<<

seine grosse Karriere. im Interview zurück Marcoauf Streller blickt 21 Freitag Nr.

61 61 561 T 061 22."5"2015&5 Jahrgang& 4001 Gerbergasse 30 www.tageswoche.ch CAPTAIN

Seite 5.–

6 GEHT

DER

FOTO: ALEXANDER PREOBRAJENSKI 15 Jahre Garantie auf Ihre neue Heizanlage

Heatbox – Ihre neue Heizung ohne Finanzierungssorgen. Heatbox deckt sämtliche Dienstleistungen rund um Ihre neue Heizanlage ab. Auf Wunsch übernehmen wir sogar die Finanzierung. Ihre neue Heizung – f nanziert, geprüft und gewartet durch IWB.* iwb.ch/heatbox

Aus eigener Energie.

* transparenter Preis, periodische Verrechnung; planbare Kosten für Amortisation, Zinsen und Wartung; Ihre Hypothek bleibt unberührt; 24-Stunden Pikett-Dienst 3

INHALTFinanzen Baselland!FOTO: HANS-JÖRG WALTER

Seit Jahren zeichnet die Baselbieter Regierung die Kantonsfinanzen rosiger, als sie Seite sind. Fachleute schütteln über die permanenten Fehlkalkulationen den Kopf. 18

Migration!FOTO: H.-J. WALTER Raubkunst

Endlich ein Job: Flüchtlinge sollen Seite Die Rückgabe gestohlener Gemälde Seite neu in der Landwirtschaft arbeiten. 14 beschäftigt Gerichte und Hollywood. 38 Kat Fischer S. 4 Fall Sandro Wieser Bestattungen S. 16 Kulturflash S. 41 Schiedsrichter Sie, er, es S. 43 statt Richter: Impressum S. 43 Warum Fouls Kultwerk S. 44 Wochenendlich S. 45 keine Straftaten Seite Zeitmaschine S. 46 sind. 32

TagesWoche 21/15 EDITORIAL PORTRÄT 4

Marco Streller sagt Adieu Kat Fischer von Naomi Gregoris s sei fr ihn wichtig gewesen, seine Kar riere als Schweizer Meister zu beenden, sagte Kurz vor den Schweizer Weintagen erklärt Organisatorin Kat Fischer, was der Captain am letzten Wein mit Sprache zu tun hat und wieso Online Remo Leupin ESonntag, als der FC Basel alles klar machte. «suuri Mocke» passé sind. Leiter Print Und wie: Keinem Club hierzulande ist es it Wein verhält es sich wie mit zuvor ge lungen, sechsmal hinter einander die einer Sprache.» Kat Fischer schwenkt ihr Glas, atmet tief Meisterschaft zu gewinnen. Mit dem 18. Titel ha- «Titel und Serien – ein und nimmt genüsslich die rotblaue Meinen kleinen Schluck. Sie zieht etwas Luft ben die Basler in der Besten liste hinter Rekord- Meistergalerie», durch die Lippen, schwenkt den Weisswein meister Grass hoppers (27 Titel) den zweiten Platz tageswoche.ch/ im Mund hin und her und schluckt ihn vor Servette Genf (17), dem FC Zürich (12) und den +1hxku dann. «Genau so, wie man fr die Sprache Wörtli büfelt, muss man beim Wein lernen, Young Boys (11) übernommen. die verschiedenen Geschmacksnoten in In die Freude über den Triumph mischt sich Kopf und Gaumen abzuspeichern.» Wir setzen die Gläser an den Mund und dieser Tage bei vielen Fans aber auch Wehmut. tun es ihr gleich. «Na, was schmeckt ihr Denn übernächste Woche wird Streller zum letz- raus?» Der Fotograf und ich schauen uns an. «Es schmeckt nach … Weisswein?», sage ten Mal fr die Basler auf dem Feld stehen. Online ich zögernd und Fischer lacht. Ich habe Der heute 34-Jährige startete 2001 mit einer eine Menge Hausaufgaben vor mir. Zum Glück gibt es nächste Woche die denkwürdigen Aktion beim FC Basel. Gleich im Gelegenheit, sich ein Fundament an Wein- ersten Spiel gegen Servette erzielte er seinen ers- wissen anzueignen: Die Schweizer Wein- «Der Captain geht tage, eine kleine unabhängige Weinmesse, ten Trefer. Dummerweise landete der Ball im von Bord und der die Fischer vor einem Jahr ins Leben geru- eigenen Tor. Wegen dieses Patzers, aber auch we- FCB verliert einen fen hat. Teil seiner Seele», Wein war fr die Wahlbaslerin schon gen seiner dünnen Beine und den manchmal un- tageswoche.ch/ immer ein Tema, das ihr am Herzen lag. gelenk anmutenden Bewegungen musste sich der +0mfgt Mit einem grossen Weinliebhaber als Vater kam Fischer früh mit der Materie in Berüh- Schlaks eine Weile lang Witzeleien gefallen lassen. rung, interessierte sich mit der Zeit jedoch Das änderte sich ab seinem zweiten Auf- mehr fr Musik und Mode. Als die gelernte enthalt beim FC Basel (ab Sommer 2007) und vor Schneiderin, Modedesignerin und Hobby- DJ 2006 anfing, beim Weinfachhändler allem unter den beiden deutschen Trainern Liechti zu arbeiten, kam die Liebe aber Torsten Fink und Heiko Vogel markant. Bald schnell zurück. Fischer merkte, dass ihr die Auseinandersetzung mit Wein nicht nur zählte Streller zu den unumstrit tenen Stützen der gefiel, sondern auch lag: «Mich kostet es Mannschaft. Mitspieler schildern den Captain keine Anstrengung, Weine auseinanderzu- halten und noch heute erkenne ich Men- (seit 2011/2012) als einen Menschen, der stets da schen auf der Strasse anhand der Weine, war, wenn Not am Mann war, wenn Dinge auf oder die sie damals bei uns gekauft haben.» neben dem Rasen aus dem Ruder liefen. Für jün- Vom Felsen in die Markthalle gere Spieler, die durch den FCB-Durchlauf- Es folgten mehrere Jahre im Fachhan- del und als die Markthalle schliesslich vor erhitzer gingen, war er eine Identifikationsfigur. rund zwei Jahren einen Aufruf fr Projekte Und fr die Fans blieb er trotz seiner Erfolge startete, beschloss Fischer, die Gelegenheit Weiterlesen, S. 6 beim Schopf zu packen. In den Sommer- «Pipi»: ein Star zum Anfassen, der stets ein sym- ferien entwarf sie eine erste Projektierung pathisches Lächeln fr die Supporter hatte. fr die Schweizer Weintage: «Ich sass auf einer kleinen Mittelmeerinsel auf einem Christoph Kieslich und Samuel Waldis Felsen und tippte ein Mini-Konzept in haben den Vollblut-FCBler zum Abschied zu «Es hat sich mein iPhone», lacht sie. einem langen Gespräch getrofen. Tränen sind gelohnt», Das Konzept fand bei den Verantwort- tageswoche.ch/ lichen der Markthalle Anklang und so keine geflossen. Aber das kann noch passieren. +1ioec stampfte Fischer innerhalb weniger Mo- tageswoche.ch/+dywfj × nate die kleine Messe aus dem Boden. Dazu

TagesWoche 21/15 5

Die Kunst des Degustierens: Kat Fischer lädt zur Entdeckungsreise durch Schweizer Weinregionen. FOTO: BASILE BORNAND holte sie den Önologen Salvatore Mantelli sierte bringen werden. Das ganze soll eine ganz viele verschiedene Geschmacksnoten und den angehenden Sommelier Valentin Entdeckungsreise durch Schweizer Wein- haben, ausserdem schmeckt er je nach Lottner mit ins Boot – beides Bekannte, die regionen sein, die nur selten in Basler Tageszeit, Öfnungsdauer und Laune des Fischer aus einer Gruppe von Freunden Weinhandlungen anzutrefen sind. Oberste Trinkers unterschiedlich», meint Kat kennt, die einmal pro Monat zusammen Priorität hat eine hohe Qualität. Fischer. Laune des Trinkers? «Klar. Ein Weine degustieren. Wein, den man in den Sommerferien in ent- Das Fachwissen der beiden Mitorgani- Eine Frage der Trinkerlaune spannter Atmosphäre geniesst, schmeckt satoren ist fr Fischer essenziell: «Da ich Schweizer Winzer seien heute gut ge- oftmals ganz anders, als wenn man ihn spä- über keine Wein-Ausbildung verfge, war schult, findet Fischer, man mache nicht ter im Alltag trinkt.» es mir sehr wichtig, zwei Menschen mit mehr einfach einen «suure Mocke», son- Hier soll der Kurs Abhilfe schafen. «Ihr fundierten Kenntnissen dabeizuhaben. Ich dern setze sich mit den Trauben und dem werdet sehen, danach schmeckt dieser bin derweil fr die Begeisterung und Ver- Boden auseinander, beherrsche das Hand- Weisswein nicht mehr nur nach Weisswein», netzung zuständig.» Ihre Augen funkeln. werk auf dem Rebberg und im Keller: «Ein lacht Fischer. Unsere Gläser sind mittler- Man kann sie sich vorstellen, wie sie in guter Wein kommt von einem Winzer, der weile leer. Das Büfeln kann beginnen. Weingütern steht und die Winzer von ihrer genau weiss, was er tut.» tageswoche.ch/+sm0nd × Herzensangelegenheit überzeugt. Und damit auch der Weintrinker weiss, Eine Herzensangelegenheit, die 21 Win- was er tut, wird bei den Weintagen ein Kurs Schweizer Weintage, Donnerstag, 28. Mai zer zählt, welche am 28. und 29. Mai ihre zu den Grundlagen des Degustierens ange- und Freitag, 29. Mai, 17–21 Uhr, Markt- Weine in der Markthalle an Weininteres- boten. Eine Kunst fr sich: «Ein Wein kann halle Basel.

TagesWoche 21/15 6 Marco Streller «Ich weiss, wo ich hingehöre.» Zum Karriereende blickt der Captain des FC Basel zurück auf prägende Figuren und entscheidende Momente seiner Laufahn.

«ES HAT SICH GELOHNT»

Von Christoph Kieslich und Samuel Waldis

it dem FCB hat Marco Strel- Momente, wie nach dem 6:0 gegen Aarau bisschen durchbeissen. Das ist ja normal, ler Titel um Titel geholt, in (beim Heimspiel Anfang April, Red.), in in dem Alter und als Stürmer. Als Verteidi- der Nati spielte er bloss denen mir Fussball immer noch sehr viel ger ist das was anderes. Ich war nie ein Pfeil, 37 Mal. In Basel ist der Spass macht. Ich habe meine Jungs gerne, aber fr meine Grösse habe ich eine gewis- Mknapp 34-Jährige eine Identifikationsfigur, ich bin gerne im Joggeli, und es sagt immer se Schnelligkeit gehabt, und das wird weni- in anderen Stadien wurde er ausgepfifen. wieder mal einer zu mir: Mensch, du könn- ger. Wenn man eine oder zwei Linien weiter Ein Gespräch zum Karrierenende über prä- test doch noch ein Jahr länger spielen. Aber hinten spielt, kann man das besser kom- gende Trainer, hohe Saläre und die Verän- ich spüre, dass es Zeit ist, und ich habe es pensieren. Und vorne bekommst du Schlä- derungen im Fussball-Business. mir immer so gewünscht, wie es jetzt läuft: ge auf die Knochen – mit Ende zwanzig Marco Streller, wie oft haben Sie in den Als Meister aufzuhören. steckt man das besser weg als jetzt, mit Mit- vergangenen Wochen gedacht: Viel- Ist es eine mentale oder eine körperli- te dreissig. leicht hätte ich doch noch ein Jahr che Müdigkeit, die Sie spüren? Eines darf man, ohne Ihnen zu nahe zu dranhängen sollen? Es ist zu 70 Prozent die mentale Bean- treten, auch feststellen: Trotz Ihrer Kein einziges Mal. Im Gegenteil: Ich spruchung, doch auch die körperliche immer noch famosen Quote an Toren werde jeden Tag bestätigt, dass es die rich- nimmt zu. Ich spüre die vielen Jahre, und und Assists sind die erfolgreichen tige Entscheidung ist. Natürlich gibt es gegen Ende der Saison muss ich mich ein Aktionen weniger geworden. Oder

TagesWoche 21/15 7

FOTO: GEORGIOS KEFALAS

TagesWoche 21/15 Streller in Zahlen KEYSTONE FOTO :

Geburtsdatum 18. Juni 1981 Karriere 2002–2003: FC Tun Geburtsort Basel 1988–1997: FC Aesch 2003–2004: FC Basel 1893 Nationalität Schweizer 1997–2000: FC Arlesheim 2004–2006: VfB Position Stürmer 2000–2001: FC Basel 1893 2006: FC Köln Rückennummer 9 2001–2002: FC Concordia Basel 2007: VfB Stuttgart Beim FCB seit 2001–2004, wieder seit Juni 2007 2002 : FC Basel 1893 2007–2015: FC Basel 1893 Statistiken Saison Club MS/Tore EC/Tore Cup/Tore LS/Tore U-LS+/Tore Total Wettbewerbsspiele von Marco Streller 2001/02 FCB 1/0 2/0 (Stand 21.5.2015): 2001/02 Concordia * 30/16 2/0 506 Spiele/199 Tore 2002/03 FCB 2/0 Davon Wettbewerbsspiele fr den FCB 2002/03 FC Tun 7/2 323 Spiele/143 Tore 2002/03 FCB 1 /0 2002/03 FC Tun 9 /6 1 /1 Davon Wettbewerbsspiele fr den FC Tun 2003/04 FCB 16 /13 4 /1 2 /0 17 Spiele/9 Tore 2003/04 VfB 13 /3 Davon Wettbewerbsspiele fr den FC Concordia 2004/05 VfB 8 /0 1 /0 32 Spiele/16 Tore 2004/05 VfB II ** 1 / 1 Davon Wettbewerbsspiele fr den VfB Stuttgart 2005 VfB 2 /0 (Ligapokal) 67 Spiele/10 Tore 2005/06 VfB 7 /1 2 /0 3 /0 2005/06 1. FC Köln *** 14 /3 Davon Wettbewerbsspiele fr den 1. FC Köln 2006/07 VfB 27 /5 3 /0 14 Spiele/3 Tore 2007/08 FCB 23 /12 5 /4 2 /1 Davon Wettbewerbsspiele fr Nationalteams 2008/09 FCB 23 /6 4 /0 4 /1 53 Spiele/18 Tore 2009/10 FCB 29 /21 9 /5 3 /3 QUELLE: ROTBLAU-MAGAZIN, FC BASEL 2010/11 FCB 27 /10 7 /2 1 /0 2011/12 FCB 30 /13 7 /2 3 /3 2012/13 FCB 32 /14 17 /5 3 /0 Online 2013/14 FCB 25 /10 10 /4 3 /1 2014/15 FCB 21/10 5 /1 Alle Bericht rund um sechsten Meistertitel in Folge finden Sie Total 348/147 73 /24 32/10 37/12 16/6 online: www.tageswoche.ch/+zsuqy * = Nationalliga B ** = Regionalliga *** = 2. + Junioren-Nationalmannschaften

TagesWoche 21/15 9 nehmen wir die völlig unmassgebende, haben Sie – von Fink mit allen Frei- Und das letzte Jahr unter , strenge Durchschnittsbewertung der heiten ausgestattet – Tore auf hin- was ist da passiert? TagesWoche für Sie: von 4,6 auf 4,4. reissende Art vorbereitet und erzielt. Ich mag Muri sehr, wir spielten beim Ein bisschen ist das auch systembedingt. Torsten Fink ist der Trainer, der mich FCB in einer Mannschaft. Wir waren Kum- Ich war nie ein Stürmer, der sich allein über am stärksten geprägt hat. Er wird immer pel, und ich hofe, wir sind das immer noch. seine Tore definiert. Ich habe gerne fr mei- mein Lieblingstrainer bleiben. Bei Christi- Es war keine einfache Saison, weil ein biss- ne Nebenleute aufgelegt. Und dann kommt an Gross musste ich auch unten durch, er chen viel Unruhe aufgekommen ist. Er war es darauf an, was das fr Spieler typen sind: hat mich auf das Geschäft vorbereitet, dar- ein Trainer, mit dem man vorher noch Ist Shkelzen Gashi einer, der eher in die Tie- auf, dass nicht alles gut und schön ist. Aber zusammengespielt hat, einer, der eher von fe geht, oder kann man Breel Embolo steil er hat auf mich gesetzt. In der ersten Phase der Intuition lebt. Der wird dann plötzlich schicken und dann macht er das Tor selber? in der ersten Mannschaft war ich neben dein Chef. Das ist nicht einfach. Aber auch Kürzlich, gegen GC, war meine Aufgabe, die Christian Gimenez auch schon eher der ihm gegenüber hege ich keine negativen Abwehr weit nach hinten zu drücken, und Vorbereiter. Das hat man nicht wahrge- Gefhle. deshalb stand ich auch ein paar Mal im nommen, weil ich nach einem halben Jahr Wie war es in Stuttgart mit dem gros- Abseits. Manchmal ist einfach die Präsenz schon wieder weg war. Aber es ist schon so: sen Giovanni Trapattoni? des Mittelstürmers wichtig, um die Vertei- Torsten Fink hat einen grossen Anteil dar- Wir haben nicht lange zusammen gear- diger zu binden und dadurch das Spiel auf an, was nach 2009 passiert ist. Er hat mich beitet, da ich nach einer halben Saison an den Aussenpositionen zu öfnen. Das ergibt zum Captain gemacht, er hat genau ge- den 1. FC Köln ausgeliehen wurde. Er ist ein unter dem Strich weniger Aktionen, aber wusst, wie er mich nehmen muss, er hat absoluter Gentleman, der – von seiner Wut- damit kann ich leben. Ich habe immer fr mich sehr viel gelobt, hat mir Vertrauen ge- rede in München mal abgesehen – nichts die Mannschaft gespielt. schenkt. Dann kam Alex Frei, womit sich auf seine Mannschaft kommen lässt. Und nicht mehr alles auf mich fokussiert hat, ein Monsieur, der jedem vor dem Match er- « ist der und das hat mir gutgetan. klärt hat, warum er spielt oder nicht spielt. Gibt es denn umgekehrt Trainer, die War es fussballerisch auch spannend Trainer, der mich am Sie negativ geprägt haben? unter dem Sicherheitsfreak Trapat- Die letzte Saison unter toni? stärksten geprägt hat. war schwierig fr die Mannschaft, und das Er hat eine defensivere Note reinge- Umfeld ist unruhig geworden, auch mir bracht. Im Gegensatz zu Felix Magath oder Er wird immer mein gegenüber. Aber wenn ich über Christian Matthias Sammer, bei denen wir mit zwei Gross rede, muss ich festhalten: Er hat den Spitzen gespielt haben, hat Trapattoni auf Lieblingstrainer bleiben.» Erfolg nach Basel zurückgebracht, und das einen Ein-Mann-Sturm gesetzt. Und nach- ist zu einem ganz grossen Teil sein Ver- dem für viel Geld Jon Dahl Tomasson Unter wurde die Systema- dienst. Ich musste durch eine sehr harte geholt wurde, war klar, dass er spielt. tik des FCB-Spiels neu gemischt. Fällt Schule bei ihm gehen, aber das hat mich einem das im Herbst der Karriere mit auch widerstandsfhiger gemacht. Und «Ich habe es zum Teil all der Erfahrung leichter? das braucht es auch, denn diejenigen Spie- Auf jeden Fall. Ich habe mich ja nie als ler, die diesem Druck nicht standhalten KEYSTONE FOTO : auch mir selbst typischen Mittelstürmer gesehen. Das bin können, die funktionieren in diesem 2002–2003: FC Tun ich einfach nicht. Ich gehe gerne über aus- Geschäft nicht. zuzuschreiben, dass die 2003–2004: FC Basel 1893 sen, komme über links und bereite Tore vor. Also hat Christian Gross Sie genau 2004–2006: VfB Stuttgart Das hat mit Alex Frei prima geklappt und richtig angepackt? Stimmung mir gegenüber 2006: FC Köln auch mit . Deine Sturm- Er wusste, was es braucht, er hat ver- 2007: VfB Stuttgart partner wechseln fast jedes Jahr, daran sucht, mich zu schleifen, was ich nicht im- manchmal negativ war.» muss man sich gewöhnen, und jeder Trai- mer verstanden habe. Im Nachhinein muss 2007–2015: FC Basel 1893 ner hat eigene Ideen vom Fussball. Es ich sagen, dass ich mir manchmal auch ein Passt Ihnen eigentlich die Karriere- kommt dann vor allem auf die Kommuni- bisschen selbst im Weg gestanden bin. überschrift, die unlängst die NZZ kation mit dem Trainer an, und die ist mit Heute, glaube ich, hätte er grosse Freude an gewählt hat: «Zwischen Buhmann und Paulo Sousa sehr gut. mir, wie ich meinem Beruf gegenüberstehe, Volksheld»? Was heisst das konkret? mit welcher Professionalität ich an ihn her- Ich sehe mich weder als das eine noch Er hat mir ganz klar gesagt, was er von angehe. Was er mir vor neun, zehn Jahren das andere. Die Wahrheit liegt wie immer mir erwartet. Er hat mir erklärt, dass die mit auf den Weg gegeben hat, damit hat er irgendwo in der Mitte. In den jüngeren Jah- Einsatzminuten wahrscheinlich weniger recht gehabt. Deshalb kann ich nicht sagen, ren habe ich sehr ofensiv kommuniziert, werden und ich dafr in den «Key Games», dass er mich negativ geprägt hat. Im Gegen- und das war sicherlich ein Fehler. Bis zum wie er sagt, parat sein muss. Das hat in die- teil: Ich habe ihm viel zu verdanken. Beinbruch im Trainingslager der National- ser Saison nicht so schlecht geklappt. Nati- Hatten Sie mit allen Trainern so viel mannschaft vor der Euro 2004 ging es bei onal reicht es schon noch, das Niveau, Glück? mir eigentlich immer nur bergauf. Ich habe international ist es schon schwerer. In den Ich habe nie Trainer gehabt, die gar damals gar nichts anderes gekannt. Dann Achtelfinals der Champions League gegen nicht auf mich gesetzt haben, bei denen ich kamen andere Verletzungen dazu, ich habe Porto habe ich fast kein Land gesehen. Aber plötzlich auf der Tribüne gelandet bin. In nicht immer so fr den Beruf gelebt, wie es solche Spiele habe ich auch früher gehabt. der Meistersaison in Stuttgart gehörte ich nötig gewesen wäre, und ich habe es zum Man darf sich nicht überschätzen: Ich in allen 34 Spielen zum Kader. Und auch Teil auch mir selbst zuzuschreiben, dass die weiss, was ich kann und wo ich hingehöre. wenn ich nur sieben Mal in der Startelf Stimmung mir gegenüber manchmal nega- In Ihrem Fussballerleben gab es einen stand, hatte ich die meisten Einsätze der ge- tiv war. Aber in der Schweiz ist es halt nun Moment, der wie eine zweite Geburt samten Mannschaft. Zu Trainer Armin Veh mal so: Wenn du erfolgreich bist, dann des Marco Streller war: Der Trainer- hatte ich ein sehr gutes Verhältnis. Da war eckst du damit auch an. wechsel 2009 und die Ankunft von halt Mario Gomez vor mir, der fast in jedem Ihre Lehre daraus? Thorsten Fink beim FCB. Wir behaup- Match ein Tor gemacht hat, und einen Ca- Ich habe defensiver kommuniziert. Und ten: Erst von da an konnten Sie Basel cau in einer Riesenform. Wir sind damals ich habe nie irgendwelche Gesten in Rich- zeigen, was Sie wirklich drauf haben. auch deshalb erfolgreich gewesen, weil alle tung gegnerischer Fans gemacht, weil mir Zuvor, unter Christian Gross, waren sie ihre Rolle akzeptiert haben, auch wir auf Fairplay sehr wichtig ist. Mit der Zeit hat der Keilstürmer, der vornehmlich mit der Bank. Also: Ich kann über keinen mei- sich an anderen Schweizer Orten die Stim- hohen Bällen gesucht wurde. Dann ner Trainer schlecht reden. mung mir gegenüber gewandelt.

