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INHALTSVERZEICHNIS

Projekt für mehr Vielfalt in Kulturlandschaft der Stadt Lebensraum Kulturlandschaft Burghölzli 3

Kleinsäuger gehören zum Naturgefüge Keine Angst vor Mäusen 7

Die heimische Pflanzenwelt bereichert Grünanlagen Kostbare und verdrängte Blumen 9

Auf Entdeckungstour im Zürcher Wald Mit einer App hält die virtuelle Welt Einzug in den Wald 11

Kommunale Grün- und Freiflächen Naturnahe Freiräume: Ein Gewinn für Mensch wie Natur 15

Artenvielfalt im Planungsprozess Der naturnahe Griespark in Volketswil 17

Grünräume standortgerecht, biodiversitätsfördernd gestalten Vielerlei Wege zur Biodiversität im Siedlungsraum 21

Quelle Titelbild: lya Boyandin, CC BY-NC 2.0 www.umweltschutz.zh.ch/zup Projekt für mehr Vielfalt in der Kulturlandschaft der Stadt Zürich Lebensraum Kulturlandschaft Burghölzli

Ziel des WWF-Projekts «Lebens- des WWF und mit Unterstützung von Beatrix Mühletaler, Journalistin raum Kulturlandschaft Burghölzli» Grün Stadt Zürich die verschiedenen 052 346 03 63 ist, die Naturvielfalt um den Burg- Lebensräume unter die Lupe nahmen, [email protected] hölzlihügel zu dokumentieren, zu entdeckten auch etliche besondere Be- erhalten und zu fördern. 2012 ha- wohner. Gleichzeitig macht ihre Erhe- Christine Dobler Gross & Daniel ben Fachleute erhoben, was für Tie- bung aber deutlich: Seit dem letzten Hepenstrick re und Pflanzen im Quartier leben. genaueren Blick 1989 hat die Qualität Projektleitung «Lebensraum Sie fanden eine grosse Naturviel- der meisten Lebensräume schleichend Kulturlandschaft Burghölzli» falt. Doch diese hat gegenüber der abgenommen. Diverse hochkarätige WWF Zürich Erhebung 1989 bedenklich abge- Arten sind verschwunden. Telefon 044 381 24 52 / 079 751 86 51 nommen. Fachleute haben eine [email protected] Fülle von Massnahmen zusammen- www.wwf-zh.ch/burghoelzli getragen, die es nun umzusetzen Lebensraum für Anspruchsvolle gilt, um die lokale Naturvielfalt zu erhalten. Diesen Prozess gilt es umzukehren. Das Projekt «Lebensraum Kulturland- schaft Burghölzli» will anspruchsvolle- Die Pflanzen- und Tierwelt auf dem ren Pflanzen- und Tierarten im Gebiet Burghölzli-Hügel ist nach wie vor viel- wieder mehr Lebenschancen geben. fältig. Das zeigt das Inventar für das Daran können alle kreativ mitwirken, Raum/ Projekt «Lebensraum Kulturlandschaft die in diesem noch immer gut durch- Burghölzli». Die Biologinnen und Bio- grünten Stadtgebiet für ein Stück Landschaft logen, welche letztes Jahr im Auftrag Boden verantwortlich sind oder an

Projekt «Lebensraum Kulturlandschaft Burghölzli» Das in Freiwilligenarbeit geleitete WWF-Pro- jekt «Lebensraum Kulturlandschaft Burghölz- li» hat zum Ziel, alle Akteure im Projektperi- meter für den Erhalt der regionalen Biodiver- sität zu mobilisieren. Nach einem Jahr tier- und pflanzenkundlicher Erhebungen wurde zum Start der Umsetzungsphase eine Bro- schüre herausgegeben, in der Experten das Er- fasste vorstellen und Tipps zur Förderung ver- schiedener Arten geben. Diese gehen über den Lebensraum Burghölzli hinaus und sind auch andernorts anwendbar und umsetzbar. Dies nehmen wir zum Anlass, drei dieser Artikel etwas gekürzt in dieser ZUP-Ausgabe zu publizieren. Auf der Projekthomepage www.wwf-zh.ch/burghoelzli sind u.a. der Projektbeschrieb, die Broschüre sowie der Anhang mit konkreten Vorschlägen für Natur- Die Kulturlandschaft Burghölzli besteht aus dem Burghölzlihügel, der mit dem förderungsmassnahmen zugänglich. Quartierhof und einer Vielzahl von Gärten und Pärken. Quelle: Arno Gross

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weit weg sind die weiteren günstigen Obstbaum-Habitate, die es in der Um- gebung der Klinik noch hat. Ein weite- rer grosser Obstgarten mit etwa 150 Hochstämmern und über 60 Sorten breitet sich auf dem Quartierhof Wein - egg aus. Erfreulicherweise hat es hier Bäume aller Altersklassen. Die Obstgärten sind Teil einer lebens- werten Kulturlandschaft. Ihre Früchte erfreuen nicht nur die Menschen, es ernähren sich auch Tiere wie Vögel, Schmetterlinge und Siebenschläfer da- von. Um diese Kulturen langfristig zu sichern, gehören sie möglichst weitge- hend in die Freihaltezone. Gesichert Quartierhof Weinegg mit Obstgarten: Ein schöner Lebensraum, der sich weiter aufwerten werden muss auch eine fachgerechte lässt. Quelle: Christine Dobler Gross Pflege, insbesondere bei Neupflanzun- gen. einem Aufwertungsprojekt teilneh- seits sind Freiräume und private Gärten men. oft überaus steril gestaltet. Zudem ist der Wald dichter und uniformer ge- Licht bewirkt im Wald Wunder worden, denn er wird heute anders ge- Monotonie ist lebensfeindlich nutzt als früher. Das Leben in den Der Wald und die Waldränder sind Bächen ist begrenzt, weil sie zum mehrheitlich standortgerecht be- Die Analysen der Fachleute decken Schutz vor Hochwasser teilweise ver- stockt, von der Struktur her jedoch zu sich: Für die tierischen Bewohner sind baut sind. Grünflächen verschwinden homogen. Es gibt kaum verschiedene viele Ecken und Nischen verloren ge- unter neuen Bauten. Diesem Trend Altersklassen, lichte, oder baumfreie gangen, die sie und ihre Jungen in einer muss mit Naturaufwertungsmassnah- Stellen. Ausserdem ist die Vielfalt an bestimmten Phase ihres Lebenszyklus men entgegengewirkt werden. Büschen bescheiden. Beispielsweise oder generell als Unterschlupf und mangelt es an Gehölzarten, die für Deckung brauchen. Auch die Nah- Schmetterlingsraupen wichtig sind, rungsgründe sind zu wenig reichhaltig, Obstgärten steigern wie Faulbaum, Kreuzdorn, Schwarz- besonders für Blütenbesucher. Einer- das Wohlbefinden dorn, Salweide und Zitterpappel. Die seits liegt es daran, dass Wiesen inten- Durchforstung sollte zum Ziel haben, siver bewirtschaftet werden. Anderer- Ein wesentliches, Identität stiftendes mehr Licht in den Wald zu bringen. Element der Kulturlandschaft auf dem Lichtbedürftige Bäume wie Ulmen, TIPP: Was Vögeln hilft Burghölzlihügel sind die Hochstamm- Eichen und Weiden, die für Insekten Im ganzen Projektgebiet geht es darum, an Obstgärten. Sie haben alle ihre beson- besonders wertvoll sind, brauchen Frei- geeigneten Orten das Futterangebot zu ver- deren Eigenheiten: Der Obstgarten der raum. bessern und, wo nötig, Nistgelegenheiten zu Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich Mehr Licht am Boden fördert auch die schaffen. Der Distelfink beispielsweise profi- ist der grösste der Stadt. Hier wachsen Strauchschicht und die Blütenpflanzen. tiert stark von Brachstreifen, Krautsäumen unter fachkundiger Pflege 569 Obst- Diese bieten Käfern und Schmetterlin- und Wildstauden. Besonders wichtig für ihn bäume mit 132 alten und neuen Sorten gen Nahrung. Kleinflächige starke Auf- sind Karden, die auch im Winter stehen blei- vom Apfel bis zur Zwetschge. Den nach lichtungen machen zudem Platz für Pio- ben. Auch der Girlitz braucht Krautsäume und IP-Richtlinien gepflegten Obstgarten nierwald. Andererseits sollten einzelne Brachen. Der Gartenrotschwanz sollte vor al- können Tiere trotzdem nur beschränkt Bäume über das Ertragsalter hinaus ste- lem in und um die Obstgärten in der Weinegg nutzen. Denn Pestizideinsätze sind er- hen bleiben. Muss man aus Sicherheits- wieder bessere Chancen bekommen. Zentral laubt, und Totholz wird beseitigt. gründen die Säge ansetzen, sollte man ist beispielsweise, dass er unter den Bäumen Im Obstgarten der EPI-Klinik wird nicht den Baum möglichst hoch kappen und und in der Umgebung dank Aufwertungen gespritzt und Totholz belassen. Damit viel Totholz im Wald belassen. Denn mehr Futter findet. Davon würden auch ande- sind die Bäume gute Bruthabitate für stehendes und liegendes Totholz bilden re Arten wie der Trauerschnäpper oder der Totholz bewohnende Käfer, deren Le- die Kinderstube, in der sich Käferlarven Grünspecht profitieren. bensraum knapp geworden ist. Aller- entwickeln. Davon ernähren sich dings stehen die Bäume isoliert da. Zu Spechte und andere Vögel.

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Wo man kleine Tümpel anlegt, können für Bäume aus aller Welt. In diesen sich Unken ansiedeln. Feuersalaman- nicht heimischen Baumarten wie Plata- TIPP: Was Käfern hilft der finden gute Standorte zum Able- nen, Mammutbäumen und Thujen, die Käfer sind relativ träge Flieger und legen keine gen ihrer Larven, wenn man in Quell- auf dem Burghölzlihügel verbreitet grossen Strecken zurück. Sie sind auf eine en- bächen überströmte Vertiefungen vorkommen, können sich nur wenige ge Vernetzung bewohnbarer Totholz-Struktu- schafft. unserer Käferarten entwickeln. ren und Flächen mit einer Vielfalt einheimi- Besonnte Waldränder sind ausgezeich- An alten Bäumen mit faulen Stellen scher Blüten angewiesen. Holzbewohnende nete Lebensräume, wenn sie licht- und oder Astlöchern zimmern Spechte ger- Käfer lassen sich somit fördern, indem man strukturreich sind. Das heisst: den ne ihre Höhlen. Da sie immer wieder nicht nur verschiedenste Totholz-Strukturen Buschmantel vielfältig gestalten, Dor- neue Behausungen anlegen, stehen ih- bereitstellt, sondern auch einheimische Sträu- nensträucher, Ulmen und Weiden för- re verlassenen Höhlen anderen Vögeln cher und Stauden mit Blüten fördert. dern, Asthaufen aufschichten und zur Verfügung, beispielsweise Kleibern Auf einem Baum, der sein Lebensalter erreicht Baumstrünke platzieren. und Meisen. Auch Fledermäuse nutzen hat – bei einer Eiche können das mehr als Teilweise wird der Wald von Erholungs- verlassene Höhlen als Winter- oder 1000 Jahre sein – sind andere und oft seltene- suchenden stark genutzt, so insbeson- Sommerquartier, der nachtaktive Sie- re Käferarten zu finden, als auf einem liegen- dere beim Wildbach. Das darf im Gros- benschläfer verschläft darin den Tag den Stamm der gleichen Dimension. Deshalb sen und Ganzen auch so bleiben. Nur und den Winter. Höhlenbäume haben ist es so wichtig, auch sehr alte Bäume in einige besonders sensible Standorte somit eine wichtige ökologische Funkti- Grünanlagen zu erhalten. sollten abgeschirmt werden, um die on und sollten möglichst nicht gefällt Vegetation zu bewahren. Das gilt ins- werden. Deshalb wurden im Rahmen besondere für die schützenswerten des Projekts «Lebensraum Kulturland- Waldgesellschaften (Orchideen-Bu- schaft Burghölzli» in Absprache mit wohl in landwirtschaftlich genutzten chenwälder) auf der südlichen Kante dem Revierförster mehrere Exkursionen Flächen (Rebberg, Weinegg) wie auch oberhalb des Wildbachs. Hier wachsen unternommen, um Höhlenbäume zu in Gärten (Pärke und Privatgärten) vor- seltene Pflanzenarten wie das Weisse suchen. Sie wurden mit einem blauen kommen und für die Fauna als Lebens- Waldvögelein, der Echte Ehrenpreis Specht-Signet gekennzeichnet, damit raum und Futterplatz sehr wertvoll sind. und die Weissliche Hainsimse. Mit gut sie nicht versehentlich gefällt werden. Diese Wiesen werden ein- bis dreimal platzierten Baumstämmen lässt sich pro Jahr gemäht oder beweidet. der Erholungsbetrieb lenken. An trockenen, eher magereren Stellen Insekten fliegen auf Wiesen prägen duftende Veilchen den Früh- ling. An nährstoffreicheren Stellen, wo Höhlenbäume bieten attraktive Typisch für die Kulturlandschaft Burg- die Wiesen angesät wurden (z.B. um Wohnungen hölzli sind die Blumenwiesen, die so- die Schulthess Klinik) sind die violetten

