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Hessischer Städteatlas

Lieferung I,2

Bad Hersfeld

Textheft

Herausgeberin: Ursula Braasch-Schwersmann

Bearbeiter: Holger Th. Gräf

Marburg 2007 Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde 1850, Stahlstich von Karl Christian Köhler und L. Oeder, Museum Bad Hersfeld

Siegel der Stadt Hersfeld, 2. Hälfte 13. Jh., Abdruck von 1381, Umschrift: + SIGILLVM VNIVERSITATIS CIVIVM IN HERSVELT; SA(NCTV)S WIGBERTVS, Durchmesser: 80 mm (verkleinert), Hessisches Staatsarchiv , Stadt Hersfeld, 1381 Juli 3

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek über http://dnd.ddb.de abrufbar

Gedruckt aus Mitteln des Landes Hessen

ISBN 978-3-87707-649-1

© Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg 2007

Druck: VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch Inhalt I. Historischer Abriss

1. Anfänge des Ortes I. Historischer Abriss 3 1. Anfänge des Ortes 3 Das Gelände des ehemaligen Stiftes und der Altstadt 2. Die Entwicklung des Reichsklosters und Hersfeld1 erstreckt sich in ostwestlicher Richtung des Ortes bis in die erste Hälfte des ca. 880 m und in nordsüdlicher Richtung ca. 610 m. 12. Jahrhunderts 6 Kloster und spätere Stadt liegen im Tal der , 3. Herausbildung der Stadt und ihre Entwicklung bis zum Übergang an die Landgrafschaft dort wo von links die Geis und von rechts die Hessen- 11 einmünden und die Flussaue, sonst nur bis ca. 500 m 4. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des breit, sich auf über einen Kilometer weitet2. Das Ge- Alten Reiches 18 biet der Altstadt nimmt einen leicht gewölbten, hoch- 5. Das 19. und 20. Jahrhundert 23 wassersicheren Schwemmkegel im Winkel zwischen 6. Jüdische Einwohner im Mittelalter und in Geis und Fulda ein, der von rund 201 m ü. NN am der Neuzeit 32 Fluss auf rund 215 m im Bereich des Marktplatzes 7. Bevölkerungszahlen vom Mittelalter bis zum (Ebenheit) ansteigt. Der von Nordwesten kommende 21. Jahrhundert 35 Bachlauf des „Wilden Wassers“ ist von hoher Be- 8. Wirtschaft, Gewerbe und Beschäftigungs- struktur in der Neuzeit 36 deutung für die Siedlung. Er diente zu unterschied- 9. Heutige Stadtteile 37 lichen Zeiten zur Frischwasserversorgung und zum Schutz nach Westen. Von siedlungstopographischer II. Siedlungstopographische Entwicklung vom Relevanz ist weiterhin die vergleichsweise steile Bö- Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts 38 schung von diesem Schwemmkegel hinab zur Geis- 1. Ab der Mitte des 8. Jahrhunderts – Einsiedelei aue. Diese Böschung verläuft von Nordwest nach und Stift 38 Südost quer durch die Siedlungsfläche, besonders 2. Ab dem 10. Jahrhundert – Marktsiedlung und ausgeprägt nordöstlich der Unteren Frauengasse3. Stadtentstehung 39 3. Die Entwicklung der Stadt vom 12. Jahr- hundert bis zum Ende des Mittelalters 41 4. Vom 16. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts 43 * Für die von unterschiedlichen Seiten gewährten Unterstützungen und Hilfeleistungen ist an dieser Stelle zu danken. An erster Stelle nenne ich III. Siedlungstopographische Entwicklung von Dipl. Ing. Johannes van Horrick, Beate Elisabeth Schwarz und Ger- hard Kraft, alle Bad Hersfeld. Privatdozent Dr. Rainer Leng, Würz- der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende burg, stellte freundlicherweise sein im Druck befindliches Manuskript des 20. Jahrhunderts 44 „Hersfeld, Bad“ für das vom Max-Planck-Institut für Geschichte in Göt- 1. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum tingen herausgegebene Sammelwerk der „Deutschen Königspfalzen“ zur Ersten Weltkrieg 44 Verfügung. Herr Dr. Thomas Wiegand, Kassel, überließ uns seine digi- tale Reproduktion der Hersfeld-Ansicht von Conrad Schnuphase, 1696, 2. Von der Weimarer Republik bis zum Ende zur Veröffentlichung. Das für Bodenmanagement und Geoinfor- des Zweiten Weltkriegs 45 mation Homberg/Efze stellte dankenswerterweise die digitalen Karten- 3. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts 46 grundlagen zur modernen Stadtkarte bereit, wie dies das Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation, Wiesbaden, mit der digitalen Form der Topographischen Karte 1:25.000 tat. Die dortige Druckerei IV. Erläuterungen zum Kartenwerk, Aufbau der wickelte rasch und in gewohnter Professionalität die Herstellung der Karten und Hinweise auf ihre Quellen 48 Karten und Sonderblätter ab. 1. Katasterkarte 1847/49, 1:2.500 48 Schließlich gilt es, das Engagement und die Zuverlässigkeit von Dipl. Ing. 2. Entwicklung des Ortes vom Mittelalter (FH) Anna Schulze zu würdigen, die im Rahmen eines wissenschaftli- chen Volontariats am Hessischen Landesamt für geschichtliche Landes- bis 1847/49, 1:2.500 49 kunde die Bearbeitung einiger Karten und der Sonderblätter übernom- 3. a) Umlandkarte 19. Jahrhundert (1858), men hat. 1:25.000 50 b) Umlandkarte und Entwicklung der Stadt von 1847/49 bis 2006, 1:25.000 51 1 Zur allgemeinen frühen Geschichte Hersfelds sowie zur bau- 4. Stadtkarte 2006, 1:5.000 52 lichen Entwicklung und topographischen Lage vgl. BEU- 5. Übersichtskarte Hessen, 1:750.000 52 MANN, Gründungsjahr; GENSEN, Stiftsbezirk; HAFNER, Legende zur Katasterkarte 1:2.500 52 Reichsabtei; HESS, Marktplatz; HEINEMEYER, Hersfeld; JÄSCHKE, Zeugnisse; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 21, hier V. Gebäudeverzeichnis 53 die Karte zur geomorphologischen Lage der Siedlung aus GÖRICH, Hersfeld S. 137; WEHLT, Reichsabtei S. 149-197; VI. Literatur 65 zuletzt UNGER, Hersfeld sowie vor allem LENG, Hersfeld mit umfassenden Literaturverweisen. 1. Quellen 65 2 Vgl. den Ausschnitt aus der orohydrographischen Karte bei 2. Darstellungen 66 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 13. 3 HESS, Marktplatz S. 105; vgl. Kap. II.1 und II.2 sowie die VII. Abbildungen 74 Karte Siedlungsentwicklung vom Mittelalter bis 1847/49.

3 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Umrahmt wird die Stadt nach Westen und Nord- Eine Siedlungskontinuität bis zu der als gesichert gel- westen von den Vorhügeln des Knüllgebirges (Tage- tenden vorklösterlichen Siedlung, die in die „Zeit um berg 325 m ü. NN, Hoherot 325 m ü. NN), nach 700 oder in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts“10 Nordosten vom (Gellenberg 340 m ü. datiert werden kann, ist bei gegenwärtigem Kenntnis- NN) und nach Südosten von den Vorbergen zwi- stand allerdings auszuschließen. Dabei ist grundsätz- schen Rhön und Thüringer Wald (Höhenberg 458 m lich anzumerken, dass zweifelsfrei datierbare archäo- ü. NN). Die Hügel rundum sind heute meist durch- logische Funde bzw. Befunde einer vorklösterlichen gängig waldbedeckt. Abgesehen von den etwas kräf- Siedlung fehlen11. Doch bereits die ältesten gesicher- tigeren Auenlehmen in den überschwemmungsrei- ten Nennungen des Namens „Haireulfisfelt“12 (775) chen Flussniederungen herrschen, bis auf wenige und „Hariulfisfelt“13 (779), (=Feld des Hariulf), las- Ausnahmen, meist sandig-lehmige und wenig frucht- sen vermuten, dass der Ort bereits vor Ankunft der bare Verwitterungsböden auf dem anstehenden Bunt- bonifatianischen Mönche besiedelt war14. Ob diese sandstein vor4. In vor- und frühgeschichtlicher Zeit Siedlung – vielleicht eine fränkische Curtis – damals ist aufgrund der ungünstigen Agrarverhältnisse von noch bewohnt war oder wüst lag, wie im südlich einer sehr dünnen Bevölkerungsdichte auszugehen, benachbarten Fulda der Fall, muss ungeklärt blei- wenngleich die Vorstellung einer menschenleeren ben15. Der Ort fügt sich auf jeden Fall in eine Reihe Waldlandschaft der „Buchonia“ vor der Ankunft der altbesiedelter Plätze ein, die sich von Fulda weiter iroschottischen und angelsächsischen Mönche auf entlang des Flusses über , Hersfeld, , deren eigene Legendenbildung zurückzuführen sein Braach, Altmorschen und bis in das Kas- dürfte5. seler Becken zieht. In jüngster Zeit wurde zwar die 16 Die verkehrsgünstige Lage des Ortes in der ost- Annahme einer merowingerzeitlichen „Palastanlage“ hessischen Senkenlandschaft und an der damals zu- in Fulda ebenso wie die eines merowingerzeitlichen 17 18 mindest für kleinere Wasserfahrzeuge schiffbaren Ful- „Stallgebäudes“ in Hersfeld in Frage gestellt . Indes da sorgte dafür, dass in der Umgebung des späteren geht die historische wie die archäologische Forschung Hersfelds sehr alte Verkehrswege zusammentrafen6. weiterhin von vorklösterlichen Besiedlungen an bei- 19 Dies war zuvorderst eine Nord-Süd-Verbindung, die den Orten wie in deren Umgebung aus . Ebenso den Verkehr von Südosten (Grabfeld, Mainfranken) besteht Einigkeit, dass die Gründung und früheste und Südwesten (Kinzigtal, Untermaingebiet) bereits Geschichte der Klöster in Hersfeld und Fulda im Zu- 20 im Gebiet um Fulda bündelte7. Eine West-Ost-Ver- sammenhang mit der Kirchenpolitik des Bonifatius bindung, später die „Kurzen Hessen“ genannt, lei- tete den aus der Wetterau kommenden Verkehr nach Osten weiter nach Thüringen. Nicht zufällig dürfte 10 der Ort daher bereits in vor- und frühgeschichtlicher GENSEN, Stiftsbezirk (S. 10). 11 Frdl. Auskunft von Herrn Dr. Klaus Sippel, Landesamt für Zeit besiedelt gewesen sein, wie La-Tène-zeitliche Denkmalpflege Hessen, Abt. Archäologische und Paläonto- Funde aus der Zeit zwischen 300 und 50 vor Christi logische Denkmalpflege, Außenstelle Marburg, der auch Ein- Geburt im Stiftsbezirk belegen8. Da sich die jüngere blick in sein in Manuskriptform vorliegendes Inventar der Forschung zu ihnen nicht mehr ausdrücklich geäu- vor- und frühgeschichtlichen Funde des Kreises Hersfeld- Rotenburg gewährte. Vgl. auch SIPPEL, Grabfunde S. 25. Im ßert hat und neuere Funde nicht bekannt bzw. ver- Zusammenhang mit dem mindestens bis ins 9., möglicher- schollen sind, bleiben die zeitliche Dauer und Aus- weise bis ins 8. Jh. zurückreichenden Gräberfeld von Hil- dehnung dieser Siedlung weitgehend im Dunkeln9. mes, 11 km ostsüdöstlich von Bad Hersfeld weist SIPPEL, Grabfunde S. 68, auf das grundsätzliche Problem hin, dass die meisten frühmittelalterlichen Siedlungsbefunde in den Ortslagen bestehender Siedlungen liegen und von daher 4 Kreis Hersfeld S. 74; SOBOTHA, Boden. kaum nachweisbar sein dürften. 5 Vgl. GESCHICHTLICHER ATLAS, Karten 5a und b, 6a und b, 12 WEIRICH, UB Hersfeld Nr. 5/6 S. 11 Zeile 38; REIMER, 7a und b; DAHMLOS, Funde; zur vorbonifatianischen Mis- Ortslexikon S. 229 gibt „Hairulfisfelt“; DEMME, Nachrichten sion vgl. vor allem WERNER, Iren. Bd. 1 S. 100 „Haereulfisfeld“ für 775 an; zu den Schreibwei- 6 VONDERAU, Ausgrabungen S. 5; LANDAU, Beiträge; HÖRLE, sen vgl. HEINEMEYER, Hersfeld S. 30 Anm. 23; FÖRSTE- Schnitt; DERS., Stadtplan; GÖRICH, Straßen; SCHWIND, MANN, Namenbuch Sp. 1265-1267 und vor allem LENG, Geschichte S. 39; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 20; zu- Hersfeld Kap. I. sammenfassend LENG, Hersfeld Kap. II.2. 13 WEIRICH, UB Hersfeld Nr. 12 S. 23 Zeile 35. 7 VONDERAU, Durchgangswege. 14 HEINEMEYER, Hersfeld S. 22. 8 VONDERAU, Ausgrabungen S. 7-8, 10, Tafel XVI; ZIEGLER, 15 GÖRICH, Straßen S. 75 . Territorium S. 1 und FELDTKELLER, Großkirche S. 15, Gra- 16 So noch 1984 HUSSONG, Studien S. 27 unter Berufung auf bungsplan mit „La Tène Aushub“. die Grabungsergebnisse von Vonderau und Hahn. 9 WIEGAND, Kunstdenkmäler S. 20; SIPPEL, Grabfunde S. 25. 17 HANDTKE, Stallgebäude; SCHUNK, Gebäude; vgl. auch Angeblich 1990 gemachte Funde im Bereich der Stiftskirche, SCHUNK-LARRABEE, Burganlage. die in die vorklösterliche Zeit gehören könnten, gelten als 18 SIPPEL, Katalog S. 256, 258-259. verschollen; frdl. Auskunft von Herrn Dr. Rainer Atzbach, 19 HUSSONG, Reichsabtei S. 89-91. Marburg. 20 HEINEMEYER, Gründung; DERS., Missionierung.

4 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld und vor dem Hintergrund der Konflikte zwischen gen der Fundamentpfosten – durch die Bauarbeiten Franken und Thüringern sowie besonders Franken der folgenden Jahrhunderte vernichtet worden sein und Sachsen zu sehen sind, die seit dem 6. Jh. in dem dürften26. Immerhin scheint Sturms Niederlassung Gebiet zwischen Rhein, Main, Saale und Weser statt- einen gewissen Zulauf erlebt zu haben. Kamen nur fanden und sich bis zu den Sachsenfeldzügen Karls zwei Gefährten mit ihm nach Hersfeld, so begleite- des Großen hinziehen sollten21. ten ihn von dort immerhin sieben Brüder fuldaauf- Als schriftlich gesicherte älteste Siedlung gilt die wärts, wo sie an eine fränkische Curtis anknüpfend 27 von Sturmi im Jahre 736 gemeinsam mit zwei Ge- 744 das Benediktinerkloster Fulda gründeten . Da- fährten begründete Einsiedelei. In der älteren ein- bei handelte es sich um ein Eigenkloster des Bonifa- schlägigen Literatur wurde eine intensive Diskussion tius, das mit dem päpstlichen Exemtionsprivileg von 28 über diese Datierung geführt, indes darf 736 heute 751 direkt der römischen Kirche unterstellt wurde . als gesichert gelten22. Der Nachfolger des Bonifatius auf dem Mainzer Bi- schofsstuhl, Lul, nutzte diese Rechte im Konkurrenz- Im Grunde ist diese Diskussion für die hier inter- kampf mit seinem Mitschüler und erstem Fuldaer essierenden Fragen ohnehin nicht von entscheidender Abt Sturm. Letzterer konnte zwar die Bestattung des Bedeutung. Es ist zweifellos richtig, dass sich mit der Bonifatius im Fuldaer Kloster durchsetzen, wurde jahresgenauen Datierung „nicht nur die individuelle aber auf Betreiben Luls durch Pippin III. vorüber- Lebenschronologie des bayerischen Bonifatius-Schü- gehend abgesetzt. Der fränkische König scheint die- lers und ersten Fuldaer Abtes Sturmi, sondern auch sen Konflikt zwischen den „Erben“ des Bonifatius für eine Reihe damit zusammenhängender Daten und die Förderung seiner eigenen Interessen ausgenutzt vor allem die Einordnung der Neugründung in das zu haben. Er setzte 765 Sturm wieder ein, und sein größere Zusammenhänge einbeziehende kirchenor- Sohn und Nachfolger auf dem fränkischen Thron, ganisatorische Anliegen des Bonifatius“23 ändern. Für Karl der Große, schuf in Fulda vollendete Tatsachen, die historisch-topographische Entwicklung Hersfelds indem er 774 den „Übergang zum Status eines kö- ist diese Datierung freilich von nachrangiger Rele- niglichen Klosters [abschloss und] dem Kloster die vanz. Zum einen muss man sich die Anfänge der Immunität und bei gleicher Gelegenheit auch das Siedlung denkbar bescheiden vorstellen. Wie Eigil, Recht der freien Abtswahl verlieh“29. der Biograph und spätere Nachfolger des Sturm gegen Ende des 8. Jhs. schreibt, errichteten Sturm und seine Für Hersfeld schweigen in dieser Zeit über 30 Gefährten lediglich kleine, mit Baumrinde gedeckte Jahre hinweg die Schriftquellen. Erst mit der Über- Hütten24. Zumindest aus den Schriftquellen ist nichts gabe des bereits bestehenden Klosters an Karl den über einen Steinbau bekannt. Zum anderen blieben Großen Anfang 775 wird Hersfeld, das damit in die die Mönche nur neun Jahre an diesem Ort, bevor Reihe der Reichsklöster Lorsch (772) und Fulda sie 744 – dem Rat Bonifatius’ folgend und wohl auch (765/774) eintrat, wieder erwähnt. Die Forschung dem Druck umherstreifender sächsischer Gruppen geht davon aus, dass Lul das Kloster am Ort der eins- nach Süden ausweichend – an dem „Eiloha“ genann- tigen Einsiedelei seines damaligen Kontrahenten ten Ort das Kloster Fulda gründeten25. Nachdem Sturm einige Jahre zuvor, wahrscheinlich bereits 769 30 die Mönche die Einsiedelei verlassen hatten, dürften oder kurz danach, gegründet hatte . Ob Hersfeld aus die primitiven Gebäude binnen weniger Jahre ver- einer Konkurrenzsituation zwischen Lul und Sturm 31 fallen sein. Einen archäologischen Befund für diese heraus gewissermaßen als „Trutz-Fulda“ gegründet erste Besiedlung und den dazugehörigen Kirchenbau worden ist oder sich Lul, wie andere angelsächsische sollte man wohl nicht mehr erwarten, zumal die Ge- Bischöfe auch, hier ein Eigenkloster mit seiner Grab- bäude laut Eigil am Ort des späteren Klosters stan- lege schaffen wollte, ist bei dem gegenwärtigen Kennt- den, so dass mögliche Spuren dieser Einsiedelei – nisstand nicht zu entscheiden, muss sich allerdings 32 kaum mehr als wenig tiefgehende Bodenverfärbun- auch nicht gegenseitig ausschließen .

21 SCHLESINGER, Geschichte S. 47-48; MITZE, Reichsabtei; 26 So muss die Annahme bei GENSEN, Stiftsbezirk (S. 7), dass SCHWIND, Franken S. 271-276 und bes. HARDT, Siedlung. die A-Kirche „der Zeit von Sturms Einsiedelei ab 736 zuzu- 22 Die konkurrierenden Daten schwanken zwischen 736 und weisen“ sei, kritisch hinterfragt werden. Vgl. auch HEINE- 743. Die Diskussion kann hier nicht referiert werden. Vgl. MEYER, Hersfeld S. 24. dazu GROSSMANN, Anfang; BEUMANN, Gründungsjahr; 27 HEINEMEYER, Hersfeld S. 24. DERS., Vita; JÄSCHKE, Zeugnisse S. 94, 99 sowie WEHLT, 28 HUSSONG, Reichsabtei S. 91-93. Reichsabtei S. 159-161 und HUSSONG, Studien S. 25 mit 29 HUSSONG, Reichsabtei S. 92. der älteren Literatur. 30 WEIRICH, UB Hersfeld Nr. 5/6; ARNOLD, Kloster; SCHWIND, 23 JÄSCHKE, Zeugnisse S. 94. Hersfeld S. 191 mit älterer Literatur. 24 parva arborum corticibus tecta instruunt habitacula; ENGEL- 31 HAUCK, Kirchengeschichte Bd. 2 S. 60; JÄSCHKE, Zeug- BERT, Eigil S. 21. nisse S. 125. 25 HUSSONG, Reichsabtei S. 89. 32 HEINEMEYER, Hersfeld S. 26.

5 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

2. Die Entwicklung des Reichsklosters und des Die von Lul 780 veranlasste Übertragung der Ge- Ortes bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts beine Wigberts, des wahrscheinlich um 732/3640 ver- storbenen ersten Abts von Fritzlar/Büraburg und bald Noch im Jahre 775 hatte Karl der Große das Kloster als Heiligen verehrten Bonifatiusschülers, verschaffte bereits mit zahlreichen Schenkungen, besonders im dem Kloster Hersfeld die ersten bedeutenden Reli- thüringischen Raum bedacht, denen in den nächsten quien. Wigbert wurde somit „durch Lul zum Kon- Jahren noch viele weitere folgen sollten33. Die Über- kurrenzheiligen des in Fulda bestatteten Bonifatius“41 tragungen aus dem (vorbonifatianischen) Besitz des gemacht. Die Wigbert-Gebeine erhielten den her- Klosters Echternach und von privater Hand bescher- vorragendsten Platz (magnifice principe) in der Kirche ten dem Kloster Hersfeld besonders zwischen , zugewiesen42. Wie dieser Ort beschaffen war und wo Saale und Unstrut reichen Grundbesitz34. Im Brevi- er genau lag, ist fraglich. Es erscheint aber durchaus arium Lulli35, einem kopial aus der Mitte des 12. Jhs. plausibel, dass Lul den „Zentralbau II (B-Kirche) als überlieferten Verzeichnis des zur Zeit Luls an das Heilig-Grab-Kapelle eventuell mit den Reliquien des Kloster geschenkten Grundbesitzes, werden insgesamt hl. Wigbert“43 bauen ließ44. Der dadurch verlorene „1095 Hufen und 698 mansi aufgeführt, von denen Raum wurde durch einen nördlich angrenzenden mehr als drei Viertel in Thüringen liegen“36. Entspre- Erweiterungsbau (C-Kirche) ausgeglichen45. Als Lul chend rasch blühten offensichtlich auch das klöster- dann 786 starb, wurde er zunächst an einer nicht liche Leben und die Bautätigkeiten in Hersfeld auf. lokalisierbaren Stelle in der bestehenden Kirche be- Ein erster steinerner Kirchenbau entstand wahr- stattet46. Der bei Lampert erwähnte Neubau, zu dem scheinlich im unmittelbaren zeitlichen Umfeld der Bun und Hrabanus Maurus, also der Hersfelder und Klostergründung37. Wie oben angesprochen, ist für Fuldaer Abt, am 10. Juli 83147 gemeinsam den die Sturm-Einsiedelei lediglich von einer kleinen Grundstein legten, wurde von der älteren Forschung Holzkirche auszugehen, die keine, zumindest bis bereits als die nach dem Brand von 1038 errichtete heute bekannt gewordenen archäologischen Spuren große Basilika angesehen. Indes ergaben die Grabun- hinterlassen hat. Damit wäre der älteste, 1921/22 gen von 1955 und vor allem von 1963 den Befund ergrabene Steinbau auf 769 oder kurz danach zu einer dreischiffigen Basilika (bei Feldtkeller X-Kir- datieren und nicht auf vor 74338. Dafür sprechen auch che) im südlichen Querhaus und südlich des Chors die beiden Bestattungen unter der Mauer dieser der heutigen Ruine, in die die Vorgängerbauten inte- „A-Kirche“, die folglich „nicht die älteste am Ort ge- griert wurden48. Diese Bun-Kirche (X-Kirche ge- wesen sein kann“39. nannt) wurde nach knapp zwei Jahrzehnten Bauzeit am 28. Okt. 850 unter dem Abbatiat Brunwarts II. von dem nunmehrigen Mainzer Erzbischof Hrabanus Maurus geweiht49. Da die Kirche nach Auskunft des

33 WEIRICH, UB Hersfeld Nrn. 7-10; BERNHARDI, Abdruck; 40 Als Sterbedatum wird gelegentlich auch 747 angegeben. ZIEGLER, Territorium S. 2-4. GROSSMANN, Abteikirche S. 19; UNGER, Hersfeld S. 590. Ich 34 Zum frühen Klosterbesitz in Thüringen vgl. WERNER, Erst- folge hier der vorsichtigen, dem Forschungsstand angemes- erwähnung. senen Datierung von SCHIPPERGES, Bonifatius S. 161-163. 35 WEIRICH, UB Hersfeld Nr. 38; LANDAU, Breuiarium; 41 WUNDER, Wigberttradition S. 104-105. FRANKE, Breviarium. 42 HOLDER-EGGER, Vita Wigberti S. 43 c. 25. 36 SCHWIND, Hersfeld S. 199; NEUHAUS, Spuren; kartogra- 43 BINDING, Klosterkirche S. 199; kritisch abwägend dazu phisch dargestellt bei WEHLT, Reichsabtei nach S. 184; GIERLICH, Grabstätten S. 160 mit Anm. 71. ZIEGLER, Territorium; LENG, Hersfeld Kap. VI. 44 Die Deutung des Zentralbaus als Taufkirche (Vonderau, 37 Die archäologisch-baugeschichtliche Forschung ist sich über Münch) oder Glockenturm (Oswald) erscheint wenig plau- die frühe Abfolge der Bauphasen der Stiftskirche bzw. ihrer sibel; vgl. dazu BINDING, Klosterkirche S. 195. Vorgängerbauten noch nicht einig. Da die Grabungsbefunde 45 Der „C-Bau“ bei GROSSMANN, Abteikirche S. 29. der letzten rund drei Jahrzehnte nicht aufgearbeitet bzw. 46 Die frühesten Hinweise zu den Todesumständen und der publiziert sind, kann hier nur eine Bauphasenabfolge vor- Beisetzung stammen aus der erst rund drei „Jahrhunderte geschlagen werden, die angesichts des aktuellen archäologi- später verfaßten und wenig zuverlässigen Vita Lulli des Lam- schen sowie geschichtswissenschaftlichen Kenntnisstandes pert von Hersfeld“. GIERLICH, Grabstätten S. 159; HOL- plausibel erscheint. Zu den älteren Phasenmodellen kritisch DER-EGGER, Lamperti S. 334 c. 21. und den gegenwärtigen Forschungsstand resümierend: SIP- 47 Bun et Raban abbates fundamentum aecclesiae sancti Wigberti PEL, Katalog S. 257-259; LENG, Hersfeld Kap. IV.3. foderunt VI. Idus Iulii secunda feria; HOLDER-EGGER, Lam- 38 Die ältere Forschung hat bis in die 1980er Jahre die von perti S. 22. Vonderau 1921/22 ergrabene A-Kirche (Bau I), diesem fol- 48 FELDTKELLER, Großkirche S. 7, 15-17; BINDING, Kloster- gend, als Kirche der Einsiedelei angesprochen. Vgl. VONDER- kirche S. 196-198, dagegen BRAMM, Alter und vor allem AU, Ausgrabungen S. 113-116; MÜNCH, Stiftskirche S. 310- OSWALD, Stellung. 311; KIESOW, Romanik S. 201; GENSEN, Stiftsbezirk (S. 7) 49 Dedicata est aecclesiae sancti Wigberti V. Kal. Novembris a mit der älteren Literatur. Rabano Mogonciacensi archiepiscopo; HOLDER-EGGER, Lam- 39 SIPPEL, Katalog S. 259; DERS., Grabfunde S. 25. perti S. 26.

6 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Chronisten ausdrücklich dem hl. Wigbert geweiht In der zweiten Hälfte des 11. Jhs. stockten die war, dürften seine Gebeine bereits vor oder anlässlich Bauarbeiten. Unterschiedliche Gründe können dafür der Weihe hierher gebracht worden sein. Der Tag der angeführt werden58. Zum einen lebten alte Streitig- Weihe, der 28. Okt., das Fest der Hersfelder Grün- keiten mit Mainz und Halberstadt um Zehnt- und dungspatrone Simon und Judas Taddäus, zeigt indes, sonstige kirchliche Abgaben wieder auf, in die sogar dass diese „nach wie vor als Kopatrone Hersfelds gal- der Papst eingeschaltet wurde und die für Hersfeld ten“50. Genauso deutlich ist aber, dass Wigbert all- ungünstig verliefen59. Zum anderen wurde der Hers- mählich vor die beiden Apostelheiligen trat, und spä- felder Konvent seit dem letzten Drittel des 11. Jhs. testens ab dem 3. Viertel des 9. Jhs. schmückte er von inneren Richtungskämpfen bezüglich der Hand- auch das Klostersiegel. Die Hebung der Gebeine Luls habung der Benediktinerregel ergriffen60. Nicht zu- und ihre Überführung in die neue Kirche im Jahre letzt hatte das Kloster in diesen Jahrzehnten auch 852 stellte zunächst das faktisch bestehende Dreier- unter direkten Kriegseinwirkungen zu leiden. Zu- patrozinium zumindest nicht nachweislich in Frage51. nächst dienten der osthessische Raum als Schauplatz Die in der südlichen Apsis der Bun-Kirche (X-Kirche) blutiger Auseinandersetzungen und insbesondere eingezogene Mauer kann als „Notapsis“52 nach einem Hersfeld als eine Art Operationsbasis für König Hein- in den Quellen erwähnten Brand im ersten Viertel des rich IV. in seinem Kampf gegen die Sachsen. Dieser 10. Jhs., zur Zeit Abt Thiuthards (Diethard I. [901?] Konflikt konnte zwar 1074 zugunsten Heinrichs be- 912-927), erklärt werden53. endet werden, brach allerdings im Zusammenhang 61 Diese Bun-Kirche bestand bis in das 11. Jh., bevor mit dem Investiturstreit erneut auf . 1086 wurde das 62 sie 1038 während eines Großbrandes im Kloster zer- Kloster sogar belagert , und im darauffolgenden Jahr stört wurde und ein möglicherweise schon vorher baten die Mönche der paupercula et misera Hervel- 63 geplanter Neubau (Bau D) unter Verwendung von densis congregatio den mit Heinrich IV. verbündeten Material der beschädigten Bun-Kirche errichtet wor- Böhmenkönig Wratislaw II. um Hilfe. Über Zerstö- den ist54. Dieser unter Abt Meginher (1036-1059) rungen in Hersfeld geben die Quellen indes keine schwungvoll begonnene Neubau machte offensicht- Auskunft. Auf jeden Fall ruhte die Bautätigkeit an lich rasche Fortschritte. Bereits 1040 konnten die Ge- der neuen Stiftskirche damals weitgehend. Erst um beine der hl. Wigbert und Lul anlässlich der Weihe und nach 1100 wurden das mächtige dreischiffige des Neubaus in die Krypta unter dem Ostchor trans- Langhaus sowie der Westchor über der Vorhalle hoch- feriert werden. Die Reliquientranslation erhielt durch gezogen. Möglicherweise über Kloster Hirsau kamen die Anwesenheit von König Heinrich III., dem Erz- cluniazensische Architektureinflüsse auch nach Hers- bischof von Magdeburg, den Bischöfen von Naum- feld und man entschied sich für eine doppeltürmige burg und Merseburg sowie dem zuständigen Erzbi- Westfassade. Allerdings stürzte der nördliche Turm schof von Mainz einen besonderen Stellenwert und noch vor seiner Vollendung und der Schlussweihe unterstreicht die Bedeutung Hersfelds als Reichsklos- der Kirche im Jahre 1144 ein und wurde wahrschein- 64 ter. Mit diesem Akt wurde aber auch der Klostergrün- lich nie mehr aufgerichtet . Anlässlich dieser Weihe der Lul in das Hersfelder Patrozinium übernommen55, weilte neben einer ganzen Reihe vornehmer geist- der mit Lamperts Vita Lulli um 1070 gewürdigt wird56. licher und weltlicher Fürsten auch wieder das Reichs- Bereits 1044 erfolgte durch König Heinrich III. eine oberhaupt, König Konrad III., in Hersfeld. Der feier- Schenkung an das Kloster in honorem beatorum apos- liche Akt fand entweder am Sonntag, dem 15. Okt., tolorum Simonis et Tathei et ob spem patrocinii Lulli et dem üblichen Tag für Kirchenweihen, oder am 16. Vuicberti electorum dei 57. Um 1050 dürften die Bau- Okt., dem Todes- und Heiligenfesttag Luls statt, der ten der Ostapsis, des Langchores und des Querhauses damit endgültig als vierter Klosterpatron etabliert 65 fertiggestellt gewesen sein und wurden eingedacht. war .

50 WUNDER, Wigberttradition S. 117-124, Zitat S. 121. 58 HAFNER, Reichsabtei S. 44-62. 51 HOLDER-EGGER, Lamperti S. 336 c. 22; MEYER-BARKHAU- 59 AUSFELD, Lambert; HÖLK, Zehntstreitigkeiten; DERS., Zehn- SEN, Geschichte; BINDING, Klosterkirche S. 199-200 und ten. vor allem WUNDER, Wigberttradition S. 135-136. 60 UNGER, Hersfeld S. 593-594; HOCHHOLZER, Reform; WEI- 52 FELDTKELLER, Großkirche S. 7, 12 „X2“ genannt; bei BIN- RICH, UB Hersfeld Nr. 113. DING, Klosterkirche S. 193 „Bau IIIa“. 61 FEIERABEND, Stellung S. 109-126; WEHLT, Reichsabtei 53 MÜNCH, Stiftskirche S. 366; BINDING, Klosterkirche S. 194; S. 183-190. GROSSMANN, Abteikirche S. 21. 62 HAFNER, Reichsabtei S. 55-56. 54 Dazu zuletzt mit einschlägiger neuerer Literatur LÖBBECKE, 63 WEIRICH, UB Hersfeld Nr. 112 S. 199. Ausgrabungen. 64 LUDWIG, Stiftsruine S. 17-18; DERS., Gelehrtenstreit; WIE- 55 WUNDER, Wigberttradition S. 135-142. GAND, Kulturdenkmäler S. 126. 56 FLECK, Lampert S. 17-25. 65 WUNDER, Wigberttradition S. 139-140 mit Anm. 46 zum 57 WEIRICH, UB Hersfeld Nr. 94 S. 172. Ausschluss des 17. Okt. als weiterem Datum.

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Bisher wurde die Baugeschichte der Stiftskirche Stein-Erde-Trockenmauer befestigt. Im 9. oder 10. Jh. mit der allgemeinen Klostergeschichte in Verbindung blendete man eine ca. 1,5 m starke Mörtelmauer da- gesetzt. Es stellt sich die Frage nach der Entwicklung vor. Vor der Mauer verstärkte ein rund 10 m breiter der Klosteranlage insgesamt und vor allem nach der und 5 m tiefer Spitzgraben die Verteidigungskraft der daran anschließenden Siedlung. Hier muss man sich Anlage. Auch im Norden des Stiftsbezirkes, in der mit behutsamen Verknüpfungen von Informationen Burggasse, konnte diese Verteidigungsanlage 1997 aus den Schriftquellen mit den archäologischen Be- archäologisch nachgewiesen werden71. Der Verlauf funden behelfen. Einen Ansatzpunkt stellen die Auf- entspricht der im Katasterplan nachvollziehbaren el- enthalte der Könige und Kaiser in Hersfeld dar. Ins- liptischen Form der Stiftsmauer. Lediglich im Wes- gesamt sind für die 365 Jahre zwischen dem Besuch ten erfolgte zu späterer Zeit, höchstwahrscheinlich Karls des Großen im Jahre 782 und der Anwesenheit im Zuge der Erbauung der neuen Basilika gegen die des ersten Stauferkaisers Konrad III. 18, vielleicht Mitte des 11. Jhs., eine Erweiterung. Der ältere Be- 20 Königsaufenthalte nachweisbar, „d. h., daß im reich des Klosters nahm demnach rund 4,5, mit der Durchschnitt alle 18 Jahre ein Herrscher nach Hers- Westerweiterung rund 5,2 ha ein. Diese Mauer wurde feld kam“66. Mit dieser Besuchsfrequenz weicht Hers- öfters repariert, in Teilen zu unbekannter Zeit auch feld nicht wesentlich von Lorsch und Fulda ab, wenn- abgerissen, ist im südlichen Teil aber bis heute erhal- gleich gerade in letzterem die Könige bis in das 14. Jh. ten geblieben. Hier ergaben die Ausgrabungen 1975- hinein noch öfters Quartier nahmen, während mit 81 auch eine Zangentoranlage, die zunächst eben- Konrads III. Teilnahme an der Kirchweihe im Jahre falls in Trockenbauweise ausgeführt worden war und 1144 und anlässlich des Todes seiner Gemahlin Ger- später durch einen 6 x 5,5 m großen gemauerten trud 1146 die belegten Königsaufenthalte in Hers- Torturm verstärkt wurde72. Der eigentliche Haupt- feld abbrechen. Es wäre eine Überinterpretation, die zugang zum Klosterbezirk dürfte allerdings von Wes- Zahl der Besuche mit der Bedeutung des Reichsklos- ten her erfolgt sein73. Neben dem südlichen Torturm ters für das sächsisch-salische Königtum in Relation und dem Schalenturm im Südwesten haben noch setzen zu wollen. Dazu sind die Aufenthalte zu selten weitere turmartige Architekturelemente die Anlage und zu kurz. Zudem zeigt ein Blick auf das Itinerar verstärkt, die noch in dem Grundrissplan von 1741 der Könige, dass Hersfeld als eine Station zwischen eingetragen sind74. den Königslandschaften des Rhein-Main-Gebietes Die ebenfalls im Verlauf der erwähnten Ausgra- 67 und Sachsens diente . Das heißt, Hersfeld war eine bungen an der östlichen, der Siedlung zugewandten Raststation, aber keine Pfalz oder gar „Residenz“ im Seite gefundenen Baureste gehören zu einem rund Sinne des früh- und hochmittelalterlichen Reise- 60 m langen und 13 m breiten Steinbau, der mit 68 königtums . Hilfe einer gefundenen Münze mit dem Bild Hein- Diese Feststellung ist mit entscheidend für die richs II. in das 11. Jh. datiert werden konnte. Er Überlegungen zu Umfang und Aussehen der Klos- wurde offensichtlich teilweise über die alte Befesti- teranlage und der dazugehörigen Siedlung. Die erste gungsanlage gesetzt, die vermutlich durch die vorher Einsiedelei Sturms war wohl kaum befestigt und (Mitte 10. Jh.?) angelegte Befestigung der Siedlung/ wurde auch nicht durch eine dörfliche Siedlung er- Burg in diesem Bereich redundant geworden war. Die gänzt69. Zumindest fehlen jegliche Hinweise darauf. Ausgräber sahen in diesem Steingebäude den „Zen- Ließen bereits der Zusammenhang der Gründung tralbau einer Pfalz, die Aula Regia eines Palatiums“75. Luls um oder kurz nach 769 und die Bedrohung durch die Sachsen eine frühe Befestigung des Klos- ters vermuten, so erbrachten die umfangreichen Aus- 71 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 89; frdl. Auskunft von Dr. grabungen der Jahre 1975 bis 1981 hierfür sichere Klaus Sippel aus den Fundakten des Landesamts für Denk- archäologische Befunde70. Danach wurde die Kloster- malpflege Hessen, Abt. Archäologische und Paläontologische anlage noch vor 800 zunächst mit einer ca. 800 m Denkmalpflege, Außenstelle Marburg. 72 GENSEN, Stiftsbezirk (S. 14), Karte (S. 8-9). langen, ca. 4-5 m hohen und ca. 4 m tiefen Holz- 73 Die im April 2006 unter der Leitung von Dr. Jürgen Kneipp durchgeführte Grabung im Bereich der nördlichen Stifts- mauer erbrachte den Befund, dass sich hier kein direkt vor- gelagerter Graben befand, was die Frage aufwirft, ob sich 66 SCHWIND, Hersfeld S. 200 und S. 201-202 zum Folgenden. hier nicht ein Nordtor befunden haben könnte. Ohne wei- 67 Vgl. detailliert LENG, Hersfeld Kap. V.1 und VIII. tere archäologische Befunde kann diese Frage allerdings nicht 68 WEHLT, Reichsabtei S. 327 billigt lediglich Fulda unter den schlüssig beantwortet werden. Ich danke Herrn Dr. Kneipp Reichsabteien eine „echte Pfalzfunktion“ zu. ZOTZ, Reper- für die Überlassung der Grabungspläne und seine münd- torium und EHLERS, Pfalzenforschung. lichen Auskünfte. 69 Die von GENSEN, Stiftsbezirk (S. 10) auf „um 700 oder in die 74 Vgl. das Sonderblatt in dieser Mappe. erste Hälfte des 8. Jahrhunderts“ datierte Siedlungsschicht 75 GENSEN, Stiftsbezirk (S. 10). LENG, Hersfeld Kap. IV.3 sieht bedarf der Überprüfung. hier ebenfalls mit „hoher Sicherheit“ die Reste des eigent- 70 GENSEN, Stiftsbezirk; HEINEMEYER, Hersfeld S. 26-27. lichen Pfalzbaus.

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Angesichts der oben erwähnten Frequenz und kurzen 600 m nordwestlich oberhalb der Altstadt gelegen, Dauer der Königsaufenthalte erscheint dies jedoch bereits um 800 als Pfarrkirche für diese Gemeinde unwahrscheinlich. „Die Zweckbestimmung des auf- diente83. gedeckten Gebäudes sollte also offengelassen werden, Mit dem Beginn der Bauarbeiten an der Bun-Kir- zumal für das Kloster selbst außer den südlich der che im Jahre 831, die sich über annähernd 20 Jahre Kirche um den Kreuzgang gruppierten, zur Klausur erstreckten, dürfte der Ort einen erheblichen Zuzug gehörigen Bauten weitere, den geistlichen und kari- erlebt haben. Möglicherweise siedelten sich im Be- tativen Aufgaben der Mönchsgemeinschaft dienende reich der späteren Stadtpfarrkirche Handwerker und Räumlichkeiten und auch Wirtschaftgebäude vor- Kaufleute an. Ein hölzerner Vorgängerbau der Stadt- 76 handen gewesen sein müssen“ , von denen man bis- pfarrkirche bestand vielleicht schon im 9. Jh.84, sicher her noch kaum etwas weiß. Lediglich im Bereich des aber als ein Steinbau in der zweiten Hälfte des Südtores konnten Salzsiedevorrichtungen aus der 10. Jhs.85. Da der Marktplatz das ganze Mittelalter karolingisch-ottonischen Zeit nachgewiesen werden, über direkt an den Kirchhof grenzte, kann dieser Bau die auf eine lebhafte Wirtschaftstätigkeit im Kloster- als Marktkirche angesprochen werden. Die Markt- 77 bezirk verweisen . kirche war sehr wahrscheinlich nicht dem Kloster in- Der Konvent dürfte lediglich während seiner Blüte korporiert, sondern gehörte, wie in späterer Zeit die in der Karolingerzeit gegen 150 Mönche gezählt ha- Stadtpfarrkirche, vermutlich zum Archidiakonat St. ben. Während des hohen Mittelalters für 1005 und Peter in Fritzlar und zu dem Archipresbyterat Ott- für 1118/21 werden jeweils ca. 50 Mönche genannt78. rau86. Allerdings gehörten zur Klostergemeinschaft im wei- Ein ausdrückliches Marktprivileg für Hersfeld teren Sinne zahlreiche Laien – Knechte, Pfründner, selbst liegt nicht vor. Erst die Nennung eines Zeugen Novizen, Schüler, Pilger, Arme und Kranke – die mit namens Helit de Mercato87 liefert für 1105 den ersten Lebensmitteln und Kleidung versorgt werden muss- schriftlichen Hinweis auf einen bestehenden Markt. 79 ten . Neben der klösterlichen Eigenwirtschaft dürf- 1142 wird ein Sigibodo als clericus de foro88 erstmals ten die Zehntabgaben und die Naturalprodukte aus erwähnt und noch 1160 als forensis presbyter89 ge- dem weitverstreuten Grundbesitz des Reichsklosters nannt. Da allerdings Heinrich V. 1114 dem Kloster die Existenzgrundlage dieser klösterlichen Lebensge- einen Wochenmarkt und einen Jahrmarkt für sein meinschaft gebildet haben. rund 4 km nordwestlich von Schmalkalden gelegenes Es ist davon auszugehen, dass sich neben der Dorf Breitungen verlieh90 und bereits gut hundert eigentlichen Klostergemeinschaft, also der familia, Jahre zuvor Markt, Münze, Zoll und Bann in Mem- die Mönche und Laien im Stiftsbezirk umfasste, auch leben 101591 an das Kloster Hersfeld gelangt waren, früh eine Siedlung mit Bauern und Handwerkern in darf man davon ausgehen, dass sich die Äbte schon der Nähe des Klosters entwickelte. Bereits Karl der vorher um eine vergleichbare Privilegierung vor Ort Große soll dem Kloster in eodem loco hube XX 80 ver- bemüht hatten92. Bei dem hohen Alter des Ortes und macht haben. Das heißt in unmittelbarer Umgebung der Bedeutung und Größe der Klostergemeinschaft des Klosters befanden sich mindestens 20 Hofstellen sind wahrscheinlich bereits während des 9. Jhs. mit jeweils rund 30 Morgen, deren Lage jedoch un- Märkte abgehalten und auch früh, sicher ab Mitte des bekannt ist81. Sicher ist hingegen, dass das um 1073 11. Jhs., Münzen geprägt worden93. Eine Episode von Lampert in einem Wunderbericht der Vita Lulli aus dem Jahre 1266 bestätigt diese Vermutungen. erstmals erwähnte Gotteshaus (aecclesiam sanctae Mariae sitam in monte qui proximus monasterio im- minet 82), also die Kirche auf dem Frauenberg, ca. 83 1971 wurde hier bei Bauarbeiten auch ein Friedhof aufge- deckt, MOZER, Hersfeld S. 340. 84 Archäologische Nachweise fehlen, allerdings lässt das Vitus- 76 SCHWIND, Hersfeld S. 202. Patrozinium eine frühe Datierung plausibel erscheinen, vgl. 77 GENSEN, Stiftsbezirk (S. 14-16); DERS., Archäologie S. 19; JACOBSEN, Kirchenbauten S. 180. HEINEMEYER, Hersfeld S. 29. 85 LENDLE, Ausgrabungen; FELDTKELLER, Bericht; OSWALD, 78 HAFNER, Reichsabtei S. 31; FREISE, Roger S. 214-215 mit Kirchenbauten S. 115; SIPPEL, Katalog S. 259-260; WIE- Anm. 164; ALLES, Reichsabteien S. 227-230. GAND, Kulturdenkmäler S. 153-158. 79 SCHWIND, Hersfeld S. 199; HAFNER, Reichsabtei S. 13. 86 CLASSEN, Organisation S. 219, 223. 80 FRANKE, Breviarium S. 12-13; ZIEGLER, Territorium S. 3. 87 WENCK, Landesgeschichte 2 Nr. 44. 81 Der Vorschlag von HÖRLE, Rathaus S. 85, sie auf der Nieder- 88 KUCHENBECKER, Analecta S. 323. terrasse im Bereich des späteren Peterstores vielleicht in nach- 89 WENCK, Landesgeschichte 3 Nr. 75. folgender Zeit in Verbindung mit einer Antoniuskapelle 90 DOBENECKER, Regesta 1 Nr. 1101. (Antonien- oder Döngesgasse) zu lokalisieren, klingt plau- 91 BRESSLAU, Urkunden Nr. 331. sibel, ist allerdings Spekulation. 92 NEUBER, Marktort S. 39. 82 HOLDER-EGGER, Lamperti S. 338 Zeile 37-38. 93 HESS, Marktplatz S. 88, 116; DERS., Hersfeld S. 26-27.

