. Und weil er nicht mehr in jenem In Westeuropa hatte man die ter. Man muss wirklich verstehen, was Land leben will, das die Schuld am Tod Hoffnung, dass die Proteste der es bedeutet, sich bei minus 25 Grad zu seiner Frau hat. Anfang eines «arabischen Früh- versammeln. Das alleine ist schon eine lings» russischer Prägung sein Heldentat! Wenn du irgendwo bei Herr Ryklin, die Wahlen in Russ- könnten. Warum kam es nicht so 30 Grad unter null ausharrst, ist das land gingen für einmal nicht ge- weit? schon viel. Aber wie sollst du da drei räuschlos über die Bühne. Hat es Der Vergleich mit arabischen Ländern Tage durchhalten? Das geht nicht. Das Sie überrascht, dass sich so viele hinkt in mehrfacher Weise. In demo- Regime hat ziemlich klug geplant: Die Gegner von Wladimir Putin auf grafischer Hinsicht beispielsweise: Duma-Wahl war Anfang Dezember, die Strasse trauten? Russland hat alle Probleme, die west- also schon im Winter. Die Präsident- Ich war im Dezember und an Weih- europäische Länder auch haben, aber schaftswahl legten sie auf Anfang nachten das letzte Mal in Russland. in verschärfter Form. Seit den 90ern März, also immer noch im Winter. Ich habe die ursprüngliche Phase der sterben jedes Jahr eine Million mehr Proteste also miterlebt. Es kam alles Menschen als geboren werden. In Tu- Vom Westen aus gesehen ist es ganz unerwartet. Es ging nach der Du- nesien liegt das Durchschnittsalter schwierig, der Opposition ein Ge-

TagesWoche 21 37 Interview 25. Mai 2012

sicht zu geben. Wer ist denn gegen gute Gerechtigkeit aus. Man versteht Putin? bis heute mehr vom Nazi-Terror als Es ist eine bunte Mischung aus ver- vom Stalin-Terror. Dieser Terror bleibt schiedenen Kräften. Es gibt Nationalis- bis heute ein Buch mit sieben Siegeln. ten, die sagen: «Schluss mit der Juden- Es ist immer noch unklar, wie es funk- herrschaft in Russland, Schluss mit tionierte – und es ist 70 Jahre her! Im dem Joch der amerikanischen Mono- Westen versteht man deswegen nicht polpolitik auf der Welt.» Während die alles, was in Russland passiert. Man Nationalisten das sagen, stehen dane- muss dahinter nicht immer einen bö- ben Demokraten. Sie sagen: «Wir wol- sen Willen vermuten. Denn grundsätz- len so sein wie Europa.» Daneben pro- lich ist Putin verhasst im Westen! testieren die Leute, die die ökologische Bewegung vertreten. Es gibt also eine Interessiert das Putin überhaupt? breite Palette von Leuten, die zusam- Natürlich! Auch Stalin wollte genau men demonstrieren. Normalerweise wissen, was ein Schriftsteller wie Lion stehen solche Leute nicht nebeneinan- Feuchtwanger über seine Schauprozes- der bei einem Protest. Sie demonstrie- se schrieb. Ihn interessierte auch, was ren separat. Kann man sich in Deutsch- der Westen vom Sowjetsystem seiner land vorstellen, dass die NPD mit den Prägung hielt. Bei Putin ist das noch Grünen zusammen irgendwelche viel deutlicher, weil Putin viel abhängi- Kundgebungen organisiert? ger ist von der Welt als damals die bei- nahe autarke Sowjetunion von Stalin. Was würde geschehen, wenn eine so disparate Opposition tatsäch- Auf der einen Seite hasst das west- lich Erfolg hätte? liche Establishment Putin, auf der Es ist schwierig, Vorhersagen zu ma- anderen Seite interessiert es sich chen. Ich kann mir vorstellen, dass kaum für Russland. Das lässt sich Russland als riesiges Land verschwin- auch in der Rezeption der Vergan- det und sich mehrere kleinere Länder genheit beobachten: Während die bilden würden – in so entfernten Regi- Verbrechen der Nazis heute noch onen wie Sibirien zum Beispiel. allgegenwärtig sind, wird über die Verbrechen der Sowjetunion Gibt es überhaupt eine realisti- kaum mehr gesprochen. sche Alternative zum Regime von Die Nazi-Verbrechen sind auch viel Putin? Michail Ryklin einfacher zu verstehen! Da steht einer Leider hat Putins System alles ge- Der Philosoph und Literat Michail Ryklin (64) ist ein hin und sagt (Ryklin verändert die macht, um ein nachfolgendes System Handlungsreisender in Sachen Russland. Er ist in ganz Stimme): «Ich bin böse, unsere Rasse unmöglich zu machen. Es gibt keine Europa unterwegs und war kürzlich in Basel, wo er verdient die Welt zu regieren, wir sind unabhängigen Politiker in Russland. auf Einladung der Menschenrechtsorganisation einfach die Allerbesten und werden Unter Boris Jelzin war es noch etwas «Nochlezhka», der Galerie «Parzelle 403» und des alle Scheiss-Juden und Russen wie freier in Russland. Es gab verschiede- Basler Osteuropa-Forums im Philosophicum im Sklaven behandeln.» Die Nazis haben ne Zeitungen, die unterschiedliche Ackermannshof über die politische Entwicklung in ihre bösen Absichten nicht verheim- Meinungen vertraten. Es kam manch- Russland sprach. licht. Wie anders klingt es da, wenn mal zu Streitigkeiten, weil die Oligar- Ryklin studierte Philosophie und Ästhetik an der Staat- ein Sowjetführer wie Stalin sagt, er chen von damals unterschiedliche In- lichen Universität Moskau und promovierte 1978 in Phi- wolle die Menschheit beglücken und teressen hatten. Aber unter Putin war losophiegeschichte. 1995 wurde Ryklin Korrespondent die dargebrachten Opfer dienten ei- Schluss damit. der europäischen Kulturzeitschrift «Lettre Internatio- nem höheren Zweck: dem Licht der nal». Er war seit 1975 mit der Künstlerin Anna Altschuk Zukunft! Das ist viel schwieriger zu Wie hat Putin den Kampf zwi- verheiratet und lebte mit ihr in Berlin. 2008 wurde sei- verstehen und einzuordnen, auch schen den Oligarchen beendet? ne Frau tot aufgefunden. Ryklin geht von einem Suizid wenn mehr Leute ans Messer geliefert Putin sagte all diesen Oligarchen: «Ihr aus und wird in Kürze ein Buch über das tragische Ende wurden als bei den Nazis. könnt so viel Geld machen, wie ihr seiner Frau veröffentlichen. wollt. Ich schaue sogar weg, wie ihr Was für uns Westler manchmal eure Machenschaften organisiert. schwierig zu verstehen ist: Putin Aber keine Politik mehr!» Wir wissen wird in Russland gar nicht so alle, was mit Michail Chodorkowski schlecht wahrgenommen, oder? geschah, der als Einziger dagegen et- In Russland ist das Leben nicht ein- was unternommen hat und das kor- fach. Die Leute möchten es einfach ein rupte System angriff. bisschen besser haben. Putins Trumpf sagen: «Sie zahlen doch eine so niedri- wissen, dass es eine Kleinigkeit ist, wir war die Krise von 1998, der Ölpreis lag Sie kritisieren immer wieder, dass ge Miete, das ist erstaunlich.» Und sind keine Raubtiere – wir kommen am Boden, der Rubel wurde massiv eine öffentliche Kritik an Putin dann wird die Miete verdreifacht. Sie dir entgegen. Aber, wir erwarten auch entwertet. Und mit seinem Amtsan- nicht möglich ist und dass freie sagen dann: «Es hat keine politischen von dir ein Stück Verständnis. Wir tritt 1999 wächst die Wirtschaft wie- Medien fehlen. Gründe, sie ziehen aus, weil die Miete wollen dir überhaupt nicht diktieren, der. Das System Putin ist korrupt, sehr Man kann über die 90er-Jahre reden, für sie leider zu hoch ist.» Sie beobach- was du sagen sollst. Aber du solltest korrupt. Aber Putin konnte es sich wie man will, aber wir hatten viel ten sehr genau, was die Oppositionel- die Linie zwischen dem Erlaubten und leisten, den durch die gestiegenen mehr Freiheiten. Erst unter Gorba- len machen, und wenn es ihnen nicht dem Verbotenen selbst ziehen.» Sie Rohstoffpreise generierten Reichtum tschow in den letzten Jahren der Pe- passt, machen sie dir entweder den zwingen dich zur inneren Zensur. Das ein bisschen an den Durchschnittsrus- restroika und dann unter Jelzin. Dem Laden zu oder sagen, dass du gegen ist es, was ich die «operative Macht» sen abzugeben. Der Wohlstand der kann man vieles vorwerfen, aber er ein Gesetz verstossen hast. des Systems nenne. Russen ist unter Putin jedes Jahr um war viel toleranter gegenüber Kritik. 15 bis 20 Prozent gewachsen, und das Putin begann TV-Stationen zu zer- Aber alles anscheinend in den Sind Sie enttäuscht, dass der Wes- ist viel. Die Leute lieben das. Sie sa- schlagen. Zeitungen, Zeitschrifte, Ver- Grenzen des Rechts. ten Russland nicht schärfer kriti- gen, unter Jelzin war es armselig, heu- lage – ein Medium nach dem anderen Die russischen Gesetze sind kein siert? te geht es uns besser. Putin wurde als verschwand. Das Regime ist sehr er- Schutz. Sie sind so kompliziert, dass Nein, das wundert mich auch über- Regenmacher wahrgenommen. finderisch in diesem Zusammenhang. man ihnen beim besten Willen nicht haupt nicht. Stalin hat dem Westen Sie verzichten beispielsweise auf di- folgen kann. Wenn das Regime die Op- diese grossen Schauprozesse serviert, Auch von Ihnen? rekte politische Zensur. Sie gehen zu positionellen erst so weit hat, dann und die wurden verschlungen. Im Ich war nie von Putin bezaubert. Ich einem Medium oder Kritiker hin und kommen sie zu dir und sagen: «Wir Westen sagte man, so sieht doch eine war aus politischen Gründen, aus kul-

TagesWoche 21 38 Interview 25. Mai 2012

Anzeige turellen, aus allen möglichen gegen Kaum. Das System ist heute auf Selbst- Putin und konnte mir das auch leis- erhaltung programmiert, nicht mehr ten. Ich war schon bei seinem Amts- auf Expansion wie zu Stalins Zeiten. antritt relativ unabhängig. Putin ist Russland ist keine Weltmacht mehr. ein Mann, der in vielerlei Hinsicht das System Stalins fortsetzt. Er ist kein Werden Sie umgekehrt in Russ- buchstäblicher zweiter Stalin, das land als Systemkritiker und Publi- wäre nicht logisch, aber er ist der Erbe zist wahrgenommen? und Verwalter seines Systems. Das Ähm, naja. Meine Bücher erscheinen sieht man auch in seinem Umgang mit auch in Russland, ja, und ich habe der Demokratie. Er möchte so gerne auch einen kleinen Fanclub. Aber so sein wie seine grossen Vorbilder in grossen Widerhall, dass sich die Deutschland und Österreich. Aber Mächtigen dieser Welt dagegen auf- wenn er von der «gelenkten Demokra- lehnen würden, den rufen sie nicht tie» spricht und sich als Vertreter ei- hervor. nes souveränen Staates jede Einmi- schung in die Gestaltung der Nach dem Suizid Ihrer Frau haben Demokratie verbietet, dann argumen- Sie angekündigt, ein Buch über     tiert er nicht anders als Mubarak oder die Umstände ihres Todes zu ver-     Gaddhafi. Das Regime will ohne Ideo- öffentlichen. Sind Sie fertig da- logie und ohne Politik alle Probleme mit? lösen. Das ist möglich in einem Land, Ja, das Buch ist geschrieben und wird in dem die politische Polizei seit Sta- im nächsten Jahr erscheinen. Hoffent- lin so unglaublich mächtig ist. Sie ist lich auch in Russland. Es wurde viel in alle Poren der Gesellschaft einge- spekuliert über den Tod meiner Frau. drungen und hat eine ungeheuer gros- Nach all meinen Recherchen und der se Armee von Denunzianten angeheu- Auswertung der Tagebücher kann ich ert. Das Regime weiss sehr viel mehr sagen, dass es zwar ein Suizid war. über die sowjetische und postsowjeti- Aber ein erzwungener Suizid. Sie war sche Gesellschaft als wir, die öffentli- durch die Verfolgung in Russland nach       chen Intellektuellen. Wir haben Derri- der Zerstörung ihrer Kunstausstellung da gelesen oder Foucault, Lévi-Strauss durch die orthodoxe Kirche und die und eine Menge andere Denker. Unse- vielen Monate vor Gericht psychisch re Gegner wissen aber über die russi- so stark belastet, dass sie keinen ande-     sche Gesellschaft viel mehr, weil sie ren Ausweg mehr sah (er hält kurz die Organisation sind, die diese Ge- inne und schnauft laut aus). sellschaft seit den 30er-Jahren Ja, ja. Das Buch kommt. Es war ein        gestaltet. schwieriges Unterfangen, es hat lange gedauert. Jetzt fühle ich mich ein biss- Spüren Sie heute noch den Zugriff chen so … besser. Jetzt konzentriere des Systems? Auch wenn Sie in ich mich auf andere Projekte.        Deutschland sind? tageswoche.ch/+ayflx             «Die politische Polizei ist in sämtliche Poren der russischen Gesellschaft eingedrungen. Das

Regime weiss so                 "   

viel mehr über uns    "   "   ! "   "" "  "  als wir.»       

