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Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Wild und Jagd Landesjagdbericht 2017 / 2018

Überreicht durch

Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. Schopenhauerstr. 21 · 30625 Hannover Niedersachsen www.ljn.de · [email protected] Titelfotos: piclease / Christof Martin (Grünland), Helmut Pieper (Mauswiesel)

2 Inhalt

Vorwort...... 4 Arten, die dem Jagdrecht unterliegen, mit Niedersachsen in Zahlen...... 5 ganzjähriger Schonzeit...... 73 Die Arbeit des Landwirtschaftsministeriums Mauswiesel (Mustela nivalis)...... 73 im Aufgabenfeld „Jagd“...... 8 Luchs (Lynx lynx)...... 75 Tierarten, die dem Jagdrecht unterliegen...... 10 Jagdzeiten in Niedersachsen...... 11 Veränderung der Jagdstrecken 2017/18 gegen- Wildtiererfassung in Niedersachsen...... 13 über den Vorjahren...... 79

Schalenwildstrecken 2017/18 Jagdliche Schwerpunktthemen...... 82 in Niedersachsen, Stand 17.09.2018...... 16 Bisam und Nutria in den Niederlanden...... 82 Schalenwild...... 17 Wildpflanzen als Bereicherung der Rotwild (Cervus elaphus)...... 17 Artenvielfalt...... 88 Damwild (Dama dama)...... 21 Die Entwicklung der Harzer Muffelwild(Ovis orientalis musimon)...... 24 Luchspopulation...... 93 Rehwild (Capreolus capreolus)...... 27 Der Luchs in Niedersachsen: Akzeptanz Schwarzwild (Sus scrofa)...... 29 bei Jägern und Nichtjägern...... 99 Untersuchungen zur Nahrungsökologie Niederwildstrecken 2017/18 des Wolfes (Canis lupus) in Niedersachsen, Stand 17.09.2018...... 33 in Niedersachsen...... 104 Niederwild...... 34 Feldhase (Lepus europaeus)...... 34 Bestätigte Schweißhundführer...... 108 Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus).... 39 Verwendung der Jagdabgabe 2017...... 112 Rebhuhn (Perdix perdix)...... 42 Jagdliche Organisation...... 113 Fasan (Phasianus colchicus)...... 46 Einrichtungen, Organisationen Fuchs (Vulpes vulpes)...... 50 und Verbände...... 114 Dachs (Meles meles)...... 53 Redaktion...... 115 Iltis (Mustela putorius)...... 56 Antrag auf Wilduntersuchung...... 116 Hermelin (Mustela erminea)...... 59 Quellennachweis...... 117

Neozoen...... 62 Marderhund (Nyctereutes procyonoides)... 62 Waschbär (Procyon lotor)...... 65 Nutria (Myocastor coypus)...... 68

Landesjagdbericht 2017 / 2018 3 Vorwort

Das sechzehnte Jahr in Folge erscheint in unter erheblichem Druck und müssen demzu- gemeinsamer erfolgreicher Zusammenarbeit folge durch hegerische Maßnahmen massiv der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. und unterstützt werden. des Niedersächsischen Landwirtschaftsminis- teriums der neue Landesjagdbericht. Die aktuellen Schwerpunktthemen bein- halten den im Harz ausgewilderten Luchs, der Der Landesjagdbericht stellt die Bandbreite im Gegensatz zu den alleine zurückkehrenden der Anforderungen und Tätigkeiten Niedersach- Wölfen in der medialen Berichterstattung und sens Jägerinnen und Jäger dar und verdeutlicht, der Bevölkerung weniger wahrgenommen wird. wie wichtig und unverzichtbar deren Aufgaben Beiden Tierarten bringen die Jäger ein vorbild- bei ordnungsgemäßer Ausübung geworden liches Verhalten entgegen, auch wenn sie die sind. Bejagung nicht vereinfachen.

Die niedersächsische Wildtiererfassung Bisam und Nutria sind eine Herausforde- (WTE) ist bundesweit führend und vorbildhaft. rung für Gewässerunterhaltungsverbände. Die Unter flächendeckend hoher Beteiligung liefert gemeinsamen Projekte von Land Niedersachsen diese wichtige Informationen zur langjährigen und der Landesjägerschaft zur Energiegewin- Entwicklung der erfassten Wildarten. nung aus Wildpflanzen sind hochinteressant für die Verbesserung der Artenvielfalt und finden in Bei Schwarzwild, Waschbär, Nutria und den Jägerschaften große Unterstützung. Kanadagans sind aufgrund der großen Anstren- gungen der Jägerschaft nie dagewesene Jagd- Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen streckenergebnisse festzustellen. Die Neozoen des neuen Landesjagdberichtes mit seinen viel- gewinnen ungewollt an Bedeutung. Gleichzeitig fältigen aktuellen Themen. stehen Fasan, Hase, Rebhuhn und Stockente

Barbara Otte-Kinast Helmut Dammann-Tamke

Niedersächsische Ministerin für Ernährung, Präsident der Landesjägerschaft Landwirtschaft und Verbraucherschutz Niedersachsen e. V.

4 Vorwort Niedersachsen ist Jägerland Foto: Sven-Erik Arndt

Niedersachsen in Zahlen

Florian Rölfing

Das Flächenland Niedersachsen erfährt Beliebtheit: 53 Prüfungen wurden im Berichts- eine Vielzahl von Zuschreibungen: So fällt vie- jahr erfolgreich abgelegt. len Menschen als erstes die Landwirtschaft und der ländliche Raum ein, sehr häufig aber Neben diesen statistischen Kennzahlen auch die Pferdewirtschaft und Pferdehaltung, belegt aber auch die öffentliche Wahrnehmung wenn sie an das Flächenland zwischen Küste des Engagements der Jägerinnen und Jäger, und Harz denken: Agrarland Nr. 1 oder Pferde- dass die Jagd in Niedersachsen fest verankert land Nr. 1 – sind in der breiten Öffentlichkeit ist: Laut einer repräsentativen EMNID-Umfrage wohl weithin bekannte Attribute. Niedersach- aus dem Dezember 2017 stimmen 87 Prozent sen ist aber auch Jägerland! Auf 4 027 445 ha der befragten Niedersachsen der Aussage zu, von 4 761 400 ha Landesfläche Niedersachsens dass die Jägerinnen und Jäger die Natur lieben. wird die Jagd ausgeübt. Hierum kümmern sich Auch das Engagement der niedersächsischen etwa 60 000 Jagdscheininhaber. Gemessen an Jäger für den Artenschutz findet sehr hohe der Einwohnerzahl des Landes hat jeder 132 Anerkennung: 80 Prozent der Befragten finden, Niedersachse das „Grüne Abitur“ – im Bundes- dass Jäger durch die Kontrolle der Wildbestände durchschnitt ist es jeder 214 Einwohner. einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz leisten – 79 Prozent stimmten der Aussage zu, Bundesweit die meisten Jägerprüfungen dass die Jäger dafür Sorge tragen, dass heimi- werden in Niedersachsen erfolgreich abge- sche und seltene Tierarten geschützt werden. legt: 3 428 waren es im Jahr 2017, 13 944 im gesamten Bundesgebiet (DJV 2018). Auch die Hohes Vertrauen und Zustimmung in die Falknerei erfreut sich in Niedersachsen großer Arbeit und Fachkompetenz der Jäger im Land

Landesjagdbericht 2017 / 2018 5 2017 Aussagen zu Jagd und Jägern in Niedersachsen Ergebnisse einer repräsentativen EMNID-Umfrage

Jäger lieben die Natur. 87 %

Jäger müssen erster Ansprechpartner sein, wenn es um das Thema Jagd geht. 81 %

Jäger leisten durch die Kontrolle der Wildbestände einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz. 80 %

Jäger tragen dafür Sorge, dass heimische und seltene Tierarten geschützt werden. 79 %

Jäger sind wichtige Ansprechpartner für die Bevölkerung in Fragen rund um die heimische Tier- und Pflanzenwelt. 70 %

Jäger sind in Fragen um Natur- und Artenschutzthemen wichtige Ansprechpartner für die Politik. 68 %

Jäger investieren viel Zeit in den praktischen Natur- und Artenschutz. 68 %

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. (www.ljn.de) Zustimmung (in Prozent)

Image der Jagd (Ergebnisse einer repräsentativen EMNID-Umfrage) Foto: Sven-Erik Arndt

fi ndet sich aber nicht nur im jagdpraktischen Beteiligungsraten von jenseits der 80 Prozent Bereich – auch als Ansprechpartner rund um der Reviere Niedersachsens wichtige Daten zu die heimische Tier- und Pflanzenwelt wird ihr den hier vor kommenden Wildarten gesammelt. Expertenwissen weithin anerkannt: Das europaweit besondere ist die Kombination aus dem langfristigen Zeithorizont, die hohe 70 Prozent der Befragten fi nden, Jäger sind flächendeckende Abdeckung und Beteiligungs- wichtige Ansprechpartner für die Bevölkerung rate sowie der umfassende Artenkatalog und in Fragen rund um die heimische Tier- und Pflan- die wissenschaft liche Evaluierung der Daten. zenwelt. Dass Jäger in Fragen um Natur- und Seit Beginn der WTE im Jahre 1991 wurden weit Artenschutzthemen wichtige Ansprechpartner über 200 000 z. T. mehrseitige DIN A4 Wild- für die Politik sind, fi nden 68 Prozent. 81 Prozent tiererfassungsbögen durch die Jäger in Nie- der Befragten stimmen der Aussage zu, dass dersachsen ausgefüllt, die Daten erfasst und Jäger die ersten Ansprechpartner sein müssen, wissenschaft lich aufgearbeitet. Durchschnitt- wenn es um das Thema Jagd geht. (www.ljn.de/ lich über 100 Fragen zu den abgefragten Wild- wild_und_jagd/oeff entlichkeitsarbeit) tieren beantworten die Jägerinnen und Jäger dabei jedes Jahr. Der so gewonnene Datenpool Sicher ein Grundstein für dieses positive ist europaweit einzigartig. Image der Jagd zwischen Küste und Harz ist die Wildtiererfassung in Niedersachsen: Nie- Neben der WTE als Grundlage der wissen- dersachsen Jäger sind europaweit spitze bei schaft lichen Beschäft igung mit Wildtieren in der Erfassung von Wildtieren. Das wichtigste Niedersachsen, fi nanzieren die Jäger über die Werkzeug hierbei ist die 1991 initiierte Wild- so genannte Jagdabgabe des Landes Nieder- tiererfassung in Niedersachsen (WTE). Seither sachsen viele weitere Forschungsprojekte: Im werden kontinuierlich und mit durchweg hohen Durchschnitt (unter Einrechnung der Dreijahres-

6 Niedersachsen in Zahlen jagdscheine) werden jährlich etwa 1.9 Millio- Norden-Norddeich zu Beginn der 1970er Jahre, 2017 Aussagen zu Jagd und Jägern in Niedersachsen nen Euro Jagdabgabemittel erhoben – etwa für den Erhalt und eine Besserung sorgten. die Hälfte davon fließen in verschiedenste Nach den verehrenden Einbrüchen durch die Forschungsprojekte zu den unterschiedlichen Staupeepidemien in den Jahren 1988 und 2002 Wildtieren – Bedingung: es muss sich bei der ist die Population wieder auf knapp 10 000 See- Tierart um eine Art handeln, die dem Jagdge- hunde angewachsen. Im Sommer 2018 wurden setz unterliegt. Längst nicht alle der nach Bun- bei den insgesamt 15 Zählflügen an Nieder- desjagdgesetz und / oder Niedersächsischen sachsens Küste 9 918 Seehunde gezählt – die Jagdgesetz zum Katalog der jagdbaren Arten Zahl liegt damit nur knapp unter dem Rekord- gehörenden Tiere haben eine Jagdzeit und wer- ergebnis des Jahres 2017 mit 9 946 gezählten den bejagt. Seehunden.

Eines der prominentesten Beispiele in Nie- Ebenso wie der Seehung gehört der Luchs zu dersachsen hierfür ist sicherlich der Seehund, den Wildarten, die dem Jagdgesetz unterliegen das „Wappentier“ des Niedersächsischen Wat- und eine ganzjährige Schonzeit haben. Auch er tenmeers. Er unterliegt dem Jagdrecht, wird profitiert von diesem Status: Ausgehend von aber selbstverständlich nicht bejagt. Von der dem Wiederansiedlungsprojekt der Landesjä- Fürsorge, wie sie die Hegeverpflichtung den gerschaft Niedersachsen e.V., des Niedersäch- Jägern aufgibt, profitiert er natürlich dennoch: sichen Landwirtschaftsministerium und des Als es in den 1960er Jahren zu einem massiven Niedersächischen Umweltministeriums im Nati- Rückgang der Bestände kam, waren es Jäger, onalpark Harz streifen mittlerweile wieder rund die durch ihr Engagement vor Ort in Sachen 80 Luchse durch den Harz und das Umland. Pflege und Wiederaussetzen und mündend in Mehr zu diesem Projekt lesen Sie in diesem LJB der Grundsteinlegung der Seehundstation in auf den Seiten 93 ff.

Die Seehundpopulation ist auf ca. 10 000 Tiere gestiegen Foto: piclease / Ekkehard Wachmann

Landesjagdbericht 2017 / 2018 7 Die Arbeit des Landwirtschaftsministeriums im Aufgabenfeld „Jagd“

In der Koalitionsvereinbarung einigten sich führungsverordnung aufgehoben; die Nutria die Partner auf Veränderungen, die in einer darf daher ganzjährig bejagt werden. Novellierung des Jagdrechts berücksichtigt werden sollen. Der jagdliche Schwerpunkt verlagert sich vielerorts zusehends zur Schalenwildbeja- Schwerpunkte einer schnellen Novellierung gung. Verständlicherweise haben besonders bilden die verstärkte und intensivere Bejagung die Schweinehalter Angst vor dem Ausbruch der der Nutria, auch zum Schutz der Deiche und Afrikanischen Schweinepest (ASP). Es ist nicht Ufer vor Beschädigungen, sowie jagdrechtli- absehbar, wann und wo die Seuche ausbrechen che Präventionsmaßnahmen zur Afrikanischen wird, aber wir sind sicher, sie wird kommen. Schweinepest. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, den Hauptverursacher der Einschleppung, nämlich Die Nutria bereitet uns von den Neozoen das Wegwerfen infizierter Lebensmittelreste die größten Probleme. Niedersachsen verfügt in die Landschaft, zu verhindern. Insofern lau- über 650 km Sturmflutdeiche und deutlich über fen Kampagnen zur Information der Öffent- 1 000 km weitere Deiche im Binnenland. Der lichkeit und insbesondere der Fernfahrer oder Küstenschutz sichert Werte in Höhe von 138 Mil- Erntehelfer. liarden Euro und wird zum Schutz von 1,2 Millio- nen Menschen betrieben. Die Wühltätigkeit der Neben den Präventionsmaßnahmen, muss Nutria kann die Deichsicherheit in Frage stellen. aber auch schnellstmöglich reagiert werden, Eine Unterhöhlung dieser Deichanlagen gilt es um die Ausbreitung räumlich und zeitlich zu unter allen Umständen zu vermeiden, zumal die begrenzen. Gemeinsam mit den Behörden auf Nutria bereits die ostfriesischen Inseln erreicht Landkreisebene bereiten wir uns daher seit dem hat. Frühjahr 2016 intensiv auf den Ernstfall vor. Neben der Sachverständigengruppe haben die Nutrias haben eine Tragzeit von 130 Tagen, zuständigen Fachreferate eine Arbeitsgruppe sind mit fünf Monaten geschlechtsreif und set- gebildet, um die vielen offenen Fragen schnell zen das gesamte Jahr über. Lediglich strenge und pragmatisch zu klären, eingebunden ist Winter fordern hohe Verluste, da die Nutria nicht auch die Landesjägerschaft. frosthart ist und keine Nahrungsvorräte anlegt. Die Wahrscheinlichkeit, ein zur Aufzucht not- Für die intensive Bejagung des Schwarzwil- wendiges Elterntier zu fangen, ist damit erheb- des ist es von besonderer Wichtigkeit, den Wild- lich. Mit der Aufhebung des Elterntierschutzes bretmarkt zu beleben, um die erlegten Stücke soll nicht die gezielte Bejagung von Elterntieren dem Verzehr zuzuführen. Hieran arbeiten wir in in den Vordergrund gestellt werden, sondern Verbindung mit der Niedersächsischen Marke- ein rechtssicheres Handeln der Jagenden, falls tinggesellschaft, dem Gaststättenverband und ein zur Aufzucht erforderliches Elterntier erlegt der Fleischerinnung. wird, ermöglicht werden. Wir sind uns bewusst, dass wir für eine Zudem wird an die Revierinhaber appelliert, erfolgreiche Prävention und ein intensives Jungjägern oder auch Bisamfängern eine Jagd- und effektives Eingreifen bei der Bekämpfung erlaubnis auf die Nutria für den Fallenfang zu der ASP in Wildschweinbeständen aber auch erteilen. Niedersachsens 60 000 Jägerinnen Anpassungen im Niedersächsischen Jagdge- und Jäger bleiben eine wesentliche zuverläs- setz benötigen. sige Säule der Nutriabejagung mit Falle und Flinte. Eine weitere intensive Bejagung und Zu den wesentlichen Punkten der kleinen damit einhergehend eine weitere Professiona- Novelle gehören dabei: lisierung bleibt unser Ziel. Die Schonzeit der Nutria wurde bereits durch Änderung der Durch-

8 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Überjagen von Hunden ist beabsichtigt, die Verpflichtung zum Wild- Drückjagden, insbesondere revierübergrei- schadensersatz in der Jagdzeit der Art aufzuhe- fende, sind in der Vorbereitung zeitaufwendig, ben, soweit eine Jagdruhe angeordnet wird. gemessen aber am Zeitaufwand je erlegtem Stück Wild sind sie jedoch sehr effektiv. Für die Eine frühzeitige Erkennung des Ausbruches Bejagung des Schwarzwildes ist der Einsatz ist aufgrund des Krankheitsverlaufes nur sinn- von Hunden unentbehrlich. Bei allen guten Vor- voll durch ein passives Monitoring, d. h. die sätzen lässt sich nicht vermeiden, dass diese Untersuchung von offensichtlich kranken Stü- Hunde auch mal überjagen. Eine Duldungs- cken oder von Fallwild. pflicht soll helfen, die Effektivität zu erhöhen. Verbunden mit der Duldung ist eine zweiwö- chige Meldefrist an die nicht teilnehmenden Reviere und das Treffen zumutbarer organisa- torischer Maßnahmen. Dazu gehört, bekann- termaßen weitjagende nicht an diesen Grenzen einzusetzen.

Fütterungsverbot

Der Gesetzgeber differenziert deutlich zwi- schen einer Fütterung und einer Kirrung und grenzt beide unmissverständlich voneinander ab. Dennoch gibt es Unbelehrbare, die teilweise mit großen Futtermengen sowohl im Herbst als auch nach dem Jahreswechsel das Wild in ihrem Revier binden, statt es zu bejagen. Gerade vor dem Hintergrund einer möglichen Schweine- pest führen Fütterungen dazu, dass Rotten vermehrt in Kontakt treten und die Krankheit übertragen können. Zur Bejagung des Schwarzwildes ist der Einsatz von Hunden unentbehrlich

Foto: Florian Möllers Es ist daher ein ganzjähriges Fütterungsver- bot beabsichtigt, allerdings bleiben Notzeitfüt- terung, Frühjahrsfütterung von Federwild und die Möglichkeit einer Ablenkungs- oder Auswil- derungsfütterung weiterhin möglich. Während der Präventionsphase sollen ab dem Jagdjahr 2018 / 2019 folgende finanzielle Zudem sollen Einschränkungen von sach- Anreize geschaffen werden: lichen Verboten des § 19 Bundesjagdgesetz ermöglicht werden. Nur mit einer solchen • 50 € für jedes gefundene Stück Fallwild Ermächtigung können z.B. die Nutzung künst- • 50 € für jedes zusätzlich über das arithmeti- licher Lichtquellen zugelassen werden. Im sche Mittel der Jagdjahre 2014 / 15, 2015 / 16 Ausbruchsfall sollte innerhalb des gefährde- und 2016/17 im jeweiligen Jagdbezirk erlegte ten Gebietes, das haben die Erfahrungen aus Wildschwein Tschechien gezeigt, eine Jagdruhezone einge- • 25 € für jeden Einsatztag pro brauchbaren richtet werden, um eine weitere Verbreitung Jagdhund auf revierübergreifenden Jagden, an des Virus zu verhindern. Damit wird es dem denen sich Reviere mit mindestens 2 000 ha Jagdausübungsberechtigten unmöglich, mit Gesamtfläche oder mindestens 5 Reviere jagdlichen Mitteln Schaden abzuwehren. Daher beteiligen.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 9 Tierarten, die dem Jagdrecht unterliegen Die nachfolgende Liste und die Bezeichnungen der jagdbaren Tierarten wurden dem Bundes- jagdgesetz entnommen. § 2 BJagdG regelt, welche Tierarten dem Jagdrecht unterliegen.

1 Jagdbares Wild nach Bundesrecht

Haarwild Federwild Wisent (Bison bonasus L.) Rebhuhn (Perdix perdix L.) Elchwild (Alces alces L.) Fasan (Phasianus colchicus L.) Rotwild (Cervus elaphus L.) Wachtel (Coturnix coturnix L.) Damwild (Dama dama L.) Auerwild (Tetrao urogallus L.) Sikawild (Cervus nippon TEMMINCK) Birkwild (Tetrao tetrix L.) Rehwild (Capreolus capreolus L.) Rackelwild (Lyrurus tetrix x Tetrao urogallus) Gamswild (Rupicapra rupicapra L.) Haselwild (Tetrastes bonasia L.) Steinwild (Capra ibex L.) Alpenschneehuhn (Lagopus mutus MONTIN) Muffelwild (Ovis ammon musimon PALLAS) Wildtruthuhn (Meleagris gallopavo L.) Schwarzwild (Sus scrofa L.) Wildtauben (Columbidae) Feldhase (Lepus europaeus PALLAS) Höckerschwan (Cygnus olor GMEL.) Schneehase (Lepus timidus L.) Wildgänse (Gattungen Anser BRISSON und Branta SCOPOLI) Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus L.) Wildenten (Anatinae) Murmeltier (Marmota marmota L.) Säger (Gattung Mergus L.) Wildkatze (Felis silvestris SCHREBER) Waldschnepfe (Scolopax rusticola L.) Luchs (Lynx lynx L.) Blässhuhn (Fulica atra L.) Fuchs (Vulpes vulpes L.) Möwen (Laridae) Steinmarder (Martes foina ERXLEBEN) Haubentaucher (Podiceps cristatus L.) Baummarder (Martes martes L.) Großtrappe (Otis tarda L.) Iltis (Mustela putorius L.) Graureiher (Ardea cinerea L.) Hermelin (Mustela erminea L.) Greife (Accipitridae) Mauswiesel (Mustela nivalis L.) Falken (Falconidae) Dachs (Meles meles L.) Kolkrabe (Corvus corax L.) Fischotter (Lutra lutra L.) Seehund (Phoca vitulina L.)

Die Länder können weitere Tierarten bestimmen, die dem Jagdrecht unterliegen. Die nach- folgende Liste und die Bezeichnungen der jagdbaren Tierarten wurden dem Niedersächsischen Jagdgesetz (§ 5) entnommen.

2 Jagdbares Wild nach Landesrecht

Haarwild Federwild Waschbär (Procyon lotor L.) Rabenkrähe (Corvus corone L.) Marderhund (Nyctereutes procynoides, GRAY) Elster (Pica pica L.) Mink (Mustela vision S.) Nilgans (Alopochen aegyptiacus, L) Nutria (Myocastor coypus , MOLINA)

10 Jagdrecht / Jagdzeiten Jagdzeiten in Niedersachsen Nachfolgend sind die in Niedersachsen nach Bundes- bzw. Landesverordnung gültigen Jagd- zeiten zusammengestellt. Hier nicht genannte in Niedersachsen vorkommende Wildarten genießen ganzjährige Schonung.

3 Jagdzeiten in Niedersachsen 3 Jagdzeiten in Niedersachsen Stand: Oktober 2014 Stand: Oktober 2014 Wildart Jagdzeit Wildart Jagdzeit Hirsche 1. August – 31. Januar Ringeltauben 20. August – 31. März Rotwild Kälber, Alttiere 1. September – 31. Januar Alttauben mit der Maßgabe, dass die Jagd vom Schmaltiere, 1. – 31. Mai und 20. August – 31. Okt. und vom 21. Feb. – 31. März -spießer 1. August – 31. Januar nur zur Schadensabwehr und nur auf Alttauben ausgeübt werden darf, die in Trupps auf Ackerland oder auf Neueinsaaten von Grünland- oder Baum- Hirsche 1. August – 31. Januar Damwild schulkulturen einfallen Kälber, Alttiere 1. September – 31. Januar Jungtauben ganzjährig Schmaltiere, 1. – 31. Mai und mit der Maßgabe, dass die Jagd vom -spießer 1. August – 31. Januar 21. Feb. – 31. März nur zur Schadensabwehr und nur auf Jungtauben ausgeübt werden darf, die in Hirsche 1. August – 31. Januar Sikawild Trupps auf Ackerland oder auf Neueinsaaten von Kälber, Alttiere 1. September – 31. Januar Grünland- oder Baumschulkulturen einfallen Schmaltiere, 1. August – 31. Januar -spießer Türkentauben 1. November – 31. Dezember Höcker- 1. November – 20. Februar 1. Mai – 31. Januar Rehwild Rehböcke schwäne abweichend davon in den Vogelschutzgebieten, 1. September – 31. Januar Ricken, Kitze die in Spalte 3 der Anlage gekennzeichnet sind 1. – 31. Mai und Schmalrehe 1. November – 30. November 1. September – 31. Januar jeweils mit der Maßgabe, dass die Jagd nur zur Schadens­abwehr auf Höckerschwäne ausgeübt Muffelwild 1. August – 31. Januar werden darf, die in Trupps auf Ackerland oder Neueinsaaten von Grünland einfallen ganzjährig Schwarzwild Graugänse 1. August – 15. Januar vorbehaltlich § 22 (4) BJagdG abweichend davon in den Vogelschutzgebieten, die in Spalte 3 der Anlage gekennzeichnet sind Feldhasen 1. Oktober – 31. Dezember 1. August – 30. November Kanadagänse 1. August – 15. Januar Wildkaninchen * 1. Oktober – 15. Februar abweichend davon in den Vogelschutzgebieten, die in Spalte 3 der Anlage gekennzeichnet sind Stein- und Baummarder 16. Oktober – 28. Februar 1. August – 30. November Iltisse 1. August – 28. Februar Nilgänse 1. August – 15. Januar abweichend davon in den Vogelschutzgebieten, Hermeline 1. August – 28. Februar die in Spalte 3 der Anlage gekennzeichnet sind 1. August – 30. November Dachse 1. September – 31. Januar Stockenten 1. September – 15. Januar abweichend davon in den Vogelschutzgebieten, Füchse * 16. Juni – 28. Februar die in Spalte 4 der Anlage gekennzeichnet sind 1. September – 30. November Waschbären * 16. Juli – 31. März Pfeifenten 1. Oktober – 15. Januar abweichend davon a) in den Vogelschutzgebieten, Marderhunde * 1. September – 28. Februar die in Spalte 4 der Anlage gekennzeichnet sind 1. Oktober – 30. November Minke * 1. August – 28. Februar b) in den Vogelschutzgebieten, die in Spalte 5 der Anlage gekennzeichnet sind Nutrias ganzjährig keine Jagdzeiten Rabenkrähen 1. August – 20. Februar Krickenten 1. Oktober – 15. Januar abweichend davon a) in den Vogelschutzgebieten, Elstern 1. August – 28. Februar die in Spalte 4 der Anlage gekennzeichnet sind 1. Oktober – 30. November b) in den Vogelschutzgebieten, die in Spalte 6 der Rebhühner 16. September – 30. November Anlage gekennzeichnet sind in einem Jagdbezirk, in dem mindestens 3 erfolg-

reich reproduzierende Brutpaare je volle 100 ha keine Jagdzeiten landwirtschaftlicher Fläche des Jagdbezirks Waldschnepfen 16. Oktober – 31. Dezember vorhanden sind, in einem anderen Jagdbezirk Silbermöwen 1. Oktober – 10. Februar keine Jagdzeit abweichend davon in den Vogelschutzgebie- ten, die in Spalte 7 der Anlage gekennzeichnet Fasane 1. Oktober – 15. Januar sind keine Jagdzeiten

* Auf Jungfüchse, -waschbären, -marderhunde, -minke und -kaninchen darf die Jagd in Niedersachsen das ganze Jahr über ausgeübt werden.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 11 Vogelschutzgebiete

In Vogelschutzgebieten gelten besondere Bestimmungen zur Jagdausübung Foto: piclease / Erich Thielscher

Die Abgrenzung der Vogelschutzgebiete ergibt sich aus der Bekanntmachung des Ministeriums für Umwelt und Klimaschutz vom 28. Juli 2009 (Nds. MBl. S. 783) über die Erklärung von Gebieten zu Europäischen Vogelschutzgebieten

4 Anlage zur Jagdverordnung Spalte 1 Spalte 2 Spalte 3 Spalte 4 Spalte 5 Spalte 6 Spalte 7 Nummer Name des Vogelschutzgebietes V01 Niedersächsisches Wattenmeer X X X X X und angrenzendes Küstenmeer V02 Wangerland X X V03 Westermarsch X X V04 Krummhörn X X X V06 Rheiderland X X V08 Leinetal bei Salzderhelden X X V09 Ostfriesische Meere X X V10 Emsmarsch von Leer bis Emden X X X V11 Hunteniederung X X V16 Emstal von bis X X X X V17 Alfsee X X V18 Unterelbe X X X X V27 Unterweser X X X V35 Hammeniederung X X X V37 Nds. Mittelelbe X X X X V39 Dümmer X X X X X V42 Steinhuder Meer X X X V46 Drömling X X V49 Riddagshäuser Teiche X V50 Lengeder Teiche X V51 Heerter See X Ostfriesische Seemarsch V63 X X zwischen Norden und Esens V64 Marschen am Jadebusen X X X X V65 Butjadingen X X

12 Jagdrecht / Jagdzeiten Wildtiererfassung in Niedersachsen

Egbert Strauß

Seit über 27 Jahren liefert die Wildtiererfassung in Niedersachsen Daten zu den Wildtierpopulationen

Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. hinaus sind diese Daten eine Basis für wissen- legte 1991 mit der Wildtiererfassung Nieder- schaft liche Untersuchungen zur Populationsdy- sachsen (WTE) den Grundstein für ein langfristi- namik und zu den Rückgangsursachen unserer ges und flächendeckendes Wildtiermonitoring, Wildtierbesätze. In 2016 und 2017 wurden auf dessen zukunft sweisende Bedeutung schon vor der Basis der WTE-Daten mehrere Publikationen 27 Jahren erkannt wurde und heute eine wich- und Vorträge auf nationalen und internationa- tige Grundlage für naturschutz- und jagdpoli- len Tagungen in Kooperation mit dem Institut tische Entscheidungen ist. Mittlerweile sind in für Terrestrische und Aquatische Wildtierfor- fast allen Bundesländern Wildtiermonitoring- schung veröff entlicht (Auszug): programme initiiert worden, die entweder durch die Landesbehörden oder durch den Landes- • Schwarzwildbejagung in Niedersachsen jagdverband betreut werden. Darüber hinaus (KEULING et al. 2016) sind die Programme unterschiedlich aufgebaut • Einfluss von landwirtschaft lichen Kulturen und umfänglich. (z.B. Maisflächen) auf die Entwicklung der Rebhuhnbesätze in Niedersachsen (RONNEN- Internationale und nationale Verpflichtun- BERG et al. 2016) gen fordern kontinuierliche Monitoringpro- • Entwicklung der Hasenbesätze in den nieder- gramme, die nicht nur auf Schutzgebiete oder sächsischen Regionen (STRAUSS et al. 2017) ausgewählte Tierarten beschränkt sein soll- • Vorkommen und Einfluss von Wolf und Luchs ten. Die langjährigen und umfassenden Daten auf das Verhalten von Reh- und Rotwild der WTE liefern wichtige Grundlagen für die (STRAUSS et al. 2017) Zustandsbeschreibung unserer Natur- und Kul- • Koexistenz von Wolf und Mensch in dem dicht turlandschaft en und erlauben eine zuverlässige besiedelten Niedersachsen (RONNENBERG et Einschätzung der Nachhaltigkeit der Bejagung al. 2017) von unseren Wildtierpopulationen. Darüber

Landesjagdbericht 2017 / 2018 13 Seit 2010 werden im Rahmen der WTE Auch die Jäger profitieren von ihrem Einsatz regelmäßig Fragen zur Jagdausübung in den und ihrem Engagement bei der Wildtiererfas- Revieren und zum Meinungsbild der Jäger sung. Das Ansehen der WTE und die allseits zu verschiedenen wildbiologischen Themen anerkannten Daten unterstreichen ihre Kom- gestellt. Unter dem Begriff „human dimension“ petenz im Monitoring und Management von haben solche Umfragen seit einigen Jahren in Wildtieren und helfen das Handeln und Tun der wildbiologischen Forschung und dem Wild- des Jägers in der Öffentlichkeit sachlicher und tiermanagement Einzug gehalten. Sie geben objektiver darzustellen. Waren in den 1990er wichtige Informationen zum Kenntnisstand und Jahren die Frühjahrsmeldungen zum Hasen in der Einstellung der Befragten wieder, um einer- den Medien meist durch negative Schlagzeilen seits die Jäger besser informieren und anderer- geprägt, so überwiegen heutzutage bei weitem seits Empfehlungen zur Hege oder Bejagung die Berichte, die die Bemühungen der Jäger um praxistauglich entwickeln und effektiv etablie- die Hasen in den Vordergrund stellen und eine ren zu können. Als Beispiel ist hier die Nutria verantwortliche und nachhaltige Bejagung zu nennen, die sich in Niedersachsen und den attestieren. benachbarten Bundesländern massiv ausbrei- tet und eine hohes Schadpotenzial aufweist. 27 Jahre Wildtiererfassung mit einer kons- Die Europäische Union hat 2014 die Nutria als tant hohen Beteiligungsrate von über 80 % ist „invasive Neozoa“ eingestuft und die Mitglied- in Deutschland einzigartig. Die Notwendigkeit staaten aufgefordert, Maßnahmen umgehend und die Bedeutung der Wildtiererfassung sind einzuleiten (EU-Verordnung 1163 / 2014), um die den niedersächsischen Jägern bewusst, woraus Einbringung zu verhindern (Handel, Zucht, Hal- die hohe Unterstützung resultiert. tung, Freilassung sind strengstens verboten) und die Ausbreitung zu unterbinden bzw. die Diese beachtlichen Beteiligungsraten sind Besatzreduktion zu forcieren. Die umfassends- nur durch die hohe Akzeptanz bei den Jägern ten Daten zu Vorkommen und Entwicklung der und das große Engagement der Jägerschaftsvor- Nutria sowie zur Bejagung liegen in der WTE sitzenden, Hegeringleiter und Helfer zu erzie- vor, auf die viele Institutionen zurückgreifen. len. Des Weiteren unterstützen die Revierförster Die Daten der WTE können dabei eine wichtige in den fiskalischen und privaten Forstrevieren Grundlage für ein effektives Management sein. die WTE engagiert. Das Institut für Wildtierfor- schung, das 2012 als Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) in die 5 Wildtiererfassung: Beteiligung 2017 Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover ein- gegliedert wurde, ist seit Anbeginn für die wis- Beteiligung in den Jägerschaften in Prozent senschaftliche Durchführung, Auswertung und Dokumentation verantwortlich.

In Niedersachsen existierten in 2017 in den 544 Hegeringen insgesamt 9 132 private Reviere einschließlich der verpachteten fiskalischen Reviere, die in Hegeringen organisiert sind.

Erfreulich ist die ungebrochen hohe Betei- ligungsrate an der WTE von 84 % oder 7 633 beteiligten privaten Revieren in Niedersachsen, die nach leichten Rückgängen in den Vorjahren seit 2016 wieder angestiegen ist. Insgesamt 0 10 20 30 40 50 km erreichten 18 Jägerschaften Beteiligungsraten

Datenquelle: zwischen 95 und 100 %. Leider fielen einige Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., wenige Jägerschaften unter 60 %. gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfische Grundlage: ©GeoBasis-DE / BKG 2002 Die Forstämter und Revierförstereien betei- 0 – 60 > 80 – 90 Jägerschaften ligten sich 2017 wieder mit 106 fiskalischen > 60 – 70 > 90 – 95 > 70 – 80 > 95 – 100

14 Wildtiererfassung 6 Akzeptanz der Wildtiererfassung Anzahl der beteiligten Reviere

310 186 173 146 316 0 174 140 132 157 425 377 321 312 302 120 134 116 106 8 000 410 404 393 105

6 000

6113 7003 7115 7199 7274 7286 7989 7885 8059 7981 7785 7568 7530 4 000 6152 6856 6928 6840 6983 7243 7755 7918 8031 8023 7877 7706 7637 7633

2 000

0 1991 1996 2001 2006 2011 2017

private Reviere fi skalische Reviere

Revieren. Die Niedersächsischen Landesforsten schen Revieren zur Verfügung. Damit steuert untergliedern sich derzeit in 24 Forstämter und Niedersachsen für WILD auf Bundesebene ca. rund 240 Revierförstereien. 32 % der Daten bei.

In der WTE wurden insgesamt 3,5 Mio. ha Der Deutsche Jagdverband in Berlin und (=35 225 km²) Jagdbezirksfläche bzw. 3,28 Mio. das Thünen-Institut für Waldökosysteme in ha (32 778 km²) der bejagbaren Fläche Nieder- Eberswalde sind für die Auswertung und Doku- sachsens erfasst. Die Revierförster der Nieder- mentation der WILD Daten, die von den Landes- sächsischen Landesforsten betreuten für die jagdverbänden zur Verfügung gestellt werden, WTE eine Fläche von rund 1 528 km². auf Bundesebene verantwortlich. Das ITAW Hannover übernimmt im Rahmen der WTE die Wildtier-Informationssystem der Betreuung der WILD-Referenzgebiete in Nieder- sachsen und Bremen sowie zeitlich begrenzte, Länder Deutschlands (W I L D) projektbezogene Aufgaben. In den Jahren 2014 Der Deutsche Jagdverband (DJV) führte nach -2017 wurden die Scheinwerferzählungen zur dem Vorbild der WTE im Jahr 2001 ein ähnliches Bestandserfassung beim Feldhasen auf Zuver- Erfassungsprogramm ein: Die Landesjagdver- lässigkeit und Genauigkeit der Methode in drei bände in Deutschland stellen dem Deutschen norddeutschen Bundesländern vergleichend Jagdverband seither Daten aus den länderspe- untersucht. Weitere Informationen zum Projekt zifi schen Wildtiererfassungsprogrammen für WILD wie auch die Jahresberichte sind unter das bundesweite „Wildtier-Informationssystem http://www.jagdverband.de/content/wild- der Länder Deutschlands“, kurz W I L D, zur Ver- monitoring abrufb ar. fügung. Darüber hinaus fi ndet seither in einer größeren Anzahl von Referenzgebieten Wild- tierbestandserfassung mittels standardisierter Methoden statt. Im zweijährigen Turnus wird in fast allen Bundesländern (Ausnahme Bayern) eine flächendeckende Erfassung durchgeführt. In Niedersachsen wurden die WILD-Abfragen in die Wildtiererfassung 2017 integriert. Für WILD stellte die LJN und das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2017 aus der WTE anonymi- sierte Daten aus 7633 privaten und 106 fi skali-

Landesjagdbericht 2017 / 2018 15 15 7 Schalenwildstrecken 2017 / 2018 in Niedersachsen, Stand 17.09.2018

Fallwild durch Straßen- oder Sonstiges erlegt Schienenverkehr Fallwild Summe

Rehwild Jugendklasse (Bockkitze u. Jährlinge) 25 703 5 306 666 31 675 Altersklasse (2-jährig u. älter) 24 088 3 701 347 28 136 Summe männliches Wild 49 791 9 007 1 013 59 811 Jugendklasse (Rickenkitze u. Schmalrehe) 28 428 7 768 1 253 37 449 Altersklasse 15 921 7 712 862 24 495 Summe weibliches Wild 44 349 15 480 2 115 61 944 Summe Rehwild 94 140 24 487 3 128 121 755 Rotwild Jungwild (Hirschkälber) 965 16 37 1 018 Jugendklasse 1 388 21 45 1 454 Mittlere Altersklasse 254 10 13 277 Obere Altersklasse 139 4 8 151 Summe männliches Wild 2 746 51 103 2 900 Jungwild (Wildkälber) 1 403 27 70 1 500 Jugendklasse (Schmaltiere) 1 095 15 52 1 162 Mittlere u. obere Altersklasse 1 278 40 40 1 358 Summe weibliches Wild 3 776 82 162 4 020 Summe Rotwild 6 522 133 265 6 920 Damwild Jungwild (Hirschkälber) 1 445 110 12 1 567 Jugendklasse 1 599 228 46 1 873 Mittlere Altersklasse 519 148 57 724 Obere Altersklasse 149 36 21 206 Summe männliches Wild 3 712 522 136 4 370 Jungwild (Wildkälber) 2 656 204 40 2 900 Jugendklasse (Schmaltiere) 2 023 127 23 2 173 Mittlere u. obere Altersklasse 1 960 204 44 2 208 Summe weibliches Wild 6 639 535 107 7 281 Summe Damwild 10 351 1 057 243 11 651 Muffelwild Jungwild 38 0 1 39 Jugendklasse 50 1 0 51 Mittlere Altersklasse 34 0 3 37 Obere Altersklasse 43 0 2 45 Summe männliches Wild 165 1 6 172 Jungwild 52 1 4 57 Jugendklasse 58 5 1 64 Mittlere u. obere Altersklasse 68 4 6 78 Summe weibliches Wild 178 10 11 199 Summe Muffelwild 343 11 17 371 Schwarzwild Frischlingskeiler 14 941 625 193 15 759 Überlaüferkeiler 15 493 573 61 16 127 Mittlere Altersklasse 3 113 200 20 3 333 Obere Altersklasse 919 64 12 995 Summe männliches Wild 34 466 1 462 286 36 214 Frischlingsbachen 15 402 659 189 16 250 Überläuferbachen 12 929 430 78 13 437 Bachen 2 858 205 28 3 091 Summe weibliches Wild 31 189 1 294 295 32 778 Summe Schwarzwild 65 655 2 756 581 68 992

16 Schalenwild Schalenwild

Rotwild (Cervus elaphus)

Reinhild Gräber

Rotwild Größe 1,10 – 1,50 m Schulterhöhe Paarungszeit September / Oktober Setzzeit Mitte / Ende Mai, meist ein Kalb Gewicht 60 – 150 kg; je nach Standort und Lebensalter

Lebensraum Wald und halboff ene L a n d s c h a ft e n

Der Rothirsch gehört zu den echten Hirschen und ist bei uns das größte Säugetier an Land. Die Körperlänge kann über zwei Meter betra- gen, die Körpergröße 1,50 m. Ein alter, stattli- cher und kapitaler Hirsch kann ein Gewicht von über 300 kg erreichen. Das durchschnittliche Gewicht ist allerdings deutlich niedriger und beträgt für fünfj ährige Hirsche etwa 110 kg. Das auff älligste und imponierendste Merkmal des Hirsches ist jedoch sein Geweih. Solange das Geweih sich im Wachstum befi ndet, kann der Rothirsch es allerdings gar nicht verwenden, weil es viel zu weich ist. Es dauert etwa hundert Tage vom Wachstumsbeginn an, bis das neue Geweih seine endgültige Größe erreicht hat. Das Geweih besteht aus abgestorbenen Kno- chen und kann bis zu 15 Kilogramm wiegen. Ab Februar wirft der Hirsch sein Geweih wieder ab, um bis im Juli ein neues aufzubauen. Rothirsche können ca. 17 – 20 Jahre alt werden. Rothirsche zeichnen sich durch ihre z. T. gewaltigen Geweihe aus, die bis ca. 15 kg wiegen können Foto: piclease / Reinhard Siegel

Landesjagdbericht 2017 / 2018 17 Hirschkühe setzen in der Regel im Mai ein Kalb Foto: piclease / Reinhard Siegel

8 Rotwild: Anteil der Reviere mit Vorkommen in Prozent (%) 2017 Die soziale Kerneinheit des Rotwildes ist Gemeinden in Niedersachsen (Stand- und Wechselwild) ein Familienverband, bestehend aus Alttier, Schmaltier / Schmalspießer und Kalb. Die Familien werden von einem Alttier geführt und schließen sich zu Kahlwildrudeln zusammen. Junge und mittelalte Hirsche ab dem zweiten Lebensjahr bilden Junggesellenrudel, ältere Hirsche in der Regel Feisthirschrudel. Während der Brunft schließt sich Rotwild zu Brunftru- deln zusammen, bestehend aus den Alttie- ren, ihren Kälbern, den Schmaltieren und den Brunfthirschen. In der Regel setzen die Hirschkühe jedes Jahr im Mai ein Kalb. Es gibt aber auch in sel- tenen Fällen Mehrlingsgeburten, KRÖNING & 0 10 20 30 40 50 km VORREYER (1957) haben in ihrer Untersuchung Datenquelle: bei 1,4 % der untersuchten Schmaltiere Mehr- Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. lingsgeburten nachgewiesen. Wie hoch der tat- Kartograpfische Grundlage: ©GeoBasis-DE / BKG 2002 sächliche Zuwachs in der Rotwildpopulation ist, ist nicht genau bekannt. Nicht jedes weibliche 0 > 40 – 80 keine Daten > 20 – 20 > 80 – 90 Kreisgrenzen Tier beteiligt sich in jedem Jahr an der Repro- > 20 – 40 > 90 – 100 Gemeindegrenzen duktion und die Fruchtbarkeit lässt mit dem Alter zunehmend nach.