TagesWoche 21/15 10

Triumphe, Tragik, Trainer: Marco Streller als Meister, im WM-Penaltydrama und mit Thorsten Fink (rechts). FOTOS: KEYSTONE/EQ

Als Basler polarisiert man in der Ganz so einfach machen wir es uns Sie sind ein Star zum Anfassen. Fussball-Schweiz schon beim Überzie- nicht. Apropos Medien: Ihre Website Das macht meinen Status bei den Fans hen des Trikots. ist auf dem Stand 2007 stehen- mit aus, und ich weiss, wie die Basler funk- Das musste ich oft lesen, dabei will ich geblieben. tionieren: Sie sind dir gerne nahe. Und ich gar nicht polarisieren. Ich habe das Bedürf- Es hiess halt mal, so einen Internet-Auf- bin gerne zu allen nett, mich trift man im nis, dass die Menschen mich mögen, und tritt zu haben, sei wichtig. Die Einträge ins Fasnachtskeller und bei mir endet das Ver- es ist mir wichtig, was sie über mich denken. Gästebuch habe ich schon hin und wieder hältnis nicht mit dem Schlusspfif. Das hat Das ist zwar naiv in diesem Geschäft, aber gelesen, und 2006, nach dem verschosse- nichts mit Anbiedern zu tun. Ich kenne vie- mittlerweile geniesse ich auch ausserhalb nen Penalty im WM-Achtelfinal gegen die le in der Kurve, mit denen habe ich früher von Basel einen gewissen Respekt. Fans an- Ukraine, ist es ganz schlimm gewesen. Von noch zusammen gespielt, und zu denen derer Vereine sagen mir, dass sie gerne ei- da an ist die Seite nicht mehr aktualisiert habe ich nach wie vor eine gute Verbindung. nen hätten, der sich so identifiziert mit dem worden und fr mich kein Tema mehr Hat sich die Beziehung zum Anhang Verein wie der Streller mit dem FC Basel. gewesen. verändert über die Jahre? Wie hat sich der Beruf des Fussballpro- Zuallererst steht die Leistung auf dem fis im Lauf Ihrer Karriere verändert? «Ich habe das Bedürfnis, Platz im Vordergrund. Das gilt auch fr die Heute werden 14-, 15-Jährige fast schon Rolle als Captain: Die Jungs hören auf dich, zu Profis. Die Jungen werden immer dass die Menschen aber du musst mit Leistung vorangehen. schneller und dynamischer. Und dann Mein Verhältnis zur Muttenzerkurve ist kommen die Sozialen Medien, die mir ein mich mögen, und es ist speziell: Die haben mich auch in den bisschen Sorgen machen. Ich habe kein schwierigen Zeiten immer gestützt. Da Twitter, Facebook oder Instagram, aber mir wichtig, was sie über waren andere kritischer. Da hiess es: Der dann bist du mit den Jungen im Kraftraum, wird gut bezahlt, also soll er liefern. In der die machen ein Foto und am nächsten Tag mich denken.» Kurve sind Werte extrem wichtig, die Iden- ist es in der Zeitung. Ihr Journalisten muss- tifikation mit dem Club, die Herkunft aus tet früher auch mehr recherchieren. Heute Es ist ja auch so: Ihre Interaktion mit der Region. Aber seit der Saison 2009/2010, schaut man sich die Profile der jungen den Fans findet nicht über moderne seit die Leistung stimmt, spüre ich die Spieler an, geht in irgendwelche Foren und Medien statt, sondern im Stadion, vom Unterstützung des ganzen Stadions. baut sich so eine Geschichte zusammen. Rasen auf die Ränge, und … Es gibt etliche Punkte in Ihrer Karriere, Diese Entwicklung birgt viele Gefahren. … an der Fasnacht. die als Zwischenüberschriften taugen:

TagesWoche 21/15 11

Goodbye im Joggeli Am Freitag, 29. Mai, geht die Meisterschaft für den FC Basel zu Ende. Das Heimspiel gegen den FC St. Gallen (Anpfiff 20.30 Uhr) werden der FCB und die Fans nutzten, um Marco Streller im St.-Jakob-Park die grosse Abschiedsbühne zu berei- ten. Neun Tage später, am Sonntag, 7. Juni, findet an selber Stelle der Cupfinal zwischen dem FC Basel und dem FC Sion (14.00 Uhr) statt. Ist Streller einsatzbereit, wird dies sein aller- letztes Spiel werden. Da es sich um eine Veranstaltung des Schweizerischen Fussballverbandes handelt und das Joggeli (mindestens) zur Hälfte mit Walliser Fans gefüllt sein wird, liegt es auf der Hand, dass der FCB die Partie gegen St. Gallen als den geeigneten Anlass betrachtet, seinem phänomenalen Stürmer und Captain Adieu zu sagen.

Höhepunkte in der Nationalmann- ich keine Verantwortung übernommen zubauen. Aber ehrlich gesagt bringt das schaft, wie das Tor in der Türkei, das habe. Wir brauchten fnf, die schiessen. nicht viel, weil sie sich nicht vorstellen kön- die Schweiz an die WM 2006 brachte, Ich durfte – oder musste – als sehr junger nen, was tief in dir drin vorgeht. In Köln hat dann der verschossene Elfmeter an Spieler als erster antreten und habe versagt. mich am meisten getröstet, dass Hakan der WM, viele Tore für den FCB, Yakin mich in den Arm genommen hat. In rauschende Europacup-Nächte, tolle «Es hat Zeit gebraucht, einem solchen Augenblick will man mit Spiele von Ihnen, auch ohne dass Sie Leidensgenossen zusammen sein, die selbst getroffen haben, acht Meister- den verschossenen einen verstehen. titel, Cupsiege$… Was ist Ihr persönli- Gilt das auch für andere Lebenslagen? ches Highlight oder der Moment, der Penalty zu verarbeiten, Als ich mir Gedanken über meinen für Sie wichtig war, der Sie bestärkt hat? Rücktritt gemacht habe, habe ich das Angefangen hat es mit dem Beinbruch aber irgendwann konnte Gespräch mit , mit Alex bei der Nationalmannschaft, dann ein- Frei gesucht, mit ; Leute, einhalb Jahre später das so wichtige Tor in ich darüber lachen.» die das hinter sich haben und wissen, wo- der Türkei, mein erstes überhaupt fr die von ich rede. Aussenstehende können das Schweiz. Das hat mir gezeigt: Du musst im- Und Scheitern gehört im Sport dazu. nicht verstehen, die sagen: Du spielst beim mer dranbleiben. Dann war ich 2010 sehr Es gibt etliche Situationen, von denen FCB, du bist Captain, du verdienst so viel lange verletzt und konnte dann mit einem ich sage: Es hat sich gelohnt. Alles Leiden Geld – wieso hörst du freiwillig auf? Tor in Tiraspol zur Champions-League- hat sich gelohnt, auch wenn sich die ganze Die 37 Länderspiele, die Sie gemacht Qualifikation des FCB beitragen. Das war Schweiz über dich auslässt und es als jun- haben, sind eigentlich eine lächerliche ein Moment, der vielleicht gar nicht so ger Mann nicht einfach ist, damit umzu- Zahl. gross wahrgenommen wurde, aber es ging gehen. Es hat Zeit gebraucht, um das zu ver- Das ist so, aber da kamen halt auch viele damals um enorm viel, nicht zuletzt um arbeiten, aber irgendwann konnte ich über Verletzungen zusammen, die zwei Rück- sehr viel Geld. den Penalty lachen. tritte. Nach dem ersten Rücktritt aus der Und der WM-Elfmeter in Köln? Wer tröstet einen in einem Moment Nationalmannschaft habe ich mein bestes Klar hat mich das geprägt, der Penalty wie Köln, oder was tröstet im Moment Niveau erreicht. Auf diesem Level hätte ich gehört zu meiner Karriere und hat mich zu des Scheiterns? auch in der Auswahl mehr reissen können. dem gemacht, was ich heute bin. Aber ich Du weisst zwar, dass Familie und Freunde Es gab eine Phase, da habe ich in zehn Spie- muss mir zumindest nicht vorwerfen, dass fr dich da sind, und versuchen, dich auf- len etwa sieben oder acht Tore erzielt. Und

TagesWoche 21/15 12 da ich nicht immer von Anfang an gespielt Ja. Der Fussball wird halt immer populä- Es gab Situationen, in denen ich das Zwei- habe, ergibt das auf die Minute herunter- rer, und weil viele den Traum vom Profi- bis Dreifache hätte verdienen können. Aber gerechnet eine gute Quote. fussballer haben, wird es schwieriger, die- fr mich stimmte in Basel das Gesamtkon- Aber jemand wie Sie, der hätte doch 70, sen Weg zu gehen. Der Markt gibt diese zept und ich wollte meinen Vertrag einhal- 80 Länderspiele machen müssen, oder? Löhne momentan her, deswegen sind diese ten. Nun habe ich ihn doch gebrochen, Eigentlich schon. Ich bin mir dessen Zahlen ein Stück weit die logische Konse- indem ich früher als ausgemacht auföre. auch bewusst, aber es spielt keine Rolle. Die quenz. Vielleicht fhren sie aber auch dazu, Nationalmannschaft war eine Hassliebe. dass die Kritik an den Spielern grösser wird. «Ich habe beim FCB eine Bei meinem ersten Aufgebot fr die U20 Mit den Sozialen Medien kann diese Kritik stand ich in Eindhoven vor dem Spiegel zudem jeder und anonym äussern, es geht Rolle, die weit über den und betrachtete mich in den Klamotten der oftmals unter die Gürtellinie. Nationalmannschaft. Das war fr mich ein Haben Sie eigentlich ausgesorgt in Fussball hinausgeht.» unglaublicher Moment, da ich durch und Ihrem Leben? durch Schweizer bin und auch immer (überlegt) Also wenn ich es nicht ganz In diesem Fall wollen wir mal nicht gerne fr die Schweiz gespielt habe. dumm anstelle, dann glaube ich das, ja. so streng sein, schliesslich spart der Und woher rührt die Hassliebe? Wer ist der Finanzminister zu Hause? FCB auch einen saftigen Lohnbatzen. Es schmerzt ein bisschen, wie das alles Ein Freund von mir, mit dem ich schon Und fr mich ist es ein grosser Verzicht. letztendlich ausgegangen ist. Anscheinend auf der Bank zusammengearbeitet habe. Er Ich hätte ohne Probleme noch ein Jahr funktioniert es nicht als Basler, da wird hat das schon immer gemacht, da ist Konti- spielen können, hätte auch nächste Saison man nicht richtig akzeptiert. Schade. Was nuität drin. noch meine zehn Tore gemacht. Aber ich aber mit Alex Frei passiert ist, ist noch viel Sind Sie ein sparsamer Mensch? bin ein Hundert-Prozent-Mensch, und tragischer. In jedem anderen Land würde Eigentlich nicht, ich bin sehr grosszügig. wenn es nicht mehr ganz aufgeht, dann so einer auf Händen getragen. Aber hier … Allerdings weiss ich auch, was ich mir leis- muss man es bleiben lassen. Schauen Sie sich ein Spiel wie Schweiz ten kann. Ihr Status im Verein und in der Region gegen USA 90 Minuten lang an? wird über Jahre Bestand haben, sie Ja. Weil ich der Mannschaft erstens im- «Es ist schwierig in werden als eine der grossen Figuren in mer noch die Daumen drücke und zweitens die Vereinsgeschichte eingehen. Der mit vielen noch zusammengespielt habe. diesem Business, Preis ist die Bewegungsfreiheit, die in Wissen Sie, was Ihr Wechsel von Ihrer Heimatstadt eingeschränkt ist. Stuttgart den FC Basel gekostet hat? in dem viel gelogen wird, Wie gehen Sie damit um? Es dürfte ein Betrag von einer Million Die Nähe zu den Menschen habe ich im- bis eineinhalb Millionen gewesen sein. eine seriöse Person mer zugelassen, ich muss mich nach der Und für wie viel sind Sie damals von Karriere also nicht erst daran gewöhnen. Es Basel weggegangen? zu bleiben.» ist schön, dass ich den Leistungsdruck im Für viereinhalb. Wenn man sich diese Hinblick auf das Wochenende nicht mehr Beträge vor Augen fhrt, in Phasen, in de- Immerhin kommt das viele Geld, das habe. Ich kann dann guten Gewissens ein nen es nicht sonderlich läuft, dann lastet im Fussball-Business steckt, bei den Bierchen trinken gehen. In guten Phasen ein grosser Druck auf einem. Spielern an. Sie sind schliesslich die war das auch bisher kein Problem. Aber Und wie war das für Sie, verkauft zu Artisten in diesem Zirkus. wenn es nicht gut läuft, dann heisst es gleich, werden? Das sehe ich auch so. Früher musste der hat irgendwo eine Stange getrunken. Man wird zur Ware, das stimmt. Aber es man als Spielervermittler eine Lizenz ma- Trotzdem habe ich noch einen gewissen sind lächerliche Summen, wenn man sie chen, heute haben wir theoretisch Millio- Status. Und aufgrund meiner Erfolge wird mit denjenigen in der englischen Premier nen von Spielervermittlern im Land. Bei das wohl noch eine Weile weitergehen. League vergleicht. Wir haben bei Chelsea einem Juniorenspiel gibt es zuweilen mehr Zumal Sie weiter für den FCB tätig sein Spieler gesehen, die haben 20 bis 25 Millio- Vermittler als Zuschauer. Diese Entwick- werden. nen gekostet. Und ich behaupte, die wür- lung macht mir Sorgen. Darauf wird es wohl hinauslaufen. Was den bei uns gar nicht spielen. Manchmal ist Wäre denn die Rolle als Spielervermitt- es konkret sein wird, kann und will ich dieses Geschäft pervers. ler etwas für Sie? noch nicht sagen. Das Verhältnis zwischen Nein. (überlegt) Es wäre eine Rolle fr Bernhard Heusler, Georg Heitz und mir ist «Bei einem Juniorenspiel mich, weil ich ein seriöser Mensch bin; weil ausgezeichnet, aber wir haben gesagt, dass ich nicht das Geld sehe, sondern den Spie- wir jetzt erst mal das Double holen wollen. gibt es zuweilen mehr ler und seine Karriere. In beratender Funk- Dann schauen wir weiter. tion würde ich das machen, wenn mich ei- Wir nehmen an, dass Marco Streller Vermittler als Zuschauer.» ner anruft, beispielsweise Breel, dann bin nicht Juniorentrainer wird oder scharf ich immer da. Ohne das Finanzielle dahin- auf den Job des Sportchefs ist, sondern Wie viel haben Sie vor elf Jahren beim ter zu sehen. Aber es ist schwierig in diesem eher eine Funktion zwischen Verein, FCB vor Ihrem Wechsel in die Bundes- Business, in dem viel gelogen wird, eine se- der Öffentlichkeit und den Fans liga verdient? riöse Person zu bleiben. Und manchmal wahrnimmt. In Basel waren es 4000 Franken brutto. wird man einfach gefressen, wenn man Ich habe eine Rolle beim FCB, die weit Heute haben wir 16-Jährige mit diesem nicht stark genug ist. über den Fussball hinausgeht. Eine meiner Lohn. Ich hab diesen Betrag damals als Tor- Dann wäre es doch eine Rolle für Sie. Stärken ist das Brückenbauen, zwischen schützenleader der Super League erhalten. Ja, aber man kämpft gegen Windmühlen. den verschiedenen Ebenen im Fussball In Stuttgart dürften Sie das Zehnfache Wo wird denn am meisten gelogen im und den Kulturen und Mentalitäten. Dieses verdient haben. Fussballbusiness? Talent kann man in gewissen Funktionen Mindestens. Nur schon die Einsatz- Es gibt sehr wenige Verträge, die erfllt gut nützen. Ich werde wohl das Bindeglied prämien lagen bei rund 20(000 Euro, das werden. Ich hab mit meinem Wechsel nach zwischen allen. sind andere Dimensionen, unglaublich. Stuttgart selbst einen Vertrag gebrochen tageswoche.ch/+1ioec × Aber mittlerweile werden auch in Basel und und muss mich also nicht heiligsprechen. Löhne gezahlt, die annähernd Bun- Aber später habe ich gesagt, dass ich mit Nächste Woche online in Teil zwei des desliga-Niveau haben. dem FCB Geschichte schreiben will. Da Interviews : Streller über den Vater am Diese Lohnentwicklung kann man als kann man nicht nach zwei Jahren abbre- Spielfeldrand, sein Blick auf die Schweiz Exzess bezeichnen. chen, wenn man lukrativere Angebote hat. und eine Begegnung mit Beckenbauer.

TagesWoche 21/15 13 aus seinem Talent etwas gemacht hat und mit seiner Leidenschaft viel Ruhm und Geld verdient hat. Ein feiner Mensch ist er dazu. Nicht mehr, und nicht weniger.

Keiner ohne Fehl und Tadel Dazu reifte er in den Jahren als End- zwanziger, als er sich die Hörner abgestos- sen und die Flausen abgelegt hatte, als er zum FCB heimkehrte, als er zum ersten Mal Vater wurde, als er in Torsten Fink einen Trainer hatte, der ihn aus dem takti- schen Korsett befreite. So bekam Basel mit etwas Verspätung noch den besten Streller und einen zauberhaften linken Fuss zu sehen. Und die Captainbinde wurde zum äusseren Zeichen der Identifikationskraft, die Streller ausstrahlt. Ohne Fehl und Tadel ist auch er nicht, denn kein Fussballstar ist die Überfigur, zu der ihn das Unterhaltungsbusiness Sport macht. Während der Fasnacht trank Marco Streller sein Bier, manchmal auch nach den drei schönsten Tagen, und eine Ziga- rette hielt e r stets so, dass es nicht jeder sehen musste. Natürlich hat auch Marco Streller Ma- cken. Eine schöne Geschichte ist die von seiner Neigung zum Hypochonder. Es war nämlich so, vor allem im Spätherbst seiner Karriere: Fehlte Streller am Montag im Training und man fragte besorgt nach, was das fr das nächste Spiel bedeuten könnte, dann erntete man nicht selten ein Achsel- Wir haben zu danken und verneigen uns von einem grossen Sportsmann. FOTOS: KEYSTONE zucken. Wird schon, hiess es dann. Marco Streller erzählt das so: «Sie sagen Abschiedsspiel im Club, dass ich am besten spiele, wenn ich etwas habe. Wenn ich vor dem Match sage, dass ich Kopfschmerzen habe, dass es Marco Streller – ein grosser Fussballer sticht, dann denken sie: ‹Hofentlich sticht es auf der anderen Seite auch, dann macht und ein feiner Mensch mit einem Hang er wieder zwei Tore.› Einmal, auswärts in der Champions League, da sagte ich, ich zum Hypochonder tritt ab. fhle mich super. Und dann haben wir bei den Bayern 0:7 verloren.»

Ein famoser Teamplayer So ist Marco Streller: Vor allem ein un- komplizierter, sehr kommunikativer Das Herz wird Mensch, einer, der gute Laune verbreitet, anständig im Umgang mit seinen Mitmen- schen. Und auf dem Fussballplatz war er ein grosser Spieler, ein Krieger auch. Dabei nicht nur der kaltblütige Vollstrecker im bluten Strafraum des Gegners. Es pulsierte nicht nur der Egoismus im Stürmerblut, er hat nicht nur hinreissende Tore erzielt, er war auch ein famoser Teamplayer, einer, der von Christoph Kieslich den aussichtsreichen lauernden Neben- spieler sah. Ein fairer Sportsmann ist er ines Tages wird man diesen Zeit- le Jahre den Status des grössten FCB-Spie- obendrein. abschnitt verklären, als der FC lers aller Zeiten haben, nach Seppe Hügi Und so wird es am nächsten Freitag- Basel die verlorenen Söhne und Karli Odermatt. Die haben zu ihrer Zeit abend sein, wenn Basel seinem «Pipi» zum heimgeholt hat. Alle noch im Saft die Basler Fussballseele gewärmt, und letzten Mal in Rotblau unten auf dem Rasen Estehend und voller Tatendurst. Marco irgendwann wird einer kommen, der sich des Joggeli applaudiert, vielleicht auch Streller, Benjamin Huggel, Alex Frei. Ein neben die drei stellen wird. noch einmal eine Woche später im Cupfinal Dreigestirn, das dem Basler Monolog in der Die Person Marco Streller und das Ende am gleichen Ort: Er wird mit seinen langen Schweizer Liga von 2009 an den Grund- seiner Spielerkarriere haben in den vergan- Gräten zwischen den Füssen des Gegners tenor verlieh und bei den internationalen genen Tagen manche Überhöhung erfah- fummeln, wird sich um ihn herum winden, Höhenflügen das Fortissimo dirigierte. ren. Die «Basler Zeitung» etwa feiert ihn als den Ball behaupten und etwas Gescheites Nun tritt der letzte dieser drei ab, der «König von Basel». Dabei ist Marco Streller mit ihm machen. Das Herz wird bluten. Sonnyboy. Und Marco Streller wird fr vie- nichts weiter als ein Fussballspieler, der tageswoche.ch/+07c49 ×

TagesWoche 21/15 14 Migration von Jeremias Schulthess Der Bauernverband plant Feldeinsätze ie Journalisten umzingeln Ali Abdirisaq. Dieser gibt in brü- fr Flüchtlinge. In Füllinsdorf zeigt ein chigem Deutsch Auskunft. Aus Somalia sei er und froh, dass er Landwirt seit 20 Jahren, wie das geht. Dhier arbeiten dürfe, sagt er. Dann überneh- men die Herren in Anzug und Krawatte wieder. Der Staatsdirektor fr Migration, Mario Gattiker, erklärte an der Pressekon- ferenz am Mittwoch in Füllinsdorf, wes- halb Flüchtlinge in der Landwirtschaft Kressebeet statt arbeiten sollten. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) will gemeinsam mit dem Schweize- rischen Bauernverband ein Pilotprojekt starten, das die Integration von Flüchtlin- Asylzentrum gen in Landwirtschaftsbetriebe frdert. Die Flüchtlinge würden so in ihrer Eigen- ständigkeit gestärkt, die Wirtschaft profi- tiere von zusätzlichen Arbeitskräften und die Sozialwerke würden entlastet – laut Gattiker eine «Win-win-Situation». Schweizer Bauern wollen vermehrt auch Flüchtlinge beschäftigen. FOTO: HJ. WALTER «Es braucht Verständnis für andere Kulturen.» Was der Bauernverband testet, prakti- ziert der Baselbieter Landwirt Andreas Eschbach bereits seit über 20 Jahren. Sein Gemüsehof dient deswegen als Vorbild fr das Pilotprojekt. «Es ist ein geringer Zusatzaufwand, den wir fr die Anstellung von Flüchtlingen leisten müssen», sagt Eschbach. Er muss jeweils beim Arbeitsamt abklären, ob die Personen bei ihm arbeiten dürfen. Ausser- dem brauche es «Verständnis fr andere Kulturen und den Willen zur Integration». Ansonsten sei der Aufwand ähnlich wie bei einem Mitarbeiter aus Portugal oder Polen. Nur: Während Arbeiter mit Flüchtlings- status sich bereits in der Schweiz aufalten, müssen die Landwirte Arbeitskräfte aus EU-Ländern erst anwerben. Die Idee hinter dem Projekt sei, die vor- handenen inländischen Arbeitskräfte zu nutzen, erklärt Gattiker vom SEM. Es sei die Rede von rund 22)000 Personen, die den Status als Flüchtling oder als vorläufig Aufgenommene hätten – «ein beachtliches Potenzial, wie ich finde». Hintergrund der Massnahme ist unter anderem die Masseneinwanderungs- ini tiative, deren Folge eine Begrenzung der Einwanderung sein dürfte. Solange das Arbeitspotenzial im Inland genutzt wird, braucht es weniger Zuwanderer, um die Stellen zu besetzen, so die unmissverständ- liche Botschaft von Mario Gattiker und dem Bauernverband.

«Riesen-Chance» für Flüchtlinge «Ich kann so unkompliziert Personal rekrutieren», sagt Eschbach. In der Land- wirtschaft schwanke die Nachfrage nach Personal stark. Gerade deshalb sei es gut, Flüchtlinge als Arbeitskräfte zu gewinnen. Er sei jedoch nicht darauf aus, nur kurzfris- tig Personal anzustellen: «Egal, ob jemand aus der Schweiz oder aus Somalia kommt:

TagesWoche 21/15 15 Einarbeiten muss man jeden.» Daher lohne es sich, langfristig zu denken. Die betrofenen Arbeiter freuen sich über die «Riesen-Chance», die ihnen Esch- bach gibt. Sie bekämen sonst kaum eine Stelle, sagen die Flüchtlinge, die auf dem Füllinsdorfer Hof arbeiten. «Sobald die Arbeitgeber unseren Status kennen, sagen die meisten ab», sagt einer der Arbeiter. Er habe in seinem Heimatland eine Ausbil- dung im IT-Bereich gemacht, das interes- siere hier aber keinen. «Alle Flüchtlinge wollen arbeiten. Es ist nur sehr schwierig, auch eine Stelle zu bekommen», Landwirt Andreas Eschbach: «Einarbeiten muss man jeden.» FOTO: HANS-JÖRG WALTER sagt ein Arbeiter. paar wenigen Ausnahmen ausschliesslich Wende, hatte die Partei doch über Jahre die anerkannte Flüchtlinge oder vorläufig Auf- Arbeitsintegration erschwert, mit dem Ziel, Bevor sie nichts tun, würden sie lieber genomme arbeiten. die Schweiz als Zielland möglichst wenig auf dem Bauernhof arbeiten, bestätigt ein attraktiv zu machen. anderer. «Alle Flüchtlinge wollen arbeiten. Erst zehn Höfe machen mit In den nächsten drei Jahren fhren der Es ist nur sehr schwierig, auch eine Stelle zu Das Tema sorgt fr rege Diskussionen. Bauernverband und das SEM das Pilotpro- bekommen.» Lange sträubten sich rechtskonservative jekt durch. Kostenpunkt: 400*000 Franken. Bereits in den 1980er-Jahren haben auf Politiker dagegen, dass Asylbewerber und Eine Hälfte zahlt das SEM, die andere der Bauernhöfen vereinzelt Personen gearbei- anerkannte Flüchtlinge integriert werden Bauernverband. Bis jetzt sind zehn Bauern- tet, die in der Schweiz Asyl beantragten. sollten. Im Januar bekannte sich SVP-Chef höfe in sieben Kantonen beteiligt. Gattiker Damals erhielten Asylbewerber noch eine Toni Brunner zur Arbeit von Flüchtlingen sagt, das Projekt könne noch wachsen. Arbeitsbewilligung. Heute dürfen mit ein in der Landwirtschaft. Eine überraschende tageswoche.ch/+ b2jzi ×

ANZEIGE

5.99 0.69 0.69

Schweinebauch Hieber’s Marktbiergriller, Käsegriller oder Gersbacher Klöpfer in Scheiben, grillfertig gewürzt, 1 kg Pizzagriller in Bedienung und SB erhältlich, aus der Region für die Region, deftig lecker für den Grill, 100 g in Bedienung und SB erhältlich, 100 g 1.11 1.11 2.99

Baguette Landliebe Butter Agrarfrost Pommes Juliennes auch aus der Selbstbedienungs-Backwarenwelt, rahmig frisch, 250-g-Packung Feinschnitt, tiefgefroren, 2,5-kg- 400-g-Stück (1 kg = € 2,78) (100 g = € 0,44) Packung (1 kg = € 1,20) 0.49 3.99 1.99

Bunte Salatparade: Lollo rosso, Lollo bionda, Riesengarnelen Kühne Schlemmertöpfchen Eichblatt rot oder Eichblatt hell aus aus kontrollierter Aquakultur, ohne Kopf, verschiedene Sorten, z. B. Feine Gürkchen, Deutschland, Klasse I, Stück ideal zum Grillen, 100 g Abtropfgewicht 300 g (1 kg = € 6,63), 530-g-Glas

Denken Sie dran: Am 25. Mai ist Feiertag und unsere Märkte und Backstände bleiben geschlossen!

