UID Jg. 19 1965 Nr. 43, Union in Deutschland
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Z 6796 C BONN 28. OKTOBER 1965 NR. 43 19. JAHRGANG UNIONtnI>£utschlaniL INFORMATIONSDIENST der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Union Kabinett Erhard vereidigt Fraktion der CDU/CSU strafft die parlamentarische Arbeit Die neue Bundesregierung ist an der Arbeit. Nachdem am 26. Oktober im Ausschußarbeit gestrafft werden kann. Bundestag die Mitglieder des zweiten Kabinetts Erhard vereidigt worden sind, Unter dem Vorsitz des Abgeordneten ist die Bundesrepublik politisch wieder voll handlungsfähig. Brand hat eine besondere Kommission Leitsätze für die Ausschußarbeit ent- In einer Fraktionssitzung der CDU/ Frau Brauksiepe 174 und der Abgeord- wickelt, die gegenüber der bisherigen CSU, die am Vormittag des 26. Oktober nete Struve 158 Stimmen. Die Wahl gilt Fassung besonderen Wert auf eine kon- unter Leitung des stellv. Vorsitzenden, vorerst auf ein Jahr. tinuierliche Arbeit legen. Darunter ist Bundesminiister a. D. Franz Josef Strauß z. B. der Vorschlag zu verstehen, in Zu- stattfand, erläuterte Bundeskanzler Prof. In der gleichen Sitzung beschloß die kunft nur Bundestagsabgeordneten die Dr. Erhard noch einmal Einzelheiten der Fraktion einstimmig, die Abgeordneten Abstimmung in einem Ausschuß zu ge- Regierungsbildung. Er dankte den nicht Rasner, Wagner und Rösing in ihren Posi- statten, dem sie auch als ordentliche bzw. mehr ins Kabinett zurückgekehrten Mini- tionen als parlamentarische Geschäfts- stellvertretende Mitglieder angehören. stern für die Arbeit, die säe im Dienst führer zu bestätigen. Sowohl die stellver- des Volkes geleistet haben. Ausdrücklich tretenden Vorsitzenden als auch die par- Bundestagspräsident D. Dr. Gersten- lamentarischen Geschäftsführer nahmen maier wies darauf hin, daß sich eine sinn- sagte der Kanzler, daß das Ausscheiden die Wahl an. dieser Persönlichkeiten nicht ein Zeugnis gemäß gleiche Vorschrift in der Geschäfts- für mindere Qualität sei, sondern ein ganz Einen großen Teil der Diskussion in der ordnung des Bundestages befindet. Bei natürlicher parlamentarischer Vorgang. Fraktionssitzung nahm die Frage dazu Gegenstimmen und einigen Enthaltungen Ministerämter seien kein Erbhof. Also sei ein, wie in Zukunft die parlamentarische Fortsetzung Seite 2 es auch nichts Unwürdiges oder Beschä- mendes, wenn die Position einem anderen übergeben werde. Ein besonderes Dankeswort richtete der Bundeskanzler an den bisherigen Mini- ster für Wohnungswesen und Städtebau, Konsequent weiterarbeiten Paul Lücke, der sich iim neuen Kabinett Aufgabe für 1966: Vor allem Stabilität ör das Amt des Innenministers zu Ver- ügung gestellt hat. Besondere Bedeutung Noch klingen die Wahlkampfreden und Unkenrufe der SPD in den Ohren. kommt der Tatsache zu, daß Lücke iin das Sie sind zu frisch, als daß sie schnell in Vergessenheit geraten könnten. Ange- Innenministerium die Abteilungen mit- fangen von Brandt über Dr. Möller hin bis zu den Bezirkssekretären wurde nehmen wird, die sich mit dem wichtigen Gebiet der Raumordnung befassen. der Versuch unternommen, die Bundesfinanzen zu diskreditieren. In der Fraktionsvorstandssitzung, die Die gewiß nicht einfachen finanzpoliti- zusätzliche Belastungen in Müliardenhöhe am Vortag in Bonn stattfand, hatte Prof. schen Entscheidungen, die vor uns liegen, zur Folge gehabt. Die Bundesregierung Dr. Erhard ausdrücklich die Verdienste rechtfertigen aber keineswegs eine der- hat mit den Einsparungsbeschlüssen vom des Fraktionsvorsitzenden Dr. Barzel und artige Katastrophenmache. Die Haltung der 14. 7. 1965 und vom 12. 8. 1965 die grund- des Geschäftsführenden Vorsiitzenden der SPD ist um so fragwürdiger, als sie selbst sätzliche Richtung aufgezeigt, die jetzt CDU, Josef Hermann Dufhues, um die den meisten ausgabewirksamen Gesetzen konsequent fortzusetzen ist. Die neue Regierungsbildung gewürdigt. der letzten Zeit zustimmte und damit die Bundestagsfraktion der CDU/CSU hat be- Mitverantwortung für die finanziellen Dr. Barzel seinerseits versicherte dem reits eine kleine Kommission eingesetzt, Folgen trägt. Die von der CDU ständig die den Auftrag hatte, herauszufinden, Bundeskanzler: „Sie wissen, daß wir gestellte Frage, wo die SPD kürzen Sie und Ihre Regierung tragen werden an welchen Stellen Einsparungen vorge- wolle, wurde von ihr nicht beantwortet. nommen werden können. in der gemeinsamen Verpflichtung, die Der Finanzexperte der SPD ließ in einem uns verbindet. Wir haben uns nun in unbedachten Augenblick die Maske fal- Der Bundeshaushalt 1965 wird voraus- gemeinsamer Arbeit zu bewähren." len, als er gegenüber einem Journalisten sichtlich ein Gesamtvolumen von rd. Der Fraktionsvorstand beschloß ein- sagte, die Beantwortung dieser Frage 64 Milliarden DM erreichen. Es wird an- mütig, der Gesamtfraktion die Abge- käme einem politischen Selbstmord