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Sozialraumanalyse 2019 des Landkreises Ostallgäu Herausgeber:

Landratsamt Ostallgäu Telefon 08342/911-458 Kreisjugendamt Telefax 08342/911-501 Schwabenstrasse 11 87616

Ansprechpartnerin:

Jugendhilfeplanung Dipl. Päd. (Univ.) Anja Mayr Bachelor of Arts Sozialwirtschaft Sabine Kunze Tel.: 08342 911-509 E-Mail: [email protected]

Zusammenstellung und Bearbeitung durch:

SAGS Christian Rindsfüßer

Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik Dipl. Stat. Christian Rindsfüßer Dipl. Päd., Dipl. Soz. Päd. (FH) Susanne Gruber Theodor-Heuss-Platz 1 86150 Telefon: 0821/346298–0 Fax: 0821/346298–8 E-Mail: [email protected] Homepage: www.sags-consult.de Vorwort Sozialraumanalyse

Liebe Leserinnen und Leser, die Kommunalpolitik im Ostallgäu benötigt genaue Daten und Fak- ten über Bedarfe, Lebenslagen und soziale Strukturen. Nur auf Grundlage dieser Daten kann eine lokal passende Infrastruktur entwickelt werden. Der Landkreis Ostallgäu sieht es als seine Auf- gabe an, die bestmögliche Datenlage zu schaffen, um den Dialog und die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Gemeinden zum Wohl der Fami- lien, Kinder und Jugendlichen kontinuierlich fortzuführen.

Die Sozialraumanalyse liefert hierzu wichtige Einblicke. Mit diesem Instrument kann der Landkreis mit seiner innovativen und effizient ausgerichteten Jugendhilfe bereits auf ei- ne lange Tradition wissenschaftlich unterstützter Planung zurückblicken. So konnten wir gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen stets aktiv begegnen und die Zukunft mitgestalten. Die jetzt aktualisierte Sozialraumanalyse bietet hierfür erneut eine optimale Basis und legt – unter besonderer Berücksichtigung jugendhilferelevanter Faktoren – den Grundstein für weitere Überlegungen und Planungen. Sie ist ein ele- mentares Werkzeug für Gemeinden, freie Jugendhilfeträger, Politik und Verwaltung und aus dem Landkreis als Datensammlung nicht mehr wegzudenken.

Ressourcen, Möglichkeiten und Bedingungen für ein gelingendes Aufwachsen von Kin- dern und Jugendlichen unterliegen Schwankungen und dem Wandel. Anhand statisti- scher Daten wie Einkommenssituation, Arbeitslosigkeit, Scheidung und Jugendhilfeleis- tungen können die Lebensräume im Ostallgäu standardisiert beschrieben und mitei- nander verglichen werden. Im Fokus der vorliegenden Analyse stehen die Jahre von 2016 bis 2018. Insgesamt kann nun ein lückenloser Betrachtungszeitraum von mittler- weile 18 Jahren dargestellt werden. Damit bietet die Sozialraumanalyse ein repräsenta- tives Bild für die weiterhin zukunftsorientierte Steuerung und kontinuierliche Fortent- wicklung der Jugendhilfe.

Ihre Landrätin

Maria Rita Zinnecker

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu III Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu IV Sozialraumanalyse Verzeichnisse

Gliederung

Gliederung V

Darstellungsverzeichnis VI

1. Zusammenfassung mit Ausblick 1

2. Ausgangslage, Zielsetzungen und Methode der Datenermittlung der Sozialraumanalyse für den Landkreis Ostallgäu 3 2.1 Ausgangslage 3 2.2 Zielsetzungen der Sozialraumanalyse für den Landkreis Ostallgäu 6 2.3 Aufbau und Methode der Datenermittlung 7 2.4 Weitere Erläuterungen zum besseren Verständnis 11

3. Übersicht über die verwendeten Indikatoren 13

4. Einzelindikatoren 21 Indikator 1: Erzieherische Hilfen und Eingliederungshilfen 21 Indikator 2: Jugendhilfe im Strafverfahren 37 Indikator 3: Scheidungen 46 Indikator 4: Zahl der Kinder allein erziehender Elternteile 51 Indikator 5: Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II 58 Indikator 6: Arbeitslosigkeit 72 Indikator 7: Einkommen 84

5. Der Landkreis Ostallgäu im Vergleich zu Bayern 91

6. Die Sozialraumanalysen von 2016 – 2018, 2011 – 2013, 2006 – 2008 und 2001 – 2003 im Vergleich 101

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu V Verzeichnisse Sozialraumanalyse

Darstellungsverzeichnis Seite

Darstellung 1: Zielsetzungen der Sozialraumanalyse 6 Darstellung 2: Datenaufbau der Sozialraumanalyse 8 Darstellung 3: Verfahren zur Auswahl und Gewichtung der Indikatoren 9 Darstellung 4: Gewichtung der Indizes 10 Darstellung 5: Gemeindegrößenklassen (Cluster) im Landkreis Ostallgäu 15 Darstellung 6: Übersicht über die für die Sozialraumanalyse im Landkreis Ostallgäu verwendeten Indikatoren 16 Darstellung 7: Einteilung des Landkreises Ostallgäu in Planungsregionen 18 Darstellung 8: Gemeinden nach Gemeindegrößenklassen und Einwohnerzahl*) 19 Darstellung 9: Entwicklung der absoluten Zahlen der Hilfen zur Erziehung 2001 – 2018 (jeweils Bearbeitungsfälle: Jahresendfälle und abgeschlossene Fälle) 28 Darstellung 10: Entwicklung der Inanspruchnahmequoten der Hilfen zur Erziehung 2001 – 2018 (jeweils Bearbeitungsfälle: Jahresendfälle und abgeschlossene Fälle) 29 Darstellung 11: Übersicht über die verwendeten Indikatoren zu den Erzieherischen Hilfen und Eingliederungshilfen im Landkreis Ostallgäu, im Jahresmittel 2016 – 2018 nach Gemeinden, absolute Zahlen 32 Darstellung 12: Übersicht über die verwendeten Indikatoren zu den Erzieherischen Hilfen und Eingliederungshilfen im Landkreis Ostallgäu, im Jahresmittel 2016 – 2018 nach Gemeinden, relative Zahlen 34 Darstellung 13: Zahl der Erzieherischen Hilfen und Eingliederungshilfen je 100 Minderjährige, im Jahresmittel 2016 – 2018 36 Darstellung 14: Entwicklung der Fälle von Jugendhilfe im Strafverfahren im Landkreis Ostallgäu, 2001 – 2018 38 Darstellung 15: Mittlere Zahl der Jugendgerichtshilfefälle (Tatverdächtige) je 100 junge Menschen zwischen 14 und unter 21 Jahren, im Jahresmittel 2016 – 2018 41 Darstellung 16: Entwicklung der Meldungen Strafunmündiger im Landkreis Ostallgäu, 2001 – 2018 42 Darstellung 17: Mittlere Zahl der Meldungen Strafunmündiger je 100 Kinder von 8 bis unter 14 Jahren im Landkreis Ostallgäu, im Jahresmittel 2016– 2018 45 Darstellung 18: Entwicklung der Wahrscheinlichkeit in % für Minderjährige in Bayern in einem Kalenderjahr zum Scheidungskind zu werden, 1980 – 2017 46 Darstellung 19: Entwicklung der Betroffenheit von Scheidung der Eltern im Landkreis Ostallgäu, 2001 – 2018 47 Darstellung 20: Mittlere Zahl der von Scheidung betroffenen je 100 Minderjährige im Landkreis Ostallgäu, im Jahresmittel 2016– 2018 50 Darstellung 21: Entwicklung der Familienverhältnisse in Bayern in Prozent und absolut (in Tausend), 1985 – 2017 52

VI Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Verzeichnisse

Darstellung 22: Entwicklung der Familienverhältnisse der Minderjährigen in Bayern in Prozent und absolut (in Tausend), 1985 – 2017 52 Darstellung 23: Vergleich der Familienverhältnisse der Empfänger/innen von „Hilfen zur Erziehung 2017 in Bayern“ mit den Familienverhältnissen aller Minderjährigen in Bayern 54 Darstellung 24: Zahl der minderjährigen Kinder von allein Erziehenden je 100 Minderjährige, Ende 2018 57 Darstellung 25: Entwicklung der Zahl der Empfänger/innen von SGB II-Leistungen im Landkreis Ostallgäu, 2005 – 2018, jeweils Ende Juni 59 Darstellung 26: Entwicklung der Zahl der Empfänger/innen von SGB II-Leistungen im Landkreis Ostallgäu, 2005 – 2017, jeweils Ende Juni 60 Darstellung 27: Empfänger/innen von SGB II-Leistungen je 100 Einwohner/innen unter 65 Jahren im Landkreis Ostallgäu, Juni 2018 62 Darstellung 28: Minderjährige Empfänger/innen unter 15 Jahren von Leistungen nach dem SGB II je 100 unter 15-Jährige im Landkreis Ostallgäu, Juni 2018 65 Darstellung 29: Kinder allein erziehender Empfänger/innen von SGB II-Leistungen je 100 Kinder allein Erziehender im Landkreis Ostallgäu, Juni 2018 69 Darstellung 30: Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II nach Altersklassen 0 bis 18 Jahre, Juni 2018 70 Darstellung 31: Entwicklung der Zahl der Arbeitslosen im Landkreis Ostallgäu 2004 – 2018, jeweils Ende Juni 73 Darstellung 32: Entwicklung des Strukturmerkmals „Herkunft“ bei Arbeitslosen 2001 – 2017, jeweils im Jahresdurchschnitt 74 Darstellung 33: Zahl und Anteil der Arbeitslosen insgesamt im Landkreis Ostallgäu, Juni 2018 77 Darstellung 34: Zahl und Anteil der Langzeitarbeitslosen (Dauer über ein Jahr) im Landkreis Ostallgäu, Juni 2018 80 Darstellung 35: Zahl und Anteil der jugendlichen Arbeitslosen im Landkreis Ostallgäu, Stand Juni 2018 83 Darstellung 36: Einkommenssituation im Landkreis Ostallgäu I, mittlere monaltiche Kaufkraft je Haushalt, 2018 86 Darstellung 37: Zahl der Haushalte und Verteilung nach der jährlichen Kaufkraft der Haushalte im Landkreis Ostallgäu in Prozent, 2018 89 Darstellung 38: Einkommenssituation im Landkreis Ostallgäu II, Anteil der Haushalte mit monatlichen Nettoeinkünften unter 1.500 €, 2018 90 Darstellung 39: Gewichtung der Indikatoren im Teilindex „Jugendhilfeindex“ 92 Darstellung 40: Teilindex „Jugendhilfeindex“ 2015 – 2017 im Landkreis Ostallgäu im Vergleich zu Bayern 94 Darstellung 41: Gewichtung der Indikatoren im Teilindex „Sozialräumlicher Index“ 95 Darstellung 42: Sozialräumlicher Index 2016 – 2018 im Landkreis Ostallgäu im Vergleich zu Bayern 97 Darstellung 43: Gewichtung der Indikatoren im Gesamtindex 98

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu VII Verzeichnisse Sozialraumanalyse

Darstellung 44: Gesamtindex: Jugendhilfe- und Sozialräumlicher Index 2016 – 2018 im Landkreis Ostallgäu im Vergleich zu Bayern 100 Darstellung 45: Entwicklung des Jugendhilfeindex im Landkreis Ostallgäu für die Sozialraumanalysen, Vergleich der absoluten Werte 102 Darstellung 46: Entwicklung des Sozialräumlichen Index im Landkreis Ostallgäu für die Sozialraumanalysen, Vergleich der absoluten Werte 103 Darstellung 47: Entwicklung des Gesamtindex im Landkreis Ostallgäu für die Sozialraumanalysen, Vergleich der absoluten Werte 104

VIII Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Zusammenfassung

1. Zusammenfassung mit Ausblick

Die aktuelle Sozialraumanalyse zeigt im Landkreis Ostallgäu eine im Vergleich zu Bayern deutlich bessere Situation: Der Wert des Gesamtindex liegt mit 79,7 niedriger und damit spürbar günstiger. Bei differenzierter Betrachtung der beiden Teilindizes ändert sich dieses positive Bild nicht, auch wenn der Jugendhilfeindex mit einem Wert von gut 87 etwas höher liegt, der Sozialräumliche Index (68) dagegen etwas niedriger. Zur genaueren regionalen Differenzierung wird die Auswertung auch auf der Ebene der Gemeindegrößenklassen wie auch auf der Ebene der verschiedenen Regionen durchgeführt. In weiten Teilen der Analyse tritt ein relativ deutliches Gefälle von den Großen Gemeinden hin zu den Kleinen und Mittleren Gemeinden zutage. Bei einigen In- dikatoren ist dieses Gefälle fast als ein Bruch zwischen den Kleinen und Mittleren Ge- meinden auf der einen Seite sowie den Großen Gemeinden auf der anderen Seite zu er- kennen, bei anderen Themen ist eine Annäherung zwischen den Werten zu konstatie- ren. Dies deutet weiterhin auf höhere Handlungsbedarfe und -schwerpunkte vor allem in den Großen Gemeinden des Landkreises hin. Dabei sollte jedoch nicht aus den Augen verloren werden, dass die Analyse über die Zeit zum Teil in den kleineren Gemeinden auf deutlich angestiegene Werte ergibt. Hier ergeben sich Handlungsoptionen für früh- zeitige Intervention. In den einzelnen Gemeinden kann nur eine genauere Ursachen- analyse mit den Expert/innen vor Ort Aufschluss über die Hintergründe höherer und/oder auffälliger Werte geben. Auch die Analyse der Werte nach Regionen zeigt, je nach Indikator, verschiedene regionale Schwerpunkte. Einige Male ist ein Anstieg der Werte von der Region Nord in Richtung der Region Süd zu beobachten, bei anderen In- dikatoren eine relativ gleichmäßige Verteilung. Mit der nunmehr vorliegenden dritten Fortschreibung der Sozialraumanalyse verfügt der Landkreis Ostallgäu über eine detaillierte Beschreibung und Analyse von sozialräumli- chen Belastungsfaktoren und der Inanspruchnahme von Jugendhilfeleistungen. Die So- zialraumanalyse bietet, gerade auch im zeitlichen Vergleich der Ergebnisse, eine solide Grundlage zur zukunftsorientierten Steuerung der Jugendhilfe als dauerhafte Aufgabe der Jugendhilfeplanung. Für die Zukunft kommt, neben der kontinuierlichen weiteren Fortschreibung, vor allem der Verknüpfung mit anderen Sozialdaten und Planungsberei- chen eine besondere Bedeutung zu. Die Ergebnisse der Sozialraumanalyse fließen in bewährter Art und Weise in die Diskus- sionen um Maßnahmen und Empfehlungen der Jugendhilfeplanung insgesamt ein und sind damit eine zentrale Grundlage für politisch-administrative Beschlussfassungen und zukunftsorientiertes Handeln. Entsprechende Handlungsansätze und Lösungsmöglich- keiten können zweifelsohne nur in einem konstruktiven Miteinander von Gemeinden, Freien Trägern und dem Landkreis mit Aussicht auf Erfolg entwickelt werden.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 1 Zusammenfassung Sozialraumanalyse

Im Vordergrund der zukünftigen Arbeit stehen die Handlungsbedarfe, die sich aus der vorliegenden Sozialraumanalyse ergeben. Entsprechende Bedarfe sind in unter- schiedlichem Umfang sichtbar geworden. Die notwendigen Veränderungen zu konkreti- sieren, sie zu planen und umzusetzen wird die Aufgabe des Landkreises, der Freien Träger und der kreisangehörigen Gemeinden für die nächsten Monate und Jahre sein. Für den Erfolg der Veränderungen – und damit auch der gesamten Jugendhilfeplanung – ist die Mobilisierung und Akquise von (weiteren bzw. optimierten) Ressourcen not- wendig. Auf diesem Weg werden der Landkreis Ostallgäu und seine Gemeinden dem langfristigen politischen Ziel, die Lebensbedingungen für Kinder, Jugendliche und Fami- lien weiter zu verbessern, näher kommen.

2 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Zielsetzungen

2. Ausgangslage, Zielsetzungen und Methode der Datenermittlung der Sozialraumanalyse für den Landkreis Ostallgäu

2.1 Ausgangslage Der Artikel 72 Abs. 2 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland billigt dem Bund die Gesetzgebungskompetenz zu (= Konkurrierende Gesetzgebung), wenn es um die Herstellung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse geht. Dieses sozusagen „in- direkte“ Staatsziel hat natürlich auch für die nachgeordneten Gebietskörperschaften Gültigkeit, wie z. B. der Zehnte Kinder- und Jugendbericht eindeutig festhält: „Die Län- der und Kommunen werden danach angehalten, die Fördermittel so einzusetzen, dass ausgewogene Siedlungsstrukturen sowie ausgeglichene wirtschaftliche, soziale und kul- turelle Verhältnisse erhalten oder geschaffen werden [...]. Da die örtlichen Gegeben- heiten für das Lebensumfeld von Familien und jungen Menschen maßgebend sind, kommt es vor allem auf ein Zusammenwirken der Fachpolitiken und Instrumentarien auf örtlicher Ebene an“.1 Auch die Verfassung des Freistaates Bayern enthält in Artikel 3 seit dem 01.01.2014 ei- ne entsprechende Formulierung als Staatsziel: Der Staat „fördert und sichert gleichwer- tige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen in ganz Bayern, in Stadt und Land“. Knapp 90 Prozent der Wähler/innen stimmten in einer Volksabstimmung – parallel zu den damaligen Landtagswahlen – im Herbst 2013 dafür, diesen Passus in der Bayeri- schen Verfassung zu verankern. In Folge dessen hat der Landtag Mitte des Jahres 2014 einstimmig die Einsetzung einer Enquete-Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern“ beraten und beschlossen. Diese legte ihren Schlussbericht mit zahlrei- chen Handlungsempfehlungen Ende Januar 2018 vor und präsentierte ihn im Plenum.2 Mitte Juli 2018 beschloss dann das Bundeskabinett, eine Kommission mit dem Titel „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ unter dem Vorsitz des Bundesministers des Innern, für Bau und Heimat einzusetzen, die gegen Ende September 2018 ihre Arbeit aufnahm.

1 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.), Zehnter Kinder- und Jugend- bericht. Bericht über die Lebenssituation von Kindern und die Leistungen der Kinderhilfen in Deutsch- land, Bonn 1998, S. VIII. (vgl. dort auch Abschnitt B3.) Vgl. dazu informativ auch Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integra- tion, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (Hg.), Kinder- und Jugendprogramm der Bayerischen Staatsregierung. Fortschreibung 1998, München 1999. 2 Vgl. Bayerischer Landtag, Bericht der Enquete-Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern“, Drucksache 17/19700, München 2018.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 3 Zielsetzungen Sozialraumanalyse

Die Kommission hat den Auftrag, auf der Basis eines gemeinsamen Verständnisses gleichwertiger Lebensverhältnisse, Handlungsempfehlungen mit Blick auf unterschied- liche regionale Entwicklungen und den demografischen Wandel in Deutschland zu erar- beiten. Der Bundesinnenminister stellte dazu fest: „Sie wird nach Wegen suchen, so- wohl die Infrastruktur als auch das Wohlbefinden der Menschen vor Ort zu ver- bessern… Wir werden das Land neu vermessen und einen tragfähigen Maßstab für den Begriff der gleichwertigen Lebensverhältnisse definieren. Richtschnur sollte dabei eine echte Chance für jeden einzelnen auf Wohlstand, Zugang zu Bildung, Wohnen, Arbeit, Sport und Infrastruktur sein – egal, ob er in Gelsenkirchen, Prenzlau oder Hamburg wohnt“.3 Vorgesehen ist, dass die in sechs thematischen Facharbeitsgruppen tagende Kommission bis zum Juli 2019 einen ersten Bericht mit konkreten Vorschlägen vorlegt. Die Veröffentlichung des Abschlussberichts ist dann auf den Herbst 2020 terminiert. Zweifelsohne ist es so, dass Regionen und auch Landkreise i. d. R. keine in sich homo- genen Einheiten darstellen. Es gibt Unterschiede, z. B. hinsichtlich der Siedlungsstruktur und -dichte, der sozialen Struktur, der Bildungsangebote, der ökonomischen Situation (u. a. Kaufkraft), des Ausmaßes von Arbeitslosigkeit und der SGB II-Empfänger/innen, der sozialen und weiterer Infrastruktur etc. Sicherlich beeinflussen diese Unterschiede auch die Lebenslagen und Lebenschancen von Kindern, Jugendlichen und ihren Fami- lien. Es geht also bei einer Sozialraumanalyse – unserem Verständnis nach – darum, den Zusammenhängen zwischen ‚objektiv gegebenen Strukturen‘ und eher ‚individuel- len Handlungs- und Verhaltensweisen‘ auf die Spur zu kommen. Die hier zu be- antwortende Frage lautet vor allem auch, ob ‚Verdichtungen‘ von Problemlagen, also räumliche Konzentrationen, vorfindbar sind. Das Stichwort ist also, ‚Belastungen‘ inner- halb einer Gebietseinheit, insbesondere auf gemeindlicher Ebene, zu identifizieren. Kei- nesfalls geht es bei dieser Analyse um den schwierigen und teilweise auch umstrittenen Versuch, kausale ‚Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge‘ aufzudecken. Diese sogenannten ‚sozialen Brennpunkte‘ gilt es mittels einer ganzen Reihe von ein- zelnen Indikatoren zu identifizieren, um seitens der Jugendhilfe angemessen reagieren bzw. frühzeitig agieren zu können. Somit kommt einer Sozialraumanalyse auch eine ‚Frühwarnfunktion‘ zu, die präventives Gedankengut und daraus resultierendes pro- aktives Handeln sicherlich unterstützt und stärkt. Die weitaus beste räumliche Analyse- ebene für eine Sozialraumanalyse eines Landkreises ist sicherlich die der einzelnen Ge- meinde. Nüchtern und pointiert stellte der Elfte Kinder- und Jugendbericht zu den Zuständigkei- ten und dem Thema Finanzen in der Jugendhilfe fest: „Vor dem Hintergrund des gesell- schaftlichen Reichtums ist die Verteilung der Ressourcen, die der Kinder- und Jugendhil-

3 Bundesfamilienministerium, Pressemitteilung: Auftaktsitzung der Kommission „Gleichwertige Lebens- verhältnisse“, Pressemitteilung 066, veröffentlicht am 26.09.2018.

4 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Zielsetzungen fe zur Verfügung gestellt werden, Ergebnis politischer Willensbildungsprozesse. Politik hat nicht nur die Aufgabe, gesetzliche Aufträge zu formulieren, sondern ebenso die Pflicht, die erforderlichen Voraussetzungen für die Umsetzung der gesetzlichen Aufträge und die Befriedigung berechtigter Ansprüche durch die Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen und der entsprechenden finanziellen Mittel zu schaffen. Der Grundsatz, dass die Ausgaben den Aufgaben zu folgen haben und nicht umgekehrt, dass die Auf- gaben nur nach Maßgabe vorhandener Mittel verwirklicht werden können, sollte zwi- schen den verschiedenen Gesetzgebungsebenen eingehalten werden. Von daher gilt dieser Grundsatz zwischen dem Bund und den Ländern sowie zwischen den Ländern und den Kommunen, aber auch zwischen den Parlamenten bzw. kommunalen Vertre- tungskörperschaften einerseits und den öffentlichen und freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe andererseits. Dies schafft die Voraussetzungen für die korrekte Anwendung von Steuerungsinstrumenten wie Kontrakt und Budget“.4 Auf der Basis dieser grundsätzlichen Überlegungen wird im Folgenden für den Zeitraum 2016 – 2018 die dritte Fortschreibung der Sozialraumanalyse für den Landkreis Ostallgäu vorgelegt. Die erste Sozialraumanalyse wurde für die Jahre 2001 – 2003 er- stellt. Sie war in den folgenden Jahren ein Arbeitsmittel für Gemeinden, freie Träger der Jugendhilfe, Politik, Administration und für das Kreisjugendamt, um Ressourcen effektiv einsetzen zu können und mittel- bzw. langfristig das kommunale Leben zu planen. Eine Fortschreibung mit den Daten für die Jahre 2006 – 2009 wurde im Jahr 2010 vorge- legt. Sie erlaubte einen Abgleich mit der ersten Basisanalyse und ermöglichte es, Ent- wicklungen und auch Konstanz auf der Ebene der Gemeinden, der Regionen und des Landkreises zu identifizieren. Die zweite Fortschreibung der Sozialraumanalyse für den Zeitraum 2011 – 2013 lieferte eine neuere und damit auch aktuellere Datenlage. Nun wird die Tradition um drei weitere Jahre, 2016 – 2018, mit der vorliegenden drit- ten Fortschreibung, ergänzt. Durch die umfangreichen zeitlichen Vergleiche erweitert diese Fortschreibung die Möglichkeit, Entwicklungen aufzuzeigen und eine Analyse des Wandels der Verhältnisse vornehmen zu können. Weiter gilt: Je länger die vorliegende und für die Analyse zur Verfügung stehende kontinuierlich erhobene Datenbasis/ Zeit- reihe ist, desto wertvoller wird sie hinsichtlich ihres Analyse-, Aussage- und Handlungs- gehaltes. Auf diese Weise nähert sich die Sozialraumanalyse ein Stück weiter ihrer ur- sprünglichen Intention an, nämlich die Verbindung zwischen objektiven Strukturen und subjektiven Dispositionen der Individuen herauszuarbeiten und zu verdeutlichen sowie Konstanz und Wandel aufzuzeigen.

4 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.), Elfter Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland, Berlin 2002, S. 54.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 5 Zielsetzungen Sozialraumanalyse

2.2 Zielsetzungen der Sozialraumanalyse für den Landkreis Ostallgäu Zentrales Ziel dieser Sozialraumanalyse ist die Abbildung und Darstellung sozialer Le- benslagen im Landkreis Ostallgäu, um daraus Folgerungen für die weitere Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe und der Familien im Landkreis ableiten zu können, z. B. in Bezug auf den Einsatz von Personalkapazitäten, finanziellen Mitteln und sonstigen Res- sourcen, (neuen) Konzeptionen, räumlichen Zuschnitten etc. Zudem können durch die Analyse bisher eventuell (noch) nicht sichtbare Problemlagen aufgedeckt werden, um zukünftig noch schneller, adäquater und präventiv agieren und reagieren zu können. Diese vielfältigen Wirkungsweisen der Sozialraumanalyse werden durch die folgende Darstellung verdeutlicht.

