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Universität -, Campus Koblenz BA Kulturwissenschaft, Sommersemester 2014

Praktikumseinrichtung: Bundesarchiv Koblenz Potsdamer Straße 1, 56075 Koblenz

Bezeichnung: Öffentlichkeitsarbeit Übernahme, Bewertung und Erschließung

Zeitraum: 12.08.2013 bis 06.09.2013 10.03.2014 bis 04.04.2014

Betreuerinnen / Ansprechpartnerinnen: Manuela Lange ([email protected]; 0261/505-35) Christa Kaman ([email protected]; 0261/505-404)

Praktikant: Nils Kranke, 5. Semester Matrikulationsnummer: 211200567 Im Vogelsang 2, 56281 Emmelshausen

Abgabetermin: 23.04.2014

Die Institution

Das Bundesarchiv Koblenz ist eine Bundesbehörde, die auf insgesamt acht Dienstorte verteilt ist. Etwa 740 Mitarbeiter arbeiten an den Standorten Bayreuth, -, Berlin- Wilmersdorf, , Hoppegarten, Koblenz, Ludwigsburg, Rastatt und St. Augustin Hangelar. Zu den Aufgaben des Bundesarchivs gehört die Sicherung von Überlieferungen zentraler Or- gane der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik, des Deut- schen Reiches und des Deutschen Bundes. Darüber hinaus ist das Bundearchiv ein Dienstleis- ter für Forschung, Öffentlichkeit und Beratung zu den Themen Geschichte, Bürgerrechte, Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung. Gegründet wurde die Hauptdienststelle des Bundesarchivs 1952 in Koblenz im Preußischen Regierungsgebäude am Konrad-Adenauer-Ufer 8–12. 1986 wurde ein Neubau in der Potsda- mer Straße 1, als Sitz des Präsidenten des Bundesarchivs, bezogen. Allein an diesem Standort stehen 15000 m2 an Magazinfläche zur Verfügung. Die Dienststelle Koblenz ist unterteilt in die drei Abteilungen Bundesrepublik Deutschland (B), Fachliche Grundsatzangelegenheiten und zentrale Fachdienstleistungen (G) und Zentrale Verwaltungsangelegenheiten (Z). Jeder der drei Abteilungen ist auf zwei oder mehr Standorte verteilt. Die insgesamt sechs Referate der Abteilung B sind verantwortlich für die Überlieferung zent- raler ziviler Stellen der Bundesrepublik Deutschland seit 1949 einschließlich der westlichen Besatzungszonen von 1945 bis 1949. Zentrale Aufgaben sind die Übernahme, Bewertung und Erschließung von Aktenmaterial. Zu ihr gehören außerdem das Archiv der Unterlagen der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen und das Bildarchiv. Auch Karten, Plakate und Tonaufzeichnungen amtlicher wie privater Herkunft stehen hier zur Benutzung bereit. Zum Zwecke der wissenschaftlichen Veröffentlichung be- fasst sich hier zudem eine Editionsgruppe, die sich mit den Kabinettsprotokollen der Bundes- regierung befasst. Die Abteilung G ist in fünf Referate unterteilt. Das Referat 1 ist verantwortlich für Archiv- fachliche Grundsatzangelegenheiten, das Archivrecht, das Benutzungswesen, die Archivsta- tistik, die Bestandsbildung, die Erschließung, die Aus- und Fortbildung im Archivbereich, die Praktische Fachausbildung, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die internationalen Bezie- hungen und die Rückführung von Archivgut. Das Referat 2 koordiniert die Planung, Weiter- entwicklung und den Betrieb archivfachlicher IT-Verfahren, der Administration der Fachda- tenbanken und die Anwenderunterstützung. Es ist außerdem zuständig für das digitale Archiv.

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Für die Grundsätze der Bestandserhaltung einschließlich Prävention und Magazinwesen, der Koordinierung und Steuerung von Restaurierungs-, Konservierungs- und Konversionsmaß- nahmen, das Digitales Magazin, die Werkstätten und Magazindienste, die Unterbringungspla- nung der Archivalien ist das Referat 3 verantwortlich. Das vierte Referat betreibt historische Forschungsarbeit und beherbergt die Edition Dokumente zur Deutschlandpolitik. Das Letzte Referat kümmert sich um Ausstellungen und historische Bildungsarbeit. Die Abteilung Z hat die Aufgabe die personellen, organisatorischen, technischen und finanzi- ellen Mittel für die Wahrnehmung der archivischen Fachaufgaben bereitzustellen. Sie ist in acht Referate unterteilt, die für folgende Aufgabengebiete verantwortlich sind: Organisations- angelegenheiten, Neue Steuerungselemente, Justitiariat, Innenrevision, Liegenschafts- und Bauangelegenheiten, Innerer Dienst, Schriftgutverwaltung, Haushalt, Beschaffungen, IT- Infrastruktur, Systemtechnik, IT-Benutzerservice, Datensicherung, Grundsätze der IT- Entwicklung, Datenbankadministration, IP-Telefonie und Verwaltung. Am Hauptstandort Koblenz befindet sich außerdem ein Benutzersaal mit ca. 70 Arbeitsplät- zen, darunter gesonderte Plätze in Kabinen mit Lesegeräten für Mikroformen. In Koblenz und sechs weiteren Standorten werden in Präsenzbibliotheken zudem Verwaltungsliteratur für dienstliche Aufgabenerledigung, Amtliche Druckschriften, Graue Literatur von Parteien, Or- ganisationen, Verbänden und Gewerkschaften, Literatur zur Arbeiter- und Gewerkschaftsbe- wegung, Forschungs- und Fachliteratur, Belegexemplare aus der Archivbenutzung, Archiv- ische Fachliteratur und Publikationen anderer Archive und gedruckte Findbücher zur Verfü- gung gestellt. Grundlage für die Arbeit des Bundesarchivs bildet das Bundesarchivgesetz, das 1988 in Kraft trat. Es stellt sicher, dass alle Verfassungsorgane und Dienststellen des Bundes seine anfal- lenden Unterlagen dem Bundesarchiv anbieten müssen, sodass überprüft werden kann, welche Dokumente von bleibendem Wert sind und dauerhaft gesichert werden müssen. Das Bundes- archivgesetz garantiert außerdem jedermann den Zugang zum Archivgut. Eingeschränkt ist dieses Recht nur durch Persönlichkeitsrechte und bei Geheimdokumenten. Hier müssen Schutzristen beachtet und eingehalten werden. Bei besonderem wissenschaftlichem oder öf- fentlichem Interesse kann jedoch per Antrag darum gebeten werden, dennoch Einsicht in sol- che Dokumente zu erhalten. Das Bundesarchiv und die Zuständigen Behörden, von denen die Dokumente ursprünglich stammen, prüfen dann, ob einem solchen Antrag, mit oder ohne Auflagen, stattgegeben wird oder nicht.

2 Einsatzbereich und Zeitraum

Das insgesamt acht-wöchige Praktikum (280 Stunden) war auf zwei Zeiträume aufgeteilt. Beide erfolgten im Bundesarchiv Koblenz. Das Erste fand vom 12.08.2013 bis zum 06.09.2013 im Referat 1 der Abteilung G: Fachliche Grundsatzangelegenheiten und zentrale Fachdienstleistungen statt. Primärerer Einsatzbereich war die Presse- und Öffentlichkeitsar- beit. Das Zweite erfolgte vom 10.03.2014 bis zum 04.04.2014 im Referat 2 der Abteilung B: Übernahme, Bewertung und Erschließung von Unterlagen des Bundes I (u.a. Inneres, Justiz, Auswärtige Angelegenheiten, Zentralverwaltungen der westlichen Besatzungszone, Kultur und Medien) statt.

Betreuung

Im ersten vier-wöchigen Teil des Praktikums war in der Hauptsache Frau Manuela Lange für meine Betreuung verantwortlich Darüber hinaus gab es jedoch noch weitere Ansprechpartner im Referat G1: Frau Dr. Hänger (Referatsleitung), Herr Dr. Herrmann (Presse- und Öffent- lichkeitsarbeit), Frau Herrmann und Frau Dr. Kleindienst. Daneben stand mir aus dem Referat B6 (Bildarchiv) Frau Walter hilfestellend zur Seite. Engerer Kontakt bestand jedoch, abgese- hen mit Frau Lange, nur mit Frau Walter und Frau Dr. Kleindienst. Im zweiten Teil des Praktikums, diesmal in Referat B2, wurde ich in erster Linie von Frau Christa Kaman betreut. Neben ihr standen insbesondere Frau Limberg (Referatsleitung), Frau Zahnhausen (Stellvertretende Referatsleitung) und Frau Mank für Fragen zur Verfügung. Weitere Ansprechpartner waren Frau Schütz und Frau Walter.

Art der Betreuung

Die Betreuung bestand insbesondere in der Einweisung in den Arbeitsplatz und in die Ar- beitssoftware, in der Einführung in Arbeitsprozesse sowie der Zuteilung von Aufgaben. Zu- gewiesene Aufgaben wurden eigenständig erledigt. Frau Lange schaute nur sehr selten nach dem Rechten, jedoch nicht ohne sich zu vergewissern, ob man auch wirklich alleine zurecht- kommt. Wenn dennoch Fragen bestanden, konnte man jederzeit einen der Betreuer und Be- treuerinnen aufsuchen oder eine E-Mail schreiben. Erledigte Aufgaben wurden gemeinsam

3 besprochen und ggf. verbessert. Auch wenn ich im ersten Teil des Praktikums die meiste Zeit über allein in einem Büro saß, fühlte ich mich also keineswegs alleine gelassen. Darüber hin- aus erfolgten zahlreiche Führungen durch das Bundesarchiv Koblenz sowie Vorträge und Prä- sentationen über die Abteilungen, Aufgaben und Zukunftsherausforderungen des Bundesar- chivs. Der zweite Teil des Praktikums verlief in der Sache sehr ähnlich. Frau Kaman schaute jedoch, im Gegensatz zu Frau Lange, in der Regel mehrfach am Tag vorbei um für Fragen bereit zu- stehen und die Arbeit verbessernd zu kontrollieren. Ebenfalls wurden erneut Führungen, Vor- lesungen und Präsentationen durchgeführt. Obwohl man bereits vieles aus den ersten vier Praktikumswochen kannte, bekam man dennoch ebenso viel Neues zu sehen und zu lernen.

Perspektiven hinsichtlich einer Anschlussbeschäftigung

Mit einem abgeschlossenen Bachelor-Studium der Kulturwissenschaft bestünde die Möglich- keit auf eine Stelle im gehobenen Dienst im Bundesarchiv. Dazu müsste jedoch erst noch eine weitere drei-jährige Ausbildung abgeschlossen werden und ggf. Sprachkurse in Französisch und Latein belegt werden. Eine solche Ausbildung würde einen Praxisteil, einen Theorieteil an der Archivschule und einen Theorieteil an der Verwaltungsschule /Main umfassen. Mit einem abgeschlossenen Master-Studium der Kulturwissenschaft bestünde sogar die Chance auf eine Stelle im höheren Dienst. Jedoch müsste dazu ebenfalls eine wie die bereits oben beschriebene Zusatzausbildung erfolgen. Allerdings nur eine Zweijährige. Mit dem hö- heren Dienst sind fachliche Führungskräfte gemeint. Diese übernehmen im Bundesarchiv grob folgende sechs Aufgaben: Archivmanagement (Koordination, Personalführung), Behör- denberatung, Bewertung der Dokumente abgebender Stellen für die Aufnahme ins Archivgut, Erschließung und Zugänglichmachung von Archivgut, Benutzerbetreuung und Bestandserhal- tung. Ohne Doktortitel wäre die Chance auf eine solche Stelle jedoch nur sehr gering. Eine bereits zusätzlich abgeschlossene Ausbildung im Bereich des Informationsmanagements, der Informations- oder Medientechnik, wie es bei mir der Fall ist, kann jedoch, je nach Dienststel- le bzw. Bundesland, einen fehlenden Doktortitel ausgleichen. Als Kulturwissenschaftler wäre laut Frau Lange ein Einsatzbereich in der Abteilung G im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am wahrscheinlichsten. Aber auch ein Einsatz im Bereich der Forschung wäre denkbar.

4 Darüber hinaus ist es möglich, solange noch kein Studium und / oder keine entsprechende Ausbildung abgeschlossen wurde, im Bundesarchiv Werkverträge anzunehmen. Dabei han- delt es sich um Aufgaben, z.B. im Editionsbereich zum Thema Kabinettsprotokolle und Deutschlandpolitik, die meist Studenten übernehmen.

Ausgeübte Tätigkeiten

Während der ersten vier Wochen meines Praktikums wurden mir verschiedenste Aufgaben zugeteilt. Am interessantesten war es für mich mehrere zeithistorische Artikel und eine zeit- historische Galerie zu verfassen. Dazu habe ich in den Text- und Bildarchiven, im Digitalen Archiv, in der Bibliothek und im Internet recherchiert, zahlreiche dicke Aktenordner durchge- arbeitet und zahlreiche Dokumente eingescannt. Dabei sind vier Artikel zu folgenden Themen entstanden: Beschluss des Grundgesetzes 1949, Gründung des Europarats 1949, Erstverlei- hung des Adolf-Grimme-Preises 1964 und Senkung des Volljährigkeitsalters 1974. Mit drei weiteren Artikeln zu den Themen Spielfilm Feuerzangen Bowle 1944, Vier-Mächte- Konferenz 1945 und Olympische Spiele in Innsbruck 1976 hatte ich mich ebenfalls beschäf- tigt, musste diese jedoch Mangels Quellen im Archivbestand und der Bibliothek verwerfen. Die zeithistorische Galerie befasst sich mit dem Thema des Attentats während Olympiade von 1972 in München auf die israelische Mannschaft und wurde von mir mit Hilfe einer speziellen Bearbeitungssoftware namens Imperia auf der Website des Bundesarchivs eingefügt. Des Weiteren wurde ich damit beauftragt innerhalb von Dokumenten zum Berlin Document Center über einen Vorwurf des Historikers Malte Herweg und dessen Buch Die Flakhelfer zu recherchieren. Er beschuldigte die Bundesregierung NS-Dokumente von den Amerikanern nicht angenommen zu haben, um bedeutende Persönlichkeiten zu schützen. Um zunächst mehr über den Kontext zu erfahren, gab mir Frau Lange außerdem mehrere Online-Artikel von verschiedenen Zeitungen zu lesen. Darüber hinaus wurde ich damit beauftragt Fotos mit Signaturen zu beschriften. Dazu musste ich im Digitalen Archiv, in der Arbeitsdatenbank Athene und in anderen Quellen nach den Bildern und deren Signaturen recherchieren. Diejenigen Bilder, die ich nicht zuordnen konnte, wurden von mir aussortiert. Außerdem war es meine Aufgabe zahlreiche Dokumente zum internationalen Suchdienst chronologisch zu sortieren und dabei Redundanzen auszusortieren. Beteiligt war ich auch an der Erstellung eines Adressverteilers. Dazu sollte ich eine Excel-Tabelle erstellen, in der ich, nach einer Recherche im Internet, Adressen, Telefonnum-

5 mern, E-Mail-Adressen, Ansprechpartner etc. zu zahlreichen verschiedenen Behörden, Insti- tutionen, Organisationen usw., eingetragen habe. Dabei musste ich auch eigene Kategorien und Abkürzungen inklusive einer Legende entwickeln, zu der ich die Adressen zugeordnet habe. Darüber hinaus habe ich ca. ein halbes Dutzend Adressen und Telefonnummern zu Briefretouren herausgesucht. Notfalls musste ich, um die aktuellen Adressen herauszufinden, auch Anrufe tätigen oder E-Mails schreiben. Während des gesamten Praktikums beschäftigte ich mich auch immer wieder mit Basys, einer Archivsoftware, mit der u.a. Benutzungsanfragen bzw. –tätigkeiten eingesehen und editiert werden können. Innerhalb dieser Datenbank war es meine Aufgabe Benutzeranfragen zu Be- nutzungskategorien zuzuordnen, sofern dies nicht bereits erfolgt war. Kategorien sind z.B. Auswärtiges / Kolonialpolitik, Kommunen / Regionales, deutsche Teilung, Militärgeschichte etc. Damit einher ging auch ein gewisser Rechercheaufwand, da viele Benutzeranfragen, sonst nicht richtig zugeordnet werden können. Man lernt bei dieser Arbeit viele neue Begriffe und Themen kennen, jedoch nur sehr angerissen und oberflächlich. Zwischenzeitlich durfte ich Frau Lange in Sachen Facebook beraten. Das Bundesarchiv möchte dort gerne eine Seite einrichten, um vor allem mehr junge Menschen zu erreichen und ihr Interesse zu wecken. Es besteht aber Zweifel an den Erfolgsaussichten. Ich wurde nach meiner Meinung gefragt, wie ich die Erfolgsaussichten betrachte, worauf man achten sollte, worin die Chancen und Risiken bestehen. Während meines Praktikums war es mir auch freigestellt mich mit Archivgut zu befassen, welches mein Interesse weckte. Mir wurden dazu auch manchmal Empfehlungen gemacht. So habe ich mich mit einigen Aktenordnern, die Teile der falschen Hitlertagebücher, welche 1983 die Zeitschrift der Stern erworben hatte, und die Dokumente über die Echtheit oder Falschheit der Tagebücher enthalten, beschäftigt. Immer wieder wurden mir außerdem Hefte, Prospekte, Magazine und Zeitungen (Rundblätter) mit Informationen zum Bundesarchiv, zum Bundesarchivgesetz, zu unterschiedlichen Ver- ordnungen, zur archivarischen Tätigkeit, zu Politik, Kultur und Gesellschaft sowie zur Zeitge- schichte zur Verfügung gestellt. Viel Zeit haben außerdem die vielen Führungen, Vorlesungen und Präsentationen bean- sprucht. So gab es z.B. sechs Führungen, welche das Bildarchiv, das papierne Dokumentenar- chiv, das Tonarchiv, den Kartenbestand, die Bibliothek, den Ausstellungsbereich, den Benut- zersaal, die Benutzerkabinen, die Filmsicherung, die Werkstätten zur Restauration und Kon- servierung sowie die IT-Abteilung umfassten.

