Und Ostpolitik Der Ersten Großen Koalition in Der Bundesrepublik Deutschland (1966-1969)

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Und Ostpolitik Der Ersten Großen Koalition in Der Bundesrepublik Deutschland (1966-1969) Die Deutschland- und Ostpolitik der ersten Großen Koalition in der Bundesrepublik Deutschland (1966-1969) Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn vorgelegt von Martin Winkels aus Erkelenz Bonn 2009 2 Gedruckt mit der Genehmigung der Philosophischen Fakultät Der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Zusammensetzung der Prüfungskommission Vorsitzender: PD Dr. Volker Kronenberg Betreuer: Hon. Prof. Dr. Michael Schneider Gutacher: Prof. Dr. Tilman Mayer Weiteres prüfungsberechtigtes Mitglied: Hon. Prof. Dr. Gerd Langguth Tag der mündlichen Prüfung: 11.11.2009 Diese Dissertation ist auf dem Hochschulschriftenserver der ULB Bonn http://hss.ulb.uni-bonn.de/diss_online elektonisch publiziert 3 Danksagung: Ich danke Herrn Professor Dr. Michael Schneider für die ausgezeichnete Betreuung dieser Arbeit und für die sehr konstruktiven Ratschläge und Anregungen im Ent- stehungsprozess. Ebenso danke ich Herrn Professor Dr. Tilman Mayer sehr dafür, dass er als Gutachter zur Verfügung gestanden hat. Mein Dank gilt auch den beiden anderen Mitgliedern der Prüfungskommission, Herrn PD Dr. Volker Kronenberg und Herrn Prof. Dr. Gerd Langguth. 4 Inhaltsverzeichnis Einleitung 7 1. Der Beginn der Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland ab 1949 und 23 die deutsche Frage 1.1. Die Deutschland- und Ostpolitik der Bundesregierung Adenauer zwischen 25 Westintegration und Kaltem Krieg (1949-1963) 1.2. Die Deutschland- und Ostpolitik unter Kanzler Erhard: Politik der 31 Bewegung (1963-1966) 1.3. Die deutschland- und ostpolitischen Gegenentwürfe der SPD im Span- 40 nungsfeld des Baus der Berliner Mauer: “Wandel durch Annäherung“ 2. Die Bildung der Großen Koalition: Ein Bündnis auf Zeit 50 2.1. Die unterschiedlichen Politiker-Biographien in der Großen Koalition im 62 Hinblick auf das Dritte Reich 2.2. Kontinuitätslinien und Kurskorrekturen in der Deutschland- und Ostpolitik: 69 Die Regierungserklärung von Kanzler Kiesinger am 13. Dezember 1966 2.3. Reaktionen in Ostberlin und Moskau auf die Regierungserklärung von 81 Kanzler Kiesinger 2.4. Die Deutschland- und Ostpolitik unter Berücksichtigung der besonderen 86 Machtkonstellation einer Großen Koalition: Der Kreßbronner Kreis 3. Die internationalen Rahmenbedingungen der Deutschland- und Ost- 96 politik der Großen Koalition 3.1. Ein neuer Anlauf in der Deutschlandpolitik 99 3.1.1. Der Briefwechsel Stoph-Kiesinger 104 3.1.2. Der Briefwechsel Stoph-Kiesinger. Ein Präzedenzfall und 119 seine Folgen für die Deutschlandpolitik 3.1.3. Kiesingers Deutschlandrede am 17. Juni 1967 128 5 3.2. Modifikation der Hallstein-Doktrin: Die Aufnahme von diplomatischen Be- 132 ziehungen zu Rumänien und Jugoslawien sowie die Kambodschafrage 3.2.1. Die Karlsbader Konferenz im April 1967: Die Ostpolitik in der 148 Sackgasse? 3.2.2. Die Außen- und innerdeutsche Handelspolitik der Großen Koalition 154 3.3. Die Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 162 3.3.1. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings: Deutsche Ent- 173 spannungspolitik am Scheideweg 3.3.2. Der Budapester Appell im März 1969 180 3.4. Die deutsch-sowjetischen Gewaltverzichtsverhandlungen 1966-1969 185 3.4.1. Die Große Koalition und der Atomwaffensperrvertrag 191 3.4.2. Der Entscheidungsprozess beim Atomwaffensperrvertrag: 206 Unüberbrückbare Positionen in der Entspannungspolitik 3.5. Der SPD-Parteitag am 21. März 1968 in Nürnberg: Anerkennung der Oder- 219 Neiße-Grenze 3.5.1. Die Vertriebenenpolitik der Großen Koalition in der Debatte mit 227 dem Bund der Vertriebenen 3.5.2. Der Bruch des BdV mit der SPD nach dem Nürnberger SPD-Parteitag 236 3.6. Die SPD und die PSU: Auf der Suche nach neuen Wegen 244 4. Die Deutschland- und Ostpolitik im Spannungsfeld konträrer Generallinien 253 der im Bundestag vertretenen Parteien 4.1. Die deutschland- und ostpolitische Generallinie der CDU 256 4.2. Der Sonderfall: Franz Josef Strauß und die Generallinie der CSU 261 4.3. Die deutschland- und ostpolitische Generallinie der SPD 267 4.4. Die deutschland- und ostpolitische Generallinie der FDP 273 6 5. Das Ende der Großen Koalition und der Weg zur sozial-liberalen Koalition 287 5.1. Neue Wege in der Deutschland- und Ostpolitik: Die Regierungserklärung 295 von Kanzler Brandt am 28. Oktober 1969 5.2. Die Auswirkungen der Deutschland- und Ostpolitik der Großen Koalition auf 301 die sozial-liberale Bundesregierung Brandt/Scheel 6. Schlussbetrachtung 309 Anhang 323 I. Verzeichnis der Abkürzungen 323 II. Ungedruckte Quellen 324 III. Gedruckte Quellen 328 IV. Editierte Protokolle 331 V. Memoiren und Reflexionen 332 VI. Forschungsliteratur 335 VII. Zeitungen und Zeitschriften 345 VIII. Internetquellen 345 7 Einleitung Wer hätte Ende 1966, beinahe zwei Dekaden nach der Gründung der Bundesrepublik, die deutsche Teilung bestand fort und zementierte sich, noch der Illusion vertrauen mögen, dass die Sowjetunion ihre einstige deutsche Zone freigeben werde? Der Bau der Berliner Mauer 1961 hatte Tatsachen geschaffen. Das Beharren auf der deutschen Wiedervereinigung und dem deutschen Rechtsanspruch schien nichts mehr zu be- wirken. „Das Recht ist nicht nur dazu da, Bestehendes zu retten, sondern auch dazu, Notwendiges und Werdendes dagegen zu schützen, erstickt zu werden durch Verfaul- endes”, erklärte Herbert Wehner am 8. November 1966 im Deutschen Bundestag.1 Die Teilung Deutschlands und Europas war nicht nur eine menschliche Tragödie. Die Teilung Europas hemme die Entfaltung seiner geistigen und wirtschaftlichen Kräfte, schwäche seine Rolle und seine Möglichkeiten in der modernen Welt, bedauerte Willy Brandt am 24. Januar 1967 in einer Rede vor dem Europarat in Straßburg.2 Mitte der 1960er Jahre war es offensichtlich, dass zur Überwindung der Teilung Europas ein wiedervereinigtes Deutschland in ein europäisches Verbundsystem gehörte. Ohne ein solches System werde es wohl keine Wiedervereinigung geben, hatte Wehner im Okto- ber 1966 prophezeit.3 Die Bundesrepublik war nun nach der Westbindung in den 1950er Jahren am Scheideweg. Es ging um die Frage, wie eine Deutschland- und Ostpolitik praktiziert werden konnte, an deren Ende die deutsche Wiedervereinigung stand. Um die Teilung Deutschlands zu überwinden, hatte Brandt schon 1960 verkündet: „Wir können uns eine selbstbewußte Ostpolitik leisten.