Darstellung 1: Zielsetzungen der Sozialraumanalyse

Ziele der Sozialraumanalyse

Diskussionsgrundlage Datengrundlage Gestaltung von (Politik, Freie Träger, für die Jugendhilfestrukturen Öffentlichkeit, Verwaltung) Jugendhilfeplanung (Prävention)

Sozialraumanalyse Landkreis Ostallgäu

Handlungsbedarfe Veränderungen Soziale Brennpunkte verdeutlichen aufzeigen/Evaluationen identifizieren

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Wenn Jugendhilfeplanung als Entscheidungsgrundlage für die Gestaltung der Jugendhil- fe dienen soll, dann benötigt sie gesichertes Wissen über die Entstehungsbedingungen und die Unterschiede von örtlichen Bedarfslagen. Die jeweiligen sozialstrukturellen Rahmenbedingungen (z. B. Siedlungsstruktur, Ausmaß der Arbeitslosigkeit, soziale Inf- rastruktur etc.) beeinflussen die Lebenslagen und Lebenschancen von Familien, Kindern und Jugendlichen und damit auch den Handlungsbedarf von Jugendhilfe. Eine Sozialraumanalyse stellt die Verknüpfung von sozial-strukturellen Bedingungen und der zunehmenden Inanspruchnahme von Jugendhilfeleistungen her. Ihre besondere Qualität liegt dabei in der Zusammenführung verschiedener Indikatoren, die Auskunft über die soziale Belastung in einer Region geben.

6 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Zielsetzungen

Die Zusammenschau aller Indikatoren und deren Interpretation auf der Ebene der Gemeinden und der Regionen • verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen Sozialstruktur- und Jugendhilfedaten, • führt zu gesicherten Erkenntnissen über die örtlichen Verhältnisse, • ermöglicht die Entwicklung von entsprechenden (Jugendhilfe-)Maßnahmen und • trägt damit nicht zuletzt zu einer Versachlichung der Diskussion um die Kosten für Jugendhilfeleistungen bei. Dabei muss betont werden, dass i. d. R. nicht der einzelne Indikator Grundlage für die Entwicklung von Maßnahmen vor Ort sein kann. Nur die Gesamtschau aller Indikatoren und deren Bewertung auf der Ebene der Gemeinden können zu gesicherten Er- kenntnissen und zur Entwicklung von geeigneten (Jugendhilfe-)Maßnahmen führen. Zu- sammenhänge zwischen den Sozialstruktur- und Jugendhilfedaten werden dabei an vie- len Stellen deutlich.

2.3 Aufbau und Methode der Datenermittlung Die Ermittlung der Daten für die Sozialraumanalyse wird vor allem von zwei Grundsät- zen geprägt: Einmal durch die Schwerpunktsetzung „Jugend- und Sozialhilfe bzw. SGB II“ und zum anderen durch die Verfügbarkeit von Daten für den Landkreis Os- tallgäu auf Ebene der einzelnen Gemeinden. Diese mussten entweder in einem überschaubaren Zeitrahmen selbst erhoben werden (z. B. Jugendhilfedaten) oder vom Bayerischen Landesamt für Statistik, der Bundesagentur für Arbeit (BA), dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der Anstalt für Kommunale Datenverar- beitung in Bayern (AKDB) und dem Institut Nexiga zur Verfügung gestellt werden (z. B. Arbeitslosigkeit, Hilfen zum Lebensunterhalt, Einkommensstrukturdaten).

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 7 Zielsetzungen Sozialraumanalyse

Darstellung 2: Datenaufbau der Sozialraumanalyse

Datenaufbau der Sozialraumanalyse

Gesamtindex

Jugendhilfeindex Sozialräumlicher Index

Indikatoren Indikatoren • Erzieherische Hilfen • SGB II-Leistungen • Jugendkriminalität • Arbeitslosigkeit • Scheidungen • Einkommen • Kinder von allein Erziehenden

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die ursprüngliche Auswahl der Faktoren und anschließende Gewichtung der einzelnen Teilindikatoren erfolgte in einem intensiven, mehrstufigen Rückkoppelungsprozess mit Expert/innen aus der Jugendhilfe (u. a. Jugendamtsleiter, Fachleute aus dem Sozialdienst) (vgl. Darstellung 3). Dieses Verfahren wurde zunächst gemeinsam von und in Abstimmung mit den Landkreisen Augsburg, Aichach-Friedberg und Donau-Ries unter der wissenschaftlichen Begleitung von INIFES/SAGS im Rahmen der Erstellung von ersten Sozialraumanalysen entwickelt. Die Auswahl und Gewichtung der Indikatoren bei der Bildung des Gesamtindex erfolgte in den auf der folgenden Seite dargestellten neun Schritten. Die Übernahme der Methodik dieses Verfahrens bietet viele Vorteile. Damit wird nicht nur durch den Ver- gleich mit einem Teil- bzw. Gesamtindex Bayern (bei der Berechnung der Gesamtindizes wurde jeweils der Wert für Bayern als Bezugsgröße und Referenz gewählt und mit 100 festgelegt), sondern auch durch die analoge Verfahrensweise eine Vergleichbarkeit zu anderen Landkreisen und deren Gemeinden hergestellt, die für die Weiter- entwicklung von Ideen, Einrichtungen, Diensten und Maßnahmen auf dem Gebiet der Jugendhilfe im Landkreis Ostallgäu hilfreich sein kann. Die teilweise leicht unter- schiedliche Gewichtung der (Teil-)Indizes – Jugendhilfe und Sozialraum – macht für einen Vergleich zwischen verschiedenen Landkreisen jedoch eine Umrechnung erforderlich.5 Die Gewichtung der einzelnen Indikatoren und die Zusammensetzungen der Indizes im Landkreis Ostallgäu wird in den Kapiteln 3 und 5 genauer erläutert.

5 Die für einen Vergleich zwischen den Landkreisen notwendige Umrechnung verläuft analog der Be- rechnung der Kaufkraft (Querschnitt) bzw. Inflationsrate für Haushaltstypen mit unterschiedlichen Warenkörben.

8 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Zielsetzungen

Darstellung 3: Verfahren zur Auswahl und Gewichtung der Indikatoren

Neun Schritte zur Auswahl und Gewichtung der Indikatoren

Sammeln möglicher Indikatoren

Diskussion mit Jugendhilfeplaner/innen, Expert/innen aus Landratsämtern und INIFES / SAGS in mehreren Runden

Endgültige Auswahl der Indikatoren

Aufteilung der Indikatoren in Mittel- und Teilindikatoren sowie Zuordnung zum jeweiligen Teilindex

Erste Gewichtung der Indikatoren nach dem Schema „gering – mittel – hoch – sehr hoch“

Diskussion der Gewichtung mit Expert/innen (intern und extern)

Umrechnung der Gewichtung in Punkten (1 – 3 – 5 – 7) und Berechnung der entsprechenden Prozente

Diskussion der Ergebnisse mit weiteren Expert/innen (intern und extern)

Berechnung des Gesamtindex (Summe aller Punkte = 100 %), des Jugendhilfeindex (60 % der Summe aller Punkte) und des Sozialräumlichen Index (40 % der Summe aller Punkte)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die qualitative Einschätzung der Experten/innen zur Gewichtung („gering – mittel – hoch – sehr hoch“) wurde anschließend in messbare Größen überführt, d. h. die Teil- indikatoren wurden mit Punkten bewertet. Die Summe aller Punkte ergibt den sogenannten Gesamtindex.6 Dieses rechnerische Verfahren ermöglicht eine Einordnung der Ergebnisse. Als Bezugsgröße wurden auch hier Vergleichsdaten für den Freistaat Bayern gewählt (Bayern = 100). Die unterschiedliche Gewichtung von Jugendhilfeindex und Sozialräumlichem Index drückt die Bedeutung der vorliegenden Sozialraumanalyse für die Jugendhilfe aus.

6 Index: ‚Auf die Norm von 100 bezogene Wirtschaftszahl‘ bzw. ‚Statistischer Messwert um Ver- änderung zu bezeichnen‘.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 9 Zielsetzungen Sozialraumanalyse

Darstellung 4: Gewichtung der Indizes

Gewichtung der Indizes

Summe der Punkte Teilindikatoren „Jugendhilfe“ = Jugendhilfeindex 60 % Summe der Punkte Teilindikatoren „Sozialraum“ = sozialräumlicher Index = + 40 %

Summe der Punkte aller Teilindikatoren = Gesamtindex = 100 %

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

10 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Zielsetzungen

2.4 Weitere Erläuterungen zum besseren Verständnis

Der Analyse liegen ein Modell sozialwissenschaftlicher Annahmen und die Erkenntnis zugrunde, denen zufolge • die sozialen Verhältnisse und damit die Lebenslagen von Familien in einer Gemeinde und • die bestehenden Angebotsstrukturen der Jugendhilfe und vor allem deren Inan- spruchnahme diejenigen Bereiche sind, die Aufschluss über die soziale „Belastung“ in einer bestimm- ten Region (hier der Landkreis Ostallgäu und seine 45 Gemeinden) geben. So wurden die Indikatoren zum einen nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) und zum anderen nach klassischen Kennziffern der Sozialstruktur (z. B. Arbeitslosigkeit, Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II) ausgewählt. Auf der Ebene der Städte, Märkte und Gemeinden beschreibt diese Untersuchung, wie sich sozial belastende Faktoren (z. B. Arbeitslosigkeit, Jugendkriminalität) im Landkreis verteilen. Die Analyse geht dabei von der Grundannahme aus, dass dort, wo sich sozial belasten- de Faktoren verdichten, • das Zusammenleben und Erziehungsgeschehen in den Familien unter Druck geraten kann,

• die Gefahr der Überlastung von Familien steigt und

• dann die Wahrscheinlichkeit, dass Erziehung scheitert, zunimmt.

Bei den Darstellungen und Auswertungen ist zu beachten:

• Die vorliegende Sozialraumanalyse ist eine Arbeits- und Entscheidungshilfe, insbesondere für Fachleute in der Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe, Mandats- träger/innen und Politiker/innen im Landkreis Ostallgäu, um Perspektiven für die weitergehende Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe im Landkreis zu erar- beiten. Das vorgelegte Werk enthält sich deshalb ganz bewusst einer weitgehen- den Interpretation und Bewertung der Zahlen und Abbildungen. Dies ist dann pri- mär Aufgabe von Diskussionen vor Ort. • Vor allem in Kleinen Gemeinden (bis unter 3.000 Einwohner/innen) können schon geringe Fallzahlen zu einem hohen „Belastungswert“ führen. Auch wenn dieser Umstand bereits beim methodischen Vorgehen (Bildung von 3-Jahresdurch- schnitten) entsprechend berücksichtigt wurde, muss bei der Würdigung und Dis-

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 11 Zielsetzungen Sozialraumanalyse

kussion der Ergebnisse darauf besonders geachtet werden, um so Fehl- bzw. Über- interpretationen zu vermeiden. • Es wurden ausschließlich die im Kreisjugendamt, bei den Gemeinden des Land- kreises, beim Bayerischen Landesamt für Statistik, bei der Bundesagentur für Ar- beit (BA), dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und im Institut Nexiga vorliegenden sowie selbst erhobene Daten verwendet. „Dunkelziffern“ (z. B. nicht bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldete Beschäftigungslose) fanden bei der Berechnung der Ergebnisse keine Berücksichtigung. • Die in Kapitel 5 vorgelegten Indizes „Jugendhilfeindex“, „Sozialräumlicher Index“ und der daraus resultierende „Gesamtindex“ stellen jeweils komprimierte Zusam- menfassungen und in gewisser Weise auch Konstrukte dar. Naturgemäß bilden sie insofern nur ein grobes Schema für den Vergleich. Für eine differenzierte Sichtwei- se und Interpretation muss deswegen auch auf die Daten der einzelnen (Teil-)Indi- katoren in Kapitel 4 zurückgegriffen werden. • Bei den abgebildeten Daten handelt es sich um gerundete Werte. Vor allem bei den Darstellungen der regionalen Verteilung relativer Quoten ist zu beachten, dass die Werte zum Zwecke der Übersicht zumeist auf eine Nachkommastelle genau ge- rundet wurden. Das kann dazu führen, dass die Einfärbung scheinbar nicht zur ausgewiesenen relativen Quote passt. Absolute Zahlen unter drei sowie auf dieser Basis berechnete Quoten werden aus Gründen des Sozialdatenschutzes nicht aus- gewiesen. Bei den verschiedenen Beratungen, Entscheidungsfindungen und Arbeiten im Rahmen der Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu werden die hier gewonnenen Erkennt- nisse zweifelsohne eine wichtige Rolle spielen. Dies gilt sowohl auf der Ebene des Ge- samtlandkreises als insbesondere auch für die einzelnen Gemeinden. Zur besseren Ver- gleichbarkeit der 45 Gemeinden untereinander wurden diese in Gemeindegrößenklassen (Cluster)7 und Regionen (vgl. dazu auch Kapitel 3) eingeteilt. Ergänzt werden die vorliegenden Daten für die verschiedenen Indikatoren durch nach- folgende Arbeiten, die wichtige Informationen für die künftigen Planungen liefern. Das regelmäßige Controlling wie auch der Vergleich mit anderen Landkreisen in Bayern stellt die Qualität im Bereich der Jugendhilfe im Landkreis Ostallgäu sicher.

7 Diese Einteilung nach Clustern gilt einheitlich auch für alle anderen Teile und Teilbereiche der Sozial- und Jugendhilfeplanung.

12 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Indikatoren

3. Übersicht über die verwendeten Indikatoren

Die für die Sozialraumanalyse des Landkreises Ostallgäu zur Anwendung kommenden Indikatoren können aus den Darstellungen 2 und 5 abgelesen werden. Für die Zusammenschau und das Zusammenspiel dieser Indikatoren sollte gelten, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Wir denken, mit der nunmehr vorgeleg- ten Untersuchung dieser Vorstellung zumindest näher gekommen zu sein (vgl. dazu auch Kapitel 5). Aus der Darstellung 5 gehen die einzelnen Indikatoren sowie deren Er- hebungsmerkmale hervor. Zusätzlich wird für jeden einzelnen Indikator die interne Ge- wichtung und der prozentuale Anteil an den Teilindizes „Inanspruchnahme von Jugend- hilfeleistungen“ und „Sozialräumlicher Index“ aufgeführt. Diese beiden Teilindizes sowie der daraus gebildete Gesamtindex der Sozialraumanalyse werden in Kapitel 5 in Bezug zur gesamtbayerischen Situation gesetzt. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden die 45 Gemeinden des Landkreises nach der Einwohnerzahl klassiert. Diese Einteilung findet über alle Bereiche der Jugendhilfeplanung hinweg einheitliche Anwendung. Die Größen- klassen der Gemeinden (Cluster) teilen sich wie folgt ein: Kleine Gemeinden: Bis unter 3.000 Einwohner/innen; Mittlere Gemeinden: 3.000 bis unter 10.000 Einwohner/innen; Große Gemeinden: 10.000 und mehr Einwohner/innen. Die Angaben von Gemeindegrößenklassen für den Landkreis Ostallgäu beziehen sich in dieser Sozialraumanalyse im Folgenden immer auf diese Einteilung (vgl. Darstellung 6). Der Begriff Gemeinden wird hierbei einheitlich auch für Märkte und Städte im Sinne der Bayerischen Gemeindeordnung verwendet. Damit ergibt sich die folgende Zuordnung der Landkreisgemeinden zu den Gemeindegrößenklassen:

Kleine Gemeinden: , , , , Eisenberg, , Görisried, Günzach, , , , , Kraftis- ried, , , , , , , , Rieden am Forg- gensee, Rieden, , Roßhaupten, Rückholz, Ruderatsh- ofen, , Stötten am Auerberg, Stöttwang, , Waal, , ;

Mittlere Gemeinden: , , , , Mauer- stetten, Obergünzburg, , , ;

Große Gemeinden: , Füssen, Marktoberdorf.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 13 Indikatoren Sozialraumanalyse

Eine zusätzliche Auswertungsebene ergibt sich durch die Zusammenfassung der Ge- meinden zu drei Planungsregionen, die den Planungsregionen der Teilpläne der Jugend- hilfeplanung insgesamt entsprechen. Die Angaben von Regionen für den Landkreis Os- tallgäu in dieser Sozialraumanalyse beziehen sich im Folgenden immer auf diese Zahlen. Damit ergibt sich folgende Zuordnung zu den Planungsregionen:

Region Nord: Baisweil, Buchloe, Eggenthal, Friesenried, Germaringen, Günzach, Irsee, Jengen, Kaltental, Lamerdingen, , Obergünz- burg, Oberostendorf, Osterzell, Pforzen, Rieden, Ronsberg, Stött- wang, Untrasried, Waal, Westendorf;

Region Mitte: Aitrang, Biessenhofen, Bidingen, Görisried, , Lengen- wang, Marktoberdorf, Rettenbach am Auerberg, , Stötten a. Auerberg, Unterthingau, Wald;

Region Süd: Eisenberg, Füssen, Halblech, Hopferau, Lechbruck, Nesselwang, Pfronten, Rieden am , Roßhaupten, Rückholz, Schwangau, Seeg.

Bei dieser Zusammenfassung nach Planungsregionen gilt es zu beachten, dass die Re- gionen Nord und Mitte jeweils eine Große und drei Mittlere Gemeinden umfassen, wäh- rend in der Region Süd eine Große Gemeinde und vier Mittlere zusammengefasst sind.

14 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Indikatoren

Darstellung 5: Gemeindegrößenklassen (Cluster) im Landkreis Ostallgäu

Kleine Gemeinden Lamerdingen Mittlere Gemeinden KG Große Gemeinden

Buchloe GG Waal KG Jengen KG Oberostendorf Rieden KG Germaringen Baisweil KG KG MG Pforzen Eggenthal KG Westendorf Ronsberg KG Irsee KG Kaltental KG KG KG

Obergünzburg Friesenried Stöttwang MG KG KG Osterzell Mauerstetten KG Untrasried MG KG Günzach Ruderatshofen Bidingen KG Aitrang KG KG KG Biessenhofen MG Kraftisried Marktoberdorf Rettenbach am Auerberg KG Unterthingau GG KG MG Wald Stötten am Auerberg KG KG Görisried Lengenwang Lechbruck KG KG KG Roßhaupten Rückholz Gemeindenamen KG Gemeindegrößenklassen KG Seeg KG Nesselwang KG Eisenberg MG Hopferau Halblech KG KG MG

Pfronten Füssen Schwangau MG GG MG

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 15

16

Indikatoren

Darstellung 6: Übersicht über die für die Sozialraumanalyse im Landkreis Ostallgäu verwendeten Indikatoren Jugendhilfe Alle Indizes index in % in index Teilindex Teilindex Nummer Internes Gesamt Gewicht struktur

Sozial

in % in

Angestrebter % in

Aufgliederung Stichtag/ Indikator Erhebungsmerkmal

-

(§§ nach SGB VIII) Erhebungs- -

zeitraum

Zahl der Kinder und Erziehungsbeistandschaft 1.1 Jugendlichen unter 20 % 4,8 % § 30 18 Jahren

Zahl der Kinder und Sozialpädagogische 1.2 Jugendlichen unter 20 % 4,8 % Familienhilfe § 31 18 Jahren Erziehung in Tagesgruppen Mittelwert aus Zahl der Kinder Erzieherische Hilfen 1.3 §§ 32 (HPT’s), den Jahren zwischen 6 und unter 24,0 % 40 % 20 % 4,8 % 35a teilstationär 2016 – 2018 15 Jahren Zahl der Kinder und

Jugendhilfeplanung Landkreis Landkreis Jugendhilfeplanung 1.4 Vollzeitpflege § 33 Jugendlichen unter 20 % 4,8 % 18 Jahren Zahl der Kinder und Heimerziehung §§ 34, 1.5 Jugendlichen unter 20 % 4,8 % 35a stationär, § 41 21 Jahren Zahl der 2.1 Jugendgerichtshilfefälle Jugendlichen zwischen 50 % 3,1 % Mittelwert aus Jugendhilfe im 14 und unter 21 Jahren den Jahren 6,0 % 10 % Strafverfahren Zahl der 2016 – 2018 2.2 Meldungen Strafunmündiger Kinder zwischen 50 % 3,1 %

8 und unter 14 Jahren Ostallgäu Meldungen des Familien- Sozialrauman Mittelwert aus Zahl der Kinder gerichts nach § 17 Abs. 3 Scheidungsverfahren 3 den Jahren und Jugendlichen 10,0 % 16,7 % 100 % 10,0 % und Mitwirkung in Familien-

2016 – 2018 unter 18 Jahren gerichtsverfahren § 50

alyse

Jugendhilfe Alle Indizes Jugendhilfeplanung Landkreis Landkreis Jugendhilfeplanung Sozialraumanalyse index in % in index Teilindex Teilindex Nummer Internes Gesamt Gewicht struktur Sozial

in % in

Angestrebter % in

Aufgliederung Stichtag/ Indikator Erhebungsmerkmal

-

(§§ nach SGB VIII) Erhebungs- -

zeitraum

Zahl der Kinder unter 18 Zahl der Kinder und Zahl der allein Jahren, die genau bei einem Jugendlichen unter erzogenen 4 2018 20,0 % 33,3 % 100 % 20,0 % Sorgeberechtigten gemeldet 18 Jahren von / bei Minderjährigen sind allein Erziehenden

5.1 Personen insgesamt 23,1 % 4,2 % Ostallgäu Zahl der Personen in Empfänger/innen Bedarfsgemeinschaften Minderjährige unter Ende Juni von Leistungen 5.2 (BG’s); allein Erzogene: 18,3 % 45,7 % 38,5 % 7,0 % 15 Jahren 2018 nach dem SGB II Minderjährige unter 15 Zahl der Kinder in allein

5.3 38,5 % 7,0 % Jahren bei allein Erziehenden erziehenden BG’s 6.1 Arbeitslose insgesamt 33,3 % 3,6 %

Ende Juni Zahl der gemeldeten Arbeitslosigkeit 6.2 Langzeitarbeitslose 10,9 % 27,1 % 11,1 % 1,2 % 2018 Arbeitslosen 6.3 Arbeitslose unter 25 Jahren 55,6 % 6,0 % Mittlere monatliche Kaufkraft 8.1 € je Haushalt 50 % 5,4 % je Haushalt Einkommen Anteil der Haushalte mit 2018 10,9 % 27,1 %

monatlicher Kaufkraft unter Anteil an den 8.2 50 % 5,4 % 1.500 € an allen Haushalten Haushalten in %

100 % 100 % 100 %

17 Indik

atoren

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 17 Indikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 7: Einteilung des Landkreises Ostallgäu in Planungsregionen

Lamerdingen

Buchloe

Jengen Waal Rieden Region Nord Baisweil

Pforzen Germaringen Oberostendorf

Eggenthal Westendorf Ronsberg Irsee Stadt Kaltental Stöttwang Friesenried Obergünzburg Mauerstetten Osterzell Untrasried Aitrang Bidingen Günzach Biessenhofen Ruderatshofen Region Mitte Rettenbach am Auerberg Kraftisried Marktoberdorf Unterthingau Stötten am Auerberg

Wald Lengenwang Görisried Lechbruck am See

Roßhaupten Rückholz Seeg Region Süd

Rieden am Forggensee Nesselwang Eisenberg Halblech Hopferau

Pfronten Füssen Schwangau

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

18 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu

Darstellung 8: Gemeinden nach Gemeindegrößenklassen und Einwohnerzahl*)

Gemeindegrößen- Einwohnerzahlen Gemeinde klasse Ende 2018 Marktoberdorf 18.093 Große Füssen 14.828 Gemeinden Buchloe 12.349 Pfronten 8.294 Obergünzburg 6.416 Biessenhofen 4.151 Germaringen 3.904 Mittlere Nesselwang 3.655 Gemeinden Halblech 3.501 Schwangau 3.308 Mauerstetten 3.151 Unterthingau 3.017 Seeg 2.996 Lechbruck 2.668 Jengen 2.446 Waal 2.384 Pforzen 2.327 Roßhaupten 2.209 Lamerdingen 2.058 Aitrang 2.052 Stötten am Auerberg 1.881 Stöttwang 1.847 Ruderatshofen 1.827 Westendorf 1.819 Kleine Bidingen 1.777 Gemeinden Ronsberg 1.716 Kaltental 1.679 Untrasried 1.600 Friesenried 1.534 Irsee 1.526 Günzach 1.460 Lengenwang 1.460 Oberostendorf 1.437 Görisried 1.425 Eggenthal 1.371 Rieden am Forggensee 1.347 Baisweil 1.307 Rieden 1.285

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 19 Indikatoren Sozialraumanalyse

Gemeindegrößen- Einwohnerzahlen Gemeinde klasse Ende 2018 Hopferau 1.202 Eisenberg 1.189 Wald 1.142 Kleine Rettenbach am Auerberg 897 Gemeinden Rückholz 887 Kraftisried 825 Osterzell 718 Landkreis Ostallgäu 141.447

*) Die Sortierung erfolgt jeweils absteigend nach der Zahl der Einwohner/innen.