Bäume werden aus Sicht des Natur- schutzes zu früh geschlagen, sei es im Wald, in Obstgärten oder in der Flur. Leitlinie ist der Ertrag oder die Sicher- heit. Richtig alte Bäume sind somit sehr selten geworden, auch im Gebiet Burg- hölzli. So steht beispielsweise im Park der EPI-Klinik eine mächtige Linde. Aber mit ihren vielleicht 150 Jahren ist sie eigentlich noch jung. Denn sie könnte 800 Jahre alt werden. Alte knorrige Bäume mit Aststümpfen, toten Ästen und Höhlen sind für zahl- reiche Tiere attraktiv. So bilden sie die Lebensgrundlage für Holz bewohnen- de Käferarten. Diese werden gerne von Vögeln gefressen, während Wildbie- nen verlassene Larvengänge für ihre Brut nutzen. Allerdings hatten die Gar- Die alte Linde bei der EPI-Klinik bietet viele kleine Nischen für Holzbewohner. Sie ist zwar tengestalter, die vor 150 bis 200 Jahren erst 150, kann aber 800 Jahre alt werden. die Villenparks anlegten, eine Vorliebe Quelle: Adrienne Frei

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An den Bächen soll es blühen Nachgefragt bei Ursina Wiedmer, Leiterin Fachstelle Naturschutz Durch das Projektgebiet fliessen zwei Telefon 043 259 30 60 Bäche, der Nebelbach und der Wild- [email protected] bach. Uferverbauungen und Sohlen- stabilisierungen verhindern, dass sich die Bäche mehr Raum nehmen. Das dient dem Hochwasserschutz, beein- trächtigt aber eine standortgerechte Lebensgemeinschaft in den Gewäs- sern. So hatte es im Nebelbach bei der Untersuchung 2012 keinerlei Steinflie- Zweimal im Jahr greifen Freiwillige der Re- gen. Zudem wirkt sich der Besatz mit gionalgruppe Zürich zu Werkzeugen wie Forellen negativ auf anderes Leben im Sense, Rechen und Gartenschere, um die südexponierte Wiese zu mähen. Bach aus. Quelle: Arno Gross Anderseits haben sich die Lebensbe- dingungen an den Gewässern gegen - Warum ist Natur im Siedlungsraum Wiesen-Flockenblumen und der gelbe über 1989 etwas verbessert. So wurde wichtig? Hornklee auffällig. Eine Spezialität der bei den Libellen ein Zuwachs sowohl an Wo Menschen wohnen, soll es auch Platz für Wiesen im Obstgarten der Psychiatri- Arten wie an Individuen festgestellt, die Natur haben. Eine vielfältige, farbige, ab- schen Universitätsklinik (PUK) ist der re- und es siedelte sich eine neue Heu- wechslungsreiche Umgebung, die spannende gional gefährdete Wiesenstorchen- schreckenart der Feuchtwiesen an. Zur Naturerlebnisse ermöglicht, bedeutet auch schnabel. positiven Entwicklung trug sicher die Lebensqualität – nicht nur in fernen Erho- Was weitgehend fehlt, sind floristisch Renaturierung am Nebelbach mit dem lungs- und Feriengebieten, sondern auch noch vielfältigere magere Wiesen. Aus- weniger beschatteten Ufer bei. Poten- direkt vor der Haustüre. nahmen finden sich in der EPI-Klinik, zial ist also vorhanden. Was ist hier noch möglich? der psychiatrischen Klinik und am Chancen bietet vor allem ein sensible- Für mehr Natur im Siedlungsraum besteht Waldrand oberhalb des Rebbergs, eini- rer Unterhalt. Der untere Teil der Bach- noch grosses Potenzial. Es könnten noch be- ge kleine Stellen auch innerhalb des böschung sollte nur im Herbst gemäht deutend mehr Flächen naturnah gestaltet Rebbergs. Solche Magerwiesen mit ih- werden, damit sich eine bachtypische werden, im öffentlichen und auch im privaten rer grossen Blütenfülle sind für vielerlei Hochstaudenflur mit Blutweiderich Raum. Auch ist die Qualität noch verbesser- Insektenarten unverzichtbar und soll- und Spierstaude bilden kann. Das bar. Gerade im dicht besiedelten Kanton ten an geeigneten Stellen zusätzlich Schnittgut darf nicht liegen bleiben. Es Zürich ist es wichtig, dass der Siedlungsraum angelegt werden. Mit Strukturen aus kann, zu einem Haufen geschichtet, noch vermehrt zur Vernetzung von Lebensräu- Holzstapeln und Dornensträuchern lässt der Ringelnatter als Unterschlupf oder men beiträgt und siedlungsspezifischen Arten sich ihr Wert noch erhöhen, zum Bei- Brutplatz dienen. Lebensraum bietet. Das Naturschutz-Gesamt- spiel in der Weinegg, der EPI-Klinik und Im Bachbett selbst ist ein Eingriff nur konzept – wie übrigens auch die Biodiver- der psychiatrischen Klinik. Wünschens- bei Hochwasserproblemen angezeigt. sitätsstrategie Schweiz – misst deshalb dem wert wäre auch, die Schafweide Burg- Denn räumt man die im Wasser wach- Siedlungsraum einen hohen Stellenwert bei. halden zumindest teilweise zu mähen senden Pflanzen weg, beseitigt man statt zu beweiden. damit auch Insektenlarven, Egel, Wie bewerten Sie das Projekt Bachflohkrebse und Schnecken und Burghölzli? TIPP: Was Zauneidechsen, Salamandern zerstört deren «Wohnung». Am Ne- Das Projekt Burghölzli ist für diese Thematik und Unken hilft belbach sollten keine Forellen mehr sicher ein Vorzeigeprojekt. Zahlreichen Perso- Wiesen, Wälder, Waldränder und Bäche sind ausgesetzt werden. Am Wildbach nen mit viel Fachwissen haben professionelle ihre bevorzugten Lebensbereiche. Es braucht braucht es grössere lichte oder baum- und breite Erhebungen zur heutigen Situation eine angepasste Pflege, ferner mehr Laich- freie Bereiche, wo sich Pioniergehölze gemacht und daraus Ziele und konkrete Mass- bzw. Brutplätze, Larvengewässer und Ver- ansiedeln können. Im Bereich der nahmen abgeleitet. Sehr gut finde ich auch die stecke. Gute Standorte bieten auch Gärten, städtischen Parzelle vis-à-vis dem Ansprache und den Einbezug der Bevölkerung die naturnah gestaltet sind. Wichtige Struktu- Hamburgersteig liesse sich eine Bach- und die damit verbundene Sensibilisierung für ren sind sonnig gelegene Verstecke wie Holz- aue schaffen, indem man das Profil die Thematik. Auch für andere Gemeinden haufen und spaltenreiche Mauern, ein zu- verbreitert, das Vorland absenkt, Flut- oder Projekte sind die hier gewonnenen Erfah- gänglicher Kompost und fischfreie besonnte mulden und Buchten anlegt. rungen nutzbar. Teiche.

6 UMWELTPRAXIS Nr. 73 / Juni 2013 www.umweltschutz.zh.ch Kleinsäuger gehören zum Naturgefüge Keine Angst vor Mäusen

Im Projekt «Lebensraum Kultur- auch unüberwindliche Barrieren dar- Matthias Wüst, Wildbiologe landschaft Burghölzli» wurde eine stellen. Deshalb interessierte im Rah- [email protected] Bestandsaufnahme der Tiere und men des Projekts «Kulturlandschaft Telefon 044 461 52 61 Pflanzen am Burghölzli vorgenom- Burghölzli», welche Kleinsäuger im men. Diese städtische Kulturland- Gebiet leben. Einige in der Schweiz Christine Dobler Gross & schaft ist ein wertvoller, vielseitiger häufige Arten wie die Rötelmaus oder Daniel Hepenstrick Naturraum und verdient Schutz. die Waldspitzmaus konnten dabei Projektleitung «Lebensraum Dieser Beitrag widmet sich speziell nicht gefunden werden, auch wenn sie Kulturlandschaft Burghölzli» den dort vorkommenden Kleinsäu- wohl vorkommen. Acht Arten Klein - WWF Zürich gern wie Spitzmaus, Eichhörnchen, säuger liessen sich nachweisen: Gelb- Telefon 044 381 24 52 / 079 751 86 51 Siebenschläfer und Igel. Sie erfüllen halsmaus, Waldmaus, Wanderratte, [email protected] eine wichtige Funktion im Nah- Schermaus, Feldmaus, Siebenschläfer, www.wwf-zh.ch/brughoelzli rungsgefüge der Natur. Maulwurf und Hausspitzmaus. Teils gelang es, die Tierchen zu beo - bachten, teils konnten sie dank Fang in Reh und Fuchs sind auffällige Erschei- einer Lebendfalle identifiziert werden. nungen, wenn sie ausserhalb des Kleinsäuger in und um das Haus sind im Walds herumstreifen. Manche auf- Allgemeinen nicht beliebt. Einige der merksame Anwohnerin und mancher Arten gelten als Schädlinge, wie zum Passant hat sie in der Kulturlandschaft Beispiel Ratten, Wühlmäuse oder auch Raum/ Burghölzli schon gesehen. Auch ein andere Mäuse. Diese Tiere werden da- Dachs wurde während der Funddaten- her oft bekämpft. Landschaft sammlung im Quartier 2012 gemeldet. Allerdings gilt es zu bedenken, dass sie Am meisten Fundmeldungen liefen zu wichtige Beutetiere für Greifvögel, Eichhörnchen ein, aber auch zum Igel, Eulen, Hermelin und Fuchs sind. Einige obwohl das Stacheltier normalerweise tragen zur Verbreitung von Pflanzen nur nachts und damit relativ heimlich bei, indem sie Samen und Früchte fres- unterwegs ist. sen. So mag der Mensch sie zwar als Schwieriger ist es, Kleinsäuger wie «Schädling» empfinden, aber sie erfül- Spitzmaus, Maulwurf, Schläfer und len eine wichtige Funktion im Nah- Langschwanzmaus nachzuweisen. Sie rungsgefüge der Natur. leben allesamt recht heimlich, einige sind auch nur nachts unterwegs. Selten einmal findet man eine Maus tot auf einem Trottoir, und auch dann ist es nicht immer einfach, die Art zu bestimmen.

Heimliche Arten entdeckt

Kleinsäuger reagieren empfindlich auf die Veränderung ihrer Lebensräume. Wenn sie verschwinden, dauert es oft lange, bis wieder Individuen aus be- Die Spitzmaus (in Handschuh beissend) und der Igel sind effiziente Schädlingsvertilger. nachbarten Populationen zuwandern. Beiden kann man im Garten mit einfachen Massnahmen bessere Lebensbedingungen bieten. Strassen und grosse Bauten können Quelle: Christine Dobler Gross

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findet der Schläfer Unterschlupf und genügend Nahrung. Beeren und Früchte haben es ihm angetan, ferner Insekten, Schnecken, Vogeleier und anderes mehr. Die Jungen zieht er in Baumhöhlen, Gartenhäuschen oder Nistkästen auf. Als Winterquartier be- zieht er gerne einen Höhlenbaum oder ein Erdversteck, wo er vom Oktober bis Mai schläft. Deshalb dient es diesem Der Siebenschläfer (links) ist auch am Burghölzli selten geworden. Wie das Eichhörnchen schätzt er vielfältigen Siedlungsumschwung. Tier wie vielen anderen, wenn alte Bäu- Quelle: Mathias + Samuel Wüst me mit Höhlen erhalten und gefördert werden. Gartenhäuser und andere Ge- Als Nützlinge anerkannt braunen Pelz mit einem helleren bäude nimmt der Siebenschläfer eben- Bauch. Sie lebt unter anderem an Bö- falls als Winterquartier an. Man kann Andere Arten vertilgen Spinnen, Insek- schungen und Waldrändern sowie in das Tier zwar durch Gerüche oder Ab- ten und allerlei Kleingetier. Sie gelten Gärten. Manchmal kommt sie im dichtungen fernhalten oder es mit Le- als eigentliche «Nützlinge», weil sie Herbst in Häuser und Ställe oder sucht bendfallen fangen und weit entfernt in dem Menschen als biologische Unterschlupf im Kompost und in Ast- einem Waldstück aussetzen. Doch et- «Schäd lingsbekämpfer» zur Seite ste- haufen. Ein grosses Problem für Spitz- was Toleranz wäre ihm zu wünschen. hen. Dazu gehören die Spitzmaus und mäuse sind die Hauskatzen. Sie fressen Reich strukturierte Lebensräume mit der Igel. Allerdings geniesst nur das die Tierchen zwar wegen ihres starken einheimischen Pflanzen und vielen Ver- Stacheltier, das auf der Suche nach moschusähnlichen Geruchs nicht, aber stecken bieten auch den weiteren Kleintieren durch die Gärten streift, die sie jagen und töten sie häufig. Asthau- Kleinsäugern beste Voraussetzungen. volle Sympathie des Menschen. fen und andere Verstecke helfen den Deshalb sollten am Bürghölzli noch Das ist schade, denn auch die Haus- Spitzmäusen, sich vor diesen Räubern einige Hecken gesetzt und Unter- spitzmaus ist fördernswert. Sie frisst in in Sicherheit zu bringen. schlüpfe geschaffen werden. Das gilt einem Tag oft eine so grosse Menge In- Solche Strukturen sind für den Igel für Gärten genauso wie für den Reb- sekten und Kleintiere, wie sie selbst ebenfalls unerlässlich. Als Tagesver- berg und die Wynegg oder die angren- wiegt (7 bis 15 Gramm). Die Maus mit steck oder Überwinterungsplatz sucht zenden Waldareale mit ihren Bächen. dem Rüssel trägt einen grauen bis er Laub-Asthaufen auf, aber auch Spal- ten unter Gartenhäusern und Mulden mit Schnittgut oder eine künstliche TIPP: Was Fledermäusen hilft Überwinterungsbox. Zäune und Mau- TIPP: Was Heuschrecken, Libellen, Die Fledermäuse haben in der Schweiz einen ern sollten einen Durchschlupf offen Tagfaltern hilft: schweren Stand. Bis auf die vergleichsweise lassen, damit sie nicht zum unüber- Heuschrecken und Schmetterlinge würden häufige Zwergfledermaus sind alle Arten ge- windlichen Hindernis bei der Nah- gleichermassen davon profitieren, wenn fährdet. Die Tiere haben unter anderem mit rungssuche werden. Stufen schafft er neue Magerwiesen angelegt und extensiv Umweltgiften, mit Wohnungsnot und der in- nur, wenn sie niedriger als 20 Zentime- gepflegt – also nur wenig gemäht –würden. tensiven Landwirtschaft zu kämpfen. Umso ter sind. Ausstiegshilfen aus Schwimm- Schmetterlingen und ihren Raupen kann man wichtiger ist es, dass sie dank naturnahen bädern und offenen Schächten helfen, im Garten zudem gezielt Futterpflanzen an- Strukturen auch Lebensraum im Siedlungsge- Tierdramen zu vermeiden. Wer schon bieten. Die vorkommenden Tagfalterarten biet finden. durch Fadenmäher verstümmelte Igel und solche die einwandern könnten werden Neben alten Bäumen oder Gebäudehöhlen für gesehen hat, weiss auch, weshalb man mit folgenden Pflanzen gefördert: Thymian, das Quartier dienen ihnen Vernetzungskorri- unter Gebüschen keinen Motormäher Flockenblumen, Knautien und Disteln, Kreuz- dore aus Hecken und Alleen. Fledermaus- einsetzen sollte. dorn, Schwarzdorn, Salweiden, Bergulmen kästen im Wald, in Alleen und Obstgärten und Eichen. können die natürlichen Höhlen kurzfristig er- gänzen. Einzeltiere können sie als Unterkunft, Ein Schläfer, der Toleranz braucht ausnahmsweise sogar als Wochenstube nut- zen. Solche Kästen lassen sich kaufen oder Ein förderungswürdiger Geselle ist fer- selbst bauen. Entscheidend ist aber der Ort, ner der selten gewordene Siebenschlä- wo man sie aufhängt. Beratung bieten die Fle- fer. Das nachtaktive Tier mit dem dermausschutz-Beauftragten des Kantons. buschigen Schwanz und den grossen Augen liebt verwilderte Gärten. Dort

8 UMWELTPRAXIS Nr. 73 / Juni 2013 www.umweltschutz.zh.ch Die heimische Pflanzenwelt bereichert Grünanlagen Kostbare und verdrängte Blumen

Bei der Erhebung der Wildpflanzen Diese geschützten Pflanzen kommen Christine Dobler Gross & Daniel im Gebiet des Burghölzli-Hügels wild wachsend in alten Pärken und Hepenstrick wurden überraschend viele speziel- Privatgärten sowie dem Wald am Wild- Projektleitung «Lebensraum le und seltene Arten festgestellt. Es bach vor. Sie sind Zeiger von naturnah Kulturlandschaft Burghölzli» lohnt sich hier besonders, jedes bewirtschafteten schattigen Stand - WWF Zürich Stück unversiegelter Fläche zu er- orten. Telefon 044 381 24 52 / 079 751 86 51 halten und naturfreundlich zu be- In einem Garten eines Mehrfamilien- [email protected] wirtschaften – und es ausserdem hauses an der Karl-Stauffer-Strasse [email protected] vor der grossen Zahl aufkommen- wächst in beachtlicher Zahl das Kleine www.wwf-zh.ch/brughoelzli der Neophyten zu schützen. Fingerkraut, eine gefährdete Pflanze aus warmen Lagen. Es ist sehr wahr- scheinlich die grösste Population des Die Flora in der Kulturlandschaft Burg- Kleinen Fingerkrauts in der Stadt hölzli ist reichhaltig. Rund 500 wild- Zürich. In diesem Garten, der im We- wachsende Pflanzenarten haben Bota- sentlichen aus einem Kiesplatz und niker hier jemals registriert. Zusätzlich einer Böschung zur Strasse besteht, wachsen in den Gärten und Anlagen wird blütenreiche Spontanvegetation eine grosse Zahl von Kulturpflanzen, zugelassen. Im Frühling beherbergt der die der Mensch über die Jahrhunderte Kiesplatz eine farbenfrohe Mischung ansiedelte. Die Pflanzenwelt ist hier, aus Fingerkraut und verwilderter Sten- Raum/ wie im gesamten Mittelland, vom Men- gelloser Schlüsselblume. Wie langwei- schen stark beeinflusst. lig ist doch demgegenüber ein Einheits- Landschaft Auch in solchen Kulturlandschaften Bodenbedecker! Das zeigt beispiel- kann aber die Vegetation wertvolle Na- haft, wie ein entspannter Umgang mit turlebensräume bilden. Dazu gehören der Natur vor der Haustür einen Mehr- im Burghölzligebiet unter anderem die wert bringt. blumenreichen Wiesen in verschiede- nen Pärken, Anlagen und (Obst-)Gär- ten und einer der letzten stadtnahen Halbtrocken rasen am artenreichen Waldrand oberhalb des Rebbergs. Er- wähnenswert sind ferner der schön ausgeprägte Waldmeister-Buchenwald im Burghölzliareal und die reiche Mauervegetation am Wildbach ent- lang den Burgweg (Foto rechts).

Jede naturnahe Nische zählt

Bei der Erhebung der Wildpflanzen im Gebiet wurden überraschend viele spe- zielle und seltene Arten festgestellt. Be- merkenswert ist die weite Verbreitung Ungestörter Bewuchs am Wildbach (links) und Spontanvegetation mit verwilderten Primeln der beiden Orchideenarten Grosses und dem seltenen Kleinen Fingerkraut (rechts). Zweiblatt und Weisses Waldvögelein. Quelle: Thomas Kissling (links); Daniel Hepenstrick (rechts)

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oder eingeschleppte Problempflanzen. Sie verdrängen durch ungehemmtes Wuchern einheimische Pflanzen, was auch die Tierwelt verarmen lässt. Diese invasiven Neophyten wurden 2012 im Projektgebiet kartiert und an über 530 Wuchsorten festgestellt. Am meisten verbreitet ist der Kirschlor- beer. Dieser kostengünstige und pflege- leichte Strauch dient landauf, landab als immergrüne Hecke zur Abgrenzung von Grundstücken. Er breitet sich im Wald aus und bedrängt dort insbesondere die natürliche Waldbodenvegetation aus Frühblühern wie Buschwindröschen, Dieser blütenreiche Naturgarten im Quartier beherbergt zahlreiche Insekten und andere Tiere. Quelle: Christine Dobler Gross Schlüsselblume und Waldveilchen. Das ist nur ein Grund, Grünflächen Im Wald der Psychiatrischen Univer- der Wynegg sind durch private Bauten hauptsächlich mit standortheimischen sitätsklinik wächst einsam ein Exemplar bedroht. Bereits überbaut wurden ar- Pflanzen zu gestalten. Viele weitere des Breitblättrigen Pfaffenhütchens. tenreiche Brachflächen, wie sie an der Vorteile sprechen dafür: Mensch und Diese Strauchart hat hier ihr einziges, Lenggstrasse 3 bestanden, sowie etliche Tier profitieren gleichermassen von wahrscheinlich natürliches Vorkom- alte Grünanlagen wie zum Beispiel der einer blüten-, beeren- und samen - men in der Stadt Zürich und ist darum Nordteil des Patumbah-Parks. Dabei ha- reichen Vegetation aus einheimischen besonders schützenswert. Manch wei- ben die Gartengestalter kaum je beste- Arten. Die heimische Pflanzenwelt bie- tere botanische Besonderheit lässt sich hende Elemente der angrenzenden Kul- tet Lebensraum und Geborgenheit, für anfügen: Vom dekorativen Tüpfelfarn turlandschaft aufgegriffen. Tiere unentbehrliche Nahrung, für am Wildbach über die Pfirsichblättrige Menschen eine Bereicherung der Kost. Glockenblume und die Rauhaarige Invasive Neophyten sind bedrohlich Und sie lässt den Stadtmenschen die Nelke in einem alten Park bis zum un- Jahreszeiten – vom Herbstlaub über die auffälligen Behaarten Bruchkraut, wel- Eine weitere Bedrohung der ursprüng- Frühlingsblumen bis zur Apfelernte – ches aus Pflasterfugen spriesst. All die- lichen Vegetation sind eingeführte auf eine positive Art erleben. sen Besonderheiten ist gemeinsam, dass sie nur sehr lokal vorkommen. Kei- Karte invasiver Neophyten im Siedlungsraum Burghölzli #* (! ! Perimeter Kartierung ! ( !( ( !( ne Nische ist also zu klein, um für selte- !!(( !(!((( !! (! ) !( ! !( ((!!(! (!(! (! !( !( ( ) (! (! Kirschlorbeer (! (! !( (! ) ) (! #* #* (! *# ) (! ) ((!!(! *# (! *#(!(!(!(!(!*# (! (! (! (!) (!((!!(!! ((!! *#(! ne Arten ein Zuhause zu bieten. Es (! Goldruten (!) (! (! (! !( (!() (! (! *# !( ) (! (! Armen. Brombeere (! ) +$ *# (! (! ) !( !( (! (! *#(!) lohnt sich, jedes Stück unversiegelter !((!) ) ) ((!!) (! (! (!) (! ) (! (! Falsche Akazie !( ) ) !( !( +$ !(!( (! (! !( !( ) Fläche zu erhalten und naturfreundlich (! Runzelbl. Schneeball !(!( !( (! ) !((! (! (!(! ! (! (!*# (!(!(!!( (!( ) (! (! (! !( (!!(! !( ) Sommerflieder ) (!) (!!( !( (! (! *#! !(!(!((! zu bewirtschaften. !( (! ( ! (! ) Jap. Staudenknöterich (! !( !( ) ((!!(! ( !( (!(! (!!( (! ) (! (! !( (! (!(! !( (! (! ! (! (! (! (!(! ) ) Einjähriges Berufkraut (!((!!( ! (! (! (!(! (! ( (! ! (! (! (! (! ( (! (! (! (! (! (!(( !! ) Paulownie (!(! (! (!(!#* (!! (! !( (! ) ) (! ( !( (! (! ! (!(!) (!(!) (! (! ( ) (! (! !((!(!(! ) (! (! (! *# Götterbaum (!!( +$(! !((! (! (! (! (! ) (! (!(! (! (!!( !((! ) (! ) *# (! (! !( (! Essigbaum (! !( (! *#(! Vielfalt ist ernsthaft gefährdet (! (! (! (! ) *# *# Mahonie (! (! (! (! (! (! ) (! !( (! (! (! ) !(!(! (! *# Japanisches Geissblatt (!(!!( (! ( (! (! (! ) ) ) (! (! ) (! ! (! ) (!(!#* ( *# Seidiger Hornstrauch (! ) (! ) +$ Von den rund 500 im Gebiet jemals fest- (! ) (! (!(! ! (!(! (!(! ) $ (! ( #* (! + Henrys Geissblatt (! (! (! !(! (! (! (! (! ) ! !(! ! ( (! (! (! (!(! ( !( (! (! *# ( (! gestellten Pflanzenarten gelten 300 Ar- +$ Gemeine Wasserpest (! (! (! (! (!(! ) (!(! (! (! (! (! (!(! !( (! (! (! (! +$ Topinambur (! (! (! (! ten als selten oder sehr selten. 50 Arten (! (! ! (! ) !( (!) ( (! +$ (!+$(! (! (! (! (! +$ (!(! (!(! Syrische Seidenpflanze (!(! ! (! ((!!(! (!(! ((!!( (! (! *# (!) (! (! (! (! sind gar verschwunden. Insbesondere +$ (! (! ) ) (! (! Ostasiatischer Beifuss (!(! (! (! (!(! (! (!(! #* (! (! (! (! (!) (!(! (! ) (!!( ! ) (! (! (!( (! (! (! (( !! (! (! (! typische Pflanzenarten von Feuchtge- (! !( (! (! ) ! ) +$ (! (! (! Karte invasive Neophyten im Siedlungsraum ((! (!(! (! (! (! (! (! (! (! (! (! (! (! (! (!) ) (! Kartierung vom WWF Projekt (! (! +$ (! (! (! (! bieten und Magerwiesen sind im Gebiet (! (! (! "Lebensraum Kulturlandschaft Burghölzli" ) *# (! (! (! Keine Garantie auf Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. ) (! (! (! rar geworden und darum besonders ) (! ) (! (!(! (! Weitere Informationen auf www.wwf-zh.ch/burghoelzli ) (!(! (! Copyright Hintergrund: Amtl. Vermessung Zürich, Bewilligung (! schützenswert. Die Äcker östlich und (! (!(! ¯ Stadt Zürich, Geomatik und Vermessung vom 30.1.2012 (! südlich der Psychiatrischen Universitäts- klinik werden dem neuen Kinderspital Bei der Kartierung stiess man auf überraschend viele Neophyten im Projektgebiet – und das Platz machen müssen. Der ehemalige nicht nur im Wald, sondern vor allem auch in den Gärten. Am häufigsten: Kirschlorbeer, Goldruten sowie die Armen. Brombeere. Die Weiterverbreitung dieser Pflanzen sollte ver- Obstgarten südlich des Hamberger- hindert werden. steigs sowie Teile des Obstgartens auf Quelle: wwf

10 UMWELTPRAXIS Nr. 73 / Juni 2013 www.umweltschutz.zh.ch Auf Entdeckungstour im Zürcher Wald Mit einer App hält die virtuelle Welt Einzug in den Wald

Es gibt ihn, den elektronischen einer daraufgeladenen Applikation Nathalie Barengo Wanderführer – für das Erleben «Züriwald – eifach erläbe». Die App Forstdienst und «Erwandern» der vielseitigen wurde vom Forstdienst des Kantons Abteilung Wald Wälder des Kantons Zürich. Dank Zürich, der Fachstelle GIS-Zentrum des Amt für Landschaft und Natur, ALN der neukonzipierten App verbindet Kantons zusammen mit der Firma Liip Postfach, 8090 Zürich sich beim Wandern die Welt der entwickelt. Ermöglicht wurde die Telefon 043 259 27 58 Bytes mit dem wohltuenden Ge- «Züriwald»-App mit finanzieller Unter- [email protected] ruch des Waldbodens. Die Lehrerin stützung des Lotteriefonds. Die Gratis- www.wald.zh.ch Bernadette Kaiser aus Rümlang hat App eignet sich ausgezeichnet für Fa- die App zusammen mit ihren 19 milien und Schulklassen, um den Le- Autorin: Brigitt Hunziker Kempf Schülern während einer Exkursion bensraum Wald und seine Eigenheiten durch den Bülacher Wald getes tet. spielerisch zu erkunden und dabei Wis- senswertes zu erfahren. Bernadette Kaiser ist Lehrerin mit Leib und Seele. Seit über 20 Jahren übt sie den Beruf gerne aus. Ihr ist wichtig, Informationen, Spiele, dass «ihre» Kinder vor allem auch eines Unterhaltung erfahren und erleben: die Natur. «Ich gehe so häufig wie möglich in den Die neunjährige Melinda aus Rümlang Wald. Es ist für die Kinder immer wie- hält das Smartphone stolz in den Hän- Raum/ der ein positives Erlebnis.» Ein solches den. Sie entdeckt während der Schul- positives Erlebnis hat die 19-köpfige reise den Wald nicht nur mit den Füs- Landschaft Schülerschar auch während einer ganz sen, der Nase und den Augen, sondern speziellen Exkursion durch den Wald in Bülach. Die Gruppe wird von ihrem Smartphone geführt und zwar mit

Wald-Highlights auf Smartphones Die kostenlose Applikation mit den 18 Wan- derungen durch die Zürcher Wälder basiert auf dem Wanderführer «züriwald – eifach erläbe» und kann ab sofort auf der Webseite heruntergeladen werden. Alle Ausflugsorte sind mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar. Der Reiseführer und Buchautor Remo Kundert hat die Wanderungen mit vielen Aktivitäten für junge und ältere Waldbesucher angerei- chert. Die verschiedenen Wanderungen im Wald können auch auf der mobilen Website angeschaut werden: www.zueriwald.ch/ wald-fuer-alle/exkur- sionen/app-iphone-android/ bzw. www.zueriwald.ch  wald-fuer-alle  Eine Unterstufenklasse testet auf einer Wanderung die Funktionsfähigkeit der neuen App Exkursionen  Wald-App mit Exkursionen durch den Zürcher Wald. Quelle aller Fotos: B. Hunziker Kempf

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die neuen Medien unkompliziert bei Entdeckungstouren einzubinden. «Die App ist ein ideales Instrument für uns Lehrinnen und sicherlich auch für Familien», freut sie sich darüber. Sie plant seit rund 24 Jahren Schulreisen für Rümlanger Klassen. Dank der neu- en Applikation des kantonalen Forst- dienstes hat sie auf einen Blick nicht nur die Route, sondern dazugehörendes, spannend aufbereitetes Material für ih- re Schützlinge. «Ich habe den Eltern den Link rund um diese Exkursion zur Information weitergeleitet. Einige von ihnen haben ihn auf dem Internet bereits besucht und wissen nun exakt Bescheid, welchen Weg wir heute be- wandern.»

Zwei Schüler greifen zur Schaufel und helfen, den Nussbaum zu pflanzen. Kartenmaterial vom GIS-Team erfährt auf dem Bildschirm des Smart- menschliche Eingriffe entwickelt – mit phones den Weg auch virtuell. Immer dem Ziel, waldbauliche Pflege und Nut- Bernadette Kaiser hat die Exkursions- wieder schaut sie fasziniert auf den an- zung zu verbessern. Im Waldreservat beschreibung mit den detaillierten Kar- gezeigten Weg: «Schau, nun sind wir bleibt das Totholz stehen oder liegen. ten – wie empfohlen – vorgängig auf an dieser Stelle.» Ein Pfeil zeigt ihr dank Das ist wichtig, weil Totholz extrem vie- ihr Gerät heruntergeladen. So fällt die des eingebauten GPS (Global Positio- len Pflanzen und Tieren als Nahrungs- Orientierung dank GPS auch dann ning System) immer, wo sie ist und ob quelle dient. Etwa ein Fünftel der Tiere leicht, wenn mitten im Wald keine In- sie sich auf dem richtigen Weg befin- und Pflanzen des Waldes, also über ternetverbindung vorhanden ist. Die det. 6000 Arten, sind auf Totholz als Le- App ist unter Federführung des Zürcher Ein Symbol erscheint. Die Gruppe weiss bensraum und Nahrungsquelle ange- Forstdienstes in der Baudirektion des nun, an dieser Stelle gibt es eine spe- wiesen, darunter über 1200 Käfer und Kantons Zürich entstanden. Stark in die zielle Information oder einen Input zum 2500 höhere Pilze, aber auch viele Vö- Entwicklung der App eingebunden Wald. Die Kinderschar bleibt stehen – gel.» Die Lehrerin greift das Thema und für das gute Kartenmaterial ver- direkt vor einer «Waldreservat-Fläche» dankbar auf und betrachtet die Fläche antwortlich sind Stephan Zinggeler namens Bannhalden. Mit einem Fin- mit «ihren Zöglingen» genauer. und Adrian Herzog von der Abteilung gertipp auf dem Bildschirm erfährt man Spechtlöcher werden von den Kinder- Geoinformation des Kantons Zürich. mehr darüber: «Im Waldreservat wird augen entdeckt, das Totholz berührt Sie haben zusammen mit der Projekt- beobachtet, wie sich der Wald ohne und beschnuppert. verantwortlichen des Forstdienstes, Nathalie Barengo, der App Leben ein- Forstleute jubilieren gehaucht. Der Wald im Kanton Zürich ist von unschätz- Eine App für Lehrpersonen und «Es war eine schöne Aufgabe, aber barem Wert. Für seinen Schutz, die Pflege und Familien auch eine grosse Herausforderung», Nutzung sind Fachleute mit einem Waldberuf erklärt Stephan Zinggeler. Er ist seit verantwortlich. Anlässlich seines 100-jähri- Fröhlich schreitet die bunt gekleidete zwölf Jahren im GIS-Team des Kan- gen Bestehens rückt der Verband Zürcher Kindergruppe weiter den Weg entlang tons. Die Applikation des Forstdienstes Forstpersonal 2013 den Wald ins Bewusstsein – ihnen gleich tut es der Pfeil auf dem ist für ihn ein Prototyp. «Das Bedürfnis von Gross und Klein: mit einem Malwettbe- Bildschirm. Während ihrer Wanderung nach solchen Applikationen wird in werb an den Schulen, mit Jubiläums-Bänken erfahren sie, was ein «Lichter Wald» verschiedensten Bereichen wachsen. in den Forstrevieren, mit der Pflanzung von ist, woher der Schaum in der Glatt So zum Beispiel auch bei der Denkmal- Nussbäumen. Und im Herbst bringen die Jubi- kommt; ihre Beobachtungsgabe wird pflege oder im Naturschutz.» Dank der lare den Wald in den Hauptbahnhof von durch das Suchen von Fröschen ge- Verknüpfung mit dem GIS hat die Zürich (13. bis 15. September 2013). schärft und vieles mehr. «Züriwald»-Applikation sehr gutes www.waldbewegt.ch Die Lehrerin Bernadette Kaiser ist be- und genaues Kartenmaterial zur Verfü- geistert von der Möglichkeit, im Wald gung. Ein Heranzoomen in sieben Stu-

12 UMWELTPRAXIS Nr. 73 / Juni 2013 www.umweltschutz.zh.ch Raum/LandschaftLärm fen ist möglich ohne Qualitätsverlust mächtige Bank gefällt ihr, und sie für den Betrachter. «Ja, darauf sind wir streicht mit der Hand über das Holz. Die Bäume fällen stolz», gibt Stephan Zinggeler zu. Er neue Ausruhe-Oase für Spaziergänger «Warum werden überhaupt Bäume gefällt?», selbst hat die Applikation natürlich be- und Wanderer wurde von einem Forst- fragt der Förster des Reviers Irchel, Hans Bee- reits im heimischen Wald getestet. Und wartlehrling zugeschnitten, geschlif- reuter, die Kinder. «Damit es nicht so viele ist zufrieden mit dem Produkt. «Selbst- fen und mit dem Jubiläums-Logo des Bäume gibt. Damit die kleinen Bäume Platz verständlich werden wir es weiterhin Verbandes verziert. Ein Blick auf das erhalten», lauten zwei der Antworten der verbessern und optimieren.» Display zeigt Melinda, wo die Bank Schülerinnen und Schüler. Solch kleine steht, über die der Baum in Zukunft sei- Bäumchen werden von der Gruppe dann nen Schatten werfen wird. genauer betrachtet. Staunend wird von den Eine Bank für das Heute – «Natürlich ist die Bank aus Eichenholz. neun Jahre alten Kindern der kleine Wuchs ein Nussbaum für die Zukunft Die Eiche hat die Geschichte in Bülach eines sechsjährigen Weisstännchens zur geprägt. Unter anderem besitzen wir Kenntnis genommen. Auf ihrer Reise trifft die Schulklasse eine solch gute Bahnverbindung, weil Neben dem Winzling liegt ein gefälltes Zeit- auch den Förster, Olivier Bieri. Er hat für früher die Eichenhölzer in alle Richtun- monument, eine 120 Jahre alte Rottanne. Ihre sie noch etwas Besonderes auf dem gen der Schweiz verkauft wurden», er- Jahresringe sind deutlich zu erkennen, und die Programm. Der Verband Zürcher Forst- klärt der Förster. Auch heute noch ge- Kinder erfahren, dass die Breite der Jahresrin- personal feiert sein 100-jähriges Beste- deiht diese Baumart in den Bülacher ge von den Wetterverhältnissen, Nieder- hen. Aus diesem Grund werden in allen Wäldern, so auch die Barrique-Eiche. schlagsmengen und der Grösse der Baum- Forstrevieren des Kantons Bänke auf- Sie wird für die Herstellung von Eichen- krone abhängt. gestellt und Nussbäume gepflanzt. fässern genutzt. Und wie wird ein Baum gefällt? Förster Louis «Den Baum pflanzen wir nun heute zu- Trachsel zeigt an einer Rottanne, wie der Fäll- sammen ein. Natürlich auf der Route vorgang vorbereitet wird. Er erklärt, wie die der App.» Der Forst geht mit der Zeit Fallrichtung des Baumes gesteuert werden Der Nussbaum symbolisiert die vielsei- kann, was eine Fallkerbe ist. Und dann startet tige Nutzung eines Baumes: Er liefert Melinda und ihre Mitschüler ziehen ihre der Forstwart aus dem Revier, Beni Kistner, das edelste einheimische Nutzholz, Rucksäcke wieder an und marschieren seine Motorsäge. Die Besuchergruppe begibt ausserdem Früchte und Öl, er gilt als los. Es gibt noch vieles im Wald zu ent- sich an einen sicheren Ort. Mit grossem, impo- Heilpflanze und spendet im Sommer decken und zu hören. Für Olivier Bieri ist santem Getöse fällt der Baum zu Boden. Die kühlenden Schatten. Gerne greifen die Exkursion mit dem Handy in den Münder der Kinder bleiben für einen Moment zwei Schüler nach der Schaufel und Händen auch eine Premiere: «Ich finde offen, dann klatschen und lachen sie vor Be- helfen, den Nussbaum zu pflanzen. Sie die Kombination von direkt erfahrbaren geisterung. decken die Wurzelgegend mit Humus- Walderlebnissen und virtueller Welt Erde ab. eine gute Sache. Das Zusammenspiel Bäume malen Melinda hingegen nutzt die kurze Ver- weckt sicherlich Interesse an der Natur Mit etwas kalten Füssen und zufrieden über schnaufpause und setzt sich auf die da- und zeigt auch, dass wir Forstleute mit das Erlebte marschiert die Kinder-Gruppe neben stehende neue Eichenbank. Die der Zeit gehen.» Die Schulklasse aus zurück ins Schulhaus. Dort malen die 17 Schü- lerinnen und Schüler am Nachmittag in Grup- pen ihren Traumwald. Kinder von über 60 Klassen aus dem Kanton Zürich malen zurzeit solche Bilder ihrer «Traumwälder». Viele der Kunstwerke werden im September im Haupt- bahnhof Zürich während einer Ausstellung zu sehen sein. Dann feiert der Verband Zürcher Forstpersonal (VZF) sein 100-jähriges Beste- hen und bringt zur Feier den Wald in den Hauptbahnhof Zürich. Für den langjährigen Forstmann, Louis Trach- sel (Porträt Seite 20), ist das Malen des Traum- walds eine sinnvolle Auseinandersetzung mit dem Thema: «Ich finde es wichtig, dass die Kinder erfahren, dass der Wald aus mehr be- steht als nur grünen Blättern und braunen Baumstämmen.» Nach Exkursionen in den Wald malen Kinder von über 60 Klassen aus dem Kanton Bilder ihrer «Traumwälder». Im September werden sie im Hauptbahnhof Zürich ausgestellt.

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Rümlang geht schon heute mit der plätze und Einkehrmöglichkeiten der klärt dabei, dass sie das im Hinter- Zeit, für sie ist die Applikation ein gewählten Exkursionsstrecke ange- grund zu hörende Vogelgezwitscher schönes Erlebnis. Jetzt aber hat die zeigt, teilweise bestückt mit einem und den Duft des Waldes über alles Wanderung ihnen Appetit verschafft, Foto. liebt. Für ihre Lehrerin Bernadette Kai- und die Kinder möchten ihr Mittages- Beim Rastplatz mit Feuerstelle ange- ser ist klar: «Ich werde sicherlich bald sen, welches sie im Rucksack mittra- kommen, nutzt Melinda die Mittags- eine weitere Exkursion, welche auf gen, auspacken und geniessen. Gibt pause und setzt sich gemütlich hin. In- der App angeboten wird, mit meinen es dazu einen geeigneten Platz? Die teressiert klickt sie in der Applikation Schülern und dem Smartphone be- App weiss Rat. Auf ihr sind Rast- herum, liest die Informationen und er- wandern …»

Forstwart Louis Trachsel blieb dem Teufener Wald ein halbes Jahrhundert lang treu

Vor 49 Jahren hat Louis Trachsel im Staatswald Erlernen dieser Arbeit war aber früher kein sierung hat unser Tätigkeitsgebiet aber auch ein- Teufen seine Ausbildung zum Forstwart begon- «Zuckerschleck». Bevor er eine Motorsäge in die seitiger gemacht.» nen. Er blieb dem Forstrevier Freienstein-Teufen Hände nehmen durfte, musste er das Sägen mit der Er trat 1982 als 34-jähriger Mann dem damalig treu und wurde vor wenigen Wochen pensio- Handsäge erlernen. Dazu besuchte er einen drei- gewerkschaftlichen organisierten Zürcher Forst- niert. wöchigen Ausbildungskurs und fällte seine ersten personal-Verband bei. Zwei Jahre später war er «Ich habe eigentlich nicht geplant, mein Leben Bäume auf urtümliche Art mit Axt und Säge. Er er- der Präsident des Verbandes und engagierte sich lang als Forstwart zu arbeiten und in Freienstein innert sich: «Ich war damals schon neidisch auf all stark für die bessere Entlöhnung der Forstleute zu bleiben», erklärt Louis Trachsel. «Es hat sich die Forstleute, die bereits mit der Motorsäge han- und deren stetige Weiterbildung. «Damals exis- halt einfach so ergeben.» Der Forstmann hat tieren durften.» Dieser Moment kam aber dann tierten nach der Forstwartlehre noch keine Wei- schon in seiner Kindheit am Walensee die Liebe auch für ihn. 30 Jahre lang arbeitete er im Akkord. terbildungsangebote. Wir starteten unter ande- zum Wald entdeckt. Mit einer Gruppe von Kin- «Diese Phasen habe ich immer sehr genossen. Wir rem mit Jungwaldpflege-Kursen und Ausflü- dern hat er regelmässig die naheliegenden Wäl- funktionierten und arbeiteten wie selbständige Un- gen. Diese Aktivitäten fanden am Samstag der durchstöbert. «Wir sind auf die Bäume ge- ternehmer. Das war sehr spannend.» statt, da die Arbeitnehmer keine Zeit für die Weiterbildung während der Arbeitszeit zur Ver- klettert, haben Nielen geraucht und Wildbäche Weniger Personal und engagiert im Verband gestaut», erinnert er sich. Ab der vierten Klasse fügung stellten.» Louis Trachsel amtete zehn Früher arbeiteten mehr Personen im Forstrevier war ihm klar, dass er später einen grünen Beruf Jahre lang als Präsident. In diesem Jahr feiert Freienstein-Teufen als heute. «Wir waren fünf wählen wird. Sein Onkel machte sich zu gegebe- der «Verband Zürcher Forstperonal» sein 100- Forstwarte und der Förster. Heute sind wir noch nem Zeitpunkt im Kanton Zürich auf die Suche jähriges Bestehen. Auch hier ist der frisch Pen- zwei Forstwarte und der Förster. Ich erlebte die ra- nach einer Forstwartlehre für seinen Neffen. sionierte aktiv. Er sitzt in einer Wettbewerbs- sante Entwicklung der Mechanisierung und die Jury. Über 600 Kinder aus dem Kanton malen Als Lehrling nach Teufen Veränderung unseres Tätigkeitsgebietes.» Moder- zurzeit ihren Traumwald. Die Jury wählt «Im Kanton Zürich war die Ausbildung damals ne Maschinen haben die Arbeit erleichtert. Zeit und die schönsten Kunstwerke aus, und diese besser etabliert, und es gab mehr Lehrstellen als menschliche Arbeitskraft konnten eingespart wer- sind am Grossevent im Hauptbahnhof Zürich im Kanton St. Gallen», erinnert sich Louis Trach- den. Für Louis Trachsel ist aber klar: «Die Mechani- (13.–15.9.2013) aufgehängt. sel. Er wurde im Forstrevier Freienstein-Teufen fündig. Seine Mutter organisierte für ihn die Be- rufskleidung: grün-graue Überhosen, wie es da- mals auch die Sappeure während ihres Militär- dienstes trugen, die passende Arbeitsjacke und ein paar feste Schuhe. In dieser Montur trat er seinen ersten Ausbildungstag Anfang April 1964 an. «Eine meiner ersten Arbeiten war das Bepflanzen einer Fläche mit Ahorn-Bäumchen und Eschen.» Viele dieser Bäume stehen heute noch und gedeihen gut. «Mehrmals habe ich die- se Fläche während meiner Tätigkeit gepflegt. In dreissig Jahren können die Bäume geerntet wer- den und liefern sicherlich gutes Holz.»

Sägen im Akkord Die Holzernte war für Louis Trachsel immer eine der Lieblingsbeschäftigung in seinem Beruf. Das

14 UMWELTPRAXIS Nr. 73 / Juni 2013 www.umweltschutz.zh.ch Kommunale Grün- und Freiflächen gezielt fördern, planen und steuern Naturnahe Freiräume: Ein Gewinn für Mensch wie Natur

Im dicht besiedelten Raum sind Grünraumerhaltung und -gestaltung – Isabelle Brecht Grün- und Freiflächen zunehmend ausgehend von kantonalem Recht – Koordinationsstelle wichtige Lebensräume für die Na- meistens auf kommunaler Ebene fest- für Umweltschutz (KofU) tur. Aber auch die Bevölkerung gehalten und umgesetzt. Vorausset- Baudirektion Kanton Zürich wünscht sich nutzbaren Grünraum. zung, damit situationsgerecht gehan- Stampfenbachstrasse 14 Gemeinden tun deshalb gut daran, delt werden kann, ist es, die verschie- Postfach, 8090 Zürich nicht nur die Bebauung, sondern denen Siedlungstypen (, Rei- Telefon 043 259 30 23 auch die Grün- und Freiflächen ge- henhäuser, Industrie usw.) in einer [email protected] zielt zu planen. Es gibt einige mög- Nutzungs- und Biotoptypenkartierung www.umweltschutz.zh.ch liche Massnahmen, um diese viel- zu bezeichnen. fältig und naturnah zu gestalten Auf Stufe Richtplanung stehen über- und zu unterhalten und damit geordnete, ökologisch orientierte Leit- gleichzeitig die Biodiversität zu för- linien für das ganze Siedlungsgebiet im dern. Vordergrund. Ziel ist, das Siedlungsge- biet mit gut durchgrünten Freiräumen und einem Mindestanteil naturbelasse- Mit immer dichter genutzten Siedlun- ner Flächen systematisch als Lebens- gen werden benutzbare Grünflächen raum für Mensch und Tier aufzuwerten und erlebbare Natur oft knapp. Natur- und dabei für Pflanzen und Tiere wich- nahe Grün- und Freiräume im Sied- tige Bestände und Strukturen zu erhal- Raum/ lungsgebiet werden aber immer wich- ten und gleichzeitig zu vernetzen. tiger. Sie können die Standortqualität In der Nutzungsplanung sind vor al- Landschaft sowie das Wohlbefinden der Bevölke- lem Freihalte- und Erholungszonen, die rung positiv beeinflussen. Hinzu kommt eine ökonomische Be- deutung, welche sich mit Immobilien- studien belegen lässt: Grundstücke mit oder nahe von Grünanlagen sind deut- lich mehr wert. Daneben können na- turnahe und extensiv gepflegte Stras- senböschungen, Gewässer, Ruderal- flächen (z.B. Gleisanlagen) oder auch Parkanlagen seltenen oder regional be- drohten Arten als Rückzugsgebiete dienen. Es ist deshalb an der Zeit, Grün- und Freiräume im Siedlungsgebiet konsequent als attraktive Lebensräu- me für Mensch und Natur zu planen, zu sichern, zu unterhalten und zu fördern.

Gezielt in die Planung integrieren

Gemeinden können einiges für natur- Vielfältige und naturnahe Grünanlagen sind beliebte Erholungsräume und oftmals wichtige nahe Grün- und Freiräume tun. Lebensräume für Fauna und Flora. Im Bild: Eulachpark . Schliess lich werden Bestimmungen zur Quelle: Karl Fülscher, Stammheim

UMWELTPRAXIS Nr. 63 / Dezember 2010 www.umweltschutz.zh.ch 15 Raum/Landschaft

Ausnützungs-, Überbauungs-, Frei - tionsbestände angrenzender Flächen flächen- und Grünflächenziffern sowie aufführen) kann sie steuernd eingrei- Abstandsvorschriften zu beachten fen. Mit gutem Beispiel können die Ge- (z.B. Mindest-Freiflächenanteil in be- meinden bei den eigenen Anlagen wie stimmten Zonen). Schulanlagen oder Altersheimen vor- Den Zonen- und Bauvorschriften kön- angehen und Zeichen setzen. nen zusätzliche Bestimmungen als Pla- Bei Bauvorhaben sind historische Anla- nungsgrundsätze vorangestellt wer- gen wie Gärten, Friedhöfe, Parkanla- den (z.B. Auflagen bezüglich naturna- gen oder Alleen besonders zu beach- her Bepflanzung). Wichtig bei Quar- ten. Der Verlust solcher Flächen führt tierplanungen ist, auch die Durchgän- zu einer Verarmung der Siedlungs- gigkeit und Vernetzung mit Tritt - struktur, der ökologischen Vielfalt und steinbiotopen wie beispielsweise Kies- zum Verlust an Identität einer Gemein- flächen, Bachläufen oder Trocken - de. Mit dem Instrument der «ICOMOS mauern zu gewährleisten. – Liste historischer Gärten und Anlagen Um naturnahe Grünräume bei Über- der Schweiz» kann jede Gemeinde ihre bauungen oder Neuüberbauungen wichtigsten Objekte in einem Inventar ganz oder teilweise zu erhalten oder ermitteln. Wollen Gemeinden den neu zu schaffen (im Sinne des ökologi- Schutzstatus ausbauen, können sie für schen Ausgleichs im Siedlungsraum) ist ihre Inventar-Objekte Schutzverord- der Gestaltungsplan ein geeignetes nungen erlassen. Esparsetten sind eigentlich Futterpflanzen, Instrument. Sensible Gebiete können sie sind aber auch auf Verkehrsinseln ein Blickfang, benötigen keine Pflege und bie- so gesichert und gut in die Siedlungen ten Lebensraum für Insekten. eingebunden werden (z.B. Freihalte - Naturnahe Flächen gezielt Quelle: I. Brecht zonen für die Erhaltung von Magerwie- unterhalten sen oder Obstbäumen, Gestaltungs- Freiraumplanung und -beratung plan mit differenzierten Vorschriften Naturnahe Grün- und Freiräume sind Fachstelle für Freiraumplanung, HSR Hoch- zur ökologischen Gestaltung der Frei - wertvolle Lebensräume für Mensch schule für Technik , Oberseestras- flächen und Aussenräume). und Natur. Im Vergleich zu konventio- se 10, 8640 Rapperswil Auf übergeordneter Ebene sind auch nellen Anlagen sind sie nicht nur erleb- Telefon 055 222 49 67, [email protected] Vernetzungskonzepte gemäss der nisreicher und interessanter, sondern Institut für Natürliche Ressourcen, ZHAW, Ökoqualitätsverordnung ÖQV oder ein vielfach auch günstiger im Bau und Un- Zentrum Urbaner Gartenbau, Postfach 335, Landschaftsentwicklungskonzept terhalt. Gerade letzterer ist allerdings 8820 Wädenswil LEK geeignet, um vielfältige und natur- anspruchsvoller und bedingt ein gewis- Telefon 058 934 59 10, [email protected] nahe Grünräume in der Gemeinde zu ses Verständnis für natürliche Abläufe fördern. sowie eine gute Information. Ein ange- Vereinigung Schweizerischer Stadtgärtnerei- Auf alle Fälle ist es wichtig, die Bevölke- passtes und fachgerechtes Pflege- und en und Gartenbauämter VSSG, Breitloostras- rung in die Planungs- und Umsetzungs- Unterhaltskonzept sowie entsprechen- se 5, 8802 Kilchberg prozesse einzubeziehen sowie gezielt de Massnahmen und Schulungen für Telefon 044 771 68 34, [email protected] zu informieren. So können die Identifi- die Unterhalts- oder Gärtnerequipen Liste historischer Gärten und Anlagen der kation mit der Gemeinde, der soziale sind ebenfalls unabdingbar. Schweiz, Auskünfte über ICOMOS, c/o Hager, Zusammenhalt, Selbsthilfe sowie Eigen - Grün- und Freiräume, in denen Freizeit- Bergstrasse 85, 8032 Zürich initiative gefördert werden. aktivitäten, Erholung und Natur neben- Telefon 044 266 3013, [email protected] einander existieren, sind eine Heraus- • Natur auf dem Weg zurück in die Stadt. forderung sowohl für die Gestaltenden BAFU, Leitfaden Umwelt Nr. 8, 2000. Projektierung und Bewilligung als auch für die Betreuenden. Die Be- • Naturnahe Gestaltung im Siedlungsraum. völkerung wird den Wert dieser Grün- BAFU, Leitfaden Umwelt Nr. 5, 1995. Die Gemeindebehörde kann naturna- räume aber zu schätzen wissen. • Biodiversität im Siedlungsraum. Broschüre he Grün- und Freiflächen von der Pro- von SVS/BirdLife Schweiz, 2010. jektierung über die Bewilligung bis zur • Wert und Nutzen von Grünräumen, VSSG, Realisierung fördern. Mit gezielten Auf - 2010. lagen (z.B. Freiräume wie Vorgärten, Wege usw. berücksichtigen) wie auch www.ig-landschaft.ch Anforderungen an Grundlagen für ein www.lek-forum.ch Baugesuch (Freiflächen und Vegeta-

16 UMWELTPRAXIS Nr. 63 / Dezember 2010 www.umweltschutz.zh.ch Artenvielfalt im Planungsprozess ‒ ein Teil der ortsbaulichen Entwicklungsstrategie Der naturnahe Griespark in Volketswil

Parkanlagen können ‒ entspre- lisierten Projektteile der «Vision Gries» Gerwin Engel chend gestaltet ‒ nicht nur einen sind alle aus Wettbewerben hervorge- ASP Landschaftsarchitekten AG Zürich Beitrag zum Erhalt und zur Förde- gangen, was zu sehr qualitätsvollen Tobeleggweg 19, 8049 Zürich rung der Artenvielfalt an sich bie- und breit akzeptierten Resultaten führ- Telefon 044 341 61 61 ten, sondern stellen mit den pflanz- te. Sie beeinflussen das Ortsbild und [email protected] lichen und tierischen Erscheinungs- den öffentlichen Raum auf besondere, www.aspland.ch formen eine grosse Erlebnisberei- positive Weise. Die langfristigen Strate- cherung für das Wohnumfeld der gien und deren Einfluss haben bereits Isabelle Brecht Einwohner dar. Die Planung des einen überall sichtbaren Imagewandel Koordinationsstelle Griesparks in Volketwil ist ein gutes zur Folge. für Umweltschutz (KofU) Beispiel dafür, wie eine ortsbau- Die Finanzierung des Parks hat eine Baudirektion Kanton Zürich liche Strategie das Image einer aussergewöhnliche Geschichte. Aus Postfach, 8090 Zürich Gemeinde verändern kann. dem Verkauf von gemeindeeigenem Telefon 043 259 30 23 Land im Bereich der «Vision Gries» [email protected] konnten die Mittel für die Realisierung www.umweltschutz.zh.ch Im Sommer 2009 wurde der Griespark der Park- und Sportanlage gewonnen mit einem grossen Volksfest eröffnet. werden, so dass keine weiteren Steuer- Dieser Festakt war einer von einer gelder notwendig wurden. Vor diesem ganzen Reihe von Anlässen, welche die Hintergrund ging die Urnenabstim- Gemeinde veranstaltet hat, um die mung für den Park problemlos über die Raum/ Bevölkerung in den «Werdegang» ei- Bühne. Eine weitere, für die Urnenab- nes grossen Planungsvorhabens mit stimmung hilfreiche Tatsache war, Landschaft einzubeziehen. Diese «Vision Gries» dass ein erster Teilabschnitt des Parks besteht aus mehreren Bausteinen: der Parkanlage Gries, einer vorbildlichen Sporthalle mit Kulturzentrum (KUSPO Sporthalle), zwei Wohn-Überbauun- gen (alle fertiggestellt) sowie einem neuen Gemeindehaus (noch in Pla- nung). Die Bausteine fügen sich als ein zusammenhängendes, «grosses Gan- zes» an der bisher ortsbaulich ungelös- ten Nahtstelle zwischen Volketswil- Dorf und Volketswil-Hegnau.

Der öffentliche Raum prägt das Image

Um die positive Tragweite dieses lang- fristigen Planungsvorgehens der Ge- meinde zu verstehen, muss u.a. an die ungebremste Bautätigkeit der siebzi- ger Jahre und das damit verbundene Der Griespark in Volketswil bietet dank vorausschauender ortsbaulicher Projektierung eine vorbildhafte Symbiose aus für die Bevölkerung nutzbarem Grünraum und künftigem Natur- Image von Volketswil erinnert werden. idyll. Die sich nun zusammenfügenden rea- Quelle: ASP

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nen Lebensräume stattfindet, werden die nächsten Jahre zeigen.

Die Wasserlandschaft ist auf Leben angelegt

Das ehemals im Rohr geführte Dorf- bachwasser wurde an die Oberfläche geholt und begleitet die Promenade mit vielseitigen Eindrücken. Gewaltige Findlinge bilden (erdgeschichtliche) Blickpunkte, Findlingsgestein gliedert den Bachverlauf und bildet Sohl- schwellen sowie Bachübergänge. Eine standortgerechte Ansaat in der Rohbodenböschung und eine Uferbe- pflanzung in der Lehmdichtung bilden eine Initialvegetation. Gestein, Kies, Die Kiesflächen am Spielbach bieten Raum für Kinderfantasien, Spontanvegetation sowie Geröll und Vegetation bieten Unter- sonnenliebendes Kleingetier. schlupfmöglichkeiten für Kleingetier, Quelle: ASP aber auch Kühle für das Bachwasser. Kies und schnellfliessendes Wasser (Bakisaweg) vorgängig in der Kompe- Übergang vom Siedlungsraum zum sind die Voraussetzungen für ein gutes tenz des Gemeinderates gebaut wer- Park und zur offenen Landschaft. Die Entwickeln von aquatischem Leben. den konnte, so dass ein erstes «Mus - fliessende Verbindung zur Landschaft Eintagsfliegen-, Steinfliegen-, Köcher- ter» des zukünftigen Parks vor der Ab- bildet eine Wasserlandschaft und die fliegerlarven, Bachflohkrebse usw. sind stimmung angeschaut werden konnte. anschliessende «glaziale» gewellte All- ein wichtiges Glied in der Nahrungsket- Eine weitere Fügung verhalf der «Vi - mend. Artifizielle Kiesböschungen ver- te im Wasser, aber auch an Land, wie sion Gries» zu einem erfolgreichen Ver- mitteln einen rohen, groben Charakter z.B. für die Ansiedlung einer vielfälti- lauf: Die zwei erstellten Wohnsiedlun- und stellen eine Reminiszenz an den gen Insekten- und Vogelwelt. Partiell gen profitierten von der Lagegunst der ehemaligen Kiesabbau dar. Inmitten wird die Naturentwicklung gestört angrenzenden Parkanlage und waren der Wasserlandschaft bietet ein Holz- oder sogar zerstört werden, wie beim innert kurzer Zeit verkauft beziehungs- baukunstwerk – das Deck – Aufent- Spielbachbereich oder den Bachüber- weise vermietet. haltsqualität. gängen – Zerstörung durch Fliesswas- Der attraktive Festplatz der Gemeinde serdynamik kommt aber auch in der bildet den zentralen Mittelpunkt, an Natur vor und bedeutet dann einen oft Die Konzeption hinter den sich Park- und Sportanlage anglie- wertvollen Neubeginn. dem Offensichtlichen dern. Baumhaine sind Konzentrations- Die Grosszügigkeit der Wasserflächen punkte der Nutzung in der Wiesenland- der Teiche drückt eine landschaftliche Für einen Grossteil der Bevölkerung schaft. Ein Rundweg mit Aussichts- Dimension aus. Die Ausdehnung, aber stehen bei einem Park die Funktionen punkten in die Alpen sowie vom Ort ab- auch die Tiefe der Gewässer (bis Erholung, Sport und Spiel im Vorder- geleitete Kinderspielstationen, ein 5.50 m) fördert das Selbstreinigungs- grund des Bewusstseins. Dabei sind an- Spielbach, Sitz- und Grillplätze, diverse vermögen. Die Tiefe stellt kühles Was- dere Überlegungen und Funktionen Sportmöglichkeiten und ein Restaurant ser sicher, wie auch die Zufuhr von für viele nicht offensichtlich, beispiels- im Vereins- und Garderobengebäude Drainagewasser. Der kiesige Gewäs- weise auch Massnahmen zur Ökologie bieten Unterhaltung, Erholung und sergrund nützt dem aquatischen Leben und Nachhaltigkeit. Sport. und der Wasserpflanzenvegetation, Der Grundgedanke des Konzeptes ist Bei allen Gestaltungselementen des die das biologische Gleichgewicht im aus der Geschichte des Ortes abgeleitet Parkes sind jeweils bauliche Massnah- Gewässer sicherstellen soll. Die Flach- sowie aus der besonderen Lage, die men zur Förderung von pflanzlichen wasserzone entlang der Ufer dient der sich gleichzeitig im Zentrum von und tierischen Lebensräumen für die Sicherheit, und andererseits bildet die- Volketswil wie am Ortsrand befindet. Biodiversität angedacht bzw. ausge- se Zone die Voraussetzung für eine Eine klare Kante, ausgebildet als Pro- führt worden. Ob und mit welcher In- sauerstoffanreichernde Ufer-Sumpf-Was - menade mit Seeanstoss, definiert den tensität die Besiedlung der vorgesehe- serpflanzen-Schwimm blattzone.

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Neben den funktionellen Überlegun- Die Baumhaine schaffen Räume in der tanvegetation und sonnenliebendes gen zum langfristigen Bestehen des Allmendtopografie und werden, wenn Kleingetier ansiedeln. Gewässers, welche die biologische sie zu imposanten Baumdächern her- Selbstreinigung und seine faunistische angewachsen sind, die attraktiven An- Besiedlung berücksichtigt, gibt es eine ziehungspunkte zum Lagern, Pick- Grosser Platz als Raum zum Feiern gestalterische Vision für die Zukunft: nicken und Spielen bilden. Die Haine für alle 600 Seerosen sollen sich zu einem Blü- setzen sich aus einer Vielfalt von einhei- tenteppich entwickeln, gerahmt von mischen Gehölzen zusammen, so dass Ein wichtiges Bedürfnis für die Gemein- gelbblühenden Sumpflilien ‒ wie auf ein breites Angebot von Blättern, Blü- de war der Festplatz. Dieser liegt zen- den prächtigen Bildern Monets. Diese, ten, Borken usw. für vielerlei Insekten, tral im Park, ohne Lärmbelästigung zu die Sinne berührende Stimmung, wird Vögel und Kleingetier ein Refugium verursachen. Hier sollten Siege unter von Sitzplätzen unter einem Dach von bieten wird. einem einladenden Baumdach gefeiert überhängenden Weiden zu erleben werden können oder auch Familienfes - sein. te. Auf dem grossen Platz können Ge- Die Spielstationen: meindeanlässe durchgeführt, aber Raum für Fantasie und Natur auch Messe- oder Zirkuszelte aufge- Vielfältige, standortgerechte baut werden. Allmendwiesen Auch die vier Spielbereiche im Park be- ziehen sich auf die frühere Kiesgruben- Die horizontalen Wasserspiegel beto- geschichte und sind phantasievoll mit Sport im Park nen die «glaziale» Wellung der an- Holzspielmöglichkeiten ausgestattet. schliessenden Allmendwiesen durch Die bespielbaren «Leittiere» der einzel- Die Sportanlage ist Teil des Griesparkes abbruchartige Böschungen. Diese bis nen Spielorte sind «Libelle», «Spinne», und bietet eine interessante Durchmi- zu zwei Meter hohen Steilböschungen «Hundertfüsser», «Gottesanbeterin». schung für Park- und Sportbesucher. sind mit stabilisiertem Kiesmaterial auf- Das Holz der Spieleinrichtungen inte- Dem Garderobengebäude sind zwei gebaut und ermöglichen für die Ge- griert sich in das lebende Holz von Kunstrasen- und ein Naturrasenspiel- wässer eine angenehme Raumbildung. Stämmen der Baumhaine. Rohe, grobe feld sowie ein multifunktionaler Hart-/ Je nach Exposition entwickelt sich die Findlings-, Geröll- und Sandpartien Parkplatz und eine Beach-/ Volleyball- speziell für diesen Extremstandort aus- vermitteln einen unfertigen Eindruck anlage zugeordnet. Der FC Volketswil gesuchte, angespritzte Hydroansaat und lassen den Kinderfantasien Raum. ist einer der grössten Fussballvereine in von Kräutern und Gräsern. Da es Steil- Möglicherweise wird sich hier Spon- der Schweiz und intensiver Nutzer der böschungen andernorts kaum noch gibt, besteht die Hoffnung, hier einen seltenen Vegetationstyp ansiedeln zu können. Die der Endmoränenlandschaft abge- schaute Wellung der Allmendwiesen besteht aus unterschiedlichen Erdsub- straten, was sich auf die Vegetations- entwicklung auswirken wird. Die aus der Erdmassenbilanz resultierenden, zu verbrauchenden Kubaturen wurden je nach Senke bzw. Hügel angelegt: kiesige Böden auf oberem Niveau, Un- terboden auf tiefgelegenen Flächen. Die grobe Planie sowie eine Direkt - begrünung wurden durch einen Land- wirt ausgeführt, d.h. das Mähgut von vielfältigen Wiesen aus der Umgebung wurde herantransportiert und auf den Allmendflächen verteilt. Mit dieser Be- grünungsart wird die standortgerechte Verbreitung von örtlich vorkommen- Angrenzend ans Wohngebiet bildet der Griespark nicht nur einen Treffpunkt für die Volkets- wiler, weniger augenscheinlich wurde hier auch für Tiere und Pflanzen wertvoller Lebens- den Samenzusammensetzungen ge- raum geschaffen. fördert. Quelle: ASP

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neuen Anlage. Diese bietet speziell Ju- Griespark: Von der Vision zur Realität – Bevölkerung einbinden gendlichen sinnvolle Freizeitbeschäfti- gungen. völkerung festgelegt. Meiner Ansicht nach wa- ren die Einbindung und die aktive Beteiligungs- möglichkeit der Volketswiler Bevölkerung einer Schützende Pufferzone der massgebenden Faktoren, dass die Kreditvor- lage über 15.7 Mio. Franken an der Urne so Zwischen der Sportanlage und dem an- wuchtig angenommen wurde. Der Griespark grenzenden Naturschutzgebiet ist eine war kein Projekt der Behörden, sondern das Pro- Pufferzone angelegt worden, die auch dukt der Volketswiler Bevölkerung. für eine Vernetzung des Parks mit dem Als Energiestadt ist es der Gemeinde Volketswil Naturschutzgebiet sorgen soll. Dor- auch im Bereich Umweltschutz und Nachhaltig- nen- und beerenreiche Sträuchergrup- keit wichtig, ihren Beitrag leisten zu können. In pen dienen als nahrungsreiche Rück- unmittelbarer Nachbarschaft des Griesparks be- Bruno Walliser zugsgebiete für Vögel, Insekten und Gemeindepräsident Volketswil findet sich ein Naturschutzgebiet. Mit der Zu- andere Kleintiere. Verschiedene Stein- [email protected] sammenarbeit der örtlichen Interessen-Gemein- und Wurzelflächen bilden Lebensraum schaft für Lebensraum und Umwelt wurde ein für Reptilien, wechselfeuchte Flach- Das Konzept der «Vision Gries» beinhaltet einen Konzept erarbeitet, welches ermöglicht, dass tümpel werden Amphibien anziehen, Siedlungsteil mit öffentlicher Nutzung, Wohnen Naturschutz und die Bedürfnisse der Volketswi- Steinhaufen bieten Unterschlupf und und Gewerbe sowie eine grosse Parkanlage, die ler Bevölkerung nebeneinander Platz haben. Sonnenplätze. als Naherholungsgebiet eine Vielzahl an Erho- Heute werden der Park und die Sportanlagen re- lungs-, Freizeit-, und Sportmöglichkeiten bietet. ge genutzt und sind nicht mehr aus Volketswil Seit der Lancierung der «Vision Gries» wurde stets wegzudenken. Eine kürzlich durchgeführte re- Pläne nach der Fertigstellung signalisiert, dass die Verwirklichung bzw. Erstel- präsentative Bevölkerungsbefragung in Volkets- lung dieser Vision mit dem Verkauf von gemein- wil hat gezeigt, dass 78 Prozent der Befragten Mit dem Unterhalts- und Pflegeplan für deeigenen Landparzellen finanziert wird. Der den Griespark schon genutzt haben und er voll Flora und Fauna lässt sich die biologi- Gemeinderat war der Ansicht, dass die laufende ihren Bedürfnissen entspricht. Dies ist sicher sche Entwicklung optimieren, d.h. Rechnung nicht mit Wunschbedarf belastet wer- auch ein Grund, dass Volketswil als sehr famili- zum Beispiel, dass mit den Angaben den dürfe. enfreundliche Gemeinde eingestuft wird. zum Mähen Futterflächen und Über- Die Bevölkerung wurde frühzeitig mit Work - Wir sind überzeugt, dass wir mit der Realisierung winterungsflächen für Insekten und shops in den Entstehungsprozess einbezogen. der «Vision Gries» für Volketswil etwas erschaf- andere Wiesenbewohner gesichert Zum Beispiel wurde die Beleuchtungsart in der fen haben, das nachhaltigen Mehrwert für unse- werden können. ganzen Parkanlage mittels Voting durch die Be- re Gemeinde generiert. Mit Bestandsaufnahmen für die Er- folgskontrolle lässt sich z.B. das Vor- kommen von bedrohten Singvögeln Gemeindehaus/Dorfplatz (in Planung) oder seltenen Libellen feststellen, was eventuell von der Gemeinde vermark- Volketswil-Dorf tet werden könnte – im Sinne eines er- Volketswil-Hegnau folgreichen Einsatzes für die Natur. Der naturnah gebaute Landschafts - park mit seinem Aktivitätenangebot für Erholung und Sport funktioniert be- reits seit dem Augenblick der Eröff- nung, jedoch wird sich der eigentliche Wert des Parks erst in einigen Jahren

Sporthalle einstellen, wenn sich die Vegetation zu mit Kulturzentrum einer imposanten Eindrücklichkeit ent- wickelt hat und die vielerlei gebauten und vorgesehenen Massnahmen von einer vielfältigen Flora und Fauna ange- Naturschutzgebiet nommen und reich besiedelt werden. Erst dann beweist sich, ob die Förde- rung der Pflanzen- und Tierwelt funk- tioniert hat.

20 UMWELTPRAXIS Nr. 63 / Dezember 2010 www.umweltschutz.zh.ch Grünräume standortgerecht und biodiversitätsfördernd gestalten und bepflanzen Vielerlei Wege zur Biodiversität im Siedlungsraum

Der Siedlungsraum bietet Gemein- fentliche Anlagen dienen der notwen- Isabelle Brecht den wie Privaten viele Möglichkei- digen Sensibilisierung der Bevölke- Isabel Flynn ten, hier statt grüner Rasenflächen rung zum Thema «Natur in der Sied- Koordinationsstelle für vielfältig strukturierten Grünraum lung». Umweltschutz (KofU) zu schaffen, von dem einerseits Tie- Baudirektion Kanton Zürich re und Pflanzen, aber andererseits Stampfenbachstrasse 14 auch die Bevölkerung profitieren. Ruderalflächen, Verkehrsteiler Postfach, 8090 Zürich Oft braucht es dazu nicht viel mehr, und Böschungen Telefon 043 259 30 23/24 18 als eine sorgsame Auswahl entspre- [email protected] chender Pflanzenarten oder Beläge. Kiesig-sandige, magere und daher [email protected] lückig bewachsene Ruderalflächen bie- www.umweltschutz.zh.ch ten sonnenliebenden Pflanzen wie Gemeinden nehmen mit naturnahen, auch Wildbienen und anderen Insek- durchgrünten Siedlungsräumen eine ten (und damit auch Vögeln) ideale Le- wichtige Vorbildfunktion für andere bensbedingungen. Sie können im Gar- Gemeinden und Hausbesitzer wahr ten, an Strassenböschungen, auf Ver- und tragen zu einer lebenswerten und kehrsteilern oder anstelle von Blumen- nachhaltigen Siedlungsentwicklung bei. rabatten angelegt werden. Es gibt vielfältige Ansätze, mehr Natur Ruderalflächen als Pionierstandorte und damit Biodiversität in den Sied- benötigen jedoch Pflege, da sie sich mit Raum/ lungsraum zu bringen. der Zeit stark verändern. Sie können zuwachsen oder im Lauf der Zeit von Landschaft bestimmten Pflanzenarten dominiert Naturnahe Schulareale

Für Kinder, die in vornehmlich asphal- tierten und aufgeräumten urbanen Zo- nen leben, ist es besonders wichtig, während der Schulzeiten eine Umge- bung zu erfahren, wo sie spielerisch verschiedene Materialien wie Holz (Sträucher, Bäume), Steine (Kies), Erde (Sand), aber auch Wasser (Teiche, Pfüt- zen) sowie diverse Tierarten (Amphi- bien, Insekten usw.) erleben können. So kann die Schulhausumgebung die Naturerfahrung der Kinder vielfältig prägen. Zudem ist in direkter Umge- bung ein idealer Ort für den Naturkun- deunterricht vorhanden. Gemeinden nehmen mit einer natur- nahen Gestaltung von Schularealen in vielerlei Hinsicht eine Vorbildfunktion Ruderalflora auf mageren, steinigen oder sandigen Böden auf Verkehrsteilern, Böschungen wahr. Die geringeren Unterhalts- und oder anderen Standorten kann einen prachtvollen Anblick bieten. Das Zentrum Urbaner Gartenbau der ZHAW Wädenswil bietet spezielle Staudenmischungen für das städtische Anlagekosten entlasten das kommu- Umfeld an. nale Budget, und entsprechende öf- Quelle: Grünraumberatung, Peter Stünzi, Kilchberg

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werden. Invasive Neophyten, die auf solche Flächen einwandern, müssen entfernt werden. Werden solche Flä - chen neu angelegt oder regelmässig frei gehalten, gedeihen hier Arten wie Wegwarte, rosa Seifenkraut, Johannis- kraut, Mohn, Natternkopf, Königsker- ze, Thymian, Wilder Majoran oder Ore- gano, und sie werden von Honigbie- nen, Wildbienen und anderen Insekten umschwirrt. Neben grossen Pflanzgefässen oder Verkehrsteilern können auch Baum- scheiben am Fuss der Stadtbäume be- grünt werden oder der Natur zur Spon- Es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten, Dächer zu begrünen. Im Foto: Burkhard-Haus, tanbegrünung überlassen werden. Basel. Professionelle Unterstützung gibt es zum Beispiel bei der Schweizerischen Fachver- Selbst Tramtrassées können – wie man- einigung Gebäude begrünung www.sfg-gruen.ch Quelle: Stefan Grossert, Basel cherorts in der Stadt Zürich – statt ver- siegelt als niedrig wachsende Grün- fläche gehalten werden. Allgemein bietet sich dort, wo Flächen begangen werden, niedrig wachsende unemp- findliche Trittvegetation als Kompro- miss zwischen Blumenwiese und Rasen an.

Dachbegrünung

Auch Siedlungsdächer bieten ein gros- ses Potenzial für vielfältige Lebensräu- me. Je nach Dachkonstruktion (Auf- bau, Statik, Neigung) ist von der Trockenwiese über das Feuchtgebiet Unversiegelte Wege und Plätze, wie hier im Ilanzhof, bilden wertvollen Erlebnisraum, in dem bis zur Hecke alles möglich. Gleichzei- auch Spontanvegetation möglich ist. tig wirken Dachbegrünungen als Quelle: Grün Stadt Zürich natürlicher Schutz, Klimaregler sowie Biotop für Fauna und Flora.

Wege und Plätze

Terrassen, Wege, Hauseingänge, Zu- fahrten und Höfe mit einem durchlässi- gen bewuchsfähigen Belag sind für ei- ne ganze Reihe von Tieren und Pflan- zen ein abwechslungsreicher und in- teressanter Lebensraum. Je nach Fahr- komfort und Unterhaltsansprüchen eignen sich Betonsteine mit Distanz- nocken, ein weitfugiger Naturstein - belag, Rasengittersteine, Kiesbeläge, Schotterrasen oder auch offener Bo- Werden Restflächen von Industriegeländen oder an Verkehrsanlagen nicht versiegelt, so bil- den sich Rückzugsgebiete für Reptilien und Insekten. Im Bild: Bahnlinie . den als Alternative zur Bodenversiege- Quelle: Grün Stadt Zürich lung durch Teer.

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Zum typischerweise hier spontan auf- kommenden Bodenbewuchs gehö ren Wegerich, Wegwarte, Beifuss, Eisen- kraut, Leinkraut, Natternkopf, Wiesen- salbei oder Hirtentäschel. Lebendige Wege und Plätze ermöglichen zudem das Versickern von Regenwasser und sparen dadurch Kosten.

Trockenmauern

Trockenmauern sind mit ihren Ritzen und Spalten willkommener Lebens- raum für Pflanzen wie Farne, Zimbel- kraut oder Mauerpfeffer sowie für eine Böschungen lassen sich dank standortgerechter Samenmischungen (Beschattung, Bodentyp Vielzahl von Tieren, denen sie Schutz beachten) optisch ansprechend als Blumenwiese anlegen. Quelle: Grün Stadt Zürich und Nistmöglichkeiten bieten. Zu ihren Bewohnern zählen bei entsprechend günstiger Umgebung Erdkröten, Mol- che, Eidechsen und Blindschleichen, ausserdem Hummeln, Wildbienen (v.a. Mauerbienen), Käfer und Asseln. Sie können zur Stütze von Gartenwegen, Terrassen oder Böschungen errichtet werden. Der Bau von Trockenmauern wird am besten von entsprechend ge- schulten Fachleuten ausgeführt.

Pfützen, Teiche, Bäche

Naturnahe Gewässer bieten im Sied- lungsraum Erholungs- und Lebens- Trockenmauern, wie diese in Hombrechtikon, bieten Lebensraum für Reptilien und Insekten, raum sowie direktes Naturerlebnis. der Bau benötigt allerdings Fachwissen (Infos über die Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz Offene Bäche mit breiten Grünstreifen, www.umwelteinsatz.ch). Quelle: Erwin Schüpbach grössere Teiche, Versickerungsmul- den, flache Gräben entlang von Wegen oder kleine feuchte Stellen sind für vie- le Pflanzen und Tiere begehrter Le- bensraum und bilden grüne Adern durchs Quartier. Hier kann man Libel- len, Wasserinsekten, Kaulquappen und Amphibien beobachten.

Blumenwiesen

Vielfältige Blumenwiesen sind eine Au- genweide und bei vielen Insekten be- liebt. Für fast alle Standorte (feucht, trocken, hell, schattig) gibt es entspre- chende Pflanzenmischungen, die am Tümpel direkt hinter der Haustüre? In Firmengeländen, Schulhäusern, wie hier im Schulhaus Oberseen, oder in anderen, grösseren Anlagen ist das möglich und bietet Amphibien selten besten auf mageren Böden gedeihen. gewordenen Lebensraum. Eine schöne, dichte Blumenwiese Quelle: Stadtgärtnerei Winterthur

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braucht ihre Zeit. Im ersten Jahr ist der Pflegeaufwand grösser, danach genü- gen zwei bis drei gestaffelte Schnitte pro Jahr. Die Ansaat von Blumenwie- sen ist in Gärten, Parks oder an Bö- schungen möglich, teilweise auch auf grösseren Verkehrsteilern.

Bäume und Hecken

Bäume, Sträucher und Hecken können als Abgrenzung, Wind- und Sicht- schutz, Staubfänger oder Einzelele- mente gepflanzt werden. Einheimische Blumenwiesen benötigen Geduld, dann belohnen sie aber mit farbigem, abwechslungsrei- Gehölze bieten einer Vielzahl von Tie- chem Grünraum. Zweimal im Jahr gestaffelt schneiden. Im Bild: Am Wasser. ren Nahrung und Lebensraum. So pro- Quelle: Grün Stadt Zürich fitieren von einem Weissdorn über 160 Insektenarten, von einer Eiche bis zu 1000. Geschützte Rückzugsmöglich- keiten für Vögel bieten vor allem Dor- nen tragende Gehölze. Die ausgewählten Baumarten richten sich nach den Ansprüchen an Gestal- tung und Unterhalt (Pflegeaufwand, Verkehrssicherheit usw.) sowie da- nach, welche Arten für die lokalen Be- dingungen (Standort, Boden, Beschat- tung usw.) geeignet sind. Durch die ständig wechselnden Ein- drücke sind Gehölze optisch reizvoll und die Früchte einheimischer Arten sind zum Teil auch für Menschen ver- wertbar – zum Beispiel die Früchte der Bäume und Sträucher strukturieren mit ihren vielfältigen Farben und Formen Grünanlagen Hundsrose, Felsenbirne oder des Ho- und bieten vielen Tierarten Unterschlupf. Im Bild: Wipkingereinschnitt. lunders. Quelle: Grün Stadt Zürich

Niststeine und andere Nisthilfen

Auch moderne Gebäude können Vö- geln, Fledermäusen und Wildbienen als Wohnstätte dienen. Dazu können für verschiedene Vogel- und Fleder- mausarten spezifische Niststeine (Back - steine mit einer Nisthöhle) direkt beim Hausbau eingebaut oder konventio- nelle Nistkästen am Haus (Richtung Osten oder Norden) befestigt werden. Zu den Vogelarten, die im Siedlungsge- biet gezielt gefördert werden können, Nisthilfen für die verschiedensten Vogelarten lassen sich nachträglich fast überall anbringen, zählen Mauersegler, Alpensegler, Doh- sie können aber auch bereits beim Bau berücksichtigt und eingebaut werden, wie hier zum len, Turmfalken, Bachstelze und Haus- Beispiel für Mauersegler & Co. (Kontakt Tiere an Gebäuden, Grün Stadt Zürich, 044 412 46 44; www.bauen-tiere.ch) rotschwanz. Für Wildbienen sind soge- Quelle: Grün Stadt Zürich nannte Wildbienenhäuser geeignet.

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