TagesWoche 21/15 Horburgstr. 57, Basel, Urnenbeisetzung im 07.05.2015, St. Bestattungsanzeigen wurde bestattet. Familien- und Freun- Jakobstr. 79, Pratteln, Stöckli-Siegrist, deskreis. Trauerfeier: Freitag, Berta Anna, von Hasler-Tessardi, Paul, 22.05., 14.00 Uhr, Basel-Stadt und Region Hofstetten-Flüh/SO, von Muttenz/BL, Besammlung Friedhof 13.08.1930–12.05.2015, Madiswil/BE, Blözen, Abdankungs- Mittlere Str. 15, Basel, 20.09.1922–19.05.2015, kapelle. wurde bestattet. Birsfelderstr. 51, Pichler, Andreas, von Däniken-Goy, Muttenz, Urnen- von Pratteln/BL, Edith, von Stüsslin- beisetzung: Donners- 20.03.1965–17.05.2015, tag, 28.05., 15.30 Uhr, Habertürliweg 1, Altherr-Sägesser, Gander-Schlapschy, BS, 03.05.1923– gen/SO, 11.05.1938– Allschwil 09.05.2015, Friedhof Muttenz, Pratteln, Abdankung Bailleux-Hauser, Rosa Olga, von Wald/AR, Josefa, von Österreich, 11.05.2015, Holee- anschliessend Trauer- und Beisetzung im 21.02.1933–06.05.2015, 18.10.1933–01.05.2015, str. 119, Basel, Elisabethenstr. 39, Agnes, von Allschwil/ Basel, wurde bestattet. feier in der ref. Kirche engsten Familien- und BL, Basel/BS, Karl Jaspers-Allee 21, Landskronstr. 50, wurde bestattet. St. Arbogast, Muttenz. Freundeskreis. Wunderlin, Harold, 24.12.1924–13.05.2015, Basel, wurde bestattet. Basel, wurde bestattet. Meuter-Meyer, Alice, von Zeiningen/AG, Ledermann-Nyffeneg- Walker, Adolf, Muesmattweg 33, Gasser-Schifferle, von Basel/BS, Artz-Bauer, Helen, 09.03.1955–08.05.2015, ger, Hans, von Mut- von Selzach/SO, Allschwil, Trauerfeier Anna-Maria, von 25.08.1919–12.05.2015, von Muttenz/BL, Sierenzerstr. 35, Basel, tenz/BL, Schwarz- 03.06.1917–12.05.2015, und Beisetzung: Lungern/OW, Falkensteinerstr. 30, 30.08.1928–27.04.2015, wurde bestattet. häusern/BE, Bahnhofstr. 37, Donnerstag, 04.06., Rennweg 19, Basel, 18.05.1928–01.05.2015, Basel, wurde bestattet. 01.12.1927–18.05.2015, APH Madle, Pratteln, 10.30 Uhr, Besamm- Trauerfeier: Freitag, Zürcherstr. 143, Moosmann-Schwarz, Biel-Benken Rothbergstr. 9, Mut- Abschied im engsten lung Kapelle Friedhof 22.05., 15.30 Uhr, c/o AZ Alban-Breite, Margrit Susette, von Jost, Leonhard Sieg- tenz, Bestattung und Familienkreis. Allschwil. Friedhof am Hörnli. Basel, wurde bestattet. Basel/BS, 23.12.1931– fried, von Melchnau/ Trauerfeier im engs- Wimmer, Johann, Fluri-Rothen, Max, Graber, Rudolf, von 14.05.2015, Gellert- BE, 25.07.1923– ten Familienkreis. von Österreich, Bertschi-Ruf, Margot, 15.05.2015 (Aufenthalt von Luterbach/SO, Oftringen/AG, str. 138, Basel, Trauer- Spichtin, Michèle, 04.07.1944–05.05.2015, von Basel/BS, im Wohn- und Pflege- 09.04.1929–15.05.2015, 24.10.1944–08.05.2015, feier: Dienstag, 26.05., von Muttenz/BL, Ergolzstr. 21a, Pratteln, 20.04.1931–29.04.2015, heim, Haus Martin, Muesmattweg 33, Rheinsprung 16, 14.30 Uhr, Friedhof Basel/BS, 08.02.1992– wurde bestattet. Blotzheimerstr. 28, Dornach), Biel-Ben- Allschwil, Trauerfeier Basel, wurde bestattet. am Hörnli. 17.05.2015, Schloss- Basel, wurde bestattet. ken, Gedenkfeier im Reinach und Beisetzung im bergstr. 1, Muttenz, Herbst, Susanna Rieder, Alexandre, Familien- und Freun- Huschke, Gerd, engsten Familien- und Bloch-Weisshaar, Urnenbeisetzung: zu Stephania, von von St. Stephan/BE, deskreis, Mittwoch, von Deutschland, Freundeskreis. Hilda, von Balsthal/ einem späteren Zeit- SO, 19.08.1922– Zürich/ZH, 10.01.1956– 29.11.1960–15.05.2015, 27.05., 15.00 Uhr, Saal 23.09.1928–14.05.2015, Häberli-Schaad, 10.05.2015, Dorf- Schanzenstr. 20, punkt auf dem Fried- 05.05.2015, Allmend- der Stiftung Haus Aumattstr. 79, Rei- Ernst, von Wynigen/ str. 38, Basel, wurde Basel, wurde bestattet. hof Muttenz. nach, Urnenbeiset- str. 40, Basel, wurde Martin, Dorneckstr. 31, BE, 17.09.1929– bestattet. Thomi-Lehmann, zung im engsten bestattet. Roser-Märki, Hans, Dornach. 19.05.2015, Linden- Margrit, von Ober- Familienkreis. str. 33, Allschwil, Kolter-Nebiker, Lilly von Basel/BS, Birsfelden Brand, Robert, von Elsa, von Basel/BS, 04.08.1925–13.05.2015, burg/BE, 29.03.1923– Waldner-Feuerstein, Trauerfeier und Bei- Sumiswald/BE, Cueni, Friedrich 15.05.2015 (Aufenthalt setzung: Dienstag, 11.03.1923–11.05.2015, Mülhauserstr. 35, «Fritz», von Ruth, von Basel/BS, 21.04.1940–29.04.2015, Burgfelderstr. 71, Basel, wurde bestattet. im APH Madle, 11.09.1926–15.05.2015, 02.06., 10.30 Uhr, Rappoltshof 3, Basel, Röschenz/BL, Pratteln), Muttenz, Besammlung Kapelle Basel, Trauerfeier: Ryhiner-Moser, 16.12.1928–16.05.2015, Aumattstr. 79, wurde bestattet. Dienstag, 26.05., Aschenbeisetzung: Reinach, Trauer- Friedhof Allschwil. Klara, von Basel/BS, (Birsstr. 192, Basel), Dienstag, 26.05., Bürgi-Harrer, Fritz, 13.30 Uhr, Friedhof 12.07.1921–16.05.2015, Birsfelden, Abdan- feier: Freitag, 22.05., Basel 14.00 Uhr, Friedhof 10.00 Uhr, Friedhof von Olsberg/AG, am Hörnli. St. Jakobs-Str. 395, kung: Freitag, 05.06., Abt, Elsa, von Bretz- Muttenz, anschlies- Fiechten, Reinach. 06.06.1922–07.05.2015, Kurth-Künzli, Erna, Basel, Trauerfeier: 14.00 Uhr, Besamm- wil/BL, 20.05.1920– send Trauerfeier Hegenheimerstr. 285, von Basel/BS, Mittwoch, 27.05., lung Friedhof Birs- Riehen 15.05.2015, Im in der ref. Kirche Basel, wurde bestattet. 18.12.1921–22.04.2015, 15.30 Uhr, Friedhof felden. Ettingerhof 8, Basel, St. Arbogast, Muttenz. Giana, Felice Antonio, Holeestr. 61, Basel, am Hörnli. Trauerfeier im engs- da Cruz, Alexandre, Frenkendorf von Brusio/GR, wurde bestattet. Ormalingen 11.10.1993–19.05.2015, ten Kreis. von Kap Verde, Schneider-Lutz, Bürgi, Margareta, Ruesch-Ritter, In den Neumatten 54, 30.03.1947–06.05.2015, Lehmann, Ilona, von Richard, von Säckin- von Olsberg/AG, Aita-Giacomazzo, Elisabeth, von Gelter- Riehen, Trauerfeier: Neuhausstr. 7, Basel, Freimettigen/BE, gen, 21.07.1931– 31.08.1917–10.05.2015, Valerio, von Italien, kinden/BL, 15.06.1923– Mittwoch, 27.05., wurde bestattet. Niederösch/BE, 13.05.2015, Clara- Niederschönthalstr. 3 30.10.1929–16.05.2015, 18.05.2015 (Aufenthalt 11.30 Uhr, Friedhof 19.07.1929–14.05.2015, graben 132, Basel, (Aufenthalt im APH Gundeldingerrain 12, Fässler-Gürtler, Heidi, im APH Eibach, Gel- am Hörnli. Basel, Trauerfeier: von Oberiberg/SZ, Rosentalstr. 70, Basel, wurde bestattet. Frenkenbündten, terkinden), Ormalin- Gysin, Elsa, von Freitag 22.05., 03.11.1931–06.05.2015, wurde bestattet. Steinegger, Ida, Liestal), Frenkendorf, gen, Urnenbeisetzung Oltingen/BL, 10.30 Uhr, Friedhof Frobenstr. 42, Basel, Lichtensteiger-Baartz, von Emmen/LU, wurde bestattet. und Abdankungsfeier: 02.09.1928–07.05.2015, am Hörnli. wurde bestattet. Marianne, von Basel/ 03.06.1938–13.05.2015, Mittwoch, 27.05., Muttenz Inzlingerstr. 230, 14.00 Uhr, Buus. De la Coze-Winter- Riehen, wurde be - berg, Daisy Silvia, Pratteln stattet. von Roggliswil/LU, Corvo, Liberantonio, Müller-Hellstern, 24.08.1928–17.05.2015, von Italien, 10.09.1954– Ursula, von Diegten/ Reichensteinerstr. 55, Nachruf 04.05.2015, Muttenzer- BL, 06.12.1952– APH Käppeli, Mut- str. 25, Pratteln, 07.05.2015, Goten- tenz, Urnenbeiset- Trauerfeier und str. 22, Riehen, wurde zung: Donnerstag, Bestattung fanden in bestattet. Nabil El Morsy, „Xenos“ 28.05., 14.00 Uhr, Sepino, Italien, statt. Friedhof Muttenz, Schierig-Matt, Hans ist am 25. April 2015 an einem Krebsleiden gestorben. anschliessend Trauer- Denis-Braun, Hilde- Rudolf, von Riehen/ feier in der ref. Kirche gard, von Leytron/VS, BS, 12.09.1921– Der Alexandrier Nabil hat seine Umgebungen beseelt, gab gerne Rat und St. Arbogast, Muttenz. 12.11.1930–12.05.2015, 29.04.2015, Bäumli- Wyhlenstr. 20a, Prat- weg 2, Riehen, wurde Wissen weiter - sei es in seinem Werkstatt-Laden für Antikmöbelrestaurierung Erb-Gysin, Fritz, von oder beim Tischtennisspielen. Mit grosser Hingabe und Sorgfalt erweckte er teln, Abdankung und bestattet. Gelterkinden/BL, Beisetzung im engsten so manches antike Möbelstück zu neuem Leben und fertigte Tenniken 25.03.1924–17.05.2015, Familienkreis. poetisch-verträumte Holzschnitzwerke und kunstvolle Zeichnungen. Tramstr. 83, APH zum Thommen, Kurt, Park, Muttenz, Urnen- Inderkum, Walter, von Tenniken/BL, Seine Werkstatt beschriftete er mit „Xenos“ (griech. für „Fremder“), beisetzung: Freitag, von Gurtnellen/UR, Eptingen/BL, als was er sich wohl immer ein wenig fühlte. Trotzdem begegnete er seinen 29.05., 14.00 Uhr, 13.01.1942–14.05.2015, 01.07.1950–16.05.2015, Mitmenschen mit Respekt und Hilfsbereitschaft und gewann sie mit seinem Friedhof Muttenz, Wartenbergstr. 60, Ledergasse 34, Tenni- Charme und seiner humorvollen Offenheit. anschliessend Trauer- Pratteln, Beisetzung im ken, Trauerfeier und feier in der ref. Kirche engsten Familienkreis. Beisetzung: Freitag, Als beherzter, fürsorglicher Mensch mit eigenen ethischen Prinzipien St. Arbogast, Muttenz. Schärer-Schärer, 22.05., 14.30 Uhr, bleibt er uns in dankender Erinnerung. Freymond, Roger Peter, von Grüningen/ Besammlung Friedhof Joseph, von Mon- ZH, 28.02.1946– Tenniken. Hans Georg Aenis; Dorothee Duthaler; Verena Flühler; Jörg Hartmann; Ursula Hofmann; tanaire/VD, Muttenz/ Marlene Kilchenmann; HansUeli Leuenberger; Herrat Schedler; Verena Schindler; BL, 15.04.1943– Julia Schneider; Katharina Wiss und David Speiser 14.05.2015, Reichen- laufend aktualisiert: steinerstr. 55, APH tageswoche.ch/todesanzeigen Käppeli, Muttenz,

TagesWoche 21/15 17 Stadtentwicklung Maler Mohler hält die Pläne der SBB und des Kantons, auf dem Areal Wohnen Die SBB haben den Gewerblern auf und Arbeiten zu ermöglichen, fr «Unfug». «Das Lysbüchel-Areal eignet sich nicht frs dem Lysbüchel-Areal Ende April Wohnen. Es ist zu laut.» Ausserdem, sagt Mohler, störe das Gewerbe in diesem gekündigt. Nun wehren sich die ersten. Gebiet niemanden. «Solche Plätze gibt es für uns praktisch nicht mehr in der Stadt.» Mohler kritisiert weiter, dass die SBB bereits Kündigungen aussprechen, obwohl sie noch keinen Masterplan fr das Gewerbler wollen Areal haben. Hoffnung auf den Grossen Rat Unterstützung erhält der Maler von sei- nem Vermieter Rudolf Tanner aus Brissa- go. Tanner, vertreten durch die Immobili- nicht weichen enfirma Ridoma, zieht den Fall nun vor die staatliche Schlichtungsstelle fr Mietstrei- tigkeiten. «Wir haben die Kündigung der SBB bei der Schlichtungsstelle angefoch- von Yen Duong ten. Ziel ist es, dass unser Kunde noch ein paar Jahre länger in der Lagerhalle bleiben ie Situation wird ernst fr die gekauft, der an das Gelände der SBB an- darf – und somit auch seine Mieter», teilt rund 30 Gewerbe- und Indust- grenzt. Geplant sind ebenfalls Wohnungen die Immobilienfirma mit. riebetriebe auf dem Lysbüchel- sowie Arbeitsplätze und ein Schulhaus. Seit Jahren kämpft die Interessen- Areal: Die SBB haben ihre Gegen die Kündigung durch die SBB gemeinschaft Lysbüchel gegen ihre Ver- D Ankündigung in die Tat umgesetzt und ih- wehren sich nun die ersten Mieter und treibung im äusseren St. Johann. Für die ren Mietern Ende April die Kündigung Untermieter. Karl Mohler, seit 20 Jahren Umnutzung des Areals in eine Wohnzone zugestellt. Inhaber eines Malergeschäfts an der Lys- brauchen der Kanton und die SBB grünes Die SBB wollen als Gründeigentümerin büchelstrasse 140, geht juristisch vor. Er Licht vom Parlament. des 704000 Quadratmeter grossen Areals will die Lagerhalle, in der insgesamt rund Jean-Marc Wallach, treibende Kraft der im südlichen Teil Wohnungen bauen. Das 15 Personen tätig sind, nicht wie von den Interessengemeinschaft, erhoft sich viel Gewerbe soll sich auf den nördlichen Teil SBB gewünscht Ende Januar 2016 verlas- vom politischen Prozess: «Wir haben erst fokussieren. sen. Er hoft auf eine Erstreckung des Miet- verloren, wenn das Tema auch im Grossen Der Kanton selber hat im Juni 2013 verhältnisses um ein paar Jahre. Das würde Rat durch ist. Bis dahin ist alles möglich», gemeinsam mit der Stiftung Habitat von ihm erlauben, am gewohnten Standort wei- sagte er im März. Coop einen Teil des Lysbüchel-Areals terzumachen, bis er in Rente geht. tageswoche.ch/+ kj6ud ×

Kündigung ohne Masterplan: Gewerbebetrieb auf dem Lysbüchel-Areal. FOTO: HANS-JÖRG WALTER

TagesWoche 21/15 18 Finanzen Baselland 200 Millionen an – nur um ein paar Monate später mit dem Verweis auf die Franken- Die Baselbieter Regierung versagt seit Jahren stärke zurückzukrebsen. Für den grünen Finanzpolitiker Klaus in der Finanzplanung. Dabei stehen die Kirchmayr ist die erneute Fehlbudgetie- rung nicht nachvollziehbar: «Von links bis bürgerlichen Hofnungsträger im Fokus. rechts wurden die Schätzungen als viel zu optimistisch kritisiert. Alle Finanzspezia- listen waren sich einig, dass die Rechnung nicht aufgehen kann.» Doch die Regierung verwahrte sich gegen die Kritik aus dem Landrat. Das tut sie auch heute noch. Fi- Es bleibt finster nanzverwalter Roger Wenk erklärt: «Fakt ist, dass die Regierung es vorzieht, sich auf eine objektive Zahlen-, Daten- und Fakten- lage abzustützen.» Namentlich auf das extern eingekaufte Prognosemodell: «Alle im Finanzloch Steuerertragsprognosen und Erwartun- gen basieren auf dem besagten BAK-Haus- haltsmodell.» von Renato Beck Nicht nur ein Systemproblem Doch auch dieses steht in der Kritik. m Herbst vor den Wahlen verbreitete nanzverwalter Roger Wenk erklärt die Kor- Kirchmayr nennt das System eine «Black- der amtierende Baselbieter Finanz- rektur mit einer neuen Analyse durch BAK box»: «Mein Vertrauen in dieses Modell ist direktor Anton Lauber erfrischen- Basel Economics, das fr den Landkanton sehr begrenzt, inwiefern auf die Prognosen den Optimismus. Lauber stellte das die Steuerschätzungen vornimmt. An der Einfluss genommen wird, ist völlig unklar.» IBudget fr 2015 vor und die Prognosen fr Analyse sind Zweifel angebracht: Selbst Das Verfahren ist eine Baselbieter Speziali- die kommenden Jahre. Mit der ihm eige- BAK Basel geht wie das Forschungsinstitut tät. In Basel-Stadt etwa wird mit den Steu- nen Gemütlichkeit, die ihn vom herrischen der ETH und die Nationalbank nach drasti- ereinnahmen des Vorjahres budgetiert. Vorgänger Adrian Ballmer unterscheidet, schen Einschätzungen Anfang des Jahres Wenk erwidert: «Zuverlässige Schätzungen stellte er sich vor die Medien und verkün- mittlerweile von einem bescheidenen Wirt- sind schon in sich ein Widerspruch. Das dete: «Noch einmal gibt es ein Defizit vor schaftswachstum fr die zweite Jahreshälf- BAK-Modell hat wohl die gleichen Stärken dem Licht am Ende des Tunnels.» te aus. Sonderfall Baselland? Im benach- und Schwächen wie alle anderen Progno- Ein halbes Jahr später, Lauber inzwi- barten Basel-Stadt jedenfalls heisst es auf semodelle auch.» schen mit Glanzresultat im Amt bestätigt, Anfrage, rechne man nicht mit signifikan- Dass die Fehler alleine im System liegen, die Sozialdemokraten aus der Regierung ten Einbussen durch die Frankenstärke. wird allerdings bezweifelt. Im benachbar- geworfen, knipst der Mann das Licht vor ten Aargau habe man sich die Augen gerie- dem Tunnel eigenhändig wieder aus. Es Im Aargau rieb man sich ben, als man von den Prognosen der Basel- wird wieder stockfinster im Baselbieter bieter erfuhr, heisst es dort in der Verwal- Finanzloch, als Lauber erneut vor die Medi- die Augen, als man tung. Ein Aargauer Finanzspezialist sagt: en tritt, ernst wirkend, aber nicht erschüt- «Es ist gar nicht möglich, in derart kurzer tert, und zu Protokoll gibt, die Aufebung von den Prognosen der Zeit solche Wachstumsraten zu erzielen. der Anbindung des Frankens an den Euro Andere Kantone, wie Obwalden brauchten habe die Steuerschätzungen über den Hau- Baselbieter erfuhr. Jahre, um die Wirtschaft mit gezielten fen geworfen. Die Folge seien rote Zahlen Massnahmen anzukurbeln.» bis mindestens 2016. Alleine bei den Steu- Es ist nicht das erste Mal, dass sich Lau- Dass man zu optimistisch plante, räumt ererträgen fehlen 2015 45 Millionen Fran- ber bei den Steuereinnahmen vertut. Be- Roger Wenk inzwischen ein: «Rückbli- ken, mit denen man plante. Schuld daran: reits 2014 lag er deutlich daneben. Lauber ckend zeigt sich, dass die damaligen Erwar- ganz eindeutig und alleine die Franken- erwartete ein starkes Wachstum bei den tungen an die Wirtschaftsofensive zu hoch stärke. Keine zwei Wochen davor vermel- Unternehmenssteuern. Sie sollten um waren. Wir werden also auch im Kanton dete die Regierung noch, dass «zuverlässi- 14 Millionen Franken auf 190 Millionen Basel-Landschaft mehr Zeit benötigen, um ge Prognosen zum jetzigen Zeitpunkt noch ansteigen. Tatsächlich blieben sie nahezu das steuerliche Ziel der Wirtschaftsofen- nicht möglich sind». konstant. Für 2015 legte Lauber nochmals sive zu erreichen.» Wie seriös die Prognosen sind, lässt sich eine Schippe drauf und kündigte einen von aussen kaum beurteilen. Laubers Fi- Anstieg der Unternehmenssteuern auf Hinweise auf Tricksereien Das Licht am Ende des Tunnels, gab es ANZEIGE das wirklich, oder wurde es vor den Wahlen wider besseres Wissen herbeigerechnet? Der Grüne Kirchmayr lässt die Frage ofen: Biologisch «Diesen Eindruck kann man gewinnen, & saisonal aber letztlich lassen sich nur Vermutungen anstellen, wie es zu dieser Fehleinschät- zung kommen konnte.» Wenk will davon nichts wissen: «Das BAK-Haushaltsmodell nimmt auf Wahlen keine Rücksicht.» www.öpfelchasper.ch | 043 818 61 52 Hinweise auf Tricksereien finden sich beim zweiten grossen Budgetposten, der DAS WÖCHENTLICHE ABO ausser Kontrolle geriet: bei den Spitalkos- 043 818 61 52 ten. Seit seiner Wahl 2013 musste der SVP- FÜRS BÜRO UND ZUHAUSE www.öpfelchasper.ch Gesundheitsdirektor Tomas Weber gleich zweimal massive Kostenüberschreitungen

TagesWoche 21/15 19 vermelden. 2013 überstiegen die Transfer- leistungen an die Spitäler fr deren Be- handlung von Baselbieter Patienten das Budget um 30 Millionen Franken, 2014 wa- ren es etwa 40 Millionen.