TagesWoche 21 39 Digital 25. Mai 2012

Grünes Licht für die neue Website Von David Bauer

Ein neues Design für die Website, eine komplett neue mobile Site, eine verbesserte Suche, eine verbes- serte Agenda, Login mit Facebook und eine Neuheit namens Omniticker. All das und noch einiges mehr bringt der erste Relaunch der TagesWoche im Netz. Ganz bewusst haben wir damals bei der Lancie- rung im Oktober unserem Logo auf der Website das Label «Beta» angehängt. Nicht etwa, weil wir der Meinung waren, uns für eine nicht ganz fertige Web- site entschuldigen zu müssen. Sondern, weil wir der festen Überzeugung sind, dass eine Website nie wirklich fertig sein kann, ständig hinterfragt und laufend überarbeitet werden sollte. So schnell, wie die Entwicklung online vonstatten geht, reicht es schlicht nicht, sich alle paar Jahre ein neues Kleid zu verpassen. So haben wir unsere Erfahrungen der ersten Mo- nate und viele, viele Rückmeldungen berücksichtigt, um die Website rundum zu erneuern. Das neue De- sign, gestaltet von der renommierten Webdesign- Agentur Information Architects, sorgt für mehr Übersicht, macht das Lesen angenehmer und rückt jene Elemente stärker in den Vordergrund, welche Unter der grünen die TagesWoche auszeichnen. Gleichzeitig mit dem Adresse nebenan neuen Erscheinungsbild haben wir eine ganze Reihe finden Sie die von Funktionen ausgebaut und neu hinzugefügt. Auf Online-Version dieser Seite stellen wir Ihnen die wichtigsten vor. dieses Artikels. Wichtiger ist aber, dass Sie sich selber ein Bild von Dort können Sie ihn der neuen Website machen, sich durch die Neuerun- direkt kommentieren gen klicken und uns sagen, was Sie davon halten. oder weiterleiten. tageswoche.ch/+aybwa Das gilt übrigens für alle Artikel in der Zeitung. Mehr Lust auszugehen: Unsere neue Agenda

Bei uns finden Sie auch gute Grün- Mehr Aktualität: Der Omniticker de, den Computer auszuschalten und was Schönes zu unternehmen. Aktualität ist uns wichtig. Zwar können und wollen wir Damit Sie in unserer Agenda mit nicht jedem Ereignis einen eigenen Artikel widmen, Tipps für Kino, Theater, Konzerte, aber unser Anspruch ist, dass Sie auf tageswoche.ch Partys und Ausstellungen leichter nichts Wichtiges verpassen, das in der Region und auf das Richtige für sich finden, haben Die ganze TagesWoche für der Welt geschieht. Dafür sorgt unser neuer Omni- wir diesen Bereich ebenfalls unterwegs auf dem Handy ticker. Neben Agenturmeldungen finden Sie dort auch überarbeitet und übersichtlicher von der Redaktion ausgewählte Tweets und Links. gestaltet. Ausserdem ist die ganze Immer häufiger werden Nachrichten Das ermöglicht uns, schneller und flexibler auf Dritt- Agenda neu auch vom Handy aus unterwegs auf dem Handy gelesen. quellen zu verweisen, die über Aktuelles berichten. erreichbar (siehe Kasten rechts). Dem tragen wir mit einer grundlegend Die neusten Meldungen finden Sie laufend aktualisiert neu konzipierten mobilen Website oben rechts auf der Startseite, alle News gesammelt Rechnung. Alle Inhalte der Website sind auf der Seite des Omnitickers. nun mobil verfügbar. Sie können unter- wegs Artikel kommentieren, unterwegs das Kinoprogramm abrufen, unterwegs bei der Wochendebatte abstimmen. Installieren müssen Sie weiterhin nichts, um uns auf dem Handy lesen zu können: Einfach tageswoche.ch in den mobilen Browser eingeben und danach bei Gefallen als Lesezeichen speichern. Eine App für iPhone und iPad wird im Herbst folgen.

TagesWoche 21 40 Digital 25. Mai 2012

David Bauer, Zeitreisen mit einem Klick: Projektleiter des Unsere Artikel des Tages Redesigns, programmiert Neu prominent im Fussbereich der Web- eigenhändig die site platziert ist unser Kalender mit den letzten Funktionen Artikeln des Tages. Hier finden Sie zu für die neue Website. jedem Datum einen Artikel zu dem The- ma, das an diesem Tag die Menschen in der Region Basel am meisten bewegt hat. So können Sie am Sonntag die Woche Revue passieren lassen, sich nach den Ferien rasch aufdatieren oder mit wenigen Klicks nachlesen, was am Tag X in und um Basel Gesprächsthema Nummer eins war.

Mitmachen, einfacher gemacht: Login mit Facebook

Neu bieten wir eine zweite Möglichkeit an, sich in unserer Community einzubringen. Im Login-Fenster sehen Sie neu einen Knopf «Login mit Facebook». Wenn Sie über ein Profil bei Facebook verfügen, können Sie dieses mit der TagesWoche verknüpfen und müssen sich keinen separaten Login bei der TagesWoche Wir lassen Sie nicht im anlegen. Wenn Sie bereits ein Profil bei der Regen stehen: die neue TagesWoche haben, können Sie dieses auch Wetterseite nachträglich noch mit Facebook verknüpfen. Einloggen funktioniert danach mit einem einzigen Klick auf «Login mit Facebook». Viele Leserinnen und Leser haben sich ausführlichere Wetterprogno- sen gewünscht. Dem tragen wir mit einer eigenen Wetterseite Rech- nung. Hier finden Sie detaillierte An- gaben zum Wetterverlauf des aktu- ellen Tages sowie die Aussichten für Gesucht, gefunden: Entzückend: die nächsten Tage. Zur Wetterseite komplett neue Suche die neue Rückseite kommen Sie per Klick auf die Tem- peraturangabe im Seitenkopf, wo für Das Einzige, was die neue Suche mit der Wir legen Wert auf Trans- Heimwehbasler stets zu sehen ist, alten noch gemein hat: Das Suchfenster parenz. Jeder Artikel auf welch schönes Wetter hier am oben rechts auf der Website. Alles, tageswoche.ch verfügt Rheinknie ist. was geschieht, ab dem Moment, da Sie über eine «Rückseite» auf «Suchen» klicken, ist komplett neu mit Informationen zur und drastisch verbessert. Am Beispiel Entstehung des Artikels. «Stadtentwicklung» erklärt: Auf den Die Rückseite haben wir ersten Blick sehen Sie die Suchresultate optisch deutlich aufgewer- nach Relevanz sortiert, zuoberst unser tet und mit weiteren Dossier zu diesem Thema. Weiter haben Informationen ergänzt. Sie die Möglichkeit, die Suchresultate So können Sie noch zeitlich einzugrenzen oder nur einzelne leichter hinter die Kulissen Arten von Inhalten zu durchsuchen, etwa eines Artikels blicken und Leserkommentare, Artikel oder Blog- sich über die Autoren beiträge. informieren.

TagesWoche 21 41 Dialog 25. Mai 2012

«Wochendebatte: Wird der Leserbriefe an öffentliche Raum übernutzt?», tageswoche.ch/+aydsc die Redaktion Der Markt soll spielen gewandelt. Conrad Engler tion der «Allmend». Wer darf dort Wo soll gespart werden? gemacht werden? Wollen wir weitere en: Die Mieten werden sinken und jene Alex Schneider «TagesWoche mit neuem Design und ausgebauten Funktionen», tageswoche.ch/+aybwa Zeitung mit Herz werden. Lisa Mathys Zu grosser Fussabdruck Angelo Rizzi «Eigenbräu aus dem St. Johann», tageswoche.ch/+aybro Bio soll das Bier sein genen Beitrag auf Kosten der Allge Leserbrief der Woche von Raffael Grassi zu «Tod einer Vorlage», tageswoche.ch/+aydfz Alle Jahre steigen die Krankenkassenprämien, auf den Patrick Hafner lokal ist. Christophe C. Gutzwiller «Managed Care stösst auf Widerstand», tageswoche.ch/+aybjn «Bundesrat lehnt SVP-Initiative zur Volkswahl des Bundesrates ab», Vermurkste Vorlage tageswoche.ch/+aydhs Kein zweiter Sitz für die SVP Christian Denzler

TagesWoche Redaktion Redaktionsleitung Rockenbach, Martina Rutsch- Layout/Grafik Abonnemente 2. Jahrgang, Ausgabe Nr. 21 Tel. 061 561 61 61 Urs Buess, Remo Leupin mann, Peter Sennhauser, Carla Secci, Petra Geiss mann, Die TagesWoche erscheint Auflage: 18 000 Exemplare [email protected] Annina Striebel (Praktikantin), Daniel Holliger; täglich online und jeweils am Gerbergasse 30, 4001 Basel Redaktionsassistenz Dani Winter, Monika Zech Designentwicklung: Freitag als Wochenzeitung. Kooperationspartner: Verlag Béatrice Frefel, Esther Staub Matthias Last, 1 Jahr: CHF 220.– «The Guardian» (London), Tel. 061 561 61 61 Bildredaktion Manuel Bürger (50 Ausgaben); «Der Freitag» (Berlin) [email protected] Redaktion Hans-Jörg Walter, 2 Jahre: CHF 420.– David Bauer, Renato Beck, Michael Würtenberg Anzeigen (100 Ausgaben); Herausgeber Geschäftsleitung Yen Duong, Karen N. Gerig, Andrea Obrist Ausland-Abos auf Anfrage. Neue Medien Basel AG Tobias Faust Tara Hill, Christoph Kieslich, Korrektorat (Leiterin Werbemarkt), Alle Abo-Preise verstehen Matieu Klee, Jana Kouril Céline Angehrn, Lukas Ritter sich inklusive Abo-Service: Verlagsassistenz/ (Praktikantin), Marc Krebs, Noëmi Kern, Martin Stohler, 2,5 Prozent Mehrwertsteuer Tel. 061 561 61 61 Lesermarkt Philipp Loser, Amir Muste- Dominique Thommen, Druck und Versand kosten [email protected] Martina Berardini danagic, Florian Raz, Michael Andreas Wirz Zehnder Druck AG, Wil in der Schweiz.

TagesWoche 21 42 KULTUR Punk und Glamour Auch wenn Leos Carax den Wettbewerb in Cannes mit einem grossartigen Comeback aufmischt: So brav hat sich lange kein Wettbewerb mehr präsentiert. Von Daniel Kothenschulte*

