2009 Volume 2
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UNIVERSITÉ DE NANTES UFR DE LANGUES N° attribué par la bibliothèque _______________ 2009 THESE pour obtenir le grade de DOCTEUR DE L’UNIVERSITÉ DE NANTES Discipline : Études germaniques présentée et soutenue publiquement par Delphine Choffat le 24 octobre 2009 Le chemin de l’Allemagne vers la « normalité » (1945/49-2002) ?: analyse linguistique d’un concept controversé dans le discours médiatico-politique allemand __________________ Directeur de thèse : M. Hervé Quintin, Professeur à l’Université de Nantes __________________ Volume 2 : Annexes Jury : Madame Irmtraud Behr, Professeur à l’Université de Paris III-Sorbonne Nouvelle Madame Christine de Gémeaux, Professeur à l’Université François Rabelais de Tours Monsieur Patrice Neau, Professeur à l’Université de Nantes Monsieur Hervé Quintin, Professeur à l’Université de Nantes 558 Sommaire FRANKFURTER RUNDSCHAU 558 DIE WELT 678 Les articles sont reproduits dans l’ordre chronologique. 559 Frankfurter Rundschau 12. November 1948 Französische Deutschlandpolitik General Koenig protestiert gegen „zu rasche Genesung“ Berlin, 10. November. Der französische Versuch, das Tempo des Wiederaufbaus in Westdeutschland abzustoppen, wird möglicherweise Präsident Truman nach seiner Wiederwahl die ersten Kopfschmerzen bereiten. Der französische Militärgouverneur, General Pierre König, protestierte in der vergangenen Woche auf einer von ihm geforderten Geheimsitzung der Militärgouverneure gegen die „zu rasche“ Genesung Westdeutschlands. Er drohte, mit der Billigung der westdeutschen Verfassung zurückzuhalten und den Anschluß der französischen Zonen an die Bizone zu verhindern, solange das Tempo des Wiederaufbaus nicht verlangsamt werde. 18. März 1949 Deutschland auf dem Weg zu Isolationismus Der Hauptvorwurf, der Deutschland heute im Ausland wieder gemacht wird, ist der eines neu aufkeimenden Nationalismus. Dieser Nationalismus, so sagt man im Ausland, gehe mit der Besserung der wirtschaftlichen Lage förmlich parallel. […] Nun befindet sich Deutschland allerdings in einer höchst eigenartigen Situation: es gibt zwar keine deutsche Außenpolitik, aber die tägliche Berührung mit dem Ausland und seine Repräsentanten ist schon derart intensiv, daß es kaum noch eine wichtige Entscheidung verantwortlicher deutscher Stellen oder Organisationen gibt, die nicht gleichzeitig ein Stück echter außenpolitischer Praxis darstellt. Dieser Zustand ist aber voller Gefahren. Die Tatsache, daß es heute noch keine verantwortliche Regierung gibt, bringt es beispielsweise allein in der Demontagefrage mit sich, daß lokale Parteisekretäre oder andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens völlig unerwartet in die Situation geraten können, große politische Erklärungen abzugeben, die dann, in die Welt hinausgefunkt, das Bild von einem nationalistischen Deutschland ohne jegliches außenpolitische Fingerspitzengefühl vermitteln. […] Die deutsche Reaktion auf gewisse Maßnahmen und auf den Nachkriegszustand überhaupt ist aber durchaus kein aggressiver Nationalismus, sondern mehr eine Art von trotzigem Isolationismus vereint mit einer nationalen Selbstspiegelung, die oft gleichermaßen bereit ist, sich zu bewundern und zu beweinen. Die lange Jahre erzwungene Absperrung von der Welt hat die geistige Isolierung nämlich derart intensiv werden lassen, daß sie bereits begonnen hat, sich gesinnungsmäßig in einen Isolationismus spezifisch deutscher Prägung zu verwandeln. Die Komplizierung der internationalen Situation und die innere Widersprüchlichkeit der Okkupationspolitik zu 1945 und 1948 hat diesen Prozeß leider noch vertieft. Der Wandel, der sich etwa seit der Währungsreform ankündigt, macht sich nur zögernd bemerkbar. Unglückliche deutsche Trompetenstöße der letzten Zeit haben das Tempo nicht gerade beschleunigt, sondern dazu geführt, daß man aufs neue in einen politischen und auch psychologischen Engpass geraten ist. […] Gewisse Schlagworte, auf eine unglaubliche Weise breitgetreten, lasten zudem wie ein Fluch auf allen politischen Gesprächen. Uns ist kein Land bekannt – außer Europa natürlich – in dem der Begriff „Demokratie“ für so vieles gebraucht und so oft mißbraucht wird wie in Deutschland. Das erinnert etwas peinlich an die Zeit des Nazismus, in der bekanntlich alles „Sozialismus“ gewesen ist. Noch schlimmer ist es augenblicklich mit der „Europa“-Propaganda, die in einer Fülle von oft unberufenen Zeitungen und Zeitschriften breitgewalzt wird, daß man sich manchmal von einem gewissen 560 unangenehmen Verdacht schwer freihalten kann. Damit meinen wir allerdings weniger mögliche neofaschistische Spekulationen. Sie bilden keine ernste Gefahr, sondern einen ausgesprochenen Unwillen und eine offenbare Unfähigkeit, sich über Bedeutung, Ursachen und Folgen der Ereignisse von gestern und heute eine volle, ungeschminkte Rechenschaft abzulegen. Die Spekulation über das europäische Wunschbild von morgen dient nämlich vielen Leuten nur als bequeme Ausflucht gegenüber gewissen Geschehnissen von gestern. Alle diese Schlagworte und Ideologien, die vorgeben, in die Zukunft zu weisen, sind für viele ihrer Anhänger im Grunde genommen nichts anderes als eine Umschreibung ihrer Flucht in die Utopie. […] die deutsche Flucht in die Utopie entspringt im wesentlichen nicht einer qualvollen Enge der Gegenwart, sondern resultiert in erster Linie aus einer allgemein verbreiteten Furcht vor der selbstkritischen Abrechnung mit der eigenen Vergangenheit. 