5 /2007 Jahrgang 17 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern an derLiore Mutterschloss G8-Gipfelin Heiligendamm Ladenöffnung C M Z D R Altenparlament Ostseeforum inGdynia an derLoire Mutterschloss G8-Gipfel Ladenöffnung C M Z D R Altenparlament Ostseeforum inGdynia usammenarbeit usammenarbeit hambord ückblick hambord ückblick ebatte ebatte itwirkung itwirkung GASTKOLUMNE

Und wozu das Ganze? Inhalt

Spezial Es war einmal, 32 Jahre ist es her. Europa 5. Altenparlament 3 schlitterte gerade in eine Krise, der Ölpreis des Schweriner Schlosses drohte zu explodieren, die Wirtschaft lahmte, Aus dem Plenum Aktuelle Stunde: 4 – 5 das Währungssystem hakte, dem Westen Durchführung des drohten schwere Zeiten. Damals setzten sich Bernhard Weltwirtschaftsgipfels 2007 ein paar Staatschefs zusammen: Kanzler Honnigfort in Heiligendamm Helmut Schmidt und Frankreichs Giscard Bernhard Honnigfort, geboren 1960 in niedersächsischen Weitere Themen: 6 – 8 d`Estaing, dazu die Regierenden aus den USA, Nordhorn. Studium der Publizistik, Anglistik und Politologie. Volksinitiative zum Studiengang Volontariat bei der Emder Zeitung. Seit 1990 Redakteur bei Rechtswissenschaften Uni Rostock Großbritannien, Japan und Italien. Die Herren der Frankfurter Rundschau, erst im regionalen Teil, später als Volksabstimmungsgesetz trafen sich mehr oder weniger privat auf Inlandskorrespondent für Ostdeutschland. Volksinitiative Verfassung Schloss Rambouillet in Frankreich. Sie saßen Film- und Medienförderung in M-V am Kamin und redeten über die Dinge, die sie Landespflegegesetz Auszüge aus der Debatte: 9 – 14 bewegten. Und weil es ihnen gut gefiel, ver- Ladenöffnungsgesetz einbarten sie, im nächsten Jahr wieder zu plau- Aus den Ausschüssen 15 – 17 dern. Enquetekommission Anhörungen der Städte und Das war der Anfang von G8. Das Treffen in Bundesländer hockten tagelang in mecklen- Umlandgemeinden Petitionsausschuss Heiligendamm, 32 Jahre danach, sollte ei- burgischen Wäldern, um einen Gipfel vor De- Kontrollyuan der gentlich das letzte Mal gewesen sein. Zwi- monstranten zu beschützen, an dessen Ende Republik China zu Gast schen dem Treffen an der Ostsee und dem im so wenig herauskam, dass man es auch in ei- Internationale Beziehungen französischen Schloss liegen nicht nur mehr als ner kleinen Telefonschaltkonferenz hätte erle- Konferenz des Parlamentsforums drei Jahrzehnte, sondern Welten. Was als klei- digen können. Wenn man denn wollte. südliche Ostsee Maritime Politik der norddeutschen nes informelles Kamingespräch begann, wu- Parlamente cherte krebsgleich zu einem unpopulären Rie- Rambouillet ist Vergangenheit, Heiligendamm Vorbereitung der senereignis mit unvertretbaren Kosten, unzu- sollte es auch sein. Das eine wird es nicht wie- Ostseeparlamentarierkonferenz mutbaren Sicherheitsvorkehrungen und un- der geben. Die Zeiten sind andere. Seit dem Spezial 18 scheinbaren Ergebnissen. Terror-Anschlag am 11. September 2001 in 5. Altenparlament Schlossgeschichten 19 New York werden Staatschefs bewacht wie Chambord – In Rambouillet ging es noch darum, dass sich nie zuvor. Heiligendamm zeigte, was das be- das „Mutterschloss“ an der Loire sechs Staatschefs austauschten und eine ge- deutet und was es kostet. meinsame Strategie überlegten. Heiligen- Noch ein Heiligendamm sollte es deshalb nicht Impressum damm war ein politisches Mega-Event, ver- geben. Aufwand und Ertrag stehen in keinem Herausgeber: Landtag Mecklenburg-Vorpommern gleichbar mit einer UN-Vollversammlung. Verhältnis mehr. Eine drei Tage dauernde Ver- - Öffentlichkeitsarbeit - Nicht ein paar Herren rangen um eine Linie, anstaltung für rund 100 Millionen Euro? De- Schloss, Lennéstraße 1, 19053 , Fon: 0385 / 525-2183, Fax 525 2151, Tausende „Sherpas“ bastelten an Formulie- mokratische Staatschefs müssen sich treffen E-Mail: [email protected] rungen, die am Ende so ausgeklügelt und können, Terrorgefahr hin oder her – lautete Internet: www.landtag-mv.de dünn waren, dass alle angereisten Herrschaf- das Argument der Gipfel-Befürworter. Ein Ver- Redaktion: Referat Öffentlichkeitsarbeit, Claudia Richter ten unterschreiben konnten, dabei ihr Gesicht zicht auf Heiligendamm wäre ein Zurückwei- wahrten und der gastgebenden Kanzlerin chen vor der Terrorgefahr gewesen. Aber war Grundlayout: Sinnecker und Freie (und den Medien) das Gefühl eines Gipfel- das Festhalten daran die richtige Antwort? Herstellung: DELEGO Wirtschaftsverlag Detlev Lüth erfolges vermittelten. Klöresgang 5, 19053 Schwerin In der Sache selbst – dem anscheinend unauf- Innenminister Wolfgang Schäuble rieb Kriti- Fon: 03 85 / 48 56 3-0, Fax: 48 56 3-24 haltsamen Klimawandel, dem zunehmenden kern gerne unter die Nase, wo, bitteschön, Titelbild: Skulptur „Allegorie des Wassers“ auf der Elend der Länder der Dritten Welt – kam we- man sich denn dann noch treffen könne? In ei- Orangerieterrasse des Schweriner Schlosses. nig bis gar nichts heraus: Absichtserklärungen nem U-Boot? Bildnachweis: einerseits, Geldversprechen, die schon beim So weit muss es ja nicht gehen. Es gibt abge- Balewski (3/1-2, 4/1-3, 5/1-5, 15/1, 16/1, 17/1) Büttner (6/1-2, 8/1-2, 14/1) letzten Gipfel gegeben wurden, andererseits. legene Inseln. Die USA, Russland, Frankreich Kettler (9/1, 10/1, 11/1, 12/1-2, 13/1, 20/1,4) und Großbritannien haben geräumige Flug- Landtagsverwaltung/Lange (19/1-3) Landtagsverwaltung/Richter (18/1-3, 20/2) Und dafür dieser Aufwand: Ein millionenteu- zeugträger. Auch ließe sich bestimmt ein Lu- Privat (2/1) rer Zaun, der zum Symbol wurde für die Ab- xusdampfer für die wenigen Tage chartern. Al- Sinnecker (Titelfoto) schottung der politischen Spitzen vom Volk. les, tatsächlich alles wäre besser als ein weite- Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Alle Abbildungen sind urhe- Dazu ein Bündel von Kontrollmaßnahmen in res Heiligendamm oder Sankt Petersburg oder berrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit schriftlicher Deutschland, als stünde ein Bürgerkrieg vor Gleneagles in Schottland. Auch die Zeit solcher Genehmigung des Herausgebers. Die LandtagsNachrichten kön- nen kostenlos bezogen werden. Bestellungen sind an den der Tür: Briefe wurden kontrolliert, Schnüffel- Treffen ist vorbei. Herausgeber zu richten. proben genommen, Computer und Wohnun- 2 gen durchsucht. 16.000 Polizisten aller Bernhard Honnigfort

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2007 SPEZIAL

„Neue Alte“ so fit wie nie zuvor sich das Altenparlament gegen den massen- haften Verkauf kommunaler Wohnungen Altenparlament tagte zum fünften Mal im Schloss und gegen Rechtsextremismus, Fremden- feindlichkeit und Antisemitismus aus. Die Sie sind leistungsbereit und vital. Sie wollen sich einbringen in die Gesellschaft, auch NPD war als einzige Fraktion des Landtages wenn sie längst aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Und – sie werden immer nicht zum Altenparlament eingeladen. „Das mehr: Die „neuen Alten“. Das beweisen die Teilnehmer des Altenparlaments alle zwei war eine bewusste Entscheidung“, sagte Jahre immer wieder aufs Neue. Am 20. Juni trafen sie sich zum fünften Mal seit 1999 Brigitte Paetow. im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Das Altenparlament ist ein Forum der politi- schen Meinungsäußerung, das zwar keine Und sie hörten viel Schmeichelhaftes von „Die Erfahrung älterer Menschen muss von verbindlichen Beschlüsse fassen kann, aber höchster Seite: Die „neuen Alten“ seien so fit der Gesellschaft genutzt werden“, forderte gegenüber Politik und Öffentlichkeit die wie keine Generation zuvor, sagte zum auch der 64-jährige Landtagsvizepräsident Interessen der Senioren vertritt. Beispiel Ministerpräsident Dr. Harald Hans Kreher. „Wer aktiv ist, bleibt länger Ringstorff, selbst 67 Jahre alt. „Wir werden gesund“, unterstrich der FDP-Parlamentarier. Weitere Informationen zum Altenparlament die Gesellschaft verändern“, fügte er vor den Norbert Nieszery (SPD) versprach denjeni- lesen Sie auf Seite 18. 71 Delegierten von 27 Seniorenorganisatio- gen Unterstützung, die nicht bis ins hohe Al- nen hinzu. ter fit bleiben. Älteren Menschen soll es er- Die Vizepräsidentin des Parlaments, Renate möglicht werden, so lange wie möglich zu Holznagel, präzisierte: 2020 werden nach Hause zu leben. Dabei müssten auch neue derzeitigen Prognosen über die Hälfte der Wohnformen entwickelt werden. Nach sei- Menschen älter als 50 Jahre sein. Der Anteil ner Ansicht ist es wichtig, das Ehrenamt, der über 80-Jährigen wird sich im Vergleich beispielsweise bei der Betreuung Demenz- zu heute mit dann 7,6 Prozent mehr als ver- kranker, zu stärken. Das Altenparlament be- doppeln. Der demographische Wandel voll- fasste sich in Arbeitsgruppen mit den The- zieht sich in Mecklenburg-Vorpommern men „Alterssicherung – Rente – Altersar- wegen der Abwanderung, dem Geburten- mut“, „Seniorenfreundliches Lebensumfeld“ rückgang und der Zuwanderung Älterer und „Gesund alt werden“. Von der Politik schneller als anderswo. Darin sieht das Al- forderten die Teilnehmer untere anderem, die Das Sitzungspräsidium des Altenparlaments: tenparlament auch eine Chance. nötigen Rahmenbedingungen für ein langes v. r. Brigitte Paetow, Landesseniorenbeirat; Dr. Hans- Jürgen Audehm, Landesverband der Volkssolidarität; Brigitte Paetow, Vorsitzende des Landesse- Leben in Gesundheit, Eigenverantwortung Günter Holz, Landesseniorenbeirat. Links Landtags-Vize- niorenbeirates und Präsidentin des 5. Alten- und mit Arbeit bis zum Rentenantritt zu präsidentin Renate Holznagel. parlaments, betonte: „Senioren sind nur zu schaffen sowie sich für eine bessere ärztliche einem geringen Teil hilfs- und pflegebedürf- Versorgung insbesondere im ländlichen tig.“ Wichtig sei aber eine ausreichende Al- Raum einzusetzen. In Resolutionen sprach tersversorgung. „Ein Ehrenamt muss man sich auch leisten können“, sagte sie. Die seit Jahren kritisierten Unterschiede der Renten- punktbewertung bestünden fort. Noch im- mer sei ein durch Beitragszahlung erworbe- ner Rentenpunkt im Osten 3,18 Euro weni- ger wert. Angesichts drohender Altersarmut forderte sie die Landesregierung auf, an dem Thema dran zu bleiben. Mecklenburg-Vor- pommern hatte es bereits in den Bundesrat eingebracht, wo es aber keine Mehrheit fand. Der Vorsitzende der Linksfraktion im Land- tag, Prof. Dr. Wolfgang Methling, unter- stützte die Forderung nach einer Rentenan- gleichung. 17 Jahre nach der Wiedervereini- gung müsse diese Lücke endlich geschlossen werden. Dem Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Harry Glawe, zufolge ist dringend ein neues Altersbild notwendig. Le- benslanges Lernen, ein gesunder Lebensstil und gezieltes Training könnten die Leis- tungsfähigkeit im Alter erhalten. 71 Delegierte aus 27 Seniorenorganisatoren nahmen am 5. Altenparlament im Schweriner Schloss teil. 3

5/2007 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEM PLENUM/AKTUELLE STUNDE

Parlament blickt auf Gipfel zurück Debatte um G8-Sicherheitskonzept mit unterschiedlichen Bilanzen

