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Berichte aus den POLLICHIA-Gruppen

wässer Richtung Lauberhof, Oberhammer nung bedeutet in jedem Fall einen wesent - Gedanken so gut wie nichts mehr übrig und in die Karlstalschlucht hinunter überlas - lichen Eingriff in Natur und Struktur dieses geblieben war. Ich musste erfahren, dass die sen. ländlichen Raumes, weshalb sie auch bei Anlage einen hohen Maisanteil benötigt, Herr Albrecht gibt Erläuterungen, die inter - Befürwortern der Gewinnung von regene - soll sie wirtschaftlich optimal betrieben wer - essiert aufgenommen und von der Vertrete - rativen Energien von Anfang an umstritten den. In der geplanten Größenordnung von 2 rin der RHEINPFALZ für einen Bericht festge - war. Der POLLICHIAner Siegmar Ohliger MW werden jährlich 42.000 t (!) Pflanzen - halten werden. Ein junger Mitarbeiter der steht im Kreis seit mindestens 40 Jah - material benötigt, die auf etwa 1.000 ha TWK teilt nebenbei kleine Trinkgläser aus, so ren für einen umweltverträglichen (das sind 10 Quadratkilometer!) in einem dass jeder Exkursionsteilnehmer seinen Umgang mit der Natur. Bis Anfang 2010 Radius von etwa 6 km um die Anlage von Schluck vom Wasser des Moosalb-Quell - war er Vorsitzender des Fachbeirates für den Landwirten der Umgebung erzeugt munds nehmen und prüfend gutheißen Naturschutz bei der Kreisverwaltung und werden sollen. kann. Die Vogelwelt schweigt, lediglich ein ist dort als ein in der Sache Kundiger und Im Einzelnen werden u. a. 15.000 t Getrei - Buntspecht macht sich mit seinen „kit“- als engagierter Streiter für die Belange der desilage/Ackerfutter, 15.000 t Maissilage, Rufen bemerkbar. Schmetterlinge, sonst Natur auch aufgrund seiner über Jahr - 6.000 t Grassilage, Sonnenblumen und hier nicht selten, legen bei diesem nassen zehnte erstellten landespflegerischen Stel - Zwischenfrüchte für den Betrieb dieser Wetter eine Ruhepause ein. lungnahmen zu den verschiedensten Vor - Anlage benötigt. Noch in der gleichen Ver - Einige Fragen werden gestellt, auch an den haben auf Kreisebene bestens bekannt anstaltung wurde zugegeben, dass der Vertreter der POLLICHIA, dann geht es wie - und geschätzt. Er gehört zu den Kritikern großflächige Anbau von Energiemais in der den steilen Weg zurück, bergauf nun dieses Großvorhabens und hat in der Monokulturen mit hohem Dünger- und besser als vorher abwärts. Ein paar Schritte Rheinpfalz den folgenden Leserbrief ver - Pestizideinsatz den Artenverlust verstärken noch, dann gibt es eine Überraschung. Am öffentlicht, den wir, leicht gekürzt, auch wird. Im Zusammenhang mit diesem Vorha - Ausgangspunkt haben Heinzelmännchen wegen der aktuellen Brisanz des Themas ben erwartet uns deshalb in den „Zuliefer - der TWK zwei Zelte aufgebaut. Einige Poster im Kurier wiedergeben möchten. flächen“ eine hochindustrialisierte auf und Bildtafeln geben Ergänzungen zur Was - Maximalertrag ausgelegte monotone serförderung und -aufbereitung, auch eini - Agrarlandschaft, die mit einer auf Umwelt - ge abschließende Worte der Veranstalter Als Mitglied eines Gremiums im Landkreis verträglichkeit und Artenschutz zielenden fallen. Dann aber ist die Stärkung nach der Kusel, das neben touristischen Projekten Landschaftspflege nichts, aber auch gar Wanderung fällig: Knackige Äpfel, verschie - auch Biogasanlagen