6 In den weiteren vier Praktikumswochen unter Betreuung von Frau Kaman hatte ich Teils ähn- liche Teils aber auch neue Aufgaben zu bewältigen. In der ersten Woche war ich insbesondere mit der Bestandsaufnahme bzw. der Erschließung von Fotomaterial beschäftigt. Sämtliche Bilder zeigten Gedenkstätten, Mahnmäler, Gedenktafeln, Museen, Friedhöfe und andere Orte, welche an die Verbrechen und die Opfer der NS-Zeit erinnern. Meine Aufgabe war es sämtli- che Fotos in einer Excel-Tabelle zu erfassen. Die Arbeit umfasste dabei die eigenständige Zuteilung von Bildsignaturen, die Vergabe von passenden möglichst kurzen Bildtiteln, die Aufnahme der gesamten Bildlegende und der Aktenherkunft, die Angabe des Fotografen, des Ortes, der Zeit, des Formats etc. sowie die Vergabe eines ergänzenden Archivtitels. Letzteres meint eine zusätzliche Beschreibung von wichtigen Bildinformationen, die weder dem Bildti- tel noch der Bildlegende zu entnehmen sind. Häufig erforderte es diese Arbeit nicht nur in den Aktenordnen, in denen die Bilder abgeheftet waren, sondern auch im Internet nach Informati- onen zu recherchieren. Bei fehlender Zeitangabe war es manchmal auch notwendig das Da- tum der Aufnahme eingrenzend zu schätzen. Ab der zweiten Woche wurde mir neben der Bilderfassung eine zweite Aufgabe zugewiesen. Hierbei ging es ebenfalls um eine Erschließung. Allerdings nicht von Fotos, sondern von Ak- tenmaterial der Zentralen Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen in . Alle diese Dokumente behandeln Ermittlungen gegen ehemalige Richter, Staatsanwälte, Polizisten und Denunzianten aus der ehemaligen DDR. Sämtliche Akten thematisieren widerrechtsstaat- liche Verurteilungen, Misshandlungen oder Ermordungen von überwiegend aus der DDR stammenden Bürgern. In den meisten Fällen ging es in den rechtswidrigen DDR-Prozessen um versuchte Grenzübertritte in den Westen, um angebliche Spionage oder Volksaufwiege- lung. Jede Akte ist dabei entweder einem oder mehreren Benachteiligten zugeordnet, manch- mal stattdessen auch einem Beschuldigten. Die Ermittlungen der bundesdeutschen Staatsan- waltschaft sowie die noch andauernde Erschließung aus den daraus resultierenden und in Salzgitter gesammelten Akten, sind noch heute von Bedeutung. Sie können noch immer Auf- schluss über evtl. finanzielle Ansprüche von Opfern, für die Familienforschung oder histori- sche Recherche geben. In der dritten Woche ging ich meinen ersten beiden Aufgaben weitgehend nur noch nebenbei nach. Bereits am Ende der vorherigen Woche wurden mir weitere Aufgaben aus dem Bereich der Öffentlichkeitsarbeit zugewiesen. Wie bereits im ersten vier-wöchigen Teil meines Prak- tikums sollte ich nun erneut sowohl einen Artikel für den zeithistorischen Kalender als auch eine zeithistorische Galerie erstellen. Ersterer befasst sich mit der Übernahme des Berlin Do- cument Centers in das Bundesarchiv im Jahr 1994. Die Galerie behandelt hingegen die Fuß-

7 ballweltmeisterschaft von 1974. Außerdem sollte ich mehrere Aktenordner, u.A. zum Radio- und TV-Sender Rias Berlin, selbstständig bewerten, das heißt zu entscheiden, ob diese ar- chivwürdig sind oder nicht. Meine Entscheidung sollte ich anschließend begründen und in der Folge wurden mir einige Details gezeigt, auf die ein Archivar bei einer Bewertung achten muss. In der letzten Woche beschäftigte ich mich u.a. abwechselnd mit allen drei mir zugeteilten Aufgaben. Neben der Recherche und der Schreibarbeit, die mit der Erstellung des Kalenders und der Galerie einherging, musste ich für diese wie schon beim ersten Mal nach passenden Fotos und nach noch zu digitalisierenden Dokumenten suchen. Zum Schluss musste das ge- samte gesammelte und erstellte Material nur noch mit Imperia online gestellt werden. Neben der bisherigen Erschließung von Fotos zu Gedenkstätten, erschloss ich nun außerdem einige dutzend Fotos aus Grenzschutzverwaltungs-Ordnern. Wie bereits im ersten vier-wöchigen Praktikum haben zahlreiche unterschiedliche Führungen, Vorlesungen und Präsentationen viel Zeit beansprucht. Thematisch haben diese alle weitge- hend die selben Inhalte behandelt, wie die bereits oben beschrieben. Trotzdem konnte ich auf diese Weise nicht nur mein Gedächtnis auffrischen, sondern auch viel Neues über die Arbeit und die Aufgaben des Bundesarchivs erfahren. So wurde mir u.A. eine Gefriertrocknungsma- schine gezeigt. Diese dient dazu nass gewordene Dokumente, bevor größere Wasserschäden eintreten, einzufrieren und anschließend innerhalb eines Vakuums langsam wieder aufzutau- en, das verdampfende Wasser erneut einzufrieren und abzusaugen. Auf diese Weise kann, mit ein wenig Glück, ein völlig durchnässtes Buch vollständig wiederhergestellt werden. Viel konnte ich außerdem über die zukünftigen Herausforderungen des Bundesarchivs in Erfah- rung bringen. Bereits im ersten vier-wöchigen Praktikum habe ich dazu zwar einiges erfahren, doch bei weitem nicht so detailreich. Die größte Herausforderung stellt die Digitalisierung sämtlicher Dokumente dar. Dies gestaltet sich jedoch aus zahlreichen Gründen als überaus problematisch dar. Um nur einige Stichpunkte zu nennen:  Wie erfolgt die digitale Übertragung von Dokumenten einer Behörde an das Bundes- archiv?  Wie wird die Authentizität dieser Daten sichergestellt?  Wie soll der Workflow (Abbildung der Akten 1 zu 1) vollständig und korrekt aufge- nommen und angezeigt werden?  Wie ist mit unterschiedlicher Software und unterschiedlichen Dateiformaten umzuge- hen?  Wie kann genügend Performance und Speicherleistung erbracht werden?

8  Wie wird eine dauerhafte Zugänglichkeit der Informationen gewährleistet angesichts der enormen Kurzlebigkeit von IT-Technik? Eine Detailinformation meiner Tätigkeiten liegt in Form eines Arbeitsprotokolls vor, welches im Anhang zu finden ist. Ebenfalls zu finden sind hier die insgesamt fünf zeithistorischen Artikel und die zwei zeithistorischen Galerien, jedoch ohne Bilder.

Erfahrungen mit der Institution

Die Arbeit während des Praktikums erfolgte weitgehend eigenverantwortlich und selbststän- dig. Es wurden einem Aufgaben zugeteilt, die man alleine durchführte und in der Regel nur bei Abschluss mit den jeweiligen Betreuern und Betreuerinnen besprochen. In den ersten drei Wochen erfolgte die Arbeit sogar in einem eigenen Büro. In der vierten Woche des ersten Teils meines Praktikums musste der Arbeitsplatz jedoch gewechselt werden, da Platz für neue Praktikanten benötigt wurde. Es war organisatorisch schlicht vernünftiger, mich mit zwei an- deren Praktikanten zusammen in einen anderen Raum zu setzen, da ich einen davon in eine Aufgabe einweisen sollte, die ich bisher selbst verfolgt hatte und die er fortführen sollte. Im zweiten vier-wöchigen Praktikum saß ich hingegen die gesamte Zeit über zusammen mit einer anderen Praktikantin gemeinsam in einem Büro. Was die Arbeitszeit angeht konnte man sich diese frei einteilen. Es stand einem frei zu ent- scheiden, wann man zwischen 6.00 und 20.00 kam und ging oder wann und ob man überhaupt eine Pause macht. Gleiches galt ausdrücklich auch für die einzelnen Aufgaben. Man konnte selbst entscheiden, wann man was erledigt und was nicht. Da manche Aufgaben auf lange Sicht sehr anstrengend waren, war dies jedoch auch erforderlich, um möglichst viel Abwechs- lung zu haben und die Konzentrationsfähigkeit nicht zu verlieren. Man wurde sogar darauf hingewiesen sich gerne Zeit nehmen zu können, um sich Dokumente näher anschauen zu können, die während der Arbeit das Interesse von einem geweckt haben. Manchmal wurden einem auch Aktenordner empfohlen, falls diese einen interessieren könnten, und man bekam viele Prospekte, Hefte und Zeitungen, die das Bundesarchiv, Politik und Gesellschaft oder Politikwissenschaft thematisierten. Die Büros haben alle viele Fenster und sind sehr hell, solange man nicht in einem der Keller- stockwerke arbeitet. Die meisten der Büros, sofern ein Einblick bestand, waren sehr persön- lich und individuell mit Bildern, Pflanzen und anderer Deko eingerichtet. Gleiches galt für die Kleidung und das Styling der Mitarbeiter. Der Eine trug einen kompletten Anzug mit Krawat-

9 te, ein anderer trug Hemd mit Jeans, der Nächste trug ein orangenes T-Shirt mit Halskette und der Vierte trug zerflissene Jeans mit einem übrigen Outfit und Styling, dass einen leicht an einen Punk oder etwas ähnliches denken ließ. Solche Unterschiede existieren scheinbar insbe- sondere zwischen den einzelnen Abteilungen, aber auch innerhalb der Abteilungen. Dies un- terstreicht eine generelle Atmosphäre und Arbeitsweise in der Freiheit, Eigenständigkeit und Individualität groß geschrieben werden, jedoch innerhalb des Rahmens des Bundesarchivge- setzes und anderer Verordnungen. Die Mitarbeiter waren überwiegen sehr freundlich, umgänglich, gesprächig und hilfsbereit. Insbesondere die Betreuer und Betreuerinnen nahmen sich viel Zeit für einen, wenn man Fra- gen zu seinen Aufgaben oder zum Bundesarchiv hatte. Die Meisten schienen auch sehr gut gelaunt während ihrer Arbeitszeit zu sein, denn immer wieder konnte man aus den Büros oder den Fluren Small-Talk und gelegentlich auch viel Gelächter in allen möglichen Lautstärken hören. Dem einen oder anderen Mitarbeiter merkte man jedoch an, trotz aller Freundlichkeit, sehr gestresst zu sein. Dies ist offenbar einer leichten Überarbeitung auf Grund eines Mangels an Personal geschuldet, so jedenfalls die Aussagen einiger Mitarbeiter. Obwohl in den letzten Jahren immer neue Aufgabenfelder auf die Mitarbeiter zukamen, fehle leider einfach das Geld, um notwendiges Personal einzustellen, dass auch qualifiziert ist die Aufgaben im Bun- desarchiv zu übernehmen. Aus einigen Gesprächen ging ebenfalls hervor, dass aus dem ge- nannten Geldmangel heraus, manchmal z.B. Bürofachkräfte eingestellt worden sind, obwohl dringend ausgebildete Archivare benötigt werden. Bürofachkräfte bringen einfach nicht das Wissen mit, um mit höchst empfindlichen Dokumenten zu arbeiten und müssen in vielen Be- reichen, die man in einer Archivschule lernen würde, erst eingeführt werden. So ist es wohl kein Wunder, wenn der ein oder andere Mitarbeiter manchmal etwas klagt. Schwierig war gelegentlich vielleicht die Kommunikation innerhalb des Bundesarchivs. So wurden manchmal archivfachliche Begriffe verwendet, die zunächst einer Erklärung bedurf- ten oder sich einem nur aus dem Kontext erschlossen. Anrede (Sie) und sonstige Höflichkeits- formen, wie Guten Morgen und Guten Tag oder das Händeschütteln zur Begrüßung, waren jene, die man zumindest hier in Rheinland-Pfalz üblicherweise vorfindet.

Maximen und Prinzipien

„Wissen bereitstellen, Quellen erschließen, Geschichtsverständnis fördern“, so lautet das Leitbild des Bundesarchivs. Mit diesem Satz wird kurz und knapp die Arbeit des Bundesar-

10 chivs im Bereich der Öffentlichkeit, Forschung, Verwaltung, Sicherung und Dienstleistung beschrieben. Sehr hoch geschrieben wird besonders das Prinzip der Zugänglichkeit und Gleichbehandlung, und zwar für jedermann, ungeachtet seiner Herkunft, seines Berufs, egal ob Schüler, Professor oder Politiker. Es besteht eine strikte Ablehnung gegen jede Art von Zensur oder Einschränkung von Quellen. Dies erfolgt nur, sofern es das Bundesarchivgesetz, Persönlichkeitsrechte oder Geheimhaltungsgesetze dies unbedingt erforderlich machen (Schutzfristen). Sehr großen Wert wird außerdem auf absolute Objektivität und Neutralität, sofern dies tatsächlich möglich ist, gelegt. Daher gibt das Bundesarchiv auch keine Stellung- nahmen oder Meinungen zu Archivalien ab, sofern sie nicht rein wissenschaftlicher Natur sind.

Erfolge und Schwierigkeiten

Großes und mehrfaches Lob wurde mir von Frau Lange für meine zeithistorische Galerie erb- racht. Frau Lange war sehr begeistert von meiner Arbeit. Sie fand, meine Galerie lese sich wie ein Krimi. So war es ja auch gewünscht, dass die Galerie, wie eine Geschichte aufgebaut sein sollte. Auch für meine übrigen fünf Artikel für den geplanten zeithistorischen Kalender des Bundesarchivs wurde ich, trotz einiger Verbesserungs- oder Ergänzungshinweise, sehr gelobt. Frau Lange meinte man sehe mir den Spaß an dieser Art von Arbeit an. Auch Frau Zahnhau- sen schien auf Grund meines Fleißes begeistert zu sein. Es gab jedoch auch einige Problemen, allerdings überwiegend technischer Natur. So war der Arbeitsplatzrechner überaus langsam. Daher nahm das Öffnen von Dateien, das Laden und Speichern von Dokumenten, das Bearbeiten der Benutzeranfragen in Basis viel mehr Zeit in Anspruch, als es hätte sein müssen. Meine Arbeit wurde durch die langsame und meiner An- sicht nach mehr schlechte als rechte Suchfunktion in der Bilddatenbank Athene zusätzlich verlangsamt. Immer wieder hing der Rechner sogar regelrecht, sodass man einige Sekunden warten musste, bis man weiterarbeiten konnte. Auch der Rechner und Scanner im Kopierraum für qualitativ hochwertigere Scans war sehr langsam. So wurde für ein paar Scans viel mehr Zeit verschlungen, als nötig gewesen wäre. Trotzdem war man gezwungen diesen Scanner zu benutzen, da alle anderen Kopierer auf den einzelnen Stockwerken besonders bei verknitter- tem altem Papier nur vergleichsweise schlechte Scanergebnisse lieferten. Einmal gab es außerdem einen Serverausfall. Das führte dazu, dass das Internet, das Intranet und die Netzlaufwerke ausgefallen sind. Der Aufgabe, mit der ich gerade beschäftigt war,

11 konnte ich, solange die Server nicht wieder funktionsfähig waren, nicht weiter nachgehen, sodass ich mich anderweitig beschäftigen musste. Auch die Anmelde-Software Citrix machte einem zu Schaffen. Das im Bundesarchiv noch recht neu im Einsatz befindliche Programm neigte zu großen Problemen. So wurde Citrix zwar ausgeführt, aber der Anmeldevorgang verlief nie korrekt, sodass einem der Zugang zu zahlreichen anderen Programmen verwehrt blieb. Die Lösung bestand darin, das bei System- start automatisch ausgeführte Citrix immer direkt zu beenden und nochmals manuell zu star- ten. Zwischenzeitlich gab es jedoch auch einen vollständigen Ausfall der Citrix-Server. Technische Schwierigkeiten gab es ansonsten nur noch mit der Software Imperia 9, mit der ich die zeithistorischen Galerien online gestellt habe. Auch diese war recht langsam, das eigentliche Problem bestand jedoch darin, dass die Speicherfunktion nicht immer richtig funktioniert hat. Zum Glück ist dies nur bei sehr kleinen Änderungen aufgetreten, sodass ich nicht in meiner Arbeit zurückgeworfen wurde. Es gab jedoch auch Probleme mit Bildrechten. So gab es z.B. ein großes hin und her bei der Suche und Auswahl von Bildern für die zeithistorischen Galerien und der anschließenden Klärung von Rechten. Immer wieder war ich gezwungen mich noch einmal auf die Bildsuche zu begeben, da ich die gefundenen Bilder nicht verwenden durfte. Das Problem bestand darin, dass das Bundesarchiv bei vielen Bildern zwar das Recht hat, diese auf materielle Weise zu vervielfältigen und weiterzugeben, aber nicht das Recht hat, diese auch digital zu veröffentli- chen, oder darin, dass die genauen Bildrechte schlicht ungeklärt sind. Seit das Bundesarchiv auf Grund einer unklaren Rechtslage einmal Bilder an Wikipedia weitergegeben hat, die sie nicht hätte weitegeben dürfen, ist man im Umgang mit den Bildern sehr vorsichtig geworden.

