Michael Kummer

Die Thüringer

Den beschriebenen Wettkampf der Privilegien, den sich Fußballclubs in der DDR die Trägerbetriebe der beiden Thüringer Fußballclubs in der DDR lieferten, konnte der VEB Carl Zeiss deut- Der Wettkampf der Privilegien lich gewinnen. Die permanente Benennung Jenas als

Schwerpunktclub durch DTSB bzw. DFV der DDR war in der DDR Fußballclubs Thüringer Die dafür weit weniger ausschlaggebend als der Vorteil durch die frühe und systematische Verwissenschaftli- chung des Trainings. Aber noch viel entscheidender waren die zum Vorteil des SC Motor und des FC Carl Zeiss genutzte wirtschaftliche Macht des Trägerbetriebs VEB Michael Kummer Michael Carl Zeiss Jena und die damit verbundenen finanziellen, materiellen und sozialen Privilegien. Das ist der Haupt- grund für die lange Dominanz Jenas und war letztlich ausschlaggebend, um über eine lange Zeit sehr gute Spieler nach Jena zu holen bzw. dort zu halten.

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ISBN: 978-3-943588-57-6 Michael Kummer

Die Thüringer Fußballclubs in der DDR Der Wettkampf der Privilegien Titelbild: Jenaer Fußballanhänger beim Spiel FC Vorwärts Berlin – FC Carl Zeiss Jena 2:0 am 14.5.1966 Bundesarchiv, Bild 183-E0514-0016-004 Peter Koard

Hervorgegangen ist dieser Text aus der vom Autor im März 2011 veröffentlichten Dissertation „Die Fußballclubs Rot- Weiß Erfurt und Carl Zeiss Jena und ihre Vorgänger in der DDR. Ein Vergleich ihrer Bedingungen“ dar. Diese Arbeit ist unter http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2011/5106/ frei einseh- bar. Insbesondere sei auf den dort befindlichen ausführli- chen Fußnotenapparat verwiesen, in welchem die Herkunft aller Aussagen und Quellen (14 Archive, 51 Zeitzeugeninter- views) nachgewiesen werden.

Diese Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen dar. Für in- haltliche Aussagen trägt der Autor die Verantwortung.

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ISBN: 978-3-943588-57-6 Inhaltsverzeichnis

Einleitung 5 1946 bis 1958: Erfurter Erfolge und der langsame Aufstieg Jenas 11 1958 bis 1970/71: Jenaer Dominanz und in Erfurt wird geschlafen 25 1970/71 bis 1980: Das Jenaer System läuft, die Erfurter Kopie nicht 41 1980 bis 1989: Die Revolution in Erfurt und Jenaer Mittelmaß 63 Wertung und Ausblick 87 Statistik 89 Abkürzungsverzeichnis 96

Einleitung

Der Fußballclub Carl Zeiss Jena und seine Vorgänger wur- den in der DDR dreimal Meister der Fußball-, die Vizemeisterschaft konnte neunmal erreicht werden. Der ­FDGB-Pokal wurde viermal nach Jena geholt, weitere dreimal stand man im Finale. Als Vertreter der DDR spielte Jena 87- mal im Europacup, wobei die beiden größten Erfolge hier- bei im Europapokal der Pokalsieger mit dem Erreichen des Halbfinales 1962 und der Finalteilnahme 1981 gelangen. Mit dieser Gesamtbilanz gehören die Jenaer zu den erfolg- reichsten Fußballmannschaften der ehemaligen DDR, was sich nicht zuletzt in Platz 1 in der Ewigen Tabelle der DDR-­ Oberliga ­äußert. Dagegen fallen die in der DDR erzielten Erfolge des Fuß- ballclubs Rot-Weiß Erfurt und seiner Vorgänger deutlich bescheidener aus. In den ersten Jahren der DDR war die ­Erfurter Mannschaft eine der besten der Oberliga. Mitte der 1950er-Jahre konnten die Erfurter zweimal den Meistertitel erringen, Vizemeister wurden sie Anfang der 1950er-Jahre. Ebenfalls zweimal stand die Mannschaft im Finale um den ­FDGB-Pokal. In einem der Europacupwettbewerbe spielten die Erfurter als DDR-Vertreter jedoch nie, da die DDR-Sportfüh- rung erstmals 1956 eine Mannschaft hierfür meldete. Bei der bisher einzigen Europacupteilnahme in der Saison 1991/92 spielte der FC­ ­Rot-Weiß bereits als Vertreter des DFB. Doch warum waren der FC Carl Zeiss Jena und seine Vor- gänger in der DDR deutlich erfolgreicher als der FC Rot-Weiß Erfurt und dessen Vorgänger? Dieser Frage geht der Autor im folgenden Text nach und beleuchtet insbesondere die für den sportlichen Erfolg bzw. Misserfolg bedeutsame Einräumung von finanziellen, materiellen und sozialen Privilegien für

5 Spieler und Funktionäre der beiden Clubs. Erstaunlich an die- sem Wettkampf der Privilegien ist, dass dies alles in der DDR stattfand. Mithin also einem Land, welches auch sein Sport- system nach sowjetischem Vorbild organisierte und welches propagandistisch und mit großer Vehemenz behauptete, dass dort nur Amateure, aber keinesfalls Profis Sport trieben. Wie verlogen das alles insbesondere im Bereich des Spitzen- fußballs war, zeigt die Tatsache, dass bereits seit Anfang der 1960er-Jahre Fußballprofis in den beiden Thüringer Clubs spielten und an dieser Entwicklung Sport-, Wirtschafts- und auch Parteifunktionäre der unteren und mittleren Ebenen be- teiligt waren, und zwar durchaus unter Missachtung zentraler Beschlüsse von SED und DTSB. Finanzielle und wirtschaftliche Rahmenbedingungen haben den DDR-Fußball, und damit auch die Erfolge bzw. Misserfolge der beiden Thüringer Fußballclubs, beeinflusst. Neben den beiden nicht zivilen Sportsystemen (Vorwärts in der Trägerschaft der Volksarmee und Dynamo in der Träger- schaft von MfS, Polizei und Zoll) gab es den zivilen Bereich des Sports. Der 1957 gegründete Deutsche Turn- und Sport- bund (DTSB) mit Manfred Ewald an der Spitze bestimmte in enger Anlehnung an die Beschlüsse und Vorgaben der SED bis 1989 den Kurs des DDR-Sports. Innerhalb des DTSB gab es wiederum zwei Bereiche: den lange vernachlässigten und nur wenig geförderten Breitensport und den über Jahrzehnte massiv subventionierten Leistungssport mit seinen Sport- clubs (SC) und, ab 1965/66, seinen Fußballlclubs (FC). Nach sowjetischem Vorbild wurden ab Ende der 1940er-Jahre die zivilen Sportgemeinschaften an jeweilige Trägerbetriebe gebunden und damit zu Betriebsportgemein- schaften (BSG). Mitte der 1950er-Jahre begann die DDR dann, separate Sportzentren auszubauen, in denen ausschließ- lich Leistungssport betrieben werden sollte. Die genannten Sportclubs entstanden. Aber auch hier blieben Bindung und Unterstützung durch einen Trägerbetrieb erhalten, ein Prin- zip, das bis zum Ende der DDR galt. Den Großteil der finan-

6 ziell und sächlich anfallenden Kosten wurde durch diese Be- triebe übernommen. Während die Erfurter Mannschaft von der zu geringen Potenz ihrer Trägerbetriebe (bis 1966 Volkseigener Betrieb Reparaturwerk „Clara Zetkin“, ab 1966 VEB Optima) und den damit einhergehenden zu geringen finanziellen, mate- riellen und sozialen Leistungen für Spieler und Funktionäre betroffen war, profitierten die Jenaer Fußballer von der öko- nomischen Kraft eines der größten Betriebe der DDR: dem VEB Carl Zeiss Jena. Dieser Betrieb wurde 1965 der Leitbe- trieb für wissenschaftlichen Gerätebau und Optik der DDR und zwei Jahre später der Stammbetrieb des neu gegrün- deten Kombinats VEB Carl Zeiss Jena. In dieses K­ombinat wurden nach und nach andere Betriebe der optisch- feinmechanischen und der elektrotechnischen Industrie in- tegriert, sodass in den 1980er-Jahren 25 Betriebe mit mehr als 70.000 Beschäftigten dazu zählten. In Jena selbst gehör- ten u.a. die Jenaer Glaswerke, der Betrieb für Mikroskope und wissenschaftlichen Gerätebau Göschwitz, der Betrieb für Optik, der Betrieb für optischen Präzisionsgerätebau, der Betrieb für Zulieferungen, der Betrieb für die Entwicklung wissenschaftlich-technischer Ausrüstungen, das Forschungs- zentrum, der Ingenieurbetrieb für Rationalisierung und der Carl Zeiss eigene Außenhandelsbetrieb dazu. Die hohe Bedeutung für die Wirtschaft der DDR bemisst sich u.a. auch daran, dass das Ministerium für Staatssicher- heit eine eigene Zeiss-Objektdienststelle errichtete und die Staatsbank der DDR eine eigene Filiale in Jena unterhielt. Seit 1965 wurde zudem auf Beschluss des Zentralkomitees der SED eine eigene Industriekreisleitung der SED im VEB Carl Zeiss Jena eingerichtet. Somit stieg die hier tätige Parteior- ganisation der SED in den Rang einer Kreisparteiorganisati- on auf und war nicht mehr der Kreisleitung der Stadt Jena, sondern direkt der Bezirksleitung und dem ZK der SED unterstellt und damit von Berlin aus leichter lenkbar. Acht eigene Tochtergesellschaften im „kapitalistischen Ausland“

7 lenkte das Kombinat, als einziges der gesamten DDR verfügte es über ein Firmenbüro in den USA, es besaß eigene Ferien­ einrichtungen, Gästehäuser, rund 13.000 Werkswohnungen, ein eigenes Volkspolizeiamt, eine eigene Feuerwehr, eine ei- gene Zollabfertigung: Ein Staat im Staate. Mit Ausnahme der Phase von 1966 bis 1970 übernahm die ausgleichende Finanzierung der Sportclubs und Fuß- ballclubs der DTSB. Jährliche Planungen der Clubleitung über zu erwartende Einnahmen und Ausgaben wurden durch den DTSB in einigen wenigen Teilen korrigiert und schließlich so beschlossen. Die Clubs reichten dazu im Vorjahr eine Planung ihres offiziellen Haushalts ein. In erster Linie ging es hier um solche Einnahmen wie beispielsweise Mitgliedsbeiträge, ­Essens- und Getränkeverkäufe, Einnahmen aus eigenen wirt- schaftlichen Tätigkeiten (Mieten, Pachten, Gaststätten, etc.). Die mit Abstand höchsten Einnahmen wurden durch Eintritts- gelder erzielt. Das ist bemerkenswert, weil die Eintrittspreise seit Jahrzehnten staatlich festgelegt stabil waren und damit deutlich wird, dass dem DTSB nicht an der Wirtschaftlichkeit der FC wie auch der Sportclubs gelegen war. Die Ausgaben waren wesentlich höher und vielfältiger, hier die wichtigsten: Mitarbeitergehälter, Mieten, Pachten, Werterhaltung, Verpfle- gung, Treibstoffkosten, usw. Die höchsten Ausgaben wurden für die „Sportkosten DDR“ aufgewandt, hier ging es um alle Kosten für Wettkämpfe, also die Spiele der Oberliga, und die Entschädigungen für die zahlreichen nebenamtlichen Trainer und Betreuer. Ein Großteil der Ausgaben wurde dabei durch den DTSB mit sogenannten Zuwendungen finanziert. Ein tatsächliches Wirtschaften, welches die Egalisierung der Ausgaben durch die Einnahmen zum Ziel hat, oder gar eine wirtschaftliche Konkurrenz der SC/FC untereinander war durch die vom DTSB vorgegebenen Finanzrichtlinien nicht möglich. Der gesamte Bereich des Leistungssports und somit auch dessen Finan- zierung unterlag der Geheimhaltung, selbst der Deutsche Fußballverband der DDR (DFV) als Fachverband hatte keinen

8 Überblick über die Finanzmittel seiner SC bzw. ab 1965/66 seiner FC. Vor Ort wurde die Finanzordnung des DTSB aber vielfach unterlaufen, beispielsweise durch die Existenz von geheimen Kassen zur Verwaltung der Spielprämien, durch die Anstellung von Verwaltungs- und technischen Mitarbei- tern der Sport- und Fußballclubs in den Trägerbetrieben oder durch großzügige Freistellungen der Sportler und Funktionäre, die dann eben keine Planstellen des DTSB blockierten.

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1946 bis 1958: Erfurter Erfolge und der langsame Aufstieg Jenas

Während des Zweiten Weltkrieges waren der organisierte Sport und somit auch der Spielbetrieb im Erfurter und Jenaer Fußball zum Erliegen gekommen. Unabhängig von der notwendigen Er- laubnis der sowjetischen Besatzungsmacht zur Wiederaufnahme des Sports fehlte es nach dem Ende des Krieges an fast allem, vor allem jedoch an Spielern, Sportmaterialien und an funktions- tüchtigen Sportanlagen. Nach der Erlaubnis der ­Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), auf kommunaler Ebene Sport zu treiben, gründeten sich in beiden Städten im Jahre 1946 zahlreiche nach geografischen Gesichtspunkten ori- entierte Sportgemeinschaften. Der Grund lag darin, dass die ak- tiven Sportler in diesen SG in dem Stadtteil wohnen mussten, in welchem sie ihren Sport ausüben wollten. In Erfurt kam es daher zu vielfachen Neugründungen bzw. Zu- sammenschlüssen nach diesen Kriterien, wobei versucht wurde, die alte Vereinsstruktur und damit die Stadtteilverbundenheit möglichst zu übernehmen. Fünf Sportgemeinschaften wurden so gegründet. Der bisherige SC Erfurt 1895 schloss sich im Jahr 1946 mit dem VfB Erfurt zusammen und gab sich den Namen SG Erfurt-West, zwei Jahre später benannte man sich in SG Fortuna Erfurt um. Das Training und die Spiele fanden auf der alten Anla- ge des SC Erfurt auf der Cyriaksburg statt. In der Saison 1948/49 wurden in allen fünf Ländern in den je- weiligen Landesligen die Landesmeister ausgespielt, die 1948 in SG Fortuna Erfurt umbenannte SG Erfurt-West wurde hierbei kla- rer Sieger. Die Erfurter Mannschaft nahm daher an der Endrunde teil und konnte bis ins Finale vordringen, verlor dort allerdings mit 1:4 gegen die Zentrale Sportgemeinschaft (ZSG) Union .

11 Trägerbetriebe und Sportvereinigungen werden festgelegt

Ab Ende 1948 wurde der Sport in der DDR an die Betriebe ge- koppelt, dazu sollte jeweils ein sogenannter Trägerbetrieb ge- funden werden. Bei der SG Fortuna Erfurt sprang hierfür das Kommunalwirtschaftsunternehmen (KWU) der Stadt Erfurt unterstützend und namensgebend ein und so kam es zu ei- ner erneuten Umbenennung. Die Mannschaft der SG Fortuna sollte nun auf den Namen BSG KWU Erfurt hören und spielte seit 1950 nicht mehr auf der Sportanlage auf der Cyriaksburg, sondern im Stadion, welches in Georgij-Dimitroff-Stadion um- benannt worden war. Aufgrund der ab 1950 erfolgten Neuorganisation des Sports auf der Basis der Gewerkschaftsstruktur und damit der Orientierung nach Produktionszweigen, wurden 18 zentrale Sportvereinigungen nach sowjetischem Vorbild gegründet. Jede SV stand dabei für einen Gewerkschaftsbereich und wur- de namensgebend für die ihnen unterstellten Betriebssportge- meinschaften. Die Sportvereinigung Turbine umfasste alle Betriebe der Energie- und Wasserwirtschaft. Gegen den Willen der Landesleitung der SED Thüringen hatte die Industriege- werkschaft Energie erreicht, dass die damals spielstarke Erfurter Mannschaft einem ihrer Betriebe, dem VEB Reparatur- werk ­Clara ­Zetkin, als Betriebssportgemeinschaft unterstellt wurde und damit innerhalb der SV Turbine organisiert war. Die Erfurter BSG wurde am 1.2.1950 somit erneut umbenannt und anstelle der Abkürzung KWU trug sie nun den Namen BSG Tur- bine Erfurt. Es sollte zwar 1954 noch einmal eine Änderung des Status mit der Benennung zum SC geben, aber der Name Turbine war für die Fußballer bis zum Januar 1966 maßgebend. Mit der Gründung der Sportclubs als Zentren des Leistungs- sports ab 1954 wurde der Breitensport in der DDR abgeteilt. Dem Leistungssport galt von nun an und bis zum Ende der DDR der überwiegende Anteil der finanziellen, materiellen und or- ganisatorischen Mittel.

12 Bundesarchiv, Bild 183-25351-0001 Wlocka Lehrlingswohnheim des VEB Reparaturwerk „Clara Zetkin“ Erfurt im Jahr 1954

Die Erfurter Erfolgsphase beginnt mit einer Niederlage

Sportlich gesehen war die bereits erwähnte Finalniederla- ge der damaligen SG Fortuna Erfurt im Jahr 1949 gegen die ZSG Union Halle dagegen der Beginn der erfolgreichsten Phase des Erfurter Fußballs. Die Mannschaft konnte 1950 das FDGB-Pokalfinale erreichen, verlor dort aber gegen die BSG Eisenhüttenwerk Thale mit 0:4. Ein Jahr später wurde die Mannschaft, die nun unter dem Namen BSG Turbine Er- furt antrat, in der Oberliga punktgleich mit der BSG Chemie Tabellenerster, allerdings besaß sie das um zehn Tore bessere Torverhältnis. Nach damaligen Regularien musste ein Entscheidungsspiel über die Meisterschaft be- finden. Aber auch diesmal ging ein Finalspiel für die Erfur- ter verloren, nun mit 0:2.

13 Im Zusammenhang mit der Schwächung der Mannschaft aufgrund dreier Spielerabgänge zu dauerte es knapp zwei Jahre, um wieder ernsthaft um die Meis- terschaft mitspielen zu können. Die Krönung dieser Mann- schaft folgte dann 1954, als die BSG Turbine Erfurt zum ersten Mal die Meisterschaft gewinnen konnte. Ein Jahr später, inzwi- schen war im November 1954 der SC Turbine Erfurt gegründet worden, konnte der Meistertitel dann noch einmal erfolgreich verteidigt werden. Im Sommer 1955 verließen mit Rudolf Hermsdorf und Heinz Hammer zwar nur zwei wichtige Spieler den SC Turbine, aber auch der bisherige Erfolgstrainer Hans Carl verließ den Sport- club und schloss sich dem KSV Hessen Kassel an. Schon in der Übergangsrunde im zweiten Halbjahr 1955 stellte sich dann heraus, dass der SC Turbine in der Oberliga nur noch Mittel- maß war, die Situation unter den Spielern, Funktionären und Zuschauern war angespannt. Als Ende 1956 mit Lothar Weise einer der treffsichersten Stürmer die DDR in Richtung Stuttgar- ter Kickers verließ und 1957 Erwin Schymik zum SC Motor Jena wechselte, war der Substanzverlust nicht mehr zu kaschieren, die große Zeit des Erfurter Fußballs war vorbei.

Die Firma Carl Zeiss als Konstante und als Machtfaktor im ­Jenaer Fußball

Mit der Wiederaufnahme des Fußballs in Jena nach Erlaubnis durch die SMAD im Jahr 1946 hatte sich die Werkleitung in der Namensgebung zunächst durchgesetzt. Nachdem vom Juni 1946 bis Oktober 1948 die Mannschaft in Jena den Namen SG Ernst Abbe trug, kam es aus unklar gebliebenen Gründen für ein halbes Jahr zu einer Umbenennung in SG Stadion Jena. Mit der Bindung an die Betriebe war dann jedoch klar, dass der VEB Carl Zeiss der Trägerbetrieb der neu zu gründenden Be- triebssportgemeinschaft werden sollte und sich dies auch in der Namensgebung ausdrücken sollte. Die BSG Carl Zeiss wur-

14 Bundesarchiv, Bild 183-33487-0001 Funk Spielszene aus: Vorwärts Berlin – SC Turbine Erfurt 3:1 vom 16. Oktober 1955

15 de schließlich am 3. März des Jahres 1949 gegründet, die SG Stadion bekundete daraufhin ihren geschlossenen Beitritt zur neuen BSG. Aber auch in Jena galt der am 3. April 1950 getroffene Be- schluss des Deutschen Sportausschusses, die örtlichen BSG nach den einheitlichen Namen der neugegründeten Sportverei- nigungen, die wiederum nach Gewerkschaftsbereichen geglie- dert waren, zu benennen. Zunächst gab es noch eine Sportver- einigung Mechanik und so wurde die BSG Carl Zeiss nach lang anhaltendem Widerstand des Trägerbetriebs VEB Carl Zeiss erst am 16. Januar 1951 in die BSG Mechanik Jena umbenannt. Infolge des Zusammengehens einiger Sportvereinigungen wurde jedoch auch die SV Mechanik in die neugegründete SV Motor übernommen. Nun umfasste diese Sportvereinigung alle Betriebe des Schwer- und Leichtmaschinenbaus, der Fahrzeug­ industrie, der Schiffswerften und der Metallverarbeitung und war dementsprechend eine der größten. Der erst im Januar 1951 neu bestimmte Name der Jenaer Betriebssportgemein- schaft musste so wenige Wochen später schon wieder geän- dert werden. Im Mai 1951 wurde schließlich BSG Motor Jena gegründet und wie auch in Erfurt sollte diese Benennung nach der Sportvereinigung bis in den Januar 1966 maßgeblich sein, hier ebenfalls nur verändert durch eine Statusänderung 1954 hin zum Sportclub. Der SC Motor Jena wurde am 19.11.1954 mit vielen verschiedenen Sportsektionen wie Fußball, Hockey, Leichtathletik Geräteturnen, Handball, Ringen oder Kegeln ge- gründet. Im Vergleich zum SC Turbine Erfurt war der SC Motor Jena damit ein großer Sportclub und durch die Unterstützung des Trägerbetriebs VEB Carl Zeiss auch wirtschaftlich in einer anderen Dimension als der SC in Erfurt.

Jena zunächst nur zweitklassig

Die 1948 erlittene Niederlage der SG Ernst Abbe im Viertelfinale der Ostzonenmeisterschaft war trotz der Hilfe des ­Zeiss-Werks

16 bezeichnend für die damalige Leistungsfähigkeit der Jenaer Fußballer am Ende der 1940er-Jahre. Als es zu Beginn der Sai- son 1949/50 darum ging, sich für die neue Oberliga zu qua- lifizieren, sollten die beiden ausgeschiedenen Halbfinalisten des FDGB-Pokals den letzten freien Platz gegeneinander aus- spielen. Die nun unter dem Namen BSG Carl Zeiss antretende Jenaer Mannschaft verlor im zweiten Wiederholungsspiel ge- gen die ZSG Horch Zwickau, nachdem die ersten beiden Spiele unentschieden ausgegangen waren. Jena wurde daraufhin in die neugegründete Oberliga des Deutschen Sportausschus- ses (DS-Liga), Nachfolger der Ostzonenliga, eingeordnet und es gelang der Mannschaft zwei Jahre lang nicht, in die Oberliga aufzusteigen. Der Aufstieg gelang erstmals im Sommer 1952, allerdings stieg die Jenaer Mannschaft, nun unter dem Namen BSG Motor Jena, sogleich wieder ab. Eine überalterte Mannschaft mit dem überragenden, aber auch schon 33-jährigen Karl Schnieke, Verletzungspech, aber auch das Scheitern geplanter wichtiger Verstärkungen infolge der noch geringen Unterstützung des Zeiss-Werks für die Fuß- ballsektion seiner BSG waren hierfür wohl die Hauptgründe. Erst jetzt wurde zwischen dem Werk und seiner BSG ver- einbart, dass von nun an der Fußball schwerpunktmäßig zu fördern sei. Schrittweise wurde die Mannschaft nun ver- stärkt, die Konzentrationsbemühungen der Sportvereinigung Motor waren hierbei eine große Hilfe. Trotzdem dauerte es vier Jahre, bis der SC Motor Jena in der Saison 1956 den ersten Platz in der DDR-Liga und damit den Aufstieg in die ­DS-­Liga erreichte. Als Neuling gelang es der Mannschaft, in der folgenden Saison den vierten Platz zu erreichen.

„Nach der Pause bemühte sich Jena (das auch Apolda oder Neustadt heißen könnte, weil nicht einer der Spieler Universitätsstädter ist) recht offensiv um Resultatsver- besserung.“ (Das Volk, 18.3.57, Nr. 65, 12. Jg., S. 5)

17 Privilegien für Spieler und Funktionäre

Auch die BSG Turbine selbst und später dann die Zentrale Lei- tung der Sportvereinigung Turbine fungierten als Arbeitgeber und stellten ihren damalig wichtigsten und besten Erfurter Spieler bei sich an, der damit ein professioneller Spieler war. Dessen Bezahlung mit 400,- DM betrug mehr als die der meis- ten seiner Mannschaftskameraden; der Durchschnittsverdienst eines Facharbeiters betrug damals 420,- DM. Dennoch lagen diese Gehälter im Vergleich mit denen anderer Betriebssport- gemeinschaften im Normalbereich. Auf ähnlichem Niveau be- wegte sich die Entlohnung der Spieler beim VEB Carl Zeiss Jena.

Frühzeitig großzügige Freistellungen von der Arbeit

Hinsichtlich der Freistellungen für Training und Wettkampf brauchten sich die Spieler keine Sorgen zu machen. Am Vor- mittag wurden sie freigestellt und am Nachmittag arbeiteten sie im Werk. Die Gehälter der bei Schwerpunktsektionen bzw. bei den SC aktiven Sportler bei den Trägerbetrieben wurden ab 1952 durch das Staatliche Komitee für Körperkultur und Sport und später durch ein dort installiertes, zu DDR-Zeiten aber geheim gehaltenes Büro zur Förderung des Sports in den Betrieben systematisch refinanziert. Der VEB Carl Zeiss Jena setzte die Fußballer der ersten Mann- schaft aber nicht nur auf möglichst hoch bezahlte Stellen. Für drei besonders wichtige Spieler, die im Rahmen der Konzentra- tionsbemühungen innerhalb der Sportvereinigung Motor nach Zwickau wechseln sollten, wurden sogar zusätzliche, aber ille- gale Gehälter gezahlt. So beschwerte sich die Zentrale Leitung der Sportvereinigung Motor im Jahr 1955. Dies sei ein Verstoß gegen die Anweisungen der SV und verboten, weil an Sportler der DDR offiziell keine Prämien oder zusätzliche Geldbeträge aus Mitteln der BSG oder des Betriebes gezahlt werden durften.

18 Große Rolle des Essens in den Nachkriegsjahren

Das Essen spielte in den ersten Nachkriegsjahren eine zen- trale Rolle. Zusätzliche Lebensmittelmarken oder solche, für die der Inhaber größere Rationen erhielt, waren für die Spieler wichtig und ebenso attraktiv wie kostenlose Essen in Gaststätten, die von Privatunternehmern geleitet wurden. Während der wirtschaftlich schwierigen Zeit unterstützten private Unternehmer den Sport mit vielen Dingen, die nur schwer zu bekommen waren. Diese Unterstützung endete in den meisten Fällen mit der Zerschlagung des Mittelstandes durch die SED zu Beginn der 1950er-Jahre.

Bundesarchiv, Bild 183-61120-0001 DDR-Lebensmittelkarte aus den 1950er-Jahren

19 Erste Clubprämienzahlungen

In Erfurt war einer dieser Privatunternehmer der Bestattungs- unternehmer Hattenbach, zugleich Mannschaftsleiter und Organisator der verschiedensten Unterstützungen für die Spieler der ersten Mannschaft. Damit hoben sich die über die Erfolge der Mannschaft zu erzielenden zusätzlichen Ver- dienstmöglichkeiten mehr und mehr von denen des damalig großen Erfurter Konkurrenten, der BSG Motor Nord Erfurt, ab. In Abhängigkeit von der Bedeutung des Spiels stiegen die Siegprämien dann schnell an. Auch in Jena wurde während der Phase der Lebensmittel- karten mit diesen Anreizen für die Fußballer gearbeitet. Die Spieler der ersten Mannschaft bekamen oftmals sogenann- te B-Karten, die eigentlich nur für Schicht- und Schwerarbei- ter vorgesehen waren, und konnten so größere Rationen an Fleisch und Butter erhalten. Spielprämien wurden zunächst gar nicht oder nur sehr geringe ausgezahlt. Für den 1952 geschafften Aufstieg in die Oberliga erhielt jeder Spieler vom VEB Carl Zeiss einen Feld­stecher im Wert von ca. 250,- DM. Auch nach dem an- schließenden Abstieg wurden weiterhin Spielprämien ge- zahlt, nun angehoben auf 40,- DM bei Unentschieden und 80,- DM bei Sieg.

Anstieg der Prämien in Jena und Erfurt nach den SC- Gründungen

Mit der Gründung des SC Motor Jena wurde die Zahlung der Spielprämien dann umgestellt. Der Betrag war von Spieler zu Spieler verschieden und orientierte sich an Leistungskriteri- en. Zwischen 150,- und 600,- DM konnten so zusätzlich von den Spielern verdient werden. Auch in Erfurt gingen mit der Gründung des SC die von der Clubleitung verteilten Prämien weiter nach oben. Das Prinzip

20 bestand darin, die illegalen Gelder in bar unter vier Augen und oftmals nicht gleichmäßig zu verteilen. Erfahrene und langjährige Spieler bekamen zumeist höhere Beträge. Kein Spieler wusste von den anderen Spielern, wie viel sie erhal- ten hatten und es war streng verboten, sich darüber auszu- tauschen bzw. darüber mit Außenstehenden zu sprechen. Wie auch in Erfurt erfolgte die Vergabe der illegalen Prämien in Jena stets konspirativ. Ein Teil dieser für die Prämienzahlungen notwendigen Gel- der kam noch zu Beginn der 1950er-Jahre von den bereits er- wähnten Privatunternehmern. Insbesondere in Erfurt konnte der relativ kleine Trägerbetrieb, der VEB ­Reparaturwerk ­Clara Zetkin, solche Zahlungen jedoch nur schwer leisten. Erst mit den Gründungen der Sportclubs Turbine und Motor 1954 wurden dann ausschließlich die verschiedenen Fonds dieser Betriebe herangezogen, zunächst noch die Direktorenfonds, später dann fast alleinig die Kultur- und Sozialfonds und teil- weise auch die Prämienfonds.

Zusätzliche Prämien aus Berlin: „Der Mann mit dem Koffer“

Hatte es seit 1952 Geldprämien nur für den Gewinn einer Meisterschaft gegeben, so wurde dies im Zusammenhang mit den Gründungen der Sportclubs dann systematisiert. Durch die Sektion Fußball des Staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport wurde für die Sportler, welche die Förderstellen besaßen, ein zentrales Prämiensystem ein- geführt, so auch in Jena beim SC Motor und in Erfurt beim SC Turbine. Davon profitierten die für diese Stellen vorgese- hen Fußballer, indem sie von nun an und bis zum Ende der DDR aus Berlin Prämiengelder für einzelne Spiele und für ihren sportlichen Status erhielten. Die Erfurter und ­Jenaer Spieler sollten in den folgenden Jahrzehnten in sehr unter- schiedlichem Maße von diesen streng geheim gehaltenen Zahlungen profitieren. Aus Berlin kam in einem zumeist

21 ­monatlichen Rhythmus ein anonym bleibender Mann, der den Spielern und Trainern diese Prämien brachte. Dieser Mann wurde von den Spielern als „der Berliner“, „der On- kel“ oder „der Mann mit dem Koffer“ bezeichnet. Die Geldübergabe geschah immer vertraulich.

Anstellungen und Freistellungen der Erfurter Spieler

Zeitweise waren bis zu drei Spieler der Erfurter Oberliga- mannschaft beim Rat der Stadt Erfurt als Lehrer angestellt und mussten innerhalb dieser Tätigkeit anstelle der 24 Pflichtstunden nur 16 bis 18 Stunden halten, also rund ein Drittel weniger. Ähnlich verhielt es sich bei den Spie- lern, welche bei Betrieben angestellt waren. Zu Beginn der 1950er-Jahre arbeiteten viele der Spieler noch tatsächlich in den jeweiligen Betrieben. Im Laufe der 1950er-Jahre soll- te sich der Anteil der arbeitenden Spieler jedoch schritt- weise verringern und die Freistellungspraxis großzügiger gehandhabt werden.

Die Jenaer Freistellungspraxis

Vergleichbar mit der Situation in Erfurt war die tatsächliche Pflicht zur Arbeit für die Spieler bzw. die ­Freistellungspraxis des VEB Carl Zeiss Jena. Die meisten Spieler mussten in den 1950er-Jahren neben ihrem Fußball auch arbeiten, ein Großteil wollte dies aufgrund der beruflichen Perspektiven und aufgrund eines hohen Arbeitsethos auch ausdrücklich. Nach der Gründung des Sportclubs Motor Jena und der damit verbundenen Erhöhung der Trainingshäufigkeit wur- den auch die Freistellungen des Betriebs und auch der Uni- versität Jena für die Spieler wesentlich öfter ausgesprochen. Die vorgegebenen Regelungen hinsichtlich der Förderstel- len, auch K-Stellen genannt, wurden großzügig ausgelegt.

22 Bundesarchiv, Bild 183-23965-1734 Wlocka Spielszene aus: BSG Turbine Erfurt – BSG Fortschritt Meerane 2:1 vom 28. März 1954

Die Spieler wurden nun automatisch für die Zeit eines je- den Trainings- oder Vorbereitungslagers von der Arbeit freigestellt. Die jeweiligen Abteilungsleiter wurden von der Leitung des SC darüber benachrichtigt, an welchen Tagen welcher Spieler zur Arbeit kommt und wie viel er zu arbeiten hat. Zwar arbeitete Mitte der 1950er-Jahre der Großteil der Mannschaft, aber schon 1955 gab es den ersten professio- nellen Spieler beim SC Motor Jena und in den folgenden Jah- ren wurden weitere, wenn auch nicht alle Spieler gänzlich von der Arbeit freigestellt. Der VEB Carl Zeiss konnte sich diese Freistellungen schon damals finanziell, wie hinsicht- lich des Ertrags, leisten. Der SC Motor sollte nun endlich in die Oberliga aufsteigen.

23 Wohnungsvergabe an die Spieler

In den 1950er-Jahren gehörte es im Normalfall nicht zur Strate- gie der BSG bzw. des SC, die Erfurter Spieler mittels weiterer Privilegien, die über Anstellungen, dortigen Freistellungen und Prämienzahlungen hinausgingen, an sich zu binden. Nur zwei bis drei Spieler, die entweder unbedingt in Erfurt gehalten werden sollten oder die nach Erfurt kommen soll- ten, erhielten Anfang der 1950er-Jahre mit Hilfe des Rats der Stadt eine der ersten neu erbauten Wohnungen in der Leipziger Straße. Das war ein für damalige Verhältnisse ab- solutes Vorrecht. Als dann der neu gegründete SC Turbine 1955 zum zwei- ten Male Meister wurde, konnten auch einige andere Spie- ler durch eine Wohnungszuweisung profitieren. Insgesamt war dies in jenen Jahren aber nur einigen wenigen Spielern vorbehalten, von einer systematischen Vergabe von Wohn- raum an die Spieler konnte noch keine Rede sein und auch die bevorzugte Vergabe von PKW fand noch nicht statt. Das unzureichende Angebot von Wohnraum war auch in Jena ein großes Problem. Ende der 1940er und in den ersten Jahren der 1950er konnte den auswärtigen Spielern zwar nur mit Mühe und organisatorischem Geschick eine Woh- nung beschafft werden, aber damit und mit einer Anstellung bei Zeiss wurden diese Fußballer nach Jena gelockt. Mit der 1954 erfolgten Gründung des SC Motor und der Inbetrieb- nahme des Internats in der Westbahnhofstraße wurde es nun etwas leichter und üblich, den Spielern Wohnraum an- bieten zu können.

24 1958 bis 1970/71: Jenaer Dominanz und in Erfurt wird geschlafen

Allgemein-sportliche Entwicklung

Die Mannschaft des SC Turbine Erfurt, die 1955 letztmalig Meister geworden war, spielte Ende der 1950er-Jahre bereits gegen den Abstieg aus der Oberliga. Die verantwortlichen Funktionäre hatten es versäumt, die Mannschaft schrittwei- se und leistungsstark zu erneuern bzw. zu verstärken. Aus dem eigenen Nachwuchs rückten lediglich die Spieler Harald Wehner und Günter Bach in die erste Männermannschaft auf, wichtige Stützen wie beispielsweise Siegfried Vollrath hatten ihren Leistungshöhepunkt überschritten und verließen Ende der 1950er-Jahre den SC Turbine Erfurt. Dazu kamen die Weg- gänge einiger wichtiger spielbestimmender Spieler zum SC Motor Jena wie 1962 Heinz Hergert, 1963 Erwin Seifert, 1965 Rainer Knobloch und zum FC Carl Zeiss Jena im Jahr 1966 Udo Preuße.

Kein Erfurter Spieler mehr in einer der Auswahlmannschaften

Waren bis 1963 immer auch Erfurter Spieler in den verschie- denen Auswahlmannschaften der DDR, so wurde seit 1964 kein Erfurter mehr berufen. Im Gegensatz zu den Bedingun- gen in Jena war durch die nicht ausreichende materielle und finanzielle Basis aufgrund der geringen Größe des Trägerbe- triebs die SC-Leitung in ihren Möglichkeiten allerdings auch

25 stark eingeschränkt, sodass leistungsstarke Neuzugänge zu- meist ausblieben. In Jena kehrte mit der Einsetzung von als Trainer der Oberligamannschaft Kontinuität ein, das war beim SC Turbine Erfurt völlig anders. Hier wurde durchschnittlich alle drei bis vier Jahre ein neuer Trainer eingesetzt, so bei- spielsweise von 1957-60 Hans Rüger, von 1960-64 Wolfgang Seifert, von 1964-66 Helmut Nordhaus und, schon als FC Rot-Weiß, ab 1966-70 Martin Schwendler. Alle diese Trainer konnten jedoch den sportlichen Abschwung der Erfurter Fuß- baller nicht aufhalten und erzielten lediglich Teilerfolge. Der SC Turbine stieg 1959 das erste Mal aus der Oberliga ab und kehrte eine Saison später wieder zurück, nach einem zehnten und einem achten Platz in den folgenden Saisons geschah das Gleiche dann noch einmal 1964. Ein Jahr später war der SC Turbine Erfurt wieder aufgestiegen, konnte sich jedoch nicht in der Oberliga behaupten und stieg als FC Rot- Weiß 1966 wieder ab. Erfurt hatte sich zu einer Fahrstuhl- mannschaft entwickelt. Nach der Gründung des FC Rot-Weiß Erfurt im Januar 1966 und dem Einstieg des VEB Optima als Trägerbetrieb und der zur verstärkten Hilfe für die Fußballer verpflichteten Räte des Bezirkes und der Stadt Erfurt konn- te sich der FC nun auch wieder mit besseren Spielern ver- stärken. Diese Verstärkungen waren letztlich Ausdruck der gewachsenen Versorgungsmöglichkeiten des FC für seine Spieler und auf sportlicher Seite vor allem dem neuen Trai- ner Martin Schwendler zu verdanken.

Alte Seilschaften prägen die Fußballsektion des SC Turbine

Der Club war bis zu seinem 1966 erfolgten Amtsantritt ein durch persönliche Beziehungen strukturiertes Gebilde. So waren beispielsweise im Jahr 1964 der Finanzleiter Hans Machts und die drei hauptamtlichen Trainer mit Helmut Nordhaus, Georg Rosbigalle und Siegfried Vollrath und drei

26 von fünf ehrenamtlichen Trainern (Jochen Müller, Wilhelm Hoffmeyer, Heinz Hammer) alles ehemalige Spieler der ersten Männermannschaft. Erst in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre unter der Leitung des Clubsekretärs Werner Günther wurde es in Erfurt zunehmend professioneller. Es gelang in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre aber nicht, die Erfurter Mannschaft in die Spitzengruppe der Oberliga zu bringen. Die Spiele gegen den in dieser Phase wesentlich erfolgreicheren SC Motor Jena gingen dennoch oftmals knapp aus, in Jena überwiegend mit einer Nieder- lage. Ausnahmen bildeten hier die 0:6-Niederlage in Jena am 6.10.1963 in der Oberliga und die 3:5-Niederlage am 22.8.1961 im FDGB-Pokal.

ewz, (=Erfurter Wochenzeitung, hrsg. v. der Kreisleitung der SED und des Kreisausschusses der Nationalen Front, Kreis Erfurt-Land), 10.10.63, Nr. 41, 3. Jg.:

Kommentar vom Erfurter Trainer Seifert: eklatante Bevor- teilung der Jenaer durch den Schiedsrichter: „Ich spre- che diesmal mehr als Zeuge in jener Sache. Besonders deshalb, weil dem Jenaer 0:6-Debakel eine Reihe De- likte vorausgingen, die aus dem eigentlichen Sinn des Fußballlebens eine weitere große Lüge machten. … Die interessanteste Figur auf dem Platz war tatsächlich der 23. Ihm steht bestimmt nicht der Sinn danach, zu fra- gen, was er durch seine zweifelhaften Entscheidungen bezüglich der weiteren Kampfmoral meiner Elf angerich- tet haben könnte. Das wird er hübsch mir überlassen. Fest steht, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes in be- dauerlicher Weise sturmreif gemacht und nachher eis- kalt abgeknallt wurden.“

27 Beginn der Jenaer Erfolgsgeschichte

Mit dem 1956 erfolgten Aufstieg des SC Motor Jena in die Oberliga begann die Erfolgsgeschichte des Jenaer Fußballs. Als Neuling wurde bereits in der folgenden Saison der vierte Platz erreicht. Sportlich lief es in der Saison 1958 zunächst aber nur mäßig. In der Sommerpause, denn von 1955 bis 1960 wurde nach dem Kalenderjahr gespielt, belegte der SC Motor Jena einen fünften Tabellenplatz, war allerdings punkt- gleich mit dem Tabellenvierten. Am mangelnden sportlichen Erfolg lag es nicht, dass im August 1958 die Absetzung des bisherigen Trainers Heinz Pönert und die gleichzeitige Ein- setzung Georg Buschners auf dieses Amt erfolgte. Vielmehr sprachen für den vom Spieler zum Trainer der Oberligamann- schaft des SC Motor Jena beförderten Georg Buschner seine ausgezeichneten Verbindungen zum Institut für Körperkultur der Friedrich-Schiller-Universität aufgrund seiner Tätigkeit als Dozent. Damit verbunden waren bessere Trainingsmöglich- keiten in den Hallen des IfK und eine bessere Zusammenar- beit mit der Sportwissenschaft. Die Mitgliedschaft Buschners in der SED, seine ehemalige Mitarbeit als Vertreter des Deut- schen Sportausschusses und seine als Spieler bereits bewie- senen Führungsqualitäten beförderten diese Entscheidung, die hauptsächlich durch die Bezirksleitung Gera der SED vor- angetrieben wurde.

Konsequente Maßnahmen durch den neuen Trainer Georg Buschner

Was beim SC Turbine Erfurt nach den zwei Meistertiteln in der zweiten Hälfte 1950er-Jahre nicht funktionierte, setzte Buschner nun um: konsequente, an der sportlichen Leistung ­orientierte Aufstellungen und radikale Verjüngung der Mannschaft mit dem Einbau von guten Nachwuchskräften wie Dieter Lange, Heinz Marx und Hans Graupe. Es gelang dem SC Motor neben

28 Bundesarchiv, Bild 183-92817-0002 Wendorf; Trebing Spielszene aus: ASK Vorwärts Berlin – SC Motor Jena 3:1 vom 29. April 1962

29 Bundesarchiv, Bild 183-E0514-0016-004 Peter Koard Jenaer Fußballanhänger beim Spiel FC Vorwärts Berlin – FC Carl Zeiss Jena 2:0 am 14. Mai 1966 der Einbindung von Nachwuchsspielern sich auch schritt- weise mit auswärtigen Spielern zu verstärken (z.B. Günther Imhof vom SC Chemie Halle-Leuna, von der BSG Motor Schönebeck, Dieter Stricksner vom SC Fortschritt Weißenfels, von der BSG Einheit Rudolstadt, Heinz Hergert, Erwin Seifert und Rainer Knobloch vom SC Tur- bine Erfurt, Michael Polywka von der BSG Chemie Wolfen, Werner Krauß von der BSG Wismut Gera). Dafür wurden eine Reihe von verdienstvollen Spielern aus der Oberligamannschaft von Buschner aussortiert, so u.a. Karl Schnieke, Rolf Hüfner, Karl Oehler, Horst Kirsch und Siegfried Woitzat. Die Einbindung von auswärtigen Spielern und das gleichzeitige Ausscheiden von aus Jena stammenden Spielern gingen so weit, dass 1963 bei den

30 Europacupspielen des SC Motor gegen Dinamo Bukarest mit Dieter Lange nur noch ein gebürtiger Jenenser in der Mannschaft stand.

Bessere Bedingungen führen zu Jenaer Erfolgen

Mit den sportwissenschaftlichen Möglichkeiten des IfK, den finanziell-materiell-sozialen des VEB Carl Zeiss, mit einer auf athletische Höchstleistung getrimmten und durch sehr gute Fußballer von anderen Oberligamannschaften verstärkte Mannschaft sollte die Ära Georg Buschner die erfolgreichste Zeit des Jenaer Fußballs werden. Noch in der zweiten Hälfte der Saison 1958 wurden die Jenaer erstmals Vizemeister der Oberliga. Für den 1960 durch den SC Motor Jena nach einem 3:2 n.V. gegen den SC Empor Rostock gewonnenen FDGB-Pokal durfte die Mann- schaft in der Saison 1961/62 am Europapokal der Pokal- sieger teilnehmen. Man überstand dort drei Runden und schied erst gegen den späteren Europacupgewinner Atlético Madrid aus. Im Heimspiel gegen die spanische Mannschaft wurde der bis heute gültige Zuschauerrekord mit 27.000 Besuchern aufgestellt. Ein Jahr später, im Mai 1963, konnte erstmals die Meisterschaft errungen werden, 1964 gewann man den nur einmal ausgespielten und von der Fußball- woche ausgelobten Olympia-Pokal, 1965 wurde der SC Mo- tor wiederum ­Vizemeister.

Erneuter Verjüngungsprozess der Jenaer Mannschaft Ende der 1960er

Infolge der zur Winterpause von Buschner schon aufgege- benen Meisterschaft kam es im Frühjahr 1967 zu einem er- neuten Verjüngungsprozess der Mannschaft. Er sortierte abermals gestandene Spieler wie z.B. Hilmar Ahnert, Helmut

31 Müller, Heinz Hergert und Hans-Joachim Otto aus, dazu kam der langzeitverletzte Torwart Harald Fritzsche, und baute wie- derum Nachwuchstalente wie Peter Rock und Rainer Schlut- ter in die Mannschaft ein. Es war ein gewagtes Experiment, aber die Stellung Georg Buschners war inzwischen soweit gefestigt. Mit den in der Rückserie letztlich erreichten zwölf Punkten und dem ab- schließenden fünften Platz in der Oberliga wurden die Erwar- tungen sogar deutlich übertroffen. Es war nach 1958/59 der zweite Generationswechsel, den Georg Buschner mit Konse- quenz und Härte durchsetzte. Diese starke Auswahl nach sportlichem Wert war neben den nun durch das erhöhte Engagement des Kombinats VEB Carl Zeiss möglichen prominenten Verstärkungen (z.B. Wolfgang Blochwitz vom 1. FC , Udo Preuße vom FC Rot-Weiß Erfurt, Helmut Stein vom HFC Chemie, Harald ­Irmscher von der BSG Sachenring Zwickau, vom FC Karl-Marx-Stadt) und dem durch das IfK begleiteten Training die Basis für die Erfolge in den folgenden Jahren. Nachdem der FC Carl Zeiss 1966 erneut Vizemeister wur- de, konnten zwei Jahre später die ersten Ergebnisse des Um- baus der Mannschaft erreicht werden. 1968 wurde der FC

TT, 3.3.69, Nr. 52:

„Es zieht die Massen immer wieder in seinen Bann, dieses Thüringenderby, und es enttäuscht auch nie, denn selbst dann, wenn die Klassemerkmale einmal zu kurz kommen, dann beherrschen Dramatik und Über- raschungseffekte die Szenerie. … Der FC Carl Zeiss hat übrigens unmittelbar nach Spielschluss offiziell Protest gegen die Wertung des Spieles eingelegt. Es ist schon kurios: Nur des Schiedsrichters Uhr ging rascher, Tau- sende, auch Offizielle, waren anderer Meinung als er.“

32 zum zweiten Mal Meister der Oberliga, 1969 zum vierten Mal Vizemeister und 1970 dann wiederum und zum dritten Mal Meister. Zudem stand Jena 1965 und 1968 noch zweimal im Endspiel um den FDGB-Pokal, verlor aber beide Partien ge- gen den SC Aufbau Magdeburg bzw. den 1. FC Union Berlin.

Privilegien für Spieler und Funktionäre

Mit der oben beschriebenen Entwicklung von einem Teilzeit- fußballer hin zu Vollprofis zahlte das Büro zur Förderung des Sports in den Betrieben den gesamten Lohn des Spielers an den Betrieb zurück. Die Trägerbetriebe bekamen die Löhne und Gehälter der Spieler vom Büro aus Berlin also refinanziert. Wurden Ende der 1950er-Jahre die Fußballer des SC Mot­ or beim VEB Carl Zeiss zumeist noch nach ihrer Qualifikation eingestellt, so änderte sich dies im Laufe der 1960er-Jahre. Wichtiger als die berufliche Qualifikation war nun, die Spie- ler in möglichst hohe Lohngruppen zu bringen und damit die Bindung an den Club zu vergrößern. Besonders wichtige und langjährige Spieler, teilweise auch Spieler, die eigentlich Studenten im 1967 extra für die Fußballer eingerichteten Studiengang am IfK der Friedrich-Schiller-Universität waren, wurden in die höchste Lohngruppe eingestuft. Damit erhiel- ten diese Spieler Ende der 1960er-Jahre ca. 1100,- M. In Erfurt wurden die Spieler beim Trägerbetrieb am Ende der 50er- und in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre zumeist nach ihrer Qualifikation eingestellt. Weil diese aufgrund ih- rer hohen zeitlichen Verpflichtungen für den Fußball oftmals wenig ausgeprägt war, fiel die Entlohnung mit 400,- bis 700,- DM entsprechend gering aus. Erst nachdem die Optima als Trägerbetrieb den neu gegrün- deten FC Rot-Weiß Erfurt unterstützte, wurden höhere Gehäl- ter gezahlt. Einige Stammspieler wurden in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre in kurzen Abständen in höhere Lohngruppen eingeteilt, was zumeist 900,- bis 1000,- M einbrachte. Bei den

33 wenigen Spielern, die noch im VEB Reparaturwerk, dem ehe- maligen Trägerbetrieb, angestellt waren, brachte diese Einstu- fung in die Lohngruppe 7 sogar ca. 1200,- M pro Monat ein.

In Erfurt illegale zweite Monatsgehälter als Bargeld

Die besten Spieler des FC Rot-Weiß, die für die Nationalmann- schaft bzw. andere FC interessant waren, und die beim VEB Optima angestellt waren, erhielten nach der Gründung des FC ein zweites, allerdings illegales Monatsgehalt. Damit ver- suchte die Clubleitung, diese fünf Spieler an den FC R­ ot-Weiß langfristig zu binden. Dieses Gehalt wurde am Ende des Mo- nats in bar durch den FC an die Spieler ausgezahlt und kam wahrscheinlich aus den von der Optima bereitgestellten so- genannten Zuwendungssummen. Die Höhe war unterschied- lich, für jüngere Spieler, die erst kurze Zeit in der ersten Mannschaft spielten, gab es zwischen 300,- und 500,- M, für etablierte dagegen 700,- M.

Erhöhung der Clubprämien auf Initiative der SED-Bezirks­ leitung Erfurt

Die finanziellen Anreize für einige Spieler des SC Turbine ­Erfurt waren Anfang der 1960er-Jahre im Vergleich zu denen anderer Oberliga- und Ligamannschaften meist jedoch we- sentlich geringer. Mitte der 1960er-Jahre schaltete sich da- raufhin nun auch die Bezirksleitung Erfurt der SED ein: „Es wird vorgeschlagen, für die 2. Serie einen erhöhten materiel- len Anreiz zur Verfügung zu stellen. Auf Grund der ­Erfahrungen und Kenntnisse aus anderen Sportclubs wird pro Spiel die Summe von 5000,- MDN vorgeschlagen. (...) Die Auszahlung soll entsprechend der Leistung eines jeden einzelnen Spie- lers differenziert geschehen. Die Entscheidung über die Höhe der Summe wird vom Sekretär des FC und dem Cheftrainer

34 ­getroffen. Insgesamt wird die Summe von 45.000,- MDN be- nötigt.“ (Bezirksleitung der SED Erfurt)

Ende der 1960er-Jahre Spielprämien als dauerhafte Aufgabe des Erfurter­ Trägerbetriebs

Mit der Gründung des FC Rot-Weiß Erfurt im Januar 1966 über- nahm nun der VEB Optima als Trägerbetrieb die Rolle des Spon- sors. Nachdem vor der FC-Gründung der VEB Optima die Ober- ligamannschaft des SC Turbine Erfurt nur sporadisch durch Geldzahlungen in Höhe von 30.000,- bis 50.000,- M pro Jahr un- terstützt hatte, wurde dies nun zu einer der wesentlichen und dauerhaften Aufgaben des Trägerbetriebs. Die Spielprämien stiegen ab 1966 dann auch erheblich an. Bei Heimsiegen wur- den nun zwischen 500,- und 700,- M an die Spieler gezahlt, bei Auswärtssiegen zwischen 600,- und 800,- M, bei Unent- schieden jeweils die Hälfte. Bei besonders wichtigen Spielen, z.B. gegen den BFC Dynamo oder den FC Vorwärts Berlin, wur- den auch Prämiengelder in Höhe von 1000,- M angesetzt.

Konsequente Prämienzahlungen nach Leistung unter Georg Buschner

Mit dem Amtsantritt Georg Buschners als neuer Trainer der Oberligamannschaft des SC Motor Jena im Jahr 1958 änderten sich auch die bisherigen Prämienzahlungen. Buschner konnte seine Vorstellungen eines nach Leistung differenzierten Prä- miensystems gegenüber der Clubleitung und der Werkleitung durchsetzen. Diese nun ziemlich umfangreichen Gelder kamen aus dem Kultur- und Sozialfond und wurden mit Zustimmung der Betriebsgewerkschaftsleitung und der Kombinatsleitung an den FC weitergereicht. „Wenn Buschner für die Mannschaft Geld gebraucht hat, ist er zum Gallerach und hat gesagt: ‚Ich brauche 60000 M‘ und warum er sie braucht. Buschner hat mir das als

35 vielleicht Einzigem erzählt, da hat der auf einen Knopf gedrückt und hat den Finanzer kommen lassen. Da ist der wieder ver- schwunden und brachte eine viertel- oder halbe Stunde später die 60000 M.“ (Paul Dern) Auch am Ende der 1950er-Jahre und in den 1960er-Jahren gab es das vom Staatlichen Komitee für Körperkultur und Sport geschaffene und ab 1957 vom DTSB überwachte System der staatlichen Prämienzahlungen an die Spieler der Sportclubs und vereinzelt, wenn sie im Nationalmannschaftskader waren, auch an die Spieler einer BSG.

Die Spieler werden Vollprofis

Noch zu Ende der 1950er- und zu Beginn der 1960er-Jahre waren die Erfurter Spieler nicht nur formal bei den Betrieben der Stadt angestellt, außerhalb der Trainingslager arbeiteten sie zumeist auch halbtags. Mitte des Jahrzehnts sollte die Praxis der halbtäg- lichen Arbeit spürbar aufweichen und spätestens mit der Grün- dung des FC Rot-Weiß Erfurt im Januar 1966 waren die Spieler nun vollständig von der Arbeit freigestellt und damit Vollprofis. Wurden die Erfurter Spieler spätestens mit der Gründung des FC Rot-Weiß zu professionellen Fußballern, so setzte diese Ent- wicklung beim SC Motor Jena einige Jahre früher ein. Die meisten der nach Jena geholten Spieler gingen nur noch für Repräsenta- tionszwecke und zur scheinbaren Einhaltung des Amateurstatus in den VEB Carl Zeiss. Schrittweise erhöhte sich der Anteil dieser Vollprofis und spätestens ab Mitte der 1960er-Jahre arbeitete kein einziger Spieler der Oberligamannschaft des SC bzw. FC mehr beim VEB Carl Zeiss.

Jenaer Anreizsystem für gewünschte Spieler

Mit der 1958 erfolgten Einsetzung Georg Buschners als Trai- ner der Oberligamannschaft des SC Motor Jena sollte sich

36 auch ein grundlegender Strategiewandel hinsichtlich der Ver- stärkungen und der Bindungen sehr guter Spieler ergeben. Wollte man einen Spieler nach Jena holen, war der schnelle Erhalt einer Wohnung ein oftmals überzeugendes Argument. Kamen diese Spieler im Vorfeld nach Jena, um den Wechsel zu besprechen, wurden ihnen mögliche Wohnungen bereits gezeigt: „Ich selber habe bei vier Spielern die Namensschil- der abgeschraubt mit dem Schraubenzieher und habe die schon in ihren neuen Wohnungen hier angebracht. Die ha- ben Wohnungsbesichtigungen gemacht, da war ihr eigenes Namensschild an der Tür.“ (Paul Dern)

Bindung der Spieler an den SC Motor/FC Carl Zeiss mit Häusern

Spielte einer der Jenaer Fußballer über mehrere Saisons auf sehr hohem Niveau oder sollte ein Nationalspieler nach Jena kommen, versuchte der Club diesen Spieler langfristig mit ei- nem Haus an sich zu binden. Dazu wurden die Kaufwünsche der Spieler auf der Warteliste nach oben gesetzt, sodass in den nächsten Vergaberunden diese dann bevorzugt wurden. Diese vergleichsweise kleinen Häuser waren im Besitz der Carl-Zeiss-Stiftung und eigentlich für verdiente Zeissianer vor- gesehen. Für relativ wenig Geld, zumeist zwischen 15.000,- und 25.000,- M, konnten die Spieler und auch Trainer ein sol- ches Haus erwerben, über zwanzig Fußballer haben bis zum Ende der DDR diese Chance genutzt.

Das Jenaer Fürsorgesystem wird perfektioniert

Seit Ende der 1950er-Jahre gehörte es zur Strategie der Sek- tionsleitung Fußball und des Trainerstabes des SC Motor, den Spielern weitreichende Privilegien zu ermöglichen und eine allumfassende soziale Fürsorge zu betreiben. Aus den

37 Kontingenten des Rates des Bezirkes Gera und des Rates der Stadt Jena wurden rare und deshalb hoch begehrte Industrie­ produkte wie PKW, Kühlschränke, Waschmaschinen und Fernsehgeräte für den SC bereit gestellt. Die große Fürsorge der Sektionsleitungen bzw. dann FC-Lei- tungen in Jena äußerten sich vor allem auch in der Beschaf- fung von Autos für die Spieler. War die Clubleitung von einem neuen Spieler überzeugt, wurde er umgehend befragt, ob er Interesse an einem neuen Auto hätte. Das Privileg bestand darin, ein Auto innerhalb eines kurzen Zeitraums zu erhalten. Bezahlen musste der Spieler das Auto aber selbst, dazu war die Finanzlage der Jenaer Spieler durch die vergleichsweise hohen Spielprämien und Gehälter des Trägerbetriebs spätes- tens seit Anfang der 1960er-Jahre meist mehr als ausreichend.

Deutlich geringere Möglichkeiten der Fürsorge dagegen in ­Erfurt

In Erfurt konnten den Spielern lange Zeit weder Häuser noch Werkswohnungen angeboten werden, weil weder der Trä- gerbetrieb VEB Reparaturwerk noch der nachfolgende VEB ­Optima solche Immobilien besaß. So war es Ende der 1950er- Jahre und in den ersten Jahren der 1960er-Jahre für den SC oft schwierig, den Spielern geeigneten Wohnraum zu ­vermitteln, teilweise musste ein einzelnes möbliertes Zim- mer für die Sportler wochenlang und mühsam gesucht wer- den. Die ­Hilfe der Stadt über das Referat Wohnungswirt- schaft war noch unzureichend ausgeprägt. Erst in den Jahren nach der Gründung des FC Rot-Weiß verbesserte sich die bis dahin sehr angespannte Situation der Versorgung mit Woh- nungen für die Spieler und war am Ende der 1960er-Jahre dann ­zufriedenstellend. Aufgrund der geringen Größe des bis 1965 verantwortli- chen Trägerbetriebs des SC Turbine Erfurt, dem VEB Repa- raturwerk, waren auch die Möglichkeiten zur Nutzung der

38 ­Sozialeinrichtungen im Vergleich zu denen des VEB Carl Zeiss deutlich kleiner und geringer. Erst mit dem Einstieg des VEB Optima ab Anfang 1966 sollte sich einiges zum Po- sitiven verändern. Nun war es auch für den FC möglich, die verschiedensten Sozialeinrichtungen des Betriebs zu nutzen, so beispielsweise die Poliklinik, Ferienlager, Kindergärten. In Zusammenarbeit der Clubleitung mit dem Trägerbetrieb wur- de nun auch in Erfurt versucht, die Spieler durch eine mög- lichst allumfassende Fürsorge an sich zu binden. Besaßen schon Anfang der 1960er-Jahre fast alle Jenaer Spieler ein Auto, so war dies in der Erfurter Mannschaft zu dieser Zeit wesentlich weniger ausgeprägt. Ab Mitte des Jahrzehnts verbesserte sich diese Situation nun auch beim SC Turbine und dann ab 1966 vor allem beim FC Rot-Weiß ­Erfurt. Zum einen waren die Spieler durch die üppigeren Spielprämien nun auch finanziell besser ausgestattet und zum anderen hatte auch in Erfurt die Sektionsleitung Fußball des SC bzw. dann die Leitung des FC erkannt, dass man die Spieler an den Club über solche materiellen Dinge binden müsse. Mit Hilfe der Bezirksleitung der SED wurde der kurz- fristige Autokauf nun möglich.

39

1970/71 bis 1980: Das Jenaer System läuft, die Erfurter Kopie nicht

Allgemein-sportliche Entwicklung

Die in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre durch zahlrei- che Zugänge von anderen Oberligamannschaften verstärkte Mannschaft des FC Rot-Weiß Erfurt konnte die Erwartungen eines oberen Tabellenplatzes zwar nicht erfüllen, erreichte jedoch gesicherte Mittelfeldplatzierungen.

Die Macht der Trägerbetriebe soll eingeschränkt werden

Doch Ende 1969 sollte der DFV der DDR einen neuen Fußballbe- schluss veröffentlichen, der ab der neuen Saison 1970/71 galt. Der seit 1965/66 vorherrschende große Einfluss der Trägerbetrie- be auf die FC sollte gebrochen werden. Infolge dieses Beschlus- ses wurde nun auch streng darauf geachtet, dass die berufliche Qualifikation eines Spielers für dessen Einstellung beim Träger- betrieb in Beziehung stand und damit sank die durchschnittliche Entlohnung deutlich. Die FC-Spieler verdienten ab Sommer 1970 mit dem Leistungssport Fußball nur noch sehr wenig Geld. Ge- nau diese deutlichen Einnahmerückgänge für Spieler und Funk- tionäre führten Anfang der 1970er-Jahre zum Abgang einiger Leistungsträger (z.B. Rudi Dittrich, Harald Wehner, Erwin Seifert, Rainer Trölitzsch, Dieter Weiß) aus einer rot-weißen Mannschaft, die ab 1966 aus guten Nachwuchsspielern und solchen anderer Oberligamannschaften aufgebaut worden war.

41 Da es für Spieler anderer FC oder BSG wieder unattraktiv geworden war, nach Erfurt zu wechseln, wurden zwangswei- se junge Spieler, oftmals aus dem eigenen Nachwuchs, wie beispielsweise Rüdiger Schnuphase, Wilhelm Laslop, Albert Krebs, Wolfgang Benkert oder Reinhard Häfner in die Mann- schaft eingebaut. Der Verlust an fußballerischer Substanz und wohl auch an ausreichender Motivation durch den Fußballbe- schluss von 1969/70 war allerdings so einschneidend, dass die Oberliga in der Saison 1970/71 nicht gehalten werden konnte und der FC Rot-Weiß somit erneut abstieg. Aber auch diesmal währte der Aufenthalt in der DDR-Liga nur ein Jahr, zum Sommer 1972 konnte der prompte erneute Aufstieg in die Oberliga gefeiert werden. Bis zum Ende der DDR-Oberliga ge- hörte der ­FC ­Rot-Weiß Erfurt von nun an immer dazu.

Bundesarchiv, Bild 183-P0412-0020 Helmut Schaar Spielszene aus: FC Rot-Weiß Erfurt – 1. FC Magdeburg 2:3 vom 12. April 1975

42 Mehrere Trainerwechsel und Mittelmaß in Erfurt

Der im Sommer 1970 zum Cheftrainer aufgestiegene ­Gerhard Bäßler wurde aufgrund des Abstiegs nach nur einem Jahr wieder abgelöst. Mit Siegfried Vollrath sollte ein ehemaliger Spieler der Turbine-Meistermannschaft von 1954 und 55 wieder langfristigen Erfolg nach Erfurt holen, aber auch dies gelang nur im ersten Jahr, als der sofortige Wiederaufstieg errungen wurde. Nur mit Mühe konnte sich der FC Rot-Weiß Erfurt in der Saison 1972/73 in der Oberliga halten und er- reichte den zwölften Tabellenplatz. Dieser sportliche Miss- erfolg, dazu veraltete Trainingsmethoden und Mängel in der Mannschaftsführung brachten die Clubleitung in Absprache mit der Bezirksleitung der SED dazu, den Trainer erneut aus- zuwechseln, der dritte Trainerwechsel in vier Jahren. Doch anstelle eines neuen, von außen kommenden Mannes wur- de nun wieder Gerhard Bäßler als Trainer der Oberligamann- schaft eingesetzt. Größere sportliche Erfolge wurden von den Abgängen von Reinhard Häfner zur SG Dynamo im Jahr 1971, von dem in Erfurt zum Nationalspieler gereiften Rüdiger Schnu-

TNN, 6.6.77, Jg. 27/132:

, der den Erfurtern selbstverständlich in der kommenden Saison besonders fehlen wird, hat sich auf eigenen Wunsch dem FC Carl Zeiss Jena angeschlossen. Lindemann, der in wenigen Tagen 28 Jahre alt wird, lockte selbstverständlich die UEFA-Cup-Teilnahme der Jenaer, wobei verständlich ist, dass er sicherlich auch noch mit einer Beru- fung zur A-Nationalmannschaft liebäugelt. Keine Frage, dass es Gerhard Bäßler und seinen Männern äußerst schwer fallen wird, den bisherigen Regisseur des eigenen Spiels zu erset- zen.“

43 phase 1976 zum FC Carl Zeiss Jena und von Lutz Lindemann 1977 zum gleichen Club verhindert. Dazu kam, dass die besten Nachwuchsspieler des Bezirks Erfurt, wie z.B. Stefan Meixner, Fred Steinborn oder Stefan Böger aufgrund des Schwerpunktstatus des FC Carl Zeiss ebenfalls nach Jena delegiert wurden. Wurde ein Spieler im Gegenzug für eine solche Delegierung vom FC Carl Zeiss an den FC Rot-Weiß gegeben, z.B. Klaus Schröder oder Hartmut Molata, dann war diese keine sportliche Verstärkung. Wie schon rund ein Jahrzehnt zuvor unter Martin ­Schwendler sollte mit Manfred Pfeifer, der ab Sommer 1978 der neue Trainer wurde und vorher den 1. FC Lokomo- tive Leipzig trainiert hatte, auf sportlicher Ebene ein nach der Bäßler-Ära dringend nötiger Professionalisierungs- schub einsetzen. Nachdem bereits 1976 die aus dem eige- nen Nachwuchs stammenden Spieler wie Jörg Hornick oder Jürgen Heun in die Oberligamannschaft integriert wurden, verstärkte man diesen Kurs unter Pfeifer. Nun rückten sol- che Spieler wie Josef Vlay, Martin Busse, Uwe Becker oder Bernd Nemetschek nach, die zum einen die KJS Erfurt als Fußballer durchlaufen hatten und die im Sommer 1978 in der zwei Jahre zuvor neu geschaffenen Nachwuchsoberliga die Meisterschaft feiern konnten. Das Setzen auf den eigenen Nachwuchs geschah zum einen aus der Stärke dieses Jahrgangs und zum anderen aus der weiterhin fehlenden Attraktivität des FC Rot-Weiß für Spitzenspieler anderer Oberligamannschaften aufgrund der im Vergleich zum FC Carl Zeiss unzureichenden finan- ziellen, materiellen und sozialen Möglichkeiten der Erfur- ter. Mit dem Wechsel Armin Romstedts von der BSG Motor Weimar zum FC Rot-Weiß Erfurt gelang es der Clubleitung im Jahr 1979 endlich einmal, einen Spieler nach Erfurt zu ho- len, der sich trotz eines Angebots des FC Carl Zeiss für die Bezirkshauptstadt entschied. Die Bilanz der beiden FC gegeneinander in den 1970er-Jah- ren war mehr als eindeutig und spiegelt die damalige domi-

44 nierende Rolle des FC Carl Zeiss Jena im Thüringer Fußball wider. Bei fünf Unentschieden stehen nur drei Erfurter Sie- ge den elf Jenaer Erfolgen gegenüber. Der sportliche Höhe- punkt der Rivalität war dabei das Endspiel um den FDGB-Po- kal am 17. Mai 1980, welches der FC Carl Zeiss nach einem 1:1-Unentschieden nach regulärer Spielzeit noch mit 3:1 in der Verlängerung für sich entscheiden konnte.

Hans Meyer als vermeintliche Kurzzeitlösung

Auf Druck des DTSB und des DFV der DDR wurde Georg Buschner im Mai 1970 Trainer der DDR-Nationalmannschaft, wobei er allerdings noch bis zum Sommer 1971 zugleich den FC Carl Zeiss Jena betreute und mit seiner Mannschaft noch einmal Vizemeister wurde. Seinem seit Sommer 1970 amtierenden Assistenztrainer trug ­Buschner bereits im Wintertrainingslager Anfang 1971 die hauptver- antwortliche Trainertätigkeit für die erste Mannschaft ab der folgenden Saison an. Nach der Beendigung der ungeliebten Nationaltrainertä- tigkeit, um die Buschner laut eigener Aussage schon 1972 und dann jedes Jahr erneut bat, glaubte er in Jena als Trainer der Oberligamannschaft wieder eingesetzt zu werden. Der Trainerneuling Hans Meyer hatte in der ersten Saisonhälfte 1971/72 mit der fehlenden Akzeptanz zum einen eines Teils der im Zeiss-Werk arbeitenden Fußballanhänger, die eine Unterschriftensammlung zur Ablösung Meyers starteten, und zum anderen von Teilen der Mannschaft zu kämpfen. Dabei ging es von heftigen Diskussionen über Training und Taktik bis hin zu Verweigerungen der taktischen Vorgaben. Erschwerend kam hinzu, dass die finanziellen Motivations- und Bestrafungsmöglichkeiten Anfang der 1970er-Jahre auf- grund des Fußballbeschlusses von 1969/70 nicht nur beim FC Rot-Weiß Erfurt, sondern auch beim FC Carl Zeiss Jena er- heblich eingeschränkt waren.

45 Bundesarchiv, Bild 183-P0405-028 Peter Liebers FC Carl Zeiss Jena – FC Rot-Weiß Erfurt 1:0 am 5. April 1975

Jenaer Erfolge auch unter Hans Meyer

Durch das Aussortieren einzelner besonders widerspens- tiger Spieler wie z.B. Michael Strempel, mit wieder zu- nehmenden finanziellen Stimulierungen und einer auf die Trainingsmethodik Buschners zurückgreifenden Konstanz und Härte gelang es Hans Meyer dennoch, seine Position zu festigen und so konnte der FC Carl Zeiss Jena vor allem in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre auf nationaler Ebene weitere Erfolge feiern. In den Jahren 1973, 1974 und 1975 wurde die Mannschaft jeweils Vizemeister und holte 1972 und 1974 zweimal den FDGB-Pokal, zum einen nach einem 2:1-Finalsieg gegen und zum anderen

46 Bundesarchiv, Bild 183-N0414-008 Rainer Mittelstädt Der Jenaer Mannschaftskapitän Peter Ducke nach dem Sieg im FDGB-Pokalfinale FC Carl Zeiss Jena – SG Dynamo­Dre sden 3:1 am 13. April 1974

nach einem in der Verlängerung erkämpften 3:1-Sieg gegen den gleichen Gegner. Dabei profitierte der FC Carl Zeiss zu Beginn der 1970er-Jahre von der im Zeitraum 1966-70 mit zahlreichen Spitzenspielern verstärkten Mannschaft. Die Stellung Jenas im DDR-Fußball war in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre dominant geworden und diese Dominanz wurde durch den vom FC Carl Zeiss berufenen Nationaltrainer Buschner in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre noch verstärkt. Ein Großteil der Nationalmannschaft wurde durch den Jenaer Club ge- stellt, sodass beispielsweise bei der Weltmeisterschaft 1974 zum Aufgebot immerhin sieben Jenaer Spieler gehörten.

47 Bundesarchiv, Bild 183- R0911-0027 Peter Liebers Spielszene aus: FC Carl Zeiss Jena – BSG Stahl Riesa 4:2 am 11. September 1976

Spitzenspieler wechseln nun seltener zum FC Carl Zeiss Jena

Diese Dominanz und die nationalen sportlichen Erfolge des FC Carl Zeiss Jena wurden im Laufe der 1970er-Jahre jedoch weniger. Zwar konnten 1970 mit Eberhard Vogel vom FC Karl- Marx-Stadt und mit von der BSG Stahl Rie- sa noch einmal zwei Nationalspieler geholt werden, aber die Zeit der Verstärkungen mit Spitzenspielern anderer Ober- ligamannschaften war für Jena so gut wie vorbei. Mit kam im Sommer 1973 ein weiterer Nationalspieler vom HFC Chemie nach Jena, aber dieser blieb nur eine Sai- son. Zweimal waren die Jenaer Clubfunktionäre allerdings langfristig erfolgreich: 1976 holten sie vom FC Rot-Weiß Er- furt den Nationalspieler Rüdiger Schnuphase und ein Jahr

48 später mit Lutz Lindemann, ebenfalls vom FC Rot-Weiß, einen Spieler, der unmittelbar nach seinem Wechsel nach Jena zur DDR-Nationalmannschaft stieß. Diese beiden Wechsel konn- ten jedoch nur gelingen, weil der FC mit Georg Buschner als Nationaltrainer ein stimmberechtigtes Mitglied des Büros des Präsidiums des DFV der DDR, und damit des entschei- denden Gremiums im Fußballverband, besaß. Es bleibt zu vermuten, dass der Einfluss Wolfgang Biermanns, ab Ende 1975 Generaldirektor des Kombinats VEB Carl Zeiss, und mit guten Verbindungen zu führenden SED-Politikern in Berlin, keine unwichtige Rolle hierbei spielte.

Das Volk, 10.9.77, Nr. 215, 33. Jg., S. 8:

„Gerhard Bäßler konstatierte indessen mit Wehmut, dass ja eigentlich insgesamt fünf der sieben Tore [Jena gewann 5:2 gegen Erfurt am 9.9.77, M.K.] auf das Konto von Erfurtern kamen, und das kann man sicher nachfüh- len. Doch hilft ja nun alles nichts: Schnuphase und Lin- demann spielen für Jena und können dort den Fußball unserer Republik nun international vertreten. Und das ist wohl – über den Rand der Lokalbrille hinausgesehen – nicht gerade ein Grund zum Zähneknirschen.“

Notwendiger Rückgriff auf eigenen Bezirk Gera

Weil die angestrebten Wechsel weiterer Spitzenspieler nach Jena, wie z.B. 1975 von , nun nicht mehr funktionierten, war der verstärkte Rückgriff auf den eigenen Bezirk notwendig. Insbesondere die BSG Wismut Gera muss- te immer wieder ihre besten Spieler zum FC Carl Zeiss dele- gieren, so zum Beispiel 1971 und 1978 Gerhard Hoppe, 1975 Udo Korn oder 1978 Matthias Kaiser. Auch der Einbau der

49 Bundesarchiv, Bild 183-R1009-0031 Joachim Spremberg Spielszene aus: 1. FC Union Berlin – FC Carl Zeiss Jena 2:1 am 9. Oktober 1976

besten Nachwuchsspieler aus dem Bezirk und aus dem ei- genen Nachwuchs wurde nun verstärkt notwendig. Es rächte sich nun für den FC Carl Zeiss, vor allem in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre zumeist nur auf auswärtige Verstärkungen gesetzt und die gezielte Förderung und Sichtung des eigenen Nachwuchses vernachlässigt zu haben.

Ausweitung des Jenaer Einzugsgebietes auf den Bezirk Suhl

Weil der Bezirk Gera als Einzugsgebiet des Jenaer Clubs ei- ner der kleinsten und der bevölkerungsärmsten der DDR war, drängte die Clubleitung im Verbund mit dem BV Gera

50 des DTSB und der Bezirksleitung der SED vor dem Hinter- grund ihres Status als Schwerpunktclub auf eine Erweite- rung dieses Gebiets. Mitte der 1970er-Jahre wurde so vom DTSB und DFV der DDR festgelegt, dass von nun an der Bezirk Suhl ebenso als Einzugsgebiet des FC Carl Zeiss zu gelten habe und dass die besten ein bis zwei Nachwuchs- spieler jedes Jahrgangs aus dem Bezirk Erfurt ebenso nach Jena zu delegieren sind. Doch die Wirkung dieser den Nachwuchs des FC stärkenden Beschlüsse und die besse- re Sichtung im eigenen Bezirk Gera ließen auf sich warten, sodass die sportlichen Erfolge der Oberligam­ annschaft in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre geringer wurden. „Der Jenaer Club ist nach der Ära Buschner wieder ein ganz normaler Fußballclub geworden wie jeder andere auch.“ (Lothar Kurbjuweit) In den Jahren 1977 und 1979 konn- te die Mannschaft noch einmal den jeweils ­dritten Platz in der Meisterschaft belegen und am Ende der Saison 1979/80 in einem direkten Thüringenduell gegen den FC Rot-Weiß Erfurt nach einem 3:1-Sieg nach Verlängerung den FDGB-P­ okal holen.

Privilegien für Spieler und Funktionäre

Im Laufe der 1960er-Jahre und vor allem nach der Gründung der Fußballclubs 1966 wurden die Spieler unabhängig von ihrer Qualifikation in immer höhere Lohngruppen einge- stuft. Das Ziel der Clubs war es, den Einkommensteil des betrieblichen Gehalts so hoch wie möglich zu gestalten, um zum einen die besten Spieler der eigenen Mannschaft an sich zu binden und zum anderen um für gute Spieler ande- rer Mannschaften attraktiv zu sein. Dies alles widersprach den Beschlüssen des DFV der DDR und des DTSB und blieb letztlich dessen Bundesvorstand nicht verborgen, der wie- derum im Vorfeld des Fußballbeschlusses von 1969/70 das ZK der SED darüber informierte.

51 Der FC Rot-Weiß Erfurt Trainer und einen Großteil der Mann- schaft

Ein wichtiger Bestandteil des Fußballbeschlusses von 1969/70 beinhaltete dann auch die strikte Kopplung der Löhne und Gehälter der Fußballer an deren berufl icher Qua- lifi kation. Vor diesem Hintergrund wird die im Sommer 1970 plötzlich geänderte Vorgehensweise beim FC Rot-Weiß hin- sichtlich der Spielergehälter verständlich. In übereifrigem Gehorsam reagierte nun die Clubleitung. Im Sommer 1970 wurden von einem Tag auf den anderen sowohl das zweite Monatsgehalt als auch alle Prämien gestrichen und die Ge- hälter der Spieler bei den Betrieben streng nach deren Quali- fi kation ausgerichtet. Aufgrund der Professionalisierung der

Bundesarchiv, Bild 183-R0512-0048 Jürgen Ludwig Spielszene aus: FC Rot-Weiß Erfurt – BFC Dynamo 1:3 vom 12. Mai 1976

52 Spieler waren aber diese Weiterbildungen zu kurz gekommen, sodass die Spieler oftmals nur einen einfachen Berufsab- schluss besaßen. Damit wurden sie jedoch mindestens eine, teilweise sogar zwei bis drei Lohngruppen tiefer eingestuft. Zwischen großen Teilen der Mannschaft und der FC-L­ eitung, die den DTSB-Beschluss durchsetzen musste, kam es in der ersten Hälfte der Saison 1970/71 zu lang anhaltenden Aus- einandersetzungen.

Beginn einer massiven Weiterbildungswelle

Wenn die Spieler in den Trägerbetrieben nur noch streng nach Qualifikation entlohnt werden durften, der FC seine Stamm- spieler aber möglichst halten wollte, dann blieb als erster Ausweg, möglichst viele Fußballer möglichst leicht höher zu qualifizieren. Beim FC Rot-Weiß Erfurt begannen daraufhin so gut wie alle Spieler mit unterschiedlichsten Weiterbildungen. An dieser Qualifizierungswelle sollte sich beim FC Rot-Weiß in den 1970er-Jahren nichts mehr ändern. Für das Jahr 1974 ist ein Dokument überliefert, welches das Ausmaß dieser Maßnahmen aufzeigt. Von insgesamt 19 Spielern der Ober- ligamannschaft studierten fünf Spieler an der Außenstelle ­Erfurt der DHfK, ein Spieler an der Friedrich-Schiller-Univer- sität Jena, zwei Spieler an der Ingenieurschule in Schmalkal- den, sieben Spieler besuchten einen Meisterlehrgang und zwei Spieler waren bereits Meister.

Einstufung in höhere Tarife und Qualifizierungen

Ein zweiter Ausweg für den FC Rot-Weiß Erfurt, um seine bes- ten Spieler nach dem Fußballbeschluss von 1969/70 bei den Betrieben möglichst hoch entlohnen zu lassen, war die Eingliederung in einen anderen Tarif. Wie bereits beschrie- ben wurde hierfür das Kombinat VEB Umformtechnik als

53 Bundesarchiv, Bild 183-P1101-0023 Peter Liebers Spielszene aus: FC Carl Zeiss Jena – BFC Dynamo 3:0 am 1. Novem- ber 1975 einstellender Betrieb gewonnen. Bekamen die Spieler Mitte der 1970er bei Umformtechnik zunächst zwischen 650,- und 750,- M monatlichen Lohn, so waren es am Ende des Jahr- zehnts dann schon bis zu 1200,- M. Der Fußballbeschluss 1969/70 mit seiner strengen Kopplung der betrieblichen Löhne und Gehälter an die Qualifikation der Spieler betraf auch den FC Carl Zeiss Jena. Auch hier setzte eine massive Qualifizierungswelle ein. Aufgrund der Kopplung der Qualifikation waren die in den 1970er und 1980er-Jahren gezahlten Löhne und Gehälter bei Zeiss höher als die bei der Optima, aber niedriger als die bei Umformtechnik. Zwischen 800,- und 1000,- M erhielten die Spieler vom Werk monatlich. Lediglich jüngere Spieler, die sich erst einen Stammplatz in der Oberligamannschaft erkämpfen mussten, wurden mit 600,- bis 700,- M geringer entlohnt.

54 Kaum Prämien in Jena Anfang der 1970er-Jahre

Die Auswirkungen des Fußballbeschlusses von 1969/70 machten auch vor dem FC Carl Zeiss Jena nicht halt. Nach- dem in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre und auch noch in der Saison 1969/70 hohe Geldsummen an die Spieler für Punkte, Tore und Meisterschaften ausgezahlt worden waren, hörten diese illegalen Zahlungen ab Sommer 1971 dann schlagartig auf. Der FC war dem Bundesvorstand des DTSB nunmehr direkt unterstellt und die Angst vor Entdeckung die- ser Prämienpraxis bei einer der zahlreichen Kontrollen damit entsprechend hoch.

Laxe Kontrollen des DTSB führen zur Wiederaufnahme der ­alten Praxis

Nach der Erkenntnis, dass die Kontrollen des DTSB weniger gründlich und seltener als befürchtet ausfielen, wurden spä- testens 1972/73 die Spielprämien schrittweise wieder er- höht. Mit Billigung des Generaldirektors Helmut Wunderlich konnten die Spieler des FC Carl Zeiss Mitte der 1970er-Jahre für einen Sieg wiederum 500,- M bis 700,- M erhalten. Die Prämienhöhen schossen unter Wolfgang Biermann in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre erheblich nach oben. Die Auszahlungen der Prämien erfolgten aufgrund der Launenhaf- tigkeit Biermanns allerdings nicht kontinuierlich: „Biermann hat sich an keine Regel gehalten. Es gab vor der Saison eine Zusammenkunft mit den Spielern und Trainern im Hochhaus bei Zeiss. In diesem Zeiss-Hochhaus durften wir dann in die zehnte oder zwölfte Etage fahren. Biermann hat gesessen wie ein Patriarch, ganz weit vorne, hat leise gesprochen und hat die Ziele definiert und hat uns dann gesagt, was wir erreichen können. Da gab es eine gestaffelte Siegprämie nach Tabel- lenplatz. Und wenn du um den dritten Platz gespielt hast, gab es für den Sieg 400 oder 500 M. Für den zweiten Platz gab es

55 1000, für den ersten Platz gab es vielleicht 1500. Aber wenn du nicht gewonnen hast, dann hat er gar nichts bezahlt. Es gab ja nichts Schriftliches, du hattest keinen Vertrag, es gab nur diese Absichtserklärung.“ (Lutz Lindemann)

Willkür des Zeiss-Generaldirektors

Im Normalfall, also wenn der Generaldirektor bei den vorher getätigten Absprachen blieb, gab es pro Heimsieg zumeist zwischen 400,- M und 500,- M, bei Unentschieden die Hälfte und bei Auswärtsspielen das jeweilig Doppelte. Bei besonders prestigeträchtigen Spielen, z.B. gegen den 1. FC ­Magdeburg, die SG Dynamo Dresden oder den BFC ­Dynamo, legte der ­Generaldirektor die Prämien auf 900,- M bis 1000,- M fest, bei Auswärtsspielen ebenfalls das Doppelte. Prämien für das Weiterkommen in den Europapokalwett- bewerben wurden zusätzlich gezahlt und waren in der Regel wesentlich höher als die für Oberligasiege gezahlten Gelder. Einige Male profitierten die Fußballer von den Auslandsver- tretungen des Kombinats VEB Carl Zeiss, denn bei den dorti- gen Auswärtsspielen erhielten sie Barsummen in der jeweili- gen Landeswährung, so z.B. vor dem Spiel in Belgrad gegen Roter Stern im Oktober 1979.

Gleiche Prämienpraxis in Erfurt, aber deutlich geringere ­Beträge

Die Entwicklung der durch den FC ausgezahlten Spielprämi- en verlief in Erfurt nur am Beginn der 1970er-Jahre ähnlich zu derjenigen in Jena. Auch beim FC Rot-Weiß gab es nach dem Inkrafttreten des Fußballbeschlusses von 1969/70 aus Angst vor Kontrollen des DTSB eine umgehende Be- endigung der Auszahlung von Spielprämien. Aber auch in Er­ furt dauerte diese Phase, in der keine oder nur sehr

56 ­geringe Spielprämien gezahlt wurden, nur ein bis zwei Jah- re an. Diese Prämien für die Spieler des FC Rot-Weiß stiegen im Verlauf der 1970er-Jahre zwar an, überschritten das Ni- veau von 300,- M pro Sieg und Spieler, bei Unentschieden 150,- M jedoch nicht. Damit waren diese vor allem in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre und nach dem Beginn der Ära des Generaldirektors Wolfgang Biermann beim Kombi- nat VEB Carl Zeiss deutlich geringer als die Spielprämien für die Spieler des FC Carl Zeiss.

Das Kombinat VEB Umformtechnik als weiterer Geldgeber in Erfurt

Neben der Optima konnte das Kombinat VEB Umformtechnik nicht nur als anstellender Betrieb, sondern auch als ein wei- terer Geldgeber für diese Prämienzahlungen mit Hilfe und auf Druck der Bezirksleitung der SED gewonnen werden. Diese finanziellen Zuwendungen waren in den 1970er-Jahren noch auf niedrigem Niveau, ca. 10.000,- bis 20.000,- M wurden in den 1970er-Jahren pro Jahr an den FC Rot-Weiß überwiesen bzw. ausgezahlt.

Vollprofis in Erfurt und in Jena auch in den 1970-Jahren

In den ersten Jahren der 1960er-Jahre kam es beim SC Mo- tor Jena und dann ab 1966 auch beim FC Rot-Weiß Erfurt zur vollständigen Arbeitsfreistellung der Fußballer. Damit war bei beiden Mannschaften, wenn auch zeitlich versetzt, der pro- fessionelle Spieler eingeführt worden und das unterschied sie nicht von anderen Oberligamannschaften. Die Spieler wurden bis zum Ende der DDR zur Wahrung ihres Amateur- status offiziell bei den Trägerbetrieben angestellt und auch bezahlt. Die Öffentlichkeit wurde darüber bewusst nicht oder falsch informiert.

57 Trabant in Erfurt, Polski-Fiat in Jena

Die Frage der PKW war aus zwei Gründen weiterhin sehr wich- tig, sowohl für die Spieler als auch für den FC selbst. Während bei den Erfurter Spielern in den 1970er-Jahren der Besitz ei- nes PKW Trabant die Regel war, wurde beim FC Carl Zeiss Jena aus Prestigegründen darauf geachtet, dass die Spieler ein für DDR-Verhältnisse möglichst großes Auto fuhren und das wur- de den Spielern auch nahe gelegt. Die Clubleitung des FC Rot-Weiß hatte es durch die Hilfe der Bezirksleitung der SED zwar inzwischen geschafft, dass die Spieler sich theoretisch zwar alle zwei oder drei Jahre ein neues Auto aus deren Sonderkontingent kaufen, dies aber aufgrund der finanziellen Lage nicht immer konnten. Zumeist beschränkte sich dies dann auf einen Trabant, denn für einen

http://de.wikipedia.org/wiki/Polski_Fiat_125p Beliebtes Auto bei den Jenaer Spielern und Funktionären: der Polski Fiat 125p

58 größeren PKW reichten die Einnahmen durch Lohn/Gehalt und Spielprämien oft nicht aus. Beim FC Carl Zeiss war das nur zu Beginn der 1970er-Jah- re ähnlich, denn um 1971 erhielten auch die Jenaer Spieler nur wenige bis gar keine Spielprämien. Spätestens ab Mitte der 1970er-Jahre stieg dies aber deutlich an, denn der neue Generaldirektor Biermann versuchte, nationale wie interna- tionale Erfolge mit sehr viel Geld zu erreichen. Daher konn- ten die Spieler Jenas sich die zu DDR-Zeiten erhältlichen gro- ßen Autos, wie z.B. Wartburg, Skoda, Lada oder Polski Fiat auch leisten.

In Erfurt wird die Wohnungsfrage gelöst

Die Frage der Bereitstellung von Wohnungen für die Erfurter Spieler war in den 1970er-Jahren endgültig gelöst. Die Stadt Erfurt war nun willens und in der Lage, diese Wohnungen dem FC in ausreichender Anzahl zur Verfügung zu stellen, selbst 3- und 4-Raum-Wohnungen für Spieler mit Familien waren

Bundesarchiv, Bild 183-N0304-344 Jürgen Ludwig Neubaugebiet Rieth in Erfurt im Jahr 1974

59 nun problemlos zu erhalten und durch den FC teilweise auch renoviert. Oftmals wurde die Vergabe der Wohnung wie auch weiterer Privilegien an die sportlichen Leistungen der Spie- ler gekoppelt, d.h. in den meisten Fällen profitierten nur die Stammspieler der Oberligamannschaft davon.

Wohnungen und Häuser zur Bindung der Spieler in Jena

Um die Spieler in Jena an sich zu binden, gehörte die bevor- zugte Vergabe von Wohnungen und Häusern der Carl-Zeiss- Stiftung an langjährige und verdienstvolle Spieler seit Ende der 1950er-Jahre zur Strategie der Clubleitungen in Jena. Da- ran änderte sich auch in den 1970er-Jahren nichts, die Un- terstützung wurde durch den neu berufenen Generaldirektor Biermann ab 1975 eher noch größer. Weiterhin wurden den besten und verdienstvollen Spielern auch Häuser der Carl- Zeiss-Stiftung zum Kauf angeboten. Für einen Preis von zu- meist 15.000,- M waren diese Häuser zu erhalten. Aufgrund der sehr hohen Spielprämien unter Biermann war dieser Kauf oder der Kauf eines Hauses, welches nicht von der Carl-Zeiss- Stiftung stammte, finanziell für die Spieler kein Problem.

Abnahme der alltäglichen Sorgen und Probleme

Alles, was direkt durch eine Einrichtung des VEB Carl Zeiss oder indirekt durch den Einfluss von Zeiss in der Stadt erreicht werden konnte, wurde für die Spieler möglich gemacht, das ging von den bereits beschriebenen bevorzugten Wohnungs- vergaben bis hin zu Plätzen in Kindergärten, Ferienheimen, Hilfen aus den Auslandsvertretungen von Zeiss und zu Son- derkrediten mit besonders günstigen Konditionen. Die guten Beziehungen zum Trägerbetrieb VEB Carl Zeiss und ab 1975 vor allem auch zum Generaldirektor Wolfgang Biermann wa- ren dabei der Schlüssel in der Umsetzung dieser Fürsorge.

60 In Erfurt hatte die privilegierte Nutzung der Sozialeinrich- tungen des VEB Optima in der zweiten Hälfte der 1960er-­ Jahre begonnen und wurde in den 1970er-Jahren dauer- haft fortgesetzt. Es war üblich, dass die Spieler und ihre ­Familien bevorzugt Plätze in den Ferienheimen und Kinder- gärten nicht nur der Optima, sondern verschiedener Erfurter Betriebe­ erhielten.

61

1980 bis 1989: Die Revolution in Erfurt und Jenaer Mittelmaß

Allgemein-sportliche Entwicklung

Im Mai 1980 verlor der FC Rot-Weiß Erfurt gegen den FC Carl Zeiss Jena das Endspiel des FDGB-Pokals. Daraufhin wurde der langjährige Erfurter Clubvorsitzende Werner Günther nun endgültig von seiner Funktion entbunden. Dass 1980 nun endlich auch diese längst überfällige Personalentscheidung getroffen wurde, hing in erster Linie mit dem Wechsel an der Spitze der Bezirks­leitung Erfurt der SED zusammen. Mit Alois ­Bräutigam, der als Erster Sekretär von 1958 bis 1980 agierte, wurde ein SED-Funktionär abgelöst, der nur mäßiges Interesse an der Erfurter Mannschaft besaß. Im April 1980 wurde mit Gerhard Müller sein Nachfolger ernannt, bis dahin Zweiter Sekretär der Bezirksleitung Neubrandenburg. Mit ihm kam ein Fußballfanatiker auf diese Position und im Verbund mit Karl Heinz Friedrich, dem seit Oktober 1980 amtierenden neuen Vorsitzenden des FC ­Rot-Weiß, wurde in Erfurt in den folgenden Jahren der Versuch unter- nommen, in die Spitzengruppe der Oberliga vorzu- dringen. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Vorsprache beim Ersten Sekretär der SED-Bezirksleitung. Dort legte er seine Vorstellung eines dauerhaft in den internationalen Wettbewerben spielenden FC ­Rot-Weiß Erfurt dar.

63 Die Jenaer Verhältnisse werden nun in Erfurt kopiert

Mit Hilfe des fußballfanatischen Gerhard Müller als Ers- tem Sekretär der Bezirksleitung Erfurt der SED und Karl Heinz ­Friedrich als neuem Clubvorsitzenden wurde das, was er in Jena beim FC Carl Zeiss seit vielen Jahren beobachtet und erfahren hatte, nun auch in Erfurt angewandt. Karl Heinz Friedrich be- mühte sich um eine für DDR-Verhältnisse weitgehende Profes- sionalisierung aller Bereiche und setzte den Hauptschwerpunkt auf die deutliche Erhöhung der finanziellen Anreize für Spieler und Funktionäre. Bemüht wurde sich nun auch um die Verbes- serung der Repräsentation des FC, eine bessere Ausstattung mit Trainingsmaterialien, eine Verstärkung der medizinischen wie sozialen Betreuung und Verpflegung der Mannschaften des FC, vor allem jedoch der Oberligamannschaft, die Verbes- serung der Trainingsmöglichkeiten durch den Ausbau eines Trainingscamps in Dachwig und eine sprunghafte Zunahme der Spielprämien und anderer materieller wie sozialer Privilegien, welche durch den Druck und die Fürsprache der SED-Bezirkslei- tung auf einige Großbetriebe Erfurts ermöglicht wurden. In einigen Fällen mussten die Verantwortlichen jedoch gar nicht erst überzeugt werden. Insbesondere bei den Kombina- ten VEB Umformtechnik und VEB Mikroelektronik saßen an den entscheidenden Stellen ebenso Anhänger des FC Rot-Weiß. Diese förderten von nun an neben dem Trägerbetrieb Optima, wenn auch illegal, den Club großzügig. Karl Heinz Friedrich ge- lang es, dass der FC Rot-Weiß auch ohne Qualifikation für ei- nen Europacupwettbewerb internationale Freundschaftsspiele austrug. Beispielhaft sei der 3:2-Sieg gegen Eintracht Braun- schweig im März 1982 in einem lange vorher ausverkauften Georgij-Dimitroff-Stadion erwähnt. Vor diesem Hintergrund und der Ende der 1970er-Jahre herangeführten starken Erfurter Nachwuchsjahrgänge war die Erwartung, dass der FC Rot-Weiß Erfurt nun endlich die zur Teil- nahme an den Europacupwettbewerben notwendigen Tabellen­ plätze erreicht, groß.

64 Bundesarchiv, Bild 183-1985-1114-301 Heinz Hirndorf Jugendliche Fußballfans vom FC Rot-Weiß Erfurt im November 1985

65 Vielfache Trainerwechsel in Erfurt auch in den 1980ern

Unter dem Trainer Manfred Pfeifer erreichte die Mann- schaft 1980/81 und 1981/82 jeweils einen siebten Tabel- lenplatz. Als im Frühjahr der nachfolgenden Saison das Ziel des vierten Platzes wiederum in Gefahr geriet, wurde im April 1982 mit Siegmar Menz der bisherige Co-Trainer zum Cheftrainer befördert. Ihm traute die Bezirkslei- tung zu, die spielerisch veranlagte und offensivstarke Mannschaft in die oberen Tabellenregionen zu führen. Zehn Spieler seiner damaligen Nachwuchsoberligamann- schaft, die unter ihm die DDR-Meisterschaft in der Nach- wuchs-Oberliga errungen hatten, integrierte er in die Oberligamannschaft. Mit Menz erreichte der FC Rot-Weiß in der Saison 1982/83 den fünften Platz, die beste Platzierung seit dem 1955 errungenen Meistertitel des SC Turbine Erfurt. Die Rot-Weiß-Spieler Josef Vlay, Carsten Sänger, Andreas Winter, Wolfgang Benkert und Bernd Nemetschek spielten zu dieser Zeit in der DDR-Olympiaauswahl, die Erfurter Jürgen Heun und Martin Busse in der A-Natio- nalmannschaft. Doch der weitere Aufschwung blieb aus, notwen- dige namhafte Verstärkungen auf einzelnen Positionen fehlten, die Mannschaft stagnierte. Nach einem siebten Platz in der Saison 1983/84 musste Siegmar Menz den Posten des Cheftrainers räumen und Karl Heinz ­Friedrich konnte seinen Wunschkandidaten nach Erfurt holen: Hans Meyer, der einige Monate zuvor beim FC Carl Zeiss Jena von seinen Traineraufgaben aufgrund sportlichen Misserfolgs entbunden wurde. Meyer brachte aus Jena das trainingsmethodische Wissen mit und fand inzwi- schen beim FC Rot-Weiß ein professionelles Umfeld und eine spieltechnisch gute und offensivstarke Mann- schaft inklusive des aus Jena zurückgekehrten Rüdiger ­Schnuphase vor.

66 Erfurt bleibt dennoch nur Mittelmaß

Aber auch ihm gelang es nicht, mit Erfurt in die Riege der Schwerpunktclubs einzudringen. Wieder konnten nur Mittel- feldplätze erreicht werden. Anders als in Jena von Mitte der 1950er bis Mitte der 1970er-Jahre gelang es dem FC Rot-Weiß Erfurt trotz aller nun ausreichend vorhandenen finanziellen Mittel und eines größeres Handlungsspielraums gegenüber DTSB und DFV der DDR nicht, sich mit Spitzenspielern ande- rer Oberligamannschaften, welche die Mannschaft hätten führen können, weiter zu verstärken. Nachdem aufgrund des ausbleibenden Erfolgs 1986 bereits der Clubvorsitzende Karl Heinz Friedrich auf Entscheidung der Bezirksleitung der SED abgelöst wurde, und nachdem sich zwischen Teilen der Mannschaft und dem Trainer immer größer werdende Diffe- renzen auftaten, traf dies im Frühjahr 1987 schließlich auch Hans Meyer. Und wieder wurde, wie schon einmal mit Gerhard Bäßler 1973, ein bereits gescheiterter und abgelöster Fußballtrainer auf Betreiben der Bezirksleitung und durch die Fürsprache des Bezirksvorstands Erfurt des DTSB reaktiviert und wieder für die Oberligamannschaft des FC Rot-Weiß Erfurt eingesetzt. Manfred Pfeifer übte dieses Amt aber nur noch bis zum Som- mer 1988 aus, eine sich verschlimmernde Krankheit ließ eine straffe Mannschaftsführung und die notwendige Präsenz im FC nicht mehr zu. Nach einer Saison und dem zwölften Platz kam es erneut zu einem Trainerwechsel beim FC Rot-Weiß, nun wurde der seit einigen Jahren erfolgreich als Trainer im Nachwuchsbe- reich des DFV der DDR arbeitende ehemalige Nationalspieler Wilfried Gröbner eingesetzt. Unter dem neuen Clubvorsitzenden Rainer Döhling wur- de das bisher praktizierte System der Geldbeschaffung aus den Kultur- und Sozialfonds der Erfurter Großbetriebe weiter verfolgt, die Durchsetzungsfähigkeit und die Hartnäckigkeit Friedrichs fehlte aber. Die zugleich im Bezirk Erfurt finanzi-

67 ell aufrüstenden Betriebssportgemeinschaften, vor allem die BSG Robotron Sömmerda, waren in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre dann für einige Erfurter Oberligaspieler so ­attraktiv, dass sie dorthin wechselten (z.B. Martin Busse oder Josef Vlay). Aber auch mit Wilfried Gröbner stellte sich kein Erfolg ein, der FC Rot-Weiß Erfurt musste in der Saison 1988/89 sogar um den Verbleib in der Oberliga bangen und belegte am Ende wiederum nur einen zwölften Platz. In der ersten Halbserie 1989/90 blieb es beim Erfurter Club bei diesen sportlichen Leistungen, auch hier ging es wieder einmal gegen den Ab- stieg und der Trainer Gröbner wurde am Ende des Jahres von seinen Aufgaben entbunden.

Der FC Carl Zeiss Jenas sinkt auf Normalmaß

Der 1980 vom FC Carl Zeiss Jena zum vierten Mal gewonnene FDGB-Pokal war die Basis für die Teilnahme am Europacup der Pokalsieger in der nachfolgenden Saison 1980/81. Hier konnte man sich gegen den AS Rom, gegen den FC Valencia, gegen Newport County, gegen Benfica Lissabon durchsetzen und verlor erst im Endspiel am 13.5.1981 gegen den sow- jetischen Vertreter Dinamo Tiflis mit 1:2. Bis heute ist dies der größte internationale Erfolg des FC Carl Zeiss Jena. Auch national war der Club erfolgreich und wurde in der gleichen Saison erneut Vizemeister. Der FC wurde gerade in dieser er- folgreichen Saison durch den seit Mitte der 1970er-Jahre tä- tigen Generaldirektor des Kombinats VEB Carl Zeiss Wolfgang Biermann in einer für DDR-Verhältnisse einmaligen Art groß- zügig finanziell, materiell und sozial gefördert. Der FC Carl Zeiss war, mit Ausnahme der beiden Spieler des FC Rot-Weiß, Rüdiger Schnuphase und Lutz Lindemann, jedoch schon seit Anfang der 1970er-Jahre nicht mehr in der Lage, sich mit Spitzenspielern anderer Oberligamannschaf- ten zu verstärken. Georg Buschner war nicht mehr National-

68 trainer und konnte daher beim DFV der DDR nicht für den Jenaer Club Einfluss nehmen. Der bremsende Einfluss der SED-Bezirkssekretäre auf den Wechsel von Oberligafußbal- lern nahm stetig zu. Dazu kam ab ca. 1983, dass auch das Kombinat VEB Carl Zeiss von der schlechten wirtschaftlichen Lage der DDR betroffen war und Generaldirektor Biermann die noch bis 1981 gezahlten und für DDR-Verhältnisse im- mens hohen Spielprämien verringerte.

Wolfgang Biermann setzt mehrere Clubvorsitzende ein und wieder ab

Zusätzlich besaß Generaldirektor Biermann keine Geduld, die beim Aufbau einer neuen leistungsstarken Mannschaft notwendig gewesen wäre. Er glaubte an die rationale Plan- barkeit des Fußballs und an die direkte Abhängigkeit der Ergebnisse vom finanziellen Stimulus. Damit einher gingen häufige, von ihm veranlasste Wechsel an der Clubleitungs- spitze. Abgesehen vom Clubvorsitzenden Generaldirektor Ernst Gallerach, der dieses Amt im FC nur pro forma innehat- te und für den der damalig so genannte Clubsekretär Herbert Keßler den Club leitete, waren von der Wiedergründung des FC Carl Zeiss 1966 bis 1980 nur zwei Clubleitungsvorsitzende berufen worden, im Laufe der 1980er-Jahre dann aber immer- hin sechs. Ohne die Zustimmung des Generaldirektors lief keine dieser Personalentscheidungen ab, der Einfluss Bier- manns auf den FC war übergroß. Darüber hinaus orientierten sich viele andere FC und BSG am Jenaer Vorbild der Rund-um-Versorgung der Spieler und der hohen Spielprämien, sodass es immer unattraktiver wur- de, zum FC Carl Zeiss zu wechseln. Auf die Förderung des ei- genen Nachwuchses hatte man erst seit Mitte der 1970er-Jah- re gesetzt und profitierte dabei von den Zugängen aus dem Bezirk Erfurt aufgrund des Schwerpunktstatus in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre. Doch auch diese Quelle der Verstär-

69 kung sollte Anfang der 1980er-Jahre versiegen, der FC Rot-Weiß konnte sich unter seinem neuen Clubvorsitzenden Karl Heinz Friedrich hier erfolgreich wehren und letztlich durchsetzen.

Georg Buschner wird Berater des Zeiss-Generaldirektors

Dieses Bündel an Gründen war ausschlaggebend für die in den 1980er-Jahren abnehmenden sportlichen Leistungen des FC Carl Zeiss Jena. In der Saison 1981/82 konnte der für Jenaer Verhältnisse enttäuschende fünfte Platz erreicht werden, ein Jahr später wurde man dann Dritter. Die jeweils angestrebte Meisterschaft wurde klar verpasst und so zog Generaldirektor Wolfgang Biermann den ehemaligen Trainer des SC Motor/FC Carl Zeiss und der DDR-Nationalmannschaft Georg Buschner als Berater in Fragen des Fußballs heran. Weil Buschner mit seinen Methoden die größten Erfolge in der Oberliga erreicht hatte, meinte er, dass die Ausrichtung des Trainings auf ath- letische Komponenten den Erfolg wiederbringen würde.

Meyer wird entlassen, dann folgt Pfeifer, schließlich ­Kurbjuweit

Der Trainerstab um Hans Meyer wurde direkt wie indirekt davon unter Druck gesetzt. So führte ein in der Saisonvor- bereitung im Sommer 1983 überhartes und der Spezifik des Fußballs keine Rechnung tragendes Training zu einem sehr schlechten Saisonstart. Nach acht Spielen ohne Sieg und einer 0:5-Niederlage beim BFC Dynamo musste Hans Meyer und der Clubvorsitzende Hans Haßkarl gehen. Mit Dietmar Pfeifer wurde, auch auf Betreiben des im Hin- tergrund weiterhin tätigen Georg Buschners, ein bisher als Nachwuchstrainer des FC Carl Zeiss tätiger und dann mit der Oberligamannschaft völlig überforderter neuer Trainer beru- fen. Sein Debüt als verantwortlicher Trainer des Jenaer Clubs

70 Bundesarchiv, Bild 183-1988-0827-012 Jan Peter Kasper Spielszene aus: FC Carl Zeiss Jena – FC Hansa Rostock 2:0 am 27. August 1988

71 endete mit einer 4:6-Heimniederlage gegen die BSG Stahl Riesa und der FC Carl Zeiss stand nun auf dem letzten Tabel- lenplatz. Zwar konnte die Mannschaft in der Folge dann wie- der öfter Punkte holen, am Ende der Saison sprang aber nur ein zehnter Platz heraus. Im Sommer 1984 kam es daher erneut zu einem Trainer- wechsel. Lothar Kurbjuweit, der selber von 1970 bis 1983 für den FC Carl Zeiss gespielt hatte, wurde berufen. Mit ihm sollten sich die Leistungen der Jenaer Mannschaft wieder stabilisieren, aber nur noch einmal, in der Saison 1985/86, wurde mit dem dritten ein oberer Tabellenplatz erreicht. In den anderen Jahren kam der FC Carl Zeiss Jena auf gesicher- ten Mittelfeldplätzen an, die Erfolge der 1960er und 1970er- Jahre konnten bis 1989 nicht wiederholt werden. Im Jahr 1988 zog die Mannschaft zum siebten Mal in ein Endspiel

Bundesarchiv, Bild 183-1986-0906-007 Wolfgang Kluge Spielszene aus: 1. FC Lokomotive Leipzig – FC Carl Zeiss Jena 2:1 am 6. September 1988

72 um den ­FDGB-Pokal ein, allerdings unterlag man hier dem BFC Dynamo mit 0:2 nach Verlängerung. Nachdem der Start in die neue Saison 1989/90 misslang und der FC Carl Zeiss von den ersten fünf Spielen nur eines gewinnen konnte, wur- de Lothar Kurbjuweit auf Anweisung von Wolfgang Biermann vom Trainer­amt entbunden. Der in den 1970er-Jahren als Co-­ Trainer von Hans Meyer in Jena tätige wurde als neuer Trainer der Oberligamannschaft eingesetzt, doch mehr als sportliches Mittelmaß stellte der FC Carl Zeiss auch unter ihm nicht mehr dar.

Privilegien für Spieler und Funktionäre

Die zu Beginn der 1970er-Jahre noch streng gehandhabte Kopp- lung an die Qualifikation der Spieler weichte spätestens in den 1980er-Jahren wieder auf. In der Folge sank sowohl der Anteil studierender Spieler als auch der Anteil der sich in Weiterbil- dungen, z.B. den genannten Meisterausbildungen, befindlichen Spieler. In Jena und auch in Erfurt wurden die Spieler spätestens ab 1985 wie schon in den 1960er-Jahren mit leistungsabhängi- gen Zuschlägen besser eingestuft und damit höher bezahlt als gesetzlich erlaubt. Wenig später wurden in Jena dann auch die an der DHfK studierenden Spieler illegal in diese Regelung ein- bezogen. Durchschnittlich erhielten die Oberligafußballer des FC Carl Zeiss über diese Arbeitsverträge in den 1980er-Jahren zwischen 1000,- und 1400,- M monatlich. Das Gehalts- und Lohnniveau der Erfurter Oberligaspieler beim Kombinat VEB Umformtechnik befand sich in ähnlichen Dimensionen, ab Mitte der 1980er-Jahre dann auch beim VEB Optima. Ab 1986 wurde mit der Anstellung der studierenden Spieler des FC Carl Zeiss beim Bezirksvorstand Gera des DTSB eine noch bessere, weil legalere Regelung gefunden. Dieses Vorgehen wur- de mit einer Zeitverzögerung von ein bis zwei Jahren dann auch beim FC Rot-Weiß bzw. beim BV Erfurt des DTSB so gehandhabt. Weil dies jeweils zentral durch den Bundesvorstand des DTSB

73 vergebene Planstellen waren, unterschied sich deren Entloh- nung, die zwischen 1250,- und 1500,- M lag, nur unwesentlich.

Zusätzlicher „Gehaltsausgleich“ für die besten Jenaer Spieler

Ein Teil der Sponsorengelder wurde dagegen illegal für einen sogenannten Gehaltsausgleich einzelner Spieler verwendet. Zwischen 200,- und 1000,- M monatlich erhielten somit ein Großteil der Oberligamannschaft zusätzlich zu ihren jeweiligen Gehältern oder Stipendien. Die Revisionskommission des Kom- binats empfahl dem Generaldirektor, diese Erkenntnisse jedoch nicht an die Zentrale Revisionskommission des DTSB in Berlin zu übergeben, weil das „Rufbild des FC Carl Zeiss Jena erneut geschädigt würde“ (Anonym, MfS-Akte). Beim FC Carl Zeiss Jena wurden vermutlich schon seit 1987 und gesichert 1988 und 1989 diese zusätzlichen illegalen Ge- hälter an die besten sieben Spieler ausgezahlt. Im Durchschnitt bekamen diese Fußballer zu ihrem Zeiss- oder DTSB-Gehalt also noch einmal durchschnittlich 629,- M pro Monat zusätzlich. Mit dieser separaten, aber illegalen Gehaltszahlung konnte der FC Carl Zeiss Jena im Verbund mit dem Trägerbetrieb und den Sponsoren seinen besten Spielern ein um ca. 30% höheres Ein- kommen garantieren. Die Bindung an den FC bzw. die Attraktivi- tät für mögliche Neuzugänge war damit erheblich.

Immense Prämien Anfang der 1980er-Jahre beim FC Carl Zeiss Jena

In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre und in den ersten Jahren der 1980er erhielten die Spieler des FC Carl Zeiss Jena die mit Abstand höchsten Spielprämien. Je nach Lust und Laune des Zeiss-Generaldirektors Biermann wurden diese Prämien wäh- rend wichtiger und umkämpfter Spiele oftmals erheblich nach oben geschraubt. Zwei hierbei herausragende Beispiele sind

74 zum einen das Finale um den FDGB-Pokal im Mai 1980 und das Erreichen des Endspiels um den Pokal der Pokalsieger in der nachfolgenden Saison 1980/81. Der Generaldirektor Biermann, der auf der Tribüne während des FDGB-Pokalendspiels gegen den FC Rot-Weiß Erfurt saß, schickte während des lange Zeit umkämpften und unentschie- den stehenden Spiels zweimal seinen früheren Sportbeauftrag- ten und zum damaligen Zeitpunkt als Clubvorsitzender agieren- den Ernst Schmidt zum damaligen Cheftrainer Hans Meyer und ließ ihm die jeweilige Verdopplung der Siegprämie mitteilen. Aus den 1000,- M für jeden Spieler waren so im Laufe des Spiels 4000,- M geworden. In der nachfolgenden Saison 1980/81 konnte der FC Carl Zeiss Jena seinen größten internationalen Erfolg erreichen und zog in das Finale um den Pokal der Pokal- sieger ein. Nachdem der FC Carl Zeiss Jena schon im ersten Spiel der ersten Runde beim AS Rom mit 3:0 verlor, strich Biermann wie- der einmal alle Spielprämien, also auch die für gewonnene Oberliga- und FDGB-Pokalspiele. Weil sich Jena im Rückspiel gegen Rom aber durchsetzte, kam es nun zum anderen Extrem: der Generaldirektor Wolfgang Biermann ließ eine Prämie für das Weiterkommen in Höhe von 15.000,- bis 20.000,- M an jeden einzelnen Spieler übergeben, die Erinnerungen der befragten Zeitzeugen variieren hier, verweisen aber dennoch auf die au- ßergewöhnlich hohe finanzielle Belohnung. Für jede weiterge- kommene Runde ließ der Generaldirektor jedem beteiligten Spieler wiederum eine solche Prämie übergeben. Für vier über- standene Runden kamen so zwischen 60.000 bis 80.000,- M pro Spieler zusammen.

Der Berlusconi von Jena

In einigen Saisonphasen verdienten die Jenaer Fußballer da- bei so viel Geld, dass sie sich phasenweise nicht trauten, die gesamten Beträge auf ihr Konto einzuzahlen und somit grö-

75 ßere Summen Bargeld zu Hause aufbewahrten: „Für ein Spiel 5000 M, dann nochmal 7000, und dann mal 3000. Es gab Zeiten, da wusstest du mit dem Geld nicht wohin. Es war nicht so einfach für uns. Er hat dann auch für ein Europapokalspiel 20000 ausgezahlt, das gab es auch.“ (Lutz Lindemann) Und: „Wenn sie sich ein Haus kauften, war danach immer noch die Hälfte da. Biermann hat ein Stück Professionalität, so wie es heute üblich ist, versucht, in der DDR durchzusetzen. Mit er- heblichen Geldern. Und mit brutalem Leistungsdenken. Aber letztendlich hat er den FC Carl Zeiss in Dimensionen gepusht, die undenkbar waren. Er war so etwas wie der Berlusconi von Jena.“ (Bernd Stange)

Der FC Carl Zeiss gewinnt weitere Geldgeber

Die übergroße Unterstützung des Kombinats VEB Carl Zeiss für den FC in Person Wolfgang Biermanns, welche sich vor allem auch auf dem Gebiet der illegalen Prämiengelder aus- drückte, führte zwangsläufig zu einer völligen Abhängigkeit von den Launen dieses Generaldirektors und eben auch von der wirtschaftlichen Potenz des Kombinats. Als Biermann um 1982/83 feststellte, dass sich auch mit Millionen an Prä- miensummen keine Titel im Fußball erreichen ließen, und zugleich die wirtschaftliche Potenz des Kombinats kongruent zur Gesamtwirtschaftslage der DDR nachließ, kam die Ein- sicht, die finanziellen Lasten auf mehrere Schultern zu ver- teilen. Mit Erlaubnis Biermanns konnte so bereits 1983 das Kom- binat Feinkeramik Kahla als weiterer Unterstützer des FC Carl Zeiss Jena gewonnen werden. Die Werksleitung in Kahla über- wies dazu einen jährlichen Betrag von 30.000,- M. Grundlage hierzu war ein sogenannter Freundschaftsvertrag, der nach dem gleichen Muster wie der Vertrag zwischen dem FC und dem Kombinat VEB Carl Zeiss aufgebaut war. Weitere Freund- schaftsverträge mit anderen Betrieben und Institutionen ka-

76 men bis Ende der 1980er-Jahre hinzu. So zahlte beispielswei- se im Jahr 1987 der VEB Meliorationsbau Gera eine Summe von 100.000,- M, der VEB Landbau Gera 100.000,- M, der Rat des Bezirks Gera knapp 60.000,- M an den FC Carl Zeiss Jena.

Friedrichs Auftreten bringt dem Erfurter Club viel Geld

In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre war der Unterschied zwischen den Spielprämien beim FC Carl Zeiss Jena und ­denen, die beim FC Rot-Weiß Erfurt gezahlt wurden, erheb- lich größer geworden. Mit dem neuen Clubvorsitzenden Karl Heinz Friedrich, der im Oktober 1980 in diese Position vom DTSB eingesetzt wurde, und Gerhard Müller, dem neuen Ers- ten Sekretär der Bezirksleitung Erfurt der SED, sollten nun je- doch auch in Erfurt finanziell ertragreiche Zeiten für die Spie- ler einsetzen. Es wurden die Generaldirektoren, Werkleiter und Parteisekretäre der größten Erfurter Betriebe zur Bezirks- leitung der SED bestellt. Dort wurde ihnen mitgeteilt, dass die Unterstützung für den FC Rot-Weiß größer werden muss und hierfür jeder einen Beitrag zu leisten hat. „Die Betriebe wurden immer angewiesen, für Rot-Weiß Erfurt Geld zur Ver- fügung zu stellen.“ (Rainer Döhling) Wieder und wieder bemühte sich der Clubvorsitzen- de Friedrich um Gelder aus den Betrieben und hatte dabei aufgrund seiner Hartnäckigkeit und seines Auftretens gro- ßen Erfolg. Der neue Clubvorsitzende ist zu Umformtech- nik „gekommen und hat gesagt: Ich stelle mir das folgen- dermaßen vor. Das waren Beträge, die mussten wir zahlen. (...) Das Geld, das haben wir abgehoben, das hat er dann mitgenommen. Es wurde nichts überwiesen, das geschah bar.“ (Wilfried Kittelmann) Beim VEB Optima lief das so ab: „Das geschah nach Anforderung. Der Vorsitzende Karl Heinz ­Friedrich hat mich angerufen und sagte: ‚Ich brauche unbe- dingt Geld, kannst du mir 20.000 überweisen?‘ Dann ist das geschehen.“ (Rolf Flendt)

77 Die Hemmschwelle für diese verbotenen Aktivitäten sank erheblich: „Es war halblegales Geld. Es war kein offizielles Geld, aber es war auch nicht illegal, weil ein paar verantwort- liche Leute, die die DDR repräsentiert hatten, mit involviert waren. Diese Bezirkssekretäre, diese Generaldirektoren und, und, und. Demzufolge war es nicht illegal, aber legales Geld im eigentlichen Sinne war es nicht.“ (Anonym)

Gesetzeswidrige finanzielle Motivation der Spieler

Die Gelder aus den Betrieben wurden teilweise überwiesen, teilweise in bar übergeben. Diese Barsummen bewahrte die Clubleitung im Roten Schloss in einem Panzerschrank auf. Das hier gelagerte Geld diente fast ausschließlich der gesetzwidri- gen Motivation der Spieler, im Ausnahmefall für Materialbesor- gungen besserer Qualität. War dieser Schrank leer, dann wurde hierüber die Bezirksleitung der SED informiert und anschlie- ßend zog der Clubvorsitzende wieder los, um weiteres Geld aus den Kultur- und Sozialfonds der Betriebe einzusammeln. „Die Betriebe wurden immer angewiesen, für Rot-Weiß Erfurt Geld zur Verfügung zu stellen. Das bewegte sich in 20000er-Schrit- ten, also 20.000 bis 50.000 M.“ (Rainer Döhling) Die Hauptgeldgeber für den FC Rot-Weiß in den 1980er-Jah- ren waren der offizielle Trägerbetrieb VEB Optima mit ca. 100.000,- M pro Jahr. Daneben wurde der FC Rot-Weiß durch das Kombinat VEB Umformtechnik mit ebenfalls 100.000,- M, teilweise sogar 120.000,- M, durch das Kombinat VEB Mikroelektronik mit 40.000,- bis 50.000,- M und durch den VEB ­Erfurter Bekleidungswerke mit 80.000,- bis 100.000,- M, am Ende der 1980er-Jahre dann noch ca. 20.000,- M pro Jahr unterstützt. Weitere Betriebe, aus denen Gelder für den FC be- reit gestellt wurden, waren seit 1982/83 der VEB Schuhfabrik Paul Schäfer, das Wohnungsbaukombinat Erfurt, der Schlacht- hof Weimar-Nohra, später dann auch der VEB Uhrenwerk ­Ruhla, wobei dies aber nicht systematisch geschah.

78 Willkür der Betriebsdirektoren

Diese beiden Episoden verdeutlichen zum einen die Abhän- gigkeit von den verantwortlichen Personen und deren Fuß- ballinteresse und zum anderen die Willkür, mit der diese ei- gentlich für andere Zwecke vorgesehenen Gelder abgezweigt wurden. Insgesamt hatte der FC pro Jahr zwischen 200.000,- und 300.000,- M für die Spielerprämien zur Verfügung. Der Höhepunkt dieser finanziellen Zuwendungen der Betriebe an den FC Rot-Weiß wurde nach der Absetzung Friedrichs über- schritten.

Die Clubprämien werden für die Erfurter Spieler zur Hauptein- nahme

Waren die monatlichen Lohn- oder Gehaltszahlungen für die Erfurter Spieler in den 1970er-Jahren die Haupteinnahme- quellen, so waren es nun diese Prämienzahlungen. Deren Höhe schoss nun auf das Zwei- bis Dreifache des vorherigen Niveaus nach oben: „Gemessen von Werner Günter zu Karl Heinz Friedrich hatte die Weltrevolution stattgefunden.“ (An- onym) Die Prämien für Siege beliefen sich nun nicht mehr auf 300,- M, sondern auf 500,- bis 700,- M, bei Unentschieden die Hälfte. Bei besonderen Spielen wie z.B. gegen den FC Carl Zeiss Jena, die SG Dynamo Dresden oder den BFC Dyna- mo wurden zumeist 1000,- M, manchmal sogar 1500,- M als Siegprämie gesetzt. Bei Auswärtssiegen wie z.B. beim FC Carl Zeiss Jena am 25.10.1980 wurden sogar Prämiensummen von 2000,- M pro Spieler ausgelobt und gezahlt.

Der „Onkel aus Berlin“ kommt bis Anfang 1990

Das geheim gehaltene Prämiensystem des DTSB, welches über das Büro zur Förderung des Sports in den Betrieben aus-

79 gezahlt wurde, gab es bis in das Frühjahr 1990 hinein. Die Schwerpunktclubs, z.B. FC Carl Zeiss Jena, wurden bevorzugt, weil die Spieler dort eine höhere Basissumme erhielten und über die größere Wahrscheinlichkeit internationaler Spiele und über die Berufung in eine der Nationalmannschaften auch wesentlich höhere Geldbeträge aus Berlin bekamen als die Oberligaspieler in den Nichtschwerpunktclubs, wie z.B. der FC Rot-Weiß Erfurt. Anfang der 1980er-Jahre trug der FC Rot-Weiß Erfurt beim SV Werder Bremen ein internationales Freundschaftsspiel aus und erreichte dort ein 1:1-Unentschieden: „Auf einmal, zwei Wochen später, da hast du vom Berliner ein Kuvert be- kommen. Da war weitaus mehr als 200 M drin, was es sonst immer gab.“ (Siegmar Menz) Die Gelder kamen zwar vom DTSB, die Einstufungen über die genauen Höhen wurden je- doch vom DFV der DDR vorgenommen und wurden, soweit es in den Akten überhaupt auftaucht, als „zentrales Stimu- lierungssystem im DFV der DDR“ bezeichnet. Die Auszahlung erfolgte dann über das Büro zur Förderung des Sports in den Betrieben. Noch 1990 waren über dieses streng geheim ge- haltene Prämiensystem mehr als 5,8 Mio. M im Staatsplan für die Oberligaspieler vorgesehen. Meistens wurde das Geld vom Berliner im Vierteljahres- rhythmus gebracht, die übliche konspirative Übergabe wurde auch in den 1980er-Jahren durchgeführt. Es war, wie 1990 die Zentrale Revisionskommission des DTSB im Februar 1990 selbst feststellte, eine einzige „Geheimniskrämerei“.

Alle Spieler waren in den 1980er-Jahren Vollprofis

Im Normalfall musste kein einziger Spieler der Oberligamann- schaften des FC Rot-Weiß Erfurt und des FC Carl Zeiss Jena in den 1980er-Jahren trotz seines offiziellen Amateurstatus in den jeweiligen Trägerbetrieben arbeiten. Somit waren alle diese Spieler Vollprofis. Die tatsächliche Arbeitsleistung des

80 Bundesarchiv, Bild 183-1987-0826-032 Heinz Hirndorf Spielszene aus: FC Rot-Weiß Erfurt – FC Karl-Marx-Stadt 2:0 vom 26. August 1987 unterzeichneten Arbeitsvertrags zu erbringen, wurde dage- gen als Erziehungs- und Disziplinierungsmittel eingesetzt. Darauf verweist ein Fall aus dem Jahr 1984, als ein Spieler aufgrund eines Verkehrsdelikts eine Geldstrafe erhielt und die Fahrerlaubnis für einen bestimmten Zeitraum abgeben musste. Er wurde auch vom FC bestraft: „Darüber hinaus er- hält er zwei Monate den festgelegten staatlichen Zuschuss für Leistungssportler nicht und muss in diesem Zeitraum die Arbeit 8 ¾ h besuchen.“ (Anonym, MfS-Akte)

Weiterhin allumfassende Fürsorge für die Jenaer Spieler

Wenn auch mit Schwankungen so wurde der FC Carl Zeiss Jena in den 1980er-Jahren weiterhin vom übermächtigen Ge-

81 neraldirektor des Kombinats VEB Carl Zeiss stark gefördert. Dies bezog sich neben den immensen finanziellen Zuwen- dungen für die Spielprämien und den Erhalt und Ausbau der Sportanlagen vor allem auch auf die Fürsorge der Spieler und Funktionäre. Dazu nutzte der Trägerbetrieb sowohl seine vielfältigen eigenen Sozialeinrichtungen als auch seinen Ein- fluss auf wichtige Institutionen und Entscheidungsträger der Stadt Jena. Hauptsächlich vom Kombinat VEB Carl Zeiss, aber auch von anderen Betrieben wurden beispielsweise weiter- hin Wohnungen bereit gestellt, die Spieler- und Trainerfrauen beim Kombinat oder dann bei den anderen Betrieben, mit de- nen sogenannte Freundschaftsverträge abgeschlossen wur- den, angestellt, Plätze in Kindergärten, Kinderferienlagern und Ferienheimen zugesichert, Autos über Sonderkontin- gente des Generaldirektors Biermann als auch des Rates des Bezirkes Gera zum Kauf angeboten und Garagen vermietet. Einige Trainer und Funktionäre des FC erhielten im Werk soge- nannte Planstellen und wurden von der Arbeit dann teilweise oder ganz freigestellt. Die bevorzugte Beschaffung von PKW für Spieler und Funk- tionäre gehörte in Jena seit dem Ende der 1950er-Jahre zur Rundum-Versorgung und materiellen Motivation, die letzt- lich an den SC/FC binden sollte und daran änderte sich auch in den 1980er-Jahren nichts. Als beispielsweise 1986 zwei Spieler der Oberligamannschaft einen Lada 2107 kaufen konnten, wurde dies mit den folgenden Worten intern kom- mentiert: „Die Spieler werden durch Biermann derzeit hoch motiviert.“ (Anonym, MfS-Akte)

Verstärkte Kopplung an sportliche Leistungen Ende der 1980er

Am Ende der 1980er-Jahre und nach einer Reihe von enttäu- schenden Resultaten ging dann aber auch die Bezirkslei- tung Gera der SED, die auf das Sonderkontingent des Rates des Bezirkes direkten Einfluss hatte, zu einer leistungsab-

82 hängigen Vergabe der Autos über. Ebenso bei den Woh- nungen, die zumeist in den Neubaugebieten wie Lobeda oder Winzerla lagen. Sie waren für die Spieler ein wichtiger Bindungsgrund an den FC. War es ein besonders verdienst- voller und langjähriger Oberligaspieler, so wurde meistens auch das Angebot zum Kauf eines Hauses der Carl-Zeiss- Stiftung unterbreitet, um diesen Spieler damit in Jena sess- haft zu machen. Nach dem Erreichen des Europacupfinals 1981 war die Bereitwilligkeit Wolfgang Biermanns, diesen Hausangeboten zuzustimmen oder diese zu veranlassen, besonders groß: „Da habe ich mich auf eine Liste setzen lassen für solch ein Haus. Und das ging dann ruck-zuck. Das war im Sommer 1981 und ein halbes Jahr später konn- te ich das Haus kaufen.“ (Lothar Kurbjuweit)

Mit Angeboten anderer Clubs die eigene Clubleitung beein- flussen

Einzelnen herausragenden Spielern gelang es über eine geschickte Streuung von Informationen zu den eigenen Wechselabsichten, die maximal möglichen materiellen Privilegien aus dem FC bzw. Kombinat herauszuholen. Ein Beispiel hierfür aus dem Jahr 1986: „Der Fußballspieler XXX hat von zwei Clubs des DDR-Fußballs jeweils ein Ange- bot zu diesen überzuwechseln. (...) Ich selbst habe mich mit XXX mit Zielstellung unterhalten, dass dieser beim FC CZ verbleibt. Hierbei äußerte XXX, dass er den Wunsch hat, ein Haus zu erwerben. Für den Fall, dass ihm die Erfüllung dieses Wunsches in Aussicht gestellt wird, wird sich XXX ent- schließen, beim FC zu verbleiben.“ (Anonym, MfS-Akte) Nur wenige Monate später konnte dieser Spieler auf An- weisung von Generaldirektor Wolfgang Biermann ein Haus der Carl-Zeiss-Stiftung und einen PKW Lada kaufen und be- kam zudem von nun an ein Sondergehalt des Kombinats VEB Carl Zeiss.

83 „Bei Karl Heinz Friedrich stimmte alles“

Unter dem ab Ende 1980 tätigen neuen Clubvorsitzenden Karl Heinz Friedrich wurde auch beim FC Rot-Weiß Erfurt ver- sucht, dieses in Jena seit über zwanzig Jahren praktizierte Fürsorgesystem zu kopieren und wenn möglich zu übertref- fen. Der FC und der Umgang mit den Spielern änderten sich deutlich, die allseitige Fürsorge nahm stark zu. Viele Dinge, die normalerweise schwierig zu bekommen waren und auf die man lange warten musste, wurden nun von der Clublei- tung, oftmals durch den Rückgriff auf verschiedene soziale Einrichtungen mehrerer Erfurter Betriebe, schnell und zuver- lässig organisiert: Südfrüchte, Waschmaschinen, Kühltru- hen, Kinderkrippen- und Kindergartenplätze, Urlaubsplätze und -reisen, Führerscheinkurse, Grundstücke, teilweise auch Baugenehmigungen. Bei den größeren Sachen rief der Club- vorsitzende die Bezirksleitung der SED an.

Die Erfurter Spieler erhalten neue PKW nun viel schneller

Waren die Spieler von der Bezirksleitung bestimmt, bekamen sie die Information, sich ein Auto abzuholen. Wie das Proce- dere ablaufen konnte, zeigt die folgende Episode aus dem Jahr 1989, als der Spieler Jürgen Heun einen Lada Samara kaufen wollte: „Da war ich bei Gerhard Müller in der Eislebe- ner Straße und er hat zu mir gesagt: ‚Das ist kein Problem, den kannst du am Montag abholen.‘ Ich habe gefragt, wo der Haken ist. Seine Antwort: ‚Wenn ihr am Sonnabend ge- winnt, dann kannst du ihn am Montag abholen.‘ Darauf ich: ‚Wir spielen aber am Sonnabend gegen Dynamo Dresden, die sind Erster.‘ Seine Antwort: ‚Tja, das ist dein Problem.‘ Ich bin dann im Spiel gelaufen wie ein Weltmeister, habe zwei Tore geschossen. Und Ralf Minge hat in der 90. Minute das 2:2 gemacht. Am Montag bin ich dann wieder zu Müller. Ich sage: ‚Sie haben es ja gesehen, ich habe zwei Tore ge-

84 Bundesarchiv, Bild 183-1988-0406-035 Heinz Hirndorf Jürgen Heun im Spiel FC Rot-Weiß Erfurt – BSG Stahl Brandenburg 2:2 vom 6. April 1988 schossen.‘ Da sagt er: ‚Es tut mir leid.‘ Ich sage: ‚Was machen wir denn da? Ich will einen Lada Samara.‘ Seine Antwort: ‚Du kannst höchstens einen Wartburg haben.‘ Ich: ‚Den will ich nicht.‘ Er: ‚Na dann fährst du deinen Trabi weiter.‘ Ich habe dann den Wartburg genommen, was sollte ich machen?“ (­Jürgen Heun)

Der gebrauchte PKW wurde für viel Geld verkauft

In dem Moment, in dem man ein neues Auto bekam, hatte man die Möglichkeit, den alten gebrauchten PKW für einen den Neupreis übersteigenden Geldbetrag zu verkaufen. Weil dies eine zusätzliche Einnahmequelle für die Spieler war, wurden immer wieder Autowünsche an die Clubleitung heran-

85 getragen: „Die Forderung nach einem Auto habe ich während meiner Amtszeit aus dem Munde der Spieler und aus dem der an der Mannschaft arbeitenden Trainer und Funktionäre öfter gehört als etwa den Ruf nach besseren Kickern. Freilich ging es auch immer um Geld, Wohnungen oder Kindergarten- plätze, aber der Wunsch, alle drei Jahre ein neues Auto zu besitzen, stand eben an allererster Stelle. Nun haben unsere Spieler ja nicht schlecht verdient und bei gewonnenen Spie- len konnte ihr Gehalt das des Oberbürgermeisters oder eines Kombinatsdirektors schon in den Schatten stellen, aber rich- tig Geld konnte man eben – und das habe ich nicht sofort verstanden – nur mit Autos machen.“ (Rainer Döhling)

86 Wertung und Ausblick

Den beschriebenen Wettkampf der Privilegien, den sich die Trägerbetriebe der beiden Thüringer Fußballclubs in der DDR lieferten, konnte der VEB Carl Zeiss Jena deutlich gewinnen. Die permanente Benennung Jenas als Schwerpunktclub durch DTSB bzw. DFV der DDR war da- für weit weniger ausschlaggebend als der Vorteil durch die frühe und systematische Verwissenschaftlichung des Trainings. Aber noch viel entscheidender waren die zum Vorteil des SC Motor und des FC Carl Zeiss genutzte wirt- schaftliche Macht des Trägerbetriebs VEB Carl Zeiss Jena und die damit verbundenen finanziellen, materiellen und sozialen Privilegien. Das ist der Hauptgrund für die lange Dominanz Jenas und war letztlich ausschlaggebend, um über eine lange Zeit sehr gute Spieler nach Jena zu holen bzw. dort zu halten. Das war wiederum der Erfolgsschlüssel in einem vergleichsweise starren Fußballsystem wie dem der DDR. In diesem System wurden viele der Vorgaben der Zentralen des Sports und der Partei von den regional und lokal tätigen Funktionären umgangen. Jenaer wie Erfurter Funktionäre, ob aus der SED, der Wirtschaft oder dem Sport, taten sich bei diesen beschluss- bzw. gesetzeswidrigen Handlungen auf vielfältige Art und Weise hervor, so z. B. durch die Zahlung von Spielprämien und zweiten Gehältern, durch zu hohe Gehaltseinstufungen, durch die Entbindung von Arbeits- pflichten, durch die Führung von schwarzen Kassen, durch die Anwerbung von Spielern mit finanziellen, materiellen und sozialen Versprechungen, durch die Beschaffung von Dopingsubstanzen, durch die eigenmächtige Vergrößerung des Einzugsgebietes und durch die willkürliche Vergröße- rung der Aufnahmezahlen an die KJS.

87 Kann als Ursache dafür ein allerorten anzutreffender Fuß- ball-Lokalpatriotismus vermutet werden, der sich selbst ge- gen die Parteiräson durchsetzte? Sind die „lokalen Bündnis- se und Umgehungstrategien gegen zentrale Vorgaben“ (Hans Joachim Teichler) letztlich Ausdruck einer Fußballblindheit bei allen Beteiligten, die eigentlich unabhängig vom jewei- ligen (sport-)politischen System existiert? Und wenn dem so ist, wäre das die Bestätigung von der Eigensinnthese ge- sellschaftlicher Felder, die davon ausgeht, dass es zwischen dem politischen Willen der Machthaber und dessen Umset- zung keine direkte Linie gibt bzw. geben kann? Und dass dies eben auch im gesellschaftlichen Bereich Fußball zutrifft? Oder hat die oberste Parteiführung dem Fußball eine weit- gehende Freiheit eingeräumt, die aber tatsächlich nur eine überwachte Selbstständigkeit war? Diente der Fußball damit als Spielwiese der Bezirksfürsten? Da die durch den Autor vorgelegte Arbeit zu den beiden Thüringer Fußballclubs bisher die einzige systematische Stu- die zum DDR-Fußball auf regionaler bzw. lokaler Ebene ist, steht die Generalisierung der Erkenntnisse noch aus. Als Hy- pothese kann formuliert werden, dass weniger die Nähe oder Ferne vom MfS bzw. von der Privilegierung als Schwerpunkt- club den Erfolg bestimmte, sondern dass die wirtschaftli- che und damit finanzielle, materielle und soziale Macht des Trägerbetriebs, incl. der entsprechend fußballaffinen Perso- nen an den entscheidenden Stellen, ausschlaggebend war. Eine ausstehende Forschungsleistung ist die Prüfung dieser Erkenntnis bei anderen Fußballclubs und großen Betriebs- sportgemeinschaften. Es kann vermutet werden, dass sich als Ergebnis eine Struktur des DDR-Fußballs offenbart, die mit den bisherigen Ordnungsversuchen nur partiell überein- stimmt und die wichtige Hinweise über das Funktionieren der Gesellschaft in der DDR liefert.

88 Statistik

1. Ewige Tabelle

Die Ewige Tabelle der DDR-Oberliga ist eine statistische Zusam- menfassung aller Spiele der DDR-Oberliga im Fußball von 1949 bis 1991. Die Tabelle basiert auf der Zwei-Punkte-Regel, nach der alle Spielzeiten ausgespielt wurden. Es wurden auch zwei Entscheidungsspiele um den Verbleib in der Oberliga zwischen dem 1. FC Union Berlin und Chemie Leipzig (1:1 am 23.5 Juni 1984 und 1:2 am 27. Juni 1984) sowie ein Entscheidungsspiel zwischen der BSG Motor Altenburg und BSG Motor Wismar (3:2 am 17. Juni 1950) berücksichtigt.

Verein SZ SP SUN Tore Punkte

1 FC Carl Zeiss 35 929 442 213 274 1544 1129 1097 761 . Jena : :

2. BFC Dynamo 35 897 441 210 246 1681:1093 1092:702

3 1. FC Dynamo 31 832 437 203 192 1637 982 1077 587 . Dresden : :

4. FC Wismut Aue 38 1019 376 266 377 1406:1485 1018:1020

5 FC Vorwärts 35 939 388 238 313 1547 1294 1012 866 . Frankfurt/Oder : :

als Vorwärts 2 68 22 16 30 106 116 60 76 Leipzig : :

als Vorwärts 16 429 211 101 117 756 524 521 337 Berlin : :

als Vorwärts 17 442 155 121 166 685 654 431 453 Frankfurt/O. : :

89 Verein SZ SP SUN Tore Punkte

6 FC Rot-Weiß 37 1001 351 270 380 1467 1479 972 1030 . Erfurt : :

7 1. FC 30 793 365 190 238 1351 1046 920 666 . Magdeburg : :

8 BSG Sachsen- 35 949 336 218 395 1310 1489 888 1010 . ring Zwickau : :

9 Hallescher 34 923 309 256 358 1330 1426 874 972 . FC Chemie : :

10 FC Hansa 31 819 300 208 311 1114 1105 808 830 . Rostock : :

11 1. FC Lok 27 702 312 174 216 1148 871 798 606 . Leipzig : :

12. Chemnitzer FC 31 806 263 243 300 1048:1193 769:843

13 BSG Chemie 19 522 176 149 197 707 760 501 543 . Leipzig : :

14 1. FC Union 19 520 144 135 241 571 868 423 617 . Berlin : :

15 SC Aktivist Bries- 13 377 153 89 135 594 584 395 359 . ke-Senftenberg : :

16. BSG Lok Stendal 14 403 137 82 184 598:715 356:450

17. BSG Stahl Riesa 16 416 110 108 198 472:729 326:506

18 Rotation/Einheit 11 325 117 86 122 541 549 320 330 . Dresden : :

19 BSG Rotation 9 260 103 49 108 466 502 255 265 . Babelsberg : :

20 Einheit/Rotation 9 249 84 73 92 368 385 241 257 . Leipzig : :

Quelle: http://www.ddr-fussball.net/ddr-oberliga/ewige-tabelle/

90 2. Spielbilanz Erfurt gegen Jena von 1947 bis 1990

Spielort Anzahl der Anzahl der Anzahl der Gesamt Jenaer Siege Erfurter Siege Unentschie- den Jena 22 3 7 33 Erfurt 6 18 8 33 Neutral 1 2 0 3 Gesamt 29 23 17 69

3. Erfolgsbilanzen

17 Erfurt 16

15 Jena

14

13

12

11

10

9

8

7

6

5

4

3

2

1 9089888786858483828180797877767574737271706968676665646362605958575655555453525150

91 10000 15000 20000 25000 5000 4. Zuschauerstatistik 0 1949/50 5000 10000 15000 20000 25000 1950/51

1951/52

1952/53

1953/54

1954/55

1955

1956

1957

1958

1959

1960

1961/62

1962/63

1963/64

1964/65

1965/66

1966/67

1967/68

1968/69

1969/70

1970/71

1971/72

1972/73

1973/74

1974/75

1975/76

1976/77 1977/78 Durchschnittsanzahl 1978/79 Zuschauer in Erfurt 1979/80 Durchschnittsanzahl 1980/81 Zuschauer in Erfurt 1981/82 2. Liga 1982/83

1983/84 Durchschnittsanzahl

1984/85 Zuschauer in Jena 1985/86 Durchschnittsanzahl 1986/87 Zuschauer in Jena

1987/88 2. Liga 1988/89 kein Balken 1989/90 unbekannte Anzahl

Quellen: www.weltfussball.de, www.de.wikipedia.org, www.fcc-supporters.org

92 5. Nationalspieler aus beiden Clubs

Spieler, die in ihrer Erfurter Zeit Einsätze in der DDR-Fußballnationalmannschaft hatten:

Name des Spielers Anzahl der Einsätze

Wolfgang Benkert 1

Martin Busse 3

Gerhard Franke 6

Jürgen Heun 17

Rolf Jahn 1

Albert Krebs 1

Jochen Müller 3

Helmut Nordhaus 3

Armin Romstedt 1

Georg Rosbigalle 2

Carsten Sänger 16

Rüdiger Schnuphase 10

Harald Wehner 1

Uwe Weidemann 10

Summe 75

Quelle: www.de.wikipedia.org

93 Spieler, die in ihrer Jenaer Zeit Einsätze in der DDR-Fußballnationalmannschaft hatten:

Name des Spielers Anzahl der Einsätze

Andreas Bielau 9

Wolfgang Blochwitz 19

Stefan Böger 4

Bernd Bransch 16

Gert Brauer 4

Perry Bräutigam 3

Georg Buschner 6

Peter Ducke 68

Roland Ducke 37

Harald Fritzsche 8

Hans-Ulrich Grapenthin 21

Heinz Hergert 1

Günther Imhof 2

Harald Irmscher 33

Andreas Krause 4

Lothar Kurbjuweit 65

Henry Lesser 4

Lutz Lindemann 21

Helmut Müller 13

Heiko Peschke 5

94 Name des Spielers Anzahl der Einsätze

Udo Preuße 1

Jürgen Raab 20

Peter Rock 11

Mario Röser 1

Rainer Schlutter 5

Karl Schnieke 3

Rüdiger Schnuphase 35

Helmut Stein 20

Michael Strempel 15

Martin Trocha 8

Eberhard Vogel 43

Konrad Weise 86

Heinz Werner 1

Jürgen Werner 1

Siegfried Woitzat 1

Summe 594

Quellen: www.de.wikipedia.org Hanns Leske: Enzyklopädie des DDR-Fussballs, Göttingen 2007.

95 Abkürzungsverzeichnis

BSG Betriebssportgemeinschaft BV Bezirksvorstand DFB Deutscher Fußball-Bund DFV Deutscher Fußball-Verband (der DDR) DHfK Deutsche Hochschule für Körperkultur DM Deutsche Mark der Deutschen Notenbank (24.07.1948 – 31.07.1964) DS-Liga Oberliga des Deutschen Sportausschusses (DDR) DTSB Deutscher Turn- und Sportbund EHW Eisenhüttenwerk FC Fußballclub FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund FuWo Fußball-Woche (Fachzeitschrift in der DDR) IfK Institut für Körperkultur KJS Kinder- und Jugendsportschule KWU Kommunalwirtschaftsunternehmen M Mark der DDR (01.01.1968 – 30.06.1990) MDN Mark der Deutschen Notenbank (01.08.1964 – 31.12.1967) MfS Ministerium für Staatssicherheit n.V. nach Verlängerung SC Sportclub SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands SG Sportgemeinschaft SV Sportvereinigung SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschland VEB Volkseigener Betrieb VfB Verein für Bewegungsspiele ZK Zentralkomitee ZSG Zentrale Sportgemeinschaft

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