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100 Jahre Eisenbahnen Im Wieslautertal

100 Jahre Eisenbahnen Im Wieslautertal

Fritz Engbarth 100 Jahre Eisenbahnen im Wieslautertal

Eine kleine Festschrift zum Jubiläumswochenende vom 17. bis 18. September 2011 Hrsg. Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd www.der-takt.de 1 Nächster Halt - ...

„Nächster Halt Bundenthal-Rumbach, bitte alles aussteigen. Dieser Zug endet hier“.

Jedes Wochenende zwischen dem 1. Mai und Ende Oktober bringen die Ausflugszüge des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd Wanderer und Kurzurlauber ins . Und kurz vor der Endstation ertönt die Ansage, welche unmissver- ständlich klar macht: Weiter fährt der Zug nicht.

Doch das war so nicht geplant. Denn streng genommen ist sie eine unvollendete Bahnlinie. Nach Osten – in die Rheinebene sollte sie weiter gebaut werden. Durch das Wieslautertal nach Wissembourg – oder nach Bad Bergzabern. Doch der Erste Weltkrieg verhinderte die Realisie- rung dieser Planungen.

Also enden die Züge in Bundenthal. 1966 wurde der tägliche Personenverkehr eingestellt, 1976 schickte die frühere Bundesbahn auch den beliebten Ausflugszug ‘Bundenthaler’ auf’s Abstellgleis. Doch seit der Renaissance dieses Zuges im Jahr 1997 steigen immer mehr Men- schen in die Züge ein. 2008 kam der Felsenland-Express aus Karlsruhe dazu.

100 Jahre Wieslauterbahn – zu Bundesbahnzeiten drohte der Abriss, heute ist die Strecke ein wichtiger Beitrag zum umweltverträglichen Tourismus im Dahner Felsenland. Feiern Sie mit uns am Wochenende vom 17. bis 18. September 2011 – mit Dampfzugfahrten und Bahnhofs- festen entlang der Strecke.

Mit der vorliegenden kleinen Festschrift über unsere Strecke wollen wir an die Höhen und Tiefen ihrer Geschichte erinnern. Unser Dank gilt dabei insbesondere den Eisenbahnfreunden e.V. für das unbezahlbare ehrenamtliche Engagement zum Erhalt der Eisenbahn zwi- schen Hinterweidenthal und Bundenthal.

Steigen Sie also ein, in eine Fahrt durch die Geschichte der Wieslauterbahn.

Ihr Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd

2 3 www.der-takt.de Inhaltsverzeichnis

Inhalt

6 Fassdauben und 20 000 Klafter Holz: 37 „Charles, jetzt wird es Zeit, hol uns Viele Argumente für die Wieslauter- rüber“ bahn 40 Der ‘Bundenthaler’ fuhr weiter 6 Neue Impulse nach der Reichs- 42 Große Pläne für eine Museumsbahn gründung 46 Schiene in Gefahr 9 Die Sommerfrische Kaltenbach wird erhebliche Einbußen erleiden 50 Holztransporte und Flugbenzin – 11 40 Minuten Fahrzeit für 15 Kilometer der Güterverkehr entlang der Wieslauter 12 Der Streckenverlauf 53 Und zum Schluss kamen die Elefanten 17 Fahrpläne der ersten Jahre 54 Die Renaissance des ‘Bundenthalers’ 17 Schwere Zeiten während der Rheinland-Besetzung 56 Sonderfahrten im Dahner Felsenland (Bildergalerie) 18 Auf schmaler Spur nach 58 Betriebsübernahme durch die AVG

20 Mit Kraft durch Freude in den Krieg 64 Erfolgreich und gesichert bis mindestens 2023 23 Die Nachkriegszeit 65 Mit dem Esslinger unterwegs: 25 Mit dem ‘Bundenthaler’ unterwegs Ein Start im Stolpertakt 29 Lokomotiven und Triebwagen 70 Eine Zukunft für die Wieslauterbahn – 32 Der Schienenbus im Wieslautertal Planungen und Perspektiven

35 Ein jährliches Defizit von 807 900 DM 73 Quellenangaben/Impressum

4 5 Fassdauben und 20 000 Klafter Holz Neue Impulse nach der Reichsgründung

Fassdauben und 20 000 Klafter Holz: burg – Dahn – Lemberg – Pirmasens, wurde Artikel 4 Abs. 2 des Gesetzes vom 28. April nichts. Zwar bewilligte die bayerische Staats- 1882, „die Behandlung der bestehenden Vizi- Viele Argumente für die Wieslauterbahn regierung – es sei nur der Vollständigkeit we- nalbahnen und den Bau von Sekundärbahnen gen erwähnt: seit dem 14. April 1816 gehörte betreffend“, aus staatlichen Mitteln zu ent- Erste Anregungen zum Bau der Wieslauter- schon 1986 aus zeitgenössischen die Pfalz zu Bayern, zuvor gehörte Dahn für nehmende Zuschuss für „eine Lokalbahn bahn gab es schon Ende 1862. Eine Dampf- Unterlagen aus Anlass des 75-jährigen Jubilä- 15 Jahre zu Frankreich – eine Zinsgarantie für von Kaltenbach nach Bundenthal“ betrug wagenverbindung von Bergzabern über Dahn ums. Dennoch eine für damalige Verhältnis- den Bau der geplanten Verbindung. Auch hat- 1 699 700 Mark. Warum sie nicht auf Basis und Pirmasens nach Zweibrücken sollte die se mutige Aussage: Erst nach dem Ersten te die Pfalzbahndirektion schon Pläne für den des Gesetzes „die Herstellung von Bahnen lo- Verkehrsverhältnisse in der südlichen Pfalz Weltkrieg hielt ein Erholungsurlaub Einzug in Bau nach Weißenburg in der Schublade. Doch kaler Bedeutung in der Pfalz betreffend“ vom verbessern und die erst 1855 eingerichtete die Tarifverträge, zuvor war allenfalls der Sonn- das lang anhaltende Konjunkturtief bald nach Pferdepostkutschenverbindung ablösen. Der tag ein arbeitsfreier Tag. Gründung des Deutschen Reiches stoppte das Holztransport würde einträglich sein: Das Projekt. Erst 20 Jahre später wurde die Idee Heinz R. Wittner berichtete im Heimatkalen- Forstamt Dahn schlage jährlich 20 000 Klaf- eines Bahnbaus wiederbelebt. Eine Lokalbahn der des Landkreises Pirmasens sehr ausführ- ter Holz. Holzhändler Thunes aus sollte Dahn mit der Rheinebene verbinden: lich über die Bemühungen zum Bau der Strek- versende jährlich 75 000 Zentner Fassdauben Das Komitee aus Bergzabern forderte den Bau ke. Weshalb die Details der vielen Petitionen nach Holland. in die heutige Kurstadt, deren Mitstreiter aus und Komiteesitzungen an dieser Stelle nicht Dahn wollten den Bau durch das Tal in das Drei Jahre später kommt schon der Fremden- nochmals in aller Tiefe wiedergegeben wer- damalige Reichsland Elsaß-Lothringen. Nach verkehr ins Spiel: Das Dahner Tal, „welches den müssen. Wittner betonte jedoch, dass das der Vorlage ständig neuer Varianten – darun- durch seine mannigfachen Naturmerkwürdig- erwähnte erste Engagement für den Bau ei- ter sogar eine Fernverkehrsstrecke von Berg- keiten weithin berühmt ist (...) zu allen Zei- ner Bahn für Dahn gar nicht aus dem Wasgau zabern über Schönau ins lothringische Saar- ten ein Ziel der Wanderungen zahlreicher Tou- selbst, sondern aus Bergzabern kam. burg – erteilte das Staatsministerium im Jahr risten war“. So zitierte die Fördergemeinschaft 1899 die Genehmigung zur Planung einer Der Bau einer Eisenbahn war auch vor 100 Jahren Strecke von Weißenburg über Dahn und Lem- noch stolze Handarbeit. Teils stolz, teils grimmig blicken die Bahnbauarbeiter dem Fotografen berg nach Pirmasens. Die Bahningenieure ka- in die Kamera. men zu dem Ergebnis, dass diese Trassenva- (Aufnahmen Sammlung Karl Kissel) riante zum Preis von 7,5 Mio. Mark zu haben Neue Impulse nach der Reichsgründung sei. Doch das war selbst der profitablen Pfalz- bahn zu viel.

Ende 1871 wurde Wissembourg – fortan Wei- legation zur Direktion der Pfalzbahn nach Lud- Wesentlich billiger war dann doch die Stich- ßenburg genannt – mit dem ganzen Elsaß als wigshafen. Dort erfuhr man, dass die geplan- strecke Hinterweidenthal – Bundenthal. Wo- Folge des deutsch-französischen Krieges be- te Bahn von Hinterweidenthal nach Bad Berg- rauf diese mit Gesetz „betreffend die Herstel- setzt und Teil des neu gegründeten Deutschen zabern so weit wie möglich im Lautertal ver- lung von Bahnen lokaler Bedeutung“, und Reiches. Nun sollte es eine Bahn von Dahn laufen solle, um den Anschluss nach Weißen- dabei „Im Namen Seiner Majestät des Königs über Weißenburg und Seltz nach Rastatt sein. burg zu erleichtern. Jetzt wurden also gleich Luitpold, von Gottes Gnaden königlicher Prinz Ein Eisenbahn-Komitee gründete sich am zwei Bahnlinien in Aussicht gestellt! Doch von Bayern, Regent“ vom 10. August 1904 27. Juli 1873 und sandte eine dreiköpfige De- daraus, wie auch aus der Strecke Weißen- genehmigt wurde. Der dabei auf Basis von

6 7 Neue Impulse nach der Reichsgründung Die Sommerfrische Kaltenbach ...

28. Mai 1892 erstellt und finanziert wurde, soll ner Landtag, überzeugte die Bürgermeister „Die Sommerfrische Kaltenbach wird an anderer Stelle beantwortet werden. Zwi- von realisierbaren Forderungen und von der schenzeitlich in Betrieb genommen wurde die Notwendigkeit, den Bahnbau durch die ko- erhebliche Einbußen erleiden“ Bahnverbindung durch das Queichtal: Seit stenfreie Bereitstellung der notwendigen 25. November 1875 war die Strecke Zwei- Grundstücke zu ermöglichen. Unterstützung Am 1. Dezember 1911 war es dann soweit: frische Kaltenbach wird durch die neue Bahn brücken – Landau durchgehend befahrbar und fand er durch die Pfarrer aus Dahn und Nie- „Nach fast dreijähriger Bauzeit und mit gro- erhebliche Einbußen erleiden müssen.“ stellte damit den planerischen Ansatz für die derschlettenbach. Sein Engagement hat der ßen materiellen Opfern der Talbewohner, Auf jeden Fall verlor der gleichnamige Bahn- überfällige Anbindung des Dahner Felsenlan- Bahn den Weg geebnet. Die Stadt Dahn hat sprich von 300 000 Mark, wird mit dem mor- hof seinen Namenszusatz Hinterweidenthal. des an die Schiene dar. nur zwei Ehrenbürger. Ludwig Foohs ist einer gigen Tage die Lokalbahn Hinterweidenthal – Erst im Jahr 1966, nach der Einstellung des der beiden. Diese Würde wurde ihm zum er- „Kopf und Seele“ (so Karl Kissel in der Dah- Bundenthal dem Verkehr übergeben”, schrieb Personenverkehrs im Wieslautertal, trug die sten Geburtstag der Strecke am 1. Dezember ner Stadtchronik) des Eisenbahn-Komitees die Pfälzische Volkszeitung und schilderte den Station alleine den Namen der Ortsgemein- 1912 verliehen – und prompt spendete er die war der Rentamtmann Ludwig Foohs aus Eröffnungszug als mit blau-weißen Fahnen ge- de. Der neue Bahnhof Hinterweidenthal (heu- für damalige Verhältnisse stolze Summe von Dahn. Er traf sich mit (und überzeugte offen- schmückt, der den Bahnhof Hinterweidenthal te mit dem Zusatz ‘Ost’) rund zwei Kilometer 100 Reichsmark für einen wohltätigen Zweck. kundig) Pfalzbahn-Direktor Lavale, formulier- gegen 9 Uhr verließ. Und verpasste der Bahn östlich der Station Kaltenbach wurde recht te die entscheidende Eingabe beim Münch- sogleich ein negatives Image: „Die Sommer- bald zur Schnellzugstation erhoben.

Direkt an der Baustelle – vermutlich nördlich von Dahn – haben die Arbeiter eine Pause beim Gleiseverlegen eingelegt. Während bei manchen Strecken in der nördlichen Pfalz vor allem italienische Arbeiter zum Einsatz kamen, sind solche Gastarbeiterepisoden aus dem Wieslautertal nicht überliefert. Starker Andrang auch am Dahner Bahnhof: Der 1. Dezember 1911 sollte in die Annalen der Stadt (Aufnahme Sammlung Karl Kissel) eingehen. Und jung wie alt stellte sich den Fotographen. (Aufnahme Sammlung Karl Kissel)

8 9 Die Sommerfrische Kaltenbach ... 40 Minuten Fahrzeit ...

Die Dahner Ortschronik schildert die Jung- 40 Minuten Fahrzeit für 15 Kilometer fernfahrt ohne störende Zwischenrufe, als sehr feierlich: Eine blumengeschmückte Lo- komotive mit mehreren Wagen und illustren Gästen sei zur Jungfernfahrt angetreten. Wie üblich, spielte eine Musikkapelle auf. An die Kinder wurden 500 Brezeln verteilt.

Unsere Wieslauterbahn war die erste Neuer- öffnung, welche nicht mehr durch die pfälzi-

schen Eisenbahnen erfolgte: Zum Jahresbe- Der erste Fahrplan aus dem Jahre 1911 wies vier Zugpaare auf. Noch hies der Abzweigbahnhof ginn 1909 machte der bayerische Staat von an der Queichtalbahn Kaltenbach Ost (entnommen aus der Dahner Ortschronik von Karl Kessel) Die schwarze Kleidung lässt auf einen traurigen seinem Recht Gebrauch und verstaatlichte die Anlass schließen – doch es wurde kräftig gefeiert. Bahnen links des Rheins. Welche Schülergruppe sich vor dem und auch Der erste Fahrplan für die Strecke mit der Kurs- im ersten Zug in Hinterweidenthal Ort buchnummer 331 von Kaltenbach Ost (das war versammelte, ist nicht überliefert. (Aufnahme Sammlung Karl Kissel) zunächst der Name für den neuen Bahnhof am Streckenabzweig) nach Bundenthal wies vier tägliche Zugpaare aus, die alle die 3. und 4. Klasse führten.

Eine Fahrt zwischen den beiden Endpunkten dauerte stolze 40 Minuten. Das war für die damalige Zeit eine übliche Reisegeschwindig- Als Pfalzbahn Nr. 196 „Rehborn“ im Jahr 1895 von keit auf einer Lokalbahn. der Firma Kraus unter der Fabriknummer 3235 geliefert, war sie weitab ihrer namensgebenden Gemeinde im Glantal im Einsatz. Die für die Wieslauterbahn typische Lokomotive vom Typ T4.I wurde im Jahr 1912 von Christoph Pache in Bundenthal fotografiert.

