ZEITSCHRIFT FÜR DIE VEREINTEN NATIONEN UND IHRE SONDERORGANISATIONEN BONN • FEBRUAR 1966 • 14. JAHRG. • EINZEIH. 2,50 DM VEREINTE NATIONEN

N • IAEA

ILO • FAO

UNESCO

WHO - BANK

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FUND • ICAO UPU • ITU W

WMO • IMCO

TA • SPF

ECE • ECAFE

ECLA • ECA

UNHCR -UNICEF 1 HERAUSGEBER: DEUTSCHE GESELLSCHAFT FUR DIE VEREINTEN NATIONEN (DGVN) VERLAG: MÖNCH-VERLAG • KOBLENZ • FLORINSMARKT 9 66 DEUTSCHE GESELLSCHAFT FUR DIE VEREINTEN NATIONEN BONN

INHALTSVERZEICHNIS Präsidium:

Dr. , Bundeskanzler a. D. Prof. Dr. Paul Barandon, Gesandter a. D., Hamburg Fritz Berg, Präsident des Bundesverbandes Aufschub politischer und Lösung wirtschaftlicher Aufgaben der Deutschen Industrie, Köln Ergebnisse der 20. Vollversammlung 1 , Regierender Bürgermeister, Bischof D. Dr. Otto Dibelius, Berlin von Dr. Otto Leichter Bundeskanzler Prof. Dr. Dr. h. c. , Stellv. Vorsitzender der SPD, Bonn Die Abrüstungsdiskussion in der 20. Vollversammlung der UNO ... 11 Ministerpräsident a. D. Heinrich Hellwege, von Dr. Otto Hauber Neuenkirchen/NE Dr. Lorenz Kardinal Jaeger, Erzbischof, Paderborn Zwanzig Jahre Vereinte Nationen 16 Prof. Dr. Erich Kaufmann, Heidelberg Ministerpräsident , von Professor Dr. Fritz Münch Stuttgart Die Bedeutung der Vereinten Nationen für die Dritte Welt 20 Reichstagspräsident Paul Lobe, Berlin Prof. Dr. Hermann Mosler, von Dr. Myunghun Y. Cho Max-Planck-Institut, Heidelberg Ludwig Rosenberg, Dag Hammarskjölds geistliches Vermächtnis 26 Vorsitzender des DGB, Düsseldorf Bundesminister a. D. Dr. Hermann Schäfer, von Dr. Friedrich Pzillas Bad Godesberg Bundesminister , Bonn Deutschland und die Vereinten Nationen Bundesminister Dr. Gerhard Schröder, Bonn Dokumente und Nachrichten 28 Dr. Hermann Weinkauff, Präsident des Bundesgerichtshofes a. D., Karlsruhe Entschließungen der Generalversammlung und des Sicherheitsrats zu Verbreitungsstopp von Kernwaffen, Weltabrüstungskonferenz, Vorstand: Abrüstung, Teststoppverbot, Kernwaffenfreies Afrika, Zypern und China 30 Prof. Dr. Walter Erbe, MdL, Tübingen (Vorsitzender) Bundesleistungen an die Vereinten Nationen Frau Annemarie Loncarevic-Renger, MdB, und Sonderorganisationen (Tabelle) 33 Pinneberg/Holst. (Stellv. Vorsitzende) Die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (Tabellen) Prof. Dr. , MdB, Heidelberg (Ehrenvorsitzender) in alphabetischer Ordnung mit Beitrittsdaten 34 Frau Theanolte Bähnisch, Staatssekretär a. D., nach Erdteilen 35 Hannover Oskar Bartheis, Regierungsdirektor, Stuttgart nach Gebietsgröße 35 Dr. Carl Eduard Bloem, Rechtsanwalt, Mannheim Staatssekretär Karl-Günther von Hase, nach Bevölkerungszahl 36 Leiter des Presse- und Informationsamtes, Bonn Klaus Hüfner, Dipl.-Volkswirt, Berlin Prof. Dr. Hermann Meyer-Lindenberg, Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt, Bonn Dr. Erhard Klotz, Geislingen/Steige Jens Naumann, cand. rer. pol., Berlin Heinz Putzrath, Geschäftsführer, Bonn Waldemar Reuter, Mitglied des Bundesvorstandes des DGB, Düsseldorf Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen, Bonn. Erwin Schoettle, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Stuttgart Chefredakteur: Kurt Seinsch, 53 Bonn, Simrockstraße 23, Fernruf 2 35 40/2 47 66. Frau Dr. Hildegard Wolle-Egenolf, Rechtsanwältin, Wiesbaden Namentlich gezeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht ohne weiteres die des Herausgebers oder der Redaktion, wieder. Clemens Alfermann, Verlag: Mönch-Verlag, 54 Koblenz, Florinsmarkt 9, Fernruf 3 27 78/3 61 43. Vorsitzender Landesverband Nordrhein-Westfalen Postscheckkonto: Ludwigshafen 3949. Bankkonto: Dresdner Bank Koblenz 13266 - Otto Bach, Präsident des Abgeordnetenhauses Kreissparkasse Koblenz 6080. von Berlin, Vorsitzender Landesverband Berlin Dr. Werner Ehrich, MdBB Alle Rechte, auch die der fotomechanischen Wiedergabe, sind vorbehalten. Für Vorsitzender Landesverband Bremen fotomechanische Vervielfältigung zum innerbetrieblichen Gebrauch sind pro Foto• Walter Gaßmann, Direktor, kopierblatt 10 Pf vom fotokopierenden Unternehmen in Wertmarken an die Inkasso• Vorsitzender Landesverband Baden-Württemberg stelle für Fotokopiergebühren beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Dr. Erich Moelle, Frankfurt a. M. zu entrichten, gemäß dem zwischen dem BDI und dem Börsen• Präsident des Landesrechnungshofes a. D., verein abgeschlossenen Rahmenabkommen vom 14. 6. 1958. Vorsitzender Landesverband Niedersachsen Anzeigenverwaltung: Mönch-Verlag, 54 Koblenz, Florinsmarkt 9, Dr. Gerd Poetschke, Privatdozent Fernruf 3 27 78/3 6143. Dr. Franz Rieger, Direktor Vorsitzende Landesverband Bayern Druck: Peter Buchbender, 53 Bonn, Breite Straße 13-15, Fernruf 317 21. Prof. Dr. Carlo Schmid, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Erscheinungsweise: zweimonatlich. — Preis: Jahresabonnement (6 Hefte) Vorsitzender Landesverband Hessen 12,— DM; bei Zustellung durch den Verlag (Inland) 14,80 DM; für Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen beträgt der Bezugspreis jährlich 9,— DM (zuzüglich Portospesen 2,80 DM); Einzelheft 2,50 DM. Die Bezugszeit gilt Generalsekretariat: ganzjährig bzw. halbjährig mit weiterer Verlängerung, falls nicht einen Monat vor Ablauf des Kalenderjahres gekündigt wird. Bezug durch den Verlag und den Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen, Buchhandel. 53 Bonn, Simrockstraße 23, Telefon 2 47 66. Aufschub politischer und Lösung wirtschaftlicher Aufgaben

Ergebnisse der 20. Vollversammlung DR. OTTO LEICHTER, NEW YORK

Die 20. Vollversammlung ist am 21. Dezember 1965 planmäßig In der Abrüstungsfrage wurden insofern wichtige Beschlüsse beendet worden. Unser New Yorker Korrespondent knüpft erreicht, als die beiden Weltmächte trotz des Vietnam-Krieges nachstehend an seine Ausführungen in VN Heft 6/65 an. Der und dem Drängen der Blockfreien nach einer Weltabrüstungs• vorliegende Bericht behandelt das Geschehen am Hauptsitz konferenz vereinbarten, die Verhandlungen der 18-Mächte- der Vereinten Nationen ab Anfang November. Der Bericht Abrüstungskonferenz in Genf, vor allem über einen Ver• mußte wegen seines Umfangs geteilt werden. Fortsetzung und trag des Verbreitungsstopps von Kernwaffen, im Januar fort• Schluß folgen im nächsten Heft. zusetzen. Auch die Festsetzung gewisser allgemeiner Grund• sätze für einen derartigen Vertrag sowie ferner für einen Aus dem Inhalt: Die Vollversammlung arbeitet wieder und vollständigen Teststopp, also auch für Explosionen unter der verabschiedet über 120 Entschließungen - Abrüstungsfragen Erde, bedeutet einen Fortschritt. Man hatte jedoch keine im Vordergrund - Verbreitungsstopp von Kernwaffen - Welt• Illusionen darüber, daß die Verwandlung dieser allgemeinen abrüstungskonferenz - Totales Testverbot - Kernwaffenfreies Grundsätze in konkrete Vertragstexte noch viele Verhand• Afrika - Fortsetzung der Genfer Abrüstungskonferenz - Neue lungen und Zugeständnisse erfordern wird. Versuche zur Finanzierung friedenserhaltender Aktionen - Es hat zumindest in den letzten 10 oder 15 Jahren keine Voll• Milderung der Gegensätze in der Finanzkrise - UN-Truppen versammlung gegeben, in der so viele einstimmige oder fast in Palästina, auf Zypern und in Kaschmir bleiben - Die einstimmige Beschlüsse gefaßt wurden. Dies ist um so bemer• China-Frage nähert sich dem Höhepunkt: erstmals unent• kenswerter, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Be• schiedenes Ergebnis - Die Aussichten für den kommenden ratungen der Vollversammlung vor dem Hintergrund dreier Herbst. schwerer internationaler Krisen stattfanden:

1. der Vietnam-Krise, mit der die Vereinten Nationen auch Allgemeine Bewertung diesmal nur ganz am Rande befaßt blieben und die nicht einmal einen offiziellen Tagesordnungspunkt der Voll• Ein Dokumenten-Band von 289 Seiten wurde benötigt, um die versammlung oder des Sicherheitsrates abgab; mehr als 120 Resolutionen, die von der 20. Vollversammlung beschlossen wurden, unterzubringen - ein ins Auge springen• 2. der Krise im indischen Subkontinent, in der die Vereinten der Gegensatz zu dem dünnen Heft von Entschließungen, Nationen eine aktive Rolle bei der Beilegung eines beinahe die in der vorangegangenen Versammlung durch >Überein- voll entfesselten Krieges zwischen Indien und Pakistan stimmung ohne Abstimmung< zustandekamen. In diesem im September 1965 spielten und in der sie die Aufrecht• quantitativen Unterschied spiegelt sich die Entwicklung der erhaltung eines wenn auch labilen Waffenstillstandes Vereinten Nationen von der Lähmung der 19. zur vollen durchsetzten; Aktivität der 20. Versammlung. In der Fülle von Beratungen 3. schließlich der politischen und rassistischen Krise in Rho• und Entschlüssen der 90 Tage intensiver Arbeit liegt der desien, in der die Vereinten Nationen sowohl in der Voll• Erfolg der jetzt zu Ende gegangenen Vollversammlung und versammlung als auch insbesondere im Sicherheitsrat zu der Vereinten Nationen. Die Organisation ist wieder ein voll einer aktiven Rolle berufen waren und, wenn sie auch funktionsfähiger Organismus geworden. keine durchgreifende Lösung erreichten, doch eine gewisse Die bitteren Lehren der 19. Vollversammlung veranlaßten Solidarität der großen Wirtschaftsmächte bei Maßnahmen alle Delegationen, heikle politische, organisatorische und gegen das weiße Minderheitsregime in Salisbury durch• finanzielle Probleme der Vereinten Nationen noch vorsichtiger setzen konnten. anzufassen. Das kam zum Beispiel darin zum Ausdruck, daß Fragen, die aus propagandistischen Gründen auf die Tages• Die rhodesische Krise und die heftige Spannung, die sie bei ordnung gesetzt worden waren, wie die Nichteinmischung in den afrikanischen Delegationen auslöste, sind Teile des die inneren Angelegenheiten anderer Staaten1 und wie >das Fragenkomplexes, der als einziger in der 20. Vollversamm• freundnachbarliche Zusammenleben europäischer Staaten mit lung zu harten Diskussionen und ernsten Gegensätzen führte: verschiedenen politischen und sozialen Systemen<2 durch ein• des Kolonialismus. Die afrikanisch-asiatische Mehrheit, mit stimmig angenommene Kompromißentschließungen gelöst Unterstützung des Sowjet-Blocks, setzte in der Vollversamm• werden konnten. lung, insbesondere bei der Beratung einer allgemeinen Ent• Aber die Kehrseite dieser Vorsicht war die Tendenz, strittige schließung über Kolonialfragen, einen Verfahrensbeschluß Probleme aufzuschieben. So konnten die tiefen Gegensätze über das Erfordernis der Zweidrittelmehrheit für >wichtige in den Verfassungs-, Organisations- und Finanzfragen, die Beschlüsse< der Vollversammlung durch, der nach Meinung zur Lähmung der 19. Vollversammlnug geführt hatten, nicht vieler europäischer Delegationen und vor allem derjenigen gelöst oder einer Lösung entscheidend nähergebracht wer• der USA an die Grundprinzipien der UN-Charta rührt. Der den. In den für die weitere Tätigkeit der Vereinten Nationen Beschluß, der sich über diese Bedenken hinwegsetzte und die bedeutsamen Fragen wie der friedenserhaltenden Aktionen einfache Mehrheit als ausreichend für solche Beschlüsse er• und der Finanzierung der Organisation kamen zwar ein• klärte, war nicht nur wegen der in Frage stehenden Entschlie• stimmige Beschlüsse zustande, sie bedeuten jedoch im Grunde ßung3, sondern wegen allgemeiner Rückwirkungen ein sym• nur eine Vertagung. bolisch und politisch wichtiges Ergebnis. Dieses Verhalten In der Behandlung der China-Frage sahen viele UNO-Be- sowie die Schärfe der Demonstration von ungefähr zwei obachter ebenfalls nur einen Vertagungsbeschluß. Die neuer• Drittel der afrikanischen Delegationen, die zu Beginn der liche Ablehnung der Chinesischen Volksrepublik kam nicht Rede des britischen Premierministers Harold Wilson den Saal überraschend. Trotzdem herrschte der Gesamteindruck vor, verließen, also nicht einmal hören wollten, was das Ober• daß es sich angesichts der äußerst knappen Entscheidung haupt der britischen Regierung zur Rhodesien-Frage zu sagen zunächst nur um eine Verschiebung des Problems auf die hatte - zwei Tage, bevor Großbritannien gemeinsam mit den 21. Vollversammlung vom Herbst 1966 handele. USA ein Embargo auf Erdölausfuhren nach Rhodesien pro-

Vereinte Nationen 1/66 1 klamierte! -, zeigten eine sonst in der 20. Vollversammlung waffenlosen Länder fordern? Diese Frage erhielt keine be• nicht vorhandene Unnachgiebigkeit. friedigende und vor allem keine konkrete Antwort. Für die afrikanischen Länder war die Garantie gegen Kernwaffen• angriffe vielleicht in dem Antrag enthalten, der Afrika zum I. Vier Abrüstungsresolutionen kernwaffenfreien Kontinent erklärte. Bei den asiatischen Die wichtigste und am gründlichsten beratene Frage der Nationen war eine Vorsicht gegenüber angebotenen oder an• 20. Versammlung war das Abrüstungsproblem. Die allge• gedeuteten Garantien der großen Atommächte, besonders der meine Tendenz der Versammlung und vor allem der Groß• USA, zu merken. Keine asiatische oder afrikanische Delega• mächte war, keine Vorentscheidung zu treffen, die die großen tion wollte Peking reizen oder sich im Streit Peking-Moskau Streitfragen nach der einen oder anderen Richtung präjudi• auf eine Seite stellen, aber jede wollte noch weniger als zieren und dadurch die Lösung der verschiedenen Fragen• Schützling der USA erscheinen. So wurde diese Frage in der komplexe erschweren könnte. schließlich angenommenen Resolution, unter den Richtlinien, die die Versammlung für die Fortsetzung der Abrüstungsver• Vordringlich: Verbreitungsstopp von Kernwaffen handlungen in Genf gab7, nur kurz und allgemein behandelt: In dem Vertrag über den Verbreitungsstopp von Atomwaffen Die Sowjetunion hatte zu Beginn der 20. Vollversammlung solle ein »annehmbares Gleichgewicht gegenseitiger Verant• in der Rede ihres Außenministers Andrej Gromyko in der wortungen und Verpflichtungen der nuklearen und der nicht• Generaldebatte ihre Vorstellungen über den Verbreitungs• nuklearen Mächte enthalten« sein. stopp von Atomwaffen dargelegt4. Sie ließ am gleichen Tage ihren ersten konkret formulierten Vorschlag nach den müh• Die dritte, weltpolitisch gesehen vielleicht wichtigste Frage bei der Diskussion über den Verbreitungsstopp von Kern• samen Genfer Diskussionen über diese Frage folgen5. Dieser und der bereits in Genf von den USA unterbreitete Ver• waffen beherrschte den Hintergrund: Wird die Sowjetunion, solange der Krieg in Vietnam noch im Gange ist, überhaupt tragsentwurf6 wurden in einem Tagesordnungspunkt ver• handelt. bereit sein, einen solchen Vertrag abzuschließen, sofern über seine Bedingungen Einverständnis erreicht würde? Hierauf Der sowjetische Vertragsentwurf versucht nicht nur, die gab es bestenfalls eine indirekte Antwort: So häufig die Weitergabe von Atomwaffen und entsprechende Verein• Sowjetunion bei anderen sich in der 20. Vollversammlung barungen in der westlichen Allianz zu verhindern, sondern bietenden Gelegenheiten auf Vietnam verwies, bei der Er• auch innerhalb der Nato bereits bestehende Abmachungen örterung des Verbreitungsstopps von Kernwaffen wurde rückgängig zu machen. Die Bestimmungen des sowjetischen Vietnam von ihr nicht erwähnt. Kein Ostblockland drohte, Entwurfs gelten also nicht nur der MLF oder der von den daß, solange der Krieg in Vietnam weitergehe, über die für Briten vorgeschlagenen ANF, es sollen vielmehr auch die die Beziehungen zwischen West und Ost vielleicht entschei• Nato-Vereinbarungen über die Lagerung von Atomwaffen dendste Frage nicht verhandelt werden könnte. Neutrale und Raketen auf europäischem, insbesondere auf bundes• Abrüstungsfachleute waren der Meinung, daß die Sowjet• deutschem Boden oder andere gemeinsame derartige Ab• union auch während des Vietnam-Krieges zu einem Vertrags• sprachen verboten werden. Hierzu wurde insbesondere von abschluß über den Verbreitungsstopp bereit wäre. britischer Seite darauf verwiesen, daß man vom gegen• Die Resolution8 über den Verbreitungsstopp von Kernwaffen wärtigen Zustand ausgehen und ihn anerkennen müsse. wurde von der Vollversammlung am 19. November 1965 mit 93 Ein anderes Thema, das in dieser Debatte zum ersten Mal ohne Gegenstimme bei 5 Enthaltungen angenommen. Albanien, konkret vorgebracht wurde, bezog sich auf atomare Ver• das in einer Erklärung zur Abstimmung die Gelegenheit zu abredungen innerhalb des Warschau-Paktes. Diese Frage, einem Angriff auf die Sowjetunion und die USA wegen ihrer so wurde zuerst von britischer Seite erklärt, sei überhaupt angeblichen Atom-Monopolisierungsbestrebungen benutzte, noch nie angesprochen worden, die Sowjetunion habe niemals nahm an der Abstimmung nicht teil. Die Enthaltungen waren von den zweifellos zwischen den Warschauer-Pakt-Staaten, ebenso wie die Abwesenheit einiger Delegationen kenn• bestehenden, zumindest technischen Absprachen irgend• zeichnend: Frankreich enthielt sich bei dieser wie bei allen welche Mitteilung gemacht. Wenn die Sowjetunion daher anderen Abrüstungsresolutionen der Stimme; ferner Kuba, immer wieder von den in Erwägung gezogenen Vorkehrungen Guinea, Pakistan und Rumänien. (Rumänien stimmte hier in der Nato spreche, so sei es ein selbstverständliches Ge• anders als die Sowjetunion, bei anderen Gelegenheiten sogar bot der Gegenseitigkeit, daß man erfahre, welche Maßnahmen zugunsten des Westens. Die Absicht der rumänischen Abstim• auf atomarem Gebiet im Bereich des Warschau-Paktes ge• mungen war offenbar, die politische Unabhängigkeit des troffen worden seien. Von sowjetischer Seite wurde hierauf Landes nach allen Seiten hin zu demonstrieren.) Diese Stimm• nicht geantwortet, andererseits legte der Ostblock in den UN- enthaltungen sowie die Abwesenheit Burundis, Kambodschas Diskussionen nachher weniger Gewicht auf bestehende Nato- und Malis waren >pro-chinesische< Demonstrationen: ein Abmachungen. Die Sowjetunion erneuerte bei dieser Gelegen• Votum gegen Verhandlungen, an denen die Chinesische Volks• heit ihre Angriffe auf die Bundesrepublik und ihr angeb• republik nicht beteiligt war. Im Zusammenhang mit dem liches Verlangen nach Besitz von Atomwaffen oder der Ver• Konflikt im indischen Subkontinent wurde besonders die fügung über sie. pakistanische Enthaltung vermerkt. Die zweite politische Frage bezog sich auf die Garantien, die die kernwaffenlosen Mächte erhalten sollten, falls ein Ver• Die Resolution gipfelt in der Aufforderung an die 18-Mächte- trag über den Verbreitungsstopp Zustandekommen und der Abrüstungskonferenz in Genf, sobald als möglich wieder gegenwärtig fünf Mächte umfassende Atom-Klub - USA, zusammenzutreten und einen Vertrag über den Verbreitungs• UdSSR, Großbritannien, Frankreich und Rotchina - gesperrt stopp von Kernwaffen vordringlich zu beraten. Hierbei sollen und die Verbreitung von Kernwaffen auf andere Länder folgende Grundsätze beachtet werden: Vermeidung von >Hin- unmittelbar oder mittelbar tatsächlich verhindert werden tertüren< (loopholes), durch welche kernwaffenlose Mächte würde. Diese Frage erschien um so dringlicher, als einige der Kernwaffen direkt oder indirekt erhalten könnten. Dabei kernwaffenlosen Länder wie Indien der Fähigkeit zur Her• blieb die umstrittene Frage, was >Hintertüren< sein könnten, stellung von Atomwaffen ziemlich nahe gerückt zu sein zunächst unbeantwortet. Ein anderer Grundsatz solle der scheinen und der Verzicht auf die Fortsetzung dieser Her• bereits erwähnte Ausgleich der Verantwortungen von kern• stellungsvorbereitungen nicht ohne Entschädigung erwartet waffenbesitzenden und von kernwaffenlosen Mächten sein. oder verlangt werden kann. Der Vertrag solle ferner annehmbare und durchführbare Vor• Welche Garantien gegen Atomangriffe würden die kern• kehrungen für seine Wirksamkeit enthalten.

2 Vereinte Nationen 1/66 Offen blieb die große Frage, ob sich Frankreich und die Volks• Botschafter erwähnte in diesem Zusammenhang die >DDR< republik China, gegenwärtig noch unbedeutende Mitglieder einmal als an der Abrüstung interessiert, vermied aber die des Atom-Klubs, an einem Verbreitungsstoppvertrag betei• Forderung nach Einladung Pankows. Dies bedeutet nicht, daß ligen oder interessiert sein würden. Schon die Stimmenthal• die Frage der geteilten Länder nicht wiederauftaucht und tung Frankreichs zeigte, daß es offenbar die Absicht hat, den sich zu einem schweren Hindernis für eine Weltabrüstungs• Abrüstungsverhandlungen in Genf auch weiterhin fernzu• konferenz entwickeln kann. bleiben. Die Vollversammlung nahm am 20. November 1965 eine Ent• schließung9 über die Einberufung einer Weltabrüstungskonfe• Koramt eine Weltabrüstungskonferenz zustande? renz an. Die Annahme erfolgte mit 112 Stimmen ohne Gegen• stimme bei Stimmenthaltung Frankreichs, bei Abwesenheit Der zweite Beratungsgegenstand der Abrüstungsdiskussion Kambodschas und bei Nichtteilnahme Nationalchinas10. war die Einberufung einer Weltabrüstungskonferenz. Diesen Die Resolution beschränkt sich auf die allgemeine Fest• Gedanken hatten die blockfreien Staaten auf der Konferenz stellung, daß die Vollversammlung den Vorschlag der Kairoer von Kairo 1964 geäußert. General de Gaulle hatte ihn eben• Konferenz zur Einberufung einer Weltabrüstungskonferenz, falls angedeutet. »zu der alle Länder eingeladen werden sollen«, unterstützt. Der Plan war, außerhalb der Vereinten Nationen, deren Mit• Über den noch in Nebel gehüllten Weg, der zu dieser Kon• glied die Chinesische Volksrepublik nicht ist, eine allgemeine ferenz führen könnte, fordert sie, »daß die nötigen Konsul• Weltabrüstungskonferenz abzuhalten, an der China teil• tationen mit allen Ländern mit dem Ziele geführt werden, nehmen könnte. Peking würde, solange es nicht Mitglied der einen weithin repräsentativen Vorbereitungsausschuß zu bil• Organisation ist, an einer von den Vereinten Nationen ver• den, der Schritte zum Zusammentritt einer Weltabrüstungs• anstalteten oder auch nur vorbereiteten Konferenz nicht teil• konferenz nicht später als 1967 unternehmen soll«. nehmen. Die UNO sollte deshalb selbst von den Vorbereitun• In einer wohlabgewogenen Erklärung, die Generalsekretär gen ausgeschaltet bleiben. Da es aber keine internationale U Thant unmittelbar nach dem Beschluß der Vollversamm• oder sonstige Organisation gibt, die eine solche politische, lung abgab, begründete er den Plan einer Weltabrüstungs• technische, organisatorische und finanzielle Riesenaufgabe konferenz, betonte aber mit Nachdruck die Verantwortung, bewältigen könnte, ähnelt eine Weltabrüstungskonferenz die die UNO nach der Charta und infolge ihrer bisherigen außerhalb der UNO der politischen >Quadratur des Kreises<: Beratungen auf dem Abrüstungsgebiet habe. U Thant bot die nämlich den Ruf nach einer allgemeinen Konferenz von der volle Hilfe der Organisation an, falls sie erwünscht sein UN-Vollversammlung ausgehen zu lassen und doch einen sollte. Tarnschleier über die Vereinten Nationen zu ziehen - von den Problemen der technischen Bewältigung zu schweigen! Die Aussichten einer Weltabrüstungskonferenz hängen ent• Der hinter den Kulissen gemachte Vorschlag, die Einberufung scheidend davon ab, ob China während der Dauer des Viet• der Konferenz jenen zu überlassen, die sie zuerst verlangt nam-Krieges und überhaupt bereit sein wird, mit den USA hatten, den Blockfreien, stieß bei den für die Abrüstung aus• in einem gemeinsamen Ausschuß zu sitzen, und wie weit die schlaggebenden Großmächten auf Widerstand. Weder die Sowjetunion bei ihrem Gegensatz zu Peking daran inter• Russen noch die Amerikaner waren bereit, sich politischen essiert ist, eine solche Konferenz zu fördern. Vorentscheidungen Titos und Nassers, den beiden führenden Die Frage der unterirdischen Tests politischen Persönlichkeiten der Blockfreien, zu beugen noch sich von der Vorbereitung der Tagesordnung und anderer Die einzige Abrüstungsresolution, der die Sowjetunion nicht politisch wichtiger Fragen, wie etwa der Aufstellung der Teil• zustimmte, bei der sie sich vielmehr der Stimme enthielt, galt nehmerliste, ausschalten zu lassen. In der Tat zeigte sich »der dringenden Notwendigkeit der Einstellung aller nuklearen bereits in diesem Stadium, daß ohne Zusammenwirkung der und thermonuklearen Tests«. Der Teststoppvertrag von 1963 Großmächte, einschließlich Chinas, eine Weltabrüstungskonfe• verbietet nicht Untergrundexplosionen. Die unterschiedlichen renz sinnlos sein würde, ja unmöglich wäre. Auffassungen über ein Verbot auch dieser Tests sind die Die Vereinigten Staaten, die zuvor zwei Wochen lang in der gleichen wie in den vergangenen Jahren, sie gelten der Kon• Vollversammlung die Zulassung der Chinesischen Volksrepu• trolle verdächtiger Erderschütterungen. blik zur UNO mit Entschiedenheit bekämpft hatten, zeigten Die inzwischen von amerikanischen und anderen Wissen• sich in der Frage der Weltabrüstungskonferenz bereit, in schaftlern erreichte Verbesserung der Instrumente zur Identi• einem ersten Vorbereitungsausschuß mit dem Kommunisten fizierung von Erderschütterungen hat die Zahl kontrollbedürf• China zusammenzuwirken. tiger Vorfälle wesentlich vermindert. Im ganzen gebe es, wie Eine heikle Frage, die in den Debatten des Politischen Aus• der USA-Abrüstungsdelegierte erklärte, jährlich etwa 25 Erd• schusses der Vollversammlung selbst keine besondere Rolle erschütterungen in der Sowjetunion, die noch nicht eindeutig gespielt hatte, bleibt die Liste der Teilnehmer an der er• identifiziert werden konnten. Die Errichtung einer mit großen wogenen Konferenz. Daß Nichtmitglieder der UNO im Prinzip Mitteln gebauten USA-Entdeckungsanlage in Montana, ferner teilnehmen sollten, war eine Selbstverständlichkeit, denn die die Errichtung seismologischer Stationen in anderen Teilen Chinesische Volksrepublik ist kein UN-Mitglied. Hier aber der Welt, und besonders die vom schwedischen Außenminister endete schon die Selbstverständlichkeit^ Die USA erklärten in der Generaldebatte der Vollversammlung angekündigte wiederholt, daß >selbstverständlich< die Mitglieder der UN Errichtung einer solchen Kontrollstation in Schweden, haben und ihrer Sonderorganisationen - eine in der UNO nun die Notwendigkeit von Kontrollen an Ort und Stelle ein• allgemein üblich gewordene Formel für eine bestimmte Kate• geschränkt, aber nicht völlig beseitigt. Die USA bestehen auf gorie von Staaten - an der Weltabrüstungskonferenz teil• mindestens zwei bis drei Kontrollen jährlich, während die nehmen sollten. Diese Formel würde die Bundesrepublik Sowjetunion sich weiterhin weigert, jegliche Kontrolle auf so• Deutschland einschließen, die ja Mitglied aller UN-Sonder• wjetischem Boden zuzulassen. Ein Verbot der Untergrundtests organisationen, wenn auch nicht der Vereinten Nationen selbst, hängt also zunächst vom weiteren Fortschritt der wissen• ist. Da die Sowjetisch besetzte Zone Deutschlands (SBZ) je• schaftlichen Forschung ab. doch keiner der Sonderorganisationen angehört, wäre sie Die von der Vollversammlung über diese Frage am 3. Dezem• ausgeschlossen. Es fiel in den Beratungen auf, daß von sowje• ber 1965 angenommene Entschließung11 drängt darauf, alle tischer Seite der Teilnahme der kommunistischen Teile geteil• Kernwaffentests einzustellen, und ersucht die 18-Mächte- ter Länder, insbesondere auch der Teilnahme der SBZ, keine Abrüstungskonferenz, nach äußerster Möglichkeit einen ent• besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Der sowjetische sprechenden Vertrag zustandezubringen. Die Resolution wurde

Vereinte Nationen 1/66 3 über dem afrikanischen Kontinent zu unterlassen. Alle Explo• sionen und jede Herstellung von Kernwaffen sollen unter• SUD• bleiben. Niemand soll atomare Aktionen gegenüber Afrika unternehmen, durch welche afrikanische Staaten zu ähnlichen VIETNAM Aktionen gezwungen werden könnten. Die Resolution spricht schließlich die Hoffnung aus, daß die afrikanischen Staaten die zur Durchführung notwendigen Studien unternehmen und alle von Vietkong sonstigen Schritte durch die Organisation für Afrikanische beherrscht Einheit einleiten. unter Vietkong Die Entschließung ist moralisch, aber nicht juristisch bin• einfluss dend. Sie hat nicht die Bedeutung eines von den afrikanischen Staaten unterschriebenen und ratifizierten Vertrages, wie ihn von Regierung für ihr Gebiet die lateinamerikanischen Länder anstreben. beherrscht Immerhin gibt die Entschließung über ein kernwaffenfreies Afrika ein Beispiel für andere Kontinente und Räume. Latein• unter Regierung» amerikanische Vertreter wiesen darauf hin, daß ein kern• einfluss waffenfreies Afrika für Lateinamerika wichtig sein könnte.