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Damals schickten die Bürger der zu diesem Zeit- Zum dritten Mal begegnet die Bezeichnung in Zu- punkt noch zur Reichsabtei gehörenden thüringi- sammenhang mit den Sachsenkriegen Heinrichs IV., schen Stadt Arnstadt eine Delegation zum Abt und als ein anonymer Hersfelder Chronist und Lampert- baten um die Verleihung eines Stadtrechtes. Dieser Schüler von der Belagerung des Ortes und des Klos- konnte offensichtlich auf keine Hersfelder Stadt- ters (civitatem et sancta nostra) im Jahre 1086 berich- rechtsurkunde zurückgreifen und verlieh, nach ein- tet102. Indes sind sich die Autoren weitestgehend gehender Beratung mit seinen Räten94, den Arnstäd- darüber einig, dass diese Belege auf die ummauerte tern daher wie selbstverständlich alle Rechte und Klosteranlage zu beziehen sind, zu der eine (noch) Gerechtsame, quod Karolus Imperator Principatui Ec- unbefestigte vorgelagerte Siedlung mit einem Markt- clesiae nostre in prima fundatione contulit et firmavit platz gehörte103. Ob die erwähnte Belagerung im Jahre – die Kaiser Karl bei der Gründung der Abtei über- 1086 bereits auf eine bestehende Ummauerung auch tragen und bekräftigt habe95. Zweifellos handelte es der Siedlung schließen lässt, bleibt fraglich. Plausibel sich dabei um eine „leere Tradition“96, es zeigt aber erscheint auf jeden Fall, dass man spätestens nach eindrücklich, dass die Existenz eines Marktes und die den Zerstörungen im Zuge der Sachsenkriege in den Ausübung des Münzrechtes als eine gepflegte und 1070er und 1080er Jahren, besonders der Belagerung übliche Ausstattung des Ortes angesehen worden von 1086104, die erste Ummauerung in Angriff ge- sind. Damit tritt die Frage nach der rechtlichen Stadt- nommen hat, deren Bau sich freilich über Jahrzehnte qualität – für diese frühe Zeit ohnehin akademisch – hingezogen hat und erst um 1170 abgeschlossen ge- hinter den funktionalen Aspekten zurück. wesen sein dürfte105. In einer Schenkungsurkunde des Hersfelder Abtes Eine anlässlich eines Aufenthaltes von Lothar III. an das Kloster Frauen-Breitungen fungiert 1170 ein im April (?) 1136 in Hersfeld ausgestellte Urkunde parochianus Heinricus in civitate nostra 97 als Zeuge. lässt schlaglichtartig die damalige Situation erkennen. Offensichtlich waren zu diesem Zeitpunkt also die In dem Schriftstück bestätigt der Kaiser dem Abt, ut Pfarrrechte vom Frauenberg an die Marktkirche in der quisquis vel ad terram ipsi pertinentem causa habitandi jetzt erstmals eindeutig als Stadt genannten Siedlung se contraxerit, cuiuscunque nationis vel conditiones sit, übertragen worden. Indes sind bereits für die erste de proprietate ipsius sit 106. Offensichtlich haben (neue?) Hälfte des 10. Jhs. ein und für das 11. Jh. zwei wei- Einwohner des Ortes ihre Herkunft und (rechtliche) tere civitas-Belege für Hersfeld bekannt. Zum ersten Qualität gegenüber dem Abt als Grundherrn des Mal wird in der um 936 abgefassten Miracula sancti Ortes geltend gemacht. Es scheint nicht unwahr- Wigberthi eine von Mauer und Graben umgürtete scheinlich, dass es sich hierbei unter anderem um civitas erwähnt (civitate fosseque in vallo, cui murus zugewanderte flämische Textilhandwerker handelte, cingebatur)98. Zum zweiten diskutiert die Forschung die nicht zuletzt vom Aufschwung des Ortes hierher immer wieder einen von einem unbekannten russi- gelockt worden waren und in den nächsten Jahrzehn- schen Fundort stammenden Denar99, der Abt Me- ten zu weiterem raschen Wachstum und kommer- ginher (1036-1059) zugeschrieben wird100. Die Rü- zieller Expansion beigetragen haben107. Dass der Abt ckenumschrift lautet HEROCAMPIA C[ivitas]101. aber eine ausdrückliche Bestätigung seiner Rechte gegenüber den Einwohnern des Ortes erwirkte, lässt auf ein gewachsenes Selbstbewusstsein der entstehen- 94 HESS, Hersfeld S. 26. 95 WENCK, Landesgeschichte 2 Nr. 462 S. 506. den Bürgersiedlung und den daraus resultierenden 96 WENCK, Landesgeschichte 2 S. 506, Anmerkung. Konkurrenzkämpfen mit dem Kloster schließen. 97 DOBENECKER, Regesta 2 Nr. 417. 98 ERDMANN, Burgenordnung S. 66-67, Zitat S. 65. Die Verwaltung dieses Ortes unterstand zunächst 99 HESS, Marktplatz S. 88-89. dem Abt als Grundherrn, die Einwohner waren Hö- 100 Gesicherte Datierungen über den identifizierbaren Münz- herrn sind allerdings erst ab Abt Ruthard (1059-1072) mög- lich, vgl. KLÜSSENDORF, Hersfeld S. 620. Die angeblich ältes- ten Prägungen aus einem 1030 vergrabenen Münzschatz im 102 SCHWENKENBECHER, Liber S. 249 Zeile 35. 103 Dom zu Fulda (KOENIG, Münzstätten S. 153) existieren ERDMANN, Burgenordnung S. 66; HESS, Hersfeld S. 28; ebenso wenig wie der Domfund selbst. Möglicherweise liegt HESS, Brakteaten S. 480-481; zuletzt LENG, Hersfeld Kap. hier eine Verwechslung mit dem bedeutenden nach 1115 ver- II.3. borgenen Fund aus der St. Michaelskapelle vor, der tatsäch- 104 SCHWENKENBECHER, Liber S. 249-250, 257; WEHLT, Reichs- lich Hersfelder Gepräge enthält; vgl. MENADIER, Münzschatz abtei S. 184-186; NEUHAUS, Hersfeld S. 42-44. S. 114-116; GAETTENS, Münzwesen; HESS, Hersfeld S. 23- 105 Dies vermutet auch GÖRICH, freilich noch ohne Kenntnis 25; KLÜSSENDORF, Fulda S. 425. der neueren archäologischen Befunde; GÖRICH, Stadtgrund- 101 So die Umschrift bei der ersten Publikation bei KÖHNE, riss S. 62. Münzen S. 419-420, Tafel XII, Nr. 5; DANNENBERG, Mün- 106 LENG, Hersfeld Kap. V.1 Nr. 20; OTTENTHAL/HIRSCH, zen S. 333 Tafel 38 Nr. 874 lag dagegen ein besser erhaltenes Urkunden Nr. 82. Exemplar vor, so dass er HEROCAMPIA CIVIT[as] ent- 107 BUTTE, Stift S. 104-105; HESS, Marktplatz S. 96-97, räumt ziffern konnte. Freilich sind keine dieser Münzen in moder- allerdings ein, dass die Ansiedlung der Fleminge erst 1264 nen Sammlungen nachgewiesen oder fotografisch publiziert. ausdrücklich erwähnt wird.

10 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld rige des Klosters108. Erste Indizien für eine zuneh- verlust des Reichklosters als Itinerarort dürfte hier- mende Eigenständigkeit des Ortes und die Absetzung für vor allem die schwindende Rolle Thüringens und von den rein ländlich-agrarisch geprägten Ortschaf- Sachsens als Königslandschaften verantwortlich ge- ten im Besitz der Reichsabtei häufen sich ab Mitte wesen sein. Spätestens ab den Luxemburgern rückte des 12. Jhs. So kann zum einen die Entstehung einer Hersfeld wie der gesamte Raum im Laufe des 14. Jhs. eigenen Pfarrei spätestens mit der Nennung des Stadt- aus der Interessenssphäre des Königtums sukzessive pfarrers Heinrich im Jahre 1170 als abgeschlossen heraus. An diesen grundsätzlichen Macht- und Inter- gelten109. Noch vor Mitte des 12. Jhs. lagen das Meier- essenverschiebungen änderte auch die prominente amt (villicus) und das Burggrafenamt (prefectus oder Rolle der Hersfelder Äbte als treue Parteigänger der burggravius) in den Händen zweier Brüder aus einem Staufer wenig. Im Gegenteil förderte die häufige Ab- Ministerialengeschlecht110. 1182 wird in einer Ver- wesenheit der Äbte im Gefolge der Stauferkaiser auf zichtserklärung des Vogteiherrn, des Thüringer Land- Reichstagen und auf Italienzügen deren Entfremdung grafen Ludwig III., Hersfeld erstmals als eigener vom Stiftsadel, dem Konvent und nicht zuletzt von Hochgerichtsbezirk greifbar111. Nominell waren dies der Stadt. freilich noch Ämter, die vom Abt vergeben wurden. Naturgemäß fehlen für die Jahrhunderte des ho- Indes setzte sich schon früh eine faktische Erblich- hen Mittelalters verlässliche Angaben zur Bevölke- keit durch bzw. mussten entsprechende Bemühungen rungsgröße, indes ist die Prosperität des Gemeinwe- vom Abt immer wieder gegenüber den Landgrafen sens an den raschen Stadterweiterungen nach der bis bezüglich der Hochvogtei und gegenüber den Mi- 1170 abgeschlossenen ersten Stadtbefestigung und nisterialenfamilien bezüglich des Burggrafenamtes der Bautätigkeit innerhalb der Stadt gut nachvollzieh- verhindert werden. Das in diesen Machtkämpfen zwi- bar. Bis in die Gegenwart zeugen die teilweise noch schen Landesherrn, Vogteiherrn und ansässigen Mi- im Kern erhaltenen Steinbauten hinter Klausstraße nisterialengeschlechtern entstehende Vakuum war 34114, Am Markt 29115, das romanische Kellergewölbe wohl die wesentliche Voraussetzung dafür, dass sich Lingplatz 11 und Untere Frauenstraße 10116 vom das prosperierende, selbstbewusste und nach Selbst- Wohlstand und Aufschwung der Stadt im 12. und bestimmung drängende Gemeinwesen nach und nach 13. Jh. als Stadtgemeinde etablieren konnte. Bereits eine gute Generation nach dem Abschluss der ersten Ummauerung setzte die Erweiterung des städtischen Areals ein. 1239 bestätigte der Papst den 3. Herausbildung der Stadt und ihre Entwick- Besitz des von Abt Ludwig I. (1216/17-1239/40) ge- lung bis zum Übergang an die Landgrafschaft stifteten Hospitals117. Da es im alten Graben östlich Hessen-Kassel der Stiftsimmunität liegt, müssen zu diesem Zeit- punkt also bereits das 1257 erstmals erwähnte im Süd- Dem Aufstieg der Stadtgemeinde als wirtschaftliche westen der Altstadt gelegene Johannestor118 und die und politische Kraft korrespondiert in augenfälliger daran anschließende Stadtmauer bestanden haben, und gegenläufiger Weise der Niedergang des Klosters. denn nur so konnte die Einschränkung der Verteidi- Die im Oktober 1144 unter dem Abbatiat von Hein- gungsfähigkeit der Stiftsbefestigung durch den Hos- rich I. von Bingarten in Anwesenheit Konrads III. pitalbau billigend in Kauf genommen werden119. erfolgte feierliche Weihe der vollendeten Klosterkir- Wahrscheinlich während der gleichen Jahrzehnte ent- che durch den Mainzer Erzbischof stellt gleichsam stand im Süden der Altstadt das Franziskanerkloster den Höhe- und Wendepunkt der mittelalterlichen zur hl. Elisabeth (heute Schule). Es wird zwar erst Macht- und Prachtentfaltung der Reichsabtei dar112. nach der Mitte des 13. Jhs. urkundlich greifbar, der Nur zwei Jahre später, als Gertrud von Sulzbach, die rheinische Ordenshistoriograph Adam Bürvenich Gemahlin Konrads III. im April 1146 in Hersfeld (1603-1676) datiert die Gründung allerdings bereits verstarb, kam auch das letzte Mal sicher dokumen- in das Jahr 1229120. Die Lage des Klosters am Rand tiert ein König hierher113. Neben dem Bedeutungs-

114 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 164. 115 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 105. 108 BUTTE, Stift S. 102-103. 116 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 186. 109 HÖRLE, Geschichte S. 9-11; CLASSEN, Organisation S. 223. 117 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 102-103. 110 HAFNER, Reichsabtei S. 144; HESS, Marktplatz S. 97; 118 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 196; LENDLE, Stadttore S. 22; JÄSCHKE, Stadtschultheiß S. 48-49. NEUHAUS, Geschichte S. 79; WIEGAND, Kulturdenkmäler 111 ZIEGLER, Territorium S. 17-18, 88-89; NEUBER, Marktort S. 90. S. 41-42. 119 HESS, Marktplatz S. 102. 112 HAFNER, Reichsabtei S. 86-90; WEHLT, Reichsabtei S. 156- 120 DERSCH, Klosterbuch S. 80, 165; BATTES, Franziskaner; 158; LENG, Hersfeld Kap. V.1 Nr. 22. SCHMIDT, Barfüßerkloster; MOZER, Baugeschichte S. 49- 113 LENG, Hersfeld Kap. VII zu späteren möglichen Aufent- 128; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 176, 180; DEMME, halten in der zweiten Hälfte des 12. und des 13. Jhs. Nachrichten Bd. 1 S. 13.

11 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld der Stadterweiterung in der Nähe des Peterstores ermaßen unterstützend wie kontrollierend und ein- entspricht tatsächlich der üblichen Lage der Bettel- grenzend zur Seite standen129. Der Schultheiß blieb ordenklöster ab dem frühen 13. Jh. Beide Gebäude- aber praktisch Vertreter des Abtes als Stadtherr, und komplexe, also das Hospital und vor allem das Fran- damit kristallisierten sich die zwölf Mitglieder des ziskanerkloster, dürften in die gleichzeitig hoch- Schöffenkollegiums im Laufe der Zeit als die eigent- gezogene neue Stadtmauer integriert gewesen sein, lichen Vertreter der Bürgergemeinde heraus. Seit dem wie dies von anderen Orten her bekannt ist121. Tat- 13. Jh. bildeten sie unter Vorsitz des Schultheißen sächlich sprechen die Bauart der Hersfelder Stadt- gemeinsam mit den Burgmannen das Bürgergericht. mauer und der weitgehende Verzicht auf Mauertürme Sie konnten aber durchsetzen, dass sie der Abt bei in dem südlichen Abschnitt auf eine Bauzeit vor den der Einsetzung des Schultheißen hinzuziehen mus- 1230er Jahren, denn erst danach wurden die turm- ste130. 1289 wurde das Schultheißenamt dann auf bewehrten Mauern in Hessen durchgängig üblich122. die städtische Niedergerichtsbarkeit beschränkt und Damit wäre auch mit einer Anlage des Neumarktes war hier sogar an den Spruch der Schöffen gebun- im Sinne eines verbreiterten Straßenmarktes im ersten den. Die Hochgerichtsbarkeit blieb indessen dem neu Drittel des 13. Jhs. zu rechnen, wie er etwa um die geschaffenen obersten Gericht als fürstlichem Hof- Jahrhundertmitte auch in Grünberg (Neustadt) ent- gericht vorbehalten131. Im Laufe der Jahre sicherten standen ist123. sich die Schöffen sogar Sitz und Stimme im Hofge- Die langfristig bedeutsamste Entwicklung des richt des Landesherrn, bereits ab 1307 im Fuldaer 13. Jhs. war zweifellos die Entstehung und Festigung Sühnevertrag132 und ab 1371 dann in einer städti- der Stadt als selbstständige Bürgergemeinde. Sie löste schen Rechtsschrift festgelegt133. Die Vertretung der sich nach und nach von den engen Bindungen an den Stadtgemeinde nach außen wie gegenüber dem Abt Abt und profilierte sich im späten Mittelalter als sein übernahm in der Folge ein erstmals 1321 erwähnter, bedeutender Kontrahent und politischer Partner der zunächst zwei-, ab 1355 vierköpfiger Rat134. Anfangs hessischen Landgrafen. Ein Ende 1249 abgefasstes rekrutierten sich die Räte nur aus dem Schöffenkol- und an scultetus ceterisque consulibus Hersfeldensis124 legium und der gehobenen Bürgerschaft. Nach Aus- gerichtetes Schreiben König Wilhelms von Holland einandersetzungen erlangten aber auch die Hand- lässt zwar nicht die Annahme eines reichsstadtähn- werker ab 1358 Zutritt zum Rat135. Bürgermeister tra- lichen Status der Stadt zu125, dokumentiert aber die ten ab 1347 offenbar anfangs nur bei Bedarf in Kri- Existenz einer Ratsverfassung und einer ihre Eigen- sen- und Konfliktsituationen, meist zur Vertretung 136 interessen verfolgenden Stadtgemeinde126. 1252 nahm der Stadt nach außen, in Erscheinung . Wilhelm von Holland die Stadt ausdrücklich in den Die langfristig angelegte Konfliktlage zwischen Schutz des Reiches auf127, und 1255/56 ist sie als Mit- dem Fürstabt als Landes- und Stadtherrn und der auf- glied des Rheinischen Städtebundes belegt128. strebenden Stadtgemeinde erlebte Anfang des 14. Jhs. An der Spitze des städtischen Gemeinwesens stand einen ersten Höhepunkt137. Die Wahl des neuen zunächst der Schultheiß, dem freilich von Beginn an das von den städtischen Honoratioren gebildete Schöffenkollegium und die Bürgergemeinde gleich- 129 Das älteste Stadtsiegel von 1256 trägt die Umschrift: SIGILLVM VNIVERSITATIS CIVIVM IN HERSVELT. Die dazugehörige Urkunde nennt als Vertreter der Stadt Her[wigus] scultetus, scabini et universi cives Hersfeldenses; WYSS, UB Deutschordensballei 1 Nr. 136; vgl. dazu auch 121 KAMINSKY, Bedeutung S. 26-27. DEMANDT/RENKHOFF, Ortswappenbuch S. 38; BUTTE, Stift 122 HESS, Marktplatz S. 102. S. 108 mit Anm. 2. 123 PÜHRINGER, Grünberg S. 5 mit Anm. 37. 130 ZIEGLER, Territorium S. 89. 124 HÄGERMANN/KRUISHEER, Urkunden Nr. 100; WENCK, Lan- 131 WENCK, Landesgeschichte 3 Nr. 182 S. 156-157. desgeschichte 3 Nr. 133 S. 122; DEMME, Nachrichten Bd. 1 132 BUTTE, Stift S. 13-14; DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 105- S. 103 Nr. 3 (Übersetzung). 107, hier S. 106. 125 So die ältere Forschung etwa HAFNER, Reichsabtei S. 115; 133 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 111, 137; JÄSCHKE, Stadt- KEYSER, Städtebuch S. 236 und auch noch UNGER, Hers- schultheiß S. 36, 60-61. feld S. 596-597 sowie LENG, Hersfeld Kap. VII, dagegen 134 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 108-109; BUTTE, Stift S. 127, bereits JÄSCHKE, Stadtschultheiß S. 57, 69. nennt zwar die Erwähnung von (Stadt-)Räten (consules) 1249, 126 HESS, Marktplatz S. 103 und vor allem DERS., Hersfeld S. 26 geht aber nicht weiter auf deren Bedeutung und Funktion sieht in dem Diplom ein inhaltsloses Privileg, in dem JÄSCH- ein, vgl. HÄGERMANN/KRUISHEER, Urkunden Nr. 100; KE, Stadtschultheiß S. 41-42, Zitat S. 51 allerdings den WENCK, Landesgeschichte 3 Nr. 133 S. 122; DEMME, Nach- „über die Grenzen des Territoriums hinausweisenden Rah- richten Bd. 1 S. 103 Nr. 3 (Übersetzung). Die übrigen Auto- men ab[gesteckt sieht], in dem sich die städtischen Hono- ren lassen diese erste Nennung unkommentiert. ratioren mit dem Schultheiß an der Spitze zu bewegen ge- 135 BUTTE, Stift S. 128-129, Beilage Nr. 6; JÄSCHKE, Stadt- dachten“. schultheiß S. 59-61. 127 DOBENECKER, Regesta 3 Nr. 2068 S. 326. 136 ZIEGLER, Bürgermeister S. 24. 128 JÄSCHKE, Stadtschultheiß S. 58 mit Anm. 187. 137 Das folgende nach BUTTE, Stift S. 13-23.

12 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Abtes, Simon (I.) von , blieb im Konvent war damit aber die städtische Politik der nächsten umstritten, und besonders die Pröpste opponierten Jahrhunderte vorgezeichnet: In Opposition zu ihrem gegen seine Durchsetzungsversuche in Fragen der Landesherrn suchte und fand die Stadt bereitwillige Stiftspolitik und der Verwaltung. Dahinter verbargen Unterstützung bei den hessischen Landgrafen. sich letztlich auch Konkurrenzkämpfe der umlie- Der Aufstieg Hersfelds ist deutlich an der Bautä- genden Adligen, die nach lukrativen Stiftslehen trach- tigkeit und dem Gütererwerb während des 13. und teten. Der Konvent fand in der Stadt Hersfeld rasch der ersten Hälfte des 14. Jhs. abzulesen. Zunächst einen willigen Bundesgenossen, der eine Festigung ist selbstverständlich der Bau der zweiten Stadtmau- seiner Privilegien erhoffte, die gerade der neue Abt in er zu nennen, der im ersten Drittel des 13. Jhs. im Abgaben- und Gerichtsfragen zurückzudrängen hoff- Süden begonnen und bis zur Mitte des 14. Jhs. im 138 te . Es kam zu militärischen Auseinandersetzungen, Osten und Nordosten seinen Abschluss gefunden die durch den Fuldaer Sühnevertrag (1307), der für haben dürfte143. Sodann setzte der gotische Neubau die Opposition günstig ausfiel, vorübergehend be- der Stadtkirche ein deutliches Zeichen für die Bür- endet wurden. Indes flackerten die fehdeartigen gergemeinde. Um 1300 begann man mit dem Bau Kämpfe immer wieder auf, unterbrochen durch einen des Chores, der 1323 geweiht werden konnte, kurz gemeinsamen Kriegszug der beiden Äbte von Fulda darauf, um 1330, entstanden die Eingangshalle und und Hersfeld gegen Landgraf Friedrich von Thürin- die ersten Stockwerke des Turmes, zwischen 1350 gen im Jahre 1312. Auch als Simon 1315 das Feld und 1370 errichtete man das Langhaus144. Nicht zu räumen musste, blieb der Konflikt zwischen Stadt vergessen sind auch die 1310 bzw. 1368 nachgewie- und Stift virulent. Seine Nachfolger versuchten in den senen steinernen Brücken über Haune und Fulda, die nächsten Jahrzehnten wiederholt, die innerstädtischen im Zusammenhang mit dem spätmittelalterlichen Konflikte zwischen den führenden Kaufmannsfami- Wirtschaftsaufschwung der Stadt zu sehen sind145. lien und der breiteren Schicht der Textilhandwerker Schließlich steht der 1344 erfolgte Verkauf des stifti- zu ihrem Vorteil zu nutzen, was freilich grundsätzlich schen Hospitals am Johannestor mit den dazugehöri- misslang. In einem neuerlichen Sühnevertrag er- gen Gütern an die Stadt und seine Umwandlung zu reichte die Stadt die weitestgehend selbstständige einem Bürgerspital für die Prosperität des Ortes146. Regelung ihrer Gewerbeangelegenheiten139. Im De- zember 1331 ließ sich die Stadt von dem damals für Inwiefern die Pestwellen ab 1348 und die nachfol- mehrere Monate in weilenden Kaiser Lud- genden Judenverfolgungen einerseits die wirtschaft- wig ihre Rechte und Privilegien bestätigen140. liche Entwicklung der Stadt beeinträchtigten und andererseits das Verhältnis zwischen Abt und Stadt Mit der eigenmächtigen Veräußerung Arnstadts beeinflussten, ist nur schwer abzuschätzen. Auch – dem wertvollsten auswärtigen Besitz des Klosters wenn die Opferzahl auf dem so genannten „Pest- – durch den Abt an den Grafen von Schwarzburg ging stein“ 147 an der Stadtkirche mit 3.000 übertrieben der Konflikt zwischen Abt und Stiftskapitel bereits im darauffolgenden Jahr in die nächste Runde. Das gewaltsame Vorgehen des Abtes gegen den oppositio- 143 nellen Propst von Johannesberg und außerordentliche HESS, Marktplatz S. 102; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 90. 144 HÖRLE, Geschichte; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 153-158. Steuerforderungen führten schließlich 1337 zu einem 145 VOIT, Brücken; LENG, Hersfeld Kap. II.3; SENCKENBERG, formellen Bündnis zwischen dem Kapitel und der Selecta Bd. 3 S. 381. Bürgerschaft zv Nutze des Styftes zu H[er]sfelde, d[er] 146 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 17, 120-121; ZIEGLER, Hos- Stat vnd des landes141. Spätestens in dieser gleichsam pital. 147 Zuletzt WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 158 und bereits landständischen Einung trat die Stadt als politisches HÖRLE, Geschichte S. 18; DERS., Inschriften S. 125 datieren Subjekt gegen den Abt an. Zusätzlich sicherte sich den Stein in das Jahr 1356. Für eine eindeutige Transkrip- die Stadt ab, indem sie sich die vom Abt zugesicher- tion des nur schwer leserlichen Datums (Anno milleno ter ten Privilegien von Landgraf Heinrich II. beglaubigen c semel l q[uoque] seno.) danke ich Herrn Dr. habil. Sebas- tian Scholz, Akademie der Wissenschaften und der Literatur, 142 ließ . Auch wenn der versöhnliche und diploma- Mainz. Die von DEMME, Nachrichten S. 18 Anm. 2 gelie- tisch geschickte Abt Johann II. die enge Verbindung ferte Lesung scheint problematisch und seine Datierung der zwischen Stadt und Konvent wieder lockern konnte, Pest auf 1348 dürfte auf einem Übersetzungsfehler (sechszehn statt richtig sechs für seno) beruhen, zumal die Pest erst im Frühjahr 1349 in Deutschland auftrat. WIEGAND geht da- von aus, dass der Stein zu einem größeren Denkmal gehörte, 138 Der Vorvorgänger Simons, Abt Heinrich IV., hatte der Stadt das auf dem Friedhof aufgestellt war. Da der Kirchhof um 1285 günstige Steuer- und Abgabemodalitäten eingeräumt; die Stadtkirche für die Bestattung der Pestopfer, selbst wenn vgl. WENCK, Landesgeschichte 3 Nr. 176 S. 152. man die Zahl als Übertreibung nimmt, wohl kaum genü- 139 DEMME, Nachrichten Bd. 1 Nr. 10 S. 100-111. gend Raum geboten haben dürfte, ist zu vermuten, dass 140 LANDAU, Urkunden S. 59-60. man Massengräber auf dem alten Friedhof am Frauenberg 141 DEMME, Nachrichten Bd. 1 Nr. 17 S. 117-118, hier S. 117. nutzte und den Peststein dann nach Auflösung des Bestat- 142 BUTTE, Stift S. 27. tungsplatzes im 15. Jh. an die Stadtkirche versetzte.

13 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld sein dürfte, ist mit einem zumindest kurzfristigen trotzdem die Tore öffnete, bewahrte den Landgrafen deutlichen Bevölkerungsrückgang zu rechnen. Aller- vor einer schweren Niederlage. Dieses Eingreifen der dings wurde der Bau der gotischen Stadtkirche in den Stadt zu Gunsten des Landgrafen stellte sie allerdings 1350er Jahren fortgesetzt und blieb nicht wie andern- in denkbar deutlichen Gegensatz zum Abt und dem orts stecken. Es liegt nahe, dass damals auch viele Ritterbund, dem auch viele kleinere Adlige der Um- Dorfbewohner des Umlandes in die Stadt zogen und gebung angehörten, die neidvoll den wirtschaftlichen so mit zu dem Entstehen der zahlreichen Wüstungen Aufschwung der Stadt beobachteten, an dem sie im Umland Hersfelds beigetragen haben148. keinen Anteil hatten. So kam es am 28. Jan. 1373 zu Gegenüber den Juden scheint zwischen Abt und einem Schutz- und Trutzbündnis zwischen der Stadt Stadt aufgrund einer „großen Kapitalkrise“ 1350 Ein- Hersfeld und den Landgrafen von Hessen und am tracht geherrscht zu haben, denn der Abt Johann 24. Okt. 1373 mit den Landgrafen von Thüringen. stellte am 15. Juli 1350 einen Reversbrief aus, in dem Schließlich versuchte der Abt mit einem Trupp er die Hersfelder Bürger vor eventuellen Anklagen im von Vertretern der umliegenden Adelsgeschlechter Zusammenhang mit dem im Jahr zuvor stattgefun- die Stadt in der Nacht vom 27. zum 28. April 1378 denen Pogrom in Schutz nahm149. Offenbar rückten zu überrumpeln. Der Überfall in dieser Vitalisnacht die Kontrahenten tatsächlich enger zusammen, und scheiterte, die Bürger waren durch einen Beteiligten es kam im Laufe der 1350er und 1360er Jahre wieder- – Simon von Haune – vorgewarnt worden. Es gab holt zu militärischen und finanziellen Unterstützun- zahlreiche Tote, und der Abt konnte sich gerade noch gen des Abtes durch die Stadt. rechtzeitig in die von ihm stark befestigte Wasserburg Dieses schiedlich-friedliche Nebeneinander hatte Eichen, einen guten Kilometer südwestlich der Stadt 152 mit der Wahl Bertholds II. von Völkershausen zum in der Fuldaaue gelegen, retten . Von hier und von neuen Abt im Jahre 1367 bald ein Ende150. Binnen den befestigten Klöstern auf dem Peters- und Johan- weniger Jahre verwoben sich die Hersfelder Ausein- nesberg begann er mit seinen Leuten einen Kleinkrieg andersetzungen gleichsam mit den großen regionalen gegen die Stadt, Brücken und außerhalb gelegene macht- und territorialpolitischen Fragen des 14. Jhs., Mühlen wurden zerstört, städtisches Vieh weggetrie- wobei alte Konfliktlagen erneut und mit besonderer ben und die Obstgärten verwüstet. Die Stadt schlug Heftigkeit aufbrachen. Das Jahr 1372 brachte eine für zurück, ihre Soldknechte brannten adlige Dörfer nie- die nächsten Jahrhunderte entscheidende Weichen- der, eroberten und zerstörten das Kloster Petersberg. stellung. Unter Führung der Grafen von Ziegenhain Nach rund zwei Monaten ließen die militärischen hatten sich um 1370 zahlreiche Ritter zum so ge- Aktivitäten nach, begleiteten aber noch die nun fol- nannten Sternerbund zusammengeschlossen, um ge- genden Rechtsstreitigkeiten, die sich bis zum Ab- meinsam gegen die territorialen Expansions- und Ar- schluss eines Sühnevertrages im Jahre 1381 hinziehen 153 rondierungsbestrebungen der hessischen Landgrafen sollten . aufzutreten. Mit den Herzögen von Braunschweig- Diesen Vertrag brachte der hessische Landgraf Lüneburg und den Erzbischöfen von Mainz gehör- Hermann II. zu Stande, nachdem kaiserliche und ten aber auch bedeutende Reichsfürsten dem Bund mainzische Mandate wirkungslos geblieben waren154. an. Der Hersfelder Abt, in der Stadt Hersfeld und in Vor allem die Tatsache, dass er auch die Umsetzung Thüringen durch den Einfluss der Landgrafen in sei- bzw. Einhaltung des Sühnevertrages sichern konnte, nen Rechten bedrängt und in Lehnstreitigkeiten ver- zeigt seine Entwicklung zur wichtigsten machtpoli- wickelt, trat insgeheim ebenfalls dem Bund bei. Als schen Größe in der Region155. Bereits 1430 schloss sich 1372 das landgräfliche Heer nach der fluchtar- die Stadt einen Schutzvertrag mit dem Landgrafen156. tig abgebrochenen Belagerung der Sterner auf der Ihr folgte dann auch 1432 der Abt, der mit Zustim- Burg Herzberg nach Hersfeld zurückzog und um Ein- mung des Konvents die Abtei mit all ihrem Besitz in lass in die Stadt begehrte, gab sich der Abt als Partei- den Erbschutz der Landgrafen übertrug157. gänger der Sterner zu erkennen151. Dass die Stadt

152 WINKELMANN, Beschreibung S. 265; DEMME, Nachrichten 148 NUTZ, Kirchenruinen; ULLRICH, Wüstungen; ROSSKOPF, Bd. 1 S. 152; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 308-317; ZIEG- Dörfer; SIPPEL, Gießlingskirche; vgl. die Auflistung im His- LER, Territorium S. 94-96. torischen Ortslexikon online, Bearbeitungsstand vom 13. 153 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 29-31, 195-198; NEUHAUS, Dez. 2006. Geschichte S. 119-122. 149 BUTTE, Stift S. 31-33, Zitat S. 32. 154 Vgl. dazu ausführlich JÄSCHKE, Stadtbuch S. 374-457. 150 Zum Folgenden BUTTE, Hersfeld; DERS., Hessen; DERS., 155 JÄSCHKE, Abt; DERS., Kopialbuch. Stift und vor allem MITZE, Vitalisnacht sowie DERS., Kon- 156 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 228. flikt. 157 Landgrafen-Regesten Nrn. 4735, 4737, Bearbeitungsstand 151 GÖRLICH, Hessen. vom 17. Okt. 2006.

14 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Die Einschränkung des Handlungsspielraumes, Bestand haben könne163. Zunächst erschien dieses die sich daraus für den Abt ergab, wurde durch seine Vorhaben zu gelingen; es hätte den hessischen Ein- Behauptung als Landesherr gegenüber der Stadt aus- fluss in der Region nachhaltig beschränkt, und Fulda geglichen, die nun nur noch von Fall zu Fall mit der „wäre mit dem territorialen Zugewinn langfristig in Unterstützung des Landgrafen rechnen konnte. Dem- der Lage gewesen, im regionalen Machtgefüge zu entsprechend schwelten die Konflikte zwischen Stadt einer Position von mittlerer Bedeutung aufzustei- und Abt weiter. Vor allem wurden das Gebiet der gen“164. Unterstützung fand Hartmann von Kirchberg Reichsabtei wie die Stadt Hersfeld selbst zum Schau- auch bei Ludwig von Boyneburg, dem hessischen platz der militärischen Auseinandersetzungen im Zu- Landhofmeister und Kopf des vormundschaftlichen sammenhang mit den wiederholten Erbfolgestreitig- Regentschaftsrates, der die Stadt Hersfeld ruhig hal- keiten im Landgrafenhaus in der zweiten Hälfte des ten sollte, sowie vor allem bei Papst Leo X. und Kai- 15. Jhs. Es ist wohl kein Zufall, dass der hessische ser Maximilian I.; ersterer stimmte im Mai 1513 der Teilungsvertrag von 1464 in Hersfeld abgeschlossen Vereinigung zu, letzterer belehnte Hartmann von wurde158. Kirchberg, seit Juli 1513 Abt von Fulda, am 15. Dez. Kaum waren diese Konflikte beigelegt, brachen 1513 auf dem Reichstag in Augsburg mit den Rega- 165 unter dem energisch auftretenden Abt Volpert Riede- lien beider geistlichen Fürstentümer . Allerdings ver- sel von Bellersheim (1493-1513) erneut die Streite- weigerte die Stadt Hersfeld auch diesem neuen Abt reien mit der Stadt auf und verbanden sich mit dem die Huldigung und verschloss die Tore vor ihm. Ein regionalen territorialpolitischen Konkurrenzkampf159. angehender Schwiegersohn Boyneburgs, Friedrich Zunächst begann ein jahrelanger Rechtsstreit am von Schlitz, gen. Görtz, der Führer des Fuldaer Mili- Reichskammergericht um Fragen der Gerichtsbarkeit tärtrupps besetzte daraufhin das Schloss Eichen und und des einträglichen Geleitsrechtes. Die Stadt ver- ließ die Stadt mit Artillerie beschießen. Nicht zuletzt weigerte dem neuen Abt die Huldigung bzw. for- die Unterstützung dieser Politik des Fuldaer Abtes derte vorher dessen Verzicht auf seine Gerichtshoheit durch Boyneburg ermöglichte es Landgräfin Anna über die Hersfelder Bürger. Sie bekam dabei jahre- Teile des hessischen Adels auf ihre Seite zu ziehen lange Unterstützung durch die Landgrafen und wohl und die Regentenregierung unter dessen Führung auch durch den Fuldaer Abt. Ein wichtiges Instru- im Februar 1514 zu stürzen. Sofort entsendete sie nun ment der landgräflichen Politik war dabei der 1505 auch hessische Truppen, die mit Unterstützung der ergangene kaiserliche Auftrag, die Hersfelder Bene- Söldner der Stadt Hersfeld bis Ende März die fuldi- diktiner an die Bursfelder Reformkongregation an- schen Besatzungen vom Gebiet der Reichsabtei ver- zuschließen160. Abt Volpert gelang es, den von der Sy- trieben. Die hessischen Hegemonieansprüche in der philis gezeichneten Landgrafen Wilhelm II. bis zu Region waren offensichtlich auch nicht mehr durch dessen Tod hinzuhalten und die Durchführung kon- päpstliche Bullen und kaiserliche Mandate zurück- kreter Reformschritte, die das Ende seiner Kompe- zudrängen. Bereits im Mai 1514 wählte der Hersfel- tenz in monastischen Fragen bedeutet hätte, hin- der Konvent Ludwig IV. von Hanstein zum Verweser auszuzögern. Die nach Landgraf Wilhelms Tod 1509 und am 19. Sept. 1515 zum neuen Abt. Hartmann aufbrechende Herrschaftskrise während der vor- verzichtete mit seiner Urkunde vom 30. März 1516 166 mundschaftlichen Regierung ließ ein Machtvakuum förmlich auf Hersfeld . entstehen, das der Fuldaer Adjutor Hartmann von Zeitlich parallel und ursächlich mit den aufbre- Kirchberg sofort nutzte und die Vereinigung der bei- chenden Konflikten zwischen dem Fuldaer Abt und den geistlichen Fürstentümer vorantrieb161. 1511 er- seinen Landständen verbunden, endeten die Aus- klärten dann die beiden Äbte, Kapitel und Konvente einandersetzungen um die Reichsabtei Hersfeld167. ihre Absicht zu einer Inkorporation, weil das Stift Allerdings entstand innere Unruhe, als nach dem Hersfeld durch widerwertigkeit162 weltlicher Gewalten, baldigen Tod des gewählten Abtes Ludwig IV. von der fortgesetzten Missachtung der landesherrlichen Hanstein im Juni 1516 die Landgräfin massiv Mit- Rechte durch die Stadt und deren Unterstützung sprache bei der Wahl des neuen Abtes beanspruchte durch die Landgrafen in seinen Rechten und Ein- und die Bürgermeister der Stadt einen eigenen Kan- künften derart beschnitten sei, dass es alleine keinen didaten, den Propst zu Frauensee und ,

158 GERLACH, Hersfeld; VOLK, Landgrafschaft S. 19. 163 Vgl. BREUL-KUNKEL, Herrschaftskrise S. 91-115. 159 BREUL-KUNKEL, Herrschaftskrise S. 80-90. 164 BREUL-KUNKEL, Herrschaftskrise S. 115. 160 UNGER, Hersfeld S. 600. 165 HStAM M I, 1513 Dez. 15. 161 LEINWEBER, Äbte S. 100-102. 166 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 45-47; ZIEGLER, Mitra S. 20; 162 Hessisches Staatsarchiv Marburg (im Folgenden abgekürzt BREUL-KUNKEL, Herrschaftskrise S. 127 mit Anm. 65. HStAM) R I.a, 1511 März 9. 167 JÄGER, Fürstentum S. 168-180.

15 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Georg von Weitershausen, mit Kasseler Hilfe durch- einer Predigt in der Stiftskirche aufgefordert174. Im setzen wollten168. In Kassel dachte man indes daran, Laufe der nächsten beiden Jahre spitzte sich die Situa- im Zuge der Neuwahl die steckengebliebenen monas- tion zu, Mönche und Nonnen traten aus den Hers- tischen Reformansätze wieder in Gang zu setzen und felder Klöstern aus, die Kritik am Konkubinat eini- bat das Bursfelder Generalkapitel um einen Kandi- ger Stiftsgeistlichen von Seiten des Stadtrates wurde datenvorschlag. Der Konvent in Hersfeld sah sich lauter, die Kritik an der tradierten kirchlichen Lehre dadurch in seinem Wahlrecht beschnitten und wählte und Praxis in den Predigten Fuchs’ und besonders ab rasch und ohne Rücksprache mit der Landgräfin am 1523 Rincks verschärfte sich175. Schließlich sah sich 1. Sept. 1516 Georg von Weiterhausen zum neuen der Abt als Landesherr gezwungen, die beiden Predi- Abt. Damit hatte man zumindest die Opposition der ger Ende 1523 zu entlassen. Der Rat, sonst auf seine Stadt entkräftet. Allerdings erklärten die am nächsten Selbstständigkeit gegenüber dem Abt bedacht, hielt Tag in Hersfeld eintreffenden hessischen Räte die still, zumal in den führenden wohlhabenden Kauf- Wahl für unzulässig, und man einigte sich auf einen mannsfamilien die entschiedensten Gegner der refor- Kompromisskandidaten, den aus Hungen in der Wet- matorischen Prediger vermutet werden dürfen. Aller- terau stammenden Konventualen Kraft Myle (Crato), dings mobilisierten die beiden Prediger ihre zahlrei- der als einziger dem Fuldaer Abt im Jahre 1513 die chen Sympathisanten zum „Pfaffensturm“. In dessen Huldigung verweigert hatte. Mit der Wahl eines bür- Verlauf wurde das Haus des Kanzlers verwüstet und gerlichen Handwerkersohnes wurde die jahrhunder- der Abt gezwungen, die Entlassung aufzuheben. An- tealte Tradition beendet, die Äbte aus dem regionalen schließend stürmte man noch die Häuser von zehn Adelsmilieu zu bestimmen, und man durfte auf eine konkubinatorischen Weltklerikern in der Stadt. Wie- engere Bindung an die machtpolitische Zentrale in der war der mächtige Arm des Landgrafen gefragt. Kassel hoffen. Wohl vom Abt um Unterstützung gegen die aufrüh- Hersfeld wurde früh von der reformatorischen Be- rerische Bevölkerung gebeten, verfügte Landgraf Phi- wegung erfasst169. Vier Gründe dürften dabei eine lipp im Januar 1524 die Ausweisung von Fuchs und zentrale Rolle gespielt haben: erstens, schlicht die Rinck, die man bereits verhaftete hatte. Hersfelder räumliche Nähe zum Geschehen im sächsisch-thü- Bürger befreiten die beiden und geleiteten sie dann ringischen Raum; zweitens, waren mit Heinrich auf Eisenacher Gebiet. Der Schiedsspruch, mit dem Fuchs und Melchior Rinck170 zwei Theologen in der Philipp diesen Konflikt im Februar beendete, fiel auf- Stadt tätig, die über ihr Studium in die humanistisch- fällig milde aus, und er forderte den Abt auf, die reformatorischen Kreise in bzw. ein- Stadtpfarrei mit fromen geschickten personen, dy dem 176 gebunden waren; drittens, stand der Abt Crato Luther volck das wort gots zuerkunden […] wissen , zu be- und seiner Lehre mit gewissen Sympathien gegen- setzen. Die Hinwendung des Landgrafen zur refor- über171; viertens, ist von einem tatsächlichen kirch- matorischen Bewegung mag hierbei in Rechnung 177 lich-monastischen Reformstau und besonders von der gestellt werden . Stadtgemeinde wahrgenommenen Missständen im Bereits im Januar 1525 kam mit Adam Krafft ein kirchlichen Bereich auszugehen172. Mit den Predigten evangelischer Prediger von Fulda nach Hersfeld, und von Heinrich Fuchs im Sinne der lutherischen Theo- die von den Sympathisanten Fuchs’ und Rincks gegen logie seit der Jahreswende 1520/21 kann Hersfeld in den Rat gerichteten Angriffe konnten damit abge- Anspruch nehmen, der erste Ort im heutigen Hessen mildert werden178. Bald darauf überschlugen sich aber gewesen zu sein, an dem im Sinne der neuen Lehre die Ereignisse179. Im April erschienen aufständische gepredigt wurde173. Als dann Luther auf dem Rück- Bauern, vor denen in Vacha u. a. auch Fuchs und weg vom Wormser Reichstag Anfang Mai 1521 in Rinck gepredigt hatten, vor der Stadt Hersfeld und Hersfeld Station machte, bereiteten ihm der Abt und verlangten vom Rat, das Stift einzunehmen. In den der Stadtrat einen ehrenvollen Empfang. Luther über- nächsten Tagen verbündeten sich die radikaleren städ- nachtete im Kloster und wurde vom Abt sogar zu

174 DICKEL, Luther; FLECK, Luther und BREUL-KUNKEL, Herr- 168 Zum Folgenden vgl. BREUL-KUNKEL, Herrschaftskrise S. schaftskrise S. 177-180. 160-163. 175 BREUL-KUNKEL, Herrschaftskrise S. 186-197. 169 DERSCH, Vorspiel; zuletzt umfassend BREUL-KUNKEL, Herr- 176 HStAM M I, 1524 Feb. 14. schaftskrise S. 164-208. 177 SCHNEIDER, Anfänge. 170 APEL, Pfarrer; HÜTTEROTH, Pfarrer S. 92, 282. 178 Zu den Beziehungen zwischen Hersfeld, Fulda und der Land- 171 UNGER, Hersfeld S. 600. grafschaft Hessen in der Reformationszeit vgl. WALTHER, 172 HAFNER, Verhältnisse, wenngleich etwas zu schwarzmale- Abt S. 87-114. risch; NEUHAUS, Geschichte S. 129-140; UNGER, Verhält- 179 Vgl. dazu MERX, Bauernkrieg; ENDRES, Bauernkrieg; sowie nisse. zuletzt und ausführlich mit zahlreichen Quellenbelegen 173 HEPPE, Abdruck; BREUL-KUNKEL, Herrschaftskrise S. 206. BREUL-KUNKEL, Herrschaftskrise S. 248-300.

