Nadine Herold Facharbeit Mai 2000

Klingenberg a. – Die goldenen Jahre Inhalt Nadine Herold ...... 1 Facharbeit Mai 2000 ...... 1 1. Darstellung des Themas ...... 2 2. Geschichtliche Einordnung der "Goldenen Jahre" ...... 2 3. Wirtschaftliche Situation Klingenbergs während der "Goldenen Jahre" ...... 3 3.1. Wirtschaftliche Aspekte der Zeit u. a. Hintergrund der Industrialisierung ...... 3 3.2. Finanzielle Situation Klingenbergs ...... 3 3.2.1. Einnahmequellen ...... 3 4. Die Infrastruktur Klingenbergs und ihre Entwicklung ...... 7 4.1. Anbindung Klingenbergs an die Eisenbahn ...... 7 4.2. Veränderungen bei der Schifffahrt ...... 8 4.3. Bau des Elektrizitätswerkes und Installation der Straßenbeleuchtung ...... 8 4.4. Bau der Wasserkanalisation und Verbesserung der Wasserversorgung ...... 10 5. Gesellschaftliche Situation der Bürger Klingenbergs ...... 10 5.1. Arbeitsplätze...... 10 5.2. soziale Absicherung der Einwohner am Beispiel der Arbeiter des Tonbergwerkes ...... 11 5.3. Bürgergeld ...... 11 5.4. Bildungswesen ...... 11 5.5. Gesundheitswesen ...... 12 5.6. Kirchenleben ...... 12 5.7. Bevölkerungsentwicklung in Klingenberg ...... 13 6. Veränderung des Stadtbildes von Klingenberg ...... 14 6.1. Errichtung von Gebäuden und Einrichtungen durch die Stadt ...... 14 6.1.1. Gesamtübersicht ...... 14 6.1.2. Beispiele ...... 15 6.2.Gebäude, die von den Bürgern errichtet wurden und Gründe für die Art des Bauens ...... 17 6.3. Gebäude, die von der Stadt umgebaut oder renoviert wurden ...... 19 6.3.1. Übersicht ...... 19 6.3.2. Beispiel: Kirche ...... 19 7. Schlussbemerkung ...... 20 Literaturverzeichnis ...... 20 Empfehlung für einen Rundgang durch ...... 21 Wegbeschreibung ...... 22

1. Darstellung des Themas Diese Arbeit handelt von der Stadt "Klingenberg am Main". Dabei beziehe ich mich hauptsächlich auf die Zeit des Kaiserreiches von 1871 bis 1918. Dieser Zeitabschnitt wird auch als die "Goldenen Jahre" von Klingenberg bezeichnet. In dieser Zeit wurde in Klingenberg ein Kraftwerk gebaut, die Stadt be- kam einen eigenen Bahnhof und baute aus eigenen Mitteln eine Mainbrücke. Die sogenannten "Gol- denen Jahre" begründen sich auf die Überschüsse aus dem Tonbergwerk durch die Klingenberg zu ungeahntem Reichtum gekommen war. Dabei möchte ich mich besonders auf die finanzielle Entwick- lung der Stadt in dieser Zeit und die daraus entstehenden Auswirkungen auf die Bevölkerung bezie- hen. Außerdem werde ich noch die Entwicklung der Infrastruktur und die Veränderung des Stadtbil- des behandeln, um einen möglichst umfassenden Eindruck von der besonderen Situation der Stadt Klingenberg in dieser Zeit zu vermitteln. Dabei habe ich auch eine Menge wichtiger Informationen von Frau Gudrun Berninger erhalten, die sich schon seit vielen Jahren mit der Geschichte der Stadt Klingenberg befasst. Auf diesem Wege möchte ich mich auch herzlich für ihre geduldige Unterstüt- zung bedanken.

2. Geschichtliche Einordnung der "Goldenen Jahre" Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870-71 wurde am 18. Januar 1871 das Deutsche Kaiser- reich mit dem preußischen König Wilhelm I. als Deutscher Kaiser an der Spitze gegründet. Otto von Bismarck wurde erster Reichskanzler und war zudem Außenminister sowie preußischer Ministerprä- sident. Im sogenannten Dreikaiserjahr 1888 starb Wilhelm I., sein Nachfolger Friedrich III. regierte nur 99 Tage und Wilhelm II. wurde schließlich der dritte Kaiser des Deutschen Kaiserreiches. Im Jahre 1890 kam es aufgrund der Streitigkeiten um die Sozialgesetzgebung Bismarcks zu dessen Rücktritt. Durch die Außenpolitik Wilhelms II. kommt es zu einer Isolierung Deutschlands innerhalb von Europa mit der Ausnahme von Österreich-Ungarn. Bedingt durch die Ermordung des österreicherisch-ungari- schen Thronfolgers und dessen Frau kam es schließlich zur Julikrise und im Jahre 1914 zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges.

Im Juli 1917 wurde der damalige Reichskanzler Bethmann Hollweg auf Ansuchen der Obersten Hee- resleitung entlassen, so dass diese eigentlich die Macht im Staat innehatte. Auf den Waffenstillstand mit Russland im November 1917 folgte im März 1918 der Frieden von Brest-Litowsk.

Aufgrund der militärischen Lage wurde im September 1918 eine parlamentarische Regierung gebil- det, die unter der Führung von Prinz Max von Baden einen Waffenstillstand mit den Alliierten errei- chen sollte. Am 9. November 1918 wurde die Abdankung des Kaisers verkündet. Dieser ging ins Exil nach Holland und die übergab die Regierungsgeschäfte an Friedrich Ebert und am gleichen Tag wurde in Berlin die Deutsche Republik ausgerufen.

3. Wirtschaftliche Situation Klingenbergs während der "Goldenen Jahre" 3.1. Wirtschaftliche Aspekte der Zeit u. a. Hintergrund der Industrialisierung Die Industrialisierung begann in Großbritannien Ende des 18. Jahrhunderts. Die Industrialisierung war kurz gesagt die Umwandlung einer Agrargesellschaft in eine Industriegesellschaft. Ihre Kennzeichen waren schnelle Veränderungen auf den Gebieten der Produktion, Wirtschaft und Gesellschaft. Im 19. Jahrhundert setzte die Industrialisierung auch in Deutschland, den meisten anderen europäischen Staaten und in Japan und den USA ein. Die beiden führenden Länder waren bald schon Deutschland und die USA. Durch das in Kraft treten der Gewerbefreiheit, die jedem Unternehmen größere Freihei- ten in allen Bereichen der Wirtschaft ermöglichte, wurde das Zunftsystem abgeschafft. Die Politik war insgesamt stark von Wirtschaftsliberalismus geprägt.

Technische Neuheiten vor allem im Transportwesen, wie zum Beispiel die Eisenbahn, trugen ent- scheidend zur Industrialisierung bei. Weltweit waren nun die Märkte untereinander verbunden, und der Handel blühte auf. Die sogenannte Gründerkrise in den Jahren 1874 bis 1879 waren die Prob- leme dieser Zeit. Es entwickelte sich eine Art Wettstreit der europäischen Industrienationen um Roh- stoffe und Absatzmärkte. 3.2. Finanzielle Situation Klingenbergs 3.2.1. Einnahmequellen Wie später noch erwähnt werden wird, verzichtete die Stadt Klingenberg auf die Erhebung von Steu- ern. Da diese natürliche Einnahmequelle einer Stadt somit in Klingenberg wegfiel, mussten andere an deren Stelle sein, die der Stadt genügend Geld einbrachten. Da wäre einmal das im Jahre 1897 errich- tete stadteigene Elektrizitätswerk zu nennen. Pro Kilowattstunde bekam die Stadt 50 Pf für Beleuch- tung und 20 Pf für den Betrieb von Motoren.

Doch der ausschlaggebende Faktor für die finanzielle Lage Klingenbergs war das kurz hinter der Stra- ßengabelung Mechenhard – Schmachtenberg gelegene Tonbergwerk. Seit dem Regierungsbeschluss vom 29. November 1855 hatte die Stadtverwaltung von Klingenberg das Recht, das zuvor verpach- tete Bergwerk selbst zu betreiben. Die Blütezeit des Klingenberger Bergbaus vor allem in den Jahren 1860 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war eine zwangsläufige Auswirkung des weltweiten wirtschaftlichen und industriellen Aufschwunges. Der Klingenberger Ton besaß ein Monopol in der Hochofenindustrie sowohl in Europa als auch in den USA. Des weiteren wurde der Ton für feuerfeste Tiegel verwendet, auch für kleinste Tiegelchen um Metall zu schmelzen. Außerdem wurde er zusam- men mit Graphit zu Bleistiftminen verarbeitet (Gudrun Berninger). Der Reingewinn der hohen Ein- nahmen aus dem Tongeschäft kamen den Bürgern als sogenanntes "Bürgergeld" zugute, auf das ich an einem anderen Punkt meiner Facharbeit genauer eingehen werde.