Kleinlautes Zurückkrebsen Seither ringt Gesundheitsdirektor To- mas Weber um Erklärungen. Erst versuch- te er die Fehleinschätzung Basel-Stadt anzulasten, wo sich seit der Einfhrung der Patientenfreizügigkeit eine steigende Zahl an Baselbietern behandeln lässt. Gleich 21 Millionen von 30 Millionen Franken habe man 2013 dadurch verloren. Die An- schuldigung war schnell entkräftet. Da die Tarife des Uni-Spitals nur leicht höher sind als jene des Kantonsspitals, ging höchstens eine Million Franken verloren, rechnete Peter Indra, Leiter der Basler Gesundheits- versorgung dem «Regionaljournal» von SRF vor. Weber musste kleinlaut zurück- krebsen. Mittlerweile hat man amtsintern eine andere Ursache ausgemacht. Rolf Wirz, Sprecher der Gesundheitsdirektion, teilt auf Anfrage mit, der Kanton habe die «schweizweit steigenden Spitalkosten» unterschätzt. Wirz nennt das als Haupt- ursache fr die Kostenüberschreitungen. Dass diese jährlich in der Schweiz um vier Prozent zunehmen, ist unumstritten und wird von allen Kantonen als Berechnungs- grundlage genutzt. Aber im Baselbiet ging man in den letzten Jahren von sinkenden Spitalkosten aus. Und das, obwohl ein weiterer Efekt die Gesundheits- und Pflegekosten in die Höhe treibt. Baselland, hat das Forschungs- institut BAK Basel berechnet, leidet über- durchschnittlich unter der Überalterung, weil junge Familien vermehrt in die Stadt ziehen. Trotzdem gab sich Weber bis zu- Strahlend in eine dunkle Zukunft: Anton Lauber und Thomas Weber (r.). FOTO: KEYSTONE letzt überrascht von den Überschreitun- gen: «Das starke Wachstum bei den Ge- Spitäler künftig einmal pro Quartal antra- Finanzplaner Einfluss nehmen, um die sundheitskosten kann im Moment auch ben zu lassen. Zahlen aufzupolieren. Dazu will sich Indra von Fachleuten nicht schlüssig begründet Ob das Know-how in der Gesundheits- nicht äussern, aber eine ehemalige Kader- werden.» direktion künftig steigt, darf bezweifelt person der Baselbieter Verwaltung erklärt werden: Im nächsten Sparpaket werden den Mechanismus: Über die Abgrenzun- Schwer erklärbare Fehlkalkulation lineare Kürzungen in allen Direktionen gen würden sich angefallene Kosten Dabei sind die Erklärungen nicht so angekündigt. Das widerspricht jeder sorg- bequem ins nächste Jahr schieben lassen, schwierig zu finden. Das meint jedenfalls fltigen Sanierung, die nach Prioritäten um so ein besseres Bild in der Jahrespla- Peter Indra, Leiter Gesundheitsversorgung kürzt – eine weitere Baselbieter Eigenart. nung zu erzeugen. in der Stadtbasler Verwaltung: «Die Budge- Auch den Vorwurf der falschen Abgren- tierung ist eigentlich relativ einfach.» Auch Im nächsten Sparpaket zungen räumt Webers Direktion indirekt wenn es zu Verzerrungen kommen könne, ein, indem sie mitteilt: «Ebenso wurden sagt Indra, seien derart massive Fehlkalku- werden lineare Rechnungen von Leistungserbringern lationen eher schwer zu begründen. nicht im Berichtsjahr (etwa 2012) abgerech- Aber sie sind in seinen Augen erklärbar. Kürzungen angekündigt. net, was zu einer Unterschätzung der Kos- Baselland habe die Auswirkungen der neu- tenentwicklung gefhrt hat.» en Spitalfinanzierung 2012 falsch einge- Das widerspricht jeder Dafr kann Tomas Weber nicht viel, schätzt und entsprechend falsch budge- getrickst wurde unter seinem Vorgänger tiert, was sich einige Jahre auswirke. Auch sorgfältigen Sanierung, Peter Zwick. Webers Versäumnis bleibt es, weil es in der Baselbieter Gesundheits- die Situation nicht rechtzeitig erkannt und direktion an genügend Fachkräften und die nach Prioritäten kürzt. lange nicht darauf reagiert zu haben. Auch Kontrollinstrumenten fehle: «Es ist eine im laufenden Jahr glaubte Weber, die Mischung aus fehlenden Ressourcen und Indra hat eine zweite Erklärung zur Behandlungskosten unter das Vorjahr drü- Blindflug.» So habe man etwa versäumt, die Hand, weshalb man sich derart massiv ver- cken zu können. Bereits Mitte Mai waren Spitalkosten eng zu monitorisieren: «Dem tun konnte: «Eine Rechnung und das dar- die Zahlen Makulatur: Man erwartet erneut Baselbiet fehlten die richtigen Instrumen- auf basierende Budget des Nachjahres sind eine Budgetüberschreitung von 32 Millio- te.» Das hat Tomas Weber unterdessen in- abhängig von sachgerechten Abgrenzun- nen Franken bei den Spitalkosten. direkt eingeräumt, als er ankündigte, die gen von Kosten.» Genau hier können die tageswoche.ch/+qxxe0 ×

TagesWoche 21/15 20

Daumen rauf, Kosten runter: Finanzchef Anton Lauber nimmt das Parlament in die Pflicht. FOTO: HANS-JÖRG WALTER

Finanzen Baselland ment nicht mehr nur über ein globales Bud- get bestimmen und den Finanzplan zur Kenntnis nehmen, nein, der Landrat soll Die Baselbieter Regierung will ihr mit einer vierjährigen Finanzplanung die Ausgaben angesichts der Einnahmen stabi- Dauerdefizit bekämpfen. Das birgt lisieren – und zwar in Anbetracht der Rech- nungen der vergangenen Jahre. auch Risiken. Ein Kommentar. Die Schuldenbremse befiehlt im Gegen- satz zur Defizitbremse, dass zuerst gespart wird. Eine Steuererhöhung bei fast auf- gebrauchtem Eigenkapital ist zwar immer noch möglich, bedarf aber einer Volks- abstimmung. Damit verschwindet das Lauber zieht Schreckgespenst faktisch vom Horizont. Dass das Baselbieter Stimmvolk einer Steuer- erhöhung zustimmt, ist so wahrscheinlich wie eine rotgrüne Regierungsmehrheit im die Sparbremse Landkanton. Stärkere Selbstkontrolle Der Trick dabei: Für die Umsetzung der Massnahmen im Rahmen von Stäfis von Andreas Schwald braucht es nicht einmal eine Volksabstim- mung. Im Gegensatz zur Defizitbremse, die a kommt also Anton Lauber, der nungen des Schreckgespenstes schlecht- das Volk 2008 mit 69 Prozent Ja-Stimmen stets gut gelaunte, ehemalige Ge- hin entledigen: der kantonalen Steuer- angenommen hatte – einer der Gründe, meindepräsident von Allschwil, erhöhung, die automatisch eintritt, wenn warum Ballmer das Instrument bis zuletzt seit 2013 Baselbieter Finanz- das Eigenkapital des Kantons unter 100 aufs Heftigste verteidigte. Zuletzt war Ddirektor, und er zerschlägt in einem Zug eine Millionen Franken sinkt. fr Ballmer immer auch das Parlament der grössten Erbschaften seines Vorgängers Ein Jahr nur brauchten Lauber und massgeblich an der Misere mitschuldig. Adrian Ballmer (FDP): die Defizitbremse. seine Finanzspezialisten, um die ungelieb- Die Landräte gäben das Geld mit beiden Das Instrument, das den Kanton davor te Defizitbremse zu bodigen. Und stolz Händen aus, klagte er. bewahren sollte, immer weiter in die roten präsentierten sie am gestrigen Montag der Stäfis also, dieses Unwort, dieses Konst- Zahlen zu rutschen. Sieben Jahre nach Ein- Öfentlichkeit die Früchte ihrer Arbeit, mit rukt aus staatspolitischen Regler-Einstel- fhrung ist das Gegenteil eingetreten. dem unhandlichen Namen «Stärkung der lungen und Nachjustierungen, ist ein erster «Schuldenbremse» heisst die neue Wafe finanziellen Steuerung». Oder kurz: Stäfis. grosser Befreiungsschlag. Doch erst in des Baselbieter Kassenwarts. Sie wird die Das soll den Weg aus dem Dickicht roter Zukunft. Die Vorlage wandert jetzt durch Regierung in Zeiten tiefroter Kantonsrech- Finanzen weisen: Mit Stäfis wird das Parla- die Mühlen politischer Beschlussfassung.

TagesWoche 21/15 21 Gesundheit Damit nimmt die Regierung das Parla- ment finanzpolitisch an die kurze Leine. Der Landrat soll künftig nicht nur ein Das Kantonsspital Baselland Budget durchwinken, er wird direkt mit- verantwortlich fr die Mehrjahresplanung schreibt 2014 einen Gesamtverlust der lädierten Kantonsfinanzen. Lauber kettet genau die Landräte an, denen Ball- von 28,6 Millionen Franken. mer nachsagte, sie verschleuderten das Geld und würden anschliessend der Regie- rung die Schuld fr die aus dem Ruder Immobilien zu hoch bewertet: laufenden Finanzen geben. Dieser Schritt ist aus Sicht der defizit- geplagten Regierung klug. Er zwingt das Par- Massives Defizit fr Kantonsspital lament zu einer stärkeren Selbstkontrolle und ermöglicht der Regierung, Sparprogramme von Andreas Schwald in letzter Konsequenz durchzusetzen. Wurden solche Sparprogramme vom as Kantonsspital Baselland die Abgänge und einen «Vertrauensver- Parlament in der Vergangenheit traditio- fhrt 2014 einen massiven Ver- lust» auf «Unsicherheiten im Fusions- nellerweise bis zur Wirkungslosigkeit lust ein. Rund 28,6 Millionen prozess» zurück. Der sei bei Mitarbeiten- entkräftet, kann Lauber mit der neuen Franken beträgt das Defizit in den, zuweisenden Ärzten und Patienten Hebelwirkung von Stäfis den Gürtel konse- Dder Jahresbilanz. Die Geschäftsleitung be- gleichermassen entstanden: So erklärt quent strafen. Und nach Jahren der roten gründet das Resultat hauptsächlich mit sich mitunter das Spital die Tatsache, dass Zahlen hat das Baselbiet eine strengere ausserordentlichen Abschreibungen auf die Zahl behandelter Patienten gemessen Kostenkontrolle mehr als nötig. Immobilien. Eine Bereinigung also, wie an stationären Austritten um 700 auf Verwaltungsrat Werner Widmer im 283628 sank. Es geht um die Zukunft des Kantons Geschäfts bericht schreibt: Die Immobilien Doch nicht nur. Denn das finanzielle seien bei der Verselbstständigung 2012 zu Die Entwicklung im Polster dieses Haushalts schrumpft, das hoch bewertet worden. Einkommen reicht seit Jahren nicht mehr, Für das Spital war 2014 ohnehin ein Jahr vierten Quartal mache um die Ausgaben zu decken. Hier etwas der Schlagzeilen. Im Geschäftsbericht Neues, da eine Investition und die Spitäler wählte die Spitalleitung dafr die Bezeich- deutlich, dass «die erst – eine gewaltige Geldvernichtungsma- nung «ein turbulentes Jahr». schine. Der einstige Vorzeigehaushalt der Talsohle durchschritten» Nordwestschweiz lebt heute grösstenteils Im Februar der grosse Knall: CEO Heinz auf Kredit und verliert gleichzeitig an Schneider wurde entlassen und Verwal- sei, so Widmer. Kreditwürdigkeit. tungsratspräsident Dieter Völlmin legte Mit der noch einzufhrenden Schul- sein Amt nieder. Für Schneider übernahm Selbst ohne die Wertberichtigung der denbremse verschwindet das selbstverord- Jürg Aebi, der bereits im Sommer wieder Immobilien schreibt das Kantonsspital nete Druckmittel der Steuererhöhung zwar angezweifelt wurde, als das Spital erwog, einen Verlust, wenn auch bei Weitem kei- weitgehend aus dem Blickfeld. Damit ist es die Stelle des CEO auszuschreiben. Aebi nen so hohen: Das Defizit aus dem operati- aber nicht getan. Klar ist: Der Kanton muss konnte sich aber durchsetzen, wurde im ven Geschäft beläuft sich auf 0,7 Millionen sanieren. Das geht nicht ohne schmerzhaf- September bestätigt und fhrt das Spital Franken. In den ersten drei Quartalen te strukturelle Eingrife. Es ist dies die erste nach wie vor. sei die Geschäftsentwicklung negativ und wichtigste Aufgabe der neuen Basel- geblieben, schreibt Verwaltungsrats- bieter Regierung. Und sanieren, das heisst Verwaltungsratspräsident Dieter Völlmin präsident Widmer im Bericht. Immerhin nicht parlamentarische Kosmetik nach wurde durch Werner Widmer ersetzt; im mache die Entwicklung im vierten Quartal politischen Befindlichkeiten. Sommer nahm der von der Regierung neu deutlich, dass «die Talsohle durchschrit- Es heisst, eine gründliche Struktur- zusammengesetzte Verwaltungsrat seine ten» sei, so Widmer. debatte über Zustand und Ziele des Kan- Arbeit auf. tons zu führen, den BaZ-Chefredaktor Positiver Trend für 2015 Markus Somm als «das Laboratorium fr Ende Jahr zog sich Regierungsrat Tomas Im Bericht sagt CEO Jürg Aebi, dass sich die Zukunft einer bürgerlichen Schweiz» Weber aus dem Verwaltungsrat zurück; der ein positiver Trend frs Jahr 2015 abzeich- beschrieb und der momentan so schwer in Kanton wolle sich auf die Rolle als Eigner ne; die Patientenzahlen etwa lägen bereits den Miesen steckt, dass das Parlament nur konzentrieren. Gleichzeitig präsentierte er über denen der Vorjahresperiode. «Den- noch Defizit um Defizit absegnen kann. die neue Eignerstrategie. noch sind wir noch nicht auf dem Niveau, Das ist besonders hart, wenn man den Blick das wir brauchen, um die in Zukunft nöti- aus dem Labor in den rotgrün regierten Und nicht zuletzt hatte das Spital auch mit gen Investitionen vollständig aus eigener Nachbarkanton Basel-Stadt richtet: Dessen Abgängen im medizinischen Kader zu Kraft finanzieren zu können», so Aebi. Sparprogramm ist darauf ausgelegt, gar kämpfen. Das Spital kostet auch weiterhin Geld: nicht erst in ein Defizit zu geraten. So sagt Aebi, dass dieses Jahr «nochmals Anton Lauber hat mit Stäfis und der Schliesslich berichtete die «Schweiz am über 15 Millionen Franken» in dringliche Schuldenbremse eine komplizierte Wafe Sonntag», dass dem Kantonsspital Basel- Massnahmen am Standort Bruderholz geschafen. Mit ihr muss der Kanton poli- land und dem Kanton Rückzahlungen in investiert werden müssen. Zudem sei das tisch umgehen können, damit er sich nicht Millionenhöhe drohten. Sie sollen 2012 Kantonsspital Baselland sehr an einer selbst verstümmelt. Bei diesem kantonalen und 2013 hohe Tarife ohne rechtmässige gemeinsamen Strategie mit dem Universi- Grossprojekt darf es nicht um das Wohl Grundlage angesetzt haben. tätsspital Basel interessiert, das die zwei einer bürgerlichen Politik oder einer linken Spitäler und die Kantone derzeit erarbeiten. Opposition unter dem Deckmantel des Unsicherheiten und weniger Patienten tageswoche.ch/+c6r1n × Sparens gehen. Es geht hier um die Zukunft Kein Wunder, kommt im Geschäfts- eines ganzen Kantons und seine finanzielle bericht alles wieder zusammen – in erklä- Handlungsfhigkeit. renden Worten, aber vor allem in nackten tageswoche.ch/+3dfrk × Zahlen. Die Leitung fhrt insbesondere

TagesWoche 21/15 22 ten und gegebenenfalls Nachbesserungen Bislang mussten sie sich mit unzähligen Verkehrskonzept beschliessen werde, sagte Wessels. Dies Kurzbewilligungen herumschlagen. geschieht nun in einigen Punkten: > Anwohnerinnen und Anwohner der > Die verkehrsfreie Kernzone der In- Innenstadt dürfen sich künftig auch von Die Verordnung nenstadt wird zugunsten der drei aktivsten Dritten heimfahren oder abholen lassen. Saalbetreiber an deren Rand – Stadtcasino Logischerweise gilt die Dauerbewilligung am Steinenberg, Te Bird’s Eye Jazzclub auch fr die Zu- und Wegfahrt ohne Beglei- wird angepasst am Kohlenberg und Volkshaus an der Reb- tung der Anwohnenden. gasse – minim verkleinert. Damit wird der > Personen und Firmen, die über eine von Dominique Spirgi bewilligungsfreie Zubringerdienst zu die- Bewilligung fr Messe- und Marktstände in sen drei Veranstaltungsorten rund um die der Innenstadt verfgen, brauchen keine elöst wirkten die beiden Basler Uhr ermöglicht. Als Nebenefekt dieser spezielle Zufahrtsbewilligung mehr. Regierungsräte Baschi Dürr und Zonenverkleinerung werden am Steinen- > Organisatoren von grösseren Veran- G Hans-Peter Wessels, als sie vor den berg und am Kohlenberg auch Kurzhalte- staltungen in der Innenstadt – zum Beispiel Medien ihre erste Bilanz zum Verkehrs- plätze fr Reisecars eingerichtet. «em Bebbi sy Jazz» – erhalten künftig eine konzept Innenstadt zogen. «Das Konzept > Gebrechliche und gehbehinderte Per- generelle Zufahrtsbewilligung, also eine hat sich im Grossen und Ganzen bewährt», sonen sowie neu auch Kleinkinder bis fnf Art Carte blanche. sagte Wessels, «und die Verkehrsteilneh- Jahre dürfen rund um die Uhr in die gesam- menden haben sich relativ rasch an die te Kernzone gefahren und wieder abgeholt Vorbehalte werden bleiben neuen Umstände gewöhnt.» werden. Zu den gehbehinderten Personen Die revidierte Verordnung tritt am zählen übrigens auch kranke Menschen, 1. Juni in Kraft. Die Neusignalisierung der Erleichterungen beschlossen denen ein Fussmarsch nicht zugemutet neuen Zubringerdienst-Zonen am Rand 6000 Zufahrtsbewilligungen seien bis- werden kann, und die zu einer Arztpraxis der Innenstadt wird etwas mehr Zeit in lang ausgestellt worden, sagte Dürr. Und es gefahren werden müssen. Anspruch nehmen. Ab sofort ist das elekt- sei zu lediglich drei begründeten Rekursen > Neu erhalten auch Cars, die grössere ronische Kundenkonto in Betrieb, das wegen nicht erteilter Bewilligungen Personengruppen zum Beispiel zu Restau- Unternehmen und Privatpersonen, die gekommen, eine Zahl, die den Justiz- und rants fahren, eine Kurzbewilligung fr die regelmässig Bewilligungen einholen müs- Sicherheitsdirektor sehr überrascht hat. Zufahrt in die Kernzone. sen, das Prozedere wesentlich erleichtert Für viele Anliegen des Gewerbes und der > Künftig sind Zufahrten im Rahmen und die Kosten verbilligt. Anwohnerschaft habe man spontan Lösun- von ofziellen Anlässen des Kantons ohne «Wir machen uns nicht die Illusion, dass gen finden können, sagte Dürr weiter. Bewilligungen möglich. Voraussetzung ist mit diesen Anpassungen sämtliche Vorbe- «Aber wir wurden auch mit Anliegen kon- aber ein ofzieller Charakter des Anlasses halte ausgeräumt werden konnten», sagte frontiert, die eine Änderung der Verord- beziehungsweise eine Einladung der Baschi Dürr. Er betonte, dass man sich die nung zum Verkehrskonzept bedingen.» Staatskanzlei. Änderungen sorgfältig überlegt habe. Es sei von Beginn weg klar gewesen, > Neu erhalten auch Anwohner, die in «Aber wir wollten nicht das Grundkonzept dass der Regierungsrat die ersten Erfah- der Fussgängerzone wohnen, aber über einer fussgängerfreundlichen Innenstadt rungen mit dem neuen Verkehrskonzept keinen privaten Abstellplatz verfgen, eine zum Kippen bringen.» zusammen mit der Begleitgruppe auswer- Dauerberechtigung zur Zu- und Wegfahrt. tageswoche.ch/+7d1th ×

Gesehen von Tom Künzli

Tom Künzli ist als Illustrator für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Der 40-Jährige wohnt in Bern.

TagesWoche 21/15 23 BVB Dass der Jahresgewinn auf 4,82 Millio- nen Franken vervierfacht werden konnte, ist nicht den Passagieren zu verdanken. Mehr Gewinn Hauptgrund ist die Auflösung von Rück- stellungen: Nötig war dies im Zug der Um- stellung auf eine neue Rechnungslegung, mit weniger die fr mehr Transparenz sorgen soll. Zu den Höhepunkten im vergangenen Passagieren Jahr zählen die neuen Verantwortlichen der BVB die Verlängerung der Tramlinie 8. von Reto Aschwanden Diese sei Opfer ihres eigenen Erfolgs ge- worden, sagte Blumenthal. Laut dem neuen uf ihren neun Tram- und 13 Buslini- BVB-Direktor Erich Lagler werden fr die en transportierten die BVB letztes bei Einkaufstouristen beliebte Linie weite- A Jahr 131,8 Millionen Fahrgäste. Das re Verbesserungen geprüft. ist ein Rückgang um 0,7 Prozent gegenüber Das Krisenjahr 2013 hat die neue Füh- 2013. Für Verwaltungsratspräsident Paul rung der BVB weitgehend aufgearbeitet, Blumenthal liegt dieser Rückgang aber im auf der Grundlage der neuen Eignerstrate- Streubereich. Ein Negativtrend lasse sich gie des Kantons Basel-Stadt haben die BVB darin nicht erkennen. auch ihre Strategie überarbeitet. Als einen Wichtiger als die Passagierzahl ist fr von vier Eckpfeilern nannte Blumenthal Blumenthal die sogenannte Befrderungs- «die Qualitätsführerschaft», welche die leistung. Und diese stieg letztes Jahr um 0,5 BVB unter anderem mit neuen Bussen und Prozent auf 291,3 Millionen Personenkilo- Trams erreichen will. In den nächsten Jah- meter. Blumenthals Fazit: Die BVB-Fahr- ren sollen die BVB über die modernste Andrea Schenker-Wicki, erste Rektorin gäste legen längere Strecken zurück, was Flotte der Schweiz verfgen. der Universität Basel. FOTO: BASILE BORNAND höhere Einnahmen bringt. tageswoche.ch/+0bwk6 ×

ANZEIGE Universität Eine Zürcher EINTRITT FREI Ökonomin fr die Uni Basel von Tino Bruni WIESO ? ie Universität Basel wird bald von ÖFFENTLICHE einer Frau gefhrt. Andrea Schen- PUBLIKUMSVORTRÄGE D ker-Wicki tritt am 1. August 2015 die Nachfolge von Antonio Loprieno an. IN DEN UPK BASEL Die Zürcher Wirtschaftsprofessorin Andrea Schenker-Wicki wird Rektorin an der Universität Basel. Sie übernimmt den Posten von Antonio Loprieno, der vergan- genen Oktober überraschend seinen Rück- tritt angekündigt hat. HILFE ZUR SELBSTHILFE — Mit Schenker-Wicki ist es das erste Mal, BETROFFENE UND dass eine Frau die Basler Universität PFLEGENDE STELLEN anfhrt. Die Wahl ist am Mittwoch «mit ei- DAS KONZEPT nem komfortablen Ergebnis» zugunsten der 55-jährigen Ökonomin ausgefallen, «RECOVERY» VOR heisst es in einer Medienmitteilung der EIN REFERAT VON: Universität. Sie wird ihre neue Stelle am 1. August antreten. DR. PHIL. Davor war Schenker-Wicki von 2012 bis FRANZISKA RABENSCHLAG 2014 Prorektorin der Universität Zürich. MPH, RN, PFLEGEEXPERTIN, 2001 wurde sie als Ordentliche Professorin PFLEGEWISSENSCHAFTLERIN fr Betriebswirtschaftslehre an die Univer- sität Zürich berufen und leitet heute als Direktorin den Executive MBA sowie das CAS- Programm «Grundlagen der Unter- DONNERSTAG nehmensfhrung». 28. MAI 2015 Von 1997 bis 2001 war Andrea Schenker- Wicki im Bundesamt fr Bildung und Wis- 19—20 UHR senschaft (heute: Staatssekretariat fr Bil- PLENUM 1, ÖKONOMIEGEBÄUDE www.upkbs.ch/

dung, Forschung und Innovation) als Che- WILHELM KLEIN-STRASSE 27 veranstaltungen S&C fin der Sektion Universitätswesen tätig. tageswoche.ch/+w5epx ×

TagesWoche 21/15 24

Noch in Zürich, bald in Basel: Die Roth Bar lädt während der Art zum Trinken und Verweilen. FOTO: ANNICK RAMP / NZZ

Art Basel dem Sohn und dem Enkel von Dieter Roth, keit aus. Die Barhocker sind aus alten der zu Lebzeiten nicht nur ab und an gerne Stühlen und anderen Materialien zusam- selber ein Gläschen hob, sondern die «Bar» mengebaut und haben einen praktischen Prost auf als solche zum Kunstwerk erhob und so integrierten Kleiderbügel, auf dem das in seinem Werk Wirklichkeit und Kunst Sakko seinen Platz findet. zusammenbrachte. Dieter Roth! 1997 beispielsweise machte der Künstler Kontrast zum properen Ambiente Roth dem Galeristen Iwan Wirth zur Bedin- Kurzum: Es ist eine Bar, die «Dieter von Karen N. Gerig gung, dass seine Ausstellung an der Fabrik- Roth» ausstrahlt, die ein bisschen schmud- strasse zwingend über eine Bar zu verfgen delig wirkt und irgendwie so gar nicht in unst und Wirklichkeit, so scheint es habe. Und baute gleich selber eine, die über das propere Ambiente einer Galerie passen manchem, der durch die Art Basel die Ausstellungsdauer hinweg wuchs und will – zumindest nicht tagsüber, wenn die K schlendert, haben nur noch selten wuchs, weil jede leere Bierflasche Teil Wände weiss strahlen. Der Kontrast aber etwas gemeinsam. Eine fast hermetisch davon wurde. hat auch etwas fr sich, weil er den künstle- abgeriegelte Welt, in der das Geld der wich- Die Bar, die Björn und Oddur in Anleh- rischen Aspekt der Installation stärker ins tigste Faktor geworden ist – so erfhrt man nung daran konstruiert haben, steht den Zentrum rückt. die Kunstmesse. anderen in nichts nach. Auch sie ist eine In Basel dann wird die Wirkung in noch Die Art Basel, das bedeutet aber auch dynamische, sich seit 2005 stetig verändern- einem anderen Umfeld getestet. Die Roth Diners, Apéros und Socialising; Sammler de Kunstinstallation. Und dies nicht nur Bar nämlich wird nicht etwa am Messe- wie Galeristen wollen schliesslich unter- wegen des ferngesteuerten Autos mit aufs stand von Hauser & Wirth aufgebaut, son- halten sein. Mit dem Basler Volk mischten Dach montierter Kamera, das die Besucher dern wandert ins Hotel Les Trois Rois. sich diese jedoch nur noch selten, ist ein oft bedienen können und dessen aufgezeichne- Dort müssen die Möbel der Lobby inklu- gehörter Vorwurf der letzten Jahre. Dem te Filme schliesslich auf den Bildschirmen sive Kronleuchter weichen, um fr das will einer der grössten Player nun entge- hinter der Bar im Loop zu sehen sind. Riesending Platz zu machen. Und für genwirken: Hauser & Wirth bringen eine Ansonsten besteht die Bar – wie könnte die vielen Leute, die dann während einer Bar nach Basel. Und zwar nicht irgendeine es anders sein – vor allem aus Abfall-, Fund- Woche testen, wie das zusammengeht – Bar, sondern die Roth Bar. und Recyclingstücken. Da ist zum Beispiel Kunst und Wirklichkeit. das Waschbecken, das von der Rollerbahn tageswoche.ch/+3co05 × Barhocker mit Kleiderbügeln stammt, in der Hauser & Wirth ihre Im Moment noch verleitet diese bei New Yorker Filiale eröffnet haben. Der Die Roth Bar im Hotel Les Trois Rois Hauser & Wirth in Zürich die Menschen Bartresen wiederum ist ein mächtiges wird während der gesamten Messedauer, zum Trinken und Verweilen. Sie wurde von Stück Schwemmholz von der isländischen vom 15. bis 21. Juni 2015, abends geöffnet Björn und Oddur Roth zusammengebaut, Nordküste und strahlt urchige Gemütlich- sein.

