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HISTORISCHER ATLAS 8, 7

VON BADEN-WÜRTTEMBERG Erläuterungen

Beiwort zur Karte 8,7

Reformation und Gegenreformation im Gebiet des heutigen Landes Baden-Württemberg

A. Reformation und Gegenreformation von GUNTHER FRANZ B. Die Täufer und Schwenckfelder bis zum Dreißigjährigen Krieg von GUNTHER FRANZ C. Jesuiten- und Kapuzinerniederlassungen bis 1714 von KURT ANDERMANN

A. Reformation und Gegenreformation lische Prediger bekannt, wobei die Universität Heidel- von GUNTHER FRANZ berg einen Ausstrahlungspunkt bildet. Zu nennen sind etwa Johann Geyling in Ilsfeld, Johannes Oekolampa- I. Historischer Überblick dius in Weinsberg und Jakob Otter in Wolfenweiler bei (später in Kenzingen). Es kann – mit Ein- 1. 1518-1533. Evangelische Bewegung und frühe schränkungen – eine unmittelbare Beziehung zwischen Reformation in Reichsstädten und im fränkischen der Verbreitung der neuen Lehre und den Verkehrs- Gebiet wegen hergestellt werden. Reformatorischer Predigt begegnet man bis 1525 (oder gar 1530) im Oberrhein- Evangelische Predigt tal bis zum Bodensee, im Kraichgau als Pforte vom Rheintal nach Schwaben und Franken, weiter entlang Die Verbreitung von Luthers Reformation erfolgte der Straßen nach Rothenburg und Nürnberg oder nach durch die Predigt und – vor allem in den Jahren 1521 Nördlingen sowie im Neckar- und Donautal. Der bis 1525 – durch Flugschriften. Man kann unter den Schwarzwald (mit Ausnahme des Kinzigtals) und die Predigern Winkel- oder Wanderprediger, die von aus- Schwäbische Alb bilden natürliche Barrieren. wärts kamen und vor allem beim einfacheren Volk Anklang fanden, Ortsgeistliche (Priester) und Prädi- kanten unterscheiden. Die im Spätmittelalter in zahl- Reichsstädte reichen Städten gestifteten Prädikaturen erlangten gro- ße Bedeutung für die Reformation wegen der beson- Bei der Reformation der Reichsstädte kann man vier deren Verbindung von Reformation und Predigt, des Stufen unterscheiden: erstes Bekanntwerden mit Lu- höheren theologischen Niveaus der Prädikanten und thers Bruch mit Rom, evangelische Predigt, Zulassung der geistigen Aufgeschlossenheit in den Städten. In den des Abendmahls unter beiderlei Gestalt und schließlich ersten Jahren bis 1520 sind nur aus einem guten Abschaffung der Messe. Bis 1531 können folgende Dutzend Orten in Südwestdeutschland evange- Reichsstädte als evangelisch betrachtet werden: Biber-

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8,7 GUNTHER FRANZ / A. REFORMATION UND GEGENREFORMATION

ach, Gengenbach, , Isny, , Reutlin- reichischen Herrschaft Hohenberg genannt. Hier tra- gen, Schwäbisch Hall, Ulm, Wimpfen. Südwest- ten nicht nur Täufer, sondern ab 1523 Anhänger Lu- deutschland lag im Spannungsfeld zwischen Luther und thers auf. Nach der Reformation des umgebenden der schweizerischen Reformation Zwinglis. Butzer in Herzogtums Württemberg verstärkte sich die evange- Straßburg nahm eine Zwischenstellung ein. Die Con- lische Bewegung. In Kenzingen, das erst 1564 wieder fessio Augustana 1530 wurde von Biberach, Heilbronn, an Österreich fiel, wirkte Jakob Otter als Prediger; die Isny, und Ulm unterzeichnet, während Reformation wurde mit Gewalt unterdrückt. In Ell- Butzers Confessio Tetrapolitana von Konstanz neben wangen gab es 1525 eine evangelische Bewegung mit Straßburg, und angenommen zwei Pfarrern und einigen Chorherren, die durch den wurde. Dem Schmalkaldischen Bund von 1531 trat aber Bauernkrieg auch auf das Landgebiet übergriff. Trotz neben Biberach, Isny, Reutlingen und Ulm auch Unterdrückungsmaßnahmen war um 1560 Pfahlheim Konstanz bei; 1538 folgten Heilbronn und Schwäbisch noch fast ganz evangelisch. Hall. In Biberach hielt sich eine katholische Minderheit, während in Ulm nur eine sehr geringe Zahl von Katho- Landesherrliche Reformation liken blieb. In der Ulmer Nachbarschaft blieben die Klöster Söflingen und Wiblingen bestehen. Beide Georg von Wertheim erbat sich schon 1522 Reichsstädte reformierten ab 1531 ihre großen Land- einen Prediger von Luther. 1524 wurden Taufe und gebiete. Trotz eines recht geschlossenen Territoriums Abendmahl deutsch gehalten, und 1525 übernahm mußte Ulm verschiedentlich Rücksicht auf fremde Eberlin von Günzburg die Neugestaltung des Kirchen- Rechte nehmen. 1534 begann Ulm auch mit der Re- wesens. Mit dem Amt Wertheim wurden auch die formation in der Herrschaft Heidenheim, die 1521 von Dörfer Dörlesberg und Reicholzheim, die mit Würz- Karl V. pfandweise der Reichsstadt übergeben worden burg strittiger Klosterbesitz von Bronnbach waren, war und 1536 an Württemberg zurückkehrte. Nicht ge- evangelisch. Das Dorf Bronnbach war von 1548-1572 nau bekannt sind die Daten von Reformation und Ge- evangelisch, das unter wertheimischer Vogtei ste- genreformation in den Ulmer Patriziern gehörenden hende Kloster nur von 1553-1563. 1524 wurde auch Dörfern Dellmensingen, Illerrieden und Schnür- das Wertheimische Amt Freudenberg mit den Filial- pflingen. Durch den zerstreuten Besitz von Biberach orten Rauenberg und Wessental (Besitz der Rüdt von (mit seinem Spital) ergab sich geradezu ein Netz evan- Collenberg) und den würzburgischen Lehen Boxtal gelischer Pfarreien im Oberland. Unter Uhner Einfluß und Ebenheid reformiert. Von Wertheim wurde in wurde in an der Brenz 1528 lutherisch gepre- dem südlich im Bauland gelegene Schweinberg um digt und 1529 ein Prediger angestellt. Die Durchfüh- 1530 ein evangelischer Geistlicher eingesetzt. Das be- rung der Reformation erfolgte dann ab 1534 nach dem nachbarte Königheim war bis 1580 Kondominat zwi- Vorbild Württembergs. schen , Wertheim und adligen Familien; es be- Von der Reichsstadt Straßburg wurden und stand eine Art Simultaneum. Nonnenweier reformiert. Der Einfluß ist darüber hinaus In der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach (bis in Hanau-Lichtenberg und der Ortenau zu spüren. Von 1541 mit Brandenburg-Bayreuth vereinigt) nahmen den Reichsstädten der Ortenau hat die Reformation in die Landtagsabschiede von 1524 und 1526 noch eine Gengenbach die größte Bedeutung erlangt. Hier wurde zwiespältige Haltung ein. 1528 erfolgte aber die große seit 1525 evangelisch gepredigt; die Beteiligung des Kirchenvisitation und 1533 wurde die Brandenburg- Rats an der Reformation fand ihren sichtbaren Aus- Nürnbergische Kirchenordnung eingeführt. druck in der Kirchenordnung von 1538. Nach 1547 führte der Leutpriester C. Eselsberger die Reichsstadt zum Katholizismus zurück. war nur von Ritterschaft 1525-1530 evangelisch, während aus Zell am Harmers- bach kein Reformationsversuch bekannt ist (1540 gab Unter der Ritterschaft im Kraichgau fand die Re- es in Biberach bei Zell einen evangelischen Prädikan- formation seit 1521/22 besondere Förderung durch die ten). drei Brüder Dietrich, Philipp und Wolf von Gemmin- In wirkte Billicanus seit 1522. Die gen. Ihre Pfarrer unterzeichneten 1525 mit anderen Stadt war 1526 überwiegend evangelisch, Rat und Bür- fränkischen Theologen unter Führung von Johannes germeister blieben aber altgläubig. In wurden Brenz in Schwäbisch Hall das »Syngramma Suevi- 1528 auf Druck des Kaisers etwa 400 Evangelische cum«, das im Abendmahlsstreit Luthers Standpunkt ausgewiesen. Auch in Buchhorn am Bodensee, das 1529 gegenüber Oekolampad vertrat. Gleichzeitig mit den überwiegend evangelisch war, konnte sich das neue Be- Gemmingern haben auch die Frhr. von Helmstatt, kenntnis nicht halten. Menzingen, Sickingen und Göler von re- Als Beispiele für nicht reichsunmittelbare Landstädte formiert und ihren Einfluß, auch der Kurpfalz gegen- seien Horb und Rottenburg in der vorderöster- über, geltend gemacht, kurz danach auch die Herren

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GUNTHER FRANZ / A. REFORMATION UND GEGENREFORMATION 8,7 von Neipperg in Schwaigern. Ebenfalls früh refor- zog Ulrich nicht im Amt geschützt werden. Nach ver- mierten die Thumb von Neuburg in Köngen und Stet- geblichen Reformationsversuchen des Klosters Zwie- ten im Remstal bei Esslingen, die dann dem falten wurde 1569 die Selbständigkeit trotz württem- Schwenckfeldianismus anhingen. bergischer Vogtei bestätigt. Der hartnäckige Wider- stand der Frauenkonvente wirkte sich weniger aus, da sie kein Territorium besaßen.

2. 1534-1546. Von der Reformation Württembergs bis zum Vorabend des Schmalkaldischen Kriegs Sonstige landesherrliche Reformation Herzogtum Württemberg Unter dem Einfluß Württembergs fand die Refor- mation seit 1544 im Gebiet der Schenken von Lim- Nachdem die österreichische Regierung die evange- purg Eingang. Sie kam erst in den fünfziger Jahren lische Bewegung in Württemberg weitgehend nieder- zum Abschluß. Das Fürstentum Pfalz-Neuburg mit halten konnte, bildete die Reformation des Herzogtums Ballmertshofen, Demmingen, Eglingen und Trugen- 1534 den größten territorialen Gewinn für den Pro- hofen wurde 1542 evangelisch. (Dischingen wurde testantismus in Süddeutschland. Mit Unterstützung nach dem Historischen Atlas von Bayern und danach Landgraf Philipps von Hessen und Frankreichs konnte in unserer Karte erst später reformiert, hatte aber spä- der 1519 vertriebene Herzog Ulrich nach dem Gefecht testens 1545 einen evangelischen Pfarrer.) Graf Philipp von Lauffen am 15.5.1534 in Stuttgart einziehen. Auf- IV. von Hanau-Lichtenberg führte seit 1545 die Re- grund eines Kompromisses wurde das südliche Würt- formation ein, in den nördlichen Gemeinden des temberg (»ob der Steig«, der Stuttgarter Weinsteige) rechtsrheinischen Gebiets unter Schwierigkeiten, da vom zwinglisch gesinnten Ambrosius Blarer, das Un- der Pfarrsatz bei dem Bischof von Straßburg oder der terland aber vom lutherischen Erhard Schnepf visitiert Abtei Schwarzach lag. Graf Wilhelm von Fürstenberg und reformiert. Unter Beratung und Vermittlung von hatte sich bereits auf dem Reichstag zu auf die Johannes Brenz setzte sich die lutherische Lehre durch, Seite der Protestanten gestellt. In der Reichspfand- so daß Württemberg zu einer Vormacht des Luther- schaft Ortenau, die er seit 1525 verwaltete, konnte sich tums wurde. In der schlichten Form der Liturgie ist da- die evangelische Bewegung entfalten, ohne daß uns die gegen bis heute oberdeutscher Einfluß zu spüren. Die Vorgänge im einzelnen bekannt sind. Nachdem Graf erste Kirchenordnung von 1536 wurde 1553 ersetzt. Wilhelm bei der Erbeinigung von 1540 auch die Herr- 1536 wurde auch das Tübinger Stift für die Ausbildung schaft Kinzigtal mit erhalten hatte, fand 1542 der Theologen gegründet; 1537/38 folgte die Refor- eine Synode der Pfarrer der Ortenau und des - mation der Universität. tales statt. Die Klösteraufhebung erfolgte zwischen November 1535 und Februar 1536. Unter den großen »Manns- klöstern« mit teilweise umfangreichem Territorial- besitz machte die Reformation in Alpirsbach, Beben- Reichsstädte hausen, Denkendorf und Hirsau keine Schwierigkei- ten. Auch Herrenalb, dessen Schirm Württemberg und In Ravensburg wurde 1544-1546 die Reformation ein- Baden gemeinsam zustand, wurde 1535 mit seinen geführt, allerdings in der Stadt nicht vollständig. Nur Dörfern reformiert. Der Abt von St. Georgen flüchtete die unmittelbar benachbarten Weiler wurden evange- mit seinen Konventualen nach Rottweil und später lisch, nicht aber das Landgebiet. In Leutkirch gestattete nach Villingen. Die St. Georgenschen Orte Dürrwan- der Rat seit 1546 unter Fortbestand der Messe auch gen und Leidringen konnten 1536 reformiert werden, evangelische Predigt. Nachdem in früh nicht aber Dintenhofen, Herbertshofen bei Ehingen evangelisch gepredigt worden war, wurde die Stadt und Ingoldingen bei Waldsee. Tennenbronn wurde 1546 evangelisch, endgültig 1552 nach dem Interim. In wegen des ritterschaftlichen Anteils 1560 in evange- Wangen dagegen blieb der Rat – trotz vorübergehend lische und katholische Gemeinde geteilt. Die verpfän- schwankender Haltung – kaisertreu und altgläubig, so dete Herrschaft Heidenheim wurde 1536 an Herzog daß die Reformation nicht offiziell zum Durchbruch Ulrich zurückgegeben, der die von Ulm begonnene Re- kommen konnte. Die Reichsstadt Nördlingen beschloß formation zu Ende führte. In diesem Zusammenhang 1543 die volle Durchführung der Reformation. Davon wurden auch die Klöster Anhausen und Herbrechtin- waren im Gebiet des späteren Landes Baden-Württem- gen reformiert. Das dritte Brenztalkloster Königsbronn berg Goldburghausen mit Pflaumloch betroffen, wäh- mit seinem Territorium widersetzte sich aber unter rend Schweindorf bereits 1535 evangelisch geworden dem Schutz König Ferdinands bis 1553. Der 1543 war. Im Landgebiet von evangelisch gewordene Pfarrer von Söhnstetten, der fand das Evangelium seit 1544 offene Bahn. Steinheim am Albuch mitversorgte, konnte von Her-

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Ritterschaft kommende blieben als geistliche Institutionen in der Reichsstadt bestehen. Trotz einer zahlenmäßig gerin- Zahlreiche ritterschaftliche Dörfer in der Nachbar- gen katholischen Minderheit wurde die Stadt nicht schaft Württembergs wurden evangelisch. Die Ritter- paritätisch. Im Landgebiet konnte die Einsetzung schaft im Kraichgau bekannte sich fast geschlossen zur evangelischer Geistlicher bis in die sechziger Jahre Reformation. In den vogtsjunkerlichen Orten der dauern (Göttingen; Setzingen, Süssen, Weiler ob Hel- Stüber und Meckesheimer Zent hatte die Kurpfalz die fenstein). Giengen wurde 1556 endgültig wieder hohe Obrigkeit; die Konfession der Untertanen be- evangelisch. In Heilbronn wurden 1558 die Reste des stimmte sich aber im allgemeinen nach den vogtei- Interims beseitigt. In der Deutschordenskirche wurde lichen Rechten. aber katholischer Gottesdienst gehalten. (Die Deutschordensgemeinde Sontheim südlich von Heil- bronn erhielt 1589 für ein Jahr einen evangelischen 3. 1547-1580. Vom Schmalkaldischen Krieg bis zur Pfarrer.) Wimpfen wurde 1559 teilweise und 1589 Annahme der Konkordienformel endgültig evangelisch. Das Ritterstift im Tal blieb aber erhalten. Das Interim