16 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld tischen Gruppen mit teilweiser Unterstützung des aufsicht und beauftragte 1528 Adam Krafft mit der Rates mit den Bauern und gaben so dem Aufstand Visitation der Hersfelder Stadtpfarrei187. Die Kirchen- eine regelrecht stadtbürgerliche Ausrichtung180. Am güter wurden sukzessive eingezogen und – ganz wie 22. April beugten sich der Abt und der Konvent dem in der Landgrafschaft – anderen Verwendungszwe- Druck und unterzeichneten sogar die „Zwölf Arti- cken zugeführt. Selbst über die im Reichsstift gelege- kel“ der Aufständischen, versicherten aber gleichzeitig nen Klöster verfügte der Landgraf nach Gutdünken. gemeinsam mit Bürgermeister und Rat den Land- Die Stadt war bereits ab 1526 regelmäßig durch Ab- grafen ihrer Loyalität und schilderten den Druck der gesandte, meist Bürgermeister und/oder Stadtschrei- Aufständischen. Landgraf Philipp beendete den Auf- ber auf den hessischen Landtagen vertreten188. Sie ar- stand mit militärischer Gewalt und rückte am 28. rangierte sich also rasch mit ihrem neuen faktischen April mit mehreren tausend rasch angeworbenen Status als hessische Landstadt189. 181 Söldnern in die Stadt ein . In den letzten Jahrzehnten des Bestehens der Politisch musste der Landgraf zwar weiterhin die Reichsabtei handelten die Äbte mehr oder weniger Reichsunmittelbarkeit der Abtei anerkennen, fak- im Sinne der Reformation, wenn sie etwa 1570 in tisch hatte ihre Abhängigkeit „von der Landgrafschaft dem leerstehenden Franziskanerkloster, das ihnen im […] aber ein Maß erreicht, das bereits jenseits der Vertrag von 1558 von Landgraf Philipp wiederum Schwelle der Mediatisierung lag“182. Konkret bedeu- zugesprochen worden war, ein einrichte- tete dies, dass die Landgrafen einerseits immer wie- ten, statt die eingegangene Klosterschule wiederzube- der in die Abtswahlen eingriffen, ihre Kandidaten leben190. durchsetzten – der Abt Kraft (1588-92) war sogar Mit der Wahl des vom hessischen Landgrafen un- während seines Abbatiates hessischer Amtmann in terstützten und dem Protestantismus nahestehenden 183 Vacha –, in den städtischen Belangen zusehends an Abtes Joachim Roell im Jahr 1592 war endgültig der Einfluss gewannen und dabei nicht zuletzt die Ein- Anfang vom Ende des geistlichen Fürstentums ein- 184 führung der Reformation förderten , andererseits geläutet. Roell war bereits nur auf Druck des Land- aber auch die Wiedertäufergemeinden in der weiteren grafen Wilhelm IV. 1582 in das, mittlerweile ohnehin 185 Umgebung nach und nach aushoben . Rechtliche wahrscheinlich vollständig von Protestanten besetzte, Grundlage bildeten die Schadensersatzforderungen, Hersfelder Kapitel aufgenommen worden191. Er galt die der Landgraf für seinen Einsatz gegen die Auf- als kunstsinnig und hoch gebildet. Mit Landgraf 186 ständischen von der Reichsabtei verlangte . Da der Moritz, mit dem ihn wissenschaftliche und literarische Abt die geforderten 6.000 rheinischen Gulden nicht Interessen verbanden, stand er in persönlichem Brief- in bar aufbringen konnte, hielt Philipp zunächst kontakt. In gegenseitigem Einvernehmen wurde nun einige Hersfelder Ämter besetzt. 1550, und dann der Übergang der Reichsabtei an die Landgrafschaft 1558 verlängert, erhielt der Landgraf die Hälfte der eingeleitet. Die Zuspitzung der konfessionspolitischen Stadt Hersfeld und ließ bald darauf eine fürstlich Konfliktlagen im Reich ließen Moritz drängen, und hessische Kanzlei einrichten. Aber bereits ab 1525 be- bereits 1604 wurde sein damals gerade zehnjähriger anspruchte der Landgraf auch die kirchliche Ober- Sohn, Erbprinz Otto, als Administrator des Stiftes eingesetzt. Mit dem Tod des letzten Abtes im Jahre 1606 fiel somit die Verwaltung des Reichsstiftes voll- ständig in die Hände der Landgrafschaft. Reichs-

180 ENDRES, Bauernkrieg S. 138. rechtlich wurde dieser Übergang freilich erst mit dem 181 Diesem Ereignis als wichtigem Schritt für den Jahrhunderte Westfälischen Frieden (Instrumentum Pacis Osnabru- währenden Übergang der Reichsabtei an Hessen maß Land- gense [IPO] Art. XV, § 2) im Jahre 1648 festgeschrie- graf Moritz zu Beginn des 17. Jhs. immerhin soviel Bedeu- ben und Hersfeld gehörte als weltliches Fürstentum tung zu, dass er die Einnahme Hersfelds in das Programm einer Serie von Bildteppichen zu den Taten seines Großvaters bis zum Ende des Alten Reiches in Personalunion 192 aufnehmen ließ; KÜMMEL, Ikonoklast S. 82-83 und die Abb. zur Landgrafschaft Hessen-Kassel . im Anhang dieses Textheftes. 182 BREUL-KUNKEL, Herrschaftskrise S. 303. 183 ZIEGLER, Mitra S. 21. 184 NEUBER, Aufhebung S. 83; DICKEL, Raid. Die Verbunden- heit Raids, Stadtpfarrer von Hersfeld 1525-1565, mit dem 187 NEUBER, Aufhebung; DERS., Kirchengut. Landgrafen wird in seiner Funktion als Trauzeuge und Notar 188 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 14; detailliert HOLLENBERG, der 1540 in der Schlosskirche von Landtagsabschiede S. 61-62,Tabelle S. 425. 189 geschlossenen Zweitehe des Landgrafen deutlich; DICKEL, MITZE, Stadtordnung. Luther S. 37. 190 GLISS, Geschichte. 191 185 FRANZ, Wiedertäuferakten S. 54-57, 62-64; BEULSHAUSEN, DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 85; NEUHAUS, Geschichte Geschichte S. 98-169 u.ö. S. 150-151. 192 186 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 53-54, 66-72; ZIEGLER, Terri- ZIEGLER, Territorium S. 36; LEDDERHOSE, Hassiae; DICKEL, torium S. 35-36. Ende; DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 51.

17 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Der Übergang zu Hessen brachte für die Stadt Da, abgesehen von der wenig glaubwürdigen Zahl den unmittelbaren Vorteil, dass sie von der auf Ver- von 3.000 Pestopfern im Jahre 1356199, nur wenige anlassung Landgraf Moritz’ bereits seit einigen Jah- genaue Opferzahlen (1611: 181 Pesttote200) und nur ren vorangetriebenen Schiffbarmachung der Fulda wenige für demographische Aussagen verwertbare wirtschaftlich profitieren konnte193. Ende 1608 spürte Daten vorliegen201, ist man auf Rückschlüsse von der dann die Kirchengemeinde freilich auch die kräftige generellen Bevölkerungsentwicklung angewiesen202. Hand des Fürsten als entsprechend der 1605 einge- Einen wichtigen Anhaltspunkt liefern die Haushalts- führten Verbesserungspunkte, gegen den Willen des zahlen203. Die Zunahme von rund 400 Haushalten Stadtpfarrers und weiter Teile der Gemeinde, der im Jahr des Bauernkrieges auf 725 steuernde Haus- Bildschmuck aus der Kirche entfernt bzw. der figür- halte im Jahre 1614 lässt eine Zunahme der Bevöl- liche Schmuck abgeschlagen wurde194. kerung in diesem Zeitraum um 80% von rund 2.000 204 Trotz der turbulenten Zeit des ausgehenden Mit- auf rund 3.600 vermuten . Damit gehörte Hersfeld telalters und des 16. Jhs. ist von einer positiven Ent- zur Gruppe der zehn bis fünfzehn größten Städte im wicklung der Stadt auszugehen. Die seit Mitte des Gebiet des heutigen Landes Hessen. 14. Jhs. immer wiederkehrenden Pestepidemien – Die Forschung geht davon aus, dass die Stadt etwa 1410, 1412, 1470, 1486 und 1611 – führten unmittelbar vor dem Dreißigjährigen Krieg 700 bis zweifellos zu kurzfristigen Bevölkerungseinbrüchen195. 800 Hausbesitzer zählte205. Da die Vermutung nahe Inwiefern die Stadt im Zuge des Schmalkaldischen liegt, dass einige, wenngleich nicht sehr viele Perso- Krieges, des Fürstenaufstandes und des Markgra- nen auch zwei oder mehr Häuser besaßen, darf eine fen-Krieges um die Mitte des 16. Jhs. von Truppen- Häuserzahl von 750 bis 850 angenommen werden. durchzügen betroffen war und eventuell von Seuchen heimgesucht worden ist, kann bei gegenwärtigem Kenntnisstand nicht sicher gesagt werden, scheint 4. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des aber aufgrund ihrer günstigen Verkehrslage wahr- Alten Reiches scheinlich196. Allerdings war die Wirtschaftskraft der Stadt stark genug, um genügend Zuwanderer von Mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges wur- außerhalb anzuziehen und die Vitalität der Bevölke- den die alten Handelsstraßen zu Heerstraßen. Profi- rung kräftig genug, um die Einwohnerzahlen immer tierte Hersfeld in Friedenszeiten von seiner Lage an wieder rasch auszugleichen. Noch heute ist der Wohl- den alten und wichtigen Fernwegen, so setzten nun stand des Ortes an den zahlreichen erhalten geblie- bald die Bedrückungen durch Truppendurchzüge ein. benen Bauwerken deutlich ablesbar, die von der Mitte Neben den geforderten Quartier- und Fourageleis- des 16. Jhs. bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges umgebaut oder errichtet worden sind. An erster Stelle ist hier der zwischen 1607-1612 ent- 199 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 158, HÖRLE, Geschichte standene Komplex von Rathaus und Weinhaus zu S. 18. nennen197. Es sind aber auch mehrere Dutzend präch- 200 WITZEL, Hersfeld S. 21. 201 tige Wohn- und Geschäftshäuser zu erwähnen, die Die in der Literatur für die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg bzw. 1616 immer wieder genannte Einwohnerzahl in diesen Jahrzehnten neu errichtet oder im Renais- von 6.553 geht zurück auf PFISTER, Handbuch S. 245: sancestil überformt worden sind – etwa Am Markt „[…] hat die Stadt zwar nur 637 Häuser (vor dem 30jährigen 6, 7 (1580?), 8 (1582), 28 und 29, Hanfsack 2 (1619) Kriege über 750), aber eine Bevölkerung von 6553 E.“. Wohl und 7 (1600), Teile des Hospitals, einige Gebäude aufgrund eines Lese- bzw. Verständnisfehlers hat DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 97 diese auf die Gegenwart PFISTERS im Stift, Klausstraße 3 und 34 (1609) sowie Wein- (1840) bezogene Angabe für die Zeit vor dem Dreißigjähri- straße 14198. gen Krieg in Anspruch genommen; ihm folgend auch HEIL, Entwicklung S. 34; KEYSER, Städtebuch S. 234 (S. 235 die Zahl dann allerdings auch korrekt für 1840!); MOZER, Bau- geschichte S. 84 und bereits kritisch ZILLINGER, Hunger 193 NEUHAUS, Fuldaschiffahrt; BRUNNER, Beiträge; JÄGER, Fürs- S. 109. tentum S. 242; ENGEL, Moers. 202 GRÄF, Kleinstädte S. 20. 194 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 93-95; KÜMMEL, Ikonoklast 203 Zum Folgenden WITZEL, Hersfeld S. 70-73. S. 46-52; MENK, Widerstände. 204 Hier wurde mit dem Multiplikator 5 gerechnet, der sich für 195 KEYSER, Städtebuch S. 234; DEMME, Nachrichten Bd. 1 kleinere Städte als sinnvoll erwiesen hat; vgl. WITZEL, Hers- S. 41. feld S. 77. Möglicherweise ist sogar von einer noch höheren 196 Vgl. WALTHER, Abt S. 114-117 zu den Truppendurchzügen Einwohnerzahl auszugehen, da zum einen die Adligen, die im benachbarten Fulda. Stiftskapitulare und ihre Haushalte sowie die landesherr- 197 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 22, 93, 96; Bd. 2 S. 100; lichen Amtsträger steuerlich exempt waren und zum anderen HÖRLE, Rathaus; SCHMIDT, Rathausplatz S. 82-84; WIE- die ärmsten, besitzlosen unterbürgerlichen Einwohnergrup- GAND, Kulturdenkmäler S. 196-200. pen ebenfalls keine Steuern zahlten. 198 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 99-100, 105, 116, 118, 120, 205 So PIDERIT, Denkwürdigkeiten S. 177 und ihm folgend 161, 196. DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 97; WITZEL, Hersfeld S. 71.

18 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld tungen, welche die Stadtkasse belasteten, waren es die Zum ersten Mal grassierte in diesen Jahren auch Seuchen und Krankheiten, die gleichsam im Tross der die Pest in größerem Umfang210. Bereits 1624 waren Söldnerscharen mitreisten und für die Stadtbevölke- mit 343 Toten viermal so viele Menschen gestorben rung eine existentielle Bedrohung darstellten. Aber wie in normalen Jahren. Im darauffolgenden Jahr auch der Kasseler Landgraf forderte immer wieder waren wieder 366 Tote zu beklagen, die meisten in und immer höhere Sonderabgaben, um seine ange- den letzten drei Monaten. 1626 erreicht die Seuche worbenen Truppen besolden zu können206. einen ersten Höhepunkt und raffte insgesamt 561 Erstmals zogen 1620 größere Truppenkontingente Einwohner dahin, allein im Oktober fast 100. Ein durch Hersfeld. Spätestens mit dem Einmarsch spa- Rückgang der Bevölkerungszahl um mindestens 10% nischer Einheiten in die Pfalz im Sommer des gleichen in diesen drei Jahren ist wahrscheinlich, die Zahl der 211 Jahres und mit der Besetzung der Oberpfalz durch Haushalte verringerte sich sicher von 675 auf 634 . die Ligatruppen unter Tilly im Spätsommer 1621 In den nächsten Jahren weisen die Eintragungen in rückte das Kriegsgeschehen bedrohlich nahe. Aus- den Hersfelder Kirchenbüchern zwar große Lücken fuhrverbote für Getreide, Teuerung und Münzver- auf, jedoch ist davon auszugehen, dass die heftigste schlechterung („Kipper- und Wipper-Zeit“) sowie Pestwelle die Stadt im Jahre 1635 heimsuchte. Allein erste Engpässe bei der Versorgung mit Brotgetreide an den 35 Tagen vom 20. Aug. bis zum 4. Okt. fielen und Bier waren die unmittelbaren Folgen207. Im Mai 424 Menschen der Seuche zum Opfer. Da erfah- 1623 besetzte Tilly mit seinen Truppen Hersfeld, rungsgemäß die Pest im Herbst und Winter ihre Hö- nahm zunächst für vier Wochen Quartierund zog an- hepunkte erreichte, ist von einem Vielfachen dieser schließend weiter nach Norden 208. Im Oktober kehrte Zahl auszugehen. die Ligaarmee nach Hersfeld zurück und blieb bis Mit ein Grund für die Lücken in den Aufzeich- Ende Juni 1625. Tilly selbst bezog das ehemalige nungen dürfte das turbulente Geschehen ab 1628 Abtsschloss im vorderen Stift. Die Stadt diente ihm gewesen sein. Im Jahr zuvor hatte Landgraf Moritz zwar als Hauptquartier, er selbst operierte aber wie- dem Druck seiner Landstände und seines Sohnes derholt mit den größeren Truppenkontingenten in sowie der verfahrenen politischen Situation und der Nord- und Mitteldeutschland und war wochen- oder verzweifelten militärischen Lage nachgeben und ab- monatelang abwesend. An 10. Juni fand in der Stadt danken müssen. Damit war die hessische Herrschaft ein Treffen der Ritter- und Landschaft des Nieder- über Hersfeld faktisch nicht mehr haltbar. Im Schutz fürstentums Hessen statt, in dessen Ergebnis man sich der kaiserlichen und ligistischen Militärmacht über- dem Kaiser unterstellte und damit dem Landgrafen trug der päpstliche Legat, Pier Luigi Carafa, Hers- den Rücken kehrte. Ein entsprechendes Schreiben feld zunächst dem Mainzer Erzbischof, dann einem übergab man Tilly, der schließlich am 24. Juni 1625 Sohn des Kaisers, Erzherzog Leopold Wilhelm. Eine mit seinen Truppen die Stadt verließ209. mainzische Kommission und der als Koadjutor ein- Die Belastungen und Drangsale für die Stadt nah- gesetzte, eine militante katholische Reformpolitik ver- men indes kein Ende. Der Rat versuchte mit der tretende Fuldaer Fürstabt Johann Bernhard Schenk 212 Installation und Bezahlung einer kleinen kaiserlichen zu Schweinsberg , kamen am 19. Februar 1629 nach Schutzwache weiteren Einquartierungen zu entgehen Hersfeld. In ihrem Reisezug befanden sich auch Jesu- 213 und vor allem den umherstreifenden plündernden iten, Benediktiner und Franziskaner . Für zwei Jahre Soldaten zu begegnen, die eine ständige Bedrohung entfalteten diese Ordensleute eine rege Rekatholisie- für Handel, Verkehr und Feldarbeit darstellten. Of- rungspolitik, die zwar nicht von internen Rivalitäten fensichtlich mit wenig Erfolg, denn im Sommer 1626 unberührt blieb, aber außerordentliche Missionser- plünderten Tilly’sche Reiter den Eichhof. Acht Hers- folge vorweisen konnte, insofern rund 6.000 Be- felder Bürgern kostete das anschließende Gefecht wohner des Territoriums zum katholischen Glauben 214 das Leben. wechselten . Diese kurzfristige Stabilität in der Re- gion führte unter anderem auch zu einem raschen Aufblühen des Hersfelder Heilbrunnens215. Mit dem Eingreifen Schwedens in den Dreißig- 206 Zum Folgenden DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 15-17 mit detaillierten Angaben zu den Hersfelder Ausgaben und jährigen Krieg und dem Siegeszug Gustav Adolfs kam Sparmaßnahmen, sonst leider nicht sehr zuverlässig. 207 Die Ängste und Verunsicherungen der Menschen lassen sich deutlich an einem 1623 in Gießen gedruckten Flugblatt 210 NEUHAUS, Kirchenbuch S. 102. ablesen, das über wundersame, als göttliche Warnung ge- 211 WITZEL, Hersfeld S. 71. deutete Himmelserscheinungen berichtet; vgl. ZILLINGER, 212 JÄGER, Fürstentum S. 81-89; LEINWEBER, Äbte S. 130-131; Wundergeschichten und die Abb. im Anhang dieses Text- KATHREIN, Fulda S. 260-263. heftes. 213 NEUHAUS, Gegenreformation S. 26. 208 Vgl. NEUHAUS, Kriegsbilder. 214 NEUHAUS, Gegenreformation S. 36. 209 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 142-144. 215 ZIEGLER, Jahre S. 90.

19 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

bald das Ende für das katholische Intermezzo und Stadt; außerdem wurden 288 1/2 bewohnte, 157 1/2 die Wiederbelebung der Reichsabtei. Am 23./24. verwüstete und leerstehende Häuser sowie 185 1/2 Aug. 1631 besetzte der auf schwedischer Seite kämp- ledige (= unbesetzte) Hofstätten gezählt221. Das heißt: fende Bernhard von Sachsen- die Stadt, und gegenüber 1639 ist noch einmal ein Rückgang der der hessische Amtmann von Friedewald, Siegmund Haushalte um ein gutes Fünftel anzunehmen. Be- von Peterswald, stellte die hessische Verwaltung wie- rücksichtigt man, dass ab 1645 der für die Region der her. Die Erinnerung an den obrigkeitlichen Bil- noch einmal besonders grausame und verlustreiche dersturm sowie die erfolgreiche Rekatholisierungs- „Hessenkrieg“ für drei Jahre bis zum Friedensschluss politik in den letzten beiden Jahren ließen die Hers- wütete, so werden bei Kriegsende wohl kaum mehr felder Bürger ihre hessischen „Befreier“ und den er- als 1.000 Menschen in Hersfeld gelebt haben. Die neuten Glaubenswechsel zum Protestantismus nur Petersvorstadt lag noch rund zwei Jahrzehnte nach zurückhaltend begrüßen216. dem Krieg wüst222. Ab dem Herbst 1631 verlagerte sich das Kriegs- Die Erholung der Bevölkerungszahlen erfolgte geschehen in das südliche Deutschland, und für die nach dem Krieg zunächst relativ rasch. 1653 wurden Stadt folgten einige etwas ruhigere Jahre217. Aber bereits wieder 351 Haushalte gezählt, 1664 waren es bereits jetzt zeigte sich die drückende Schuldenlast, 446 und 1696 rund 600223. Während des 18. und die sich im städtischen und in den privaten Haus- frühen 19. Jhs. verlief die Entwicklung zögerlicher. halten durch Kriegssteuern und Zwangsanleihen auf- Im Jahre 1840 betrug die Häuserzahl nur 637224. Im gehäuft hatte218. Ab dem Herbst 1634 war die Stadt Vergleich mit den 750 bis 850 Häusern ist also für dann wieder von kaiserlichen Kroaten besetzt, die hier die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg mit einer um im Winterquartier blieben. Im Frühjahr 1635 kamen rund ein Fünftel dichteren Bebauung innerhalb der weitere kaiserliche Truppen. Im Verlauf einer Plün- mittelalterlichen Stadtmauern zu rechnen. Es scheint derung der Stadt verloren viele Einwohner ihr Leben, demnach plausibel, dass viele der kleineren unmittel- und die Umgebung wurde buchstäblich abgegrast219. bar an eine Straße grenzenden Gartenparzellen in der Am 23. Mai zogen diese Truppen zwar ab, aber in Urkatasterkarte von 1847/49, besonders jene im Nor- rascher Folge fanden immer wieder neue Durchzüge den und Osten der Stadt sowie in der im Krieg völ- und Einquartierungen statt. Viele Einwohner verlie- lig zerstörten Neustadt vor dem Peterstor, ehemals ßen daraufhin die Stadt und suchten in abgelegenen bebaut waren. Sie sind im Laufe des Dreißigjährigen Orten Zuflucht, die Zurückgebliebenen wurden Krieges wüst gefallen und dann bis in die zweite durch die bereits erwähnte Pest weiter dezimiert. 1639 Hälfte des 19. Jhs. unbebaut geblieben. wurden schließlich nur noch 367 Haushalte in der Allerdings ist die Entwicklung der Zahl der Haus- Stadt gezählt, davon waren 124 Witwen- und 21 Wit- halte bzw. Häuser von der Einwohnerzahl abgekop- werhaushalte. Es werden also wohl kaum noch mehr pelt zu betrachten225. Lag die Häuserzahl Mitte des als 1.200 Einwohner vorhanden gewesen sein. 263 19. Jhs. noch unter dem Vorkriegsstand, so lebten Häuser waren niedergebrannt und 154 standen leer mit rund 6.500 Einwohnern immerhin 80% mehr und verlassen. Besonders schwer war die Vorstadt vor 220 Menschen in Hersfeld als vor dem Dreißigjährigen dem Peterstor betroffen . Ab 1640 fanden wieder Krieg. Freilich ist die Bevölkerungszunahme sehr un- verstärkt Truppendurchzüge statt, ohne dass genauere gleich auf diesen Zeitraum von rund 200 Jahren ver- Informationen über Zerstörungen und Bevölkerungs- teilt. 1747 war mit 3.105 Einwohnern der Vorkriegs- verluste bekannt wären. Als 1645 Rat und Bürger- stand noch lange nicht erreicht, dies gelang erst nach meister eine Haushaltszählung durchführen ließen, dem Siebenjährigen Krieg und 1795 lebten dann lebten nur noch 209 Bürger und 78 Witwen in der 4.263 Menschen in Hersfeld. Dies bedeutet, dass die nach dem Dreißigjährigen Krieg gebauten Häuser ins- gesamt wohl größer als ihre Vorgängerbauten waren 216 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 36-37. und vor allem mehr Bewohner hatten. 217 Damals kam der wahrscheinlich aus Lich stammende Wolf- gang Ketzel von Schmalkalden nach Hersfeld und eröffnete hier die erste Buchdruckerei; DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 38; GÖRLICH, Buchdrucker S. 9. Seine Witwe druckte in Hersfeld noch 1636 die Leichenpredigt auf die Witwe des hessischen Obristen und Amtmannes von Vacha und Frau- 221 WITZEL, Hersfeld S. 72. ensee, Caspar von Widmarckter; GRÄF, Söldnerleben S. 62. 222 Ortsgeschichte fol. 49. 218 WITZEL, Hersfeld S. 470-473. 223 WITZEL, Hersfeld S. 73. 219 Vgl. den Bericht von Bürgermeister und Rat an den hessi- 224 PFISTER, Handbuch S. 245. Eine grobe Auszählung der Häu- schen Landgrafen vom 24. Mai 1635 bei DEMME, Nach- ser in der Urkatasterkarte 1847/49 lässt diese Angabe glaub- richten Bd. 2 S. 167-168. haft erscheinen. 220 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 45; MILBRADT, Mannschafts- 225 Folgende Zahlen alle nach WITZEL, Hersfeld S. 74-79 und register S. 126; ZILLINGER, Hunger S. 109-110. KEYSER, Städtebuch S. 234-235.

20 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Die rasche Erholung in den Jahren unmittelbar Besuchten am Ende des Krieges nur noch rund zehn nach dem Westfälischen Friedensschluss dürfte zu- Schüler das Gymnasium, so konnte die Zahl bis 1672 nächst auf die Rückkehr vieler Stadtbewohner zu- auf immerhin 102 gesteigert werden und pendelte rückzuführen sein, die während der ärgsten Kriegs- sich auf diesem Niveau bis gegen Ende des 17. Jhs. drangsale die Stadt verlassen und in abgelegenen ein231. Landstrichen oder größeren Festungsstädten Zuflucht Bezüglich der wirtschaftlichen Grundlagen des gesucht hatten. Es lassen sich aber auch zahlreiche städtischen Wiederaufbaus nach dem Dreißigjährigen Zuwanderer aus der näheren und weiteren Umge- Krieg ist summarisch festzuhalten, dass Hersfeld an 226 bung nachweisen . Die ab dem Ende des 17. Jhs. die Wolltuchmacherei sowie die Lederherstellung und langsamere Bevölkerungszunahme liegt in weiterhin -verarbeitung der Vorkriegszeit anknüpfen konnte. auftretenden Hungerkrisen und Seuchenzüge begrün- Das heißt, der Krieg führte nicht zu einer grundle- det, die freilich nicht mehr die dramatischen Aus- genden Veränderung des städtischen Wirtschaftsle- maße der Pestepidemien des 17. Jhs. annahmen. bens, wie dies in anderen ehemaligen Zentren gerade Die Wiederaufbaumaßnahmen nach dem Krieg der Wolltuchweberei, wie etwa in Wetter, Witzen- sind in Umfang und Dauer nur schwer einzuschät- hausen und Grebenstein, geschah, die ihre gewerbli- zen. Natürlich wurden die gravierenden Zerstörun- che Bedeutung im Laufe der ersten Hälfte des 17. Jhs. gen von der Stadt gegenüber dem Landesherrn immer verloren232. Eine bemerkenswerte Veränderung ist wieder genutzt, um Steuernachlässe oder Vergünsti- allerdings zu betonen: Der städtische Markt verlor gungen zu erbitten und teilweise auch zu erhalten. zunehmend an Bedeutung. Die Versorgung der ört- In den städtischen Akten überlieferte Streitigkeiten lichen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln wie mit ge- zwischen einzelnen Zünften und Handwerkern lie- werblichen Produkten verlief immer mehr über fern ein ambivalentes Bild. Einerseits spürt man das Händler, Höker und Krämer, die landwirtschaftliche Ringen um ein gesichertes Auskommen in der Man- Produkte direkt bei den umliegenden Bauern auf- gelwirtschaft, andererseits wird darin aber auch ein kauften und direkt an die Verbraucher weitergaben233. Aufleben der gewerblichen Produktion deutlich. Damit umging man die Marktgebühren, entzog sich Wenn sich etwa die Müller am innerstädtischen Lauf aber auch den städtischen bzw. obrigkeitlichen Preis- der Geis beschwerten, die Gerber würden die Pfähle kontrollen234. Ebenso wurde die Produktion des städ- zum Anhängen der zu spülenden Häute zu dicht ein- tischen Handwerks von Händlern aufgekauft, wenn schlagen und damit den Wasserlauf behindern227, so die Handwerker nicht ohnehin in Stadt und Land in lässt dies einerseits auf ein florierendes Lederhand- umfassende Verlagsstrukturen eingebunden waren, werk, andererseits auf einen erheblichen Wasserbedarf über die die Produkte in weiträumige Verteilungssys- der Mahlmühlen schließen. Indes blieben die Repa- teme gelangten235. Gleichzeitig nahm die Konkurrenz raturaufgaben gewaltig; noch 1667 wurde die beschä- durch Landhandwerker und so genannte Pfuscher für digte Fuldabrücke wieder hergestellt und 1671 muss- das städtische Handwerk zu. Die weitgehende Inkor- ten Fronfuhrleute aus dem benachbarten Kathus poration des ländlichen Handwerks in die städtischen Steine zur Ausbesserung der beschädigten Stadtmauer Zünfte durch die landesherrliche Zunftordnung unter anfahren228. Landgraf Karl im Jahre 1730 entschärfte zwar den Die städtische Infrastruktur im weitesten Sinne Konflikt, konnte aber die Krise des alten Handwerks erlebte im Laufe der zweiten Hälfte des 17. Jhs. einen letztlich nicht beheben. gewissen Aufschwung229. Wohl zur Sicherung und Resümierend kann die Beseitigung äußeren Schä- dem Ausbau der Trinkkuranlage in der Fuldaaue den des Krieges bis zum Anfang des 18. Jhs. festge- wurde 1667 eine Uferverbauung des Flusses durch- geführt, 1675 eine zweite Feuerspritze angeschafft.

1677 eröffnete wieder eine Buchdruckerei in der 231 HAFNER, Geschichte S. 15-16; DEMME, Nachrichten Bd. 2 Stadt. Die für die Stadt längerfristig zweifellos wich- S. 86. tigste Maßnahme war indes der Neubau des Gym- 232 DASCHER, Textilgewerbe S. 14-15; WITZEL, Hersfeld S. 282. 233 nasiums am Neumarkt zwischen 1687 und 1691230. DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 83, 113, Beilage 62 S. 277- 280 (Versammlung der Bürgerschaft betreffend den Abgang und die Wiederbelebung der Wochenmärkte 1727); WITZEL, Hersfeld S. 269-270. 234 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 79. 226 SCHMIDT, Bürgerbücher ab S. 25; WITZEL, Hersfeld S. 40- 235 WITZEL, Hersfeld S. 283-284. Diese Einbindung in über- 53. regionale und territoriale Wirtschaftsräume wurde durch die 227 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 63-64. im Jahre 1686 wieder aufgenommene Fuldaschifffahrt zu- 228 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 70, 73. sätzlich gefördert; vgl. DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 81; 229 Folgende Daten nach DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 74-76. WITZEL, Hersfeld S. 256; zu den ländlichen Textilproduzen- 230 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 176-180; GLISS, Kloster- ten um Hersfeld, besonders die Leinenweber, vgl. LERCH, schule; STRUVE, Geschichte. Agrargeschichte S. 134-148.

21 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld stellt werden. Dabei ist allerdings zu betonen, dass talitätskrise während der französischen Besatzungs- sich hinter den unmittelbaren Schäden durch den zeit (1757-1761) unterbrochen241. Der bis Ende des Krieg auch längerfristig angelegte Krisen- und Um- Krieges angehäufte Schuldenberg der Stadt in Höhe bruchsymptome verbargen, die dann nach 1618 zwar von 26.500 Rtlr. war mehr als doppelt so hoch wie noch verstärkt wurden, nach 1648 aber durchaus jener des Dreißigjährigen Krieges242. Die Brandzer- auch weiter wirkten. Um 1700 war die Einwohner- störung der Stiftskirche beim Abzug der Franzosen zahl von 1618 noch nicht wieder erreicht, und vor im Februar 1761 blieb gleichsam als Denkmal für die allem hatten die strukturellen Veränderungen des Verwüstungen dieses Krieges zurück. Wirtschaftslebens, die Schuldenlast sowie die Ein- Unmittelbar nach dem Friedensschluss 1763 setz- bindung in den hessischen Steuerstaat dazu geführt, ten die Reparatur- und Wiederaufbaumaßnahmen dass das städtische Haushaltsvolumen nur noch ein ein243. Von städtischer Seite wurden die Straßen, Wege 236 Drittel des Vorkriegsstandes betrug . Diese Tatsache und Brücken ausgebessert, die Stadtmauer und die sagt indes nur wenig über die tatsächliche Wirtschafts- Tore repariert, die in den Stadtgräben aufgeworfenen und Finanzkraft in der Stadt aus. Die Annahme ist Dämme eingeebnet und die Tuchrahmen wieder auf- berechtigt, dass einige Familien durch die wirtschaft- gestellt. Hersfeld profitierte jetzt aber auch spürbar lichen Veränderungen, besonders im Handel und im von der vergleichsweise planvollen Gewerbepolitik gewerblichen Verlagswesen zu beträchtlichem Wohl- unter Landgraf Friedrich II. und seinem Kommer- stand gelangten, der sich im Bau repräsentativer Ba- zien-Kollegium. Die Schifffahrt auf der Fulda wurde rockhäuser in der zweiten Hälfte des 17. und zu ab 1764 wieder gefördert, und zwischen 1777 und Beginn des 18. Jhs. in teilweise prominenter Lage 1780 wurden immerhin 2.980 Ballen Leinwand von niederschlug – etwa Am Markt 16 (1676), Am Markt Hersfeld flussabwärts verfrachtet244. Der wichtigste 22 (1653), Breitenstraße 3 (2. Hälfte 17. Jh.), Kirch- Schritt war jedoch die Privilegierung von Textilmanu- platz 2/2a (1714/15), Neumarkt 28, Obere Frauen- fakturen. Bereits 1766 gründete der aus stam- straße 16-20 (2. Hälfte 17. Jh. und um 1700) und mende Johann Konrad Sunkel eine Wollzeugmanu- 237 Weinstraße 11 (1704?) . faktur in Hersfeld, in deren Blütezeit um 1780 bis zu In den ersten Jahrzehnten des 18. Jhs. sind erste 45 moderne Webstühle in Betrieb waren245. Diese deutliche Indizien für einen konjunkturellen Auf- neue Produktionsweise rief bald den Protest der schwung und eine strukturelle Modernisierung in der zünftisch organisierten Textilhandwerker hervor, Stadt zu spüren238. Die von dem landesherrlichen allerdings mit wenig Erfolg246. Noch vor der Ein- Oberamtmann durchgesetzte Beseitigung der Mist- führung der Dampfmaschinen hatten sich im Hers- stätten in der Stadt im Jahre 1709, die Begründung felder Textilgewerbe die fabrikmäßige Produktion eines Waisenhauses für Hersfeld und seine umge- und/oder das Verlagswesen durchgesetzt. Dies wird benden Landgemeinden im gleichen Jahr239 sowie die durch die Tatsache belegt, dass sich zwischen 1747 Errichtung einer landgräflichen Fahrpoststation im und 1782 die Zahl der Meister im Textilbereich Jahre 1715240 weisen auf eine neue Qualität von Ur- kaum verändert hatte und gut 200 betrug, während banität sowie auf neue zentralörtliche Funktionen sich dagegen die Zahl der Hilfsarbeiter von eben- hin. falls rund 200 auf 2.000 verzehnfacht hatte247. Der Siebenjährige Krieg brachte für die Stadt Hers- Getragen wurde diese gewerbliche Spezialisierung feld und ihre Bewohner wiederum jahrelange Besat- dabei keineswegs von zugewanderten Unterneh- zungen, Kontributionslasten sowie Krankheit und mern – Sunkel ist hier eher eine Ausnahme –, son- Seuchen. Die Verluste können nicht mit den Leiden dern von Vertretern alteingesessener Familien, etwa 248 und Nöten des Dreißigjährigen Krieges verglichen der Braun und Rechberg . Die ökonomische take- werden, allerdings waren sie heftig genug, positive off-Phase sollte hier freilich erst in den Jahren nach Entwicklungen zumindest vorübergehend zu blockie- den Napoleonischen Kriegen erfolgen. ren. Der Bevölkerungsanstieg wurde durch eine Mor-

241 Ausführliche Beschreibung der Besatzungszeit bei DEMME, 236 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 88-90; WITZEL, Hersfeld Nachrichten Bd. 3 S. 5-32. S. 474-490. 242 ZILLINGER, Reichstaler. 237 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 103, 104, 109, 158, 174, 243 GÖRLICH, Verhältnisse. 182-183, 194. 244 DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 38, 71; KURZ, Jubiläumsjahr. 238 Allg. zum 18. Jh. ZILLINGER, Wirtschaft; WITZEL, Hersfeld. 245 DASCHER, Textilgewerbe S. 56-57; DEMME, Nachrichten 239 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 102-106; HAFNER, Geschichte Bd. 3 S. 43. S. 32. 246 NEUHAUS, Tuch S. 139-142. 240 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 106; VIGELIUS, Denkwürdig- 247 HEIL, Entwicklung S. 51; WITZEL, Hersfeld S. 156, 560. keiten S. 175; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 167. 248 BRAUN, Textilindustrie.

22 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Immerhin erlaubte aber die Konzentration auf das man den Glauben an die Verteidigungsfähigkeit der Textilgewerbe und eine vergleichsweise gelungene Stadt aufgegeben hatte. Absatzpolitik der Hersfelder Tuche bis nach Über- Der zunehmenden Knappheit an Lebensmitteln see ein Auskommen für die nach dem Siebenjährigen versuchte die landgräfliche Regierung mit Erlassen ge- Krieg in bisher wohl nie da gewesener Schnelligkeit gen Wucherkauf, Ausfuhrsperren, Verbot des Brannt- wachsende Stadtbevölkerung. In nur zwei Genera- weinbrennens und dergleichen zu begegnen. Die pre- tionen nahm die Einwohnerzahl von rund 3.000 im käre gesamtwirtschaftliche Lage führte zu einem er- Jahre 1763 über 4.263 im Jahre 1795 auf 5.169 im heblichen Rückgang der städtischen Einnahmen, die 249 Jahre 1817 um mehr als 70% zu . Den enormen 1799 mit 4.126 Talern nur wenig über dem Stand Materialbedarf der Textilmanufakturen deckte unter von vor dem Siebenjährigen Krieg lagen253. Trotz die- anderem auch die heimische Schafzucht, die in der ser wirtschaftlich schwierigen Zeit ging man zumin- zweiten Hälfte des 18. Jhs. ihren höchsten Stand er- dest im Kleinen wichtige Infrastrukturmaßnahmen reichte. Bereits 1747 zählte man für die Stadt Hers- an. So wurde begonnen, die Stroh- und Holzschin- feld 2.479 Schafe, für die Ämter des späteren Alt- deldächer nach und nach zum Brandschutz durch 250 kreises Hersfeld kam man auf über 50.000 . Tonziegel zu ersetzen. Vor dem Frauentor wurde ein Stauweiher mit Schleuse angelegt, mit deren Hilfe 5. Das 19. und 20. Jahrhundert mehr und vor allem frischeres Wasser zu den Brun- nen und Schöpfstellen in der Stadt geleitet werden 254 Im Laufe des 19. Jhs. setzten Entwicklungen ein, konnte . die das Erscheinungsbild der Stadt und das Leben Die schwierigste Zeit für Hersfeld begann am ihrer Bewohner tiefgreifend umpflügen sollten. Ne- 28. Okt. 1806255. Unter Missachtung der erklärten ben den politischen Umwälzungen der Napoleoni- Neutralität des 1803 zum Kurfürstentum aufgestie- schen Zeit und anschließenden Restaurationsphase, genen Hessen-Kassel besetzten französische Truppen der Revolution von 1848/49, dem Krieg von 1866 die Stadt, um die Nachschubwege für die siegreichen und der Reichsgründung 1871 sind hier vor allem Heere in Preußen zu sichern. Die hessi- demographische und wirtschaftliche Veränderungen schen Truppen wurden entwaffnet, und der Kurfürst zu nennen, die neben Wachstum und Neuerungen brachte sich außer Landes in Sicherheit. Der Unmut auch den Niedergang bestimmter Gewerbezweige, über die Besatzungs- und Einquartierungslasten ent- neue Armut und soziale Probleme mit sich brachten. lud sich in Hersfeld am 24. Dez. 1806, nachdem es Die Stadtväter und die Bewohner reagierten teilweise schon an anderen Orten zu Aufständen gegen die Be- unterschiedlich und entwickelten verschiedene Stra- satzungsmacht gekommen war. In Hersfeld wurden tegien zu Bewältigung dieser Probleme. die gewaltsamen Ausschreitungen, in deren Verlauf Bereits mit dem Vorstoß der französischen Revo- ein italienischer Soldat erschossen und mehrere an- lutionsheere in das Rhein-Main-Gebiet im Herbst dere verletzt worden waren, in erster Linie von ehe- 1792 kam es auch in Hersfeld zu Versorgungseng- maligen hessischen Soldaten und Angehörigen der pässen mit Brotgetreide und wiederholten Truppen- städtischen Unterschicht getragen. Viele Bürger hat- durchzügen251. In den folgenden Jahren wurde ver- ten hingegen die verletzten und vor der aufgebrach- sucht, die Schützenkompanien und die Landmiliz zur ten Menge flüchtenden Soldaten in ihren Häusern Sicherung des Landes zu mobilisieren. Gleichzeitig versteckt. Als zur Vergeltung die Stadt am 20. Febr. hatte man aber auch die Zeichen der Zeit erkannt 1807 auf Befehl Napoleons niedergebrannt werden und riss 1795 die äußeren Anlagen des Klaus- und des sollte, konnte der Oberstleutnant der badischen Trup- Johannestores ab, die für die moderne Militärtech- pen, Johann Baptist Lingg, freilich mit Rückende- nik ohnehin kein Hindernis mehr darstellten. Die Er- ckung seiner französischen Vorgesetzten, die Exeku- richtung zahlreicher Gartenhäuser in diesen Jahren tion erheblich abmildern. Lediglich das Fouragema- im Schussfeld (Glacis) vor der Stadtmauer252 erweckt gazin im Stift, das Haus des Soldaten Anton Busch ebenfalls den Eindruck, dass man entweder davon auf dem Eisfeld, das Sondersiechenhaus an der Fulda- ausging, der Krieg würde nicht bis nach Hersfeld brücke vor dem Peterstor und das Exerzierhaus auf vordringen oder – was wahrscheinlicher ist, – dass dem Marktplatz wurden angezündet und brannten, dank der Windstille, nieder, ohne dass das Feuer auf benachbarte Gebäude übergegriffen hätte.

249 Vgl. die Einwohnerzahlen mit Belegen unten Kap. I.7. 250 SCHMIDT, Beschreibung; LERCH, Agrargeschichte S. 120- 121. 253 DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 106. 251 Zum Folgenden DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 89-120. 254 DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 95, 112, 114. 252 DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 109. 255 Zum Folgenden ausführlich jetzt SCHWARZ/KRAFT, Hersfeld.

23 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Nach dem Frieden von Tilsit im Juli 1807 wurde tung natürlich um die kurzfristige Sicherung bzw. das Kurfürstentum Hessen-Kassel aufgelöst und ging Verbesserung der Kommunikationswege zum Trans- in dem neubegründeten Königreich Westphalen auf, port von Nachschub, um rasche Truppenbewegungen über das der jüngere Bruder Napoleons, Jérôme sowie um schnellen Nachrichtenaustausch und bes- Bonaparte, vom Kasseler Schloss Wilhelmshöhe aus tenfalls erst in zweiter Linie um mittel- und länger- für die nächsten sechs Jahre herrschen sollte256. Die- fristige Infrastrukturmaßnahmen259. Dabei ist aller- ses neue Staatswesen war streng nach französischem dings zu bedenken, dass es auch in der Restaurations- Vorbild organisiert: Das Königreich wurde in acht phase nach 1815 zunächst militärische Interessen Départements eingeteilt, denen ein Präfekt vorstand, waren, die den Chausseebau vorantrieben. Bereits um diese wiederum in drei bis vier Bezirke mit Unter- 1819 diente Hersfeld als Kreuzungspunkt und Etap- präfekten an der Spitze. Hersfeld wurde Sitz einer penort der chaussierten, das heißt befestigten und da- solchen Unterpräfektur und gehörte zum Werra-Dé- her von der Witterung unabhängig benutzbaren partement mit seinem Präfekten in Marburg. Gleich- Landstraßen von Kassel nach Fulda und von zeitig wurden neue Gerichtsbezirke und Mairien nach und war damit in einen überregiona- (Kantone) eingerichtet, welche die alten - und len Verkehrsverbund integriert, der freilich nach wie Stadtgerichte sowie auch den Unterschied zwischen vor durch zahlreiche Zölle behindert wurde260. Im- städtischem und ländlichem Rechtsraum aufhoben merhin konnte der Hersfelder Pfarrer und Chronist bzw. ersetzten. So gehörten zum Kanton Hersfeld, Franz C. Th. Piderit 1829 feststellen: Die Verschöne- dem ein Maire mit Sitz in der Stadt vorstand, neben rung der Stadt hat in wenigen Jahren überraschende Hersfeld selbst auch die umliegenden Dörfer und Fortschritte gemacht. Schöne Pappelalleen führen zu den Siedlungen Bingartes, Johannesberg, Allmershausen, freundlich gewordenen Thoren der Stadt, und wo sonst Hählgans, Kalkobes, Heenes, Friedlos, Reilos, Tann, Fuhrwerk und Reiter kaum fortkamen und Fußgänger Rohrbach und Meisebach. Für die städtische Selbst- im Kothe wadeten, schlängelen sich jetzt musterhafte verwaltung brachten die neuen Verwaltungs- und Be- Kunststraßen durch lachende Fluren261. hördenstrukturen erhebliche Veränderungen mit sich, Die macht- und wirtschaftspolitischen Großwet- insofern sie nun in einen bürokratischen, sachlich und terlagen hatten indes auch erhebliche negative Ein- territorial begründeten Instanzenzug integriert wurde. flüsse auf Hersfeld262. Neben dem blühenden Export- So hatte die Stadtverwaltung ab 1809 einen Etatent- geschäft der Hersfelder Textilproduzenten erlaubten wurf für das jeweilig nächste Jahr aufzustellen und es vor allem die großen Montierungsaufträge, das dem Präfekten vorzulegen, der diesen Voranschlag heißt die Armeeaufträge für Uniformen und Decken, 257 dann genehmigen musste . Ebenso wurde die bis- vom hessischen Engagement im amerikanischen Un- her vergleichsweise selbstständig geführte Finanzver- abhängigkeitskrieg bis zur Ausstattung der neuen kur- waltung der wohltätigen Stiftungen, insbesondere des hessischen Armee 1814/15, die wachsende Zahl der Hospitals, dessen Jahresetat mit über 4.000 Talern Textilarbeiter zu beschäftigen. Mit der gegen Groß- sich immerhin in der Größenordnung der Einnah- britannien gerichteten Kontinentalsperre Napoleons men der Stadtkämmererei bewegte, der Aufsicht der brach dann bereits ab 1805 der Export nach Über- königlichen Oberbehörde in Kassel unterworfen. see zusammen. Nach 1815 ging schließlich einerseits Neben dieser administrativen Einbindung Hers- eine Welle billigerer Produkte aus den britischen Tex- felds beschleunigte sich aber auch die infrastrukturelle tilfabriken über Mitteleuropa hinweg und anderer- Erschließung in den Jahren des Königreichs Westpha- seits sperrten sich die neuen arrondierten süddeut- len. An erster Stelle ist hier der Chausseebau zu nen- schen Flächenstaaten, vor allem Baden und Württem- nen258. Vorrangig ging es der napoleonischen Verwal- berg, gegen Importe aus Hessen263. Für das einseitige Wirtschaftsprofil bedeutete diese Entwicklung eine Katastrophe. Im Jahre 1817 waren mit 189 Meistern, 376 Gesellen und Lehrlingen sowie 3.746 Spinnern 256 Immer noch grundlegend BERDING, Herrschafts- und Ge- sellschaftspolitik. und Gehilfen – darunter viele Frauen und Kinder – 257 DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 150. knapp 80% der 5.169 Einwohner zählenden Stadt 258 Mehr als NEUHAUS, Geschichte S. 160-163; DERS., Fulda- schiffahrt; BRUNNER, Beiträge; HÖRLE, Alt-Hersfeld S. 5, ein- räumen, dürfte aber auch noch einige Schifffahrt (PFISTER, Handbuch S. 246) auf der Fulda eine Rolle gespielt haben, die für die Zeit des Königreichs Westphalens und die erste Hälfte des 19. Jhs. jedoch noch nicht genauer untersucht 259 DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 163, 221, 229; WEBER, Land- worden ist; vgl. aber etwa die Bedeutung Karlshafens für den straßen mit Karte 29 b. Textilexport aus Kurhessen; DASCHER, Textilgewerbe S. 152- 260 RÖSSING, Chronik S. 5. 153, KURZ, Jubiläumsjahr. Endgültig eingestellt wurde die 261 PIDERIT, Denkwürdigkeiten S. 257. Schifffahrt mit der Eröffnung der Bahnlinie Bebra-Kassel 262 Vgl. allg. GRINDEL, Armenpolitik; KUKOWSKI, Pauperismus. im Jahre 1848; RÖSSING, Chronik S. 5. 263 DASCHER, Textilgewerbe S. 125, 143.