Vielleicht siegt in Cannes ja dieses das glamouröse Model (Eva Mendes), «Opération Libertad» des gebürtigen Mal die Frechheit. Leos Carax hat mit schleppt sie sehr zu ihrem Gefallen in Genfers Nicolas Wadimoff präsentiert «Holy Motors» seinen ersten Langfilm seine feuchte Gruft. Dann aber scheint sich als filmisches Tagebuch einer Ter- seit 13 Jahren ins Rennen um die Pal- er sogar einmal er selbst zu sein, wenn roristengruppe, die 1978 in Zürich eine me geschickt. Dabei hat er einerseits er eine Kollegin trifft, die dem gleichen Bank überfällt: Man will gegen die Zu- zur rohen Romantik seines unverges- mysteriösen Beruf nachgeht. Kylie Mi- sammenarbeit der Finanzwelt mit Dik- senen Outsider-Dramas «Die Lieben- nogue nutzt ihren betörenden Auftritt taturen protestieren. Doch wirklich den von Pont-Neuf» zurückgefunden. zu einer elegischen Chanson-Einlage. frech, subversiv oder provokant ist Andererseits aber auch zur kompro- Wie in jeder der neun Episoden spielt nichts daran. Der schöne 16mm-Look Das unterscheidet ihn vom Rumä- misslosen Haltung, die den Punk aus auch hier die Kulisse eine Rolle: Carax wirkt viel zu edel für die vorgebliche nen Christian Mungiu, der mit «Bey- reichem Hause – der geborene Alex- drehte im verfallenen Pariser Luxusho- Spontaneität selbstgemachter Bilder. ond the Hills», seiner Exorzismus-Ge- andre Oscar Dupont gehört einer der tel «La Samaritaine», das gerade recht Das gutaussehende Ensemble junger schichte aus einem kleinen Kloster, reichsten Familien Frankreichs an – scheusslich renoviert wird. Darsteller tobt ausgelassen durch die eine bewährte Form exakt wiederholte. seit seinen Anfängen auszeichnete. Retro-Kulisse und wirkt trotz eines Der psychologische Realismus, aber Carax’ Lieblingsdarsteller Denis La- Sehr viel grimmigen Waffenarsenals jedem Ter- auch die strenge, statuarische Bildfüh- vant spielt auch diesmal das poetische ror denkbar fern. Ebenso vergeblich rung entsprechen genau dem Stil sei- Alter Ego des Regisseurs. Preisverdächtiges sucht man nach einem verqueren Witz nes Gewinnerfilms von 2007, «Vier Zu Anfang sieht man ihn in der Rolle hat die Jury nicht in dieser leider nur sehr zahmen Ant- Monate, drei Wochen und zwei Tage». eines noblen Geschäftsmanns eine lu- wort auf jene hochgezüchteten Terroris- Chancenlos ist wohl auch Walter xuriöse Villa verlassen und in eine weis- zur Auswahl. mus-Filme, wie sie in Deutschland noch Salles, dem das Missgeschick gelang, se Stretchlimousine steigen, die von ei- immer in Serie entstehen. Die aber na- mit seiner Jack-Kerouac-Verfilmung ner Kinoveteranin gesteuert wird, der Auch in Carax’ Kino lebt die Schön- türlich nicht nach Cannes gelangen … «On the Road» keinen Funken der lite- französischen Schauspielerin Edith heit in einem steten Zwiespalt mit dem rarischen Bedeutung für die Leinwand Scob. Sowohl die Szenerie als auch die Reiz des Falschen. Und immer wieder Delikater Liebesfilm zu retten. Der Brasilianer verfilmte das Besetzung gehören zur Gebrauchsanlei- weckt er uns mit einem schrägen Scherz Kultbuch exakt wie seinerzeit Che tung dieses ungewöhnlichen Films: Das aus aller Illusion, wenn wir seinem Doch auch im Wettbewerb wirkt Leos Guevaras «Motorcycle Diaries» – doch Haus erinnert uns an Jacques Tati und schönen Kitsch verfallen sind. Carax recht einsam mit seiner trotzi- Poesie wird man mit blosser Illustrati- seinen Klassiker «Mon Oncle». Und Nach Cannes kommt nicht jeder, gen Avantgarde. Viel Preisverdächtiges on kaum gerecht. Nicht einmal die Edith Scob ist natürlich der gute Geist aber glaubt man dem Österreicher Mi- hat die Jury nicht zur Auswahl, wenn Spielzeit der frühen Nachkriegsjahre aus den fantastischen Filmen von Geor- chael Haneke, gehört dazu vor allem sie am Samstag die Preise verkünden kann seine uneinheitliche Ausstattung ges Franju. künstlerischer Mut. Als ihn jetzt der muss. Als Favorit gilt noch immer Mi- vermitteln. Von der revolutionären deutsche Kulturminister Bernd Neu- chael Hanekes hoch sensibles Melo- Haltung ganz zu schweigen. Nein, ganz Beredtes Schweigen mann fragte, warum es seinem Land dram «Amour», an dem sich beim bes- ohne Frechheit geht es hier nicht. einfach nicht gelinge, in diesen Wettbe- ten Willen nicht der kleinste Makel tageswoche.ch/+ayfog Jetzt ahnen wir auch, wie sich der lei- werb zu kommen, antwortete er recht finden lässt. Dass er schon vor drei denschaftliche Cinephile Leos Carax direkt: «Ihr seid einfach zu brav.» Jahren mit «Das weisse Band» gewon- *Daniel Kothenschulte berichtet für die vergangenen 13 Jahre vertrieben ha- Ein Schweizer Film immerhin hat es nen hat, ist nicht unbedingt ein Hinde- die TagesWoche aktuell aus Cannes. ben mag: Er muss sich immer wieder in die angesehene Parallel-Sektion rungsgrund – schliesslich beweist er Weitere Texte finden Sie online. ihre Meisterwerke angesehen haben. Quinzaine des Réalisateurs geschafft, hier seine Meisterschaft in einem ganz Von Tati übernimmt er das beredte und wenigstens das Thema bietet den anderen Genre, dem Liebesfilm, und in Schweigen. Und von Franju die morbide gesuchten Stachel. der delikaten Form des Kammerspiels. Romantik von Klassikern wie «Augen ohne Gesicht». Dort versteckte Scob ihre grossen, mädchenhaften Augen hinter einer Maske, die sie auch in der letzten Szene von «Holy Motors» wieder aufsetzt. Dazwischen nimmt das Tages- werk des «Monsieur Oscar» seinen rät- selhaften Lauf. Offenbar von einer jenseitigen Macht entsandt, schlüpft der Mann in neun Episoden in immer neue Rollen, um das ganze Spektrum der menschlichen Existenz zu verkörpern. Er ist ein Bett- ler, ein Mörder, ein Liebhaber oder ein Monster. Auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise platzt er in eine morbide Mo- defoto-Session und raubt kurzerhand

TagesWoche 21 43 Kultur 25. Mai 2012 Vollkontakt! Mit neuen Gesichtern und vor allem sehr viel frischem Elan und Energie will das Basler Schauspiel wieder zur bedeutenden kulturellen Instanz werden. Von Dominique Spirgi

Schauspiel-Trio mit Elan: Martin Wigger, Tomas Schweigen, Simon Solberg (v.l.). Foto: Peter Schnetz

Wir werden das Theater nicht In der personellen Zusammenset- Betroffenheit auszulösen weiss. Zuletzt raschter ist man dann aber, wenn man neu erfinden», sagt Martin Wigger, bis- zung ist der Neubeginn, soweit man es hat er mit seiner rasanten «Volksfeind»- sich den Spielplan der kommenden Sai- heriger Chefdramaturg und neu Teil jetzt schon beurteilen kann, eine gute Inszenierung für einen der wenigen Hö- son anschaut. des neuen Leitungstrios des Basler Lösung – obschon sie auf den ersten hepunkte der auslaufenden Schauspiel- Schauspiels. Doch wer ihm und seinen Blick wie eine Verlegenheitslösung saison gesorgt. Eine Prise Rock ’n’ Roll beiden Co-Leitern Simon Solberg und daherkommt. Weil im vergangenen Mit Tomas Schweigen ergänzt ein Tomas Schweigen zuhört, erhält den Sommer nicht klar war, wie sich das Theatermann aus der freien Szene das Auf den ersten Blick sieht dieser nach Eindruck, dass es gerade das ist, was Theater Basel aus dem finanziellen Triumvirat. Mit seiner Truppe Far a landläufigem Abonnementstheater aus: die Neuen vorhaben. In den Ausfüh- Schlamassel nach der verlorenen Sub- Day Cage hat er eine originelle und mit Schiller («Don Carlos»), Goethe rungen der Theaterleute sprudelt es ventionsabstimmung im Baselbiet hät- spannende Bühnensprache entwickelt, («Die Leiden des jungen Werther»), nur so vor Energie und Ideen, und te retten können, musste Theaterdirek- die er mit seiner Bühnenadaption von Strindberg («Ein Traumspiel»), Frisch wenn von Aufbruchstimmung die Rede tor Georges Delnon die ursprünglich Otfried Preusslers «Krabat» auch auf («Biografie. Ein Spiel»), Tolstoi («Anna ist, dann klingt dies durchaus überzeu- de signierten neuen Spartenleiter – die die Basler Stadttheaterbühne zu über- Karenina»), mit einer Bühnenadaption gend. Und beinahe etwas überrascht Namen erfuhr man nie – ziehen lassen tragen wusste. Beide regieführenden des Bestsellerromans «Angst» von Ro- nimmt man zur Kenntnis, dass sogar und nach internen Lösungen suchen. Co-Leiter stehen mit je drei Inszenie- bert Harris und dem Märchen «Zaube- so oft gehörte Sätze wie «Wir wollen, Also ernannte Delnon, der selber die rer von Oz» als Kinderproduktion. Gut, dass das Theater für den gesellschaftli- Opernleitung übernimmt, den amtie- Diese personelle auf dem Spielplan stehen auch «Like a chen Diskurs in dieser Stadt wieder zur renden Chefdramaturgen Martin Wig- Rolling Stone», «Vaudeville Open Air» kulturellen Instanz wird» aus einem ger zum neuen Schauspielchef. Und der Konstellation deutet und «Expats: Eidgenossen in Shang- Munde von Simon Solberg ganz und holte sich dann sogleich zwei junge Re- auf einen radikalen hai» – Titel, die auf dem Papier etwas gar nicht abgedroschen klingen. gisseure an seine Seite. Rock ’n’ Roll, Spass- und Dokumentar- Ein mutiger Entscheid, denn Martin Neubeginn hin. theater versprechen. Aber projektarti- Verlegenheitslösung als Chance Wigger wählte zwei Exponenten, die im ges Theater dieser Art findet man auch Basler Schauspiel und auf anderen Büh- rungen auf dem Spielplan, werden auf Spielplänen weniger ambitionierter Mit dem Leitungstriumvirat Wigger/ nen Herausragendes geleistet haben, aber, so das Versprechen, mit zahl- Bühnen. Dazu kommt, dass mit «Der Solberg/Schweigen läutet das Theater die sich aber beide durch eine überaus reichen, jeweils aktuell angesetzten Park» des neuen Hausautors Gabriel Basel ab der Spielzeit 2012/13 eine eigenständige Bühnenhandschrift her- Nebenproduktionen auch ausserhalb Vetter nur gerade eine Uraufführung neue Schauspielära ein. Der Leitungs- vortun, welche sich vom konventionel- der beiden Theaterbauten für theatra- eines eigentlichen dramatischen Textes wechsel an und für sich ist schon ein- len Abonnementstheater abhebt. Simon les Leben sorgen. auf dem Spielplan steht. mal erfreulich. Und durchaus notwen- Solberg ist ein Regisseur, der seine Diese personelle Konstellation, er- «Wir wollen in der Wahl der Stoffe dig, denn in den sechs Jahren unter der «Sozialisation mit dem Hip-Hop» nicht gänzt durch die Tatsache, dass Schwei- und Themen durchaus auch Populäres bisherigen Spartenleitung von Elias verbirgt und mit einem multimedialen gen seine freie Truppe Far a Day Cage bieten», sagt Wigger, «diese klassi- Perrig wirkte das Sprechtheater über Feuerwerk an Ideen, mit Händen und quasi als Group in Residence mit an schen Theaterstoffe dann aber mit jun- weite Strecken ziemlich blass und zu- Füssen, Verstand, Schalk und Herz Bord holt, deutet auf einen ziemlich ra- gen und frischen Regiehandschriften letzt oftmals auch ideenarm. ebenso viel Spass zu bereiten wie auch dikalen Neubeginn hin. Umso über- kombinieren.» So kommt es dazu, dass