Nach der Niederlage der Protestanten im Schmal- Die Reformation der Kurpfalz und von Baden kaldischen Krieg wollte Kaiser Karl V. die Religions- frage im Reich durch eine weitgehende Rückführung Nach der Reformation des Herzogtums Württemberg der Protestanten zum alten Glauben lösen. Auf dem erfolgte nach dem Augsburger Religionsfrieden der »geharnischten Reichstag« in wurde das zweite große territoriale Gewinn für das evangelische »Augsburger Interim«, eine Zwischenform, die den Bekenntnis in Südwestdeutschland. In der Kurpfalz Protestanten nur Rechtfertigungslehre, Laienkelch und wurde die evangelische Bewegung durch das Interim Priesterehe zugestand, verkündet. Im besetzten Herzog- nicht gebrochen. Als die Kurwürde 1556 an Ottheinrich tum Württemberg konnte nur passiver Widerstand ge- – der bereits 1542 Pfalz-Neuburg reformiert hatte – leistet werden. Die evangelischen Pfarrer arbeiteten fiel, führte er noch im selben Jahr die neue Kirchen- zum Teil als Katecheten weiter und wurden aus dem ordnung nach württembergischem Vorbild ein. Fried- Armenkasten besoldet. Nicht nur die großen Klöster rich III. (1559-1576) wendete sich allmählich dem Cal- wurden 1548/49 restituiert, sondern auch Chorherren- vinismus zu und setzte dieses Bekenntnis langsam in stifte und Frauenklöster. Nach dem Sieg der protestan- seinem Territorium durch, obwohl es nicht unter den tischen Fürsten 1552 wurde durch Herzog Christoph Schutz des Augsburger Religionsfriedens fiel. 1563 bereits vor dem Passauer Vertrag begonnen, das Interim wurde die calvinistische Kirchenordnung mit dem Hei- abzuschaffen. Die Neuordnung der Kirche erfolgte delberger Katechismus als Bekenntnisschrift erlassen. durch die Kirchenordnung von 1553 und die Kloster- Ludwig VI. (1576-1583) restituierte noch einmal für ordnung von 1556, die beide in die Große Kirchenord- kurze Zeit das lutherische Bekenntnis. nung von 1559 aufgenommen wurden. Auch in der Markgrafschaft Baden-Durlach wurde Da Graf Wilhelm von Fürstenberg nicht bereit war, 1556 die Reformation nach Württemberger Vorbild sich dem Kaiser zu beugen, wurden dieOrtenau und das eingeführt. Zum Territorium gehörten räumlich ge- Kinzigtal seinem Bruder übergeben. Dieser wurde vom trennt im Süden die Herrschaften Hochberg, Rötteln Kaiser und dem Bischof von Straßburg zur strengen und Sausenberg, außerdem das Amt Besigheim, das Durchführung des Interims gedrängt, das hier als Mittel 1529-1595 badisch war, sowie die Ämter Altensteig der Gegenreformation diente. 1575 mußten die rest- und Liebenzell, die 1603 an Württemberg verkauft lichen evangelischen Untertanen die Herrschaft verlas- wurden. In der Markgrafschaft Baden-Baden hatte man sen. Ab 1547 kehrte auch die Reichsstadt Gengenbach vergeblich versucht, die bis 1536 weitgehend ungehin- zum alten Glauben zurück. Weil Konstanz den Frie- derte evangelische Bewegung zu ersticken. Der katho- densschluß mit dem Kaiser hinauszögerte, verfiel es lisch erzogene Markgraf Philibert führte während sei- 1548 der Reichsacht und wurde österreichische Land- ner Regierung ab 1556 faktisch die Reformation durch, stadt. Die führenden Protestanten emigrierten, die an- wenn er auch das Luthertum nicht zum verbindlichen deren wurden rekatholisiert. Auch die anderen Reichs- Landesbekenntnis machte. Die Benediktinerabtei städte in Südwestdeutschland waren vom Interim be- Schwarzach und das Zisterzienserinnenkloster Lichten- troffen. In Biberach konnte trotz katholischer Magis- tal blieben erhalten, konnten aber nicht verhindern, daß tratsmehrheit 1552 wieder evangelisches Kirchenwesen in ihren Dörfern evangelische Geistliche eingesetzt eingeführt werden. Leutkirch erlangte erst 1562 die wurden. Nach dem Tode Philiberts 1569 wurde von der Freigabe des evangelischen Gottesdienstes. In Ulm ver- Vormundschaftsregierung und Philipp II. Baden-Baden zögerte sich die Abschaffung des Interims bis 1554. Das rekatholisiert. Die im Osten angrenzende Grafschaft Chorherrnstift Wengen und die Deutschherren- Eberstein bildete seit 1505 ein Kondominat (Gemein- herrschaft) zwischen Baden und 4

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Eberstein. 1556 wurde das lutherische Exerzitium mit die interimistische Ordnung der Markgrafschaft Bran- Billigung beider Kondomini, jedoch wie in Baden- denburg, die dort längst wieder abgeschafft war, be- Baden ohne formellen Beschluß, eingeführt. Nachdem nutzten. Nachdem die Grafen von Wertheim schon die badische Seite die Rekatholisierung gefördert hatte, früh in Schweinberg einen lutherischen Pfarrer einge- wurde 1587 der ebersteinische Anteil unter badischen setzt hatten, wurde nach dem Religionsfrieden die Re- Sequester gestellt und das lutherische Bekenntnis für formation im ganzen Amt Schweinberg eingeführt. einige Jahre fast vollständig unterdrückt. Die beiden Albrecht von Rosenberg reformierte in seinen Herr- Herrschaften und in der Ortenau waren schaften Boxberg (1547-1561 rosenbergisch) und ein Kondominat zwischen Baden(-Baden) und Nassau. Schüpf und – zusammen mit seinen Vettern – in Ro- 1558 wurde gemeinsam mit der Einführung der Refor- senberg. Das rosenbergische Kirchenwesen wurde von mation begonnen, 1567 der lutherische Bekenntnis- einem eigenen Superintendenten geleitet und hatte ein stand noch einmal ausdrücklich festgelegt. Spätere pro- Konsistorium (Ehegericht). Albrecht von Rosenberg katholische Bemühungen Baden-Badens waren im wirkte auch für die Reformation als Stiefvater der Rüdt 16. Jahrhundert erfolglos. Im Prechtal, das Baden-Dur- in Bödigheim und als Vormund für die Eubigheimer lach und Fürstenberg gemeinsam gehörte, konnte die Rüdt. Auch die Rüdt von Collenberg und die Herren Reformation 1573 nur für die badischen Untertanen von Aschhausen, Adelsheim, Berlichingen und Hard- eingeführt werden. heim führten die Reformation ein. Schlecht ist die Quellenlage für die Herrschaft Grünsfeld, damals würzburgisches Lehen der Landgra- Andere Territorien fen von Leuchtenberg. Das genaue Datum der Refor- mation ist nicht bekannt. M.-A. CRAMER nimmt an, nach dem Augsburger Religionsfrieden daß sie nach dem Regierungsantritt von Landgraf Lud- wig Heinrich 1557 offiziell durchgeführt wurde. Des- In der Herrschaft Geroldseck ist die Reformation sen katholische Witwe und später sein Sohn haben seit wohl kaum 1548 (also nach dem Schmalkaldischen 1567 bzw. 1580 wieder rekatholisiert. Auf unserer Krieg), sondern erst nach 1552 eingeführt worden. Der Karte haben deswegen Grünsfeld, Grünsfeldhausen, katholische Vormund Karl von Hohenzollern versuchte Dittigheim und die Patronatspfarrei Unterbalbach 1573 wieder katholische Priester in das Gebiet zu brin- evangelische Randfärbung. Nach CRAMER gab es auch gen, das spätestens 1584 wieder evangelisch war. Her- in Krensheim (1558 evangelischer Pfarrer), Ilmspan, zog Christoph von Württemberg machte seinen Einfluß Impfingen und Vilchband sowie in der Leuchtenber- auch zur Reformation benachbarter Territorien im Os- gischen Patronatspfarrei Königshofen (bis 1575 evan- ten und Norden geltend. Die Grafen von Helfenstein gelischer Pfarrer) offizielle Rechtsgrundlagen für die waren mit ihrer Herrschaft 1555 bis 1567 Reformation und nicht nur »evangelische Bewegung« evangelisch. Petrus Canisius gewann sie dem katholi- (anders M. SCHAAB). schen Glauben zurück. 1558 wurde die Grafschaft Eine evangelische Bewegung sehr unterschiedlicher Öttingen-Öttingen mit der Pfarrei Walxheim refor- Stärke bestand vor 1580 in dem von lauter evangeli- miert. 1563 folgten Benzenzimmern, Kirchheim am schen Gebieten umschlossenen Gemeinden der geist- Ries (das Kloster blieb bestehen) und Trochtelfingen. lichen Staaten. Zum Bistum Mainz gehörten Buchen, Die Reichsstadt schloß sich erst 1575 der Refor- Krautheim, Osterburken und Tauberbischofsheim, zum mation an. In der Grafschaft Hohenlohe wurde 1544 Bistum Würzburg das ehemals Rienecksche Amt Lau- ein lutherischer Prediger in die von den Linien Neuen- da und das Amt Jagstberg mit Mulfingen. Das stein und Waldenburg gemeinsam verwaltete Stadt Deutschordensgebiet umfaßte das Gebiet um Mergent- Öhringen berufen und dort 1546 der Gottesdienst refor- heim und das Neckaramt mit Gundelsheim und Nek- miert. Graf Wolfgang I. ließ 1544/45 die Pfarreien karsulm. Die Geistlichen waren teilweise evangelisch Nassau und Schäftersheim evangelisch besetzen. Das oder zumindest nicht streng katholisch. Interim wurde von den traditionell reichstreuen Grafen durchgeführt und diente überraschenderweise durch die Gewährung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt als Das Einigungswerk (Konkordienformel) Mittel zur Reform. Offiziell eingeführt wurde die Re- formation in der ganzen Grafschaft aber erst nach dem Obgleich das Luthertum durch den Augsburger Re- Religionsfrieden 1556 unter Einfluß Herzog Chris- ligionsfrieden reichsrechtliche Anerkennung gefunden tophs. Weiter nördlich bildete sich trotz großer territo- hatte und sich territorial ausdehnte, wurde es durch rialer Zersplitterung für einige Jahrzehnte ein geschlos- heftig geführte Lehrstreitigkeiten vor allem zwischen senes evangelisches Gebiet. Die konservative Grund- den »Philippisten« (nach Melanchthon benannt) und haltung in Franken wird durch die Tatsache beleuchtet, den »Gnesiolutheranern« (die unter Führung von Fla- daß die Herren von Berlichingen, die Rosenberg zu cius das echte Erbe verteidigen wollten) bedroht. Die Haldenbergstetten und die Rüdt in der zweiten Hälfte Einigungsbemühungen unter Herzog Christoph von des 16. Jahrhunderts das »Auctuarium«,

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Württemberg und dem Tübinger Kanzler Jakob Andreä badischen Okkupation wurde wieder das Luthertum führten 1577 zur Konkordienformel (Formula Concor- gefördert. Zwar mußte Markgraf Georg Friedrich sich diae), die mit den älteren lutherischen Bekenntnisschrif- 1605 verpflichten, keine Religionsänderung vorzuneh- ten 1580 gemeinsam gedruckt wurde (Konkordien- men. Tatsächlich wurde 1622 aber nur noch an 5 Or- buch). Nach einer Werbeaktion Andreäs konnte dem ten katholischer Gottesdienst gehalten: in der simul- Druck eine Liste von 8188 unterzeichneten Kirchen- tanen Stiftskirche von Baden-Baden, in Bühl, wo dem und Schuldienern beigegeben werden. Darunter finden Bischof von Speyer ein Teil der Hoheitsrechte sich die Markgrafschaft Brandenburg, Württemberg, zustand, im Kloster Schwarzach mit seinen inkorpo- Baden-Durlach, Öttingen, Hanau-Lichtenberg, Hohen- rierten Pfarreien Vimbuch und Schwarzach und im lohe, Eberstein, die Freiherrn von Vellberg und Leofels Kloster Lichtental. Das Benediktinerinnenkloster (nördlich von Schwäbisch Hall), Limpurg und die Frauenalb und das Zisterzienserkloster Reichenbach Reichsstädte Ulm, Biberach, Aalen, Esslingen, Reut- (Klosterreichenbach) standen unter der gemeinsamen lingen, Schwäbisch Hall, Heilbronn, Ravensburg, Vogtei von Baden und Eberstein. Während Frauenalb Wimpfen, Isny, Giengen, Bopfingen und Leutkirch. 1598 von beiden Vögten aufgehoben wurde, wurde Unter den Reichsstädten fehlt Weil der Stadt, weil dort Reichenbach 1595 von Württemberg – unter Berufung die Lutheraner keine Mehrheit hatten. Die Kurpfalz trat auf die Advokatur über das Mutterkloster Hirsau – 1579 nach längeren Verhandlungen dem Konkordien- besetzt und 1602 reformiert. werk bei, was aber durch die Calvinisierung ab 1583 Durch Württemberg bzw. in seiner Nachbarschaft keine Bedeutung erlangte. In der Grafschaft Hohenlohe wurden noch verschiedene einzelne Orte evangelisch, wurde nach anfänglicher Ablehnung die Konkordienfor- wie beispielsweise Neidlingen und Ochsenwang 1580, mel unterschrieben und 1581 gemeinsam das Konkor- Bergenweiler im Brenztal 1588, Kirchentellinsfurt bei dienbuch eingeführt. Da Graf Wolfgang II. aber seine Tübingen 1594, Marschalkenzimmern bei Horb 1598 Geistlichen auf eine eigene Bekenntnisschrift »Gründ- und Brenz 1616. licher Bericht« verpflichtete, kam die Konkordienfor- In der Kurpfalz (zu der jetzt auch Boxberg gehörte) mel erst 1630 zur Geltung in der gesamten Grafschaft. war der Administrator Johann Casimir (1583-1592) Die benachbarten Herren von Stetten und Crailsheim wieder calvinistisch gesinnt. In den Jahren 1584-1587 waren Flacianer (Gnesiolutheraner mit einer besonde- wurde der erneute Bekenntniswechsel mit Amtsenthe- ren Erbsündenlehre) und hatten den Theologen Fraxi- bung fast aller Geistlicher erzwungen. Es hielt sich nur neus und Christoph Irenäus (gest. 1595) in der Pfarrei eine geringe lutherische Minderheit, die aber durch Buchenbach und in Morstein Aufnahme gewährt. den Adel am Hof vertreten war. Nur den Dörfern der Andreä betrachtete die Flacianer als außerhalb des schon früh lutherischen Vogtsjunker der Stüber und Augsburger Religionsfriedens stehend und wollte sie Meckesheimer Zent mußte ihr Bekenntnis gelassen durch die Grafen von Hohenlohe gefangennehmen las- werden, während die Dörfer der adligen Niederge- sen. Es gab also neben katholischen und lutherischen richtsherren in der Schriesheimer Zent calvinistisch Gebieten außerhalb des Religionsfriedens calvinisti- wurden. Durch ihre politische Übermacht konnte sich sche, flacianische und schwenckfeldische »Landeskir- die Pfalz in Kondominaten mit dem Bistum Worms chen«. durchsetzen (1564 Lampertheim und Ladenburg, 1573 Die jahrhundertelange Verpflichtung aller Kirchen- Hemsbach, 1607 Brühl). und Staatsdiener auf die Konkordienformel (die bei- Den zweiten Verlust erlitt das Luthertum durch die spielsweise Johannes Kepler eine Professur in Würt- Gegenreformation in den geistlichen Staaten. Der temberg unmöglich machte) ist ein Ausdruck für die er- Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn folgte Konfessionalisierung. Im Calvinismus hatte der (1573-1617) begann 1583 bzw. 1585 mit der syste- Heidelberger Katechismus und im Katholizismus das matischen Rekatholisierung und konnte sich wenige Trienter Glaubensbekenntnis eine entsprechende Aufga- Jahre später rühmen, 120 evangelische Pfarrer vertrie- be. Die dogmatische Verfestigung ging mit der politi- ben und über 100 000 Menschen dem katholischen Be- schen Konsolidierung und der Entstehung des Frühabso- kenntnis zugeführt zu haben. Das Wertheimische Amt lutismus einher. Freudenberg mit Boxtal und Ebenheid fiel 1598/1601 an Würzburg und wurde 1612 rekatholisiert. (Auf der Karte nicht dargestellt ist, daß die Freudenberger 4. 1581-1619. Das Zeitalter der Orthodoxie bis Filialorte Rauenberg und Wessental als Besitz der Rüdt zum Dreißigjährigen Krieg von Collenberg durch den Rüdtschen Schloß -pfarrer auf der Burg Collenberg noch weiter evangelisch ver- Mit dem Tode des jungen Markgrafen Philipp II. sehen wurden und erst 1635 als mainzische Lehen 1588 erlosch die baden-badische Hauptlinie. 1594 be- heimfielen). Nach dem Heimfall von Rechten in der setzte Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach die Herrschaft Hardheim 1607 und des früher wertheimi- Markgrafschaft Baden-Baden und den badischen Anteil schen Amtes Schweinberg 1612 wurde ein geschlosse- an der Grafschaft Eberstein. Nach dieser Ober- nes Gebiet im Bauland rekatholisiert.