24 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld in der Textilbranche beschäftigt264. Es ist zwar zu ver- von 4.263 auf 5.169, also um gut ein Fünftel gestie- muten, dass sich darunter auch viele Tagelöhner und gen, so ließ die Zunahme anschließend deutlich nach. Gehilfen befanden, die aus dem Umland täglich in Immerhin wurde bis 1845 ein Höhepunkt mit 6.920 die Hersfelder Betriebe wanderten, aber die Domi- Einwohnern erreicht, danach ging die Zahl allerdings nanz der Textilbranche gegenüber allen anderen Ge- um rund 15% auf einen Tiefstand von 5.838 im Jahre werbezweigen dürfte außer Zweifel stehen. In Kon- 1860 zurück, und erst Ende der 1870er Jahre näherte sequenz zählte Hersfeld in diesem Krisen- und sie sich wieder 7.000. Wie andernorts war es vor allem Hungerjahr „nach Verhältnis der Seelenzahl unter die Auswanderung, die zu einer Stagnation der Bevöl- allen Städten Hessens die meisten Armen und Bett- kerungsgröße bei beträchtlichem Geburtenüberschuss ler“265. Die Diskussion um das Armutsproblem nahm führte, denn nach dem Krisenjahr 1817 kam es wäh- in der Stadt kein Ende und führte u. a. zur Grün- rend des 19. Jhs. nur noch zu kurzfristigen und in dung einer „Industrieschule“ im Jahre 1825 und einer der Gesamtbilanz eher geringfügigen Sterblichkeits- Strohflechtanstalt, im Grunde ein Arbeitshaus für überschüssen im Zusammenhang mit Hungersnöten „verwahrloste Kinder“, im Jahre 1842/44266. und Cholera- oder Grippeepidemien. 1817 schaffte der Unternehmer Johannes Braun Die durchaus schwierige wirtschaftliche Situation die erste Spinn- und Rauhmaschine für Wolltuch an. in Hersfeld während der ersten Hälfte des 19. Jhs. Das belgische Fabrikat wurde in der Lehnsmühle und die daraus resultierenden demographischen und auf dem Eisfeld betrieben267. Damit nahm Hersfeld sozialen Probleme dürfen freilich nicht darüber hin- für Hessen eine Vorreiterrolle in der Mechanisierung wegsehen lassen, dass damals wichtige Weichenstel- des Textilgewerbes ein, die es 1843 mit der Inbetrieb- lungen für die Entwicklung der Stadt im späteren 19. nahme des ersten mechanischen Webstuhls und 1853 und 20. Jh. stattfanden. Zunächst wurde das Fürs- mit der ersten Dampfmaschine weiter ausbauen und tentum Hersfeld mit dem Amt Friedewald im Zuge behaupten konnte268. Begleitet wurde diese Moder- der hessischen Kreisordnung von 1821 zu einem Ver- nisierung und Mechanisierung freilich auch von einer waltungsbezirk vereinigt und als Kreis der kurhessi- massiven Verdrängung der alten Handwerksbetriebe schen Provinz Fulda einverleibt273. Die Stadt Hersfeld durch die neuen Fabriken. Allein zwischen 1851 und diente als Sitz des Kreisrates (ab 1834 Landrat) die- 1860 stellte rund die Hälfte der 126 Meister ihren ses neugeschaffenen Kreises und seine Funktion Betrieb ein269, und am Vorabend des Ersten Weltkrie- wurde damit als regionales Verwaltungszentrum bis in ges bestanden schließlich nur noch vier große Tuch- die Gegenwart festgeschrieben. Diese neue Adminis- fabriken270. Nicht zuletzt daraus resultierten die Un- tration brachte auch neue Beamte in die Stadt. Da ruhen, die im Jahre 1830/31 und vor allem 1848/ anders als in der herkömmlichen Ämterverfassung 49 auch in Hersfeld ausbrachen und zur Bildung von die Verwaltung nun von der Justiz getrennt wurde, Bürgergarden zur Abwehr des sozialen und politi- war dies neben dem Landrat und seinen Gehilfen – schen Protests führten271. zunächst ein Kreissekretär und ein Kreisbereiter, spä- Diese massiven Probleme des Ortes, die sich aus ter weitere Verwaltungsbeamte – das Personal des seiner hochgradigen Spezialisierung auf das krisen- Landgerichtes und der Polizeikommission. geschüttelte und sich im Umbruch zur fabrikmäßigen Zunehmende Bedeutung gewann Hersfeld auch Produktion befindliche Textilgewerbe ergaben, hat- als Schulort. Neben dem 1570 von Abt Michael ge- ten mittelfristig auch erheblichen Einfluss auf die gründeten Gymnasium im ehemaligen Franziskaner- Entwicklung der Einwohnerzahl272. War sie trotz der kloster, das die Tradition der alten Klosterschule als Kriegsereignisse zwischen 1795 und 1817 immerhin höhere Lehranstalt fortsetzte, war dies vor allem die 1829-36 errichtete städtische Schule (Luisenschule) am Neumarkt274. Die Luisenschule gilt als Hauptwerk des zwischen 264 Zahlen aus DASCHER, Textilgewerbe S. 125; KEYSER, Städte- 1827 und 1851 in Hersfeld wirkenden Landbaumeis- buch S. 235; vgl. auch MITZE, Armut. 275 265 DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 225; KUKOWSKI, Pauperismus ters Leonhard Müller . Mit seiner Tätigkeit legte S. 102-114. 266 MITZE, Verwahrlosung S. 1; DERS., Armut; DERS., Kinder- arbeit; GRINDEL, Armenpolitik S. 337, 347. 267 BRAUN, Textilindustrie S. 18; NEUHAUS, Tuch S. 143. 273 Zum Folgenden vgl. KLEIN, Hessen-Nassau S. 100-101, 378- 268 NEUHAUS, Tuch S. 145-147; MITZE, Webstühle; DERS., 380; ZIEGLER, Hersfeld S. 51-52; DIES., Kreis S. 69; DIES., Industrialiserung. Unser Kreis. 269 NEUHAUS, Tuch S. 148. 274 GLISS, Klosterschule; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 172- 270 TÖNSMANN, Jahrhunderte S. 70. 173. Das Grundstück der Schule war, zumindest der Ka- 271 ZILLINGER, Sunkel; VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 127- tasterkarte von 1730 nach zu urteilen (vgl. den Abdruck auf 133; PRÖVE, Republikanismus S. 301, 303, 317, 362. beiliegendem Sonderblatt) unbebaut. 272 Vgl. die Zahlen unten Kap. I.7. 275 NEUHAUS, Landbaumeister.

25 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld die Stadt vieles von ihrem vormodernen, mittelalter- vorangetrieben. Am 1. Okt. 1866 konnte die Strecke lichen Erscheinungsbild ab276. Neben der Niederle- bis Fulda in Betrieb genommen werden, und bereits gung der Stadttore und der teilweisen Abtragung der ab Ende 1868 war die Strecke durch das Kinzigtal Stadtmauer auf 12 Fuß Höhe, der Gestaltung der bis in das Rhein-Main-Gebiet befahrbar. Hersfeld lag Stadtgräben als Gärten, Park- und Grünanlagen sowie damit an einer der wichtigsten und meist befahrenen als Gewerbeflächen für die Tuchrahmen waren dies Fernbahnstrecken von Berlin und Leipzig nach Süd- vor allem die Einführung der klassizistischen Archi- westen. Ein damals diskutiertes Projekt einer Bahn- tektur und der neuen Bauweise mit Ziegelsteinen. strecke von Alsfeld-Hersfeld scheiterte zwar 1871, Heute sind noch die Wohnhäuser Am Markt 10 und doch mit der Hersfelder Kreisbahn und den Strecken Hanfsack 4 sowie das Torwärterhaus Untere Frauen- Hersfeld-Treysa (1906-07) sowie Hersfeld-Philipps- straße 2 vorhanden277. Das Zunft- oder Vereinshaus thal (1912) erlangte die Stadt bis zum Ersten Welt- in der Neustadt mit der ebenfalls von ihm entworfe- krieg eine gewisse Bedeutung als regionaler Bahnkno- nen Gartenanlage wurde 1966 abgebrochen278, eben- tenpunkt283. Die Eisenbahn hatte große Bedeutung so ist das Spritzenhaus Am Markt 1 verschwunden279 . für die weitere industrielle Entwicklung Hersfelds Musste sich Müller zunächst noch mit luftgetrock- insofern sie einen erheblich billigeren Transport der neten Lehmziegeln behelfen, so konnte er spätestens Kohle ermöglichte, die für die wachsende Zahl von beim Bau der Luisenschule ab 1834 auf die gebrann- Dampfmaschinen in den Tuchfabriken, die Gieße- ten Steine der Ziegelei Sauer zurückgreifen, die auf reien der Maschinenfabriken aber auch für die rasch seine Initiative hin vor dem Johannestor am Aspen- aufblühenden Brauereien zunehmend wichtig wur- 284 knittel enstanden war280. Die Modernisierung des de . Nicht zuletzt erleichterte die Bahn aber auch das 285 Stadtbildes durch Entfestigung und Einführung der Einpendeln der Arbeitskräfte aus dem Umland . klassizistischen Architektur war indes nur eine Seite 1869 wurde schließlich die Stadt zum Bahnhof der Tätigkeit Müllers. Auf der anderen Seite begann hin geöffnet und das erst im Jahre 1820 anstelle des mit ihm die moderne Denkmalpflege und die Siche- alten Klaustores errichtete Chausseetor abgerissen286. rung der Stiftsruine. Schon 1828 ließ er die Mauer- In rascher Folge entstanden nun zahlreiche öffentliche kronen sichern. Um 1833 verlagerte er das im Chor Bauten, Privathäuser und vor allem Fabrikanlagen und Querhaus befindliche städtische Holzmagazin innerhalb und vor allem außerhalb der bis 1867/71 vor das ehemalige Johannestor und ließ die zwei bis fast noch vollständig ummauerten Altstadt. Mit dem drei Fuß hohe Brandschuttschicht in der Ruine ent- Übergang an Preußen wurde Hersfeld wichtige Gar- fernen. Bei diesen Maßnahmen kamen zahlreiche nisonstadt und seine Rolle als Verwaltungs- und mittelalterliche Spolien und Grabsteine zutage und Dienstleistungszentrum durch neue Behörden und wurden gesichert281. Anstalten weiter ausgebaut287. Zuerst kam das Mili- tär. Die preußische Garnison lag hier ab November Als letztes großes Ereignis der kurhessischen Zeit 1866 im Quartier288. Der in der modernen Ziegel- darf die Eröffnung der Bahnstrecke Bebra-Hersfeld bauweise zwischen Sommer 1867 und Mai 1869 am 22. Jan. 1866 gelten282. Die Stadt hatte damit An- hochgezogene Bau der Kaserne westlich der Stifts- schluss an die seit 1848/49 bestehenden Verbindun- ruine ging zwar auf Kosten der Stadtkasse, beendete gen von Bebra nach Kassel und nach Gerstungen und aber die Einquartierungslasten für die Stadtbewoh- damit an das Schienennetz nach Nord- und Nord- ner289. Mit dem Bezug des Kreiskrankenhauses an der ostdeutschland. Bereits im Juni 1866 wurde die Bahn Chaussee nach Bebra (heute Friedloser Straße 12, dann für Truppentransporte genutzt. Die Bauarbeiten Landratsamt) im Jahre 1872 wurde die medizinische wurden zwar während des Krieges fortgesetzt, aber Versorgung für die Bevölkerung des Kreises Hers- erst nach der staatlichen Eingliederung Kurhessens feld und Teilen der Kreise Rotenburg, Ziegenhain, in das Königreich Preußen am 8. Okt. 1866 forciert

283 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 143; RÖDEL/SCHOMANN, 276 WIEGAND, Müller S. 48. Eisenbahn Bd. 2.2 S. 913, 971; DEISENROTH/STUCKHARDT, 277 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 102, 117, 185; zu weiteren Kreisbahn. seiner Privatbauten vgl. WIEGAND, Müller S. 52-53. 284 MITZE, Industrialisierung; HEIL, Entwicklung S. 64-65. 278 MITZE, Hersfeld S. 76; RAUCHE, Nachruf; Abdruck des Pla- 285 HEIL, Entwicklung S. 173-177. nes auf beiliegendem Sonderblatt. 286 RÖSSING, Chronik S. 17. 279 ABBES, Häuser S. 19-20 (Lageplan 1839/45); WIEGAND, 287 1888 befanden sich in Hersfeld folgende Behörden: ein Müller S. 52. Landratsamt, ein Amtsgericht, zwei Spezialkommissionen für 280 NEUHAUS, Bau S. 108; DERS., Geschichte S. 244; ZIEGLER, Landes-Kultursachen, eine Steuer- und Forstkasse, ein Unter- Rundgang S. 74; WIEGAND, Müller S. 51. steueramt, ein Katasteramt, ein königliches und ein ständi- 281 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 126-127; WIEGAND, Kultur- sches Kreisbauamt, drei Oberförstereien, ein Kreisphysikus denkmäler S. 129; DERS., Müller S. 48-50. und ein Kreisveterinär; VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 211. 282 RÖDEL/SCHOMANN, Eisenbahn Bd. 2.1 S. 310; VIGELIUS, 288 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 133-135. Denkwürdigkeiten S. 132. 289 RÖSSING, Chronik S. 14, 17.

26 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Homberg und Hünfeld auf ein neues Niveau geho- kamen noch die Maschinenfabrik Schilde303 und die ben290. Mit dem 1873-76 vor dem Peterstor erbauten Seilwarenfabrik August Gottlieb304 hinzu. Mit diesen Schlachthaus konnte die Versorgung der nun stark Ortsangaben ist im Grunde auch die um 1900 ge- ansteigenden Bevölkerung erheblich verbessert wer- schlossene Ringstraße um den Altstadtkern beschrie- den291. Ergänzt wurde diese Einrichtung mit einem ben, die bereits zu Zeiten Leonhard Müllers mit den neuen, 1879 angelegten Viehmarkt im verfüllten Anlagen im Westen und Süden der Altstadt vorge- Klausgraben nordöstlich der Altstadt, der rasch auf- zeichnet war. Den Anfang dieser Ringstraße machte, blühte und ein wichtiger Absatzmarkt für die umlie- vom neuen Bahnhofsviertel ausgehend, die Bismarck- genden Bauern wurde292. Die Post zog vom Kehr’schen straße und weiter im Uhrzeigersinn die Hainstraße, Domänengut an der „Ebenheit“ (Am Markt 16) im Nachtigallenstraße, Simon-Haune-Straße, Dippel- Jahre 1883 in das neue Dienstgebäude in der Breiten- straße und Bahnhofstraße. straße. Da in der Neustadt die Bebauung schon bis in unmittelbare Nähe der Fulda vorstieß, entwickel- Die umfangreichen Stadterweiterungen der Grün- ten sich die gründerzeitlichen Viertel vor allem im derzeit wurden durch wirksame Infrastrukturmaß- Osten Richtung Bahnhof und im Süden entlang der nahmen flankiert. Noch in kurhessischer Zeit erhielt Hainstraße293 sowie im Südwesten. Während die Be- die Stadt ein Gaswerk. Die Planungen hierzu fanden bauung im Süden im Wesentlichen parallel zur ehe- zwar bereits 1847 statt, nicht zuletzt durch die Un- maligen Stadtmauer verlief, bildeten sich im Osten294 ruhen 1848/49 verzögerte sich die Errichtung des mit der Kaiserstraße (heute Dudenstraße), Vogelge- Gaswerkes vor dem Klaustor jedoch noch bis 1862. sang, Bismarck- und Reichsstraße sowie der Bahn- Es versorgte ab diesem Jahr 720 Privatanschlüsse und 305 hofstraße und im Südwesten295 mit Witta-, Wigbert-, 97 Straßenlaternen . Bereits 1902/03 wurde es durch Fulda-, - und Lutherstraße eigenständige Stadt- einen erheblich größeren Bau an der Straße nach quartiere mit neuem Straßenraster. Im östlichen Stadt- Kassel ersetzt und an seiner Stelle eine Grünanlage erweiterungsgebiet standen auch ab 1885/86 die ka- (Schillerplatz) angelegt306. Alte und neue Wasserver- tholische Kirche296 und ab 1896 die neue Synagoge sorgungssysteme bestanden aber noch parallel. Die der jüdischen Gemeinde297. Nach Westen blieb die alte Wasserleitung, von den Teichen westlich der Stadt Bebauung aufgrund des vergleichsweise steilen Ge- gespeist, versorgte nach wie vor den überwölbten ländeanstiegs zum Tageberg hin zunächst noch zöger- Löschwasserteich auf dem Marktplatz, die Kumpfe lich. Allerdings zeichnete der 1887/88 angelegte Park im Spitalhof und vor dem Rathaus sowie den Spring- im Finstertal „Die Alpen“ die Ausdehnung auch in brunnen in der Grünanlage vor dem Johannestor diese Richtung vor298. (Dudenbrunnen)307. Eine neue, ab 1858/59 gebaute, mit Quellwasser gespeiste Röhrenleitung versorgte An bedeutenden Fabrikbauten mit dazugehörigen hingegen die insgesamt 19 öffentlichen Brunnen, Werkshallen und Fabrikantenvillen sind die Tuchfa- 12 Hydranten für Löschwasser und vor allem die brik Braun vor dem Peterstor299, Tuchfabrik Rechberg beständig steigende Zahl der privaten Anschlüsse für Hainstraße 5 und 7300, Tuchfabrik Rehn Wehneber- die Haushalte und Betriebe308. 1911/12 wurde 400 m gerstraße 4301 sowie die Tuchfabrik Wever Bahnhof- nordwestlich des Stiftes das neue Wasserwerk in Be- straße 10 und Wilhelm-Wever-Straße 1302 zu nennen. trieb genommen309. Neben dem Ausbau der Strom-, Im Norden und Nordosten vor der Altstadt gelegen, Wasser- und Gasversorgung ist vor allem die Kana- lisation zu nennen, die 1906-09 ausgeführt wurde310. Spätestens mit diesem Datum waren alle Straßen in der Stadt gepflastert oder zumindest chaussiert311. 290 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 208-210; WIEGAND, Kul- turdenkmäler S. 225. 291 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 169-170; HALLENBERGER, Hersfeld, Plan von 1895; LANDECK, Viehverteilungsstelle. 292 DEMME, Neubauten S. 4; VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 169, 173. 303 NEUHAUS, Geschichte S. 259-260; WIEGAND, Kulturdenk- 293 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 231-240. mäler S. 289-293; BINGEL, Hersfeld S. 19. 294 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 215-227. 304 HEIL, Entwicklung S. 136-137. 295 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 243-254. 305 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 168-169; BINGEL, Hersfeld 296 UNGER, Kirchenbau S. 50-51. S. 21; NEUHAUS, Geschichte S. 262. Eine Straßenbeleuch- 297 ABBES, Geschichte S. 81-86. tung mit Öllaternen war bereits ab 1814/15 in Betrieb gewe- 298 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 30, 303-305. sen, NEUHAUS, Straßenbeleuchtung. 299 BRAUN, Textilindustrie S. 16-21. 306 NEUHAUS, Geschichte S. 262. 300 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 236-238; HALLENBERGER, 307 HALLENBERGER, Hersfeld, Plan von 1895. Hersfeld, Plan von 1895. 308 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 168; RÖSSING, Chronik S. 5; 301 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 277, 282; HALLENBERGER, KÄBERICH, Wasserversorgung. Hersfeld, Plan von 1895; BRAUN, Textilindustrie S. 63-64. 309 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 303. 302 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 220; HALLENBERGER, Hers- 310 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 33. feld, Plan von 1895; BRAUN, Textilindustrie S. 82-84. 311 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 167.

27 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Im Zuge des allgemeinen Aufschwungs der Grün- größten Teil in der Altstadt Platz gefunden haben. Die derzeit und des Aufblühens der neuzeitlichen Bäder- Zahl der Wohngebäude nahm insgesamt zwischen kultur seit dem 18. Jh. konnte auch in Hersfeld an 1895 und 1910 nur um knapp 14% von 1.017 auf die Trinkkurtradition des 17. Jhs. angeknüpft wer- 1.158 zu, die gewerblich genutzten Gebäude hinge- den312. Auf die Initiative des Bürgermeisters entstand gen um gut 27% von 654 auf 864320. Die Wohn- im Jahre 1903 eine Aktiengesellschaft (Hersfelder situation dürfte sich dementsprechend bis zum Ersten Brunnengesellschaft), der neben der Stadt 25 Bürger Weltkrieg für den Großteil der Stadtbewohner wohl als Gesellschafter angehörten313. Tatsächlich konnte nicht sehr verbessert haben. Bereits 1883 beklagte der im darauffolgenden Jahr eine Mineralquelle erbohrt Bürgermeister in seinem Rechenschaftsbericht: Außer werden, und wiederum binnen Jahresfrist wurden dem Mangel einiger großer Logis für wohlhabende Fa- ein Brunnenhaus, eine Trinkhalle und ein Gebäude milien gilt dies insbesondere auch von den kleineren für Badezellen errichtet314. Die ersten Badegäste wur- Wohnungen für die Arbeiterklasse, bei welchen auch den in fünf zu Logierhäusern umgebauten Arbeiter- die Mietpreise verhältnismäßig am höchsten gestiegen häusern untergebracht315. Die feierliche Eröffnung sind 321. In diesem Jahr lebten bereits durchschnitt- der Anlagen für Trinkkuren fand am 21. Mai 1906 lich 10-11 Personen in einem Haus, immerhin stan- statt, jene für Badekuren am 1. Juli des gleichen Jah- den gleichzeitig aber auch noch 90 Gebäude leer322. res316. Seit 1949 ist „Bad“ auch Bestandteil des Stadt- Noch 1919 entfielen 8,4 Personen auf ein Haus in namens. der Stadt gegenüber 6,0 im Kreisgebiet323. Die Kuranlagen waren von beachtlicher Bedeu- Die Fabrikbelegschaften waren hingegen zwischen tung für die siedlungstopographische Entwicklung 1897 und 1914 um annähernd 90% von 1.128 auf im Südwesten Hersfelds insofern sie an das Grün- 2.140 gestiegen324. Diese überproportionale Zunahme derzeitviertel rund um die Lullusstraße anschlossen ist nur durch die hohe Zahl von Einpendlern zu er- und am Ende der Wittastraße 1914 ein eigener Bahn- klären. Eine Besitzstatistik der Lohnarbeiter von hof an der 1906/07 eröffneten Bahnlinie Hersfeld- zwölf Fabrikbetrieben der Stadt Hersfeld vom 1. Okt. Treysa eingeweiht wurde317. 1920 gibt hier Aufschluss, wenngleich man eine ge- Aber auch in der Stadt entstanden besonders in wisse Verschiebung durch die wirtschaftlichen Aus- den letzten Jahrzehnten vor dem Ausbruch des Ersten wirkungen des Ersten Weltkriegs in Rechnung stellen 325 Weltkrieges an vielen Stellen teilweise großzügige muss . Von den 1.409 Lohnempfängern wohnten stadtbildprägende Neubauten an markanten Stellen, mehr als die Hälfte (53,3%) nicht in Hersfeld. Eben- etwa das Haus Am Markt 2 (zwischen 1878 und falls mehr als die Hälfte war ledig, dürfte also noch 1890), Breitenstraße 47 (nach 1876), das Gebäude in den elterlichen Haushalten gewohnt haben. Im- des Bankhauses Pfeiffer Dudenstraße 11 (1912) und merhin 335 besaßen ein eigenes Haus, 58 hatten so- das Verlags- und Druckereigebäude Klausstraße 31 gar noch Wohnungen in ihrem Haus vermietet und (1914)318. 129 gaben an, bauen zu wollen. An der Bauentwicklung der Stadt während des Der Erste Weltkrieg ließ den wirtschaftlichen Auf- Kaiserreiches fällt auf, dass vergleichsweise wenige schwung auf nationaler Ebene zu einem jähen Ende „Arbeiterhäuser“319 entstanden sind und praktisch kommen. Dank der modernen Textilindustrie wurde keine Mietskasernen, trotz der beträchtlichen Indus- Hersfeld allerdings weitaus weniger getroffen als an- trialisierung. Die zwischen 1871 und 1913 von 6.438 dere Städte und Regionen. Lediglich das Bau- und auf 10.237 Einwohner, also um rund 60% gewach- Nahrungsmittelgewerbe litt stark unter der Umstel- sene Einwohnerschaft dürfte also noch zum weitaus lung auf die Kriegswirtschaft: Nur eine der drei Dampfziegeleien überstand den Krieg; von den vier Brauereien gingen drei ganz ein, und nur die Braue- rei Engelhardt nahm Anfang der 1920er Jahre wie- der die Produktion auf326. Die Textilindustrie und der 312 Allg. ZIEGLER, Kurstädte. Maschinenbau profitierten hingegen ganz erheblich 313 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 255-260. von den Militäraufträgen. Die Zahl der Beschäftig- 314 NEUHAUS, Geschichte S. 264-265 mit einer Aufnahme des Kurgeländes im Jahre 1904 mit dem erstem Brunnenhaus. 315 MITZE, Hersfeld S. 72; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 255 (Abb. oben links). 316 ZIEGLER/STINGL, Hersfeld S. 12. 320 Zahlen nach HEIL, Entwicklung S. 205. 317 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 253-254. 321 Zitat nach MITZE, Hersfeld um 1883 S. 105. 318 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 98, 112, 115, 163. 322 MITZE, Hersfeld um 1883 S. 104. 319 Eine Ausnahme bilden die fünf Häuser, die der Fabrikant 323 HEIL, Entwicklung S. 100. Rechberg 1892 an der Straße nach Niederaula hatte errichten 324 Zahlen nach HEIL, Entwicklung S. 93. lassen, die allerdings einer Erweiterung des Kurparks zum 325 HEIL, Entwicklung S. 199. Opfer fielen; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 34. 326 HEIL, Entwicklung S. 96.

28 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld ten ging in den Tuchfabriken zwischen 1914 und 1940 rund 200 Grundstücke vermessen und teil- 1918 lediglich von 842 auf 778 zurück, und nach weise bebaut, bevor der Zweite Weltkrieg die Bau- der Behebung der Versorgungsengpässe mit Kohle tätigkeit hier einfrieren ließ331. Nördlich der Altstadt, konnte ab ca. 1922 an das Vorkriegsniveau ange- am Südhang des Wehneberges an der Güldenen Kam- knüpft werden. Der Maschinenbau (B. Schilde) lie- mer, wurde um 1930 eine Siedlung mit Einfamilien- ferte Ventilatoren für U-Boote und Kriegsschiffe. Mit häusern angelegt, der sich 1935/37 die Bebauung der zwei neuen Maschinenfabriken 1919 und 1920 wurde Saarlandstraße Richtung Norden anschloss. dieser Wirtschaftszweig weiter verstärkt und beschäf- Die Machtergreifung der Nationalsozialisten voll- 327 tigte 1922 insgesamt 904 Personen . Der Verlust der zog sich in Hersfeld rasch und ohne auf nennens- Garnisonsfunktion bzw. die Schließung der Kriegs- werten Widerstand zu stoßen. Bereits am 30. März schule am Ende des Ersten Weltkrieges bedeutete ein 1933 beeilte sich die neugewählte Stadtverordneten- gewisse wirtschaftliche Schwächung für die Stadt, versammlung, dem Reichspräsidenten von Hinden- darf aber nicht all zu hoch eingeschätzt werden. burg und dem Reichskanzler Hitler die Ehrenbürger- Das vergleichsweise rasche Wachstum vor dem würde zu verleihen. Mit der Gleichschaltungspolitik Krieg und das schnelle Wiedererstarken der Wirt- ging die kommunale Selbstverwaltung verloren, und schaftskraft danach ist nicht zuletzt an der Elektrifi- Parteifunktionäre der NSDAP übernahmen die wich- zierung der Stadt abzulesen. Schon ab 1886 stand tigen Positionen in der Stadt- und Kreisverwaltung332. elektrischer Strom in den Fabriken von Gottlieb und Daneben wurde aber auch das gesamte gesellschaft- Braun zur Verfügung328. Ab 1912 speiste eine Strom- liche und kulturelle Leben der Parteiideologie unter- anlage der Fabrik Rechberg in ein öffentliches Strom- worfen. Besonders spürbar war dies vor allem auch netz ein, und zwischen 1921 und 1923 erfolgte der im Schulalltag333. Der damalige Direktor, Dr. Gott- Anschluss an die überregionale Stromversorgung329. fried Herzfeld, wurde wegen seiner Zugehörigkeit Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatten einige zur SPD im Mai 1933 seines Postens enthoben und Hersfelder Fabrikanten Anstöße zum Bau preiswer- im darauffolgenden Januar durch den überzeugten ter Häuser zur Unterbringung ihrer Arbeiter und An- Nationalsozialisten Dr. Rudolf Manns ersetzt. Führte gestellten gegeben. Allerdings blieb es beim Bau von die Schulstatistik im Mai 1933 noch 15 jüdische 334 fünf Doppelhäusern an der Straße nach Niederaula Schüler, so waren es bereits 1934 nur noch fünf . im Jahre 1892 durch die Firma Rechberg330. Die Rudolf Manns übernahm 1936 auch den Vorsitz des Firma Braun hatte bereits 1902 „An der Warth“ NS-Geschichtsringes und war maßgeblich an der (heute Stadtteil Hohe Luft), ca. 1.500 m südöstlich Übernahme der Beilage „Mein Heimatland“ zur der Altstadt, Land zur Errichtung von Arbeitersied- Hersfelder Zeitung beteiligt ebenso wie an deren lungen erworben. Gebaut wurde hier freilich erst ab Umwandlung von einer „Zeitschrift für Geschichts-, 1934. Die wichtigsten Stadterweiterungen der 1920er Volks- und Heimatkunde“ zu der ab Januar 1938 Jahre erfolgten meist in einzeiliger Bebauung entlang erscheinenden „Zeitschrift für Vorgeschichte, Ge- der Ausfallstraßen, also der Straße nach Niederaula schichte, Volkstums- und Heimatkunde“ unter dem (Am Weinberg), der Meisebacher, Homberger, Fried- neuen Titel „Die Stiftsruine“. Die Betonung der Vor- loser sowie der Eschweger Straße. Diese einzeiligen geschichte und der Volkstumskunde entsprach der Bebauungen entlang der bestehenden Straßen war Auffassung von einer „Heimatgeschichte auf der nicht zuletzt den topographischen Verhältnissen ge- Grundlage der nationalsozialistischen Weltanschau- 335 schuldet. Im Westen und Südwesten, wo das Relief ung“ und entsprang einer regelrechten Germano- etwas günstiger ist, entstanden allerdings auch neue manie, einer Überhöhung „der großen Zeit des 1. Rei- Straßen, so etwa ab 1923 die Fritz-Rechberg-Straße ches, unter den Ottonen, Saliern und Hohenstau- (heute Heinrich-Heine-Straße). Anfang der 1930er fen“ und vor allem derAuffassung eines „durch Blut Jahre kam noch weiter westlich die Siedlung Am Lax und Boden bedingten gesamtvölkischen Lebens von 336 hinzu. In attraktiver Südosthanglage entwickelte sich der urgermanischen Zeit bis zur Gegenwart“ . das gehobene Wohnviertel „Hasenwinkel“ weiter. Nordwestlich vom Kurpark am Tageberg gelegen wurden hier entlang Stresemannallee, Sternerstraße, Ludwig-Braun-Straße und Scheidemannstraße bis 331 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 262-266. 332 NUHN, Wahlen S. 246-258. 333 ABBES, Geschichte S. 121-124. 334 GLISS, Klosterschule 1933-1970 S. 163. 327 HEIL, Entwicklung S. 95, 141-142. 335 So MANNS im Geleitwort zur ersten Ausgabe der Stiftsruine 328 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 33. im Jan. 1938 S. 1. 329 Kreis Hersfeld S. 29; NEUHAUS, Geschichte S. 263. 336 MANNS, Stand S. 57, 62. Der gleiche Tenor auch bei HAF- 330 HALLENBERGER, Hersfeld, Plan von 1895. NER, Geschichte S. 125-126.

29 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Das für die Geschichte Hersfelds in der Zeit des Mit Kriegsausbruch wurde im Herbst 1939, ab- Nationalsozialismus wohl wichtigste Jahr war 1936. gesehen vom eingeschränkten Autobahnbau und eini- Mit großem Aufwand und viel politischer Promi- gen militärisch wichtigen Projekten, die Bautätigkeit nenz wurde das 1200-jährige Stadtjubiläum gefei- fast gänzlich eingestellt. Aufgrund seiner wirtschaft- ert337. Der bereits erwähnte Manns griff damals auch lichen Ausrichtung konnte Hersfeld allerdings von eine schon von Konrad Duden vorgebrachte Idee auf der Kriegswirtschaft sogar profitieren. Bereits seit und regte Theateraufführungen in der Stiftsruine 1937 war durch Firmenzusammenschlüsse „eine der an338. Weitere Festlichkeiten fanden in der in diesem größten Konzentrationen zur Herstellung von Woll- Jahr eingeweihten Stadthalle statt339. Für die weitere tuchen mit speziellen Kenntnissen in der Fertigung Entwicklung der Stadt von nachhaltiger Bedeutung von Militär- und Behördentuchen“345 entstanden war der Beginn des Autobahnbaus in der Nähe von und, bezogen auf die Firma Rechberg, konnte 1950 Kirchheim im gleichen Jahr. Hersfeld, knapp 10 km resümierend festgestellt werden, dass sich „in den östlich des Kirchheimer Dreiecks gelegen, wurde da- letzten 20 Jahren […] die Fabrik zu der größten Voll- durch an die Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen tuchfabrik in der Westzone entwickelt“ hatte346. Auch des zukünftig immer wichtiger werdenden, moder- der Kurbetrieb lief „in Anbetracht der zu erwarten- nen Straßenverkehrs angebunden340. In der Haupt- den Kranken und Erholungsbedürftigen“ weiter, sache wurde der Autobahnbau von gering bezahlten gleichzeitig nahm man die „Einrichtung von Laza- Arbeitslosen in Notstandsprogrammen und vom retten und Siechenhäusern in Angriff“347. Das Leben Reichsarbeitsdienst getragen, teilweise waren aber der Einwohner wurde freilich von der bald einsetzen- auch Bauunternehmen beteiligt und erhielten hier den Lebensmittelrationierung und der Unterwerfung begehrte Großaufträge, so etwa die bedeutende Hers- des gesamten öffentlichen Lebens unter militärische felder Firma Heinrich Bolender für die Asbachtal- Belange beeinträchtigt. „Bei den Fliegerangriffen kam Brücke, an der bis zum Kriegsausbruch bis zu 400 Hersfeld [allerdings vergleichsweise] gnädig davon“348. Arbeitskräfte beschäftigt waren341. Ebenfalls länger- Bei Kriegsende waren insgesamt 22 Häuser mit 73 fristig bedeutsam war die Rückkehr des Militärs. Im Wohnungen zerstört, weitere 105 Wohnungen stark Oktober 1936 bezog eine Einheit der und 225 Wohnungen leicht beschädigt349. Ein Gut- die neugebauten Kasernen An der Warth, die einen teil dieser Schäden war erst durch den Artilleriebe- Kristallisationskern für den neuen Stadtteil Hohe Luft schuss am Tag vor der Übergabe Hersfelds an die darstellten342. Amerikaner am 31. März 1945 entstanden350. Wie in anderen deutschen Städten kam es im In den ersten Monaten nach Kriegsende musste Umfeld der „Reichskristallnacht“ im Nov. 1938 zu die Stadt zeitweise 6.000-8.000 Besatzungssoldaten geplanten nationalsozialistischen Ausschreitungen ge- aufnehmen, daneben trafen immer mehr Flüchtlinge gen Juden. Bereits in der Nacht vom 8./9. Nov. wurde und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ost- die neue Synagoge im Vogelgesang in Brand gesetzt343. gebieten und der sowjetischen Besatzungszone ein. In der Folge kam das gesamte jüdische Gemeinde- Die daraus entstehenden Kosten trieben den städti- leben zum Erliegen344. schen Haushalt rasch an den Rande des Zusammen- bruchs. Die finanzielle Not wurde schließlich durch eine Pflichtabgabe von einer Mark auf jeden ver- kauften Meter Stoff aus den Hersfelder Textilfabri- ken behoben351. Die Stadt blieb damit handlungsfähig und konnte wichtige Infrastrukturmaßnahmen zur 337 Vgl. den offiziellen Stadtführer: 1200-Jahrfeier; sowie die Jubiläumsausgabe der Hersfelder Zeitung. Obwohl Wilhelm Förderung der fast ununterbrochen prosperieren- NEUHAUS bereits Anfang 1933 ausführliche und detaillierte den, ja zunächst rasch wieder expandierenden Tex- „Vorschläge zu einem Programm für die 1200-Jahrfeier“ ge- tilindustrie vornehmen. So wurde zwischen 1946 und macht hatte, war das Echo der Feierlichkeiten in „Mein 1949 die Fulda vor der Neustadt in ein neues Bett Heimatland“ vergleichsweise verhalten. Dies darf als Indiz für die Konkurrenz zwischen Teilen der „alten“ Heimatfor- verlegt und damit konnten neue Fabrikgelände ge- scher und der Gruppe um MANNS’ NS-Geschichtsring gel- schaffen werden352. ten. NEUHAUS hat übrigens auch nicht in „Die Stiftsruine“ publiziert. 338 NEUHAUS, Geschichte S. 286-287; GLISS, Klosterschule 1933-1970 S. 164. 345 BRAUN, Textilindustrie S. 47. 339 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 255-258. 346 NEUHAUS, Tuch S. 165. 340 MEIDT, Autobahnbau. 347 NEUHAUS, Geschichte S. 292. 341 NEUHAUS, Geschichte S. 286; WIEGAND, Kulturdenkmäler 348 NEUHAUS, Geschichte S. 292. S. 363-264. 349 Kriegsschäden S. 4. 342 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 320-324. 350 TAUBERT, Übergabe S. 2; NEUHAUS, Geschichte S. 295-299. 343 ABBES, Geschichte S. 134; KROPAT, Kristallnacht S. 24. 351 NEUHAUS, Geschichte S. 301. 344 ABBES, Geschichte S. 133-139, 154. 352 HORRICK, Dokumentation S. 24-26.

30 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Die mittelfristig größte Herausforderung stellte gestiegen, so hat sich die besiedelte Fläche im letz- zweifellos die angemessene Unterbringung der ten halben Jahrhundert nochmals rund verdoppelt. Flüchtlinge dar. Bereits bis zum 31. März 1949 hatten Eine wichtige Grundlage für die Entwicklung der 3.377 Personen Aufnahme in der Stadt gefunden, bis Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg stellte der Aus- zum 1. Juli 1953 waren es dann insgesamt 4.415, bau ihrer Dienstleistungsfunktionen im Gesundheits- also gut 20% der damaligen Gesamtbevölkerung. Die wesen dar. Bereits 1955 wurde das neue Kurhaus360 wirtschaftliche Integration verlief vergleichsweise errichtet und in die vorhandenen Kuranlagen inves- schnell, insofern die expandierenden Industriebetriebe tiert. 1985 öffnete das neue große Hotel am Kurpark. viele Arbeitskräfte absorbierten. 1953 waren in den Zwischen 1998 und 2002 erhielten die zentralen An- Textilbetrieben 23% der Beschäftigten Flüchtlinge, lagen im Kurpark ein neues Gesicht, insofern die im führenden Maschinenbaubetrieb Schilde waren es Stadthalle modernisiert, eine neue Abfüllanlage für 353 20% . Abhilfe für die länger anhaltende Wohnungs- die Mineralquelle errichtet und der alte Komplex not brachte die ab 1948 gut 2,5 km südwestlich der des Kursaals und des neuen Kurhauses abgebrochen Altstadt völlig neu entstandene Eichhofsiedlung, die und durch eine moderne Reha-Klinik ersetzt wor- 354 auch eine eigene katholische und evangelische Kir- den ist. Gegenwärtig (Herbst 2006) sind die Umge- 355 chengemeinde bildete. Ab 1950 wurde der Ausbau staltungsarbeiten des Kurparks noch in vollem Gange. des Stadtteils Hohe Luft vorangetrieben. Nachdem Die sieben Kliniken (Klinik im Kurpark; Fachklinik 1953 die Domäne Wilhelmshof aufgelöst worden Wigbertshöhe, Am Hainberg 10-12; Klinik Am war, entstand hier der heute größte Hersfelder Stadt- Hainberg, Ludwig-Braun-Straße 32; Klinikum Bad teil (1997: 5.073 Einwohner), der bald mit der alten Hersfeld, Seilerweg 29; Orthopädie Bad Hersfeld 356 Ortslage Petersberg zusammengewachsen war . Ei- GmbH, Dr.-Ronge-Weg 10; Sankt-Elisabeth-Kran- gene Kirchengemeinden (katholische St. Bonifatius- kenhaus, Am Weinberg 19; Vitalisklinik, Am Wein- kirche 1956/57; evangelische Auferstehungskirche berg 3) werden durch zahlreiche Kurhotels, Senio- 1956/58), ein eigenes Postamt (1960) und ein eigenes renwohnheime und dergleichen ergänzt. Bürgerhaus (1976) unterstreichen die relative Eigen- ständigkeit dieses auch räumlich deutlich vom ge- Gleichzeitig mit der intensiven Bautätigkeit wurde wachsenen Stadtgebiet abgesetzten Stadtteils357. Wei- seit den frühen 1950er Jahren versucht, den anschwel- tere in den 1950er und 1960er Jahren entstandene lenden Automobilverkehr mit Trassenverlegungen Wohngebiete sind: Zellersgrund ab 1957/59 1,5 km und Umgehungsstraßen aus dem Innenstadtbereich nordöstlich, Frauenberg ab 1963 1,2 km westlich, herauszuverlagern. Die Ostumfahrung der B 27 zwi- Helfersgrund ab 1965 1,5 km südöstlich und vor schen dem Stadtgebiet und der Fulda wurde bereits allem Johannesberg ab 1967 2 km südlich der Alt- 1958 eröffnet, die Südumgehung der B 62 folgte stadt. Neben diesen neuen Wohngebieten wurden 1973. In den 1980er Jahren führte man die B 62 aber auch sehr viele Lücken in den bereits bestehen- nördlich an Petersberg vorbei und verlegte die B 27 den Stadtvierteln geschlossen. Alleine zwischen 1945 bis zur Autobahnauffahrt westlich von Hohe Luft. und 1960 entstanden so rund 3.000 neue Wohnun- Teil der Planung war der Anschluss des Straßenrings gen. Dieser Bauboom steigerte sich nochmals in den um die Altstadt über einen kreuzungsfreien Zubrin- 1960er Jahren, alleine 1966 sollen 500 neue Woh- ger und Verteiler. Der zu diesem Zweck 1968 eröff- nungen entstanden sein. „Der Höhepunkt der Bau- neten Peterstor-Überführung musste annähernd die tätigkeit wurde zum im Jahre 1967 er- gesamte mittelalterliche Neustadt weichen. reicht“358. War die bebaute Fläche im Stadtgebiet Aufgrund dieser zumindest verkehrstechnischen binnen einer Generation von 170 Hektar im Jahre Aufwertung der sich seit der Gründerzeit abzeich- 1910 um rund 70% auf 290 Hektar im Jahre 1950359 nenden „Ringstraße“ konnte die Verkehrsberuhigung in der Altstadt vorangetrieben werden. Die in diesem Zuge in Gang kommende Altstadtsanierung änderte das Erscheinungsbild des historischen Stadtkerns seit 353 NEUHAUS, Geschichte S. 309. der zweiten Hälfte der 1970er Jahre ganz erheblich. 354 Die katholischen Kirche St. Marien wurde zwischen 1953 Nach einem mehrjährigen Planungsvorlauf wurden und 1963 errichtet. neben zahlreichen Einzelobjekten drei Flächensanie- 355 Die evangelischen Gottesdienste fanden zunächst unter rungen durchgeführt: 1977 der südliche Teil des Be- freiem Himmel bzw. in Privathäusern statt, bevor 1953-56 die Kirche erbaut wurde; PETERS, Gemeinschaft S. 37; Mit- bauungsblocks Brink, Neumarkt, Webergasse mit einander S. 3; frdl. Auskunft von Frau Pfarrerin Henning, Bad Hersfeld vom 27. Nov. 2006. 356 ABBES, Petersberg. 357 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 321. 358 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 35, zum Folgenden S. 35-38. 360 ZIEGLER/STINGL, Hersfeld; WIEGAND, Kulturdenkmäler 359 NEUHAUS, Geschichte S. 308. S. 259-260.