genommen, daß das Bruttosozialprodukt ordneten Struve, Blank, Brand und Frau gleich. im Jahre 1966 um 8 %> wachsen wird. Aus Brauksiepe für das Amt stellv. Fraktions- Durch zwei Ergebnisse dst der Bundes- Gründen der wirtschaftlichen Stabilität vorsitzender vorzuschlagen. In der Wahl haushalt 1966 vorbelastet worden. Die und der Konjunktur muß sich das Wachs- erhielten bei 201 abgegebenen Stimmen, Ausgabenbeschlüsse der letzten Monate tum der öffentlichen Haushalte im Rah- keiner ungültigen Stimme und sieben der 4. Legislaturperiode und die nicht men der Entwicklung der gesamten Enthaltungen Bundesmiinister a. D. Blank erwartete starke Steigerung des Defizits Volkswirtschaft halten. Aus diesen Grün- 166 Stämmen, der Abgeordnete Brand 157, bei Bundesbahn und Bundespost haben Fortsetzung Seite 2 Konsequent weiterarbeiten Fortsetzung von Seite 1 den diente bereits seit einigen Jahren das Wachstum des Bruttosozialproduktes Das neue Kabinett als Richtzahl für den Bundeshaushalt. Der Bundespräsident hat auf Vorschlag des Bundeskanzlers folgende Dies bedeutet, daß für 1966 mit einem Bundesminister ernannt: Zuwachs von rd. 5 Milliarden DM ge- rechnet werden kann, um den sich die Dr. Gerhard Schröder Einnahmen und Ausgaben erhöhen kön- zum Bundesminister des Auswärtigen nen. Die zu überwändende Schwierigkeit be- Paul Lücke steht darin, daß die Ressorts über diese zum Bundesminister des Innern fünf Milliarden DM hinaus weitere sieben Milliarden Mehranforderungen einge- Dr. Richard Jaeger reicht haben. Es bedarf daher der ver- zum Bundesminister der Justiz einten Anstrengungen von Bundesregie- rung und Bundestag, diese Mehranforde- Dr. Rolf D a h 1 g r ü n rungen auf das verfügbare Finanzvolu- zum Bundesminister der Finanzen men zurückzudrängen. Kurt Schmücker Zu diesem Zweck wird neben den glo- balen und gezielten Kürzungen auch ein zum Bundesminister für Wirtschaft Vorschaltgesetz eingebracht werden müs- Hermann H ö c h e r 1 sen mit dem Ziel, bereits verabschiedete aber noch nicht ausgabewirksame Ge- zum Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten setze — also Gesetze, die beispielsweise Hans K a t z e r zum 1. 1. 1966 Ausgaben verursachen — zu reduzieren oder zeitlich zu verschieben. zum Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Dies wird eine der ersten Aufgaben des Kai Uwe von Hassel neuen Parlaments sein, da die Beratung zum Bundesminister der Verteidigung bis Ende des Jahres abgeschlossen und das Gesetz verabschiedet sein muß. Damiit Dr. Hans-Christoph S e e b ohm ist auch der zeitliche Ablauf verzeichnet. zum Bundesminister für Verkehr Auch der Deutsche Bundestag muß Überlegungen darüber anstellen, wie die Richard S t ü c k 1 e n Beratung von ausgabewirksamen Geset- zum Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen zen verbessert werden kann. Es hat sich häufig als nachteilig herausgestellt, daß Dr. Ewald B u c h e r Fachausschüsse ohne Kenntnis der Haus- zum Bundesminister für Wohnungswesen und Städtebau haltslage Ausgabeerhöhungen beschlie- ßen, die — nachdem der Beschluß einmal Dr. Johann Baptist G r a d 1 gefaßt und bekannt war — nicht oder zum Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegs- nur unter großen Schwierigkeiten wieder geschädigte korrigiert werden konnten. Eine engere Koordinierung vor der Beschlußfassung Dr. Erich M e n d e mit dem Haushaltsausschuß könnte hier zum Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen und Stellver- Abhilfe schaffen. Hierzu wird es voraus- treter des Bundeskanzlers sichtlich einer entsprechenden Änderung der Geschäftsordnung des Bundestages Alois N i e d e r a 11 bedürfen. zum Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates und Das Leitziel dieser Überlegungen ist der Länder die Aufrechterhaltung der Stabilität der DM. Es gilt eine Politik fortzusetzen, der Dr. Bruno Heck es lim Laufe von 16 Jahren gelungen ist, zum Bundesminister für Wissenschaft und Forschung trotz vieler Gefahren, die DM zu einer Frau Dr. Elisabeth Schwarzhaupt der stabilsten Währungen der westlichen Welt zu machen. zum Bundesminister für Gesundheitswesen Die CDU/CSU ist entschlossen, ihr wäh- Walter Scheel rend des Wahlkampfes gegebenes Ver- zum Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit sprechen einzulösen und die bewährte Dr. Werner Dollinger Politik konsequent fortzusetzen. zum Bundesschatzminister Dr. Heinrich Krone Neuer Übertritt zur Saar-CDU zum Bundesminister und Vorsitzenden des Verteidigungsrates Das innenpolitische Leben im jüngsten Bundesland ist gekennzeichnet durch eine Dr. Ludger W e s t r i c k weitere Konzentration hin zu den großen zum Bundesminister des Bundeskanzleramtes Parteien. Nachdem die beiden SVP/CVP- Parlamentarier des Saarlandtags wie auch eine Reihe Mitglieder der Gemeinde- und Kreistage aus dieser Gruppierung der Kabinett Erhard vereidigt liches Maß zurückzuschrauben.