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BONN 28. OKTOBER 1965 NR. 43 19. JAHRGANG UNIONtnI>£utschlaniL INFORMATIONSDIENST der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Union Kabinett Erhard vereidigt Fraktion der CDU/CSU strafft die parlamentarische Arbeit

Die neue Bundesregierung ist an der Arbeit. Nachdem am 26. Oktober im Ausschußarbeit gestrafft werden kann. die Mitglieder des zweiten Kabinetts Erhard vereidigt worden sind, Unter dem Vorsitz des Abgeordneten ist die Bundesrepublik politisch wieder voll handlungsfähig. Brand hat eine besondere Kommission Leitsätze für die Ausschußarbeit ent- In einer Fraktionssitzung der CDU/ Frau Brauksiepe 174 und der Abgeord- wickelt, die gegenüber der bisherigen CSU, die am Vormittag des 26. Oktober nete Struve 158 Stimmen. Die Wahl gilt Fassung besonderen Wert auf eine kon- unter Leitung des stellv. Vorsitzenden, vorerst auf ein Jahr. tinuierliche Arbeit legen. Darunter ist Bundesminiister a. D. Franz Josef Strauß z. B. der Vorschlag zu verstehen, in Zu- stattfand, erläuterte Bundeskanzler Prof. In der gleichen Sitzung beschloß die kunft nur Bundestagsabgeordneten die Dr. Erhard noch einmal Einzelheiten der Fraktion einstimmig, die Abgeordneten Abstimmung in einem Ausschuß zu ge- Regierungsbildung. Er dankte den nicht Rasner, Wagner und Rösing in ihren Posi- statten, dem sie auch als ordentliche bzw. mehr ins Kabinett zurückgekehrten Mini- tionen als parlamentarische Geschäfts- stellvertretende Mitglieder angehören. stern für die Arbeit, die säe im Dienst führer zu bestätigen. Sowohl die stellver- des Volkes geleistet haben. Ausdrücklich tretenden Vorsitzenden als auch die par- Bundestagspräsident D. Dr. Gersten- lamentarischen Geschäftsführer nahmen maier wies darauf hin, daß sich eine sinn- sagte der Kanzler, daß das Ausscheiden die Wahl an. dieser Persönlichkeiten nicht ein Zeugnis gemäß gleiche Vorschrift in der Geschäfts- für mindere Qualität sei, sondern ein ganz Einen großen Teil der Diskussion in der ordnung des Bundestages befindet. Bei natürlicher parlamentarischer Vorgang. Fraktionssitzung nahm die Frage dazu Gegenstimmen und einigen Enthaltungen Ministerämter seien kein Erbhof. Also sei ein, wie in Zukunft die parlamentarische Fortsetzung Seite 2 es auch nichts Unwürdiges oder Beschä- mendes, wenn die Position einem anderen übergeben werde. Ein besonderes Dankeswort richtete der Bundeskanzler an den bisherigen Mini- ster für Wohnungswesen und Städtebau, Konsequent weiterarbeiten Paul Lücke, der sich iim neuen Kabinett Aufgabe für 1966: Vor allem Stabilität ör das Amt des Innenministers zu Ver- ügung gestellt hat. Besondere Bedeutung Noch klingen die Wahlkampfreden und Unkenrufe der SPD in den Ohren. kommt der Tatsache zu, daß Lücke iin das Sie sind zu frisch, als daß sie schnell in Vergessenheit geraten könnten. Ange- Innenministerium die Abteilungen mit- fangen von Brandt über Dr. Möller hin bis zu den Bezirkssekretären wurde nehmen wird, die sich mit dem wichtigen Gebiet der Raumordnung befassen. der Versuch unternommen, die Bundesfinanzen zu diskreditieren. In der Fraktionsvorstandssitzung, die Die gewiß nicht einfachen finanzpoliti- zusätzliche Belastungen in Müliardenhöhe am Vortag in Bonn stattfand, hatte Prof. schen Entscheidungen, die vor uns liegen, zur Folge gehabt. Die Bundesregierung Dr. Erhard ausdrücklich die Verdienste rechtfertigen aber keineswegs eine der- hat mit den Einsparungsbeschlüssen vom des Fraktionsvorsitzenden Dr. Barzel und artige Katastrophenmache. Die Haltung der 14. 7. 1965 und vom 12. 8. 1965 die grund- des Geschäftsführenden Vorsiitzenden der SPD ist um so fragwürdiger, als sie selbst sätzliche Richtung aufgezeigt, die jetzt CDU, Josef Hermann Dufhues, um die den meisten ausgabewirksamen Gesetzen konsequent fortzusetzen ist. Die neue Regierungsbildung gewürdigt. der letzten Zeit zustimmte und damit die Bundestagsfraktion der CDU/CSU hat be- Mitverantwortung für die finanziellen Dr. Barzel seinerseits versicherte dem reits eine kleine Kommission eingesetzt, Folgen trägt. Die von der CDU ständig die den Auftrag hatte, herauszufinden, Bundeskanzler: „Sie wissen, daß wir gestellte Frage, wo die SPD kürzen Sie und Ihre Regierung tragen werden an welchen Stellen Einsparungen vorge- wolle, wurde von ihr nicht beantwortet. nommen werden können. in der gemeinsamen Verpflichtung, die Der Finanzexperte der SPD ließ in einem uns verbindet. Wir haben uns nun in unbedachten Augenblick die Maske fal- Der Bundeshaushalt 1965 wird voraus- gemeinsamer Arbeit zu bewähren." len, als er gegenüber einem Journalisten sichtlich ein Gesamtvolumen von rd. Der Fraktionsvorstand beschloß ein- sagte, die Beantwortung dieser Frage 64 Milliarden DM erreichen. Es wird an- mütig, der Gesamtfraktion die Abge- käme einem politischen Selbstmord genommen, daß das Bruttosozialprodukt ordneten Struve, Blank, Brand und Frau gleich. im Jahre 1966 um 8 %> wachsen wird. Aus Brauksiepe für das Amt stellv. Fraktions- Durch zwei Ergebnisse dst der Bundes- Gründen der wirtschaftlichen Stabilität vorsitzender vorzuschlagen. In der Wahl haushalt 1966 vorbelastet worden. Die und der Konjunktur muß sich das Wachs- erhielten bei 201 abgegebenen Stimmen, Ausgabenbeschlüsse der letzten Monate tum der öffentlichen Haushalte im Rah- keiner ungültigen Stimme und sieben der 4. Legislaturperiode und die nicht men der Entwicklung der gesamten Enthaltungen Bundesmiinister a. D. Blank erwartete starke Steigerung des Defizits Volkswirtschaft halten. Aus diesen Grün- 166 Stämmen, der Abgeordnete Brand 157, bei Bundesbahn und Bundespost haben Fortsetzung Seite 2 Konsequent weiterarbeiten Fortsetzung von Seite 1 den diente bereits seit einigen Jahren das Wachstum des Bruttosozialproduktes Das neue Kabinett als Richtzahl für den Bundeshaushalt. Der Bundespräsident hat auf Vorschlag des Bundeskanzlers folgende Dies bedeutet, daß für 1966 mit einem Bundesminister ernannt: Zuwachs von rd. 5 Milliarden DM ge- rechnet werden kann, um den sich die Dr. Gerhard Schröder Einnahmen und Ausgaben erhöhen kön- zum Bundesminister des Auswärtigen nen. Die zu überwändende Schwierigkeit be- Paul Lücke steht darin, daß die Ressorts über diese zum Bundesminister des Innern fünf Milliarden DM hinaus weitere sieben Milliarden Mehranforderungen einge- Dr. reicht haben. Es bedarf daher der ver- zum Bundesminister der Justiz einten Anstrengungen von Bundesregie- rung und Bundestag, diese Mehranforde- Dr. Rolf D a h 1 g r ü n rungen auf das verfügbare Finanzvolu- zum Bundesminister der Finanzen men zurückzudrängen. Kurt Schmücker Zu diesem Zweck wird neben den glo- balen und gezielten Kürzungen auch ein zum Bundesminister für Wirtschaft Vorschaltgesetz eingebracht werden müs- Hermann H ö c h e r 1 sen mit dem Ziel, bereits verabschiedete aber noch nicht ausgabewirksame Ge- zum Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten setze — also Gesetze, die beispielsweise Hans K a t z e r zum 1. 1. 