Überblick über den Reingewinn des Tonbergwerkes zwischen 1860 und 1912 (sofern Angaben vor- handen):

Jahr Umsatz (in Mark) Gewinn (in Mark) 1860-1880 keine Angaben 1.224.084,56 1879 keine Angaben 100.000,00 1880 keine Angaben 126.000,00 1907 427.551 220.000,00 1912 600.000 325.000,00 1913 600.000 325.000,00 Quelle: 700 Jahre Stadt Klingenberg, Beiträge zur geschichtlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Klingenberg am Main, Klingenberg a.M. 1976, S. 225 Unter diesen Umständen ist es nicht schwer zu verstehen, dass es der Stadt Klingenberg ohne Prob- leme möglich war, nicht nur Bürgergeld auszuzahlen, sondern auch auf Steuern und Umlagen zu ver- zichten und zusätzlich noch den Ort auszubauen und zu modernisieren.

3.2.2. Ausgaben 3.2.2.1. Investitionen der Stadt Übersicht über die Art und Höhe der Investitionen der Stadt Klingenberg in Form von Neuerrichtung, Renovierung, Umbau und Erwerb von Gebäuden:

Jahr Bezeichnung Kosten 1872 Erwerb der Clingenburg 300 Gulden 1875 Erweiterung des Friedhofes u. Bau des Leichenhauses 8.830 Mark 1876 Erneuerung des Straßenpflasters 11.800 Mark Renovierung des Stadtturmes keine Angaben 1880 Bau der Mainbrücke 210.294 Mark 1881 - 1907 Anlegung der Weinbergwege 59.855 Mark 1882 Bau der Knabenschule in der Bahnhofstraße 27.257 Mark 1885 Bau des Rathauses 40.205 Mark Bau des Pfarrhauses 25.106 Mark 1889 Erweiterung der Kirche 121.997 Mark 1892 Umbau der Kirche 162.199 Mark 1896 Bau der Wasser- und Kanalisationsanlage 188.689 Mark 1898 –1899 Bau des Elektrizitätswerkes und des Schlachthauses 340.436 Mark Bau des Vermessungsamtes in der Ludwigstraße mit Be- 1901 52.861 Mark amtenwohnungen 1903 Bau des Aussichtsturmes 6.500 Mark Bau der Kinderbewahranstalt 17.111 Mark 1906 Umbau des alten Rathauses in ein Postamt 22.137 Mark 1912 Spende zum Bau des neuen Finanzamtes 40.000 Mark Erwerb des ehemaligen Rentamtes mit Rentamtberg 25.000 Mark Bau des Forstamtes 75.000 Mark Quellen: Chronik der Stadt Klingenberg am Main, Bd. II, Klingenberg a. M. 1995, S.28f. 700 Jahre Stadt Klingenberg, Beiträge zur geschichtlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Klingenberg am Main, Klingenberg a. M. 1976, S.235 + 257+ 466.

Abbildung 1: Rathaus, In der Altstadt 1, 1885.

Insgesamt ergeben die aufgeführten zahlreichen Investitionen der Stadt Klingenberg eine Summe von 1.435.997 Mark, eine für diese Zeit sicher riesige Summe, wobei kleinere Projekte nicht berück- sichtigt wurden.

Anmerkung: 1 Gulden = 240 Pfennige

3.2.2.2.Bürgergeld und soziale Ausgaben Wie bereits oben erwähnt, zählte zu den Ausgaben der Stadt ebenfalls die jährliche Auszahlung des sogenannten "Bürgergeldes", welche durch die enormen Einnahmen des Tonbergwerkes möglich ge- macht wurden.

Die Auszahlung des Bürgergeldes erfolgte erstmals im Jahre 1861. Um in den Genuss dieser Zahlun- gen zu kommen, musste man in Besitz einer sogenannten Bürgerrechtsurkunde sein, in welcher der Stadtmagistrat die Ernennung zum Bürger der Stadt Klingenberg nach der Gemeindeverordnung vom 29. April 1869 dokumentiert. Bedingungen für den Besitz der Urkunde waren ein schriftlicher Antrag, Volljährigkeit bzw. Vollendung des 25. Lebensjahres, männliches Geschlecht, bayerische Staatsange- hörigkeit, Selbstständigkeit, Wohnsitz in der Gemeinde und "daselbst mit einer direkten Steuer ange- legt sein". Wer von Beruf Dienstbote, Gewerbsgehilfe oder trotz Volljährigkeit in irgendeiner Art und Weise finanziell vom Familienoberhaupt abhängig war oder Hilfe aus der öffentlichen Armenpflege in Anspruch nahm, wurde nicht als selbstständig erachtet und konnte folglich auch kein Bürgergeld be- ziehen. Witwen waren ebenfalls berechtigt, Bürgergeld zu erhalten, Ehefrauen allerdings nicht, da sie auch als nicht selbstständig erachtet wurden. So erhielten nur zwei Frauen von sich aus die Urkunde, nämlich die Hebamme und die Leiterin der klösterlichen Mädchenschule. Die Ausstellung der Ur- kunde war kostenpflichtig und auf deren Rückseite stand, dass derjenige 20 Mark für das Bürgerrecht und 180 Mark für den Gemeindenutzanteil bezahlt hatte, wobei "Ausländer" (Hessen, Preußen etc.) die doppelten Gebühren zu entrichten hatten. Die Bürger durften als Sachleistung kostenlos Brenn- holz und Streu aus den städtischen Wäldern beziehen. Die Auszahlung von Bürgergeld war nur zuläs- sig, wenn "alle Gemeindebedürfnisse ohne Erhebung von Gemeindeumlagen und örtlichen Ver- brauchssteuern gedeckt sind und wenn größere Ausgaben für außerordentliche Bedürfnisse nicht in Aussicht stehen." Die Höhe des ausgezahlten Betrages war also abhängig von dem Gewinn des Ton- bergwerkes und den Investitionen der Stadt. Nicht zu vergessen ist, dass jeder Einwohner am Sedanstag zwei Mark "Festgeld" aus der Stadtkasse erhielt.

Überblick über die Höhe des ausgezahlten Bürgergeldes zwischen 1870 und 1916:

Jahr Anmerkung Betrag (in Mark) 1881 - 84 insgesamt 25.000 1885 - 86 insgesamt 30.000 1887 - 89 insgesamt 35.000 1890 insgesamt 60.000 1891 - 92 pro Bürger 300 1893 - 97 pro Bürger 250 1898 - 1903 pro Bürger 300 1904 pro Bürger 200 keine Unterlagen 1905 ---- vorhanden 1906 - 07 pro Bürger 300 1908 pro Bürger 235/240 1909 pro Bürger 300 1910 pro Bürger 400 1911 pro Bürger 300 1912 - 13 pro Bürger 400 1914 - 15 pro Bürger 200 1916 pro Bürger 150 Quelle: 700 Jahre Stadt Klingenberg, Beiträge zur geschichtlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Klingenberg am Main, Klingenberg a. M. 1976, S.235.

Die Auszahlung von 150 Mark im Jahre 1916 ist die letzte aktenkundig genehmigte, wofür wohl auch die Mindereinnahmen durch den Weltkrieg verantwortlich waren.

Die Stadt Klingenberg sorgte auch in anderer Hinsicht für das Wohlergehen ihrer Bürger u.a. im Be- reich des Gesundheitswesens, auf das später noch genauer eingegangen werden soll. So wurde be- reits im Jahre 1855 eine sogenannte Distriktsheilanstalt durch die Stadt eingerichtet, die vor allem jenen Einwohner Klingenbergs und der Umgebung bei Krankheit Hilfe und Pflege bot, die unter nor- malen Umständen keine bekommen würden. Die Kosten wurden zum Teil durch verpflichtete Bei- träge der jeweiligen Dienstherren und durch den Verkauf von Jagdkarten, Strafen für Steuerhinterzie- hung, Erbschaften, Vermächtnissen und Schenkungen getragen. Wenn religiöser Beistand bei evan- gelischen Patienten notwendig war, wurde, da in Klingenberg kein Pastor ansässig war, auf Kosten des Distrikts der Pastor von geholt.

3.2.3.Entwicklung des städtischen Vermögens Aus den folgenden Zahlen kann man ersehen, dass die Stadt Klingenberg mit Begin der 70er Jahre ihr Kapitalvermögen vermehren konnte, was in den Jahren zuvor nicht der Fall war.