TagesWoche 21/15 25 Skulpturhalle Petition gegen Schliessung überreicht von Karen N. Gerig und Dominique Spirgi

er Widerstand gegen die Schlies- sung der Skulpturhalle Basel D wächst. Begleitet von rund 50 zum Teil prominenten Persönlichkeiten aus dem Umfeld der Altertumswissenschaften und von drei lebendigen klassischen Statuen überreichten Vertreter der Schweizer Als Behördenvertreter allein auf weiter Flur: Matthias Nabholz (r.). FOTO: HJ. WALTER Arbeitsgemeinschaft fr Klassische Ar- chäologie dem Basler Regierungsrat eine Clubsterben die rechtsstaatlichen Grundregeln halten Petition gegen die «unverantwortliche müsse: «Ich bin auch dafr, dass Konzerte Schreibtischtat». stattfinden können, aber ich muss auch im 2001000 Franken soll das Antikenmuse- Mittendrin mit Interesse der Bevölkerung in der Nachbar- um nach Aufassung der Basler Regierung schaft der Clubs handeln.» Mirjam Ballmer ab 2017 sparen und dazu die Lokalität an hielt dem entgegen, dass die Behörden in der Mittleren Strasse vorübergehend viel Bass Basel die Regelungen wesentlich restrikti- schliessen. Direktor Andrea Bignasca er- ver auslegten als andere Kantone. klärt auf Anfrage: «Mit der Schliessung der von Dominique Spirgi Philippe Bischof wies in dieselbe Rich- Skulpturhalle samt Auslagerung der Gipse tung. Er sieht neben der Verwaltung insbe- könnte ich das Problem finanziell beheben. as TagesWoche-Podium zum Te- sondere die Exekutive in der Pflicht: «In Nur müsste ich vier Personen entlassen ma «Wohin mit der Basler Club- Basel fehlt nach wie vor ein klares Bekennt- und ich würde die Halle als Ausstellungsort D kultur?» entwickelte sich zum nis zur Clubkultur.» verlieren.» Letzteres sei vor allem ange- Disput zwischen Clubbetreibern und dem sichts der kritischen Lage mit dem bevor- Amtschef, der fr die Einhaltung der Lärm- Ein Video der ganzen Diskussion finden stehenden Bau des Kunstmuseums-Par- grenzwerte zuständig ist. Anwesend war Sie online: tageswoche.ch/+h0oeo × king ein No-Go. das junge Ausgehpublikum und viele Prot- ANZEIGE Der Regierungsrat verweist in der Inter- agonisten der Basler Clubszene. Die ande- pellationsantwort darauf, dass die Gipse re Seite, nämlich die lärmgeplagten oder – der Skulpturhalle später in die Sammlung je nach Aufassung – lärmempfindlichen des Antikenmuseums integriert werden Nachbarn waren nicht zu hören. können, wenn dieses ab 2023 in den Berri- Auf der Bühne sassen die beiden Veran- Bau an der Augustinergasse umzieht. Die- stalter Stefanie Klär (Kultur & Gastrono- ser Umzug wiederum ist abhängig davon, mie) und Gregory Brunold (Nordstern), der dass der Neubau fr das Naturhistorische Leiter des Amts fr Umwelt und Energie Museum beim Bahnhof St. Johann reali- (und damit zuständig fr den Lärmschutz), siert wird. Matthias Nabholz, die grüne Grossrätin Mirjam Ballmer (die im Kantonsparlament Morin bleibt im Hintergrund einen Vorstoss zum Clubsterben einge- Bignasca geht von einem Worst-Case- reicht hat) und Kulturchef Philippe Bischof. Szenario aus, nämlich jenem, dass dieser Umzug nicht kommen wird. «Wenn ich nun Behörden als Verhinderer? die Gipse auslagere, dann kann es sein, Die Ausgangsfrage konnte nicht wirk- dass ich sie fr immer in irgendeinem De- lich beantwortet werden. Auf dem Podium pot wegsperre. Denn es würde danach sehr und im Publikum entspann sich vielmehr schwierig und aufwendig, fr die Gipse eine Debatte um Vorschriften und die kan- wieder einen öfentlichen Ausstellungsort tonalen Behörden schlechthin, die den zu finden, wenn wir die Halle an der Mittle- Clubbetreibern Steine in den Weg legten. ren Strasse abgegeben haben.» Der erste Teil der Diskussion drehte sich Danielle Wieland-Leibundgut als Spre- um Lärmvorschriften und Dezibelwerte. cherin der Petenten zeigte sich enttäuscht Matthias Nabholz hatte auf dem Podi- darüber, dass Regierungspräsident Guy um die undankbarste Aufgabe. Er stand als Morin nicht persönlich zur Übergabe er- Behördenvertreter in der Kritik und muss- schien. Ihr dürfte entgangen sein, dass te sich dagegen wehren, stellvertretend fr Morin die Aktion von einem Fenster des alle Bewilligungsbehörden des Kantons als Rathauses aus mehr oder weniger heimlich «Verhinderer» gebrandmarkt zu werden. beobachtete. Die Basler Staatsschreiberin «In Basel wurde noch nie ein Club wegen Barbara Schüpbach-Guggenbühl betonte Lärmvorschriften geschlossen», sagte er. als Vertreterin der Exekutive, dass es die Re- «Aber es werden Eröfnungen von neuen gel sei, dass Regierungsräte bei Übergaben Clubs verhindert», konterte Ballmer. von Petitionen im Hintergrund bleiben. Nabholz betonte wiederholt, dass er tageswoche.ch/+tuyw0 × sich beim Vollzug der Lärmvorschriften an

TagesWoche 21/15 26 Bildstoff 360° tageswoche.ch/360

Xianyang Ausser Kontrolle: Dieser Reisebus kam in Nordwest- china von der Fahrbahn ab und stürzte in ein Tal. Von 46 Passagieren starben 35. STRINGER/REUTERS

Wien Ausser Konkurrenz: Das singende Model Nina Sublatti tritt für Georgien beim Eurovision Song Contest an – sogar die Bühneneffekte scheinen bei der Probe unzufrieden. LEONHARD FOEGER/ REUTERS

Baku Ausser Sicht: Dichte Rauchschwaden verhüllen ein mehrstöckiges Mietshaus in der aserbaidschani- schen Hauptstadt. Beim Brand starben 16 Menschen. EHTIRAM JABI/REUTERS

TagesWoche 21/15 27

Kuala Langsa Ausser Gefahr: Ein Junge in einem indonesischen Lager für Boots- flüchtlinge gibt dem Spiel «Völker- ball» einen ganz neuen Sinn. BEAWIHARTA/REUTERS

Ramallah Ausser Haus: Ein palästinensischer Demonstrant wirft eine Tränengas- petarde. Am «Tag der Nakba» wird der Vertreibung von 700#000 Paläs- tinensern im Jahr 1948 gedacht. MOHAMAD TOROKMAN/ REUTERS

TagesWoche 21/15 28 Schuldenkrise Die historische Art, über die Sache nachzudenken, fragt eher, wie es zu den Griechenland fordert von Deutschland heutigen Gegebenheiten gekommen ist. Sie setzt beim Londoner Schuldenabkom- Wiedergutmachung fr Kriegsverbrechen. men von 1953 ein. Da wollten die beiden angelsächsischen Westmächte in der Kon- Ein schwieriges Unterfangen. stellation des Kalten Krieges den Partner Westdeutschland schonen, andererseits aber doch nicht die Länder brüskieren, die unter der NS-Besatzung gelitten hatten. Darum lautete die clevere Lösung, dass die Entschädigungsfrage erst nach Abschluss Alte Schuld eines Friedensvertrags geregelt werde. Von diesem Abschluss wissen wir, dass seine Autoren damit rechneten, dass er – wie die Wiedervereinigung Deutschlands – nie eintreten werde. Dafr gibt es neben der gegen gängigen Bezeichnung des Sankt-Nimmer- leins-Tags sinnigerweise die Formel «ad calendas graecas», nämlich eine römische Datumsangabe, die im Griechischen nicht vorkommt, also nicht existiert. Wurde von neue Schulden griechischer Seite der Ausstand vor 1990 angesprochen, lautete die Antwort, dies sei zu früh, weil noch kein Friedensvertrag vorliege. Und nach 1990 bekam sie zur Ant- wort, dass es jetzt zu spät sei. von Georg Kreis Obwohl Entschädigungen fr noch le- bende Opfer und deren direkte Nachkom- u Beginn dieses Monats verlieh Milliarden an regionalen Fördermitteln, men besonders berechtigt erscheinen, sei der deutsche Bundespräsident obwohl Deutschland als starker Nettozah- im Folgenden vor allem von der im März Joachim Gauck einer alten Frage ler viel dazu beigetragen hat. 1942 der griechischen Nationalbank abge- neue Aufmerksamkeit, gab ihr 1960 einigte man sich auf eine Pauschal- rungenen Zwangsanleihe die Rede, weil hier Zvielleicht sogar eine Wende. Er erklärte: abgeltung von 115 Millionen D-Mark (heute der Anspruch besonders evident und die «Wir sind ja nicht nur die, die wir heute sind, 250 Millionen Euro) fr die Entschädigung nachträgliche Entschädigungsverweige- sondern auch die Nachfahren derer, die im individueller Opfer – und nicht fr Staats- rung besonders stossend ist. Es ging um Online Zweiten Weltkrieg eine Spur der Ver- reparationen. Gerade damals wollte Grie- monatliche Zahlungen fr die Besatzungs- wüstung in Europa gelegt haben – unter chenland den heute geltend gemachten kosten oder den Bau von Befestigungsanla- anderem in Griechenland, worüber wir Ausstand ebenfalls anmahnen. Es musste gen auf Kreta mit einem Total von 476 Mil- beschämend lange wenig wussten.» sich aber gefgig zeigen, weil es ein Asso - lionen Reichsmark, vom NS-Regime aus- Wie man weiss, ist die griechische For- ziationsabkommen mit der EG wollte, das drücklich als Schulden anerkannt. Diese derung nach einer Entschädigung für es 1961 dann auch tatsächlich erhielt. ordinäre Schuld steht ausserhalb der allge- tageswoche.ch/ Ausstände aus der Zeit des Zweiten Welt- meinen Reparationen und hat heute einen themen/ kriegs auch im Zusammenhang mit den aus Selbst der Rechtsdienst Wert von gegen 10 Milliarden Dollar. Georg Kreis der aktuellen Schuldenkrise flligen Zah- Wenn die deutsche Regierung, die sich lungen wieder erhoben worden. des Bundestags hat ja verständlicherweise an bestimmte Das macht die ohnehin schwierige Rechtsauslegungen gebunden fhlt, der Sache noch schwieriger. Die beiden Dinge, die Berechtigung der Meinung ist, diese Spezialschuld nicht die alte Schuld der einen und die neuen begleichen zu können, sollten andere Wege Schulden der anderen, sollten nicht mit- griechischen Forderung gefunden werden, den Ausstand zu be- einander verquickt werden. gleichen. In der Diskussion um mögliche Gerechterweise muss aber daran erinnert anerkannt. Lösungen ist auf die Stiftung «Erinnerung, werden, dass Griechenland immer wieder Verantwortung, Zukunft» hingewiesen und lange vor der aktuellen Zuspitzung we- Die Frage nach der Berechtigung der worden, die im Jahr 2000 fr die Entschä- gen der neuen Schulden Deutschland an die griechischen Forderung wird je nach digungen von Zwangsarbeitern aus Ost- alte Schuld erinnert hat, fassbar 1946, 1953, Denkkultur unterschiedlich beantwortet. europa geschafen und hälftig von der Bun- 1960 und 1995. Und die alte Schuld war (noch Die juristisch zu verstehende Denkweise desregierung und der Wirtschaft mit je vor der Wahl der neuen Regierung) ein Te- macht zwei Punkte stark: Deutschland 10 Milliarden D-Mark ausgestattet wurde. ma, als Gauck im März 2014 Griechenland habe gemäss dem im September 1990 Gaucks kürzlich ausgesendetes Signal ging besuchte und bewusst auch einen der Orte abgeschlossenen Zwei-plus-Vier-Vertrag denn auch in diese Richtung. der deutschen Verbrechen der Wehrmacht (BRD und DDR plus die Alliierten) keine Aber so etwas entsteht nicht von alleine, während der Besatzungszeit aufsuchte. weitere Wiedergutmachung mehr zu es ist – oder wäre – die Folge einer Kombi- Die alte Schuld: Sie setzt sich aus ver- leisten. nation von Druck und Willen. Wir in der schiedenen Elementen zusammen und ist Griechenland war da nicht dabei, indes- Schweiz können sagen, dass wir wissen, teilweise abgegolten und teilweise eben sen hat es im November 1990 mit der wie das geht. 1997/1998 sind wir zu einer nicht. Wie beziffert man Wiedergut- Zustimmung zur KSZE-Charta diesen Ver- ähnlichen Einsicht gekommen mit der Er- machung fr Massenerschiessungen von trag indirekt anerkannt – allerdings ohne richtung des Holocaustfonds und dem Zivilisten, die Zerstörung zahlreicher Dör- ex plizit auf seine alte Forderung zu ver- Bankenvergleich mit der Volcker-Kommis- fer, Dezimierung der Handelsflotte, wirt- zichten. Selbst der Rechtsdienst des Deut- sion. Man fand Wege, fllige Zahlungen zu schaftlichen Raubbau und anderes mehr? schen Bundestags hat in einem Gutachten leisten. Damit war die Schweiz nach lan- Keine Abgeltung waren jedenfalls die die Berechtigung der griechischen Forde- gem Versäumnis mit seiner Vergangenheit seit den 1980er-Jahren fliessenden Euro- rung anerkannt. diesbezüglich ins Reine gekommen.

TagesWoche 21/15 29

Herrenmenschen in Hellas: 1960 zahlte Deutschland als Entschädigung für seine Kriegsverbrechen 115 Millionen D-Mark.

In einem wichtigen Punkt besteht aller- Es gibt die Metapher, dass die Geschichte dings ein wesentlicher Unterschied: Grie- «Die Nachfahren ein Buch sei, in dem man nicht stets auf der chenland hat bei Weitem nicht die gleiche gleichen Seite hängen bleiben und diese Marktbedeutung in den USA. Es gibt nicht müssen nicht Schuld auch einmal umblättern soll. Wohl wahr. den gleichen ökonomischen Anreiz fr ein Daneben gibt es aber die ebenfalls sehr Eingehen auf die Erwartungen der Gegen- abtragen, sondern berechtigte Forderung, dass man vor dem seite. Also muss man sich von den Schlüs- Umblättern die Seite vollständig durch- selbegrifen der erwähnten Stiftung leiten ‹bloss› Verantwortung gelesen haben soll. Während in Deutsch- lassen – mithin das Erinnern und die Ver- land die meisten wohl weitergeblättert antwortung ernst nehmen und damit eine wahrnehmen.» haben, hat Griechenland verständlicher- bessere Zukunft ermöglichen. Auf diese weise – und sogar zu Recht – noch ein älte- Weise tut man etwas fr Griechenland, fr Geld ist im doppelten, im realen wie im res Blatt vor sich. Deutschland sollte sich so die griechisch-deutschen Beziehungen, symbolischen Sinn die Währung fr das verhalten, dass auch die Griechen diese Ver- fr Deutschland und letztlich fr Europa. Wahrnehmen von Verantwortung. Gauck gangenheit als einigermassen abgeschlos- Denkbar wäre ein Sammelmodell im Stil hat auch darauf hingewiesen, dass man sen betrachten können. des Crowdfunding, an dem sich die von sich «beschämend lange» wenig bewusst Es ist gesagt worden, dass das Präsentie- Gauck angesprochenen «Nachfahren de- war, was die Vorgängergeneration in Grie- ren einer alten Rechnung aus der Zeit des rer, die im Zweiten Weltkrieg eine Spur der chenland angerichtet hat. Kriegs gegen den europäischen Geist ver- Verwüstung in Europa gelegt haben», betei- Das gilt insbesondere auch für die stosse, weil doch die Aussöhnung unter ligen können, unter Umständen mit der Zehntausenden von Deutschen, die in den früheren Kriegsgegnern das Funda- Aussicht, dass die Regierung den so zu- Griechenland im Sommerurlaub waren ment der neuen Gemeinschaft bilde. stande gekommenen Betrag verdoppeln und mit Udo Jürgens das Lied vom «Grie- Sollte man den europäischen Geist würde. Diese Nachfahren müssen, wie im chischen Wein» (1974) angestimmt hatten, nicht gerade andersherum zur Geltung angesprochenen Fall der Schweiz, nicht ohne je eine Sekunde einen Gedanken an bringen – indem man alte Rechnungen Schuld abtragen, sondern «bloss» Verant- die begangenen Gräueltaten der NS-Jahre endlich begleicht? wortung wahrnehmen. aufgebracht zu haben. tageswoche.ch/+n4bm1 ×

TagesWoche 21/15 30 Arbeitswelt von Adrian Lobe In den USA gibt es einen neuen Beruf, m Jahr 2010 schrieb Tony Hsieh, Gründer des Online-Shops Zappos, den Chief Happiness Manager. Sein ein Buch mit dem Titel «Delivering Happiness». Glück liefern. Der Un- Job: Mitarbeitende glücklich machen. Iternehmer liess sich strahlend mit Paketen ablichten, das Buch wurde ein Bestseller. Wenn Zappos Schuhe liefert, so das Ver- sprechen, liefert es gleichsam Glück. Hsieh ist heute nicht nur CEO seiner Firma, son- dern auch Chief Happiness Ofcer (CHO). Der Gute-Laune- Es ist kein Witz. Immer mehr Führungs- kräfte von Start-ups und Technikunterneh- men im Silicon Valley fhren die Bezeich- nung im Titel. Aber was macht eigentlich ein Chief Happiness Ofcer? Bär vom Dienst Alexander Kjerulf ist Chief Happiness Ofcer des dänischen Start-ups Wohoo. «Die Unternehmen stellen fest, dass glück- liche Arbeitskräfte glückliche Kunden haben und mehr Geld verdienen», sagt Kje- rulf im Gespräch. Studien belegten, dass glückliche Mitarbeiter produktiver, inno- vativer und motivierter sind. Sie würden zudem weniger krank und bleiben länger beim Unternehmen.

Glückliche Angestellte machen Kunden glücklich: Chief Happiness Officer Alexander Kjerulf.

TagesWoche 21/15 31 Glückliche Kunden seien loyal und Am einfachsten wäre es ja, wenn das Was fr Glück wichtig ist, hänge mit den empfehlen das Produkt oder die Dienst- Geschäft gut läuft, der Boss gerecht ist, die grundlegenden Strukturen des Arbeitsplat- leistung weiter. «Der beste Weg, Kunden Perspektiven gut und die Bezahlung auch. zes zusammen: Kultur, Arbeitszeit und Mit- glücklich zu machen, ist es, glückliche Erfolg ist der beste Glücksgenerator. Das sprache. Die entscheidende Frage sei, ob Angestellte zu haben, weil die sich am bes- sieht auch Ihlig so. Der CEO sei jedoch sich der CHO in diesen Bereichen einsetzt ten um sie kümmern», behauptet Kjerulf. meist mit anderen Dingen beschäftigt. Der oder nur einen blassen Bürokraten abgibt, Von daher sei es nur konsequent, einen Chef sieht mehr das grosse Ganze als das der sich pro forma um die Anliegen der Glücksvorstand zu berufen. «Man wird sie individuelle Wohlbefinden. Wenn Glück Mitarbeiter kümmert. nicht immer Chief Happiness Ofcer nen- als wichtige Priorität in einem Unterneh- nen, aber es ist eine Person, die sich selbst men angesehen wird, sagt Ihlig, könne die Gute Laune lässt sich nicht verordnen dafr verantwortlich sieht, die Organisa- Verantwortung auf einen CHO delegiert «Es gibt Grund zur Sorge, dass die tion glücklich zu machen.» werden – der Posten wäre direkt im Vor- Glücksinterventionen im Arbeitsumfeld Eine Art Gute-Laune-Bär vom Dienst stand angesiedelt, ähnlich einem Chief häufig efekthascherisch und aufdringlich also. «Manchmal ist die Rolle intern auf Operating Ofcer (COO). sind», befindet Haybron. «Werden die An- Mitarbeiter beschränkt, manchmal aber gestellten aufgefordert, Lach-Yoga-Sessi- auch nach aussen auf Kunden gerichtet», Hinter der euphorischen ons mitzumachen? Ich denke, die grösste erklärt Kjerulf. «Der Job ist sowohl inspirie- Gefahr ist, dass viele Firmen die grossen rend als praktisch. Die Person sollte selbst Maskerade im Silicon Temen fr die Herstellung einer guten glücklich sein. Und es sollte jemand sein, Arbeits atmosphäre beiseiteschieben und der andere von Natur aus zu Glück inspirie- Valley gibt es vielerorts stattdessen einen Happiness-Berater hin- ren kann, der in der Lage ist, sich um den einwerfen, der mehr schadet als nutzt.» Wohlfhlfaktor am Arbeitsplatz zu küm- auch Missmut. In Unternehmen mit schlechtem Ruf mern», beschreibt Kjerulf das Anforde- könnte auch der positivste Mensch keinen rungsprofil. «Die Aufgabe des CHO besteht Dan Haybron lehrt Philosophie an der Optimismus verbreiten. Glücksforscher darin, Projekte durchzufhren, etwa die Saint Louis University in den USA und hat Haybron hat selbst im Silicon Valley gear- Organisation von Feiern, Trainings oder mehrere Bücher zum Tema Glück veröf- beitet (fr die Start-ups Inuit und Oracle) Events am Arbeitsplatz, die den Mitarbei- fentlicht. Im Gespräch sagt er: «Ich denke, und kennt die Stimmungslage. «Die Leute tern helfen, gute Arbeit zu leisten.» es ist wirklich wichtig fr Unternehmer, dort haben hohe Erwartungen an ihr Leben. Wer glaubt, dass es sich bei dem Posten Glück und Lebensqualität ernst zu nehmen, Gleichzeitig gibt es viel Stress und Unzu- um einen Jux handelt, sieht sich getäuscht. denn ein guter oder schlechter Job kann ei- friedenheit im Job. Man muss nur mal zum Chade-Meng Tan fhrt bei Google ofziell nen grossen Unterschied im Leben einer Friseur gehen, um einen Blick hinter die den Titel CHO im Profil. Googles Mitarbei- Person machen. Auf der anderen Seite Kulissen zu bekommen.» Hinter der eupho- ter gelten als äusserst glücklich. Im Haupt- kann es auch sehr schlecht gehandhabt risch-optimistischen Maskerade gibt es vie- quartier in Mountain View können die werden. Wenn man einen Vorstand hat, der lerorts auch Missmut. Gute Laune lässt sich Angestellten auf Rutschen zwischen den fr Glück verantwortlich zeichnet, bedeu- eben nicht verordnen – und Glück nicht Etagen wechseln und in einer «Stresskap- tet das, dass man ihm auch Aufmerksam- unbedingt durch einen Posten erzeugen. sel» abschalten. Googles zahlreiche Cam- keit schenkt? Welchen Stellenwert hat er?» tageswoche.ch/+2xrjz × pusse spiegeln die Philosophie wider, den «glücklichsten, produktivsten Arbeits- ANZEIGE platz auf der Welt zu schafen», wie es Spre- cher Jordan Newman einmal formulierte. Google ist eine Glücklich-Mach-Maschine. In den Google-Laboren tüfteln Ingenieure TagesWoche To Go: an den Algorithmen des Glücks. Im Silicon An diesen Orten liegt die TagesWoche zum Lesen und Mitnehmen auf. Valley ist Glück nicht etwas, was man findet, sondern kauft und geliefert bekommt. Eiscafé Acero 5 Signori Restaurant Chez Jeannot Rheingasse 13 Güterstrasse 183 Paul Sacher-Anlage 1 Erfolg ist der beste Glücksgenerator Schmaler Wurf eoipso Caffè.tee.ria Paganini «Unternehmen wie Google wollen etwas Rheingasse 10 Dornacherstrasse 192 Birmannsgasse 1 SantaPasta Unternehmen Mitte Van der Merwe Center kodifizieren, das individuell und persön- Rheingasse 47 Gerbergasse 30 Gewerbestrasse 30, Allschwil lich ist und es innerhalb der Organisation SantaPasta kult.kino atelier Jêle Cafè verbreiten, um die Arbeitskräfte efektiver St. Johanns-Vorstadt 13 Teaterstrasse 7 Mühlhauserstrasse 129 Mercedes Caffè Café-Bar Elisabethen Bio Bistro Bacio und efzienter zu machen», erklärt der Schneidergasse 28 Elisabethenstrasse 14 St. Johanns-Vorstadt 70 Wirtschaftsprofessor Martin Ihlig von der Jonny Parker Theater-Restaurant Da Francesca Wharton School der University of Pennsyl- St. Johanns-Park 1 Elisabethenstrasse 16 Mörsbergerstrasse 2 Café Frühling tibits Pan e più vania. Der Chief Happiness Officer sei Klybeckstrasse 69 Stänzlergasse 4 Grenzacherstrasse 97 nicht nur dazu da, die Mitarbeiter bei Lau- Valentino’s Place Campari Bar Café Huguenin AG ne zu halten, sondern auch, um neue Talen- Kandererstrasse 35 Steinenberg 7 Barfsserplatz 6 Restaurant Parterre Ca’puccino LaDiva te anzuwerben. «Es gibt speziell im Silicon Klybeckstrasse 1b Falknerstrasse 24 Ahornstrasse 21 Valley grossen Bedarf an hochqualifizier- KaBar Café del mundo Restaurant Papiermühle ten Kräften, somit ist es nachvollziehbar, Kasernenareal Güterstrasse 158 St. Alban-Tal 35 Volkshaus Café St. Johann Bistro Kunstmuseum dass Unternehmen wie Google in das Glück Rebgasse 12–14 Elsässerstrasse 40 St. Alban-Graben 16 ihrer Mitarbeiter investieren.» Buvette Kaserne Gundeldinger-Casino Basel Bistro Antikenmuseum Gleichzeitig wollen die Unternehmen Unterer Rheinweg Güterstrasse 211 St. Alban-Graben 5 die Kundenzufriedenheit erhöhen. «Das Buvette Oetlinger Da Graziella AG Café Spielzeug Welten Unterer Rheinweg Feldbergstrasse 74 Museum Basel Wissen, wie man die fundamentalen Flora Buvette ONO deli cafe bar Steinenvorstadt 1 Bedürfnisse der Hauptkundensegmente Unterer Rheinweg Leonhardsgraben 2 Bar Caffetteria Amici befriedigt, wird immer wichtiger», sagt Okay Art Café Confiserie Beschle miei Azzarito & Co. Schützenmattstrasse 11 Centralbahnstrasse 9 Managementexperte Ihlig. Die Messung Allschwilerstrasse 99 Hallo Pfifferling Deli Gmbh Basel Backpack des Glücksbefindens sei aber schwierig. Centralbahnstrasse 14 Güterstrasse 138 Dornacherstrasse 192 Bloss: Ist es nicht Sache des Chefs, also Haltestelle Nooch Gempenstrasse 5 St. Jakobs-Strasse 397 CEO, seine Mitarbeiter zu motivieren?