1966 Ausgaben verursachen — zu reduzieren oder zeitlich zu verschieben. zum Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Dies wird eine der ersten Aufgaben des Kai Uwe von Hassel neuen Parlaments sein, da die Beratung zum Bundesminister der Verteidigung bis Ende des Jahres abgeschlossen und das Gesetz verabschiedet sein muß. Damiit Dr. Hans-Christoph S e e b ohm ist auch der zeitliche Ablauf verzeichnet. zum Bundesminister für Verkehr Auch der Deutsche Bundestag muß Überlegungen darüber anstellen, wie die Richard S t ü c k 1 e n Beratung von ausgabewirksamen Geset- zum Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen zen verbessert werden kann. Es hat sich häufig als nachteilig herausgestellt, daß Dr. Ewald B u c h e r Fachausschüsse ohne Kenntnis der Haus- zum Bundesminister für Wohnungswesen und Städtebau haltslage Ausgabeerhöhungen beschlie- ßen, die — nachdem der Beschluß einmal Dr. Johann Baptist G r a d 1 gefaßt und bekannt war — nicht oder zum Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegs- nur unter großen Schwierigkeiten wieder geschädigte korrigiert werden konnten. Eine engere Koordinierung vor der Beschlußfassung Dr. Erich M e n d e mit dem Haushaltsausschuß könnte hier zum Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen und Stellver- Abhilfe schaffen. Hierzu wird es voraus- treter des Bundeskanzlers sichtlich einer entsprechenden Änderung der Geschäftsordnung des Bundestages Alois N i e d e r a 11 bedürfen. zum Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates und Das Leitziel dieser Überlegungen ist der Länder die Aufrechterhaltung der Stabilität der DM. Es gilt eine Politik fortzusetzen, der Dr. es lim Laufe von 16 Jahren gelungen ist, zum Bundesminister für Wissenschaft und Forschung trotz vieler Gefahren, die DM zu einer Frau Dr. der stabilsten Währungen der westlichen Welt zu machen. zum Bundesminister für Gesundheitswesen Die CDU/CSU ist entschlossen, ihr wäh- rend des Wahlkampfes gegebenes Ver- zum Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit sprechen einzulösen und die bewährte Dr. Politik konsequent fortzusetzen. zum Bundesschatzminister Dr. Neuer Übertritt zur Saar-CDU zum Bundesminister und Vorsitzenden des Verteidigungsrates Das innenpolitische Leben im jüngsten Bundesland ist gekennzeichnet durch eine Dr. Ludger W e s t r i c k weitere Konzentration hin zu den großen zum Bundesminister des Bundeskanzleramtes Parteien. Nachdem die beiden SVP/CVP- Parlamentarier des Saarlandtags wie auch eine Reihe Mitglieder der Gemeinde- und Kreistage aus dieser Gruppierung der Kabinett Erhard vereidigt liches Maß zurückzuschrauben. Dieser CDU beigetreten sind, hat sich nun der Forlsetzung von Seite 1 Vorschlag trifft sich mit dem ebenfalls ehemalige Landesgeschäftsführer der SVP/ am 26. Oktober von der Fraktion verab- CVP, Alfred Puhl aus Hostenbach, eben- stimmte die Fraktion diesem ergänzenden schiedeten Leitsatz, nach dem zehn Aus- falls der Union zugewandt und bekannt- Absatz der Leitsätze zu. schüsse des Bundestages zu sogenannten gegeben, daß er im Rahmen des Kreis- Der CDU-Abgeordnete Diebäcker wies gesperrten Ausschüssen erklärt werden tages von Saarlouis ab sofort bei der ergänzend darauf hin, daß 188 Mitglie- in denen die Mitarbeit eine andere Mit- CDU hospitieren werde. Puhl räumt dem der der Fraktion jetzt mehr als einem gliedschaft ausschließt. Weitere Vor- restlichen Grüppchen um Kurt Wolf, der Ausschuß angehören. Er schlug daher schriften über das Verbot einer Mitglied- sich immer deutlicher dem SPD-Kurs vor, die Größe der Ausschüsse zu be- schaft auch in überregionalen Organisa- nähert, keine Existenzchancen für die Zu- grenzen, damit Ausschußsitze einzusparen tionen unterstreichen die Bedeutung die- kunft mehr ein. und die Doppelmandate auf ein erträg- ser Ausschüsse. Hoffnung für 1967 /n£m t/Kcmcli Von der Oktober-Sitzung des Europäischen Parlaments ar. Nun ist es soweit. Die neue Regierung Erhard ist gebildet, und es Hauptgegenstand der Beratungen des Europäischen Parlaments vom 18. bis hat insgesamt 35 Tage gedauert. Die 22. Oktober in Straßburg war der achte Gesamtbericht über die Tätigkeit der kürzeste Regierungsbildung seit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Begründung der Bundesrepublik liegt hinter uns. Hierzu hatte der französische Abge- meinschaft, an die Regierungen sowie an Das sind die Tatsachen. In der ordnete Charpentier, Mitglied der christ- die Öffentlichkeit der sechs Länder, hier- Presse, welche die Regierungsbildung lich demokratischen Fraktion, einen viel- zu beizutragen. Die EWG müsse mit un- beachteten Bericht vorgelegt, der vom verminderter Kraft zur dritten Stufe der mit täglichen Kommentaren begleitet Parlament mit überwältigender Mehrheit Übergangszeit vorangehen und den ein- hat, liest sich's anders: Schwäche und gebilligt wurde. Darin wird die bisherige mal vorgezeichneten Weg weiterverfol- Mißtrauen wird der neuen Regierung Entwicklung der Gemeinschaft trotz eini- gen, um zu einem wirtschaftlich und poli- attestiert, und die deutsche Öffentlich- ger schwerwiegender Mängel im großen tisch integrierten Europa zu gelangen. keit hallt wider von Kassandra-Rufen, und ganzen als zufriedenstellend be- Professor Hallstein, der Präsident der wonach dieser „Zangengeburt" von zeichnet. Nunmehr komme es aber darauf EWG-Kommission, gab seiner Hoffnung Regierung nur ein kurzes Leben be- an, die abgebrochenen Verhandlungen Ausdruck, daß die Zollunion nach innen schieden sein soll. Den einen ist die über die Finanzierung der Agrarpolitik, und außen bis zum 1. Juli 1967 vollendet neue Regierung zu konservativ, den die Eigeneinnahmen der Gemeinschaft sein werde. Der Gemeinsame Markt be- anderen zu liberal; dem einen sind und die Haushaltsbefugnisse des Euro- stehe jedoch außerdem aus der Wirt- die Minister nicht jung genug, dem päischen Parlaments so bald wie möglich schaftsunion. Hierzu gehörten neben der anderen haben sie zu wenig Erfah- wieder aufzunehmen. Außerdem sollte gemeinsamen Agrarpolitik u. a. die Wett- rung. Man sieht wieder einmal, daß man in Kürze unter aktiver Beteiligung bewerbspolitik (Harmonisierung der der Gemeinschaftsinstitutionen mit den es eine schwere Kunst ist, es allen Steuern), die Handelspolitik, Sozialpolitik recht zu machen. "crhandlungen über die Fusion der Ver- und Regionalpolitik. träge (Montan-, EWG- und Euratom- Die Wirtschaft in der Gemeinschaft Aber in Wahrheil ist nicht nur die Vertrag) beginnen, und zwar unter Be- Herabsetzung des Durchschnittsalters rücksichtigung der von den drei Gemein- habe, so betonte Präsident Hallstein, ein Anrecht darauf, daß der EWG-Vertrag, der neuen Regierung in der Tat eine schaften gewonnenen Erfahrungen und im „Verjüngung", sondern auch die Neu- Geiste der Verträge von Pards und Rom. auf den man sich eingestellt habe, auch innerhalb der vorgesehenen Fristen reali- verteilung einiger Ressorts weist auf Das Europäische Parlament wünscht, siert werde. Im übrigen kritisierte Hall- Absichten hin, die weiterreichen. Wir daß die gegenwärtige Krise rasch über- stein die „Politik des leeren Stuhls", so können mit der neuen Regierung Er- wunden wird und richtet einen feierlichen wie sie z. Z. von der französischen Regie- hard durchaus zufrieden sein, und die Appell an die übrigen Organe der Ge- rung betrieben werde. gewissen Schwierigkeiten, die ihre Bildung verursachte, liegen nun