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Die Geschichte Der Siedlung Schäferberg

Die Geschichte Der Siedlung Schäferberg

-Steig Die Geschichte der Siedlung Schäferberg

Der Ortsteil Schäferberg der Gemein- Vom Barackenlager zur freundlichen Wohngemeinde de fällt durch seine Vielzahl Ab 1949 siedelten sich hier Heimatvertriebene und Flücht- langgestreckter, eingeschossiger linge aus Böhmen, Mähren, Schlesien, Ostpreußen und dem Häuser auf. Ihre Bauform lässt den Sudetenland an. Mit großem Gemeinschaftssinn und viel einstigen Zweck noch erahnen: Es Eigeninitiative entstanden in den folgenden Jahren eine waren Baracken zur Unterbringung Schule und ein Kindergarten. Es gab Ärzte, Lebensmittel- von Zwangsarbeitern in der Zeit des  Kassel B7/B83 Warburg  läden und anderes Kleingewerbe, auch eine Fabrik war vor Nationalsozialismus. Ort. Das ehemalige Waschhaus des Lagers baute man in die Das Lager bestand aus 27 Baracken in katholische Kapelle „Der gute Hirte“ um. Aus der einstigen der Größe 10 x 50 m, die aus Beton- Lagerküche entstand durch Um- und Neubau das heutige fertigteilen und Hohlblocksteinen renommierte „Waldhotel Schäferberg“. Ende 1943 aufgebaut wurden. Ab Kurioserweise gehörte der Schäferberg nicht zum angren- September 1944 lebten hier 1 500 bis zenden Dorf Mönchehof, Kreis Kassel, sondern war als 2 000 Menschen. Die Häuser wurden Espenau Kollitz, E. Archiv Die Luftaufnahme zeigt die Siedlung Schäferberg aus Richtung Südosten. Am linken Bildrand kleinerer Gemeindeteil über einen schmalen Korridor mit überwiegend als primitive Schlaf- verläuft die heutige B 7/83 nach Warburg bzw. (ca. 1958). dem „hinter“ Mönchehof liegenden Hohenkirchen, Kreis stätte genutzt. Die Mehrzahl der Hofgeismar, verbunden. Ab 1962 konnten die Bewohner Männer und Frauen kam aus Frank- Hier stellten sie Panzer, Lokomotivteile und LKW her. Ihre die Häuser am Schäferberg vom Kreis bzw. der Gemeinde reich, außerdem aus Polen, Belgien, Arbeitszeit betrug mindestens 60 Wochenstunden, häufig erwerben. In der Folge veränderte sich die Siedlung stark, Russland, Serbien und den Nieder- jedoch mehr. Hinzu kam ein insgesamt dreistündiger wozu auch Infrastrukturmaßnahmen der Gemeinde Espenau landen. Sie waren keine Kriegsgefan- Fußmarsch zur Arbeitsstelle bzw. zum Lager und zurück. (ab 1970) beitrugen. genen, sondern deportierte Zwangs- Hunger, Strapazen und Krankheiten überlebten einige arbeiter. Die meisten arbeiteten im Gefangene nicht. An sie erinnert ein Gedenkstein auf dem Heute ist der Schäferberg zum Großteil Wohnsiedlung und Werk III der Firma Henschel & Sohn nahe gelegenen Waldfriedhof. hat etwa 300 Einwohner. Von den einstigen in Eigenleistung in Kassel. Amerikanische Truppen befreiten im April 1945 das Lager und entstandenen Einrichtungen ist die Kapelle geblieben, die lösten es auf. Die ersten Deportierten verließen daraufhin zeitgemäß ökumenisch genutzt wird. Schäferberg und gingen zu Fuß in ihre weit entfernten Heimat- länder zurück. Später standen Lastwagen für den Heimtrans- Text: Dr. Thilo Warneke; Grafische Gestaltung: Birgit Mietzner www.kassel-steig.de Standort port zur Verfügung. Ab Juni 1945 bis 1949 zogen Emigranten Gespendet von: („displaced persons“) aus Polen und Weißrussland ein, die gegliedert nach den Fördergebieten HWGV

Karten © Stadt Kassel, Vermessung und und Vermessung Kassel, Karten © Stadt 2012 Stand 1231, Nr. Geoinformation, dann nach USA, Kanada oder Australien auswanderten. Stadt Kassel und Landkreis Kassel Kassel e. V.

Tafel  – Stand 04.02.13