Die Entwicklung der Industrie und der Aufbau neuer Unternehmen kann man zum größten Teil der guten finanziellen Situation der Stadt aufgrund des Tonbergwerkes, den verbesserten Standortfakto- ren durch den Eisenbahnanschluss und dem weltweiten wirtschaftlichen Aufschwung durch die In- dustrialisierung zuschreiben. Ein Beispiel dafür ist die Firma Manufaktur- und Modewaren Benedikt Kuhn, die am 1. März 1861 in Klingenberg gegründet wurde. In den ersten Jahren konzentrierte sich der Namensgeber vor allem auf das Gebiet am Untermain und schaffte sich dort einen großen Kundenstand. Sein Sohn Franz Kuhn übernahm 1906 ein bereits gesichertes, gut gehendes und angesehenes Unternehmen, das trotz vieler Schwierigkeiten durch die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg, gut einhundert Jahre nach seiner Gründung internationale Ausmaße angenommen hatte.

Die Albertwerke Klingenberg, Keramische Fliesen und Mosaik GmbH sind heute ein weiteres führen- des Unternehmen am Untermain, welches in der "Goldenen Zeit" Klingenbergs im Stadtteil Trennfurt entstanden ist. Die Tonindustrie AG Klingenberg wurde von Kommerzienrat Heinrich Albert 1899, also bereits nach dem Eisenbahnanschluss Klingenbergs, gegründet. Ursprünglich sollte der Ton aus den Vorkommen bei Klingenberg und Mechenhard verwendet werden, doch erwies er sich für die Herstellung von Bodenfliesen als ungeeignet. Daher wurde der Ton schließlich im Westerwald ge- kauft.

Diese beiden Unternehmen hatten ihren wirtschaftlichen Aufschwung in den "Goldenen Jahren" von Klingenberg. Durch die Situation ihres Standortes war es ihnen möglich zu international angesehe- nen Unternehmen zu reifen, was für die Region zu dieser Zeit eher selten der Fall war.

4. Die Infrastruktur Klingenbergs und ihre Entwicklung 4.1. Anbindung Klingenbergs an die Eisenbahn Am 7. Dezember 1835 war zwischen Nürnberg und Führt die Jungfernfahrt des ersten mit Dampf be- triebenen Zuges. Kaum etwas brachte im 19. Jahrhundert derart große Veränderungen wie die Eisen- bahn. Auch Klingenberg sollte in den Genuss dieser Veränderungen kommen, allerdings erst im Jahre 1876.

Der Anschluss von Würzburg und , der sogenannten Ludwigsbahn erfolgte 1854. Auch die Städte am bayrischen Untermain bemühten sich um einen Anschluss, denn die wichtigsten Aus- wirkungen des Eisenbahnbaus waren wirtschaftlicher Art. Geplant war zunächst die Linie Würzburg über Marktheidenfeld, nach Aschaffenburg.

Die in den Maintalgemeinden angesiedelten Betriebe versprachen sich vom Eisenbahnbau eine Ver- besserung ihrer schlechten Lage und machten eine Eingabe an die Bayrische Staatsregierung. Zudem war Miltenberg und damit auch das Umland durch die bereits fertiggestellten Linien praktisch vom deutschen Fernverkehrsnetz abgeschnitten.

Im Mai 1869 erhielt man für den Bahnbau schließlich die grundsätzliche Genehmigung der zuständi- gen Kammer.

Für den Verlauf der Bahnlinie über , Klingenberg, Röllfeld, Großheubach nach Mil- tenberg auf der linken Mainseite wurde unter anderem das Tonbergwerk und die vielen sich nach Klingenberg hin orientierenden Orte als Begründung gegeben. Nach langem Streit fiel 1874 die Ent- scheidung, dass sowohl rechts als auch links des Maines gebaut wird. 1875 begannen die Bauarbei- ten vor allem an der Mainbrücke bei Wörth. Die Stadt Klingenberg bot am 7. Februar 1875 den Bau einer Mainbrücke auf ihre Kosten an, wenn die Station Klingenberg auf der anderen Mainseite bei Trennfurt genehmigt würde, was dann auch geschah.

Die Arbeiten an der Trasse waren im Sommer des Jahres 1876 bereits soweit vorangeschritten, dass ausgehend von Miltenberg die Schienenanlagen montiert werden konnten. Der Bahnhof Klingenberg und die eiserne Eisenbahnbrücke zwischen Erlenbach und Wörth wurden zudem im gleichen Jahr fer- tiggestellt. Somit konnte am 25. Oktober 1876 die erste Probe-Fahrt der sogenannten Maintalbahn stattfinden. Die offizielle feierliche Eröffnung der Bahnlinie fand am Sonntag den 12.November 1876 statt. Die gesamt Bauzeit betrug nur 8 Monate, das Baukapital belief sich insgesamt auf 5.142.000 Mark für die 36,5 km lange Strecke.

Die Auswirkungen des Bahnbaus waren weitreichend. Die Transportkosten wurden verringert (Im Personenverkehr etwa um die Hälfte, um Güterverkehr bis auf ¼ oder gar 1/10 gegenüber dem Schiffsverkehr). Der Transport von Waren war nun sowohl schneller als auch bequemer. Die Stand- ortfaktoren Klingenbergs waren nun völlig verändert und völlig neue Möglichkeiten eröffneten sich dadurch. 4.2. Veränderungen bei der Schifffahrt Mit dem Anschluss Klingenbergs an das Eisenbahnnetz veränderten sich auch die Bedingungen der Schifffahrt auf dem Main, also das Transportwesen. Die dadurch entstandene Konkurrenz in Verbin- dung mit einer Reihe von neuen technischen Errungenschaften riefen in der Schifffahrt eine Krise hervor.

Die Dampfkraft fand sowohl bei der Eisenbahn als auch bei der Schifffahrt Verwendung, allerdings unterlag die Dampfschifffahrt auf dem Main bereits siebzehn Jahren nach ihrer dortigen Einführung im Konkurrenzkampf mit der sogenannten -Eisenbahn. Deswegen waren Neuerungen im Schifffahrtswesen unerlässlich, um in der Entwicklung mithalten zu können. So wurde im Jahre 1883 die "Mainkette AG" ins Leben gerufen, welche in den folgenden Jahren Ketten-Schlepp-Schiffe auf dem Main zwischen Mainz und Aschaffenburg einsetzte, die später dann bis Würzburg bzw. bis Bam- berg erweitert wurde. Man sah darin also eine Möglichkeit die Position der Mainschifffahrt entschei- dend zu verbessern, allerdings erwiesen sich die Kettenschlepplöhne als zu hoch und auch die unre- gelmäßige Wassertiefe bereitete bei der Verwendung dieser Ketten-Schlepp-Fähren viele Probleme. Weitere ergaben sich durch die vielen Biegungen des Maines, welche hauptsächlich die Ursache für Behinderungen und Verspätungen beim Frachttransport waren, durch die höheren Kosten und die relativ späte Aufhebung der Zölle für die Mainschifffahrt, die erst im Jahre 1866 erfolgte.

Letztendlich hatte die Schifffahrt wohl keine Chance gegen die stetig steigende Konkurrenz durch die Eisenbahn, da diese sowohl schneller, regelmäßiger als auch größere Mengen günstiger beförderte und verlor dadurch bedingt auch immer mehr an Bedeutung. 4.3. Bau des Elektrizitätswerkes und Installation der Straßenbeleuchtung Eine weitere bedeutende Veränderung in der Infrastruktur Klingenbergs wurde durch den Bau eines stadteigenen Elektrizitätswerkes erreicht. Das erste Elektrizitätswerk weltweit entstand im Jahre 1882 in New York, das erste in Europa nahm ein Jahr später in Mailand seinen Betrieb auf.

Es ist daher leicht nachzuvollziehen, dass zu der Zeit, im Oktober 1888, als das Bezirksamt sich für den Bau eines städtischen Schlachthofes in Verbindung mit einem Elektrizitätswerk aus- sprach, Elektrizität nur für große Städte als rentabel galt. Die Notwendigkeit einen neuen Schlachthof zu bauen lässt sich damit erklären, dass die bereits vorhandenen Schlachthäuser in der Klingenberger Altstadt sowohl den räumlichen als auch den hygienischen Anforderungen nicht mehr gerecht wur- den.