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Von der Rekatholisierung von Öttingen-Wallerstein für das Luthertum wieder her. Beim Westfälischen wurde 1597 Pflaumloch betroffen, und 1616-1618 Frieden konnte für die Pfalz nicht das Normaljahr 1624 wurde von Pfalz-Neuburg die Gegenreformation in gelten, sondern wurde der Religionszustand vor Aus- Ballmertshofen mit Demmingen, Dischingen und Tru- bruch des Krieges (1618) als Norm genommen. genhofen durchgeführt. Daneben gab es natürlich noch Nachdem schon 1620 Papst Paul V. den Plan einer Einzelvorgänge in ritterschaftlichen Orten und zum Rückgabe säkularisierten Besitzes aufgegriffen hatte, Beispiel 1602 die Rekatholisierung von Bietingen an erließ Kaiser Ferdinand II. am 6.3.1629 das Restitu- der Schweizer Grenze durch die Loslösung von Thayn- tionsedikt. Die Bestimmung, daß alle reichsunmittelba- gen. Während der Verpfändung des straßburgischen ren Stifter, die nach 1552 den Katholiken entrissen Renchtals an Württemberg (1604-1665) waren dort worden waren, zurückzuführen seien, betraf nur Nord- evangelische Geistliche tätig, die aber nicht die Re- deutschland. Von der Restitution aller landsässigen formation durchsetzen konnten. Klöster aber war das Herzogtum Württemberg beson- ders betroffen, weil Herzog Christoph die Rekatholisie- rung der Klöster durch das Interim erst mit der Kloster- 5. 1620-1650. Dreißigjähriger Krieg ordnung von 1556 beseitigt hatte. 1630 wurden die und Westfälischer Friede württembergischen Klöster militärisch besetzt. Es han- delte sich um Adelberg, Alpirsbach, Anhausen, Beben- Vom Dreißigjährigen Krieg war Südwestdeutsch- hausen, Denkendorf, Herbrechtingen, Herrenalb, Hir- land besonders schwer betroffen. Die konfessionellen sau, Klosterreichenbach, Königsbronn, Lorch, Maul- Verschiebungen als Folge des schwedischen Vormar- bronn, Murrhardt und Sankt Georgen sowie die Frauen- sches in Süddeutschland ab 1632 zugunsten der Prote- konvente Gnadenzell, Kirchheim, Lichtenstern, Pfullin- stanten und die katholische Restauration nach der gen, Reuthin und Weil bei Esslingen. In Hohenlohe Schlacht bei Nördlingen 1634 würden eine eigene Dar- wurde Schäftersheim restituiert, wegen Widerstandes stellung erfordern und konnten auch nicht in die Karte aber nicht das Chorherrenstift Öhringen (Reformation aufgenommen werden. 1556). All dies wurde durch den Westfälischen Frieden In der Markgrafschaft Baden-Baden wurde nach der rückgängig gemacht. Die Reichsstädte Aalen, Bibe- rach, Bopfingen und Leutkirch wurden zeitweise ganz Regierungsübernahme durch Markgraf Wilhelm ab zur alten Kirche zurückgeführt. Unter den Biberacher 1622 die Rekatholisierung durchgeführt. 1626 sind nur Spitaldörfern hatte sich der Protestantismus bis zum noch 7 Haushaltungen mit Lutheranern nachweisbar. In Dreißigjährigen Krieg halten können (bei Burgrieden, der Grafschaft Eberstein wurde durch den Rufachschen Höfen und Ingerkingen Berichtigung der Karte nötig). Vertrag von 1624 eine konfessionelle Teilung begrün- In Ravensburg gelang es nur, den Katholiken die Ober- det: die zahlreicheren badisch-wolkensteinischen Dör- hand zu verschaffen. Durch den Westfälischen Frieden fer wurden rekatholisiert, während die Stadt Gernsbach wurde in den vier Reichsstädten Augsburg, Biberach, mit Staufenberg und Scheuern trotz rechtlicher Parität Dinkelsbühl und Ravensburg die konfessionelle Parität fast ganz evangelisch blieb. Nachdem Eberstein seine für alle öffentlichen Ämter eingeführt. Die in Weil der Rechte über Frauenalb verloren hatte, wurde das Klos- Stadt seit 1598 – maßgeblich durch den Salzburgischen ter 1624 restituiert. Um die Gegenreformation in dem Rat Fickler – erfolgte Gegenreformation wurde ab 1634 Kondominat Lahr-Mahlberg durchführen zu können, durch die kaiserliche Besetzung zum Abschluß ge- wurde dieses 1629 geteilt. Die Stadt Lahr mit Umge- bracht. Die während der Friedensverhandlungen 1648 bung kam an Nassau und blieb evangelisch. In den von französischen Truppen eroberte Stadt galt als ka- nördlich und südlich liegenden mahlbergischen Orten tholisch. setzte Baden katholische Priester ein, ohne bei dem Wechsel der militärischen Machtverhältnisse einen Be- kenntniswechsel der Bevölkerung erreichen zu können. 6. 1651-1706. Die Zeit bis zur Pfälzer Realteilung Obwohl im Westfälischen Frieden den Katholiken in Mahlberg nur freie Religionsübung gestattet wurde, Da durch den Westfälischen Frieden das Bekenntnis wurde der Katholizismus von Baden begünstigt. der Untertanen auch bei einem Konfessionswechsel Die Herrschaft Geroldseck wurde 1635/36 rekatho- des Fürsten geschützt war, konnte nur noch in Aus- lisiert. Nachdem die Kurpfalz 1622 von Bayern erobert nahmefällen eine Veränderung eintreten. Der katholi- worden war, wurde katholischer Gottesdienst einge- sche Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz erreichte führt und das reformierte Bekenntnis ab 1629 unter- durch eine Klausel im Frieden von Rijswijk 1697, daß drückt. Im Restitutionsedikt waren die reformierten die ab 1679 von den Franzosen den Reformierten weg- Reichsstände vom Augsburger Religionsfrieden – un- genommenen Kirchen katholisch blieben. 1698 ver- ter den sie auch rechtlich nie gefallen waren – aus- fügte er das Simultaneum, den gemeinsamen Gebrauch drücklich ausgenommen worden. Der Sieg der Schwe- der Kirchen und des Kirchenvermögens durch Refor- den stellte 1632-1635 den Calvinismus mit Freiheit mierte, Lutheraner und Katholiken. Die Religionsde-

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8,7 GUNTHER FRANZ / A. REFORMATION UND GEGENREFORMATION

klaration von 1705 bestätigte die Kultusfreiheit für die sentlicher Faktor. Es darf aber nicht vergessen wer- drei Bekenntnisse, teilte aber die Kirchenvermögen nur den, daß die Reformation vor allem in den ersten Jahr- zwischen Reformierten und Katholiken. 1706/7 folgte zehnten eine wirkliche Volksbewegung war und Rats- dann die »Realteilung« der Kirchen, die den Reformier- herren und Fürsten häufig zur Konfessionsänderung ten große Verluste zufügte. In der Herrschaft Rosenberg gedrängt wurden. Auch muß man gerade den energi- wurde 1671 durch die Grafen von Hatzfeld das Simulta- schen und eifrigsten evangelischen und katholischen neum zwischen Lutheranern und Katholiken eingeführt. Landesfürsten zubilligen und es respektvoll anerken- Unter dem Einfluß der Wertheim-Rosenberger Linie nen, daß sie sich für die Rechtgläubigkeit ihrer Unter- war Gerichtstetten überwiegend katholisch geworden. tanen vor Gott verantwortlich wußten. Das geistliche 1687 wurde außer der reformierten eine katholische Regiment war wichtiger als das politische Regiment, Pfarrei errichtet, und 1702 wurde der Ort endgültig re- das nur irdische Dinge betraf. Die irdischen Rechts- katholisiert. In Hohenlohe-Waldenburg nahm die calvi- und Machtverhältnisse gaben bei dem ungeheuer nistisch erzogene Gräfin Dorothea Sophia 1650-1652 komplizierten Rechtsgefüge, das vor allem der deut- gottesdienstliche Änderungen vor und ihre beiden Söh- sche Südwesten darstellte, und der Notwendigkeit, ne traten 1667 zur katholischen Kirche über. Ihre Ver- den Frieden im Reich zu erhalten, den Ausschlag. So suche, entgegen dem Westfälischen Frieden eine öffent- ergab es sich, daß einerseits mit Berufung auf das liche Ausübung der katholischen Religion einzuführen, letzte Heil der Konfessionsstand festgelegt und die brachten erhebliche Spannungen mit den Untertanen wenigen Hartnäckigen zur Auswanderung gezwungen und den Grafen der Neuensteiner Linie, hatten aber wurden, daß aber in Nachbardörfern die Angehörigen keine Auswirkung auf den Konfessionsstand. Generell verschiedener Konfessionen friedlich (oder unfried- blieb der 1706 in Südwestdeutschland erreichte Stand lich) nebeneinander wohnen konnten. bis ins 19. Jahrhundert konstant (siehe unten) und be- stimmte letztlich bis zu den Verschiebungen nach dem Zweiten Weltkrieg die konfessionellen und damit auch II. Erläuterungen zur Karte die geistigen und sozialen Verhältnisse in den einzelnen Landesteilen und Orten. Die Karte soll die offizielle Einführung der Refor- mation und gegebenenfalls Gegenreformation wieder- geben; sie geht also von dem damals herrschenden Schlußbetrachtung Territorialprinzip aus. Die evangelische Bewegung der Anfangsjahre mit evangelischen Predigern an zahl- Reformation und Gegenreformation im Gebiet des reichen Orten, Reformationsversuchen in Reichsstäd- heutigen Landes Baden-Württemberg, das ist ein span- ten oder evangelische Gesinnung unter Ratsherren nungsreicher und wechselvoller Prozeß. Es konnte und können nicht dargestellt werden. Grenzfälle wie Wan- sollte keine kirchcn- und theologiegeschichtliche Dar- gen sind im Beiwort behandelt. 1975 hat HANNEMANN stellung, sondern ein Überblick über die konfessionellen seiner Monographie Karten zum Auftreten lutherischer Veränderungen mit ihren vielfältigen rechtlichen und Prediger 1518-34 (Fig. 5-9), der Verbreitung des politischen Grundlagen geboten werden. Wir hoffen, Abendmahls unter beiderlei Gestalt (Fig. 10) und der daß der Benutzer beim Betrachten der Farbflecke auf Abschaffung der Messe (Fig. 11) beigegeben. Durch der Karte und beim Lesen der Zahlen im Beiwort spürt, unsere Karte sollte der rechtliche und territoriale As- daß es nicht nur um Territorien und Machtkonstella- pekt der Reformationseinführung betont werden. So tionen ging, sondern um Menschen oder – wie man wurde in Hohenlohe das Datum der Reformation der früher sagte – Seelen, die von den Konfessionswechseln ganzen Grafschaft genommen, obwohl Öhringen schon existentiell betroffen waren. Aus heutiger Sicht ist es vorher reformiert worden war. Bei Hanau-Lichtenberg fast unvorstellbar, daß ein Ort siebenmal die Religion mußte allerdings die stufenweise Einführung der Re- wechseln mußte. Unter Berufung auf das Seelenheil formation berücksichtigt werden. Auch waren die wurde auf die Seelen der Untertanen keine Rücksicht Grenzen nicht mit späteren Landesgrenzen vergleich- genommen; wenn das Christentum den einzelnen Men- bar. Es gab eine Fülle von Gemeinden mit anteiligem schen nicht ernst nimmt, kann es wie eine Ideologie un- Besitz vor allem der Ritterschaft, bei denen es von den menschlich werden. So wie die Einführung der Refor- örtlichen Verhältnissen abhing, wann und von welcher mation für die Entwicklung der Landesherrschaft von Seite die Reformation oder Gegenreformation einge- nicht zu unterschätzender Bedeutung war, hatte auch die führt werden konnte. In der Kurpfalz oder im Bistum Rekatholisierung große Bedeutung für die Stärkung der Würzburg nahmen landsässige Ritter das jus reforman- inneren Geschlossenheit und damit der politischen di wahr. Das Patronat (Pfarrbesetzungsrecht) in frem- Macht des frühabsolutistischen Staates. Auch außenpoli- den Herrschaften war nach dem Augsburger Religions- tisch war die Integration in die konfessionellen Bündnis- frieden nicht ausreichend, konnte aber in Einzelfällen systeme ein we- genügen, wenn die andere Seite zu schwach war. Wenn aber in Lauda – dessen Hoheitsgebiet unzweifel- haft bei Würzburg lag – die ent- 8

