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ISSN 1865-5149 Parlamentsarmee Soldat in Welt undKirche Die ZeitschriftdesKatholischenMilitärbischofsfürdieDeutscheBundeswehr beim Weltjugendtag und Soldatenwaren Junge Soldatinnen JA oderNEIN in Köln: Weltfriedenstag führen insVerderben 02I19 NationaleEgoismen Editorial

stellt sieimmermitAussichtaufErfolgdenAntragZu- in VorgesprächenmitdenRegierungsfraktionengesichert, Vorhaben eineeigeneRegierungsmehrheithat.Istdiese den sieimParlamentstellenmöchte,dasszudiesem in denvonihnengetragenenFraktionenvorjedemAntrag, Die Exekutive,alsodieBundesregierung,vergewissertsich eine eigeneMehrheitinAbstimmungenfürihreVorhaben. Regierung inunseremLandverfügtderRegelimmerüber rungen derWeimarerRepubliktatenihrÜbrigeshinzu.Eine cke bestimmensollte.DieleidvollenErfahrungenderRegie- gemeinhin so,dasseinestarkeBundesregierungdieGeschi- des GrundgesetzesimMaidiesesJahresvornun75Jahren der BundesrepublikDeutschlandundVerabschiedung sere FragedieBundesregierung.NunwaresmitGründung Antragsteller istimmerdieExekutive,alsobezogenaufun- in einenbewaffnetenEinsatz? Antrag aufEntsendungdeutscherSoldatinnenundSoldaten steller. Esgiltalsozuerstdanachzufragen:Werstellteden heitsbeschluss imDeutschenBundestagohneeinenAntrag- für diesenBundestagsbeschlussgewesenist.KeinMehr- Selten wirddanachgefragt,wereigentlichderAntragsteller beschlossen unddeshalbkommenwirdiesemWillennach.“ „Der DeutscheBundestag,alsodasParlament,hatdiesso zogenen LandesverteidigunggutenGewissensverrichten: leicht auchzukünftigeinenDienstjenseitsderbündnisbe- ersten Begründunggerne,warumsiegegenwärtigundviel- Darüber hinauserinnernSoldatinnenundSoldatenineiner Einzug indiepolitischenAnalysenundRedengehaltenhat. lichkeit nach,diebereitsseitlängeremunwidersprochen Diese AusgabegehtinihremSchwerpunktteileinerBegriff- © KS / Doreen Bierdel Lektorat Bildredakteurin, Layout Redakteurin Redakteur Chefredakteur soldatenseelsorge.de E-Mail: kompass@katholische- Telefon: +49(0)3020617-421 10117 Am Weidendamm2 KOMPASS. SoldatinWeltundKirche Redaktionsanschrift ISSN 1865-5149 KOMPASS. SoldatinWeltundKirche Impressum Schwester Irenäa BauerOSF Jörg Volpers(JV) Friederike Frücht(FF) Josef König(JK) DoreenBierdel zeichneten Beiträge gebennichtunbe- Die mitNamen oderInitialengekenn- Hinweis Kürzung vor. behält sichdieRedaktiondasRecht auf Bei VeröffentlichungvonLeserbriefen Leserbriefe 40477 Düsseldorf Carl-Mosterts-Platz 1 Verlag HausAltenberg Verlag, DruckundVertrieb für dieDeutscheBundeswehr Der KatholischeMilitärbischof Herausgeber Liebe LeserinnenundLeser. auch derTenordesKommentarsindieserAusgabe. ler hatimmerdieHauptverantwortungfürseinHandeln,so zuerst feststellen,werdemzugestimmthat.DerAntragstel- ler füreinenbewaffnetenStreitkräfteeinsatzwarundnicht kann alsodurchausdieFragestellen,werderAntragstel- einer substanziellenUntermauerungnichtstandhält.Man lichkeit eherumeine„Mogelpackung“handelnkönnte,die fassend rechtlichzutreffendistoderessichbeiderBegriff- einer „Parlamentsarmee“tatsächlichundinhaltlichvollum- Zu Rechtdarfalsodanachgefragtwerden,obdieRedevon ändern. Manstimmtzuoderistdagegen. Parlament denAntragderBundesregierungimWortlautnicht beteiligungsgesetz“ nichtvorgeschrieben.Auchkanndas mehrheit, denneineZweidrittelmehrheitistim„Parlaments- Opposition angewiesen.EsgenügtdieeinfacheRegierungs- auf dieZustimmungausdenReihenderparlamentarischen heit hat–sonstgäbeesjakeineRegierung–,istsienicht ments einholen.DasieimmereineeigeneRegierungsmehr- te ineinenEinsatzentsendet,dieZustimmungdesParla- Die Bundesregierungmuss,bevorsiebewaffneteStreitkräf- der Bundesregierung. liegt ausschließlichinderVerantwortungundLegitimation auf dieZustimmungdesBundesrates.DieserPolitikbereich den beantragtenEinsatzdeutscherStreitkräfteauchnicht der parlamentarischenOppositionangewiesen.MitBlickauf Zweidrittelmehrheit –aufdieZustimmungausdenReihen gewiss undsieistnicht–mitAusnahmeeinergeforderten stimmung imDeutschenBundestag.EineMehrheitistihr Social Media www.katholische-militaerseelsorge.de Internet ausgeschlossen. in WeltundKirche Preisausschreiben in werden. BeiallenVerlosungenund Internet keineHaftungübernommen keine GewährundfürVerweiseindas von ManuskriptenundBildernkann wieder. FürdasunverlangteEinsenden dingt dieMeinungdesHerausgebers Josef König,Chefredakteur ist der Rechtsweg istderRechtsweg KOMPASS. Soldat KOMPASS. Soldat Inhalt

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Titelthema Aus der Militärseelsorge Rubriken Parlamentsarmee JA oder NEIN 16 Reportage vor Ort: 14 zum LKU: Willkür 4 Streitkräfte im Gefüge -Soldaten beim der Verfassung Weltjugendtag in Panama 15 Kolumne des Wehrbeauftragten

6 25 Jahre Parlamentsvorbehalt 20 Weltfriedenstag 2019 in Köln 23 Kompass Glauben – eine Bestandsaufnahme von Dr. Dieter Weingärtner 22 Drei-Königs-Preis 24 Mutige Zeugen: Kriegspfarrer Dr. Josef Maria Reuß 10 Interview mit 27 Weltgebetstag: Dr. Ansgar Rieks Kommt, alles ist bereit! 26 Auf ein Wort

12 Kommentar von Rolf Clement 27 Internationale Soldatenwallfahrt 28 Medien nach Lourdes, 15.–21.5.2019 • Film-Tipp: Winzlinge 13 Staatssekretär Dr. Tauber beim Katholischen Militärbischof 29 Buchvorstellung: 30 Vor 55 Jahren: Gewalt und Gewaltfreiheit Wesentlicher Beitrag zur Gesamterziehung Titelbild: © Bundeswehr / Andrea Bienert 30 VORSCHAU: Unser Titelthema im März 22 29 31 Rätsel 14

UVW" $PHULFDÀ © [M] KS / Bierdel, Foto: fl ickr / Stephanie Kraus (CC BY 2.0) © [M] KS / Bierdel, Foto: fl

Kompass 02I19 3 Streitkräfte im Gefüge der Verfassung

Vertrauen der Mehrheit Titelthema Bundestag Bundeskanzler/in verantwortlich

Bundes- sicherheitsrat Organe zur parlamentarischen Der Bundessicherheitsrat ist Kontrolle der Streitkräfte ein Ausschuss des Bundeskabi- netts. Die geheimen Sitzungen leitet der/die Bundeskanzler/in. Er koordiniert die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesregierung und ist für die Genehmigung von Rüstungs- exporten zuständig. Er kann genehmigt endgültig entscheiden, sofern nicht nach dem Grundgesetz oder einem Bundesgesetz ein Richtlinien- Beschluss der Bundesregierung kompentenz erforderlich ist.

Budget stellt Bedarf fest Bundesminister/in wählt der Verteidigung

prüft Haushalts- Verteidigungs- Befehls- und Kommando- ausschuss ausschuss gewalt im Verteidigungsfall

Kontrolle, auch als Unter- Befehls- und Kommando- suchungsausschuss gewalt im Frieden

Wehrbe- auftragte/r Bundeswehr Schutz von Grundrechten der Soldatinnen und Soldaten

4 Kompass 02I19 ie „Kommission zur Überprüfung und Sicherung der DParlamentsrechte bei der Mandatierung von Auslands- einsätzen der Bundeswehr“, nach dem Namen des ehe- maligen Verteidigungsministers auch „Rühe-Kommission“

genannt, hat nach Abschluss ihrer Arbeit den Bericht am Titelthema 16. Juni 2015 an den Bundestagspräsidenten übergeben. Der Bundestag hatte die Kommission im April 2014 ein- gesetzt. Die Experten – darunter a. D. Wolfgang Schneiderhan und Generalleutnant a. D. Rainer Glatz – sollten einen Vorschlag erarbeiten, wie das Parlament in Zukunft bei der Entscheidung, deutsche Soldaten in den Auslandseinsatz zu entsenden, einbezogen werden soll.

Die Kommission empfahl u. a. eine „gesetzgeberische Klarstellung des Einsatzbegriffs“. Es müsse geklärt wer- den, so der Kommissionsbericht, in welchen Einsätzen ty- pischerweise eine Kampfhandlung nicht zu erwarten und somit eine Zustimmung des Bundestags nicht notwendig sei. Dazu zählen nach Auffassung der Kommission zum Beispiel Ausbildungsmissionen und humanitäre Einsätze. Zugleich macht die Kommission darauf aufmerksam, dass es seit Jahren Diskussionen darüber gibt, ob der Parla- Am 26. Januar 2016 wurde der Entwurf eines Gesetzes mentsvorbehalt in Deutschland die Verlässlichkeit der zur Fortentwicklung der parlamentarischen Beteiligung bei Bundesrepublik insbesondere als NATO-Bündnispartner der Entscheidung über den Einsatz bewaffneter Streitkräf- beeinträchtigt. Dennoch soll es den Parlamentsvorbehalt te im Ausland im Zuge fortschreitender Bündnisintegration auch in Zukunft geben. „Es gab aus unserer Sicht keinen von den CDU/CSU- und SPD-Bundestagsfraktionen vorge- Grund die Parlamentsrechte zu beschränken“, sagte Rühe legt und am 16. März 2016 verabschiedet. Seit diesem nach der Vorstellung des Berichts in Berlin. Vielmehr sei Zeitpunkt wird gerne von der Bundeswehr als „Parlaments- die Debatte im Bundestag ein wichtiges Instrument, um armee“ gesprochen. die Bevölkerung von der Notwendigkeit eines Einsatzes zu JK überzeugen.

„Unser Parlamentsbeteiligungsgesetz ändert nichts daran, dass vorbereitende Maßnahmen und Planungen weiterhin in den Verantwortungsbereich der Exekutive fallen. Es ist und bleibt Aufgabe der Regierung, sich auf denkbare Ent- wicklungen planerisch einzustellen. Die Verantwortung des Parlaments kann erst beginnen, wenn es um den konkreten Einsatz deutscher Soldaten geht.“ MdB Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) am 25. März 2004 in seiner Rede zum „Parlamentsbeteiligungsgesetz“ © KS / Doreen Bierdel

Kompass 02I19 5 25 Jahre

Titelthema Parlamentsvorbehalt – eine Bestandsaufnahme

von Dr. Dieter Weingärtner

Die Leitentscheidung Das Urteil, das das Bundesverfassungsgericht zu bewaff- neten Auslandseinsätzen der Bundeswehr am 12. Juli 1994 verkündete, brachte auch für Fachleute eine Über- raschung mit sich. Dabei war dieses Organstreit-Verfahren an sich schon äußerst ungewöhnlich gewesen. Den An- trag festzustellen, dass die Bundesregierung mit der Be- teiligung deutscher Soldatinnen und Soldaten an der mili- tärischen Durchsetzung des von den Vereinten Nationen verhängten Flugverbots im Luftraum über Bosnien gegen das Grundgesetz verstoßen hatte, hatte in Karlsruhe nicht nur die oppositionelle SPD-Bundesfraktion gestellt, son- dern auch die an der Regierungskoalition beteiligte FDP- Fraktion. Dies lässt erahnen, wie vehement die politischen Diskussionen verlaufen waren, die dem Gerichtsverfahren vorausgingen. Nun aber stellte das Bundesverfassungsge- richt klar: Die für den Einsatz der Streitkräfte erforderliche ausdrückliche Ermächtigung im Grundgesetz bietet Artikel 24 Absatz 2. Wenn sich der Bund an einem internationa- len System gegenseitiger kollektiver Sicherheit beteiligt, umfasst dies auch die Befugnis für eine Verwendung der Bundeswehr zu Einsätzen, die im Rahmen und nach den Regeln dieses Systems stattfi nden. Und die NATO stellt ein solches System dar.

Überraschend kam jedoch die zweite Kernaussage des Gerichts: Für einen Einsatz bewaffneter Streitkräfte bedarf es der konstitutiven Zustimmung des Bundestages. Die Bundesregierung hat dem Parlament – im Regelfall vor Be- ginn des Einsatzes – einen entsprechenden Antrag zur Be- schlussfassung vorzulegen. Mit diesem Ergebnis war nicht unbedingt zu rechnen. Denn ein solcher Vorbehalt ist aus dem Wortlaut des Grundgesetzes nicht abzulesen. Die Ge- staltung der auswärtigen Beziehungen und die Ausübung auswärtiger Gewalt sind im Rahmen der Gewaltenteilung traditionell eine Domäne der Exekutive. Auch heute noch obliegt in vielen demokratischen Staaten die Entscheidung über den Einsatz der Streitkräfte dem Staatsoberhaupt. Eine Beteiligung des Parlamentes ist dort entweder nur in Form einer Information oder der Zustimmung erst nach einer bestimmten Dauer des Einsatzes vorgesehen.