Quelle: Auswertung auf Basis einer Erhebung der Bevölkerungsdaten durch die Gemeinden, SAGS 2019

20 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

4. Einzelindikatoren

Indikator 1: Erzieherische Hilfen und Eingliederungshilfen

Als „Hilfen zur Erziehung“ bzw. „Erzieherische Hilfen“ werden die Leistungen der Jugendhilfe bezeichnet, die in besonderen und schwierigen Erziehungs- und Lebenssituationen Unterstützung und Hilfe für Kinder, Jugendliche und ihre Familien vermitteln. Die Hilfen werden dann als Eingliederungshilfen eingestuft, wenn sie auf Grund einer drohenden oder bestehenden seelischen Behinderung von Kindern und Jugendlichen eingerichtet werden und sich der Hilfebedarf großteils aus den besonderen Bedürfnissen dieser Kinder an ihr Umfeld und die Hilfeform herleitet. Es kommen die gleichen Hilfen zum Einsatz. Die Erzieherischen Hilfen sind vorwiegend darauf ausgerichtet, Familien – soweit möglich – ganzheitlich in ihren Problemlagen zu unterstützen und Familien trennende Maßnahmen zu vermeiden. Die in Frage kommenden Hilfeangebote werden daher in einem qualifizierten Entscheidungsprozess (Hilfeplanverfahren nach § 36 SGB VIII) er- örtert, um die optimale Hilfe für den jeweiligen Einzelfall zu finden. Wesentliches Ele- ment der Erzieherischen Hilfen und Voraussetzung für einen erfolgreichen Hilfeverlauf ist die Bereitschaft der Kinder, Jugendlichen und ihrer Eltern, die ausgewählte Hilfe an- zunehmen und sich aktiv in den Hilfeprozess einzubringen. Darüber hinaus spielt für die Fachkräfte die Orientierung an den vorhandenen Ressourcen einer Familie eine wichtige Rolle. Unter den Erzieherischen Hilfen sind folgende Indikatoren zu nennen:

Teilindikator 1.1: Erziehungsbeistandschaft (EB) Die Erziehungsbeistandschaft ist ein vorrangig am Kind oder Jugendlichen orientiertes Beratungs- und Unterstützungsangebot, das auf Verhaltensänderungen beim Kind oder Jugendlichen in allen Lebensbereichen, einschließlich des Sozial- und Leistungsver- haltens in der Schule, abzielt. Sie soll bei der Bewältigung von Entwicklungsproblemen möglichst unter Einbeziehung des sozialen Umfelds unterstützen und unter Erhaltung des Lebensbezugs zur Familie eine Verselbständigung fördern. Im Anschluss an stationäre Hilfen dient sie zur langfristigen Absicherung der erzielten positiven Effekte. Bei jungen Volljährigen zielt sie auf die Stabilisierung des jungen Menschen am Über- gang zum Erwachsenen-Dasein ab.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 21 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Teilindikator 1.2: Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) Die Sozialpädagogische Familienhilfe gehört zu den intensivsten ambulanten Angeboten für Familien und allein Erziehende im Bereich der Hilfen zur Erziehung. SPFH bezieht sich sowohl auf aktuelle Krisenbewältigung, als auch auf besonders schwierige und vielschichtige Lebenssituationen, die schon sehr manifest und in einzelnen Familien u. U. bereits seit Jahren oder sogar seit Generationen bestehen. Ein wichtiger Aspekt der SPFH ist die Anleitung zur Selbsthilfe und die Hilfe bei der Bewältigung von Erziehungsaufgaben und Alltagsproblemen (z. B. bei Behördenkontakten). Sie erfordert in jedem Fall die intensive Mitarbeit der Familie.

Teilindikator 1.3: Erziehung in Tagesgruppen Tagesgruppenarbeit versteht sich als systemische und lebensweltorientierte Jugend- hilfe, die Menschen unterstützt, innerhalb ihrer Lebenswelt Schwierigkeiten zu über- winden und sich ihren Fähigkeiten entsprechend zu entwickeln. Während der Hilfe ver- bleibt das Kind in seiner Familie. Dies setzt voraus, dass die Beziehungen innerhalb der Familie grundsätzlich tragfähig sind und die Familie dieser Hilfeform zustimmt. Die Entwicklung des Kindes wird durch soziales Lernen in der Gruppe, therapeutische Gruppen- und Einzelarbeit, schulische Förderung und Beratung der Eltern unterstützt. Die emotionale und soziale Entwicklung des Kindes oder Jugendlichen soll dadurch ge- fördert und stabilisiert, die schulische Integration unterstützt und die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern verbessert werden. Erziehung in einer Tagesgruppe – i.d.R. in einer Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) – ist eine zeitlich befristete Maßnahme, die durch intensive pädagogische und therapeuti- sche Betreuung der Komplexität der Schwierigkeiten von Kindern und Familien gerecht zu werden versucht. Tagesgruppenbetreuung ist angezeigt, wenn Kinder durch ambulante Maßnahmen nicht mehr ausreichend gefördert werden können und zur Erreichung der Ziele die Situation in einer Gruppe erforderlich ist. Eine intensive Arbeit mit den Eltern in Form einer fachlich fundierten und kontinuierlichen Beratung, Anleitung und Unterstützung durch Mitarbeiter/innen der Tagesstätte ist wesentlicher Bestandteil der Konzeption des Angebotes. Durch die Erziehung in einer Tagesgruppe soll eine stationäre Unterbringung verhindert werden.

Teilindikator 1.4: Vollzeitpflege Vollzeitpflege ist die Unterbringung und Erziehung des Kindes oder Jugendlichen über Tag und Nacht außerhalb des Elternhauses in einer Pflegefamilie. Die Hilfe kann sowohl für einen befristeten Zeitraum als auch auf Dauer angelegt sein. Für die Unterbringung in einer Pflegestelle spricht vor allem die Eingliederung des Kindes in ein familiäres Gefüge. Die Pflegefamilie soll dem Kind oder Jugendlichen die familiäre Erziehung durch

22 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren die Eltern – je nach den Erfordernissen des Einzelfalls – kurzzeitig oder auf Dauer ersetzen. Eine Vollzeitpflege kommt unter den gleichen Voraussetzungen wie die im Fol- genden dargestellte Heimerziehung in Betracht. Besonders bei jüngeren Kindern ist die Einbindung in einen familiären Kontext wichtig.

Teilindikator 1.5: Heimerziehung Heimerziehung oder die Erziehung in einer anderen betreuten Wohnform ist für Kinder und junge Menschen in Betracht zu ziehen, wenn die Erziehungskraft der Herkunfts- familie eine tragfähige Erziehungssituation des Kindes oder des jungen Menschen nicht gewährleisten kann. Ziel ist es, durch eine Verbindung von Alltagserleben mit päda- gogischen und therapeutischen Angeboten Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu fördern. Heimerziehung ist für junge Menschen eine mögliche Alternative, deren physische und psychische Gesundheit oder deren soziale Entwicklung in der häuslichen Umgebung aus unterschiedlichen Gründen massiv gefährdet ist und deren Eltern aus unterschiedlichen Gründen ihrem Erziehungsauftrag nicht nachkommen können. Heimerziehung oder Erziehung in einer anderen betreuten Wohnform soll entsprechend dem Alter und Entwicklungsstand des jungen Menschen sich entwickelnde oder bereits verfestigte negative Verhaltensmuster korrigieren. Durch Elternarbeit sollen die Er- ziehungsbedingungen in der Herkunftsfamlie soweit verbessert werden, dass eine Rück- führung des Kindes oder Jugendlichen möglich wird. Ist die Rückkehroption aus- zuschließen, ist es Aufgabe der Hilfe, den jungen Menschen auf ein selbständiges Leben vorzubereiten. Bei den nachfolgend dargestellten Werten der Erzieherischen Hilfen im 3-Jahresdurch- schnitt handelt es sich um vom Kreisjugendamt bewilligte Hilfen. Diese werden aufgrund der im SGB VIII festgelegten gesetzlichen Anspruchsgrundlagen bewilligt und sind für alle Jugendämter gleich verbindlich. Aussagen über ein eventuell unterschied- liches Bewilligungsverhalten verschiedener Jugendämter sind aus diesen Daten nicht konkret ableitbar und verbleiben somit im Bereich des Spekulativen. Dass es hierbei eventuelle Unterschiede im qualifizierten Auswahlprozess der verschiedenen Hilfen gibt, kann ebenfalls nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Unbestreitbar gilt aber in der heutigen Zeit, dass sowohl pädagogische Fachlichkeit als auch Wirtschaftlichkeit der Arbeit der Jugendämter zu ihrem Recht kommen müssen. Angesprochen ist in diesem Kontext damit natürlich auch die – durchaus immer wieder- kehrende und ebenso noch kontroverse – Diskussion, ob ambulante Hilfen präventiv (bzw. substituierend) im Sinne der zumindest tendenziellen Vermeidung von stationären Maßnahmen wirken (können).8

8 So argumentierte in der Tendenz die Kommission des Elften Kinder- und Jugendberichts (vgl. Bun-

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 23 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Die Auswirkung der Flüchtlingswelle Im Rahmen seiner Zuständigkeit gewährt das Kreisjugendamt auch Hilfen für unbeglei- tete minderjährige Flüchtlinge und Familien mit Fluchterfahrung. Der Bedarf an Hilfen für junge unbegleitete Flüchtlinge hat sich in den letzten Jahren vor allem durch die Flüchtlingswelle immens gesteigert. Die Sozialraumanalyse bildet im Drei-Jahres- Durchschnitt 2016 – 2018 bewusst nicht den höchsten Punkt dieser Belastungen ab, je- doch sind die Auswirkungen auch aktuell noch deutlich und müssen in der Interpretati- on der Ergebnisse mit bedacht werden. Die Tabellen und Grafiken im untenstehenden Kapitel beinhalten auch die erzieherischen Hilfen, welche für die jungen Menschen mit Fluchthintergrund gewährt wurden. Insbesondere bei den beiden Hilfearten „Heimerzie- hung“ und „Erziehungsbeistandschaft“ kann ein Großteil der Steigerungen auf diese be- sondere Zielgruppe zurückgeführt werden. So lag der Anteil der unbegleiteten minder- jährigen Flüchtlinge bei der Heimerziehung im Jahr 2016 bei 55,2%, im Jahr 2017 bei 45,8% und im Jahr 2018 bei 35,3%. Bei der „Erziehungsbeistandschaft“ lag der Anteil an jungen Menschen mit Fluchthintergrund im Jahr 2016 bei 37,7%, im Jahr 2017 bei 53,8% und im Jahr 2018 bei 51,2%. Die Hilfeform der Erziehungsbeistandschaft wird häufig im Anschluss an stationäre Hilfen gewährt und dient zur langfristigen Absiche- rung der erzielten positiven Effekte. Deshalb zeigt sich hier noch eine Steigerung der prozentualen Anteile an jungen Menschen mit Fluchthintergrund, während sich im Be- reich der Heimerziehung ein Rückgang abzeichnet.

Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfen insgesamt Die im Folgenden dargestellten Durchschnittswerte von Erzieherischen Hilfen im 3- Jahresvergleich (2016 – 2018) beziehen sich auf die vorher erläuterten Hilfeformen – Erziehungsbeistandschaft, Sozialpädagogische Familienhilfe, Erziehung in Tagesgrup- pen, Vollzeitpflege sowie Heimerziehung. In der Gesamtsumme wurden diese Hilfe- formen zusammengefasst (vgl. Darstellung 9). Als Analysehilfe wurden die sich erge- benden Werte auch nach Gemeindegrößenklassen und Regionen ermittelt, denen in den nachfolgenden Übersichten die gesamtbayerischen Vergleichswerte gegenüber gestellt werden.

desministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), Elfter Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland, Berlin 2002, S. 121). Hingegen kamen die Autor/innen des am Deutschen Jugend- institut angesiedelten Dauerbeobachtungsprojektes „Jugendhilfe und sozialer Wandel – Leistungen und Strukturen“ am Ende der dritten Projektphase diesbezüglich zu folgendem Fazit: „Es gibt bisher kein systematisches Wissen über den Verlauf sowie die Abfolge der einzelnen Hilfeformen vor dem Hintergrund dieser Zusammenhänge. Erst solche Informationen würden eine valide Bestimmung des Verhältnisses von ambulanten und stationären Hilfen ermöglichen“ (van Santen, E. et al., Kin- der- und Jugendhilfe in Bewegung – Aktion oder Reaktion? Eine empirische Analyse, München, Op- laden 2003, S. 482).

24 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Die Auswertung der erhobenen Daten zu den jeweiligen Hilfeformen zeigt, dass der Wert der Inanspruchname Erzieherischer Hilfen im Landkreis Ostallgäu auch bei dieser Sozialraumanalyse deutlich unter dem bayerischen Vergleichswert liegt; aktuell auf einem Niveau von gut 70 % des bayerischen Wertes. Diese Situation spiegelt sich auf der Ebene aller einzelnen Hilfearten wieder. Die Inanspruchnahmeqote Sozialpäda- gogischer Familienhilfe kommt im Landkreis Ostallgäu der bayerischen Quote am nächsten, liegt jedoch weiterhin gut 10 % niedriger. Auffällig ist, dass die Inanspruch- nahme von Vollzeitpflege und von Erziehung in Tagesgruppen (HPT) lediglich auf dem Niveau von ca. 50 % des bayerischen Vergleichswertes liegen. Der Vergleich über die Zeit zeigt, dass die Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung im Landkreis Ostallgäu kontinuierlich weiter ansteigt. Auch in Bayern sind die Werte im Vergleich zur letzten Analyse gestiegen, jedoch in geringerem Umfang. Innerhalb des Landkreises hat sich die Steigerung vor allem in den Kleinen Gemeinden vollzogen, die Werte der Mittleren Gemeinden waren sogar leicht rückläufig. In der Konsequenz ergibt sich, dass die Inanspruchnahmequoten von Hilfen zur Erziehung in den Mittleren Gemeinden am niedrigsten sind, während sie in den Kleinen Gemeinden auf dem Niveau des Gesamtlandkreises liegen. Auf der Ebene der einzelnen Hilfearten ist dies z.T. anders; so liegen die Quoten der Kleinen Gemeinden im Bereich der Heimerziehung am höchsten, während bei der Erziehungsbeistandschaft noch ein sehr geringes Stadt- Land-Gefälle zu finden ist. Inanspruchnahme von Erzieherischen Hilfen und Eingliederungshilfen nach Gemeinde- größenklassen je 100 Kinder und Jugendliche der jeweiligen Altersklasse, im Jahresmit- tel 2016 – 20189

Kleine Mittlere Große Landkreis Bayern Indikator 1 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu (2017) Erziehungsbeistandschaft 0,3 0,3 0,4 0,34 0,50 Sozialpädagogische Familienhilfe 1,0 0,7 1,1 0,96 1,07 Erziehung in Tagesgruppen 0,4 0,3 0,5 0,41 0,78

Vollzeitpflege 0,3 0,3 0,3 0,26 0,48

Heimerziehung 0,6 0,5 0,5 0,54 0,71 Erzieherische Hilfen und Eingliederungshilfen insge- 2,5 2,2 2,8 2,51 3,53 samt 2016 – 2018 Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

9 In der nachfolgenden Tabelle werden, wie in allen Übersichtstabellen, gerundete Werte ausge- wiesen. Entsprechend können die ausgewiesenen Summen leicht von den errechneten Summen- werten über die Spalte hinweg differieren.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 25 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Inanspruchnahme von Erzieherischen Hilfen und Eingliederungshilfen nach Gemeinde- größenklassen je 100 Kinder und Jugendliche der jeweiligen Altersklasse im Jahresmit- tel 2016 – 2018, 2011 – 2013, 2006 – 2009 und 2001 – 2003

Kleine Mittlere Große Landkreis Bayern Indikator 1 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Erzieherische Hilfen und Eingliederungs- 2,5 2,2 2,8 2,51 3,53 hilfen insgesamt 2016 – 2018 Erzieherische Hilfen und Eingliederungshilfen insge- 1,4 2,3 2,2 1,85 3,14 samt 2011 – 2013 Erzieherische Hilfen und Eingliederungshilfen insge- 0,9 1,7 1,8 1,35 1,99 samt 2006 – 2009 Erzieherische Hilfen und Eingliederungshilfen insge- 0,6 0,8 1,3 0,86 1,47 samt 2001 – 2003 Vergleich 16/18 mit 11/13 182,4 % 93,8 % 126,9 % 135,8 % 112,4 % (11/13 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 06/09 285,0 % 128,4 % 153,4 % 186,0 % 177,0 % (06/09 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 01/03 431,4 % 264,9 % 209,8 % 292,1 % 240,2 % (01/03 = 100 %)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die Darstellungen 9 und 10 auf den nächsten Seiten zeigen die Entwicklungen im Zeit- verlauf im Detail auf Ebene der einzelnen Hilfeart. Die Darstellungen 11 und 12 listen in Tabellenform die aktuellen Werte der Hilfen auf Gemeindeebene auf. Die Darstellung 13 gibt in der traditionellen Darstellung als Kartenschaubild die Werte auf Gemeindeebene wieder. Sie zeigt höhere Werte in der Mitte des Landkreises an der Peripherie, sowie entlang einer Achse von Norden nach Süden. Die Auswertung auf Ebene der Regionen ergibt folgerichtig höhere Werte in der Region Mitte. Lediglich die Inanspruchnahme von Heimerziehung und Erziehungsbeistandschaften ist über den Landkreis hinweg anders verteilt. Bei der Erziehungsbeistandschaft sind ähnliche Quoten zu sehen, bei der Heimerziehung liegt die Ianspruchnahme in der Region Mitte niedriger als in den beiden anderen Regionen. Diese höheren Quoten in der Region Mitte sind bereits in den vorangegangenen Sozialraumanalysen deutlich geworden, und der Vergleich der Werte über die Zeit zeigt sogar eher, dass sich die bestehenden Unterschiede verringern. So waren in den Regionen Nord und Süd höhere Steigerungen zu verzeichnen als in der Region Mitte.

26 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Inanspruchnahme von Erzieherischen Hilfen und Eingliederungshilfen nach Regionen je 100 Kinder und Jugendliche der jeweiligen Altersklasse, im Jahresmittel 2016 – 2018

Landkreis Bayern Region Nord Region Mitte Region Süd Indikator 1 Ostallgäu (2017) Erziehungsbeistandschaft 0,4 0,3 0,3 0,34 0,50 Sozialpädagogische 0,8 1,1 1,0 0,96 1,08 Familienhilfe Erziehung in Tagesgruppen 0,4 0,5 0,3 0,41 0,77

Vollzeitpflege 0,2 0,4 0,2 0,26 0,48

Heimerziehung 0,6 0,5 0,6 0,54 0,73 Erzieherische Hilfen und Eingliederungshilfen insge- 2,4 2,8 2,4 2,51 3,53 samt 2016 – 2018 Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Inanspruchnahme von Erzieherischen Hilfen und Eingliederungshilfen nach Regionen je 100 Kinder und Jugendliche der jeweiligen Altersklasse, im Jahresmittel 2016 – 2018, 2011 – 2013, 2006 – 2009 und 2001 – 2003

Landkreis Bayern Region Nord Region Mitte Region Süd Indikator 1 Ostallgäu (2017) Erzieherische Hilfen und Eingliederungshil- 2,4 2,8 2,4 2,51 3,53 fen insgesamt 2016 – 2018 Erzieherische Hilfen und Eingliederungshilfen insge- 1,7 2,2 1,7 1,85 3,14 samt 2011 – 2013 Erzieherische Hilfen und Eingliederungshilfen insge- 1,3 1,5 1,3 1,35 1,99 samt 2006 – 2009 Erzieherische Hilfen und Eingliederungshilfen insge- 0,8 1,0 0,8 0,86 1,47 samt 2001 – 2003 Vergleich 16/18 mit 11/13 141,4 % 125,8 % 140,6 % 135,8 % 112,4 % (11/13 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 06/09 186,6 % 186,5 % 185,9 % 186,0 % 177,0 % (06/09 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 01/03 299,2 % 266,0 % 316,4 % 292,1 % 240,2 % (01/03 = 100 %)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 27 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 9: Entwicklung der absoluten Zahlen der Hilfen zur Erziehung 2001 – 2018 (jeweils Bearbeitungsfälle: Jahresendfälle und abgeschlossene Fälle)

300

250

200

150

100

50

0 Erziehungsbeistandschaft SPFH (Zahl der Kinder) HPT

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

200

180

160

140

120

100

80

60

40

20

0 Vollzeitpflege Heimerziehung/Betr. Woh.

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

28 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Darstellung 10: Entwicklung der Inanspruchnahmequoten der Hilfen zur Erziehung 2001 – 2018 (jeweils Bearbeitungsfälle: Jahresendfälle und abgeschlossene Fälle)

1,20

1,00

0,80

0,60

0,40

0,20

0,00 Erziehungsbeistandschaft SPFH (Zahl der Kinder) HPT

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

1,2

1

0,8

0,6

0,4

0,2

0 Vollzeitpflege Heimerziehung/Betr. Woh.

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 29 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 10: Entwicklung der Inanspruchnahmequoten der Hilfen zur Erziehung 2001 –2018 Vergleich Landkreis und Bayern (jeweils Bearbeitungsfäl- le: Jahresendfälle und abgeschlossene Fälle)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

30 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Lesehinweise zu den nachfolgenden Tabellen Die Darstellungen 11 und 12 auf den nächsten Seiten geben einen Überblick über die Verteilung der Erzieherischen Hilfen auf jede der 45 Gemeinden im Landkreis Ostallgäu in absoluten und relativen Zahlen. Gerade bei den Kleinen Gemeinden ist allerdings immer wieder auf die insgesamt niedrigen Fallzahlen hinzuweisen. Hier bringen schon geringfügige absolute Veränderungen hohe prozentuale Abweichungen mit sich. Zur besseren Transparenz sollen dem/r interessierten Leser/in hierzu einige Hinweise gegeben werden. In der Darstellung 11 werden absolute Zahlen aufgeführt, die sowohl die Inanspruch- nahme einzelner Hilfeangebote, wie auch die Summe der Inanspruchnahme über alle Hilfeangebote hinweg nach Gemeinden differenziert ausweisen. Bei diesen Werten handelt es sich um die bereits im Kapitel 2.4 beschriebenen 3-Jahresdurchschnitte zur Verhinderung statistischer „Ausreißer“. Da „krumme Zahlen“ die Lesbarkeit und Verständlichkeit sicherlich nicht erhöhen, werden diese 3-Jahresdurchschnitte auf ganze Zahlen gerundet. Zu beachten ist, dass sich daraus eine leichte Abweichung des als Summe in der Spalte „Insgesamt“ ausgewiesenen Wertes gegenüber der rechnerischen Aufsummierung der gerundeten Zahlen über die Zeile hinweg ergeben kann. Alle Werte unter 3 werden aus Gründen des Sozialdatenschutzes nicht ausgewiesen.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 31 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 11: Übersicht über die verwendeten Indikatoren zu den Erzieherischen Hilfen und Eingliederungshilfen im Landkreis Ostallgäu, im Jahresmittel 2016 – 2018 nach Gemeinden, absolute Zahlen

Ambulante / teil- Familientrennende Gemeinde Insgesamt stationäre Hilfen Hilfen Aitrang 6,3 * * Baisweil * * * Bidingen 10,7 10,7 21,3 Biessenhofen 8,0 11,0 19,0 Buchloe 30,7 10,7 41,3 Eggenthal 4,3 7,7 12,0 Eisenberg * * 3,7 Friesenried * * * Füssen 37,3 31,7 69,0 Germaringen 11,7 6,0 17,7 Görisried * * 3,0 Günzach 5,0 5,7 10,7 Halblech 5,7 * * Hopferau * * 3,7 Irsee * * 3,0 Jengen * * * Kaltental * * * Kraftisried 3,7 3,3 7,0 Lamerdingen 9,3 * * Lechbruck 9,0 5,7 14,7 Lengenwang * * * Marktoberdorf 72,3 26,7 99,0 Mauerstetten 6,0 5,3 11,3 Nesselwang 8,3 7,3 15,7 Obergünzburg 16,3 18,0 34,3 Oberostendorf * * * Osterzell * * * Pforzen 3,7 11,7 15,3 Pfronten 17,7 3,0 20,7 Rettenbach am Auerberg * * *

32 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Ambulante / teil- Familientrennende Gemeinde Insgesamt stationäre Hilfen Hilfen Rieden * * 5,3 Rieden am Forggensee * * * Ronsberg 3,0 * * Roßhaupten 14,3 9,0 23,3 Rückholz * * * Ruderatshofen * * * Schwangau 3,0 * * Seeg 11,7 6,7 18,3 Stötten am Auerberg 7,3 * * Stöttwang 11,0 3,0 14,0 Unterthingau 4,0 6,0 10,0 Untrasried 6,0 7,7 13,7 Waal 15,0 * * Wald * * 3,0 Westendorf 5,0 * * Landkreis Ostallgäu 369,3 224,0 593,3 Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 33 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 12: Übersicht über die verwendeten Indikatoren zu den Erzieherischen Hilfen und Eingliederungshilfen im Landkreis Ostallgäu, im Jahresmittel 2016 – 2018 nach Gemeinden, relative Zahlen

Ambulante / teil- Familientrennende Gemeinde Insgesamt stationäre Hilfen Hilfen Aitrang 2,1 * * Baisweil * * * Bidingen 3,3 2,8 6,0 Biessenhofen 1,3 1,4 2,7 Buchloe 1,5 0,4 1,9 Eggenthal 1,7 2,4 4,0 Eisenberg * * 1,6 Friesenried * * * Füssen 1,8 1,2 3,0 Germaringen 1,9 0,7 2,7 Görisried * * 1,4 Günzach 2,0 1,8 3,8 Halblech 1,3 * * Hopferau * * 1,6 Irsee * * 1,2 Jengen * * * Kaltental * * * Kraftisried 2,3 1,8 4,1 Lamerdingen 2,2 * * Lechbruck 2,3 1,3 3,5 Lengenwang * * * Marktoberdorf 2,5 0,7 3,3 Mauerstetten 1,1 0,8 1,9 Nesselwang 1,4 1,1 2,5 Obergünzburg 1,7 1,4 3,1 Oberostendorf * * * Osterzell * * * Pforzen 0,8 2,1 2,9 Pfronten 1,5 0,2 1,7 Rettenbach am Auerberg * * *

34 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Ambulante / teil- Familientrennende Gemeinde Insgesamt stationäre Hilfen Hilfen Rieden * * 2,4 Rieden am Forggensee * * * Ronsberg 1,2 * * Roßhaupten 3,9 2,1 5,9 Rückholz * * * Ruderatshofen * * * Schwangau 0,7 * * Seeg 2,2 1,0 3,2 Stötten am Auerberg 2,5 * * Stöttwang 5,1 0,9 6,0 Unterthingau 0,8 0,9 1,7 Untrasried 1,9 2,1 4,0 Waal 3,7 * * Wald * * 1,3 Westendorf 2,3 * * Landkreis Ostallgäu 1,7 0,8 2,5

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 35 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 13: Zahl der Erzieherischen Hilfen und Eingliederungshilfen je 100 Min derjährige, im Jahresmittel 2016 – 2018

= * (6) Lamerdingen < 1,6 (8) 10 < 2,6 (12) 2,2 < 3,6 (10) >= 3,6 (9) Buchloe 41 Waal 1,9 16 Jengen 3,9 * Oberostendorf Rieden * 3 Germaringen Baisweil 5 0,9 18 3 2,4 1,2 Pforzen 2,7 Eggenthal 15 Westendorf Kaltental Ronsberg 12 Irsee 2,9 6 * 4 4,0 3 2,6 1,5 1,2 * Obergünzburg Friesenried Stöttwang 34 * 14 Osterzell 3,1 * Mauerstetten 6,0 3 Untrasried 11 4,1 Günzach 14 Ruderatshofen 1,9 Bidingen 11 Aitrang 4,0 * 21 3,8 7 Biessenhofen * 6,0 2,2 19 Kraftisried Marktoberdorf 2,7 Rettenbach am Auerberg 7 Unterthingau 99 3 4,1 1,7 10 3,3Wald 1,7 Stötten am Auerberg 3 8 Gemeindenamen 1,3 Hilfen zur Erziehung, absolut 2,6 Görisried Lengenwang Lechbruck Hilfen je 100 Minderjährige 3 * 15 1,4 Roßhaupten Rückholz * 3,5 23 * Seeg 5,9 * 18 Rieden am Forggensee 3,2 Nesselwang * Eisenberg 16 Hopferau * Halblech 4 2,5 4 8 1,6 1,6 1,6 Pfronten Füssen Schwangau 21 69 5 Landkreis insgesamt: 1,7 3,0 1,0 593 Hilfen zur Erziehung insgesamt 2,5 Hllfen je 100 Minderjährige Bayern: 3,5 Hilfen je 100 Minderjährige

* Werte unter drei werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ausgewiesen .