18 Schalenwild 9 Rotwildstrecke inkl. Fallwild 10 Entwicklung der Rotwildstrecke Niedersachsen nach Landkreisen Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) Landkreis Jagdstrecke Landkreis Ammerland 0 9 Landkreis Aurich 0 8 Landkreis Celle 1 037 Landkreis Cloppenburg 0 7 Landkreis Cuxhaven 0 Landkreis Diepholz 0 6 Landkreis 0 5 Landkreis Friesland 0 Landkreis Gifh orn 365 4 Landkreis Goslar 847 Landkreis Göttingen 1 357 3 Landkreis Grafschaft Bentheim 16 2 Landkreis Hameln-Pyrmont 47 Landkreis Harburg 100 1 Landkreis Heidekreis 1 168 Landkreis Helmstedt 26 1958 1963 1968 1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2013 2017 Landkreis Hildesheim 14 Landkreis Holzminden 355 Landkreis Leer 0 Gesamtstrecke davon Fallwild Landkreis Lüchow-Dannenberg 414 Landkreis Lüneburg 219 Landkreis Nienburg 4 Landkreis Northeim 179 11 Rotwild: Jagdstrecke pro km² bejagbare Fläche 2017 / 18 Landkreis Oldenburg 0 Landkreise in Niedersachsen (inkl. Fallwild) Landkreis Osnabrück 0 Landkreis Osterholz 0 Landkreis Peine 0 Landkreis Rotenburg/Wümme 0 Landkreis Schaumburg 44 Landkreis Stade 0 Landkreis 465 Landkreis Vechta 0 Landkreis Verden 0 Landkreis Wesermarsch 0 Landkreis Wittmund 0 Landkreis Wolfenbüttel 44 Region Hannover (inkl. Lan- 189 deshauptstadt Hannover Stadt Braunschweig 0 0 10 20 30 40 50 km Stadt Delmenhorst 0

Stadt Emden 0 Datenquelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft , Stadt Oldenburg 0 Verbraucherschutz und Landesentwicklung Kartograpfi sche Grundlage: Stadt Osnabrück 0 © GeoBasis-DE / BKG 2002 Stadt Salzgitter 0 Stadt Wilhelmshaven 0 0 0,25– 0,40 Kreisgrenzen Stadt Wolfsburg 30 0 – 0,10 0,40 – 0,55 Bremen 0,10– 0,25 > 0,55 Gesamt 6 920

Landesjagdbericht 2017 / 2018 19 Von einem jährlichen Zuwachs von 60-90 % der vorhandenen Alt- und Schmaltiere wird ausgegangen Foto: Sven-Erik Arndt

So konnten SIMON, LANG & PETRAK (2008) Für die jagdliche Nutzung ist letztend- in ihrer Studie unterschiedliche vorgeburtliche lich dieser Zuwachs die relevante Größe und Fruchtbarkeitsraten je nach Altersklasse für die sollte für die Abschussplanung berücksichtigt Eifel nachweisen. 74 % der einjährigen weib- werden. lichen Tiere beteiligen sich hiernach bereits an der Reproduktion. Alttiere haben bis zum Wie schon im Vorjahr ist die Rotwildstrecke 8. Lebensjahr mit 97 % die höchste Fruchtbar- im Jahr 2017 / 18 zurückgegangen. Mit 6 920 keitsrate. Mit fortschreitendem Alter lässt diese erlegten Stück liegt sie ca. 8 % unter dem nach, so dass nur noch jedes zweite Alttier, das Niveau des Vorjahres, was einem Rückgang von älter als 12 Jahre ist, an der Reproduktion betei- 623 entspricht. ligt ist. Ein Großteil der Rotwildstrecke Niedersach- Neben der Fruchtbarkeitsrate spielt auch die sens wurde in der Lüneburger Heide, in den nachgeburtliche Mortalität eine Rolle und muss Landkreisen Celle (1 037) und Heidekreis (1 168) bei der Zuwachsberechnung berücksichtigt erlegt. Ein zweiter Schwerpunkt befindet sich werden. im Harz. Dort wurden in den Landkreisen Göt- tingen und Goslar zusammen 2 204 Stück Rot- Verschiedene Studien gehen von einem wild erlegt. Zuwachs von 60 – 90 % der vorhandenen Alt- und Schmaltiere aus (GRUSCHWITZ 1938, REG- NIER-HELENKOW 1949, OLOFF 1955).

20 Schalenwild Damwild (Dama dama)

Reinhild Gräber

Damwild Größe 85 – 110 cm Schulterhöhe Paarungszeit Oktober / November Setzzeit Juni; ein Kalb, selten zwei Gewicht bis 125 kg Lebensraum

Lichte Laub- und Mischwälder, durchsetzt mit Feldern und Wiesen

Ursprünglich war der Damhirsch wahr- durch die Speicherung von Vorratsfett häufi g scheinlich nur in Mittel- und Südeuropa ver- am Hals einen starken Fettansatz auf, der sich breitet und wurde durch eine Kaltzeit auf das sogar zu „Speckfalten“ wölben kann. Mittelmeergebiet zurückgedrängt. In der Antike brachten die Römer das Damwild aber wieder in andere Regionen zurück. Nach Deutschland 12 Damwild: Anteil der Reviere mit Vorkommen in Prozent (%) 2017 kam das Damwild im 16. Jahrhundert aus Zucht- Gemeinden in Niedersachsen (Stand- und Wechselwild) beständen aus Dänemark – hieraus erwuchs Mitteleuropas neue Damwildpopulation.

Der Damhirsch ist ein mittelgroßer Hirsch, größer als das Reh, jedoch kleiner und vor allem leichter als ein Rothirsch. Die europäische Unterart ist dabei etwas kleiner als die meso- potamische Unterart. Das Gewicht der männli- chen Tiere (125 kg) schwankt im Jahresverlauf erheblich; sie nehmen während der sogenann- ten Feist stark zu, verlieren aber in der Brunft bis zu 27 Prozent ihres Körpergewichts. Bei den weiblichen Stücken sind die jahreszeitli- chen Schwankungen weniger ausgeprägt. Das 0 10 20 30 40 50 km Gewicht schwankt im Jahresverlauf etwa um Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), sieben Kilogramm. Es erreicht den Minimalwert Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. zwischen Januar und April und den Maximalwert Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002 zwischen September und November. Nach der Feistzeit im Spätsommer weisen Damhirsche 0 > 40 – 80 keine Daten > 20 – 20 > 80 – 90 Kreisgrenzen > 20 – 40 > 90 – 100 Gemeindegrenzen

Landesjagdbericht 2017 / 2018 21 13 Entwicklung der Damwildstrecke 15 Damwildstrecke inkl. Fallwild Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) Niedersachsen nach Landkreisen Landkreis Jagdstrecke 16 Landkreis Ammerland 69 Landkreis Aurich 391 14 Landkreis Celle 12 Landkreis Cloppenburg 226 12 Landkreis Cuxhaven 1 229 10 Landkreis Diepholz 408 Landkreis Emsland 763 8 Landkreis Friesland 20 Landkreis Gifh orn 244 6 Landkreis Goslar 1 Landkreis Göttingen 14 4 Landkreis Grafschaft Bentheim 150 Landkreis Hameln-Pyrmont 173 2 Landkreis Harburg 177 Landkreis Heidekreis 1 254

1958 1963 1968 1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2013 2017 Landkreis Helmstedt 71 Landkreis Hildesheim 212 Landkreis Holzminden 66 Gesamtstrecke davon Fallwild Landkreis Leer 50 Landkreis Lüchow-Dannenberg 215 Landkreis Lüneburg 64 Landkreis Nienburg 790 14 Damwild: Jagdstrecke pro km² bejagbare Fläche 2017 / 18 Landkreis Northeim 10 Landkreise in Niedersachsen (inkl. Fallwild) Landkreis Oldenburg 352 Landkreis Osnabrück 588 Landkreis Osterholz 302 Landkreis Peine 30 Landkreis Rotenburg / Wümme 2 442 Landkreis Schaumburg 18 Landkreis Stade 181 Landkreis Uelzen 46 Landkreis Vechta 20 Landkreis Verden 756 Landkreis Wesermarsch 2 Landkreis Wittmund 111 Landkreis Wolfenbüttel 66 Region Hannover (inkl. 126 Landeshauptstadt Hannover) Stadt Braunschweig 0 0 10 20 30 40 50 km Stadt Delmenhorst 0

Datenquelle: Stadt Emden 0 Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft , Verbraucherschutz und Landesentwicklung Stadt Oldenburg 0 Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002 Stadt Osnabrück 0 Stadt Salzgitter 0 0 0,25– 0,40 Kreisgrenzen Stadt Wilhelmshaven 0 0 – 0,10 0,40 – 0,55 Bremen Stadt Wolfsburg 2 0,10– 0,25 > 0,55 Gesamt 11 651

22 Schalenwild Die Haarfärbung ist bei Damhirschen jahreszeitlich und individuell sehr variabel Foto: Thorsten Vaupel

Bei allen Hirschen fungiert während der potamischen Damhirsch endet er dagegen an Brunft das Geweih als Primärwaffe. In einer der Schwanzwurzel. Der Aalstrich ist auf dem Untersuchung von JENNINGS et al. (2017) Rücken beiderseits von einer weißen Tupfen- wurde der Zusammenhang zwischen Geweih- linie begrenzt. Ein auffallender waagerechter, verletzungen und (i) Wettbewerbsdynamik (die heller Strich läuft auf der Mitte der Körperseite. Verhaltenstaktiken, die während des Kampfes Die Bauchunterseite sowie die Läufe sind hell verwendet werden, einschließlich Kampfdauer) und einfarbig, der Hals ist einfarbig hell rost- und (ii) Paarungserfolg, Kampfgeschwindigkeit braun. Der sogenannte Spiegel ist von einem und Dominanz untersucht. Die Forscher fan- schwarzen Rand begrenzt, so dass mit dem den einen positiven Zusammenhang zwischen dunklen Schwanz eine lebhafte Zeichnung der Dominanz und Geweihverletzungen, der dar- hinteren Partie entsteht. Im Winter ist der Dam- auf hinweist, dass hochrangige Hirsche häufig hirsch an Kopf, Hals und Ohren braungrau, auf auch Geweihverletzungen haben. Sie fanden dem Rücken und an den Seiten schwärzlich und keinen Zusammenhang zwischen Geweihver- an der Unterseite aschgrau. Die Fleckung ist letzungen und Paarungserfolg oder Anzahl von dann nur noch andeutungsweise sichtbar. Auseinandersetzungen mit anderen Hirschen. Negative Folgen für die Fitness des einzelnen Die Damwildstrecke sinkt seit wenigen Jah- Hirsches haben also Geweihverletzungen dem- ren mehr oder weniger kontinuierlich. nach nicht. Mit 11 651 erlegten Stücken im Jagdjahr Die Haarfärbung ist jahreszeitlich und 2017 / 18 liegt die Strecke ca. 8 % unter der von individuell sehr variabel. Bei normal gefärb- 2016 /17 (12 695). ten Individuen ist das Sommerhaarkleid hell- rostbraun mit auffallend weißen Flecken. Auf Der Schwerpunkt der Damwildbejagung der Rückenmitte verläuft ein dunkler Aalstrich, liegt in den Landkreisen Rotenburg (Wümme), der sich beim europäischen Damhirsch bis zur Cuxhaven und Heidekreis. Spitze des Schwanzes fortsetzt. Beim meso-

Landesjagdbericht 2017 / 2018 23 Muff elwild (Ovis orientalis musimon)

Reinhild Gräber

M u ff e l w i l d Größe 65 – 80 cm Schulterhöhe Paarungszeit Oktober / November Setzzeit April / Mai Gewicht 20 – 50 kg Lebensraum Laub- und Mischwälder mit Lichtunge n und Wiesen in Hanglagen, möglichst mit steinigem Untergrund, aber auch im Flachland mit sandigem Boden

Das Muff lon, auch Muff elwild oder Muf- bräunlich gefärbt, im Winter ist es bei beiden felschaf genannt, ist das kleinste wilde Schaf Geschlechtern dunkler. Nur das Winterfell der Europas. Das glatte Fell ist im Sommer bei Widder zieren meistens zusätzlich zwei weiße den Widdern rotbraun und bei den Schafen seitlich auf dem Rücken liegende Flecken. Auf- grund ihrer Lage und ihres Aussehens werden 16 Muff elwild: Anteil der Reviere mit Vorkommen in Prozent (%) 2017 sie als Sattelflecken bezeichnet.

Gemeinden in Niedersachsen (Stand- und Wechselwild) Europäische Muff lons (Ovis orientalis musimon) sind mediterrane Schafe, die in den letzten Jahrhunderten weltweit als Park- und Jagdtiere eingeführt wurden. Muff lons sind in der Lage, sich mit domestizierten inländischen Rassen zu verpaaren, aus denen fruchtbare Hybriden mit einem gemischten Phänotyp ent- stehen. Tatsächlich wurden einige eingeführte Muff lonpopulationen absichtlich mit domesti- zierten inländischen Rassen verpaart, um ihre Widerstandsfähigkeit und Trophäengröße zu verbessern. Aufgrund dieser unkontrollierten Vermischung wurde die Frage der genetischen 0 10 20 30 40 50 km Reinheit der meisten Muff lons lange Zeit dis- kutiert. In einer Studie in Nordrhein-Westfalen Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., von SCHRÖDER et al. (2016) wurden Gentests gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002

0 > 25 – 50 keine Daten > 20 – 10 > 50 – 75 Kreisgrenzen > 10 – 25 > 75 – 100 Gemeindegrenzen

24 Schalenwild entwickelt, um reine gezüchtete Muff lons und 17 Entwicklung der Muff elwildstrecke einheimische Schafe von ihren Hybriden unter- Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild) scheiden zu können. Tatsächlich fand man eine vernachlässigbare Hybridisierung. Eine mögli- 800 che Erklärung dafür war die dort durchgeführte selektive Jagd auf Tiere, die Zeichen der Hybri- 700 disierung in ihrem Phänotyp zeigen. 600

Imposant stellt sich das männliche Muff el- 500 wild (Widder) mit den aus Horn bestehenden Schnecken dar. Diese sind im Gegensatz zum 400

Geweih der Hirsche (Cerviden) dauerhaft ange- 300 legt und werden nicht jährlich abgeworfen. Im Unterschied zu den weiblichen Cerviden weist 200 auch ein kleiner Teil der Schafe „Hornstümpfe“ 100 auf, die zeitlebens zweischneidig bleiben. Muf- felwild zählt zu den Raufutterfressern und ist sehr genügsam. Verbiss an Gehölzen tritt vor 1958 1963 1968 1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2013 2017 allem in Zeiten von Futternot (hohe Schneela- gen) oder häufi gen Störungen und dem damit Gesamtstrecke davon Fallwild

Das Horn der Muff el wird nicht abgeworfen, sondern wächst kontinuierlich weiter Foto: piclease / Reinhard Siegel

Landesjagdbericht 2017 / 2018 25 einhergehenden eingeschränkten Aktionsra- 19 Muffelwildstrecke inkl. Fallwild dius auf. Aufgrund der sozialen Lebensweise Niedersachsen nach Landkreisen kann dies lokal große Ausmaße annehmen. Dies Landkreis Jagdstrecke und die Tatsache, dass es zumeist als Fremd- Landkreis Ammerland 0 ling angesehen wird, ist unter anderem auch Landkreis Aurich 0 der Grund, warum Muffelwild unter Berufung Landkreis Celle 0 auf die Vorgaben der International Union for Landkreis Cloppenburg 0 Conservation of Natural Ressources (IUCN), die Landkreis Cuxhaven 0 Grundsatzerklärung der Föderation der Natur- Landkreis Diepholz 0 und Nationalparke Europas und die Richtlinien Landkreis Emsland 0 für Deutsche Nationalparke in Großschutzge- Landkreis Friesland 0 Landkreis Gifhorn 1 bieten, nicht gern gesehen wird. Landkreis Goslar 42 Landkreis Göttingen 0 Die Muffelwildstrecke in den 14 niedersäch- Landkreis Grafschaft Bentheim 0 sischen Landkreisen mit Vorkommen ist im Landkreis Hameln-Pyrmont 4 Berichtsjahr um 50 Stück gesunken. Sie liegt Landkreis Harburg 28 nunmehr bei 371 Stück Muffelwild. Der Großteil Landkreis Heidekreis 8 der Gesamtstrecke entfällt auf den Landkreis Landkreis Helmstedt 2 Landkreis Hildesheim 30 Schaumburg. Insgesamt werden in den fünf Landkreis Holzminden 6 Landkreisen Schaumburg, Northeim, Goslar, Landkreis Leer 0 Harburg und Hildesheim mehr als drei Viertel Landkreis Lüchow-Dannenberg 0 der Strecke erzielt. Landkreis Lüneburg 0 Landkreis Nienburg 11 Landkreis Northeim 51 Landkreis Oldenburg 0 Landkreis Osnabrück 0 Landkreis Osterholz 0 Landkreis Peine 0 Landkreis Rotenburg / Wümme 0 18 Muffelwild: Jagdstrecke pro km² bejagbare Fläche 20177 / 18 Landkreis Schaumburg 155 Landkreis Stade 0 Landkreise in Niedersachsen (inkl. Fallwild) Landkreis Uelzen 3 Landkreis Vechta 0 Landkreis Verden 0 Landkreis Wesermarsch 0 Landkreis Wittmund 0 Landkreis Wolfenbüttel 14 Region Hannover (inkl. 16 Landeshauptstadt Hannover) Stadt Braunschweig 0 Stadt Delmenhorst 0 Stadt Emden 0 Stadt Oldenburg 0 Stadt Osnabrück 0 Stadt Salzgitter 0 Stadt Wilhelmshaven 0

0 10 20 30 40 50 km Stadt Wolfsburg 0 Gesamt 371 Datenquelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung Kartograpfische Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002

0 0,02 – 0,03 Kreisgrenzen 0 – 0,01 0,03 – 0,05 Bremen 0,01 – 0,02 > 0,05

26 Schalenwild2626 Rehwild (Capreolus capreolus)

Reinhild Gräber

Rehwild Größe 60 – 75 cm Schulterhöhe Paarungszeit Juli / August (Keimruhe) Setzzeit Ende April bis Anfang Juni Gewicht bis 30 kg Lebensraum Grenzlinienbewohner; bevorzugt abwechslungsreiche Feld-Wald-Landschaft en bzw. lichte unterwuchsreiche Wälder

Das Rehwild ist ein Vertreter der Unter- Neben der Fruchtbarkeitsrate spielt auch die familie Trughirsche und somit näher mit den nachgeburtliche Mortalität eine Rolle und muss amerikanischen Weißwedelhirschen oder den bei der Zuwachsberechnung berücksichtigt Pampashirschen verwandt als mit unserem Rot- werden. oder Damwild. Für das Rehwild existiert in Niedersachsen Unsere kleinste Schalenwildart kommt in der dreijährige Abschussplan. Niedersachsen flächendeckend und fast überall in stabilen Populationsdichten vor. Als Grenz- linienbewohner bevorzugt das Rehwild reich strukturierte Landschaft en mit ausgeprägtem 20 Rehwild: Jagdstrecke pro km² bejagbare Fläche 2017 / 18 Wechsel von Feld- und Waldanteilen. Das Reh- Landkreise in Niedersachsen (inkl. Fallwild) wild hat sich an die veränderten Lebensbedin- gungen in der heutigen Landschaft optimal angepasst.

Die veränderten landwirtschaft lichen Bewirtschaft ungsformen, die Erschließung des Waldes und seine naturnahe Bewirtschaft ung führen dazu, dass auch der Wald für das Reh- wild zum geeigneten Lebensraum wurde.

Rehwild ist ein Konzentratselektierer und ernährt sich vorwiegend von nährstoff reichen jungen Trieben sowie Knospen von Bäumen und Sträuchern. Es lebt vorwiegend einzeln (sog. 0 10 20 30 40 50 km Distanztypus). Nur im Winter treten Rehe oft Datenquelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft , in größeren Verbänden (Sprüngen) auf, die als Verbraucherschutz und Landesentwicklung Kartograpfi sche Grundlage: Notgemeinschaft en zu interpretieren sind. © GeoBasis-DE / BKG 2002

< 1,0 2,5 – 3,5 Kreisgrenzen 1,0 – 1,5 3,5 – 4,0 Bremen 1,5 – 2,5 > 4,0

Landesjagdbericht 2017 / 2018 27 22 Rehwildstrecke inkl. Fallwild Niedersachsen nach Landkreisen Landkreis Jagdstrecke Landkreis Ammerland 1 933 Landkreis Aurich 1 761 Landkreis Celle 3 750 Landkreis Cloppenburg 3 176 Landkreis Cuxhaven 3 913 Landkreis Diepholz 4 625 Landkreis Emsland 7 236 Landkreis Friesland 792 Landkreis Gifh orn 5 515 Landkreis Goslar 1 575 Landkreis Göttingen 4 737 Landkreis Grafschaft Bentheim 2 191 Landkreis Hameln-Pyrmont 2 699 Landkreis Harburg 4 004 Landkreis Heidekreis 5 489 Landkreis Helmstedt 2 792 Landkreis Hildesheim 2 908 Landkreis Holzminden 1 965 Rehwild bevorzugt reich strukturierte Landschaften Foto: piclease /Helmut Heimpel Landkreis Leer 1 862 Landkreis Lüchow-Dannenberg 3 554 Landkreis Lüneburg 4 209 Landkreis Nienburg 4 079 Landkreis Northeim 3 413 Landkreis Oldenburg 2 563 Landkreis Osnabrück 6 792 Landkreis Osterholz 2 040 Landkreis Peine 1 401 Landkreis Rotenburg / Wümme 5 901 Landkreis Schaumburg 2 129 Landkreis Stade 2 858 Landkreis Uelzen 4 008 21 Entwicklung der Rehwildstrecke Landkreis Vechta 2 069 Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) Landkreis Verden 2 377 Landkreis Wesermarsch 575 140 Landkreis Wittmund 779 Landkreis Wolfenbüttel 1 705 120 Region Hannover (inkl. 6 229 Landeshauptstadt Hannover) 100 Stadt Braunschweig 441 Stadt Delmenhorst 74 80 Stadt Emden 71 Stadt Oldenburg 94

60 Stadt Osnabrück 253 Stadt Salzgitter 381 Stadt Wilhelmshaven 72 40 Stadt Wolfsburg 765 Gesamt 121 755 20

1958 1963 1968 1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2013 2017

Gesamtstrecke davon Fallwild

28 Schalenwild Schwarzwild (Sus scrofa)

Oliver Keuling

Schwarzwild Größe 60 – 115 cm Schulterhöhe Paarungszeit November bis Januar, aber auch ganzjährig Setzzeit Februar bis April, aber auch ganzjährig Gewicht 45 – 175 kg (je nach Standort und Lebensalter) Lebensraum Wald, Kulturland, dringt zunehmend in den menschlichen Siedlungsbereich

Aufgrund des Auft retens der Afrikanischen Osten des Landes weitgehend stabil geblieben Schweinepest (ASP) in Osteuropa und einigen sind. Ländern der EU (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechische Republik, Ungarn, Belgien) Das Schwarzwild ist äußerst anpassungsfä- ist das Schwarzwild in Deutschland aktuell sehr hig und lernfähig. Gerade diese Lernfähigkeit stark in den Fokus gerückt. Sollte die ASP in macht den Jägern die Bejagung nicht einfach, Schwarzwild im Fokus Deutschland beim Schwarzwild auft reten, wer- da die höchst sozialen Tiere aus negativen den starke Handelsrestriktionen greifen, die Erlebnissen lernen und dieses Erlernte durch- einen enormen wirtschaft lichen Schaden nicht aus an andere Rottenmitglieder weitergeben. nur in der Landwirtschaft nach sich ziehen. (weitere Infos zur ASP siehe auch WILD UND JAGD 2015 / 16 GRÄBER et al. 2016, sowie FLI 2018, LAVES 2018) 23 Entwicklung der Schwarzwildstrecke Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) Seit dem niedersächsischen Maximalwert 70 von 57 604 Stücken in 2008 / 09 waren die jähr- lichen Schwarzwildstrecken stark schwankend 60 auf einem sehr hohen Niveau. In den letzten drei Jahren gab es einen kontinuierlichen Stre- 50 ckenanstieg. Aufgrund der hohen Reprodukti- onszahlen und der milden Witterung der letzten 40 beiden Winter waren starke Bestands- und Stre- ckenanstiege zu erwarten, was sich in vollem 30 Umfang bewahrheitet hat. Nachdem bereits im Jagdjahr 2016 / 17 die Strecke deutlich um 20 25 % (56 185 Stück) angestiegen war, gab es im Jagdjahr 2017 / 18 einen erneuten Anstieg um 10 weitere 23 % auf 68 992 Stück. Damit wurde ein neuer Höchstwert für Niedersachsen erreicht. 1958 1963 1968 1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2013 2017 Hierbei sind im Süden und Südosten (Weser- bergland und Harz) starke Anstiege zu beob- Gesamtstrecke davon Fallwild achten, während die Strecken im Norden und

Landesjagdbericht 2017 / 2018 29 Schwarzwild: Gewinner in Die Wildschweine sind eindeutige Gewin- Das Reproduktionspotential ist seit Jahren der Kulturlandschaft ner in unserer Kulturlandschaft. Aufgrund sei- unverändert hoch bei 200 % tatsächlichem ner Flexibilität ist das Schwarzwild in der Lage, Zuwachs bezogen auf den gesamten Winterbe- beinahe alle Lebensräume zu besiedeln und stand. Es müssen also jährlich knapp 70 % des die klimatischen und landwirtschaftlichen Ver- tatsächlichen Sommerbestands abgeschöpft änderungen der letzten Jahrzehnte für Popula- werden. Sogar die Frischlinge werden ab etwa tionszuwachs und Ausbreitung auszunutzen. einem halben Jahr geschlechtsreif und tra- Das Schwarzwild kommt inzwischen in 94 % gen schon im ersten Lebensjahr mit 35–50 % der Gemeinden Niedersachsens zumindest als zum gesamten Zuwachs bei. Hier zeigt sich Wechselwild vor. Sowohl die Agrarlandschaf- in aktuellen Untersuchungen auch, dass die ten als auch urbane Räume werden immer mehr Frischlingskeiler ebenfalls an der Reproduktion besiedelt. Damit ist es in Streckenzahl und teilnehmen können. Des Weiteren lassen erste Wildbretertrag neben dem Rehwild die jagdlich Untersuchungen vermuten, dass die Keiler trotz wichtigste Schalenwildart in Niedersachsen. stark ausgeprägter Saisonalität das ganze Jahr Darüber hinaus hat diese Art eines der weltweit über zeugungsfähig sind, einige Bachen kön- größten natürlichen Verbreitungsgebiete, das nen sogar zweimal pro Jahr frischen und mul- zusätzlich durch Auswilderungen und verwil- tiple Vaterschaften (mehrere Väter innerhalb derte Hausschweine durch den Menschen auf eines Wurfes) regelmäßig auftreten. In den letz- alle Kontinente (außer Antarktika) ausgedehnt ten Jahren war zu beobachten, dass für Rück- wurde (KEULING et al. 2018, MELLETTI & MEI- gänge der Bestandszahlen, und somit auch der JAARD 2018). Jagdstrecken, in erster Linie die Witterungsbe- dingungen verantwortlich waren (VETTER et al. 2015). Die günstigen Ernährungsbedingungen in der Landwirtschaft gleichen offensichtlich die schlechteren Ernährungsbedingungen in Fehlmastjahren weitgehend aus (KEULING et al. Schwarzwild ist sehr sozial, lediglich Keiler tauchen auch als Einzelgänger auf 2014, FRAUENDORF 2015, FRAUENDORF et al. Foto: piclease / Reinhard Siegel 2016).

Das Schwarzwild ist sehr sozial, die engen Familienstrukturen (Rotten) sind geprägt von Mutterfamilien. Hierbei darf das Schwarzwild jedoch niemals mit dem Verhalten anderer Schalenwildarten verglichen werden. Vielmehr ähnelt es in Sozialstrukturen, Lernfähigkeit, Flexibilität und Reproduktion den Rudeln gro- ßer Raubtiere wie Wolf oder Löwe (lediglich die Männchen fehlen). Die Rotte besteht immer aus einer Mutterfamilie mit dem letztjährigen und ggf. auch vorjährigen Nachwuchs, die Kei- ler sind jedoch Einzelgänger und müssen den Familienverband mit Eintritt der Geschlechts- reife (also ab ca. 8 – 11 Monaten) verlassen. Das Schwarzwild bewegt sich überwiegend kleinräumig innerhalb der ihnen angestammten standorttreuen Streifgebiete. Der Wald spielt ganzjährig eine wichtige Rolle als Lebensraum,

30 Schalenwild Wildschweine sind eindeutig Gewinner der Kulturlandschaft Foto: Sven-Erik Arndt

die in den Sommermonaten jedoch zurücktritt. Da das Schwarzwild einen bedeutenden Hierin zeigt sich die enorme Gelehrigkeit und ökonomischen Faktor darstellt, der derzeit v.a. Anpassungsfähigkeit des Schwarzwildes. Die durch die drohende ASP bewusst geworden Lebensräume werden flexibel genutzt: Es gibt ist, ist es äußerst wichtig, dass alle Personen immer Wildschweine, die sich anders verhal- beim “Management“ mitwirken. D. h. jeder ten, so dass es auch immer überall Schwarz- sollte tot gefundenes Schwarzwild melden und wild geben wird (KEULING et al. 2008A, 2009, ggf. Proben entnehmen. Bei allen erlegten Stü- KEULING et al. 2014). In den Agrarlandschaften cken sollte eine Blutprobe entnommen werden. dienen deckungsreiche Habitate wie Schilfgür- Wichtig ist: nur gemeinsam können wir beste- tel, Moore, Heiden, aber auch Feldgehölze, aus- hen und daher gilt: Mithilfe, Blutproben neh- gedehnte Raps- und Maisfelder sowie im Winter men, melden-melden-melden! Zwischenfrüchte dem Schwarzwild als „Ersatz- lebensraum“. Somit kann sich das Schwarzwild Es ist zu erwarten, dass die Schwarzwild- trotz der Standorttreue durch wenige abwan- strecken mittelfristig weiter steigen und somit dernde Individuen schnell ausbreiten und auch die Bejagung noch stärker intensiviert zudem aufgrund der hohen Reproduktionsraten werden muss. Aus ökologischen und ökono- schnell neue Populationen etablieren. mischen Gründen ist ein fundiertes jagdliches „Management“ zur Regulation oder gar Reduk- Um das Schwarzwild effektiv bewirtschaf- tion der Schwarzwildbestände unabdingbar. ten zu können, ist es äußerst wichtig, ihm keine Daher müssen alle jagdlichen Möglichkeiten Rückzugsmöglichkeiten zu geben (TOLON et al. (Einzeljagd im Feld, an der Kirrung, Gemein- 2009, KEULING et al. 2013). Es darf also im Falle schaftsansitz, revierübergreifende Drückjagden des Schwarzwildes keine Rückzugsräume durch etc.) bestmöglich ausgeschöpft werden. Eine unbejagte Gebiete (befriedete Bezirke, nicht Bejagung über die Reviergrenzen hinaus, ist bejagte NSG / NP oder aus anderen Gründen zwingend erforderlich. unbejagten Gebiete) geben.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 31 24 Schwarzwild: Anteil der Reviere mit Vorkommen in Prozent (%) 2017 26 Schwarzwildstrecke inkl. Fallwild Gemeinden in Niedersachsen Landkreis Jagdstrecke Landkreis Ammerland 192 Landkreis Aurich 46 Landkreis Celle 3 810 Landkreis Cloppenburg 248 Landkreis Cuxhaven 1 079 Landkreis Diepholz 797 Landkreis Emsland 710 Landkreis Friesland 75 Landkreis Gifhorn 3 558 Landkreis Goslar 2 557 Landkreis Göttingen 6 402 Landkreis Grafschaft Bentheim 644 Landkreis Hameln-Pyrmont 2 480 Landkreis Harburg 1 898

0 10 20 30 40 50 km Landkreis Heidekreis 4 768 Landkreis Helmstedt 2 785 Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landkreis Hildesheim 2 675 Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Landkreis Holzminden 2 493 Kartograpfische Grundlage: ©GeoBasis-DE / BKG 2002 Landkreis Leer 66

0 60 – 80 keine Daten Landkreis Lüchow-Dannenberg 2 883 > 20 – 20 80 – 90 Kreisgrenzen Landkreis Lüneburg 3 716 20 – 40 90 – 100 Gemeindegrenzen Landkreis Nienburg 1 764 40 – 60 Landkreis Northeim 4 210 Landkreis Oldenburg 542 Landkreis Osnabrück 1 330 Landkreis Osterholz 290 Landkreis Peine 432 Landkreis Rotenburg / Wümme 2 484 25 Schwarzwild: Jagdstrecke pro km² bejagbare Fläche 2017 / 18 Landkreis Schaumburg 2 213 Landkreise in Niedersachsen (inkl. Fallwild) Landkreis Stade 521 Landkreis Uelzen 3 791 Landkreis Vechta 288 Landkreis Verden 479 Landkreis Wesermarsch 0 Landkreis Wittmund 68 Landkreis Wolfenbüttel 1 331 Region Hannover (inkl. 3 926 Landeshauptstadt Hannover) Stadt Braunschweig 329 Stadt Delmenhorst 0 Stadt Emden 0 Stadt Oldenburg 0 Stadt Osnabrück 3 Stadt Salzgitter 292 Stadt Wilhelmshaven 17 0 10 20 30 40 50 km Stadt Wolfsburg 800 Datenquelle: Gesamt 68 992 Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung Kartograpfische Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002

0,00 – 0,20 > 0,65 – 1,50 Kreisgrenzen > 0,20 – 0,20 > 1,50 – 2,50 Bremen > 0,20 – 0,65 > 2,50

32 Schalenwild 27 Niederwildstrecken 2017 / 18 in Niedersachsen, Stand 19.09.2018

Wildart erlegt Fallwild Summe Wildart erlegt Fallwild Summe

Haarwild Federwild Feldhasen 32 847 11 663 44 510 Stockenten 62582 1331 63913 Wildkaninchen 11 758 4 027 15 785 Krickenten 1472 40 1512 Wildkatzen 0 27 27 Knäkenten 0 7 7 Luchse 0 1 1 Pfeifenten 858 28 886 Füchse 47 778 4 223 52 001 Löffelenten 0 10 10 Steinmarder 8 525 1 226 9 751 Schnatterenten 0 0 0 Baummarder 1 856 262 2 118 Tafelenten 0 3 3 Iltisse 2 219 302 2 521 Reiherenten 0 2 2 Hermeline 1 157 106 1 263 Spießenten 0 5 5 Mauswiesel 0 93 93 Kolbenenten 0 0 0 Dachse 5 781 1 723 7 504 Samtenten 0 0 0 Fischotter 0 14 14 Schellenten 0 2 2 Seehunde 0 6 6 Moorenten 0 0 0 Waschbären 14 783 1 029 15 812 Eiderenten 0 17 17 Marderhunde 3 586 314 3 900 Minke 24 4 28 Gänsesäger 0 6 6 Nutrias 24 024 296 24 320 Mittelsäger 0 1 1 Zwergsäger 0 0 0 Waldschnepfen 5 938 45 5 983 Blässhühner* 0 79 79 Federwild Silbermöwen 1 627 191 1 818 Rebhühner 41 194 235 Lachmöwen* 3 55 58 Fasanen 21 818 3 109 24 927 Haubentaucher 0 1 1 Wachteln 0 1 1 Großtrappen 0 0 0 Auerhähne 0 0 0 Graureiher* 30 110 140

Auerhennen 0 0 0 Habichte* – 1 24 25 Birkhähne 0 0 0 davon Lebendfang 0 0

Birkhennen 0 0 0 Mäusebussarde* – 1 411 412 Haselhähne 0 0 0 davon Lebendfang 0 0 Haselhennen 0 0 0 Sperber 0 11 11 Wildtruthühner 0 0 0 Rotmilane 0 11 11 Ringeltauben 92 615 2 589 95 204 Schwarzmilane 0 0 0 Türkentauben 1 213 70 1 283 Sturmmöwen 0 0 0 Höckerschwäne 185 49 234 Rohrweihe 0 2 2 Graugänse 15 743 190 15 933 Mantelmöwe 0 0 0 Blässgänse 0 51 51 Wanderfalken 0 3 3 Saatgänse 0 11 11 Baumfalken 0 0 0 Ringelgänse 0 9 9 Turmfalke* 0 0 0 Kanadagänse 1 664 27 1 691 Kolkraben* 8 18 26 Nilgänse 5 876 35 5 911 Rabenkrähen 92 394 714 93 108 Brandenten 0 11 11 Elstern 22 330 212 22 542 **m mitit AusnahmegenehmigungAusnahmegenehmigung fürfür diedie AbschüsseAbschüsse

Landesjagdbericht 2017 / 2018 33 Niederwild

Feldhase (Lepus europaeus)

Egbert Strauß

Feldhase Größe 42 – 68 cm Paarungszeit Januar bis August Setzzeit Februar bis September Gewicht bis 6,5 kg Lebensraum Kulturfolger; typischer Vertreter der Lebensgemeinschaft Feldflur, kommt aber auch im Wald vor

Hasenbesätze durch Die Hasenbesätze in Niedersachsen sind in stabil. In den traditionellen Niederwildregionen Lebensraumveränderung, den südlichen und östlichen Landesteilen von westlich der Weser und entlang der Elbe sind Prädation und Krankheiten stark unter Druck Niedersachsen auf niedrigem Niveau relativ die Besätze in den letzten 10 Jahren deutlich zurückgegangen. Die Ursachen für die regional unterschiedlichen und über die Jahrzehnte teils 28 Feldhase: Frühjahrsbesatz pro km² bejagbare Fläche 2017 ungewöhnlichen Entwicklungen der Hasenbe- sätze geben den Forschern immer noch Rätsel Gemeinden in Niedersachsen auf. Schlichte und oberflächliche Erklärungen werden der Situation um die Hasenbesätze wie auch aller anderen Niederwildarten nicht gerecht.