Verhältnis von vorheriger Erwartung und vorgefundener Realität

Laut den Mitarbeitern des Bundesarchivs scheinen sich viele einen Archivar als graue Maus, als Brillenträger, als jemand langweiliges mit verstaubten grauen Haaren vorzustellen. Sol- cherlei stereotypischer Erwartungen hatte ich hingegen überhaupt nicht. Ich habe eher mit einer gewissen Neutralität und Offenheit das Praktikum im Bundesarchiv angefangen. Im Vorfeld habe ich mir kaum Gedanken über das, was mich erwarten würde gemacht, womög- lich weil die Erwartungen, die ich hatte, so selbstverständlich waren, dass sie mir in dem Moment selbst nicht ganz bewusst waren. Ich hatte also nur recht vage Vorstellungen, die sich auf die Informationen über das Bundesarchiv und die Abteilung G, die ich bereits von der

12 Website des Bundesarchivs hatte, stützten. Über die Arbeiten, die ich dann erfüllen durfte, war ich auch nie in irgendeiner Weise überrascht, trotz der eher wenigen Gedanken, die ich mir gemacht hatte. Viel konkreter waren jedoch einige Befürchtungen im Vorfeld, was meine tatsächliche Auf- gabenzuweisung betrifft, ungeachtet dessen, was im Praktikumsvertrag vereinbart war. Da ich bereits eine Ausbildung als Fachinformatiker für Systemintegration abgeschlossen habe, ich über Nachrichtenberichte und Reportagen bereits viel über Ausbeutung von Auszubildenden und besonders Praktikanten als billige Arbeitskräfte erfahren habe und ich auch in meinem eigenen Umfeld von solchen Dingen gehört habe, hatte ich die leichte Vorahnung, dass so etwas auch mir passieren könnte. Zumal ich bereits in zwei vergangenen Praktika schon selbst das Gefühl hatte mehr ausgebeutet zu werden, als etwas über die Praktikumsstelle und den jeweiligen Beruf zu erfahren. Diese Befürchtung wurde allerdings zum Glück nicht erfüllt. Weder wurde ich in der IT eingesetzt, noch durfte ich viele Stunden lang Akten in einem Flur schreddern, wie es ein Bekannter von mir während eines Praktikums tun durfte. Ich habe von Anfang an deutlich gemacht, dass die Inhalte des Praktikums zu meinem kulturwissenschaft- lichen Studium und zu den Richtlinien für Praktika des Instituts für Kulturwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau passen müssen. Zwar musste ich auch einige eher wenig an- spruchsvolle Aufgaben erfüllen, doch so etwas gehört in aller Regel zum Berufsleben nun einmal auch dazu. Im großen Ganzen hat mir das Praktikum gut gefallen. Im Vergleich mit meinen bisherigen Erfahrungen, muss ich sogar sagen, dass es bisher das Beste war. Auch im Vergleich zu meinen Erfahrungen in meiner Ausbildungszeit, muss ich sagen, dass ich viel lieber im Bundesarchiv eine Ausbildung im Bereich der archivischen Arbeit und / oder der Öffentlichkeitsarbeit gemacht hätte, als eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemin- tegration. Zwar auch, aber nicht nur wegen den Ausbildungsinhalten, sondern viel mehr we- gen der guten Atmosphäre, der guten Betreuung, der selbstständigen und flexiblen Arbeit und vor allem, weil ich immer etwas zu tun hatte – eine Sache, die ich von meiner alten Ausbil- dungsstätte nicht gerade behaupten kann. Im Gegenteil habe ich mich dort wirklich oft völlig allein gelassen, unterfordert und gelangweilt gefühlt. Insofern bin ich sehr froh mein Prakti- kum im Bundesarchiv absolviert zu haben, denn so hatte ich die Gelegenheit, zu meinen eher überwiegend neutral bis negativen Erfahrungen aus meinen früheren Praktika und meiner Ausbildung, positive Erfahrungen hinzufügen zu können.

13 Kulturgriff und Kulturverständnis

Meine Betreuerin Frau Lange beschrieb Kultur spontan und ohne lange zu überlegen als Schöngeist. Auf Nachfragen reduzierte sie Kultur jedoch nicht auf Hochkultur, im Sinne von Kunst, z.B. in Form von malerischen Bildern oder Theater, sondern sie und die anderen Mit- arbeiter des Bundesarchivs verwenden vielmehr einen weiten Kulturbegriff. Insofern seien alle Bereiche der Gesellschaft, z.B. der der Alltag der Menschen, die Medien und deren wirk- lichkeitsstiftende Auswirkung, die Tradition und die Geschichte, welche durch ihr kulturelles Erbe kollektive Identitäten hervorbringen etc. Kultur wird im Bundesarchiv außerdem keines- falls als etwas Statisches angesehen, sondern sie befinde sich in einem ständigen Wandel. Produktion, Vermittlung und Umsetzung kultureller Inhalte sind dabei auch Aufgaben des Bundesarchivs. Zusammen mit anderen Archiven versteht es sich als das Gedächtnis der Nation. Nicht als Bewacher der Informationen, sondern als neutrale, für alle zugängliche Sammelstelle. Archivgut wird beschrieben als authentisches Kulturgut. Es wird von Generati- on zu Generation weitergegeben und birgt einen Fundus an Wissen und Erfahrung, den es gilt bis in die ferne Zukunft zu bewahren und bereitzustellen. Archive tragen insofern wesentlich zum Identitätsbewusstsein einer Gesellschaft bei. Das Bundesarchiv nimmt durch die Aufbereitung, Sicherung und Bereitstellung von histori- schen Dokumenten außerdem eine gesellschaftliche Kontrollfunktion ein. Der geregelte öf- fentliche Zugang zu seinen Archivalien gelte als ein wesentliches Kennzeichen für rechtstaat- lich-demokratische Verhältnisse, weil er die rückblickende Kontrolle von Verwaltungshan- deln und politische Entscheidungsprozesse erlaubt. Auch durch seine Öffentlichkeits- und Pressearbeit, z.B. in Form von wissenschaftlichen Publikationen, Online-Artikeln, Ausstel- lungen, Galerien und Veranstaltungen, trägt das Bundesarchiv dazu bei, die Menschen über die Geschichte Deutschlands zu informieren und in ihnen kritisches Bewusstsein zu wecken. Der Zugang zum Archivgut schafft Wissen, beugt dem Vergessen vor und verhindert Fälschungen und Verfälschungen. Die Informationen werden jedoch, trotz Neutralitätsan- spruch, nicht völlig ungefiltert bereitgestellt. Dies erscheint angesichts der unglaublichen Menge an zeithistorischen Dokumenten und der steigenden Flut an neu hinzukommenden Informationen in schriftlicher und zunehmend auch digitaler Form unmöglich zu sein. Statt- dessen entscheidet das Bundesarchiv darüber, welche Dokumente es wert sind auf Dauer, das heißt, bis in die Ewigkeit, verwahrt zu werden und welche nach einer bestimmten gesetzli- chen Aufbewahrungsfrist im Benehmen mit den Stellen, von denen sie stammen, vernichtet werden. Insofern fungiert das Bundesarchiv auch als Filter und Verdichter von Informationen.

14 Das Bundesarchiv ist also nicht einfach nur ein nationales Gedächtnis und ein Ort der Erinne- rung, sondern auch des Vergessens. Im Schnitt werden nur etwa 5-10% aller Akten der obers- ter Bundesbehörden als archivwürdig bewertet und dauerhaft gesichert. Die große Herausfor- derung bei der Kassierung (Vernichtung) eines Großteils der Unterlagen besteht darin, die Zusammenhänge zwischen den Informationen und ihrer Entstehung zu wahren.

Stellenwert und Nutzen des Praktikums für das weitere Studium

Einen direkten konkret benennbaren Nutzen für das weitere Studium der Kulturwissenschaft kann ich nicht erkennen. Das Praktikum erlaubte mir sicherlich einige interessante Einblicke in die Praxisarbeit innerhalb eines Archivs, aber auf kultur-theoretischer Ebene konnte ich nicht nichts dazu lernen, was ich nicht bereits im Zuge meines Studiums erfahren habe. Die Funktionen, welche Archive für Gesellschaften und Kulturen einnehmen waren mir bereits im Vorhinein klar. Die Arbeit im Bundesarchiv hat mir allerdings noch einmal eindringlich vor Augen geführt, wie bedeutend Archive wirklich sind. Das Praktikum regte mich außerdem dazu an mir Gedanken um meine Zukunft nach meinem Studium zu machen. So kann ich es mir nun durchaus vorstellen in einem Archiv eine Ar- beitsstelle anzunehmen. Doch müsste ich dafür möglichst schon jetzt planen, um mir weitere nötige Qualifikationen anzueignen.

Stellenwert und Nutzen der universitären Ausbildungsinhalte für das Praktikum

Die universitären Ausbildungsinhalte haben mir auf kultur-theoretischer Ebene nur insofern weitergeholfen, als dass ich vielen Ausführungen und Texten, die ich zu lesen bekam, leichter folgen und verstehen konnte. Besonders im Seminar Phänomen des Vergessenen aus kultur- wissenschaftlicher Perspektive konnte ich bereits viel über die unterschiedlichen Gedächtnis- formen, das Erinnern und Vergessen lernen. So wurde z.B. zwischen persönlichen, sozialen bzw. kollektivem und kulturellen Gedächtnis, sowie zwischen aktivem und passivem Ge- dächtnis unterschieden. Ein Archiv kann zu dem Bereich des kulturellen Gedächtnisses zuge- ordnet werden und zwar sowohl zum aktiven als auch zum passiven. Aktiv insofern, dass his- torische Dokumenten laufend von Mitarbeitern oder interessierten Besuchern z.B. für wissen- schaftliche, journalistische oder persönliche Zwecke ausgewertet werden. Inaktiv insofern,

15 dass in einem Archiv in der Regel auch völlig verstaubte Akten existieren, die seit sehr langer Zeit niemand mehr in den Händen gehalten hat. Womöglich ist sich niemand mehr bewusst was diese Akten enthalten oder, dass sie überhaupt existieren, bis ein Forschender irgendwann doch noch einmal nach ihnen sucht oder per Zufall auf sie stößt. Darüber hinaus konnte ich meine kulturwissenschaftlichen Kenntnisse kaum einsetzen. Allerdings hat mir meine Erfahrung mit dem Schreiben von unterschiedlichen wissenschaft- lichen und journalistischen Texten während des Studiums zweifelsohne dabei geholfen, die zeithistorischen Galerien und die übrigen fünf Artikel zum historischen Kalender zu verfas- sen. Die offene und weite Perspektive sowie die Vielfalt der Fächer der Kulturwissenschaft haben außerdem mein Denken auf kritische Weise geprägt. So sind mir während der Recher- che zu den Artikeln häufig unterschiedliche Fragen in den Sinn gekommen, die es mir erleich- tert haben, die Texte zu schreiben, statt bloß auf uninteressante und langweilige Weise Infor- mationen bereitzustellen. Sicher hat sich auch mein Allgemeinwissen durch die große Fächer- vielfalt erhöht, sodass es mir dadurch womöglich leichter als jemand anderem gefallen ist, die Benutzeranfangen in Basys zu Kategorien zuzuordnen.

Anregungen für die Entwicklung der universitären Ausbildungsinhalte

Aus meiner eigenen Erfahrung heraus würde ich es empfehlen bereits schon im Bacherlorstudiengang und nicht erst im Masterstudiengang eine gewisse Spezialisierung zu- zulassen. Viele Fächer sind zwar gut, um möglichst viele Perspektiven einnehmen und Ver- knüpfungen bilden zu können. Zu viele, ohne die Möglichkeit der Auswahl, erscheinen mir jedoch kontraproduktiv. Für meine spätere favorisierte berufliche Laufbahn und im Hinblick auf meine Interessen muss ich mich beispielsweise Fragen, was ich mit dem gesamten Be- reich der Kunst bzw. Ästhetik soll. Mir fehlt dafür schlicht jegliche Begeisterung und es ist vollkommen klar, dass ich in diesem Bereich niemals tätig sein möchte. Alle Studenten mit denen ich gesprochen habe stimmen mit mir darin überein, wobei es hier natürlich Unter- schiede in Bezug darauf gibt, welche Fächer man gerne ausrangieren würde. Es sollte also eine größere Auswahlmöglichkeit geben, so wie es zumindest mir auf einer Informationsver- anstaltung vor dem Beginn meines Studiums auch suggeriert worden ist. Man könnte viel- leicht ein System entwickeln, in dem man nicht gezwungen ist alle 11 Fächer der Kulturwis- senschaft zu belegen, sondern z.B. nur 9, um so die Möglichkeit zu haben, sich entsprechend seiner Interessen und beruflichen Ziele auszurichten. Gleichzeitig plädiere ich aber auch für

16 noch mehr Vielfalt in der Kulturwissenschaft. Dies ist jedoch kein Widerspruch. Ich würde lediglich ein größeres Fächerangebot, aus dem man eine gewisse Anzahl auswählen kann, begrüßen. So würden sich z.B. Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaften und Psycho- logie für die Kulturwissenschaft sehr anbieten. Es bleibt natürlich die Frage, ob ein solches System überhaupt organisierbar wäre. Auch Frau Lange hatte einige Anregungen bereit. Sie berichtete darüber, dass das Bundesar- chiv sehr enttäuscht darüber ist, dass es bis heute kaum eine Zusammenarbeit mit der Univer- sität Koblenz gibt. Lediglich mit dem Institut der Geschichte bestünde Kontakt, jedoch mehr schlecht als recht. Sie fragte sich woran dies liegt, da das Bundesarchiv offenbar schon mehr- fach versucht hat engeren Kontakt aufzubauen. Man würde sich sehr über eine engere Zu- sammenarbeit, durch die auch die Studenten profitieren könnten, freuen. Das Bundesarchiv könnte z.B. Führungen für Studenten und deren Dozenten anbieten, inklusive Einweisung in die Benutzung der Archivalien, ggf. sogar völlig kostenlos. Ebenfalls könnte man in der Uni- versität öffentlich Stellen für Praktika im Bundesarchiv ausschreiben. Interessant wäre es für die Studenten und Lehrenden bestimmt auch zusammen mit den Archivaren Seminare zur Quellenarbeit anzubieten. Frau Lange wäre jedenfalls sehr darauf gespannt einmal mit Kul- turwissenschaftlern zusammenzuarbeiten, statt weitgehend nur mit Historikern und Archiva- ren, um deren wissenschaftliche Perspektive kennenzulernen und vielleicht auch davon zu lernen. Frau Lange stellte sich außerdem vor gemeinsam Projekte zu planen und durchzufüh- ren oder, dass Studenten in Gruppen für die Erledigung bestimmter Aufgabenstellungen ge- zielt in das Bundesarchiv geschickt werden könnten.