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

36 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Indikator 2: Jugendhilfe im Strafverfahren

Teilindikator 2.1: Jugendgerichtshilfe (JGH) Die Zahl der Straftaten Jugendlicher ist ein Indikator für die Identifizierung eines sozia- len Brennpunktes. Besonders die Altersgruppe der 14- bis unter 21-Jährigen weist eine im Vergleich zu anderen Altersgruppen überdurchschnittlich hohe Registrierung von Tatverdächtigen auf. Rund drei Viertel dieser Tatverdächtigen sind männlich10. Die Gesamtzahl der eingeleiteten Verfahren gegen junge Menschen ging seit einem deutlichen Anstieg von 2008 auf 2009 zunächst bis zum Jahr 2014 kontinuierlich zurück. Seit dem Jahr 2015 ist wieder ein Anstieg zu registrieren; allerdings sind die absoluten Werte immer noch vergleichsweise niedrig. Auch die relative Zahl (in Bezug zu 100 jun- gen Menschen zwischen 14 und unter 21 Jahren) zeichnet diese Kurven nach (vgl. Dar- stellung 14). Die detaillierte Analyse der Fälle in den Daten der Jugendgerichtshilfe zeigt, dass die Anstiege in den Jahren ab 2015 nahezu ausschließlich auf erhöhte Fall- zahlen bei den jungen Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zurückzuführen sind. Ein großer Anteil (zwischen 30 und 50 Prozent) dieser eingeleiteten Verfahren en- deten durch Einstellungen. Mehr als 25 Prozent der eingeleiteten Verfahren gegen aus- ländische Jugendliche und Heranwachsende gingen auf Vergehen gegen Aufenthaltsge- setze zurück.

10 Vgl. Polizeiliche Kriminalstatistik für den Freistaat Bayern 2017. Der Wert ist in dieser Größenordnung seit langer Zeit gültig.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 37 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 14: Entwicklung der Fälle von Jugendhilfe im Strafverfahren im Landkreis Ostallgäu , 2001 – 201 8 8,00% 800 750 7,00% 700 650 6,00% 600 550 5,00% 500 450 400 4,00% 350 300 3,00% 250 200 2,00% 150 100 1,00% 50 0 0,00% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Fälle (Summe) 442 428 473 696 667 578 634 528 807 650 560 560 509 448 499 512 577 585 Je 100 Kinder 4,0% 3,8% 4,1% 5,9% 5,6% 4,2% 5,2% 4,3% 6,7% 5,7% 4,9% 5,0% 4,6% 4,1% 4,4% 4,6% 5,4% 5,5%

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die Darstellung 15 zeigt die durchschnittliche Zahl der eingeleiteten Verfahren gegen Jugendliche und Heranwachsende im Alter von 14 bis unter 21 Jahren in den Jahren 2016 – 2018. Gezählt wird jeweils nicht der Tatort, sondern der Hauptwohnsitz des/der jungen Menschen (vgl. Darstellung 15). Der Landkreis Ostallgäu zeigt in Bezug auf die Jugendhilfe im Strafverfahren weiterhin besondere Strukturen. So ist der bayerische Vergleichswert bereits seit vielen Jahren deutlich niedriger als der Wert des Landkreises. Zudem hat sich der Rückgang des ge- samtbayerischen Wertes zwischen 2011 – 2013 und 2016 – 2018 im Landkreis nicht konkretisiert. Weiterhin deutlich sichtbar bleibt das Gefälle zwischen den Großen Ge- meinden auf der einen Seite sowie den Kleinen und Mittleren Gemeinden auf der ande- ren Seite, wobei der aktuell niedrigste Wert für die Mittleren Gemeinden errechnet wur- de. In dieser Gemeindegrößenklasse sind auch die Werte im Vergleich zum Drei-Jahres- Durchschnitt 2011 – 2013 zurückgegangen.

38 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Jugendhilfe im Strafverfahren (Verfahren) nach Gemeindegrößenklassen je 100 Jugendliche zwischen 14 und unter 21 Jahren im Jahresmittel 2016 – 2018, 2011 – 2013, 2006 – 2009 und 2001 – 2003 Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Indikator 2.1 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Jugendgerichts hilfefälle 3,9 5,0 7,2 5,28 2,18 2016 – 2018 Jugendgerichts 4,1 4,9 6,0 4,87 3,16 hilfefälle 2011 – 2013 Jugendgerichts 3,2 4,5 7,3 4,77 3,15 hilfefälle 2006 – 2009 Jugendgerichts 2,3 3,7 6,0 3,78 3,60 hilfefälle 2001 – 2003 Vergleich 16/18 mit 11/13 96,3 % 100,6 % 119,0 % 108,4 % 68,0 % (11/13 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 06/09 122,1 % 111,0 % 98,7 % 110,6 % 68,3 % (06/09 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 01/03 169,5 % 135,6 % 119,5 % 139,7 % 59,7 % (01/03 = 100 %)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die Darstellung 15 auf der übernächsten Seite zeigt in der regionalisierten Darstellung die Verteilung der absoluten Zahlen wie auch der Fallzahlen je 100 junge Menschen über den Landkreis hinweg. Die höchste absolute Zahl im Mittel der Jahre 2016 – 2018 ist in der Gemeinde Marktoberdorf zu finden (89). Die mit absolut höchste relative Zahl wird für die Gemeinde Lechbruck ausgewiesen (10,7). Dieser Wert ist doppelt so hoch wie der landkreisweite Durchschnitt.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 39 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Die Aufschlüsselung der Analyse nach Regionen macht deutlich, dass die Werte in der Region Mitte seit der vorangehenden Sozialraumanalyse zurückgegangen sind, während in den beiden anderen Regionen Anstiege zu verzeichnen sind. Der höchste Anstieg ergibt sich für die Region Nord. Hier ist zudem zu beobachten, dass die Werte seit der ersten Sozialraumanalyse kontinuierlich ansteigen. Aktuell sind die höchsten Werte je- doch weiterhin in der Region Süd zu finden. Jugendhilfe im Strafverfahren (Verfahren) nach Regionen je 100 Jugendliche zwischen 14 und unter 21 Jahren im Jahresmittel 2016 – 2018, 2011 – 2013, 2006 – 2009 und 2001 – 2003 Region Region Region Landkreis Indikator 2.1 Bayern Nord Mitte Süd Ostallgäu Jugendgerichts hilfefälle 5,5 4,4 5,9 5,28 2,18 2016 – 2018 Jugendgerichts 4,5 4,9 5,3 4,87 3,16 hilfefälle 2011 – 2013 Jugendgerichts 3,9 4,0 6,7 4,77 3,15 hilfefälle 2006 – 2009 Jugendgerichts 2,8 3,1 5,8 3,78 3,60 hilfefälle 2001 – 2003 Vergleich 16/18 mit 11/13 121,0 % 88,9 % 111,3 % 108,4 % 68,0 % (11/13 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 06/09 139,6 % 108,4 % 88,9 % 110,6 % 68,3 % (06/09 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 01/03 195,3 % 143,1 % 102,9 % 139,7 % 59,7 % (01/03 = 100 %)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

40 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Darstellung 15: Mittlere Zahl der Jugendgerichtshilfefälle (Tatverdächtige) je 100 junge Menschen zwischen 14 und unter 21 Jahren, im Jahresmittel 2016 – 2018 = * (4) < 3 (11) Lamerdingen < 4,5 (8) 3 < 6 (13) 2,1 >= 6 (9) Buchloe 81 7,7 Waal 10 Rieden Jengen 5,5 4 7 Baisweil 4,9 4,0 5 Pforzen Oberostendorf 5,8 6 Germaringen * 2,7 16 Westendorf * Ronsberg Eggenthal Irsee 6,1 7 Kaltental 5 8 3 4,1 7 3,3 7,5 2,4 Stöttwang 4,7 Friesenried Obergünzburg Mauerstetten 9 Osterzell 4 37 9 5,5 Untrasried 3 7,5 3,0 3,4 6 5,2 Aitrang 5,6 Günzach Biessenhofen Bidingen 4 6 Ruderatshofen16 3 2,9 4,9 * 5,4 2,0 * Rettenbach am Auerberg Unterthingau 4 6 Kraftisried Marktoberdorf 4,7 * 2,6 89 Stötten am Auerberg * 6,0 Gemeindenamen * Verfahren, absolut Wald Lengenwang * Görisried Lechbruck am See Verfahren je * 3 4 19 100 Heranwachsende, * 2,5 3,4 10,7 14 bis unter 21 Jahre Rückholz Seeg Roßhaupten * 9 9 * 3,4 5,2 Nesselwang Rieden am Forggensee EisenbergHopferau 6 13 Halblech 5 3 7,2 6,1 6 4,6 2,5 Schwangau Pfronten Füssen 2,6 9 26 82 3,8 4,8 8,3 Landkreis insgesamt: 558 eingeleitete Verfahren insgesamt 5,3 Verfahren je 100 Heranwachsende Bayern: 2,2 Verfahren je 100 Heranwachsende * Werte unter drei werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ausgewiesen.

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 41 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Teilindikator 2.2: Meldungen Strafunmündiger (MSU) Straftaten von unter 14-Jährigen werden als sogenannte „Meldungen Strafunmündiger“ (MSU) registriert. Die polizeiliche Meldung wird i. d. R. an das Kreisjugendamt weiterge- leitet, das nach Prüfung des konkreten Einzelfalles über das weitere Verfahren ent- scheidet. Die Interventionen haben zum Ziel, Entwicklungsgefährdungen des jungen Menschen vorzubeugen. Sie haben keinen Straf- oder Strafersatzcharakter. Meldungen Strafunmündiger beziehen sich i. d. R. auf Kinder ab 8 (bei Kindern unter 8 Jahren treten fast keine Meldungen auf) bis hin zu 13 Jahren, wobei die älteren Kinder entwicklungsbedingt häufiger vertreten sind als die jüngeren. Berücksichtigt wurden hier die tatsächlich vorhandenen Meldungen nach der jugendamtsinternen Statistik. Zunächst ist zu konstatieren, dass sich die Situation der Meldungen Strafunmündiger von der Jugendhilfe im Strafverfahren deutlich unterscheidet. Hier sind die Quoten innerhalb des Landkreises traditionell niedriger als die bayerischen Vergleichswerte. Zudem sinken sie seit der ersten Sozialraumanalyse kontinuierlich. Das nachfolgende Schaubild zeigt die Entwicklung in Jahreswerten für den Landkreis Ostallgäu. Es wird deutlich, dass über einen langen Zeitraum die Werte kontinuierlich sinken. Der niedrigste Werte findet sich im Jahr 2016. Seitdem ist ein minimaler Anstieg zu beobachten.

Darstellung 16: Entwicklung der Meldungen Strafunmündiger im Landkreis Ostallgäu, 2001 – 2018

140 1,40%

120 1,20%

100 1,00%

80 0,80%

60 0,60%

40 0,40%

20 0,20%

0 0,00% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Fälle (Summe) 109 141 109 102 107 127 100 117 88 89 78 59 71 64 51 57 59 Je 100 Kinder 1,0% 1,3% 1,0% 0,8% 0,8% 1,0% 0,8% 1,1% 0,8% 0,9% 0,8% 0,7% 0,7% 0,7% 0,5% 0,6% 0,6%

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

42 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Bei der Analyse nach Gemeindegrößenklassen fällt auf, dass die Werte der Mittleren Gemeinden im Vergleich zur vorherigen Analyse nahezu eingebrochen sind. Der Rück- gang beträgt hier fast 60 %. Auch die Werte in den Kleinen und Großen Gemeinden sind deutlich zurückgegangen. Insgesamt ergibt sich ein Gefälle von den Großen Ge- meinden zu den Kleinen Gemeinden. Meldungen Strafunmündiger nach Gemeindegrößenklassen je 100 Jugendliche zwischen 8 und unter 14 Jahren im Jahresmittel 2016 – 2018, 2011 – 2013, 2006 – 2009 und 2001 – 2003 Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Indikator 2.2 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Meldungen Strafunmündiger 0,3 0,5 1,3 0,70 1,19 2015 – 2017 Meldungen Strafunmündiger 0,6 1,1 1,2 0,90 1,35 2011 – 2013 Meldungen Strafunmündiger 0,6 1,0 1,6 1,01 1,44 2006 – 2009 Meldungen Strafunmündiger 0,8 1,0 1,4 1,03 1,64 2001 – 2003 Vergleich 16/18 mit 11/13 60,0 % 49,4 % 105,1 % 78,1 % 87,9 % (11/13 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 06/09 57,7 % 53,5 % 78,1 % 70,0 % 82,6 % (06/09 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 01/03 43,7 % 53,8 % 90,5 % 68,6 % 72,5 % (01/03 = 100 %)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Insgesamt fällt eine starke Heterogenität der Werte innerhalb des Landkreises auf, sowie die insgesamt niedrigen Fallzahlen (vgl. Darstellung 17). Die höchste relative Zahl findet sich mit 1,7 in Füssen. Auch dieser Wert ist mit deutlichem Abstand niedriger als der bayerische Wert. Die Analyse der Werte nach Regionen zeigt den Anstieg von Norden nach Süden - dies stellt zudem ein Veränderung des Musters im Vergleich zur vorherigen Analyse dar. Während die Werte in der Region Nord stark und Region Mitte sehr deutlich zurückge- gangen sind, wurde für die Region Süd ein Anstieg verzeichnet. Insgesamt ist hier je- doch auf das Problem kleiner Fallzahlen zu verweisen, bei denen sich schon geringfü- gige absolute Veränderungen auswirken.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 43 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Meldungen Strafunmündiger nach Regionen je 100 Jugendliche zwischen 8 und unter 14 Jahren im Jahresmittel 2016 – 2018, 2011 – 2013, 2006 – 2009 und 2001 – 2003 Region Region Region Landkreis Indikator 2.2 Bayern Nord Mitte Süd Ostallgäu Meldungen Strafunmün- 0,5 0,8 0,9 0,70 1,19 diger 2015 – 2017 Meldungen Strafunmündiger 1,0 1,0 0,7 0,90 1,35 2011 – 2013 Meldungen Strafunmündiger 1,0 0,9 1,1 1,01 1,44 2006 – 2009 Meldungen Strafunmündiger 0,9 1,0 1,4 1,03 1,64 2001 – 2003 Vergleich 16/18 mit 11/13 47,2 % 82,1 % 132,0 % 78,1 % 87,9 % (11/13 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 06/09 44,8 % 95,9 % 81,8 % 70,0 % 82,6 % (06/09 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 01/03 53,9 % 85,3 % 68,1 % 68,6 % 72,5 % (01/03 = 100 %)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

44 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Darstellung 17: Mittlere Zahl der Meldungen Strafunmündiger je 100 Kinder von 8 bis unter 14 Jahren im Landkreis Ostallgäu, im Jahresmittel 2016– 2018

= * (40) Lamerdingen * < 0,2 (0) * < 0,7 (0) < 0,9 (2) Buchloe >= 0,9 (2) 5 Waal 0,8 * Jengen * * Oberostendorf Rieden * * Germaringen Baisweil * * * * * * Pforzen * Eggenthal * Westendorf Ronsberg * Irsee * * Kaltental * * * * * * * * Obergünzburg Friesenried Stöttwang * * * Osterzell * * Mauerstetten * * Untrasried * * Günzach * Ruderatshofen * Bidingen * Aitrang * * * * * Biessenhofen * * * * Kraftisried Marktoberdorf * Rettenbach am Auerberg * Unterthingau 14 * * * 1,3 * Stötten am Auerberg * Wald * Gemeindenamen * * Meldungen, absolut Görisried * Meldungen je Lengenwang Lechbruck am See * * * 100 Kinder * Roßhaupten Rückholz * * 8 bis unter 14 Jahre * * Seeg * * * Rieden am Forggensee * Nesselwang * Eisenberg * Hopferau * Halblech * * * * * * * Pfronten Füssen Schwangau 4 14 * 1,7 * Landkreis insgesamt: 0,8 56 Meldungen Strafunmündiger insgesamt 0,7 Meldungen je 100 Kinder

Bayern: 1,2 Meldungen je 100 Kinder * Werte unter drei werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ausgewiesen.

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 45 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Indikator 3: Scheidungen

Die Scheidung der Eltern ist für Kinder und Jugendliche in aller Regel mit einschneiden- den Veränderungen in ihrem sozialen Umfeld verbunden. Starke emotionale Belastun- gen und häufig auch die Einbeziehung in die Konflikte der Erziehungsberechtigten wir- ken sich zumeist in hohem Maße auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen aus.11 Zwar ist keine direkte Analogie zwischen der Scheidung der Eltern und sozial auffälligem Verhalten von Kindern und Jugendlichen nachzuweisen, doch zeigen die Statistiken des Kreisjugendamtes, dass ein großer Teil der Hilfen zur Erziehung Kindern und Jugendlichen gewährt wird, die von Trennung und Scheidung der Eltern betroffen sind. Diese Zusammenhänge treffen sicherlich auch auf Kinder zu, die von dauerhafter Trennung ihrer (verheirateten oder nicht verheirateten) Eltern betroffen sind. Die Zahl dieser Trennungen wird statistisch jedoch nicht erfasst und kann deshalb hier auch nicht ausgewiesen werden.

Darstellung 18: Entwicklung der Wahrscheinlichkeit in % für Minderjähr ige in Bayern in einem Kalenderjahr zum Scheidungskind zu werden, 1980 – 201712

1,10

1,00

0,90

0,80

0,70

0,60

0,50

0,40

0,30

0,20

0,10

0,00 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2015 2016 2017 In % 0,4 0,6 0,7 0,6 0,7 0,6 0,7 0,8 0,9 0,9 0,9 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 0,9 0,9 0,9 0,8

Quelle: SAGS 2018, nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik

11 Vgl. z. B. Klein, M., Die Bedeutung von Trennung und Scheidung für die Bindung des Kindes, Frank- furt am Main 2010. 12 „In Zusammenhang mit der vollständigen Neufassung der Anordnung über die Erhebung von statisti- schen Daten in Familiensachen zum 01. September 2009 im Zuge des FGG-Reformgesetzes und der Umstellung des Geschäftsstellenautomationssystems bei den meldenden Berichtsstellen ist in der Ehelösungsstatistik für das Jahr 2009 in Bayern von einer Untererfassung von schätzungsweise 1.900 Fällen auszugehen“ (Bayerisches Landesamt für Statistik, Geschiedene Ehen in Bayern 2009, Mün- chen 2011). Die Zahl der 2009 von Scheidung betroffenen Kinder kann entsprechend nicht valide ausgewiesen werden.

46 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Im Landkreis Ostallgäu waren in den Jahren 2016 – 2018 deutlich weniger Kinder je 100 Minderjährige (0,82) von der Scheidung ihrer Eltern betroffen wie im Freistaat Bay- ern insgesamt (0,91) im gleichen Zeitraum. Dabei ist die Entwicklung innerhalb des Landkreises innerhalb der letzten Jahre als sehr stabil zu beschreiben (vgl. dazu Dar- stellung 19). Die Werte schwanken seit 2003 zwischen 0,7 und 0,9. In den letzten drei Jahren ist ein Rückgang zu sehen, der jedoch auch temporärer und zufälliger Natur sein kann.

Darstellung 19: Entwicklung der Betroffenheit von Scheidung der Eltern im Landkreis Ostallgäu, 2001 – 2018 300 1,2

1

200 0,8

0,6

100 0,4

0,2

0 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Fälle (Summe) 218 262 222 182 226 223 215 224 205 206 201 200 171 184 173 227 205 172 Durchschnitt 234 221 191 201 Je 100 0,8 1,0 0,8 0,6 0,8 0,8 0,8 0,8 0,8 0,8 0,8 0,8 0,7 0,8 0,7 0,9 0,8 0,7 Minderjährige

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die Übersicht auf der nächsten Seite zeigt die Entwicklung der von Scheidung be- troffenen Minderjährigen auf Ebene der Gemeindegrößenklassen, des Landkreises ins- gesamt und im Vergleich dazu Bayerns. Zunächst ist zu sehen, dass die bayerischen Werte aktuell zurück gegangen sind, während sie im Ostallgäu dokumentiert durch die vorherigen Sozialraumanalysen relativ stabil lagen. Ein Teil des Rückgangs in Bayern ist sicherlich durch eine geringere Anzahl junger Menschen und junger Eltern, die heiraten, zu erklären. Die stabile Entwicklung im Gesamtlandkreis beruht auf einer sehr unterschiedlichen bzw. gegenläufigen Entwicklung in den einzelnen Gemeindegrößenklassen. Die Unter- schiedlichkeit zwischen den einzelnen Gemeindegrößenklassen ist rückläufig; in den Kleinen Gemeinden steigen die Werte an, während sie in den Mittleren Gemeinden deutlich zurück gehen und sich damit eine Annäherung ergibt. In den Großen Gemein- den ist die Entwicklung im Vergleich zur vorherigen Sozialraumanalyse stabil; in einer längeren Zeitreihe ist auch hier ein Rückgang der Werte zu sehen.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 47 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Von Scheidung betroffene Minderjährige nach Gemeindegrößenklassen je 100 Jugendliche unter 18 Jahren im Jahresmittel 2016 – 2018, 2011 – 2013, 2006 – 2009 und 2001 – 2003 Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Indikator 3 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Von Scheidung 0,7 0,8 0,9 0,82 0,91 Betroffene 2016 – 2018 Von Scheidung Betroffene 0,7 0,9 0,9 0,80 1,00 2011 – 2013 Von Scheidung Betroffene 0,6 0,9 1,0 0,81 0,97 2006 – 2009 Von Scheidung Betroffene 0,7 0,7 1,1 0,84 1,01 2001 – 2003 Vergleich 16/18 mit 11/13 109,8 % 87,2 % 103,4 % 102,2 % 91,2 % (11/13 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 06/09 116,4 % 95,4 % 88,1 % 101,0 % 93,6 % (06/09 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 01/03 106,0 % 108,7 % 80,0 % 96,7 % 90,4 % (01/03 = 100 %)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die Betrachtung auf der Ebene der einzelnen Regionen zeigt ebenso eine heterogene Entwicklung. Die Betroffenheit von Scheidung steigt von Norden in Richtung Süden an. Gleichzeitig ist über die Zeit hinweg zu sehen, dass die Werte in der Region Nord konti- nuierlich sinken, während sie in der Region Mitte deutlich ansteigen. In der Region Süd sind auch geringere Anstiege zu verzeichnen. Damit differenziert sich die Situation innerhalb des Landkreises weiter aus. Folgerichtig zeigt die regionalisierte Darstellung (Darstellung 20) eine Konzentration höherer Werte im südlichen Landkreis. Dabei differieren die Werte innerhalb des Land- kreises sehr deutlich. Der höchste Wert wird mit 1,8 in Lechbruck ausgewiesen.

48 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Von Scheidung betroffene junge Menschen nach Regionen je 100 Minderjährige unter 18 Jahren im Jahresmittel 2016 – 2018, 2011 – 2013, 2006 – 2009 und 2001 – 2003 Region Region Region Landkreis Indikator 3 Bayern Nord Mitte Süd Ostallgäu Von Scheidung 0,7 0,8 0,9 0,82 0,91 Betroffene 2016 – 2018 Von Scheidung Betroffene 0,8 0,7 0,9 0,80 1,00 2011 – 2013 Von Scheidung Betroffene 0,8 0,8 0,9 0,81 0,97 2006 – 2009 Von Scheidung Betroffene 0,8 0,8 0,9 0,84 1,01 2001 – 2003 Vergleich 16/18 mit 11/13 86,4 % 120,6 % 108,4 % 102,2 % 91,2 % (11/13 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 06/09 91,5 % 107,4 % 106,4 % 101,0 % 93,6 % (06/09 = 100 %) Vergleich 16/18 mit 01/03 84,8 % 111,1 % 99,2 % 96,7 % 90,4 % (01/03 = 100 %)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 49 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 20: Mittlere Zahl der von Scheidung betroffenen je 100 Minderjährige im Landkreis Ostallgäu, im Jahresmittel 2016– 2018 Lamerdingen = * (19) * < 0,7 (2) * < 0,9 (10) < 1,1 (8) Buchloe >= 1,1 (6) 17 Waal 0,7 5 Jengen 1,2 3 Oberostendorf Rieden 0,6 * Germaringen Baisweil 4 * 4 * 1,7 * Pforzen 0,6 Eggenthal * Westendorf Ronsberg * Irsee * 3 Kaltental 4 * * 0,9 3 1,2 * 0,9 Obergünzburg Friesenried Stöttwang 9 * * Osterzell 0,8 * Mauerstetten * * Untrasried 6 * Günzach * Ruderatshofen 1,0 Bidingen * Aitrang * 3 * * 5 Biessenhofen 1,0 * 1,4 7 Kraftisried Marktoberdorf 1,0 Rettenbach am Auerberg * Unterthingau 31 * * * 4 0,9Wald 0,7 Stötten am Auerberg * 3 Gemeindenamen * Betroffene, absolut 0,8 Görisried Lechbruck Betroffene je Lengenwang * 3 7 100 Minderjährige * Roßhaupten Rückholz 1,0 1,8 3 * Seeg 0,8 * 4 Rieden am Forggensee 0,7 Nesselwang * Eisenberg 5 Hopferau * Halblech * 0,8 3 4 * 1,4 0,7 Pfronten Füssen Schwangau 11 25 4 Landkreis insgesamt: 0,8 1,0 0,8 201 Betroffene insgesamt 0,8 Betroffene je 100 Minderjährige

Bayern: 0,9 Betroffene je 100 Minderjährige * Werte unter drei werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ausgewiesen.

