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Generalinspekteur Eberhard Zorn zur Lage der Von der Pandemiebekämpfung über Auslandseinsätze bis zu Landes- und Bündnisverteidigung

Stefan Bölke

Amtshilfe bei Corona

Bis zu 15.000 Soldaten standen im Rah- men der „helfenden Hände“ bereit, um im Foto: Stefan Bölke Rahmen der Amtshilfe in der Corona-Lage zivile Stellen zu unterstützen. Hinzu ka- men 17.000 Soldaten des Sanitätsdiens- tes. Die Anzahl der Intensivbetten in den Bundeswehrkrankenhäusern sei verdop- pelt, mitunter verdreifacht worden. Aber hier hätte man auch aufzeigen müssen, dass die Krankenhäuser der Bundeswehr bereits zu 80 Prozent in das zivile Gesund- heitswesen integriert seien. Auch an anderer Stelle hätte man im Rah- men der Amtshilfeanträge darüber auf- klären müssen, dass die Bundeswehr nicht mehr über die Bevorratung aus den Zeiten des Kalten Krieges verfügt. Zorn nannte Wolldecken, Zelte und EPA (Einmann-Pa- kete, standardisierte, verpackte und halt- Eberhard Zorn referierte zur Lage der Bundeswehr bare Essensration für Soldaten) als Beispiele für Anforderungen an die Bundeswehr. Et- wa zwei Drittel der ca. 1.000 Amtshilfean- s ist sein zweiter öffentlicher Vor- Dienststellen kurzfristig umorganisiert träge hätte die Bundeswehr angenommen trag seit Beginn der Corona-Pande- werden. Ein großer Teil sei ins Homeof- und Hilfestellungen realisieren können. „Es Emie, so General Eberhard Zorn, seit fice geschickt worden, und es wurde gab viele sehr positive Rückmeldungen“, dem 19. April 2018 der 16. Generalin- ein Schichtbetrieb vor Ort im Zwei-Wo- konnte Zorn erfreut feststellen und dankte spekteur der Bundeswehr, jedoch sein chen-Rhythmus etabliert. Weiterhin sei allen Beteiligten für ihre Unterstützung. erster in einer ehemaligen Kirche. Für die auch bei den ständigen Aufgaben der Weiterhin organisierte die Bundeswehr Präsenzveranstaltung mitten in der Pan- Bundeswehr priorisiert worden. Nur zahlreiche Rückholaktionen von deut- demiezeit hatte die Sektion Halle (Saale) noch wichtige Vorhaben, z. B. die Vorbe- schen Staatsbürgern aus dem Ausland, der Gesellschaft für Sicherheitspolitik reitung und Ausbildung für die Einsatz- vor allem aus China. Hier sprach Zorn den Generalinspekteur als Referenten verpflichtungen der Bundeswehr, seien auch die innereuropäischen Hilfeleistun- gewinnen können. unter strengen Hygieneauflagen durch- gen gegenüber Frankreich und Italien an. geführt worden. Seiner Bewertung nach hätte Deutschland Erschwerte Die Pandemie habe auch die Soldaten „... deutlich früher die europäische Unter- Auftragserfüllung in den Einsätzen betroffen und zu einer stützung anbieten können“. erheblichen Belastung, u. a. durch Hygi- Teilweise seien nur noch 20 Prozent der ene- und Quarantäneauflagen, geführt. Kein Extremismus Soldatinnen und Soldaten sowie der zi- Die Auftragserfüllung im Einsatz war vilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeitweise gar nicht oder später nur einge- Bei der Bundeswehr gibt es beim Thema in der Anfangsphase der Pandemie im schränkt möglich. Beispielsweise die Be- Extremismus keinen Spielraum für Inter- Dienst gewesen, schilderte Zorn. Der ge- ratung und Ausbildung der afghanischen pretationen. Angesichts der öffentlichen sundheitliche Schutz aller Bundeswehr- Streitkräfte in der Mission „Resolute Sup- Debatten stellte Zorn noch einmal klar: Ein angehörigen hatte oberste Priorität. port“ in Afghanistan musste weitgehend Extremismus-Problem sehe er nicht, denn Daher musste die tägliche Arbeit in den eingestellt werden. 99 Prozent aller Soldaten verrichten ihren