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Goethes Briefroman «Werther» einem Regisseur anvertraut wird, den man nicht automatisch mit Sturm und Drang in Verbindung bringt: Thom Luz. Der junge Zürcher hat sich zum ei- nen als interessanter Exponent der freien Theaterszene hervorgetan, be- kannter ist er indes als Sänger und Gi- tarrist der Schweizer Indie-Band My Heart Belongs to Cecilia Winter. Auch bei Solbergs «Don Carlos»-In- szenierung droht sicher keine Konfron- tation mit musealem Klassikertheater – ebenso wenig wie bei der Kombination von Regisseur Schweigen mit Strind- bergs Stationendrama «Ein Traum- spiel». Dabei soll es aber nicht um das Unkonventionelle um des Unkonventio- nellen willen gehen. «Mir geht es dar- um, auch in den klassischen Dramen das Schmerzzentrum freizulegen, also das, weswegen der Autor das Stück über- haupt geschrieben hat», sagt Solberg. Ein Spielplanmotto gibt es übrigens nicht. Zumindest nicht offiziell. Für Solberg lautet die persönliche Devise «Vollkontakt», während Wigger die Spielzeit unter das Motto «Solberg/ Schweigen» gestellt hat. Wichtig ist dem neuen Leitungsteam neben den Abo-Positionen im Spiel- plan das Nebenprogramm, das so ne- bensächlich nicht sein wird. Hier wol- len die Theaterleute die Devise «Vollkontakt» im Sinne von Dialog und Transparenz auch ganz wörtlich ver- standen wissen. «Wir werden einen Lkw ausstatten, mit ihm nach Basel- plant ist ein offenes Dramaturgiebüro aber auch erfahrene und etablierte Einer der wenigen land fahren und als ‹performative Spe- mit einer Arbeitsecke für die Schau- Theaterregisseure wie Volker Lösch Höhepunkte der dition› auf dem Dorplatz in Sissach spielleitung und den Hausautor sowie oder Niklaus Helbling. laufenden Saison: oder Pratteln ein Stück spielen, für das einem Seminartisch, an den sich auch Zum Schluss noch etwas Neues, das «Der Volksfeind», wir nur wenige Tage vorher Werbung Leute von aussen hinsetzen können, so neu aber gar nicht ist: Erstmals seit inszeniert von machen», kündigt Solberg an. um Anregungen einzubringen oder an Jahren soll das Schauspielhaus wieder Simon Solberg. Wigger ergänzt, dass man das Thea- Konzeptionsgesprächen teilzunehmen. einmal seine Flexibilität als Bühnen- Foto: Judith Schlosser ter auch inhouse beleben möchte: zum raum unter Beweis stellen. Denn aus Beispiel mit der Einrichtung einer «Ha- Personelle Umwälzungen Kostengründen war der Theaterraum, fenkneipe» im Foyer, in der das Publi- der theoretisch etliche Variationen der kum am Rande von Bei- und Kurzpro- Einen ziemlich radikalen Neubeginn Bespielung zulassen würde, in den letz- grammen auch mit dem Ensemble in vollzieht das Schauspiel auch perso- ten Jahren nur noch als konventionelle Kontakt treten kann. Weiter will das nell. So wird mit Ausnahme von Wig- Guckkastenbühne zu erleben. Das alles neue Basler Schauspiel unter dem Ar- ger die gesamte Dramaturgie ausge- klingt vielversprechend. Sehr sogar. beitstitel «Ungeliebt und ungefragt» in wechselt. Zwei Drittel des 22-köpfigen Aber natürlich wird man erst an den Cafés und Kneipen der Stadt spontan Schauspielensembles werden neu be- Taten ermessen können, ob es den Neu- kurze Ausschnitte aus aktuellen Insze- setzt, und auch in der Regie werden mit en gelingen wird, das Basler Schauspiel nierungen vorführen. Und mit der Reihe Ausnahme der beiden Leitungsmitglie- aus der Lethargie zu reissen, in die es in «Bei Freunden» soll das Publikum die der Solberg und Schweigen sowie Amé- den letzten Jahren versunken ist. Möglichkeit erhalten, einzelne Schau- lie Niermeyer und Antje Schupp alles tageswoche.ch/+ayfoa spiel-Acts zu sich nach Hause zu holen. neue Köpfe tätig sein – darunter die er- Schliesslich will die neue Schau- folgreiche Filmemacherin Bettina Details zum Spielplan 2012/13 gibt es auf spielleitung im Theaterclub K6 einen Oberli («Die Herbstzeitlosen»), die tageswoche.ch oder direkt von der Quelle öffentlichen Thinktank einrichten. Ge- erstmals im Theater inszenieren wird, auf www.theater-basel.ch

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Spezialist für gefährdete Existenzen

Thomas Blubacher, Thomas Blubacher verfasst um- Doppelbiografie der Geschwister Eleo- sie zu der Aufklärung eines Kriminal- fangreiche Biografien, inszeniert Thea- nora und Francesco von Mendelssohn falls gehört. So ist es «detektivische Schriftsteller und terstücke, hat Lehraufträge an Univer- – von Haus aus reiche und hochbegab- Neugier», die Blubacher jedesmal sitäten, und im nächsten Jahr wird ein te Bühnenkünstler, die im Berlin der packt und stimuliert, wenn er einen der Theaterregisseur, Theaterstück von ihm uraufgeführt. Roaring Twenties Furore machten und von ihm ausgewählten «Fälle» bearbei- Nur selten gelingt dieser Spagat zwi- später, von den Nazis in die Emigration tet. Zu dieser Arbeit gehört auch das widmet sich in schen praktischer Theaterarbeit und li- gezwungen, in den USA ihren Nieder- Gespräch mit Zeitzeugen. Daraus erge- terarischem Schreiben. Blubacher gang erlebten. Dem von Drogensucht ben sich «beglückende Erlebnisse» seinen Büchern scheint er zu gelingen. Worauf beruht und Depression gezeichneten Lebens- ebenso wie unergiebige und quälend seine Produktivität? Ist sie das Resul- weg der Geschwister spürt Blubacher langweilige Teestunden. gerne biografischen tat von grossem Fleiss? «Bin ich wirk- nach – «mit Behutsamkeit und Takt, Berühmheiten wie Gründgens sind lich fleissig, weiss ich gar nicht.» Nur doch ohne falsche Scham», wie es in ei- bei seinen biografischen Recherchen Brüchen und ungern lässt er sich festlegen, dieser ner Rezension heisst. eher die Ausnahme, meistens geht es Mann, der eine nicht nur entfernte Blubacher darum, weitgehend Verges- Abstürzen bekannter Ähnlichkeit mit Heinz Erhardt hat, Detailversessener Autor sene ans Licht zu bringen. Und das sind dem genialen Melancholiker unter den nicht immer spektakuläre Lebensläufe. Persönlichkeiten. Komikern. Dabei hat es Thomas Bluba- Durch die Arbeit als Regisseur habe er, In der Biografie von Oskar Wälterlin cher gar nicht so mit der Komik und glaubt Blubacher, einen bestimmten zeigt sich Blubachers Fähigkeit, Zeitge- Von Martin Roda mit dem Humor oder doch nur auf sehr Sinn für Rhythmus und Pointen entwi- verborgene Weise ckeln können, der ihm jetzt beim Schrei- Becher Man könnte den promovierten Thea- ben seiner Bücher zugute kommt. So ist Blubachers terwissenschafter (Jahrgang 1967), den das Schreiben auch mehr und mehr zu es seit seiner Kindheit zum Theater seiner Domäne geworden: «Von meinen Interesse gilt der zog, eigentlich als Spezialisten für ge- Inszenierungen hat ‹Thea ter heute› Kunst in fährdete Existenzen, biografische Brü- kaum je Notiz genommen, aber jede mei- che und Abstürze bezeichnen. ner Biografien wird dort besprochen.» gefährlichen Zeiten. Nach dem Studium und einigen Seit bald 15 Jahren beschäftigt sich Lehraufträgen an Universitäten be- Blubacher mit Gustav Gründgens. Mo- schichte an einem konkreten Fall erleb- gann er mit Inszenierungen an kleine- mentan ist er am dritten und abschlie- bar zu machen – dem eines Theaterlei- ren Bühnen, vor allem in Basel, später ssenden Teil der Biografie, die 2013 er- ters auf neutralem Boden während an den verschiedensten Stadttheatern scheinen wird. Es soll die erste wirklich Kriegszeiten. Wälterlin leitete viele Jah- und Festspielen. Es sind unzählige Stü- fundierte Lebensgeschichte des grossen re das Schauspielhaus Zürich, nachdem cke, die Blubacher inszeniert hat, von Schauspielers und Regisseurs werden, er 1932 in Basel, nach dem Bekanntwer- Goldoni über Raimund bis Sartre. So- der den meisten vielleicht mehr durch den einer homosexuellen Beziehung zu zusagen im Nebenberuf blieb er Dozent Klaus Manns lange Zeit verbotenen einem Schauspieler, als Intendant des für Theaterwissenschaft, die damit Schlüsselroman «Mephisto» über den Stadttheaters abgesetzt worden war. verbundenen Lehraufträge weckten Preussischen Generalintendanten und Wälterlin liess an den von ihm geleite- sein Interesse für das Biografische. Staatsrat von Görings Gnaden und ten Häusern gleichzeitig Verfolgte des durch den gleichnamigen Kinofilm als Naziregimes wie auch «NS-belastete Exilierte des Theaters durch seine Bühnenrollen in Erinne- Kollegen» auftreten, und dabei gelang rung geblieben ist. Bei seiner Arbeit in es ihm, ziemlich unbeeindruckt von po- Nach der jahrelangen Arbeit am «Thea- den Archiven ist Blubacher, wie er ein- litischem Druck im In- und Ausland, terlexikon der Schweiz», das er in räumt, durchaus detailversessen. Je kritisches Theater zu machen. Teamarbeit verfasste, und einem Buch länger man forscht, meint er, desto öfter Der gemeinsame Nenner von Bluba- über das Theater Basel in den Jahren stösst man auf Unwahrheiten und Un- chers Arbeit heisst: Kunst in gefährli- 1933–1945 fokussierte sich sein Blick genauigkeiten, die über eine Persönlich- chen Zeiten. Sie bilden auch den Hin- auf die Exilierten des Theaters – die keit in Umlauf gesetzt wurden. tergrund der 18 Miniaturen, die in dem durch die Zeitgeschichte aus der Bahn Womit wir wieder beim Fleiss sind: Buch «Die Holbeinstrasse, das ist das geworfenen Existenzen. Zu Blubachers denn Recherche ist oftmals öde Fleiss- Europa, das ich liebe» versammelt bisher erfolgreichstem Buch wurde die arbeit, aber sie gehört ebenso dazu, wie sind. Etwas willkürlich wirkt hier die

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Ein fleissiger Schreiber: Für seine Biografien forscht Thomas Blubacher lange und gerne mit «detektivischer Neugier». Foto: Alexander Preobrajenski

Publikationen Eine Auswahl an Publikationen von Thomas Blubacher:

«Befreiung von der Wirklich- keit» – Das Schauspiel am Stadtthea- ter Basel 1933–1945, Edition Theater- kult Verlag 1995.

«Die Holbeinstrasse, das ist das Europa, das ich liebe», Schwabe Verlag 2010.

«Oskar Wälterlin und sein Thea- ter der Menschlichkeit», Henschel 2011.

«Paradies in schwerer Zeit» – Künstler und Denker im Exil von Paci- fic Palisades, Sandmann Verlag 2011.

«Gibt es etwas Schöneres als Sehnsucht» – die Geschwister Eleo- nora und Francesco von Mendelssohn, Insel TB 2012.

Zusammenstellung von literarischer Prominenz auf Lesereise und Flücht- lingsschicksalen. Ein faszinierendes Buch hat Bluba- cher über das Exil deutscher Schrift- steller und Filmregisseure im kalifor- nischen Exil während des Zweiten Weltkriegs herausgebracht. Während eines mehrmonatigen Stipendiums in Pacific Palisades konnte er sich dieser Forschungsarbeit widmen. «Das war eine faszinierende Zeit», sagt Bluba- cher, «man schläft im Bett von Feucht- wanger, man sitzt am Schreibtisch von Werfel, und wenn man einkaufen geht, steht man gelegentlich mit Tom Cruise oder Spielberg in der Schlange.» tageswoche.ch/+ayepe

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Ge- Jungdesigner und Labels aus der ganzen Bring A Ding 06 / nauer: welche Entwürfe sie uns allen zu- Schweiz am Start: Ein buntes Potpourri aus Parzelle403 Sitzgelegenheiten 05 ROMA – Roma romaoVa Schwarzwaldallee 305, Basel künftig auf den Leib schneidern will – und Schmuck- und Kleidungsstücken, wobei das Unterer Heuberg 21, Basel wo man diese jetzt noch günstig bekommt. Spektrum vom flippig-frechen Designer- Filter 4 – Culture Affairs Denn selten standen die Chancen, neue Shirt in Do-it-yourself-Optik über die hip- Pep + No Name Landunter 01 Monika Brogle Einfahrt Reservoirstrasse, Basel Trends selber hautnah auf Herz und Nieren pen Foulards eines «Comepony» bis hin zur Unterer Heuberg 2, Basel prüfen zu können, so gut wie diesen Samstag kühnen, opulenten Eleganz von Martin Jas- Galerie Carzaniga Pharmazie-Historisches Luca Caccioni, Andreas His beim «Laufsteg Oslo». Bei diesem erstmals curs Haute-Couture-Roben reicht. 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Infos: www.schubkultur.ch Galerie Mäder Tony Wuethrich Galerie Tiziana De Silvestro Markus Schwander Claragraben 45, Basel Vogesenstr. 29, Basel Galerie Ursula Huber Universitätsbibliothek Basel Traumlandschaften ... Digitale Kunst in der Bibliothek Landschaft als Traum Schönbeinstrasse 18–20, Basel Hardstr. 102, Basel dock: aktuelle Kunst aus Basel Graf & Schelble Galerie Artists’ Window Oliver Krähenbühl Klybeckstrasse 29, Basel Spalenvorstadt 14, Basel mitart Kunsthalle Basel Felix Baudenbacher, Rahel Knöll Aleksandra Domanovic / Latifa Reichensteinerstr. 29, Basel Echakhch & David Maljkovic Steinenberg 7, Basel Dichter- und Stadtmuseum Max Schneider Kunstmuseum Basel Rathausstr. 30, Liestal Michael Kalmbach / Renoir Kunsthalle Palazzo St. Alban-Graben 16, Basel Minimallinie Bern–Basel Laleh June Galerie Bahnhofplatz/Poststrasse 2, Liestal Earthly Delights Museum am Burghof Picassoplatz 4, Basel Kaltenbach – Aus Lörrach in die Welt Museum der Kulturen Basler Strasse 143, Lörrach Schimmernde Alltagskleider – Fondation Beyeler Indigo, Glanz & Falten / Schwebend Jeff Koons – Von der Leichtigkeit des Steins Baselstr. 101, Riehen Münsterplatz 20, Basel Galerie Henze & Ketterer Museum für Gegenwartskunst & Triebold Hilary Lloyd Bestiarium. Das Tier in der Kunst St. Alban-Rheinweg 60, Basel Wettsteinstr. 4, Riehen Naturhistorisches Museum Basel Galerie Mollwo Knochenarbeit Am Dreispitz trifft lässige Do-it-yourself-Attitüde auf ausschweifende Haute Couture. Foto: zVg Franziska Schemel, Thomas Schütz Augustinergasse 2, Basel Gartengasse 10, Riehen