Knapp eine Woche nach dem G8-Gipfel Strategie der Deeskalation war richtig“, be- ten vorübergehend dienstunfähig. Er kün- in Heiligendamm haben Redner in der tonte er. Die Mehrzahl der Demonstranten digte für Ende Juni einen detaillierten Bericht Aktuellen Stunde des Landtages am habe friedlich und fantasievoll protestiert. im Landtags-Innenausschuss an. 13. Juni unterschiedliche Bilanzen gezo- Mecklenburg-Vorpommern habe Deutsch- gen. Während die Landesregierung ein land und der Welt bewiesen, „dass es in der Die oppositionelle Linkspartei.PDS kritisierte insgesamt positives Fazit zog und die Po- Lage ist, Ereignisse dieser Kategorie zu stem- den erst kurz vor der Landtagssitzung be- lizeistrategie verteidigte, äußerte die men“. Viele positive Bilder des Landes seien kannt gewordenen Einsatz von Aufklärungs- Opposition teilweise Kritik am Vorgehen um die Welt gegangen, Mecklenburg-Vor- flugzeugen der Bundeswehr. „Afghanistan der Sicherheitskräfte und forderte Aus- pommern habe an Bekanntheit als Urlaubs- lässt grüßen“, sagte Prof. Dr. Wolfgang kunft über die vom Land zu tragenden land und Investitionsstandort gewonnen. Methling, Fraktionschef der Linken. Er for- Sicherheitskosten. „Mecklenburg-Vorpommern war ein guter derte die Landesregierung auf, die vom Land Gastgeber“, sagte der Regierungschef. zu tragenden G8-Sicherheitskosten genau CDU-Fraktionschef Dr. Armin Jäger lobte aufzulisten, und stellte in Zweifel, dass die die Polizei, die bis zum Schluss die Strategie Innenminister Lorenz Caffier hat Defizite veranschlagten 70 Millionen Euro genügen der Deeskalation durchgehalten habe. „Das beim Polizeieinsatz eingeräumt, die Kritik an werden. Ein wichtiger Maßstab für die Be- war eine Leistung“, sagte der Parlamentarier. der Strategie der Deeskalation aber zurück- wertung sei auch das Verhältnis zwischen Die Polizisten aus allen Ländern und vom gewiesen. Bei einem „so komplexen Einsatz Aufwand und Nutzen. Der friedliche und fan- Bund hätten Mecklenburg-Vorpommern ei- von bis zu 20.000 Menschen“ könne „nicht tasievolle Protest Zehntausender und die nen „freundlichen, werbewirksamen G8- alles hundertprozentig optimal verlaufen“, konstruktiven Vorschläge des Alternativgip- Gipfel“ beschert. Der Gipfel sei – allen Un- sagte er. Zur Grundsatzstrategie habe es aber fels sind aus seiner Sicht „zweifelsohne das kenrufen zum Trotz – ein Erfolg für das Land, keine Alternative gegeben. „Das Gebot zur beste Ergebnis“. die Bundesrepublik, die Entwicklungsländer Deeskalation durch die Polizei ist ständige und die Umwelt geworden. Mit Empörung Verpflichtung aus dem verfassungsrecht- SPD-Fraktionsvorsitzender Volker Schlotmann reagierte er auf „gewaltbereite Autonome“, lichen Verhältnismäßigkeitsgrundsatz.“ Die begrüßte ausdrücklich, dass sich „Attac und die in den Protestcamps „abtauchen“ konn- Polizei sei bei den schweren Krawallen am andere friedliche Organisationen“ erstmals ten. Er kritisierte, dass es von Seiten der fried- 2. Juni in Rostock unter anderem deshalb so klar von den „kriminellen Chaoten“ distan- lichen Protestler keinerlei Anzeigen gegen spät gegen den „schwarzen Block“ einge- ziert haben. Seine Bewertung des Gipfels aus Steinewerfer gegeben habe. schritten, um Ausschreitungen im Stadtzen- politischer Sicht fiel eher zurückhaltend aus. trum zu verhindern. Bei den Straßenschlach- Dass die USA die UNO als Dach für die welt- Ministerpräsident Dr. Harald Ringstorff ten zwischen Polizei und Autonomen im weiten Bemühungen zum Klimaschutz ak- bezeichnete den Verlauf des Gipfels trotz der Stadthafen hatte es mehrere hundert Ver- zeptieren, sei „ein einziges positives Signal“. Krawalle von Rostock als Erfolg. „Insgesamt letzte auf beiden Seiten gegeben. Laut Scharf kritisierte er die „braunen Demago- ist das Sicherheitskonzept aufgegangen. Die Caffier waren nach den Krawallen 43 Polizis- gen“ von der NPD. Deren Landtagsfraktion

Dr. Armin Jäger (CDU) Ministerpräsident Dr. Harald Ringstorff Innenminister Lorenz Caffier

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habe die Demonstrationen in Rostock, tion. Dem Innenminister warf er ein Scheitern Schwerin und Ludwigslust angemeldet. Da- der Deeskalationsstrategie vor. „Spätestens mit bezahle die Fraktion NPD-Parteiarbeit. nach dem 2. Juni wäre es Ihre Pflicht gewe- „Aus unserer Sicht sind das klipp und klar il- sen, in diese Lager einzudringen“, wo man legale Parteispenden“, sagte er. sich verschanzt habe, „und diese Waffenla- ger auszuräumen“. Die NPD stehe hinter FDP-Fraktionschef Michael Roolf warf der den Ordnungskräften. NPD vor, nur provozieren zu wollen. „Ihr geht es an keiner Stelle um Aufklärung“, sagte er. Ein Erfolg des G8-Gipfels allein sei schon die Er bezog sich dabei auf einen Eklat bei der Tatsache, dass die NPD überhaupt keine Rol- Innenausschuss-Sitzung, die in der Vorwo- le gespielt habe, unterstrich Wolf-Dieter che abgebrochen wurde. Mit „persönlichen Ringguth (CDU). Im Namen seiner Fraktion Beleidigungen“ habe die NPD „unter die dankte er der Polizei und auch den nicht-po- Gürtellinie“ gezielt. „Sie wollen diffamieren. lizeilichen Organisationen für ihren Einsatz Sie wollen die Demokratie in die Ecke stellen. zum Weltwirtschaftstreffen, der eine große Das wird es mit uns nicht geben“, betonte er. Herausforderung für die Sicherheitsbehör- Michael Roolf (FDP) Von der Regierung forderte er eine genaue den gewesen sei. Die Deeskalationsstrategie Kostenaufstellung. Es gehe aber auch um habe sich als richtig erwiesen. Die Einwohner eventuelle Einschränkungen der Demonstra- des Landes hätten sich als gute Gastgeber tionsrechte. Die FDP werde nachfragen, in- gezeigt. Bei einem Einsatz dieser Größenord- wieweit Bürgerrechte durch die Polizei be- nung gibt es seiner Meinung nach immer schnitten worden seien. auch Dinge, die zu kritisieren sind. Er schloss sich der Forderung nach Aufarbeitung und NPD-Fraktionschef Udo Pastörs warf der Po- Nachbereitung des Gipfels an. lizei vor, nicht entschieden gegen „Schwer- verbrecher“ aus dem linken Lager vorgegan- Anmerkung: gen zu sein. Zudem beklagte er, seine Partei In dieser Ausgabe wird noch die Bezeichnung sei durch Versammlungsbehörden und Ge- „Linkspartei.PDS“ verwendet, da der Berichts- richte ungleich behandelt worden. Diese hat- zeitraum vor der Vereinigung von PDS und ten Demonstrationen der NPD verboten. Auf WASG zur Partei „DIE LINKE“ liegt. die Kritik von Volker Schlotmann hin beton- te er, die NPD-Demonstration in Schwerin ha- be die Partei angemeldet und nicht die Frak- Udo Pastörs (NPD)

Prof. Dr. Wolfgang Methling (Linkspartei.PDS) Volker Schlotmann (SPD) Wolf-Dieter Ringguth (CDU)

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Volksinitiative mit Schwerpunkt auf dem Gebiet des Wirt- schaftsrechts geben, der eng mit der Be- Volksinitiative „Pro Jura“ scheitert mit triebswirtschaftslehre verknüpft sein soll. Zu- dem werde die Lehrerbildung in Rostock op- - Im Juli 2006 ist die Volksinitiative „Pro Antrag timiert. Besonders wichtig sei der Erhalt der Jura“ für den Erhalt der juristischen Fa- Uni Rostock und Zahnmedizin mit drei Professuren, betonte kultät an der Universität Rostock ins Kultusministerium hatten Lochner-Borst. Leben gerufen worden. Ziel war es, Mathias Brodkorb (SPD) sprach von einem 15.000 Unterschriften zu sammeln. Kompromiss zugestimmt fairen Vorschlag. Die Kapazitäten für die Ju- Dann muss sich der Landtag mit dem ristenausbildung in Greifswald seien völlig Thema beschäftigen. Das Parlament Der Landtag lehnte am 13. Juni den An- ausreichend. Eine Konkurrenz im eigenen hatte im Mai 2006 beschlossen, die Fa- trag einer Volksinitiative zum Erhalt des Land helfe nicht weiter. Mecklenburg-Vor- kultät zu schließen und nach Greifs- Studienganges Rechtswissenschaften an pommern brauche eine leistungsfähige wald zu verlagern. Im Gegenzug sollte der Universität Rostock ab. Bei der – von Hochschullandschaft. Der Kompromiss sei die Lehrerausbildung in Rostock ge- der NPD beantragten – namentlichen ein Baustein dazu. bündelt werden. In Rostock waren Abstimmung votierten 50 von 61 Abge- Hans Kreher (FDP) dagegen sieht weder fi- 2006 rund 1.200 Jura-Studenten ein- ordneten für die Ablehnung, elf dage- nanzielle noch strukturelle Gründe, die eine geschrieben. gen. Damit folgte das Parlament mehr- Schließung der juristischen Fakultät und ei- - Die Volksinitiative sammelt eigenen heitlich einer Empfehlung des Bildungs- nen „derartige Eingriff in die Hochschulau- Angaben nach 18.000 Unterschriften ausschusses. tonomie“ rechtfertigen würden. Der Ver- für den Erhalt der Jura-Ausbildung. Die gleich zwischen Universität und Ministerium Initiatoren sehen in der Zielvorgabe sei unter erheblichem Druck zustande ge- durch das Land einen Eingriff in die kommen. „Die Freiheit der Forschung und Hochschulautonomie. Vertreter der Lehre der Uni Rostock wird ernsthaft be- Volksinitiative sind fünf Rostocker Pro- schnitten“, betonte der hochschulpolitische fessoren. Sprecher der FDP-Fraktion. Seine Partei wer- - Die Unterstützerunterschriften zur de sich weiter für die Abschaffung der Ziel- Volksinitiative werden im Februar 2007 vorgaben und damit für mehr Selbstständig- an die Landtagspräsidentin überge- keit der Hochschulen einsetzen. ben. Birger Lüssow (NPD) sprach sich für den Er- - Der Landeswahlleiter prüft die Volks- halt der juristischen Fakultät in Rostock aus. initiative und lässt sie im März 2007 zu. Die Abwanderung von Jura-Studenten und - Sie wird im gleichen Monat vom Par- Lehrkräften werde zudem für einen Kauf- lament zur Beratung in die Ausschüsse kraftverlust in der Region sorgen. „Die Me- überwiesen und im Juni erneut im diation war eine geschickte Erpressung“, be- Landtag beraten. tonte er. - Bereits am 20. Februar 2007 wird in Für Andreas Bluhm (Linkspartei.PDS) ist der der Mediation ein Kompromiss zwi- Kompromiss eine demokratische Entschei- schen Uni und Bildungsministerium dung. Für die Minderheit, die damit nicht ein- ausgehandelt. Der Senat der Uni verstanden ist, sei das sicher schmerzhaft. Rostock stimmt dem Vergleich Ende Proteste an der Rostocker Uni gegen Schließung des Stu- Aber das Profil der Universität werde ge- Februar mit großer Mehrheit zu. Zwei dienganges Rechtswissenschaften. stärkt. Er verwies darauf, dass noch Ge- Wochen später, am 13. März, akzep- richtsverfahren in dieser Sache laufen. tiert die Landesregierung den Kompro- Die Vorsitzende des Bildungsausschusses und Der Landtag stimmte mit der Mehrheit von miss. Gleichzeitig werden 250 Millio- hochschulpolitische Sprecherin der CDU- CDU, SPD und Linksfraktion dem Media- nen Euro für Bauvorhaben in den kom- Fraktion, Ilka Lochner-Borst, begründete tionsergebnis zu und folgte damit einem An- menden vier Jahren freigegeben. Der die Ausschuss-Empfehlung mit dem inzwi- trag der Koalitionsfraktionen. Vergleich sieht unter anderem den Er- schen erfolgreich abgeschlossenen Media- halt der Zahnmedizin, die Bündelung tionsverfahren. Das Ergebnis sei von Univer- der Lehrerausbildung und das Ende der sität und Kultusministerium akzeptiert wor- Volljuristenausbildung in Rostock vor. den. „Der Senat der Universität Rostock hat Dafür wird der Studiengang Betriebs- den Kompromiss mit breiter Mehrheit aner- wirtschaftslehre eng mit der juristi- kannt“, sagte sie. Deshalb lehne die Koalition schen Ausbildung verzahnt. den Antrag der Volksinitiative ab. So werden - Am 13. Juni lehnt der Landtag den zum Wintersemester 2007/2008 in Rostock Antrag der Volksinitiative zum Erhalt letztmalig Anfänger für den Studiengang des Studienganges Rechtswissenschaf- Rechtswissenschaft mit Abschluss Staatsexa- ten an der Universität Rostock ab. men immatrikuliert. Künftig wird es der Ver- 6 einbarung zufolge einen neuen Studiengang Hauptgebäude der Universität Rostock

