Mecklenburgische Jahrbücher 114. Jahrgang 1999
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S. 001-005 (Trauer) Kopie:S. 001-004 + Trauer 20.04.2020 9:08 Uhr Seite 1 MECKLENBURGISCHEJAHRBÜCHER Begründet von Friedrich Lisch 114. Jahrgang 1999 Herausgegeben von Christa Cordshagen Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde e.V. S. 001-005 (Trauer) Kopie:S. 001-004 + Trauer 20.04.2020 9:08 Uhr Seite 2 Die Mecklenburgischen Jahrbücher, bis zum 94. Jahrgang (1930) Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, gaben heraus von 1836–1879 (Jg. 1–44) Friedrich Lisch, von 1880–1886 (Jg. 45–51) Friedrich Wigger, 1887 (Jg. 52) Franz Schildt, von 1888–1919 (Jg. 53–84) Hermann Grotefend, von 1920/21–1936 (Jg. 85–100) Friedrich Stuhr, von 1937–1940 (Jg. 101–104) Werner Strecker, von 1985–1993 (Jg. 105–109) Helge Bei der Wieden. Die Mecklenburgischen Jahrbücher werden gefördert mit Mitteln des Ministe- riums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vor- pommern. Redaktion: Dr. Erika Nagel ¦ Manuskripte werden an die Herausgeberin Dr. Christa Cordshagen, Graf- Schack-Allee 2, Landeshauptarchiv Schwerin, D-19053 Schwerin, erbeten. Die Mecklenburgischen Jahrbücher sind über die Geschäftsstelle des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde e.V., Graf-Schack- Allee 2, Landeshauptarchiv Schwerin, D-19053 Schwerin, zu beziehen. Wenn nicht extra vermerkt, stammen die Abbildungsvorlagen aus dem Landes- hauptarchiv Schwerin. Die Druckgenehmigungen liegen vor. © 1999 by Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde e.V. Alle Rechte vorbehalten. Jeder Autor ist für seinen Beitrag selbst verantwortlich. Gesamtherstellung: Druckerei Buck GmbH, Ludwigslust. ISSN 0930-8229 https://doi.org/10.18453/rosdok_id00002780 S. 001-005 (Trauer) Kopie:S. 001-004 + Trauer 20.04.2020 9:08 Uhr Seite 3 INHALT DES JAHRBUCHES Die mittelalterliche Taufe der Dorfkirche in Neuburg bei Wismar VonAnnette Landen 6 Herkunft und Zukunft – Zu Repräsentation und Memoria der mecklenburgischen Herzöge in Doberan VonIlka S. Minneker undW. Poeck 17 Mecklenburg auf dem Gipfel – Voraussetzungen und Folgen der Herzogswürde 1348 VonErnst Münch 49 Schweden, Mecklenburg, Pommern und Brandenburg auf dem Westfälischen Friedenskongreß 1641–1648 VonKersten Krüger 65 Güstrow als Residenz am Ende des dreißigjährigen Krieges und in der Mitte des 17. Jahrhunderts VonSteffen Stuth 81 Das Alte Palais in Schwerin VonFrank Braun 105 Zwischen Tradition und Moderne – das Steuersystem in Mecklenburg-Schwerin im Zeitraum von 1755 bis 1870 VonMatthias Manke 117 Die mecklenburgische Reformvereinsbewegung als Organisationszentrum der revolutionären Kräfte 1848/49 VonKlaus Baudis 147 Bürgerausschuß und Magistrat der Residenzstadt Schwerin im Gefolge der Revolution von 1848 VonBernd Kasten 169 Der Fall Bernhardy VonPeter von Magnus 183 Der Erwerb des in der Rostocker Universitätsbibliothek befindlichen Großen Atlas VonChrista Cordshagen 221 Der Schloßbezirk in Ludwigslust 1756–1785 VonUlrich Kreuzfeld 225 Vereinsnachrichten 245 Abkürzungen 255 S. 001-005 (Trauer) Kopie:S. 001-004 + Trauer 20.04.2020 9:08 Uhr Seite 4 ¦ Dr. phil. Erika Nagel geb. Beltz geb. am 31. Dezember 1942 in Ludwigslust