Es ließen sich gleich mehrere Gründe finden, die zum einen für den Bau eines Elektrizitätswerkes an sich und zum anderen für den Bau eines Elektrizitätswerkes in Verbindung mit einem neuen Schlacht- hof sprachen. Elektrizität, insbesondere das elektrische Licht brachte eine Reihe von Vorteilen, vor allem auch im privaten Gebrauch, mit sich: Im Gegensatz zu den zuvor verwendeten künstlichen Lichtquellen war0 das elektrische Licht absolut feuersicher, besaß eine geringe Wärmeausstrahlung und dünstete aufgrund dessen nicht wie Petroleumlampen. Somit entstanden keine schwarzen Ruß- flecken an Decken und Vorhängen mehr und die Luft in den Wohnräumen wurde reingehalten. Wei- terhin waren die elektrischen Lampen leicht zu reinigen, flackerten nicht und konnten ohne Prob- leme jederzeit ein- und ausgeschaltet werden.

Für den Bau eines Schlachthofes in Verbindung mit einem Elektrizitätswerk sprach die Tatsache, dass für einen neuen Schlachthof Energie für heißes Wasser und die Kühlanlage erforderlich war. Befindet sich die benötigte elektrische Zentrale im Schlachthof selbst, bringt dies grundlegende Ersparnisse beim Bau der Gebäude, den Dampfmaschinen, der Kesselanlage und natürlich auch im Betrieb an Be- dienung und Kohleverbrauch.

Da aufgrund der guten Finanzlage Klingenbergs das Projekt abgesichert war, musste nur noch das passende Baugelände gefunden und erworben werden. Man entschied sich schließlich für das Grund- stück am Wiesengrabenweg am Ortsausgang Richtung Erlenbach. Für die ca. 2.300 qm wurde 22.230 Mark aus der Stadtkasse bezahlt. Dies waren für die damalige Zeit enorme Grundstückspreise.

Natürlich fanden sich auch Gegner des Projekts, vor allem in der Nachbarschaft, die Belästigungen durch Lärm und Geruch befürchteten und deshalb sogar Beschwerdebriefe an den Magistrat und an das Königliche Bezirksamt in Obernburg schrieben.

Am 8. Februar 1898 wird Plan und Kostenvoranschlag des Bauvorhabens durch Magistrat und Ge- meindekollegium angenommen und bereits am 13. April des gleichen Jahres ein Vertrag mit der Firma Schuckert und Co. zum Bau eines Schlachthofes geschlossen. Nun konnte das Vorhaben umge- setzt werden und bis zum Anfang des Jahres 1899 fertig gestellt werden. So schrieb am 25. Dezember 1898 der Klingenberg-Obernburger Bote:

"Mit dem gestrigen Tage wurden die Bewohner unserer Stadt großartig überrascht, indem die, das hiesige Elektrizitätswerk errichtende, weltberühmte Firma Schuckert, [...] uns mit dem Elektrizitäts- lichte zur Weihnachtsgabe erfreute. Ist schon die Wirkung der elektrischen Beleuchtung der Brücke, Straßen und Wohnungsräume mit Bogenlampen und Glühlichtern eine wahrhaft großartige zu nen- nen, so erzielte noch in höherem Maße die erstmalige Beleuchtung der Pfarrkirche während der hl. Christmette, durch einen von Herrn Lußmann in a. Main gelieferten Kronleuchter einen wirklich eminenten Effekt. [...] Und so wäre das vierte und fünfte große und nützliche Werk unserer Stadt, nämlich: "Mainbrücke, Wasserleitung, Kanalisation, elektrisches Licht und Schlachthof" zur Ehre unserer löbl. Stadtvertretung und Nutzen und Frommen der Einwohnerschaft seiner segensrei- chen Vollendung entgegengeführt."

Am 16. Januar 1899 fand schließlich die feierliche Eröffnung statt. Das Projekt hatte insgesamt 346.000 Mark an Kosten verschlungen, welche komplett aus der Stattkasse gezahlt wurden. Trotz ge- bildeter Rücklagen musste die Stadt kurzfristig einen Darlehen von 70.000 Mark bei dem Bankhaus Wolfsthal in Aschaffenburg aufnehmen, das bereits im Mai 1899 wieder zurückgezahlt werden konnte.

Bereits zwei Jahre nach der Inbetriebnahme wurde das Elektrizitätswerk zu einem Preis von 22.307,26 Mark um einen Gleichstromtransformator erweitert und die bereits vorhandene Akkumu- latoren-Batterie vergrößert. Im Jahre 1910 investierte die Stadt weitere 39.782 Mark in neue Batte- riezellen, eine weitere Dynamo-Maschine und eine neue Dampfmaschine.

Viele Klingenberger nahmen die Möglichkeit war, ihre Häuser an die Stromversorgung der Stadt an- schließen zu lassen und bereits im Januar 1898 lagen der Stadt 234 Anmeldungen für einen Hausan- schluss vor. Zusammen mit den Hausanschlüssen wurden auch Lampen zur Beleuchtung der Straßen und der Mainbrücke installiert. Für eine Kilowattstunde verlangte die Stadt 50 Pf für Beleuchtung und 20 Pf für Motorenbetrieb, also für die Beleuchtung 20 Pf weniger als die Stadt Nürnberg zur gleichen Zeit.

Das Leitungsnetz musste 1912 schließlich in Richtung Röllfeld für 10.456 Mark erweitert werden, da in der Willhelmstraße unter anderem das Rentamt, das Sägewerk Michel und die Brauerei Schmitt gebaut wurden. 4.4. Bau der Wasserkanalisation und Verbesserung der Wasserversorgung Die Installation der Wasserleitung und der Kanalisation gilt als ein weiteres großes Vorhaben der Stadt, welches in der Zeit zwischen 1893 und 1898 in die Tat umgesetzt wurde und der Stadtkasse ganze 188.689 Mark abverlangte. Mit den Arbeiten zur Verlegung der Leitungen wurde gleichzeitig ein unterirdisch verkabeltes Stromnetz für den anschließenden Bau des Elektrizitätswerkes installiert.

Weiterhin wurden von der Stadt auch am Mainufer Tröge mit kaltem Wasseranschluss installiert und öffentliche Wäschepfosten entlang der Wege und am Rande der Anlagen aufgestellt, an welchen ein Wäscheseil befestigt und die Wäsche getrocknet werden konnte.

Am 25. Mai 1904 erhielt die Firma Bopp und Reuther Mannheim, Filiale München den Auftrag zur Er- stellung eines Rohrbrunnens mit einer Pumpwerkanlage zur Beseitigung der aufgekommenen Was- serversorgungsprobleme. Der Brunnen wurde durch Kies, Sand und Lehmboden ungefähr 9,7m tief gebohrt, kostete 7.000 Mark und erbrachte eine ausreichende Menge an Wasser.

5. Gesellschaftliche Situation der Bürger Klingenbergs 5.1. Arbeitsplätze Viele Einwohner der Stadt Klingenberg waren im Weinbau tätig, der lange Zeit deren Leben bestimmt hatte. Das 19. Jahrhundert brachte eine Reihe von Veränderungen für die Einwohner Klingenbergs mit sich, welche sich natürlich auch auf die Arbeitsplatzsituation auswirkten. Die größte Veränderung ergab sich dadurch, dass die Stadt nun das Tonbergwerk betrieb und die gleichzeitig steigende Nach- frage nach dem Klingenberger Ton. Dadurch wurden neue Arbeitsplätze geschaffen und in den 80ger Jahren hatte sich der Knappenstand des Bergwerkes auf 30 verdoppelt und im Jahre 1900 waren es bereits 60. Zu dieser Zeit waren bereits ungefähr 100 Klingenberger Familienväter entweder mit der Förderung oder mit dem Transport und Versand des Tones beschäftigt. Auch einige Winzer arbeite- ten nun zusätzlich im Bergwerk, um ihre Einnahmen zu erhöhen.

In den anderen Stadtteilen Röllfeld und Trennfurt waren über 160 Steinhauer und Steinmetzen be- schäftigt, was sich auch auf Klingenberg auswirkte, denn dort gab es Steinmetzen und Steinbildner, die zum Beispiel Mauersteine, Zaunpfosten, Türrahmen, Säulen und Figuren für vornehme Bürger- häuser, Bildstöcke, Kruzifixe, Grabmäler herstellten. Diese wurden dann mit der Bahn oder mit dem Schiff vor allem nach Frankfurt und ins Rheinland transportiert.

Es gab damals in Klingenberg natürlich auch viele Einwohner, die von der Schifffahrt lebten, also Schiffe besaßen oder als Kapitäne und Matrosen auf diesen arbeiteten. Transportiert wurden haupt- sächlich Steine, Tonfässer, Sand, Holz, Kohle, Getreide, Zucker und Stückgut. Mit dem Eisenbahnan- schluss kamen für diese Menschen eine Menge von Problemen auf, die bereits weiter oben beschrie- ben wurden.