Die Genfer Abrüstungskonferenz setzt ihre Beratungen fort Eine Entschließung über die Frage der allgemeinen und voll• ständigen Abrüstung13 war nach den Entscheidungen, die schon vorher im Politischen Ausschuß gefallen waren, keine bedeutungsvolle Sache. Die Resolution bezog sich auf den Bericht über die bisherigen Arbeiten der 18-Mächte-Ab- rüstungskonferenz. Die Einigung darüber, daß weitere Ver• handlungen in ihr geführt werden sollten, war bereits er• zielt. Die Resolution bekräftigt nur die Entscheidung, daß die Genfer Konferenz ihre Arbeiten sobald wie möglich fort• setzen soll14. Diese Entscheidung kam also trotz der Resolu• tion, durch die die Einberufung einer Weltabrüstungs• konferenz gutgeheißen wurde, zustande. Die beiden an den Genfer Verhandlungen hauptsächlich interessierten Welt• mächte, die USA und die UdSSR, aber auch Großbritannien, kamen zu dem Ergebnis, daß trotz des Fernbleibens Frank• reichs und der Abwesenheit Rotchinas in Genf die Verhand• lungen über die Abrüstung im dortigen Rahmen Sinn haben. Der Krieg in Vietnam steigert sich. Gleichzeitig mit der Wieder• aufnahme der Bombenangriffe auf Nordvietnam haben die USA eine Dies entsprach auch der Meinung der erdrückenden Mehrheit Erörterung im Sicherheitsrat verlangt. Wollen die beteiligten Staaten der Mitgliedstaaten. Das bedeutet eine deutliche Absage an sie überhaupt ernstlich, zumal einige der UNO nicht angehören, und diejenigen, die, im wesentlichen unter dem Eindruck der was kann sie bringen? chinesischen Haltung, Abrüstungsverhandlungen ohne China als zwecklos betrachten. mit 92 Stimmen gegen Albanien, das auch bei dieser Gelegen• Das kam auch in der Abstimmung zum Ausdruck: 102 Mit• heit die atomaren Monopolbestrebungen der UdSSR und der glieder stimmten für sie, dagegen kein Mitglied, aber 6 ent• USA, die bereits im Teststoppvertrag vom August 1963 zum hielten sich der Stimme: Albanien, Algerien, Frankreich, Ausdruck gekommen seien, verurteilte, bei 14 Stimmenthal• Guinea, Mali und Tansania. Frankreich enthielt sich konse• tungen angenommen. Bei der Abstimmung trennte sich Ru• quenterweise der Stimme. Die anderen Enthaltungen dürften mänien wieder vom Ostblock, indem es mit dem Westen und durch chinesischen Einfluß veranlaßt sein. Diese radikalen der großen Mehrheit für die Testbann-Resolution entschied. Afrikaner waren nicht bereit, ein Votum für die Fortsetzung Die Sowjetunion enthielt sich der Stimme, weil sie Anstoß der Genfer Abrüstungsverhandlungen zu geben. Kambodscha an dem Absatz der Entschließung nahm, der die Notwendig• war auch diesmal wieder, neben einigen anderen, abwesend. keit der Kontrolle einer wirksamen Durchführung des Test• Stimmenthaltungen und Absenzen charakterisieren den poli• bannes unter der Erde andeutet. tischen Hintergrund der Abrüstungsfrage und das Vordringen der Chinesischen Volksrepublik in Afrika, auf Kosten vor Kernwaffenfreies Afrika allem der Sowjetunion. Der Plan, Afrika zum atomwaffenfreien Kontinent zu erklären, II. Friedenserhaltende Aktionen: Lösung aufgeschoben war in der UNO nicht umstritten, da die große Mehrheit der afrikanischen Staaten auf ihrer Gipfelkonferenz in Kairo vom Die Verschiebung kritischer Entscheidungen war auch das Juli 1964 einem kernwaffenfreien Afrika zugestimmt hatten. Ergebnis der Beratungen über friedenserhaltende Aktionen, Die Vollversammlung beschloß am 3. Dezember, nachdem trotz der Dringlichkeit des Problems. vorher der Politische Hauptausschuß eine nur kurze Beratung Im Zeichen einer Auflockerung der starren Fronten bezüg• über diese Frage abgehalten hatte, einstimmig mit 105 Stim• lich der Verfassungs- und Finanzprobleme friedenserhalten• men bei 2 Enthaltungen (Frankreich und Portugal) den Plan12. der Aktionen der Vereinten Nationen hatte die 20. Vollver• Bezeichnenderweise waren bei der Abstimmung Albanien, sammlung begonnen. Die USA hatten durch den Verzicht auf Kambodscha und Südafrika, neben anderen, deren Abwesen• die Anwendung des Artikels 19 über den Verlust des Stimm• heit offenbar zufällig war, abwesend. rechts in der Vollversammlung für die mit mehr als 2 Jahres• Der Resolutionstext fordert von allen Staaten, den Kontinent beiträgen rückständigen Mitglieder den ersten entscheidenden Afrika als kernwaffenfrei zu respektieren und die Anwendung Schritt getan. Der eigens zur Prüfung dieser Fragen eingesetzte oder die Drohung mit der Anwendung von Kernwaffen gegen• 33er-Sonderausschuß und nach ihm die 19. Vollversammlung

4 Vereinte Nationen 1/66 auf ihrer letzten Sitzung am 1. September 1965 hatten eine Industrieländer, die nicht ständige Mitglieder des Sicher• Entschließung über die finanzielle Sanierung der UNO durch heitsrats sind, und 70 Prozent durch die 5 ständigen Mit• freiwillige Beiträge angenommen. Nun erwartete man solche glieder des Sicherheitsrates, wobei auf ein einzelnes Mit• Beiträge vor allem von der Sowjetunion, die sie für den Fall glied nicht mehr als 50 Prozent der Gesamtkosten fallen der Ausräumung des Artikels 19 als des angeblich entschei• dürfen. Dieser Punkt war der entscheidende Teil des An• denden Hindernisse angekündigt hatte. Bis Ende 1965 ist je• trags. doch weder eine Zahlung noch eine Ankündigung noch eine Andeutung eines sowjetischen oder französischen oder eines Gegensätze bestehen weiter anderen Beitrags erfolgt. Gegen diese Vorschläge, die ein Provisorium geschaffen hätten, Irische Initiative aus dem möglicherweise ein Definitivum entstanden wäre, er• hoben im Politischen Sonderausschuß viele Delegationen aus Die Grundsätze für friedenserhaltende Aktionen, die Beschluß• verschiedenen UN-Gruppen den Einwand, daß die Frage, die fassung über ihre verfassungsmäßige Zuständigkeit, ihre 1964 beinahe die Organisation zerrissen hätte, noch nicht ent• Finanzierung, ihre Leitung, wurden im Politischen Sonder• scheidungsreif sei und gründlicher erörtert werden müsse. Die ausschuß anhand eines Antrages eingehend erörtert, der im Großmächte zeigten keine wesentliche Änderung ihrer bis• wesentlichen der emsigen Arbeit des irischen stellvertreten• herigen Haltung. Vor allem hielten die Sowjetunion und den Ministerpräsidenten und Außenministers Frank Aiken Frankreich an dem alleinigen Entscheidungsrecht des Sicher• entsprang und von Ceylon, der Elfenbeinküste, Ghana, Liberia, heitsrates fest. Die USA beharrten auf einer subsidiären Mit• Nepal, den Philippinen und Somalia unterstützt wurde. Er sah verantwortung der Vollversammlung, wenn der Rat infolge in seiner letzten Fassung15 im wesentlichen folgendes vor: des Vetos gehemmt sei. 1. Die Beratungen der Probleme friedenserhaltender Ak• Zum ersten Male erklärten sich die USA mit einer früheren tionen sollen im 33er-Ausschuß fortgesetzt werden. irischen Anregung einverstanden, daß ständige Ratsmit• 2. Es sollen vor allem die Unterschiede zwischen friedens• glieder, die einer Aktion nicht zustimmten, sich »heraus• erhaltenden Aktionen und den Zwangsmaßnahmen gemäß optieren«, das heißt von der Zahlungspflicht ausschließen Kapitel VII der Charta geklärt werden16. könnten. Dies war ein geschickter Schachzug der USA. Er 3. Es sollen die Genehmigung solcher Aktionen und die rief bei den kleineren und mittleren Nationen der Vollver• Möglichkeit einer Harmonisierung der Verantwortungen sammlung berechtigten Widerspruch gegen die besonders von Vollversammlung und Sicherheitsrat bei der Auf• von der Sowjetunion und von Frankreich geübte Praxis der rechterhaltung des Friedens geprüft werden17. Nichtzahlung von Beiträgen zu friedenserhaltenden Aktionen 4. Der Ausschuß solle ferner die Methoden der Durchfüh• hervor. Sie argumentierten damit, daß die ständigen Sicher• rung friedenserhaltender Aktionen beraten und die Form heitsratsmitglieder spezielle Rechte, aber auch Verantwortun• ihrer Finanzierung prüfen; dabei solle eine besondere Bei• gen hätten und sich nicht von Beiträgen befreien könnten. tragsskala ausgearbeitet werden, die eine gerechte Ver• Der schwerste Gegensatz bestand in der Frage des Budget- teilung sichere. Rechtes. Die Sowjetunion verlangte, entgegen den bisher be• 5. Bis der Ausschuß einen entsprechenden Bericht vorlegt, achteten Bestimmungen der Charta über das Budgetrecht der sollen die Ausgaben für friedenserhaltende Aktionen fol• Vollversammlung, daß bei der Bewilligung der zur Durch• gendermaßen gedeckt werden: 5 Prozent durch die wirt• führung friedenserhaltender Aktionen notwendigen Mittel schaftlich unterentwickelten Länder, 25 Prozent durch die allein der Sicherheitsrat - mit dem Veto - entscheide. Dies

Der Sicherheitsrat am 1. Fe• bruar in seiner ersten De• batte über den USA-Antrag auf Behandlung der Vietnam• frage. Der Antrag wurde mit knapper Mehrheit angenom• men. Die eigentliche Sach• debatte hat noch nicht statt• gefunden.

Vereinte Nationen 1/66 5 wurde von der Mehrheit der Mitglieder, die sich hierdurch für die Bereitschaft, die Aktion durch freiwillige Beiträge von den für sie wichtigen Budget-Entscheidungen ausge• zu finanzieren. Die meisten Mitglieder zeigten gegenüber schlossen sahen, abgelehnt. Frankreich deutete an, daß es sich Aktionen, die sich bereits durch Jahre hinziehen und auf mit der Festsetzung einer Höchstsumme für Ausgaben bei unabsehbare Zeit unentbehrlich erscheinen, eine gewisse gewissen friedenserhaltenden Aktionen und einem nach• Müdigkeit. folgenden Beschluß der Vollversammlung zufriedengeben Mit der weiterhin kritischen Lage zwischen Israel und seinen würde. arabischen Nachbarn hängt auch die weitere Notwendigkeit Angesichts der kaum gemilderten Gegensätze ging die allge• von Hilfsmaßnahmen für die arabischen Flüchtlinge zusam• meine Tendenz dahin, die ganze Frage an den 33er-Ausschuß men. Über den Bericht dieser Organisation (United Nations zurückzuverweisen und ihn zu beauftragen, der 21. Vollver• Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near sammlung (Herbst 1966) zu berichten. Die unter Führung East, UNRWA) und über die Verlängerung ihres Auftrags Irlands beantragte Resolution hatte keine Aussicht auf An• fand die längste Ausschußdebatte der 20. Vollversammlung nahme. statt. Fast zwei Monate debattierte der Politische Sonder• Trotzdem beharrten die Antragsteller auf einer Abstimmung. ausschuß über diese Frage mit ungemilderter Härte, be• Schließlich entschloß man sich in einem zweiten Teil der sonders auf arabischer Seite. Resolution, den irischen Entwurf und die besondere Hin• Die Resolution, die schließlich vom Ausschuß beschlossen gabe des irischen Außenministers Aiken bei den Versuchen und an die Vollversammlung weitergeleitet wurde, begegnete zur Lösung des Problems friedenserhaltender Aktionen an• weiterhin Schwierigkeiten, so daß erneute Verhandlungen zuerkennen und diese Vorarbeiten zur Mitverwertung an den unter den Delegierten eingeleitet werden mußten, vor allem 33er-Ausschuß zu verweisen. um arabische Bedenken zu zerstreuen, und schließlich legte Die Entschließung18 über das Problem friedenserhaltender Nigeria zur Beratung im Plenum einen in verschiedenen Aktionen besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil wurde mit Punkten neugefaßten Text vor. Dieser wurde dann mit 91 87 gegen die Stimme Albaniens bei 5 Enthaltungen ange• Stimmen gegen die alleinige Stimme Israels bei 7 Enthal• nommen. Er sieht, wie bereits angedeutet, die Verweisung tungen und in Abwesenheit von 18 Delegationen angenom• der ganzen Frage an den 33er-Ausschuß zur weiteren Bera• men20. tung und erneuten Berichterstattung an die 21. Vollversamm• Die wichtigste Maßnahme, die durch die Entschließung ge• lung vor. Der zweite Teil, der sich im wesentlichen mit dem troffen wurde, ist die Verlängerung des UNRWA-Mandats irischen Antrag beschäftigt, wurde mit 93 gegen 1 Stimme bei bis zum 30. Juni 1969. Die Entschließung verweist mit Nach• 7 Enthaltungen angenommen. druck auf die schwierige Finanzlage der UNRWA und er• Damit war auch in dieser Frage der Aufschub als einziger neuert den Appell um finanzielle Unterstützung. Sie be• Ausweg anerkannt worden. dauert ferner, daß die von der UNO beschlossene Aufforde• rung zur Zurückführung und Entschädigung der arabischen Palästina Flüchtlinge nicht durchgeführt wurde. Diese Bestimmung war einer der Hauptgründe für die israelische Delegation, Die gegenwärtig konkret bestehenden friedenserhaltenden als einziges UN-Mitglied gegen sie zu stimmen. Aktionen der Vereinten Nationen leiden unter finanziellen Die Notwendigkeit, eine friedenserhaltende Aktion noch und politischen Schwierigkeiten. nach neun Jahren anscheinend auf unbegrenzte Zeit zu ver• Die UNEF-Truppe steht an der ägyptisch-israelischen Grenze längern, läßt eine Bemerkung berechtigt erscheinen, die der seit 1956, sie wurde im Interesse der Aufrechterhaltung des Generalsekretär in seinem Bericht21 über die Lage in Zypern Friedens in diesem Raum als unentbehrlich angesehen. machte: Es sei bei UN-Friedensaktionen fast eine Gewohn• Trotzdem bestehen ernste Schwierigkeiten bei der Finanzie• heit geworden, daß sie, obwohl in der Erwartung begonnen, rung. Ende 1964 war die Deckung der UNEF-Kosten wegen Notmaßnahmen von kurzer Dauer zu sein, durch die harten der Stillegung der Arbeiten in der 19. Vollversammlung auf Wirklichkeiten der Konfliktsituationen oft mehr oder weniger freiwillige Basis gestellt worden. Der Generalsekretär ver• unbegrenzt verlängert werden müßten. Diese Bemerkung suchte eine Beschlußfassung über die Aktion zu erleichtern, U Thants gilt von der Friedensaktion in Palästina ebenso wie indem er eine Gruppe von hochrangigen UNO-Beamten beauf• von der in Zypern. tragte, an Ort und Stelle Einsparungen zu bewirken. Es gelang, die Erfordernisse von 18,9 Mill. Dollar für 1965 herabzu• Zypern-Aktion um ein Vierteljahr verlängert setzen, eine am 21. Dezember 1965 angenommene Entschlie•

19 ßung sieht für 1966 nur noch 15 Mill. Dollar vor. Der Sicherheitsrat verlängerte am 17. Dezember22 die An• Die Resolution nimmt zugleich den Gedanken des irischen wesenheit der UN-Truppe auf Zypern um ein weiteres Vorschlags auf und weist den verschiedenen UN-Gruppen Vierteljahr bis zum 20. März 1966. Dann werden die UN- unterschiedlich hohe - freiwillige - Beiträge zu. Von den Truppen zwei Jahre auf Zypern sein. Entgegen dem von 15 Mill. Dollar sollen 800 000 Dollar von den Entwicklungs• U Thant in seinem erwähnten Bericht gemachten Vorschlag ländern getragen werden. Alle Industrieländer sollen die einer Verlängerung der UN-Präsenz um weitere 6 Monate übrigbleibenden 14,2 Mill. Dollar nach dem allgemeinen Bei• bewilligte der Sicherheitsrat nur eine 3monatige. Dies soll tragsschlüssel decken, plus einem Aufschlag von 25 Prozent. eine Demonstration des Rates sein, daß die Aktion, deren Die Sowjetunion wird sich nicht beteiligen. Sie hat stets den Kosten nur durch freiwillige Beiträge ungenügend gedeckt Standpunkt vertreten, daß die Aggressoren des Suez-Krieges, werden und deren Defizit sich bis Ende des Jahres auf 7 Mill. also Großbritannien, Frankreich und Israel, die entstandenen Dollar belief, nicht unbegrenzt ausgedehnt werden könnte. Kosten allein tilgen sollen. Frankreich hat sich an der Kosten• Damit soll auf die streitenden Parteien ein gewisser Druck, deckung der UNEF von Anfang an beteiligt, während es Bei• sich zu einem Kompromiß zu einigen, ausgeübt werden. Von träge zu anderen UNO-Aktionen abgelehnt hat. einer solchen Bereitschaft war allerdings in der den Be• Neu in der Entschließung ist auch, daß Nichtmitglieder der ratungen des Rates vorangegangenen stürmischen und mit UNO, soweit sie Mitglieder von Sonderorganisationen sind, unverminderter Feindseligkeit geführten Debatte des Politi• wie die Bundesrepublik und die Schweiz, zu freiwilligen schen Hauptausschusses der Vollversammlung wenig zu mer• Zahlungen aufgefordert werden. ken. Hier prallten die Gegensätze zwischen der zyprischen, Die UNEF-Resolution wurde mit 44 Stimmen gegen 14 bei der türkischen und der griechischen Regierung voll aufein• 45 Enthaltungen angenommen. Daß sich mehr Mitglieder der ander. Es entwickelte sich keine Entspannung, sondern eher Stimme enthielten als zustimmten, ist kein gutes Zeichen eine Verschärfung der Gegensätze.

6 Vereinte Nationen 1/66 Sie hatten den Sicherheitsrat schon am 5. November in einer den; dies um so mehr, als der Text von der einseitigen Er• von der Türkei dringend einberufenen Sitzung beschäftigt. klärung des zyprischen Präsidenten über die Wahrung der Ursache hierfür waren die blutigen Zusammenstöße in Menschenrechte der türkischen Minderheit zustimmend Kennt• Famagusta in den ersten Novembertagen. Als der Rat zu• nis nimmt. sammentrat, war das labile Gleichgewicht in der kritischen Auf die Beschlüsse im Politischen Ausschuß und im Plenum Gegend wiederhergestellt; wie die Türken behaupteten, als folgte allerdings die Resolution des Sicherheitsrates, die durch Folge der Einberufung des Rates. Der Rat beschränkte sich die Verlängerung der Präsenz der UN-Truppe einen Zu• daher auf einen vom Präsidenten im Einvernehmen mit den sammenstoß auf Zypern und einseitige Maßnahmen zu ver• Mitgliedern wiederholten Appell an beide Parteien, Zurück• hindern suchen wird, so wie es bisher mit relativ gutem Er• haltung zu üben und Ruhe zu wahren. Die UN-Truppe folg geschehen ist. hatte die Ruhe wiederhergestellt und damit neuerlich be• wiesen, daß ohne sie der Weg in den Abgrund offen wäre. Waffenstillstandsbeobachtung in Kaschmir verlängert Der Generalsekretär wies aber in seinem oben erwähnten Zwei wichtige Tatsachen kennzeichnen die Entwicklung im zusammenfassenden Bericht an den Rat darauf hin, daß die indischen Subkontinent nach der äußerst bedrohlichen Lage im zyprisch-griechische Regierung nach diesem Zwischenfall September und Oktober 1965. Trotz zahlreicher Beschwerden Küstenbefestigungen in der Gegend von Famagusta errichte, beider Seiten über Verletzungen des Waffenstillstandes und die eine weitere Zuspitzung dort provozieren könnten. obgleich die indischen und pakistanischen Truppen an vielen Alte Vorwürfe wurden erneuert. Die Türken lehnten den kritischen Stellen, nur auf Meter voneinander entfernt, ihre Bericht des UN-Vermittlers, des früheren ecuadorianischen Positionen hielten, hat sich der Waffenstillstand im ganzen Staatspräsidenten Galo Plaza, nicht nur ab, sondern erklärten doch behauptet. Es ist an keiner Stelle zu Kampfhandlungen auch, seine Funktion als Vermittler sei für sie unannehmbar. größeren Umfangs gekommen. Die griechischen Zyprer hielten demgegenüber an dem Be• Die zweite bedeutsame Tatsache ist aber, daß entscheidende richt des Vermittlers fest. Die türkische Regierung gab sich Bestimmungen der Resolution des Sicherheitsrates vom 20. Sep• mit den Versprechungen des zyprischen Präsidenten über die tember 196524, der grundlegenden Resolution, ebenso wie Wahrung der Menschenrechte der türkischen Minderheit nicht der letzten vom Sicherheitsrat in dieser Frage beschlossenen zufrieden und blieb bei ihrem Mißtrauen. Vor allem aber be• Resolution vom 5. November 196525 nicht durchgeführt wur• standen gegensätzliche Auffassungen über die Verträge von den. Zürich und London, die 1959/60 von beiden nationalen Gruppen angenommen worden waren und die Grundlage für die Grün• Generalsekretär U Thant versuchte mit großer Geduld, die dung und Selbständigkeit des zyprischen Staates gebildet insbesondere in der Resolution vom 5. November geforderte hatten: Die griechischen Zyprer erklärten diese Verträge als Zusammenkunft indischer und pakistanischer Vertreter zur längst überholt und ungültig. Die Türken stellten sie zwar Vereinbarung eines abgestuften und aufeinander abgestimm• nicht als für alle Zeiten unabänderlich dar, hielten aber ten Rückzugsplans der beiderseitigen Truppen hinter die daran fest, daß sie nur durch freie Vereinbarungen aller Ver• Linien vom 5. August 1965 zustandezubringen. Nach der ihm tragspartner geändert werden könnten. in der Resolution vom 5. November 1965 gesetzten drei• wöchigen Frist berichtete26 er, daß er den chilenischen Ge• Die Gegensätze wurden noch dadurch verschärft, daß sowohl neral Marambio zu seinem Vertreter bei Gesprächen zwischen Zypern und Griechenland auf der einen als auch die Türkei den indischen und den pakistanischen Militärs ernannt habe. auf der anderen Seite verschiedene Delegationen zur Ein• Beide Regierungen seien bereit, ihn zu empfangen, um mit bringung entgegengesetzter Resolutionsanträge veranlaßt ihm Zeit und Ort für die Gespräche festzusetzen. Bis Ende hatten. Dezember wurde aber noch keine Übereinstimmung über eine Zypern wurde von den meisten blockfreien Mitgliedstaaten Zusammenkunft oder über einen gemeinsamen Rückzugsplan unterstützt. Diese beharrten in ihrem Resolutionsentwurf im erreicht. Sinne der Beschlüsse ihrer Konferenz in Kairo auf der vollen Trotzdem zeigte sich bei keiner der beiden Parteien oder bei Souveränität Zyperns, also auch auf der Ablehnung jeder einem Mitglied des Sicherheitsrates das Bedürfnis nach einer Beschränkung seiner Unabhängigkeit und Handlungsfreiheit. neuerlichen Erörterung der Kaschmir-Frage. Die Sowjet• Ein zunächst von Afghanistan und Irak vorgelegter Text, union, die den Generalsekretär wegen einiger selbständiger der später von Saudi-Arabien und Libyen mitgetragen wurde, Entscheidungen über die Beobachteraktion der >Umgehung< beschränkt sich auf die Forderung nach Fortsetzung der Ver• des Sicherheitsrats beschuldigt und zukünftig die Kompetenz handlungen. In komplizierten Geschäftsordnungsmanövern des Rates selbst in Detailfragen, wie z. B. bei der Ernennung beider Seiten, die die Gegenresolutionen durch Abänderungs- von Kommandanten, gefordert hatte, nahm ohne Wider• anträge in ihr Gegenteil zu verändern suchten, wurde schließ• spruch, jedenfalls ohne Forderung nach Einberufung des lich der >blockfreie< Text angenommen, während der pro• Rates, die Berichte des Generalsekretärs zur Kenntnis. türkische zurückgezogen werden mußte. U Thant erstattete dem Rat bis zum 31. Dezember 1965 nicht Das Plenum bestätigte den Text23 mit 47 Stimmen gegen 5 weniger als 13 Berichte27 über die Durchführung der Rats• (Albanien, Iran, Pakistan, Türkei und USA) bei 54 Enthal• resolution. tungen. Die Mehrheit der Mitglieder war also nicht für die Was U Thant über die Neigung zur Verlängerung von frie• Zypern-Resolution, zog vielmehr Stimmenthaltung vor. Die denserhaltenden Aktionen gesagt hatte, galt auch für die USA trennten sich von den meisten westlichen Mitgliedern, UN-Präsenz in Kaschmir: Beide Parteien wünschten die An• die sich der Stimme enthielten, und stimmten gegen den Text, wesenheit der zur Beobachtung des Waffenstillstands und des offenbar aus der grundsätzlichen Erwägung heraus, daß Truppenrückzugs eingesetzten besonderen UN-Truppe über Verträge eingehalten werden müssen und nicht durch UN- den 22. Dezember 1965 hinaus auf weitere 3 Monate, da alle Resolutionen außer Kraft gesetzt werden können. vom Rat vorgesehenen Fristen für Truppenrückzug und an• Gewisse Bestimmungen der angenommenen Resolution konn• dere Maßnahmen überschritten wurden.

ten den Eindruck erwecken, als würde sich die zyprische Re• Nach der Resolution des Rates vom 20. September 196528 gierung nun für berechtigt halten, einseitige Maßnahmen zur sollen die Erörterungen des Rates über die Grundfragen, Lösung des Zypern-Problems zu treffen. Insbesondere die nämlich über das eigentliche Kaschmir-Problem, erst nach Feststellung der »vollen Souveränität und vollen Unabhängig• vollständiger Durchführung des Waffenstillstandes und nach keit ohne auswärtige Intervention oder Einmischung« könnte beiderseitigem Rückzug aller bewaffneten Personen - die als Ermutigung zu einseitigen Handlungen angesehen wer• Inder verstehen hierunter auch die Freiheitskämpfer^ die

Vereinte Nationen 1/66 7 digt hatte. Seydoux verwies auf das kompliziert und un• übersichtlich gewordene Finanzwesen der UN-Familie und schlug eine Gesamtüberprüfung durch unabhängige Experten, die von Regierungen ernannt werden sollten, vor. Dieser Sonderausschuß sollte dann der nächsten Vollversammlung berichten. Der französische Antrag fand große Beachtung und entsprach einem in der UNO weitverbreiteten Gefühl, daß auf gewissen Gebieten, insbesondere zwischen den verschiedenen Sonder• organisationen und der UNO, Doppelarbeit geleistet würde. Andererseits jedoch sahen einige Delegationen in dem Antrag den Versuch, die Lösung der vordringlichen Finanzfrage um ein weiteres Jahr zu verschieben. So äußerte die USA-Dele• gation, die eine rasche Lösung der Finanzkrise wünschte, zu• nächst Bedenken, zumal sie eine Umgehung oder Ausschal• tung des Beratungsausschusses für Finanz- und Verwal• tungsfragen der Vollversammlung ablehnte. Die französische Delegation paßte sich diesen Anregungen an und beantragte selbst entsprechende Abänderungen30. Die Vollversammlung bestätigte dann am 13. Dezember 1965 das einstimmige Votum des Finanzausschusses mit 104 Stim• men bei 2 Enthaltungen31. Die Entschließung sieht die Be• stellung eines Sonderausschusses von 14 Finanzfachleuten vor, die von den Regierungen der nominierten Staaten ernannt werden und das gesamte Finanzwesen der UNO und ihrer Fachorganisationen überprüfen sollen32. Der Generalsekretär und die Leiter der Sonderorganisationen werden aufge• fordert, Analysen der Finanzlage ihrer Organisationen nach dem Stand vom 30. September 1965 vorzulegen. Die Experten werden bis spätestens 30. März 1966 hierzu ihre Kommentare abgeben und sie allen Mitgliedstaaten zur Verfügung stellen. Gemeinsam mit dem Beratungsausschuß für Finanz- und Verwaltungsfragen (Advisory Committee on administrative and budgetary questions) werden sie dann der nächsten Voll• versammlung Vorschläge unterbreiten.

III. Die China-Frage vor der 20. Vollversammlung

Führende Politiker der Welt kennen die Notwendigkeit, vor dem Zu den Themen, die wegen ihrer Schwierigkeit keine be• Weltforum ihre Auffassungen darzulegen. Am 13. Dezember 1965 be• friedigende Lösung in der 20. Vollversammlung erfuhren, suchte der pakistanische Präsident Ayub Khan den Hauptsitz der UNO, hatte eine Unterredung mit Generalsekretär U Thant und sprach zählt auch die China-Frage. anschließend in der Vollversammlung. 47 : 47 - die Entscheidung über China Die Frage der rechtmäßigen Vertretung Chinas in den Ver• angeblich als subversive Elemente von Pakistan nach Kasch• einten Nationen war aus mehreren Gründen von besonderer mir eingeschmuggelt wurden - beginnen. Dieser Zeitpunkt ist Bedeutung. Die Debatte wurde mit Spannung erwartet. Die noch nicht gekommen. Aber die Rede des pakistanischen letzte Abstimmung über diese Frage lag zwei Jahre zu• Präsidenten Ayub Khan am 14. Dezember in der Vollver• rück. Inzwischen hatte Frankreich die Chinesische Volks• sammlung betonte die Wichtigkeit der grundlegenden Lösung republik anerkannt. Damit erhob sich die Frage, wieviele mit des Kaschmir-Problems. Indien erwiderte in derselben Sit• Frankreich sympathisierende afrikanische und andere Dele• zung, daß Jammu und Kaschmir untrennbare Bestandteile gationen von der von Frankreich zu erwartenden Stimmab• der indischen Union seien und über ihre Zugehörigkeit nicht gabe zugunsten Pekings mitgezogen würden. Darüber hinaus verhandelt würde. waren sich viele UN-Mitgliedstaaten im klaren, daß eine Was die UN-Friedensaktion auch hier - wenn auch nicht mit wirkliche Abrüstung und die gegenwärtig vordringlichste vollem Erfolg - zu verhindern imstande war, war ein erneuter Frage in diesem Komplex, ein Abkommen über den Verbrei• Ausbruch von Feindseligkeiten gefährlichen Umfangs. tungsstopp von Kernwaffen, ohne die Chinesische Volksrepu• blik, dem jüngsten Mitglied im >Atom-Klub<, nicht erreicht Überprüfung des Finanzwesens der UN-Familie werden könnten. Und schließlich standen Debatte und Ab• Eins der wichtigsten und schwierigsten Probleme bei der stimmung unter dem Einfluß des Vietnam-Krieges, in dem die Durchführung friedenserhaltender Aktionen ist die Finanzie• Chinesische Volksrepublik eine entscheidende Rolle spielt, des rung. Sie und die allgemein traurige Finanzlage der Ver• chinesischen Einflusses auf den indisch-pakistanischen Streit einten Nationen waren der Anlaß für einen französischen und des russisch-chinesischen Gegensatzes. Vorstoß von erheblicher Bedeutung im Budget-Ausschuß. Der Schon die Rede des USA-Chefdelegierten Arthur Goldberg französische Botschafter Roger Seydoux brachte am 2. No• in der Generaldebatte zeigte, daß die Vereinigten Staaten vember einen Antrag29 ein, der eine Überprüfung des ge• ihre Haltung in der China-Frage nicht nur unverändert auf• samten Finanzwesens der Vereinten Nationen und aller ihrer recht hielten, sondern sogar die chinesische Politik stärker Sonderorganisationen, also der gesamten sogenannten >UN- beschossen als die sowjetische. Die USA warnten vor einem Familie<, vorsah. Hiermit verdeutlichte er, was der franzö• Einzug Rotchinas in die Vereinten Nationen und den sich aus sische Außenminister Couve de Murville bereits in seiner ihm ergebenden unvermeidlichen negativen Folgen für deren Rede in der Generaldebatte der Vollversammlung angekün• Arbeitsfähigkeit.

8 Vereinte Nationen 1/66 Abgesehen von den USA und der nationalchinesischen Dele• gation waren anfangs die Stellungnahmen vorwiegend zu• gunsten der Chinesischen Volksrepublik. Erst im weiteren Verlauf der Debatte nahmen Lateinamerikaner und Franzö- sisch-Afrikaner Stellung gegen Peking, wobei sie insbesondere den Standpunkt unterstrichen, daß man die chinesische Frage nicht durch den Ausschluß eines UN-Mitgliedes, nämlich For• mosa-Chinas, lösen könne, auch wenn man es nicht als Ver• treter Gesamt-Chinas anerkenne. Die beiden für den Ausgang der Debatte entscheidenden poli• tischen Fragen waren: Ist eine Lösung der Vertretung Chinas in den Vereinten Nationen durch Ausschluß Nationalchinas möglich und welche Mehrheit - einfache oder Zweidrittel— muß über die Frage in der Vollversammlung entscheiden? Albanien, Algerien, Burundi, Ghana, Syrien, Kambodscha, Kongo (Brazzaville), Kuba und Mali und als einziges Ost• blockland Rumänien hatten ursprünglich den Antrag gestellt, die China-Frage auf die Tagesordnung zu setzen. Aber zur allgemeinen Überraschung legten diese Delegationen, ent• gegen der bei solchen Gelegenheiten praktizierten Übung, keinen entsprechenden Resolutionsantrag vor. Die Debatte zog sich hin. Erst am 17. November, als es schon hieß, daß die Frage mangels eines Antrages der federführenden Länder - ihre Zahl war inzwischen auf zwölf angewachsen - zunächst unterbrochen werden müßte, wurde im letzten Augenblick ein Text vorgelegt. Die Verzögerung wurde auf Gerüchte zurück• geführt, denen zufolge Peking auf Fragen einiger Antrag• steller über die Ansichten der Chinesischen Volksrepublik zu• nächst nicht geantwortet habe. Aber auch unter den Antrag• stellern selbst herrschte Uneinigkeit darüber, ob sie den Aus• schluß Nationalchinas aus der UNO ausdrücklich verlangen oder ihn unerwähnt lassen sollten. Schließlich kam in dem Antrag - durch Mehrheitsentscheidung unter den Antrag• stellern! - die harte Formulierung zustande, die verlangte, »alle Rechte der Volksrepublik China wiederherzustellen und die Vertreter ihrer Regierung als die einzigen rechtmäßigen Vertreter Chinas in den Vereinten Nationen anzuerkennen«. Ferner solle die Versammlung »sofort die Vertreter Tschiang Kai-scheks von dem Platz, den sie in den Vereinten Nationen Drei Tage später, am 16. Dezember 1965, besuchte der britische Minister• und in allen ihren Organisationen widerrechtlich besetzen, präsident Harold Wilson gleichfalls die Vereinten Nationen. Auch er konferierte mit dem Generalsekretär und sprach zur Vollversammlung. ausschließen«.

Diese Formulierung weist die Zwei-China-Theorie, die übri• gens auch Nationalchina offiziell verwirft, zurück und zwingt Nach dieser Vorentscheidung war die China-Frage für die Mitgliedstaaten, ein UN-Mitglied, das seine formalen Ver• 1965 entschieden; denn es war sicher, daß sich zugunsten pflichtungen nicht verletzt hat, aus der Organisation aus• Pekings keine Zweidrittelmehrheit finden würde. Die Schät• zuschließen. zungen über die bevorstehende Sachabstimmung gingen aus• Auch asiatische Länder sahen diese Lösung als problematisch einander. Jede der beiden Seiten, Peking-Anhänger und an. So brachte Ceylon einen Abänderungsantrag ein, der in Peking-Gegner, erwartete eine einfache Mehrheit zu ihren dem vorgelegten Text die Streichung des Absatzes über den Gunsten. Sie hätte immerhin noch einen moralischen Sieg be• Ausschluß Nationalchinas fordert. Die Antragsteller lehnten deutet. Aber der Antrag über die Wiederherstellung der recht• das ab, obwohl sie wußten, daß hierdurch eine einfache Mehr• mäßigen Stellung Chinas wurde mit Stimmengleichheit ab• heit zugunsten ihres Antrags gefährdet werden könnte. Wahr• gelehnt. 47 Mitgliedstaaten stimmten für ihn und ebensoviele scheinlich wußten sie zugleich, daß die Chinesische Volks• gegen hin. republik an der Ein-Staaten-Theorie festhalten würde. Der Ohne die geschlossene Anhängerschaft der lateinamerikani• ceylonesische Antrag wurde zurückgezogen. schen Staaten wären die USA in ihrem Kampf gegen die Die zweite Frage bezog sich auf die erforderliche Abstim• Chinesische Volksrepublik unterlegen. Nur Chile enthielt sich mungsmehrheit. Die Vollversammlung hatte 1961 auf An• der Stimme und durchbrach damit erstmals die Front der La• trag der USA entschieden33, daß jede Änderung in der Frage teinamerikaner. Ebenso wurde die Stimmenthaltung Irans der Vertretung Chinas eine wichtige Frage< im Sinne der als bedenkliches Zeichen für die USA-Situation in der China- Charta sei und daher nur mit Zweidrittelmehrheit entschie• Frage angesehen. Sonst ging durch alle UN-Gruppen ein den werden könne. Obwohl eine Entscheidung der Vollver• Riß. Von den Nato-Staaten stimmten Großbritannien, Frank• sammlung so lange bindend bleibt, bis sie durch einen neuen reich, Dänemark (abgesehen von den übrigen skandinavischen Versammlungsbeschluß aufgehoben wird, brachten die USA, Ländern, die schon früher für die Chinesische Volksrepublik als sich die Abstimmung näherte, gemeinsam mit anderen gestimmt hatten) für Peking. Bei den afrikanischen Staaten Delegationen einen Antrag ein, der auf eine Bestätigung der zeigte es sich, daß Frankreich mit seiner neuen China-Politik Zweidrittelmehrheit hinauslief. Er wurde schließlich mit der nur einen kleinen Teil der mit ihm besonders verbundenen für Verfahrensfragen notwendigen einfachen Mehrheit, näm• französischen Afrikaner mitgerissen hatte und daß sich in lich mit 56 gegen 49 Stimmen bei 2 Enthaltungen, angenom• dieser Frage die eigenen politischen Interessen in einer Ver• men34. bundenheit mit den USA als stärker erwiesen.