ein- mal in der Natur der Dinge: ein Koa- lition ist ein Kompromiß, und über Kompromisse muß verhandelt werden. über dem Streit um Persönlichkei- Staat im Staate ten ist fast in Vergessenheit geraten, daß man sich in den wichtigen Sach- Berliner CDU kritisiert die Praxis der Senatskanzlei fragen von Anfang an einig gewesen ist. Und wer regieren will, muß vor Die heftige Kritik der Berliner Öffentlichkeit an dem hohen Personalbestand allem einmal wissen, was er in Sach- der Senatskanzlei hält weiter an, nachdem es die SPD abgelehnt hat, perso- fragen will. Die Lage ist, sowohl in nelle Konsequenzen auf Grund des vom Rechnungshof vorgelegten und nun- der Innen- wie auch in der Außen- politik, nicht einfach. Es wird der gan- mehr von der SPD überprüften Gutachtens zu ziehen. Sparsamkeit wird also zen Kraft dieser Regierung bedürfen, juch weiterhin im Berliner Senat kleingeschrieben. um die Fragen anzupacken und zu lösen, die zur Lösung anstehen. Dazu Einen neuen Vorstoß gegen den Um- seamtes schroff mit der Bemerkung ab, bedarf es des gegenseitigen Vertrau- fang und die Funktion der Senatskanzlei das sei eine politische Entscheidung, die ens, und es bedarf der Einigkeit. Die hat die Berliner CDU unternommen. Da- erhalten bleiben müsse. Grundlagen dazu sind durchaus ge- bei wurde betont, daß es nicht allein um die Einsparung von 37 Stellen, sondern Mit der Personalpolitik hat es bekannt- geben, und die kommenden Monate um eine grundsätzliche Regelung des Sta- lich in noch nie zum Besten gestan- werden zeigen, daß der Sieger Lud- tus der Senatskanzlei gehe. Momentan den, Hauptschuld daran trug die reichlich wig Erhard Kraft und Atem genug könne von einer „Kanzlei" kaum noch ge- unglückliche Hand Willy Brandts. Nach- hat, um seinen Willen durchzusetzen. spiochen werden, eher von einer Art dem er vor wenigen Wochen von seiner Kanzlerkandidatur zurückgetreten war Ein Wort aber noch zu den Ver- „Übersenat", der den anderen Senats- handlungen, die zur Regierungsbil- verwaltungen übergeordnet sei. Die und versichert hatte, sich stärker den Ber- Praxis ferner, Vorlagen der einzelnen liner Aufgaben zuzuwenden, hat er nun dung geführt haben. Neben Erhard Senatoren von Referenten der Staats- als erste neue Amtshandlung sein Kabi- selbst haben sich dabei der Vorsit- kanzlei vorprüfen zu lassen, statt sie nett umbilden müssen. Sein Stellvertreter zende der CDU/CSU-Fraktion Dr. Bar- zwischen den Senatsmitgliedern und dem Albertz leitet künftig wieder die Senats- zel und der Geschäftsführende Vor- Regierenden Bürgermeister abzustimmen, verwaltung für Inneres, die bisher von sitzende der CDU, Dufhues, Lorbeeren sei aus parlamentarisch-demokratischen Otto Theuner, Senator für Verkehr und erworben. Daß die Christlich Demo- Gründen bedenklich. Betriebe, mitbetreut worden war. Damit kratische Union durch ihren Geschälts- dürften die Hoffnungen Albertz', Nachfol- führenden Vorsitzenden bei allen Ver- Wie wenig man bei der SPD geneigt ger Brandts zu werden, auf ein Minimum handlungen beteiligt war, hat sich als ist, sachliche Einwendungen zum Gegen- zusammengeschrumpft sein. Wieweit sehr vorteilhaft erwiesen. Man kann stand von Überlegungen zu machen, zeigt Brandts Wahl, den Direktor der BVG, die Reaktion der SPD auf die Feststellung Dr. König, zum Wirtschaftssenator als hoffen, daß diese Beteiligung der Par- im Organisationsgutachten des Rech- Nachfolger für den nach Bonn gehenden tei auch für die kommende Zeit zur nungshofes, die Spitze des Senatspresse- Prof. Schiller zu ernennen, richtig war, Unterstützung des Kanzlers beitragen amtes sei überbesetzt. Der Leiter der Se- wird die Zukunft erweisen müssen. König wird. Nur gemeinsam können wir alle natskanzlei, Spangenberg, lehnte eine gilt im Gegensatz zu Schiller als Prag- zum Erlolg führen, was so gut begon- Änderung in der „Dreierspitze" des Pres- matiker. nen hat. dem Bezirk ein zentraler Sportklub ge- „Roter" Sport bildet, der Sportkader für die Olympi- schen Spiele 1964 züchtete. Die Kreisver- Keine Freizügigkeit in der sowjetischen Besatzungszone bände des DTSB mußten bereits im Herbst 1961 die besten Sportler an die In der vorletzten Ausgabe dieses Informationsdienstes ist über den Beschluß „Zentren des Leistungssports", die Sport- des Internationalen Olympischen Komitees berichtet worden, durch den die klubs, abgeben. sowjetische Besatzungszone Deutschlands eine Anerkennung erhielt, die ihr Im Gegensatz zum Leistungssport dient der „Massensport" in der Sowjetzone nicht zusteht. Wie sieht es in der Zone um die Freizügigkeit des Sports aus? nicht allein der Entspannung, sondern er „Der Sport ist bei uns in der DDR kein oberschulen (KJS), die den Armeesport- Steht auch im Dienst der Wehrerziehung Privatvergnügen, sondern eine politische klubs direkt unterstehen, gedrillt. Die und der militärischen Ertüchtigung. Betätigung; soweit sie nicht auf den Lei- Spitzensportler sind in eigenen Sport- Die kommunistischen Massenorganisa- stungssport abgestellt ist, schafft sie die klubs zusammengefaßt. tionen FDJ, GST und FDGB, deren Mit- Voraussetzungen wie Mut und Ausdauer, gliedern allein nach den Direktiven und Eigenschaften, die wir von den bewaff- Zu den wichtigsten Sportklubs für Lei- unter Kontrolle des Deutschen Turn- und neten Organen unseres Staates verlan- stungssportler zählen: Sportbundes ,in den sogenannten Betriebs- gen." Diese richtungweisende Erklärung Der Armeesportklub Berlin (Heer), sportgemeinschaften eine sportliche Be- gab der Leiter des sowjetzonalen Staats- der Armeesportklub Cottbus tätigung erlaubt ist, erhielten den Auf- sicherheitsdienstes, Generaloberst Mielke, (Luftwaffe), trag, 1963 noch mehr Schießübungen durch- schon im Herbst 1960 ab. der Armeesportklub Rostock zuführen, sowie straff disziplinierte Ge- ländeläufe zu veranstalten. Der Sport ist in der Sowjetzone zweck- (Marine), gebunden und von den Direktiven des der Armeesportklub Brotterode Einmal dm Jahr, in der „Woche der Ju- staatlichen Amtes für Sport und Körper- (Gebirgstruppen), gend und des Sports", beteiligt sich auch kultur abhängig. Die organisatorische der Sportklub Dynamo der „beste Freund der deutschen Sport- Leitung sowie die Aufgaben des Sports in Berlin-Hohenschönhausen, ler", SED-Sekretär Walter Ulbricht, an wurden am 5. Dezember 1959 durch eine der Zentrale Klub der Gymnastikübungen. Doch Ulbrichts Mas- Verordnung des sowjetzonalen Minister- vormilitärischen Gesellschaft für sensport-Parole: „Jedermann an jedem rates neu festgelegt und in den Dienst Sport und Technik in Halle-Kreuz. Ort einmal in der Woche Sport", wurde der Wehrertüchtigung gestellt. Nach den nach den Angaben des Leiters des Amt Um die Bundesrepublik im „Sport noch für Körperkultur und Sport, Alfred Ne Bestimmungen unterstehen dem Amt für schneller zu überrunden", wurde im Som- Körperkultur und Sport, das 1952 gebil- mann (SED), und des Vorsitzenden des mer 1961 neben den Armeesportklubs STSB, Ewald, nur von 20 Prozent der det wurde und unmittelbar von SED- und dem Sportklub Dynamo noch in je- Sekretär Walter Ulbricht geleitet wird, Bevölkerung befolgt. sowohl der sogenannte Deutsche Turn- und Sportbund mit seinen Betriebssport- gemeinschaften