Anders in der Bundesrepublik Deutschland: Aus einer Ge- samtschau der Verfassungsbestimmungen, die sich auf die Streitkräfte beziehen, und aus der deutschen Verfas- © Bundeswehr / Jonas Weber

6 Kompass 02I19 Titelthema

sungstradition leitet das Bundesverfassungsgericht eine tenzverteilung großzügig zugunsten des Parlamentes aus. umfassende parlamentarische Kontrolle der Streitkräfte Es schreibt vor, dass der Antrag der Bundesregierung an ab. Die Bundeswehr solle nicht als Machtpotential der den Bundestag Angaben über den Einsatzauftrag, das Ein- Exekutive überlassen werden, sondern dem Parlament satzgebiet, die rechtlichen Grundlagen des Einsatzes, die komme ein erheblicher Einfl uss auf Aufbau und Verwen- Höchstzahl der einzusetzenden Soldatinnen und Soldaten, dung der Streitkräfte zu. Somit sei ein der Wehrverfassung die Fähigkeiten der einzusetzenden Streitkräfte, die ge- zugrundeliegendes Prinzip zu erkennen, nach dem der plante Dauer des Einsatzes, die voraussichtlichen Kosten Einsatz bewaffneter Streitkräfte der konstitutiven Zustim- und die Finanzierung enthalten muss. In all diesen Punkten mung des Bundestages bedürfe. ist die Bundesregierung dann durch den Zustimmungsbe- schluss des Parlamentes gebunden. Zur Abgrenzung der Kompetenzen von Legislative und Ex- ekutive weist das Gericht in seinem Urteil aber auch auf Andererseits kann der Bundestag Soldatinnen und Solda- den Eigenbereich exekutiver Handlungsbefugnis hin, den ten nicht eigenmächtig in den Auslandseinsatz schicken. Er die Verfassung der Regierung in der Außenpolitik zubillige. kann auch die Bundesregierung nicht zu einer Entsendung Daher sei die Entscheidung über Modalitäten, Umfang und von Soldatinnen und Soldaten verpfl ichten. Vorausset- Dauer der Einsätze sowie die notwendige Koordinierung in zung für einen Auslandseinsatz ist stets ein Beschluss der und mit Organen internationaler Organisationen Sache der Bundesregierung, der dann durch die Legislative bestätigt Regierung. werden muss. Der Parlamentsbeschluss betrifft das „Ob“ des Einsatzes. Die praktische Durchführung einschließ- Die weitere rechtliche Entwicklung lich der Fähigkeitsbereitstellung, des Operationskonzepts In späteren Urteilen und Beschlüssen hat das Bundesver- und der Einsatzregeln obliegt der Exekutive, insbesondere fassungsgericht diese Grundsatzentscheidung bestätigt dem Bundesminister der Verteidigung als Inhaber der Be- und präzisiert. So hat es den Begriff des bewaffneten fehls- und Kommandogewalt. Gleichwohl hat sich der vom Einsatzes von Streitkräften näher defi niert, für den der Bundesverfassungsgericht verwendete Begriff der „Parla- Parlamentsvorbehalt gilt. Ein solcher Einsatz liegt bereits mentsarmee“ eingebürgert. Diese Bezeichnung erscheint vor, wenn eine Einbeziehung deutscher Soldatinnen und jedenfalls übertrieben. Die geschilderte Zuständigkeits- Soldaten in bewaffnete Unternehmungen „qualifi ziert“ zu und Verantwortungsverteilung führt vielmehr dazu, dass erwarten ist. Anhaltspunkte dafür können die Bewaffnung bewaffnete Auslandseinsätze in einem Entscheidungsver- der Soldatinnen und Soldaten und die Ermächtigung zum bund von Regierung und Parlament beschlossen werden, Gebrauch der Waffen sein. in dem beide Seiten jeweils die ihnen zugewiesene poli- tische Verantwortung übernehmen. Dem Parlament steht Eingespielt hat sich das Verfahren der Parlamentsbeteili- ein wirksames Mitentscheidungsrecht über einen Einsatz gung. Der Beschluss der Bundesregierung, sich an einer zu, jedoch kein Verfügungsrecht über die Streitkräfte. Operation der Vereinten Nationen, der Europäischen Uni- on oder der NATO zu beteiligen, wird dem Bundestag als Die Verfassungswirklichkeit Antrag auf Zustimmung vorgelegt und dort ähnlich einem Die Mandatspraxis hat zu einer weiteren Kompetenzver- Gesetzentwurf behandelt. Den Antrag berät der Bundestag schiebung in Richtung der legislativen Gewalt geführt. Die in erster Lesung, in Ausschusssitzungen und in zweiter Le- Anträge, die die Bundesregierung dem Bundestag zur Be- sung. Der Antrag kann im Laufe der Beratungen aber nicht schlussfassung vorlegt, sind immer ausführlicher und de- abgeändert werden. Er kann lediglich in der vorgelegten tailreicher geworden. Während der Beschlusstext zur deut- Fassung angenommen oder abgelehnt werden. Gesetzlich schen Beteiligung an der Durchsetzung der Beschlüsse fi xiert hat die Verfahrensregeln für die Einholung der parla- des VN-Sicherheitsrats zum Adria-Embargo und zum Flug- mentarischen Zustimmung das im Jahr 2005 verabschie- verbot über Bosnien im Jahr 1994 nur einen einzigen Satz dete Parlamentsbeteiligungsgesetz. Das Gesetz legt die enthält, umfasst der im März 2018 gefasste Beschluss vom Bundesverfassungsgericht vorgenommene Kompe- >>

Kompass 02I19 7 Titelthema

>> zur Verlängerung des Resolute-Support-Einsatzes in deutscher Staatsbürger aus dem libyschen Bürgerkrieg im Afghanistan vier Seiten und ist in neun Unterpunkte geglie- Jahr 2011 wertete das Gericht in einer Entscheidung aus dert. Die einzusetzenden Kräfte und Fähigkeiten werden dem Jahr 2015 anders als die Bundesregierung als Einsatz genau vorgegeben. Das Einsatzgebiet ist eng gefasst, um bewaffneter Streitkräfte. dann für bestimmte Einzelfälle zeitlich begrenzte Ausnah- men vorzusehen. Die Zahl der einzusetzenden Soldatin- Auf der anderen Seite ist es vorgekommen, dass die Bun- nen und Soldaten wird aus politischen Gründen niedrig desregierung dem Parlament Anträge auf Zustimmung zu angesetzt, was bei unerwarteten Entwicklungen im Ein- politisch heiklen Missionen vorlegte, bei denen eine Einbe- satzgebiet oder auch nur bei der Durchführung eines Kon- ziehung in bewaffnete Unternehmungen gerade nicht kon- tingentwechsels zu operativen Problemen führen kann. kret zu erwarten war. Dies war etwa bei der Beteiligung an der VN-Mission zur Vernichtung syrischer Chemiewaffen im Diese Entwicklung, die nicht der vom Bundesverfassungs- Jahr 2014 der Fall. Auch bei der Mitwirkung an der EU-Ak- gericht entwickelten Kompetenzverteilung entspricht, ist tion zur Unterbindung des Menschenschmuggels und zur Ergebnis der informellen Abstimmung, die vor Einbringen Rettung von in Seenot geratenen Flüchtlingen im Mittel- des Antrags auf Zustimmung in den Bundestag üblich ge- meer kann bezweifelt werden, ob es sich um einen bewaff- worden ist. Vertreter der Bundesregierung und des Parla- neten Einsatz im Sinne der Defi nition des Bundesverfas- ments tauschen sich darüber aus, in welcher Fassung der sungsgerichts handelt. Zweck der Parlamentsbeteiligung Antrag im Bundestagsplenum mehrheitsfähig wäre. Eine scheint es in derartigen Fällen zu sein, den Bundestag in derartige Sondierung ist durchaus sachgerecht, weil – wie Mitverantwortung für den jeweiligen Streitkräfteeinsatz zu geschildert – ein einmal gestellter Antrag nicht nachträg- nehmen. lich geändert werden kann. Verweigerte die die Regierung tragende Parlamentsmehrheit die Zustimmung, würde Fazit und Perspektive dies eine Regierungskrise herbeiführen. Und eine erneute Der überraschende Aspekt der Gerichtsentscheidung vom Einbringung in veränderter Fassung würde zu einer nicht 12. Juli 1994 – die Etablierung des Parlamentsvorbehaltes unerheblichen Verzögerung der Beschlussfassung und – hat sich politisch gesehen als Glücksfall erwiesen, wenn damit möglicherweise des Beginns des Einsatzes führen. auch die Ableitung, die das Gericht aus der Gesamtschau Allerdings bestimmen oft politisch-taktische Aspekte und der Wehrverfassung und aus verfassungsgeschichtlichen nicht die verfassungsrechtliche Kompetenzzuweisung die Erwägungen vornimmt, juristisch nicht unbedingt zwingend Vorabstimmung. Dies führt dazu, dass in den Antragstext ist. Das Urteil hat einen lang andauernden, teils emotional Einzelheiten der Operationsführung Eingang fi nden, die geführten Streit um die Befugnisse der Bundeswehr ent- rechtlich dem Verantwortungsbereich der Bundesregie- schieden und eine Befriedung herbeigeführt. Soldatinnen rung zuzuordnen sind. und Soldaten der Bundeswehr, die in Auslandseinsätze entsandt werden und dort ihr Leben riskieren, verschafft Politisch-taktische Erwägungen fl ießen mitunter auch in die es die Gewissheit, dass sie nicht nur einen Auftrag der Entscheidung ein, ob für eine Verwendung von Soldatinnen Bundesregierung ausführen, sondern dass auch der Bun- und Soldaten im Ausland überhaupt ein Antrag auf Zustim- destag oder zumindest seine Mehrheit hinter ihnen steht mung des Bundestages gestellt werden soll. Auf der einen und Mitverantwortung für ihre Mission übernimmt. Dies Seite hat die Bundesregierung versucht, die Kompetenzauf- verleiht ihnen zusätzliche Rückendeckung. teilung zwischen Exekutive und Legislative zu ihren Gunsten zu verschieben, und musste sich vom Bundesverfassungs- Kritiker sahen durch den Parlamentsvorbehalt in Frage gericht eines Besseren belehren lassen. So entschied das gestellt, ob Deutschland in außenpolitischen Krisen noch Gericht im Jahr 2008, dass der Einsatz deutscher Soldatin- werde rechtzeitig und fl exibel genug agieren können. Diese nen und Soldaten in AWACS-Flugzeugen der NATO zur Luft- Befürchtungen haben sich in der Praxis nicht bestätigt. Die raumüberwachung über dem Hoheitsgebiet der Türkei im Befassung des Bundestages hat Einsätze der Streitkräfte Frühjahr 2003 der Zustimmung des Bundestages bedurft nicht verhindert und auch nicht unangemessen hinausge- hätte. Das Argument der Bundesregierung, es habe sich zögert. Wo nötig, hat das Parlament seine Entscheidung lediglich um „Bündnisroutine“ gehandelt, überzeugte das innerhalb weniger Tage getroffen. Und militärische Einsät- Gericht nicht. Es sah im Vorgehen der Exekutive eine Ver- ze erfordern regelmäßig sowieso eine längere Planungs- letzung der Rechte des Parlaments. Auch die Evakuierung und Vorbereitungsphase.

8 Kompass 02I19 „Militärische Expertise Titelthema für die Durchführung von Einsätzen ist im Bereich der Exekutive in weit höherem Maß vorhanden als im Parlament.“

Allerdings hat sich in der Praxis ein immer weitergehen- © Bundeswehr / Jacqueline Faller des Mitspracherecht des Bundestages entwickelt, das bis in Details der militärischen Operationsführung geht. Dies Zum Autor: Dr. Dieter Weingärtner entspricht nicht der verfassungsgemäßen Arbeits- und Im Jahre 2002 ernannte der damalige Verteidi- Verantwortungsaufteilung, die ja durchaus ihren Sinn hat. gungsminister Dr. Peter Struck ihn zum Abtei- Denn militärische Expertise für die Durchführung von Ein- lungsleiter der Rechtsabteilung. Nach fünf Ver- sätzen ist im Bereich der Exekutive in weit höherem Maß teidigungsministern (einschl. Frau Dr. Ursula vorhanden als im Parlament. Dies sollten alle Beteiligten, von der Leyen) und 16 Jahre später erfolgte die mit dem Entwurf und der Abstimmung eines Zustim- 2018 als dienstältester Leiter der Rechtsabtei- mungsantrags befasst sind, bedenken. Sie sollten sich an lung die Versetzung in den einstweiligen Ruhe- der vom Bundesverfassungsgericht herausgearbeiteten stand. Kompetenzverteilung orientieren und politisch-taktische Erwägungen sowohl bei der Entscheidung, ob ein Antrag auf Zustimmung in den Bundestag eingebracht wird, als auch bei der Ausgestaltung des Antrags zurückstellen.

Als Hindernis erweisen kann sich der Parlamentsvorbehalt im Zusammenhang mit der fortschreitenden Bündnisin- Noch mehr steht der Parlamentsvorbehalt der Beteiligung tegration. Für die Bündelung nationaler Fähigkeiten unter Deutschlands an einer „Europäischen Armee“, also unter gemeinsamer Führung und Nutzung von Kapazitäten ist dem Kommando der EU stehenden Streitkräften, im Wege. die politisch gesicherte Verfügbarkeit ein entscheidender Das Bundesverfassungsgericht hat in seiner Entscheidung Faktor. Die Partner müssen sich darauf verlassen können, zum Lissabon-Vertrag die Zustimmung des Bundestages dass die Fähigkeit im Bedarfsfall auch zur Verfügung steht. zum Einsatz bewaffneter Streitkräfte als „integrationsfest“ Eine solche Zusage kann die Bundesregierung nicht abge- gekennzeichnet. Unter dem Grundgesetz könnte auch ben, weil für jeden konkreten Einsatz die Zustimmung des eine Zustimmung des Europäischen Parlamentes die Zu- Bundestages eingeholt werden muss. Die daraus resultie- stimmung durch den Deutschen Bundestag nicht erset- rende Unsicherheit kann bei unseren Bündnispartnern zu zen. Hierfür wären weitreichende Verfassungsänderun- Zurückhaltung bei der Entwicklung militärischer Verbundfä- gen erforderlich, mit denen Souveränitätsrechte auf die higkeiten führen. Auch eine vom Bundestag in der 18. Le- Europäische Union übertragen würden. Somit dürfte die gislaturperiode eingesetzte Kommission zur Überprüfung Europäische Armee auf absehbare Zeit eine Vision sein. des Parlamentsvorbehalts hat zu dieser Problematik keine Der Parlamentsvorbehalt des Bundestages wird uns noch befriedigende Lösung entwickeln können. lange erhalten bleiben.

