Elisabeth Schwarzhaupt Als Bundesgesundheitsministerin (1961-1966)

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Elisabeth Schwarzhaupt Als Bundesgesundheitsministerin (1961-1966) Justus-Liebig-Universität Historisches Institut Betreuer Professor Dr. Hans-Jürgen Schröder Elisabeth Schwarzhaupt als Bundesgesundheitsministerin (1961-1966) Wissenschaftliche Hausarbeit zur Erlangung des Magistergrades Harald Ille Lenaustraße 35 60318 Frankfurt Tel. 069/50 69 67 04, 26. Februar 2003 „Elisabeth Schwarzhaupt hat Maßgebliches mitgestaltet. Sowohl ihre Person als auch ihr Engagement fehlen heute im Deutschen Bundestag. Ich wünschte, wir hätten mehr Frauen, die in der Art und Weise Politik betreiben, wie dies Elisabeth Schwarzhaupt getan hat.“ Werner Dollinger (Bundesschatzminister, 2001) „Sie war von feingliedriger Statur. Ihr Gesicht schien mir von psychasthenischer Zartheit mit einem Hauch von Melancholie. Aber die Haltung war sehr aufrecht, und der Mund hatte – bei aller Weichheit – einen energischen Zug.“ Christa Meves (Publizistin, 2001) „Ich kann doch nicht mit einem Kühlschrank zusam- menarbeiten.“ Konrad Adenauer (1961) „Wir Frauen haben Elisabeth Schwarzhaupt eine Menge zu verdanken.“ Rita Süßmuth (Vorsitzende Frauenunion, 2001) „Gut aussehend, gute Rednerin mit der Technik der ‚sanften Gewalt’, ist sie alles andere als ein Mannweib und wird gerade deshalb ihren Mann stehen.“ Hilde Purwin (Neue Rhein Zeitung, 1961) „Wir haben uns mit Ihnen stets auf dem richtigen Weg gewusst, der nicht in noch mehr Vermännlichung, sondern in die Vermenschlichung von Staat und Gesellschaft hineinführt.“ Rainer Barzel (CDU-Fraktionsvorsitzender) “Putting in eleven or twelve-hour days is not unusual for her. Also, while the regular Bundestag deputy usually limits its stay in Bonn to three days a week when Parliament is in session, Dr. Schwarzhaupt spends five there. [...] An avid mountain climber and skier, the new Minister prefers to spend her few leisure hours listening to classical recordings, particularly to the works of the Bach family.” The New York Times (1961) „Als ihr im Februar, anlässlich ihres Geburtstagsempfanges in Bonn, Bundeskanzler Kohl einen Blumenstrauß mit dem Umfang eines mittleren Wagenrades überreichen wollte, konnte sie ihn nicht halten. Er war ihr zu schwer. Ein Maiglöckchenbukett hätte vielleicht besser zu ihr gepasst, so zierlich und leichtfüßig wie sie mit ihren grauen Locken daherkommt.“ Lore Kämper (Frankfurter Senioren-Zeitschrift) Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ..................................................................................... 3 Einleitung .................................................................................................. 5 1.1 Problem- und Ausgangslage ................................................................................ 6 1.2 Quellen- und Literaturlage................................................................................. 10 2 Das Leben Elisabeth Schwarzhaupts...................................................15 2.1 Kindheit und Jugend ...........................................................................................16 2.2 Agitation gegen den Nationalsozialismus ......................................................... 18 2.3 Berufsverbot und Oberkirchenrat ......................................................................21 2.4 Die Bonner Zeit ................................................................................................... 24 3 Die Einrichtung des Ministeriums ..................................................... 28 3.1 Der Aufstand der Unionsfrauen gegen Adenauer .............................................31 3.2 Die Tierärzteschaft als Motor.............................................................................40 3.3 Die Organisation des Ministeriums................................................................... 45 3.4 Staatssekretärsfrage............................................................................................48 3.4.1 Die Koalitionsbildung 1961.........................................................................49 3.4.2 Das Kandidatenkarussell.............................................................................51 3.4.3 Die erste Ministerin mit zwei Referenten.................................................. 55 3.5 Kanzlerkrisen und mehrfach wackelnder Stuhl ............................................... 56 4 Die Politik Schwarzhaupts ................................................................. 64 4.1 Gesundheitpolitik versus Sozialpolitik.............................................................. 67 4.2 Staatliche Initiative versus individuelle Verantwortung...................................71 4.3 Die Problematik des Artikels 2 GG.................................................................... 78 4.4 Die konkurrierende Gesetzgebung ....................................................................82 4.5 Das Scheitern des Jugendzahnpflegegesetzes .................................................. 87 4.6 Medizinische Entwicklungshilfe........................................................................ 93 5 Deutschlands erste „Umweltministerin“ ........................................... 99 5.1 Reinhaltung der Luft ........................................................................................ 103 5.2 Reinhaltung des Wassers ................................................................................. 108 5.3 Bekämpfung des Lärms..................................................................................... 115 6 Der Contergan-Skandal.....................................................................123 4 6.1 Der Arzneimittelskandal .................................................................................. 124 6.1.1 Erste Vermutung: Radioaktivität als Ursache ........................................ 