Neben dem Lebensraum machen vor allem der Prädationsdruck, Krankheitserreger als auch ungünstige Witterung dem Hasen unter- schiedlich stark zu schaff en. In den vergange- nen drei Jahrzehnten haben die Mechanisierung der landwirtschaft lichen Bearbeitung, Flurbe- reinigung, große Schlagflächen, die Reduktion auf wenige Anbaufrüchte und der Verlust von 0 10 20 30 40 50 km Wildkräutern den Lebensraum für die Tiere der Agrarlandschaft stark beeinträchtigt und Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., wahrscheinlich maßgeblich zum Rückgang der gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002

0 > 15 – 20 keine Daten > 21 – 5 > 20 – 25 Kreisgrenzen > 25 – 10 > 25 Gemeindegrenzen > 10 – 15

34 Niederwild Prädation, Krankheitserreger und schlechte Witterung können jungen Hasen zum Verhängnis werden Foto: piclease / Helmut Heimpel

Niederwild- und auch der Singvogelbesätze in der Schweiz, Österreich und Deutschland beigetragen. Virale Infektionserreger wie bei- laut dem Schweizer Bundesamt für Gesundheit spielsweise EBHS haben vermutlich darüber (BAG 2018) und dem Robert Koch Institut (RKI) hinaus die Hasenbesätze vornehmlich in den erkennbar. Nähere Informationen zur Tularä- Hasenhochburgen stark reduziert. Andere mie sind unter https://www.rki.de/DE/Content/ Krankheiten wie Pseudotuberkulose, Brucel- Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Tula- lose oder Tularämie treten lokal in Einzelfällen raemie.html zu finden. Anstecken können sich auf. die Menschen durch den direkten Kontakt mit infizierten Hasen beim Aufbrechen oder an ver- Infektionserreger Die Tularämie, auch Hasenpest genannt, ist endet gefundenen Hasen. Darüber hinaus kann können die Hasenbesätze beeinträchtigen eine Zoonose und wird vom Bakterium Fran- das Bakterium auch über Insektenstiche, Tröpf- cisella tularensis ausgelöst. Es befällt haupt- chen oder Staubpartikel übertragen werden. sächlich Wildtiere wie Hasen, Kaninchen, Die Infektion ist bei rechtzeitiger Diagnose mit Ratten, Mäuse, Wühlmäuse oder Eichhörnchen Antibiotika gut behandelbar. Es muss derzeit und kann für Menschen und Hunde lebensbe- noch offen bleiben, ob die Häufung der Fälle auf drohlich sein, wenn die Tularämie nicht recht- eine Intensivierung der veterinärmedizinischen zeitig erkannt und behandelt wird. Untersuchungen oder auf eine Ausbreitung der Infektionserreger in den Wirbeltierpopulationen Die Tularämie kommt im Wesentlichen auf zurückzuführen ist. Inwieweit die Tularämie wie der Nordhalbkugel vor, tritt in der Regel relativ auch andere Infektionskrankheiten die Hasen- selten auf und ist in Deutschland eine melde- besätze beeinflussen, ist derzeit noch unklar pflichtige Zoonose. In den letzten Jahren wird und für das ITAW Anlass, diese Faktoren in den eine Zunahme gemeldeter Erkrankungsfälle nächsten Jahren intensiver zu untersuchen.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 35 29 Entwicklung der Frühjahrsbesätze (Hasen / km² bejagbare Fläche) in den Naturregionen Niedersachsens 1991 – 2017

30

25

20

15

10

5

0 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017

Ems-Weser-Marsch Börde und Weser-Aller-Flachland Stader Geest und Heide Elbe-Niederung Ostfriesl., Oldbg. und Osnab. Raum Weserbergland und Harz

Große Unterschiede in den Hasenbesätzen und den Auffällig sind die starken Rückgänge der 2000er Jahre. Die Zu- und Abnahmen im südli- Besatzentwicklungen Frühjahrsbesätze (und der Jagdstrecken) im chen, mittleren und östlichen Niedersachsen Norden und Westen von Niedersachsen in den sind dagegen nicht so stark ausgeprägt. traditionellen Niederwildgebieten seit Mitte der

30 Jagdstrecken (erlegte Hasen / km² bejagbare Fläche) in den Naturregionen Niedersachsens 1997 – 2016 (ohne Streckendaten aus 2017 / 18)

10

8

6

4

2

0 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2016

Ems-Weser-Marsch Börde und Weser-Aller-Flachland Stader Geest und Heide Elbe-Niederung Ostfriesl., Oldbg. und Osnab. Raum Weserbergland und Harz

36 Niederwild Die Hasenbesätze im Weser-Leine-Berg- 31 Hasenstrecke inkl. Fallwild land waren über die letzten 27 Jahre der Wild- Niedersachsen nach Landkreisen tiererfassung relativ konstant zwischen 8 und Landkreis Jagdstrecke 10 Hasen / 100 ha mit einem deutlichen Besatz- Landkreis Ammerland 911 Peak von 11,5 Hasen / 100 ha zeitgleich in Landkreis Aurich 3 600 allen Regionen. In der Stader Geest, der Lüne- Landkreis Celle 193 burger Heide als auch in der Börde und dem Landkreis Cloppenburg 3 356 Weser-Allerflachland sind Anstiege von Mitte Landkreis Cuxhaven 1 692 der 1990er Jahre von rund 10 Hasen auf 15 Landkreis Diepholz 1 510 Hasen / 100 ha bis Mitte der 2000er Jahre zu ver- Landkreis Emsland 5 197 zeichnen, dann wieder ein kontinuierlicher leich- Landkreis Friesland 1 400 ter Rückgang auf 10,5 bzw. 11 Hasen / 100 ha bis Landkreis Gifhorn 454 zum Frühjahr 2017. Besonders ausgeprägt sind Landkreis Goslar 58 Landkreis Göttingen 222 die Besatzrückgänge seit 2006 bis 2014 in den Landkreis Grafschaft Bentheim 1 825 Naturregionen Weser-Ems-Marsch, Elbe-Niede- Landkreis Hameln-Pyrmont 83 rung, sowie den Regionen Ostfriesland, dem Landkreis Harburg 725 Oldenburger und Osnabrücker Raum. In den Landkreis Heidekreis 417 letzten Jahren pendelten sich die Hasenbesätze Landkreis Helmstedt 232 dort zwischen 12 und 16 Hasen / 100a h ein. Landkreis Hildesheim 490 Auffällig ist die Zunahme in der Region Weser- Landkreis Holzminden 70 Ems-Marsch seit 2014. Die Hälfte der dortigen Landkreis Leer 2 407 32 Gemeinden meldeten in etwa gleichblei- Landkreis Lüchow-Dannenberg 232 Landkreis Lüneburg 266 bende Besätze und 38 % meldeten eine positive Landkreis Nienburg 840 Besatzentwicklung von über 20 % gegenüber Landkreis Northeim 227 2016 (Abb. 29). Neben den positiven Entwick- Landkreis Oldenburg 1 192 lungen auf einigen Nordseeinseln erholten sich Landkreis Osnabrück 4 075 die Besätze auch auf dem Festland. Aufgrund Landkreis Osterholz 412 des verregneten nassen Sommers und Herbst Landkreis Peine 557 2017 waren die Zuwächse sehr schlecht, was Landkreis Rotenburg / Wümme 801 sich letztlich in den reduzierten Jagdstrecken Landkreis Schaumburg 363 Landkreis Stade 2 081 niederschlug. Landkreis Uelzen 168 Landkreis Vechta 2 198 Anhand der Daten aus der WTE weisen die Landkreis Verden 432 Jagdstrecken (erlegte Hasen / 100 ha) zwischen Landkreis Wesermarsch 1 574 1997 und 2017 in den sechs Naturregionen ver- Landkreis Wittmund 1 951 gleichbare Tendenzen auf wie die flächende- Landkreis Wolfenbüttel 237 Region Hannover (inkl. ckenden Besatzeinschätzungen durch die Jäger 1 158 Landeshauptstadt Hannover) (Abb. 29 und Abb. 30) (STRAUSS et al. 2018). Stadt Braunschweig 61 Die traditionellen Niederwildregionen im Nor- Stadt Delmenhorst 47 den und Westen von Niedersachsen erzielten Stadt Emden 300 bis Mitte der 2000er Jahre relativ hohe Jagdstre- Stadt Oldenburg 155 cken, die danach deutlich abnehmen. Dagegen Stadt Osnabrück 117 sind die Jagdstrecken im mittleren und südli- Stadt Salzgitter 35 chen Niedersachsen zum einen deutlich gerin- Stadt Wilhelmshaven 119 ger und in ihrer Entwicklung relativ konstant. Stadt Wolfsburg 70 Gesamt 44 510

Landesjagdbericht 2017 / 2018 37 Seit 2004 sinken die Zahlen der Feldhasen auch bei den Frühjahrszählungen Foto: piclease / Mario Müller

Jagdstrecken stark Gegenüber dem Vorjahr nahm die Anzahl erleg- zurückgegangen Die Jagdstrecke beim Feldhasen nimmt seit ter Hasen (ohne Fallwild) ebenfalls deutlich von 2004, wie auch die Frühjahrsbesätze, kontinu- 40 882 (2016 / 17) auf 32 847 (2017 / 18) ab, ein ierlich ab. Wurden im Jagdjahr 2004 / 05 noch Rückgang um 20 %. Die Abnahme der Jagdstre- Reduzierte Bejagung 137 491 Hasen erlegt oder als Fallwild gemel- cke resultiert vor allem in dem starken Rückgang verstärkt den negativen Trend det, ist im abgelaufenen Jagdjahr 2017/18 die der Hasenbesätze in den Hasenhochburgen im der Jagdstrecke Gesamtjagdstrecke (inkl. Fallwild) auf 44 510 westlichen und nördlichen Niedersachsen. Eine Hasen gesunken – eine Abnahme um 68 %. vermehrte Schonung d.h. reduzierte Bejagung verstärkt den negativen Trend der Jagdstre- 32 Entwicklung der Feldhasenstrecke cke. Im Jagdjahr 2005 / 06 wurde der Hase in Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) Niedersachsen noch in 76 % der Reviere bejagt – im Jagdjahr 2016 / 17 nur noch in 350 61 %. Die Mehrzahl der Reviere erlegten dabei nur wenige bzw. nur den einen oder anderen 300 Küchenhasen. Darüber hinaus gingen auch die Fallwild- 250 zahlen von 13 660 auf 11 663 ( – 15 %) im letzten Jagdjahr zurück. Der Fallwildanteil an der Jagd- 200 strecke nimmt mittlerweile einen absoluten

150 Höchstwert von 35,5 % ein, was auf die stark reduzierte Jagdstrecke – die als 100 % gesetzt 100 wird – zurückzuführen ist. Inwieweit erhöhte Fallwildanteile durch verschiedene Krankheits- 50 geschehen verursacht wurden, ist dringend durch wissenschaft liche Untersuchungen abzu- klären. Das ITAW wird in den nächsten Jahren 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 2017 in Kooperationen mit verschiedenen wissen- schaft lichen Institutionen verstärkt Untersu- Gesamtstrecke chungen zu diesem Thema durchführen.

38 Niederwild Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus)

Egbert Strauß

Wildkaninchen Größe 35 – 45 cm Paarungszeit Februar bis August Setzzeit März bis September Gewicht 1,5 – 2 kg Lebensraum Bevorzugt hügeliges Gelände mit grasigen Parzellen und Gebüsch auf sandigen Böden; an Waldrändern, Hecken, Dämmen, Böschungen; auch in Gärten und Parkanlagen

Die ursprünglichen Verbreitungsgebiete der 2016 / 17 und 2017 / 18 sind jeweils die nied- Früher ein Plagegeist heute Kaninchen waren die Iberische Halbinsel, die rigsten Jagdstrecken in Niedersachsen mit nur ein Sorgenkind Balearen und Teile Nordafrikas. Im 12. Jahrhun- 24 824 bzw. 15 785 Stück (inkl. des Fallwildes) dert kam das Wildkaninchen nach Deutschland seit Aufzeichnung der Jagdstrecken 1956 zu ver- Jagdstrecke auf und wurde im Mittelalter in Europa weiträu- zeichnen (Abb. 34). Von 2015 / 16 auf 2016 / 17 niedrigstem Niveau seit 1956 mig und später auch auf anderen Kontinenten angesiedelt. Durch die sprichwörtliche Vermeh- 33 Wildkaninchen: Jagdstrecke pro km² bejagbare Fläche 2016 / 17 rungsfreude der Kaninchen nahmen die Besätze Landkreise in Niedersachsen (ohne Fallwild) enorme Ausmaße an und führten in Europa und Australien zu großen Schäden an den landwirt- schaft lichen Kulturen. Um der Plage Herr zu wer- den, wurde das Kaninchen in einigen Ländern mit allen erdenklichen Mitteln bekämpft .

Noch vor 30 Jahren als Schädling in der Landwirtschaft gescholten, gibt die Entwick- lung der niedersächsischen Kaninchenbesätze der letzten Jahre wiederholt Anlass zur Sorge. Zwischenzeitlich schien der rapide Rückgang der Jagdstrecke – in Folge der gezielten Infekti- onen mit dem Myxomatose-Virus 1952 in Frank- reich und dem unkontrollierten Ausbreiten des 0 10 20 30 40 50 km RHD-Virus (Rabbit Haemorrhagic Diseases oder Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Chinaseuche) Mitte der 1980er Jahre – gestoppt Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. und die Besätze bzw. die Jagdstrecken hatten Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002 sich in den Jahren von 2002 bis 2014 stabili- 0 > 25 – 10 keine Daten siert bzw. wieder leicht erholt. Allerdings setzte > 20 – 1 > 10 – 30 Kreisgrenzen nach 2014 ein erneuter Rückgang ein, dieser > 21 – 2 > 30 Gemeindegrenzen setzt sich in den letzten beiden Jagdjahren fort: > 22 – 5

Landesjagdbericht 2017 / 2018 39 Wildkaninchen kommen in höheren Dichten besonders im Westen des Landes vor Foto: piclease / Reinhard Siegel

ging die Jagdstrecke (inkl. Fallwild) in Nieder- wild gefunden wurden. Der Fallwildanteil liegt sachsen um 51 % und im darauff olgenden Jagd- somit bei 34 %, ein ähnlich hoher Anteil wie im jahr 2017 / 18 nochmals um 36 % zurück. Die Vorjahr. Gesamtstrecke 2017 / 18 teilt sich auf in 11 758 erlegte Kaninchen und 4 027 Stück, die als Fall- In den westlichen Landkreisen mit höheren Jagdstrecken wie den Landkreisen Emsland, Cloppenburg, Aurich, Osnabrück, Grafschaft Bentheim und Vechta gingen die Jagdstrecken 34 Entwicklung der Wildkaninchenstrecke im Vergleich zum Vorjahr um 22 bis 44 % zurück. Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) In dem Jagdjahr davor waren die Einbußen noch höher. In den Landkreisen mit geringerem 350 Kaninchenvorkommen sind die Rückgänge teils noch höher. Es ist also ein Rückgang in allen 300 Teilen Niedersachsen zu verzeichnen, auch in den Gebieten mit geringen Kaninchenbesätzen. 250 Zudem ist anzunehmen, dass der Verzicht auf eine Bejagung aufgrund der allgemeinen Nie- 200 derwildmisere die Jagdstrecke darüber hinaus

150 abgesenkt hat.

100 In den Jagdjahren 2010 / 11 bis 2015 / 16 mit stabilen bis leicht angestiegenen Jagdstrecken 50 wurden zwischen 31 463 und 40 406 Kaninchen erlegt und zwischen 5 663 bis 8 038 Kaninchen verendet gefunden. Der prozentuale Fallwildan- 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 2017 teil an der Jagdstrecke lag zwischen 15 % und 21 %. Der in den letzten beiden Jagdjahren ange- Gesamtstrecke stiegene Fallwildanteil auf ca. 34 % ist auf die

40 Niederwild stark abgesunkene Anzahl erlegter Kaninchen einer eingeschränkten Reproduktion sowie zurückzuführen und nicht auf eine Zunahme ungünstigen Witterungsverhältnissen sind verendet aufgefundener Tiere. Als Fallwild Krankheiten nicht auszuschließen, auch wenn wurden in den letzten beiden Jahre 6 223 bzw. nicht mehr Fallwild gefunden wird. Zum einen 4 027 Kaninchen gemeldet. Die Ursachen für werden verendete Kaninchen relativ schnell von den erneuten Populationsrückgang sind unklar. Prädatoren und Aasfressern „entsorgt“ und Neben einem erhöhten Prädationseinfluß oder zum anderen ziehen sich erkrankte Kaninchen in den Bau zurück. Darüber hinaus infizieren die RHD –Viren schon die Jungtiere und die neu- erdings auftretende Virusvariante RHDV2 die 35 Wildkaninchenstrecke inkl. Fallwild Jungtiere schon in den ersten beiden Lebens- Niedersachsen nach Landkreisen wochen im Bau, sodass Jungkaninchen erst Landkreis Jagdstrecke gar nicht mehr vor den Bauen erscheinen, wie Landkreis Ammerland 509 einige Jäger aus ihren Revieren berichten. Landkreis Aurich 1 492 Landkreis Celle 37 Trotz des starken Besatzrückganges Ende Trotz eines Rückgangs der Landkreis Cloppenburg 1 645 der 1990er Jahre ist das Kaninchen noch weit Besätze kommt das Kanin- Landkreis Cuxhaven 360 chen noch in mehr als der Landkreis Diepholz 571 verbreitet und kommt aktuell noch in 51 % Hälfte der niedersächsischen Landkreis Emsland 3 558 (3 962) der Reviere vor – wenn auch überwie- Reviere vor Landkreis Friesland 403 gend nur in geringen Besätzen. In rund 1 800 Landkreis Gifhorn 66 Revieren (23 %) sind noch gute und in 154 Revie- Landkreis Goslar 0 ren (2 %) sehr gute Besätze zu verzeichnen. Landkreis Göttingen 4 Myxomatose wurde in 1460 Revieren (19 %) Landkreis Grafschaft Bentheim 898 beobachtet oder zumindest vermutet und RHD Landkreis Hameln-Pyrmont 12 in 977 Revieren (13 %). Landkreis Harburg 128 Landkreis Heidekreis 59 Landkreis Helmstedt 32 Die Niederwildbesätze von Hase, Kaninchen, Niederwildbesätze entwi- Landkreis Hildesheim 29 Fasan und Rebhuhn weisen vergleichbare Ent- ckeln sich in Niedersachsen vergleichbar, allerdings Landkreis Holzminden 109 wicklungen auf wie aus den langjährigen WTE- setzten die Besatzrückgänge Landkreis Leer 842 Daten und Jagdstrecken erkennbar wird. Die zeitversetzt ein Landkreis Lüchow-Dannenberg 3 massiven Rückgänge in den 1970er bis 1990er Landkreis Lüneburg 100 Jahren sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf Landkreis Nienburg 131 die Veränderungen unserer Agrarlandschaft Landkreis Northeim 5 Landkreis Oldenburg 401 infolge der Intensivierung der Landwirtschaft, Landkreis Osnabrück 1 100 einem zunehmenden Prädationsdruck u.a. Landkreis Osterholz 105 durch den Anstieg der Fuchspopulation infolge Landkreis Peine 110 der Tollwutimmunisierung sowie den Infekti- Landkreis Rotenburg / Wümme 309 onskrankheiten zurückzuführen. Überraschen- Landkreis Schaumburg 29 derweise stabilisierten bzw. erholten sich Landkreis Stade 521 regional die Besätze von Hase, Fasan, Rebhuhn Landkreis Uelzen 17 und Kaninchen ab Mitte der 1990er Jahre zum Landkreis Vechta 644 Teil erheblich. Vor allem in den traditionellen Landkreis Verden 164 Landkreis Wesermarsch 174 Niederwildgebieten im Norden und Westen von Landkreis Wittmund 139 Niedersachsen waren deutliche Besatzzunah- Landkreis Wolfenbüttel 22 men zu verzeichnen. Erneute Besatzrückgänge Region Hannover (inkl. sind ab Anfang der 2000er Jahre zeitversetzt 312 Landeshauptstadt Hannover) bei allen dieser genannten Niederwildarten zu Stadt Braunschweig 235 beobachten. In den Jahren 2002 – 2004 setzte Stadt Delmenhorst 10 der Rückgang beim Rebhuhn ein, 2005 und Stadt Emden 50 2006 beim Hasen und Fasan und erst 2015 der Stadt Oldenburg 45 Stadt Osnabrück 55 Rückgang beim Kaninchen. Anhand dieser Ent- Stadt Salzgitter 131 wicklungen wird deutlich, dass bei den einzel- Stadt Wilhelmshaven 195 nen Wildarten Ursachen in unterschiedlicher Stadt Wolfsburg 24 Intensität wirken. Gesamt 15 785

Landesjagdbericht 2017 / 2018 41 Rebhuhn (Perdix perdix)

Egbert Strauß

Rebhuhn Größe ca. 30 cm Paarungszeit Februar bis Juni Brutdauer und 23 – 25 Tage, Gelegegröße 10 – 15 Eier Gewicht 300 – 400 g Lebensraum Off ene Landschaft (Acker, Wiese, Heide) mit ausreichender Deckung

Das Rebhuhn war einst der Charaktervogel sinnvolles „Greening“, die bessere fi nanzielle der mitteleuropäischen Kulturlandschaft . Die Ausstattung und Entbürokratisierung der Agra- ehemals kleinstrukturierte bäuerliche Land- rumweltmaßnahmen oder auch die Initiativen wirtschaft bot dem Rebhuhn durch die vielen von Jägerschaft en und Landkreisen, Blühstrei- Feldraine, die vielfältigen Feldfrüchte und die fen und Bracheflächen anzulegen, sind unbe- damaligen Bewirtschaft ungsformen einen opti- dingt zu fördern. Darüber hinaus sind aber auch malen Lebensraum. Hohe Rebhuhnbesätze andere Flächeneigentümer und -bewirtschaft er und Jagdstrecken von 60 000 Rebhühnern und aufgefordert, auch mit privaten Initiativen Rück- mehr waren in den 1960er und 1970er Jahren zugsgebiete für die Tiere der Agrarlandschaft zu in den westdeutschen Bundesländern keine s c h a ff e n . Seltenheit. Heute dagegen ist das Rebhuhn in der intensiv genutzten Feldflur nur noch selten In dem EU-Interreg-Projekt PARTRIDGE sind zu beobachten. Dieser Rückgang ist für das im Landkreis Göttingen zwei Projektgebiete Rebhuhn wie auch für viele andere Vogelarten eingebunden, in denen Maßnahmen zur eff ek- der Agrarlandschaft in den letzten Jahrzehnten tiven Förderung des Rebhuhns umgesetzt wer- für Mitteleuropa festzustellen (KUIJPER et al. den (http://www.northsearegion.eu/partridge/ 2009). Dagegen sind die Vogelpopulationen der demonstration-sites/; GOTTSCHALK & BEEKE Waldlebensräume in etwa konstant geblieben 2017). In nationalen und internationalen Stu- (u.a. FLADE et al. 2008). dien der letzten Jahrzehnte wurden eine Reihe von eff ektiven Maßnahmen für die Agrarland- Für den Rückgang in der Agrarlandschaft schaft entwickelt, mit denen der Rebhuhnbe- werden im Wesentlichen die intensive Land- satz deutlich angehoben werden kann. Neben wirtschaft bzw. die massiven Landnutzungs- der Anlage von mehrjährigen Blühstreifen und änderungen verantwortlich gemacht (u.a. Bracheflächen, die unbedingt in größerem JERRENTRUP et al. 2017). Um eine Umkehr der Abstand zu Waldrändern und größeren Hecken Schaff ung und negativen Bestandstrends zu erreichen, müs- anzulegen sind, darf die Prädatorenkontrolle Weiterentwicklung von sen die Instrumente für die Schaff ung ökolo- nicht zu kurz kommen (AEBISCHER & EWALD Programmen, die die Artenvielfalt in der Kultur- gisch wertvoller Flächen in der Agrarlandschaft 2010, BUNER et al. 2005, GOTTSCHALK & landschaft fördern, sind von verbessert und weiterentwickelt werden (GOTT- BEEKE 2014, KUIJPER et al. 2009, POTTS 2012, essentieller Bedeutung SCHALK & BEEKE 2017). Ein eff ektives und JENNY 2015). Vor allem zwei- oder dreijährige

42 Niederwild Blühstreifen und Bracheflächen schaffen Deckung und Nahrung für das Rebhuhn Foto: piclease / Erich Thielscher

Blühstreifen, die auch als Rotationsbrache (GOTTSCHALK & BEEKE 2017). Studien aus der oder alternierende Streifen angelegt werden, Schweiz und England postulieren sogar einen schaffen zum einen Deckung und Nahrung in Anteil von mindestens 10 % (BUNER et al. 2005, den Herbst- und Wintermonaten und zum ande- JENNY 2015). Allerdings werden diese Bemü- ren Brut- und Kükenaufzuchtlebensräume im hungen für das Rebhuhn und die Vögel der Frühjahr und Frühsommer. Vor allem in der Balz Agrarlandschaft ohne eine intensive Prädato- und Legephase im April und Mai benötigen renbejagung durch den Jäger erfolglos bleiben. Rebhuhn und Fasan deckungsreiche Habitate, in denen sie ihre Nester anlegen. Einjährige 36 Rebhuhn: Anzahl der Paare (Brutpaare) pro km² Offenlandfläche 2017 Blüh- oder Brachestreifen werden gerade in Gemeinden in Niedersachsen dieser Zeit umgebrochen und neu bestellt, so dass die Feldhühner auf Hecken- oder Gra- benränder ausweichen müssen, in denen sie durch Prädatoren stark gefährdet sind. Aktuelle Telemetriestudien des ITAW weisen auf diese negativen Effekte beim Fasan hin. Der Charak- ter der Mehrjährigkeit ist daher bei der Anlage solcher lebensraumverbessernden Maßnahmen wichtig.

Darüber hinaus ist für einen effektiven Reb- huhnschutz der Anteil an „naturnahen Flächen“ (Blühstreifen, Bracheflächen, einschließlich Graben- und Wegeseitenränder, Graswegen 0 10 20 30 40 50 km oder anderer strukturgebender Landschafts- Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), elemente) in unserer Kulturlandschaft entschei- Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. dend. Deutliche Effekte auf die Rebhuhnbesätze Kartograpfische Grundlage: ©GeoBasis-DE / BKG 2002 werden erst dann erzielt, wenn solche „natur- nahen Flächen“ je nach Landschaftsbild mehr 0,0 > 1,5 – 2 keine Daten > 0,0 – 1 > 2,0 – 3 Kreisgrenzen als 3 % bis 7 % der Agrarfläche einnehmen > 1,0 – 1,5 > 3,0 Gemeindegrenzen

Landesjagdbericht 2017 / 2018 43 37 Entwicklung der Rebhuhnbesätze (Paare / km² Offenlandfläche) in den Naturregionen Niedersachsens von 1991 – 2017

3,0

2,5

2,0

1,5

1,0

0,5

0,0 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017

Dümmer, Osnabrücker Land Börde, Aller-Flachland Weserbergland, Harz Stader Geest, Heide Ostfriesland, Oldenburg

Der Schutz von Rebhuhn, Fasan und der Offenlandfläche. Seit Mitte der 2000er Jahre Singvögel der Agrarlandschaft in unserer setzte dann erneut ein anhaltender Rückgang intensiv genutzten Kulturlandschaft ist eine ein. Von 2005 auf 2017 ging der Besatz in große Herausforderung, die nur durch eine Niedersachsen auf 0,34 Paare / 100 ha Offen- Zusammenarbeit von Jägern und Landwirten landfläche zurück, ein Rückgang um 65 %. Die erfolgreich sein wird. Auf eine Bejagung des Rückgänge waren besonders ausgeprägt in Rebhuhns verzichten die Jäger auf freiwilliger den Hauptvorkommensgebieten im westlichen Basis bereits seit Jahren fast ausnahmslos. Niedersachsen. In der Naturregion Dümmer Geestniederung, Ems-Hunte-Geest und Unte- Im Westen starke Die Rebhuhnbesätze stabilisierten sich res Weserbergland (in Abb. 37 bezeichnet als Besatzrückgänge, im Süden nach den starken Rückgängen seit den 1970er „Dümmer, Osnabrücker Land“) stieg der Reb- relativ stabile Besätze Jahren in den Frühjahren von 1998 bis 2005 in huhnbesatz von 1999 bis 2002 vorübergehend Niedersachsen bei leichten Schwankungen auf deutlich auf 1,8 Paare / 100 ha an, um nach 2006 niedrigem Niveau von rund 1,0 Paaren / 100 ha drastisch abzufallen. In 2017 wurden in dieser

Der Schutz des Rebhuhns in der intensiv genutzten Agrarlandschaft ist eine große Herausforderung Foto: piclease / Manfred Nieveler

44 Niederwild Region nur noch 0,31 Paare / 100 ha gemeldet, festzustellen und in den Folgejahren weniger ein Rückgang um 83 %. In den anderen Regio- dramatische Rückgänge zu verzeichnen bzw. im nen sind für den Zeitraum 1999 bis 2006 eben- Weser-Leinebergland sind die Frühjahrsbesätze falls konstante bzw. leicht ansteigende Besätze auf niedrigem Niveau relativ stabil.

Die Ursachen für diese unterschiedlichen 38 Rebhuhnstrecke inkl. Fallwild Rückgänge sind nicht trivial zu erklären und Niedersachsen nach Landkreisen Parallelen zum Fasanenrückgang und den Rück- Landkreis Jagdstrecke gangsursachen sind wahrscheinlich. Landkreis Ammerland 1 Landkreis Aurich 4 Die Jagdstrecken können heute nur noch die Landkreis Celle 1 historische Entwicklung darstellen (Abb. 39), Landkreis Cloppenburg 5 Rückschlüsse auf die aktuelle Entwicklung der Landkreis Cuxhaven 8 Landkreis Diepholz 14 Rebhuhnbesätze für Niedersachsen und auch Landkreis Emsland 11 für Deutschland sind daraus nicht mehr abzu- Landkreis Friesland 0 leiten. Von der gemeldeten Jagdstrecke von 235 Landkreis Gifh orn 16 Rebhühnern sind 194 Fallwild. Landkreis Goslar 0 Landkreis Göttingen 11 In Niedersachsen wurde in den vergangenen Landkreis Grafschaft Bentheim 9 Jahrzehnten schon weitgehend auf eine Beja- Landkreis Hameln-Pyrmont 0 gung verzichtet und in mehr als 95% der Reviere Landkreis Harburg 12 Landkreis Heidekreis 0 das Rebhuhn ganzjährig geschont. Aufgrund Landkreis Helmstedt 0 des anhaltenden Rückgangs der Rebhuhnbe- Landkreis Hildesheim 29 sätze in Niedersachsen hat die Landesjäger- Landkreis Holzminden 0 schaft Niedersachsen e.V. seit 2012 zu einem Landkreis Leer 0 freiwilligen Verzicht der Rebhuhnbejagung auf- Landkreis Lüchow-Dannenberg 2 gerufen, der bis auf wenige Ausnahmen von den Landkreis Lüneburg 2 Revierinhabern umgesetzt wird. Landkreis Nienburg 15 Landkreis Northeim 12 Landkreis Oldenburg 0 Landkreis Osnabrück 0 39 Entwicklung der Rebhuhnstrecke Landkreis Osterholz 0 Landkreis Peine 0 Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) Landkreis Rotenburg / Wümme 2 Landkreis Schaumburg 6 180 Landkreis Stade 24 Landkreis Uelzen 2 160

Landkreis Vechta 0 140 Landkreis Verden 3 Landkreis Wesermarsch 0 120 Landkreis Wittmund 0 100 Landkreis Wolfenbüttel 7 Region Hannover (inkl. 80 34 Landeshauptstadt Hannover) Stadt Braunschweig 0 60 Stadt Delmenhorst 0 40 Stadt Emden 0 Stadt Oldenburg 0 20 Stadt Osnabrück 5

Stadt Salzgitter 0 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 2017 Stadt Wilhelmshaven 0 Stadt Wolfsburg 0 Gesamtstrecke Gesamt 235

Landesjagdbericht 2017 / 2018 45 Fasan (Phasianus colchicus)

Egbert Strauß

Fasan Größe 70 – 90 cm (‚), 70 – 90 cm („.) Paarungszeit Februar bis Juni Brutdauer und 23 – 25 Tage Gelegegröße 10 – 12 Eier Gewicht bis 1400 g Lebensraum Büsche, Hecken, Busch- wald, Waldrand, Wiesen, Sumpf, Getreidefelder, Verlandungszonen

Ursprünglich stammt der Fasan aus Mitte- nach 20 Tagen) sind Gefi eder und Physiologie lasien, wurde aber schon in der Antike von den soweit entwickelt, dass die Küken ihre Kör- Römern im mediterranen Raum eingeführt und pertemperatur selbstständig aufrechterhalten ist mittlerweile in ganz Mittel- und Westeuropa können. Eine dauerhaft e Thermoregulation ist verbreitet. Seinen Lebensraum hat der Fasan jedoch erst nach etwa einem Monat möglich. So vorwiegend im strukturreichen Halboff en- leiden vor allem Küken bei schlechter Witterung land, wo ihm Gehölze und Hecken ausreichend in ihren ersten Lebenswochen unter hohen Ver- Deckung bieten. Er hält sich jedoch auch in lusten. Das Fehlen von ausreichendem Insek- angrenzenden lichten Wäldern und Schilfarea- tenangebot vor allem in den Getreidefeldern len auf. verschärft die Situation für den Aufzuchterfolg beim Fasan, Rebhuhn wie auch bei vielen Sing- Die Nahrung junger und ausgewachse- vögeln der Agrarlandschaft . ner Fasane besteht vorwiegend aus pflanzli- cher Kost. In den Sommermonaten kann der Seit 2011 werden in Niedersachsen durch Anteil tierischer Nahrung in Form von Insek- das Institut für Terrestrische und Aquatische ten, Würmer und Schnecken bis zu 9 % einneh- Wildtierforschung Untersuchungen zum Krank- men (GLUTZ V. BLOTZHEIM 1994). Die Küken heitsgeschehen als mögliche Einflussfaktoren hingegen leben in den ersten drei Wochen für die starken Besatzrückgänge von Fasan ausschließlich insektivor und stellen in den fol- und Rebhuhn durchgeführt. Dabei konnten genden Wochen die Ernährung sukzessive auf anfänglich vermutete Infektionskrankheiten pflanzlichen Nahrung um. Bei schlechten Wit- aus der Geflügelhaltung, die teils seuchenhaft terungsverhältnissen leiden daher die Küken auft reten, weitestgehend ausgeschlossen wer- unter einem stärkeren Nahrungsengpass, da die den. Trotzdem weisen vor allem die Jungtiere Insekten weniger aktiv sind und für die Küken Krankheitserscheinungen auf, die allerdings schwer zu fi nden sind. Bei nasskalter Witterung auf keine bestimmte Erkrankung hinweisen sind die Küken darüber hinaus gezwungen, (LIEBING & VOIGT 2017, CURLAND et al. 2018). häufi ger und länger zu hudern und sich unter Des Weiteren zeigten Ernährungsversuche mit der Henne aufzuwärmen. Ihre Thermoregulation Fasanenküken, denen nur ein proteinreduzier- ist in den ersten Tagen noch nicht ausreichend. tes Nahrungsangebot zur Verfügung stand, Erst mit 12 Tagen (bei Rebhuhnküken sogar erst erwartungsgemäß verzögerte Körper- und

46 Niederwild Gefiederentwicklung, aber auch ein geschwäch- Im Westen von Niedersachsen wird daher tes Immunsystem. Die Hypothese, dass ein von engagierten Jägern versucht, durch Nach- möglicherweise reduziertes Insektenangebot wuchs mit autochthonen Fasanen die Besätze zu einer längeren Entwicklungsphase bei der zu stützen. Ausgemähte oder verlassene gefun- Körpergröße, der Gefiederentwicklung und dene Gelege aus der Region werden ausgebrü- des Immunsystems führt und damit die Küken tet, von Fasanenhennen bzw. Zwerghennen in den ersten Lebenswochen länger anfällig geführt und im Sommer/Herbst in geringen gegenüber ungünstiger Witterung, Prädatoren Anzahlen über Auswilderungsvolieren aus- oder Krankheitserregern sind, konnte in der gelassen. Beispielhaft sei hier das „Höckeler Wildbahn aufgrund sehr komplexer Versuchs- Modell“ des Hegering Voltage-Merzen in der durchführungen noch nicht bestätigt werden. In Jägerschaft Bersenbrück zu nennen. den letzten Jahren wurde jedoch mit Hilfe tele- metrischer Studien von Hennen und Küken ein In Niedersachsen wurden 2017 in 366 Revie- hoher Prädationsanteil an Gelegen, der Hennen ren (4,7 %) Fasane ausgewildert, wobei im west- und vor allem bei den Küken festgestellt (LIE- lichen Niedersachsen 262 Reviere (ca. 10 %) BING & VOIGT 2017). Diese hohen Verluste in und in den anderen Landesteilen nur wenige Zusammenhang mit den Nahrungsengpässen Reviere eine Auswilderung durchführten (Stader der Küken sind vermutlich die Schlüsselfakto- Geest und Heide 2 %, Börde und Weser-Aller- ren bei den zu geringen Aufzuchtraten. Ungüns- flachland 3,4 %, Weser-Leinebergland 0,8 %). Die tige Lebensräume, geringes Insektenangebot überwiegende Anzahl der Revierinhaber legten und ungünstige Witterungsverhältnisse ver- großen Wert auf eine qualitativ hochwertige schärfen die Situation. Auswilderung, denn mehr als 2 / 3 der Reviere

Der Fasan bevorzugt strukturreiches Halboffenland Foto: piclease / Hans-Joachim Fünfstück

Landesjagdbericht 2017 / 20182018 47 wilderten nur 1 – 20 Fasane aus. In 144 Revieren Jährliche Jagdstrecken von 200 000 – 300 000 wurden Fasane aus diesjährigen Wildgelegen Fasanen belegen diese günstigen Verhältnisse. oder mit langjährigen eigenen Zuchtfasanen Ende der 1970er Jahre sind infolge extremer (jeweils 72 Reviere) erbrütet und ausgewildert. Witterungsverhältnisse – nasskalte Sommer Die Mehrzahl der Reviere (209 Reviere) wilderte und schneereiche Winter – die hohen Besätze über Volieren mit oder ohne Glucke bzw. Fasa- zusammengebrochen und erholten sich in den nenhennen aus. niedersächsischen Regionen unterschiedlich gut. Ab 1995 nahmen die Fasanenbesätze und Die Anzahl an ausgewilderten Fasanen in die Jagdstrecken (einschließlich Fallwild) von Niedersachsen ist insgesamt nur gering. rund 60 000 erlegten Fasanen auf rund 150 000 Stück im Jagdjahr 2007 / 08 wieder deutlich zu, Der Fasan kommt derzeit in 60 % der nie- ohne dass hier die Ursachen bekannt sind. In dersächsischen Reviere (4 664 Reviere) vor, den darauffolgenden Jahren brachen die Jagd- 2007 war der Fasan in ähnlich vielen Reviere strecken wiederholt massiv ein. Im Jagdjahr vorkommend. Bejagt wurde er aktuell nur in 2017 / 18 wurde die niedrigste Jagdstrecke in 2 149 Revieren (28 %), wobei die überwiegende Niedersachsen mit 21 810 erlegten Fasane seit Mehrzahl der Reviere (1538 Reviere) nur geringe 1959 erzielt, ein Rückgang um 83 %. Jagdstrecken erzielten (1 – 10 Fasane) bzw. die Besätze schonten. Im Jagdjahr 2007 / 08 mit dem zwischen- zeitlichen Hoch wurden 6 170 Fasane als Durch Auswilderungen sowie günstige Fallwild gemeldet, im letzten Jagdjahr noch Umweltbedingungen in den 1960 und 1970er 3 109 Fasane. Der Rückgang beim Fallwild lag Jahren erreichte der Fasan in weiten Teilen damit bei rund 50 %, woraus sich eine jagdli- Niedersachsens sehr hohe Besatzdichten. che Schonung der Besätze ableiten lässt. Von dem Fasanenrückgang sind alle Bundesländer gleichermaßen betroffen. Die Abnahme liegt bundesweit bei 80 % von 443 665 auf 86 812 erlegte Fasane (inkl. Fallwild) für die Jagdjahre 40 Fasan: Anzahl der Hennen pro km² Offenlandfläche 2017 2007 / 08 und 2016 / 17 (DJV 2018). Gemeinden in Niedersachsen Die Höhe der Jagdstrecken werden sehr stark von den sommerlichen Zuwachsraten d. h. den Reproduktionsraten, Aufzuchterfolgen und den Einschätzungen der herbstlichen Bestand- situation durch den Jäger bestimmt. Nehmen die Besätze ab bzw. die Zuwächse sind nicht ausreichend, verzichten viele Jäger auf eine Bejagung oder reduzieren diese, wodurch die Jagdstrecke zusätzlich absinkt. Darüber hin- aus werden die schwindenden Fasanenbesätze im Westen durch Auswilderungen in größerem oder kleinerem Umfang gestützt, wodurch eine Beurteilung der Besatzentwicklung erschwert 0 10 20 30 40 50 km wird.

Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., Die Hauptvorkommen des Fasans liegen gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfische Grundlage: ©GeoBasis-DE / BKG 2002 im südwestlichen Niedersachsen in den Natur- regionen der Ems-Hunte-Geest, der Dümmer- 0 > 10 – 15 keine Daten > 20 – 1 > 15 – 20 Kreisgrenzen > 21 – 5 > 20 Gemeindegrenzen > 25 – 10

48 Niederwild Geestniederung (Landkreise Vechta, Emsland, 41 Fasanstrecke inkl. Fallwild Cloppenburg, Grafschaft Bentheim und dem Niedersachsen nach Landkreisen nördlichen Teil von Osnabrück) sowie im Unte- Landkreis Jagdstrecke ren Weserbergland (südlicher Teil des Landkrei- Landkreis Ammerland 541 ses Osnabrück). Nur auf der Insel Spiekeroog Landkreis Aurich 1 424 wurden die Hennenbesätze auf über 20 Hen- Landkreis Celle 12 nen / 100 ha geschätzt. In den Gemeinden Landkreis Cloppenburg 2 685 Landkreis Cuxhaven 679 im westlichen Niedersachsen variieren die Landkreis Diepholz 1 179 geschätzten Besätze zwischen 1 Henne / 100 ha Landkreis Emsland 6 254 in Butjadingen bis zu 19 Hennen / 100 ha in der Landkreis Friesland 496 Gemeinde Holtorf. Im Mittel liegt der Hennen- Landkreis Gifh orn 51 besatz in dieser Region bei 7,5 Hennen / 100 ha. Landkreis Goslar 0 Nur in sehr wenigen Revieren bzw. Gemeinden Landkreis Göttingen 4 konnten die Besätze auf dem Niveau von 2006 Landkreis Grafschaft Bentheim 1 020 gehalten werden. Landkreis Hameln-Pyrmont 2 Landkreis Harburg 151 Landkreis Heidekreis 21 In den Regionen östlich der Weser (Stader Landkreis Helmstedt 35 Geest, Heide, Weser-Aller-Flachland, Börde, Landkreis Hildesheim 27 Weser-Leinebergland) weist die Gemeinde Landkreis Holzminden 9 Cuxhaven mit 11 Hennen / 100 ha den höchsten Landkreis Leer 648 Hennenbesatz auf, die mittlere Besatzdichte Landkreis Lüchow-Dannenberg 74 liegt jedoch nur bei 1,4 Hennen / 100 ha. In Landkreis Lüneburg 62 72 Gemeinden dieser Regionen kamen keine Landkreis Nienburg 449 Fasane mehr vor. Landkreis Northeim 2 Landkreis Oldenburg 723 Landkreis Osnabrück 2 951 Landkreis Osterholz 205 Landkreis Peine 196 Landkreis Rotenburg / Wümme 325 42 Entwicklung der Fasanenstrecke Landkreis Schaumburg 171 Landkreis Stade 744 Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) Landkreis Uelzen 4 Landkreis Vechta 1 983 350 Landkreis Verden 304 Landkreis Wesermarsch 243 300 Landkreis Wittmund 803 Landkreis Wolfenbüttel 12 250 Region Hannover (inkl. 105 Landeshauptstadt Hannover) 200 Stadt Braunschweig 34 Stadt Delmenhorst 36 150 Stadt Emden 60

Stadt Oldenburg 69 100 Stadt Osnabrück 38 Stadt Salzgitter 3 50 Stadt Wilhelmshaven 75 Stadt Wolfsburg 18 Gesamt 24 927 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 2017

Gesamtstrecke

Landesjagdbericht 2017 / 2018 49 Fuchs (Vulpes vulpes)

Inga Klages

Fuchs Größe bis 130 cm Paarungszeit Januar bis März Setzzeit April bis Mai Gewicht bis 8 – 12 kg Lebensraum Ursprünglich einsame und dichte Wälder; heutzutage jeder Lebensraum inklusive der Siedlungsbereiche

Der Rotfuchs gehört zu den erfolgreichsten Seinen großen Verbreitungserfolg verdankt Raubtieren der Erde und ist in fast allen Lebens- der Fuchs seiner hohen Anpassungsfähigkeit an räumen der nördlichen Erdhalbkugel verbreitet. unterschiedliche Habitate (LABHARDT 1990). Er Sein Hauptverbreitungsgebiet sind die Wälder verfügt über ein außerordentlich großes Nah- und Kulturlandschaft en der gemäßigten Brei- rungsspektrum, das neben Wirbellosen wie ten. In Mitteleuropa ist der Rotfuchs der einzige Insekten und Würmer, kleinen Wirbeltieren bis Vertreter der Füchse. hin zu größeren Säugetieren auch Beeren, Aas und Abfall umfasst. In urbanen Lebensräumen stehen dem Fuchs diese Nahrungsquellen ganz- jährig zur Verfügung, so dass das Nahrungsan- gebot dort keinen limitierenden Faktor darstellt 43 Rotfuchs: Anzahl der Fuchsgehecke pro km² bejagbare Fläche 2017 (JANKO 2003). Füchse siedeln sich daher auch vermehrt im urbanen Raum an, nicht nur in Dör- Gemeinden in Niedersachsen fern, sondern auch in Großstädten sind immer häufi ger Füchse anzutreff en. Neben dem perma- nent zur Verfügung stehenden Nahrungsange- bot haben sie in den Städten keinen Jagddruck. Daher ist von einer weiteren Verstärkung des Phänomens „Stadtfuchs“ auszugehen.

Der Fuchs hat kaum natürliche Feinde. Zwar können Wolf, Luchs oder Greifvögel wie der Uhu Füchse erbeuten, sie gehören jedoch nicht in das Hauptbeutespektrum der genannten Arten. Krankheiten bilden eine deutlich grö- ßere natürliche Gefahrenquelle für den Fuchs. 0 10 20 30 40 50 km Räude und Staupe gehören in Mitteleuropa zu den häufi gsten Erkrankungen. Die Räude, die Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., von der Grabmilbe Sarcoptes scabiei übertragen gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002 wird, kann für den Fuchs tödlich verlaufen. Der durch die Krankheit verursachte starke Juckreiz > 0 > 0,5 – 0,75 keine Daten behindert die Füchse bei der Jagd, so dass die > 0 – 0,25 > 0,75 – 1 Kreisgrenzen > 0,25 – 0,5 > 1 Gemeindegrenzen

50 Niederwild Tiere im Lauf der Zeit immer weiter abmagern Räude- und Staupewellen beeinflussen die und schließlich sterben. Hunde können sich bei Fuchsbesätze, da sie zu Einbrüchen von lokalen Kontakt mit Füchsen oder Fuchsbauen mit der Beständen führen. Räude infizieren, bei ihnen tritt sie jedoch in einem harmloseren Verlauf auf, da die Möglich- In Niedersachsen gaben für das Jagdjahr keit der medizinischen Behandlung besteht. Die 2017 / 2018 9,6 % der an der WTE beteiligten Virusinfektion Staupe ist ebenfalls eine für den Reviere (750) Räude und 3,1 % der beteiligten Fuchs meist tödlich endende Erkrankung. Sie Reviere (241) das Vorkommen von Staupe an. wird übertragen durch den Caninen Staupevirus Die Landkreise mit den häufigsten Meldungen (Canine distemper virus), einem Morbilivirus, von Räude sind ähnlich den Vorjahren Goslar, der eng verwandt ist mit dem Maservirus des Northeim, Holzminden, Wolfsburg Stadt, Göt- Menschen, dem Seehundstaupevirus und dem tingen und Bremerhaven (30 – 47 %). Staupe bovinen Rinderpestvirus. Die Krankheit beginnt wurde am häufigsten aus Revieren der Land- mit Symptomen wie entzündeten Augen und kreise Goslar (33 %) und Wolfsburg Stadt (26 %) Nasen, Hustenanfällen, Erbrechen und Durch- gemeldet. Trotz der Beeinflussung durch Krank- fall. Im späteren Verlauf kommt es häufig zu heitswellen kommt der Fuchs flächendeckend krampfartigen Anfällen und Lähmungserschei- in Deutschland vor und ist die mit Abstand am nungen (LABHARDT 1990). Die Staupe kann auf häufigsten bejagte Raubwildart (GREISER et al. Hunde übertragen werden, die allerdings in der 2018). In Niedersachsen konnte seit Mitte der Regel in urbanen Bereichen geimpft sind. 80er Jahre ein stetiger Streckenanstieg beob- achtet werden. Mitte der 90er Jahre erreichte Deutlich höher ist das Infektionsrisiko für die Strecke in Niedersachsen ihr bisheriges gefährdete Wildcarnivoren wie z.B. Wildkatze, Maximum von 70 128 erlegten Füchsen pro Jahr. Luchs oder Wolf (GETHÖFFER 2018). In den letzten Jahren schwanken die Strecken

Den großen Verbreitungserfolg verdanken die Füchse ihrer hohen Anpassungsfähigkeit Foto: Sven-Erik Arndt

Landesjagdbericht 2017 / 2018 51 auf einem hohen Niveau (zwischen 1,2 – 1,4 45 Fuchsstrecke inkl. Fallwild Füchsen / 100 ha). Im Jagdjahr 2017 / 2018 wur- Niedersachsen nach Landkreisen den 47 778 Füchse erlegt, weitere 4 223 Füchse Landkreis Jagdstrecke wurden als Fallwild gefunden. Die Gesamtstre- Landkreis Ammerland 661 cke liegt etwas niedriger als im Vorjahr, in dem Landkreis Aurich 1 070 56 586 Füchse erlegt wurden. Landkreis Celle 1 267 Landkreis Cloppenburg 1 421 Anders als die Jagdstrecke zeigt die Geheck- Landkreis Cuxhaven 2 419 dichte keine Veränderungen zum Vorjahres- Landkreis Diepholz 2 648 wert. Die Geheckdichte wird als indirektes Landkreis Emsland 3 595 Maß für die Populationsdichte verwendet, da Landkreis Friesland 473 die Fuchsbesätze aufgrund der heimlichen Landkreis Gifh orn 1 514 Lebensweise und der großen Aktionsräume nur Landkreis Goslar 432 Landkreis Göttingen 2 229 schwer zu bestimmen sind. Die Geheckdichte Landkreis Grafschaft Bentheim 1 008 lag im Jahr 2017 für Niedersachsen wie im Vor- Landkreis Hameln-Pyrmont 1 123 jahr bei 0,51 Gehecken / 100 ha. Die Landkreise Landkreis Harburg 1 544 mit den höchsten Geheckdichten sind Northeim Landkreis Heidekreis 1 610 und Göttingen sowie die Stadt Braunschweig. Landkreis Helmstedt 837 Die Dichten nehmen mit einigen Ausnahmen Landkreis Hildesheim 1 328 von Süden nach Norden ab und somit sind die Landkreis Holzminden 649 geringsten Geheckdichten in den Landkrei- Landkreis Leer 850 sen Oldenburg Stadt, Aurich und Wittmund zu Landkreis Lüchow-Dannenberg 962 fi n d e n. Landkreis Lüneburg 1 044 Landkreis Nienburg 1 690 Landkreis Northeim 1 759 Landkreis Oldenburg 1 059 Landkreis Osnabrück 3 414 Landkreis Osterholz 843 44 Entwicklung der Fuchsstrecke Landkreis Peine 708 Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) Landkreis Rotenburg / Wümme 2 346 Landkreis Schaumburg 1 093 80 Landkreis Stade 1 565 Landkreis Uelzen 1 004 70 Landkreis Vechta 943 Landkreis Verden 1 031 60 Landkreis Wesermarsch 704 50 Landkreis Wittmund 626 Landkreis Wolfenbüttel 803 40 Region Hannover (inkl. 2 684 Landeshauptstadt Hannover) 30 Stadt Braunschweig 200

20 Stadt Delmenhorst 39 Stadt Emden 92 10 Stadt Oldenburg 45 Stadt Osnabrück 134 Stadt Salzgitter 214 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 2017 Stadt Wilhelmshaven 102 Stadt Wolfsburg 219 Gesamtstrecke Gesamt 52 001

52 Niederwild Dachs (Meles meles)

Inga Klages

Dachs Größe bis 90 cm (Kopf-Rumpflänge) Paarungszeit Februar bis Oktober (Keimruhe) Setzzeit Februar bis März Gewicht 10 – 18 kg Lebensraum Grenzlinienreiche Landschaft mit Wald, Ackerland, Grünland; Bau- anlagen in der Regel im Wald

Die Dachse gehören zur Ordnung der Raub- burgen genannt, beeindruckende Bauten. Ein tiere und sind die größten Vertreter der Marder- Dachsbau überdauert mehrere Jahrzehnte und artigen (Mustelidae). Sie sind mit fünf Arten in jede Generation baut ihn weiter aus, so dass zwei Gattungen in Eurasien vertreten; der zur mit der Zeit große Komplexe entstehen. Diese Gattung Meles gehörende Europäische Dachs haben mehrere Wohnhöhlen (Kessel) über ist der bekannteste und die einzige in Europa vorkommende Art. 46 Dachs: Anzahl der Dachsgehecke pro km² bejagbare Fläche 2017 Gemeinden in Niedersachsen Die bevorzugten Lebensräume des Euro- päischen Dachses sind Laubmischwälder des Flach- und Hügellandes, aufgrund des hohen Nahrungsangebotes ist er aber auch in struk- turreichen Kulturlandschaft en anzutreff en. Dachse sind Nahrungsgeneralisten und das Nahrungsspektrum umfasst neben der tieri- schen Kost (Würmer, Insekten, Gelege, Jung- tiere von Vögeln und Säugetieren) auch einen hohen pflanzlichen Anteil (Pilze, Beeren, Obst, Wurzeln, Mais und andere landwirtschaft liche Kulturen). Im Herbst frisst sich der Dachs eine dicke Fettschicht an, da das Nahrungsangebot im Winter knapper wird. 0 10 20 30 40 50 km

Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Das Wort Dachs fi ndet seinen Ursprung Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. wahrscheinlich in dem indogermanischem Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002 Wortstamm taks, was so viel bedeutet wie bauen, zimmern. Somit könnte der Dachs nach > 0 > 0,2 – 0,3 keine Daten > 0 – 0,1 > 0,3 – 0,4 Kreisgrenzen seiner Fähigkeit des Bauens benannt worden > 0,1 – 0,2 > 0,4 Gemeindegrenzen sein. Tatsächlich sind Dachsbaue, auch Dachs-

Landesjagdbericht 2017 / 2018 53 mehrere Etagen verteilt und bestehen aus zahl- 48 Dachsstrecke inkl. Fallwild reichen alten und neuen Röhren. Neben dem Niedersachsen nach Landkreisen Dachs bewohnt häufi g auch anderes Raubwild Landkreis Jagdstrecke wie zum Beispiel der Fuchs den Bau. Diese enge Landkreis Ammerland 87 Nachbarschaft wurde dem Dachs in den 1970er Landkreis Aurich 73 Jahren zum Verhängnis, als die bis dahin größte Landkreis Celle 283 Tollwutwelle Deutschland erreichte. Der Fuchs Landkreis Cloppenburg 207 galt als Hauptüberträger des Tollwutvirus. Landkreis Cuxhaven 239 Eine der Hauptmaßnahmen zur Reduzierung Landkreis Diepholz 298 der Fuchsbesätze und um die Ausbreitung der Landkreis Emsland 340 Tollwut durch den Fuchs zu unterbinden war Landkreis Friesland 34 Landkreis Gifh orn 375 die Baubegasung. Getroff en wurde durch diese Landkreis Goslar 59 Maßnahme auch die Dachspopulation. Durch Landkreis Göttingen 371 Einführung der oralen Immunisierung von Füch- Landkreis Grafschaft Bentheim 86 sen und das Einstellen der Baubegasung nach Landkreis Hameln-Pyrmont 262 wenigen Jahren erholte sich die Dachspopula- Landkreis Harburg 274 tion wieder. Mittlerweile ist der Dachs in fast Landkreis Heidekreis 327 allen Gemeinden Niedersachsens vertreten. Landkreis Helmstedt 146 Landkreis Hildesheim 254 Landkreis Holzminden 205 Landkreis Leer 18 Landkreis Lüchow-Dannenberg 274 Landkreis Lüneburg 271 Landkreis Nienburg 238 Landkreis Northeim 315 Landkreis Oldenburg 164 Landkreis Osnabrück 425 47 Entwicklung der Dachsstrecke Landkreis Osterholz 111 Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) Landkreis Peine 100 Landkreis Rotenburg / Wümme 278 8 Landkreis Schaumburg 164 Landkreis Stade 77 7 Landkreis Uelzen 285 Landkreis Vechta 56 6 Landkreis Verden 117 Landkreis Wesermarsch 22 5 Landkreis Wittmund 77

4 Landkreis Wolfenbüttel 158 Region Hannover (inkl. 338 3 Landeshauptstadt Hannover) Stadt Braunschweig 10 2 Stadt Delmenhorst 2 Stadt Emden 1 1 Stadt Oldenburg 2 Stadt Osnabrück 4 Stadt Salzgitter 18 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 2017 Stadt Wilhelmshaven 13 Stadt Wolfsburg 46 Gesamtstrecke Gesamt 7 504

54 Niederwild Da der Dachs dämmerungs- und nachtaktiv fünfte Dachs wurde nicht erlegt, sondern als ist und dadurch eine äußerst heimliche Lebens- Fallwild gemeldet (vorwiegend Unfallwild). Da weise führt, werden die Populationsdichten viele Totfunde nicht gemeldet werden, ist von wie beim Fuchs anhand der Anzahl der Gehe- einem deutlich höheren Verlust durch den Stra- cke / 100 ha bejagbarer Fläche (Geheckdichte) ßenverkehr auszugehen. In Niedersachsen lag dargestellt. Im Jagdjahr 2017 / 2018 meldeten im Jagdjahr 2017 / 2018 die Gesamtstrecke bei niedersachsenweit 4 396 Jagdreviere 9 275 7 504 Dachsen inkl. Fallwild. Der Fallwildanteil Dachsgehecke, woraus eine Geheckdichte von betrug mit 1 723 Tieren 29,8 % der Gesamtstre- 0,28 Gehecke / 100 ha für Niedersachsen resul- cke. Die Jagdstrecke liegt nur geringfügig über tiert. Dies bedeutet einen Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert (5 722 Tiere). Der Fallwildan- dem Vorjahr von 3,7 %. In den Landkreisen Göt- teil ist allerdings um 19,5 % von 1 442 Dachsen tingen, Hameln-Pyrmont, Northeim und Uelzen im Jagdjahr 2016 / 17 auf 1 723 Dachse im Jagd- werden die höchsten Geheckdichten erreicht. jahr 2017 / 18 angestiegen. In den Landkreisen Osnabrück, Gifhorn und Göttingen wurden die Der Dachs hat keine natürlichen Feinde, die höchsten Gesamtstrecken erreicht (371 – 425 größte Bedrohung erfährt er durch den Straßen- Dachse inkl. Fallwild). Die höchsten Fallwild- verkehr. Der Fallwildanteil der bundesweiten zahlen wurden aus den Landkreisen Gifhorn, Jagdstrecke liegt für den Dachs verhältnismä- Göttingen und Harburg (104 – 109 Dachse) ßig hoch (GREISER et al., 2018). Jeder vierte bis gemeldet.

Der Dachs hat keine natürlichen Feinde Foto: piclease / Andreas Lettow

Landesjagdbericht 2017 / 2018 55 Iltis (Mustela putorius)

Reinhild Gräber

Iltis Größe Kopf-Rumpflänge 30 – 45 cm Paarungszeit April / Mai Setzzeit Ende Mai / Juni Gewicht weiblich ca. 1 100 g männlich ca. 1 500 g Lebensraum deckungsreiche Habitate; Bach / Flussufer; grabenreiche Wiesen mit Deckung

Der Iltis gehört zu den Mardern (Gattung Der Iltis kommt in fast ganz Europa, Asien Mustela), zu der auch Wiesel und Nerze gehö- und Nordafrika vor. In Neuseeland wurde er ein- ren. Als domestizierte Form ist das Frettchen gebürgert. In Teilen Skandinaviens und auf eini- bekannt, dieses ist entweder aus dem Europäi- gen Mittelmeerinseln fehlt er dagegen. schen Iltis oder dem Steppeniltis gezogen. Man sieht den Iltis auf Wiesen, Feldern und in Wäldern. Er ist kein echter Waldbewohner, sondern bevorzugt die off enen Waldränder mit ausreichend Deckung. Besonders gern lebt der 49 Europäischer Iltis: Anteil der Reviere mit Vorkommen in Prozent (%) 2017 Iltis in Feuchtgebieten, wobei er nicht so stark an sie gebunden ist, wie z.B. der Nerz. Durch Gemeinden in Niedersachsen die zunehmende Zerstörung natürlicher Feucht- biotope gehen auch die Besatzzahlen des Iltis- ses weiter zurück.

Er lebt in Höhen bis 2 000 Meter, solange er dort gute Lebens- und Nahrungsbedingungen vorfi ndet. In ländlichen Gebieten lebt er als Kul- turfolger oft in der Nähe des Menschen. Dort jagt er auf Dachböden und in Scheunen Mäuse und andere Kleintiere. Im Winterhalbjahr sucht er sich oft mals Unterschlupf in leerstehenden Gebäuden bzw. Gebäudeteilen.

0 10 20 30 40 50 km Die Nahrung des Iltisses besteht überwie- gend aus Amphibien und kleinen Säugetieren. Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., Seltener werden Vögel, Hasen und Aas aufge- gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002 nommen. Der Iltis legt vor allem im Herbst und Winter Nahrungsvorräte an. > 0 > 40 – 60 keine Daten > 0 – 20 > 60 – 80 Kreisgrenzen Die Ranz fällt in den Zeitraum zwischen Ende > 20 – 40 > 80 – 100 Gemeindegrenzen Februar und Ende Juni, überwiegend fi ndet sie

56 Niederwild Man kann den Iltis auf Wiesen, Feldern oder in Wäldern beobachten Foto: piclease / Reinhard Siegel

im April / Mai statt. Die vier bis acht Jungen werden nach einer Tragezeit von 41 – 42 Tagen 50 Europäischer Iltis: Jagdstrecke pro km² bejagbare Fläche 2016 / 17 geboren und ausschließlich von der Mutter Gemeinden in Niedersachsen betreut. Sie sind nach drei Monaten selbstän- dig. Im Gegensatz zu anderen Marderarten hat der Iltis keine verlängerte Tragzeit.

Wie alle Marder haben auch Iltisse Analdrü- sen, die ein stark riechendes Sekret absondern, das zur Reviermarkierung und zur Feindabwehr dient, z. B. aufgrund dessen wird er auch als Stinkmarder bezeichnet.

Die Jagdstrecken liegen in den letzten zwei Jahrzehnten relativ konstant bei + / − 2 500 erlegten Tieren mit einer leicht sinkenden Ten- denz. Im Jagdjahr 2017 / 18 wurden 2 219 Iltisse 0 10 20 30 40 50 km erlegt und weitere 302 als Fallwild gefunden. Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Der Schwerpunkt der Bejagung konzentriert Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. sich auf den (Nord-)W­esten des Landes, da in Kartograpfische Grundlage: ©GeoBasis-DE / BKG 2002 den traditionellen Niederwildregionen die Fang- jagd intensiver betrieben wird als in anderen > 0 > 0,02 – 0,05 keine Daten > 0 – 0,01 > 0,05 – 0,10 Kreisgrenzen Landesteilen und daraus vermutlich die höhe- > 0,01 – 0,02 > 0,10 – 0,25 Gemeindegrenzen ren Jagdstrecken resultieren.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 57 52 Iltisstrecke inkl. Fallwild Niedersachsen nach Landkreisen Landkreis Jagdstrecke Landkreis Ammerland 104 Landkreis Aurich 154 Landkreis Celle 18 Landkreis Cloppenburg 148 Landkreis Cuxhaven 77 Landkreis Diepholz 72 Landkreis Emsland 540 Landkreis Friesland 45 Landkreis Gifh orn 42 Landkreis Goslar 0 Landkreis Göttingen 5 Landkreis Grafschaft Bentheim 93 Landkreis Hameln-Pyrmont 7 Landkreis Harburg 27 Landkreis Heidekreis 41 Landkreis Helmstedt 15 Landkreis Hildesheim 1 Landkreis Holzminden 5 Im Winter zehrt der Iltis von den Nahrungsvorräten, die er sich ab dem Herbst Landkreis Leer 63 anlegt Foto: piclease / Astrid Brillen Landkreis Lüchow-Dannenberg 24 Landkreis Lüneburg 24 Landkreis Nienburg 22 Landkreis Northeim 13 Landkreis Oldenburg 51 Landkreis Osnabrück 336 51 Entwicklung der Iltisstrecke Landkreis Osterholz 24 Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild) Landkreis Peine 56 Landkreis Rotenburg / Wümme 103 5 000 Landkreis Schaumburg 5 Landkreis Stade 126 4 500 Landkreis Uelzen 65 4 000 Landkreis Vechta 51 Landkreis Verden 19 3 500 Landkreis Wesermarsch 13 3 000 Landkreis Wittmund 27

2 500 Landkreis Wolfenbüttel 3 Region Hannover (inkl. 41 2 000 Landeshauptstadt Hannover)

1 500 Stadt Braunschweig 12 Stadt Delmenhorst 2 1 000 Stadt Emden 14 500 Stadt Oldenburg 12 Stadt Osnabrück 8

1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2013 2017 Stadt Salzgitter 3 Stadt Wilhelmshaven 4 Stadt Wolfsburg 6 Gesamtstrecke Gesamt 2 521

58 Niederwild Hermelin (Mustela erminea)

Reinhild Gräber

Hermelin Größe 40 cm Paarungszeit frühestens April, meist Juni-Juli Setzzeit Februar-Mai Gewicht weiblich ca. 110-240 gg männlich ca. 150-340 gg Lebensraum zusammenhängende Laub und Nadelwälder

Das Hermelin, auch Großes Wiesel genannt, denn die Tiere halten keinen Winterschlaf. Her- gehört zu der Familie der Marder. Die Gat- meline haben durch ihre schnellen Bewegun- tung der Wiesel (Mustela) stellt eine in Europa gen und den geringen Körperfettanteil einen bedeutende Kleinsäugergattung dar. Hierzu sehr hohen Nahrungsbedarf. Daher sind sie fast zählt auch das Hermelin, es ist von allen Wie- beständig auf der Jagd bzw. Suche nach Nah- seln am weitesten verbreitet in Europa. Das rung. Auch in der kalten Jahreszeit knurrt ihr Hermelin besiedelt den gesamten nördlichen Magen alle drei bis vier Stunden. Längere Hun- und gemäßigten Bereich von Europa, Asien und gerperioden sind bereits lebensbedrohlich für Nordamerika. In den warmen Gebieten, z. B. am Hermeline. Mittelmeer, fehlt es. Hermeline ernähren sich vorwiegend carni- Das braune Fell der Hermeline färbt sich in vor. Auf dem Speiseplan stehen kleine Säuger kalten Wintern mit Ausnahme der Schwanz- (von Mäusen bis zu Kaninchen), aber auch Vögel spitze weiß – zur besseren Tarnung im Schnee, werden oft verzehrt. Ebenso erbeuten sie auch

Das Hermelin im „Sommerkleid“ Foto:piclease / Hans-Joachim Fünfstück

Landesjagdbericht 2017 / 2018 59 Lurche, Reptilien, Fische oder Insekten. Pflanz- Nur selten sieht man sie auf Bäumen. Aber auch liche Kost wird von ihnen hingegen verschmäht. in Gebäuden wie Schuppen oder Dachböden Bei der Jagd folgt das Hermelin einer Duftspur sind Hermeline, ähnlich wie der Steinmarder, mit geducktem Kopf. Nimmt er seine Beute anzutreffen. Ihre Nester bauen sie aus Materia- durch Geräusche wahr, sucht er sie mit seinen lien wie Laub, Moos, Gras und Federn, welche Augen und stürzt sich auf die Beute. Die Tötung sie im Umfeld finden. erfolgt reflexartig durch einen Biss in den Hin- terkopf / Genick, was sehr schnell zum Tod des Hermeline sind sowohl tag- als auch nacht- Beutetieres führt. Dies wird dann in das Ver- aktive Raubtiere. Sie können gut farbig sehen steck gebracht und dort verzehrt. Finden sich und sich so am Tage optimal orientieren. Aber viele Beutetiere, tötet das Hermelin reflexartig auch das Gehör und der Geruchssinn sind her- so viele wie möglich, bevor es das erste frisst. vorragend ausgebildet. Die Hauptaktivitäts- Dieses Phänomen ist bereits vom Steinmarder phasen ihrer Jagd nach Beute liegen aber in der in Hühnerställen bekannt und hat zu einem Dämmerung und Nacht. Tagsüber ruhen sie sich schlechten Ruf der Marder geführt. Bei einem meist in ihren Verstecken aus. Angriff stößt das Hermelin immer einen kleinen Schrei aus. Fühlt sich das Hermelin bedroht, Außerhalb der Paarungszeit lebt das Herme- sondert es über einige Drüsen am Schwanz eine lin solitär und es kann sogar zu Kämpfen an den unangenehm riechende Substanz ab. Reviergrenzen kommen. Auf der Nahrungssu- che werden die Reviere regelmäßig durchstreift Ihren Unterschlupf finden Hermeline meist und dabei auf unerwünschte Eindringlinge in Bodennähe in Felsspalten, Baumwurzeln, überprüft. Die Reviere von Rüden und Fähen Holzstapeln oder auch in leeren Erdbauten klei- können sich dabei problemlos überschneiden, ner Säugetiere wie Maulwürfen oder Hamstern. nur zwischen männlichen Geschlechtsgenos- sen kommt es zu Revierauseinandersetzungen. 53 Hermelin: Anteil der Reviere mit Vorkommen in Prozent (%) 2017 Die Fähen verlassen nie ihr Revier, während die Rüden zur Paarungszeit ausziehen und ein Gemeinden in Niedersachsen Weibchen suchen.

Die Entwicklung der Jagdstrecken des Hermelins zeigt eine deutliche Abnahme seit Anfang der 90er Jahre. Im Jahr 1992 wurden noch 13 613 Hermeline in der Jagdstrecke ver- zeichnet. Im Gegensatz dazu waren es im Jahr 2017 / 18 nur noch 1 263 Stück (inkl. Fallwild).

Die Jagdstrecke des Hermelins ist stark an die Fangjagd gekoppelt wie auch bei allen anderen bejagbaren Maderartigen außer dem Dachs. Diese wird in den traditionellen Nie- 0 10 20 30 40 50 km derwildrevieren deutlich intensiver durch- geführt als in den Revieren, in denen die Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., Schalenwildbejagung eine größere Rolle spielt. gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfische Grundlage: ©GeoBasis-DE / BKG 2002 Die Jagdstrecke ist daher bei dieser Wildart kein valider Weiser für die Populationsdichte bzw. > 0 0> 4 – 60 keine Daten Populationsentwicklung. > 0 – 20 > 60 – 80 Kreisgrenzen > 20 – 40 > 80 – 100 Gemeindegrenzen

60 Niederwild 54 Hermelinstrecke inkl. Fallwild 55 Hermelin: Jagdstrecke pro km² bejagbare Fläche 2016 / 17 Niedersachsen nach Landkreisen Gemeinden in Niedersachsen Landkreis Jagdstrecke Landkreis Ammerland 12 Landkreis Aurich 47 Landkreis Celle 1 Landkreis Cloppenburg 91 Landkreis Cuxhaven 55 Landkreis Diepholz 14 Landkreis Emsland 142 Landkreis Friesland 18 Landkreis Gifh orn 17 Landkreis Goslar 0 Landkreis Göttingen 4 Landkreis Grafschaft Bentheim 14 Landkreis Hameln-Pyrmont 10 Landkreis Harburg 8 0 10 20 30 40 50 km Landkreis Heidekreis 5 Datenquelle: Landkreis Helmstedt 4 Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., Landkreis Hildesheim 2 gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002 Landkreis Holzminden 0 Landkreis Leer 39 > 0 > 0,02– 0,05 keine Daten Landkreis Lüchow-Dannenberg 4 > 0 – 0,01 > 0,05– 0,10 Kreisgrenzen Landkreis Lüneburg 3 > 0,01– 0,02 > 0,10– 0,25 Gemeindegrenzen Landkreis Nienburg 21 Landkreis Northeim 3 Landkreis Oldenburg 26 Landkreis Osnabrück 201 Landkreis Osterholz 70 Landkreis Peine 3 Landkreis Rotenburg / Wümme 17 Landkreis Schaumburg 20 56 Entwicklung der Hermelinstrecke Landkreis Stade 132 Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) Landkreis Uelzen 1 Landkreis Vechta 141 20 Landkreis Verden 5 Landkreis Wesermarsch 62 18 Landkreis Wittmund 37 16 Landkreis Wolfenbüttel 3 14 Region Hannover (inkl. 20 Landeshauptstadt Hannover) 12 Stadt Braunschweig 4 10 Stadt Delmenhorst 0 Stadt Emden 5 8 Stadt Oldenburg 1 6 Stadt Osnabrück 1 Stadt Salzgitter 0 4

Stadt Wilhelmshaven 0 2 Stadt Wolfsburg 0 Gesamt 1 263 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2013 2017

Gesamtstrecke

Landesjagdbericht 2017 / 2018 61 Neozoen

Marderhund (Nyctereutes procyonoides)

Inga Klages

Marderhund Größe 65 – 80 cm Paarungszeit Januar bis März Setzzeit April bis Mai Gewicht 3,5 – 8,5 kg Lebensraum gewässerreiche Habitate mit Laub- und Mischwäldern; feuchte Wiesen mit Gebüschen oder verschilft e See- und Flussufer

Der Marderhund ist ein aus Asien einge- tiv, tagsüber halten sie sich in Erdbauen auf, die wanderter Raubsäuger. Seine ursprüngliche sie entweder selbst gegraben oder von Fuchs Heimat liegt in Japan, im nordöstlichen China oder Dachs übernommen haben. und östlichen Sibirien. Für die Pelzgewinnung wurden Marderhunde im 19. Jahrhundert in Im Aussehen ähnelt der Marderhund dem Russland und der Ukraine angesiedelt, von wo Waschbären, da beide Arten über eine Gesichts- aus eine rasche Ausbreitung erfolgte. Da Mar- maske verfügen. Beim Marderhund ist jedoch derhunde weite Strecken zurücklegen können die Kopfmitte zwischen den Augen hell und und als gute Schwimmer auch Gewässer kein nicht wie beim Waschbären schwarz gefärbt, echtes Hindernis darstellen, breiteten sie sich zudem hat der Marderhund im Gegensatz zum in kurzer Zeit bis nach Europa aus. 1960 wurde Waschbären keinen geringelten Schwanz und der erste Marderhund in Deutschland gesichtet kleine, runde Ohren. und mittlerweile ist er in allen Bundesländern anzutreff en: Schwerpunktgebiete sind Mecklen- Die Paarungszeit liegt im Februar / März burg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig- und es werden nach einer Tragzeit von ca. 61 Holstein, der Norden Sachsen-Anhalts und das Tagen 5 – 7, mitunter auch 9 Welpen, geboren. nordöstliche Niedersachsen. Räude- und Stau- Der Reproduktionserfolg ist stark von klimati- peinfektionen in diesen Gebieten führten ab schen Bedingungen und dem Nahrungsangebot Mitte der 2000er Jahre zu einem Einbruch der abhängig (GETHÖFFER 2018). Population, aktuell ist jedoch wieder ein konti- nuierlicher Anstieg zu verzeichnen (GREISER et Marderhunde sind Allesfresser. Im Som- al. 2018). mer steht überwiegend tierische Nahrung wie Schnecken, Würmer, Insekten, Amphibien, Zu den bevorzugten Lebensräumen des Fische, Eier, kleine Vögel und Säugertiere sowie Marderhundes zählen Fluss- und Seeufer mit Aas auf dem Speiseplan. Im Herbst ernähren Röhrichtbeständen, aber auch feuchte kleine sich Marderhunde hingegen vorwiegend von Laub- und Mischwälder, die reich an Unterholz vegetarischer Kost wie z.B. Maiskolben, Obst, sind sowie sumpfi ge Wiesen mit Gebüschen. Beeren, Kastanien und Eicheln. Marderhunde sind dämmerungs- und nachtak-

62 Neozoen Wie der Waschbär, hat auch der Marderhund eine Gesichtsmaske Foto: Sven-Erik Arndt

Das Vorkommen und die Verbreitungs- Die Jagdstrecke inkl. Fallwild des Marder- entwicklung des Marderhundes wird im Rah- hundes lag im Jagdjahr 2017/2018 bei 3900 men der Wildtiererfassung in Niedersachsen Tieren. Dies bedeutet eine Zunahme von seit 2003 verfolgt und dokumentiert. Im Jahr 2,9 % gegenüber dem Vorjahr. Die Landkreise 2017 / 2018 meldeten 38 % der beteiligten mit den höchsten Strecken sind Uelzen, Gif- Reviere (2 945 Reviere) ein Marderhundvorkom- horn und Lüneburg und liegen im Nordosten men, was eine Zunahme von 5 % gegenüber Niedersachsens. dem Vorjahr bedeutet. Die meisten Reviere mit einem Vorkommen liegen in den nordöstlichen 57 Marderhund: Anteil der Reviere mit Vorkommen in Prozent (%) 2017 Naturräumen Elbe-Niederung (69 %), Lünebur- Gemeinden in Niedersachsen ger Heide und Altmark (74 %). In den Naturräu- men in Südniedersachsen liegt das Vorkommen bei 13 – 35 % und westlich der Weser zwischen 4 – 35 %.

Als Neozoon wird der Marderhund in der europäischen Liste der gebietsfremden Arten geführt (DAISIE). Als Allesfresser birgt er eine Gefahr für bedrohte einheimische Arten, zudem ist der Marderhund Überträger von Krankheiten wie z.B. der Staupe und des Fuchsbandwurms (GETHÖFFER 2018) und gilt außerhalb Deutsch- lands und Osteuropas als Haupt-Reservoirtier für die Tollwut. 0 10 20 30 40 50 km

Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Für die Erstellung von Managementplänen Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. ist das Wissen um Vorkommen und Populations- Kartograpfische Grundlage: ©GeoBasis-DE / BKG 2002 dichten unumgänglich. Die Daten der WTE und der Jagdstrecke liefern dafür wichtige Daten. > 0 0> 4 – 60 keine Daten > 0 – 20 > 60 – 80 Kreisgrenzen > 20 – 40 > 80 – 100 Gemeindegrenzen

Landesjagdbericht 2017 / 2018 63 58 Marderhund: Jagdstrecke pro km² bejagbare Fläche 2016/ 17 60 Marderhundstrecke inkl. Fallwild Gemeinden in Niedersachsen (ohne Fallwild) Niedersachsen nach Landkreisen Landkreis Jagdstrecke Landkreis Ammerland 1 Landkreis Aurich 4 Landkreis Celle 279 Landkreis Cloppenburg 3 Landkreis Cuxhaven 347 Landkreis Diepholz 47 Landkreis Emsland 5 Landkreis Friesland 0 Landkreis Gifh orn 378 Landkreis Goslar 13 Landkreis Göttingen 29 Landkreis Grafschaft Bentheim 4

0 10 20 30 40 50 km Landkreis Hameln-Pyrmont 2 Landkreis Harburg 295 Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landkreis Heidekreis 278 Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Landkreis Helmstedt 156 Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002 Landkreis Hildesheim 14 Landkreis Holzminden 0 > 0 > 0,25 – 0,50 keine Daten > 0 – 0,10 > 0,50 – 1 Kreisgrenzen Landkreis Leer 0 > 0,10 – 0,25 > 1 Gemeindegrenzen Landkreis Lüchow-Dannenberg 270 Landkreis Lüneburg 362 Landkreis Nienburg 33 Landkreis Northeim 4 Landkreis Oldenburg 27 Landkreis Osnabrück 13 Landkreis Osterholz 46 59 Entwicklung der Marderhundstrecke Landkreis Peine 52 Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild) Landkreis Rotenburg / Wümme 224 Landkreis Schaumburg 10

4 000 Landkreis Stade 148 Landkreis Uelzen 404 3 500 Landkreis Vechta 23 Landkreis Verden 87 3 000 Landkreis Wesermarsch 3 Landkreis Wittmund 1 2 500 Landkreis Wolfenbüttel 87 2 000 Region Hannover (inkl. 179 Landeshauptstadt Hannover) 1 500 Stadt Braunschweig 15 Stadt Delmenhorst 0 1 000 Stadt Emden 3

500 Stadt Oldenburg 0 Stadt Osnabrück 0 Stadt Salzgitter 11 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 2017 Stadt Wilhelmshaven 1 Stadt Wolfsburg 42 Gesamtstrecke Gesamt 3 900

64 Neozoen Waschbär (Nyctereutes procyonoides)

Inga Klages

Waschbär Größe 45 – 65 cm Paarungszeit Januar bis März Setzzeit März bis Mai Gewicht 3,5 – 12 kg Lebensraum Wälder, Parkanlagen oder Gärten mit Baumhöhlen

Der Waschbär stammt ursprünglich aus stuft e der Biologe Gottlieb Storr ihn 1780 als Nordamerika und wurde aktiv vom Menschen eine eigene Familie, die der Kleinbären (Procy- nach Europa und in die ehemalige Sowjet- noideae), ein. Zu dieser Familie zählen 15 Arten, union gebracht. In seiner ursprünglichen Hei- die ursprünglich alle nur in den gemäßigten und mat kommt er von Kanada bis Panama nahezu tropischen Zonen Amerikas vorkamen, wie zum flächendeckend vor und spielt dort als eine Beispiel der Nasenbär oder das Katzenfrett. Das der häufi gsten Säugetierarten in der Mytho- Aussehen der Kleinbären liegt zwischen dem logie eine wichtige Rolle. Sowohl der engli- der Bären und der Marder. sche Name Racoon, der sich vom indianischen ahrah-koon-em ableitet als auch der spanische 61 Waschbär: Anteil der Reviere mit Vorkommen in Prozent (%) 2017 Name Mapache, der auf das aztekische Wort Gemeinden in Niedersachsen mapachitli zurückgeführt wird, weisen auf die typischen Handbewegungen hin, die ihm bei uns den Namen Waschbär eingebracht haben. Der Waschbär „wäscht“ seine Nahrung aller- dings nicht, vielmehr tastet er die Nahrung vor dem Verzehr mit seinen Vorderpfoten ab. Der Tastsinn des Waschbären ist außerordentlich hoch entwickelt und wird gemeinsam mit dem Seh-, Geruchs- und Hörsinn zur Nahrungssuche an Land eingesetzt. Für die Nahrungssuche im Wasser ist der Tastsinn der wichtigste Sinn, alle anderen werden dafür kaum genutzt. Die taktile Fähigkeit wird im Wasser noch verbessert, da die schützende Hornhaut an den Vorderpfoten 0 10 20 30 40 50 km aufweicht und deren Sensibilität erhöht (HOH- Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), MANN & BARTUSSEK 2011). Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002 Nachdem die systematische Zuordnung des Waschbären zunächst Probleme bereitet hatte > 0 > 40 – 60 keine Daten > 0 – 20 > 60 – 80 Kreisgrenzen und er zuerst zu den Hunden (Vulpes affi nis) und > 20 – 40 > 80 Gemeindegrenzen dann den Bären (Ursus lotor) zugeordnet wurde,

Landesjagdbericht 2017 / 2018 65 62 Entwicklung der Waschbärstrecke Waschbären werden zwischen 40 und 70 cm groß (Kopf-Rumpflänge) und haben einen ca. Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) 20 cm langen buschigen, schwarz-weiß gerin-

16 gelten Schwanz. Das Gewicht der Waschbären kann stark variieren und wird für Deutschland 14 mit 3,5 – 12 kg angegeben, wobei es zum Win- teranfang aufgrund des angefressenen Win- 12 terspecks auch deutlich höher liegen kann. 10 Charakteristisch für den Waschbären ist seine Gesichtsmaske. Die kontrastreiche Fellzeich- 8 nung ist für das schnelle Erkennen der Kör- perhaltung im Halbdunkel äußerst hilfreich, 6 ähnlich wie bei Dachs und Marderhund, so dass 4 sich Stimmung und Absicht des Tieres zweifels- frei identifi zieren lassen (HOHMANN & BAR- 2 TUSSEK 2011).