Kompass 02I19 9 „Im Idealfall reicht die Debatte bis in die deutsche Titelthema g൵HQWOLFKNHLWKLQHLQ³

Interview mit Generalleutnant Dr.-Ing. Ansgar Rieks, Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe, Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK, entsandt vom Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof) und Schirmherr der -Korn-Akademie der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS)

Kompass: Die Bundesregierung ist Bei aller notwendigen Debatte über ein und Momente, welche die Soldaten mit Entscheidungen des Bundesver- Mandat können Entscheidungen auch vor Herausforderungen stellen. Je nach fassungsgerichts gehalten, die Zu- sehr schnell herbeigeführt werden. Als Einsatzland und der dortigen Aufgabe stimmung für einen Einsatz deutscher Beispiel: Die Anschläge in erfolg- warten auch schwerwiegende Entschei- Streitkräfte im Parlament einzuholen. ten am 13. November 2015. Der Bun- dungen auf die Soldaten, und manch- In anderen demokratischen Staaten destag billigte nur drei Wochen später mal geht es um Leben und Tod der entscheidet das jeweilige Staatsober- den Einsatz der Bundeswehr im Kampf Kameradinnen und Kameraden und der haupt. Eine konstitutive Zustimmung gegen den IS. Die ersten Tornados lan- zu bekämpfenden Gegner. In solchen des Parlaments ist nicht vorgesehen. deten am 10. Dezember im türkischen Situationen und in der Vorbereitung Oftmals reicht dort die schlichte Infor- Incirlik und der Einsatzauftrag wurde, darauf ist es äußerst wichtig, dass die mation, oder eine Zustimmung ist erst nur fünf Wochen nach dem Beschluss Soldaten sich sicher sein können, dass nach einer bestimmten Dauer des Ein- des Deutschen Bundestages, aufge- der deutsche Staat – der Souverän – satzes vorgesehen. nommen. der die Soldaten mit einem Mandat in Ist Ihrer Auffassung nach und mit Blick den Auslandseinsatz schickt und da- auf Ihren Dienst als Soldat, mit der mit den Einsatz legitimiert, auch hinter deutschen Linie eine gute Grundlage Kompass: Nun verfügt ja eine Bundes- dem Auftrag steht. gegeben? regierung im Parlament immer über Generalleutnant Rieks: Ja, ich fi nde, eine Mehrheit und es ist garantiert, Eine breite Mehrheit zeigt das deutli- diese Grundlage ist gegeben. Jede Na- dass sie für den eigenen Antrag eine cher als eine knappe Entscheidung. tion entscheidet souverän, wie der Ein- einfache Mehrheit hat. Sie verge- Bereits die Debatte im Deutschen Bun- satz ihrer Streitkräfte legitimiert wird. wissert sich dessen bereits vor der destag, bei der die Argumente für den Bei der Gründung der Bundeswehr im Antragstellung. Ist es Ihnen als Sol- Einsatz dargelegt und einer kritischen November 1955 beschlossen die Grün- dat wichtig, dass für derartige Anträ- Betrachtung unterzogen werden, hilft derväter, dass unser Parlament ganz ge mehr als eine einfache Mehrheit den Soldatinnen und Soldaten. Im Ide- wesentlichen Einfl uss nehmen können im Deutschen Bundestag zustande alfall reicht die Debatte bis in die deut- muss. Sie richteten dazu entsprechen- kommt? Warum soll es Ihrer Meinung sche Öffentlichkeit hinein. Insgesamt de Mechanismen ein. Der Einsatz der nach eine Zustimmung geben, die über wollen wir eine breite, öffentliche Unter- Bundeswehr bei bewaffneten Auslands- die Regierungsmehrheit hinausgeht? stützung, und wir brauchen sie auch. einsätzen ist seit 2005 im Parlaments- Generalleutnant Rieks: Für die Solda- beteiligungsgesetz geregelt. Aber ich tinnen und Soldaten der Bundeswehr meine, man darf diese Regelung nicht ist jeder Einsatz eine berufl iche und Kompass: Was vermuten Sie mit Blick nur formaljuristisch betrachten. Wich- moralisch-ethische Herausforderung auf die Entwicklungen in der Europä- tig ist, die Mitglieder des Parlaments mit zugleich rechtlichen Fragen. Darauf ischen Union? Steht Ihrer Meinung als Repräsentanten des deutschen müssen sie vorbereitet werden. Dazu nach der Parlamentsvorbehalt in Volkes zu verstehen. Und wenn das zählt eine entsprechende materielle Deutschland einer weiteren Vertiefung so ist, folgt daraus logisch, dass das Einsatzbereitschaft, dazu zählen auch hin zu einer europäischen Armee im Parlament auch über die Einsätze der spezielle Ausbildungen, mit denen die Wege? Würden Sie um der Effi zienz wil- Bundeswehr entscheidet. Im Ergebnis Soldaten auf ihre Tätigkeiten in den len auf diesen verzichten wollen? ist die Bundeswehr damit eine in Staat jeweiligen Ländern vorbereitet werden. Generalleutnant Rieks: Der Vertiefung und Gesellschaft tief eingebettete Par- Vom ethischen Aspekt her sind es die zu einer europäischen Armee steht lamentsarmee. unvorhersehbaren Grenzsituationen meiner Meinung nach nicht das Par-

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lamentsbeteiligungsgesetz im Wege, All das verhindert aber in keiner Weise es auch, die uns im gemeinsamen Wir- sondern eher die Souveränitätsansprü- mehr Kooperation und Integration zwi- ken stark macht und die damit letztlich che der (europäischen) Nationen. Bei- schen den Nationen und Armeen. Das auch die Sicherheit unseres Landes, spielsweise würden der französische „European Air Transport Command“ wie aller Alliierten und Partner erhöht. Staatspräsident und das französische oder die deutsch-niederländische In- Dies könnte bis zu einer politischen Parlament wohl kaum all ihre Rechte, tegration im Bereich Flugabwehr sind und militärischen Konvergenz der Ver- die sie über die französische Armee ha- herausragende Beispiele. Darüber hi- teidigungsplanung von NATO und EU ben, aufgeben wollen. Letztlich geht es naus sind die gemeinsamen europäi- ausgeweitet werden. Egoismen abzu- im Kern um den Bestand jeder einzel- schen militärischen Zulassungsregeln bauen, auf Gemeinsames und Inter- nen Nation. Ich fi nde, eine wehrhafte für Luftfahrzeuge (EMAR) ein großer operabilität zu achten, ist mehr als Demokratie darf ihre Verteidigungsfä- Schritt in die richtige Richtung. Für jede wünschenswert. Das gilt europäisch higkeit weder aufgeben noch sie ande- Kooperation ist die Interoperabilität mit und zugleich auch transatlantisch. ren überlassen. unseren alliierten Partnern von großer Wichtigkeit. Diese Interoperabilität ist Die Fragen stellte Josef König. © Thomas Trutschel / photothek.net

Kompass 02I19 11 Titelthema „In diesem Sinn ist die Bundeswehr also auch eine Regierungsarmee.“ Ein Kommentar zur Sache von Rolf Clement © Heinrich-Böll-Stiftung / Stephan Röhl wikimededia CC BY-SA 2.0

Rolf Clement war lange Jahre Mitglied der Chefredaktion und Sonderkorrespondent für Sicherheitspolitik des ie Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee. Wenn im- Deutschlandfunks. Seit 2017 arbeitet er als freier Dmer es um den Einsatz der deutschen Streitkraft geht, Journalist, unter anderem für die Fachzeitschrift fällt dieser Satz. Gemeint ist damit, dass der Deutsche „Europäische Sicherheit und Technik“ sowie für den Bundestag jedem Einsatz, der nicht durch die NATO an- TV-Sender „Phönix“. geordnet wird oder der Landesverteidigung dient, einzeln zustimmen muss. Das hat das Bundesverfassungsgericht festgelegt. Damit wird das Parlament seiner Verantwor- Es wird aber auch umgekehrt ein Schuh daraus: Internatio- tung gerecht, die es für die Soldatinnen und Soldaten und nal kann die Bundesregierung argumentieren, sie bekäme auch für die Sicherheitspolitik Deutschlands hat. Für die eine bestimmte Maßnahme nicht durch das Parlament, eingesetzten Soldaten ist das eine zusätzliche Legitima- könne sich daran eben nicht beteiligen. Als es im Som- tion: Die Vertretung des Volkes steht hinter ihnen. Dieser mer vergangenen Jahres darum ging, eine „Koalition der Rückhalt ist wichtig. Das gilt es festzuhalten. Willigen“ zu zimmern, die bei einem neuen Giftgaseinsatz des syrischen Regimes militärisch reagieren sollte, gab es Das Parlament folgt mit der Zustimmung zu einem Bundes- Hinweise darauf, dass die Regierung sich einer solchen – wehreinsatz immer einem Antrag der Bundesregierung. Die noch theoretischen – Koalitionsbildung mit dem Hinweis Regierung bestimmt also, wer wo in welchem Umfang und auf den Parlamentsvorbehalt verweigerte. Generalinspek- mit welchem Auftrag eingesetzt werden soll. Zu diesem teur Eberhard Zorn hatte gemeldet, dass die Bundeswehr Antrag kann das Parlament nur Ja oder Nein sagen. Einen militärisch und von der Ausrüstung und Ausbildung her eigenen Gestaltungsspielraum hat das Parlament dabei in der Lage sei, einen solchen Einsatz zu bestreiten. Aus nicht. In der Praxis wird also eine Regierungsentscheidung dem Parlament tauchte aber ein Gutachten auf, dass das lediglich bestätigt. nicht zulässig sei. Die Regierung winkte also ab.

Dabei gibt es keinen Fall, bei dem in Deutschland das Es ist also Teil des außenpolitischen Spiels, dass der Par- Parlament Nein gesagt hat. Ein solches Nein würde un- lamentsvorbehalt angeführt wird, wenn die Regierung un- weigerlich eine Regierungskrise auslösen. Die Regierung ter Druck gerät, an einem Einsatz mitzumachen, bei dem hätte dann für eine wichtige außenpolitische Maßnahme, sie nicht sagen will, dass sie das aus politischen – außen- für die sie sogar Truppen einsetzen würde, keine parla- oder innenpolitischen – Gründen nicht will. Das allerdings mentarische Mehrheit. Insofern wird eine Regierungskoali- ist außenpolitisch schädlich, weil dadurch Deutschland tion einem solchen Vorschlag der Bundesregierung in aller nicht mehr als Partner angesehen wird, auf den man sich Regel folgen, es sei denn, sie will ihre Zusammenarbeit fest verlassen kann. Viel Stirnrunzeln in der NATO über die beenden. Das wird in Gesprächen zwischen der Regierung Deutschen rührt daher. und Koalitionsabgeordneten zwar vorbesprochen. In der Schlussphase dieser Gespräche werden oft auch Opposi- Ein Weiteres gilt es zu beachten: Es wird viel über eine tionspolitiker mitbeteiligt. Aber de facto fi nden diese Ge- europäische Armee diskutiert. Viele deutsche Politiker ste- spräche auch erst dann statt, wenn die Regierung sich hen dieser Idee – perspektivisch – positiv gegenüber. Dann schon entschieden hat. In diesem Sinn ist die Bundes- aber müssen sich alle, die sich an dieser europäischen wehr also auch eine Regierungsarmee. Armee beteiligen, auf bestimmte Verfahren einigen, wie

12 Kompass 02I19 „Auch das Gebot einer Zweidrittelmehrheit hilft nicht,

weil dann Auslandseinsätze zum Titelthema Instrument innenpolitischer Taktik würden.“ © 2018 Bundeswehr / Torsten Kraatz

diese Armee eingesetzt werden kann. Da stellen sich viele Alles in allem gilt: Es ist für die Bundeswehr gut und richtig, Deutsche vor, dass an der Zustimmung eines Parlaments dass bei militärischen Einsätzen das Parlament, die Volks- für die Einsätze festgehalten werden soll. Das kann dann vertretung, zustimmt. Es wird damit seiner Verantwortung das Europäische Parlament sein. An dieser Stelle könnte gerecht. Die Hauptverantwortung liegt aber bei der Regie- eine solche Forderung zu einem der Hindernisse werden. rung. Sie kann sich da auch nicht wegducken. Denn das Denn diese Form der Zustimmung des Parlaments kennen Parlament hat keinen eigenen Gestaltungsspielraum. nicht alle Staaten, auch nicht alle in Europa. Da müsste Deutschland dann kompromissbereit sein.

Staatssekretär Dr. Tauber beim Katholischen Militärbischof

Der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Vertei- digung, Dr. Peter Tauber (CDU), hatte Mitte Januar in der Kurie am Berliner Weidendamm Gelegenheit zu einem Gedanken- und Informationsaustausch über grundsätzliche und aktuelle As- pekte zur Sicherheits- und Verteidi- gungspolitik mit Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck.