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Vitra Design Museum Der Richter und sein Henker Gerrit Rietveld / Ronan & Für die Bühne bearbeitet von Matthias Erwan Bouroullec Kaschig. Uraufführung Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein Lichtspiele Stadttheater Bern, Aargauer Kunsthaus Kornhausplatz 20, Bern. 19.30 Uhr Niklaus Wenger / Kris Solaris Martin / Lichtsensibel Schauspielhaus Schiffbau, Aargauerplatz, Aarau Care, Manager, care Schiffbaustrasse 4, Zürich. 20 Uhr Kunsthalle Luigi Ontani POP!ROCK Helvetiaplatz, Bern «L’ombrello di Beatocello» zeigt, was Wohltäter wohl tun sollen. David Emanuel Kunstmuseum Bern Und was daraus resultiert. Von Hansjörg Betschart Pop, Rock ... die Grenzen überfliegen / Sean «Dancing Shadows» Scully / Yves Netzhammer Aktienmühle, Gärtnerstrasse 46, Hodlerstr. 12, Bern Basel. 20.30 Uhr Museum für Kommunikation King Charles Warnung: Kommunizieren gefährdet Pop Helvetiastr. 16, Bern Grand Casino Basel, Flughafenstr. 225, Basel. 20.30 Uhr Schweizerische Nationalbibliothek Bern Reding Street Sapperlot! Mundarten der Schweiz Rock Hallwylstr. 15, Bern Afterparty Neon Circus feat. Mannequins We Are & She DJ Catz. Zentrum Paul Klee L’Europe des esprits Support: Superguru Monument im Fruchtland 3, Bern Kuppel, Binningerstr. 14, Basel. 21 Uhr Strøm & Niki Neecke Kunstmuseum Luzern Elaine, St. Alban-Rheinweg 64, Das Atelier. Orte der Produktion / Basel. 20 Uhr Katerina Šedá / Raymond Pettibon Europaplatz 1 (KKL Level K), Luzern Live/Wire – A Tribute to AC/DC Rock Kunsthaus Zürich Piedriver – A Tribute To Status Quo Adrian Zingg / Aristide Maillol Galery, Rütiweg 9, Pratteln. 21 Uhr Heimplatz 1, Zürich Emergenza Landesmuseum Zürich Festival Swiss Press Photo 12 Das Cello als Lebensretter: Beat Richner nutzt sein Hobby auch zum Geldsammeln. Foto: Gachot Films Schweizer Final Museumsstr. 2, Zürich Bierhübeli, Neubrückstr. 43, Bern. 19.30 Uhr Museum Bellerive Entfesselt – Schmuck ohne Grenzen Als Beat Richner in den Siebzigern seine deutet. Vor Hunderten von Mitarbeitern, I Like Trains Höschgasse 3, Zürich Cello-Gesänge auf dem Manager-Parade- mit Dutzenden von Ärzten, mit Erwachse- Pop Support: We Loyal Museum Rietberg Zürich platz unter einem Sonnenschirm trällerte, nen, die er als Kinder schon rettete, arbeitet Schüür, Tribschenstr. 1, Helden – ein neuer Blick belächelten ihn Fundis und Realos der er weiter. Millionen hat er so schon für auf die Kunst Afrikas Luzern. 21 Uhr Weltverbesserer-Fraktionen. Ein weltfrem- arme Kinder gesammelt. Und er spendet Gablerstr. 15, Zürich Soli Konzert für Revolutionäre der Cellist leistete es sich, bei jenen, die sich auch uns Kindern des Reichtums eine kos- AktivistInnen in Griechenland Museum für Gestaltung Zürich die eigene Gesundheit leisten können, für tenlose Arznei: Wenn wir ihm die Hand 100 Jahre Schweizer Grafik Shady and the Vamp, A River / Freitag – Out of the Bag jene, die etwas für die Gesundheit hungern- schütteln, sollten wir es nicht mit leeren Crossing, TS Kaixo Ausstellungsstr. 60, Zürich der Kinder leisten, Geld einzutreiben? In Händen tun. Sedel, Sedelstr. 7, Luzern. 21 Uhr Stadelhoferstr. 12, Zürich der Zwischenzeit betreibt Richner fünf Spi- PS: Die Schindler AG, die den Lift ins SpaceKraft Völkerkundemuseum der täler in Kambodscha und tut dort das, was neueste Spital in Kantha Bopha einbaute, Pop. Plattentaufe «The One I Love». Universität Zürich wir Gutes nennen. Richner verarztet, rettet stellte den Kambodschanern den Aufzug Support: Nadja Stoller Die Kultur der Kulturrevolution Treibhaus, Spelteriniweg 4, und ernährt Kinder, er bettelt für sie, er ohne Abzug in Rechnung. (Fürs Gedächtnis: Luzern. 21 Uhr Pelikanstr. 40, Zürich spielt Cello für sie, und er trägt eine Kra- Alfred N. Schindler drohte, die Schweiz zu watte «als Uniform, wenn ich zum König verlassen, wenn die Reichtumssteuer einge- Charlotte Gainsbourg THEATER Pop. «Stage Whisper» avec Connan gehe. Oder er zu mir kommt.» Richner tut, führt würde.) Mockasin Aggt mit Blueme was Wohltäter wohl tun sollen: Er verzichtet Mein Tipp für Alfred N. Schindlers List: Kaufleuten, Pelikanstr. 18, Baseldytschi Bihni, Kellertheater im auf ein eigentliches Leben. Sein Leben ist Spenden können von den Steuern abgezo- Zürich. 20 Uhr Lohnhof, Im Lohnhof 4, erfüllt vom Eigentlichen. gen werden ... Einem Gerücht zufolge, Basel. 20.15 Uhr Haftbefehl Cello spielen ist nicht nur seine Art, Geld welches ich hiermit in die Welt setze, will Urban Empire V für seine Spitäler zu sammeln. Cello steht Alfred N. Schindler in diesem Jahr für die Dynamo, Wasserwerkstr. 21, nach dem Roman von Viktor Pelewin. auch für seine Kunst, die ihn am Leben hält: Kinderspitäler von Beatocello spenden. Zürich. 21 Uhr Schweizer Erstaufführung Theater Basel, Theaterstr. 7, für andere da zu sein. Der Film zeigt uns die Zweck: Abzug. Hier die Konto-Nummer: Merci No. 1 Basel. 20.15 Uhr kleinen, seltenen Momente, in denen dieser Zürcher Kantonalbank (ZKB), Festival Rastlose für die schönen Saiten des Lebens IBAN CH98 0900 0000 8006 0699 1. Cheap Thrill: DJs Pat & Shy La Joie. MordsGeschichten Live: Tim Freitag Ensemble BMT empfänglich wird: mit seinem Cello. Für tageswoche.ch/+ayepf Stall 6, Gessnerallee 8, Basler Marionetten Theater, seine Kinder. Richner kommt an und steht Zürich. 23 Uhr Münsterplatz 8, Basel. 20 Uhr für Hilfe, die ankommt. Die «Lichtspiele» von Hansjörg Nick Porsche Betschart gibt es auch als Blog auf My Way Der Film von Georges Gachot führt uns Americana, Pop, Thrash Die wahre Liebes-Story von Frank vor Augen, was Beats ruhelose Hingabe be- blogs.tageswoche.ch Helsinki Klub, Geroldstrasse 35, Sinatra und Ava Gardner Zürich. 22 Uhr Förnbacher Theater, Schwarzwald - allee 200, Basel. 20 Uhr Anzeigen Nightmare is My Way Kasernenareal, Basel. 20 Uhr Romeo et Juliette Schweizer Erstaufführung VELOVE Theater Basel, Theaterstr. 7, Basel. 20 Uhr Veloweh? Wir sind noch einmal davongekommen Velowerkstatt VELOVE T/F 061 381 24 39 Schauspielhaus, Steinentorstr. 7, www.velove.ch [email protected] Basel. 20 Uhr Das kunstseidene Mädchen DI–FR 9.00–12.00/14.00–18.30 Uhr SA 10.00–16.00 Uhr Das Neue Theater am Bahnhof, Strassburgerallee 76 4055 Basel Stollenrain 17, Arlesheim. 20 Uhr

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Kreuzworträtsel Anzeige

Freitag 25.5.2012

Starch ft. Sharlotte Gibson & Black Tiger Funk Exil, Hardstr. 245, Zürich. 20 Uhr Wild Evel & the Trashbones Pop Special Guests: The Royal Hangmen & The Sixty Second Swingers Abart, Manessestr. 170, Zürich. 21.30 Uhr PARTY 5 Rhythms Wave Latin Auflösung des Kreuzworträtsels in der nächsten Ausgabe. Lösungswort der letzten Ausgabe: BEDARF Tanzpalast, Güterstr. 82, Basel. 19.30 Uhr Apollo 80s 80s, Pop. DJs R.Ewing, Das Mandat, Temazo SUD, Burgweg 7, Basel. 21 Uhr Auflösungen von SUDOKU BIMARU SUDOKU und BIMARU Before House, R&B in TagesWoche 20 The Venue, Steinenvorstadt 58, So lösen Sie das Sudoku: So lösen Sie Bimaru: Die Zahl bei Basel. 22 Uhr Füllen Sie die leeren Felder jeder Spalte oder Zeile bestimmt, 5 9 6 7 4 3 1 8 2 Boogie Nights Vol. 11 mit den Zahlen von 1 bis 9. wie viele Felder durch Schiffe 7 2 3 5 1 8 4 9 6 Disco, Funk Dabei darf jede Zahl in jeder besetzt sind. Diese dürfen sich DJ D.Hazelnut, Band: The Boogie Zeile, jeder Spalte und nicht berühren, auch nicht 8 4 1 2 9 6 3 7 5 Nights Crew in jedem der neun 3 x 3-Blöcke diagonal, und müssen vollständig 6 7 5 4 2 9 8 3 1 Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, nur ein Mal vorkommen. von Wasser umgeben sein, 9 3 2 1 8 7 6 5 4 Basel. 22 Uhr Viel Spass beim Tüfteln! sofern sie nicht an Land liegen. 4 1 8 6 3 5 7 2 9 Brazilian Touch Samba 3 5 4 9 7 1 2 6 8 Singerhaus, Am Marktplatz 34, Conceptis Puzzles 08010000227 1 8 9 3 6 2 5 4 7 Basel. 23 Uhr 4 1 7 2 1 2 6 7 8 5 4 9 1 3 DJ Hell at Nord 06010034326 2 House 1 8 9 3 DJs Hell, Michel Sacher, Cristian 2 Tamborrini, Claudio Carrera, 5 8 Mio Martini

2 08010000226 Nordstern, Voltastr. 30, Basel. 23 Uhr 4 5 1 0 DJ Montes (Goldfingerbrothers) Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, 2 3 4 Basel. 17 Uhr 5 6 2 1 DJ Neevo Acqua-Lounge, Binningerstr. 14, 6 7 2 Basel. 22 Uhr 3 Dame 5 2 1 4 5 DJs Moreno, Richy, Don Clever & 3 Special Guests 8 3 2 1 Latin-Club D’Rumba, Conceptis Puzzles 06010034327 2141042204 Freie Str. 52, Basel. 21.30 Uhr

TagesWoche 21 50 Agenda 25. Mai 2012

Danzeria Anzeige Dance. DJ Sunflower Blindekuh, Dornacherstr. 192, Basel. 22 Uhr Leibspeise Disco Swing & West Coast Swing DLJ