TagesWoche 21/15 32 Fall Sandro Wieser Die Staatsanwaltschaft verurteilt den Super-League-Profi Sandro Wieser fr sein Foul an Gilles Yapi. Aus juristischer Sicht und im Sinne des Sports ist das fragwürdig. Das Strafrecht ist fehl am Fussballplatz

ANZEIGEN von Christian von Wartburg Abgrenzung zwischen diesem sogenann- ten Eventualvorsatz und der milderen Ausbildungsunternehmen mit 40-jähriger Erfahrung sucht für den Verkauf unserer ie Bilder vom Spiel der Super Tatform, der sogenannten bewussten Fahr- Kurse League am 9. November 2014 lässigkeit, gibt. Aussendienstmitarbeiter/innen sind messerscharf, in Doppel- Die Konsequenz der Unterscheidung ist Sie sind eine aufgestellte, dynamische Person zwischen 25 und 50 Jahre alt, zeitlupe, aus verschiedenen aber keineswegs gering. Fahrlässigkeits- dann freuen wir uns auf Ihre Kandidatur. DBlickwinkeln. Der Staatsanwalt muss delikte führen in der Regel nicht zum Wir bieten: Flexible Arbeitszeiten, gute nichts ermitteln, er hat die Tat in HD-Qua- Verlust des Versicherungsschutzes und sie Verdienstmöglichkeiten, interne Ausbil- dung. lität auf dem Tisch. Der «Treter» auf dem werden auch weit weniger hoch bestraft. Haben wir Ihr Interesse geweckt, dann Brügglifeld ist sozusagen bereits im Live- Bewusste Fahrlässigkeit und Eventual- senden Sie uns Ihre Bewerbungsunterla- TV überfhrt. vorsatz stimmen auf der Wissensseite gen mit Foto an: info@escomausbil- dung.ch oder rufen Sie uns an unter Tel. Die Staatsanwaltschaft Lenzburg-Aarau überein. In beiden Fällen ist dem Täter die 079 230 17 80 wirft Sandro Wieser nun eventualvorsätzli- Möglichkeit einer Verletzung bewusst. Die che einfache Körperverletzung und fahr- entscheidende Diferenz liegt auf der Wil- lässige schwere Körperverletzung zum lensseite. Wer handelt und darauf vertraut, Nachteil des Yapi Gilles vor. dass nichts passieren werde, handelt nur Die juristische Floskel «eventualvor- fahrlässig. Wer sich sagt, «mag es so oder sätzlich» bedeutet, dass er es bei seiner so ausgehen, ich handle», handelt mit Altstadt-Serenaden der BOG Spielaktion auf dem Aarauer Brügglifeld Eventualvorsatz. 2015 fr möglich gehalten hat, dass sich Gilles Yapi verletzt. Er soll dies bewusst in Kauf Gemeinsame Selbstgefährdung 27.5. -1.7. und vom 12.8. -7.10.2015 genommen haben, auch wenn ihm dies Wie will nun die Staatsanwaltschaft letztlich unerwünscht war. Die Konsequen- Lenzburg-Aarau wissen, ob Sandro Wieser Jeweils am Mittwoch spielen um zen dieser Schlussfolgerung sind schwer- bei seinem Einsatz im Spiel ernstlich damit wiegend. Sandro Wieser stünde bei einer rechnete, dass sich sein Gegenspieler ver- 18.15 Uhr verschiedene Ensembles Verurteilung wegen eventualvorsätzlichem letzt, oder ob er bei seinem Einsatz einfach Werke bekannter und weniger be- Handeln ohne jeden Versicherungsschutz nur darauf vertraute, dass schon nichts pas- kannter Komponisten an verschiede- da und ist möglicherweise konfrontiert mit sieren werde? Die Bilder können auf diesen nen Orten in der Altstadt. hohen Schadenersatzforderungen. Zudem inneren Vorgang auch in HD keine Antwort gilt er als vorbestraft und hat einen Eintrag geben. Diese Abgrenzung ist eines der Das Generalprogramm ist gratis im Strafregister. schwierigen Beweisprobleme im Strafrecht. erhältlich bei der Buchhandlung Wohl das einzige, wirklich taugliche Bider + Tanner, Aeschenvorstadt 2, Eine taugliche Abgrenzung fehlt Abgrenzungskriterium wäre, zu prüfen, ob Basel und bei Basel Tourismus Wie kommt die Staatsanwaltschaft zu das Verhalten von Sandro Wieser dergestalt (Stadtcasino, Barfüsserplatz, und diesem Schluss? Hat Sandro Wieser ihr er- war, dass man ihn auch ohne Verletzung Bahnhof SBB, Basel) oder kann vom klärt, dass es ihm egal gewesen sei, ob sich des Gegners verurteilen müsste. Also auch, Internet herunter geladen werden. Gilles Yapi verletzt oder nicht, Hauptsache wenn Yapi sich noch hätte wegdrehen er gewinnt? Wohl kaum. können und nichts passiert wäre. Dann (www.stiftung-bog.ch) Der Gesetzgeber erachtet einen Vorsatz lediglich wegen versuchter einfacher Kör- bereits dann fr gegeben, wenn jemand die perverletzung. Stiftung Basler Orchester-Gesellschaft Verwirklichung einer Tat fr möglich hält Diese Frage ofenbart die ganze Proble- und diese in Kauf nimmt. Das Problem, das matik des Entscheids aus Aarau. auch der Fall von Sandro Wieser exempla- Wer selber unten auf dem Platz stand, risch aufzeigt, ist aber, dass es – trotz weiss genau, wie schnell es geht, wie wenig gravierenden Konsequenzen der Unter- Zeit ist, um sich fr oder gegen eine Aktion scheidung – keine wirklich taugliche zu entscheiden. TagesWoche 21/15

33

Im Live-TV überführt: Sandro Wieser vom FC Aarau (rechts) foult den FC-Zürich-Spieler Gilles Yapi. FOTO: KEYSTONE/TELECLUB

Jedes einigermassen harte Einsteigen in dem Fussball inhärenten Gefahr bewusst. sperren. Teil der Regeln ist somit auch, einem Fussballspiel, welches letztlich ei- Alle 22 Akteure auf dem Platz wirken inso- dass geregelt ist, wie Regelverstösse sankti- nen Kampf mit den Füssen um einen Ball fern an einer 90-minütigen gemeinsamen oniert werden. darstellt, müsste nach diesem Ansatz je- Selbstgefährdung mit. Gilles Yapi und Jedermann, der sich auf einen Fussball- weils die Eröfnung eines Strafverfahrens Sandro Wieser genauso wie Neymar und platz begibt, und sei es nur bei einem wegen versuchter Körperverletzung zur Lionel Messi – und diesen Sommer alle Grümpelturnier, weiss deshalb auch, dass Folge haben. Jedes Mal, wenn ein Spieler Teilnehmer an den vielen «Grümpelis». solche Regelverstösse vorkommen, auch im letzten Moment noch aufspringen kann, grobe. Anders als bei der Wartung eines müsste sofort ein Verfahren wegen ver- Juristisches Nachtreten Flugzeuges, beim Durchfhren einer Ope- suchter Körperverletzung eröfnet werden, Richtig ist deshalb, wenn solche Sport- ration oder anderen Tätigkeiten, ist die Ein- denn das Unrecht wäre letztlich dasselbe. verletzungen weder zivil- noch strafrechtli- haltung der Regeln nicht kompromisslos Müssen wir also zukünftig Fussballspie- che Folgen haben. Der Spieler hat dieses geboten. Regelverstösse, auch grobe (Sorg- le verbieten, wegen der Gefahr drohender Risiko freiwillig und bewusst auf sich faltspflichtverletzungen) sind beim Fuss- Straftaten im Gewaltbereich? genommen, und damit sollte es sein Be- ballspiel spielimmanent und, solange sie Nein, das Strafrecht hat beim Spiel um wenden haben, zumindest wenn es im im konkreten Spiel geschehen, kein Fall fr Ball, Ruhm und Ehre auf dem Fussballplatz Spielgeschehen passiert ist. Jemandem, den Strafrichter. grundsätzlich nichts verloren. Verletzun- der in der Hitze des Gefechts grob foult, ein tageswoche.ch/+a4r3o × gen bei Risikosportarten müssen das blei- Vorsatzdelikt zu unterstellen, ist falsch, und ben, was sie sind, nämlich die unerwünsch- auch eine Untersuchung wegen fahrlässi- Christian von Wartburg arbeitet als te Verwirklichung eines stets bestehenden ger Tatbegehung ist unnötig. Partner in der Kanzlei Janiak, Freivogel Risikos. Mehr sind Verletzungen, solange Es ist Teil des Fussballs und damit und Partner in Binningen, ist speziali- es um den Ball geht, nicht. Bestandteil des bekannten Risikos, dass es siert auf Strafrecht und wurde von der Bei der Dynamik des modernen Fuss- zu Spielregelverletzungen kommt. Benannt TagesWoche für diesen Beitrag angefragt. balls spielen derart viele Elemente in die werden sie nach dem schönen englisch- Fussball gespielt hat von Wartburg in der Bewegungsabläufe aller Beteiligten hinein, en Begriff eines «Fouls». Fouls werden 2. Liga, mit Arthur von Wartburg, der von dass es zwangsläufig immer wieder gefhr- sanktioniert mit Freistössen, Penaltys, 1976 bis 1984 Profi beim FC Basel war, ist lich werden kann. Jeder Profi ist sich dieser gelben und roten Karten bis hin zu Spiel- er weder verwandt noch verschwägert.

TagesWoche 21/15 34 Kurzfilmnacht von Naomi Gregoris «Sexperiment» von Manuel Gübeli m Anfang war dieser Film. «Ich sass alleine im Kino und fhlte feiert an der Kurzfilmnacht heute mich wie noch nie zuvor in einem Film: traurig, glücklich Freitag seine Basler Premiere. Aund hofnungsvoll zugleich. Ich hatte mich in jede einzelne dieser Figuren verliebt.» Manuel Gübeli setzt seine Kafeetasse ab und schaut auf. «Ich weiss noch, wie ich da- nach hinauslief und dachte: Wenn ich je einmal etwas erzeugen kann, das ein Porno solches Gefhl in den Menschen auslöst, dann habe ich es geschaft.» Seit jener Kinonacht im amerikani- schen Film «Shortbus» sind fast zehn Jahre vergangen und heute ist Gübeli auf dem fr den Kopf besten Weg, seinen Gedanken in die Tat umzusetzen: Am Freitag zeigt er an der Kurzfilmnacht in Basel seinen Film «Sex- periment», knapp 12 Minuten über 5 Men- schen, die als Experiment fr eine Nacht Er ist so frei: Manuel Gübeli lässt Menschen über Sex reden. FOTO: BASILE BORNAND zusammenkommen. «Shortbus» diente ihm dabei als wichtige Inspirationsquelle. – Ein Film, in dem es um Sex geht, aber auch um Beziehungen, um Liebe, um jenes in- tensive Zwischenmenschliche, das nur die Filmkunst mit ihrer Lebensnähe hervor- bringen kann.

Schulverträgliche Regeln Der Regisseur und Student fr Doku- mentarfilm an der Hochschule Luzern hat fr sein Projekt im zweiten Studienjahr ein Tema gewählt, das allen Menschen nah und vielen gleichzeitig sehr fern ist: Sex. Ein mutiges Tema fr einen Film im Studi- um, das zeigten auch die Reaktionen. Wäh- rend die Kommilitonen begeistert waren, fiel die Reaktion der Hochschule vorerst etwas skeptischer aus. Man einigte sich schliesslich auf klare Regeln, die schulver- träglich schienen. Dabei ging es Gübeli gar nicht darum, Menschen beim Sex zu zeigen. Vielmehr ging es ihm darum, einen Sexfilm fr den Kopf zu machen. «Mich interessiert, was im Kopf passiert, bevor es zum Sex kommt. Hier liegt die Spannung, das Erlebnis.» Der Film solle die Zuschauer anregen, sich über ihre eigene Sexualität und den selbst- bestimmten Umgang damit Gedanken zu machen. Für Gübeli ist das ein Tema, das jeden betrift: «Wir leben in einer übersexu- alisierten Gesellschaft, Sex ist überall prä- sent, und doch tun wir uns schwer damit, Sexualität darzustellen.» Aber wie lässt sich die Sexualität ande- rer erzählen? Indem man sich auf die Su- che nach Menschen macht, die neugierig und mutig genug sind, von ihr zu berichten: Gübeli verfasste einen Aushang, ein A4- Blatt mit allen wichtigen Informationen («Ich mache einen Film, es geht um ein Experiment, es geht um Sex»), und hängte ihn an diversen Orten auf. Es ging darum, wie weit man in einer Nacht mit einem Fremden gehen würde, wenn man dabei gefilmt wird. Interessierte mussten in ein paar Sätzen ihre Motivation fr das Projekt beschreiben und wurden zu einem Vorgespräch eingeladen. Danach

TagesWoche 21/15 35 Satire konnten sie entscheiden, ob sie mitmachen wollten oder nicht. «Ich wollte Leute, die das Tema reizt, Mohammed-Zeichner Luz verlässt die die neugierig sind und ein bisschen Angst haben. So wie ich auch», sagt Gübeli. Es sei Zeitschrift und es tobt ein Streit ums Geld. wie in diesem berühmten Schema mit der Blase, in dem «Your Comfort Zone» steht. Und dem Kreuzchen weit ausserhalb: Rien ne va plus bei «Charlie Hebdo» «Where the magic happens.» Der Filmema- cher suchte nach den Menschen, die sich von Stefan Brändle aus der Blase wagen wollten. Entstanden ist ein Kurzfilm, der sich wie r war ein «Überlebender»: Renald drohungen, ich muss bei Freunden oder im seine Protagonisten aus der Blase hinaus Luzier, genannt Luz, der nach Hotel übernachten, und jetzt will mich auch traut: Er handelt von Menschen, die fr dem mörderischen Attentat des noch die Direktion auf die Strasse stellen – eine Nacht zusammenkommen wollen. Die 7. Januar das viel gerühmte grüne bravo, Charlie!» Die Direktion krebste diese sich aber noch nie gesehen haben und ECharlie-Cover mit Mohammed geschafen Woche zurück und spricht nicht mehr von nicht wissen, was sie erwartet. hatte, verlässt Charlie Hebdo. Entlassung, sondern von einer Vorladung. Der 43-jährige Zeichner gab bekannt, er Manche fragen sich inzwischen, wie das Die Teilnehmer reden über sei erschöpft, zittere die meiste Zeit und ver- Blatt unter diesen Umständen überhaupt bringe seine schlaflosen Nächte mit Fragen, noch erscheinen kann. Aber das fragen sie ihre Erwartungen, es sind was die ermordeten Kollegen Charb oder sich eigentlich seit seiner Gründung im Cabu an seiner Stelle machen würden. Jahre 1970. aufrichtige Gespräche wie Zuvor schon hatte Luz erklärt, er werde den tageswoche.ch/+hakxf × Propheten nicht mehr zeichnen. in weinseligen Nächten. Sein Abgang folgt auf eine Polemik, die ANZEIGE in Paris seit Tagen wütet. Der Soziologe Es geht um Sex, so viel ist klar. Viel mehr Emmanuel Todd unterstellt der Solidari- wissen sie jedoch nicht. Die Teilnehmerin- tätsbewegung «Je suis Charlie», sie vertrete GRÜNE nen und Teilnehmer sitzen nacheinander eine gehobene weisse Mittelklasse, aber BASEL-STADT vor dem Regisseur und reden mit ihm über nicht die Arbeiter und Immigranten. Die- ihre Erwartungen. Es sind aufrichtige, ser Vorwurf wiegt in Paris ebenso schwer schöne Gespräche, wie sie in weinseligen wie die Kritik anglophoner PEN-Schrift- Nächten unter Freunden passieren. Man steller, die Mohammed-Karikaturen seien redet über sexuelle Vorlieben, über Hem- islamophob oder «rassistisch». mungen und Wünsche. Der eine Teilneh- mer wünscht sich einen Dreier mit zwei Streit zwischen Basis und Direktion Frauen, die andere spricht über ihre poly- Die «Charlie»-Macher geraten also zu- amoröse Beziehung. nehmend zwischen die Fronten. Und sich EINE INVESTITION Der Zuschauer sitzt derweil vor der selber in die Haare. 15 der verbliebenen Leinwand und denkt: Wie schön, dass mal 20 Angestellten haben schon im März die FÜR DIE ZUKUNFT jemand die Klappe aufmacht. Wie schön, Umwandlung des Unternehmens in eine dass diese Menschen ungeniert über ein Genossenschaft verlangt. JA ZUR STIPENDIENINITIATIVE Tema reden, das bei uns sonst nur spät- Die Basis wirft den Aktionären vor, eigen- Mirjam Ballmer, Co-Präsidentin Grüne BS abends auf Balkonien auf den Tisch kommt. mächtig zu handeln. So hätten diese die Und grübelt: Hätte ich es auch gemacht? umstrittene Kommunikationsagentin Anne Hommel angeheuert, die schon Politstars Fünfmal verliebt in 12 Minuten wie Dominique Strauss-Kahn oder den Anderen Menschen scheint es ähnlich wegen Steuerflucht gestrauchelten Budget- ergangen zu sein: «Sexperiment» wurde an minister Jérôme Cahuzac beraten habe. Festivals in Barcelona, und Wien ge- «30 Grossmäuler im Kapital – das wäre zeigt und löste überall positive Reaktionen unmöglich zu managen», erwiderte der An- aus. Am meisten berührte Gübeli die Reakti- walt der Aktionäre und wirft der Basis vor, on eines älteren Herrn, der nach der Vorfh- es gehe ihr ums Geld. Zuvor meist vor dem rung an den Solothurner Filmtagen mit Trä- Konkurs stehend, hat «Charlie Hebdo» nen in den Augen zu ihm kam und meinte, er nach den Attentaten auf einen Schlag zwölf sei momentan in einer Umbruchphase und Millionen Euro eingenommen. Die Auflage FRÜHLINGS die Protagonisten hätten ihm Stof zum ist nach der millionenschweren «Überle- Nachdenken und Dranbleiben gegeben. bens-Ausgabe» wieder auf 170*000 gesun- AUSVERKAUF «Und dann umarmte er mich. Da wusste ich: ken; immer noch mehr als die 50*000 ver- Irgendwas habe ich richtig gemacht.» Der kauften Exemplare normaler Ausgaben. Kreis, der mit «Shortbus» acht Jahre zuvor Die «Charlie»-Redaktion gibt den Vor- seinen Anfang nahm, hat sich geschlossen. wurf zurück: Frühere Aktionäre wie Philip- (Wie weit die Teilnehmer im Film dann pe Val hätten sich den Sondergewinn von tatsächlich gehen, wird an dieser Stelle einer Million Euro aus hohen Auflagen im nicht verraten. Nur so viel sei gesagt: Es Gefolge erster Mohammed-Karikaturen von sind 12 intensive Minuten mit fnf Perso- 2007 persönlich unter den Nagel gerissen. nen, und am Ende ist man in alle ein wenig Vergangene Woche liess die Direktion Vom 21. bis 23. Mai 2015 verliebt. Kopfporno eben.) verlauten, sie gedenke die Redakteurin offerieren wir Ihnen absolute tageswoche.ch/+bq8uz × Zineb El Rhazoui wegen – nicht präzisierter Toplabels mit bis zu 60% Rabatt. – «schwerer Fehler» zu entlassen. Die unter Toni Müller Wohnkultur | St. Jakobs-Strasse 148 «Sexperiment», Kurzfilmnacht, 22. Mai Polizeischutz stehende Religionssoziologin 4132 Muttenz | www.tonimueller.ch 2015, kult.kino Atelier, ab 20.45 Uhr. konterte höhnisch: «Ich erhalte Mord-

TagesWoche 21/15

inserat toni_Baz_15/1.indd 1 19.05.15 20:20 36 Film Was denkt ein Friedensforscher über eine zweistündige Gewaltorgie? Der Basler Erdöl-Spezialist Daniele Ganser hat sich fr die TagesWoche den neuen «Mad Max» angeschaut. «Mad Max»: Testfahrt mit Friedensforscher

von Hannes Nüsseler

aniele Ganser ist aus Berlin lende und überschlagende Maschinen, gibt diese andere, unsere Welt, in der wir zurück. Der Historiker, der sich und dazwischen Menschen, die zerrieben, Cola trinken und Fussball schauen. Aber es mit seinen Publikationen zur zerstückelt, verbrannt werden. In einer der gibt eben auch Kriegsschauplätze, die Nato, dem globalen Ressourcen- wenigen Verschnaufpausen betrachten die schlimmer sind als das, was wir gesehen Dkrieg und den Terroranschlägen von 9/11 Flüchtenden den Nachthimmel, wo ein haben. Das ist fr mich schwer vorstellbar: einen Namen, aber nicht nur Freunde ge- blinkender Satellit seine Bahn zieht, und Nach ‹Mad Max› denkt man, das ist das macht hat, war eingeladen: Sein Vortrag fragen sich, ob es irgendwo noch Men- Krasseste, so darf es nie werden. In Europa zur Ukrainekrise fllte einen Kinosaal mit schen gibt, die fernsehen. und Nordamerika haben wir diese Gewalt 500 Zuhörern – locker. «Das ist ein spannender Moment», sagt nur im Film. Doch die anderen haben sie Jetzt sitzt Ganser selbst als Zuschauer in Ganser, nachdem wir uns vor ein Selbst- wirklich.» einem Basler Kino, um herauszufinden, bedienungsrestaurant gesetzt haben. «Es «Mad Max» folgt den Gesetzen eines wie fossile Energieträger nicht nur reale Western: Schwarze gegen weisse Hüte, Konflikte, sondern auch den Blockbuster- «Wenn Hollywood die sogar eine motorisierte Gang von Pseudo- film befeuern. «Es könnte mir vielleicht Rothäuten hat ihren Auftritt. «Wir werden etwas zu heftig werden», schickt der 42-jäh- Geschichtsschreibung extrem von Bildern beeinflusst», sagt Gan- rige Friedensforscher voraus. Gezeigt wird ser. «Was Historiker zum Beispiel über den nämlich «Mad Max: Fury Road», der vierte übernimmt, dann Irakkrieg forschen, wird höchstens von ein Teil in George Millers Punk-Apokalypse, paar Tausenden gelesen, einen Film wie die 1979 unter dem Eindruck der Erdöl- versinken wir in ‹American Sniper› schauen sich hingegen krise ihren Anfang genommen hatte. Millionen an. Wenn Hollywood die Ge- Zwei Stunden später stehen wir mit Kriegspropaganda.» schichtsschreibung übernimmt, versinken wackeligen Beinen wieder auf der Strasse, wir in Kriegspropaganda.» wo Menschen den warmen Frühlings- Daniele Ganser, Friedensforscher Das Fliegerspektakel «Top Gun», fr das abend geniessen. Der Gegensatz zum vor- Ganser als Jugendlicher schwärmte, hat angegangenen Filmerlebnis könnte grös- ihm diesbezüglich die Augen geöfnet: Ein ser nicht sein. «Was ist denn hier los?», fragt Film mit echten Flugzeugträgern kann nur der Friedensforscher im Witz, doch seine mit Zustimmung des Pentagons gedreht Irritation ist echt. werden. «Kriegspropaganda gibt es eben nicht nur im UNO-Sicherheitsrat, auf CNN Die Gesetze eines Westerns oder SRF, sondern auch in den Kinos in der Denn «Mad Max: Fury Road» fhlt sich Steinen.» in etwa so an, also würde man bei Höchst- geschwindigkeit auf der Autobahn 120 Hoffnung ist kein Fehler Minuten lang den Kopf aus dem Fenster Nun lässt sich «Mad Max: Fury Road», stecken und dabei vergessen, den Mund zu der von einem Australier gedreht wurde, schliessen: Mit dem, was hier an Gewalt- nur schwer in dieses Muster pressen: Der szenen und pyrotechnischem Wahnsinn Überlebenskampf ist viel zu universell ge- abgefackelt wird, liessen sich fnf handels- halten, um auf eine geopolitische Aktualität übliche Actionfilme mit einem Showdown anzuspielen. Der Kampf um Ressourcen versehen – die Ressourcenknappheit fhrt wie Öl und Wasser ist mythisch, fast religiös zum dramatischen Exzess. überhöht: Max hat ein eigentliches Umkeh- Diesmal ist Max (Tom Hardy) in der rerlebnis, bei dem er sich zuletzt seinen Wüste auf der Flucht vor einem sadisti- Verfolgern stellt, um das Richtige zu tun schen Warlord, mit einer einarmigen Ama- und den Tyrannen zu beseitigen. zone (Charlize Teron) und dem Harem Schön und gut, findet Ganser, nur seien des Bösewichts im Schlepptau: Sandstür- die Mittel falsch gewählt. «In den letzten me, Explosionen, sich ineinander verkei- 25 Jahren, seit dem Fall der Berliner Mauer,

TagesWoche 21/15 37

Die Zukunft war auch schon heller: In «Mad Max» führt der Ressourcenkollaps die Menschheit an den Abgrund. FOTO: WARNER BROS. wird von kriegsfhrenden Nationen immer ne Vorlesung in Tübingen zu 9/11 hat über Ganser diferenziert. «‹Mad Max› ist sehr dieselbe Geschichte erzählt: Es gibt da Youtube 3004000 Leute erreicht – acht Mal gut gemachte Action. Aber insgesamt fehlt draussen einen bösen Mann, egal ob er das ausverkaufte Joggeli-Stadion. Das zeigt mir der Erkenntnisgewinn, der Film gibt Saddam Hussein heisst, Osama Bin Laden mir, dass es ein wichtiges Tema ist, das vie- mir keine Kraft.» oder Wladimir Putin, und wenn der ge- le beschäftigt.» Und der Verteilungskampf Ganser ist mit dem Auto nach Basel ge- stürzt wird, ist alles gut. Das ist eine Lüge. ums Erdöl, davon ist Ganser überzeugt, kommen, er lädt abschliessend zur Probe- Im Kern geht es um das Erbeuten von Roh- spielt dabei die Hauptrolle. fahrt. «Eigentlich habe ich mir ja immer stofen wie Erdöl im Irak oder das Ausdeh- Hofnung sei ein Fehler, heisst es in einen Maserati gewünscht», stattdessen nen von Macht räumen wie jenem der Nato «Mad Max», und bei einem Verbrauch von bittet er, in einem Elektromobil von Tesla in der Ukraine. Dafr wird vorsätzlich Ge- 90 Millionen Fass Erdöl pro Tag stellt sich Platz zu nehmen, als Kontrast zum Diesel- walt eingesetzt, der Ausstieg aus der Ge- die Frage, wie wir aus der endlos drehen- Gedröhn von «Mad Max». Ganser senkt die waltspirale ist nicht das Ziel der globalen den Spirale von Abhängigkeit und Gewalt Fenster, nichts ist vom Motor zu hören. Elite, sondern Machterhalt und Machtaus- überhaupt ausbrechen sollen. Ganser rät Dafr drückt der Sitz, als er den Wagen dehnung. Wenn sich das Böse mit Gewalt zur Enthaltsamkeit. beschleunigt. wegbomben liesse, hätten wir das längst ge- Zum Abschied öffnet er die Haube. schaft.» Lautlos durch die Nacht Statt eines Motors ist da nur Raum fr ein Als Daniele Ganser 2006 die ofzielle «Es gibt zwei Mittel: raus aus den Res- Reserverad – und Optimismus. «Ich glaube Untersuchung zu den Terroranschlägen sourcenkriegen, den eigenen Verbrauch daran, dass es auch anders geht», sagt Dani- vom 11. September 2001 anzweifelte, wurde reduzieren, und das eigene Weltbild durch ele Ganser. Dann verschwindet er lautlos in er von der amerikanischen Botschaft in der alternatives Medienverhalten von Kriegs- der Nacht. Schweiz angegrifen – und ging seinen Weg propaganda entrümpeln. Meine Hofnung tageswoche.ch/+ 4m1oa × doch unbeirrt weiter. Fühlt er sich manch- ist, dass es eine mehrheitsfhige Vision mal selbst wie ein Rufer in der Wüste? bleibt, friedliche Konfliktlösungen anzu- «Mad Max: Fury Road» läuft in den «Wüste ist anders», sagt Ganser, «allein mei- streben.» Also lieber nicht ins Kino gehen? Kinos Küchlin, Rex und Capitol.