An diesem Gespräch nahm auch Mon- signore Reinhold Bartmann in seiner

Verantwortung als Militärgeneralvikar © KS / Doreen Bierdel und mithin als Leiter der Bundesober- behörde „Katholisches Militärbischofs- benskundliche Unterricht (LKU), der im sammenhang an die 61. Internationale amt“ und zugleich als Generalvikar des Auftrag des Staats von Militärpfarrern Soldatenwallfahrt, die in diesem Jahr Katholischen Militärbischofs teil. und Pastoralreferenten erteilt wird, und vom 15. bis 21. Mai – traditionell im weitere berufsethische Fragen längere französischen Wallfahrtsort Lourdes Mit Blick auf den Dienst der Soldatin- Gesprächspunkte. – stattfi nden wird. Die diesjährige Frie- nen und Soldaten und deren Familien- denswallfahrt steht unter dem Motto angehörige ging es unter anderem um Militärbischof Overbeck informierte „Suche Frieden – und jage ihm nach“. die Belastungen, die aus dem soldati- zum Abschluss über Vorhaben und schen Dienst und dessen Erfordernis- Planungen in der Katholischen Militär- Josef König sen resultieren. Ebenso waren der Le- seelsorge. Er erinnerte in diesem Zu-

Kompass 02I19 13 Moral und Staat:

Will·kür [die]

Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechtspolitik wurden geschaffen, um menschlicher Willkür systematisch Einhalt zu

zum LKU gebieten. Wie wichtig diese sind, wird angesichts des Todes deutlich. Besonders der menschengemachte Tod, der des Men- schen nicht würdig ist, stellt die Frage nach reiner Willkür am schärfsten und führt die ganze moralische Tragweite in extremer Weise vor Augen (vgl. Kompass. Soldat in Welt und Kirche 03/17, S. 23). Jenseits von Kausalität und Notwendigkeit steht der freie Wille des Menschen über Vernunft und Wissen, über Logik und Mathematik (vgl. Kompass. Soldat in Welt und Kirche 06/18, S. 16 u. 07-08/18, S. 22). Mehr noch, er ist – auch als impon- derable Größe – innerhalb eines Staatsgefüges von zentraler Bedeutung. Aus rechtlicher Sicht bezeichnete Willkür früher die wertneutrale Entscheidungsfreiheit, die im Gegensatz zur Notwendigkeit stand, in bestimmter Weise zu verfahren. Im Mittelalter bezog sich Willkür auf die Rechte von Städten im Rahmen der Selbst- verwaltung (bspw. „Danziger Willkür“, „Erfurter Willkür“). Der Rechtsbegriff als solches hat sich jedoch im Laufe der letzten Jahrhunderte grundlegend geändert. Heute sieht man in der Willkür das Fehlen eines sachlichen Grundes in Bezug auf staatliche Entscheidungen in der Legislative, der Exekutive, auch in der Judikative. Was also Privatpersonen an willkürlicher Entscheidungs- und Handlungs- freiheit zugestanden wird, gesteht man dem Staatsdiener bei der Aus- übung der Staatsgewalt nicht zu. Der Staat darf nicht willkürlich entschei- den und handeln. Von daher ist das Wirken des Bundeswehrsoldaten weder mit Willkür noch mit Willfährigkeit zu vereinbaren. Wie das ist, wenn das moralisch Gute in einem Staatsgebilde verloren- geht, sieht man an der Willkürherrschaft des Nationalsozialismus (vgl. Kompass. Soldat in Welt und Kirche 12/18, S. 18). Weil so etwas schnel- ler passiert, als man gemeinhin annimmt, ist auch heute ausreichend Sensibilität gerade gegenüber alten Ausdrucksformen von Willkür und Willfährigkeit geboten, wird doch mittlerweile nicht nur wirtschaftlich einer „Willkür des Stärkeren“ gehuldigt, auch in der Politik hat diese wieder Einzug gehalten. Hinter Schlagworten wie Narzissmus, Populismus oder Despotismus – auch einem Nationalismus wie „America fi rst!“ – bis hin zum Terrorismus, verbirgt sich doch nichts anderes als eine „Willkür des Stärkeren“. Zudem können in unserer „smarten“ Gesellschaft durchaus auch ganz UVW" neue, bisher unbekannte Ausformungen von Willkür entstehen. Weist das schwindende Vertrauen in unsere beschleunigte Gesellschaft, in der zu- nehmend Zeit für das wirklich Wichtige im Leben fehlt, nicht auch auf eine $PHULFDÀ neue Form von „Willkür im Alltäglichen“ hin (vgl. Kompass. Soldat in Welt und Kirche 06/17, S. 14)? Oder sind sogenannte „Autonome Systeme“ nicht eher willkürlich-komplexe Systeme, die eigentlich auf die Willkür des verantwortlichen Informatikers bzw. des hinter ihm stehenden Konzerns verweisen? Eines jedenfalls ist gewiss: Wie schon zu Zeiten der Aufführung von Sophokles‘ „Antigone“ im antiken Griechenland rechtfertigt seit jeher

„göttliche Willkür“ stets die tiefer verstandene Staatsräson gegenüber ickr / Stephanie Kraus (CC BY 2.0) © [M] KS / Bierdel, Foto: fl bloß aktueller politischer Zweckmäßigkeit. Gegenüber dem Vertreter des Staatsgebotes, König Kreon, verweigert die Charakterfrau Antigone aus persönlichem Gewissen den Gehorsam: „Nicht so gewaltig deuchte mir dein Machtgebot, dass weichen müsste seinem fl ücht‘gen Menschen- laut der Götter urgewaltig ewig Recht, das nicht von heute und gestern redet, ewig lebt’s“. Der Tod ist und bleibt also für jedes Staatsgebilde Eine Anregung für Militärseelsorger: auf ewig der moralische Prüfstein, da uns die Geschichte lehrt: Selbst Die Fernsehdokumentation „Terror. der Souverän kann sich über die Zeiten hinweg, hinsichtlich der Pietät Ihr Urteil“ lädt z. B. nicht nur zur gegenüber den Toten und gegenüber der Würde der Lebenden, keine Diskussion über Fragen zu Freiheit, Willkür erlauben – auch nicht in Zeiten smarter Intelligenz und digitaler Gewissen oder Verantwortung ein, Beschleunigung. sondern auch zum Gespräch über Franz J. Eisend, die „Willkür“. Wissenschaftlicher Referent, KMBA www.zebis.eu/didaktik-portal 14G Kompass 02I19 Kolumne Kolumne des Wehrbeauftragten

Ältere Literatur aus Russland

ie Langeweile auf Flughäfen lässt einen, wenn man verarbeitete den Stoff auch zu einem Theaterstück, das Dnicht Smartphone-süchtig ist, seltsame Dinge tun. in der Sowjetunion ziemlich erfolgreich war, sogar Stalin Ich blätterte die Literaturseiten der österreichischen Zeit- soll gelacht haben. Die jetzt vorliegende neue Romanüber- schrift „Falter“ durch und wunderte mich über drei Rezen- setzung überträgt seine Gedankenstromtechnik und das sionen russischer Kriegsbücher. Verschiedene deutsche experimentelle Schreiben Bulgakows (im Westen vor allem Verlage hatten für die dunkle Jahreszeit offenbar Neuüber- bekannt durch seinen Teufelsroman „Der Meister und setzungen alter Klassiker herausgebracht. Das wollte ich Margarita“) eindrucksvoll ins Deutsche. Gut, dass wir so jetzt lesen – was weiß man schon von diesem rätselhaften diese Facette des ukrainischen Urerlebens kennenlernen nachsowjetischen Russland, das heute irgendwie auch können. Im Zweiten Weltkrieg rollten übrigens die deut- wieder an vergangene Zeiten anknüpft? schen Armeen vier Mal, vor und zurück, durch Kiew. Der Befehlshaber der sowjetischen Südwestfront hieß wieder: Merkwürdigerweise spielen alle drei Werke nicht in Russ- Budjonny. land, sondern in der Ukraine und im Kaukasus. • Zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort angesiedelt • Isaak Babel, „Die Reiterarmee“ (Friedenauer Presse sind fünf Erzählungen von Lew Tolstoi über den russischen Berlin, 2018), beschreibt fi ktional, aber wohl nah an der „Krieg im Kaukasus“. So heißt ein von Suhrkamp neu zu- Wirklichkeit Budjonnys ukrainische Feldzüge im Bürgerkrieg sammengestellter Sammelband. und im Krieg gegen Polen 1920. Es ist, von einem kom- munistischen jüdischen Schriftsteller mit lakonischer Iro- Ob Mitte des 19. Jahrhunderts im Kaukasus, ob im Bürger- nie erzählt, eine Geschichte der brandschatzenden roten krieg nach der Revolution 1917, im Kampf um die Gren- Ersten Reiterarmee, „die mit dem Hammer der Geschichte ze mit dem wiedererstandenen Polen, in den Annexions- auf den Amboss künftiger Jahrhunderte einschlägt“. Babel manövern nach dem Hitler-Stalin-Pakt 1939 oder in Ost- ist als Propagandaoffi zier dabei – im „blauen Staub“ der und Mitteleuropa nach Jalta – Russland tritt historisch „unbesiegbaren galizischen Trostlosigkeit“. Dieser Kata- immer als expansive Macht auf. Die sieben Jahrzehnte strophenkrieg von vor 100 Jahren, nach dem Ende des Sowjetimperialismus fallen da nicht aus der Reihe. Der ak- Ersten Weltkriegs, scheint so weit weg wie das Mittelalter. tuelle Expansionsdruck Richtung Georgien, Moldawien und Und die Ukraine, die damals für eine kurze Zeit staatlich Ukraine scheint die gegenwärtige Erscheinungsform die- selbstständig war, kämpft heute wieder darum, nicht Teil ses Prinzips des Nach-außen-wachsen-Müssens, um nach von Russland zu sein. innen stabil zu bleiben, zu sein. Man sollte das wissen und einordnen können, um die strukturell gewaltgeneigte • In Kiew sitzt derweil das Personal von Michail Bulgakows russische Nachbarschaftspolitik heute nicht für eine be- „Die weiße Garde“ (Galiani Berlin, 2018) und wartet ab- sondere Laune Putins zu halten. wechselnd auf die Deutschen (Generalfeldmarschall Her- mann von Eichhorn), auf die ukrainischen Nationalisten Beschwichtigen wollen hilft da wenig, Gegendruck ist nö- (Symon Petljura), auf Trotzkis Rote Armee (Semjon Budjon- tig, um den Status quo zu erhalten, auch im Interesse ny) und auf die Konterrevolution (General Peter von Wran- einer noch gar nicht so lange wieder souveränen Ukraine, gel). Vierzehn Mal wechselten im Bürgerkrieg die Machtha- die mit ihren 40 Millionen Einwohnern (Russland 140 Mil- ber in der großen Stadt. Der Arztfamilie Turbin und ihren lionen) immerhin so groß ist wie Spanien oder Polen. Wir Offi zierfreunden ergeht es in diesen Wochen gar nicht so Deutsche sollten mehr darüber wissen. schlecht, aber natürlich leiden sie darunter, dass sie bis zum Schluss das Ende der Geschichte nicht kennen. Sie Dr. Hans-Peter Bartels, müssen taktieren, sich kämpferisch arrangieren. Bulgakow Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages

Kompass 02I19 15 Reportage vor Ort

„Dahin gehen, wo sie wohnen © Johann Michaelis und sich das anschauen“ Bundeswehr-Soldaten trafen über 150.000 junge Leute aus aller Welt beim Weltjugendtag in Panama

Für Sie vor Ort: Barbara Dreiling

auptgefreiter Jonas Rogner war sich schon 2016 si- datenwallfahrt nach Lourdes, bei der Soldaten unter sich Hcher, dass er nach Panama zum Weltjugendtag rei- sind. Doch das Anliegen ist dasselbe: Begegnung und Mit- sen wird, egal was kommt! So begeistert war er von dem einander, Verständigung über die Grenzen von Sprachen Treffen, das im Sommer 2016 in Krakau in Polen stattge- und Nationen hinweg, Suche nach Wegen zum Frieden in funden hatte. Damals war es sein erster Weltjugendtag, den Konfl ikten der Welt. doch nicht seine erste internationale Begegnung. Er liebt es, andere Menschen und Länder kennenzulernen und Vor dem eigentlichen Weltjugendtag vom 22. bis 27. Janu- war als Soldat bei der Internationalen Soldatenwallfahrt in ar 2019 in der Hauptstadt Panama City fi nden die Tage der Lourdes dabei. Begegnung in allen Landesteilen Panamas, Costa Ricas und Nicaraguas statt. Viele der gut 150.000 jugendlichen Dass er für die Reise nach Mittelamerika jedoch über Pilger wohnen zwischen dem 16. und dem 22. Januar in 9.000 Kilometer und mehr als zwölf Flugstunden zurück- Gastfamilien und Pfarreien und Ordensgemeinschaften. legen musste, stört ihn nicht. Denn er fi ndet es „interes- „Man blickt auch mal über den Tellerrand touristischer Rei- santer, auch mit Menschen von anderen Kontinenten zu sen hinaus, denn wir liegen nicht nur am Strand, sondern reden“, sagt er, und „am liebsten würde man mit denen erleben, wie es den Menschen hier geht“, sagt Jonas. Das eine Woche dahin gehen, wo sie wohnen und sich das ist das Ziel der Tage der Begegnung. anschauen.“ Und wie geht es den Menschen hier? Jonas ist gut gelaunt, sein offener Blick verrät Interesse Zunächst ist da die Berufsschule der Ordensgemeinschaft für die Menschen um ihn herum. Er trägt Tanktop und kur- der Amigonianer, in deren Internat die Pilger der Militär- ze Hosen, der Panamahut der Weltjugendtags-Teilnehmer seelsorge – drei Soldaten und eine Soldatin sowie zwei steht ihm gut. Obwohl er mit der Katholischen Militär- Angehörige von getöteten Soldaten – während der zwei seelsorge und als Soldat der deutschen Bundeswehr am Wochen ihre Unterkunft haben. Bei der Führung durch die Weltjugendtag teilnimmt, kleidet er sich während der zwei „Escuela Vocacional de Chapala“ mit ihren Ausbildungs- Wochen nur zivil, denn Panama besitzt keine Streitkräfte. werkstätten wird der Alltag von jungen Menschen in Pana- Der Weltjugendtag ist anders als die Internationale Sol- ma greifbar.