1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 2017 Das sehr intelligente und anpassungsfä- hige Tier hat eine außerordentliche Erfolgsge- Gesamtstrecke schichte in Deutschland erlebt, die weiterhin anhält. Nachdem der Waschbär zur Pelzzucht 1920 nach Deutschland kam, wurde eine der erfolgreichsten Auswilderungen 1934 am Eder- see/Nordhessen und eine weitere 1935 in der Waschbären werden zwischen 40 und 70 cm groß (Kopf-Rumpfl änge) S c h o r fh e i de / Brandenburg durchgeführt. Aus- Foto:piclease / Astrid Brillen gehend von diesen Schwerpunktauswilderun- gen und ergänzt durch weitere freiwillig und unfreiwillig aus Pelztierfarmen freigelassene Tiere, stiegen die Populationen schnell und ste- tig an. Dieser Anstieg hält trotz Bejagung weiter- hin an und der Waschbär besiedelt zunehmend auch Agrarlandschaft en, strukturarme Forsten und menschliche Siedlungsräume (GREISER et al. 2018).

Für Niedersachsen meldete im Rahmen der WTE für das Jahr 2017 fast die Hälft e der betei- ligten Jagdreviere ein Vorkommen des Wasch- bären. In den südöstlichen Regionen Harz, Weser-Leine-Bergland und den niedersächsi- schen Börden ist das Vorkommen mit 100 %, 96 % und 86 % besonders hoch. In nordwest- lichen Bereichen Niedersachsens kommt der Waschbär noch in geringem Maße vor, hier gaben nur 19 % der Jagdreviere ein Waschbär- vorkommen an. In den dazwischenliegenden Regionen meldeten zwischen 42–64 % Jagdre- viere ein Vorkommen.

66 Neozoen Der Waschbär wird aufgrund seines Schad- Waschbär prädiert Nester (Greifvögel, Singvö- potentials für Arten- und Naturschutz aber auch gel, Bodenbrüter) und frisst Fische, Amphibien im ökonomischen Bereich als invasive Art in und Reptilien. Dadurch hat er einen erheblichen Deutschland gelistet (NEHRING et al. 2016). Der Einfluss auf die Bestände gefährdeter Arten wie dem Moorfrosch, der Ringelnatter, der Gelb- 63 Waschbärstrecke inkl. Fallwild bauchunke und der vom Aussterben bedrohten Niedersachsen nach Landkreisen Europäischen Sumpfschildkröte (NEHRING et al 2015). Landkreis Jagdstrecke Landkreis Ammerland 1 Landkreis Aurich 4 Die Jagdstrecke in Niedersachsen beträgt Landkreis Celle 204 für das Jahr 2017 /2 018 15 812 Tiere (inklusive Landkreis Cloppenburg 6 Fallwild) – somit liegt gegenüber dem Vorjahr Landkreis Cuxhaven 15 ein Anstieg der Jagdstrecke von 32 % vor. Die Landkreis Diepholz 88 Strecke spiegelt die Verbreitungsschwerpunke Landkreis Emsland 7 des Waschbären wider, so werden in den Land- Landkreis Friesland 0 kreisen Göttingen und Northeim die meisten Landkreis Gifhorn 285 Waschbären erlegt (2 858 bzw. 1 932 Tiere inkl. Landkreis Goslar 411 Fallwild). Landkreis Göttingen 2 858 Landkreis Grafschaft Bentheim 0 Landkreis Hameln-Pyrmont 1 076 Landkreis Harburg 67 Landkreis Heidekreis 265 Landkreis Helmstedt 466 Landkreis Hildesheim 969 Landkreis Holzminden 1 027 Landkreis Leer 1 Landkreis Lüchow-Dannenberg 1 610 64 Waschbär: Jagdstrecke pro km² bejagbare Fläche 2016 / 17 Landkreis Lüneburg 427 Landkreis Nienburg 231 Gemeinden in Niedersachsen (ohne Fallwild) Landkreis Northeim 1 932 Landkreis Oldenburg 2 Landkreis Osnabrück 259 Landkreis Osterholz 5 Landkreis Peine 105 Landkreis Rotenburg / Wümme 377 Landkreis Schaumburg 756 Landkreis Stade 44 Landkreis Uelzen 227 Landkreis Vechta 15 Landkreis Verden 68 Landkreis Wesermarsch 1 Landkreis Wittmund 0 Landkreis Wolfenbüttel 719 Region Hannover (inkl. 0 10 20 30 40 50 km 1 021 Landeshauptstadt Hannover) Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Stadt Braunschweig 80 Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Stadt Delmenhorst 0 Kartograpfische Grundlage: ©GeoBasis-DE / BKG 2002 Stadt Emden 0 Stadt Oldenburg 1 > 0 > 0,25 – 0,50 keine Daten Stadt Osnabrück 1 > 0 – 0,10 > 0,50 – 1 Kreisgrenzen Stadt Salzgitter 115 > 0,10 – 0,25 > 1 Gemeindegrenzen Stadt Wilhelmshaven 0 Stadt Wolfsburg 66 Gesamt 15 812

Landesjagdbericht 2017 / 2018 67 Nutria (Myocastor coypus)

Egbert Strauß

Nutria Größe 40 – 60 cm Paarungszeit ganzjährig Setzzeit ganzjährig nach 110 – 140 Tagen Gewicht 2 – 7 kg, in Ausnahmefällen bis 14 kg Lebensraum Semiaquatisch; pflanzenreiche Gewässer

Die Biologie und Ökologie der Nutria wurde derländischen Provinzen versuchen durch eine in den Landesjagdberichten „Wild und Jagd“ massive Bekämpfung beider Arten, die Ausbrei- 2015 / 16 und 2016 /17 ausführlich beschrieben. tung zu unterbinden und die Populationen zu Eine Literaturstudie im Auft rag der Landesjäger- reduzieren, zu kontrollieren bzw. wenn möglich schaft Niedersachsen, des niedersächsischen zu eliminieren. Henk van der Steen, Koordina- Wasserverbandstages und des DJV stellt neben tor der Bisam- und Nutriabekämpfung für die der Nutria auch für Bisam, Mink, Marderhund östlichen Niederlande, stellt die Situation zum und Waschbär die aktuellen nationalen und Bisam und zur Nutria in den Niederlanden in Intensive Nutria- internationalen Studien zu diesen invasiven einem Schwerpunktartikel in diesem Bericht bekämpfung in den Neozoen zusammen (GETHÖFFER et al. 2018). dar. Darüber hinaus befi ndet sich ein Pilotpro- Niederlanden jekt der LJN und der örtlichen Jägerschaft mit Die Nutria, auch Sumpfb iber genannt, dem Vechteverband (ULV 114) und der LWK Nie- stammt ursprünglich aus Südamerika und dersachen zur Ermittlung eff ektiver Strategien wurde für die Pelzgewinnung im letzten Jahr- zur Reduzierung der Nutriabestände in der Graf- hundert in vielen mitteleuropäischen Ländern schaft Bentheim in Planung. in Pelztierfarmen gehalten. Aus diesen Farmen entwichen immer wieder Tiere und etablier- Aber auch in Niedersachsen ist das enorme ten sich in der freien Wildbahn. Aufgrund ihres Schadpotential der Nutria mit Folgen für Deich- hohen Expansionspotentials und ihres hohen und Uferschutz sehr verhängnisvoll. In einem Schadpotentials hinsichtlich Deich-, Gewäs- ersten Schritt hat das Landwirtschaft sministe- ser- und Naturschutz hat die EU die Nutria als rium in diesem Jahr die Schonzeit aufgehoben. EU stuft 2014 Nutria als invasive Neozoa eingestuft (EU-Verordnung Nr. Im 4. Quartal 2018 wurde im Rahmen der klei- invasive Neozoa ein 1143 / 2014). Die EU verlangt von den Mitglieds- nen Novelle des NJagdG der Elterntierschutz für staaten durch Präventions- und Management- die Nutria aufgehoben. Es bleibt allerdings fest- maßnahmen die Einbringung und Ausbreitung zuhalten, dass die rechtlichen Voraussetzungen dieser invasiven gebietsfremden Art zu unter- im Umgang mit der Nutria in den Niederlan- binden und die Populationen zurückzudrängen. den und in Niedersachsen trotz der aktuellen Vor allem für die Niederlande stellen Nutria Änderungen nach wie vor unterschiedlich sind: und Bisam eine existenzielle Bedrohung für die In den Niederlanden ist die Nutria (wie auch Bevölkerung durch die Beschädigung der Bin- der Bisam) als Schädling klassifi ziert und wird nendeiche und Gewässerbefestigungen dar. Die staatlich bekämpft , nicht bejagt. niederländischen Wasserverbände und die nie-

68 Neozoen Nutria haben ein enormes Reproduktionspotential Foto: piclease / Falk Herrmann

Die Nutria kommt in Deutschland vornehm- Besonders deutlich wird die massive lich in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Zunahme der Nutria in Niedersachsen durch Sachsen-Anhalt und Brandenburg sowie in den starken Anstieg der Jagdstrecke (inkl. Fall- Baden-Württemberg im Rheintal vor. In allen wild) von 10 387 im Jagdjahr 2015 / 16 auf 21 866 anderen Bundesländern werden mehr oder Nutrias 2016 / 17, ein Plus von 111 %. Im letzten weniger häufig Nutrias erlegt oder gesichtet Jagdjahr gelang nochmals eine Steigerung der (ARNOLD et al. 2016). Jagdstrecke um 11 % auf 24 320 Nutrias. Der Fallwildanteil ist in beiden Jahren mit knapp 300 Für das Frühjahr 2017 meldeten 2 504 nie- Individuen relativ gering. dersächsische Reviere (32 %) ein Nutria-Vor- kommen, 1 811 Reviere sind noch „Nutria-frei“ Das Reproduktionspotential der Nutria ist Hohes Reproduktionspo- und in 3 469 Revieren (45 %) ist das Vorkommen enorm, da sie polyöstrisch ist und sich die Paa- tential von 420% zu vermuten unbekannt oder die Revierinhaber machten rungszeit über das ganze Jahr erstrecken kann. keine Angaben. Dagegen wurden im Jahr 2006 Drei Würfe/Jahr mit jeweils 5 – 6 Jungtieren wer- nur in 536 Revieren (7 %) Nutrias betätigt. Die den in der Literatur beschrieben (vgl. GETHÖF- Ausbreitung im Norddeutschen Tiefland schrei- FER 2018). Auszeiten von der Reproduktion sind tet ungebremst fort (Abb. 66). Es ist davon aus- nur strenge Wintermonate oder Wochen mit zugehen, dass die norddeutsche Tieflandebene starker Hitze im Sommer. Die Jungböcke sind mit ihren langsam fließenden Gewässern voll- nach fünf Monaten und die jungen Metzen nach Flächendeckende Besied- ständig besiedelt wird. Inwieweit sich die Nutria sechs Monaten geschlechtsreif, sodass bei drei lung des Norddeutschen Tieflandes zu erwarten flächendeckend beispielsweise in der Lünebur- Würfen / Jahr aus einem Paar nach drei Jahren ger Heide – instabile Baue in der sandigen Ufer- theoretisch einige Tausend Tiere entstehen böschung – oder in den schneller fließenden können. Aber auch bei einer angenommenen Gewässern der Mittelgebirge etablieren wird, Mortalitätsrate von 50 % der geschlechtsreifen ist derzeit noch unklar. Vorkommen wurden adulten Tiere und der Annahme, dass nur 50 % jedoch schon gemeldet. der Jungtiere zur Reproduktion kommen, würde die Zuwachsrate nach einfachen Populations- modellen (ohne Bejagung) noch 420 % betra- gen. Unter diesen Bedingungen sind aus einem

Landesjagdbericht 2017 / 2018 69 65 Populationsentwicklung (mit Mortalität, juv & ad, ohne Jagd, 2 Würfe/Jahr; Meezen 6m geschlechtsreif)

1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr Genera- Monat Monat Monat Monat Monat Monat Monat Monat tion / Zeit 1-6 7-12 1-6 7-12 1-6 7-12 1-6 7-12 F0 2 2 1 1 1 1 1 0 F1 3 4 5 5 5 5 5 F2 3 8 12 16 19 22 F3 4 13 25 40 56 F4 5 20 47 88 F5 6 29 82 F6 8 43 F7 10 Summe Individuen 2 4 8 17 35 72 148 304

Vereinfachtes Populationsmodell für die Nutria. Folgende Annahmen wurden getroffen: Ausgangsbestand 2 Nutrias, 2 Reproduktionszyklen/Jahr (normalerweise 3 Zyk- len), 5 Jungtiere/ Wurf, natürliche Jungtiermortalität 50% je Reproduktionszyklus d.h. nur 50% der Jungtiere gehen in die nächste Reproduktion, Böcke und Meetzen nach 6 Monaten an der Reproduktion beteiligt, 20% natürliche Alttiermortali- tät je Reproduktionszyklus (=6 Monate), keine Bejagung, (zur Vereinfachung wurden keine Dezimalstellen dargestellt).

Paar im zweiten Jahr 17 Individuen und im drit- chendeckend, auch in Schutzgebieten, effektiv ten Jahr 72 und im vierten Jahr 304 Individuen sein kann und zum anderen nur ein frühzeitiges entstanden. Ohne diese angenommenen Morta- Eingreifen beispielsweise durch eine Bejagung litäten liegt die theoretische Reproduktionsrate erfolgversprechend sein wird. Aus Gebieten bei über 1 200 %. ohne Bejagung würden ständig Individuen nachrücken. Hierzu gehören auch Schutzge- An diesem vereinfachten Modell soll bietsausweisungen, die eine Bejagung der Nut- verdeutlicht werden, dass zum einen das ria erschweren oder gar unmöglich machen – im Eindämmen des Populationswachstums nur flä- Sinne des Schadpotentials sind solche Ein- schränkungen mehr als kontraproduktiv. 66 Nutria: Anteil der Reviere mit Vorkommen in Prozent (%) 2017 Verbesserte Populationsmodelle, die regio- Gemeinden in Niedersachsen nale Reproduktionsraten sowie habitatbedingte und dichteabhängige Mortalitätsfaktoren und Bejagung berücksichtigen, sind Grundlage für ein effektives Management, um die Zielgröße für die erforderlichen Jagdstrecken einschätzen zu können.

Die Landkreise Emsland (5 629 erlegte Nutrias), Cloppenburg (2 770) und Osnabrück (2 591) im westlichen Niedersachsen erzielten die höchsten Jagdstrecken, im östlichen Nieder- sachsen waren es die Landkreise Gifhorn (1 740) und Lüchow-Dannenberg (1 089). Die Jagdstre- 0 10 20 30 40 50 km cken in diesen Landkreisen nahmen gegenüber dem Vorjahr zwischen 16 % ab bzw. um 7 % Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., zu. Allein aus diesen Jagdstrecken kann noch gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfische Grundlage: ©GeoBasis-DE / BKG 2002 keine Aussage getroffen werden, ob eine hohe Jagdstrecke tatsächlich zu einer Reduktion der > 0 0> 4 – 60 keine Daten Besätze führt. > 0 – 20 > 60 – 80 Kreisgrenzen > 20 – 40 > 80 Gemeindegrenzen

70 Neozoen Auf der Grundlage der in der WTE erhobenen 69 Nutria: Jagdstrecke pro km² bejagbare Fläche 2016 /17 Jagdstrecken von 7 784 beteiligten Revieren für Gemeinden in Niedersachsen (ohne Fallwild) das Jagdjahr 2016 / 17 konnten weiterführende Analysen durchgeführt werden, die für ein zukünft iges Management zwingend erforder- liche Basisdaten liefern. Herauszustellen ist, dass 63 % der Jagdstrecke über den Abschuss erzielt wurde (12 822 geschossene Nutrias) und nur 36 % durch den Fang. Eine Fangjagd führten in Niedersachsen insgesamt 2 593 Reviere durch (35 %) (Abb. 67), wobei die Fang- jagd in den traditionellen Niederwildgebieten im westlichen Niedersachsen einen höheren Stellenwert einnimmt als in den Schalenwild- dominierten Revieren im Osten. Somit wird im Westen 42 % der Nutria-Jagdstrecke durch den 0 10 20 30 40 50 km Fang erbracht, im Osten sind es 22 % (Abb. 68). Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002 67 Bejagung der Nutria 2017 Anzahl Individuen N =20 418 > 0 > 40 – 60 keine Daten > 0 – 20 > 60 – 80 Kreisgrenzen > 20 – 40 > 80 Gemeindegrenzen 25 000 20 121 20 000 nahmen. Neben den haupt- und ehrenamtlichen 15 000 12 822 Bisam- und Nutriafängern der Landwirtschaft s- 10 000 7 299 kammern, die eng mit den Revierinhabern 5 000 kooperieren müssen, wird die Jagd sicherlich 297 0 eine wichtige Rolle einnehmen. Der Abschuss 63% der Nutrias werden geschossen Abschuss Fang Summe erlegte Fallwild und die Fangjagd müssen forciert werden, um Individuen eine Reduktion und Eindämmung der Nutria zu erreichen. Dabei ist zu bedenken, dass Jagd

68 Abschuss und Fang

in West- und Ost-Niedersachsen 70 Entwicklung der Nutriastrecke Jagdstrecke in Niedersachsen (inkl. Fallwild in Tausend Individuen) 100 % 22 % 80 % 42 % 25

60 % 78 % 40 % 58 % 20 20 %

0 15 Abschuss Fang

10 Ein eff ektives Management mit dem Ziel der flächendeckenden Reduktion und Kontrolle der 5 Nutriapopulation, um Schäden auf ein vertret- bares Maß zu reduzieren (eine Ausrottung ist vermutlich nicht realisierbar), erfordert länderü- 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 bergreifende, abgestimmte und intensive Maß-

Gesamtstrecke

Landesjagdbericht 2017 / 2018 71 keine Schädlingsbekämpfung sein kann und 71 Nutriastrecke inkl. Fallwild Jäger die sowohl hohen Tierschutzstandards als Niedersachsen nach Landkreisen auch die naturschutz- und jagdrechtlichen Vor- Landkreis Jagdstrecke gaben bei der Jagdausübung einhalten müssen. Landkreis Ammerland 535 Die Aufh ebung der Schonzeit und des Elterntier- Landkreis Aurich 84 schutzes durch das Nieders. Ministeriums für Landkreis Celle 1 190 Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher- Landkreis Cloppenburg 2 770 schutz sind als Maßnahmen zu sehen, um die Landkreis Cuxhaven 11 Nutria in ihrem enormen Reproduktionspoten- Landkreis Diepholz 238 zial einzugrenzen. Es muss sich zeigen, inwie- Landkreis Emsland 5 629 weit diese Maßnahmen auch von einer breiten Landkreis Friesland 2 Landkreis Gifh orn 1 740 Öff entlichkeit akzeptiert werden. Hier bedarf Landkreis Goslar 0 es einer intensiven Informations- und Aufk lä- Landkreis Göttingen 0 rungsarbeit der zuständigen Behörden, um dar- Landkreis Grafschaft Bentheim 863 zulegen warum und wozu die Jäger angehalten Landkreis Hameln-Pyrmont 2 sind, diesen neuen Rechtsrahmen zu nutzen. Landkreis Harburg 633 Es ist davon auszugehen, dass eine eff ektive Landkreis Heidekreis 358 Reduktion der Nutriabesätze nur dann gelingen Landkreis Helmstedt 303 kann, wenn sich die überwiegende Mehrzahl Landkreis Hildesheim 48 der niedersächsischen Reviere engagiert an der Landkreis Holzminden 0 Landkreis Leer 548 Nutriabejagung beteiligen werden. Anreize für Landkreis Lüchow-Dannenberg 1 089 eine Intensivierung der Jagd durch beispiels- Landkreis Lüneburg 1 216 weise die Bereitstellung von Fallen ist beson- Landkreis Nienburg 94 ders dann zielführend, wenn mit diesen Fallen Landkreis Northeim 0 auch andere Prädatoren und Neozoen gefangen Landkreis Oldenburg 271 werden können. Für den niedersächsischen Landkreis Osnabrück 2 591 Teil nördlich der Mittelgebirge sind dies rund Landkreis Osterholz 401 8 000 Reviere. Reviere, in denen die Nutria nicht Landkreis Peine 204 Landkreis Rotenburg / Wümme 29 bejagt wird oder Schutzgebiete, in denen die Landkreis Schaumburg 2 Bejagung eingeschränkt oder untersagt wird, Landkreis Stade 75 sind für die Nutria Rückzugsgebiete, in denen Landkreis Uelzen 710 eine hohe Anzahl an Nachkommen reprodu- Landkreis Vechta 1 312 ziert werden, die in die umliegenden (bejagten) Landkreis Verden 188 Reviere abwandern und diese wieder auff üllen. Landkreis Wesermarsch 164 Der Erfolg des Managements ist dabei nicht Landkreis Wittmund 8 allein an der Höhe der Jagdstrecke zu messen, Landkreis Wolfenbüttel 29 Region Hannover (inkl. sondern an dem Anteil der entnommenen Tiere 543 Landeshauptstadt Hannover) im Verhältnis zur Populationsdichte und ihrer Stadt Braunschweig 56 Reproduktion auf großer Fläche. Stadt Delmenhorst 7 Stadt Emden 3 Stadt Oldenburg 8 Stadt Osnabrück 135 Stadt Salzgitter 2 Stadt Wilhelmshaven 0 Stadt Wolfsburg 229 Gesamt 24 320 Anstieg der Jagdstrecke auf über 24 000 Nutrias

72 Neozoen Arten, die dem Jagdrecht unterliegen mit ganzjähriger Schonzeit

Mauswiesel (Mustela nivalis)

Reinhild Gräber

Mauswiesel Größe 11 – 26 cm Paarungszeit ganzjährig, Schwerpunkt Frühling / Sommer Setzzeit Nach 34–37 Tagen, bis zu zweimal im Jahr Gewicht 25–250 g

Lebensraum strukturreiche Feld- und Wiesenlandschaft en und Brachflächen

Das Mauswiesel (Mustela nivalis), auch Mäusejahren kann das Mauswiesel lokal ver- Zwerg- oder Kleinwiesel genannt, gehört zu schwinden, wohingegen es in guten Jahren (als den Mardern (Mustelidae) und ist neben dem einziger wildlebender Beutegreifer) zweimal im Hermelin die zweite in Mitteleuropa heimische Jahr erfolgreich Nachwuchs zur Welt bringen Art der Wiesel. Im Vergleich zum Hermelin sind kann. Ursache hierfür ist, dass die Mauswiesel Mauswiesel nur etwa halb so groß, haben kein im Vergleich zu vielen anderen Marderartigen schwarzes Rutenende, sind insgesamt kürzer keine verlängerte Tragzeit haben (siehe z. B. behaart und tragen einen braunen Fleck im Steinmarder). Mundwinkel. Mauswiesel haben eine sehr lange Paa- Das Mauswiesel ernährt sich vor allem von rungszeit. Diese kann von Februar bis August Kleinnagern, wie Mäusen, jungen Kaninchen, andauern. Als Nester nutzen die kleinen Wiesel Eidechsen, aber auch Vögel und deren Eier oft verlassene Baue von Mäusen. Diese kleiden fallen ins Beuteschema. Die Fähigkeit, ihrer sie mit trockenem Laub, Haaren oder Federn Beute in deren Gänge folgen zu können, macht aus. Bei einer Tragzeit von nur 35 – 37 Tagen Mauswiesel zu äußerst eff ektiven Jägern. Auf- werden die ersten Jungtiere im April geboren. grund der Abhängigkeit an das Vorkommen Die durchschnittlich fünf bis sechs Jungen pro von Kleinnagern können die Bestände von Jahr Wurf werden mit einem Gewicht von einem bis zu Jahr beträchtlich schwanken. In schlechten drei Gramm geboren und sind zunächst Nest-

Landesjagdbericht 2017 / 2018 73 hocker. Nach zweieinhalb Wochen beginnen die jungen Wiesel feste Nahrung aufzunehmen. Nach etwa fünf Wochen öffnen sie die Augen.

Zwei Würfe pro Jahr sind bei gutem Nah- rungsangebot keine Seltenheit. Mauswiesel sind bereits ab einem Alter von drei bis vier Monaten geschlechtsreif. Die Streifgebiete der Männchen sind rund 7 – 15 Hektar groß, die der Weibchen hingegen nur ein bis vier Hektar. Die Reviergrenzen werden mit Drüsensekret mar- kiert, um Rivalen fern zu halten. Im Winter hal- ten sie keinen Winterschlaf, sondern sind unter der Schneedecke auf der Suche nach Beute.

Mauswiesel können zu jeder Tages- und Nachtzeit aktiv sein, wobei größere Ausflüge bevorzugt tagsüber unternommen werden. Wegen seiner geringen Größe muss das Zwerg- wiesel stets auf der Hut vor Greifvögeln und anderen Beutegreifern sein. Es sichert seine Umgebung auf den Hinterbeinen stehend, um bei Gefahr im nächsten Erdloch zu verschwin- Das Mauswiesel macht Männchen und sucht so die Umgebung nach Fressfeinden ab den. Als Versteck, zur Fortbewegung und für die Foto: piclease /August Falkner Jagd werden Baue von Nagetieren und Maulwür- fen, ebenso wie dichte Vegetation, Felsspalten, hohle Baumstämme oder Steinhaufen genutzt.

72 Mauswiesel: Anteil der Reviere mit Vorkommen in Prozent (%) 2017 Der Hörsinn des Mauswiesels ist besonders gut ausgeprägt, es kann aber auch gut sehen Gemeinden in Niedersachsen und riechen. Mauswiesel verständigen sich untereinander durch zischende und singende Laute.

Im Jahr 2013 wurde es in Deutschland zum Tier des Jahres erklärt. Bis auf Bayern, Bremen und Schleswig-Holstein ist das Mauswiesel in Deutschland geschützt und wird ganzjährig geschont.

In Niedersachsen kommt das Mauswiesel nach Einschätzung der Revierinhaber in vielen Revieren vor, mit Ausnahme der waldreichen 0 10 20 30 40 50 km Landkreise flächendeckend.

Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. Kartograpfische Grundlage: ©GeoBasis-DE / BKG 2002

> 0 0> 4 – 60 keine Daten > 0 – 20 > 60 – 80 Kreisgrenzen > 20 – 40 > 80 – 100 Gemeindegrenzen

74 Arten, die dem Jagdrecht unterliegen, mit ganzjähriger Schonzeit Luchs (Lynx lynx)

Egbert Strauß

Luchs Größe 50 – 70 cm (Schulterhöhe) Paarungszeit Februar–April Setzzeit nach 73 Tagen Gewicht 15–25 kg, in Ausnahmefällen bis 37kg Lebensraum große Waldareale mit dichtem Unterholz

Der Eurasische Luchs ist eine verbreitete erlegt. Die fürstlichen Jagdherren und Feudal- Art in den Wald- und Waldsteppengebieten in herren verfolgten bzw. ließen den Luchs wie In Europa werden vier Europa und Asien, die sich in neun Unterarten auch Wolf und Bär mit dem Ziel der Ausrottung Unterarten des Eurasischen Luchses unterschieden unterteilt. In Nordeuropa (Skandinavien, Finn- zum Schutz der Wild- und Nutztiere intensiv land, Baltikum, Weißrussland und Russland) ist verfolgen (BREITENMOSER & BREITENMOSER- der Nordluchs (Lynx lynx lynx) beheimatet. Als WÜRSTEN 2008). Bei der Wahl der Mittel war weitere Unterarten sind der Kaukasus-, Balkan- man nicht zimperlich (SCHWENK 1998). Für die und Karpatenluchs beschrieben, deren Namen mit den Regionen assoziiert sind. Mit ausgewil- derten Karpatenluchsen (Lynx lynx carpathicus) 73 Eurasischer Luchs: Anteil der Reviere mit Vorkommen in Prozent (%) 2017 wurden die Populationen in Slowenien, dem Gemeinden in Niedersachsen Alpenraum, dem Jura, den Vogesen und dem Bayerischen Wald neu begründet. Die ausgewil- derten Luchse im Harz sind Gehegenachzuch- ten aus deutschen sowie skandinavischen Zoos und Wildparks (ANDERS & SACHER 2005). Im deutschen Sprachgebrauch ist mit dem „Luchs“ fast immer der eurasische Luchs gemeint, ohne Diff erenzierung der Unterarten. Nach dem Bären und dem Wolf ist diese Katze das größte Raub- tier, das in Europa heimisch ist.

Der Eurasische Luchs war ursprünglich in weiten Teilen Europas verbreitet und wurde durch intensive Verfolgung bis Mitte des 19. 0 10 20 30 40 50 km

Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa aus- Datenquelle: Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE), gerottet. Die letzte Luchsjagd im Harz endete Landesjägerschaft Niedersachsen e. V., gefördert durch Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen. im März 1818 bei Lautenthal mit der Erlegung Kartograpfi sche Grundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2002 eines Kuders und wurde später mit einem Gedenkstein gewürdigt (https://www.harzlife. > 0 > 40 – 60 keine Daten > 0 – 20 > 60 – 80 Kreisgrenzen de/extra/luchsstein.html). In den Alpen wurde > 20 – 40 > 80 Gemeindegrenzen der vermeintlich letzte Luchs 100 Jahre später

Landesjagdbericht 2017 / 2018 75 Bauern waren die Verluste von Nutztieren zur Die Auswilderung mit 24 Luchsen im Harz damaligen Zeit durch diese Beutegreifer von in den Jahren 2000 bis 2006 war sehr erfolg- existenzieller Bedrohung. Von daher war die reich, die Population wird derzeit auf rund 80 Hatz auf diese Räuber für die dörfliche Bevölke- ausgewachsene (selbstständige) Individuen rung von hohem Belang. Obwohl zu vermuten geschätzt, von denen etwa 55 innerhalb des ist, dass die Nutztierverluste durch den Luchs Harzer Mittelgebirges leben. Das Vorkommen auch damals geringer waren als beispielsweise breitet sich in die umliegenden Landesteile durch den Wolf. in Südniedersachsen, Nordhessen, östliches Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen- Mitte des 20. Jh. lebten Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Anhalt aus (ANDERS & MIDDELHOFF 2016). Im nur noch 700 Luchse in Luchspopulation in Europa außerhalb Russ- Pfälzer Wald wurde 2015 das jüngste Luchsaus- Europa außerhalb Russlands lands auf etwa 700 Individuen geschätzt, der wilderungsprojekt gestartet und bis April 2018 niedrigste Bestand überhaupt (HEURICH 2018). elf Luchse freigelassen. Darüber hinaus werden Nur in Skandinavien, dem Baltikum, im Bal- in Baden-Württemberg immer wieder einzelne kan und den Karpaten hatten Luchse überlebt. männliche Luchse aus dem Schweizer Jura In Russland war der Nordluchs nicht bedroht. beobachtet. Ab Mitte des 20. Jahrhundert erholten sich die Durch Schutzmaßnahmen Luchsbestände aufgrund strenger Schutzmaß- Die charakteristischen Merkmale des Luch- und Auswilderungen erholten nahmen (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie 92/43/ ses sind seine Pinselohren, der breite, rund- sich die Luchsbesätze wieder EWG), einer verändernden Einstellung der liche Kopf mit Backenbart und der sehr kurze Bevölkerung gegenüber Großprädatoren sowie Schwanz. Dieser ist zwischen 15 und 25 Zenti- der deutlichen Zunahme der Schalenwildbe- meter lang und endet in einer schwarzen Spitze. stände in Europa (BREITENMOSER & BREITEN- Warum der Luchs nur einen kurzen Stummel- MOSER-WÜRSTEN 1998) wieder. KACZENSKY schwanz hat, ist unklar. Normalerweise ist et al. (2012) schätzten den Bestand 2012 auf ein langer Schwanz für Katzen wichtig für die rund 9 000 Individuen. Der eurasische Luchs Balance und Steuerung bei schnellen Bewe- wird von der IUCN weltweit als nicht gefährdet gungen, bei der Jagd, im Sprung und im Fall. eingestuft, wobei die Unterart des Balkanluch- Die „Pinsel“ an den Ohren sind lange Gran- ses akut vom Aussterben bedroht ist (http:// nenhaare, die nach einer unbestätigten Hypo- www.iucnredlist.org/details/12519/0; Abruf these von BREITENMOSER (2008) dem Luchs 3.8.2018;). In Mittel- und Westeuropa hinge- beim Auflauern seiner Beute die Windrichtung gen war der Luchs Mitte des 20. Jahrhunderts anzeigt, um seinen Ansitz so zu wählen, sich bis auf wenige Restvorkommen ausgerottet. Er durch seine Witterung nicht zu verraten. Jeder unterliegt daher innerhalb der EU einem hohen Jäger kennt diese Situation, benutzt jedoch Schutzstatus. Neben naturschutzrechtlichen andere Hilfsmittel. Die behaarten und ver- Bestimmungen wird die Art in Deutschland mit gleichsweise sehr großen Pfoten in Verbindung ganzjähriger Schonzeit vom Jagdrecht erfasst. mit den langen Beinen sind eine Anpassung an Neben der natürlichen Ausbreitung, ausge- die kalten und schneereichen Klimata der nörd- hend von den Reliktpopulationen in Skandina- lichen Länder und der Gebirge. Dadurch kann vien, dem Baltikum und den Karpaten, wurden der Luchs seine Beute bei höheren Schneelagen bislang in acht Ländern Luchse ausgewildert sehr erfolgreich verfolgen und erbeuten. (BREITENMOSER & BREITENMOSER-WÜRSTEN 2008, LINNEL et al. 2008). In Deutschland wur- In Mitteleuropa wiegen die Kuder, männliche den die ersten Luchse im Nationalpark Bayeri- Luchse, je nach Region ca. 20 – 25 Kilogramm, scher Wald in den 1970er Jahren freigelassen, wobei es sowohl leichtere als auch deutlich 1982 und 1989 kamen weitere 18 Luchse in dem schwerere Tiere gibt. Weibchen sind durch- angrenzenden Nationalpark Sumava auf tsche- schnittlich etwas leichter als Kuder. Die Ranz ist chischer Seite hinzu. Diese Population stagniert von Februar bis April und nach 73 Tagen werden auf tschechischer und deutscher Seite in den ein bis vier Junge geboren. Jungtiere bleiben bis letzten Jahren auf einem wieder reduzierten zum nächsten Frühjahr bei der Mutter, die allein Niveau von 59 bis 83 Luchsen (HEURICH 2018). für die Aufzucht und Versorgung zuständig ist.

76 Arten, die dem Jagdrecht unterliegen, mit ganzjähriger Schonzeit Da die natürliche Jungendsterblichkeit sehr Die niedersächsischen Jäger schätzen im Rah- hoch ist, erlangen nur wenige Jungweibchen men der WTE seit 2009 die Rehwildbesätze ein, nach 21 Monaten bzw. die Kuder nach 33 Mona- für das Weser-Leinebergland einschließlich ten die Geschlechtsreife. Harz und Harzvorland werden Besätze von rund 6,5 Rehe / 100 ha angegeben, in Waldrevieren Adulte Luchse sind Einzelgänger und äußerst wird die Besatzdichte höher eingeschätzt (WTE territorial, wobei die Territorien der Kuder und 2010 – 2017). In einem Luchsterritorium von Katzen überlagern. Die Katzen dulden in ihrem angenommen 10 000 ha bzw. 25 000 ha (= 100 Revier neben den diesjährigen Jungluchsen bzw. 250 km²) leben in etwa 650 bzw. 1 625 Rehe keine Geschlechtsgenossen, ebenso die Kuder. (je nachdem welche Territoriengröße ange- Die subadulten Luchse müssen abwandern und nommen wird). Werden die im Laufe des Jahres eigene Reviere besetzen. Die Reviergrößen gesetzten Kitze (1 Kitz / Ricke) hinzugerechnet, sind abhängig vom Lebensraum und vor allem erhöht sich der Bestand auf rund 1 000 bis 2 500 vom Nahrungsangebot, in Norddeutschland Rehe, im Wald deutlich mehr. Ein territorialer sind das im Wesentlichen Rehe. Die Territorien Kuder und eine territoriale Luchsin mit Jungen in Skandinavien reichen von von 300 bis 1 500 – die sich in dem gleichen Gebiet aufhalten – km² (HERFINDAL et al. 2005), in den Schweizer würden geschätzt 125 Rehe im Jahr erbeuten. In Alpen sind es im Schnitt 250 km² (25 000 ha) einem kleinen Luchsterritorium könnte der Ein- (BREITENMOSER & BREITENMOSER-WÜRSTEN fluss auf den Rehwildbestand bei 13 bzw. 20 % 2008). Die Kuder nutzen deutlich größere als in einem großen bei 5 bzw. 8 % liegen. Die Reh- die Weibchen. Jungluchse verlassen die Mut- wild Jagdstrecken im Weser-Leinebergland und ter nach 9 – 11 Monaten (März – April), wandern ab und können mitunter in Gebieten mit deut- licher Distanz zum Geburtsort neue Territorien Adulte Luchse sind Einzelgänger und äußerst territorial Foto: piclease / Georg Pauluhn begründen.

Das Beutespektrum umfasst praktisch alle im jeweiligen Lebensraum vorhandenen klei- nen und mittelgroßen Säuger und Vögel. Im europäischen Verbreitungsgebiet sind Rehe die Hauptbeute. Im Nationalpark Bayerischer Wald bestand das Nahrungsspektrum zu 80% aus Rehen und zu 17% aus Rotwild (HEURICH 2018). Des Weiteren zählen Füchse, Marder, Wildschweine, Hasen und Mäuse zu den Beu- tetieren. Die Faustzahl von 50 Rehen, die ein Luchs in einem Jahr erbeutet – basierend auf nord- und osteuropäischen Studien – ist für Kat- zen mit Jungen auf 75 Rehe zu erhöhen, woraus HEURICH (2018) für seine telemetrierten Luchse im Nationalpark Bayerischer Wald einen Präd- ationsimpakt von maximal 1,2 Rehen / 100 ha berechnet.