31 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld dem Neumarkt-Center; 1979 der Block Breitenstraße, duktionsstandorten Deutschlands zu einem regio- Badestube, Klausstraße; und 1980/84 der Bereich nalen Einkaufs-, Verwaltungs- und Dienstleistungs- Klaustor, Untergeis, Löhrgasse mit der Überbauung zentrum am Gelände der Firma Rechberg südlich der des Klaustores361. An dieser Stelle kann nicht die in- Hainstraße abzulesen: Ab den späten 1960er Jahren nerstädtische Bebauungs- und Sanierungsgeschichte wurden die gründerzeitlichen und aus den 1920er des letzten Vierteljahrhunderts referiert werden. Nur Jahren stammenden Fabrikationsstätten nach und soviel sei festgestellt, dass sich zwischen 1975 mit dem nach abgerissen und gaben den Raum frei für ein neuen Altersheim Im Stift/Hospitalgasse, über den neues Postamt (1989/90) und verschiedene Super- Bau der Konrad-Duden-Stadtbücherei im Jahre 1991 märkte366. bis zum Jahre 2005 mit der Eröffnung der City-Ga- Einen beträchtlichen wirtschaftlichen Aufschwung lerie in der Benno-Schilde-Straße auch das Gesicht und eine entsprechende Umorientierung erlebte die 362 der Altstadt grundlegend verändert hat . Stadt nach der deutschen Wiedervereinigung 1989/ Der Bauboom der 1950er und 1960er Jahre ist 90. Binnen weniger Jahre kippte die nachteilige Situa- zweifellos vor dem allgemeinen Hintergrund des all- tion einer Stadt im peripheren Zonenrandgebiet zur gemeinen Aufschwunges der bundesrepublikanischen „heimlichen Logistikhauptstadt Deutschlands“367. Gründerzeit („Wirtschaftswunder“) zu sehen. Frei- Zahlreiche große Logistikunternehmen sowie Bran- lich ist im speziellen Fall Hersfelds ein tiefgreifender chenführer des Versandbuchhandels und Buchgroß- und von den Zeitgenossen als äußerst krisenhaft bzw. zwischenhandels siedelten sich in der Fulda- empfundener wirtschaftlicher Umbruch zu berück- aue zwischen der Altstadt und der an. sichtigen. Konnte, wie erwähnt, die ansässige Textil- Dadurch waren unter anderem die negativen wirt- industrie zunächst noch rasch an den Aufschwung der schaftlichen Folgen des Abzugs der amerikanischen Vorkriegszeit anknüpfen und expandieren, so wurde Garnison im Jahre 1993 kaum spürbar. Die allge- die Branche schon bald von den weltwirtschaftli- meine Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte ist chen Folgen des Koreakrieges Anfang der 1950er auch an den Schwankungen der Bevölkerungszahlen Jahre getroffen363. Hinzu kam die teils modebedingte, nachzuvollziehen. Stiegen sie zunächst von 28.845368 teils kostengünstigere Konkurrenz der traditionellen im Jahre 1987 um knapp 9% auf 31.361 im Jahre Tuchproduktion durch die Baumwolle und besonders 1996 an, so gingen sie bis 2003 wieder um gut 2% durch die Kunstfasern. Verschärft wurde die Situation auf 30.694 zurück und pendelten sich auf diesem durch einen Schub technologischer Innovationen, Niveau ein (2006: 30.643). Allerdings scheint sich an die einige Betrieb den Anschluss verpassten, an- die Stadt einerseits „auf eine Schrumpfung der Be- dere konnten die daraus entstehenden finanziellen völkerung um 15% einstellen“369 und andererseits Belastungen nicht tragen. Bis Ende der 1960er Jahre ihre Stadtplanung auf eine deutlich ältere Gesellschaft kam die Tuchproduktion in Hersfeld zum vollstän- umstellen zu müssen. digen Erliegen. Eine Umorientierung funktionierte nur bei einigen Unternehmen oder blieb ohne nach- haltige Wirkung. So stellte eine aus der Seilwaren- 6. Jüdische Einwohner im Mittelalter und in der fabrik Gottlieb hervorgegangene Teppichweberei Neuzeit 1984 die Produktion ein. Lediglich die 1964 südlich der Stadt auf dem Gelände der abgerissenen Domäne Wann die ersten Juden nach Hersfeld kamen, lässt Bingartes angesiedelte Kunstfaserfabrik (Hoechst sich nicht mehr genau feststellen. Die ältere For- AG, heute Invista), 1993 mit 1.300 Beschäftigten der schung setzte die Ersterwähnung mit 1347 an, als größte Arbeitgeber in der Stadt364, und die Weberei Kaiser Karl IV. dem Abt Johann gestattete, Juden in Ad. Wever365, für Polsterstoffe als Zulieferer der Auto- der Stadt anzusiedeln370. Die Lage der Stadt an der industrie, setzen gegenwärtig noch die große Tradi- wichtigen und alten Frankfurt-Leipziger-Straße lässt tion der Textilbranche fort. Gleichsam auf eine es jedoch naheliegend erscheinen, dass schon früher Grundstücksparzelle konzentriert ist der Wandel zumindest einzelne jüdische Kaufleute und Händler Hersfelds von einem der bedeutendsten Textilpro-

366 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 60. 361 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 36; frdl. Auskunft von Herrn 367 http://www.bad-hersfeld.de/index.php?rubrik=5& van Horrick, Hersfeld, vom 4. Aug. 2006. content=82, gesehen am 23. Nov. 2006. 362 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 35- 38, 51-53. 368 Die Zahlen beziehen sich auf alle Stadtteile; vgl. die Tabelle 363 Zum Folgenden BRAUN, Textilindustrie S. 6-18. Kap. I.7. mit den Belegen. 364 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 58; HORRICK, Dokumen- 369 HORRICK, Dokumentation S. 28. tation S. 24. 370 AVNERI, Germania Judaica 2, 1 S. 357; HANDTKE, Hersfelder 365 BRAUN, Textilindustrie S. 82-83. Juden S. 31-33.

32 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld an dem Handelsplatz und Etappenort Hersfeld an- nommen380. Die spärlich belegten Geschäftsbezie- sässig waren371. Tatsächlich beurkunden Rat und hungen und Herkunftsangaben der am Ort ansässig Schöffen bereits am 12. März 1330 die Verschrei- gewordenen Juden weisen nach Erfurt, Frankfurt, bung einer jährlichen Gülte durch Johann Friso an Frankenberg, Marburg, Mühlhausen, Nürnberg und zwei seiner Schwestern und eine Nichte an der Rotenburg381. 372 Judenschule zu Hersfeld . Eine Judenschule, gängi- Die jüdische Gemeinde in Hersfeld befand sich in ges Synonym für die Synagoge, verweist nicht allein einem prekären Verhältnis zwischen der christlichen auf die Anwesenheit von Juden, sondern auch auf Stadtbürgergemeinde und dem Fürstabt, der in sei- 373 die Existenz einer Kultusgemeinde . Die Hersfel- ner Eigenschaft als Stadt- und Landesherr auch der der Quellen geben nur indirekt Auskunft über Aus- Schutzherr der Juden war. So treten 1379 dry Juden, schreitungen gegen Juden innerhalb der Stadt im Burger zu Hersfelde gemeinsam mit den christlichen 374 Zuge der großen Pestwelle von 1349/50 . Indessen Bürgern bei der Eidesleistung zum Beweis ihrer Un- nennt das Memorbuch der jüdischen Gemeinde in schuld vor dem Schloss Eichhof auf.382 Sie standen Deutz am Rhein Hersfeld im Zusammenhang mit also offensichtlich auf der Seite der Stadt im Kon- 375 Verfolgungen in dieser Zeit . Offensichtlich fiel die flikt mit dem Fürstabt Berthold II. Andererseits tre- jüdische Gemeinde diesem Pogrom gänzlich zum ten die Juden immer wieder als Kreditgeber der Äbte Opfer, denn der Abt Johann stellte am 15. Juli 1350 in Erscheinung, so 1385, relativ zeitnah zu den Kon- einen Reversbrief aus, in dem er einerseits seine Hers- flikten zwischen Stadt und Fürstabt383. So ist es auch felder Bürger gegenüber eventuellen Anklagen in nicht weiter verwunderlich, dass die Juden selbst zu Schutz nahm, andererseits den Nachlass der getö- einem Streitpunkt zwischen den beiden Kontrahen- 376 teten oder vertriebenen Juden beschlagnahmte . ten wurden. Schon 1371 verzichteten Abt und Stift Über die Größe der ursprünglichen Gemeinde und auf alle Ansprüche an dem der Stadt gehörenden Krä- über die Anzahl der getöteten oder vertriebenen merhaus der Juden384. Die Juden verfügten also of- Juden sowie über den Umfang bzw. die Beschaffen- fensichtlich über eine eigene Verkaufsstätte in der heit ihres Besitzes sagen beide Schriftstücke nichts Stadt385. 1378 ließ die Stadt den Abt pfänden und aus. erhielt pfandweise dessen Rechte an den Juden zu- 1355 wird in einer Verkaufsurkunde die Juden- gesprochen386. Dabei ist in erster Linie an die jähr- schule in der Breitengazze 377 erwähnt. Der bisherigen lich zu entrichtenden Schutzgelder, den Judenzins, Forschung ist eine genauere Lokalisierung dieser Sy- zu denken, die sich bei den Hersfelder Juden zwi- nagoge freilich noch nicht gelungen. Mit der Breiten- schen vier und acht Gulden bewegten. Ab 1499 be- straße ist aber immerhin eine der wichtigsten Haupt- trug das jährliche Schutzgeld vier Gulden387. verkehrs- bzw. Marktstraßen der Stadt genannt. Die Im Laufe der nächsten Jahrzehnte versuchte die Existenz einer Judengasse bzw. eines regelrechten Stadt aus dem Besitz an der Synagoge und diesen Ghettos ist nicht auszuschließen. Am ehesten kommt pfandweise erworbenen Rechten an den Schutzgel- hierfür der unregelmäßig bebaute Gebäudekomplex dern, dauerhafte Rechte an der Judengemeinde ab- zwischen der Klausgasse, In der Badstube und dem zuleiten. In einem Schiedsspruch wurde am 3. Okt. 378 oberen Ende der Breitenstraße in Frage . Bleibt mit 1471 festgelegt, dass die Juden nicht als Zubehör der Erwähnung der Judenschule 1355 die tatsächliche des Gebäudes, sondern als Kammerknechte des Kai- Anwesenheit von Juden noch fraglich, so lebten 1362 sers zu behandeln seien und damit dem Fürstabt un- 379 sicher wieder mehrere Familien in der Stadt . 1371 terstünden388. Obwohl die Schutzgelder somit völlig und 1373 werden weitere jüdische Familien aufge- an den Abt hätten gezahlt werden müssen, scheint man sich auf einen Kompromiss geeinigt zu haben. Ab 1472 entrichteten die Juden ihr Schutzgeld je zur Hälfte an den Abt und die Stadt389. 371 SALFELD, Martyrologium S. 284. 372 LÖWENSTEIN, Quellen Nr. 30; ABBES, Geschichte S. 4. 373 Besaß eine bürgerliche Gemeinde mehr als zehn männliche Mitglieder über 13 Jahre (Minjan), so war sie zur Errichtung 380 LÖWENSTEIN, Quellen Nrn. 109, 110,114. einer Synagoge verpflichtet und bildete eine Synagogen-, 381 LÖWENSTEIN, Quellen Nrn. 92, 114; MAIMON, Germania sprich Kirchengemeinde; Art. Gemeinde, in: Jüdisches Lexi- Judaica 3, 1 S. 548. kon 2 Sp. 964. 382 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 173-184, Zitat S. 183. 374 BUTTE, Judenverfolgung. 383 LÖWENSTEIN, Quellen Nr. 151. 375 SALFELD, Martyrologium S. 284. 384 SCHOOF, Krämerhaus; LÖWENSTEIN, Quellen Nr. N 7. 376 AVNERI, Germania Judaica 2, 1 S. 357; HANDTKE, Hersfelder 385 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 22, 132. Juden S. 31; ABBES, Geschichte S. 6-7. 386 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 152. 377 HANDTKE, Hersfelder Juden S. 32. 387 MAIMON, Germania Judaica 3, 1 S. 548. 378 Vgl. HESS, Marktplatz S. 100. 388 LÖWENSTEIN, Quellen Nr. 375. 379 LÖWENSTEIN, Quellen Nr. N 6. 389 HANDTKE, Hersfelder Juden S. 32.

33 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Im Laufe des 16. Jhs. scheinen die Juden nach einer wirtschaftlichen Entfaltung wurden die Juden und nach Hersfeld verlassen zu haben, ohne dass allerdings bis zur Aufhebung des Zunftzwanges ge- etwas über Vertreibungen bekannt wäre, wenngleich hindert, und 1852 lebten wiederum nur sieben Ju- dies im Zusammenhang mit den Unruhen im Um- den in Hersfeld und noch für 1866 berichtete der feld der Einführung der Reformation und des Bau- Stadtkämmerer „Juden sind nicht hier“398. Tatsäch- ernkrieges nicht ausgeschlossen werden kann. Schon lich wurden bis 1866/71 zuzugswillige Juden vom am 6. Mai 1499 wird die Synagoge ein letztes Mal Magistrat immer wieder auf die umliegenden Dör- urkundlich erwähnt390. 1503 und 1505 erhalten zwar fer abgewiesen399. zwei Familien einen auf drei Jahre befristeten Schutz- Dies änderte sich rasch, als Kurhessen nach dem brief und aus dem Jahre 1504 liegt ein solcher als Krieg 1866 preußisch wurde und sich ein wirtschaft- Blankoformular vor, doch nachweislich werden erst licher Aufschwung abzeichnete. 1876 lebten bereits 1665 und 1679 wieder Juden in Hersfeld zugelas- 19 Familien mit insgesamt 92 Personen in der sen, diesmal jedoch ohne landesherrlichen Schutz- Stadt400. Die meisten kamen aus den umliegenden 391 brief . Sie ließen sich indes nicht dauerhaft nieder; Dörfern. Zunächst gehörten die Hersfelder Juden zumindest sind 1686/99 keine Juden in Hersfeld noch zum Synagogenverband Niederaula. Nach ei- 392 wohnhaft . Entsprechend der verkehrsgünstigen nem ersten Antrag 1868 wurde zum 1. Jan. 1877 eine Lage machten selbstverständlich auch jüdische Händ- eigene Hersfelder Gemeinde gegründet401. Der Got- ler immer wieder in Hersfeld Station, so etwa einige tesdienst fand zunächst noch in Privatwohnungen Pferdehändler, die mit über 200 Pferden um 1670 statt402. Die erste neuzeitliche Synagoge in der Johan- in die Stadt kamen, hier ihren Sabbat feierten und nisstraße (spätere Adler-Apotheke) wurde schließ- 393 auch einige Geschäfte tätigten . lich 1896 bzw. 1898 durch einen Neubau sowie eine Bis zu Beginn des 19. Jhs. lebten scheinbar über- Schule mit Mikwe ersetzt403. Bis zum Ersten Welt- haupt keine Juden mehr dauerhaft in der Stadt394. krieg wuchs die jüdische Bevölkerung Hersfelds auf Wahrscheinlich hat zunächst die vergleichsweise 325 Personen (1910) an. Noch vor der Gemeinde- starke Position der Zünfte dies verhindert395. Die ver- gründung wurde in der Heinrich-Heine-Straße schiedenen Erlasse zur rechtlichen Gleichstellung (ehem. Fritz-Rechberg-Straße) ein Friedhof einge- der Juden während des 19. Jhs. – beginnend mit der richtet404. Neben den für den ländlichen Raum typi- Verfassung des Königreichs Westphalen vom 15. Nov. schen Berufen der Metzger, Vieh- und Pferdehändler 1807, die den Juden die Gleichheit vor dem Gesetz kamen bis zum Ende des 19. Jhs. mehrere Einzel- und freie Religionsausübung garantierte, dem Ge- händler, Drogisten und ein Bankier hinzu. Jüngere setz vom 29. Okt. 1833 und schließlich der vollstän- Gemeindemitglieder mit akademischer Ausbildung digen staatsbürgerlichen Gleichstellung nach 1866 zogen ab dem Beginn des 20. Jhs. allerdings ver- mit einem Gesetz des Norddeutschen Bundes vom stärkt in die Großstädte ab. Dementsprechend gingen 3. Juli 1869 und in der Reichsverfassung (1871)396 die Schülerzahlen an der seit 1877/78 bestehenden – bildeten schließlich die Grundlage für ein rasches jüdischen Elementarschule nach dem Ersten Welt- Aufblühen der jüdischen Gemeinden in vielen kur- krieg zurück. hessischen Städten. In Hersfeld sollte sich dies aller- In den 1920er Jahren waren zwar viele jüdische dings bis in die 1870er Jahre hinziehen. 1809/10 Einwohner in den Hersfelder Vereinen aktiv vertre- wurden drei jüdische Bürger in der Stadt aufgenom- ten, es bestand auch eine Ortsgruppe des Reichs- men und 1826 lebten hier 15 männliche und 16 bundes jüdischer Frontsoldaten und ab 1920 eine weibliche Juden. Der ältere jüdische Friedhof in der Zionistische Vereinigung. Allerdings blieben sie stets Michael-Schnabrich-Straße bestand zwar ab 1829, mit ausgeprägten antisemitischen Ressentiments kon- 397 wurde aber bis nach 1877 nur einmal belegt . An frontiert. Die um 1890 besonders in Oberhessen er- folgreiche antisemitische Bewegung unter Führung von Otto Böckel strahlte auch nach Hersfeld aus,

390 HANDTKE, Hersfelder Juden S. 32, mit Anm. 35. 391 MAIMON, Germania Judaica 3, 1 S. 550; vielleicht schon bereits 1658, vgl. ABBES, Geschichte S. 17. 392 ABBES, Geschichte S. 18-19, 23-24. 398 RÖSSING, Chronik S. 13. 393 WITZEL, Hersfeld S. 255. 399 ABBES, Geschichte S. 25. 394 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 93; ARNSBERG, Gemeinden 400 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 358. 1 S. 358; KEYSER, Städtebuch S. 238; ABBES, Geschichte 401 ABBES, Geschichte S. 57. S. 23; WITZEL, Hersfeld S. 285-286. 402 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 359- 360. 395 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 358. 403 ABBES, Geschichte S. 81-90. 396 KROPAT, Emanzipation; ABBES, Geschichte S. 29-35. 404 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 302; ABBES, Geschichte 397 ABBES, Geschichte S. 60. S. 61-62.

34 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld und mit Ludwig Werner (1855-1923)405 saß zwi- 1569 557 Haushalte420 schen 1893 bis 1918 ein antisemitischer Abgeord- 1595 521 wehrfähige Männer, ca. 668 Haushalte421 neter für den Wahlkreis Hersfeld-Hünfeld-Roten- 1614 725 Haushalte burg im Reichstag. Werner und Böckel gehörten zu 1621 675 Haushalte den Begründern der Antisemitischen Volkspartei406. (ca. 3.200-3.500 Einwohner, davon 511 Bürger, 72 Witwen und Bereits 1924 kam es in Hersfeld zu gewalttätigen Frauen und 102 Arme)422 Ausschreitungen, in deren Verlauf die Synagoge be- 1624 634 Haushalte423 schädigt wurde407. Offenbar schneller als in anderen 1639 367 Haushalte424 1643 191 Bürger425 Städten emigrierten nach 1933 dann etwa 120 Juden 1645 209 Bürger, 78 Witwen, nach Übersee und in das europäische Ausland408. Die ca. 1.148 Einwohner426 anderen verzogen innerhalb Deutschlands, meist in 1653 351 Haushalte, ca. 1.404 Einwohner427 die größeren Städte, noch 1938/39 alleine 83. Das 1664 446 Haushalte, ca. 1.784 Einwohner 428 1673 484 Haushalte, ca. 1.936 Einwohner429 jüdische Gemeindeleben kam mit der Zerstörung der 1681 504 Haushalte, ca. 2.016 Einwohner430 neuen Synagoge in der Nacht vom 8./9. Nov. 1938 1696 606 Haushalte, ca. 2.424 Einwohner weitgehend zum Erliegen409. Bereits tagsüber war es 1736 ca.3.054 Einwohner in Hersfeld, wie in anderen nordhessischen Städten, 1746 ca.3.373 Einwohner 1747 533 Haushalte (3.105 Einwohnern, davon zu geplanten nationalsozialistischen Ausschreitungen 723 Männer, 812 Frauen, 629 Söhne, gegen Juden gekommen410. 1939 fand die letzte Be- 754 Töchter, 24 Knechte und 163 erdigung auf dem neuen jüdischen Friedhof statt. Mägde)431 Ende des darauffolgenden Jahres lebten nur noch 1755 3.100 Einwohner 411 1795 4.263 Einwohner zehn Juden in Hersfeld . Wie vielen Hersfelder Ju- 1817 5.169 Einwohner432 den die Auswanderung gelang, lässt sich nicht mehr 1822 5.781 Einwohner genau nachweisen. Mindestens 70 gingen in den Kon- 1825 6.144 Einwohner433 zentrationslagern an den unmenschlichen Lebens- 1830 6.307 Einwohner 1840 6.553 Einwohner bedingungen zugrunde oder wurden in den Vernich- 1845 6.920 Einwohner tungslagern umgebracht412. Nur eine aus Hersfeld 1850 6.379 Einwohner stammende Jüdin kehrte nach dem Krieg hierher zu- 1857 5.890 Einwohner434 rück413. 1860 5.838 Einwohner 1867 6.290 Einwohner435 1871 6.438 Einwohner 1880 7.065 Einwohner (einschließlich 7. Bevölkerungszahlen vom Mittelalter bis zum 492 Militärpersonen)436 21. Jahrhundert 1885 7.262 Einwohner 1890 6.758 Einwohner Ende 8. Jh. ca.150 Mönche414 1895 7.413 Einwohner 1005 ca. 50 Mönche415 1900 7.908 Einwohner 1118/21 ca. 50 Mönche416 1905 8.688 Einwohner 1525 400 Männer (vermutlich Bürger ohne Beisassen)417 1543 377 wehrfähige Männer, ca. 480 Haushalte418 1568 435 wehrfähige Männer419 420 KRÜGER, Staat S. 230. Die gleiche Zahl von 557 Haushalten wird auch in dem Dorfbuch aus dem Jahre 1575 angege- ben; ZIMMERMANN, Staat S. 85. 405 ABBES, Geschichte S. 37-40; NUHN, Wahlen S. 65-83. 421 WITZEL, Hersfeld S. 71. 406 ABBES, Geschichte S. 35. 422 ZILLINGER, Kriegsende S. 105. 407 ABBES, Geschichte S. 42. 423 WITZEL, Hersfeld S. 71. 408 Zum jüdischen Leben in Hersfeld in den 1930er Jahren vgl. 424 MILBRADT, Mannschaftsregister S. 126. ABBES, Geschichte S. 98-159 und FUTTERLIEB, Erlebnisse. 425 KEYSER, Städtebuch S. 234. 409 HONIKEL, Synagogenbrand; ABBES, Geschichte S. 133- 426 WITZEL, Hersfeld S. 72, 548. 139, 154. 427 WITZEL, Hersfeld S. 73, 548. 410 KROPAT, Kristallnacht S. 24. 428 KEYSER, Städtebuch S. 234; WITZEL, Hersfeld S. 548. 411 ABBES, Geschichte S. 157. 429 Ortsgeschichte fol. 49. 412 ABBES, Geschichte S. 168-170. 430 Folgende Zahlen nach WITZEL, Hersfeld S. 548. 413 ABBES, Geschichte S. 182. 431 Folgende Zahlen nach KEYSER, Städtebuch S. 234. 414 UNGER, Hersfeld 590. 432 Folgende Zahlen, sofern nicht anders angegeben, aus KEYSER, 415 HAFNER, Reichsabtei S. 31; ALLES, Reichsabteien S. 227-230. Städtebuch S. 235. 416 FREISE, Roger S. 214-215 mit Anm. 164; ALLES, Reichsab- 433 ROMMEL, Hersfeld S. 54; VIGELIUS, Denkwürdigkeiten teien S. 227-230. S. 163 nennt diese Zahl für 1829. 417 KNIESE, Einwohnerverzeichnis; WITZEL, Hersfeld S. 70. 434 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 163. 418 LAMPRECHT, Bevölkerung S. 70; WITZEL, Hersfeld S. 71. 435 METZ, Statistik; VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 163 gibt 419 WITZEL, Hersfeld S. 71; bei DEMME, Nachrichten Bd. 1 für dieses Jahr 5.890 Einwohner an. S. 72 werden lediglich 434 wehrfähige Männer genannt. 436 MITZE, Hersfeld um 1883 S. 104.

35 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

1910 9.613 Einwohner437 1876 18 jüdische Familien459 1913 10.237 Einwohner 1885 190 Juden460 1919 10.087 Einwohner 1897 187 Juden461 1925 11.372 Einwohner 1905 226 Juden462 1933 12.677 Einwohner 1910 325 Juden463 1939 14.665 Einwohner 1926 326 Juden464 1946 19.625 Einwohner 1933 238 Juden465 1950 21.285 Einwohner 1937 164 Juden 1955 23.175 Einwohner 1939 83 Juden 1961 23.004 Einwohner438 1940 15 Juden 1975 23.465 Einwohner439 1941 7 Juden466 1987 23.069 Einwohner, mit allen 1942 keine Juden467 Ortsteilen 28.845440 1945 3 Juden468 1996 31.361 Einwohner441 1966 1 Jude469 2003 30.694 Einwohner 442 1977 1 Jude470 2006 30.643 Einwohner443 Entwicklung der Einwohnerzahlen nach Ortsteilen Jüdische Einwohner in Bad Hersfeld Einwohner 1834471 1910 1950 197547219874732003474 8. und 9. Jh. Juden erwähnt444 1330 Juden erwähnt445 Bad Hersfeld 6.819 10.146 21.285 23.465 23.069 30.694 1349 Juden erwähnt446 Allmershausen 152 168 204 170 193 1362 Juden erwähnt447 Asbach 607 713 1.272 1.106 1.302 1378 2 Juden genannt448 Beiershausen 157 92 96 257 276 1379 3 Juden genannt449 Heenes 234 303 464 550 783 1463 Juden erwähnt450 Kathus 359 445 853 819 909 1503 Juden erwähnt451 Kohlhausen 133 185 290 269 276 1665 Juden erwähnt452 Petersberg 117 208 358 824 662 1679 Juden erwähnt453 Sorga 617 672 1.310 1.223 1.332 1699 keine Juden454 Gesamt 9.195 12.932 26.132 28.683 28.802 30.694 1744 keine Juden455 1809 3 Juden erwähnt 1826 31 Juden456 8. Wirtschaft, Gewerbe und Beschäftigungs- 1852 7 Juden457 struktur in der Neuzeit 1861 1 Jude458 Beschäftigte und deren Tätigkeitsbereiche 1747475 Die 821 Erwerbstätigen verteilten sich auf folgende Wirtschafts- bereiche: 493 (60%) produzierendes Gewerbe 437 Historisches Gemeindeverzeichnis S. 50-53 gibt für dieses 45 (5,5%) Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung Jahr 10.146 Einwohner an. 17 (2,1%) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 438 Gemeindestatistik S. 122. 266 (32,4%) übrige Wirtschaftsbereiche 439 Hessen. Gemeinden S. 526. 440 Strukturdaten über die Bevölkerung S. 2, 8. 441 Bevölkerung S. 27-28. 442 http://www.hessennet.de/gemeindelexikon/webdb.asp? Table=gemeinden&Mode=0, eingesehen am 20. Apr. 2005. 459 ARNSBERG, Gemeinden Bd. 1 S. 358. (Die Angabe versteht sich als Zusammenfassung aller Orts- 460 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 163. teile.). 461 KEYSER, Städtebuch S. 238. 443 http://www.rp-kassel.de/static/region/gemeinden/he-ro/ 462 ARNSBERG, Gemeinden Bd. 1 S. 358. hersfeld1.htm, eingesehen am 7. Nov. 2006. (Die Angabe ver- 463 KEYSER, Städtebuch S. 238. steht sich als Zusammenfassung aller Ortsteile.). 464 ABBES, Geschichte S. 35. 444 „Schon im 8. und 9. Jahrh. kommen […] Hirsveld, Hirsch- 465 Folgende Zahlen nach ABBES, Geschichte S. 129. feld u.ä. vor, Kr. St., Reg.-Bez. Cassel“; SALFELD, Martyrolo- 466 ABBES, Geschichte S. 157. gium S. 284. 467 ABBES, Geschichte S. 157. 445 ABBES, Geschichte S. 4. 468 ABBES, Geschichte S. 129. 446 SALFELD, Martyrologium S. 284. 469 ARNSBERG, Gemeinden Bd. 1 S. 360. 447 KEYSER, Städtebuch S. 238. 470 ABBES, Geschichte S. 182. 448 KEYSER, Städtebuch S. 238. 471 Historisches Gemeindeverzeichnis S. 50-53. 449 ARNSBERG, Gemeinden Bd. 1 S. 358. 472 Hessen. Gemeinden S. 526. 450 KEYSER, Städtebuch S. 238. 473 Strukturdaten über die Bevölkerung S. 8-13. 451 ABBES, Geschichte S. 8. 474 http://www.hessennet.de/gemeindelexikon/webdb.asp? 452 KEYSER, Städtebuch S. 238. Table=gemeinden&Mode=0, eingesehen am 20. Apr. 2005. 453 KEYSER, Städtebuch S. 238. (Die Angabe versteht sich als Zusammenfassung aller Orts- 454 ABBES, Geschichte S. 19. teile.). 455 Folgende Zahlen nach KEYSER, Städtebuch S. 238. 475 Vgl. WITZEL, Hersfeld S. 556-559. Die Vergleichbarkeit die- 456 ABBES, Geschichte S. 24. ser Zahlen mit den nachfolgenden Statistiken ist nur bedingt 457 KEYSER, Städtebuch S. 238. möglich. Besonders auffällig ist die bereits sehr niedrige Zahl 458 ABBES, Geschichte S. 33. der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft. Dies ist zum einen

36 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Erwerbsbereiche 1852476 Gliederung nach Stellung im Beruf 1987 Von der männlichen Erwerbsbevölkerung waren: Von 11.633 Erwerbstätigen waren: 38,4% Handwerker 6.304 (54,2%) Beamte, Richter, Soldaten, Angestellte, kauf- 5,9% Wirte/Händler männisch und technisch Auszubildende 16,0% Fabrikarbeiter 4.234 (36,4%) Arbeiter, gewerblich Auszubildende 3,2% Tagelöhner 1.095 (9,4%) Selbstständige, mithelfende Familienangehö- 3,9% Dienstboten rige 32,6% Sonstige (Bauern, Beamte) Erwerbszweige, Zahlen der Arbeitsstätten und Beschäftigten Beschäftigte und deren Tätigkeitsbereiche 1925477 (= Ortseinwohner plus Einpendler!) in Bad Hersfeld 1987480 Die 6.240 Erwerbstätigen verteilten sich auf folgende Wirtschafts- Erwerbszweig Arbeitsstätten Beschäftigte bereiche: 4.870 (78%) produzierendes Gewerbe Handel 310 2.521 1.235 (19,8%) Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung Verarbeitendes Gewerbe 135 (2,2%) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und (ohne Baugewerbe) 116 5.726 übrige Wirtschaftsbereiche Baugewerbe 58 1.052 Gebietskörperschaften/ 478 Sozialversicherung 53 2.922 Einwohner, Beschäftigte und deren Tätigkeitsbereiche 1961 Verkehr und Tätigkeitsbereiche (auch außerhalb von Bad Hersfeld) Nachrichtenübermittlung 36 566 Kreditinstitute/ Die 10.275 Erwerbstätigen verteilten sich auf folgende Wirt- Versicherungsgewerbe 52 463 schaftsbereiche: Organisationen ohne 4.322 (42%) produzierendes Gewerbe Erwerbszwecke 38 346 2.341 (23%) Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung Energie- und Wasserversorgung, 247 (2%) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Bergbau 2 180 3.365 (32,7%) übrige Wirtschaftsbereiche Einwohner, Beschäftigte und deren Tätigkeitsbereiche 2003481 Gliederung nach Stellung im Beruf 1961 Die 16.284 Erwerbstätigen verteilten sich auf folgende Wirt- Von 10.275 Erwerbstätigen waren: schaftsbereiche: 3.839 (37,4%) Beamte, Richter, Soldaten, Angestellte 4.599 (28,3%) produzierendes Gewerbe 4.032 (39,2%) Arbeiter 4.186 (25,7%) Handel 1.638 (15,9%) Selbstständige, mithelfende Familien- 2.177 (13,4%) Dienstleistungen angehörige 102 (0,6%) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 766 (5,8%) Lehrlinge 5.220 (32,1%) übrige Wirtschaftsbereiche

Einwohner, Beschäftigte und deren Tätigkeitsbereiche 1987479 Von 28.845 Einwohnern (Bevölkerung am Ort mit Hauptwoh- 9. Heutige Stadtteile482 nung) waren: 10.651(36,9%) Erwerbstätige Gemeindeteil Einwohner 1975 Zeitpunkt der 3.636(12,6%) Schüler und Studierende Eingemeindung 168 (3,5%) Erwerbslose Bad Hersfeld 23.465 Allmershausen 170 31. Dez. 1971 Tätigkeitsbereiche (auch außerhalb von Bad Hersfeld) Asbach 1.106 31. Dez. 1971 Beiershausen 257 31. Dez. 1971 Die 11.633 Erwerbstätigen verteilten sich auf folgende Wirt- Heenes 550 31. Dez. 1971 schaftsbereiche: Kathus 819 31. Dez. 1971 4.278 (36,8%) produzierendes Gewerbe Kohlhausen 269 31. Dez. 1971 2.238 (19,2%) Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung Petersberg 1.223 31. Dez. 1971 179 (1,5%) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 4.938 (42,5%) übrige Wirtschaftsbereiche

darauf zurückzuführen, dass viele Stadtbürger ihre land- wirtschaftlichen Nutzflächen an Bauern der umgebenden Dörfer verpachtet hatten und zum anderen vor allem darauf, dass viele Gewerbetreibende die Landwirtschaft lediglich im Nebenerwerb betrieben. 476 KUKOWSKI, Pauperismus S. 80. 480 Strukturdaten über Arbeitsstätten S. 16-17. 477 Betriebszählung Tabelle 10a S. 36-39, 60-63. 481 http://www.hessennet.de/gemeindelexikon/webdb.asp? 478 Gemeindestatistik S. 122-127. Table=gemeinden&Mode=0, eingesehen am 20. Apr. 2005. 479 Strukturdaten über die Bevölkerung S. 8-13. 482 Hessen. Gemeinden S. 526.

37 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

II. Siedlungstopographische Entwicklung und teilweise rekonstruiert worden ist. Von unsiche- vom Mittelalter bis zur Mitte des rer Zeitstellung ist dagegen das Osttor zur späteren 19. Jahrhunderts Stadt hin. Es liegt nahe, sein Entstehen in Zusam- menhang mit der Marktsiedlung in das 9. oder 10. Jh. 1. Ab der Mitte des 8. Jahrhunderts – zu stellen. Ein Westtor scheint aufgrund des Verlaufs Einsiedelei und Stift der Altstraßen und vor allem aufgrund der überlie- ferten Grundrisse plausibel; es ist allerdings weder schriftlich noch archäologisch nachgewiesen487. Ein Ein genaue Beschreibung der frühen siedlungstopo- vermutetes Nordtor konnte bei den im April 2006 graphischen Entwicklung Hersfelds ist aufgrund der durchgeführten Grabungen im Zuge der Rekonstruk- archäologischen und historischen Überlieferung le- tion der Gartenanlagen im nördlichen Bereich der diglich für den Stiftsbezirk möglich483. Die Einsiedelei Stiftsmauer zur Burggasse hin zwar nicht nachgewie- Sturms dürfte sich an der gleichen Stelle befunden sen werden, da aber in dem genannten Bereich der haben wie das spätere Kloster, nämlich dort, wo sich Stiftsmauer offenbar kein Graben vorgelagert war, ist ein leicht gewölbter, hochwassersicherer Schwemm- seine Existenz nicht auszuschließen. kegel im Winkel zwischen Geis und Fulda vom stei- len Hang des westlich gelegenen Tagebergs nach Für eine Vorgängersiedlung bzw. eine frühe karo- Osten vorschiebt. Der spätere Klosterbezirk selbst, lingerzeitliche dörfliche Siedlung fehlen die entspre- der rund 210 m ü. NN, also 10 m über dem Fulda- chenden Befunde bzw. Belege. Es ist jedoch davon niveau liegt, war möglicherweise durch den von Nord- auszugehen, dass neben der eigentlichen Klosterge- westen kommenden Bachlauf des „Wilden Wassers“ meinschaft auch früh eine Siedlung mit Bauern und (Meisebach) vom Gebiet der späteren Siedlung und Handwerkern in der Nähe des Klosters bestanden hat. Stadt getrennt484. Von siedlungstopographischer Rele- Bereits Karl der Große soll bekanntlich dem Kloster 488 vanz ist weiterhin die vergleichsweise steile Böschung in eodem loco hube XX vermacht haben. Das heißt dieses Schwemmkegels hinab zur Geisaue. Diese Bö- in unmittelbarer Umgebung des Klosters lagen 20 schung verläuft von Nordwest nach Südost quer durch Hofstellen mit jeweils rund 30 Morgen, also insge- die Siedlungsfläche, besonders ausgeprägt nordöst- samt rund 150 ha. Die Lage dieser Höfe bleibt frag- 489 lich der Unteren Frauengasse485. lich, archäologisch nachgewiesen ist kein einziger . Ob sie ein dicht gedrängtes Haufendorf bildeten oder Ein archäologischer Nachweis für die Einsiedelei teilweise eher gestreut über das spätere Stadtgebiet und die frühesten Klostergebäude liegt, abgesehen verteilt waren, ist ebenso unbekannt. Sicher ist hin- von dem ersten steinernen Kirchenbau, jedoch nicht gegen, dass die von Lampert im Jahre 1073 erwähnte vor. Sicher ist hingegen, dass mit der Klostergründung aecclesiam sanctae Mariae sitam in monte qui proximus der Stiftsbezirk bis zum Ende des 8. Jhs. mit einer monasterio imminet490, also die Kirche auf dem Frauen- Holz-Erde-Trockenmauer umringt wurde, der bereits berg, ca. 600 m nordwestlich der Altstadt, bereits im 9. Jh. eine Mörtelmauer vorgeblendet wurde und um 800 als Pfarrkirche für diese Gemeinde diente491. die in der ersten Hälfte des 10. Jhs., vielleicht im Zusammenhang mit den Ungarneinfällen und der Burgenordnung Heinrichs I., verstärkt worden ist486. Zugänglich war diese Anlage durch ein Südtor, das durch die umfangreichen Ausgrabungen zwischen 1975 und 1981 archäologisch sicher nachgewiesen

487 Vgl. den Katasterplan 1847/49, den Katasterplan von 1730 und den Plan des Stiftsbezirks von DEMME von 1882 auf beiliegenden Sonderblättern. 488 FRANKE, Breviarium S. 12-13; ZIEGLER, Territorium S. 3. 489 Der Vorschlag von HÖRLE, Rathaus S. 85 sie auf der Nie- derterrasse im Bereich des späteren Peterstores vielleicht 483 FELDTKELLER, Vorbericht; FELDTKELLER, Großkirche; GEN- später in Verbindung mit einer Antoniuskapelle (Antonien- SEN, Stiftsbezirk; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 89, 125- oder Döngesgasse) zu lokalisieren, klingt zwar plausibel, ist 126; HANDTKE, Fundplätze S. 227. allerdings Spekulation. 484 GÖRICH, Hersfeld S. 137; GÖRICH, Stadtgrundriß S. 63. Vgl. 490 HOLDER-EGGER, Lamperti S. 338 Zeile 37-38. auch den Plan der Stadt Hersfeld von 1830/38, abgedruckt 491 1971 wurde hier auch der dazugehörige Friedhof aufgedeckt, auf beiliegendem Sonderblatt. vgl. MOZER, Hersfeld S. 340; BEZZENBERGER, Frauenberg 485 HESS, Marktplatz S. 105; vgl. Kap. II.1 und II.2 sowie die S. 6-8; DAHMLOS, Funde S. 123; HAFNER, Frauenberg; HAF- Karte Siedlungsentwicklung vom Mittelalter bis 1847/49. NER, Reichsabtei S. 129; JACOBSEN, Kirchenbauten S. 123; 486 ERDMANN, Burgenordnung S. 67, 83; BÜTTNER, Burgen- OSWALD, Kirchenbauten S. 80, 416; SIPPEL, Katalog S. 255; bauordnung S. 3, 14; GENSEN, Stiftsbezirk; WIEGAND, Kul- VONDERAU, Kirchenruine; WIEGAND, Kulturdenkmäler turdenkmäler S. 89 S. 202-205.

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2. Ab dem 10. Jahrhundert – Marktsiedlung und murus cingebatur). Im Zusammenhang mit den Sach- Stadtentstehung senkriegen Heinrichs IV. berichtet dann ein anony- mer Hersfelder Chronist von der Belagerung von Mit dem Beginn der Bauarbeiten an der Bun-Kirche civitatem et sancta nostra im Jahre 1086500. Indes sind im Jahre 831, die sich über annähernd 20 Jahre er- sich die Autoren weitestgehend darüber einig, dass streckten, dürfte ein erheblicher Zuzug an Bauhand- diese civitas-Belege auf die ummauerte Klosteranlage werkern und sonstigen Arbeitskräften eingesetzt zu beziehen sind, zu der eine (noch) unbefestigte vor- haben. Möglicherweise siedelten sie sich bereits im gelagerte Siedlung mit einem Marktplatz gehörte501. Bereich der späteren Stadtkirche und des späteren Diese Miracula sancti Wigberthi wurden von Erd- Rathauses an. Hier ist auf jeden Fall der siedlungs- mann allerdings noch dahingehend gedeutet, dass es topographische Kristallisationskern der späteren Stadt im Vollzug der Burgenordnung König Heinrichs I. Hersfeld anzusetzen. Vielleicht schon im Laufe des von 926 auch in Hersfeld zum Bau einer „Volksburg“ 492 9. Jhs. als Holzbau , sicher aber in der zweiten gekommen sei, die als Vorburg zur bestehenden be- Hälfte des 10. Jhs. als einschiffiger Steinbau mit festigten Klosteranlage zu verstehen sei502. Ihm fol- Rechteckchor, entstand hier der Vorgängerbau der gend wurde die „Ebenheit“ von einigen Autoren als 493 Stadtkirche . Da der Marktplatz das ganze Mittel- Versammlungsort vor dem Kloster erklärt, der damals alter über direkt an den Kirchhof grenzte, kann dieser befestigt worden sei503. Dabei dienten Heß vor allem Bau als Marktkirche bezeichnet werden. Tatsächlich die Grundstücksgrenzen als Anhaltspunkt für den 494 wird 1142 ein Sigibodo als clericus de foro erstmals Umfang dieser Anlage. Eine rund 1.000 m lange Be- 495 erwähnt und noch 1160 als forensis presbyter ge- festigungslinie habe den Platz selbst und die daran nannt. In einer Schenkungsurkunde des Abtes an das angrenzenden Baublöcke und Parzellen umschlossen, Kloster Frauen-Breitungen fungierte dann 1170 ein die später von Ministerialen und Burgmannen be- 496 parochianus Heinricus in civitate nostra als Zeuge. siedelt worden seien504. Die mutmaßliche Befestigung Das heißt, die Parochialkirche der vorstädtischen Sied- setzte nach ihm im 90-Grad-Winkel im Norden an lung war durch die Kirche der städtischen Gemeinde die Klostermauer an, bog nach Nordosten ab und abgelöst worden. verlief in etwa 40 m Abstand von der Gebäudefront Möglicherweise war der ursprüngliche Marktplatz der „Ebenheit“ weiter in südöstlicher Richtung, weitaus größer, als in den ältesten erhalten gebliebe- knickte schließlich nach Südwesten ab und traf im nen Karten und heute zu sehen. Es scheint durchaus Bereich des Hospitals wieder auf die Klosterbefesti- plausibel, dass er im späteren Mittelalter und im 16. gung505. Während Heß506 – im Analogieschluss vom Jh. durch den Gebäudekomplex von Rathaus, Wein- archäologischen Befund in Werla – von einer ca. 40 m haus, Holzmagazin und Waage, dem 1911 niederge- tief gestaffelten Wall-Graben-Anlage mit eventuellem legten Gebäudekomplex Am Treppchen497 sowie dem Palisadenzaun ausging, nahmen Erdmann und Bütt- Dreieck Weingasse-Enge Gasse-Unter den Hütten ner, sich an der Burgenbauordnung und der Wig- nach und nach überbaut wurde, nachdem man be- bert-Legende orientierend, eine steinerne Mauer mit gonnen hatte, die „Ebenheit“ ab dem ausgehenden davor liegendem Graben an507. Görich deutete die 16. Jh. als Marktplatz zu nutzen498. Nachricht in der Wigbert-Tradition über die Errich- In den um 936 abgefassten Miracula sancti Wig- tung einer neuen Mauer hingegen auf die Kloster- 508 berthi499 wurde bereits eine von Mauer und Graben mauer selbst bezogen , er vermutete zwischen der umgürtete civitas erwähnt (civitate fosseque in vallo, cui Marktsiedlung und späteren Stadt sogar eine zusätz- liche Trennung durch den Meisebach und sah die „Ebenheit“ als Marktplatz und die Stadtkirche erst

492 Archäologische Nachweise fehlen, allerdings lässt das Vitus- Patrozinium eine frühe Datierung plausibel erscheinen, vgl. JACOBSEN, Kirchenbauten S. 180. 500 SCHWENKENBECHER, Liber S. 249 Zeile 35. 493 LENDLE, Ausgrabungen; FELDTKELLER, Bericht; OSWALD, 501 ERDMANN, Burgenordnung S. 66; HESS, Hersfeld S. 28; Kirchenbauten S. 115; SIPPEL, Katalog S. 259-260; WIE- HESS, Brakteaten S. 480-481; zuletzt LENG, Hersfeld Kap. GAND, Kulturdenkmäler S. 153-158. II.3. 494 KUCHENBECKER, Analecta S. 323. 502 ERDMANN, Burgenordnung S. 59, 85. 495 WENCK, Landesgeschichte 3 Nr. 75. 503 HESS, Marktplatz S. 107-109, 113; BÜTTNER, Burgenbau- 496 DOBENECKER, Regesta 2 Nr. 417. ordnung S. 3, 14. 497 STINGL, Häuser; MITZE, Hersfeld S. 21-22; WIEGAND, 504 GÖRLICH, Ministeriale. Kulturdenkmäler S. 107. 505 Vgl. den Kartenentwurf in HESS, Marktplatz, Beilage. 498 HESS, Marktplatz S. 93; vgl. auch die Katasterkarte von 506 HESS, Marktplatz S. 109. 1730 auf beiliegendem Sonderblatt noch mit den in der 507 ERDMANN, Burgenordnung S. 67, 83; BÜTTNER, Burgen- ersten Hälfte des 19. Jhs. abgerissenen Fleischschirnen. bauordnung S. 3, 14. 499 ERDMANN, Burgenordnung S. 66-67, Zitat S. 65. 508 GÖRICH, Hersfeld S. 137 Anm. 5.