Einige Jahre später wurde die gleiche Lok, aber im Jahr 1930 mit Reichsbahn- nummer 98 653, im Bahn- betriebswerk Neustadt(Haardt) vom berühmten Eisenbahn- fotografen Carl Bellingrodt abgelichtet (Aufnahme Ein eher gemischtes Publikum stellte sich hier zusammen, um in späteren Jahren an die Realisierung Sammlung Wolfgang Löckel). der Strecke zu erinnern. (Aufnahme aus dem Jahr 1909, Sammlung Karl Kissel)

10 11 Der Streckenverlauf Der Streckenverlauf

Der Streckenverlauf chen Aufnahme Seite 4). In Streckenkilome- 1957 gab es drei Rampen, die Gleisanlage glich ter 3,9 zweigt seit den frühen 1950er Jahren einem Dreieck, welches sich nach Osten hin das Anschlussgleis zum früheren Nato-Tank- entwickelte und Güterschuppen wie Emp- lager ab. Die US-Army holte die Kesselwagen fangsgebäude umschloss. Die beiden Stumpf- Die Wieslauterbahn – die frühere Bundesbahn gab ihr die Streckennummer 3312 – startet seit über das rund ein Kilometer lange Gleis an gleise für die Güterkunden wurden im Jahr ihrer Inbetriebnahme im Jahr 1911 im extra angelegten Abzweigbahnhof Hinterweidenthal Bahn- der dreigleisigen, rund 400 Meter langen Aus- 1997 entfernt, geblieben ist das Umfahrungs- hof, nun Hinterweidenthal Ost. Er liegt knapp zwei Kilometer von der Ortsmitte entfernt und weichanschlussstelle (Awanst.) mit einer ei- gleis für Zugbegegnungen oder die Abstellung hat heute nur eine Umsteigefunktion. Noch im Jubiläumsjahr 2011 bemerkenswert ist die An- genen kleinen Diesellok ab. Nach dem Abzug von Eisenbahnfahrzeugen. Die mechanischen lage der Bahnsteigtunnel direkt mit dem Bau. Am westlich davon gelegenen Haltepunkt Hin- der Amerikaner wurden die Gleise im Lager Signalanlagen entfernte die Bundesbahn im terweidenthal hat die Deutsche Bahn den Fahrdienstleiter platziert, der sowohl das Druckta- abgebaut. Sie wären die ideale Infrastruktur Jahr 1978. Für den Betrieb zeichnete sich fort- stenstellwerk des Bahnhofs als auch jenes für Münchweiler/Rodalb bedient. für die Verladung von Holz. an ein sogenannter Zugleiter verantwortlich, Der Startbahnhof für das Wieslautertal verfügte noch Mitte der 1980er Jahre über sechs Glei- Der Bahnhof Dahn befindet sich in Kilometer der seinen Sitz im Haltepunkt Hinterweiden- se, darunter vier Abstellgleise und ein Überholgleis. Nach exakt 1,9 Kilometer Fahrt und dem 7,8. Das ursprüngliche Empfangsgebäude thal (also an der Station der Queichtalbahn) Überqueren der noch handbedienten Schrankenanlage für die B 427 erreichen die Züge Hin- wurde im März 1945 durch Luftangriffe zer- hatte und dem Zugpersonal telefonische An- terweidenthal Ort. Zwei Gleisanschlüsse und ein Ladegleis mit Seitenrampe sorgten bis Ende stört. Das 1959 eingeweihte neue Gebäude, weisungen gab. Erst die Albtalbahn, als aktu- der 1980er Jahre für ein beachtliches Güterverkehrsaufkommen. Bis zum 30. Mai 1989 wurden welches in Bezug auf die Architektur an den eller Betreiber der Strecke, änderte dies und die mechanischen Signale bei Zugfahrten ortsbedient gestellt, dann aber abgebaut. Seit dem Stil der übrigen Gebäude angelehnt wurde, steuert den Zugbetrieb durch einen Zugleiter 1. Mai 2011 sichert wieder ein Flügelhauptsignal die Ausfahrt in Richtung Queichtalbahn. Es soll nun einer innerörtlichen Umgehungs- im badischen Ettlingen. Das Verfahren mit te- wird aber nicht gezogen, sondern nur, im ‘Halt’ zeigenden Zustand, auf mündlichen Befehl straße weichen. lefonischen Anweisungen ist jedoch geblieben. hin überfahren. Dies ist eine Besonderheit der Fahrdienstvorschrift für unsere Strecke. (Vergli-

Der Ausschnitt aus der Streckenkarte der Bundesbahndirektion Mainz aus dem Jahr 1966 zeigt deutlich, dass die Verlängerungen nach Bergzabern oder Wissembourg durchaus auf der Hand lagen. Kaltenbach Ost bzw. Hinterweidenthal war ein stattlicher Bahnhof. Die Aufnahme aus der Sammlung (Sammlung von Reiner Frank zeigt die umfangreichen Gleisanlagen mit Unterführungen direkt nach Eröffnung der Fritz Engbarth) Strecke ins Tal.

12 13 Der Streckenverlauf

Während des ersten Weltkrieges mussten auch Frauen in Männerberufen arbeiten, danach wurden sie wieder auf die Rolle als Ehefrau und Mutter reduziert. (Aufnahme Sammlung Karl Kissel)

Nur wenige hundert Meter in südlicher Richtung wurde 1956 der Bahnsteig für den Haltepunkt Dahn Süd errichtet, der sich deutlich näher an der Stadtmitte befindet. 10,8 Kilometer von Hin-

terweidenthal Bahnhof entfernt liegt die Station Busenberg-. Auch hier gab es noch Sehr schön zu erkennen ist auf dieser Zeichnung 1986 ein Anschlussgleis für den Güterzugbetrieb – das in den 1930er Jahren errichtete Stellwerk mit Stand 1956 die ungewöhnliche Anlage des steht noch und ist heute ein Ferienhaus. Das frühere Empfangsgebäude wurde 1983 von Schrei- Bahnhofs Dahn mit eingeschlossenem Bahnsteig – das im Krieg zerstörte Bahnhofsgebäude wurde erst drei Jahre später wieder ersetzt. (Zeichnung Sammlung Reiner Frank)

Der Bahnhof Bundenthal in einer unmaß- stäblichen Zeichnung der Bundesbahn. Im Jahre Der Bahnhof Bundenthal in einer Übersichtsfotografie kurz nach der Betriebsaufnahme. Die weitläufigen 1956 waren noch zahlreiche Gleise vorhanden, Anlagen beinhalten einen Lokschuppen, eine Rampe, sowie eine (auf dem Bild nicht erkennbare) selbst die Drehscheibe südlich des Bahnüber- Drehscheibe. Die Anlagen der Kleinbahn nach Ludwigswinkel wurden links der Wieslauter angelegt gangs diente noch dem Drehen der Dampfloks. (Aufnahme Sammlung Karl Kissel) (Zeichnung Sammlung Reiner Frank)

14 15 Fahrpläne der ersten Jahre

15,1. Doch der Streckenabschluss befindet sich Fahrpläne der ersten Jahre erst bei Kilometer 15,23 und lag früher sogar noch südlich des Bahnübergangs. Dort stand ein Fachwerklokschuppen nebst einfachen Be- Diese Aufnahme zeigt den Bahnhof Dahn handlungsanlagen für die Dampflokomotiven. Im Jahre 1914 war an Werktagen das Angebot hof – die Eisenbahndirektion hatte die Stati- am 18. September 1917. Man beachte Von den drei Gleisen im Bahnhof und dem die Außenlampen direkt am Dach! schon auf sechs Zugpaare ausgeweitet wor- on Kaltenbach Ost recht bald entsprechend (Aufnahme Sammlung Karl Kissel) langen Abstellgleis in gerader Linie vom Bahn- den, von denen eines am Nachmittag aller- umbenannt – eine direkte Umsteigemöglich- hofsgebäude ist heute fast nichts mehr zu se- dings schon am Bahnhof Busenberg-Schind- keit in den D 3 nach München mit Wagen von hen. Nach einem Umbau in späteren Jahren hard in Richtung Hinterweidenthal wendete Paris und nach Salzburg. Der Anschluss an nermeister Willi Burkhart erworben und ist gab es aber beispielsweise 1986 noch ein Ab- – und dies trotz Umfahrung des Zuges durch das deutsche und gar europäische Schienen- heute ein Restaurant. Es kann unter anderem stellgleis in nördlicher Richtung und zwei Um- die Dampflok innerhalb von acht Minuten! An netz war also auf überraschend komfortable im Internet unter www.altes-bahnhoefl.de be- fahrgleise, wovon heute nur noch ein einzi- Sonn- und Feiertagen fuhren sogar acht Zug- Weise hergestellt. sucht werden. ges Gleis zum Abstellen von Zügen geblieben paare: Darunter ein Zugpaar von und nach Eine Fahrkarte in der 4. Klasse kostete damals ist. Landau, das durchaus als Vorläufer des ‘Bun- Nach weiteren 2,9 Kilometern ist der Halte- pro Kilometer 2 Pfennig, in der dritten Klasse denthalers’ bezeichnet werden kann. Schon punkt Bruchweiler erreicht. Ein Empfangsge- Warum das Empfangsgebäude noch erhalten (welche in etwa unserer heutigen 2. Klasse 1902 wurde in Ludwigshafen die erste Orts- bäude gab es nicht, ein offenes Wartehäus- ist und heute als ‘Schnitzelbahnhof’ vom Zug- entspricht) immerhin 3 Pfennig. Hinzu kam gruppe des Pfälzerwald-Vereins gegründet, chen musste genügen. Der Endbahnhof Bun- verkehr profitiert, wird in dieser Festschrift an eine Fahrkartensteuer – aber nicht für die der heute ein umfassendes Netz an bewirt- denthal-Rumbach liegt am Streckenkilometer anderer Stelle noch erläutert. 4. Klasse – und dort wo die Züge die 4. Klasse schafteten Hütten unterhält – und so eine tra- nicht führten. gende Stütze unter anderem des Ausflugsver- kehrs (heute spricht man vom Tagestouris- Wie der Fahrplan im Jahr 1915 aussah – also mus) darstellt. Es ist also durchaus kein Zu- schon im ersten Kriegsjahr – wissen wir dank fall, dass der ‘Bundenthaler’ über viele Jahre einer Beilage der pfälzischen Volkszeitung: hinweg in Ludwigshafen startete. Doch zurück Das Angebot wurde auf vier Zugpaare gekürzt, zum Fahrplan von 1914: Morgens gegen die Fahrzeit betrug weiterhin schnellstens 8.20 Uhr bestand in Hinterweidenthal Bahn- 40 Minuten.

Schwere Zeiten während der Rheinland-Besetzung

1920 brach für die deutschen Eisenbahnen ein schaft zusammengefasst. Die südliche West- neues Kapitel an: Die Länderbahnen, als auch pfalz wurde der neu gegründeten Reichsbahn- Vorbildlich restauriert ist das Stationsgebäude von Busenberg-Schindhard. Heute befindet sich dort die bayerische Staatsbahn, wurden aufgelöst direktion Ludwigshafen zugeschlagen. Sicht- die Gaststätte Altes Bahnhöf’l, am 17. Mai 1988 fotografierte Volker Blees eine Dreifacheinheit vom Typ 628 auf der Fahrt von Ramsen am Eiswoog nach Bundenthal. und in der Deutschen Reichsbahn-Gesell- bares Zeichen für diesen Wandel von der baye-

16 17 Schwere Zeiten ... Auf schmaler Spur ...

rischen Eisenbahn zur Reichsbahn war die Werktagen fuhren nur vier Zugpaare. Am gentlich als ganz normale Eisenbahn in der 1930 war jedoch die Zeit der Schmalspurbahn 1926 zu vollziehende Änderung der Baken an Wochenende gab es in beide Richtungen drei gleichen Spurweite wie die Wieslauterbahn vorbei und die Anlagen wurden, bis auf weni- den Schlagbäumen der Bahnübergänge: Die Verbindungen – der Ausflugszug wäre hier de- gebaut werden. Die Reichsbahndirektion hat- ge heute noch zweckentfremdet erhaltene Ge- blau-weißen wurden gegen rot-weiße ausge- plaziert gewesen und verkehrte, zumindest im te hierfür schon fertige Pläne. Doch aus Ko- bäude, komplett abgerissen. tauscht. Doch solche optischen Nebensäch- Jahr 1924, nicht. Mit Blick auf den bevorste- stengründen genehmigte das deutsche Reich Keine Chance hatte damit auch die Lokalbahn lichkeiten waren sicher nicht das beherrschen- henden Winter beendete der damals neu ge- nur die Errichtung einer 600 mm breiten „Bundenthal – – Lud- de Thema in den zunächst noch gar nicht so wählte Reichskanzler Stresemann die Kon- Schmalspurbahn. So konnten auch noch wigswinkel mit Fortsetzung nach Bergza- goldenen Zwanziger Jahren. Um die im Ver- frontation und legte mit einer radikalen Wäh- brauchbare Teile der früheren Heeresfeldbah- bern“. Noch kurz vor der Auflösung der baye- sailler Vertrag im Grunde diktierten Reparati- rungsreform, der gleichzeitigen, vorsichtigen nen aus dem Ersten Weltkrieg verwendet wer- rischen Staatseisenbahnen im Jahr 1920 leg- onsleistungen des Deutschen Reiches an Annäherung an Frankreich sowie der Annah- den. Um die Rentabilität zu erhöhen, wurde te die Staatsregierung dem Landtag in Mün- Frankreich abzusichern, marschierte das me des Dawes-Plan zur Stabilisierung der eu- ab 1924 der Personenverkehr zugelassen. chen eine Denkschrift vor. Der eigentliche Nachbarland, im Januar 1923, kurzerhand in ropäischen Staaten nach dem I. Weltkrieg die Der Sommerfahrplan von 1927 wies an Werk- Adressat war jedoch die künftig verantwortli- die linksrheinischen Gebiete ein: „(…) weil der Grundlagen für die dann folgende kurze Peri- tagen insgesamt fünf Zugpaare aus, am Wo- che Reichsregierung. Das Papier hatte den Franzmann, der Drecksack, das Rheinland ode, welche noch heute als ‘Goldene Zwanzi- chenende sogar sieben! Die Züge starteten Zweck darzulegen, was noch gebaut werden besetzt hat“, reimten unsere Vorfahren. ger Jahre’ in Erinnerung geblieben ist . neben dem Staatsbahnhof in Bundenthal und sollte. Doch obwohl sich die, wie oben be- Doch die patriotischen Eisenbahner mussten Eine Bedingung zur Rückgabe der Regiebah- der Fahrplan war auf die Reichsbahnzüge im schriebene Weiterführung der Wieslauter- Widerstand leisten: Sowohl passiven – es nen und zur Absicherung des nun folgenden Wieslautertal abgestimmt. Dort fuhr die glei- bahn, mit elf weiteren Linien in der höchsten wurde ihnen von den deutschen Stellen un- wirtschaftlichen Aufschwungs war die Grün- che Anzahl an Zügen mit gegenseitigem An- Prioritätenstufe befand, kam es nie zur Um- tersagt, für die Franzosen zu arbeiten – als dung der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft schluss zur Wasgenwaldbahn. Die Strecke setzung. Die Zeiten des Bahnbaus waren da- auch aktiven, durch Anschläge auf Züge. Der (DRG). Aus ihren damaligen Monopolgewin- führte über Rumbach und beschrieb südlich mals im Grunde vorbei. Bahnverkehr kam trotzdem nicht vollständig nen (weder Omnibus, Luft- noch privater davon eine Talumfahrung. Haltestellen gab es, Wittner berichtete im Heimatkalender von zum Erliegen, denn die Franzosen richteten PKW-Verkehr spielten eine nennenswerte Rol- neben den beiden Endpunkten, insgesamt 1986, dass die ‘Pfälzische Rundschau’ am als Reaktion die sogenannten Regiebahnen le) musste die gleichzeitig unter internatio- zehn, die Fahrzeit betrug rund eine Stunde. 10. Januar 1929 das endgültige Aus für den ein. In dieser schwierigen Phase wurde der nale Kontrolle gestellte Aktiengesellschaft Für den Betrieb standen sechs vierachsige Weiterbau verkündete: Einer Verlautbarung Verkehr auf das absolut Notwendigste redu- jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag an Tenderlokomotiven zur Verfügung, hinzu ka- des zuständigen bayerischen Ministeriums ziert: Eine Fahrt dauerte nun 50 Minuten, an die Siegermächte von 1918 abführen. men zahlreiche Güter- und Personenwagen. zufolge sei an einen Bahnbau Bergzabern – Im Jahr 1925 wurde sogar ernsthaft darüber Dahn – Pirmasens wegen der zu erwartenden nachgedacht, die Verbindung über Kosten von 26 Millionen Mark nicht mehr zu weiter nach Pirmasens zu bauen. Nach der denken. Auf schmaler Spur nach Ludwigswinkel Auflösung des französischen Lagers im Jahr

Nur eine kurze Episode blieb die Schmalspur- platz am Endbahnhof ‘Schönthal’ errichtet bahn von Bundenthal über Rumbach und werden und diente zunächst nur den Besat- Fischbach nach Ludwigswinkel. Sie musste für zungstruppen. Die Wasgauwald- oder auch den neuen französischen Truppenübungs- Wasgenwaldbahn genannte Strecke, sollte ei-

18 19 Mit Kraft durch Freude ...