Besonders spannend sind die Fragen nach dem direkten und indirekten Einfluss des Luch- ses auf die Schalenwild- bzw. Rehwildpopula- tion einerseits in den Schutzgebieten (z.B. NP Harz), aber auch in unserer land- und forstwirt- schaftlich genutzten Kulturlandschaft, in die sich der Luchs in Norddeutschland ausbreitet.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 77 Harz liegen bezogen auf die gesamte Fläche bei meldeten 42 % der Reviere, in denen der Luchs rund 3 Rehen / 100 ha und in den Waldrevieren sporadisch oder regelmäßig vorkommt, dass wie auch in den fiskalischen Revieren bei 5 – 8 das Rehwild weniger sichtbar wurde gegen- Rehen / 100 ha. Die prozentualen Anteile, die über 12 % der Reviere, in denen der Luchs noch zwei territoriale Luchse an der Jagdstrecke ent- nicht präsent ist (STRAUSS et al. 2017). In wei- nehmen, würde nach diesen Einschätzungen teren Untersuchungen ist zu prüfen, inwieweit in den Waldrevieren bei 7 bis 18 % liegen. Der diese „verringerte Sichtbarkeit“ des Rehwildes direkte Einfluss von umherziehenden Luchsen ursächlich auf das Vorkommen des Luchses ist aufgrund ihres Aktionsraumes auf die lokale zurückzuführen ist oder ob andere Faktoren wie Rehwildpopulation vermutlich gering. Auch der Veränderungen des Habitates, Besucherver- Einfluss auf die Rotwildpopulation wird eher als kehr, Landwirtschaft, jagdliches Verhalten etc. gering eingeschätzt. Diese erste Einschätzung eine entscheidende Rolle dabei spielen. kann nur eine grobe Annährung an die Reali- tät darstellen, da noch sehr viele Annahmen In diesem Zusammenhang sind die Kennt- zugrunde gelegt werden müssen. nisse dieser Räuber-Beute-Beziehung sowohl in naturnahen Biotopen wie auch in unserer Darüber hinaus beobachten die Jäger deut- Kulturlandschaft eminent wichtig. Telemetri- liche Verhaltensänderungen beim Schalenwild, sche Studien von Rehen und Luchsen in sehr dass sie mit dem Auftreten von Wolf und Luchs naturnahen Landschaften Skandinaviens oder in Verbindung bringen. Im Weser-Leinebergland in Schutzgebieten des NP Bayerischen Wald und Harz weisen auf interessante Bedingun- gen hin (BREITENMOSER & BREITENMOSER- WÜRSTEN 2008, OKARMA et al. 1997, H E U R I C H 2018). Luchse jagen bevorzugt in der ersten Nachthälfte beginnend in der Dämmerung und benötigten als Ansitz- und Überraschungsjäger deckungsreiche Strukturen. Das Rehwild wie- derum bevorzugt deckungs- und nahrungsrei- che Habitate in den Wäldern, auch wenn dies die bevorzugten Jagdgebiete der Luchse sind. „Das Habitatwahl-, Sicherungs- und Aktivitäts- verhalten der Rehe werden nur wenig durch das Vorkommen von Luchsen beeinflusst. Die Tiere reagieren vor allem auf unmittelbar wahrge- nommene Gefahren“ (HEURICH 2018). Aufgrund dessen kann sich das Reh nur sehr schlecht auf den Luchs einstellen, gerade weil er auch ein sehr großes Streifgebiet nutzt und sein Jagd- gebiet häufig wechseln kann. Auf der anderen Seite nutzen Rehe in der Kulturlandschaft gern die offenen nahrungsreichen Flächen wie Wie- sen, Getreideschläge oder Rübenschläge, da hier der Luchs keine Chance hat. In diesem Fall könnte der Ansitzjäger mit der Büchse von dem Luchs profitieren. Nur in Gebieten, wo der Luchs neu auftritt, scheinen die Rehe unruhiger zu sein und vorsichtiger zu agieren, was nach einer Im europäischen Verbreitungsgebiet sind Rehe die Hauptbeute gewissen Gewöhnungsphase wieder nachlässt. Foto: piclease / Georg Pauluhn

78 Arten, die dem Jagdrecht unterliegen, mit ganzjähriger Schonzeit Für das Verständnis dieser Räuber-Beute- zum anderen die Bedenken und Eindrücke der Beziehungen vor allem in unserer Kultur- Betroffenen ernst zu nehmen. Im Rahmen der landschaft sind wissenschaftlichen Studien WTE werden weitere Daten zum Vorkommen, notwendig, die zusammen mit verlässlichen Bestandsdichten und Jagdstrecken als auch Daten zu den Jagdstrecken und den Beobach- Abfragen zu Beobachtungen und Meinungen tungen der Jäger auf lokaler Ebene den Einfluss der Jäger durchgeführt, um den Einfluss von der großen Beutegreifer abschätzen hilft. Für Luchs und Wolf auf die Schalenwildbestände die Akzeptanz der großen Beutegreifer sind einschätzen zu können und die Diskussion zu zum einen die ökologischen Faktoren objek- versachlichen. Dafür bitten wir um ihre enga- tiv zu analysieren und zu dokumentieren und gierte Mithilfe in der WTE.

Veränderung der Jagdstrecken 2017 / 2018 gegenüber den Vorjahren

Reinhild Gräber

74 Veränderung der Niederwildstrecke 75 Veränderung der Niederwildstrecke im langjährigen Mittel gegenüber dem Vorjahr in Prozent in Prozent, 3-jähriges Mittel und 10-jähriges Mittel

Fasan Feldhase Wildkaninchen 0 0

– 5 – 5

– 10 – 10 – 7,2 – 7,0 – 9,3 – 15 – 15 – 12,8 – 15,0 – 16,4 – 16,4 – 20 – 17,5 – 20 – 17,5

– 25 – 25

– 30 – 30 – 28,6 – 35 – 35 – 36,4 – 36,4 – 40 – 40

Fasan Veränderung zum Vorjahr in Prozent Feldhase 3-jähriges Mittel der Veränderung zum jeweiligen Vorjahr in Prozent Wildkaninchen 10-jähriges Mittel der Veränderung zum jeweiligen Vorjahr in Prozent

Die negative Entwicklung der Jagdstrecken nenstrecken, der im Vorjahr noch bei über 10 % hält bei den meisten klassischen Niederwildar- lag, ist im Berichtsjahr weiterhin zu verzeich- ten auch im Berichtsjahr an. Mit 36,4 % ist der nen, sogar mit 16,4 % gegenüber dem Vorjahr Rückgang bei der Wildart Wildkaninchen beson- stärker ausgeprägt. Sicherlich spielt hierbei bei ders hoch. Aber auch die Entwicklung bei den den Niederwildarten auch die zurückhaltende Feldhasen sollte weiterhin genau beobachtet Bejagung eine Rolle. Nichtsdestotrotz sollte der werden. Hier liegt der Rückgang bezogen auf Ursachenfindung weiterhin große Aufmerksam- das Vorjahr bei 17,5 %. Der Rückgang der Fasa- keit gewidmet werden.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 79 Bei den Beutegreifern wie dem Rotfuchs ist 78 Veränderung der Beutegreiferstrecke ebenfalls ein Rückgang der Jagdstrecke um ca. gegenüber dem Vorjahr in Prozent 8 % zu verzeichnen. Trotzdem sollte diese von der Kulturlandschaft profitierende Wildart in 35 Anbetracht der allgemeinen Entwicklung der 30 Niederwildbesätze weiterhin intensiv bejagt 25 werden. Beim Dachs ist eine Steigerung der 20 Jagdstrecke um knapp 5 % zu sehen. Damit 15 10 setzt sich der Trend der vergangenen Jahre wei- 4,8 5 ter fort! 0 – 5 – 10 – 8,1 76 Veränderung der Beutegreiferstrecke im langjährigen Mittel – 15

in Prozent, 3-jähriges Mittel und 10-jähriges Mittel Rotfuchs Dachs Rotfuchs Dachs 35 30 25 20 15

10 6,6 4,8 Andere Beutegreifer wie die Neubürger 5 3,6 – 0,5 Waschbär, Marderhund und Nutria zeigen eine 0 – 1,1 Steigerung der Jagdstrecke. Besonders beim – 5 Waschbär fällt diese mit über 32 % sehr hoch – 10 – 8,1 – 15 aus. Beim Marderhund fällt diese Steigerung im aktuellen Jagdjahr relativ gering aus. Aber Veränderung zum Vorjahr in Prozent 3-jähriges Mittel der Veränderung zum jeweiligen Vorjahr in Prozent sowohl beim Marderhund als auch beim Nutria 10-jähriges Mittel der Veränderung zum jeweiligen Vorjahr in Prozent steigt die Jagdstrecke kontinuierlich.

77 Veränderung der Neozoenstrecke im langjährigen Mittel 79 Veränderung der Neozoenstrecke in Prozent, 3-jähriges Mittel und 10-jähriges Mittel gegenüber dem Vorjahr in Prozent

Marderhund Waschbär Nutria 35 32,1 60 52,8 30 50 25

40 20 32,1 30,1 30 15 22,7 11,2 19,0 19,6 20 17,7 10 11,2 10 5 2,9 2,9 0 0

Veränderung zum Vorjahr in Prozent Marderhund 3-jähriges Mittel der Veränderung zum jeweiligen Vorjahr in Prozent Waschbär 10-jähriges Mittel der Veränderung zum jeweiligen Vorjahr in Prozent Nutria

80 Veränderung der Jagdstrecken 80 Veränderung der Schalenwildstrecke im langjährigen Mittel in Prozent, 3-jähriges Mittel und 10-jähriges Mittel

Rehwild Rotwild Schwarzwild Damwild Muffelwild

25 22,8 20 18,2 15 10 5,3 5 1,8 0,3 1,2 1,6 – 0 – 0,3 – 5 – 2,6 – 2,6 – 3,5 – 10 – 8,3 – 8,2 – 15 – 12,6 – 11,9

Veränderung zum Vorjahr in Prozent 3-jähriges Mittel der Veränderung zum jeweiligen Vorjahr in Prozent 10-jähriges Mittel der Veränderung zum jeweiligen Vorjahr in Prozent

Bei allen Schalenwildarten ist im Jagd- 81 Veränderung der Schalenwildstrecke jahr 2017 / 18 ein Rückgang der Jagdstrecke gegenüber dem Vorjahr in Prozent zu verzeichnen, das Schwarzwild bildet hier die Ausnahme. Beim Schwarzwild wurde mit 25 22,8 einer Strecke von 68 992 ein neuer Höchst- 20 wert erreicht. Aufgrund anhaltender intensiver 15 Bejagung vor dem Hintergrund der ASP konnte 10 auch in diesem Jahr die Strecke mit + 22 % wie- der deutlich gesteigert werden. Es sollte nicht 5 versäumt werden, Schwarzwild auch weiterhin – 0 anhaltend und intensiv zu bejagen. – 5 – 10 – 8,3 – 8,2 – 11,9 Beim Rotwild ist in diesem Jahr der Rück- – 15 – 12,6 gang mit 8 % allerdings etwas geringer im Ver- Rehwild Muffelwild gleich zum Vorjahr. Auch beim Damwild setzt Rotwild Schwarzwild sich der Trend seit 2012 erneut fort und die Damwild Jagdstrecke erreicht im Jahr 2017 / 2018 ein Streckenergebnis mit 11 651 erlegten Stücken. Zu beachten ist beim Damwild allerdings, dass Beim Muffelwild wurden knapp 12 % weniger es in den Vorjahren zu Doppelmeldungen in Tiere erlegt als im Vorjahr. Diese Entwicklung einem Landkreis kam, dies könnte einen Teil zeigt sich auch im dreijährigen Mittel der Verän- des Rückgangs erklären. derung der Jagdstrecke mit – 3,5 %.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 81 Jagdliche Schwerpunktthemen

Bisam und Nutria in den Niederlanden

Henk van der Steen, Niederlande

Bisam in den Niederlanden den an Wasserwerken und Deichen zu vermei- den. Sicherheit und Hochwasserschutz sind Nach der Einschleppung einer Handvoll die wichtigsten Gründe, die Bisampopulation Bisame nach Europa im Jahr 1905 folgte rasch in den Niederlanden so niedrig wie möglich zu deren Verbreitung auf dem gesamten Konti- halten. Das Vermeiden von Schäden an Was- nent. Schon in den 1930er Jahren wurde in den serwerken liegt im Verantwortungsbereich der Niederlanden die Ankunft der Bisam befürchtet. Niederländischen Wasserverbände. Sie sind Anders als in Das Tier war für seine gewaltige Wühltätigkeit zuständig für die Bekämpfung von Bisam und Niedersachsen werden bekannt und wurde als eine Bedrohung für das Nutria. Nutrias in den Niederlanden nicht bejagt, sondern Land wahrgenommen. Unberührte und starke staatlich bekämpft Fluss- und Seedeiche sind von existentieller Die Nutria wird seit 2002 in einem gemeinsa- Bedeutung, um das Land vor Überflutungen zu men Aktionsplan von der „Unie van Waterschap- schützen. Die Niederlande liegen mit mehr als pen“ (Dachverband der Wasserverbände) 60 % ihres Landes unter dem Meeresniveau. Die bekämpft . Das Ziel ist, die Nutria völlig aus dem Wühltätigkeit des Bisam darf nicht zur Risiken Binnenland zu entfernen und die Bekämpfung führen. entlang der Landesgrenze mit Deutschland fort- Um 1935 wurde die erste „Bisamverord- zuführen. Die Kosten werden gemeinsam durch nung“ erlassen. Die Bekämpfung ist seit 1987 alle 21 Niederländischen Wasserverbände eine gesetzliche Aufgabe mit dem Ziel, Schä- bezahlt (Solidaritätsprinzip).

82 Struktur der Nutriabekämpfung 21 Wasserverbände und 8 Bekämpfungs- organisationen in den Niederlanden

Seit 1987 wird die Bisam bekämpft in den Niederlanden Foto: H. van der Steen

82 Jagdliche Schwerpunktthemen Organisatorische Steuerung der Die passive Bekämpfung findet während des Frühjahrs- (Februar – März) und Herbstzu- Bekämpfung ges (September – Oktober) des Bisam statt. Die Niederlande hat 21 Wasserverbände, die Die übrigen Monate wird ausschliesslich aktiv in 8 Bekämpfungsorganisationen zusammenar- bekämpft, weil dies die effektivste Methode ist, beiten. Täglich sind 420 Bisambekämpfer und die Population zu reduzieren. Täglich sind 420 Bisam- und 21 Nutriabekämpfer im Einsatz. Die Bekämpfer 21 Nutriabekämpfer im Einsatz. Jährliche Kosten für den sind verbeamtet und arbeiten in Vollzeit für die Ergebnisse der Bisambekämpfung niederländischen Steuerzahler Wasserverbände. ca. 35.000.000€ Die Bisambekämpfung in den Niederlanden Die Bekämpfung von Bisam und Nutria kos- ist äußerst erfolgreich. Die Fangzahlen sind von tet den niederländischen Steuerzahler jährlich mehr als 400 000 im Jahre 2004 auf 61 000 im ca. 35.000.000 €. Jahre 2017 gesunken. Nach den Ergebnissen in den ersten Monaten sinken auch in 2018 die Gesetzliche Grundlage Fangzahlen. Die Niederländer gehen davon aus, dass es In den Niederlanden ist die Bekämpfung möglich ist, den Bisam aus dem Binnenland eine gesetzliche Aufgabe der Wasserver- komplett weg zu fangen und zu eliminieren. bände. Bisam und Nutria sind als Schädlinge Danach ist eine intensive Bekämpfung an der eingestuft. Die Bekämpfer haben zu allen Flä- Landesgrenze zu Deutschland in Kombination chen und Grundstücken jederzeit Zugang, so mit einem leichteren Kontrolleinsatz im Binnen- dass flächendeckend und über das ganze Jahr land vorgesehen. An diesem Managementkon- bekämpft wird. zept wird momentan geforscht.

Bisam und Nutria sind auf der EU-Unions- 84 Fangzahlen Bisam Niederlande liste als invasive Arten aufgeführt, das heißt, dass auch die Mitgliedsländer verpflichtet sind, Maßnahmen zur Kontrolle und Reduktion dieser 450 000 Arten zu ergreifen. 400 000

350 000 Strategie Bisambekämpfung 300 000 250 000 Es wird unterschieden zwischen: 1. Aktiver Bekämpfung: der Bisam wird mit 200 000 Schlagfallen vor dem Bau gefangen bzw. 150 000 getötet. 100 000 50 000

2. Passiver Bekämpfung: der Bisam wird 0 mit Ködern in eine Falle gelockt oder in 1987 2011 2010 2016 2017 2015 2014 2012 2013 2007 2003 2005 2009 2008 2006 einer Reusenfalle gefangen. 2004

83 Strategie Bisambekämpfung

Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dec Frühjahrszug und Herbst- zug.alle Wasserläufe absperren mit Reusefallen und Köderfallen Suchen nach Bisambauen in allen Wasserläufen.

Intensiver Gebrauch von Schlagfallen

Landesjagdbericht 2017 / 2018 83 Nutriabekämpfung Strategie Nutriabekämpfung

Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhun- Die Nutriabekämpfung wird im Wesentli- derts wurde im Süden der Niederlande die chen durch 21 hauptamtliche Nutriabekämpfer erste Nutria gefangen. Im Jahr 2002 waren es durchgeführt. An der Grenze zu Deutschland schon 5 195 Stück, vor allem im südlichen Teil sind ca. 750 Lebendfallen im Einsatz, ausgerüs- des Landes. Durch die Erfahrungen mit dem tet mit 530 elektronischen Fangmeldesystemen. Bisam war man gewarnt und erkannte, dass Die Nutria wird derzeit nur mit Drahtgitter- ein frühzeitiges Eingreifen notwendig ist. Im Lebendfallen gefangen und mit einer Luftdruck- Jahr 2002 wurde beschlossen, die Nutria inten- waffe mit genügend Energie tierschutzgerecht siv zu bekämpfen. Das Ziel war wie auch beim getötet. Darüber hinaus sind alle Bisamfänger Bisam, die Nutriapopulation aus dem Binnen- in den Niederlanden aufgefordert, auf Spuren land vollständig zu entfernen, um später die von Nutrias zu achten und diese den Nutriabe- Bekämpfung im Wesentlichen nur entlang der kämpfern mitzuteilen.

85 Fangzahlen Nutria Niederlande Ergebnisse der Nutriabekämpfung 6 000 Die Einsatzstunden zur Nutriabekämpfung 5 000 wurden nach 2006 langsam reduziert. Dabei 4 000 war besonders wichtig, den Stundeneinsatz

3 000 nicht zu früh und nicht zu stark zu reduzieren, um das Risiko einer Wiederausbreitung zu ver- 2 000 hindern. Aus diesem Grunde wurden in den Jah- 1 000 ren 2006 bis 2010 trotz geringerer Fangzahlen 0 zwischen 25 000 und 40 000 Arbeitsstunden investiert. Erst nachdem sich ab 2010 die Fang- 1987 2011 2010 2016 2017 2015 2014 2012 2013 2007 2003 2005 2009 2008 2006 2004 zahlen auf ca. 500 Nutrias eingependelt hatten und diese sich vornehmlich an der niederlän- 86 Einsatzstunden Nutria Niederlande disch – deutschen Grenzen konzentrierten, wur- den die Stunden abgebaut. Allerdings mussten in den letzten Jahren der Aufwand und die Ein- 45 000 satzstunden wieder erhöht werden, da eine 40 000 starke Zuwanderung von Nutrias aus Nieder- 35 000 sachsen und Nordrhein-Westfalen stattfindet. 30 000

25 000 In 2010 war das Ziel, die Nutria im Binnen- land auf ein sehr niedriges und gut zu kontrol- 20 000 lierendes Populationsniveau zu reduzieren, 15 000 erreicht. Es wurden jährlich durchschnittlich 10 000 noch ca. 500 Nutrias gefangen, wobei 95 % der 5 000 Fänge entlang der niederländisch-deutschen 0 Grenze erfolgten. Ab 2015 stiegen die Fangzahlen wieder 1987 2011 2010 2016 2017 2015 2014 2012 2013 2007 2003 2005 2009 2008 2006 2004 ex­trem an und leider mussten die Einsatzstun- den der Nutriabekämpfer stark erhöht werden, was wieder deutlich höhere Kosten verursachte. Landgrenze fortzusetzen. Die Einsatzstunden Die Intensität der Bekämpfung wurde wieder der Bisam- und Nutriabekämpfer wurden ab auf das Niveau von 2012 zurückgeworfen. 2002 extrem aufgestockt und erreichten im Jahr 2006 bis zu 38 870 Stunden. Die niederländi- schen Wasserverbände vereinbarten, dass alle gemeinsam zur Bekämpfung der Nutrias beitra- gen müssten, so war das „Prinzip der Solidari- tät“ eine Tatsache für die Niederlande.

84 Jagdliche Schwerpunktthemen Feldstudie zum Fangmanagement 87 Ergebnisse der Nutriabekämpfung in den Niederlanden von Bisam Bisam gelten in den Niederlanden als Schädlinge und werden in einem ganzjährigen Bekämpfungsprogramm kontrolliert. In den Jahren 2013 bis 2017 fand in den Niederlanden ein einzigartiges Management-Experiment statt, in dem die Auswirkungen verschiedener Bekämpfungsstrategien und Fangintensitäten (Zeitaufwand für das Fangen) auf die Bisam- population und Fangrate untersucht wurden. Das Experiment fand in 117 Atlasquadraten von 5 × 5 km statt, die nach dem Zufallsprinzip aus- gewählt wurden. Die experimentellen Ergeb- 2002 2010 2016 nisse wurden mit Mixed-Eff ects-Modellen mit geeigneten räumlich-zeitlichen Kovarianzstruk- 12 326 Einsatzstunden 26 410 Einsatzstunden 22 400 Einsatzstunden turen analysiert, um Verzerrungen oder eine 5 195 Fänge 568 Fänge 1 897 Fänge signifi kante Inflation zu vermeiden. Es bestand ein stark positiver Zusammenhang zwischen der Fangzeit und der Anzahl der gefangenen Tiere, was beweist, dass der Fangerfolg durch satzstunden und weniger die Quantität. 30 % den Aufwand bestimmt wird. Die Fangquoten mehr oder weniger Einsatzstunden sind für den schwankten zudem stark zwischen den Jahres- Erfolg der Maßnahmen nicht ausschlaggebend. zeiten, waren im Herbst höher als im Frühjahr, Darüber hinaus wurde sehr deutlich, dass eine korrelierten über Jahre hinweg und zeigten eine Bekämpfung nur eff ektiv ist, wenn sie flächen- ausgeprägte räumliche Autokorrelation bis deckend durchgeführt wird. Wenn die Bekämp- zu Entfernungen von durchschnittlich 10 bis fung gut und professionell organisiert wird, ist 15 km. Die Entwicklung der Fangrate im Laufe eine Eliminierung der Bisam möglich. Neue For- der Zeit unterschied sich zwischen den expe- schungen sollten sich darauf konzentrieren, die rimentellen Atlasquadraten, konnte aber nicht Bekämpfungsmaßnahmen weiter zu verbessern mit experimentellen Behandlungen oder ande- und vor allem grenzüberschreitende Strategien ren bekannten Umweltvariablen in Verbindung mit den Nachbarländern zu entwickeln, um gebracht werden. Entscheidend für Reduktion großräumig eine eff ektive und langfristige Kon- der Bisampopulation war die Qualität der Ein- trolle der Bisampopulation zu implementieren.

In den 1990er Jahren wurden die ersten Nutria in den Niederlanden gefangen Foto: piclease / Raimund Kirschbaum

Landesjagdbericht 2017 / 2018 85 Weitere Studien: optimal wäre. Es wurde festgestellt, dass die erforderliche Zeit für Fänger/Bekämpfer für die Inspektion und Kontrolle der Fallen begrenzt Bioökonomische Modelle zum werden kann, was erklärt, warum die Maß- Bisam nahme in der Praxis tendenziell weniger kost- spielig wird, wenn eine Situation mit größerer Bioökonomische Modelle sind Instrumente Kontrollintensität erreicht wird. Darüber hinaus zur Wahl alternativer Strategien für ein Schäd- zeigt das Modell die relative Bedeutung der lings- bzw. Prädatorenmanagement. Ein sol- erforderlichen Investitionen für Präventivmaß- ches Modell wurde für die Bisambekämpfung in nahmen im Vergleich zu den Kosten von Schä- den Niederlanden konstruiert, um zu analysie- den verursacht durch Bisam. Die ersten Kosten ren, unter welchen Annahmen eine qualifizierte beziehen sich auf die Prävention der wichtigs- Ausrottung der Bisampopulation wirtschaftlich ten Schäden und Verringerung der Risiken für optimaler wäre als eine ganzjährige Kontrolle die öffentliche Sicherheit durch die Befestigung oder wenn keine Kontrolle erfolgen würde. Die und Ausbau von Deichen, Hochwassermauern Population- und die Fangkomponenten wur- und Uferböschungen. Für die Niederlande steht den kalibriert mit dem Erfolg der Maßnahmen fest, dass bei einer Politik der „Nicht-Kontrolle“ gegenüber den bestehende Zeitreihen zum allein das Ausmaß der erforderlichen Investi- Fang und dem Aufwand. Die Ergebnisse des tionen in vorbeugende Maßnahmen sehr viel Modells zeigen deutlich, dass eine qualifizierte höhere Kosten verursachen würde, als eine qua- Ausrottung der Bisampopulation durch die lifizierte Beseitigung (= Ausrottung) der Bisam, Bekämpfungsmaßnahmen unter realistischen unabhängig von den realistisch zu erwartenden Annahmen in den Niederlanden wirtschaftlich Schadenskosten.

Die Ausbreitung der Nutria kann nur mit einem hohen Aufwand verhindert werden Foto: piclease / Holger Duty

86 Jagdliche Schwerpunktthemen Experimentelle Nachweise der Das Fazit dieser Studie ist, dass die eDNA- Probenahme im Oberflächenwasser bei der Effekte auf die Abundanz der Suche und Überwachung von Bisam und Nut- Bisampopulation durch die Bis- ria helfen kann. Die eDNA-Methodik ist eine ambekämpfung in den Niederlan- nützliche Innovation bei der Suche und Fang der letzten Individuen von Bisam und Nutria in den einem Gebiet und ist damit eine kostengünstige Eindeutige Belege für die Wirksamkeit einer Möglichkeit, die Gebiete zu überwachen (und in Bisambekämpfung in etablierten Populatio- Zukunft auch für andere invasive fremde Arten nen auf dem europäischen Festland fehlen bis- einsetzbar). Die von der Universität von Ams- lang noch. Dies ist angesichts der anhaltenden terdam entwickelte Methode zur Probenahme öffentlichen Debatte über die Notwendigkeit ist eine neue Art der Verwendung von eDNA der Bisambekämpfung und des politischen Wil- in Oberflächengewässern. Sie ist besonders lens auf der Ebene der Europäischen Union zur geeignet für die Suche und Überwachung von Ausrottung invasiver fremder Arten (IAS), zu charakteristischen Arten, indem viele kleine denen auch der Bisam gehört, wichtig. In dieser Proben in kurzer Zeit verarbeitet werden kön- Studie wurden die Häufigkeitsindizes zur Abun- nen. In dieser Phase erfolgt die Feinabstimmung danz von Bisam mit Capture-Mark-Recapture der Methodik, Such- und Überwachungspro- Versuchen für mehrere Jahre in zwei Studien- tokolle werden für verschiedene Landschaften, gebieten gesammelt, in denen über drei Jahre Suchtypen und Überwachungen erstellt. Darü- keine Bisambekämpfung durchgeführt wurde. ber hinaus wird die logistische Komponente in Diese Daten wurden verglichen mit denen von einem betrieblichen Umfeld weiterentwickelt sechs Referenzgebieten mit ständiger Kontrolle und getestet. bzw. Bekämpfung der Bisam durch Tötungsfal- In dem nächsten Schritt erfolgt die eDNA- len sowie einem Standort, an dem die Kontrolle Methode vollständig in der Praxis umgesetzt. vor mehr als acht Jahren aufgegeben wurde. In Darüber hinaus wird die Entwicklung der Probe- den beiden Studiengebieten ohne Bisambe- nahme mit Hilfe von Drohnen vorangetrieben. kämpfung war der Häufigkeitsindex zum Bisam- Die Phase der Feinabstimmung der Methodik in vorkommen variabel, aber konstant hoch. In der Praxis und der Weiterentwicklung der logis- den sechs Referenzgebieten mit Bekämpfung tischen Komponente wird ca. 2 Jahre dauern. war der Index konstant niedrig. Bei vorüberge- hender Abwesenheit der Tötungsfallen in den Einsatz von „Judas Nutria“ Referenzgebieten stieg der Bisam-Abundanz- Index signifikant an. Diese Ergebnisse werden Im niederländisch-deutschen Grenzgebiet als überzeugender experimenteller Beweis sollen Nutrias gefangen und mit Telemetrie- für die Wirkung der Bisambekämpfung auf die sendern wieder freigelassen werden. Die Ziele Bisampopulation interpretiert, eine Grundprä- dieser Studie sind zum einen mehr über die misse des Bisambekämpfungsprogrammes. Lebensweise der Nutrias zu erfahren, um die Bekämpfungsstrategien zu optimieren. Zum Entwicklung, Anpassung und anderen verraten diese besenderten Individuen nach dem „Judas-Prinzip“ bislang noch nicht Implementierung der eDNA- entdeckte Baue oder Familien, sodass eventuell Methodik zum Nachweis und verborgene Populationen im Binnenland effek- Überwachung von Bisamvorkom- tiver aufgespürt werden können. men In den Jahren 2016 und 2017 wurde eine Machbarkeitsstudie (Proof of Concept) durch- geführt, die die prinzipielle Durchführbarkeit (Proof of Principal) der „eDNA-Methode“ nach- gewiesen hat.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 87 Wildpflanzen als Bereicherung der Artenvielfalt

Carolin Könning , 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V.

Wildpflanzen geben Gas und sind eine Bereicherung für die Artenvielfalt

Verbesserte Biodiversität dank Wildpflanzen Foto: Margit Camille

Wie kaum ein anderes Bundesland zeichnet text innovative Ansätze für eine vielfältige und sich das Agrarland Niedersachsen durch seine nachhaltige Landwirtschaft. Denn die Vorzüge vielfältigen Lebensräume mit den unterschied- mehrjähriger Wildpflanzen sind vielfältig: Sie lichsten Tier- und Pflanzenarten aus. Verände- bieten Nahrungsangebote und schaffen attrak- rungen in der Flächennutzung, vor allem die tive Lebensräume für Wildtiere, Vögel und Intensivierung der Landwirtschaft, beeinflus- Insekten. Ihr Anbau verbessert die Biodiversität sen das Landschaftsbild und die Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Nutzflächen, es bietet jedoch zunehmend negativ. sich die Möglichkeit zur Verwertung organi- scher Dünger und sie eröffnen ein innovatives Insbesondere der Anbau von Wildpflanzen Gesamtkonzept nachhaltiger Energieerzeugung zur Biomasseproduktion bietet in diesem Kon- aus Biomasse.

88 Die Vorteile mehrjähriger Wildpflanzenmischungen im Überblick:

Ökologische Effekte Ökonomische Effekte verminderte Nitratbelastung des Grundwassers vergleichsweise geringe Investitions- und Pflegekosten Bereicherung des Landschaftsbildes Reduzierung der Bodenerosion

Schaffung dauerhafter Lebens- und Rückzugsräume Verbesserung der Humusbilanz für Wildtiere und Vögel längere Blühzeiten verbessern das gute Methanerträge Nahrungsangebot für Insekten Steigerung der Artenvielfalt und Förderung Fruchtfolgeerweiterung der Biodiversität Möglichkeit zur nachhaltigen Biomasseproduktion

88 Jagdliche Schwerpunktthemen Beim Ansatz Wildpflanzen zur Energiege- des in den Jahren 2013 bis 2016 durchgeführ- winnung wissenschaftlich zu fundieren und ten Projekts „Energie aus Wildpflanzen“. Die deren Chancen und Potentiale transparent zu Zielsetzung des Vorhabens bestand darin, machen, ist Niedersachsen bundesweit füh- eine ökologisch wertvolle und gleichzeitig Niedersachsen bundesweit rend. In einem ersten gemeinsamen Projekt der ökonomisch tragbare Ergänzung zum Anbau führend bei der Erforschung des Potentials von Wildpflanzen Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. und dem von konventionellen Energiepflanzen, wie Land Niedersachsen in Kooperation mit dem Mais, zu entwickeln. Maßnahmen also, die 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netz- arten- und strukturreiche Lebensräume für werk Nachwachsende Rohstoffe und Bioöko- Wildtiere entstehen lassen, bei gleichzeitig nomie e. V. und dem Institut für Terrestrische r­essourcenschonender Biomasseproduktion und Aquatische Wildtierforschung, Stiftung zur Energiegewinnung. Tierärztliche Hochschule Hannover, wurden in den Jahren 2013 bis 2016 die ökologischen und Die erste Phase des Forschungsvorhabens ökonomischen Effekte des Anbaus von Wild- legte wichtige Grundlagen, um mittels mehrjäh- pflanzen zur Energiegewinnung untersucht. riger artenreicher Mischungen eine ökologisch Nun steht in dem gemeinsamen Folgeprojekt wertvolle Ergänzung zu Standard-Biogaskul- von Landesjägerschaft, Land Niedersachsen turen anbieten zu können. Aus jeweils rund 20 mit dem 3N Kompetenzzentrum die Nährstoff- Wild- und Kulturpflanzenarten wurden verschie- fixierung dieser Wildpflanzen im Mittelpunkt: dene Mischungsvarianten auf ihre Eigenschaf- Das Projekt will konkrete Ergebnisse zur Nähr- stoffdynamik durch den Anbau von mehrjähri- gen Wildpflanzen liefern. Die Untersuchungen betreffen die Nährstoffgehalte im Boden, im Erntegut und in der Wurzelmasse. Finanziell gefördert wird dieses Projekt mit 150.000 €, wie das Vorgängerprojekt, mit Mitteln des Landes Niedersachsen. Im Rahmen der Projekte sammeln die Betei- ligten Ergebnisse und Praxiserfahrungen zu standortgerechten Wildpflanzenmischungen sowie zu deren wildtierbiologischen und nähr- stofffixierenden Wirkung. Darüber hinaus enga- gieren sich die Akteure für eine Steigerung der Bedeutung von Wildpflanzen in der Biogaspro- duktion und setzen sich für eine umfangreiche Förderung des Wildpflanzenanbaus ein.

Das Projekt „Energie aus Wildpflanzen bieten ein reichhaltiges Nahrungsangebot für Blüten besuchende Wildpflanzen“ Insekten Foto: Johann Högemann

Im Rahmen einer nachhaltigen Landnut- ten geprüft. In der zweiten Phase wurden die zung gilt es Rückzugs- und Lebensbereiche erworbenen Erkenntnisse dazu genutzt, das für Niederwild und viele weitere andere Arten Anbausystem zur Praxisreife weiter zu entwi- der Feldflur zu schaffen sowie ein reichhalti- ckeln. Für verschiedene Zielschwerpunkte und ges Nahrungsangebot für Blüten besuchende Standortbedingungen optimierte Mischungen Insekten zu gewährleisten, die eine wichtige wurden zusammengestellt und in Großparzel- Funktion im Ökosystem haben. Diese Aspekte len- und Praxisversuchen auf verschiedenen mit einer nachhaltigen Biomasseerzeugung für Standorten analysiert, um wesentliche Fragen Biogasanlagen zu verbinden war Ansatzpunkt zur Kulturführung zu klären.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 89 Die beteiligten Landwirte legten fünf Praxis- Auf Grundlage dieser Projekterfahrungen flächen in Niedersachsen an. Auf den insgesamt empfiehlt sich für die Anlage von mehrjährigen 20 ha wurden standortgerechte Wildpflanzen- Wildpflanzenbeständen der Zeitraum nach der Anbau von Wildpflanzen: mischungen ausgesät und deren Ertragsleis- Getreideernte. Die Saat sollte unmittelbar in ökologisch hoch wertvoll tung beurteilt. Ergänzende wildbiologische die Getreidestoppel gedrillt werden. Das auf- und ökonomisch tragfähig Begleituntersuchungen durch das ITAW Hanno- laufende Getreide bietet so bis zum Vegetati- ver, lieferten Ergebnisse zur Flächenbewertung onsende hinreichend Bodendeckung und friert aus naturschutzfachlicher und wildtierökologi- in den Wintermonaten ab. Dies vermindert die scher Perspektive. Ausbreitung unerwünschter Begleitflora und bietet den feinsamigen Wildpflanzenstauden optimale Keim- und Aufgangsbedingungen. Ergebnisse und Handlungs­ Als Zumischung empfiehlt sich ein geringer Anteil von Buchweizen, der sich schnell etab- empfehlungen liert und Blüten ausbildet. Damit verfügt der Bestand bereits in den ersten Monaten über Das Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ ein Nahrungsangebot für Insekten und Bienen. Hotspot der Artenvielfalt: sammelte wichtige Ergebnisse und Praxiserfah- Eine den Witterungsverhältnissen und dem Es summt und brummt über- rungen zum integralen Naturschutz durch Wild- Aufwuchs angepasste Ernte, in der Regel ab all: Wildpflanzen dienen auch und gerade Insekten und pflanzenkulturen. Insbesondere zu Maßnahmen Anfang August mit niedriger Schnitttiefe bie- Bienen als hochattraktiver der Bestandsetablierung und Bestandsführung tet den größtmöglichen Biomasseertrag bei Lebensraum (Düngung) konnten neue Erkenntnisse gewon- einer geringeren Gefährdung des Wildtiernach- nen werden. wuchses. Zugleich gewährt spätsommerlicher

Mischung aus feinsamigen Wildpflanzenstauden Foto: Johann Högemann

90 Jagdliche Schwerpunktthemen Aufwuchs Grünäsung und Deckung für das Winterhalbjahr und bietet so neben vielen Wild- und Tierarten, auch und gerade Insekten zu die- ser Zeit einen Unterschlupf.

Ein weiteres Hauptaugenmerk des Projektes lag darin, die Nutzungshäufigkeit von Wildtie- ren in Wildpflanzenkulturen zu betrachten und mit der Nutzungshäufigkeit auf den umgeben- den konventionell bewirtschafteten Flächen zu vergleichen. Zu diesem Zweck wurden Fotofal- len installiert und Thermographie-Zählfahrten in den Untersuchungsgebieten vorgenommen. Zwar gab es geringe saisonale und räumli- che Unterschiede in der Nutzungshäufigkeit, dennoch lässt sich festhalten, dass auf den Wildpflanzenflächen insgesamt eine höhere Biodiversität und Nutzungshäufigkeit zu fin- den war. Es zeigte sich, dass die Wildpflanzen- bestände sehr gut zur Ernährung von Bienen Biomasseertrag der Wildpflanzen Foto: Firma Krone geeignet sind. Feldhase und Rehwild erreichten in allen Untersuchungsgebieten mittlere bis mittelhohe Populationsdichten, die Fuchsdich- ten waren eher gering. Das Projekt „Monitoring zur

Der beobachtete positive Effekt der Wild- Nährstofffixierung durch mehr- pflanzen auf die Wildtierfauna setzt sich folglich jährige Wildpflanzen auf Praxis- aus verschiedenen Komponenten zusammen. flächen in Niedersachsen“ Dazu zählen vor allem die Erweiterung der Pflanzendiversität, die Biomassesteigerung der (2017-2019) Evertebraten (Wirbellosen), angepasste Mahd- zeitpunkte sowie eine Steigerung der Struktur- Innovative Antworten in Fragen des Grund- vielfalt in der Agrarlandschaft. wasserschutzes und der Bodenqualität sind Folgeprojekt untersucht für das Agrarland Niedersachsen enorm wich- die Fähigkeit der Wildpflanzen, Nährstoffe zu binden Neben dem Aspekt der Erweiterung der tig. Die Ergebnisse der Bodenproben sowie die Fruchtfolgen und dem Methanertragspoten- Erfahrungen zur Düngung der Wildpflanzen- tial scheint auch die Nährstofffixierung eine bestände im Vorgängerprojekt zeigten eine positive Eigenschaft dieser Wildpflanzen- positive Auswirkung eines mehrjährigen Pflan- kulturen zu sein. Für die Abschätzung der zenbestandes auf die Aufnahme von Stickstoff. Nährstoffaufnahme in Abhängigkeit von der Entsprechend diesen Vorüberlegungen sam- Bestandsentwicklung, wurden auf einem melt das auf drei Jahre angelegte Projekt „Moni- Standort Nmin-Beprobungen durchgeführt. Die toring zur Nährstofffixierung durch mehrjährige Ergebnisse wiesen darauf hin, dass die Pflan- Wildpflanzen auf Praxisflächen in Niedersach- zenbestände ein scheinbar hohes Potential sen“ weitere Erkenntnisse und Praxiserfahrun- zur Bindung von Stickstoff besitzen. Der Frage, gen zum integrativen Gewässerschutz durch inwiefern mehrjährige Wildpflanzen aufgrund Wildpflanzenkulturen in der Biogasproduk- einer tiefreichenden Durchwurzelung und höhe- tion. Damit kombiniert das Projekt den inte- rer Stickstoffaufnahmeraten einen Beitrag zum grativen Gewässerschutz mit den Zielen des Boden- und Gewässerschutz leisten können, Landschafts- und Naturschutzes sowie einer widmet sich das Folgeprojekt. ertragreichen Landwirtschaft.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 91 Die Ziele des Projektes auf einen Blick: geprägte Wurzelentwicklung. Ergänzend dazu • Nährstoff entzug/Nährstoff fi xierung legten beteiligte Landwirte im Jahr 2017 wei- • Ökologische Aufwertung der Feldflur tere Wildpflanzenflächen in verschiedenen • Bereicherung des Landschaft sbildes niedersächsischen Regionen an. Infolge dieser • Produktionsintegrierter Naturschutz zur Zusammensetzung der Projektflächen kann Biomassenutzung die Nährstoff aufnahme während der Etablie- • praxistaugliche Umsetzung rungsphase auf den neuen Flächen mit den Altbeständen verglichen werden, die bereits Das 2017 gestartete Projekt umfasst rund eine tiefreichende Durchwurzelung aufweisen. 25 ha Wildpflanzenfläche, auf denen die mehr- Die Referenzflächen für das Nährstoff monito- jährigen Saatgutmischungen angebaut sind. ring befi nden sich im Raum Lingen, Syke und Es setzt auf dem Vorgängerprojekt „Energie Bruchhausen-Vilsen. aus Wildpflanzen“ auf und nutzt drei bereits Die Analysen im Rahmen des Projektes gut etablierte Wildpflanzen-Altbestände betreff en die Nährstoff gehalte im Boden, im für die erweiterten Versuchsfragen. Diese Erntegut und in der Wurzelmasse. Das ermit- Bestände wurden in den Jahren 2013 bzw. telte Potenzial der mehrjährigen Wildpflanzen- 2015 angelegt und besitzen eine bereits aus- mischung zur Stickstoff bindung sowie die Bio masseerträge und deren Biogasausbeute liefern folglich Hinweise zur Nährstoff dy- namik auf den angelegten Wildpflanzen- flächen. Dementsprechend bietet das Projekt Informationen für ein innovati- ves Gesamtkonzept nachhaltiger Ener- gieerzeugung aus Biomasse.