16 Kompass 02I19 Reportage vor Ort © Johann Michaelis

Zurzeit leben und lernen 180 Jungen in der Berufsschu- le, deren Name an Berufung oder Sendung erinnert. Sie absolvieren hier eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, Schlosser, Schreiner, Lackierer, Maurer oder Bäcker. Die Azubis aus Chapala hätten sonst kaum eine Chance auf dem Arbeitsmarkt – sie waren verhaltensauffällig, manche drogenabhängig oder in Kriminalität verstrickt. Sie kom- men häufi g aus armen Familien, die gesellschaftlich ab- geschottet lebten, viele auf dem Land und ohne Bildungs- möglichkeiten. Einige stammen aus einem der indigenen Völker, deren Lebensraum und Lebensstandard von den Interessen großer Wirtschaftsunternehmen bedroht wird. Angelockt von der Sehnsucht nach Konsumgütern und ei- nem besseren Leben fl iehen einstige Dorfbewohner in die Städte. Doch ohne Ausbildung und Arbeit sind sie beinahe chancenlos und rutschen in Kriminalität und Abhängigkei- ten.

Die deutschen Weltjugendtags-Teilnehmer treffen sich mit zwei der Auszubildenden. Louis Philipe (18) macht eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und Michael (17) lernt in der Lackiererei. Nach seinem Abschluss will Michael weiter lernen und Polizist werden. Louis Philipe möchte auch als Fremdenführer arbeiten und Touristen sein Land zeigen. Während der Ferien von Weihnachten bis Karneval sind die beiden nicht zu ihren Familien gefahren und stattdessen im Internat geblieben. Auch andere Azubis unterstützen die Tage der Begegnung und helfen bei der Verpfl egung der Pilger oder der Organisation des Programms. Alle neh- men mit den Gästen am Weltjugendtag in Panama City teil. Die deutschen Teilnehmer engagieren sich bei der

Renovierung des Schulgebäudes und verpassen einigen © KS / Barbara Dreiling (4) Klassenzimmern einen frischen Farbanstrich. >> Pilger der Militärseelsorge streichen die Wände der Schule.

Kompass 02I19 17 Reportage vor Ort

>> Begegnungen in Panama City Arm und reich liegen in Panama dicht beieinander, doch Von der Turnhalle und vom Sportplatz hallt der Jubel den die Schere zwischen wohlhabend und mittellos ist groß. Berg hoch. Die deutsche Mannschaft ist ins Basketball-Fi- Bei einem abendlichen Ausfl ug nach Panama City erhal- nale gekommen, die deutschen Fußballer spielen um den ten die Pilger der Militärseelsorge einen Einblick in diese dritten Platz und Jonas und die anderen feuern die Spieler gegensätzlichen Existenzen, die manchmal nur ein Stra- an. Eine junge Frau aus dem Bistum Essen hat spontan ßenzug voneinander trennt. Da sind die Wolkenkratzer und eine Gruppe Cheerleader gegründet und leitet sie an. Die die Skyline der Finanzmetropole und zugleich die engen, Jugendlichen wissen: In Panama wird auch beim Jubeln kleinen Häuser mit vollgestellten Kiosken und Kneipen zur alles gegeben. Straße hin, mit denen die Bewohner versuchen, über die Runden zu kommen. Das Leben fi ndet auf der Straße statt: Jonas ist überall dabei, gute Gemeinschaft ist ihm wichtig. Kinder und Eltern, anscheinend ganze Familien, tummeln Er kommt mit anderen ins Gespräch – irgendwie geht es sich mit den Nachbarn vor und nach Sonnenuntergang vor immer –, lädt andere zum Selfi e ein und ist begeistert von den Häusern und an den Bushaltestellen. Die Menschen den lebendigen, internationalen Gottesdiensten. in Panama wirken jung und lebendig. Begegnungen im Glauben Nicht zu übersehen sind die improvisierte Bauweise der Jonas trägt ein geknüpftes Armband in Kreuzform ums Häuser oder die Menge und das Wirrwarr herumhängender Handgelenk. Ein kroatischer Militärpfarrer hat es ihm Stromleitungen. Es gibt weit größere Probleme, als dass bei der Internationalen Soldatenwallfahrt in Lourdes ge- man sich hier zuerst Gedanken um Sicherheit machen schenkt. Vermutlich von kroatischen Soldaten geknüpft. würde. Die Menschen scheinen an Provisorien gewöhnt Sein katholischer Glaube ist ihm wichtig und er möchte an- zu sein. deren eine neue Sicht vermitteln: „Dieses Denken, dass Gläubige verbissene Menschen sind“, würde er gerne Begegnungen bei Sport, Feiern und Gottesdienst verändern. „Die Kameraden sollen sehen, dass Glauben Die Bundeswehr-Soldaten und die Angehörigen von getöte- auch Spaß macht. Mich macht das auch stolz, mich in der ten Soldaten sind während der Tage der Begegnung nicht Kirche zu engagieren“, sagt er. alleine in Chapala. Im Gegenteil. Das Internat der Berufs- schüler, von denen die meisten gerade in den Ferien sind, Glaube hat für ihn mit Gottesdiensten zu tun – er geht ist voll mit 200 jungen Leuten aus Panama, Costa Rica, gerne zum Standort-Gottesdienst – und ist dennoch viel Kolumbien, Nicaragua, Spanien und einer Gruppe junger mehr. Das wird ihm beim Weltjugendtag besonders be- Leute aus dem Bistum Essen in Deutschland. Die meist- wusst: „Diese Gemeinschaft, dieses Zusammensein und gesprochene Sprache ist Spanisch. Zusammenlachen verbindet einen“, sagt er.

Hauptgefreiter Jonas fi ndet das gut: „Wir sind alle jung Für ihn geht es darum, dass „wir als Menschen zusam- und können uns mit Händen und Füßen verständigen.“ menstehen, dass viele Kulturen etwas gemeinsam ma- Und oft geht es einfach darum, ein paar Wörter der ande- chen und nicht nur in Konfl ikten versinken.“ Sein Glaube ren zu lernen: Buenos dias – guten Tag, muchas gracias sei für ihn als Soldat ein „Anknüpfungspunkt“, vielleicht – vielen Dank, cómo estás – wie geht es dir, bueno – gut. eine Art Kompass für den Alltag. Und später einmal, wenn Viele Lieder und Sprechgesänge haben Ohrwurmstatus er- er selbst oder sein Land in Konfl ikte oder Krisen geraten reicht. Gesungen wird im täglichen Gottesdienst: „Jesus sollte, so sagt er, möchte er sich an den Weltjugendtag Christ, you are my life, halleluja, halleluja!“ – wer kann und die guten Begegnungen zwischen bis dahin fremden diese Zeile nicht! Oder „Viva España!“ und „Alemania, Ale- Menschen erinnern. mania!“ – unerlässlich beim Anfeuern der Mannschaften beim Fußball- und Basketballturnier.

18 Kompass 02I19 Reportage vor Ort © KS / Barbara Dreiling (5)

PS: Durch den Redaktionsschluss für diese Ausgabe 02/19, der am 24. Januar 2019 war, endet die Reportage von den Tagen der Begegnung noch vor Eintreffen von Papst Franziskus und Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck. Weitere und aktuelle Fotos und Berichte vom Abschluss des Weltjugentags fi nden Sie auf www.katholische-militaerseelsorge.de

Kompass 02I19 19 Aus der Militärseelsorge © Erzbistum Köln / Matthias Chrobok

Weitere Berichte, die Predigt und Bilder unter: www.katholische- militaerseelsorge.de oder www.kmba.de

Weltfriedenstag 2019 in Köln Nationale Egoismen führen ins Verderben

emeinsam mit über 1.200 Soldatin- Betriebsseelsorge. Die Militärseel- Verderben“, betonte Kardinal Woelki. Gnen und Soldaten, von denen viele sorger seien v. a. unter der Woche Das habe die Geschichte bereits ge- aus dem Rhein-Sieg-Kreis anreisten, Ansprechpartner für die Soldatinnen zeigt. Darüber hinaus kritisierte er die wurde zum 41. Mal der Weltfriedenstag und Soldaten. Durch die alltäglichen anhaltende Aufrüstung der Weltgemein- in Köln gefeiert. Das Motto, welches Begegnungen seien sie präsent und schaft. „Was es braucht, sind keine jedes Jahr vom Papst bekanntgegeben böten Unterstützung an. Aus der Ge- neuen Waffen, es braucht eine neue wird, lautet für 2019: „Die gute Politik meinschaft heraus und im Miteinander Generation von Menschen, die für eine steht im Dienste des Friedens.“ entstünden interessante Gespräche, Kultur des Friedens und des Miteinan- die dann natürlich auch in den Glauben ders“ einträten. Neue Generationen Militärseelsorge als Betriebsseelsorge hineinragten. von Waffen hätten bisher dazu beige- Im Vorfeld des Gottesdienstes gab tragen, dass die Alternative inzwischen der Leitende Militärdekan Monsignore In seiner Predigt legte auch Rainer Ma- Vernichtung oder Frieden sei. Rainer Schnettker, welcher als Leiter ria Kardinal Woelki Wert auf die Gemein- des Katholischen Militärdekanats Köln schaft. Angesichts der kommenden Fürbitten, Kollekte und Musik Einladender des Weltfriedenstags in Europawahl sollten gerade Christen als Auch in diesem Jahr wurden die Fürbit- Köln ist, dem Domradio ein Interview. überzeugte Europäer auftreten. Denn ten von Soldaten anderer Streitkräfte Dort beschrieb er Militärseelsorge als „nationale Egoismen führen immer ins – Lehrgangs-Teilnehmer des Bundes- sprachenamts in Hürth – mehrspra- chig vorgetragen. Wie bereits im ver- gangenen Jahr war die Kollekte wieder zu gleichen Teilen für die „Nachbar- schaftshilfe“ des Katholikenrats beim Katholischen Militärbischof und die „Ak- tion neue Nachbarn“ des Erzbistums Köln bestimmt.

Das Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg unter der Leitung von Oberst- leutnant Christoph Scheibling, Domor- ganist Ulrich Brüggemann sowie der Projektchor des Katholischen Militärde- kanats Köln unter Leitung von Stabs- feldwebel Markus Wolters begleiteten

© Erzbistum Köln / Matthias Chrobok die Eucharistiefeier. Der Chor eröffnete

20 Kompass 02I19 Aus der Militärseelsorge

Leitender Militärdekan Msgr. Militärgeneralvikar Oberst i. G. Rüdiger Attermeyer Rainer Schnettker beim Empfang Msgr. Reinhold Bartmann © KS / Friederike Frücht (4) Der Projektchor des Katholischen Militärdekanats Köln unter Leitung von Stabsfeldwebel Markus Wolters

auch den anschließenden Empfang mit Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bart- zahlreichen geladenen Gästen. Weitere Informationen zum mann begann sein Grußwort mit dem Weltfriedenstag 2019 Hinweis, dass das diesjährige Motto ei- Empfang im Maternushaus gentlich die Wiederholung einer Selbst- Nach dem Gottesdienst im Kölner Dom Der Welttag des Friedens wurde verständlichkeit sei. Dieses Motto aber lud der Leitende Militärdekan Schnett- vor mehr als 50 Jahren, nur wenige zeige, dass die Selbstverständlichkeit ker zu einem Empfang im nahegele- Jahre nach Abschluss des Zweiten offensichtlich abhandengekommen sei. genen Bildungshaus des Erzbistums Vatikanischen Konzils, von Papst Es gelte den politischen Entscheidern ein. Nach kurzen einleitenden Worten Paul VI. eingeführt. Die katholische deutlich zu machen, „dass es letztlich von Monsignore Schnettker ergriff der Kirche stellt seitdem den ersten Tag stets um das Gemeinwohl, um die ‚res Parlamentarische Staatssekretär Dr. eines jeden Jahres – und damit pro- publica‘, geht und nicht um persönliche Peter Tauber das Wort. Er überbrach- grammatisch das ganze neue Jahr – Befi ndlichkeiten oder Selbsterhöhung“. te zunächst die herzlichsten Grüße der unter die Perspektive des Friedens. Bundesministerin der Verteidigung Dr. Am Ende des Empfangs richtete Oberst Ursula von der Leyen. Bezugnehmend Das Motto, welches jedes Jahr vom i. G. Rüdiger Attermeyer für die Gemein- auf das Weltfriedenstagsmotto bekräf- Papst bekanntgegeben wird, lautet schaft Katholischer Soldaten (GKS) ei- tigte er, dass „um Frieden zu bewah- für 2019: „Die gute Politik steht im nige Worte an die Gäste. Er betonte, ren, man dahin gehen muss, wo noch Dienste des Friedens.“ dass in ihrer Verantwortung für die kein Friede herrscht.“ Tröstlich sei, Umsetzung einer friedvollen Politik alle dass uns Gottes Friede auch da be- Mehr dazu im Internet unter: gefragt seien. „Denn gute Politik geht gegne, wo Krieg anwesend sei. Sein www.dbk.de/themen/welttag-des- in unserem Land alle an und geht von Dank galt sowohl allen Soldatinnen und friedens-2019/ allen aus! Jeder leistet dazu seinen Bei- Soldaten als auch der gesamten Mili- trag, egal wo er in Politik, Kirche und tärseelsorge für ihren Einsatz und ihr Gesellschaft steht.“ Engagement. Friederike Frücht

Kompass 02I19 21 Aus der Militärseelsorge „Alles klar?“ Der Militär-Katholikenrat beteiligt sich wieder am Integrationspreis

u Beginn jedes Jahres verleiht der ZDiözesanrat der Katholiken im Erz- bistum Berlin den „Drei-Königs-Preis“. Schon seit dem Jahr 2000 wird das Geld dafür durch die Mitglieder des Di- özesanrats aufgebracht. Sein Pendant, der Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof, unterstützt dies nicht nur ideell, sondern inzwischen auch fi - nanziell in gleicher Höhe: mit 900 der 1.800 Euro. Wegen der Schließung und Sanierung der Berliner St. Hedwigskathedrale wur- de das Pontifi kalamt zum Auftakt An- fang Januar in der Kirche St. Adalbert gefeiert. Ebenfalls neu war der Ort des anschließenden Drei-Königs-Empfangs, zu dem Erzbischof Dr. Heiner Koch und der Diözesanrats-Vorsitzende Bernd Streich in die Katholische Akademie einluden.