17

Anhang

18 Protokoll vom 12.08.2013 bis zum 06.09.2013

Tag 1: Montag (12.08.2013)

8.45: Einführung 9.20: Durchsehen von Informationen über das Bundesarchiv aus dem Heft „Das Bundesar- chiv. Dienstleister für Forschung, Öffentlichkeit und Verwaltung“ über seine Arbeit, seine Standorte, seine Geschichte, seine Funktion als kulturelles Gedächtnis, seiner Schutzfunktion gegen Fälschungen und Verfälschungen, seiner Funktion als Filter, Verdichter und Bereitsteller von Informationen, seinen Beitrag zur Demokratie sowie seiner internationalen Zusammenarbeit. 10.30: Durchsehen des Hefts „Mitteillungen aus dem Bundesarchiv“ Heft 1/2013 21. Jahr- gang über die Überlieferung, Aufarbeitung, Erschließung und Nutzung von Unterlagen über die NS-Diktatur, die DDR und die Bundeswehr, über Erfahrungen mit dem digi- talen Archivgut, über das Spannungsverhältnis zwischen Transparenz und Geheimhal- tung in Bezug auf Unterlagen des Bundesnachrichtendiensts und über die Chancen und Schwierigkeiten im Umgang mit zeitnahen Dokumenten. 12.50: Einweisung in die digitale Archivsuche und ins Onlinebild-Archiv. 13.20: Weiterarbeit am Heft „Mitteilungen aus dem Bundesarchiv“ 13.40: Beginn der Erstellung eines Dokuments bzw. einer Galerie zur Zeitgeschichte für die Website des Bundesarchivs. Thema ist das Attentat auf die Olympiade in München im Jahre 1972. Dazu Recherche nach Bildern und Textdokumenten im Online-Bildarchiv und in der digitalen Archivsuche. 16.00: Schluss (7,15 Stunden)

Tag 2: Dienstag (13.08.2013)

8.45: Weiterarbeit an der zeithistorischen Galerie– Durcharbeit der ausgesuchten Aktenord- ner des Bundeskanzleramts, des Bundesministerium des Inneren und des Bundesmi- nisterium der Justiz auf der Suche nach Informationen über das Attentat auf Olympia 1972

19 9.30: Hausführung inklusive Vortrag über die Geschichte des Bundesarchivs, einer Einfüh- rung in die Bibliothek des Bundesarchivs und die Textarchive 10.30: Weiterarbeit an der zeithistorischen Galerie 14.00: Führung im Bild-, Karten- und Tonarchiv sowie Einführung über die Arbeit in diesen Archiven. Dabei einige Berichte über Probleme im Archiv:  Unterbesetzung mit der Folge, dass sich Arbeiten massiv Anstauen, besonders im Archivbereich, da die Archivare gezwungen sind, zuerst Benutzungsanfragen zu erle- digen  Falsches Personal, z.B. werden Archivare benötigt aber Bürokaufmänner eingestellt  Die Idee Online Archive zur Entlastung der Mitarbeiter, in der Hoffnung die An- fragen würden sich verringern, da die Nutzer sich nun selbst bedienen können, führte zum Einen dazu, dass sicherlich viele Nutzer nun vermehrt ohne Betreuung zurecht- kommen, zum Anderen jedoch auch dazu, dass entgegen der Erwartung die Anzahl der Anfragen massiv gestiegen ist, da die Benutzerzahlen regelrecht in die Höhe geschos- sen sind. Gleichzeitig wurden die Anfragen daher vielfältiger und vor allem internati- onaler – sogar Chinesen greifen nun regelmäßig auf das Bundesarchiv zu. Daher sind darüber hinaus auch die Anforderungen bei der Bearbeitung von Anfragen gestiegen, da diese in etlichen unterschiedlichen Sprachen verfasst werden.  Fehlende Beschriftung an manchen Bildern: Wie findet man in solch einem Fall heraus, was auf dem Bild abgebildet ist?  Benutzungsanfragen ohne Angabe der Bildsignatur und im schlimmsten Fall auch ohne eine Zeitangabe: Wie findet man ein solches Bild in einem Archiv aus mehreren Millionen Bildern?  Komplizierte Rechtslage (Copyright): Welche Rechte an einem Bild hat man wirk- lich? Darf man sie z.B. nur auf Papier kopieren und weitergeben oder auch online stel- len? Unklarheiten darüber führten bereits dazu, dass das Bundesarchiv Bilder aus ih- rem Online-Bildarchiv rausnehmen mussten. 15.25: Weiterarbeit an der zeithistorischen Galerie 18.00: Schluss (9,15 Stunden)

20 Tag 3: Mittwoch (14.08.2013)

8.40: Weiterarbeit an der zeithistorischen Galerie–  Weiterhin durcharbeiten der ausgesuchten Aktenordner des Bundeskanzleramts, des Bundesministerium des Inneren und des Bundesministerium der Justiz auf der Su- che nach Informationen über das Attentat auf Olympia 1972  zusätzliche Onlinerecherche und Recherche in der Bibliothek 14.20: Einführung in den Basys Client, einer Archivsoftware, in der z.B. Benutzungsanfragen gelistet werden. 14.35: Weiterarbeit am zeithistorischen Dokument 15.15: Überprüfung von Benutzungsanfragen in den Archiven auf fehlende Zuordnung zu Themenkategorien und, wenn nötig, nachträgliche Vornahme einer Zuordnung. Kate- gorien sind z.B. Auswärtiges / Kolonialpolitik, Kommunen / Regionales, Deutsche Teilung, Militärgeschichte etc. 16.30: Schluss (7,50 Stunden)

Tag 4: Donnerstag (15.08.2013)

8.40: Weiterarbeit an der zeithistorischen Galerie– Weitere Suche nach Bildern im Online- archiv 10.05: Recherche nach Adressen und Telefonnummern (mehrere Briefe konnten ihren Emp- fänger nicht erreichen) 11.00: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien 12.45: Einführung in die Bild-Arbeitsdatenbank Athene mit anschließender Recherche in dieser Datenbank 13.45: Weiterarbeit an der zeithistorischen Galerie– Weitere Recherche in Akten, im Internet und im Buch „Der Anschlag auf Olympia ‘72“ von Matthias Dahlke von 2006 16.40: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien 17.20: Schluss (8,40 Stunden)

21 Tag 5: Freitag (16.08.2013)

9.00: Weiterarbeit an der zeithistorischen Galerie– Recherche im Bildmagazin zum Bundes- presseamt 9.35: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien 11.00: Schluss (2,00 Stunden)

Gesamt Woche 1: 35 Stunden

Tag 6: Montag (19.08.2013)

9.00: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien 11.00: Chronologische Sortierung von Aktenordnern zum Internationalen Suchdienst und Aussortierung von doppelt vorkommenden Akten 13.40: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien 15.00: Recherche in Dokumenten über das Berlin Document Center. Dabei ging es um einen Vorwurf des Historikers Malte Herweg und sein Buch „Die Flakhelfer“. Laut Herweg seien durch das Befreiungsgesetz alle Parteigenossen ab dem Jahrgang 1919 von der Entnazifizierung befreit worden. Als die Mitgliedschaften bekannt wurden, stritten die Betroffenen ihre Mitgliedschaft ab oder behaupteten ohne Wissen kollektiv von der Hitler-Jugend in die Partei überführt worden zu sein. Die Forschungslage sei jedoch eindeutig: Ohne eigene Unterschrift sei niemand Mitglied geworden, nicht einmal in den Jahren 1944-1945. Herweg wirft den deutschen Behörden vor, diese hätten seit 1968 NS-Dokumente der Amerikaner nicht angenommen, um eine Entnazifizierung wichtiger Persönlichkeiten und Pressetumulte zu vermeiden. Herweg bezeichnete dies als ein staatlich institutionalisiertes Wegschauen, jedoch in Einvernehmen mit den Amerikanern. Diese hätten bis 1991 Karteikarten der NSDAP Mitgliederkartei im Sin- ne Deutschlands aussortiert. So sollten Persönlichkeiten, wie Genscher, Schiller, Scheel, Carsterns usw. geschützt werden. Dies belege eine Spezialliste mit den fehlen- den Namen. Erst 1994 seien alle fehlenden Dokumente beim Übergang des Berlin Do- cument Centers in das Bundesarchiv übergeben worden. 17.10: Schluss (8,10 Stunden)

22 Tag 7: Dienstag (20.08.2013)

9.10: Weitere Recherche in Dokumenten über das Berlin Document Center 9.45: Weiterarbeit an der zeithistorischen Galerie 10.15: Weitere Recherche in Dokumenten über das Berlin Document Center sowie zusätzli- che Auseinandersetzung mit dem Kontext mit Hilfe mehrerer Online-Zeitungsartikel 13.30: Einscannen von Bildern und Dokumenten für das zeithistorische Dokument nach einer Einführung in die dazu nötigen Geräte und Software 15.55: Weiterarbeit am zeithistorischen Dokument 17.00: Schluss (7,50 Stunden)

Tag 8: Mittwoch (21.08.2013)

8.45: Durschauen der Newsletter der Archivschule Marburg Heft 40 Juli 2013 9.15: Arbeiten an einem Adressverteiler  Überprüfung alter Adresslisten auf Aktualität  Recherche Nach Adressen, Ansprechpartnern, Telefonnummern, E-Mail-Adressen mittels einer Internetrecherche, E-Mails und Telefonanrufen  Erstellung von Kategorien und Unterkategorien für die Zuordnung der Adressen, z.B. Behörde, Ausland, Presse etc., um eine spätere Suche von Adressen zu erleichtern 13.45: Weitere chronologische Sortierung von Aktenordnern zum Internationalen Suchdienst und Aussortierung von doppelt vorkommenden Akten 14.40: Durchsehen eines Umlaufs  Zeitung „Das Parlament“ vom 19.08.2013  Heft „Aus Politik und Zeitgeschichte“ 63. Jahrgang 34-36/2013 19.08.2013 bpb (Beilage zur Zeitung „Das Parlament). Thema: Politische Grundwerte (Menschenbil- der, Gibt es noch Werte?, Gleichheit und Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Nachhal- tigkeit, Sicherheit und moralpolitische Steuerung) 16.30: Schluss (7,45 Stunden)

23 Tag 9: Donnerstag (22.08.2013)

9.00: Weiterarbeit am Adressverteiler 11.35: Weiterlesen des Umlaufs vom Vortag 13.00: Einweisung in die Bestandsbildung  Bundesarchivgesetz, Bundesarchivbenutzungsverordnung und Kostenverordnung  Anweisungen für die archivarische Tätigkeit  Problembeispiele bei der Übergabe von Dokumenten an das Bundesarchiv, bei der Verwaltung und bei der Beratung: Abgabe von Akten ohne Ordner und deren Be- schriftung, schlechte Aktenführung / Durcheinander, Abgabe von Akten in ganzen LKW-Ladungen ohne Sortierung und Aussortierung und ohne vorherige Absprache mit dem Bundesarchiv, Beratungsresistenz von Behörden nach dem Motto „Wir wis- sen es besser“ im Umgang und dem Anlegen von Registraturen, Aktenbeständen, Ar- chiven etc. sowie falsche Werteinstufungen wegen schlechter Aktenführung (wertvolle Akten finden sich in Ordnern wieder, in den man sie nicht erwartet hätte bzw. sie nicht hineingehören und die auf Grund geringer Bedeutung zerstört werden sollten. 14.20: Weiterlesen des Umlaufs 15.25: Weitere chronologische Sortierung von Aktenordnern zum Internationalen Suchdienst und Aussortierung von doppelt vorkommenden Akten 17.20: Schluss (8,20 Stunden)

Tag 10: Freitag (22.08.2013)

8.50: Weitere chronologische Sortierung von Aktenordnern zum Internationalen Suchdienst und Aussortierung von doppelt vorkommenden Akten 9.50: Weiterlesen des Umlaufs 10.30: Gespräch mit der Betreuerin u. A. über das Bundesarchiv, die Universität Koblenz- Landau, den Career-Day in der Universität und dem Stand des Bundesarchivs auf die- ser Veranstaltung. 11.00: Lesen des Artikels „Die angekündigte Katastrophe“ über den Anschlag auf Olympia von 1972 im Spiegel Heft 30/2012 vom 23.07.2012 11.45: Schluss (2,55 Stunden)

24 Gesamt Woche 2: 35 Stunden

Tag 11: Montag (26.08.2013) 9.00: Weiterarbeit am Adressverteiler 11.35: Server- und Netzwerkausfall, sowie völlige Auslastung des Arbeitsrechners – Keine Weiterarbeit möglich – Solange Recherche nach weiteren Informationen über das Bundesarchiv 13.20: Weiterhin Ausfall der Server und des Netzwerks, aber der Arbeitsrechner funktioniert wieder normal – Weiterarbeit am Adressverteiler mit Hilfe einer zum Glück zuvor er- stellen Kopie 14.00: Gespräch mit meiner Betreuerin Frau Lange über das zeithistorische Dokument und weiterer Aufgaben 14.15: Weiterarbeit am zeithistorischen Dokument  Fehlerkorrektur  Erstellung einer zweiten gekürzten Fassung für Google Cultural Institute 15:25: Durchschauen einiger Kopien aus den falschen Hitlertagebüchern, die einst dem Stern angeboten worden sind, und weiterer Dokumente über den Betrug  Handschrift kaum lesbar, daher nur überflogen  Aus den Dokumenten geht insbesondere die Debatte über die Echtheit der Doku- mente hervor und wie diese im Detail geprüft worden sind o Die Schriftanalyse ergab von zwei unabhängigen Experten zunächst eine eindeutige Identifizierung der Schrift Hitlers ohne erkennbaren Fäl- schungsversuch o Die Analyse des Papiers, des Siegels und der Tinte durch mehrere Experten offenbarten jedoch die Fälschung. So waren im Papier Fasern und Chemi- kalien, die nicht aus der NS-Zeit stammen können. Gleiches gilt für die Tinte. Und das Siegel hat zu wenige Übereinstimmungen mit dem Origi- nalsiegel. o Auch eine genauere Inhaltsanalyse offenbarte die Fälschung. Es fehlten z.B. für Tagebücher typische Merkmale, wie vorausschauende und reflek- tierende Gedankengänge. Außerdem gab es inhaltliche Fehler. 16.35: Weiterarbeit am Adressverteiler 17.05: Schluss (8,05 Stunden)

25 Dienstag: Tag 12 (27.08.2013)

8.40: Weiterarbeit am Adressverteiler 9.00: Führung durch die IT  Vortrag über die Netzwerkstruktur, die aktuelle Umstellung von Windows XP auf Windows 7 und Office 2000 auf Office 2010 inklusive der dabei entstehenden Ri- siken  Führung Serverraum und Sicherung von digitalen Dokumenten auf einer Band- Anlage, USV-Anlage, Stromverteiler und Außenklimaanlage  Sicherheitsmaßnahmen: Code, Elektronisches Schloss, Kamera, weitere klassische Schlösser  Weiterer Serverraum für digitale Geheimunterlagen in Planung mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen 10.05: Übergabe des zeithistorischen Dokuments: Durchgehen mit Frau Lange 10.30: Recherche nach Bildern und Dokumenten im Archiv zu den Themen „16.01.1964 Adolf-Grimme-Preis verliehen“, „25.01.1954 Vier-Mächte-Konferenz in Berlin“, „27.01.1944 Filmpremiere Feuerzangen-Bowle“ und „29.01.1964 Olympische Winter- spiele in Innsbruck eröffnet, um jeweils einen ca. ½ seitigen Artikel im Stil von www.kalenderblatt.de für einen späteren vom Bundesarchiv geplanten Kalender zu schreiben, sowie Einscannen einiger passender Bilder und Dokumente  Keine Dokumente im Koblenzer Bestand zur Vier-Mächte-Konferenz und zur Feuerzangen Bowle gefunden 11.40: Weiterarbeit am Adressverteiler 13.00: Weiterarbeit am zeithistorischen Dokument  Einfügen des Dokuments in einer Webgalerie auf der Bundesarchiv Seite  Beschriftung der Dokumente mit einer Signatur, Beschreibung, bei Bilden den Namen des Fotografen etc.  Einführung mit Frau Lange in die Bearbeitungsoberfläche (Imperia 9)  Probleme mit dem Hochladen und Anzeigen von Bildern – Weitergabe an die IT- Abteilung 14.15: Weiterarbeit am Adressverteiler 15.00: Weiterarbeit am historischen Kalender – Durchschauen der Aktenordner zum Adolf- Grimme-Preis 16.40: Schluss (8,00 Stunden)

26 Mittwoch: Tag 13 (28.08.2013)

8.30: Einführung Benutzung / Benutzersaal  Zentralisierung der Benutzeranfragen, damit jeder gleich und zu jeder Zeit bedient wird und Benutzer sich nicht immer nur an einen einzelnen „beliebten“ Archivar wenden können  Schutzfristen o Stellt ein Problem bei der Recherche dar o Wartezeiten von bis zu einem Jahr, bei Beantragung, Akten mit Schutzfrist für wissenschaftliche Zecke dennoch verwenden zu dürfen o Bundesarchiv und die Behörden, aus denen die Akten stammen, prüfen, ob solche Akten unbedenklich sind, Auflagen gemacht werden, oder ein An- trag auf Einsehung bzw. Verwendung verwehrt wird o Manche Benutzer gaben wegen den Schutzfristen sogar ihre Dissertation auf  Führung durch den Benutzersaal  Benutzerantrag für die Entleihe im Benutzersaal  Benutzerverordnung  Internetangebot für die Recherche: Digitales Bildarchiv, Argus (Archivgutsuche), ZDM (Zentrale Datenbank Nachlässe), Benutzungsmedien Film Online, SED- und FDFB-Archivgut, Katalog der Bibliothek, Edition „Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“, Edition „Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung“, Ge- denkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Ge- waltherrschaft in Deutschland 1933-1945, Inventar der Quellen zur Geschichte der Euthanasie-Verbrechen 1939-1945, Portal Zwangsarbeit im NS-Staat o Onlinerecherche im Moment noch sehr eingeschränkt, da viele Bilder we- gen fehlender Rechte nicht online gestellt werden dürfen und die zentrale Archivsuche Invenio noch nicht online ist. Letzteres ist aber für das nächste Jahr geplant. Ob es dann einen noch größeren Ansturm an Benutzerfragen gibt oder diese weniger werden, wird sich wohl zeigen.  Weiteres Internetangebot o Öffentlichkeitsarbeit, z.B. Publikationen, Pressemitteilungen, Veranstal- tungen, historische Galerien etc. o Beratungsangebot, z.B. für Behörden, bei Nachlässen etc.