Weitere Informationen https://www.ljn.de/wild_und_jagd/natur_und_artenschutz/ forschungsprojekte/ https://www.3-n.info/projekte/laufende-projekte/monitoring-zur- naehrstoff fi xierung-durch-mehrjaehrige-wildpflanzen-auf-praxis- flaechen-in-niedersachsen.html

92 Jagdliche Schwerpunktthemen Die Entwicklung der Harzer Luchspopulation

Ole Anders , Nationalpark Harz (Luchsprojekt)

Der Wiederansiedlung des Luchses im Harz Luchspopulation weitgehend auf das namen- ging eine rund 30 Jahre andauernde Diskussion gebende Mittelgebirge. Erst danach etablierte voraus. sich offenbar ein Weibchen im hessischen Teil Ende 1999 fiel dann die Entscheidung ein des Kaufungerwaldes (Nähe Kassel). Zwischen großes Raubtier in der Kulturlandschaft wieder 2010 und 2015 reproduzierte der Luchs dann im anzusiedeln. Das Land Niedersachsen über- niedersächsisch / hessischen Grenzgebiet, ehe nahm gemeinsam mit der Landesjägerschaft die das massive Auftreten der Fuchsräude zum Ver- Trägerschaft dieses Vorhabens. In die Tat umge- enden aller dortigen Weibchen führte. Aktuell setzt wurde es im Nationalpark Harz, wo zwi- wird im Kaufunger Wald nur noch ein residenter schen 2000 und 2006 nach und nach insgesamt Luchskuder nachgewiesen. 24 (9 männliche, 15 weibliche) Luchse, allesamt Gehegenachzuchten aus europäischen Wild- parks, ausgewildert wurden. Vorkommenskarte405 410 der Luchse415 420 425 430 435 440 445 450 455 460 465

in Deutschland Schweden Auch heute noch ist die Nationalparkver- im Monitoringjahr 2016 (1.5.2016 - 30.4.2017) waltung für das Monitoring der Luchse in den 10 x 10 km Raster Dänemark Bundesländern Niedersachsen und Sach- 355 Nachweise gem. Monitoringstandards 355 Rasterzelle mit nachgewiesener sen-Anhalt zuständig. Aufgrund der engen Reproduktion 350 Zusammenarbeit mit den Jägerschaften vor 350 Bundeslandgrenzen Geobasisdaten: © GeoBasis-DE / BKG 2011 Ort können jährlich etwa 200 bis 300 Luchs- Zusammengestellt vom Bundesamt345 für Naturschutz (BfN) 345 SH hinweise zusammengetragen und ausgewertet nach den Monitoringdaten der Bundesländer Stand: 06.12.2017 MV werden. Seit 2008 statten Projektmitarbeiter 340 HH außerdem einzelne Luchse mit Halsbandsen- 335 335 Polen dern aus, um mehr über Streifgebietsgrößen, HB Beutespektrum und über die Wanderwege der 330 BB 330 Niederlande Tiere zu erfahren. BE 325 325 NI

Im Jahr 2009 einigten sich alle Bundesländer 320 ST 320 auf ein einheitliches Verfahren bei der Auswer- NW tung von Luchsmonitoringdaten (KACZENSKY et 315 315

TH al. 2009, REINHARDT et al. 2015). Die Vorteile 310 SN 310 liegen auf der Hand. Seither sind die Karten HE 305 305 der Vorkommensgebiete von hoher Genauig- Belgien keit und vor allem können können Entwicklun- 300 300 gen bundesweit dargestellt und nachvollzogen Tschechien Luxem- RP burg werden. 295 295

SL 290 BY 290 Grundlage des Monitorings sind 100 Qua- dratkilometer große Rasterzellen, die jährlich 285 285 Frankreich BW mit überprüften Luchsnachweisen zu füllen 280 280 sind. Ähnlich dem Jagdjahr entspricht dabei das Österreich

Luchs-Monitoringjahr nicht dem Kalenderjahr 275 275 sondern orientiert sich am Reproduktionszyk- lus der Art. Zwischen Mai und April des Folge- 270 0 25 50 100 km 270 jahres kann sichergestellt werden, dass man es 405 410 415 420 425 430 435 440 445 450 455 460 465 nur mit dem Nachwuchs einer Saison zu tun hat. Mit Luchsnachweisen besetzte Rasterzellen im Monitoringjahr 2016 / 17 in Rund zehn Jahre nach der Auswilderung Deutschland. Bundesweit konnten 77 selbständige Luchse mittels Genetik oder Fotofallenbildern voneinander unterschieden werden. der ersten Luchse beschränkte sich die Harzer Der Gesamtbestand (inkl. geführter Jungtiere) dürfte bei etwa 150 bis 200 Individuen liegen.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 93 Nach der ersten Reproduktion außerhalb Ausbreitungsrichtung und -geschwindigkeit der des Harzes nahm die Entwicklung der Luchspo- Luchse haben. Nicht selten drehen besenderte, pulation an Fahrt auf. 2013 und 2015 konnte abwandernde Luchse bei, wenn sie auf eine Luchsnachwuchs im niedersächsischen Hils, Autobahn treffen. Wie viele Querungsversu- bei Alfeld im Leinebergland nachgewiesen wer- che über Schnellstraßen erfolgreich verlau- den. 2016 gelang dies erstmals auch im Solling. fen, ist nicht bekannt. Allerdings gehen 33 % Die Anzahl der mit Luchsnachweisen besetzten der bis dato dokumentierten Todesursachen Rasterzellen hat sich zwischen den Monitoring- beim Luchs auf das Konto des Straßen- und jahren 2010 / 11 und 2016 / 17 von 25 auf 63 mehr Schienenverkehrs. als verdoppelt. Grünbrücken könnten nicht nur für den Luchs sondern auch für andere wandernde Wildarten eine gefahrlose Möglichkeit bie- ten Straßen zu überqueren. Allerdings ist die Anzahl solcher Bauwerke denkbar gering. Was bleibt sind aufgeständerte Talbrücken und zahl- reiche Unterführungen für Feld- und Forstwege sowie Bach- und Flussläufe. Diese werden vom Luchs nachweisbar genutzt, sofern sie einer- seits eine ausreichende Dimension aufweisen und andererseits an den bevorzugten Lebens- raum Wald angebunden sind.

Ein aus dem Harz nach Westen abwandern- der Luchs trifft zwangsläufig früher oder spä - ter auf die Autobahn 7. Die Durchlässigkeit der einzelnen Autobahnabschnitte ist sehr unter- schiedlich. Auf dem rund einhundert Kilometer langen Teilstück zwischen zwischen Seesen und Hann. Münden ist diese eher schlecht, was erklären könnte, warum der Solling erst spä- Ein sendermarkierter Luchs durchläuft einen Foto- ter vom Luchs besiedelt wurde als der Kaufun- fallenstandort Foto: Ole Anders ger Wald obwohl ersterer dem Harz um einiges näher ist als letzterer (ANDERS et al. 2016 b) .

Mit Halsbandsendern ausgestattete Luchse Tierarten breiten sich nur dann aus, wenn liefern immer wieder Belege dafür, wie hoch die der Populationsdruck im Ursprungsgebiet groß Bindung der Tierart an den Lebensraum Wald genug ist. Beim Luchs bedeutet dies, dass ist (SCHADT et al. 2002, ANDERS et al. 2012). der Großteil der Jährlinge von den territorialen Hat der Luchs die Wahl, entscheidet er sich für Geschlechtsgenossen gezwungen wird, den den Aufenthalt unter Bäumen und verlässt die Harz zu verlassen. Es stellt sich also die Frage, Deckung nur ungern. Ein Blick auf die Landkarte wie hoch die Luchsdichte innerhalb des Mittel- erklärt daher auch, warum die Ausbreitung der gebirges eigentlich ist, um die offensichtliche Harzluchse eher in Richtung Westen und Süden Ausbreitung in Gang zu halten. erfolgt, als etwa nach Norden und Osten, wo sich zwischen Hildesheim, Magdeburg und Aufgrund seiner vorwiegend dämmerungs- Halle auf weiter Strecke waldarme Agrarland- und nachtaktiven Lebensweise und seiner schaften an den Harz anschließen. relativen Seltenheit entzieht sich der Luchs üblichen Schätzverfahren, wie sie zum Beispiel Der Verlauf der Schnellstraßen dürfte eben- bei der Ermittlung von Schalenwildbeständen falls einen nicht unerheblichen Einfluss auf die oder Niederwildbesätzen üblich sind.

94 Jagdliche Schwerpunktthemen Der narkotisierte Luchs „M13“ erhält einen Halsbandsender Foto: Ole Anders

Die Tierart zeichnet sich jedoch durch eine 60 Standorten zum Einsatz. Jeweils 100 Tage mehr oder weniger intensive Fleckung der ein- lang zwischen September und Dezember foto- zelnen Individuen aus. Dabei bleibt diese Fell- grafierten diese das vorbeiwechselnde Wild zeichnung nicht nur zeitlebens identisch, sie ist gleichzeitig von beiden Seiten. Es entstanden auch ebenso einzigartig wie ein menschlicher pro Durchgang zwischen 191 und 375 Luchsfo- Fingeranbdruck (vergl. THÜLER 2002). Luchse tos die es mit der Fang-Wiederfang-Statistik tragen also sozusagen ihren Identifikations- auszuwerten galt. code mit sich herum. Sie bieten damit beste Vor- Die daraus resultierenden Dichtewerte aussetzungen für den Einsatz von sogenannten lagen zwischen 2,1 bis 2,9 selbständigen (also Fang-Wiederfang-Schätzungen, wie sie seit nicht mehr von der Mutter geführten) Luchsen vielen Jahrzehnten in der Wildbiologie Anwen- pro 100 Quadratkilometer. Bei Einbeziehung der dung finden (z. B. PETERSEN 1896, LINCOLN geführten Jungtiere lagen die Werte zwischen 1930, WHITE & BURNHAM 1999, NICHOLS & 3,8 und 4,6 Luchsen pro 100 Quadratkilometer KARANTH 2002, WEINGARTH et al. 2012). (ANDERS & MIDDELHOFF 2016 a und b, MID- Handelsübliche Wildkameras dienen dabei DELHOFF & ANDERS 2017 und 2018). Im weni- als Hilfsmittel, um die Luchse zu identifizieren. ger schroffen und klimatisch etwas milderen Die Tiere werden in diesem Fall also nicht im Ostharz kommen demnach mehr Luchse pro eigentlichen Sinne gefangen, sondern lediglich Flächeneinheit vor, als im Westen des Mittelge- fotografiert. Als „Wiederfang“ ist die erneute birges. Dafür könnte durchaus auch eine andere Abbildung desselben Luchses zu verstehen. Zusammensetzung des Schalenwildbestandes verantwortlich sein (höherer Rehwildanteil, Da Luchse im Vergleich zum Schalenwild in Muffelwildvorkommen). sehr geringen Dichten vorkommen, müssen die Untersuchungsgebiete eine erhebliche Größe Im gesamten, 2 200 Quadratkilometer gro- aufweisen, um einen ausreichend großen Anteil ßen Harz dürften somit etwa 55 selbständige der Luchspopulation abzulichten (KACZENSKY Luchse und 35 geführte Jungtiere leben (MID- et al. 2009). Seit dem Jahr 2014 wurden daher DELHOFF & ANDERS 2018). nacheinander in drei 741 bis 780 Quadratkilo- meter großen Gebieten im westlichen, im mitt- Ganz nebenbei entsteht aus der großen Zahl leren und schließlich im östlichen Harz Kameras von Luchsbildern ein Individuenkatalog, der aufgestellt. Es kamen jedes Mal 120 Geräte an inzwischen mehr als 60 aktuell oder ehemals im

Landesjagdbericht 2017 / 2018 95 Harz lebende selbständige Luchse und außer- bau. Das gefangene Tier wird mittels Blasrohr- dem etliche Jungtiere umfasst. Der Abgleich pfeil narkotisiert und anschließend mit einem mit anderen Datenbanken führt dabei immer Halsbandsender ausgestattet. Auf diese Weise wieder einmal zu interessanten Erkenntnissen. gelang bislang die Besenderung und Überwa- So lässt sich ermitteln, dass der derzeit älteste chung von insgesamt 21 Luchsen (Stand August bekannte Harzer Kuder mindestens seit 2008 2018). Befanden sich beim Start des Telemet- durch das Mittelgebirge streift. Der Austausch rieprojektes noch die im Harz lebenden territo- von Fotodaten mit Kollegen aus anderen Bun- rialen Luchse im Fokus des Interesses, sind es desländern belegte bereits mehrfach Zu- bzw. seit der Ausbreitung der Population vor allem Abwanderungen von Luchsen. die abwandernden Jährlinge. Diese treten aller- Im Rahmen des Luchsprojektes Harz wer- dings in Südniedersachsen nur sporadisch auf. den die großen Katzen nicht nur mit Kameras Zum Fang geeignete Rissfunde sind daher sel- „gefangen“. Zur Projektausrüstung gehören ten und jede entsprechende Meldung aus den auch zwei große mobile Kastenfallen. Diese Jagd­revieren wird dankbar angenommen und kommen immer dann zum Einsatz, wenn frische – die Bestätigung des Risses vor Ort vorausge- Schalenwildrisse gemeldet werden. Vorausset- setzt – mit einem Pauschalbetrag von 50 € an zung ist, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit den Jagdausübungsberechtigten vergütet. besteht, dass der Luchs die Beute auch wieder annimmt. Der Riss wird in die Falle gezogen und Ist ein Luchs beim Fang noch zu klein und diese mit einem Fallensender ausgestattet, der leicht, um mit dem mehr als 300g schweren zuverlässig per Satellitenüberragung das Sig- GPS-Halsbandsender ausgestattet zu werden, nal von der ausgelösten Falle auf das Mobiltele- erhält das Tier eine farbige Ohrmarke, um es fon der Mitarbeiter sendet. zumindest bei zufälligen Sichtungen identifizie- Meistens fängt sich der Luchs im Verlauf ren zu können. der ersten Nachthälfte nach dem Fallenauf-

Der aus dem hessischen Kaufunger Wald zugewanderte Luchs B1025m am Riss eines Rotwildkalbes bei Schierke im Harz (Fotofallenbild) Foto: Ole Anders

96 Jagdliche Schwerpunktthemen Die Streifgebietsgrößen territorialer Luchse Anhalt aufgewendet werden, um solche Schä- liegen im Harz bei den Kudern zwischen 104 den zu kompensieren, liegen zusammen im und 335 Quadratkilometern und bei den Kat- jährlichen Durchschnitt bei 1.000 bis 2.000 € zen zwischen 99 und 262 Quadratkilometern (min.: 0 max.: 4.000). (MCP95). Eine abwandernde Katze, die den Harz als Jährling verließ und schließlich im südli- chen Vorland des Mittelgebirges einen außer- gewöhnlich großen Wurf von 5 Welpen heckte (ANDERS et al. 2016), nutzte dabei ein denkbar kleines Streifgebiet von nur 29 Quadratkilome- tern. Auch ein Kuder, der sich ebenfalls als Jähr- ling in rund 13 Kilometern Distanz vom Harzrand entfernt in der mäßig bewaldeten Agrarland- schaft etablierte, nutzte zunächst ein kleines Areal von nur 37 Quadratkilometern. Das Männ- chen weitete allerdings später sein „Wohnge- biet“ bis zum Rand des Mittelgebirges aus, wie Genetik- und Fotodaten nach dem Ausfall des Halsbandsenders verrieten.

Weit über 450 ausgewertete Rissfunde tele- metrierter Luchse belegen, dass auch in der Harzregion das Reh das Hauptbeutetier des Luchses ist. Der insbesondere im Westharz sehr hohe Anteil des Rotwildes am Schalenwildbe- Vögel spielen, anders als das Schalenwild, eine stand des Mittelgebirges findet aber auch in untergeordnete Rolle im Nahrungsspektrum des Luchses Foto: Ole Anders der Beute des Luchses seinen Niederschlag. In 39 überwiegend im Westharz gesammelten Losungsproben wurden sogar etwa ebenso Luchse gelten als eher „konservative Wan- häufig Rotwild- wie Rehwildbestandteile gefun- derer“, soll heißen, sie entfernen sich auch als den (SCHULTE 2017). Reste von aufgenomme- selbständiges Tier nur ungern allzu weit vom nen Mäusen und in geringerer Häufigkeit auch mütterlichen Territorium. Erst der anhaltende von Füchsen oder Vögeln sind zwar regelmä- Druck der erwachsenen Geschlechtsgenossen ßig Bestandteil des Luchskots, aufgrund ihrer macht sie irgendwann zu Migranten, die dann geringen Körpermasse können diese Tier- auch einmal 100 oder gar 300 Kilometer zurück- arten dennoch eher als Beifang der großen legen können, häufig aber zunächst versuchen, Katze betrachtet werden, denn als ernsthafte sich in der Nähe des Geburtsortes zu etablieren. Nahrungsgrundlage. Auch diese Tatsache führt dazu, dass die Aus- Anders als beim Rehwild, bei dem die Luchs­ breitung von Luchspopulationen alles andere prädation ungefähr entlang der natürlichen als rasant verläuft. Allerdings belegen Telemet- Alterspyramide verläuft, werden beim Rot- rie- und Fotodaten, dass es immer wieder einmal wild weit überwiegend Kälber gerissen. Das Abwanderer aus dem Harz entlang der nieder- Schwarzwild taucht im Nahrungsspektrum der sächsisch-thüringischen Grenze bis nach Hes- großen Katze fast gar nicht auf. sen schaffen. Solange der Luchs im Kaufunger Nutztiere finden sich verhältnismäßig selten Wald noch reproduzierte, hat es auch zwischen als Beute telemetrierter Luchse und wurden in diesem und dem Solling Wanderbewegungen den bislang ausgewerteten Losungen gar nicht gegeben. Ein besendertes Männchen dessen nachgewiesen. Dennoch finden in jedem Jahr Überwachung im Hils begann, schaffte es sogar Übergriffe von Luchsen auf Schafe, Ziegen oder von dort über die Autobahn 7 hinweg bis in den auf Wild in Gehegen statt. Die Geldbeträge, die Harz und aus dem Mittelgebirge hinaus weiter von den Ländern Niedersachsen und Sachsen- bis zum Hohen Meißner in Hessen. Ein anderer

Landesjagdbericht 2017 / 2018 97 In den meisten Fällen beginnt der Luchs, wie bei diesem Jährling, den Fraß an der Keule. Der Verdauungstrakt wird nicht aufgenommen. Das Skelett des Beutetieres bleibt meist bis zum Ende des Fraßes, nach drei bis sieben Tagen, vollständig. Auch das Haupt wird vom Luchs nicht entfernt. Häufig verblendet der Luchs seine Beute mit Gras, Streu oder Schnee. Foto: Ole Anders

telemetrierter Wanderer verließ im November Diese wird vielmehr von den weitaus weniger 2017 den Harz in Richtung Norden und gelangte wanderfreudigen Weibchen im Zaum gehalten. bis in die Altmark in Sachsen-Anhalt (Luftlinie: 135 Kilometer), bevor er umdrehte und einige Den wandernden Männchen könnte aber Zeit später unweit von Helmstedt angefahren dennoch eine wichtige Aufgabe bei der Vernet- wurde und schließlich verendete. Die Lang- zung Mittel- und Westeuropäischer Luchspo- streckenrekorde wurden jedoch bislang von pulationen zukommen. Diese Vorkommen sind Luchsen aufgestellt, die keine Halsbandsender nach wie vor allesamt recht klein und in einigen trugen. Die Genetische Analyse von Speichel-, Fällen, wie z. B. in Slowenien oder in den fran- Losungs- und Haarproben erhält beim Monito- zösischen Vogesen, akut vom (erneuten) Erlö- ring des Luchses zunehmend Bedeutung, zumal schen bedroht. Auch einzelne Kuder, denen es die Harzpopulation sich auf diesem Wege klar gelänge, die Nachbarpopulation zu erreichen von anderen Vorkommen abgrenzen lässt. So und sich dort fortzupflanzen, könnten damit gelang es inzwischen sogar, einen Harzluchs bereits sehr positive Akzente setzen. in Bayerischen Frankenwald (Luftlinie: 160 Kilo- meter) nachzuweisen. Ein im März 2016 am In der sicherlich auch immer wieder einmal südwestlichen Harzrand ohrmarkierter Kuder kontroversen Diskussion um den Luchs gilt es erreichte innerhalb von zwei Jahren den Tage- eine Tatsache deutlich herauszustellen: Es ist bau Welzow-Süd bei Spremberg in Brandenburg mit an vorderster Stelle dem Engagement von (Luftlinie: 280 Kilometer). Jägern zu verdanken, dass sowohl im Harz als auch seit 2016 im Pfälzer Wald Luchsvorkom- Es ist jedoch festzustellen, dass die Lang- men entstanden sind, die langfristig die Situ- streckenwanderer bislang fast ausschließlich ation dieser, dem Jagdrecht unterliegenden männlich waren. Diese „Rekordkuder“ sorgen Wildart, deutlich verbessern könnten – und zwar immer wieder einmal für Schlagzeilen, dies nicht nur in Deutschland sondern mögli- sie bestimmen aber nicht die Ausbreitungs- cherweise über internationale Grenzen hinweg. geschwindigkeit der Harzer Luchspopulation.

98 Jagdliche Schwerpunktthemen Der Luchs in Niedersachsen: Akzeptanz bei Jägern und Nichtjägern

Eick von Ruschkowski1 & Ole Anders2 1Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz, 2Nationalpark Harz (Luchsprojekt)

Im Jahr 2000 begann das gemeinsame Pro- tion die Vernetzung der einzelnen Populationen jekt der Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. für den genetischen Austausch ein wichtiger zusammen mit dem Niedersächsischen Minis- Schritt, um eine Verbesserung des Erhaltungs- terium für Ernährung, Landwirtschaft und Ver- zustandes zu erreichen. Eine Ausbreitung in die braucherschutz und dem Niedersächsischen norddeutsche Tiefebene scheint eher unwahr- Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und scheinlich, da der Luchs aufgrund seiner Habi- Klimaschutz zur Wiederansiedlung des Eurasi- tatansprüche bislang ausschließlich in den schen Luchses (Lynx lynx) im Nationalpark Harz Mittelgebirgsregionen nachgewiesen ist. (https://www.luchsprojekt-harz.de/). Bis 2006 wurden dort insgesamt 24 Luchse ausgewil- Konfliktpotential Luchs-Mensch dert, die erste Reproduktion in freier Wildbahn konnte bereits im Sommer 2002 nachgewie- Die Präsenz eines großen Beutegreifers in sen werden. Durch die FFH-Richtlinie ist das einem Ökosystem hat Einfluss auf die Räuber- Land Niedersachsen zum Schutz des Luchses Beute-Beziehungen – beim Luchs ist dies pri- verpflichtet. Die Vollzugshinweise des Nie- mär das Reh (Capreolus capreolus) mit über dersächsischen Landesbetriebes für Wasser- 50 % Anteil im Nahrungsspektrum. Gleich- wirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zeitig stellt das Rehwild mit 108 130 erlegten weisen derzeit den Erhaltungszustand der Art Individuen 2016 / 17 die mit großem Abstand als „schlecht“ aus, allerdings mit aufsteigender bedeutendste Schalenwildart in der niedersäch- Tendenz. Grundsätzlich ist eine langsame, aber sischen Jagdstrecke dar (GRÄBER et al. 2017). stetige Ausbreitung des Luchses vom Harz in Darüber hinaus weisen die Habitatansprüche die benachbarten Mittelgebirgsregionen in Nie- des Luchses eine hohe räumliche Überschnei- dersachsen und Hessen nachweisbar (NLWKN dung mit den Vorkommen des Mufflons (Ovis 2011). Da die nächstgelegenen Luchspopu- orientalis musimon Pallas) in Niedersachsen lationen (Vogesen, Pfälzer Wald, Bayerischer auf. Obwohl die Jagdstrecken für beide Arten Wald) räumlich relativ weit entfernt sind, ist auf unterschiedlichem Niveau (Muffelwild: 399 neben dem Aufbau der Harzer Luchspopula- erlegte Individuen 2016 / 17) in den letzten zehn

Bis 2006 wurden insgesamt 24 Luchse im Harz ausgewildert Foto: Ole Anders

Landesjagdbericht 2017 / 20182018 99 Jahren relativ stabil waren, sind mögliche Aus- men tatsächlich auf? wirkungen der Präsenz großer Beutegreifer auf 3. Welche Maßnahmen erscheinen zur diese beiden Arten eine Fragestellung, der vor Reduktion potentieller Konflikte sinnvoll? dem Hintergrund möglicher Konflikte mit jagd- 4. Ist der Beitrag der Landesjägerschaft zum lichen Interessen nachgegangen werden sollte Naturschutz durch die Partnerschaft im (vgl. STRAUSS & GRÄBER 2016). Luchsprojekt hinreichend in der Bevöl- kerung bekannt und wird er ausreichend An der Schnittstelle zwischen Jagd und wertgeschätzt? Naturschutz war es daher von besonderem Inte- resse, die Akzeptanz der Wiederansiedlung des Die Befragung wurde im Frühjahr 2013 Luchses innerhalb der Jägerschaft zu untersu- als Online-Befragung in einer geschichteten chen, zumal im Vergleich zum Wolf (Canis lupus) Zufallsstichprobe durchgeführt. Dies bedeu- bei ähnlichem jagdlichen Konfliktpotential drei tet, dass zumindest Teile der Stichprobe – in wesentliche Unterschiede zwischen den Arten diesem Falle LJN-Mitglieder – durch gezielte zum Tragen kommen: der Luchs wird durch ein Ansprache ausgewählt wurden, die Teilnahme gezieltes Wiederansiedlungsprojekt gefördert; innerhalb dieser Gruppe aber letztendlich dem die Ausbreitung und Wiederbesiedlung der Zufall überlassen bleibt. Die Sensibilisierung Habitate erfolgt räumlich und zeitlich wesent- der Jägerschaft erfolgte auf drei regionalen Ver- lich langsamer – und der Luchs ist emotional sammlungen der Kreisjägerschaften. deutlich weniger „vorbelastet“ als der Wolf. Umfassende Studien im deutschsprachigen Durch den Einsatz verschiedener Filter- Raum, die sich explizit den Konfliktpotentialen fragen wurde gewährleistet, dass mit hin- zwischen großen Beutegreifern und Landnut- reichender Sicherheit die Befragung in drei zungsinteressen widmen, sind trotz aller grund- Teilstichproben unterteilt werden konnte, ohne sätzlich bekannten Interessenskollisionen dass die Befragten selbst Einfluss darauf hat- bisher Mangelware (vgl. als Ausnahmen zum ten: die Bevölkerung ohne jagdliche Interessen Luchs in Baden-Württemberg LÜCHTRATH 2011, sowie Jägerinnen und Jäger, die in Revieren mit HERDTFELDER 2012 sowie WECHSELBERGER & und ohne Luchspräsenz jagten. Für die Auswer- LEIZINGER 2005 zu allen großen Beutegreifern tung wurden zudem nur diejenigen Antworten in Österreich). Das international inzwischen als berücksichtigt, bei der als Wohnort oder für conservation social science bzw. human dimen- die Lage des Jagdreviers eine niedersächsische sions of wildlife management bezeichnete For- Postleitzahl angegeben war. schungsfeld (vgl. DECKER et al. 2012; BENNETT et al. 2017) ist hierzulande bislang nicht hinrei- Ergebnisse chend etabliert. Insgesamt wurden unter Anwendung der Befragungsansatz und -methodik o. g. Kriterien 1 186 vollständig abgeschlossene Befragungen in die Auswertung mit einbezo- Vor den genannten Hintergründen sollten gen, von denen 396 (33,4 %) als Jagdscheinin- folgende Fragestellungen eingehender unter- haber klassifiziert werden konnten. Aufgrund sucht werden: der relativ großen Gruppe an Jagdberechtig- 1. Wie stellt sich die Akzeptanz der Wieder- ten innerhalb der Stichprobe wies diese bei ansiedlung innerhalb der Jägerschaft, verschiedenen demographischen Merkmalen insbesondere auch im Vergleich mit der eine Abweichung vom Durchschnitt der nieder- Gesamtbevölkerung, dar? sächsischen Bevölkerung auf, so waren z. B. 2. Welche Konflikte können sich im Hinblick 69 % der Teilnehmenden männlich und nur 31 % auf die Jagdausübung durch die Präsenz weiblich. Durch entsprechende Gewichtung der des Luchses ergeben und treten diese Teilgruppen lassen sich diese Verzerrungen Konflikte in Revieren mit Luchsvorkom- allerdings herausrechnen.

100 Jagdliche Schwerpunktthemen Einstellung zum Luchs der möglichen bzw. tatsächlichen Betroffenheit jagdlicher Interessen ist unter den Jägern die Sowohl die Gruppe der Nichtjäger als auch Gruppe derjenigen, die den Luchs als „kaum die Gruppe der Jäger zeigten in der Befragung akzeptabel“ oder „vollkommen inakzeptabel“ überwiegend positive oder eher positive Ein- bewerten, größer. Dies entspricht aber dem stellungen zum Luchs (vgl. Abb. 89) und hielten Erwartungswert und überrascht nicht, weil bei dessen Rückkehr für überwiegend begrüßens- derartigen Befragungen immer ein Zusammen- wert bzw. tolerierbar (vgl. Abb. 90). Allerdings hang zwischen Akzeptanz und Betroffenheit ergeben sich in beiden Fällen signifikante besteht. Unterschiede zwischen den befragten Teilgrup- pen: der Anteil z. B. (eher) positiver Emotionen Mögliche jagdliche Konflikte ist bei den Jägern deutlich geringer (59,8 %) als bei den Nicht-Jägern (86,7 %); bei den Ein- Potentiell oder tatsächlich vorliegende stellungen zur Wiederkehr halten 77,2 % bei der Interessenkonflikte mit der Jagd wurden in der Bevölkerung bzw. 40,3 % bei den Jägern diese Teilstichprobe derjenigen, die über einen Jagd- für begrüßenswert. Die Vermutung liegt nahe, schein verfügten, nochmals untersucht. Hier dass die potentielle Betroffenheit jagdlicher wurde zudem die Lage der Jagdreviere berück- Interessen eine andere Sichtweise und damit sichtigt, um eine Aufschlüsselung nach Revie- abweichende Einstellungen begründet. Den- ren mit (potentieller) Luchspräsenz (n = 249) noch ist z. B. der Anteil (eher) positiver Einstel- und jenen ohne (n = 219) vorzunehmen. Dies lungen mit rund 60 % innerhalb der Jägerschaft sollte u. a. der Kontrolle dienen, ob theoretisch (Abb.89) ein sehr hoher Wert. entstehende Konflikte in der Praxis wirklich vorkommen. Es wurde daher zunächst nach den Abbildung 90 hingegen verdeutlicht ein- erwarteten (beide Gruppen), dann nach den tat- zelne Unterschiede zwischen der Gesamtbevöl- sächlich eingetretenen Konflikten (nur Gruppe kerung und der Jägerschaft bei der Einstellung der Luchsreviere) gefragt. Zusätzlich war noch gegenüber dem tatsächlichen Vorkommen von Interesse, inwieweit die wirklich eingetrete- des Luchses in Niedersachsen. Die Grundten- nen Konflikte inakzeptable Nutzungseinschrän- denz beider Gruppen ist im positiven Bereich kungen darstellten. der Skala, bei der Gesamtbevölkerung dabei deutlicher als in der Jägerschaft, aber es bleibt Die Kategorien „Verlust von Rehwild“ sowie festzuhalten, dass auch in letzterer Gruppe die „Rehwild wird heimlicher“ waren im ersten positive Wahrnehmung überwiegt. Aufgrund Schritt der Befragung von Jägern, die außerhalb

89 Emotionen und Gefühle gegenüber dem Luchs 90 Einstellungen zur Wiederkehr des Luchses im Harz (n = 1 186 (790 Nicht-Jäger / 396 Jäger)) (n = 1 186 (790 Nicht-Jäger / 396 Jäger))

77,2 73,2 80,0 % 80,0 %

60,0 % 60,0 % 36,7 40,3 40,0 % 40,0 % 25,9 23,1 13,5 13,5 20,0 % 20,5 20,0 % 6,3 20,5 3,2 1,0 5,1 0,0 % 9,4 3,8 0,0 % 10,4 2,3 11,0 3,7

positiv eher positiv wedernoch begrüßenswert tolerierbar eher kaum es ist mir egal negativ akzeptabel tabel negativ vollkommeninakzep-

Jäger Nicht-Jäger Jäger Nicht-Jäger

Landesjagdbericht 2017 / 2018 101 91 Tatsächliche Konfliktpotentiale zwischen Luchspräsenz und Jagd sowie deren Bewertung tatsächlich volkommen Auswirkung in Luchsrevieren (n = 249) eingetreten inakzeptabel Minderung des Jagdwertes 27,6 % 6,9 %

Verlust von Rehwild 52,3 % 6,4 %

Verlust von Muffelwild 25,2 % 12,5 %

erschwerte Abschussplanerfüllung 34,7 % 6,0 %

Rehwild wird heimlicher 55,9 % 7,2%

Überhöhte Dichte der Luchspopulation 21,4 % 15,5 %

Reduziertes Wilderleben 32,9 % 7,6 %

der Luchsreviere jagen, als die signifikant zu Informationsstand der Befragten erwartenden Konsequenzen eingestuft worden. Aus Abb. 91 wird ersichtlich, dass diese beiden zum Luchsprojekt Auswirkungen nach Angaben der Befragten Die Ergebnisse verdeutlichen, dass zwar in Luchsrevieren tätsächlich in mehr als der innerhalb der Gruppe der Jagdscheininhaber Hälfte der Fälle eingetreten ist. Weiterhin von einigermaßen Klarheit darüber herrscht, wer Bedeutung sind die erschwerte Abschussplan- die Akteure im Luchsprojekt sind. Aber selbst erfüllung, das reduzierte Wilderleben und die dort schrieben 30% der Befragten den beiden Minderung des Jagdwertes. Allerdings wird bei Umweltverbänden BUND und NABU eine aktive Betrachtung des Anteils derjenigen, die diese Rolle zu, obwohl diese gar nicht Bestandteil der Auswirkungen als „vollkommen inakzeptabel“ Trägergemeinschaft sind. Im Gegenzug dazu bewerteten, deutlich, dass die überwiegenden ist die Tatsache, dass die Landesjägerschaft Mehrzahl der Jagdausübenden in Luchsrevieren dieses Projekt mitträgt, dem größeren Teil der sehr gut mit der Präsenz des Luchses zurecht- Bevölkerung nicht bekannt. Primär wird von zukommen scheint. beiden Teilgruppen der Nationalpark Harz als Hauptakteur wahrgenommen.

Die Mehrzahl der Jagdausübenden kommt sehr gut mit der Präsenz des Luchses zurecht Foto: Ole Anders

102 Jagdliche Schwerpunktthemen 92 Wahrnehmung der Akteure im Luchsprojekt Schlussfolgerungen (n = 1 186 (790 Nicht-Jäger / 396 Jäger)) Ein erster Einblick in die Befragungser- gebnisse zeigt, dass sowohl die Mehrzahl der 100 % Jagdscheininhaber als auch der Gesamtbevöl- 90 % kerung dem Luchs und seiner Rückkehr positiv 80 % gegenüber eingestellt sind. Die Zustimmungs- 70 % werte aus den Kreisen der Jägerschaft erreichen 60 % dabei zwar nicht die Spitzenwerte der allgemei- 50 % nen Bevölkerung, dennoch ist die Zustimmung 40 % grundsätzlich als solide zu bezeichnen. In der 30 % Annahme, dass die Mehrzahl der Jagdausüben- 20 % den deutlich mehr Anpassungserfordernisse an die Präsenz des Luchses als der Durchschnitt 10 % der Bevölkerung hat, sind die beschriebenen 0 % Abweichungen nicht weiter verwunderlich. Das

Gesamtergebnis darf insofern als positiv, aber Harzklub erwartet rational, beschrieben werden. Insbe- BUND und NABU sondere die Einschätzungen derjenigen, die in Nationalpark Harz Nds. Landesforsten. Luchsrevieren jagen, zeugen von einer sehr rea- Nds. Landesjägerschaft. litätsnahen Auseinandersetzung der Jagdaus- Nds. Umweltministerium.Nds. Landwirtschaftsmin. übenden mit dem Auftreten des Luchses. Jäger Nicht-Jäger Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass es eine Gruppe von Jagdscheininhabern gibt, die dem Luchs gegenüber negativ einge- stellt ist. Je nach Fragekomplex beschreibt dies bis zu einem Drittel der Teilstichprobe, was eine ausreichend große Gruppe darstellt, um deren gen. Eine Wiederholung der Studie, um even- spezifischen Befürchtungen bzw. Ängste Ernst tuelle Langzeitveränderungen zu erfassen, zu nehmen, sie näher zu betrachten und sich scheint angemessen. kommunikativ damit auseinanderzusetzen. Ins- gesamt scheint es ratsam, fortlaufend einen In Bezug auf die Gesamtbevölkerung Schwerpunkt in der Öffentlichkeitsarbeit auf erscheint es sinnvoll, bei der Kommunikation Aufklärung zu setzen, was insbesondere dann über das Luchsprojekt die Beiträge der einzel- Wirksamkeit entfalten kann, wenn Jagdaus- nen Projektpartner deutlicher herauszustellen, übende aus Luchsrevieren ihre Erfahrungen weil die z. B. Wahrnehmung der Landesjäger- (positive wie negative, Anpassungsstrategien schaft als Naturschutzakteur noch deutlich aus- bei der Jagdausübung, etc.) mit anderen Krei- baufähig ist. Unterschiede zwischen den sen der Jägerschaft, insbesondere den Luchsbe- Ergebnissen bei der Befragung der Gesamt- auftragten, diskutieren. Einige Fragestellungen, bevölkerung und der Jägerschaft können auf- die in Form der „möglichen Auswirkungen“ zeigen, dass für den Umgang mit bestimmten abgefragt wurden, bedürfen langfristiger Arten ein gewisses Fachwissen erforderlich ist, zunächst wissenschaftlicher Untersuchungen, aber es auch z. B. ein typisches Stadt-Land- um die Datengrundlage zum tatsächlichen Kon- Gefälle gibt (in der Regel: höhere Akzeptanz flikt Luchs-Mensch-Jagd zu fundieren und anek- bei der städtischen, nicht betroffenen Bevölke- dotische Erlebnisse abzulösen. Grundsätzlich rung). Diese Erkenntnisse sind im Zusammen- sollte die Einbeziehung gesellschaftlicher Fra- hang mit der Erstellung von Managementplänen gestellungen (Akzeptanz, Einstellungen, Kon- ebenfalls wichtig, damit z. B. die Situation des fliktmuster) auf der Basis wissenschaftlicher ländlichen Raumes eine ausgewogene Berück- Evidenz bei der Durchführung von Naturschutz- sichtigung findet. maßnahmen ebenso zum Standard werden wie die Untersuchung ökologischer Fragestellun-

Landesjagdbericht 2017 / 2018 103 Untersuchungen zur Nahrungsökologie des Wolfes (Canis lupus) in Niedersachsen

Charlotte Steinberg1, Raoul Reding2, Reinhild Gräber1,2, Thorsten Richter3, Ursula Siebert1 1Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover 2Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. 3Institut für Biologie und Chemie, Universität Hildesheim

Nach jahrzehntelanger Abwesenheit kehren Neben dem Beutetierspektrum untersucht große Beutegreifer in ihre ehemaligen Verbrei- die Studie potentielle Präferenzen von Wölfen tungsgebiete in Europa zurück. Der Kontinent gegenüber bestimmten Arten sowie räumliche ist zu einem großen Teil durch moderne und kul- und zeitliche Unterschiede in der Nahrung. tivierte Landschaften geprägt. Diese Tatsache stellt eine besondere Herausforderung dar. Ins- Datengrundlage besondere die Ernährungsweise der Tiere, die sich hauptsächlich von Fleisch ernähren, führt Für die Losungs-Analyse standen 504 Wolfs- dazu, dass die Rückkehr derselben gegensätz- losungen zur Verfügung, die zu einem großen lich diskutiert wird. Teil von ehrenamtlich tätigen und geschulten Personen im Rahmen des Wolfsmonitorings Nahrungsökologische Untersuchungen generiert wurden, mit dem die Landesjäger- gene­rieren Daten zu den einzelnen Beutetieren schaft Niedersachsen e. V. beauftragt ist. Die bzw. Nahrungskategorien, deren mengenmä- Losungen wurden im Zeitraum 2013 – 2017 ßigen Anteilen, Präferenzen des Beutegreifers gesammelt. sowie räumlichen und zeitlichen Unterschieden in der Nahrung. Basierend darauf lassen sich 332 Losungen flossen in die anschließende Aussagen zur Räuber-Beute-Beziehung sowie Auswertung der Analyse-Ergebnisse ein. Dabei zur Rolle des Beutegreifers im Ökosystem tref- handelt es sich um Losungen, die durch gene- fen. Dieses Wissen ist für das Arten- und Öko- tische Analyse einem Wolf zugeordnet werden systemmanagement relevant und kann, im konnten, um Losungen, die bestimmte Kriterien Rahmen zielgerichteter Öffentlichkeitsarbeit, erfüllen und wahrscheinlich einem Wolf zuge- zu einer Versachlichung der Diskussion um das ordnet werden können und um Losungen, die Nahrungsspektrum beitragen. Die Ergebnisse diese Kriterien nur knapp nicht erfüllen, deren nahrungsökologischer Untersuchungen stellen Erscheinungsbild und Auffindesituation aber für darüber hinaus die Basis für weiterführende einen Wolf sprechen. Alle anderen Proben wur- Forschung dar und sind damit auch für die Wis- den nicht in die Auswertung der Analyse-Ergeb- senschaft von Interesse. nisse mit aufgenommen, um auszuschließen, dass Losungen anderer Arten wie Rotfuchs (Vul- Untersuchungen zur Nahrungsökologie von pes vulpes) oder Haushund (Canis lupus familia- Wölfen im Osten Deutschlands zeigen, dass ris) in die Arbeit einfließen. wildlebende Huftiere dort den Hauptbestand- Zusätzlich standen Daten zu den Jagdstre- teil der Nahrung darstellen. Das gilt für alle cken aus der Wildtiererfassung für die Analyse weiteren Wolfsvorkommen in Mitteleuropa, wo der Präferenz des Wolfes für die wildlebenden die Bestände wildlebender Huftiere hoch sind. Huftierarten zur Verfügung. Dieses Muster wird dementsprechend auch für Niedersachsen angenommen. Zudem wird, vor Material und Methoden dem Hintergrund unterschiedlich über das Bun- desland verteilter Wildtierbestände, vermutet, Die Analyse von Losungen stellt die am dass das Nahrungsspektrum räumlich variiert. häufigsten angewendete Methode dar, wenn Auch zeitliche Unterschiede werden erwartet, es um die Untersuchung der Nahrung großer da Jungtiere als einfache Beute zeitlich nur ein- Beutegreifer geht. Die Methode ist im Ver- geschränkt verfügbar sind. gleich einfach und kostengünstig, zudem mit

104 Jagdliche Schwerpunktthemen dem scheuen Charakter des Wolfes und mit stand eine Haar-Referenz-Sammlung zur Verfü- dem Schutzstatus der Art vereinbar, da es sich gung, die Haare unterschiedlicher Säugetier- um eine indirekte Technik handelt, die weder arten, Geschlechter, Alter und Körperstellen das Verletzen, noch das Töten des Tieres vor- enthält. Die identifizierten Nahrungskomponen- aussetzt. Da Wolfslosungen auf und an Wegen ten wurden verschiedenen Kategorien zugeord- einfach und schnell gesammelt werden können, net. In einzelnen Fällen war eine Differenzierung kann außerdem eine große Datenmenge unter- innerhalb der Familie der Hirsche nicht möglich. sucht werden. Innerhalb der Hasenartigen, Kleinsäuger und Vögel wurde nicht differenziert, Säuger mittle- Nach mehreren standardisierten, vorberei- rer Größe wurden gruppiert. Wo Knochen, Hufe tenden Schritten wurden die Losungen sowohl und Zähne es ermöglichten, erfolgte auch eine ohne optische Hilfsmittel, als auch mittels grobe Alterseinschätzung der jeweiligen Beute. Lichtmikroskop auf Beutetierreste untersucht. Schließlich wurden die Anteile der Nahrungs- Eine Referenzsammlung von Knochen und Zäh- Komponenten in den einzelnen Losungen in nen verschiedener Wild- und Nutztiere stand Prozent visuell abgeschätzt. für den Abgleich von Nahrungsresten zur Verfü- gung. Die mikroskopische Analyse beinhaltete Die Anteile einzelner Nahrungskomponen- die Untersuchung Art- bzw. Art-Gruppenspe- ten in der Stichprobe wurden als prozentuale zifischer Merkmale einzelner Beutetierhaare, Häufigkeiten und als Biomasse in Prozent men- welche in der Regel den größten Anteil der genmäßig dargestellt. Für die Berechnung der unverdaulichen Nahrungsbestandteile in den Biomasse wurden Art- bzw. Größenspezifische Proben ausmachten. Die darauf aufbauende Verdauungs-Koeffizienten verwendet, die der Bestimmung von Arten bzw. Art-Gruppen Berechnung des Frisch-Gewichtes an gerisse- erfolgte hauptsächlich mit dem Haar-Bestim- nen bzw. aufgenommenen Tieren aus dem Tro- mungsschlüssel von Teerink (1991). Zusätzlich ckengewicht der Beutetierreste dienen.