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

50 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Indikator 4: Zahl der Kinder allein erziehender Elternteile

Die Anforderung, Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit Erwerbstätigkeit in Ein- klang zu bringen, wird immer wieder als besonders schwierig dargestellt und hat auch Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen13. In besonderem Maße gilt dies auch für die Gruppe der allein Erziehenden. Folgende Zahlen lassen sich dazu für ganz Bayern darstellen: Der Anteil der Minderjährigen, der mit einem allein erziehenden Elternteil aufwächst, hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen (vgl. Darstellungen 21 und 22). In der Darstellung 21 wird die Entwicklung der Familienverhältnisse seit 1985 aufge- zeigt. Deutlich wird hier, dass der Anteil der Familien, in denen ein verheiratetes Ehe- paar mit seinen minderjährigen Kindern zusammen lebt, kontinuierlich über den gesam- ten Beobachtungszeitraum hinweg zurückgegangen ist. Aktuell liegt dieser Anteil bei ca. drei von vier Familien. In Ergänzung zu Familienkonstellationen mit Minderjährigen, die bei einem allein erziehenden Elternteil leben, können inhaltlich auch noch die Minder- jährigen bei „Eltern ohne Trauschein“ betrachtet werden. Schlägt man diesen Anteil den Familien mit verheirateten Paaren mit Kindern zu, so sind gut 4 von 5 Familien, Eltern- paare mit gemeinsamen Kindern in einem Haushalt. Aus der Sicht der Minderjährigen stellt sich diese Situation noch etwas anders dar, wie in Darstellung 22 zu sehen ist: Da allein Erziehende i. d. R. weniger Kinder haben als Ehepaare, leben inzwischen gut 79 % der Kinder bei verheirateten Eltern. Aus beiden Darstellungen und auch deren unterschiedlichen Perspektiven wird deutlich, dass sowohl der Anteil der Familien mit einem allein erziehenden Elternteil in den letz- ten Jahren stark angestiegen ist, wie auch der Anteil der Kinder, die bei einem allein er- ziehenden Elternteil aufwachsen.

13 Vgl. dazu Jaufmann, D., Rindsfüßer, Chr., Gruber, S., Ursachen- und Kostenstrukturanalyse der Ju- gendhilfeausgaben. Eine vergleichende Analyse der Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, und für die Jahre 2001 – 2017, unveröffentlichter Bericht, Rosenheim, Oktober 2018.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 51 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 21: Entwicklung der Familienverhältnisse in Bayern in Prozent und

absolut (in Tausend), 1985 – 2017*)

100% 5,4% 5,5% 6,2% 6,5% 12,0% 12,3% 7,5% 7,8% 8,7% 12,7% 14,0% 15,8% 17,8% 14,8% 16,7% 16,3% 17,1% 17,3% 17,0% 80% 16,2%

60%

88,0% 87,7% 87,3% 86,0% 84,2% 82,2% 40% 79,8% 77,8% 77,5% 76,4% 75,1% 75,2% 75,2%

20%

0% 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 2014 2016 2017 Nichteheliche Lebensgemeinschaften mit ledigen Kindern 75 75 81 83 96 101 112 unter 18 Jahren i.T. Allein Erziehende mit ledigen Kindern unter 181 179 169 191 223 251 208 230 213 219 221 220 209 18 Jahren i.T. Ehepaare mit Kindern unter 18 Jahren i.T. 1.327 1.281 1.166 1.176 1.186 1.158 1.118 1.071 1.011 979 958 972 971

Nichteheliche Lebensgemeinschaften mit ledigen Kindern unter 18 Jahren Allein Erziehende mit ledigen Kindern unter 18 Jahren Ehepaare mit Kindern unter 18 Jahren

*) Allein Erziehende bis 2000 inklusive nichteheliche Lebensgemeinschaften

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019 nach Daten des Bayerischen Statistischen Landesamtes

Darstellung 22: Entwicklung der Familienverhältnisse der Minderjährigen in Bayern in Prozent und absolut (in Tausend), 1985 – 2017*)

100% 4,6% 4,8% 5,4% 5,8% 6,1% 6,7% 6,1% 10,0% 10,3% 10,1% 11,3% 13,2% 14,9% 12,4% 14,4% 13,9% 14,3% 14,7% 14,4% 14,2% 80%

60%

90,0% 89,7% 89,9% 88,7% 86,8% 85,1% 40% 82,9% 80,8% 80,7% 79,9% 79,2% 78,9% 79,2%

20%

0% 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 2014 2016 2017 Nichteheliche Lebensgemeinschaften mit ledigen Kindern 108 108 116 121 134 140 127 unter 18 Jahren i.T. Bei allein Erziehenden lebende Kinder unter 235 235 224 260 311 349 292 325 297 296 302 303 305 18 Jahren i.T. Bei Ehepaaren lebende Kinder unter 18 Jahren 2.109 2.036 1.983 2.034 2.039 1.994 1.946 1.825 1.724 1.654 1.619 1.654 1.640 i.T.

Nichteheliche Lebensgemeinschaften mit ledigen Kindern unter 18 Jahren Bei allein Erziehenden lebende Kinder unter 18 Jahren Bei Ehepaaren lebende Kinder unter 18 Jahren *) Kinder bei Alleinerziehende bis 2000 inklusive Kinder in nichtehelichen Lebensgemeinschaften Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019 nach Daten des Bayerischen Statistischen Landesamtes

52 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Diese Veränderungen in den Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugend- lichen implizieren auch für den Bereich der Hilfen zur Erziehung (vgl. Indikator 1) Ver- änderungen. Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Anteil der Kinder mit allein erzie- henden Elternteilen an den Empfänger/innen von Hilfen deutlich höher liegt als respek- tive der Anteil der Kinder mit allein erziehenden Elternteilen an allen Kindern in der Be- völkerung. Dies gilt sowohl für die Sozialpädagogische Familienhilfe (hier als Beispiel für den Bereich der ambulanten Hilfen) wie auch für die Hilfen außerhalb des Elternhauses. Die amtliche Statistik in Bayern gibt mittlerweile auch Aufschluss über den Familien- stand der Bezugspersonen. Ein Vergleich mit den Ergebnissen des Mikrozensus zeigt ei- nen engen Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung und dem Familienstand der Eltern sowohl bei ambulanten wie auch bei stationären Hil- fen.14 Die nachfolgende Darstellung fasst verschiedene Erkenntnisse darüber zusammen: In Form eines Kreisdiagramms ist eine Übersicht der Familienverhältnisse aller Minder- jährigen in Bayern dargestellt. Die Familienverhältnisse von jungen Menschen, die im Jahr 2017 Hilfen zur Erziehung in Anspruch genommen haben, sehen demgegenüber anders aus. Das Balkendiagramm in der Darstellung 23 differenziert die Familien- verhältnisse zwischen ambulanten (nach §§ 28, 30, 31) und stationären Hilfen (nach §§ 33, 34). In der Analyse können zwei Erkenntnisse festgehalten werden: Zum einen tre- ten ausgeprägte Unterschiede zwischen den Familienverhältnissen aller bayerischen Minderjährigen und minderjährigen Empfänger/innen von Hilfen zur Erziehung (vgl. Darstellung 23) auf. Diese konkretisieren sich vor allem in einem höheren Anteil allein erziehender Elternteile, deren Kinder Hilfen zur Erziehung in Anspruch nehmen. Zum anderen sind die Lebensverhältnisse der jungen Menschen auch nach der Hilfeform zu differenzieren: Der Anteil der zusammen lebenden Eltern liegt bei den stationären Hilfe- formen sichtbar niedriger. Auch ist für die stationären Hilfen ein erwartungsgemäß sehr hoher Anteil an unbekannten Familienverhältnissen zu verzeichnen.

14 Vgl. Statistische Berichte des Bayerischen Landesamtes für Statistik, KI3 - j/10: „Kinder- und Ju- gendhilfe in Bayern 2012“ und AI5, AVI2 - j/10: „Strukturdaten der Bevölkerung und Haushalte in Bayern 2012“, Teil I der Ergebnisse des Mikrozensus.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 53 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 23: Vergleich der Familienverhältnisse der Empfänger/innen von „Hilfen zur Erziehung 2017 in Bayern“ mit den Familienverhältnissen aller Minderjährigen in Bayern Empfänger/innen von „Hilfen zur Erziehung“ in Bayern

(beendete Hilfen und Hilfen am 31.12.2017)

100 % 3,6 0,5 17,5 15,7 80 % 1,8 18,6

60 % 45,6

40 % 46,7

20 % 34,9 15,5 0 % ambulante Hilfen (§ 28, 30, 31) stationäre Hilfen (§ 33, 34) Eltern leben zusammen Elternteil lebt allein Elternteil mit neuem Partner Eltern sind verstorben Unbekannt

Hilfeempfänger in Bayern (beendete Hilfen und Hilfen am 31.12.2015)

Alle Minderjährigen

6,1 %

14,2 %

79,2 %

Eltern leben zusammen Elternteil lebt allein Eltern in nichtehelicher Lebensgemeinschaft

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019 nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik

54 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Zur Berücksichtigung der familiären Verhältnisse im Rahmen der Sozialraumanalyse be- steht nun auf Landkreisebene das Problem, dass kleinräumig entsprechende Daten nur anlässlich von Volkszählungen erhoben werden bzw. wurden. Auswertungen der Mikro- zensen sind auf Landkreisebene bisher nicht verfügbar und aufgrund der doch relativ geringen Fallzahlen nicht hinreichend aussagekräftig. Stattdessen wurden Daten er- hoben, die eine qualifizierte Schätzung der Zahl der Kinder unter 18 Jahren von allein Erziehenden ermöglichen. So wurde bei den Gemeinden im Landkreis Ostallgäu die Zahl der Kinder erhoben, bei denen nur ein sorgeberechtigeter Elternteil unter derselben Adresse wohnt.15 Auf Basis der vorgenommenen Erhebungen ergibt sich für den Landkreis Ostallgäu ein Wert von 17,4 Kindern unter 18 Jahren bei allein Erziehenden je 100 Minderjährige insgesamt. In Bayern lebt laut Auswertungen des Mikrozensus im Jahr 2017 ein Anteil von 20,3 % der Minderjährigen bei allein Erziehenden oder in Konstellationen aus nicht ehelichen Lebensgemeinschaften (vgl. Darstellung 22). Bei den Erhebungen im Landkreis Ostall- gäu über die Einwohnermeldeämter der Gemeinden wurde erfragt, ob ein Kind bei einem oder zwei Sorgeberechtigten lebt (bzw. gemeldet ist). Bei einem Vergleich dieser regionalen Werte mit den Ergebnissen des Mikrozensus ist zu beachten, dass in der Gruppe von nichtehelichen Lebensgemeinschaften sowohl leibliche Eltern als auch Patchwork-Familien enthalten sind. Bei der regionalen Erhebung werden nichtver- heiratete, zusammenlebende leibliche Eltern nicht als allein Erziehende gezählt. Um für die Indexbildung einen rechnerischen Vergleich zu ermöglichen, wurde für den Bayern- wert die Gruppe der Kinder bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften in voller Höhe be- rücksichtigt. Somit ergibt sich aktuell ein bayerischer Vergleichswert von 20,3 allein Er- zogenen je 100 Minderjährige. Die Betroffenheit im Landkreis Ostallgäu ist damit deut- lich niedriger. Die nachfolgende Übersicht gibt die Anteile allein erzogener Kinder je 100 Minderjährige für die Gemeindegrößenklassen im Vergleich zum Landkreis und Bayern für die Jahre 2018, 2013 und 2008 wieder. Der Wert des Landkreises ist im Vergleich zum Jahr 2013 etwas zurück gegangen. In Bayern sind die Werte leicht angestiegen. Insgesamt zeigt sich im Vergleich zum Jahr 2013 ein deutliches Gefälle von den Städten hin zu den Kleinen Gemeinden, wobei alle Werte unter dem bayerischen Vergleichswert liegen. Auffällig ist, dass die Werte in den Kleinen und Mittleren Gemeinden deutlich stärker angestiegen sind, als in den Städten.

15 Diese Schätzmethode führt, im Gegensatz zu früheren Erhebungen, eher zu einer – geringen! – Überschätzung allein Erziehender in den Gemeinden, da es prinzipiell natürlich möglich ist, dass eine Familie über zwei Wohnsitze verfügt.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 55 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Zahl der von einem Elternteil erzogenen minderjährigen Kinder nach Gemeindegrößenklassen je 100 Minderjährige in den Jahren 2018, 2013 und 200816 Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Indikator 4 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Allein erzogene 15,0 18,1 19,9 17,43 20,26 Kinder 2018 Allein erzogene 12,7 15,7 18,8 15,34 19,96 Kinder 2013 Allein erzogene 15,0 20,5 20,7 17,99 17,46 Kinder 2008 Vergleich 18 mit 13 118,4% 115,1% 105,7% 113,6% 101,5% (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 100,1% 88,3% 96,1% 96,9% 116,0% (08 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die Betrachtung auf Ebene der einzelnen Regionen zeigt auch eine sehr heterogene Entwicklung über den Landkreis hinweg. Während in 2013 noch die Verteilung allein Er- zogener über die Regionen hinweg relativ ähnlich gewesen war, ist der höchste Anteil nun mit Abstand in der Region Süd zu finden. Hier haben sich sehr hohe Steigerungen im Vergleich zu den Werten von 2013 ergeben. Zahl der von einem Elternteil erzogenen minderjährigen Kinder nach Regionen je 100 Minderjährige in den Jahren 2018, 2013 und 200817

Region Landkreis Region Nord Region Süd Bayern Indikator 4 Mitte Ostallgäu Allein erzogene 16,2 15,4 21,0 17,43 20,26 Kinder 2018 Allein erzogene 15,2 15,4 15,5 15,34 19,96 Kinder 2013 Allein erzogene 16,9 15,9 21,6 17,99 17,46 Kinder 2008 Vergleich 18 mit 13 106,9 % 99,7 % 135,4 % 113,6 % 101,5 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 96,0 % 96,6 % 97,0 % 96,9 % 116,0 % (08 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

16 Die Werte für 2014 sind teilweise geschätzt. Der bayerische Wert für 2014 wurde an die aktuelle Be- rechnung (vgl. S. 55) angepasst, ohne jedoch die Indexberechnung auf dieser Basis zu aktualisieren. 17 Die Werte für 2014 sind teilweise geschätzt. Der bayerische Wert für 2014 wurde an die aktuelle Be- rechnung (vgl. S. 55) angepasst, ohne jedoch die Indexberechnung auf dieser Basis zu aktualisieren.

56 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Darstellung 24: Zahl der minderjährigen Kinder von allein Erziehenden je 100 Minderjährige, Ende 2018

< 12 (12) Lamerdingen < 14 (9) 45 < 16 (6) 10,5 < 18 (5) Buchloe >= 18 (13) 422 Waal

17,9 89 Jengen 20,1 82 Oberostendorf Rieden 19,7 29 Germaringen Baisweil 55 10,3 113 20 22,2 8,3 Pforzen 15,7 Eggenthal 89 Westendorf Ronsberg 27 Irsee 17,3 41 Kaltental 70 9,6 53 12,2 39 22,6 18,0 13,4 Obergünzburg Friesenried Stöttwang 189 30 35 Osterzell 16,8 11,0 Mauerstetten 12,4 18 Untrasried 121 15,8 Günzach 36 Ruderatshofen 20,4 Bidingen 45 Aitrang 11,5 40 58 15,7 71 Biessenhofen 13,9 16,1 18,5 103 Kraftisried Marktoberdorf 14,7 Rettenbach am Auerberg 19 Unterthingau 525 16 11,8 72 16,1 10,1 Stötten am Auerberg 12,1 Wald 45 Gemeindenamen 26 13,4 Allein Erzogene, absolut Görisried 11,6 Lengenwang Lechbruck am See Allein Erzogene je 28 39 74 100 Minderjährige 10,9 Roßhaupten Rückholz 14,3 19 77 17 Seeg 20,8 11,1 70 Rieden am Forggensee 12,4 Nesselwang 35 Eisenberg 125 Hopferau 15,4 Halblech 29 21,2 49 68 13,4 21,1 12,3 Pfronten Füssen Schwangau 294 668 123 Landkreis insgesamt: 22,4 27,5 25,1 4.319 allein Erzogene insgesamt 17,4 allein Erzogene je 100 Minderjährige

Bayern: 20,3Bayern: allein Erzogene je 100 Minderjährige 20,3 allein Erzogene je 100 Minderjährige Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 57 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Indikator 5: Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II

Der Indikator 5 – Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II – wurde, wie auch die Indikatoren Einkommen, Wohnsituation und Arbeitslosigkeit, gewählt, um das soziale Umfeld in den Kommunen zu berücksichtigen. Als Erhebungsmerkmal wurde hier die Zahl der Empfänger/innen von Hilfen nach dem SGB II in den Gemeinden des Landkreises Ostallgäu festgelegt. Seit dem 01.01.2005 werden durch Leistungen nach dem SGB II, besser bekannt als „Hartz IV“, die früheren Hilfen zum Lebensunterhalt und die Arbeitslosenhilfe zusammengefasst. Als Bezugsgröße wurde die Zahl der Einwohner/innen unter 65 Jahren gewählt. Ab dem 65. Lebensjahr tritt an die Stelle von „Hartz IV“ die „Grundsicherung im Alter nach § 41 SGB XII“. In der Darstellung 25 wird die Entwicklung der Zahl der Empfänger/innen von Leistun- gen nach dem SGB II von 2005 bis 2018, jeweils im Juni des Jahres, abgebildet. Darge- stellt werden sowohl die Empfänger/innen unter 15 Jahren, wie auch alle Empfän- ger/innen von Leistungen nach dem SGB II. Beide Kennzahlen sind zunächst von 2005 auf 2006 angestiegen. Nach einem ersten Rückgang mit dem tiefsten Wert im Jahr 2009 stiegen die Kennzahlen in 2010 zunächst wieder an. Bis 2012 gehen die Zahlen erneut kontinuierlich zurück, und bleiben bis 2014 konstant niedrig. Ab 2015 ist aller- dings ein weiterer Anstieg zu verzeichnen. Im Jahr 2017 erreichen die Werte wieder fast das Niveau von 2008. Die Zahl der Empfänger/innen unter 15 Jahren entwickelt sich nahezu parallel, auch hier ist der Tiefstpunkt in 2014 ersichtlich. Insgesamt macht die Darstellung deutlich, dass die Zahl der Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II zwar kontinuierlichen, jedoch viel geringeren Schwankungen unterworfen ist als die Zahl der Arbeitslosen gerade in den letzten Jahren (vgl. Indikator 6, Darstellung 31). Die Darstellung 25 enthält Zahlenwerte von 2005 bis inklusive 2018. Für die Indexbil- dung der Sozialraumanalyse wurden lediglich die Daten mit dem Bezugsjahr (Ende Juni) 2018 verwendet, da sie den direkten Bezug zu den Erhebungsjahren der anderen Indikatoren am besten herstellen.

58 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Darstellung 25: Entwicklung der Zahl der Empfänger/innen von SGB II-Leistungen im Landkreis Ostallgäu, 2005 – 2018, jeweils Ende Juni

4000

3500

3000

2500

2000

1500

1000

500

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Unter 15-Jährige Insgesamt

pro 100 Ewo u15 4,0 4,4 4,3 3,9 3,7 3,8 3,1 2,9 2,9 2,1 2,2 3,0 3,9 3,6 pro 100 Ewo u65 3,0 3,2 2,9 2,6 2,4 2,5 2,0 1,8 1,8 1,7 1,8 2,2 2,6 2,4

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019, nach Daten der Bundesagentur für Arbeit Zur Einschätzung und Analyse der Veränderungen in der Zahl der Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II lohnt ein Blick in die Stukturmerkmale der Leistungs- empfänger/innen. Die amtliche Statistik unterscheidet hier unter anderem zwischen deutschen und ausländischen Personen. Dieses Merkmal wird in der nachfolgenden Dar- stellung 26 in seiner Entwicklung zwischen 2005 und 2017 veranschaulicht. Die Dar- stellung nimmt dabei Bezug auf die Werte im Jahresdurchschnitt. Es zeigt sich sehr deutlich, dass der Anteil der Empfänger/inenn mit ausländischer Herkunft in 2016 stark angestiegen ist. Während die Zahl der deutschen Empfänger/innen von Leistungen also weiter rückläufig ist, finden sich hier unter anderem wohl die Menschen mit Flüchtlings- hintergrund, die zumindest zusätzlich zu ihrem Arbeitsverdienst auf Leistungen nach dem SGB II angewiesen sind.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 59 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 26: Entwicklung der Zahl der Empfänger/innen von SGB II-Leistungen

im Landkreis Ostallgäu, 2005 – 2017, jeweils Ende Juni

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 Deutsche 1.624 1.702 1.765 1.725 1.688 1.723 1.891 2.227 2.261 2.372 2.623 2.873 2.600 Ausländer 1.422 1.006 499 386 337 315 351 414 441 464 518 569 537 Personen in Bedarfsgemeinschaften Deutsche Ausländer

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019, nach Daten der Bundesagentur für Arbeit

Teilindikator 5.1: Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II insgesamt Fokussiert man den Indikator „Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II“ als Indikator für die wirtschaftliche Situation, so ist diese im Landkreis Ostallgäu deutlich besser als in Bayern insgesamt. Im Ostallgäu lebten im Juni 2018 2,4 Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II je 100 Einwohner/innen unter 65 Jahren und damit gut 40 % weniger als in Bayern insgesamt. In der Betrachtung der Entwicklung über die Zeit zeigt sich, dass die Werte im Land- kreis in den letzten Jahren deutlich angestiegen sind, während die Entwicklung in Bayern nahezu konstant verlaufen ist. Dieser Anstieg im Landkreis hat sich vor allem in den Kleinen und Großen Gemeinden konkretisiert. In der aktuellen regionalen Ver- teilung fällt die deutliche Streuung der Werte ins Auge. Elf Gemeinden weisen Werte über dem Landkreisdurchschnitt auf; nur eine davon liegt auch über dem bayernweiten Durchschnitt. Die absolut meisten Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II leben in Marktoberdorf (674) (vgl. Darstellung 27). Die nachfolgende Übersicht gibt die mittlere Zahl der Empfänger/innen von SGB II- Leistungen je 100 Einwohner im Landkreis Ostallgäu im Juni 2018 für die Gemeinde- größenklassen im Vergleich zum Landkreis und zu Bayern wieder.