TagesWoche 21/15 38 «Woman in Gold» Österreichs berühmtestes Gemälde wurde als Raubkunst identifiziert und 2006 der rechtmässigen Besitzerin zurückerstattet. Die Geschichte des Falles wurde nun verfilmt. Ein Raubkunstfall, wie gemacht fr Hollywood

von Karen N. Gerig Endlich: Maria Altmann feiert 2006 die Rückgabe des Klimt-Gemäldes. FOTO: KEYSTONE s war wohl nur eine Frage der Zeit, bis Hollywood dieses Tema fr sich entdeckte: Wie die Erbin einer alten jüdischen EFamilie aus Wien den Staat Österreich ver- klagte, um zurückzubekommen, was die Nazis ihrer Familie geraubt hatten, darun- ter jenes Gemälde, das über 50 Jahre lang als «Österreichs Mona Lisa» galt – Gustav Klimts Porträt von Adele Bloch-Bauer. Die Erbin hiess Maria Altmann, und ihrer Geschichte ist der Film «Woman in Gold» von Simon Curtis gewidmet. Adele Bloch-Bauer war ihre Tante und Klimts Muse gewesen, in jenen schönen Zeiten um 1900, den goldenen Zeiten Wiens. Die Kunstszene florierte, der Stadt ging es gut, nur ein junger Oberösterreicher war unglücklich, weil er voller Hofnung nach Wien gefahren war, um sein Glück an der Kunstakademie zu versuchen. Es war ihm nicht hold.

Mit dem Bild der Tante aufgewachsen Der Name des erfolglosen Aspiranten war Adolf Hitler, und wer um dieses biogra- fische Detail weiss, der versteht, was Maria Altmann im Film meint, wenn sie sagt: «Wäre er doch nur aufgenommen worden.» Dann nämlich, so das Unausgesprochene, hätte seine Karriere vielleicht einen ande- ren Verlauf genommen, und der Familie Bloch-Bauer und vielen anderen wäre ihr Schicksal erspart geblieben. Klimt und die verheiratete Adele hätten in jenen Jahren wohl eine Afre gehabt, mutmasst man heute und erklärt damit Adeles melancholischen Blick auf dem Gemälde. Ihre Nichte Maria war 1907, als das Porträt entstand, noch nicht geboren. Sie erblickte 1916 als Maria Bloch-Bauer das Licht der Welt und wuchs mit dem Bild ihrer Tante im Wohnzimmer auf. In mehre- ren Szenen zeigt der Film das enge Band, das Tante und Nichte verbunden haben soll – ein Buch hingegen, das sich mit dem- selben Fall auseinandersetzt, beschreibt Adele als eine Frau, die mit Kindern nichts anzufangen wusste.

TagesWoche 21/15 39 Für die Stringenz des Films ist das innige tionalsozialisten aus der Wohnung der heit des späteren österreichischen Präsi- Verhältnis nötig, weil damit einfach zu Bloch-Bauers dorthin verfrachtet worden – denten Kurt Waldheim aufgedeckt hatte) erklären ist, weshalb Maria Altmann 1998 hatte allerdings unterwegs ihren Namen fanden Altmann und Schoenberg einen beschloss, jenes Klimt-Porträt sowie drei verloren. Denn wie hätten die Nationalsozi- Beleg fr die Klimt-Porträts, der bewies, Landschaftsbilder zurückzufordern. Dabei alisten begründen sollen, dass sie das Port- dass Adeles Mann Ferdinand die Klimt- ging es Maria Altmann (im Film hinreis- rät einer Jüdin in ihre «bereinigte» Kunst- Gemälde bezahlte hatte. Adele konnte die send verkörpert von Helen Mirren) um sammlung aufnahmen? Das Porträt von Bilder somit gar nicht vererben. ganz Grundsätzliches: Die Leute sollten Adele Bloch-Bauer hiess fortan deshalb Zweiter Haken an der österreichischen nicht vergessen, dass Österreich sich schlicht «Die Dame in Gold». Adele Bloch- Argumentation: Selbst wenn man Adeles seiner Vergangenheit stellen und dass das Bauer, die 1925 einer Meningitis erlegen war, «Wunsch» als legitim betrachtet hätte, so Unrecht wieder gut gemacht werden muss – war aus dem Gedächtnis der Wiener getilgt. wäre man ihm nicht adäquat nachgekom- soweit möglich, zumindest. men. Denn die Klimt-Gemälde wanderten Es war darum wohl kaum Zufall, dass Wie in einem James-Bond-Film bereits vor Ferdinands Tod ins Belvedere. Maria Altmann fr ihr Vorhaben einen An- Bevor sie starb, hinterliess Adele ein Dass nach jahrelangem Gerichtsverfah- walt aussuchte, der zumindest teilweise Schreiben. Darin äusserte sie den Wunsch, ren auch die Österreicher ihr Unrecht einse- ihre Vergangenheit teilte: Eric Randol dass ihr Porträt sowie die anderen Bilder hen und eingestehen mussten, ist heute Schoenberg, genannt Randy, ist der Enkel Klimts nach dem Tod ihres Mannes ins hinlänglich bekannt. Im Film natürlich wird des Wiener Komponisten Arnold Schön- Wiener Belvedere gegeben werden sollten – der Moment, als im Jahr 2006 ein Wiener berg, der 1933 aus politischen Gründen in ein Wunsch, den sie wohl nicht geäussert Schiedsgericht verfgt, dass die Gemälde die USA emigrierte. Bis zu diesem Restitu- hätte, wenn sie die Zukunft gekannt hätte. Maria Altmann zurückgegeben werden tionsfall hatte Randy Schoenberg sich nicht Dieses Dokument nahm im Restitutionsfall müssen, mit Jubel und Fanfaren untermalt. mit seiner Vergangenheit befasst, und er ist «Adele Bloch-Bauer» eine zentrale Rolle ein. Noch aber warten geschätzte 100*000 weite- einer derjenigen, den Maria Altmann direkt Österreich betrachtete das Schreiben noch re Kunstwerke darauf, ihren rechtmässigen anspricht, wenn sie sagt: «Die Leute verges- im Jahr 1998 als Testament und argumen- Besitzern zurückgegeben zu werden. Aber sen zu schnell – vor allem die Jungen.» tierte damit, es sei der rechtmässige zumindest in diesem Fall reichte es fr ein Es galt, die Aufmerksamkeit zu gewinnen Besitzer der Klimts. Allerdings hatte noch hollywoodeskes Happy-End. – sie zurückzugewinnen. Und grösser hätte nie jemand dieses Schreiben gesehen. tageswoche.ch/+4ksoq × diese Aufmerksamkeit nicht sein können, Im Film spaziert Maria Altmann mit denn wer wagt es schon, das berühmteste Randy Schoenberg durch Wien und wähnt «Woman in Gold» läuft am 28. Mai in den Bild eines Landes fr sich zu beanspruchen? sich in einem James-Bond-Film. Tatsäch- Schweizer Kinos an. Seit dem Zweiten Weltkrieg hing die «Golde- lich hat dieser Fall krimiähnliche Züge. Wie definiert sich Raubkunst? Und ne Adele» im Wiener Belvedere, in der Ös- Mit der Hilfe des Investigativ-Journalisten welche Rolle spielte die Schweiz? Lesen terreichischen Galerie. Sie war von den Na- Hubertus Czernin (der die Nazi-Vergangen- Sie dazu weiter auf Seite 40.

ANZEIGE

IM STADTKINO BASEL UND 5. BILDRAUSCH KULT.KINO ATELIER FILMFEST BASEL WWW.BILDRAUSCH-BASEL.CH 27.05.— 31.05.15

TagesWoche 21/15 40 Raubkunst von Georg Kreis Nicht jedes geraubte Bild ist Stof frs er Film «Woman in Gold» (siehe Vorderseiten) verarbeitet ein Kino. Doch auch in der Schweiz gibt es Vorzeigebeispiel eines soge- nannten Restitutionsfalls. Der Raubkunst – etwa die «Stockhornkette». DParadefall hat alle Ingredienzen, die eine gute Geschichte und darum einen packen- den Film abgeben: ein weltberühmtes Bild einer schönen Frau (die «Goldene Adele» von Gustav Klimt, 1907 gemalt), das in frag- würdigem Besitz ist und nach jahrelangem Die Schweiz Streit einer Verwandten des ehemaligen Besitzers ausgehändigt werden muss, die es 2006 verkauft und, dem Vernehmen nach, dafr den damals welthöchsten Preis (135 Millionen US-Dollar) erzielt. hat keine Diese Geschichte scheint eine nicht untypische österreichische Afre zu sein – und ist dies auch bis zu einem gewissen Grade. Zugleich ist sie aber auch bloss eine besonders faszinierende Variante eines weisse Weste weit verbreiteten Vorgangs, zu dem es auch schweizerische Varianten gibt. Österreichisches mag man darin sehen, dass sich im Verfahren auf ofzieller und national eingestellter Seite kein Bewusst- sein fr die schuldhafte Verstrickung zeig- Landschaften und Berge: Ferdinand Hodler bei der Arbeit. FOTO: KEYSTONE te, das heisst die Jahre 1938–1945 kaum als mitzuverantwortende Vergangenheit be- trachtet und danach kaum Bemühungen unternommen wurden, das damit verbun- dene Unrecht zu begleichen. Nicht spezifisch österreichisch ist der Reflex, Kunst, die als national bedeutsam eingestuft wird, mit wenig Rücksicht auf Besitzverhältnisse bei sich behalten zu wol- len. Vom Klimt-Gemälde wird gesagt, dass es – wie Mozart – zu den kulturellen Ikonen und Insignien gehöre, darum Teil der Iden- tität des Landes sei und sein Verlust einem «Super-Gau» gleichkäme. Wie wir wissen, ist dieser 2006 eingetreten. Österreich hat überlebt, aber es steht in dieser Geschichte nicht besonders gut da.

Der Fall Silberberg Es gibt aber keinen Grund, von der Schweiz aus scheel auf den Nachbarn zu blicken. Hierzulande haben wir etwa den ungelösten Restitutionsfall eines in der Ob- hut des Kunstmuseums St. Gallen befindli- chen Gemäldes von Ferdinand Hodler aus dem früheren Besitz des jüdischen Indust- riellen und Kunstfrderers Max Silberberg in Breslau. 1942 wurde das Ehepaar Silber- berg ermordet. Schon 1933 war es aus sei- nem Haus vertrieben und gezwungen wor- den, einen Grossteil seiner Kunstsamm- lung zu versteigern. Vom besagten Hodler weiss man, dass er 1935 fr umgerechnet 7000 Franken an einen nicht eindeutig identifizierbaren Käufer veräussert wurde. 1985 erwarb der St. Galler Regierungs- und Nationalrat Simon Frick das Bild bei der Galerie Kornfeld – gutgläubig, also ohne die Vorgeschichte zu kennen. Frick starb 2011. Bereits zehn Jahre zuvor hatte sich Gerta Silberberg, die in England leben- de Schwiegertochter des ermordeten Ehe- paars bei ihm gemeldet, um die rechtliche Seite dieses Falls zu klären. Das muss fr

TagesWoche 21/15 41 FLASH den Besitzer unangenehm gewesen sein. über Regress auf den Nachfolgestaat des Gemäss einem ausführlichen Presse- damaligen Unrechtsregimes. bericht vom Dezember 2014 vertrat er ana- Es ist kaum möglich, aus dieser Materie log zu der österreichischen Argumentation generalisierbare Erkenntnisse abzuleiten. KULTUR im Fall Klimts die Aufassung, dass dieses Jeder Fall ist ein Einzelfall, und überall gibt Konzert «Schweizer Bild» in der Schweiz bleiben es trotz der rechtlichen Rahmenbedingun- solle. Denn es stamme nicht nur von einem gen Spielräume fr individuelles Handeln. Schweizer Maler, sondern habe auch ein Mit bloss formalrechtlichen Bestimmungen dezidiert schweizerisches Motiv: die lassen sich solche Fälle kaum lösen. Da müs- «Stockhorn kette am Tunersee». (1) sen weichere Verfahren greifen. Das Bun- desamt fr Kultur hat in diesem Sinn ein Museum im Dilemma Merkblatt fr «gerechte und faire Lösungen» Inzwischen sind die Fricks und auch die herausgegeben. Österreich hat im Falle des Silberberg-Schwiegertochter verstorben Klimt-Bildes nicht von sich aus restituiert, und der Konflikt zu einer Sache der Nach- sich dann aber mit einem Schiedsgerichts- welt geworden. Das St. Galler Kunstmuse- verfahren einverstanden erklärt, und dieses um, dem dieses und andere Bilder von Frick hat auf Rückgabe entschieden. als Dauerlegat vermacht wurden, befindet In der Schweiz kam übrigens zufllig sich nun in einem schwer lösbaren Dilem- und doch nicht zufllig ein anderes Bild Giant³ Sand ma, weil es das kontaminierte Bild nicht aus der Silberberg-Sammlung vorüber- aufängen darf und aufgrund des testa- gehend in ein Museum: ein Max Lieber- Die Kultband um Howe Gelb meldet sich mentarischen Wunsches zusammen mit an- mann, der von den Erben des letzten Käu- zum 30-Jahr-Jubiläum mit einem neuen Al- deren Bildern doch ausstellen sollte. Nicht fers, einem schweizerischen Spitzenban- bum zurück. Die Klang-Mischung aus «du- aufängen darf man ein solches Bild, weil ker, 1992 dem Bündner Kunstmuseum ver- sty alt-folk, desert-rock and jazzy lounge man gemäss dem auch von der Schweiz un- macht, aber im Jahr 2000 dann der damals piano» erzählt die Geschichte der Band. terzeichneten Washingtoner Protokoll von noch lebenden Schwiegertochter Gerta Sil- Am Montag kann man sich davon in der 1998 über Vermögenswerte aus der Holo- berberg ausgehändigt wurde. Reithalle überzeugen. × caust-Zeit der problematischen Vergangen- Keine Frage, dass öffentliche Kunst- heit solcher Bilder Rechnung tragen sollte. sammlungen die Herkunft (Provenienz) ih- Montag, 25. Mai, Kaserne Basel, 20 Uhr. rer Bilder besonders sorgfltig abklären · www.kaserne-basel.ch Nach dem heutigen und dass sie im Falle von «verfolgungs- bedingtem Entzug», wozu auch der Verkauf Verständnis sollte auch in einer Notlage unter dem Marktpreis ge- Performance hört, zugunsten der Ansprüche der Opfer- im Fall eines verjährten nachkommen entscheiden müssen. Dem entspricht heute auch mit anerkennens- gutgläubigen Erwerbs werter Selbstverständlichkeit das Berner Kunstmuseum im Fall des Gurlitt-Erbes. eine Rückgabe erfolgen. Die Medien und die Öfentlichkeit sind inzwischen auf diese Problematik sensibi- Es kann kein Zweifel bestehen, dass die lisiert. Das Interesse konzentriert sich aber «Stockhornkette» 1935 «verfolgungsbe- auf die kanonisierte hohe Kunst. Und da ist dingt entzogen» wurde. Und es ist einiger- das sehr eingängige und mit Blattgoldauf- massen erwiesen, dass das Bild noch wäh- lagen versehene Klimt-Bild geradezu ein rend der Kriegsjahre über den jüdischen Idealtypus eines Objekts, das unserer Auf- Kunsthändler Fritz Nathan in die Schweiz merksamkeit sicher sein kann. gelangte. Die Schweiz war, schon wegen ih- rer Nachbarschaft zum NS-Machtbereich, Es gibt mehr als nur Gemälde Cuqui Jerez aber auch wegen ihren guten internationa- Darüber sollte man aber nicht vergessen, len Verbindungen, eine Drehscheibe fr dass es auch andere «Raubkunst» gab, we- Die spanische Performerin und Choreo- den sauberen wie auch den unsauberen niger beachtete Zeichnungen und «zweit- grafin Cuqui Jerez hat sich einen Traum er- Kunsthandel. Wer der Besitzer des Hodler- klassige» Ölgemälde, die fr die ursprüng- fllt und ihre Arbeit zum experimentellen Bildes war, bevor Simon Frick es 1985 bei lichen Eigentümer ebenfalls wichtig sein Vergnügen erklärt. «Te Dream Project» ist Kornfeld ersteigerte, ist ebenfalls bekannt. konnten. Dabei geht es um Unikate. Dann ein 12-monatiges Experiment mit einer Der Einlieferer der Kornfeld-Auktion geht es aber auch um die Grosskategorie Regel: Mindestens ein Stück pro Monat beziehungsweise seine Nachkommen der multiplen «Kulturgüter» wie Bücher, muss entstehen. Die Kaserne Basel präsen- dürften in einem Entschädigungsverfah- Noten, Schallplatten, antikes Mobiliar, Tep- tiert im Rossstall aus dieser Serie während ren kaum belangbar sein. Nach schweizeri- piche, Geschirr und Besteck bis hin zu Pel- vier Abenden Einzelperformances. × scher Rechtsordnung muss gutgläubiger zen, Toilettenutensilien und Briefmarken- Erwerb nach fnf Jahren auch dann nicht sammlungen. Da ist man zwar weit weg von 27. bis 31. Mai, Kaserne Basel, zurückerstattet werden, wenn in der Vorge- der goldenen «Adele», aber immer noch im jeweils 19 Uhr. schichte des Objekts eine unrechtmässige Zentrum der Problematik, die darin be- · www.kaserne-basel.ch Transaktion stattgefunden hat. Weil die steht, dass Menschen aufgrund rassisti- Zeitbegrenzung der Problematik verfol- scher Verfolgung enteignet wurden und gungsbedingter Enteignungen nicht ent- man ihnen den trivialen Besitz abnehmen Ausgehen sprach, war diese Bestimmung 1946/1947 konnte, weil man ihre Lebensberechtigung teilweise ausser Kraft gesetzt worden. Nach in Frage stellte oder sie ihnen sogar absprach. Eine Liste sämtlicher Kulturveranstal- dem heutigen Verständnis sollte auch im tageswoche.ch/+1mz6l × tungen der Schweiz finden Sie online in Fall eines verjährten gutgläubigen Erwerbs unserer Agenda – täglich aktualisiert eine Rückgabe erfolgen und der gutgläu- 1) Jürg Krummenacher in der NZZ vom und nach Sparten aufgelistet. bige Erwerber voll entschädigt werden, zu- 17. 12. 2014. Damit korrigierte der Autor · ausgehen.tageswoche.ch nächst aus der Kasse des Bundes, dann seine Einschätzung vom 10. 3. 2003.

TagesWoche 21/15 BASEL CAPITOL • FAST & FURIOUS 7 [12/10 J] • DER KAUFHAUS 42 FR/DI: 13.00—SA-MI: 20.45— COP 2 [10/8 J] Kinoprogramm Steinenvorstadt 36 kitag.com SA/SO: 23.30 D FR: 02.15/04.10 D • MAD MAX: FURY ROAD [14/12 J] • MAD MAX: • FIFTY SHADES OF GREY 15.00/18.00/21.00 E/d/f FURY ROAD – 3D [14/12 J] FR: 04.10 D [16/14 J] Basel und Region • PITCH PERFECT 2 [10/8 J] 13.00/15.30—SA-MO: 10.30— 15.00/18.00/21.00 D SA-MI: 18.00/20.30— PATHÉ PLAZA SA/SO: 23.00 D Steinentorstr. 8 pathe.ch 22. bis 28. Mai KULT.KINO ATELIER SA/SO: 22.45—SO/DI: 17.45 E/d/f • MAD MAX: • OSTWIND 2 [6/4 J] Theaterstr. 7 kultkino.ch D FURY ROAD [14/12 J] 13.00/15.20 • THE RHYTHM IS GONNA GET YOU SA/MO/MI: 17.45—SO/DI: 20.15 D • KEIN ORT OHNE DICH [10/8 J] FR: 01.00 Ov/d [10/8 J] SA/MO/MI: 17.45—SO/DI: 20.30 • PITCH PERFECT 2 E/d/f ANZEIGEN • CRIME TIME 13.00/15.30—SA-MO: 10.30— SA/MO/MI: 20.30— FR: 01.20 Ov/d SA-MI 20.30—SO/MO/MI: 18.00— SO/DI: 17.45 D • AND THE OSCAR GOES TO ... SO: 23.00 D Movie Night: FR: 01.30 Ov/d FR: 15.45—SA-MI: 15.15— • BIG EYES [12/10 J] SA/DI: 18.00— • AVENGERS – E/d/f SA/MO/MI: 20.15—SA: 23.00 E/d/f AGE OF ULTRON – 3D [12/10 J] FR/SA/MO: 12.05 FR: 18.00/00.00 D • SPARTIATES [14/12 J] • CINDERELLA [0/0 J] D/f/e 12.10 F/d FR: 13.15—SA-MO: 10.30— FR: 21.00 • LEARNING TO DRIVE [12/10 J] DI: 12.45 D REX FR/SA/MO-MI: 12.15 E/d • EX MACHINA [12/10 J] • DIE ABHANDENE WELT [12/10 J] FR/DI: 13.15—SA/MO/MI: 17.45 D Steinenvorstadt 29 kitag.com 14.00—SA-MI: 18.30 D SO/DI: 17.45 E/d/f • OSTWIND 2 [6/4 J] • PARCOURS D’AMOUR [16/14 J] • ABSCHUSSFAHRT [14/12 J] 14.00 D 14.00—SA-MI: 19.15 F/d FR: 13.45/15.45— • A WORLD BEYOND [12/10 J] SA-MI: 12.30/16.30/ E/d • STILL ALICE – MEIN LEBEN D 14.30/17.30/20.30 OHNE GESTERN [16/14 J] 18.30/20.30—DI: 14.30 • MAD MAX: FURY ROAD – 3D 14.15—FR: 16.15—SA-DI: 18.45 E/d/f • AVENGERS – 17.00—FR-DI: 20.00 E/d/f [14/12 J] • LES SOUVENIRS [12/10 J] AGE OF ULTRON – 3D [12/10 J] • Swisscom Männerabend: FR: 15.45—SA-MI: 17.30/21.00 F/d 14.00—SA/MO: 20.00— D SAN ANDREAS – 3D • 3 COEURS [14/12 J] SO/DI: 17.00—SO: 22.50 MI: 20.00 E/d/f 16.00—FR: 18.15—SA-MI: 20.30 F/d SA-MO: 11.00— SA/MO/MI: 17.00—SA: 22.50— • DAS EWIGE LEBEN [12/10 J] E/d/f STADTKINO FR: 18.00/18.30 Dialekt SO/DI: 20.00 EINFÜHRUNG MIT JOSEF HADER • DER KNASTCOACH [14/12 J] Klostergasse 5 stadtkinobasel.ch SA-MI: 16.15—SA-DI: 20.45— 15.30—SA-MI: 20.15— • THE AFRICAN QUEEN [12/10 J] MI: 21.00 Dialekt SA/SO: 22.30 D FR: 18.30—SO: 15.15 E/d • SHAUN THE • CHEF [8/6 J] • TIME OF THE GYPSIES [16/14 J] SHEEP MOVIE [0/0 J] FR/DI: 15.45—SA-MI: 18.15 D Ov/d ohne Dialog FR: 21.00 SA-MI: 15.45 • HOME – EIN SMEKTAKULÄRER • THE MALTESE FALCON • THEEB [16/14 J] TRIP – 3D [0/0 J] E/d/f Ov/d/f D SA: 15.15 [12/10 J] SO: 12.00 SA-MO: 10.15—SA-MO/MI: 14.30 • CHAT NOIR, CHAT BLANC • USFAHRT OERLIKE [8/6 J] • ASTERIX IM LAND DER Ov/d/f Dialekt SA: 17.30 [12/10 J] SO: 12.15 GÖTTER – 3D [6/4 J] • DO YOU REMEMBER • BELLUSCONE – A SICILIAN STORY SA-MO: 10.45 D I/d/e DOLLY BELL? [12/10 J] MI: 19.15 • TINKERBELL UND SA: 20.00 Ov/f/e www.kurzfilmnacht-tourch.ch DIE LEGENDE VOM • THE ASPHALT JUNGLE • AND THE OSCAR GOES TO ... NIMMERBIEST – 3D [0/0 J] SA: 22.15 E/d/f [16/14 J] Ov/d SA-MO: 11.15—SA-MO/MI: 13.30 D FR: 21.00/23.45 • BUFFET TITANIC • PREMIERE & SWISS SHORTS • SHAUN DAS SCHAF – SO: 13.30 Ov/d Ov Ov/d DER FILM [0/0 J] FR: 20.45 21.15/22.30 • ARIZONA DREAM [12/10 J] SA-MO: 11.30— Ov/d/f • CRIME TIME D SO: 17.30 FR: 22.30/00.10 Ov/d SA-MO/MI: 13.30/15.30 • KÄPT’N SÄBELZAHN • THE NIGHT OF THE IGUANA • THE RHYTHM IS GONNA GET YOU SO: 20.15 E/sp/d [16/14 J] FR: 23.00/00.15 Ov/d UND DER SCHATZ VON LAMA RAMA [6/4 J] • WORDS WITH GODS KULT.KINO CAMERA SA-MO/MI: 13.00 D MO: 15.00 Ov/e • SAN ANDREAS – 3D • MOBY DICK [12/10 J] Rebgasse 1 kultkino.ch MI: 20.00 D MO: 17.30 E/d • PEPE MUJICA – EL PRESIDENTE • UNDERGROUND [16/14 J] 14.30/19.00 Ov/d/f [16/14 J] Movie Night: MO: 20.00 Ov/d/f • X+Y [12/10 J] • A WORLD BEYOND [12/10 J] • BELLUSCONE – E/d/f FR: 18.00—FR: 23.30 D 20.45—FR-MO/MI: 14.45 E/d/f A SICILIAN STORY • A LITTLE CHAOS – FR: 20.45 (DLX) MI: 18.30 I/d/e DIE GÄRTNERIN • AVATAR: • DYNAMO VON VERSAILLES [14/12 J] SPECIAL EDITION – 3D MI: 22.00 Finn/e 16.30/21.00 E/d/f FR: 18.00 D [8/6 J] • FOCUS [12/10 J] STUDIO CENTRAL • EL TIEMPO NUBLADO D FR-MO/MI: 17.00—DI: 14.30 Sp/d/f FR: 18.00 Gerbergasse 16 kitag.com • LA FAMILLE BÉLIER [8/6 J] • MAD MAX: FURY ROAD 18.45 F/d FR: 18.00/21.20/23.50/ • CHEF [8/6 J] • CONDUCTA [12/10 J] 02.00/03.10 D [14/12 J] 15.00/17.30 E/d/f SO: 12.15 Sp/d/f • PITCH PERFECT 2 [10/8 J] • BEST EXOTIC • ELSER – ER HÄTTE DIE FR: 18.00/20.30/23.00 D MARIGOLD HOTEL 2 [10/8 J] WELT VERÄNDERT [12/10 J] • THE GUNMAN [16/14 J] 20.00 E/d/f SO: 12.30 D/f FR: 18.00/20.30 D • ABSCHUSSFAHRT [14/12 J] LIESTAL ORIS KULT.KINO CLUB FR: 18.10/23.15/04.30 D Kanonengasse 15 oris-liestal.ch Marktplatz 34 kultkino.ch • THE WATER DIVINER – • PITCH PERFECT 2 [10/8 J] • PAUSE [14/12 J] DAS VERSPRECHEN FR/SA/DI/MI: 20.15— F/d EINES LEBENS [12/10 J] 16.30/21.00 D SA-MO: 15.30—SO/MO: 20.30— FR: 18.15/23.15/04.20 D • SAMBA [10/8 J] E/d/f MI: 16.00 F/d FR: 20.30 18.30 • KEIN ORT OHNE DICH [10/8 J] • TINKERBELL • IRAQI ODYSSEY [10/8 J] D UND DIE LEGENDE SO: 13.15 Ov/d/f FR: 20.15 VOM NIMMERBIEST [0/0 J] • RUN ALL NIGHT [14/12 J] D D SA-MO: 13.30—MI: 14.00 NEUES KINO FR: 20.30 • KEIN ORT OHNE DICH [10/8 J] • DER KNASTCOACH [14/12 J] D Klybeckstr. 247 neueskinobasel.ch D SA: 17.45 FR: 20.45/01.30/04.30 • AVENGERS – AGE OF ULTRON • JOHNNY STECCHINO • BABADOOK [16/14 J] SO/MO: 17.45 D [12/10 J] FR: 21.00 I/d FR: 22.50/01.00/04.30 D • KINGSMAN: SPUTNIK PATHÉ KÜCHLIN THE SECRET SERVICE [14/12 J] Steinenvorstadt 55 pathe.ch FR: 23.00/01.30 D Poststr. 2 palazzo.ch • EX MACHINA [12/10 J] • LES SOUVENIRS [6/4 J] • A WORLD BEYOND [12/10 J] D F/d FR: 12.30—SA-MI: 12.45— FR: 23.15/02.15 FR-MO: 18.00 SA/MO/MI: 15.30/20.50— • FAST & FURIOUS 7 [12/10 J] • CHEF [8/6 J] SO/DI: 18.15—SO: 23.30 D FR: 01.20/03.45 D 20.15 E/d FR: 15.15—SA/MO/MI: 18.15— • AVENGERS – AGE OF ULTRON • OSTWIND 2 [6/4 J] SA: 23.30—SO/DI: 15.30/20.50 E/d/f FR: 01.40 D [12/10 J] SA-MO/MI: 15.00 D