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2007 AUS DEM PLENUM/BERICHTE

Für Frieden und itiativen und Begehren erweitert“, sagte sie. sei. Dass der Landtag aufgelöst werden kön- So sollen sie dem Entwurf entsprechend ihr ne, begrüßte er: „So könnte man Wahlbetrü- Gewaltfreiheit Anliegen in den Ausschüssen und im Plenum ger loswerden.“ Volksinitiative zugelassen erörtern können. „Uns ist be- Gabriele Mestan (Links- wusst, dass dies nur ein erster partei.PDS) betonte, dass Schritt ist“, betonte Barbara die Novelle notwendig sei. „Für ein weltoffenes, friedliches und to- Borchardt. Langfristig müsse Sie warnte vor einer „reinen lerantes Mecklenburg-Vorpommern“ – auch eine Änderung der Ver- Zuschauerdemokratie“. Sie so lautet der Titel einer Volksinitiative, fassung vorgenommen ge- forderte den Landtag auf, die eine Verpflichtung zum Frieden und fasst werden. „Die Quoren „nicht nur Erleichterungen zur Gewaltfreiheit als Staatsziel in der müssen herabgesetzt werden, der direkten Demokratie“ Landesverfassung verankern möchte. nicht zuletzt im Hinblick auf wie in anderen Bundeslän- Am 8. Mai 2007 hatten Vertreter der Initiati- die weitere demografische dern zu diskutieren, son- ve ihren Antrag sowie 17.354 Unterstützer- Entwicklung des Landes.“ Bei dern das Volksabstim- unterschriften an Landtagspräsidentin Sylvia Volksbegehren sollen dem- mungsgesetz tatsächlich zu Bretschneider übergeben. Diese leitete die nach die Unterschriften von reformieren. „Wagen wir Dokumente an den Landeswahlleiter zur 70.000 Stimmberechtigten mehr direkte Demokratie“, Prüfung der Rechtmäßigkeit weiter. Diese ausreichen. In der Verfassung rief sie auf. Das werde die Prüfung hat ergeben, dass der Antrag die werden gegenwärtig die Unterschriften von Akzeptanz der Politik und vor allem das Inter- Zulassungsvoraussetzungen des Volksab- mindestens 120.000 Wahlberechtigten für die esse an der Politik steigern. stimmungsgesetzes erfüllt. Damit haben die Unterstützung von Volksbegehren gefordert. Initiatoren ihr Ziel erreicht, dass sich der Land- Darüber hinaus solle das Volk die Möglichkeit tag mit ihrem Vorschlag beschäftigt. Das bekommen, den Landtag per Volksentscheid Thema steht auf der Tagesordnung der näch- aufzulösen. Stasi-Kommission sten Plenarsitzung am 11. Juli. Innenminister Lorenz Caffier bezeichnete den Gesetzentwurf als „angestaubt“ und Gremium noch nicht komplett „unausgegoren“. Er sieht die politische Sta- Mehr direkte bilität gefährdet, sollte der Entwurf umgesetzt Die Kommission des Landtages für die werden. Auch die Verkürzung der Zeit, die Überprüfung der Abgeordneten auf eine Demokratie wagen dem Landeswahlleiter zur Prüfung der Unter- hauptamtliche oder inoffizielle Tätigkeit Linkspartei scheitert mit Entwurf schriften zur Verfügung steht, auf sechs Wo- für den Staatssicherheitsdienst der DDR chen, hält er für falsch. (§ 48 Abgeordnetengesetz) ist noch nicht zum Volksabstimmungsgesetz Nach Ansicht von Norbert Nieszery (SPD) arbeitsfähig. kann die Gesetzesänderung der Fraktion Bei der Wahl der drei Mitglieder am 13. Juni Die Fraktion der Linkspartei.PDS ist am „rechts außen“ zugute kommen. „Wollen Sie konnten nur zwei Kandidaten – Prof. Dr. 13. Juni im Landtag mit dem Versuch ge- eine Demokratie, die zur Unsicherheit bei- Peter Kauffold und Jörn Mothes – die erfor- scheitert, das Volksabstimmungsgesetz trägt?“, fragte er die Linkspartei. Man könne derliche Stimmenmehrheit erzielen. Johann zu reformieren. Der Gesetzentwurf wur- nicht auf der einen Seite die Quoren senken Scheringer, der von der Linkspartei.PDS vor- de nach kontroverser Debatte in der er- und auf der anderen die Kompetenzen erhö- geschlagen wurde und ebenso wie Kauffold sten Lesung mit den Stimmen der Koali- hen. und Mothes der Kommission in der 4. Wahl- tionsfraktionen abgelehnt. Die Linkspar- Gino Leonhard (FDP) sprach sich für eine Be- periode angehörte, wurde mit 31 Ja-Stim- tei.PDS, die FDP und die NPD hatten der ratung des Entwurfs in den Ausschüssen aus. men nicht gewählt. Überweisung des Entwurfes zur Bera- „Wir sind nicht mit allen Punkten einverstan- Auf Antrag der Linksfraktion wurde die Wahl tung in die Ausschüsse zugestimmt. den. Aber wir wollen darüber diskutieren“, nicht fortgesetzt. Die Fraktion kündigte In den letzten 17 Jahren seien dem Landtag sagte er. Er ist überzeugt, dass plebiszitäre Ele- außerdem an, keinen neuen Kandidaten auf- zehn Volksinitiativen zugeleitet worden, sag- mente ein wirksames Mittel gegen Politikver- zustellen sowie sich an einem zweiten Wahl- te Barbara Borchardt, die den Entwurf für drossenheit sind. gang nicht zu beteiligen. Unter diesen Um- ihre Fraktion einbrachte. „Nicht ein einziges „Wir sind gewählte Volksvertreter“, sagte der ständen werde sie sich auch nicht an der Sta- Volksbegehren wurde erfolgreich durchge- CDU-Abgeordnete Dr. Henning von Storch. si-Überprüfung des Landtages beteiligen. führt. Volksabstimmungen über Gesetzesent- Dass der Landtag aufgelöst werden kann, ist Die Überprüfung der Abgeordneten ist frei- würfe fanden bislang schon gar nicht statt“, für ihn nicht akzeptabel. „Wir wollen keine willig. Ohne Zustimmung des betreffenden sagte die Parlamentarierin. Deshalb fordere Weimarer Verhältnisse“, begründete er die Abgeordneten kann eine Überprüfung nur ihre Fraktion mit der Gesetzesänderung Ver- Ablehnung durch seine Fraktion. dann stattfinden, wenn der Rechtsausschuss einfachungen. So solle zum Beispiel das Ver- Nach Ansicht von Michael Andrejewski mit einer Mehrheit von drei Vierteln seiner fahren der Unterschriftensammlung erleich- (NPD) war es ein Fehler, dass es keine Volks- Mitglieder das Vorliegen konkreter Anhalts- tert werden, indem unter anderem auch die abstimmungen zur EU-Osterweiterung und punkte für den Verdacht einer Stasi-Tätigkeit bereits während der Volksinitiative gesam- zur Einführung des Euro gegeben hat. Im festgestellt hat. melten Unterschriften angerechnet werden. Übrigen seien die Hürden für Volksbegehren „Es werden auch Rechte der Vertreter von In- so hoch gesetzt, dass ein Erfolg kaum möglich 7

5/2007 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEM PLENUM/BERICHTE

Pflegewohngeld Jörg Heydorn (SPD) warnte vor Übereilung. nister. Die Antragsteller von der FDP-Fraktion „Warum drängen Sie so, Frau Linke?“, frag- forderte er auf, sich im Fachgremium, dem PDS-Antrag für Verlängerung te er und vermutete: „Weil Sie etwas für die Bildungsausschuss, einzubringen. abgelehnt Galerie bei Ihrem Parteitag brauchen?“ Die Der SPD-Fraktionsvorsitzende Volker Linkspartei spiele keine Vorreiterrolle bei so- Schlotmann warnte vor übertriebenen Vor- Die Linkspartei.PDS will sich im Landtag zialen Themen. „Wir müssen von Ihnen nicht stellungen. „Wolkenkuckucksheime“ seien weiter für die Verlängerung des Pflege- zum Jagen getragen werden“, sagte er. nicht umzusetzen. Mecklenburg-Vorpom- wohngelds einsetzen. Das erklärte die SPD, CDU und NPD lehnten bei der Abstim- mern könne nicht als Konkurrenz zu Ber- frühere Sozialministerin Dr. Marianne mung die Überweisung des Linkspartei- lin/Brandenburg und Hamburg ausgebaut Linke am 13. Juni nach der Ablehnung Antrages in die Ausschüsse ab. werden. Den FDP-Antrag hält er für über- eines entsprechenden Antrags ihrer flüssig, weil das Bildungsministerium bereits Fraktion. an einem Konzept arbeite. „Wir erkennen das Engagement der FDP aber an“, sagte der Filmförderung SPD-Parlamentarier. „Ihre Vorstellungen Keine Mehrheit für FDP-Antrag werden mit berücksichtigt, wenn auch nicht in allen Punkten“. Für die Film- und Medienförderung for- Andreas Bluhm (Linkspartei.PDS) hob her- derte die FDP-Landtagsfraktion am vor, dass vor allem der Dokumentarfilm auf 14. Juni ein „intelligentes Konzept“. Förderung angewiesen sei. Das Land sollte Statt kurzfristig erzielbarer Gewinne dafür Sorge tragen, dass das Festival doku- und kommerzieller Großproduktionen mentART in Neubrandenburg wieder in vol- sollte die Ideen- und Locationförderung lem Umfang in Gang komme. In der Filmför- sowie die Produktions- und Vertriebsför- derung sollte man vor allem bei der Dreh- derung im Vordergrund stehen. buchförderung ansetzen. So würden auch Intelligente Film- und Medienförderung kön- Anreize für Produzenten entstehen, im Land ne einfacher und kostengünstiger mehr für Filme zu drehen. Insgesamt bestünde über Mit dem Landespflegegesetz ist ihrer Ansicht den Bekanntheitsgrad und das Image Meck- die Forderungen auch im Bildungsausschuss nach 2004 ein modernes Landesgesetz in lenburg-Vorpommerns erreichen als der G8- Einvernehmen. Kraft getreten. Allerdings war ein einkom- Gipfel, sagte der kulturpolitische Sprecher mensabhängiges Pflegewohngeld befristet der FDP, Hans Kreher. Das Land habe un- bis zum Jahresende 2007 eingeführt wor- verbrauchte Drehorte und bewährte Tradi- den, das Personen zugute kommt, die in sta- tionen im Dokumentarfilm. Die Lage zwi- tionären Einrichtungen wohnen, die ohne öf- schen den Filmzentren und Hamburg fentliche Förderung errichtet wurden oder biete große Chancen für Kooperationen und werden. In ihrem Antrag forderte die Frak- Netzwerke, heißt es in dem Antrag. Bislang tion der Linkspartei eine Fortzahlung bis min- sei in Mecklenburg-Vorpommern unter Film- destens Ende 2013. und Medienförderung nur die kulturelle För- Der Regierungsentwurf sieht laut Minister derung verstanden worden. Wirtschaftliche Erwin Sellering vor, das Pflegewohngeld Aspekte seien weitgehend unberücksichtigt weitere fünf Jahre bis 2012 fortzuführen. Mit geblieben. Kreher erinnerte die Landesregie- Die Schauspieler Katharina Thalbach und Axel Prahl ge- der Leistung sollen Investitionskosten ausge- rung an ihr Versprechen, bis zur Sommer- wannen beim diesjährigen Filmfest in Schwerin mit ihrer Tragikkomödie „Du bist nicht allein“ den Publikumspreis. glichen werden, die Heimbewohner in unter- pause 2007 ein neues Konzept zur Film- und schiedlicher Höhe zu tragen haben. Medienförderung vorzulegen. Bislang sei Dank des Bildungsministeriums sei die dro- Werner Kuhn, sozialpolitischer Sprecher der aber nur Unverbindliches bekannt gewor- hende Insolvenz des MV Film e.V. verhindert CDU-Fraktion, hält den Antrag der Linkspar- den. Deshalb stelle die FDP nach einer inter- worden, sagte Jörg Vierkant (CDU). Es lie- tei für überflüssig. „Die Landesregierung er- nen Expertenanhörung nun ein eigenes Kon- ge an dem Verein, nun ein tragfähiges Kon- arbeitet ja gerade einen eigenen Entwurf“, zept zur Abstimmung. zept vorzulegen. Die „Bevorzugung eines begründete er die Ablehnung. Das Kultusministerium will den Filmstandort einzelnen Vereins“ wie bisher hält er für un- Eine zügige Erarbeitung sei wichtig, sagte Wismar erhalten. Die Landesregierung sei gerecht. dagegen Ralf Grabow (FDP). Der Gesetz- dafür mit der Stadt, der Hochschule und dem Die NPD-Fraktion hält nach den Worten von entwurf dürfe nicht erst als „Weihnachtsge- Verein MV Film im Gespräch, sagte Minister Birger Lüssow den Antrag der FDP ebenfalls schenk“ vorliegen. Henry Tesch in der Debatte. Das Land habe für überflüssig. Stefan Köster (NPD) forderte, dass das Pfle- dem Verein Fördermittel bereitgestellt, um Am Ende wurde der Antrag, mit dem die gewohngeld zu einer Gleichbehandlung von die Insolvenz seines Trägers zu verhindern, Landesregierung aufgefordert werden sollte, privaten und geförderten Einrichtungen füh- und ihn aufgefordert, seine Arbeit klar zu be- „umgehend“ ein Konzept für Film- und Me- ren müsse. „Sie wollen die Wettbewerbsver- schreiben. Die Details und finanziellen Vor- dienförderung vorzulegen, mit den Stimmen zerrung manifestieren“, warf er der Links- stellungen über den weiteren Umgang mit von SPD, CDU und NPD genauso abgelehnt partei vor. Eine Überweisung in die Aus- dem Film- und Medienbereich würden dem wie der Antrag, das FDP-Konzept in den Aus- 8 schüsse halte seine Fraktion für sinnlos. Landtag dargelegt werden, versprach der Mi- schüssen zu beraten.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2007 AUS DEM PLENUM/DEBATTENAUSZÜGE