60 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Zahl der Empfänger/innen von SGB II-Leistungen je 100 Einwohner/innen unter 65 Jahren im Juni 2018, 2013 und 2008 nach Gemeindegrößenklassen Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Indikator 5.1 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Empfänger/innen von Leistungen nach dem 1,6 1,8 3,8 2,4 4,1 SGB II, Juni 2018 Empfänger/innen von Leistungen nach dem 1,1 1,7 2,8 1,8 4,2 SGB II, Juni 2013 Empfänger/innen von Leistungen nach dem 1,3 2,0 3,2 2,1 4,0 SGB II, Juni 2008 Vergleich 18 mit 13 136,8 % 104,2 % 133,9 % 129,2 % 97,2 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 123,0 % 89,2 % 119,4 % 113,6 % 102,0 % (08 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

In der Analyse auf Basis der Regionen wird deutlich, dass sich die höchste Betroffenheit in der Region Mitte findet. Während in der letzten Sozialraumanalyse noch ein Anstieg der Werte von Norden nach Süden sichtbar war, ist diese Verteilung heute durchbro- chen. Dabei sind die Werte in der Region Nord und Süd in ähnlichem Umfang angestie- gen, in der Region Mitte mit mehr als 71 % jedoch deutlich mehr. Zahl der Empfänger/innen von SGB II-Leistungen je 100 Einwohner/innen unter 65 Jahren im Juni 2018, 2013 und 2008 nach Regionen

Region Region Landkreis Region Süd Bayern Indikator 5.1 Nord Mitte Ostallgäu Empfänger/innen von Leistungen nach dem 1,7 3,2 2,4 2,4 4,1 SGB II, Juni 2018 Empfänger/innen von Leistungen nach dem 1,5 1,9 2,2 1,8 4,2 SGB II, Juni 2013 Empfänger/innen von Leistungen nach dem 1,7 2,3 2,3 2,1 4,0 SGB II, Juni 2008 Vergleich 18 mit 13 113,5 % 171,4 % 111,1 % 129,2 % 97,2 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 100,5 % 140,6 % 103,3 % 113,6 % 102,0 % (08 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 61 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 27: Empfänger/innen von SGB II -Leistungen je 100 Einwohner/innen unter 65 Jahren im Landkreis Ostallgäu, Juni 2018

< 0,8 (7) Lamerdingen < 1,3 (12) 40 < 1,8 (9) 2,3 < 2,3 (5) Buchloe >= 2,3 (12) 276 Waal 2,6 17 Jengen 0,9 24 Oberostendorf Rieden 1,2 5 Germaringen Baisweil 34 0,4 28 6 3,4 0,6 Pforzen 0,9 Eggenthal 28 Westendorf Ronsberg 29 Irsee 1,5 12 Kaltental 14 2,6 29 0,8 15 1,0 2,4 1,1 Obergünzburg Friesenried Stöttwang 109 9 14 Osterzell 2,2 0,7 Mauerstetten 0,9 5 Untrasried 38 0,8 Günzach 7 Ruderatshofen 1,5 Bidingen 30 Aitrang 0,5 25 52 2,5 33 Biessenhofen 1,7 3,5 2,0 91 Kraftisried Marktoberdorf 2,8 Rettenbach am Auerberg 6 Unterthingau 674 6 0,9 0,8 47 4,7Wald 1,9 Stötten am Auerberg 16 15 1,7 1,0 Görisried Lengenwang Lechbruck 18 18 49 1,5 Roßhaupten Rückholz 1,5 2,5 48 Gemeindenamen 5 Seeg 2,7 Empfänger/innen, absolut 0,7 33 Rieden am Forggensee Empfänger/innen 1,3 je 100 Einwohner Nesselwang 10 Eisenberg 47 Hopferau 0,9 Halblech 17 1,7 20 33 1,7 2,0 1,2 Pfronten Füssen Schwangau 120 452 32 1,9 3,8 1,3 Landkreis insgesamt: 2.626 Empfänger/innen insgesamt 2,4 Empfänger/innen je 100 Einwohner unter 65 Jahren Bayern:

4,1 Empfänger/innen je 100 Einwohner unter 65 Jahren

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

62 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Teilindikator 5.2: Minderjährige Empfänger/innen unter 15 Jahren von Leistungen nach dem SGB II Im Juni 2018 lebten im Landkreis Ostallgäu 735 Kinder und Jugendliche unter 15 Jah- ren, die Leistungen nach dem SGB II erhielten. Dies sind 3,6 je 100 Kinder und Jugend- liche dieser Altersgruppe. Bei diesem Teilindikator liegt der Wert gut 45 % unter dem bayerischen Vergleichswert von 6,7. Insgesamt stellen die unter 15-Jährigen gut 28 % der Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II. Die Zahl der Kinder, die Leistungen nach dem SGB II erhalten, steht in engem Zu- sammenhang mit den Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II. Entsprechend ähnlich gestaltet sich auch die regionale Verteilung. Es zeigt sich wiederum ein ausge- prägtes Gefälle zwischen den Großen Gemeinden auf der einen Seite und den Kleinen und Mittleren Gemeinden auf der anderen Seite (vgl. Darstellung 28). Zahl der minderjährigen Empfänger/innen unter 15 Jahren von Leistungen nach dem SGB II je 100 unter 15-Jährige im Juni 2018, Juni 2013 und Juni 2008 nach Gemeindegrößenklassen Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Indikator 5.2 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Minderjährige Empfän- ger/innen von Leistun- 2,3 2,6 6,1 3,6 6,7 gen nach dem SGB II, Juni 2018 Minderjährige Empfän- ger/innen von Leistungen 1,8 2,6 4,0 2,7 6,9 nach dem SGB II, Juni 2013 Minderjährige Empfän- ger/innen von Leistungen 2,2 3,4 5,7 3,5 7,8 nach dem SGB II, Juni 2008 Vergleich 18 mit 13 123,0 % 103,3 % 151,7 % 133,0 % 97,2 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 103,9 % 78,7 % 107,6 % 102,4 % 86,7 % (08 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die nachfolgende Übersicht zeigt die Entwicklung der Werte über die Zeit. Im Landkreis Ostallgäu sind die Werte in den letzten 5 Jahren deutlich angestiegen. Auch hier hat sich der Anstieg vor allem in der Region Mitte vollzogen, während in den beiden ande- ren Regionen die Werte stabil waren. In der Region Mitte haben sich die Werte jedoch mehr als verdoppelt. Der höchste relative Wert findet sich in Marktoberdorf, ebenso wie die höchste Zahl an Betroffenen.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 63 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Zahl der minderjährigen Empfänger/innen unter 15 Jahren von Leistungen nach dem SGB II je 100 unter 15-Jährige im Juni 2018, Juni 2013 und Juni 2008 nach Regionen

Landkreis Region Nord Region Mitte Region Süd Bayern Indikator 5.2 Ostallgäu Minderjährige Empfän- ger/innen von Leistun- 2,4 5,9 3,2 3,6 6,7 gen nach dem SGB II, Juni 2018 Minderjährige Empfän- ger/innen von Leistungen 2,4 2,8 3,1 2,7 6,9 nach dem SGB II, Juni 2013 Minderjährige Empfän- ger/innen von Leistungen 2,8 3,8 4,2 3,5 7,8 nach dem SGB II, Juni 2008 Vergleich 18 mit 13 98,4 % 214,3 % 101,9 % 133,0 % 97,2 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 83,3 % 153,9 % 75,2 % 102,4 % 86,7 % (08 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

64 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Darstellung 28: Minderjährige Empfänger/innen unter 15 Jahren von Leistungen nach dem SGB II je 100 unter 15-Jährige im Landkreis Ostallgäu, Juni 2018

= * (17) Lamerdingen < 2 (7) 19 < 4 (11) 5,2 < 6 (7) >= 6 (3) Buchloe 60 Waal 3,2 * Jengen * 8 Oberostendorf Rieden 2,3 Germaringen * Baisweil 13 * * 5 Pforzen6,2 * 0,8 Eggenthal 9 Westendorf Kaltental Ronsberg 11 Irsee 2,2 4 3 * 4,8 11 1,5 * 4,4 1,3 Obergünzburg Friesenried Stöttwang 34 * * Osterzell 3,6 * Mauerstetten * * Untrasried 12 Günzach * * Ruderatshofen 2,5 Bidingen * Aitrang * 6 21 * 11 Biessenhofen 2,6 7,1 Kraftisried 3,5 32 Marktoberdorf Rettenbach am Auerberg * 5,4 Unterthingau 227 * * 23 8,5Wald * Stötten am Auerberg 4,6 6 5 3,3 1,7 Görisried Lengenwang Lechbruck 3 * 9 Roßhaupten 1,4Rückholz * 2,8 16 Gemeindenamen * Seeg * 5,3 Unter 15-jährige 5 Rieden am Forggensee 1,1 Empfänger/innen, absolut Nesselwang * Eisenberg Halblech Empfänger/innen 10 Hopferau * je 100 unter 15-Jährige 7 * 1,9 * 3,9 * * Pfronten Füssen Schwangau 27 115 * 2,5 5,8 * Landkreis insgesamt: 735 Empfänger/innen insgesamt 3,6 Empfänger/innen je 100 minderjährige Einwohner Bayern: 6,7 Empfänger/innen je 100 Einwohner unter 15 Jahren

* Werte unter drei dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ausgewiesen werden. Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 65 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Teilindikator 5.3: Kinder allein erziehender Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II Während die Zahl der Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II je 100 Ein- wohner/innen in Bezug auf die Einwohner/innen unter 65 Jahren gesetzt wurde, basiert der Anteil der Kinder allein erziehender Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II unter 15 Jahren je 100 Kinder unter 15 Jahren von allein Erziehenden auf der entsprechenden Abfrage der Einwohnermeldeamtsdaten (vgl. Indikator 4). So wurde bei den Gemeinden (über die Anbieter der Einwohnermeldeamtssoftware) die Zahl der Kinder erhoben, bei denen nur ein Elternteil unter derselben Adresse wohnt. Die absolut meisten Kinder unter 15 Jahren allein erziehender Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II wohnen in Marktoberdorf (53). Die höchste Quote findet sich in der Gemeinde Rieden (15,6). Bei diesem Indikator muss vor Überinterpre- tationen gewarnt werden. Die nachfolgende Darstellung gibt den Anteil der Kinder von allein erziehenden Empfän- ger/innen von Leistungen nach dem SGB II je 100 Kinder von allein Erziehenden für die Gemeindegrößenklassen im Vergleich zum Landkreis und zu Bayern wieder. Sie zeigt, dass sich die Werte im Landkries völlig anders als in Bayern entwickelt haben. Während in Bayern aktuell mehr allein erzogene Minderjährige betroffen sind, ist die Quote im Landkreis Ostallgäu auf gut 40 % des Wertes von 2013 zurück gegangen. Auch dieser Rückgang hat sich vor allem im Cluster der Mittleren Gemeinden vollzogen; hier liegen die Werte fast 80 % niedriger als bei der letzten Sozialraumanalyse. In den Mittleren Gemeinden erhalten aktuell am wenigsten Kinder allein erziehender Elternteile Leistungen nach dem SGB II.

66 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Zahl der Kinder allein erziehender Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II je 100 Kinder von allein Erziehenden im Juni 2018, Juni 2013 und Juni 2008 nach Ge- meindegrößenklassen Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Indikator 5.3 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Kinder allein erziehender Empfänger/innen 4,3 3,6 9,8 6,1 31,0 von Leistungen nach dem SGB II, Juni 2018 Kinder allein erziehender Empfänger/innen 10,0 16,0 17,2 14,2 26,2 von Leistungen nach dem SGB II, Juni 2013 Kinder allein erziehender Empfänger/innen 8,5 10,9 15,9 11,8 22,4 von Leistungen nach dem SGB II, Juni 2008 Vergleich 18 mit 13 43,1 % 22,7 % 57,1 % 43,1 % 118,5 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 50,6 % 33,2 % 61,5 % 52,1 % 138,4 % (08 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die nachfolgende Darstellung gibt den Anteil der Kinder von allein erziehenden Empfän- ger/innen von Leistungen nach dem SGB II je 100 Kinder von allein Erziehenden für die Regionen wieder. Sie verdeutlicht, dass die Werte nicht nur über den gesamten Land- kreis hinweg zurück gegangen sind, sondern sich auch eine Verschiebung der Schwer- punkte innerhalb des Landkreises ergeben hat. Während im Juni 2013 die Inanspruch- nahme in der Region Süd am höchsten ausfiel, ist sie zum aktuellen Zeitraum in der Region Mitte am höchsten. Zu beachten ist jedoch, dass alle Werte weit unter dem bayerischen Durchschnitt liegen, und sich alle Werte zwischen 2013 und 2018 rück- läufig entwickelt haben.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 67 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Zahl der Kinder allein erziehender Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II je 100 Kinder von allein Erziehenden im Juni 2018, Juni 2013 und Juni 2008 nach Regionen

Landkreis Region Nord Region Mitte Region Süd Bayern Indikator 5.3 Ostallgäu Kinder allein erziehender Empfänger/innen 4,9 8,6 5,7 6,1 31,0 von Leistungen nach dem SGB II, Juni 2018 Kinder allein erziehender Empfänger/innen 12,2 14,1 16,9 14,2 26,2 von Leistungen nach dem SGB II, Juni 2013 Kinder allein erziehender Empfänger/innen 11,3 12,7 11,6 11,8 22,4 von Leistungen nach dem SGB II, Juni 2008 Vergleich 18 mit 13 40,2 % 61,1 % 33,6 % 43,1 % 118,5 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 43,6 % 67,7 % 48,9 % 52,1 % 138,4 % (08 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

68 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Darstellung 29: Kinder allein erziehender Empfänger/innen von SGB II-Leistungen je 100 Kinder allein Erziehender im Landkreis Ostallgäu, Juni 2018 = * (35) Lamerdingen * < 7 (3) * < 10 (0) < 13 (3) Buchloe >= 13 (3) 15 Waal 5,0 * Jengen * * Oberostendorf Rieden * * Germaringen Baisweil 7 * 3 * 15,6 * Pforzen 3,9 Eggenthal * Westendorf Ronsberg * Irsee * 4 Kaltental * * * 14,8 * * * * Obergünzburg Friesenried Stöttwang 15 * * Osterzell 10,3 * Mauerstetten * * Untrasried * * * Günzach Ruderatshofen * Bidingen * * Aitrang * 5 * * * Biessenhofen 10,4 * * Kraftisried Marktoberdorf * Rettenbach am Auerberg * 53 * * Unterthingau * 13,0 * Stötten am Auerberg * Wald Gemeindenamen * * Empfänger/innen, absolut * * Empfänger/innen Görisried Lengenwang * Lechbruck am See je 100 allein Erzogene * * * Roßhaupten Rückholz * * * * Seeg * * * Rieden am Forggensee * Nesselwang * Eisenberg * Hopferau * Halblech * * * * * * * Pfronten Füssen Schwangau 8 48 * Landkreis insgesamt: 3,4 10,1 * 197 Empfänger/innen insgesamt 6,1 Empfänger/innen je 100 allein Erzogene

Bayern: 31,0 Empfänger/innen je 100 allein Erzogene

* Werte unter drei dürfen aus datenschutzrechtl ichen Gründen nicht ausgewiesen werden.

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 69 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 30: Empfänger/innen von Leistungen nach dem SGB II nach Altersklassen 0 bis 18 Jahre, Juni 2018

Unter 3 3 bis unter 7 bis unter Unter 18 Jahre, Gemeinde Jahre 7 Jahre 15 Jahre insgesamt Aitrang 4 * * 12 Baisweil - - - - Bidingen 5 8 8 22 Biessenhofen 6 7 19 35 Buchloe, Stadt 12 14 34 72 Eggenthal * * 8 14 Eisenberg * * - 8 Friesenried - - - - Füssen, Stadt 25 27 63 134 Germaringen - * * 5 Görisried * - * 5 Günzach * - * 6 Halblech * - - * Hopferau * * * 7 Irsee, Markt - 6 5 14 Jengen * - * 9 Kaltental, Markt * - * 5 Kraftisried * - - * Lamerdingen 7 3 9 20 Lechbruck am See 4 * * 13 Lengenwang * * - 3 Marktoberdorf, Stadt 55 64 108 246 Mauerstetten * 7 * 13 Nesselwang, Markt * * * 10 Obergünzburg, Markt 5 11 18 41 Oberostendorf - - - * Osterzell - - - - Pforzen * * 6 9 Pfronten 4 7 16 28 Rettenbach a.Auerberg - * - * Rieden * 6 * 14 Rieden am Forggensee - - * * Ronsberg, Markt - - * * Roßhaupten 8 * * 18 Rückholz - - - -

70 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Unter 3 3 bis unter 7 bis unter Unter 18 Jahre, Gemeinde Jahre 7 Jahre 15 Jahre insgesamt Ruderatshofen - * * 6 Schwangau - * * 3 Seeg * * - 5 Stötten a.Auerberg * * * 5 Stöttwang - - * 4 Unterthingau, Markt 4 4 15 23 Untrasried - - - - Waal, Markt - - * 4 Wald * * * 6 Westendorf - * * 4 Landkreis 168 194 373 830 Ostallgäu * Werte unter drei dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ausgewiesen werden.

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 71 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse Indikator 6: Arbeitslosigkeit Für viele arbeitslose allein Erziehende und Familien, in denen ein oder beide Elternteile arbeitslos sind, insbesondere wenn die Arbeitslosigkeit über einen längeren Zeitraum andauert, stellt diese eine ernste ökonomische Krisensituation dar, die sich oft auch ne- gativ auf die familiäre Situation auswirken kann. Jugendarbeitslosigkeit wird von Fach- leuten regelmäßig als besonderes Handikap in der weiteren persönlichen und sozialen Entwicklung angesehen. Des Weiteren zeigen Studien, dass Langzeitarbeitslosigkeit den Grad der gesellschaftlichen Integration und Teilhabe tendenziell reduziert und das Krankheitsrisiko deutlich erhöht. Aus diesem Grund werden im Folgenden alle drei Kennzeichen zur Arbeitslosigkeit im Landkreis Ostallgäu dargestellt. Für die Situation im Landkreis Ostallgäu ist festzustellen, dass sich diese im Juni 2017 insgesamt deutlich – um gut 25 % – besser als im bayerischen Durchschnitt darstellt. Dabei ist die Situation in Bayern bereits klar besser als der Durchschnitt der alten Bundesländer insgesamt. In Bayern weist der Süden gegenüber dem Norden eine gerin- gere Zahl von Arbeitslosen auf. Genauso wie für das Bundesland Bayern war die Ar- beitsmarktlage im Landkreis Ostallgäu bis zum Jahr 2005 eher ungünstig (vgl. Dar- stellung 31). Die Arbeitslosenzahlen haben im Jahr 2005 einen Spitzenwert erreicht – teilweise beeinflusst auch durch die Umstellung auf ALG II (vgl. Indikator 5). Ab diesem Zeitpunkt war die Tendenz wieder rückläufig, wobei die Werte durch die Konjunktur- und Weltwirtschaftskrise innerhalb der Jahre 2009 und 2010 kurzfristig angestiegen sind und sich seitdem wieder rückläufig entwickeln. Bei der Analyse der Arbeitslosigkeit auf Gemeindeebene stößt man zunächst auf ein sta- tistisches Problem. Unter einer „Arbeitslosenquote“ versteht man gemeinhin die Zahl der Arbeitslosen, geteilt durch die Zahl der Erwerbstätigen. Letztere stehen jedoch auf Gemeindeebene regelmäßig nicht zur Verfügung. Als Ersatzgröße bietet sich nun die Zahl der Einwohner zwischen 15 und 64 Jahren an. Diese kann im Allgemeinen als die Zahl der potenziell Erwerbstätigen interpretiert werden. Problematisch ist natürlich die Abgrenzung dieser Gruppe hinsichtlich der Zahl der Schüler an weiterbildenden Schulen und der Studenten, über deren genauen Eintritt in das Berufsleben auf Gemeindeebene keine Informationen vorliegen. Deshalb wurde im Sinne einer Annäherung als mittleres Eintrittsalter in die Berufswelt das 18. Lebensjahr gewählt. Nachdem die Zahl der Ar- beitslosen auf Gemeindeebene von der Bundesagentur für Arbeit seit einigen Jahren veröffentlicht wird, kann man auf diese Weise Vergleichszahlen auf Gemeindeebene be- rechnen. Diese „Zahl der Arbeitslosen je 100 Einwohner zwischen 18 und unter 65 Jah- ren“ darf jedoch nicht direkt mit der von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten offiziellen Arbeitslosenquote verglichen werden. Die offizielle Arbeitslosenquote besitzt regelmäßig einen höheren Wert als die „Zahl der Arbeitslosen je 100 Einwohner zwi- schen 18 und unter 65 Jahren“, da dort im Nenner nur die tatsächlich Erwerbstätigen gezählt werden.

72 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Darstellung 31 enthält eine Zeitreihe zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Landkreis Ostallgäu seit dem Jahr 2000. Deutlich sichtbar ist die wellenförmige Entwicklung: Bis zum Jahr 2005 sind die Werte kontinuierlich angestiegen. Bis zum Jahr 2008 fand dann eine deutliche Entspannung der Situation statt. Im Jahr 2009 kam es zu einer erneuten, wenn auch geringeren, Steigerung aller Werte, die bereits im Jahr 2010 wiederum zurückgingen. Seitdem sind die Werte, mit Ausnahme geringer Schwankungen, relativ konstant. Der höchste Wert der Arbeitslosigkeit insgesamt, wie auch der Arbeitslosigkeit junger Menschen unter 20 Jahren, wurde im Juni 2005 verzeichnet. Im Jahr 2013 war in absoluten Zahlen die geringste Anzahl Arbeitsloser unter 20 Jahren zu verzeichnen. Die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen unterliegt ähnlichen Schwankungen wie die Arbeitslosigkeit insgesamt. Im Hinblick auf die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit wurde für die Analyse be- wusst jeweils der Monat Juni gewählt, um saisonale Einflüsse auszublenden. Dabei ist die Jugendarbeitslosigkeit bei quartalsweiser Betrachtung regelmäßig im Oktober am höchsten. Dann befinden sich alle diejenigen Schulabgänger/innen auf dem Arbeits- markt, die nicht sofort eine Lehrstelle gefunden haben. Die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen, die im Laufe des folgenden Jahres (noch) keine Lehrstelle gefunden haben und im Juni immer noch arbeitslos gemeldet sind, bildet praktisch den „harten Kern“.

Darstellung 31: Entwicklung der Zahl der Arbeitslosen im Landkreis Ostallgäu 2000 – 2018, jeweils Ende Juni

3500

3000

2500

2000

1500

1000

500

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Unter 20 Jahre Unter 25 Jahre Insgesamt

Unter 20 Jahre 52 53 95 86 83 95 77 59 42 83 53 46 36 29 46 35 47 38 42 Unter 25 Jahre 172 223 342 425 483 501 357 288 192 478 282 224 185 184 195 234 222 165 168 Insgesamt 1.952 1.999 2.418 3.031 3.153 3.208 2.683 2.167 1.650 2.501 2.274 1.797 1.611 1.721 1.827 1.911 1.878 1.646 1.564 Je 100 18- bis unter 2,1 2,2 2,6 3,3 3,4 3,5 3,4 2,7 2,0 3,0 2,8 2,2 2,0 2,1 2,2 2,2 2,2 1,9 1,8 65-Jährige

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019 nach Daten der Bundesagentur für

Arbeit

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 73 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Die nachfolgende Darstellung 32 fokussiert wiederum das Strukturmerkmal „Herkunft“. Gezeigt werden der Anteil der Arbeitslosen mit deutscher Herkunft und der Anteil mit ausländischer Herkunft seit dem Jahr 2001. Es wird deutlich, dass – bei insgesamt sin- kenden Arbeitslosenzahlen – der Anteil der Arbeitslosen mit ausländischer Herkunft an allen Arbeitslosen kontinuierlich gestiegen ist. Ein sprunghafter Anstieg ist nach 2014 ersichtlich. Dies steht in engem Zusammenhang zu Auswirkungen der Flüchtlingswelle ab dem Jahr 2014. Im Jahr 2017 geht der Anteil leicht zurück. Die abgebildeten absolu- ten Zahlen stellen jeweils einen Jahresdurchschnitt dar, und sind mit den zuvor gezeig- ten Zahlen in der Darstellung 31 mit Stichtag Ende Juni des jeweiligen Jahres somit nicht identisch.

Darstellung 32: Entwicklung des Strukturmerkmals „Herkunft“ bei Arbeitslosen 2001 – 2017, jeweils im Jahresdurchschnitt

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 Deutsche 1.465 1.610 1.690 1.730 1.702 1.627 1.765 2.212 2.301 1.674 2.086 2.745 3.258 3.260 3.078 2.483 2.145 Ausländer 378 463 373 304 268 227 266 340 344 258 310 378 442 437 429 335 304

Deutsche Ausländer

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Für die Indexbildung der Sozialraumanalyse wurden bei den Merkmalen zur Arbeitslo- sigkeit die Daten mit dem Bezugsjahr (Ende Juni) 2018 ausgewertet, um den Bezug zu den Erhebungsjahren der weiteren Einzelindikatoren zu halten. In der Summe bleibt festzuhalten, dass sich die Situation im Juni 2018 im Landkreis Ostallgäu deutlich günstiger darstellt als im Freistaat Bayern. Mit 1,8 Arbeitslosen je 100 18- bis 65- Jährigen liegt der Landkreis gut 25 % unter dem bayerischen Vergleichswert von 2,4.

74 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Teilindikator 6.1: Arbeitslosigkeit insgesamt Die Arbeitslosigkeit im Landkreis Ostallgäu zeigt ein spürbares Gefälle von den Großen Gemeinden zu den Kleinen Gemeinden. Alle Werte liegen unter dem bayerischen Vergleichswert. Die Entwicklung der Werte über die Zeit deutet jedoch eine Nivellierung der Unterschiede an: während die Werte in den Kleinen Gemeinden konstant geblieben sind, gingen sie in den Städten am deutlichsten zurück. Der weitere Rückgang der Werte zeigt sich sonst auf allen Ebenen, wobei auch auf das Gefälle zwischen dem Rückgang der bayerischen Werte und dem Rückgang der Werte im Landkreis Ostallgäu hinzuweisen ist.

Anteil der Arbeitslosen je 100 Einwohner/innen zwischen 18 und 65 Jahren nach Gemeindegrößenklassen, Juni 2018, 2013, 2008 und 2004 Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Indikator 6.1 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Arbeitslosigkeit 1,5 1,7 2,3 1,8 2,4 insgesamt Juni 2018 Arbeitslosigkeit 1,5 2,1 2,8 2,0 3,1 insgesamt Juni 2013 Arbeitslosigkeit 1,4 2,0 2,8 2,0 3,2 insgesamt Juni 2008 Arbeitslosigkeit 3,0 3,5 5,0 3,8 5,2 insgesamt Juni 2004 Vergleich 18 mit 13 101,0 % 82,6 % 79,8 % 87,7 % 78,9 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 102,2 % 86,4 % 81,2 % 89,5 % 76,2 % (08 = 100 %) Vergleich 18 mit 04 48,5 % 48,4 % 45,1 % 47,2 % 47,0 % (04 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die regionale Analyse zeigt ein Gefälle zwischen dem Süden hin zum Norden – im Süden ist die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit also höher als im Norden des Land- kreises. Auch hier war jedoch der höchste Rückgang der Werte im Süden zu errechnen, während die Werte in der Region Nord in geringerem Umfang zurück gegangen sind. Die regionalisierte Darstellung zur Arbeitslosigkeit insgesamt findet sich in Darstellung 33. Die meisten Arbeitslosen wohnten im Juni 2018 in Marktoberdorf (243). Die höchste relative Quote ist hingegen in Füssen zu finden (2,5), wo nur minimal weniger Arbeits- lose wohnten (239).