Nach der Begrüßung durch Marie- Hélène Müßig, Mitglied des Diözesan-

rats-Vorstands und der Jury des Drei- © KS / Jörg Volpers Königs-Preises, hielten die beiden Gast- Bei der Preisverleihung von links: Bernd Streich, Marie-Hélène Müßig, geber, Bernd Streich und Erzbischof Dunja Apikian, Pater Roger Abdel Massih CML, Oberstleutant Gräf Koch, Ansprachen zur Situation der Kir- che am Beginn des Jahres 2019. Koch begann mit der Frage „Alles klar?“, be- nannte fünf konkrete Beispiele, an de- leistet. Der Diözesanrat würdigt in glei- und feiert dort einmal im Monat mit ih- nen er die Spaltungen der heutigen Zeit cher Weise das unterstützende Ange- rem Priester, der eigens aus Frankfurt verdeutlichte, und kritisierte den „des- bot wie auch andere Aktivitäten, die am Main anreist, die Heilige Messe truktiv wirkenden Gegensatz, der unse- integrierend wirken, wie Gebetsgrup- nach der aramäisch-antiochenischen re Gesellschaft prägt: Die einen sind pen, Chorauftritte, Kochprojekte oder Liturgie. An allen anderen Tagen organi- überzeugt von einer zeitlosen Wahrheit Wallfahrten. Auch im gemeinsamen Fei- sieren die Ehrenamtlichen die sozialen und die anderen von einer wahrheitslo- ern wachsen Beziehungen und Freund- und liturgischen Aktivitäten selbst. sen Zeit.“ schaften, wird Integration konkret.“ Der Vorsitzende des Militär-Katholiken- In ihrer Laudatio würdigte Frau Müßig Rund sechs Millionen Christen gehören rats, Gereon Gräf (Sulz- für den Diözesanrat der Katholiken im weltweit der maronitischen Kirche an. bach-Rosenberg / Amberg), überreichte Erzbistum Berlin das Engagement des Dabei handelt es sich um eine katho- schließlich die Urkunde und das Preis- Preisträgers, der Maronitenmission lische Ostkirche, die in Gemeinschaft geld an Dunja Apikian (Berlin) und Pater Deutschland, „weil die maronitische mit Rom steht. Rund ein Viertel der Ma- Roger Abdel Massih CML (Frankfurt), Gemeinde im Erzbistum Berlin einen roniten lebt im Libanon. In Deutschland die sich sehr herzlich für die Unterstüt- wichtigen Beitrag zur Integration von gibt es fünf maronitische Gemeinden. zung bedankten. Flüchtlingen in unsere Gesellschaft Die Berliner ist zu Gast in St. Paulus Jörg Volpers

22 Kompass 02I19 DIE PRAXIS DES CHRISTLICHEN LEBENS I: Sakramente als sinnliche Heil(ig)ung des Lebens Kompass Glauben Kompass Der katholische Theologe Leonardo Taufe Krankensalbung Boff (*1938) erhielt von seinen Ge- Taufeaufe Krankensalbung schwistern einen Brief zum frühen Tode Firmung des Vaters, wo er den trostvollen Satz FirmungF las „Papa ist nicht weggegangen, son- Buße Eucharistie dern angekommen“ (L. Boff, Kleine Sa- Buße Eucharistiecharistie kramentenlehre. 2003, S. 28), und wo Ehe Boff im Umschlag auch einen Zigaret- Ehe Priesterweihe tenstummel fand, der schlagartig neue Priesterweihe Wirklichkeit wurde: Diese letzte „Kippe“ seines Vaters begleitete sein Leben, ja „wurde [ihm] zum Sakrament“ (ebd. 29). des Lebens in Selbstbestimmung (so – so Erikson – zum Teil geschenkt, zum Immanuel Kant) wie dem „Leben als Teil über eigene Überzeugungsarbeit Sakrament – Herausnahme aus dem Geschenk“ in spirituellen Entwürfen gestaltet. Alltag in das „Heilige“ und Gläubigkeit begegnet. Menschen Der Begriff „sacramentum“ (von lat. wollen – und wollten immer schon – Sakramente heute – Erfahrungen in „sacrare“: entweltlichen) ist ursprüng- keine funktionierenden Marionetten und mit und durch Gottes Güte lich der Wechsel einer Sache (dann unheimlicher „Mächte und Gewalten“ Reife Katholiken sehen die sieben Sak- die Sache), die aus der profanen Welt sein, die austauschbar und letztlich un- ramente meist als die wirklich sinnliche in die Welt des „Geweihten“ („sacer“) nötig wie wertlos sind, wenn sie sich Zusage Gottes, der die Knotenpunkte übergeht. Im römischen Militärdienst nicht als unbedingt gedacht und bejaht des Lebens aus dem Funktionieren „wechselt“ der Rekrut, der mit seinem annehmen können. Gegen die „Idee herausnimmt und heil(ig)t. In Zeichen Fahneneid in die „sacra militia“ aufge- der Knappheit“ aller Güter vertrauen und Worten. Gespendet von dem, der nommen wird, und wird nun den Göt- Christen darauf, dass diese Wirklichkeit selbst ganz aus Gott kam und seiner tern wegen des Versprechens überant- und Schöpfung „gut ist“ (Gen 1,31), d. Kirche dies auftrug. wortet. h. Geschenk. Wohlwissend, dass wir Leben nicht nur „machen“ können. Die Zeichen und Worte der Sakramente Die frühe Kirche versteht unter „sacra- werden für die Gläubigen (aber nur für mentum“ Weites: Den Glauben und So wie für Leonardo Boff die letzte Kip- diese!) – wie Boffs Zigarette – zu „wirk- seine Inhalte, die Heilstaten Gottes, pe seines Vaters zu einem wirklichen lichen“ Erfahrungen. Der Jugendkate- ja die ganze Kirche wird als Sakrament „Wendepunkt“ wurde, so kennt auch chismus (Nr. 173) Youcat interpretiert verstanden; erst seit Tertullian (150– die Psychologie für den (gelingenden) daher die Sakramente: 220) werden darunter die erstmalig Lebenslauf zentrale „Wendepunkte“. • Die Taufe: Kinder von Eltern werden genannten „Heilszeichen“ Taufe und geborgene Kinder Gottes. Eucharistie begriffen. Mit dem Konzil Der berühmte Harvard-Professor Erik • Die Firmung: Schwache werden von Trient (1545–1563) bleiben die Erikson (1902–1994) identifi zierte zen- stark. bis heute gültigen sieben Sakramente trale Lebensphasen, die Identität (aus-) • Das Bußsakrament: Schuldige Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße/Ver- bilden. Vereinfacht könnte man sagen: werden Versöhnte. gebung, Krankensalbung, Priesterwei- Zu einem gelingenden Leben gehört • Die Ehe: Aus Zuneigung wird Liebe. he und Ehe. Warum sieben? Auch ein Erfahrung von Grundvertrauen. Autono- In guten wie in schlechten Tagen. Zeichen – vier: der Kosmos; plus drei: mie muss man für sich aufbauen; kon- • Die Eucharistie: Hungrige werden die Göttlichkeit. struktiven Umgang mit Versagen ler- zum Brot für andere. nen; Selbstwirksamkeit einüben; eine • Die Priesterweihe: Individualisten Leben jenseits des Funktionierens – stabilisierende Identifi kation wagen; werden zu Dienern der Liebe. balancierte „Lebensknoten“ belastbare Intimität zulassen, der eige- • Die Krankensalbung: Verzweifelte Dem „stahlharten Gehäuse der Hörig- nen Kreativität wie Generativität Raum werden Zuversichtliche. keit“, das der große Soziologe Max We- geben sowie am Ende das Leben als Und alle kommen an. Im guten Sein. ber (1864–1920) in den Zwängen des Ganzes – auch in seinen Brüchen – an- Wie Leonardo Boffs Vater. Kapitalismus wirken sah, wird in der nehmen, um integriert „ankommen zu Prof. Dr. Uto Meier, Spätmoderne mit dem Gegenentwurf können“ (Boff). Diese Prozesse werden Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Kompass 02I19 23 Aus dem Archiv „Einer unserer besten Feldgeistlichen“

Kriegspfarrer Dr. Josef Maria Reuß (1906–1985) © AKMB

llein das Wimmern und Weinen mitanzuhören, war kaum te Protest nur zum Ausdruck, dass die Erschießungen die Aerträglich. Etwa 90 Kinder, im Alter von wenigen Mona- „Manneszucht“ der Soldaten beeinträchtigten und es dem ten bis zu sieben Jahren, waren seit Tagen in einem Haus Ansehen der Wehrmacht abträglich sei, wenn solche Vor- am Stadtrand von Bjelaja Zerkow (Ukraine) eingesperrt – kommnisse in der Heimat bekannt würden. Genützt hat ohne Versorgung, ohne Eltern. Diese waren wenige Tage es dennoch nichts. Der linientreue Generalfeldmarschall zuvor von SS-Einheiten erschossen worden. Der Grund: Walter von Reichenau erteilte dem Oberst ob seines Ein- Sie waren Juden. Jetzt kratzen einige größere Kinder den spruchs eine Rüge und ordnete an, dass die Kinder wie Mörtel von den Wänden, um ihren Hunger zu stillen. Eine ihre Eltern erschossen werden sollten. SS-Einheiten, beste- Siebenjährige versuchte verzweifelt einem Säugling die hend aus ukrainischen Freiwilligen, sorgten rasch für die Brust zu geben. Die in unmittelbarer Nähe untergebrachten Umsetzung. Soldaten der Wehrmacht wandten sich hilfesuchend an die vier Kriegspfarrer, die zu diesem Zeitpunkt vor Ort waren. Der Mordaktion von Bjelaja Zerkow ist eines der wenigen Ereignisse, bei denen Wehrmachtseelsorger nachweislich 27 Jahre später gab einer von ihnen, den nunmehrige Zeugen von Kriegsverbrechen wurden und dagegen ihre Mainzer Weihbischof Josef Maria Reuß, seine Erinnerun- Stimme erhoben. Der Fall zeigt, dass es in der Wehrmacht gen an die schrecklichen Ereignisse vom August 1941 im möglich war, Grausamkeiten anzuzeigen. Repressalien Darmstädter Einsatzgruppenprozess folgendermaßen zu hierfür blieben aus, aber auch der erwünschte Erfolg, die Protokoll: „Die Kinder lagen oder saßen auf dem Boden, Rettung der Kinder. der von ihren Ausscheidungen bedeckt war. Fliegen saßen zum großen Teil auf den teilweise nur halb bekleideten Keiner hat geistlichen Beistand abgelehnt Kindern auf Beinen und Unterleib. […] Die besichtigenden Der Dienst von Pfarrer Reuß bei der Wehrmacht in den Jah- Soldaten waren, ebenso wie wir, über diese unglaublichen ren 1940–44 war geprägt von Härten und Entbehrungen. Zustände erschüttert und äußerten sehr ihren Unwillen da- Im Februar 1942 meldete er aus dem Kriegslazarett „ge- rüber.“ Die vier Wehrmachtseelsorger (zwei evangelisch, horsamst, dass ich in der Nacht vom 18. zum 19. Januar zwei katholisch) erhoben umgehend und einmütig Protest. bei der Bergung von Verwundeten während des Eindringens Oberst Helmut Groscurth, erster Generalstabsoffi zier der der Russen in unsere Stellungen beide Füße erfroren habe 295. Infanterie-Division, nahm sich der Sache an. (Erfrierungen 2. und 3. Grades).“ Nach zwei bis drei Mona- ten gedachte er wieder dienstfähig zu sein. Doch nach drei Groscurth, ein konservativer Pastorensohn, war bereits Amputationen war an einen weiteren Dienst an der Ostfront seit Jahren Gegner des NS-Regimes und an Plänen zum nicht mehr zu denken. Sturz Hitlers beteiligt. Er ließ die jüdischen Kinder versor- gen. Doch nach außen musste er den Schein wahren und Reuß wurde als Lazarettpfarrer nach Paris versetzt. Dort innerhalb der Denkmuster des Systems argumentieren. oblag ihm auch zusammen mit anderen Priesterkollegen Ein Appell an die Menschlichkeit hätte keine Aussicht auf die Betreuung des Wehrmachtgefängnisses Fresnes. Zwei- Erfolg gehabt. So brachte der von den Geistlichen initiier- mal wöchentlich, jeweils bis zu elf Stunden, besuchte er Der Text stützt sich unter anderem auf Unterlagen im Archiv des Katholischen Militärbischofs (SW 684) sowie: Peter Reifenberg und Annette Wiesheu (Hrsg.), Weihbischof Josef Maria Reuß (1906–1985) zum 100. Geburtstag, Mainz 2007.