10. Mai 1949 Alliierte Zustimmung zum Grundgesetz verzögert. Französische Einwände. Konferenz der Militärgouverneure vertagt. Adenauer bittet um schnelle Genehmigung des Grundgesetzes. […] Zur bevorstehenden Pariser Konferenz sagte Adenauer, Deutschland wünsche von ganzem Herzen seine Einheit, es wünsche auch seine Freiheit, damit jeder Deutsche so leben könne, wie der europäische Mensch leben solle. 23. Mai 1949 Nach einem Orgelspiel sagte Dr. Adenauer in einer Ansprache u.a., heute beginne ein neuer Abschnitt in der wechselvollen Geschichte unseres Volkes, heute werde nach der Unterzeichnung und Verkündung des Grundgesetzes die BRD in die Geschichte eintreten. Wer die Jahre seit 1933 bewußt erlebt habe, der denke bewegten Herzens daran, daß heute ein neues Deutschland entsteht. Durch Kräfte, die stärker seien als der Wille des deutschen Volkes, sei es auch heute unmöglich gemacht, das ganze Deutschland zu einem Staat zusammenzufassen. Aber trotz allen Beschränkungen stelle er fest: „das Grundgesetz besteht auf dem freien Willen und der freien Entscheidung des deutschen Volkes.“ 28. Mai 1949 Neutralisierung Deutschlands. Europäisch gesehen. Ernst von Schenk „Professor Noack hat den Gedanken einer unbewaffneten deutschen Neutralität in den Rang eines politischen Programms erhoben. Die Russen haben entsprechende Versuchsballone aufsteigen lassen. Schon gleich nach dem Krieg ist diese Vorstellung da und dort aufgetaucht, insbesondere bei der enttäuschten, gründlich kriegsmüden Jugend, hat er nicht wenig Anklang gefunden. Gewisse nationalistische Politiker spielen unter der Hand mit diesem Gedanken. Es ist anzunehmen, daß es ihnen im Gegensatz zu jener Jugend weniger auf die Entwaffnung und auf Förderung des Friedens ankommt als auf die nationale Einigung und den wichtigen Schritt zur Souveränität. […] Eines der Hauptargumente für den deutschen Nationalismus war immer wieder der Hinweis auf die von Natur ungeschützten Grenzen des Reiches. Ganz zweifellos hat dessen geopolitische Lage viel zu der Popularität beigetragen, die der preußische Militarismus nach 1870 im deutschen Volk gefunden hat. Man kann von einem Schutzlosigkeitskomplex sprechen, der als Grundlage für aggressive Begeisterungen mißbraucht wurde. Nun ist die heutige Welt wahrhaftig nicht so, wie sie in der Atlantikcharta als Ziel des Zweiten Weltkrieges erschien. Die gefährlichen Spannungen, die sich durchziehen und verwirren, 561 müssen sich im geschlagenen Volk in einem Fortbestehen des Schuldlosigkeitskomplexes auswirken, zumal die Grenzlinie des möglicherweise in einen Krieg umschlagenden Weltkonflikts mitten durchs Land geht. Eine der natürlichen Folgen dieser Situation ist der wachsende Nationalismus. Wenn dieser auch noch andere Ursache hat, so nährt ihn doch vor allem der Wunsch nach der Überwindung der unnatürlichen Zweiteilung, die Sehnsucht nach der Wiederherstellung der nationalen Einheit. […]“ 1. Juni 1949 Keine Lösung der gesamtdeutschen Frage. Kurt Kornicker „Im Vordergrund solcher Diskussionen steht immer wieder das französische Verlangen nach Sicherheit. Frankreich hat einen berechtigten Anspruch auf Sicherheit. Aber dieser Anspruch kann nicht mit veralteten Mitteln erfüllt werden! […] Dabei ist wichtig, als wesentlichen Punkt festzustellen, daß eine entscheidende Voraussetzung für die Sicherheit Frankreichs darin besteht, den deutschen Demokraten eine wirkliche Chance zu geben. Frankreich muß in erster Linie erkennen: Je schwerer die Hypothek sein wird, die der jungen deutschen Demokratie als Erbe der Vergangenheit aufgeladen werden soll, desto geringer werden die Chancen der deutschen Demokraten, sich im eigenen Volk durchzusetzen. Und je freier sich ein demokratisches Deutschland unter Verzicht auf jegliche Machtpolitik zu entwickeln vermag, desto weniger wird sich ein von neo-nationalistischen Auffassungen getragener Geist zu entwickeln vermögen, der ein modernes Rapallo anstrebt! Die Sicherheit Frankreichs liegt im Atlantikpakt in der Einbeziehung Deutschlands als gleichberechtigter Partner einer europäischen Union, im Mit-Einander-Reden, in einer wirklichen Annäherung von Volk zu Volk, in der Niederlegung der Reisebeschränkungen