und den Sportklubs als auch die vormilitärische Gesellschaft für Neue Schulformen I Sport und Technik .sowie die vormilitä- Direktoren-Konferenz in Mainz - Stichtag 1. April 1966 rische Jugendorganisation Touristik. In der Parteisprache der SED wird In der letzten Ausgabe dieses Informationsdienstes ist über Maßnahmen der streng zwischen dem sogenannten Lei- CDU berichtet worden, die in Rheinland-Pfalz alle Anstrengungen unternimmt, stungssport und dem Massensport unter- um den Anschluß an die anderen Bundesländer zu halten. Auf einer Direk- schieden. Während der Massensport der torenkonferenz in Mainz wurden ergänzende Einzelheiten bekannt. allgemeinen Wehrertüchtigung dient, soll durch den Leistungssport „das internatio- Ab 1. April 1966 wird es danach in mjinisterium, Ministerialrat Dr. Heinrich nale Ansehen der DDR" steigen und die Rheinland-Pfalz musische und sozialkund- Schöne, mitteilte, handelt es sich bei Bundesrepublik überrundet werden. liche Gymnasien geben. Die „Rhein- dem Vorhaben um eine Umwandlung der Alle künftigen Leistungssportler wer- Zeitung" schreibt darüber am 25. 10. 1965: jetzigen „besonderen Oberstufenklassen" den schon in den Kinderjahren ausgesiebt Wie der Referent für das höhere Schul- an den Gymnasien und der Frauenober- und auf den 54 Kinder- und Jugendsport- wesen im rheinland-pfälzischen Kultus- schulen. Im Gegensatz zu den altsprach- lichen Gymnasien, den neusprachlichen und den mathematisch-naturwissenschaft- lichen Gymnasien werden die musischen Ohne Kompetenz und sozialkundlichen Gymnasien nur edo Bundessenator ist überflüssig - Kontakte mit Fachressorts fachgebundene Hochschulreife vermittel.. Ihr Abgangszeugnis wird zum Besuch der Die Berliner CDU-Fraktion hat sich im Hauptausschuß des Abgeordneten- Pädagogischen Hochschulen und zum Studium der Fächer Musik und bildende hauses sehr nachdrücklich für die Abschaffung der Institution des Bundes- Kunst in Verbindung mit einem wissen- senators ausgesprochen. schaftlichen Fach an der Universität be- rechtigen. Einzelheiten müssen noch mit Anlaß dazu boten die Etatberatungen ren der einzelnen Ressorts mit Bonn di- der Universität ausgehandelt werden. über die erforderlichen Zuschüsse der rekt verhandelten. Allenfalls könne man Senatsverwaltung für Bundesangelegen- dann einen weisungsgebundenen Berlin- Die ersten Absolventen werden die heiten. Nach den Vorstellungen von SPD bevollmächtigten beim Bund billigen. neue Schulform Ostern 1966 verlassen. und FDP sollten sich diese Mittel auf Der Unterricht an den musiischen und 1,3 Millionen DM belaufen. sozialkundlichen Gymnasien soll sich eng Die CDU begründete ihre ablehnende an die deutschkundlichen Fächer anleh- Haltung mit dem grundsätzlichen Hin- Junge Union sehr aktiv nen, der Lehrplan nur noch eine Fremd- weis, daß der Bundessenator in seiner sprache enthalten. Die Differenzierung praktischen Amtsausübung über eine viel Im Vorort Fenne der saarländischen setzt erst nach dem zehnten Schuljahr zu geringe Kompetenz und mittelbaren Hüttenstadt Völklingen wurde eine neue ein, erstreckt sich also nur auf die letzten Einfluß verfüge, als daß eine Beibehal- Ortsgruppe der Jungen Union gegründet, drei Klassen der Gymnasien. Dr. Schöne tung dieser Position zu verantworten sei. der sich sofort zwanzig Mitglieder an- teilte mit, daß zur Zeit 1037 Schüler die Der Bundessenator sei weder dem Parla- schlossen und in Josef Mayer ihren ersten bestehenden 38 besonderen Oberstufen- ment gegenüber verantwortlich noch Vorsitzenden wählten. Sein Stellvertreter klassen des Landes besuchen, weitere führe er als vollautorisierter Vertreter ist P. Fleischer. Im Rahmen der Grün- 750 Schülerinnen die 40 Klassen der Berlins die notwendigen Verhandlungen dungsversammlung sprachen der Land- Frauenoberschulen. In wenigstens 15 mit dem Bund. tagsabgeordnete Dr. Rainer Wicklmayr Schulen werde schon am 1. April neben und der Kreisvorsitzende der JU Saar- dem neusprachlichen oder naturwissen- Vielmehr sprach sich die CDU dafür brücken-Land-West, Josef Breinig. Die schaftlichen Zug auch ein musisches Gym- aus, es bei der bisher recht bewährten neue Sektion in Fenne stellt die zwölfte nasium gebildet, weitere Schulen folgten Praxis zu belassen, nach der die Senato- JU-Gruppe des Kreisverbandes dar. mit Sicherheit bald. 0 Neuordnung der Besoldung der Stu- dienräte, Realschullehrer und Volks- Es wird auch Zeit schullehrer. Hessen hat von allen Län- Hessische Landesregierung lenkt in der Beamtenbesoldung ein dern der Bundesrepublik die schlechteste Besoldung für die Studienräte und Real- Die in Hessen regierende SPD ist durch einen Kabinettsbeschluß der Landes- schullehrer. Sie muß einfach verbessert regierung den Forderungen entgegengekommen, die die CDU bereits vor werden. Dementsprechend ist die Besol- dung für die Volksschullehrer anzupas- Monaten zugunsten einer gerechteren Beamtenbesoldung gestellt hatte. sen. Sie sollte 85 % der Besoldung der Wie aus einer Presseerklärung der 9 Zahlung der Versorgungsbezüge min- Studienräte betragen. Das mindeste aber CDU-Fraktion des Landtags hervorgeht, destens aus der ersten Beförderungs- bei den Volksschullehrern ist, daß der im hält die Union die Teilzugeständnisse der gruppe einer jeden Laufbahngruppe. Das Besoldungsgesetz vorgesehene Termin Landesregierung noch nicht für ausrei- ist die Folge der Regelbeförderung. vom 1.1. 1968, zu dem die Besoldung der chend. Die Disparität zwischen dem Be- Volksschullehrer um eine halbe Besol- soldungsstatus der hessischen Beamten 0 Schaffung einer Spilzenbeförderungs- dungsgruppe gehoben wird, vorverlegt und dem der Beamten anderer Länder sei gruppe im gehobenen mittleren Dienst. wird. noch keineswegs beseitigt. Geschieht hier nichts, so besteht die Die CDU unterstreicht, daß sie mit dem 0 Auslaufen der Besoldung für den mitt- Gefahr, daß die Studienräte, Realschul- Verfahren der SPD nicht einverstanden leren Polizeidienst in der Besoldungs- lehrer und Volksschullehrer in andere ist: Zunächst werden alle Anträge der gruppe der Inspektoren. Das ist einfach Bundesländer mit besserer Besoldung ab- Opposition abgelehnt, dann aber unter eine Verpflichtung gegenüber dem auf- wandern zum Schaden der hessischen Kin- dem Druck der Proteste gewisse Ab- opferungsvollen und verantwortungsvol- der und Eltern. Schuld ist dann aber schlagszahlungen geleistet. len Dienst der Polizei. allein die hessische SPD. Die Zuordnung der Beamten entspre- chend der Vorbildung, Ausbildung und Tätigkeit auf die einzelnen Besoldungs- gruppen nach dem Besoldungsgesetz und der Dienstpostenbewertung in Hessen ist Fernsehen und Hörfunk jegenüber der Regelung in anderen Län- :i der Rundesrepublik völlig unbefrie- digend, erklärte der CDU-Landtagsabge- ordnete Karl Bachmann, Kassel. Bach- Ermittlungsverfahren mann hat deshalb mit Unterstützung der gesamten CDU-Fraktion im hessischen Während bei den Juristen ein Ermitt- zeigt zudem, daß auch für einen Schrift- Landtag einen Antrag eingebracht, in lungsverfahren der Anklageerhebung ge- steller heute ein dritter Weg nicht mehr dem die Landesregierung ersucht wird, gen einen Beschuldigten vorausgeht, gangbar ist, sondern daß er sich zwischen