fördert, habe ich den nichts zu tun hat. denes Käsegebäck und Brezeln stillen den von Prof. Dr. Heck vom Umweltcampus Bir - Der Transport einer solchen Menge an kleinen Hunger, und ein frisches Bier vom kenfeld erstellten Biomassemasterplan für Grünmasse wird Verkehr erzeugen, was Fass ist für die meisten Teilnehmer doch den Landkreis Kusel lebhaft begrüßt. niemand bestreitet. Für die Anlieferung von noch einen Grad willkommener als vorher Danach war vorgesehen, Straßenbegleit - jährlich 42.000 t Substrat werden 1.822 das Moosalb-Quellwasser, eben Wasser in grün, Biomasse von brach gefallenen Wie - Fahrten hin zur Anlage und für den gekonnt veredelter Form. sen, Schnittgut von Sträuchern und das sich Abtransport der Gärreste von der Biogasan - Mit Dank an die Veranstalter werden vor in Sammelstellen anhäufende Grün ganz im lage zu den Feldern bei , Brücken, allem gute Wünsche für die Zeit des kom - Sinne der Landespflege und des Naturschut - Steinbach, , , Hüff - menden Ruhestands übermittelt. Zugleich zes energetisch zu verwerten. Das schien ler, Herschweiler-Pettersheim, , Sel - hoffen alle Teilnehmer, dass auch die Nach - mir ein perfektes Konzept, um einer zuse - chenbach... werden 1.310 Fahrten kalku - folger von Herrn Herzog und Herrn Albrecht hends zur Verbuschung neigenden Land - liert, notwendige Leerfahrten sind dabei den guten, informativen Kontakt zur Bevöl - schaft entgegenzuwirken, da die wenigen nicht eingerechnet. Die insgesamt 3.132 kerung weiter aufrecht erhalten. Das hofft verbliebenen Landwirte, die über Jahrhun - Fahrten werden zum kleineren Teil über die und wünscht auch die POLLICHIA. derte die uns vertraute Kulturlandschaft Ortschaften Brücken und Ohmbach sowie geprägt haben, dies heute nicht mehr leis - in Richtung Altenkirchen und mehr als die PD Dr. Hans-Wolfgang Helb, ten können. Denn ihre in früherer Zeit weni - Hälfte (1.600 Fahrten!) werden durch ger intensive Bearbeitung des Bodens in Hersch weiler-Pettersheim führen. Einen einer abwechslungsreichen Flur war mit Vorgeschmack davon, was uns erwartet, dafür verantwortlich, dass noch vor 50 Jah - konnte man letzten Herbst bekommen, als Kusel ren Rotkopf- und Raubwürger, Steinkauz, große Schlepper mit randvoll beladenen Wendehals und Rebhuhnketten zum festen Anhängern in den Ortsstraßen durch Aus - Eine Biogasanlage dieser Arteninventar der Gemarkung weich- und Überholmanöver insbesondere Größenordnung sollte zählten. bei älteren Bewohnern und bei Familien mit man in Krottelbach nicht Was ist von einer solchen Anlage zu erwar - Kindern selbst auf dem Bürgersteig für errichten ten? bedrohliche Situationen sorgten. Ist wirk - Als ich im Januar 2010 in der Bürgerver - lich allen Bürgern der besonders betroffe - Zum Hintergrund: In der Gemeinde Krot - sammlung in Krottelbach Herrn Prof. Dr. nen Gemeinden bewusst, was hier auf sie telbach, im Süden des Kreises Kusel gele - Heck auf das von der Betreiberfirma vorge - zukommen wird? gen, ist eine Biomethan-Großanlage mit sehene Konzept auf dessen ökologische Denn dass ein zusätzliches Verkehrsauf - einer Leistung von mindestens 2 MW Verträglichkeit ansprach, musste ich fest - kommen dieser Größenordnung während geplant. Eine Anlage dieser Größenord - stellen, dass von dem ursprünglichen der Erntemonate von Juni bis Oktober und