GUNTHER FRANZ / B. DIE TÄUFER UND SCHWENCKFELDER BIS ZUM DREISSIGJÄHRIGEN KRIEG 8,7

fernte Universität Heidelberg aufgrund des Patronats Rastatt 39) überwiegend evangelisch geblieben. Es einen evangelischen Pfarrer einsetzte, ist dies nur handelt sich um Druckfehler bei der Karte 1820. durch Punkte dargestellt. Obwohl die Territorialgrenzen die Grundlage für die Konfessionelle Minderheiten wie die Katholiken in Karte »Reformation und Gegenreformation« bildeten, Reichsstädten oder in Gernsbach (Herrschaft Eber- wurden wie bei den späteren demographischen Karten stein) erhalten nur Balkenfärbung, wenn sie offiziell 8,12 und 14 größere unbewohnte Gebiete und ge- anerkannt waren, also rechtliche Parität bestand. Geist- schlossene Waldflächen besonders gekennzeichnet. liche Institutionen in Reichsstädten sind aber nicht Bei der Grafschaft Eberstein wäre der rekatholisierte dargestellt. Privatexerzitium eines Landesherrn in der Teil sonst überproportional groß erschienen. Auch von Hofkapelle war nicht zu berücksichtigen. Wenn in ein- dem mehrfachen Konfessionswechsel in Baden-Baden zelnen ritterschaftlichen Dörfern der Zuzug katholi- waren die Waldgebiete nicht betroffen. Im konfessio- scher Ausländer gefördert und eine Kirche gebaut wur- nell geschlossenen Südschwarzwald schien die Eintra- de, war dies keine bloße demographische Änderung, gungen von Waldmarkungen dagegen nicht relevant. sondern die praktische Übung des Simultaneums durch Obwohl es in Württemberg keine gemeindefreien den Ortsherren. Die Kennzeichnung starker evange- Waldmarkungen gibt, wurde bei Baiersbronn doch lischer Bewegung in geistlichen Staaten vor 1580 soll zum Ausdruck gebracht, daß das geschlossene Wald- den besonderen Verhältnissen in den Bistümern Mainz, gebiet nicht an der alten badischen Grenze aufhört. Das Speyer, Würzburg, den Deutschordensgebieten und in Gebiet um Erzgrube und Kälbersbronn wurde erst im der Fürstabtei Ellwangen gerecht werden. Die Grenz- 18. Jahrhundert besiedelt. ziehung ist nicht ganz einfach. Es wurde aber darauf Herrn Pfarrer M.-A. CRAMER, Mannheim sei für verzichtet, das ganze Gebiet der genannten geistlichen wertvolle Ergänzungen aus seiner Arbeit am Baden- Staaten zu kennzeichnen, da im Gebiet nördlich und Württembergischen Pfarrerbuch, Teil Kraichgau- westlich von Buchen im Unterschied zu Krautheim Odenwald, gedankt. oder Tauberbischofsheim Evangelische kaum nach- weisbar sind. Bei der Stadt Buchen muß dagegen das Zeichen für evangelische Bewegung eingetragen wer- B. Die Täufer und Schwenckfelder bis zum den, da es bis 1598 Hinweise auf evangelisch gesinnte Pfarrer gibt und etwa die Hälfte aller aus Buchen Dreißigjährigen Krieg stammenden Studenten in der Zeit von 1549 bis 1649 von GUNTHER FRANZ an evangelischen Universitäten studierte (CRAMER). Ursprünglich war geplant, zwei kleinere Karten mit den Arbeitstiteln »Reformation« und »Gegenreforma- Nebenströmungen der Reformation tion« zu veröffentlichen. Dabei war klar, daß sich die beiden Vorgänge nicht zeitlich, etwa durch das Jahr Der »radikale« oder »linke« Flügel der Reformation 1580 trennen lassen. Es ist sicher ein Vorteil, daß die hat in der deutschen und amerikanischen Forschung Gesamtentwicklung auf einer einzigen Karte darge- große Beachtung gefunden. Es handelt sich um ver- stellt werden konnte. Nicht berücksichtigt sind vor- schiedene Strömungen, denen die Reformation von übergehende Konfessionswechsel durch das Interim ab Luther, aber auch von Zwingli und Calvin nicht weit 1548 und während des Dreißigjährigen Krieges. Nach- genug ging. Die Bezeichnung »Schwärmer« spielt auf dem damit eine Karte über den rechtlichen Besitzstand die verbreiteten spiritualistischen Züge an, wurde von der Konfessionen, nicht über die Konfessionsstärken Luther aber auch für Zwingli wegen seiner Sakramen- erarbeitet werden konnte, in der auch die Ritterschaft tenlehre verwendet. Entsprechend dem Reichsrecht berücksichtigt ist, ist es reizvoll, die Übereinstimmung wurden in der Großen Württembergischen Kirchen- des Konfessionsstandes von 1706 und 1820 bis in die ordnung von Herzog Christoph 1559 zu den Sekten, Einzelheiten festzustellen. Konfessionsmischungen die der Augsburgischen Konfession widersprechen, ne- 1820 lassen sich aus Kondominaten, unvollständigem ben den Wiedertäufern und Schwenckfeldern auch die Konfessionswechsel in ritterschaftlichen Orten oder »Sakramentierer« (Zwinglianer und Calvinisten) ge- einfach aus der Zusammenfassung von Orten verschie- rechnet. Von den nach heutigem Verständnis zum »ra- dener Territorien in einer späteren Gemarkung (z.B. dikalen Flügel« gehörigen Gruppen haben in Baden- Sundhausen, Kr. Donaueschingen 51; Stödtlen, Kr. Württemberg die Täufer und Schwenckfelder eigene Aalen 51) erklären. Ursache, daß eine Konfession Gemeinden gebildet und mehr oder weniger große 1820 nicht die Gesamtbevölkerung umfaßte, bilden Verbreitung gefunden. auch jüdische Gemeinden (z.B. Buttenhausen, Kr. Die Antitrinitarier (Unitarier), die in Polen und Sie- Münsingen 11 oder Buchau, Kr. Saulgau 17). Lauden- benbürgen eigene Kirchen bildeten, im Reich aber als berg (Kr. Buchen 44) ist immer katholisch, Honsbronn Gotteslästerer galten, begegnen nur ganz vereinzelt. So (Kr. Mergentheim 20) immer evangelisch, Staufen- wurde in der Pfalz Johannes Sylvan (bischöflicher berg (Kr. Hofprediger in Würzburg, lutherischer Pfarrer

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8,7 GUNTHER FRANZ / B. DIE TÄUFER UND SCHWENCKFELDER BIS ZUM DREISSIGJÄHRIGEN KRIEG

in Calw, reformierter Superintendent in Ladenburg) nach Württemberg und in die angrenzenden Gebiete, 1572 als Antitrinitarier enthauptet. Adam Neuser floh um für die Auswanderung zu werben. Die Sendboten aus der Pfalz und trat später zum Islam über. Der ita- wurden nach Möglichkeit in Gegenden geschickt, aus lienische Jurist und Humanist Matteo Gribaldi fand als denen sie stammten. Seit etwa 1570 bis zum Dreißig- Professor in Tübingen Aufnahme und wurde 1557 ent- jährigen Krieg breiteten sich die Hutterer gegenüber larvt. 1559 ließ Herzog Christoph die Universität über- den Schweizer Brüdern stärker aus. prüfen, da bei polnischen Studenten eine Schrift von Trotz der angedeuteten Unterschiede in Fragen der Miguel Servet (der 1553 in Genf verbrannt worden Endzeiterwartung (Chiliasmus), der Stellung zur Ge- war) gefunden worden war. walt und zum Kommunismus hatten die Täufer ge- meinsame theologische Grundlehren. Eine verschie- dentlich begegnende spiritualistische Tendenz (mit in- I. Täufer neren Offenbarungen und Erleuchtungen) kam durch den extremen Biblizismus unter Betonung des Neuen 1. Gruppen und Lehre der Täufer Testaments nicht zum Tragen. Die Täufer haben das ganze Leben ohne Rücksicht auf Tradition und be- Die Täuferbewegung entstand 1523-25 als Abspal- stehende Institutionen nach dem Wortlaut des Neuen tung der Zürcher Reformation (Konrad Grebel und Testaments umzugestalten gesucht. Bekannteste Kon- Felix Manz). Eine Kontinuität mit mittelalterlichen sequenz war die Ablehnung der Kindertaufe. Die Er- Häresien ist nicht nachweisbar. Es gab verschiedene wachsenentaufe (zunächst als »Wiedertaufe« prakti- Gruppen, die sich teilweise Konkurrenz machten und ziert) war Ausdruck der Wiedergeburt und Einleibung bekämpften: Die Schweizer Brüder, deren Lehre 1527 in die Gemeinde der Heiligen. Die Täufer bemühten in den Schleitheimer Artikeln niedergelegt worden war, sich um die persönliche Heiligung durch ein vorbild- hatten in Südwestdeutschland zunächst die größte Be- liches Leben nach der Bibel. Die Täufergemeinden deutung. Es gab Beziehungen zum theologisch nahe- hatten eigene charismatische (geistbegabte) Vorsteher stehenden Pilgram Marbeck (Straßburg und Augsburg) und lehnten die Volkskirche ab. Bei der Bedeutung, und seinem Kreis. die die Verbindung von Staat und Kirche im 16. Jahr- Einzelne württembergische Täufer beriefen sich auf hundert hatte, war dies Widerstand gegen die Obrig- Hans Hut, unter dessen Leitung die Märtyrersynode in keit. Auch das Waffentragen und der Eid wurden ver- Augsburg 1527 stand. Die Philippischen Brüder unter weigert. Die Obrigkeit wurde zwar nicht grundsätzlich der Führung Philipp Pleners bildeten sich wohl im abgelehnt; es mußte aber unerträglich erscheinen, Raum von Bruchsal als Abart des Schweizer Täu- wenn der Fürst und seine Beamten als Feinde Christi fertums. Sie wanderten etwa 1529/30 wegen der Ver- bezeichnet und der Grundsatz befolgt wurde, daß man folgung nach Auspitz (Mähren) aus, von wo sie 1535 Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen. vertrieben wurden und in den Raum Kraichgau–Heil- bronn–Hohenlohe zurückkehrten. Seit den 40er Jahren scheinen sie in den Schweizer Brüdern aufgegangen zu 2. Die Verbreitung der Täufer im Gebiet des heutigen sein. Die »Schwertler«, die die Obrigkeit und den Landes Baden-Württemberg Schwertgebrauch als christlich anerkannten, begegnen in den 40er Jahren in der Reichsstadt Esslingen. Die Das frühe Täufertum (1525-1529) Melchioriten gingen auf Melchior Hofmann in Straß- burg (1533 eingekerkert) zurück, dessen apokalyptische Die erste Täufergemeinde auf deutschem Boden war Lehre den Münsterischen Täuferaufruhr beeinflußt hat. Waldshut mit dem Theologen Balthasar Hubmaier. Im Ein Täufer in Nonnenweier (rechtsrheinisches Gebiet April 1525 sollen 360 Einwohner – ein sonst kaum der Reichsstadt Straßburg) bekannte sich als Anhänger mehr erreichter Anteil an der Bevölkerung – getauft Hofmanns. Kontakte bestanden zu den Mennoniten in worden sein. Als österreichische Truppen die Stadt am den Niederlanden und Niederdeutschland. Menno Si- 5. Dezember besetzten, brach die Gemeinde zusammen mons »Fundamentbuch« wurde Ende des 16. Jahrhun- und flohen bis zu 100 Täufer. Sonst begegnen in der derts in verschiedenen württembergischen Gemeinden Nähe der Schweizer Grenze nur einzelne Täufer (so entdeckt. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts teilten wurden 1527 drei aus Konstanz ausgewiesen). Die im sich die südwestdeutschen Täufer in zwei Hauptgrup- badischen Lahr 1526 von Jakob Groß gegründete Ge- pen, die Schweizer Brüder und die Hutterischen Brüder. meinde ist bis um 1550 nachweisbar. Sie stand im Jakob Hut(t)er suchte 1529 mit seinen Anhängern Zu- Kontakt mit der nahen Reichsstadt Straßburg, die ne- flucht in Mähren und gründete Brüderhöfe, um die Be- ben Augsburg zu einem Zentrum der süddeutschen seitigung des Privateigentums und aller sozialen Unter- Täufer wurde. 1526/27 kamen die Täuferführer Wil- schiede unter den Wiedergeborenen zu realisieren. Seit helm Reublin und Michael Sattler von Straßburg nach Ende der 30er Jahre und verstärkt seit den 50er Jahren Horb und Rottenburg am Neckar in der vorderöster- sandten die Hutterer Sendboten reichischen Herrschaft Hohenberg. Anfang 1527 sind

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aus Horb 32, aus Rottenburg 36 Täufer bekannt. Am der Flehinger Mühle zusammen, 150 bei Gondelsheim. 17.5.1527 wurde das »Blutgericht« in Rottenburg, einer Auch in Obergrombach sind Versammlungen bezeugt. der frühesten Täuferprozesse überhaupt, eröffnet. Täu- In Zeutern hielten sich die Täufer bis ins 17. Jahrhun- fer flüchteten in die Reichsstädte Straßburg, Reutlin- dert. Längeren Bestand als im Kraichgau hatte das Täu- gen, Esslingen und Ulm. In Horb und Rottenburg er- fertum im östlich angrenzenden ritterschaftlichen und losch die Bewegung 1530-32. In Esslingen, wohin auch württembergischen Gebiet (Zabergäu): Gündelbach, ein Augsburger Prediger kam, bildete sich rasch eine Knittlingen, Kürnbach, Ölbronn, Sternenfels und – große Täufergemeinde (1528 bis zu 200 Glieder). Auch zahlenmäßig geringer – Diefenbach, Freudenstein und nach der Verfolgung 1528 hielt sich die Gemeinde im Zaisersweiher. Der Bromberg bei Ochsenbach wurde Stillen bis zum Dreißigjähragen Krieg, wobei die nörd- unter den Herren von Wittershausen zu einem »öffent- lich der Stadt am Schurwaldrand gelegenen Weiler (vor lichen Asyl« der Täufer. Durch die Auswanderung der allem im Hainbachtal) besondere Bedeutung hatten. In Philippischen Brüder sind einzelne Täufer im Heilbron- der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd bildete sich 1528/ ner Raum und in Hohenlohe bekannt. Im Kochertal bei 29 eine Gemeinde von mehr als 50 Täufern. Die Stadt Schwäbisch Hall finden sich vor allem Mitte des Jahr- rief den Schwäbischen Bund zu Hilfe; die Hinrichtung hunderts Täufer. Die größte Bedeutung erlangten die von 7 Täufern führte zum Ende der Gemeinde, so daß Täufer aber im Neckartal zwischen Laufen und Cann- später nur vereinzelt Täufer begegneten. Auf dem Man- statt und im Remstal. Von Westen nach Osten bildete telhof bei Aalen entdeckte 1531 der Profos des Schwä- sich eine durchgehende Kette: Fellbach, Rommelshau- bischen Bundes Aichelin eine Versammlung von 20 sen, Stetten, Strümpfelbach, Beutelsbach, Schnait, Ge- Täufern und verbrannte sie mitsamt dem Hof. Ähnlich radstetten, Schorndorf und vor allem die Doppelge- wie in Esslingen konnte sich das Täufertum in Heil- meinde Urbach (Unter- und Oberurbach). In Urbach bronn in einer allgemeinen Atmosphäre religiöser Er- konnten Konsistorium und Pfarrer nichts ausrichten, da regung ausdehnen. Die Ausweisung von 40 fremden der Schultheiß und die Richter täuferische Familien- Täufern und einigen Heilbronner Bürgern brachte kei- angehörige hatten oder selber den Ideen zuneigten. In nen dauernden Erfolg. In Franken breitete sich 1526-29 der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts sind aus fast allen die Lehre des Täuferführers Hans Hut aus. Anhänger zahlreichen kleinen Gemeinden nördlich des Remstals sind in Gemeinden der Markgrafschaft Brandenburg, Täufer bezeugt. Außerhalb dieses Raumes bildeten sich der Reichsstadt Rothenburg und des Bistums Würz- bereits in den 30er Jahren dauernde Täuferzentren in burg, die später zu Baden-Württemberg kamen, nach- Hohenstaufen und am Albrand in Dettingen (bei Kirch- weisbar. heim unter Teck) mit Ausstrahlung auf Owen, Bissin- Das frühe Täufertum unseres Raumes hebt sich gen, Frickenhausen und im 17. Jahrhundert Linsen- deutlich von der folgenden Zeit ab. Es war im wesent- hofen. Am Oberrhein gab es Täufer in den straßburgi- lichen auf die Städte, besonders Reichsstädte, be- schen Orten Nonnenweier und Wittenweier. In den schränkt und wurde von der Handwerkerschaft – da- badischen Markgrafschaften sind verschiedene Täufer neben Weinbergsbesitzern und Bauern – getragen. In um 1531/32 in (Baden-)Baden selber zu nennen. Län- diesen Städten bildete es für kurze Zeit einen ernst- geren Bestand hatten die Täufer aber nur im benach- zunehmenden religiösen Faktor. Durch die österreichi- barten Staufenberg (Herrschaft Eberstein) und vor al- sche Regierung, die auch das Herzogtum Württemberg lem ab der Jahrhundertmitte in Malsch. Wohl unter verwaltete, und den Schwäbischen Bund wurden die Basler Einfluß bildete sich 1555 bis 1583 in Lörrach Täufer blutig unterdrückt, während man sich später auf und Umgebung (badische Herrschaft Sausenberg) ein Gefängnisstrafe und Ausweisung beschränkte. täuferisches Zentrum. Der Schwarzwald blieb ganz un- berührt, abgesehen von Dornstetten und in größerer Zahl Wittendorf östlich von Freudenstadt und einzelnen Die Täufer 1530-1618 Täufern im Kinzig- und Harmersbachtal. Wenn um 1603 berichtet wurde, daß in Sandhofen (später zu Seit 1530 verlagerte sich das Schwergewicht des Mannheim) 300 Täufer zusammengekommen seien, so Täufertums auf die Dörfer. In der 2. Hälfte des ist dies im Zusammenhang mit dem linksrheinischen 16. Jahrhunderts traten nur vereinzelt Täufer in Reichs- pfälzischen Täufertum zu sehen. und Amtsstädten auf und wurden sie zu einer dörfli- Das fast völlige Fehlen von Eintragungen in Ober- chen Sekte. In der Kurpfalz sind seit 1529 Täufer süd- schwaben kann am Forschungsstand liegen. Daß die lich von Heidelberg an der »südlichen Bergstraße« geistlichen Territorien für die täuferischen Wanderpre- nachweisbar: Leimen, Nußloch, Wiesloch und im diger keinen günstigen Wirkungskreis geboten und die bischöflich speyerischen Malsch. Bretten lag im Gebiet Österreicher »durch drakonische Mandate jede abwei- des Kraichgauischen Täufertums, das vor allem in den chende Regung im Keim erstickt« hätten (M. KREBS) 30er Jahren blühte. Die starke territoriale Zersplitte- reicht als Erklärung nicht aus. Die Wanderprediger lie- rung (Ritterschaft, Bistum Speyer, Pfalz, Württemberg) ßen sich kaum durch Verbote einschüch- bot hier günstige Voraussetzungen. 1532 kamen 250 Täufer in