dem Landtag alsbald den Entwurf einer spricht das in Zusammenhang mit der Ur- Ost und West entscheiden muß. Hieraus 7. Novelle zum hessischen Besoldungs- aufführung des umstrittenen Stückes „Die resultiert also nicht die Umstrittenheit gesetz und Vorschläge zur Verbesserung Ermittlung" angewendete Verfahren nicht des Ereignisses. unbedingt nur gegen seinen Autor Peter der Stellenpläne vorzulegen, in denen zu- Es geht auch nicht um das Thema der mindest eine Gleichstellung der benach- Weiß. Auf der Anklagebank — wenn es gestattet ist, den juristischen Vergleich „Ermittlung", denn das Thema des Stük- teiligten hessischen Beamten und Ange- kes — es handelt sich um eine Dramati- stellten mit den Beamten und Angestell- noch ein wenig weiter auszuspinnen — sitzt hier nicht der deutsch-schwedische sierung des Auschwitzprozesses — ist ten der anderen Bundesländer vorzuse- unantastbar. Problematisch ist schon, daß hen ist. Nach Auffassung von Bachmann Schriftsteller, denn es ist sein gutes Recht, in seinen Stücken zu schreiben, was im- der Autor die Erschütterung seiner Zu- handelt es sich dabei in der Hauptsache schauer über die Greuel von Auschwitz um folgende Fragen: mer er für richtig hält. Der begründete Verdacht einer gewissen politischen zu Angriffen auf die Gesellschaftsord- Qf Teilnahme der Pensionäre an den Harmlosigkeit richtet sich vielmehr gegen nung der Bundesrepublik mißbraucht. Es strukturellen Verbesserungen der Be- manche, die dafür verantwortlich sind, geht Weiß nicht um die deutsche Ver- soldung der aktiven Beamten. Hessen ist daß aus diesem „Oratorium in elf Gesän- gangenheit, sondern um die deutsche Ge- das einzige Land, das seine Pensionäre gen" nicht nur das Thealerereignis des genwart. Um mit seinen eigenen Worten bisher an diesen Verbesserungen nicht Jahres geworden ist. Auch unsere Rund- zu sprechen: teilnehmen läßt. funkanstalten tragen nach Kräften dazu „Das Stück entbehrt nicht der aktuellen 9 Einführung der Regelbeförderung, d.h., bei, daß in diesen Tagen ein höchst frag- Sprengkraft. Ein Großteil davon behan- S (iie Beförderung der Beamten in würdiges gesamtdeutsches Spektakel ab- delt die Rolle der deutschen Großindu- ic erste Beförderungsgruppe ihrer Lauf- rollt. strie bei der Judenausrottung. Ich will bahn, sobald die laufbahnmäßigen Vor- den Kapitalismus brandmarken, der sich aussetzungen erfüllt sind. Niedersachsen, Worum geht es dabei? Es geht nicht sogar als Kundschaft für Gaskammern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz darum — um das ganz klarzustellen —, hergibt." daß Peter Weiß erklärter Kommunist ist haben bereits diese Regelung. In den Hinter Auschwitz geht es also um eine übrigen Ländern sind bessere Stellen- oder, besser gesagt, kürzlich geworden ist, obgleich auch dieser Vorgang gerade Attacke auf die demokratischen Verhält- schlüssel vorhanden, als sich nach der nisse im Westen, die angeblich den Fa- Dienstpostenbewertung in Hessen ergibt. im geteilten Deutschland interessante Fragen aulwirft. Am 4. Juni dieses Jahres schismus erzeugt haben. Hierin wird man sagte der Autor in einem Interview mit mit Recht einen Mißbrauch des Themas sehen müssen. Noch bedenklicher als dies Kaufkraft- weiter abgeschwächt der schwedischen Zeitung „Stockholms Tidningen" unter anderem: ist allerdings, was zuvor mit dem Aus- Nach neuesten Untersuchungen des cinick politische Harmlosigkeit dezent Deutschen Industrieinstitutes in Köln „Ich glaube, daß der Sozialismus heute umschrieben wurde. Fast alle deutschen ist die Kaufkraft der Währung in der das einzige System ist, das sich entwik- Rundiunkanstalten übernehmen das Stück Sowjetzone in der letzten Zeit weiter keln wird. Ich stelle mich ganz hinter den zumindest in einer Hörspielfassung. Ein abgesunken. So erhält z. B. ein Arbeiter Marxismus-Leninismus als Grundidee." I ernsehspiel zum gleichen Thema ist in in der Bundesrepublik nach zwei Stun- Vorbereitung. Ansatzpunkt für Kritik ist den 18 Minuten Arbeitszeit den Gegen- Und in einer Zehn-Punkte-Erklärung hier, daß es allzuoft an kritischen Ge- wert für ein Kilogramm Rindfleisch. Der schrieb er am 2. September 1965 im SED- genstimmen fehlt. Jeder Intendant sollte Arbeiter in der Zone braucht dafür über Zenlralorgan „Neues Deutschland": den Mut haben, die Falschheit der Inter- vier Stunden. Auch die Preise für Beklei- pretation der Geschichte und der Gesell- dung sind in der Zone mehr als doppelt „Die hochentwickelte Wohlstandsgesell- schaft in diesem Stück schonungslos auf- so hoch wie in der Bundesrepublik. Für schaft ist nichts anderes als eine Klassen- zuzeigen. Eine kritiklose Übernahme birgt den Lohn von acht Stunden und 12 Mi- gesellschaft auf erhöhtem Niveau, wo das die Gefahr in sich, daß Peter Weiß sein nuten kann sich in der Bundesrepublik ehemals revolutionäre Arbeiterium die offen zugegebenes Ziel erreicht. Wenn ein Arbeitnehmer bereits ein Paar gute Neigung entwickelt, die Normen der Bür- aber Politik im Gewände der Kunst dar- Halbschuhe kaufen, sein Kollege in der gerlichkeit zu übernehmen." Weiß ist also geboten wird, sollte auch eine politische Zone braucht dazu 20 Stunden und in aller Klarheit zum Kommunismus kon- Kritik der Kunst selbstverständlich sein. 12 Minuten. vertiert. Das aber ist sein gutes Recht. Es ohg. und einen „Wegelagerer". Man c;cht wohl nicht fehl in der Annahme, daß es Barsig will nicht mehr die Aussicht war, wegen Beleidigung ver- SPD-Vorstandssprecher will sich verändern urteilt zu werden, die Barsig zur Zurück- nahme seiner Anwürfe veranlaßte. Franz Barsig, Sprecher des SPD-Vorstandes geht. Sein Ausscheiden soll Schließlich war er in dieser Hinsicht kein nach eigenen Angaben in keinem Zusammenhang mit dem Wahlausgang unbeschriebenes Blatt mehr, er hatte wie- seiner Partei stehen. der einmal seinen Grundsatz vergessen: „Ich mache nicht zweimal die gleiche Seit dem Wechsel in der SPD-Führung „Panorama"-Sendung zu erwähnen, in Dummheit". nach dem Tode Ollenhauers schien sich der es darum ging, daß im Bonner Parla- Barsig auf seinem Posten nicht mehr ment Telefongespräche abgehört werden recht wohl zu fühlen. Sein oberster Chef sollten. Den Tip für diesen angeblichen Brandt zog es vor, sich mehr an Egon Riesenskandal gab Barsig. Es war aber Gegenbesuch in Österreich Bahr, dem Pressechef des Berliner Senats, kein guter Rat, „Panorama" blamierte Eine Delegation von 16 Mitgliedern der zu halten. Deshalb war es in Bonn schon sich fürchterlich, Barsig kam mit einer Jungen Union aus dem Saarland und aus Anfang vergangenen Jahres bekannt, daß Rüge seines Parteivorstandes davon. Rheinland-Pfalz ist Anfang November sich Barsig nach einer angemessenen an- Er blamiert nicht nur sich, sondern auch sieben Tage lang Gast des Landesver- deren Stelle umsah. Im Frühjahr 1964 seine Partei, als er in der Affäre Frenzel bandes Niederösterreich der Jugendbewe- hieß es dann keineswegs überraschend, falsche Auskünfte erteilte. Nicht gerade gung in der ÖVP. Die Besucher aus dem daß Barsig im Hamburger Senat als demokratisch handelte Barsig, als er den süddeutschen Raum werden die politi- Direktor der staatlichen Pressestelle be- Bonner Korrespondenten der angesehe- schen Verhältnisse im heutigen Wien schäftigt werden sollte. Zwar war dieser nen „Neuen Zürcher Zeitung" aus den studieren und zugleich die Schönheiten Posten durch Erich Lüth ausgezeichnet be- SPD-Pressekonferenzen ausschloß, weil der alten Kaiserstadt bewundern. Im ver- setzt, aber für ihren Sprecher Barsig war dieser nicht wohlwollend über die Partei gangenen Jahr weilten junge Österreicher der SPD keine Methode zu schäbig. Des- berichtet hatte. auf Einladung der Jungen Union an halb erklärte man ohne Scheu, daß Lüth Rhein und Saar. aus Krankheitsgründen demissionieren Nicht kleinlich im Erfinden von Kombi- wolle, nur wußte der Betroffene Lüth nationen behauptete im Sommer 1963 Bar- nichts davon, er erfuhr diese Tatsache sig, Prof. Erhard wolle nach seiner Wahl Wieder Rentenanpassung r^\ aus den Zeitungen. Der erboste Lüth, der zum Bundeskanzler Strauß in sein Kabi- 18 Jahre in hamburgischen Diensten nett hereinholen, Mende wolle dabei be- Ab 1. 