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 75 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Anteil der Arbeitslosen je 100 Einwohner/innen zwischen 18 und 65 Jahren nach Regionen, Juni 2018, 2013, 2008 und 2004

Region Region Landkreis Region Süd Bayern Indikator 6.1 Nord Mitte Ostallgäu Arbeitslosigkeit 1,6 1,8 2,0 1,8 2,4 insgesamt Juni 2018 Arbeitslosigkeit 1,8 2,0 2,4 2,0 3,1 insgesamt Juni 2013 Arbeitslosigkeit 1,7 2,0 2,5 2,0 3,2 insgesamt Juni 2008 Arbeitslosigkeit 3,5 3,8 4,3 3,8 5,2 insgesamt Juni 2004 Vergleich 18 mit 13 90,2 % 88,1 % 85,0 % 87,7 % 78,9 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 97,8 % 92,4 % 80,9 % 89,5 % 76,2 % (08 = 100 %) Vergleich 18 mit 04 46,9 % 48,1 % 46,9 % 47,2 % 47,0 % (04 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

76 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Darstellung 33: Zahl und Anteil der Arbeitslosen insgesamt im Landkreis Ostallgäu, Juni 2018 < 1,1 (8) Lamerdingen 19 < 1,3 (7) 1,5 < 1,5 (10) < 1,7 (5) Buchloe < 1,9 (5) 169 Waal 2,0 20 >= 1,9 (10) Jengen 1,4 17 Oberostendorf Rieden 1,0 8 Germaringen Baisweil 14 0,9 37 11 1,8 1,4 Pforzen 1,5 Eggenthal 18 Westendorf Ronsberg 10 Irsee 1,3 23 Kaltental 21 1,2 14 2,0 11 2,0 1,6 1,0 Obergünzburg Friesenried Stöttwang 74 10 14 Osterzell 1,9 1,1 Mauerstetten 1,1 5 Untrasried 24 1,1 Günzach 15 Ruderatshofen 1,3 Bidingen 23 Aitrang 1,5 26 20 2,5 15 Biessenhofen 2,1 1,8 1,2 40 Kraftisried Marktoberdorf 1,6 Rettenbach am Auerberg 3 Unterthingau 243 8 0,6 1,3 27 2,2Wald Stötten am Auerberg 1,4 6 13 0,8 1,1 Görisried Lengenwang Lechbruck 17 17 39 1,8 Roßhaupten Rückholz 1,8 2,5 18 7 Seeg 1,3 1,2 28 Rieden am Forggensee 1,5 Nesselwang 11 Eisenberg Halblech 34 Hopferau 1,3 10 47 1,5 10 Gemeindenamen 1,3 2,2 Zahl der Fälle insgesamt 1,3 Fälle je 100 Einwohner Pfronten Füssen Schwangau 96 239 33 1,9 2,6 1,6 Landkreis insgesamt: 1.564 Arbeitslose insgesamt 1,8 Arbeitslose je 100 Einwohner zwischen 18 und unter 65 Jahren

Bayern: 2,4 Arbeitslose je 100 Einwohner zwischen 18 und unter 65 Jahren

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 77 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Teilindikator 6.2: Langzeitarbeitslosigkeit Der Anteil der Langzeitarbeitslosen (Dauer der Arbeitslosigkeit über ein Jahr) liegt im Landkreis Ostallgäu (0,4) ebenfalls deutlich unter dem bayerischen Niveau (0,7); hier ist die Differenz sogar noch höher. Die regionale Verteilung ähnelt der Verteilung der Arbeitslosigkeit insgesamt (vgl. Darstellung 34). Auch bei diesem Indikator ist das deut- liche Gefälle zwischen den Großen Gemeinden auf der einen Seite und den Kleinen und Mittleren Gemeinden auf der anderen Seite auffällig. Hier entwickelt sich die Situation im Landkreis Ostallgäu zudem anders als in Bayern. Während in Bayern noch eine Ver- besserung der Situation im Sinne des Rückgangs der Betroffenheit zu registrieren war, blieben die Werte im Landkreis Ostallgäu konstant. Innerhalb der Gemeindegrößen- klassen kam es zu leichten Rückgängen bei den Kleinen und Mittleren Gemeinden.

Anteil der Langzeitarbeitslosen je 100 Einwohner/innen zwischen 18 und 65 Jahren nach Gemeindegrößenklassen, Juni 2018, 2013, 2008 und 2004

Kleine Mittlere Große Landkreis Bayern Indikator 6.2 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu (2017) Langzeitarbeitslosigkeit 0,3 0,4 0,6 0,4 0,7 Juni 2018 Langzeitarbeitslosigkeit 0,3 0,5 0,6 0,4 0,8 Juni 2013 Langzeitarbeitslosigkeit 0,2 0,4 0,6 0,4 0,9 Juni 2008 Langzeitarbeitslosigkeit 0,7 0,9 1,4 1,0 1,6 Juni 2004 Vergleich 18 mit 13 105,3 % 94,6 % 96,8 % 100,1 % 83,6 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 140,6 % 97,6 % 93,5 % 106,6 % 74,0 % (08 = 100 %) Vergleich 18 mit 04 42,5 % 50,2 % 43,4 % 45,0 % 43,2 % (04 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die höchste relative Anzahl an Langzeitarbeitslosen findet sich in Rieden (1,0). An dieser Stelle muss allerdings wiederum vor Überinterpretationen gewarnt werden: Diese relativ hohe Quote geht auf acht von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Personen zu- rück. Die höchste absolute Anzahl an Langzeitarbeitslosen findet sich in Marktoberdorf (75).

78 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Anteil der Arbeitslosen je 100 Einwohner/innen zwischen 18 und 65 Jahren nach Regio- nen, Juni 2018, 2013, 2008 und 2004 Region Region Region Landkreis Bayern Indikator 6.2 Nord Mitte Süd Ostallgäu Langzeitarbeitslosigkeit 0,4 0,5 0,4 0,4 0,7 Juni 2018 Langzeitarbeitslosigkeit 0,4 0,5 0,5 0,4 0,8 Juni 2013 Langzeitarbeitslosigkeit 0,3 0,4 0,6 0,4 0,9 Juni 2008 Langzeitarbeitslosigkeit 1,0 1,1 0,9 1,0 1,6 Juni 2004 Vergleich 18 mit 13 100,3 % 107,6 % 93,4 % 100,1 % 83,6 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 132,1 % 130,5 % 77,4 % 106,6 % 74,0 % (08 = 100 %) Vergleich 18 mit 04 38,2 % 49,3 % 49,7 % 45,0 % 43,2 % (04 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 79 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 34: Zahl und Anteil der Langzeitarbeitslosen (Dauer über ein Jahr) im Landkreis Ostallgäu, Juni 2018 Lamerdingen = * (15) 3 < 0,3 (7) 0,2 < 0,5 (13) << 0,70,7 (6)(7) Buchloe >= 0,7 (3) 45 Waal 0,5 * Jengen * * Oberostendorf Rieden * * Baisweil 8 Germaringen * 1 1,0 13 0,1 Pforzen 0,5 Eggenthal * Westendorf Ronsberg 3 Irsee * * Kaltental 4 0,4 * * 3 0,4 * 0,3 Obergünzburg Friesenried Stöttwang 4 23 * Osterzell 0,3 0,6 * Mauerstetten * Untrasried 4 * * Günzach Ruderatshofen 0,2 Bidingen * 4 Aitrang 5 9 0,4 5 0,4 Biessenhofen 0,8 0,4 11 Kraftisried Marktoberdorf 0,4 Rettenbach am Auerberg * 75 3 * Unterthingau 5 0,7 0,5 Stötten am Auerberg 0,3 Wald 4 * 0,3 * Görisried Lengenwang 5 Lechbruck am See 3 10 0,5 Roßhaupten Rückholz 0,3 0,6 3 * Seeg 0,2 * 6 0,3 Rieden am Forggensee Nesselwang * Eisenberg 6 Hopferau * Halblech * Gemeindenamen 0,3 * 8 * Zahl der Fälle insgesamt * 0,4 Fälle je 100 Einwohner Pfronten Füssen Schwangau 27 53 7 0,5 0,6 0,3 Landkreis insgesamt: 383 Langzeitarbeitslose insgesamt 0,4 Langzeitarbeitslose je 100 Einwohner zwischen 18 und unter 65 Jahren Bayern: 0,7 Langzeitarbeitslose je 100 Einwohner zwischen 18 und unter 65 Jahren * Werte unter drei werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ausgewiesen.

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

80 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Teilindikator 6.3: Jugendarbeitslosigkeit Der Anteil der arbeitslosen Jugendlichen zwischen 15 und unter 25 Jahren ist im Land- kreis Ostallgäu dem bayerischen Vergleichswert am nächsten. Das Gefälle zwischen den Großen Gemeinden auf der einen Seite und den Kleinen und Mittleren Gemeinden auf der anderen Seite tritt hier besonders ausgeprägt hervor. Dies liegt unter anderem da- ran, dass die Werte zwar über den gesamten Landkreis hinweg im Vergleich zum er- rechneten Vergleichswert aus dem Jahr 2013 zurück gegangen sind, in den Mittleren Gemeinden aber um fast 30 %. In den Großen Gemeinden fiel dieser Rückgang mit knapp 10 % doch geringer aus. In den Kleinen Gemeinden ist demgegenüber sogar ein Anstieg der Werte um über 20 % im Vergleich zum Jahr 2013 zu verzeichnen. Insgesamt ist jedoch auch bei diesem Teilindikator vor einer Überinterpretation kleiner Fallzahlen zu warnen. Die meisten jugendlichen Arbeitslosen wohnen in Marktoberdorf (32), die höchste Quote findet sich jedoch in der Gemeinde Günzach (2,6).

Anteil der jugendlichen Arbeitslosen je 100 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren nach Gemeindegrößenklassen, Juni 2018, 2013, 2008 und 2004 Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Indikator 6.3 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Jugendarbeitslosigkeit 1,0 0,8 1,4 1,1 1,2 Juni 2018 Jugendarbeitslosigkeit 0,8 1,1 1,6 1,1 1,5 Juni 2013 Jugendarbeitslosigkeit 0,9 1,2 1,6 1,2 2,0 Juni 2008 Jugendarbeitslosigkeit 2,5 2,9 3,8 3,0 3,6 Juni 2004 Vergleich 18 mit 13 121,2 % 72,2 % 90,1 % 96,4 % 81,3 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 114,9 % 70,6 % 88,0 % 92,8 % 62,5 % (08 = 100 %) Vergleich 18 mit 04 40,5 % 28,4 % 38,1 % 36,8 % 34,5 % (04 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die Analyse der Werte auf Ebene der drei Regionen innerhalb des Landkreises Ostallgäu zeigt eine fast homogene Verteilung der Werte. Die Entwicklung über die Zeit zeigt, dass die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit für junge Menschen im Norden in den letzten Jahren etwas zugenommen hat, während sie auf Ebene des Gesamtlandkreises wie auch auf bayerischer Ebene abgenommen hat.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 81 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Anteil der jugendlichen Arbeitslosen je 100 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren nach Regionen, Juni 2018, 2013, 2008 und 2004 Region Region Region Landkreis Bayern Indikator 6.3 Nord Mitte Süd Ostallgäu Jugendarbeitslosigkeit 1,1 1,1 1,2 1,1 1,2 Juni 2018 Jugendarbeitslosigkeit 1,0 1,3 1,3 1,1 1,5 Juni 2013 Jugendarbeitslosigkeit 0,8 1,0 1,8 1,2 2,0 Juni 2008 Jugendarbeitslosigkeit 2,7 2,8 3,6 3,0 3,6 Juni 2004 Vergleich 18 mit 13 107,7 % 87,1 % 93,2 % 96,4 % 81,3 % (13 = 100 %) Vergleich 18 mit 08 126,6 % 112,2 % 64,2 % 92,8 % 62,5 % (08 = 100 %) Vergleich 18 mit 04 39,2 % 39,3 % 32,9 % 36,8 % 34,5 % (04 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

82 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Darstellung 35: Zahl und Anteil der jugendlichen Arbeitslosen im Landkreis Ostallgäu, Stand Juni 2018 = * (25) < 1 (5) Lamerdingen < 1,5 (7) * < 2 (4) * >= 2 (4) Buchloe 22 1,5 Waal Jengen * Rieden * 4 * * Baisweil 3,2 3 Pforzen Oberostendorf 2,1 3 Germaringen * 1,1 4 Westendorf * Ronsberg Eggenthal 1,0 3 Kaltental * Irsee * 1,3 * * * * * * Stöttwang Friesenried Obergünzburg Mauerstetten * Osterzell * 5 * * * Untrasried * 0,7 * * * Aitrang * Günzach Biessenhofen Bidingen * 5 Ruderatshofen 3 * * 2,8 * 0,7 * * Rettenbach am Auerberg Unterthingau * 3 Kraftisried Marktoberdorf * 0,9 * 32 Stötten am Auerberg * 1,5 3 Wald Lengenwang 1,4 Görisried * 3 Lechbruck am See * * 1,7 4 * 1,6 Rückholz Seeg Roßhaupten * 6 * * 1,7 * Nesselwang Rieden am Forggensee EisenbergHopferau * * Halblech Gemeindenamen 4 * * * 4 Zahl der Fälle insgesamt 2,6 * Schwangau 1,2 Fälle je 100 Jugendliche Pfronten Füssen 19 3 8 0,8 1,0 1,3 Landkreis insgesamt: 168 Arbeitslose unter 25 Jahren 1,1 Arbeitslose je 100 Jugendliche (15 - 24 Jahre)

Bayern: 1,2 Arbeitslose je 100 Jugendliche (15 - 24 Jahre) * Werte unter drei werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ausgewiesen.

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 83 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Indikator 7: Einkommen

Auch die wirtschaftliche Situation einer Familie steht in engem Zusammenhang mit ihrer – potenziellen – Anfälligkeit im Hinblick auf Krisensituationen und damit auch mit der Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten, wie z. B. auch Hilfen zur Erziehung.18 Für die Analyse der Einkommenssituation der Bevölkerung im Landkreis Ostallgäu stehen aktuelle Daten des Instituts Nexiga aus Bonn zur Verfügung. Direkt ausgewiesen ist dabei eine klassierte Verteilung der Nettomonatseinkommen der Haushalte sowie das Nettoeinkommen je Haushalt in einer Gemeinde. Als Nettoeinkommen definiert Nexiga das verfügbare Einkommen der Wohnbevölkerung. Es setzt sich aus den Netto- einkünften der Haushalte und allen erhaltenen Transferleistungen zusammen, wobei Steuern und Sozialabgaben nicht abgezogen werden. Dieses Einkommen wird im Fol- genden als „mittlere monatliche Kaufkraft“ bezeichnet.

Teilindikator 7.1: Mittlere monatliche Kaufkraft je Haushalt Als mittlere Haushaltsgröße ergibt sich für den Landkreis Ostallgäu 2018 ein Wert von 2,16 Personen je Haushalt. Damit leben im Durchschnitt deutlich mehr Personen in einem Haushalt im Landkreis als im bayerischen Durchschnitt mit 2,05 Personen. Das mittlere monatliche Nettoeinkommen je Haushalt im Landkreis Ostallgäu lag mit 4.189 € etwas unter dem Niveau des gesamtbayerischen Vergleichswerts (4.265 €). Bei der Be- trachtung auf Gemeindeebene zeigt sich eine deutliche Streuung der Werte. Der höchste Wert ist mit 5.290 € in der Gemeinde Irsee zu finden, der niedrigste mit 3.540 € in Füssen. Gleichzeitig zeigt die Analyse nach Gemeindegrößenklassen ein umgekehrtes Gefälle: die Werte in den Kleinen Gemeinden sind am höchsten (und nahezu identisch damit die Werte in den Mittleren Gemeinden), in den Städten am niedrigsten. Ein Vergleich der Werte ist lediglich mit den Zahlen aus 2012 möglich, da das Institut Nexiga in den Jahren zuvor die Erhebungssystematik verändert hat. Hier fällt jedoch auf, dass die Kaufkraft in den Kleinen Gemeinden einen deutlichen Anstieg erlebt hat. Insgesamt ist die Entwicklung im Landkreis Ostallgäu mit der bayerischen vergleichbar.

18 Vgl. dazu speziell Jaufmann, D., Rindsfüßer, Chr., Gruber, S., Ursachen- und Kostenstrukturanalyse der Jugendhilfeausgaben. Eine vergleichende Analyse der Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und Rosenheim für die Jahre 2001 – 2017, unveröffentlichter Bericht, Rosenheim, Oktober 2018.

84 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Mittlere monatliche Kaufkraft je Haushalt im Landkreis Ostallgäu nach Gemeinde- größenklassen, 2018 und 2012 Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Indikator 7.1 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Mittlere monatliche 4.374 € 4.350 € 3.890 € 4.189 € 4.265 € Kaufkraft 2018 Mittlere monatliche Kauf- 3.764 € 3.937 € 3.623 € 3.782 € 3.817 € kraft 2012 Vergleich 18 mit 12 116,2 % 110,5 % 107,4 % 110,8 % 111,8 % (12 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019 nach Daten des Instituts Nexiga, erschienen in 2018

Die regionale Analyse (vgl. Darstellung 36) zeigt eine Verteilung höherer und nied- rigerer Werte über den gesamten Landkreis hinweg, ohne dass sich ein durchgängiges Muster ergeben würde. Höhere Werte sind bei diesem Indikator naturgemäß positiver und in der Darstellung grünlich eingefärbt. In der Zusammenfassung auf Ebene der Regionen ergibt sich im Durchschnitt ein Gefälle von Norden in Richtung Süden – die Werte in der Region Nord sind höher und auch deutlich über dem gesamtbayerischen Vergleichswert, während die Werte in der Region Süd niedriger liegen. Die Entwicklung über die Zeit hat dieses Gefälle sogar noch etwas verstärkt. Zwar ist in allen Regionen die mittlere monatliche Kaufkraft angestiegen, jedoch in der Region Süd in geringerem Umfang als in den anderen Regionen. Mittlere monatliche Kaufkraft je Haushalt im Landkreis Ostallgäu nach Regionen, 2018 und 2012

Landkreis Region Nord Region Mitte Region Süd Bayern Indikator 7.1 Ostallgäu Mittlere monatliche 4.412 € 4.204 € 3.949 € 4.189 € 4.265 € Kaufkraft 2018 Mittlere monatliche Kauf- 3.842 € 3.748 € 3.710 € 3.782 € 3.817 € kraft 2012 Vergleich 18 mit 12 114,8 % 112,2 % 106,4 % 110,8 % 111,8 % (12 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019 nach Daten des Instituts Nexiga, erschienen in 2018

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 85 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 36: Einkommenssituation im Landkreis Ostallgäu I, mittlere monaltiche Kaufkraft je Haushalt, 2018 < 4.000 € (6) < 4.200 € (10) Lamerdingen < 4.400 € (9) 4.866 < 4.600 € (10) < 4.800 € (5) >= 4.800 € (5) Buchloe 4.256 Waal 4.470 Rieden Jengen 4.253 4.172 Baisweil Germaringen Pforzen Oberostendorf 4.306 4.597 4.482 4.664 Westendorf Ronsberg Eggenthal Irsee 5.180 Kaltental 4.242 4.400 5.290 4.514 Stöttwang Obergünzburg Friesenried Mauerstetten 4.070 Osterzell 4.162 4.866 4.893 4.250 Untrasried 4.232 Aitrang Günzach Biessenhofen Bidingen 4.427 3.632 Ruderatshofen4.549 4.164 4.703 Rettenbach am Auerberg Unterthingau 4.219 4.637 Kraftisried Marktoberdorf 4.483 3.979 Stötten am Auerberg 4.173 Wald Lengenwang Görisried 4.102 4.541 Lechbruck am See 4.471 3.967 Gemeindenamen Rückholz Seeg Roßhaupten Mittlere monatliche Kaufkraft 4.512 4.124 4.274

Nesselwang Rieden am Forggensee Hopferau 4.737 3.941 Eisenberg Halblech 4.019 3.808 4.703 Füssen Schwangau Pfronten 4.087 4.173 3.540

Landkreis insgesamt: Mittlere monatliche Kaufkraft: 4.189 €

Bayern: Mittlere monatliche Kaufkraft: 4.265 €

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019 nach Daten des Instituts Nexiga, erschienen 2018

86 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Teilindikator 7.2: Mittlere monatliche Kaufkraft unter 1.500 € Eine exemplarische Darstellung des prozentualen Anteils der Haushalte mit einer mo- natlichen Kaufkraft von unter 1.500 € an allen Haushalten auf Gemeindeebene findet sich in den Darstellungen 37 und 38. Bei diesem Teilindikator zeigt sich, dass in den Mittleren Gemeinden die durchschnitt- liche monatliche Kaufkraft zwar minimal niedriger war, der Anteil der Haushalte mit einer Kaufkraft unter 1.500 € aber sehr viel niedriger liegt als in den beiden anderen Gemeindegrößenklassen. Hier ist die Heterogenität in den Einkommensverhältnissen also etwas geringer ausgeprägt. Über alle Haushalte hinweg liegt der Anteil der Haus- halte mit einer mittleren monatlichen Kaufkraft von unter 1.500 € im Landkreis Ostall- gäu bei 26,8, und damit nur etwas geringer als der Wert des gesamtbayerischen Durch- schnittes (27,3). Der höchste Anteil wird für die Großen Gemeinden ausgewiesen (29,5 %). Generell zeigt die regionale Verteilung naturgemäß – sozusagen spiegelbild- lich – Ähnlichkeiten zu den Ergebnissen des Indikators 7.1. Der höchste Anteil findet sich mit 34,6 in Seeg, der niedrigste in Biessenhofen (13,4). Es fällt die hohe Streu- breite der Werte auf, sowie eine doch größere Anzahl an Gemeinden, in denen ein größerer Anteil von Haushalten mit einer geringen durchschnittlichen monatlichen Kauf- kraft zu finden ist. Die nachfolgenden Übersichten gibt die zweite Dimension der Einkommenssituation im Landkreis Ostallgäu für die Gemeindegrößenklassen und die Regionen im Vergleich zum Landkreis und Bayern wieder. Anteil der Haushalte mit einer durchschnittlichen monatlichen Kaufkraft von unter 1.500 € im Landkreis Ostallgäu nach Gemeindegrößenklassen, 2018 und 2012 Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Indikator 7.2 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Anteil der Haushalte mit einer mittleren mo- 28,0 21,5 29,5 26,8 27,3 natlichen Kaufkraft un- ter 1.500 € 2018 Anteil der Haushalte mit einer mittleren monatli- 28,0 23,1 30,3 27,7 28,0 chen Kaufkraft unter 1.500 € 2012 Vergleich 18 mit 12 100,2% 93,0% 97,4% 96,8% 97,4% (12 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019 nach Daten des Instituts Nexiga, erschienen in 2018

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 87 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Die Analyse der Werte auf Ebene der Regionen im Landkreis Ostallgäu zeigt eine Diffe- renzierung zwischen den Regionen Nord und Mitte auf der einen Seite sowie der Region Süd auf der anderen Seite. Dies entspricht im Großen und Ganzen der Situation wie im Jahr 2012, wobei die Werte über den gesamten Landkreis hinweg zurückgegangen sind. Im Vergleich mit den bayerischen Werten fällt dieser Rückgang im Landkreis Ostallgäu sogar noch etwas höher aus und hat sich über alle Regionen hinweg relativ gleichmäßig vollzogen. Anteil der Haushalte mit einer durchschnittlichen monatlichen Kaufkraft von unter 1.500 € im Landkreis Ostallgäu nach Regionen, 2018 und 2012

Landkreis Region Nord Region Mitte Region Süd Bayern Indikator 7.2 Ostallgäu Anteil der Haushalte mit einer mittleren mo- 25,4 25,8 29,0 26,8 27,3 natlichen Kaufkraft un- ter 1.500 € 2018 Anteil der Haushalte mit einer mittleren monatli- 26,3 26,7 29,9 27,7 28,0 chen Kaufkraft unter 1.500 € 2012

Vergleich 18 mit 12 96,4% 96,5% 96,9% 96,8% 97,4% (12 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019 nach Daten des Instituts Nexiga, erschienen in 2018

88 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Einzelindikatoren

Darstellung 37: Zahl der Haushalte und Verteilung nach der jährlichen Kaufkraft der Haushalte im Landkreis Ostallgäu in Prozent, 2018

18.000 € - 31.200 € - 43.200 € - Haushalte Unter Gemeinde unter unter unter Über 60.000 € insgesamt 18.000 € 31.200 € 43.200 € 60.000 € Aitrang 890 24,9 % 32,8 % 17,5 % 14,4 % 10,3 % Baisweil 536 29,1 % 32,3 % 15,9 % 14,4 % 8,4 % Bidingen 698 28,8 % 34,0 % 16,2 % 12,3 % 8,7 % Biessenhofen 1.781 13,4 % 37,2 % 18,3 % 21,6 % 9,5 % Buchloe, St 6.017 26,3 % 30,9 % 17,5 % 13,8 % 11,5 % Eggenthal 532 30,6 % 35,9 % 16,7 % 9,8 % 7,0 % Eisenberg 511 31,3 % 34,2 % 16,6 % 10,0 % 7,8 % Friesenried 643 27,4 % 32,5 % 16,8 % 13,7 % 9,6 % Füssen, St 8.571 33,5 % 31,4 % 15,4 % 11,4 % 8,2 % Germaringen 1.612 23,6 % 32,4 % 17,7 % 15,5 % 10,7 % Görisried 566 27,7 % 35,2 % 15,9 % 10,8 % 10,4 % Günzach 617 34,0 % 32,6 % 16,2 % 9,6 % 7,6 % Halblech 1.594 17,6 % 27,7 % 20,5 % 21,4 % 12,7 % Hopferau 521 30,5 % 34,2 % 17,5 % 10,4 % 7,5 % Irsee, M 658 20,1 % 28,7 % 18,7 % 20,7 % 11,9 % Jengen 1.045 33,3 % 32,8 % 15,8 % 8,7 % 9,4 % Kaltental, M 677 21,6 % 41,1 % 15,5 % 13,1 % 8,7 % Kraftisried 306 21,2 % 38,6 % 18,6 % 13,1 % 8,5 % Lamerdingen 801 27,8 % 34,5 % 17,6 % 9,9 % 10,2 % Lechbruck am See 1.278 30,3 % 32,1 % 15,6 % 13,1 % 9,0 % Lengenwang 581 26,9 % 33,6 % 15,0 % 15,5 % 9,1 % Marktoberdorf, St 8.961 27,9 % 31,7 % 18,1 % 12,9 % 9,4 % Mauerstetten 1.364 15,6 % 36,1 % 18,0 % 20,1 % 10,3 % Nesselwang, M 1.688 29,6 % 32,4 % 15,6 % 13,6 % 8,8 % Obergünzburg, M 2.925 20,2 % 32,2 % 17,6 % 20,3 % 9,7 % Oberostendorf 560 26,8 % 32,0 % 16,4 % 15,4 % 9,5 % Osterzell 290 23,1 % 31,7 % 18,6 % 15,5 % 11,0 % Pforzen 960 30,0 % 33,3 % 16,7 % 9,5 % 10,5 % Pfronten 4.071 22,0 % 32,5 % 20,1 % 15,0 % 10,5 % Rettenbach am Auerberg 334 31,1 % 31,4 % 17,4 % 12,0 % 8,1 % Rieden 554 28,0 % 32,3 % 16,8 % 14,4 % 8,5 % Rieden am Forggensee 581 25,3 % 34,3 % 17,6 % 11,4 % 11,5 % Ronsberg, M 716 20,4 % 31,4 % 20,1 % 17,2 % 10,9 % Roßhaupten 1.025 25,5 % 33,0 % 17,4 % 14,2 % 10,0 % Rückholz 327 28,1 % 32,1 % 15,6 % 13,5 % 10,7 % Ruderatshofen 761 25,6 % 33,0 % 16,3 % 15,2 % 9,9 % Schwangau 1.601 30,2 % 29,9 % 15,2 % 14,9 % 9,7 % Seeg 1.263 34,6 % 34,0 % 15,0 % 8,2 % 8,2 % Stötten a.Auerberg 790 30,3 % 34,4 % 16,1 % 12,4 % 6,8 % Stöttwang 778 30,7 % 31,5 % 17,1 % 9,6 % 11,1 % Unterthingau, M 1.154 21,6 % 33,0 % 17,8 % 18,1 % 9,5 % Untrasried 618 28,2 % 33,3 % 16,8 % 13,9 % 7,8 % Waal, M 976 27,6 % 33,1 % 16,4 % 11,8 % 11,2 % Wald 495 27,9 % 36,8 % 17,6 % 11,1 % 6,7 % Westendorf 755 25,0 % 34,3 % 18,8 % 11,7 % 10,2 % Landkreis Ostallgäu 63.982 26,8 % 32,5 % 17,2 % 13,9 % 9,6 % Bayern 6.338.779 27,3 % 30,4 % 18,0 % 13,8 % 10,4 % Deutschland 40.950.285 31,4 % 31,0 % 17,0 % 11,6 % 9,0 % Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019 nach Daten des Instituts Nexiga