TagesWoche 21/15 43

Impressum

TagesWoche Chefredaktion Jonas Grieder (Multimedia- Korrektorat Leitung Werbemarkt 5. Jahrgang, Nr. 21; Dani Winter (Redaktionsleiter), Redaktor), Christoph Kieslich, Yves Binet, Balint Csontos, Kurt Ackermann verbreitete Auflage: Remo Leupin (Leiter Print) Valentin Kimstedt, Chiara Paganetti, Werbemarkt 36&750 Exemplare (prov. Wemf- Digitalstratege Marc Krebs, Felix Michel, Irene Schubiger, Cornelia Breij, Felix Keller, beglaubigt, weitere Infos: Tom Nagy Hannes Nüsseler (Produzent), Martin Stohler, Hana Spada, tageswoche.ch/+sbaj6), Creative Director Matthias Oppliger, Dominique Tommen Cheryl Dürrenberger Gerbergasse 30, Hans-Jörg Walter Jeremias Schulthess, Lesermarkt (Assistenz), Tel. 061 561 61 50 4001 Basel Redaktion Andreas Schwald, Tobias Gees Unterstützen Sie unsere Arbeit Herausgeber Amir Mustedanagić Dominique Spirgi, Abodienst mit einem Jahresbeitrag Neue Medien Basel AG (Leiter Newsdesk), Samuel Waldis Tel. 061 561 61 61, Supporter: 60 Franken pro Jahr Redaktion Reto Aschwanden Redaktionsassistenz [email protected] Enthusiast: 160 Franken pro Jahr Tel. 061 561 61 80, (Leiter Produk tion), Béatrice Frefel Verlag Gönner: 500 Franken pro Jahr [email protected] Renato Beck, Layout/Grafik Olivia Andrighetto, Mehr dazu: tageswoche.ch/join Tino Bruni (Produzent), Petra Geissmann, Tel. 061 561 61 50, Druck Die TagesWoche erscheint Lea Dettli (Praktikantin), Daniel Holliger [email protected] Zehnder Druck AG, Wil täglich online und jeweils am Yen Duong, Karen N. Gerig, Bildredaktion Geschäftsleitung Designkonzept und Schrift Freitag als Wochenzeitung. Laura Goepfert (Praktikantin), Nils Fisch Tobias Faust Ludovic Balland, Basel 44 kation möglich ist: Ein «CofeeTable Book». Ein Deko-Buch also, das man sich auf den kleinen Tisch vor dem Sofa stellen kann, ohne bestechenden Inhalt, bestehend nur aus Bildern und kurzen Kommentaren des Promis.

Höhere Verbindung zur Fotografie Überflüssiges von einer exaltierten Frau, denken wir alle, kann man kübeln. Jetzt ist es aber so, dass «Selfish» am 5. Mai erschie- nen und laut der Basler Buchhandlung Bider und Tanner bereits in der Schweiz, in Deutschland, in Grossbritannien und in den USA vergrifen ist. Die Wartezeit be- trägt drei Wochen. Wäre Kim ehrlich, würde sie sagen: Ich finde geil, dass ihr mich geil findet. Statt- dessen gibt es in ihrem neuen Buch kleine handgeschriebene Texte, die vor allem davon handeln, wie wichtig und alltäglich Make-up-Artists für sie geworden sind. Und weiter geht es darum, wie wichtig Fo- tos fr sie sind: Wenn sie eines sehe, wisse sie immer gleich, wo, mit wem und wann das gewesen sei. Kim Kardashian fhlt eine höhere Verbindung zum Medium Fotogra- fie. Darum, soll man irgendwie glauben, der ganze Trubel. Letztlich sind all diese Legitimations- versuche fr die Katz. Letztlich ist die Ant- wort auf die Frage, wieso Kim Kardashian die Welt jetzt auch noch mit 300 Bildern Kultwerk #182 ihres makellosen Gesichts in Form eines mittelmässig produzierten Cofee-Table- Buches zumüllen muss, nämlich ganz sim- Kim Kardashian hat ein Selfie-Buch pel: Because she can. veröfentlicht. Alle sagen: so ein «Kraptrashian» in Aktion Wo Kim auftaucht, schiessen die Klick- Quatsch. Und wollens trotzdem haben. zahlen in die Höhe, die berühmte Fotostre- cke im «Paper»-Magazin, wo Kim ihren ein- geölten Körper der Welt präsentierte, ist wohl das imposanteste Beispiel. Laut den Herausgebern des Magazins machte der Datenverkehr auf der Webseite einen Tag Kims Selfies in nach Veröfentlichung der Bildstrecke ein Hundertstel der gesamten Internetaktivität von Usern aus der USA an. Kurz: Ein Pro- zent aller Menschen, die an jenem Tag im Internet surften, waren auf dieser Webseite Buchform gewesen und hatten sich Kims Arsch ange- schaut. Das muss erst mal eine schafen. «Selfish» ist kein gewöhnliches Buch. Es ist die Papierwerdung eines Internetphä- von Valentin Kimstedt und Naomi Gregoris nomens mit 32 Millionen Instagram- und 31 Millionen Twitter-Followern, ein weite- er sich regelmässig im Inter- Der Vergleich könnte nicht besser for- res Produkt der Marke Kardashian, bei der net rumtreibt, kommt nicht muliert sein. Kim Kardashians Hintern fast die ganze Familie von Kim mitmischt. um diese Bilder herum: Kim gehört zum Internet wie das Selfie zum Mil- Eine sorgfältig orchestrierte Marke- mit Kanye West, Kim ohne lennial: Eigentlich beschämend, aber letzt- tingstrategie, die Fans und Hater gleicher- WKanye, Kim beim Aussteigen aus der Limo, lich unverzichtbar. Und genau hier dockt massen anspricht (je mehr man die «Krapt- Kim beim Schminken, Kim von vorne, Kim La Kardashian an. rashian», wie Kim von ihren Kritikern ge- von hinten. Vor allem Kim von hinten. nannt wird, hasst, desto mehr setzt man Die Rede ist von Kim Kardashian, milli- Nabelschau in boring sich nämlich mit ihr auseinander, klassi- onenschwere Reality-TV-Unternehmerin, «Selfish» heisst der neuste Streich der sche Aufmerksamkeitsverteilung). Gattin von Musiker Kanye West und Frau Amerikanerin und ist eine analog geworde- Ob Lover oder Hater – gekauft habens mit dem wohl berühmtesten Hintern des ne Internet-Nabelschau: 300 Bilder, mehr- augenscheinlich trotzdem alle. Universums. Eine «popkulturelle Sonne», heitlich von Kardashians Gesicht oder Hin- tageswoche.ch/+vmjz5 × wie das Online-Magazin Vice den Allerwer- tern, sind hier vereint. Eine Sammlung aus testen der 34-Jährigen aus – na klar –Los ihrem Instagram-Account, verpackt in so Kim Kardashian West: «Selfish», Rizzoli, Angeles bezeichnete. ungefhr das Langweiligste, was an Publi- 445 Seiten.

TagesWoche 21/15 45 Wochenendlich auf der Alp Flix Die Alp Flix bietet Ruhe, Schönheit und Erholung. Danach können Sie immer noch ins Engadin. Erlaufen Die ganze Schönheit der Alp Flix.

Erholen Ganz komfortabel im Berghaus Piz Fix bestiegen und Platta mit Halbpension. Oder einmal ganz anders, in den Mongolen-Jurten von Agrotour.

Erkunden wunderschön Rund um die drei Seen können Kinder die Moorlandschaft wissenschaftlich untersuchen. von Florian Raz

ch gebe es zu: Der nördliche Teil des schen Jurten übernachten – was günstiger kürzer fhrt der Weg bei Gruba an ehemali- Julierpasses war fr mich in der Ver- kommt als das Gasthaus. gen Bergwerken vorbei, wo bereits in der gangenheit bloss der düstere Über- Reiter können hier oben stunden- oder Bronzezeit Kupfer abgebaut worden ist. gang zu Schönerem – Ferien im tageweise Pferde mieten. Für Kinder gibt es Zurück im engen Tal des Julierpasses gibt I Engadin. Einmal mussten wir von der Ponys oder auch einen Forscherparcours. es auf der Rückreise doch noch ein High- Schule aus gezwungenermassen in Rona in Bei diesem wird die Flora und Fauna der light. Wer mit dem Auto unterwegs ist, sollte ein Langlauflager Moorlandschaft rund um die drei kleinen unbedingt bei der ersten Kurve in Tiefencas- Ein Aufenthalt, der mir Stadtkind als Seen erkundet – und die Kleinen erhalten tel anhalten und bei der Bäckerei Stgier ein- sonnenlos-klaustrophobisch in Erinne- die Einzelteile fr ein selbst zusammenge- kehren. Sie sind am richtigen Ort, wenn Sie rung geblieben ist. Umschlossen von stei- bautes Wasserrad. das überlebensgrosse Bild eines seligen len Berghängen gab sich die Klassenlehre- Bäckermeisters sehen, der die Hand des rin dem Alkohol hin, die Köchin haarte in Famoser Nussgipfel auf dem Heimweg verstorbenen Papstes Johnannes Paul II. die Suppe und erzählte wahlweise von Wir haben uns einfach erholt, ehe wir drückt. Nach einem der famosen Nussgipfel ihren Gebrechen oder – noch schlimmer – nach einer Nacht ohne jedes Zivilisations- von Stgier sollte die Energie locker fr die jenen ihres miefenden Hundes. Geräusch bereits wieder den Rückweg an- Rückreise ins Unterland reichen. Um so grösser ist das Erweckungserleb- getreten haben. Weniger steil und etwas tageswoche.ch/+ 3gocf × nis, als ich gut 20 Jahre später entdecke, dass sich oberhalb des Marmorera-Stau- Alp Flix: eine alpine Moorlandschaft, die den Atem raubt. FOTO: SAVOGNIN TOURISMUS sees eine ganz andere Welt öfnet: die Alp Flix, eine alpine Moorlandschaft, bei deren Anblick einem der Atem stockt. Eine Hoch- ebene mit einem ganz eigenen Gesicht. Nicht lieblich wie die grünen Wiesen im Berner Oberland, aber auch ohne die Schrofeit der Hochalpen – einfach etwas ganz Eigenes.

Übernachten in der Jurte Von Sur her ist die Alp sogar mit dem Auto erreichbar, zudem gibt es einen Bus (5 Franken). Aber wer so anreist, verpasst das Beste. Wir sind darum bis nach Bivio ge- reist (der selbst ernannten Perle am Julier) und haben die Alp von dort aus erwandert. Wer den kleinen Umweg über den auf 2241 Metern liegenden Kanonensattel nimmt, kommt selbst bei gemütlichstem Tempo in dreieinhalb Stunden auf der Alp an. Der Fussmarsch wird reich belohnt. Im Wald verfrben sich die Lärchen, von der Alp aus weitet sich der Blick über das Moor auf den gegenüber liegenden Piz Platta. Nach diesem ist auch unser Gasthaus benannt, in dem abends ein Viergänger ser- viert wird, der klar über dem Niveau einer üblichen Alphütte liegt, ohne dabei manie- riert zu wirken. Wem der Sinn weniger nach Komfort denn nach etwas Speziellem steht, der kann auf der Alp Flix auch in mongoli-

TagesWoche 21/15 46

Dahinter wirds dunkel im Gehirn: Wer seine Gedanken beieinander halten will, bleibt besser draussen.

Zeitmaschine Was dem Gehirn nicht wichtig erscheint, wird aussortiert. Was wir gerade noch wussten, geht vergessen. Und schuld daran sind – Türen. Pforten des Vergessens von Hans-Jörg Walter

as wollte ich jetzt noch personen konnten sie sich eine Weile anse- Gedächtnis mit beiden Räumen verknüpft, gleich? Es passiert immer hen, danach wurden die Gegenstände aus- es gibt dann zwei mentale Repräsentatio- wieder: Man geht ins Wohn- geblendet. Anschliessend mussten die Teil- nen der Objekte. Beide beinhalten das Ob- zimmer, um etwas zu holen nehmer eine reale oder virtuelle Wegstre- jekt und wenn man versucht, auf die Objekt- Wund ist man Sekunden später dort ange- cke zurücklegen. information zuzugreifen, werden beide kommen, ist die Erinnerung verblasst. Man Es zeigte sich, dass Menschen sich Repräsentationen abgerufen und sie kon- steht im Raum und fragt sich, was man schlechter an die Objekte erinnern konn- kurrieren miteinander – auch wenn beide gerade wollte (und ob man schon unter Alz- ten, wenn sie durch eine Tür von einem auf die gleiche Antwort hinweisen. Dieser heimer leidet). Wieder in der Küche ange- Raum in den nächsten gingen, als wenn sie Konflikt beeinträchtigt das Gedächtnis. kommen, fllt einem wieder ein, warum nur einen einzigen Raum durchquerten. man vorhin losstiefelte. Das hat damit zu tun, wie wir uns im Raum Schnipp-Schnapp mit den Fingern Gabriel Radvansky, Professor fr Psy- orientieren. Was kann man gegen die gemeinen chologie an der University of Notre Dame Die Teilnehmer wurden nicht plötzlich Türen tun? Radvansky empfiehlt Hilfsges- in Indiana, forscht an diesem Phänomen. extrem vergesslich. Die Fehlerrate aber war ten. Wenn Sie beispielsweise eine Schere Mittels verschiedenerExperimente hat er messbar höher. Mit dem Betreten eines aus der Küche holen möchten, formen Sie die Ursache dieser Vergesslichkeit heraus- neuen Raumes stieg die Fehlerquote auf mit Ihrer Hand eine Schere. Wenn das gefunden: Türen. Es müssen noch nicht das Doppelte bis Dreifache. Der Efekt ver- nicht hilft, ziehen Sie in ein türloses Loft einmal echte sein. Selbst beim Durch- stärkte sich, wenn die Probanden durch oder laufen halt mehrmals zwischen den schreiten virtueller Räume, oder wenn man mehrere Türen gingen. Räumen hin und her. sich vorstellt, eine Tür zu durchschreiten, Radvansky sieht zwei Gründe fr dieses Kleiner Trost zum Schluss: Das Tür- vergisst man mehr, als wenn man im selben Phänomen. Erstens sind an verschiedenen phänomen kann auch dabei helfen, sich Raum bliebe. Orten meistens unterschiedliche Informa- Dinge zu merken. Weil die Objekte in Rad- tionen relevant: Im Arbeitszimmer erledi- vanskys Experimenten keinen konkreten Fehler im virtuellen Raum gen wir andere Dinge als in der Küche. Nutzen hatten, wirkten sich Türen negativ Radvansky erklärt: «In diesen Studien Auch im Wald verhalten wir uns anders als auf das Gedächtnis aus. geben wir den Probanden Aufgaben: Sie auf einer Wiese. Am neuen Ort sind die al- Wenn die Probanden aber Wortketten sollen imaginäre Gegenstände entweder ten Informationen nicht mehr relevant, behalten sollten, half es ihnen, von einem durch einen grossen Raum tragen oder von also fngt das Gehirn an, diese aus dem Raum in den anderen zu gehen: Sie ver- einem Raum in einen anderen. Die meisten aktiven Gedächtnis zu löschen, um Platz knüpften die Wörter mit den Orten. In so Experimente machen wir in virtuellen Räu- fr neue zu machen. Meistens ist das prak- einem Fall hilft das Durchschreiten der men, so haben wir mehr Kontrolle über die tisch. Nur wenn es mal nicht nützlich ist, Räume dabei, die Informationen zu struk- Versuchsbedingungen.» fllt es auf und wir machen uns Sorgen um turieren und so besser abrufar zu machen. Bei den virtuellen Objekten handelte es unser Gedächtnis. Die bösen Türen können also auch einen sich um abstrakte Dinge: einen blauen Der zweite Grund ist subtiler: Der blaue Lernefekt auslösen. Würfel oder eine rote Kugel. Die Versuchs- Würfel oder die rote Kugel werden im tageswoche.ch/+or34s ×

TagesWoche 21/15 KLEINANZEIGEN JOBS in Zusammenarbeit mit jacando.com Kontakt: tageswoche.ch/kleinanzeigen Kontakt: tageswoche.ch/jobs

TOPANGEBOT SACHBEARBEITER/IN 80 –100% «OLIVIERI»-SCHRANK, ZWEITÜRIG IN BASEL

Schwebetürenschrank, zwei Türen, mit Dämpfer. Für unsere Partnerkunden (unterschiedliche Bran- Marke «Olivieri», weiss, mit Spiegel, inklusive 1 Tablar chen) suchen wir Sachbearbeiter/in 80 –100% im und 1 Kleiderstange pro Abteil. Breite 153 cm, Raum Basel nach Vereinbarung. Höhe 195 cm, Tiefe 65 cm; ausgezeichneter Zu- stand, neuwertig, ohne jedwelche Mängel, jetzt nur noch Fr. 250.– Abholpreis. VERKAUFSAUSHILFE 60 – 80% W/M, RAUM BASEL STELLPLATZ FÜR WOHNMOBIL engagierte Aushilfen rund um alle anfallenden Auf- Ich bin auf der Suche nach einem Stellplatz in der gaben im Verkauf von Food- und Non-Food-Artikeln, Stadt Basel, um das ganze Jahr hindurch ungestört die sich in einem dynamischen und spannenden in meinem Wohnmobil wohnen zu können. Kennst Umfeld als Teamplayer engagieren wollen. du einen Platz, Hinterhof, Landstück o.ä., wo dies Sie übernehmen alle anfallenden Aufgaben von der möglich wäre? Für Hinweise bin ich sehr dankbar! Entgegennahme der Ware bis zum Verkauf an den Kunden: Sie präsentieren die Wareneingänge auf der Aktionsplanung; Sie bewirtschaften die Artikel rund PRAXIS-BÜRO IN PRATTELN, um die Kassenzone; Sie sind zuständig für die Kasse DORFKERN und das Abrechnungswesen. Praxis-Büro zu vermieten, mit Kochnische und sep. Gastronomie; Kreativität und Geschick für Waren- Badezimmer mit WC/Lav./Bad, 20 m2 im Parterre, präsentationen; unkomplizerter Teamplayer; Belast- frisch renoviert. Fr. 540.– Miete und Fr. 70.– NK. barkeit in hektischen Momenten; gute Deutschkennt- Frei per 1. Juli 2015. nisse (schriftlich und mündlich).

FREITAG-SLEEVES ZU VERKAUFEN TECHNISCHER KAUFMANN (W/M), RAUM BASEL Diverse neuwertige Freitag-Produkte zu verkaufen. Smartphone-Sleeves für Smartphones der Grösse M Für unsere Partnerkunden suchen wir im Raum Ba- und iPhone 6! oder Portemonnaies. Diverse Farben, sel per sofort oder nach Vereinbarung einen Techni- gelb, weiss, grau, rot und blau. Preis verhandelbar. schen Kaufmann (w/m). Ihre Aufgaben: Ansprechpartner für unsere Kunden; selbstständige Auftragsabwicklung; Anwendungs- und Verkaufsberatung; technische Beratung am VIOLETTES, KNIELANGES KLEID Telefon; Entgegennahme von Bestellungen und Anfragen; Erstellen von Offerten und Auftragsbestäti- Getragen, Neupreis ca. Fr. 150.–, gerne noch gungen; Disposition; Bearbeiten von Reklamationen Fr. 20.–. Abzuholen in Basel oder Binningen. und Retouren. - bildung ist ein Muss (Installateur, Elektromechaniker, Polytechniker oder vergleichbar); kaufmännische FRAU HOLT FLOHMARKTWARE Weiterbildung oder Berufserfahrung im kaufmänni- BEI RÄUMUNG schen Bereich; Erfahrung im Verkaufsinnendienst von Vorteil; Ausgeprägtes technisches Verständnis; Hole gratis, was brauchbar ist in BL/BS. Keine grossen Möbel. Anstatt wegzuwerfen, besser weiter- Deutschkenntnisse in Wort und Schrift; Italienisch-, geben. Englisch- und Französischkenntnisse von Vorteil. AZA TagesWoche 061 561 61 61 CH-4001 Basel PP/Journal Post CH AG

ANZEIGE

Neuer Renault ESPACE Macht Ihre Zeit besonders.

Jetzt bei uns entdecken www.renault.ch

Basel: Garage Keigel, 061 565 11 11 – Basel: Madörin + Pellmont AG, Gothelf-Garage, 061 308 90 40 – Bubendorf: Auto Recher AG, 061 951 22 66 – Füllinsdorf: Garage Keigel, 061 565 12 20 – Itingen: Riter Automobile AG, 061 971 60 60 – Mutenz: Garage Stocker, 061 461 09 11 – Nunningen: Garage Erich Hänggi, 061 791 09 11– Oberwil: Garage Keigel, 061 565 12 14 – Ormalingen: Garage Ernst Buser AG, 061 985 87 87 – Reinach: Birseck Garage, 061 711 15 45 – Sissach: Hediger Automobile AG, 061 971 29 10 – Zwingen: Garage Keigel, 061 565 12 22