TagesWoche 21 51 Agenda 25. Mai 2012

Nicolas Krupp Contemporary Art Kunsthalle Anzeige SamStag Lone Haugaard Madsen Luigi Ontani FREItag Rosentalstr. 28, Basel Helvetiaplatz, Bern 25.5.2012 26.5.2012 Parzelle403 Kunstmuseum Bern ROMA – Roma romaoVa ... die Grenzen überfliegen / Sean Unterer Heuberg 21, Basel Scully / Yves Netzhammer AUSSTELLUNGEN Hodlerstr. 12, Bern Ein Sommernachtstraum Pep + No Name Zürcher Ballett Ausstellungsraum auf der Lyss Monika Brogle Museum für Kommunikation – Schule für Gestaltung Opernhaus, Theaterplatz 1, Unterer Heuberg 2, Basel Warnung: Kommunizieren gefährdet Luder Helvetiastr. 16, Bern Zürich. 19.30 Uhr Spalenvorstadt 2, Basel Pharmazie-Historisches Museum Basel Schweizerische OPER Cartoonmuseum Basel Kickstart. Coffein im Blut Nationalbibliothek Bern Martial Leiter Totengässlein 3, Basel Sapperlot! Mundarten der Schweiz Orlando St. Alban-Vorstadt 28, Basel Hallwylstr. 15, Bern Luzerner Theater, Projektraum M54 Depot Basel Theaterstrasse 2, Peter Tschan Zentrum Paul Klee Bring A Ding 06 / Mörsbergerstrasse 54, Basel L’Europe des esprits / Sigmar Luzern. 19.30 Uhr Sitzgelegenheiten 05 Polke und Paul Klee Schwarzwaldallee 305, Basel Ramada Plaza Basel Monument im Fruchtland 3, Bern COMEDY Ina Kunz Filter 4 – Culture Affairs Messeplatz 12, Basel Kunstmuseum Luzern Les Trois Suisses Landunter 01 Das Atelier. Orte der Produktion / Raum für Kunst, Literatur «Herzverbrecher» Einfahrt Reservoirstrasse, Basel Katerina Šedá / Raymond Pettibon und Künstlerbücher Europaplatz 1 (KKL Level K), Luzern Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Galerie Carzaniga Der Du meine Wege mit mir gehst Basel. 20 Uhr Luca Caccioni, Andreas His Totengässlein 5, Basel Kulturama – Museum Gemsberg 8, Basel Nessi Tausendschön und des Menschen Spielzeug Welten Museum eau & toilette William Mackenzie Galerie Eulenspiegel Taufe und vieles mehr Englischviertelstr. 9, Zürich «Perlen und Säue». Reinhard Voss Steinenvorstadt 1, Basel Ein kabarettistisches Feuerwerk Gerbergässlein 6, Basel Kunsthaus Zürich Tony Wuethrich Galerie Adrian Zingg / Aristide Maillol Theater im Teufelhof, Leonhards - Galerie Gisèle Linder Markus Schwander Heimplatz 1, Zürich graben 49, Basel. 20.30 Uhr Ingeborg Lüscher PARTY Elisabethenstr. 54, Basel Landesmuseum Zürich Simon Enzler Swiss Press Photo 12 A Night of Fame «vestolis» Galerie HILT Museumsstr. 2, Zürich 80s, Charts, House, Partytunes Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Hanspeter Kamm Fehlt Ihre Basel. 20 Uhr Freie Str. 88, Basel Museum Rietberg Zürich Fame, Clarastr. 2, Basel. 22 Uhr Helden – ein neuer Blick Galerie Katharina Krohn Ver anstaltung auf die Kunst Afrikas All Systems Go Go Matt McClune, Yeunhi Kim, VORTRAG!LESUNG Gablerstr. 15, Zürich Silke Leverkühne in der Online- Bossa Nova Geschichten im Mai Grenzacherstr. 5, Basel Museum für Gestaltung Zürich Cargo Kultur Bar, St. Johanns- «Nimo der Zaubergärtner», ein agenda? 100 Jahre Schweizer Grafik Galerie Mäder Rheinweg 46, Basel. 21.30 Uhr Figurenspiel von und mit Véronique / Freitag – Out of the Bag Tiziana De Silvestro Ausstellungsstr. 60, Zürich Winter, Figurentheater Felucca Claragraben 45, Basel Erfassen Sie Best Saturday Night Tunes Quartiertreffpunkt LoLa, Ihre Daten auf Völkerkundemuseum der House, R&B Galerie Ursula Huber Lothringerstrasse 63, Basel. 15 Uhr Universität Zürich Traumlandschaften ... tageswoche.ch/agenda The Venue, Steinenvorstadt 58, Die Kultur der Kulturrevolution Landschaft als Traum Basel. 22 Uhr Pelikanstr. 40, Zürich DIVERSES Hardstr. 102, Basel Classix! Abendführungen «Pfeiffrösche» Internationaler Lyceum Club THEATER Foyer beim Tropenhaus Rose-Marie Joray-Muchenberger Vogesenstr. 29, Basel Disco, House, R&B (Haupteingang Spalentor), Haus Andlauerhof – 4.48 Psychose Bar Rouge, Messeplatz 10, balzerARTprojects Schauspielhaus, Steinentorstr. 7, Schönbeinstrasse 6, Basel. 20.15 Uhr Münsterplatz 17, Basel Basel. 22 Uhr Taro Shinoda Basel. 20 Uhr Filmabend Kunsthalle Basel Riehentorstr. 14, Basel Delta Funktionen 1. Sternenhimmel – Faszinierende Aleksandra Domanovic / Latifa Das weite Land mitart Theater Basel, Theaterstr. 7, Aufnahmen (Dokumentarfilm). Echakhch & David Maljkovic (Delsin, Ann Aimee // Amster) Steinenberg 7, Basel Felix Baudenbacher, Rahel Knöll Basel. 20 Uhr 2. Günter Wallraff – Schwarz auf Reichensteinerstr. 29, Basel House, Minimal, Techno Weiss (Dokumentarfilm) Kunstmuseum Basel Nightmare is My Way DJs Delta Funktionen, Dichter- und Stadtmuseum Internetcafé Planet13, Michael Kalmbach / Renoir Kasernenareal, Basel. 20 Uhr Max Schneider Chemistry Village, Morard Klybeckstr. 60, Basel. 20.30 Uhr St. Alban-Graben 16, Basel Rathausstr. 30, Liestal Hiob Das Schiff, Westquaistr. 19, Theatergruppe Statt-Theater Soirées Musicales mit Laleh June Galerie Basel. 23 Uhr Earthly Delights Kunsthalle Palazzo Theater Roxy, Muttenzerstr. 6, Christian Graf Picassoplatz 4, Basel Minimallinie Bern–Basel Birsfelden. 20 Uhr Wozu Musiktheorie? Bahnhofplatz/Poststrasse 2, Liestal Disco 2 Disco Leitung: Christian Graf Museum der Kulturen Solaris Disco, Funk Museum am Burghof Schauspielhaus Schiffbau, Philosophicum, St. Johanns- Schimmernde Alltagskleider – Kaltenbach – Aus Lörrach in die Welt Schiffbaustrasse 4, Zürich. 20 Uhr DJs The Soul Combo, Dave Navarro Vorstadt 19-21, Basel. 19 Uhr Indigo, Glanz & Falten / Schwebend – Von der Leichtigkeit des Steins Basler Strasse 143, Lörrach Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 23 Uhr Verkehrsgarten Erlenmatt Münsterplatz 20, Basel Fondation Beyeler POP!ROCK Edgar Edit (Bs) Sonntagsmarktplatz, Erlenstr. 5, Museum für Gegenwartskunst Jeff Koons Chris la vosz e oro Basel. 14 Uhr Baselstr. 101, Riehen DJ Edgar Edit Hilary Lloyd Mega Full Latino. Animacion: St. Alban-Rheinweg 60, Basel Acqua-Lounge, Binningerstr. 14, Young Stage – Galerie Henze & DJs Moreno (RD) & Richi (CH+RD) & Basel. 22 Uhr Artistenweltklasse in Basel Naturhistorisches Museum Basel Ketterer & Triebold Special Guests Das Zelt (Basel), Rosentalanlage, Bestiarium. Das Tier in der Kunst Latin-Club D’Rumba, Knochenarbeit Gelbes Billett Musik Nacht Basel. 20 Uhr Augustinergasse 2, Basel Wettsteinstr. 4, Riehen Freie Str. 52, Basel. 22 Uhr House, Techno Galerie Mollwo Lord of the Grave, Brüme & Shever Franziska Schemel, Thomas Schütz Live: Emil Teiger Anzeigen Doom, Hardcore, Sludge Gartengasse 10, Riehen Restaurant Hirscheneck, DJs Chris Air, Thom Monn, Vitra Design Museum Lindenberg 23, Basel. 22.15 Uhr Herzschwester, Eskimo, Raise, Gerrit Rietveld / Ronan & Coldplay Nik Frankenberg, Thom Nagy, Erwan Bouroullec Opening Act: Rita Ora. Support Act: Dario Rohrbach Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein Marina and the Diamonds Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, Stadion Letzigrund, Aargauer Kunsthaus Basel. 23 Uhr Niklaus Wenger / Kris Badenerstr. 500, Zürich. 18.30 Uhr Martin / Lichtsensibel Züri West Glasshouse Collective Aargauerplatz, Aarau         Rock presents Random Historisches Museum Bern ‚Göteborg’ – Tour. ERSATZDATUM – Drum ’n’ Bass, Dubstep Mord und Totschlag Tickets für den 3.5.2012 sind gültig Helvetiaplatz 5, Bern Volkshaus, Stauffacherstr. 60, Sommercasino, Münchensteinstr. 1, Zürich. 20.30 Uhr Basel. 22 Uhr