39 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld von einer ersten hochmittelalterlichen Mauer des gelegenen großen Steinbaus516. Dieses Gebäude, des- 12. Jhs. umgeben509. sen Baubeginn aufgrund eines Münzfundes nicht Diesen Interpretationen wohnt auf den ersten vor 1042 gelegen haben kann, ragt mit seinen nord- Blick eine in sich geschlossene Plausibilität inne, aller- östlichen Teilen weit über die alte Klosterbefestigung dings beansprucht keine von ihnen Letztgültigkeit hinaus. Das heißt, diese Wall-Graben-Anlage hatte und wirft jeweils für sich genommen weitere Fragen an dieser Stelle ihre Funktion verloren und war über- auf. Aufgrund mittlerweile vorliegender archäologi- flüssig geworden. Der Wall konnte also eingeebnet scher Funde und Befunde sind sie zu relativieren. Ge- und der Graben verfüllt werden, weil mittlerweile an- gen alle diese Erklärungsmodelle spricht vor allem die derer Schutz vorhanden war. Dieser kann mit der mittlerweile als archäologisch gesichert anzusehende Umwehrung der mit dem Beginn der Bauarbeiten an Existenz der Marktkirche spätestens für das 10. Jh., der Großkirche 1038 expandierenden Handwerker- die bei Görich am äußersten Rand der Siedlung zu und Händlersiedlung als gegeben angesehen werden. liegen käme510. Heß ging davon aus, dass die ältere Be- Ob dies sofort bei Baubeginn geschah oder erst nach festigung der „Ebenheit“ der neueren Marktsiedlung den Zerstörungen im Zuge der Sachsenkriege in den im Wege stand511. Indes erscheint es unwahrschein- 1070er und 1080er Jahren, besonders nach jener von 517 lich, dass eine mit großem Aufwand aufgeführte Be- 1086, sei dahingestellt . Auf jeden Fall dürfte spä- festigung bereits eine oder zwei Generationen später testens nach dieser negativen Erfahrung die Sied- wieder eingeebnet worden ist, um eine bescheidene lung ihre erste Ummauerung erhalten haben, deren Marktkirche mit Siedlung anzulegen. Weiter bleibt Bau sich freilich dann über Jahrzehnte hingezogen die Frage offen, wo sich die Siedlung dann im 9. und hat und erst um 1170 abgeschlossen gewesen sein 518 frühen 10. Jh. befunden hätte. Wehlt neigte zwar dürfte . dazu, in der „Ebenheit“ „den Ort einer geschleiften Wie Görich annahm, war die fast quadratisch ge- Burganlage zusehen“512, räumt allerdings ein, dass erst schlossene „Ebenheit“ nach Südwesten, zum Kloster systematische archäologische Untersuchungen zeigen als dem Grundherrn der Siedlung hin geöffnet. Der können, ob der Bericht in den Miracula Wigberti Siedlungsbereich umfasste aber auch bereits den öst- tatsächlich den Neubau einer „Heinrichsburg“ neben licheren Bereich um die Marktkirche, das spätere Rat- dem Kloster meint oder eher eine Verstärkung der haus und den dort befindlichen Marktplatz, wie es bestehenden Klosterummauerung beschreibt. In dem von Heß vorgeschlagen und in die hier vorliegende mittlerweile verstrichenen guten halben Jahrhundert Siedlungsentwicklungskarte eingetragen worden ist. sind weder Spuren der „Heinrichsburg“ archäologisch Auch der Anfang des 12. Jhs. erbaute Katharinen- nachgewiesen worden, noch liegen gesichert datierte turm könnte mit diesem Baugeschehen in Zusam- Funde in diesem Bereich für die frühe Zeit vor.513 menhang gebracht werden. Für den außergewöhn- Indessen legten die zwischen 1975 und 1981 durch lich großen Platz der „Ebenheit“ ergibt sich daraus Gensen geleiteten Grabungen im Bereich der südli- eine mögliche Doppelfunktion. Zum einen dürfte er chen Stiftsmauer eindeutig offen, dass die ursprüng- zur Aufnahme der umliegenden Landbevölkerung liche Holz-Erde-Mauer um das Kloster später, noch mit Vieh und Wagen im Kriegsfall gedient haben, „im frühen Mittelalter“ 514, tatsächlich mit einer stei- zum anderen fanden hier möglicherweise auch die nernen Mauer verstärkt worden ist515. großen Jahrmärkte statt519. Der kleinere weiter öst- Noch wichtiger für eine differenziertere und den lich gelegene Marktplatz wird dagegen der alltägli- gegenwärtigen archäologischen Forschungsstand mit- chen Versorgung der ansässigen Bevölkerung gedient einbeziehende Beschreibung der frühen siedlungsto- haben. pographischen Entwicklung Hersfelds ist die Aufde- ckung des etwa 60 m östlich des Katharinenturms 516 Vgl. oben Kap. I, bei Anm. 75; GENSEN, Archäologie S. 16. 517 SCHWENKENBECHER, Liber S. 249-250, 257; WEHLT, Reichsabtei S. 184-186; NEUHAUS, Hersfeld S. 42-44. 509 GÖRICH, Stadtgrundriss S. 62-64. 518 Dies vermutet auch Görich, freilich noch ohne Kenntnis der 510 Vgl. den Kartenentwurf in GÖRICH, Stadtgrundriss S. 64. neueren archäologischen Befunde; GÖRICH, Stadtgrundriss 511 HESS, Marktplatz S. 112. S. 62. 512 WEHLT, Reichsabtei S. 171. 519 Die vergleichsweise groß angelegten Marktplätze der hoch- 513 Die Datierung von HANDTKE, Fundplätze bedarf laut dem mittelalterlichen Städte und ihre zumindest teilweise Über- zuständigen Archäologen, Dr. Klaus SIPPEL, Landesamt für bauung mit Gebäudeblöcken oder Rathäusern ist für viele Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Abt. Archäologische Städte in Hessen bekannt und kann geradezu als Regelbe- und Paläontologische Denkmalpflege, Außenstelle Marburg, fund, zumindest für die bisher im Hessischen Städteatlas der Überprüfung. Auch bereits 1966 kritisch BLEIBAUM, bearbeiteten Orte, gelten. Die Nutzung dieser, geht man von Hersfeld S. 67. der reinen Marktfunktion aus, überdimensionierten Plätze als 514 GENSEN, Stiftsbezirk Karte (S. 8-9, S. 13-14); GENSEN, Zufluchtstätte der Landbevölkerung in Kriegszeiten ist sicher Archäologie S. 14-19, Zitat S. 18. nachgewiesen für die niederösterreichische Stadt Eggenburg 515 Vgl. zuletzt LENG, Hersfeld Kap. IV.3. im Grenzbereich zu Böhmen; vgl. PÜHRINGER, Eggenburg.

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3. Die Entwicklung der Stadt vom 12. Jahr- ßen ist, befand sich der dichteste Gebäudebestand hundert bis zum Ende des Mittelalters im Bereich um die Stadtpfarrkirche. Die größeren Parzellen rund um den Marktplatz („Ebenheit“) legen Die Beschreibung des Mauerverlaufs, so wie er um die Vermutung nahe, dass hier anfangs keine Bebau- 1170 in seiner ersten Stufe um die nun städtische ung vorhanden war und erst im hohen Mittelalter Siedlung abgeschlossen gewesen sein dürfte, bleibt Burgmannenhäuser entstanden. Erhalten haben sich freilich nach wie vor sehr unsicher520. Zwischen dem romanische Kellergewölbe unter den Häusern Lingg- nördlichen Bereich der Stiftsmauer und dem Frauen- platz 11 und 12522 und das im Kern aus dem 13. Jh. tor entspricht der Verlauf wohl dem noch größten- stammende Haus Am Markt 29523. Östlich der um- teils vorhandenen Baubefund. Östlich des Frauen- mauerten städtischen Siedlung vorgelagert erstreckte tores, das aufgrund der alten vorgelagerten Siedlung sich rechts und links der Geis die lockere Bebauung und der Kirche auf dem Frauenberg als vorhanden der wahrscheinlich schon in der ersten Hälfte des voraus gesetzt werden kann, bog die Mauer nach 12. Jhs. zugewanderten flämischen Wollweber524. Seit Südosten ab. Sie folgte hier parallel um etwa 25-30 m dem 13. Jh. gesellten sich die, auf das Wasser ange- nordöstlich versetzt dem Verlauf der Unteren Frauen- wiesenen Lohgerber hinzu525. gasse entlang der Böschungskante zur Geisaue. Die Grundsätzlich beruhte das Wachstum Hersfelds vergleichsweise dichte Bebauung entlang der Klaus- nicht zuletzt auf seiner verkehrsgünstigen Lage an straße lässt eine Ausbuchtung der Mauer nach Osten der Kreuzung wichtiger Ost-West- bzw. Nord-Süd- hin vermuten. Ob dies in einem Zug während des verbindungen, die auch die weitere topographische 12. Jhs. geschah oder eine kleinräumige Stadtmauer- Entwicklung des Ortes beeinflussten. Dort, wo der erweiterung anzunehmen ist, muss offen bleiben. von Westen, also von Alsfeld kommende Verkehr in Das gleiche gilt im Grunde auch für die Ausbuch- die Stadt floss, gründete der Abt in den 1230er Jah- tung nach Südosten, also die Breitenstraße. Die An- ren das 1239 erstmals erwähnte Hospital526. In diesen lage als Straßenmarkt legt allerdings eine Erweiterung Jahren dürfte man auch den gesamten, südlich der sui generis nahe. Unterstützt wird diese Vermutung ersten Stadtmauer gelegenen Bereich zwischen dem durch die auf beiden Seiten gleichmäßig etwa 70 m Hospital und der Breitenstraße als „Neuen Markt“ tiefen Parzellen. Tatsächlich werden die Häuser auf ummauert haben. Für diese frühe Bauzeit vor oder der nordöstlichen Zeile Auf dem Hanfsack in den um 1230 spricht vor allem die Bauweise der Mauer, Katasterbüchern des 18. Jhs. noch als Hinterhäuser die hier nur wenige Türme aufweist527. Nach 1230 zu den Parzellen der Breitenstraße aufgeführt. Die wurde es „aber in Hessen üblich, turmbewehrte Mau- Grenze zwischen dem mutmaßlich bis 1170 ummau- ern aufzuführen“528. Ebenso wie in dem älteren nord- erten Bereich und der noch vor 1200 daran an- westlichen Mauerabschnitt weisen die wenigen Türme schließenden Erweiterung entlang der Breitenstraße des südlichen Mauerabschnittes einen rechteckigen 521 dürfte das Kettengäßchen markieren . In dessen Grundriss auf, während es sich bei den zahlreicheren Fluchtlinie lässt sich der weitere Verlauf entlang der Türmen in den jüngeren nordöstlichen und östlichen Parzellengrenzen nach Südwesten bis zur Kloster- Mauerbereichen um Rundtürme oder halbrunde mauer im Bereich des späteren Hospitals verfolgen. Schalentürme handelt. Leichte Knicke im Verlauf von Wallengasse, Weber- gasse und Johannisgasse sowie vorspringende Ge- Nicht zuletzt die wiederholten Auseinandersetzun- bäude aus der jeweiligen Straßenflucht, besonders gen mit dem Fürstabt, die Wirren des Sternerkrieges deutlich Am Bringg/Johannisgasse, unterstützen diese und vor allem die Erfahrungen der Vitalisnacht von Erklärung. Ob der in der Katasterkarte von 1847/ 1378 gaben wohl die entscheidenden Impulse für 49 eingetragene „Graben“ zwischen dem Eisfeld und den Abschluss der Arbeiten an der Stadtbefestigung. der Tauschmühle ein Relikt dieser Stadtbefestigung darstellt, ist nicht zu entscheiden.

Die Bebauungsdichte in diesem Bereich dürfte 522 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 175; WIEGAND, Kultur- recht unterschiedlich gewesen sein. Wie noch aus denkmäler S. 167, 168. den Katasterkarten von 1730 und 1847/49 zu schlie- 523 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 105. 524 HESS, Marktplatz S. 96-97. 525 Die Louwergasse wird 1378 erstmals erwähnt; SCHOOF, Straßennamen S. 52. 526 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 11, 102-103, 120-121; 520 Ich folge hier weitgehend HESS, Marktplatz S. 98-101; vgl. ZIEGLER, Hospital; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 119-121. auch DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 3-4. 527 Es waren zwar mehr als einer, wie HESS, Marktplatz S. 102, 521 Diesen Straßennamen kann man allerdings nicht in einen annimmt, aber tatsächlich deutlich weniger als im Bereich wie auch immer gearteten Zusammenhang mit Verteidi- der im späteren 13. und 14. Jh. vollendeten nordöstlichen gungsanlagen bringen, da er erst im 17. und 18. Jh. auf- und östlichen Mauerbereiche. taucht; SCHOOF, Straßennamen S. 61. 528 HESS, Marktplatz S. 102.

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Um die Mitte des 14. Jhs. dürfte der Mauerring, so Überwachungsfunktion wurden die vorhandenen wie er noch in den Katasterkarten von 1730 und Perforts ausgebessert und neue errichtet. Dabei han- 1847/49 nachzuvollziehen ist, bereits weitgehend ge- delte es sich wahrscheinlich meist um Fachwerkauf- schlossen gewesen sein. Aus einer Lagebeschreibung bauten auf bereits vorhandene ältere Türme bzw. aus dem Jahre 1365 geht auf jeden Fall hervor, dass Turmstümpfe534. Aufschlussreich sind auch die Be- die Löhrgasse damals schon innerhalb der Stadt- stimmungen zu den Wassergräben, welche die Stadt mauer lag529. Die auf ihre Unabhängigkeit pochende umschlossen und erst damals in ihren Besitz über- flämische Wollwebergemeinde ging in dieser Zeit in gingen. Es handelt sich hierbei um die zwischen 25 der Stadtgemeinde auf. Eine Urkunde aus dem Jahre und 60 m breiten Parzellen, die die Altstadt auch 1371 zu den Rechten und Gewohnheiten der Hers- noch in den Katasterkarten von 1730, hier noch aus- felder Bürger nennt wohl nicht zufällig die unter- drücklich als Stadt Graben bezeichnet, und von 1847/ schiedlichen Maßnahmen zur Sicherung der städti- 49 umschlossen. schen Verteidigungsfähigkeit gleich an erster Stelle. Die Lage und das Aussehen der vorstädtischen Darin wird auch noch von nuwe graben thore vnd Siedlungen ist nur für die 1482 erstmals erwähnte muren gesprochen, damyde wir dy Stad befestigen mo- Neustadt vor dem Peterstor nachzuvollziehen535. Die gen, vnd warte [=Warttürme] zu sezin vßewendig vnd nördlich des Frauentores gelegenen Bernharderode 530 ynnewenig der Stadt wo dez not were . Diese Nach- (Bernterode, Ersterwähnung 1182) und Wetziges richt muss bei gegenwärtigem Kenntnisstand auf (Ersterwähnung 1343) liegen außerhalb des Karten- die Errichtung der Mauern und Türme im östlichen schnitts bzw. sind bereits spätestens im 15. Jh. wüst Bereich bezogen werden. Im 1381 zwischen Abt Bert- gefallen. Dementsprechend lässt sich ihre Lage an- hold von Völkershausen und der Stadt Hersfeld ge- hand des Parzellenmusters auch nicht mehr genauer schlossenen Sühnevertrag werden auch Baumaßnah- feststellen536. Lediglich der in der Urkatasterkarte men an der Stadtbefestigung benannt. So wurde überlieferte Flurname „Im Fecies“ tradiert die alte festgelegt, dass ynewenig vmd den stift an der Stat Ortsbezeichnung „Wetziges“. muren ein Weg bliben sal von sechzen fußin breite […, und] daz man dy wachte beser vnd dy berffrede [= Per- Die Bebauung innerhalb des spätestens ab der forts] gebuwe vnd gebeser müge. Darüber hinaus über- zweiten Hälfte des 14. Jhs. vollständig ummauerten gab der Fürstabt seinen Besitz und Verfügungsgewalt städtischen Siedlungsareals blieb über die Jahrhun- an den waser grabin dy vßewenig der muren vmb den derte hinweg unterschiedlich dicht. Besonders östlich stift vnd di borg geen von ste Johans tor ahn biz ane der Breitenstraße und im Norden wiesen wohl nur Taschin tor [Klaustor] [… und an dem] waz ouch vnsir die Hauptstraßen geschlossene Häuserzeilen auf. burger vnd stat vorgenant nuwer grabin angefangin vnd Diese Aussagen beruhen zwar auf der Auswertung gemachit hettin biz here531. Insgesamt wurde mit die- der beiden Katasterpläne von 1730 und 1847/49, sen Bestimmungen die Verteidigungsfähigkeit der deren Befunde sich selbstverständlich nur mit Vor- Stadt gestärkt und vor allem jeglicher Einflussnahme sicht auf die vorhergehenden Jahrhundert rückproji- des Abtes entzogen. Mehr noch, die Stiftsanlage ins- zieren lassen. Doch der Vergleich mit der viel eng- gesamt wurde in die Verteidigungsanlagen der Stadt maschigeren Parzellierung im Altstadtbereich in einbezogen. Die Mauer zwischen Stift und Stadt blieb anderen Städten, besonders in der Nähe der Stadt- allerdings bis in das 19. Jh. erhalten532. Im Detail mauer (vgl. etwa Butzbach oder Limburg) zeigt, weist die erstgenannte Anlage eines Weges zwischen dass in Hersfeld der Bevölkerungsdruck nie zu einer Stift und Stadtmauer auf die Errichtung des so ge- vollständigen Aufsiedlung des intramuralen Raumes nannten Stadtzwingers, so wie er in der Katasterkarte geführt hat. Dem widerstrebten zum einen die Be- von 1730 und den Plan des Stiftsbezirk von 1741 sitzstruktur und zum anderen die wirtschaftlichen eingetragen ist533. Er sicherte eben jenen nordwest- Notwendigkeiten. So waren die vergleichsweise gro- lichen Bereich der Stiftsmauer, den die Sterner bei ßen Parzellen um den Marktplatz („Ebenheit“) und ihrem gescheiterten Überfall auf Hersfeld in der Vi- talisnacht übersteigen wollten. Zur Verbesserung der

534 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 66; DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 89; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 91-92. 535 ANDRÉ, Zeiten; HÖRLE, Alt-Hersfeld S. 5-6; vgl. die Ansich- 529 HESS, Marktplatz S. 103. ten von 1591 (THEUNER, Dilich Tafel 15); 1605 (DILICH, 530 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 135. Chronica nach S. 112); 1615 und 1655 (MERIAN, Topogra- 531 DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 196. phia nach S. 86) im Anhang dieses Textheftes sowie die 532 Vgl. die Urkatasterkarte 1847/49, den Plan des Stiftsbezirk Schnuphase-Ansicht von 1696 auf beiliegendem Sonderblatt. von 1741 und die Katasterkarte von 1730 auf beiliegenden 536 Historisches Ortslexikon online, Bearbeitungsstand vom Sonderblättern; hier ist sogar noch das Tor eingezeichnet. 13. Dez. 2006, hier die Übersichtskarte 1:50.000 mit den 533 Vgl. die beiliegenden Sonderblätter. Wüstungen.

42 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld im Nordwesten der Altstadt als Burgmannensitze in plätze innerhalb der Stadt zu klein geworden, ande- den Händen wohlhabender Familien537. Im Bereich rerseits waren ab den 1580er Jahren vermehrt Pest- der Geisaue und auf dem Eisfeld benötigten dagegen und Seuchenopfer zu beklagen543. Nach der Katas- die Tuchweber und Lohgerber hinreichende Fläche trophe des Dreißigjährigen Krieges setzte bald der für ihre Handwerksbetriebe538. Wo dies nicht der Fall Wiederaufbau ein, der sich indes über Jahrzehnte war, entwickelte sich hingegen stellenweise durch- hinzog. Die Bebauung der völlig zerstörten Neustadt aus dichteste Bebauung mit kleinen und kleinsten war wahrscheinlich nie mehr so dicht wie vor dem Wohn- und Wirtschaftgebäuden, etwa in den Berei- Krieg, wie der vergleichende Blick auf die Dilich- und chen zwischen Johannestor und Luisenschule, öst- Merianansichten und die Katasterpläne von 1730 lich der Stadtkirche zwischen Hinterem Steingraben und 1847/49 zeigt544. Vor allem hier, aber durchaus und Klausstraße sowie zwischen Klausstraße und In auch in der Innenstadt, blieben bis ins 19. Jh. viele der Badestube. Parzellen unbebaut. Im Jahre 1645 waren mit 185 immerhin annähernd ein Drittel der Hersfelder Hof- 545 4. Vom 16. Jahrhundert bis zur Mitte stätten unbesetzt . Eine Ausdehnung des städtischen des 19. Jahrhunderts Siedlungsraumes ist vor diesem Hintergrund nicht zu erwarten. Die siedlungstopographische Entwicklung Hersfelds Erst mit der Niederlegung der Stadttore ab dem im Laufe der frühen Neuzeit und der ersten Hälfte Ende des 18. Jhs. entstand eine siedlungstopographi- des 19. Jhs. verlief in äußerst bescheidenen Bahnen. sche Dynamik, die sich, abgesehen von mehr oder Dennoch lassen sich bestimmte Phänomene in drei weniger kurzen Stagnationsphasen, bis in die Gegen- Schritten zusammenfassen, die in Abhängigkeit von wart fortsetzte. Die nach dem Abriss der Stadttore der allgemeinen Stadtentwicklung zu sehen sind. errichteten Chausseetore dienten im Grunde nur Zunächst kam es im Zusammenhang mit dem noch fiskalischen Zwecke und hatten keinerlei ver- 546 allgemeinen Aufschwung des Ortes und der Bevöl- teidigungstechnische Bedeutung . Im Zuge dieser kerungszunahme des 16. und frühen 17. Jhs. zur Abrissmaßnahmen und dem sukzessiven Verfüllen der teilweisen Überbauung der „Ebenheit“. Diese alte Stadtgräben bis in die 1830er Jahre dürften auch die Bezeichnung blieb zwar in den städtischen Quellen letzten noch vorhandenen Reste der Zwingermau- bis in das 18. Jh. hinein durchaus üblich539, aller- ern verschwunden sein. dings hatte sich bis um 1600 das Marktgeschehen Die städtische Bevölkerung begann ab der zweiten vom alten Marktplatz südöstlich der Stadtpfarrkirche Hälfte des 18. Jhs. das Gebiet außerhalb der mittel- hierher verlagert. Diese neue Funktion wurde durch alterlichen Stadtmauern nicht mehr allein als land- die Errichtung des städtischen Brauhauses (Erster- wirtschaftliche Fläche zu nutzen, sondern auch als wähnung 1612540) und der Stadtschänke in der zwei- Lebensraum. So verwandelte sich etwa der ehemalige, ten Hälfte des 16. Jhs.541 sinnfällig dokumentiert. verfüllte Stadtgraben im Westen 1829/30 zur „Lust- Bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges dürfte Anlage“ und diente als erster Stadtpark. Erschlossen der gesamte Baublock auf dem Marktplatz in seiner wurde der Park durch das 1867 durchgebrochene in der Urkatasterkarte festgehaltenen Form entstan- Uffhäuser Tor547. Südlich des Stiftes und im Osten den sein. vor der Stadt baute man zahlreiche Gartenhäuser548. Gleichermaßen als Zeichen der Bevölkerungszu- Vor dem Johannestor entstand im ehemaligen Zwin- 549 nahme wie der aufsteigenden demographischen Krise gerbereich 1840 ein erstes Anwesen (Johannestor 3) . des 17. Jhs. ist die Anlage des neuen großen Fried- hofs im Jahre 1590 nordwestlich vor dem Frauentor zu sehen542. Einerseits waren die alten Begräbnis-

543 Hersfeld stellt hier keine Ausnahme dar, denn in vielen anderen Städten entstanden in dem halben Jahrhundert vor dem Dreißigjährigen Krieg große (Pest-)Friedhöfe ante por- 537 HESS, Marktplatz S. 92-93; SCHOOF, Ritterlehen; DERS., tas, also vor den Toren der Stadt, etwa in Butzbach (1611), Name. Homberg/Ohm (1563) oder in Gießen (2. Hälfte 16. Jh.). 538 Vgl. WITZEL, Hersfeld Karten 2, 3. 544 Vgl. die Ansicht im Anhang des Textheftes und die beilie- 539 HESS, Marktplatz S. 83. genden Sonderblätter. 540 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 64; DEMME, Nachrichten 545 WITZEL, Hersfeld S. 72. Bd. 2 S. 116-117, Bd. 3 S. 164. 546 Vgl. die Zeichnungen und Abbildungen zum Klaustor und 541 MITZE, Hersfeld S. 32; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 166; Uffhäuser Tor auf dem beiliegenden Sonderblatt. HÖRLE, Rathaus S. 91. 547 HÖRLE, Stadtplan S. 47; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 90, 542 DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 69, 130-131; VIGELIUS, 94. Denkwürdigkeiten S. 210; LEY, Friedhöfe; WIEGAND, Kul- 548 DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 109. turdenkmäler S. 204-214; ZILLINGER, Friedhof. 549 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 241.

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Rund 200 m südlich der Stiftskirche, an der Straße III. Siedlungstopographische Entwicklung von der nach Niederaula, wurde zwischen 1833 und 1836 Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des ein biedermeierliches Caféhaus (Wigbertstraße 1/ 20. Jahrhunderts Am Kurpark 2) errichtet, das auch erste Heimstatt des bürgerlichen Geselligkeitsvereins „Ressource“ 1. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum war550. Nach dessen Zusammenschluss mit dem „Ver- Ersten Weltkrieg ein“ ließ man von dem Landbaumeister Leonhard Müller in der Neustadt an der Chaussee nach Fulda Im Laufe der ersten beiden Drittel des 19. Jhs. blie- das „Zunfthaus“ (Verein, Casino) errichten, zu diesem ben die siedlungstopographischen Entwicklungen Zeitpunkt das mit Abstand größte Gebäude außer- noch auf wenige punktuelle Veränderungen be- halb der Altstadt551. schränkt. Mit dem Anschluss an das Bahnnetz, dem Krieg von 1866 und der darauffolgenden Eingliede- rung in das Königreich Preußen setzte dann eine bisher unbekannte Dynamik ein. Die Bahn erreichte Hersfeld von Norden 1866; Ende 1868 war die Strecke nach Süden bis in das Rhein-Main-Gebiet befahrbar. Bis zum Neubau des Bahnhofes 1882-83 begnügte man sich mit einem vergleichsweise be- scheidenen Empfangsgebäude552. Mit der Hersfelder Kreisbahn und den Strecken Hersfeld-Treysa (1906- 07) sowie Hersfeld- (1912) erlangte die Stadt bis zum Ersten Weltkrieg eine gewisse Bedeu- tung als regionaler Bahnknotenpunkt553. Bereits 1869 wurde schließlich die Stadt zum Bahnhof hin geöffnet und das erst im Jahre 1820 anstelle des alten Klaus- tores errichtete Chausseetor abgerissen554. In rascher Folge entstanden nun außerhalb der damals fast noch vollständig ummauerten Altstadt zahlreiche öffentliche Bauten, Privathäuser und Fa- brikanlagen. Da die mittelalterliche Neustadt schon bis in unmittelbare Nähe der Fulda reichte, entwi- ckelten sich die gründerzeitlichen Viertel vor allem im Osten Richtung Bahnhof und im Süden entlang der Hainstraße555 sowie im Südwesten. Während die Bebauung im Süden im Wesentlichen parallel zur ehemaligen Stadtmauer verlief, bildeten sich im Os- ten556 mit der Kaiserstraße (heute Dudenstraße), Vogelgesang, Bismarck- und Reichsstraße sowie der Bahnhofstraße und im Südwesten557 mit Witta-, Wig- bert-, Fulda-, Lullus- und Lutherstraße eigenständige Stadtquartiere mit neuem Straßenraster. Insgesamt schob sich bis zum Ersten Weltkrieg eine lockere ein- oder zweizeilige Bebauung entlang der Straßen und/ oder Bahnlinien nach Nordwesten in Richtung Kal- kobes, nach Norden in Richtung Friedlos und Süd- westen in Richtung Asbach vor. Nach Westen blieb die Bebauung aufgrund des vergleichsweise steilen

552 RÖDEL/SCHOMANN, Eisenbahn Bd. 2 S. 915. 553 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 143; RÖDEL/SCHOMANN, Eisenbahn Bd. 2.2 S. 913, 971; DEISENROTH/STUCKHARDT, Kreisbahn. 550 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 252; ZIEGLER, Rundgang 554 RÖSSING, Chronik S. 17. S. 73-76. 555 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 231-240. 551 MITZE, Hersfeld S. 76; RAUCHE, Nachruf; MÜLLER, Grund- 556 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 215-227. und Aufrissplan, Abdruck auf beiliegendem Sonderblatt. 557 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 243-254.

44 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Geländeanstiegs zum Tageberg hin zunächst noch zu568. Tatsächlich bestand die Bebauung außerhalb zögerlich. Allerdings zeichnete der 1887-88 angelegte der Altstadt zum überwiegenden Teil aus Fabriken, Park im Finstertal „Die Alpen“ die Ausdehnung auch nur wenigen öffentlichen Bauten und Villen. Es kann in diese Richtung vor558. Der gesamte Auenbereich also davon ausgegangen werden, dass die Einwoh- rechts der Fulda blieb ebenfalls noch weitgehend nerschaft noch zum weitaus größten Teil in der Alt- unbebaut. stadt Platz gefunden hat. Mit den Bauten der Tuchfabriken Braun (vor dem Peterstor)559, Rechberg (Hainstraße 5 und 7)560, Rehn 2. Von der Weimarer Republik bis zum Ende des (Wehnebergerstraße 4)561 und Wever (Bahnhofstraße Zweiten Weltkriegs 10 und Wilhelm-Wever-Straße 1)562 sowie der Ma- schinenfabrik Schilde (August-Gottlieb-Straße/Dip- Der Erste Weltkrieg ließ die Expansionsphase deut- pelstraße)563 und der Seilwarenfabrik August Gott- lich einknicken. Besonders das Bau- und Nahrungs- lieb (Seilerweg)564 legte sich bis zum Ersten Weltkrieg mittelgewerbe litt stark unter der Umstellung auf die ein breiter Gürtel von Industrieanlagen im Norden, Kriegswirtschaft. Die Textilindustrie und der Maschi- Osten und Süden um die Altstadt565. Um 1900 schloss nenbau konnten hingegen ganz erheblich von Mili- sich auch die Ringstraße um den Altstadtkern, die täraufträgen profitierten und ab ca. 1922 war das bereits Leonhard Müller mit seinen Anlagen im Be- Vorkriegsniveau bereits wieder erreicht. reich der ehemaligen Stadtgräben vorgezeichnet hatte. Die vor dem Ersten Weltkrieg von einigen Hers- Den Anfang dieser Ringstraße machte, vom neuen felder Fabrikanten gegebenen Anstöße zum Bau preis- Bahnhofsviertel ausgehend, die Bismarckstraße und werter Häuser für ihre Belegschaft wurden in den weiter im Uhrzeigersinn gefolgt von Hainstraße, 1920er Jahren wieder aufgegriffen. Neben den Fa- Nachtigallenstraße, Simon-Haune-Straße, Dippel- brikanten und anderen privaten Bauherren traten straße und Bahnhofstraße. jetzt aber auch verstärkt Wohnungsbaugenossen- Mit dem 1904 erbohrten südwestlich der Altstadt schaften und öffentliche Bauträger auf. Die wich- gelegenen Lullusquelle begann die neuzeitliche Ge- tigsten Stadterweiterungen der 1920er Jahre erfolg- schichte Hersfelds als Kurort566. Die ab 1905 erbauten ten weiterhin meist in einzeiliger Bebauung entlang Kuranlagen und der Kurpark waren von beachtli- der Ausfallstraßen, also der Straße nach Asbach und cher Bedeutung für die siedlungstopographische Ent- Niederaula (Am Weinberg), der Meisebacher, Hom- wicklung insofern sie an das Gründerzeitviertel rund berger, Friedloser sowie der Eschweger Straße. Diese um die Lullusstraße anschlossen und nach Südwest- einzeiligen Bebauungen entlang der bestehenden en hin verlängerten. Am Ende der Wittastraße wurde Straßen waren nicht zuletzt den topographischen 1914 der Bahnhof der Bahnlinie Hersfeld-Treysa ein- Verhältnissen geschuldet. Im Westen und Südwesten, geweiht567. wo das Relief etwas günstiger ist, entstanden aller- Während die Einwohnerzahl zwischen 1895 und dings auch neue Straßen, so etwa ab 1923 die Fritz- 1913 von 7.413 auf 10.237 Einwohner, also um fast Rechberg-Straße (heute Heinrich-Heine-Straße). An- 40% anwuchs, nahmen die Fabrikbelegschaften im fang der 1930er Jahre kam weiter westlich noch die annähernd gleichen Zeitraum zwischen 1897 und Siedlung Am Lax hinzu. Am Südosthang des Tage- 1914 hingegen um fast 90% von 1.128 auf 2.140 berges entwickelte sich das gehobene Wohnviertel Hasenwinkel weiter. Nordwestlich vom Kurpark am Tageberg gelegen wurden hier entlang Stresemann- allee, Sternerstraße, Ludwig-Braun-Straße und Schei- demannstraße bis 1940 rund 200 Grundstücke ver- 558 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 30, 303-305. messen und teilweise bebaut. Der Zweite Weltkrieg 559 BRAUN, Textilindustrie S. 16-21. 560 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 236-238; HALLENBERGER, ließ diese Aktivitäten hier vorübergehend einfrie- Hersfeld, Plan von 1895. ren569. Nördlich der Altstadt, am Südhang des Weh- 561 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 277, 282; HALLENBERGER, neberges an der Güldenen Kammer, wurde um 1930 Hersfeld, Plan von 1895; BRAUN, Textilindustrie S. 63-64. eine Siedlung mit Einfamilienhäusern angelegt (Wil- 562 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 220; HALLENBERGER, Hersfeld, Plan von 1895; BRAUN, Textilindustrie S. 82-84. helm-Neuhaus-Straße, Münscherstraße), der sich 563 NEUHAUS, Geschichte S. 259-260; WIEGAND, Kulturdenk- 1935/37 die Bebauung der Saarlandstraße Richtung mäler S. 289-293; BINGEL, Hersfeld S. 19. Norden anschloss. 564 HEIL, Entwicklung S. 136-137. 565 Vgl. HALLENBERGER, Hersfeld, Plan von 1895, mit der gleichsam „ersten Generation“ der Fabrikbauten, die in der Folge laufend umgebaut und vergrößert worden sind. 566 MITZE, Hersfeld S. 70-75, 90-91; ZIEGLER/STINGL, Hers- feld; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 255-260. 568 Zahlen nach HEIL, Entwicklung S. 93. 567 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 253-254. 569 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 262-266.

45 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Das für die mittelfristige siedlungstopographische Die mittelfristig größte Herausforderung stellte Entwicklung Hersfelds wohl wichtigste Jahr in der zweifellos die angemessene Unterbringung dieser Zu- Zeit des Nationalsozialismus war 1936. Für die wei- wanderer dar. Bereits bis zum 31. März 1949 hatten tere Ausdehnung der Stadt war damals der Beginn 3.377 Personen Aufnahme in der Stadt gefunden des Autobahnbaus in der Nähe von Kirchheim von und bis zum 1. Juli 1953 waren es insgesamt 4.415, nachhaltiger Bedeutung. Hersfeld, knapp 10 km öst- also gut 20% der damaligen Gesamtbevölkerung. lich des Kirchheimer Dreiecks gelegen, wurde da- Die wirtschaftliche Integration verlief vergleichsweise durch an die Ost-West- und Nord-Süd-Verbindun- schnell, insofern die expandierenden Industriebetriebe gen des zukünftig immer wichtiger werdenden, mo- viele Arbeitskräfte absorbierten. Abhilfe für die län- dernen Straßenverkehrs angebunden und damit die ger anhaltende Wohnungsnot brachte dann die ab Expansionsrichtung der Stadt in Richtung Süden 1948 gut 2,5 km südwestlich der Altstadt völlig neu über die Fulda hinweg vorgegeben570. Hinzu kam die entstandene Eichhofsiedlung, die auch eine eigene Rückkehr des Militärs an den Standort Hersfeld. Im katholische574 und evangelische Kirchengemeinde575 Oktober 1936 bezog eine Einheit der Wehrmacht die bildete. Zunächst wurden hier sukzessive die Bres- neugebauten Kasernen An der Warth571. Die Firma lauer, Schlesische, Danziger, Sudeten, Fünfkirchener, Braun hatte hier bereits 1902 ca. 1.500 m südöstlich Banater und Mährisch-Schönberger Straße bebaut. der Altstadt Land zum Bau von Arbeitersiedlungen In den 1970er Jahren folgten dann noch die Glatzer erworben. Gebaut wurde allerdings erst ab 1934. Straße mit ihren nordwestlich abzweigenden Er- Diese Siedlung und die Kaserne waren der Kristalli- schließungswegen Waldenburger, Lausitzer und Sie- sationskern für den völlig neuen Stadtteil Hohe Luft. benbürger Straße. Ab 1950 wurde der Ausbau des Mit Kriegsausbruch im Herbst 1939 kam, abge- Stadtteils Hohe Luft vorangetrieben. Nachdem 1953 sehen vom eingeschränkten Autobahnbau und eini- die Domäne Wilhelmshof aufgelöst worden war, ent- gen militärisch wichtigen Projekten, die Bautätigkeit stand hier der größte Hersfelder Stadtteil (1997: fast gänzlich zum Erliegen. 5.073 Einwohner), der bald mit der alten Ortslage Petersberg zusammengewachsen war. Dieser umfasste Aufgrund seiner wirtschaftlichen Ausrichtung vor allem den Bereich von Königsberger, Branden- konnte Hersfeld bereits wie im Ersten Weltkrieg von burger, Stettiner, Bromberger und Chemnitzer Straße der „Kriegswirtschaft“ zumindest partiell profitieren. mit ihren Nebenstraßen. Südwestlich davon, Rich- Auch der Kurbetrieb lief „in Anbetracht der zu er- tung Autobahn, schloss sich ab 1965 der Helfers- wartenden Kranken und Erholungsbedürftigen“ wei- grund und die Bebauung um die Erfurter und Eise- ter, gleichzeitig nahm man die „Einrichtung von nacher Straße und ihren Nebenstraßen an. Eigene Lazaretten und Siechenhäusern in Angriff“572. Bei Kirchengemeinden (katholische St. Bonifatiuskirche Kriegsende waren insgesamt 22 Häuser mit 73 Woh- 1956/57; evangelische Auferstehungskirche 1956/ nungen zerstört und weitere 105 Wohnungen stark 58), ein eigenes Postamt (1960) und ein eigenes Bür- sowie 225 Wohnungen leicht beschädigt573. gerhaus (1976) unterstreichen die relative Eigenstän- digkeit dieses auch räumlich deutlich vom gewach- 3. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts senen Stadtgebiet abgesetzten Stadtteils576. Weitere neue Wohngebiete wurden in den 1950er und 1960er Es waren dann auch nicht die Kriegszerstörungen und Jahren im Zellersgrund ab 1957/59, 1,5 km nord- der Wiederaufbau, die nach dem Zweiten Weltkrieg östlich, und am Frauenberg ab 1963/67, 1,2 km west- das Gesicht der Stadt nachhaltig verändern sollten, lich der Altstadt, errichtet577. sondern der Zuzug neuer Einwohner. Schon in den Alleine zwischen 1945 und 1960 entstanden so ersten Monaten unmittelbar nach Kriegsende musste rund 3.000 neue Wohnungen. Dieser Bauboom stei- die Stadt zeitweise 6.000-8.000 Besatzungssoldaten gerte sich nochmals in den 1960er Jahren, alleine aufnehmen. Bald trafen vermehrt Flüchtlinge und 1966 sollen 500 neue Wohnungen erbaut worden Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostge- bieten und der sowjetischen Besatzungszone ein. Die daraus entstehenden Kosten trieben den städtischen Haushalt an den Rande des Zusammenbruchs. 574 Die katholischen Kirche St. Marien wurde zwischen 1953 und 1963 errichtet; UNGER, Kirchenbau. 575 Die evangelischen Gottesdienste fanden zunächst unter freiem Himmel bzw. in Privathäusern statt, bevor 1953-56 die Kirche erbaut wurde; PETERS, Gemeinschaft S. 37; Mit- 570 MEIDT, Autobahnbau. einander S. 3; frdl. Auskunft von Frau Pfarrerin Henning, 571 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 320-324. Bad Hersfeld vom 27. Nov. 2006. 572 NEUHAUS, Geschichte S. 292. 576 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 321. 573 Kriegsschäden S. 4. 577 HORRICK, Dokumentation S. 26-27.

46 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld sein. „Der Höhepunkt der Bautätigkeit wurde zum fabrik Rechberg südlich der Altstadt sukzessive einer Hessentag im Jahre 1967 erreicht“578. neuen Nutzung zugeführt und 1973 zwei Super- 580 Mit der Siedlung Untere Kühnbach, der 1963 er- märkte eröffnet . Unter anderem war damit auch die richteten Bundesgrenzschutzkaserne, der Sintesied- infrastrukturelle Voraussetzung für die weitere Expan- lung und vor allem dem ab 1967 rund 2 km südlich sion des Gewerbegebietes in der Fuldaaue geschaffen. der Altstadt entstandenen Stadtteil Johannesberg Bereits 1964 hatte sich hier auf dem Gelände der ab- dehnte sich das Siedlungsgebiet Hersfelds auch süd- gerissenen Domäne Bingartes südlich der Stadt eine lich der Autobahn aus. Neben diesen neuen Wohn- Kunstfaserfabrik (Hoechst AG, heute Invista) ange- gebieten wurden allerdings auch sehr viele Lücken siedelt. Im Zusammenhang mit dem beträchtlichen in den bereits bestehenden Stadtvierteln geschlossen wirtschaftlichen Aufschwung und der Umorientie- und an bestehende Stadterweiterungsgebiete neue rung der Stadt nach der deutschen Wiedervereinigung Straßenzüge angelagert bzw. diese ausgebaut, etwa 1989/90 siedelten sich hier große Logistikunterneh- die Lüderitzstraße, die Heinrich-Heine-Straße, die men sowie Branchenführer des Versandbuchhandels Georg-August-Moeller-Straße usw. Dieser Prozess und Buchgroß- bzw. zwischenhandels an. hält gegenwärtig noch an. Die Bebauung mit öffentlichen Einrichtungen, War die bebaute Fläche im Stadtgebiet binnen Gewerbe- und Verkehrsflächen sowie Sport- und Frei- einer Generation von 170 ha im Jahre 1910 um rund zeitanlagen – von der 1971/72 errichteten Obers- 70% auf 290 ha im Jahre 1950579 gestiegen, so hat berg-Schule im Osten über die Gewerbegebiete zwi- sich die besiedelte Fläche im vergangenen halben schen B 62 und Autobahn bis hin zum Eichhof Jahrhundert nochmals rund verdoppelt. (heute „Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen“) im Südwesten – führten dazu, dass weite Teile der Fluss- Ab den frühen 1950er Jahren wurde mit Trassen- niederung seit gut drei Jahrzehnten, zumindest flä- verlegungen und Umgehungsstraßen dem zunehmen- chenmäßig gleichsam als Hauptexpansionsgebiet den Automobilverkehr begegnet und damit das un- der Stadt gelten können. mittelbare Umland Hersfelds stark umgestaltet. Die Ostumfahrung der B 27 zwischen dem Stadtgebiet Nicht zuletzt aufgrund der vergleichsweise sied- und der Fulda in Richtung Norden wurde bereits lungsungünstigen Hanglagen im Bereich links der 1958 eröffnet. Die Ost-West-Verbindung der B 62 Fulda kam es dort in der jüngeren Zeit zu keinen wurde durch die Südumgehung im Jahre 1973 und großflächigen Neubausiedlungen mehr. Eher klein- dann in den 1980er Jahren nördlich an Petersberg räumig setzte sich die Bebauung in den Randlagen vorbei geführt. Teil dieser Verkehrsplanung war der fort und Lücken wurden geschlossen. An wichtigen Anschluss des Straßenrings um die Altstadt über neuen öffentlichen Bauten bzw. Institutionen ist einen kreuzungsfreien Zubringer und Verteiler. Zu außerhalb des bereits vorhandenen bebauten Rau- diesem Zweck entstand die 1968 eröffnete Peterstor- mes das Bildungszentrum des Bundesverbands der Überführung, der annähernd die gesamte Neustadt Unfallkassen und die daran angeschlossene Hoch- weichen musste. Ab den frühen 1969/70 wurde mit schule der Gesetzlichen Unfallversicherung im Seiler- der Berliner Straße eine neue Ausfallstraße vom Alt- weg 54 zu nennen, die 1996 im Norden am Wehne- stadtring nach Süden bis zum Europakreisel, also der berg errichtet worden sind. B 62 gebaut. Im Zuge dieser verkehrstechnischen Veränderungen wurde auch das Gelände der Tuch-

578 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 35, zum Folgenden hier S. 35-38. 580 Frdl. Auskunft von Herrn van Horrick, Bad Hersfeld, Brief 579 NEUHAUS, Geschichte S. 308. vom 21. Dez. 2006.

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IV. Erläuterungen zum Kartenwerk, Aufbau der len, Friedhöfe, Ödland oder Gewässer handelt (siehe Karten und Hinweise auf ihre Quellen hierzu Legende zur Katasterkarte mit den Farbsig- naturen). Die weiß belassenen Parzellen sind Hof- 1. Katasterkarte 1847/49, 1:2.500 flächen oder öffentliche Verkehrsflächen. Die schrift- lich in den Grundbüchern von Hersfeld überlieferten Die Katasterkarte von Hersfeld beruht auf neun Angaben ermöglichen es, ein bisher nicht vorliegen- Blättern aus dem Brouillon „Kreis Hersfeld. Gemar- des farbiges Bild der Stadt und ihrer Gemarkung her- kung Hersfeld. Gemarkungskarte in 31 Blättern“ zustellen, das die Nutzung einer jeden Fläche inner- von 1847/49. Die Blätter der Innenstadtlage befinden und außerhalb der Stadt erkennbar macht, die nun sich in den Beständen des Katasteramtes in Hers- erstmals vom Betrachter im Zusammenhang abgele- feld. Da der Brouillon hier nicht vollständig über- sen werden kann. Die farbigen Katasterkarten des liefert ist, wurde ergänzend auf Karten aus dem Hes- Hessischen Städteatlas sind somit Quelle und Neu- sischen Staatsarchiv Marburg zurückgegriffen581. schöpfung zugleich: Quelle aufgrund ihrer Herkunft Diese älteste vollständige, exakt vermessene Katas- aus archivalischer Überlieferung der Gemarkungs- teraufnahme von Hersfeld besteht aus einer Vielzahl bzw. Parzellenkarten, der Katasterakten und Flur- von Inselkarten mit Grundrissen und Flurnamen. Die bücher, Neuschöpfung infolge der Umsetzung zu in unterschiedlichen Größen im Maßstab 1:750 und einem bislang nicht vorliegenden Gesamtbild mit ver- 1:1.500 handgezeichneten Karten enthalten keine einheitlichtem Maßstab und informationstragender Hinweise auf ihre geographische Ausrichtung, die Farbgebung auf vorgegebenem Grundriss. Himmelsrichtung ist in der Regel nicht vermerkt. Zur Quellenedition gehören auch die Übernahme Die Grundrisse werden in unterschiedlichen Dre- und Wiedergabe der Flurnamen, die sich in der Ori- hungen wiedergegeben, wobei die günstigste Aus- ginalüberlieferung der Katasterkarten befinden. Die nutzung des Zeichenkartons für den jeweiligen Aus- dortigen handschriftlichen Eintragungen erscheinen schnitt auf der Arbeitsvorlage entscheidend gewesen in der Katasterkarte im Druck. Unterschieden werden zu sein scheint. nach Schriftart und -größe die Bezeichnungen für Während bei der Erstellung der Gemarkungskarte Flur und Gewann, Platz, Gebäude und Hof, Ver- 1847/49 nie beabsichtigt worden ist, die Inselkarten kehrsweg und Gewässer (siehe hierzu Legende zur zu einem Gesamtbild zusammenzufügen, sondern Katasterkarte). damit lediglich die Unterlagen der Finanzbehörde zur Als zusätzliche Interpretationshilfe enthalten alle Besteuerung von Grundbesitz ergänzt werden soll- im Hessischen Städteatlas publizierten Katasterkar- ten, führt die Bearbeitung im Städteatlas die Einzel- ten Höhenlinien bzw., wo deren Angabe nicht mög- blätter zu einer Rahmenkarte im Maßstab 1:2.500 zu- lich war, Höhenpunkte, um die topographischen Ge- sammen, um den genordeten Grundriss von Hersfeld gebenheiten und die Niveauverhältnisse, etwa steile in seiner umgebenden Flur wiederzugeben. Geländeabbrüche oder ausgedehnte ebene Flächen, Die Kartenvorlagen des 19. Jhs. unterscheiden besser erkennbar zu machen. Die Hinzufügung von nicht zwischen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Isohypsen und Höhenpunkten, die in der Überlie- wohl aber zwischen öffentlichen und privaten Ge- ferung des 19. Jhs. fehlen, erlaubt in mancher Hin- bäuden. Sie enthalten keine Hinweise auf die Nut- sicht Rückschlüsse auf die Stadtgeschichte, die ohne zung der einzelnen Parzellen. Um die Katasterkarte Geländekenntnisse unmöglich blieben. So lässt sich dennoch in Farbe wiederzugeben und alle Flächen mit Hilfe der Höhenlinien der Gang der Besiedlung nach ihrer Struktur und Beschaffenheit zu unterschei- besser ablesen, zur Ausdehnung der Stadt unbrauch- den und darzustellen, wurde das „Duplicat-Stück und bare Bereiche werden erkennbar und können von Nummernbuch von der Gemarkung Hersfeld, Jus- siedlungsgünstigen topographischen Voraussetzungen tizamts Hersfeld“ herangezogen, das um 1861 ange- für die Stadtentwicklung unterschieden werden. Die legt worden ist; es liegt in drei Bänden im Hessischen Höhenangaben für den Innenstadtbereich Hersfelds, Staatsarchiv in Marburg582. Dieses Grundbuch liefert wiedergegeben in Form von Punkten, entstammen unter anderem Angaben über die Nutzungsart der der vom Hessischen Landesvermessungsamt (heute Grundstücke, ob es sich um Gärten, Äcker, Wiesen, Hessisches Landesamt für Bodenmanagement und Grasgarten mit Obstbäumen, Anlagen, Baumschu- Geoinformation) 1958 erstellten „Höhenkartei: Kreis Hersfeld, Stadt Bad Hersfeld“ und der 1958/68 vom Katasteramt Bad Hersfeld angelegten „Niveau-Punkt- Kartei: Gemeinde Bad Hersfeld, Gemarkung Bad Hersfeld“. 581 Vgl. die genaue Aufstellung in der Legende zur Kataster- karte. 582 HStAM Kataster I Hersfeld C 16-18.