Die ortsansässigen Fischer verdienten ihr Geld mit dem Verkauf ihrer Fische auf dem Frankfurter Fischmarkt. Ein weiterer wichtiger Berufszweig war die Schuhmacherei, denn sowohl Bergwerksarbeiter als auch Winzer, Fischer und Schiffer brauchten Schuhe. So gab es bereits 1808 in Klingenberg 4 Rotgerber, 17 Schuhmacher und einen Flickschuster.

Natürlich arbeiteten auch viele Klingenberger in anderen Lebensbereichen, doch in den oben ge- nannten waren wohl die meisten von ihnen tätig. Da wären die Korbmacher, Maßschneider, Kauf- leute, Bäcker, Metzger, Wirte, Tüncher, Gerber, Winzer, Weber, Fuhrleute, Zimmerleute, Buchbinder, Arzt, Apotheker, Schreiner, Beamte und viele mehr zu nennen. 5.2. soziale Absicherung der Einwohner am Beispiel der Arbeiter des Tonbergwerkes Die Bergwerksarbeiter hatten eine von ihnen verwaltete, selbstständige Krankenkasse, in die jeder seinen Beitrag, der 2Pf pro verdienter Mark betrug, einzahlte. Der gleiche Betrag wurde noch einmal vom Arbeitgeber entrichtet.

Dafür mussten die Bergwerksarbeiter und ihre Familien im Krankheitsfalle weder den Arzt noch die Medikamente bezahlen. Der Arbeiter selbst erhielt einen Betrag zwischen 1 und 2 Mark an Kranken- geld pro Tag. Dieser Betrag richtete sich sowohl nach dem Alter als auch nach der Verdienstspanne des jeweiligen Arbeiters. Eine Karenzzeit (= Wartezeit) war nicht bekannt. Gegen Ende der 90ger Jahre wurde eine Pensionskasse hinzugefügt, in die jeder Bergwerksarbeiter 4 Mark pro Monat ent- richtete. Im Jahre 1890 wurde die Reichsversicherung hinzu und die Arbeiter mussten zwischen 60 und 80 Pf monatlich zahlen. Folglich belief sich der Sozialabzug nun auf durchschnittlich 6-7 Mark, was für diese Zeit ein recht hoher Betrag war. 5.3. Bürgergeld Die bereits oben behandelte Tatsache, dass die Einwohner Klingenbergs, die im Besitz einer Bürger- rechtsurkunde waren, von der Stadt jährlich einen bestimmten Betrag ausgezahlt bekamen, der sich Bürgergeld nannte, stellte eine Besonderheit in der gesellschaftlichen Situation einer Stadt dar.

Die Auszahlungen des Bürgergeldes fanden in der Zeit zwischen 1861 und 1916 statt und war abhän- gig von den Einnahmen aus dem Tonbergwerk und den durch die Stadt getätigten Investitionen. 5.4. Bildungswesen Zum Schulwesen ist grundlegend zu sagen, dass der Unterricht ab dem Jahre 1852 immer nach Ge- schlechtern getrennt abgehalten wurde. Es gab vorher zwei gemischte Schulen, eine im Haus Kir- chenstraße Nr. 8 und eine im Frühmesnerhaus.

1852 erlaubte die verbesserte finanzielle Situation der Stadt den Bau einer neuen Mädchenschule in der, nach dem bayrischen König benannten, Ludwigstraße, so dass im Jahr darauf dort erstmals der Unterricht abgehalten wurde. Für den Unterricht in der Mädchenschule war ab Anfang November 1858 der Orden der Armen Schulschwestern zuständig, die diese Aufgabe zwei Lehrfrauen und einer Laienschwester übertrug.

Die Knabenschule befand sich im zweiten Stockwerk des Gebäudes. Für diese wurde ein ständiger Lehrer eingestellt. Schließlich war 1882 die Zahl der Knaben auf 78 angestiegen und eine zweite Schulstelle für Knaben war von Nöten. An dieser Stelle sei angemerkt, dass man eine Klasse auch als Schulstelle bezeichnete (Gudrun Berninger). Deshalb wurde nach Beschluss des Stadtrates ein geson- dertes Schulhaus für die beiden Knabenschulen zwischen 1882 und 1883 in der Bahnhofsstraße ge- baut. Die Kosten in Höhe von 27.257 Mark wurden von der Stadtkasse getragen.

In dem Gebäude befanden sich nicht nur die beiden Knabenschulen sondern auch die Wohnungen der beiden Knabenlehrer. Im Schulhof wurde auch eine freistehende Turnhalle errichtet, (Gudrun Berninger), diese wurde im Jahre 1894 erstmals erwähnt.

Abbildung Fehler! Textmarke nicht definiert.: Knabenschule, Rathhausstraße 1, 1882

In den letzten beiden Jahren vor Beginn des Ersten Weltkrieges bekam Klingenberg seine fünfte Schulstelle, die ebenfalls im Knabenschulhaus untergebracht wurde. Dennoch wurde die geplante Erweiterung der Schule zur sogenannten Zentralschule erst nach dem Zweiten Weltkrieg umgesetzt.

Zu den Einkünften der Lehrer ist zu sagen, dass sie sich sowohl aus Geld als auch aus Naturalien zu- sammensetzten, welche aus den Staats-, Kirchen-, Gemeinde-, und Privatkassen stammten. Erst ab 1918 wurde dies geändert und die Lehrer vom Staat bezahlt, was zuvor die Sache der Gemeinden ge- wesen war. 5.5. Gesundheitswesen Bereits im Jahre 1855 hatte man eine Distriktheilanstalt vor allem für Dienstboten, Handwerksgesel- len und Lehrlinge eingerichtet, um diese im Krankheitsfall pflegen zu können, da sie normalerweise keine Pflege erhielten. Jährlich musste ein Dienstherr für jeden seiner Angestellten 48 Kreuzer an die Armenkasse entrichten. 1863 wurde schließlich ein neues Spital durch die Stadt gebaut, in dem ei- nige Ordensschwestern vom Allerheiligsten Erlöser die Pflege, und der für den Distrikt zuständige Arzt die medizinische Betreuung übernahm. Die Stadt stellte 1877 noch zwei Schwestern des oben genannten Ordens für einen Festbetrag zur ambulanten Krankenpflege ein.

Ein weiterer Beitrag zum Gesundheitswesen der Stadt fand sich bereits 1866 in der Einrichtung eines Mainbades. Erst im Jahre 1898 wurde das Bad auch für Frauen zugänglich, in dem man eine geson- derte Damenabteilung einrichtete. 5.6. Kirchenleben Das kirchliche Leben in Klingenberg war gemischt, denn sowohl die katholische und die evangelische Kirche, als auch das Judentum hatte seinen Platz. Die größte Bedeutung ist jedoch der katholischen Kirche beizumessen, da zu der Zeit Einwohner evangelischen oder jüdischen Glaubens in Klingenberg deutliche Minderheiten darstellten. So waren unter den 1.511 Einwohnern der Stadt Klingenberg im Jahre 1913 genau 1.435 Angehörige der katholischen und nur 51 Angehörige der evangelischen Kir- che. Man kann wahrscheinlich davon ausgehen, dass die restlichen 25 Einwohner Klingenbergs ent- weder jüdischen Glaubens, ohne oder anderer Konfession waren. Auf jeden Fall war die Zahl der evangelischen und jüdischen Einwohner im Vergleich zu den Katholischen sehr gering, was jedoch nicht auf Diskriminierungen schließen lässt. Ich möchte aufgrund ihrer Bedeutung mir der Pfarrei Klingenberg beginnen. Eine Pfarrei und das religiöse Leben in ihr wird vor allem durch ihren Pfarrer bestimmt. Der Pfarrer hatte neben seinen Pflichten als solcher noch die Aufgabe der Schulaufsicht. Diese fiel erst nach dem Ersten Weltkrieg in Bayern dem Staat zu. Der Pfarrer war also auch für die Anstellung und Bezahlung der Lehrkräfte verantwortlich. Im Jahre 1885 – 1890 wurde ein neues Pfarrhaus gebaut, dass die Stadt 25.106 Mark kostete. Zwischen 1889 und 1892 wurde die Kirche auf Stadtkosten sowohl ver- längert als auch restauriert. Auf dieses Projekt möchte ich allerdings erst später genauer eingehen. Die Gemeinde sorgte für den Lebensunterhalt der drei Ordensschwestern vom Allerheiligsten Erlöser Würzburg, die seit 1876 mit der Hauskrankenpflege betraut worden waren. Weiterhin bekamen 1904 die Armen Schulschwestern die Leitung über die im Jahre 1856 von der Gemeinde gegründete soge- nannte Kinderbewahranstalt.