gest. am 24. Juli 1999 in Schwerin Mit Erika Nagel verlor der Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde ein engagiertes und immer einsatzbereites Vorstandsmitglied, zugleich die fähige, erfahrene, gewissenhafte Redakteurin der Mecklenbur- gischen Jahrbücher und das allseits durch ihre Geradlinigkeit und Hilfsbereit- schaft beliebte Vereinsmitglied. Sie war Mecklenburgerin und mit all ihren Neigungen dem Land und seiner Geschichte verbunden. Sie besuchte von 1950–1958 zunächst die Schule in Rastow, danach bis 1962 die Erweiterte Oberschule in Crivitz. Wohl angeregt durch die rastlose und erfolgreiche Arbeit ihres Großvaters Prof. Dr. Robert Beltz, dessen Leistungen für die Ur- und Frühgeschichte weit über die Grenzen Mecklenburgs anerkannt wurden, wandte sie sich ebenfalls der Ur- und Frühgeschichte zu. Sie durchlief zunächst die Ausbildung als Grabungstechniker und nahm danach an der Hum- boldt-Universität Berlin das Studium der Ur- und Frühgeschichte mit Neben- fach Anthropologie auf. Sie legte zum Abschluß die Diplomarbeit vor über „Die Südgrenze der mecklenburgischen Einzelgrabkultur zwischen Elbe und Oder“. Nach Abschluß des Studiums nahm sie 1968 ihre Tätigkeit am Museum für Ur- und Frühgeschichte Schwerin (später Archäologisches Landesmuseum und S. 001-005 (Trauer) Kopie:S. 001-004 + Trauer 20.04.2020 9:08 Uhr Seite 5 Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern) auf und war dort tätig bis zum Jahre 1995. Die schwere Krankheit, gegen die sie sich bis zu ihrem Tode mit bewundernswertem Mut und Tapferkeit zur Wehr setzte, machte dem festen Beschäftigungsverhältnis zu diesem Zeitpunkt ein Ende. Im Jahre 1984 wurde Erika Nagel an der Humboldt-Universität Berlin zum Dr. phil. promoviert mit der Arbeit „Die Erscheinungen der Kugelamphoren- kultur im Norden der DDR“. Während der ganzen Zeit ihrer Berufstätigkeit war sie neben Grabungen von Megalithgräbern und neolithischen Siedlungen entsprechend ihren Nei- gungen und Fähigkeiten als Redakteur für die Publikationen der Bodendenk- malpflege eingesetzt. Als der Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde nach der Wiederaufnahme der Vereinsarbeit im Lande Mecklenburg 1991 auch um die Fortsetzung der Reihe der „Mecklenburgischen Jahrbücher“ bemüht war, stellte Erika Nagel ihre Erfahrungen ohne Zögern als Redakteurin zur Ver- fügung. Obwohl gesundheitlich schwer geschädigt, war sie bereit, ihre Kraft für die ab 1995 wieder jährlich erscheinende Publikationsreihe einzusetzen und hat an dem nun vorliegenden Bande nahezu bis an ihr Ende mitgearbeitet. Durch die Erarbeitung von Entwürfen für Redaktionsrichtlinien und die spä- tere unbeirrbare Forderung ihrer Einhaltung hat sie unseren Jahrbüchern seit 1993 ihr Gepräge gegeben. Für ihren stets bereitwilligen und sachdienlichen Einsatz ist der Verein der Verstorbenen zu großem Dank verpflichtet. S. 006-016 Landen Kopie:02 Landen 5-15 20.04.2020 9:10 Uhr Seite 1 DIE MITTELALTERLICHE TAUFE DER DORFKIRCHE IN NEUBURG BEI WISMAR* Von Annette Landen Ein Fund des 19. Jahrhunderts wiedergefunden An einem Herbsttag 1855 befand sich der Archivar und Regierungs-Bibliothe- kar Friedrich Lisch in Neuburg, einem kleinen Dorf in Mecklenburg, einige