POLLICHIA -Kurier 27 (1) – 2011 - 33 - Berichte aus den POLLICHIA-Gruppen

auch während des Abtransportes der Gär - Mittelrhein/Westerwald längst. Zuletzt hat Umberto Eco „im Namen reste im Frühjahr Auswirkungen auf die der Rose“ ein Motiv des Alain aufgegriffen. Wohn- und Lebensqualität haben wird, Klage der Natur Das Urmotiv dazu, der „Gesang an die kann nicht bezweifelt werden. Und ich Landtagspräsident Joachim Mertes und der Rose“, wurde von Frau Dr. Beate Höfling, meine auch, dass der Anblick großflächiger französische Generalkonsul Pierre Lanapats , vorgetragen. Monokulturen in eintöniger Landschaft präsentierten im Haus Burgund, Mainz, den Sogar die eigenen Ordensbrüder haben den und der Dauerlärm von Maishäckslern von Sammelband „Von der Klage der Natur“ Alain lange nicht verstanden. So ist er auch frühmorgens bis in die Nacht hinein den im darüber, dass der Mensch ihre Gesetze miss - für sie gewissermaßen eine Neuentde - Kreis Kusel oft apostrophierten touristi - achte. ckung. Der Orden hat die Veröffentlichung schen Zielen nicht förderlich ist .... Die mittelalterlichen Schrift (12. Jh.) des erst möglich gemacht. Bei der öffentlichen Bleibt das Argument, dass langfristige Ver - Franzosen Alain de Lille oder Alanus ab insu - Präsentation in Mainz waren auch Fratres träge mit der niedersächsischen Betreiber - lis († 1203) ist für viele eine literarische Neu - aus den Abteien Himmerod (Eifel) und Mari - gesellschaft über mindestens 10 Jahre eine entdeckung. Ein Sammelband, herausge - enstatt (Westerwald) zugegen. verlässliche Einnahmequelle für die betrof - ben von unserem Mitglied Dr. Hermann Der Sammelband enthält Beiträge ausge - fenen Landwirte darstellen. Das mag gel - Josef Roth, Bonn/Montabaur, soll den wiesener Fachleute zu Leben und Wirken ten, wenn der Erlös für Getreide die Geste - Zugang zum „Naturschutz vor dem Natur - des Alain, diskutiert seine Gedankenwelt hungskosten nicht oder kaum übersteigt, schutz“ erschließen. Sie stellt aber auch die und reflektiert den „Allerweltsbegriff“ wie es über viele Jahre der Fall war. Aber Frage, was denn „Natur“ überhaupt sei, Natur. Optische Mitte bildet die „Rose“. gerade die Entwicklung des Getreideprei - meint doch beinahe jeder etwas anderes Schließlich wird dem mittelalterlichen ses im vergangenen Jahr ist ein gutes Bei - damit. Naturforscher einer aus der Neuzeit gegen - spiel dafür, dass innerhalb kurzer Zeit große Dieser Alain oder Alanus war eine schillern - über gestellt, der Italiener Boccone, ein Sprünge nach oben möglich sind. In einem de Persönlichkeit mit atemberaubender Gewährsmann Linnés, den Botaniker vom solchen Fall kann eine Vermarktung im tra - Karriere. Aus dem jungen Dichter wurde ein Gattungsnamen Bocconea kennen, von ditionellen Sinne (z. B. für die Ernährung) Denker. Doch vom Lehrstuhl wechselte er in dem aber kaum einer weiß, dass er wie Alain sich für die Landwirte als weit lohnender die Politik. Schließlich ging er in sich und sein Leben als Zisterzienser beschloss († erweisen als der Anbau energetisch ver - lebte als Mönch im Kloster Cîteaux. Dort ist 1704). Eingestreut sind zwischen die Grund - wertbarer Rohstoffe mit langfristig binden - er begraben. satzartikel Zitate und Bilder zu unterschied - den Verträgen, die auf Preisänderungen am Seitdem hat man Probleme mit dem Mann, lichen Motiven der Naturkunde vom goti - Markt nicht reagieren. der manches vorweggenommen hat, was schen Pflanzenkapitell bis zur biochemi - Und man fragt sich in diesem Zusammen - heute die Gemüter bewegt. Besonders die schen Strukturformel. hang auch, inwieweit bei einer solchen Pla - Deutschen taten sich dabei schwer. Hier Projektleiter Dr. Hermann Josef Roth weiß nung das vor zwei Jahren erstellte Sonder - blieb es Anthroposophen vorbehalten, um den schwierigen Umgang mit aufregen - gutachten des Sachverständigenrates für Alain neu zu Gehör zu bringen. In Frankreich den Themen voller Widersprüchlichkeit. Er Umweltfragen Berücksichtigung gefunden und Italien kennt und schätzt man ihn sieht den Hauptgrund aber darin, dass viele hat. Dieser hat im Zusammenhang mit ehr - geizigen Ausbauzielen für Biokraftstoffe davor gewarnt, dass der massive Ausbau nachwachsender Rohstoffe zu einer weite - ren Intensivierung der Landwirtschaft mit verstärktem Dünger- und Pestizideinsatz und darüber hinaus zu einem schwer kon - trollierbaren Importsog auf Kosten natürli - cher Ressourcen in Drittländern führen wird. Ich möchte deshalb nicht unerwähnt lassen, dass bei zunehmender Lebensmit - telknappheit in ärmeren Regionen der Erde ich die allseits gepriesene Gewinnung von Biomethan aus Ackerfrüchten in den Wohl - standsländern für ethisch höchst bedenk - lich halte... Ich darf wiederholen: Unter den genannten Bedingungen sollte man eine Biogasanlage dieser Größenordnung weder in Krottel - bach noch sonstwo im Kreis Kusel errichte n.

Siegmar Ohliger Von links nach rechts: Joachim Mertes, Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz , Rose Marie Reinhardt, Partnerschaftsbeauftragte, Mainz-Bretzenheim, Pierre Lanapats, französischer Generalkonsul, Dr. Hermann J. Roth, Projektleiter und Autor. (Foto: Haus Burgund)

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