Vereinte Nationen 1/66 9 Die Veränderung in den Abstimmungsergebnissen über die Pekings wäre aber, wenn nicht inzwischen eine andere China-Frage verdeutlicht das ständige Abbröckeln der USA- Lösung ins Auge gefaßt und vorbereitet wird, zugleich das Position: Ende der Mitgliedschaft Nationalchinas in den Vereinten 1961 stimmten für das Erfordernis der Zweidrittelmehrheit Nationen. von 104 Mitgliedstaaten der Organisation 61 für die Resolu• In seiner Rede am Ende der 20. Vollversammlung sprach ihr tion, 34 gegen sie, bei 7 Enthaltungen und 2 Abwesenden. Präsident, Amintore Fanfani, im Zusammenhang mit der Bei der Sachabstimmung über die Zulassung Pekings waren angestrebten Universalität der Vereinten Nationen von der die Abstimmungsergebnisse folgende: Notwendigkeit »weiser und äußerst diskreter Vorbereitungen«, 1961 (104 Mitgliedstaaten) 36 für Peking, 48 gegen, 20 Ent• bevor die Frage gelöst werden könne. Eine Abstimmung allein haltungen. sei keine Lösung. Ob der Rat Fanfanis befolgt werden wird, 1962 (110 Mitglieder) 42 für Peking, 56 gegen, 12 Enthal• ist offen. (Schluß im nächsten Heft) tungen. Anmerkungen: 1963 (110 Mitglieder) 41 für, 47 gegen, 12 Enthaltungen. 1 UN-Doc. A/RES/2131 (XX) vom 21. Dezember 1965. 1965 (117 Mitglieder) 47 für, 47 gegen, 20 Enthaltungen. 2 UN-Doc. A/RES/2129 (XX) vom 21. Dezember 1965. 3 Vgl. Fortsetzung des Beitrages im nächsten Heft. Folgende Stimmänderungen im Vergleich zur Abstimmung 4 UN-Doc. A/PV. 1335 vom 24. September 1965. von 1963 sind bemerkenswert: 5 UN-Doc. A/5976 vom 24. September 1965. Von den 7 neuen Mitgliedstaaten der UNO seit 1963 stimmten 6 UN-Doc. ENDC/152 vom 17. August 1965. 7 UN-Doc. A/RES/2028 (XX) vom 19. November 1965. - Deutsche Uber• für Peking: Kenia, Singapur, Sambia; gegen Peking: Gambia, setzung siehe S. 30 dieser Ausgabe. Malawi, Malta; Stimmenthaltung: Malediven. 8 Siehe Anm. 7. Zwei Länder, die 1963 für Peking gestimmt haben, enthielten 9 UN-Doc. A/RES/2030 (XX) vom 20. November 1965. - Deutsche Über• sich nun der Stimme: Burundi, Tunesien. setzung siehe S. 31 dieser Ausgabe. 10 Die (national-)chinesische Delegation erklärte, an der Abstimmung Folgende Länder, die 1963 gegen Peking stimmten, enthielten nicht teilzunehmen, weil eine Einladung an die Chinesische Volks• sich diesmal: Kamerun, Iran, Jamaika, Libyen, Rwanda, republik (Rotchina) keinen Sinn hätte und China ohnedies bereits Senegal, Tschad, Zypern. vertreten sein würde. 11 UN-Doc. A/RES/2032 (XX) vom 3. Dezember 1965. - Deutsche Uber• Frankreich35, Kongo (Brazzaville) und die Zentralafrikanische setzung siehe S. 31 dieser Ausgabe. Republik, die 1963 gegen Peking stimmten, gaben diesmal 12 Siehe Anm. 11. ihre Stimme für Peking ab. 13 UN-Doc. A/RES/2031 (XX) vom 3. Dezember 1965. - Deutsche Über• Kongo (Leopoldville), das 1963 gegen Peking stimmte, fehlte setzung siehe S. 31 dieser Ausgabe. diesmal bei der Abstimmung. 14 Die Konferenz hat inzwischen am 27. Januar ihre Arbeiten wieder aufgenommen. Laos und Dahome, die 1963 mit Nein gestimmt hatten, er• 15 UN-Doc. A/SPC/L. 121/Rev. 1 vom 10. Dezember 1965. klärten 1965, an der Abstimmung nicht teilzunehmen. 16 Bisher ist nur das Eingreifen der Vereinten Nationen 1950 in Korea Israel, das sich 1963 der Stimme enthalten hatte, stimmte nach Kap. VII der Satzung unternommen worden. Damals blieb die 1965 gegen Peking. Sowjetunion den Sitzungen des Sicherheitsrates fern, konnte also auch gegen den Eingreifbeschluß kein Veto einlegen. Sie boykot• Mauretanien, Nigeria und Sierra Leone, die sich 1963 ent• tierte seine Verhandlungen, weil es nicht gelungen war, die am hielten, stimmten jetzt für Peking. 1. Oktober 1949 ausgerufene (rot-)chinesische Volksrepublik den von Im ganzen haben also 21 Mitgliedstaaten ihre Stimmabgabe Formosa-China besetzten Platz in der UNO einnehmen zu lassen. Frankreich steht Aktionen nach Kap. VII ablehnend gegenüber. gegenüber 1963 geändert. Dazu kamen die 7 neuen Mitglieder, 17 In einem früheren Entwurf hatte Irland die Priorität der Entschei• bei denen sich Ja und Nein die Waage hielten. dungen in solchen Fällen dem Sicherheitsrat zuerkannt, der Voll• Die Ablehnung des Antrags auf Vertretung Chinas in der UNO versammlung aber ein subsidiäres Recht zugesprochen, wenn der durch Peking mit Stimmengleichheit gibt den USA keine Rat (vor allem durch das Veto) aktionsunfähig sei. Überdies sollte die Vollversammlung das Recht haben, dem Sicherheitsrat friedens• Sicherheit dafür, daß sich nicht doch bei der nächsten Abstim• erhaltende Aktionen zu empfehlen, auch nachdem sie im Rat durch mung eine einfache Mehrheit für Peking findet. Um so mehr, ein Veto abgelehnt worden waren. als die Entwicklung in Asien und auf dem Abrüstungsgebiet 18 UN-Doc. A/RES/2053 (XX) vom 15. Dezember 1965. den Anhängern einer Vertretung Pekings in den Vereinten 19 UN-Doc. A/RES/2115 (XX) vom 21. Dezember 1965. Nationen weitere Argumente liefert. Gleichzeitig gewinnt 20 UN-Doc. A/RES/2052 (XX) vom 15. Dezember 1965. 21 UN-Doc. S/7001 vom 10. Dezember 1965. aber angesichts der Stimmengleichheit die Frage an Bedeu• 22 UN-Doc. S/RES/219 (1965) vom 17. Dezember 1965. - Deutsche Uber• tung, wie zukünftige Abstimmungen über das Erfordernis setzung siehe S. 32 dieser Ausgabe. von einfacher oder Zweidrittelmehrheit ausgehen werden. 23 UN-Doc. A/RES/2077 (XX) vom 18. Dezember 1965. - Deutsche Über• Auch das Abstimmungsergebnis über die Vorfrage der er• setzung siehe S. 32 dieser Ausgabe. 24 UN-Doc. S/RES/211 (1965) vom 20. September 1965. - Deutsche Über• forderlichen Mehrheit ist mit 56 gegen 49 bei 11 Enthaltungen setzung siehe VN Heft 5/65 S. 183. eine äußerst schwankende Basis für kommende Entschei• 25 UN-Doc. S/RES/215 (1965) vom 5. November 1965. - Deutsche Über• dungen. Die USA-Delegation selbst hatte nur nach langen setzung siehe VN Heft 6/65 S. 214. Erwägungen das Risiko auf sich genommen, sich nicht auf 26 UN-Doc. S/6719/Add. 4 vom 25. November 1965. 27 UN-Doc. S/6719/Add. 1—13. die Entscheidung der Vollversammlung von 1961, in der das 28 Siehe Anm. 24. Erfordernis einer Zweidrittelmehrheit aufgestellt worden war, 29 UN-Doc. A/6152 vom 10. Dezember 1965. zu verlassen, sondern eine neue Resolution zu beantragen. 30 UN-Doc. A/C. 5/L. 843 Rev. 1 vom 30. November 1965. (Hierdurch wird nebenbei der Standpunkt bekräftigt, daß 31 UN-Doc. A/RES/2049 (XX) vom 13. Dezember 1965. 32 Der Präsident der Vollversammlung bestimmte, hierzu durch die jede Vollversammlung das Recht hat, mit einfacher Mehrheit Resolution befugt, am 21. Dezember 1965 folgende 14 Staaten zur eine solche Verfahrensentscheidung umzustoßen.) Wenn zu• Ernennung der Experten: Argentinien, Brasilien, Frankreich, künftig demnach nur 4 Stimmen von der Mehrheit von 56 zu 49 Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Nigeria, Senegal, übergehen oder wenn einige Stimmenthaltungen zu Nein• Sowjetunion, Ungarn, Vereinigte Arabische Republik, Vereinigte Staaten. stimmen werden, ist es sehr wohl möglich, daß eine künftige 33 UN-Doc. A/RES/1668 (XVI) vom 15. Dezember 1961. Vollversammlung, vielleicht schon die vom Herbst 1966, das 34 UN-Doc. A/RES/2025 (XX) vom 17. November 1965. - Deutsche Über• Erfordernis der Zweidrittelmehrheit in der China-Frage ab• setzung siehe S. 32 dieser Ausgabe. schafft. Das würde aber mit Sicherheit eine einfache Mehr• 35 Frankreich stimmte auch bei der Vorfrage über die erforderliche Abstimmungsmehrheit für die einfache Mehrheit, sah also die heit bei der Sachabstimmung zugunsten der Chinesischen Frage der Vertretung Chinas in den Vereinten Nationen nicht als Volksrepublik und damit deren Einzug in die Vereinten eine von einer Zweidrittelmehrheit zu entscheidende >wichtige< Nationen bedeuten - sofern Peking an einer Mitarbeit in der Frage an. Großbritannien und einige andere Länder, die gleich• Weltorganisation überhaupt noch interessiert ist. Der Einzug falls für Peking stimmten, beharrten bei der Abstimmung über die Vorfrage auf der Zweidrittelmehrheit.

10 Vereinte Nationen 1/66 Die Abrüstungsdiskussion in der 20. Vollversammlung der UNO

DR. OTTO HAUBER* Legationsrat I. Klasse I. Vorbemerkung

Berichte über Abrüstungsverhandlungen begegnen häufig skep• 1. Vereinbarung über die Denuklearisierung und Entmilitari- tischer Zurückhaltung, in manchen, allerdings seltenen Fällen sierung der Antarktis vom 1.12.1959. sogar einem blasierten Zynismus. Man fühlt sich durch die 2. Direkte Nachrichtenverbindung Washington-Moskau (hot seit Ende des Zweiten Weltkrieges fast ständig tagenden line) als Maßnahme zur Kriegsverhütung in Krisenzeiten Konferenzen, die zahllosen bilateralen und multilateralen vom 20. 6.1963. Gespräche und Verhandlungen über Abrüstungsfragen und 3. Vertrag zur Einstellung der Kernwaffenversuche in der ihre relative Erfolglosigkeit in seinem Urteil bestätigt. Die Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser vom 5. 8.1963. furchtbaren Folgen der Bombenabwürfe auf Hiroshima und 4. Einigung (formlos) zwischen USA und UdSSR, keine Nagasaki scheinen in manchem Gedächtnis verblaßt zu sein. Massenvernichtungswaffen im Weltraum zu stationieren Man hat sich an die Bombe gewöhnt und beruhigt sich mit (vgl. hierzu Resolution 1884 (XVIII) vom 17. 10. 1963). der These, das Atomzeitalter habe uns einem dauerhaften 5. Einschränkung der Produktion von spaltbarem Material Frieden nähergebracht. Das bipolare Gleichgewicht des Schrek- für militärische Zwecke (cut-back). kens gewährleiste den Weltfrieden. Die Gefahren des Rü• Parallele Erklärungen Chruschtschows, Johnsons und Lord stungswettlaufes und der Kernwaffenproliferation werden bei Homes vom 20. 4.1964. uns, wenn man nach Äußerungen der Tagespresse urteilt, oft Das revidierte Sicherheitskontrollsystem der Internationalen nicht erkannt. Offenbar ist die Abrüstungsproblematik, wie Atomenergie-Organisation unter erstmaliger grundsätzlicher sie in der internationalen Fachdiskussion aufgeworfen wird, Zustimmung der Ostblockstaaten vom 28. 9.1965 ist wegen der nur wenigen geläufig1. Man ist sich auch zu wenig im klaren begrenzten Pflicht zur Anwendung nur Vorstufe einer Rü• darüber, daß die gelegentlich2 vertretene These, die Prolife• stungskontrolle. ration könne stabilisierende Effekte haben, in der offiziellen Schließlich ist hier noch die amerikanisch-sowjetische Ver• Diskussion auf Abrüstungskonferenzen keine Anhänger fin• einbarung vom 20. 9.1961 über Grundsätze für Abrüstungs• det. Die stabilisierende Wirkung des vielzitierten Gleich• verhandlungen (Sorin-McCloy-Agreement) zu nennen. gewichts des Schreckens soll gewiß nicht verkannt werden, Die unter Ziff. 1-5 aufgeführten Teilmaßnahmen der Rüstungs• aber dieses kann bestenfalls erst in einer späten Phase der kontrolle (collateral measures) haben sehr unterschiedliches nuklearen Rüstung entstehen, wenn die beiderseitigen Waffen• Gewicht. Am bedeutendsten ist der Teststoppvertrag, sowohl systeme weitgehend unverwundbar geworden sind. Auch unter dem Gesichtspunkt der Verhinderung einer weiteren sollten uns Erkenntnisse der christlichen Anthropologie und radioaktiven Verseuchung der Atmosphäre als auch unter geschichtliche Erfahrung davor bewahren, allzusehr auf die dem Aspekt einer Erschwerung der Proliferation für poten• vernünftigen Reaktionen von Menschen und Staaten zu ver• tielle Kernwaffenmächte. 3 4 trauen. Evangelische Stimmen und das Konzil haben auf die Im vergangenen Jahre haben sich die Verhandlungen immer Fragwürdigkeit der >pax atomica< hingewiesen. Hinzu kom• stärker auf das Thema der Verhinderung der Kernwaffen• men die polyzentrischen Entwicklungen in Ost und West, die verbreitung konzentriert. Dabei standen als Mittel ein uni• die bipolare Stabilität gefährden. Die nukleare Aufrüstung verseller Vertrag mit Verpflichtungen der Atommächte (Weiter• der Volksrepublik China kann als Beispiel dienen. In Indien, gabeverbot) und der Nichtatommächte (Herstellungs- und aber auch in anderen Staaten wächst das Gefühl der Be• Erwerbsverbot) und eine Ausdehnung des Teststoppvertrages sorgnis. Die Frage drängt sich auf, wie lange Indien, das als auf die unterirdischen Versuche im Vordergrund. Aber weder einziger Nichtnuklearstaat über eine - für die Kernwaffen• auf der Tagung des Abrüstungsausschusses der Vereinten herstellung wesentliche - Plutonium-Trennanlage ver• Nationen in New York (21. 4. bis 16. 6.1965) noch während fügt, seine bisherige Politik beibehalten wird, die Kernenergie der letzten kurzen Sitzungsperiode der Genfer 18-Mächte- ausschließlich friedlich zu nutzen. Sollte Indien dem Beispiel Abrüstungskonferenz (27. 7. bis 16. 9.1965) konnte eine ins Ge• Chinas folgen, welches wäre dann die Reaktion anderer wicht fallende Annäherung der Standpunkte erreicht werden5. potentieller Kernwaffenmächte? Es bestehen auch begründete Zweifel, ob die Volksrepublik China sich in Zukunft der bis• her von den Atommächten verfolgten Politik anschließen und III. Die einleitende Debatte eine Weitergabe von Kernwaffen unter allen Umständen ver• Zu Beginn der 20. Vollversammlung war der anhaltende meiden wird. Könnte sie nicht eines Tages Interesse daran Vietnam-Konflikt kein gutes Omen für eine Einigung der haben, in das Mächtespiel ungebundener Staaten durch Liefe• Weltmächte auf dem Abrüstungssektor. rung von Kernwaffen einzugreifen? Wenn man sich die mög• Schon sehr bald wurde klar, daß die Abrüstungsdebatte vor lichen Folgen in einem bisher nuklearfreien Kontinent wie allem zwei Themen behandeln würde, das Problem der Nicht• Afrika vorzustellen versucht, so wird wohl kaum jemand verbreitung von Kernwaffen (NV) und den Plan einer Welt• eine stabilisierende Wirkung annehmen. abrüstungskonferenz (WAK). In seinem Jahresbericht hatte der Generalsekretär die Verhinderung der Kernwaffenverbrei• II. Bisheriger Verhandlungsstand tung als dringendste Frage unserer Zeit bezeichnet. UThant hatte auch die Hoffnung ausgesprochen, daß die 20. Voll• Bei aller berechtigten Enttäuschung über den schleppenden versammlung die Einberufung einer WAK beschließen möge. Verlauf der Abrüstungsverhandlungen darf nicht übersehen Fortschritte bei der Abrüstung könnten nur erreicht werden, werden, daß sie keineswegs völlig erfolglos waren. Es sollte wenn »alle größeren Militärmächte« beteiligt würden. auch anerkannt werden, daß dem im Abrüstungsrahmen in• Da Fortschritte auf dem Gebiet der Rüstungskontrolle ent• stitutionalisierten Ost-West-Gespräch, unabhängig von seinen scheidend von der Haltung der beiden Weltmächte abhängen, konkreten Ergebnissen, eine wichtige Funktion als spannungs- fanden die Grundsatzerklärungen von Botschafter Goldberg eindämmender Faktor zukommt. und Außenminister Gromyko besondere Beachtung. Die wichtigsten Ergebnisse des Abrüstungsgesprächs in der Goldberg betonte in seiner Rede vom 23. 9. 1965 die Priorität Nachkriegszeit seien im folgenden kurz zusammengefaßt: der Nonproliferation. Er empfahl den baldigen Abschluß eines

Vereinte Nationen 1/66 11 NV-Vertrages auf der Basis des amerikanischen, am 17. 8. 1965 einzelnen Militärangehörigen von Staaten, die keine Atom• in Genf vorgelegten Entwurfs". Amerika verstehe die Sicher• waffen besitzen, gewähren, selbst wenn diese Einheiten oder heitsbesorgnisse einzelner Nationen. Garantien gegen nukleare Militärangehörigen unter die Befehlsgewalt irgendwelcher Erpressungen sollten solchen Staaten gegeben werden, die auf Militärbündnisse gestellt sind« (Artikel I, Abs. 2). Der sowje• eine Nuklearrüstung verzichtet haben. Die Vollversammlung tische Entwurf wendet sich offensichtlich gegen alle Varian• könnte dabei eine nützliche Rolle spielen. Goldberg wieder• ten einer in Zukunft denkbaren nuklearen Gemeinschafts• holte die Bereitschaft, auch die amerikanische Nuklearrüstung lösung innerhalb der westlichen Allianz. Darüber hinaus ist zu begrenzen, und verwies auf folgende Vorschläge: es möglich, daß er auch bestehende Verteidigungsverein• a) Kontrolliertes Stillhalteabkommen zur Vermeidung des barungen der Nato treffen will, worauf der holländische weiteren Anwachsens der strategischen offensiven und Delegierte hinwies. Der amerikanische Entwurf verweist auf defensiven Kernwaffenträger (Bomber, Raketen, Anti• IAEO- oder gleichwertige Kontrollen, der sowjetische Text raketen-Raketen) . enthält keinerlei Kontrollbestimmungen. Wenn Fortschritte auf diesem Gebiet erzielt würden, seien Der französische Außenminister Couve de Murville betonte die USA bereit, die Möglichkeit einer wesentlichen Redu• am 29. 9. den Zusammenhang zwischen Abrüstung und Lösung zierung der Zahl der Trägermittel von Massenvernichtungs• politischer Probleme. Der Zeitpunkt werde kommen müssen, waffen zu prüfen. Dieser Zusatz ist neu. Er ist bedeutsam wo Deutschland im Einklang mit dem Grundsatz der Selbst• im Hinblick auf die früheren sowjetischen Vorwürfe, ein bestimmung und einer gut fundierten europäischen Sicherheit kontrolliertes Stillhalteabkommen (freeze) habe nichts mit wiedervereinigt werde. (Das Problem der Teilung Deutsch• Abrüstung zu tun und ermögliche legalisierte Spionage. lands wurde auch von anderen Delegierten, jedoch in an• b) Kontrollierte Einstellung der Produktion spaltbaren Ma• derem Zusammenhang angesprochen.) Auch Frankreich terials für militärische Zwecke (cut-off). wünsche keine Verbreitung der Kernwaffen und wisse, daß c) Die Bereitschaft, 60 000 kg für Waffenzwecke geeignetes die Kernwaffenmächte niemals einwilligen werden, >ihr Uran 235 zur friedlichen Verwendung zur Verfügung zu furchtbares Privileg< mit anderen zu teilen. stellen, wenn die Sowjetunion ihrerseits 40000 kg U 235 Der britische Außenminister Stewart plädierte am 7. 10. für bereitstellen würde. den baldigen Abschluß eines NV-Abkommens und eines Neu ist der ergänzende Vorschlag, die USA und die SU umfassenden Teststoppvertrages. Er bemerkte zum Zusam• sollten aus ihren Beständen eine bestimmte Anzahl von menhang zwischen Abrüstung und politischer Spannung, es Nuklearwaffen nachprüfbar zerstören und dadurch die möge etwas Wahres daran sein, daß die Rüstungen nur genannte Menge hochangereicherten U 235 für friedliche Symptome der politischen Unordnung sind, aber die An• Zwecke freimachen. Neu ist auch die Bereitschaft, mit häufung von Waffen großer Zerstörungskraft sei eine bestimmten Mengen von Plutonium, das durch die Zer• selbständige Ursache von Furcht und Mißtrauen, die eine störung der Kernwaffen frei würde, in gleicher Weise zu Lösung politischer Probleme erschwere. Fortschritte in der verfahren. Die Weitergabe dieses spaltbaren Materials Abrüstung und Anstrengungen, die politischen Probleme sollte unter den Sicherheitskontrollen der Internationalen zu lösen, müßten gleichzeitig unternommen werden. Fort• Atomenergie-Organisation (IAEO) oder gleichwertigen schritte auf dem einen Gebiet erleichterten einen Erfolg auf Kontrollen geschehen. Wie Foster, der amerikanische Dele• dem anderen. gationsleiter bei der Genfer Abrüstungskonferenz, später Der historische Friedensappell von Papst Paul VI. vom erläuterte, hätte die Annahme des Vorschlages zur Folge, 4. 10., in dem er sich auch für die Abrüstung einsetzte, ge• daß die USA und die UdSSR mehrere tausend Nuklear• hört nicht in den Rahmen dieser Darstellung. waffen in Gegenwart von Beobachtern zerstören müßten. Foster hatte bei anderer Gelegenheit erklärt, die zur Über• IV. Die Verhandlungen und ihre Ergebnisse führung in friedliche Zwecke vorgeschlagenen Mengen spaltbaren Materials könnten eine Explosionskraft von Für die Verhandlungen im Ersten (politischen) Ausschuß 1000 Megatonnen oder V31 TNT pro Kopf der Erdbevölke• hatte man sich auf folgende Tagesordnung geeinigt: rung auslösen, bei Verwendung in Leistungsreaktoren 1. Nichtverbreitung von Nuklearwaffen aber 370 Md. kWh an elektrischer Energie erzeugen. 2. Weltabrüstungskonferenz 3. Umfassendes Teststoppabkommen Gromyko schlug in seiner Grundsatzerklärung vom 24. 9.1965 4. Entnuklearisierung Afrikas die Einberufung einer WAK für Mitte 1966 vor, wiederholte 5. NichtVerwendung von Nuklearwaffen seine früheren Warnungen vor der Aufstellung einer multi• 6. Allgemeine Abrüstung lateralen Nuklearstreitmacht der Nato, beantragte, die NV von Kernwaffen als selbständigen Punkt der Tagesordnung 1. Die Nichtverbreitung von Kernwaffen der Vollversammlung einzuführen (dem Antrag wurde statt• Über die Vordringrlichkeit des Problems und die Gefahren gegeben) und legte einen sowjetischen Entwurf zu einem Non- der Proliferation bestand weitgehend Übereinstimmung •proliferationsvertrag1 vor. zwischen Atommächten, potentiellen Kernwaffenmächten und Der sowjetische Text enthält für nukleare und nichtnukleare den übrigen Staaten. Man fürchtet, daß das Entstehen auch Mächte wesentlich weitergehende Verpflichtungen als der nur einer weiteren Kernwaffenmacht zu einer Kettenreaktion bereits auf der Genfer Konferenz erörterte amerikanische nuklearen Wettrüstens führen würde, die das Kräftever• Entwurf. Ein Vergleich beider Entwürfe zeigt den entschei• hältnis verändern und die Gefahr eines nuklearen Konflikts denden Auffassungsunterschied, der einer Einigung über vergrößern müßte. Man sieht insbesondere die Gefahr einen Nonproliferationsvertrag entgegensteht. Während der nuklearer Erpressung in örtlichen Konflikten und glaubt, mit amerikanische Entwurf das Ziel verfolgt, das Entstehen neuer Präventivmaßnahmen des sich bedroht fühlenden Gegners nationaler Kernwaffenmächte und eine Erhöhung der Gesamt• und einer Eskalation lokaler Nuklearkonflikte zur globalen zahl der Staaten und Organisationen zu verhindern, die Auseinandersetzung rechnen zu müssen. Es besteht die Uber• unabhängig über Kernwaffen verfügen können, enthält der zeugung, daß sehr bald wirksame Maßnahmen gegen sich sowjetische Entwurf darüber hinaus Bestimmungen gegen abzeichnende Proliferation getroffen werden müssen, wenn »Mitbesitz, Mitverfügung oder Mitverwendung« von Atom• die Entwicklung noch aufgehalten werden soll. Solche und waffen. Die Nuklearstaaten sollen auch »keine Atomwaffen ähnliche Überlegungen veranlaßten einzelne Delegierte zu sowie keine Kontrolle über diese Waffen, über deren Sta• einem geradezu beschwörenden Appell zur Einigung, ehe es tionierung und Verwendung Einheiten von Streitkräften oder zu spät sein werde. Die Furcht vor einer nuklearen Kata-

12 Vereinte Nationen 1/66 Strophe verleiht dem Anliegen der Nonproliferation die grenzung und ein Abbau der Rüstung der Atommächte not• Kraft und das Pathos eines allgemeinen, im Interesse der wendig. Die Forderung nach gleichzeitigen Abrüstungsmaß• gesamten Menschheit liegenden Friedensprinzips8. Der japa• nahmen der Atommächte erhob besonders der indische Dele• nische Außenminister und der britische Abrüstungsminister gierte. Trivedi betonte, die Proliferation habe bereits statt• waren keineswegs die einzigen, die die Verhütung der Kern• gefunden und stelle eine ernste Bedrohung dar. Das Problem waffenverbreitung als dringendste und wichtigste Aufgabe könne nicht gelöst werden, indem man das Übel als Fait bezeichneten. Der niederländische Delegierte warnte eindring• accompli betrachte. Die vorliegenden NV-Verträge müßten lich vor nuklearer Anarchie und meinte, kein Land dürfe die durch zusätzliche Verpflichtungen der Kernwaffenmächte Unterschrift unter einen NV-Vertrag verweigern, weil be• ergänzt werden. Dagegen wurde eingewandt, den großen stimmte nationale Ziele nicht erreicht seien, denn die Staaten• Schwierigkeiten auf dem Wege zu einer Einigung dürften gemeinschaft habe ein überragendes gemeinsames Interesse: nicht noch weitere erhebliche Hindernisse hinzugefügt wer• zu überleben. General Burns bemerkte, nach Ansicht der den. kanadischen Regierung würde der Erwerb von Nuklearwaffen Die schwedische Delegierte, Frau Myrdal, hielt, wie andere durch weitere Staaten nicht wirksam zu deren Sicherheit bei• Sprecher, den Vorschlag des füheren italienischen Außen• tragen, sondern lediglich das internationale Kräftegleich• ministers Fanfani vom 29. 7. 19659, die nichtnuklearen Staaten gewicht gefährden und die Möglichkeit eines Nuklearkrieges könnten als Interimslösung in einseitigen Erklärungen zeit• zwischen den Großmächten erhöhen. lich begrenzt auf Herstellung und Erwerb von Kernwaffen Der pakistanische Delegierte äußerte die Vermutung, die verzichten, als eine erwägenswerte Maßnahme. Die zeitliche indische Plutonium-Trennanlage sei zur Herstellung von Begrenzung des Moratoriums sei wichtig, weil sie geeignet Atombomben erbaut worden. Er warnte Indien vor einer sei, die Kernwaffenmächte zu der erwünschten Einschränkung Verletzung seines Abkommens mit Kanada über die aus• ihrer Nuklearrüstung und zur Einigung über einen NV- schließlich friedliche Zweckbestimmung des mit kanadischer Vertrag zu veranlassen. Hilfe gebauten Reaktors. Wenn eine sechste Atommacht ent• Über den Wortlaut eines NV-Vertrages zeichnete sich kein stehe, werde es unweigerlich eine siebte und weitere geben. Kompromiß zwischen dem amerikanischen und dem sowje• Die natürliche Grenze liege bei fünf Nuklearmächten in tischen Entwurf ab. Die Bundesrepublik Deutschland bildete Übereinstimmung mit den 5 Mitgliedern des Sicherheitsrates. die Hauptzielscheibe der bekannten unfundierten östlichen Der indische Delegierte Trivedi widersprach dieser Darstel• Angriffe. Fedorenko erklärte kategorisch, der amerikanische lung. Indien habe zwar die Fähigkeit zur Kernwaffenher• Vertragsentwurf sei unannehmbar, da durch seine Hintertür stellung, nehme aber freiwillig davon Abstand und sei dafür eine ganze multilaterale Kernwaffenflotte segeln könne. Der von vielen Staaten gelobt worden. Die Plutonium-Trenn• polnische Delegierte Lachs warnte nachdrücklich vor der anlage diene nur friedlichen Zwecken. Schaffung eines neuen nuklearen Status der >Halbkernmächte< In der Diskussion über Wege zur Verhütung der Prolifera• durch eine MLF oder ähnliche Regelungen. Auch die Dele• tion wurde zwar allgemein ein NV-Vertrag für nützlich an• gierten einiger ungebundener Staaten äußerten ähnliche Ge• gesehen, es wurde jedoch betont, daß andere Maßnahmen danken und sprachen sich für eine rigorose Festlegung des hinzukommen müßten, wenn ein endgültiger Erfolg erreicht gegenwärtigen nuklearen Status quo aus. Foster wies dem• werden solle. Außer einem vollständigen Teststoppvertrag gegenüber darauf hin, daß Hunderte von sowjetischen Mittel• und lückenlosen Sicherheitskontrollen der Nuklearanlagen so• streckenraketen auf die Bundesrepublik Deutschland und wie einer zufriedenstellenden Regelung der Sicherheitsbedürf• andere westeuropäische Länder gerichtet sind. Deshalb such• nisse der Nichtnuklearstaaten seien vor allem auch eine Be• ten diese Länder ein Arrangement für eine gemeinsame

14.9.1959 ErsterTreffer auf dem Mond (Lunik 2. UdSSR)

Der Mond wird voraussicht• lich bald von Menschen be• treten werden. Am 3. Februar 1966 glückte den Sowjets die erste weiche Landung Im sog. Meer der Stürme, einer rie• sigen Ebene, die den astrono• mischen Phantasienamen zu Unrecht trägt. Die sowje• tische Leistung wurde von der ganzen Welt als außer• ordentlich anerkannt.

Vereinte Nationen 1/66 13 Verteidigung. Burns bemerkte, ein NV-Vertrag dürfe nicht die Die Verhandlungen im Ersten Ausschuß der Vollversamm• politische Entwicklung Europas hemmen. Er müsse das Recht lung brachten keine Klärung der ungelösten Fragen. Es blieb der Staaten aufrecht erhalten, die für ihre Sicherheit nötigen insbesondere ungewiß, ob die Volksrepublik China an einer Verteidigungsmaßnahmen zu treffen. Lord Chalfont und WAK teilnehmen würde, selbst wenn die Konferenz völlig Foster betonten, sie seien nicht bereit, über interne Verein• von den Vereinten Nationen getrennt organisiert werden barungen der Nato zu verhandeln, sie garantierten aber da• sollte. Wäre es überhaupt möglich, die Volksrepublik China für, daß alle künftigen Regelungen im Einklang mit dem zusammen mit der Republik China (Taiwan) an einen Ver• Prinzip der Nichtverbreitung stünden. handlungstisch zu bringen? Auf welche Weise sollten ge• Die komplexe Frage der Sicherheitsgarantien für unab• teilte Staaten vertreten werden? Das Problem, was unter hängige Nichtnuklearmächte wurde verschiedentlich ange• der Formel »alle Länder« zu verstehen sei, fand keine ein• sprochen, ohne daß eine allseits befriedigende Formel vorge• deutige Antwort. tragen worden wäre. Der Delegierte der VAR äußerte z. B. Eine von den blockfreien Staaten ausgearbeitete Resolution11 Bedenken gegen bilaterale Garantieerklärungen, die zu einer wurde am 29. 11. 1965 mit 112 Stimmen bei Stimmenthal• Aufteilung der Welt unter die nukleare Treuhandschaft der tung Frankreichs angenommen. Danach soll die WAK nicht Großmächte führen müßten. später als 1967 stattfinden. Im Wege von Konsultationen mit Aus dem Dilemma, das sich durch das sichere Fernbleiben »allen Ländern« soll ein möglichst repräsentativer Vorbe• Chinas von einem NV-Vertrag und wahrscheinliche weitere reitungsausschuß gebildet werden, der sich mit Fragen der Lücken seiner Universalität ergibt, wurde noch kein Ausweg Tagesordnung, Organisation und Finanzierung der Konfe• gefunden. Lord Chalfont vertrat hierzu den Standpunkt, daß renz befassen, eine Liste der Teilnehmer aufstellen und der Vertrag gleichwohl eine nützliche Funktion ausüben an »alle Länder« berichten soll. könne und, wenn er erst einmal geschlossen sei, ein eigenes Die Resolution umgeht die strittigen Punkte. Auch bleibt offen, Schwergewicht entwickeln würde. Diese Auffassung wird wer die einleitenden Konsultationen führen soll. Vermutlich weithin geteilt. fühlen sich die Initiatoren der Konferenz aus dem Kreis der Im Verlaufe der Debatte brachten die USA und die UdSSR ungebundenen Staaten dazu aufgerufen. Inzwischen hat ein Resolutionsentwürfe über die weitere Behandlung des NV- Regierungssprecher in Peking die Teilnahme der Volks• Themas ein. Der sowjetische verfolgte das Ziel, die weiteren republik China abgelehnt. Ob es sich hier um eine offizielle Verhandlungen auf den wesentlichen Inhalt des sowjetischen und endgültige Stellungnahme handelt, ist allerdings zweifel• Vertragsentwurfes festzulegen. Die acht ungebundenen Teil• haft. Sicher werden noch nachdrückliche Versuche unter• nehmerstaaten der Genfer Konferenz legten eine Kompromiß• nommen werden, die Teilnahme der Volksrepublik China an entschließung vor. Diese Resolution10 wurde von der Vollver• der WAK zu erreichen. Der ganze Konferenzplan hätte sonst sammlung am 19. 11. 1965 mit 93 Stimmen bei 5 Enthaltungen seinen Hauptzweck verloren. Die WAK würde auch dann an (Kuba, Frankreich, Guinea, Pakistan, Rumänien) angenom• Bedeutung verlieren, wenn bei der nächsten Vollversammlung men. der Vereinten Nationen eine ausreichende Mehrheit für die Die Entschließung fordert die Genfer Konferenz auf, so• Aufnahme der Volksrepublik China in die UN Zustande• bald wie möglich über einen NV-Vertrag zu verhandeln, der kommen sollte. lückenlos (void of any loopholes) eine direkte oder indirekte 3. Einstellung aller Kernwaffenversuche Proliferation ausschließt, ein angemessenes Gleichgewicht der Verpflichtungen der Atommächte und der nichtatomaren Die Einstellung aller Kernwaffenversuche ist ein wesent• Staaten vorsehen und durchführbare Bestimmungen zur liches Element einer wirksamen Nonproliferationspolitik. Die Sicherstellung der Wirksamkeit des Vertrages enthalten soll. Entwicklung von Kernwaffen wird durch ein Verbot aller Foster erklärte in einer »explanation of vote«, der ameri• Versuchsexplosionen einschneidend gehindert. Der absolute kanische Entwurf entspreche voll und ganz den Bedingungen Teststopp würde nicht nur die potentiellen Kernwaffenmächte der Resolution. Ohne Zweifel wird jedoch die Sowjetunion beschränken, sondern auch die Weiterentwicklung der Atom• die Bestimmungen »void of any loopholes« im Sinne ihres rüstung der Nuklearmächte erschweren. Die gegen die vor• Vertragsentwurfes interpretieren. In der Kontrollfrage hat liegenden Entwürfe zu einem NV-Vertrag vorgebrachte sich die amerikanische Auffassung durchgesetzt. Kritik, der Rüstungsstand der nichtnuklearen Staaten würde einseitig festgelegt, während die Kernwaffenmächte ihr Po• 2. Weltabrüstungskonferenz (WAK) tential weiter ungehindert ausbauen könnten, trifft den Test• Die Einberufung einer WAK, zu der »alle Länder« einge• stoppvertrag nicht. laden werden sollen, war zum ersten Male im Oktober 1964 Seit Abschluß des Vertrags zur Einstellung der Kernwaffen• von der Zweiten Kairoer Konferenz der blockfreien Staaten versuche in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser gefordert worden. Später hatte der Abrüstungsausschuß der vom 5. 8. 1963 haben sich die Abrüstungsverhandlungen in• Vereinten Nationen mit Resolution vom 11. 6. 1965 der 20. tensiv mit dem Verbot auch der unterirdischen Versuche be• UN-Vollversammlung empfohlen, den Vorschlag einer WAK faßt. Der Abschluß eines umfassenden Teststoppvertrages ist »aller Länder« vordringlich zu behandeln. aber bisher an der Kontrollfrage gescheitert. Die Sowjet• Die Initiative zu dem Plan ging auf Jugoslawien, die VAR union ist nicht bereit, einige wenige Ortsinspektionen auf und Algerien zurück und sollte vor allem die Teilnahme der ihrem Gebiet zuzulassen, die vom Westen einstweilen als un• Volksrepublik China herbeiführen. Die nukleare Aufrüstung erläßlich angesehen werden, um im asiatischen Raum in ge• dieses volkreichsten Staates läßt dessen Einbeziehung in das nügend Fällen zweifelsfrei natürliche seismische Ereignisse Abrüstungsgespräch immer unabweislicher erscheinen. Schon von unterirdischen Nuklearexplosionen unterscheiden zu aus diesem Grunde fand der Gedanke weitgehende Zu• können. Die Sowjetunion hat dagegen eingewandt, Inspek• stimmung. Neben uneingeschränkter Befürwortung des tionen seien nach dem heutigen Stand der Wissenschaft über• Planes, vor allem durch Entwicklungsländer, erhoben sich flüssig. Sie ist aber nie auf die Aufforderung des Westens ein• aber auch skeptische Stimmen. Im Westen bezweifelte man, gegangen, ihre Erkenntnismethoden offenzulegen und in daß von einer solchen Mammutkonferenz konkrete Fort• einem Expertengremium zu diskutieren. Auch neutrale Ver• schritte erwartet werden können. Man befürchtete einen Miß• mittlungsvorschläge, wie sie in Genf vorgebracht worden brauch der Konferenz zu Propagandazwecken und wollte eine sind (z. B. Ausdehnung des begrenzten Teststoppvertrages Ausschaltung oder Abwertung der Genfer 18-Mächte-Kon- auf unterirdische Versuche mit Detonationswerten oberhalb ferenz, die sich als nützliches Gremium erwiesen hat, ver• der seismischen Größenordnung von 4,75, was etwa der Ex• meiden. plosionskraft der Hiroshima-Bombe entspricht12), haben nicht

14 Vereinte Nationen 1/66 durch regionale Maßnahmen nähergekommen werden. Schon seit geraumer Zeit sind Bestrebungen im Gange, die sicher• stellen wollen, daß Afrika und Lateinamerika kernwaffen• freie Kontinente bleiben. Beide Regionen haben den Vorzug, daß sich dort die Großmächte nicht konfrontieren und daß dort bisher keine Kernwaffen stationiert sind (Sonderproblem Kuba). Die Voraussetzungen in Europa sind offensichtlich völlig anders. Auf der Kairoer Gipfelkonferenz vom Juli 1964 hatten sich die afrikanischen Staatschefs bereiterklärt, vertraglich auf Erwerb und Herstellung von Kernwaffen zu verzichten. Sie hatten die UN-Vollversammlung ersucht, die notwendigen Schritte einzuleiten, damit eine internationale Konferenz zum Abschluß eines entsprechenden Abkommens einberufen wer• den könne. Die UN-Vollversammlung hat am 3. 12. 1965 mit 105 Stimmen bei 2 Enthaltungen (Frankreich und Portugal; Südafrika nahm an der Abstimmung nicht teil) einer Resolution14 über Afrika als kernwaffenfreie Zone zugestimmt. Die Resolution fordert alle Staaten auf, Afrika als nuklearfreie Zone zu respektieren und auf diesem Kontinent keine Kernwaffen zu gebrauchen, zu testen, herzustellen, zu erwerben oder zu stationieren. Den afrikanischen Staaten wird nahegelegt, durch die Organisation für afrikanische Einheit die nötigen Maßnahmen zur Verwirklichung der Resolution zu treffen. Es bleibt also den afrikanischen Staaten überlassen, eine Konferenz einzuberufen und einen Vertrag zur Fixierung des Kontinents als kernwaffenfreie Region auszuarbeiten.