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tern; bei Verfolgungen und Prozessen hätten sie aber CLASEN können – mit Vorbehalt – folgende ungefäh- aktenkundig werden müssen. Als nach dem Bauern- ren Zahlen bis 1618 bekanntgewordener Täufer (in krieg und der Vernichtung gerade der wagemutigsten den heutigen Grenzen des Landes Baden-Württem- Kräfte des Bauerntums die Reformation in Oberschwa- berg) gegeben werden: ben keinen Boden fand, fehlte auch die geistige Grund- lage für eine Sekte, die eine Radikalisierung der Re- Pfalz 276 formation bedeutete. Bistum Speyer 135 Markgrafschaften Baden 119 Herzogtum Württemberg 1796 Nachleben täuferischer Gedanken Esslingen und Umgebung 204 Ulm und Umgebung 113 Mit dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges ver- Schwäbisch Gmünd 48 schwindet um 1620 das Täufertum in unserem Raum Heilbronn und Umgebung 72 aus den Akten. Offensichtlich kam durch die kriege- Franken (Hohenlohe, Schwäbisch Hall, rischen Ereignisse die Mission der hutterischen Brüder Markgrafschaft Brandenburg usw.) 124 zum Stillstand. Es sind auch die entsetzlichen Bevölke- Vorderösterreich (mit Waldshut, Konstanz, rungsverluste in dem Hauptverbreitungsgebiet zu be- Hohenberg) 477 denken. In Mühlacker, in dem vor dem Kriege 1242 3364 Menschen wohnten, wurden 1648 noch 11 gezählt. Im Amt Maulbronn betrug der Bevölkerungsrückgang von Ritterschaftliche Orte sind zu den benachbarten Territorien 1634 bis 1652 zwischen 81 und 90 Prozent. Dennoch gezählt worden. kann mit einem unterschwelligen Weiterleben der Ge- Quellen: C.-P. CLASEN: The Anabaptists in South and Cen- danken gerechnet werden, wenn der Pietismus ab 1680 tral . . . S. 9, 17, 21 und ergänzend die Auflistung im Remstal und in anderen nordwürttembergischen nach Orten. C.-P. CLASEN : Die Wiedertäufer im Herzogtum Gebieten besondere Verbreitung fand. Die spezifischen Württemberg S. 142. Formen des Gemeinschaftslebens, das Streben nach Heiligung und der Biblizismus sind eng verwandt. Daß Für ganz Süd- und Mitteldeutschland, Österreich eine unterdrückte religiöse Bewegung jahrhundertelang und die Schweiz gibt CLASEN die Zahl von 12 522 im Verborgenen weiterleben kann, ist durch den öster- nachgewiesenen Täufern an und schätzt die Gesamt- reichischen Protestantismus bezeugt. Zu beachten ist zahl der Täufer in diesem Raum auf 30 000 Personen. auch die Kontinuität der sozialen Verhältnisse. Im Nek- Dies würde für Baden-Württemberg eine Zahl von karbecken, Remstal und mittleren Alb-Vorland wurde 8000 bis 10 000 Täufern innerhalb eines Zeitraums die Realteilung des Bodens, die Aufteilung unter alle von 100 Jahren bedeuten. Sicher handelte es sich um Erben, geübt. Trotz fruchtbarer Böden und intensivem keine Massenbewegung. Es kann aber von einer grö- Weinbau führte die große Bevölkerungsdichte bei ßeren Dunkelziffer von Gemeindegliedern und Sym- Mißernten zu einem niedrigen Lebensstandard und Not. pathisanten ausgegangen werden. Bei einer verbotenen So fand im Neckarbecken und Remstal 1514 der Auf- Bewegung wurde nur die Spitze eines Eisberges ent- stand des Armen Konrad statt und war ein Schwerpunkt deckt. Bauern, auf denen nie ein Verdacht geruht hatte, des Bauernkrieges. Die Kontinuität der sozialen Ver- waren über Nacht nach Mähren fortgezogen; die Send- hältnisse zeigt sich auch, wenn man beachtet, daß die boten fanden überall Unterschlupf. Trotz eines ausge- Auswanderung der Hutterischen Brüder nach Mähren feilten Visitationsapparates wirkte die württembergi- und die späteren Auswanderungen pietistischer Gruppen sche Regierung fast machtlos. oder solche ohne religiöse Begründung aus denselben Gegenden stammen. Auch ist es kein Zufall, daß der Pietismus ein Zentrum im mittleren Neckarraum und 4. Erläuterungen zur Karte und der Gemeindeliste nicht bei den wohlhabenderen hohenlohischen Bauern mit ihrer ausgeprägten Kirchlichkeit fand. Die Karte beruht überwiegend auf der Zusammen- stellung von C.-P. CLASEN in: The Anabaptists in South and Central Germany ... 1978. Unter Auswer- 3. Zahl der Täufer tung der »Quellen zur Geschichte der Täufer« für das Herzogtum Württemberg sowie Baden und Pfalz und Wenn von Täufergemeinden, Zentren und einem anderer Literatur hat CLASEN eine Liste nach Regionen Hauptverbreitungsgebiet gesprochen wurde, darf die ge- (Oberrhein, Schwaben), Herrschaften, Orten mit chro- ringe Zahlenstärke der Täufer im Verhältnis zur Ge- nologischer Aufzählung der bekannten Täufer und samtbevölkerung nicht aus dem Blick verloren werden. Verdächtigen geboten. Gegenüber der Liste der »Orte, Aufgrund der Zusammenstellungen von C. P. in denen die Wiedertäufer Anhänger gewannen« in CLASEN: Die Wiedertäufer im Herzogtum

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Wil

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Historischer Atlas von Baden-Württemberg: Farbige Beilage zu den Erläuterungen 8,7 Herausgegeben von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg • 7. Lieferung 1979 Zeichnungen: Ludwig Schwarzenbek, Stuttgart • Druck: Offizin Chr. Scheufele, Stuttgart

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Württemberg und in benachbarten Herrschaften. Zeichen wurden auch die großen Täuferversammlun- 1965, S. 199-201 finden sich einige zusätzliche Orte gen wie in Flehingen, oder Sandhofen gekennzeich- und höhere Zahlen der Täufer. In der Grafschaft Ho- net. Sie sind der Ausdruck dafür, daß es in der Ge- henlohe konnten aus eigenem Aktenstudium zusätz- gend eine größere Zahl von Täufern gab. liche Orte (Langenbeutingen und Ziegelbronn bei Mainhardt) festgestellt werden. Die Durcharbeitung der Quellen zu Baden und Pfalz von M. KREBS ergab eine Reihe von weiteren Orten. So fehlen bei CLASEN Kirchheim bei Heidelberg und Wiesloch, obwohl es 1605 in einem Bericht hieß: »Seien hiebevor zu Ror- bach, Leimen, Kirchheim, Nusloch und Wissenloch viel widerteufer gewesen.« In dem benachbarten Rau- enberg muß es auch Täufer gegeben haben; wahr- scheinlich stammt Jodocus Mayer von Rauensperg = Jost Meurr von Ravenspurg dorther. (Nach KREBS handelt es sich um Ravensburg in Württemberg, nach CLASEN in der Pfalz.) Es fehlen bei CLASEN Helms- heim, Ilvesheim, Waldangelloch, Öhningen und Markdorf. Zugrunde gelegt wurden die Gemarkungsgrenzen von 1890. Wichtig ist die Aufgliederung nach dem zeitlichen Auftreten. CLASEN wählte zur statistischen Auswertung die Zeiträume 1525-29, 1530-49 und 1550-1618. Zusätzlich wurde noch die Zäsur 1580 ge- wählt, damit die Zeitabschnitte nicht zu verschieden lang sind. In Baden-Württemberg begegnen auch in der Zeit von 1550-1618 doppelt so viele Täufer als im Durchschnitt von Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Wenn in einer Gemeinde Täufer in verschie- denen Zeiträumen auftreten, sind mehrere Punkte ein- gezeichnet worden. Durch die Aufgliederung nach Zeiträumen werden nicht nur Verschiebungen in der Verbreitung deutlich, sondern wird auch der falsche Eindruck vermieden, daß es sich um ein massiertes Auftreten handele. So hängt das Auftreten von Täufern am ganzen Oberrhein und am Schwarzwaldübergang zum Mittleren Neckartal damit zusammen, daß es sich um wichtige Verkehrswege handelte. Dennoch handelt es sich nicht wie im Remstal um »Täuferstraßen«, weil Jahrzehnte zwischen den einzelnen Erwähnungen lie- gen (so haben die Täufergemeinden in Horb und Wit- tendorf nichts miteinander zu tun). Durch viereckige Symbole besonders hervorgehoben sind Orte, an denen über einen längeren Zeitraum oder zu einer bestimmten Zeit eine größere Zahl von Täufern feststellbar ist. Als Richtschnur wurde die Zahl von 20 bekanntgeworde- nen Täufern genommen. Auf fast hundert Jahre ver- teilt, braucht dies nicht viel zu bedeuten, es kann aber auch der Ausdruck für eine Kontinuität täuferischer Gesinnung sein. In Baden mußte wegen der schlechte- ren Aktenüberlieferung teilweise die Zahl sogar gerin- ger angesetzt werden. KREBS (S. XIII) nennt als konti- nuierliche Täufergemeinden: Bauerbach, Bruchsal, Leimen, die beiden Malsch (im speyerischen Malsch, Kreis Heidelberg ist aber nur eine Gefangensetzung von Täufern 1537 bekannt), Nußloch, Zeutern, Kon- stanz, Lahr, Lörrach, Waldshut (ohne Kontinuität) und Wittenweier. Mit demselben

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bach) 1529-vor 1617 59 Täufer – 30 Hausen an der Fils 1537 – Kreis Nürtingen 31 Heiningen 1558-97 – 33 Hohenstaufen (mit Hohrein) ca. 5 Beuren 1609 – 6 Bissingen 1547-98 – 7 Dettingen (mit 1536-vor 1617 über 30 Täufer und zahlreiche Verdächtige – Mannsberg) 1531-1617 ca 40 Täufer und Verdächtige – 9 34 Holzhausen 1587 – 39 Ottenbach 1574 – 42 Reichenbach Frickenhausen 1547-vor 1607 – 13 Gutenberg 1565-75 – 17 unter Rechberg 1544-ca. 1613 – 45 Schlat 1558-74 – 49 Stei- Jesingen Zeit unbekannt – 19 Kirchheim 1597 – 22 Lin- nenkirch 1571 – 51 Süßen 1535 – 54 Uhingen 1536 – 56 senhofen 1609-vor 1616 über 20 Täufer – 24 Neckarhausen Wäschenbeuren 1536 – 63 Zell unter Aichelberg 1528-88 1615 – 29 Neuffen vor 1604 – 31 Nürtingen 1530 – 33 Ober- lenningen Zeit unbekannt – 36 Owen 1540-vor 1617 25 Täu- Kreis Heidenheim fer – 44 (Unterlenningen) Brucken vor 1604 – 45 Weilheim 16 Giengen 1530-61 – 22 Herbrechtingen vor 1613 – 23 Her- 1530 maringen 1562 – 25 Hohenmemmingen 1531 – 26 Hürben 1559 – 32 Ochsenberg 1530-1612 – 36 Sontheim 1530-67 – 38 Kreis Öhringen Stetten ob Lontal 1530-67 11 (Feßbach) Etzlinsweiler und Rüblingen 1534-35 – 19 Kup- ferzell 1534 – 20 Langenbeutingen 1556 – 22 (Mangoldsall) Kreis Heilbronn Füßbach 1529 – 46 Waldenburg 1535 1 (Abstatt) Wildeck 1573 – 3 Auenstein (mit Helfenberg) 1570 bis 75 – 5 Beilstein 1535 – 6 Biberach 1533 – 10 Brackenheim Kreis Schwäbisch Gmünd 1536. 1581 – 17 Dürrenzimmem 1570-84 – 18 Duttenberg vor 6 (Durlangen) Zimmerbach 1529 – 9 Großdeinbach 1602-vor 1540 – 19 Eberstadt 1531 – 20 Eibensbach Zeit unbekannt – 1618 – 14 Lautern 1568-87 – 17 Lorch 1590-1614 – 18 Maitis 26 (Frankenbach) Hipfelhof 1608-12 – 34 Großgartach vor 1575 – 19 Mögglingen 1530 – 20 Mutlangen um 1535-76 – 22 1570-1612 ca. 25 Täufer – 35 Güglingen 1555 – 37 Haber- (Pfahlbronn) Mannholz 1572 – 26 Schwäbisch Gmünd 1528-vor schlacht 1589 – 38 Hausen an der Zaber 1588-1600 – 43 Ils- 1536 40-50 Täufer – 29 Täferrot 1614 – 30 Unterböbingen feld 1603 – 51 Lauffen 1535-85 – 53 Leonbronn 1535-1612 – 1536-77 – 33 Waldhausen 1536 – 34 Waldstetten 1534-vor 1607 55 Massenbach ca. 1530-40 – 63 Neuenstadt 1530-33 – 64 Neulautern 1620 – 65 Niederhofen Zeit unbekannt – 68 Ober- Kreis Schwäbisch Hall eisesheim 1530-43 – 70 Ochsenburg 1613 – 74 Pfaffenhofen 2 (Arnsdorf) Braunoldswiesen und Rückertshausen vor 1563- vor 1555-vor 70 – 79 Schwaigern ca. 1530-33 – 89 Unter- vor 72 – 4 Braunsbach 1548-53 – 5 (Bubenorbis) Maibach heinriet vor 1577 – 91 Weiler an der Zaber Zeit unbekannt – und Sanzenbach vor 1535-vor 70 – 8 Döttingen 1566 – 9 92 Weinsberg 1530 bis 34 – 94 Willsbach 1581 – 98 Zaberfeld Eckartshausen vor 1609 – 10 Eltershofen (mit Erlach) vor 1530-32 – 99 Züttlingen 1532-33 1563-80 – 11 Enslingen um 1561-68 – 16 (Geislingen am Kocher) Bühlerzimmern 1555 – 18 Gelbingen 1554 – 24 Kreis Künzelsau Jungholzhausen vor 1571 – 25 (Mainhardt) Ziegelbronn 4 Aschhausen 1595 – 19 Ingelfingen vor 1571 – 20 Jagstberg 1558 – 32 Orlach (mit Elzhausen) 1546-vor 1569 – 34 1555 – 22 Künzelsau (mit Nagelsberg, nach Bossert kann mit Schwäbisch Hall 1555-1610 – 35 Steinkirchen vor 1571 – 36 »Argensperg am Kocher« auch Ohrnberg gemeint sein) 1532- Sulzdorf 1544, vor 1610 – 42 (Uttenhofen) Raibach 1565 – vor 39 – 27 Morsbach 1532-33 43 Vellberg 1544 – 45 Westheim 1544-45 – 46 (Wolperts- hausen) Reinsberg imd Unterscheffach 1559-61 Kreis Leonberg 1 Ditzingen 1535 – 8 Heimsheim 1554 – 9 Hemmingen 1573 – 12 Kreis Ulm Korntal 1545 – 13 Leonberg, Gebiet 1534-35 – 14 Malmsheim 2 Altheim 1562 – 32 Göttingen 1532 – 37 Holzkirch 1580 – 1593-1601 – 17 Münchingen 1573 – 25 Weil der Stadt 1530- 40 Jungingen 1558-79 – 42 Langenau 1559-60 – 45 Luiz- 31 hausen 1543 – 49 Merklingen 1537 – 50 Nerenstetten 1566 – 55 Oppingen 1535 – 82 Wippingen 1530 Kreis Ludwigsburg 1 Aldingen 1539 – 2 Asperg 1575 – 5 Besigheim 1576-82 – 6 Kreis Vaihingen Bietigheim (mit Metterzimmern) 1531-73 – 13 Gemmrigheim 2 Derdingen nach 1573 – 3 Diefenbach 1535-vor 1598 – 5 En- 1606 – 15 Großingersheim 1533 – 16 Großsachsenheim 1539- singen vor 1583-vor 1603 – 6 Enzberg 1565-92 – 7 Enzwei- ca. 40 – 17 Hessigheim 1584-1612 – 24 1573- hingen vor 1548 – 8 Freudenstein (mit Hohenklingen) vor 1603 – 30 Löchgau 1570-88 – 31 (Ludwigsburg) Eglosheim 1534-88 – 10 Gündelbach 1540-vor 1614 ca. 30 Täufer und und Oßweil 1560-76 – 32 Marbach (mit Siegelhausen) 1570- Verdächtige – 11 Häfnerhaslach 1574-vor 82 – 13 Hohen- 74 – 33 Markgröningen 1580 – 36 Murr 1571 – 37 Neckargrö- haslach 1559-vor 83 – 14 Horrheim 1533-83 – 15 Illingen ningen 1531-34 – 38 Neckarrems 1530 – 39 Neckarweihingen 1554-98 – 19 Knittlingen 1531-1607 ca. 35 Täufer und Ver- 1539-82 – 42 Pleidelsheim 1582 – 43 Poppenweiler 1535-39 - dächtige – 20 Lienzingen 1583 – 23 Mühlacker (mit Dürr- 44 Schwieberdingen 1577-vor 1615 – 45 Steinheim 1616-17 – menz) 1577-1614 – 27 Ochsenbach (mit Bromberg und 46 Tamm 1534 – 49 Winzerhausen 1578 Schippachmühle) 1539-vor 98 ca. 30 Täufer – 28 Ölbronn vor 1535-1602 ca. 35 Täufer und Verdächtige – 29 Ötisheim Kreis Mergentheim (mit Erlenbach) 1576-1621 ca. 35 Täufer und Verdächtige – 4 Archshofen 1527-28 – 7 Craintal 1528-30 – 8 Creglingen 1530 31 Riet 1580 – 33 Schmie 1575-1601 – 36 Sersheim vor – 43 Schmerbach 1528 1583 – 37 Spielberg 1573-74 – 38 Sternenfels 1532 bis 1612 – 39 Vaihingen 1534-56 – 40 Wiernsheim vor 1544 – 42 Zaisersweiher 1530-87