27 o Fachinformationen, z.B. zur Bestandserhaltung, Archivgut etc. 10.15: Weiterarbeit an der Onlinestellung des zeithistorischen Dokuments  Seitenüberschrift, Teaser (Einleitung, Vorschau) mit Bild, Flex-Reihen (die einzel- nen Seiten mit Bild, Bildtitel, Bildunterschrift, Quellenangabe, Links, Bildbe- schreibung / Geschichte, Verknüpfung mit der Bilddatenbank, PDF-Anhang und Hintergrundinformationen)  Bearbeitung sehr langsam (laden und speichern)  Es ist nicht möglich nur einen Text ohne Bild einzustellen 13.20: Weiterarbeit am historischen Kalender – Verfassen des ersten Artikels zum Adolf- Grimme-Preis 14.00: Auseinandersetzung mit Informationen über das Archiv - Prospekte, Website 15.15: Gespräch mit Frau Lange:  Historisches Dokument: Problem ein Bild einfügen zu müssen nach den Richtli- nien der Oberfläche, aber kein passendes zu haben  Datenschutz – Namen schwärzen  Historischer Kalender: Problem mit der Zeitform in der Zitation, kurzes Anschau- en meines Artikels  Über meine bisherige Arbeit / Erfahrungen im Bundesarchiv o Man sehe mir den Spaß am Schreiben der Artikel an  Über die Einführung am Morgen dieses Tages und meinen Eindruck darüber, ob das sinnvoll ist o Ja, ich finde es gut mehr über das Archiv zu erfahren und zu sehen o Andere Praktikanten fanden es wohl „nett“ aber nutzlos  Über Facebook – Das Bundesarchiv möchte eine Seite auf Facebook erstellen, um vor allem mehr junge Menschen zu erreichen, ihr Interesse zu wecken. Es bestehe aber Zweifel an den Erfolgsaussichten. Ich wurde nach meiner Meinung gefragt. o Es darf nicht zu viel aber auch nicht zu wenig auf einer solchen Seite ge- postet werden, sonst fühlen sich die Nutzer irgendwann entweder erschla- gen oder gelangweilt und verlassen die Gruppe o Besonders bei rein informativen Meldungen sollte man kurz aber prägnant sein, denn junge Leute lesen besonders im Internet sehr selektiv und nach einem Scanprinzip, d.h. uninteressantes wird ignoriert o Prinzip der Virulenz – Like-Buttons und Einladung weiterer Nutzer durch die Gruppenmitglieder selbst

28  Über die Zusammenarbeit mit der Universität Koblenz o Mehr schlecht als recht - außer mit dem Geschichtsinstitut bestehe kaum Kontakt, was bedauert wird. o Man fragt sich warum der Kontakt so schlecht ist. o Mehr Zusammenarbeit ist gewünscht, z.B. würde man Führungen anbieten, man könnte gemeinsame Projekte planen und durchführen, Studenten könnten in die Arbeit im Archiv bzw. in die Benutzung eingeführt werden, Dozenten könnten Studenten gezielt Aufgaben geben, für die sie ins Archiv müssen, z.B. als Gruppenarbeit etc. 16.30: Schluss (8,00 Stunden)

Donnerstag: Tag 14 (29.08.2013)

8.55: Austausch zweier Dokumente im zeithistorischen Archiv und neue Beschriftung 9.20: Weiterarbeit am Adressverteiler 9.35: Weiterarbeit an der Zuordnung zu Kategorien bei Benutzeranfragen (Basys) 10.15: Ergänzung von Quellenangaben im zeithistorischen Dokument und Angabe weiterfüh- render Links  Probleme beim Abspeichern, zum Glück bisher nur bei kleineren Änderungen 10.45: Recherche nach Dokumenten und Bildern, die empfehlenswert für die jeweiligen Arti- kel des historischen Kalenders sind inklusive Einscannen (als Begleitmaterial) 11.05: Zusammentragen der Emails von den Bundesministerien, Bundestag, Bundesrat etc. für einen Newsletter 12.00: Weiterarbeit am historischen Kalender  Olympische Spiele in Innsbruck 1976– Aktenordner gefunden, aber Inhalt der Ak- ten für einen Artikel nicht von Wert  Aussuchen weiterer Themen und Recherche: „Gesetzt mit 18 volljährig 01.01.1975“ und „Gründung des Europarats 05.04.1949“  Schreiben des Artikels mit 18 volljährig 16.10: Weiterarbeit an der Zuordnung von Kategorien bei Benutzeranfragen 16.30: Abgabe der bis jetzt fertigen Artikel (Entwürfe) zum historischen Kalender und kurzes Gespräch darüber mit Frau Lange 16.50: Schluss (7,55 Stunden)

29 Freitag: Tag 15 (30.08.2013)

8.45: Weiterarbeit an der Zuordnung von Kategorien bei Benutzeranfragen 9.30: Gespräch mit einem anderen Praktikanten (Student) über meine Erfahrungen und mei- ne Arbeit im Bundesarchiv 10.00: Weiterarbeit am historischen Kalender 10.45: Gespräch mit Frau Lange über die Artikel zum historischen Kalender – Lob und kleine Verbesserungsvorschläge – sowie über neue Aufgaben 11.10: Büroumzug 11.25: Verbesserung / Fertigstellung der 2 Artikel zum historischen Kalender 11.45: Schluss (3,00 Stunden)

Gesamt Woche 3: 35 Stunden

Montag: Tag 16 (02.09.2013)

8.45: Recherche nach E-Mail-Adressen von Behörden, Institutionen, Organisationen etc. für einen Newsletter 13.30: Verbesserungen an der zeithistorischen Galerie und Freischaltung des Dokuments für Besucher der Bundesarchiv-Website 13.45: Einführung eines neuen Praktikanten in die Fortführung meiner Arbeit am Adressver- teiler 14.00: Weiterarbeit am historischen Kalender 16.30: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien 16.45: Schluss (8,00 Stunden)

Dienstag: Tag 17 (03.09.2013)

9.00: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien 10.40: Weiterarbeit am historischen Kalender 11.00: Gespräch mit Frau Lange über das Bundesarchiv 12.15: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien

30 13.00: Beschriftung von Fotos mit Signaturen, nach Recherche der richtigen Signaturen im digitalen Bildarchiv und anderen Quellen. Aussortierung derjenigen Bilder, die nicht zugeordnet werden können. 17.00: Schluss (8,00 Stunden)

Mittwoch: Tag 18 (04.09.2013)

8.30: Weiterarbeit am historischen Kalender - Recherche zu einem weiteren Thema: Die Verabschiedung des Grundgesetzes am 23.05.1949 9.00: Weiterarbeit an der Beschriftung von Fotos mit Signaturen 10.00: Einführung / Führung Abteilung Filmsicherung  Sicherung von Dokumenten auf Filmbändern o Beste Methode für eine lange Sicherung o 500 Jahre bei Pflege haltbar – viel länger als CDs oder Festplatten o Filmbänder und Mikrofiches kann man mit einer Lupe lesen. Bei einer CD oder Festplatte geht das nicht. Ohne entsprechende Technik kann man auf diese nicht zugreifen, abgesehen davon, dass diese auch nicht solange halt- bar sind. o Wichtige oder beschädigte Dokumente werden zuerst gesichert. Die Arbeit geht jedoch sehr langsam voran. Nur 5% wurden bisher auf diese Weise gesichert.  Die dauerhafte Sicherung bei gleichzeitiger Zugänglichkeit Digitaler Daten ist Neuland für den Berufsstand des Archivars. Man kann diese ebenfalls auf be- stimmte Bänder speichern, um sie langfristig zu sichern. Allerdings kann man hier keine Schrift mit einer Lupe lesen. Wenn also in 50 oder 100 Jahren die Technik, sowohl Hardware als auch die Software, nicht mehr existieren sollte, die Bänder abzuspielen, sind die Daten verloren. Wie löst man dieses Problem möglichst Kos- tengünstig?  Ein weiteres Problem mit Digitalen Dokumenten sind die vielen verschiedenen Dateiformate. Das Bundesarchiv ist daher dazu gezwungen seine Archivsoftware ständig weiter zu programmieren, um die Kompatibilität mit möglichst vielen Da- teiformaten zu gewährleisten. 11.30: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien

31 14.45: Weiterarbeit am historischen Kalender 16.10: Durchschauen mehrerer Artikel & Broschüren über das digitale Archiv und die Digita- lisierung 16.30: Schluss (8,00 Stunden)

Donnerstag: Tag 19 (05.09.2013)

8.30: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien 9.00: Einführung / Führung in die Werkstätten (Restauration)  Es war nur wenig zu sehen, es war kaum interessant. Meine Erwartung Geräte, Werkzeug, Maschinen, z.B. Walzen, zu sehen wurden nicht erfüllt. Es gab auch nur wenig Information zur Restauration, was aber wohl auch dem geschuldet war, dass man zumindest in diesem Bereich der Restauration nur wenige einfache Auf- gaben erfüllt. Wirklich interessantes, wie die Entsäuerung von Papier, werde nur an anderen Standorten des Bundesarchivs gemacht.  Problem: Herr Rottleb, der die Führung machen sollte, war nicht da. Es war aus- gemacht, dass jemand anderes für ihn einspringen sollte. Jedoch wurde dies mehr schlecht als recht gemacht. Frau Lange war darüber im Nachhinein sehr enttäuscht. Sie sagte, sie hätte sich das ganz anders vorgestellt. Es hätte auch mehr zu sehen gegeben, als man mir gezeigt hat. 9.15: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien 12.15: Weiterarbeit am historischen Kalender 16.30: Schluss (8,00 Stunden)

Freitag: Tag 20 (06.09.2013)

9.10: Weiterarbeit an der Zuordnung von Benutzeranfragen zu Themenkategorien 11.40: Besprechung des Artikels zum Grundgesetz mit Frau Lange sowie Abschlussbespre- chung über mein Praktikum 12.10: Schluss (3,00 Stunden)

32 Gesamt Woche 4: 35,00 Stunden Gesamtstunden während des Praktikums: 140,00 Stunden

33 Protokoll vom 10.03.2014 bis zum 04.04.2014

Tag 1: Montag (10.03.2014)

8.45: Einführung (Allgemeines, Arbeitsplatz, Arbeitssoftware, Aufgaben, Arbeitsbeispiele etc.) 12.20: Bilderfassung in einer Excel-Tabelle (Erschließung von Fotos von NS-Gedenkstätten: Signaturzuteilung, Kurztitelvergabe, Bildlegende, Bildformat, Datum der Aufnahme, Fotograf, Archivtitelvergabe etc.; teilweise Internetrecherche notwendig; teilweise ei- gener Ermessungsspielraum von Bedeutung) 13.30: Anweisungen für die archivarische Tätigkeit 13.40: Bilderfassung 16.05: Schluss (7,20 Stunden)

Tag 2: Dienstag (11.03.2014)

8.50: Bilderfassung 14.00: Präsentation mit Informationen zur Abteilung B und dem Referat B2 14.25: Bilderfassung 17.30: Schluss (8,40 Stunden)

Tag 3: Mittwoch (12.03.2014)

9.00: Bilderfassung 11.30: Zwischenbesprechung u.A. auch über RAF-Akten 12.00: Bilderfassung 17.55: Schluss (8,55 Stunden)

34 Tag 4: Donnerstag (13.03.2014)

8.55: Besprechung über Einzelheiten zur Bilderfassung und Arbeitszeiten 9.30: Bilderfassung 10.00: Vorlesung und Führung zur Geschichte, den Dienstorten, dem Magazinwesen, dem Sicherheitswesen, den Aufgaben, den Arbeitsabläufen etc. des Bundesarchivs und zum Beruf des Archivars sowie Vorführung einiger beispielhafter Dokumente u.a. aus dem 18. Jahrhundert 11.50: Bilderfassung 17.00: Schluss (8,05 Stunden)

Tag 5: Freitag (14.03.2014)

9.00: Bilderfassung 10.00: Einführung in die Erstellung von Kalenderblatt-Artikeln, Bundesarchiv-Galerien, Basys (Software, die u.a. der Recherche, Bestellung, Standortsuche von Dokumenten dient) 10.55: Bilderfassung 11.40: Schluss (2,40 Stunden)

Gesamt Woche 1: 35,00 Stunden

Tag 6: Montag (17.03.2014)

9.10: Bilderfassung 10.05: Zwischenbesprechung und Einführung in die Erschließung von Ermittlungsakten aus der zentralen Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen in Salzgitter gegen DDR-Beamte (Richter, Staatsanwälte, Polizisten etc.) wegen nichtrechtsstaatlicher Verurteilungen, Misshandlungen und Tötungen zugunsten von Benachteiligter, die z.B. wegen versuchter Republikflucht, angeblicher Spionage oder Volksaufwiegelung, Fluchthilfe usw. in der DDR verurteilt worden sind 13.10: Bilderfassung

35 17.05: Schluss (7,55 Stunden)

Tag 7: Dienstag (18.03.2014)

9.05: Zwischenbesprechung zur Bilderfassung sowie zu Ausbildungsmöglichkeiten, Beam- tenlaufbahn und weiteren möglichen Aufgaben 10.30: Bilderfassung 13.15: Erschließung von Ermittlungsakten gegen DDR-Beamte (Vergabe von Ar- hivnummern und Kurzinformationen über den Fall, z.B. Namen und sonstige Daten von Beschuldigten und benachteiligten Personen, Prozessart, Gericht, Funktion / Amt, Laufzeit. Dazu Recherche in den Akten) 15.50: Bilderfassung 17.10: Schluss (8.05 Stunden)

Tag 8: Mittwoch (19.03.2014)

8.45: Zwischenbesprechung zu den Ermittlungsakten und zur Bilderfassung (Verbesserung) 9.45: Bilderfassung 10.10: Erschließung von Ermittlungsakten 10.55: Bilderfassung 13.10: Informationsgespräch mit einer Referendarin über die Laufbahn im gehobenen und höheren Beamtendienst 13.40: Einführung Google-Galerie 14.20: Bilderfassung 14.55: Erschließung von Ermittlungsakten 15.10: Bilderfassung 16.45: Schluss (8,00 Stunden)

36 Tag 9: Donnerstag (20.03.2014)

8.40: Erschließung von Ermittlungsakten 9.00: Führung und Vortrag über Ausbildungsmöglichkeiten, Lagerlogistik, Restauration, Koservierung, Arbeit im Magazin, den Laboren und Werkstätten, Arbeitsschritte zur Widerherstellung beschädigter Dokumente, Gefriertrocknungsanlage zur Rettung nass gewordener Dokumente etc. 10.45: Erschließung Ermittlungsakten 12.00: Vortrag und Führung (Benutzersaal, Schnittstellen, Findbücher, Mikrofilmscanner, Arbeitsaufgaben der Betreuer und Vorgänge, Probleme, Verordnungen, Gesetze) 13.20: Erschließung Ermittlungsakten 14.35: Schluss (5,55 Stunden)

Tag 10: Freitag (21.03.2014)

8.45: Erschließung Ermittlungsakten 10.00: Einführung / Präsentation (Digitales Bildarchiv, Digitales Magazin, Herausforderun- gen und Probleme der Digitalisierung) 10.50: Recherchearbeit für das Kalenderblatt: 1994 Das BDC geht an das Bundesarchiv 11.50: Bilderfassung 13.00: Erschließung Ermittlungsakten 13.50: Schluss (5.05 Stunden)

Gesamt Woche 2: 35,00 Stunden

Tag 11: Montag (24.03.2014)

8.40: Recherchearbeit für das Kalenderblatt 9.45: Zwischenbesprechung und Fragerunde zu den Ermittlungsakten 10.25: Recherchearbeit für das Kalenderblatt 12.10: Erschließung Ermittlungsakten 12.30: Schluss (3,50 Stunden)

37 Tag 12: Dienstag (25.03.2014)

9.00: Verfassen des Kalenderblatt-Artikels und Suche nach passenden Bildern 12.00: Recherchearbeit für die Erstellung der Online-Galerie zum Thema Fußballweltmeis- terschaft 1974 inklusive Besprechung über die Bestellung von Dokumenten von ande- ren Dienstorten 13.30: Erschließung Ermittlungsakten 14.00: Einführung / Vortrag über Studienmöglichkeiten im Archivwesen, berufliche Lauf- bahn, Vorteil IT-Kenntnisse, Wandel der Anforderungen, papierne Zwischenarchive, Projekt Digitales Dokumentenarchiv (im Aufbau) sowie über die Kostenfaktoren, Aufgaben, Benutzung, Sicherheit, Behördenzusammenarbeit in Bezug auf die digita- len Zwischenarchive 15.05: Erschließung Ermittlungsakten 17.10: Schluss (8,10 Stunden)

Tag 13: Mittwoch (26.03.2014)

8.55: Recherchearbeit für die Online-Galerie 10.10: Bewerten (archivwürdig oder kassabel) von vier Aktenordnern, u.a. zum Radio- und TV-Sender Rias Berlin: zunächst eigenständig mit Begründung, danach Besprechung (üblicher Ablauf, Richtlinien, wichtigstes Merkmal für die Archivwürdigkeit ist, ob die abgebende Behörde auch federführend für den Aktenvorgang war, Sammlungen und Kopien werden hingegen in der Regel kassiert) 11.10: Recherchearbeit für die Online-Galerie 12.25: Besprechung BDC-Artikel 12.55: Verbesserung und Ergänzung des BDC-Artikels sowie Erstellung einer gekürzten Ver- sion 15.50: Recherchearbeit für die Online-Galerie 17.05: Schluss (8,10 Stunden)

38 Tag 14: Donnerstag (27.03.2014)

8.55: Recherchearbeit für die Online-Galerie und Suche nach geeignetem Fotomaterial 10.30: Übergabe BDC-Artikel und Besprechung 10.50: Recherchearbeit für die Online-Galerie, Suche nach geeignetem Fotomaterial und Be- ginn der Galerie-Erstellung 13.05: Zwischenbesprechung Ermittlungsakten 13.25: Verfassen der Galerie und Zuweisung von Fotos zu den einzelnen Abschnitten 17.20: Schluss (8,20 Stunden)

Tag 15: Freitag (28.03.2014)

9.00: Arbeiten an der Online-Galerie, dazu auch Einscannen von Dokumenten 12.00: Besprechung Abgabe Galerie-Entwurf 12.15: Bilderfassung 14.35: Schluss (6,05 Stunden)

Gesamt Woche 3: 34,05 Stunden

Tag 16: Montag (31.03.2014)

9.05: Probleme mit der Citrix-Anmeldung auf Grund eines Stromausfalls in der Dienststelle Berlin und damit eines Ausfalls der Server. Die Arbeit ist solange nicht möglich. Zwi- schenzeitlich eine Besprechung zum Praktikumszeugnis, Praktikumsprotokoll und der Erschließung der Ermittlungsakten 9.50: Besorgen neuer Signaturaufkleber für die Ermittlungsakten. Server laufen wieder, je- doch funktioniert nun der Drucker nicht. Anruf bei der IT-Abteilung. 10.10: Erschließung der Ermittlungsakten 17.35: Schluss (8,30 Stunden)

39 Tag 17: Dienstag (01.04.2014) 9.00: Erneute Probleme mit den Citrix-Servern 9.35: Suche nach Ersatzfotos für die Galerie auf Grund rechtlicher Probleme, Einscannen von Dokumenten für die Galerie, weitere Informationsrecherche für die Galerie 11.45: Erschließung der Ermittlungsakten 13.00: Besprechung Praktikumszeugnis, Bildrechte, Onlinestellung der Galerie 13.15: Download der ausgewählten Bilder für die Galerie, dabei jedoch Login-Probleme auf Grund einer falschen Benutzerkennung 14.10: Erschließung der Ermittlungsakten 15.15: Besprechung BDC-Artikel mit anschließender nochmaliger Verbesserung 16.10: Erhalt weiterer Bilder aus dem Bildarchiv, Überprüfung dieser auf Verwendbarkeit 16.20: Internetrecherche nach Terrordrohungen während der WM 1974 16.40: Erschließung der Ermittlungsakten 17.25: Schluss (8,25 Stunden)

Tag 18: Mittwoch (02.04.2014)

9.20: Erschließung der Ermittlungsakten 10.10: Führung / Vortrag: Bibliothek, Magazin B und Magazin Amtsdruckschriften, Thema- tisierung von DDR, NS und Reichsakten, Erklärung der Bedeutung unterschiedlicher Farben bei DDR-Karteikarten, Fragerunde zur Erschließung der Ermittlungsakten, Er- läuterung der Bilderschließung von GSV-Fotos (Grenzschutzverwaltung) 11.30: Schreiben diverser Mails und führen mehrerer Telefonate wegen dem Verbleib benö- tigter Aktenordner und Bilder sowie Aktenbestellung 11.45: Aufräumarbeiten sowie Erschließung der Ermittlungsakten 15.15: Betreute Recherche im Magazin Amtsdruckschriften nach Akten zur GSV und seiner Bedeutung, Durchblättern der Schrift „Der Bundesgrenzschutz – Die Polizei des Bun- des“ 15.35: Erschließung von Fotos aus GSV-Akten, z.B. von BGS-Standorten aus dem Jahre 1968 (Ausbildungsräume, ABC-Räume usw.) 17.20: Schluss (8,00 Stunden)

40

Tag 19: Donnerstag (03.04.2014)

9.10: Aktenabholung und weitere Recherche nach Informationen zu Terrordrohungen bei der WM 1974, Download weiterer Bilder aus dem Digitalen Bildarchiv und Ergän- zung der WM Galerie. 10.15: Erschließung der Ermittlungsakten und von GSV-Fotos 10.55: Internetrecherche für einen Linkblock in der WM Galerie 11.25: Präsentation / Gespräch: RAF- und US-Bestatzungakten (Prozesse und Ermittlungen) inklusive Fotos und Grafiken, z.B. Fingerabdrücke, Erläuterung der Erschließungsar- beit und die damit verbundenen Probleme und Schwierigkeiten 12.30: Abschlussbesprechung des Praktikums mit der Betreuerin Frau Kaman und der Refe- ratsleiterin Frau Limberg: Viel Lob und Angebot eines Werkvertrags 12.55: Unterstützende Internetrecherche für eine andere Praktikantin zum Thema WM 1954 (Das Wunder von Bern) 13.15: Erschließung der Ermittlungsakten 13.45: Beschäftigung mit der Software Imperia (erneutes „Einfinden“), Beginn der Erstellung bzw. des Uploads der endgültigen Galerie 15.20: Schluss (6,10 Stunden)

Tag 20: Freitag (04.04.2014)

9.00: Weiterarbeit an der Erstellung der Online-Galerie, dabei Probleme mit der Erstellung des Galerie „Dokumentenbausteins“ und Problem mit fehlendem Firefox-Imperia- Plugin, anschließend Hilfestellung an eine andere Praktikantin, die selbst noch keine Erfahrung mit Imperia hatte 11.20: Erschließung der Ermittlungsakten 13.15: Endgültige Fertigstellung der Online-Galerie, Galerie-Abschlussbesprechung, Verab- schiedung 14.20: Schluss (5,20 Stunden)

Gesamt Woche 4: 35,10 Stunden Gesamtstunden während des Praktikums: 140,30 Stunden

41 Die Olympischen Sommerspiele von 1972 in München – Ein Traum wird zum Alptraum (Galerie)

„In einigen Monaten, in ein paar Jahren, ja vielleicht erst in Jahrzehnten wird man sagen, dass München ein zeitgeschichtliches Ereignis war, das mit seiner ganzen Tragik, seiner Wirrnis und der Unreife die Probleme deutlich gemacht hat, mit denen wir in dieser Welt von heute leben müssen.“ (Willi Daume, Präsident des Organisationskomitees der Olympischen Spiele, am 11.09.1972)

Am 26.04.1966 fällte das Internationale Olympische Komitee die Entscheidung die nächsten Olympischen Sommerspiele in München auszutragen, obwohl dort zu dieser Zeit die nötigen Einrichtungen nicht vorhanden waren. Trotz der riesigen zu erwartenden finanziellen Belas- tungen, sah München seine Wahl als eine große Chance. Man erhoffte sich eine große Schub- kraft für die Entwicklung der Stadt. Der Bau des Olympiastadions, des Olympischen Dorfs und weiterer Anlagen dauerte von 1968 bis 1972 und verschlang Milliarden-Summen. Damals ahnte noch niemand, dass dies zu einer Tragödie schlimmsten Ausmaßes führen sollte.

Am 26.08.1972 begann die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in München. An den Spielen nahmen 122 Mannschaften bzw. 7170 Athleten teil. Die Spiele liefen bis zum 11.09.1972.

"Wie auch ein jeder zu den Olympischen Spielen stehen mag, möge er in ihnen auch ein Fest der Hoffnung erkennen, dass die Menschen das Trennende überwinden und sich achten". (Willi Daume, Präsident des Organisationskomitees der Olympischen Spiele, am 26.08.1972)

Während der Eröffnungsfeierlichkeiten entfachte der gerade einmal 18 Jahre alte Mittelstre- ckenläufer Günter Zahn das Olympische Feuer. Was als die heiteren Spiele von München angekündigt wurde, sollte zum tragischsten Ereignis in der Geschichte Olympias werden, denn ein schreckliches Attentat überschattete die Olympischen Spiele.

Am 05.09.1972 klingelten zwischen vier und acht Uhr morgens acht palästinensische Terro- risten an der Tür des Hauses in der Connolly-Straße 31 im Olympischen Dorf, in dem die is- raelische Mannschaft untergebracht war. Nachdem die Israelis nichtsahnend die Tür geöffnet hatten, kam es zu einer ersten Schießerei, bei der zwei der Israelis getötet und neun weitere in

42 Geiselhaft genommen wurden. Daraufhin verbarrikadierten sich die Terroristen in dem Ge- bäude.

Die Terroristen forderten, dass circa 200 in Israel inhaftierte Araber freigelassen werden. Sie drohten dabei mit der Erschießung der Geiseln. Da die israelische Regierung dem unter kei- nerlei Umständen nachkommen wollte, verlangten die Terroristen, dass man sie zusammen mit den Geiseln nach Kairo fliegt. Der Bundesminister des Inneren Hans-Dietrich Genscher betrat das besetzte Gebäude, um darüber mit den Geiselnehmern zu verhandeln. Schlussend- lich willigte er in die Forderung ein, jedoch nur zum Schein. Nachdem die Terroristen und die Geiseln mit zwei Hubschraubern auf den Militärflughafen Fürstenfeldbruck gebracht worden waren, startete eine Befreiungsaktion. Zunächst plante man die bereitgestellte Boing 727, die von den Terroristen für die Weitereise inspiziert wurde, zu stürmen. Die Behörden verwarfen diesen Plan jedoch schnell, da man befürchtete, dass dabei zahlreiche Einsatzkräfte das Leben verlieren würden. Als die Terroristen zurück zu den Hub- schraubern eilten, nachdem sie das Flugzeug vollkommen leer vorgefunden hatten, eröffneten auf direkten Befehl fünf Scharfschützen das Feuer. Daraufhin folgte eine mindestens 45 Mi- nuten andauernde Schießerei, die tragischerweise nicht nur damit endete, dass ein Hubschrau- ber mit einer Granate gesprengt und fünf der Terroristen getötet wurden, sondern auch alle Geiseln und ein Polizist ums Leben kamen. Mangelnde Voraussicht und eine schlechte Koor- dination führten zu dieser Katastrophe. Der damals anwesende spätere GSG 9 Kommandeur Ulrich Wegener kommentierte: „Das Schlimme war, dass damals niemand auf so etwas vor- bereitet war, denn die Olympischen Spiele waren als fröhliche Spiele propagiert, und dement- sprechend waren die Sicherheitsvorkehrungen.“

Während der gescheiterten Befreiungsaktion gelang es den Behörden jedoch, die übrigen drei Terroristen in Gewahrsam zu nehmen. Diese waren jedoch so schwer verletzt, dass sie in ein Krankenhaus gebracht werden mussten. Zahlreiche Polizisten waren ebenfalls verletzt und mussten medizinisch behandelt werden. Es wurde gemutmaßt, dass linksextremistische Grup- pen an dem Terrorakt beteiligt gewesen sind und weitere Anschläge planen könnten.

Am Vormittag des 06.09.1972 fand eine Gedenkveranstaltung im Olympiastadion für die Opfer des Blutbades von München und Fürstenfeldbruck statt, die bereits am Vortag vom Internationalen Olympischen Komitee und dem Organisationskomitee angekündigt worden war. Vor über 80000 Sportlern und Gästen wurde die Olympia-Fahne auf Halbmast gesetzt,

43 um die gemeinsame Trauer auszudrücken. Die Spiele wurden nach diesem Tag fortgeführt. Der Präsident des Organisationskomitees, Willi Daume, begründete die Entscheidung, die Spiele nicht abzubrechen, mit folgenden Worten: „Es ist schon so viel gemordet worden – wir wollten den Terroristen nicht erlauben, auch noch die Spiele zu ermorden.“

Während der Trauerfeier hielt unter anderem Bundespräsident Gustav Heinemann eine Rede, die er mit folgenden Worten beendete: „Das Leben braucht Versöhnung. Versöhnung darf nicht dem Terror zum Opfer fallen. Im Namen der Bundesrepublik Deutschland appelliere ich an alle Völker dieser Welt: Helft mit, den Hass zu überwinden. Helft mit, der Versöhnung den Weg zu bereiten.” (Ein Link zur Rede findet sich am Ende der Galerie)

Als unmittelbare Reaktion auf das Attentat wurden die Grenzkontrollen in der Bundesrepub- lik Deutschland verschärft und alle arabisch-stämmigen Personen abgeschoben, die sich ent- weder illegal in der Bundesrepublik aufhielten oder deren Persönlichkeit und Verhalten auf Planung weiterer Terrorakte hinwiesen, um so weitere mögliche Terrorakte zu verhindern. Von der zweiten Maßnahme ausgenommen waren lediglich Asylanten.

In einem anonymen Schreiben vom 09.09.1972 wurde den deutschen Behörden mitgeteilt, dass es einen Versuch geben würde, die drei inhaftierten Terroristen zu befreien. Die unbe- kannten Befreier würden dabei nicht davor zurückschrecken, Flugzeuge zu kapern, bedeuten- de deutsche Persönlichkeiten zu entführen und Waffen oder Gift zu den inhaftierten Terroris- ten zu schmuggeln. Zwei Monate nach dem Anschlag während der Olympia-Spiele in München bestätigten sich die anonymen Warnungen. Die überlebenden drei Terroristen wurden am 29.10.1972 von der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) freigepresst, indem sie ein Flugzeug entführ- ten und damit drohten dieses zu sprengen. Die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu Israel und zur arabischen Welt waren bereits zuvor äußerst angespannt und drohten nun beinahe zu zerreißen. Laut einem Onlineartikel des Stern vom 05.09.2012 tötete der israelische Geheimdienst Mossad in der Folgezeit zwei der drei Attentäter und mindestens weitere 12 Palästinenser, die angeblich an der Planung des Attentats während der Olympischen Spiele beteiligt gewesen waren. (Zwei Links zum Stern-Artikel und einem weiterführenden Artikel der Berliner Zei- tung finden sich am Ende der Galerie)

44 Bereits zuvor war es zu Auseinandersetzungen zwischen den deutschen Behörden und der Union der arabischen Rechtsanwälte gekommen. Letztere erhoben den Vorwurf, dass die zu der Zeit noch in Behandlung befundenen Terroristen schlimmsten Druck aushalten müssten. Sie würden terrorisiert und mit psychologischen Methoden gefoltert, mit dem Ziel falsche Geständnisse zu , von denen auch die israelischen Behörden profitieren würden. Der Vorwurf wurde zurückgewiesen.

Aus zwei Berichten des deutschen Bundestags vom 22.09.1972 geht hervor, dass die Organi- sation „Schwarzer September“ für den Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft ver- antwortlich war. Der Bundesminister des Inneren Hans-Dietrich Genscher sagte, dass diese Organisation wahrscheinlich eine Unterorganisation der „Al-Fatah“ sei. Die anfänglichen Vermutungen, linksradikale Organisationen hätten mit der Organisation „Schwarzer Septem- ber“ zusammengearbeitet, stritt er ab. Er bestätigte jedoch, dass es durchaus Kontakt zwischen linksradikalen Studenten und paläs- tinensischen Gruppen gegeben habe. Diese erstreckten sich jedoch vor allem auf den Bezug von palästinensischen Schriften, auf gemeinsame Demonstrationen und Aktionen sowie auf Reisen in arabische Länder. Allerdings hätten deutsche anarchistische Gruppen von den Ara- bern Waffen und Sprengstoff beziehen wollen. Diesbezüglich gab es mehrere Verhaftungen, u.a. von Mitgliedern der Baader-Meinhof-Gruppe.

Laut einer späteren Anklageschrift von 1973, auf Grund eines weiteren versuchten Anschlags, war die Organisation „Schwarzer September“ keineswegs neu auf der internationalen Bühne erschienen, sondern war durchaus bekannt. Bereits in der Vergangenheit hatte die Terrororga- nisation weltweit durch zahlreiche Geiselnahmen, Flugzeugentführungen, Spreng- und Mord- anschläge für großes Aufsehen gesorgt.

In Gedenken an die Opfer des schrecklichen Terrorakts während der Olympischen Spiele wurde am 08.12.1972 in Anwesenheit eines Vertreters des Zentralrats der Juden in Deutsch- land und des Präsidiums des NOK für Israel beim Haus in der Connolly-Straße 31 im olympi- schen Dorf in München eine Gedenktafel für die Opfer des Attentats errichtet. Das Haus in der Connolly-Straße 31 wurde außerdem der Max-Planck-Gesellschaft ge- schenkt. Ihr Institut für Friedensforschung verwendet das Gebäude seitdem als Stätte der Be- gegnung und als Gästehaus für ausländische Wissenschaftler.

45 Für mehr reichte das Geld zunächst nicht aus. Nach dem Terrorakt herrschte zwar zu Anfang die einhellige Meinung, dass man in dem Haus in der Connolly-Straße 31 eine Gedenkstätte, eine internationale Jugendbibliothek oder eine Arbeitstätte zur Erforschung internationaler Konfliktsituationen einrichten sollte. Die Stadt München war jedoch nicht bereit oder nicht in der Lage, die immensen Kosten für ein solches Projekt zu tragen. Auch der Versuch dieses Projekt in einer Gemeinschaft aus Stadt, Land und Bund zu finanzieren, scheiterte. Auf der Gedenktafel ist folgender Text sowohl in hebräischen als auch in lateinischen Lettern eingemeißelt: „In diesem Gebäude wohnte während der XX. Olympischen Sommerspiele die Mannschaft des Staates Israel vom 21. VIII. bis zum 5.IX.1972. Am 5. September starben eines gewaltsamen Todes David Berger, Seew Friedman, Josef Gutfreund, Elieser Halfin, Josef Romano, Amizur Shapira, Kehat Shorr, Mark Slavin, Andre Spitzer, Jaakow Springer, Mosche Weinberger. Ehre ihrem Andenken.“ Erst im Jahre 1995 wurden die finanziellen Mittel bereit gestellt, um im Olympiapark in München ein Denkmal zu errichten, so wie es bereits von Beginn an von einer Mehrheit ge- fordert worden war. Auf diesem sind in hebräischen Buchstaben ebenfalls die Namen der elf getöteten israelischen Geiseln eingemeißelt. In Lateinischen Lettern ist außerdem der Name des bayrischen Polizisten, der beim Befreiungsversuch ums Leben kam, zu lesen: Anton Flie- gerbauer.

Literatur:  Was ist Was. Band 49: Sport. Seite 12. Tessloff Verlag. 2010.  Dahlke, Matthias (2006): Der Anschlag auf Olympia ’72. Die politischen Reaktionen auf den internationalen Terrorismus in Deutschland. München: m-press.

Bundesarchiv-Quellen:  B 141 / 30899  B 106 / 35483  B 141 / 37488  B 443 / 209

Links:  http://www.olympia72.de/trauerfeier-video.html (enthält u. A. die Rede von Gustav Heinemann)

46  http://www.stern.de/news2/aktuell/die-blutigen-olympischen-spiele-von-1972- 1889700.html  http://www.berliner-zeitung.de/panorama/ex-mossad-chef-kfir--ganz-israel-rief-nach- dem-zorn-gottes-,10808334,17044174.html  http://www1.wdr.de/themen/archiv/stichtag/stichtag6886.html

47 Die Fußballweltmeisterschaft 1974 in Deutschland – Zum zweiten Mal Weltmeister (Galerie)

Teaser Die Niederlage der BRD gegen die DDR hinterließ zunächst eine bittere Enttäuschung. Doch dann raufte sich die bundesdeutsche Mannschaft zusammen und zeigte, was in ihr steckt. Überschattet wurden die Spiele jedoch durch die Erinnerungen an das blutige Attentat von Olympia 1972.

Hintergrundinformationen „Ich bin kein Prophet, aber soviel kann ich vorhersagen: zwischen dem 13. Juni und dem 7. Juli werden mindestens die teilnehmenden Nationen alle zu Monarchien besonderer Art, dann regiert nämlich König Fußball, und zwar allein. Die Faszination des runden Leders wird un- zählige Menschen in allen Erdteilen drei Wochen lang in einem gemeinsamen großen Sporter- lebnis verbinden.“ (Hans-Dietrich Genscher, ehemaliger Bundesaußenminister, im Hessischen Rundfunk am 05.01.1974)

Eine zeithistorische Galerie erstellt während eines Praktikums. Alle gezeigten Dokumente und Bilder sind Originale aus dem Bestand des Bundesarchivs in Koblenz.

Verwendete Bundesarchiv-Bestände:  B 106 / 50051  B 106 / 50052  B 106 / 50053  B 106 / 50055  B 106 / 50054  B 106 / 50058  B 106 / 50059  B 106 / 50065  B 106 / 50071  B 106 / 50072  B 136 / 5573

48 Linkblock  ARD-Jahresrückblick: 1974 ist auch ein Jahr des Fußballs. URL: http://www.tages schau.de/jahresrueckblick/meldung220500.html  ARD-Audioclip: Fußball-Weltmeister im eigenen Land. URL: http://www.ardmedia thek.de/bayern-1/neun-vor-neun-bayern-1?documentId=15733950  FIFA Videoclip: Erinnerungen an die WM 1974. URL: http://de.fifa.com/newscentre/ features/news/newsid=2083626/  PZ-Videoclip: WM-Geschichten – Ex-Weltmeister erzählen von früher. URL: http:// www.pz-news.de/video/entertainment-video_ckvideo,-WM-Geschichten-Ex- Weltmeister-erzaehlen-von-frueher-_ckvid,15703.html  Artikel des DFB: Die WM 1974 in Deutschland. URL: http://www.dfb.de/?id=509815  Zeit-Artikel: Sepp Maier - Wir haben uns auf der Rückbank unter eine Decke gekau- ert. URL: http://www.zeit.de/sport/2010-06/wm-erlebnis-sepp-maier  Spiegel-Artikel: Frankfurt 1974 - Als die "Wasserschlacht" Polen den WM-Titel kos- tete. URL: http://www.spiegel.de/sport/fussball/fussball-die-wasserschlacht-von-frank furt-a-831163.html  Spielbericht aus der Chronik des Deutschen Fußballs. URL: http://www.weltfuss ball.de/news/_n835962_/zum-zweiten-mal-weltmeister/  ARD Sportschau-Artikel: Holländer scheitern an Arroganz. URL: http://www1.sport schau.de/sportschau_specials/fussball/wm2014/wm_historie/index_53.html  TZ-Artikel: Beckenbauer wurde früher von RAF bedroht. URL: http://www.tz.de/ sport/fussball/beckenbauer-die-zerstoerer-bedrohen-fussball-2498005.html

Die im Linkblock angegebenen Artikel wurden zur Erstellung dieser Galerie teilweise eben- falls verwendet.

Nils Kranke, 04.04.2014

Im Jahr 1964 wurde das FIFA-Exekutiv-Komitee damit beauftragt, das Austragungsland der 10. Fußballweltmeisterschaft zu bestimmen. Da der Favorit Spanien den Verzicht ankündigte, fiel 1966 zum ersten Mal die Entscheidung auf die Bundesrepublik Deutschland. Es folgten 8 lange Jahre der Vorbereitung.

49 Um den Anforderungen der Fußballweltmeisterschaft gerecht werden zu können, mussten zunächst enorme Anstrengungen überwunden werden. Noch nie gab es so viele Austragungs- orte und so viel Spiele (38) während einer einzelnen WM. Nachdem die Wahl auf 9 unter- schiedliche Städte gefallen war, musste der Neu- bzw. Ausbau der Stadien geplant und durch- geführt werden. Allein das Rheinstadion in Düsseldorf und das Westfalenstadion in verschlangen zusammen über 70 Millionen Mark.

Den enormen Kosten standen jedoch auch große Gewinne gegenüber. Offiziell wurden u.A. durch den Verkauf von über 1,7 Mio. Eintrittskarten ca. 67 Mio. Mark Nettogewinn einge- spielt. Abzüglich der Kosten, nicht eingerechnet der Neu- bzw. Ausbau der Stadien, blieb nach der Fußballweltmeisterschaft ein Gewinn von etwa. 50 Mio. Mark übrig.

Nach den traumatischen Erfahrungen mit dem Attentat der Organisation „Schwarzer Septem- ber“ auf die Spiele von Olympia am 05.09.1972 nahmen die Sicherheitsvorkehrungen eine besonders große Bedeutung ein. Damals fielen den Terroristen 11 Mitglieder der israelischen Mannschaft und ein Polizist zum Opfer. Auch im Vorfeld der Fußballmeisterschaft 1974 gab es angeblich Warnungen, dass die RAF, die Irisch-Republikanische Armee und andere terro- ristische Vereinigungen Anschläge durchführen könnten. So sorgten neben der Polizei einige hundert Beamte des Bundesgrenzschutzes für eine ausreichende Sicherheit während der Fuß- ballweltmeisterschaft. Auch Soldaten der Bundeswehr kamen zum Einsatz, jedoch nur als Busfahrer. Auf Grund des offenbar chaotischen Informationsmanagements während der Ver- handlungen mit den Terroristen von Olympia 1972 wurde außerdem eine zentrale Meldeein- richtung geschaffen, in der alle sicherheitsrelevanten Informationen gebündelt wurden.

Insgesamt bewarben sich etwa 100 Nationen für die Teilnahme an der Fußballweltmeister- schaft. Davon angenommen wurden jedoch nur 16. Darunter der Titelverteidiger Brasilien und erstmals auch die Deutsche Demokratische Republik, Australien und Zaire (heute Demo- kratische Republik Kongo).

Die Auslosung der Mannschaften und ihre Einteilung in vier Gruppen für die Erste Spielrunde erfolgten bereits am 5. Januar 1974 im Hessischen Rundfunk. Der damalige FIFA-Präsident Stanley Rous wies im Sendesaal in einer Ansprache auf die Bedeutung des neuen FIFA-WM- Pokals hin: „Wir wissen auch, Herr Minister, dass Sport die Länder bereinigen und nicht tren- nen sollte. Dieser Weltpokal, so hoffen wir alle, wird ein Pokal des Friedens sein und darzu-

50 stellen helfen, dass es eine Welteinheit und eine Gemeinschaft der Sportler gibt.“ (Überset- zung aus dem Englischen)

Hermann Neuberger, damaliger Präsident des WM-Organisationskomitees, hielt am 5. Januar 1974 ebenfalls eine Rede. Dabei hob er den Fußball als Sportart Nummer 1 in Deutschland hervor. So gab es 1974 etwa 17000 Fußballvereine und 3,2 Millionen Mitglieder im deut- schen Fußballbund. Neuberger beschrieb die Fußballweltmeisterschaft 1974 als einen „Höhe- punkt vor dem Jubeljahr des 75-jährigen Bestehens des DFB.“

Am 13.06.1974 um 15.00 Uhr begann im Frankfurter Waldstadion die Eröffnungsfeier für die Fußballweltmeisterschaft. Im Rahmen dessen wurde der alte Weltmeisterschaftspokal, der Coupe Jules-Rimet, gegen den neuen FIFA-WM-Pokal ausgetauscht.

Eröffnet wurden die Spiele in Frankfurt vom ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Walter Heinemann, während auf dem Spielfeld etwa 2000 in weiß gekleidete Schuldkinder das Logo der WM abbildeten. Als erstes trat der Titelverteidiger Brasilien gegen Jugoslawien an. Das Spiel verlief 0 zu 0.

Am 22. Juni 1974 trafen im Hamburger Stadion die Mannschaften der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik aufeinander. Jürgen Sparwasser überwandte Sepp Meier und schoss das entscheidende 1 zu 0. Die DDR wurde statt der BRD Gruppenerster. Der WM-Titel schien in weite Ferne zu rücken. Doch in den folgenden Spie- len gelang der bundesdeutschen Mannschaft die Wendung. Die DDR hingegen verlor gegen Brasilien und gegen die Niederlande. Sie schied daher als Gruppendritter aus der Fußball- weltmeisterschaft aus.

Das Spiel Deutschland gegen Polen im Kampf um die Endrunde verlief 1 zu 0. Laut einem Spiegel-Online Artikel vom 22.05.2012 halte sich hartnäckig die Legende, dass das Spiel ge- gen die Polen auf besondere Weise manipuliert worden sei. „Vor dem Anpfiff setzte ein Wol- kenbruch den Rasen des Frankfurter Waldstadions unter Wasser. Feuerwehrleute versuchten es mit Walzen vom Spielfeld zu drängen, das aber trotz dieses Einsatzes nicht wieder orden- tlich bespielt werden konnte. Wegen des knappen Spielplans bei der WM wurde die Partie dennoch angepfiffen - mit halbstündiger Verspätung. Die Polen fühlten sich betrogen. In ihrer Heimat wurde kolportiert, dass die Frankfurter Feuerwehr den Befehl hatte, nur die polnische

51 Hälfte zu entwässern.“ Es seien also die deutschen Feuerwehrmänner gewesen, die der polni- schen Mannschaft den Weltmeistertitel gestohlen hätten.

Die Endspiele um die ersten drei Plätze fanden am 6. und 7. Juli 1974 in München statt. Über- raschend siegte die polnische Mannschaft im Spiel um den dritten Platz durch ein Tor des Turnier-Torschützenkönigs Grzegorz Lato mit 1 zu 0 gegen den Titelverteidiger Brasilien, der damit auf den vierten Platz verwiesen wurde.

Im Spiel um den ersten Platz trat die Bundesrepublik Deutschland gegen die Niederlande an. Bereits nach 56 Sekunden gelangte Johan Cruyff, Kapitän der niederländischen Mannschaft, in den deutschen Strafraum, wo er von Uli Hoeneß gefoult wurde. Der darauffolgende Elfme- ter von Johan Neeskens war für Torwart Sepp Meier nicht zu halten. Der Schock saß tief. Chaos regierte daraufhin die deutsche Hintermannschaft. Doch in der 25sten Minute drehte sich der Wind für die Mannschaft um Cruyff. Die deutsche Elf berannte voller Elan das geg- nerische Tor. Erneut erklang ein Schiedsrichterpfiff, diesmal wegen eines Foul des niederlän- dischen Spielers Wim Jansen. Beim Strafstoß gelang Paul Breitner dann der Ausgleich. In der 43 Minute schoss Gerd Müller das entscheidende Tor. 2 zu 1 für die Bundesrepublik Deutsch- land. Nach 20 Jahren gewann am 7. Juli 1974 die bundesdeutsche Mannschaft das zweite Mal die Weltmeisterschaft.

Im Anschluss wurde zum ersten Mal der neue WM-Pokal vom FIFA-Präsidenten Sir Stanley Rous verliehen. Der Mannschaftskapitän Franz Beckenbauer nahm ihn auf der Ehrentribüne des Olympiastadions entgegen.

Nach der Fußballweltmeisterschaft fand am 23. August 1974 im Hotel Tulpenfeld in eine Ehrung für die deutsche Mannschaft statt. Allen Mitgliedern wurde vom Bundespräsi- denten Walter Scheel das Silberne Lorbeerblatt und eine Urkunde verliehen. Diejenigen, wel- che bereits die höchste bundesdeutsche Sportauszeichnung bei früheren Gelegenheiten erhal- ten hatten, wurde stattdessen ein Bild des Präsidenten mit Widmung überreicht. Franz Be- ckenbauer erhielt als Mannschaftsführer eine vergrößerte Version des Lorbeerblattes. Dane- ben wurden auch der Bundestrainer Helmut Schön und der Präsident des WM- Organisationskomitees mit dem Großen Verdienstkreuz ausgezeichnet. Die übrigen Mitglie- der des Komitees sowie der langjährige Masseur der Bundesnationalmannschaft bekamen das Verdienstkreuz erster Klasse verliehen.

52

Zur Erinnerung an den Sieg der BRD bei der Fußballweltmeisterschaft wurden 1974 Sonder- briefmarken und Gedenkmünzen herausgegeben.

53 Das BDC geht an das Bundesarchiv

Unmittelbar nach dem Sieg der Alliierten über das Dritte Reich wurden mehrere Sammellager für beschlagnahmte Dokumente aus der NS-Zeit errichtet. Am 1. Mai 1946 wurden diese von der US-Militärregierung als Archiv in Berlin-Zehlendorf zusammengelegt. Die gesammelten Unterlagen dienten zur Vorbereitung der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse und der Ent- nazifizierung. 1953 erfolgte die Umbenennung in Berlin Document Center (BDC). Schon 1952 wurden jedoch Stimmen laut, die den Eigentumsanspruch der Bundesrepublik Deutschland auf die dort lagernden Akten deutlich machten. Im BDC befanden sich zwei Gruppen von Unterlagen. Zum einen Dokumente staatlicher Behörden aus der Zeit von 1933 bis 1945 und zum anderen Unterlagen der NSDAP, ihrer Gliederungen und Verbände sowie Organisationen, welche die Partei bis 1945 für ihre Zwecke aufgebaut hat. Dieses Material bietet bis heute ein Mittel für die Erkenntnis von Zusammenhängen aus der NS-Zeit. Daher wurde das BDC lange Zeit als ein bedeutungsvoller und unentbehrlicher politischer Faktor angesehen. Die Rückgabe dieser Akten an die Bundesrepublik gestaltete sich jedoch aus politischen und arbeitstechnischen Gründen als schwierig. So befürchteten Opfer der Nazi-Diktatur, dass bri- sante NS-Unterlagen verschwinden würden, sobald diese erneut in deutsche Hände gelängen. Eine weitere Aufklärung der NS-Verbrechen würde so erschwert werden. Außerdem wurden Mutmaßungen geäußert, dass das Auswärtige Amt, welches die Verhandlungen mit den USA führte, eine zügige Rückgabe der im BDC lagernden Bestände hinauszögerte. Einige Bonner Diplomaten seien ehemalige NSDAP-Mitglieder gewesen, die fürchteten, dass ihre NS- Vergangenheit publik werden könnte. Verschiedene Gründe trugen dann jedoch dazu bei, dass die Verhandlungen endlich ins Rol- len kamen. Es wurde z.B. über Jahre hinweg über Probleme im BDC berichtet. So seien die Mitarbeiter dort weder im Registratur- noch im Archivwesen geschult gewesen. Dadurch be- stand ein großes Risiko für die Entstehung von Schäden und Lücken in den Aktenbeständen. Zu einem echten Skandal führten jedoch erst die Sicherheitsprobleme des BDC. Es ist davon auszugehen, dass von etwa 1982 bis 1987 gezielt mindestens 80000 zum Teil hochbrisante Dokumente gestohlen worden sind -und das während zwischenzeitlich bereits Polizeiermitt- lungen liefen. Darin enthalten waren scheinbar u.A. damals noch streng geheime Akten über führende Männer des Dritten Reiches. Teilweise wurden diese Akten auf Sammlerbörsen ver- kauft. Außerdem wurden mit ihrer Hilfe mutmaßlich prominente Persönlichkeiten erpresst.

54 Diese und andere Probleme drängten geradewegs dazu, die Verhandlungen zu beschleunigen. Als Januar 1988 das Bundesarchivgesetz in Kraft trat, war auch eine rechtliche Hürde für die Übernahme des BDC mit seinen etwa 20 Mio. Dokumenten ins Bundesarchiv genommen. Kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde zunächst das ehemalige Zentrale Staatsarchiv der DDR in das Bundesarchiv überführt. Auf diese Weise konnte die physische Teilung von NS-Überlieferungen überwunden werden, denn die Rote Armee hatte ihrerseits ebenfalls zahlreiche Dokumente aus der NS-Zeit beschlagnahmt. Mit dem deutsch- amerikanischen Abkommen vom 18. Oktober 1993 war es dann soweit. Der Beschluss er- möglichte es, dass das BDC am 1. Juni 1994 unter der Bezeichnung „Bundesarchiv Außen- stelle Berlin-Zehlendorf“ zu einer neuen Teildienststelle des Bundesarchivs wurde. Bereits zwei Jahre später wurden die Unterlagen des ehemaligen BDC in die neue Liegenschaft des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde überführt.