5. Sonstige Fragen Die übrigen Tagesordnungspunkte wurden nur kurz erörtert. Die Vollversammlung beauftragte die Genfer Konferenz, ihre Arbeiten zur allgemeinen, vollständigen und kontrollierten Abrüstung fortzusetzen. Eine entsprechende Entschließung15 wurde mit 102 Stimmen bei 6 Enthaltungen (u. a. Frankreich) Prinz Sadruddin Aga Khan wurde von der Vollversammlung am angenommen. 3. Dezember 1965 zum Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge gewählt. Prinz Sadruddin, damals Stellv. Hochkommissar, Die Verhandlungen über die allgemeine und vollständige besuchte im Mai 1963 die Bundesrepublik und sprach vor der Deutschen Abrüstung haben im vergangenen Jahre stark an Bedeutung Gesellschaft für die Vereinten Nationen in Bad Godesberg. verloren. Die Anstrengungen haben sich auf die Eindämmung des Rüstungswettlaufes und die Stabilisierung des Kräfte• verhältnisses konzentriert. Das Fernziel ist aber keineswegs weitergeführt. Trotz aller eindringlichen Appelle, insbeson• aufgegeben oder als utopisch beiseite geschoben. dere der Neutralen, konnten die gegensätzlichen Auffassun• Zum Tagesordnungspunkt »Frage der Einberufung einer Kon• gen während der 20. Vollversammlung nicht überbrückt ferenz zum Zweck der Unterzeichnung einer Konvention über werden. Foster wies darauf hin, daß die Fortschritte, die das das Verbot der Anwendung nuklearer und thermonuklearer umfangreiche und mit großen finanziellen Mitteln ausge• Waffen« wurde nicht verhandelt. Auf Empfehlung des Ersten stattete amerikanische Forschungsprogramm zur Verbesse• Ausschusses überwies die Vollversammlung die Frage zur rung der Feststellungsmethoden auf dem Gebiet der Seis- weiteren Prüfung an die Genfer 18-Mächte-Konferenz und an mologie erzielt habe, nicht ausreichten, gänzlich auf Orts• die nächste Vollversammlung. inspektionen zu verzichten. Er bot der Sowjetunion erneut einen wissenschaftlichen Meinungsaustausch an. Eine unter Mitwirkung der acht Genfer neutralen Staaten V. Ausblick ausgearbeitete Resolution13 über die Einstellung aller, auch der unterirdischen, Kernwaffenversuche, die die Genfer Kon• Das Ergebnis der Abrüstungsberatungen der 20. UN-Voll• ferenz zur vordringlichen Fortführung der Verhandlungen versammlung ist wenig ermutigend. Ansätze für konkrete auffordert, erhielt die Zustimmung von 92 Staaten bei 14 Fortschritte bei der Fortführung der Verhandlungen auf der Enthaltungen (Algerien, Kongo, (Brazzaville), Guinea, Maure• Genfer 18-Mächte-Konferenz haben sich kaum gezeigt. Die tanien, Frankreich und fast alle Ostblockstaaten). Albanien Genfer Beratungen, die am 27. Januar begonnen haben, wer• stimmte dagegen, Rumänien als einziger Ostblockstaat dafür. den sich weiter mit Vorrang dem Problem der Verhinderung Der Ostblock war offenbar mit dem Teil der Resolution un• der Kernwaffenverbreitung widmen müssen. Es erscheint zufrieden, der auf die verbesserten Möglichkeiten der inter• jedoch wenig wahrscheinlich, daß die amerikanisch-sowje• nationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der seismischen tischen Auffassungsunterschiede über den Inhalt eines NV- Feststellungsmethoden hinweist. Auch ist es denkbar, daß Vertrages in der nächsten Verhandlungsphase überbrückt die Stimmenthaltung der Ostblockstaaten einer Rücksicht• werden können. Eher noch könnte eine Einigung über einen nahme auf China entsprang, denn die Resolution fordert alle umfassenden Teststoppvertrag möglich sein, insbesondere, Länder auf, also auch China und Frankreich, den Geist des wenn fortschreitende wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Moskauer Teststoppvertrages zu respektieren. Gebiet der Seismologie den Verzicht auf Ortsinspektionen erlauben sollten. Aber auch hier wird die Geneigtheit zum 4. Entnuklearisierung Afrikas Entgegenkommen und zur Übernahme gewisser Risiken von Zu den Methoden der Nonproliferationspolitik gehört die der allgemeinen politischen Weltlage, insbesondere dem Schaffung nuklearfreier Zonen. Dem universalen Prinzip soll Vietnam-Konflikt, beeinflußt werden. Wenn eine Verständi-

Vereinte Nationen 1/66 15 gung der Weltmächte über einen Nichtverbreitungsvertrag auf allen Seiten durchsetzen werden, so daß es gelingt, den und einen vollständigen Teststoppvertrag ausbleibt, wird ver• Rüstungswettlauf aufzuhalten und die dadurch freiwerdenden mutlich der Vorschlag Fanfanis große praktische Bedeutung Mittel für die friedliche Entwicklung zu verwenden. gewinnen. Die Bemühungen um die Ausdehnung der Sicher• Anmerkungen: heitskontrollen der Internationalen Atomenergie-Organisa• * Der Verfasser äußert seine persönliche Meinung. tion werden weitergehen. Eine echte proliferationsverhin- 1 Eine Einführung bietet der Sammelband Strategie der Abrüstung< dernde Wirkung wird den IAEO-Kontrollen aber nur in den (28 Problemanalysen), hersg. von Donald G. Brennan, deutsche Aus• Staaten zukommen, die sämtliche nuklearen Anlagen der gabe hersg. von Uwe Neriich, Gütersloh 1962; amerikanisches Ori• ginal »Arms Control, Disarmament and National Security<, New York Kontrolle unterstellen. (In der Bundesrepublik Deutschland 1961. - Zu den Gefahren des Wettrüstens: Hermann Kahn (Analyse werden bereits alle Kernanlagen von EURATOM und darüber Nr. 6). hinaus z. T. noch bilateral kontrolliert). 2 Zum Beispiel von dem französischen General P. Gallois: The Bal• ance of Terror, Strategy for the Nuclear Age, Boston 1961. Die Weltmächte werden, wenn den universellen Lösungs• 3 Siehe z. B. Schlink, E.: Die Atomfrage in der kirchlichen Verkün• versuchen kein Erfolg beschieden sein sollte, in stärkerem digung, S. 209, in: >Atomzeitalter, Krieg und Frieden;, Forschungen und Berichte der Evangelischen Studiengemeinschaft, hersg. von Maße auch bilaterale Methoden zur Verhütung der Prolifera• Günter Howe, Witten und Berlin 1962. tion anwenden müssen. Es wird darauf ankommen, den 4 Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute, Kap. V: wenigen potentiellen Kernwaffenmächten, die z. Z. eine Der Friede und die Völkergemeinschaft, Abschn. 81 (Der Rüstungs• wettlauf). echte nukleare Option haben, ausreichende Anreize für eine 5 Siehe Lahn, Lothar: Die Genfer Abrüstungsverhandlungen im Jahre Beibehaltung ihres konventionellen Status zu bieten. Die 1965, Europa-Archiv, Folge 20/1965 S. 788ff.; Gaerte, Felix: Die letzten Bundesrepublik Deutschland darf nicht unter diese Mächte Genfer Abrüstungsverhandlungen In Vereinte Nationen Heft 5/65 S. 166 ff. gezählt werden, denn sie hat bekanntlich schon 1954 gegen• 6 ENDC/152 vom 17. August 1965. - Deutscher Wortlaut siehe Europa- über ihren Verbündeten rechtlich bindend auf die Herstellung Archiv, Folge 20/1965 S. D 511. von ABC-Waffen auf deutschem Gebiet verzichtet und damit 7 UN-Doc. A/PV. 1335 vom 24. September 1965. - Deutscher Wortlaut siehe Europa-Archiv, Folge 20/1965 S. D 518. das Kernstück eines NV-Vertrages erfüllt. Die Bundesrepu• 8 Vgl. Grewe, Wilhelm: Die Gleichheit der Staaten in der Rüstungs• blik Deutschland findet ihre Sicherheit im Rahmen des west• kontrolle, in: Festschrift für Hermann Jahreiss (1964), S. 38. - Grewe lichen Bündnisses. Sie hat weder den Wunsch noch die Mög• bewertet dieses Prinzip aber kritisch. 9 ENDC/PV. 219 vom 29. Juli 1965. Der ausgearbeitete Entwurf für lichkeit, nationale Verfügungsgewalt über Kernwaffen zu er• einseitige Nichterwerbserklärungen wurde am 14. September 1965 werben. von Botschafter Cavalletti vorgelegt (ENDC/157 vom 14. September 1965. - Deutseher Text Europa-Archiv, Folge 20/1965 S. D 513). Die großen Schwierigkeiten der Abrüstungsverhandlungen 10 UN-Doc. A/RES/2028 (XX) vom 23. November 1965. - Deutsche Uber• dürfen nicht zur Resignation führen. Dazu sind die Fragen setzung siehe S. 30 dieser Ausgabe. zu wichtig. Der Weltfriede steht auf dem Spiel. Die Verhand• 11 UN-Doc. A/RES/2030 (XX) vom 29. November 1965. - Deutsche Uber• setzung siehe S. 31 dieser Ausgabe. lungen erfordern daher unendliche Geduld und Ausdauer 12 Vorschlag des Delegierten der VAR vom 17. August 1965 (ENDC/PV. und ein beharrliches und phantasiereiches Streben nach 224). Lösungsmöglichkeiten, wobei die den Spannungen zugrunde• 13 UN-Doc. A/RES/2032 (XX) vom 3. Dezember 1965. - Deutsche Uber• setzung siehe S. 31 dieser Ausgabe. liegenden politischen Probleme gleichfalls in Angriff ge• 14 UN-Doc. A/RES/2033 (XX) vom 3. Dezember 1965. - Deutsche Uber• nommen werden müssen. Die Hoffnung darf nicht aufgegeben setzung siehe S. 31 dieser Ausgabe. werden, daß sich Vernunft und Verantwortungsbewußtsein 15 UN-Doc. A/RES/2031 (XX) vom 3. Dezember 1965. - Deutsche Uber• setzung siehe S. 31 dieser Ausgabe.

Zwanzig Jahre Vereinte Nationen PROF. DR. FRITZ MÜNCH

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Am 10. Januar 1946 hat die erste Generalversammlung der Gewiß hat die Politik eine neue Form gefunden, deren sie Vereinten Nationen begonnen, der neue weltweite politische sich oft genug bedient. Wir haben uns daran gewöhnt, neue Bund der Staaten machte sich an die Arbeit. Ob damals auf Spielregeln in Geltung zu sehen; wir erwarten sogar, die dem großen Trümmerfeld des Krieges viele sich bewußt Fragen und Zwischenfälle der Weltpolitik vor den Vereinten waren, was der Tag bedeutete, was er bedeuten konnte, mag Nationen erörtert zu hören. Aber hat sich im Grunde etwas zweifelhaft sein. Aber wer sich mit dem Gedanken eines geändert? Weltbundes beschäftigt hatte und zu den Kundigen gehörte, Mit Waffen in der Hand stehen sich in Indien, in Palästina, war schon mitten im Krieg aufgerüttelt worden: Die Ver• an den Straßen von Formosa und Singapur Staaten gegen• einigten Staaten von Amerika ließen wissen, daß sie eine über, in Zypern, im Jemen, in den Antillen, in Zentralafrika Erneuerung des Völkerbundes für notwendig hielten und sich streiten Völker mit- und untereinander. Ernste innere Span• an ihm beteiligen wollten. Also war der Gedanke des organi• nungen dauern seit Jahren in Südafrika und Lateinamerika sierten Friedens nicht vergessen, die Geschichte des Völker• und können jederzeit in Feuer ausbrechen; Gewalttat, Haß bundes hatte ihn nicht widerlegt. Ein Plan, von Pierre Dubois und Geschrei in den Vereinigten Staaten und in Indonesien, an, am Anfang des 14. Jahrhunderts, immer wieder entworfen, und nicht zu vergessen ist all das stille, unterdrückte Unglück bald utopisch, bald konzis, zu dem auch fast zwanzig Deutsche in Osteuropa und in unserem Lande jenseits von Mauer und Beiträge geleistet hatten, unter ihnen Kant, Fichte, Krause1, Stacheldraht. sollte an Hand der Erfahrungen der Zwischenkriegszeit und Das sind alles Dinge, die einen Weltbund der Staaten an• im Blick auf die Notwendigkeiten eines Aufbaus nach einem gehen. Die Vereinten Nationen bewältigen sie trotz ihrer großen Unglück verwirklicht werden. Sind nun jene Tage, an Kompetenzen nicht. In kurzen Abständen erscheint ein Doku• denen die Satzung der Vereinten Nationen festgestellt und ment des Sicherheitsrates mit der Liste der Angelegenheiten, ratifiziert wurde, an denen die Organisation zu leben begann, die vor ihm formell noch anhängig sind. Sie ist lang und der Beginn einer Epoche, Tage, die in seinen Gedanken beginnt mit längst vergessenen Ereignissen wie der Räumung hervorhebt, wer die Geschichte der Gegenwart bewußt mit• der iranischen Nordwestprovinzen durch die Sowjetunion oder erlebt? der Besetzung Haiderabads durch Indien. Sie enthält Streit-

16 Vereinte Nationen 1/66 fälle, die außerhalb der Vereinten Nationen erledigt, aber halten, und es erweist sich auch kein Volk als geeignet - wir nicht bereinigt, geregelt worden sind, in denen ein faktischer hielten einmal die Amerikaner dafür. Das Gleichgewicht ist Zustand, eine Machtentscheidung sich behauptet, ohne Rück• jahrhundertelang als Mittel zum Frieden ernst genommen sicht auf das Recht und die politischen Grundsätze der Charta. worden bis zu dem Spott, mit dem v. Lilienfeld und Kant es Ein geradezu gespenstisches Dokument, weil es uns immer bedacht haben. Denn es muß dauernd mit Gewalt aufrecht• wieder daran erinnert, daß wir nicht sicherer vor dem Blut• erhalten werden, darum in unserer Zeit Ungarn, Vietnam vergießen, nicht sicherer in einer Ordnung leben als vor und die Mauer in Berlin. So bleibt nur das, was Kant den dreißig, sechzig oder hundert Jahren. Föderalismus freier Staaten genannt hat - er prägte auch das Der Vorwurf liegt nicht bei denen, die im einzelnen Falle Wort Völkerbund, dessen wir uns für die politische Organi• anders wollen, als es recht und vernünftig ist. Es ist viel zu sation nach dem Kriege von 1914 bedient haben und das wir natürlich - so belachenswert es auch ist -, schönen Grund• auch als Artbegriff auf die Vereinten Nationen anwenden sätzen, die man selbst mit aller ideologischen und exotischen können. Beredsamkeit gepriesen hat, auszuweichen und zuwider• Frieden also durch das Recht. Wie es darauf ankommt, den zuhandeln, sobald sie den eigenen Wünschen im Wege stehen. einzelnen nicht zum Staatssklaven, zur automatisch funktio• Eine politische Staatenvereinigung ist eben dazu geschaffen, nierenden Ameise zu machen, sondern als Persönlichkeit zu sie muß imstande sein und dahin arbeiten, solche Widerstände wahren, so soll in Kants Entwurf nicht ein Uberstaat ent• zu überwinden, den Streitfall nach allgemeinen Grundsätzen stehen, sondern jedem bestehenden Staat seine Eigenständig• zu entscheiden und die Entscheidung durchzusetzen; es ist ihr keit, die Persönlichkeit als Nation, erhalten bleiben. Im Geburts- oder Lebensfehler, wenn sie das nicht kann oder Bereich dieses Widerspruchs gibt es viele denkbare und auch nicht tut. ausgeprobte Lösungen, von der Allianz bis zum Bundesstaat. Der Vorwurf liegt auch nicht bei den Parteien, in die heute Wer den Bundesstaat oder gar den Weltstaat erstrebt, hat in die Welt zerfällt, bei ihrer Hartnäckigkeit und Intoleranz. Es der Theorie recht. ist viel zu natürlich, die Meinung, zu der man sich durch• Aber da nun heute die bestehenden Staaten, wie wir als gerungen hat, auch für wahr zu halten und die Maximen des einzelne, ihre Persönlichkeit noch behalten wollen, so ergibt Handelns für den Lebensplan nicht durch einen Relativismus die Notwendigkeit der Koexistenz eine Rechtsordnung. zu verwässern. Jeder lebt nur sein eigenes Leben, und die Karl Christian Friedrich Krause, der als abstrus galt und selbst gewonnenen Werte tragen es. Die Gemeinschaft ist gilt, ist so weit gegangen, Kant versteckt den Vorwurf des dazu da, auszugleichen und die ernsten Zusammenstöße zu Utilitarismus zu machen: »Nicht der ewige Friede ist zum verhindern. Die Väter der Vereinten Nationen haben doch Ziel zu setzen, sondern der rechtgemäße Zustand der Völker wohl bewußt über verschiedenartige Anschauungen und selbst, und der freien Staaten Bund, der diesen Zustand erst Ordnungen ein Dach gespannt, und die Bekenntnisse und möglich macht, durch welchen allein auch ein dauerhafter Grundsätze in der Charta müssen als das gemeinsame Ge• Friede von selbst erfolgt«8 - eine Paraphrase, wenn man will, dankengut, als der gemeinsame Plan zum gemeinsamen des Bibelworts »Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes Leben verstanden werden. Er ist mit der Unterschrift für alle und seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen«, verbindlich geworden. ein Wort, das durch seine Reinheit gewiß besticht. Es geht daher nicht an, daß die einen und die anderen ge• Aber zur Erhaltung des Friedens gehört mehr als das be• heime Vorbehalte geltend machen und den Verband und die stehende Recht wahren; das ist die Erfahrung des Staates Charta als Werkzeug ihrer Partei handhaben. Es geht nicht an sich selbst und die Erkenntnis derer, die daran gegangen an, daß die Organe der Vereinten Nationen bei diesen Aus• sind, eine wirksame politische internationale Organisation einandersetzungen neutral sein wollen. Sie haben unparteiisch aufzubauen. zu sein, dürfen aber nicht das für alle verbindlich Gewordene aufgeben2, zwischen dieser Einigung und einem ursprüng• III lichen Standpunkt vermitteln. Das heißt den anderen Teil betrügen. Das Schema4, das sich so ergibt, läßt sich mit knappen Strichen etwa folgendermaßen zeichnen: II 1. Wirksamer Rechtsschutz durch obligatorische Verfahren zur Feststellung des Rechts in den Streitigkeiten unter Es wäre seltsam, einem Geburtstagskind seine Fehler vor• Staaten. zurechnen. Gedenktage sollen beleben, was uns von ihnen 2. Gewaltverbot, gesichert durch Bildung einer kollektiven Großes bleibt. Da ist denn die tröstliche Erfahrung, daß Macht, die das Monopol der Gewaltanwendung hat und gerade aus dem tiefsten Widerspruch der Tatsachen ein großer stärker ist als ein einzelner Staat. Gedanke neu gestärkt hervorgeht. Das Recht überhaupt, das 3. Bindung dieser kollektiven Gewalt an das Recht (Pascal: Völkerrecht insbesondere, und vor allem die Vorstellung des Recht ohne Macht vermag nichts, Macht ohne Recht ist organisierten Friedens sind aus den größten Kriegen dieses tyrannisch. Also muß man Recht und Macht verbinden, Jahrhunderts mit einer erstaunlichen Kraft wieder erstanden, damit Friede sei, das höchste Gut). haben geradezu Sprünge vorwärts gemacht. Und so erinnern 4. Fortbildung des Rechts. wir uns als eines unverlierbaren Gutes der Grundvorstel• 5. Einrichtung von Organen zur gemeinsamen politischen lungen, aus denen die Organisation der Vereinten Nationen Entscheidung. als eine von vielen möglichen Verwirklichungen entspringt. 6. Zusammenarbeit zum gemeinsamen Wohlergehen. Der Friede ist nicht die Abwesenheit von Krieg, sondern 7. Bildung und Einsatz kollektiver Mittel zu diesem Zweck. die harmonische Ordnung - solche Formeln finden sich bei Spinoza und bei Augustin, und ihre Wahrheit empfinden wir Das alles ist nicht neu; die Staatengemeinschaft hat die ein• dauernd. Wir hängen nicht einem neurotischen und sen• zelnen Ziele schon im vorigen Jahrhundert einzeln verfolgt. timentalen Pazifismus an, sondern einem politischen und In den Satzungen der universalen und der regionalen poli• juristischen, der eine Ordnung voraussetzt und fordert, den tischen Organisationen und Bündnisse sind sie neuerdings Männer wie Schücking und Wehberg gelehrt haben. Der kombiniert. Staatenbünde und Bundesstaaten haben von je Krieg läßt sich auf mancherlei Weise bannen: durch Ein• die genannten Punkte in ihre Verfassungen aufgenommen. herrschaft des Stärksten auf der Welt, durch Rückzug des In den Vereinten Nationen sind die Anforderungen durch die Schwächeren aus der Welt, durch Unterwerfung und durch Satzung und durch die Praxis in verschieden befriedigender das Gleichgewicht. Die Einherrschaft würde niemand durch• oder unbefriedigender Weise erfüllt.

Vereinte Nationen 1/66 17 1. Der Rechtsschutz ist nicht gesichert. Zwar unterhält die zelner Grundsätze des Völkerrechts, und die Staatengemein• Organisation den Internationalen Gerichtshof als besonderes schaft hat schon früher Gelegenheiten wahrgenommen, in Organ. Aber sie verpflichtet die Mitglieder nicht, ihre Streitig• Deklarationen und besonders auf den Haager Friedens• keiten diesem Gerichtshof zu unterbreiten. Die allgemeine konferenzen von 1899 und 1907 einzelne Gebiete zu kodifi• Verpflichtung der Mitglieder, zur Lösung der Streitigkeiten zieren. Der Völkerbund hat ebenfalls etwas getan und 1930 nur friedliche Mittel anzuwenden (Art. 33), ist so allgemein eine Kodifikationskonferenz über drei Sachgebiete abge• gefaßt, daß keines obligatorisch gemacht worden ist und die halten. Die Fachgelehrten haben seit den siebziger Jahren Streitenden unendlich über die Wahl des Mittels streiten des vorigen Jahrhunderts eine Vereinigung, das Institut de können. Die Unterwerfung unter die Gerichtsbarkeit des droit international, und widmen sich in ihm der Erforschung IGH oder unter eine Schiedsgerichtsbarkeit ist noch freiwillig, und Kodifikation des Völkerrechts. selbst wo sie allgemein erklärt wird. Der größere Teil der Die Vereinten Nationen haben nach Art. 13 Abs. 1 a ihrer Staaten, vor allem im Ostblock und außerhalb Europas, Satzung diese Aufgabe übernommen und besitzen in der In• widerstrebt ihr. ternational Law Commission ein vorbereitendes, in den je• 2. Das Gewaltverbot hingegen ist streng und wird von weils einberufenen Kodifikationskonferenzen ein beschließen• manchen schon für einen Satz des allgemeinen Völkerrechts des Organ, jedoch ohne Gesetzgebungsbefugnis. Die Ver• gehalten. Ausnahmen gelten nur für die Verteidigung gegen bindlichkeit eines festgelegten Textes hängt in klassischer einen aktuellen Angriff und zur Vollziehung von Beschlüssen Weise von der Ratifikation durch die Staaten ab. Mit an• der Vereinten Nationen gegen einen Friedensbrecher. Auch deren Worten bleibt gegenüber einem Staat, der einen im Fall der Selbstverteidigung soll die Gewaltanwendung kodifikatorischen Text nicht ratifiziert hat, nur die Be• durch den einzelnen Staat oder das Regionalbündnis nur vor• rufung auf das allgemeine Völkerrecht möglich; man muß läufig gestattet sein; die Vereinten Nationen sollen die Aktion also beweisen, daß der auf der Konferenz festgelegte Text übernehmen (Art. 51). So besteht rechtlich ein Gewaltanwen• geltendes allgemeines Völkerrecht ist und nicht zu den Fort• dungsmonopol der Organisation. bildungsvorschlägen gehört. Die kollektive Macht ist aber nicht institutionalisiert; die Die Praxis hat gezeigt, daß oft einzelne Staaten die Kodifi• Pläne der Satzung dazu sind noch nicht ausgeführt. Bei jeder kationsarbeiten dazu benutzen, das überlieferte Völkerrecht militärischen Aktion der Vereinten Nationen hat bisher das in Frage zu stellen; viele neue Staaten sind von der Agitation Aufgebot improvisiert werden müssen, und das trägt nicht ergriffen worden und behaupten, als neue Teilnehmer der dazu bei, das Gewaltverbot wirksam zu machen. Es hat nicht Völkerrechtsgemeinschaft nicht an das alte Recht gebunden an diesem System gelegen, wenn die Ausbrüche von Waffen• zu sein. Aber es hat in der Geschichte schon mehrere stoß• gewalt, die es seit 1946 gegeben hat, nach kurzer Zeit ge• artige Neugründungen von Staaten gegeben; immer war selbst• dämpft worden sind. verständlich, daß sie in das bestehende Völkerrecht ein• treten. Das Institut de droit international hat sich 1947 schon 3. Die Satzung der Vereinten Nationen ist immerhin im Punkt gegen diese Kodifikationsmethoden gewandt7, die die Fest• des Gewaltverbots besser ausgebaut als diejenige des Völker• stellung des Völkerrechts von der förmlichen Zustimmung bundes, die unter gewissen Voraussetzungen einen erlaubten aller Regierungen abhängig machen wollen. Krieg kannte. Aber es fehlt ihr das Gleichgewicht zwischen Gewaltverbot und Rechtsschutz, das der Staat für den ein• 5. Ebenso wie eine geltende Rechtsregel unbefriedigend ge• zelnen, der Staatenbund und der Bundesstaat für ihre Mit• worden sein kann, genügt manchmal die Anwendung des glieder verwirklichen. Das Ziel der Vereinten Nationen ist geltenden überlieferten Völkerrechts nicht zur befriedigenden - das zeigt die Praxis - ausschließlich die Einstellung des Lösung eines Streits oder zur befriedigenden Behandlung Feuers. Trotz der Warnung, die in jener Äußerung in den einer friedengefährdenden Situation. Diese Erkenntnis hat Vorarbeiten zur Satzung liegt, es müsse ein Austritts- oder auf der einen Seite den Schritt zur geschlossenen obligatori• Auflösungsrecht geben, wenn die Organisation den Frieden schen Gerichtsbarkeit erschwert, auf der anderen Seite zur nur noch unter Aufgabe von Recht und Gerechtigkeit wahren Ausbildung eines anderen Zweiges der friedlichen Streit• könne, ist bei den Aktionen nach Kapitel VII der Satzung beilegung geführt: der Vermittlung und des Vergleichsver• und bei den Vermittlungsversuchen nach Kapitel VI viel zu• fahrens. Die Vermittlung wird durch Staaten geführt, die wenig Mühe der Aufklärung der Rechtslage gewidmet. freilich oft ein eigenes Interesse wahrzunehmen haben und Es scheint, daß die Satzung des Völkerbundes, die bei der nicht ehrliche Makler sein können; das Vergleichsverfahren Streitbeilegung einen Bericht des Rates verlangte, befrie• verläuft vor einem Ausschuß von Privatpersonen wie das digender gewesen ist; sie nötigte zu einer Untersuchung Schiedsgerichtsverfahren. Mit seltenen Ausnahmen sind diese der Fakten und ihrer rechtlichen Bedeutung. Es ist auch Verfahren nicht durch verbindliche Entscheidungen zu be• deutlich zu erkennen, daß die Vereinten Nationen im Gegen• enden, sondern mit Vorschlägen, deren Annahme den Streit• satz zum Völkerbund innerhalb der Streitbeilegung kaum teilen freisteht. von der Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, ein Gutachten Sowohl der Völkerbund als auch die Vereinten Nationen des IGH einzuholen. haben ihren Rat (Sicherheitsrat) als Organ der Schlichtung Das Ergebnis dieses Zwiespalts zwischen totalem Gewalt• eingesetzt. Nur scheint es, daß der Völkerbund diese Auf• verbot und unvollkommenem Rechtsschutz ist die »small- gabe ernster genommen hat als die Vereinten Nationen. Der powerlawlessness«5, deren Auswirkung vielleicht zunächst dem Völkerbundsrat hatte die Berichtspflicht, und das erforderte früheren System vorzuziehen ist, aber auf die Dauer demo• eine objektive Aufklärung des Sachverhalts und der Rechts• ralisiert und schließlich zu großen Konflikten führen muß. lage. Der Sicherheitsrat nach Kapitel VI der Satzung der Ver• 4. Die Erfahrung jeder rechtlich verfaßten Gemeinschaft einten Nationen - nicht anders ist es mit der Generalver• lehrt, daß das Recht sich mit der Zeit vervollkommnen und sammlung, wenn sie sich damit befaßt - hat zunächst nur die sich Änderungen im sozialen Substrat, neuen Ansprüchen Aufgabe, den Streitteilen Methoden der Beilegung zu emp• anpassen muß6. Ungeschriebenes Recht, durch die Recht• fehlen. Nur wenn er den Streit als friedengefährdend an• sprechung allein gewahrt, hat die Möglichkeit solcher Wand• sieht (Art. 37 Abs. 2) oder wenn die Streitteile beide einver• lung; daher brauchte man um die Anpassung des Völker• standen sind (Art. 38), kann er sachliche Vorschläge machen; rechts keine große Sorge zu haben. Aber die Praxis des diese sind aber nicht verbindlich. Völkerrechts ist noch verhältnismäßig jung - das erste in• Die Praxis zeigt, daß die Erörterungen in Geschrei und ideo• ternationale Schiedsgericht der neueren Zeit ist 1794 ein• logischem Gerede untergehen und daß, wenn Untersuchungen gesetzt worden. Darum stört oft die Unbestimmtheit ein• durch besondere Beauftragte angestellt werden, deren Er-

18 Vereinte Nationen 1/66 gebnisse wenig Einliuu naoen. Darum leben so viele Streitig• Weltbank und den Währungsfonds unter einem analogen keiten unter der Asche fort, und die Politik der Vereinten Na• Aspekt betrachten, wobei die Kapitalien nicht der Organi• tionen scheint dahin zu gehen, sie durch Aushungerung der sation, sondern den einzelnen Mitgliedern zustehen und diese Beteiligten zu beenden. Das verspricht jedoch wenig Erfolg, einen entsprechenden Einfluß ausüben. wie die immer wieder aufflackernden Zwischenfälle zeigen. Man hat eine Liste von Persönlichkeiten aufgestellt, die IV den Staaten als Mitglieder von Vergleichskommissionen zur Verfügung stehen, ähnlich wie es der Ständige Internationale Die Vereinten Nationen sind nach ihrer Satzung und nach Schiedshof ist. Aber es haben bisher nur zwölf Staaten zur ihrer Praxis noch keineswegs die vollkommene Friedens• Bildung der Liste beigetragen8, und soviel man weiß, ist noch organisation. Bereits auf der Zehn Jahresfeier der Organisa• in keinem Falle eine Kommission aus diesem »panel for tion sind Stimmen laut geworden, die von einer folgerechteren enquiry and conciliation« zusammengesetzt worden. Anwendung der Satzung wenigstens eine gewisse Verbesse• 6. Der Förderung der allgemeinen Wohlfahrt widmet die rung erhofften. Man kann aber nicht sagen, daß seitdem Satzung der Vereinten Nationen große Beachtung, und hier die Vereinten Nationen die ihnen ideal gesetzte Aufgabe hat sich die Organisation auch einige Verdienste erworben. besser erfüllt hätten. Da sie indessen keine Gesetzgebungsbefugnisse hat und kaum Man kann, die damaligen Äußerungen verwendend, drei je unmittelbare Verwaltungstätigkeit ausübt, ist sie auf die Funktionen der großen politischen Organisation postulieren: Vermittlung freiwilliger Koordination und Kooperation be• Schauplatz, Instrument und Subjekt9 der Weltpolitik zu sein. schränkt. Sie überläßt auch die meisten Angelegenheiten Die erstgenannte ist die bescheidenste; sie knüpft sich an die den Sonderorganisationen; manche nützlichen Tätigkeiten Behauptung Sir Edward Grey's, man hätte vielleicht den werden von unabhängigen oder regionalen Organisationen Ersten Weltkrieg vermeiden können, wenn man den Zwischen• ausgeübt. fall von Sarajewo auf einer Konferenz behandelt hätte10. Ge• Ein Punkt, in welchem die politischen Bestrebungen der Mit• wiß hat sich der Völkerbund und haben sich die Vereinten gliedermehrheit sich getroffen und eingesetzt haben, ist die Nationen das Verdienst erworben, drohende Zusammenstöße Dekolonisierung. Man kann je länger je mehr ihre Aus• einfach durch Temporisieren entschärft zu haben. Aber im wirkungen anzweifeln; sicherlich hat sie aber gezeigt, wozu Grunde ist nichts gewonnen, wenn nicht die tiefer liegenden eine zielbewußte Politik innerhalb der Organisation fähig Ursachen der Ausbrüche beseitigt und die Gegensätze der In• wäre, obwohl die legalen Befugnisse dürftig sind. teressen ausgeglichen werden. Mit anderen Worten: Eine 7. Der moderne Staat, ob er sozialistisch oder klassisch regiert Konferenz 1914 hätte die Balkanfrage ein für allemal regeln, wird, ist nicht mehr nur eine Konzentration von kollektiver die Einflüsse der Großmächte bestimmen und abgrenzen Gewalt, sondern auch eine Konzentration materieller Mittel, müssen. die zu den Staatszwecken eingesetzt werden können. In den Hierzu bedarf es rechtlicher oder politischer Prinzipien, und Bundesstaaten geht denn auch der Streit häufig darum, ob die Satzungen von Völkerbund und Vereinten Nationen die konzentrierten Mittel der Union für Zwecke eingesetzt sollten diese Instrumente der Weltpolitik darstellen. Prin• werden können, deren Verfolgung mit hoheitlicher Gewalt zipien weiser Politik lassen sich nicht gleich in positives Recht nach der Verfassung den Mitgliedstaaten zusteht. verwandeln, darum kommt es darauf an, ob die agierenden Im Bereich der Vereinten Nationen kann man wohl nur die Personen ihnen anhängen und sich mit ihnen durchsetzen.