24 Kompass 02I19 Mutige Zeugen

Beispielhaft werden hier historische Persönlichkei- ten vorgestellt, die mutig für andere und für ihre die Gefangenen. Rund 150 zum Tode Verurteilte begleite- christliche Überzeugung eingetreten sind. Über te er in ihren letzten Stunden bis zur Exekution. Im letz- ten Seelsorgebericht vom Herbst 1944 hob er hervor, wie Befehl und Gehorsam stellten sie ihr Gewissen.

stark seine Dienste von den Inhaftierten in Anspruch ge- Dafür haben sie persönliche Nachteile – bis hin Aus dem Archiv nommen wurden: „Im Gefängnis war die religiöse Aufge- zum Tod – in Kauf genommen. Sie alle waren im schlossenheit sehr groß, der Sakramentenempfang sehr militärischen Umfeld tätig oder standen in engem gut. Auch solche, die früher aus der Kirche ausgetreten Kontakt zur Katholischen Militärseelsorge. Gerade waren, verlangten ausdrücklich den Besuch des Pfarrers zu einer Zeit, in der Fragen der Traditionswürdig- und kehrten zur Kirche zurück. Von den Exekutierten hat keiner den geistlichen Beistand abgelehnt.“ Die Berichte de- keit neu auf der Tagesordnung der Bundeswehr cken sich mit dem, was sein Vorgesetzter, Feldgeneralvikar erscheinen, ist es angebracht, an Menschen wie Georg Werthmann, nach Kriegsende über Reuß notierte: Er sie zu erinnern. sei „als einer unserer besten Feldgeistlichen anzusehen. […] Die Soldaten blickten mit Verehrung und Liebe zu ihm empor und auch die Offi ziere waren ihm ohne Unterschied der Konfession zugetan.“ So hatte auch Oberst Groscurth Wandel in der Sexualmoral bestätigt, dass Kriegspfarrer Reuß der Division Achtung vor Die Zeit als Militärseelsorger habe „tiefe Eindrücke“ in sei- dem Christentum beigebracht habe. nem Leben hinterlassen, schrieb Reuß Jahrzehnte später an das Katholische Militärbischofsamt. Nach Kriegsende Bei denen sein, die ihr Leben einsetzen standen freilich andere Themen im Vordergrund seines Josef Maria Reuß war ein Seelsorger, der bewusst seinen Interesses. Er widmete sich wiederum der Priesterausbil- eigenen Weg ging, auch wenn dieser nicht immer der leich- dung und leitete über 20 Jahre lang das Mainzer Priester- teste und bequemste war. 1906 in Limburg an der Lahn seminar. Die Seminaristen nahmen ihn als starke Vater- in bürgerlichen Verhältnissen geboren, hegte er schon als fi gur wahr. Er konnte an Erfahrungen aus der Vorkriegszeit Abiturient den Wunsch Priester zu werden. Er verstand es anknüpfen, doch es hätte seinem Naturell widersprochen, geschickt, den seitens seines Heimatbistums vorgesehe- dabei stehenzubleiben. Zu einer zeitgemäßen Priesteraus- nen Weg der Priesterausbildung zu umgehen und absolvier- bildung gehörte für ihn auch, Denkverbote zu überwinden. te seine theologischen Studien in Freiburg und Innsbruck, Letztendlich hielt er die Zulassung verheirateter Männer um letztlich mit nur 23 Jahren im Bistum Mainz inkardiniert zum Priesteramt für erwägenswert. Reuß, der 1954 die zu werden. 1934 promovierte er über Adam Tanner, einen Bischofsweihe erhalten hatte, wurde zu einem Vordenker Gelehrten des 17. Jahrhunderts, der gegen die Hexenver- und durchaus streitbaren Mitgestalter des Zweiten Vatika- folgung Stellung bezogen hatte. nischen Konzils.

Reuß widmete sich der kirchlichen Jugendarbeit und geriet Ein Kampf, der sich als besonders zäh erweisen sollte, galt dabei in Konfl ikt mit den NS-Machthabern. 1936 wurde ihm einer Neupositionierung der Kirche zu Familienplanung und in Hessen die Erteilung des Religionsunterrichts untersagt, Elternschaft in individueller Verantwortung. Schon 1961 da er nach Ansicht des Reichsstatthalters keine Gewähr sorgte Reuß mit seinem Buch „Geschlechtlichkeit und Lie- dafür biete, sich rückhaltlos für den nationalsozialistischen be“ für Aufmerksamkeit. In sachlicher Weise legte er in- Staat einzusetzen. Dezidiert wandte er sich gegen den NS- folgedessen dar, warum er die Enzyklika Humanae Vitae Ideologen Alfred Rosenberg und Planungen zur Gründung von 1968 für eine „fehlbare Lehrentscheidung“ hielt und einer „deutschen Volkskirche“. Rückhalt bekam er vom er mit dem darin enthaltenen päpstlichen Verbot künstli- Mainzer Bischof Albert Stohr, der selbst mehrfach das Ziel cher Empfängnisverhütung nicht konform gehen könne. nationalsozialistischer Hetzkampagnen wurde. 1940 erteil- Mehrfach wurde Reuß aus Rom aufgefordert, öffentliche te die Reichsschrifttumskammer Reuß ein Verbot schrift- Äußerungen diesbezüglich zu unterlassen. Er wies dies stellerischer Tätigkeit. Doch zu diesem Zeitpunkt war die- unter Berufung auf sein Gewissen zurück. Möglicherweise ser bereits mit anderen Dingen beschäftigt. Der vormalige hat ihn das vergebliche Ringen um eine Liberalisierung der Rektor eines Exerzitienhauses und der Mainzer Alumnen im kirchlichen Sexualmoral mehr zermürbt als manche Mühsal Priesterseminar Fulda hatte sich freiwillig zum Dienst als des Krieges. Gesundheitlich schon seit seiner Jugend an- Kriegspfarrer gemeldet. Wie viele andere dürfte er die Feld- geschlagen, verbrachte er die letzten Lebensjahre infolge seelsorge als eine Art Fortsetzung der Jugend- und Jung- eines Schlaganfalls im Rollstuhl. In einem Dankbrief an- männerseelsorge angesehen haben. In dem für den Fall lässlich seines 75. Geburtstags bedauerte er am meisten, seines Todes formulierten Abschiedsbrief an seine Mutter dass er nur noch wenige Worte selbst schreiben konnte. bekannte er, er wolle „vorn bei denen sein, die ihr Leben einsetzen müssen und auf ihren Priester einen besonde- Dr. Markus Seemann, ren Anspruch haben.“ Leiter des Archivs des Katholischen Militärbischofs

Kompass 02I19 25 Auf ein Wort © Archivbild: KS / Doreen Bierdel „Am 6. Januar wurde Kirchengeschichte geschrieben.“

Zwischen der Katholischen Militärseelsorge in Deutsch- stimmen: „Zunächst einmal wollen wir gemeinsam das ge- land und der neu aufgebauten Militärseelsorge in der meinsame Erbe des Kiewer Christentums erkunden. Denn Ukraine gibt es seit Jahren gute Kontakte. Dies äußert historisch gesehen ist die UGKK oft unter den Einfl uss des sich u. a. darin, dass hochrangige Vertreter der Ukraini- Westens geraten, insbesondere der lateinischen Kirche. schen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK) regelmäßig Die UOK geriet unter den Einfl uss von Moskau ... Deshalb an den Gesamtkonferenzen der deutschen Katholischen müssen wir nach dem suchen, was in unserem heutigen Militärseelsorge teilnehmen und inzwischen zwei Priester Leben im Kiewer Christentum ist.“ Dies ist zu untersuchen der UGKK von ihrem Heimatbischof für den Dienst in ihr und wieder herzustellen. Ihm zufolge sprechen wir über freigestellt wurden. Der Militärgeistliche Iurii Kuliievych be- die Entwicklung der theologischen Tradition, die Entwick- richtet von den aktuellen Veränderungen im Gefüge der lung unseres pastoralen Dienstes. „Eine Sache ist die Ver- katholischen und der orthodoxen Kirchen zwischen Kiew einigung, und die andere ist die Einheit. In vielen Fällen / Ukraine, Moskau / Russland und „Konstantinopel“, dem können wir uns schon vereinigen“, sagte der Bischof. heutigen Istanbul / Türkei. Anfang Januar wurde der „To- mos“, das Dekret über die Autokephalie (kirchenrechtliche Schewtschuk drückte die Hoffnung aus, dass die UOK, die Unabhängigkeit einer regionalen Volkskirche – unabhängig jetzt internationale Anerkennung fi ndet, in die ökumeni- vom Patriarchat von Konstantinopel) verkündet. Dazu über- sche Bewegung eintreten wird, die Einheit der Kirche Chris- setzte Kuliievych Teile einer Rede von Swjatoslaw Schew- ti zu suchen, die sich heute auf ökumenischer Ebene be- tschuk, dem Großerzbischof von Kyiw-Halytsch (UGKK): fi ndet. „Von der orthodoxen Seite aus leitet diesen Prozess der Ökumenische Patriarch und von der katholischen Seite Schewtschuk zufolge geht es nicht darum, Strukturen die römische apostolische Hauptstadt. Übrigens, nach wiederherzustellen oder eine Kirche einer anderen zu ver- all den Absichten, der UOK eine Autokephalie zu geben, mitteln: „Das höchste Zeichen der kirchlichen Einheit ist hat Moskau diesen ökumenischen Dialog verlassen ... Ich das Sakrament der Eucharistie. Wenn es gilt, die Wege zur glaube, die ukrainische Kirche muss sich aktiv an dieser Wiederherstellung der Einheit unter den Christen zu fi nden, Bewegung beteiligen, und dann werden wir in der Ukraine dann geht es darum, die Einheit im Glauben wiederher- ihre wahre Frucht sehen. Denn anscheinend braucht nie- zustellen und damit im liturgischen Leben auszudrücken. mand so sehr wie wir Ukrainer die ökumenische Einheit der Wenn also jemand diese Einheit bricht, bricht er die eu- Kirchen“, sagte der Leiter der UGKK. charistische Gemeinschaft. Wie es zwischen Moskau und Konstantinopel geschah, nach der Entscheidung unserer Militärgeistlicher Iurii Kuliievych, Mutterkirche, der Orthodoxen Kirche der Ukraine die Auto- Katholisches Militärpfarramt Roth kephalie zu gewähren“, fügte der Kirchenleiter hinzu. (mit freundlicher Unterstützung durch die Informations- stelle der UGKK und den Leiter des Collegium Orientale in Der Großerzbischof bemerkte, dass es bereits mehrere Eichstätt, Erzpriester Dr. Oleksandr Petrynko, Ebenen der Zusammenarbeit gibt, die mit Metropolit Epi- www.collegium-orientale.de) fanij von der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) überein-

26 Kompass 02I19 Suche Frieden und jage ihm nach! Glaube, Kirche, Leben Kirche, Glaube, (Psalm 34,15)

„Kommt, alles ist bereit”: Mit der Bibelstelle des Festmahls aus Lukas 14 laden die slowenischen Frauen ein zum Welt- gebetstag am 1. März 2019. Ihr Gottesdienst entführt uns 61. Internationale Soldatenwallfahrt in das Naturparadies zwischen Alpen und Adria, Slowenien. nach Lourdes von 15. bis 21. Mai 2019 Und er bietet Raum für alle. Es ist noch Platz – besonders für all jene Menschen, die sonst ausgegrenzt werden wie Die deutsche Katholische Militärseelsorge fährt Arme, Gefl üchtete, Kranke und Obdachlose. Die Künstlerin auf Einladung des französischen Militärbischofs Rezka Arnuš hat dieses Anliegen in ihrem Titelbild symbol- von Mittwoch, 15.5., bis Dienstag, 21.5.2019, trächtig umgesetzt. In über 120 Ländern der Erde rufen zur 61. Internationalen Soldatenwallfahrt nach ökumenische Frauengruppen damit zum Mitmachen beim Lourdes. Teilnehmen können Angehörige der Bun- Weltgebetstag auf. deswehr mit deren Familien sowie unter bestimm- ten Voraussetzungen Reservistinnen und Reser- Slowenien ist eines der jüngsten und kleinsten Länder der visten zwischen 16 und 65 Jahren. Europäischen Union. Von seinen gerade mal zwei Millionen Einwohner*innen sind knapp 60 % katholisch. Obwohl das Seit 1958 treffen sich jedes Jahr Soldaten aus etwa Land tiefe christliche Wurzeln hat, praktiziert nur gut ein 48 Nationen in Lourdes/Südfrankreich zur Inter- Fünftel der Bevölkerung seinen Glauben. Bis zum Jahr 1991 nationalen Soldatenwallfahrt. Aus der Bundesre- war Slowenien nie ein unabhängiger Staat. Dennoch war es publik Deutschland gab es bisher über 100.000 über Jahrhunderte Knotenpunkt für Handel und Menschen Teilnehmer. aus aller Welt. Sie brachten vielfältige kulturelle und religi- öse Einfl üsse mit. Bereits zu Zeiten Jugoslawiens galt der Was erwartet Sie? damalige Teilstaat Slowenien als das Aushängeschild für Begegnungen – Freude – Besinnung – Gebet – wirtschaftlichen Fortschritt. Heute liegt es auf der „berüch- Freundschaft – Friede tigten“ Balkanroute, auf der im Jahr 2015 tausende vor Krieg und Verfolgung gefl üchtete Menschen nach Europa Aus dem Programm: kamen. Donnerstag: Besichtigung des Wallfahrtsbezirkes und der Stadt, Zeit zur freien Verfügung, Eröffnung In diesem Jahr geht es besonders um Unterstützung da- der internationalen Begegnungsstätte für, dass Frauen weltweit „mit am Tisch sitzen können“. Deshalb unterstützt die Weltgebetstagsbewegung aus Freitag: Heilige Messe an der Grotte, diverse Ver- Deutschland Menschenrechtsarbeit in Kolumbien, Bildung anstaltungsmodule zur freien Auswahl, Internatio- für Flüchtlingskinder im Libanon, einen Verein von Roma- nale Eröffnung des Zeltlagers, Internationale Eröff- Frauen in Slowenien und viele weitere Partnerinnen in Afrika, nungsfeier, nächtliche Versöhnungsfeier Asien, Europa und Lateinamerika. Samstag: Heilige Messe mit dem Militärbischof Über Länder- und Konfessionsgrenzen hinweg engagieren und anschließender Begegnung, Internationale sich Frauen für den Weltgebetstag. Seit über 100 Jahren Lichterprozession, Anbetungsstunde macht die Bewegung sich stark für die Rechte von Frau- (Änderungen vorbehalten!) en und Mädchen in Kirche und Gesellschaft. Am 1. März 2019 werden allein in Deutschland hunderttausende Frau- Nähere Informationen zum Teilnehmerkreis und en, Männer, Jugendliche und Kinder die Gottesdienste und zur Anmeldung erfahren Sie nur beim für Sie Veranstaltungen besuchen. Gemeinsam setzen sie am zuständigen Katholischen Militärpfarramt! Weltgebetstag 2019 ein Zeichen für Gastfreundschaft und Weitere und stets aktualisierte Informationen Miteinander: Kommt, alles ist bereit! Es ist noch Platz. im Internet unter www.kmba.de und www.katholische-militaerseelsorge.de. Lisa Schürmann Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e. V. www.weltgebetstag.de

Kompass 02I19 27 Film-Tipp: Medien

s gibt noch Überraschungen am Filmhimmel: Animation Eauf höchstem Niveau, und nicht aus Amerika. „WINZ- LINGE – Abenteuer in der Karibik“ heißt dieser Animations- spaß aus Frankreich. Und überraschend für mich, dieser Ausnahmefi lm geht schon in die zweite Runde, also „WINZ- LINGE 2“.