Geschäfte können länger öffnen Landtag beschließt Ladenöffnungsgesetz

In Mecklenburg-Vorpommern können die Geschäfte voraussichtlich ab Juli länger öff- nen und damit zu Beginn der Hauptreisezeit mögliche Wettbewerbsnachteile zu be- nachbarten Tourismusregionen wie in Schleswig-Holstein wettmachen. Mit Stimmen der Regierungsparteien SPD und CDU beschloss der Landtag am 13. Juni das neue La- denöffnungsgesetz. Es gab 37 Ja- und 25 Nein-Stimmen sowie eine Enthaltung. Eine der Nein-Stimmen sowie die Enthaltung kamen aus der SPD. Kritik kam von der Op- position. LandtagsNachrichten dokumentieren nachfolgend Auszüge aus der De- batte.

Wolfgang Waldmüller, CDU: „Mit dem gefundenen Kompromiss einverstanden“

Das geschieht mit dem vorliegenden Gesetz- esentwurf. Danach kann künftig das zustän- dige Ministerium im Einvernehmen mit dem Innenministerium durch Rechtsverordnung bestimmen, dass und unter welchen Voraus- setzungen und Bedingungen in den Bäder- und Fremdenverkehrsordnungen an Sonnta- gen, die keine gesetzlichen Feiertage sind, der gewerbliche Verkauf zugelassen werden darf.

Eine für uns im Land neuartige Regelung – Herr Schulte hatte das gesagt – wurde auch für das Grenzland gefunden, wo die schles- wig-holsteinische Regelung als Vorbild ge- nommen wurde. Demnach ist künftig der „Sehr geehrte Präsidentin! Meine Damen stimmen, in Mecklenburg-Vorpommern Verkauf an Sonntagen, die keine Feiertage und Herren! Die vorliegende Beschlussem- möglich sein, Montag bis Freitag ohne zeitli- sind, in Gemeinden möglich, deren Gebiet in pfehlung ist Resultat dessen, was mit der Fö- che Begrenzung und am Samstag 00.00 Uhr einer Entfernung von nicht mehr als 15 Kilo- deralismusreform I und der darin enthaltenen bis 22.00 Uhr die Geschäfte zu öffnen oder meter zur nächstgelegenen Grenzüber- Übertragung der ausschließlichen Gesetzge- auch nicht. Und die Betonung liegt auf „oder gangsstelle zur Republik Polen gelegen ist. bungskompetenz für den Ladenschluss auf auch nicht“, denn ein wesentliches Ziel die- die Länder begann. Im Ergebnis der Beratun- ses Gesetzesentwurfes ist es, die Verantwor- Ich möchte an dieser Stelle keinen Hehl dar- gen der Koalitionsfraktionen liegt Ihnen heu- tung der Entscheidung, zu öffnen oder ge- aus machen, dass, glaube ich, wir uns alle te ein Artikelgesetz zur Abstimmung vor, das schlossen zu haben, nicht mehr seitens des letztendlich ein weniger umfangreiches Ge- wesentliche Ziele miteinander vereinbart. Die Staates vorzugeben, sondern dass dies einzig setz gewünscht hätten. Andererseits bin ich Ausführlichkeit haben wir gerade gehört, und allein vom Unternehmer selbst entschie- aber mit dem gefundenen Kompromiss als deswegen werde ich darauf nicht näher ein- den werden kann. Die Flexibilisierung trägt wirtschaftspolitischer Sprecher meiner Frak- gehen. auch Rechnung, dass künftig an vier Samsta- tion sehr einverstanden. Wir erreichen eine gen im Jahr der gewerbliche Verkauf über die völlige Flexibilisierung an fünf Werktagen, Erstens wird mit dieser Neuregelung der La- Zeit von 22.00 Uhr, nämlich bis 24.00 Uhr, ein hohes Maß an Deregulierung am Wo- denöffnungszeiten eine Flexibilisierung der unbürokratisch möglich ist. Hier reicht künf- chenende und auch, was wichtig war, dass Rahmenbedingungen für den gewerblichen tig eine einfache Anzeige beim zuständigen wir im Wettbewerbsvergleich zu unseren Warenverkauf erreicht. Gewerbeamt. Nachbarbundesländern jetzt auf Augenhöhe Zweitens werden die sozialen Belange der stehen. Das heißt, diese Ziele Flexibilisierung, Arbeitnehmer in unserem Land gesichert. Meine Damen und Herren, ein weiteres wich- Deregulierung und Wettbewerbsgleichheit Und drittens wird bei aller zugelassenen Fle- tiges Anliegen des heute zu beschließenden sind mit diesem Gesetz erfüllt. Das waren die xibilisierung auch der Sonn- und Feiertags- Gesetzesentwurfes war es, die bisher gelten- Hauptziele. Ich bitte Sie deshalb im Namen schutz angemessen berücksichtigt. de Bäderregelung auf eine sichere Rechts- meiner Fraktion um Zustimmung. – Herz- grundlage zu stellen. lichen Dank.“ Meine Damen und Herren, künftig wird es al- (Zuruf von Angelika Peters, SPD) so, wenn Sie dem Gesetzesentwurf so zu- 9

5/2007 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEM PLENUM/DEBATTENAUSZÜGE

Helmut Holter, Die Linkspartei.PDS: „Kein Beitrag zu Deregulierung und Flexibilisierung“

„Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehr- dern bereits vielfach im Alltag bestätigt wor- Mit dem Gesetz, welches Sie wesentlich ver- te Damen und Herren Abgeordnete! Sie von den […] Deswegen brauchen wir ein solches ändert haben, sind Sie von Ihrem eigenen der Koalition wollen heute die Debatte über Gesetz, wie Sie hier vorgeschlagen haben, in Anspruch, einen Beitrag zur Deregulierung das Ladenöffnungsgesetz Mecklenburg-Vor- dieser Form überhaupt nicht […] über diese und Flexibilisierung vorzulegen, weit, weit pommern beenden und den wesentlich ver- Öffnungsmöglichkeiten wird der Druck auf weg änderten Gesetzentwurf heute hier verab- die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, (Beifall Angelika Gramkow, schieden. Wir wollen das nicht, auf die Verkäuferinnen und Verkäufer im Ein- Die Linkspartei.PDS: Das ist richtig.) (Beifall bei Abgeordneten zelhandel noch größer werden, als er jetzt der Linkspartei.PDS) bereits ist. und von einem schlanken Gesetz, meine Da- (Beifall bei Abgeordneten der men und Herren von der Koalition, kann man weil wir deutlich mehr Beratungsbedarf nach Linkspartei.PDS – Dr. Wolfgang Methling, nun wahrlich nicht mehr reden. Davon sind den Änderungen, die Sie in den Gesetzent- Die Linkspartei.PDS: Das ist so. – Sie meilenweit entfernt. wurf eingebracht haben, sehen. Die Mehr- Zuruf von Reinhard Dankert, SPD) (Beifall Irene Müller, Die Linkspartei.PDS) heit der Bundesländer hat bereits Neurege- lungen zu Ladenöffnungszeiten getroffen Deswegen schlagen wir mit unseren Ände- […] Es ist wichtig, dass Familien mit Kindern […] Darauf gibt es unterschiedliche Reaktio- rungsanträgen unter anderem vor, die Öff- die Chance haben, ihre Kinder am Abend zu nen. Wenn ich jetzt einige Zitate vortrage, nungszeiten eben nicht rund um die Uhr zu betreuen. Und deswegen wollen wir die Frei- dann können Sie diese nachlesen im „Nord- ermöglichen, sondern werktags von 06.00 stellung von solchen Arbeitnehmerinnen und Handwerk“, Ausgabe April 2007: Ein Flei- Uhr bis 22.00 Uhr zu öffnen und am Samstag Arbeitnehmern, die Kinder haben, dass sie schermeister aus Ludwigslust sagte: „Für tatsächlich bis 20.00 Uhr – vollkommen aus- nach 18.00 Uhr tatsächlich freigestellt wer- kleine Fleischergeschäfte kann das tödlich reichend –, den, um sich der Kinderbetreuung zu wid- werden. Einige wenige in touristischen 1-a- (Beifall Angelika Gramkow, men […] Ich möchte hier namens meiner Lagen können vielleicht profitieren, die an- Die Linkspartei.PDS) Fraktion beantragen, dass dieser Gesetzent- deren werden sich den notwendigen Mehr- wurf erneut in den Wirtschaftsausschuss und einsatz von Personal und Energie gar nicht damit auch Zeit für die Familie und für die in den Innen- und Sozialausschuss überwie- leisten können.“ Eine andere Händlerin aus Kinder bleibt. sen wird, zusätzlich in den Finanzausschuss, unserer Landeshauptstadt Schwerin sagte: (Beifall Dr. Wolfgang Methling, und dass nach einer erneuten Beratung eine „Als Familienbetrieb sind längere Öffnungs- Die Linkspartei.PDS: Richtig.) Dritte Lesung im Landtag Mecklenburg-Vor- zeiten in diesem Umfang nicht umsetzbar. pommern erfolgt. – Danke für die Aufmerk- […] Wir gehen damit natürlich das Risiko ein, […] ich bedaure, dass die Regelungen zum samkeit.“ dass Umsatz in die Center abwandert, denn Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer- jeder Euro kann nur einmal ausgegeben wer- schutz der Tatsache geschuldet sind, dass den.“ […] Und eine Inhaberin aus Wismar er- rund um die Uhr von montags bis freitags ge- klärte: „Wir Selbstständige und unsere Mit- öffnet werden kann. arbeiter brauchen auch mal Ruhe und Zeit für (Beifall bei Abgeordneten der die Familie, für Privates […] Ich sehe mein Linkspartei.PDS) Das Ladenöffnungsgesetz im Internet: Kind jetzt schon viel zu wenig.“ […] Diese Be- www.mv-regierung.de/laris 10 fürchtungen sind in den anderen Bundeslän-

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2007 AUS DEM PLENUM/DEBATTENAUSZÜGE

Michael Roolf, FDP: So machen´s die Nachbarn „Chaos statt Deregulierung“ Schleswig-Holstein Ladenöffnung Montag bis Samstag rund um die Uhr möglich. Zusätzlich an vier Sonn- oder Feiertagen im Jahr – ausge- nommen die Adventszeit, Ostern und Pfingsten.

Hamburg Ladenöffnung Montag bis Samstag rund um die Uhr möglich. Zusätzlich an jähr- lich höchstens vier Sonntagen, aber nicht länger als fünf zusammenhängen- de Stunden. Die Sonntagsöffnung muss spätestens um 18 Uhr enden und soll außerhalb der Zeit des Hauptgottes- dienstes liegen. Sonntage im Dezember, Adventssonntage, Ostersonntag, Pfingstsonntag, Volkstrauertag, Toten- sonntag sowie Feiertage dürfen nicht freigegeben werden. „[…] erstaunlich, dass Regierungsfraktionen […] Wir freuen uns […], dass wir aus unserem einen Gesetzentwurf ins Parlament einbrin- ersten Änderungsantrag, der ja […] abgelehnt Brandenburg Ladenöffnung Montag bis Samstag rund gen, den sie selber an 80 Stellen anschließend worden ist, zumindest eine Präambel wieder- um die Uhr erlaubt. Zusätzlich kann jähr- ändern. finden, wir finden eine Grenzlandregelung lich an insgesamt sechs Sonntagen, (Beifall Hans Kreher, FDP) wieder auch an allen vier Adventssonntagen, (Heiterkeit bei Gabriele Mestan, geöffnet werden. Das hatten wir uns anders vorgestellt, nämlich Die Linkspartei.PDS, und dass man erst überlegt, dann […] ein wenig Dr. Wolfgang Methling, Die Linkspartei.PDS) Berlin nachnovelliert […] Herr Minister Seidel, […] ich Ladenöffnung Montag bis Samstag rund gehe davon aus, dass Sie mit dem heutigen […] und wir finden […] einige Dinge, die wir um die Uhr erlaubt. Zusätzlich vier ver- Tag auch nicht besonders glücklich sind, dort angestrebt haben, wieder. […] auf der an- kaufs-offene Sonntage möglich. An Ad- ventssonntagen von 13 bis 20 Uhr er- (Heiterkeit bei Wolf-Dieter Ringguth, CDU, deren Seite sehen wir dieses heute vorliegen- laubt. Der 1. Januar, der 1. Mai, Karfrei- und Hans Kreher, FDP) de Gesetz als nicht mehr änderungswürdig an. tag, Ostersonntag, Pfingstsonntag, Deshalb werden wir […] konsequent Ihren Ge- Volkstrauertag, Totensonntag und die […] Heute gibt es ein Gesetz […] für das wir setzentwurf ablehnen, […] Wir werden einem Feiertage im Dezember sind hiervon aus- keine Koalitionsveränderung gebraucht hät- einzigen Änderungsantrag von Ihnen, Herr genommen. Bei besonderen Ereignissen ten. […] das Gesetz hätte man auch unter Rot- Holter, […] zustimmen. […] mit der Befristung. dürfen Verkaufsstellen an jährlich höch- Rot machen können. (Heiterkeit bei Dr. Wolfgang Methling, stens zwei weiteren Sonn- oder Feierta- (Heiterkeit bei Rudolf Borchert, SPD, Die Linkspartei.PDS: gen von 13 bis 20 Uhr öffnen. Wolf-Dieter Ringguth, CDU, und Da haben wir noch eine Gemeinsamkeit.) Niedersachsen Angelika Gramkow, Die Linkspartei.PDS – Ladenöffnung Montag bis Samstag oh- Zuruf von Helmut Holter, Die Linkspartei.PDS) […] Wir bleiben bei unserem Gesetzentwurf ne zeitliche Beschränkung möglich. Zu- und bitten Sie […] unserem Gesetzentwurf zu- sätzlich an maximal vier Sonn- und Feier- […] ein Gesetz, […] was für eine wirkliche zustimmen. […]“ tagen und höchstens für die Dauer von Neuausrichtung, für eine Deregulierung, für fünf Stunden. Ausgenommen Karfrei- eine wirtschaftsfreundliche Neustrukturierung tag, Ostersonntag und Ostermontag, […] keine Akzente setzt […] Himmelfahrt, Pfingstsonntag und (Hans Kreher, FDP: Genau.) Pfingstmontag, Volkstrauertag und To- Ladenöffnung in M-V tensonntag sowie die Adventssonntage Ladenöffnung Montag bis Freitag ohne zeitli- und erster und zweiter Weihnachtsfeier- […] wir werden hier mit einem Gesetz kon- che Beschränkung, Samstag von 0 bis 22 Uhr tag. frontiert, was […] Chaos […] ausrichten wird. möglich. Aus besonderem Anlass ist an vier Sowohl auf der Arbeitnehmerseite als auch Samstagen im Jahr, die keine gesetzlichen Sachsen-Anhalt auf der Arbeitgeberseite haben wir allein mit Feiertage sind, eine Ladenöffnung bis 24 Uhr Ladenöffnung Montag bis Freitag rund den 29 Ordnungswidrigkeiten ein Gesetz […] zulässig, wobei der Verkaufszeitraum außer- um die Uhr möglich. Sonnabends bis was wir […] nicht unter Kontrolle haben wer- halb der Hauptzeiten der Gottesdienste liegen 20 Uhr. Zusätzlich vier verkaufsoffene muss. Die Sonntagsöffnung gilt nicht an Sonn- den […] Sonntag möglich. tagen des Monats Dezember mit Ausnahme (Beifall Hans Kreher, FDP, des ersten Advents. und Gino Leonhard, FDP) 11

5/2007 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEM PLENUM/DEBATTENAUSZÜGE

Udo Pastörs, NPD: „Handlungsbedarf ist überhaupt nicht gegeben“

[…] Nur wenn die Läden länger geöffnet seien, könne auch mehr Umsatz gemacht werden, so das Credo der neoliberalen Propagandisten, zum Beispiel der FDP. (Zuruf von Hans Kreher, FDP)

[…] Nicht die geöffnete Ladentür bringt den Umsatz, dazu bedarf es vor allem einer Kauf- kraft. Sorgen Sie von der SPD, CDU erst einmal dafür, dass die Menschen Arbeit bekommen, […] damit sie hier im Land bleiben, denn erst dann kann unsere Jugend auch hier Familien gründen, […] – erst dann werden die Men- schen auch den Einzelhandel beleben.

[…] Die NPD-Fraktion kann überhaupt kein Be- dürfnis der Verbraucher nach längeren Lade- „Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ja, meine Herrschaften: ,Die Interessen der nöffnungszeiten erkennen. Ein Handlungsbe- ,Der moderne Kapitalismus kennt keine Wer- Menschen sind wichtiger als die Interessen des darf ist also überhaupt nicht gegeben. Die gel- te jenseits von Angebot und Nachfrage […] Kapitals’. Dieses Zitat stammt aus einer NPD- tenden Bestimmungen reichen vollkommen Der Mensch spielt nur noch eine untergeord- Broschüre der 80er Jahre und deckt sich mit ei- aus. […] nete Rolle.’ Dieses Zitat ist nicht einer moder- nem weiteren Zitat von Heiner Geißler. Wir lehnen deshalb den vorliegenden Gesetz- nen NPD-Propagandaschrift entlehnt, wie Sie (Dr. Wolfgang Methling, Die Linkspartei.PDS: entwurf von CDU und SPD ebenso wie den der vielleicht vermuten könnten, nein, dies Da wird er sich aber freuen!) Fraktion der FDP ab, meine sehr verehrten Da- schreibt der ehemalige Generalsekretär der men und Herren.“ CDU Heiner Geißler in seiner Streitschrift: Zitat: ,Die Interessen der Menschen sind wich- „Was würde Jesus heute sagen?“ […] tiger als die […] des Kapitals.’

Minister Jürgen Seidel: „Der Gesetzentwurf von SPD und CDU ist sehr ausgewogen“

promiss für den Einzelhandel, aber auch für die Beschäftigten gefunden worden. Dies hat natürlich für unser Land eine große Bedeu- tung, wenn man bedenkt, dass annähernd 46.200 Menschen bei uns im Einzelhandel beschäftigt sind. […]

Die wesentlichen Kernpunkte dieses Geset- zes sind eine Öffnung an den Werktagen von Montag bis Freitag 00.00 bis 24.00 Uhr und Samstag von 00.00 bis 22.00 Uhr – als Mög- lichkeit, um das noch mal ganz klar zu beto- nen. Daneben streben wir eine Bäder- und Fremdenverkehrsregelung an, die eine Öff- nung an den Sonntagen in Kur- und Erho- lungsorten sowie anerkannten Ausflugsor- ten und Ortsteilen mit besonders starkem „[…] Nachdem nun alle Bundesländer bis auf Ladenöffnungsgesetze zu erlassen, haben Fremdenverkehr ermöglichen soll. Ich denke, Bayern von ihrer Zuständigkeit Gebrauch ge- wir auch mit diesem Gesetz jetzt in Mecklen- es ist wichtig festzustellen, dass der Erlass der macht haben, die sie mit der Föderalismus- burg-Vorpommern die Möglichkeit, flexible Bäderregelung rechtssicher durch eine Ver- entscheidung übertragen bekommen haben, und bedarfsgerechte Einkaufsregelungen zu ordnungsermächtigung im Gesetz gewähr- 12 (Hans Kreher, FDP: Sehr spät.) gestalten. […] Damit ist ein tragfähiger Kom- leistet ist. […]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2007 AUS DEM PLENUM/DEBATTENAUSZÜGE

Und deswegen, meine Damen und Herren, kommt daher im Ladenöffnungsgesetz eine Unterschiede hier und da mal herausheben. will ich noch einmal hervorheben, und das besondere Bedeutung zu. Das findet nicht Denn gerade, wenn wir es mit Familienpoli- erscheint mir besonders wichtig, dass wir nur in der Präambel seinen Niederschlag, tik ernst meinen, müssen natürlich auch Fa- eben mit den Kernaussagen, und das sind die sondern ist auch ein Grund dafür, weshalb milien die Möglichkeit haben, entsprechend Öffnungszeiten, ähnliche Rahmenbedingun- wir in Paragraf 6 die Anzahl von ursprüng- gemeinsame Freizeit zu verbringen und ihr gen haben wie die Nachbarländer Hamburg, lich acht Sonntagen auf nur vier Sonntage, Familienleben zu gestalten. […] Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Branden- die keine gesetzlichen Feiertage sind, ermä- burg und Berlin. […] ßigt haben. […] Wir registrieren insgesamt 61,8 Millionen Ta- gesausflugsreisende nach Mecklenburg-Vor- Ich glaube, dass noch einmal unterstrichen Meine Damen und Herren, ich sage es noch pommern. Die spielen natürlich eine große werden muss, dass es eben wirklich wichtig einmal: Der Gesetzentwurf eines Ladenöff- Rolle, wenn wir über Ladenöffnung in unse- ist, dass diejenigen entscheiden über die Öff- nungsgesetzes der Fraktionen von SPD und rem Land reden. Das macht nämlich am En- nungszeiten, die am Ende davon auch direkt CDU ist sehr ausgewogen und […] wir stu- de mehr als 1 Milliarde Euro Umsatzvolumen betroffen sind, und das sind die Unterneh- fen den Umsatz nicht über die Interessen der für den Handel bisher schon aus. Insofern ist merinnen und Unternehmer. […] Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein, für uns als Urlaubsland der Shoppingtou- die von den Auswirkungen einer eventuell rismus ein Wachstumssegment, das es kräf- Meine Damen und Herren, ein wichtiger Ge- veränderten oder verlängerten Ladenöff- tiger als bisher zu nutzen gilt […] sichtspunkt, den wir noch einmal einer kriti- nung betroffen sein könnten. Wir brauchen in der Summe eigentlich gar schen Wertung und Würdigung unterzogen nicht so viel mehr Öffnungszeiten, sondern haben, ist die Sonntagsöffnung. Nach dem Und, Herr Roolf, das ist der Unterschied zwi- wir brauchen die Flexibilität, wir brauchen Grundgesetz sowie der Verfassung unseres schen der sozialen Marktwirtschaft auf der mehr Möglichkeiten, die Öffnungszeiten in Landes Mecklenburg-Vorpommern bleiben einen Seite und der liberalen Marktwirt- den Unternehmen, in den Regionen unter- der Sonntag und die staatlich anerkannten schaft, die Sie wahrscheinlich etwas stärker schiedlich gestalten zu können, um Kunden- Feiertage als Tage der Arbeitsruhe gesetzlich vertreten. Da werden Sie sich auch immer wünschen und auch Wünschen unserer geschützt. Dem Sonn- und Feiertagsschutz gefallen lassen müssen, dass wir solche Gäste gerecht zu werden. […]“

Jochen Schulte, SPD: „Gelungener Kompromiss“

haben wir natürlich qualitative und quantita- tive Änderungen im Bereich des Arbeit- nehmerschutzes. Da, das geben Sie zu, sind Sie vielleicht nicht mit dem Umfang zufrie- den, aber Sie sagen zumindest, dass das der richtige Schritt in die richtige Richtung ist. Das sind alleine, ich glaube, wenn ich das richtig durchgezählt habe, knapp zehn Än- derungen. Wir können die natürlich strei- chen. Wir wollen es nicht, aber ... (Helmut Holter, Die Linkspartei.PDS: Wir haben das Arbeitszeitgesetz genommen.)

Herr Kollege Holter, Sie wissen es doch bes- ser, dass die Regelungen des Arbeitszeitge- setzes und des bisherigen Ladenöffnungsge- setzes des Bundes hinter dem zurückbleiben, […] Jetzt bin ich hier nicht mehr als Aus- beitnehmer und um den Schutz der Arbeit- was wir da geregelt haben. Und Herr Kolle- schussvorsitzender, jetzt bin ich hier als wirt- nehmer geht. […] ge Roolf hat es doch in der Öffentlichkeit schaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. auch beklagt, wir hätten angeblich in die Ta- […] […] Natürlich ist es richtig, dass wir den Ar- rifautonomie eingegriffen. Das ist zwar, ent- beitnehmerinteressen ein ganz besonders schuldigen Sie, wenn ich das so deutlich sa- Ich habe das damals im Rahmen der Ersten Gewicht beigemessen haben. Und wenn ich ge, … Lesung dieses Gesetzentwurfes hier gesagt, mir den Gesetzestext nehme – und da kom- (Michael Roolf, FDP: dass es meiner Fraktion, mir persönlich auch, me ich jetzt auch einmal zu der Überlegung Das hat Herr Holter gesagt.) insbesondere auch um die Rechte der Ar- mit den vielen Änderungsanträgen –, dann 13

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Hat das Herr Holter gesagt, dass wir in die Ta- Kollege Roolf vielleicht nicht ganz so, dass man auch darüber nachdenken muss, und rifautonomie eingegriffen haben? die Arbeitnehmerrechte in diesem Gesetz- wir haben das in den Koalitionsfraktionen (Zuruf von Helmut Holter, entwurf im Vergleich zur ursprünglichen Fas- bei der Frage, wie sich das möglicherweise Die Linkspartei.PDS) sung verbessert worden sind. auf die ÖPNV-Nutzung auswirkt, getan. (Dr. Wolfgang Methling, Die Aber wir haben ganz klar gesagt, und das ist […] Das ist natürlich nicht zutreffend. Es gibt Linkspartei.PDS: Das ist richtig.) auch ein Diskussionsprozess innerhalb der an keiner Stelle dieses Gesetzentwurfes tat- Koalitionsfraktionen gewesen, wir wollen sächlich einen Eingriff in die Tarifautonomie. […] Jetzt komme ich einmal zu den Tatsa- dieses Gesetz, alleine weil die Möglichkeit Dass wir, die SPD-Fraktion, gemeinsam mit un- chen in anderen Bundesländern. Wie sieht es bestehen könnte – anders, als es in allen an- serem Koalitionspartner für die Vielzahl der denn tatsächlich aus – um auch mal ein biss- deren Bundesländern offensichtlich der Fall Beschäftigten in diesem Land, die gerade nicht chen auf Ihre Befürchtungen einzugehen –, ist –, dass die Gewerbetreibenden hier in einem Tarifvertrag unterliegen – und das ist wie sieht es denn tatsächlich aus? Ich habe Mecklenburg-Vorpommern regelmäßig zwi- ungefähr die Hälfte aller Beschäftigte im Ein- das schon in der ersten Landtagsdebatte ge- schen 20.00 und 24.00 Uhr oder zwischen zelhandel –, dass wir gewollt haben, dass sie sagt: Gehen Sie nach Hamburg, gehen Sie 00.00 und 06.00 Uhr ihre Geschäfte öffnen, auch unter bestimmte Schutzregelungen fall- nach Berlin! Letzte Woche war ein langer Ar- zum jetziges Zeitpunkt nicht mit entspre- en, dass sie Ausgleichzahlungen bekommen tikel in der FAZ, kann ich nur empfehlen, chenden Regelungen überfrachten. […] beziehungsweise Freizeitgestaltung dafür be- über die Situation in . Da ist die […] Herr Kollege Roolf hat ja schon die be- kommen können, wollen Sie das allen Ernstes Kaufkraft allemal größer als in Mecklenburg- sondere Nähe dieses Gesetzentwurfes zu der Regierungskoalition zum Vorwurf ma- Vorpommern, auch wenn ich das bedaure. In den Gewerkschaften in diesem Lande ange- chen? Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein! der Frankfurter Zeil, mitten in der Innenstadt, sprochen. Ich freue mich, Herr Kollege Roolf, (Helmut Holter, Die Linkspartei.PDS: Fußgängerzone, ist es so, da schließen die dass Sie das so sehen. Wir müssen mal sehen, Wir werden dem Paragrafen 7 zustimmen. meisten Geschäfte zwischen 19.00 und ob das dann anderweitig auch so beurteilt – Dr. Wolfgang Methling, 20.00 Uhr, einige wenige haben bis 21.00 wird. Wobei ich davon ausgehe, das möchte Die Linkspartei.PDS: Uhr auf. ich hier ganz deutlich sagen, die SPD hat im Ja, das hätten Sie nicht gedacht. – (Dr. Wolfgang Methling, Rahmen dieses Diskussionsprozesses genau- Heiterkeit bei Gabriele Mestan, Die Linkspartei.PDS: Ein Skandal ist das.) so intensiv und genauso deutlich die Argu- Die Linkspartei.PDS: mente der Gewerbetreibenden, der Kam- Das hätten Sie nicht erwartet.) Gehen Sie nach Frankfurt und sagen Sie es mern, der Verbände gehört und die sind ent- dort, dass das ein Skandal ist! sprechend in diesen Gesetzestext eingeflos- […] Das vorliegende Gesetz ist, und ich sen. möchte das noch einmal wiederholen, aus Das nur mal zu der Situation, wie sich das tat- (Michael Roolf, FDP: Sicht der SPD-Fraktion ein gelungener Kom- sächlich entwickeln wird. Und natürlich hät- Eben nicht, eben nicht.) promiss. […] te man unter diesem Gesichtspunkt auch Wir sind uns also darüber einig, meine Da- noch überlegen können, welche Regelungen Dass Sie das nicht so sehen wollen, das steht men und Herren, dass wir eine Regelung tref- zu Sicherheitsvorkehrungen bei Ladenöff- auf einem ganz anderen Blatt. fen wollten. Wir sind uns darüber einig, zu- nungszeiten, sagen wir mal zwischen 23.00 mindest offensichtlich mit Ihnen, meine Da- und 24.00 Uhr, eingesetzt werden können. Aber jetzt komme ich noch mal zu dem men und Herren von der PDS, mit Ihnen, Herr Sie haben Recht, Herr Kollege Holter, dass Punkt mit der Befristung und den Arbeiter- nehmerschutzregelungen. Es ging doch schon in dem Moment, wo deutlich wurde, dass entsprechende Regelungen hier gefasst werden, die Diskussion los, ob man das nicht vielleicht wieder zurückdrehen könnte. Die- se Diskussion, da bin ich ganz ehrlich, muss man nicht dadurch befördern, dass man jetzt sagt, spätestens 2010, oder 2010 wird über diesen gesamten Gesetzentwurf beraten, nämlich dann auch inklusive der Frage, wie schütze ich die Beschäftigten im Einzelhan- del, wenn es tatsächlich erforderlich ist. Ob es erforderlich wird, das ist noch eine ganz andere Frage. Da verweise ich nur auf die Er- fahrungen in anderen Bundesländern. […]“

Auszüge aus dem Protokoll der Plenarsitzung des Landta- 14 ges am 13. Juni 2007)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2007 AUS DEN AUSSCHÜSSEN Die Normalität deutsch-polnischer Begegnungen V. Parlamentsforum Südliche Ostsee in Gdynia

Vom 20. bis 22. Mai fand in Gdynia auf Einladung von Prof. Brunon Synak, dem Vorsitzenden des Sejmik der Woiwod- schaft Pommern, das fünfte „Parlaments- forum Südliche Ostsee“ statt. In Plenar- Die Delegation aus Mecklenburg-Vorpommern bei der Konferenz des „Parlamentsforums südliche Ostsee“ in Gdynia. vorträgen und drei Arbeitsgruppen wur- den die Themen einer integrierten Euro- Politik“. Außerdem wurde die Notwendigkeit de Mecklenburg-Vorpommern mit der Feder- päischen Meerespolitik, des kulturellen unterstrichen, die maritime Sicherheit auf ho- führung einer neu eingesetzten parlamentari- Erbes und der kulturellen Vielfalt sowie hem Niveau durch den Einsatz innovativer Na- schen Arbeitsgruppe betraut. Die Delega- der umweltfreundlichen und wettbe- vigationstechniken weiter zu gewährleisten. tionsleiterin, Landtagspräsidentin Sylvia Bret- werbsfähigen Energieversorgung ge- Hier kann das europäische Satellitennaviga- schneider, betonte nach der Unterzeichnung meinsam mit Experten aus den beteilig- tionssystem GALILEO in Verbindung mit dem der gemeinsamen Resolution: „Ein schöner Er- ten Regionen vertieft. Erdbeobachtungs- und Überwachungssystem folg für uns als Land und ein Fortschritt auf Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darun- GMES eine neue Qualität bringen. Mit diesem wichtigen Politikfeldern. Besonders freut ter sieben Abgeordnete des Landtages Mek- Thema konnten die Arbeit und der Ansatz des mich, dass wir in unserem Parlamentsforum ei- klenburg-Vorpommern, vier Sachverständige Forschungshafens Rostock in die gemeinsame ne Normalität in der deutsch-polnischen Zu- aus den Hochschulen und aus der Wirtschaft Resolution eingebettet werden. Dem Ziel der sammenarbeit erreicht haben, die im größeren des Landes sowie vier Jugendliche – waren Europäischen Union, den Anteil der erneuer- Zusammenhang augenscheinlich noch nicht sich einig, dass die Ostsee als Pilotregion für baren Energien am Gesamtenergieverbrauch selbstverständlich ist.“ die Vereinbarkeit einer wettbewerbsfähigen signifikant zu erhöhen, wurde durch das Fo- Im Parlamentsforum Südliche Ostsee arbeiten maritimen Wirtschaft mit einem wirksamen rum zugestimmt. Auch in Bezug auf die er- Parlamentarier aus Pommern, Westpommern, Schutz der marinen Ökosysteme zu profilieren neuerbaren Energien könne die südliche Ost- Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vor- und bis zum Jahr 2015 als maritime Modellre- see zu einer Modellregion für ganz Europa pommern gemeinsam an der Profilierung der gion Europas weiter zu entwickeln ist. Die entwickelt werde, wie der Präsident der IHK zu südlichen Ostseeregion. Die Kaliningrader Ge- Konferenz forderte unter anderem die Einset- Schwerin, Jörgen Thiele, ins seinem Experten- bietsduma und das Regionalparlament Scho- zung einer ostseeweiten „Task Force maritime vortrag betonte. Vor diesem Hintergrund wur- nen arbeiten als assoziierte Partner mit.

Interessante Dis- lichen Teilnehmern am ersten Abend standen Insgesamt war die Teilnahme ein Erfolg, und kussionen, For- die Geschichte und Ziele des Parlamentsfo- die Wojewodschaft Pommern verstand es, derungen und rums, aktuelle Probleme der Jugendpolitik so- sich gut zu präsentieren. Gerade in Bezug auf Wünsche konn- wie kaschubische Traditionen auf der Agen- das Thema kulturelles Erbe gab es nicht nur ten wir von der da. Bis spät in die Nacht wurde über die Er- Referate, sondern auch Anschauliches: ob ein V. Konferenz des fahrungen aus den einzelnen Regionen dis- spannender Abend im kaschubischen Kultur- “Parlamentsfo- kutiert. zentrum in Szymbark oder das Treffen mit stu- rums Südliche Am nächsten Tag gab es Workshops und Prä- dentischen Mitgliedern einer kaschubischen Ostsee” in Gdy- sentationen zu Themen wie dem kulturellen Jugendorganisation. Das Parlamentsforum nia mitnehmen. Erbe in der Ostseeregion, maritime Wirtschaft hat uns nicht nur die politischen Sachthemen Wir – das sind und erneuerbare Energien. Experten hielten nähergebracht, sondern auch ein Stück die Antje Horn aus Referate, während hinter den Kulissen an ei- Region Pommern. Den krönenden Abschluss Greifswald, Lisa Prange aus Rostock, Sebas- ner Resolution für die weitere Kooperation bildetete eine interessante Diskussion über die tian Gillwald aus Lalendorf und ich. Als Ju- gearbeitet wurde. Kritisch anzumerken ist, aktuellen deutsch-polnischen Beziehungen gendvertreter hatte uns der Landtag zu die- dass die Zeit für Diskussionen aufgrund der bei einem Abendessen zusammen mit der ser Konferenz eingeladen. Zusammen mit 15 Vielzahl der Expertenreferate sehr knapp be- deutschen Generalkonsulin Ute Minke-Koe- anderen Jugendlichen aus Pommern, West- messen war, so dass sich kein richtiger Dialog nig und Vertretern der Landtagsverwaltung. pommern und Schleswig-Holstein konnten um die Sachthemen entfalten konnte. Auch wir an allen Veranstaltungen teilnehmen und wünschten wir uns, dass die Politiker mehr uns mit den Abgeordneten und Vertretern das Gespräch suchen und offener auf die ju- Eric Lingner der einzelnen Regionen austauschen. Bei ei- gendlichen Teilnehmer zugehen. Größtenteils Student der Ernst-Moritz-Arndt-Universität nem Einführungstreffen mit den jugend- ging die Initiative für Gespräche von uns aus. Greifswald (Politikwissenschaften, Anglistik) 15

5/2007 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEN AUSSCHÜSSEN

Gemeinsam für beit in den Parlamenten und ihren Fachgre- Beratungsschwerpunkte waren die Evalua- mien. Der Landtag Mecklenburg-Vorpom- tion der Arbeitsergebnisse der BSPC-Arbeits- die Ostseeregion mern hat sich bisher mit rund 135 meeres- gruppe „Eutrophierung“ hinsichtlich politi- Maritime Politik der spezifischen Vorlagen befasst und damit ge- scher Handlungsempfehlungen für den Re- zeigt, dass er diesen Politikbereich als einen solutionsentwurf der nächsten Jahreskonfe- norddeutschen Parlamente der Schwerpunkte seiner Arbeit sieht. Als Ko- renz in Berlin, deren Programm sowie inter- ordinatorin der Bundesregierung für mariti- ne Angelegenheiten. Die „Integrierte Maritime Politik in der me Wirtschaft stellte die Parlamentarische Im Fokus der diesjährigen Resolution sollen Ostseeregion“ ist einer der thematischen Staatssekretärin Dagmar Wöhrl die Schwer- neben Energie- und Arbeitsmarktsfragen Schwerpunkte der 16. Ostseeparlamen- punkte und Ziele der Bundesregierung in die- Empfehlungen für eine Integrierte Maritime tarierkonferenz (BSPC), die am 27. und sem Bereich vor. Politik der Europäischen Union stehen. Damit 28. August in Berlin stattfinden wird. Zur Im Anschluss referierten Experten aus Bre- will sich die BSPC in Brüssel einbringen. Die inhaltlichen Vorbereitung dieser Konfe- men, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern Landtage von Mecklenburg-Vorpommern renz hatten die vier norddeutschen Par- und Schleswig-Holstein über die Ostseehäfen und Schleswig-Holstein hatten in diesem Zu- lamente sowie der Deutsche Bundestag als Schnittstellen zwischen Seeverkehr und sammenhang den Vorschlag unterbreitet, die erstmals gemeinsam einen Workshop Hinterland, die Finanzierung von Häfen im Ostseeregion zu einer maritimen Modellre- und einen Parlamentarischen Abend in europäischen Vergleich, die Bedeutung der gion in Europa zu entwickeln. Dabei sollen Berlin initiiert. Ein weiteres Ziel war, die maritimen Wirtschaft sowie Ausbildung für Clean-Ship- und Clean-Port-Projekte als Bundespolitik stärker für die besonde- Arbeitsplätze und letztlich über Möglichkei- wichtige Bausteine für einen umweltverträg- ren Belange der Ostseeregion zu sensi- ten des angewandten Umweltschutzes in der lichen Seeverkehr fungieren. bilisieren. Seefahrt. Besonderes Augenmerk richteten Des Weiteren stand die Bildung einer neuen die Teilnehmer auf die öf- Arbeitsgruppe zur Diskussion, die unter fentliche Wahrnehmung schwedischer Federführung die Themen der maritimen Politik in Energie und Klimawandel aufgreifen und vor den Medien, da konsta- dem Hintergrund der aktuellen wissen- tiert wurde, dass diesem schaftlichen und politischen Diskussion Bereich in all seinen Fa- Handlungsempfehlungen entwickeln soll. cetten nach wie vor zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt werde. Als amtierender Vorsit- zender der Ostseeparla- BSPC mentarierkonferenz er- Seit 1991 unterstützt die Ostseeparla- läuterte der Parlamentari- mentarierkonferenz (Baltic Sea Parlia- scher Staatssekretär im mentary Conference) die grenzüber- v. l. Martin Kayenburg, Schleswig-Holstein; Sylvia Bretschneider, Mecklenburg-Vor- Bundessozialministerium schreitende Zusammenarbeit im Ostsee- pommern; Berndt Röder, Hamburg; Rainer Oellerich, Bremen; Dagmar Wöhrl, MdB Franz Thönnes, mit Blick raum. Die Konferenz setzt sich aus Ver- und Parl. Staatssekretärin; Eckhardt Rehberg, MdB. auf den Konsultationspro- tretern nationaler sowie regionaler Par- zess zum Grünbuch der lamente zusammen. Als repräsentatives Rund 200 Interessierte nahmen am 11. Juni Europäischen Kommission, die mit der dies- Gremium dient die Konferenz der Stär- am Workshop sowie am Parlamentarischen jährigen Konferenz verbundenen Ziele. kung der gemeinsamen Identität des Abend in der Vertretung des Landes Schles- Bundesverkehrsminister a. D. Kurt Bodewig Ostseeraumes durch eine enge Zu- wig-Holstein beim Bund teil. In ihrer Begrü- stellte Grundsätze und zukunftsweisende sammenarbeit auf der Grundlage der ßung hob Landtagspräsidentin Sylvia Maßnahmen für eine sichere Energieversor- Gleichheit, der Einleitung und Beglei- Bretschneider hervor, das das Maritime und gung in der Ostseeregion dar. tung politischer Maßnahmen, die zu- die maritime Politik die ökonomische, sozia- sätzliche demokratische Legitimität und le und gesellschaftliche Entwicklung der Befugnisse verleihen, der Förderung der gesamten Bundesrepublik Deutschland mit Zusammenarbeit staatlicher und nicht- prägen; viel mehr, als den meisten Menschen Arbeitstreffen staatlicher Institutionen – insbesondere überhaupt bewusst sei. Insofern unterstütze mit dem Ostseerat – und dient als Forum sie die Vision, die Ostsee zu einer „Maritimen BSPC-Arbeitsebene für Diskussionen und den Informations- Modellregion“ im Sinne der Verwirklichung tagte in Schwerin austausch zwischen Parlamenten sowie eines integrativen europäischen Meerespoli- anderen Gremien und Organisationen tikansatzes zu entwickeln. Für die Verbesse- Zur Vorbereitung der Sitzung des Er- auf internationaler und interregionaler rung der Schiffssicherheit schlug sie vor, ver- weiterten Ständigen Ausschusses der Ebene. Im Jahr 2002 wurde der Konfe- stärkt innovative Navigationstechniken an- Ostseeparlamentarierkonferenz (BSPC) renz der Beobachterstatus bei der Hel- zuwenden. fand 4./5. Juni ein Treffen der politischen sinki-Kommission zuerkannt. Zu Beginn des Workshops berichteten Parla- Arbeitsebene im Landtag Mecklenburg- www.bspc.net 16 mentsvertreter über die bisher geleistete Ar- Vorpommern statt.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2007 AUS DEN AUSSCHÜSSEN

Öffentliche Erfahrungsaustausch te bei der Arbeit. Auch hierzu gab es geziel- te Nachfragen der Gäste. Delegation aus China im Landtag Anhörungen Der Kontrollyuan ist als juristisches Kontroll- Enquete-Kommission und Disziplinarorgan für die öffentliche Ver- Zu einem regen Erfahrungsaustausch waltung eine der fünf Säulen des in Taiwan befragt Kommunen trafen sich am 30. Mai Vertreter des Pe- verankerten Gewaltenteilungsprinzips. titionsausschusses des Landtages und Die Enquete-Kommission des Landtages der Bürgerbeauftragte des Landes mit hat Ende Juni mit ihren öffentlichen An- einer Delegation des Kontrollyuans der hörungen zum Thema Stadt-Umland-Be- Republik China auf Taiwan. ziehungen der kreisfreien Städte des Die Vertreter aus Taipeh waren sehr interes- Landes und ihrer Umlandgemeinden be- siert an der Arbeitsweise und den Befugnis- gonnen. sen der beiden parlamentarischen Beschwer- Aus der Verfassung M-V In den Anhörungen sollen die Probleme zwi- destellen des Landes. Neben den allgemei- schen Stadt und Umland herausgearbeitet nen Fragen zu den Inhalten der Bürgereinga- und mögliche Lösungsansätze ermittelt wer- ben und der Vorgehensweise bei deren Be- Artikel 35 Petitionsausschuss den. Hierzu befragt die Kommission die kreis- arbeitung interessierten die asiatischen Ver- (1) Zur Behandlung von Vorschlägen, freien Städte, die dazugehörigen Umlandge- treter insbesondere die Rechte des Petitions- Bitten und Beschwerden der Bürger be- meinden und Ämter, die umliegenden Land- ausschusses gegenüber der Landesregie- stellt der Landtag den Petitionsaus- kreise, sowie Behörden, Verbände, Vereine rung. Sie zeigten sich überrascht darüber, schuss. Dieser erörtert die Berichte der und andere Gremien wie beispielsweise die dass selbst Minister zur Beratung einer Peti- Beauftragten des Landtages. Industrie- und Handelskammern, den Lan- (2) Die Landesregierung und die der Auf- desrechnungshof, Entsorgungs- und Ver- sicht des Landes unterstehenden Träger kehrsbetriebe, Regionale Planungsverbände, öffentlicher Verwaltung sind verpflich- Tourismusverband und Einzelhandelsver- tet, auf Verlangen eines Viertels der Mit- band, zu den aus ihrer Sicht bestehenden glieder des Petitionsausschusses die zur Stadt-Umland-Problemen dieses Zentrums. Wahrnehmung seiner Aufgaben erfor- Start für die Anhörungsstaffel war am 29. Ju- derlichen Akten der ihnen unterstehen- ni mit der Stadt Wismar. Am 6. Juli, 14. Sep- den Behörden vorzulegen, jederzeit Zu- tember, 5. und 12. Oktober sowie am 2. No- tritt zu den von ihnen verwalteten öf- vember dieses Jahres werden die Anhörun- fentlichen Einrichtungen zu gestatten, gen der Städte Rostock, Schwerin, Stralsund, alle erforderlichen Auskünfte zu erteilen Greifswald und Neubrandenburg folgen. Ne- und Amtshilfe zu leisten. Die gleiche ben den Anhörungen holt die Kommission Verpflichtung besteht gegenüber vom schriftliche Stellungnahmen vieler weiterer Ausschuss beauftragten Ausschussmit- Gremien und Interessenverbände ein. gliedern. Artikel 40 Abs. 3 gilt entspre- Die Anhörungen finden im Plenarsaal des chend. Landtages im Schweriner Schloss statt. Sie sind öffentlich und können von jedem Inter- Artikel 36 Bürgerbeauftragter essierten auf der Gästetribüne verfolgt wer- (1) Zur Wahrung der Rechte der Bürger den. Besucher können sich hierzu beim Be- gegenüber der Landesregierung und sucherdienst des Landtages (Telefon 0385- Eine Delegation des Kontrollyuans der Republik China auf den Trägern der öffentlichen Verwaltung 525-2183 oder oeffentlichkeitsarbeit@land- Taiwan informierte sich im Landtag über den Umgang mit im Lande sowie zur Beratung und Unter- Bitten und Beschwerden der Bürgerinnen und Bürger in tag-mv.de) anmelden Mecklenburg-Vorpommern. stützung in sozialen Angelegenheiten wählt der Landtag auf die Dauer von tion eingeladen werden können. Gleichzeitig sechs Jahren den Bürgerbeauftragten; Enquete-Kommission wurden Themen wie die politische Unabhän- einmalige Wiederwahl ist zulässig. Er Der Enquete-Kommission „Stärkung der gigkeit und der Einfluss der Medien auf die kann ihn mit einer Mehrheit von zwei kommunalen Selbstverwaltung“ gehö- Arbeit der beiden Institutionen erörtert. Dritteln der Mitglieder des Landtages ren zwölf Abgeordnete sowie neun von Als besonders bürgerfreundlich unterstrichen vorzeitig abberufen. Auf eigenen Antrag den Fraktionen benannte Kommunalex- sowohl die Vorsitzende des Petitionsaus- ist er von seinem Amt zu entbinden. perten an. Die Kommission untersucht schusses Barbara Borchardt als auch der Bür- (2) Der Bürgerbeauftragte ist in der Aus- und analysiert zur Vorbereitung gesetz- gerbeauftragte Bernd Schubert die verfas- übung seines Amtes unabhängig und licher Regelungen und anderer im Land- sungsrechtlich verankerte Möglichkeit der nur dem Gesetz unterworfen. Er wird tag zu treffender Entscheidungen Lö- Bürgerinnen und Bürger, sich mit ihren An- auf Antrag von Bürgern, auf Anforde- sungsmöglichkeiten zur Stärkung der liegen an den Petitionsausschuss oder an den rung des Landtages, des Petitionsaus- kommunalen Selbstverwaltung. Bürgerbeauftragten wenden zu können. Bei- schusses, der Landesregierung oder von de Institutionen arbeiten zusammen, haben Amts wegen tätig. aber ihre eigenen Stärken und Schwerpunk- 17

5/2007 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern SPEZIAL

Meinungen zum Altenparlament

Robert Woywode Hannelore Glagla Friedbert Grams Erzbischöfliches Amt Schwerin Verband der Kriegsopfer M-V Landesseniorenbeirat M-V

Ich finde die Veranstaltung wichtig und sinn- Ich finde, dass das 5. Altenparlament gut Ich denke, es war eine gelungene Veranstal- voll. Hier kann man über die Probleme spre- vorbereitet wurde. Es ist gut, dass die Politi- tung. Man kann zu dem einen oder anderen chen, die für die Senioren wichtig sind – ker sich die Zeit nehmen, um das Altenpar- Punkt anderer Meinung sein – der Grundte- Wohnumfeld, gesund leben. Aber nicht al- lament zu hören, und die Probleme, mit de- nor aber war okay. Wir haben sehr viel dis- les, was hier gefordert wird, ist finanziell nen wir täglich konfrontiert sind, auch auf- kutiert, auch sehr viele Änderungen einge- machbar. Wenn man in der Kommune aktiv nehmen. Wie die Umsetzung der Forderun- bracht. Auch unter dem Aspekt: Was ist ist, weiß man an und für sich, dass man die gen des Altenparlaments nachher durch Po- machbar. Ich stehe dafür, dass man Proble- Wünsche auch nach den Möglichkeiten rich- litik und Wirtschaft erfolgt, steht natürlich me, die die Menschen bewegen, ansprechen ten sollte. Diese Einsicht, glaube ich, fehlt auf einem anderen Blatt. Wir hoffen und muss, auch wenn man nicht immer Dank da- hier manchmal. wünschen uns jedenfalls, dass sehr viel von für erntet. Wenn ich nichts fordere, erreiche den Forderungen, die in den drei Arbeitkrei- ich auch nichts. sen erarbeitet wurden, umgesetzt wird.

Resolution des 5. Altenparlaments Demokratie und Toleranz gemeinsam stärken! Gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus

Wir, die Delegierten des 5. Altenparlamen- tionsunabhängige Rechtsextremismus und Rechtsextremismus eine gesamtgesellschaft- tes, bekennen uns zu den Grundlagen der -radikalismus große Sorge und Angst. liche Aufgabe. Auch wir sind uns als Zeit- Verfassung Mecklenburg-Vorpommerns, Die vielen Opfer der verhängnisvollen Hitler- zeugen dieser Verantwortung bewusst und nach denen unser Bundesland ein demokra- diktatur mahnen uns, Mitmenschlichkeit zu wollen sie als Herausforderung betrachten, tischer, sozialer und dem Schutz der natür- zeigen und Solidarität zu üben. Sie fordern für unsere Arbeit in den Seniorenbeiräten, lichen Lebensgrundlagen verpflichteter uns heraus, die Demokratie zu verteidigen Seniorenorganisationen und Seniorenver- Rechtsstaat ist. und sie gegen alle Angriffe Radikaler zu bänden, in den Sozial- und Wohlfahrtsver- Das 5. Altenparlament Mecklenburg- schützen. bänden, in den Kirchen und Vereinen sowie Vorpommern begrüßt daher die bisherigen „Die Würde des Menschen ist unantastbar. in allen anderen Institutionen, die uns dele- Initiativen und Beschlüsse des Landtages und Sie zu achten und zu schützen ist Verpflich- giert haben. der Landesregierung zu obigem Thema. Es tung aller staatlichen Gewalt.“ (Artikel 1 Wir rufen alle älteren Bürgerinnen und Bür- fordert die Legislative und Exekutive unseres Grundgesetz). Wer Schwache, Andersden- ger unseres Landes auf, sich mit dem Rechts- Landes auf, auch zukünftig konsequent ge- kende, Anderslebende oder Ausländer, die extremismus und Radikalismus, aber auch gen rechtsextremistische Bestrebungen vor- bei uns leben, diskriminiert oder tyrannisiert, mit solchen Aktionen, wie der „Schwarze zugehen und dabei alle rechtsstaatlichen verletzt die Menschenrechte in ganz ekla- Block“ in Rostock, auseinanderzusetzen und Mittel auszuschöpfen. tanter Art und Weise. nicht wegzuschauen, sondern wo immer Gerade uns älteren Menschen, deren eigene Die Geschichte hat uns eindringlich gezeigt möglich, das Gespräch mit den jungen Men- Lebenserinnerungen und -erfahrungen bis und lehrt uns, wohin extremistische Entwick- schen zu dieser Problematik zu suchen. in die Zeit des Nationalsozialismus zurück- lung führen kann, wenn Zivilcourage verlo- Wehret den Anfängen, denn viele von uns 18 reichen, bereitet der anwachsende genera- ren geht. Deshalb ist die Bekämpfung des haben jene schreckliche Zeit noch erlebt!

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2007 SCHLOSSGESCHICHTEN

Ganz die Mutter … nießt man ein wundervolles Panorama. Und doch gibt es freilich viele Unterschiede. Chambord an der Loire gilt als „Mutterschloss“ für Schwerin „Chambord wurde als königliches Jagd- schloss gebaut, das immer nur zeitweise be- wohnt war“, weist Guillaume Colombo auf einen solchen Unterschied in der ursprüng- lichen Funktion hin. Der Baumeister des Loi- re-Schlosses, das weniger als zwei Autostun- den in südlicher Richtung von Paris entfernt am Tor zum Loire-Tal liegt, blieb bislang un- bekannt. Während die einstige Schweriner Großherzogsresidenz, die heute neben dem Museum auch den Landtag beherbergt, das Stadtbild prägt, ist Chambord von reizvoller Landschaft umgeben. Auf den mehr als 5400 Hektar großen Ländereien tummeln sich die dort angesiedelten Hirsche und Wildschwei- ne. Besucher schwärmen von der imposan- ten Doppeltreppe im Inneren, die auf die Ter- rassen führt, die wiederum einen atembe- raubenden Blick auf die Umgebung bieten. Das Schweriner Schloss gilt als bedeutend- stes Bauwerk des Historismus in Nord- Das Jagdschloss Chambord an der Loire lieferte dem Schlossbaumeister Demmler viele Anregungen für den Neubau der deutschland – Chambord als ein herausra- Residenz auf der Schweriner Schlossinsel. gendes Beispiel der beginnenden Renaissan- ce in Frankreich, bei dem sich italienischer Stil Die Ähnlichkeit ist unverkennbar. Chambord drang und den vielen Nachfragen nach Pro- mit französischen Traditionen verbindet. im Tal der Loire mit seinen Türmen und Er- spekten – und dem köstlichen Chambord- Während auf der Schweriner Schlossinsel kö- kern und das Schweriner Schloss gleichen Konfekt – geht, kann sich das Schloss an der nigliche Hoheiten der Gegenwart weilten, sich wie Mutter und Kind. Kein Zufall, Loire demnächst nicht retten vor Touristen wie die schwedische Königin Silvia, kann schließlich hat sich der Schweriner Baumeis- aus Mecklenburg und Vorpommern. „Die Chambord mit historischen Persönlichkeiten ter Georg Adolph Demmler Mitte des Leute sind sehr interessiert an unserer Re- glänzen, so beispielsweise dem berühmt-be- 19. Jahrhunderts bei seinen Entwürfen für gion. Viele wollen sich Chambord im Original rüchtigten Sonnenkönig Ludwig XIV. den Mecklenburger Herrschersitz am impo- ansehen“, sagt der junge Franzose, der auch Chambord und Schwerin – bei aller Gemein- santen französischen Vorbild aus der Re- die Umgebung des Schlosses preist. Schließ- samkeit ist jedes der beiden Schlösser offen- naissance orientiert. Das ist offenbar vielen lich ist das Tal der Loire des „letzten unge- bar auf seine Weise reizvoll. Doch – um es im Schwerinern bekannt und erklärt wohl auch zähmten Flusses Europas“, wie es in einem Sinne von Guillaume Colombo zu sagen – am das große Interesse, auf das Guillaume Co- französischen Tourismus-Prospekt heißt – besten, man überzeugt sich selbst davon. lombo und seine Kollegen stießen, als sie von der UNESCO zum Weltkulturgut erklärt kürzlich zum 150. Schweriner Schlossjubi- worden. Colombo ist sich sicher, dass dies läum „ihr“ Loire-Bauwerk im Burggarten nur der Beginn einer viel versprechenden Zu- präsentierten. Der kleine Stand gehörte zu sammenarbeit zwischen beiden Regionen den am dichtesten umlagerten auf der ge- sein wird. Gael Ibramsah vom Schloss Cham- samten Schlossinsel. Wenn es nach dem An- bord sieht das genauso. Schließlich hatten er und Parlamentspräsidentin Sylvia Bretschnei- der zu Pfingsten vereinbart, künftig stärker zu kooperieren. Keine leeren Worte – bereits Ende Juni nahm eine kleine Delegation des Landtages auf Einladung der französischen Partner an Feierlichkeiten auf Schloss Cham- bord teil. Den Tourismus, da sind sich beide Partner si- cher, wird die Kooperation weiter in Schwung bringen. Ein Besuch der Schlösser lohnt sich allemal. Beide Meisterwerke der Baukunst, obwohl in unterschiedlichen Jahr- Philippe Martel, Direktor der Domaine National de Cham- hunderten errichtet, strahlen eine traumhaf- Der Hauptturm des Schlosses Chambord darf bord (l.) begrüßt am 29. Juni gemeinsam mit seinem Mitar- te Märchenatmosphäre aus. Sie sind nah am als einer von zahlreichen Belegen dafür gelten, beiter Guillaume Colombo im Hof des Schlosses Chambord dass sich Schlossbaumeister Demmler an der den 2. Vizipräsidenten des Landtages Andreas Bluhm (r.). Wasser gebaut und von ihren Türmen ge- Loire inspirieren ließ. 19

5/2007 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern Adressfeld für Abonnenten

„Für Demokratie und Toleranz“ heißt es auf einem Stoffbanner, das Landtagspräsiden- tin Sylvia Bretschneider am Morgen des 2. Juni vor dem Schweriner Schloss, dem Sitz des Par- laments, aufzog. Sie wollte damit unterstreichen, dass bei aller Unterschiedlichkeit von politi- schen Meinungen und Anschauungen die Grundwerte unseres demokratischen Staates unan- tastbar sind. Am 2. Juni waren in Schwerin Demonstrationen der NPD sowie Gegendemon- strationen eines antifaschistischen Bündnisses angemeldet worden. Zwar hatte das Oberver- waltungsgericht Greifswald aufgrund der erwarteten Teilnehmerzahl und der befürchteten Ge- fährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung die Demonstrationen verboten, aber bis kurz vor Veranstaltungsbeginn stand die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts dazu aus. Riesiger Erfolg für Mecklenburg-Vorpommern beim Bundeswettbewerb Jugend debattiert: In der Sekundarstufe I gewann Philipp Hein vom Eldenburg-Gymnasium Lübz (r.) das Bundesfinale in Berlin. Auch im Finale der Sekundarstufe II war Mecklenburg-Vorpommern vertreten – hier belegte Peer Klüßendorf vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Rostock den 4. Platz. Komplettiert wurde die erfolgreiche MV-Mannschaft durch Wiebke Neelsen vom Gerhart-Hauptmann-Gymnasium Wismar und Johannes Stoldt vom Friedrich-Ludwig-Jahn- Gymnasium Greifswald. Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler haben sich 60.000 Schüler an 500 Schulen am Bundeswettbewerb Jugend debattiert 2007 beteiligt.

Vom 2. bis 6. Juli 2007 fand im Schweriner Schloss zum 5. Mal das Projekt „Jugend im Landtag“ statt. Landtag und Landesjugend- ring hatten 80 junge Leute aus ganz Mecklenburg-Vorpommern ein- geladen, ihre Schulbank bzw. ihren Ausbildungs- oder Studienplatz mit dem Stuhl eines Abgeordneten zu vertauschen und am Sitz des Parlaments miteinander und mit den Abgeordneten zu diskutieren. Dabei ging es vor allem um die Themen Bildung, Gesundheit, Extre- mismus, Zukunft, Nachbarschaft und Globalisierung. Zum Programm gehörte auch ein Parlamentsspiel, bei dem die Jugendlichen ein Ge- setzgebungsverfahren mit abschließender Plenardebatte und Ab- stimmung simulierten.

Vor Beginn des G8-Gipfels in Heiligendamm besuchte Laura Bush, die Gattin des US-amerikanischen Präsidenten, am 6. Juni Schwerin. In der Stadtbibliothek überreichte sie eine Spende eng- lischsprachiger Kinderbücher und sprach mit Kindern Schweriner Schulen. Anschließend stattete sie dem Schweriner Schloss einen Besuch ab. Nach einem Rundgang durch die historischen Räume des Schlossmuseums wurde sie hier von Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider begrüßt und trug sich ins Gästebuch des Landtages ein. Bei einer Gesprächsrunde mit acht amerikanischen und deutschen Fulbrightern interessierte sich die First Lady besonders für die Erfahrungen der jungen Amerikaner, die an deutschen Schulen unterrichten, und für einen Vergleich der deut- schen und amerikanischen Bildungssysteme.