Die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen hat• te ihre Bundesveranstaltung anläßlich des 20jährigen Be• stehens der Weltorganisa• tion am 24. Oktober 1965 in der Berliner Kongreßhalle. Das Bild zeigt links Profes• sor Dr. Fritz Münch vom Max- Planck-Institut für Völker• recht,Heidelberg, den Haupt• referenten der Matinee, in der Mitte den Berliner Schul• senator Carlheinz Evers, der das Schlußwort sprach, und rechts den Vorsitzenden des LV Berlin der DGVN und Präsidenten des Abgeordne• tenhauses, Otto Bach, der die Versammlung mit Gruß• botschaften u. a. des Bundes• präsidenten und mit einem Bekenntnis zum Wirken der einzigen Weltfriedensorga• nisation eröffnete (vgl. auch VN Heft 6/65 S. 211).

Vereinte Nationen 1/66 19 Man hat schon zur Völkerbundszeit gelegentlich Kritik an bünden, Bundesstaaten, Regionalbünden - beim Aufbau einer der neuen Diplomatie geübt und behauptet, die klassische vervollkommneten Weltorganisation verwenden. Diplomatie habe viel mehr dem Frieden gedient. Kritiken Anmerkungen: gegen die neueste Art der Politik in der Ära der Vereinten 1 Über Friedenspläne überhaupt siehe zum Nachweis Wynner und Nationen fehlen ebenfalls nicht11. In der Tat kann man sich Lloyd: Searchlight on Peace Plans, New York 1949; eingehender bei dem Niveau des ideologischen Gezänks, das die Szene be• von Raumer: Ewiger Friede. Friedensrufe und Friedenspläne seit der Renaissance, 1953. herrscht, keine Ordnung der Welt versprechen. Um aber nur 2 So Hammarskjöld in der Einleitung zu seinem Tätigkeitsbericht den Status quo zu halten, der jeweils der Verteilung des an die Generalversammlung für 1953/54 (UN-Doc. A/2663 S. XII). Potentials entspricht, braucht man den Aufwand einer in• 3 Krause, K. Chr. F.: Entwurf eines europäischen Staatenbundes, 1815, neue Ausgabe von Reichel, 1920, S. 15. ternationalen Organisation nicht. 4 Siehe hierzu Münch, Fritz: Neue Entwicklung der Formen der Im Rückblick auf das Triumvirat Chamberlain - Briand - Friedenssicherung, Archiv des Völkerrechts Bd. 12, S. 158—172. Stresemann sagt ein Autor12, es habe eine glückliche Epoche 5 Den Ausdruck hat anscheinend Schwarzenberger geprägt, siehe ILA-Report of the 47th Conference 1956, S. 66 und eingesandt des Völkerbundes dargestellt. Es müßte so sein, daß nicht nur an die Times vom 8. November 1956. In der Sache übt dieselbe in der Organisation, sondern durch sie selbst eine Politik Kritik Scelle: Jus in bello, jus ad bellum, in: Liber Amicorum geführt wird. Die Stellung des Generalsekretärs der Ver• Frangols S. 300. 6 Im Mittelalter stritt man darüber, ob Gesetzgebung überhaupt einten Nationen bietet Voraussetzungen dazu, und man hat bestehendes Recht ändern könne. in Hammarskjöld vielfach schon ein Beispiel dafür gesehen, 7 In einer Entschließung auf der Tagung zu Lausanne, Annuaire wie ein unabhängiges Subjekt in der Politik auftritt, um die Bd. 41 S. 261, mit einer Enthaltung. objektiven Prinzipien zu vertreten. 8 United Nations Yearbook 1963, S. 714 f. 9 Siehe hierzu Münch, Fritz: Die Vereinten Nationen als Schau• Die Sorgen und Bedenken, die die Bilanz der Vereinten Na• platz, Instrument und Subjekt der Weltpolitik, in: Festschrift für tionen nach zwanzig Jahren begleiten, gelten nun nicht dem Jean Spiropoulos, 1957, S. 333—349. Gedanken der politischen Weltorganisation als solchem. Im 10 Seymour: The intimate papers of Colonel House, Bd. I S. 365, Bd. II S. 45 f., 87 ff. Gegenteil, sie zu äußern und sich der Grundvorstellungen zu 11 Nicolson, H.: The Evolution of Diplomatic Method, 1954, S. 84 ff.; erinnern, die die Vereinten Nationen hervorgerufen haben, Huddleston: Popular Diplomacy and War, 1954; Robinson, J.: ist ein Dienst an der Sache. Und selbst wenn man überzeugt Metamorphosis of the United Nations, Recueil des Cours ADI Bd. 94 S. 497 ff., besonders Kap. V: From rule of law to rule of ist, daß trotz aller auftretenden Krisen die Regionalorgani• majority, S. 560 ff. sation, besonders die vielfältig verflochtene Integration 12 Walters: A History of the League of Nations, Bd. I S. 337ff. Europas, größere Verdienste hat und mehr verspricht, bleibt Er tadelt allerdings, daß sich der engere Führungskreis zu sehr mit europäischen Fragen beschäftigt und die anderen Mitglieder man dem Gedanken treu. Vielleicht nähert man sich dem vernachlässigt habe. - Die Entmachtung der Organisation und großen Ziel der Weltorganisation nur schrittweise; sicherlich des Rates würde eben dadurch vermieden, daß in den Vereinten Nationen ein geeigneter Generalsekretär die politische Hauptrolle kann man die Erfahrungen mit kleineren Einheiten - Staaten• übernähme.

Die Bedeutung der Vereinten Nationen fur die Dritte Welt

DR. MYUNGHUN Y. CHO, KOREA

I. Was ist die »Dritte Welt«?

Um zu untersuchen, was die Vereinten Nationen für die Wenn man trotzdem die theoretisch zutreffendere Bezeich• sogenannte Dritte Welt bedeuten, muß man sich zunächst nung »unterentwickelte Länder« vermeiden will, so nicht nur fragen, was die »Dritte Welt« überhaupt ist. deshalb, weil in der Bezeichnung eine gewisse Abträglichkeit Vor dem Jahre 1939 wurde ein Land, das heute als »Ent• für die betroffenen Länder der »Dritten Welt« steckt, sondern wicklungsland« bezeichnet wird, »Agrarland« oder »Rohstoff• weil die in der Diplomatensprache als angenehm empfundene überschußland« genannt. Diese Bezeichnung gilt heute für Bezeichnung »Entwicklungsländer« recht gut vom allgemeinen diejenigen Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika (sowie Sprachgebrauch der deutschen Öffentlichkeit absorbiert wor• in einem kleinen Teil Südeuropas), die seit dem Jahre 1945 den ist2. Die für die Öffentlichkeit noch mehr oder weniger als »under-developed countries«, »unterentwickelte Länder« fremde Bezeichnung »Die Dritte Welt« ist dagegen ein Ver• oder »pays sous-developpes« in den Sprachgebrauch der Orga• such, die Gesamtheit der Entwicklungsländer als eine grobe nisation der Vereinten Nationen Eingang gefunden haben. Einheit in der Weltarena zu betrachten. Der Ausdruck »Entwicklungsländer«, »pays en voie de deve- Unter »under-developed countries« wurden von der UNO loppement« oder »developing countries« wird erst seit der diejenigen Länder verstanden, in denen »per capita income Mitte der 50er Jahre benutzt, während neuerdings so dyna• is low when compared with the per capita real incomes of mische Bezeichnungen wie »Aufbauland«, »Partners for pro• the United States of America, Canada, Australia and Western gress* und schließlich »le tiers monde« entstehen. »Die Dritte Europe*8 - diejenigen Länder also, die synonym mit »poor coun• Welt« ist die deutsche Übersetzung aus dem Französischen. tries« seien. Daß man das Einkommensniveau als entscheidendes Das spiegelt eine Wandlung der Stellung der Entwicklungs• Kriterium für die Begriffsbestimmung betrachtet, wird dabei länder in der Weltpolitik wider. deutlich4. Die Außerordentliche Generalversammlung der UN, Die Kennzeichnung »Entwicklungsländer« ist in der Tat nicht die vom 14. Mai bis 27. Juni 1963 tagte, definierte zum ersten ganz treffend. Sie klingt so, als würde die bisherige Entwick• Male »economically less developed countries« (Sprich: Ent• lung der Industrieländer durch eine Stagnation abgelöst wer• wicklungsländer) als »alle Mitgliedstaaten (der UNO) mit den und der Tatbestand der Entwicklung nunmehr aus• Ausnahme von Australien, Belgien, Dänemark, Finnland, schließlich auf die bisher wirtschaftlich zurückgebliebenen Frankreich, Großbritannien, Irland, Island, Italien, Japan, Länder zutreffen. Sie ist auch irreführend, da die von der Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Neuseeland, Nor• industriellen Revolution ergriffenen Länder, d. h. die In• wegen, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Sowjetunion, dustriestaaten von heute, Entwicklungsländer im eigentlichen Südafrika, Tschechoslowakei, Ungarn, Ukraine, Vereinigte Sinne des Wortes sind1. Staaten von Amerika und Weißrußland«5. Anders gesagt:

20 Vereinte Nationen 1/66 Alle afrikanischen Länder mit Ausnahme von Südafrika, alle Nationalbewegung und auf die Person eines überragenden und Kanadas, alle Länder Asiens mit Ausnahme Japans Mannes geführt: Mao Tse-tung (China), Nehru (Indien), Länder der westlichen Hemisphäre mit Ausnahme der USA U Nu (Burma), Bourgiba (Tunesien), Castro (Kuba), Nasser und ferner solche europäischen Länder wie Jugoslawien, (VAR), Sukarno (Indonesien), Ho Tschi-minh (Vietnam), Albanien und Bulgarien sind »economically less developed Sekou Toure (Guinea), Senghor (Senegal), Nkrumah (Ghana), countries«6. Nyerere (Tanganjika), Kenyatta (Kenia) u. a. Charakteri• stisch für diese nationalen Führer ist, daß sie Revolutionäre Zeitgeschichtlich betrachtet sind die Entwicklungsländer: sind, die aus der geistigen Elite (oft mit westlicher Bildung) 1) diejenigen Länder, deren führende Kreise sich jetzt mit oder aus gutem Haus stammen13. dem einstigen Kolonialherrn oder deren mehreren irgendwie Als das dritte und wichtigste Merkmal der Politik der Dritten arrangiert haben, weil sie die im Lande notwendigen Re• Welt kann der Nationalismus genannt werden14. Das revolu• formen und Einschränkungen nicht vornehmen konnten oder tionäre Gedankengut hat sich seit der Französischen Revolu• wollten. Meist hat nur die führende Oberschicht davon einen tion immer weiter verbreitet und in den Entwicklungsländern Vorteil. An der Wirtschaftsstruktur der Kolonialzeit hat sich mit der ebenfalls von Europa importierten und erst langsam kaum etwas geändert. Die Haupteinnahmequelle bildet je• über die Oberschichten rezipierten Idee des Nationalismus weils der Export einiger weniger Rohstoffe. Industrieller verbunden, der heute auf die westlichen Ausgangsländer zu• Fortschritt ist so gut wie nicht zu verzeichnen. Beispiele: rückschlägt. Fast alle emanzipierten mohammedanischen und die meisten Der Nationalismus in der Dritten Welt ist eine Reaktion lateinamerikanischen Länder; gegen den kolonialen Komplex, während politischer Neutralis• 2) diejenigen Länder, die nach Erlangung ihrer Selbständig• mus eine Begleiterscheinung dieses Nationalismus ist15. Wäh• keit ihre Lage durch progressive Methoden sehr wohl hätten rend der Gedanke einer übernationalen Einheit sich nach bessern können, jedoch auf Grund überstarker innerer Span• dem ersten Weltkrieg in der Errichtung des Völkerbundes, nungen von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht nach dem zweiten Weltkrieg in den Vereinten Nationen ver• haben. Sie sind, anders als die vorgenannten Länder, zu wirklichte und die Bemühungen um eine überstaatliche Eini• erbitterten Gegnern der einstigen Kolonialherren geworden. gung Europas in dieser Richtung zu laufen scheinen, sind in Beispiele: China, Nordvietnam, Indonesien; Asien und Afrika wie in Lateinamerika im Kampf gegen 3) diejenigen Länder, die aus den seit dem Freiwerden er• koloniale Fremdherrschaft nationalistische Unabhängigkeits• lebten Enttäuschungen heraus systematisch gegen ihre post• bewegungen und im Streben nach der friedlichen Entwick• lung eine Politik der Bündnisfreiheit entstanden. Hinter der koloniale Zwangslage angegangen sind. Ihre Zahl ist nicht friedfertigen Fassade der Vereinten Nationen vollzieht sich sehr groß. Diese Länder verfügten entweder bereits über ein harter Kampf der Dritten Welt um diese nationalistischen qualifizierte Fachkräfte oder außergewöhnliche führende Per• Ziele. sönlichkeiten. Beispiele: Indien, Türkei, Irak, Mexiko.

III. Die Vereinten Nationen als Forum der Dritten Welt II. Die Politik der Dritten Welt Eine Aufstellung der 114 UNO-Mitgliedstaaten (Stand: 1. 9. Zweifellos steckt die Welt heute in einer Revolution. Sie be• 1965) nach Blöcken im Hovetschen Sinne16 zeigt zahlenmäßig drängt zwar die jetzigen Formen der westlichen Zivilisation, die starke Position der Dritten Welt oder des Dritten Blocks ist aber keine Erhebung unterer Gruppen, Schichten oder in der Weltorganisation. 7 Klassen innerhalb einer Gesellschaft , auch nicht eine des von Ostblock (10): »Kapitalisten« ausgebeuteten »Proletariats« innerhalb eines Albanien, Weißrußland, Bulgarien, Polen, Rumänien, Tsche• einzelnen Landes. Sie ist vielmehr eine Revolution der von choslowakei, Mongolische Volksrepublik, UdSSR, Ukraine und den westlichen Industriestaaten ausgenutzten Rohstoffländer Ungarn. in der ganzen Welt. »Interessant ist, daß die nunmehr in den Industriegesellschaften als überholt betrachtete Marx'sche Westblock (22): Prophetie sich doch auf globaler Ebene rechtfertigen läßt.«8 Australien, Belgien, Dänemark, Formosa, Frankreich, Grie• Denn nicht eine »Klasse«, sondern ein »Gebiet«, das der chenland, Großbritannien, Iran, Island, Italien, Japan, Kanada, Dritten Welt, revoltiert9. Es handelt sich hierbei um »Kolo• Luxemburg, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Pakistan, nialrevolutionen« mit tiefgreifenden Ursachen, langfristigen Philippinen, Portugal, Thailand, Türkei und USA. Prozessen und weitgehenden Wirkungen. Die größte Veränderung in der Politik der Entwicklungs• Drittblock (82): länder liegt darin, daß fast alle staatlich aufgestellte Entwick• Europa (7): Finnland, Irland, Jugoslawien, Österreich, Schwe• lungspläne haben. Es ist keine Übertreibung, wenn diese Strö• den, Spanien und Zypern. Asien (16): Afghanistan, Burma, mung als »Planning fetish« bezeichnet worden ist10. Der Ceylon, Indien, Irak, Israel, Jordanien, Kambodscha, Kuweit, Kampf um die Unabhängigkeit hat in vielen Fällen die gei• Laos, Libanon, Malaysia, Nepal, Saudi-Arabien, Syrien und stigen Kräfte für eine nationale Bewußtwerdung freigesetzt Jemen. Amerika (22): Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, und damit die erste notwendige Bedingung für die Fähigkeit Costa Rica, Kuba, Dominikanische Republik, Ecuador, El Sal• einer Nation geschaffen, einen eigenen Entwicklungsplan auf• vador, Guatemala, Haiti, Honduras, Jamaika, Kolumbien, zustellen. Denn das »natürliche« Spiel der freien Kräfte wird Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Trinidad/ dauernd zu einer Vergrößerung der internen und internatio• Tobago, Uruguay und Venezuela. Afrika (37): Algerien, Äthio• nalen Ungleichheiten beitragen. pien, Burundi, Dahome, Elfenbeinküste, Gabun, Ghana, Das zweite politische Merkmal der Dritten Welt ist die auto• Guinea, Kamerun, Kenia, Kongo (B), Kongo (L), Liberia, kratische oder diktatorische Tendenz, für die schon der Be• Libyen, Madagaskar, Malawi, Mali, Malta, Marokko, Maure• griff »Entwicklungsdiktatur« geprägt worden ist11. Zuneh• tanien, Niger, Nigeria, Obervolta, Rwanda, Sambia, Senegal, mend handelt es sich dabei um Militarismus. Diese Konzen• Sierra Leone, Somalia, Sudan, Südafrikanische Republik, tration der Macht auf einen Einzelnen bzw. auf eine Gruppe Tanganjika, Togo, Tschad, Tunesien, Uganda, VAR, Zentral• kann verfassungsmäßig oder verfassungswidrig erscheinen afrikanische Republik. und sich auf eine einzige Partei, auf das Offizierskorps oder Teilt man diese 114 Staaten nach Erdteilen, da in der UNO auch auf geistig-gesellschaftliche Mächte wie die Kirche asiatische Länder des Westblocks nicht immer ihrem Block, stützen12. Der Kampf um die Unabhängigkeit hatte meistens sondern den anderen asiatischen Ländern, und manche euro• bereits zu einer Konzentration des politischen Lebens auf eine päische Länder des Drittblocks den anderen westlichen Län-

Vereinte Nationen 1/66 21 dem im Westblock folgen, so ergibt sich ein etwas anderes seiner die farbige Bevölkerung diskriminierenden Minderheits• Bild: Afrika 37, Asien 25, Europa 26, Amerika 24 und regierung weder die Souveränität zu verleihen, noch Mili• Ozeanien 2. täranlagen zu überlassen, noch auf die Forderung nach Un• Überblicken wir nun die Ereignisse der letzten Jahre in der abhängigkeit einzugehen. Weltorganisation, so können wir deutlich vier einzelne Ziele Als weitere Aktion in Kolonialfragen wurden zwei Resolu• erkennen, die die Dritte Welt mit und durch den Apparat der tionen über Südwestafrika am 13. November und 17. De• UNO erreichen will und kann. zember 1963 von der Generalversammlung angenommen. Weiterhin wurde die südafrikanische Regierung verurteilt, weil sie sich geweigert hatte, die Erklärung von 1960 anzuer• 1. Entkolonialisierung kennen und frühere Resolutionen der Versammlung in Be• Ein aus anfangs 17 Mitgliedstaaten (Äthiopien, Australien, zug auf das Territorium, über das es ein Völkerbundsmandat Bulgarien, Chile, Dänemark, Elfenbeinküste, Großbritannien, innehat, zu befolgen. Die Versammlung forderte alle Staaten Indien, Irak, Iran, Italien, Jugoslawien, Kambodscha, Mada• auf, an Südafrika keine militärische Ausrüstung, kein Öl gaskar, Mali, Polen, Sierra Leone, Sowjetunion, Syrien, Tan- und keine ölprodukte zu liefern. Sie stellte außerdem fest, ganjika, Tunesien, Uruguay, Venezuela und Vereinigte Staaten) daß jeglicher Versuch Südafrikas, das Territorium zu annek• bestehender, später auf 24 erweiterter Sonderausschuß, der tieren, als ein Akt der Aggression angesehen werden würde. am 27. 11. 1961 von der Generalversammlung gegründet Die Vollversammlung nahm weiter Resolutionen über Aden, wurde, überprüft laufend den Stand der Durchführung der Malta, Fidschi, Nordrhodesien, Nyassaland, Britisch-Guayana »Erklärung über die Gewährung der Unabhängigkeit an kolo• und die Territorien Basutoland, Betschuanaland und Swazi• niale Länder und Völker« vom 14. 12. I96017. land aufgrund des vom Sonderausschuß der 24 vorgelegten Allein 1963 überprüfte der Sonderausschuß die Anwendung Berichtes an. der Erklärung auf mehr als 15 Territorien. Er setzte be• Die Vereinten Nationen haben sich nicht mit Forderungen sondere Ausschüsse für Südrhodesien, Aden und Britisch- und Aufforderungen begnügt. Der Fall »West-Irian« beweist Guayana ein, prüfte deren Berichte und mündliche und schrift• die Fähigkeit der Weltorganisation, gegebenenfalls als effek• liche Petitionen. Er erstattete der Generalversammlung Be• tives Exekutivorgan in Kolonialfragen zu wirken. Die Ver• richt über die Ergebnisse seiner Untersuchungen, arbeitete einten Nationen übergaben am 1. Mai 1963 an Indonesien die Empfehlungen aus und lenkte die Aufmerksamkeit des Verwaltung West-Irians in Übereinstimmung mit der Verein• Sicherheitsrates auf die Lage in den portugiesischen Terri• barung, die 1962 zwischen den Niederlanden und Indonesien torien (Angola, Mozambique und Guinea), in Südwestafrika getroffen worden war. Die Temporary Executive Authority und in Südrhodesien. der UN hatte das Gebiet seit dem 1. Oktober 1962 verwaltet. Auf den Antrag von 32 afrikanischen Ländern war es zurück• Die Kosten wurden von den beiden Regierungen getragen. zuführen, daß der Sicherheitsrat über die Lage in den unter In der Einleitung seines Jahresberichtes über die Arbeit der portugiesischer Verwaltung stehenden Gebieten im Juli und UNO stellte Generalsekretär U Thant fest: »Dank der Dezember 1963 beriet. Ebenso befaßte sich die Generalver• loyalen Zusammenarbeit der Regierung von Indonesien und sammlung im Laufe ihrer Überprüfung des vom Sonder• der des Königreiches der Niederlande stieß die Aktion der ausschuß der 24 vorgelegten Berichtes mit dieser Frage. Am UNO in West-Neuguinea (West-Irian) auf keine größeren 31. Juli 1963 billigte der Sicherheitsrat eine Entschließung18. Schwierigkeiten.« Sie fordert Portugal auf, das Recht auf Selbstbestimmung und Unabhängigkeit der Bevölkerung der von ihm verwal• 2. Kampf gegen Rassendiskriminierung teten Gebiete sofort anzuerkennen, ferner Verhandlungen zwischen Portugal und Vertretern der Bevölkerung zwecks Eng verbunden mit dem Antikolonialismus der Dritten Welt Ubergabe der Macht. ist der Kampf der farbigen Völker gegen die Rassendis• Die portugiesische Regierung lud dann den Generalsekretär kriminierung durch die Weißen. der UNO ein, Lissabon zu besuchen. Dieser sandte als seinen »Die Erklärung der Vereinten Nationen über die Beseitigung Vertreter Untersekretär Godfrey K. J. Amachree, der Anfang aller Formen rassischer Diskriminierung« wurde am 20. No• September 1963 mit dem Ministerpräsidenten und anderen vember 1963 einstimmig von der Generalversammlung ange• Mitgliedern der portugiesischen Regierung Unterredungen nommen. In der Erklärung heißt es unter anderem, daß die hatte. In der Folge fanden Gespräche zwischen Portugal und Diskriminierung anderer Rassen oder Volksgruppen einen Vertretern Afrikanischer Staaten statt. Hiernach stellte die Verstoß gegen die Menschenwürde darstelle und als eine Miß• Generalversammlung am 3. Dezember 196319 mit »tiefem Be• achtung der Grundsätze der UNO-Charta und der in der All• dauern« fest, daß Portugal sich immer noch weigere, den gemeinen Erklärung der Menschenrechte verkündeten Frei• Entschließungen der Generalversammlung und des Sicher• heiten verurteilt werden solle. Die Versammlung bestimmte heitsrates Folge zu leisten. Am 11. Dezember 196320 forderte das Jahr 1968, d. h. das Jahr, in dem sich die Annahme der der Rat nach Prüfung des vom Generalsekretär vorgelegten Allgemeinen Erklärung zum 20sten Male jährt, zum »Inter• Berichtes Portugal auf, seinen guten Willen durch eine nationalen Jahr der Menschenrechte«. Amnestie zu beweisen, die sich auf Personen erstrecken sollte, Mit der Situation, die durch die Rassenpolitik der südafrika• die wegen ihres Eintretens für die Selbstbestimmung mit nischen Regierung entstanden ist, hat sich die Weltorganisa• Haft oder Exil bestraft worden waren. Ferner wurden alle tion in den letzten Jahren in zunehmendem Maße beschäf• Staaten aufgefordert, gemäß der Resolution vom 31. Juli 1963 tigt. 1963 wurden sowohl die neueste Entwicklung der Lage Portugal militärische oder andere Unterstützung zu ver• als auch die bisher bestehenden Bedingungen von einem Son• sagen. derausschuß untersucht, der auf der 17. Sitzung von der Anfang September 1963 befaßte sich der Sicherheitsrat mit Generalversammlung eingesetzt wurde. Der Sonderausschuß der Lage in Südrhodesien. Am 13. September lag der Ent• befaßte sich mit der Frage, hörte Bittsteller an und legte dem wurf einer Resolution vor, in der unter anderem Großbritan• Sicherheitsrat und der Generalversammlung Berichte vor. nien aufgefordert werden sollte, Südrhodesien die Souveräni• Am 7. August 1963 forderte der Sicherheitsrat Südafrika tät erst nach der Bildung einer repräsentativen Regierung zu auf23, seine Politik der Rassentrennung aufzugeben und alle verleihen. Die Annahme des Entwurfes scheiterte am Veto Personen freizulassen, die inhaftiert oder auf irgendeine an• Großbritanniens. Am 14. Oktober21und 6. November 196322 dere Weise wegen ihrer Opposition gegen diese Politik in nahm die Generalversammlung Resolutionen an, in denen ihrer Bewegungsfreiheit beschränkt worden seien. Der Sicher• Großbritannien aufgefordert wurde, Südrhodesien wegen heitsrat forderte alle Staaten auf, den Verkauf oder Versand

22 Vereinte Nationen 1/66 von Waffen, Munition und Militärfahrzeugen an Südafrika einzustellen. Am 11. Oktober24 verurteilte die Generalversammlung die südafrikanische Regierung, weil sie sich nicht an die wieder• holten Resolutionen der Generalversammlung und des Sicher• heitsrates gehalten habe, die eine Beendigung der Unter• drückung von Menschen forderten. Die Regierung wurde auf• gefordert, das damals schwebende Verfahren gegen 11 afri• kanische Führer, die, der Sabotage und eines geplanten Auf• standes angeklagt, mit der Todesstrafe bedroht waren, ein• zustellen. Die Versammlung forderte auch die Freilassung aller politischen Häftlinge. Der Sicherheitsrat befaßte sich erneut mit der Frage und nahm am 4. Dezember 1963 eine Resolution an25, die alle Staaten ersuchte, sich an die Resolution vom 7. August 1963 zu halten und die südafrikanische Regierung dringend bat, so• fort ihre Diskriminierungs- und Unterdrückungsmaßnahmen einzustellen. Der Rat forderte erneut die Freilassung aller aufgrund ihrer Opposition gegen die Rassenpolitik der Re• gierung Inhaftierten. Durch diese Resolution wurden alle Staaten aufgefordert, den Verkauf und Versand von Aus• rüstung und Materialien, die zur Waffen- und Munitions• herstellung benötigt werden, an Südafrika einzustellen. Weiterhin wurde der Generalsekretär gebeten, eine kleine Expertengruppe einzusetzen, die Methoden zur Lösung der Situation prüfen sollte. Der Generalsekretär war außerdem vom Sicherheitsrat und der Generalversammlung mit der Aufgabe betraut worden, über die Befolgung der verschie• denen Resolutionen Bericht zu erstatten. Eine weitere, am 16. Dezember 1963 von der Vollversammlung angenommene Resolution28 appellierte an alle Staaten, ge• eignete Maßnahmen zu ergreifen, um die südafrikanische Regierung von der Fortsetzung ihrer Rassenpolitik abzuhalten und die Resolution des Sicherheitsrates vom 4. Dezember zu Auch der österreichische Bundeskanzler Dr. Josef Klaus stattete dem Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York einen Besuch ab und erfüllen. Die Vollversammlung bat außerdem den General• sprach am 1. Dezember 1965 zur 20. Vollversammlung. sekretär, Mittel und Wege zu finden, um den Familien aller von Südafrika Verfolgten Erleichterung und Hilfe zu bringen. Im Mai 1964 wurde dem Unterausschuß, der sich mit der Afrika befinde sich im Schlepptau entweder Europas oder südafrikanischen Rassenpolitik befaßt, ein Bericht der von der Sowjetunion... Gerne vergessen sie, daß die Zukunft ihm zu der Londoner Konferenz über Wirtschaftssanktionen Afrikas zunächst einmal das sein wird, was die afrikanischen gegen Südafrika entsandten Delegation vorgelegt. Als die Völker trotz aller Hindernisse daraus machen wollen ... Man einzig wirksame Maßnahme wurden in dem Bericht totale darf nicht Afrika fragen, ob es dem einen oder dem anderen Wirtschaftssanktionen empfohlen und hierbei die Mitwirkung Lager angehört. Vielmehr muß man die beiden Lager, Ost und der USA, Großbritanniens und Frankreichs mit Nachdruck West, fragen: >Seid ihr für oder gegen die Befreiung verlangt. Afrikas? <...« Kein Wunder, daß die afrikanischen Staaten den Alle diese und spätere Resolutionen sind als beachtlicher Er• größten Anteil der Friedenstruppe im Kongo stellten, die vom folg für die afro-asiatischen Staaten in den Vereinten Na• Sicherheitsrat aufgestellt wurde. tionen, in der Kommission für Menschenrechte und im Unter• Auch kein Wunder, daß am 15. Dezember 1964 der britische ausschuß zur Verhinderung von Diskriminierung und für UN-Botschafter Lord Caradon im Sicherheitsrat die Organi• Minderheitenschutz zu werten und als eine Niederlage derer, sation für Afrikanische Einheit (OAU) beschwor, die Initia• die behaupteten, daß Apartheid ausschließlich die Angelegen• tive zu ergreifen, um Sicherheit und Ordnung im Kongo heit Südafrikas sei und daß die UNO kein Recht habe, die wiederherzustellen und das Land vor ausländischer Inter• Situation zu erörtern, geschweige denn diesbezügliche Re• vention zu schützen. Denn die afrikanischen Staaten hatten in solutionen zu verabschieden. der Debatte die amerikanisch-belgische Fallschirm Jägeraktion in der kongolesischen Rebellenhauptstadt Stanleyville zur 3. Schutz gegen die Willkür der Weltmächte Rettung weißer Geiseln scharf kritisiert und als Einmischung in die innere Angelegenheit Kongos gebrandmarkt. Die Aktivität in der Südafrika-Frage wurde von der Kongo- Krise überschattet, und hier konnten die afro-asiatischen Außer dem Fall Kongo sind die Interventionen der UNO in Staaten in den Vereinten Nationen zum ersten Mal ihren den Fällen Jemen, Malaysia und West Irian überzeugende wachsenden Einfluß konkret geltend machen. Insbesondere Beispiele für die Rolle, die die Weltorganisation gegen die die afrikanischen Staaten zeigten sofort, daß sie eine Inter• Interventionen der Großmächte und damit für die Aufrecht• vention der UNO jeglicher Intervention durch eine einzelne erhaltung des Weltfriedens spielen kann. Großmacht wie die USA oder die UdSSR vorzögen. Sie ent• Für die Dritte Welt, insbesondere deren afro-asiatische falteten beträchtliches diplomatisches Geschick, um die Groß• Staaten, bedeutet die Mitgliedschaft in den Vereinten Na• mächte von ihrer afrikanischen Ansicht zu überzeugen. Das tionen vor allem, daß Versuche, ihre äußere Sicherheit und Wort, das Sekou Toure im November 1959 vor der UN-Gene• staatliche Integrität anzugreifen, von der Weltorganisation ralversammlung sagte, ist in diesem Zusammenhang beson• verurteilt und gegebenenfalls von ihr mit Gewalt verhindert ders aufschlußreich: »Für manche Leute gibt es nur noch werden können. Sie kann, wenn auch das Sicherheitssystem zwei Himmelsrichtungen: Ost und West. Sie behaupten, der UNO nicht immer wirksam ist, wenigstens damit rechnen,