1. 1966 wird die allgemeine Be- stand, fühlte sich zu Recht hintergangen hilflich sein. Auf die angeblichen Bewei- messungsgrundlage für die Neurenten und ging. Franz Barsig aber kam nicht. se für diese Ente wartet Bonn heute noch. voraussichtlich um 8°/o steigen. Damit würde dieser Satz auch für die Anpas- Er blieb in Bonn. Brandt hätte ihm ge- Immerhin hat Barsig im Laufe seiner genüber den Wunsch ausgesprochen, so sung der Bestandsrenten ab 1. 1. 1967 Bonner Tätigkeit etwas dazugelernt, daß zur Diskussion stehen. Die Mehraufwen- erklärte Barsig, weiterhin Vorstandsspre- man mit Beleidigungen nicht weit kommt. cher zu bleiben. dungen der Rentenversicherungen für die So nannte er im Mai 1961 Bundeskanzler Anpassung würden etwa 1,8 bis 2 Mrd. Jetzt allerdings scheint der SPD-Vor- Dr. Adenauer einen „Mann ohne Ehre" DM ausmachen. standssprecher seine berufliche Verände- rung wirklich ernst zu meinen. Er lieb- äugelt mit einem Posten beim Deutsch- landfunk in Köln, und zwar als Leiter Lückes großer Erfolg der Hauptabteilung „Aktuelles". Das letzte Wort darüber sprechen die zustän- Zahl der Räumungsklagen ist kaum gestiegen - Sozialklausel bewährt sich digen Gremien des Kölner Senders. Bundeskanzler hat den bisherigen Bundesminister für Woh- über die Presse, die sich nun einge- hend und sehr freundlich mit Barsig be- nungswesen, Städtebau und Raumordnung, Paul Lücke, mit dem Amt des schäftigt, kann sich der SPD-Sprecher Bundesinnenministers betraut. Er hat mit dieser ehrenvollen Berufung zugeich wahrlich nicht beklagen. „Sprechmaschine der erfolgreichen Wohnungspolitik Paul Lückes seine Anerkennung gezollt. Barsig", so in Bonn gelegentlich genannt, hat aber während seiner Tätigkeit ein Bonner Beobachter glauben, daß der Räumungsklage auch zur Zwangsräumung erkleckliches Sündenregister angehäuft. Mann, der u. a. den so schwierigen führt, weil im Räumungsprozeß der Ver- Da ist zum Beispiel jene umstrittene Prozeß der Überführung des fast 50 Jahre gleich erfahrungsgemäß eine große Rolle zwangsbewirtschafteten Wohnungsbestan- spielt. des in die Soziale Marktwirtschaft mei- # In immer stärkerem Maße wenden d stern konnte, wahrscheinlich auch die • SPD macht Rückzieher Probleme der Notstandsverfassung lösen Gerichte die sogenannte Sozialklausel wird. nach § 556 a des Bürgerlichen Gesetz- Reichlich verspätet, aber auf Grund der buches an. Danach kann ein Mieter einer Wahlniederlage nur allzu verständlich, Wie sehr sich die Politik des Abbaus Kündigung widersprechen, wenn sie für hat sich jetzt auch die Berliner SPD von der Wohnungszwangswirtschaft bewährt ihn und seine Familie eine Härte be- dem Gag-Festival distanziert, das ihr Kul- hat, geht auch aus zwei neuen Tatsachen deutet, die auch unter Würdigung der turreferent Konrad Jule Hammer im hervor: berechtigten Belange des Vermieters un- August im Berliner „Haus am Lützow- zumutbar ist. Vor allem werden zuneh- platz" veranstaltet hatte. Aus kirchlichen 0 In den 393 Städten und Landkreisen, mend eine schwere Erkrankung des Mie- Kreisen war damals scharf gegen die of- die am 1. November 1963 „weiß", d. h. ters oder seiner nächsten Familienange- fen herausgekehrte Tendenz der Gottes- aus der Zwangswirtschaft entlassen wur- hörigen, eine fortgeschrittene Schwanger- lästerung und den unzüchtigen Charakter den, waren vor dem Wegfall der zwangs- schaft, hohes Alter, Schwierigkeiten bei dieser Ausstellung protestiert worden. Die wirtschaftlichen Bindungen 16 400 Räu- der Umschulung, mehrfacher Wohnungs- Frage war wenige Tage vor der Bundes- mungsklagen erhoben worden. Das wa- wechsel und das Fehlen einer geeigneten tagswahl zu einem Politikum geworden, ren, gemessen am Gesamtbestand der Ersatzwohnung als Grund für eine be- so daß sich sogar ver- Mietwohnungen in diesen Kreisen, fristete Verlängerung des Mietverhält- anlaßt sah, den „kulturellen" Eifer der 0,37 %. Berliner Genossen zu tadeln. Er bezeich- nisses anerkannt. Genau diese Beispiele Nach Aufhebung der zwangswirtschaft- aber hatte Lücke stets als Härtefälle be- nete die Kunstschau rundweg als „Schan- zeichnet. de", denn man dürfe „nicht ungestraft lichen Bindungen wurden von den zu- mit diesen Dingen umgehen, die teuer ständigen Landesjustizverwaltungen in Mehr als alles andere zeigen diese un- oder heilig oder unberührbar sind". Am diesen 393 Städten und Kreisen in der widerlegbaren Tatsachen, wie richtig die 20. Oktober, einen Monat nach der Wahl, Zeit vom 1. 11. 1964 bis zum 30. 4. 1965 Politik Lückes war und ist und wie sehr billigte der Berliner Senator Neubauer rd. 18 900 Räumungsklagen registriert. seine Gegner mit ihren Versuchen ge- die Erklärung Wehners. Sicher in der nun Das sind 0,43 % des Mietwohnungsbe- scheitert sind, mit der Angst Geschäfte durchgesickerten Erkenntnis, daß sich standes in diesen Kreisen. Die Zunahme zu machen. Paul Lücke hat die große Kirchenfeindlichkeit beim Wähler nicht beträgt also nur rd. 0,06 °/o. Dabei ist noch Schlacht um den „Lücke-Plan" gewon- auszahle. zu berücksichtigen, daß längst nicht jede nen. Daran ist kein Zweifel mehr möglich. VERTRIEBENE Bischof zurückgetreten Neue Proteste gegen die Denkschrift zur Ostpolitik Die Kritik an der von der Evangelischen Kirche veröffentlichten Denk- und schrift über „Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn" hält unvermindert an. FLÜCHTLINGE Aus Protest gegen die umstrittene aufgestellte Behauptung, er habe an der Denkschrift, in der praktisch der Ver- umstrittenen Denkschrift mitgearbeitet, zicht auf die deutschen Ostgebiete ge- entschieden zurückgewiesen. Martin wies Neues Amt für Kostorz fordert wird, ist jetzt auch der Beauftragte darauf hin, daß er bereits am 17. März Der Vorsitzende des CDU/CSU-Landes- der Evangelischen Kirche für Umsiedler- aus der „Kammer für öffentliche Verant- verbandes Oder-Neiße, der Berliner Bun- und Vertriebenenfragen, Bischof Dr. wortung der EKD" offiziell ausgeschie- destagsabgeordnete , hat dem Wester (Schleswig), von seinem Amt zu- den ist, nachdem er bereits an früheren niedersächsischen Landtagsabgeordneten rückgetreten. Sitzungen wegen anderer Termine nicht hatte teilnehmen können. Helmut Kostorz ein Glückwunschtele- Bundesvertriebenenminister Ernst Lem- gramm zu seiner Wahl zum neuen stell- mer hat sich am Wochenende auf einer Inwieweit die Bundestagsabgeordneten vertretenden Vorsitzenden der Lands- Kulturtagung des Bundes der Vertriebe- Frau Funke (FDP) und Metzger (SPD), die mannschaft Schlesien gesandt. Auch der nen in München scharf gegen die Denk- ebenfalls der Kammer angehörten, an der Sprecher der Sudetendeutschen Lands- schrift gewandt. Das Recht sei nicht durch Denkschrift mitgewirkt haben, ist in der mannschaft, Bundesverkehrsminister Dr.