Die evangelisch-lutherische Gemeinde Klingenberg existierte eigentlich erst ab dem 26. Januar 1913, an dem ein Zusammenschluss der Evangelischen von Klingenberg, Röllfeld, Trennfurt, Wörth und Er- lenbach zu dem sogenannten "evangelischen Verein Klingenberg am Main" erfolgte. Trotzdem blieb Klingenberg weiterhin dem Pfarramt unterstellt. Die Pflichten des neugegründeten Vereins bestanden im Aufbau eines evangelischen Gottesdienstes in Klingenberg. Zu diesem Zweck stellte die Stadt kostenlos einige Räume im alten Rentamt zur Verfügung, welche zugleich in Stand gesetzt wurden und spendete 600 Mark für die Einrichtung. So fand schließlich am 4. Mai 1913 der erste evangelische Gottesdienst in Klingenberg statt. Aufgrund der schlechten finanziellen Lage des Vereins, bekam er ab 1913 eine jährliche Unterstützung von der Stadt in Höhe von 350 Mark.

Über die damalige Synagoge in Klingenberg gibt es nur sehr wenige Informationen. Sie befand sich in einem Nebengebäude hinter dem Gasthaus Fränkischer Hof und besaß eine Kanzel mit einer kleinen Bühne. Ein Rabbiner aus Miltenberg hielt hier von Zeit zu Zeit einen Gottesdienst oder Unterricht. 5.7. Bevölkerungsentwicklung in Klingenberg Im folgenden Schaubild werden die Veränderung in den Einwohnerzahlen der Stadt Klingenberg zwi- schen 1858 und 1913 dargestellt.

Quellen: 700 Jahre Stadt Klingenberg, Beiträge zur geschichtlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Klingenberg am Main, Klingenberg a. M. 1976, S.175. Chronik der Stadt Klingenberg am Main, Bd. III, Klingenberg a. M., 1996, S.343.

Man kann erkennen, dass zwischen 1858 und 1895 bereits ein deutlicher Anstieg der Einwohnerzah- len eingesetzt hat. In den darauffolgenden Jahren bis zum Jahre 1912 stieg die Anzahl der Einwohner Klingenbergs stetig weiter, obwohl man zu dieser Zeit, als eine Folge der Industrialisierung, massen- weise Abwanderungen in große Städte beobachten konnte. Der recht ungewöhnliche Anstieg der Einwohnerzahlen in Klingenberg lässt sich mit dem großen Reichtum der Stadt und ihrer Bürger erklä- ren. Dieser zog natürlich auch viele Auswärtige an und ließ hoffen, in Besitz der Bürgerrechtsurkunde und somit in den Genuss des begehrten Bürgergeldes zu kommen. Für den Abfall der Einwohnerzahl im Jahre 1913 ließ sich allerdings keine plausible Erklärung finden.

6. Veränderung des Stadtbildes von Klingenberg 6.1. Errichtung von Gebäuden und Einrichtungen durch die Stadt 6.1.1. Gesamtübersicht

Übersicht über die wichtigsten durch die Stadt errichteten Gebäude:

Jahr Bezeichnung 1875 Erweiterung des Friedhofes u. Bau des Leichenhauses 1876 Erneuerung des Straßenpflasters 1880 Bau der Mainbrücke 1882 Bau der Knabenschule in der Bahnhofstraße 1885 Bau des Rathauses, Bau des Pfarrhauses 1896 Bau der Wasser- und Kanalisationsanlage 1897 Bau des Elektrizitätswerkes und des Schlachthauses 1901 Bau des Vermessungsamtes in der Ludwigstraße mit Beamtenwohnungen 1903 Bau des Aussichtsturmes, Bau der Kinderbewahranstalt 1912 Bau des Forstamtes Quellen: Chronik der Stadt Klingenberg am Main, Bd. II, Klingenberg a. M. 1995, S.28f. 700 Jahre Stadt Klingenberg, Bei- träge zur geschichtlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Klingenberg am Main, Klingenberg a. M. 1976, S.235 + 257 + 466.

Abbildung 4: Vermessungsamt, 1901, Abbildung 3: Forstamt, 1912, Ludwigstraße 82. Ludwigstraße 38

6.1.2. Beispiele 6.1.2.1. Mainbrücke Die Überquerung des Mains in Klingenberg war vor der Errichtung der Mainbrücke nur für die im Um- kreis wohnenden Menschen von Bedeutung und bis zum Kauf einer neuen Wagenfähre im April 1874 nur für den Transport von Personen, Kleinvieh und teilweise auch für Waren offen. Die neue Wagen- fähre wurde von der Stadt gestellt, welche auch die größeren Reparaturen übernahm, wohingegen kleinere Reparaturen durch den Pächter zu entrichten waren, welcher im Gegenzug ein festgelegtes Fährgeld verlangen durfte.

Im Zeitraum von 1850 bis 1900 wurden ungefähr 20 neue Mainbrücken in Unterfranken errichtet, was vor allem auf den technischen Fortschritt zurückzuführen ist, welcher es nun erlaubt mit Hilfe von eiserner Überbauten sowohl schnell als auch sehr preiswert zu bauen.

Abbildung Fehler! Textmarke nicht definiert.: Mainbrücke, 1880 Im November des Jahres 1878 beschlossen Magistrat und Gemeindebevollmächtigte den Bau der einzigen Mainbrücke zwischen Wertheim und Aschaffenburg. Ein Jahr darauf begann die Fundierung der Flusspfeiler und am 1. Juli 1880 wurde der Bau fertiggestellt. An dieser Stelle sei angemerkt, dass sich auch bei dieser Brücke in den beiden rechten Pfeilern je zwei 7,5m tiefe Sprengschächte befan- den, die der Landesverteidigung im Kriegsfall dienten. Die Brücke war eine moderne Stahlfachwerk- konstruktion mit 5 je 36m langen Öffnungen und einer Fahrbreite von 4,4m.

Im Juni 1880 kaufte die Stadt ein 2.800qm großes Grundstück für 6.359,50 Mark und ein halbes Jahr nach der Eröffnung noch einmal 107qm für 2.315 Mark, auf welchen die Landpfeiler standen. Die Brückenweihe und die Verkehrsübergabe wurde am 19. September 1880 mit einem Volksfest und einem Feuerwerk mit bengalischer Beleuchtung gefeiert. Zu diesem Anlass erhielt jedes Schulkind 50 Pfennige, Brückenarbeiter 2 Mark, Bürger 10 Mark und jeder Verein 60 Mark aus der Stadtkasse. Die Probebelastung der Brücke wurde allerdings erst zwei Wochen nach der Freigabe durchgeführt.

Die Gesamtkosten, die allesamt von der Stadtkasse getragen wurden beliefen sich einschließlich dem, in der Hoffnung auf Genehmigung von Brückenzoll gebauten Zollhäuschen auf insgesamt 209.054,84 Mark. Zwei Monate lang wurde der von der Stadt eingeführte Brückenzoll vom Bezirk- samt geduldet, danach musste die Stadt darauf verzichten. Ab 1893 hatte das Zollhäuschen schließ- lich die Funktion eines prophylaktischen Desinfektionslokales gegen die drohende asiatische Cholera. Sechs Jahre nach Einweihung der Brücke erfolgte der erste Neuanstrich, der die Stadtkasse 1.830,33 Mark kostete, der darauffolgende im Jahre 1893 erforderte schon 4.242 Mark. Zu Weihnachten wur- den die sechs mit Petroleumlampen versehen Laternen durch elektrische ersetzt und brannten von da an die ganze Nacht hindurch.

In den Jahren nach der Eröffnung wurde das von der Stadt erworbene Gebiet um die Brücke herum mit Weißdornbüschen, Kastanienbäumchen, Sträuchern verschönert, ein Trottoir links der Straße an- gelegt und diese gepflastert und unter anderem ein Springbrunnen gebaut.

Die Errichtung der Mainbrücke brachte natürlich eine Reihe von Veränderungen mit sich. Der Bahn- hof war bequemer und zu jeder Zeit zu erreichen, der Transport von Waren über den Main wurde erleichtert und der Transport mit dem Zug auch für große Mengen möglich gemacht. Da die Brücke, wie bereits oben erwähnt, lange Zeit der einzige feste Mainübergang zwischen Wertheim und Aschaffenburg war, herrschte natürlich viel mehr Verkehr, da Klingenberg sowohl eine Brücke und einen Bahnhof besaß. Mit dem Bau der Brücke wuchs folglich auch die Bedeutung Klingenbergs für die Region und die dort lebenden Menschen.