Vereinte Nationen 1/66 23 die Unterstützung des einen der beiden Blöcke gegen einen Voraussetzung angesehen. Den Anstoß zu beiden Abkommen Angriff durch den anderen zu bekommen. hatten Verhandlungen während der Konferenz des 18-Mächte- Sie glauben, gerade als kleine und schwache Staaten eine Ausschusses gegeben. 1963 fanden von Februar bis August Politik des Friedens gegenüber allen anderen Staaten be• hierüber Beratungen in Genf statt. treiben zu können. Oft befinden sie sich in der Lage, in der Die Generalversammlung billigte auf ihrer 18. Tagung fünf Weltpolitik ein unparteiisches Urteil abzugeben. Die afro• Resolutionen über Abrüstung und Kernwaffenversuche. Sie asiatischen Staaten erheben deshalb den Anspruch, eine Art nahm mit Befriedigung die von bestimmten lateinamerika• von »Weltgewissen«27 zu verkörpern. Als Symbol dieses nischen Staaten entfaltete Initiative zur Kernwaffenfreiheit »Weltgewissens« steht heute deshalb ein Asiat an der Spitze Lateinamerikas zur Kenntnis. Der Beschluß vom 27. November der Weltorganisation: U Thant. In der Tat hat sich in der 1963 spricht die Hoffnung aus, daß die lateinamerikanischen Praxis der UNO-Politik unzählige Male gezeigt, daß keine der Staaten Studien über die Möglichkeit der Schaffung einer beiden Weltmächte es sich leisten kann, Urteile der Dritten solchen Zone unternehmen werden; zugleich erklärte die Ver• Welt zu unterschätzen. sammlung ihr Vertrauen, daß nach Erreichung eines befrie• Zwar stimmen die afro-asiatischen Staaten nicht in allen digenden Übereinkommens über eine kernwaffenfreie Zone Fragen überein. Das geht allein aus der Tatsache hervor, in Lateinamerika die Atommächte eine solche Zone respek• daß sich manche von ihnen dem »Westblock« in der UNO- tieren werden. Politik anschließen. Aber es ist nicht zuviel behauptet, wenn Die intensive Bemühung des bündnisfreien Blocks um Ab• man feststellt, daß die Mehrheit von ihnen sich zum Prinzip rüstung ist insofern verständlich, als für die neutralen der Paktfreiheit bekannt hat. Die Zahl der vollberechtigten Staaten eigentlich nur eine konkrete Gefahr für ihre fried• Teilnehmer an der Konferenz blockfreier Staaten in Kairo liche Entwicklung besteht: nämlich der Ausbruch eines welt• vom Oktober 1964 hatte sich seit der ersten Konferenz im weiten Konfliktes zwischen den beiden Machtblöcken. »Die September 1961 in Belgrad von 22 auf 47 und die der Be• Erfahrungen zweier Weltkriege haben gelehrt, daß selbst in obachter von 7 auf 10 erhöht! einem konventionellen Krieg lediglich die strategische und Nirgendwo anders kommt die »Bündnisfreiheit« dieser Län• geographische Lage die Neutralität eines unbewaffneten der deutlicher zum Ausdruck als in der Generalversammlung. Staates zu gewährleisten vermag. Solche Faktoren sind Sie sind zwar bereit, in wichtigen politischen Fragen die aber im Hinblick auf den Kampf mit Kernwaffen bedeu• Stimme zugunsten des einen oder des anderen Blocks im tungslos, da er die Existenz der gesamten Menschheit in Ost-West-Konflikt abzugeben, aber häufig wählen sie einen Frage stellt.«30 Mittelweg: In der Debatte eine klare politische Stellung• Der aggressive Neutralismus ist nichts anderes als eine Schutz• nahme, aber bei der Abstimmung Zurückhaltung. Stimm• maßnahme der Dritten Welt gegen die Willkür der Welt• enthaltung ist ihr Ausdruck. mächte und ein Ausdruck ihrer Furcht vor einem dritten Die an und für sich fördernswerte UNO-Politik der Dritten Weltkrieg. Denn sie will ihre bitter gewonnene Unabhängig• Welt hat allerdings ihre negative Seite. Es besteht die Gefahr, keit aufrechterhalten. Und durch die UNO gewinnt ihre Neu• daß das Interesse der großen Staaten für die UNO abnehmen tralitätspolitik an Autorität. wird. Denn sollten die Entwicklungsländer immer in der Of• fensive bleiben und die Industriestaaten sich in die Defensive 4. Wirtschaftliche Entwicklung gedrängt sehen, dann werden diese möglicherweise sich von der für sie unbequemen Weltorganisation zurückziehen. Diese Eine große und bleibende Bedeutung der Vereinten Nationen Staaten, die über eigene Machtmittel verfügen, werden es für die Dritte Welt liegt in der Rolle, die die Weltorganisa• vorziehen, ihre Probleme außerhalb der UNO zu lösen. Die tion für die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung der stimmenmäßige Überlegenheit der Dritten Welt in der UNO aufstrebenden Völker in Asien, Afrika und Lateinamerika wird in diesem Fall von weit geringerer Bedeutung sein als spielt. Diese Bedeutung ist um so wichtiger, als die wirt• bisher. Das würde in Wirklichkeit die Aushöhlung der schaftliche Abhängigkeit dieser unterentwickelten Länder im Weltorganisation bedeuten, von der finanziellen Bedeutung Begriff zu sein scheint, die politische Unabhängigkeit dieser der Industriestaaten abgesehen. Und ohne die UNO wäre das Staaten zu gefährden. effektivste Forum der Dritten Welt verloren. Die Umgestal• Das Erweiterte Technische Hilfsprogramm der UN (EPTA), an tung der Struktur der Vereinten Nationen, deren Notwendig• dessen Durchführung fast alle UN-Organisationen mitwirken, keit die 2. Konferenz blockfreier Staaten von Kairo im IX. erhielt durch eine Resolution, die am 19. Dezember 196131 von Abschnitt ihrer Erklärung bekräftigt hat (vgl. auch Reso• der Generalversammlung angenommen wurde, und durch die lution 1991 (XVIII)28 der Generalversammlung), soll zwar im die 1960er Jahre zum »EntwicklungsJahrzehnt« deklariert Einklang mit den dynamischen Veränderungen in den inter• wurden, neuen Auftrieb. Es wurde eine Wachstumsrate von nationalen Verhältnissen erfolgen, aber nicht auf Kosten der 5 v. H. der Gesamtnationaleinkommen als bis 1970 zu er• gerechten Interessen der anderen Blöcke. reichendes Mindestziel für die Entwicklungsländer angestrebt. Als Schutzmaßnahme der Dritten Welt gegen die Willkür der Danach sollte diese Wachstumsrate beibehalten werden. Das Weltmächte soll zum Schluß noch die Bemühung um Ab• EPTA konzentriert sich vor allem darauf, einzelnen oder rüstung erwähnt werden. Der Drittblock hatte 1963 sowohl Gruppen von Experten Forschungsstipendien zu gewähren in der Generalversammlung als auch im 18-Mächte-Ab- und sie mit Ausrüstung zu versorgen. Das Programm wird rüstungsausschuß" (Äthiopien, Burma, Brasilien, Bulgarien, durch Jahresbeiträge, die die Regierungen auf ein Sonder• Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Kanada, Mexiko, konto leisten, finanziert und befaßt sich vor allem mit der Nigeria, Polen, Rumänien, Schweden, Sowjetunion, Tschecho• Koordinierung und Planung der technischen Hilfe der UN slowakei, Vereinigte Arabische Republik und Vereinigte und der folgenden neun Organisationen: FAO, IAEA, IC AO, Staaten) darauf bestanden, daß gewisse Voraussetzungen er• ILO, ITU, UNESCO, WHO, WMO und UPU. füllt werden müßten, bevor man auf dem Gebiet der Ab• Was den 1959 gegründeten Sonderfonds (Special Fund) be• rüstung einen wesentlichen Fortschritt verzeichnen könne. trifft, versucht er, die Produktionskapazität der Entwicklungs• Das Moskauer Abkommen über die teilweise Einstellung der länder dadurch zu heben, daß er auf Investitionsmöglich• Kernwaffenversuche vom 5. August 1963 und das am 20. Juni keiten hinweist und Bedingungen für erfolgreichere Investi• 1963 in Genf von der Sowjetunion und den Vereinigten tionen schafft. Er liefert genaue und zuverlässige Informa• Staaten unterzeichnete Memorandum über den »Heißen tionen, auf die sich In- und Auslandsinvestitoren stützen Draht« zwischen Moskau und Washington wurden als die können. Die Richtlinien und Grundsätze für die Arbeit des wichtigsten ersten Schritte auf dem Wege zur Erfüllung dieser Sonderfonds werden von der UN-Generalversammlung fest-

24 Vereinte Nationen 1/66 gelegt. Seine Tätigkeit wird vom Wirtschafts- und Sozialrat U Thant. »Von dieser Perspektive aus sind drei wesentliche überprüft und unmittelbar durch den Verwaltungsrat des Aspekte der Konferenz hervorzuheben. Zunächst wurde still• Sonderfonds, in den wiederholt auch die Bundesrepublik ge• schweigend oder ausdrücklich anerkannt, daß tiefgreifende wählt wurde, kontrolliert, der jedes Projekt billigen muß. Änderungen in der Politik der internationalen wirtschaft• Die 487 von Mai 1959 bis Januar 1965 gelaufenden Projekte lichen Zusammenarbeit erforderlich sind und es wurde fest• (Gesamtaufwand: $ 1082 Mio) verteilten sich geographisch gestellt, in welche Richtung diese Änderungen gehen müssen. wie folgt: Afrika 154, Amerika 129, Asien und Ferner Osten Zum anderen wurde auf der Konferenz die Bildung einer 135, Europa 28, Mittlerer Osten 40 und 296 interregionale internationalen Einrichtung auf breitester Grundlage vor• Projekte sollen aufgrund der intensiven Erforschung der geschlagen, die der Organisation der Vereinten Nationen natürlichen Hilfsquellen und der Produktionskapazität in untersteht und die Aufgabe hat, diese Politik auf den Handel Entwicklungsländern und unterentwickelten Gebieten grö• und die Wirtschaftsaspekte der Entwicklung anzuwenden und ßeren Aufschluß über potentiellen Reichtum geben. Weitere so zur Förderung des Wirtschaftswachstums aller Länder, vor 182, die sich auf Länder und Gebiete mit niedrigem Einkom• allem der Entwicklungsländer, beizutragen. Ferner entstan• men verteilen, sollen durch Ausbildungs- und Forschungs• den auf der Konferenz spontan Ansätze für eine gemeinsame programme die einheimischen Verwaltungsbeamten, Inge• Aktion der Entwicklungsländer, damit diese Länder in nieure, Lehrer, Techniker, Markt- und Wirtschaftsplaner größerem Maße bei der Ausarbeitung und Anwendung dieser befähigen, die natürlichen Hilfsquellen ihres Landes besser Politik ihre Meinung geltend machen können.« zu nutzen. An diesen Projekten arbeiteten rund 1600 inter• Anmerkungen: nationale Experten. Die Anzahl der einheimischen Mit• arbeiter erhöhte sich von weniger als 200 auf rund 8000. 1 Predöhl, Andreas: Das Ende der Wirtschaftskrise, rowohlts deutsche enzyklopädle 1962, S. 96 f. Im Juni 1965 billigte der Verwaltungsrat des Sonderfonds 2 Vgl. Völkel, Rudolf: Entwicklungshilfe als Weltproblem, Frank• 45 neue Projekte mit einem Kostenaufwand von 91,7 Millio• furt/M., Berlin, Bonn 1963, S. 9. 3 In Measures for the Economic Development of Under-developed nen Dollar. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der gebilligten Countries. - United Nations, New York 1952, p. 3. Hilfsprojekte auf 532 für mehr als 120 Entwicklungsländer. 4 Vgl. Köllner, Lutz: Die Inflationsgefahr in Entwicklungsländern Die neuen Projekte umfassen vor allem Präinvestitions• als Problem der Währungs- und Finanzpolitik, Baden-Baden 1963, S. 18-24. untersuchungen, um festzustellen, welche Aussichten für 5 Vgl. VN Heft 4/63 S. 111. - Mit Rücksicht auf das Zögern der Bergbau, Holzwirtschaft und Nutzung der Wasserenergie be• Entwicklungsländer, daß man auf sie als "economically less deve• loped countries, mit dem Finger deute, wurden dabei die wirt• stehen, und sie verteilen sich geographisch wie folgt: Amerika schaftlich entwickelten Länder aufgezählt. 15, Afrika 13, Asien 9, Europa 5 und Mittlerer Osten 3. Zu• 6 Nichtmitglieder der UN wie die Volksrepublik China, Korea, Deutschland usw. sind in dieser Aufzählung nicht enthalten. Das sammen mit der UNO und neun verwandten Organisationen ist zu beachten! spielt der Sonderfonds eine entscheidende Rolle in dem 7 Vgl. Fraenkel, Ernst und Karl Dietrich Bracher: Staat und Politik, Programm des Entwicklungsjahrzehntes. in Fischer Lexikon 2, Frankfurt/M. 1959/1962, S. 265. 8 Le Monde, Paris, vom 4. Oktober 1961. - Siehe auch: Mende, Tibor: Die Entwicklungshilfe durch die UNO hat folgende vor• Entre la peur et l'espoir, Paris 1958, S. 77; Ward Barbara: The

32 Rich Nations and the Poor Nations, London 1962, insbesondere wiegend politischen Vorteile : S. 59-78. 1) Ein politischer Verdacht hinsichtlich des Zwecks der west• 9 Vgl. Fletchtheim, Ossip K.: Brandherde der Weltpolitik, Berlin 1962, insbesondere S. 11-25. lichen bzw. östlichen Entwicklungshilfe wird weniger l'J Vgl. Schlesinger, James R.: The Political Economy of National stark, als wenn sie von einer einzelnen großen Macht Security, New York 1960/1961, S. 199. 11 Vgl. Newmann, Karl J.: Die Entwicklungsdiktatur und der Ver• stammt. fassungsstaat, Frankfurt/Bonn 1963. 2) Die Entwicklungsländer sind selbst Mitglieder der Ver• 12 Siehe Anm. 7, aaO, S. 59-62. 13 Vgl. dazu Brinton, Crane: The Anatomy of Revolution, New York einten Nationen und ihrer Sonderorganisationen. Darum 1952, S. 110-115. erzeugt eine Hilfe durch die Weltorganisation jenes Gefühl 14 Vgl. Kautsky, John H.: An Essay in the Politics of Development, In Kautsky, John H.: Political Change in Underdeveloped Coun• des Teilhabens, das zur Entwicklung des Verantwortungs• tries: Nationalism and Communism, New York 1962, S. 30-56. gefühls beiträgt. 15 Vgl. dazu Rossi, Mario: The Third World, New York 1963, S. 77-97. 3) Eine übernationale Organisation kann auf ein größeres 16 Vgl. Hovet jr., Thomas: Block Politics in the United Nations, Harvard University Press, Cambridge 1960. Reservoir an Erfahrung und an technischen Spezialisten 17 UN-Doc. A/RES/1514 (XV) vom 14. Dezember 1960 und A/RES/1654 zurückgreifen als ein einzelnes Land. (XVI) vom 27. November 1961. - Deutsche Ubersetzung siehe VN Heft 4/62 S. 117. 4) Die Vereinten Nationen können mehr Länder zur aktiven 18 UN-Doc. S/5380 and Corr. 1 vom 31. Juli 1963. - Deutsche Uber• Beteiligung verpflichten. Und auf lange Sicht sollte sich setzung siehe VN Heft 5/63 S. 180. 19 UN-Doc. A/RES/1913 (XVIII) vom 3. Dezember 1963. - Deutsche Uber• durch Beteiligung vieler Länder auch die Zahl der mög• setzung siehe VN Heft 2/64 S. 79. lichen Entwicklungsprogramme steigern lassen. 20 UN-Doc. S/5481 vom 11. Dezember 1963. - Deutsche Ubersetzung 5) Technische und wirtschaftliche Hilfe durch die Vereinten siehe VN Heft 2/64 S. 79. 21 UN-Doc. A/RES/1883 (XVIII) vom 14. Oktober 1963. - Deutsche Über• Nationen ist außerdem eines der besten Mittel, das An• setzung siehe VN Heft 2/64 S. 79. sehen und die Glaubwürdigkeit der Weltorganisation zu 22 UN-Doc. A/RES/1889 (XVIII) vom 16. November 1963. - Deutsche Übersetzung siehe VN Heft 6/63 S. 215. heben und die Loyalität aller Mitglieder der Völkerfamilie 23 UN-Doc. S/5386 vom 7. August 1963. - Deutsche Ubersetzung siehe zu den Vereinten Nationen zu steigern. Dies wiederum VN Heft 5/63 S. 180. 24 UN-Doc. A/RES/1881 (XVIII) vom 11. Oktober 1963. - Deutsche Über• stärkt diese Einrichtung, die die Hoffnung auf zukünf• setzung siehe VN Heft 2/64 S. 78. tigen Frieden und zukünftige Sicherheit verkörpert. 25 UN-Doc. S/5471 vom 4. Dezember 1963. - Deutsche Übersetzung siehe VN Heft 2/64 S. 78. Die Gründung der Genfer Konferenz der Vereinten Nationen 26 UN-Doc. A/RES/1978 (XVIII) vom 16. Dezember 1963. - Deutsche für Handel und Entwicklung (UNCTAD), »das wichtigste Übersetzung siehe VN Heft 2/64 S. 78. 27 Kunzmann, Karl-Heinz: Die Bündnisfreiheit der afro-asiatischen Weltereignis für die Entwicklungsländer seit der Grün• Staaten. Eine Darstellung ihres Abstimmungsverhaltens in der dung der Vereinten Nationen«33, hat die Notwendigkeit einer Vollversammlung der UNO, in Europa-Archiv, Folge 23/61. 28 UN-Doc. A/RES/1991 (XVIII) vom 17. Dezember 1963. - Deutsche internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der wirt• Übersetzung siehe VN Heft 2/64 S. 80. schaftlichen Entwicklung und die unumstrittene Rolle der 29 UN-Doc. A/RES/2031 (XX) vom 3. Dezember 1965. - Deutsche Über• Weltorganisation zugunsten der Entwicklungsländer drama• setzung siehe S. 31 dieser Ausgabe. 30 UN-Doc. A/RES/1911 (XVIII) vom 27. November 1963. - Deutsche tisch demonstriert. Ubersetzung siehe VN Heft 1/64 S. 36. »(Die Welthandelskonferenz) ist von unvergleichlich größerer 31 UN-Doc. A/RES/1710 (XVI) vom 19. Dezember 1961. - Deutsche Übersetzung siehe VN Heft 5/62 S. 157. Bedeutung und ihre Ergebnisse sind letztlich in historischem 32 Styley, Eugene: The Future of Underdeveloped Countries: Political Rahmen zu sehen«, heißt es in dem Bericht des General• Implications of Economic Development, New York 1954, p. 348 ff. 33 Frank, Isaiah: Aid, Trade and Economic Development: Issues sekretärs der Konferenz, Raul Prebisch, vom 9. Juli 1964 an before the UN Conference, in Foreign Affairs, Januar 1964, S. 210.

Vereinte Nationen 1/66 25 Dag Hammarskjölds geistliches Vermächtnis DR. FRIEDRICH PZIUAS

Hammarskjölds Tod hat im letzten und vorletzten Jahr er• lich nicht. Es enthält hintergründig Biographisches, es ent• neut die internationale Sensationspresse beschäftigt, aber hält Dichtung, Philosophie und Psychologie. Das soll hier auch reputierliche Blätter wie >Dagens Nyheter< griffen in unberücksichtigt bleiben zugunsten der Klärung dessen, was die Diskussion ein, ohne daß ein klärendes Ergebnis erzielt Hammarskjöld unter Religion und Christlichkeit verstand. wurde. Es scheint bei dem zu bleiben, was der Unter• Sein Christentum ist etwas stark Verinnerlichtes, das sieht suchungsbericht der Vereinten Nationen feststellte: Die Ur• man auf den ersten Blick. Nach Form und Inhalt ähnelt sachen des Flugzeugabsturzes sind nicht mit letzter Sicher• >Vägmärken< den >Confessiones< des Augustinus und Pascals heit festzustellen1. >Pensees<, entfernt noch den >Libri de imitatione Christi«, In den genannten Diskussionen kam vor allem Hammar• die dem Thomas von Kempen zugeschrieben werden. Aus skjölds nachgelassenes Tagebuch >Vägmärken< (zuerst ge• einer alten französischen Ubersetzung dieser Libri scheint druckt 1963) zur Sprache2. Nach diesem Buche soll - gemäß eine Reihe von Hammarskjölds Zitaten zu stammen. Die seinen eigenen Worten - das einzig richtige Profil von Quellen, aus denen er schöpft, konnten bisher nicht durchweg Hammarskjöld zu zeichnen sein. Die ersten Beurteiler in ermittelt werden. Hammarskjöld ist streng gegen sich selbst Schweden mit ihrer meist leidenschaftlichen Ablehnung wur• wie Pascal, die Leidenschaft hingegen ist bei dem Nord• den dem Verfasser sicherlich nicht gerecht. Sein Tod und sein länder verhaltener6. Die Merkmale des Mystikers sind un• Tagebuch hängen eng zusammen. Immer wieder ist darin die verkennbar: »Die längste Reise ist die Reise nach innen.«7 Rede vom Opfertod und vom gewaltsamen Ende. Hammar• »Werke geben ihnen nichts und nehmen ihnen nichts.«8 skjöld scheint es geahnt zu haben. Im übrigen ist der Inhalt » ... die Grenze zwischen Objekt und Subjekt in meinem von >Zeichen am Weg< ein rein geistiger - man muß es so Wesen bis zu jenem Punkt verschieben, wo das Subjekt, ob• allgemein sagen -, es steht nichts Politisches darin und kaum gleich in mir, außer mir und über mir ist - und so mein ganzes etwas zur äußeren Biographie. Es ist vielmehr Hammar• Sein zum Werkzeug wird für das in mir, was mehr ist als skjölds zweite Existenz, die sich in diesen Blättern ihre ich.«9 Daß ein Politiker von heute solche Worte spricht, ist Chronik schuf, sofern man sie eine Chronik nennen kann, natürlich ungewöhnlich. Hammarskjöld hat aus der Mystik denn mit der Datierung nahm es der Autor nicht genau. Die des Mittelalters gelernt, aber was er aussagt, ist nichts An• Entdeckung, daß Hammarskjöld ein Doppelleben geführt hat, gelerntes. Er war offenbar ganz diesem Erleben hingegeben hat die Weltöffentlichkeit überrascht. Dem könnte man die und hat nach dessen metaphysischer Grundlage nicht weiter ironische Frage entgegenhalten, welcher Politiker wohl gefragt. Seine Mystik ist unreflektiert gottbezogen10. kein Doppelleben führe? Es wird nur meist nicht entdeckt. Dabei sind ihm die Probleme des Pantheismus (Alles = Gott) Aber was man bei Hammarskjöld fand, gerade das hatte und des Panentheismus (Alles in Gott) bewußt. An vielen offenbar niemand für möglich gehalten. Dieser vollendete Stellen von >Vägmärken< zeigt sich das: In mir ist Gott und Weltmann, einer der Ersten auf dem Erdenrund, besaß eine ich bin in Gott. Wenn Hammarskjöld auch zunächst nur Intimsphäre, in der er wie ein Mönch lebte, mit einem selt• spricht von »dem in mir, was mehr ist, als ich bin«11, so gerät sam wachen Bewußtsein, immerdar vor dem Angesichte er doch an anderen Stellen nahe an die Position des Angelus Gottes zu stehen. Man hat den Eindruck, daß ihm seine Silesius heran. Scheffler (Angelus Silesius) geht bekanntlich erste Existenz, die Außenseite seines Lebens, in zunehmen• recht weit in pantheistischer Richtung: »Gott ist soviel an dem Maße überhaupt nur erträglich und sinnvoll erschien, mir, als mir an ihm gelegen, sein Wesen helf ich ihm, wie weil er sie als einen Auftrag Gottes und als eine Funktion er das meine, hegen«12, »Ich bin nicht außer Gott und Gott jener inneren Welt ansah. nicht außer mir«13. Hammarskjöld drückt sich zurückhalten• Hammarskjölds Tagebuch fand zunächst keine gute Auf• der aus: »Wenn ich sein kann, ist Gott.«14 Gott muß der nahme. Die Überraschung des Publikums war zu groß. Aus »Täter unserer Taten sein«; man muß »seinen Gott darinnen einem Gefühl von Verblüffung und Entrüstung entsprangen ergreifen«.15 Verdikte wie: Eitle Selbstbespiegelung! Gescheiterte Existenz! Daß Mystik auch rein seelen-immanent, überhaupt ohne Größenwahn! Er identifiziert sich mit Christus! Solche Partner - Gott erklärt werden kann16, sei nebenbei an• Äußerungen bewiesen, daß Hammarskjöld im Grunde einsam gemerkt. Womit ich nicht sagen will, daß man gegen das und unbekannt gewesen war3, sie zeigten aber auch, daß das ganz persönliche Gott-Erlebnis der Intimsphäre argumen• eigentliche Christentum für die Gebildeten in Schweden und tieren könne oder solle. Aber dieses Erlebnis kann begriff• in den USA (und sicher nicht nur dort) weithin eine Terra liche Konsequenzen haben, und was objektiv und allgemein• incognita ist. Wie hätte es sonst geschehen können, daß ein verständlich geklärt werden kann, das soll geklärt werden. geistlicher Mensch, dessen Innenleben zufällig ins Licht der Zumal die >Geschichte dieser Seele< nun weitgehend der Öffentlichkeit geriet, mit einer derartigen Salve verständ• Öffentlichkeit bekanntgeworden ist. Die Vertreter bestimm• nisloser, ja höhnischer Anwürfe und Vorwürfe überschüttet ter Glaubensrichtungen könnten versucht sein, den so oder wurde? Ein ostasiatisches Publikum hätte zum mindesten so deutbaren Mann vielleicht voreilig in ihrem Sinne fest• aus Höflichkeit zurückhaltender reagiert. Der Hauptvorwurf, zulegen. Hier scheint mir auch der sonst so überaus kenntnis• der Generalsekretär hätte sich mit Christus identifiziert, reiche und verständnisvolle Sven Stolpe einen Schritt zu weit erledigt sich damit, daß jeder Christ ein >Christus alter< zu gehen17, den Schritt eben, vor dem erfreulicherweise ein werden soll, mithin Nachfolge (imitatio) Christi erste Pflicht Pastor, Johann Christoph Hampe, gewarnt hat18. Ob Ham• und oberstes asketisches Prinzip der Christen ist4. Nachfolge marskjöld Theist war oder Pantheist, das ist eine Frage, die Christi ist selbstverständlich himmelweit entfernt von blasphe- sich kaum beantworten läßt. Mit Zitaten kann man beides mischer Identifikation mit dem Erlöser. Nur oberflächliches belegen. Fest steht Hammarskjölds Christlichkeit, aber ebenso Lesen von >Vägmärken< oder Unkenntnis des christlichen fest sein Vorbehalt gegenüber dem Dogma: »Ein intellek• Heilsweges kann den genannten Vorwurf erklären5. tueller Zweifel hindert mich, zu >glauben<«.19 Dazu ist wichtig In Hammarskjölds Buch haben wir tatsächlich ein geistliches eine Äußerung des Generalsekretärs, die sowohl in der Bio• Vermächtnis vor uns. Damit erschöpft sich der Inhalt natür• graphie des Amerikaners Lash wie in Stolpes Schrift an-

26 Vereinte Nationen 1/66 geführt wird: »Glauben ist ein Zustand des Gemüts und der logischen Kraft des Gefühls hin. Das dürfte durch das obige Seele... Die Sprache der Religion ist eine Reihe von For• ausführliche Zitat klargestellt sein. Hammarskjöld läßt sich meln, die eine grundsätzliche geistige Erfahrung registrieren. also auf den Buchstaben des Dogmas nicht festlegen. Er wäre Man darf nicht voraussetzen, daß sie in einer Terminologie, somit ein schlechter Gewährsmann für kirchliche Apologetik. die in der Philosophie definiert wird, eine Wirklichkeit be• Im irrational-numinosen Erleben muß ihm der Widerspruch schreibt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen und mit zwischen Kinderglauben und Mündigkeit gleichgültig ge• den Instrumenten der Logik analysieren können. Ich habe worden sein, ihm, dem >Lichtquellen jenseits aller Ver- erst spät verstanden, was das bedeutet. Als ich endlich diesen nunft<23 leuchteten. Wer den Glauben bereits als >Gottes Ver• Punkt erreichte, konnte ich den Glauben als meinen eigenen einigung mit der Seele<24 erfährt, für den ist der Glaube kein erkennen, in dem ich einmal erzogen worden war.. .«20 Es Für-wahr-Halten mehr, nichts Logisches, aber auch nicht liegt hier nahe, an das Dogmenverständnis des neuesten etwas, was bloß aus menschlichem Vertrauen erwächst. Protestantismus zu erinnern, für das Bultmann maßgebend Hammarskjöld konnte sich als Christ bekennen, weil er sich ist. Man nimmt danach die Sätze der Schrift und die Dogmen darüber klar war, daß die göttliche >Wirklichkeit< ohnehin als jeweils erst auszudeutende Hinweise auf allgemein• nicht in theologische Formeln eingeschlossen werden kann. menschliche oder individuelle Grundsituationen. Daß Ham- Der Wert der heiligen Schriften und Dogmen besteht darin, marskjöld Bultmanns Entmythologisierungslehre kannte, daß sie Petrefakten vergangener religiöser Ereignisse sind geht aus den mir vorliegenden Texten nicht ausdrücklich und wieder zu Auslösern religiöser Erlebnisse werden kön• hervor. Ich halte es trotzdem für möglich. Mit dem un• nen. Insoweit sind sie verehrungswürdig, und nur in diesem mittelbar vor-barthischen liberalen Protestantismus jeden• Sinne ist es denkbar, daß Hammarskjöld sie als »seine falls mußte er vom Vaterhause her vertraut sein, denn seine eigenen erkennen« konnte. Man darf dogmatische Texte nie Eltern pflegten regen Verkehr mit dem protestantischen Erz- mit den Maßstäben der Logik messen. Die Forderung nach bischof Nathan Söderblom in Uppsala. Überdies dürfte es für intellektueller Ehrlichkeit ist hier fehl am Platze. Es geht einen Mann von der Geistesschärfe Hammarskjölds nicht bei ihnen allein um die historische Echtheit. schwer gewesen sein, den gnostischen21 Standpunkt, d. h. die Religionsgesellschaften und Kirchen freilich, gemäß ihrer philosophische Ausdeutung der christlichen Botschaft, als eine notwendig welthaften Verfassung, müssen ihre religiösen diskutable Möglichkeit selbst zu entdecken und zu erwägen. Dokumente auch im menschlichen Sinne als wahr und meist Zumal er die Spannung zwischen Kinderglauben und reli• zugleich als rechtlich bindend verstehen. Damit wird die giöser Mündigkeit stark empfunden hat. Aber Hammarskjöld Rede Gottes in eine fremde, verfälschende Sphäre über• entschied sich nicht für den gnostischen Weg. Er war seiner tragen. Das Wort, das über alle Worte ist, gerät damit auf ganzen Natur nach eben kein Gnostiker. Er sagt ja ausdrück• eine elend niedrige Ebene, es reizt die Kritiker zum Wider• lich: »Die Sprache der Religion... darf nicht so betrachtet spruch, zur Konsequenzmacherei, ja zum Spott. Was vordem werden, als ob sie mit philosophischen Ausdrücken beschrie• ein heiliges Zeugnis war, kann nun seine Autorität nur mit ben werden« könne22. Er suchte also nicht die abstrakte Er• Mühe und Not durch unwürdige, sogar unehrliche Mani• kenntnis Gottes, sondern er wollte den Gott sozusagen am pulationen retten. Hält man aber die Sphären reinlich aus• eigenen Leibe und in der eigenen Seele erfahren. Das hat er einander: hie Offenbarung, numinoses Geschehen, Offenheit offensichtlich auch erreicht. Darum heißt er mit Recht ein für die Transzendenz, Entweltlichung und Stehen auf heili• Mystiker. gem Land, dort Logik, Vernunft, Recht und irdische Ord• Um aber mit der intellektuellen Schwierigkeit der Dogmen nungen - so mag ein Mensch mit beiden Welten wohl leidlich fertig zu werden, gab er sich im Religiösen ganz der außer• zurechtkommen. Wiewohl jeder, der erkannt hat, daß es eine

Der Indische Ministerpräsi• dent Lai Bahadur Shastri (links) im Gespräch mit Ge• neralsekretär U Thant am 13. September 1965. In der Mitte der indische Außen• minister Swaran Singh. U Thant bemühte sich da• mals um eine Beilegung des zwischen Pakistan und In• dien ausgebrochenen Kasch• mirkrieges. Einige Monate später, am 10. Januar 1966, am Ende mehrtägiger Ver• handlungen, unterzeichneten Shastri und der pakistani• sche Ministerpräsident Ayub Khan die Deklaration von Taschkent (Sowjetunion), die eine Beilegung der vorder• gründigen Kaschmir-Diffe• renzen beinhaltet. Neun Stunden später, am 11. Ja• nuar, noch am gleichen Ort, starb Shastri nach völliger Erschöpfung an einem Herz• infarkt.

Vereinte Nationen 1/66 27 jenseitige Welt gibt, ein wenig mindestens an dieser Er• wider die Ungeistigkeit, den Egoismus und die Verblendung kenntnis leiden muß und sich dem Diesseits nicht mehr mit der säkularisierten Welt. Obwohl die Menschen einzeln und Haut und Haaren verschreiben wird. in Gruppen rastlos »ihre Interessen vertreten«, verfehlen sie Damit wären wir beim Problem der Ethik. Ethik ist an sich doch mit Sicherheit das Eigentliche, das Glück, solange sie durchaus ohne religiöses Fundament möglich, ja man kann es auf der Außenseite des Lebens suchen. Denn es liegt sogar nur dann von reiner Ethik sprechen, wenn auf diese woanders. Man denke an das Sprüchlein des Angelus Sile- Begründung verzichtet wird. Aber für Hammarskjöld waren sius: »Halt an - wo laufst du hin? Der Himmel ist in dir! Ethik und Religion nicht getrennt. Der geistige Hintergrund Suchst du ihn anderswo, du fehlst ihn für und für.« Un• seines Handelns war nicht profan ethisch, sondern religiös. gefähr sagt das Hammarskjöld auch, nur mit den Worten Dabei mußte er als Mystiker noch in einem besonderen des Dichters Thomas Browne: »Wir tragen in uns die Wun• Zwiespalt gegenüber den Herausforderungen des Lebens der, die wir außerhalb von uns suchen.«33 stehen. Sagt er doch von den Mystikern: »Werke geben ihnen nichts und Werke nehmen ihnen nichts.«25 Werke sind mithin für den Mystiker strenggenommen gleichgültig. Hammar• Anmerkungen: skjöld war z. B. der Ehe ausgewichen. Er war im Kreis der 1 Siehe VN Heft 5/62 S. 139—145. 2 Hammarskjöld, Dag: Zeichen am Weg. München: Droemer Knaur Freunde, im Banne der profanen Geschäfte, doch immer 1965. irgendwie abwesend, frei sogar von sich selber28. Erfahrungs• 3 Stolpe, Sven: Dag Hammarskjölds geistiger Weg. 3. Auflage, Frank• gemäß und seltsamerweise verfallen viele Mystiker trotz furt: Knecht 1965, S. 63, 79, 93. 4 Vgl. das prinzipiell bedeutende, unkasuistische >Handbuch der katho• ihrer inneren Weltferne nicht dem Quietismus, sondern lischen Sittenlehre< von Fritz Tillmann. stehen durchaus ihren Mann im Leben. Sie sind Aktivisten 5 Siehe Anm. 3, aaO, S. 110 f. u. 115 f. 6 Siehe Anm. 3, aaO, S. 66 f. mit einem heimlichen Vorbehalt, gewiß, aber oft dennoch 7 Siehe Anm. 2, aaO, S. 58. sehr erfolgreich auch in weltlichen Unternehmungen. So 8 Siehe Anm. 2, aaO, S. 143. 9 Siehe Anm. 2, aaO, S. 57 f. erfolgreich möglicherweise deshalb, weil sie innerlich dar• 10 Siehe Anm. 2, aaO, S. 32 u. 83. überstehen, z. B. über dem Konkurrenzkampf, und darum 11 Siehe Anm. 2, aaO, S. 51, 57 f., 84 f., 98f., 105 u. 137. ihre Ziele geschickter verfolgen als ihre Rivalen und Gegner. 12 Siehe Cherubinischer Wandersmann, Wiesbaden: Dieterich 1949, S. 13. 13 Siehe Anm. 12, aaO, S. 14. Ich will nicht behaupten, daß dies Moment Hammarskjölds 14 Siehe Anm. 2, aaO, S. 112, 125f., 144 u. 177. glänzende Karriere erklärt oder sein gedeihliches politisches 15 Siehe Anm. 2, aaO, S. 125 f. 16 Siehe Port, Kurt: >Gottesmystik und Mystik der Seele<, in: Pforte. Wirken, aber es dürfte immerhin mitspielen. Jahrgang 5, 1953, S. 169 ff. Hammarskjöld war zweifellos bemüht, immer christlich zu 17 Siehe Anm. 3, aaO, S. 96. 18 Evangelischer Literaturbeobachter. Jahrgang 1965, S. 1225. handeln. Ihn bestimmte das Bewußtsein des »Gott in mir«. 19 Siehe Anm. 2, aaO, S. 80. »Wenn du versagst, dann ist es Gott, der ... versagt.«27 Gott 20 Siehe Lash, Joseph P.: Dag Hammarskjöld. Stuttgart 1962, S. 34. ist der Täter unserer Taten28. Jesus stirbt jeden Augenblick Siehe auch Anm. 3, aaO, S. 21 u. 95. Die Übersetzung bei Lash ist sorgfältiger. in einem Menschen, der dem Weg der inneren Zeichen 21 Gnostisch ist die philosophische Erfassung theologischer Gegen• folgte29. Liebe ist »ein Überfluß der Kraft«30. Selbstaufgabe stände mit der Absicht, sie in ihrer tieferen Bedeutung einsichtig zu machen. Gnosis läuft immer auf eine Geheimlehre hinaus. Meist ein Weg zur Selbstverwirklichung31. Die Ethik Albert wird schon von vornherein betont, daß Gnosis nur für die Ein• Schweitzers fand Hammarskjöld der eigenen Sinnesart sehr geweihten sei. 22 Siehe Anm. 3, aaO, S. 21 u. 95. verwandt32. 23 Siehe Anm. 2, aaO, S. 57. Vor etwa einem Jahr beklagte die Zeitschrift >Lynx< (Ham• 24 Siehe Anm. 2, aaO, S. 88. 25 Siehe Anm. 2, aaO, S. 143. burg), daß die Welt durch den Tod dreier Männer arm ge• 26 Siehe Anm. 2, aaO, S. 108. worden sei und nannte Kennedy, Johannes XXIII. und 27 Siehe Anm. 2, aaO, S. 137. Nehru. Hier hatte man ganz offensichtlich Hammarskjöld 28 Siehe Anm. 2, aaO, S. 125. 29 Siehe Anm. 2, aaO, S. 111. vergessen. Ich hielte es zwar nicht für recht, wenn man 30 Siehe Anm. 3, aaO, S. 82. Hammarskjöld als Zeugen für irgendein Kirchenchristentum 31 Siehe Anm. 30. 32 Siehe Anm. 30. bemühen wollte. Aber er steht da als eine >eherne Säule< 33 Siehe Anm. 2, aaO, S. 119.