- Verzichterklärungen herzustellen, so Öffentlichkeit noch nicht bekannt. Ing. Seebohm, hat dem neuen stellver- sagte der Minister, „die über den Kopf tretenden Bundesvorsitzenden telegra- der Vertriebenen hinweg abgegeben wer- Fünfzehn Jahre Oder-Neiße fisch gratuliert. Der frühere niedersäch- den." Lemmer sprach weiter sein Be- sische Vertriebenenminister Schellhaus dauern darüber aus, daß „dn vielen „Unsere Hauptaufgabe ist es in von der Landsmannschaft Schlesien Äußerungen und Verlautbarungen die der nächsten Zeit, die Öffentlich- m Vorsitzenden wiedergewählt worden. konstruktiven Friedens- und Verständi- keit — und vor allem die Publi- gungsleistungen der Vertriebenen, die zistik — über die deutsche Rechts- Protest gegen Kürzung Stuttgarter Charta und die Erklärung der position in der Oder-Neiße-Frage Der Vertriebenen- und Flüchtlingsaus- Ostdeutschen Landesvertretungen vom aufzuklären. Daneben werden wir schuß der hessischen CDU-Landtagsfrak- Frühjahr 1964, einfach totgeschwiegen ebenso fest und unbeirrbar wie tion hat gegen die vom hessischen Innen- werden". bisher die Verwirklichung des ministerium vorgesehene Kürzung der Heimat- und Selbstbestimmungs- Der CDU-Bundestagsabgeordnete und rechts auch für das deutsche Volk Mittel zur Förderung von heimatpoliti- Präsident der Pommerschen Abgeordne- schen Maßnahmen und Veranstaltungen fordern". Mit diesen Worten umriß tenversammlung, Dr. Hans-Edgar Jahn, der Vorsitzende des CDU/CSU- um 25 000 DM protestiert und eine wei- hat im Zusammenhang mit der Denk- tere Erhöhung des bisherigen Betrages Landesverbandes Oder-Neiße, der schrift von der „Vertheologisierung eines Berliner Bundestagsabgeordnete von 100 000 DM gefordert. Wie der Vor- realpolitischen Problems" gesprochen. „In sitzende Richard Hackenberg dazu weiter Josef Stingl, die Aufgaben seines ihrer Verbrämung vom politischen Realis- Landesverbandes, der in diesen erklärte, hat der Ausschuß auch vorge- mus mit Moraltheologie verstößt die schlagen, daß ein neu erschienener Titel Denkschrift gegen die Grundlagen der Tagen sein fünfzehnjähriges Be- in Höhe von 10 000 DM für Publikationen deutschen Außenpolitik", stellte Jahn fest. stehen feierte. Der CDU/CSU-Lan- auf dem Gebiet des Vertriebenenwesens desverband Oder-Neiße, der stets in die bisherigen Zuschüsse für die Ver- Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. fest und konsequent für die deut- bände einbezogen werden. Berthold Martin hat die in einer Zeitung schen Belange in der Öffentlichkeit eingetreten ist, wurde auf dem ersten CDU-Bundesparteitag Ende Oktober 1950 in Goslar gegründet. Sprecher für ganz Deutschland Zu den Unionspolitikern, die sich besonders intensiv für die Grün- Dr. neuer Bundesvertriebenenminister dung dieses Landesverbandes ein- setzen, gehört der damalige Bun- -•" In der neuen Bundesregierung übernimmt der Berliner Bundestagsabge- deskanzler und seitherige CDU- ordnete Dr. Johann Baptist Gradl das Amt des Vertriebenenministers. Er Bundesvorsitzende Dr. Konrad ist seit seiner Wahl in den Bundestag 1957 einer der Hauptsprecher in Wieder- Adenauer. vereinigungsdebatten. Deutschen Standpunkt vertreten In Berlin gehörte neben , sich bald mit deren Herausgeber, Franz , und von Papen, anlegte. 1930 mußte er die In Vertriebenenkreisen herrscht Genug- Heinrich Krone zu den Männern der Redaktion verlassen. Er promovierte zum tuung über die Stellungnahme, die der ersten Stunde; zusammen mit ihnen Dr. rer. pol. Nach der Machtergreifung Führer der britischen Opposition, Edward kämpfte er bis zum Dezember 1947 um durch die Nationalsozialisten wurde seine Heath, zur Frage der deutschen Ostge- die Einheit der CDU in ganz Deutschland. politische Tätigkeit lahmgelegt. biete abgegeben hat. In einem Interview Wenige machten mit den Statthaltern Schon lange vor seinem ersten Bundes- mit der „Welt am Sonntag" betont Heath, Moskaus in Berlin so unmittelbare Erfah- tagsmandat trat er als leidenschaftlicher daß für die britischen Konservativen die rungen wie Gradl, der im „Einheitsblock Sprecher für die deutsche Einheit im In- Oder-Neiße-Linie nicht endgültig ist, son- der antifaschistisch-demokratischen Par- und Ausland auf. 1951 sprach er zusam- dern daß „die genauen Grenzen Deutsch- teien" Pieck, Grotewohl, Ulbricht und men mit und Ernst lands nur als Teil der allgemeinen Frie- Dahlem zu Gegenspielern hatte. Bis zur Reuter vor dem Politischen Ausschuß der densregelung festgelegt werden können, „Kaiser-Krise" im Dezember 1947, als die Vereinten Nationen. 1954 wurde er Mit- die sich auf ganz Deutschland erstreckt". Sowjets den gesamten CDU-Vorstand ab- begründer des Kuratoriums „Unteilbares setzten und damit die Partei gewaltsam Deutschland". Deutschlands, verantwortlich für die Redaktion: Dr. spalteten, hielt er diesen „verlorenen" Heute ist Gradl im Bundestag stellver- Heinz Pettenberg, Vertretung R. Ahrle, beide Posten. Danach ging er zusammen mit Bonn, Nassestraße 2, Telefon 5 29 31 — Ver- tretender Vorsitzender des Gesamtdeut- lag: Presse- und Informationsdienste der CDU Jakob Kaiser an den Aufbau der Exil- schen Ausschusses. Er gehört dem Bun- Deutschlands Verlagsgesellschaft mbH. Bonn, Arge- CDU. Gleichzeitig wurde er Herausgeber landerstraße 173, Telefon 2 31 40 — Bezugspreis: der Zeitung „Der Tag". desvorstand der CDU an. Als siebenter monatlich 1,— DM — Banken: Presse- und Infor- Vertriebenenminister wird Dr. Gradl sich mationsdienste der CDU Deutschlands Verlags- In den zwanziger Jahren gehörte Dr. weiterhin entschieden für das Heimat- gesellsdiaft mbH Bonn, Argelanderstraße 173, Postschedc-Konto Köln 193 795, Commerzbank Bonn Gradl dem Zentrum und der Redaktion und Selbstbestimmungsrecht für alle Nr. 12 493 — Druck: Bonner Universitäts-Budi- der berühmten „Germania" an, in der er Deutschen einsetzen. druckerei. seiner Freunde haben, wenn sie es auch bisher noch nicht öffentlich zugegeben ha- Boljahn soll weg ben. Immerhin haben aber auch schon der Der Stuhl des bisher allmächtigen Bremer SPD-Bosses wackelt Bremer SPD-Bundestagsabgeordnete Seif- riz und der Bildungssenator Thape vor „Er, der noch vor Jahresfrist in wenig taktvoller Art den Rücktritt von den Jungsozialistcn festgestellt, zum für Bürgermeister Wilhelm Kaisen erzwungen hatte, läuft jetzt selbst Gefahr, in die SPD ungünstigen Wahlergebnis habe der Versenkung zu verschwinden". Das schreibt die „Frankfurter Allgemeine u. a. der Bau des Parlamentsgebäudes beigetragen. Der Parlamentsneubau wie Zeitung" am 26. Oktober in einem Kommentar über den Vorsitzenden der auch der Neubau der Stadthalle sind Bremer SPD-Bürgerschaftsfraktion und DGB-Ortsausschußvorsitzenden Richard maßgeblich von Boljahn durchgesetzt Boljahn. worden.