TagesWoche 21 52 Agenda 25. Mai 2012

Happy Moves @ Sicht-Bar Lounge Blindekuh, Dornacherstr. 192, JAZZ!KLASSIK Basel. 21 Uhr Language 12 I Like The Bird’s Eye Jazz Club, Kultwerk #31 Kohlenberg 20, Basel. 20.30 Uhr Hip-Hop, R&B, Urban DJs I.M., Philly Singerhaus, Am Marktplatz 34, OPER Basel. 23 Uhr International Klein Blue Die Entführung aus dem Serail Jumpoff Opernhaus, Theaterplatz 1, Dancehall, Hip-Hop, R&B Zürich. 19 Uhr DJs Tray, Sweap, Hotfingerz Vor 50 Jahren starb Yves Klein. Was blieb von diesem grossen Kuppel, Binningerstr. 14, Basel. 22 Uhr Künstler? Nicht nur seine Kunst. Von Karen N. Gerig COMEDY Klubnacht Les Trois Suisses House. DJs Martinez, Manik, Oliver K., «Herzverbrecher» Adrian Martin, Mia Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Nordstern, Voltastr. 30, Basel. 23 Uhr Basel. 20 Uhr Ladies Night Special Nessi Tausendschön und Classics, Hits, House William Mackenzie DJs Dario D’Attis, Pino Arduini, «Perlen und Säue». Ed Luis Ein kabarettistisches Feuerwerk Kult Basel, Steinentorstr. 35, Theater im Teufelhof, Leonhards- Basel. 23 Uhr graben 49, Basel. 20.30 Uhr Latina Loca Simon Enzler Latin, Merengue, Reggaeton «vestolis» Orisha Club, Steinenbachgässlein 34, Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Basel. 22 Uhr Basel. 20 Uhr Latino Night DJ Flow Hip-Hop, Latin, Merengue DIVERSES DJ Flow Abendführungen «Pfeiffrösche» Dancing Plaza Club, Foyer beim Tropenhaus Riehenring 45, Basel. 22 Uhr Yves Klein (Haupteingang Spalentor), My House Is Your House Schönbeinstrasse 6, Basel. 20.15 Uhr House Yves Klein (1928–1962) wur- Rock Circus DJs Carol Fernandez, de in Nizza geboren. Er war Das Zelt (Basel), Rosentalanlage, Yasmeen De Souza Mitbegründer und führender Basel. 20.15 Uhr EXcellent Clubbing Lounge, Vertreter der «Nouveau Réa- Binningerstr. 7, Basel. 23 Uhr Varieté Vertigo – lisme» genannten Kunstströ- Bubbles, Burlesque & Bonbons Oriental, House, mung in Frankreich. Klein war SUD, Burgweg 7, Basel. 19.30 Uhr Hip-Hop, R&B, Reggaeton Hip-Hop, House, Oriental. DJ Dlo nicht nur für seine «Mono- Harrem, Steinentorstr. 26, chromien» bekannt, sondern Basel. 20 Uhr auch für seine Performances SONNTAG Pandora mit Aktmodellen, die nackt 27.5.2012 Hip-Hop, R&B und mit blauer Farbe ge- DJ TapTap tränkt die Leinwand mit ih- AUSSTELLUNGEN Velvet Basel, Steinentorstr. 35, rem Körper bemalten. Klein Basel. 23 Uhr starb im Alter von 34 Jahren Anatomisches Museum der Universität Basel Rush (Kne’Deep / in Paris an einem Herzinfarkt. Unerwünschte Gäste Chicago.Berlin.Amsterdam) Yves Kleins aufschlussreicher Abfall, von Arman inszeniert. Pestalozzistr. 20, Basel Detroit, House, Minimal Foto: Centre Pompidou, Georges Méguerditchian, ©Pro Litteris DJs Rush, Marcos Del Sol, Fenomen, Ausstellungsraum auf der Lyss TiefenRausch, Don Dario, Philm-x, – Schule für Gestaltung Tom H., Die Goldbrenner, Dieses Blau kennt jeder. Ein Ultrama- genstände ausgewählt, die seinen Freund Luder Andrew The Grand, Tox, Doryan Hell rinblau, so perfekt und strahlend, dass man beschreiben. Aus den Objekten stellte er ein Spalenvorstadt 2, Basel Borderline, Hagenaustr. 29, Kunstwerk her. Klein war der Erste, den Ar- Cartoonmuseum Basel Basel. 22 Uhr darin versinken mag. Yves Klein hat es 1960 patentieren lassen unter dem Namen «In- man auf diese Weise porträtierte. 1960 ent- Martial Leiter Salsa Special Party – ternational Klein Blue», kurz I.K.B. Der stand sein «Premier portrait-robot d’Yves St. Alban-Vorstadt 28, Basel 12 Jahre Allegra Depot Basel Salsa französische Künstler war schon immer fas- Klein» – zwei Jahre vor dessen frühem Tod. ziniert gewesen vom Himmel, er hat ihn 52 Jahre später oder 50 Jahre nach Bring A Ding 06 / DJ Nestor Sitzgelegenheiten 05 Allegra, Aeschengraben 31, 1946 gar – am Strand seiner Heimatstadt Kleins Ableben gibt uns Armans Werk noch Schwarzwaldallee 305, Basel Basel. 22 Uhr Nizza liegend – signiert und zu seinem immer einen Einblick in das Leben seines grössten Monochrom erklärt. Seine erste Freundes. Keinen ungesteuerten Einblick, Internationaler Lyceum Club Shake It! Die Geilste Rose-Marie Joray-Muchenberger Indoor Beachparty Performance, wenn man so will. natürlich. Aber einen mit interessanten De- Haus Andlauerhof – Hip-Hop, House, Partytunes Auf dieses flüchtige Werk folgten einige tails. Da ist beispielsweise die für Klein cha- Münsterplatz 17, Basel DJs Little Martinez, Daniro, Mike Kay, Ben Ashton, Rednight handfestere, die wir aus zahlreichen Mu- rakteristische Fliege, die der Künstler zum Kunsthalle Basel Saalbau Rhypark, seen weltweit kennen. Das leuchtende Farb- stets weis sen Hemd trug. Da sind Stoffe und Aleksandra Domanovic / Latifa Mülhauserstrasse 17, Basel. 22 Uhr pulver der ersten Versuche aber verlor, als eine Plastikplane, die der Maler wohl im Echakhch & David Maljkovic Steinenberg 7, Basel Soulsation es mit dem Bindemittel in Berührung kam, Atelier benutzte, wie die roten und ultrama- Café Del Mar, Steinentorstr. 30, seine Strahlkraft. 1955 fand Klein zusam- rinblauen Spritzer vermuten lassen. Rosa- Kunstmuseum Basel Basel. 22 Uhr men mit dem Inhaber eines Ladens für rote Rosen weisen auf eine andere Farbe Michael Kalmbach / Renoir St. Alban-Graben 16, Basel Thom Nagy (Gelbes Billett) Künstlerbedarf die Lösung im Fixativ Rho- hin, die Yves Klein so liebte. Buchseiten, Electro dopas. Das I.K.B. war geboren. eine Rolle Fotonegative und ein Ausschnitt Museum der Kulturen DJ Thom Nagy Fortan fand man Blau bei Yves Klein im- aus einem Tim-und-Struppi-Buch geben Schimmernde Alltagskleider – Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, mer und überall. Sein Kindheitsfreund, der weitere Vorlieben Kleins bekannt – unübli- Indigo, Glanz & Falten / Schwebend Basel. 17 Uhr – Von der Leichtigkeit des Steins Künstler Arman, sammelte einige der her- che Hinweise, sehr persönliche Einblicke. Münsterplatz 20, Basel We Love 90s umliegenden blau bemalten Papierstücke. In dieser Plexiglasbox findet sich das, was Museum für Gegenwartskunst 90s Denn Arman interessierte sich für Müll. Er den Künstler Yves Klein ausser seinen DJs Kaisi, R. Ewing Hilary Lloyd Cirquit, Erlenstr. 23, Basel. 23 Uhr sammelte den Müll eines bestimmten Pari- Kunstwerken noch überlebt hat. Alles passt St. Alban-Rheinweg 60, Basel ser Quartiers und stellte daraus ein Kunst- in nur eine kleine Plexiglasbox. Naturhistorisches Museum Basel Party Total werk her. Oder aber er durchwühlte die Ab- tageswoche.ch/+ayepi 80s, 90s, Mash Up, Partytunes Knochenarbeit falleimer befreundeter Personen. In dieser Rubrik stellen wir jeweils ein Kultwerk Augustinergasse 2, Basel DJs Caipi, Fix, Intrafic, Fazer, MC X-Large Kleins Abfalleimer hat Arman nicht vor, das in keiner Sammlung fehlen oder das Projektraum M54 Sprisse Club, Netzibodenstr. 23, durchwühlt. Stattdessen hat er gezielt Ge- man zumindest einmal gesehen haben sollte. Peter Tschan Pratteln. 21 Uhr Mörsbergerstrasse 54, Basel

TagesWoche 21 53 Agenda 25. Mai 2012

Club Hoppers Hip-Hop, House, R&B SONNTAG Velvet Basel, Steinentorstr. 35, 27.5.2012 Wochenendlich in Basel. 23 Uhr Jukebox Hero Hits. DJ Anubis Spielzeug Welten Museum Kult Basel, Steinentorstr. 35, Taufe und vieles mehr Basel. 23 Uhr Steinenvorstadt 1, Basel Barcelona Just Like That Dichter- und Stadtmuseum House Max Schneider DJs Philip Bader, Adriatique, Gianni Rathausstr. 30, Liestal Halb Europa reist nach Barcelona. Trotzdem gibt es noch Viertel, Callipari Kunsthalle Palazzo wo fast nur Katalanisch gesprochen wird. Von Remo Leupin Nordstern, Voltastr. 30, Basel. 23 Uhr Minimallinie Bern–Basel Latino Night DJ Flow Bahnhofplatz/Poststrasse 2, Liestal Hip-Hop, Latin, Merengue Museum am Burghof DJ Flow Kaltenbach – Aus Lörrach in die Welt Dancing Plaza Club, Basler Strasse 143, Lörrach Riehenring 45, Basel. 22 Uhr Fondation Beyeler Pfingstsonntag Jeff Koons 80s, 90s, Hip-Hop, Hits Baselstr. 101, Riehen DJs Kiff One, Mouss MC, I.M., Pepe Fame, Clarastr. 2, Basel. 22 Uhr Vitra Design Museum Gerrit Rietveld / Ronan & Ragaz inc Freak Out mit Erwan Bouroullec Extrawelt Live inkl Open A Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein House, Minimal, Techno Das Schiff, Westquaistr. 19, Aargauer Kunsthaus Basel. 18 Uhr Niklaus Wenger / Kris Martin / Lichtsensibel Tango Schnupperkurs Aargauerplatz, Aarau *Tango 1900* Latin Kunsthalle Traumhafter Blick über Barcelona vom Tibidabo aus; das wilde Stadtfest in der Gràcia. Fotos: Remo Leupin DJ Mathis Luigi Ontani Tanzpalast, Güterstr. 82, Basel. 19 Uhr Helvetiaplatz, Bern Tango Sonntagsmilonga Kunstmuseum Bern Latin ... die Grenzen überfliegen / Sean Klar, den Parc Güell, die Casa Batlló, haft – das wissen aber auch die Mit reisen den den Mercat de la Boqueria, die Fundació auf Ihrem ausgebuchten EasyJet-Flug. Vor DJ Michael Scully / Yves Netzhammer Tanzpalast, Güterstr. 82, Hodlerstr. 12, Bern Joan Miró, die Casa Milà, die Sagrada allem in den warmen Monaten ist in Barcelo- Basel. 20.30 Uhr Família – das alles darf man auch gesehen nas Altstadt fast kein Durch kommen. Besu- Museum für Kommunikation Tulum Special Warnung: Kommunizieren gefährdet haben in Barcelona. Besuchen Sie diese chen Sie diese Viertel am besten an einem Balkan Beats, Hip-Hop, House Helvetiastr. 16, Bern Sehenswürdig keiten, die in jedem Reise - Wochenende zwischen November und Feb- DJ Miro Zentrum Paul Klee führer exzessiv beschrieben werden, aber ruar. Dann sind auch die Warteschlangen vor Singerhaus, Am Marktplatz 34, L’Europe des esprits / Sigmar nicht am ersten Tag. Vom besonderen Char- dem Picasso-Museum im Born erträglich – Basel. 23 Uhr Polke und Paul Klee me der Stadt bekommen Sie an diesen Orten und Katalanisch wird wieder zur Haupt- Monument im Fruchtland 3, Bern nichts mit: Hier stehen sich vor allem Touris- sprache in der Hauptstadt Kataloniens. JAZZ!KLASSIK Kunstmuseum Luzern ten gegenseitig auf den Füssen herum. Zu jeder Jahreszeit ein Geheimtipp ist das Equinox Das Atelier. Orte der Produktion / Dasselbe gilt für die Rambla. Vergessen Gràcia-Viertel mit seinen vielen kleinen, ver- Cirquit, Erlenstr. 23, Basel. 20 Uhr Katerina Šedá / Raymond Pettibon Europaplatz 1 (KKL Level K), Luzern Sie die Vorzeigepromenade Barcelonas! Sie winkelten Gassen. Die Barcelonesen lieben Marco Nenniger Trio hat ihren einstigen Glanz längst verloren. die Gràcia auch wegen des Stadt fests «Fiesta Cafe Bar Agora, Feldbergstr. 51, Kunsthaus Zürich Tagsüber quetschen sich Tausende von Major», an dem die Bewohner ihre Stras sen Basel. 21 Uhr Adrian Zingg / Aristide Maillol Heimplatz 1, Zürich Schau lustigen an Stras senkünstlern, Nippes- individuell und sehr liebevoll schmücken ständen und überteuerten (und schlechten) (15. bis 21. August). In der Gràcia lässt sich DIVERSES Landesmuseum Zürich Restaurants vorbei; nachts wird die Rambla abseits der teuren Einkaufsstrassen in klei- Führung «Knochenarbeit» Swiss Press Photo 12 zum Tum melfeld von Dealern aller Art. nen Boutiquen perfekt shoppen. Und hier Naturhistorisches Museum Basel, Museumsstr. 2, Zürich Augustinergasse 2, Basel. 14 Uhr Viel besser ist es, die Stadt von den Rän- ge hören auch die vielen schmucken Bars und Museum Rietberg Zürich GrenzgängerSlam Helden – ein neuer Blick dern her zu erobern. Zum Beispiel vom Stadt- Restau rants noch ganz den Barcelonesen. teil Barceloneta aus – dem kleinsten Quartier Lassen Sie sich vom Instinkt leiten und be- Der 21. Poetry Slam auf die Kunst Afrikas Kulturpavillon, Gablerstr. 15, Zürich Barcelonas, direkt am Hafen gelegen. Hier treten Sie das erstbeste Lokal, das Ihnen ge- Freiburgerstrasse 80, Basel. 20 Uhr Museum für Gestaltung Zürich wohnten einst Fischer und Fabrikarbeiter. fällt – in der Gràcia wurde noch kein Gast Kilometerweit kann man von hier aus an enttäuscht. tageswoche.ch/+ayeot 100 Jahre Schweizer Grafik Anzeige / Freitag – Out of the Bag einem der schönsten Stadtstrände Europas Ausstellungsstr. 60, Zürich dem Meer entlang spazieren – eine perfekte Anbeissen: Can Margarit, in einer ehema- THEATER Einstim mung auf ein Barcelona-Wochen- ligen Scheune. Spezialität des Hauses ist   ende. Auf der Wanderung begegnet man Küngel auf Zwiebeln, und den Wein zapft Nightmare is My Way mehreren Strandrestaurants, die von aus sen Kasernenareal, Basel. 20 Uhr man selber ab …, C/ de la Concórdia, 21.    wenig hergeben und deshalb kaum von Tou- Anschauen: Parc del Laberint. Schönster Hiob risten heimgesucht werden. Bei den Ein- Park der Stadt, wegen seiner abgelegenen Theatergruppe Statt-Theater heimischen sind diese Lokale sehr beliebt. Lage im Norden der Stadt kaum bekannt. Theater Roxy, Muttenzerstr. 6, Kein Wunder, nirgendwo erhält man so güns- Birsfelden. 19 Uhr Eine Szene aus dem Film «Das Parfüm» tig ein so gutes Mittagessen und ge niesst eine wurde hier gedreht, Pg. dels Castanyers, 1. POP!ROCK so prächtige Aussicht aufs Meer. Ausgehen: Ganz Barcelona ist voller guter Schön in den Tag starten lässt sich auch Clubs (Achtung: Richtig los gehts ab 3 Uhr Bonebreaker Ball Basel auf Barce lonas Hausberg, dem Tibidabo. Von Breakdown Of Sanity, Scream Your morgens). Speziell ist der Harlem Jazz Club Name, Lotrify, Darrow, Worse To Come hier aus haben Sie den besten Blick über die (gilt als bester Live-Jazzclub der Stadt), Sommercasino, Münchensteinstr. 1, Stadt, die weit vorne im Mittelmeer zu ver- Comtessa de Sobradiel 8. Basel. 18.30 Uhr sinken scheint. Fahren Sie mit der U-Bahn Im Rock/Pop/Partysektor angesagt ist PARTY (L7) bis zur Avinguda del Tibidabo, steigen das «Razzmatazz» (fünf Säle, oft Konzerte), Sie dort in die antike Tramvia Blau – lange C/ Almogavers, 122 – C/ Pamplona, 88. Classixxx Zeit das einzige Tram der Stadt. Remember Trance, Techno Viele Barcelona-Reisende schwören auf Weitere Fotos und Adressen sowie eine U    À՘˜}BÃÏiˆ˜ ] DJs Dr. Motte, Quicksilver, Taucher, die Altstadtquartiere Barri Gòtic (und hier übersichtliche Karte finden Sie online  >Ãi U   Noise, Dream, Seven, Chris Rockwell, auf tageswoche.ch, indem Sie den         vor allem auf die berühmte Plaça Reial) oder ۜÀÃÌ>`Ì  ]  >Ãi Smok Zero, Band: Scream grünen Webcode im Suchfeld eingeben. Borderline, Hagenaustr. 29, El Born. Keine Frage, diese Orte sind zauber- / äÈ£ әx ™ä ™ä] ܜ ˜Li`>Àv°Vœ“ Basel. 22 Uhr