Deutschland und die Vereinten Nationen Dokumente und Nachrichten

Berliner Journalisten besuchen die UN Tag der Menschenrechte

Wie in den Vorjahren besuchte eine Gruppe Berliner Journa• Die führende Veranstaltung in der Bundesrepublik zum Tag listen die Vereinten Nationen in New York, um sich über der Menschenrechte fand am 10. Dezember 1965 in der Berliner die Arbeit der Weltorganisation zu unterrichten und einen Kongreßhalle statt. Der Landesverband Berlin der Deutschen Eindruck von der Stellung Deutschlands am Rande der Ver• Gesellschaft für die Vereinten Nationen und das Kuratorium einten Nationen und von der Arbeit der deutschen Beobachter• Unteilbares Deutschland hatten gemeinsam eingeladen. Der mission zu gewinnen. Der Gruppe gehörten Dr. Jürgen Reiss Tag der Menschenrechte ist die jährliche Wiederkehr der (Chefredakteur des Berliner >Kurier<), Dr. Dietrich Bartens Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (Berliner Redaktion des Norddeutschen Rundfunks), Dr. Michael durch die Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948. Die Ludwig Mueller (Redaktion der >Berliner Morgenpost<), Renate Erklärung hat, auch wenn sie bis heute nicht für Völker und Marbach (Berliner Korrespondentin der >Stuttgarter Nach- Staaten rechtsverbindlich geworden ist, als Leitbild eine stän• richten<), Karl Heinz Maier (Berliner Korrespondent der dige und wachsende Kraft ausgeübt, abgesehen davon, daß >Westfälischen Rundschau<) und als Begleiter Werner Steltzer ihre Gedanken ganz oder teilweise auch in die Verfassungen (Direktor des Informationszentrums Berlin) an. Nach einem von Staaten und Ländern, auch der deutschen, Eingang Einführungsgespräch mit dem deutschen Beobachter besuchte gefunden haben. - In der Berliner Gedenkstunde behandelten die Gruppe das Sekretariat der Vereinten Nationen und hatte der Minister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschä• dort unter anderem mit dem Direktor des UN-Entwicklungs• digte, Dr. Johann Baptist Gradl, der Vorsitzende der SPD- programms, Paul Hoffman, eine Unterredung. Außerdem hat• Bundestagsfraktion, Fritz Erler, und der Vizepräsident des ten die Journalisten bei gesellschaftlichen Veranstaltungen Bundestages, Dr. , das Thema Menschenrechte und in den Wandelgängen der UN-Gebäude Gelegenheit, mit von den verschiedensten Seiten, wobei ihnen Berlin als Prüf• Delegierten aus allen Teilen der Welt zusammenzutreffen. stein der Selbstbestimmung besonderen Anlaß bot. Der Vor-

28 Vereinte Nationen 1/66 sitzende des LV Berlin der DGVN und Präsident des Berliner Der Bundespräsident beglückwünscht Abgeordnetenhauses, Otto Bach, begrüßte Sprecher und Gäste Prinz Sadruddin Aga Khan und sprach auch das Schlußwort. (Wir werden auf die sehr bemerkenswerten Ausführungen der Referenten in einem Bundespräsident Lübke sandte dem von der letzten Voll• versammlung gewählten neuen Hochkommissar der Vereinten größeren Zusammenhang noch zurückkommen.) Nationen für Flüchtlinge, Prinz Sadruddin Aga Khan, zur Amtsübernahme Anfang des Jahres folgendes Telegramm: Erweiterung der deutschen Beobachtermission »Zu Ihrer Berufung in das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen möchte ich Ihnen in meinem Namen wie Angesichts der sich ständig erweiternden Aufgaben auf wirt• auch im Namen der Bundesrepublik Deutschland meinen Glück• wunsch aussprechen. Ich bin sicher, daß Sie in diesem Amte Ihre schaftlichem Gebiet ist die deutsche Beobachtermission bei den großen Fähigkeiten und Erfahrungen einsetzen werden. Mir ist Ihr Vereinten Nationen in New York kürzlich durch Entsendung Besuch in lebhafter Erinnerung, bei dem Sie mir so beredt von den von Botschaftsrat Dr. Ottheinrich Sartorius verstärkt worden. Aufgaben dieses Amtes, insbesondere auch in Asien und Afrika, Dr. Sartorius wird sich in erster Linie der Pflege der Bezie• berichteten. Ich wünsche Ihnen vollen Erfolg für Ihre Aufgaben. hungen zu den wirtschaftlichen Sonderkörperschaften wie dem Heinrich Lübke, Präsident der Bundesrepublik Deutschland.« Entwicklungsprogramm, dem Weltkinderhilfswerk sowie den Prinz Sadruddin Aga Khan dankte mit folgenden Worten: allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklungsaufgaben der Ver• »Es ist mir eine besondere Auszeichnung und Ehre, Herr Bundes• einten Nationen widmen. Dr. Sartorius war vor seiner Verset• präsident, Ihre und die von Ihnen übermittelten Glückwünsche zung nach New York acht Jahre in Afrika tätig, zuletzt als anläßlich meiner Wahl zum Hochkommissar für Flüchtlinge ent• deutscher Botschafter in Bangui, der Hauptstadt der Zentral• gegennehmen zu dürfen. Das tiefe Interesse, das Sie und die afrikanischen Republik. Er vertrat 1960 die Bundesrepublik Bundesregierung der humanitären Aufgabe, die unserem Amte bei den Unabhängigkeitsfeiern im Kongo (Brazzaville), Tschad übertragen worden ist, entgegenbringen, bedeutete immer schon eine Quelle der Stärke und Ermutigung für meine Mitarbeiter und Obervolta und in der Zentralafrikanischen Republik. Zur und mich. Der fruchtbare Gedankenaustausch, den ich die Ehre Wahrnehmung der Afrika-Probleme und zur Pflege der deut• hatte, bei meinem jüngsten Besuch in Deutschland mit Ihnen zu schen Verbindungen mit den afrikanischen UN-Missionen führen, ist mir stets lebhaft in Erinnerung. Ihre bereitwillige wurde Legationsrat Leopold-Bill von Bredow zur Beobachter• Anteilnahme an den Belangen unseres Amtes, besonders in Afrika mission versetzt. Er löst Legationsrat Wilfried von Eichborn und Asien, und das warme Verständnis, das Sie bei der Behand• ab, der zur Schutzmachtvertretung für die deutschen Inter• lung unserer Probleme zeigten, sind mir eine ermutigende Unter• essen in Amman, Jordanien, versetzt worden ist. stützung, für die ich Ihnen meinen aufrichtigen Dank ausdrücken möchte. Genehmigen Sie, hochzuverehrender Herr Bundespräsi• dent, die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung. Deutsche Beteiligung an der Flüchtlingshilfe der UN Prince Sadruddin Aga Khan.« (Siehe auch VN Heft 3/63 S. 85 und S. 106, ferner S. 15 dieser Auf den Beitragskonferenzen für die beiden Flüchtlings• Ausgabe.) programme der Vereinten Nationen konnte der deutsche Be• obachter, Botschafter von Braun, für 1966 die gleichen Bei• Erhöhte deutsche Leistung für das Entwicklungsprogramm träge ankündigen wie in den Vorjahren, und zwar für die der Vereinten Nationen Arbeit des Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen 1,2 Mill. DM und für die Hilfe an die Palästinaflüchtlinge Auf der ersten Tagung des Verwaltungsrates des Entwick• 2 Mill. DM. lungsprogramms, wie sich die Sonderkörperschaft der Ver• einten Nationen für Technische Hilfe seit der Zusammen• legung von Sonderfonds und Erweitertem Programm nennt, Neuer deutscher Beitrag für UNICEF konnte Ministerialdirigent Dr. Werner Lamby vom Bundes• ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit bekannt• Wie in den Vorjahren wird Deutschland auch für das Jahr geben, daß der deutsche Beitrag zum Entwicklungsprogramm 1966 einen finanziellen Beitrag von 6 Mill. DM für das Kinder- um 1 Mill. Dollar erhöht wird. Damit beträgt der deutsche hilfswerk der Vereinten Nationen beisteuern. Von UNICEF Beitrag für 1966 9 Mill. Dollar. Deutschland steht mit seiner wird es als besonders dankenswert empfunden, daß außer Leistung für diesen Teil der Entwicklungshilfe der Vereinten dem deutschen Regierungsbeitrag auch sehr beachtliche pri• Nationen damit nach den Vereinigten Staaten, Großbritannien vate Beiträge aus Deutschland eingehen, insbesondere die Er• und Schweden an 4. Stelle. Schweden gewährt prinzipiell seine löse aus dem Verkauf der bekannten UNICEF-Weihnachts- Entwicklungshilfe nicht bilateral, sondern nur multilateral. karten. Deutschland wurde mit 16 von 18 Stimmen vom Wirtschafts• und Sozialrat der Vereinten Nationen auf drei Jahre in den Verwaltungsrat des Entwicklungsprogramms gewählt. Auf der Bundespräsident Lübke dankt dem ausscheidenden ersten Programmtagung, auf der 85 Entwicklungsvorhaben UN-Hochkommissar Dr. Felix Schnyder verabschiedet wurden, war Deutschland zunächst durch Mi• nisterialdirigent Dr. Werner Lamby und dann durch VLR I Mit Ende des vergangenen Jahres ist der langjährige Hoch• Wilhelm-Günther von Heyden vom Auswärtigen Amt vertre• kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, Dr. Felix ten. Schnyder (Schweiz), aus den Diensten der Weltorganisation ausgeschieden, um die Leitung der schweizerischen Botschaft Deutschland an dritter Stelle im Welternährungsprogramm in Washington zu übernehmen. Schnyder hatte viele und gute Beziehungen zu Deutschland entwickelt. Sein Nachfolger wurde Auf der Beitragskonferenz der Ernährungs- und Landwirt• sein bisheriger Stellvertreter, Prinz Sadruddin Aga Khan. schaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) für das Bundespräsident Lübke sandte an Dr. Schnyder folgendes Welternährungsprogramm vom 18. Januar 1966 konnte der Telegramm: deutsche Beobachter, Botschafter von Braun, einen Beitrag von 31,8 Mill. DM (7,95 Mill. Dollar) für das Drei-Jahres-Pro- »Anläßlich Ihres Scheidens aus einem hohen Amte, das sich für die Wahrung der Grundsätze der Menschlichkeit und Gerechtig• gramm 1966-1968 ankündigen. Diese Leistungen liegen auf keit gegenüber den Flüchtlingen in der Welt einsetzt, möchte ich etwa der gleichen Höhe wie für das voraufgegangene Drei- Ihnen meinen und des deutschen Volkes Dank aussprechen. Sie Jahres-Programm 1963-1965. Es konnte dem Wunsch der FAO haben sich in den Jahren Ihres Wirkens in diesem Amte den entsprochen werden, einen Teil dieser Leistungen in bar zur Regierungen und der Weltöffentlichkeit gegenüber mit großer Verfügung zu stellen. Von den 31,8 Mill. DM entfallen die Energie und viel Initiative für die Erfüllung der Ihnen gestellten Hälfte in Waren, 30 v. H. in bar und weitere 20 v. H. für Aufgaben eingesetzt. Das Verständnis, mit dem Sie auch die Dienstleistungen, in erster Linie für Schiffstransporte und mancherlei Schwierigkeiten, die sich den Ihnen von den Vereinten Nationen übertragenen Aufgaben in den Weg stellten, zu über• Versicherungen. Mit diesen Verpflichtungen steht Deutschland winden wußten, hat die fruchtbare und vertrauensvolle Zu• an dritter Stelle von 44 Ländern, die insgesamt Leistungen in sammenarbeit mit Ihrem Amte befestigt. Jeder, der sich dieser Höhe von 208165 889 Dollar zugesagt haben. Einige Länder, Aufgabe verbunden weiß, für die einst Fridtjof Nansen den Grund darunter die Schweiz, vermochten die Höhe ihres Beitrages legte, wird Ihre Tätigkeit in dankbarer Erinnerung behalten. noch nicht auf der Konferenz bekanntzugeben, kündigten je• Heinrich Lübke, Präsident der Bundesrepublik Deutschland.« doch ihre grundsätzliche Unterstützung an.

Vereinte Nationen 1/66 29 Prof. Dr. Eduard Wahl, MdB, eingesetzt würde, um ein positives Ergebnis der Konferenz sicherzustellen. Aus dem gleichen Grunde empfahl er eine der Ehrenvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für die Ver• Beschränkung der anzuschneidenden Themen unter vorzugs• einten Nationen, wurde am 25. Januar 1966 in Straßburg durch weiser Berücksichtigung von Gebieten, für die sich während Akklamation als Nachfolger des Fürsten Bismarck zu einem der vorbereitenden Arbeiten eine Übereinstimmung voraus• der Vizepräsidenten der Beratenden Versammlung des Europa- sehen lasse. Auf diese Weise könnte die Arbeit der neuen Rates gewählt. Welthandelskonferenz auf eine realistische Grundlage gestellt und dem Generalsekretär der UNCTAD, Professor Prebisch, Deutsche Beiträge für Zypern-Aktion die Möglichkeit gegeben werden, bei der Vorbereitung und In einer offiziellen Zusammenstellung des UN-Sekretariats Durchführung der Zweiten Welthandelskonferenz eine aus• über die bisherigen finanziellen Beiträge für die friedens• gleichende Funktion zu übernehmen. Hierdurch ließe sich zu• erhaltenden Operationen der Vereinten Nationen in Zypern gleich die Basis für die positive Tätigkeit des Generalsekretärs wird festgestellt, daß nach dem Stand vom 26. Januar 1966 verstärken. insgesamt 36303 981 Dollar von 41 Ländern zur Verfügung gestellt worden sind. Davon hat die Bundesrepublik Deutsch• UN-Kakaokonferenz land 3500000 Dollar gezahlt. Sie steht damit nach den Ver• Auf der Tagung der Arbeitsgruppe I der UN-Kakaokonferenz einigten Staaten mit 14,6 Mill. Dollar und Großbritannien mit zur Vorbereitung eines internationalen Kakaoabkommens war 8,17 Mill. Dollar an dritter Stelle. Zusätzlich zu diesen Finanz• Deutschland als eines von zwölf Ländern mit einer größeren leistungen sind von einer Reihe von Staaten Truppen bereit• Delegation vertreten. Sie wurde von Ministerialrat Helmut gestellt worden, für die das jeweils entsendende Land die Gebhardt vom Bundesministerium für Ernährung und Land• Kosten ganz oder teilweise selbst trägt. wirtschaft geleitet und ihr gehörten Vertreter des Bundes• wirtschaftsministeriums und des Bundesfinanzministeriums Ein Deutscher Vertreter der ICAO in Europa sowie Berater der interessierten Handels- und Industriekreise an. Bei den Beratungen herrschte zwar weitgehende Überein• Die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) hat zum stimmung darüber, daß ein internationales Abkommen er• 1. Februar 1966 den Regierungsrat Marzusch von der Bundes• wünscht sei. Es gab jedoch grundsätzlich unterschiedliche An• anstalt für Flugsicherung, Frankfurt/Main, zu ihrem Vertreter sichten über die Prinzipien eines derartigen Abkommens: Soll in Europa und zum Leiter des Europäischen Regionalbüros in der Subventionierung von Exporten oder der Quotenbeschrän• Paris ernannt. - Herr Marzusch war von 1957 bis 1965 als kung der Vorzug gegeben werden. Auf einer weiteren Arbeits• deutscher Vertreter in der Air Navigation Commission der sitzung, die Ende März voraussichtlich in Genf stattfindet, ICAO in Montreal tätig. Von 1959 bis zum Ablauf des Jahres hofft man eine Einigung über die Frage zu erzielen. Die Emp• 1964 war er Präsident dieser Kommission. findlichkeit der internationalen Preisbildung für Kakao wurde von den Erzeugerländern als Grund zugunsten der Subventio• UNCTAD-Verwaltungsrat nierung angeführt. Auch in der Frage der Bildung eines Auf• Die dritte Tagung des Handels- und Entwicklungsrats der fang-Pools für Kakaoüberschüsse und über die Finanzierung Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen eines derartigen Pools hofft man bei der nächsten Sitzung zu (UNCTAD) fand von Ende Januar bis Mitte Februar in New einer Einigung zu gelangen. York statt. Gleichzeitig trat eine Reihe von Ausschüssen der UNCTAD in New York zusammen, darunter die Ausschüsse Weltgesundheitstag 1966 für unsichtbare Ausfuhren und für Welthandelsfinanzierung. Der diesjährige Weltgesundheitstag ist wieder am 7. April, Die beiden deutschen Delegationen zur Sitzung des Rates dem Jahrestag des Inkrafttretens der Satzung der Welt• wurden von Botschafter Walter Weber geleitet. Ferner ge• gesundheitsorganisation, einer Sonderorganisation der Ver• hörten den Delegationen Vertreter der Bundesministerien für einten Nationen, in der die Bundesrepublik seit langem Voll• Wirtschaft, für Finanzen und für Ernährung und Landwirt• mitglied ist. Der Tag wird in der ganzen Welt begangen und schaft an. Von der deutschen Delegation wurde in die Erörte• steht in diesem Jahr unter dem Motto >Der Mensch in seiner rungen wiederholt durch grundsätzliche Fragen und Stellung• Stadt<. Er befaßt sich neben'den psychohygienischen Proble• nahmen eingegriffen. In einer konstruktiven Rede zur Vor• men insbesondere mit den zivilisationsbedingten Gesundheits• bereitung der Zweiten Welthandelskonferenz, die voraussicht• schäden und deren Uberwindern. - Die führende deutsche lich 1967 stattfinden wird, erklärte Botschafter Weber, es wäre Veranstaltung zu diesem Tag findet am 5. April 1966 in Bad wünschenswert, wenn rechtzeitig ein vorbereitender Ausschuß Godesberg statt.

Entschließungen der Generalversammlung und des Sicherheitsrats zu Verbreitungsstopp von Kernwaffen, Weltabrüstungskonferenz, Abrüstung, Teststoppverbot, Kernwaffenfreies Afrika, Zypern und China.

Verbreifungsstopp von Kernwaffen Sicherheitsrat oder an beide richten kann, rüstung unter wirksamer internationaler • in Erinnerung an ihre Entschließungen 1665 Kontrolle erschwert, GENERALVERSAMMLUNG - Gegenstand: (XVI) vom 4. Dezember 1961 und 1908 (XVIII) • in Kenntnisnahme der von der Gipfel• Verbreitungsstopp von Kernwaffen. - Ent• vom 27. Dezember 1963, konferenz der Staatsoberhäupter und Re• schließung 2028 (XX) vom 19. November 1965 • in Erkenntnis der Dringlichkeit und großen gierungschefs der Organisation für afrika• Bedeutung der Frage der Verhinderung nische Einheit auf ihrer Ersten ordentlichen, Die Generalversammlung, der Weiterverbreitung von Kernwaffen, im Juli 1964 in Kairo abgehaltenen Tagung — im Bewußtsein ihrer Verantwortung, gemäß • mit Zufriedenheit Kenntnis nehmend von angenommenen Erklärung sowie der Er• der Charta der Vereinten Nationen, für den Bemühungen Äthiopiens, Birmas, Bra• klärung »Programm für Frieden und inter• nationale Zusammenarbeit«, angenommen Abrüstung und Festigung des Friedens, siliens, Indiens, Mexikos, Nigerias, Schwe• dens und der Vereinigten Arabischen Re• von der Zweiten Konferenz der Staatsober• — im Bewußtsein ihrer Verantwortung gemäß häupter oder Regierungschefs der Block• Artikel 11 Paragraph 1 der Charta, der be• publik, für das Problem des Verbreitungs• stopps von Kernwaffen eine Lösung zu freien Länder, die im Oktober 1964 in Kairo stimmt, daß die Generalversammlung sich stattfand, mit den allgemeinen Grundsätzen der Zu• finden, Bemühungen, wie sie ihr gemein• sammenarbeit zur Wahrung des Weltfrie• sames Memorandum vom 15. September 1965 bezeugt, in Kenntnisnahme ferner der von den Ver• dens und der internationalen Sicherheit einigten Staaten von Amerika und von der einschließlich der Grundsätze für die Ab• • in der Überzeugung, daß die Weiterverbrei• Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken rüstung und Rüstungsregelung befassen tung von Kernwaffen die Sicherheit aller vorgelegten Vertragsentwürfe zur Verhin• und in bezug auf diese Grundsätze Emp• Staaten gefährdet und die Verwirklichung derung der Weiterverbreitung von Kern• fehlungen an die Mitglieder oder an den der allgemeinen und vollständigen Ab• waffen,

30 Vereinte Nationen 1/66 — in Kenntnisnahme ferner eines von Italien — in Bestätigung der von der Abrüstungs• — in Anbetracht der ausschlaggebenden Be• eingebrachten Vorschlages für einseitigen kommission am 11. Juni 1965 angenom• deutung eines totalen Versuchsverbots für Verzicht auf Erwerb von Kernwaffen, menen Entschließung, die Frage eines Verbreitungsstopps von — in der Überzeugung, daß die Entschließun• 1. billigt den auf der Zweiten Konferenz der Kernwaffen, gen der Generalversammlung 1652 (XVI) Staatsoberhäupter oder Regierungschefs — mit Befriedigung das gemeinsame Memo• vom 24. November 1961 und 1911 (XVIII) der Blockfreien Staaten in Kairo 1964 an• randum über einen umfassenden Teststopp• vom 27. November 1963 die Verhinderung genommenen Vorschlag der Einberufung vertrag zur Kenntnis nehmend, das Äthi• der Weiterverbreitung von Kernwaffen zum einer Weltabrüstungskonferenz, zu der alle opien, Birma, Brasilien, Indien, Mexiko, Ziel haben, Staaten eingeladen werden würden; Nigeria, Schweden und die Vereinigte Ara• — in dem Glauben, daß weitere Anstrengun• 2. drängt darauf, die notwendigen Konsul• bische Republik vorgelegt haben und das gen unbedingt gemacht werden müssen, tationen mit allen Staaten mit dem Ziel dem Bericht der 18-Mächte-Abrüstungs• um zu einem Vertrag zu gelangen, der die vorzunehmen, einen möglichst repräsenta• konferenz beigefügt ist, Weiterverbreitung von Kernwaffen ver• tiven Vorbereitungsausschuß einzusetzen, — in der Überzeugung, daß unter anderem hindert, der geeignete Maßnahmen für den Zu• durch die bedeutenden Verbesserungen der 1. ersucht alle Staaten dringend, alle für den sammentritt einer Weltabrüstungskonfe• Ortungs- und Feststellungstechniken eine baldigen Abschluß eines Vertrags zur renz bis spätestens 1967 einleitet; Vereinbarung über diesen weiteren Schritt Verhinderung der Weiterverbreitung von 3. drängt ferner darauf, daß alle Staaten, in Richtung auf eine nukleare Abrüstung Kernwaffen notwendigen Schritte zu unter• soweit angebracht, über die erzielten Er• erleichtert wird, nehmen; gebnisse des im vorstehenden Paragra• 1. drängt darauf, alle Kernwaffenversuche 2. fordert die 18-Mächte-Abrüstungskonferenz phen 2 genannten Vorbereitungsausschusses einzustellen; auf, dringend die Frage des Verbreitungs• in Ubereinstimmung unterrichtet werden. 2. fordert alle Länder auf, den Geist und die stopps von Kernwaffen zu erörtern und zu Abstimmungsergebnis: + 112; — 0; = 1: Frank• Bestimmungen des Vertrags über das Ver• diesem Zweck sobald wie möglich wieder bot von Kernwaffenversuchen im Luft• zusammenzutreten, mit dem Ziel, einen in• reich. raum, im Weltraum und unter Wasser zu ternationalen Vertrag zur Verhinderung der achten; Weiterverbreitung von Kernwaffen, der sich 3. ersucht die 18-Mächte-Abrüstungskonferenz, von den folgenden wesentlichen Grund• Abrüstung mit dem Bewußtsein der Dringlichkeit ihre sätzen leiten läßt, auszuhandeln: Arbeiten an einem umfassenden Teststopp• GENERALVERSAMMLUNG - Gegenstand: vertrag und an Vereinbarungen für ein a) Der Vertrag sollte alle Lücken vermei• Frage der allgemeinen und vollständigen wirksames Verbot aller Kernwaffenver• den, die es den kernwaffenbesitzenden Abrüstung. - Entschließung 2031 (XX) vom suche aller Bereiche fortzusetzen und hier• und den kernwaffenlosen Mächten ge• 3. Dezember 1965 bei die verbesserten Möglichkeiten einer statten könnten, Kernwaffen in irgend• internationalen Zusammenarbeit auf dem einer Form unmittelbar oder mittelbar Die Generalversammlung, Gebiet der seismischen Ortung zu berück• weiterzugeben; sichtigen sowie der Generalversammlung — nach Erhalt der Berichte der 18-Mächte- b) Der Vertrag sollte ein annehmbares Bericht zu erstatten. Abrüstungskonferenz, Gleichgewicht gegenseitiger Verantwor• Abstimmungsergebnis: +92; —1: Albanien; tung und Verpflichtung der kernwaffen• — in Erinnerung an ihre Entschließungen 1378 (XIV) vom 20. November 1959, 1722 (XVI) = 14: Algerien, Bulgarien, Frankreich, Guinea, besitzenden und der kernwaffenlosen Kongo (Brazzaville), Kuba, Mauretanien, Mon• Mächte herstellen; vom 20. Dezember 1961, 1767 (XVII) vom 21. November 1962 und 1908 (XVIII) vom golische Volksrepublik, Polen, Sowjetunion, c) Der Vertrag sollte ein Schritt zur Ver• 27. November 1963, Tschechoslowakei, Ukraine, Ungarn, Weiß• wirklichung der allgemeinen und voll• rußland. ständigen Abrüstung und im besonderen — im Bewußtsein ihrer Verantwortung auf• der Kernwaffenabrüstung sein; grund der Charta der Vereinten Nationen für Abrüstung und für die Festigung des d) Annehmbare und durchführbare Bestim• mungen sollten vorgesehen werden, Friedens, Kernwaffenfreies Afrika welche die Wirksamkeit des Vertrags 1. ersucht die 18-Mächte-Abrüstungskonferenz, sichern; ihre Bemühungen um einen wesentlichen GENERALVERSAMMLUNG - Gegenstand: e) Nichts im Vertrag sollte sich gegen das Fortschritt bei der Erlangung einer Eini• Erklärung über die kernwaffenfreie Zone Recht einer Staatengruppe auswirken, gung sowohl über die allgemeine und voll• Afrika. - Entschließung 2033 (XX) vom ständige Abrüstung unter wirksamer inter• regionale Verträge abzuschließen, um das 3. Dezember 1965 vollständige Fehlen von Kernwaffen in nationaler Kontrolle als auch über gleich• ihrem Gebiet sicherzustellen; laufende Maßnahmen fortzusetzen; Die Generalversammlung, 3. übergibt die Protokolle des Ersten Aus• 2. beschließt, der 18-Mächte-Abrüstungskonfe• — im Glauben an die Lebensnotwendigkeit, schusses über die Frage des >Verbreitungs- renz alle Dokumente und Protokolle des die gegenwärtige und die zukünftigen Ge• stopps von Kernwaffen< zusammen mit Ersten Ausschusses über alle die Abrü• nerationen vor der Geißel eines Atom• allen anderen sachdienlichen Dokumenten stungsfrage berührende Angelegenheiten krieges zu bewahren, der 18-Mächte-Konferenz zur Prüfung; zuzuleiten; — in Erinnerung an ihre Entschließung 1652 4. ersucht die 18-Mächte-Konferenz, der Ge• 3. ersucht die 18-Mächte-Konferenz, ihre Ar• (XVI) vom 24. November 1961, die alle Mit• neralversammlung einen Bericht über das beiten sobald wie möglich wiederaufzuneh• gliedstaaten aufforderte, Versuche, Lage• Ergebnis ihrer Arbeit an einem Vertrag zur men und, soweit angebracht, der General• rung oder Transport von Kernwaffen in Verhinderung der Weiterverbreitung von versammlung über die erzielten Fortschritte Afrika zu unterlassen und den Kontinent Kernwaffen zu einem frühen Zeitpunkt zu berichten. als eine kernwaffenfreie Zone anzusehen vorzulegen. Abstimmungsergebnis: +102; —0; =6: Alba• und zu achten, Abstimmungsergebnis: +93; — 0; = 5: Frank• nien, Algerien, Frankreich, Guinea, Mali, Tan• — in Erinnerung an ihre Entschließung 2028 sania. reich, Guinea, Kuba, Pakistan, Rumänien. (XX) vom 19. November 1965 über den Ver• breitungsstopp von Kernwaffen, — im Hinblick darauf, daß Vorschläge für die Teststoppverbot Errichtung von kernwaffenfreien Zonen in Weltabrüstungskonferenz verschiedenen anderen Gebieten der Erde GENERALVERSAMMLUNG - Gegenstand: gleichfalls eine allgemeine Zustimmung ge• GENERALVERSAMMLUNG - Gegenstand: funden haben, Dringende Notwendigkeit der Einstellung Einberufung einer Weltabrüstungskonfe• — in der Überzeugung, daß das Freisein ver• renz. - Entschließung 2030 (XX) vom 29. No• der Kern- und Wasserstoffversuche. - Ent• schiedener Gebiete der Erde von Kern• vember 1965 schließung 2032 (XX) vom 3. Dezember 1965 waffen dazu beitragen würde, das ange• strebte Ziel eines Verbots des Einsatzes von Die Generalversammlung, Die Generalversammlung, Kernwaffen zu erreichen, — im Bewußtsein des anhaltenden Interesses — nach Erörterung der Frage der Einstellung — im Hinblick darauf, daß die Versammlung und der fortdauernden Verantwortung der von Kern- und Wasserstoffversuehen und der Staatsoberhäupter un4 Regierungschefs Vereinten Nationen hinsichtlich der Lösung der betreffenden Teile der Berichte der der Organisation für afrikanische Einheit des Abrüstungsproblems, 18-Mächte-Abrüstungskonferenz, auf ihrer Ersten in Kairo vom 17. bis 21. Juli — in Bestätigung der überragenden Bedeu• — in Erinnerung an ihre Entschließungen 1762 1964 stattgefundenen ordentlichen Tagung tung der Abrüstung für die heutige Welt (XVII) vom 6. November 1962 und 1910 eine feierliche Erklärung über ein kern• und der dringenden Notwendigkeit der (XVIII) vom 27. November 1963 über die waffenfreies Afrika abgegeben hat, durch Verwirklichung dieses Zieles, Beendigung aller Versuchsexplosionen von welche die Staatsoberhäupter und Regie• — in dem Glauben, daß weitere Anstrengun• Kernwaffen, rungschefs ihre Bereitschaft verkündeten, gen gemacht werden müssen, um im Hin• — mit Bedauern feststellend, daß trotz dieser sich in einem internationalen, unter der blick auf einen dauerhaften Weltfrieden zu Entschließungen Kernwaffenversuche statt• Schirmherrschaft der Vereinten Nationen einer Vereinbarung über die allgemeine und gefunden haben, abgeschlossenen Vertrag zu verpflichten, vollständige Abrüstung unter wirksamer — in Erinnerung an die Verpflichtung der ur• keine Kernwaffen herzustellen oder Kon• internationaler Kontrolle zu gelangen, sprünglichen Unterzeichner des am 5. August trolle über sie zu erlangen, — in der Überzeugung, daß alle Länder, um 1963 in Moskau unterzeichneten Vertrages — im Bewußtsein, daß diese Erklärung über Fortschritte auf diesem Gebiet zu erzielen, über das Verbot von Kernwaffenversuchen ein kernwaffenfreies Afrika von den Staats• sich an der Durchführung der Abrüstung im Luftraum, im Weltraum und unter oberhäuptern und Regierungschefs der beteiligen und bei der Aufnahme sofortiger Wasser, die Verhandlungen zur Einstellung Blockfreien Länder durch die am 10. Okto• Maßnahmen mitwirken sollten, aller Versuchsexplosionen von Kernwaffen ber 1964, am Ende ihrer Zweiten Konferenz — in der Überzeugung ferner, daß eine Welt• für alle Zeiten fortzusetzen, von Kairo abgegebene Erklärung bestätigt abrüstungskonferenz die Verwirklichung — in Kenntnis der wachsenden Sorge der wurde, der allgemeinen und vollständigen Ab• Weltmeinung über die Erfüllung dieser — in der Erkenntnis, daß ein kernwaffen• rüstung fördern würde, Verpflichtung, freies Afrika ein praktischer Schritt zur