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2. Entwicklung des Ortes vom Mittelalter sich ebenso wenig rekonstruieren, wie jene der Ein- bis 1847/49, 1:2.500 siedelei und der ersten Klosteranlage. Sie dürfte in dem von der ab Ende des 8. Jhs. entstandenen Stifts- Die Karte zur Veranschaulichung der siedlungstopo- mauer umschlossenen Bereich gelegen haben, der in graphischen Entwicklung Hersfelds von seinen An- rotbrauner Farbe angedeutet ist. fängen im 8. Jh. bis zur Mitte des 19. Jhs. basiert auf der Katasterkarte von 1847/49 im Maßstab 1:2.500. Ab 10. Jahrhundert587 Sie soll in größeren Zügen die räumlichen Verände- (Farbe: Braun) rungen bis zur Überschreitung des mittelalterlichen Siedlungsraums aufzeigen, der im Wesentlichen aus Bereits im Laufe des 10. Jhs. entstand eine Markt- dem Stiftsbezirk, dem von der Stadtmauer umschlos- siedlung östlich des Stiftsbezirkes mit mehr oder min- senen Areal, der Neustadt und den Mühlen bestand. der dichter Bebauung im Kreuzungsbereich bedeu- Acht Hauptphasen lassen sich im Betrachtungszeit- tender Altstraßen. Die möglicherweise bis ins 10. Jh. raum unterscheiden, die unter Zusammenfassung zurückreichende Marktkirche dürfte das Zentrum stadthistorisch prägender Ereignisse die entscheiden- dieser Siedlung und damit der Kristallisationskern der den räumlichen Entwicklungsschritte wiedergeben späteren städtischen Siedlung gewesen sein. Eine äl- und auf dem Kartenblatt in unterschiedlichen Farb- tere Siedlung hatte ihr Zentrum auf dem Frauenberg 583 stufen dargestellt werden . Die Eintragungen erfolg- (außerhalb des Blattschnitts gelegen, vgl. die Um- ten überwiegend auf Grundlage der archäologischen landkarte 1:25.000). Hier stand ab um 800 die erste Befunde sowie der schriftlichen Überlieferung und Pfarrkirche der Laiensiedlung, die sich im Umfeld des daraus hervorgegangener Literatur. Erst für die Neu- Klosters gebildet hatte. zeit lagen, beginnend mit den Stadtansichten von Wilhelm Dilich, Peter Lenhardt bzw. Christoph Jobst, Der in brauner Farbe angelegte Bereich kann nur Matthaeus Merian d. Ä., Conrad Schnuphase, Karl sehr vage den Umfang der Marktsiedlung wiederge- Christian Köhler und L. Oeder sowie August Wen- ben. Der genaue Verlauf der Straßen oder gar der Par- deroth und Jens Gray584 auch graphische Materialien zellengrenzen ist unbekannt. Deshalb deckt die Farbe vor, die zur Bearbeitung herangezogen werden konn- auch anders als in den späteren Phasen die Verkehrs- ten. Zudem erwiesen sich einige Pläne des 18. bzw. flächen mit ab. Es scheint plausibel, den Platz um die 19. Jhs. aus den Beständen des Hessischen Staats- Kirche und die späteren Gebäudeblöcke mit Rathaus, archivs in Marburg, der „mhk – museumslandschaft Weinhaus und Stadtwaage sowie zwischen Weingasse, hessen kassel“, Schloß Wilhelmshöhe sowie dem Enge Gasse und Unter den Hütten als ursprüngli- Stadtarchiv in Hersfeld als nützlich585. chen Marktplatz anzusehen, der sukzessive überbaut wurde, nachdem sich das Marktgeschehen am Ende des Mittelalters und im 16. Jh. zunehmend auf die 586 Ab Mitte 8. Jahrhundert „Ebenheit“, den heutigen Marktplatz, verlagert hatte. (Farbe: Rotbraun)

Für die frühe Zeit des Ortes liegen nur wenige Ab Mitte 11. Jahrhundert588 knappe schriftliche Belege vor. In der Hauptsache (Farbe: Dunkelrosa) müssen sich die Aussagen zur Lage und zum Aussehen der Siedlung auf archäologische Befunde stützen. Es Im Zusammenhang mit dem Bau der Großkirche, kann davon ausgegangen werden, dass das um 769 deren Reste die heutige Stiftsruine bilden, kam es zu gegründete Kloster Luls räumlich an die 736 bis 744 einer Erweiterung des ummauerten Stiftsbezirkes um bestehende Einsiedelei des Sturm anschloss. Bereits ca. 50 m nach Westen. Diese Erweiterung wurde letztere dürfte ihrerseits an einen schon in der La- nötig, da der Kirchenneubau in diesem Bereich bis Tène-Zeit besiedelten Platz anknüpft haben. Die auf ca. 25 m an die vorhandene Stiftsmauer heran- genaue Größe und auch Lage dieser Siedlung lässt rückte und somit zu wenig Raum für große Einzüge durch das Westportal, etwa bei Prozessionen, beste- hen blieb. Wie bereits die ältere Stiftsmauer wurde auch die neue mit Türmen verstärkt. Ob auch hier ein Graben vorgelagert war, lässt sich nicht entschei- 583 Siehe oben Kap. II.1.-4. mit ausführlichen Erläuterungen zur siedlungstopographischen Entwicklung Hersfelds. den. 584 Vgl. die Reproduktionen im Bildanhang dieses Textheftes, auf den beiliegenden Sonderblättern bzw. auf dem Mappen- titel. 585 Vgl. die Reproduktionen auf den beiliegenden Sonderblät- tern. 587 Siehe dazu Kap. II.2. 586 Siehe dazu Kap. II.1. 588 Siehe dazu Kap. II.2.

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Ab Mitte 12. Jahrhundert589 Mittelalter entstand vor dem Peterstor eine Neustadt, (Farbe: Rosa) die bis zu dem 1482 erstmals erwähnten äußeren Peterstor reichte. Nordwestlich vor dem Frauentor lag Nach den Sachsenkriegen erlebte der Ort ab dem die 1343 erwähnte und noch im 15. Jh. bereits wie- ausgehenden 11. und vor allem im Laufe des 12. Jhs. der wüst gefallene Siedlung „Wetziges“ an die noch einen beträchtlichen Aufschwung. Die sich in die- der Flurname „Im Fecies“ erinnert. sem Zeitraum zur Stadt entfaltende Siedlung wurde bis um 1170 von einer Mauer umschlossen, die rasche Ab 1590592 Erweiterungen nach Osten (Klausstraße) und nach Farbe: Gelbgrün Südosten (Breitenstraße) erlebte. All diese Bereiche sind in rosa Farbe bzw. die lockere Bebauung in rosa Innerhalb des Mauerberings war die teilweise Über- gepunkteter Farbe gekennzeichnet. Ebenfalls rosa bauung des ehemals annähernd rechteckigen Markt- Punktsignatur markiert den Bereich der Handwerker- platzes („Ebenheit“) mit dem städtischen Brauhaus siedlungen, anfangs vor allem flämischer Textilarbei- sowie dem Gebäudekomplex mit Stadtwirtshaus und ter, im Bereich der Geisaue, der zunächst noch außer- anderen städtischen Bauten in der zweiten Hälfte des halb der Stadtmauer lag. 16. Jhs. die wichtigste Entwicklung. Nordwestlich der Stadt entstand ab 1590 der neue städtische Fried- Ab 1. Hälfte 13. Jahrhundert590 hof, der in den folgenden Jahrhunderten bis in die (Farbe: Orange) Gegenwart immer wieder erweitert worden ist und sich am Frauenberg entlang zieht. Mit oranger Farbe ist die wesentliche siedlungstopo- graphische Veränderung ab der Zeit um 1230 mar- 18. Jahrhundert bis 1847/49593 kiert: Südlich der bestehenden Siedlung bildete sich (Farbe: Blaugrün) zwischen dem Stiftsbezirk und der Breitenstraße ein neues Stadtviertel mit dem Neuen Markt, der als Stra- Zwar vermutlich älter, aber erst in dieser Zeit belegt ßenmarkt gleichsam das Rückgrat dieses Bereiches bzw. fassbar, sind die Mühlen, die außerhalb des bildete. Am westlichen Ende dieser Siedlungserwei- Stadtgebietes entlang der Geis lagen, im Norden die terung standen das 1239 erstmals erwähnte Hospital Knottenmühle und die Mauermühle, im Osten die und am östlichen Ende das bereits zehn Jahre früher Neustadtmühle. In diese Entwicklungsphase fällt die erwähnte Franziskanerkloster. Nach Osten dürfte sich teilweise Öffnung der Stadttore bzw. ihre Umwand- die Bebauung in lockerer Form über die ummauer- lung zu Chausseetoren mit Wachthäusern vor der ten Bereiche um die Breitenstraße vorgeschoben ha- mittelalterlichen Stadtmauer. Abgesehen von diesen ben, sie ist gepunktet dargestellt. wenigen Bauten und dem Holzmagazin vor dem Jo- hannestor blieb die Bebauung mit Hofstätten und 14. Jahrhundert591 Wirtschaftsgebäuden auf den Bereich innerhalb des (Farbe: Gelb) Mauerrings beschränkt. Diese letzte Stufe der sied- lungstopographischen Entwicklung vor den Umwäl- Bereits ab der Mitte des 13. Jhs. setzte sich der Bau zungen im Zuge der Industrialisierung ab der Mitte der zweiten Ringmauer im Norden östlich des Frau- des 19. Jhs. wird in blaugrüner Farbe wiedergegeben. entores und im Süden östlich des Peterstores lang- sam nach Osten hin fort. Die Bauphasen lassen sich 3. a) Umlandkarte 19. Jahrhundert (1858), allerdings nicht genauer bestimmen. Geschlossen war 1:25.000 dieser Ring wohl erst in den 1380er Jahren. Der nun komplett ummauerte Siedlungsraum wurde sukzes- Bei der historischen Umlandkarte handelt es sich um sive aufgesiedelt. Wie dicht die Bebauung letztlich den Ausschnitt aus dem im Originalmaßstab wieder- war, muss offen bleiben. Geschlossene Straßenzeilen gegebenen Blatt 66 (Hersfeld) 1857, der im Kurfürs- mit Wohnhäusern bestanden wahrscheinlich nur ent- tentum Hessen hergestellten sogenannten Niveau- lang der Hauptstraßen. Die Nebenstraßen und Gas- karte594. Die Herstellung dieser Karte erfolgte zeitnah sen waren wahrscheinlich eher locker und stärker mit Wirtschaftsgebäuden besetzt. Ebenfalls noch im

592 Siehe dazu Kap. II.4. 593 Siehe dazu Kap. II.4. 589 Siehe dazu Kap. II.3. 594 Kurfürstenthum Hessen. Niveau-Karte auf 112 Blättern 590 Siehe dazu Kap. II.3. nach 1/25.000 d.w.G., hrsg. vom Kurfürstlich Hessischen 591 Siehe dazu Kap. II.3. Generalstab, 1857-1861, Blatt Nr. 66 Hersfeld, 1858.

50 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld zur Aufnahme der Katasterkarte – rund ein Jahrzehnt 3. b) Umlandkarte und Entwicklung der Stadt zuvor – und zeigt die Stadt in ihrer Verkehrsanbin- von 1847/49 bis 2006, 1:25.000 dung und Lage zu den umgebenden Dörfern. Mili- tärische Interessen lagen der Schaffung dieser detail- Der Ausschnitt aus den Topographischen Karten von lierten Übersicht in erster Linie zugrunde. Schon in 2006595 will in der Gegenüberstellung zum gleichen der zweiten Hälfte des 18. Jhs. konzentrierten sich Blattausschnitt von 1858 die siedlungstopographische kriegerische Auseinandersetzungen nicht mehr nur Entwicklung in der städtischen Gemarkung veran- auf einzelne Feldschlachten oder Belagerungen von schaulichen. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jhs. blieb fortifikatorisch wichtigen Punkten wie Burgen und Hersfeld im Wesentlichen auf den mittelalterlichen Festungen, sondern sie wurden als Flächenkriege Siedlungsraum innerhalb der Mauer beschränkt. Erst durchgeführt, erfassten ganze Landschaften und der Eisenbahnbau brachte die entscheidenden Ver- machten so ausgedehnte Gebiete zum Schauplatz geg- änderungen und Impulse zur Ausdehnung des Sied- nerischer Kämpfe. Besonders der Deutsche Krieg lungsbereichs, dessen Wachstum bis zum beginnen- 1866 und der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 den 21. Jh. noch immer nicht abgeschlossen ist. zeigten die Bedeutung der Verkehrswege – Chaus- seen und Eisenbahnen – für die schnelle Verschiebung Fünf Zeitstufen zeigen den Gang der Stadterwei- großer Truppeneinheiten und von Kriegsmaterial für terung von 1847/49 bis 2006596. Die Angaben über den militärischen Erfolg. Gerade in Hersfeld, das die Ausdehnung der Besiedlung wurden teilweise den 1866 seinen Eisenbahnanschluss erhielt, spielte dies topographischen Karten im Maßstab 1:25.000 ent- eine beträchtliche Rolle. nommen, die zu den Jahren 1905, 1939, 1955, 1968, 1982 und 1991 vorliegen. Da diese Schnitte mit den Die Karte gibt auch kleinere topographische De- gewählten, die allgemeine Geschichte und die stadt- tails, plastische Geländedarstellung, klare Ortsgrund- geschichtlichen Entwicklungen berücksichtigenden risse, deutliches Gewässernetz sowie insbesondere das Schwellenjahren 1918, 1945 und 1970 nicht exakt genaue Chausseen-, Straßen- und Wegesystem wie- übereinstimmen, wurden weitere Informationen aus der. Karten solcher Qualität sind eine bedeutende der ortsgeschichtlichen Literatur, den Unterlagen des Quelle für die Landes- und Siedlungsgeschichte so- städtischen Bauamtes und aus Befragungen von An- wie für die historische Geographie. wohnern zum Gang der Bebauung verarbeitet. Wich- Die Darstellung im vorliegenden Städteatlas ver- tige Quelle war auch der vom Stadtvermessungsamt anschaulicht Hersfelds Lage in seiner umgebenden Hersfeld im Maßstab 1:10.000 aufgestellte „Plan der Feldflur nördlich der Fulda. Deutlich erkennbar ist Stadt Hersfeld“ aus dem Jahre 1936. Der Stand 2006 das vor dem Bahnbau wichtige Netz der baumbe- wurde auf der Grundlage der beiliegenden Stadtkarte standenen Strassen: nach Norden entlang der Fulda 1:5.000 erstellt, die auf einer Montage der vom Amt nach Kassel, nach Osten nach Vacha, nach Süden im für Bodenmanagement Homberg/Efze gepflegten nach Fulda, nach Südwesten nach Alsfeld „Automatisierten Liegenschaftskarte“ basiert. Die und im steil eingeschnittenen Tal der Geis nach Nord- Stufen der Siedlungsentwicklung sind flächig in der westen nach Homberg/Efze. Während sich von Süd- jeweiligen Farbe angelegt. Damit kann und wird nicht westen bis nach Norden und nach Osten entlang der Anspruch erhoben, parzellengenau die Bebauung der Flußauen eine offene Feldflur hinzieht, sind die wiederzugeben. Dies ist angesichts der oft in älteren höheren Lagen mit Wald bedeckt. Höhenlinien und Baugebieten noch jahrzehntelang bestehenden und Höhenangaben geben zusammen mit den teilweise erst nach und nach geschlossenen Baulücken nicht vorhandenen Schraffuren einen guten Eindruck vom möglich und auch nicht sinnvoll. Relief. Die Höhenangaben sind in preußischen Fuß Ausgehend vom Zustand des Ortes zur Zeit des (0,314 m) und nicht im alten kasseler Katasterfuß Urkatasters 1847/49 (siehe Karteneintrag in blau- (0,285 m) angegeben. Die durchgezogenen Höhen- violett) werden die weiteren Hauptphasen räumlicher linien geben jeweils 100 Fuß, die strichlierten 50 Fuß Ausdehnung in unterschiedlicher Farbgebung darge- an. Deutlich hebt sich in dieser Zeit der mittelalter- stellt, um den Verlauf der Bebauung und die schließ- liche Grundriss Hersfelds mit dem Stiftsbezirk im lich erreichte Besiedlungsdichte mit graphischen Mit- Südwesten und der Neustadt im Südosten ab. Ab- teln sichtbar zu machen. In der Farbe der Stufe 1 gesehen von den Mühlen an der Geis und Fulda sowie dem Eichhof, Johannesberg, den Domänen Bingartes, Kühnbach, Wilhelmshof und Oberrod gab es damals offensichtlich noch kaum Bebauung außerhalb der mittelalterlichen Siedlungsfläche. 595 (Digitale) Topographische Karte 1:25.000 des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation Wiesbaden, Vervielfältigungsnummer 2006-3-158. 596 Vgl. Kap. III.

51 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld sind alle Bereiche innerhalb der zu Mitte des 19. Jhs. sich vor allem nach Norden und Westen reine Wohn- bereits weitgehend verschwundenen Zwingermauer gebiete, meist mit Ein- und Zweifamilienhäusern, angelegt. Dies bezieht sich auch auf unbebaute Par- teilweise aber auch mit mehrstöckigen Mehrfamilien- zellen innerhalb dieses Bereichs, denn es kann davon häusern in Wohnanlagen und Reihenhaussiedlungen. ausgegangen werden, dass eine intensive Nutzung, sei es als „Lust-Anlage“, Viehmarkt, Lagerplatz oder 5. Übersichtskarte Hessen, 1:750.000 „Land mit Rahmen“ stattfand. Die Eintragungen der Legende zur Katasterkarte, 1:2.500 Jahre 1918 (violett), 1945 (rot), 1970 (orange) und 2006 (gelb) beziehen sich auf die mit Wohnhäusern Die Karte 1:750.000 zeigt das Bundesland Hessen in bzw. mit Nutzgebäuden bestandenen Parzellen. Die seinen seit 1945597 gültigen Grenzen unter Einbe- Verkehrsflächen (Straßen und Plätze) sind generell ziehung der räumlichen Übergänge zu den sechs in weiß belassen. Nachbarländern Nordrhein-Westfalen, Niedersach- Der Altstadtkern von Hersfeld mit dem Verlauf sen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und der Gassen rechts und links der Hauptachsen Brei- Rheinland-Pfalz. Die Übersicht veranschaulicht die tenstraße, Weinstraße-Klausstraße, dem Stiftsbezirk geographische Lage und Verteilung der Städte Arol- und dem Marktplatz heben sich deutlich ab. Der öst- sen, Bad Hersfeld, Butzbach, Dieburg, Homberg/ liche Teil der Altstadt, insbesondere nordöstlich der Ohm, Limburg, Michelstadt und Wetter, die zur Geländekante zum Geistal ist durch große Neubau- ersten Lieferung des Hessischen Städteatlas gehören. ten (Citycenter, Stadthaus, Amtsgericht, Kaufhäuser) Die aufgenommenen Flüsse und in Schummerung und die Peterstorbrücke gekennzeichnet. Dennoch angedeuteten Gebirgszüge bieten Orientierungshil- bildet dieser Kern nach wie vor das herausragende fen im Raum und lassen jene Gebiete hervortreten, topographische Merkmal der Karte. Augenfällig sind in denen aufgrund der Geländesituation besonders aber auch die Trassen der Eisenbahnlinie. Die wich- günstige Bedingungen bzw. weniger geeignete Vor- tigsten Straßen – vor allem die Bundesstraßen 27 und aussetzungen für die Siedlungsentwicklung und da- 62 – folgen nur noch partiell den alten Trassen. Die mit für die Herausbildung von Städten herrschten. Autobahn 4 zerschneidet dagegen den Kartenaus- schnitt ohne Bezug zu alten Verkehrswegen. Ebenso Der untere Abschnitt des Atlasblattes enthält die ist auf die drei wichtigsten Siedlungsbereiche hinzu- Legende zur Katasterkarte von 1847/49 mit Erläu- weisen, die ohne direkten Bezug zur Altstadt und terungen zu Farben, Signaturen und Beschriftun- ihrer Erweiterungsgebiete nach dem Zweiten Welt- gen, die in der Darstellung von Hersfeld im 19. Jh. krieg entstanden sind: die Eichhofsiedlung im Süd- verwendet worden sind. Darüber hinaus finden sich westen, Johannesberg im Süden und Hohe Luft mit hier die Nachweise über alle Quellen, auf denen die Kühnbach und Petersberg im Südosten. historische Katasterkarte beruht und die zu ihrer Bearbeitung herangezogen worden sind. Gesondert 4. Stadtkarte 2006, 1:5.000 werden die Angaben über die Herkunft der Höhen- punkte aufgeführt. Die jüngste Darstellung von Hersfeld zeigt das Atlas- blatt 1:5.000 aus dem Jahr 2006. Bei dieser Karte handelt es sich um eine Montage der Blätter 5_4836, 5_4838, 5_5038 und 5_5036 der „Automatisierten Liegenschaftskarte“ die vom Amt für Bodenmanage- ment Homberg/Efze laufend fortgeschrieben wird. Teilweise wird die Funktion öffentlicher Gebäude bzw. markanter Bauwerke angegeben. Abgesehen von wenigen Signaturen zu Wald, Friedhof, Wiese sowie Nutzgarten liefert diese Karte aber keine Informa- tionen zur Topographie. Dafür erlaubt sie die Lokali- sierung jedes einzelnen Hauses mit Haus- und Par- zellennummer. Deutlich hebt sich hier der nierenförmige Alt- stadtbereich mit seiner kleinen unregelmäßigen Par- zellierung von der jüngeren Bebauung des 19. und vor allem des 20. Jhs. ab. Während größere und kleinere 597 REULING, Verwaltungs-Einteilung S. 171, 175-176 mit Industriebetriebe Standorte entlang der Eisenbahn- Karte 26b Verwaltungseinteilung 1939 und 1955, Sonder- linien und in der Fuldaaue einnehmen, entwickeln karte Hessen 1946.

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V. Gebäudeverzeichnis Amtsgericht 1) altes → Abtsschloss Das vorliegende Gebäudeverzeichnis soll dem Benutzer der → Kartenblätter, insbesondere der historischen Entwicklungskar- Klausur ten, und dem Leser der Begleittexte in möglichst knapper Form 2) neues die wesentlichen Daten und Fakten zu den für die Stadtentwick- L: Dudenstraße 10 lungen wichtigen Bauten erschließen sowie deren Lokalisierung EB: 1928/30 in den Karten erleichtern. Die einschlägigen Informationen wur- U: 1991 den aus den Schriftquellen, den Architekturzeichnungen, den A: 1969 (Zellentrakt) publizierten archäologischen Befunden und der wichtigsten Lite- LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 114 ratur gezogen, ohne dass Vollständigkeit beansprucht werden soll. Es sind die greifbaren Bauwerke seit der frühesten Besied- Anlagen → lung aufgenommen sowie die Gebäude des 19. und besonders Lust-Anlage des 20. Jhs., letztere sofern sie zur Erklärung der neuzeitlichen Siedlungsentwicklung von Bedeutung sind. Apotheke AB: Löwenapotheke L: Weinstraße 11 Die Gebäudedaten ordnen sich nach folgenden Kriterien: EB: 1. Hälfte 17. Jh. AB Andere Bezeichnung EW: 1597 (Apothekenprivileg) L Lage U: 1704, 1892 F Funktion LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 194-196 M Maße/Bauart EB Erbauung/Anlage Armenhaus EW Ersterwähnung 1) AB: Strohflechtanstalt U Umbau/Renovierung L: Obere Frauengasse 21, Ecke Untere Frauengasse A Abriss/Auflösung EW: 1844 N Neubau A: 1867 LQ Literatur/Quellen LQ: MITZE, Verwahrlosung 2) L: Kaplansgasse 1 Die häufigen Namens- und Nutzungsänderungen einzelner F: ab 1869 städtisches Armenhaus Bauten erforderten eine Kriterieneinteilung in AB (andere Be- EB: 1560, 19. Jh. zeichnung) und F (Funktion) bei dem jeweiligen Haupteintrag, A: 1528 auf den Querverweise hinführen. U: 1981-82 (Diakonie-Zentrum) LQ: VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 181-182; Abteikirche WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 151 AB: Stiftskirche, Stiftsruine → Augustinerterminei L: Im Stift → Stadtschule EB: Vorgängerbauten vor 744, um 770, 831-850, 1040-1144 Augustinerterminei A: 1037/38 Brand, 1761 abgebrannt (Stiftsruine) L: Kaplansgasse 1 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 124-136; GROSS- F: Niederlassung der Alsfelder Augustiner-Eremiten MANN, Abteikirche; GENSEN, Stiftsbezirk; EW: 1431, 1498 KIESOW, Romanik S. 200-202; BRAMM, Alter; A: 1528 ZILLINGER, Hersfeld S. 15-16; OSWALD, Kirchen- LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 151; DERSCH, bauten S. 113-115; SIPPEL, Katalog S. 257-259 Klosterbuch S. 81 (mit älterer Literatur) und zuletzt LENG, Hersfeld → Armenhaus Kap. IV.3. → Stadtschule Abtsschloss Backhäuser, städtische AB: Burg L: eines in der Breitenstraße, ein weiteres mit L: Im Stift 11 unbekannter Lage F: Residenz des Abtes, Amtsgericht A: eines im Dreißigjährigen Krieg EB: um 1572/74, 1603 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 1, 6, 52, 89 EW: 1379 (Vorgängerbauten) U: 1980/82 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 144-145; DEMME, Badehäuser, städtische Nachrichten Bd. 1 S. 92, 167 L: unsicher (?) In der Badestube ca. 120 m östlich des → Forstamt Rathauses und in der Löhrgasse EB: 14. Jh. (?) Alte Klosterschule EW: 1697 AB: Konrad-Duden-Schule (seit 1980) LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 69, Bd. 2 S. 87; L: Neumarkt 33 WITZEL, Hersfeld S. 427 F: Gymnasium EB: 1570 im ehem. Franziskanerkloster Bahnhof U: 1865, 1909 AB: Die Bude für das erste Empfangsgebäude A: 1687/91 Abriss der Kirche und ehem. Klosterbauten L: östlich der Altstadt N: 1687/91 Neubau als dreiflüglige Anlage, Aula und EB: 1866 Turnhalle 1875/77, neues Schulhaus 1909 U: 1908, 1957 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 176-180; GLISS, N: 1882-83 Klosterschule; STRUVE, Geschichte LQ: VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 166; WIEGAND,

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Kulturdenkmäler S. 215, 221-222; RÖDEL/ 3) Brauerei F. L. Steinweg SCHOMANN, Eisenbahn Bd. 2 S. 316, 915, 972 L: Hanfsack 7 EB: 1600 Bahnhof „Kurpark“ U: 18. Jh., 1904, 1905 (Eiskeller) L: Wittastraße 16a A: 1938/39, 1986 (Brauerei und Eiskeller) F: Bahnhof für die Linie Hersfeld-Treysa LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 64, 118, 175 EB: 1914 4) Brauerei Wolff U: 1987 L: Kirchplatz 9, Am Ransen 2a und 3 A: 1984 Wohnhausnutzung EB: letztes Drittel 15. Jh. LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 253-254; U: 19. Jh. (Scheune und Brauereianbau) RÖDEL/SCHOMANN, Eisenbahn Bd. 2 S. 915 A: 1924 (Brauerei) LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 65, 161 Bank AB: Spar- und Kreditverein, Volksbank (ab 1942) Brauhaus, städtisches L: Dudenstraße 8 L: Südwestecke des Marktes, heute Linggplatz EB: 1929 EW: 1618 U: 1959/60, 1976 NB: 1811 nach Brand LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 113 U: seit 1831 Stadttheater → Sparkasse A: 1853 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 64; DEMME, Barfüßerkloster Nachrichten Bd. 2 S. 116-117, Bd. 3 S. 164 → Franziskanerkloster Brauhaus, stiftisches Bethaus der Baptistengemeinde L: im hinteren Stift, genaue Lage unbekannt L: Am Neuen Markt 26 EW: 1379 EB: 1865 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 168 NB: 1886/87 LQ: VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 208; RÖSSING, Brunnen → Chronik S. 13; MITZE, Hersfeld um 1883 Lullusbrunnen → S. 104-105; KEYSER, Städtebuch S. 238; Sauerbrunnen NEUHAUS, Geschichte S. 267 Brücke → Bezirkskommando Fuldabrücke → Geisbrücke L: Lutherstraße 2 → F: Dienstsitz des Militärkommandeurs (bis 1918) Haunebrücke EB: 1907-08 Burg U: 1957-58, 1961, 1963, 1997 AB: Abtsburg A: 1918 Sitz der Kreisbehörden (bis 1936), 1925 L: nordöstlicher Rand des Stiftsbezirkes, Demme Haushaltungsschule, bis 1988 Berufsschule, lokalisierte (ohne Beleg) die alte Abtsburg in den seit 1989 Behördensitz nordwestlichen Bereich des Stiftsbezirks LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 251 EB: um 930 (?) → Krankenhaus 1) EW: 1347 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 17; ERDMANN, Bingartes Burgenordnung S. 84-86; HÖRLE, Rathaus S. 86 L: ca. 1.500 m südlich der Altstadt (Karte); DEMME, Plan des Stiftsbezirkes von 1882 F: Vorwerk und Meierhof der Propstei Johannesberg, Nr. 22 Domäne EW: 1217, Abt Heinrich I. von Bingarten Dicker Turm (1127/28-1155) L: nördlich des Stiftes A: 1967 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 92 LQ: REIMER, Ortslexikon S. 48; DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 6, Bd. 2 S. 74; ZIEGLER, Mitra S. 12; Café Bolender WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 329; HORRICK, L: Wigbertstr. 1/Am Kurpark 2/2a Dokumentation S. 23-24 F: Vereinsloge, Offizierskasino, Hotel, Ladenlokal EB: 1833-36 Brauereien U: 1898 (Saal), 1926/27 1) Brauerei Engelhardt A: 1952 (Saalbrand) L: Neumarkt/Am Brink/Webergasse N: 1956 EB: 1861/1867, 1892 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 252; ZIEGLER, U: 1945 (Wohnhaus) Rundgang S. 73-76 A: 1971/74, außer dem Wohnhaus Neumarkt 2 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 64, 171; BINGEL, Dominikanerterminei Hersfeld S. 18 L: unbekannt 2) Brauerei Gebrüder Steinweg F: Niederlassung der Treysaer Dominikaner AB: Marktschänke EW: 1333, 1440er Jahre L: Am Markt 22 LQ: DERSCH, Klosterbuch S. 81 EB: 1653, Hinterhaus Anfang 17. Jh. U: öfters, u.a. um 1900 (Eiskeller), 1981 Eichhof A: 1997 (Hinterhaus) AB: Sloz vff die Eichen (1378), Haus Eichen LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 43, 64, 104 L: 1.200 m südwestlich der Altstadt an der Fulda

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F: Rückzugs- und Residenzort des Fürstabtes, ab WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 176, 180; 1606 Jagdschloss der Landgrafen, 1866 preußische DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 13 Domäne, seit 1952 Hess. landwirtschaftliche Lehr- → Alte Klosterschule und Forschungsanstalt (Landesbetrieb Landwirt- schaft Hessen) Frauenberg EB: 1328-1372 AB: Klause zur hl. Maria U: um 1400, 1572-74, um 1600, 1820, Mitte L: Alter Kirchweg 35/37, ca. 600 m nordwestlich 19. Jh., neue Wohnhäuser ab 1958, Internats- der Altstadt häuser frühe 1970er Jahre F: Pfarrkirche bis in die 2. Hälfte 12. Jh. LQ: WINKELMANN, Beschreibung S. 265; DEMME, EB: um 800 und um 1000 Nachrichten Bd. 1 S. 152; OTT, Geschichte; EW: um 1073 (Lambert von Hersfeld), 1441, 1485 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 308-317 (hl. Michael) U: 13. Jh. Eichmühle A: 16. Jh. L: 1.500 m südwestlich der Altstadt an der Fulda N: 1958/59 als Kapelle eines evangelischen Jugend- F: Mahl-, Schneide- und Ölmühle heimes unter Einbeziehung vorhandener Mauerreste EB: spätestens 17. Jh. LQ: BEZZENBERGER, Frauenberg S. 6-8; DAHMLOS, EW: 1698 Funde S. 123; DERSCH, Klosterbuch S. 80; U: 1. Hälfte 19. Jh., 1880, 1906 HAFNER, Frauenberg; HAFNER, Reichsabtei S. 129; LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 317-319 JACOBSEN, Kirchenbauten S. 123; OSWALD, Kirchenbauten S. 80, 416; SIPPEL, Katalog S. 255; Finanzamt VONDERAU, Kirchenruine; WIEGAND, Kulturdenk- → Kaserne mäler S. 202-205

Fischbänke Frauenkirche L: südlicher Bereich des Markplatzes und südlich des → Frauenberg Rathauses, nicht genau lokalisierbar F: Verkaufsstände der Fischhändler Frauentor EW: 1371, 1665 beym Rhathaus im Kumpf L: Nordwesten der Stadtmauer LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 142; Bd. 2 S. 210; M: Torturm GÖRICH, Hersfeld S. 138; HESS, Marktplatz S. 94 EW: 1614 A: 1829 Fleischschirne LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 374; NEUHAUS, AB: Fleischhütten Geschichte S. 79; WIEGAND, Kulturdenkmäler L: östlich des Rathauses S. 90 F: Verkaufsstände der Fleischhauer und Metzger EW: 1384 Friedhöfe N: 1707 zusätzliche auf dem Marktplatz, Neubau 1. ältester christlicher Friedhof 1838 L: Frauenberg A: bereits vor 1847/49 verkleinert; 1852 F: Begräbnisstätte der Marktsiedlung (südöstlich des Rathauses), 1820, 1838, 1958 EB: 9. Jh. (?) (auf dem Marktplatz) A: 2. Hälfte 12. Jh.; 15. Jh. LQ: LEY, Friedhöfe; WIEGAND, Kulturdenkmäler LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 36, 280, Bd. 3 S. 204-205; MOZER, Hersfeld S. 340 S. 246; RÖSSING, Chronik S. 5; MITZE, Hersfeld 2. neuer christlicher Friedhof S. 32; SCHOOF, Straßennamen S. 52; WITZEL, L: Alter Kirchweg/Meisebacherstraße Hersfeld S. 190, 427; WIEGAND, Kulturdenk- mäler S. 166; vgl. die Katasterkarte von 1730 F: Begräbnisstätte der Bürgergemeinde auf beiliegendem Sonderblatt und die Urkataster- EB: 1590 karte 1847/49 U: 1666; Friedhofskapelle 1904, öfters erweitert N: neue Kapelle 1973 Forstamt LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 69, 130-131; L: Im Stift 8 VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 210; HALLENBER- F: Im 16. Jh. Gästehaus der Äbte, ab 1868 Forstamt GER, Hersfeld, Plan von 1895; LEY, Friedhöfe; M: Dreigeschossiger Fachwerkständerbau WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 204-214; EB: 1515/19 ZILLINGER, Friedhof; ZILLINGER, Grabmale S. 16-22 EW: 1379 (Vorgängerbau Huß vff dem Rasen) 3. Friedhof um die Stadtkirche U: 1594, 1980 Entkernung L: Kirchplatz A: 1983 EB: 2. Hälfte 12. Jh. N: 1984/85 Neubau teilweise mit alten Hölzern A: nach 1607 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 143; DEMME, LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 92-93; LEY, Nachrichten Bd. 1 S. 167; HÖRLE, Inschriften Friedhöfe; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 206 S. 120 4. Friedhof im Stift AB: Stiftstotenhof Franziskanerkloster L: Südostecke des Stiftes AB: Barfüßerkloster, Minoritenkloster F: Begräbnisstätte der Stiftsangehörigen, im 17. und L: Neumarkt 33 18. auch der landgräflichen Amtsträger EW: 1229, 1280 EB: 8. Jh. (?) U: Ende 15. Jh., 1570 A: 1825 A: 1523/25 (?) N: umgesetzte Grabdenkmäler des 15. bis 18. Jhs. in LQ: DERSCH, Klosterbuch S. 80, 165; SCHMIDT, der 1990 neu errichteten Mauer südöstlich des Barfüßerkloster; MOZER, Baugeschichte S. 49-128; Stiftskirchenchores verbaut

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LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 82 Anm. 4, Bd. 2 EW: 1558 S. 73; LEY, Friedhöfe; WIEGAND, Kulturdenk- N: 1580 mäler S. 122, 147 mit Ausschnitt aus Lageplan LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 77; ZILLINGER, 1853; Historischer Plan des Stiftsbezirks von Ansicht S. 12; HStAM P II 11.720/1 1882 auf beiliegendem Sonderblatt → Gerichtsstätte 5. ältester jüdischer Friedhof AB: Judenkirchhof Gasanstalt L: unbekannt, möglicherweise in der Flur Judenkirch- L: ca. 50 m südöstlich des Klaustores, am Schiller- hof oder im Hasenwinkel südwestlich des Stiftsbe- platz zirks EB: 1862 EW: 1463, 1473 EW: 1878 in städtischem Besitz LQ: MAIMON, Germania Judaica 3,1 S. 548; FIORINO, A: 1902/03 Versuch S. 1; ABBES, Geschichte S. 8 mit Anm. 47 NB: 1902/03 ca. 1.500 m nordöstlich des Klaustores 6. älterer jüdischer Friedhof an der Straße nach Kassel L: Michael-Schnabrich-Straße LQ: VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 168-169; BINGEL, F: Bestattungsplatz der jüdischen Gemeinde Hersfeld S. 21; NEUHAUS, Geschichte S. 262 EB: 1829 A: mindestens bis 1916 Gasthaus „Zum Stern“ LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 301-302; ABBES, L: Linggplatz 11 Geschichte S. 60-61 F: Gasthof, um 1715 Poststation 7. neuer jüdischer Friedhof M: viergeschossiger Bau L: Heinrich-Heine-Straße (ehem. Fritz-Rechberg- EB: 14. Jh. über romanischem Kellergewölbe Straße) U: 1707, 1921, 1982 F: Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinde LQ: VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 175; WIEGAND, EB: 1875/76, älteste Grabsteine nach 1900 Kulturdenkmäler S. 167 A: 1938 geschändet, letzte Bestattung 1941 bzw. 1968 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 302; ABBES, Ge- Gasthaus „Bergschlösschen“ schichte S. 61-62 L: Hombergerstraße 11 F: Ausflugslokal, Felsenkeller der Brauerei Wolff Fröbelschule EB: 1853 → Nordschule A: um 1920 Gastbetrieb eingestellt LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 299 Fruchtmagazin L: Im Stift 6 Gefängnis F: Remise, ab 1817 Exerzierhaus, ab 1835 Frucht- → Klausur magazin, ab 1988/91 Museum und Festspielinten- → Katharinenkapelle dantur EB: vor 1605 Geflügelhaus U: öfters, u.a. 1835, 1910, 1988/91 L: westlich der Stiftskirche N: 1761 nach Brand EW: 1741 LQ: POST, Geschichte S. 5-7; WIEGAND, Kulturdenk- LQ: Plan des Stiftsbezirks, 1741 (HStAM P II 17.057) mäler S. 139 auf beiliegendem Sonderblatt → Zehntscheuer Geisbrücke Fuldabrücke L: in der Löhrgasse L: 400 m südöstlich der Altstadt N: 1580 EW: (1310?), 1368 (Steinbrücke) LQ: VOIT, Brücken; DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 77 U: 1667 (Reparatur) LQ: VOIT, Brücken; DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 21; Gerichtsstätte Bd. 2 S. 70; LENG, Hersfeld Kap. II.3. AB: Gerichtslinde L: nördlicher Bereich des Marktplatzes („Ebenheit“) Fuldamühle EW: 1371, 1558 L: in der Nähe der Fuldabrücke A: 1780 EW: 1368, 1650 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 54, 137; Bd. 3 N: nach Zerstörung 1377 S. 71 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 21, 28; WITZEL, → Galgen Hersfeld S. 181 Gesamtschule Geistal Gärtnerwohnung → Linggschule L: südöstlich der Stiftskirche EW: 1741 Gesamtschule Obersberg A: 1807 (Brand) L: ca. 1.500 m östlich der Altstadt LQ: Historischer Plan des Stifsbezirks von 1882 EB: 1971/72 auf beiliegendem Sonderblatt; Plan des Stiftsbezirks, LQ: ZERBE/DIEDERICH, Gesamtschule 1741 (HStAM P II 17.057) auf beiliegendem Son- derblatt Grimmühle L: 600 m nordwestlich des Frauentores, Homberger Galgen Straße 28 AB: Gericht EW: 1575 L: ca. 1.000 m südwestlich der Altstadt in der Flur LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 74; WITZEL, Hers- Galgengraben feld S. 181-182; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 54

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Haunebrücke L: Am Markt 8 L: ca. 750 m südöstlich der Altstadt F: Wohnhaus, Laden EB: 1421 (als Steinbrücke) EW: 1378 EW: 1558 (als Holzbrücke) U: 1378, 2. Hälfte 15. Jh., 1582, 18. Jh., 1987 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 36, 65-66; MITZE, LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 77-78, 97; Hersfeld S. 87 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 100

Hauptwache Kaserne AB: Stadtwache 1) L: Im Stift 7 L: auf dem Marktplatz F: Infanteriekaserne, 1891-1918 Kriegsschule, EB: um 1700 1937-45 Kreisleitung der NSDAP, ab 1993/97 EW: 1707 Finanzamt N: 1821, 1945 EB: 1867-69 A: 1997 LQ: RÖSSING, Chronik S. 14, 17; WIEGAND, Kultur- LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 245; ABBES, Häuser denkmäler S. 142-143 S. 19-20 (Lageplan 1839/45); MITZE, Hersfeld 2) Hohe Luft S. 36; WITZEL, Hersfeld S. 427 AB: An der Warth L: 1.500 m südöstlich der Altstadt Hoffischerhaus EB: ab 1934 (Wohnsiedlung), ab 1936 (Kaserne), L: westlich der Stiftskirche 1993 Abzug der amerikanischen Garnison EW: 1741 LQ: BINGEL, Hersfeld S. 33; WIEGAND, Kulturdenk- LQ: Plan des Stiftsbezirks, 1741 (HStAM P II 17.057) mäler S. 320-325 auf beiliegendem Sonderblatt Katharinenkapelle Holzmagazin L: Stiftstotenhof, Südseite des Katharinenturmes L: am ehemaligen Johannestor EW: 1423 EB: 1836 U: 1824 LQ: NEUHAUS, Geschichte S. 244; DEMME, Neubau- A: um 1880 (?) ten S. 4; S. WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 129 LQ: DILICH, Chronica nach S. 112; HÖRLE, Alt-Hersfeld; KEYSER, Städtebuch S. 234; Hospital Historischer Plan des Stiftsbezirks von 1882 auf L: Hospitalgasse 1-3 beiliegendem Sonderblatt F: Stifts-, ab 1344 Bürgerspital EB: Kapelle 2. Hälfte 14. Jh., um 1600 Wirtschafts- Katharinenturm gebäude, 1911 AB: Gefangenenturm EW: 1239 L: Nordostecke des ehem. Klostertotenhofes U: 1888-91 nach Brand, 1910/11 F: freistehender Glockenturm A: Meierhaus 1975/1981 EB: Anfang 12. Jh. LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 11, 102-103, 120- U: 2. Viertel 18. Jh. Aufstockung/Reparatur; 1824 121; ZIEGLER, Hospital; WIEGAND, Kulturdenk- Gefängnis mäler S. 119-121 N: 1895/96 (nach Teileinsturz) → Krankenhaus LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 136-138; GROSS- → Sondersiechenhaus MANN, Abteikirche S 54-55; ZILLINGER, Katha- rinenturm S. 7-8; MÜNCH, Katharinenturm Johannesberg S. 125-126 L: 3.000 m südlich der Altstadt F: Propstei Kaufhaus EB: nach 1012 L: Weinstraße 1 EW: 1024 F: Kaufhaus für Manufaktur- und Modewaren A: 1378 (Brand), 1647 (Kriegseinwirkung), 1606 EB: 1912 Säkularisierung U: 1982 N: 1668, 1695 und im 20. Jh. LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 192 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 4; REIMER, Orts- lexikon S. 262; HANDTKE, Erkenntnisse; OSWALD, Kehr’sches Domänengut Kirchenbauten S. 132; JACOBSEN, Kirchenbauten L: Am Markt 16 S. 180; MITZE, Propstei; SIPPEL, Katalog S. 260- F: Freigut der Familie von Schachten, 1788-1883 262; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 329-334 Postamt, 1883 Oberförsterei, 1951 Polizeiwache Johannestor EB: 1676 auf Vorgängerbebauung L: Südwestlicher Bereich der Stadtmauer U: 1958 F: Ausgang Richtung Niederaula und Alsfeld LQ: VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 176-177; DEMME, M: Torturm mit zwei Vortoren Nachrichten Bd. 2 S. 106; WIEGAND, Kulturdenk- EB: um 1230 mäler S. 103 EW: 1257, 1381 A: 1770/95 Kehrsmühle LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 196; Bd. 3 S. 51; L: innerstädtisch an der Geis, ca. 50 m vor dem LENDLE, Stadttore S. 22; NEUHAUS, Geschichte Klaustor S. 79; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 90 EW: 1747 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 128; WITZEL, „Kammerhof“ Hersfeld S. 181-182 AB: Burgmannenhaus