126 6.1.2 Das schlechte Management des Contergan-Falles ................................. 129 6.2 Die Reform des Arzneimittelgesetzes..............................................................131 6.3 Das Arzneimittel-Werbegesetz .........................................................................135 7 Kritik an der Politik Schwarzhaupts ................................................ 140 7.1 Kritik an der Gesundheitspolitik ..................................................................... 142 7.1.1 Die Einrichtung des Erste-Hilfe-Raumes bei der WHO in Genf ........... 146 7.1.2 Kritik an der Mütter- und Säuglingssterblichkeit................................... 149 7.1.3 Schwarzhaupts PR-Maschinerie ...............................................................152 7.2 Kritik an der Umweltpolitik ..............................................................................154 8 Zusammenfassung und Schlussbetrachtung.....................................159 9 Anhang ..............................................................................................166 9.1 Quellen............................................................................................................... 166 9.1.1 Unpublizierte Nachlässe, Dokumente und Akten .................................. 166 9.1.2 Veröffentlichte Quellen..............................................................................167 Literatur ........................................................................................................................ 171 Anlagen .........................................................................................................................174 Einleitung Erklärung der weiblichen Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion Die weiblichen Abgeordneten der CDU/CSU sind übereinstimmend der Überzeugung, dass dem vierten Kabinett Adenauer eine Frau in einem Ministeramt angehören muß. Sie erwarten, dass der Kanzler seine den deutschen Wählerinnen gegebene entsprechende Zusage einhalten wird. In wiederholten Besprechungen haben die Frauen der CDU/CSU die Bundestagsabgeordnete Frau Dr. jur. Elisabeth Schwarzhaupt für ein Ministeramt vorgeschlagen. Bonn, 10. November, 16.00 Uhr1 it einer kurzen und ultimativen Presseerklärung vier Tage vor der Vereidi- gung des vierten Kabinetts Adenauer wagt eine Gruppe weiblicher Bundes- Mtagsabgeordneter den Machtkampf mit dem Kanzler: Der Regierung der Bundesrepublik Deutschland soll ab dem 14. November 1961 erstmals eine Frau angehö- ren – ganz so, wie es Adenauer vor der Bundestagswahl versprochen habe. Die Frankfur- ter Juristin Elisabeth Schwarzhaupt, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, soll das erste weibliche Kabinettsmitglied der Bundesrepublik wer- den. Welches Ministerium sie übernehmen soll, wäre ganz egal – notfalls müsse der Kanzler eben ein neues schaffen. Versorgt mit belegten Brötchen, harrten Aenne Brauk- siepe, Helene Weber und Margot Kalinke vor des Kanzlers Arbeitszimmer aus, um ihre jahrelange Forderung endgültig durchzusetzen. Und tatsächlich: Am frühen Abend gab Adenauer dem weiblichen Druck nach und Elisabeth Schwarzhaupt war erste Gesund- 2 heitsministerin der Bundesrepublik. 1 Manuskript der Erklärung der weiblichen Abgeordneten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vom 10.11.1961, Archiv für Christlich-Demokratische Politik, St. Augustin (ACDP), Signatur 01-048-002/3. 2 Das ungewöhnliche „sit-in“ der Unionsfrauen wird ausführlich in Kap. 3.1 dargestellt. Vgl. Hanna- Renate Laurien, Elisabeth Schwarzhaupt (1901-1986), in: Hans Sarkowicz (hg.), Sie prägten Deutsch- land. Eine Geschichte der Bundesrepublik in politischen Portraits, München 1999, S. 69-83, die auf S. 60 den Begriff verwendet. Vgl. ausführlich auch Heike Drummer und Jutta Zwilling, Elisabeth Schwarz- haupt. Eine Biografie, in: Die Hessische Landesregierung (hg.):
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    POSTVERLAGS ORT BONN BONN • 21. NOV. 1957 UNION NR. 47 • 11. JAHRGANG INFORMATIONSDIENST der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Der Westen schläft nicht Reaktion auf „Sputnik": Verstärkte Ausbildung von Technikern " Eine der Folgerungen nach dem Auftauchen des sowjetischen „Sputniks" war schulen 80 000 Ingenieure in die Produk- im Westen die Überprüfung der Ausbildungsprogramme und -methoden. tion entlassen werden. Die Gesamtzahl Die Erfahrungen mil den Völkern englischer Sprache lassen sicher einen der ausgebildeten Ingenieure soll bis von Chruschtschow wohl kaum vorausgeahnten * gewaltigen Anstieg der 1960 auf 200 000 jährlich steigen. amerikanischen und britischen Anstrengungen beim Aufbau der Wissen- schaft und Technik erwarten. Umfassende Erziehungsreformen sind geplant. 9 Die Zahl der sowjetischen Studenten betrug 1955/56 schon 1,87 Million. Demgegenüber lag zwar die Zahl der Stu- Dabei wird aber jetzt schon der ent- Entscheidend ist für die USA eine um- denten in den USA höher, aber von 1926 scheidende Unterschied zur Sowjetunion fassende Erziehungsreform und eine be- bis 1954 waren in den USA 9 v. H. aller deutlich: der Westen wird als Antwort trächtliche Steigerung der Zahl der jähr- Studenten Ingenieure, in der UdSSR aber auf die wissenschaftliche und technolo- lich die Hochschulen und Ausbildungs- 25,6 v. H. gische Herausforderung keine technischen institute verlassenden Wissenschaftler und wissenschaftlichen Roboter heranbil- und Fachkräfte aller Art. # In der angewandten und theoretischen den, sondern wissenschaftlich und tech- $ In der Sowjetunion werden heute Wissenschaft der Sowjetunion arbei- nisch geschulte Menschen, weit mehr Wissenschaftler und Inge- teten 1954 etwa 72 000 Wissenschaftler, in den USA aber nur 46 000, in Groß- So schreibt die „New York Times": nieure ausgebildet als im gesamten Westen.
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