Erzählt wird eine Geschichte aus der Sicht von Insekten: Käfer, Spinne und Ameise.

Während im ersten Teil alle um eine Zuckerdose kämpften („WINZLINGE – Operation Zuckerdose“), führt jetzt die Rei- se bis in die entfernte Karibik: Ein Marienkäfer landet bei ei- nem Ausfl ug in einer Pappschachtel und wird in die Karibik verschifft. Das führt dann zu einem turbulenten Abenteuer, die schwarze Ameise und die clevere Spinne aus dem ers- ten Teil sind nun auch wieder dabei.

Animiert werden die sympathischen Protagonisten aus der Mini-Tierwelt vor realem Hintergrund. Also alles – Straßen, Blechdosen, karibische Traumlandschaften – ist real. Und WINZLINGE – Abenteuer in der Karibik dann kommen die animierten Tierchen dazu. Original: Miniscule – Les mandibules du bout du monde Animationsfi lm, Frankreich 2018 Was wirklich innovativ an dieser WINZLINGE-Reihe ist: Sie Laufzeit: 92 Minuten braucht keine Sprache, mit der die handelnden Figuren mit- Kinostart: 21.2.2019 einander kommunizieren. Was die Verständlichkeit in die Handlung bringt, sind Geräusche und auf die Protagonisten abgestimmte Motive in der begleitenden Musik. Das macht fene Dose – von uns Menschen weggeworfen, real gefi lmt den Film auch für die jüngere Generation – ja, auch für die –, diese wird auf der Straße zum Problem- und Kampffeld Generation unter sechs Jahren – empfehlenswert. Ein Seh- für die kleinen Insekten-Protagonisten. Das ist spannend und Hörvergnügen für die Älteren ist der Film aber allemal. und auch witzig gemacht. Auch schaffen solche Szenen die Identifi zierung mit den Handlungsträgern aus einer Mi- Neu ist jetzt in „WINZLINGE 2“, dass neben realen Land- ni-Tierwelt. schaften auch wirkliche Schauspieler als Protagonisten massiv in die Handlung treten – auch sie agieren ohne Manchmal stockt der Atem bei mir als Zuschauer – da läuft Sprache. Das wirkt in manchen Szenen etwas zu künst- wirklich Kino-Aktion ab. Und dann gibt es wieder ruhige Pas- lich und zu gewollt, stört den Gesamteindruck aber letztlich sagen, die zum Staunen und Genießen einladen. Auch er- nicht. kenne ich dann bei solchen Passagen, dass die winzigen Protagonisten sich mit ihrem Brummen, Piepsen und Klap- Die Einbeziehung der menschlichen, realen Protagonisten pern sogar unterhalten und eine eigene Sprache sprechen. in den Film ermöglicht natürlich eine Botschaft, die uns alle unmittelbarer meint: die Gefährdung und Zerstörung Also: Ins Kino gehen und diese außergewöhnliche Anima- unserer Umwelt. Eindrücklich dabei auch eine weggewor- tions-Show aus Frankreich miterleben. Thomas Bohne, Mitglied der Katholischen Filmkommission

28 Kompass 02I19 Ein Beitrag zum interreligiösen Dialog Militärbischof Dr. Overbeck erhielt das erste Exemplar Medien

m Auftrag des Zentrums für Militär- Igeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) hat dessen Mitarbeiter, der katholische Theologe Dr. Markus Thurau, jetzt ein Buch he- rausgegeben, das eigenen Angaben zufolge die „Annäherung an ein ambi- valentes Phänomen“ versucht. Thurau „Gewalt und Gewaltfreiheit in hatte jetzt die Gelegenheit, dem Katho- Judentum, Christentum und Islam“ lischen Militärbischof Dr. Franz-Josef hrsg. von Markus Thurau Overbeck ein Exemplar zu überreichen. Vandenhoeck & Ruprecht, Außerdem erfolgte an der Kurie am 1. Aufl age 2019, 256 Seiten,

Berliner Weidendamm die Präsentation gebunden, 35,00 € © KS / Doreen Bierdel (2) des Sammelbands, zu der eigens ein- ISBN: 978-3-525-37082-7 geladen wurde. Das Buch, an dem u. a. der Berliner Theologieprofessor Dr. samtschau ein. Er verzichtete dabei erst recht nicht in diesem inhaltlichen Rainer Kampling mit eigener Expertise auf die Würdigung aller 15 Einzelbei- Zusammenhang, rechnen durfte. Umso mitwirkte, rückt die Frage nach „Ge- träge und reihte seine Überlegungen in spannender dürfte es sein, wie sich walt und Gewaltfreiheit in Judentum, eine grundsätzliche Befassung mit dem das Buch auf dem Markt insgesamt be- Christentum und Islam“ in den Mittel- Thema „Gewalt und Gewaltfreiheit“ ein. währen wird. punkt. Militärgeneralvikar Monsignore Er schloss mit dem Hinweis, dass nicht Dies einzuschätzen blieb am Ende der Reinhold Bartmann erinnerte in seiner eine Theologische Fakultät an einer der Veranstaltung der Programmleitung Begrüßungsrede u. a. daran, dass Universitäten in Deutschland das Buch des Verlags Vandenhoeck & Ruprecht der Vortrag des Katholischen Militär- herausgab, sondern eine Einrichtung vorbehalten, die Dr. Jörn Laakmann vor- bischofs am 16. November 2016 im des Bundesministeriums der Verteidi- nahm. Potsdamer ZMSBw mit ein Anlass war, gung, mit der eigentlich niemand, und Josef König die Herausgabe dieses Sammelbands zu initiieren. Militärbischof Overbeck rückte in seinem Vortrag die histori- sche und gegenwärtige Problemerfas- sung mit Blick auf die Frage nach der „Gewalt und Gewaltfreiheit in den Reli- gionen“ in den Mittelpunkt seiner Über- legungen.

Der Kommandeur des ZMSBw, Kapitän © KS / Doreen Bierdel (3) zur See Dr. Jörg Hillmann, dankte in v. l.: Dr. Jörg Hillmann, Dr. Jörn Militärgeneralvikar Msgr. seinen einführenden Überlegungen der Laakmann und Dr. Markus Thurau Reinhold Bartmann Katholischen Militärseelsorge für die gute Zusammenarbeit sowohl bei der Konzeption als auch bei der Produkti- on des Bands und der jetzt gebotenen Gelegenheit, die Buchpräsentation in den Räumlichkeiten der Kurie durchzu- führen.

Prof. Dr. Rainer Kampling (Freie Univer- sität Berlin) ordnete in der ihm eigenen Art das Buch in eine theologische Ge- © KS / Jörg Volpers Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann Prof. Dr. Rainer Kampling

Kompass 02I19 29 DAMALS Vor 55 Jahren Aus dem Archiv / Vorschau Wesentlicher Beitrag zur Gesamterziehung

Der Generalinspekteur der Bundes- wehr, Heinz Trettner, unterzeichnet am 27. Februar 1964 eine Weisung für die © AKMB, AR 201, Gesamtkonferenzen I. Zusammenarbeit mit den Militärgeistli- chen. Adressat ist das Führungsperso- nal der Bundeswehr. „Ich verlange von General Heinz Trettner (rechts) mit Militärgeneralvikar Dr. Martin Gritz auf allen Kommandeuren und Einheitsfüh- dem Weg zur Gesamtkonferenz der Katholischen Militärseelsorge 1965 rern, dass sie sich eingehend mit den Grundfragen der Militärseelsorge sowie helfe dem Soldaten dabei, das Leben der Erfüllung ihrer religiösen Pfl ichten, den einschlägigen Vorschriften befas- zu meistern. Sie leiste dadurch „einen wie dem Nüchternheitsgebot vor der sen“, so der ranghöchste General. wesentlichen Beitrag zur Gesamterzie- Kommunion, nicht beeinträchtigt wer- hung des Soldaten“, dürfe aber nicht den. Die im Bundesministerium der Verteidi- als Mittel zum Zweck missbraucht wer- So sehr auf ein einvernehmliches Mit- gung ausgearbeitete Weisung bezeich- den. Die militärischen Vorgesetzten einander der Konfessionen Wert gelegt net Militärseelsorge als kirchlichen Auf- werden verpfl ichtet, Militärseelsorger wird, möchte man aber auch ein Eineb- trag mit dem Zweck der persönlichen einzubeziehen und bei religiösen Ver- nen der Unterschiede durch allzu viel Begegnung mit Gott und der Gemein- anstaltungen organisatorische Hilfe zu Ökumene vermeiden: „Interkonfessi- schaft der Kirche. Die Militärseelsorge leisten. Dienst an Sonn- und Feiertagen onelle Gottesdienste widersprechen soll auf ein unerlässliches Mindestmaß kirchlichen Auffassungen und fi nden beschränkt werden. Auch bei der zeit- deshalb in der Regel in der Bundeswehr lichen Festlegung der Verpfl egung ist nicht statt.“ darauf zu achten, dass die Soldaten in Dr. Markus Seemann

VORSCHAU: Unser Titelthema im März

Immer wieder mahnt Papst Franziskus zur Abrüstung. Die als NATO-Mitglied näher? Welche Auswirkungen hat die dro- katholische Kirche müsse eine Vorreiterrolle in der Einla- hende Aufkündigung des INF-Vertrags? dung zur Abrüstung einnehmen und dürfe nicht schweigen. 1987 schlossen die USA und die damalige Sowjetunion Vor allem der Einsatz von Atomwaffen sei unmoralisch. den sogenannten INF-Vertrag, in dem sie sich über die Bereits im November 2017 sagte Franziskus in seiner An- Vernichtung aller landgestützten Flugkörper mittlerer und sprache an die Teilnehmer am internationalen Symposium kürzerer Reichweite einigten. Er zählt mit zu den tragen- zum Thema Abrüstung: „Die internationalen Beziehungen den Säulen europäischer Sicherheitspolitik. Es wurde kein dürfen nicht von militärischer Macht, von gegenseitigen Auslaufen des Vertrags vereinbart, seine Dauer sollte un- Einschüchterungen, von der Zurschaustellung des Waffen- beschränkt sein. Seit geraumer Zeit werfen die USA dem arsenals beherrscht werden. Vor allem atomare Massen- UdSSR-Nachfolgevertragspartner vor, diesen zu verletzen, vernichtungswaffen vermitteln lediglich ein trügerisches indem Russland u. a. bodengestützte Flugkörper teste. Gefühl von Sicherheit und können nicht die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben der Glieder der Mensch- Im vergangenen Oktober kündigte Donald Trump deshalb heitsfamilie sein, das dagegen inspiriert sein muss von ei- an, den INF-Vertrag zu kündigen. Sollte Russland bis An- ner Ethik der Solidarität.“ fang Februar nicht die Zerstörung von neuen Marschfl ug- körpern zusagen, sehe sich die USA nicht mehr an den Unterstützung erhält er nicht nur von katholischen Ver- Vertrag gebunden. Ob dies zu einer Phase der Aufrüstung bänden. Auch der Koalitionsvertrag bekennt sich zur Ab- führen kann und welche Konsequenzen dies für Europa rüstung. Sie bleibe prioritäres Ziel deutscher Außen- und hat, wird in der nächsten Ausgabe u. a. thematisiert. Sicherheitspolitik. Doch kommt Deutschland diesem Ziel Friederike Frücht

30 Kompass 02I19 Kärcher Hochdruckreiniger zu gewinnen! Rätsel

Wir verlosen einen Hochdruckreiniger von Kärcher K 2 Full Control. Mit Ihrer Teilnah- me sichern Sie sich eine Gewinnchance, sobald Sie uns das richtige Lösungswort mitteilen. Die Lösung bitte bis 22. Februar 2019 an die Redaktion Kompass. Soldat in Welt und Kirche Am Weidendamm 2, 10117 Berlin Die Gewinner des Rätsels der Ausgabe 01/19 werden benachrichtigt. oder per E-Mail an Lösungswort: NEUEVANGELISIERUNG meint [email protected] die erneute Vergegenwärtigung des Evange- (Wir bitten um eine Lieferanschrift und um freiwillige Altersangabe.) liums Jesu Christi in den Ländern, in denen der christliche Glaube schon sehr lange be- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kurie des Katholischen Militärbischofs (Berlin) und heimatet ist, aber durch die fortschreitende deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Säkularisierung an Bedeutung verloren hat. Alle Angaben, die in der Redaktion mit dem Gewinn des Kreuzworträtsels erfasst sind, werden nach den Bestimmungen der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) verwendet. Sie dienen aus- schließlich der Benachrichtigung des Gewinners und fi nden keine Verwendung für andere Zwecke.

Kompass 02I19 31 Suche Frieden und jage ihm nach! (Psalm 34,15)

61. Internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes 15. bis 21. Mai 2019 - Informationen bei Ihrem Katholischen Militärpfarramt