“4 Die Umsetzung einer solchen Ost- politik und der damit verbundenen Deutschlandpolitik wollte die Große Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und Außenminister Willy Brandt von 1966-1969 realisieren. In diesen drei Jahren sei es in der Deutschland- und Ostpolitik zu keinen nennenswerten Fortschritten gekommen, behauptet Daniel Friedrich Sturm.5 Phillip Gassert stellt fest, dass die Große Koalition keine zentralen Neuerungen in der Deutsch- 1: Bundestagssitzung 8.11.1966: Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 5. Wahlperiode, Band 62: Stenographische Berichte der 46.-77. Sitzung 1966, herausgegeben in Bonn, S. 3279-3320, hier S. 3298. 2: Brandts Redemanuskript, S. 1-13, hier S. 1: AdsD, WBA, Nachlass Willy Brandt, A3, Ordner 246. 3: SPD-Pressemitteilung vom 12.10.1966, S. 1-11, hier S. 11: AdsD, HWA, Nachlass Herbert Wehner, Aktengruppe Gesamtdeutscher Ausschuss, Ordner 3400-GA-76/279. Dabei war allgemeiner Konsens: „Wer von Europa spricht, muß von Deutschland und Frankreich sprechen“, schrieb der CDU/CSU- Bundestagsfraktionsvorsitzende Rainer Barzel in einer Aufzeichnung aus dem Jahr 1966: BAK, Nachlass Rainer Barzel, Mikrofilmsignatur N/1371-71. 4: Zitat Brandt am 24.11.1960 in einer Rede auf einem SPD-Parteitag in Hannover. Siehe: Vorstand der SPD (Hrsg.), Protokoll der Verhandlungen und Anträge vom Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Hannover, 21. bis 25. November 1960, Hannover/Bonn o. J., S. 83. 5: Sturm, Daniel Friedrich, Uneinig in die Einheit. Die Sozialdemokratie und die Vereinigung Deutsch- lands 1989/90, (Willy-Brandt-Studien), Bonn 2006, S. 44. Siehe auch die Rezension zu dieser Studie in der SPD-Zeitung “Vorwärts“ vom 31.8.2006. 8 land- und Ostpolitik erreicht habe.6 Klaus Schönhoven erläutert, dass es in dieser Regierungszeit keinen Durchbruch in der Deutschland- und Ostpolitik gegeben habe.7 Ebenso der Tenor bei Daniela Taschler, die schreibt, dass keine wirklichen und wenn, nur äußerst spärliche Erfolge in der Ostpolitik zu verzeichnen gewesen seien.8 Peter Bender verweist ebenfalls darauf, dass die Große Koalition keine erwähnenswerten Fortschritte in der Deutschland- und Ostpolitik erreicht habe und die sozial-liberale Regierung Ende 1969 fast aus dem Stand eine neue Ostpolitik eingeleitet habe.9 Egon Bahr bemerkte 1975 rückblickend, dass bei seinem Eintritt ins Auswärtige Amt im Jahr 1967 zum Thema Deutschland- und Ostpolitik „effektiv leere Schubladen“ vorhanden gewesen seien10, und Bahr bekräftigt dies in seinen Memoiren.11 In der älteren Litera- tur ist unter anderem Klaus Hildebrand zu nennen, der 1984 in seiner Untersuchung zur Großen Koalition folgerte: „Man kam in der Ostpolitik nicht voran.“12 Für Arnulf Baring waren die Anstrengungen der Großen Koalition gar ein „ostpolitischer Fehl- schlag.“13 Heribert Knorr behauptete, dass die Große Koalition zu durchgreifenden Maßnahmen in der Deutschland- und Ostpolitik kaum fähig gewesen sei.14 Auch wenn die hier genannten Autoren Spezialuntersuchungen oder Überblickswerke zur ersten Großen Koalition verfasst haben und dabei ihr Hauptaugenmerk nicht auf die Deutschland- und Ostpolitik gerichtet haben, müssen deren Bewertungen doch als re- präsentativ für den Stand der Forschung
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