6.1.2.2. Elektrizitätswerk

Abbildung 6: Elektrizitätswerk, 1897. Der Bau des stadteigenen Elektrizitätswerkes wurde im Zusammenhang mit den infrastrukturellen Veränderungen ausführlich beschrieben. Deshalb sollen hier nur die wichtigsten Daten noch einmal erwähnt werden.

Elektrizität war zu der Zeit als es Klingenberg möglich war aufgrund seiner Finanzlage ein Elektrizi- tätswerk zu erbauen noch etwas Besonderes und galt eigentlich nur für große Städte als lohnend.

Am 16. Januar 1899 war das Elektrizitätswerk in Verbindung mit dem Schlachthof für 346.000 Mark aus der Stadtkasse fertiggestellt und wurde feierlich eingeweiht. 6.1.2.3.Bahnhof

Abbildung 7: Bahnhof, 1876. Auch der Bau des Bahnhofes bzw. die Anbindung Klingenbergs an das Eisenbahnnetz wurde bereits behandelt und soll hier auch nur noch einmal zusammengefasst werden.

Die prinzipielle Genehmigung für den Bahnbau erteilte die zuständige Kammer im Mai 1869 und 1875 wurde mit dem Bau der Maintalbahn begonnen, deren Kosten sich auf insgesamt 5.142.000 Mark beliefen und nur in acht Monaten fertig gestellt wurde. Die offizielle Eröffnung konnte somit am 12. November 1876 stattfinden. 6.2.Gebäude, die von den Bürgern errichtet wurden und Gründe für die Art des Bau- ens

Abbildung 8: Bürgerhaus, erbaut von Heinrich Michel, Bauunternehmer.

Es lassen sich verschiedene Gründe für den Baustil, vor allem der hier als Beispiele aufgeführten Häuser angeben. Diese Häuser wurden erstens alle von Bürgern der Stadt Klingenberg gebaut, die über relativ große finanzielle Möglichkeiten verfügten: So war Paul Pfister (s. Abb.9) als Obersteiger des Bergwerkes, was ungefähr einem technischen Leiter entspricht, sicher einer der am besten Ver- dienenden in der Stadt, und auch Heinrich Ühlein (s. Abb. 10), Heinrich Michel (s. Abb.8) und August Miesbach (s. Abb. 11) verdienten als Baumeister bzw. Bauunternehmer in dieser Zeit überdurch- schnittlich und hatten somit die finanziellen Mittel zum Bau eines solchen Hauses. Dabei spielte natür- lich das jährlich ausgezahlte Bürgergeld auch eine wesentliche Rolle.

Abbildung 9: Bürgerhaus, erbaut von Paul Pfister, Obersteiger im Tonbergwerk. Für die letzten drei genannten Personen, war es natürlich auch wichtig, die eigenen Baukünste zu präsentieren. Deswegen sind vor allem die Privathäuser von Baumeistern und Bauunternehmern sehr prunkvoll gestaltet und sind Beispiele für die zahlreichen villenähnlichen Häuser, die zu dieser Zeit in Klingenberg entstanden.

Abbildung 10: Bürgerhaus, erbaut von Heinrich Ühlein, Baumeister.

Ganz außer Frage steht natürlich auch, dass die Bürger Klingenbergs mit ihren Häusern auch einen gewissen Stolz und Überheblichkeit zeigten, die in Anbetracht des ungewöhnlichen Reichtums leicht nachvollziehbar sein dürfte. Dieser Stolz bezog sich sowohl auf den eigenen Reichtum, als auch auf den der Stadt. Diese Häuser und natürlich auch die von der Stadt errichteten Gebäude repräsentierten diese mitsamt ihrem Reichtum. Dies kann man unter anderem an den aufwendig gearbeiteten Giebeln der Häuser (s. Abb.11) und auch an städtischen Bauten - besonders an den aufwendig aus Sandstein gearbeiteten Köpfen an der Straßenfront des Vermessungsamtes erkennen.

Abbildung 11: Bürgerhaus, erbaut im Jahre 1901 von August Miesbach, Baumeister.

Ab ca. 1850 entstanden vor allem viele Neubauten in der Ludwigstraße Richtung Erlenbach und in der Wilhelmstraße Richtung Röllfeld, die zu Ehren des Bayerischen Königs Ludwigs und des Kaisers Wilhelm I. nach ihnen benannt wurden. 6.3. Gebäude, die von der Stadt umgebaut oder renoviert wurden 6.3.1. Übersicht Übersicht über die durch die Stadt renovierten und umgebauten Gebäude:

Jahr Bezeichnung 1876 Renovierung des Stadtturmes 1889 bzw. 1892 Erweiterung und Umbau der Kirche 1906 Umbau des alten Rathauses in ein Postamt Quelle: 700 Jahre Stadt Klingenberg, Beiträge zur geschichtlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Klingenberg am Main, Klingenberg a. M. 1976, S.466 6.3.2. Beispiel: Kirche Die katholische Pfarrkirche Sankt Pankratius war ursprünglich barock ausgestattet. Bereits in den Jah- ren 1854 – 56 wurde die Kirche renoviert und wurde mit neuen Altären im neugotischen Stil ausge- stattet. Zwischen 1889 und 1992 wurde die Kirche erweitert, umgebaut und neu eingerichtet. Die Kosten beliefen sich auf insgesamt 162.199,40 Mark, die komplett von der Stadt Klingenberg getra- gen wurden.

Wie viele Gebäude zur Zeit des Kaiserreiches wurde auch die Pfarrkirche in Klingenberg im historisie- renden Stil, das heißt mittelalterliche Bauweise nachahmend, renoviert. Man gedachte verstärkt dem Kaisertum des Mittelalters und dessen Denkmälern. Vor allem die Kirchen dieser Zeit, sollten "das 'moderne' Bündnis von Thron und Altar und das Sendungsbewusstsein des neugegründeten Deut- schen Reiches" darstellen.

An diesen Gedanken sich orientierend wurde die Pfarrkirche Klingenberg im neugotischen Stil ausge- stattet und am 7. August 1892 fand die feierliche Einweihung durch Bischof von Stein statt. 7. Schlussbemerkung Die Zeit des Kaiserreiches von 1871 bis 1918 war, wie in dieser Arbeit dargestellt, für Klingenberg in mehrerer Hinsicht bewegend und einschneidend. Diese "Goldenen Jahre" von Klingenberg, die zum einen durch den Gewinn aus dem Tonbergbau und zum anderen durch die industriellen Errungen- schaften der Zeit unterstützt wurden, fielen dazu noch in eine Zeit, in der sich in Europa und vor al- lem im Deutschen Reich viel veränderte.

Mit dem deutschen Kaiserreich ging es auf und ab und es fiel mit dem ersten Weltkrieg in eine tiefe Krise. Die Entwicklungen Klingenbergs in dieser Zeit blieben zum größten Teil davon unberührt und hatten in Anbetracht einiger Firmen, die in den "goldenen Jahren" entstanden sind und noch heute internationale Bedeutung haben, ihre Auswirkungen bis in die heutige Zeit.

Für die heutige Zeit sicher unvorstellbar war die Auszahlung des Bürgergeldes, was eine weitere Be- sonderheit Klingenbergs war und die sich viele Bürger in bezug auf die heutigen Steuern sicher wie- der wünschen würden.

Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen, dass das Erarbeiten der Facharbeit sehr interessant war und viel Spaß gebracht hat.

Literaturverzeichnis Deutsches Kaiserreich (1871 - 1918), In: Microsoft® Encarta® 99 Enzyklopädie (CD-Rom) 1999

Feineis Dieter, Die Pfarrei Klingenberg im 18. und 19. Jahrhundert, Industrielle Revolution,

In: Microsoft® Encarta® 99 Enzyklopädie (CD-Rom) 1993-1998 Klingenberg am Main (Hrsg.), Chronik der Stadt Klingenberg am Main, Bd. II,

Klingenberg am Main 1995 Klingenberg am Main (Hrsg.), Chronik der Stadt Klingenberg am Main, Bd. III,

Klingenberg am Main 1996 Klingenberg am Main (Hrsg.), 100 Jahre Elektrizitätswerk Klingenberg am Main,

Klingenberg am Main 1999 Klingenberg am Main (Hrsg.), 250 Jahre Tonbergwerk Klingenberg am Main,

Klingenberg am Main 1992 Klingenberg am Main (Hrsg.), 700 Jahre Stadt Klingenberg. Beiträge zur geschichtlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Klingenberg am Main,

Klingenberg am Main 1976 Trost Werner, Dr. Werner Trost schreibt die Geschichte der Maintal-Eisenbahn

In: Main-Echo vom 06.09.1976 Trost Werner, Dr. Werner Trost schreibt die Geschichte der Maintal-Eisenbahn