Boljahn, der auch an der Spitze der bevorstehenden Bürgerschaftswahlen Auch in Kaisens Nachfolger Dehnkamp gewerkschaftseigenen Baugesellschaft Ge- „jetzt aus der Schußlinie genommen wer- hat Boljahn keinen Freund mehr. Laut woba steht, wird von großen Teilen der den". „Frankfurter Allgemeiner Zeitung" warnt Bremer SPD dafür verantwortlich ge- Dehnkamp parteiintern vor Bol Jahns Bremens Jungssozialisten stehen mit Maßlosigkeit und vor dessen „dynami- macht, daß die Sozialdemokraten bei den ihrer Forderung nicht allein. Es ist be- Bundestagswahlen nicht einmal ihre scher Finanzpolitik", die mit der Forde- kannt, daß sie die volle Unterstützung rung nach einer drastischen Erhöhung Stimmenzahl halten konnten, sondern so- des jungen SPD-Senators Koschnick und gar noch 1,2 Prozent Stimmen verloren, der Schuldengrenze gekoppelt ist. während die CDU sieben Prozent ge- wann. Die zunehmende Opposition gegen den bisher allmächtigen, hemdsärmeligen übler SPD-Wahltrick entlarvt I SPD-Boß kam zum erstenmal am letzten Wochenende auf der Landeskonferenz Hamburgs CDU spricht von Mißbrauch der Staatsallmacht der Bremer Jungsozialisten offen zum Ausbruch. Er wurde aufgefordert, den „Wir sollten den Senat ermahnen, in ähnlichen Fällen noch vorsichtig*-^ Fraktionsvorsitz niederzulegen und einige zu sein", erklärte der Hamburger FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Victor Kirsi seiner anderen Ämter abzugeben, über- am 20. Oktober im Parlament der Hansestadt, um dann ganz offen zuzugeben, haupt müsse er angesichts der für 1967 daß Schreiben zweier städtischer Wohnungsbaugesellschaften an ihre Mieter SPD-Wahlpropaganda enthalten haben.

Ausgerechnet zwei Tage vor der Bun- Wohnungsbaugesellschaften haben sich SED-Anwalt abgeblitzt destagswahl hatten die beiden Gesell- in unfairer Weise in den Bundestags- Eine Anzeige des Ostberliner Rechts- schaften (Freie Stadt und Neues Ham- wahlkampf eingemischt". anwalts Dr. Kaul, der gegen den Bundes- burg) sowie zwei weitere Wohnungsbau- vertriebenenminister Lemmer vorgehen gesellschaften der Hansestadt in Rund- Hamburgs CDU-Bürgerschaftsfraktion wollte, wird nicht weiter verfolgt. Kaul schreiben angekündigt, daß die Mieten sah sich zu einer Großen Anfrage an den hatte Lemmer im Zusammenhang mit der für 34 000 Wohnungen zum 1. Januar SPD/FDP-Senat veranlaßt, ob er den Text von der Zone verlangten Auslieferung 1966 erhöht würden. Dazu erklärte der des Rundeschreibens entworfen und die von Angelika Kurtz wegen übler Nach- Hamburger CDU-Landesvorsitzende Erik Versendung veranlaßt habe. Auch die rede angezeigt. Ein Münchner Gericht hat Blumenfeld in einer Stellungnahme: „Die Frage nach den Kosten für diese unge- die Anzeige Kauls zurückgewiesen. von der SPD kontrollierten städtischen wöhnliche Aktion wurde aufgeworfen. In seiner Antwort behauptete Finanz- senator Brandes (SPD) wider besseres Wissen, daß der Senat nur den Zeitpunkt Kradi um Arend-Clique nicht aber den Inhalt der Sendung ge- Im Delmenhorster Stadtrat verlor die SPD die absolute Mehrheit kannt habe. Wie die Hamburger CDU dazu feststellte, hat es tatsächlich jm Der 20. Oktober, 15 Uhr, war für den Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Senat eine Aussprache über die Aktion gegeben, die die Gesellschaften nach Aus- Delmenhorster Stadtrat, Werner Arend, der Zeitpunkt seiner peinlichsten kunft des Finanzsenators 6500 DM nSW politischen Niederlage. Vier SPD-Ratsherren traten aus Protest gegen die kostet hat. J Machenschaften Arends aus der Fraktion aus. Die Sozialdemokraten verloren dadurch die absolute Mehrheit. CDU-Bürgerschaftsfraktions-Vorsitzen- der Dr. Witten stellte daher am 20. Ok- tober zu Recht fest: „Mit der Benachrich- In Delmenhorst war es seit langem Gruppe innerhalb der Delmenhorster SPD tigung hat der Senat die Gesellschaften ein offenes Geheimnis, daß die Opposi- sei zu Befehlsempfängern degradiert wor- sogar veranlaßt, den Wahlkampf der tion gegen Arend immer stärker wurde. den, die lediglich die einsamen Beschlüsse SPD mitzufinanzieren." Witten sprach von Arend, Funktionär der Gewerkschaft einer kleinen Gruppe um Arend entge- „Mißbrauch der Staatsallmacht". Textil- und Bekleidung, und eine kleine genzunehmen hätten. Clique — so heißt es — hatten den populären SPD-Oberbürgermeister von Die vier abtrünnigen SPD-Ratsmitglie- der Heydte kaltgestellt. Arend wollte der wollen ihren Entschluß nur unter der selbst Oberbürgermeister werden. Bedingung rückgängig madien, daß Arends Kopf geopfert wird. Er soll den Doch mit diesem Ziel hatte der radikale Fraktionsvorsitz niederlegen und aus dem Beratung über Wohngeld SPD-Politiker, dem jetzt Verrat am Go- Rat ausscheiden. Geschieht das nicht, so Der CDU-Ortsverband Püttlingen/Saar desberger Programm vorgeworfen wird, werden sie — bis über ihren weiteren zu hoch gegriffen. Aus Parteigenossen hat in der Bergarbeiter-Großgemeinde politischen Weg entschieden ist — im einen Beratungsdienst eingerichtet, der wurden Feinde. Der seit einiger Zeit er- Stadtrat eine eigene Fraktion bilden. wartete Austritt der mittelständischen sich speziell mit Wohngeldfragen befaßt. Anlaß zu dieser Initiative war die Er- SPD-Ratsherren Gerd Menkens, Eugen Die SPD stellt jetzt nur noch 15 von kenntnis, daß in weiten Kreisen der Bür- Jentsch, Josef Lohwasser und Herbert 35 Ratsmitgliedern in Delmenhorst. Als Görlich ließ den Krach innerhalb der SPD gerschaft keine Klarheit bestand über die erste Konsequenz wird erwartet, daß die Möglichkeiten, diese Vergünstigung zu auch in der Öffentlichkeit sichtbar wer- Besetzung der Ausschüsse neu geregelt nutzen. Die Beratungsstunden im katho- den. wird. Im übrigen wird damit gerechnet, lischen Vereinshaus sind so stark besucht, Es dürfte für den SPD-Fraktionschef daß weitere SPD-Mitglieder ihre Fraktion daß der Ortsverband beschloß, die Anzahl peinlich gewesen sein, sich öffentlich vor- verlassen, falls Arend nicht umgehend der Berater zu erhöhen, um einen rei- werfen lassen zu müssen, eine große seine Ämter zur Verfügung stellt. bungslosen Ablauf zu gewährleisten.

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