Bundesarchiv-Quellen: B 198 / 5504 B 198 / 3741 B 198 / 3724

Links: https://www.bundesarchiv.de/benutzung/sachbezug/personenbezogen_genealogie/00248/inde x.html.de

55 Die Verabschiedung des Grundgesetzes

Am 01.09.1949 wurde der Parlamentarische Rat, auf Anweisung der drei Besatzungsmächte Frankreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika, von den Ministerprä- sidenten der westdeutschen Länder einberufen. Dieser hatte den Auftrag eine neue Verfassung auszuarbeiten. Vorläufig sollte diese nur für die westlichen Besatzungszonen gelten. Es be- stand jedoch von Anfang an die Idee, eine Verfassung zu formulieren, die nach einer Wider- vereinigung für einen gesamtdeutschen Staat gelten sollte. Am 08.09.1949 wurde das Grundgesetz als neue Verfassung vom Parlamentarischen Rat be- schlossen. In Kraft trat das Grundgesetz jedoch erst am 23.05.1949: Die Bundesrepublik Deutschland war geboren. Vorläufig wurde mit einer dünnen Mehrheit auch der Sitz der neu- en Bundesorgane, z.B. Bundestag und Bundesrat, in Bonn beschlossen. Nach einem langwie- rigem Ringen um die Frage, welche Stadt denn nun endgültig zur Hauptstadt ernannt werden sollte, bestätigte der Bundestag am 03.11.1949 endgültig Bonn bis zur Wiedervereinigung. Der Beschluss Bonn zur Hauptstadt der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland zu bestimmen war mit viel Kritik verbunden. In der Presse schrieb man z.B. von einem Skan- dal, da die Stadt viel zu klein und unbedeutend erschien, um zur Hauptstadt ernannt zu wer- den. In einigen Artikeln schwang auch eine gewisse Traditionsverhaftung mit: Viele sahen Berlin als die einzige und wahre Hauptstadt Deutschlands an und wollten die neuen Realitäten nicht wahrhaben. Die neue Verfassung sah vor, die deutsche Demokratie auf den Prinzipien des Föderalismus und der Gewaltenteilung aufzubauen, um eine erneute Machtkonzentration zu verhindern. Mit ihrer Hilfe sollte die deutsche Einheit erhalten, die rechtsstaatliche Ordnung gesichert und der Frieden auf Dauer gewahrt werden. Dazu wurden im Grundgesetz auch die unveräußerlichen Grundrechte festgeschrieben. Der erste und wichtigste Artikel, aus dem sich alle anderen Grundrechte ableiten, lautet: „Die Menschenwürde ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Nach den Erfahrungen mit Adolf Hitlers Machtergreifung und der diktatorischen Totalisierung Deutschlands, wollte man verhindern, dass so etwas jemals wieder möglich wird. Bereits in der Präambel des Grundgesetzes be- kannte man sich daher zu der Vision eines geeinten Europas. Im Parlamentarischen Rat setzte man sich in der Frage der Gewaltenteilung insbesondere für die Stärkung der Unabhängigkeit der Justiz ein. Sie sollte eine eigene Macht im Staate dar- stellen, die sich aus ihrer richterlichen Aufgabe heraus, jedweden Allmachtsansprüchen ent- gegenstellen soll, um so die erneute Bildung einer Diktatur zu verhindern. Um eine wirkliche

56 Unabhängigkeit der Justiz und deren geforderte Entpolitisierung, also Neutralität, zu garantie- ren, schlug der Schleswig-Holsteinische Richterverein vor, die Ernennung von Richtern und Staatsanwälten, ja die gesamte Justizverwaltung den Ministerien zu entziehen und einem un- abhängigen Rechtsamt zu übertragen. Eine durch und durch strikte Gewaltenteilung wurde jedoch letztendlich nicht im Grundgesetz festgeschrieben. So wird, z.B. der Bundeskanzler vom Bundestag gewählt. Auch die Richter werden auf Bundesebene heute durch einen Ausschuss ins Amt berufen, der aus den 16 für das jeweilige Sachgebiet zuständige Landesministern und einer gleichen Anzahl von Mitglie- dern, die vom Bundestag gewählt werden, besteht. Man spricht hier auch von einer Gewalten- verschränkung, anstelle von einer konsequenten Gewaltenteilung. Ein Punkt der bis heute immer wieder für Kritik sorgt, insbesondere im Bezug auf die Unab- hängigkeit der Justiz, wobei hier auch von den Vorgaben des Grundgesetzes und der tatsäch- lichen Umsetzung unterschieden werden muss. Der ehemalige Bundesverfassungsrichter Bö- ckenförde sprach im Bezug auf den Richterwahlausschuss gar von „Parteipatronage“ und von „personeller Machtausdehnung der Parteien“. Heribert Prantl schrieb in der Süddeutschen Zeitung: "Ministerialbeamte sind, nach dem Willen des Grundgesetzes, Hilfsbeamte des Rich- ters. So sollte es sein. So ist es aber nicht. In der Empfehlung des Europarats über die Rolle der Richter und in den Kriterien der Europäischen Union über die Aufnahme neuer Mitglieds- länder heißt es: ‚Die für die Auswahl und Laufbahn der Richter zuständige Behörde sollte von der Exekutive unabhängig sein’. Das ist so in Frankreich, Spanien, Italien, Norwegen, Däne- mark und in den Niederlanden - in Deutschland nicht. Deutschland wäre also, wäre es nicht schon Kernland der EU, ein problematischer Beitrittskandidat.“

Bundesarchiv-Quellen: - Z 21/19 - Z 21/20 - Z 12/61

Links: - http://gewaltenteilung.de/prantl.htm - http://www.welt.de/print-welt/article504693/Sind-die-Parteien-zu-maechtig.html - http://www.enzyklo.de/Begriff/Gewaltenverschr%C3%A4nkung - http://www.bundestag.de/service/glossar/R/richterwahl_aussch.html

57 - http://www.bmj.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/DE/2012/20120330_Richterwahlauss chuss.html

58 Die Gründung des Europarats

Am 05.05.1949 unterzeichneten daher Belgien, Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, Lu- xemburg, die Niederlande, Norwegen, Schweden und das Vereinigte Königreich den Zehn- mächtepakt: Der Europarat, mit Sitz in Straßburg, war gegründet. Die Bundesrepublik Deutschland wurde ein Jahr später Mitglied im Europarat, erhielt jedoch erst am 02.05.1951 volle Rechte. Heute sind im Europarat, der weder mit dem Europäischen Rat noch mit dem Rat der europäischen Union verwechselt werden darf, 47 Staaten vertreten. Der Pakt ist ein auf Drängen der amerikanischen Regierung gestartetes Projekt zur „Wahrung eines auf Gerechtigkeit und internationale Zusammenarbeit gegründeten Friedens“. Nach dem schrecklichen Trauma des ersten und zweiten Weltkriegs sollte Europa niemals wieder in ei- nem solchen Chaos versinken. Der Europarat besitzt keine vollziehende Gewalt und keine wirkliche Verantwortung. Er ist kein übergeordnetes Organ, an dessen Entscheidungen die Mitgliedsstaaten gebunden wären. Durch ihre Zusage „aufrichtig und aktiv an der Verfolgung der gemeinsamen Ziele mitzuar- beiten“ sind sie jedoch dazu den allgemeinen Empfehlungen des Europarats verpflichtet. Die konkrete Umsetzung bleibt dabei den einzelnen Mitgliedsstaaten überlassen. Dies war einem Kompromiss zwischen den Konservativen und den Pro-Europäischen Kräften der 10 Gründungsstaaten geschuldet. Unter Ersteren herrschte Angst vor einer zu raschen Entwicklung hin zur europäischen Einigung. Dennoch sprachen sie sich für eine enge europä- ische Verständigung aus, bei der jedoch gleichzeitig die nationalen Souveränitäten gewahrt werden sollten. Innerhalb der Pro-Europäer existierten hingegen extreme Vorkämpfer für den Traum einer europäischen Einheit nach amerikanischem Vorbild. Es handelt sich dabei also um ein andauerndes politisches Experiment zur engeren Vereini- gung der europäischen Staaten, mit dem Ziel, eine dritte große Kraft neben der USA und der Sowjetunion zu schaffen. Alle Mitgliedsstaaten verständigten sich dabei auf ein gemeinsames Vorgehen auf den Gebieten „der Wirtschaft, des sozialen Lebens, der Kultur, der Wissen- schaft, der Rechtspflege und der Verwaltung“. Als Grundsatz gelten dabei bis heute die Ideale der „echten Demokratie, der persönlichen und politischen Freiheit, der Herrschaft des Rechts und des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts.“ Dazu gehörte auch die gemeinsame Wah- rung und Weiterentwicklung der Menschenrechte und Grundfreiheiten. Nach den Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus war man fest „entschlossen, Maßnahmen zur kollektiven Gewährleistung gewisser Rechte und Freiheiten zu treffen“. Zu den wichtigs- ten u.a. gehören:

59  Die Ausarbeitung der Konvention zur Wahrung der Menschenrechte und Grundfrei- heiten, die am 04.11.1950 unterzeichnet wurde und nach einigen Zusätzen am 03.09.1953 in Kraft trat.  Die Gründung der Europäischen Kommission für Menschenrechte im Jahre 1954 als bis 1998 existierendes Organ des Europarats.  Die Gründung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte 1959 auf Grundla- ge der Konvention. Letztendlich konnten sich die Pro-Europäer durchsetzen. Der Europarat verfasste einen Ver- trag, der die Gründung einer europäischen politischen Gemeinschaft vorsah: Der Grundstein für die spätere Europäische Union.

Bundesarchiv-Quellen:  B 405 / 2739  B 145 / 7164  B 122 / 583 (Alle Zitate aus dem Entwurf eines Protokolls zur Konvention zur Wah- rung der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom 11.03.1951 oder aus der Satzung des Europarates vom 05.05.1949.)

Weiterführende Links:  Europarat: http://www.humanrights.ch/de/Instrumente/Europa/Europarat/index.html  Der Europarat: http://www.ministerialconference.is/2011/03/der-europarat/  Geschichte der EU – Europarat: http://www.europarl.europa.eu/brussels/website/media/modul_10/Zusatzthemen/Pdf/E uroparat.pdf  Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten: http://conventions.coe.int/Treaty/ger/Treaties/Html/005.htm

60 Erstverleihung des Adolf-Grimme-Preises in Marl (heute Grim- me-Preis)

Im Angesicht der tödlichen Bedrohung der Welt durch die Mächte der Unmenschlichkeit, ist das Fernsehen eine Macht, die Menschheit zu humanisieren - so steht es im Bericht über die erste Verleihung des Adolf-Grimme-Preises. Der nicht mit Geld dotierte Preis wird seit 1964 alljährlich vom Deutschen Volkshochschul- Verband an Fernsehproduktionen der Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland vergeben, die „ein Thema behandeln, das von besonderer Bedeutung für die Arbeit der Er- wachsenenbildung ist, oder die eine Arbeit der Erwachsenenbildung selbst darstellen.“ Die Preisstifter waren davon überzeugt, mit dem Massenmedium Fernsehen nicht bloß reines Wissen für jedermann vermitteln zu können, sondern ein kritisches Bewusstsein in den Men- schen wecken zu können. Heute werden hingegen alle „Fernsehsendungen und -leistungen ausgezeichnet, die für die Programmpraxis vorbildlich und modellhaft sind.“ Der Goldpreis wurde 1964 an den Süddeutschen Rundfunk und den Westdeutschen Rundfunk für die Dokumentarsendung Das Dritte Reich, 8. Folge: Der SS-Staat, als ein „wesentlicher Beitrag für die politische Bildungsarbeit“, verliehen. Der Silberpreis ging an Jürgen Neven-du Mont (NDR) für die Sendung Sind wir Revanchisten?, weil er damit „politischen Mut und publizistische Lauterkeit in der Auseinandersetzung mit dem Problem bewiesen hat, von des- sen Klärung mit demokratischen und friedlichen Mitteln die Zukunft Deutschlands und seiner Nachbarn in starkem Maße abhängt.“ Günter Gaus (ZDF) erhielt Bronzepreis für die Inter- viewsendung Zur Person: Gustav Gründgens, weil er damit die Möglichkeiten demonstrierte, die „Persönlichkeit eines Menschen transparent werden zu lassen.“ Der Preis wurde nach Adolf Grimme (31.12.1889 bis 27.08.1963) benannt, um seiner zu ge- denken, weil er niemals einer kritischen Fragestellung ausgewichen ist und weil er „in einer Zeit, in der wir gezwungen sind, Quantität und Qualität, Person und Masse, Freiheit und Gleichheit zusammen zu bewältigen, in einer solchen Zeit ist er in der Begegnung mit all den vielen, mit denen er zu tun hatte, ein Vorbild gewesen ist.“ Adolf Grimmes Lebensabschnitte spiegeln die Thematik der Preisverleihung wieder. Er war Lehrer, sozialdemokratischer Kul- turpolitiker, erster niedersächsischer Kultusminister und Generaldirektor des Nordwestdeut- schen Rundfunks.

61 Quellen:  Bundesarchiv B 138 / 11181 (Alle Zitate stammen aus Adolf-Grimme-Preis. Fernseh- preis des deutschen Volkshochschul-Verbandes. Bericht über die erste Verleihung 12.- 16.Januar.1964 herausgegeben von der Pädagogischen Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul-Verbandes.)  http://www.grimme-institut.de/html/index.php?id=46

62 Mit 18 erwachsen

Für uns ist es heute selbstverständlich, mit der Vollendung des 18. Lebensjahres zur Gruppe der Erwachsenen zu gehören. Genau deswegen wird kaum ein anderer Geburtstag so ausgie- big gefeiert. Doch das war nicht immer so. Erst am 22.03.1974 beschloss der Bundestag die Herabsetzung der Volljährigkeit von 21 auf 18 Jahre. Davor hatten 18-Jährige zwar bereits umfangreiche Pflichten, mit denen auch eine große Verantwortung einhergeht, doch die selben Rechte, wie Erwachsenen, wurden ihnen nicht zuerkannt. Die Jugendverbände hatten eine Herabsetzung hingegen schon lange gefordert. So verfügten 18-Jährige bspw. bereits über das aktive Wahlrecht an politischen und anderen Wahlen. Sie nahmen auch weitgehend selbständig am Rechts- und Wirtschaftsleben teil, z.B. durch die Wahl des Berufs und des Arbeitsplatzes sowie der eigenständigen Verwertung des Einkommens. Selbst vor dem Zivil- und Strafrecht konnten sie bereits wie Erwachsene be- handelt werden. Jedoch galten die Regeln des Jugendarbeitsschutzes für sie weitgehend nicht. Für junge Männer kam noch die Wehrpflicht hinzu. Das passive Wahlrecht hingegen wurde ihnen bspw. nicht zugetraut. Männer verfügten, im Gegensatz zu Frauen, ebenfalls erst mit 21 Jahren über das Recht, selbst über eine Heirat ent- scheiden zu dürfen, ohne ihren rechtlichen Vormund um Erlaubnis bitten zu müssen. Diese Schere führte häufig zu Konfliktsituationen zwischen den Jugendlichen und ihren ge- setzlichen Vertretern. Ihre weitgehende Selbstständigkeit, zusätzlich befördert durch den Wandel in Erziehung und Ausbildung zu mehr Eigenständigkeit, führte dazu, dass sie häufig versuchten, sich mit aller Kraft gegen den Willen ihrer Vertreter zu stellen. Gleichzeitig führte der gesellschaftliche Wandel aber auch dazu, dass viele den Jugendlichen zunehmend eigen- ständige Entscheidungen zutrauten, sodass es trotz dem Ehemündigkeitsalter von 21 Jahren bei Männern zu zahlreichen Heiraten von 18-Jährigen kam. Die Gesetzesänderung, die den 18-Jährigen sämtliche Pflichten und Rechte von Erwachsenen einräumte, war also notwendig, um der beschleunigten persönlichen Entwicklung und gestie- genen Emanzipation dieser Altersgruppe gerecht zu werden. Das Jugendstrafrecht blieb je- doch weiterhin, in Fällen, in denen die geistige Reife bezweifelt wird, anwendbar. Auf in Krafttreten des Gesetzes am 01.01.1975, folgte jedoch auch scharfe Kritik, besonders in den Medien. Einige waren überzeugt, dass dieser Bundestagsbeschluss völlig realitätsfern sei. Manche bezeichneten das Gesetz als unseriös, tendenziös, unlogisch, unvernünftig oder als ein Schlag ins Gesicht der Familie. So gab es damals schließlich auch keinerlei Belege

63 dafür, dass sich die geistige Entwicklung im selben Maße, wie die körperliche, beschleunigt hat. Aus heutiger Sicht werden sich die meisten über solch eine Kritik wohl nur noch wundern können.

Bundesarchiv-Quellen: B 189 / 6493 (1 von 2) B 189 / 6493 (2 von 2)

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