In: Main-Echo vom 07.09.1976 Trost Werner, Dr. Werner Trost schreibt die Geschichte der Maintal-Eisenbahn

In: Main-Echo vom 08.09.1976 Trost Werner, Wörth am Main. Chronik einer fränkischen Kleinstadt, Bd. 4. Hg. vom Bürgerverein Wörth e.V., Wörth am Main 1996 Empfehlung für einen Rundgang durch Klingenberg am Main Station 1: Knabenschule [Rathausstraße 1] (s. Abbildung 2) Dieses Gebäude wurde im Jahre 1882 als Knabenschule errichtet. Der Unterricht fand in Klingenberg seit diesem Zeitpunkt nur noch nach Geschlechtern getrennt statt. Die Baukosten beliefen sich auf 27.257 Mark und wurden von der Stadtkasse getragen. Im Gebäude waren 2 Knabenschulen bzw. Schulstellen untergebracht. Auch die Wohnungen der beiden Knabenlehrer befanden sich dort. (s. S. 20) Zwischenstation: Kindergarten [Rathausstraße 5] Station 2: Rathaus [In der Altstadt 1] (s. Abbildung 1) Das Rathaus wurde 1885 gebaut und kostete die Stadt 40.205 Mark. Es wurde bis zum Jahre 1927 als Rathaus genutzt. Heute befindet sich das Rathaus der Stadt schräg gegenüber in der Rathhausstraße. Damals war dieses Gebäude das Gasthaus „zum Ochsen“. Zwischenstation: Bürgerhaus [Weingartenstraße 15] (s. Abbildung 11) Ein Bürgerhaus aus dem Jahre 1901. Dies kann man an der in Sandstein gehauenen Jahreszahl über der Haustüre erkennen. Es war das Haus des Baumeisters August Miesbach. Man beachte den Giebel, der ein schönes Beispiel für die Arbeit der Bildhauer und Steinmetzen der Umgebung ist. Ein recht prunkvolles Haus, das sowohl die eigene Baukunst als auch den eigen Reichtum und den der Stadt zu dieser Zeit repräsentiert. (s. S. 31ff) Station 3: Elektrizitätswerk und Schlachthof [Ludwigstraße 41] (s. Abbildung 6) Ursprünglich brauchte die Stadt einen neuen Schlachthof. Doch aufgrund praktischer Gründe und der guten Finanzlage der Stadt wurde in Verbindung mit dem Schlachthof ein Elektrizitätswerk gebaut. Der Bau des stadteigenen Elektrizitätswerkes brachte viele Veränderungen für die Infrastruktur der Stadt und auch für ihre Einwohner mit sich, vor allem da zu dieser Zeit, Elektrizität nur für große Städte als rentabel galt. Die feierliche Eröffnung fand am 16. Januar 1899 statt. Diese Investition der Stadt, die sich auf 346.000 Mark belief, zahlte sich aus. Im Jahre 1924 wurde es schließlich stillgelegt. (s. S. 14 + 29) Station 4: Forstamt [Ludwigstraße 82] (s. Abbildung 3) Das Forstamt wurde 1912 von der Stadt gebaut und kostete 75.000 Mark. Dies gilt als das letzte große Bauprojekt der Stadt in ihrer Goldenen Zeit im Kaiserreich. Station 5: Vermessungsamt [Ludwigstraße 38] (s. Abbildung 4) Im Jahre 1901 von der Stadt erbaut. Die Kosten beliefen sich auf insgesamt 52.861 Mark. Beachtens- wert sind vor allem die Köpfe aus Sandstein an der Straßenfront des Hauses, die ein gutes Beispiel für die Steinmetzkünste sind. Zwischenstation: Amtsgericht Dieses Gebäude war von 1879 bis 1931 Amtsgericht der Stadt Klingenberg. Station 6: katholische Pfarrkirche Sankt Pankratius Die Kirche wurde im Jahre 1623 erbaut. In den "Goldenen Jahren" (1892) der Stadt Klingenberg wurde sie auf Kosten der Stadt erweitert und im historisierenden Stil renoviert. (s. S. 34) Zwischenstation: Altes Rathaus [Ecke Lindenstraße] Das alte Rathaus wurde nach dem im Jahre 1885 erbauten neuen Rathaus bis 1935 als Postamt ge- nutzt. Zwischenstation: Bürgerhaus [Wilhelmstraße 69] (s. Abbildung 9) Das Haus wurde von Paul Pfister, dem Obersteiger des Tonbergwerkes erbaut. (Der Obersteiger ent- spricht einem technischen Leiter.) (s. S. 31ff) Station 7: Finanzamt [Wilhelmstraße 90] Das ehemalige Finanzamt ist heute das Vermessungsamt der Stadt Klingenberg. Es wurde im Jahre 1912 erbaut und wurde durch einen Bauzuschuss der Stadt in Höhe von 40.000 Mark unterstützt. Zwischenstation: Bürgerhaus [Wilhelmstraße 108] (s. Abbildung 8) Dieses Bürgerhaus wurde von dem Bauunternehmer Heinrich Michel erbaut. Man kann auch an diesem Haus deutlich den Reichtum der Stadt und ihrer Bürger erahnen, den ihnen die "Goldenen Jahre" zur Zeit des Kaiserreiches gebracht hatten. (s. S. 31ff) Zwischenstation: Bürgerhaus [Wilhelmstraße 112] (s. Abbildung 10) Das Haus des Baumeisters Heinrich Ühlein, das auch zur Zeit des Kaiserreiches erb. wurde. (s. S. 31ff) Station 8: Mainbrücke Hier wurde im Jahre 1880 eine Mainbrücke in einer Stahlfachwerkkonstruktion gebaut. Die Kosten von der Stadtkasse getragen. Allerdings stürzte diese Brücke im Jahre 1929 aufgrund eines Unfalls ein. Die heutige Brücke ist also nicht die erste an dieser Stelle erbaute Brücke. (s. S. 26ff) Station 9: Bahnhof (s. Abbildung 7) Im Jahre 1875 wurde nach langen Verhandlungen schließlich mit dem Bau der sogenannten Maintalbahn begonnen. Die Strecke wurde zügig in nur acht Monaten fertiggestellt. Somit konnte die feierliche Eröff- nung am 12. November 1876 stattfinden. (s. S. 12 + 30)

Wegbeschreibung  von der Schule [Rathausstraße 1] (Station 1) gerade aus am ehemaligen Kindergarten [Rathaus- straße 5] (Zwischenstation) vorbei  auf der anderen Straßenseite befindet sich das damalige Rathaus [In der Altstadt 1] (Station 2)  wieder zurück auf die andere Straßenseite zum heutigen Rathhaus; hier nach links abbiegen; ein Holzwegweiser zeigt hier Richtung Rosengarten  den Rosengarten durchqueren; an der evangelischen Kirche auf der rechten Seite vorbeigehen bis zur Ecke Von-Mairhofen-Straße und Jahnstraße;  geradeaus der Jahnstraße folgen  die zweite Straße rechts abbiegen in die Weingartenstraße  am Ende der Straße auf der linken Seite befindet sich ein Bürgerhaus [Weingartenstraße 15] (Zwi- schenstation)  nach links in die Ludwigstraße abbiegen und bis zum Elektrizitätswerk bzw. Schlachthaus auf der linken Seite gehen (Station 3)  weiter der Ludwigstraße folgen bis zum Forstamt [Ludwigstraße 82] (Station 4)  auf der anderen Seite der Ludwigstraße zurück Richtung Altstadt gegen bis zum Vermessungsamt [Ludwigstraße 38] (Station 5)  weiter gerade aus; Ludwigstraße geht in Hauptstraße über, am ehemaligen Amtsgericht vorbei [heute: Chapeau] (Zwischenstation)  in die Kirchenstraße nach rechts abbiegen und die Treppe zur Kirche hinaufsteigen (Station 6); evtl. Schlüssel für die Kirche bei Frau Reis abholen (Benefiziatenhaus neben der Kirche)  auf der gleichen Seite der Treppe hinunter steigen und unten an der Kirche vorbei laufen; Beachte altes Spital etc. auf der rechten Seite  vor der alten Schule der kleinen Treppe schräg rechts nach unten folgen  ganz unten nach links abbiegen  auf der rechten Seite an der Ecke Lindenstraße steht das alte Rathaus (Zwischenstation)  nicht abbiegen, sondern gerade aus weiter unter dem Stadtturm hindurch in die Wilhelmstraße gehen  Wilhelmstraße folgen (Station 7 und Zwischenstationen)  danach zum Main hinunter laufen und dort entland zur Brücke (Station 8) gehen  die Brücke überqueren bis zum Bahnhof (Station 9)