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Kreis Waiblingen Kreis 1 Asperglen (mit Krehwinkel und Necklinsberg) 1562-ca. 86 – 1 Auerbach vor 1543-78 – 2 Bauerbach 1530-39 ca. 20 Täufer Beinstein vor 1571 – 4 Beutelsbach 1545-1616 ca. 30 Täu- – 5 Bretten 1532-89 größere Zahl von Täufern – 12 Eggen- fer und Verdächtige – 6 Bittenfeld 1556-98 – 8 Breunings- stein ca. 1555 – 16 Flehingen 1532-35, 1532 größere Ver- weiler vor 1582 – 12 Endersbach 1565-1615 – 13 Fellbach sammlung – 21 Grötzingen 1532 – 22 Grünwettersbach 1529-1620 ca. 30 Täufer – 14 Geradstetten vor 1535-1615 1570 – 27 Langensteinbach um 1542 – 31 Malsch 1555-95 ca. 40 Täufer und Verdächtige – 15 Großheppach vor 1570 über 40 Täufer – 40 Rinklingen 1576-89 – 47 Ruit 1580 – bis 1616 – 18 Haubersbronn vor 1570-vor 1604 – 19 Heb- 53 Sulzbach vor 1583 sack 1538-73 – 20 Hegnach vor 1540-70 – 23 Hößlinswart 1570-85 – 25 Kaisersbach (mit Ainstrut) 1576-vor 1620 – Kreis Mannheim 26 Kleinheppach um 1570 – 27 Korb 1575-vor 1618 – 29 9 Ilvesheim 1560 Miedelsbach 1557-84 – 31 Neustadt 1597 – 34 Ödernhart (mit Kottweil) 1574-1616 – 35 Öffingen 1539-61 – 37 Op- Kreis Mosbach pelsbohm vor 1570-85 – 38 Plüdershausen (mit Streitmars- 9 Dallau 1589 – 28 Mosbach 1564-98 Gebiet von Mosbach – hof und Walkersbach) 1562-1610 – 39 Reichenbach 1545 32 Neckarelz 1597 – 52 Unterschefflenz 1589-1603 durch- 1614 – 40 Rettersburg vor 1570-73 – 41 Rohrbronn 1538 - ziehende Täufer 42 Rommelshausen 1531-1616 ca. 60 Täufer und Verdäch- tige – 43 Rudersberg (mit Mannenberg) ca. 1555-1614 über Kreis Pforzheim 20 Täufer – 44 Schlichten 1539-1616 – 45 Schmiden vor 1 Bauschlott 1529 – 2 Bilfingen 1542-43 – 6 Dürrn 1592-vor 1570-75 – 46 Schnait 1533-1618 ca. 20 Täufer – 47 Schorn- 1606 – 9 Ersingen 1535-46 – 10 Eutingen 1592 – 11 Göb- bach vor 1586 – 48 Schorndorf 1535-vor 1587 über 20 Täu- richen 1530-33 – 13 Hohenwart vor 1550 – 17 Kieselbronn fer – Steinach vor 1557 – 51 Steinenberg 1539-1607 – 52 1587-vor 1606 – 18 Königsbach 1553 – 23 Niefern 1544 – Stetten seit den 30er Jahren Täufergemeinde, 1574 – 53 25 Nußbaum Zeit unbekannt – 26 Öschelbronn 1577-1614 Strümpfelbach 1545-ca. 79 – 54 Unterschlechtbach (mit 11 Täufer und 38 Verdächtige Mittel- und Oberschlechtbach, Michelau) 1558-1614 ca. 20 Täufer – Unterurbach (Urbach) ca. 1536-1622 ca. 150 Täu- Kreis Sinsheim fer – 56 Vorderweißbuch (mit Birkenweißbuch und Streich) 14 Eppingen ca. 1530-ca. 1580 – 19 Grombach 1578-ca. 1596 - 1558-1608 – 57 Waiblingen 1529-98 – 58 Weiler 1530-84 – 20 Hasselbach unsicher (Mennonitisches Lexikon 2, 264) – 59 (Welzheim) Breitenfürst ca. 1536 – 60 Winnenden 1583 26 Kürnbach ca. 1530-1613 ca. 30 Täufer und Verdächtige – bis 1615 – 61 Winterbach 1528-vor 98 27 Landshausen vor 1535 – 43 Sulzfeld 1530-37 – 48 Wald- angelloch vor 1599 – 50 Wollenberg 1613 – 51 Zaisenhau- sen 1607 Nordbaden Kreis Tauberbischofsheim Stadtkreis Karlsruhe 38 Königshofen 1527 a Beiertheim 1556/60 – b Durlach 1530-55 – c Knielingen 1555 Regierungsbezirk Südbaden Stadtkreis Heidelberg a Heidelberg 1531-89 – b Kirchheim Zeit unbekannt – c Rohr- Stadtkreis Baden-Baden bach 1564-1603 a Baden-Baden um 1531-81 – b Gunzenbach vor 1578 – c Oos 1532 Stadtkreis Mannheim Sandhofen um 1603 große Versammlung Kreis Bühl 4 Bühl 1563-vor 71 Stadtkreis Pforzheim Pforzheim 1529-32 Kreis Donaueschingen 7 Bräunlingen 1543 Kreis Bruchsal 2 Bruchsal 1529-47 Täufergemeinde – 6 Gondelsheim 1532 Kreis Emmendingen große Versammlung – 8 Heidelsheim 1530-83 – 9 Helms- 28 Malteringen 1558-60 heim 1539 – 17 Münzesheim um 1575 – 18 Neibsheim 1532 bis 1609 – 23 Obergrombach 1538 Versammlungen – 25 Kreis Freiburg Oberöwisheim 1531-62 – 27 Östringen vor 1564 - 29 Rhein- 8 Breisach 1545 – 32 Ihringen 1558 hausen 1539 – 34 Unteröwisheim 1530-54 – 38 Zeutern 1532-1607 Täufergemeinde Kreis Kehl 6 Eckartsweier (Ödung Niederweier) 1602 – 16 Kehl 1535 Kreis Heidelberg 3 Baiertal 1533-89 – 8 Dossenheim 1571 – 19 Leimen 1529 bis Kreis Konstanz 1603 Täufergemeinde – 20 Lobenfeld 1565 – 21 Malsch 1537 – 34 Konstanz um 1524-79 Täufergemeinde – 44 Öhningen 1527 22 Malschenberg 1564 – 30 Nußloch 1529-1589 Täufergemein- – 55 Tengen 1527 de – 32 Rauenberg siehe Erläuterung S. 17 – 48 Walldorf nach 1529 – 50 Wiesloch 2. H. 16. Jahrhundert wie Nachbargemein- Kreis Lahr den 2 Altdorf 1578 – 5 1530 – 7 Friesenheim 1528 –

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17 Lahr 1526-um 50 Täufergemeinde, im Gebiet Täufer bis Kreis Münsingen 1581 – 23 Nonnenweier 1539-66 zahlreiche Täufer – 40 Wall- 8 Böhringen vor 1617 – 9 Böttingen 1616 – 26 Hengen vor burg 1578 – 42 Wittenweier 1560-77 Täufergemeinde 1615 – 32 Justingen um 1594 – 56 Wittlingen 1593 – 59 (Truppenübungsplatz Münsingen) Gruorn 1596 Kreis Lörrach 6 Binzen vor 1558 – 9 Brombach 1558 – 22 Fischingen 1578 – Kreis Ravensburg 31 Haltingen 1559 – 44 Lörrach (mit Stetten) 1555-82 Täu- 29 Waldsee 1561 fergemeinde – 51 Ötlingen vor 1558-83 – 57 Rümmingen 1581 Kreis Reutlingen 13 Grabenstetten vor 1604 – 22 Mittelstadt ca. 1585 – 28 Reut- Kreis Müllheim lingen 1527-28 – 29 Riederich 1590 – 34 Urach um 1531 bis 17 Heitersheim 1556 (Die Befragung umfaßte auch Zauberer, 1610 Teufelsbeschwörer) – 27 Mauchen 1556 – 29 Neuenburg 1535, vielleicht keine Täufer, sondern lutherisch Kreis Rottweil 40 Rottweil 1530 Kreis Rastatt 11 Gaggenau 1584 – 26 Oberndorf 1583 – 32 Rastatt 1578 – 35 Kreis Tübingen Rotenfels 1584 – 39 Staufenberg 1543-82 zahlreiche Täufer 40 Rottenburg 1527-32 Täufergemeinde – 46 Tübingen vor 1534 Kreis Säckingen 32 1528 II. Schwenckfelder Kreis Stockach 34 (Mühlingen) Bußhof (Buchs) bei Hecheln 1557 Die Schwenckfelder sind neben den Täufern eine Kreis Überlingen andere Gruppe der »radikalen Reformation«, die auf 36 Markdorf vor 1612 – 52 Überlingen 1535 dem Gebiet des heutigen Landes Baden-Württemberg eigene Gemeinden gebildet hat. Kaspar von Kreis Villingen Schwenckfeld oder – wie er sich selber nannte – Cas- 35 Villingen 1538 par Schwenckfeld von Ossig (1489-1561), ein Adliger aus dem Herzogtum Liegnitz, war maßgeblich an der Kreis Waldshut Einführung der Reformation in Schlesien beteiligt. Vor 9 Bergöschingen 1593 – 39 Indlekofen 1533 – 66 Stetten 1567 – allem wegen seiner – Zwingli verwandten – Abend- 77 Waldshut 1525 Täufergemeinde. 1533 mahlslehre, die im Sakrament nur einen Hinweis auf Kreis Wolfach die geistige Speise sieht, wurde er von Luther als »Sa- 3 Einbach 1531 – 8 Hofstetten 1575 – 12 Kirnbach vor 1570 – 18 kramentierer« bekämpft. Im spiritualistischen Sinne und 27 Unterharmersbaeh 1571-91 – 28 Wel- betonte Schwenckfeld die innere Offenbarung. Die Er- schensteinbach 1566-84 kenntnis Christi kreist vor allem um den verklärten Christus, die göttliche Natur. Sakramente und äußere Kirche sind unnötig. Die mystische Frömmigkeit zielte Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern auf einen christlichen Wandel. Kreis Balingen Um seinem Landesherrn keine Schwierigkeiten zu machen, verließ Schwenckfeld 1529 Schlesien und 32 Rosenfeld 1531 blieb vier Jahre in Straßburg. 1533 reiste er über Spey- er nach Esslingen und fand dort lebhaften Anklang. Im Kreis Calw benachbarten Cannstatt wurde seine Anhängerschaft 6 Altensteig vor 1533 – 16 Birkenfeld 1530. 1593 – 19 Calw auf 50 Köpfe geschätzt. Im Remstal – dem Hauptver- 1532-34 Feldrennach vor 1535-36 – 100 Wildbad 1583 breitungsgebiet der Täufer – fand auch Schwenckfeld Anhänger, obwohl seine Lehre stärker Adlige und ge- Kreis Ehingen bildete Bürger als einfache Weinbauern ansprach. In 22 Griesingen um 1594 Esslingen hatte Schwenckfeld die Freundschaft der Kreis Freudenstadt Brüder Hans Friedrich Thumb von Neuburg in Kön- 2 Alpirsbach 1574 – 11 Dornstetten 1534-vor 1616 – 48 Wit- gen (Obervogt in Kirchheim) und Hans Konrad tendorf 1565-88 ca. 40 Täufer Thumb in Stetten (herzoglicher Rat und Hofmarschall) gewonnen, deren Prediger ebenfalls Schwenckfelds Kreis Hechingen Lehre anhingen. In Württemberg stand auch Balthasar 10 Dettingen 1529 von Gültingen, später Obervogt in Wildberg und Land- hofmeister, Schwenckfelds Gedanken nahe. 1534 Kreis Horb machte dieser auf einer Missionsreise von Augsburg 12 Dürrenmettstetten 1567-vor 1616 – 24 Horb 1527-30 Täu- nach , Kempten, wahrscheinlich Isny und fergemeinde – 40 Sulz 1529-90 – 43 Vöhringen 1540-74 Lindau,