Dezember 2020 · Europäische Sicherheit & Technik 111 Dienst tadellos. Aber man wolle künftig gisch geplant und diskutiert werde, wür- ders in der deutschen Bevölkerung, ge- genauer hinsehen und mehr Ursachenfor- de sich erst nach mehreren Jahren in der ben müsse. Dazu konstatierte Zorn: „Die schung betreiben. Denn obschon es keine Truppe auswirken. Unterstützung des Themas Sicherheit ist, extremistischen Netzwerke innerhalb der Dies hob General Zorn besonders beim glaube ich, in der Bevölkerung verankert Bundeswehr gäbe, so Zorn, könne man Thema Ausrüstung und Material hervor. …, es muss aber immer wieder mit Be- doch festhalten, dass sich Extremisten, Im Kern ginge es hierbei nicht nur um gründungen hinterlegt werden.“ zum Beispiel über soziale Netzwerke, ver- Neuanschaffungen bei Großgeräten, al- netzt hätten. so alles, was fliegt, fährt oder schwimmt, Bilanz der Veranstaltung Ausrüstung sowie Personal und Materi- sondern um die Bereitstellung von aus- al sind ebenfalls Themen, die öffentlich reichend Ersatzteilen für die vorhandenen Auf den Termin hatte man sich bereits immer wieder für Schlagzeilen sorgen. Systeme in den Streitkräften. Dies sei auch vor der Pandemie verständigt. Die Auf- Daher nutzte General Zorn seinen Vor- vor dem Hintergrund der Rückbesinnung lagen zur Hygiene und zum Schutz aller trag auch, um diese Aspekte aus seiner auf Landes- und Bündnisverteidigung sehr Teilnehmenden konnten in der als Kon- Perspektive als Verantwortlicher für die wichtig. zert- und Veranstaltungsort umgewid- Einsatzbereitschaft näher zu beleuchten. meten Ulrichskirche eingehalten werden. Viele innovative Projekte und sogenannte Reserve wird gebraucht Die Anzahl der Präsenzgäste war leider Trendwenden wurden in den vergangenen begrenzt, daher wurde die Veranstaltung Jahren für die Bundeswehr auf den Weg Auch die Reservistinnen und Reservisten aufgezeichnet und auf dem YouTube-Ka- gebracht. Langsam seien die ersten Erfol- der Bundeswehr werden dafür in Zukunft nal der GSP veröffentlicht. ge auch sichtbar und spürbar. Digitalisie- stärker eingebunden. Deshalb führe man Sektionsleiter Peter Ahlefeld dankte den rung nannte Zorn als Beispiel. beispielsweise die Grundbeorderung ein. Kooperationspartnern für ihre tatkräfti- Jeder Soldat soll für die Dauer von sechs ge Unterstützung, allen voran der Stadt Guter Personalnachwuchs Jahren nach seinem Ausscheiden aus dem Halle und der örtlichen Reservistenkame- aktiven Dienst als Reservist bei seiner Ein- radschaft des Deutschen BundeswehrVer- Auch mit dem personellen Aufwuchs sei heit beordert werden. Darüber hinaus sei bandes. Der ehemalige Ministerpräsident man recht zufrieden. Man dürfe auch auch die Aufstellung von Heimatschutz- des Landes Sachsen-Anhalts Christoph nicht außer Acht lassen, dass es nun ein- regimentern geplant, die ausschließlich Bergner, Landesbildungsminister Marco mal Zeit braucht, um entstandene Lücken aus Reservistinnen und Reservisten be- Tullner, der Bundestagsabgeordnete Mar- zu schließen. Etwa von der Einstellung von stehen werden. Jedoch sind auch hierfür cus Faber und Oberbürgermeister Bernd neuen Soldaten über die Ausbildung bis entsprechendes Material und Ausrüstung Wiegand nahmen die Gelegenheit wahr, zur Verwendung auf dem ersten Dienst- notwendig. den obersten Repräsentanten der Bundes- posten. Dennoch bräuchte man an eini- Im Diskussionsteil stellte Johannes Var- wehr bei seinem Lagevortrag zu erleben. gen Stellen noch etwas Geduld, an an- wick an Zorn die Frage, ob es neben all derer Stelle jedoch auch einen „langen der Trendwenden auch eine Mentalitäts- In eigener redaktioneller Atem“. Was heute im Ministerium strate- wende in der Sicherheitspolitik, beson- Verantwortung.

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112 Europäische Sicherheit & Technik · Dezember 2020