TagesWoche 21 54 Agenda 25. Mai 2012

Eine Schreibmaschine, ein bequemer Lesestuhl, eine Unmenge von Büchern: So lebte und arbeitete Robert B. Christ als Journalist, Autor und Baseldytsch-Experte in Allschwil. Kurt Wyss fotografierte ihn im Juli 1978 für das Buch «Haltla. Basel und seine Autoren» von Dieter Fringeli.

Aus dem Foto archiv Zämmewalze loo wämmer is unser Basel- zeitschrift «Nebelspalter». Seine zusammen dytsch nit. Sunscht ischs dernoote bald flach mit seinem Freund Kurt Häsler alias Peter Pee von Kurt Wyss und abgstande, wenn wider emoole d Faas- 1947 erstmals herausgegebene «Baseldytsch- nacht kunnt und iberhaupt wemme Baseldytsch Sammlig» wurde ein derartiger Renner (siehe mit Basler schwätzt, wemmen uff Baseldytsch oben), dass insgesamt vier erweiterte Auflagen naimen e glaini Reed wott schwinge.» davon erschienen. Wo er recht hatte, da hatte er schon anno Auch über seine Profession hinaus war Ro- 1974 recht, der «Fridolin», im Vorwort zur drit- bert B. Christ ein Mann der Tat, so als Verwal- Für jedes ten Auflage seiner legendären «Baseldytsch- tungsrat beim Basler Zolli, als Förderer des Sammlig». Wer immer sich um das altherge- Marionettentheaters sowie ab 1974 als Grün- sprochene und damit «ainzig» richtige dungsmitglied des Sperber-Kollegiums, das den Baseldeutsch bemüht, kommt gar nicht mehr Titel des «Ehrespalebärglemers» vergibt. Und so Talent ein um den Intensivgebrauch solcher Nachschlage- ganz nebenbei war er noch 42 Jahre lang Konsul werke herum, es sei denn, er verwende seinen des Fürstentums Monaco. Eine Leistung, für die Dialekt-Wortschatz allenfalls für ein (hoffent- ihn Fürst Rainier III. zum Ritter schlug. Pseudonym lich unbelauschtes) Selbstgespräch. Was kann der gemeine Quartier-, Vor- und In seinem ganz normalen Leben hiess «Fri- Innerstadtbasler sowie ein ins Baselbiet abge- dolin», der sich schreibend auch als «Glopf- gaischt» und «Johannes Brandmüller» einen Längst nicht jeder, der Namen machte, gut bürgerlich Robert B. (wie Balthasar) Christ. Geboren 1904, Gymnasiast, in den Fussstapfen des Absolvent einer Banklehre, 1929 Eintritt in eine Vaters wandeln sollte, von seinem Vater geführte Spinnerei. Doch Ro- bert wollte anderes schreiben, Buchstaben, hat das geschafft. nicht in erster Linie Zahlen. 1940 wagte er den Sprung vom kaufmännischen Beruf in die wanderter Feldwaldundwiesenbebbi aus der Kaum einer in Basel, Selbstständigkeit als Journalist, Feuilletonist, ungewöhnlichen Laufbahn des Robert B. Christ Satiriker und Buchautor. lernen? Die Lösung liegt in der Schuhgrösse. dem Robert B. Christ Bis zu seinem Tod im Jahr 1982 war Christ Längst nicht jeder, der beruflich in den Fuss- unter seinen verschiedenen Pseudonymen, aber stapfen seines Vaters hätte wandeln sollen, hat nicht als «Fridolin» oder auch mit seinem bürgerlichen Namen im loka- dies tatsächlich auch geschafft. Zum einen lag len wie auch im nationalen Umfeld rastlos das bestimmt an der wechselnden Stiefelmode. als «Glopfgaischt» schreibend tätig. Für die «National-Zeitung» Zum andern jedoch hinterlassen Söhne nicht ebenso wie für die «Basler Nachrichten», die selten Spuren, die um einiges markanter aus- bekannt war. «Basler Woche», zuletzt auch für die «Basler fallen als jene ihrer Väter. Ein durchaus tröstli- Zeitung». Darüber hinaus war er regelmässiger cher Gedanke, finden Sie nicht auch? Von Walter Schäfer Kolumnist im «Berner Bund» und in der Satire- tageswoche.ch/+ayepj

TagesWoche 21 55 Agenda 25. Mai 2012

Fünf Freunde [6/3 J] Pina – 3D [12/10 J] 13.00 So/Mo 11.00 D STADTKINO So 11.00 Ov/d Der Diktator [15/12 J] Klostergasse 5, stadtkinobasel.ch Drei Brüder à la carte [8/6 J] 13.00/15.00/17.00/19.00/21.00 Otto e mezzo So/Mo 13.15 Dialekt Fr-So 23.00 So/Mo 11.10 D Fr 14.30 Sa 19.30 Mi 18.30 I/d/f Lachsfischen im Jemen [12/10 J] 13.15/15.15/17.15/19.15/21.15 Fr-So 23.15 Coeurs So/Mo 15.00 D Intouchables [12 J] So/Mo 11.15 E/d/f Fr 17.15 So 20.00 F/d Avatar: Special Edition – 3D [12/10 J] Basel 18.30 F/d Alvin und die Chipmunks [6/3 J] Der Bienenzüchter Mo 10.00 D CAPITOL La guerre est déclarée [14 J] 13.15 So/Mo 11.00 D Fr 19.30 Ov/d/f 19.00 F/d Das Haus Anubis [7/4 J] La vie est un roman Liestal Steinenvorstadt 36, kitag.com Marley [12 J] 13.45 So/Mo 11.45 D Fr 22.15 Mo 17.30 F/d The Dictator [15/12 J] Sa/So 14.00 Ov/d Türkisch für Anfänger [12/9 J] Allonsanfàn ORIS 15.00/18.00/21.00 E/d/f 15.00/19.15 D Sa 15.15 I/d Kanonengasse 15, oris-liestal.ch Dark Shadows [13/10 J] KULT.KINO CLUB The Avengers – 3D [12/9 J] L’amour à mort 15.00/18.00/21.00 E/d/f Marktplatz 34, kultkino.ch Fr/Di 15.15/21.10 Sa-Mo/Mi 18.15 D Sa 17.30 F/d Der Diktator [15/12 J] Marley [12 J] Fr/Di 18.15 Sa-Mo/Mi 15.15/21.10 E/d/f Sostiene Pereira 19.00 D KULT.KINO ATELIER 15.15/20.30 Ov/d American Pie: Sa 22.15 I/e Men in Black 3 – 3D [12/9 J] Theaterstrasse 7, kultkino.ch My Week with Marilyn [12 J] Das Klassentreffen [14/11 J] Mélo 20.45 Sa-Mo/Mi 16.30 D Fr/Di 15.40/20.40 Sa-Mo/Mi 18.10 D Hanni & Nanni 2 [6/3 J] A Royal Affair 18.15 So 13.15 E/d/f So 13.30 F/e Fr/Di 18.10 Sa-Mo/Mi 15.40/20.40 E/d/f Sa-Mo/Mi 14.00 D Fr/Mo-Mi 12.10 Ov/d Lo straniero NEUES KINO Dark Shadows [13/10 J] So 15.15 I/d/f L’ombrello di Beatocello Fr/Mo/Di 15.45/20.45 Sa/So/Mi 18.15 Klybeckstr. 247, neueskinobasel.ch Mon oncle d’Amérique SPUTNIK Fr/So-Di 12.15 Ov/d/f Sa/So 23.15 E/d/f Fr/Mo/Di 18.15 Valter Brani Sarajevo – So 17.30 F/e Poststr. 2, palazzo.ch 2 Days in New York Fr 23.15 Sa/So/Mi 15.45/20.45 D Valter verteidigt Sarajevo La grande bouffe [12 J] 14.15/18.45/20.45 E/d/f [16/13 J] Albert Nobbs Fr 21.00 Ov/d Project X Mo 15.00 I/d Abrir puertas y ventanas [14 J] 17.15/21.40 D Fr-Mo 17.45 E/d/f 14.30/19.00 Sp/d/f Kurz & Knapp Saisonfinale La dolce vita Sister – L’enfant d’en haut [14 J] Sa 21.00 Die Tribute von Panem – Mo 20.00 I/d/f Moonrise Kingdom The Hunger Games [15/12 J] 20.15 F/d 14.45/17.00/19.00/21.00 E/d/f PATHÉ ELDORADO Fr-So 23.15 D Fr-So 23.45 E/d/f This is not a Film Drei Brüder à la carte Mi 21.15 Ov/d Sa-Mo 16.00 Dialekt The Best Exotic Marigold Hotel [12 J] Steinenvorstadt 67, pathe.ch The Cold Light of Day [16/13 J] 16.15 E/d/f Fr-So 00.15 E/d/f STUDIO CENTRAL Sister – L’enfant d’en haut Intouchables [12/9 J] Sissach 16.45/21.15 F/d 13.00 D PATHÉ PLAZA Gerbergasse 16, kitag.com Salmon Fishing in the Yemen [12/9 J] The Black Power Mixtape 1967–1975 Steinentorstrasse 8, pathe.ch Intouchables [13/10 J] PALACE 13.15/15.45/18.10/20.30 E/d/f So 12.30 E/d 14.30/17.15 D Felsenstrasse 3a, palacesissach.ch The Best Exotic Marigold Hotel [13/10 J] Hanni & Nanni 2 [8/5 J] 13.45/16.00 D 50/50 [14/11 J] 15.20/18.00/20.40 E/d/f 20.00 E/d/f Intouchables [12/9 J] KULT.KINO CAMERA Wir kaufen einen Zoo [8/5 J] Fr-Mo 18.00 D Rebgasse 1, kultkino.ch PATHÉ KÜCHLIN Fr/Di 18.10 Sa-Mo/Mi 20.45 E/d/f Lachsfischen im Jemen [12/9 J] Kampf der Königinnen [10 J] Steinenvorstadt 55, pathe.ch Fr/Di 20.45 Sa-Mo/Mi 18.10 D Frick 20.30 D 14.45 Dialekt/d Men in Black 3 – 3D [12/9 J] Hanni & Nanni 2 [9/6 J] Un cuento chino [12 J] 12.45/15.00/17.15/19.30/21.50 REX MONTI Sa-Mo 13.30 D 15.00/21.00 Sp/d/f Fr-So 00.15 So/Mo 10.30 E/d/f Steinen 29, kitag.com Kaistenbergstr. 5, fricks-monti.ch American Pie: Forbidden Voices 13.00/15.15/17.30/19.45/22.00 Salmon Fishing in the Yemen [12/9 J] Men in Black 3 – 3D [12/10 J] Das Klassentreffen [14/11 J] 16.30 Ov/d Fr-So 00.15 So/Mo 10.45 D 14.00/17.00/20.00 E/d/f Fr-Mo/Mi 20.15 So/Mo 17.30 D Sa-Mo 15.30 D Weekend [16 J] Spieglein Spieglein [8/5 J] Men in Black 3 – 3D [12/9 J] American Pie: Das Klassentreffen [14/12 J] Die Wiesenberger [9/6 J] 17.00/21.15 E/d/f 13.00 So/Mo 10.45 D 14.30 D 17.30/20.30 E/d/f Fr/Sa 22.30 D So/Mo 10.30 Dialekt

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