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sowie Memmingen die Bekanntschaft von Adligen 1660 ist in Öpfingen wieder ein ständiger katholischer und angesehenen Bürgern. 1535-39 wohnte er in Ulm Pfarrer nachweisbar. So bemerkenswert es ist, daß beim Bürgermeister Bernhard Besserer. Zum einfluß- eine reichsrechtlich nicht geduldete Sekte in den reichen Freundeskreis in Ulm gehörten Helene Strei- ritterschaftlichen Orten fast hundert Jahre öffentlich in cher, deren Tochter Agathe eine angesehene Ärztin Erscheinung trat, war sie trotz Zuwanderung von Ge- wurde, Margarete von Grafeneck, die Frau des Ober- sinnungsgenossen, besonders den Ulmer Schwenck- vogts von Blaubeuren, und andere Frauen. Im Mai feldern 1583, auf kleinere Kreise beschränkt. Die 1535 fand auf dem Tübinger Schloß ein Religionsge- Mehrheit der ländlichen Bevölkerung blieb katho- spräch zwischen Ambrosius Blarer (Württemberg), lisch. Schwenckfeld wollte auch keine Volkskirche Martin Butzer (Straßburg), Martin Frecht (Ulm), und war ein Wegbereiter der Toleranz. Schwenckfeld und seinem Freund Jakob Held von Im Herzogtum Württemberg wurden die Schwenck- Tieffenau statt, dessen Ergebnis, eine Friedenszusage, felder in verschiedenen Mandaten und der Kirchenord- nicht von Dauer war. In Ulm konnte der Prediger nung zusammen mit den Wiedertäufern verboten. Der Frecht Luthers Lehre zum Siege verhelfen. Ein dau- Mittelpunkt der Cannstatter Schwenckfelder Andreas erndes Asyl bot sich im nahen Justingen auf der Alb Neff wurde 1543-47 ins Gefängnis geworfen, weil er bei dem Freiherrn Georg Ludwig von Freyberg. Von schwenckfeldische Bücher verkauft hatte und hart- Justingen aus ritt Schwenckfeld viel im Lande umher, näckig bei der Lehre blieb, obwohl er wie gefangene um seine Anhänger zu besuchen und deren Zusam- Täufer durch gelehrte Theologen unterwiesen wurde. menkünfte an einzelnen Orten zu fördern. Es fanden Eine Klage bei der Stuttgarter Regierung, daß auch überörtliche Konferenzen statt. Schwenckfeld be- Schwenckfelder in fast jeder Pfarrei des Herzogtums suchte Markgraf Ernst von Baden und diskutierte mit anzutreffen seien, muß eine gewaltige Übertreibung ge- ihm theologische Themen und hatte Beziehungen zu wesen sein, da in den Akten im Unterschied zu den Graf Ulrich XVI. von Helfenstein in Wiesensteig. Er Täufern nur wenig Schwenckfelder genannt werden. schrieb zahlreiche Briefe und verfaßte Schriften, die 1594 entschied der württembergische Synodus, daß zur Vermeidung von Bestrafung meist ohne Drucker- man den Freiherren von Justingen – obwohl die Sekte angabe gedruckt und von seinen Freunden finanziert im Reich verboten sei – kein »Maß und Ordnung« ge- und verbreitet wurden. Schwenckfeldische Bücher ben könne. Wenn aber ein Schwenckfelder auf würt- wurden in Straßburg und Augsburg und in Baden- tembergischem Gebiet gegen die lutherische Lehre Württemberg in Ulm, Griesingen (Winkeldruckerei rede, solle er gefangen genommen werden. In Tübin- auf dem Schloß der Herren von Freyberg), Konstanz, gen stand der Freundeskreis um Johann Valentin An- Pforzheim und Tübingen (siehe unten) gedruckt. dreä und Christoph Besold – aus dem die Rosen- Nachdem in den freybergischen Orten Justingen, kreuzer-Schriften mit der Forderung einer »General- Öpfingen (an der Donau) und Griesingen 1536 und reformation« hervorgingen – in Verbindung zu Eber- 1537 die Reformation im zwinglischen bzw. lutheri- hard Wild, der seit 1614 heimlich mystische und schen Sinne eingeführt worden war, stellte Georg Lud- schwenckfeldische Schriften druckte und in großem wig von Freyberg auch schwenckfeldische Geistliche Umfange nach Leipzig, Rostock, Stettin und Österreich an. Wegen Beschwerden bei der österreichischen Re- schickte. Erst 1622 kam es zu einer Untersuchung. Au- gierung wurde 1547-1549/50 durch kaiserliche Trup- ßer den Dekanen der philosophischen und juristischen pen der freybergische Besitz konfisziert. Daß sich diese Fakultäten waren der Calwer Spezialsuperintendent J. Aktion im Rahmen des Schmalkaldischen Krieges V. Andreä und die Pfarrer in Ditzingen und Kohlstetten nicht nur gegen Anhänger der Reformation, sondern (Dekanat Münsingen) »an solchem sectirischen Wesen gegen verbotene Sektierer richtete, kommt darin zum interessiert«. 1621 wurde in Freudenstadt ein Präzeptor Ausdruck, daß schon die Zeitgenossen vom verwarnt, der aber behauptete, nur Johann Arndt ge- »Schwenckfeldischen Krieg« redeten. Schwenckfeld lesen zu haben. (Wegen der Parallelität zur Täuferkarte fand im Franziskanerkloster in Esslingen Unterschlupf sind auf der Karte nur Erwähnungen bis 1618 ein- und verbrachte sein letztes Lebensjahrzehnt in Ulm, bei getragen.) der Familie von Laubenberg in Wagegg bei Kempten Der Schwenckfeldianismus verschwindet in Süd- sowie in Justingen und Öpfingen. Justingen erhielt deutschland im Dreißigjährigen Krieg, konnte sich aber 1571 einen schwenckfeldischen Pfarrer und wurde zur in Schlesien trotz Verfolgungen bis 1826 halten. Eine Hochburg der religiösen Bewegung. Wegen der Heirat kleine Gruppe wanderte 1734 nach Nordamerika aus von Georg Ludwig d. J. von Freyberg mit einer Gräfin und bildet bis heute eine zahlenmäßig bescheidene von Eberstein, der Tochter des württembergischen Denomination, die die Wissenschaft durch die Heraus- Obervogts in Urach, wurde 1589 auch ein lutherischer gabe des monumentalen »Corpus Schwenckfeldiano- Geistlicher eingesetzt. Gundershofen hatte 1571-75, rum« überrascht hat. Obwohl es in Südwestdeutschland Griesingen 1587-99 und Öpfingen seit 1581 schwenck- während 100 Jahren vielleicht nur 1000 Schwenck- feldische Geistliche. Justingen mit Hütten wurde end- felder gegeben hat, hatten sie größere Bedeutung durch gültig 1630 rekatholisiert, Öpfingen um 1650. Von den geistigen Einfluß auf führende Persönlichkeiten.

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Nachdem die mystische Tradition des Christentums in Gesellschaft Jesu jene große Beweglichkeit, die sie zur der lutherischen Lehre und Kirche zu kurz gekommen schlagkräftigsten und wirksamsten Waffe des Papstes war, stellte der Spiritualismus eine echte Alternative im Kampf gegen die protestantische Reformation wer- dar. Die Gedanken Schwenckfelds gehören in die Gei- den ließ. So stellt der Jesuitenorden, der nicht nur bei stesströmung, die vom württembergischen Pietismus den Protestanten, sondern auch in der katholischen aufgegriffen wurde. Welt auf mancherlei Widerstände stieß und besonders von den alten Orden nicht selten argwöhnisch betrach- tet wurde, einen wesentlichen Faktor in der Geschichte C. Jesuiten- und Kapuzinerniederlassungen bis der Gegenreformation und der katholischen Reform 1714 dar. Ein wichtiges Instrument der jesuitischen Seelsorge von KURT ANDERMANN waren die Exerzitien. Daneben wurden sowohl Predigt als auch Kirchenlied gepflegt, und von den Protestan- I. Historischer Überblick ten übernahm man die Betonung der Heiligen Schrift, was den Orden gelegentlich sogar in den Verdacht der Während das Hochmittelalter eine Vielzahl neuer Ketzerei brachte. Neu eingeführt wurde neben der In- Orden hervorbrachte, fand der religiöse Eifer des Spät- dividualseelsorge die Standesseelsorge, vor allem die mittelalters seinen Niederschlag weniger in der Grün- Militärseelsorge in Festungen und Garnisonen. Nicht dung neuer Ordensgemeinschaften als vielmehr in der selten versahen die Jesuiten aushilfsweise dort die Stiftung und in der Ausstattung zahlreicher neuer Klö- Pfarrseelsorge, wo die vom Tridentinum geforderten ster. Für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts sind da- Reformkräfte im Klerus fehlten. Daneben begegnen die gegen – nicht zuletzt beeinflußt durch den Geist der Patres der Gesellschaft Jesu in ausgesprochenen Reformationszeit – wieder sechs neue Orden zu ver- 1 Schlüsselstellungen: als Domprediger und als Theo- zeichnen: die Theatiner (1524), die Kapuziner (1525; logieprofessoren, als Berater und praktische Helfer bei 1528), die Barnabiten (1533; 1579), die Jesuiten (1534; der Visitation von Kirchensprengeln und schließlich an 1540), die Ursulinen (1535/36; 1544) und die Somasker Fürstenhöfen als Hofkapläne, Beichtväter und Prin- (1540; 1568). In der Geschichte der Gegenreformation zenerzieher. Bei der Reform der alten, herabgekomme- und der katholischen Reform erlangten nur die Jesuiten nen Ordensklöster erwarben sich die Jesuiten große und die Kapuziner eine größere Bedeutung, so daß sie Verdienste, machten sich aber auch viele Feinde, wenn als die eigentlichen »Gegenreformations-Orden« gelten sie gegen liebgewordene Gewohnheiten, wie z.B. die dürfen. Daneben sind aber auch die Verdienste einiger »Benefizial«-Auffassung, angingen oder ihnen nicht alter Orden – so vor allem die der Franziskaner, der selten Gebäude, Einkünfte, Pfründen und wirtschaft- Dominikaner, der Karmeliter, der Karthäuser und der liche Privilegien verwahrloster Klöster übertragen wur- Prämonstratenser – um die Erhaltung und Stabilisierung den. Ein nicht zu unterschätzendes Mittel bei der Rück- des katholischen Glaubens nicht zu vergessen. gewinnung verlorenen Terrains und bei der Festigung Von dem spanischen Edelmann Ignatius von Loyola des alten Glaubens, dort wo er sich gehalten hatte, war und sechs seiner Gefährten 1534 auf dem Montmartre in die festliche Gestaltung der Gottesdienste, die Organi- Paris gegründet (päpstliche Bestätigung 1540), faßte die sation von Wallfahrten sowie der Bau und die prunk- Gesellschaft Jesu (Societas Jesu, SJ) zuerst in Italien volle Ausstattung von Kirchen. So haben die Jesuiten Fuß. Wenngleich die Reformation keinen unmittelbaren als erste den Schritt von der Renaissance zum frühen Einfluß auf die Entstehung des neuen Ordens hatte und Barock getan; Kunst und Wissenschaften waren für sie der Ordensgründer sich keineswegs als »Antiluther« zweckgebunden: Sie hatten der höheren Ehre Gottes verstand, setzten sich die Jesuiten neben Heidenmission und dem Interesse seiner Kirche zu dienen. und karitativer Tätigkeit doch auch die Verteidigung Durch Ignatius von Loyola selbst veranlaßt, er- und die Reformation der alten Kirche zum Ziel. Dabei kannte die Societas Jesu sehr früh die Bedeutung von wurde das althergebrachte Mönchsideal des asketischen Erziehung und Ausbildung für die Erhaltung des Lebens, wenn schon nicht ganz verdrängt, so doch dem Glaubens und die Erneuerung des sittlichen Lebens; Dienst an der Welt nachgeordnet. Den drei traditionellen dementsprechend weitete sie ihre Bemühungen auf den Gelübden der Armut, der Keuschheit und des Gehor- höheren Unterricht an Gymnasien und Hochschulen sams gegenüber den Ordensoberen wurde die Verpflich- aus. Ziel der jesuitischen Pädagogik, die ein Wieder- tung zum unbedingten Gehorsam gegenüber dem Papst aufblühen des katholischen Schulwesens darstellte, hinzugefügt. Ihr konsequenter Zentralismus, ihre militä- war der fromme, charakterfeste und zuverlässige rische Geschlossenheit und ihr Prinzip des strengen Ge- katholische Christ. Disputationen, Leibesübungen, vor horsams verliehen der allem aber Theateraufführungen, durch die eine Ver- vollkommnung der Lateinkenntnisse, sicheres Auf- 1 Gründungsjahr und Jahr der päpstlichen Bestätigung in treten und praktisches Erlernen der Poetik bezweckt Klammern. wurde, gehörten zum Grundbestand dieser Erziehung; sehr

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treffend hat man das Jesuitentheater als »religiöses dete Kolleg in Speyer zu nennen. Die von den Jesuiten Demonstrationstheater« bezeichnet. Wegen ihres ho- ganz in eigene Regie übernommene augsburgische hen Niveaus wurden die Jesuitenschulen nicht selten Universität Dillingen brachte eine Reihe bedeutender sogar von Protestanten besucht. Reformer hervor: so den Weingartener Reformabt Im Unterschied zu den anderen Orden der katholi- Georg Wegelin (1586-1627), der bei den Dillinger schen Kirche haben die Jesuiten keine eigene Ordens- Jesuiten die entscheidende Prägung seines Lebens er- tracht; sie tragen die jeweils gebräuchliche Kleidung fuhr, und in dessen Nachfolge der Geist der jesuiti- des Weltklerus, von dem sie sich der äußeren Erschei- schen Inspiration das Leben der Abtei im 17. Jahrhun- nung nach nicht unterscheiden. Ebenso wurde auf dert beherrschte. Auch in Ellwangen verhalf ein ehe- eine klösterliche vita communis verzichtet. Bei den maliger Jesuitenschüler aus Dillingen dem Orden und Ordensniederlassungen sind drei Kategorien zu unter- seinen Reformen zum Durchbruch. scheiden: Die größeren Niederlassungen, die zugleich Auffällig ist die relativ große Dichte der Jesuiten- und wesentlich Studienanstalten für den eigenen Niederlassungen am Oberrhein, wo der Orden in den Nachwuchs wie auch für auswärtige Schüler und Territorien der geistlichen Reichsfürsten gefördert wur- Zöglinge waren, heißen Kollegien; sie waren die re- de; dagegen konnten die Jesuiten im protestantischen gionalen Ordenszentralen, von denen in erster Linie Herzogtum Württemberg nur vorübergehend in den die Mission und Gründung neuer Niederlassungen turbulenten Jahren des Dreißigjährigen Krieges Fuß ausging. An der Spitze des Kollegs stand ein Rektor. fassen. Die einzigen Ordenshäuser von dauerhaftem Bis 1714 entstanden in Südwestdeutschland und im Bestand waren hier die Residenzen bzw. Kollegien im Elsaß folgende Jesuitenkollegien:2 Dillingen (1563; vorderösterreichischen Rottenburg (1649/68) und in Universität), Würzburg (1567), Speyer (1571), Mols- der Reichsstadt Rottweil (1652/92), die bezeichnender- heim (1580), Konstanz (1604), Worms (1613), Ensis- weise beide erst nach 1648 gegründet wurden. In Kur- heim (1615), Freiburg (1620), Mindelheim (1622), pfalz konnten sich die Jesuiten – abgesehen von ihrer Schlettstadt (1623), Baden-Baden (1642), Rottenburg Anwesenheit während der Jahre 1622-33 und 1635-49 (1668), Straßburg (1685), Rottweil (1692) und Hei- – erst nach dem Aussterben der reformierten delberg (1699 bzw. 1725). – Die meisten Niederlas- Simmern‘schen Kurlinie und der Übemahme des Lan- sungen der Jesuiten in Deutschland waren Residen- des durch die katholische Linie Pfalz-Neuburg nieder- zen, d.h. kleinere, unselbständige, vorwiegend mit der lassen. Während die lutherische Markgrafschaft Ba- Seelsorge befaßte Häuser, die zumeist mit einer Kir- den-Durlach auf ihrem Gebiet keine Jesuiten duldete, che verbunden waren. – Die unterste Stufe der Jesui- fand der Orden im Baden-Badener Landesteil vorüber- ten-Niederlassungen bildeten die Missionen oder gehend schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts, end- Missionsstationen, wenig ausgebaute, aber dauernde gültig nach der Okkupation durch Baden-Durlach Seelsorgeposten, die oft nur mit zwei oder drei Patres (1594 bis 1622) Eingang. Das rechtsrheinische Vorder- besetzt waren. Meist bildete eine Mission oder Resi- österreich, wo der Protestantismus kaum Boden ge- denz die Vorstufe für die Gründung eines Kollegs. wonnen hatte, erhielt erst 1620 eine Jesuiten-Nieder- Beim Tod des Ordensgründers 1556 gab es auf lassung, das Kolleg in Freiburg. An einen Hof der deutschem Boden erst zwei Ordensniederlassungen: katholischen Linien des Hauses Hohenlohe, nach Wien (1551) und Köln (1556); doch breiteten sich die Schillingsfürst, wurde die Gesellschaft Jesu erst um Jesuiten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 1744 gerufen, als die bescheideneren Franziskaner dem rasch und zielstrebig aus. 1556 wurden die Provinzen Geltungsbedürfnis des seit 1744 fürstlichen Hauses Ober- und Niederdeutschland gegründet; 1563 folgte nicht mehr genügten. In Reichsstädten – mit Ausnahme die Österreichische, 1564 die Rheinische Provinz, die von Rottweil, sowie der Bischofsitze Speyer und 1626 wiederum in eine Niederrheinische (Köln) und Worms – gelang es den Jesuiten nicht, feste Niederlas- eine Oberrheinische Provinz (Mainz) geteilt wurde. sungen zu errichten. Konstanz hatte seine Reichsfrei- Der größte Teil des heutigen Landes Baden-Würt- heit verloren, lange bevor das erste Ordenshaus eröff- temberg gehörte zur Oberdeutschen Ordensprovinz; net wurde (1591), und in Straßburg zogen die Jesuiten nur die nördlichen und westlichen Landesteile ge- erst nach der französischen Annexion (1681) ein. Im hörten der Rheinischen, später der Oberrheinischen südlichen Schwarzwald und in den zollerischen Herr- Provinz an. Dillingen, die vom Augsburger Bischof schaftsgebieten, wo von der Reformation kaum etwas Otto Truchseß von großzügig geförderte zu bemerken war, erübrigte sich eine Gegenreformati- erste Niederlassung in Südwestdeutschland, und Würz- on mit massivem Einsatz des Jesuitenordens; dasselbe burg, die Metropole der fränkischen Gegenreformation gilt für das Gebiet des Hauses Fürstenberg. Julius Echters, waren von Anfang an die Zentren der Nach 1648, mit dem Ende des konfessionellen Zeit- Jesuiten-Mission im deutschen Südwesten; daneben, alters (ZEEDEN), war für die Jesuiten die Zeit der gro- wenn auch längst nicht so bedeutend, ist das bereits ßen Triumphe vorüber. Auch wenn dem Orden, be- 1571 gegrün- dingt durch dynastischen Wechsel (z.B. Kurpfalz) oder politisch-militärische Aktionen (Straßburg), hie und da 2 Gründung bzw. Erhebung zum Kolleg in Klammern.