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 89 Einzelindikatoren Sozialraumanalyse

Darstellung 38: Einkommenssituation im Landkreis Ostallgäu II, Anteil der Haushalte mit monatlichen Nettoeinkünften unter 1.500 €, 2018

< 21 % (7) Lamerdingen < 24 % (6) 27,8 < 27 % (8) < 30 % (12) >= 30 % (13) Buchloe 26,3 Waal 27,6 Jengen 33,3 Oberostendorf Rieden 26,8 Germaringen Baisweil 28,0 29,1 23,6 Pforzen Eggenthal 30,0 Westendorf Ronsberg 30,6 Irsee 25,0 Kaltental 20,4 20,1 21,6

Obergünzburg Friesenried Stöttwang 20,2 27,4 30,7 Osterzell Mauerstetten 23,1 Untrasried 15,6 Günzach 28,2 Ruderatshofen Bidingen 34,0 Aitrang 25,6 28,8 24,9 Biessenhofen 13,4 Kraftisried Marktoberdorf Rettenbach am Auerberg 21,2 Unterthingau 27,9 31,1 21,6 Wald Stötten am Auerberg 27,9 Gemeindenamen 30,3 Anteil der Haushalte mit einer Kaufkraft Görisried Lengenwang Lechbruck unter 1.500 € 27,7 26,9 30,3 Rückholz Roßhaupten 25,5 28,1 Seeg 34,6 Rieden am Forggensee Nesselwang 25,3 Eisenberg 29,6 Hopferau Halblech 31,3 30,5 17,6

Pfronten Füssen Schwangau 22,0 33,5 30,2 Landkreis insgesamt: Anteil der Haushalte unter 1.500 € Kaufkraft: 26,8 % Bayern: Anteil der Haushalte unter 1.500 € Kaufkraft: 27,3 %

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019 nach Daten des Instituts Nexiga, erschienen 2018

90 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Landkreis im Vergleich

5. Der Landkreis Ostallgäu im Vergleich zu Bayern

Um die Ergebnisse der Sozialraumanalyse für den Landkreis Ostallgäu in einen größeren Zusammenhang einordnen zu können, wurde als Vergleichsmaßstab der Freistaat Bayern gewählt. Zu den verwendeten Indikatoren wurden deshalb gesamtbayerische Vergleichsdaten des Bayerischen Landesamtes für Statistik, der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB), dem Institut Nexiga, der Bundesagentur für Arbeit (BA) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) herangezogen. Der bayernweite Vergleich ist insofern sinnvoll und statthaft, da sich die Struktur des Landkreises Ostallgäu ähnlich vielfältig wie der gesamte Freistaat Bayern darstellt. So gibt es neben städtischen Verdichtungsräumen eine Vielzahl kleiner, ländlich geprägter Gemeinden. Für den Vergleich wurden zwei Teilindizes ermittelt, die Bayern jeweils gleich 100 setzen. Im Hinblick auf die jugendhilfespezifische Fragestellung wurde dem Teilindex „Jugendhilfeindex“ über alle Teilindikatoren ein Gewicht von insgesamt 60 % am Ge- samtindex zugeordnet. Insofern ergibt sich für den zweiten Teilindex „Sozialräumlicher Index“ ein Gewicht von 40 %. Die detaillierten internen Gewichtungen innerhalb der je- weiligen Indizes, und damit auch deren Zusammensetzung, ergeben sich aus den in Kapitel 3 dargestellten Tabellen und den beiden Darstellungen 39 und 41. Die Teilindizes können selbstverständlich – je nach Ziel- und Fragestellung – auch ge- trennt voneinander betrachtet und interpretiert werden. Der Teilindex „Jugendhilfeindex“ besteht aus vier Indikatoren. Die genaue Gewichtung der Teilbereiche zeigt die Darstellung 39.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 91 Landkreis im Vergleich Sozialraumanalyse

Darstellung 39: Gewichtung der Indikatoren im Teilindex „Jugendhilfeindex“

Jugendkriminalität 10,0%

Scheidungen Erzieherische 16,7% Hilfen 40,0%

Kinder alleinerziehender Eltern 33,3% Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Der Landkreis Ostallgäu steht bei dem Jugendhilfeindex mit einem Wert von 87,4 deut- lich besser da als der bayerische Gesamtdurchschnitt. Zu beachten ist hierbei, dass niedrigere Werte eine vergleichsweise günstigere Situation beschreiben. Dominiert werden die Werte von dem bereits mehrmals beschriebenen Gefälle zwischen Großen und Mittleren bzw. Kleinen Gemeinden. Die höchsten Werte, auch leicht über dem bayerischen Durchschnitt, finden sich in den Großen Gemeinden. Die Werte innerhalb der Gemeindegrößenklassen differieren jedoch sehr stark. Die höchsten Werte des Landkreises werden für die Kleine Gemeinde Lechbruck (131,0) ausgewiesen. Höhere Werte konzentieren sich damit unter anderem im Zentrum des Landkreises, sowie in südlichen Gemeinden. Insgesamt fällt vor allem die hohe Streuung der Werte über den Landkreis hinweg ins Auge (vgl. Darstellung 40). Die nachfolgende Übersicht gibt die Indexwerte für die Gemeindegrößenklassen im Ver- gleich zum Landkreis und Bayern wieder.

92 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Landkreis im Vergleich

Teilindex „Jugendhilfeindex“ nach Gemeindegrößenklassen im Jahresmittel 2016 – 2018, Bayern = 100 Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Jugendhilfeindex 2018 77,6 83,1 102,8 87,4 100

Jugendhilfeindex 2013 62,1 87,4 92,9 73,3 100

Jugendhilfeindex 2008 64,5 98,2 110,6 86,3 100

Jugendhilfeindex 2004 44,5 56,7 89,9 58,2 100

Vergleich 18 mit 13 125,0 % 95,2 % 110,6 % 119,2 % - (13 = 100 %)

Vergleich 18 mit 08 120,3 % 84,7 % 92,9 % 101,2 % - (08 = 100 %)

Vergleich 18 mit 04 174,5 % 146,7 % 114,4 % 150,1 % - (04 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die Auswertung der Daten auf Ebene der einzelnen Regionen zeigt entsprechend höhere Werte in der Region Süd. In allen Regionen haben sich Anstiege ergeben, jedoch fielen diese in der Region Süd am spürbarsten aus.

Teilindex „Jugendhilfeindex“ nach Regionen im Jahresmittel 2016 – 2018, Bayern = 100 Region Region Region Landkreis Bayern Nord Mitte Süd Ostallgäu Jugendhilfeindex 2018 81,4 85,8 97,0 87,4 100

Jugendhilfeindex 2013 75,3 81,0 77,5 73,3 100

Jugendhilfeindex 2008 81,0 82,9 97,2 86,3 100

Jugendhilfeindex 2004 56,8 64,1 64,8 58,2 100

Vergleich 18 mit 13 108,0 % 105,9 % 125,2 % 119,2 % - (13 = 100 %)

Vergleich 18 mit 08 100,5 % 103,5 % 99,9 % 101,2 % - (08 = 100 %)

Vergleich 18 mit 04 143,3 % 133,7 % 149,8 % 150,1 % - (04 = 100 %)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 93 Landkreis im Vergleich Sozialraumanalyse

Darstellung 40: Teilindex „Jugendhilfeindex“ 2016 – 2018 im Landkreis Ostallgäu im Vergleich zu Bayern < 55 (8) < 65 (8) Lamerdingen < 75 (2) 53,4 < 85 (10) >= 85 (17) Buchloe 85,3 Waal 112,5 Rieden Jengen 113,9 62,1

Baisweil Germaringen Pforzen Oberostendorf 42,9 82,1 78,8 35,4 Westendorf Ronsberg Eggenthal 75,9 Irsee Kaltental 84,1 91,6 58,1 62,1 Stöttwang Friesenried Mauerstetten Obergünzburg 111,9 Osterzell 44,7 83,4 97,1 84,8 Untrasried 82,4 Biessenhofen Aitrang Günzach 89,7 Bidingen 89,7 93,0 105,8 Ruderatshofen 55,8 Rettenbach am Auerberg Unterthingau 46,3 58,7 Kraftisried Marktoberdorf 78,7 102,1 Stötten am Auerberg Gemeindenamen 69,8 Jugendhilfeindex Wald Lengenwang Görisried 38,9 49,2 Lechbruck am See 55,9 131,0 Rückholz Seeg Roßhaupten 24,2 78,5 129,7 Rieden am Forggensee Nesselwang Hopferau 57,7 96,5 Eisenberg Halblech 88,3 72,9 57,8 Füssen Schwangau Pfronten 79,0 85,8 121,0

Landkreis insgesamt: Jugendhilfeindex = 87,4 Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

94 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Landkreis im Vergleich

Der Sozialräumliche Index setzt sich aus insgesamt drei Indikatoren mit unterschied- licher Gewichtung zusammen.

Darstellung 41: Gewichtung der Indikatoren im Teilindex „Sozialräumlicher Index“

Einkommen 27,1%

SGB II-Empfänger 45,7%

Arbeitslosigkeit 27,1%

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Der Landkreis Ostallgäu steht bezüglich des Sozialräumlichen Indexes im Vergleich zu Bayern mit 68,3 deutlich besser da. Die Werte zeigen in der regionalen Übersicht Ähnlichkeiten mit der Darstellung der Werte des Jugendhilfeindexes: Auch hier fällt die Streuung über den gesamten Landkreis auf. Der niedrigste Wert findet sich bei diesem Teilindikator in Osterzell (32,0), den höchsten Wert weist hier Rieden (112,0) auf (vgl. Darstellung 42). Bei der Betrachtung der Werte nach Gemeindegrößenklassen wird ein deutliches Gefälle zwischen den Großen Gemeinden auf der einen Seite und den Mittleren und Kleinen Gemeinden auf der anderen Seite sichtbar, wobei die Werte der Mittleren Gemeinden sogar noch etwas niedriger als die der Kleinen Gemeinden liegen. Insgesamt hat sich die Situation im Landkreis Ostallgäu stabil entwickelt. Auf Ebene der einzelnen Gemeindegrößenklassen wird sichtbar, dass sowohl in den Kleinen wie auch in den Großen Gemeinden leichte Anstiege zu verzeichnen waren, während die Werte in den Mittleren Gemeinden um fast 15 % doch deutlich zurück gegangen sind. Die nachfolgende Übersicht gibt die Indexwerte für die Gemeindegrößenklassen im Vergleich zum Landkreis und Bayern insgesamt wieder.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 95 Landkreis im Vergleich Sozialraumanalyse

Teilindex „Sozialräumlicher Index“ nach Gemeindegrößenklassen im Jahresmittel 2016 – 2018, Bayern = 100 Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Sozialräumlicher Index 58,8 55,9 89,5 68,3 100 2018 Sozialräumlicher Index 2013 55,2 64,8 84,2 67,1 100

Sozialräumlicher Index 2008 43,7 53,6 70,1 54,7 100

Sozialräumlicher Index 2004 84,0 91,3 97,1 89,3 100

Vergleich 18 mit 13 106,6 % 86,2 % 106,4 % 101,8 % - (13 = 100 %)

Vergleich 18 mit 08 134,6 % 104,3 % 127,7 % 124,9 % - (08 = 100 %)

Vergleich 18 mit 04 70,0 % 61,2 % 92,2 % 76,5 % - (04 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Die Auswertung auf Ebene der Regionen zeigt wieder eine Verschiebung der Schwerpunkte. Während im Jahr 2013 die Region Süd den höchsten Wert aufwies, war es in der aktuellen Analyse die Region Mitte. Dies ist die einzige Region, in der ein Anstieg der Werte zu verzeichnen war, während es in den anderen beiden Regionen kleinere Rückgänge gab.

Teilindex „Sozialräumlicher Index“ nach Regionen im Jahresmittel 2016 – 2018, Bayern = 100 Region Region Region Landkreis Bayern Nord Mitte Süd Ostallgäu Sozialräumlicher Index 59,7 77,8 70,5 68,3 100 2018 Sozialräumlicher Index 2013 60,7 68,3 74,1 67,1 100

Sozialräumlicher Index 2008 45,3 54,4 66,6 54,7 100

Sozialräumlicher Index 2004 86,8 89,1 102,4 89,3 100

Vergleich 18 mit 13 98,5 % 113,9 % 95,1 % 101,8 % - (13 = 100 %)

Vergleich 18 mit 08 132,0 % 143,0 % 105,8 % 124,9 % - (08 = 100 %)

Vergleich 18 mit 04 68,8 % 87,3 % 68,8 % 76,5 % - (04 = 100 %) Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

96 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Landkreis im Vergleich

Darstellung 42: Sozialräumlicher Index 2016 – 2018 im Landkreis Ostallgäu im Vergleich zu Bayern

< 45 (5) < 50 (8) Lamerdingen < 55 (7) 61,0 < 60 (6) >= 60 (19) Buchloe 72,3 Waal 45,9 Rieden Jengen 112,0 46,0 Baisweil Germaringen Pforzen Oberostendorf 60,3 50,8 58,0 43,9 Westendorf Eggenthal Ronsberg 61,5 Kaltental 74,3 Irsee 49,8 58,1 47,5 Stöttwang Obergünzburg Friesenried Mauerstetten 51,5 Osterzell 63,6 32,4 42,3 Untrasried 32,0 Biessenhofen 47,2 Aitrang Günzach 57,3 Bidingen 86,8 47,9 Ruderatshofen 80,9 58,2 Rettenbach am Auerberg Unterthingau 42,6 Kraftisried 59,4 Marktoberdorf 59,3 99,8 Stötten am Auerberg Gemeindenamen 61,4 Sozialräumlicher Index Wald Lengenwang Görisried 52,1 61,4 Lechbruck am See 48,8 76,5 Rückholz Seeg Roßhaupten 61,3 67,4 63,2 Rieden am Forggensee Nesselwang Hopferau 54,2 51,1 Eisenberg Halblech 46,7 83,0 52,0 Füssen Schwangau Pfronten 52,9 60,0 91,4 Landkreis insgesamt: Sozialräumlicher Index = 68,3

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 97 Landkreis im Vergleich Sozialraumanalyse

In der Zusammenschau von Jugendhilfe- und Sozialräumlichem Index entsteht der Gesamtindex für die Sozialraumanalyse. Der Landkreis Ostallgäu hat sich – wie bereits kurz angesprochen – entschlossen, dem Jugendhilfeindex ein Gewicht von 60 % zuzu- messen, dem Sozialräumlichem Index entsprechend 40 % am Gesamtindex. Daraus er- gibt sich eine Gewichtung der einzelnen Indizes im Gesamtindex wie in der folgenden Abbildung dargestellt (vgl. Darstellung 43 ).

Darstellung 43: Gewichtung der Indikatoren im Gesamtindex

Scheidungen Jugendkriminalität 10,0% 6,0%

Erzieherische Kinder Hilfen leinerziehender 24,0% Elternteile 20,0%

Einkommen 10,9% SGB II-Empfänger 18,3% Arbeitslosigkeit 10,9% Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Der aus der Zusammenführung dieser beiden Teilindizes resultierende Gesamtwert liegt mit 79,7 deutlich günstiger als der bayerische Vergleichswert von 100. Die regionale Verteilung ist – wie aufgrund der internen Gewichtung tendenziell zu erwarten war – dem Jugendhilfeindex ähnlich. Auch hier ist ein Gefälle zwischen den Großen Gemein- den und den Mittleren bzw. Kleinen Gemeinden zu sehen. Außerdem fällt jedoch die heterogene Struktur innerhalb der Gemeindegrößenklassen ins Auge. Ferner ist mit einem minimalen Gesamtindex von 38,8 in der Gemeinde Oberostendorf und einem maximalen Gesamtindex von 113,1 in Rieden auf die große Spannweite der Werte innerhalb des Landkreises hinzuweisen (vgl. Darstellung 44). Die nachfolgende Über- sicht gibt die Indexwerte für die Gemeindegrößenklassen im Vergleich zum Landkreis und Bayern wieder.

98 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Landkreis im Vergleich

Gesamtindex nach Gemeindegrößenklassen, Bayern = 100 Mittlere Kleine Große Landkreis Bayern Gemeinden Gemeinden Gemeinden Ostallgäu Gesamtindex 2018 70,1 72,2 97,5 79,7 100

Gesamtindex 2013 59,3 78,3 89,4 70,8 100

Gesamtindex 2008 56,2 80,4 94,4 73,6 100

Gesamtindex 2004 59,9 70,2 92,7 70,3 100

Vergleich 18 mit 13 118,2 % 92,2 % 109,0 % 112,6 % - (13 = 100 %)

Vergleich 18 mit 08 124,7 % 89,9 % 103,3 % 108,3 % - (08 = 100 %)

Vergleich 18 mit 04 117,1 % 103,0 % 105,2 % 113,4 % - (04 = 100 %)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Der Vergleich der Werte über die Zeit zeigt einen Anstieg im Landkreis Ostallgäu. Dieser hat sich vor allem in den Kleinen Gemeinden, sowie in der Region Süd vollzogen. Die Analyse nach Regionen zeigt, dass die Werte in der Region Mitte und der Region Süd weiter auf ähnlichem Niveau liegen, aber auch in der Region Nord angestiegen sind. Gesamtindex nach Regionen, Bayern = 100 Region Region Region Landkreis Bayern Nord Mitte Süd Ostallgäu Gesamtindex 2018 72,7 82,6 86,4 79,7 100

Gesamtindex 2013 69,5 75,9 76,2 70,8 100

Gesamtindex 2008 66,7 71,5 84,9 73,6 100

Gesamtindex 2004 68,5 73,9 79,4 70,3 100

Vergleich 18 mit 13 104,7 % 108,8 % 113,4 % 112,6 % - (13 = 100 %)

Vergleich 18 mit 08 109,0 % 115,5 % 101,7 % 108,3 % - (08 = 100 %)

Vergleich 18 mit 04 106,2 % 111,8 % 108,8 % 113,4 % - (04 = 100 %)

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 99 Landkreis im Vergleich Sozialraumanalyse

Darstellung 44: Gesamtindex: Jugendhilfe- und Sozialräumlicher Index 2016 – 2018 im Landkreis Ostallgäu im Vergleich zu Bayern

< 55 (8) < 65 (9) Lamerdingen < 75 (12) 56,4 < 85 (7) >= 85 (9) Buchloe 80,1 Waal 85,9 Rieden Jengen 113,1 55,7 Baisweil Germaringen Pforzen Oberostendorf 49,9 69,6 70,5 38,8 Westendorf Ronsberg Eggenthal Irsee 70,1 Kaltental 70,4 84,7 58,1 56,3 Stöttwang ObergünzburgFriesenried Mauerstetten 87,7 Osterzell 83,7 39,8 66,9 Untrasried 63,7 Biessenhofen 68,3 Aitrang Günzach 76,8 Bidingen 90,5 72,9 Ruderatshofen 95,8 56,8 Rettenbach am Auerberg Unterthingau 44,8 58,9 Gemeindenamen Kraftisried Marktoberdorf Gesamtindex 71,0 101,2Stötten am Auerberg 66,4 Wald Lengenwang Görisried 44,2 54,1 Lechbruck am See 53,0 109,2 Rückholz Seeg Roßhaupten 39,1 74,0 103,1 Rieden am Forggensee Nesselwang Hopferau 56,3 78,3 Eisenberg Halblech 71,7 77,0 55,5 Schwangau Pfronten Füssen Landkreis insgesamt: 109,1 68,6 Gesamtindex = 79,7 75,5

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

100 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Landkreis im Vergleich 6. Die Sozialraumanalysen von 2016 – 2018, 2011 – 2013, 2006 – 2008 und 2001 – 2003 im Vergleich

In den nachfolgenden Darstellungen 45–47 sind die Veränderungen des Jugendhilfein- dexes, des Sozialräumlichen Indexes und des Gesamtindexes im Vergleich zu den vor- hergehenden Sozialraumanalysen für die Jahre 2001 – 2003, 2006 – 2008 und 2011 – 2013 wiedergegeben. Bei der Interpretation dieser Veränderungen ist zu beachten, dass die Indizes der beiden Sozialraumanalysen – wie in Kapitel 5.1 beschrieben – im Ver- gleich zu den gesamtbayerischen Verhältnissen gebildet wurden. Für beide Sozialraum- analysen wurden die bayerischen Vergleichswerte jeweils als 100 (Prozent) definiert. In der Praxis bedeutet dies, dass bei einem Zuwachs von z.B. 10 Indexpunkten in einer Gemeinde, sich diese Gemeinde im Vergleich zu Bayern um 10 Punkte verschlechtert hat. Die Veränderungen bei den einzelnen Indikatoren selbst können dabei höher (oder aber auch niedriger) ausfallen, je nachdem wie sich der jeweilige Indikator in Bayern verändert hat.

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 101 Landkreis im Vergleich Sozialraumanalyse

Darstellung 45: Entwicklung des Jugendhilfeindex im Landkreis Ostallgäu für die Sozialraumanalysen, Vergleich der absoluten Werte

Jugendhilfeindex 2001 - 2003 Jugendhilfeindex 2006 - 2008 Lamerdingen Jugendhilfeindex 2011 - 2013 Jugendhilfeindex 2001 - 2003 Buchloe

Waal Rieden Jengen

Baisweil Germaringen Pforzen Oberostendorf

Westendorf Ronsberg Eggenthal Kaltental Irsee Stöttwang Obergünzburg Friesenried Mauerstetten Osterzell Untrasried Biessenhofen Aitrang Günzach Bidingen Ruderatshofen Rettenbach am Auerberg

Kraftisried Marktoberdorf Unterthingau Stötten am Auerberg

Wald Görisried Lengenwang Lechbruck am See

Rückholz Roßhaupten Seeg

Rieden am Forggensee Nesselwang Hopferau Eisenberg Halblech Schwangau Pfronten Füssen

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

102 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Sozialraumanalyse Landkreis im Vergleich

Darstellung 46: Entwicklung des Sozialräumlichen Index im Landkreis Ostallgäu für die Sozialraumanalysen, Vergleich der absoluten Werte

Sozialräumlicher Index 2001 - 2003 Sozialräumlicher Index 2006 - 2008 Sozialräumlicher Index 2011 - 2013 Lamerdingen Sozialräumlicher Index 2016 - 2018

Buchloe

Waal Rieden Jengen

Baisweil Germaringen Pforzen Oberostendorf

Westendorf Ronsberg Eggenthal Kaltental Irsee Stöttwang Obergünzburg Friesenried Mauerstetten Osterzell Untrasried Biessenhofen Aitrang Günzach Bidingen Ruderatshofen Rettenbach am Auerberg

Kraftisried Marktoberdorf Unterthingau Stötten am Auerberg

Wald Görisried Lengenwang Lechbruck am See

Rückholz Roßhaupten Seeg

Rieden am Forggensee Nesselwang Hopferau Eisenberg Halblech Schwangau Pfronten Füssen

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu 103

Landkreis im Vergleich Sozialraumanalyse

Darstellung 47: Entwicklung des Gesamtindex im Landkreis Ostallgäu für die Sozialraumanalysen, Vergleich der absoluten Werte

Gesamtindex 2001 - 2003 Gesamtindex 2006 - 2008 Lamerdingen Gesamtindex 2011 - 2013 Gesamtindex 2016 - 2018 Buchloe

Waal Rieden Jengen

Baisweil Germaringen Pforzen Oberostendorf

Westendorf Ronsberg Eggenthal Kaltental Irsee Stöttwang Obergünzburg Friesenried Mauerstetten Osterzell Untrasried Biessenhofen Aitrang Günzach Bidingen Ruderatshofen Rettenbach am Auerberg

Kraftisried Marktoberdorf Unterthingau Stötten am Auerberg

Wald Görisried Lengenwang Lechbruck am See

Rückholz Roßhaupten Seeg

Rieden am Forggensee Nesselwang Hopferau Eisenberg Halblech Schwangau Pfronten Füssen

Quelle: Jugendhilfeplanung im Landkreis Ostallgäu, SAGS 2019

104 Jugendhilfeplanung Landkreis Ostallgäu Landratsamt Ostallgäu Schwabenstraße 11 · 87616 Marktoberdorf Tel. 08342 911-444 · Fax 08342 911-551 www.ostallgaeu.de · [email protected]