93 Beutetierspektrum des Wolfes Häufigkeiten [%] einzelner Nahrungskategorien in der Stichprobe (Losungen)

N = 285; C1 & C2

50 47,7

40

31,6 30

20 17,9 Häufigkeit [%] Häufigkeit

10 8,8 3,9 3,5 3,2 1,8 1,1 0,7 0,4 0,4 0

Reh Vögel Hirsche Früchte Mufflon Rothirsch Damhirsch Wildschwein HasenartigeKleinsäuger

domestizierte Tiere Säuger mittlerer Größe Nahrungskategorien

Landesjagdbericht 2017 / 2018 105 Probe unsortiert: unverdauliche Beutetierreste Wildschweinborsten Foto: Charlotte Steinberg Foto: Charlotte Steinberg

Ergebnisse gorie dar, es kommt in 47,7 % der Losungen vor, In den einzelnen Losungen tauchten bis zu gefolgt von Wildschwein in 31,6 %, Rothirsch fünf unterschiedliche Nahrungskategorien auf. in 17,9 % und Damhirsch in 8,8 %. In 3,9 % der Zu einem überwiegenden Teil wurden jedoch Proben konnte die Familie der Hirsche nicht nur eine oder zwei unterschiedliche Kategorien weiter differenziert werden. Von den weiteren identifiziert. Reh tauchte in 185 Losungen auf, Nahrungskomponenten kamen Hasenartige gefolgt von Wildschwein in 129, Rothirsch in 69 mit 3,5 % am häufigsten vor. Da in einem Teil und Damhirsch in 42 Losungen. In 23 Proben der Losungen mehr als nur eine Nahrungs- konnte innerhalb der Familie der Hirsche nicht komponente auftauchten, liegt die Summe der weiter differenziert werden. Als weitere Nah- einzelnen Werte bei über 100 %. Den größ- rungskomponenten tauchten Hasenartige (Feld- ten prozentualen Anteil an der gesamten Bio- hase / Wildkaninchen) in 25, Kleinsäuger in 17 masse in der Stichprobe (~ 300 kg; N = 285, und Früchte in 7 Losungen auf. Außerdem in 2 C1 & C2-Losungen) macht mit 33,78 % das Wild- Losungen jeweils ein Säuger mittlerer Größe, in schwein aus, gefolgt von Rothirsch (29,18 %), jeweils einer Losung 1 Rinderkalb und 1 Muff- Reh (17,19 %) und Damhirsch (13,22 %). 4,91 % lon. Reste von Vögeln konnten in 3 Proben iden- der Biomasse macht die Kategorie „Hirsche“ tifiziert werden, dabei handelte es sich um Teile aus, nur 1,72 % alle weiteren Kategorien. von Federn, in einem Fall um Eierschalen. Da die Losungen zum Teil mehr als nur eine Nahrungs- komponente beinhalteten, liegt die Summe der Diskussion der Ergebnisse einzelnen Werte bei über 332. Bei der Betrachtung der Ergebnisse muss Bei den beiden Säugern mittlerer Größe beachtet werden, dass die Nahrungswahl des handelt es sich um einen Fuchs sowie eine Wolfes von vielen unterschiedlichen Faktoren Katze. Ohne genetische Analyse kann nicht beeinflusst wird, deren wissenschaftliche Erfas- festgestellt werden, ob es sich dabei um eine sung teilweise nicht, oder nur schwer möglich Wild- oder um eine Hauskatze handelt. ist. Insbesondere vor dem Hintergrund unter- schiedlich verteilter Wildtierbestände sowie Das Reh stellt die häufigste Nahrungskate- Wolfsvorkommen mit unterschiedlichen Status,

106 Jagdliche Schwerpunktthemen können die Ergebnisse auf lokaler Ebene von pogen geprägten Landschaften hauptsächlich den auf ganz Niedersachsen bezogenen Ergeb- von wildlebenden Huftieren ernähren, wenn das nissen abweichen. Ein Vergleich unterschiedli- Angebot vorhanden ist (vgl. NEWSOME et al. cher Regionen steht daher noch aus. 2016).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, Ausblick dass wildlebende Huftiere in einem Großteil der Losungen auftraten. Der sehr geringe Bio- Aufbauend auf der Quantifizierung der masse-Anteil von Nutztieren in der Stichprobe Analyse-Ergebnisse wird der Zusammenhang (0,49 %) muss vor dem Hintergrund betrachtet zwischen den Biomasse-Anteilen in der Stich- werden, dass gerissene Nutztiere im Vergleich probe und den Vorkommen verschiedener zu Wildtieren – aufgrund der rechtlichen Ver- Wildtierarten in unterschiedlichen Regionen pflichtung des Nutztierhalters zur Kadaver- in Niedersachsen untersucht. Die Präferenz- Entsorgung – häufig nicht vollständig verzehrt Analyse erfolgt auf Grundlage eines geeigneten werden können bzw. der Wolf am Riss gestört Präferenz-Index, wobei Angebot (Hunting Indi- wird. ces) und Nachfrage (Biomasse-Verhältnisse in der Stichprobe) in die Berechnung einfließen. Das Ergebnis der Quantifizierung der Arbeit deckt sich mit Ergebnissen aus vorausgegange- Künftig sollen weitere Losungen generiert nen nahrungsökologischen Studien zum Wolf in und analysiert werden, um aussagekräftige Deutschland und bestätigt weltweite Beobach- Ergebnisse zu räumlichen sowie zeitlichen tungen, nach denen sich Wölfe auch in anthro- Unterschieden in der Nahrung zu erhalten.

94 Beutetierspektrum des Wolfes Anteile [%] einzelner Nahrungskategorien an der gesamten Biomasse (~300 kg)

N = 285; C1 & C2 (Berechnung nach Ruehe et. al., 2003) 40

35 33,78

30 29,18

25

20 17,19

Anteile [%] 15 13,22

10 4,91 5 0,62 0,49 0,23 0,18 0,12 0,05 0,03 0

Reh Vögel Hirsche Mufflon Früchte Rothirsch Damhirsch Wildschwein Hasenartige Kleinsäuger

domestizierte Tiere Säuger mittlerer Größe Nahrungskategorien

Landesjagdbericht 2017 / 2018 107 Sibylle Erbut Michael Angermann Bestätigte Schweißhundführer 27616 Beverstedt 29348 Endeholz Tel.: 0173/2194251 Tel.: 0151/50608840 HS St.-Br. Gemäß den Ausführungsbestimmungen (AB) zu §.28 NJagdG teilen die 28 … Dennis Becker Jagd- und Forstbehörden der anerkannten Landesjägerschaft Name, Vorname, 29365 Sprakensehl Anschrift und Telefonnummer der bestätigte­n Schweißhund­führerinnen und Hans-Jürgen Koldehofe Tel.: 0160/4410643 28870 Ottersberg Schwarzwildbracke Schweißhundführer sowie die geführte Hunde­rasse nach Bestäti­gung zur zen­ Tel.: 04205/778451 oder tralen Veröffentlichung mit. Desgleichen ist bei einem Widerruf der Bestätigung 0171/2127507 Georg Graf Nesselrode zu verfahren. Hier nicht genannte Schweißhundführerinnen und Schweißhund- A.-DBr. 27374 Visselhövede Tel.: 04262/3532 führer sind der Landes­jägerschaft Niedersachsen von den entsprechenden A.-DBr. 29 Jagd- und Forstbehörden nicht mitgeteilt worden (Stand 17.10.2018). Heinz-Helmut Klappert Carsten Schweigel 29229 Celle OT Garßen 29378 Wittingen Tel.: 05086/3349575 oder Tel.: 0160/4461378 19 27 Christian-Otto Sander 0175/3735865 BGS Torsten Buchholz 21423 Winsen (Luhe) Stefan Humrich HS 19273 Stapel Tel.: 04171/780417 27324 Eystrup Jörg-Artur Wiebe Tel.: 038841/21725 oder HS Tel.: 04254/801327 oder Wulf Richter 29378 Wittingen 0170/6317560 0170/5801792 29229 Celle Tel.: 05836/979678 oder BGS und HS Heiko Wollerich HS Tel.: 05086/411 oder 0170/5371412 21442 Toppenstedt 0172/7802651 BGS und HS Helmut Nerge HS 21 … Tel.: 0177/2180552 HS & KlM 27333 Bücken Andreas Zabielski Michael Becker Tel.: 04251/3469 oder Frank Ahrens 29389 Bad Bodenteich 21255 Tostedt Sylvia Wollerich 0171/2225185 29303 Bergen Tel.: 05824/985859 oder Tel.: 04182/70289 oder 21442 Toppenstedt DJT Tel.: 0172/4525953 0171/6946033 0171/1470404 Tel.: 04173/5591 HS HS HS HS Petra Eggers 27336 Frankenfeld Wolfgang-Bernd Josat Rainer Dierks-Götze Jens-Peter Wichmann Ralph Wichmann Tel.: 0172/4201762 29303 Bergen 29396 Schönewörde 21256 Handeloh 21680 Stade Schwarzwildbracke Tel.: 0171/9346244 Tel.: 05835/967262 oder Tel.: 0171/2705744 Tel.: 0171/2705744 BGS 0170/8169856 HS HS Peter Jaspers HS 27336 Rethem Uwe Mai Tel.: 05165/1881 oder 29303 Lohheide Wolfgang Klaus Felix Stüvel 26 … 21272 Egestorf 0172/4902392 Tel.: 05051/2679 oder 29413 Dähre Tel.: 0171/7406402 Dr. Thomas Augenstein BGS 0151/20983019 Tel.: 039031/206 oder HS 26180 Rastede HS 0160/8850571 oder Tel.: 04402/83162 Heinrich Lange 0173/2171185 Kurt Bredthauer BGS 27374 Visselhövede Meike Luhmann HS 21274 Undeloh Tel.: 0171/2758193 29303 Bergen Tel.: 04189/256 Joachim Decker A.-DBr. Tel.: 05054/1679 oder Kurt Hannemann DD 26409 Wittmund 0173/6067428 29439 Lüchow Tel.: 04466/279 oder Silvia Stock HS Tel.: 05841/3116 Per-Ole Wittenburg 0175/2405348 oder 27383 Ostervesede HS 21335 Lüneburg 0171/8605872 Tel.: 04263/1354 oder Jürgen Lühmann Tel.: 04131/404930 BGS 0152/09674370 29320 Hermannsburg Karl Kühn Schwarzwildbracke HS Tel: 0160/8722997 29439 Lüchow Johann Bent HS Tel.: 05841/6247 oder Volker Meyer 26506 Norden FOI Harald Westermann 05861/9759-13 oder 21354 Tel.: 04931/13844 27386 Brockel Martina Dreher 0170/5650218 Tel.: 0176/96155679 HS Tel.: 0160/90283156 29342 Wienhausen HS HS BGS Tel.: 0176/99991574 Ralf Dirks HS Helge Schulz Hans-Jürgen Arendt 26529 Marienhafe Johann-Hinrich Willen 29439 Lüchow 21376 Garlstorf Tel.: 04934/910253 oder 27432 Bremervörde Reinhard Kompa Tel.: 05841/971669 Tel.: 04172/8676 0173/8784935 Tel.: 04761/6822 oder 29345 Unterlüß HS Br-Br. Br-Br. 0171/5354154 Tel.: 05827/7389 oder BGS 0171/7900383 Hans-Dieter Wohlfeld Prof. Anton Schafmayer Rudolf Hock HS 29439 Lüchow 21391 Reppenstedt 26603 Aurich Gotthard Peter Tel.: 05841/2535 oder Tel.: 04131/682289 oder Tel.: 04941/65119 27432 Hipstedt Helmut Schulze 05841/3459 0171/6118685 A.-DBr. Tel.: 04768/248 oder 29345 Unterlüß HS HS 0170/3300915 Tel.: 05827/341 oder Heinrich Janssen HS 0172/9353165 Ralf Abbas Gerhard Saathoff 26605 Aurich HS 29471 Gartow 21407 Tel.: 04941/64437 Günter Ludwigs Tel.: 0173/2087475 Tel.: 04131/855432 HS 27442 Gnarrenburg-Brillit Gerd Jantzen BGS BGS Tel.: 04763/8028 oder 29345 Unterlüß 0170/3300920 Tel: 05827/1209 oder HS 0170/6317503 HS

108 Bestätigte Schweißhundführer 21 19 26 27 28

29 49 30 48

38 Klaus Petko 31 29471 Gartow Tel.: 05846/980375 BGS Stefanie Söhl 29578 Peter Hahn Tel.: 05873/9809489 29456 Hitzacker oder 0172/7707716 Tel.: 05862/8778 UV Ingo Reppien 37 BGS 29664 Walsrode Kerstin Hahn Tel.: 0151/15135183 Rolf Ebeling 29594 - HS 29476 Gusborn Bockholt Tel.: 05865/433 oder Tel.: 05874/986601 oder 30 0170/5650214 0151/26425832 BGS Teckel Dieter Wiedemann 30175 Hannover Herbert Lammert Mirco Lüer Tel.: 0511/815930 oder 34 29499 Zernien 29597 0172/5149652 Tel.: 05863/297 Tel.: 05872/1542 oder A.-DBr. BGS 0171/7667130 Ulrich Hopmann HS Natascha Trübenbach Paul-Eric Stolle Michael Zumpe 31035 Despetal 30559 Hannover 30966 Hemmingen Tel.: 05182/1798 oder 29499 Zernien Mareike Kohlmeyer Tel.: 0511/5105243 oder Tel.: 0511/233234 oder 0175/5454590 Tel.: 05863/983690 oder 29598 Stoetze 0171/1976924 0511/9669644 BGS 01520/8532525 Tel.: 05872/1542 oder HS HS BGS 0175/5952362 Günther Helmke HS Martin Barczak Gunter Voß Udo Peters 31139 Hildesheim 30823 Garbsen 30966 Hemmingen Tel.: 0171/4682426 29549 Klaus Gründemann Tel.: 05137/74981 Tel.: 0511/2831954 oder HS Tel.: 05821/542932 oder 29599 Weste HS 0172/4152969 0160/3433604 Tel.: 05805/979818 oder HS Lutz Borchers HS 0171/6462038 Frank Nüsser 31167 Bockenem KlM 30890 Barsinghausen Patrick Fischer 31 Tel.: 05067/917604 oder Tel.: 05105/8814 oder 0160/1422223 29556 Frank Dahlem 0170/3373854 Tel.: 0581/9488293 oder Dorothea Schünemann Ti.-Br. 29649 Wietzendorf HS 31008 Elze 0172/5191291 Tel.: 05196/9639182 oder Tel.: 05068/2365 oder Petra Sonnenkalb HS 0172/7802651 Helmut Heinrich 0160/99052252 31185 Söhlde HS 30938 Burgwedel-Fuhr- Christian Plate HS Tel.: 0177/3031286 berg RT 29574 Andrea Lünebach-Hüner Tel.: 05135/651 oder Tel.: 05822/947376 oder FOI Helmut Welge 29664 Walsrode 0172/5130814 31020 Salzhemmendorf 0177/9415940 Tel.: 0171/8516655 HS HS Tel.: 05153/800267 RT Br-Br.

Landesjagdbericht 2017 / 2018 109 Klaus Schütte Friedrich-Wilhelm Rode FA Rob Pennings Dietmar Beschorner Björn Eberwien 31188 Holle 31547 Rehburg-Loccum 31749 Auetal 34359 Reinhardshagen 37127 Scheden Tel.: 0160/5835103 Tel.: 05037/2001 Tel.: 05752/504 Tel.: 05544/1587 oder Tel.: 05546/9604940 HS KlM HS 0171/75690919 oder oder 0177/7506748 05541/4566 BGS Hans-Georg Hartung Jens Böning Siegfried Gonschorek BGS 31195 Lamspringe 31582 Nienburg 31848 Bad Münder Wolfgang Grzelachowski Tel.: 05183/5339 oder Tel.: 05021/64576 oder Tel.: 05042/53300 Eckard Kamm 37130 Gleichen 0172/8039126 0162/1068625 BGS 34359 Reinhardshagen Tel.: 05592/999885 oder HS BGS Tel.: 05544/1704 oder 0151/12416241 34 0160/1085869 Ti-Br. Silvia Mehmel-Edeler Gerhard Willing BGS 31234 Edemissen 31675 Bückeburg Rainer Fritz Batz Dr. Oliver Trisl Tel.: 05176/923232 oder Tel.: 05722/1294 34298 Helsa Götz Schilling 37136 Wake- 0163/7945285 HS Tel.: 05605/5387 oder 34399 Gieselwerder ­Bösinghausen BGS 0172/6998807 Tel.: 05572/999890 oder Tel.: 05507/2701 oder Bernhard Michel HS 0170/2645664 oder 0171/3820040 Martin Barczak 31683 Obernkirchen 0161/5606694 HS 31535 Neustadt Tel.: 05724/970052 oder Carsten Brethauer HS Tel.: 05137/74981 05724/970053 34355 Staufenberg FA Hans-Jürgen Schröder HS HS Tel.: 05543/999770 oder 37 37194 Bodenfelde- 0175/5900062 Nienover Claus Reimann Peter Herz BGS Jörg Schikora Tel.: 05572/545 oder 31547 Rehburg 31712 Niedernwöhren 37079 Göttingen T 0171/8621876 Tel.: 05037/3610 oder Tel.: 05726/444 el.: 0551/372940 oder HS 0171/7609947 HS 0170/2014788 DW HS Karl-Heinz Goldmann 37217 Ziegenhagen Frank Langner Tel.: 05545/371 oder 37115 Duderstadt- 0172/5653801 Immingerode BGS Tel.: 05527/2197 oder 0179/1031726 Kopov und HS

21 19 26 27 28

29 49 30 48

31 38

37

110 34 Bestätigte Schweißhundführer Rudolf Brothuhn Uwe König Jan-Christoph Steeneck Dieter Fricke 49 … 37431 Bad Lauterberg 37699 Fürstenberg 38376 Süpplingenburg 38667 Bad Harzburg im Harz Tel.: 05271/5338 oder Tel.: 0172/9039835 Tel.: 05322/81657 oder Andreas Wiemer Tel.: 05524/6356 oder 0171/2768771 HS 0175/5928655 49170 Hagen a.T.W. 0173/3730048 HS HS, W Tel.: 05401/3679643 BGS Frank Denecke oder 0152/22917228 38 … 38440 Wolfsburg Andreas Eine Schwarzwälder S Oskar Heimbuch Tel.: 05361/43373 oder 38678 Clausthal- 37441 Bad Sachsa Frank-Michael Ernst 0152/01662736 Zellerfeld Stephan Bölscher Tel.: 05523/2212 oder 38154 Königslutter Schwarzwildbracke Tel.: 053237740264 oder 49179 Ostercappeln 0151/11965167 Tel.: 05353/9195629 oder 0171/5721865 Tel.: 05476/1709 oder HS 0171/9528144 Walter Behrens Ti-Br. u. HS 0171/4296650 HS 38446 Wolfsburg HS Carsten Dicke Tel.: 05365/7177 oder Ulrich Bauerochse 37444 St. Andreasberg Hans-Ulrich Keie 0170/8050150 38685 Wolfshagen i. Harz Friedhelm Bode Tel.: 05582/467 oder 38173 Evessen DD Tel.: 05326/929692 oder 49191 Belm-Icker 0170/2209177 Tel.: 05333/1614 oder 0151/17877305 Tel.: 05406/898624 oder HS 0171/1903154 Carsten Busch BGS 0176/19399726 W 38446 Wolfsburg BGS Ulrich Reulecke Tel.: 0177/4316091 Ulf Ristau 37520 Osterode Wolf-Rüdiger Dönitz Br-Br. 38690 Vienenburg Joel Schwarz Tel.: 05521/2286 oder 38173 Sickte Tel.: 05324/798401 oder Tel.: 05422/9108672 oder 0171/3094308 Tel.: 05305/2396 Dipl. Phys. Karl Stephan 0531/30003368 oder 0152/53636738 HS HS 38461 Danndorf 0171/5017849 Br-Br. Tel.: 05364/1637 oder HS Tim Hannappel Manfred Reuper 0170/7271764 Udo Kleister 37250 Osterode am Harz 38173 Sickte BGS Michael Franzke 49565 Bramsche Tel.: 0176/53924508 Tel.: 05305/1843 38700 Braunlage Tel.: 05461/65511 oder BGS W Axel Meyer Tel.: 05520/1862 oder 0175/4025787 38489 Tangeln 0171/6343745 BGS Heiner Wendt Reinhard Körner Tel.: 039007/268 oder BGS 37520 Osterode am Harz 38259 Salzgitter 0170/5126714 Christian Symens Tel.: 05522/4422 oder Tel.: 05341/92422 A.-DBr. Max-Henner Schiers 49716 0171/3094309 BGS 38707 Altenau Tel.: 0170/9600030 HS Torsten Marienfeld Tel.: 05328/215 oder HS Sven Pukallus 38527 Meine-Wedelheine 05328/911880 oder Uwe Schmidt 38302 Wolfenbüttel Tel.: 0163/4332270 0160/93063196 Björn Wicks 37539 Bad Grund Tel.: 0160/91313164 BGS A.-DBr. 49733 Haren Tel.: 0175/7304672 HS Tel.: 05932/7355168 oder HS Stefan Krüger Wilhelm Müller 0170/7928092 Herbert Bremer 38542 Leiferde 38723 Seesen HS Enno Guske 38312 Klein Flöthe Tel.: 05373/6366 oder Tel.: 05381/989650 oder 37574 Einbeck Tel: 05339/253 oder 0170/9003746 0171/6847640 Heiner Hoffschroer Tel.: 05561/75599 oder 0175/4655332 W HS 49808 Lingen 0171/6274157 HS Tel.: 0151/68850687 BGS Andreas Pietsch Julian Syldatk GM Jan-Michael Schmid 38542 Leiferde 38729 Hahausen Jens Hepper 38350 Helmstedt Tel.: 05373/3323410 oder Tel.: 05383/9908998 Andreas Lögering 37589 Kalefeld Tel.: 05351/3993588 oder 0163/7374202 oder 05381/9850-20 oder 49809 Lingen (Ems) Tel.: 0176/61994481 0171/5321413 W und A.-DBr. 0151/21374937 Tel.: 0591/52734 HS BGS A.-DBr. KlM Rebecca Piehorsch Frank-Rüdiger Hengst Dr. Wolf-Michael Schmidt 38551 Ribbesbüttel Kai-Ulrich Tautz Joseph Timmer 37603 Holzminden 38350 Helmstedt Tel.: 0160/97022686 38855 Wernigerode 49811 Lingen Tel.: 05536/245 oder Tel.: 05351/586112 oder HS Tel.: 03943/632564 oder Tel: 05906/2190 0171/4542646 0151/16634081 0173/2490323 BGS HS BGS Ingo Delion BGS 38559 Wagenhoff Sophie Rumpke Olaf Schünemann Arnulf Utsch Tel.: 05376/8907800 oder 48 … 49838 Lengerich 37619 Bodenwerder 38350 Helmstedt 0171/8035423 Tel.: 05904/668 Tel.: 05533/408897 oder Tel.: 05351/5385116 oder HS Jan Hildebrandt KlM 0172/6411679 0172/8029045 48488 Emsbüren DD Br-Br. Hubertus Mahn Tel.: 0591/1623 Oliver Timm 38642 Goslar KlM 49843 Uelsen Gerhard Quast Hubert Böning Tel.: 05321/330528 oder Tel.: 05942/988241 oder 37691 Boffzen 38364 Schöningen 0171/9706923 Andreas Oberwalleney 0174/7679098 Tel.: 05271/5211 oder Tel.: 05352/58637 oder HS 48488 Emsbüren RT 0171/7683693 0160/90328318 Tel.: 05903/269 HS St.-Br. Klaus Wippermann HS 38644 Goslar Harmut Loges Dirk Wittkowski Tel.: 05325/546233 oder Detlev Heyden 37691 Winnefeld 38364 Schöningen 05321/3349277 oder 48455 Bad Bentheim Tel.: 05273/7739 oder Tel.: 05352/59591 oder 0171/9738624 Tel.: 05922/6731 oder 0171/8621879 0177/6863745 HS 0172/5958369 BGS HS HS

Landesjagdbericht 2017 / 2018 111 Verwendung der Jagdabgabe 2017

95 Verwendung der Jagdabgabe 2017

Bericht über die Einnahmen aus der Jagdabgabe und deren Verwendung gemäß § 22 (2) NJagdG EUR Aus dem Haushaltsjahr 2016 wurden an Ausgaberesten (-Vorgriff) nach 2017 übertragen: 1.849.194 Im Haushaltsjahr 2017 wurde von den Kommunen eine Jagdabgabe vereinnahmt und an das Land abgeführt in Höhe von insgesamt:* 3.186.732 Zusammen: 5.035.926 Im Haushaltsjahr 2017 verfügbar: 1.900.000

Empfänger Verwendungszweck in Stichworten Bewilligung 1. Landesjägerschaft Niedersachsen Jagdliches Schießwesen und Bau von Schießständen 492.850 2. Landesjägerschaft Niedersachsen Jägerlehrhof Jagdschloss Springe 300.000 3. Landesjägerschaft Niedersachsen Landesjägerschaft 133.000 Forschung: Erfassung von Wildbeständen, Wildtiermanagement, 4. Landesjägerschaft Niedersachsen 185.000 Jagdbericht 5. Landesjägerschaft Niedersachsen Beitrag DEVA 10.000 6. Landesjägerschaft Niedersachsen Unterstützung der Jagdschützen 45.000 7. Landesjägerschaft Niedersachsen Jagdliche Ausstellungen (z.B. Pferd & Jagd, Tag der Niedersachsen u. a.) 75.500 8. Landesjägerschaft Niedersachsen Förderung der Jagdgebrauchshundehaltung 44.000 9. Landesjägerschaft Niedersachsen Anlage und Pflege von Hegebüschen 15.000 Sonstige Zwecke (z.B. Wettbewerb im Jagdhornblasen, Jagdzeitschrif- 10. Landesjägerschaft Niedersachsen 20.000 ten u. a.) 11. Landesjägerschaft Niedersachsen Berufsjäger 3.500 12. Landesjägerschaft Niedersachsen Schwarzwildgatter 10.000 13 Landesjägerschaft Niedersachsen Neustrukturierung der digitalen WTE-Datenbank 87.6 0 0 14 Landesjägerschaft Niedersachsen Förderung der Wanderfalkenpopulation 3.000 Inst. für T. u. A. Wildtierforschung TiHo 15. Forschung: Birkwild Truppenübungsplatze 37.000 Hannover Inst. für T. u. A. Wildtierforschung TiHo 16. Forschung: Birkwildprojekt Lüneburger Heide 29.250 Hannover Inst. für T. u. A. Wildtierforschung TiHo 17. Forschung: Verlustursachen Fasanenküken 148.332 Hannover Inst. für T. u. A. Wildtierforschung TiHo Forschung: Untersuchungen Gesundheitszustand und Infektionsrisiko 18. 44.050 Hannover der Seehunde Inst. für T. u. A. Wildtierforschung TiHo Forschung: Untersuchungen zu den übersommernden Wildgänse­ 19. 22.490 Hannover beständen in Niedersachsen Einfluss Landschaftsstrukturen auf Prädationserfolg Fuchs und 20. Georg-August-Universität Göttingene 67.8 86 Rebhuhn Sicherung genetischer Ressourcen beim europäischen Mufflon wegen 21. Georg-August-Universität Göttingen 8.900 des Wolfes 22. Aktion Fischotterschutz Sanierung Baummardergehege 43.554 23. Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide Artenschutzprojekt zum Schutz des Birkhuhns 39.885 24. IWWR Entschließungsantrag Gänse 115.539 25. ITAW Entschließungsantrag Gänse 127.220 26. IfV Entschließungsantrag Gänse 38.516 31. ML / LJN für Druckerei Layout und Druckkosten des Jagdberichtes 27.000

*Seit 2002 besteht die Möglichkeit zur Lösung eines 3-Jahres-Jagdscheines. Die Einnahme ist daher auf durch- Summe der Bewilligungen: 2.174.072 schnittlich 1.900.000 EUR/Jahr zu relativieren. Restbetrag: -274.072

112 Verwendung der Jagdabgabe Jagdliche Organisation

96 Jagdliche Organisation

Oberste Jagdbehörde Niedersächsisches Ministerium für Calenberger Straße 2 30169 Hannover Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Jagdbehörden Stadt Braunschweig Postfach 33 09 38023 Braunschweig http://www.braunschweig.de Stadt Delmenhorst Rathausplatz 1 27747 Delmenhorst http://www.delmenhorst.de Stadt Emden Postfach 22 54 26702 Emden / Ostfr. http://www.emden.de Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 1 – 4 37070 Göttingen http://www.goettingen.de Stadt Oldenburg Markt 1 26105 Oldenburg http://www.oldenburg.de Stadt Osnabrück Postfach 44 60 49034 Osnabrück http://www.osnabrueck.de Stadt Salzgitter Postfach 10 06 80 38206 Salzgitter http://www.salzgitter.de Stadt Wilhelmshaven Rathausplatz 1 26382 Wilhelmshaven http://www.wilhelmshaven.de Stadt Wolfsburg Postfach 10 09 44 38409 Wolfsburg http://www.wolfsburg.de Region Hannover, Team 32.01 Maschstraße 17 30169 Hannover http://www.hannover.de Landkreis Ammerland Ammerlandallee 12 26655 Westerstede http://www.ammerland.de Landkreis Aurich Fischteichweg 7 – 13 26603 Aurich http://www.landkreis-aurich.de Landkreis Celle Postfach 11 06 29201 Celle http://www.landkreis-celle.de Landkreis Cloppenburg Eschstraße 29 49661 Cloppenburg http://www.landkreis-cloppenburg.de Landkreis Cuxhaven Vincent-Lübeck-Straße 2 27474 Cuxhaven http://www.landkreis-cuxhaven.de Landkreis Diepholz Niedersachsenstraße 2 49356 Diepholz http://www.diepholz.de Landkreis Emsland Ordeniederung 1 49716 Meppen http://www.emsland.de Landkreis Friesland Lindenallee 1 26441 Jever http://www.friesland.de Landkreis Gifhorn Schlossplatz 1 38518 Gifhorn http://www.gifhorn.de Landkreis Goslar Klubgartenstr. 1 38640 Goslar http://www.landkreis-goslar.de Landkreis Göttingen Reinhäuser Landstraße 4 37083 Göttingen http://www.landkreis-goettingen.de Landkreis Grafschaft Bentheim Van-Delden-Straße 1 – 7 48529 Nordhorn http://www.grafschaft-bentheim.de Landkreis Hameln Pyrmont Süntelstr. 9 31785 Hameln http://www.hameln-pyrmont.de Landkreis Harburg Schloßplatz 21423 Winsen (Luhe) http://www.landkreis-harburg.de Landkreis Heidekreis Vogteistraße 19 29683 Fallingbostel http://www.heidekreis.de Landkreis Helmstedt Südertor 6 38350 Helmstedt http://www.helmstedt.de Landkreis Hildesheim Bischof-Janssen-Straße 31 31134 Hildesheim http://www.landkreishildesheim.de Landkreis Holzminden Bürgermeister-Schrader-Str. 24 37603 Holzminden http://www.landkreis-holzminden.de Landkreis Leer Bergmannstraße 37 26789 Leer (Ostfriesland) http://www.landkreis-leer.de Landkreis Lüchow-Dannenberg Königsberger Straße 10 29439 Lüchow (Wendland) http://www.luechow-dannenberg.de Landkreis Lüneburg Auf dem Michaeliskloster 4 21335 Lüneburg http://www.lueneburg.de Landkreis Nienburg Kreishaus am Schloßplatz 31582 Nienburg (Weser) http://www.lk-nienburg.de Landkreis Northeim Medenheimer Straße 6 – 8 37154 Northeim http://www.landkreis-northeim.de Landkreis Oldenburg Delmenhorster Straße 6 27793 Wildeshausen http://www.landkreis-oldenburg.de Landkreis Osnabrück Kreishaus Am Schölerberg 1 49082 Osnabrück http://www.landkreis-osnabrueck.de Landkreis Osterholz Osterholzer Straße 23 27711 Osterholz-Scharmbeck http://www.landkreis-osterholz.de Landkreis Peine Burgstraße 1 31224 Peine http://www.landkreis-peine.de Landkreis Rotenburg (Wümme) Hopfengarten 2 27356 Rotenburg (Wümme) http://www.landkreis-rotenburg.de Landkreis Schaumburg Kreishaus Jahnstraße 20 31655 Stadthagen http://www.schaumburg.de Landkreis Stade Am Sande 2 21682 Stade http://www.landkreis-stade.de Landkreis Uelzen Veerßer Straße 53 29525 Uelzen http://www.uelzen.de Landkreis Vechta Ravensberger Straße 20 49377 Vechta http://www.landkreis-vechta.de Landkreis Verden Lindhooper Straße 67 27283 Verden (Aller) http://www.landkreis-verden.de Landkreis Wesermarsch Poggenburger Straße 15 26919 Brake (Unterweser) http://www.landkreis-wesermarsch.de Landkreis Wittmund Am Markt 9 26409 Wittmund http://www.landkreis.wittmund.de Landkreis Wolfenbüttel Bahnhofstraße 11 38300 Wolfenbüttel http://www.lk-wolfenbuettel.de

Landesjagdbericht 2017 / 2018 113 Einrichtungen, Organisationen und Verbände

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Jagdkynologische Vereinigung Niedersachsen Institut für Terrestrische und Aquatische Wild- im Jagdgebrauchshundeverband tierforschung (ITAW) Jan Knoop Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover Vorderstraße 18, 27628 Rechtenfleth Telefon: 0511 856-7568, Telefax: 0511 856-7696 E-Mail: : [email protected] E-Mail: [email protected], www.tiho-hannover.de Zentralverband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Niedersachsen e.V. Warmbüchenstraße 3, 30159 Hannover Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. Telefon: 0511 3670441, Telefax: 0511 3670462 Schopenhauerstraße 21, 30625 Hannover Telefon: 0511 530430, Telefax:0511 5304329 Jagdschutzförderverein Niedersachsen e.V. E-Mail: [email protected], www.ljn.de Lothar Fiß, 1. Vorsitzender

Ökologischer Jagdverein Niedersachsen und Verband der Jagdaufseher Niedersachsen e.V. Bremen e.V., Geschäftsstelle (VJN), Junkernesch 31 Sibylle Erbut, 1. Vorsitzende 49716 Meppen Waldstraße 15-17, 27616 Beverstedt-Wellen Telefon: 05931 5378, Telefax: 05931 4099686 E-Mail: geschaeftsstelle@jagdaufseher-nieder- Gerhard Naujoks, Vorsitzender sachsen.de, E-Mail: [email protected], www.oejv-nb.de www.jagdaufseher-niedersachsen.de

Deutscher Wildschutz Verband e.V. Landesverband der Berufsjäger Niedersachsen Bundesverband der Jagdaufseher e.V. Anerkannter Naturschutzverband Revieroberjäger Sören Peters Landesverband Niedersachsen Meinser Kämpen 2, 31675 Bückeburg E-Mail: [email protected] Telefon: 05722 288465 E-Mail: peters-forstamt@hofkammer-buecke- burg.de

Deutscher Falkenorden Landesverband Niedersachsen Bernd Reichelt Langelohsberg 2a, 29640 Schneverdingen Telefon: 05193 971505 E-Mail: [email protected]

Orden Deutscher Falkoniere Landesverband Niedersachsen Dieter Effmert Neddernhof 55, 21255 Tostedt

114 Einrichtungen, Oranisationen und Verbände Redaktion

Dipl.-Biol. Reinhild Gräber Assessor des Forstdienstes Stephan Johanshon Mitarbeiterin der Landesjägerschaft Nieder- sachsen am Institut für Terrestrische und Aqua- Herr Johanshon ist Geschäftsführer der Landes- tische Wildtierforschung, Stiftung Tierärztliche jägerschaft Niedersachsen. Hochschule Hannover Kontakt: Frau Gräber beschäftigt sich unter anderem mit Schopenhauerstr. 21, 30625 Hannover der Erfassung von Wildtierbeständen (Schalen- Telefon: 0511 53043-0 wildmonitoring). Zudem ist sie zuständig für E-Mail: [email protected] die redaktionelle Bearbeitung des Landesjagd- Web: www.ljn.de berichtes und die Betreuung der Homepage www.wildtiermanagement.com.

Kontakt: Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover Telefon: 0511 856-7557 E-Mail: [email protected]

Dr. Egbert Strauß

Mitarbeiter der Landesjägerschaft Niedersach- sen am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, Stiftung Tierärztliche Hoch- schule Hannover

Herr Dr. Strauß beschäftigt sich unter anderem mit der Populationsentwicklung und der Popu- lationsökologie des Niederwildes. Weiterhin ist er zuständig für das Wildtiermonitoring und die Erfassung von Wildtierpopulationen in Nie- dersachsen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeiten ist das Birkwild.

Kontakt: Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover Telefon: 0511 856-7620 E-Mail: [email protected]

Florian Rölfing

Herr Rölfing ist Mitarbeiter der Landesjäger- schaft Niedersachsen und zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Kontakt: Schopenhauerstr. 21, 30625 Hannover Telefon: 0511 53043-0 E-Mail: [email protected] Web: www.ljn.de

Landesjagdbericht 2016 / 2017 115 An das Nds. Landesamt für Verbraucherschutz Telefon: 0511 28897-0 und Lebensmittelsicherheit E-Mail: [email protected] LVI Braunschweig / Hannover Eintrachtweg 17 Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 06:00 bis 15:30 Uhr 30173 Hannover Freitag 06:00 bis 15:00 Uhr Samstag (Notdienst) 08:00 bis 11:00 Uhr

Antrag auf Wildtieruntersuchung

Mitteilung des Erlegers / Finders

Tierart / Rasse:

das Tier wurde am Alter: Material: Tierkörper Rachentupfer erlegt Organe Kloakentupfer tot aufgefunden / Fallwild sonstiges Geschlecht: krank erlegt

überfahren / Unfallwild

Name / Adresse des zur Untersuchung auf: Erlegers / Finders: Todesursache

sonstiges Tel. / Handy-Nr.:

Erlegungsort / Fundort (möglichst präzise): Eingang Veterinäramt:

Datum:

ID:201 03 Gemeinde: PLZ: Jahr Kreis- / Gemeindeziffer

Kfz-Kennzeichen Landkreis: lfd. Nr. des Veterinäramts

Vorbericht (ggf. auf der Rückseite ergänzen):

Kopie des Befundes an das ITAW schicken

Datum / Unterschrift Einsender:

116  Quellennachweis

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Zitate aus Einzelbeiträgen bitte nach folgendem Schema: Strauß, E. (2018): Wildtiererfassun in Niedersachsen. In Gräber, R., Strauß, E., Röl n, F. und S. Johanshon (2018): Wild und Jad – Landesjadbericht 2017 / 18. Niedersächsisches Ministerium für Ernährun, Landwirtscha und Verbraucher- schutz (Hrs.), Hannover, ISSN 2197-9839, S.13–15

Heraus eber Niedersächsisches Ministerium für Ernährun, Landwirtscha und Verbraucherschutz Postfach 243 30002 Hannover

Redaktion Reinhild Gräber Dr. Ebert Strauß Florian Röl n Stephan Johanshon

Landesjäerscha Niedersachsen e. V. Schopenhauerstr. 21 30625 Hannover

Strichzeichnun en Wolfan Weber

Gestaltun HenryN. Desin , Braunschwei

Druck roco, Wolfenbüttel

Stand November 2018

Bezu Landesjäerscha Niedersachsen e. V. Schopenhauerstr. 21 30625 Hannover

ISSN 2197-9839

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