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neue Betätigungsfelder eröffnet wurden, so war die So- Jahrhunderts, die Kapuziner würden »sich heute noch cietas Jesu nach 1648 doch im großen und ganzen um mit den Scharfrichtern freundschaftlich in die Arbeit die Behauptung und den Ausbau früher erworbener teilen, bei den abergläubischen reformierten Bauern Positionen bemüht. Teufelsbannerei und Sympathiekünste zu treiben« Im Gegensatz zu den Jesuiten ist der Kapuziner- (Grüner Heinrich Teil I Kap. 7). So ergänzten die Ka- Orden (Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum, OFM puziner die Jesuiten als Missionare für das einfache Cap) keine eigentliche Neugründung, sondern ein Glied Volk; daneben findet man sie aber auch als Hofbeicht- der Franziskanischen Ordensfamilie. Seine Initiatoren väter. Mattheus von Bascio und Ludwig von Fossombrone Als Zweig eines alten Ordens haben die Kapuziner besannen sich um 1525 auf die im Laufe der Jahrhun- von Anfang an ihren besonderen Ordenshabit: Sie ge- derte stark verwässerte ursprüngliche Ordensregel des hen barfuß in Sandalen und tragen eine grobe braune heiligen Franziskus, die sie fortan streng befolgen woll- Kutte mit spitzer Kapuze und einen geflochtenen ten, und bereits drei Jahre danach, 1528, wurde dem Hanfgürtel: außerdem gehört ein langer Bart zur Or- neuen Ordenszweig die päpstliche Bestätigung erteilt. denstracht. Wie die anderen Mönchsorden leben die Die Auflage, sich nicht über die Appenin-Halbinsel Kapuziner in Klöstern oder kleineren Missionshos- hinaus zu verbreiten, entfiel erst 1574, und in der Fol- pizen, denen ein Guardian bzw. ein Superior vorsteht. gezeit konnte der Orden auch im nördlichen Europa Im Vergleich zu dem der Jesuiten ist das Netz der wirksam werden. Kapuziner-Ordensniederlassungen wesentlich dichter. Ziel der Kapuziner ist die Verwirklichung des Evan- Der Grund hierfür ist wohl zu allererst in der bereits geliums durch Armut, Askese und Volksmission. In vie- erwähnten relativen Beliebtheit dieses Ordens zu su- len Punkten unterscheiden sie sich wesentlich von den chen, der auch in den Reichsstädten, wo die Gesell- Jesuiten und stellten somit im Rahmen der Gegen- schaft Jesu gewöhnlich nicht sehr gern gesehen war. reformation und der katholischen Reform eine gute und Eingang fand. Die weitaus meisten Kapuzinerklöster sinnvolle Ergänzung zum Orden des Ignatius von und -hospize Südwestdeutschlands entstanden wäh- Loyola dar: Waren die Jesuiten eine gut ausgebildete, rend des Dreißigjährigen Krieges, zu einer Zeit also, beinahe militärisch geführte Elite, so zeichneten sich die zu der die geschundene Bevölkerung in besonderem Kapuziner durch Einfachheit, Schlichtheit und Volks- Maße auf tröstenden Zuspruch und aktive Nächsten- tümlichkeit aus; das Studium war ihnen nach dem liebe angewiesen war. Auf dem Wege der Wanderpre- Willen Ludwigs von Fossombrone verwehrt. Während digt wirkten die Kapuziner auch dort, wo es nicht zur die Jesuiten sich mit viel Energie der höheren Bildung Gründung von Ordensniederlassungen kam. und Erziehung widmeten, pflegten die Kapuziner allen- Das Gebiet des heutigen Baden-Württemberg er- falls das niedere Schulwesen. Ihre vornehmste Aufgabe schloß der Kapuzinerorden seit der Wende vom 16. sahen sie in volksnaher Missionstätigkeit, in der Wan- zum 17. Jahrhundert aus drei verschiedenen Rich- derpredigt und in selbstloser Krankenpflege. Während tungen kommend: von Tirol, von der Schweiz und die Jesuiten bei ihren Niederlassungen große und präch- vom Niederrhein. Dementsprechend gehörten die ers- tige Bauwerke errichteten und bezogen, lebten die Ka- ten südwestdeutschen Ordensniederlassungen bei ihrer puziner in bescheidenen Klöstern mit einfachen Kir- Gründung zur Schweizerischen (Freiburg, 1599; chen. Sie widmeten sich weniger dem Kampf gegen die Konstanz, 1603; Ensisheim, 1603; Neuenburg a. Rh., Protestanten als vielmehr deren friedlicher Rückgewin- 1615; Biberach, 1616), zur Kölnisch-Rheinischen nung; und wenn sie auch keine Massenkonversionen zu (Waghäusel, 1614) und zur Tirolischen Ordensprovinz verzeichnen hatten, so führte ihre beharrliche, von kari- (Würzburg, 1615). 1668 trennten sich die Bayerische, tativer Tätigkeit begleitete Mission beim einfachen Volk die Vorderösterreichische und die Rheinische Provinz doch zu nicht geringen Erfolgen. Wegen dieses durch- von ihren jeweiligen Mutterprovinzen: eine Fränki- aus unmilitanten, bescheidenen Auftretens hielt man sie sche Provinz entstand 1701. Im Laufe des 18. Jahr- für harmloser als die Jesuiten. Kam es beim Einzug der hunderts konstituierten sich im Umkreis Südwest- Jesuiten häufig zu spektakulären Auftritten und Aus- deutschlands drei weitere Provinzen: die Elsässische schreitungen, so gestaltete sich die Tätigkeit der Kapu- (1729). die Schwäbisch-Pfälzische (1771/89) und die ziner stiller: oft gewannen sie auch das Zutrauen der Schwäbische Provinz (1782). Protestanten, gelegentlich die stillschweigende Duldung In Wertheim gelang es den Kapuzinern 1631, den oder sogar das Wohlwollen protestantischer Fürsten. In Grafen von Löwenstein für die alte Kirche zurück- enger Verbindung mit den Wallfahrten nährten die zugewinnen. Auch als die 1667 konvertierten Grafen Kapuziner eine oft übertriebene Wundergläubigkeit und von Hohenlohe-Schillingsfürst und Hohenlohe-Barten- traten gelegentlich selbst als Wundertäter auf, womit sie stein sich um katholische Hofprediger bemühten, wa- nicht selten die letzte Hoffnung auch der Protestanten ren Kapuziner-Patres zur Stelle: eine feste Niederlas- waren. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die sung wurde aber erst 1705 in Bartenstein gegründet. In Bemerkung Gottfried Kellers aus der Mitte des 19. Kurpfalz duldete Kurfürst Karl Ludwig, von dem die Jesuiten keinerlei Nachsicht zu erwarten hatten,

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Versehgänge der Ladenburger und Waghäuseler Ka- sich von der Gründung der ersten südwestdeutschen Or- puziner nach der Garnison Mannheim. Die bischöf- densniederlassungen bis zum Beginn des Dreißig- lich speyerische Festung Philippsburg wurde zunächst jährigen Krieges; es folgen eine Periode für die Dauer mit großem Erfolg von Waghäusel aus bedient und er- des Krieges und eine weitere für die Nachkriegszeit bis hielt nach Vertreibung der Franzosen 1676 eine eige- zum Dynastiewechsel in Kurpfalz 1685; der vierte Ab- ne Ordensniederlassung. Die Bruchsaler Kapuziner schnitt umfaßt die Jahre vom Regierungsantritt der Linie versahen nach 1685 die katholische Seelsorge im kur- Pfalz-Neuburg bis zum Rastatter Frieden 1714. pfälzischen Amt Bretten. In der Markgrafschaft Ba- Die Karte dokumentiert den Stand des Jahres 1714, den-Baden stand der Orden hoch in der Gunst des d.h. Gründung (zeitlich abgestuft) und Auflösung von Landesherrn, und die Patres versahen anfangs allein, Niederlassungen vor dem angegebenen Stichjahr; Neu- später im Wechsel mit den Jesuiten die Predigt in der gründungen, Wiedergründungen und Auflösungen nach Badener Stiftskirche. In Baden-Durlach wurden die 1714 wurden nicht berücksichtigt. Aus Gründen der Kapuziner 1710 zugelassen und waren von Anfang an Übersichtlichkeit wurde die Auflösung einer Niederlas- in der neugegründeten Residenz Karlsruhe tätig. Im sung dann nicht gekennzeichnet, wenn diese innerhalb protestantischen Württemberg, wo der starke Landtag des Berichtszeitraumes neuerdings gegründet wurde. eifersüchtig und streng über die Landesreligion wach- Damit wird auch der häufige Wechsel von Gründungen, te, konnten die Kapuziner nicht Fuß fassen; hier war Auflösungen und Wiedergründungen während des Drei- die Mission allenfalls von außerhalb möglich, von ßigjährigen Krieges nicht deutlich. Wurde eine Jesuiten- Vorderösterreich, von geistlichen Gebieten und von Niederlassung von der Missionsstation zur Residenz einzelnen Reichsstädten aus. oder von der Residenz zum Kolleg erhoben, so ver- Vielleicht waren die Kapuziner nicht ganz so er- zeichnet die Karte zwei bzw. drei Signaturen, die Aus- folgreich wie die Jesuiten; aber sie haben auch nicht kunft darüber geben, in welchem Zeitraum die Nieder- bei gewaltsamen Massenbekehrungen mitgewirkt. lassung den einen oder anderen Rang bekam; die ver- Stattdessen suchten sie durch Beistand in den täg- schiedenen Signaturen bedeuten demnach nicht, daß lichen Nöten das Vertrauen des einfachen Volkes zu zwei oder drei Niederlassungen unterschiedlichen Ran- gewinnen, und dabei hatten auch sie ihre Erfolge zu ges nebeneinander bestanden. Orte, wo die Jesuiten ohne verzeichnen. eigene Ordensniederlassung nur gelegentlich als Seel- sorger tätig waren oder Besitz hatten, bleiben unberück- sichtigt. Ebenso wurde auf die Kartierung von Refugien II. Erläuterungen zur Karte beider Orten in Kriegszeiten verzichtet. – Auf eine Un- terscheidung der Kapuziner-Niederlassungen nach Mis- Die vorliegende Karte ist als Ergänzung zur Dar- sionshospiz oder Kloster mußte wegen der Spärlichkeit stellung der Gegenreformation in der Hauptkarte ge- entsprechender Angaben in der vorliegenden Literatur dacht, und die Darstellung hätte sich dementsprechend verzichtet und eine einheitliche Signatur gewählt wer- auf das Jahrhundert zwischen dem Beginn des Trien- den. ter Konzils und dem Westfälischen Frieden beschrän- Grundlage für die Bearbeitung der Karte war aus- ken können. Wenn dagegen das Jahr 1714, ein Datum schließlich die unten zitierte, nicht sehr reichhaltige und der politischen Geschichte, als Grenzjahr des erfaßten recht heterogene Literatur. Auf eigene Quellenstudien Zeitraumes gewählt wurde, so hat dies seinen Grund in mußte verzichtet werden. Einzelne Unrichtigkeiten oder erster Linie darin, daß die durch den Westfälischen differierende Angaben über Gründungsjahre und den Frieden geschaffenen Verhältnisse und deren Auswir- Rang von Jesuiten-Niederlassungen können daher nicht kungen auf konfessionellem Gebiet mitberücksichtigt in allen Fällen ausgeschlossen werden. werden sollten. Auch den durch den Dynastiewechsel in Kurpfalz hervorgerufenen konfessionellen Um- schwung sollte die Karte noch dokumentieren. Im Quellen und Literatur Laufe des 18. Jahrhunderts nahm das konfessionelle Element in der Öffentlichkeit zunehmend an Bedeu- A. Reformation und Gegenreformation tung ab, und wenngleich es – meist auf lokaler Ebene – auch danach noch zu Auseinandersetzungen zwi- Baden-Württembergisches Pfarrerbuch. Bd. Württembergisch schen den Angehörigen der verschiedenen Bekennt- Franken. Bearb. von O. HAUG. (Manuskript benutzt, er- nisse kam, so spielte die Konfession im 18. Jahrhun- scheint 1979/80.) Bd. Kraichgau-Odenwald. Bearb. von M.- dert doch längst nicht mehr die beherrschende Rolle, A. CRAMER. (Auskünfte aus dem Manuskript, erscheint 1979/ wie im vorangehenden Jahrhundert. Da sich nach 1714 80.) keine entscheidenden Verschiebungen im Gesamtbild BARTMANN, H.: Die Kirchenpolitik der Markgrafen von Baden- mehr ergaben, schien es vertretbar, die Darstellung mit Baden im Zeitalter der Glaubenskämpfe (1535-1622). In: dem genannten Jahr zu beenden. Freiburger Diözesanarchiv 81 (1961) S. 1-352. Die gewählte zeitliche Abstufung bedarf kaum einer näheren Begründung: Der erste Zeitabschnitt erstreckt

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DEETJEN, W. U.: Studien zur württembergischen Kirchenordnung VIERORDT, K. F.: Geschichte der evangelischen Kirche im Herzog Ulrichs 1534-1550. T. 1.2. Diss. ev. theol. Münster. Großherzogtum Baden. 1. 2. 1847-56. Maschinenschr. 1977 (vhd. in ÜB Münster und Tübingen). Württembergische Kirchengeschichte. Hg. Calwer Verlags- Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Bd. 4, 2 verein. 1893. Darin: Das Zeitalter der Reformation. Von G. [1]: Badisches Städtebuch. 4, 2 [2]: Württembergisches Städte- BOSSERT und J. HARTMANN. Die Zeit der Gegenreformation buch. Hg. E. KEYSER. 1959-62. und des Dreißigjährigen Krieges. Von J. HARTMANN. Neubearb. Bd. 3: RAUSCHER, J.: Württembergische Refor- Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts. mationsgeschichte. 1934. Begr. E. SEHLING. Bd. 11-13: Bayern. (Bearb. M. SIMON) 1961-66. Bd. 14: Kurpfalz. (Bearb. J. F. G. GOETERS) 1969. ZEEDEN, E. W.: Kleine Reformationsgeschichte von Baden- Bd. 15: Württemberg I. Grafschaft Hohenlohe. 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Historischer Atlas von Baden-Württemberg: Erläuterungen Herausgegeben von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Zeichnungen: Ludwig Schwarzenbek, Stuttgart 7. Lieferung 1979 Druck der Erläuterungen: Offizin Chr. Scheufele, Stuttgart