Kilometer nordöstlich von Wismar, nahe der Ostseeküste. Hier besuchte er die mittelalterliche Kirche und konnte gleich feststellen, daß kein altes Kirchen- gerät mehr vorhanden war. Doch betrachtete er den Rest eines mittelalter- lichen Taufbeckens, von dem schon 1853 berichtet worden war, und der, um- gekehrt, als Schwelle vor dem westlichen Eingang im Turm diente.1 Jeder Be- sucher trat auf die flach konvexe Unterseite dieses Beckens, von dem jedoch nur ein kleiner Teil zu sehen war.2 An jenem Tag ging Lisch auch die Dorfstraße entlang und machte eine wichtige Entdeckung: Auf einem Steinhaufen lagen vier Steinstücke, die offensichtlich zu dem oberen Teil desselben Beckens, das sich bei der Kirche befand, gehörten. Aus den Resten schloß er, daß es wahrscheinlich sehr groß und achteckig gewesen war, geradwandig, aber nach innen ausgehöhlt. An den Ecken standen runde „Pilaster“, jede Seite war mit einem Diamantstab einge- faßt und mit einer stehenden Heiligenfigur versehen. Die von ihm gefundenen Stücke waren etwa 20 cm hoch, 40 cm breit und 15 cm dick,3 aber keine ein- zige Figur war ganz erhalten. * Die Verfasserin arbeitet zusammen mit Lars Berggren an einer Dokumentation des Totalbestandes mittelalterlicher Taufsteine (ca. 800) aus gotländischem Kalkstein in Nordeuropa. Das Projekt, finanziert vom Schwedischen Humanistischen Forschungs- rat, wird am Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der Universität in Lund (Schweden) durchgeführt. Im Juni 1995 wurden die gotländischen Taufsteine in Mecklenburg untersucht; vorliegender Artikel beschreibt die Resultate der Untersu- chungen in Neuburg und im Staatlichen Museum zu Schwerin. 1 Georg Christian Friedrich Lisch (Hg.): Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde (MJB) 18, 1853, S. 285-288, Die Kirche zu Neu- burg, Artikel unterzeichnet C.D.W., S. 286: Man tritt aus der Kirche durch den Thurm über das Fragment einer alten Steinmetzarbeit, anscheinend eines Taufbeckens. 2 Georg Christian Friedrich Lisch: Taufstein von Neuburg. In: MJB 21, 1856, S. 274 f. 3 Ebd., S. 275. Angegebene Maße: ....etwa eine Spanne hoch, einige Spannen breit und etwa 1/2 Fuß dick. 6 S. 006-016 Landen Kopie:02 Landen 5-15 20.04.2020 9:10 Uhr Seite 2 Bald darauf erkundigte sich Lisch, wieso die Steinstücke da herumlagen; sicher verriet seine Stimme seine Aufregung, denn in seinem Bericht bezeich- net er das Taufbecken als „vielleicht das kunstreichste im Lande“. Ihm wurde erzählt, daß bei dem Bau des Schulhauses in den „neuesten Zeiten“ große Stücke der Seitenwände des Beckens in den alten Fundamenten des Gebäudes gefunden worden waren. Wegen ihrer Größe wurden die Stücke aber von den Arbeitern in kleinere zerschlagen und diese teils wieder vermauert, teils zu dem schon vorhandenen Haufen von Pflastersteinen an der Dorfstraße gewor- fen. Großen Stücken des Taufbeckens, die sicherlich noch die ganzen Figuren mit ihrer Umrahmung gezeigt haben, war also schon vor längerer Zeit das Schicksal beschieden, als Baumaterial verwendet zu werden. Vielleicht hat man gleichzeitig für das zurückgebliebene Unterteil die neue, profane Auf- gabe gefunden, als Schwelle vor der Kirche zu dienen. Lisch nahm die Bruchstücke, die er