Mit Kraft durch Freude in den Krieg

Das Jahr 1931, also kurz vor Ende der demo- mals Neustadt/Haardt) schon um 6.44 Uhr kratischen freien Weimarer Republik, brachte und erreichte den namensgebenden End- unserer Bahnlinie trotz der fortwirkenden bahnhof um 8.35 Uhr. Die Rückfahrt startete Weltwirtschaftskrise, einen regen Verkehr: dort um 19.29 Uhr und erreichte Neustadt um Im Jahr 1939 wurde der Reichsbahndirektion Saarbrücken einer der drei Gläsernen Triebwagen der An Sonntagen befuhren acht Zugpaare die 21.25 Uhr. Allerdings ließ der doch recht dich- Baureihe 137 zugewiesen. Der bei der Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg gebaute Zug kam kurz vor Strecke, an Werktagen vier. Hinzu kam ein ein- te Fahrplan frühere Rückfahrten, mit Umstei- dem Kriegsbeginn auch ins Wieslautertal. (Aufnahme in Dahn: Sammlung Karl Kissel) zelner Zug von Hinterweidenthal nach Dahn. gen in Hinterweidenthal und Landau, zu. Als Der schnellste Zug benötigte 38 Minuten. der Zug aus Kostengründen im Winter 1932/ Im Jahre 1936 hatte sich das nationalsoziali- in Hinterweidenthal Ort ein Erker mit Stell- Auch der ‘Bundenthaler’ fand sich – freilich 33 eingestellt werden sollte, „erhob sich in der stische Terrorregime etabliert. Doch jenseits werksanlagen an das bestehende Gebäude immer noch offiziell ohne diesen Namen – in Pfalz ein wahrer Proteststurm“ (so Heinz der Repressalien gegen angebliche Staatsfein- angebaut, in Busenberg ein kleines Stellwerk den Fahrplänen. Er verließ Neustadt/W (da- Wittner, 1986). de wurde das Volk bei Laune gehalten: „Kraft mit Walmdach neu errichtet. durch Freude“ war zwar eigentlich eine NS- Mit dem ‘Gesetz zur Neuregelung der Verhält- Organisation, aber die Begrifflichkeit steht nisse der Reichsbank und der Deutschen durchaus repräsentativ für das faschistische Reichsbahn’ vom 10. Februar 1937, wurde die Gedankengut. So darf die weitere Ausweitung Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft aufgelöst des Wochenendverkehrs im Wieslautertal und wieder unmittelbar in die Verfügungsge- durchaus in diesen Kontext gestellt werden. walt des Reiches – also der Nazidiktatur – Denn der Sonntagsverkehr wies nun sogar gestellt. Zum 1. April des gleichen Jahres wur- neun Zugpaare auf und wurde in der Kurs- de die Ludwigshafener Eisenbahndirektion buchtabelle 242a extra ausgewiesen. Darin aufgelöst und der Eisenbahnverkehr in der enthalten war selbstverständlich der ‘Bun- Westpfalz der Reichsbahndirektion Saar- denthaler’, unter den Zugnummern 398/399 brücken zugeschlagen. und als Direktverbindung von und nach Lud- wigshafen. Daneben fuhren an Samstagen Der Kriegsausbruch im September 1939 führ- sechs, an den Tagen Montag bis Freitag wie- te zu einschneidenden Einschränkungen. derum fünf Züge in beide Richtungen. Die Zwar war der Überfall auf Polen weit weg, Fahrzeiten konnten erneut beschleunigt wer- doch die sogenannte rote Zone, der 20 Kilo- den: Nun waren 32 Minuten der übliche Stan- meter breite Streifen entlang der deutsch-fran- dard. Zuvor wurden die Signalanlagen moder- zösischen Grenze, musste zwangsweise ge- nisiert: Hinterweidenthal, Dahn, Busenberg räumt werden. Die Bewohner kamen nach und Bundenthal bekamen Stellwerke der Bau- Hessen, Franken und Thüringen und konn- Welche Kindergruppe sich im Jahr 1943 am Dahner Bahnhof um den uniformierten Herren scharte, ist nicht überliefert. Vielleicht erinnern sich die heute noch lebenden Dahner der älteren Generation daran, art Bruchsal, welche die bekannten Flügelsig- ten erst nach einem Jahr wieder zurückkeh- warum sie zum Gruppenbild geführt wurden. (Aufnahme Sammlung Karl Kissel) nale steuerten. Hierfür wurde beispielsweise ren. In dieser Zeit dürfte der Personenverkehr

20 21 Die Nachkriegszeit

Die Nachkriegszeit

Wann genau und in welcher Form der Eisen- Im Gründungsjahr der Bundesrepublik hatten bahnverkehr wieder aufgenommen wurde, sich die Verhältnisse soweit stabilisiert, dass ließ sich nicht ermitteln. Auf jeden Fall war an einen ordentlichen, bedarfsorientierten die Queichtalbahn noch im Jahr 1946 zwi- Fahrplan gedacht werden konnte. An Werkta- schen Biebermühle und Hinterweidenthal gen gab es sechs Züge, welche die Gesamt- gesperrt, die Zufahrt aus Richtung Landau war strecke in 40 Minuten bewältigten. Auffällig jedoch frei. Der Fahrplan der Wieslauterbahn war ein Zug, der täglich morgens um 6.03 Uhr Während des Überfalls auf Frankreich im Jahre 1940 wurde südlich von Hinterweidenthal ein schweres Eisenbahngeschütz eingesetzt, welches bis ins Elsass hineinschießen konnte. Die Aufnahme zeigt zwar ab 10. Februar 1946 wies täglich zwei Zugpaa- in Godramstein begann. Was die Eisenbahn- nicht jenes aus der Südwestpfalz, vermittelt aber einen bleibenden Eindruck über die mörderische re auf: Sie wurden so gefahren, dass eine Zug- direktion Mainz wohl daran hinderte, den Zug Wucht der Kriegswaffen jener Zeit. (Aufnahme Sammlung Karl Kissel) garnitur ausreichte. Hinzu kam ein Sonntags- im weniger als sechs Kilometer entfernten zug am Nachmittag nach Bundenthal und ein Landau zu starten? Die für den ‘Bundentha- nach Bundenthal eingestellt gewesen sein. Ab Fahrzeiten mussten wieder gestreckt werden, Vormittagszug „nur auf besondere Anord- ler’ vorgesehene Wagengarnitur hatte, so ei- 1938 wurde jedoch verstärkt Baumaterial in die Kriegswirtschaft sorgte vielerorten für re- nung“. Zur Erinnerung: Die Pfalz gehörte zur nem damaligen Bericht der Rheinpfalz zufol- die Südwestpfalz transportiert: Bis 1940 wur- duzierte Instandhaltungsstandards. 36 Mi- französischen Besatzungszone, eine überge- ge, am 24. Juli 1949 ihre Jungfernfahrt. Aller- de der sogenannte ‘Westwall’ errichtet. Wäh- nuten brauchte nun der schnellste Zug, und ordnete deutsche Verwaltung existierte noch dings fuhr dieser Zug nur bis Annweiler. Die rend des Überfalls auf Frankreich war südlich die langsameren standen auf den Zwischen- nicht. Das Land Rheinland-Pfalz wurde erst in 5 000 Arbeitsstunden hergerichteten 12 Vor- des Bahnhofs Hinterweidenthal Ort ein stationen länger als üblich. im August gebildet und damit endete gleich- kriegswagen wurden ansonsten im Arbeiter- schweres Eisenbahngeschütz stationiert. Es zeitig die fast genau 130-jährige Zugehörig- zug zwischen dem südpfälzischen Berg und Mit dem Heranrücken, vor allem der US-ame- wurde außerhalb der Gefechtszeiten in den keit der Pfalz zu Bayern. der BASF eingesetzt. Jedoch erst ab 1951 rikanischen Befreiungsarmeen, erfolgte im Münchweiler-Tunnel gefahren. Dezember 1944 die zweite Räumung des Dah- Spätestens ab dem dritten Kriegsjahr wurde ner Felsenlandes. Das Kriegsende kam für der Verkehr schon administrativ einge- Dahn und Umgebung dann endlich im März schränkt. Seit dem 17. Juli 1944, der Luftkrieg 1945: Die 7. US-Armee und die 1. französische war längst über Deutschland hereingebro- Armee überquerten Mitte März die nahe Gren- chen, durften Bahnreisen außerhalb des Nah- ze bzw. rückten gleichzeitig aus Richtung Jo- verkehrs nur noch mit besonderer Erlaubnis hanniskreuz vor. Am 22. März war für Dahn durchgeführt werden. Das galt zwar logischer- und Umgebung der Krieg vorbei und der Ver- weise nicht für die Wieslauterbahn, aber der kehr im Tal ruhte. Zwar war die Strecke selbst ab 3. Juli gültige Fahrplan erhielt auch für die befahrbar, aber im Verlauf der damals noch südliche Pfalz den Vermerk „bis auf Weiteres“. zweigleisigen Queichtalbahn gab es mehrere Natürlich fuhr auch damals der ‘Bundentha- zerstörte Abschnitte, welche einen Zugbetrieb

ler’ nicht. Trotzdem waren planmäßig täglich verhinderten. Der Fahrplan des Jahres 1955 zeigt ein ansehnliches Zugangebot, wie es dichter nie wieder war. fünf Zugpaare auf der Strecke unterwegs. Die (Kursbuchauszug, Sammlung Fritz Engbarth)

22 23 Noch bis in die 1960er Jahre mussten Die Inneneinrichtung der Vorkriegswagen war Vorkriegswagen im Wieslautertal eingesetzt einfach, aber zweckmäßig. Nach durchzechter werden, bis (damals) moderne Schienen- Nacht (oder doch nach anstrengender Arbeit?) omnibusse eine deutliche Komfortsteigerung konnte man darin tatsächlich in einen Tiefschlaf ermöglichten. (Aufnahme Sammlung verfallen. Wieviel Haltestellen zu spät der Kunde Wolfgang Löckel) ausstieg, ist nicht bekannt. (Aufnahme Sammlung Wolfgang Löckel)

Hoffentlich überlebte der Lastwagenfahrer im Oktober 1958, als er von einem Güterzug nahe dem acht Zugpaare an Werktagen, an Sonntagen sogar neun. In Bruchweiler wurden damals durch Haltepunkt Dahn Süd aus dem Weg ‘geräumt’ wurde. (Aufnahme, Sammlung Karl Kissel) den Gemüsehändler Raunser auch Fahrkarten verkauft. Außerdem bemerkenswert: Zwei Bahn- buslinien Pirmasens – Heidelberg bzw. Karlsruhe als Zeichen sich stärker ändernder Mobili- fand sich der Zug wieder regelmäßig in den 2. Klasse, welche heute der 1. Klasse ent- tätsbedürfnisse. Fahrplänen. spricht. 31 Minuten brauchte ein Zug als Mi- 10 Jahre später, im Jahr 1965, gab es jedoch nur noch ein Rumpfprogramm: Werktags drei Zug- 1953 – noch gab es die 3. Klasse – fuhren täg- nimum, die Folgen der Kriegswirtschaft wa- paare, an Sonntagen nur den ‘Bundenthaler’. Obwohl es zeitweise einen weiteren direkten Aus- lich im Durchschnitt sieben Zugpaare. Und ren offenkundig beseitigt. Konkurrenzfähig flugszug aus Saarbrücken gab, war damit das Ende des Personenverkehrs vorprogrammiert. eines davon wieder, mit den Zugnummern zum Auto war das aber auch bei den damali- 2098/99 von und nach Ludwigshafen: der gen Straßenverhältnissen nicht. 1955 wurde ‘Bundenthaler’. Er führte als Einziger auch die der Verkehr nochmals ausgeweitet: Es gab Mit dem Bundenthaler unterwegs von Wolfgang Löckel

„Heute, nach dem Geburtstag – noch einmal schlafen“ erklärte mir meine Mutter am Sams- tagabend, dem 23. Mai 1964 kurz vor dem Zubettgehen. „Dann fährt Papi mit Dir mit dem Bundenthaler…!“ Nach diesen verhei-

Die blaue Fahrkarte ßungsvollen Worten fiel mir das Einschlafen Das Bahnhofsschild Dahn, aus der Sammlung zwar etwas schwer, doch am nächsten Mor- aufgestellt auf den Wolfgang Löckel gen wurde ich durch die sanfte, bei solchen Fundamenten des in den beweist den hohen letzten Kriegswochen durch Stellenwert des Gelegenheiten aber stets auffällig melodische Fliegerbomben zerstörten Starzuges im Stimme meines Vaters geweckt: „Reise, Rei- Dahner Bahnhofs. Wohin Wieslautertal für die se – Wolfi, - Aufstehen!“ – Da war ich im Nu die Reise wohl ging? ganze Pfalz – sogar (Aufnahme von 1950, eigene Fahrkarten hellwach. Es war viertel vor sechs, das weiß Sammlung Karl Kissel) wurden gedruckt! ich noch genau.

24 25 Mit dem Bundenthaler unterwegs Mit dem Bundenthaler unterwegs

Heute am Sonntag sollte es also losgehen: Mit langte mein Vater „anderthalb mal Dahn und te ich mir – leider keine alten Wagen dabei, Lok – schlängelte sich der lange Zug über alle dem ‘Bundenthaler’ nach Hinterweidenthal zurück mit dem ‘Bundenthaler’“, worauf sich wobei ich insgesamt mit wenigstens ein paar Weichen bis hinüber auf den Strang der Land- zum ‘Teufelstisch’. Bei Fahrten mit diesem nach Einlegen des Fahrgeldes der Zahlteller Donnerbüchsen (Bi) gerechnet hatte. Diese auer Strecke, wo er dann aber richtig Fahrt Sonntagsausflugszug, dessen Ursprünge be- mit den beiden hellblauen Pappkärtchen verstärkten zu dieser Zeit ja immer noch fall- aufnahm. Maikammer-Kirrweiler und Edenko- reits in die Zeit um 1930 zurück gingen, war (Sonntags-Ausflugskarten mit hoher Ermäßi- weise die BASF-Züge. Der Zug kam mit krei- ben waren die nächsten Halte und ich durfte ich nach Aussagen meines Vaters zwar schon gung, speziell und ausschließlich gültig für schenden Bremsen zum Stehen und beim Ein- ausnahmsweise das Fenster auflassen, damit mehrmals früher als ganz kleines Kind dabei den ‘Bundenthaler’) zu uns hin drehte. Wir steigen in die vorderen Wagen mussten wir wir die herrliche Lebendigkeit der schwer ar- – diese Fahrten sind mir aber partout nicht betraten den nach Bodenwichse und modri- feststellen, dass er ganz schön voll war – an beitenden Dampflok auch richtig erleben mehr in konkreten Einzelheiten in Erinnerung. gem Holz riechenden Wartesaal, wo sich be- einen freien Fensterplatz war jedenfalls nicht konnten. Ich gewann den Eindruck, dass auch reits eine Reihe von Wandersleuten befand, zu denken. Mein Vater spürte wohl meine Ent- mein Vater – immer mal wieder den Kopf her- Nach ausgiebigem Frühstück machten wir uns die sicher auf den gleichen Zug warteten. Ich täuschung und nahm mich an die Hand zu ausstreckend – offenbar sichtlich seinen Spaß um 6.45 Uhr auf den Weg zum Bahnhof Lim- durfte mir dann noch am alten ‘Orion’-Süß- einer Wanderung durch alle möglichen Wag- damit hatte. Ich durfte, auf der Heizungsver- burgerhof, den wir gegen kurz nach sieben waren-Automat in der Schalterhalle eine Rol- gons bis ganz hinten, während der Zug be- kleidung stehend, meinen Kopf im offenen Uhr erreichten. Am Fahrkartenschalter ver- le Drops ziehen, dann öffnete sich schon die reits langsam wieder ins Rollen kam. Im vor- Fenster halten, damit war dieser Teil der Fahrt Tür vom Wartesaal zum Bahnsteig und der letzten Wagen fanden wir dann tatsächlich bereits ein echtes, begeisterndes Erlebnis. freundliche Sperrenbeamte (Herr Franz Hoff- noch einen freien Vierer-Platz und ließen uns Pünktlich erreichten wir dann schon gegen mann aus Speyer, der mich immer mit abge- am Fenster nieder. Gerade liefen wir in Schif- 8.15 Uhr den – für mich damals riesig erschei- fahrenen Fahrkarten versorgte) gab bekannt, ferstadt ein und so wurde gleich mal der Pro- nenden – Knotenbahnhof Landau (Pfalz) Hbf. dass der ‘Bundenthaler’ soeben Ludwigsha- viant ausgepackt und registriert, was uns Nach kurzem Aufenthalt pfiff der Rotbemützte fen-Mundenheim verlassen hätte und pünkt- Mutti eingepackt hatte. Nach weiteren Halten am Bahnsteig und es ging weiter: Mit knal- lich um 7.21 Uhr hier einträfe. in Böhl-Iggelheim und Haßloch erreichten wir lendem Schlag stemmte sich die Tender vor- rasch den Bahnhof Neustadt (Weinstraße) am aus fahrende 50 651 gegen den Zug und ver- Draußen auf dem Bahnsteig präsentierte sich, Hausbahnsteig in Gleis 1. Zu meiner Freude ließ in weiter Rechtskurve folgend den gro- nach erst vor wenigen Wochen eröffnetem wurden nun – da Fahrtrichtungswechsel – die ßen Bahnhof. Wir durchfuhren den Stadtpark elektrischem Zugbetrieb, alles noch recht Lokomotiven gewechselt: Gleich bei uns (nun und überquerten zahlreiche große Bahnüber- unaufgeräumt: Die neue Bahnsteigbeleuch- vorn) in der Nähe kuppelte man die Landau- gänge im wuselnden Verkehr der alten Garni- tung war erst vor kurzem installiert – die al- er Dampflokomotive 50 651 (mit der Rauch- sonsstadt bis zum nächsten Halt im dortigen ten Schleuderbeton-Maste im Bauhausstil la- kammer zum Zug) an, wobei eiligst eine ver- Westbahnhof. gen halb zerbröselt daneben und der Bahn- einfachte Bremsprobe vorgenommen wurde. steig präsentierte sich frisch asphaltiert. Das So lief es weiter unter schier ohrenbetäuben- Gewirr der frisch installierten Fahrleitungen Pünktlich um 7.55 Uhr verließ der Zug den der Geräuschkulisse, wobei jetzt sogar Tele- erschien mir noch reichlich unwirklich. Als der Bahnhof wieder und nun kam Leben in die grafenmasten die Strecke säumten und der heiß ersehnte P 2098 aus Ludwigshafen her- Fuhre: Die Fuffziger hüllte die ersten Wagen Abdampf der Lok an jenem sonnigen Tag sich anrollte, führte vorne nicht die erhoffte erst mal in weißen Dampf, bis nach dem in den auf- und abschwingenden Drähten ver- Dampflok, sondern zwei nagelneue V100-Lo- Schließen der Zylinderhähne der immer schär- lor… „So richtig romantisch“, dachte ich mir. Mit dem Bundenthaler in die Südpfalz – viele komotiven, denen eine lange Schnur von fer werdende Auspuffschlag zu hören war. Eine herrliche Fahrt im Eilzugstil, weil nur Jahre ein gewohnter Anblick im Queichtal, wie B4yge-Umbauwagen (insgesamt 12 Wagen, Unter dem Scheppern der Drehgestelle noch in Albersweiler, Annweiler am Trifels und hier bei Siebeldingen (Aufnahme Sammlung Hünerfauth) wie ich hinterher zählte) folgte. Schade, dach- – mit dem inzwischen förmlichen Knallen der in gehalten wurde und man

26 27 Mit dem Bundenthaler unterwegs Lokomotiven und Triebwagen

die frische Waldluft am offenen Fenster als Nun kehrte eine selten erlebte Ruhe ein – eine Lokomotiven und Triebwagen Vorfreude auf die bevorstehende Wanderung Ruhe und Stille, die uns noch den lieben lan- bereits während dieser Fahrt wahrnehmen gen Tag, bei unserer – für mich bis heute un- konnte. Bald war Hinterweidenthal Bf. erreicht vergessenen – Wanderung durch den gelieb- und so verließ der Zug linkerhand die Haupt- ten Pfälzer Wald begleitete. Gottlob kann man Die Wieslauterbahn als klassische Nebenbahn strecke, um hinunter zum Bahnhof Hinterwei- das heute auch (wieder!) – fährt doch inzwi- mit nur einer Anbindung an das weitere denthal Ort zu gelangen. Es war gerade mal schen der alte Esslinger Triebwagen aus Ett- Streckennetz wurde während ihrer Betriebs- neun Uhr durch und wir hatten unser Ziel er- lingen nach Bundenthal-Rumbach an den geschichte schon von einer Vielzahl an Loko- reicht. Wir verließen den Zug mit vielen Wan- Sonntagen der Sommermonate und bildet so motiven und Triebwagen befahren, allerdings dergruppen bereits hier, um zum anvisierten die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte des al- meist nur im Rahmen einmaliger Sonder- Etappenziel ‘Teufelstisch’ zu gelangen. Aber ten ‘Bundenthalers’, wenn nicht sogar – zu fahrten. Als Standardlokomotive für den Gü- nicht bevor wir der großen Lokomotive mit besonderen Anlässen – mit einer Dampf- ter- und Personenverkehr gilt die pfälzische ihrem stattlichem Zug noch einmal unsere lokomotive und einem „echten“ Zug. Das T 4 (I), bei der Reichsbahn ab 1925 unter der Reverenz erwiesen, inne hielten und diese mit möge noch lange so sein, damit auch in Zu- Baureihe 98.6 gelistet und über viele Jahre hin- laufendem Läutewerk und weit hörbaren Pfif- kunft die Menschen aus der Rheinebene und weg in der Pfalz beheimatet. Die später ge- Nur wenige verschiedene Loktypen kamen dauer- fen noch lange beobachten konnten, wie sie von anderswo die herrliche Natur dieses, in baute T 4 (II) bzw. BR 98.4 war ebenfalls in haft täglich ins Wieslautertal: bei den Dieselloks mit ihrer langen Wagenschlange im herrlich, rotem Buntsandstein gebettete Tal, zum Auf- Landau stationiert, so dass Einsätze im Wies- ist es natürlich die Mehrzwecklok V 100 mit dem mittig angeordneten Führerhaus. Die Aufnahme paradiesisch gelegenen Wieslautertal unseren tanken ihrer Lebensgeister nutzen können. lautertal nicht unwahrscheinlich sind. Nach von Michael Strauss zeigt Lok 212 197 vom Augen und Ohren entschwunden war. ihrer Ausmusterung übernahmen die neuen Betriebswerk Kaiserslautern mit einem kurzen Güterzug am 10. Februar 1985 kurz vor dem Einheitsloks der Baureihe 64 den Verkehr weit- Bahnhof Dahn. gehend. Noch heute ist für sie der Spitzname ‘Bubikopf’ gebräuchlich. Die Baureihe war von 1928 bis 1961 beim BW Landau zu Hause. Deshalb organisierte eine kleine Gruppe von Eisenbahnfreunden am 1. Mai 1971, kurz vor dem Ausscheiden aus dem Betriebsdienst bei der DB, eine Pfalzrundfahrt mit Lok 064 289, die dabei nochmals einen Sonderzug durch das Wieslautertal zog.

Abgelöst wurden sie von der stärkeren Bau- reihe 86, die ebenfalls im Betriebswerk Land- au unterhalten wurde. Im Güterzugdienst kam zumeist die Baureihe 50 zum Einsatz, eine vielseitig verwendbare Schlepptenderlok. Der Lok 211 293 im traditionellen weinroten Farbkleid Umlaufplan des Jahres 1957 weist zwei Gü- für Dieselloks der Bundesbahn. Bernd Hauber fotografierte die Maschine vor dem abfahr- Fertig für die Wanderung in der Pfalz: Sophie Löckel fotografierte im August 1951 den Besuch aus dem terzugpaare zwischen Landau und Hinterwei- bereiten Bundenthaler im Mai 1975 im Bahnhof Rheinland beim Warten auf den Bundenthaler auf dem Bahnhof Limburgerhof. denthal bzw. Bundenthal aus, wobei eine der Dahn.

28 29 Lokomotiven und Triebwagen

Loks noch eine Zwischenfahrt mit einem Nah- vor Personen- als auch Güterzügen eingesetzt verkehrszug durch das Tal unternahm. Am werden und eignete sich, dank des mittig an- 30. Mai 1965 gab Landau diese Loks an das geordneten Führerstandes, auch sehr gut zum Betriebswerk Kaiserslautern ab, denn nun Rangieren. Sie blieben dem Wieslautertal bis hielten moderne Dieselloks Einzug in der vor- zum Ende des regelmäßigen Güterzug- derpfälzischen Werkstätte. Die neue Mehr- betriebs im Jahre 1995 treu, ab den frühen zwecklok der Baureihe V 100 konnte sowohl 1970er Jahren jedoch vom Bw Kaiserslautern

Auch die pfälzische T 4.II war in Landau beheimatet und dürfte mit Zügen ins Queich-und Wieslautertal gefahren sein. Lok 98 403 stand 1930 abgestellt im Bw Landau. (Aufnahme Carl Bellingrodt, Sammlung Wolfgang Löckel)

aus. Ihnen oblag zeitweise auch die Bespan- Auch vor dem ‘Bundenthaler’ sind sie einge- nung des ‘Bundenthalers’. setzt gewesen, aber schon in den Jahren 1973/ 1974 wurde die 216 durch die noch stärkere Ebenfalls vom BW Kaiserslautern aus kamen Baureihe 218 ersetzt. Diese 2 800 PS starken die neuen, modernen Loktypen der Baureihen- Loks übernahmen montags bis samstags die gruppe V 160 nach Dahn. Der Einsatz der, ab Güterzugfahrten von Pirmasens aus ins Wies- dem Jahr 1968, ‘216’ genannten Loks betraf lautertal. Fahrten von Landau gab es nicht beispielsweise im Winterfahrplan 1970/1971 mehr, da der vorderpfälzische Knotenpunkt- einen samstäglichen Nahgüterzug 17450 von bahnhof seit dem 1. Juni 1971 zur Direktion Neustadt/W nach Bundenthal. Nach dessen Karlsruhe gehörte – das Wieslautertal jedoch Ankunft um 8.45 Uhr gab es eine sofortige zum Betriebsamt Kaiserslautern und damit Rückfahrt nach Dahn. Nach etwas Rangier- zur Bundesbahndirektion Saarbrücken. Die geschäft startete die Lok nebst Güterwagen Transporte für Dahn und Hinterweidenthal zu einer über 4½-stündigen Fahrt nach Land- kamen also vom Rangierbahnhof Einsiedler- au, was auf umfangreiche Rangiertätigkeiten hof und wurden, gemeinsam mit den Wagen an den Zwischenstationen schließen lässt. Der für die Schuhindustrie rund um Pirmasens, Einsatz dieser doch deutlich stärkeren Lok als über die Biebermühle in die Südwestpfalz die V 100 war wohl dem starken Aufkommen gebracht. Lok 98 656 vor der Drehscheibe des Bw Landau. Sie wurde als Pfalz Bahn Nr. 45 ‘Hoheneck’ am US-Anschluss und in Hinterweidenthal im Jahr 1897 gebaut. Die kleinen Loks vom Typ pfälz. T4.I bildeten viele Jahre das Rückgrat des Ort geschuldet. Eisenbahnverkehrs im Dahner Felsenland. (Aufnahme vom 04.10.1930: Geitmann/Sammlung Wolfgang Löckel)

30 31 Der Schienenbus im Wieslautertal

Der Schienenbus im Wieslautertal

Ob ‘Bundenthaler’ oder Dampfzugbetrieb – in der Erinnerung der Zeitzeugen des normalen Personenzugbetriebes bis 1966 dürfte vor allem der rote Schienenbus geblieben sein, wie er ab Mitte der 1950er Jahre pfeifend durch das Tal fuhr. Blaue Kunstledersitze und eine spartani- sche Toilette – am Eingang deutlich als ‘Abort’ gekennzeichnet. Das durchgehende Gepäck- netz aus brauner Kordel, kleine Ausstellfenster. Die Sitze konnten in Fahrrichtung umgelegt werden – die vorderen Reihen hatten beste Aussicht auf die Strecke. Nur bei Dunkelheit zog der Triebwagenführer – oder war es ein Obertriebwagenführer? – den schweren braunen Vor- hang vor, damit die Innenraumbeleuchtung die Frontscheiben nicht in einen Spiegel verwan- delten und so die Sicht auf die Strecke versperrte. Im Sommer gab es, statt einer Klimaanlage, Fahrten mit offener Tür. Die Bahnaufsicht des Jahres 2011 würde dem Herzinfarkt nahe sein, gäbe es eine Zeitmaschine und sie müsste den damaligen Fahrbetrieb kontrollieren.

Schon 1985 ermöglichten Sonderfahrten des Eisenbahnmuseums in Neustadt die Anreise per Bahn und erinnerten an den Bundenthaler und den regelmäßigen Personenverkehr. Geschichte sind jedoch das Einfahrsignal Hinterweidenthal, die Fernsprechleitung und der freie Blick auf den Ort. Das Betriebswerk Landau bekam 1953 die er- wagen war billiger als jene der Dampflok und Die Aufnahme auf Seite 33 zeigt den Zug in Dahn. (Aufnahmen Fritz Engbarth) sten Serienfahrzeuge und setzte sie fortan weniger personalintensiv. Eine Vorführfahrt im ohne Unterbrechung auch in Richtung Bun- Jahre 1952, quer durch den damaligen Direk- denthal ein. Es gab die ein- und die zweimo- tionsbezirk, führte den vermeintlichen „Ret- torige Variante – in der Südwestpfalz fuhr ter der Nebenbahnen“ auch in die Südwest- zumeist der ‘Einmot’, bahnamtlich Vt 95 pfalz. Schon 1956 wurden fast alle Züge als (ab 1968: 795) genannt. Für die meisten Fahr- Schienenbus gefahren, erkennbar im Kurs- ten als Triebwagenomnibus – so die Zuggat- buch am jahrzehntelang gültigen Triebwagen- tung – reichte ein einzelner Motorwagen ohne symbol. Werktags gab es jeweils einen lokbe- Anhänger. Im Kursbuch erkennbar an dem Zu- spannten Zug in Richtung Bundenthal, an satz ‘oG’. Also ohne Gepäckbeförderung. Samstagen einen zweiten, der erst in Dahn startete, sofern es sich nicht um einen Druck- Mit dem Schienenomnibus verband die Bun- fehler im damaligen Kursbuch handelte: Die desbahn die Hoffnung, die Kosten im Per- Zu- und Abführung der Wagen konnte nur sonenverkehr so deutlich zu senken, dass über höchst unwirtschaftliche Leerfahrten er- selbst der Betrieb der schwach ausgelasteten folgt sein. Strecken noch darstellbar blieb. Das war nicht unbegründet: Die Wartung der kleinen Trieb-

32 33 Ein jährliches Defizit von 807 900 DM

Dass der Personenverkehr im Wieslautertal Verzicht auf nötige Investitionen von fast eingestellt werden sollte, entschieden weder 8,8 Mio. Mark. Die Kostendeckung der be- die Landesregierung noch die vielgescholte- troffenen Strecken betrage nur rund 18-20 Pro- nen Bundesbahnbeamten der Direktion in zent. Mainz. Denn die Vorgaben zur Einsparung Für die Wieslauterbahn ermittelte die Bundes- von mehreren Millionen Mark kamen direkt Mit einer Abordnung hoher Beamter war Zugförderungsdezernent Dormann im Dahner Felsenland bahn konkret eine Kostenunterdeckung von unterwegs. Damals im Jahr 1952 gab es erst wenige Exemplare des brandneuen ‘Retters der Neben- aus Bonn, der damaligen Bundeshauptstadt. 807 900 DM pro Jahr. Hinzu rechneten die bahnen’, der sogleich eine Vorführfahrt durch die ganze Bundesbahndirektion Mainz unternahm. Dort wurde durch Beschluss des Bundesta- (Aufnahme Adolf Dormann, Sammlung Wolfgang Löckel) Beamten in Mainz noch einzusparende Un- ges vom 12. Februar 1958 die sogenannte terhaltungskosten in Höhe von 910 000 Mark Brandkommission eingesetzt, welche am alleine für die Jahre 1965 bis 1968. Dabei war 30. Januar 1960 ihre Vorschläge zur Sanierung die Besetzung der Züge noch nicht einmal so der Bundesbahnfinanzen vorlegte. schlecht: In den 8 Zügen saßen im Durch- Einer von sieben Punkten betraf die Einstel- schnitt jeweils 27 Reisende, so die entspre- lung des Personenverkehrs auf 8 000 Kilo- chende Statistik. Unter Einbeziehung von metern des Streckennetzes. Zum Vergleich: 5,6 Tonnen täglich befördertem Stückgut so- In den 10 Jahren zuvor, also zwischen 1950 wie durchschnittlich 29,3 Güterwagen im Ein- und 1960 legte die frühere Bundesbahn ‘nur’ zelwagenladungsverkehr ergab dies nach den 1 091 Kilometer im Personenverkehr still. Dass bei einem solchen Kahlschlag eine Zweig- strecke wie die Wieslauterbahn überleben Aufgenommen im Mai 1985, doch die Szenerie hatte sich in den letzten 20 Jahren nicht ver- könnte, war schon damals eher unwahr- ändert: So sah der Personenverkehr zwischen Ein kleiner Zug in großer Mitte der 1950er Jahre und dem September 1966 Landschaft: Die Direktions- scheinlich. Am 5. Mai 1965 betonte die Bun- aus. (Aufnahme Fritz Engbarth gesellschaft erklomm den desregierung in einem Kabinettsbeschluss, in Hinterweidenthal Ort) Jungfernsprung und dass der „Kraftwagen häufig das angemesse- ermöglicht uns so den Überblick auf den Bahnhof nere Verkehrsmittel ist“. Damit war die politi- Dahn. Noch fehlt das sche Entscheidung gegen eine Flächenbahn kriegszerstörte Gebäude. gefallen und die Bundesbahndirektion mus- (Aufnahme Adolf Dormann, Sammlung Wolfgang Löckel). ste dies umsetzen.

In Mainz wurden daraufhin 14 Strecken mit einer Gesamtlänge von 175 Kilometern aus- gemacht, deren Stilllegung zu einer Einspa- rung von 5,2 Mio. Mark, bei gleichzeitigem

34 35 Ein jährliches Defizit ... „Charles, jetzt wird es Zeit ...“

damaligen Berechnungen eine betriebswirt- sich anschließenden Anhörungsverfahren bei „Charles, jetzt wird es Zeit, hol uns rüber“ schaftliche Kostendeckung von nur 19,4%. der Bezirksregierung nichts: Der Hauptvor- Der klassische (Güter-)Wagenladungsverkehr stand der Deutschen Bundesbahn genehmig- war also noch ein starkes Standbein der Bahn. te am 14. Mai 1966 die vollständige Einstel- Er war folglich nicht zur Einstellung vorgese- lung des Personenverkehrs. Die letzten Hoff- hen. nungen zerstoben mit der Veröffentlichung des Winterfahrplans Mitte September 1966: Schon damals auffällig: Die stärkste Nutzung Da stand unter der Kursbuchtabelle 280 c der der Züge erfolgte an Sonntagen: Mit durch- lapidare Vermerk: „Strecke ist auf Omnibus- schnittlich 59 Fahrgästen pro Zug besetzt, Der letzte Fahrplan, entnommen aus der Ortschronik von Dahn. verkehr umgestellt. Fahrplan ist im Amtlichen fuhren am arbeitsfreien Tag rund doppelt so Das Ende war nicht mehr aufzuhalten. Omnibus-Kursbuch unter der Nr. 2280/55 viele Kunden mit dem Zug wie unter der Wo- Post, zu ersehen“. Die Strecke blockiert, schwarze Fahnen, Pla- nicht nur die Bahn und die leeren Verspre- che. Dass der volkswirtschaftliche Nutzen und kate und Transparente. Die Polizei trug die De- chungen der Mainzer Landesregierung (Mi- auch die durch den Autoverkehr entstehen- Nun schwang sich der damalige Dahner Bür- monstranten vom Gleis. Nein, dies ist nicht nisterpräsident Altmeier von der CDU versi- den Kosten in diese Rechnung einbezogen germeister Buchheit zum Revolutionsführer die Schilderung eines Castor-Transportes cherte noch im Vorjahr, er werde keine Ver- werden müssten, diese Erkenntnis wurde erst auf: In einem halbseitigen Zeitungsartikel rief durch die Südpfalz im Jahre 2011. Es ist die kehrsdemontage in der ehemaligen roten 30 Jahre später in die verkehrspolitischen Ent- er die Bevölkerung zum Protest auf – am profane Beschreibung dessen, was schon Zone dulden), welche den Protest in der un- scheidungen einbezogen. Inwieweit über- 24. September um 11.30 Uhr sollten sich die 1966 die ansonsten braven Bürger aus Dahn gewöhnlichen scharfen Form provozierte: haupt geprüft wurde, ob man die laufenden Dahner Bürger beim letzten Zug zu einer veranstalteten. „Gestern rote Zone, heute tote Dass auch gleichzeitig das Finanzamt, das Kosten, beispielsweise durch eine Moderni- „machtvollen Protestkundgebung“ treffen. Zone“, erinnerte an die Räumung der Region Amtsgericht und das Amt der Bundespost aus sierung der Signaltechnik nicht deutlich redu- Und titelte seinen Beitrag mit: „Die Dahner weniger als 30 Jahre zuvor. Ein Hauch von Dahn – die Verleihung der Stadtrechte war zieren könnte, ist nicht überliefert. Die der Bevölkerung wird am Samstag auf die Barri- Landesverrat wehte über dem Plakat: gerade einmal drei Jahre her – zurückgezo- Wieslauterbahn zugewiesenen Erträge waren kaden gehen“. Tags zuvor versuchte die Lan- „Charles, jetzt wird es Zeit, hol uns rüber“. gen wurden, war denn doch zu viel Degradie- allerdings außerordentlich niedrig: 193 900 desregierung noch etwas die Schärfe aus dem rung auf einmal. DM im Jahr. Ob die Berechnungsmethoden auch gegen sie gerichteten Protest zu neh- Zu prüfen, auf welcher Rechtsgrundlage der heute noch angewandt würden? So war es men: Staatssekretär Dr. Hamm verkündete verzweifelte, aber sicher nicht ernst gemein- So wurde es ein Abschied mit Verspätung. damals üblich, bei den Frachten nur die An- sein „Machtwort“: Der ‘Bundenthaler’ verkeh- te Hilferuf gen Paris beschlagnahmt wurde, Über eine Stunde nach der planmäßigen teile gemäß Streckenkilometer anzurechnen. re weiter, das habe er mit der Bundesbahn ver- wäre sicher eine interessante Seminararbeit Abfahrtszeit fuhr der letzte Schienenbus im Das war insofern nicht sinnvoll, weil die Gü- einbart. Doch das half nichts mehr: Rund für angehende Juristen. Als dann noch die Schritttempo in den Bahnhof ein und wieder ter bei Wegfall der Wieslauterbahn der Bahn 3 000 Demonstranten – heute würde man Schienen besetzt wurden und der letzte Schie- aus. Natürlich hatten die Proteste nichts mehr komplett entgangen wären – und nicht nur ‘Wutbürger’ sagen – fanden sich ein und ver- nenbus vor dem Bahnhof anhalten musste, genutzt. auf den gerade einmal 15 Kilometern. schafften ihrem Zorn Ausdruck. wurde es Bürgermeister Buchheit doch zu viel mit der von ihm beschworenen Macht des Vol- Letztlich halfen alle darauf hin verfassten Pro- kes: Erfolglos forderte er die Bürger auf, die Folgende Seiten: testresolutionen und Stellungnahmen beim Die Aufnahmen der Demonstration Gleise zu räumen. Der anrückenden Bahnpo- am 24. September 1966 von Karl Kissel sind lizei und „Gendarmerie“ (so die Pirmasenser ausdrucksstarke Dokumente für das Engagement ‘Pro Bahn’ Derartige Proteste gab es zumindest Zeitung) schallten Sprechchöre entgegen wie in der Pfalz bei keiner anderen Streckenstilllegung „Wir räumen die Schienen nicht“. Doch es war selbst in den bewegten 1970er und 1980er Jahren.

36 37 38 39 Der ‘Bundenthaler’ fuhr weiter

Der ‘Bundenthaler’ fuhr weiter

Der ‘Bundenthaler’ fuhr tatsächlich weiter, die aus Saarbrücken die ganze Strecke befuhr. In Bundesbahn hielt – zunächst – Wort. Er er- Dahn hielten sie Bahnsteig an Bahnsteig und hielt sogar noch Verstärkung: Über mehrere man konnte umsteigen. Diese dann vorläufig Jahre hinweg erreichte aus Saarbrücken ein letzte Episode dauerte bis zum 23. Mai 1976. namenloser Sonntagsausflugszug mit eilzug- Dann strich die Bundesbahn die beiden Zug- ähnlichen Fahrzeiten den Bahnhof Bunden- paare endgültig aus dem Programm. Dem auf thal. Zeitweise kam dabei sogar ein damals den Laufweg Ludwigshafen – Hinterweiden- Ein damals hochmoderner Triebwagen der Baureihe 634 steht im Mai 1975 als Ausflugszug von und moderner Dieseltriebwagen der Baureihe 634 thal Bahnhof(!) beschränkten Zug (der Dog- nach Saarbrücken im Bahnhof Bundenthal. vom Bw Trier zum Einsatz. Die Fahrpläne der matismus der Bundesbahn brachte es fertig, beiden Züge wurden so gestaltet, dass der die Wanderer tatsächlich weit ab des eigentli- langes Leben mehr beschieden. Schon im ‘Bundenthaler’ in Dahn endete und der Zug chen Ziels aus dem Zug zu jagen) war kein Sommerfahrplan 1978 erinnerte nur noch ein sonntäglicher Triebwagen von nach Neustadt/W ansatzweise an die traditi- onsreiche Zugverbindung. Als dann 1979 der Fahrkartenschalter in Dahn dicht machte (ja, er wurde tatsächlich seit 1966 weiter aufrecht erhalten und stand beim Verkauf von Pau- schalreisen an fünfter Stelle in der Direktion Saarbrücken), da schien auch irgendwie das Bei Bruchweiler fotografierte Bernd Hauber die Ende der ganzen Strecke greifbar nahe. Rückfahrt von 634 608/607 nach Saarbrücken.

Knapp 25 Jahre liegen zwischen den beiden Aufnahmen hier und jener auf Seite 33. Im Bahnhof Dahn steht der ‘Bundenthaler’ – ein stattlicher Zug mit Platz für fast 600 Reisende. In Dahn konnte man Umsteigen – links steht der Kurz nach dem Treffen in Dahn setzten sich die Der Bahnhof selbst wurde zurück gebaut, doch noch können über die zwei Stumpfgleise Zug nach Saarbrücken, rechts der ‘Bundenthaler’ Züge nacheinander in Bewegung. Heute befindet Gütertransporte auf der Schiene abgewickelt werden. Neben der Bahn stehen mehr Häuser, mit der Zugnummer N 6909 mit Lok 211 293 vom sich in diesem Bereich die Sonne des das Bahnhofsgebäude ist wieder errichtet. (Alle Aufnahmen dieser Doppelseite Bernd Hauber) Bw Landau Planetenwanderwegs.

40 41 Große Pläne für eine Museumsbahn

Große Pläne für eine Museumsbahn bandsbürgermeister angesprochen („Ach so, das sind sie gar nicht?“) Als der damalige Pir- masenser Oberbürgermeister Karl Rheinwalt eintraf, „wie gewohnt – pünktlich“, wie der Die Bundesbahn brauchte keine Empfangs- in Schutt und Asche zu legen und verkaufte Chronist der Pirmasenser Zeitung vermerk- gebäude mehr – zwischen Bundenthal und ihn für eine symbolische Mark der neu gegrün- te, da hieß es lapidar „Ja, jetzt ist schon alles Im Jahr 1972 wurde die frühere Lok der Dillinger Hinterweidenthal sowieso nicht. Für ersteres deten Fördergemeinschaft Wasgau. Und gab vorbei“. Hütte angeliefert – selbstverständlich über die Schiene! (Aufnahme Sammlung Fritz Gabriel) war die Demontage schon beschlossene Sa- dem Neubesitzer sogar noch eine Starthilfe Doch trotz dieser kleinen Pannen legte der che, die Abrissbirne quasi bestellt. Die Lager- in Höhe von 5 000 Mark: So viel hätte der neue Verein noch eins drauf: 1972 wurde eine halle war schon zerstört, als am 13. März 1971 Abriss gekostet. Der Vorsitzende Hesselmann Denkmallok am Bahnhof aufgestellt: Lok 23 der Textilunternehmer Reinhold Hesselmann wurde vom damaligen Präsidenten der Bun- der Dillinger Hütte zog und schob bis 1967 aus und Bauunternehmer Her- desbahndirektion Saarbrücken natürlich zum im Saarland schweres Montangut – nun dien- mann Fröhlich der Bahn eine bessere Idee Ehrenbahnhofsvorsteher ernannt. Dass man te sie als Blickfang am so bezeichneten „Was- präsentierten: Der Bahnhof sollte zu einer bei aller Euphorie bei den Feierlichkeiten ver- gau-Bahnhof“. Es sollte nur der Startschuss Gaststätte umgestaltet und als Ausgangs- gessen hatte, die regionale, politische Promi- werden für ein Zukunftsprojekt, um die Bahn punkt einer Dampfbahn dienen. Die Bundes- nenz richtig einzuladen, soll auch noch er- im Tal dauerhaft zu sichern: Eine Museums- bahn konnte tatsächlich davon überzeugt wähnt sein. Hesselmann wurde seitens des eisenbahn mit Dampfloks und stilechten Wag- werden, dass dies günstiger kommt, als ihn Bundesbahnvertreters irrtümlich als Ver- gons aus der Vorkriegszeit. Auserkoren war die Lok 20 der Südwestdeutschen Eisenbahn- gesellschaft (SWEG), der Start der „Pfälzer

So dürften in der Tat die Züge im Wieslautertal bis Anfang der 1950er Jahren ausgesehen haben. Rainer Frank fotografierte beim Dampflokfest 1974 in Hinterweidenthal Bahnhof und bei Bruchweiler.

Das Dampflokfest im Jahr 1973 war ein voller Erfolg – der Bahnhof und der Bahnsteig überfüllt. (Aufnahme Sammlung Fritz Gabriel)

42 43 Auf der Aufnahme von Wolfgang Löckel erreicht die gleiche Zuggarnitur wie von Seite 43 den Bahnhof Hinterweidenthal. Nun wurde der aus französischen Donnerbüchsen gebildete Zug von Lok 218 368 gezogen.

Waldbahn“ sollte am 1. Mai 1972 sein. Ein Ver- Viele Jahre fuhren die Loks der Baureihe 64 im Wieslautertal. Am 1. Mai 1971 kehrte mit 064 289 eine ein mit Sitz in Annweiler wurde gegründet, die Lok dieser Baureihe mit einem Sonderzug nochmals ins Dahner Felsenland zurück. Nur kurz darauf wurde sie beim Bw Heilbronn ausgemustert, ist aber heute noch im Einsatz beim dortigen Museums- Mannheimer Oberrheinische Eisenbahnge- Bw. Beachtlich ist auch die Veränderung in der Landschaft. Den Blick zum Bahnübergang Kaltenbächel sellschaft wollte alte Uniformen und Ausrüs- dominiert heute das Hotel Pfalzblick. (Aufnahme Reiner Frank) tungsgegenstände bereitstellen. Die Betriebs- führung, also rechtliche Verantwortung indes Raum und kehrten nicht mehr in die Pfalz zurück. Doch die Fördergemeinschaft fand eine sollte bei der Bundesbahn verbleiben – denn neue, genauso herausragende Möglichkeit, die Strecke zu nutzen: gemeinsam mit engagier- noch fuhren ja fast täglich die Güterzüge. ten Eisenbahnern und der Bundesbahn wurden ab Mitte der 1970er Jahre Sonderfahrten orga- nisiert, die der Wieslauterbahn nie zuvor gesehen lange Züge bescherten. Rekordhalter dürfte Allerdings übergab die SWEG ihre Lok 20 im ein D-Zug nach Hamburg am 16. Juni 1983 mit 12 langen Schnellzugwagen und einer Länge Jahr 1973 der Gemeinde Oberharmersbach. von 330 Metern sein. Den Zwischenhalt nutzte Wolfgang Löckel, um Heute ist sie bei den Achertäler Eisenbahn- ihn – diesmal mit der Zuglok 023 011 des Bw freunden und zieht eben im Schwarzwald Kaiserslautern – im Bahnhof Hinterweidenthal Ort abzulichten ... Museumszüge. Deshalb musste man das Konzept modifizie- ren. Nun sollte von den damals noch reich- lich in Kaiserslautern vorhandenen Dampfloks zeitweise eine ausgeliehen werden. Neun Old- timerwaggons aus Wien waren schon gekauft, so wollte man einen Pendelverkehr aufziehen. Doch auch diese Idee war zum Scheitern ver- urteilt: Bei der Bundesbahn gewöhnten „sich die Loks das Rauchen ab“, so deren damali- ger Slogan.

... und erwischte ihn südlich von Dahn erneut. So blieb es bei der Idee, der eigene Museums- Sehr weit gediehen waren die Pläne für eine Museumsbahn. Mit Parkbräu-Werbung versehen, warteten zug ist nie gefahren. Die Wagen liefen dann die Wagen der Fördergemeinschaft Wasgau (vergeblich) auf Einsätze im Dahner Felsenland. noch für einzelne Fahrten im nordbadischen (Aufnahme Sammlung Fritz Gabriel)

44 45 Schiene in Gefahr

Schiene in Gefahr

In den frühen 1980er Jahren startete die Bun- desbahndirektion Saarbrücken und ihrer Ge- desbahn zu einem letzten großen Rundum- neralvertretung in Kaiserslautern. Die Förder- schlag und sorgte auf zahlreichen Strecken gemeinschaft Wasgau e.V. aus Dahn konnte (nicht nur) in der Pfalz für rostige Schienen. zum 75. Geburtstag vom ‘Bähnle’ zwar keine Sogar die Queichtalbahn, einst eine stolze zwei- Dampfzugfahrten aufbieten. Das war am gleisige Hauptbahn mit Schnellzügen nach 30. September 1973 noch viel einfacher, denn Häufiger zu Gast waren viele Jahre die Großdieselloks der Baureihe 218. Sie zogen in den frühen 1970er Jahren die Güterzüge, später dann die teilweise langen Sonderzüge (Aufnahme mit 218 363 in Basel und München, sollte auf Busbedienung damals hatte das Betriebswerk Kaiserslautern Bundenthal: Sammlung Marcus Zimmermann) umgestellt werden. Deshalb fanden sich meh- noch jede Menge davon im täglichen Einsatz. rere Eisenbahner und Eisenbahnfreunde zu- Die Lok 051 832 befuhr geschmückt durch das Die noch kaum zurückgebaute Infrastruktur teren Strecken) eine besondere Untersuchung sammen, um die Schiene zu retten. Zunächst Tal und der Direktionspräsident persönlich erlaubte am Festwochenende vom 29. bis zu, wie durch Angebotsverbesserungen eine formlos als Eisenbahnfreunde KBS 680 (das gab sich die Ehre. Ende September 1974 gab 31. August 1986 einen beachtlichen Zugbe- bessere Nutzung erreicht werden könne. Vor war zu diesem Zeitpunkt die Kursbuchnummer es ein zweites Dampflokfest, eingesetzt wa- trieb, sogar ein Intercity-Zug der Bundesbahn 25 Jahren fuhren, ganz in der Tradition der ein- für die Strecke Saarbrücken – Landau – Karls- ren eine Personenzuglok der Baureihe 023 befuhr die Strecke. Hinzu kam ein Nostalgie- stigen Schnellzüge im Queichtal, noch meh- ruhe), im Jahr 1987 dann aber schon als Eisen- sowie zweiachsige Plattformwagen des fran- zug des Eisenbahn-Kuriers, gezogen von ei- rere Kurswageneilzüge, welche umsteigefreie bahnfreunde Dahn. zösischen Bahnhofs Sarreguemines. Es han- ner früheren schwarzen Wehrmachtdiesellok, Verbindungen aus der Südwestpfalz zum Bei- delte sich um ehemalige Reichsbahnwagen, die noch heute in Diensten für das Neustäd- spiel nach München und Basel ermöglichten. Doch zuvor wurde nochmals gefeiert, und die als Reparationsleistungen nach Ende des ter Kuckucksbähnel nach Elmstein steht. Die zwar mit kräftiger Unterstützung der Bun- II. Weltkrieges in Frankreich verblieben. Züge begegneten sich in Dahn, wofür die Bun- desbahn extra einen örtlichen Betriebsbeam- ten einsetzte. Außerdem gab es eine Lokschau, Am 1. Februar 1986 herrschte trübes Wetter – doch im Faschingssonderzug dürfte die Stimmung bei der neben Exponaten des Eisenbahn- ausgelassen gewesen sein (Aufnahme in Bundenthal: Martin Kissler) museums in Neustadt/W sogar die damals noch moderne E-Lok der Baureihe 181 für den Verkehr mit Frankreich gezeigt wurde.

Bahn und Land taten dann im Jahr 1986 ei- nen wichtigen Schritt zur Weiterführung des Personenverkehrs im Queichtal und somit in- direkt auch zum Erhalt der Wieslauterbahn. Am 8. Juni unterzeichneten sie eine Rahmen- vereinbarung über die zukünftige Gestaltung Am 15. Mai 1988 gab es einen Sonderzug von des Öffentlichen Personennahverkehrs. Die Ramsen am Eiswoog ins Dahner Felsenland. Volker Blees war unterwegs und dokumentierte Bundesbahn sicherte für die Verbindung Zwei- dabei die Schrankenanlage in Hinterweidenthal brücken – Landau (gemeinsam mit zwölf wei- gleich mit.

46 47 Am 30. Mai 1988 gab es eine interne Schaufahrt der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn. Als Sonderzug 22322 kam wohl zum einzigen Male ein Batteriespeichertriebwagen der Baureihe 515 ins Wieslautertal. Und ebenso wie 36 Jahre zuvor nahmen sich die Herren etwas Zeit, um das Felsenland zu besuchen – ab Dahn fuhr der Zug leer zurück nach Kaiserslautern (Aufnahme in Dahn: Fritz Engbarth) Südlich von Dahn war im Mai 1991 Diesellok 218 364 mit einem Sonderzug nach Weilerbach an der längst stillgelegten Bachbahn bei Kaiserslautern unterwegs (Aufnahme: Fritz Engbarth)

Die hohen Herren blieben in Dahn, 515 552 fuhr als Leertriebwagen 36269 nach Hinterweidenthal Ort (Aufnahme: Fritz Engbarth)

Knapp 500 Sitzplätze bot der ausverkaufte Sonderzug aus Weilerbach – also 500 Kunden für die regionale Gastronomie. (Aufnahme in Busenberg: Fritz Engbarth)

Mit der schrittweisen Einführung eines vertakteten Angebots und der Absicherung der Strecke Noch 1988 gab es ein Stellwerk durch die Regionalisierung des Schienennahverkehrs – also die Übernahme der Finanzierungs- im Gebäude des Bahnhofs Hinterweidenthal Ort. und Angebotsverantwortung in die Hände des Landes und des kommunalen Zweckverbandes (Aufnahme Fritz Engbarth) Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV Süd), konnten sich die Eisenbahn- freunde nun verstärkt auf die Aktivitäten zur Sicherung der Wieslauterbahn konzentrieren. Denn Anfang der 1990er Jahre geriet auch der Güterverkehr in der Fläche in den Fokus der bahneigenen Sparprogramme.

48 49 Holztransporte und Flugbenzin ...

Holztransporte und Flugbenzin – der Güterverkehr entlang der Wieslauter

Der Güterverkehr und dabei insbesondere die Holzwirtschaft war eines der wichtigsten Argu- mente zum Bau der Bahnverbindung ins Dahner Felsenland. Über dessen Umfang liegen dem Chronisten erst ab den 1960er Jahren Zahlen vor. Wie schon im Kapitel zur Einstellung des Personenverkehrs beschrieben, lag das durchschnittliche Wagenaufkommen allein im Stück- gutbereich in den 1960er Jahren bei täglich rund 5,6 Tonnen. Ein Anhaltspunkt für einen nennenswerten Güterverkehr vor dem Zweiten Weltkrieg ist die Zuweisung einer brandneuen, Der Hochstein ist für viele Eisenbahnfreunde ein Pflichtfotopunkt. Auch der Autor der Festschrift wartete kleinen Rangierlokomotive der Leistungsklasse I an den Bahnhof Hinterweidenthal im Jahr dort am 29. Juni 1986, als der kurze Güterzug zurück nach Dahn fuhr. 1933. Außer in Bruchweiler gab es an jeder Station Ladegleise. Dank einer Übersicht der Pla- nungsgemeinschaft Westpfalz aus dem Jahre 1984 liegen für die Jahre 1972 und 1982 die Ver- In Hinterweidenthal sorgte vor allem das An- schwarzen Festbrennstoff angeliefert. Am gleichsdaten vor (alle Angaben in Tonnen): schlussgleis der Westpfälzischen Holzindu- Endpunkt Bundenthal gab es eine Güterhalle strie für ein erhebliches Aufkommen. Außer- Bahnhof 1972 Empfang 1982 Empfang 1972 Versand 1982 Versand für Stückgut. Auch Getreide wurde angeliefert dem wurden dem Bahnhof die Transporte und die privaten Forstbesitzer sowie der Lan- Hinterweidenthal Ort 2349 265 48307 3057 vom Nato-Tanklager angerechnet. In Kessel- desforst nutzten die Bahn zum Versand von wagen wurden vor allem Flugbenzin vom Typ Holz. Dahn 1930 1012 586 53 Jb 4 und Dieselkraftstoff abtransportiert. In Busenberg-Schindhard 809 514 5103 629 Dahn waren vor allem die Spankorbfabrik Noch bis Mitte der 1970er Jahre fuhr täglich, Frank sowie die Raiffeisengenossenschaft ein außer an Sonn- und Feiertagen, mindestens Bundenthal-Rumbach 3407 1959 7209 2636 wichtiger Kunde. Busenberg-Schindhard ein Güterzug bis Bundenthal, der von starken (streng genommen also Dahn-Reichenbach) Dieselloks gezogen wurde. In den 1980er Jah- Kesselwagen für die Nato und einen gedeckten Güterwagen nach Dahn waren die Fracht war der Sitz der deutschen Tailleur, einem Ver- ren entfiel die samstägliche Fahrt. Zu Beginn am 29. Juni 1986 (Aufnahme in Hinterweidentrhal Ort: Fritz Engbarth) packungsunternehmen. Außerdem bekam ein der 1990er Jahre fielen die Fahrten oft kom- Kohlehändler in sogenannten Fc-Wagen den plett aus. Es war also nicht nur die Bundes-

Die Kleinlok des Nato-Tanklagers vom Typ KS 230 B wurde 1962 bei der Klöckner-Humboldt-Deutz AG in Köln gebaut. Sie leistete 200 PS und konnte 30 km/h schnell fahren. Sie wurde nach dessen Auflösung des Lagers nach Belgien verkauft.

50 51 Holztransporte und Flugbenzin ...

ren und erst recht ab 1990 endete die Bedie- nungsfahrt von der Biebermühle immer öfter schon in Hinterweidenthal. Als ab 1992 mit der Aufgabe des US-Depots bzw. des Übungs- Eher ungewöhnlich waren solche kurzen Güterzüge geländes bei Fischbach die Schienenstrecke im Wieslautertal. Michael Heilmann fotografierte ihre militärische Bedeutung verlor, war das Ende der 1980er Jahre am Bahnhof Dahn. Ende der Güterzüge eingeläutet.

An der Ausweichanschlussstelle zum Nato-Tank- lager gab es oft viel Rangiergeschäft. Am 29. Juni 1987 war 212 196 vom Bw Kaiserslautern für den Übergabezug 66758 eingeteilt (Aufnahme Fritz Und zum Schluss kamen die Elefanten Engbarth)

In der Konsequenz der Deutschen Bahn AG – Eine Güterzugfahrt von Pirmasens Nord nach der bundeseigenen Transportriese war seit der Dahn sah das Tarifwesen des weltweit tätigen Bahnreform zum Jahreswechsel 1993/1994 Logistikers nicht mehr vor. Außerdem gehör- eine privatrechtliche Aktiengesellschaft – te die Strecke damals schon der Verbandsge- konnte dies nur heißen: vollständige Einstel- meinde. Der Zirkus erhielt natürlich, noch lung des Schienenverkehrs. So fuhr am 2. Mai ganz die Beamtenbahn, zunächst eine Absa- 1995 der letzte reguläre Güterzug als ge. Doch selbst der schwerfälligste Apparat Üg 66758/-761 durch das Wieslautertal, ein muss sich einmal beugen: Dem geballten Pro- Das ehemalige Stellwerk an der Anschlussstelle Busenberg bildete die Kulisse für die Güterzug- Ein Auszug aus dem Buchfahrplan des Jahres letzter Wagen für die Firma Frank war entla- test von Tierschützern – wo gab es eine Ver- lok 212 196 (Aufnahme Fritz Engbarth) 1990 für die Fahrten ins Wieslautertal. den und konnte abgeholt werden. Die offizi- lademöglichkeit, hätten die Tiere den weiten (Sammlung Fritz Engbarth) elle Einstellung erfolgte zum 28. Mai des glei- Weg denn laufen sollen? – hatten die Eisen- chen Jahres. bahner nicht wirklich handfeste Argumente entgegen zu setzen. Also reaktivierten die bahn, die die Kunden vergraulte. Die Kunden Doch mit einem hatte die staatliche Eisen- Pirmasenser Eisenbahner kurzerhand einen selbst stiegen um auf den LKW – manche auch bahn nicht gerechnet: Mit Elefanten. Vom streckenkundigen Ex-Kollegen, der ganz rou- nur deshalb, weil ihre Geschäftspartner auf 26. bis 29. März 1998 kündigte sich schwer- tiniert mit einem ebenfalls kundigen Pirma- den LKW umgestiegen sind. Oder sie ver- gewichtiger Besuch in Dahn-Reichenbach an: senser Lokführer und einer Diesellok den Ele- schwanden selbst, wie die Holzindustrie Zirkus Althoff gastierte im Felsenland und die fantenwagen nach Dahn ins Tal brachte. Und in Hinterweidenthal. 1984 waren die Lade- Tiere – vor allem die Elefanten - mussten nach Ende der Vorstellung auch wieder hin- straßen in Hinterweidenthal Ort, Dahn, bei transportiert werden. Damals ganz üblich: Per aus. Diesmal sogar mit Abfahrt von der der Haltstelle Busenberg-Schindhard sowie in Bahn. Station Busenberg-Schindhard. Bundenthal noch vorhanden und die Statio- Michael Strauss war zur Stelle, als im Februar 1985 der Gleisanschluss in Hinterweidenthal nen wurden als Tarifpunkte für den Güterver- bedient wurde. kehr geführt. Doch in den späten 1980er Jah-

52 53 Die Renaissance des ‘Bundenthalers’

Die Renaissance des ‘Bundenthalers’

Wie beschrieben, kam mit der Regionalisie- integriertes Element der Tourismusregion rung des SPNV die Verantwortung für die Dahner Felsenland zu betrachten. Sie sollte Angebote in die Hand des Zweckverbandes erhalten bleiben, Ausflügler umweltfreund- Schienenpersonennahverkehr Rheinland- lich befördern und den Urlaubern eine Attrak- Ab 1997 fuhren wieder regelmäßig Personenzüge nach Bundenthal, zunächst sogar ganzjährig. So wartete Pfalz Süd in Kaiserslautern. Dort wurde durch tion bieten. im Winter 1998 628/928 469 im leicht verschneiten Hinterweidenthal auf die Weiterfahrt nach Dahn. den damaligen Geschäftsführer Werner Die umfangreichen Gespräche im Vorfeld der Schreiner ein umfangreiches Ausflugszugkon- Renaissance des ‘Bundenthalers’ hier im Ein- die Wiederaufnahme des Zugverkehrs wurden thal Ost in einen Zugteil nach Bundenthal und zept ausgearbeitet. Anknüpfend an die, in den zelnen wiederzugeben, würde den Platz spren- von der Verbandsgemeinde, jedoch mit einen weiteren nach Pirmasens Hbf. aufge- Vorjahren erfolgreich durchgeführten Fahrten gen. Begnügen wir uns mit dem Ergebnis, wel- Unterstützung aus dem Kreis- und Landes- teilt. des Kuckucksbähnel in Richtung Dahner Fel- ches sich insbesondere in Bezug auf das Zah- haushalt, übernommen. Die von allen Betei- senland, sollte auch der traditionelle ‘Bun- lenmaterial auf einem Bericht der Verbands- ligten für die Strecke insgesamt zu zahlenden denthaler’ wiederbelebt werden. War dies mit gemeinde Dahn an deren Gemeinderat aus Kosten der Jahre 1997 bis 1999 betrugen der Bahn AG hinzubekommen? Die Staats- dem Jahr 2000 stützt: Mit notariellem Vertrag 700 008 DM, also knapp 350 000 Euro. bahn wollte die Strecke doch stilllegen und vom 7. Mai 1997 kaufte die Verbandsgemein- abreißen! Doch die Eisenbahnfreunde hatten de Dahn der Bahn AG die gesamte Strecke in- Land und Zweckverband wurden darüber hin- mit den vielen Sonderfahrten in der örtlichen klusive der betriebsnotwendigen Grundstücke aus zuständig für die Kostenregelung des An- Politik den Boden dafür bereitet, die Bahn als für einen symbolischen Betrag von 1 DM ab. schlusses an das Streckennetz der DB in Hin- Sollte die Infrastruktur innerhalb der kommen- terweidenthal und die Bestellung sowie Finan- den 10 Jahre nicht mehr betrieben werden, so zierung des Zugverkehrs. erhielt die Bahn AG ein Rückkaufsrecht. Zum Auftakt des neuen ‘Bundenthalers’ kam Für die Betriebsführung nach dem Eisenbahn- am 31. Mai 1997 erneut die Museumsgarni- Kurz bevor die Sonne durch den Nebel brach, fotografierte Jan Gabriel den Bundenthaler in recht wurde die Kuckucksbähnel GmbH ge- tur des Neustädter Kuckucksbähnel ins Tal. Bruchweiler. wonnen. Die Eisenbahnfreunde Dahn e.V., Und einen Tag später, am Sonntag, den 1. Juni unter anderem unter der Leitung von Fried- 1997, startete der reguläre Ausflugszug. Zwar rich Gabriel und Josef Wadle, übernahmen auf die Strecke Neustadt/W – Bundenthal be- dabei die Arbeiten zur Instandhaltung und schränkt, aber zu den attraktiven Fahrpreisen beschafften hierfür einen selbst fahrenden des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar nutzbar, Doppelseiten 56/57: Das Dahner Felsenland ist Arbeitswagen, ein sogenannter Schwerklein- wurde er zum vollen Erfolg. Nur wenige Jahre immer wieder ein Ziel für Sonderfahrten. Martin wagen. Außerdem übernehmen sie bis heute später wurde der Laufweg um den Abschnitt Kissler fotografierte im Herbst 1983 den Museumszug des Kuckucksbähnel (links oben den Zugbegleit- sowie Lotsendienst und sor- Mannheim – Neustadt/W erweitert. Nun fährt und Mitte), Volker Blees nahm im Mai 1988 den Am 22. März 1998 war 628 474 gerade gen in erheblichem Maße für das Marketing er, mit guten Anschlüssen aus dem Rhein- Vt 628 in Bruchweiler auf (rechts mitte). Marcus aus Neustadt/W eingetroffen – Lokführer Zimmermann und Jan Gabriel waren zur Stelle, zugunsten des Bahnverkehrs. Die Kosten für Neckar-Raum, die Strecke durch die Vorder- Harald Reisel fotografierte seinen Zug in als Schienenbusse und ein sogenannter Itino Hinterweidenthal. die Unterhaltung und die Erstinvestitionen für pfalz wie ein Eilzug und wird in Hinterweiden- (oben rechts) fuhren.

54 55 56 57 Betriebsübernahme durch die AVG

Betriebsübernahme durch die AVG

(auch Seite 58): Bauarbeiten im Queichtal Seit dem Jahr 1997 erledigten die Eisenbahn- bauen. Weil die Verbandsgemeinde Dahn Be- führten zur Nutzung der freunde vom Kuckucksbähnel die Aufgaben sitzerin der Strecke war (und ist), schien der Wieslauterbahn für die Baustellenlogistik. der Betriebsführung. Im Verlauf des Jahres Weg dahin, abgesehen von der Finanzierung, Jan Gabriel fotografierte 2003 erklärten sie, bis zum 31.12. des gleichen ein leichter zu sein. Der Bürgermeister und im April 2009 in Jahres aus dem Wieslautertal aussteigen zu die Mehrheit des Rates schlugen also vor, die Hinterweidenthal Ort und Dahn wollen. Auch die Betriebsführung der eben- Züge künftig nur noch bis Dahn fahren zu las- falls von ihnen ehrenamtlich geführten Zel- sen. Die Strecke selbst sollte abgerissen und lertalbahn, nahe des Donnersbergs, wolle die Schienen einem Schrotthändler verkauft man rasch abgeben. Es musste also ein neu- werden. zuständige Zweckverband machte unmissver- er Betreiber gefunden werden. Dazwischen ständlich deutlich: Entweder fahren die Züge platzte allerdings der Wunsch der Stadt Dahn, Dagegen gab es natürlich Widerstand aus bis Bundenthal oder gar nicht mehr. Darüber die Strecke südlich des Bahnhofs abzureißen Bundenthal – und von den Eisenbahnfreun- hätte die Stadt Dahn noch hinweg gehen kön- und eine innerörtliche Entlastungsstraße zu den. Der für die Bestellung des Zugverkehrs nen, doch auch das Eisenbahnrecht stellte sich gegen sie: Solange die Strecke intakt ist und Züge fahren, darf sie nicht abgerissen werden.

Der ZSPNV Süd nahm sich daher der Sache an und konnte zunächst die Eisenbahner vom Kuckucksbähnel dazu überreden, sich vorläu- Ebenfalls in Hinterweidenthal Ort rangierte eine fig weiter um die Strecke zu kümmern. Nach moderne Vossloh-Lok.

einer Ausschreibung im Bundesanzeiger im Auch nach knapp 25 Jahren zuverlässig Februar 2006 wurden zwei Interessenten ge- unterwegs sind die Bundesbahntriebwagen der wonnen, die die nötigen Erfahrungen und die Baureihe Vt 628. leider haben sie weder Klimaanlage noch sind sie barrierefrei. Marcus Zimmermann fachliche Qualifikation aufwiesen, um die fotografierte nördlich von Dahn. Hier, im Bereich Wieslauterbahn zwar sparsam, aber dennoch des Neudahner Weihers, entsteht im kommenden professionell weiter betreiben zu können. Die Jahr der Haltepunkt Moosbachtal. Wahl fiel schließlich auf die in Ettlingen an- sässige Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG). Sie betreibt rund um Karlsruhe ein umfang- reiches Stadtbahnnetz und befährt mit den gelben Zügen auch Strecken weitab entfernt von der badisch-pfälzischen Grenze. Am 20. September 2007 stellte die AVG den An-

58 59 Betriebsübernahme durch die AVG Dampfsonderfahrten im Dahner Felsenland

trag zur Übernahme der Infrastruktur, zum sogar im Gespräch, die Strecke an die AVG 1. Januar 2008 wurde die Betriebsführung zu verkaufen – zum Preis von 160 000 Euro. durch das Ettlinger Unternehmen übernom- Die entsprechenden Ratsbeschlüsse wurden men. Der entsprechende Pachtvertrag hat gefasst, doch vollzogen wurde der Verkauf eine Laufzeit von 10 Jahren, die Pacht selbst bisher nicht. beträgt 1 000 Euro im Jahr. Im Jahr 2009 war Rückblickend konnte für alle Beteiligten eine gute Lösung gefunden werden, d.h. der Wunsch der Stadt Dahn nach einer innerörtli- chen Entlastung vom Straßenverkehr konnte mit dem Erhalt und der Ausweitung des Zug- verkehrs in Einklang gebracht werden. Der Weg dahin war ein mühsamer, doch ein loh-

nender. Heute, im Jahr 2011, sind Stadt und Natürlich kommen auch Dampfzüge Verbandsgemeinde wieder engagiert mit im ins Dahner Felsenland. Boot beim Zugverkehr und auch beim Feiern Marcus Zimmermann war dabei, als 38 3199 offenkundig ein bisschen des 100-jährigen Bahnjubiläums. Ein wichti- zu laut war, Martin Kissler fotografierte ges Argument für das Einschwenken der die Schnellzugdampflok 01 118 am Stadt: Die Bedeutung der Bahn für den Tou- 30. April 2006 in Dahn. Der Autor dieser Festschrift wartete rismus. an Ostern 2003 am Hochstein auf die Pendelfahrten mit 78 468, Die Straßenplanungen sind fix und fertig, ein welcher eine Gewitterfront einen Mit den langen Schotterzügen für die Wehmutstropfen für die Bahn fällt freilich an: donnernden Schlussakkord setzten. Queichtalbahnbaustelle gelangen Jan Gabriel Das erst 1959 eingeweihte Bahnhofsgebäude und Harald Reisel eindrucksvolle Aufnahmen. von Dahn wird der Spitzhacke zum Opfer fal- len. Die neue Straße wird dort östlich der Bahn geführt, um anschließend die Strecke zwei- mal höhengleich zu überqueren. Hierfür wer- den die Bahnübergänge mit Schrankenanla- gen ausgerüstet. Das ganze Projekt wird der- Doppelseite 62/63: zeit mit sieben Mio. Euro veranschlagt. Am Mittwoch, den 23.09.2009, bot der Zweckverband SPNV Süd im Rahmen einer Dampfwoche eine zusätzliche Fahrt mit dem ‘Bundenthaler’. Dem Motto „Reisen wie vor 50 Jahren“ folgten rund 550 Fahrgäste. Eine Schulklasse aus Landau stürmte beim Wasserfassen den Führerstand der Lok und Fritz Gabriel von den EF Dahn meldet den Zug beim Fahrdienstleiter. Alle Aufnahmen von Fritz Engbarth.

60 61 62 63 Erfolgreich und gesichert ... Mit dem Esslinger unterwegs ...

Erfolgreich und gesichert bis mindestens 2023 Mit dem Esslinger unterwegs: Ein Start im Stolpertakt

Mit der Verbesserung des fahrplanmäßigen gültigen Verkehrsvertrag. Mit enthalten ist Nach dem Erfolg der alljährlichen Schienen- übernehmen, der bis dahin noch mit einem Angebotes stiegen natürlich die Fahrgastzah- natürlich auch der ‘Bundenthaler’. Er musste busfahrten zum Martinimarkt wurde durch normalen Nahverkehrstriebwagen der Deut- len deutlich an. jedoch aufgrund von Kürzungen der Bundes- Landrat Duppré des Kreises Südwestpfalz vor- schen Bahn fuhr. mittel für den Nahverkehr auf die engere Aus- geschlagen, auf der Strecke einen dauerhaf- So ließ der Zweckverband SPNV Süd beispiels- flugszugsaison zwischen Mai und Ende Okto- ten, nostalgischen Dieseltriebwagenverkehr So wurde der in der Maschinenfabrik Esslin- weise am 23. September 2009 im Rahmen ei- ber zurückgenommen werden. Im Gegenzug anzubieten. Weil die AVG aus der Übernah- gen 1958 (daher der Name ‘Esslinger’) gebau- ner Dampflokwoche unter dem Motto „Rei- ist der beliebte Ausflugszug aufgewertet: me der einst nicht elektrifizierten heutigen te Vt 452, so die Betriebsnummer beim Eigen- sen wie vor 50 Jahren“ den ‘Bundenthaler’ Nun kommen klimatisierte Dieseltriebwagen Stadtbahnstrecke nach Menzingen noch ei- tümer AVG, in die bewährten Hände der Ett- zusätzlich an einem Mittwoch fahren. Der vom Typ Siemens Desiro (Vt 642) zum Ein- nen alten Triebwagen im Schuppen hatte, ka- linger Werkstatt der AVG gegeben. Sie zau- Erfolg war überwältigend: Der Zug mit acht satz. Nur mit dem sonntäglichen Frühzug aus men Zweckverband, AVG und Landkreis Süd- berten aus dem arg herunter gekommenen alten Personenwagen, darunter mehrere zwei- Landau kommt noch der klassische Bundes- westpfalz überein, diesen Zug einzusetzen. Er Fahrzeug ein wahres Schmuckstück. In mühe- achsige sogenannte ‘Donnerbüchsen’, kam bahntriebwagen Vt 628 auf die Strecke. Hin- sollte den im Jahr 2008 eingeführten Felsen- voller Detailarbeit der dort Beschäftigten wur- bis auf den letzten Stehplatz besetzt in Dahn zu kommen jedoch alljährlich Zusatzfahrten land-Express von Karlsruhe nach Bundenthal den Aluprofile nachbearbeitet, die original an: 550 Reisende nutzten die Gelegenheit, stil- zum Martinimarkt im November und zum echt in und durch den Pfälzer Wald zu fahren. großen Faschingsumzug in Dahn. Sofern Auch die Bevölkerung nutzt(e) den Zug ger- Im April 2010 starteten die Probefahrten des Esslinger Triebwagens. Der Maibaum in Bruchweiler bildete möglich, fahren vor allem beim Martinimarkt ne: Allein an diesem Tag wurden, einschließ- die perfekte Kulisse für den frisch restaurierten Zug. Alle Aufnahmen bis einschließlich Seite 69: Fritz historische Schienenbusse. Sie erfreuen sich Engbarth. lich der Pendelfahrten 1 700 Fahrgäste auf der bei der Bevölkerung großer Beliebtheit, erin- Wieslauterbahn gezählt. nern sie doch an die letzten Jahre des regulä- Zwischenzeitlich hatte der ZSPNV Süd auch ren Personenverkehrs bis 1966. den Regionalverkehr auf den Schienen- strecken rund um Pirmasens europaweit aus- geschrieben. Die DB Regio setzte sich gegen mehrere Konkurrenten durch und errang so den Zuschlag für einen bis Dezember 2023

Seit Mai 2011 kommen klimatisierte Triebwagen vom Typ Siemens Desiro bis Bundenthal (Aufnahme Fritz Engbarth Dahn)

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erhaltenen, stilvoll abgerundeten, schicken chenendfahrten des nostalgischen Triebwa- Holzbänke wurden von den hässlichen Kunst- gens ins Dahner Felsenland gekoppelt ist. stoffbezügen befreit und sorgfältig restauriert. Doch schon bei der Eröffnungsfahrt machte Die Fußböden waren neu zu verlegen sowie der Zug von sich reden: Er fuhr nämlich nicht. die Wand- und Deckenverkleidungen zu sa- Alle Ehrengäste mussten wieder ausgeladen nieren. Sie erhielten anschließend eine Neu- werden, die AVG mietete für die regulären lackierung. Zusammen mit den Fenstern zum Fahrten an den kommenden Wochenenden Öffnen bietet der Triebwagen ein nostalgi- einen ebenfalls historischen Schienenbus als sches Flair, das auch junge Mitfahrer und Mit- Ersatzgarnitur bzw. klemmte den defekten fahrerinnen begeistert. Vt 452 kurzerhand zwischen zwei eigene mo- Die Fahrzeugtechnik sowie die mechanischen derne Dieselloks. Der Triebwagen präsentier- Teile wurden natürlich ebenfalls einer Runder- te sich auch an den Folgewochenenden als neuerung unterzogen, welche gleichzeitig die launische Diva. Doch trotz der gelegentlichen gesetzliche Hauptuntersuchung für das Fahr- Ausfälle sind die Fahrten ein voller Erfolg: Vor zeug darstellte. Damit steht der VT 452, zu- allem die Frühverbindung am Samstag wird nächst bis Ende 2017, für den Felsenland-Ex- gut genutzt. Dass es dabei noch eine Zugfahrt press zur Verfügung. Finanziert werden die nach Karlsruhe zum ICE und zurück ins Dah- Fahrten durch den Zweckverband SPNV Süd. ner Felsenland gibt, hat sich bei den Urlaubs- Außerdem hat der Landkreis Südwestpfalz gästen noch nicht ganz herumgesprochen, einen Zuschuss in Höhe von 52 000 Euro für aber das Marketing hierfür ist angelaufen. die Aufarbeitung bereitgestellt, der an die Wo-

Der AVG-Triebwagen 452 wurde im Jahre 1958 (den Literaturangaben zufolge – das Fahrzeug- fabrikschild weist hingegen das Jahr 1959 aus) von der Maschinenfabrik Esslingen als vorletz- tes einer insgesamt 31 Fahrzeuge umfassenden Kleinserie mit der Fabrik-Nr. 25206 an die Deutsche Eisenbahn-Betriebs-Gesellschaft als VT 108 ausgeliefert und kam zwischen 1963 und 1994 durch die Südwestdeutsche Eisenbahngesellschaft vor allem im nordbadischen Bereich zum Einsatz. Im Zusammenhang mit der Übernahme der Strecken von Bruchsal nach Men- zingen und Odenheim kam der Triebwagen in den Bestand der AVG und wurde dort bis zur Einführung der Stadtbahn planmäßig eingesetzt.

Er verfügt über zwei 162 kw starke Motoren (KH-Deutz), welche ihn in Verbindung mit einem Voith-Getriebe bis zu einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h beschleunigen. Das 25 Meter lange Fahrzeug wiegt rund 37 Tonnen und verfügt über 98 Sitzplätze. Der frühere Gepäckraum hinter dem Führerstand wurde für den Felsenland-Express umgebaut und bietet acht Fahrradstellplätze.

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Eine Zukunft für die Wieslauterbahn – Planungen und Perspektiven

Mit der Vergabe des Südpfalznetzes ist der – südlich von Bruchweiler gar nur 10(!). Die Ausflugsverkehr im Wieslautertal – wie schon reine Fahrzeit für eine Zugfahrt von Bunden- beschrieben – gesichert bis zum Jahr 2023. thal nach Hinterweidenthal Bahnhof beträgt Weitere Schritte zu einer erneuten Ausweitung deshalb nur noch 29 Minuten. Im kommen- des Verkehrs sind zumindest konzeptionell den Jahr ist der Spatenstich für den neuen vorbereitet. Haltepunkt in der Nähe des Neudahner Wei- hers geplant. Er erhält den Namen Moosbach- Des Weiteren stehen noch weitere Verbesse- Der Zweckverband SPNV RLP Süd unterstützt in vielfältiger Weise das Tourismusengagement in der tal. Auf der Liste der Erledigungen steht auch Südwestpfalz. Bundenthaler und Felsenland-Express bieten am Wochenende attraktive Anreise- rungen an der Infrastruktur an. So hat es die verbesserte Sicherung meherer Bahnüber- möglichkeiten von den ICE-Bahnhöfen Mannheim und Karlsruhe. Neu ist seit 2010, dass der Marcus Zimmermann, der Projektleiter der ‘Bundenthaler’ mit einem modernen Dieseltriebwagen gefahren wird. gänge. AVG für die Strecke geschafft, den Oberbau (Aufnahmen in Dahn: Jan Gabriel und Harald Reisel) so zu ertüchtigen, dass heute auf mehreren Die Planungsgemeinschaft Westpfalz hat die Abschnitten 80 km/h möglich sind. Zu Bun- Linie im Jahre 2001 in den Regionalen Raum- sie im Rahmen eines ‘Funktionalen Schienen- Nach einer wechselvollen Geschichte der desbahnzeiten waren es gerade mal 40 km/h ordnungsplan Westpfalz aufgenommen und netzes’ als regionale Verbindung eingestuft. Wieslauterbahn, die fast das Schicksal der Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar legte im Streckenstilllegung mit anschließender De- Bei einer Sonderfahrt für Fachjournalisten im April 2010 wurden die Vorzüge des Bahnanschlusses und ausgiebig Fotomöglichkeiten geboten. Der moderne Talenttriebwagen hielt beispielsweise Jahr 2009 das Konzept Rhein-Neckar-Takt montage ereilt hätte, stehen nun die Signale unterhalb des Hochsteinmassivs (siehe Rücktitel) sowie am künftigen Haltepunkt Moosbachtal. 2020 vor, welches sogar einzelne Fahrten auf ‘grün’ für den umweltfreundlichen Schie- (Aufnahmen Fritz Engbarth) während des Berufsverkehrs beinhaltet. nenverkehr im Tal der Wieslauter.

70 71 www.der-takt.de Quellenangaben/Impressum

Quellenangaben/Impressum

Hinsichtlich der historischen Bilder gilt ein Högemann, Josef: Die Baureihe V 100, besonderer Dank erneut Wolfgang Löckel, der Freiburg 2005 wieder einmal sein unglaublich umfangrei- Langner/Weigel, 40 Jahre Deutsche ches Bildarchiv öffnete und auch darüber hin- Bundesbahn, Darmstadt 1989 aus das Entstehen der Festschrift durch Hin- weise und die Bereitstellung von Unterlagen Kissel, Karl: Dahn – Eine Chronik, 1997, unterstützte. Dahn Knipping, Andreas: Die Baureihe 86, Ein weiterer Dank gilt Karl Kissel und Marcus Freiburg 1987 Zimmermann für die freundliche Überlassung des zum Teil 100 Jahre alten Bildmaterials. Löttgers Rolf/Högemann Josef/ Ebel Jürgen: Schienenbusse aus Uerdingen, Freiburg Neben den Kursbüchern und Fahrplanveröf- 2001 fentlichungen aus der Frühzeit der pfälzischen Eisenbahnen bis heute, Buch- und Bildfahr- Loyal, Dieter: Kleinlokomotiven der plänen sowie Fahrzeugumlaufplänen der Leistungsgruppe 1-3, Stuttgart 1990 Deutschen Bundesbahn aus den 1970- bis Löckel, Wolfgang: Auf Dienstreise – 1990er Jahren sowie mehreren aktuellen (ins- unterwegs mit dem Zugförderungs- besondere Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Pir- dezernenten, Freiburg 2007 masens sowie die Pirmasenser Zeitung) wie Melcher, Peter: Die Baureihe 64, auch früheren pfälzischen Tageszeitungen Freiburg 1987 wurden folgende Bücher und Broschüren aus- gewertet: Mühl, Albert: Die Pfalzbahn, Stuttgart 1992 Deutsche Bundesbahn, Die Bahn in Planungsgemeinschaft Westpfalz, Rheinland-Pfalz, Saarbrücken 1987 Westpfalzinformationen 1984 Ebel Jürgen/ Wenzel, Hansjürgen: Studiengesellschaft für Verkehrswege Die Baureihe 50, Freiburg 1987 lokaler Bedeutung: Bau und Betrieb neuer Verkehrswege in Bayern, Müchen 1928 Engbarth, Fritz: Bahnpolitik in der Bundes- republik Deutschland, Magisterarbeit an der Sturm, Heinz: Die pfälzischen Eisenbahnen, Universität Heidelberg, 1991 1967 – Neuauflage, Ludwigshafen 2005 Fördergemeinschaft Wasgau e.V. Dahn, Wenz, Martin: Die Wieslauterbahn, in: An Ostern 2003 erzeugte Lok 78 468 mit einer nahezu originalen Garnitur aus sogenannten 75 Jahre Eisenbahn Hinterweidenthal – Heimatkalender 2008 für das Pirmasenser Plattformwagen die fast perfekte Illusion eines Personenzuges der 1950er Jahre. (Aufnahme in Dahn Fritz Engbarth) Bundenthal-Rumbach, Dahn 1986 und Zweibrücker Land.

72 73 Quellenangaben/Impressum

Wenzel, Hansjürgen: Die Südwestdeutschen Impressum Eisenbahnen in der französischen Zone 100 Jahre Wieslauterbahn – eine kleine (SWDE), Freiburg 1976 Festschrift zum Jubiläumswochenende am Wittner, Heinz: Die Eisenbahn von Hinter- 17. bis 18. September 2011 weidenthal nach Bundenthal in: Heimatka- lender 1986 für das Pirmasenser und Fritz Engbarth für den Zweckverband Zweibrücker Land. Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (Hrsg.) Wolff, Gerd: Deutsche Klein- und Kaiserslautern, September 2011 Privatbahnen Band 1 Rheinland-Pfalz/ Saarland, Freiburg 1987 Titel und Rücktitel: Aufnahme Fritz Engbarth Seite 4: Aufnahme Jan Gabriel Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland- Layout: typomeyer Pfalz Süd, Kaiserslautern: Handakten und Werbeagentur Meyer, Bad Bergzabern andere Unterlagen Druck: Englram Partner GmbH & Co. KG, Haßl0ch Quellen im WWW: Kostenlose Verteilung und kostenloser Down- http://de.wikipedia.org: load im Internet unter www.zspnv-sued.de Beiträge über die Wasgenwaldbahn, die Wieslauterbahn und die Queichtalbahn Nachdruck und Vervielfältigung, auch in Aus- zügen nicht gestattet. Das Werk einschließ- www.bruchweiler-baerenbach.de/ lich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge- bruchweiler.html schützt. Kaiserslautern, September 2011 Ortschronik von Bruchweiler www.beepworld.de/members25/ queichtalbahn/zeitchronik.htm www.bundesarchiv.de: Akten der Reichskanzlei von 1919 bis 1933 www.wieslauterbahn.de

74 75 Die Wieslauterbahn im Dahner Felsenland hat sich in den letzten Jahren zu einer beliebten Ausflugszuglinie entwickelt. Der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd bestellt und bezahlt die Züge, der Verkehrsverbund Rhein-Neckar sorgt für attraktive Tarife und die Eisenbahnfreunde Dahn sind unermüdlich engagiert bei der Unterhaltung und der Werbung für die Bahn.

Steigen Sie ein und feiern Sie mit - beim Jubiläumsfest mit Dampfzügen und historischen Dieseltriebwagen.

76www.der-takt.de