57 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

„Kemenate“ Kloster L: hinter Klausstraße 34 → Augustinerterminei F: Speicherbau (?), Backstube nach 1929 → Dominikanerterminei M: Steinbau mit staufischen Eckbuckelquadern → Franziskanerkloster EB: 12. /13. Jh. → Frauenberg U: 1929, 1946 → Stift LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 164 → „Münze“ Knottenmühle L: ca. 160 m nordwestlich vor dem Frauentor, Kino Wehnebergerstr. 8 AB: Schauburg EW: 1747 L: Neumarkt 30a LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 128; WITZEL, F: Lichtspieltheater, seit 1980 Sarglager Hersfeld S. 181; WIEGAND, Kulturdenkmäler EB: 1939 S. 54; BRAUN, Textilindustrie S. 18 U: 1980 A: 1978 (Kinobetrieb) Konrad-Duden-Schule LQ: WIEGAND, Bauen; DERS., Kulturdenkmäler S. 175 → Alte Klosterschule Kirchen und Kapellen → Abteikirche Krankenhaus → Kirche, katholische 1) L: heute Lutherstraße 2 (ca. 400 m südlich des → Frauenberg Johannestores) → Johannesberg EB: 1818 (als Schützenhaus anstelle eines Vorgänger- → Klauskirche baus) → Michaelskapelle U: 1854 städtisches Krankenhaus, 1896 Bezirkskom- → Petersberg mando, 1919 Museum → Stadtkirche A: 1960 LQ: KÖHLER/OEDER, Hersfeld 1850, Abb. im Kirche, katholische Anhang; ZIEGLER, Rundgang S. 74; WIEGAND, AB: St. Lullus-Sturmius Kirche Kulturdenkmäler S. 251 L: 100 m nordöstlich des Klaustores, Seilerweg 1 2) AB: Landeskrankenhaus, Kreiskrankenhaus F: Kirche der seit 1862 bestehenden katholischen L: Friedloser Straße 12 Kirchengemeinde, Pfarrhaus EB: 1871/72 EB: 1885-86 U: 1926/30, 1937/38 LQ: VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 145; UNGER, A: seit 1961 Landratsamt Kirchenbau S. 50-51; DERS., Pfarrei; WIEGAND, LQ: VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 208-210; Kulturdenkmäler S. 297-298 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 225 3) AB: Kreiskrankenhaus, Klinikum Klauskirche L: 750 m nordöstlich der Altstadt, Seilerweg 29 AB: Heiligenhaus (?), Klauskapelle EB: 1961 L: vor dem Klaustor an der Straße nach Kassel U: öfters EW: 1241 (?), 1315 LQ: HORRICK, Dokumentation S. 26 (Luftbild) A: 1605 im Verfall, 1648 zerstört → Hospital LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 14, 90; Bd. 2 → Sondersiechenhaus S. 52; SCHOOF, Straßennamen S. 52; MERIAN, Topographia nach S. 86 Kreisamt → Marstall Klaustor → Landratsamt AB: Taschin Tor (?) 1381 L: Nordosten der Stadtmauer Kulturhalle F: nordöstlicher Ausgang der Altstadt Richtung Kassel → Stadthalle M: Torturm mit Vortor EB: um 1300 Kuranlagen A: 1795 und 1820, 1869 (Chausseetor und Wacht- L: südwestlich der Altstadt haus) F: 16./17. Jh. Trinkkuranlage, 20. Jh. allgemeiner U: 1820 zum Chausseetor mit Wachthaus Kurbetrieb LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 196, Bd. 3 S. 98; EB: Trinkhalle 1905, Kurhaus 1905, Badehaus 1906, DERS., Neubauten S. 4; LENDLE, Stadttore S. 22; Kurmittelhaus 1955 NEUHAUS, Geschichte S. 79; WIEGAND, Kultur- EW: 1518 (gemalter Brunnen), 1629 denkmäler S. 90 A: 1730er Jahre alte Trinkkuranlage, ab 1998 Klausturm (teilweise) L: Nordosten der Stadtmauer N: ab 1905 (Lullusquelle 1904), ab 1998/2002 M: ca. 12 m hoher Rundturm Reha-Klinik EB: 1. Hälfte 14. Jh. LQ: WINKELMANN, Beschreibung S. 82; MITZE, U: 17. Jh. Hersfeld S. 70-75, 90-91; NEUHAUS, Geschichte A: Gefängnis 1618 S. 265; ZIEGLER/STINGL, Hersfeld; WIEGAND, LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 94; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 255-260 → Kulturdenkmäler S. 91 Sauerbrunnen

Klausur Landesbauamt → Stift AB: Landesrentei

58 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

L: Lutherstraße 1 F: Mühle der Lohgerberzunft F: wechselnder Behördensitz EW: 1695 EB: 1928 U: 2. Hälfte 19. Jh., 1894 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 251 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 244-246, 249; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 300 Landratsamt 1) altes Luisenschule L: Im Stift 9, vorderes Stift L: Neumarkt 11 F: Fürstliche Wohnung (1795), Oberamtmanns- F: Bürgerschule, ab 1913 Lyzeum, seit 1996/98 wohnung (1798), Finanzamt (1931), Staats- Ladenpassage und Gastronomiebetriebe bauamt 1960, seit 1983/87 Studienseminar EB: 1829-36 EB: vor 1795 U: 1954, 1959, 1996 EW: ab 1840 Kreisamt LQ: RÖSSING, Chronik S. 5; WIEGAND, U: 1983/87 Sanierung Kulturdenkmäler S. 172-173 A: Kreisamt 1936 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 92; WIEGAND, Lullusbrunnen Kulturdenkmäler S. 2 AB: Marktbrunnen → Marstall L: Weinstraße, vor dem Rathaus 2) neues F: Wasserentnahmestelle L: Friedloser Straße 12 EB: 1830 an Stelle eines alten Feuerkumpens EB: 1871/72 EW: 1667 Sprinckkumpfen vor dem Rathauß EW: seit 1961 Landratsamt, vorher → Krankenhaus 2) U: 1866 Zufügung der Bischofsfigur U: 1926/30, 1937/38 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 70; WIEGAND, LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 212 Kulturdenkmäler S. 201

Lehnsmühle Lust-Anlage AB: Tuchfabrik Braun L: Im Finstertal L: südliches Ende des Eisfeldes an der Geis F: Grünanlage, Stadtpark EW: 1747 EB: ab 1829/30 U: 19. Jh. LQ: RÖSSING, Chronik S. 5; WIEGAND, Kulturdenk- A: 1928 mäler S. 94-95; DERS., Müller LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 128; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 54, 59; BRAUN, Lusthäuschen Textilindustrie S. 16-21 L: westlich der Stiftskirche → Tuchfabrik F. Braun EW: 1741 LQ: Plan des Stiftsbezirks, 1741 (HStAM P II 17.057) Linggplatz 12 auf beiliegendem Sonderblatt L: südlich vom Linggplatz F: romanisches Kellergewölbe, darüber Gasthaus Mädchenschule 16. Jh. (abgebrochen 1976) AB: Südschule M: 10 x 6,5 x 3 m (Gewölbe) F: Privatschule für höhere Bürgertöchter, ab 1908 in EB: 13. Jh. städtischer Verwaltung LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 168 L: Hainstraße 2 Linggplatz 17/18 EB: 1892 (seit 1840 in anderem Gebäude als Privat- L: Linggplatz 17/18 schule bestehend) F: Büro- und Geschäftshaus LQ: HALLENBERGER, Hersfeld S. 39; WIEGAND, EB: 1955/56 an Stelle des Gasthauses Stiftsschänke Kulturdenkmäler S. 235 LQ: MITZE, Hersfeld S. 29; WIEGAND, Kultur- denkmäler S. 169 Marktschänke → Brauerei Gebrüder Steinweg Linggschule AB: Gesamtschule Geistal (seit 1976) Marstall L: Wehneberger Straße 16 L: Im Stift 12 EB: 1950/51 F: landgräflicher, bzw. kurfürstlicher Pferdestall, U: 1959, 2006 (Musiktrakt und Aula) Gendarmeriekaserne 1840 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 283-284; EB: 1778 http://www.gs-geistal.de/gesamtschule_geistal_ U: 1929 zum Wohnhaus geschichte.html, eingesehen am 22. Nov. 2006 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 145-146 Löschteich Maschinenfabrik Schilde AB: Weiher L: August-Gottlieb-Straße 7, August-Gottlieb- L: Marktplatz, „Ebenheit“ Straße/Dippelstraße EW: 1618, 1732 F: Produktions- und Verwaltungsgebäude A: um 1830 überwölbt EB: 1874, 1906 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 22, 64; VIGELIUS, U: 1953/54, 1960, 1964 Denkwürdigkeiten S. 168; DEMME, Nachrichten LQ: NEUHAUS, Geschichte S. 259-260; WIEGAND, Bd. 2 S. 8, 311; WITZEL, Hersfeld S. 378 Kulturdenkmäler S. 289-293; BINGEL, Hersfeld S. 19 Lohmühle L: ca. 1.250 m nordwestlich der Altstadt, Mauermühle Lohmühlenweg 6 AB: Bolendermühle, Rössingsmühle

59 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

L: 75 m nordöstlich des Frauentors, Dippelstraße 2 U: 1956/57, 1980/81 F: Mühle, Garnfabrik Rehn (1860), Gerberei (1892) LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 275-276; EB: 1. Hälfte 18. Jh. NEUHAUS, Geschichte S. 267-269 EW: 1747 U: 1806, 1841, 1913, 1940/41 Perfort LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 128; HALLENBER- AB: Dechantenturm GER, Hersfeld, Plan von 1895; WIEGAND, Kultur- L: Am Perfort, westlicher Bereich der Stadtmauer denkmäler S. 280-281 (weitere nicht erhaltene und lokalisierbare Perforts am Frauen- und Klaustor) Michaelskapelle F: Im Obergeschoss Wohnung städtischer Bediensteter L: östlich der Kirche auf dem Frauenberg EW: 1381, 1560, 1698 F: Totenkapelle (?) U: Ende 16. Jh., 1965 EW: 1422 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 66, 196; A: 1525/31, 1591 und 1605 als Ruine dargestellt Bd. 2 S. 89; WIEGAND, Kulturdenkmäler LQ: DILICH, Chronica nach S. 112; HAFNER, Frauen- S. 91-92 berg; HÖRLE, Alt-Hersfeld; WIEGAND, Kultur- denkmäler S. 202-203 Petersberg L: 2.300 m östlich der Altstadt Mikwe F: Propstei L: Stammengasse, heute Benno-Schilde-Straße EB: Pfarrkirche möglicherweise karolingischen EB: 1879 Ursprungs A: 1899 (als Mikwe), Abriss des Gebäudes um 1909 EW: 1003 LQ: ABBES, Geschichte S. 65-67; DERS., Anmerkun- U: 1215 gen S. 57-59; HÄNDLER-LACHMANN, Wartefrau; N: 1755 Pfarrkirche WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 108 A: mehrfach im 14. Jh., besonders 1378, 1800 → Schule, jüdische LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 4; NEUHAUS, → Synagoge Geschichte S. 120; BRAMM, Klosterkirche; REIMER, Ortslexikon S. 365; WIEGAND, Kultur- Mühlen denkmäler S. 400-404; ABBES, Petersberg → Eichmühle → Grimmühle Peterstor → Kehrsmühle L: Breitenstraße, Südosten der Stadtmauer → Knottenmühle F: südöstlicher Ausgang der Altstadt Richtung Fulda → Lehnsmühle M: Doppeltoranlage mit zwei Tortürmen → Lohmühle EB: nach 1230 Inneres, vor 1398 Äußeres → Mauermühle EW: 1398 → Neustadtmühle A: 1801 (Äußeres), 1819 (Inneres) → Schwarzbachsmühle LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 116; LENDLE, → Tauschmühle Stadttore S. 21; ANDRÉ, Zeiten; HÖRLE, → Walkmühle Alt-Hersfeld; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 90 → Zieselsmühle Pfarrhäuser „Münze“ 1) AB: Stadtkirchnerhaus AB: Kemenate L: Kirchplatz 5 L: Am Markt 29 F: Wohnhaus des ersten Stadtpfarrers, F: Wohnstätte der Familie von Cappel, Münzstätte (?) seit 1741 Küsterwohnung der Reichsabtei EB: 1452 EB: im Kern 13. Jh. EW: 1741 (Küsterwohnhaus) U: um 1600, 18. Jh. U: 1978/79 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 105 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 159-160 2) L: Kirchplatz 2/2a Neustadt F: Wohnhaus des ersten Stadtpfarrers, L: vor dem Peterstor heute Dekanat EW: 1482 EB: 1714-15 A: Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg, 1865/66 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 106; WITZEL, (Eisenbahnbau), weitgehend 1965 (Straßenbau) Hersfeld S. 428; WIEGAND, Kulturdenkmäler N: 2. Hälfte 17. Jh. S. 158-159 LQ: ANDRÉ, Zeiten; HÖRLE, Alt-Hersfeld S. 5-6; 3) L: Kirchplatz 6 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 231 F: Wohnhaus des zweiten Stadtpfarrers, heute Dekanat Neustadtmühle EB: 1741 L: 100 m südöstlich der Stadtmauer an der Geis LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 123; WIEGAND, EW: 1747 Kulturdenkmäler S. 160 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 128; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 54 Post 1) L: Breitestraße am Peterstor Nordschule F: Kaiserliches Postamt AB: Bürgerschule, Fröbelschule EB: 1883 L: Vitalisstraße 9 A: 1965 EB: 1911 LQ: ANDRÉ, Zeiten; MITZE, Hersfeld S. 44; DERS.,

60 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Hersfeld um 1883 S.111 → Luisenschule → Gasthaus „Zum Stern“ → Lingg-Schule → Kehr’sches Domänengut → Nordschule → Stadtschule Pulverturm → Mädchenschule L: Dippelstraße, nordöstlicher Bereich der Stadtmauer F: Mauerturm und Pulverdepot Schule, jüdische M: 12 m hoch 1) alte EB: 14. Jh. L: Untere Frauenstraße 8 A: Gefängnis 1618 F: Schul- und Betlokal der jüdischen Gemeinde LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 91 EB: 1. Hälfte 19. Jh. EW: 1877-1885 Propstei LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 185; ABBES, → Johannesberg Geschichte S. 63; DERS., Anmerkungen S. 57-59 → Petersberg 2) neuere L: Rittergasse 7 Rahmenwachthaus F: Schule der jüdischen Gemeinde 1) L: 60 m nordwestlich der Stadtmauer EB: 1. Hälfte 19. Jh. F: Unterkunft für die Wache der Tuchrahmen EW: 1887-1898 EB: 1625 LQ: ABBES, Geschichte S. 68-69 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 23 3) neue 2) L: An der Geis, 50 m nördlich der Stadtmauer AB: Mikwe F: Unterkunft für die Wache der Tuchrahmen L: Vogelgesang 3 EB: 1790 F: Schul- und Badehaus der jüdischen Gemeinde LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 87 EB: 1896, Einweihung 1898 A: 1938, heute Wohnhaus Rathaus LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 227; ABBES, L: Weinstraße 16 Geschichte S. 86-89; DERS., Anmerkungen S. 57- F: Sitz des Magistrates und städtischer Behörden 59; HÄNDLER-LACHMANN, Wartefrau EB: Ende 16. Jh. EW: 1371 (Vorgängerbau) Schützenhaus U: 1607-12, 1705, 1936 → Krankenhaus 1) A: 1880, 1883,1890 (Südflügel mit Weinhaus und Stadtwaage) Schwarzbachsmühle LQ: DEMME, Nachrichten Bd.1 S. 22, 93, 96, Bd. 2 AB: Sunckelsmühle, Spinnmaschinenfabrik S. 100; HÖRLE, Rathaus; SCHMIDT, Rathausplatz L: An der Obergeis 19 S. 82-84; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 196-200 EW: 1747 LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 128; WITZEL, Sauerbrunnen Hersfeld S. 181; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 54 L: vor dem Johannestor im heutigen Kurpark (Lullusquelle) Sondersiechenhaus F: Trinkkuranlage AB: Leprosorium EB: 16. Jh. L: in der Nähe der Fuldabrücke EW: 1518 (gemalter Brunnen), 1622, 1630, 1667 EB: 1270 (?) U: Reparatur 1727 EW: 1351, 1421 A: 1730er Jahre A: 1807 (Brand), Kapelle 1819 abgebrochen N: 1904 (Lullusquelle) N: 1609 LQ: SCHOOF, Straßennamen S. 65; DEMME, LQ: WINKELMANN, Beschreibung S. 82; DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 6-11, 18, 35, 74, 112, Nachrichten Bd. 1 S. 13, 36; KEYSER, Städtebuch S. 238; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 228 128-129; NEUHAUS, Geschichte S. 265; MITZE, Hersfeld S. 70; ZIEGLER/STINGL, Hersfeld; Sparkasse WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 255 L: Am Treppchen 1 F: Sparkasse, Stadtverwaltung Schlachthaus M: L-förmiger Putzbau im Stil der Heimatschutz- L: südlich der Neustadt bewegung F: städtischer Schlachthof EB: 1936 EB: 1873-76, 1889 LQ: BRAMM, Bodenfunde; WIEGAND, Kulturdenk- LQ: VIGELIUS, Denkwürdigkeiten S. 169-170; mäler S. 107 HALLENBERGER, Hersfeld, Plan von 1895; LANDECK, Viehverteilungsstelle Spritzenhaus L: Auf dem Marktplatz Schlossteich F: Feuerwehrgerätehaus L: westlich der Stiftskirche EB: 18. Jh. EW: 1741 U: 1839, 1945 (nach Kriegsschäden) LQ: Plan des Stiftsbezirks, 1741 (HStAM P II 17.057) A: 1997 auf beiliegendem Sonderblatt LQ: ABBES, Häuser S. 19-20 (Lageplan 1839/45)

Schulen Stadtgarküche → Alte Klosterschule → Stadtwaage → Gesamtschule Obersberg → Stadtwirtshaus

61 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Stadthalle LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 95-96; SCHMIDT, AB: Kulturhalle Rathausplatz S. 82-84; WITZEL, Hersfeld L: Kurviertel S. 467-470; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 199 EB: 1935-36 (Karte), 200 U: 1962, 1968, 1974, 1981 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 255-258 Stadtwirtshaus L: Linggplatz 6 Stadtkirche EB: 2. Hälfte 16. Jh. AB: St. Vitus und Antonius Kirche U: 1990 L: Kirchplatz LQ: MITZE, Hersfeld S. 32; WIEGAND, Kulturdenk- F: Pfarrkirche ab 1160/70 mäler S. 166 EB: Vorgängerbau mit Rechteckchor 10. Jh., Chor um 1300 (geweiht 1323), 1350-70 Langhaus, West- Stift turm 14. Jh. bis 1584 (Glockenstuhl) AB: Klausur EW: 1160/70 L: südlich der Stiftskirche U: 1439 Brandschäden, Turmspitze durch Blitzschlag F: Wohn- und Arbeitsräume der Mönche (Kapitel- 1760 verbrannt, Brand 1952 saal, Dormitorium, Refektorium usw.) LQ: LENDLE, Ausgrabungen; HÖRLE, Geschichte; EB: 1. Hälfte 12. Jh. (auf evtl. Vorgängerbauten) FELDTKELLER, Bericht; OSWALD, Kirchenbauten U: 1586, 1980/83 S. 115; JACOBSEN, Kirchenbauten S. 180; LQ: FELDTKELLER, Vorbericht; DERS., Großkirche; ZILLINGER, Kirchturm; SIPPEL, Katalog S. 259-260; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 140-142 WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 153-158 (mit Grundriss von 1607); DEMME historischer Plan des Stiftsbezirks von 1882 auf beiliegendem Stadtmauer Sonderblatt L: In ovaler Form um die Altstadt mit einer Aus- buchtung im Stiftsbereich, der seinerseits durch Stiftskreuz eine Mauer (→ Stiftsmauer) umschlossen war L: Linggplatz zwischen Stiftsbezirk und Stadt M: 1.750 bzw. inkl. Stiftsmauer 2.350 m lang, F: Grenzmarke der städtischen und stiftischen zwischen 3,5 und 6 m hoch und ca. 2 m stark, Gerichtsbarkeit mit fünf Tortürmen (→ Stiftstor, → Türme), fünf EB: 11. Jh. (romanisches Doppelkreuz) runden bzw. viereckigen Mauertürmen (→ Klaus- EW: 1550 turm, → Pulverturm), fünfzehn halbrunden bzw. LQ: WINKELMANN, Beschreibung S. 265; DEMME, viereckigen Schalentürmen, davor ein bis 50 m Nachrichten Bd. 1 S. 53; WIEGAND, Kulturdenk- breiter (Wasser-)Graben bzw. Zwinger mit Zwin- mäler S. 170 germauer EB: ab spätes 11. Jh.-um 1170 (erste Mauer), spätes Stiftsmauer 12. Jh. Breite Straße, um 1230-Mitte 14. Jh. L: in ovaler Form um das Stift (zweite Mauer), Abschluss der Ringmauer im M: ca. 800 m lang, ca. 4 m hoch, ca. 1,5 m stark Osten und der Zwingermauern bis in die 1380er EB: Ende 8. Jh. als Holz-Erde-Trockenmauer-Anlage; Jahre Erweiterung im Westen Mitte 11. Jh. EW: 1327, 1371 U: 9. Jh. (Vorblendung einer Mörtelmauer) und U: öfters öfters repariert, 1. Hälfte 10. Jh. verstärkt (?), 1381 A: Zuwerfen der Gräben im Nordwesten 1829/30, A: äußere Stiftsmauer zwischen Johannestor und Peterstor 1839, zwischen LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 31, 196; HÖRLE, Frauentor und Peterstor vollständig 1883; Ab- Hersfeld; GENSEN, Stiftsbezirk; WIEGAND, Kultur- tragung der Mauer an einigen Stellen auf 12 Fuß denkmäler S. 89; HANDTKE, Fundplätze S. 227 (ca. 4 m) Höhe meist 1. Hälfte des 19. Jhs., Stiftstor innere Ringmauer bis 1867/70 noch weitgehend L: Südostecke des Stiftsbezirkes erhalten F: Zugang zum Stift LQ: WINKELMANN, Beschreibung S. 264; DEMME, M: Tor, später Torturm (6 x 5,5 m) Nachrichten Bd. 1 S. 31, 111, 135, 196; HESS, EB: spätes 8. und 9. Jh. Marktplatz S. 100; MITZE, Hersfeld um 1883 LQ: GENSEN, Stiftsbezirk; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 110; RÖSSING, Chronik S. 5, 14; NEUHAUS, S. 89 Geschichte S. 79-80, 243; WIEGAND, Kultur- → Westtor denkmäler S. 90 Strandbad Stadtschule AB: Ottobad L: Kaplangasse 1 L: südlich der Altstadt an der Fulda EB: 1528 LQ: HALLENBERGER, Hersfeld, Plan von 1895; BINGEL, EW: 1371 (an unbekannter Stelle) Hersfeld S. 37 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 151; KEYSER, Städtebuch S. 238; DEMME, Nachrichten Bd. 1 Strohflechtanstalt S. 22, Bd. 2 S. 127; WITZEL, Hersfeld S. 358-362 → Armenhaus 1) → Armenhaus 2) Südschule Stadtwaage → Mädchenschule AB: Stadtgarküche, Hochzeitsküche L: südwestlich des Rathauses Synagoge EW: 1371, 1505, 1612 1) älteste A: 1880 AB: Judenschule

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L: unbekannt, 1355 in der Breitengazze erwähnt Tuchfabrik Rehn EW: 1330 L: Wehnebergerstr. 4 A: nach 1499 EB: um 1890 Wohnhaus, 1920, 1935, 1938 LQ: MAIMON, Germania Judaica 3,1 S. 548; HANDTKE, EW: 1860er Jahre Hersfelder Juden S. 32; ABBES, Geschichte S. 5 A: 1956 (Tuchfabrikation), danach bis 1964 2) neue Computerfirma L: Untere Frauenstraße 8 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 277, 282; EB: 1. Hälfte 19. Jh. HALLENBERGER, Hersfeld, Plan von 1895; BRAUN, EW: 1877-1885 Textilindustrie S. 63-64 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 185 → Mauermühle 3) neuere L: Am Brink 9 Tuchfabrik Wever EB: als Wohnhaus und Gaststätte, nach Mitte 19. Jhs. L: Bahnhofstraße 10, Wilhelm-Wever-Str. 1 EW: 1888-1896 F: Leinen- und Baumwollweberei A: 1896, danach Drogerie und Wohnhaus EB: 1872, 1884, 1893, 1900, 1909 LQ: ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 359; ABBES, Geschichte LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 220; S. 70; DERS., Anmerkungen S. 57-59 HALLENBERGER, Hersfeld, Plan von 1895; 3) neueste BRAUN, Textilindustrie S. 82-84 L: Vogelgesang 1 EB: 1896 Türme A: 1938 (8./9. Nov. niedergebrannt) 1) M: viereckiger (Schalen-?)Turm auf der Mauerinnen- seite mit Walmdach LQ: ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 359; WIEGAND, Kul- L: nordwestlicher Bereich der Stadtmauer, Uffhäuser turdenkmäler S. 227; HONIKEL, Synagogenbrand; Gasse ABBES, Geschichte S. 81-86 A: 1867 (?) LQ: MERIAN, Topographia nach S. 86; Katasterkarte Tauschmühle von 1730 auf beiliegendem Sonderblatt AB: Taschmühle 2) M: vorspringender Schalenturm mit Kegeldach L: ehemals An der Untergeis, Dudenstraße L: nördlicher Bereich der Stadtmauer an der Geis EW: 1697 LQ: MERIAN, Topographia nach S. 86; Katasterkarte A: 1927 von 1730 auf beiliegendem Sonderblatt LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 128, 252; WITZEL, 3) M: runder Mauerturm mit Kegeldach Hersfeld S. 181; WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 54; L: nördlicher Bereich der Stadtmauer, ca. 50 m BRAUN, Textilindustrie S. 62 westlich des Pulverturms LQ: MERIAN, Topographia nach S. 86; Katasterkarte Teichwärterhaus von 1730 auf beiliegendem Sonderblatt L: westlich der Stiftskirche 4) M: vorspringender Schalenturm mit Kegeldach EW: 1741 L: nordöstlicher Bereich der Stadtmauer, 40 m nord- LQ: Plan des Stiftsbezirks, 1741 (HStAM P II 17.057) westlich vom Klaustor auf beiliegendem Sonderblatt EB: 14. Jh. A: 1867 (?) Tore LQ: MERIAN, Topographia nach S. 86; Katasterkarte → Frauentor von 1730 auf beiliegendem Sonderblatt → Johannestor 5) M: vorspringender Schalenturm mit Kegeldach → Klaustor L: östlicher Bereich der Stadtmauer, 30 m nordöst- → Peterstor lich der Tauschmühle → Uffhäuser Tor EB: 14. Jh. A: 1867 (?) Torwärterhaus LQ: MERIAN, Topographia nach S. 86; Katasterkarte → Wachthaus von 1730 auf beiliegendem Sonderblatt 6) M: vorspringender Schalenturm mit Kegeldach L: östlicher Bereich der Stadtmauer Tuchfabrik Braun EB: 14. Jh. L: vor dem Peterstor, Reichsstraße 3, A: nach 1847/49 Landecker Str. 1-2 LQ: MERIAN, Topographia nach S. 86; Katasterkarte EB: 1865-67, 1885, 1896 (Villa), 1902, 1898-1901, von 1730 auf beiliegendem Sonderblatt 1909/11, 1936 7) M: vorspringender Schalenturm mit Kegeldach A: 1962 (Schließung der Tuchfabrikation) L: östlicher Bereich der Stadtmauer, bei der Lehns- LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 59-60, 226, 228- mühle 230; BRAUN, Textilindustrie S. 16-21 EB: 1. Hälfte 14. Jh. (?) → Lehnsmühle A: nach 1847/49 LQ: MERIAN, Topographia nach S. 86; Katasterkarte Tuchfabrik Rechberg von 1730 auf beiliegendem Sonderblatt L: Hainstraße 5 und 7 8) und 9) F: Villa und Fabrikanlage M: viereckiger Mauerturm EB: 1873 (Villa), 1873 und 1907/09 Fabrik L: südlicher Bereich der Stadtmauer, südlich des U: 1909 (Villa) Gymnasiums A: ab 1967 (Fabrikgebäude) EB: um 1230 (?) LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 236-238; A: vor 1850 HALLENBERGER, Hersfeld, Plan von 1895; BRAUN, LQ: SCHNUPHASE, Hersfeld 1696 auf beiliegendem Textilindustrie S. 67-72 Sonderblatt; MERIAN, Topographia nach S. 86;

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Katasterkarte von 1730 auf beiliegendem Sonder- F: Torwärterwohnung und Chausseehaus blatt EB: um 1820 10) und 11) A: 1865/66 M: viereckige Schalentürme auf der Innenseite der LQ: ANDRÉ, Zeiten S. 39; WIEGAND, Kulturdenkmäler Stiftsmauer S. 90 LQ: Plan des Stiftsbezirks, 1741 (HStAM P II 17.057) 4) L: am Johannestor auf beiliegendem Sonderblatt F: Torwärterwohnung und Chausseehaus 12) M: vorspringender Schalenturm EB: um 1795 L: südwestlicher Bereich der Stiftsmauer, Im Stift 7b A: 1911 LQ: Katasterkarte von 1730 auf beiliegendem Sonder- LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 90 blatt → Rahmenwachthaus 13) bis 17) M: viereckige Schalentürme auf der Innenseite der Waisenhaus Stiftsmauer 1) L: Rosengasse/Ecke Neumarkt LQ: Plan des Stiftsbezirks, 1741 (HStAM P II 17.057) F: Waisenhaus, ab 1838 Schulhaus auf beiliegendem Sonderblatt EW: 1710 → Dicker Turm A: 1838/1909 → Frauentor N: 1711/34 → Johannestor LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 2 S. 102-106, 118-123; → Klaustor WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 178 → Klausturm 2) AB: Hessisches Waisenhaus Wohnheim → Perfort L: Wehneberger Straße 63, ca. 1.500 m nördlich der → Peterstor Altstadt → Pulverturm EB: 1954 LQ: NEUHAUS, Waisenhaus Turnhalle L: Hainstraße Walkmühle F: städtische, später Schulturnhalle AB: Zieselsmühle EB: um 1875 L: vor dem Frauentor A: 1963 EW: 1377 LQ: HALLENBERGER, Hersfeld, Plan von 1895; LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 1 S. 26; WITZEL, Hers- NEUBER, Turnverein feld S. 181

Uffhäuser Tor Wasserwerk L: Uffhäuser Straße L: 400 m nordwestlich des Stiftes, Am Roten F: neuzeitlicher Mauerdurchbruch zur Erschließung Graben/Heinrich-Heine-Straße des Stadtparks EB: 1911/12 EB: 1867 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 303 LQ: HÖRLE, Stadtplan S. 47; WIEGAND, Kulturdenk- mäler S. 90, 94; Abbildung auf beiliegendem Weiher Sonderblatt → Löschteich

Untere Frauenstraße 10 Weinhaus L: Untere Frauenstraße 10 AB: Stadtweinhaus F: Wohnhaus mit Resten von staufischem Mauerwerk L: südlich des Rathauses EB: um 1200 EW: 1568 EW: 1322 (?) NB: 1612 U: 19. Jh. A: 1880 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 186 LQ: HÖRLE, Rathaus; SCHMIDT, Rathausplatz S. 82-84; MITZE, Hersfeld S. 20-22; WITZEL, Vitaliskreuz Hersfeld S. 353; WIEGAND, Kulturdenkmäler L: westlich der Stiftsmauer S. 197 (Karte), 200 F: Gedenkkreuz für den Überfall des Sternerbundes auf die Stadt Westtor EB: kurz nach 1378 L: westlicher Rand des Stiftsbezirkes U: 1869, 1955 (Kopie) F: mutmaßlicher Zugang zum Stift LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 97 EB: jeweils im Zuge der Stiftsmauer Ende 8. Jh. bzw. Mitte 11. Jh. Wachthaus A: Plan des Stiftsbezirks, 1741 (HStAM P II 17.057) 1) L: am Klaustor auf beiliegendem Sonderblatt F: Torwärterwohnung und Chausseehaus EB: um 1820 Zehntscheuer A: 1869 L: südwestliche Ecke der Stiftsruine LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 90 F: Landgestüt 1842 2) L: Untere Frauenstraße 2 EB: vor 1605 F: Torwärterwohnung und Chausseehaus A: 1880 NB: 1763 nach Kriegszerstörung, um 1829 LQ: WIEGAND, Kulturdenkmäler S. 24 (Karte Mitte); LQ: DEMME, Nachrichten Bd. 3 S. 37; WIEGAND, S. 122 (Karte); Historischer Plan des Stiftes von Kulturdenkmäler S. 185 1882 auf beiliegendem Sonderblatt 3) L: Neustadt vor dem Peterstor → Fruchtmagazin

64 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Ziegelei VI. Literatur 1) L: ca. 150 m nordöstlich vor dem Frauentor EB: um 1840 LQ: NEUHAUS, Geschichte S. 261 1. Quellen 2) L: ca. 750 m südwestlich des Stiftes, Aspenknittel EB: vor 1835 Ausgewählte Strukturdaten über Arbeitsstätten und Beschäftigte LQ: NEUHAUS, Bau S. 108; DERS., Geschichte S. 244; in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen am 25. ZIEGLER, Rundgang S. 74; WIEGAND, Müller S. 51. Mai 1987. Ergebnisse der Arbeitsstättenzählung 1987. 3: Kassel. Statistische Berichte, hrsg. vom Zieselsmühle Hessischen Statistischen Landesamt, 1990, S. 16-17. → Walkmühle Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung am 25. Mai 1987 nach Gemeinden und Gemeindeteilen. Ergebnisse der Zunfthaus Volkszählung 1987. 15: Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Sta- AB. Vereinshaus, Casino tistische Berichte, hrsg. vom Hessischen Statistischen Landes- L: Neustadt amt, 1990. F: Vereinshaus der vereinigten „Gesellschaft Ressource“ und der Casino-Gesellschaft, Kegel- Die Bevölkerung der hessischen Gemeinden am 30. Juni 1996, bahn, 1945-54 Casino der US-Streitkräfte, 1955- hrsg. vom Hessischen Statistischen Landesamt, 1996. 65 Gemeindehaus der Stadtkirchengemeinde BRESSLAU, Harry (Bearb.): Die Urkunden Heinrichs II. und Ar- EB: 1835 duins (Monumenta Germaniae Historica: Diplomata: Die A: 1966 Urkunden der deutschen Könige und Kaiser 3), 1900-1903. LQ: MITZE, Hersfeld S. 76; RAUCHE, Nachruf; Leon- hard MÜLLER: Grund- und Aufrissplan, Garten- DILICH, Wilhelm: Hessische Chronica, Kassel 1605, ND 1961. anlage, um 1835, mhk – museumslandschaft hes- DEMANDT, Karl E./RENKHOFF, Otto: Hessisches Ortswappen- sen kassel, Graphische Sammlung, Sign. GS buch, 1956. 15965, vgl. den Abdruck auf beiliegendem Sonderblatt DOBENECKER, Otto: Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, 4 Bde., 1896-1939. Zwingermauer ENGELBERT, Pius: Eigil. Das Leben des Abtes Sturmi, in: Fuldaer → Stadtmauer Geschichtsblätter 56, 1980, S. 17-49. FLECK, Michael (Übersetzer und Hrsg.): Lampert von Hersfeld: das Leben des heiligen Lullus, 1986. FÖRSTEMANN, Ernst: Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2, Orts- und sonstige geographische Namen, 1. Hälfte A-K, 3. Aufl., hrsg. von Hermann JELLINGHAUS, 1913, ND 1967. FRANKE, Thomas: Breviarium sancti Lulli. Ein Hersfelder Güter- verzeichnis aus dem 9. Jahrhundert, Faksimileausgabe, 1986. Gewerbliche Betriebszählung der Provinz Hessen-Nassau vom 16. 6. 1925, in: Statistik des Deutschen Reiches: Volks-, Berufs- und Betriebszählung, Bd. 417, 1926. HÄGERMANN, Dieter/KRUISHEER, Jaap G. (Bearb.): Die Urkun- den Heinrich Raspes und Wilhelms von Holland (Monu- menta Germaniae Historica: Diplomata: Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser 18), 1989. Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation, hrsg. vom Hessischen Minister des Innern, 1977. Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen, hrsg. vom Hes- sischen Statistischen Landesamt. Heft 1: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967, 1968. Historisches Ortslexikon online. URL: http://web.uni-marburg. de/hlgl/lagis/hiolex.html. HOLDER-EGGER, Oswald (Hrsg.): Lamperti Monachi Hersfel- densis Opera. Annales Weissenburgenses (Monumenta Ger- maniae Historica Scriptores Rerum Germanicarum 7, 38), 1894. HOLDER-EGGER, Oswald (Hrsg.): Vita Wigberti abbatis Frites- lariensis auctore Lupo, in: Monumenta Germaniae Histo- rica, Scriptores 15, 1, 1887, ND 1963, S. 36-43. KUCHENBECKER, Johann Philipp: Analecta Hassiaca, Collectio XII, Marburg 1742. Das Kurfürstenthum Hessen in malerischen Original Ansich- ten in Stahl gestochen von verschiedenen Künstlern. Von einem historisch topographischen Text begleitet, Darm- stadt 1850; ND 1973.

65 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

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68 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

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LENDLE, Otto: Hersfelds Stadttore und Torwächter in alter Zeit, MITZE, Walter: Die Hersfelder Vitalisnacht von 1378. Verhäng- in: Mein Heimatland. Beilage zur Hersfelder Zeitung 13, nis oder schuldhafte Verstrickung ?, in: Hessische Heimat 1949, S. 18-19, 21-22, 34-35, 37-38. 36, 1986, S. 26-30.

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73 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

VII. Abbildungen

Wilhelm DILICH, Ansicht Hersfelds von Osten, Kupferstich nach einer Federzeichnung, 1591 (THEUNER, Ansichten Tafel 15). Der Standort des Künstlers bei der Anfertigung der zweifellos vor Ort entstandenen Vorlage für die Ansicht lag am rechten Ufer der Fulda im Bereich des Obersbergs. Von links nach rechts sind deutlich zu erkennen: nur als Umrisszeichnung der Eichhof, der 1589 neu aufgemauerte Galgen, die steinernen Brücken, die mit jeweils drei Bögen über die Haune und die Fulda führen, das Sondersiechenhaus, das Johannestor, der kleine Dachreiter der Hospitalskirche, der mächtige Baukomplex der Stiftskirche, die Stadtmauer mit den Türmen zwischen der Vorstadt und dem Klaustor, das alte Rathaus mit Dachreiter, da- neben die Stadtkirche und an der Mitte des rechten Bildrandes die Gebäudereste auf dem Frauenberg. Neben der authentischen und detaillierten Wiedergabe der Stadt und ihrer Gebäude verdient der vergleichsweise große Raum Beachtung, den Dilich der Schilderung der Fulda und ihrer unbefestigten, teilweise mit Busch- werk bestandenen Ufer widmet.

74 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld

Joist MOERS, Ansicht Hersfelds von Südosten, Federzeichnung auf Papier, 1592/97 (HStAM R III 7). Die sogenannte Fuldastromkarte fertigte der bedeutende Kartograph und Kupferstecher Joist Moers zwischen 1592 und 1597 im Auftrag des hessischen Landgrafen Moritz an. Sie sollte als Arbeitsgrundlage für die Ar- beiten zur Schiffbarmachung der Fulda zwischen Hersfeld und Kassel dienen. Zur Orientierung sind auch die Ortschaften entlang des Flusses dargestellt. Den eigentlichen Zweck verraten indes die zahlreichen Ent- fernungsangaben und Verweise auf Untiefen, Stromschnellen u. ä. am Fluss selbst. Obwohl Hersfeld stark verkürzt, fast signaturhaft dargestellt ist, liefert die Zeichnung einige bemerkenswerte Detailinformationen (ENGEL, Moers Abb. 1). Links oben ist beispielsweise die Richtstätte mit Galgen und Rad zu erkennen (ZIL- LINGER, Ansicht). An der Fuldabrücke fehlt zwar das Siechenhaus, dafür ist rechts von der Stadt die schon wenige Jahre später im Verfall befindliche Klauskirche dargestellt. Rechts neben dem äußeren Peterstor ist der Ausfluss der Geis aus der Stadt im Bereich der Lehnsmühle eingetragen.

75 Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld Wilhelm D kirche hatte damals bereits keinen Turm mehr und stand nur noch als Ruine ohne Dach aufrecht. das Schloss Eichhof, die Neustadt mit dem als Torturm ausgeprägten äußeren Peterstor und die zahlreichen Türme der Stadtbefesti Darstellung der Stadt und ihrer Gebäude und weniger Dem des in der Landschaft eingebetteten Ortes. um die ästhetische Erfassung stei Johannesberg und am äußeren mit erfasst rechten Bildrand ist die Bebauung vor dem Frauentor dargestellt. Insgesamt ging es in seiner Ansicht von 1591 eingenommen hat, sind einige Unterschiede zu betonen. Zunächst ist der Bildausschnitt bedeutend größ ILICH , Ansicht Hersfelds von Osten, Kupferstich, 1605 (D ILICH , Chronica nach S. 112). Obwohl der Künstler den annähernd gleichen Standort wie bereits dem Künstler um die detailliertere er gewählt. Soer gewählt. wird links die Prop- entsprechend deutlicher sind etwa gung wiedergegeben. Die Klaus-

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Peter LENHARDT oder Christoph JOBST, Einnahme von Hersfeld, 1615 (ehem. StA Kassel, wohl 1943 durch Brand zerstört). Diese detaillierte und vergleichsweise authentische Ansicht Hersfelds entstand als Entwurf für einen Wandteppich eines von Landgraf Moritz in Auftrag gegebenen Zyklus zur Verherrlichung der Taten seines Großvaters, Landgraf Philipp d. Großmütigen. Die Autorenschaft des im Krieg vermutlich verbrannten Kartons ist unklar. Sowohl der Antwerpener Maler Peter Lenhardt als auch der aus Sachsen stammende Christoph Jobst kommen als Künstler in Frage (GÖBEL, Wandteppiche S. 33 Abb. 28b; KÜM- MEL, Ikonoklast S. 82-83; BORGGREFE, Apelles S. 239). Es ist zu vermuten, dass die Ansicht vor Ort ent- standen war, wenngleich die architektonischen Details weitgehend dem Dilich-Stich von 1605 folgen. Der Standort des Künstlers befand sich nordöstlich der Stadt vor dem Klaustor. Anders als gelegentlich vermu- tet (KEMPE, Geschichte S. 57), ist keine mittelalterliche Militäraktion dargestellt. Vielmehr handelt es sich um die Übergabe der Stadt an den Landgrafen im Bauernkrieg. Die Darstellung folgt offensichtlich der Beschreibung dieses Ereignisses durch den Samtschultheiß Antonius Winter, der die vom Hörensagen noch bekannte Szene 1582 in einem an Landgraf Wilhelm IV. adressierten Schreiben festgehalten hat: Und als der Rat in der Ufruhr der Stadt Schlüssel in einem Korbe S[einer] F[ürstlichen Gnaden] Herr Vater Landgraf Philipp- sen hochlöblich Gedächtnüs vors Klaustor ins Feld bring[en] müssen, […] (HStAM 17f LXIII a 7, zitiert nach WITZEL, Hersfeld S. 11). Die Klauskirche war damals augenscheinlich schon verschwunden, das Rathaus, links von der Stadtkirche, ist noch in seiner spätmittelalterlichen Form wiedergegeben und zeigt noch nicht die bereits 1612 vollendeten Rollwerkgiebel. Das Klaustor ist mit seinem Vortor dargestellt und der Tor- turm mit den Erkertürmchen versehen, die auch bereits bei Dilich zu erkennen sind. Die vier Zwerchhäuser am Dach des Klausturms kommen allerdings ebenso hinzu wie der bedrohlich wirkende, vom ersten Stock- werk bis zur Dachtraufe reichende Riss durch das Mauerwerk des Turms.

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Jacob STEINFELDER, Flugschrift, Gießen 1623 (StA Hersfeld; ZILLINGER, Wundergeschichten). Der Bericht dieser Flugschrift lokalisiert unterschiedliche Wundererscheinungen – einen Kometen, einen fewrigen Wagen, bemerkenswerter Weise ohne Räder, und acht Männer ohne Köpfe – vor der wenig detaillierten Kulisse Hers- felds. Obwohl die Gebäude mehr als grob dargestellt sind, lassen sich links die Stiftskirche und die Stadt- kirche weiter rechts erkennen. Links vor der Stiftskirche ist ein gotischer Treppengiebel zu sehen, der mög- licherweise zum Hospital gehört; er taucht sonst nur noch einmal in dem Schnuphase-Gemälde von 1696 auf (vgl. beiliegendes Sonderblatt).

Matthäus MERIAN d.Ä., Ansicht Hersfelds von Osten, Kupferstich 1655 (MERIAN, Topographia nach S. 86). Wie bei vielen anderen Ansichten hessischer Städte folgte Merian auch im Falle Hersfeld den Vorlagen Dilichs aus dessen Chronica von 1605. Mag zwar die „gestochene Schärfe“ der Merian-Ansicht größere Exaktheit sug- gerieren, so zeigt jedoch der Vergleich im einzelnen, dass offensichtlich keine weiteren Informationen von ihm eingearbeitet worden sind. Die signaturhaft ausgeführten Bäume und Sträucher sind eher nach Gut- dünken platziert worden. Das Rathaus, links von der Stadtkirche, ist noch in seiner spätmittelalterlichen Form wiedergegeben und noch nicht als der zwischen 1607 und 1612 entstandene Neubau.

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Karl Christian KÖHLER (Zeichner)/L. OEDER (Stahlstecher), Hersfeld, 1850 (Kurfürstenthum nach S. 376). Der Standort des Zeichners befand sich am rechten Ufer der Fulda südlich der Stadt. Diese Ansicht doku- mentiert den Zustand vor dem Einsetzen der Bebauung im südlichen Vorfeld der Stadtbefestigung, die noch als heller Streifen erkennbar ist. Das Gebäude am linken Bildrand könnte das Schützenhaus sein, das 1818 anstelle eines Vorgängerbaus errichtet und ab 1854 zum städtischen Krankenhaus umgebaut worden war. Im Zentrum dominiert die von Leonhard Müller entworfene und zwischen 1829 und 1836 erbaute Luisen- schule, damals das größte moderne Gebäude in der Stadt. Zwischen dem Stamm des Staffagebaums und dem rechten Bildrand ist das ebenfalls von Müller entworfene und 1835 erbaute Zunfthaus dargestellt.

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August WENDEROTH (Zeichner)/Jens GRAY (Stahlstecher), Hersfeld, 1850 (Kurfürstenthum nach S. 376). Der Standort des Künstlers befand sich am rechten Ufer der Fulda, etwa dort, wo sich Haune und Fulda fast berührten. Links im Hintergrund erhebt sich die Stiftsruine, rechts davor die von Leonhard Müller ent- worfene und zwischen 1829 und 1836 erbaute Luisenschule. Die Fachwerkscheune rechts vor der Schule dürfte das in der Urkatasterkarte 1847/49 direkt an die Stadtmauer in der Rosengasse grenzende Gebäude sein. Von dort zieht sich die bereits auf eine geringe Höhe abgebrochene Stadtmauer noch bis zur Neustadt, die den Zeichner allerdings nicht interessierte und die er deshalb hinter diffusem Strauchwerk verschwinden lässt. Links neben der Stadtkirche ist der 1691 fertiggestellte zweigeschossige Komplex der Alten Kloster- schule im Zustand vor den Umbauten im Jahre 1865 (drittes Geschoss mit Glockenturm) dargestellt.

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