Vereinte Nationen 1/66 31 Verhinderung einer weiteren Verbreitung Die Generalversammlung, Abstimmungsergebnis: + 56: Argentinien, von Kernwaffen in der Welt und zur Ver• Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Chile, — nach Erörterung der Zypernfrage, China, Costa Rica, Dominikanische Republik, wirklichung einer allgemeinen und voll• — in Erinnerung an die Entschließung des ständigen Abrüstung wie auch der Ziele Ecuador, Elfenbeinküste, El Salvador, Gabun, Sicherheitsrates 186 (1964) vom 4. März 1964, Gambia, Griechenland, Großbritannien, Gua• der Vereinten Nationen sein würde, 187 (1964) vom 13. März 1964, 192 (1964) vom 1. bestätigt erneut ihre Aufforderung an alle temala, Haiti, Honduras, Irland, Island, Israel, 20. Juni 1964, 193 (1964) vom 9. August 1964, Italien, Japan, Jordanien, Kanada, Kolum• Staaten, den afrikanischen Kontinent als 194 (1964) vom 25. September 1964, 198 (1964) eine kernwaffenfreie Zone zu achten; bien, Kongo (Leopoldville), Laos, Libanon, vom 18. Dezember 1964, 201 (1965) vom 19. Liberia, Libyen, Luxemburg, Madagaskar, 2. bestätigt die Erklärung über ein kern• März 1965, 206 (1965) vom 15. Juni 1965 und waffenfreies Afrika, die von den Staats• Malawi, Malaysia, Malta, Mexiko, Neuseeland, 207 (1965) vom 10. August 1965 und an die am Niederlande, Nicaragua, Niger, Obervolta, oberhäuptern und Regierungschefs afrika• 11. August 1964 angenommene, Zypern be• nischer Länder abgegeben wurde; Panama, Paraguay, Peru, Philippinen, Spa• treffende Ubereinkunft, nien, Südafrika, Thailand, Togo, Trinidad und 3. fordert alle Staaten auf, die zuvor er• — in Erinnerung an die am 10. Oktober 1964 Tobago, Türkei, Uruguay, Venezuela, Ver• wähnte Erklärung zu achten und sich an von der Konferenz der Staatsoberhäupter einigte Staaten; —49: Afghanistan, Albanien, sie zu halten; und Regierungschefs der Blockfreien Län• Algerien, Äthiopien, Birma, Bulgarien, Cey• 4. fordert alle Staaten auf, den Einsatz von der in Kairo angenommene Erklärung über lon, Dänemark, Finnland, Frankreich, Ghana, Kernwaffen oder die Drohung eines Ein• die Zypernfrage, Guinea, Indien, Irak, Jemen, Jugoslawien, satzes mit ihnen auf dem afrikanischen — in Kenntnis des Berichtes des Vermittlers Kambodscha, Kenia, Kongo (Brazzaville), Kontinent zu unterlassen; der Vereinten Nationen für Zypern, der Kuba, Mali, Marokko, Mauretanien, Mongoli• 5. fordert alle Staaten auf, Versuche, die dem Generalsekretär am 26. März 1965 über• sche Volksrepublik, Nepal, Nigeria, Norwegen, Herstellung, den Einsatz oder den Aufbau geben wurde, Pakistan, Polen, Rumänien, Rwanda, Sambia, von Kernwaffen auf dem afrikanischen — in Kenntnis ferner, daß die Regierung Schweden, Senegal, Sierra Leone, Singapur, So• Kontinent wie auch den Erwerb solcher Zyperns sich durch eine Erklärung und malia, Sowjetunion, Sudan, Syrien, Tansania, Waffen sowie jedwede Handlung zu unter• eine Denkschrift, die ihre Absichten dar• Tschechoslowakei, Tunesien, Uganda, Ukraine, lassen, welche die afrikanischen Staaten zu legen, zu Folgendem verpflichtet hat: Ungarn, Vereinigte Arabische Republik, Weiß• ähnlichen Handlungen zwingen könnten; a) Volle Anwendung der Menschenrechte rußland, Zentralafrikanische Republik; — 11: 6. drängt jene Staaten, die Kernwaffen und für alle Bürger Zyperns, ungeachtet Burundi, Iran, Jamaika, Kamerun, Kuweit, die Fähigkeiten zu ihrer Herstellung be• ihrer Rasse und Religion, Malediven, Österreich, Portugal, Saudi-Ara• sitzen, der nationalen Verfügungsgewalt b) Sicherung der Rechte der Minderheiten, bien, Tschad, Zypern. irgendeines Staates, sei es unmittelbar oder mittelbar und gleich in welcher Form, c) Schutz der zuvor genannten Rechte, wie Kernwaffen, wissenschaftliche Angaben sie die besagte Erklärung und die Denk• oder technische Hilfe, die dazu verwandt schrift enthalten, GENERALVERSAMMLUNG - Gegenstand: werden könnten, diesen Staat bei der Her• 1. nimmt Kenntnis von der Tatsache, daß die Wiederherstellung der legitimen Rechte Republik Zypern als gleichberechtigtes Mit• stellung oder beim Einsatz von Kernwaffen der Volksrepublik China in den Vereinten glied der Vereinten Nationen gemäß der in Afrika zu unterstützen, nicht zu über• Nationen. - Entschließungsantrag A/L. 469 lassen; Charta der Vereinten Nationen auf die volle Souveränität und wahre Unabhängig• vom 15. November 1965 7. gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die afri• keit ohne irgendwelche fremde Interven• kanischen Staaten, soweit es ihnen ange• tion oder Einmischung einen Anspruch hat Die Generalversammlung, bracht erscheint, Untersuchungen, zu einem und sich ihrer erfreuen soll; kernwaffenfreien Afrika zu gelangen, ver• — in Erinnerung an die Grundsätze der Charta anlassen und die notwendigen Maßnahmen 2. fordert alle Staaten auf, in Ubereinstim• der Vereinten Nationen und an die welt• zur Verwirklichung dieses Zieles durch die mung mit ihren Verpflichtungen gemäß der weite Berufung, welche die Vereinten Na• Organisation für afrikanische Einheit er• Charta und im besonderen des Artikels 2 tionen auszuüben aufgefordert sind, greifen; Paragraphen 1 und 4 die Souveränität, — in der Erwägung, daß die Wiederherstel• Einheit, Unabhängigkeit und die terri• lung der legitimen Rechte der Volksrepu• 8. drängt die afrikanischen Staaten, die Ver• toriale Unversehrtheit der Republik Zypern einten Nationen über die weitere Entwick• blik China wesentlich ist sowohl für den zu achten und jede gegen sie gerichtete Ein• Bestand der Charta der Vereinten Na• lung dieser Angelegenheit zu unterrichten; mischung zu unterlassen; 9. ersucht den Generalsekretär, der Organisa• tionen wie auch für das Ziel, dem die Ver• 3. empfiehlt dem Sicherheitsrat die Fortset• einten Nationen gemäß der Charta zu die• tion für afrikanische Einheit auf ihr Ver• zung der Vermittlungstätigkeit der Verein• langen solche Dienste und Unterstützung nen haben, ten Nationen in Übereinstimmung mit der — in Anerkenntnis, daß die Vertreter der Re• zur Verfügung zu stellen, die sie zur Er• Entschließung 186 (1964). reichung der Ziele dieser Entschließung be• gierung der Volksrepublik China die ein• nötigt. Abstimmungsergebnis: +47; —5: Albanien, zig rechtmäßigen Vertreter Chinas in den Iran, Pakistan, Türkei, Vereinigte Staaten; Vereinten Nationen sind, Abstimmungsergebnis: + 105; — 0; = 2: Frank• = 54: Afghanistan, Algerien, Argentinien, 1. beschließt die Volksrepublik China, in reich, Portugal. Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bul• Übereinstimmung mit der Empfehlung der garien, China, Dänemark, Finnland, Frank• Konferenz der Staatsoberhäupter und Re• reich, Großbritannien, Guatemala, Irak, Ir• gierungschefs der Blockfreien Länder, die Zypern land, Island, Israel, Italien, Japan, Jordanien, vom 5. bis 10. Oktober 1964 in Kairo statt• Kanada, Kolumbien, Kuweit, Laos, Libyen, fand, wieder in alle ihre Rechte einzu• SICHERHEITSRAT - Gegenstand: Die Zy• Luxemburg, Malaysia, Marokko, Mauretanien, setzen und die Vertreter ihrer Regierung pernfrage. - Entschließung 219 (1965) vom Mexiko, Mongolische Volksrepublik, Neusee• als die einzig rechtmäßigen Vertreter land, Niederlande, Norwegen, Österreich, Chinas in den Vereinten Nationen anzu• 17. Dezember 1965 Peru, Philippinen, Polen, Portugal, Rumä• erkennen; Der Sicherheitsrat, nien, Schweden, Senegal, Spanien, Sowjet• 2. beschließt demzufolge ferner, die Vertreter union, Südafrika, Sudan, Thailand, Tschecho• Tschiang Kai-scheks des Platzes, den sie — im Hinblick auf die Feststellung des Be• slowakei, Tunesien, Ukraine, Ungarn, Vene• unrechtmäßig in den Vereinten Nationen richtes des Generalsekretärs vom 10. De• zuela, Weißrußland. und in allen ihnen verbundenen Organisa• zember 1965 (S/7001), daß die Friedenstruppe tionen innehaben, sofort zu verweisen. der Vereinten Nationen auf Zypern erfor• derlich ist, Abstimmungsergebnis: + 47: Afghanistan, Al• — in Kenntnis der Einwilligung der Regierung China banien, Algerien, Äthiopien, Birma, Bulgarien, Zyperns, daß es angesichts der auf der In• Ceylon, Dänemark, Finnland, Frankreich, sel herrschenden Verhältnisse notwendig GENERALVERSAMMLUNG - Gegenstand: Ghana, Großbritannien, Guinea, Indien, Irak, ist, die Truppe über den 26. Dezember 1965 Vertretung Chinas in den Vereinten Na• Jemen, Jugoslawien, Kambodscha, Kenia, hinaus bestehen zu lassen, Kongo (Brazzaville), Kuba, Mali, Marokko, tionen. - Entschließung 2025 (XX) vom 17. Mauretanien, Mongolische Volksrepublik, Neu• 1. bestätigt seine Entschließungen vom 4. März November 1965 (S/5575), 13. März (S/5603), 20. Juni (S/5778), pal, Nigeria, Norwegen, Pakistan, Polen, Ru• 9. August (S/5868), 25. September (S/5987) mänien, Sambia, Schweden, Sierra Leone, Die Generalversammlung, und 18. Dezember 1964 (S/6121) sowie die auf Singapur, Somalia, Sowjetunion, Sudan, Sy• seiner 1143. Sitzung am 11. August 1964 von — in Erinnerung an die in ihrer Entschlie• rien, Tansania, Tschechoslowakei, Uganda, dem Präsidenten zum Ausdruck gebrachte ßung 396 (V) vom 14. Dezember 1950 ent• Ukraine, Ungarn, Vereinigte Arabische Re• allgemeine Ubereinstimmung sowie ferner haltene Empfehlung, daß, wenn mehr als publik, Weißrußland, Zentralafrikanische Re• seine Entschließungen 201 (1965) vom 19. eine Autorität beansprucht, diejenige Re• publik; — 47: Argentinien, Australien, Bel• März, 206 (1965) vom 15. Juni und 207 (1965) gierung zu sein, die einen Mitgliedstaat in gien, Bolivien, Brasilien, China, Costa Rica, vom 10. August 1965; den Vereinten Nationen zu vertreten be• Dominikanische Republik, Ecuador, Elfen• beinküste, El Salvador, Gabun, Gambia, Grie• 2. verlängert abermals die Stationierung der rechtigt ist, und wenn hieraus eine Streit• frage in den Vereinten Nationen entsteht, chenland, Guatemala, Haiti, Honduras, Ir• Friedenstruppe der Vereinten Nationen auf land, Israel, Italien, Japan, Jordanien, Ka• Zypern, die aufgrund der Entschließung diese Angelegenheit im Uchte der Ziele und Grundsätze der Charta der Vereinten nada, Kolumbien, Liberia, Luxemburg, Mada• des Sicherheitsrates vom 4. März 1964 auf• gaskar, Malawi, Malaysia, Malta, Mexiko, gestellt wurde, für einen weiteren Zeit• Nationen und der besonderen Umstände eines jeden Falles geprüft werden soll, Neuseeland, Nicaragua, Niger, Obervolta, raum von 3 Monaten, und zwar bis zum Panama, Paraguay, Peru, Philippinen, Spa• 26. März 1966. — in Erinnerung ferner an ihre in der Ent• nien, Südafrika, Thailand, Togo, Türkei, schließung 1668 (XVI) vom 15. Dezember Abstimmungsergebnis: Einstimmige Annahme. Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten; = 20: 1961 gemäß Artikel 18 der Charta getroffene Burundi, Chile, Iran, Island, Jamaika, Kame• Entscheidung, daß jeder Antrag, die Ver• run, Kuweit, Libanon, Libyen, Malediven, tretung Chinas zu ändern, als wichtige Niederlande, Österreich, Portugal, Rwanda, GENERALVERSAMMLUNG - Gegenstand: Frage gilt, Saudi-Arabien, Senegal, Trinidad/Tobago, Die Zypernfrage. - Entschließung 2077 (XX) > bestätigt die weitere Gültigkeit dieses Be• Tschad, Tunesien, Zypern. vom 18. Dezember 1965 schlusses.

32 Vereinte Nationen 1/66 Bundesleistungen an die Vereinten Nationen und Sonderorganisationen1

A Vereinte Nationen 2 I960 1961 1962 1963 1964 1965 DM DM DM DM DM DM 1. Beitrag des Bundes an die Wirtschafts• kommission der UN für Europa (ECE) 535 000 560 000 560 000 700 000 807 161 821 898 2. Rauschgiftkommission 120 000 145 000 145 000 166 273 187 000 198 588 3. Beitrag an das Intern. Büro der UN-Konvention über die Todeserklärung Verschollener 4 000 3 000 2 100 1 133 1 150 1410 4. Welthandelskonferenz 500 000 500 000 'a

B UN-Hilfswerke 3 1. Sonderfonds der UN (SPF) 2 000 000 12 792 000 19 520 000 21 400 000 21 400 000 21 400 000 2. Technisches Hilfswerk (EPTA) 5 000 000 8 528 000 10 480 000 10 600 000 10 600 000 10 600 000 3. Weltkinderhilfswerk (UNICEF) 2 500 000 5 500 000 5 500 000 6 000 000 6 000 000 6 000 000 4. Hilfswerk für arabische Flüchtlinge aus Palästina (UNRWA) 1 000 000 1 000 000 2 500 000 2 500 000 1 600 000 2 000 000 5. Flüchtlingsfonds der UN (UNREF) 880 000 880 000 1 500 000 1 200 000 1 200 000 1 200 000

C Spenden zu Sonderaktionen 1. Verlegung des Tempels von Kalabscha (Nubienprojekt der UNESCO) 1 000 000 4 000 000 2 500 000 300 000 2. Kongo-Hilfe — 12 000 000 200 000 3. Zypern-Hilfe 6 000 000 8 000 000

D Beteiligung an der Sanierungsanleihe der UN 4 40 000 000 7 949 000

UN-Sonderorganisationen5 1. Int. Arbeitsorganisation (ILO) 1 630 000 1 785 600 1 929 700 2 431 600 2 245 100 3 238 529 2. Ernährungs- und Landwirtschafts• organisation (FAO) 2 725 400 3 025 400 3 000 000 6 000 000 5 175 000 5 381 336 3. Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) 2 800 000 3 025 500 3 210 000 4116 500 4 135 000 6 672 996 4. Int. Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) 997 000 953 000 886 700 1 195 300 2 631 899 3 463 000

5. Weltbank (BANK)6 32 760 000 32 760 000 31 200 000

6. Int. Währungsfonds (IMF)7 7. Weltgesundheitsorganisation (WHO) 3 480 000 3 877 900 4 666 000 6 566 000 7 125 000 8 111 865 8. Weltpostverein (UPU) 66 600 66 600 75 000 75 000 110 000 160 000 9. Int. Fernmeldeverein (ITU) 254 500 430 000 430 000 526 500 522 560 610 000 10. Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 150 000 126 000 122 000 157 300 262 000 340 000 11. Zwischenstaatl. Beratende Seeschiffahrts• organisation (IMCO) 54 000 50 000 60 000 65 000 83 000 107 000 12. Int. Finanz-Corporation (IFC)8 13. Int. Entwicklungsorganisation (IDA)0 51 160 000 42 818 000 40 779 200 40 739 000 40 779 000 96 800 000

F Andere UN-Organisationen 5 1. Int. Atomenergie-Organisation (IAEA) 1 427 300 1 571 000 1 550 000 1 887 100 2 070 694 1 999 349

Anmerkungen: 5 Die Bundesrepublik ist in allen Sonderorganisationen und in der IAEA ordentliches Mitglied. Die Zahlen sind Mitgliedsbeiträge. Aus• nahmen siehe unter Anm. 6 bis 9. 1 Die Zahlen sind vom Auswärtigen Amt; die Angaben unter E 5 (Welt• 6 Die Mitgliedschaft der Bundesrepublik beruht finanziell auf Kapital• bank), E6 (Währungsfonds), E 12 (IFC) und E 13 (IDA) jedoch vom beteiligung. Hiervon sind 10 Vo in bar zu leisten und 90% Garantie• Bundesministerium für Wirtschaft. summe. Der deutsche Anteil beträgt 1,050 Mill. US-Dollar. Die la Der Betrag für 1965 wird über dem des Vorjahres liegen; er steht abschließende Einzahlung wurde 1963 geleistet. zur Zeit noch nicht fest. 7 Die Mitgliedschaft der Bundesrepublik beruht finanziell auf Kapital• 2 Die unter A genannten Zahlen sind Pflichtbeiträge infolge ordent• beteiligung. Der deutsche Anteil (Quote) beträgt 787,5 Mill. US-Dollar. licher Mitgliedschaft. Hiervon sind 25 "/o in Gold eingezahlt. Der Rest wird in eigener Währung zur Verfügung gestellt. 3 Die unter B aufgeführten Hilfswerke der UN wirken aufgrund er• 8 Bei der IFC ist 1956 durch einmalige Zahlung von 15,3 Mill. DM der haltener Spenden, die Mitgliedstaaten und Nichtmitglieder leisten. Kapitalanteil der Bundesrepublik geleistet worden. 4 Bei den unter D genannten Beträgen handelt es sich um die Betei• 9 Bei der IDA beträgt der Kapitalanteil der Bundesrepublik 52,960 Mill. ligung an einem Darlehen, das mit jährlich 2 Vi verzinst und zurück• US-Dollar. Im Zuge einer Kapitalerhöhung der IDA wird die Bundes• gezahlt wird. republik von 1965 bis 1967 jährlich 24,2 Mill. US-Dollar einzahlen.

Vereinte Nationen 1/66 33 Die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen

Die nachstehenden Tabellen über die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen geben den zur Zeit gültigen Stand wieder. -

Die erste Tabelle enthält die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen in alphabetischer Reihenfolge mit den Daten ihrer

Aufnahme in die Vereinten Nationen. Am Schluß dieser Tabelle sind die derzeitigen Nichtmitgliedstaaten genannt. Die zweite Tabelle gibt die Gruppierung der Mitgliedstaaten nach Erdteilen. Sie ist nicht völlig identisch mit der Blockbildung in der Generalversammlung, dürfte aber trotzdem für die Beurteilung der Vorgänge in den Vereinten Nationen nützlich sein. Tabellen drei und vier ordnen die Mitgliedstaaten nach Gebietsgröße bzw. nach der Bevölkerungszahl ein. Hierbei sind aus Vergleichsgründen die größten Nichtmitgliedstaaten ohne fortlaufende Nummer zusätzlich aufgeführt.

DIE MITGLIEDSTAATEN IN ALPHABETISCHER ORDNUNG MIT B EITRITTS D AT EN

Stand vom 1. Januar 1966

1. Afghanistan 19. 11.1946 57. Liberia 2. 11. 1945 112. Venezuela 15. 11. 1945 2. Albanien 14. 12. 1955 58. Libyen 14.12. 1955 113. Vereinigte Arabische 3. Algerien 8. 10. 1962 59. Luxemburg 24. 10. 1945 Republik 24. 10. 1945 4. Argentinien 24. 10. 1945 60. Madagaskar 20. 9. 1960 114. Vereinigte Staaten 24.10.1945 5. Äthiopien 13. 11. 1945 61. Malawi 1. 12. 1964 115. Weißrußland 24. 10. 1945 6. Australien 1. 11. 1945 62. Malaysia 17. 9. 1957 116. Zentralafrikanische 7. Belgien 27. 12. 1945 63. Malediven 21. 9. 1965 Republik 20. 9. 1960 8. Birma 19. 4. 1948 64. Mali 28. 9. 1960 117. Zypern 20. 9. 1960 9. Bolivien 14. 11. 1945 65. Malta 1. 12. 1964 SONSTIGE STAATEN UND 10. Brasilien 24. 10. 1945 66. Marokko 12. 11. 1956 SELBSTÄNDIGE LÄNDER' 11. Bulgarien 14. 12. 1955 67. Mauretanien 27. 10. 1961 12. Burundi 18. 9. 1962 68. Mexiko 7.11. 1945 Andorra 13. Ceylon 14. 12. 1955 69. Mongolische Volksrepublik 27. 10. 1961 Bahrain 14. Chile 24. 10. 1945 70. Nepal 14. 12. 1955 Bhutan 15. China 24. 10. 1945 71. Neuseeland 24. 10. 1945 Deutschland 16. Costa Rica 2. 11. 1945 72. Nicaragua 24. 10. 1945 Indonesien 17. Dahome 20. 9. 1"60 73. Niederlande 10. 12. 1945 Katar 18. Dänemark 24. 10. 1945 74. Niger 20. 9. 1960 Korea 19. Dominikanische Republik 24. 10. 1945 75. Nigeria 7. 10. 1960 Liechtenstein 20. Ecuador 21.12. 1945 76. Norwegen 27. 11. 1945 Maskat und Oman 21. Elfenbeinküste 20. 9. 1960 77. Obervolta 20. 9. 1960 Monaco 22. El Salvador 24. 10. 1945 78. Österreich 14. 12. 1955 Oman (Trucial/Befriedetes) 23. Finnland 14. 12. 1955 79. Pakistan 30. 9. 1947 San Marino 24. Frankreich 24. 10. 1945 80. Panama 13. 11. 1945 Schweiz 25. Gabun 20. 9. 1960 81. Paraguay 24. 10. 1945 Sikkim 26. Gambia 21. 9. 1965 82. Peru 31. 10. 1945 Vatikan 27. Ghana 8. 3. 1957 83. Philippinen 24. 10. 1945 Vietnam 28. Griechenland 25. 10. 1945 84. Polen 24. 10. 1945 Westsamoa 29. Großbritannien 24. 10. 1945 85. Portugal 14. 12. 1955 30. Guatemala 21. 11. 1945 86. Rumänien 14. 12. 1955 Anmerkungen: 31. Guinea 12. 12. 1958 87. Rwanda 18. 9. 1962 1 Syrien und Ägypten wurden am 1. Fe• 32. Haiti 24. 10. 1945 88. Sambia 1. 12. 1964 bruar 1958 zur Vereinigten Arabischen 33. Honduras 17. 12. 1945 89. Saudi-Arabien 24. 10. 1945 Republik (VAR) vereinigt und die Mit• 34. Indien 30. 10. 1945 90. Schweden 19. 11. 1946 gliedschaften beider Staaten am 1. März 35. Irak 21. 12. 1945 91. Senegal 28. 9. 1960 1958 zu einer zusammengezogen. Nach 36. Iran 24. 10. 1945 92. Sierra Leone 27. 9. 1961 seiner Trennung von der VAR lebte die 37. Irland 14. 12. 1955 93. Singapur 21. 9. 1965 Mitgliedschaft Syriens am 13. Oktober 38. Island 19.11. 1946 94. Somalia 20. 9. 1960 1961 wieder auf. Ägypten behielt die Be• 39. Israel 11. 5. 1949 95. Sowjetunion 24. 10. 1945 zeichnung Vereinigte Arabische Repu• 40. Italien 14.12. 1955 96. Spanien 14. 12. 1955 blik bei. 41. Jamaika 18. 9. 1962 97. Südafrika 7. 11. 1945 2 Tanganjika wurde am 14. Dezember 1961 42. Japan 18. 12. 1956 98. Sudan 12. 11. 1956 und Sansibar am 16. Dezember 1963 Mit• 43. Jemen 30. 9. 1947 99. Syrien 24. 10. 1945" glied der Vereinten Nationen. Infolge 44. Jordanien 14.12. 1955 13. 10. 1961 des Zusammenschlusses der beiden Län• 45. Jugoslawien 24. 10. 1945 100. Tansania 14. 12. 1961* der zur Vereinigten Republik Tanganjika 46. Kambodscha 14. 12. 1955 101. Thailand 16. 12. 1946 und Sansibar am 26. April 1964 wurden 47. Kamerun 20. 9. 1960 102. Togo 20. 9. 1960 ihre Mitgliedschaften zu einer zusam• 48. Kanada 9. 11. 1945 103. Trinidad und Tobago 18. 9.1962 mengezogen. Später wurde der Name 49. Kenia 16. 12. 1963 104. Tschad 20. 9. 1960 umgeändert in Vereinigte Republik Tan• 50. Kolumbien 5.11. 1945 105. Tschechoslowakei 24. 10. 1945 sania. 51. Kongo (Brazzaville) 20. 9. 1960 106. Tunesien 12. 11. 1956 52. Kongo (Leopoldville) 20. 9. 1960 107. Türkei 24. 10. 1945 3 Nachstehend alle sonstigen Staaten und 53. Kuba 24. 10. 1945 108. Uganda 25. 10. 1962 selbständigen Länder, soweit sie keine 54. Kuweit 14. 5. 1963 109. Ukraine 24. 10. 1945 Mitgliedstaaten der UN sind. Die An• 55. Laos 14.12. 1955 110. Ungarn 14. 12. 1955 gaben fußen auf dem Demographic 56. Libanon 24. 10. 1945 111. Uruguay 18. 12. 1945 Yearbook 1964 der Vereinten Nationen.

34 Vereinte Nationen 1/66 DIE MITGLIEDSTAATEN NACH ERDTEILEN

Europa 13. Kongo (Leopoldville) 16. Mexiko 17. Nicaragua 1. Albanien 14. Liberia 18. Panama 2. Belgien 15. Libyen 19. Paraguay 3. Bulgarien 16. Madagaskar 20. Peru 4. Dänemark 17. Malawi 21. Trinidad und Tobago 5. Finnland 18. Mali 22. Uruguay 6. Frankreich 19. Marokko 23. Venezuela 7. Griechenland 20. Mauretanien 24. Vereinigte Staaten 8. Großbritannien 21. Niger 9. Irland 22. Nigeria Asien 10. Island 23. Obervolta 11. Italien 24. Rwanda 1. Afghanistan 12. Jugoslawien 25. Sambia 2. Birma 13. Luxemburg 26. Senegal 3. Ceylon 14. Malta 27. Sierra Leone 4. China 15. Niederlande 28. Somalia 5. Indien 16. Norwegen 29. Südafrika 6. Irak 17. Österreich 30. Sudan 7. Iran 18. Polen 31. Tansania 8. Israel 19. Portugal 32. Togo 9. Japan 20. Rumänien 33. Tschad 10. Jemen 21. Schweden 34. Tunesien 11. Jordanien 22. Sowjetunion 35. Uganda 12. Kambodscha 23. Spanien 36. Vereinigte Arabische Republik 13. Kuweit 24. Tschechoslowakei 37. Zentralafrikanische Republik 14. Laos 25. Ukraine 15. Libanon 26. Ungarn Amerika 16. Malaysia 27. Weißrußland 1. Argentinien 17. Malediven 2. Bolivien 18. Mongolische Volksrepublik Afrika 3. Brasilien 19. Nepal 1. Algerien 4. Chile 20. Pakistan 2. Äthiopien 5. Costa Rica 21. Philippinen 3. Burundi 6. Dominikanische Republik 22. Saudi-Arabien 4. Dahome 7. Ecuador 23. Singapur 5. Elfenbeinküste 8. El Salvador 24. Syrien 6. Gabun 9. Guatemala 25. Thailand 7. Gambia 10. Haiti 26. Türkei 8. Ghana 11. Honduras 27. Zypern 9. Guinea 12. Jamaika 10. Kamerun 13. Kanada Ozeanien 11. Kenia 14. Kolumbien 1. Australien 12. Kongo (Brazzaville) 15. Kuba 2. Neuseeland

DIE MITGLIEDSTAATEN NACH GEBIETSGROSSE (Fläche in qkm)

1. Sowjetunion 22 402 2001 29. Nigeria 923 772 53. Norwegen 324 219 2. Kanada 9 976 177 30. Venezuela 912 050 54. Elfenbeinküste 322 463 3. China 9 596 961 31. Türkei 780 576 55. Polen 311 730 (Festland 9 561 000) 32. Sambia 746 256 56. Italien 301 225 (Formosa 35 961) 33. Chile 741 767 57. Philippinen 299 681 4. Vereinigte Staaten 9 363 389 34. Birma 678 033 58. Obervolta 274 200 5. Brasilien 8 511 965 35. Afghanistan 657 500 59. Ecuador 270 670 6. Australien 7 695 094 36. Somalia 637 661 60. Neuseeland 268 676 7. Indien 3 046 232 37. Zentralafrikanische Republik 612 030 61. Gabun 267 000 8. Argentinien 2 776 656 38. Ukraine 601 000> 62. Jugoslawien 255 804 9. Sudan 2 505 823 39. Madagaskar 595 790 63. Guinea 245 857 10. Algerien 2 381 741 40. Kenia 582 646 64. Großbritannien 244 030 11. Kongo (Leopoldville) 2 345 409 41. Frankreich 547 026 65. Uganda 239 640 12. Saudi-Arabien 2 253 300 42. Thailand 514 000 66. Ghana 237 873 13. Mexiko 1 972 546 43. Spanien 504 748 67. Rumänien 237 500 14. Libyen 1 759 540 44. Kamerun 475 442 68. Laos 236 800 15. Iran 1 648 000 45. Schweden 449 793 Korea 218 969 16. Mongolische Volksrepublik 1 535 000 46. Irak 448 742 (Nord-Korea 120 538) Indonesien 1 491 564 47. Marokko 445 050 (Süd-Korea 98 431) 17. Peru 1 285 215 48. Paraguay 406 752 69. Weißrußland 207 600' 18. Tschad 1 284 000 49. Japan 369 661 70. Senegal 196 192 19. Niger 1 267 000 Deutschland 357 234! 71. Jemen 195 000 20. Südafrika 1 221 042 (Bundesrepublik 248 454) 72. Uruguay 186 926 21. Mali 1 201 625 (SBZ 107 896) 73. Syrien 185 180 (West-Berlin 481) Kambodscha 181 035 22. Äthiopien 1 184 320 (Ost-Berlin 403) 74. 23. Kolumbien 1 138 338 50. Kongo (Brazzaville) 342 000 75. Nepal 140 798 24. Bolivien 1 098 581 51. Finnland 337 009 76. Nicaragua 139 700 25. Mauretanien 1 085 805 52. Malaysia 332 634' 77. Griechenland 131 944 26. Vereinigte Arabische Rep. 1 000 000 Vietnam 329 556 78. Tschechoslowakei 127 869 27. Pakistan 946 719 (Nord-Vietnam 158 750) 79. Tunesien 125 180 28. Tansania 939 704 (Süd-Vietnam 170 806) 80. Malawi 119 311

Vereinte Nationen 1/66 35 81. Kuba 114 524 102. Albanien 28 748 republiken einschließlich der unter 38 82. Dahome 112 622 103. Burundi 27 834 und 69 gesondert aufgeführten Repu• 83. Honduras 112 088 104. Haiti 27 750 bliken Ukraine und Weißrußland. Da 84. Liberia 111 370 105. Rwanda 26 338 diese selbständige Mitglieder der Ver• 85. Bulgarien 110 669 106. El Salvador' 21 393 einten Nationen sind, werden sie zu• 86. Guatemala 108 889 107. Israel 20 700 sätzlich einzeln genannt. 87. Island 103 000 108. Kuweit 15 540 88. Jordanien 97 740 109. Jamaika 10 962 2 Das Demographic Yearbook 1964 der 89. Ungarn 93 030 110. Libanon 10 400 Vereinten Nationen, nach dem sich diese 90. Portugal 91 971 111. Gambia 10 369 Tabelle der Vergleichsmöglichkeit halber 91. Österreich 83 849 112. Zypern 9 251 einheitlich richtet, läßt die unter pol• 75 650 113. Trinidad und Tobago 5128 92. Panama nischer und sowjetischer Verwaltung 72 326 114. Luxemburg 2 586 93. Sierra Leone stehenden deutschen Ostgebiete unbe• 115. Singapur 581 94. Irland 70 280 rücksichtigt; sie sind aus diesem Grunde 116. Malta 316 95. Ceylon 65 610 in der angeführten Gesamtfläche nicht 117. Malediven 298 96. Togo 56 600 enthalten. 97. Costa Rica 50 700 98. Dominikanische Republik 48 734 99. Dänemark 43 043 Anmerkungen: 3 Singapur löste sich aus der Malaysischen Schweiz 41 288 Föderation, wurde am 9. August 1965 100. Niederlande 33 612 1 Die angegebene Fläche gilt für die Ge• selbständig und am 21. September 1965 101. Belgien 30 507 samtheit der Sozialistischen Sowjet• in die Vereinten Nationen aufgenommen.

DIE MITGLIEDSTAATEN NACH BEVÖLKERUNGSZAHL (in 1000)

1. China 658 226 41. Nepal 9 700 92. Honduras 2 024 (Festland 646 530) 42. Belgien 9 290 93. Laos 1 925 (Formosa 11 696) 43. Portugal 9 037 94. Paraguay 1 903 2. Indien 460 490 44. Malaysia 8 896" 95. Jordanien 1 827 3. Sowjetunion 224 764' 45. Kenia 8 847 96. Singapur 1 775 4. Vereinigte Staaten 189 417 46. Griechenland 8 480 97. Albanien 1 762 Indonesien 100 045 47. Weißrußland 8 434' 98. Jamaika 1 687 5. Pakistan 98 612 48. Chile 8 217 99. Togo 1 565 6. Japan 95 899 49. Venezuela 8 144 100. Nicaragua 1 541 7. Brasilien 76 409 50. Bulgarien 8 078 101. Libyen 1 504 Deutschland 74 765« 51. Schweden 7 604 102. Costa Rica 1 344 (Bundesrepublik 55 430) 7 340 103. Zentralafrikanische Republik 1 300 (SBZ 16 095) 52. Ghana (West-Berlin 2 177) 53. Kuba 7 203 104. Panama 1 177 (Ost-Berlin 1 063) 54. Uganda 7 190 105. Liberia 1 030 8. Nigeria 55 620 55. Österreich 7 172 106. Mongolische Volksrepublik 1 019 9. Großbritannien 53 812 56. Irak 6 855 107. Trinidad und Tobago 922 10. Italien 50 498 57. Saudi-Arabien 6 600 108. Kongo (Brazzaville) 840 11. Frankreich 47 853 58. Madagaskar 5 940 109. Mauretanien 780 12. Ukraine 44 344' 59. Kambodscha 5 900 110. Zypern 589 13. Mexiko 38 416 Schweiz 5 770 111. Gabun 456 Korea 37 568 60. Syrien 5 251 112. Kuweit 388 (Süd-Korea 26 868) Kamerun 5 008 113. Malta 328 (Nord-Korea 10 700) 61. Vietnam 33117 62. Jemen 5 000 114. Luxemburg 326 (Nord-Vietnam 17 800) 63. Ecuador 4 726 115. Gambia 315 (Süd-Vietnam 15 317) 64. Dänemark 4 684 116. Island 185 14. Spanien 31 077 65. Obervolta 4 650 117. Malediven 93 15. Polen 30 891 66. Finnland 4 543 16. Türkei 30 256 67. Tunesien 4 494 17. Philippinen 30 241 68. Haiti 4 448 Anmerkungen: 18. Thailand 28 835 69. Mali 4 394 19. Vereinigte Arabische Republik 27 963 70. Guatemala 4 144 1 Die angegebene Bevölkerungszahl gilt 20. Birma 23 735 71. Malawi 3 753 für die Gesamtheit der Sozialistischen 21. Iran 22 182 72. Norwegen 3 667 Sowjetrepubliken einschließlich der un• 22. Äthiopien 21 800 73. Elfenbeinküste 3 665 ter 12 und 47 gesondert aufgeführten 23. Argentinien 21 719 74. Bolivien 3 596 Republiken Ukraine und Weißrußland. 24. Jugoslawien 19 065 75. Sambia 3 496 Da diese selbständige Mitglieder der 25. Kanada 18 928 76. Guinea 3 360 Vereinten Nationen sind, werden sie 26. Rumänien 18 813 77. Dominikanische Republik 3 334 zusätzlich einzeln genannt. 27. Südafrika 17 057 78. Senegal 3 326 28. Kolumbien 15 098 79. Niger 3 117 2 Das Demographic Yearbook 1964 der 29. Kongo (Leopoldville) 15 007 80. Rwanda 2 850 Vereinten Nationen, nach dem sich diese 30. Afghanistan 14 900 81. Irland 2 841 Tabelle der Vergleichsmöglichkeit halber 31. Tschechoslowakei 13 951 82. Tschad 2 800 richtet, läßt die unter polnischer und 32. Sudan 12 831 83. El Salvador 2 721 sowjetischer Verwaltung stehenden deut• 33. Marokko 12 665 84. Burundi 2 650 schen Ostgebiete unberücksichtigt sie 34. Niederlande 11 967 85. Uruguay 2 649 sind aus diesem Grunde in der ange• 35. Algerien 11 600 86. Neuseeland 2 538 führten Gesamtzahl nicht enthalten. 36. Peru 11 045 87. Israel 2 376 37. Australien 10 916 88. Somalia 2 300 3 Singapur löste sich aus der Malaysischen 38. Ceylon 10 625 89. Dahome 2 250 Föderation, wurde am 9. August 1965 39. Tansania 10 123 90. Libanon 2 200 selbständig und am 21. September 1965 In 40. Ungarn 10 088 91. Sierra Leone 2 190 die Vereinten Nationen aufgenommen.

36 Vereinte Nationen 1/66 MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR AUSLÄNDISCHES ÖFFENTLICHES RECHT UND VÖLKERRECHT

BEITRÄGE. ZUM AUSLÄNDISCHEN ÖFFENTLICHEN RECHT U.VÖLKERRECHT

42 Christian Tomuschat Die gerichtliche Vorabentscheidung Das _ nach den Verträgen über die europäischen Gemeinschaften Waschmittel 1964. XII, 226 Seiten. Kartoniert DM 29,50

Dem Ziel einheitlicher Auslegung und Anwendung des Ge• meinschaftsrechts dient vor allem das bereits im EGKS-Vertrag mit der Ä verankerte, in den EWG- und Euratomverträgen erweiterte Verfahrensinstitut der Vorabentscheidung des Gemeinschafts• gerichtshofes über bestimmte, vor staatlichen Gerichten streitig werdende Fragen. Durch die hierin geforderte unmittelbare Garantie* Zusammenarbeit zwischen nationalem und Gemeinschaftsgericht entsteht eine Reihe neuartiger Probleme, die in den Vertrags• texten nur unvollständig gelöst sind. Der Verfasser untersucht auf Grund breiten rechtsvergleichenden Materials Voraussetzun• gen, Durchführungen und Rechtswirkungen des Verfahrens und gibt zu allen auftretenden Rechtsfragen eine ausführlich begründete eigene Stellungnahme ab. Sorgfältig werden ins• besondere Vorlagerecht und -pflicht der staatlichen Gerichte gegeneinander abgegrenzt. Das Kuratorium der Universität Leiden hat den Verfasser für seine Darstellung der Vorabentscheidung mit dem Preis der Stiftung „Legatum Visserianum" ausgezeichnet.

43 Gerhard Boehmer

Der völkerrechtliche Vertrag im deutschen Recht

1965. XII, 115 Seiten. DM 14,50

In fast allen Bereichen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens hat die wachsende internationale Verflechtung zu vertraglichen Regelungen geführt, die im nationalen Bereich berücksichtigt werden müssen. Es fehlte bisher an einer monographischen Dar• speziell für alles Farbige stellung des Gesamtproblems der Vollziehung völkerrechtlicher Verträge im geltenden deutschen Recht. Die vorliegende Unter• •Je neu in der Zusammensetzung suchung befaßt sich mit den dadurch aufgeworfenen, zuneh• speziell in der Wirkung mend wichtiger werdenden Fragen, darunter mit den Aus• legungsregeln, dem Einfluß von Änderungen der Vertrags• bewährt in der Qualität geltung (Vorbehalte, Mitgliederwechsel bei multilateralen Ver• Für farbige Textilien: trägen, Vertragsänderungen, -Verlängerungen, -beendigung), REI 65 garantiert reine unveränderte Farben und klare Muster der Anwendung mehrsprachiger Texte und der Behandlung nach jeder Wäsche, denn REI ist frei von optischen Aufhellern von Widersprüchen zwischen Vertragsrecht und deutschem und chemischen Bleichmitteln, die Farben verfälschen können. Schaumreinigung: Recht. Die seit Triepel in Deutschland vorherrschende Trans• REI 65 garantiert gründliche Schaumreinigung von Teppichen,. formationslehre wird einer kritischen Prüfung unterzogen. Polstermöbeln, Deko-Stoffen, Lampenschirmen, Autopolstern. Haushaltspflege: REI 65 garantiert schonende Behandlung empfindlicher Mate• rialien wie Schleiflack-Flächen, feines Porzellan, Kristall, Silber.

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«sranffurfer allgemeine ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND