7. September 1982: Sitzung Der Landesgruppe
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CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 7. 9. 1982 7. September 1982: Sitzung der Landesgruppe ACSP, LG 1982: 12. Überschrift: »Protokoll der 33. Sitzung der CSU-Landesgruppe am 7. September 1982 in der Landesvertretung von Baden-Württemberg«. Zeit: 20.00–22.20 Uhr. Vorsitz: Zimmermann. Anwesend: Althammer, Biehle, Bötsch, Brunner, Engelsberger, Faltlhauser, Fellner, Geiger, Gerlach, Götz, Handlos, Hartmann, Hinsken, Höffkes, Höpfinger, Graf Huyn, Jobst, Keller, Kiechle, Klein, Kraus, Kreile, Krone-Appuhn, Kunz, Linsmeier, Lintner, Müller, Niegel, Rainer, Regenspurger, Riedl, Rose, Rossmanith, Sauter, Seehofer, Spranger, Graf von Stauffenberg, Voigt, Waigel, Warnke, Wittmann, Zierer, Zimmermann. Sitzungsverlauf: A. Bericht des Landesgruppenvorsitzenden Zimmermann über die Kritik des CDU- Generalsekretärs Geißler an einem Schreiben des bayerischen Ministerpräsidenten Strauß an die CDU-Ministerpräsidenten, über gute Umfrageergebnisse für CDU/CSU, das absehbare Ende der sozial-liberalen Koalition und mögliche Neuwahlen. B. Erläuterungen des Parlamentarischen Geschäftsführers Bötsch über das Plenum der Woche und anstehende Termine. C. Allgemeine Aussprache. [A.] TOP 1: Bericht des Vorsitzenden Dr. Zimmermann gedenkt zu Beginn der Sitzung des verstorbenen Mitarbeiters Hans Richarts. Dr. Zimmermann gratuliert den Kollegen Dr. Riedl, Dr. Kunz, Graf Huyn, Seehofer, Klein, Engelsberger, Brunner, Gerlach, Stücklen, Dr. Jobst und Höpfinger zu ihren Geburtstagen. Er beglückwünscht Graf Stauffenberg zur Geburt einer gesunden Tochter. Zur Lage berichtet Dr. Zimmermann, daß sich während der Sommerpause einiges getan habe. Die Koalition habe das Bild beherrscht. Die Union sei nicht wichtig gewesen. Er betont jedoch, daß manche differenzierten Töne innerhalb der Union nunmehr schnellstens verschwinden müßten. Auf das Interview des Generalsekretärs der CDU1 macht Dr. Zimmermann aufmerksam. Geißler habe darin den Brief von Franz Josef Strauß vom 3. August 1982 an die Unionsministerpräsidenten kritisiert, obwohl sich Franz Josef Strauß in nichts von den Grundpositionen der Fraktion unterscheide. Diesen Brief habe PPP, ein der SPD nahestehender Dienst, veröffentlicht. Stoiber habe darauf eine öffentliche Richtigstellung vorgenommen. Die Ministerpräsidenten Stoltenberg2 und Albrecht3 haben während der Sommerpause leider nicht dazu beigetragen, die Führung des Oppositionsführers Kohl4 zu stärken. Dies sei den Ministerpräsidenten in den letzten Tagen auch deutlich gesagt worden. 1 Heiner Geißler, MdB. 2 Gerhard Stoltenberg, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein (CDU). 3 Ernst Albrecht, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen (CDU). Copyright © 2019 KGParl 1 CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 7. 9. 1982 Brandt5 habe sich heute auf dem Gewerkschaftstag der Gewerkschaft Nahrung, Genußmittel und Gaststätten geäußert. Dr. Zimmermann liest die dpa-Meldung vom Nachmittag vor. Brandt habe wiederum für ihn typische Formulierungen gewählt, alles etwas offenlassen, sich in keiner Position festlegen, jedoch auf die Zeit in der Opposition vorbereiten. Das »Hamburger Abendblatt« berichtet über ein Umfrageergebnis von Infratest, bei einem Sample von 2 000 Befragungen. Danach liegen die SPD bei 29,5 %, die CDU/CSU bei 56 %, die FDP bei 6 % und die Grünen bei 8 %. Das Bundespresse- und Informationsamt habe sich zu dieser Umfrage über dpa geäußert. Aus dieser dpa-Meldung liest Dr. Zimmermann vor. Des weiteren liest er die dpa-Meldung vom Nachmittag über den Ablauf der SPD-Fraktionssitzung vor. Dr. Zimmermann sagt zu, die dpa-Meldungen der Landesgruppe zur Verfügung zu stellen. Zum Ablauf dieser Woche betont Dr. Zimmermann, daß der Bundeskanzler keine Vertrauensfrage stellen werde. Am Donnerstag werden zum Bericht zur Lage der Nation Kohl und er selbst sprechen. Es werde sich zeigen, wie der Bundeskanzler seine Rede aufbaue. Mehrere Gerüchte seien im Umlauf. Die demoskopischen Umfrageergebnisse in Bayern und in Hessen entsprechen etwa auch den bundesweiten. Das Ergebnis für Bayern dürfe man gar nicht laut sagen. Dies würde auf unsere Mitglieder und unsere Sympathisanten lähmend wirken. Eines haben jedoch die bayerischen und die hessischen Landtagswahlen für sich. Zwischen diesen Wahlen und dem Parteitag der FDP Anfang November in Berlin müssen Entschlüsse in Bonn getroffen werden. Inzwischen wisse man recht sicher, daß der Bundeskanzler so lange im Amt bleiben werde, solange es gehe. Der Handlungsspielraum der FDP werde jedoch von Tag zu Tag geringer. Die SPD wolle die FDP zum Mißtrauensvotum zwingen, um somit von vorneherein die Schuldzuweisung klarzustellen. Zwischen Genscher6 und Verheugen7 gebe es innerhalb der FDP nicht mehr zu überbrückende Differenzen. Die SPD wolle, wenn die Koalition breche, dies mit einer Strafaktion für die FDP verbinden. In dieser Woche werde in den Magazinen »Spiegel« und »Stern« Genscher mit der Aussage zitiert, wenn die FDP in Hessen über 5 % komme, dann werde er springen, werde sie unter 5 % bleiben, dann werde er zurücktreten. Dies sei nach letzten Erkenntnissen alles falsch. Genscher selbst wolle wechseln. Völlig offen sei jedoch die Delegiertenzusammensetzung in Berlin. Die Frage, die in diesen Tagen immer wieder an die Union gestellt werde, heiße: »Wollt Ihr mit der FDP die Regierung fortsetzen?« Dr. Zimmermann betont nachhaltigst, daß die Union nicht 13 Jahre in der Opposition gewesen sei, um für 18 Monate den Bundeskanzler zu stellen. Alle Wirtschaftsprognosen gehen davon aus, daß die Arbeitslosenzahl auch 1983 und 1984 steigen werde. Das bedeute, daß eine von der Union geführte Bundesregierung mindestens eine volle Wahlperiode benötige, um eine Wende herbeiführen zu können. Die FDP habe aus bekannten Gründen Angst vor Neuwahlen. Die SPD weniger, denn sie bliebe eine große Partei, obwohl bei Neuwahlen die SPD sicherlich einen weiteren Rutsch nach links machen würde. Dr. Zimmermann betont abschließend, daß es einen fliegenden Wechsel der FDP ohne Neuwahlen in absehbarer Zeit nicht geben werde. Man werde während der Zwischenphase ein Regierungsprogramm vorlegen und sich dann der Wahl stellen, um mindestens vier Jahre, also eine volle Legislaturperiode, Zeit 4 Helmut Kohl, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Bundesvorsitzender der CDU. 5 Willy Brandt, Parteivorsitzender der SPD, MdB. 6 Hans-Dietrich Genscher, Bundesaußenminister, Vizekanzler, Bundesvorsitzender der FDP. 7 Günter Verheugen, Generalsekretär der FDP. Copyright © 2019 KGParl 2 CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 7. 9. 1982 zu haben. Patentlösungen könne in dieser Situation niemand anbieten. Es müsse aber betont werden, daß aufgrund der verfassungsrechtlichen Lage dem Bundeskanzler eine starke Stellung eingeräumt werde. Die Opposition könne hier nur reagieren, könne aber selbst nicht aktiv werden. Auch die Gerüchte um eine Große Koalition, um eine Wahlrechtsänderung seien Vorschläge, um die FDP in der Koalition zu halten. Dr. Zimmermann erklärt, daß die Union schon einmal auf die Leimrute »Wahlrechtsänderung« getreten sei. Dr. Zimmermann betont jedoch, daß bei einer Änderung in Bonn die CSU kein Anhängsel der CDU sein werde, sondern Partner genauso wie dann ein eventueller Koalitionspartner FDP. In diesem Zusammenhang berichtet Dr. Zimmermann über eine Anekdote während der Adenauer8-Ära, bei der am Ende unser Kollege Niederalt9 noch Minister wurde. Dr. Zimmermann sagt abschließend, daß man nunmehr Ruhe bewahren müsse. Alle fünf Minuten werde ein neues Gerücht ausgestreut. Man dürfe nicht jedem nachlaufen. Dr. Zimmermann sagt, daß für die Landesgruppe und für die Union grausame Zeiten anbrechen werden, denn ohne tiefe Einschnitte werde eine Sanierung nicht möglich sein. [B.] TOP 2: Plenum der Woche und Termine Dr. Bötsch berichtet über den Ablauf dieser Sitzungswoche. Die Fragestunde finde am Mittwoch von 12.00 bis 14.00 Uhr und am Donnerstag von 8.00 bis 9.00 Uhr statt. Am Mittwoch nachmittag gebe es wichtige Abstimmungen zu den Ergebnissen des Vermittlungsausschusses und über den Antrag der CDU/CSU-Fraktion bezüglich des Nachtragshaushalts. Am Donnerstag werde der Bericht zur Lage der Nation debattiert. Wie schon erwähnt, werden die Hauptreden der Union Kohl und Zimmermann halten. Am Freitag stehen die sogenannten Spargesetze in der ersten Lesung auf der Tagesordnung. Für die CSU-Landesgruppe werde Dr. Kreile sprechen. In der kommenden Sitzungswoche, so berichtet Dr. Bötsch, werde der Haushalt 1983 eingebracht. Die Einbringung sei für Mittwoch vormittag vorgesehen, am Nachmittag beginne dann die Aussprache, die bis Donnerstag abend dauern werde. Reden werden für die Union unter anderem Häfele10 und der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dregger11. [C.] TOP 3: Allgemeine Aussprache Biehle fragt die Führung der Landesgruppe, welchen Stellenwert nunmehr das Erdgasröhrengeschäft habe. Graf Huyn antwortet, daß in Berlin alle vier Arbeitsgruppen unter Leitung des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Wörner12 sich auch mit diesem Thema beschäftigt haben. Er kündigt an, daß morgen im Auswärtigen Ausschuß insbesondere über die Ausgestaltung der Verträge mit den privaten Firmen berichtet werde. Man 8 Konrad Adenauer, 1949–1963 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (CDU). 9 Alois Niederalt, 1962–1966 Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates und der Länder (CSU). 10 Hansjörg Häfele, MdB (CDU). 11 Alfred Dregger, MdB (CDU). 12 Manfred Wörner, MdB (CDU). Copyright © 2019 KGParl 3 CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 7. 9. 1982 solle es bei den allgemeinen Äußerungen belassen. Einen neuen Aspekt erhalte das gesamte Erdgasröhrengeschäft